Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH Pro ektebüro „Dialog der

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Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH Pro ektebüro „Dialog der
Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH – Projektebüro „Dialog der Generationen“
1. Das Projektebüro sieht den Auftakt zu einer bildungspolitischen Debatte über die integrative bzw.
wechselseitige Bezugnahme formaler, non-formaler
und informeller Lern-Arrangements positiv und verbindet damit speziell für die Projekte und Akteure
intergenerationellen Lernens die Erwartung eines
vielfältigen und wechselseitigen Nutzens.
Schule
Freiwilliges
Engagement
Pflicht
Freiwilligkeit
Professionelle
Arbeit
Freiwillige Arbeit
Selektion
Kooperation
Lernwelt
Lebenswelt
2. Seit Beginn der Fachtage zum Thema Schule und
bürgerschaftliches Engagement des BBE beteiligt
sich unsere Einrichtung mit wechselnden Kooperationspartnern an den eingebetteten Arbeitsgruppen. Besonderes Anliegen dieser Beteiligung war
in der Vergangenheit, Mentoring-Ansätze in Schulen zu tragen, bzw. gelungene und gelingende
Projekt-Beispiele des Generationen-Netzwerkes
vorzustellen.
Fremdbestimmung
Selbstbestimmung
Abstraktion
Verwendbarkeit
Künstlichkeit
Ernsthaftigkeit
Die Projekte machen jedoch auch die Erfahrung,
dass Schule sich schwer tut mit der Anbindung bürgerschaftlichen Engagements, der Kooperation mit
freiwilligen Akteuren oder Einrichtungen der außerschulischen Jugendarbeit und der Schaffung entsprechender Rahmungen und Strukturen.
So sehr wir die Empfehlung begrüßen, Politik, Bund/ Länder-Kommissionen und
Kultusministerien
sollten auf die Implementierung bürgerschaftlicher
Bildungsansprüche in Schulen drängen, so entschieden sind auch unsere Vorbehalte angesichts
der strukturellen Unterschiede, bzw. „Kulturen“, die
hier aufeinander treffen. Thomas Rauschenbach
hat diese in seinem Vortrag in Mainz, im Oktober
2004, deutlich hervorgehoben (siehe dazu: http://
www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/PDF/aktuelles/dokumentation_be_schule_041029.pdf).
Die Ausführungen (am Anfang seiner Rede) sind zugespitzt formuliert, aber deshalb nicht minder aktuell
und sollten nicht übergangen werden.
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Entsprechende Erfahrungen im Kontext Schule
nähren die Befürchtung, dass unter dem Druck von
Leistungsorientierung und disziplinarischen Maßnahmen, die auf das „freiwillige Engagement“ der
Schüler/innen Anwendung fänden, das Gegenteil
der erhofften Effekte erzielt würde.
Die Frage muss erlaubt sein, ob damit nicht gerade
jene von der Shell Jugendstudie (http://www.shell.
de/home/content/deu/aboutshell/our_commitment/
shell_youth_study/2006/) ermittelten emanzipatorischen und kritischen Inhalte jugendlichen Engagements auf der Strecke blieben. Und ob dessen
informeller Charakter nicht außerhalb der Schule(n)
besser aufgehoben bliebe.
An einigen staatlichen Schulen in Brandenburg etwa
erleben wir eine Situation, in der Schulleitungen,
die sich um reformerische Ansätze bemühen, auf
massiven Widerstand einzelner Lehrer/innen, aber
auch einer verunsicherten Elternschaft treffen. Jede
Bewegung in Richtung soziales Lernen und Projektorientierung wird als Einbuße von Lehrinhalten und
Lernstoffen missverstanden und bekämpft.
Uns ist es wichtig, im Sinne einer künftigen Verbindung von Bildungs- und Engagementspolitik, den
Einzelne engagementpolitische Schwerpunkte: Bildung, Qualifizierung, Organisationsentwicklung
informellen Charakter freiwilligen Engagements stärker zu betonen und wertzuschätzen und seine Bedeutung (für die Identitätsbildung Jugendlicher, ihr
kritisches Engagement, als Sozialisationsfaktor und
Medium der Selbstbestimmung und Autonomie junger Menschen) nicht unachtsam preiszugegeben.
4. In diesem Zusammenhang erscheint es sinnvoll,
das Übergewicht der Verbandspositionen im Papier
zu relativieren, bzw. durch weitere Stimmen zu ergänzen. Die Position (unabhängiger) jugendlicher
Vertreter/innen fehlt bislang vollständig. Da ihre Legitimation im Bundesnetzwerk schwierig sein dürfte, könnte ein „Beraterstatus“ nützlich sein.
5. Auch im Hinblick auf generationsverbindende Arbeit
erscheint eine Instrumentalisierung von BE als Bestandteil bildungsinstitutioneller Angebote fragwürdig. Nämlich dort, wo Inhalte und Ziele vorgegeben
werden.
Jenseits der Stereotype von Generationensolidarität und Generationenkonflikt öffnen sich zahlreiche
Handlungsfelder, deren ambivalente Generationenverhältnisse auf veränderte gesellschaftliche,
kulturelle und interpersonelle Beziehungen und
Rahmungen verweisen. Die hier anzutreffende
Lebendigkeit und Offenheit für eine neue Lernkultur, für den Bruch mit überkommenen Alters- und
Jugendbildern enthält noch unerschlossenes Entwicklungspotenzial.
Der Schulterschluss von Mehrgenerationenhäusern, Freiwilligenagenturen, Begegnungsstätten
oder Einrichtungen der Erwachsenenbildung mit
diesen Gruppen, böte die Chance, das Angebot gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme in einer
Weise neu zu definieren, die dem Leitbild der „neuen Verantwortungsrollen“ (Helmut Klages) wieder
näher käme.
6. Birger Hartnuß hat darauf hingewiesen dass das,
worum es bei der Etablierung bürger-schaftlicher
Bildungsansprüche in den Schulen geht, nichts weniger sei „als ein Prozess schulischer Organisationsentwicklung, in der demokratische Prinzipien der
Mitbestimmung und Mitgestaltung sowie Öffnung
der Schule hin zum Gemeinwesen Eingang finden in
schulische Leitbilder und Selbstverständnisse“.
Angesichts der Größe einer solchen Aufgabe sollte bedacht werden, dass Prozesse dieser Art sich
langsam vollziehen und die Bereitschaft und Reife
dafür leider nicht flächendeckend vorausgesetzt
werden kann.
Die Voraussetzungen an den Schulen, Rahmungen
für gelingendes bürgerschaftliches und freiwilliges
Engagement zu schaffen, sind vor dem Hintergrund
der traditionellen Leistungsorientierung der Schulen
kritisch zu hinterfragen. Schulentwicklungsprozesse
unter Beteiligung aller Involvierten könnten Befürchtungen thematisieren und Spielräume ausloten.
Es sollte darüber nachgedacht werden, ob nicht
Schulen, die sich für die Implementierung des Lernziels Bürgerschaftliches Engagement interessieren
und sich für eine Kooperation stark machen, bestimmte Parameter und Handlungserfordernisse erbringen und garantieren müssten, um Mindeststandards zu gewährleisten.
Denkbar sind hier auch „Prüfungsgruppen“ (oder
Schulvisitationen) von Vertreter/innen des bürgerschaftlichen Engagements, die die Eignung der
entsprechenden Schulen einer Befragung und
dem Augenschein unterziehen und Anpassungsmaßnahmen einfordern sollten, wenn die Voraussetzungen für eine sinnvolle und gelingende
Integration nicht gegeben oder sicher scheinen
(Gütesiegel).
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