Probleme bei der Weitergabe von GPS-Routen
Transcrição
Probleme bei der Weitergabe von GPS-Routen
Probleme bei der Weitergabe von GPS-Routen Jeder GPS-Benutzer, der einmal Routen aus dem Internet heruntergeladen hat, kennt das Problem: in fast allen Fällen sind die Routen nicht ohne, teilweise langwierige Bearbeitung nutzbar. Und das selbst dann wenn man das Glück hat, dass der Ersteller der Route das gleiche Programm benutzt wie man selbst. Ganz zu schweigen von dem viel häufigeren auftretenden Fall, dass man selbst ein ganz anderes GPS-Gerät und damit auch fast immer ein anderes PC-Programm benutzt. Hier ein kleines Beispiel. Auf der Seite www.motoroute.de kann man im Abonnentenbereich u.a. die GPS-Route zu der Tour „Moselrunde mit Hunsrück & Eifel (03/05)“ herunter laden. Die Datei „Moselrunde.gdb“, die man erhält, wurde mit MapSource, dem Programm, welches mit Garmin-GPS-Geräten ausgeliefert wird, erstellt, wobei mit der Einstellung „Autorouting verwenden“ gearbeitet wurde. Das sieht man sehr deutlich daran, dass die gelbe Streckenmarkierung dem Straßenverlauf genau folgt. Wenn man diese Strecke z.B. auf ein Garmin GPSMap 276c überträgt und dort die Navigation startet, erhält man unter Umständen die Fehlermeldung „Diese Route passt nicht zu den geladenen Karten!“. Soll heißen, dass die Route z.B. mit dem Kartensatz „City Select Europe v7“ erstellt wurde, auf dem GPS-Gerät aber mit der neueren Version „City Navigator Europe v8“ geladen ist, keine Abbiegehinweise ausgegeben werden. Natürlich könnte man an dieser Stelle das Angebot des GPS-Gerätes, die Route neu zu berechnen, annehmen. Wer das tut, wird gleich vor die nächste Gewissenentscheidung gestellt, nämlich ob er die schnellste oder die kürzeste Strecke berechnet haben will. Natürlich kann man die Strecke auch nach den individuell eingestellten Präferenzen erstellen lassen. Sicher ist nur, dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die Route bekommen wird, die der Autor ursprünglich ausgewählt hatte. Alternativ kann man die Route natürlich auch in MapSource auf die neue Karte umrechnen lassen. Aber auch da hängt das Ergebnis der Berechnung sehr stark von den eingestellten Routingparametern ab und kann eventuell sehr stark von dem abweichen, was als ursprüngliche Fahrstrecke geplant war. Im nächsten Screenshot sieht man gelb gekennzeichnet die Originalroute, lila die mit den oben eingestellten Parametern neu berechnete Route. Wer, wie wohl noch sehr viele GPS-Benutzer bisher, ein GPS ohne die Möglichkeit des Autorouting spazieren fährt, kommt bei der Sache auch nicht besser weg. Er muss nämlich mit den sogenannten Luftlinien-Routen arbeiten. Und diese lassen, gerade wenn die Strecke für ein autoroutingfähiges Gerät erstellt und daher nur relativ wenige Wegpunkte benutzt wurden, häufig sehr viele Interpretationsspielräume. So ist das GPS während der Tour nicht besonders hilfreich. Schon die Aufnahme von zwei zusätzlichen Waypoints in die LuftlinienRoute erleichtert die Navigation mit nicht autoroutingfähigen Geräten sehr. Gleichzeitig wird dadurch auch sicher gestellt, dass bei der Neuberechnung der Route für autoroutingfähige Geräte sowohl am PC als auch im Gerät selbst die Strecke der ursprünglich geplanten besser entspricht. Wer jetzt allerdings glaubt „viel hilft viel“ täuscht sich leider. Alle GPS-Geräte, autoroutingfähige und solche, die nur mit Luftlinienrouten arbeiten, können nur eine gerätespezifische Anzahl von Routenpunkten verarbeiten. Und das sind bei älteren Geräten häufig wesentlich weniger, als bei den unten dargestellten, modernen und autoroutingfähigen Typen. GPS-Gerät Quest StreetPilot c330s StreetPilot c340 Quest 2 GPSMAP 276C StreetPilot 2610 StreetPilot 2720 Anzahl 500 (Name + 500 (Name + 500 (Name + 500 (Name + 3.000 (Name 500 (Name + 500 (Name + Wegpunkte Symbol) Symbol) Symbol) Symbol) + Symbol) Symbol) Symbol) speicherbare Routen / Wegpunkte pro Route 50 / 250 -/- -/- 50 / 250 50 / 300 50 / - 50 / - (Quelle: http://www.garmin.de) Bei der Planung von Routen sollten demnach so viele Waypoints gesetzt werden wie notwendig sind, um die Strecke möglichst interpretationsfrei zu definieren, aber auch nicht mehr! Dieser Grundsatz gilt übrigens nicht nur bei der Planung mit „MapSource“, sondern auch bei der Verwendung von anderen Programmen (z.B. Microsoft AutoRoute) in Verbindung mit Hilfsprogrammen zur Übertragung solcher Routen in GPS-Geräte (z.B. GPSUtility www.gpsu.co.uk). Und noch einen Grundsatz sollte man im Hinblick auf die Nutzung der Strecken als Luftlinienrouten beachten. Waypoints sollten möglichst nicht direkt auf eine Kreuzung gesetzt werden! Waypoint, direkt auf einer Kreuzung und ... ... zirka 50 Meter hinter der Kreuzung platziert. Im Gegensatz zu einem autoroutingfähigen Gerät, berechnet ein GPS ohne diese Funktion die Richtung zum übernächsten Waypoint nämlich erst, wenn es den nächsten erreicht hat. Obwohl Berechnung und Anzeige nur wenige Sekunden dauern, können diese, wenn man sich gerade auf einer viel befahrenen Straße / Kreuzung befindet, ganz schön lang werden. Im oben dargestellten Beispiel würden wohl 90% aller Fahrer ohne autoroutingfähiges GPS zunächst mal auf der Bundesstraße bleiben ... und damit auf die falsche Strecke geraten. Wird eine Route unter Beachtung der beiden oben genannten Grundsätze erzeugt, kann sie ohne größere Probleme auch auf Geräte übertragen werden, die nicht von Garmin stammen. Die dazu benötigten Übersetzungsprogramme findet man im Internet. Mein Favorit ist dabei das oben schon genannte Programm GPS-Utility, welches allerdings in der kostenlosen Version auf relativ kurze Routen eingeschränkt ist. Es gibt aber auch komplett kostenlose Programme, wie z.B. GPS-Babel (www.gpsbabel.org), welches ebenfalls über achtzig (80!) aktuelle GPS-Dateiformate lesen und schreiben bzw. konvertieren kann. Unter anderem können auch die Formate von Microsoft AutoRoute (.axe) und dem MOTORRAD Routenplaner der Firma Map&Guide (.bcr, .tef und .xml) gelesen werden. Zum Schluss noch ein paar Bemerkungen zur Verwendung dieser beiden Routingprogramme. AutoRoute von Microsoft eignet sich aus meiner Sicht sehr gut für die Planung von MotorradTouren. Die Bedienung, und hier vor allem das Einfügen von Zwischenpunkten, mit denen man das Programm zwingt die gewünschte Straße auch tatsächlich zu benutzen, ist sehr einfach und schnell erlernt. Die Kartendaten sind, trotz des recht niedrigen Preises von knapp 55 Euro (www.amazon.de), jeweils sehr aktuell und genau. Leider ist das Programm immer noch nicht in der Lage, die Wegpunkte und Routen an ein GPS-Gerät zu übertragen. Dies funktioniert jedoch mit den oben schon genannten Programmen absolut problemlos, allerdings nur als Luftlinienroute. Um diese mit dem GPS tatsächlich problemlos fahren (oder mit einem autoroutingfähigen Gerät nachberechnen) zu können, muss man sie natürlich entsprechend planen (siehe oben). Der MOTORRAD Routenplaner ist meines Wissens das einzige Routingprogramm, welches speziell auf die Bedürfnisse von Motorradfahrern eingeht. Leider ist die hier eingesetzte Bedienoberfläche, die auch bei vielen anderen Programmen der Firma Map&Guide eingesetzt wird, ziemlich gewöhnungsbedürftig. Vor allem das Einfügen von Zwischenpunkten ist aus meiner Sicht sehr umständlich. Und diese sind, trotz der motorradspezifischen Einstellmöglichkeiten (Motorrad-Anfahrt, -mittel, -Tour; landschaftlich schöne Motorradstrecken bevorzugen etc.) häufig notwendig, um von dem Programm die gewünschte Strecke auch tatsächlich geroutet zu bekommen. Dafür können die Routen, leider wieder nur als Luftlinienrouten, direkt aus dem Programm auf GPS-Geräte der Firma Garmin übertragen werden. Dabei werden sogar automatisch Zwischenstationen erzeugt (entweder an jeder Kreuzung oder nur an solchen, an denen eine Abbiegung erfolgt), so dass im Idealfall eine Strecke nur aus dem Start und dem Zielpunkt bestehen muss. Dabei gibt es aber leider drei Probleme, nämlich die Anzahl der erzeugten Waypoints sowie deren Platzierung und Genauigkeit. Beschränkt man die Anzahl der Zwischenpunkte nicht durch die Einstellung „nur Wegpunkte mit Richtungswechsel exportieren“, kommen bei einer 300 Kilometer-Tour schnell über 1000 Wegpunkte zustande, womit vor allem Geräte mit relativ kleinem Waypoint-Speicher (siehe Tabelle oben) schnell überfordert sind. Und selbst mit der oben genannten Einstellung werden noch zirka 200 Wegpunkte erzeugt. Zudem werden diese Zwischenpunkte vom Programm mitten auf die Kreuzungen gesetzt, was bei der Navigation zu den oben schon erwähnten Problemen führt. Und diese werden noch dadurch verschärft, dass die Punkte teilweise sehr ungenau gesetzt werden. Der nebenstehende Bildschirmausschnitt zeigt einen Teil der Route „DE_Pfalz“ aus dem MOTORRAD Routenplaner 2005-2006. Auf dem dargestellten Ausschnitt ist kein manueller Waypoint gesetzt. Die geroutete Strecke ist an der blauen Hinterlegung zu erkennen. Beim Export der Route auf das Garmin GPSMAP 276c wird ein automatischer Zwischenpunkt gesetzt. Dieser liegt jedoch nicht auf der gerouteten Strecke, sondern auf der Bundesstraße knapp hinter der eigentlichen Abzweigung. Mit diesem Zwischenpunkt geht die Navigation mit größter Wahrscheinlichkeit in die Hose! Aus den genannten Gründen ist der MOTORRAD Routenplaner für mich zwar eine interessante Informationsquelle über schon vorgeplante Touren (in der Version 2005-2006 immerhin über 500!), Streckensperrungen, Bikertreffs, Motorradfreundliche Hotels usw., für die Planung von Touren für GPSGeräte scheidet er aber meiner Meinung nach aus. Ich hoffe, mit diesem kurzen Artikel die Probleme bei der Weitergabe von GPS-Routen etwas verdeutlicht zu haben. Da ich mich aus Zeitgründen leider auf die aus meiner Sicht wichtigsten Probleme beschränken musste, und ich meine Ausführungen auch nicht als „der Weisheit letzten Schluss“ verstanden wissen will, bin ich jederzeit gerne bereit weiter über das Thema zu diskutieren. Entsprechende Mails bitte an [email protected]. Allzeit gute und unfallfreie Fahrt! Hartmut Obermann