Der Spender auf der Goldwaage - GFS Fundraising Solutions GmbH

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Der Spender auf der Goldwaage - GFS Fundraising Solutions GmbH
THEMA
Fundraising in der
Fremde
THEMA
Wir telefonieren
anders
THEMA
Warum Stifter stiften
TITELTH E M A
12. Bad Honnefer
Fundraising-Forum
Ausgabe 4, Dezember 2009, G 52195
N E U E S A U S D E R W E LT D E S FUNDRAISINGS
Der Spender auf der Goldwaage
Neues aus FUNDland
© Fred Fuchs, 2009
2
IMPRESSUM
Jahrgang 11, Ausgabe 4, Dezember 2009, G 52195
HERAUSGEBER GFS Fundraising & Marketing GmbH
Linzer Straße 21, 53604 Bad Honnef
Tel.: +49 2224 918-250
Fax: +49 2224 918-260
E-Mail: [email protected]
GESCHÄFTSFÜHRUNG
Jörg Gattenlöhner,
Arne Peper, Michael Solzbacher
REDAKTIONSLEITUNG
Prof. Dr. Michael Urselmann
REDAKTION
Dr. Udo Marquardt
GRAFIK/LAYOUT
GFS Fundraising & Marketing GmbH
FOTOS
GFS, Astrid Klöckner,
Thilo Reichenbach (privat)
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne
Zustimmung des Herausgebers unzulässig. Das gilt für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und ihre mögliche Verarbeitung.
FUNDIERT® ist ein eingetragenes Warenzeichen der GFS Fundraising & Marketing GmbH.
Editorial
3
Geschäftsführer:
Arne Peper und
Jörg Gattenlöhner
Einige unserer Kolleginnen und
nen? Was kostet es, Spender zu
Kollegen haben seit Kurzem selt-
halten? Und wie berechnet man
same Freunde. Sie sind behaart
diese Kosten eigentlich? Darum
und können nicht mit Messer und
ging es beim 12. Bad Honnefer
Gabel essen. Aber sie benutzen
Fundraising-Forum. Ein span-
Facebook, um neue Freunde zu fin-
nendes Thema für alle Fundraiser-
den. Die Rede ist von Berggorillas
innen und Fundraiser, denn die Art
in Uganda. Die wunderbaren Tiere
und Weise der Kostenberechnung
sind vom Aussterben bedroht. Über
spielt eine wesentliche Rolle für
Facebook und andere Netzwerke
die realistische Auswertung einer
des Web 2.0 wollen Ugandas Tier-
Maßnahme. Einen Nachbericht
schützer Spenden einwerben, um
finden Sie in diesem Heft. Weiter
die Gorillas zu retten. Eine span-
berichten wir darüber, wie es ist,
nende Entwicklung, finden wir,
Fundraising im Ausland zu ma-
und haben mit Thilo Reichenbach,
chen, und stellen Ihnen das Centre
dem Online-Experten der Aktion
for Philanthropy Studies in Basel
Deutschland Hilft, über Social Me-
und den neuen Qualitätszirkel
dia Fundraising gesprochen.
Telefon-Fundraising vor.
Wir wünschen Ihnen eine anre-
Was kostet es, einen neuen Spen-
gende Lektüre und eine schöne
der, Paten oder Förderer zu gewin-
Weihnachtszeit!
Inhalt
02 Impressum
04 12. BHFF
06
Warum Stifter stiften
07
Wir telefonieren anders
08
Social Media Fundraising
10
Fundraising in der Fremde
12
Aktuelles
4
Spender auf der Goldwaage
Das 12. Bad Honnefer Fundraising-Forum
Transparenz ist ein Schlüsselwort
Professor für Sozialmanagement
Optimierungsprozess eingesetzt.
im Fundraising. Für den Spender
an der Fachhochschule Köln,
Der bezieht sich aber nur zum Teil
soll es glasklar sein, wohin sein
zunächst die Situation in Deutsch-
auf die Kaltadress-Mailings selbst.
Geld geht und wie viel Verwal-
land. Seit einigen Jahren machen
Viele Organisationen verstärken
tung und Fundraising einer
dort die Fundraiser die Erfahrung,
ihren Einsatz in besonders loh-
Organisation kosten. Sogar einen
dass es immer teurer wird, neue
nenden Bereichen wie dem
Transparenzpreis gibt es, der klare
Spender für eine Organisation zu
Erbschafts-Fundraising oder bei
Informationen über Spendengelder
gewinnen. Das wirft die Frage auf,
Groß- und Dauerspendern. In
belohnt. Voraussetzung für Trans-
bis zu welcher Höhe diese Ko-
diesem Zusammenhang steht auch
parenz ist allerdings, dass man
sten noch vertretbar sind. Derzeit
die von Urselmann angeschnit-
selbst durchblickt.
kostet es zwischen 100 und 200
tene Frage nach dem optimalen
Euro einen neuen Spender zu
Fundraising-Budget einer Organi-
Ganz offensichtlich hatte die GFS
werben, erläuterte Urselmann.
sation. Es komme nicht auf eine
Fundraising & Marketing GmbH
Die Frage ist, ob der Preis der
Minimierung des Verwaltungs-
hier einen Trend erkannt. Denn
Neuspendergewinnung und der
kostenanteils, sondern auf eine
das Thema „Transparentes Fund-
anschließenden Spenderbindung
Maximierung des Nettoerlöses an.
raising – Was darf eine Spender-
in einem vernünftigen Verhältnis
beziehung kosten?“ zog fast 200
zum Ertrag stehen.
Fundraiserinnen und Fundraiser
Qualität heißt: Vollkostenrechnung
zum 12. Bad Honnefer Fundrai-
Urselmann kontrastierte die
sing-Forum. Darunter wieder zahl-
deutsche Situation mit der Lage
Zwei Fragen bestimmten die
reiche Vertreter von international
in den USA. Dort verzeichnen die
weiteren Beiträge der Referenten:
arbeitenden NPO wie das DRK,
Fundraiser bereits seit Anfang der
Wie ermittelt man eigentlich die
UNICEF, Missio, Care und Amnesty
1990er-Jahre sinkende Response-
genauen Kosten einer Fundraising-
International.
quoten bei Kaltadress-Mailings
Maßnahme? Und: Wie viel Prozent
und dadurch steigende Kosten bei
der Einnahmen einer Organisation
In seinem Einführungsvortrag
der Neuspendergewinnung. Des-
dürfen maximal in Verwaltung und
skizzierte Dr. Michael Urselmann,
halb hat dort schon vor Jahren ein
Fundraising fließen?
5
Einige der Beiträge des
12. Bad Honnefer Fundraising-Forums können
auf der Internetseite
www.fundraising-forum.
de als PDF-Dateien
heruntergeladen werden.
Zunächst stellte der Fundraising-
Dr. Thomas Röhr (DRK-Service
ist. Er betonte, die Behauptung,
Berater Arne Kasten am Beispiel ​
GmbH) und Andreas Berg (GFS
Spenden würden zu 100 Prozent in
von Ärzte ohne Grenzen e.V. vor,
Fundraising & Marketing) stellten
eine Maßnahme fließen, verschleiere
wie eine Vollkostenrechnung für
am Beispiel der Fördermitgliedschaft
die Wahrheit. Hier sei Transparenz
eine Maßnahme aussehen sollte.
beim DRK vor, wie eine Amortisati-
geboten. Laut DZI dürfen die Kosten
Welche Voraussetzungen braucht es?
onsberechnung durchgeführt wird.
für Verwaltung und Fundraising
Wie muss die Buchhaltung arbeiten?
Die Frage, ob sich eine Maßnahme
bei maximal 35 Prozent der Ein-
Wie werden die Kosten auf die
gelohnt habe, könne nur bei entspre-
nahmen liegen, wobei das DZI nur
verschiedenen Kostenstellen verteilt?
chender Auswertung wirklich be-
Jahresbetrachtungen vornimmt
Kastens Fazit: Es sei eine Frage der
antwortet werden. Dabei müsse man
und keine einzelnen Maßnahmen
Qualität einer Organisation, ob sie
sich klar machen, was man mit einer
beurteilt. Wilke bedankte sich, dass
Vollkostenrechnungen durchführe
Aktion eigentlich erreichen wolle.
er zu einer der wichtigsten deut-
oder nicht. „Keine Qualität ist immer
Soll ein Mailing die Einnahmen
schen Fundraising-Veranstaltungen
nur eine Ausrede“, so Kasten.
steigern oder soll es z.B. die Zahl
nach dem Deutschen Fundraising-
der Mitglieder erhöhen? Jedes dieser
Kongress eingeladen worden sei,
Ziele verlangt eine andere Form der
um über diese Fragen diskutieren zu
Auswertung, um den Erfolg bestim-
können. Im Allgemeinen sei es eher
men zu können.
schwierig, professionelle Fundraiser
Die Ziele kennen
Sabine Wagner (UNICEF) berichtete,
für die DZI-relevanten Themen der
wie beim Deutschen Komitee für
UNICEF die Kosten der Neuspender-
Schließlich ging Burkhard Wilke
unabhängigen Spendenprüfung,
gewinnung berechnet werden. Sie
vom Deutschen Zentralinstitut für
der geprüften Transparenz und des
konnte deutlich machen, dass sich
soziale Fragen (DZI) auf die schwie-
Spenderschutzes zu interessieren.
Kosten nur dann amortisieren, wenn
rige Frage ein, welche Höhe der
die Spenderbindung gelingt.
Fundraising-Kosten noch vertretbar
UMA
Warum Stifter stiften
Prof. Dr. Georg von Schnurbein ist Leiter des
Centre for Philanthropy Studies (CEPS), Basel
6
FUNDIERT: Das CEPS wurde 2008 an der Universität Basel
FUNDIERT: Versteht sich das CEPS als rein wissenschaftliches
gegründet. Was für Aufgaben hat es?
Zentrum? Oder geht es um die praktische Anwendung der
Erkenntnisse.
Prof. Dr. Georg von Schnurbein: Das CEPS geht auf
eine Initiative von Swiss Foundations, dem Verband
Schnurbein: Selbstverständlich wollen wir erreichen,
der Schweizer Förderstiftungen, zurück. Durch die
dass unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse anwend-
Schaffung eines universitären Zentrums sollte die
bar sind. Dazu muss man häufig aber einen Zwischen-
interdisziplinäre Analyse von Philanthropie und Stif-
schritt machen und die theoretischen Ergebnisse auf
tungswesen in der Schweiz gefördert werden.
die praktische Umsetzbarkeit herunterbrechen. In der
Forschung entwickeln wir theoretische Konstrukte
FUNDIERT: Welche Themenschwerpunkte haben Sie?
und Ansätze, die wir mit Hilfe empirischer Verfahren
überprüfen.
Schnurbein: Wir gehen Fragen nach, die sich für Stiftungen im Management-Alltag stellen. Dazu gehört
FUNDIERT: Sie sind im letzten Jahr zum Leiter des CEPS er-
die Problematik der Governance von Stiftungen, die
nannt worden. Wie ist Ihr wissenschaftlicher und persönlicher
ja keine Eigentümer oder Mitglieder mit Aufsichts-
Zugang zum Thema Philanthropie?
funktion haben. Aber unsere Forschung geht über die
Stiftungen hinaus. Wir wollen wissen, warum Stifter
Schnurbein: Ich bin in einem christlichen Elternhaus
stiften und was Menschen in der Vergangenheit dazu
aufgewachsen und der Grundsatz „Geben ist seliger
bewegt hat, einen Teil ihres Vermögens der Gemein-
denn nehmen“ wurde bei uns großgeschrieben. Ich
nützigkeit zugutekommen zu lassen.
habe mich seit meiner Jugend ehrenamtlich engagiert und bereits in meinem Wirtschaftsstudium das
FUNDIERT: Wie finanziert sich das CEPS?
Nonprofit Management als einen Schwerpunkt gewählt. Ich finde es spannend, betriebswirtschaftliche
Schnurbein: Das CEPS hat eine Anschubfinanzierung
Theorien und Methoden einzusetzen, jedoch mit dem
von 2,5 Mio. CHF (ca. 1,6 Mio. EUR) für fünf Jahre er-
feinen Unterschied, dass es letztendlich bei NPO nicht
halten, zusätzlich leistet die Universität einen Beitrag.
um einen finanziellen sondern um einen gesellschaft-
In Zukunft soll sich das Zentrum aber weitgehend
lichen Mehrwert geht.
durch Forschungsdrittmittel und Erträge aus eigenen
Leistungen finanzieren.
UMA
Wir
telefonieren
anders!
Interview mit Dr. Thomas
Röhr (DRK Service GmbH)
über den neu gegründeten
Qualitätszirkel TelefonFundraising.
7
QUALITÄT
FUNDIERT: Herr Dr. Röhr, Sie gehören
schaffen, auch und gerade im Bezug
zu den Initiatoren des Qualitätszirkels
auf die rechtliche Situation.
Telefon-Fundraising (QTFR). Wer oder
was verbirgt sich hinter dem Zirkel?
TELEFON
SZIRKEL
-FUNDRA
ISING
tion des Angerufenen eingehen zu
FUNDIERT: Wie sollen die Ziele mit Hilfe
können. Und wir legen großen Wert
des Zirkels erreicht werden?
auf ein gutes Briefing durch die
Organisationen, in deren Auftrag
Dr. Thomas Röhr: Dahinter verber-
telefoniert wird.
gen sich fünf maßgebliche Agen-
Röhr: Auf der einen Seite durch
turen im Bereich Fundraising in
gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Wir
Deutschland, die alle im Bereich
haben gerade eine Info-Broschüre
FUNDIERT: Gibt es einen konkreten
Telefon-Fundraising tätig sind.
veröffentlicht. Es gibt die Internet-
Anlass für die Gründung des QTFR?
Hintergrund der Gründung ist die
seite www.telefon-fundraising.de.
Erfahrung, dass Telefon-Fundrai-
Und wir arbeiten auf der Netzwerk-
Röhr: Nein, aber das Thema ist
sing doch sehr verwechselt wird
ebene im Sinne eines Lobbying
an der Zeit. Begünstigt wurde die
mit der Arbeit von klassischen Call-
für dieses Fundraising-Instrument.
Gründung aber sicher durch die
centern. So telefonieren wir aber
Wir gehen gezielt auf Fundraiser,
Datenschutz-Affären in den letzten
nicht! Uns geht es darum, sinnvoll
Vorstände, Politiker zu, um sie zu
Monaten, bei denen ja auch Call-
gegen dieses Bild vom Telefon-
informieren, um aufzuklären.
center mit im Spiel waren, und die
Fundraising anzugehen. Wir haben
Diskussion über das neue Daten-
Qualitätskriterien festgelegt und
FUNDIERT: Was unterscheidet die
uns darauf verpflichtet, um seriöse
Telefon-Fundraiser von Agents in
Spendeneinwerbung am Telefon zu
Profit-Callcentern?
schutzgesetz.
FUNDIERT: Wann hat der Zirkel seine
Ziele erreicht?
erreichen.
Röhr: Es beginnt mit der Bezahlung.
FUNDIERT: Welche Ziele haben sich die
Telefon-Fundraiser werden anders
Röhr: Wenn überall seriöses, gutes
Initiatoren des Zirkels gesetzt?
vergütet als üblicherweise Callcen-
und sinnvolles Telefon-Fundraising
ter-Agents. Sie arbeiten nicht auf
praktiziert wird. Und wenn wir die
Röhr: Wir arbeiten für qualitäts-
Provisionsbasis, sondern bekommen
Vorurteile gegen dieses Fundrai-
volles Fundraising am Telefon.
ein solides Grundgehalt. Das nimmt
sing-Instrument bei den verschie-
Wir möchten Vorbehalte abbau-
den Druck aus den Gesprächen.
denen Zielgruppen abgebaut haben.
en, aber auch keine überzogenen
Außerdem wird ganz anders telefo-
Erwartungen wecken. Telefon-
niert. Mit Empathie und Zeit, aber
Fundraising ist ein kostenintensives
selbstverständlich auch mit einem
Instrument, das erst mittelfristig
sinnvollen Akquiseinteresse. Es ist
wirkt. Wir möchten Transparenz
wichtig, auf die persönliche Situa-
UMA
Weitere Informationen unter
www.telefon-fundraising.de.
Die Broschüre des QTFR können
Sie bei der GFS bestellen.
Twitter ist ein öffentliches
Tagebuch im Internet und wird
per Webseite, Handy, PC etc.
geführt. Das Schreiben von
Nachrichten (Tweets) bei Twitter
wird „twittern“ genannt.
Die Abonennten der Tweets
nennt man „Follower“
(to follow = folgen).
Social Media Fundraising
8
Thilo Reichenbach über Facebookund Twitter-Fundraising
Welche Erfahrungen mit Facebook-
den.de oder Betterplace, hier ist die
sich ein ähnliches Bild. Meines
Fundraising, Twitter etc. haben Sie bei
Zielsetzung klar das Fundraising,
Erachtens ist die Social-Media-Nut-
Aktion Deutschland Hilft gemacht?
die Aktivitäten sollten sich direkt
zung der deutschen Internetnutzer,
amortisieren.
wie auch der NPOs, mindestens zwei
Jahre hinter den USA zurück. Dass
Thilo Reichenbach: Wir unterscheiden bei unseren Social-Media-
Während diese Instrumente des Web
Fundraising über Twitter funkti-
Bemühungen Kanäle, bei denen
2.0 in den USA sehr gut für das Fund-
onieren kann, zeigte die amerika-
es darum geht, erst einmal die
raising funktionieren, scheint sich in
nische NGO charity:water, deren
Infrastruktur aufzubauen, um sie
Deutschland nicht viel zu tun. Woran
Ziel es ist, Menschen in Entwick-
zu einem späteren Zeitpunkt für
liegt das Ihrer Meinung nach?
lungsländern mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Zugunsten
Fundraisingaktivitäten nutzen zu
können, und Kanäle, bei denen
Reichenbach: Für den deutschen
von charity:water wurde Anfang
der direkte Return on Investment
Raum untersuchte ich im März
des Jahres ein sogenanntes Twesti-
im Vordergrund steht. Zur ersten
dieses Jahres die 14 umsatzstärksten
val, ein dezentral organisiertes
Kategorie gehören sicher Facebook,
Non-Profit-Organisationen (NPOs)
Fundraising-Event, veranstaltet. Via
die VZ-Netzwerke und Twitter. Dort
bzgl. ihrer Twitter-Aktivitäten. Das
Twitter-Nachrichten (Tweets) brach-
betreiben wir derzeit kein Fundrai-
Ergebnis war, dass hiervon nur vier
te das Event in 200 Städten weltweit
sing im engeren Sinn; zum jetzigen
twitterten, alle hatten weniger als
über 1000 Freiwillige dazu, ihrer-
Zeitpunkt geht es vor allem darum,
50 Follower. Auch wenn in den
seits kleine Fundraising-Events zu
mit einer jüngeren und gebildeten
folgenden Monaten viele NPOs
organisieren, an denen über 10.000
Zielgruppe in den offenen Dialog zu
Accounts auf Twitter anlegten, ist
Unterstützer teilnahmen, die über
treten und hierüber eine Beziehung
klar, dass die Social-Media-Bemü-
250.000 $ spendeten. Eine zweite
zu diesen potenziellen Spendern
hungen deutscher Nonprofits noch
Runde des Twestivals im Septem-
aufzubauen. Die zweite Kategorie
in Kinderschuhen stecken. Bezüglich
ber dieses Jahres brachte ähnliche
bilden Portale wie Helpdirect, Spen-
anderer Web 2.0-Aktivitäten ergibt
Erfolge.
Thilo Reichenbach studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Mar-
9
keting. Seit 2005 ist er für die Aktion
Deutschland Hilft tätig und dort für Aufund Ausbau des Online-Marketings/Fundraisings verantwortlich.
Kann es sein, dass diese Instrumente zurzeit nicht so gut ange-
Kuvert bzw. die 140 Zeichen, die auf Twitter zur Verfü-
nommen werden, weil der klassische Spender in Deutschland
gung stehen, müssen die Aufmerksamkeit des Rezipienten
ein recht hohes Alter hat und daher nicht besonders internet-
auf sich ziehen und ihn neugierig machen. So neugierig,
affin ist?
dass er das Kuvert aufreißt bzw. auf Twitter den Link
anklickt, um tiefer in den Inhalt einzusteigen.
Reichenbach: Absolut. Nach wie vor trägt die spendenrelevante Kernzielgruppe der über 60-Jährigen zu über
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft dieses Fundraising-
50 Prozent des Spendenvolumens in Deutschland bei.
Mediums aus? Welche Prognose haben Sie?
Von dieser Gruppe ist allerdings nur jeder vierte Mensch
online. Dennoch: Die Gruppe der Silver Surfer, also der
Reichenbach: Social Media Fundraising wird sicher an
Menschen, die älter als 50 Jahre sind und im Internet sur-
Bedeutung gewinnen, derzeit geht es in Deutschland für
fen, ist mit über 10 Millionen Nutzern nicht gerade klein.
die meisten Organisationen aber erst einmal darum, die
gewandelten Kommunikationsbedingungen des Web 2.0
Kann es sein, dass Fundraising über Twitter nicht so gut funkti-
zu verstehen und die entsprechenden Grundlagen zu
oniert, weil dort kaum Raum für tiefergehende Informationen
schaffen. Hierbei muss jede Organisation für sich selbst
ist?
bewerten, ob der Gang in die sozialen Netzwerke für sie
der richtige Weg ist und ob sie wirklich die personellen,
Reichenbach: Hierzu ein klares Nein! Via Twitter kön-
zeitlichen und finanziellen Ressourcen aufbringen kann,
nen Links zur eigenen Webseite oder zu Blogs gepostet
um einen ehrlichen und authentischen Dialog zuzulassen.
werden, spätestens dort ist genug Raum vorhanden, um
Entscheidet sich die NPO dafür, ist eine integrierte Social-
weitergehende Informationen zu bieten. Lassen Sie mich
Media-Strategie zwingend erforderlich. Entscheidet sie
die Parallele zum Fundraising per Direct Mail ziehen:
sich dagegen – aus welchen Gründen auch immer – kann
Auch hier wird es das Kuvert, dem oft ein Fundraising-
dies durchaus auch seine Berechtigung haben. Klar ist
Teaser aufgedruckt ist, alleine nicht schaffen, eine Spende
jedoch eins: Der Paradigmenwechsel, den das Web 2.0
auszulösen. Wie auch dem Kuvert kommt Twitter die
für die Kommunikation bedeutet, kann nicht rückgängig
Aufgabe des Türöffners zu. Die kurze Botschaft auf dem
gemacht werden.
UMA
10
Fundraising in der Fremde
Amsterdam, Addis Abeba,
Pune
Von einem Trend kann man sicher
Sicheres Indiz dafür ist die von Daryl
noch nicht sprechen. Aber so wie sich
Upsall (49) betriebene Internet-Platt-
das Fundraising-Wissen im Laufe
form „Global Charity Jobs“ (www.
der letzten Jahre globalisiert hat und
globalcharityjobs.co.uk). Upsall selbst
Auf „Global Charity Jobs“ ver-
Fundraiser weltweit Erfahrungen und
hat in 25 Jahren für NGOs in 43
mittelt Upsall Fundraising-Jobs
Erkenntnisse austauschen, so öffnet
Ländern gearbeitet. China, Chile und
weltweit. Derzeit (46. KW 2009)
sich langsam auch der Arbeitsmarkt
Thailand zählen zu seinen Stationen.
werden zehn Stellen von neun
für Fundraiserinnen und Fundraiser.
Heute lebt und arbeitet er in Spanien.
Organisationen angeboten. Child
Fund International sucht einen
„Global Fundraising Director”.
Wo der später arbeiten soll, ist
noch unklar. Greenpeace bietet
die Stelle eines „Major Donor &
Foundation Fundraising Officers” an. Einsatzort: Amsterdam oder London. Die Tierschutzorganisation Peta wünscht
sich einen Kampagnenchef für
Pune in Indien. Die Sasakawa
Africa Association bietet gleich
zwei Stellen in Addis Abeba
an. Wer sich ernsthaft für einen
Fundraising-Job im Ausland
11
Internationale Jobs im Fundraising werden von „Global
Charity Jobs“ vermittelt. Die
Jobvermittlung für Deutschland,
Österreich und die Schweiz ist
der GFS-Expertenpool.
Weitere Informationen für
Bewerber und Organisationen
unter Leistungen/Expertenpool
auf www.gfs.de.
interessiert, kann einen Newsletter
gegangen, weil mein Mann dort
chen manche der üblichen Formen
abonnieren.
für zwei Jahre beschäftigt war.
des Fundraisings unmöglich. „In
Ich hatte mich im Vorfeld bereits
einem Land, in dem die Post nicht
Das Angebot ist also da. Aber es
mit dem Regionalbüro der cbm in
funktioniert, machen zum Bei-
wird eher zaghaft angenommen,
Cuernavaca wegen einer mög-
spiel Direktmarketing-Kampagnen
zumindest von deutschen Fundrai-
lichen Mitarbeit in Verbindung
wenig Sinn. Die meisten Spenden
serinnen und Fundraisern. Das
gesetzt. Der damalige Leiter Walter
werden über face-to-face bei Ver-
hat durchaus seine Gründe, findet
Gutbrod und ich haben dann ein
anstaltungen und bei Firmen und
Friederike Pölcher: „Dafür braucht
Pilotprojekt zum Thema lokales
Großspendern gesammelt.“
man sehr große Sicherheit für die
Fundraising begonnen.“
Erfahrungen, die Friederike Pöl-
Feinheiten in der Fremdsprache
und muss genau wissen, wie die
Fundraising ohne Post
cher als „spannend und bereichernd“ erlebt hat. Vor allem der
Gesellschaft und der dortige Markt
funktionieren. Man kann das si-
Einstellen musste Pölcher sich
Einblick in die Projektarbeit vor
cherlich bis zu einem bestimmten
vor allem auf andere Rahmen-
Ort über einen längeren Zeitraum
Grad lernen, nur diese Zeit muss
bedingungen für die Spenden-
hat sie beeindruckt. „Ich kann
man eben haben.“ Pölcher weiß,
einwerbung. Es gibt keine Kultur
mich sicherlich nach dieser Erfah-
wovon sie spricht. Die Fundrai-
des Spendens an Organisationen
rung noch besser mit dem iden-
serin von Handicap International
in Mexiko. Man gibt Almosen an
tifizieren, was wir als Fundraiser
war von 2006 bis 2008 für die
die Bedürftigen, um sich deren
in der privaten Entwicklungszu-
Christoffel Blindenmission in
Dank, Loyalität und Abhängigkeit
sammenarbeit machen, fühle mich
Cuernavaca/Méxiko tätig. „Ich
zu sichern. Auch die fehlenden
kompetenter und bin ganz neu
bin im März 2006 nach Mexiko
technischen Voraussetzungen ma-
motiviert zurückgekommen.“
UMA
+Kurz
notiert
+++
Aktuelles
+
+Kurz notiert +++ Aktuelles
12
Buchtipp: „Helfersyndrom,
Prestigeverlangen oder Gemeinsinn?“
14. Januar 2010
Wie Sie Spender und Sponsoren
gewinnen
Kompaktseminar in Berlin, Anbieter:
Deutsche Fundraising-Akademie
26. und 27. Januar 2010
vor. Zu beziehen ist das Heft über
komma
sche Zentralinstitut für soziale Fra-
das DZI.
Fachmesse für Kommunikation und
Marketing, München
gen (DZI) und das Wissenschaftsund Herbert Ammann referieren
25. Februar 2010
gesellschaftliche Rahmenbedin-
über den Spendenmarkt in Deutsch-
5. Norddeutscher Fundraisingtag
gungen und Einflussfaktoren auf
land, Österreich und der Schweiz.
Hamburg
das Spendenverhalten” nach Berlin
Rupert Graf Strachwitz und Rainer
eingeladen. Experten aus Deutsch-
Sprengel entwickeln einen erwei-
26. und 27. Februar, 12. und 13.
land, Österreich und der Schweiz
terten Spendenbegriff. Sie ver-
März, 26. und 27. März 2010
diskutierten darüber, warum Men-
stehen das Spenden nicht nur als
Lehrgang 2010: Fundraising für
schen eigentlich Geld spenden und
finanzielle Zuwendung, sondern als
Kirche und Gemeinde (Institut für
welche sonstigen Einflussfaktoren
Teilhabe an einem Prozess, der auf
Kirche und Religion)
ihr Spendenverhalten bestimmen.
Veränderung abzielt. Nicole Buschle
Berlin
Wollen sie helfen? Wollen sie etwas
berichtet über Spenden aus der
verändern? Macht es sie glücklich?
Sicht des Statistischen Bundesamtes.
11. bis 14. April 2010
Ist es selbstverständlich für sie?
Jochen Mayerl versucht die Motiva-
47th International Conference on
tion der Spender mit einem ein-
Fundraising
Die Vorträge dieser Tagung liegen
stellungstheoretischen Erklärungs-
Baltimore, USA
jetzt als Sonderausgabe der Zeit-
modell zu ergründen. Clara West
schrift Soziale Arbeit unter dem
nähert sich dem Thema, indem sie
14. bis 16. April 2010
Titel „Helfersyndrom, Prestigever-
Spendenmotive über die empirische
17. Deutscher Fundraising-Kongress
langen oder Gemeinsinn? Untersu-
Datenlage untersucht.
Fulda
chungen zum Spendenverhalten“
UMA
Für Richtigkeit und inhaltliche Qualität der aufgeführten Seminare übernimmt die Redaktion der FUNDIERT keinerlei Gewähr.
April
Eric Lämmerzahl, Gerhard Bittner
(WZB) zur Tagung „Motive,
Februar/März
zentrum Berlin für Sozialforschung
Januar
Im Oktober 2008 hatten das Deut-

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