Der Spender auf der Goldwaage - GFS Fundraising Solutions GmbH
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Der Spender auf der Goldwaage - GFS Fundraising Solutions GmbH
THEMA Fundraising in der Fremde THEMA Wir telefonieren anders THEMA Warum Stifter stiften TITELTH E M A 12. Bad Honnefer Fundraising-Forum Ausgabe 4, Dezember 2009, G 52195 N E U E S A U S D E R W E LT D E S FUNDRAISINGS Der Spender auf der Goldwaage Neues aus FUNDland © Fred Fuchs, 2009 2 IMPRESSUM Jahrgang 11, Ausgabe 4, Dezember 2009, G 52195 HERAUSGEBER GFS Fundraising & Marketing GmbH Linzer Straße 21, 53604 Bad Honnef Tel.: +49 2224 918-250 Fax: +49 2224 918-260 E-Mail: [email protected] GESCHÄFTSFÜHRUNG Jörg Gattenlöhner, Arne Peper, Michael Solzbacher REDAKTIONSLEITUNG Prof. Dr. Michael Urselmann REDAKTION Dr. Udo Marquardt GRAFIK/LAYOUT GFS Fundraising & Marketing GmbH FOTOS GFS, Astrid Klöckner, Thilo Reichenbach (privat) Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig. Das gilt für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und ihre mögliche Verarbeitung. FUNDIERT® ist ein eingetragenes Warenzeichen der GFS Fundraising & Marketing GmbH. Editorial 3 Geschäftsführer: Arne Peper und Jörg Gattenlöhner Einige unserer Kolleginnen und nen? Was kostet es, Spender zu Kollegen haben seit Kurzem selt- halten? Und wie berechnet man same Freunde. Sie sind behaart diese Kosten eigentlich? Darum und können nicht mit Messer und ging es beim 12. Bad Honnefer Gabel essen. Aber sie benutzen Fundraising-Forum. Ein span- Facebook, um neue Freunde zu fin- nendes Thema für alle Fundraiser- den. Die Rede ist von Berggorillas innen und Fundraiser, denn die Art in Uganda. Die wunderbaren Tiere und Weise der Kostenberechnung sind vom Aussterben bedroht. Über spielt eine wesentliche Rolle für Facebook und andere Netzwerke die realistische Auswertung einer des Web 2.0 wollen Ugandas Tier- Maßnahme. Einen Nachbericht schützer Spenden einwerben, um finden Sie in diesem Heft. Weiter die Gorillas zu retten. Eine span- berichten wir darüber, wie es ist, nende Entwicklung, finden wir, Fundraising im Ausland zu ma- und haben mit Thilo Reichenbach, chen, und stellen Ihnen das Centre dem Online-Experten der Aktion for Philanthropy Studies in Basel Deutschland Hilft, über Social Me- und den neuen Qualitätszirkel dia Fundraising gesprochen. Telefon-Fundraising vor. Wir wünschen Ihnen eine anre- Was kostet es, einen neuen Spen- gende Lektüre und eine schöne der, Paten oder Förderer zu gewin- Weihnachtszeit! Inhalt 02 Impressum 04 12. BHFF 06 Warum Stifter stiften 07 Wir telefonieren anders 08 Social Media Fundraising 10 Fundraising in der Fremde 12 Aktuelles 4 Spender auf der Goldwaage Das 12. Bad Honnefer Fundraising-Forum Transparenz ist ein Schlüsselwort Professor für Sozialmanagement Optimierungsprozess eingesetzt. im Fundraising. Für den Spender an der Fachhochschule Köln, Der bezieht sich aber nur zum Teil soll es glasklar sein, wohin sein zunächst die Situation in Deutsch- auf die Kaltadress-Mailings selbst. Geld geht und wie viel Verwal- land. Seit einigen Jahren machen Viele Organisationen verstärken tung und Fundraising einer dort die Fundraiser die Erfahrung, ihren Einsatz in besonders loh- Organisation kosten. Sogar einen dass es immer teurer wird, neue nenden Bereichen wie dem Transparenzpreis gibt es, der klare Spender für eine Organisation zu Erbschafts-Fundraising oder bei Informationen über Spendengelder gewinnen. Das wirft die Frage auf, Groß- und Dauerspendern. In belohnt. Voraussetzung für Trans- bis zu welcher Höhe diese Ko- diesem Zusammenhang steht auch parenz ist allerdings, dass man sten noch vertretbar sind. Derzeit die von Urselmann angeschnit- selbst durchblickt. kostet es zwischen 100 und 200 tene Frage nach dem optimalen Euro einen neuen Spender zu Fundraising-Budget einer Organi- Ganz offensichtlich hatte die GFS werben, erläuterte Urselmann. sation. Es komme nicht auf eine Fundraising & Marketing GmbH Die Frage ist, ob der Preis der Minimierung des Verwaltungs- hier einen Trend erkannt. Denn Neuspendergewinnung und der kostenanteils, sondern auf eine das Thema „Transparentes Fund- anschließenden Spenderbindung Maximierung des Nettoerlöses an. raising – Was darf eine Spender- in einem vernünftigen Verhältnis beziehung kosten?“ zog fast 200 zum Ertrag stehen. Fundraiserinnen und Fundraiser Qualität heißt: Vollkostenrechnung zum 12. Bad Honnefer Fundrai- Urselmann kontrastierte die sing-Forum. Darunter wieder zahl- deutsche Situation mit der Lage Zwei Fragen bestimmten die reiche Vertreter von international in den USA. Dort verzeichnen die weiteren Beiträge der Referenten: arbeitenden NPO wie das DRK, Fundraiser bereits seit Anfang der Wie ermittelt man eigentlich die UNICEF, Missio, Care und Amnesty 1990er-Jahre sinkende Response- genauen Kosten einer Fundraising- International. quoten bei Kaltadress-Mailings Maßnahme? Und: Wie viel Prozent und dadurch steigende Kosten bei der Einnahmen einer Organisation In seinem Einführungsvortrag der Neuspendergewinnung. Des- dürfen maximal in Verwaltung und skizzierte Dr. Michael Urselmann, halb hat dort schon vor Jahren ein Fundraising fließen? 5 Einige der Beiträge des 12. Bad Honnefer Fundraising-Forums können auf der Internetseite www.fundraising-forum. de als PDF-Dateien heruntergeladen werden. Zunächst stellte der Fundraising- Dr. Thomas Röhr (DRK-Service ist. Er betonte, die Behauptung, Berater Arne Kasten am Beispiel GmbH) und Andreas Berg (GFS Spenden würden zu 100 Prozent in von Ärzte ohne Grenzen e.V. vor, Fundraising & Marketing) stellten eine Maßnahme fließen, verschleiere wie eine Vollkostenrechnung für am Beispiel der Fördermitgliedschaft die Wahrheit. Hier sei Transparenz eine Maßnahme aussehen sollte. beim DRK vor, wie eine Amortisati- geboten. Laut DZI dürfen die Kosten Welche Voraussetzungen braucht es? onsberechnung durchgeführt wird. für Verwaltung und Fundraising Wie muss die Buchhaltung arbeiten? Die Frage, ob sich eine Maßnahme bei maximal 35 Prozent der Ein- Wie werden die Kosten auf die gelohnt habe, könne nur bei entspre- nahmen liegen, wobei das DZI nur verschiedenen Kostenstellen verteilt? chender Auswertung wirklich be- Jahresbetrachtungen vornimmt Kastens Fazit: Es sei eine Frage der antwortet werden. Dabei müsse man und keine einzelnen Maßnahmen Qualität einer Organisation, ob sie sich klar machen, was man mit einer beurteilt. Wilke bedankte sich, dass Vollkostenrechnungen durchführe Aktion eigentlich erreichen wolle. er zu einer der wichtigsten deut- oder nicht. „Keine Qualität ist immer Soll ein Mailing die Einnahmen schen Fundraising-Veranstaltungen nur eine Ausrede“, so Kasten. steigern oder soll es z.B. die Zahl nach dem Deutschen Fundraising- der Mitglieder erhöhen? Jedes dieser Kongress eingeladen worden sei, Ziele verlangt eine andere Form der um über diese Fragen diskutieren zu Auswertung, um den Erfolg bestim- können. Im Allgemeinen sei es eher men zu können. schwierig, professionelle Fundraiser Die Ziele kennen Sabine Wagner (UNICEF) berichtete, für die DZI-relevanten Themen der wie beim Deutschen Komitee für UNICEF die Kosten der Neuspender- Schließlich ging Burkhard Wilke unabhängigen Spendenprüfung, gewinnung berechnet werden. Sie vom Deutschen Zentralinstitut für der geprüften Transparenz und des konnte deutlich machen, dass sich soziale Fragen (DZI) auf die schwie- Spenderschutzes zu interessieren. Kosten nur dann amortisieren, wenn rige Frage ein, welche Höhe der die Spenderbindung gelingt. Fundraising-Kosten noch vertretbar UMA Warum Stifter stiften Prof. Dr. Georg von Schnurbein ist Leiter des Centre for Philanthropy Studies (CEPS), Basel 6 FUNDIERT: Das CEPS wurde 2008 an der Universität Basel FUNDIERT: Versteht sich das CEPS als rein wissenschaftliches gegründet. Was für Aufgaben hat es? Zentrum? Oder geht es um die praktische Anwendung der Erkenntnisse. Prof. Dr. Georg von Schnurbein: Das CEPS geht auf eine Initiative von Swiss Foundations, dem Verband Schnurbein: Selbstverständlich wollen wir erreichen, der Schweizer Förderstiftungen, zurück. Durch die dass unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse anwend- Schaffung eines universitären Zentrums sollte die bar sind. Dazu muss man häufig aber einen Zwischen- interdisziplinäre Analyse von Philanthropie und Stif- schritt machen und die theoretischen Ergebnisse auf tungswesen in der Schweiz gefördert werden. die praktische Umsetzbarkeit herunterbrechen. In der Forschung entwickeln wir theoretische Konstrukte FUNDIERT: Welche Themenschwerpunkte haben Sie? und Ansätze, die wir mit Hilfe empirischer Verfahren überprüfen. Schnurbein: Wir gehen Fragen nach, die sich für Stiftungen im Management-Alltag stellen. Dazu gehört FUNDIERT: Sie sind im letzten Jahr zum Leiter des CEPS er- die Problematik der Governance von Stiftungen, die nannt worden. Wie ist Ihr wissenschaftlicher und persönlicher ja keine Eigentümer oder Mitglieder mit Aufsichts- Zugang zum Thema Philanthropie? funktion haben. Aber unsere Forschung geht über die Stiftungen hinaus. Wir wollen wissen, warum Stifter Schnurbein: Ich bin in einem christlichen Elternhaus stiften und was Menschen in der Vergangenheit dazu aufgewachsen und der Grundsatz „Geben ist seliger bewegt hat, einen Teil ihres Vermögens der Gemein- denn nehmen“ wurde bei uns großgeschrieben. Ich nützigkeit zugutekommen zu lassen. habe mich seit meiner Jugend ehrenamtlich engagiert und bereits in meinem Wirtschaftsstudium das FUNDIERT: Wie finanziert sich das CEPS? Nonprofit Management als einen Schwerpunkt gewählt. Ich finde es spannend, betriebswirtschaftliche Schnurbein: Das CEPS hat eine Anschubfinanzierung Theorien und Methoden einzusetzen, jedoch mit dem von 2,5 Mio. CHF (ca. 1,6 Mio. EUR) für fünf Jahre er- feinen Unterschied, dass es letztendlich bei NPO nicht halten, zusätzlich leistet die Universität einen Beitrag. um einen finanziellen sondern um einen gesellschaft- In Zukunft soll sich das Zentrum aber weitgehend lichen Mehrwert geht. durch Forschungsdrittmittel und Erträge aus eigenen Leistungen finanzieren. UMA Wir telefonieren anders! Interview mit Dr. Thomas Röhr (DRK Service GmbH) über den neu gegründeten Qualitätszirkel TelefonFundraising. 7 QUALITÄT FUNDIERT: Herr Dr. Röhr, Sie gehören schaffen, auch und gerade im Bezug zu den Initiatoren des Qualitätszirkels auf die rechtliche Situation. Telefon-Fundraising (QTFR). Wer oder was verbirgt sich hinter dem Zirkel? TELEFON SZIRKEL -FUNDRA ISING tion des Angerufenen eingehen zu FUNDIERT: Wie sollen die Ziele mit Hilfe können. Und wir legen großen Wert des Zirkels erreicht werden? auf ein gutes Briefing durch die Organisationen, in deren Auftrag Dr. Thomas Röhr: Dahinter verber- telefoniert wird. gen sich fünf maßgebliche Agen- Röhr: Auf der einen Seite durch turen im Bereich Fundraising in gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Wir Deutschland, die alle im Bereich haben gerade eine Info-Broschüre FUNDIERT: Gibt es einen konkreten Telefon-Fundraising tätig sind. veröffentlicht. Es gibt die Internet- Anlass für die Gründung des QTFR? Hintergrund der Gründung ist die seite www.telefon-fundraising.de. Erfahrung, dass Telefon-Fundrai- Und wir arbeiten auf der Netzwerk- Röhr: Nein, aber das Thema ist sing doch sehr verwechselt wird ebene im Sinne eines Lobbying an der Zeit. Begünstigt wurde die mit der Arbeit von klassischen Call- für dieses Fundraising-Instrument. Gründung aber sicher durch die centern. So telefonieren wir aber Wir gehen gezielt auf Fundraiser, Datenschutz-Affären in den letzten nicht! Uns geht es darum, sinnvoll Vorstände, Politiker zu, um sie zu Monaten, bei denen ja auch Call- gegen dieses Bild vom Telefon- informieren, um aufzuklären. center mit im Spiel waren, und die Fundraising anzugehen. Wir haben Diskussion über das neue Daten- Qualitätskriterien festgelegt und FUNDIERT: Was unterscheidet die uns darauf verpflichtet, um seriöse Telefon-Fundraiser von Agents in Spendeneinwerbung am Telefon zu Profit-Callcentern? schutzgesetz. FUNDIERT: Wann hat der Zirkel seine Ziele erreicht? erreichen. Röhr: Es beginnt mit der Bezahlung. FUNDIERT: Welche Ziele haben sich die Telefon-Fundraiser werden anders Röhr: Wenn überall seriöses, gutes Initiatoren des Zirkels gesetzt? vergütet als üblicherweise Callcen- und sinnvolles Telefon-Fundraising ter-Agents. Sie arbeiten nicht auf praktiziert wird. Und wenn wir die Röhr: Wir arbeiten für qualitäts- Provisionsbasis, sondern bekommen Vorurteile gegen dieses Fundrai- volles Fundraising am Telefon. ein solides Grundgehalt. Das nimmt sing-Instrument bei den verschie- Wir möchten Vorbehalte abbau- den Druck aus den Gesprächen. denen Zielgruppen abgebaut haben. en, aber auch keine überzogenen Außerdem wird ganz anders telefo- Erwartungen wecken. Telefon- niert. Mit Empathie und Zeit, aber Fundraising ist ein kostenintensives selbstverständlich auch mit einem Instrument, das erst mittelfristig sinnvollen Akquiseinteresse. Es ist wirkt. Wir möchten Transparenz wichtig, auf die persönliche Situa- UMA Weitere Informationen unter www.telefon-fundraising.de. Die Broschüre des QTFR können Sie bei der GFS bestellen. Twitter ist ein öffentliches Tagebuch im Internet und wird per Webseite, Handy, PC etc. geführt. Das Schreiben von Nachrichten (Tweets) bei Twitter wird „twittern“ genannt. Die Abonennten der Tweets nennt man „Follower“ (to follow = folgen). Social Media Fundraising 8 Thilo Reichenbach über Facebookund Twitter-Fundraising Welche Erfahrungen mit Facebook- den.de oder Betterplace, hier ist die sich ein ähnliches Bild. Meines Fundraising, Twitter etc. haben Sie bei Zielsetzung klar das Fundraising, Erachtens ist die Social-Media-Nut- Aktion Deutschland Hilft gemacht? die Aktivitäten sollten sich direkt zung der deutschen Internetnutzer, amortisieren. wie auch der NPOs, mindestens zwei Jahre hinter den USA zurück. Dass Thilo Reichenbach: Wir unterscheiden bei unseren Social-Media- Während diese Instrumente des Web Fundraising über Twitter funkti- Bemühungen Kanäle, bei denen 2.0 in den USA sehr gut für das Fund- onieren kann, zeigte die amerika- es darum geht, erst einmal die raising funktionieren, scheint sich in nische NGO charity:water, deren Infrastruktur aufzubauen, um sie Deutschland nicht viel zu tun. Woran Ziel es ist, Menschen in Entwick- zu einem späteren Zeitpunkt für liegt das Ihrer Meinung nach? lungsländern mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Zugunsten Fundraisingaktivitäten nutzen zu können, und Kanäle, bei denen Reichenbach: Für den deutschen von charity:water wurde Anfang der direkte Return on Investment Raum untersuchte ich im März des Jahres ein sogenanntes Twesti- im Vordergrund steht. Zur ersten dieses Jahres die 14 umsatzstärksten val, ein dezentral organisiertes Kategorie gehören sicher Facebook, Non-Profit-Organisationen (NPOs) Fundraising-Event, veranstaltet. Via die VZ-Netzwerke und Twitter. Dort bzgl. ihrer Twitter-Aktivitäten. Das Twitter-Nachrichten (Tweets) brach- betreiben wir derzeit kein Fundrai- Ergebnis war, dass hiervon nur vier te das Event in 200 Städten weltweit sing im engeren Sinn; zum jetzigen twitterten, alle hatten weniger als über 1000 Freiwillige dazu, ihrer- Zeitpunkt geht es vor allem darum, 50 Follower. Auch wenn in den seits kleine Fundraising-Events zu mit einer jüngeren und gebildeten folgenden Monaten viele NPOs organisieren, an denen über 10.000 Zielgruppe in den offenen Dialog zu Accounts auf Twitter anlegten, ist Unterstützer teilnahmen, die über treten und hierüber eine Beziehung klar, dass die Social-Media-Bemü- 250.000 $ spendeten. Eine zweite zu diesen potenziellen Spendern hungen deutscher Nonprofits noch Runde des Twestivals im Septem- aufzubauen. Die zweite Kategorie in Kinderschuhen stecken. Bezüglich ber dieses Jahres brachte ähnliche bilden Portale wie Helpdirect, Spen- anderer Web 2.0-Aktivitäten ergibt Erfolge. Thilo Reichenbach studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Mar- 9 keting. Seit 2005 ist er für die Aktion Deutschland Hilft tätig und dort für Aufund Ausbau des Online-Marketings/Fundraisings verantwortlich. Kann es sein, dass diese Instrumente zurzeit nicht so gut ange- Kuvert bzw. die 140 Zeichen, die auf Twitter zur Verfü- nommen werden, weil der klassische Spender in Deutschland gung stehen, müssen die Aufmerksamkeit des Rezipienten ein recht hohes Alter hat und daher nicht besonders internet- auf sich ziehen und ihn neugierig machen. So neugierig, affin ist? dass er das Kuvert aufreißt bzw. auf Twitter den Link anklickt, um tiefer in den Inhalt einzusteigen. Reichenbach: Absolut. Nach wie vor trägt die spendenrelevante Kernzielgruppe der über 60-Jährigen zu über Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft dieses Fundraising- 50 Prozent des Spendenvolumens in Deutschland bei. Mediums aus? Welche Prognose haben Sie? Von dieser Gruppe ist allerdings nur jeder vierte Mensch online. Dennoch: Die Gruppe der Silver Surfer, also der Reichenbach: Social Media Fundraising wird sicher an Menschen, die älter als 50 Jahre sind und im Internet sur- Bedeutung gewinnen, derzeit geht es in Deutschland für fen, ist mit über 10 Millionen Nutzern nicht gerade klein. die meisten Organisationen aber erst einmal darum, die gewandelten Kommunikationsbedingungen des Web 2.0 Kann es sein, dass Fundraising über Twitter nicht so gut funkti- zu verstehen und die entsprechenden Grundlagen zu oniert, weil dort kaum Raum für tiefergehende Informationen schaffen. Hierbei muss jede Organisation für sich selbst ist? bewerten, ob der Gang in die sozialen Netzwerke für sie der richtige Weg ist und ob sie wirklich die personellen, Reichenbach: Hierzu ein klares Nein! Via Twitter kön- zeitlichen und finanziellen Ressourcen aufbringen kann, nen Links zur eigenen Webseite oder zu Blogs gepostet um einen ehrlichen und authentischen Dialog zuzulassen. werden, spätestens dort ist genug Raum vorhanden, um Entscheidet sich die NPO dafür, ist eine integrierte Social- weitergehende Informationen zu bieten. Lassen Sie mich Media-Strategie zwingend erforderlich. Entscheidet sie die Parallele zum Fundraising per Direct Mail ziehen: sich dagegen – aus welchen Gründen auch immer – kann Auch hier wird es das Kuvert, dem oft ein Fundraising- dies durchaus auch seine Berechtigung haben. Klar ist Teaser aufgedruckt ist, alleine nicht schaffen, eine Spende jedoch eins: Der Paradigmenwechsel, den das Web 2.0 auszulösen. Wie auch dem Kuvert kommt Twitter die für die Kommunikation bedeutet, kann nicht rückgängig Aufgabe des Türöffners zu. Die kurze Botschaft auf dem gemacht werden. UMA 10 Fundraising in der Fremde Amsterdam, Addis Abeba, Pune Von einem Trend kann man sicher Sicheres Indiz dafür ist die von Daryl noch nicht sprechen. Aber so wie sich Upsall (49) betriebene Internet-Platt- das Fundraising-Wissen im Laufe form „Global Charity Jobs“ (www. der letzten Jahre globalisiert hat und globalcharityjobs.co.uk). Upsall selbst Auf „Global Charity Jobs“ ver- Fundraiser weltweit Erfahrungen und hat in 25 Jahren für NGOs in 43 mittelt Upsall Fundraising-Jobs Erkenntnisse austauschen, so öffnet Ländern gearbeitet. China, Chile und weltweit. Derzeit (46. KW 2009) sich langsam auch der Arbeitsmarkt Thailand zählen zu seinen Stationen. werden zehn Stellen von neun für Fundraiserinnen und Fundraiser. Heute lebt und arbeitet er in Spanien. Organisationen angeboten. Child Fund International sucht einen „Global Fundraising Director”. Wo der später arbeiten soll, ist noch unklar. Greenpeace bietet die Stelle eines „Major Donor & Foundation Fundraising Officers” an. Einsatzort: Amsterdam oder London. Die Tierschutzorganisation Peta wünscht sich einen Kampagnenchef für Pune in Indien. Die Sasakawa Africa Association bietet gleich zwei Stellen in Addis Abeba an. Wer sich ernsthaft für einen Fundraising-Job im Ausland 11 Internationale Jobs im Fundraising werden von „Global Charity Jobs“ vermittelt. Die Jobvermittlung für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist der GFS-Expertenpool. Weitere Informationen für Bewerber und Organisationen unter Leistungen/Expertenpool auf www.gfs.de. interessiert, kann einen Newsletter gegangen, weil mein Mann dort chen manche der üblichen Formen abonnieren. für zwei Jahre beschäftigt war. des Fundraisings unmöglich. „In Ich hatte mich im Vorfeld bereits einem Land, in dem die Post nicht Das Angebot ist also da. Aber es mit dem Regionalbüro der cbm in funktioniert, machen zum Bei- wird eher zaghaft angenommen, Cuernavaca wegen einer mög- spiel Direktmarketing-Kampagnen zumindest von deutschen Fundrai- lichen Mitarbeit in Verbindung wenig Sinn. Die meisten Spenden serinnen und Fundraisern. Das gesetzt. Der damalige Leiter Walter werden über face-to-face bei Ver- hat durchaus seine Gründe, findet Gutbrod und ich haben dann ein anstaltungen und bei Firmen und Friederike Pölcher: „Dafür braucht Pilotprojekt zum Thema lokales Großspendern gesammelt.“ man sehr große Sicherheit für die Fundraising begonnen.“ Erfahrungen, die Friederike Pöl- Feinheiten in der Fremdsprache und muss genau wissen, wie die Fundraising ohne Post cher als „spannend und bereichernd“ erlebt hat. Vor allem der Gesellschaft und der dortige Markt funktionieren. Man kann das si- Einstellen musste Pölcher sich Einblick in die Projektarbeit vor cherlich bis zu einem bestimmten vor allem auf andere Rahmen- Ort über einen längeren Zeitraum Grad lernen, nur diese Zeit muss bedingungen für die Spenden- hat sie beeindruckt. „Ich kann man eben haben.“ Pölcher weiß, einwerbung. Es gibt keine Kultur mich sicherlich nach dieser Erfah- wovon sie spricht. Die Fundrai- des Spendens an Organisationen rung noch besser mit dem iden- serin von Handicap International in Mexiko. Man gibt Almosen an tifizieren, was wir als Fundraiser war von 2006 bis 2008 für die die Bedürftigen, um sich deren in der privaten Entwicklungszu- Christoffel Blindenmission in Dank, Loyalität und Abhängigkeit sammenarbeit machen, fühle mich Cuernavaca/Méxiko tätig. „Ich zu sichern. Auch die fehlenden kompetenter und bin ganz neu bin im März 2006 nach Mexiko technischen Voraussetzungen ma- motiviert zurückgekommen.“ UMA +Kurz notiert +++ Aktuelles + +Kurz notiert +++ Aktuelles 12 Buchtipp: „Helfersyndrom, Prestigeverlangen oder Gemeinsinn?“ 14. Januar 2010 Wie Sie Spender und Sponsoren gewinnen Kompaktseminar in Berlin, Anbieter: Deutsche Fundraising-Akademie 26. und 27. Januar 2010 vor. Zu beziehen ist das Heft über komma sche Zentralinstitut für soziale Fra- das DZI. Fachmesse für Kommunikation und Marketing, München gen (DZI) und das Wissenschaftsund Herbert Ammann referieren 25. Februar 2010 gesellschaftliche Rahmenbedin- über den Spendenmarkt in Deutsch- 5. Norddeutscher Fundraisingtag gungen und Einflussfaktoren auf land, Österreich und der Schweiz. Hamburg das Spendenverhalten” nach Berlin Rupert Graf Strachwitz und Rainer eingeladen. Experten aus Deutsch- Sprengel entwickeln einen erwei- 26. und 27. Februar, 12. und 13. land, Österreich und der Schweiz terten Spendenbegriff. Sie ver- März, 26. und 27. März 2010 diskutierten darüber, warum Men- stehen das Spenden nicht nur als Lehrgang 2010: Fundraising für schen eigentlich Geld spenden und finanzielle Zuwendung, sondern als Kirche und Gemeinde (Institut für welche sonstigen Einflussfaktoren Teilhabe an einem Prozess, der auf Kirche und Religion) ihr Spendenverhalten bestimmen. Veränderung abzielt. Nicole Buschle Berlin Wollen sie helfen? Wollen sie etwas berichtet über Spenden aus der verändern? Macht es sie glücklich? Sicht des Statistischen Bundesamtes. 11. bis 14. April 2010 Ist es selbstverständlich für sie? Jochen Mayerl versucht die Motiva- 47th International Conference on tion der Spender mit einem ein- Fundraising Die Vorträge dieser Tagung liegen stellungstheoretischen Erklärungs- Baltimore, USA jetzt als Sonderausgabe der Zeit- modell zu ergründen. Clara West schrift Soziale Arbeit unter dem nähert sich dem Thema, indem sie 14. bis 16. April 2010 Titel „Helfersyndrom, Prestigever- Spendenmotive über die empirische 17. Deutscher Fundraising-Kongress langen oder Gemeinsinn? Untersu- Datenlage untersucht. Fulda chungen zum Spendenverhalten“ UMA Für Richtigkeit und inhaltliche Qualität der aufgeführten Seminare übernimmt die Redaktion der FUNDIERT keinerlei Gewähr. April Eric Lämmerzahl, Gerhard Bittner (WZB) zur Tagung „Motive, Februar/März zentrum Berlin für Sozialforschung Januar Im Oktober 2008 hatten das Deut-