Lebensretter - Bergrettung

Transcrição

Lebensretter - Bergrettung
Lebensretter
60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen
1947 – 2007
Impressum:
Herausgeber: Österreichischer Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, A – 9640 Mauthen 91
www.bergrettung-koetschach.com; E-Mail: [email protected]
Quellen: Archive Bergrettung Kötschach-Mauthen, Gendarmerie Kötschach-Mauthen, OeAV-Sektion
Obergailtal-Lesachtal in Kötschach-Mauthen, Roland Pranter, Sepp Lederer, Robert Peters, Lois Ortner,
Herbert Zojer, Fred Wiegele, Johann Strobl, Norbert Steindl, Adi Kogler, Reinhard Ranner, Charly Lamprecht, Bernhard Karner, Bernd Eder
Kärntner Tageszeitung (KTZ), Kronenzeitung, Kleine Zeitung, Gailtaler Monat, Kötschach-Mauthner Nachrichten, Im Blickpunkt (Zeitschrift der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal), Fotoalben des OSK (Obergailtaler Sportklub) – allen sei herzlich gedankt für das zur Verfügung gestellte Material
Redaktion: Robert Peters, Roland Pranter (unter Mitarbeit von Lois Ortner)
Redaktionelle Bearbeitung, Zusammenstellung und Layout: Robert Peters
Kötschach-Mauthen, im Sommer 2008
Diese Chronik entstand mit freundlicher
Unterstützung der Marktgemeinde
und der Raiffeisenbank
Kötschach-Mauthen
Roland Pranter
Robert Peters
Lebensretter
Einsätze,
Entwicklungen,
Ausbildung,
Episoden
und vieles mehr
60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen
1947 – 2007
Eine Chronik
Inhalt
Walter Hartlieb: Großartige Aufbauarbeit
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Reinhold Dörflinger: Selbstlose Einsatzbereitschaft
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Otmar Striednig: Professionalität durch Kameradschaft
III
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IV
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V
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VI
Roland Pranter: Lebensfreude und Tragödien
Die Bergrettung Kötschach-Mauthen im Jubiläumsjahr 2007
. ....... ....... .........
„Respekt ist bei jedem Einsatz dabei, . . .“ (Interview mit Roland Pranter)
1
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3
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3
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4
Einsatzleiter, Ausbildungsleiter, Kassier
Die Alpine Einsatzgruppe (AEG) der Polizei
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Ortsstellenleiter Kötschach-Mauthen 1947 – 2007
Der Österreichische Bergrettungsdienst
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Naturgewalten im Gebirge (frühe Bücher und Lehrschriften)
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Aus der Zeit vor der Gründung der Ortsstelle Kötschach-Mauthen
5
6
6
7
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8
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10
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11
19 Lawinenopfer auf der Oberen Valentinalm (21. November 1916)
Buntmetallsammler
1
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Vorstandsmitglieder und Funktionsträger
Einsatzstatistik 1947 – 2007
II
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Sepp Lederer: Gesellige und dramatische Momente
Robert Peters: Eine ganze Menge gelernt
I
Verzeichnis der Rettungsstellen (1911)
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Bergführer, Rettungs- und Meldestellen 1929
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Mit einem Schrei stürzt Lewitzky in die Tiefe (Hohe Warte, 25. August 1927)
Der Reißkofel fordert sein erstes Opfer (1929)
11
12
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12
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13
Absturz statt Verbrechen am Polinik (August 1930)
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Eine tragische Geschichte in nur sechs Zeilen (Heider-Stein, Obere Valentin)
1947: Die Gründung der Ortsstelle Kötschach-Mauthen 1947
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15
16
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1950: Aus dem Tourenbuch von Hans Strobl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Bergeübung 1950 in den Lienzer Dolomiten
Übung 1950 am Großglockner
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18
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1951: Mauthen in Not und Gefahr (Schnee-Katastrophe im März 1951)
...............
21
1952: In der Seewarte-Südflanke tot aufgefunden (August 1952) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1953: Erich Strasser übernimmt die Ortsstelle (Oktober 1953)
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41 Jahre zwischen Himmel und Erde (Rettungsflieger Erich Strasser)
Ein unverwüstlicher Flieger
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27
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28
Ehrenkreuz für Kärntens Gletscherflieger
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„Das Leben hat viel Gutes und Schönes“ (aus Strassers Biografie)
Erich Strassers Flugbücher
26
29
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29
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32
I
1954: Im Schneesturm verschollen (Konrad Muskateller/Silvester 1953/54) . . . . . . . . . . . . . . 34
Zwei Retter entgehen dem Steinschlag (Kurt Schütze/August 1954)
Erhebende Gedenkfeier für einen Alpinisten
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36
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37
Vermisst und wieder aufgetaucht (Dezember 1954)
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39
1955: Spezialabfahrtslauf um den „Goldenen Bären“ (März 1955) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Das 23. Plöcken-Heldengedenkrennen (Mai 1955)
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Bergung eines verunglückten Touristen (August 1955)
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41
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42
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42
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42
Bergrettungsmänner Zojer, Strobl und Brunner
Mit Fräulein Hojer auf die Hohe Warte
Eiskar – Eiskarhütte
41
1956: Patrouille auf Musen und Schatzbühel
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Zwei Rennläufer verunglücken bei den Kärntner Schimeisterschaften
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45
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46
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48
Strobl überlebt einen Lawinenabgang im Lesachtal (Februar 1956)
Eine schwierige Bergung
Walter Bonatti am Wolayersee (März 1956)
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48
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50
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52
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53
Bergung einer verletzten Schifahrerin
1957: Trauer um Hans Strobl
Zur Person: Hans Strobl
44
Lebendbilder: Hans Strobl (Aus der Zeit in Heiligenblut)
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Lebensbilder: Hans Strobl (Aus der Zeit in Kötschach-Mauthen)
Hans Strobls letzte Bergfahrten
Verhängnisvolles Edelweiß
55
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
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62
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62
Tragödie an der Seewarte (1957: Johann und Barbara Strobel sterben)
Kinder neben dem toten Vater in der Wand
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63
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67
„Statt dessen brachten ihre geliebten Berge den bitteren Tod“
Gedenkfeier für Dipl. Ing. Johann Strobel
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70
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72
1958: Der Weiße Tod ist stärker (Lawinenunglück 1958 bei Liesing)
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73
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73
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75
Botanische Exkursion mit Folgen (1958 am Wolayersee)
Zur Person und Lebensbilder: Herbert Zojer
1959: Tragödie an der Carla Maria (1959: Heini Heinricher und Hermann Lederer)
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77
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83
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83
Grete Heinricher bedankt sich bei der Bergrettung
Heini Heinricher – Spurensuche
Übungsabend 1955 im Gasthaus Lamprechthof
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87
Creta dei Cacciatore (Wiegele/Heinricher 1957)
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88
Unverdrossen und kraftvoll, so lebte er auch sein Leben (Wiegele über Heinricher)
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89
Die Berge halten nun Wache über Heini und Leti (Fred Wiegele)
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91
. . . da erhellten schon die Gipfel (aus Toni Eggers Tourenbuch)
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95
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98
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99
Brief von Toni Egger an Heini Heinricher
Toni Egger – Ein Porträt
II
Die erste Hubschrauber-Landung in Mauthen (29. September 1959)
Kassabericht der Ortsstelle für das Jahr 1959
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100
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101
1960: Wilfried Lederer will Funker werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
1961/62: Winterkurs ohne Ortsstelle Kötschach-Mauthen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Vermisst im Plenge-Gebiet
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Zur Person: Dipl. Ing. Hellmut May (1962)
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103
103
1963: Lieferschein der ersten Gebirgstrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Verschollen im Polinikmassiv – 10.000 Schilling Prämie
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1964/65/66: Hans Golser stirbt an der Hohen Warte (1966)
Lebensbilder: Hans Golser
105
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105
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106
1967/68/69: Vermisst und tot aufgefunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
Romeo Minisini wird gerettet
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109
1970: Das Kärntner Ehrenkreuz für Georg Zeitler und Sepp Lederer (1970) . . . . . . . . . . . . . . . . 110
Seewarte-Nordwand
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Lebensbilder: Georg Zeitler
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Matterhorn (Westalpenfahrt Sepp Lederer 1970)
Zur Person: Hannes Strobl
Lebensbilder: Hannes Strobl
111
111
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114
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115
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115
1971: Eine Idee setzt sich durch (I. Int. Valentingletscherlauf 1970) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
„Much“ Zojer und die „Pallavicini-Lawine“
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121
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123
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124
Mehrmals in der Rinne
Der Höllenritt
Zur Person: „Much“ Zojer
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Lebensbilder: Michael „Much“ Zojer
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124
125
Einsamster und den Einsamen – Kellerwandturm (Fred Wiegele)
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127
Norbert Steindl überlebt (Die Bergung von Henri Vigneron 1971)
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128
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130
Von einem Stein getroffen (Kleiner Pal)
Nächtlicher Absturz in die Mauthner Klamm
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130
1972: Die Bergrettung auf dem „Valentingletscher“ (II. Int. Valentingletscherlauf) . . . . . . . . . 131
1973: Wettlauf mit dem Tod verloren
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133
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134
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134
Turmabenteuerchen am Trogkofek
Zur Person: Erich Dabernig
Die erste Vakuum-Matratze wird angeschafft
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Lois Ortner und Hans Patterer auf dem Reißkofel
Der III. Internationale Valentingletscherlauf
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136
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136
1974: Der IV. Internationale Valentingletscherlauf
ÖBRD-Landesversammlung
136
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137
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139
1975: Katastrophaler Schneefall im April
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Das Polinik-Gipfelkreuz in der Obhut der Bergrettung
III
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140
140
Das Polinik-Gipfelkreuz wird gebaut und errichtet
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1976: Gamskofel- und Mooskofel-Überschreitung, 1. Winterbegehung
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150
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151
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154
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155
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155
Übergabe des Klettergarten am Felsentor der Mauthner Klamm
Boso macht seinen Meister und wird Lawinenhund
Eröffnung des Rathauses im August 1976
Jahresbericht 1976
143
Die Bergrettung (Gedicht von Max Seirer)
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155
Pallavicini-Rinne (Ortner/Strobl/Dabernig)
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156
Der Seekopf wird zum Grab für Kärntens Alpinreferenten Bernhard Obereder
1977: Die erste Funkfixstation in Kärnten
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157
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158
Leistungsfähig und verbissen (Hans Waldner verlässt die Ortsstelle)
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159
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160
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161
Wenn Sepp Lederer sauer ist
Der Tod siegt am Reißkofel
1978: 30 Jahre Ortsstelle Kötschach-Mauthen (verspätete Jubiläumsfeier)
Aufregung um eine 13-Jährige
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165
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166
Bergrettungsmann Emmi Freidl in seinem Element
Den Gefahren des Winters begegnen
Maria Schnee- und Klammfest 1978
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168
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169
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170
1979: IX. Internationaler Valentingletscherlauf
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171
Das 3. „Klamm-Dämmerschoppen-Sommerfest“
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174
In 30 Stunden von der Leckfeldalm zum Naßfeld
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174
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175
1980: Das innere Bedürfnis, anderen zu helfen
Retter auf vier Pfoten bekämpfen den „Weißen Tod“
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175
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178
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178
30 Jahre Polinik-Gipfelkreuz
Herztod auf dem Berg
Todessturz in der Kellerwand (Herbert Wassermann)
1981: Flugretterkurs
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179
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181
Der XI. Internationale Valentingletscherlauf
Verirrt am Kleinen Pal
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181
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182
Die Retter der Berge üben zwischen Himmel und Erde
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183
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187
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190
Auch das war die Sommereinsatzübung 1981
Absturz auf der Plenge
Tod im Oktoberschnee (Herbert Guggenberger)
Vor dem Erfrieren gerettet
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190
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191
Rettungsübung beim Mauthneralm-Sessellift
Besuch von Peter Habeler
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191
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191
1982: „Mekka“ der Gletscherspezialisten
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192
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192
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192
Absturz beim Valentingletscherlauf
Sepp Mayerl-Blasl zu Besuch
IV
Sesselspende
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Tod auf der Plenge
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Erinnerungen an die legendären Klammfeste
193
194
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194
Im Pkw 100 Meter in die Tiefe gestürzt
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197
1983: Todessturz in der Cellon-Rinne
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198
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198
Vermisst am Hochalpl
Defekt an der Materialseilbahn: Zwei Arbeiter in Lebensgefahr
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198
Rettung am Strahlhorn (Wallis/Schweiz)
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199
Lois Ortners Alpineinsätze 1978 – 1983
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200
Die Bürokratie ist Bestandteil des ÖBRD
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201
1984: XIV. Internationaler Valentingletscherlauf
Todessturz vor den Augen des Sohnes
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203
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203
Am Gabele 100 Meter in eine Schneerinne gerutscht
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206
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206
1985: Bei Schitour 50 Meter abgestürzt
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208
XV. Internationaler Valentingletscherlauf
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208
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209
Rettung eines Holzarbeiters am Gailberg
15 Botaniker in Bergnot
Ausbildung im Gelände mit Stationsbetrieb
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210
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213
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213
35. Jahre Polinik-Gipfelkreuz
Lawinenabgang überlebt
Von der Eroberung des Unnützen (Charly Lamprecht)
Zur Person: Charly Lamprecht
Lebensbilder: Charly Lamprecht
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214
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214
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215
1986: Schiunfall auf der Mauthner Alm
Lawine im Valentintal
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219
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219
In die Cordillera Blanca – Abenteuer Alpamayo
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221
Kärntner findet Frauenleiche im Lawinenkegel
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222
Am Würmlacher Polinik vermisst, in der Mauthner Klamm gestorben
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227
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228
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229
Nölblinggraben: Italiener will sich in die Tiefe stürzen
1987: Andy Borg für 50 Schilling
„Komische Käuze“, die ihr Leben riskieren (40 ÖBRD Kötschach-Mauthen)
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230
Funkwesen – “Wir sind optimal ausgerüstet“
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231
Alpineinsätze und Touren 1987 (Lois Ortner)
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232
No bolt or not to be – oder: Die letzten Mohikaner (Reinhard Ranner)
Zur Person: Reinhard Ranner
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233
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236
1988: Kameradschaft und Verständnis sind oft entscheidend
.......................
240
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241
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243
Am Gipfel des Campanile di Val Montanaia
300 Meter tief abgestürzt
1989: Die Hundestaffel der Ortsstelle
...........................................
V
243
Zug von Banditen gestürmt
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Grüne Nase: Erstbegehung „Fata Morgana“ (Lamprecht/Ranner)
....................
245
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246
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246
Tag des Alpinismus am Nationalfeiertag
Mauthner Klamm: Schüler stürzt ab
„. . . wobei liebe Menschen tiefes Leid erfahren“
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1990: Nutzung des Klettergartens am Eingang in die Mauthner Klamm
Gerhard Ranner auf dem Montblanc – Dank an Lois Ortner
Auch ein „Danke“ motiviert
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248
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249
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249
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250
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250
1991: Das Wunder bleibt aus
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251
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251
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254
Neue Eisarena in Mauthen
Vier neue Bergretter
1. Kärntner „Alpinistische Trainingszentrum“
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255
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255
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255
„Plöckengulasch“
Typisch Sepp
Pionierarbeit für den Bergrettungsdienst (Dr. Ernst Steinwender)
XXI. Internationaler Valentingletscherlauf
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255
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257
Cerro Torre – Horizontal ins Endlose (Charly Lamprecht)
1991 die meisten Einsätze in Kärnten
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258
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262
1992: Alptraum am Nassfeld (Liftunglück am 29. Januar 1992)
......................
263
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265
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266
Ein verrücktes Sport-Spektakel (1. Alpen-Adria-Vierkampf)
Die Alpine Einsatzgruppe (AEG) 1992
Der „Klabauter Steig“ durch die Mauthner Klamm entsteht
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267
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268
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268
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268
Grüne Nase: „Serengeti“, 1. Begehung
Tien Shan-Expedition
Liftbergeübung
. . . . . . . . . . . . . . . 247
248
„Früher wurde Bier getrunken, heute Limo“
Jahresbericht 1990
247
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40 Jahre Gipfelkreuz auf dem Polinik
Die technische Ausrüstung
244
1993: Der 2. Alpen-Adria-Vierkampf
Das Pager-Rufsystem wird eingeführt
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269
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269
1994: Die Mitglieder der Ortsstelle am Eisturm in Mauthen
„Naturalien-Sponsoring“
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270
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270
Bart’l wird nach elf Tagen gefunden
Aus der Seewarte geholt
Gipfelkreuz auf dem Cellon
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271
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271
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271
Lois Ortners Alpineinsätze 1994 und der 200. Rettungseinsatz
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1995: Heribert Patterer wird Nachfolger von Lois Ortner als AEG-Chef
Mit dem Rad durch Ostafrika (Kurt Kristler)
272
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273
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273
VI
Landesversammlung des ÖBRD Kärnten in Kötschach-Mauthen
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275
Fehltritt mit tödlichen Folgen
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277
1996: Ein Baby wird gerettet
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278
Wintereinsatzübung 1996 – Kellerscharte
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279
XXVI. Internationaler Valentingletscherlauf
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280
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280
Warten bis der „Piepser“ ruft
1997: Lois Ortners letzter Tag als Flugretter
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Die Gendarmerie verliert einen jungen Kameraden (Peter Salcher)
Tod in reißenden Fluten (Mauthner Klamm)
Erschütternd (Brief einer jungen Witwe)
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282
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282
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„Leute wie ich sind Grenzgänger“ (Lois Ortner „Mensch des Jahres“)
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284
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285
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286
Bergretter üben den Lawineneinsatz
1998: Liftbergeübung
Bürgermeister Walter Hartlieb am Großglockner
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286
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287
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289
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289
1999: Sepp Lederer geht – „Time to say goodbye“
Zur Person: Sepp Lederer
Lebensbilder: Sepp Lederer
Großübung an der Plöckenpass-Straße
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Von einer feuchtfröhlichen Einsatzübung (Canyoning)
Gefangen in der Kellerwand
293
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295
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296
Abschied von Altkamerad Leopold Durchner
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Zwischen Herbstende und Frühlingsanfang (Wintereinsatzübung)
297
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299
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299
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300
Jagdhündin Nora wird gerettet
Liftbergeübung
281
2000: Nur einer fliegt den Eisturm hoch (1. Speed-Eisklettermeisterschaften)
Jahreshauptversammlung
........
300
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301
Fleonslauf – Abschied von Duilio Samassa
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Der XXX. Internationale Valentingletscherlauf
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302
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303
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303
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304
Restaurierung des Polinik-Gipfelkreuzes
Sommereinsatzübung im Eiskar
50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz
2001: Charly ahnte den neuen Rekord (Meisterschaft im Eisklettern)
Der 1. Alpe Adria Duathlon
302
................
306
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307
Die Geschichte war sein Metier (Fritz Gressel sen.)
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Sieg der Kötschach-Mauthner Bergretter beim Kofler Memorial
Ein Fest der Freundschaft (Fleonslauf)
308
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310
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311
Der verspätete XXXI. Internationale Valentingletscherlauf
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311
1. Alpe Adria Triathlon
.......................................................
312
Mit Seil und Winde . . .
.......................................................
312
VII
Hubschraubereinsatz am Plöckenpass
..........................................
313
.................................................
314
2002: Klettern im Extremeis
...................................................
314
Herbert Zojer ein „Siebziger“
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315
Acht Tourengeher verschüttet
..................................................
316
..........................................................
316
Nach Gämsenjagd abgestürzt
Sigi Kristler wird 60
Fortbildung für Lawinenwarnkommissionsmitglieder
Alpenglühen am Cellon
...............................
316
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317
Ein Schwerverletzter in tiefer Schlucht
..........................................
Ama Dablam – 6856 m (Heribert Patterer)
.......................................
319
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323
....................................................
325
2003: Ein wahrer Optimist (Kurt Kristler)
Ein neues Einsatzfahrzeug
Übung: 30 Meter ins Seil gestürzt
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Renovierung des Gipfelkreuzes auf dem Polinik
Kassier Georg Drumbl wird 60
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326
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327
2004: Schitour auf den Mauthner Polinik
In Memoriam Duilio Samassa
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328
Mit allen Wassern gewaschen (Sommereinsatzübung)
Zehnjähriger stürzt am Kleinen Pal ab
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Alpine Sportklettertouren in den Karnischen
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Ein Herbsttag in den Karnischen Alpen
Norbert Steindl ein 80-er
Zur Person: Norbert Steindl
Im Fall des (Liftun-)Falles
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2005: Wie Roland Pranter „überrumpelt“ wird
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333
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Der XXXV. Internationale Valentingletscherlauf
Ein alpinistisches Urgestein (Fred Wiegele zum 80. Geburtstag)
Lebensbilder: Fred Wiegele
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Der erste alpine „Lorbeer“ (Fred Wiegele)
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339
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340
Eine Wiegele-Ehrung, aus der nichts wurde
Blick hinter die Kulissen
„Hochamt“ – im wahrsten Sinne des Wortes (55 Jahre Polinik-Gipfelkreuz)
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342
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342
Schön und erkenntnisreich (Herbstausflug nach Triest)
Tod am Kleinen Pal
325
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Sucheinsatz im Bereich des Kleinen Pal
Lebensbilder: Georg Drumbl
319
Einsatzübung: Schwerer Unfall am Plöckenpass
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2006: Nebel und Niederschläge (XXXVI. Int. Valentingletscherlauf)
Dramatik in der Grünsee-Schlucht
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344
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345
VIII
Sepp Lederer erhält internationalen Solidaritätspreis
2007: Abschied von Altkamerad Alois Traar
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345
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347
Heimsieg beim XXXVII. Internationalen Valentingletscherlauf
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352
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352
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354
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354
Ein Kult lebt wieder auf: Das 5. Klammfest
Lois Ortner geht in den „Unruhestand“
Zur Person: Lois Ortner
Lebensbilder: Lois Ortner
Zur Person: Roland Pranter
Lebensbilder: Roland Pranter
Was ich noch sagen möchte . . . (Roland Pranter über dieses Buch)
Die ÖBRD-Mannschaft der Ortsstelle 2007
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355
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356
Namensregister aller im Buch erwähnten Personen
...................
Frühlingserwachen: Kellerwand mit Grüner Nase. nach Seite 356
Foto: Bernhard Karner
Widmung
Danke
Dieses Buch ist allen Bergrettern
allen, die für diese Chronik Texte und Bilder
gewidmet, die ihr Leben einsetzen, um das
zur Verfügung stellten und damit wertvolle
Leben anderer Menschen zu retten.
Beiträge zu ihrem Gelingen leisteten.
IX
V
Großartige Aufbauarbeit
Vor nunmehr 60 Jahren wurde die Ortsstelle Kötschach-Mauthen der Bergrettung gegründet.
Mit viel Einsatz, ehrenamtlicher Arbeit und Motivation wurde unter der Führung der engagierten Obmänner – 30 Jahre davon Direktor Sepp Lederer – eine großartige Aufbauarbeit geleistet, die sie zu einer der wichtigsten Rettungs- und Einsatzorganisationen in unserer Region
gemacht hat.
Natürlich um in erster Linie Mitmenschen, die in Not geraten sind, zu helfen und aus gefährlichen Situationen zu retten.
Dies oftmals auch in der Gefahr, das eigene Leben zu riskieren.
Neben der Freude, Menschen retten zu können, gab es aber
auch die schwierige Aufgabe, tote Bergkameraden zu bergen.
Eindrücke und Erfahrungen, die einen betroffen machen, aber
auch motivieren, sich weiterhin positiv für die Allgemeinheit
einzusetzen. Die Erfüllung dieser wichtigen Aufgaben erfordert aber auch die Bereitschaft, einen wesentlichen Teil seiner
Freizeit für Übungen, Weiterbildung und Schulungen aufzuwenden, um im Ernstfall bestens gerüstet zu sein.
Nur mit der Gewissheit, diese erfolgreiche Einsatztruppe im
Hintergrund zu haben, ist es überhaupt möglich, dass wir als
Marktgemeinde unsere wunderbare Alpin- und Bergwelt für
sportliche und touristische Aktivitäten vermarkten können.
Daneben wurden von der Bergrettung Kötschach-Mauthen
auch sehr viele weitere Schwerpunkte gesetzt. Zu den besonderen Höhepunkten in der Geschichte zählen die Errichtung
des Vereinsheims im Rathaus, die jahrzehntelange Durchführung des traditionellen Valentingletscherlaufs als nunmehr
größtes Sportereignis in unserer Region oder das legendäre
Fest in der Mauthner Klamm, das im Jubiläumsjahr wiederholt wurde.
Der Bürgermeister als Alpinist: Walter Hartlieb (mit Matthias
Moser) Mitte August 2007 am Senza Confini (Cellon).
So erlaube ich mir, Obmann Roland Pranter, seinem Vorgänger Direktor Sepp Lederer sowie allen Kameraden der Bergrettung Kötschach-Mauthen zum 60-jährigen Jubiläum recht
herzlich zu gratulieren und gleichzeitig für den großartigen
Einsatz sowie für die ausgezeichnete Zusammenarbeit zu
danken. Die Marktgemeinde wird bestrebt sein, weiterhin als
kompetenter Partner diese wichtigen Aufgaben bestmöglich
zu unterstützen.
Für die weitere Zukunft und Arbeit wünsche ich alles Gute,
viel Glück und Erfolg sowie insbesondere eine unfallfreie
Zeit.
Danken möchte ich auch Robby Peters, der dieses Buch wie
auch viele Ausgaben der „Karnisch nostalgischen Bilderbücher“ mit viel Liebe und Identifikation zu unserer Heimat
erstellt hat.
Walter Hartlieb
Bürgermeister der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen
X
Selbstlose
Einsatzbereitschaft
Im Jahre 1896 hat der Österreichische Alpenclub die Gründung eines „Alpinen Rettungskomitees“ beschlossen. Vor
genau 111 Jahren wurde somit der Grundstein für den „Österrreichischen Bergrettungsdienst“ gelegt. Da nach dem 2. Weltkrieg die Region um Kötschach-Mauthen unbedingt eine
Bergrettungsstelle benötigte, sah man sich veranlasst, eine
solche zu gründen. Nach 60 Einsatzjahren feiert ihr 2007 Euer
Jubiläum.
Viele schwere Einsätze wurden in den vergangenen Jahren
getätigt. Unzählige verletzte Bergsteiger geborgen, doch auch
tödlich Verunglückte mussten ins Tal gebracht werden. „Eine
Hilfsbereitschaft ohne Muss und Gewinn“, sagte Bischof Dr.
Reinhold Stecher anlässlich einer Predigt für den Bergrettungsdienst. Mein besonderer Dank hierfür gilt allen Bergrettungskameraden/Innen, die immer wieder unter oft lebensgefährlichen Bedingungen am Berg Verunfallten Erste Hilfe leisten.
Zu Eurem Festjahr meinen herzlichen Glückwunsch, und möge Eure selbstlose Einsatzbereitschaft auch weiterhin dem Wohle
der Bergsteiger dienen.
Euer
Reinhold Dörflinger
Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes
XI
Professionalität
durch Kameradschaft
Aus gegebenem Anlass halte ich gerne inne für eine geistige
Rückschau, daraus folgt meine Gratulation zum runden (60.)
Geburtstag der Ortsstelle Kötschach-Mauthen im ÖBRD und
zur Chronikerstellung sowie ein herzliches Dankeschön für
Eure vielen ehrenamtlichen Stunden für Ausbildung, Einsatz
und Präventionsmaßnahmen.
Dank im Nachhinein an alle verantwortlichen Bergrettungs-
männer, die den Weitblick vor 60 Jahren für die Notwendigkeit
einer eigenen Ortsstelle für die Marktgemeinde KötschachMauthen hatten. Es ist aus heutiger Sicht sehr schwer vorstellbar, wie diese Männer zu dieser Zeit die Einsätze durchgeführt
haben – und es blieb keiner am Berg, Respekt!
An dieser Stelle ein Danke an alle Kötschach-Mauthner Berg-
retter, die diese Idee mitgetragen und gelebt haben und bis
heute leben.
Natürlich ein wichtiges Danke an alle Familienmitglieder,
Partnerinnen und Partner unserer Bergretter(innen) für das
entgegengebrachte Verständnis, fürs oftmalige Ausrücken und
Fernbleiben und unsere generelle Lebenseinstellung.
Kooperationen spielen eine wichtige Rolle. Fürs hervorra-
gende Zusammenwirken mit den Blaulichtorganisationen bzw.
Partnerorganisationen wie Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz,
Wasser- u. Höhlenrettung, dem Österreichischen Bundesheer,
dem Zivilschutzverband und dem ÖAV ein freundschaftliches
Danke.
Ein
nicht zu vergessendes herzliches Vergelt´s Gott allen
Öffentlichen Stellen und privaten Partnern, die unsere Organisation immer wieder unterstützen.
Die gesetzliche Verpflichtung, in Bergnot Geratenen zu helfen,
und die Freude an der Natur und am Bergsteigen hält uns
Gleichgesinnte zusammen und lässt Kameradschaft entstehen. Diese Kameradschaft spornt an, und daraus erwächst
Professionalität in unserem Wirken.
Unter dem Motto Professionalität durch Kameradschaft bitte
ich Euch: Erhaltet Euch Eure Einsatz- und Leistungsbereitschaft sowie Euer selbständiges Bergsteigen, um daraus
Erfahrung zu sammeln, bildet Euch laufend weiter, um so
am Berg rasch zu helfen, und – vor allem – bewahrt Euch
das freundschaftliche Miteinander. Wichtig aber: Wägt immer
auch das Risiko bei Euren Einsätzen ab.
So wünsche ich dem Ortsstellenleiter Roland Pranter und
seinem Team noch einmal alles Gute zum Geburtstag, danke
für die viele Arbeit, bis es zu dieser Chronik kam, und für die
Zukunft viele schöne Bergerlebnisse im Kreise der Kameradinnen und Kameraden sowie wenig Einsätze.
Mit freundschaftlichem Bergsteigergruß!
Otmar Striednig
ÖBRD-Landesleiter Kärnten
Otmar Striednig und Reinhold Dörflinger als Schi-Team
(linke Seite) und beim Aprés Schi nach dem Valentingletscherlauf 2007 auf der Unteren Valentinalm.
XII
Gesellige und
dramatische Momente
Als Ehrenobmann und seinerzeit langjähriger Obmann der
Bergrettung Kötschach-Mauthen ist es für mich mehr als
eine Pflicht, den aus unserer Gesellschaft nicht mehr weg zu
denkenden Verein zu seinem Jubiläum zu gratulieren sowie
Roland Pranter und seinen beherzten Männern unter dem
grünen Kreuz für ihre hervorragende Arbeit zu danken.
Gleichzeitig darf ich mit ein wenig Stolz vermerken, dass ich
während meiner Tätigkeit als Obmann durch drei Jahrzehnte
maßgeblich am Aufbau der Ortsstelle und der Arbeit in ihr
beteiligt war. Ebenso bin ich während der letzten 40 Jahre zu
vielen, vielen Einsätzen gerufen worden und durfte so meinen
Beitrag zur Erfüllung der an die Bergrettung gestellten Aufgaben leisten.
Es gab viele gesellige und lustige, aber auch dramatische und
traurige Momente, Stunden und Tage mit Freunden und Kameraden, die sicher auch zur Prägung meiner Persönlichkeit beigetragen haben.
Für die Zukunft wünsche ich der Ortsstelle eine in unserer so schnelllebigen Zeit gedeihliche Weiterentwicklung. Mögen
sich auch in Zukunft genügend idealistische Männer finden, die sich dieser Herausforderung zum Wohle der Allgemeinheit
stellen.
Sepp Lederer
Ehrenobmann der Bergrettung Kötschach-Mauthen
Vorsitzender der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal
33 Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos: Sepp Lederer
1965 beim Training am Felsentor der Mauthner Klamm und 1998
im OeAV-Freizeitpark in Mauthen mit Prof. Adalbert Kunze.
XIII
Lebensfreude
und Tragödien
Liebe Freunde, Gönner und Förderer der Bergrettung Kötschach-Mauthen,
das Buch, das sie in ihren Händen halten, ist die Geschichte
aus 60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen. Es ist ein Buch,
das Geschichten und Episoden über Leben und Tod, über
Tragödien und menschliche Katastrophen erzählt. Aber es
spiegelt auch Lebensfreude von geretteten Menschen, Lebensfreude der Bergretter selbst und die vielfältigen Aktivitäten
unserer Ortsstelle und ihrer Mitglieder wider.
Im Zusammenhang mit dieser Chronik 1947-2007 möchte ich
die Gelegenheit nutzen, um Leserinnen und Lesern in Kurzform die Aufgaben des Österreichischen Bergrettungsdienstes
ein wenig näher zu bringen.
Der Bergrettungsdienst versteht sich als eine Hilfs-, Rettungsund Informationsorganisation, die äußerst flexibel vorwiegend
alpine humanitäre Herausforderungen im Zusammenwirken
mit anderen Organisationen und Einrichtungen kompetent zu
bewältigen versucht.
Bergretter sind Ehrenamtler und dennoch die Professionalisten für Alpinbergungen und Bergungen aus unwegsamen Gelände. Dabei geht es stets um aktuelle Sachkompetenz. Das heißt:
Ein wesentlicher Schwerpunkt neben der tatsächlichen Einsatzarbeit liegt auf dem Aus- und Weiterbildungssektor. Die Themen
der so genannten neuen Sportarten (z. B. Canyoning, Paragleiten, Eisklettern usw.) stellen immer wieder neue Herausforderungen dar. Das aus dem Training (in Theorie und
Praxis) gewonnene fachliche Wissen und die gleichzeitig
dadurch gewonnene Sicherheit vermitteln im Einsatzfall
jene Ruhe und Ausgeglichenheit, die für den Bergretter
eine unbedingte Voraussetzung sind. Die Bergrettung handelt unter großem persönlichen Einsatz ihrer Mitglieder, sie
ist zuverlässig, arbeitet ehrenamtlich, trainiert meist abseits
der Öffentlichkeit und ist einsatzbereit bei jeden Wetter, in
der Nacht oder bei extremen Geländeverhältnissen. Dies
heißt aber auch, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr für
die in Bergnot geratenen Mitmenschen in Bereitschaft zu
stehen.
Auch möchte ich die Zusammenarbeit in unseren Einsatzgebiet mit den Behörden, den Gemeinden, der Polizei, der
Alpinpolizei, den benachbarten Ortsstellen, den Freiwilligen Feuerwehren und dem Roten Kreuz hervorheben. Ein
großes Dankeschön gehört zudem den zahlreichen Förderern und Unterstützern unserer Organisation. Mein besonderer Dank gilt aber unseren Bergrettungskameraden und
deren Familien, die mit ihrer Freiwilligkeit und den damit
verbundenen Entbehrungen einen unschätzbaren Beitrag
im Dienste der Allgemeinheit leisten.
Roland Pranter
Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen
Dienstausweis der Bergrettung: Roland Pranters alter Ausweis aus dem Jahre 1987 (links), der bis 2007 Gültigkeit
hatte, und oben die aktuelle Identifikationskarte
XIV
Eine ganze Menge gelernt
Wir waren und sind uns einig, Roland Pranter und ich: Es gehört eine gewisse Portion „Verrücktheit“ dazu, ein solches Buch zu gestalten, der Aufwand war gigantisch. Ein Wahnsinnsprojekt! Und das Ergebnis? Ist es gelungen? Das sollen andere beurteilen, wer immer sich
dazu berufen fühlt. Gab/gibt es eine solch umfangreiche, vergleichbare Chronik einer Ortsstelle von der Größe der Kötschach-Mauthner? Ich weiß es nicht, kann es mir aber kaum
vorstellen.
Bis zu jenem Zeitpunkt, als wir im Herbst 2007 den Entschluss fassten, dieses Buch gemeinsam zu machen, wusste ich vergleichsweise wenig über die Bergrettung und über ihre Arbeit.
Außer: Sie hilft in Bergnot geratenen Menschen. Heute ist mein Horizont in Sachen Bergrettung ein wesentlich größerer. Eine ganze Menge habe ich gelernt und erfahren. Über die
Zusammenarbeit zwischen Bergrettung und der AEG, die ich bislang lediglich für eine Herstellerfirma von Kühlschränken, Waschmaschinen und anderen Haushaltsgeräten hielt, die
aber als Alpine Einsatzgruppe der Polizei bei Einsätzen wichtigster Partner der Bergrettung
ist. Oder auch umgekehrt. Über die Strukturen und die Ausbildung, über Aktivitäten wie Expeditionen oder über Veranstaltungen, die zuweilen zur Aufbesserung der „klammen“ Kasse dienen, habe ich viel erfahren und gelernt. Und ich habe gelernt
– damit wären wir wieder bei den ersten Zeilen oben –, dass eine gewisse Portion „Verrücktheit“ dazugehört, Bergretter zu
sein. Respekt und Hochachtung!
Weil das „so eine Sache“ ist mit der Bergrettung: In Lebensgefahr geratene Menschen am Berg aus schwierigsten Situationen
zu befreien und sich so manches Mal dabei selbst in Lebensgefahr zu begeben, könnte im egoistischen Sinne als fahrlässig sich
und seiner Familie gegenüber bezeichnet werden. Die Bereitschaft, als Bergretter das Risiko einzugehen, Menschen zu helfen,
die er in den meisten Fällen gar nicht kennt, die ihm also gleichgültig sein könnten, ist wohl ebenso wenig rational zu erklären
wie das Verlangen, diesen oder jenen Gipfel unbedingt erklimmen zu wollen.
Allerdings ist es ein „Totschlagargument“, zu behaupten, dass der am Berg in Not geratene Mensch „selber schuld“ ist, weil
derjenige, der sich in Gefahr begibt, schließlich darin umkommen könnte. Unsinn ist das, wie das eine oder andere Beispiel in
diesem Buch zum 60-jährigen Bestehen der Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Österreichischen Bergrettungsdienst (ÖBRD)
belegt. Wir Menschen begeben uns jeden Tag in lebensbedrohliche Situationen, die wir in ihrer Allgegenwärtigkeit nur nicht
mehr wahrnehmen. Der Bergsteiger nimmt wahr, was er tut, ist aber in manchen Situationen chancenlos gegenüber der Natur
und ihren Gewalten. In der Regel ist er aber nicht so chancenlos wie etwa ein Fußgänger, der durch einen angetrunkenen PkwFahrer ums Leben kommt. Also lassen wir diese „Totschlagargumente“ weg und fragen nach dem „Warum“.
Der Chef der Bergrettung in Grindelwald, Kurt Amacher, Spengler von Beruf, der in der Eiger-Nordwand mit seinen Bergrettungsleuten verunglückten Alpinisten zu Hilfe eilt, ist im Fernsehen gefragt worden, wodurch er für diese seine ehrenamtliche
Tätigkeit „motiviert“ sei. Motiviert? Das war ein Wort, mit dem Amacher in diesem Zusammenhang nichts anfangen konnte.
„Man tut das, weil es getan werden muss“, sagte Amacher. Da ist etwas Wahres dran, weil es so einfach klingt. Der Fragesteller
blickte peinlich berührt zu Boden.
60 Jahre ist die ÖRBD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen 2007 alt/jung geworden. Es gab sehr schöne Stunden, es gab dramatische und traurige Stunden. Ein Überblick über die vielfältige Arbeit und die vielen Aktivitäten der Ortsstelle KötschachMauthen soll hier in Wort und Bild dargelegt werden. Ein Überblick als Einblick in die Situationen, in die Bergretter zuweilen
gebracht werden. Dabei haben wir, Roland Pranter als unmittelbar Beteiligter/Betroffener und ich als Nicht-Bergretter und
Journalist, manches Mal über die Darstellungsform diskutiert, kontrovers diskutiert. In fast allen Fällen waren Fotos Grund
der Diskussionen: Sollen wir dieses oder jenes Bild wirklich zeigen? Ja, es ging immer um die tragischen Fälle, um die tödlichen. Der Kompromiss: Ja, wir zeigen diese Bilder, „entschärfen“ sie aber, was bei einigen wenigen Fotos in diesem Buch
geschehen ist. Warum wir sie dennoch neben vielen anderen Bildern, die Lebensfreude widerspiegeln, ausgewählt haben, hat
einen einfachen Grund: die Wahrheit. Wir möchten die Wahrheit zeigen, auch wenn sie zuweilen tragisch, ja grausam ist. Aber
so ist eben manchmal die Wahrheit.
Reinhold Messner hat Recht, wenn er einst feststellte: „Ich habe wie jeder gesunde Mensch Angst, wenn ich über meine
Verhältnisse lebe, eine Stelle klettern möchte, die ich nicht beherrsche. Ich ging bisher immer zurück, wenn ich fürchtete
abzustürzen.“ Das ist zweifelsohne die beste Lösung. Aber nicht jeder Kletterer oder Wanderer hat immer die Chance, zurück
zu gehen. Und darum macht es Sinn, darum verdient es höchsten Respekt, dass da Menschen sind, die Bergretter, die anderen,
in Not geratenen Menschen helfen. Dass es nicht immer gelingt, ist Fügung des Schicksals. Aber Leben zu retten, lohnt sich
allemal. Zumindest, es zu versuchen.
W. Robert Peters
OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal
XV
Die Bergrettung Kötschach-Mauthen im Jubiläumsjahr 2007
1. Reihe (von links nach rechts): Claus Wassertheurer, Klaus Hohenwarter, Georg Drumbl, Albert Lora, Leo Jost, Adolf Zumtobel, Andreas Prugger, Roland Pranter, Gotthard Unterkreuter, Eckart Salcher, Helmut Lackner, Wilfried Tillian, Alois Ortner.
2. Reihe (von links nach rechts): Hannes Grimmer, Franz Fortunat, Alexander Gressel, Günther Schmid, Georg Zankl, Richard
Petutschnig, Günther Burgstaller, Gernold Flaschberger, Heribert Patterer, Albert Schellander, Hubert Putz, Werner Holzfeind.
3. Reihe (von links nach rechts): Dr. Andreas Wibmer, Peter Wilhelmer, Herwig Winkler, Johannes Kofler, Reinhard Ranner,
Stefan Obernosterer, Konrad Tillian, Simon Wurzer, Hannes Obereder, Harry Kollmitzer, Bernd Eder, Richard Fankhauser, Sepp
Lederer, Charly Lamprecht. (Foto: Bernhard Karner)
„Respekt ist bei jedem Einsatz dabei,
aber Angst ist ein schlechter Partner“
Ortsstellenleiter Roland Pranter: Bergretter ist man aus Berufung
Wie geht ein Bergretter mit dem Ehrenamt um, ein Bergretter zu sein? Roland Pranter, der
Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, sagt: „Jeder Einsatz, bei dem ein Menschenleben gerettet werden kann, ist ein schönes Erlebnis.“ Das ist leicht nachvollziehbar.
Wie aber geht der Bergretter mit diesem Ehrenamt um, das er ja freiwillig und in dem Wissen
bekleidet, dass es zu physischen und psychischen Extremsituationen kommen kann? Wie also
geht er mit dem Tod um? Und wie kompensiert er schlimme Erlebnisse? Im Interview mit
Robert Peters gibt Pranter Auskunft.
Die Aus- und Weiterbildung ist wichtiger, wenn nicht wichtigster Bestandteil der
Bergrettungsarbeit, was ja auch Sinn macht, um immer auf dem aktuellsten Stand zu sein. Roland Pranter
Aber was ist mit der Psyche eines Bergretters? Macht ihr psychologische Schulungen, um mit
Extremsituationen umzugehen?
Roland Pranter: Im Moment sind solche Schulungen nicht vorgesehen bzw. haben wir hier in Kötschach-Mauthen noch
keine gebraucht. Bei wirklichen Extremsituationen wird eine psychologische Betreuung über unsere Landesorganisation geordert, um den Bergrettern die maximale Unterstützung zu gewähren.
Seid ihr nicht ein wenig allein gelassen vom Gesetzgeber, der sagt, Bergrettung ja, psychologische Betreuung nein?
1
Pranter: Nein, es gibt ja eine psychologische Betreuungsstelle, und es obliegt jeder einzelnen Organisation, diese
anzufordern – je nach Situation und schwere des Unglücks.
sich Fehler ein. Angst ist ein schlechter Partner im Bergrettungsdienst.
Sicher, eine Suggestiv-Frage! Ich stelle sie trotzdem:
Was würdest Du tun, wenn Du vor der Situation stündest, das
Seil kappen zu müssen, an dem Du einen Verunglückten hältst?
Pranter: Diese Frage werde ich nicht beantworten und hoffe
auch, sie nie beantworten zu müssen.
Was geht in Dir vor, was denkst Du, wenn Du dem
Tod begegnest, dem Du ja unweigerlich begegnest?
Pranter: Solange es nicht jemanden aus unseren Reihen beziehungsweise aus dem Bekanntenkreis erwischt, macht man den
„Job“, analysiert das Warum und hackt die Sache ab.
Bergetter sind Ehrenamtler. Ihr riskiert Euer Leben,
um andere zu retten. Was ist die Motivation, dies zu tun?
Pranter: Wie schon gesagt: Bergrettung ist Berufung. Es sind
besondere Menschen, die sich als Team treffen, um andere
Menschen aus ihrer Not zu retten. Und es macht – schon
wegen dieser Aufgabe – unheimlich stolz, Träger des grünen
Kreuzes zu sein.
Pardon, wie „verrückt“ muss man sein, um als Bergretter sein Leben für andere, zumeist Fremde, zu riskieren,
zumal dann, wenn man Familienvater ist?
Pranter: Bergretter wird man aus Berufung, niemand wird
gezwungen, es passiert alles auf freiwilliger Basis. Dies muss
jeden bewusst sein und wird abgeklärt, bevor jemand in die
Bergrettung eintritt.
Wie werden Nachwuchsleute rekrutiert, nach welchen Kriterien?
Pranter: Bergsteigerische Fähigkeiten und Teamgeist sind
für eine Aufnahme die ersten Kriterien. Dann gibt es ein sehr
langes persönliches Gespräch mit dem Ortsstellenleiter über
alle Plus und Minus. Es folgt das so genannte Probejahr, in
dem wir ganz genau schauen, ob der Neue sich anpassen kann
und Teamfähigkeit beweist. Hat er das Probejahr absolviert,
entscheidet ein extra dafür ausgewähltes Gremium über die
Aufnahme. Erst nach diesem Entscheid darf er die dreijährige
Ausbildung (Winter-, Sommer-, Eiskurs) machen. Wenn der
erste Kurs absolviert wurde, ist er Bergrettungsanwärter und
wird auf die Einsatzliste gesetzt.
Wie gehst Du mit dem Tod um?
Pranter: Der Tod ist ein Teil des Lebens – natürlich ist es
erschreckend und schockierend, wenn jemand tödlich verunglückt. Das Wichtigste ist aber, dass man immer die Gründe
des Unfalls hinterfragt, analysiert, aus eventuell gemachten
Fehlern Lehren zieht, diese dann spezifisch in der Bergrettung in die Ausbildung einbaut und die Bergretter entsprechend schult.
Dein schlimmstes Erlebnis als Bergretter?
Pranter: An einzelne Erlebnisse kann ich mich nicht mehr
erinnern, denn ich versuche, so schnell wie möglich die Einsätze abzuarbeiten und zu vergessen. Die schlimmsten Erlebnisse sind aber sicher Unfälle, an denen Kinder beteiligt sind.
Kinder haben die Eigenschaft, keine Furcht zu kennen und
können auch Gefahren nicht einschätzen.
Findet Eure Arbeit in der einheimischen Bevölkerung genügend Anerkennung und Unterstützung?
Pranter: Ich denke, dass wir einen sehr hohen Stellenwert
in der Bevölkerung genießen, denn immer, wenn wir rufen
oder um Unterstützung bitten, lässt uns die Bevölkerung nie
im Stich.
Wie kompensierst Du schlimme Erlebnisse?
Pranter: Wie schon gesagt: Die einzelnen Unfälle muss ich
für mich persönlich nochmals aufarbeiten und hinterfragen.
Wenn dies geschehen ist, kann ich das Ereignis in ein so
genanntes „geistiges Archiv“ legen und als erledigt betrachten. Das wichtigste im Bergrettungsdienst ist es, die Unfälle
relativ sachlich zu sehen und nie emotionell zu werden.
Und in der Politik (Gemeinde, Land und Bund)?
Gibt es von dort genügend Unterstützung – auch und gerade
finanziell?
Pranter: Die Unterstützung von Seiten der Gemeindepolitik
ist hervorragend. Auf Landesebene werden wir ja durch das
„Kärntner Rettungsförderungsgesetz“ finanziell unterstützt.
Die wichtigste Einnahmequelle der Bergrettung KötschachMauthen ist aber sicherlich der jährlich stattfindende Valentingletscherlauf, der seit 1971 unsere Kameradschaftskasse füllt.
Aber auch hier geht es nicht ohne Unterstützung der Politik,
Wirtschaft und der Bevölkerung. Und die ist ausgezeichnet.
Die Gegenfrage: Was war Dein schönstes Erlebnis?
Pranter: Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten:
Jeder Einsatz, bei dem ein Menschenleben gerettet werden
kann, ist ein schönes Erlebnis.
Du und Deine Kollegen müssen im Ernstfall sehr
schnell entscheiden, was zu tun ist. Keine Angst davor, eine
falsche Entscheidung zu treffen?
Pranter: Mein Leitsatz ist: Keine Entscheidungen sind falsche
Entscheidungen. Unsere Übungen, beziehungsweise die Ausbildung ist ja genau auf „richtiges Entscheiden“ aufgebaut.
Wer Angst hat, falsche Entscheidungen zu treffen, wird sich
auch generell im Leben schwer zurechtfinden. Bergrettung ist
keine Entscheidung von Einzelpersonen sondern eines Einsatzteams.
Warum gibt es in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen
keine Frau, die in der Bergrettung tätig ist?
Pranter: Ich kann mit Stolz verkünden, dass wir in Kärnten
die einzige Ortsstelle ohne Frauenbeteiligung sind. Aber Spaß
beiseite: Es hat sich bei uns noch keine Frau derart aufgedrängt, dass sie die so genannte „Männerdomäne“ durchbrochen hätte. Aber: Sag niemals nie!
Hast Du Angst oder Respekt oder welches Gefühl im
Einsatz, bei dem es ja oft um Leben und Tod geht?
Pranter: Respekt ist immer und überall bei unseren Einsätzen
dabei. Dies ist sogar ein unbedingtes Muss. Sonst schleichen
2
Vorstandsmitglieder und Funktionsträger
Georg Drumbl: Kassier
Bernd Eder: Öffentlichkeitsarbeit
Gernold Flaschberger:
Sanitätswart
Alexander
Gressel:
Einsatzleiter
Klaus
Hohenwarter:
stv. Ortsstellenleiter
Leo Jost: Einsatzleiter
Harry Kollmitzer: stv.
Ortsstellenleiter
Charly
Lamprecht:
Ausbildungsleiter
Stefan Obernosterer:
Gerätewart
Lois Ortner: Kassenprüfer
Andreas Prugger: Vereinsheimverwalter
Gotthard Unterkreuter:
stv. Ausbildungsleiter
Dr. Andreas Wibmer:
Arzt
Herwig Winkler: stv.
Ausbildungsleiter
Georg Zankl: Kassenprüfer
Einsatzleiter
1966: Warmuth Josef
1967: Waldner Hans
1977: Ortner Alois
1990: Pranter Roland
1992: Pranter Roland, Patterer Heribert
2002: Patterer Heribert, Jost Leo
2005: Jost Leo, Unterkreuter Gotthard
2006: Jost Leo, Gressel Alexander
Ausbildungsleiter
1954: Heinricher Heini
1959: Gratzer Hans
1967: Lederer Josef
1970: Zeitler Georg
1973: Zojer Michael
1980: Ortner Alois
1989: Pranter Roland
1990: Pranter Roland, Patterer Heribert
1992: Kristler Kurt, Engl Hubert
1994: Kristler Kurt, Patterer Heribert
1995: Patterer Heribert, Pranter
Roland
1999: Patterer Heribert, Lamprecht
Charly
3
2002: Kollmitzer Harald, Lamprecht Charly
2005: Lamprecht Charly, Wurzer
Simon
2006: Unterkreuter Gotthard, Winkler Herwig
Kassier
1954: Zojer Herbert
1967: Steindl Norbert
1970: Kristler Siegfried
1989: Kristler Siegfried, Drumbl
Georg
1990: Drumbl Georg
Einsatzstatistik 1947 – 2007
Jahr
Anzahl
Einsätze
unverletzt
geborgen
verletzt
geborgen
tot
geborgen
PistenBergungen
1947
1948
1949
1950
1951
1952
1953
1954
1955
1956
1957
1958
1959
1960
1961
1962
1963
1964
1965
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
3
2
4
2
2
4
4
8
8
8
6
5
8
9
8
9
2
4
14
5
12
22
24
14
13
16
16
12
23
34
8
10
11
10
13
11
9
8
10
8
8
8
10
9
61
45
0
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12
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14
9
14
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k.A
k.A
k.A
k.A
k.A
k.A
k.A
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k.A
k.A
k.A
k.A
k.A
k.A
29
23
4
Jahr
Anzahl
Einsätze
unverletzt
geborgen
verletzt
geborgen
tot
geborgen
PistenBergungen
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
41
20
23
11
13
7
22
7
11
5
9
11
9
22
8
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0
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2
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7
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2
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5
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0
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2
1
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10
9
6
3
0
10
1
0
0
0
2
1
10
0
Insgesamt:
757
231
322
81
287
757 Einsätze stehen in der 60-jährigen Geschichte der Ortsstelle zu Buche, wobei die Pisten-Einsätze (k.A. = keine Angaben)
nicht komplett festgehalten wurden.
Die Alpine Einsatzgruppe Hermagor der Polizei 2007
Bergrettung und Alpine Einsatzgruppe der Polizei (AEG) arbeiten sehr eng zusammen. Von Beginn an gehörten AlpinGendarmen oftmals gleichzeitig der Bergrettung an. Im Jahr des 60-jährigen Bestehens der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen entstand dieses Foto 2007 mit der AEG Hermagor an der Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten.
Es zeigt (hinten von links): Manfred Steinwender (Bezirksinspektor/BI, Bergführer), Rudolf Berger (Abteilungsinspektor/AI, Bergführer), Horst Kanzian (Gruppeninspektor/GI), Klaus Waldner (GI, Bergführer), Rupert Templer (Hüttenwirt
Karlsbaderhütte), Alois Ortner (Kontrollinspektor/KI, Bergführer), Josef Tillian (BI), Hartwig Oberessel (Gast/Bundesheer), Heribert Patterer (BI, Bergführer und Einsatzleiter/auf dem kleinen Foto 2007 am Valentintörl) sowie (vorne von
links) Wolfgang Guggenberger (Revierinspektor/RI, Bergführer), Ewald Unterguggenberger (RI), Josef Einetter (BI) und
Günther Steinwender (BI, Bergführer).
5
Ortsstellenleiter 1947 – 2007
Peter Webhofer (1947-1953)
Erich Strasser (1953-1957)
Hans Strobl (1957-1958)
Herbert Zojer (1958-1962)
Hellmut May (1962-1970)
In den ersten Jahren führte
Peter Webhofer den Bergrettungsdienst vom Finanzamt
Mauthen aus. Erich Strasser
gilt als Pionier der Flugrettung, Hans Strobl starb sehr
früh, Herbert Zojer übernahm
dann das Amt. Ihm folgte 1962
Hellmut May und 1970 Sepp
Lederer, der die Ortsstelle
30 Jahre leitete, ehe Roland
Pranter ihn 1999 beerbte und
seither die Geschicke lenkt.
Sepp Lederer (1970-1999)
Roland Pranter (seit 1999)
Der Österreichische Bergrettungsdienst
1896 entsteht nach einem Unglück auf der Rax die erste alpine Rettungsorganisation
Der Österreichische Bergrettungsdienst ist eine Hilfsorganisation, die in Österreich den alpinen Rettungsdienst durchführt.
Die Bergrettung ist in Österreich in sieben Landesorganisationen unterteilt. Der einheitliche Bergrettungsnotruf ist in
Österreich unter der Telefonnummer 140 zu erreichen.
Alpenklubs, der Sektion Austria und der Akademischen Sektion des DÖAV, des Niederösterreichischen Gebirgsvereines
und des Österreichischen Touristenklubs überein, „ . . . dass
in Wien durch die Alpinen Corporationen eine Zentralstelle
geschaffen werden soll, welche bei vorkommenden alpinen
Unglücksfällen einzugreifen hätte…“.
Als auslösendes Ereignis zur Gründung der ersten alpinen
Rettungsorganisation wird ein Lawinenunglück am Reistalersteig auf der Rax (Niederösterreich) am 8. März 1896 angesehen, bei dem drei bekannte Wiener Bergsteiger (Josef Pfannl,
Max Schottik und Fritz Wannieck) verschüttet und erst nach
tagelanger Suche tot geborgen wurden. Der Unfall erregte solches Aufsehen, dass am 24. April 1896 vom Österreichischen
Alpenklub in Wien ein Diskussionsabend über die Frage der
Organisation eines Bergrettungsdienstes veranstaltet wurde.
Gleichzeitig wurde erkannt, dass diese Idee nur durch eine
gemeinsame Aktion der großen alpinen Vereine verwirklicht
werden konnte.
Bei der nachfolgenden vereinsmäßigen Anmeldung wurde
der Name „Alpiner Rettungsausschuss Wien“ (ARAW) festgelegt. Dieser gilt als der weltweit erste organisierte Bergrettungsdienst, als Vorbild für gleichartige Organisationen
in anderen Städten und als Vorläuferorganisation des heutigen Österreichischen Bergrettungsdienstes. Als erster Leiter
wurde Heinrich Krempel gewählt.
In den nachfolgenden Jahren wurden im Ostalpenraum weitere
alpine Rettungsorganisationen gegründet: Alpine Rettungsgesellschaft Innsbruck (1898), Alpiner Rettungsausschuss
München (1898), Alpiner Rettungsausschuss Salzburg (1901)
und Alpiner Rettungsausschuss Graz (1902). So genannte
Am 11. Mai 1896 kamen die Delegierten des Österreichischen
6
Lokalstellen wurden errichtet. 1906 waren bereits 173 Rettungsstellen in den Ostalpen vorhanden. 1902 beschließt der
Deutsch-Österreichische Alpenverein, an jedem Sitz einer
Alpenvereins-Sektion eine Rettungsstelle mit entsprechender
Ausrüstung zu installieren.
sation gelegt. In hervorragender Zusammenarbeit mit Gendarmerie, Bundesheer und Zollwache werden Erfahrungen
ausgetauscht, die allen Verunglückten zugute kamen.
Seit Mitte/Ende der 1990er Jahre werden auch Frauen in der
Bergrettung aufgenommen. In Vorarlberg ist die Bergrettung
vom Land Vorarlberg beauftragt, die Flugrettung zu organisieren und zu betreiben. Für die Beistellung der Fluggeräte
und der Piloten wurden entsprechende Verträge mit dem Christophorus Flugrettungsverein (Christophorus 8) und mit der
Fa. Wucher (Gallus 1) abgeschlossen.
Mit dem Anschluss Österreichs 1938 gingen die Rettungsorganisationen in der Deutschen Bergwacht auf. 1939 wurde
der Bergwacht auch der Naturschutz übertragen. Im weiteren
Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden die Bergwachtmänner als Hilfspolizisten vereidigt. 1944 wurde die Bergwacht
militärischen Stellen unterstellt.
Landesleitungen des ÖBRD gibt es für Niederösterreich und
Wien, Salzburg, Steiermark, Oberösterreich, Kärnten, Tirol
und Vorarlberg. Die Bereiche der Landesleitungen decken
sich mit den Bundesländergrenzen. Für die beiden Bundesländer Wien und Niederösterreich ist die Landesleitung
Niederösterreich/Wien zuständig. Für das Burgenland gibt es
keine eigene Landesleitung.
(aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird 1946 der Österreichische
Bergrettungsdienst (ÖBRD) gegründet. Die einstigen Rettungsstellen sind in Ortsstellen aufgegangen. In der Länderkonferenz wird 1946 beschlossen, ab sofort als selbständiger
Österreichischer Bergrettungsdienst zu arbeiten. Der ÖAV
überlässt der Bergrettung die vorhandenen Rettungsgeräte,
und somit wird auch der Grundstein für die heutige Organi-
Naturgewalten im Gebirge
Schon früh erscheinen Bücher und Lehrschriften zum Thema
Der Mensch ist nichts, wenn die Naturgewalten zuschlagen. Gerade im Gebirge sind es Blitzschlag, Wettereinbrüche, Lawinenabgänge oder Steinschlag, die immer wieder ihre Opfer fordern. Kommt es zu Unfällen, ist die Bergrettung zur Stelle.
Schon früh wurde in der Literatur das Thema Naturgewalten im Gebirge und wie man sich ihnen gegenüber verhält aufgegriffen. Hier einige Beispiele früher Lehrschriften.
DER Klassiker schlechthin, der ab 1885
in zahlreichen weiteren Auflagen erschienen ist: Dr. Emil Zsigmondy: „Die Gefahren der Alpen“. Praktische Winke für
Bergsteiger. Verlag von Paul Frohberg,
Leipzig 1885, 1. Auflage.
Emil Zsigmondy: „Die Gefahren der
Alpen“. Erfahrungen und Ratschläge.
Hier die fünfte Auflage aus dem Jahre
1911, „völlig neu bearbeitet und ergänzt
von W. Paulcke. A. Edlinger‘s Verlag,
Wien/Leipzig.
7
„Anleitung zur Ausübung des BergführerBerufes“. Verfasst von Dr. med. J. Buchheister, Dr. Johannes Emmer, Dr. Eduard
Richter, Dr. Moritz Zeppezauer. Herausgegeben vom Deutschen und Österr.
Alpenverein, Wien 1891.
Dr. Walther Penck: „Naturgewalten im
Hochgebirge“, Verlag Strecker & Schröder, Stuttgart 1912.
Alfred Steinitzer: „Schule des Bergsteigens“, Verlag Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1926.
Dr. Max Köhler (Operatuer der II. chir.
Univ. Klinik in Wien): „Gefahren und erste
Hilfe in den Bergen“, Österreichischer
Bundesverlag, Wien und Leipzig 1928.
„Ratgeber für Bergsteiger“, herausgegeben von der Sektion „Uto“ des SAC,
Zürich 1916.
Prof. Dr. W. Paulcke: „Gefahrenbuch des
Bergsteigers und Skiläufers“ (Untertitel:
Katechismus für Bergfreunde in Sommer
und Winter), erschien 1942 in Berlin
(Verlag Union Deutsche Verlagsgsellschaft), Umschlagentwurf Otto Brandhuber.
Aus der Zeit vor Gründung der
Ortsstelle Kötschach-Mauthen
Im Kampf mit dem übermächtigen Gegner Natur und Berg
Waren es um 1900 meist verwegene Jäger oder Wilderer, aber auch Almhirten, die unsere
Berge erstiegen haben und dort auch Hilfe leisten mussten, so konnte man bei Ausbruch der
Feindseligkeiten mit unserem südlichen Nachbarn schon von einer gut organisierten Bergsteiger- und Rettungsorganisation sprechen. Große Namen wie Thalmann, Salcher, Steinberger
und andere beherrschten diese lange Zeit des aufopferungsvollen Sterbens im Kampf mit dem
übermächtigen Gegner Natur und Berg an der Karnischen Front des 1. Weltkrieges zwischen
1915 und 1917.
Mit dem Frieden kam auch die weitere stürmische Erschließung unserer heimischen Berg8
Aus der Gendarmeriechronik
Kötschach-Mauthen:
Bezirks-Wachtmeister Simon
Steinberger, von 1909 bis
1923 am Posten Mauthen als
Kommandant tätig.
welt, und wenn man in Aufzeichnungen nachschaut, gab
es gerade damals zahlreiche
Unfälle – auch tragische – in
den Bergen zwischen Kartitsch und Hermagor. Dies
machte die Errichtung von
Rettungsnebenstellen
notwendig, die auch im Jahrbuch
des DÖAV aus dem Jahr 1929
verlautbart wurden. Dort
fasst Dr. J. Moriggl (Innsbruck) „Zehn Jahre Vereinsgeschichte 1919 – 1929“ des
Deutschen und Österreichischen Alpenvereins nach
dem 1. Weltkrieg zusammen.
In Kapitel VI geht es um
das alpine Rettungswesen.
Moriggl schreibt:
Zeugen zweier Weltkriege
an Haus Nr. 26 in Mauthen:
Granateinschüsse aus dem
1. Weltkrieg, darunter das
Fresko „Kosaken in Mauthen
1945“ von Prof. Adalbert
Kunze.
9
Aus der Hauptstelle in Mauthen, deren Vorsitzende Andreas
Wald (Zimmermeister) und später Johann Zoppoth (Schneider) waren, entstanden neue Ortsgruppen im Gail- und Lesachtal. In diese Zeit fällt die Tätigkeit verwegener und ebenso
berühmter Männer, wie die der verstorbenen Bergführer
Simile-Ainetter oder Stramitzer aus Wetzmann.
Nach dem gewaltsamen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde auch unsere Rettungsorganisation veramtlicht und ein Zollbeamter namens Josef Haim von der
Kreisleitung zum Leiter der Einsatzstelle 23 bestellt. Welchen
Stellenwert die Deutsche Bergwacht damals hatte, beweist die
Tatsache, dass Mitgliedern Sonderzuteilungen an Lebensmitteln und Treibstoff gewährt wurden.
War Vorsitzender der Rettungshauptstelle in Mauthen,
fungierte von 1925 bis 1937
als Bezirksobmann (Bezirkswehrführer) der Feuerwehr
und war Träger der goldenen
Verdienstmedaille: Andreas
Wald aus Mauthen.
Nicht nur Bergretter galt es damals zu sein, sondern es wurden
die Männer auch zu Hilfspolizisten ernannt. In den Jahren des
Zweiten Weltkrieges waren weiters Josef Kümpfbeck und
Lorenz Slamanig als Ortsstellenleiter tätig.
19 Lawinenopfer auf der Oberen Valentinalm
Das Unglück im 1. Weltkrieg vom 21. November 1916
Am 21. November 1916, während der 1. Weltkrieg auch in den Karnischen Alpen tobte, verloren bei einem verheerenden Lawinenunglück 19 Soldaten auf der Oberen Valentinalm ihr Leben. In seinem Buch „Der Krieg an Kärntens Grenze 1915-1917“,
das 1938 im Leykam-Verlag erschienen ist, schreibt Hans Lukas über jene Katastrophe:
Am 21. November 1916, knapp vor drei Uhr früh, ging unter dem Brausen des Sturmes eine Lawine rauschend und dröhnend über die Unterkünfte auf Obervalentin hinweg. Hütten krachten in allen Fugen und wurden wie von einer Riesenfaust
zerdrückt. Die Hochgebirgskompanie des Hauptmannes Assam verlor einen Offizier und neunzehn Mann als Opfer dieser
10
Lawinennacht. Der Offizier
war der Bruder des Kompaniekommandanten, Leutnant
Herbert Assam. Er hatte noch
vor Mitternacht in heftigstem
Sturm bei der Unteren Valentinalpe das Ausgraben zweier
verschütteter Tragtiere geleitet.
Während die Rettungsarbeiten auf Obervalentin im
vollen Gange waren, zeigte
sich die Natur von der
schrecklichsten Seite: Blitze
durchflammten die Nacht,
Donnerschlage hallten gleich
einer schweren Kanone von
den Wänden wider. Die
Schneeflocken wurden zu
spitzen Eiskristallen, peitschten in dichten Wolken hernieder und nahmen den
Überlebenden fast die Sicht.
Immer in Gefahr, selbst verschüttet zu werden, arbeiteten die Männer unter Leitung
des Hauptmannes Assam den
ganzen Tag hindurch bis zum
Einbruch der Dunkelheit an
der Suche nach den letzten
drei Vermissten. Man fand
sie noch – aber zwei von
ihnen waren tot, und der dritte
wurde irrsinnig aufgefunden.
Er war vierzehn Stunden
unter den zwei Toten in der
Lawine begraben gewesen.
Erst eine Woche später klangen in ihm die Folgen dieser
Nacht des Grauen ab.
Buntmetallsammler
Mit Ende des 1. Weltkrieges
wird durch die Not dieser
Jahre ein neuer Erwerbszweig
geboren, auch in den Karnischen Alpen: die Buntmetallsammler. Sie waren in den
Hochregionen unterwegs, um
von der in Mengen herumliegenden Munition und den
Blindgängern die Messingund Kupferteile für den
Weiterverkauf zu gewinnen.
Zahlreiche schwere und auch
tödliche Unfälle waren dabei
dies- und jenseits der Grenze
zu beklagen. Der Krieg holte
sich so im noch jungen Frieden immer noch neue Opfer.
Unterhalb des Eiskars, auf der Oberen Valentinalm, passierte das Lawinenunglück am 21.
November 1916. Das Bild zeigt die Eiskar-Kavernen auf einer zeitgenössischen Aufnahme aus
dem Buch „Der Krieg an Kärntens Grenze 1915-1917“ von Hans Lukas.
Verzeichnis der Rettungsstellen aus dem „Kalender des
DÖAV“, Jahrgang 1911.
11
Bergführer, Rettungs- und Meldestellen 1929
Unter sicherer Führung die Reize der Karnischen Bergwelt kennen lernen
Die erste zusammenhängende Darstellung der Geschichte der Karnischen Alpen, ihrer Erschließung, ihrer Täler und Orte
erscheint 1929 im Wiener Artaria-Verlag. Ing. Eduard Pichl ist der Autor des Büchleins „Führer durch die Karnische Hauptkette“. Dort finden sich auch Informationen über Bergführer sowie Rettungs- und Meldestellen jener Jahre. Pichl schreibt:
Bergführer standen bisher mehr zur Verfügung als Bedarf war. Die Ursache der Nichtbeschäftigung der Bergführer lag an dem
Mangel eines die Schönheiten und Möglichkeiten von Bergfahrten und Übergängen zusammenfassenden „Führers“. Es wird
nun wohl auch die Nachfrage nach den mit ihrer Heimat sehr vertrauten und vorzüglichen Führern steigen, ist doch dadurch
auch für mittlere und schwache Berggeher die Möglichkeit gegeben, unter sicherer Führung die Reize der Karnischen Bergwelt kennen zu lernen.
Standorte und Namen der Bergführer sind: In Mauthen Simon Ainetter d. J. und Markus Lamprecht; in Wetzmann bei Mauthen
der Bewirtschafter der Eduard-Pichl-Hütte, Adam Stramitzer, Besitzer des Rettungs-Ehrenzeichens (von Ende Juni bis Ende
September auf der Eduard-Pichl-Hütte); in St. Daniel im Gailtal Peter Janschitz; in Wodmair bei Birnbaum Michael Seirer; in
Obergail bei Liesing im Lesachtal Franz Hackl; in St. Lorenzen im Lesachtal Johann Ortner und Hermann Salcher. Ein eigener,
vom D. u. Ö. A. V. und von der Bezirkshauptmannschaft Hermagor genehmigter Führertarif bestimmt die Entlohnungen an
die Bergführer.
Rettungs- und Meldestellen: Es besteht ein über das ganze Gebiet ausgedehntes Netz von solchen Stellen. Die Aufsicht über
den alpinen Rettungsdienst führen im Unteren und Mittleren Gailtal die Alpenvereins-Sektion Villach, im Oberen Gailtal und
im Lesachtal bis einschließlich Obertilliach die AV-Sektion Austria und von dort bis Sillian die AV-Sektion Sillian. Für die
südlichen Ausläufer der Lienzer Dolomiten ist die AV-Sektion Lienz zuständig.
Rettungsstellen bestehen in den Gailtaler Alpen und der Karnischen Hauptkette in: Greifenburg (bei Balthasar Niedermüller),
Oberdrauburg (Leopold Reichenwallner), Nötsch (Simon Michor), Reisach (Josef Pirschl), Mauthen (Andreas Wald), Plöckenhaus, St. Lorenzen im Lesachtal (Adam Salcher).
Meldestellen, die jede Nachricht von einem Unfall auf dem kürzesten und schnellsten Weg an die Rettungsstellen zu melden
haben, sind in: Schartenalpe, Gailbergsattel, Ochsenschluchthütte, Eggeralpe, Comptonhütte, Kreuzbergwirt, Sausengalpe,
Wasserleonburg, Feistritz a. d. Gail, Achomitz, Reißkofelbad, Nassfeldhütte, Bischofalm, Ederwirtshaus, Eduard-Pichl-Hütte,
Mauthneralm, Sittmoos, Nischlwitz, Birnbaum, St. Jakob, Liesing, Luggau, Hochweißsteinhaus, Wacht, Tuffbad, Obertilliach
(Gendarmerie), Kartitsch (Huber).
Mit einem Schrei stürzt Lewitzky in die Tiefe
Tod in der Nordwand der Hohen Warte am 25. August 1927
Mit dem Tod eines jungen Chemikers und der Rettung seines Begleiters endete im August 1927 eine Tour vom Wolayersee
auf die Hohe Warte. In den „Mitteilungen des DÖAV“, Band 53, Jahrgang 1927, findet sich der folgende Bericht über das
Unglück:
Chemiker Reinhold Lewitzky fand am 25. August 1927 im 23. Lebensjahr in der Nordseite der Hohen Warte (Karnische
Hauptkette) einen jähen Bergsteigertod. Er war am Vortage mit Dipl.-Ing. Wilhelm Neumann (Sektion Amberg) aus München
von der Pichlhütte über die Nordseite der Seewarte und über den Nordwestgrat auf den Gipfel der Hohen Warte gestiegen. Ihr
Gepäck hatten die beiden in der Scharte nahe der Seewarte gelassen, da sie an den ganz leichten Abstieg von der Hohen Warte
nach Süden und Rückkehr über den Wolayerpass wegen der an der Tagesordnung stehenden Belästigungen und Verhaftungen
von Touristen durch die die Grenze scharf bewachenden Italiener nicht denken konnten. Sie waren somit gegen ihren Willen
gezwungen, einen Abstieg über die schwierige Nordwand der Hohen Warte zu suchen, wobei Lewitzky den Tod fand.
Nach ihrer Rückkehr zu der Scharte, wo ihr Gepäck lag, stiegen sie im dichten Nebel durch eine Schlucht nach Norden ab in
der Meinung, sich auf dem richtigen Nordwege zu befinden, während dieser tatsächlich ein gutes Stück höher oben (östlich)
vom Grat abzweigt. Als sie in der Schlucht zwei Abseilstellen hinter sich hatten, war es ihnen klar geworden, dass sie auf
falschem Wege seien. Neumann seilte sich dann noch einmal am einfachen Seile 22 m ab, Lewitzky blieb höher oben sitzen.
Es war mittlerweile Nacht geworden, doch hatten sich beide noch mit dem Hüttenwirt und Bergführer Stramitzer, der auf die
Suche gegangen war, durch Rufe verständigen können.
12
Dieser traf am frühen Morgen am Fuße der Schlucht, die beiderseits durch außerordentlich
glatte und jähe Wände flankiert ist, ein und suchte unter beständigen Regenschauern nach
Ersteigungsmöglichkeiten durch die ungegliederten Wände. Begleitet vom Mineur Reßmann
stieg Stramitzer äußerst gefährlich bis zu einer Stelle unterhalb Neumanns empor, und dieser
konnte an einer gestückelten Schnur das mitgebrachte 30 m Hüttenseil zu sich emporziehen
und es an dem von Lewitzky herabhängenden Seil diesem hinaufgeben.
Dieser sollte sich nun am doppelten Seil über eine überhängende Verschneidung etwa 22 m
abseilen. Die Felsen waren schlüpfrig und die Hände Lewitzkys nass geworden, zudem verlor
er den Kletterschluss, rutschte am Seil und bekam im Schreck nur das eine Seil zu fassen,
während das andere durch den plötzlichen Ruck über den Abseilblock schnellte. Mit einem
Schrei stürzte Lewitzky in die Tiefe und blieb auf einem Absatz der Schlucht, knapp vor einem
weiteren Abbruch, mit tödlicher Kopfverletzung liegen.
Da der Abgestürzte beide Seile mit sich gerissen hatte, musste nun Stramitzer ein weiteres Seil
holen, das Dr. Herbert Fasan aus Spittal a. d. Drau zur Verfügung stellte. Dann erst konnte sich
Neumann am einfachen Seil 15 m frei abseilen, wurde durch die Retter in Empfang genommen und über die sehr schwierigen Platten hinunter geleitet. Nach der Mitteilung Neumanns
hat besonders Stramitzer dabei ganz Hervorragendes geleistet.
Der am 25. August 1927 im
23. Lebensjahr in der Nordwand der Hohen Warte tödlich verunglückte Reinhold
Lewitzky war Mitglied der
Austria-Jungmannschaft. Das
Foto erschien 1931 im Jahresbericht in dem Jahresbericht
„Austria-Bergsteigerschaft
1921-1931“.
Ein Mitglied der „Naturfreunde“, Eduard Stojetz aus Wien, brachte um 10 Uhr vormittags die Meldung von den Verstiegenen in die Rettungsstelle Mauthen, worauf sich 25 Minuten später die Herren
Dr. Koban und sein Sohn Walter, Andreas Wald, Gendarmerieinspektor Kramer, Alois und Oswald
Ranner auf das Valentintörl begaben. Auch Dozent Dr. Leopold Vietoris und Anton Putz aus Mauthen stellten sich zur Verfügung. Dort erfuhren sie vom inzwischen erfolgten Absturz Lewitzkys.
Die Überanstrengung Stramitzers und eintretender Neuschneefall vereitelten in der nächsten Zeit jeden ernstlichen Versuch,
die fast unzugänglich liegende Leiche Lewitzkys zu bergen, wiewohl sich auch Pioniere des Klagenfurter Alpenjägerregimentes Nr. 11 an den Arbeiten beteiligten und zwei Mann des Alpenjägerregimentes Nr. 12 aus Lienz mit einem Mitglied der
Austria später bis zur Leiche vorgedrungen waren und diese mit einem Zeltblatte bedeckt hatten.
Erst den Kameraden der Jungmannschaft, Hans Slezak, Toni Weigend, Otto Steinmann und Hermann Strobel, die sich am 5.
September von Wien zum Wolayersee begaben und denen sich ein Tourengefährte des Verunglückten, Fritz Blank, anschloss,
gelang es, gerade noch vor neuerlichem Schneefall, am 7. September unter großen Gefahren und außerordentlichen Schwierigkeiten den Toten zu erreichen, in Säcke einzuhüllen und unter Anwendung von zusammen 200 m Seil über die Plattenwände
zur Randkluft hinabzulassen. Dort wurde die Leiche von Stramitzer und anderen Hilfskräften weiterbefördert und mit Tragbahre und Seilbahn zur Unteren Valentinalpe gebracht, wo bereits ein Wagen mit dem Sarg bereitstand, der die Überführung
in die Mauthner Friedhofskapelle besorgte.
Wärmste Anerkennung verdient in erster Linie Stramitzer, der nach der Aussage des Dr. Koban unter größter eigener Lebensgefahr Außerordentliches geleistet hat. Ihm und Reßmann ist es zu danken, dass Neumann heil herab gebracht wurde. Dank
verdienen weiters alle oben genannten Personen, die sich an der Rettung und Bergung beteiligt haben.
Donnerstag, den 8. September, fand im Beisein der Mutter und anderer Angehöriger Lewitzkys, der Rettungs- und Bergungsmannschaft, des Bürgermeisters Obstlt. Gressel und vieler Ortsangehöriger die Beerdigung statt. Die vier Kameraden von der
Austria-Jungmannschaft, Walter Koban und Fritz Blank trugen den mit Blumen und einem Kranze Neumanns bedeckten Sarg.
Die Einsegnung nahm der evangelische Pastor vor.
Der Reißkofel fordert sein erstes Opfer
1929 verunglückt Wilhelm Kornfeld in der Nordwand
Der Reißkofel von Norden. Die
Aufnahme aus dem Jahre
1928, die damals als Postkarte
erschien, stammt vom Reisacher Fotografen Karl Hauser.
Immer wieder, bis zum heutigen Tag, hat es Unfälle am Reißkofel gegeben – zuweilen mit
tödlichem Ausgang. Über den ersten Unfall, bei dem einer von zwei Beteiligten ums Leben
kam, berichtet der damalige Hüttenwart Dr. Heinrich Beck in den Austria-Nachrichten, dem
offiziellen Mitteilungsorgan der ÖAV-Sektion Austria in Wien, im Jahre 1929:
Zwei Mitglieder des Vereins „Naturfreunde“, Leo Freistadt und Wilhelm Kornfeld, beide aus
Preßburg, waren am 21. August 1929 aus Weißbriach zum Reißkofel aufgestiegen und wollten
13
Die mächtigen Wände des Reißkofel stehen auf dieser Aufnahme als Kulisse für das Reißkofelbad. Die Aufnahme des
Fotografen Karl Hauser aus Reisach stammt aus der Zeit um
1920
1928 auf dem Gipfel des Reißkofel. Damals stand noch kein
Kreuz auf dem Gipfel, sondern ein Steinmann und diverse
Holzstangen bezeichneten den höchsten Punkt des Berges.
Das Foto stammt vom Reisacher Fotografen Karl Hauser.
nach der Darstellung Freistadts zur Compton-Hütte gelangen. Sie hatten im Aufstieg den zur Hütte führenden gut markierten
Steig wohl bemerkt, ließen sich aber von der falschen Wegeinzeichnung der offiziellen Wanderkarte des Kartographischen
Instituts, nach der der markierte Steig vom Gipfel geradewegs über die Nordwand führt, verleiten, hier abzusteigen, obwohl
sie für eine Klettertour keinerlei Ausrüstung besaßen, weder Seil noch Kletterschuhe. Wohl hat der ältere Freistadt nach seiner
Darstellung anfangs abgeraten und wollte lieber den Gipfelgrat zum Hüttenweg zurückgehen, schließlich aber sind die beiden
doch über die Wand (wohl über das so genannte Plattach) abgestiegen. An den deutlichen Fuß der hier 700 m hohen Gipfelwand schließen sich steile Rinnen und Schluchten, dazwischen krummholzbewachsene brüchige Riegel und Grate an, die
unten durchwegs mit glatten hohen Wänden in den Tränkwald abfallen. In einer dieser Schluchten nächst dem Donnerspitz,
der die Ochsenschlucht vom Tränkwald trennt, sind beide nacheinander zum Absturz gekommen, zuerst Kornfeld, der etwa 20
m tief stürzte und mit tödlicher Schädelverletzung bewußtlos liegen blieb, etwas später Freistadt, der trotz größerer Sturzhöhe
nur geringe Verletzungen erlitt. Beide waren barfuß geklettert.
Nebel und Regen haben wohl auch entsprechenden Einfluß auf den unglücklichen Ausgang dieses waghalsigen Unternehmens
gehabt, dem die Verunglückten, abgesehen von der mangelnden Ausrüstung, überhaupt nicht gewachsen waren. Für Kornfeld
war der Reißkofel die erste Hochtour überhaupt, und auch Freistadt hatte nie schwierige Touren vorher gemacht.
Auf der gegenüberliegenden Pließalm wurden wohl die Hilferufe Freistadts am Abend des 21. August und während der folgenden Nacht gehört, von der Sennin aber nicht sofort als solche verstanden. Erst am 22. mittags verständigte sie die Wirtschafterin der Compton-Hütte und diese die Holzknechte im Tränkwald, welche sich sofort von der Arbeit weg in zwei Abteilungen
zu je drei Mann, eine von oben her, die andere vom Fuß der Wände, auf die Suche machten. Sie kamen bis auf Rufweite zur
Unglücksstelle heran, konnten aber ohne Seil keine Hilfe bringen und kamen abends zur Compton-Hütte, von der aus bereits
die Meldung zur Rettungsstelle Greifenburg abgegangen war.
Noch am Abend stieg eine Rettungsmannschaft von dort auf, bestehend aus zwölf Personen, darunter drei Gendarmeriebeamte des Postens Greifenburg und ein Staatsförster, drei zufällig anwesende Mitglieder der Wiener Sektion „Steinnelke“,
der Obmann und mehrere Mitglieder der Sektion „Kärntner Oberland“ und der Hüttenwart der Compton-Hütte. Im Verein
mit den sechs Holzknechten wurde am Morgen des 23. August in äußerst mühevoller und teilweise sehr schwieriger Arbeit
die Bergung der Verunglückten durchgeführt. Der Überlebende wurde nach Lienz ins Spital überführt, die Leiche Kornfelds
nach Weisach am Fuß des Reißkofels gebracht und daselbst am 25. August im Beisein seiner herbeigerufenen Brüder und
Vertretern der oben genannten Alpenvereinssektionen nach mosaischem Ritus neben dem Weisacher Friedhof als erstes Opfer
des Reißkofels beerdigt. Möge er auch das letzte bleiben.
Der Reißkofel-Gipfelgrat um das Jahr 1928. Steil fallen die
Wände ins Gailtal einerseits, ins Drautal andererseits ab.
14
Absturz statt Verbrechen am Polinik
Im August 1930 kommt der Student Fritz Placht ums Leben
Es gab damals Spekulationen um das Verschwinden des Wiener Studenten Fritz Placht, der vom Gasthof Semmelrock aus eine
Bergfahrt unternommen hatte ohne sein Ziel mitzuteilen. In den „Mitteilungen des DÖAV“, Heft 9 vom 30. September 1930
ist das Geschehen zusammengefasst:
Am 3. August 1930 entfernte sich ein junges Mitglied der Sektion Austria, stud. gymn. Fritz Placht aus Wien, vom Gasthof
Anton Semmelrock beim Bahnhof Kötschach-Mauthen zu einer Bergfahrt, ohne nähere Angaben zu machen. Als er nach vier
Tagen noch immer nicht zurückgekehrt war, wartete der Wirt nicht länger, der schon, durch eine von der Mutter Plachts an
diesen eingesandte Karten: „Mach keine Dummheiten!“ bedenklich gemacht, vorher nach dem Verbleib Plachts umgefragt
hatte, sondern erstattete an diesem Tag die Abgängigkeitsanzeige beim Gendarmerieposten in Kötschach.
Die Durchsuchung der von Placht zurückgelassenen Gegenstände ergab keinen Anhaltspunkt. Der Wirt ließ den Pächter der
Eduard-Pichl-Hütte ersuchen, festzustellen, ob Pacht vielleicht auf der Hütte gewesen sei und gegebenenfalls seine Wahrnehmungen der Gendarmerie zu melden. Am 8. August ersuchte der Wirt ferner einen Touristen, der zum Polinik aufstieg, dort
im Gipfelbuch nachzusehen, ob Placht eingetragen sei. Es ist also unwahr, was ein Wiener Blatt fälschlich behauptet hat,
dass der Wirt Semmelrock durch neun Tage hindurch nichts unternommen hätte. Die mittlerweile verständigte Gendarmerie
von Mauthen, Plöcken und im Lesachtale, eine größere Anzahl von Bergsteigern sowie Jäger und Almer fahndeten nach dem
Vermissten, selbst schwierigste Touren nicht scheuend.
Erst als der Revierinspektor Heinrich Manhart von einem Halter auf der Himmelbergalm die Meldung erhielt, in jener kritischen Zeit einen jungen Menschen getroffen und ihm den Weg zum Spielbodentörl am Polinik gewiesen zu haben, und der
Halter in dem ihm vorgewiesenen Lichtbild den jungen Placht erkannte, war endlich eine sichere Spur gefunden.
Am 25. August traf weiters durch den Besitzer der Bischofalm, Thomas Warmuth aus Würmlach, die Nachricht ein, dass in
der Nähe der Würmlacher Alpe ein Halter eine tote Frau liegen gesehen habe. Es schien also ein zweiter Unfall, wenn nicht ein
Verbrechen vorzuliegen, und abenteuerliche Gerüchte, die schon anfänglich aufgetaucht waren, fanden wieder neue Nahrung.
Die Gendarmen Inspektor Kramer und Buchauer konnten jedoch am 26. August früh die Leiche als die des Placht feststellen
und bergen lassen. Der Halter hatte oberhalb der Fundstelle einen Bergschuh gefunden und war auf der Suche nach dem
zweiten auf die Leiche gestoßen, die er wegen der langen Kopfhaare für eine weibliche gehalten hatte.
Am 31. August untersuchten Dr. Koban, Dr. Rainer und Ing. Pichl die Umgebung der Stelle, wo der Abgestürzte liegen
geblieben war, etwa 15 Minuten oberhalb der Würmlacher Almhütte, begingen sodann den alten Militärsteig, den der vom
bezeichneten Weg abgekommene Verunglückte wohl zum Teil bei seinem Abstieg im Unwetter benützt haben mach und der
auf den Ostkamm des Elferspitz führte. Sie gewannen die Überzeugung, dass angesichts der jähen Fels- und Grashänge der
Sturz ein tödlicher gewesen
sein musste, so dass es ausgeschlossen sei, dass Placht
am Ende seines Sturzes noch
lebte.
Schließlich sei allen, die sich
an der Suche beteiligten, im
Namen der Angehörigen und
der Sektion Austria der
wärmste Dank ausgesprochen. Wir bringen diesen
Bericht ausführlich, weil er
zeigt, welche Erschwernis es
bedeuten kann, wenn man
ohne Zielangabe in die Berge
geht, wodurch auch unter
Umständen Hilfebringung
vereitelt wird.
War in früheren Jahren Talherberge der AV-Sektion Austria, worauf das Edelweiß zwischen
den beiden Fenstern in Parterre hinweist: der Gasthof Semmelrock am Bahnhof in Kötschach
(Aufnahme um 1930), von wo aus Placht seine Tour unternahm, die tödlich endete.
15
Eine tragische Geschichte in nur sechs Zeilen
Der nach dem Verunglückten genannte „Heider-Stein“ steht in der Ebene oberhalb der Obereren Valentinalm am Fuße des
Rauchkofel. Heiders tragische Geschichte ist dort in sechs Zeilen zusammengefasst: „Am 9. 8. 1940 verungl. tödlich in der
Ostwand des Rauchkofels bei der Bergung eines in Bergnot geratenen Jungen der Zollbeamte Franz Heider von Mauthen.“
16
Chronik 1947 – 2007
der ÖBRD-Ortsstelle
Kötschach-Mauthen
1947
Die Gründung der Ortsstelle
Bereits ein Jahr nach
Gründung der Organisation des ÖBRD im Jahr
1946 wird am 26. Februar
1947 die Ortsstelle
Mauthen in der bis dahin
tätigen Bezirksleitung des
Bergrettungsdienstes eingesetzt. Man hat erkannt,
dass eine örtlich organisierte Bergrettungsmannschaft besser arbeiten
müsste, als das bisherige
Modell. Männer der
Gendarmerie, der Finanz
sowie zivile Bergsteiger
treten gemeinsam in den
Dienst der Sache, Peter
Webhofer vom Finanzamt
in Mauthen wird mit der
Leitung betraut.
__________
Drei Nebenstellen in Kirchbach, Birnbaum und Maria Luggau
Die eingerichteten
Meldestellen in Mauthen, beim Ederwirt und
Plöckenhaus, in Grafendorf, Reisach, Birnbaum,
Liesing und Luggau
zeigen die Größe des
damaligen Einsatzgebietes. Die Arbeit in der
Ortsstelle wird so gestaltet, dass man lediglich
im Falle eines Einsatzes
zusammentrifft und
diesen durchführt. Die
Ausbildung wird jedem
Mitglied mehr oder weniger selbst überlassen,
die Mittel für durchzuführende Bergungen sind
bescheiden: einige selbst
geschmiedete Felshaken,
ein Hanfseil, eine Holztrage und einige Fackeln.
__________
Mit Schreiben vom 26. Februar 1947 „an alle Gendarmerieposten des Bezirks“ informeirt
das Gendarmeriekommando Hermagor über die gleichzeitige Einrichtung von ÖBRD-Ortsstellen in Hermagor und Mauthen. Das im Namen des Bezirksgendarmeriekommandanten
von Bezirks-Inspektor Wurzer unterzeichnete Schreiben kommt laut Eingangsstempel am 3.
März 1947 beim Gendarmeriepostenkommando in Mauthen an. In dem Brief heißt es:
Laut Mitteilung der Bezirksleitung des Bergrettungsdienstes für den Bezirk Hermagor wurden
in Hermagor und Mauthen Ortsstellen des Bergrettungsdienstes neu errichtet, und es wird
seitens der Gendarmerieposten die engste aufgabenmäßige Fühlungsnahme mit dieser Einrichtung nicht nur erwartet, sondern überhaupt vorausgesetzt.
Dieser Bergrettungsdienst ist wie folgt organisiert:
Ortsstelle Hermagor (erreichbar durch den Gend.-Posten oder Mechanikerwerkstätte Alois
Roth in Hermagor, Tel. 51) mit den Nebenstellen Vorderberg, St. Stefan i. G. und Rattendorf.
Ortsstelle Mauthen (erreichbar durch das Finanzamt Mauthen, Herrn Webhofer) mit den
Nebenstellen Kirchbach, Birnbaum und Luggau.
Die Meldestellen im Bereiche der Ortsstelle Mauthen sind geplant: Finanzamt Mauthen, Ederwirt, Plöckenhaus, Grafendorf und Reisach und im Lesachtal:
Birnbaum, Kornat, Liesing und Luggau.
Die Ortsstelle Hermagor ist für den Bergrettungsdienst voll
einsatzfähig.
Bemerkt wird, dass jeder Angehörige des Bergrettungsdienstes mit einer Legitimation für den Bergrettungsdienst versehen ist.
Als Meldestelle für alpine Unfälle kommt außerdem jeder
Gend.-Posten in Betracht, weil diese schon die instruktionsgemäßen Aufgaben bedingen.
Der Bezirksgendarmeriekommandant
gez. Wurzer, e. h.
Im ersten Jahr ihres
Bestehens rückt die Berg-
Gend.Bez.Insp.
17
Peter Webhofer (* 22. 3.1898
† 5. 9. 1960), OSK-Obmann
1946/47 und erster Obmann
1947 der Bergrettung Kötschach-Mauthen.
rettung zu drei Einsätzen
aus. Zwei Menschen
verden verletzt geborgen,
für einen kommt jede Hilfe
zu spät (nähere Details
sind nicht bekannt).
1948
Im zweiten Jahr verzeichnet die Statistik zwei
Einsätze der Orststelle,
bei denen zwei Verletzte
geborgen werden (Details
unbekannt).
1949
26. Juni: Bergung des in
der Ostwand des Cellon
tödlich abgestürzten
Touristen Kurt Luschin,
23 Jahre, aus Klagenfurt (Bergretter Stückler, Schmid, Strasser,
Feichter, Seiwald).
__________
7. August: Rettung der
auf der Cellonschulter
bei einem Sturz schwer
verletzten 16-jährigen
Schülerin Elfriede Meinhard aus Egg bei Hermagor (Petugger, Seiwald,
Zmöllnig).
1950
20. August: Rettung
des in der Hohen Warte
(Ostwand) abgestürzten,
schwer verletzten
Touristen Emil Leitner
durch Beamte der Gendarmeriegrenzkontrollstelle Plöckenpass und
Bergrettungsmänner aus
Mauthen.
Rechnung der Schlosserei Durchner in Mauthen vom 12. Dezember 1948 an den Bergrettungsdienst Mauthen über 26,80 Schilling für den Bau eines Schlittens.
Aus dem Tourenbuch von Hans Strobl
Übungen 1950 in den Lienzer Dolomiten und am Großglockner
Im März 1952 tritt der Gendarm Hans Strobl in den Bergrettungsdienst Heiligenblut ein, wo
er auf dem dortigen Gendarmerieposten als Gendarmerie-Hochalpinist stationiert ist, ehe er
1954 nach Mauthen versetzt wird und bis zu seinem viel zu frühen Tod am 31. Oktober 1958
auch in der Ortsstelle der Bergrettung wertvolle Dienste leistet. 1957 und 1958 ist er Ortsstellenleiter (ausführliche Biografie siehe 1957).
Auf den folgenden Seiten Fotos zweier Rettungsübungen im Sommer 1950 in den Lienzer
Dolomiten und am Großglockner. Die Bilder stammen aus Hans Strobls Gendarmerie-Tourenbuch und wurden von seinem Sohn, Rettungspilot Hannes Strobl, zur Verfügung gestellt. Sie
spiegeln eindrucksvoll die Arbeit der Bergrettung und Alpingendarmen wider.
Bergeübung 1950 in den Lienzer Dolomiten
Hans Strobl (auf beiden Fotos vorne in der Mitte) in den Lienzer Dolomiten im Kreise seiner Kollegen.
18
Hans Strobl an der Karlsbader Hütte (2. von rechts/oben), am Gipfel (unten)
und als „Verletzter“ bei einer Bergeübung (rechts).
Das waghalsige
Abseilen
eines
„Verletzten“ mittels einer behelfsmäßigen Trage.
19
Der „Verletzte“ in der behelfsmäßigen Trage auf der Seilbahn und seine „Retter“ haben die Aktion wohlbehalten überstanden.
Übung 1950 am Großglockner
20
1951
Mauthen in Not und Gefahr
Januar/Februar: Ein
Katastrophenwinter mit
sieben Meter Neuschnee.
Einsatz aller verfügbaren
BRD-Angehörigen zur
Sicherung und Rettung
von gefährdeten Personen sowie Sicherung
von Hab und Gut.
7,20 Meter Schneehöhe im März 1951: Neuschnee
und Hochwasser bedrohen den Ort
__________
7. Februar: Die auf dem
Wege von Oberdrauburg
nach Mauthen auf dem
Gailberg eingeschneiten
und in Not geratenen
Eheleute Josef und Maria
Ploner aus Mauthen
müssen von Gendarmen
und BRD-Männern befreit
werden.
Das „Kärntner Volksblatt“ widmet die Titelseite der Ausgabe vom 3. März 1951 komplett der
Schneekatastrophe jener Tage, die vor allem Mauthen in Notstand geraten lässt. Sechs Fotos
von Mauthen, das im Schnee versinkt, sind auf der Titelseite um die Schlagzeile „Mauthen in
Not“ abgebildet. Auf Seite 3 der Ausgabe heißt es in einem ausführlichen Augenzeugenbericht
über die Situation jener Tage:
Bereits durch den Rundfunk und die Tagespresse wurde von den stockwerkhohen Schneemassen in Mauthen berichtet. Man verglich die heurigen Schneefälle mit Luftangriffen, die
in drei Wellen über uns gekommen sind. So bereits zu Weihnachten, wo uns die erste Welle
überraschte, welche noch einigermaßen erträglich war. Zu Beginn des neuen Jahres folgte die
zweite Welle, die sich bereits unangenehmer auswirkte. Schon damals unterblieb für mehrere
Tage der Zugsverkehr und für Wochen der Omnibusbetrieb. Die Schneepflüge versagten ob
der täglichen Neuauflagen von Schnee, und so kam es durch volle sechs Wochen nur noch auf
den persönlichen Einsatz jedes einzelnen an. Nicht allein die Männer, selbst Greise, Frauen
und Kinder, sie alle standen im Kampf gegen das weiße Element. Die Dächer mussten mehrmals abgeschöpft werden ob der schweren Last, wiegt doch ein Kubikmeter Schnee bei 300
Kilogramm.
Entmutigend war es in den ersten Februartagen, als die dritte Welle gekommen war. Das waren
21
denkwürdige Faschingstage.
Bereits am Sonntagabend,
als sich allerorten die Jugend
sozusagen unbekümmert im
Tanze gedreht hatte, setzte
der heftige Schneefall ein.
Als am folgenden Morgen
die letzten Ballgäste und
Musikanten sich heimwärts
begaben, fanden sie nur noch
tiefverschneite Wege vor.
Diese dritte Schneewelle
mag wohl als die ärgste
bezeichnet werden. Lawinen
dröhnten von den Bergen, das
Licht blieb für mehrere Tage
aus, es war eine unheimliche Mauthen: Unglaubliche Schneemassen türmen sich auf (von links) am Eingang zum Gasthof
Stille und ein banges Sorgen, Rainer/Kellerwand (heute Sonnleitner), wo man zehn Stufen zur Haustüre hinuntersteigen
was und wie viel denn noch muss. „Gastwirt Rainer, ein bekannter Bassist, kann jetzt mit Recht singen: Im tiefen Keller
kommen mag. An diesem sitz ich hier“, schrieb das „Kärntner Volksblatt“ zu diesem Foto. Am Pfarrhof in Mauthen, wo
einstmals die dort aufgestellte Granate für Gefahr sorgte, sind es nun an der gleichen Stelle
Nachmittag war das Begräbdie Schneemassen vom Kirchendach, die für Gefahr sorgen. Und an den Eingängen der Prinis unseres langjährigen vathäuser gibt es auch kaum noch ein Durchkommen.
Totengräbers. Nur einspurig
zwischen stubenhohen Schneewänden konnte sich der Trauerzug vorwärts bewegen, und am darauffolgenden Tag wär auch
dies nicht mehr möglich gewesen.
Der Faschingsdienstag bot ein trostloses Bild. Leitungsdrähte sind gerissen, kein Licht, kein Glockenklang, die Kinder konnten nicht mehr zur Schule gehen. Die Dächer standen neuerdings in Gefahr, Schneesperren drohten zu brechen, Giebelmauern
neigten sich. Der Aschermittwoch sah mehr Menschen auf den Dächern als in den Straßen. Jeder Besitzer trachtete, seine
Objekte höchstmöglich zu entlasten, sie standen in Gefahr. Die meterhohen Schneelasten, die während des Tages heruntergeschaufelt wurden, häuften sich in den Straßen zu Bergen, die bis zu den Fenstern des ersten Stocks, in einzelnen Fällen selbst
bis zur Dachrinne reichten. Auf diese Art waren die sonst stattlichen Häuser förmlich im Schnee vergraben. Ein Fußsteig, um
vorwärts zu kommen, zog auf dieser Höhe bergauf und bergab dahin. Schneestiegen bis zu zehn und noch mehr Stufen führten
zu den Haustüren hinunter, und wollte jemand eine Hausnummer oder Firmentafel finden, musste er nach abwärts schauen.
In den Parterre-Räumen, die vollständig verfinstert wurden, musste tagsüber ein Licht gebrannt werden. Die Schaufenster der
Geschäftsläden waren besonders gefährdet und mussten, sofern es an Rollbalken fehlte, mit Bretterwänden verbarrikadiert
werden.
Selbst die hohen Kirchenfenster waren in Gefahr und mussten gesichert werden, weil die Schneemassen darüber hinauf wuchsen. In diesem Zusammenhang sei als Kuriosum angeführt, dass man mit dem auf der Südseite der Pfarrkirche gemalten
Fresko, einem sieben Meter hohen Christophorus, Auge in Auge schauen kann. Und auf der Nordseite konnte man über das
alte Seeberhaus und einen Teil des Pfarrhofdaches leicht rodeln und skifahren. Das Vieh in den Stallungen ist blockiert und
kann schon wochenlang nicht zur Tränke getrieben werden, und die Pferde stehen unnütz im Stall, während sich die Bevölkerung für die Schneeräumung in den Ziehschlitten einspannen muss. Wir hausten wie Höhlenbewohner.
Angesichts dieser verhängnisvollen Situation sah sich die Gemeindevorstehung genötigt, eine außerordentliche Sitzung einzuberufen, bei der Mauthen zum Notstandsgebiet erklärt wurde. Nur eine Großaktion – der Einsatz aller arbeitsfähiger Männer
– wird es ermöglichen, Herr der Lage zu werden und die wichtigsten Verkehrswege gang- und fahrbar zu machen. Durch volle
zwei Wochen war jeglicher Verkehr selbst für den kleinsten Handschlitten unterbunden. Die Anlieferung von Ware unterblieb,
und es drohte teilweise Lebensmittelmangel. Die Post ist mehrere Tage ausgeblieben und musste mit Tragkörben herbeigeschafft werden.
Was gefürchtet, trat am 12. Februar ein, nämlich eine Regenperiode. Es goss Tag und Nacht in Strömen. Die Dächer, die durch
die enormen Schneelasten bedeutende Ziegelschäden erlitten hatten, ließen derart Wasser durch, dass es in keinem Haus genug
Geschirre gab zum Unterstellen, um nicht schwimmen zu müssen. Viele Keller füllten sich mit Wasser. Sehr bedrohlich stand
es mit dem sonst so harmlosen Valentinbach, und man fürchtete jenen erschreckenden Ruf von anno 1873, als es hieß: „Die
Valentin kommt!“ Die vielen Lawinen und Baumstämme hatten das Flussbett verlegt und hinderten den Lauf der immer stärker
werdenden Fluten, die sich bereits stauten. Nur durch das rasche Eingreifen wagemutiger Männer mit dem Bürgermeister und
Fachleuten ermöglichte die drohende Gefahr hintanzuhalten.
Messungen ergaben im heurigen Winter eine Schneehöhe von insgesamt 7,20 Meter. Mit dem ersten sonnigen Tag, der uns
beschieden war, glaubte man, eine Schlacht siegreich bestanden und überlebt zu haben. Jede neuerliche Schlechtwettermeldung ängstigte uns sehr. Groß sind die Schäden an den Baulichkeiten, in den Gärten und Wäldern, die erst im Frühjahr nach
der Schmelze an das Tageslicht kommen werden.
22
Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl:
7. Februar 1951 – der
Katastrophenwinter. Strobl
notiert: „Das Ehepaar Josef
und Maria Ploner aus Mauthen Nr. 85, welches zu Fuß
von Oberdrauburg kommend
ca. 300 m vor dem Gasthaus Gailberghöhe vollkommen erschöpft liegen blieb,
geborgen u. im Gasthaus am
Gailberg untergebracht. Altschneehöhe 3 m, Neuschnee
1,70 m.
Kötschach: Das alte Feurwehr-Haus und Haus Oberessl (von links), der Hauptplatz Richtung Kaufhaus Rizzi (heute Kärntner
Bank und Café Planner) und die Straße an der ehemaligen Landwirtschaftsschule (heute RAIKA ) gegen Süden.
Mauthen: Der Weg hinter Haus Lenzhofer, in der Mitte der Pfarrhof (Bild links). Der Hauptplatz, Hotel Ortner zur Post gegen
Süden (Bild Mitte). Würmlacherstraße, Richtung Fritz Klauss (Bild rechts).
23
Das „Unterörtl“ von Mauthen. Bürgermeister Lamprecht überblickt die Lage. Güterzugladungen von Schnee werden nun
täglich zur Gail geführt, damit wieder Handel und Wandel im
vollkommen lahmgelegten Ort möglich ist.
Würmlach: Elf Meter hoch liegt der Schnee aufgetürmt und
stellt die Menschen vor größte Probleme.
Mauthen: Der Hauptplatz und die Häuser versinken in den Schneemassen. Seelenruhig schaut der „bronzene Nischlwitzer“
– hier steht das Denkmal noch an seinem alten Platz, ehe es in den 1960-Jahren der Straße weichen musste – dem „frostigunangenehmen Geschehen“ zu.
24
1952
27. Juli: Bergung des in
der Seewarte-Nordwand
tödlich abgestürzten
Angestellten des Vermessungsamtes in Lienz,
Johann Bürgl. Der Sucheinsatz dauert mehrere
Tage, ehe die Leiche an
2. August 1952 gefunden
und von Johann Marizzi
seinem Kollegen und
Norbert Steindl geborgen
wird.
In der Seewarte-Südflanke tot aufgefunden
Originalbericht vom 1./2. August 1952
aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Norbert Steindl
1. 8 1952, 4.00 Uhr – 2. 8. 1952, 23 Uhr: Suche nach dem bereits seit 27. 7. 1952 abgängigen
Touristen Johann Bürgl aus Lienz.
Über Theresienhöhe, Unter- Obere Valentin zum Valentin Thörl und von dort zur EduardPichl-Hütte. Nach kurzer Rast Aufstieg von der ital. Seite (Hoher Gang) in Richtung Seewarte.
Zuerst links neben einem steilen Scheefeld ca. 200 m. Dann nach einer schwierigen Kletterei
durch eine ca. 50 m hohe Wand in die eigentliche S-Flanke eingestiegen. Von dort über schroffe
Platten weiter zur Patrouille
des Gend. Raimund Gollob
und Zollb. Meizen, welche
den Abgängigen bereits tot
gefunden hatten, und von der
österr. Seite aufgestiegen
waren. Da die Mittel fehlten,
nach kurzer Rast abgestiegen,
und zwar über den Ostgrat
und von dort nach der Route
des Führers zur Eduard-PichHütte.
Der Aufstieg wurde alleine
durchgeführt, wogegen beim
Abstieg ein Grazer Alpinist
namens Michael Pär mein
Seilgefährte war. Trübes
Wetter, kalt, und am Nachmittag kurz nach Ausstieg starker Regenschauer.
2. 8. 1952, 6.00 Uhr – 23.00
Uhr: Bergung des tödlich
abgestürzten
Touristen
Johann Bürgl.
Barg den in der SeewarteNordwand tödlich abgestürzten Johann Bürgl mit
seinem Kollegen Johann
Marizzi: Norbert Steindl,
hier 1951 während eines
Gendarmerie-Kurses in den
Lienzer Dolomiten.
__________
Vier Einsätze sind in den
Bergrettungsunterlagen
für 1952 verzeichnet, bei
denen zwei Menschen
unverletzt, zwei verletzt
und Johann Bürgl tot
geborgen werden musste.
Von den beiden Ausschusslöchern einer Kaverne links
nach einem gelben Band aufwärts. Von dort nach rechts
über einen Schuttkegel zur
steilen Felswand, entlang
eines Spaltes ca. 5 m hoch,
dann nach rechts zu zwei
aufwärts ziehenden, überhängenden Rissen auf eine
Ausschnitt aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Norbert
Leiste, weiter über eine Platte Steindl zur Bergung der Leiche von Johann Bürgl.
in den rechten Riss zum Aufstieg auf ein Schuttplätzchen. Von dort weiter durch eine Rinne zur steilen Wand, welche mit
Rissen durchzogen ist. Nach schwieriger Kletterei weiter bis zur Schulter der Seewarte. Über
den Ostgrat in der Südflanke zum Abgestürzten.
Nach Verpackung des Leichnams mittels Jutesäcken mit Doppelseilsicherung zu den schräg
liegenden Felsplatten über diese bei steter Sicherung ca. 350 m zur steil in die Schneerinne
abfallende Felswand. Nach Abseilung des Leichnams und der Rettungsmannschaft über diesen
Überhang entlang der steilen, teils mit Spalten unterbrochenen Schneerinne ca. 300 m bis zum
Fußsteig des Hohen Gang. Dauer des Abseilens bzw. Bergens 9 Stunden. Äußerst schwierig,
lebensgefährlich und strapaziös.
Teilnehmer: Patrl. Marizzi, Heinrich Heinricher, Prof. Adelbert Kunze, Leo Neumaier, Hans
Urbaner u. Michael Pär. – Belobende Anerkennung durch BM f. Inneres.
25
1953
Erich Strasser übernimmt die Ortsstelle
Am 12. Juli wird der in der
Cellon-Ostwand tödlich
abgestürzte Schuhmachergehilfe Friedrich
Köfler aus Glanhofen
durch Gendarme der
Gendarmeriegrenzkontrollstelle Plöckenpass
und BRD-Angehörigen
aus Mauthen geborgen.
__________
Neben dem Inspektor sind zu Beginn sieben Männer dabei
Die Ortsstelle wird neu
organisiert und am 17.
Oktober Erich Strasser
zum Ortsstellenleiter bestellt. Erstmals
werden ein Perlonseil,
ein Alu-Akja mit Rad, eine
Zweischiverschraubung
und ortsstelleneigenes Verbandsmaterial
angeschafft. In Ausbildungskursen erhalten die
Mitglieder der Ortsstelle
die nötigen Kenntnisse in
alpiner Rettungstechnik.
Die Männer der ersten
Stunde sind neben Erich
Strasser: Heini Heinricher, Josef Rogi, Peter
Wedam, Kurt Simoner,
Julius Langegger, Herbert
Zojer und Konrad Schmid.
Erich Strasser
__________
Der beim Edelweißpflücken in der Freikofel-Westwand tödlich
abgestürzte Tourist Walter
Hauer, Musikstudent aus
Wien, wird am 12. August
von Gendarmen, Zöllnern und BRD-Männern
geborgen.
Die Landesstelle Kärnten des Österreichischen Bergrettungsdienstes bittet am 5. März 1953
Inspektor Erich Strasser, in Mauthen eine eigenständige Ortsstelle einzurichten. In dem
Schreiben heißt es:
„Nach Rücksprache mit Herrn Marrizzi und Hernn Mj. Witzmann würden Sie sich bereit
erklären, die Ortsstelle des
ÖBRD mit den geeigneten
Helfern erstehen zu lassen.
Ich bitte Sie nun um gelegentliche Stellungnahme und
allfälliger Bekanntgabe der
sich verpflichteten Männer.
Der BRD-Mann Heinricher Heini wird Sie in Ihren
Belangen kräftigst unterstützen.“
Das Schreiben erreicht Strasser handschriftlichem Vermerk am 7. März in Mauthen.
Drei Tage später, mit Schreiben vom 10. März 1953, antwortet Gend.-Ray-Inspektor
Strasser der Landesleitung in
Klagenfurt:
„Auf Ihre Zuschrift L 30/1/53
vom 5. März 1953 teile ich
Ihnen mit, dass ich gerne
bereit bin, bei der Errichtung
einer Ortsstelle des OeBRD
in Mauthen mitzuwirken,
und solange ich meinen
Dienst als Gend.-Beamter
hier zu versehen habe, auch
in der Ortsstelle des hiesigen Gebietes mitzuarbeiten.
Nachstehend gebe ich auch
die Namen der als BRDMänner für die Ortsstelle
Mauthen in Frage kommenden Männer bekannt: BRDMann Heinricher Heini,
Gend.-Alpinist Rogi Josef,
Zollw.-Alpinist Wedam Peter
aus Mauthen und die Herren
Simoner Kurt, Langegger Julius, Zojer Herbert und Schmid Konrad aus Kötschach. Weiters
ersuche ich Herrn Landesleiter des OeBRD zwecks Errichtung der Ortsstelle Mauthen persönlich nach Mauthen zu kommen und uns den Zeitpunkt Ihres Eintreffens bekanntzugeben.“
26
41 Jahre zwischen Himmel und Erde
Erich Strasser: Pionier der Rettungsfliegerei und der Ortsstelle Kötschach-Mauthen
Er verbrachte 41 Jahre seines
Lebens zwischen Himmel
und Erde – als Soldat, später
dann als mit mehreren Auszeichnungen hoch dekorierter
Rettungsflieger. In Kärnten
gilt Erich Strasser (* 23. 5.
1916 † 20. 8. 1996) als Pionier der Flugrettung. In Kötschach-Mauthen leistete er
gleichfalls Pionierarbeit und
gab als Gendarmerie-Alpinist und Leiter der Alpinen
Einsatzgruppe der Gendarmerie der ÖBRD-Ortsstelle
neue,
durchorganisierte
Strukturen, als er 1953 (bis
1957) die Leitung der Bergrettung in Kötschach Mauthen übernahm. Als er zum 1.
April 1977 in den Ruhestand
tritt schreibt die „Kleine
Zeitung“, dass die Flugrettung in Klagenfurt „nicht
nur einen Begründer dieser
Einrichtung verliert, sondern
auch einen hervorragenden
Flieger und Kameraden.“
Am 2. April 1977 überreichte in einer kleinen Feier
im Landesgendarmeriekommando in Klagenfurt Landesgendarmeriekommandant
Oberst Wolfgang Ortner dem
in den Ruhestand getretenen
Rettungspiloten und Bezirksinspektor das Dekret seiner
durch den Bundespräsidenten
ausgesprochenen Beförderung zum Gendarmerie-Kontrollinspektor
In einer ausführlichen Würdigung schreibt die „Kleine
Zeitung“:
1954 am Birnbaumer Törl: Erich Strasser (von links), Dorli Simoner, Josef Brunner und (vorne)
Herbert Zojer.
Gendarmeriebezirksinspektor Erich Strasser, ein Pionier des Flugrettungsdienstes, tritt in den Ruhestand. Mit ihm verliert die
Flugeinsatzstelle Klagenfurt nicht nur einen Begründer dieser Einrichtung, sondern auch einen hervorragenden Flieger und
echten Kameraden. Strasser verschlug es schon im Jahre 1936 zur Fliegerei: Er kam zur Fliegertruppe des österreichischen
Bundesheeres und erwarb 1937 den Heeresflugzeugführerschein. Nach der Annexion Österreichs wurde er zur deutschen
Luftwaffe übergeleitet, wo er den Militärflugzeugführerschein für alle Klassen von Landflugzeugen und den Blindflugschein
erlangte. Während des Krieges flog er Einsätze nach England, in Russland und in Afrika, wurde schließlich Kurierflieger des
Oberbefehlshabers der Luftwaffe und war zuletzt Werkspilot.
Nach Kriegsende trat er in die Bundesgendarmerie ein und wurde alsbald Leiter der Alpinen Einsatzgruppe, baute zudem die
Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Österreichischen Bergrettungsdienst aus, deren Chef er von 1953 bis 1957 war. 1956 machte
27
Strasser den Privatpilotenschein und 1957 das Zivilfluglehrerdiplom und wurde Motorfluglehrer beim Bundesministerium für
Inneres; er bildete Gendarmen und Polizisten als Piloten für die in Aussicht genommenen Flugeinsatzstellen in den verschiedenen Bundesländern aus.
Im Jahre 1960 wurde die Flugeinsatzstelle Klagenfurt installiert. Damals gab es für die Exekutive noch keine Hubschrauber.
Die Rettungseinsätze wurden mit Flächenflugzeugen geflogen. Zum Landen und Starten auf den Schnee- und Gletscherflächen
im Gebirge wurden zu den Rädern zusätzlich montierte Kufen verwendet. Jeder Einsatz zur Rettung des Lebens anderer ging
zumeist unter größtem Risiko für Leben und Gesundheit der Piloten vor sich.
Wenn man diesen wackeren Mann, der über 4000 Flugstunden hinter dem Steuerknüppel gesessen hat, von seinen Fliegererlebnissen erzählen hört, denen er trotz der vielen Gefahren noch immer voll Begeisterung nachhängt, erscheint es einem
fast als Wunder, dass er noch so voller Vitalität ist. Es ist nicht zu überhören, dass es ihm eigentlich leid tut, dass es mit der
Fliegerei wegen Erreichens der Altersgrenze nunmehr endgültig aus ist.
Ein unverwüstlicher Flieger
Erich Strasser steuerte 48 verschiedene Flugzeugtypen
Drei Jahre vor seiner Pensionierung berichtet die „Kleine
Zeitung am 26. September
1974 über Erich Strassers
40-jähriges Dienstjubiläum:
Wer
Gendarmerieinspektor Erich Strasser kennt,
kann kaum glauben, dass
er heute sein 40-jähriges
Dienstjubiläum feiert. Aus
diesem Anlass wird ihm im
Innenministerium ein Anerkennungsdekret überreicht
werden. Mehr als dieses
Dekret wiegen jedoch die
großartigen Leistungen, die
dieser unverwüstliche Flieger als Rettungspilot in der
Bergwelt Kärntens geleistet
hat.
Strasser, der 1934 als Pilot
beim Bundesheer ausgebildet wurde, war während des
2. Weltkrieges Kampfflieger, besaß eine Sonderblindflugberechtigung und hat
in seinem Fliegerleben nicht
weniger als 48 (!) Flugzeug- Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: Erich Strasser (rechts) und Hans
Strobl 1956 nach einem Lawinenabgang am Hochalpl nahe dem Hochweißstein.
typen unter dem Knüppel
gehabt. Nach dem Krieg war Strasser zunächst Leiter der Alpinen Gendarmerieeinsatzgruppe Kötschach-Mauthen und stieß
1957 zur Flugeinsatzstelle Klagenfurt. Genau wie sein Freund Kontrollinspektor Werginz und die später hinzugekommene
Nachwuchscrew setzte er als Pilot von Flächenflugzeugen bei halsbrecherischen Landungen sein Leben aufs Spiel, um verunglückte Touristen so rasch wie möglich in Spitalspflege zu bringen.
1962 wurde Strasser mit der Silbernen Medaille für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet, zwei Jahre später
erhielt er das Kärntner Ehrenkreuz für Lebensrettung. Er ist auch Träger der Erinnerungsmedaille für den Katastropheneinsatz
in Kärnten. Heute ist Bezirksinspektor Strasser geschäftsführender Leiter der Zivilluftfahrerschule des Innenminsteriums und
Fluglehrer. Der Rettungspilot hat nicht weniger als 3700 Flugstunden absolviert.
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Ehrenkreuz für Kärntens Gletscherflieger
Strasser und Werginz mit dem Kärntner Kreuz ausgezeichnet
Im April 1962 werden Erich Strasser, Johann Werginz und
Johann Schatz das Kärntner Ehrenkreuz verliehen. Die
„Kleine Zeitung“ schreibt am 27. April 1962:
Die Kärntner Landesregierung hat dem Gend.-Revierinspektor Johann Werginz (Klagenfurt), dem Gend.-Rayonsinspektor Erich Strasser (Krumpendorf) und dem Zollwachrevisor
Johann Schatz (Zell-Pfarre) das „Kärntner Ehrenkreuz für
besondere Leistungen auf dem Gebiete des Rettungswesens“ verliehen. Werginz und Strasser haben als Piloten des
Flugrettungsdienstes in zahlreichen Einsätzen, vielfach unter
eigener Lebensgefahr, zur Rettung von Menschen beigetragen. Revierinspektor Werginz hat bis zum Jänner 1962 in
Kärnten 18 erfolgreiche Rettungsflüge durchgeführt, während Rayonsinspektor Strasser 14 Einsätze zu verdanken sind.
Zolloberrevisor Schatz hat am 11. Oktober 1961 gemeinsam
mit Zollwachoberrevisor Siegfried Hoja unter Lebensgefahr
zwei in den Wänden der Koschuta verstiegene jugoslawische
Flüchtlinge gerettet. Hoja wurde für seine Rettungstat bereits
früher mit dem „Kärntner Ehrenkreuz“ ausgezeichnet.
Am 17. April 1962 bekommen die Rettungspiloten Johann
Werginz (von links), Erich Strasser (Mitte) und Zoll-Oberrevisor Hans Schatz wegen besonderer Leistungen im Feuerwehr- und Rettungswesen von Landeshauptmann Wedenig
das Kärntner Ehrenkreuz verliehen.
Das Leben hat
viel Gutes und Schönes
Aus Erich Strassers Biografie
„Mein Leben bis zur Pension“
Unter dem Titel „Mein Leben bis zur Pension“ hat Erich
Strasser eine Selbstbiografie hinterlassen, in der er auf 33 Din
A4-Seiten seine Erinnerungen für die Nachwelt festgehalten
hat. An dieser Stelle einige Auszüge:
Vorwort: Das Leben hat viel Gutes und Schönes, im ständigen
Wechsel der Zeit, aber auch harte Abschnitte mit Gefahren und
Schwierigkeiten. So war auch mein Leben. Für unsere Kinder
und weitere Nachkommen habe ich mich entschlossen, meine
Lebensgeschichte, die ja den Zweiten Weltkrieg überdauerte,
soweit mir noch gut in Erinnerung, zu schildern.
Es war am 24. Mai des Jahres 1916 um 3 Uhr 43 Minuten
früh, als im Krankenhaus in Gösting bei Graz in der Steiermark ein kräftiger Schrei eines Neugeborenen ertönte. Das
Landeshauptmann Wedenig überreicht Erich Strasser am 17.
April 1962 das Kärntner Ehrenkreuz.
29
war ich. Meine Eltern: Vater Martin Strasser, geboren am 9.
11. 1884 in Stübing, Steiermark; Mutter Elisabeth, geborene
Huber, geboren am 29. 12. 1891 in Mauthen, Kärnten, waren
beide röm. Katholischer Religion. . . Von meiner Geburtsstätte
in Gösting kam ich bereits nach vier Wochen nach Wolfsbergkogel am Semmering, wo mein Vater bei der k. u. k. Südbahngesellschaft als Eisenbahner seinen Dienst verrichtet hat. . .
hatten den Befehl, uns ruhig zu verhalten, den 13. März 1938
erlebte ich als Zugführer der österreichischen Luftwaffe am
Fliegerhorst Graz Thalerhof. . . Am 22. März 1938 konnte ich
noch einen Österreich-Flug Graz – Salzburg – Wels – Graz
mit einer Gotha 145 durchführen. Es schien mir fast wie ein
Abschied von unserem Österreich. . .
. . . Von Lille aus bekam ich im Dezember 1940 meinen Heiratsurlaub nach Nürnberg. Hier wurde ich mit meiner lieben
Marianne am 14. 12. im wunderschönen Rathaussaal der Burg
standesamtlich und am 15. 12. 1940 in der Herz Jesu Kirche
kirchlich getraut. Unser Hochzeitsurlaub war leider nur sehr
kurz. Nach den Weihnachtfeiertagen musste ich bereits wieder
zu meiner Einheit nach Frankreich zurück. . .
. . . Im letzten Jahr der dreiklassigen Bürgerschule (heute eine
vierklassige Hauptschule) habe ich mich zur Aufnahmeprüfung in die Fachschule für Elektrotechnik nach Graz beworben. Vater war stolz, weil sein Bub die Aufnahme bestanden
hat und in die Schule nach Graz aufgenommen wurde. . . So
habe ich mit Eifer und unter größter Sparsamkeit zwei Jahre
dieser Schule hinter mich gebracht. . .
. . . Mein letzter Flug im 2. Weltkrieg ist dann am 19. April
1945 von Pilsen nach Pocking in Bayern erfolgt. Unsere Jagdflugzeuge haben wir an die dort gelegene Rammstaffel übergeben. Rammflieger mit guten Erfolgen gab es somit auch
bei der deutschen Luftwaffe. Ich traf dort einen Oberfeldwebel mit Ritterkreuz ausgezeichnet, der 28 Rammflüge hatte.
Diese Kampfflieger haben mit den Jagdmaschinen die feindlichen Bomber zwischen Flächen und Leitwerk gerammt und
sind danach mit dem Fallschirm ausgestiegen. . .
Erste Begegnung mit dem Fliegen: Am Semmering hatte ich
im Jahre 1931 die Gelegenheit, Robert Kronfeld, den damals
schon bekannten Segelflieger, zu sehen. Anlass war seine Landung mit dem Segelflugzeug nächst der Semmering-Passhöhe
nach einem Postflug Wien – Semmering. Damals erwachte in
mir die Begeisterung für das Fliegen. . .
. . . Nur nach einer Dienstzeit beim Bundesheer war es möglich, sich um Aufnahme in einen Bundesdienst wie zur Bahn,
Polizei oder Gendarmerie zu bewerben. Nach Untersuchung
in Wiener Neustadt als tauglich befunden, kam ich mit Einberufungstag 18. April 1934 zum Bundesheer. . . Nach den
Herbstmanövern 1935 war im Regimentskommandobefehl
eine Ausschreibung, in der fliegendes Personal für die Luftstreitkräfte gesucht wurde. Ich bewarb mich mit einem Gesuch
um die Ausbildung zum Flugzeugführer. . . Der Erfolg blieb
auch nicht lange aus, bereits nach vier Wochen musste ich
zur fliegerärztlichen Untersuchung in das Rainerspital nach
Wien. . . Laut Regimentskommandobefehl wurde ich mit 15.
Oktober 1936 zum Fliegerregiment Nr. 2 nach Graz Thalerhof versetzt. . . Meine fliegerische Laufbahn begann nun mit
einem Einweisungsflug am 21. Oktober 1936. Mein Fluglehrer war Leutnant Gordon Gollob, im 2. Weltkrieg der höchst
ausgezeichnete österreichische Offizier. Wir waren in seiner
Gruppe zehn Schüler. Unser Schulflugzeug war ein Caproni
100 italienischer Herkunft. . .
. . . Weil alle im Raume Walchsee und Kössen eingetroffenen
Militärverbände auf die Gefangennahme durch die Amerikaner vorbereitet waren, habe ich meinen Kommandeur um
Entlassung aus der Einheit ersucht. Ich habe ihm erklärt, dass
der Weg in meine Heimat nach Kärnten noch feindfrei ist.
Mein letzter Kommandeur, den ich in der deutschen Luftwaffe hatte, hat mir einen Marschbefehl ausgestellt, mit dem
Auftrag, mich bei der Ortskommandantur in Mauthen im
Gailtal zu melden. . .
Die Heimat hat mich wieder
Über meine Heimkehr am 5. Mai 1945 waren alle glücklich. . . Ab und zu kam auch Harri Plattner, er war Gendarm
am Gend. Post Mauthen. Um eine sichere Zukunft für mich
besorgt, meinte er, dass ich doch aufgrund meiner Vordienstzeit um Aufnahme in die Gendarmerie ansuchen sollte. Ich
tat wie er meinte und habe ein Gesuch eingereicht. Es dauerte gar nicht lange, und ich musste zum Amtsarzt zur Untersuchung nach Hermagor. Am selben Tag ging es nach der
Untersuchung gleich zum Gendarmeriebezirkskommando
zur Aufnahmeprüfung. Nach der Feststellung, dass ich des
Lesens, Schreibens und Rechnens kundig war, habe ich diese
Aufnahmeprüfung bestanden. Am 27. Mai 1946 wurde ich in
die österreichische Bundesgendarmerie aufgenommen. . .
. . . Am 2. Mai 1937 übersiedelten wir von Graz Thalerhof
zum Flughafen Klagenfurt. Hier ging nun die Schulung
weiter mit Kunstflug K 1 Programm, Nachtflug, Höhenflüge,
Außenlandungen und Streckenflügen. . . Meine Prüfungsflüge
Nachtflug, Kunstflug, Höhenflug und Streckenflug von Klagenfurt nach Graz, weiter nach Wiener Neustadt und zurück
nach Klagenfurt habe ich erfolgreich bestanden. Anfang
Juni war es nun soweit. Wir waren nur noch 25 Männer, als
wir vor den modernen, neuen Flugzeughallen in Klagenfurt
Annabichl angetreten waren. Dort wurden wir feierlich zu
Österreichischen Militärpiloten ernannt. Gleichzeitig wurden
uns die Pilotenscheine (Meine Nr. 221), das Flugzeugführerabzeichen und der Fliegerdolch überreicht. . . Am 20. Oktober
1937 ging es wieder nach Graz Thalerhof zurück. Es begann
nun unsere Jagdfliegerausbildung. . . Im Februar 1938 waren
wir bereits fertig ausgebildete Jagdflieger. . .
Nach Ablegung der Anstellungsprüfung habe ich um meine
Versetzung zum Gendarmerie Posten Mauthen angesucht,
wo dort mein ständiger Wohnsitz war. Das Ansuchen
wurde bewilligt, und so konnte ich endlich ein gemeinsames Familienleben mit meiner Ehefrau beginnen. Am
28. Oktober 1947 gab es das große freudige Ereignis in der
Familie, meine liebste Marianne hat uns da unser Töchterchen Hannelore in Mauthen geboren. Ab nun waren wir
erst einmal zu dritt. Unser Vierter im Bunde, Söhnchen
Herbert, folgte dann am 23. Jänner 1953. Mit 13. August
1949 wurde ich im Dienstgrad Gendarmerie Patrouillenlei-
Am 12. März 1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in
Österreich ein. Im Hoffen auf eine bessere Zeit wurden die
einmarschierenden Truppen vom Volk bejubelt. Wir Soldaten
30
ter definitiv Beamter der Bundesgendarmerie.
fliegerischen Tätigkeit bei der Abteilung 6 des Bundesministeriums für Inneres auch an Außenlandekursen mit Gletscherlandungen in den Alpen Tirols und Salzburgs wie auch
am Dachstein teilgenommen. Als Besatzung für die Flugeinsatzstelle Klagenfurt wurden als Leiter der Dienststelle Gend.
Rev. Insp. Werginz und als Stellvertreter Gend. Ry. Ins. Strasser dem BmfI, Abt. 6, zugeteilt. Ich wurde mit 17. 12. 1959
vom Gend. Posten Mauthen zur technischen Abteilung des
Landesgendarmeriekommandos für Kärnten nach Krumpendorf versetzt. . . Untergebracht waren wir in einem Raum
im Obergeschoss der zweiten Flugzeughalle in Klagenfurt.
Als Flugzeug hatten wir eine Piper Pa 18 mit einem 150 PSMotor. Das Flugzeug war zweisitzig. Die Rückenlehne vom
zweiten Sitz konnte umgelegt werden, und so konnte auch
eine verletzte Person liegend untergebracht werden.
Während meiner Dienstzeit beim Gend. Posten Mauthen
wurde ich auch nach Alpinkursen Gendarmerie Hochalpinist
und Leiter der Alpinen Einsatzgruppe 5 für das Gebiet der
Karnischen Alpen, oberes Gail- und Lesachtal. Vom Landesleiter des Österr. Bergrettungsdienstes in Klagenfurt, Fritz
Havranek, wurde ich ersucht, in Mauthen die Ortsstelle des
Bergrettungsdienstes zu errichten. Es ist mir auch gelungen,
mit sehr guten zivilen Bergkameraden und den Alpingendarmen des Postens eine gute und später auch erfolgreiche
Ortsstelle des ÖBRD zu schaffen. Leider hatte wir etliche Totbergungen, konnten aber doch auch viele verletzte Touristen
aus den Bergen unseres Einsatzgebietes bergen. Am 1. Juli
1951 bekam ich den Amtstitel Gend. Rayonsinspektor, was
auch mit einer kleinen Gehaltsvorrückung verbunden war.
Von der Einsatzstelle aus mussten wir nun zu Fuß im Gebirge
und in den Tälern unseres Einsatzgebietes geeignete Landeplätze für unser Flugzeug erkunden. Die Maschine war außer
dem Fahrwerk mit Rädern auch mit Skiern ausgerüstet, die
man im Flug unter die Räder pumpen konnte. Damit konnten wir auch auf dem Gletscher und in den Skigebieten auf
Schnee landen. . .
Begegnung mit Hans Werginz
Bei meinem Besuch der Gendarmerieschule Karawankenhof im Jahre 1947 habe ich auch die Bekanntschaft mit Hans
Werginz gemacht. Er war wie ich im Krieg auch bei der Luftwaffe, so haben wir uns auch oft über die Fliegerei unterhalten. Hans war bei der Kriminalabteilung in Klagenfurt. Er hat
erfahren, dass das Innenministerium erfahrene Kriegspiloten
sucht, um einen Flugrettungsdienst aufzubauen. Daraufhin
hat sich Hans gemeldet. Er hat dann im Sommer 1955 am
Flugplatz in Aigen im Ennstal unter Leitung von Gend. Rittmeister Kubert mit noch einigen Kriegspiloten seinen Privatpilotenschein erlangt. Damals hat Hans mit Rtm. Kubert auch
über mich gesprochen. . . Im Sommer 1956 wurde ich zum
Fliegerkurs nach Aigen im Ennstal einberufen. . . Als noch
immer fliegerärztlich tauglich, habe ich nach elf Jahren Pause
an meinem Geburtstag am 24. Mai 1956 wieder mit dem Fliegen begonnen.
. . . Am 2. August 1960 hat Hans Werginz dann zum ersten
Mal einen verletzten deutschen Touristen von der Adlersruhe
abgeflogen. Somit war auch unser Flugplatz über den Wolken
erflogen. Beim zweiten Einsatz auf der Adlersruhe hat mich
Hans mitgenommen, damit auch ich diesen Landeplatz kennenlernen konnte. Am 13. September 1960 um 10.37 Uhr
sind wir, nach fernmündlichem Ersuchen des Postens Heiligenblut, in Klagenfurt Richtung Großglockner abgeflogen. .
. Hans war 1. Pilot, und ich hatte den Genuss, sein Fluggast
zu sein.
Wir zwei Kärntner, Hans Werginz und ich, waren in den
Jahren 1957 und 1958 bei der Fliegerschule des Bundesministeriums für Inneres am Flugplatz Vöslau unter Kursleiter
Mjr. Kubert als Fluglehrer tätig. Es wurden Gendarmerie- und
Polizeibeamte als Piloten ausgebildet, damit sie Fachkenntnisse für ihre Aufgabe bei der Überwachung von Segelfluggeländen und Privatflugplätzen hatten.
Beim Einkurven über dem Landeplatz habe ich ein Rauchzeichen abgeworfen, um die Windrichtung und –stärke festzustellen. Der orange-rote Rauch hat uns einen ziemlich starken
Ostwind angezeigt. Es gab also Rückenwind bei der Landung,
und daher war es sehr schwer zu landen, was ich auch Hans
zu bedenken gab. Der Landeplatz auf der Adlersruhe hatte ja
nur eine Länge von 120 Metern. Hans entschloss sich aber
zu Landung. Mit entsprechender Sinkgeschwindigkeit war es
ein schöner, ruhiger Anflug mit Rückenwind. In der Landerichtung ist der Platz auch leicht ansteigend. So dachte ich, es
wird schon alles gut gehen. Wegen des Rückenwindes setzten
wir aber erst auf halber Landeplatzlänge auf und rutschten
danach noch steil in das Eisleitl hinauf. Bei Stillstand unserer
Piper gab Hans Vollgas, denn es hat sogleich das Zurückrutschen am Steilhang begonnen. So wurde die Rückwärtsfahrt
gebremst. Ich machte die Tür auf, stieg aus und hängte mich
an die Flächenstrebe, um mit den Schuhen in den Schnee
– wie bei einer Schlittenfahrt – das Flugzeug in gerader Spur
zu halten. Beim Stillstand dieser Rutschfahrt waren wir nun
im Übergang im flachen Gelände am Ende des Landeplatzes.
Das war wieder einmal Glück wie man es bei der Rettungsfliegerei auch oft haben muss.
An Flugeinsatzstellen gab es Wien-Meidling mit Flugplatz
Vöslau, Innsbruck und Salzburg. Es war auch die Errichtung einer Einsatzstelle in Klagenfurt geplant. Am 1. Jänner
1960 war dann auch die Geburtsstunde der Flugeinsatzstelle
Klagenfurt. Hans Werginz und ich hatten während unserer
Nun war ich an der Reihe und habe die britische Staatsangehörige Gertrude Müller wegen Erkrankung auf der Erzherzog
Johann Hütte nach Zell am See geflogen, von wo sie mit dem
Rettungsauto ins Krankenhaus kam. Anschließend wieder
zurück zur Adlersruhe, um Werginz abzuholen und nach Kla-
Es geht wieder in die Luft
Am 5. Juni 1956 habe ich bereits vor der Prüfungskommission
des Bundesamtes für Zivilluftfahrt die Prüfung für den Privatpilotenschein abgelegt. Es ging dann laufend weiter – wie die
Berechtigung für Schleppflug, Kunstflug, Sicht- und Nachtflug und das eingeschränkte Funktelefonistenzeugnis für den
Flugfunk in deutscher und englischer Sprache. Mit 26. Jänner
1956 habe ich dann auch als Fluglehrer meine Lehrberechtigung bekommen. Bei der Alpensegelflugschule in Aigen habe
ich unter Pit van Husen mit 11. Dezember 1958 schon den
Segelflugschein mit Kunstflugberechtigung erhalten.
31
Aus der Gendarmerie-Chronik Kötschach-Mauthen: Der zur Flugeinsatzstelle des BMfI (Innenministerium) nach KlagenfurtAnnabichl versetzte Gend.Ray.Insp. Erich Strasser, von 1953 bis 1957 Leiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, 1960 auf
einem Einsatzflug im Großglocknergebiet.
aus Deutschland. Weil noch immer Steinschlag in der Rinne
war, habe ich mit Hilfe des Unverletzten den schwerverletzten Reiber aus der Pallavicinirinne geborgen und unter einen
schützenden Felsvorsprung gelegt. Den Toten, der an einem
Eispickel mit Seil gesichert war, ließen wir in der Rinne.
genfurt heim zu fliegen. Bei meiner Landung war der Wind
schon wesentlich günstiger, weil er stark nachgelassen hatte.
So habe auch ich den Flugplatz über den Wolken kennengelernt.
Im späteren Verlauf von Einsatzflügen kam ich dann zu sieben
Landungen auf unserem höchsten Landeplatz auf der Adlersruhe am Großglockner.
Ich ging wieder zum Flugzeug und holte Decken, um den Verletzten warm zu halten. Zu zweit war es uns ohne Trage nicht
möglich, den Schwerverletzten zum Flugzeug zu bringen.
Als ich bei der Piper war, ist die Einsatzmaschine aus Salzburg vorbeigeflogen. Per Funk konnte ich den Piloten Egger
erreichen und habe ihn um Abwurf einer Trage ersucht. Eine
Meinen 30. Rettungseinsatz hatte ich am 19. Juli 1964. Um
ca. 12.15 Uhr wurden wir vom Gendarmerieposten Heiligenblut von einem Bergunfall am Großglockner verständigt und
um Hilfeleistung gebeten. In der Pallavicinirinne nächst dem
Glocknerkees sei eine Zweierseilschaft abgestürzt. Um 12.22
Uhr startete ich die Piper und flog zum Großglockner. Im Vorbeiflug am Großglockner sah ich am unteren Ende der Pallavicinirinne drei Touristen. Daraufhin landete ich um 13.30
Uhr am Glocknerkees in 3200 Meter Höhe. Das war der Landeplatz nächst der Biwakschachtel.
Erich Strassers Flugbücher
Meine Flugbücher geben vom ersten Flug bis zu
meinem letzten Flug in meinem Leben amtlich bestätigt den Nachweis über meine fliegerische Tätigkeit.
Nach der Landung ging ich ca. 15 Minuten zum Ende der
Pallavicinirinne, wo die drei Touristen waren. Dort habe ich
erfahren, dass an diesem Tag drei Zweierseilschaften eingestiegen sind. Wegen Steinschlag ist eine Seilschaft ca. 200
Meter abgestürzt. Dabei ist ein Mann tödlich verunglückt. Der
zweite, Fred Reiber, hat sich einen offenen Unterschenkelbruch wie auch starke Prellungen zugezogen. Der dritte Tourist, den ich an der Unfallstelle traf, war beim Verletzten und
Toten zurückgeblieben. Die Männer der restlichen Seilschaft
sind zur Hofmannshütte angestiegen, um Hilfe zu holen. Es
waren alles gut ausgerüstete und bergerfahrene Touristen
Flugleistungen 1936 – 1945: 2227 Starts mit 1473
Stunden 45 Minuten Flugzeit.
Flugleistungen beim Bundesministerium für Inneres,
Abteilung III/4: 10 719 Starts mit 3967 Stunden 5 Minuten Flugzeit.
Das sind insgesamt 12 946 Starts mit einer Gesamtflugzeit von 5440 Stunden 50 Minuten.
Ich habe 48 verschiedene Flugzeugtypen geflogen.
32
halbe Stunde später kam er
auch wieder und warf eine
Tragbahre ab, die aber leider
in eine Gletscherspalte gefallen ist.
So verging nun die Zeit und es
begann bereits zu dämmern,
als bei der Biwakschachtel
eine Gruppe von Bergrettungsmännern eintraf. Der
Schwerverletzte wurde dann
gleich in die Biwakschachtel
gebracht, wo geheizt wurde
und wir die Nacht verbringen
mussten.
Am frühen Morgen des 20.
7. 1964 habe ich mit Hilfe
einiger Männer die Piper in
die Startrichtung gebracht
und startklar gemacht. Nach
der Versorgung des Verletzten im Flugzeug bin ich um
6.05 Uhr vom Großglockner
nach Zell am See gestartet,
wo er bereits nach 25 Minuten mit dem Rettungsauto in
das Krankenhaus gebracht
wurde. Der Tote wurde dann
von den Bergrettungsmännern am Landweg zu Tal
gebracht.
Rettungseinsätz
wie der hier geschilderte hat
es noch einige gegeben. . .
. . . Nach erfolgreichem
Abschluss des Fachkurses
in Mödling wurde ich am 1.
9. 1966 Gendarmerierevierinspektor. Am 12. 1. 1972
erfolgte meine Bestellung
zum Geschäftsführer der
Fliegerschule des Bundesministeriums für Inneres auf
dem Flugplatz Vöslau. Eine
weitere Beförderung gab es
am 1. 1. 1973 zum Gendarmeriebezirksinspektor. . .
. . . Mein Dienstkamerad Der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen waren Erich Strasser und seine Familie auch nach
Werginz hat schon früher ihrem Umzug nach Krumpendorf verbunden. Als Strasser am 20. August 1996 starb, lautete ein
Wunsch unten auf der Todesanzeige: „Von Kranzspenden wird gebeten Abstand zu nehmen
als ich in Kärnten einen
zugunsten des Österr. Bergrettungsdienstes, Ortsgruppe Kötschach-Mauthen, Raiffeisenbank
Fachkurs besuchen können. Kötschach-Mauthen, Kto.-Nr. 348.“
Er war mir somit als Gend.
Rev. Insp. dienstgradmäßig voraus. So kam er auch zur Hub- in Wartung war und ein Einsatz anfiel, wurde aber doch auch
schrauberausbildung zum Bundesheer am Fliegerhorst Tulln- noch die Piper eingesetzt. So kam ich in den Jahren 1967,
Langenlebarn. Nachdem Hans nun den Hubschrauberschein 1968 und 1970 zu je drei Einsätzen.
hatte, bekam unsere Einsatzstelle im März 1965 einen zweisitzigen Hubschrauber der Type Bell 47-G2. Seit dieser Zeit Meine letzte Landung auf der Adlersruhe in 3560 Meter Höhe
wurden die meisten Einsätze mit dem Hubschrauber geflogen. war am 3. 7. 1968, wo ich den Bergführer Anton Messner
Die Hubschraubertypen, die wir dann weiter bekamen, waren wegen Schlüsselbeinbruchs und ausgekugeltem Schultergeimmer besser und an Leistung stärker. Wenn der Hubi gerade lenk nach Lienz in Osttirol geflogen und dem Rettungsauto
33
des Roten Kreuzes übergeben habe.
Im Jahre 1968 habe ich auch mit der Hubschrauberschulung in Meidling und am Flugplatz Vöslau begonnen. Das Fluggerät
war ein Agusta Bell 47-G2. Meine Fluglehrer waren die Bez. Insp. Haas und Landl. Mein erster Alleinflug am Hubschrauber
mit Schweben und drei Platzrunden war der 48. Start. Unsere Abteilung hatte nun schon alle Einsatzstellen mit Hubschraubern
ausgerüstet. Leider kam es aber auch zu einigen Unfällen, meist mit tödlichem Ausgang. Das gab es bisher mit den Flächenflugzeugen in unserer Abteilung nicht. Einer der schwersten Hubschrauberunfälle mit drei Toten war im Wienerwald. Als ich
bei meiner Schulung in Vöslau unter Aufsicht von Fluglehrer Landl fünf Autorotationen alleine machte, da hab ich mir am
Abend in meiner Unterkunft überlegt, wie das wohl auf einem Einsatz im Gebirge sei. Man fliegt über einem engen Tal mit
einem Fluß, schroffes Gelände mit großen Steinen und Bäumen, und plötzlich ist man zu einer Autorotation gezwungen. Zum
Absetzen des Hubschraubers braucht man doch eine ebene, hindernisfreie Fläche. Da war ich mir in meiner alten Piper doch
viel sicherer.
Bevor ich zur Prüfung antreten sollte, habe ich unseren Chef, Min. Rat Dr. Kolm, meine Bedenken mitgeteilt und um Rücktritt
von der Hubschrauberfliegerei ersucht. Die sicheren und besseren Hubschraubertypen haben wir leider erst später bekommen.
So wurde ich auch weiterhin meist in der Fliegerschule Vöslau beschäftigt. Am 17. Mai 1976 musste ich als Kursleiter zu
meinem letzten Motorfliegerausbildungs- und Weiterbildungskurs nach Vöslau. Der Kurs war am 16. Juli 1976 zu Ende. Mit
meinem Fliegen im Dienst war es aber leider auch zu Ende. Die Verwendung als Pilot ist beim Bundesministerium für Inneres
laut Gesetz nur bis zur Vollendung des 60. Lebensjahres erlaubt. Meinen Sechziger habe ich am 25. Mai 1976 im Kreise der
Fluglehrer und Flugschüler in der Kantine der Zentralschule in Mödling gefeiert, wo ich auch meine Unterkunft hatte.
Vor meiner Abreise nach Vöslau hat mich der Flugsicherungsbeamte Lischak zu einem Flug mit seiner zweisitzigen Eigenbaumaschine, Type Emeraude, eingeladen. Somit ist am 17. Juli 1976 mit dem Flugzeug, Kennzeichen OE-AHW, Type CB 301
mit der Landung am Flugplatz Vöslau um 9.52 Unr meine Fliegerlaufbahn zu Ende gegangen.
1954
Im Schneesturm verschollen
Sucheinsatz am 8,
Januar im Gebiet des
Wolayersees durch
BRD-Angehörige aus
Kötschach-Mauthen nach
dem abgängigen Hüttenwird Konrad Muskateller
aus Kötschach. Er wurde
unverletzt in der EduardPichl-Hütte aufgefunden,
die er wegen schwerer
Stürme und Schneefälle
nicht verlassen konnte.
__________
Hüttenwirt Konrad Muskateller verschwindet am Wolayersee
Am 14. Juli bergen Gendarme der Grenzkontrollstelle Plöckenpass und
BRD-Männer aus Mauthen den auf dem Valentintörl durch Herzschlag
verstorbenen deutschen
Touristen Oskar Roth aus
Rosenheim und transportien ihn ab.
__________
31. Juli/1. August: Suchund Bergungseinsatz
nach dem vermissten
Sommergast Franz Weiß
aus Wien. Er wird im
Valentinbachgraben tot
Über das vermeintliche Verschwinden des einstigen Wirtes
der Eduard-Pichl-Hütte, Konrad Muskateller aus Kötschach,
soll hier berichtet werden. Er war zur Jahreswende 1953/54
gemeinsam mit Herbert Zojer aus Kötschach, von 1959 bis
1962 Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen,
zum Wolayersee aufgebrochen, aber im Gegensatz zu Zojer
nicht heimgekehrt. Im Tal machten schlimmste Befürchtungen die Runde. In den Mitteilungen der ÖAV-Sektion Austria
in Wien, den „Austria-Nachrichten“, der die Hütte bis heute
gehört, wurde der „Zwischenfall“ in Form eines längeren
Berichtes damals zusammengefasst:
In den Wiener Tageblättern erschien einige Tage nach Jahresbeginn eine Notiz, dass der Schutzhüttenwirt Konrad Muskateller aus Kötschach von einem Gang auf die Pichlhütte
nicht zurückgekehrt sei. Neben den Schreckensnachrichten
von den ungeheuren Lawinenstürzen in Vorarlberg und Tirol
verlor diese lapidare Meldung fast jede Bedeutung und nur
jene, denen der Vermisste bekannt war, ließen sich die Sache
näher gehen. Zu diesen gehörte „Austria“, sowohl die Vereinsleitung in Wien, wie vor allem deren Ortsgruppe „Obergailtal und Lesachtal“ in Kötschach.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die alle an den
herrschenden Wetter- und Schneeverhältnissen scheiterten,
brach am 8. Jänner neuerlich eine neun Mann starke Rettungsmannschaft von Kötschach auf, um nach dem Verbleib
34
Konrad Muskateller 1957 am
Valentintörl.
aufgefunden und von
BRD-Männern, Gendarmen und Zöllnern
nach Mauthen gebracht.
__________
1. August: Bergung des
in der Hohen WarteNordwand tödlich verunglückten Touristen Kurt
Schütze aus Bamberg
durch Gendarmen und
Bergrettungsmänner.
__________
Im August werden die neu
entwickelten Rettungsgeräte „Gebirgstrage“
und „Stahlseilgerät“
angeschafft und erprobt.
Die Notwendigkeit des
Einsatzes der immer
wieder neu entwickelten
Rettungsgeräte und deren
Anschaffung ist vordringlichstes Problem. Meist
reichen die finanziellen
Mittel zum Ankauf eines
neuen Gerätes nicht, oder
erst sehr spät, so dass
viel improvisiert werden
muss.
__________
17. August: Rettung und
Abtransport der auf der
Oberen Valentinalm durch
Sturz schwer verletzten
Gastwirtin Maria Waldner
aus Weißbriach (Strobl,
Strasser, Steindl, Waldner
und BRD-Angehörige aus
Mauthen).
__________
14. Dezember: Zweitägiger Sucheinsatz vom
Plöckenpass bis zum
Hohen Trieb nach dem
vermissten Jäger Tullio
de Francesci, Mechaniker
aus Paluzza, der sich
bei der Jagd verirrt hat
und auf österreichisches
Staatsgebiet gelangt,
wo er zwei Tage und
Nächte in einer Heuhütte verbrachte, durch
Angehörige der Alpinen
Einsatzgruppe und BRDMänner.
__________
Am 18. Dezember ist
die Wahl der Funktionsträger der neuen Ortsstelle: Ortsstellenleiter
wird Erich Strasser, sein
Stellvertreter Hans Strobl,
Kassier Herbert Zojer,
Technischer Leiter Heini
Heinricher.
Muskatellers zu forschen.
Auch von Birnbaum drangen
zwei Gendarmen zur Pichlhütte vor. Sie alle mochten wohl das Schlimmste
befürchtet haben, rechneten
aber zumindest damit, einen
beschwerlichen
Transport
vor sich zu haben, falls sie
den Mann lebend finden sollten. In metertiefem lockerem
Schnee waren sie bis nahe
zur Hütte vorgedrungen, da
– der Jodler kann von keinem
ganz Toten stammen! Und es
Konrad Muskateller (1895 - 1982) beim Materialtransport zum
musste der Gesuchte sein, Wolyersee.
denn wer sollte sich sonst
hier aufhalten? Als der letzte Zweifel behoben war, löste sich die gestaute Spannung in befreiendem Gelächter über die Frage Muskatellers: „Was wollt denn ihr hier?“ – „Dich heim treiben!“
Aus dem Bericht Muskatellers über sein winterliches Abenteuer entnehmen wir folgendes: Er
war am 31. Dezember mit seinem Kameraden Herbert Zojer um 6 Uhr früh von Kötschach
aufgebrochen, um dem ihm anvertrauten Berghaus einen Kontrollbesuch abzustatten. Das
prachtvolle Wetter ließ sie die Beschwerlichkeit des Weges vergessen, auch dann, als sie in
hüfttiefem Schnee spuren mussten. Weiter oben kamen sie über windgepreßten Schnee leichter vorwärts und erreichten um 3 Uhr nachmittags die Hütte.
Bald war das Haus gelüftet und geheizt. Unter Heranziehung der mitgebrachten Mundvorräte
verbrachten die beiden gemütlich den letzten Abend des Jahres und gingen bald zur Ruhe.
Am Neujahrstag ging Muskateller seinen Obliegenheiten als Hüttenvater nach, während Zojer
den prachtvollen Wintertag auf Skiern ausnützte. Als er um vier Uhr nachmittags zurückkam,
teilte er dem Kameraden mit, dass er noch heute zu Tal müsse, weil er beruflich nicht länger
abkömmlich sei. Da war nun nichts zu machen, und die Gefährten trennten sich, nachdem
Muskateller versichert hatte, er werde Montag oder spätestens Dienstag wieder daheim sein.
„Dass wir dich nicht suchen müssen“, warnte einer den anderen, die beide dem Bergrettungsdienst angehören, ehe sie sich mit Ski-Heil verabschiedeten.
Muskateller versah weiter seine Hüttenobliegenheiten und fand daneben Zeit, den schönen
Tag und die Erhabenheit der verschneiten Berge zu genießen. Sonntag bereitete er sich für
den folgenden Tag zur Abfahrt vor. Da setzte um drei Uhr nachts ein Sturm mit furchtbarem
Schneetreiben ein, der die Hütte erbeben ließ. Solches Wetter machte natürlich die Abfahrtspläne zunichte; es dauerte bis Mittwoch früh. Dann lag auf den steilen Hängen eine fast metertiefe Schicht Pulverschnee, die auf der eisigen Unterlage durch die geringste Erschütterung ins
Gleiten geraten musste. Der erfahrene Bergsteiger und Rettungsmann wusste, dass er für einige
Tage die Gefangenschaft
auf sich nehmen musste
und rationierte sich sorgfältig seine Vorräte, machte
sich aber im übrigen wenig
Sorgen. Am Freitag, den 8.
Jänner, rüstete er sich für die
Abfahrt am Samstag, versorgte das Haus, und als er
sich Schnee für seinen FünfUhr-Tee holte, jodelte er in
die schöne Welt hinaus. Und
er bekam Antwort. Die Rettungsmannschaft war angekommen.
Begleitete Muskateller Silvester 1953 zum Wolyersee, kehrte
aber rechtzeitig zurück nach Kötschach: Herbert Zojer, der zu
den Männern der ersten Stunden der Bergrettung KötschachMauthen gehört – hier auf einem Foto aus dem Jahre 1957.
35
Es wurde ein fröhlicher
Abend, den die zehn Männer
miteinander verbrachten. Als
sie tags darauf um sieben Uhr früh die Abfahrt antreten wollten, stießen noch die beiden Gendarmeriebeamten aus Birnbaum
zu ihnen, so dass eine Gruppe von zwölf Personen zu Tal fuhr.
Die Sektionsleitung freut sich des glücklichen Ausganges der Bergungsaktion und dankt an dieser Stelle den Männern, die
sich daran beteiligten: Vom Bergrettungsdienst Heini Heinricher, Herbert Zojer, Konrad Schmidt, Franz Ropie; von der Gendarmerie Florian Stückler, Josef Zmölnig, Friedrich Ertl, Strolzbichler, Andreas Herzog; von der Zollwache Johann Ortner
und Peter Wedam.
Zwei Retter entgehen dem Steinschlag
Im August 1954 verunglückt Kurt Schütze an der Hohen Warte tödlich
Gleich neben dem Gedenkkreuz am Valentintörl, das
an die tödlich verunglückten
Bergrettungsmänner Heini
Heinricher, Hermann Lederer, Hans Golser und Herbert
Wassermann erinnert, ist eine
bronzene Tafel in den großen
Findling eingelassen, die an
den am 1. August 1954 in der
Hohen Warte angestürzten
Kurt Schütze aus Bamberg
erinnert. Der Text auf der
Tafel lautet: „Am 1. August
1954 fand unser Kamerad
Kurt Schütze an dem gegenüber liegenden Einstieg zur
Hohen Warte durch Steinschlag den Bergtod. Sektion
Bamberg des DAV.“ In einem
Bericht fasst Ortsstellen- und
Einsatzleiter Erich Strasser die Bergung des Verunglückten zusammen:
Gleich neben dem Kreuz, auf dessen Tafel an die verunglückten Bergrettungsmänner Heini
Heinricher, Hermann Lederer, Hans Golser und Herbert Wassermann erinnert wird, ist die
Gedenktafel an Kurt Schütze am Valentintörl an einem Felsbrocken installiert.
Aufgrund der am 2. August
1954 um 8.00 Uhr durch
den Reiseleiter einer Reisegesellschaft aus Bamber/Bayern
namens Walter Rommel am Gendarmerie-Posten Mauthen
erstatteten Bergunfallanzeige wurde vom Postenkommando
Mauthen Ray.-Inspektor Erich Strasser als Kommandant und
Leiter des Bergungsunternehmens mit Patrl. Leopold Zmölnig, Pgd. Eduard Kelenc des Postens Mauthen und Patrl.
Simon Ainetter des Postens Kötschach zur Bergung eines tödlich Abgestürzten in den Dienst kommandiert. Am Bergungsunternehmen haben auch die Bergrettungsmänner Herbert
Zojer, Julius Langegger, Hugo Kanzian und Josef Brunner
der Ortsstelle Mauthen teilgenommen.
gerät über die steile Geröllhalde in Richtung Hohe Warte zum
Einstieg des Koban-Prunnerweges ca. 310 m hoch auf.
Während des Aufstiegs dieser beiden Männer löste sich
über ihnen aus dem Massiv der Hohen Warte ein Stein im
Ausmaß von etwa einem Kubikmeter, der von einer großen
Menge kleinerer Steine begleitet über die Geröllhalde bis
zum Schneefeld abging. Ainetter und Zojer konnten sich noch
rechtzeitig durch links- und rechtsseitliches Weglaufen vor
diesem Steinschlag in Sicherheit bringen. Sie setzten danach
ihren Aufstiegsweg fort.
Um 9.30 Uhr des 2. August 1954 wurde die entsprechend ausgerüstete Bergungsmannschaft mit dem Autobus der Bamberger Reisegesellschaft von Mauthen zur Kreuztratte (1014 m)
gefahren. Von der Kreuztratte erfolgte der Aufstieg bei sengender Sommerhitze über die Untere Valentinalm (1220 m),
Obere Valentinalm (1540 m) bis zum Schneefeld (1850 m)
unterhalb des Valentintörls. Von dort stiegen der Patrl. Simon
Ainetter und Bergrettungsmann Herbert Zojer mit Bergungs-
Die übrige Bergungsmannschaft stieg zum Valentintörl (2138
m) auf, von wo sie über den südlich des Törls befindlichen
Felskopf kletternd zur Unfallstelle (ca. 2160 m) gelangte, wo
sich die gesamte Bergungsmannschaft um 12.30 Uhr traf.
Um dieselbe Zeit kam auch Rev.-Insp. Johann Buchauer und
Ray.-Insp. Otto Seiwald der Grenzkontrollstelle Plöckenpass an die Unfallstelle und beteiligten sich an der Bergung.
Nach Erhebung über den Hergang des Bergunfalls erfolgte
36
um 14.45 Uhr der Abtransport der Leiche. Für den Bergungstransport blieb nur die eine Möglichkeit, so rasch als möglich
über das steinschlaggefährdete, steile Geröllfeld zum Schneefeld unterhalb des Valentintörls zu gelangen. Nach entsprechender Sicherung durch Einteilung von Beobachtungs- und
Warnposten ist der Transport bis zum erwähnten Schneefeld
geglückt und wurde über dieses ca. 400 m talwärts bis an das
Ende des Schneefeldes fortgesetzt. Danach wurde der Tote
von dem bisher benützten Leichenbrett auf eine Tragbahre
umgebettet, entlang dem zu Tal führenden Touristensteig, auf
dem größtenteils nur zwei Männer den Toten tragen konnten, bei noch immer großer Hitze über die Obere Valentinalm
zur Unteren Valentinalm durch entsprechendes Ablösen der
Träger getragen.
Von der Unteren Valentinalm erfolgte der weitere Transport
mittels einem von der Gemeinde Mauthen beigestellten Lastkraftwagen zur Friedhofskapelle Mauthen, wo die Bergungsmannschaft mit dem Toten um 20.00 Uhr eintraf.
Bei dieser Bergung erlitt der Bergrettungsmann Josef Brunner
einen Sonnenstich und derart hohes Fieber, dass er ärztliche
Hilfe in Anspruch nehmen musste. Ray.-Insp. Strasser wurde
beim Abtransport des Toten über die Geröllhalde von einem
abrollenden Stein am linken Fuß getroffen, jedoch nicht nennenswert verletzt.
Erhebende Gedenkfeier für einen Alpinisten
Am 5. August 1955 wird eine Erinnerungstafel für Schütze am Valentintörl installiert
Ein Jahr nach dem Tod von Kurt Schütze wird am 5. August 1955 eine bronzene Erinnerungstafel an den Bergsteiger am
Valentintörl installiert, die dort bis heute ihren Platz hat. Die Initiative geht von der DAV-Sektion Bamberg aus, der Schütze
angehörte. Gendarmerie-Hochalpinist Hans Strobl notiert in seinem Tourenbuch:
4. 8. 1955, 14 h bis 5. 8. 1955, 15 h: Mauthen – Ederwirt – Plöckenhaus. Nach Nächtigung über Untere und Obere Valentinalpe
zum Valentintörl (2135 m) aufgestiegen. Um 10 Uhr des 5. 8. 1955 Anbringung der Gedenktafel für den am 1. August 1954
beim Einstieg in die Hohe Warte abgestürzten Kurt Schütze durch Mitglieder des DAV, Sektion Bamberg. Um 11 Uhr Abstieg
auf Aufstiegsweg zur Unteren Valentinalm. Rückkehr nach Mauthen mit MRB. Begleiter: Rev. Insp. Jarnig, Ray. Insp. Strasser
und Seiwald, Patrl. Stückler und Ainetter: Witterung: sehr schön. (Zitatende)
Unter dem Titel „Erhebende Gedenkfeier für einen Alpinisten in den Karnischen Alpen“ heißt es in einem Pressebericht, den
Strobl auch in sein unglaublich akribisch geführtes Gendarmerie-Tourenbuch eingeheftet hat:
Am 1. August 1954 traf den Alpinisten Kurt Schütze, Mitglied des Deutschen Alpenvereins, Sektion Bamberg, Bayern, beim
Einstieg zur Hohen Warte durch Steinschlag der Bergtod. Zur Erinnerung an dieses traurige Ereignis besuchte eine Abordnung der Sektion Bamberg bei 40 Personen die Unfallstelle, um am 5. August 1955 auf einer Felsplatte des Valentintörls eine
Gedenktafel anzubringen. Ebenso wurde am Grab dieses vorbildlichen Alpinisten auf dem Friedhof zu Mauthen ein Grabkreuz
durch seine Sektion aufgestellt. Die Anbringung durch diese Gedenktafel gestaltete sich zu einer erhebenden Feierstunde, an
der neben den mit einem Reiseomnibus über die Dolomiten und den Plöckenpass zu uns gekommenen Bambergern, darunter
sich auch liebe Bekannte vom Vorjahr befanden, Abordnungen des Gendarmeriepostens Mauthen und Kötschach sowie des
Plöckenpasses teilnahmen.
Revierinspektor Jarnig begrüßte die Bergkameraden und hieß sie in den Kärntner Bergen herzlich willkommen. Er würdigte die
pietätvolle Haltung durch die Anbringung der Gedenktafel für ihren treuen Kameraden Kurt Schütze. Gleichzeitig schilderte
er den Hergang des Unfalls, die Bergung und den Abtransport sowie das dem verunglückten Bergkameraden zuteil gewordene Begräbnis auf dem Gottesacker zu Mauthen. Anschließend richtete der Reiseleiter und Obmann der Sektion Bamberg,
Heinrich Nüßlein, ein Bergkamerad des Verunglückten, Worte des Dankes an die Männer des Bergrettungsdienstes. Nach der
37
Gedenkfeier für Klaus Schütze, ein Jahr nach seinem tragischen Tod am 5. August 1955 am Valentintörl. Rechts an dem großen
Findling die frisch angebrachte Erinnerungstafel. Zu den Gästen gehörten neben der Witwe Gertrud Schütze (in schwarzer
Jacke) auch die Bergrettungsmänner und Gendarmen, die den Leichnam ein Jahr zuvor geborgen hatten, darunter Erich Strasser (2. von links), Hans Strobl (links neben den am Boden liegenden Rucksäcken) sowie seine weiteren Kollegen Seiwald,
Stückler (links neben Strobl) und Jarnig (2. v. rechts).
Niederlegung eines Kranzes, bestehend aus Blumen des Bayern-Landes, blies Patrouillenleiter Simon Ainetter in vollendeter
Weise das Lied vom „Guten Kameraden“ mit dem Flügelhorn, während alle Augen auf den Einstieg zur Hohen Warte gerichtet
waren und die Gendarmerie-Alpinisten mit der Hand „Zum Gebet“ eine stille Gedenkminute widmeten.
Am Abend des gleichen Tages fand auf dem Ortsfriedhof im Tal, in ebenso würdiger Weise, die Grabkreuzweihe für den
Verunglückten statt. In ergreifender Ansprache würdigte der Ortspfarrer Hochw. Geistl. Rat Paul Hassler die vorbildliche
Kameradschaft der Landsleute des Verunglückten. Sie bekundeten damit auch über das Grab hinaus die Liebe zum teuren
Toten. Mit markanten Worten sprach Obmann Nüßlein von der engen Bergkameradschaft, die ihn mit Kameraden Schütze
verband. Gleichzeitig dankte er den Kärntner Freunden für die liebevolle Unterstützung und Mithilfe vor Jahresfrist, als das
Unglück geschah. Ehrenobmann der Ortsgruppe Obergailtal des Österr. Alpevereins, Zweig Austria, Dr. Heinrich Koban, wies
mit seinen Worten darauf hin, dass der uns an sich unbekannte Bergsteiger durch seinen Tod in unseren Bergen nunmehr ein
lieber, treuer Freund geworden ist. Besonders ergreifend für alle Beteiligten, unter welchen sich neben den Heimischen viele
Sommergäste befanden, wirkte der Chor „Alpengruß“, vorgetragen vom MGV Mauthen, zumal gleichzeitig von der benachbarten Kirche zu Kötschach die abendliche Aveglocke ertönte, womit die Feier den denkbar würdigen Abschluss fand.
Nach Beendigung der kirchlichen Feier fanden sich unsere Freunde aus Bamberg mit den an der Bergung beteiligten Gendarmeriebeamten und den Männern des Österr. Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu einem gemütlichen
Beisammensein im Huber-Saal ein. Bei dieser Gelegenheit ergriff der Sektionsobmann Nüßlein abermals das Wort, um allen
seinen Dank auszusprechen. Gleichzeitig überreichte er als Zeichen der engen Verbundenheit den bei der Bergung Beteiligten das Abzeichen seiner Sektion. Rayons-Inspektor Strasser dankte für die Ausgezeichneten und betonte, dass er und seine
Männer nichts anderes als ihre Pflicht erfüllten, wenn sie einem in Bergnot geratenen Alpinisten helfen. Gleichzeitig brachte
er seine Freude zum Ausdruck, dass dieser Einsatz seitens der Sektion Bamberg gewürdigt und damit zu einer überaus innigen
Verbundenheit zwischen Mauthen und Bamberg führte. Mit Kärntnerliedern wurde dieser Abend würdig umrahmt.
Ein Gedächtnisgottesdienst am folgenden Morgen in der Pfarrkirche Mauthen beschloss die Gedenkfeier für Kurt Schütze.
Es wird uns Gailtalern eine Freude sein, der freundlichen Einladung der Bamberger, sie draußen im Bayern-Land einmal zu
besuchen, Folge zu leisten und damit das Band der engen Verbundenheit zu festigen.
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Vermisst und wieder aufgetaucht
Der italienische Jäger Tullio de Francesci kehrt wohlbehalten heim
Als der Italiener Tullio de Francesci am 14. Dezember 1954
nach einem Jagdausflug ins Angerbachtal nicht zurückkehrt,
wird die Bergrettung und die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie verständigt. Alpin-Gendarm Hans Strobl ist an der
Suche beteiligt. Nach dem Einsatz notiert er in seinem Tourenbuch:
des Blausteins vermisst war. – Von Mauthen bis Kreuztratte
mit Pkw. Von dort zu Fuß über Plöckenhaus (1208 m), Rossbodentörl (1581 m), Großer Pal (1809 m), Blaustein (2194
m). Aufgrund der Dunkelheit wurde die Suche abgebrochen.
Anschließend Abmarsch zum Plöckenpass und dort Nächtigung. – Am Plöckenpass konnte in Erfahrung gebracht
werden, dass der Vermisste die Nacht vom 13. zum 14. 12.
1954 in einer österr. Almhütte verbrachte und am 14. 12. 1954
in den Nachmittagsstunden wohlbehalten in seinem Heimatort Paluzza eingetroffen ist.
14. 12. 1954, 12 h bis 15. 12. 1954, 11 h: Suche nach dem italienischen Staatsbürger Tullio de Francesci aus Paluzza, der
seit dem 13.12. 1954 in den Nachmittagsstunden im Gebiete
Wahlen der Funktionsträger
Am 18. Dezember 1954 wird Erich Strasser im Amt bestätigt
– Techn. Leiter u. Gerätewart;
Josef Rogi – Gend.-Posten Mauthen od. Mauthen Nr. 37;
Simon Ainetter – Gend.-Posten Kötschach od. Mauthen Nr.
83, Bergführer;
Friedrich Litsch – Gend.-Posten Kötschach od. Würmlach,
Tel. 275;
Franz Brunner – Mauthen Nr. 136;
Josef Brunner – Kötschach, Tel. 306 od. Kötschach Nr. 35;
Konrad Muskateller – Wolayerseehütte od. Kötschach Nr. 35,
Hüttenwart;
Hugo Kanzian – Kötschach Nr. 26;
Julius Langegger – Kötschach, Tel. 260;
Kurt Simoner – Kötschach Nr. 38;
Konrad Schmid – Kötschach Nr. 167.
Ende 1954, am 18. Dezember, treffen sich die 14 Mitglieder der
Ortsstelle Mauthen zur Jahreshauptversammlung und wählen
einen neuen Vorstand. Handschriftlich ist auf dem Protokoll,
auf dem die Bergrettungsmänner namentlich genannt sind,
vermerkt: „einstimmig angenommen“. Anschließend wird ein
vollständige Liste aller 14 Bergrettungsmänner erstellt, auf der
ersichtlich ist, wer im Einsatzfall wo am besten erreichbar ist:
Erich Strasser – Gend.-Posten Mauthen oder Mauthen Nr. 96
– Ortsstellenleiter;
Hans Strobl – Gend.-Posten Mauthen od. Mauthen Nr. 123
– Stv. des Ortsstellenleiters;
Herbert Zojer – Kötschach, Tel.-Nr. 251 – Kassaführer;
Heini Heinricher – Mauthen Nr. 105 od. Kötschach, Fa. Egger
39
1955
Um den „Goldenen Bären“
Aufnahmeantrag Dr. Ernst
Steinwender: Mit Schreiben vom 1. Juni 1955
beantragt die Ortsstelle
bei der Landesstelle
des ÖBRD in Klagenfurt
die Aufnahme von Dr.
Ernst Steinwender als
Bergrettungsmann: „Dr.
Steinwender ist in der
Ortsstelle als sehr guter
Hochalpinist bekannt
und ist für die Ortsstelle
bei Bergungen eine der
wertvollsten Kräfte.“ Dem
Antrag wird stattgegeben,
und Dr. Steinwender
erwirbt wie schon in den
Jahren zuvor in den folgenden Jahrzehnten weit
über Kötschach-Mauthen
hinaus hohes Ansehen
als Bergrettungsarzt.
__________
Der Obergailtaler Sportclub
(OSK) veranstaltet am Sonntag, den 20. März 1955 einen
Spezialabfahrtslauf um den
„Goldenen Bären“ der Marktgemeinde Mauthen. OSKObmann Albert Größbauer
bittet den Bergrettungsdienst,
beim Rennen den Sanitätsdienst zu übernehmen. Größbauer schreibt am 15. März
1955 Ortsstellenleiter Erich
Strasser:
„Sie werden eingeladen zu
dem am 20. 3. 1955 stattfindenden Spezialabfahrtslauf
von der Mauthner Alpe den
Sanitätsdienst mit den Ärzten
Dr. Steinwender und Dr.
Gerngross zu übernehmen.
Der Obergailtaler Sportklub
hält seine letzte Sitzung am
Donnerstag, den 17. März
1055, um 20 Uhr im Gasthof
Rainer ab, zu der Sie herzlichst eingeladen werden, um
die letzten und erforderlichen
Punkte in dieser Hinsicht zu
besprechen.“
Der Mechanikerlehrling
Helmut Niederklapfer
aus Mauthen stürzt
am 4. September beim
Edelweißpflücken in der
Westwand des Kleinen
Pal tödlich ab und wird
von Leopold Durchner,
Waldner und Zmölnig
geborgen.
Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: Zum
Abfahrtslauf um den „Goldenen Bären von Mauthen“ auf der
Mauthner Alm hielt Strobl in seinem Tourenbuch den Bericht
rechts fest. – Alpin-Gendarm und Bergretter Hans Strobl nach
dem Abfahrtslauf um den „Goldenen Bären von Mauthen“ auf
der Abfahrt von der Mauthner Alm, wo er mit Kollegen den
Pistendienst versehen hatte (oben).
40
Das 23. Plöcken-Heldengedenkrennen
Gendarmerie und Bergrettung sorgen für die Sicherheit
„Gebirgspatrouille anlässlich des 23.Heldengedenkrennens“,
notiert Gendarmerie-Hochalpinist Hans Strobl an jenem 8.
Mai 1955 in sein Tourenbuch. Strobl hat Dienst an jenem
Sonntag, ist mit der Bergrettung für den Sicherheits- und Rettungsdienst zuständig. Es läuft alles glatt an diesem Schönwettertag. Strobl notiert in seinem Dienst-Tourenbuch:
7. 5. 1955, 6 h bis 8. 5. 1955, 16 Uhr: Mauthen – Ederwirt
– Kreuztratte – Untere Valentinalm, 1204 m. Aufstieg über
Gamsgraben – Ob. Valentinalm, 1540 m, zum Valentingletscher, 1730 m, weiter über Valentintörl, 2135 m. Bei ca. 10
cm Neuschnee Abfahrt mit Ski zur Eduard-Pichlhütte, 1960
m. Bis zur Unt. Valentinalm strömender Regen. Danach Nieseln und teilweise Nebel.
Nach Nächtigung auf der Eduard-Pichlhütte am 8. 5. Aufstieg
zum Valentintörl, 2135 m. Abfahrt zum Valentingletscher.
Sicherheits- und Rettungsdienst anlässlich des 23. PlöckenHeldengedenkrennens. Abfahrt über Ob. Valentinalm mit Ski
und Akja zum Gamsgraben, 1230 m. Abstieg bis zur Kreuztratte. Rückkehr nach Mauthen mit Gend. eigenem Kfz.
Wetter am 8. 5. wolkenlos u. sonnig; Skifähre: sehr gut;
Begleiter: Ray. Insp. Strasser, Bergrettungsmänner Herbert
Zojer und Josef Brunner.
8. Mai 1955: Plöcken-Heldengedenkrennen, Hans Strobl
(rechts) mit „Anhang“ unterhalb des Valentintörls.
Bergung eines verunglückten Touristen
Der Tourist Franz Babler verunglückt am 2. August 1955
am Wolayersee und wird von der Alpinen Einsatzgruppe der
Gendarmerie und der Bergrettung erstversorgt und geborgen.
Gendarmerie-Hochalpinist Johann Strobl notiert in seinem
Dienstbuch:
Mauthen bis Untere Valentinalpe mit MRB. Gend. Nr. 12.
Aufstieg über Valentintörl (2135 m) zur Eduard-Pichlhütte,
von wo der Abtransport des verunglückten Touristen Franz
Babler zur Unteren Valentinalpe über das Valentintörl mit
Gebirgstrage erfolgte.
Begleiter: die BRM. Dr. Steinwender und Brunner, Ray. Insp.
Strasser und Gend. Pauli. Für die Bergung sehr schlechte
Wegverhältnisse. Witterung: sehr schön.
Der verletzte Franz Babler wird am Valentintörl mittels Gebirgstrage abtransportiert.
41
Bergrettungsmänner Zojer, Strobl und Brunner
„Bei den bisherigen Unternehmungen bestens bewährt“
rigen Unternehmungen bestens bewährt. Patrl. Hans Strobl
ist Gend.-Hochalpinist und hat als solcher die entsprechende
Ausbildung in Gendarmerie-Hochalpinkursen erhalten.
Außerdem ist Strobl Gend.-Bergführer-Anwärter und wird in
Ausbildungskursen als Lehrer verwendet. Zojer und Brunner
haben die Ausbildungskurse 1954 in den Lienzer Dolomiten
besucht und mit den Noten 2 bzw. 1 abgeschnitten. Die beiden
sind die agilsten Männer der Ortsstelle Mauthen und haben
bei Bergungen bisher beste und selbstständige Arbeiten geleistet. Die Ernennung der in Vorschlag gebrachten Männer wird
von der Ortsstelle bestens befürwortet.“
Ortsstellenleiter Erich Strasser ersucht die Kärntner Landesleitung des ÖBRD in einem Schreiben vom 7. August 1955,
Hans Strobl, Herbert Zojer, der von Anfang an dabei war,
und Josef Brunner, bisher alle drei Helfer der Bergrettung, zu
Bergrettungsmännern zu ernennen. Strasser schreibt: „ Beiliegend werden die BRD-Ausweise der Helfer Strobl Hans,
Zojer Herbert und Brunner Josef mit dem Ersuchen übersendet, diese Männer zu Bergrettungsmännern zu ernennen.
Die angeführten Männer besitzen die Fähigkeiten, selbstständig Bergungen zu leiten und haben sich auch bei den bishe-
Mit Fräulein Hojer auf die Hohe Warte
Über den Koban-Weg vom Valentintörl zum Ziel
Als eine von zahlreichen „Privattouren“ kennzeichnet Hans Strobl in seinem Gendarmerie-Tourenbuch die Bergfahrt auf die
Hohe Warte, die er am 18. August 1955 in Begleitung von Ray. Insp. Strasser, Dr. Kleindienst vom Landesarbeitsamt und
einem Fräulein Hojer aus Nürnberg unternimmt. Strobl schreibt:
18. 8. 1955, 6 h bis 20 h: Mauthen bis Kreuztratte u. UntereValentinalm mit Privat MR. Von dort Aufstieg zur Oberen
Valentinalm (1540 m), Valentintörl (2135 m). Nun über den
Felskopf auf das südliche Valentintörl u. von dort über den
rot-weiß markierten und abgesicherten Koban-Weg auf die
Hohe Warte. Nach kurzer Rast Abstieg nach Süden auf italienischem Gebiet und über den Hohen Gang zum italienischen
Schutzhaus, weiter über den Wolayerpass zur Eduard Pichlhütte. Nach einer zweistündigen Rast zum Valentintörl (2135
m) und über den Touristenweg zurück zur Unteren Valentinalm. Von dort mit MR wieder nach Mauthen.
Die Hohe Warte (2780 m) ist der höchste Berg der Karnischen
Alpen. Witterung: sehr schön; Schwierigkeitsgrad: II; Wegverhältnisse: Aufstieg zur Hohen Warte N-Wand ist aufgrund
der Seilsicherungen, die am Koban-Weg angebracht sind, als
schöne, leichte Kletterei zu bezeichnen. Die Begehung des
Hohen Ganges kann auch einem Nichtalpinisten empfohlen
werden; Begleitung: Ray. Insp. Strasser, Dr. Kleindienst vom
Landesarbeitsamt und Frl. Hojer aus Nürnberg.
Eiskar-Eiskarhütte (2105 m)
Privattour von Hans Strobl am 20. 8. 1955
Gendarmerie-Tourenbücher waren und sind – laienhaft formuliert – nicht nur Gendarmerie-Tourenbücher, in denen
dienstliche Einsätze von Gendarmerie-Alpinisten und oder
Gendarmerie-Hochalpinisten festgehalten werden. Nein,
auch private Bergtouren sind dort verzeichnet. Weil diese pri-
Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: 18.
August 1955 – Aufstieg zur Hohen Warte. Strobl (auf einem
Bein hüpfend), Dr. Kleindienst und Fräulein Hojer aus Nürnberg.
42
vaten Touren eine Art Training sind. Wie andere Kollegen,
die heute Polizei-Alpinisten und -Hochalpinisten heißen,
hat auch Hans Strobl eine Reihe seiner privaten Touren in
seinen Gendarmerie-Tourenbüchern festgehalten, von denen
einige in diesem Buch abgedruckt sind. So auch jene vom 20.
August 1955, als Strobl ins Eiskar kletterte.
Zurück zur Eiskar-Tour am 20. August 1955, die Strobl so
beschreibt:
Von Mauthen zur Unteren Valentinalm mit Privat-Nr.
Anschließend Aufstieg zur Oberen Valentinalm und über den
stark verwachsenen und zum Teil durch Geröll verschütteten
Militärweg zum Kellerwand-Einstieg. Über den Militäraufstieg in das Eiskar (Eiskarhütte 2105 m).
Doch ehe seine Aufzeichnungen zu dieser Tour hier zitiert
werden, kurz der Werdegang von Hans Strobl zum Hochalpinisten, der in jedem seiner Tourenbücher verzeichnet ist:
Die Eiskarhütte wurde in den Jahren 1929-1933 von begeisterten Alpinisten aus Kötschach und Mauthen und zwar von:
Ing. Wald, Prof. Kunze, Dr. Koban jun., Ing. Klaus und Gastwirt Klaus erbaut. Sie befindet sich am Fuße der Nordwand
des Kunzekopfes. Im Weltkrieg 1914-1918 wurde an dieser
Stelle in die senkrecht ansteigende Wand eine Kaverne ausgesprengt. In dieses Felsloch wurde zur oben angeführten
Zeit die Eiskarhütte erbaut. Der Transport des Baumaterials
erwies sich als äußerst schwierig, da die Erbauer das Material auf dem Rücken zur Baustelle bringen mussten (Aufstieg:
Schwierigkeit III). Die Hütte ist gut eingerichtet und bietet
für 6 bis 8 Personen Platz für Nächtigung.
1. Alpine Gebietskenntnisse: Karnische Alpen, Lienzer
Dolomiten, Glocknergebiet, Sonnblick, Karawanken, Wilder
Kaiser, Südtiroler Dolomiten.
2. Absolvierte alpine Skikurse als Schüler: Vom 6. 12. 1950 –
16. 2. 1950 beim Gend.-Zug in Ober Fellach bei Villach.
3. Absolvierte hochalpine Führerkurse: Vom 12. 9. 1949 – 23.
9. 1949 und vom 22. 8. 1950 – 2. 9. 1950 in den Lienzer
Dolomiten und im Großglocknergebiet. Vom 10. – 17. 7.
1955 Hochgebirgsschule für Kletter- und Bergrettungstechnik im Wilden Kaiser.
Nach kurzer Rast wieder Abstieg am Aufstiegsweg. An der
schwierigsten Stelle (überhängend) wurde der Begleiter mit
Rettungssitz und Seilbremse abgeseilt.
Witterung: sehr schön; Schwierigkeitsgrad: III; Wegverhältnisse: Der Aufstieg über den Militärweg ist sehr schön, und
es sind sehr gute Sicherungsmöglichkeiten vorhanden. Bei
Schlechtwetter ist der Aufstieg auf die Kellerwand nicht zu
empfehlen (Steinschlag).
4. Gendarmerie-Alpinist seit: 1. 10. 1949.
5. Gendarmerie-Hochalpinist seit: 10. 10. 1950.
Hans Strobl im August 1955 an der Eiskar-Hütte. Rechts
Strobls Eintragung in sein Gendarmerie-Tourenbuch zu einer
Übung des ÖBRD im August 1955 am Wolayersees.
43
Subventionen 1955
Mit der Bitte um finanzielle
Unterstützung des Bergrettungsdienstes ergeht am 28.
November 1955 ein Schreiben an die Bürgermeister Ing.
Andreas Wald (Mauthen),
Peter Thalhammer (Kötschach) und Hans Kollmitzer
(Würmlach):
Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Die Landesleitung
des Österreichischen Bergrettungsdienstes tritt an Sie mit
der Bitte heran, die Arbeit des
Bergrettungsdienstes durch
eine kleine geldliche Spende
zu fördern.
Durch die unmittelbare Nachbarschaft der Gailtaler und
Karnischen Alpen werden Sie
über die Zweckmäßigkeit und
Arbeit unseres freiwilligen
Rettungsdienstes sicherlich
genügend unterrichtet sein.
Aber obwohl der Dienst von
den
Bergrettungsmännern
ehrenamtlich und unentgeltlich versehen wird, benötigen wir doch immer wieder
Geld für die Anschaffung und
Ergänzung der Rettungsgeräte,
Verbandmittel,
Ausrüstung usw. Daher
hoffen wir auch, dass wir
Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister, und den Herren
des Gemeinderates mit unserer Bitte keine Fehlbitte getan
haben.“
1955: Der Schatten von Konrad Muskateller, seit 1. Januar 1954 Hüttenwirt der Wolayerseehütte, am 28. November 1955 am Valentintörl.
1956
Patrouille auf Mussen und Schatzbühel
Am 28. Februar geraten
Hans Strobl und sein Kollege Seiwald am Hochalpl
nahe dem Hochweißsteinhaus unter eine Lawine,
können sich aber aus
eigener Kraft befreien.
__________
Hans Strobl hält im Januar 1956 in seinem Tourenbuch fest:
Er gehört zu den ganz
großen Alpinisten dieser
Welt: Der Italiener Walter
Bonatti, einer der ganz
26. 1. 1956, 4 h bis 19.30 h: Mauthen – Kötschach (707 m). Aufstieg bei mäßiger Schneelage
über Vorhegg (1066 m), Röthen (1285 m), Kuku (1711 m), Mussen (2038 m), Schatzbühel
(2080 m). Skiabfahrt über Mukulinalm zur Rautalpe (1257 m) mit Nächtigung. – Skifähre:
Über 1000 m Pulverschnee. Südhänge sehr schneearm. – Wetter: sonnig, klar und kalt.
– Begleiter: Ray. Insp. Strasser, Patrl. Litsch und Gend. Pauli.
27. 1. 1956, 5 h bis 18 h: Rautalm – Überquerung des Podlaniggraben, Aufstieg über
Ochsneralm (1807 m) durch schütteren Hochwald über einen Sattel zum Lumkofel (2286
m). Abfahrt mit Ski in südöstl. Richtung über Sattel und Höhenrücken zum Griffitzbühel
(1860 m). Weiters Abfahrt über Kornat (1032 m) nach Birnbaum (947 m). Im Postauto zurück
44
Großen des Alpinismus, ist
im März 1956 mit anderen
Bergsteigern einer italienschen Alpenexpedition am
Wolayersee, wo er auch
Bergrettungsmänner und
Alpin-Gendarme, darunter
Hans Strobl, trifft.
__________
nach Mauthen. – Wetter: sonnig und klar. – Schneelage: über 1000 m Höhe ca. 30 bis 40 cm
meist Pulver und windgepresst. Unter 1000 m nur mäßige Schneelage. – Begleiter: Ray. Insp.
Strasser, Patrl. Litsch und Gd. Pauli.
Am 27. August stürzt
der italienische Holzarbeiter Fulvio Screm auf
der Nölblinger Alm ab
und stirbt. Die Alpingendarmen Schmid, Steindl
und Waldner transportieren den Leichnam nach
Nölbling.
Zwei Rennläufer
verunglücken
bei den
Kärntner
Skimeisterschaften
26. Januar 1956: Aufstieg zur Mussen, in der Mitte Hans Strobl.
Am 24. und 26. Februar 1956
finden auf der Mauthner Alm
die Kärntner Skimeisterschaften im Riesentorlauf
und Abfahrtslauf statt. Gendarmerie-Hochalpinist Hans
Strobl notiert in seinem Tourenbuch:
24. 2. 1956, 9 h, bis 17 h:
Mauthen (707 m), Lamprechtbauer (1000 m), Mauthneralm (1782 m) zwecks
Überwachung der Abfahrtsstrecke aus Anlass der Kärntner Landesmeisterschaften
(Riesentorlauf). Gegen 14.30
Uhr brach sich der aus Weißbriach stammende Rennläufer Christof Flaschberger in
der Nähe des Lamprechtbauern das linke Schienbein. Der
Verletzte wurde mittels Akja
zur Plöckenstraße u. von
dort mit dem Rettungsauto
in das Bez.-Krankenhaus
Lienz gebracht. – Witterung:
bedeckt, sehr kalt. – Skifähre:
Pulverschnee. – Begleiter:
BRM Brunner Josef.
26. 2. 1956, 8 h bis 17 h:
Mauthen (707 m), Lamprechtbauer (1000 m), Mauthneralm (1782 m) zwecks
Überwachung der Skiab-
Auf der Mussen (2038 m), rechts Hans Strobl.
Drau den linken Unterschenkel. Er wurde mittels Akja
vom Lamprechtbauer nach
Mauthen gebracht. Nach ärztlicher Hilfeleistung wurde der
Verletzte mit Rettungsauto in
fahrtsstrecke von der Mauthneralm aus Anlass der
Landesskimeisterschaften
(Abfahrtslauf). Gegen 14 Uhr
brach sich der Rennläufer
Adalbert Santer aus Spittal/
45
das Bez.-Krankenhaus nach
Lienz überführt. – Witterung:
bedeckt, sehr kalt mit Schneefall. – Skifähre: Pulverschnee.
– Begleiter: 5 Mann vom
Obergailtaler Skiklub.
Strobl überlebt einen Lawinenabgang im Lesachtal
Bei einer Patrouille am Hochalpl (Hochweißsteinhaus) passiert das Unglück
„Orientierungspatrouille im Einsatzgebiet Lesachtal mit Ski“ notiert Hans Strobl nüchtern in seinem Gendarmerie-Tourenbuch. Diese dreitägige Dienstfahrt vom 26. bis 29. Februar 1956 hätte beinahe tragische Folgen für Strobl und seine Kollegen gehabt. Sie geraten am 28. Februar beim Anstieg auf das
Hochalpl oberhalb des Hochweißsteinhauses in eine Lawine.
Strobl hält später in seinem Tourenbuch fest:
26. 2. 1956, 17 h bis 29. 2. 1956, 7 h: Mauthen mit Postkraftwagen nach Luggau, wo genächtigt wurde.
Am 27. 2. um 6 h Abmarsch von Luggau in das Luggauertal
(1461 m) bis zum Osthang der Schulterköpfe (1800 m). Um 10
h Umkehr wegen Lawinengefahr über Moos (1180 m). Sterzen, Frohn (1432 m), Frohntal, Ochsneralm (1651 m), Hochweißsteinhaus (1905 m) mit Nächtigung im Winterraum.
Am 28. 2. gegen 8 h Aufstieg mit Ski über tief verschneiten
Hang zum Grenzgrat, Öfnerjoch (2011 m). Von dort über den
Grenzgrat zum Hochalpl (2345 m).
27. Februar 1956: Luggauertal, wegen Lawinengefahr Orientierungstour abgeändert, schreibt Strobl auf die Rückseite
dieses Fotos.
Gegen 10 h stiegen wir, nach Zurücklassen unserer Ski am
Grenzgrat, von der Südseite in der Falllinie über einen Hang
zum Höhenkamm des Hochalpl auf. Als wir ca. 15 m unterhalb des Höhenkammes waren, löste sich in einer Breite von
ca. 60 m eine Lawine (Schneebrett) aus, mit welcher wir
ungefähr 120 m abfuhren. Nachdem wir uns aus eigener Kraft
aus der Lawine befreien konnten, stiegen wir über den Grenzgrat zum Platz, wo wir unsere Ski zurückließen. Von dort
erfolgte die Abfahrt bei herrlichem Pulverschnee zum Hochweißsteinhaus und weiter über Ochsneralm-Zollhütte durch
das Frohntal nach St. Lorenzen im Lesachtal, Luggau, und
nach Nächtigung mit dem Postkraftwagen nach Mauthen
zurück.
Wetter: Am 26. 2. 56 Schneefall (Pulverschnee). 27. 2. 56 nach
Aufklären während der Morgenstunden sonniges, kaltes Winterwetter. 28. 2. 56 klar, sonnig, während der Mittagsstunden
ziemlich warm. Gegen Nachmittag Eintrübung aus NW und
starke Abkühlung. Schneelage im gesamten Gebiet ca.
10 bis 40 cm Pulverschnee,
in Hochlagen teils windgepresst. Begleiter: Ray. Insp.
Strasser u. Seiwald.
27. 2. 1956: Abfahrt vom Luggauertal nach Luggau. Kurze
Rast (Strobl, Seiwald), da Skiflächen stark vereist. Im Hintergrund die Lienzer Dolomiten.
28. 2. 1956, 10.30 Uhr: die
abgegangene Hochalpl-Lawine.
46
28. 2. 1956: Seiwald/Strobl kurz nach der Befreiung aus der
Hochalpl-Lawine.
28. 2. 1956: Hochweißsteinhaus. Strobl, Strasser, Seiwald (von
links) nach der Befreiung aus der Hochalpl-Lawine.
28. 2. 1956: Glückliches Ende einer Dienstfahrt. Seiwald und
Strobl in St. Lorenzen.
Die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie im Aufstieg vom Wolayersee aufs Valentintörl
47
Eine schwierige Bergung . . .
. . . bei den 1. Kärntner Zoll-Skimeisterschaften im März 1956
Risswunde auf der Nase und Hautabschürfungen im Gesicht
zuzog. Die Bergung von der Unfallstelle am Ende des Valentingletschers bis zur Kreuztratte gestaltete sich mit dem Akja
sehr schwer, da mit Ski nicht gefahren werden konnte, da das
Gelände im oberen Valentintal bis zur Oberen Valentinalm
eine derart harte Harschschneelage hatte und teils vereist
war, dass man nur sehr langsam bergab kam. Bis auf den Talboden der Oberen Valentinalm mussten ca. 10 Personen an
der Sicherung des Akjas teilnehmen, um ein Selbstständigmachen desselben zu verhindern. Erst vom Gamsgraben bis
zur Kreuztratte konnten die Ski in Verbindung mit dem Akja
benützt werden. Bei der Bergung waren weiters: Ray. Insp.
Strasser, Patrl. Zmölnig sowie die Zollbeamten Leitner und
Pikalo beteiligt. Witterung: bewölkt, minus 22 Grad.
Einen Verletzten gilt es zu bergen. Er hat sich auf der Abfahrt
vom Valentintörl eine Bänderzerrung zugezogen. Nichts Dramatisches also, muss aber wegen seiner Verletzung geborgen
werden. Eine schwierige Bergung, wie Gendarmerie-Hochalpinist und Bergretter Hans Strobl in seinem Tourenbuch
festhält:
10. 3. 1956, 5 h bis 18 h: Mauthen mit Kfz bis Kreuztratte
– Aufstieg über Untere Valentinalpe mit Ski und Akja zur
Oberen Valentinalpe (1540 m). Valentingletscher (1730 m):
Bergung des Zollbeamten Josef Angeringer aus Klöck, Steiermark, der sich beim Abfahrtslauf vom Valentintörl, den 1.
Zoll-Skimeisterschaften, bei einem schweren Sturz eine Bänderzerrung im linken Fußgelenk und Verrenkung sowie eine
21. März 1956: Mit der italienischen Alpenexpedition in der Eduard Pichlhütte (3. von rechts Bonatti, 2. von links Strobl, daneben am Tisch Strasser), an der Gitarre Insp. Josef Lederer.
Walter Bonatti am Wolayersee
Eine italienische Alpenexpedition besucht am 21. März 1956 die Eduard Pichlhütte
Er gehört zu den ganz großen Alpinisten dieser Welt: der Italiener Walter Bonatti. Im März 1956 ist er mit anderen Bergsteigern einer italienischen Alpenexpedition am Wolayersee
in der Eduard Pichlhütte. Mit dabei ist auch Johann Strobl,
der in seinem Gendarmerie-Tourenbuch über die Begegnung
schreibt:
dem Anstiegsweg zurück nach Mauthen. – Die Patrouille ging
am 21. 3. 1956 um 8 h 30 von Mauthen ab und gelangte auf
der Plöckenstraße über Kreuztratte zur Unteren Valentinalm.
Am Valentinbach trafen wir auf die von der Theresienhöhe
in Richtung Valentintörl führende, leicht verschneite Skispur
der am selben Tage aufgestiegenen ital. Alpenexpedition.
Entlang dieser Spur stiegen wir bei leichtem Schneefall zum
Valentintörl auf. Während der Abfahrt vom Törl zur Pichlhütte herrschte starker Schneesturm (Südwind).
21. 3. 1956, 8 h bis 24. 3. 1956, 16 h: Mit der ital. Alpenexpedition in der Eduard Pichlhütte. Von Mauthen über Untere
Valentinalm (1204 m), Obere Valentinalm (1540 m), Valentintörl (2138 m), Eduard Pichlhütte (1960 m) und wieder auf
Auf der Eduard Pichlhütte trafen wir die italienische, vier
48
Mann starke Alpenexpedition, welche unter Führung des
Himalaja-Experten und Bezwinger des K II, Walter Bonatti
(*), stand, sowie den Hüttenwirt Konrad Muskateller, von
dem man wusste, dass er sich seit dem 16. März 1956 auf der
Pichlhütte aufhält.
Während der Nacht vom 21. Zum 22. 3. 1956 setzte starker
Schneefall und Schneesturm (Südwind) ein. Da der Schneefall mit unverminderter Stärke bis zum 24. 3. 1956 anhielt,
konnte wegen starker Lawinengefahr der Abmarsch nach
Mauthen nicht angetreten werden.
Nach einem zweitägigen gemütlichen Beisammensein verließ
uns die italienische Alpenexpedition am 23. 3. 1956 gegen
11 h in Richtung Obere Wolayeralm, Giramondo-Pass, Hochweißsteinhaus.
Unser Rückmarsch erfolgte am 24. 3. 1956 um 10 h. Es
herrschte zwar weiterhin Lawinengefahr, jedoch waren die
Hauptlawinen bereits abgegangen, und nachdem die Patrouille
bereits zwei Tage abgängig war, versuchten wir über das
Valentintörl nach Mauthen zu gelangen, was uns bei anhaltendem Schneefall und sehr schlechter Sicht auch gelang.
Rückseite eine Ansichtskarte vom Wolayersee aus der Tourenbuch von Hans Strobl: Walter Bonatti und seine Expeditionsbegleiter haben sie unterschrieben.
scher Alpinist, Bildreporter und Autor. Er lebt mit der Schauspielerin Rossana Podestà zusammen.
Bonatti wandte sich früh dem Bergsport zu und war bereits
im Alter von nur 19 Jahren in den schwierigsten Wänden der
Alpen unterwegs. Er durchstieg u. a. die Ostwand des Grand
Capucin (1951). Die Nordwände der Drei Zinnen (1953) und
den Walkerpfeiler der Grandes Jorasses (1963) bezwang er
jeweils im Winter. Mit Carlo Mauri erreichte Bonatti am 6.
August 1958 den bis dahin noch unbestiegenen Gipfel des
7925 m hohen Gasherbrum IV in Pakistan.
Wenn auch von Seiten einiger Vorgesetzter uns der Vorwurf
gemacht wurde, warum wir nicht sofort eingerückt sind, so
können wir mit ruhigem Gewissen die Behauptung aufstellen,
dass unser Verhalten alpinistisch einwandfrei war.
Witterung: Bis zur Unteren Valentinalm trüb, von dort Einsetzen von leichten Schneefällen, die bis zur Pichlhütte
anhielten. Wegen dieser Witterung sah sich die Patrouille
nicht veranlasst, den Rückmarsch anzutreten. Erst während
der Nachtzeit setzte starker Schneefall mit Südwind ein, welcher bis zum 24. 3. anhielt. Schwierigkeitsgrad: Aufgrund der
Schneewetterlage und Lawinengefahr 3-4. Teilnehmer: Ray.
Insp. Strasser und Lederer.
Im Frühjahr 1954 nahm er an der italienischen KarakorumExpedition zu einem der schwierigsten aller Achttausender,
dem K2 teil. Bonatti, der zusammen mit dem pakistanischen
Träger Mahdi Sauerstoff für die späteren Erstbesteiger Achille
Compagnoni und Lino Lacedelli nach oben schleppte, musste
auf über 8000 m Höhe ein Freilager beziehen. In der einbrechenden Dunkelheit konnte er Lager IX, das auf Veranlassung
Compagnonis an anderer als der vereinbarten Stelle errichtet
worden sein soll, nicht finden. Die Umstände waren später
Gegenstand lang anhaltender Diskussionen. Bonatti sah sich
um den Gipfelerfolg gebracht. Er überlebte das Biwak zwar
ohne körperliche Beeinträchtigungen, war aber innerlich tief
enttäuscht und wurde in der Folge zum Alleingänger.
(*) Hans Strobls Eintragung, Bonatti sei Bezwinger des K II
gewesen, stimmt nicht ganz. Kurz unter dem Gipfel des K II
zwangen ihn die Umstände zur Aufgabe. In „Wikipedia“, der
freien Internet-Enzyklopädie, heißt es über Bonatti:
Walter Bonatti (* 22. Juni 1930 bei Bergamo) ist ein italieni-
Mit seinem sechstägigen Alleingang auf den Südwest-Pfeiler
des Petit Dru, heute „Bonattipfeiler“ genannt, schrieb Walter
Bonatti 1955 Alpingeschichte. Zehn Jahre später, im Februar
1965, beendete er das extreme Bergsteigen für sich mit
einer Solo-Winterdurchsteigung der Matterhorn-Nordwand
auf einer neuen direkten Führe, für die er vier Biwaks in der
Wand benötigte.
Am 10. Juli 1961 versuchte Bonatti sich mit italienischen und
französischen Kameraden am zentralen Frêney-Pfeiler (Mont
Blanc). Nur 90 Meter unterhalb des Ausstiegs in leichteres
Gelände, an der so genannten Chandelle, wurden sie von
einem Wettersturz überrascht, in dem Pierre Kohlmann vom
Blitz getroffen wurde. Im Unwetter saßen sie 60 Stunden in
der Wand fest. Beim Abstieg durch Unmengen an Neuschnee
starben Kohlmann, Robert Guillaume, Andrea Oggioni und
Antoine Vieille an Erschöpfung und Unterkühlung. Nur
Bonatti in den 1950er Jahren
und heute.
49
Bonatti, Roberto Gallieni und Pierre Mazeaud überlebten.
Seit dem selbstgewählten Abschied vom extremen Alpinismus ist Bonatti immer noch viel in den Bergen oder anderen
extremen Gegenden unterwegs gewesen. Von 1965 bis 1979
bereiste er weite Teile der Erde, um für die Wochenzeitschrift
„Epoca“ und die nur zwei Jahre publizierte deutsche Monatsschrift „Bild der Zeit“ (die als Vorläufer von Geo gelten kann)
im Sinn des Wortes abenteuerliche Fotoreportagen zu verfassen. Inzwischen hat er mehr als 20 Bücher verfasst. Bonatti
lebt seit 2005 mit seiner Frau in Dubino im Veltlin.
Bergung einer verletzten Schifahrerin
Originalbericht vom 7. Mai 1956 aus den Tourenbüchern von Steindl und Strobl
Von Mauthen bis Kreuztratte mit Kombi des BGK Hermagor.
Aufstieg mit Ski über Valentinalmen, Valentintörl und Abfahrt
zur Eduard Pichlhütte, wo die Verletzte Waltraud Liebenwein
bereits zwei Tage mit einem Knöchelbruch auf den Abtransport wartete. Ankunft auf der Pichlhütte 10 h.
Bergung der beim Schifahren im Gebiet des Wolayersees verunglückten Waltraud Liebenwein. Datum und Zeitpunkt des
Abgehens: 7. 5., 9 Uhr; Datum und Zeitpunkt der Einrückung:
7. 5., 17 Uhr.
Patrouille mit Ski: Im Verbunde mit der Alpineinsatzgruppe V
über Valentinalm, Valentintörl (2138 m) zur Wolayerseehütte,
von wo der Abtransport der beim Schifahren verunglückten
(Knöchelbruch) Waltraud Liebenwein mittels Rettungsschlitten erfolgte. Der Abtransport wurde über das Valentintörl zur
Unteren Valentinalm durchgeführt. Die Durchführung dieser
Bergung war sehr strapaziös und wurde unter schwierigen
alpinen Verhältnissen durchgeführt, da zu dieser Jahreszeit
große Lawinengefahr herrschte. Sonniges, warmes Frühlingswetter.
Nach Versorgung der Verletzten traten wir um 15.30 Uhr den
Rückmarsch über das Valentintörl an. Der Transport der Verletzten von der Pichlhütte zum Valentintörl gestaltete sich sehr
schwierig, da ein Höhenunterschied von ca. 200 m bergauf
mit der Verletzten im Akja durchgeführt werden musste. Der
Transport am Steilhang vor dem Valentintörl konnte nur mit
Seilzug durchgeführt werden. Außerdem konnte die Bergung
nur mittels Ski durchgeführt werden, da der Schnee bei einer
Temperatur von plus 20 Grad sehr weich, nass und faul war.
Die Abfahrt mit dem Akja vom Törl (2138 m) ging sehr rasch
vor sich. Der Akja wurde von Patrl. Rogi und mir geführt.
Zu demselben Einsatz hält Steindls Kollege Hans Strobl fest:
Originalseiten der Bergung von Waltraud Liebenwein aus dem Tourenbuch von Norbert Steindl.
50
Im Gamsgraben wurde die
Verletzte vom Akja auf die
Gebirgstrage umgeladen und
auf dieser bis zur Unteren
Valentinalm gebracht, wo sie
dem Roten Kreuz übergeben
wurde.
Witterung: Am Tage der Bergung klares, sonniges Frühjahrswetter mit Temperaturen
bis zu plus 25 Grad. In den
Tagen vorher fiel im Hochgebirge Neuschnee bis zu 1 m.
Auf den Wänden der Kellerwand, Hohen Warte und Seewarte hafteten noch gewaltige
Schneemassen. Daher war es
unverantwortlich, die Bergung während des Tages bei
derart hohen Temperaturen
durchzuführen: NassschneeLawinengefahr und Steinschlag.
Rast am Valentintörl vor dem
Abstieg zur Pichlhütte und der
Bergung der Verletzten.
Vor der Bergung der Schifahrerin Waltraud Liebenwein an
der Pichlhütte (rechts).
Aufstieg mit der Verletzten von der Pichlhütte zum Valentintörl.
51
1957
Trauer um Hans Strobl
Hans Strobl übernimmt im
Januar die Geschicke der
Ortsstelle.
Der Chef der Bergrettung Kötschach-Mauthen stirbt unerwartet
7. September 1957: Hans
Strobl auf dem Gipfel des
Seekofel (2744 m) in den
Lienzer Dolomiten anlässlich der Hochgebirgsschule
des Landesgendarmeriekommandos Kärnten vom
3. bis 9. September 1957.
__________
Tod an der Seewarte:
Im August werden an
der Seewarte Dipl. Ing.
Johann Strobel (58)
aus Bayern und dessen
Tochter Bärbel (21) nur
noch tot geborgen. Beide
sowie Strobels Sohn
Waldemar (18) waren am
19. August aufgebrochen,
um die 2595 m hohe
Seewarte zu erobern.
Nur Waldemar Strobel
kehrt lebend zurück. Ein
Wettersturz mit Schneefall
und Temperaturen um und
unter null Grad machen
die Rettungsaktion fast
unmöglich. Barbara Strobel wird am 20. August um
11.45 Uhr in einer Rinne
tot aufgefunden. Am 23.
August wird auch Johann
Strobel bei widrigsten
Wetterverhältnissen geborgen. Beteiligt an der
Rettungsaktion sind u. a.
Hans Strobl, Herbert Zojer,
Siegfried Trutschnig, Dr.
Ernst Steinwender, Kurt
Simoner, Hugo Kanzian,
Rudolf Berger, Norbert
Steindl, Hans Waldner,
Otto Seiwald und weitere
Angehörige der Alpinen
Einsatzgruppe der Gendarmerie.
Im Januar 1957 übernimmt
Hans Strobl als Nachfolger von Erich Strasser die
Leitung der Ortsstelle Kötschach-Mauthen. In den
Tagen nach dem 19. August
1957 ist Strobl maßgeblich
beteiligt an einem der größten und tragischsten Einsätze
der Ortsstelle, als an der
Seewarte Dipl.-Ing. Johann
Strobel und dessen Tochter Barbara sterben. Strobls
Amtszeit währt nicht lange.
Am 31. Oktober 1958 stirbt
er im Alter von nur 34 Jahren.
Bilder und Berichte aus Strobls Wirken als Bergretter und
Gendarmerie-Bergführer
finden sich auf den vorigen
und folgenden Seiten dieser
Chronik.
Noch am Todestag von Hans
Strobl gibt Herbert Zojer die
traurige Nachricht in einem
kurzen Schreiben an die
Landesleitung und ihren Vorsitzenden Havranek weiter.
Zojer schreibt am 31. Oktober 1958:
„Verehrter Herr Havranek!
Ich mach Ihnen die traurige
Mitteilung, dass unser Ortsstellenleiter Hans Strobl,
Hans Strobls Grab auf dem Friedhof in Mauthen.
Gendarmeriebeamter
in
Mauthen, heute plötzlich im Landeskrankenhaus in Klagenfurt verstorben ist. Das Begräbnis
findet am Sonntag um 14 Uhr nachmittags in Mauthen statt.“
Havranek antwortet am 18. November an Herbert Zojer: „Da ich beim Begräbnis des Ortsstellenleiters Kamerad Strobl Hans nicht persönlich erscheinen konnte (Brief am 4. November
erhalten), spreche ich auch der dortigen Ortsstelle mein tiefstes Mitgefühl aus. – Ich ersuche
Sie als Stellvertreter bis zur Neuwahl die Geschäfte der Ortsstelle zu führen. Sollte irgendeine
andere Abmachung getroffen worden sein, bitte ich um Verständigung.“
Hans Strobl war auch Mitglied der Sektion Austria (Sitz Wien) im Österreichischen Alpenverein. Am 7. November erreicht ein Beileidsschreiben von dort die Ortsstelle KötschachMauthen: „Mit tiefstem Bedauern haben wir vom Hinscheiden Ihres Obmannes und unseres
Mitgliedes Herrn Hans Strobl erfahren. Zu diesem Verluste, der umso schmerzlicher ist, als
damit ein Mann in der Vollkraft dahingerafft wurde, sprechen wir Ihnen unser aufrichtiges
Beileid aus.“
Im Jahresbericht 1958, den Herbert Zojer als Nachfolger von Hans Strobl am 23. Januar 1959
verfasst, heißt es: „Ein sehr schwerer Verlust für die Ortsstelle bedeutet das Ableben unseres
Ortsstellenleiters, des Gendarmeriebergführers Strobl Hans, welcher am 31. Oktober 1958 im
Krankenhaus von Klagenfurt ganz unerwartet an Kinderlähmung gestorben ist.“
52
Zur Person:
Verdienste um das Rettungswesen
Hans Strobl
* 26. Februar 1925
† 31. Oktober 1958.
Am 12. März 1958 werden Hans Strobl (2. von links) und andere verdiente Bergretter und AlpinGendarme mit der Silbernen Medaille am roten Bande für ihre Verdienste um das Rettungswesen und die Republik Österreich in Klagenfurt von Landeshauptmann Ferdinand Wedenig
(3. von links) ausgezeichnet. Wedenig (* 10. Mai 1896 in Gurnitz; † 11. November 1975 in
Klagenfurt) war von 1947 bis 1965 Landeshauptmann von Kärnten.
Beruf: Gendarmeriebeamter und Gendarmeriebergführer.
Ortsstellenleiter in Kötschach-Mauthen 1957
– 1958.
Stellvertretender Ortsstellenleiter: 1954 – 1957.
Eintritt in den Bergrettungsdienst am 8. März
1952 in Heiligenblut.
Strobl wurde 1954 von
Heiligenblut nach Kötschach dienstversetzt.
Nach kurzer Amtszeit als
Ortsstellenleiter verstarb Hans Strobl im 34.
Lebensjahr unerwartet
am 31. Oktober 1958 an
Kinderlähmung im LKH
Klagenfurt.
Strobl war Träger der Silbernen Medaille am roten
Bande für die Verdienste
um die Republik Österreich.
53
54
Lebensbilder I:
Hans Strobl
Aus der Zeit in Heiligenblut
1952: Strobl (vorne, nach links blickend) mit Kollegen an der
Glockner-Biwakschachtel.
1952: Aufstieg zum Großglockner
Als Hans Strobl Gendarmerie-Alpinist wurde, zeichnete ihm
Erich Strasser dieses Bild mit der berühmten Heiligenbluter
Kirche und dem Emblem der Alpin-Gendarmerie.
55
Strobl 1954 im Alter von 29
Jahren mit einem Kollegen
am Gendarmerieposten in
Heiligenblut.
Hans Strobl 1954 mit Beiwagen am Glocknerhaus-Parkplatz, hinten der Großglockner.
56
Gipfelfreude: Hans Strobl
1954 auf dem Großglockner.
57
Lebensbilder II:
Hans Strobl
Aus der Zeit in Kötschach-Mauthen
Hans Strobl (Mitte) im Dezember 1954 mit Freunden auf der
Unteren Valentinalm (hinten der Polinik), im April 1954 auf der
Mauthner Alm (links oben) und im Dezember 1954 am Valentintörl (links).
1955 am Hinterjoch und beim Pistendienst. Hinten Hans
Strobl, in der Mitte Herbert Zojer.
58
1. April 1955: Rudi-Hütte, Mauthner Alm (oben).
24. Mai 1955: Obere Wolayer Alm.
März 1956: auf dem Polinik.
59
1957: in der Seewarte-Südwand.
7. August 1956: Abseilübung am „Klavier“ nahe der Eduard
Pichlhütte. Im Hintergrund das Biegengebirge.
1957: Hans Strobl mit Kinder-Skigruppe am Krieshang, vorne Sohn Hannes, dahinter Tochter Ilse, an dritter Stelle Herbert Jarnig,
Gerd Kuhr, an fünfter Stelle Sohn Ewald Strobl.
60
3. - 9. 9. 1958: Hochalpiner
Sommerführerkurs in den
Lienzer Dolomiten. Am 5.
September 1958 auf dem
Gipfel des Wilden Sender
(2741 m) – (von links)
Revier-Inspektor
Traar,
Gendarmerie-Bergführer
Hans Strobl als Bergführer
und Patrl. Hassler.
1958 am Wolayersee.
Der Hochalpinposten Mauthen mit (von links) Josef Lederer, Josef Allmaier, Josef Rogi, Josef Hassler, Hans Strobl, Erich Strasser, Johann Jarnig, Leopold Zmöllnig und Johann Kühr.
61
Hans Strobls letzte Bergfahrten
Als Ausbilder 1958 am Großglockner und am Wolayersee
Als Lehrer und Bergführer für seine Kollegen gehört Hans
Strobl zur Leitung des Hochalpinen Sommerführerkurses
1959, der zunächst vom 3. bis 9. September 1958 in den
Lienzer Dolomiten begonnen wird und der vom 10. bis 13.
September 1958 am Großglockner (Franz-Josef-Haus) fortgesetzt und mit der Besteigung des Großglockner beendet
wird. Wenige Tage später, vom 17. bis 19. September 1958,
ist Strobl wieder als Einsatzleiter im Gebirge. Diesmal leitete
er die Alpine Sommerübung der Einsatzgruppe V der Gendarmerie am Wolayersee, wohin ihn auch, wie in seinem Tourenbuch nachzulesen ist, seine letzte Bergfahrt am 27. September
1958 in Begleitung von Dr. Ernst Steinwender führt. Am 31.
Oktober 1958 schließt Hans Strobl für immer die Augen.
übung der Einsatzgruppe V. Von Mauthen über die Valentinalmen, Valentintörl (2138 m) zur Eduard-Pichlhütte (1960 m).
Am Nachmittag in der Nähe der Pichlhütte behelfsmäßiges
Abseilen und Kletterübungen. Nächtigung in der Pichlhütte
Am 18. 9. 1958 wegen Schlechtwetter und dichtem Nebel
theoretischer und praktischer Unterricht in der Pichlhütte.
Am 19. 9. 1958 Übung mit dem Stahlseilgerät und Bauen
eines Flaschenzuges. Gegen
Mittag Abmarsch zum Valentintörl und den Valentinalmen zur Kreuztratte und von
dort mit Gend.-Kombi nach
Mauthen. Witterung: Während der ganzen Übungszeit regnerisches, nebliges
Wetter. Als Einsatzleiter mit
den Teilnehmern: Rev. Insp.
Traar, Buchauer, Ray. Insp.
Rogi, Seiwald, Steindl, Kühr
und Patrl. Hassler.
13. 9. 1958, 5.00-17.00 h: Großglockner: Franz-Josef-Haus,
2418 m, Hofmannsweg – Hofmannsgletscher – Adlersruhe,
3454 m, Glocknerleitl (Eisleitl) – Glocknerscharte – Großglockner, 3798 m. – Abstieg über die Aufstiegsroute. Witterung: Sehr schönes und warmes Wetter; sehr gute Fernsicht.
Als Lehrer mit Rev.-Insp. Traar und Patrl. Hassler.
17. 9. 1958, 7.00 h bis 19. 9. 1958, 17.00 h: Alpine Sommer-
27. 9. 1958, 17.00 h bis 28.
9. 1958, 16.00 h: Privattour. Von Mauthen mit Pkw
über Plöckenpass nach Collina. Von dort Aufstieg zur
Eduard-Pichlhütte (1960 m).
Dort Nächtigung. Am 28. 9.
1958 Abstieg nach Collina
und mit Pkw zurück nach
Mauthen. Witterung: Sonniges Herbstwetter. Begleitung: Dr. Steinwender.
Eines der letzten Fotos von
Hans Strobl: Sommerführerkurs vom 10. bis 13. September 1958 am Großglockner.
Verhängnisvolles Edelweiß
100 Meter über eine steile Geröllhalde stürzt am Samstag,
den 29. Juni 1957, der 53-jährige Hoteltischler Matthias
Kühlschweiger aus Gailitz, als er in einer Felswand nach
einem Edelweiß greifen will. Kühlschweiger hatte eine
Felswand der Cellonschulter erstiegen und nach Edelweiß
gesucht. Ungefähr 20 Minuten von der Grenze entfernt, auf
der Nordseite des Cellon, rutschte er aus, stürzte über eine
sechs Meter hohe Felswand und 100 Meter weiter über eine
steile Geröllhalde. Kühlschweiger blieb mit Platzwunden
am Kopf, Quetschungen des Brustkorbes und zahlreichen
Hautabschürfungen bewusstlos liegen.
Da er in Begleitung war, konnte bald Hilfe herbeigeholt
werden. Der Verunglückte wurde von Gendarmerie- und
Zollbeamten der Grenzkontrollstelle Plöckenpass gemeinsam mit italienischen Sicherheitsorganen geborgen und in
das Krankenhaus Lienz gebracht.
Die letzte Seite aus Hans Strobls Gendarmerie-Tourenbuch
Nr. 5: Der Bezirkskommandant der Gendarmerie hat die
Nachricht vom Tode des Kollegen und Kameraden als letzten
Eintrag eingefügt: „Am 31. 10. 1958 unerwartet an . . . Kinderlähmung gestorben. Wir werden unserem toten Bergkameraden immer ein treues Gedenken bewahren.“
62
Tragödie auf der Seewarte
Einer der schwierigsten und traurigsten Einsätze in der Geschichte
Es war einer der schwierigsten, aufwändigsten, traurigsten und dramatischsten
Einsätze der Bergrettung
Kötschach Mauthen. Am 19.
August 1957 unternahm der
Diplom-Ingenieur
Johann
Strobel (58) aus Weiden in
der Oberpfalz (Bayern) mit
seiner Tochter Barbara (21)
und seinem Sohn Waldemar
(18) eine Klettertour auf die
2595 m hohe Seewarte am
Wolayersee. Nur der Sohn
kehrte lebend zurück. Seine
Schwester Barbara barg
die
Rettungsmannschaft
am 20. August nach einem
Wettersturz mit Schneefall
und Temperaturen um den Oben links auf dem Foto ist die Absturzstelle von Johann Strobel mit einem kleinen Kreis marGefrierpunkt erfroren aus kiert. Seine Tochter Barbara starb darunter in einer steilen Rinne der Seewarte.
einer Rinne unterhalb des
Gipfels. Johann Strobel wurde am 23. August unter dem
Gipfel der Seewarte, wo er in ein Nylonseil gestürzt war,
tot geborgen. Der damalige Gendarmerie-Hochalpinist und
Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, Hans
Strobl, verfasste nach der Rettungsaktion am 30. August 1957
den folgenden Bericht über die Rettungs- und Bergungsaktion und schickte ihn an die Landesleitung Kärnten des Österreichischen Bergrettungsdienstes.
Am 19. August 1957, um 2.00 Uhr, benachrichtigte ein vom
Plöckenhaus kommender Kraftfahrer den Gendarmerie-Posten
Mauthen, dass der dort weilende Gendarmerie-Patrouillenleiter Hans Strobl zur Grenzkontrollstelle Plöckenpass einrücken müsse, weil im Wolayergebiet drei Touristen in Bergnot
geraten seien. Eine telefonische Rückfrage am Plöckenpass
über die näheren Umstände war nicht möglich, weil die Fernsprechverbindung dahin gestört war.
Erschüttert blicken Gertrud Strobel und ihr Sohn Waldemar,
der das Unglück überlebte, auf die Südwestwand der Seewarte hinüber. Noch immer nicht ist ihr Mann und sein Vater
gefunden.
Deshalb fuhr Strobl mit einem privaten Pkw zu seiner Dienststelle, wo man ihm mitteilte, dass die Zollwachbeamten Leopold Schupp und Johann Pirker aus Rosenbach, die auf einer
außerdienstlichen Bergwanderung im Wolayergebiet die
Eduard Pichlhütte berührt hatten, um etwa 1.00 Uhr des 19. 8.
1957 die Meldung gemacht hätten, dass in der Seewarte drei
deutsche Touristen in Bergnot geraten seien und dass einer
davon verletzt sei.
Mit dieser Information kehrte Strobl um 4.30 Uhr wieder
nach Mauthen zurück. Vom Postenkommandanten, Gend.
Die Südwand der Seewarte (ital. Staatsgebiet).
63
20. 8. 1953: Nach der Bergung der toten Barbara Strobel. In der Mitte (mit Gendarmerie-Kappe) Hans Strobl, rechts Dr. Ernst
Steinwender auf der Unteren Valentinalm.
Ray.. Insp. Johann Jarnig, wurden nun die erreichbaren
Beamten der alpinen Einsatzgruppe V (Mauthen); Gend. Ray.
Insp. Otto Seiwald, Gend. Ray. Insp. Johann Kühr, Gend.
Ray. Insp. Friedrich Litsch und Patr. Josef Rogi alarmiert, und
Strobl bereitete inzwischen die Einsatzgeräte vor.
zur Unteren Valentinalm nach. Um 10.00 Uhr trafen die letzten Männer dieser Einsatzgruppe völlig durchnässt bei Regen
und Schneesturm auf der Eduard Pichlhütte ein.
Um 10.30 Uhr führte Strobl die Gruppe geschlossen über den
Wolayerpass auf italienisches Gebiet und stieg etwa 700 Meter
südöstlich der Antoniohütte mit Seiwald, Kühr, Truppe, Rogi,
Steindl, Dr. Steinwender und Trutschnig in die Südwand der
Seewarte ein. Litsch und Zmölnig blieben als Melder am Einstieg zurück. Während des Aufstiegs kündigte die Gruppe ihr
Kommen durch Rufe an.
Um 6.00 Uhr fuhren die Beamten Seiwald und Kühr, verstärkt
durch den nicht der Einsatzgruppe angehörenden Gend.Patr.
Matthias Truppe unter Kommando des Einsatzleiters Strobl,
in Begleitung des Bergrettungsmannes Siegfried Trutschnig und Dr. Ernst Steinwender mit dem Pkw des Letzteren
zum Einsatz ab. Um 6.45 Uhr folgten Rogi und Litsch mit
dem Postautobus nach. Um 7.00 Uhr traf der Gend.Ray.Insp.
Johann Themeßl des Gendarmeriepostens Hermagor mit dem
Kleintransporter des Bgk. Hermagor in Mauthen ein und
beförderte nun den der alpinen Einsatzgruppe VI (Hermagor)
angehörenden Beamten Gend.Patr. Norbert Steindl sowie den
Nichtalpinisten Gend. Patr. Leopold Zmölnig um 8.00 Uhr
Nach 200 m schwierigster Arbeit am Seil, bei Verwendung
zahlreicher Mauerhaken, glitt Truppe aus und fiel etwa 5 m ins
Seil, ohne sich dabei zu verletzen. Die Neuschneedecke hatte
in dieser Höhe bereits 25 cm erreicht. Da sich bei der Mannschaft bereits leichte Erfrierungen an den Extremitäten zeigten
und die Wetterlage sich weiter verschlechterte, stellte Strobl
die Aktion ein. Beim Abstieg
musste ein 200 m langes,
steiles Altlawinen-Schneefeld passiert werden. Dabei
rutschte Seiwald etwa 30 m
ab und stürzte schließlich in
eine Randspalte. Er konnte
den weiteren Abstieg noch
ohne fremde Hilfe bewältigen, obwohl Dr. Steinwender
bei ihm eine Brustkorb- und
Wirbelsäulenprellung festgestellt hatte. Um 17.00 Uhr
kehrte die Mannschaft zur
Antoniohütte zurück.
22. 8. 1957: Seewarte-Westwand. Während des Aufstiegs zur Bergung der Leiche von Dipl.Ing. Johann Strobel von Schlechtwetter überrascht, weshalb wieder der Abstieg angetreten
und die Bergung verschoben wurde: Gend.-Patrl. Hans Waldner (von links), BR-Mann Hugo
Kanzian (liegend), Gend.-Patrl. Hans Strobl, BR-Mann Kurt Simoner, Gend.-Patrl. Norbert
Steindl, Gend.-Patrl. Rudolf Berger und BR-Mann Siegfried Trutschnig.
64
Während dieser Kletterarbeit bewegte sich der Melder
Litsch auf dem Steig vom
Hohen Gang in Richtung
Antoniohütte und traf dabei
auf den völlig erschöpften
und verletzten Waldemar
Strobel, den er dann zur
Antoniohütte schaffte. Als
Gend.Patr. Strobl mit seiner
Mannschaft zurückkehrte,
war also Waldemar Strobel
23. 8. 1957: Bergungsmannschaft auf der Seewarte-Schulter: die Gend. Patrl. Berger, Waldner, Strobl und Steindl (mit
Kappen) sowie die Bergretter Trutschnig, Simoner und Kanzian. Nicht im Bild ist Bergretter und Fotograf Herbert Zojer.
23. 8. 1957: Aufstieg zur Bergung von Johann Strobel, hinten
der Seekopf.
schon dort, dem sich nun Dr. Steinwender annahm.
Waldemar Strobel machte über den Verlauf des Unfalles so
verworrene Angaben, dass man keine brauchbare Rekonstruktion zustande bringen konnte. Schließlich glaubte man,
Grund zur Annahme zu haben, dass sein Vater tot an einem
Seil in einer Wand der Seewarte hänge und er seine Schwester
um die Mittagszeit des 19. 8. auf einem großen Schneefeld in
guter Verfassung verlassen hatte, um in einem italienischen
Schutzhaus Hilfe zu suchen. Da nur in der Hohen Warte ein
solch großes Schneefeld bekannt ist, drängte sich der Rettungsmannschaft die Annahme auf, dass Waldemar Strobel
mit seiner Schwester am Morgen den toten Vater in der Seewarte verlassen hatte, zum Gipfel durchgestiegen und von
dort über die Hohe Warte in Richtung Marinellihütte abgestiegen war.
Vorne von links: Bergrettungsmann Herbert Zojer, Gend.-Patrl.
Rudolf Berger, Gend.-Patrl. Hans Waldner, Bergrettungsmann
Kurt Simoner; hinten von links: die Bergrettungsmänner Siegfried Trutschnig und Hugo Kanzian.
Dieser Annahme zufolge musste also Barbara Strobel auf dem
großen Schneefeld südlich der Hohen Warte zu suchen sein.
Deshalb trat Gend.Patr. Strobl mit Steindl, Truppe und Dr.
Steinwender kurz nach 17.00 Uhr des 19. 8. wieder die Suche
nach Barbara Strobel über Eduard Pichlhütte, Wolayerpass,
Hoher Gang, Marinellihütte an. Auf diesem mit 15 cm Neuschnee bedeckten Klettersteig waren keine Fußspuren aus
den Wänden der Seewarte und Hohen Warte zu finden. Die
Suchmannschaft nächtigte schließlich völlig durchnässt und
erschöpft im italienischen Schutzhaus Marinellihütte. Die in
der Eduard Pichlhütte zurückgebliebenen Männer suchten in
den Abendstunden des 19. 8. gemeinsam mit italienischen
Finanzieris noch das Gebiet zwischen der Bundesgrenze und
der italienischen Ortschaft Collina nach Barbara Strobel ab.
In den frühen Morgenstunden des 20. 8. trafen die Bergrettungsmänner Herbert Zojer, Hugo Kanzian und Kurt Simoner
aus Kötschach bei der Eduard Pichlhütte ein. Gleichzeitig mit
diesen kam der Gend.Patr. Josef Allmaier des GendarmeriePostens Mauthen mit Bekleidungsnachschub an sowie die
Feuerwehrmänner Markus Huber, Josef Huber, Franz Zoppott, Helmut Ranner und Willi Karner aus Mauthen, die für
den Träger- und Hilfsdienst vorgesehen waren und auf der
Unteren Valentinalm Karl Messner als motorisierten Melder
zurückgelassen hatten.
23. 8. 1957: Seewarte-Schulter – kurz vor der Auffindung der
Leiche von Johann Strobel.
Gegen 7.00 Uhr stieg Gend.Patr. Strobl mit Steindl, Truppe
und Dr. Steinwender von der Marinellihütte zur 2780 m
hohen Hohen Warte auf. Dort lag 50 cm Neuschnee, und
die Südwände waren vereist. Da nirgends Spuren von Barbara Strobel zu finden waren, musste man sich zur Einsicht
23. 8. 1957: Seewarte-Schulter, unten Wolayertal mit Biegengebirge.
65
23. 8. 1957: So wurde das Perlonseil (verklemmt) von Waldemar und Barbara Strobel hinterlassen und von der Rettungsmannschaft aufgefunden.
bekehren, dass sich die ganze Tragödie nur auf der Seewarte
und nicht auch auf der Hohen Warte abgespielt haben konnte.
Also stieg Strobl mit seinen Männern ab bis zum Hohen Gang
und erreichte zu Mittag den Einstieg in die Südwand der Seewarte in der Nähe der Antoniohütte.
von seiner Schwester getrennt hatte und wo er aus der Südwand ausgestiegen war. Nun konnte Gend.Patr. Berger mit
Kühr, Waldner und Trutschnig nach Durchkletterung des 300
m hohen unteren Drittels der Seewarte-Südwand, für die der
Schwierigkeitsgrad 3 gilt, in diese Stelle einsteigen. In einer
Rinne fand dann diese Mannschaft Barbara Strobel am 20.
8. um 11.45 Uhr mit dem Rücken an einer Wand lehnend in
Hockstellung mit dem Blick nach Süden tot auf und seilte sie
mit Behelfsgeräten zum Fuße der Seewarte ab. Von dort wurde
sie in einem Totensack mit Gebirgstrage ohne Formalitäten
über die Staatsgrenze des Wolayerpasses zur Valentinalm und
weiter zur Friedhofkapelle nach Mauthen transportiert.
Inzwischen war um 6.00 Uhr des 20.8. die vom Bgk. Hermagor abkommandierte alpine Einsatzgruppe VI (Hermagor)
unter Leitung des Gend.Patr. Rudolf Berger mit Gend.Ray.
Insp. Jakob Steurer, Gend.Ray.Insp. Johann Jost, Gend.Patr.
Johann Waldner, Gend.Patr. Ewald Brandstätter und Gend.
Patr. Georg Ronacher auf der Eduard Pichlhütte eingetroffen.
Noch am 20. 8. konnte mit Ferngläsern ausgemacht werden,
wo die Leiche des Dipl. Ing. Johann Strobel unter dem Gipfel
der 2595 m hohen Seewarte an einem Nylonseil hing. Weil
aber zu dessen Bergung günstigstenfalls acht bis zwölf Stunden erforderlich waren, konnte am 20. 8. in dieser Richtung
nichts mehr unternommen werden, weshalb die gesamte Rettungsmannschaft um 20.00 Uhr nach Mauthen einrückte.
Der Zustand des Waldemar Strobel hatte sich bis dahin auch
soweit gebessert, dass er am 20. 8. um 8.00 Uhr von der
Wegabzweigung Collina-Hoher Gang aus die Stelle in der
Südwand der Seewarte zeigen konnte, wo er sich am Vortage
Am 21. 8. wurde im Einvernehmen mit dem Bgk. Hermagor in Mauthen aus den erfahrensten Männern – und zwar
aus Gend.Patr. Hans Strobl, Gend.Patr. Rudolf Berger, Gend.
Patr. Norbert Steindl, Gend.Patr. Johann Waldner und den
Bergrettungsmännern Siegfried Trutschnig, Herbert Zojer,
Hugo Kanzian und Kurt Simoner ein Bergungstrupp zusammengestellt und um 14.00 Uhr zu neuerlichem Einsatz, also
zur Bergung der Leiche des Dipl. Ing. Johann Strobel, abgeordnet. Bei diesem Einsatz fungierten die Gend.Patr. Josef
Hassler und Hermann Kepold als Melder und Gend.Ray.Insp.
Johann Themessl als Fahrer des Kleintransporters. Der Zollwachoberleutnant Eduard Mörtl aus Mauthen mit vier Zollwachbeamten und der Gend.Ray.Insp. Johann Kühr blieben
23. 8. 1957, 7.30 Uhr: Auffindung der Leiche des Dipl.-Ing.
Johann Strobel. Sie wurde von seinen Kindern vor weiterem
Absturz notdürftig in einem Biwacksack gesichert.
66
in Reserve. Mit den organisatorischen Vorbereitungen
wurde dieser Tag auf der
Eduard Pichlhütte beendet.
Am 22. 8. um 6.15 Uhr führte
Gend.Patr. Hans Strobl den
Bergungstrupp in vier Seilschaften über die Nordwestwand der Seewarte, für die
der Schwierigkeitsgrad 3
gilt, in Richtung der Seewarteschulter. Die Melder,
Zollwachbeamte und Kühr,
mussten vom Wolayerpass
aus den Fortgang der Bergung
mit Ferngläsern beobachten,
um im Falle eines unvorherzusehenden Zwischenfalles
eingreifen zu können.
23. 8. 1957: Abseilen der Leiche des Johann Strobel über die Südwand der Seewarte auf italienischem Gebiet (ca. 800 m).
Um 7.15 Uhr hatten die Seilschaften das erste Drittel der Wand durchklettert, als plötzlich
Sturm aufkam, der aus Norden Regenschauer heran trieb. Die
Seilschaften mussten sich in eine Höhle zurückziehen, und
als um 9.00 eine Wetterbesserung noch nicht abzusehen war
und die Temeperatur wieder zum Nullpunkt absank, musste
das Unternehmen gestoppt und die Rückkehr zur Eduard
Pichlhütte angetreten werden. Zu Mittag besserte sich die
Wetterlage wieder, doch war es nun zur Bergung bereits zu
spät geworden.
Valentinalm vor, um 20.00 Uhr war Mauthen erreicht.
Das Schwierigste an dieser Rettungs- und Bergungsaktion
war das Abseilen der Leiche des Dipl. Ing. Strobel, weil
wegen der besonderen Geländeverhältnisse das Stahlseilgerät mangels Funkgeräten nicht verwendet werden konnte,
weshalb mit Hanf- und Perlonseilen das Auslangen gefunden
werden musste.
Die Disziplin, Kameradschaft und Stimmung sämtlicher Teilnehmer war vorbildlich. Und dass Dr. Steinwender als Arzt
auch die schwierigsten Unternehmen persönlich mitmachte,
gab jedem das Gefühl, im Bedarfsfalle ärztlich betreut werden
zu können.
Am 23. 8. brach Gend.Patr. Hans Strobl mit den Seilschaften
bei noch ungünstigem Wetter un 5.10 Uhr in derselben Einteilung wieder zur Seewarte auf. Die Seilschaften arbeiteten
sich diesmal so präzise die Wand hoch, dass sie schon um
6.45 Uhr die Seewarteschulter und um 7.30 Uhr die Leiche
erreichten. Diese wurde in einen Totensack verpackt und
wegen der geringeren Steinschlaggefahr über die 800 m hohe
Südwand nach Italien abgeseilt. Um 13.30 Uhr kam alles
wohlbehalten am Fuße dieser Südwand an. Von dort wurde
die Leiche wieder auf demselben Wege wie die der Tochter
Barbara zum Ortsfriedhof nach Mauthen gebracht.
Erschwerend wirkten sich die weiten Wegstrecken für die
Melder aus und das in diesem Gebiet noch jedes technische
Nachrichtenmittel fehlt. Die Melder zeigten bei der Bewältigung ihrer Aufgabe gute Leistungen und brachten in zwei
Stunden Nachrichten von der Eduard Pichlhütte zum Gend.Posten Mauthen.
Mit Bergsteigergruß:
Der Ortsstellenleiter
Hans Strobl.
Die Leichenträger stellte die Gemeinde Birnbaum. Die Totenbeschau nahm Dr. Steinwender um 12 Uhr auf der Unteren
Kinder neben dem toten Vater in der Wand
Schreckliche Nacht – Die Leiche im Biwaksack – Bergung nur bei gutem Wetter
Über die Katastrophe berichtet damals unter anderem die „Kärntner Tageszeitung“:
bel geborgen ist. Alpin-Gendarmen und Rettungsmänner, die
gestern unter schwierigen Verhältnissen die Leiche der Barbara Strobel geborgen haben, fuhren heute um 13 Uhr von
Mauthen wieder zur Valentinalm, von wo sie für die morgen
angesetzte Bergung der Leiche des Dipl.-Ing. Strobel zur
Eduard-Pichl-Hütte, 21. August. Heute am frühen Morgen
stieg unser Mitarbeiter von der Valentinalm zur EduardPichl-Hütte auf, wo sich Frau Gertrud Strobel und ihr Sohn
zur Zeit noch aufhalten, bis die Leiche des noch immer in
der Südwestwand der Seewarte befindlichen Dipl.-Ing. Stro67
Eduard Pichl-Hütte aufgestiegen sind. Die Bergung wird
jedoch nur bei ganz sicherem Wetter durchgeführt, da man
in dem gefährlichen Gelände keine weiteren Menschenleben
aufs Spiel setzen will. Da es um 14 Uhr in Mauthen wieder zu
regnen begann, ist zu befürchten, dass Dipl.-Ing. Strobel auch
am Donnerstag nicht aus der Wand geborgen werden kann.
den Hergang des Unfalls. Am Samstagmorgen trennte sich
Frau Strobel auf der Valentinalm von ihrem Mann und ihren
Kindern. Dipl.-Ing. Strobel erklärte damals, dass er mit
seinem Sohn und der Tochter zur Pichl-Hütte gehen wolle,
um noch am gleichen Tag eine Bergtour zu unternehmen.
Als Frau Strobel am nächsten Tag selbst auf die Pichl-Hütte
kam, waren ihre Angehörigen nicht mehr da. Im Hüttenbuch
fand sie die Eintragung, dass ihr Mann und die Kinder über
die Westwand auf die Seewarte gestiegen sind. Frau Strobel
und auch die Leute auf der Hütte waren jedoch der Meinung,
dass die drei diese Tour bereits am Samstag gemacht hatten,
weil man Ersteigungen meist erst nach vollbrachter Bergfahrt
macht. Niemand dachte am Sonntagvormittag, dass Strobel
sich mit seinen Kindern auf der Seewarte befindet.
Felsmauern rund um den Wolayersee ragen gegen den Himmel
auf. Hoch auf der Hohen Warte, auf der Seewarte und auf
dem Seekopf haftet noch immer Neuschnee. Dort oben, unter
zwei Steilrinnen, durch die das Schmelzwasser sickert, auf
steilen, brüchigen nach unten geschichteten Platten, baumelt
ein Nylonseil. Dort befindet sich auch, in einem Biwaksack
verpackt, der Leichnam Strobels.
Als wir heute morgen zur Eduard-Pichl-Hütte kamen, trafen
wir in voller Bergausrüstung Frau Gertrud Strobel und ihren
Sohn Waldemar an. Die Mutter hielt den neuen Eispickel ihrer
auf so tragische Weise verunglückten Tochter in der Hand.
Der Schrecken ist der grauhaarigen Frau ins Antlitz gezeich-
Am gleichen Tag sind neun Münchner in drei Dreierseilschaften auf dem der Seewarte gegenüberliegenden Seekopf
gestiegen. Da man aber am Sonntagvormittag nicht genau
wusste, wie viele Leute den Seekopf aufsuchen wollten, nahm
Frau Strobel an, dass auch ihr Mann und die Kinder sich auf
diesem Berg befanden. Am Nachmittag brach Nebel ein. Um
diese Zeit wurden auf dem Wolayer-Pass Hilferufe gehört. Es
war jedoch nicht genau festzustellen, von wo sie kamen; man
vermutete sie vom Seekopf, von wo schon vorher Rufe festgestellt werden konnten.
Da um 19 Uhr auch die Münchner noch nicht auf der Hütte
eingetroffen waren, brachen der Hüttenwirt Muskateller und
der Zollwacheabteilungsleiter Herrle der Zollwache Birnbaum, der sich zu dieser Zeit auf dem Wolayer-Pass befand,
zum Südgrat des Seekopfes auf. Dort trafen sie auf die neun
Münchner, die mit großen Schwierigkeiten kämpften. Sie
halfen den drei Seilschaften beim Abstieg und brachten sie
gegen 21.30 Uhr zur Eduard-Pichl-Hütte. Erst um diese Zeit
wurde genau festgestellt, dass die Hilferufe von der Seewarte
kamen und dass es sich bei den in Bergnot Befindlichen nur
um Dipl.-Ing. Strobel und seine Kinder handeln konnte.
Von Waldemar Strobel erfuhren wir ergänzend, dass er mit
seinem Vater und seiner Schwester am Sonntagmorgen bei
gutem Wetter in die Wand der Seewarte eingestiegen ist. Sein
Vater stürzte ab, noch ehe der Nebel einbrach und solange
noch die Felsen trocken waren. Er und seine Schwester blieben die ganze Nacht über beim Vater. Sie konnten nicht mit
Sicherheit feststellen, ob er tot war. Aus diesem Grund stülpten sie über ihren Vater den Biwaksack, um ihn zu schützen;
jenen Sack, der vielleicht der Schwester das Leben gerettet
hätte! Die beiden kappten das Seil, an dem der Vater hing, bis
auf eine Länge von etwa fünf Metern. Mit den restlichen etwa
25 Meter Seil versuchten sie sich am Montag abzuseilen. Das
Seil verklemmte sich jedoch zwischen einem Felsvorsprung.
Sie bekamen es nicht frei – und versuchten, den Abstieg ohne
Seil fortzusetzen. Waldemar Strobel zeigte uns dann noch die
Stelle, wo er seine Schwester, die einfach nicht mehr weiter
konnte, verließ. Wie er selbst über die steilen, zum Teil überhängenden Felsen an den Fuß der Wand gekommen ist, bleibt
ihm und allen, die an der Bergung teilgenommen haben, ein
Rätsel.
Die Bergungsmannschaft nach Abschluss der Bergung am
23. August 1957 auf der Unteren Valentinalm.
net; die durchwachten Nächte, die Angst und das Bangen
um ihren Mann und um ihre Kinder haben dieser Frau, die
so tapfer ihr schweres Schicksal erträgt, tiefe Furchen in die
Wangen gegraben.
Die Rettungsmannschaft, die sich wieder unter der Führung
des Gend.-Bergführers Strobl in die Wand begeben will, wird
eine ungemein schwere Aufgabe zu erfüllen haben. Die Leiche
Dipl.-Ing. Strobels liegt nämlich nicht auf der durch diese
Wand führenden Anstiegsroute, sondern in einem Gelände,
das noch kaum begangen wurde. Die Alpin-Gendarmen und
Bergrettungsmänner wollen über die Westwand aufsteigen
und vom Gipfel der Seewarte aus mit Stahlseilen die Bergung
durchführen.
Die Familie Strobel verbringt seit vielen Jahren ihre Ferien
stets in den Bergen. Besonders Dipl.-Ing. Strobel galt als
guter Alpinist. Ehe sie in die Karnischen Alpen kamen, waren
sie in diesem Jahr in der Schobergruppe. Das schlechte Wetter
Frau Strobel und Waldemar Strobel schilderten uns genau
68
in den Bergen südlich des
Großglockner veranlasste sie
in die wetterbeständigeren
Karnischen Alpen hinüberzuwechseln, wo es zu dem
tragischen Unglück kam.
Frau Strobel war, wie sie uns
mitteilte, nur ungern in diese
Berggruppe gegangen. Als
am Sonntagabend ihr Mann
und ihre Kinder in Bergnot
waren und sie 48 Stunden
vergeblich auf die Rettung
ihrer Angehörigen gewartet hatte, sagte sie: „Wenn
meinem Mann etwas passiert
ist, verliere ich auch meine
Kinder!“ Leider sollte sich
ihre furchtbare Ahnung zum
Teil erfüllen.
„Ihre übermenschliche Leistung galt nur mehr der Bergung einer Toten. Von links nach rechts:
der Gendarmeriebeamte Berger, Dr. Steinwender aus Mauthen und der umsichtige Leiter der
Rettungsgruppe, Gend.-Bergführer Strobl“, heißt es zu diesem Pressefoto.
Aus den Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: Originalbericht über die Bergung der Leichen von Dipl.-Ing. Johann Strobel
und seiner Tochter Barbara.
69
„Statt dessen brachten ihre
geliebten Berge den bitteren Tod“
Zweifache Bergsteiger-Begräbnisfeier in Mauthen
Die Tageszeitung „Der Neue Tag“ in der Oberpfalz, der Heimat der Familie Strobel, berichtete am 29. August in Text und Bild über die Beisetzung der an der Seewarte tödlich verunglückten Johann und Barbara Strobel, deren Grabstätte sich auf
dem Friedhof in Mauthen befindet.
Samstag, den 24. August, hüllten sich die „Karnischen“ zu dem Geschehen unten
im Tal in Wolkentrauer. Es schwand der letzte Sonnenstrahl über einem Doppelgrab in der „Bergsteigerecke“ unseres Gottesackers, in das zwei Särge mit den
Überresten zweier lieber Menschen, Freunde unserer Bergwelt, versenkt wurden.
Es waren dies die in der vergangenen Woche auf der Seewarte im Wolayergebiet
abgestürzten Touristen, der 58jährige Dipl.-Ing. Johann Strobel aus Weiden in der
Oberpfalz und dessen Tochter Barbara Strobel.
Eine überaus zahlreiche Trauergemeinde – Ortsansässige und Sommergäste – vereinte sich vor der Friedhofskapelle, wo die zwei Toten von selten viel Blumen und
Kränzen aufgebahrt waren. Weihevolle Stille herrschte über der vorherbstlichen
Alpenlandschaft. Ergriffen horchten die Versammelten den frommen Worten des
Pastors Wirnsberger, Treßdorf, der aus Psalmen und der Heiligen Schrift die Kraft
und den Trost des Glaubens der so schwer getroffenen Familie in warmen, überzeugenden Gebeten und Worten zukommen ließ. Den letzten Gang durch den blumengeschmückten Ortsfriedhof eröffneten die Kranz- und Blumenträger. Ihnen folgte
der Männergesangverein, die Bergwache, der freiwillige Bergrettungsdienst, der
Alpenverein, Formationen der Gendarmerie, der Zollwache und die Gemeindevertretung. Vor den Särgen schritt der evangelische Pfarrherr. Auf den Schultern der
Bergrettungsmänner und Gendarmen – jener wetterfesten Männer, welche die Bergung der Leichen vollzogen hatten – schwebten die Särge, denen die Angehörigen
folgten und denen sich schließlich das ganze Volk anschloss. Auch droben bei der
ersten Kehre der Plöckenstraße war eine zahlreiche Menschenmenge versammelt.
Bei den Gräbern angelangt, betete und sprach der Seelsorger abermals, er
sagte: „Hier, vor dieser Grabstätte, reichen Menschenwerte nicht aus. In dieser
schmerzvollen Stunde soll kein Dichter und kein Philosoph zu Worte kommen. Vor
diesem katastrophalen Leid, das eine noch vor einer Woche ahnungslose Familie
so erbarmungslos aus heiterem Himmel traf, können nur Gottes Worte bestehen.
Gott allein hat das Wort. Er spricht für uns aus der Heiligen Schrift – Gott ist mein
Heil, er lässt mich nicht zu schanden werden. Menschlich gesehen ist diese Familie
vor der Welt zu schanden gekommen. Kann
sie noch sagen: Gott ist mein Heil? Wo doch
dieser Gott so hart gegen sie war und sich
nun in der Dunkelheit ihres Erdenweges
verbarg. Und doch lebt einer, ein Großer,
der einst über unsere Erde ging, der ebenso
von sich hätte sagen können, er wäre vor der
Welt zu schanden geworden: Jesus Christus!
Und doch sind es gerade unsere dunkelsten
Stunden, die Prüfungen Gottes, von denen
die weitere Entscheidung und Entwicklung
unseres Glaubens abhängt, wo man sich
entschließen muss, das Leben mit Gott
oder ohne Gott weiterzuleben.“ Voll inniger
Teilnahme sprach er zur Familie, immer
tröstlich den Weg weisend für Christus, der
Richtung und Ziel bleiben möge.
Nach diesen überzeugenden Priesterworten
70
Der Trauerzug erreicht den Friedhof in Mauthen, oben links
die Plöckenstraße.
Beerdigung von Johann und Barbara Strobel am 24. August
1957 auf dem Ortsfriedhof in Mauthen.
streifte Gemeinderat Lenzhofer das bittere Geschehen.
Erholungsbedürftig, bergluftdurstig kam die Familie aus
einer Industriestadt in unser Gailtal, hoffend, für das neue
Arbeitsjahr gestärkt und erfrischt die Heimreise antreten
zu können. Statt dessen brachten ihre geliebten Berge
den bitteren Tod. Obenan stand die Sektion „Austria“ des
Österr. Alpenvereins in der würdigen Gestalt ihres Nestors
Dr. Heinrich Koban vor dem offenen Grab. Selbst ein
bekannter Alpinist, auf dem Rock das goldene Edelweiß
tragend, schilderte er den Aufstieg bis zum Absturz der
Unglücklichen.
Er dementierte energisch die Gerüchte einer mangelhaften
Bergausbildung, dass Dipl.-Ing. Strobel ein sehr gewandter
Kletterer war, der auch für die notwendige alpine Ausrüstung
für sich und seine Kinder sorgte. Doch scheint er sich verstiegen zu haben und auf dem Rückweg, den er einschlagen
musste, durch einen abgetretenen Stein den Halt verloren und
so in die Tiefe gestürzt zu sein. Seine Tochter bemühte sich
ohne fremde Hilfe zum Vater zu eilen, war aber durch den
Schmerz so überwältigt, dass auch sie nicht mehr die Kraft
hatte, den Abstieg zu beenden, und so folgte sie ihrem Vater
in den Tod. Dem Sohn Waldemar allein gelang es, sein Leben
zu retten, wenngleich auch er verletzt und total ermattet die
Helfer aus Bergnot erwartete.
Die beiden Särge wurden von Gendarmerie-, Zoll- und Bergrettungsmännern getragen.
Es waren Abordnungen der Gendarmerie und des Zolls von
Mauthen, der Bergrettungsdienst und, besonders hervorzuheben, die aktive Teilnahme des hiesigen Arztes Dr. Steinwender. Nicht die eigene Gesundheit, noch die Gefahren des
Wetters in den Felsen fürchtend, bargen sie mit Wagemut und
kühnen Leistungen die beiden jüngsten Opfer unserer Berge.
Anschließend entbot für den Bergrettungsdienst, die
Angehörigen der Gendarmerie und des Zolls Patrouillenleiter
Gendarmeriebergführer Strobl, Mauthen, den letzten Gruß
mit einem Kranz, bestehend aus Edelweiß und Almrausch.
Mit einem Aufblick zu Gott und einer Schaufel Heimaterde
hinein ins Grab beendete der Priester diese eindrucksvolle
und wohl auch selten stattgefundene Begräbnisfeier dieser
Art auf unserem Friedhof.
71
Nach der Trauerfeier wurden alle Helfer zu einer Jause im
„Lamprechthof“ eingeladen. Bei dieser Gelegenheit sprach
Witwe Strobel namens der Familie allen den persönlichen
Dank aus. Dieser galt vor allem der alpinen Einsatzgruppe
des Gendarmeriepostens Mauthen, welche unter Leitung der
Patrouillenleiter Hans Strobl und Rudolf Berger gestanden
sind, dem Bergrettungsdienst mit Dr. Steinwender und der
Zollwache mit Zollwach-Oberleutnant Mörtl und Kerle, der
Feuerwehr und sonstigen Trägern, welche die Toten von der
Pichlhütte bis zum Kreuztrattenfriedhof getragen hatten, dem
Revierinspektor Jarnig, dem Bürgermeister Ing. Wald und
der Gemeindevertretung. Zu den Helden gehörten auch die
Finanzieri auf italienischer Seite und sonstige zuständigen
Stellen jenseits der Grenze, die sich ebenfalls mühten, ihre
Pflicht zu tun.
Die Witwe selbst war Zeugin bei der Bergung der Toten
und betonte, dass unter unvorstellbaren Bedingungen diese
durchgeführt werden musste. Alle Beteiligten hatten Übermenschliches geleistet. Tiefst beeindruckt hat die Familie
die rührende Teilnahme, welche seitens der Heimischen und
Fremden bekundet wurde. Die Familie Strobel will aus Dankbarkeit auch in Deutschland über den Heldenmut und die
Hilfsbereitschaft, die ihr seitens der Bewohner des Gailtales
in schwerster Stunde zuteil geworden ist, stets eingedenk sein
und diese bei jeder sich bietenden Gelegenheit bekunden.
Die Familie, welche bereits die Heimreise angetreten hat,
möge versichert sein, dass diese ihre Grabstätte für uns alle
eine Stätte wehmütiger Erinnerung bleiben wird.
Das Grab von Johann und Barbara Strobel auf dem Friedhof
in Mauthen in heutiger Zeit.
Gedenkfeier am Wolayersee: an der italienischen Zollhütte.
Der Gendarm vorne links ist Hans Strobl.
Gedenkfeier für Dipl. Ing. Johann Strobel
Vorne rechts und unten auf den Foto links Gertrud Strobel,
oben rechts neben ihr Sohn Waldemar, der die Tragödie an
der Seewarte überlebte.
Ein Jahr nach dem Tod von Dipl. Ing. Johann Strobel und
seiner Tochter Barabara kommt es zu einer Gedenkfeier am
Wolayersee. Hans Strobl notiert in seinem Tourenbuch:
18. 8. 1958, 11.00 h – 19. 8. 1958, 17.00 h: Plöckenpass –
Ed. Pichlhütte. Am Abend kleine Feierlichkeit aus Anlass des
Jahrestages, an dem Ing. Johann Strobel und seine Tochter
Barbara auf der Seewarte abgestürzt sind. Frau Gertrud Strobel und Sohn Waldemar waren zu dieser kleinen Feier aus
Weiden/Oberpfalz erschienen.
Am folgenden Tag wieder Abstieg nach Mauthen.
72
1958
Der Weiße Tod ist stärker
Am 12. Mai erleidet
Hubert Obernosterer
beim Valentinrennen
einen Beinbruch und wird
mit dem Akja von zwei
Gendarmeriebeamten
und zwei BRD-Leuten
abtransportiert.
__________
Lawinenunglück bei Liesing fordert ein Todesopfer
Am 29. Juni verunglückt
die Studentin Gisela
Mosig aus Köln bei einer
botanischen Exkursion
am Wolayersee und zieht
sich eine Absplitterung
am Knöchel zu. Sie wird
mit der Gebirgstrage von
Gendarmeriebeamten
und zwei Bergrettungsmännern zur Kreuztratte
transportiert.
__________
Drei Wiener Touristen,
Johann Wolf senior und
junior sowie Michael
Ernst, versteigen sich am
7. August in der Rauchkofel-Ostwand, da Nebel
eingefallen ist und sie
nicht mehr weiterkommen. Sie verwenden
das alpine Notsignal
und werden gehört. Die
Ortsstelle der Bergrettung
wird verständigt. Zwei
Gendarmeriebeamte und
zwei Bergretter steigen
noch in der Nacht zu
ihnen auf und begleiten
die Touristen bei Tagesanbruch unverletzt zur
Valentinalm.
__________
Am 31.Oktober stirbt
Ortsstellenleiter Hans
Strobl völlig unerwartet
an Kinderlähmung im
Krankenhaus Klagenfurt.
Herbert Zojer übernimmt
zunächst interimsmäßig
die Ortsstelle bis zur
Neuwahl.
__________
Am 30. Dezember wird
Zojer dann bei der
ordentlichen Jahreshauptversammlung mit 14 von
17 Stimmen zum neuen
Ortsstellenleiter gewählt.
18 Bergrettungsmänner sind anwesend (7
„Lawineneinsatz im Milnezengraben, Gde. Liesing, der Einsatzgruppe V“, vermerkt Hans
Strobl am 17. Januar 1958 in seinem Gendarmerie-Tourenbuch. Der Einsatz, bei dem ein
Todesopfer zu beklagen ist, dauert laut Strobls Eintragung vom 17. Januar, 13 Uhr, bis 18.
Januar, 1.30 Uhr. Ein eingeklebter Pressebericht vom 18. Januar 1958 gibt Auskunft über das
Unglück:
Das tragische Lawinenunglück bei Liesing im Lesachtal, das ein Todesopfer forderte, hat im
ganzen Gail- und Lesachtal und darüber hinaus in ganz Kärnten Anteilnahme und Entsetzen
erweckt. Obwohl alles unternommen wurde, um die Verschütteten schnell zu bergen und die
Helfer mit Opfermut und unter Einsatz des eigenen Lebens in beispielhaft kurzer Zeit zur
Stelle waren, konnte der Kampf gegen den Tod doch nicht gewonnen werden. Alle menschliche Einsatzbereitschaft und Aufopferung war vergebens.
Die erste Suchmannschaft, die unter der Leitung des stellvertretenden Gendarmerie-Bezirkskommandanten von Hermagor, Bezirksinspektor Vorderegger, stand und sechs Gendarmen
sowie sieben Zollwachbeamten der Dienststellen Liesing, Birnbaum und Maria Luggau umfasste, stieg am Freitag schon um 13.15 Uhr von Klebas nach der so genannten Milnezen auf,
wo sich das Unglück ereignet hatte. Dort war ostwärts des Milnezengrabens vom westseitigen
Hang des so genannten Jochs eine 150 Meter breite und über 300 Meter lange Schneefläche
abgerutscht. Die Schneemassen waren dann in einem schmalen Graben zusammengeflossen
und hatten tief unten den Milnezengraben in einer Länge von 1500 Metern und einer Tiefe bis
zu zehn Metern angefüllt.
Im oberen Teil des Weges, den die Lawine zurückgelegt hatte, lagen drei Heufuhren , und
loses Heu war weithin über den Schnee verstreut. Da keinerlei Anhaltspunkte dafür vorlagen,
wo man nach dem abgängigen Chrysanth Strieder suchen sollte, wurde die Suche ungefähr
in der Lawinenmitte nach abwärts begonnen. Fast unmittelbar an der Stelle, wo der Lawinenhund „Dolf“ vom prov. Zollwachrevisor Spatnik aus Luggau angesetzt wurde, begann er auch
schon zu graben, weshalb von einem Teil der Suchmannschaft dort ein breiter Schacht in die
Tiefe gegraben wurde. Währenddessen begann der Hund 20 Meter unterhalb dieser Stelle ein
zweites Loch zu scharren, und dort legten die Männer bereits in einer Tiefe von einem Meter
das linke Knie des verschütteten Buben frei.
Vom Ansetzen des Hundes bis zur Auffindung waren auf diese Weise kaum zehn Minuten
vergangen. Der verunglückte Chrysanth Strieder aus Obergail lag mit dem Kopf nach abwärts
auf dem Rücken. Da der Körper noch warm war, wurden sofort Wiederbelebungsversuche
unternommen, die aber erfolglos blieben. Kurz darauf traf auch die alpine Einsatzgruppe der
Gendarmerie aus Mauthen ein. Mit ihr war auch der Arzt Dr. Steinwender aus Mauthen aufgestiegen, der schon des öfteren bei Bergunfällen Hilfe an Ort und Stelle geleistet hatte. Die
Einsatzgruppe brauchte nicht mehr in Aktion zu treten, da inzwischen eine Umfrage ergeben
hatte, dass von den Heuziehern niemand mehr vermisst wurde. Dr. Steinwender stellte an dem
verunglückten Buben einen Halswirbelbruch und einen Schädelbasisbruch fest, so dass der
Bedauernswerte sofort tot gewesen sein muss.
Botanische Exkursion mit Folgen
Eine 27-jährige Studentin aus Köln verunglückt am Wolayersee
Mit einer relativ leichten Verletzung, einer Knöchelabsplitterung, kommt eine 27-jährige Studentin aus Köln bei einer botanischen Exkursion im Sommer 1958 am Wolayersee davon.
Zwei Tage später wird sie von einer Rettungsmannschaft geborgen, nach Kötschach gebracht
und kann anschließend mit ihrer Reisegruppe den Heimweg antreten. Der am 2. Juli 1958
verfasste Unfallbericht der Bergrettung Kötschach-Mauthen fasst die Ereignisse zusammen:
73
Gendarmeriebeamte, 11
private Bergretter, davon
ist einer nicht stimmberechtigt). Der Vereinsvorstand schaut wie folgt
aus: Ortsstellenleiter
Zojer Herbert, Stellvertreter Norbert Steindl,
Kassier Herbert Zojer,
Technischer Leiter Heini
Heinricher, Gerätewart
Josef Hassler, Schriftführer Alois Traar.
Eine 32 Personen starke Gruppe von Studenten der Universität Köln unternahm am 29. Juni
1958 unter Leitung von Professor Josef Straub eine botanische Exkursion in das WolayerseeGebiet, wo sie in der Eduard-Pichl-Hütte untergebracht war. Gegen 20.00 Uhr desselben Tages
ist ein Teil dieser Personengruppe vom Fuße des Seekopfes über ein Schneefeld zur EduardPichl-Hütte abgestiegen.
Die Studentin Gisela Mosig ist während dieses Abstiegs im Schnee ausgeglitten und rutsche
etwa sechs Meter über den Steilhang ab. Dabei stieß sie mit dem rechten Fuß gegen einen
aus dem Schnee ragenden Felsblock und zog sich eine Knöchelabsplitterung zu. Die Verletzte
wurde von dem zur Unfallstelle gerufenen Hüttenwirt, Bergrettungsmann Siegfried Trutschnig, unter Mithilfe einiger Studienkameraden kurze Zeit nach dem Unfall zur Eduard-PichlHütte gebracht.
Am 30. Juni 1958, um 11.00 Uhr, erstattete die Gastwirtin Aurelia Gressel vom Plöckenhaus
über Ersuchen zweier Studenten, die von der Eduard-Pichl-Hütte kamen, telephonisch dem
Gend.-Posten Mauthen die Anzeige über den Bergunfall. Um 13.00 Uhr fuhr vom Gend.Posten Mauthen die Rettungsmannschaft, Ray.-Insp. Hans Strobl, Erich Strasser und Bergrettungsmann Rudolf Hecher mit dem Rettungsgerät im Postkraftwagen zur Kreuztratte. Um
18.15 Uhr traf diese Mannschaft bei der Eduard-Pichl-Hütte ein.
Herbert Zojer 1955.
__________
In seinem Jahresbericht
listet Herbert Zojer die
Ausrüstungsgegenstände
auf, die die Ortsstelle
Kötschach-Mauthen 1958
von der Landesleitung
zur Verfügung gestellt
bekommen hat: am 1.
März 5 Stück KletterReepschnüre, 8 mm,
3,60 m – am 26. August
2 Steinschlaghelme – am
20. September 1 Akja
– am 12. Dezember 15
Stück Wachshohlfackeln.
„Diese Gegenstände
wurden in die Inventarliste
der Ortsstelle aufgenommen.“
Die Verletzte wurde am 1. Juli vormittags von der entsandten Rettungsmannschaft unter Mithilfe einiger Studenten der Exkursion mittels Gebirgstrage von der Eduard-Pichl-Hütte zur
Kreuztratte gebracht. Dabei musste auf einer Wegstrecke von 8,2 km ein Höhenunterschied
von 170 m ansteigendem und
1128 m abfallendem Gelände
zurückgelegt werden.
Von der Kreuztratte wurde
Gisela Mosig mit dem Autobus ihrer Studentengruppe
nach Kötschach zu Dr.
Hannes Diexer gebracht, welcher erste ärztliche Hilfe leistete. Gisela Mosig hat darauf
am 2. Juli 1958 mit ihren
übrigen Reisegefährten die
Heimreise mittels eigenem
Reiseautobus vom Plöckenhaus aus angetreten. Fremdes Verschulden an diesem
Unfall konnte nicht festgestellt werden.
Herbert Zojer (links) und
Hans Strobl 1955 auf der
Seewarte.
74
1. Juli 1958: Abmarsch von der Eduard Pichlhütte mit der verletzten Studentin Gisela Mosig in der Rettungstrage.
Zur Person:
Lebensbilder:
Herbert Zojer
Herbert Zojer
Geboren 3. März 1932,
Beruf: Holz- und Kohlenhändler, Tankstelleninhaber.
Ortsstellenleiter von 1958
bis 1962; Kassier von
1954 bis 1962; Eintritt in
den Bergrettungsdienst
am 27. April 1953.
Herbert Zojer und Hans Strobl
während einer Tour am 24./25.
Juni 1956 zunächst zur
Eduard Pichlhütte, wo beide
übernachteten, und am nächsten Tag ins Eiskar, wo diese
drei Bilder entstanden.
Zojer maturierte 1951 an
der Realschule in Klagenfurt. In seiner Studienzeit
spielte er aktiv Meisterschaft in einer Handballmannschaft.
1954 machte er den
ersten Sommerausbildungskurs auf der Karlsbaderhütte, zusammen
mit Osttiroler Bergrettern,
Kursleiter war Egger Toni.
Den Winterkurs absolvierte Zojer im Jahr 1959.
Sein Vater verstarb
im Jahre 1956, und er
musste früh – zusammen
mit seiner Mutter – den
Betrieb zu Hause übernehmen. Da er im Betrieb
sehr stark eingespannt
war, blieb sehr wenig
Zeit zur Ausübung der
Ortsstellenleiterfunktion,
worauf er Hellmuth May
animierte, die Ortsstelle
zu übernehmen.
75
Hans Strobl (links) und Herbert Zojer 1955 bei
der Eduard Pichlhütte.
Mai 1955: Herbert Zojer (2. v. l.) und Hans
Strobl (rechts) am Valentintörl. Foto aus
Strobls Gendarmerie-Tourenbuch.
76
Die Tragödie an der Carla Maria
Der tödliche Absturz der BR-Männer
Heini Heinricher und Hermann „Leti“ Lederer
1959
Am Sonntag, den 30.
August, stürzen Heini
Heinricher und Hermann
„Leti“ Lederer, beide
Bergretter der ÖBRDOrtsstelle KötschachMauthen, tödlich ab. Sie
wollten die „Carla Maria“
besteigen, einen Turm an
der Südseite der Seewarte.
Der 32-jährige Heini und
der 18-jährige Hermann
steigen in die Südwand
der Carla Maria auf
jenem Weg ein, den Heini
schon zehn Jahre zuvor
mit Toni Egger begangen
hatte. Beide werden am
Montag am Fuße der
Wand, noch mit dem Seil
verbunden, tot aufgefunden. Wie das Unglück
geschah, wurde nie mit
Sicherheit geklärt.
Jener Sonntag, der 30.
August 1959, bleibt unvergessen in der Geschichte
der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen. Zwei ihrer
Mitglieder, Heini Heinricher
und Hermann „Leti“ Lederer,
stürzten an diesem Tag an der
Carla Maria, einem Turm auf
der Südseite der Seewarte
am Wolayersee, in den Tod.
Ortsstellenleiter
Herbert
Zojer schreibt damals folgenden Bericht der Tragödie
und schickt ihn an die Landesleitung der Bergrettung
nach Klagenfurt.
Hermann „Leti“ Lederer (links) und Heini Heinricher.
Heini Heinricher und Hermann Lederer fuhren am Sonntag um 6.00 Uhr morgens mit der
Maschine zur Unteren Valentinalpe, um eine Klettertour beim Wolayersee zu unternehmen.
Um halb zehn trafen beide bei der Eduard-Pichl-Hütte ein, und nach halbstündiger Rast brachen beide auf.
Dem Hüttenwirt und BR-Mann Siegfried Trutschnig sagte Heini, dass sie die Durchkletterung
der ungefähr 250 m hohen Carla Maria, einem Turm auf der Südseite der Seewarte, zehn Minu-
Heinricher ist so seinem
Freund Toni Egger
gefolgt, der im Februar
1959 beim Abstieg nach
der ersten Gipfelbesteigung des 3128 m hohen
Cerro Torre, der vielfach
als der schwierigste Berg
der Welt bezeichnet
wurde (Eggers Kletterpartner war Cesare
Maestri), von einer Eislawine in den Tod gerissen
wurde.
Heinricher und Lederer
können erst nach drei
Tagen Wartezeit wegen
der Beschaffung von
Leichenpässen aus Udine
über den Wolayerpass
und das Valentintörl
nach Mauthen gebracht
werden. Einsatzleiter auf
Seiten der italienischen
Bergrettung ist Duilio
Samassa, der sich sehr
dafür einsetzt, dass die
beiden Abgestürzten
direkt nach Österreich
transportiert werden.
Im Tod mit dem Seil verbunden: Heini Heinricher (vorne) und Hermann Lederer am Fuße der
Carla Maria, wie die Bergretter ihre Leichen vorfanden.
77
ten von der österr.-ital. Grenze entfernt, machen wollten, und
er sie nach ungefähr sechs Stunden zurück erwarten könnte.
nur mit der Taschenlampe etwas sehen, begab sich Siegfried
Trutschnig mit zwei anwesenden Bergsteigern aus Kötschach,
Herbert Wassermann jun. und Arnold Ortner, an die von Heini
genannte Wandroute. Der Weg führte sie an der Antoniohütte
vorbei, und in der Annahme, Heini und Hermann könnten
hier schon anwesend sein, fragt Siegi hier nach den beiden.
Sie waren aber nicht anwesend.
Heini hat diese Tour mit Toni Egger im Herbst 1955 als Erstbesteigung durchgeführt. Sie wurde von beiden als Schwierigkeitsgrad VI bezeichnet. Sie hatten damals sechs Stunden
benötigt.
Das Wetter war an diesem Sonntag unbeständig, und in den
Nachmittagsstunden gab es ein regelrechtes Unwetter.
Inzwischen war es beinahe stockdunkel geworden, und die
mitgenommenen Lampen konnten die Finsternis kaum mehr
wenige Meter durchleuchten. Jedes Rufen blieb unbeantwortet, und so mussten die Suchenden mit der traurigen Gewissheit, es sei Heini und Hermann etwas zugestoßen, zur Hütte
zurückkehren, zumal Heini
beim Weggehen von der
Pichlhütte um 10.00 Uhr vormittags zu Siegi gesagt hatte,
dass, wenn sie nach sieben
Stunden nicht zurück seien,
etwas passiert sein könnte.
Um 17.00 Uhr nachmittags, es regnete immer noch in Strömen, Nebel lag bis zum Boden, und man konnte draußen
Der Morgen war kaum angebrochen, es war 5.00 Uhr am
Montag, den 31. August 1959,
waren die bereits genannten
Leute wieder unterwegs, und
um halb sechs Uhr konnten
diese Heini und Hermann,
mit einem Seil miteinander
verbunden, am Fuße der
Carla Maria tot auffinden.
Die Verletzungen waren
derart, dass der Tod sofort
eingetreten sein musste.
Siegi versuchte mit den
anderen die Leichen über
die Grenze zu bringen, was
nicht mehr möglich war, da
die Italiener aufmerksam
gemacht worden waren, und
mit vorgehaltenen Gewehren
wurden sie daran gehindert.
Die beiden Toten konnten daher vorläufig nur in
einer Kaverne untergebracht
werden.
Aus der Gendarmerie-Chronik von Kötschach-Mauthen: Der Original-Bericht über den Absturz
von Heini Heinricher und Hermann Lederer.
78
Es wurden die Behörden in
Collina (Gemeinde Forni
Avoltri) verständigt, welche
die Verantwortung für die
Genehmigung des Abtransportes nicht übernehmen
konnten. Die Rücksprache
von dort in Tolmezzo war
vergebens, weil man dort eine
ähnliche Haltung einnahm,
und es musste auf Bescheid
der Präfektur in Tolmezzo
ein Mann der Bergrettungsmannschaft (Rudi Köfmüller/Zoll) nach Udine fahren
und dort die notwendigen
Papiere holen, ohne die der
Abtransport nicht erlaubt
wurde. So kam es, dass der
Abtransport erst am Dienstag, dem 1. September 1959
um 17.00 Uhr nach Eintreffen von Köfmüller möglich
war.
Über die Absturzursache
kann man wohl nur Vermutungen aussprechen. Jedenfalls mussten Heini und
Hermann schon in Gipfelnähe
gewesen sein, da beide durch
das Seil am Fuße der Wand
noch miteinander verbunden
waren, ohne dass etwa ein
ausgebrochener Haken daran
gefunden wurde und die
Armbanduhren der beiden
als vermeintliche Absturzzeit
sieben Minuten nach 17.00
Uhr zeigten, was ja eigentlich schon sehr spät ist, da
Heini schon nach sechs Stunden zurück sein wollte. Das
Kletterseil (Perlon) gehörte
der Ortsstelle und kann nicht
mehr verwendet werden, da
schadhaft.
Mit zerschmettertem Körper blieb Heini Heinricher tödlich verletzt im Geröll am Fuße der Seewarte liegen.
Beim Abtransport mit der
Gebirgstrage wurden die
Radachsen derart verbogen,
dass diese nicht mehr verwendet werden können. Die
Ortsstelle ersucht die Landesleitung zwei Radachsen
zu besorgen, damit die Geräte
in Ordnung gebracht werden
können. Eine Gebirgstrage
gehört auf die Eduard-PichlHütte, und es ist eine Trage mit Blechbespannung und Trommelbremse.
einer der besten Skifahrer und Bergsteiger. Als Skiläufer war
er 1954 Kärntner Meister im Abfahrtslauf. In den Jahren von
1948 bis 1952 war er der Arbeitskamerad von Toni Egger,
und beide haben schon während dieser Zeit schwierigste
Bergfahrten durchgeführt.
So der Original-Bericht der damaligen Ereignisse.
Acht Monate später hat das tragische Ereignis vom 30. August
1959 noch ein Nachspiel, in dem es offenkundig um die versicherungstechnische Abwicklung (Bergungskosten) über den
Alpenverein geht. Ortsstellenleiter Herbert Zojer beantwortet
am 29. April 1960 einen Brief des Verwaltungsausschusses
des Österreichischen Alpenvereins mit Sitz in Innsbruck vom
15. März 1960 an Dr. E. Angerer, in dem er Heini Heinricher
und Hermann Lederer als erfahrene Kletterer würdigt.
Beide arbeiteten als Holzfäller und gingen dann gemeinsam
als Träger zur Vermessung , um sich als spätere Bergführer
vorzubereiten. Während Toni Egger tatsächlich Bergführer
wurde, übte Heinricher seinen erlernten Beruf als Motorenschlosser von neuem bis zu seinem Tode aus. Trotzdem trafen
sich beide immer wieder bei Bergfahrten des V. und VI.
Grades und haben in den Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen außer den schwierigsten Touren einige Erstbesteigungen gemacht.
Sehr geehrter Herr Doktor! Ihre Anfrage wegen des Begleiters
von Hermann Lederer möchte ich nachfolgend beantworten.
Nennen möchte ich hier z. B. die direkte Erstbesteigung des
Kellerwandturmes (= Egger-Heinricherweg/VI.), welche
1957 in den Austria-Nachrichten beschrieben wird, oder die
Heini Heinricher, geb. 7. XI. 1927, Hötting bei Innsbruck,
war seit 9. I. 1948 Bergrettungsmann. In Kärnten galt er als
79
Erstbesteigung der Carla Maria, ein Turm der Seewarte beim
Wolayersee, im Jahre 1954 (VI.). Ich hoffe, hiermit beweisen zu können, dass der noch nicht 18 Jahre alte Hermann
Lederer wohl tatsächlich unter entsprechender Führung diese
Tour auf die Carla Maria, wo am 30. VIII. 1959 der Absturz
erfolgte, gemacht hat.
Obwohl Lederer noch nicht 18 Jahre alt gewesen ist, hat er
schon schwierigste Bergfahrten durchgeführt, u. a. eine Erstbegehung im Hochweißsteingebiet (14 Tage vor dem tödlichen Absturz).
Die Ihnen vorgelegte Bergungskostenrechnung von S 1427,gilt für den Bergungseinsatz beim Wolayersee, wobei selbstverständlich beide Verunglückten gleichzeitig abtransportiert
wurden. Den Verwaltungsausschuss ersuche ich, den Betrag
von S 1427,- der Ortsstelle Kötschach-Mauthen zukommen
zu lassen, zumal die Ortsstelle ja keine besondere Einnahme
hat und ein Perlonseil, 40 m, welches von den beiden benützt,
aber nicht mehr verwendbar ist, neu angeschafft werden
muss.
Hier stürzten Heinricher und Lederer in den Tod: die Seewarte,
wo beide die Carla Maria erklimmen wollten.
Die sterblichen Überreste der beiden Verunglückten werden
vom Fuße des Berges abtransportiert.
Als die tödlich Verunglückten geborgen sind, tragen Bergretter und Alpingendarme die Leichen über den Wolayerpass zum
Wolayersee.
80
Das Begräbnis von Hermann Lederer (Sarg vorne) und Heini Heinricher (hinten) in Mauthen fand unter großer Anteilnahme der
Mitmenschen beider Verunglückter statt.
81
Am offenen Grab von Hermann „Leti“ Lederer.
Das Gedenkkreuz am Valentintörl: „Zum Gedenken an
die Bergrettungsmänner H.
Heinricher und H. Lederer,
30.8.1959.“ Später, 1966 und
1980 kamen die Namen der
verunglückten Bergrettungsmänner Hans Golser (1966)
und Herbert Wassermann
(1980) hinzu (links außen).
Die Gräber von Heini Heinricher (rechts und unten links)
und Hermann Lederer (unten
rechts heute.
82
Grete Heinricher
bedankt sich bei
der Bergrettung
Heini Heinrichers Mutter
Grete schreibt im September
1959 folgenden Dankesbrief
„an den Bergrettungsdienst
Kötschach-Mauthen,
zu
Händen Herrn H. Zojer“:
„Lieber Herr Zojer! Es ist
mir nicht möglich, jedem einzelnen der Bergrettungsmänner, die sich an der Bergung
meines armen Sohnes beteiligt haben, zu danken. – Sie
alle haben ihm in selbstloser
Hilfsbereitschaft und treuer
Kameradschaft die letzten
Dienste erwiesen u. damit die
echte Verbundenheit gezeigt,
die alle Bergfreunde eint und
die bei diesem tragischen
Anlass in besonderer Weise
zum Ausdruck kam. – Bitte,
lieber Herr Zojer, sagen Sie
bei Ihrer nächsten Zusammenkunft mit den Männern
des BRD allen meinen aufrichtigen, von Herzen kommenden Dank, auch im
Namen aller übrigen Angehörigen.
Grete Heinricher“
Spurensuche – Heini Heinricher . . .
. . . dessen Herz nicht tot ist, sondern brennt
Von Prim. Dr. Reinhard Lenzhofer und Lois Ortner
Im November 1997 wäre Heini Heinricher 70 Jahre alt geworden. Reinhard Lenzhofer und Lois Ortner begaben sich damals,
38 Jahre nach Heinrichers Tod und Monate vor dessen 70.
Geburtstag (7. November 1997) auf „Spurensuche“, um ein
Porträt über Heinricher zu schreiben und so an ihn zu erinnern.
Aus einem Brief Lenzhofers an Ortner während der Recherche über Henricher vom 14. Januar 1991: „Lieber Lois!
Vielen Dank für das interessante Material. Wenn man das
Tourenbuch von Toni Egger liest, fühlt man förmlich, wie
diese tollen Burschen all ihre Energien mangels beruflicher
Möglichkeiten in die geliebten Berge „steckten“. Welch eine
Zeit muss das gewesen sein!? Obwohl dieses Tourenbuch
wahrscheinlich die wichtigsten gemeinsamen Unternehmungen von Heini und Toni umfasst (es sind doch die bedeutend-
1949 in der Eduard-Pichl-Hütte: Hüttenwirt Brandstätter
(vorne mit Hut), seine Frau, Heini Heinricher (rechts daneben
mit Strohhalm) und sein Freund und Weggefährte Toni Egger
(weißes Hemd).
83
sten Erstbesteigungen im
Wolayerseegebiet enthalten),
fehlen die letzten Jahre bis
1959. Leider waren auch in
den mir von Frau Heinricher übergebenen Briefen
und
Zeitungsausschnitten
nicht allzu viel neue Dinge
dabei. Momentan kann ich
Dir nicht viel zur Verfügung
stellen, möchte dir aber zwei
Zeitungsausschnitte
und
auch zwei Briefe in Kopie
übermitteln. Der Brief Toni
Eggers an Heini aus dem
Jahre 1958 zeigt wohl, dass
die beiden zu dieser Zeit
nicht mehr so viel zusammensteckten, wie dies noch
in den frühen 50-er Jahren 1948 in der Eduard-Pichl-Hütte: Toni Egger (von links), ein italienischer Finanzieri, Hüttenwirt
der Fall war. Sie müssen aber Brandstätter, italienischer Finanzieri und Heini Heinricher.
eine tiefe Freundschaft füreinander empfunden haben, die nicht nur eine Zweckbekannt- zeigt, wie kühn und hervorragend diese Erstbesteigung war.“ –
schaft war, die sich ausschließlich auf die bergsteigerischen Lenzhofer verfasste dann unter anderem nach den von Ortner
Qualitäten bezog. Der andere Brief wurde offenbar nach der erhaltenen Unterlagen und in Absprache und Zusammenarbeit
Erstbesteigung der Nordwand des Roten Turms verfaßt und mit ihm das folgende Porträt über Heini Heinricher.
Winterberge
wir haben euch ins Glück gestellt.
Die Sonne füllt die Bergesräume
mit ihrem Glanz und ihrer Glut
versunken in das Reich der Träume
verschwenden wir das Stundengut.
Wir denken wohl an zarte Frauen
die wie der Sonnenglanz im Schnee
so strahlend schön sind anzuschauen
und leise rührt an uns das Weh.
Wir neigen uns zur Erde nieder
und gleiten sanft wie schnell dahin
im Spiele der beherrschten Glieder
erhält das Leben wieder Sinn.
Hier in den weißen Winterbergen
die so erhaben sind und rein
läßt sich so leicht ein Leid verbergen
und in der Stille glücklich sein.
Die Skier gleichen Zauberstäben
wir schnallen an und sind befreit
und schreiten aus dem engen Leben
in eine Welt so weiß und weit.
Die Täler bleiben in den Tiefen
der Himmel weitet sich zur Welt
es ist als ob die Götter riefen
seine Ausbildung als Flugzeugmotorenschlosser erhielt, war
1945 einer jener „Heimkehrer“, die ohne Perspektive nach
Mauthen zurückkehrten
Dieses handgeschriebene Gedicht habe ich bei den spärlichen Unterlagen, die von Heini Heinricher übriggeblieben
sind, gefunden. Es ist nicht sicher festzustellen, wann er, der
„Löwe vom Obergailtal“, wie er wegen seiner langen Haartracht genannt wurde, diese Zeilen geschrieben hat – es ist
auch belanglos. Sicher ist nur, dass solche Gedanken und
Gefühle nur von einem Menschen verfasst werden können,
dessen Herz nicht tot ist, sondern brennt und dessen Seele
nach einer Welt sucht, die dem Leben einen Sinn zu geben
vermag.
Die ersten Jahre nach dem Krieg waren hart. Heini wohnte
gemeinsam mit seinen zwei Brüdern Hansjörg und Wolfgang,
der Pilot war, in den 1970er Jahren den Flughafen Klagenfurt
leitete und bis zu seinem Tod als Pilot bei der Firma Troger
in Lienz arbeitete, bei seiner Mutter, die eine bekannte und
allseits geschätzte Lehrerin war. Sie starb im Jahrte 1989 im
Alter von 95 Jahren in Mauthen. Der älteste Bruder Georg
war bereits im Krieg gefallen.
Der zweite Weltkrieg war vorbei, und mit ihm sind viele
Ideale und Hoffnungen Tausender junger Menschen gestorben, an die sie bis zuletzt geglaubt haben. Danach kam die bittere Ernüchterung mit all ihren sichtbaren Auswirkungen, wie
Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit und wenig Aussicht auf baldige Besserung. Heini Heinricher, der am 7. November 1927
in Hötting bei Innsbruck geboren wurde, seine Jugendzeit in
Mauthen verbrachte, mit 17 Jahren zur Deutschen Wehrmacht
einrückte, noch während des Krieges bei den Junkerswerken
Von einer festen Beschäftigung mit aussichtsreicher beruflichen Entwicklung konnte Heini nur träumen. Er nahm Gelegenheitsarbeiten an; so war er gemeinsam mit Toni Egger,
Flor Stotter und Andreas Müllmann bei Holzschlägerungsarbeiten im Gail- und Lesachtal sowie in Osttirol beschäftigt.
Toni Egger dürfte die treibende Kraft gewesen sein, dass
84
Heini zum Klettern kam. In
den Jahren 1948 bis 1952, in
denen sie als Holzfäller und
später als Vermessungsgehilfen tätig waren (man nannte
ihn Ing. Heini) verbrachten
sie den Großteil der ihnen
zur Verfügung stehenden
Freizeit in den Bergen. Durch
das Tragen von Grenzsteinen und –zeichen auf Gipfel
und Höhen entlang der
österreichisch-italienischen
Grenze, von der Silvretta bis
zum Nassfeld (Gailtal), tankten sie kräftigst Kondition
und Ausdauer für ihre schweren
Bergunternehmungen.
Heini war auch im Jahr 1946
Gründungsmitglied der Ortsstelle Mauthen des ÖBRD
und bei Rettungseinsätzen
immer an vorderster Front.
Eine der ersten Erstbegehungen, die Egger/Heinricher
als Nachmittagstour erledigten, weil das Wetter keine
größeren Unternehmungen
zuließ, war die Carla MariaSüdwand (VI, AI), eine
Wand, die ihm später zum
Verhängnis werden sollte. Es
folgten großartige Leistungen, wie die Durchsteigung
der direkten Seekopf-Nordwand ohne Seilsicherung in
nur drei Stunden, die direkte
Kellerwandturm-Nordwand
in 13 Stunden, eine Tour,
von der Toni Egger schreibt,
dass es sein schwierigster
Anstieg überhaupt war, die
Gelbe Kante an der Kleinen
Zinne, die Westliche ZinneNordwand und auch die
Fleischbank-Ostwand, von
der im Tourenbuch T. Eggers
steht, dass sie eine „nette
Anfängertour“ ist. Heini
hat anscheinend selbst kein
Tourenbuch geführt, so dass
die in der Folge angeführten
Anstiege, die zum Teil von T.
Egger festgehalten wurden,
sowie auf Mitteilungen von
Fred Wiegele, der auch ein
Kletterpartner von Heini war,
und zum Teil auf Unterlagen
von Franz Unterluggauer und
Herbert Zojer beruhen, keinen
Anspruch auf Vollständigkeit
erheben können.
Heini Heinricher (3. von links) um 1955 am Plöckenhaus im Freundeskreis mit (von links) Hans
Wurzer, einer unbekannten jungen Dame, Fritz Gressel, Poldi Durchner und Gattin, Wolfgang
Heinricher und Alois Ranner sowie (oben von links) Albert Grössbauer und Hermann Kostner.
Um 1950 entstand das Foto
links auf der Watschiger Alm/
Nassfeld mit (von links) Dr.
Ernst Steinwender, Hansjörg
und Heini Heinricher, Hubert
Klauss, Albert Größbauer,
Viktor Riebler, Josef Karner
und Josef Maier sowie (hockend von links) Poldi Durchner und Hans Wurzer.
1958 auf der Oberen Valentinalm: Hermann Kostner (von
links), Heini Heinricher, Albert
Grössbauer, Alois Ranner,
Hans Wurzer, Poldi Durchner
und Wolfgang Heinricher.
85
Datum
1948
1949
1949
1949
1949
1949
1949
1949
1949
1949
1950
1950
1950
1950
1950
1950
1950
1950
1950
1951
1951
1951
1951
1951
1951
1956
1957
1959
19.9.
02.7.
03.7.
26.7.
31.7.
02.8.
02.8.
03.8.
04.8.
10.8.
28.3.
21.5.
02.7.
16.7.
06.8.
27.8.
03.9.
04.9.
14.9.
17.6.
22.6.
22.8.
24.8.
30.8.
31.8.
29.7.
04.8.
19.7.
Tour
Begleiter
Garnskofel, Südwand-Rampe
Carla Maria, Südwand
direkte Seekopf-Nordwand
Kellerwandturm-Nordwand
Kellerwarte-Nordwand
direkte Laserz-Westkante
Roter Turm, Südriss
Teplitzer Nordwand
direkte Laserz-Westkante
Seewarte-Flanke/Hohe Warte
Laserzkopf, Nordwand
Roter Turm, Südrampe
Monte Canale, direkte N-Wand
Sassa Nero, N-Wand
Kellerwandturm, direkte Nordwand
direkte Laserz N-Wand
Roter Turrn, Südriss
Roter Turm, N-Wand
Stabeler-Turm
Großglockner
Seewarte-Flanke/Hohe Warte
Kleine Zinne, Gelbe Kante
Westliche Zinne, N-Wand ohne Gipfel
Totenkirchl, Heroldweg
Fleischbank O-Wand
Östl.Berti-Turm, Nordverschneidung
Creta dei Cacciatore, N-Wand
Creta Monumenz. Westgipfel Nordwand
Egger, Wiegele Fred
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Egger Toni
Wiegele Fred
Wiegele Fred
F. Wiegele, H. Lederer
Das Leistungsniveau, das
diese
Kletterer
damals
erreichten, war enorm hoch
und kann gerade im Hinblick
auf die unzureichende und
mit heutigen Maßstäben nicht
mehr vergleichbare Ausrüstung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Allein die
Tatsache, dass Heini von Toni
Egger als der beste und leistungsfähigste Kletterpartner
beschrieben wird, zeigt, dass
er zu den Superstars der damaligen Zeit zu zählen war.
Die Obergailtaler Welt, in der
keine Aussicht bestand, sich
beruflich zufriedenstellend
entwickeln zu können, war
Heini zu eng, so dass er nach
dem Tod seines Bruders
Hansjörg, der bei einem
Motorradunfall auf der Heimfahrt vom Glocknerrennen im
Mölltal am 26. Mai 1952 ums
Leben kam, im September
1953 ein Ansuchen an das
Canadian Immigration Office
in Linz richtete und eine
Auswanderung nach Kanada
Erstbesteigung = *
*
seilfrei, 3 h
49 min ; Hütte-Hütte
* Winter
7h
*
* 13 h
5. Begehung 5 1/2h
* 11 h
*
*
*
ten „Göt“ auf den Namen
Toni getauft. Später war dann
Heinis Bergfreund Fred Wiegele Tonis Firmpate.
Heini Heinricher wie ihn viele kannten und in Erinnerung
haben: als rasanter Abfahrer.
anstrebte. Heinz Manhart war bereits in Montreal, so dass
Heini für die erste Zeit einen Unterschlupf gehabt hätte.
Leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung, da Heini keine
Einwanderungsgenehmigung erhielt.
Heini Heinricher war nicht nur ein hervorragender Bergsteiger, sondern auch ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Schifahrer. Er war Mitglied des Kärntner Schikaders und
gewann 1953 das Lahnerrennen in Bleiberg, er war 1954
Sieger im Abfahrtslauf bei den Kärntner Landesschimeisterschaften und gewann die „Goldene Wulfenia“ beim Baumgartner-Gedächtnislauf am Gartnerkofel und erreichte bei den
berühmten Glocknerrennen beachtliche Ergebnisse. 1957 heiratete er Aurelia Trutschnig, die ihm zwei Kinder, Gudrun
und Toni, schenkte. Toni Egger übernahm für seinen Sohn
die Patenschaft. Der Täufling wurde zu Ehren seines berühm86
Am Sonntag, dem 30.August
1959 stiegen der 32-jährige
H. Heinricher und der 18-jährige Hermann „Leti“ Lederer in die Südwand der Carla
Maria, einem Gratgipfel im
SW-Grat der Seewarte, auf
jenem Weg, den Heini schon
zehn Jahre zuvor mit T. Egger
beging, ein und wurde am
Montag am Fuße der Wand,
noch mit dem Seil mit Hermann verbunden, gefunden.
Wie dieses Unglück geschah,
weiß nur Gott allein. Heini
ist so seinem Freund Toni
Egger, der im Februar desselben Jahres beim Abstieg nach
der ersten Gipfelbesteigung
des 3128 m hohen Cerro Torre
(dieser Berg wurde vielfach
als der „schwierigste Berg“
der Welt bezeichnet; Kletterpartner: Cesare Maestri) von
einer Eislawine in den Tod
gerissen wurde, gefolgt.
1959: Heini Heinricher an der Creta Monumenz.
Übungsabend 1955
im Gasthaus Lamprechthof
Die Ortsstelle verschickt am 29. Juli
1955 an alle Bergrettungsmänner Einladungen zu einem Übungsabend am 1.
August im Gasthof Lamprechthof.
Eine Teilnehmerliste kursiert vor der
Veranstaltung, auf der sich die Bergrettungsmänner eintragen können bzw.
deren Namen bei Zusage zur Teilnahme
am linke Blattrand abgehakt wird. Handschriftlich ist unter der Liste vermerkt:
„Bergrettungsausweise sind mitzubringen!“ Und: „Liste nach durchgeführter Verständigung bis spätestens 1. 8.
55 mittags am Gend. Posten Mauthen
abgeben.“
Auch Heini Heinricher nimmt an dem
Übungsabend teil. Er unterschreibt die
Liste in der zweiten Zeile.
87
„Über mir ein Überhangl“ oder
Stille und Frieden ist um und in uns
Creta dei Cacciatore, Avanzagruppe, 2453 m. Erste Begehung der Nordwand
durch Fred Wiegele und Heini Heinricher am 4. August 1957
Sie haben eine Reihe Bergtouren, darunter einige Erstbegehungen, miteinander unternommen, Fred Wiegele und Heini
Heinricher. Exemplarisch soll hier über die Erstbesteigung
der Nordwand der Creta dei Cacciatore in der Avanzagruppe
(nahe dem Hochweißstein und dem Monte Ciadenis) am 4.
August 1957 erzählt werden. Zunächst erschien eine kurze
Mitteilung über die Erstbesteigung April-Heft der „AustriaNachrichten“:
Neutour im Karnischen Hauptkamm: Creta Cacciatore (Avanzagruppe), 2453 m, 1. Begehung der Nordwand am 4. August
1957 durch F. Wiegele (Austria-Bergsteigerschaft) und H.
Heinricher.
Einstieg östlich der am höchsten in die Wand reichenden
Schneezunge. Über Schrofen in einen kurzen, engen und
senkrechten Riss (III +), dann links von einem kleinen Überhang (III +) auf den Sporn. Nun etwas rechts direkt auf den
Gipfel zu haltend, den schwarzen Wasserstreifen folgend,
immer gerade aufwärts (zwei Stellen III +). Nun über die
große Platte links haltend ganz leicht zu einem die sehr steilen
oberen dunklen Platten durchziehenden Riss. In diesem zuerst
über einen kleinen Überhang (fester Fels und gute Griffe),
dann immer gerade aufwärts (3 1/2 Seillängen sehr schwierige, herrliche Kletterei/IV+; zwei Haken blieben stecken).
Am Ende des Risses wieder über einen Überhang und mit 1
1/2 Seillängen, zuletzt nicht leicht (III), zum Grat. Der rechts
stehende Gratturm wird südlich umgangen und der Gipfel
ohne besondere Schwierigkeiten erreicht.
Übers Öfnerjoch drängt Nebel ins Frohntal – dahinter die Creta
dei Cacciatore (2453 m). (Foto: Fred Wiegele)
Sehr schwierige Kletterei (IV+). Vom Einstieg etwa 4 Stunden, Wandhöhe etwa 300 m.
dig gelenkte Motorrad Heini Heinrichers, und dann waren wir
allein.
Ein ausführlicher Bericht von Fred Wiegele wird dann im
April 1959 in den „Austria-Nachrichten“ veröffentlicht:
Der Weg durch das Frohntal zum Hochweißsteinhaus ist
lang, die anfangs eifrigen Gespräche verstummten bald, und
so hatte ich Zeit, ein wenig besinnliche Rückschau zu halten.
– In den vergangenen Jahren erreichten wir auf alten und
neuen Wegen verschiedene Gipfel, und just bei einer solchen
Gelegenheit liebäugelten wir das erste Mal mit der Nordwand
der Creta dei Cacciatori. Gustl Pichler und mir war überraschend leicht die Nordwestwand des gleichen Berges gelungen, und beim Heimweg ließen wir unsere Gedanken über
die in riesigen Plattenfluchten und Überhängen aufwuchtende
Wand hinaufspazieren und dachten uns, dass man da etwas
probieren könnte, wenn ein „Guter“ mitginge. Ja und vor vier
Wochen, Gustl hatte keine Zeit, haben Heini und ich es versucht. Drei Viertel der Wand hatten wir hinter uns gebracht,
dann aber verpassten wir den richtigen „Notausstieg“, und
mit krumm geschlagener Schlosserei waren wir nach neun
Stunden wieder da, wo wir begonnen hatten, nämlich am Einstieg. – Morgen also würden wir wieder mit der Wand raufen,
und fast beneidete ich die anderen Kameraden, die nur den
gemütlichen Weg auf den Hochweißstein vor sich hatten.
Die Creta dei Cacciatori ist der westliche Gipfel des Monte
Avanza, eines prall nach Nord und Süd abstürzenden Kalkriffes in der Karnischen Hauptkette. Durch hohe Vorberge
verdeckt, ist er kein Berg, der seine drei Gipfel gleichsam
über grünen Tälern trägt, und erst wenn man Öfner Joch oder
Oregonepass erreicht hat oder weit genug ins Val Sesis hinein
wanderte, sieht man, dass neben den wuchtigen Felsmassen
des Hochweißsteins, 2695 m, und dem aufsteilenden, vieltürmigen Chiadenis, 2489 m, noch ein Großer steht.
Ich freilich wusste von dem Berg und seinen düsteren Nordwänden schon lange, und eigentlich waren wir schon recht
gute Bekannte, als uns ein Samstag im Sommer 1957 wieder
einmal ins Oberland unterwegs sah. Vom „Hökker“ in St.
Lorenzen (Lesachtal) weg zogen wir teils zu Fuß, teils noch
motorisiert, alle aber „gastfreundschaftlich“ vollgestopft,
ziemlich müde in den beginnenden Abend. Irgendwo vor und
über uns im Wald knatterte noch eine Weile das geländekun88
Erst spät kamen wir zur Hütte, das fröhliche Gesicht Heinis
verscheuchte alle meine kleinmütigen Gedanken, und bald
schliefen wir unserem Bergsonntag entgegen.
Entdeckung klemme ich mich gleich hinein und plage mich
hinauf. Heini schaut interessiert zu und kommt dann grinsend
fast „zu Fuß“ über ein kleines Band von links auf meinen
Standplatz. Ja, ja, zuerst mit den Augen klettern – das habe
ich im Eifer ganz vergessen.
Um 6 Uhr sind wir schon am Einstieg. Die Neugierde und
wohl auch die Morgenkälte treibt uns durch den Wandsockelriss und über die zwei ersten Plattenschüsse. Das Spiel der
„Plattentatzlerei“ beherrschen wir heute schon recht befriedigend. Während der Kamerad brav über den Standhaken
sichert, streichelt der Vorangehende den nahezu grifflosen
Fels und „tatzelt“ sich munter höher. In kurzer Zeit haben wir
die nur 40-45 Grad geneigte Riesenplatte unter dem Gipfelaufbau erreicht und spähen nach einer „passablen Möglichkeit“. In der Mitte versuchten wir es ja schon; es schaut leicht
aus, ist es aber nicht, und das letzte Mal konnten wir uns
nur durch einen fallenden Quergang von dem unter schweren Mühen erkämpften Postament „retten“. Rechts wäre eine
brüchige, vielleicht 15 m hohe, überhängende Wandstufe zu
überwinden, die aber auch nur vom Regen in die Traufe führt,
denn oberhalb zieht eine grausam steile und glatte Platte,
ganz schief unter die überhängende Gipfelwand geklemmt,
zur westlichen Begrenzungskante der Wand – und weil diese
Platte einen ganz feinen „Haar“-Riss hat, wäre das ein, allerdings mit Haken gespickter und gar nicht idealer „Notausstieg“. Links steigen dunkle Platten nahezu senkrecht auf,
aber es sieht aus, als ob da doch ein das letzte Mal nicht entdeckter Riss nach oben führe. Bevor wir uns aber mit diesem
Problem befassen, machen wir Brotzeit und sehen frierend,
wie unsere Kameraden als kleine farbige Punkte im hellsten
Sonnenschein, fast verschwommen mit dem wundervollen
Blau des Himmels, über den Hochweißsteingrat ziehen. Ja,
die haben gleich ihren Gipfel, also ist es auch für uns Zeit.
Jetzt freilich gibt es nur mehr einen Weg. Zuerst ein kleiner
Überhang, Heini strampelt mit den Beinen übermütig in der
Luft, singt ein paar Takte des Liedes „Über mir ein Überhangl, unter mir ist lauter Luft“, ist drüber und schiebt sich
höher – ich folge, gehe vor, komme ein paar Meter höher,
der Fels ist fest, pfundig rauh, aber ohne Griffe, alles drängt
hinaus, ober mir ist zwar kein „Uberhangl“, unter mir aber
auch viel Luft – ein Haken wäre recht – wohin aber? Da wäre
eine Kluft, mehr für einen Holzkeil als für einen normalen
Haken, aber ich habe ja, gewitzigt durch jahrelange Bergfahrten in den Karnischen, einen Eishaken bei mir – her damit,
und unter wuchtigen Schlägen zwängt er sich nicht gerade in
sein Element, dafür aber unverrückbar in den Fels. Karabiner
– Seil eingehängt – Zug – ein paar Verschnaufer und weiter.
Wieder fährt ein Haken in den Fels, ich hänge mich richtig
an, Heini turnt herauf, überklettert mich und folgt dem Riss
bis zum abschließenden dachartigen Überhang, den er auch
gleich, diesmal ohne Gesang, packt.
Damit gehört uns die Wand. Zwei Seillängen bringen uns in
die Gratscharte östlich des Gipfels. Die Kameraden, die schon
längst ihre „Sperrsitze“ jetzt am Hochalpl (Thunnerspitze,
2345 m) eingenommen haben und uns erst jetzt, wo wir am
Grat und im Licht stehen, sehen, winken uns zu. Einen wilden
Gratturm umgehen wir auf seiner Südseite, hasten ohne Seil
die letzten Meter zum Gipfel hinauf und drücken uns die
Hand. Stille und Frieden ist um und in uns.
In Marschordnung, sozusagen im Gleichschritt, gehen wir
pfeifend über die glatte Schräge und – sehen den handbreiten Riss durch die obersten Platten. Vor Freude über diese
So war es also. Keine aufregende Sache – nur das Erlebnis
eines glückhaften Bergsonntags.
Unverdrossen und kraftvoll, so lebte er auch sein Leben
Mit Heini Heinricher auf den Sinewelleck (3261 m/Glockner Gruppe/Hohe Tauern)
Von Fred Wiegele
schönster die Cacciatore-Nordwand ist, gelangen. Und weil
wir uns gut verstanden, waren auch unsere drei „Rückzüge“
keine Enttäuschung. Aus solchem Anlass sehe ich noch heute
Heini nackt im Brunnentrog der Wolayeralm sitzen, das
Wasser wird so 7-10 Grad gehabt haben, Sauerampfer kauend
(Verpflegung war knapp) temperamentvolle Routenkommentare abgeben. Da die Höhlen der Sasso Nero NO-Kante, dort
die Canale N-Wand, die er und Toni nebeneinander seilfrei
durchstiegen. Seilfrei deswegen, weil sie, als Seilgebrauch
unbedingt notwendig war, nicht mehr zusammen kommen
konnten. Dann die Carla-Maria S-Wand, deren Wiederholung 1959 seine und des jungen Lederer letzte Bergfahrt
wurde, und erst die Kellerwandturm-Nordwand beim Heimweg nach kurzer Überlegung angepackt, mit bestechender
Moral direkt durchklettert und über Kellerspitzen, Kollinkofel
April 1959. Auch für uns Unverwöhnte war der Weg ab Parkplatz Rossbach recht lang. So blieben von unserer Gruppe
nach Resignation der Beharrlicheren an der 3000er Grenze
nur mehr Heini und ich für den Gipfelgang übrig. Unverdrossen und kraftvoll, wie der Vollblutmann Heinricher dem
Gipfel zustrebte, so lebte er auch sein Leben. 1948 durchkletterte ich mit ihm und Toni Egger die Gamskofel-Südwand im
Valentintal, dann kamen seine bergsteigerisch erfolgreichen
Jahre mit Freund Egger, und erst ab 1956 gingen wir gelegentlich wieder gemeinsam, weil Toni, inzwischen in die Weltspitze vorgestoßen, das Bergsteigen zu seinem Beruf erkor,
während sich Heini um den Aufbau einer bürgerlichen Existenz bemühte.
Wir verstanden uns gut, so dass uns drei neue Wege, deren
89
und Cellon zum Plöckenpass
und zur Arbeit abgestiegen.
Als Holzknechte übernahmen
sie Akkordarbeit, um zeitlich
ungebunden ihrer Leidenschaft nachgehen zu können.
So gelang ihnen auch die
schwere Gipfelnordwand des
Roten Turmes in den Lienzern. Seine „Horex“ frisierte
Heini, er war Mechaniker, zu
einer superschnellen Straßenmaschine, fuhr mit ihr aber
auch von Süden zum Wolayerpass auf und benützte sie
überdies als Zugmaschine
eines mit Zechbrüdern beladenen „Vierradlers“. Auf
seiner Lieblingsschiabfahrtsstrecke, der Mauthner Alm
wurde er Kärntner Abfahrtsmeister, die jugendlichen
Tretkommandos
folgten
seinen Muskel gestützten
Argumenten ebenso, wie
diese einen Gelegenheitsbergsteiger
durch
den
„Schinderriss“ der LaserzWestkante trieben. Auch
das Almlahnerrennen am
Dobratsch, einen Riesentortauf über rund 1000 Höhenmeter, gewann er bei seinem
ersten Antreten. Über seinen
Siegerpreis, eine Uhr und
einen Bergkristall, freuten
wir uns (ich als sein Klubkamerad ganz weit hinten
rangierend) gleichermaßen.
Diese Schirennen der Nachkriegszeit wurden unter den
10-15 Landesbesten „ausgefahren“. Die übrigen 100
Teilnehmer fuhren aus „Spaß
an der Freud“ mit und waren
immer zu Neckereien aufgelegt.
So startete der Zollbeamte
Franzl Fina mit dem nötigen
Respekt im Oberen Lahner
und wurde nach dem ersten
Tor 50 Meter unter dem Startfelsen durchfahrend mit vielstimmigem Geschrei „Franzl
hålt, hålt, hålt!“ zum Stehenbleiben veranlasst. Als er mit
dem mulmigen Gefühl eines
Start- oder Torfehlers herauf
rief. „Wos is?“, antwortete
ihm brüllend der lachende
Chor „Do a Schmuggler!“
April 1959: Heini Heinricher strebt dem Gipfel des Sinewelleck zu. Fred Wiegele hielt diesen
Moment im Bild fest.
Schimpfend und doch grinsend fuhr Fina weiter, es war ja wurscht, ob er als 50. oder 60.
klassiert wurde.
In diese Sportlergemeinschaft eingebunden, aber doch herausragend, war Heini auch ein Mann
von schnellem Entschluss. Wir heuten gerade am Laas, als er mit seiner Maschine schwungvoll angebraust kam, um für Sonntag eine Bergfahrt zu bereden. Nüchtern einsehend, dass
es sich zeitlich nicht ausginge, meinte er: „Wånn du nit Zeit hosch, dann heirat i holt.“ Das
tat er wirklich standesamtlich, die kirchliche Trauung wollte er später in würdigem Rahmen
nachholen. Dazu kam es nicht mehr. Das Schicksal wird ihn wohl wieder mit dem im gleichen
Jahr beim Abstieg vom Cerro Torre von einer Eislawine in die Tiefe gerissenen Toni Egger zu
einer hoffentlich himmlischen Seilschaft vereint haben.
90
Die Berge halten nun Wache für Heini und Leti
Ihre letzten Gipfelfahrten – Zum Gedenken an Heinricher und Lederer
Von Fred Wiegele
Im Jahr nach dem tragischen Tod von Heini Heinricher und
Hermann „Leti“ Lederer an der Carla Maria erschien in den
beiden Juli/August und September-Ausgaben 1960 des offiziellen Mitteilungsorgans der ÖAV-Sektion Austria, den Austria-Nachrichten, folgender sehr persönliche Gedenkartikel
von Fred Wiegele, der mit beiden Verunglückten so manche
Tour unternommen hat. Wiegele ist heute eines der ältesten
Mitglieder der BRD-Ortsgruppe Kötschach Mauthen.
ist vorerst der „Keller“, der grandiose Felszirkus, begrenzt
von den gewaltigen Wandfluchten des Kellerwandstockes,
der steil aufstrebenden Kellerwarte und der Creta Monumenz.
Unterwegs erzähle ich vom dreigipfligen Monumenzgrat, der
mit kurzen, aber kühnen Nordwänden in den „Keller“ abbricht
und durch die man manch schneidigen Weg zu Sonne und
Gipfelglück ziehen könnte. So verplaudern wir den gemütlichen Weg zur Collinetta-Alm, steigen schweigend auf den
nächsten Höhenrücken, springen die „Scala“ hinunter, und
dann macht uns die „Brennesselpassage“ vollends munter.
Abgesehen von den hohen Brennesselstauden, die zu tänzerischen Darbietungen zwingen, stehen unwahrscheinlich
große Edelweißsterne neben dem Steiglein, welches außerdem den Blick zum „Eingang“ des „Kellers“ und zur in allen
Farben erstrahlenden Bergherrlichkeit freigibt.
Creta-Monumenz-W-Türml,
ca. 2487 m, N-Wand, 1. Begehung
Diese Erzählung soll weniger eine Beschreibung neuer Wege
sein, als unserer in den Bergen verbliebener Kameraden Heini
Heinricher und Hermann „Leti“ Lederer gedenken. Nicht ihre
letzten einsamen Stunden an der nebelverhangenen Südwand
der Carla Maria, sondern ihre letzten frohgemuten Gipfelfahrten sollen sie, ihre Fröhlichkeit, ihre Liebe zu Bergen und
Blumen in unserer Erinnerung weiterleben lassen.
Leti mustert die Felsformationen des uns flankierenden Kollinkofels, Heini wirft auch ein paar Blicke in die Runde, bückt
sich zu einem zarten Bergblümlein, schaut nach einem verträumt wuchernden Moospolster und erfreut sich an den kleinen Schönheiten der nahen Umgebung. Ich schaue mehr nach
der langen Steigung, die nun zum „Keller“ hinauf führt und
die mich jedes Mal zum Schwitzen brachte. Schließlich haben
wir den mühsamen Aufstieg über die teilweise bewachsenen
Schotterhänge hinter uns und ziehen, gleichsam als „Gladiatoren zur eigenen Freude“ in die Felsarena ein. Hier baut sich
links der Ostgipfel der Creta Monumenz mit prallen Platten-
Der frühe Morgen eines frischen Julitages 1959 sieht uns auf
der Plöckenstraße unterwegs. Freilich noch nicht als „Seilschaft“, denn der dunkle Ton der schweren Horex mit Heini
und Leti ist weit voraus, während die wenigen PS meiner
„125“ etwas gemütlicher nachholpern. Am Pass erwarten sie
mich, und gemeinsam gehen wir über die Grenze. Unser Ziel
Blühendes Leben: Hermann „Leti“ Lederer (links) und Heini Heinricher, 1959 an der Creta Monumenz.
91
fluchten auf, senkt sich dann
nach Westen zu einer Scharte,
von der eine Schlucht hinunter zieht, neben der mir
bekannten NO-Kante des
Hauptgipfels und daneben
schießt die Nordwand, plattig und teils wasserüberronnen im unteren Teil, in der
Mitte durch riesige Dächer
gesperrt, als erster Glanzpunkt in die Höhe. Der Grat
fällt dann wieder etwas,
tändelt ein wenig auf und
ab und schwingt sich zum.
Westtürml erneut auf, und
dieses Türml steht sozusagen
in der Luft, denn ungefähr 50
m unterm Gipfel springt die
Wand um 15 bis 20 m zurück
und bildet ein enormes Dach.
Heini ist noch immer von
der Nordwand des Hauptgipfels gefangen, und ich habe
Mühe, seine Aufmerksamkeit auf das Türml zu lenken,
wo ich mir mehr Erfolg verspreche. Leti kramt unterdessen in seinem Rucksack nach
Essbarem, ihm ist es gleich,
wohin es geht.
Das Wetter hat sich mittlerweile eingetrübt, und so kann
ich Heini überzeugen, dass
wir besser unter einem Dach
aufwärts marschieren, als in
der schon nassen Hauptgipfelwand abzublitzen.
Nach geruhsamer Brotzeit
stapfen wir zum Einstieg.
Heini – Fredl – Leti, so ist
die Reihenfolge der ersten
Seillängen. Der Fels ist fest,
aber auf Leisten und Bändchen liegt Schutt, der uns
zwingt nach Möglichkeit im
Zick-Zack zu gehen, um die
„Unteren“ nicht durch Steinschlag zu gefährden. Die
Wand des Türmls ist eigentlich nur ein Pfeiler, der an
beiden Seiten von Kaminen
begrenzt wird. Es geht lustig
höher, und als wir wieder
einmal
beisammenstehen,
druckst Leti herum, wann
er einmal vorgehen könne.
Ich will ablehnen, aber Heini
meint, er solle es einmal
probieren, und dann kann
ich staunen, mit welcher
1959: Creta Monumenz, 1. Begehung der Nordwand des W. Türmls mit H. Heinricher und H.
„Leti“ Lederer am 19. Juli 1959. Seite aus Fredl Wiegeles Fotoalbum.
Sicherheit Leti die nächsten
Seillängen packt.
Zuerst geht es ein paar
Meter gerade aufwärts, dann
bäumen sich die Platten schon
fast senkrecht zu dem Überdach auf, deshalb muss er
nach Schlagen eines Hakens
nach links queren. Meisterhaft tastet er sich über die
Glätte bis zur Wandkante und
damit zum nächsten Stand.
Ich muss mich zusammennehmen, um mir bei diesem
Quergang keine Blöße zu
geben. Heini kommt lächelnd
nach. Leti benützt jetzt mein
Creta Monumenz 1959: Fred Wiegele hat die Anstiegsrouten
rot eingezeichnet.
92
etwas langes Gestell als Steigbaum, überwindet schwierige
Meter und ist verschwunden; das Seil läuft schneller, man
hört das Singen eines Hakens und den Ruf „Nachkommen!“.
Wir folgen, kommen an die Ostseite unseres Pfeilers, und ich
meine, dass wir nun doch dem Kamin folgen sollten, der hier
oben auch mit einem Überhang den Ausstieg verteidigt.
Heini will aber mehr an der Dachseite bleiben, und so klimmt
Leti schon wieder, von uns gut gesichert und mit guten Ratschlägen versehen, einen senkrechten, engen Riß gerade aufwärts. Ein paar Haken fahren in den Fels, und dann ist er unter
einem kleinen Dach. Wir folgen und wollen jetzt auch einmal
zum Zug kommen, aber kaum habe ich mich am Standhaken
angehängt, Heini ist noch unten, kriecht Leti unterm Dach
schon nach rechts in eine kleine Verschneidung, die fast
direkt zum Turmgipfel führt. Nun ist er endlich zufrieden und
gibt uns den Weg frei. Ich photographiere ein wenig. Nachdem das zur Zufriedenheit erledigt ist, klettert Heini die Verschneidung durch und ist am Grat. Kurz darauf reichen wir
einander beim Steinmann die Hände.
Nach Süden fällt unser Berg in einer schrofigen Flanke zu
grünen Almen ab, und da blickt auch die Marinellihütte zu
uns herauf. Im Westen werden wir von der Kellerwarte, die
mit steiler Kante nach Osten zur Kellerscharte abfällt, um über
200 m überragt. Von der Kellerscharte schwingt sich der Grat
zum Kellerwandturm (2718 m) auf. Heini muss nun erzählen,
wie er mit Toni Egger dessen direkte Nordwand gepackt hat.
Sie waren beide als Holzknechte beschäftigt, übernahmen oft
selbst verschiedene Partien, meist recht hoch oben, schufteten
bei schlechtem Wetter wie die Verrückten, um bei schönem
Wetter in ihren Felsen sein zu können. So gelangen ihnen
schwere und schwerste Erstbegehungen in den Lienzer Dolomiten und Karnischen Alpen, so finanzierten sie ihre erste
Dolomitenfahrt, zu der sie damals zu Fuß und „schwarz“ über
die Grenze gingen, und so verdingten sie sich als Holzknechte
auch in der Schweiz und turnten in ihrer Freizeit im Eis der
Westalpen herum.
1959: Hermann „Leti“ Lederer beim Rückzug in der Creta
Monumenz-Nordwand.
Wolayersee wieder zur Arbeit wollten, verführte sie der
Turm, und mit zwei oder drei Semmeln und einem Stückchen
Schokolade gelang ihnen in dreizehnstündiger Kletterei diese
bravouröse Fahrt. Am Gipfel, den sie erst am späten Abend
erreichten, verbrachten sie frierend die Nacht und stiegen
am nächsten Tag über den ganzen Kellerwandgrat und den
Cellon zum Plöckenpass ab und gingen still und bescheiden
zu ihrer Arbeit.
Der Kellerwandturm hatte sie 1949 abgewiesen, sie erkletterten ihn zwar auf der „Peterka-Führe“, aber die „Direkte“
blieb unberührt. 1950, als sie eigentlich schon müde vom
Das Wetter ist schlechter geworden, zwar ist es nicht so kalt
wie im „Keller“, wo wir uns abwechselnd im Biwaksack
verkrochen, aber es „riecht“ nach Regen. So lassen wir das
Schauen und Erzählen und hopsen zum Hauptgipfel hinüber,
werfen einen Blick auf die uns gegenüberliegenden Kellerspitzen, die schon hinter ziehenden Nebeln verschwunden,
laufen in die Scharte, queren unterm O-Gipfel und haben das
Kriegssteigele, das uns bald wieder zum Eingang des „Kellers“ bringt, erreicht. Die zurückgelassenen Sachen werden
geholt, und der weitere Verlauf des Tages verklingt in den
friedlichen und wunschlosen Heimweg.
Westlicher Avanza Turm, 2265 m,
1. Ersteigung
Der Autor dieses und mehrerer anderer Beiträge zu diesem
Buch, Weggefährte von Heinricher/Lederer und Bergrettungsmann Fred Wiegele am 15. August 1959 auf dem Westlichen
Avanza-Turm (2265 m).
Als ich an einem Vorfeiertag Mitte August mit dem Transporter in Mauthen bin, hat Heini keine Zeit, wohl aber Leti.
Allerdings ist er bereits mit Hansl Gratzer verabredet, und
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ich abwinke und ein paar Meter nach links quere, wo es leichter scheint hinaufzukommen. Ich will die Stelle schon anpacken, aber da sehe ich wieder die bittenden Augen unseres
Benjamins und nicke. Was von unten als Griff und Tritt aussieht, ist scheinbar nur eine Täuschung. So mache ich wieder
den Steigbaum, Leti steht schon auf meinem Kopf, findet aber
noch immer keine Möglichkeit. Ich steige, während er sich
irgendwie leichter macht, einen Meter nach, kaum kann ich
mich selbst halten, denn ich habe noch den langen Jungen auf
meinem mit Taschentüchern gepolsterten Dach.
so fahren wir noch am Abend zwischen Kötschach und St.
Daniel herum, bis wir Hansl treffen und ihn bitten, uns mit
seiner Maschine nach St. Lorenzen (Lesachtal) zu folgen. Es
ist etwa elf Uhr nachts, als wir beim „Höller“ anklopfen und
ohne viel Worte versorgt werden. Wir machen es uns in der
Küche bequem, denn keiner hat heute noch Lust, aufs Hochweißsteinhaus zu gehen.
Um zwei Uhr morgens brechen wir auf, greifen uns förmlich durch die Dunkelheit, bis wir den – oh Überraschung
– nun schönen Weg im Frohntal unter den Füßen haben. Als
es zu grauen beginnt, haben wir die Frohnalm erreicht und
setzen uns auf die Hüttenbank. Die Tür geht auf, der Halter,
von uns freundlich begrüßt, schaut kritisch nach dem noch
dunklen Himmel und prophezeit uns sehr unsicheres Wetter.
Wir aber sehen günstige Wetterzeichen, auf die ich den Halter
ein wenig unsicher aufmerksam mache. Er zerstört mit großer
Beredsamkeit unsere Hoffnungen. Hintennach muss ich ja
zugeben, dass er Recht hatte! Guter Dinge erreichen wir die
Hütte. Eigentlich wollten wir eiligst weiter, aber ohne heißen
Schluck gehen wir doch nicht, und so müssen wir noch eine
erzwungene Rast machen. Dann aber ziehen wir los, überschreiten die Grenze, laufen hinunter ins Fleonstal und queren
unter den Wänden des Avanza nach Osten. Bei der Forc. Buso
steht frei ein Turm, den wir näher besichtigen wollen. Von
weitem noch ganz respektabel aussehend, wird er in der Nähe
kleiner, und wie wir an seinem Fuß stehen, lassen wir unser
ganzes Gelump liegen, schleichen durch eine brüchige Rinne
bis auf ein grasbewachsenes Fleckchen und schleichen dann
über ein kurzes, ausgesetztes und brüchiges Gratl auf seinen
von keinem Steinmann gezierten Gipfel (ca. 2500 m). Die
rechte Befriedigung ist noch nicht in uns; sitzen kann man
auch kaum auf diesem ausgesetzten Spitzel, daher geht es
wieder mit äußerster Aufmerksamkeit zum Grasfleck und
dann durch die Rinne zu unseren Rucksäcken. Nun queren
wir unter den Wänden der beiden Avanzatürme nach Westen
bis fast unter die Scharte Crassigne dal Cramar, denn von hier
aus zieht die plattige NW-Wand des westl. Avanzaturmes, von
zwei Rissen durchzogen, oben durch eine Barriere gesperrt,
steil und schön in die Höhe. Noch gehen wir seilfrei über den
ersten Vorbau, lassen unsere Sachen auf einem ebenen Platz,
jausnen ein wenig und seilen uns an.
Endlich scheint er eine Hakenritze gefunden zu haben, denn
das Einschnappen des Karabiners erleichtert mich körperlich
und seelisch. Oben keucht Leti vor Anstrengung und fragt,
wie weiter? Ja, das weiß ich auch nicht! Links von dem Einschnitt, in dem er jetzt ist, zieht ein Risschen quer durch die
Senkrechte in eine Rinne. Leti meistert die Stelle und verschwindet hinter der Kante. Man hört das Schlagen eines
Hakens, und Hansl kann nachgeben. Unglaublich schnell ist
er oben, er muss alles richtig erwischt haben. Nun bin wieder
ich dran. Ich komme mit äußerster Anstrengung zum ersten
Haken, klinke aus und möchte eigentlich geradeaus weitergehen, aber die Kameraden sind ja seitlich von mir, und so weiß
ich nicht, wie ich den Leti so angeratenen Riss erwischen soll.
Ich muss irgendwie verkehrt stehen, Seilhilfe gibt es keine,
denn der Zug wäre seitlich und der würde mich vollends aus
der Wand werfen.
Endlich gelingt es mir doch. Wir sind über der Stufe; flache
Platten, die dann in ein freundlich grünes Grasband übergehen, ziehen gegen den Gipfelaufbau des Turmes. Von hier
kann man absteigen, die vorher erwähnte Scharte erreichen,
von der sich steil der Ostgrat der Cima della Miniera aufschwingt. Die Nordwände des Avanzastockes sind nicht
mehr zu sehen. Der Wind presst Nebel und Wolken an sie
und verstärkt noch den Eindruck eines schmalen Felsriffes,
das der ganze Avanza ja ist. Wir haben es jetzt eilig. Einmal
noch fährt ein Sicherungshaken in den nun nicht mehr so
festen Gipfelfels, und nach insgesamt zwei Seillängen sind
wir oben: Kein Steinmann! Wir drücken einander die Hände,
bauen rasch einen Steinmann, ein Jodler über die senkrechte
Südwand hinunter zu den Almen, und schon sind wir wieder
nach unten unterwegs.
Diesmal habe ich es eilig, und während die beiden noch ihr
Brustgeschirr richten, tanze ich schon die großen Platten
aufwärts. Unter den Arm hindurch sehe ich, wie mir Leti
nachstarrt und etwas sagen will. Hansl kommt mir nach,
sichert Leti, und ich nehme schon das nächste Stück, diesmal im Riss, in Angriff. Der erste Standhaken singt in den
Fels, und hier kommen wir alle zusammen. Leti fragt mit leidender Miene, ob heute nur ich vorginge, und so bleibt mir
nichts übrig, als ihm den Vortritt zu lassen. Beschwingt verschwindet er über den kleinen Überhang, dann läuft das Seil
langsam durch unsere sichernden Hände, und schon purzelt
das vertraute „Ping-Ping“ über unsere Wand herunter. Dem
Überhang folgt ein direkt klassischer Riss, der nur fingerbreit
durch eine steile Platte zur Barriere führt. Ich freue mich sehr
über diese Stelle und erreiche den Standplatz meiner Vorgänger. Leti will sich schon mit lustigen Verrenkungen an einer
überhängenden, windschiefen Verschneidung verbeißen, als
Unter dem Gipfelaufbau steigen wir zur Scharte ab und finden
einen Weg, der uns durch brüchiges Gelände zu einer Abseilstelle und danach wieder in festem Gelände querend zum
untersten Teil unseres Aufstiegsweges und zu den Rucksäcken
führt. Vorsichtig steigen wir über den Vorbau ab, laufen ins
Kar und erreichen die haushohen Felsblöcke mit den ersten
großen Tropfen, die das erwartete Hochgewitter ankündigen.
Während es schüttet, drücken wir uns unter überhängende
Felsen und lassen das Erleben des Tages ausklingen.
Leti und Hansl schmieden Pläne für den morgigen Tag (der
leider verregnet war und sie in der Hütte festhielt). Ich aber
muss heute noch nach Hause und kann nicht warten bis der
Regen aufhört. So sagen wir uns Servus, und ich ahne nicht,
dass es Letis letzter Gipfel war. Die Berge stehen wie immer
erhaben über Wünschen und Wollen der Menschen und halten
nun Wache für Heini und Leti.
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Toni Egger (oben) und Heini Heinricher 1949 in der Seekopf-Nordwand.
. . . da erhellten schon die Gipfel
Aus dem Tourenbuch von Toni Egger – Touren mit Heini Heinricher
am Fuße der steil abfallenden Nordwände der Karnischen
Hauptkette entlang zum Valentintörl. In der Nachmittagssonne erschienen die Nordabstürze der Seewarte und des
Seekopfes wuchtiger denn je. Im Anblick dieser Schönheiten
bekam ich so einen Auftrieb, dass wir noch, bevor es ganz
dunkel wurde, eine Tour auf die Carla Maria unternahmen.
Nach langem wieder mal einen Felsen in der Hand zu haben,
freute ich mich wie ein kleines Kind. In der zur Not eingerichteten Pichlhütte legten wir uns zur Ruhe.
Die Freunde Toni Egger und Heini Heinricher haben eine
ganze Reihe Bergfahrten und einige Erstbegehungen miteinander unternommen (siehe das Porträt „Heini Heinricher
– Spurensuche“ von Prim. Dr. Reinhard Lenzhofer und Lois
Ortner auf Seite 83). Im Gegensatz zu Heinricher hat Egger
ein Tourenbuch hinterlassen, in dem auch die gemeinsamen
Unternehmungen der beiden festgehalten sind. Herbert Zojer
ist im Besitz einer Kopie der Egger-Aufzeichnungen aus der
Zeit zwischen Juli 1949 und Dezember 1951, dem die folgenden Eintragungen entnommen sind. Wir haben lediglich
Auszüge ausgewählt, die sich auf gemeinsame Unternehmungen von Egger mit Heinricher beziehen. Auf der ersten
Seite hat Egger einen Leitspruch notiert: „Ich danke meinem
Gott dafür, dass er mich mein ganzes Leben einen Mann der
Sehnsucht sein lässt. Wo der Weg fehlt, ist kein Wille, wo der
Wille bricht, kein Glück.“
3. Juli 1949: Schon lange hatte ich den geheimen Wunsch,
die Seekopf-Nordwand zu machen. Man braucht nur vor die
Hütte zu gehen, so sieht man die schöne, senkrechte Wand
– welches Kletterherz beginnt da nicht zu lachen?. Ja, auch
meines, und mit diesem lachenden Herzen ging’s im Morgengrauen über Schutthalden zum Einstieg. Ich hatte meine Kletterschuhe mit Gummisohle und fühlte mich so sicher, dass
wir diese 500 m hohe Wand ohne Seil in freier Kletterei in 3
Stunden durchstiegen. Am Gipfel ein kräftiger Händedruck
sagte mehr als viele Worte. Eine prächtige Fernsicht raubte
uns die Zeit von einigen Stunden. Abstieg über den Südgrat
2. Juli 1949: Infolge schlechter Witterung und viel Arbeit,
gelang es mir leider erst jetzt, einmal in meine geliebten Berge
zu gehen. Mein Ziel war heute die Pichlhütte. In Begleitung
von Heini wanderten wir über Untere und Obere Valentinalpe
95
zum Antonio, ein kleiner Rifugio italiano. Von da um den schönen, am Wolayerpass zwischen Rauchkofel, Seewarte und Seekopf gelegenen Wolayersee durchs Valentintal nach Mauthen.
es aber Zeit, dass wir bald in die Hütte kommen. Vom Westen
her übers Böse Weibele fing es schon zu regnen an, auch am
Spitzkofel begann es. Dann ging’s mit Hurra zur Karlsbader
Hütte.
25. Juli 1949: Vor Jahren war ich mal auf der Weißen Schulter, sah nach Westen die steil abfallende Nordwand des Kellerturms. „Heini“, sagte ich, „ das wäre eine Sache!“ Und
morgen sollten wir diese einmalige Sache wahr machen? Ich
fuhr nach Mauthen zu Heini, dann marschierten wir schön
piano über die Plöckenstraße am Heldenfriedhof vorbei zur
Unteren Valentinalpe.
3. August 1949: Ungünstige Wetterverhältnisse, in tiefen
Lagen Hochnebel mit schauerartigen Niederschlägen. Am
Nachmittag machten wir eine Spritztour von der Hütte über
die Teplitzer-Nordwand zum Gipfel und zurück zur Hütte in
einer Zeit von 49 Minuten.
4. August 1949: Mein Plan war an diesem Tag, die direkte
Laserz-Nordwand zu machen. Aber indem uns der Wettergott
im Stich ließ, konnten wir als Ausgleich die direkte LaserzWestkante noch einmal machen.
26. Juli 1949: An diesem Tag krochen wir besonders früh aus
den Federn. Zur Oberen Valentin im Morgengrauen durchs
Valentintal. Tief unten im Tal war es noch dunkel, da erhellten
schon die Gipfel. In einem kräftigen Silbergrau. Bis wir über
den Schutt zum Einstieg kamen, ging das Silbergrau in Rosarot über. Dann begann die eigentliche Arbeit. Bis zum ersten
Drittel der Wand waren keine besonderen Schwierigkeiten,
aber von da an ging es los.
Am Morgen gingen wir von der Hütte zum Zelin-Schartl, die
Nebelfetzen umschlichen uns, in der Gegend der Lavanter
Jägerhütte kochte es wie in einer Waschküche, und die Wand
selber wurde nie frei. So fassten wir den Entschluss, noch
einmal in die Kante einzusteigen. Als dumme Nebenbeschäftigung schlug ich die meisten Haken heraus. Abends ging es
noch nach Debant.
Für etwa 50 m Höhe brauchten wir 4 Stunden, dann nach
rechts querend zum Gipfel. 9 Stunden Kletterzeit. Vom Gipfel
sieht man in die zerrissenen Wände des Kellerlochs den
Kammverlauf nach Ost und West. Zum Schluss machten wir
uns auf den Weg über Kellerspitzen, Collin, Grüne Schneid,
Untere Valentin nach Mauthen.
8. August 1949: Gegen Mittag machte ich mich auf die
Socken über den Zochenpass, Tuffbad nach St. Lorenzen, mit
dem Omnibus nach Birnbaum, vom das durchs Wolayertal
zur Pichlhütte.
30. Juli 1949: Für einen Kletterer ist das Gebiet vom Plöcken
einschließlich Biegengebirge einfach ideal, deshalb zieht es
auch mich immer wieder dorthin. Schon wieder sah uns die
Kellerwand daherschleichen, ganz still zur Unteren Valentin.
Heini und Tundra Sepp erwarteten mich schon seit einem Tag.
Ich freute mich schon auf den morgigen Tag, wenn Gott will,
und die Heiligen es zulassen, möchten wir gerne die von der
Hütte gegenüber liegend Seewarte-Nordwestflanke machen.
31. Juli 1949: Es wäre ja zu schön, wenn jeder Tag sonnig,
klar und rein wäre. So kam es, dass heute dichter Nebel lag
auf der Erde. Im Laufe des Tages verzogen diese Nebelfetzen,
und es wurde schön. Heini und ich machten die KellerwarteNordwand ohne besondere Zwischenfälle. Anschließend die
Überschreitung zur Hohen Warte, dann über den Hohen Gang
auf die Südseite der Hohen Warte und Seewarte zum Wolayerpass und durchs Valentintal nach Mauthen.
Wenn auch in abgelegenem Gebiete noch schöne Wände
wären, aber bei jeder Gelegenheit stoßen die Augen auf die
mauerglatte Wand vor der Hütte. Da findet man eben keine
Ruhe, bevor man dies nicht hinter sich weiß.
9. August 1949: Der lang ersehnte Tag war da. Auf dem Weg
zum Einstieg wurde mir mit einem Wort schlecht. Dies ist
zurückzuführen auf die vorangegangenen anstrengenden 14
Tage. Fast ununterbrochen machte ich Touren, und da gingen
mir eben mal die Kräfte aus. Jetzt möchte ich dann den darauffolgenden . . .
1. August 1949: Von Mauthen fuhren Heini und ich nach
Debant, von hier zur Karlsbader Hütte über die Dolomitenhütte, Insteinalm. Die untergehende Sonne leuchtete noch
einmal in den wuchtigen Laserzstock, die Westkante der
Laserzwand lachte uns entgegen, als möchte sie sagen: Ihr
Mutigen, kommt nur herauf.
. . . 10. August 1949 zur Seewarte-Nordwestflanke verwenden. Gestern wollten es die Heiligen scheinbar nicht. Doch
heute ging es reibungslos. Wunderschöne Kletterei, der
Felsen fast durchwegs fest. Vom Gipfel die Überschreitung
zur Hohen Warte, über die Nordwand zum Valentintörl und
zur Pichlhütte. Vom Törl zur Hütte hat’s gegossen, was nur
runter konnte.
2. August 1949: Von der Hütte zur Kante. Es ist beinahe
selbstverständlich geworden, dass Heini fast bei allen meinen
Touren mein treuer, guter Kamerad war. Über die Karnischen
zogen Gewitterwolken her, der Wildesender machte schon
ein böses Gesicht. Doch wir beide waren froh, vor einem so
schönen Tag zu stehen. So stiegen wir dann in die Kante ein,
auf der Laserzwand genossen wir die paar Sonnenstrahlen,
die zwischen den Wolken hervorstrahlten, denn an diesem
Tag war es nicht besonders heiß.
28. März 1950: Am Vorabend mit voller Winterausrüstung
zur Lavanter Jägerhütte. Heini begleitet mich bei dieser
schweren und auch kalten Angelegenheit. Recht früh gingen
wir los zum Einstieg der Laserzkopf-Nordwand. Es ist die
erste Winterbesteigung und gleichzeitig meine erste Winterkletterei. Über vereisten Fels und hart gefrorene Steilrinnen
ging es durch die Wand.
Von hier ging es zum Roten Turm-Südriss, es sind grad zwei
Seillängen, aber schwer. Die erste ein großer Überhang, die
zweite schöne Kaminkletterei. Heute bin ich ganz schön
müde, besonders in den Armen, sagte ich zu Heini. Jetzt ist
Am späten Nachmittag stiegen wir zur Karlsbader Hütte ab
96
Schirennes. Ein sehr schöner Tag, viele Menschen stiegen
zum Gipfel auf, darunter waren auch Heini und ich. Wir
überholten fast alle, die sich von der Adlersruhe zum Gipfel
bewegten. Dann fuhren wir über den Hofmannsgletscher
ab und sahen dem Rennen zu. Über Heiligenblut, Iselsberg
fuhren wir nach Debant.
und verbrachten diese Nacht in der Hütte, um uns von den
Anstrengungen zu erholen. Am nächsten Morgen mit Schneereifen nach Debant.
8. Juli 1950: Unser Ziel war die Pichlhütte. Also, wir müssen
was Neues machen, nicht mehrmals die gleiche Tour. So entschloss ich mich für die direkte Nordwand des Monte Canale.
Mit guter Ausrüstung zogen wir, Heini und ich, über Schutt
unter der Seekopf-Nordwand zum Einstieg. Ja, den mussten wir uns erst suchen, denn vermutlich ist es eine Neutour.
Nach sieben Stunden Kletterzeit stiegen wir am Gipfel aus.
Auf der Südseite stiegen wir ab zum Antonio, Pichlhütte und
nach Plöcken zurück, wo ich über den Sommer arbeitete.
22. Juli 1951: Von Debant nach Mauthen, mit Heini zum
Wolayersee, Pichlhütte. Bevor der Tag dem Ende zuging,
stiegen wir in die Seewarte-Nordwestflanke ein. Es war gut,
noch an diesem Tag wenigstens diese Tour gemacht zu haben,
denn am nächsten Tag trat Schlechtwetter ein, und wir zogen
wieder nach Debant.
15. Juli 1950: Mit Heini und Tundra Sepp, unserem Leibfotografen, von Mauthen übers Valentintal zur Pichlhütte.
16. Juli 1950: Heute wollten wir die Nordwand des Sasso
Nero aufs Korn nehmen. Die etwa 500 m hohe Wand ist nicht
besonders schwierig, im unteren Teil brüchig, im oberen
steiler. Den Abstieg wählten wir über Westgrat und AustriaScharte zur Hütte. Da empfingen uns die Zuseher. In der Mitte
der Wand sind mehrere große Höhlen von ganz besonderer
Naturschönheit. Anzunehmen ist, dass auch diese Wand vor
uns niemand bezwungen hat, da kein Mensch weiß, wie es in
den Höhlen aussieht.
6. August 1950: Vor einem Jahr galt schon unser Streben, die
direkte Kellerturm-Nordwand zu machen, doch leider mussten wir nach rechts einen Quergang machen, dadurch entfiel
uns die Direkte. Aber heute fasste ich den festen Entschluss,
auf alle Fälle die direkte Nordwand zu machen, bei der vorigen Umkehrstelle fand ich die Lösung durch einen Bendelquergang nach links. Die weiteren 100 Höhenmeter raubten
uns die Zeit von 4 Stunden. Der weitere Weg war auch nicht
leicht, mussten am Gipfel biwakieren, da uns die Nacht überraschte. Hatte auch zu allem Überfluss wunde Finger, dass ich
sie mit Taschentüchern einbinden musste.
7. August 1950: Nach der überstandenen, sehr kalten Nacht
mit steifen Gliedern mussten wir erst langsam in Bewegung
kommen, dann ging es über die Kellerspitzen, Collin, Grüne
Schneid zum Plöckenhaus.
Freunde, Weggefährten, Kletterpartner: Toni Egger (links) und
Heini Heinricher.
Die Kellerturm-direkte-Nordwand wurde gestern zum ersten
Mal begangen. In 13-stündiger, schwerer Kletterei gelang es
uns, die schöne und schwere Wand zu bezwingen. Ich freue
mich über den Erfolg, als Erster diese Wand bestiegen zu
haben.
22. August 1951: Von Debant mit Heini und Arial nach Arnbach, ich illegal über die Grenze, dann nach Misurina und zur
Umberto Hütte.
Heini und ich gingen, um die Zeit zu nützen, die Gelbe Kante
der Kleinen Zinne (spigalo giallo), stiegen noch auf den Gipfel
der Kleinen Zinne, und beim Abstieg wurde es schon dunkel.
Auf der Umberto Hütte warteten die beiden Franzosen, die
wir morgen auf die Große Zinne führen sollten.
11. September 1950: Die Möglichkeit bestand, die Nordwand des Roten Turms zu bezwingen. Dann ging es heute
von der Lavanter Jägerhütte zur Karlsbader Hütte, um den
Rest der Wand zu beenden. Heute brauchten wir 6 und das
vorige Mal 5 Stunden, also insgesamt 11 Stunden Kletterzeit,
sehr schwierig und ausgesetzt. Auch hier gelang es Heini und
mir, als erstes die Wand zu besteigen.
12. Dezember 1950: Die letzte Tour dieses Jahres gilt dem
Wolayersee. Heini und ich zogen mit Schi zur Pichlhütte und
dann wieder zurück nach Mauthen.
23. August 1951: Mit Heini und den beiden Franzosen auf
Normalweg auf die Große Zinne und zurück zur Hütte. Heini
und ich starteten eine Erkundungsfahrt um die 3 Zinnen und
nahmen die Westliche Zinne besonders aufs Korn. Unter den
Nordabstürzen der 3 Zinnen fühlt man sich als nichtssagendes
Geschöpf, trotzdem ist es schön, sie zu beschauen von so
nahe.
17. Juni 1951: Der Tag des Internationalen Großglockner-
24. August 1951: Westliche Zinne-Nordwand, ein Problem,
97
das vielen Kletterern zu schaffen macht und den meisten der
Wunsch erfüllter Tätigkeit sein sollte. Auch mir ging es nicht
anders, hatte den brennenden Wunsch, diese Wand einmal
zu machen. Schon früh zogen Heini und ich mit zwei jungen
Kletterern aus St. Johann i. T. übern Paternsattel am Fuße der
Kleinen Zinne-Nordwand zum Einstieg der Großen ZinneNordwand, wo die beiden zurückblieben, um in die große
Wand einzusteigen.
Thurn, Kitzbühel, St. Johann nach Kirchdorf.
Heini und ich gingen noch ein wenig nach Westen und stiegen
in die schwerste Dolomitentour, die Westliche Zinne-Nordwand, ein. Vielleicht war es dies oder das andere, jedenfalls
wir konnten den Gipfel nicht erreichen und mussten am
halben Quergang umdrehen und abseilen. Mit gesenktem
Haupt kehrten wir zur Umberto Hütte zurück.
31. August 1951: Am Morgen gingen wir in die Steinerne
Rinne und stiegen in die Fleischbank-Ostwand ein. Dies ist
eine sehr nette Tour für Anfänger wie wir es waren in diesem
Gebiet. Nebenher bemerkt braucht es eine große Umstellung
von unseren Bergen und den Dolomiten aus die Felsen im
Kaisergebirge. Übers Schneeloch stiegen wir zum Stripsenjoch ab. Anschließend fuhren wir bei strömendem Regen
noch bis Kundl.
30. August 1951: Von Kirchdorf zur Griesneralm, stiegen
zum Stripsenjochhaus auf. Am Nachmittag gingen wir den
Totenkirchl-Heroldweg. Zum ersten Mal war ich im Kaisergebirge, es gefiel mir sehr gut, hauptsächlich der Blick von
der Steinernen Rinne auf die prallen Wände des Predigtstuhl
und Fleischbank. Abends zur Hütte.
Ich bin nicht gewohnt, im Klettersport Niederlagen einzustecken. Doch diese lang ersehnte Tour wurde zu einer Niederlage, das tat mir weh. Den besten Trost fand ich darin, dass ich
mit schwor, diese Tour bei Gelegenheit einmal zu machen.
31. Oktober 1951: Heini und ich fuhren mit der braven
Maschine nach Landeck über Imst, Nassereith, Fernpass nach
Erwald zu Hohenegg Otto, zurück über Fernpass, Nassereith,
. . . , Innsbruck nach Hall. Im Laufe des Tages besuchten wir
Fam. Anni Wohlrat und Buhl Hermann.
29. August 1951: Heini und ich fuhren mit der Maschine über
Heiligenblut, Glocknerstraße, Zell am See, Mittersill, Pass
Brief von Toni Egger vom 25. Oktober 1953 aus Igis im
Schweizer Kanton Graubünden (in der Nähe von Chur) an
Heini Heinricher.
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Toni Egger – Ein Porträt
Am Cerro Torre findet er in einer Eislawine den Tod
Bekannt wurde Toni Egger durch seinen tragischen Tod beim
Erstbesteigungsversuch des Cerro Torre (Patagonien) mit
Cesare Maestri. Beim Abstieg wurde er von einer Eislawine
erfasst, die auch sein Seil durchtrennte. Mit ihm verschwand
auch die Fotokamera mit dem Gipfelfoto, das als Beweis des
Gipfelerfolgs dienen sollte. Toni Eggers Seilpartner Maestri
überlebte. Nach dem Tod
Eggers wurde ein Nebengipfel des Cerro Torre nach ihm
benannt. Der 2685 Meter
hohe Torre Egger gilt, wie
der Cerro Torre, als einer
der schwierigsten Gipfel der
Welt.
Toni Eggers Familie stammt
aus Bozen. Sein Vater Franz
betrieb dort eine Holzhandlung. Toni wurde am 12.
September 1926 geboren. Er
hatte einen älteren Bruder,
später folgen noch ein Bruder
und eine Schwester. Nach einem Abkommen zwischen der
deutschen und der italienischen Regierung mussten sich alle
deutschsprachigen Südtiroler entscheiden, ob sie die deutsche
Staatsbürgerschaft und damit die Umsiedlung nach Österreich annehmen oder in Südtirol bleiben wollen – unter der
Androhung Mussolinis, sie zwangsweise nach Süden umzusiedeln.1940 zog die Familie Egger nach Österreich, in das
kleine Dorf Debant nahe Lienz. Sie bauen eine kleine Landwirtschaft auf.
Ein Jahr vor Kriegsende muss Toni Egger noch an die Front,
doch er überlebt und kehrt 1946 aus der Kriegsgefangenschaft nach Debant zurück. Jetzt entdeckt er das Klettern,
streift immer öfter durch die nahen Lienzer Dolomiten und
findet Partner unter anderem im Verein „Alpenraute“. Er lernt
schnell. Die Routen, die er auswählt, werden immer schwerer. Er verdient sein Geld als Holzarbeiter und verbringt jede
freie Minute in den Bergen. Die nahen Dolomiten locken. Oft
fahren er und seine Freunde mit dem Fahrrad in die Sextener
Dolomiten
In den gleichen Jahren wie Cesare Maestri absolviert er die
Toni Egger.
99
großen Dolomitenwände, oft ebenfalls in Rekordzeit. 1954
durchsteigt er mit einem Freund in elf Stunden die beiden
Nordwände von Westlicher- und Großer Zinne an einem Tag
– ein Paukenschlag. Jetzt ist Egger berühmt. Dann folgen
große Routen in anderen Alpenregionen. 1957 ist er Teilnehmer der „Österreichischen Kordilleren-Expedition“. Dort
gelingt ihm die Erstbesteigung des 6126 Meter hohen Eisgipfels Jirishankar.
Toni Egger war ein erstklassiger Bergsteiger und wurde international bekannt. Egger gilt nun auch als erstklassiger Eisgeher. Manche meinen später, mit seiner Technik sei er der
Zeit weit voraus gewesen. Er wird Leiter der Alpinschule in
Innsbruck und hört dann 1958 von Maestris Plänen für eine
Torre Besteigung. Er bietet ihm seine Hilfe an, und Maestri
sagt erfreut zu. Die beiden Ausnahmealpinisten wissen von
den Aktivitäten des anderen, kennen sich flüchtig, waren aber
noch nie zusammen an einem Seil geklettert.
Am 31. Januar 1959 steht Toni Egger mit Cesare Maestri auf
dem Gipfel des Cerro Torre, drei Tage nach dem Beginn der
Kletterei. Das Wetter wird schlecht, der Abstieg zum Überlebenskampf. Am 2. Februar wird Toni Egger, als er nach einem
sicheren Biwakplatz sucht, von einer Eislawine voll erfasst;
das Seil reißt und er stürzt in die Tiefe. Mit ihm die Kamera,
der einzige Beweis für die Gipfelbesteigung.
Toni Egger am Cerro Torre.
1974 und 2003 findet man Leichenreste und Ausrüstungsgegenstände auf dem Gletscher, die eindeutig zu Toni Egger
gehören. Sie werden am Gletscherrand unterhalb der FitzRoy Westwand beerdigt. Ein schlichtes Kreuz kennzeichnet
die Stelle. Die Kamera wurde nie gefunden.
Die erste Hubschrauber-Landung in Mauthen am 29. September 1959
Aus der Gendarmeriechronik Kötschach-Mauthen: Am 29. September 1959 landet in Mauthen erstmals ein Hubschrauber des
Innenministeriums. Das Staunen war groß. Die Chronik der Gendarmerie hält fest: „Am 29. September landete südlich der
„Lederer-Villa“ in Mauthen das erste Mal ein Hubschrauber des BMfI im Rahmen eines Außenlandeskurses (Pilot: Major Kubert,
Begleitmann: Ray.Insp. Strasser).
100
Kassabericht 1959 der Ortsstelle: Vermerkt sind unter anderem die Ausgaben, die im Zusammenhang mit dem Absturz von
Heini Heinricher und Hermann Lederer entstanden: „Stangl, 2 Kränze für Heinricher und Lederer S 180“ – „Tolazzi, Colina,
Spesen bei Bergung von Heini und Hermann S 424“ – Trutschnig Siegi, Spesen bei Bergung von Heini und Hermann S 120“
– „Durchner, Mauthen, 1 geschmiedetes Kreuz für Heini und Hermann S 572“.
101
1960
Der Soldat Adolf Knaus
stürzt am 24. Juli beim
Edelweißpflücken am
Vorderen Mooskofel
tödlich ab. Soldaten und
BRD-Männer bergen die
Leiche.
__________
Während einer dienstlichen Übung in der
Cellon-Ostwand erleidet
der Zollwachalpinist Peter
Kolbitsch aus Mauthen
bei einem Absturz tödliche Verletzungen und
wird von Zollwachbeamten und BRD-Angehörigen geborgen.
1960 in der Eduard Pichlhütte: Bergrettungsmann Siegfried Trutschnig und der italienische
Hüttenwirt Antonius.
Wilfried Lederer will Funker werden
Eine ungewöhnliche Hilfeleistung des Bergrettungsdienstes
Die Musterungskommission des Österreichischen Bundesheeres befindet den Kötschacher Bergrettungsmann Wilfried
Lederer wegen „Untergewicht“ nur als „tauglich ohne Waffe“.
Das lässt der junge Mann nicht auf sich sitzen, schreibt im
Februar 1960 selbst einen Brief an die Kommission und erhält
auch von der ÖBRD-Ortsstelle Unterstützung. Von der Ortsstelle Kötschach-Mauthen geht am 28. Februar 1960 folgender Brief an die Musterungskommission des Bundesheeres
heraus:
Lederer Wilfried, geb. am 21. IX. 1940, wurde im Feber
1959 bei der Musterungskommission wegen Untergewicht als
„tauglich ohne Waffe“ befunden, weshalb er bis heute nicht
einberufen wurde. – Obengenannter ist seit März 1957 beim
Österr. Bergrettungsdienst als Bergrettungsmann aktiv tätig
und hat als solcher mehrere Male bei Bergungseinsätzen tatkräftig mitgewirkt. Als Einsatzleiter kann ich bestätigen, dass
Lederer Wilfried bei diesen oft sehr schwierigen Bergungen
tatkräftigst mitgewirkt hat und gegenüber konstitutionsmäßig
viel stärker gebauten Helfern nicht mehr übermüdet war. –
Von Beruf ist Lederer Elektriker, und sein größter Wunsch
ist es, beim Bundesheer als Funker ausgebildet zu werden,
weshalb er sich bei Ihnen noch einmal zur Musterung melden
möchte.
Zuvor, am 3. Februar 1960, hatte Lederer einen handschriftlichen Brief in eigener Sache an den „sehr geehrten Herrn Bundesminister“ geschrieben:
Ich, Wilfried Lederer, geb, am 21. 9. 1940, wurde im Februar
1959 bei der Musterung für das Österreichische Bundesheer
von der Musterungskommission in Kötschach wegen Untergewicht als „tauglich ohne Waffe“ befunden. Ich bekam wegen
diesem Befund bis jetzt noch keine Einberufung. Nun möchte
ich doch gern im Frühjahr zum Bundesheer als Funker mit der
Waffe eingezogen werden. Ich bitte Herrn Bundesminister mir
hierbei behilflich zu sein. Von Beruf habe ich Elektrotechniker
gelernt. – Da ich auch aktives Mitglied des Österreichischen
Bergrettungsdienstes bin, glaube ich, für das Bundesheer auch
tauglich zu sein. – Meine Bitte nochmals wiederholend und
für Ihre Bemühungen herzlichst dankend, schließe ich hochachtungsvoll, Lederer Wilfried.
102
1961
Such- und Bergungseinsatz am 13. März nach
dem im Schwalbenwandgebiet vermissten, tödlich
abgestürzten Bauern
Christof Wassertheurer
aus Lenzhof durch die
Alpine Einsatzgruppe IV,
Beamte des GP Dellach
und zivile Helfer.
1962
Dipl. Ing. Hellmut May
wird auf der Jahreshauptversammlung am
25. Jänner zum Ortsstellenleiter gewählt. Der
Vereinsvorstand setzt
sich wie folgt zusammen:
Ortsstellenleiter
Hellmut May, Stellvertreter Alois Traar, Kassier
Herbert Zojer, Ausbildungsleiter Hans Gratzer,
Gerätewart Josef Hassler,
Schriftführer Hellmut May.
__________
Beim Überqueren des
Schneefeldes auf dem
Poliniktörl stürtz am 30.
Juni Rosemarie Ebner
in eine Randspalte
und verletzt sich dabei.
Bergrettungsmänner und
Angehörige der Alpinen
Einsatzgruppe IV der
Gendarmerie bergen und
retten sie.
Winterkurs ohne Ortsstelle
Kötschach-Mauthen
Aus beruflichen Gründen müssen
alle 16 BR-Männer absagen
Zu Beginn des Jahres 1962 veranstaltet die Landesleitung
des ÖBRD in der Fragant einen Winterkurs, an dem aber
kein Bergrettungsmann aus Kötschach-Mauthen teilnehmen
kann. Dies wird der Landesleitung mit Schreiben vom 20.
Januar 1962 mitgeteilt. Interessant an dem kurzen Brief ist
die Auflistung aller 16 damals aktiven Bergrettungsmänner
der Ortsstelle. Und weil eine bekannte Journalistenregel lautet
„Namen sind Nachrichten“, ist der Brief hier zitiert.
Betrifft: Winterkurs. – Leider kann ich für den Winterkurs in
der Fragant keinen Teilnehmer nennen, zumal alle beschäftigt
sind und keinen Urlaub bekommen. Die Ortsstelle KötschachMauthen umfasst folgende BR-Männer und Anwärter:
Zojer Herbert (Kohlenhändler und Frächter), May Hellmut
(Lehrer), Trutschnig Siegi (Gailarbeiter), Gratzer Hans (Elektrotechiker), Zojer Michael (Zollbeamter), Rosenkranz Otto
(Zollbeamter), Kurzweil Oswald (Zollbeamter), Warmuth
Josef (Lehrer), Schmid Adam (Kraftfahrer), Lassnig Adolf
(Rotes Kreuz, Kraftfahrer), Zoppoth Franz (Spengler), Rogy
Josef (Gendarm), Ainetter Simon (Gendarm), Litsch Friedl
(Gendarm), Hassler Josef (Gendarm).
Vermisst im Plenge-Gebiet
Suchaktion am 7. August 1963 nach drei
Touristen aus Hamburg
Drei Hamburger Touristen verlaufen sich im Bereich der
Plenge, übernachten in einer Halterhütte und lösen mit ihrem
Verschwinden im August 1963 eine Suchaktion der Bergrettung aus, die immer noch unterwegs und auf der Suche nach
ihnen ist, als die drei Urlauber längst wieder in ihrem Quartier
in Birnbaum sind. Hier der Original-Bericht der Bergrettung.
Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD wird am 7.
August 1962 kurz nach 8.00 Uhr vom Zollbeamten Gustav
Schreiber (Zollwache Birnbaum) verständigt, dass am 6.
August drei deutsche Touristen über Wodmayer zur Plenge
aufgestiegen und bis zum 7. August in der Früh noch nicht
zurückgekehrt sind. Es handelt sich um die Sommergäste
Heinrich Schulze, Elsa Schulze und Edith Unger aus Hamburg, die um die 50 Jahre alt sind.
Rucksack, Hut und Edelweiß: Fred Wiegele schoss
dieses Foto um 1962 am
Cellon.
Zur Person:
Für die Suche wurde mitgeteilt, dass von Birnbaum vier
Mann über die Herrenstiege aufsteigen werden. Es wurde
dann vereinbart, dass von Kötschach ebenfalls eine Gruppe
durch das Sittmoosertal aufsteigen wird und sich die Mannschaften am Kamm treffen sollen. Die Gruppe von Birnbaum
bestand aus den Zollbeamten Gustav Schreiber und Siegfried
103
Dipl. Ing. Hellmut May
Geboren am 4. Januar
1929.
Beruf: Direktor der Landwirtschaftsschule in Kötschach.
Ortsstellenleiter: 1962 –
1970, Schriftführer: 1962
– 1970
Eintritt in den Bergrettungsdienst am 28.
Februar 1958 in die Ortstelle Klagenfurt.
Am 16. Oktober 1959
wurde Hellmut May an
die Ortsstelle Kötschach
überstellt. Auf Vorschlag
von Zojer Herbert wurde
er am 25. Januar 1962
zum Ortsstellenleiter
gewählt.
May absolvierte im Jahre
1958 die Winterausbildung am Falkerthaus und
den Sommerlehrgang am
Wolayersee (Pichlhütte).
Zwei weitere Sommerlehrgänge folgten in den
Jahren 1963 und 1964
– den Eiskurs schloss
er auch im Jahre 1963
erfolgreich ab.
Aus beruflichen Gründen
– die Landwirtschaftsschule in Kötschach
wurde geschlossen –
musste er im September
1970 die Ortsstelle übergeben.
Mitterer sowie den freiwilligen Helfern Heinrich Webhofer
und Ernst Obernosterer (beide Tischler von Beruf). Sie rückte
um 8.15 Uhr von Birnbaum aus, war um 9.00 Uhr in Nostra
und erreichte den Plenge-Gipfel um ca. 13.30 Uhr. Heinrich
Webhofer trennte sich dann von den anderen, ging zum Raimundatörl, stieg von dort ab und erreichte Nostra bereits um
16.00 Uhr.
Die Gruppe von Kötschach-Mauthen bestand aus den BRDAngehörigen Hellmut May und Josef Warmuth sowie dem
freiwilligen Helfer Mil.-Dekan Hellmut May. Sie wurde kurz
nach 10.00 Uhr vom Gendarmerieposten Mauthen mit Pkw
ins Sittmoosertal geführt, begann von dort um 11.00 Uhr mit
dem Aufstieg und erreichte den Gipfel der Plenge um 15.00
Uhr. Im Gipfelbuch wurde festgestellt, dass die vermissten
Touristen den Gipfel nicht bestiegen hatten.
Die Gruppen Birnbaum und Kötschach-Mauthen wählten
nun für den Abstieg zum Finanzerhaus im Wolayertal zwei
Routen: Die Gruppe Kötschach-Mauthen ging entlang dem
Kamm zum Raimundatörl und stieg von dort ab. Ankunft
beim Finanzerhaus um ca. 18.30 Uhr. Anschließend gingen
beide Gruppen nach Nostra, wo sie um 20.15 Uhr ankamen.
In Nostra wurde festgestellt, dass die vermissten Touristen
bereits um 12.00 Uhr unversehrt zurückgekommen waren. Sie
hatten beim Aufstieg den Kamm erreicht und stiegen dann zur
oben angeführten Halterhütte ab. Von der Halterhütte wollten
sie denselben Weg ins Wolayertal zurücklegen wie die Suchmannschaft aus Birnbaum, kamen aber nicht mehr weiter. Sie
kehrten daraufhin um und erreichten gegen 18.30 Uhr wieder
die Halterhütte. Da es schon spät war, beschlossen sie, dort
zu übernachten. Am nächsten Tag gingen sie zum Raimundatörl, das Herrn Schulze schon von früher her bekannt war,
und stiegen von dort aus ab.
Gegen 21.30 Uhr kamen die beiden Zollbeamten und die
Gruppe Kötschach-Mauthen nach Birnbaum. Die Gruppe Kötschach-Mauthen wurde von der Gendarmerie in Mauthen im
Pkw abgeholt und war um 23.00 Uhr wieder am Ausgangsort.
1963
Die erste Gebirgstrage
der Fa. Tyromont wird angekauft, Gewicht 29 kg.
__________
Beim Valentinrennen
stürzt und verletzt (Knöchelbruch) sich am 19.
Mai Franz Lessnig aus
Wolfsberg und wird durch
BRD-Männer geborgen.
__________
24. August: Achttägiger
Sucheinsatz nach dem im
Laucheckgebiet vermissten Studenten Hans
Walter Traer aus Graz.
Hunderte Helfer sind im
Einsatz (Gendarmerie,
Bundesheer, Zollwache,
BRD und zivile Helfer).
Knochen und Kleidungsreste des tödlich
abgestürzten Studenten
werden von abgehenden
Lawinen zum Wandfuß
getragen und von Hirten
des Würmlacher Alpls
1966 entdeckt. Von den
Gendarmen Berger,
Steinwender, Steindl und
Waldner werden bei einer
Suche im Sommer 1966
Stoffreste und Kleidungsstücke sowie Knochen
des Verunglückten
gefunden, die einwandfrei
als von ihm stammend
erkannt werden.
Lieferschein der ersten Gebirgstrage der Firma Tyromont, die die Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Juni 1963 angekauft hat. Der Versand erfolgt an Ortsstellenleiter Hellmut May, der an
der Landwirtschaftsschule Kötschach lehrt. Die Gebirgstrage No. 116 hat laut Lieferschein
eine „bombierte Kunststoff-Liegewanne mit einzel verstellbaren Holmen, zwei abmontierbare
Radstützen und Union-Rad samt eingebauter Trommelbremse“.
104
Verschollen im Polinikmassiv – 10.000 Schilling Prämie
Aufruf der Gemeinde Würmlach zur Suche nach Johann Traer
Der seit dem 24. August 1963 im Gebiet des Polinik verschollene Student Johann Traer, nach dem acht Tage erfolglos
gesucht worden war, wird erst 1966 tot gefunden (siehe Chronik 1963). Da sein Schicksal im Frühjahr 1964 immer noch
ungeklärt ist, veröffentlicht die Gemeinde Würmlach am 15.
Mai 1964 den folgenden Aufruf:
Da die im Vorjahr angelegten Suchaktionen nach dem seit 24.
August 1963 im Gebiete der Würmlacher Alm, des Laucheck-,
Elfer- und Polinikmassivs verschollenen Grazer Studenten
Johann Traer ohne Erfolg verliefen, ergeht von der Gemeinde
Würmlach der Aufruf, auch während der Sommermonate in
diesem Jahr Suchaktionen nach dem Verschollenen zu unternehmen. Zumal mit einem Einsatz von öffentlicher Warte aus
kaum mehr gerechnet werden kann, ist es notwendig, die Pri-
vatinitiative jedes Einzelnen in den Einsatz zu stellen. Daher
ergeht auch an jene Touristen, die in dieses Gebiet Bergfahrten unternehmen, der Aufruf mit der Bitte, im Besonderen
auch das Augenmerk auf alle Möglichkeiten der Auffindung
des Verschollenen zu lenken und Wahrnehmungen unverzüglich dem Gemeindeamte Würmlach oder dem Gendarmeriepostenkommando in Mauthen zu melden.
Für die Auffindung des Verschollenen ist eine Prämie von
S 10.000,--
gestiftet worden, die nach positivem Sucherfolg umgehend
von der Gemeinde Würmlach an den jeweiligen Auffinder zur
Auszahlung gebracht wird.
1964
Sucheinsatz nach dem
auf der Mauthner Alm am
3. August verschwundenen Kind Günther
Lederer. Der Junge wird
sieben Tage später im
Fludergraben tot aufgefunden, von BR-Männern,
Zollwachangehörigen
und Gendarmen geborgen und nach Mauthen
gebracht.
__________
Die Neuwahlen der
Funktionen der Ortsstelle
im Dezember bringen
keine Änderungen. Alle
Funktionäre werden für
weitere zwei Jahre in
ihren Ämtern bestätigt.
1965
14 Einsätze verzeichnet
die Ortsstelle 1965, die
bislang meisten seit der
Gründung 1947. Nähere
Einzelheiten sind nicht
bekannt.
1966
Die Neuwahlen der
Funktionen der Ortsstelle
am 14. Jänner bringen
1965: Hans Golser (links) und sein Bruder Georg Zeitler auf dem Seekopf.
Hans Golser stirbt an der Hohen Warte
Der Bergrettungsmann rutscht auf einem Schneefeld aus
Wie sein Bruder Georg Zeitler war auch Hans Golser Bergrettungsmann in Kötschach Mauthen. Beide Brüder, Golser und Zeitler, stiegen am 25 September 1966 durch die Nordwand
der Seewarte im Gebiet des Wolayersees. Unterwegs trafen sie auf die Kameraden Herbert
Winkler und Heinz Lederer, die auf der Normalroute aufstiegen. Alle vier Bergsteiger querten
dann gemeinsam zum Normalanstieg der Hohen Warte, den sie abstiegen.
Dabei rutschte Hans Golser auf einem Schneefeld aus, konnte sich nicht mehr halten und
stürzte in den Felsabbruch zum Valentintörl. Golser war sofort tot.
105
folgendes Ergebnis:
Ortsstellenleiter Hellmut
May, Stellvertreter Alois
Traar, Kassier Herbert
Zojer, Ausbildungsleiter
Hans Gratzer, Einsatzleiter Josef Warmuth,
Gerätewart Josef Hassler, Schriftführer Hellmut
May.
__________
22. Mai: Bergung, Rettung und Abtransport
nach Mauthen der bei
einer Bergtour auf den
Cellon in Not geratenen
Bergsteiger Johann
Matitz und Johanna
Klammer, die schwer verletzt ist, durch BRD, Zollwache und Gendarmerie.
__________
Am 25. September
verunglückt der Bergrettungsmann Hans
Golser aus Mauthen in
der Nordwand der Hohen
Warte tödlich. Sein
Leichnam wird von BRDMännern, Gendarmerie
und Zollwache aus der
Wand abgeseilt und nach
Mauthen gebracht.
Original-Bericht aus der Gendarmerie-Chronik Kötschach-Mauthen: Hans Golser stürzt am 25.
September 1966 vor den Augen seines Bruders Georg Zeitler in den Tod.
Lebensbilder:
1965: Georg Zeitler und Hans
Golser Allerheiligen auf den
Kellerspitzen.
Hans Golser
1965: Hüttenwirt Siegi Trutschnigg (Eduard Pichl Hütte) mit
Hans Golser.
106
1965: Hans Golser und Georg
Zeitler (Brücke über die Valentin unter dem „Buchenwald“).
1965: Hans Golser im Abstieg vom Cima di Sasso Nero (NWGrat).
1965: Hans Golser beim Training am Felsentor Mauthner
Klamm.
107
1967
Vermisst und tot aufgefunden
Die Strukturen der Vereinsfunktionen werden
wie folgt geändert: stellvertretender Ortsstellenleiter wird Hans Waldner,
Kassier Norbert Steindl,
Ausbildungsleiter Sepp
Lederer, Einsatzleiter
Hans Waldner, Gerätewarte Josef Hassler und
Georg Zeitler.
__________
Nach über fünf Wochen wird eine traurige Vermutung bestätigt
24. September: Der am
Westgrat des Cellon
durch Steinschlag schwer
verletzte Bergsteiger
Rudolf Lessjak aus
Viktring bei Klagenfurt
wird von BRD, Gendarmerie und Zoll über
italienisches Gebiet auf
den Plöckenpass und von
dort ins BKH nach Lienz
gebracht, wo der Schwerverletzte stirbt.
1968
Die erste eigene Gerätekammer wird auf dem
Dachboden in der Zollhauskaserne in Mauthen
eingerichtet. Auch werden
die ersten Schulungsabende eingeführt.
__________
Am 17. August 1968 startet ein mehrtägiger Such- und Bergungseinsatz nach der im Massiv
der Hohen Warte vermissten Touristin Herta Reiß aus Innsbruck. Sie wird am 26. September in
der Schlucht zwischen Seewarte und Hoher Warte auf italienischem Gebiet tot aufgefunden.
Über den Tod der Innsbruckerin gab es offenbar zwei Vermutungen: Sie ist abgestürzt oder
sie starb den Herztod. Hellmut May schickt gut anderthalb Jahre später mit Schreiben vom 5.
Juni 1970 einen Brief an die Schwester von Herta Reiß, Erika Miller-Reiß, nach Innsbruck
und legt ein Foto von der Unglücksstelle bei, das offenbar belegt, dass die Verunglückte durch
einen Absturz ums Lebens gekommen ist.
Erika Miller-Reiß antwortet May am 30. Juni 1970:
Sehr geehrter Herr May! – Für Ihren Brief vom 5. d. M. danke ich Ihnen ganz herzlich. Ich
muss mich nun auch entschuldigen, weil ich erst heute danke. Ich war etwas zur Erholung am
Land, und die Post wurde nicht nachgeschickt.
Sehr danke ich für das beigelegte Foto von der Fundstelle meiner verstorbenen Schwester
Herta Reiß. Vielleicht ist es gut, dass ich’s erst jetzt bekam. Damals war die Erschütterung
doch recht groß. Die Aussagen über den Tod meiner Schwester waren damals verschieden.
Nach den Foto aber sieht es doch sehr nach einem Absturz aus, nicht nach einem Herztod, wie
es damals hieß. So schwer es damals war – für meine bergbegeisterte Schwester hätte es kaum
einen schöneren Tod geben können. Sie sagte immer, sie würde nicht „im Bett sterben“.
Mit nochmaligem herzlichen Dank für Ihr Schreiben und für die lange, mühsame Suche
damals grüße ich Sie hochachtungsvoll, Erika Miller-Reiß
Am 17. August startet ein
mehrtägiger Such- und
Bergungseinsatz nach
der im Massiv der Hohen
Warte vermissten Touristin Herta Reiß aus
Innsbruck. Sie wird am
26. September in der
Schlucht zwischen Seewarte und Hoher Warte
tot aufgefunden. Die Bergung und der Abtransport
erfolgen durch BRD,
Gendarmerie und Zoll
gemeinsam mit Italienern
nach Forni Avoltri.
1969
Auf dem Südhang der
Mussen stürzt am 12.
Mai ein Flugzeug ab. Dr.
Friedrich Romig wird bei
dem Absturz mit dem
Segelflugzeug schwer
verletzt, von BR-Männern
Sonnenaufgang vom Eiskar aus gesehen. Das Foto nahm Fred Wiegele 1969 auf.
108
und Gendarmen gerettet
und ins Krankenhaus
nach Klagenfurt gebracht.
__________
Romeo Minisini wird gerettet
„Die schwierigste Bergung der letzten 20 Jahre“
15. Juni: Rettung des in
der Seewarte-Nordwand
in Not geratenen italienischen Bergsteigers
Romeo Minisini. Der Italiener überlebt, seine
Retter Georg Zeitler und
Sepp Lederer erhalten
1970 für seine Rettung
das „Kärntner Kreuz“ für
Lebensrettung. Minisinis
Seilgefährte stürzt tödlich
ab und wird von einer
italienischen Mannschaft
abtransportiert.
__________
Hellmut May der Ortsstellenleiter der Bergrettung in Kötschach-Mauthen, fasst in einem
Schreiben an die Landesleitung des ÖBRD vom 7. Juli 1969 die erfolgreiche Bergung des am
15. Juni 1969 in der Seewarte verunglückten Romeo Minisini zusammen, dessen Bergkamerad Gianni Londero ums Leben kam. May beantragt für die Retter die Verleihung des Kärntner Ehrenzeichens für Lebensrettung, das Sepp Lederer und Georg Zeitler dann auch 1970
erhalten. May schreibt:
Am 13. November wird
die bisherige Außenstelle
St. Lorenzen zur
eigenständigen Ortsstelle
Lesachtal umgegründet.
Die Gründungsfeier findet
im Gasthaus Strieder in
St. Lorenzen statt. Anwesend sind Landesleiter
Havranek, Mitglieder der
Landesleitung, Mitglieder
der Außenstelle St.
Lorenzen und Ortsstellenleiter Hellmut May.
Montag früh versuchten die Italiener die Bergung von oben. Unsere Männer versuchten die
Bergung von unten. Dazu stiegen Gend.-Ray.-Insp. Johann Waldner, Josef Lederer und Georg
Zeitler in die Wand ein. Es gelang ihnen unter eindeutig schwierigsten Verhältnissen in relativ
kurzer Zeit den leicht verletzten Italiener zu erreichen und in einer technisch mustergültigen
Weise durch Abseilen zu bergen.
Nach der Unfallmeldung vom 15. Juni 1969 stiegen Angehörige der BRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen und der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie in das Unfallgebiet auf.
Bei ihrem Eintreffen stellten die Männer fest, dass eine italienische Einsatzgruppe den toten
Gianni Londero bereits geborgen hatte und den in sehr schwierigem Gelände in der Nordwand
der Seewarte befindlichen Seilgefährten Romeo Minisini zu bergen versuchte. Dieser Versuch
gelang den Italienern nicht, so dass sie das Unternehmen bei einbrechender Dunkelheit abbrachen.
Es sei festgestellt, dass diese Bergung die schwierigste der letzten 20 Jahre im Ortsgruppenbereich war. Aus diesem Grund bitte ich, bei der zuständigen politischen Behörde zu beantragen,
den beteiligten Männern das Kärntner Ehrenzeichen für Lebensrettung zu verleihen, damit
diese Tat entsprechend gewürdigt wird.
Angeblich hat Waldner, der auch Mitglied des BRD ist, das Ehrenzeichen schon früher bekommen. Sollte man das Ehrenzeichen nur einmal bekommen können, bitte ich, für ihn eine entsprechende andere Auszeichnung zu beantragen.
Erhalten 1970 für
die Bergung des
Italieners
Romeo
Minisini am 16. September 1969 aus
der Nordwand der
Seewarte von Landeshauptmann Hans
Sima (rechts) das
„Kärntner
Kreuz“
für Lebensrettung:
Georg Zeitler (links)
und Sepp Lederer
(2. von links). Dritter Lebensretter war
G e n d . - R a y. - I n s p .
Johann Waldner, der
die
Auszeichnung
aber bereits für einen
anderen Einsatz erhalten hatte.
109
1970
Das Kärntner Ehrenkreuz
Bei der ordentlichen
Jahreshauptversammlung im Frühjahr wird der
Vereinsvorstand wie folgt
gewählt: Ortsstellenleiter
und Schriftführer Hellmut
May, Stellvertreter Hans
Wallner, Kassier Norbert
Steindl, Ausbildungsleiter
Sepp Lederer, Einsatzleiter Hans Waldner,
Gerätewarte Josef Hassler und Georg Zeitler.
__________
Landeshauptmann Sima zeichnet Lederer und Zeitler aus
Für die Bergung des Italieners Romeo Minisini
aus Buia am 15. Juni
1969 aus der Nordwand
der Seewarte erhalten
Georg Zeitler und Sepp
Lederer das „Kärntner
Kreuz“ für Lebensrettung.
__________
Sepp Lederer übernimmt
bei den Neuwahlen am
15. September 1970 die
Ortsstelle mit dem Bemühen, Mannschaft und
Gerät auf den neuesten
Stand der Bergrettungstechnik zu bringen und sie
auf diesem hohen Niveau
zu halten. Die Neuwahlen
bringen folgendes Ergebnis: Ortsstellenleiter Sepp
Lederer, Stellvertreter
Hans Wallner, Kassier
Siegfried Kristler, Ausbildungsleiter Georg Zeitler,
Einsatzleiter Hans Wallner, Gerätewarte Josef
Hassler und Hannes
Strobl.
__________
Hannes Strobl, Sohn des
1958 viel zu früh verstorbenen Ortsstellenleiters
Hans Strobl, wird nach
den entsprechenden
Kursen Bergrettungsmann. Er ist heute ein
bekannter Pilot und
Rettungsflieger.
__________
Georg Zeitler und Sepp Lederer sowie zwei weitere Lebensretter erhalten 1970 in Klagenfurt
das Kärntner Ehrenkreuz aus der Hand von Landeshauptmann Sima. In einem Pressebericht
über die Verleihung heißt es:
Vier Kärntnern, die ihr Leben eingesetzt haben, um Leben zu retten, wurde mit der Verleihung
des Kärntner Ehrenkreuzes für besondere Leistungen auf dem Gebiete des Feuerwehr- und
Rettungswesens öffentliche Würdigung und Anerkennung zuteil.
Landeshauptmann Sima überreichte ihnen im Beisein von Landesamtsdirektor Dr. Hauer im
Kärntner Landtagsamt die Auszeichnungen mit seinem Dank für ihren Mut und ihre Einsatzbereitschaft, durch die Menschenleben gerettet werden konnten: Stadtrat Andreas Mörtl aus
Villach rettete durch sein entschlossenes Handeln im August dieses Jahres einen deutschen
Sommergast vor dem Ertrinken aus dem Faaker See. Josef Lederer und Georg Zeitler, beide aus
Kötschach-Mauthen, führten
als Bergrettungsmänner unter
besonders schwierigen alpinen Verhältnissen und unter
Einsatz des eigenen Lebens
auf der Hohen Warte im
Plöckengebiet eine Rettungsaktion durch, so dass ein
italienischer Alpinist nach
gefahrvoller Kletterei aus der
Wand gerettet werden konnte.
Der Seilgefährte des Geretteten, ebenfalls ein italienischer Staatsbürger, hatte bei
diesem Bergunfall den Tod Georg Zeitler (links) und Sepp Lederer heute.
gefunden.
Leo Schraner aus Klagenfurt
gelang es, im Juni dieses
Jahres gemeinsam mit Martin
Planschak aus Pörtschach,
der zur Zeit in Deutschland
berufstätig ist (ihm wird die
Auszeichnung übermittelt),
ein deutsches Ehepaar, deren
Boot bei einem Gewitter auf
dem Wörthersee gekentert
war, zu bergen und an Land
zu bringen. Schraner hat sich
damit bereits zum vierten Mal
als erfolgreicher Lebensretter
ganz hervorragend bewährt.
Zwei Pressefotos der Verleihung des „Kärtner Ehrenkreuzes“
an Zeitler und Lederer (2. und 3. von links), rechts Landeshauptmann Hans Sima.
Lederers und die Ideen
des Ortsstellen- und
110
Landesarztes Dr. Ernst
Steinwender machen
die Ortsstelle zu einem
Vorreiter auf dem Sanitäts- und Ausrüstungssektor in Kärnten. Das
erste Kunstfaserseil wird
angekauft, getestet und
für Einsatzzwecke hergenommen.
Lebensbilder:
Georg Zeitler
1967 beim Klettertraining am
Felsentor in der Mauthner
Klamm.
Seewarte-Nordwand: Fred Wiegele erinnert im Bildtext zu seinem Foto an die Bergung eines
Italieners durch Sepp Lederer, Georg Zeitler und Hans Waldner (Foto aus Fred Wiegeles Buch
„Lichtbilder“). Die Absturzstelle von Gianni Londero, an der Romeo Minisini in Not geriet und
von Lederer/Zeitler/Waldner gerettet wurde, ist mit einem Kreis markiert.
1965: Georg Zeitler, Cima di
Sasso Nero, NW-Grat, mit
Sepp Lederer.
Georg Zeitler im Januar 1964 auf
der Schrockgebirgsalm.
111
1968: Georg Zeitler (links) und Hannes Strobl
auf der Creta Monumenz.
1990 an der Talstation des Sesselliftes.
112
1965: Georg Zeitler und Sepp Lederer am NO-Grat (Vorgipfel) des Seekopfes (links) und auf dem Gipfel.
1990: Im Anstieg auf der Oberen Valentinalm und am Ziel, dem Rauchkofel.
Im Februar 2005 (oben) und
zwei Jahre später, Anfang
2007, an der Talstation des
Liftes, Georgs Arbeitsplatz.
1965: Georg Zeitler (links)
und Sepp Lederer am Cima di
Sasso Nero (Biegengebirge/
Wolayersee).
113
Matterhorn
Westalpenfahrt im August 1970 auf das Dach Europas
Von Sepp Lederer
Als Reisezeit wurde von uns, Reinhard Lenzhofer und mir, der
Monat August gewählt. Wir fuhren mit meinem Pkw, etwas
Proviant und die Zeltausrüstung im Gepäck von Mauthen zum
Bodensee, wo wir die erste Nacht verbrachten. Weiter ging
die Fahrt über Chur, den Oberalp- und Furkapass nach Visp.
Solche Passhöhen hatte mein altes Mobil noch nie gesehen
und gespürt, was es durch heftiges Dampfen und Stottern in
2700 m Seehöhe bekräftigte.
In Visp ließen wir das Rhonetal hinter uns und fuhren, einen
heftigen Auftrieb in uns, nach Saas Fee. Überfüllte Parkplätze,
vollgestopfte Gassen und wenig Gemütlichkeit empfingen
uns. Einzig und allein der Blick empor zu den Viertausendern
ließ uns die Umgebung vergessen. Wir beschlossen, nach Saas
Grund zu fahren, um einen Zeltplatz fernab der ungemütlichen
Campingplätze zu suchen. Das schier Unmögliche gelang
uns, und wenig später lagen wir in unseren Schlafsäcken, die
Gedanken daheim bei unseren Freunden, unseren Bergen und
den Abenteuern, die vielleicht noch vor uns lagen.
Herrliches Wetter am nächsten Morgen trieb uns auf zu unserer ersten Tour. Wir beschlossen, über den Alphubel zum
Mischabeljochbiwak aufzusteigen, um von dort weiter über
das Täschhorn zum Dom zu gelangen.
Leider überraschte uns Schlechtwetter, so dass wir wieder
zum Alphubel zurückkehrten und zur Längfluhhütte abstiegen. Über Nacht gab es leichten Schneefall, doch Stimmengewirr und das Blinken von Stirnlampen ließ uns wach werden.
Ringsum stockdunkle Nacht, doch die Bergführer machten
sich für das Alalinhorn marschbereit. Wir schauten uns zuerst
dumm an. Um diese Zeit! Etwas ungewöhnlich für Kletterer
aus den Ostalpen!
In einer alten Biwakschachtel wurde der Frühstückstee
gekocht, die Kurzschi aufgepackt, angeseilt und dem Schein
der Stirnlampe folgend über die Gletscherstraße den Lichtern
vor uns nachgeeilt. Das Wetter wurde besser, und wir durften
uns bei herrlicher Fernsicht zum zweiten Mal auf einem Viertausender die Hand schütteln.
Nach gelungener Abfahrt beschlossen wir, ins Tal nach Visp
zu fahren, um Proviant zu kaufen und einige Tage Talurlaub
zu machen. Wir hatten Glück und durften unser Zelt bei einem
Bauernhof aufschlagen, wo es auch für drei Wochen stehen
blieb.
Unsere nächste Tour wurde beschlossen: Monte Rosa Hütte
mit Aufstieg zur Dufourspitze. Ein unvergesslicher Hüttenaufstieg leitete diese Tour ein. Schneefall am Abend und am
nächsten Tag schien unsere Hoffnungen, auf den zweithöchsten Gipfel Europas zu gelangen, zu zerstören. Am dritten
Tag endlich wagten wir zusammen mit einer englischen Seilschaft den Aufstieg. Den Nebel und die Engländer hinter uns
lassend, spurten wir im oft knietiefen Schnee zur Scharte.
Über den vereisten, aber dennoch reizvollen Grat arbeiteten
wir uns zum Gipfelkreuz vor. Sehnsüchtige Blicke wanderten
zum Dach Europas. „Vielleicht nächstes Jahr!“
Bei Prachtwetter machten wir den Abstieg und fuhren wieder
ins Rhonetal. Talurlaub wurde nach dieser Tour keiner gehalten. Wir füllten unsere Proviantsäcke und fuhren wieder nach
Zermatt. Weit ist der Weg zur Hörnlihütte, wenn ober dir eine
Seilbahngondel führt. Wir schafften es und verbrachten die
Nacht in der überfüllten Hütte.
Fönwetter und einige Wolken am nächsten Morgen drückten
auf unser Stimmungsbarometer. Wir machten uns trotzdem
auf den Weg und standen in knapp dreieinhalb Stunden auf
dem Berg, von dem bei uns jeder bergbegeisterte Bub träumt,
auf dem Matterhorn. Wieder in der Hütte, gab es das berühmte
Matterhornwetter: Regen, Schnee, Sturm.
Wir hauten ab und diskutierten noch im Zelt über diesen Berg
und die Führer, denen wir begegnet waren. Das Schlechtwetter hielt an. „Wenigstens noch einen Viertausender“, war das
Motto einer langen Woche des Wartens, begleitet vom monotonen Trommeln der Regentropfen.
Endlich wurde es schöner. Eine Schitour auf das Breithorn
sollte unsere bereits wieder steifen Muskeln auflockern. Genau
das Gegenteil geschah! Ein Eis-Sturm in einer Höhe über
viertausend Meter ließ uns das Wedeln im Firnschnee vergessen und frischte unsere militärischen Kriechkenntnisse wieder
auf. Wir waren mit dem Bergsteigen anscheinend am Ende.
So war es auch. Das Schlechtwetter hielt an und zwang uns,
quer durch die Schweiz der österreichischen Grenze zuzustreben!
Erfahrungen und Ratschläge:
1. Wir haben uns während der ganzen Zeit selbst verpflegt
(keine Gasthaus- oder Hüttenmahlzeit) und haben die Produkte dazu sehr billig an Ort und Stelle in Großmärkten
gekauft (billiger als in Österreich).
2. Ein kleiner Gaskocher war immer im Rucksack, um Schneewasser für den Tee zu schmelzen (ein Liter Teewasser kostet
ein bis zwei Franken).
3. Kartenmaterial: Landeskarte der Schweiz 1:25 000,
Eidgenössische Landestopographie, Blatt 1348 Zermatt
(Monte Rosa Massiv), Blatt 1347 Matterhorn, Blatt 1329 Saas
(Alalinhorn usw.), Blatt 1328 Randa (Täschhorn, Dom).
4. Für eine Übernachtung in Zermatt empfehle ich das Bergsteigerlager Winkelmatten (in Nähe der Seilbahnstation); E,Herd, Geschirr, Übernachtung 3 Franken pro Person!
5. Uns gelang es, eine Reihe guter Lichtbilder zu machen.
Freiwillige Spenden am Ende einiger Vorträge ersetzten uns
das Filmmaterial.
114
Zur Person:
Hannes Strobl
Geboren am 22. November 1952 in Lienz.
Von 1952 bis 1954 lebte
Hannes Strobl in Heiligenblut, da sein Vater
dort Gendarmeriebeamter war.
1954 wurde Vater Hans
Strobl zum Gendarmerieposten Mauthen versetzt.
Dort gehörte er dem
Bergrettungsdienst an,
den er von 1957 bis zu
seinem viel zu frühen Tod
1958 leitete. So wuchsen Sohn Hannes, sein
Bruder Ewald und seine
Schwester Ilse in Mauthen auf und verbrachten
dort Kindheit und Jugendzeit.
Hannes Strobl an seinem Arbeitsplatz, dem Cockpit des Rettungshubschraubers, und in jungen Jahren in Aktion (um
1968/unten).
Lebensbilder:
Hannes Strobl
1971 Matura in Klagenfurt, anschließend Präsenzdienst.
1972: Eiskurs der Bergrettung, Bernina-Gruppe.
1973-1974 Gendarmerieschule in Krumpendorf.
1974-1978 versah
Hannes Strobl Dienst als
Gendarm am Gendarmerieposten Heiligenblut. „In
dieser Zeit wurde ich
auch zum Gendarmeriebergführer ausgebildet. In
diesen Jahren waren
sowohl dienstlich als auch
privat der Alpinismus und
die Bergsteigerei ein
wesentlicher Bestandteil
meines Lebens.“
Mit 17 Jahren absolvierte
Strobl jun. 1969 den
Felskurs im Zuge der
Ausbildung zum Bergret-
September 1974: Großglockner-Biwakschachtel.
115
tungsmann in den Lienzer Dolomiten. In der
Folge besuchte er alle
Ausbildungen und wurde
1970 Bergrettungsmann.
Ab 1974 gab es durch
die Aufgaben als Alpingendarm in Heiligenblut
die ersten Kontakte
zur Hubschraubereinsatzfliegerei des BMI
(Innenministerium). Ein
Entschluss reifte: „Ich
versuche selber die
Ausbildung zum HSPiloten zu machen. 1977
bestand ich die Selektion
für die Pilotenausbildung
beim BMI.“
1973: Erstbegehung Cellon-NO-Pfeiler (Hannes Strobl/Erich
Dabernig) – beim Einstieg.
Im Frühjahr 1978 folgte
die Motorflugzeugpilotenausbildung bei der Flugschule des BMI in Bad
Vöslau. „Ich begann
diese Ausbildung mit drei
Exekutivkollegen, und
heute nach 30 Jahren
Einsatzfliegerei sind wir
alle vier nach wie vor
im Flugdienst und alle
unversehrt. Keiner hatte
einen nennenswerten
Unfall oder Zwischenfall!“
Ab Herbst 1978 absolvierte Hannes Strobl als
„Gast“ den Hubschrauberpiloten-Grundkurs
bei der Fliegerschule
des Österr. Bundesheeres in Langenlebarn.
„Anschließend kam ich
zur weiteren fliegerischen
Ausbildung zu diversen
Flugeinsatzstellen des
BMI, und Ende 1979
wurde ich als Einsatzpilot der Flugeinsatzstelle
Klagenfurt zugeteilt.“
politische Entscheidung
gefallen war, die Flugrettung aus dem öffentlichen
Bereich auszugliedern,
entschloss sich Hannes
Strobl wie zahlreiche Pilotenkollegen von BMI und
Bundesheer auch, aus
dem Bundesdienst auszutreten und als Rettungspilot zum ÖAMTC zu
wechseln, um bei der
Flugrettung zu bleiben.
„So fliege ich nun seit dem
Jahre 2001 als Pilot bei
der Christophorusflotte
Rettungseinsätze vorwiegend von den Stützpunkten in Klagenfurt und
Lienz aus.“
Hannes Strobl lebt heute
in Maria Saal.
1973: Erstbegehung Cellon-NO-Pfeiler (Hannes Strobl/Erich
Dabernig). Erich im Aufstieg.
Nach und nach erwarb
Strobl alle Einsatzberechtigungen als Einsatzpilot
des Innenministeriums.
Bis heute steht eine
stolze Bilanz als Pilot zu
Buche: „In den letzten
30 Jahren absolvierte ich
tausende Polizeieinsätze
und ca. 6500 Rettungseinsätze im Zuge von
knapp mehr als 6000
Flugstunden, davon rund
200 Flugstunden bei
Nacht.“
1973: Erstbegehung CellonNO-Pfeiler (Hannes Strobl/
Erich Dabernig). Hannes beim
Abseilen im Dülfersitz.
Als im Jahre 2000 die
116
1973: Erstbegehung Cellon-NO-Pfeiler (Hannes Strobl/Erich
Dabernig). Hannes am Standplatz.
Sommer 1973: Auf der Hohen Warte, Viktor Tassotti, Hannes
Strobl, Erich Dabernig.
Beim Kofler-Memorial (um 1973): Bachlechner (links), Poldi
Durchner (rote Jacke), daneben Hildegard Lederer, Erich
Dabernig und Hannes Strobl.
Kofler-Memorial (um 1973): Hannes Strobl (von links), Sepp
und Hildegard Lederer, Erich Dabernig.
Sommer 1973: mit Erich Dabernig am Valentintörl.
Juni 1974: Aufstieg über die Nordwand auf die Hohe Warte.
117
1974: Tour auf die Seewarte-Flanke: Karl Bachlechner (von
links), Hans Patterer und Hannes Strobl (unten im Ausstiegsriss).
November 1974: Mit Ente vor dem Reisskofel.
April 1975: am Plöckenhaus.
April 1975: auf dem Polinik.
21./22. Juni 1975: Glockner-Umfahrung, Hannes Strobl (mit
Erich Dabernig), kleines Foto: vor dem Stüdlgrat.
118
Bergrettungskurs 7. bis 13. Juli 1975, Karlsbader Hütte (Lienzer Dolomiten): Hannes Strobl vor einem „Jet Ranger“ des BMI
(links) und einer „Alouette III“ (Bundesheer).
2007: Rettungsflieger Hannes Strobl an seinem Arbeitsplatz, ÖAMTC-FEST Klagenfurt.
119
1971
Eine Idee setzt sich durch
Der I. Internationale
Valentingletscherlauf
wird aus der Taufe
gehoben und als hochalpiner Abfahrtslauf – die
schnellste Zeit siegt – am
6. Juni ausgetragen.
__________
1971: der I. Int. Valentingletscherlauf
Dem Kötschacher
Zollwachbeamten und
Bergrettungsmann
Michael „Much“ Zojer (30)
gelingt am Großglockner ein Bravourstück: Er
durchfährt am 11. Juli als
erster Mensch die bis zu
52 Grad steile PallaviciniRinne mit Normalschiern.
__________
Im Zuge der Bergung
des tödlich abgestürzten
Belgiers Henri Vigneron
am 12. August in der
Nordwand der Seewarte
kommt es zu einem
bösen Unfall. Im letzten
Wandabschnitt löst sich
oberhalb der Rettungsmannschaft ein großer
Stein, zerbricht in zwei
Teile und trifft Bergretter
und Gendarm Norbert
Steindl. Steindl wird dabei
schwer verletzt und nach
der Erstversorgung durch
seine Kameraden mit
dem Hubschrauber nach
Lienz transportiert.
__________
Monika Scholz aus
Innsbruck gerät am 19.
August 1971 auf dem
Großen Pal in Steinschlag
und erleidet Verletzungen. Sie wird von der
Unglücksstelle aufgeseilt
und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus
transportiert.
__________
Am 22. August werden
die beiden bei Dunkelheit
von der Plöckenstraße
in den Valentingraben
gestürzten deutschen
Mädchen Evi Lindinger
und Wilhelmine Hartinger tödlich verletzt, von
Bergrettungsmännern,
Gendarmen und Feuerwehrmännern geborgen und nach Mauthen
gebracht.
Von Roland Pranter und Sepp Lederer
Der XXXVII. Internationale Valentingletscherlauf 2007
bedeutete 75 Jahre Schirennen auf dem Valentingletscher.
Als im Jahre 1933 die Schipioniere rund um den Akademischen Maler Hans Sellenati das erste Plöcken-Heldengedenkrennen initiierten, dachte wohl niemand daran, dass es auf Holzrelief des I. Int. Valentindieser riesigen Schneefläche des Valentintales 75 Jahre später gletscherlaufs 1971,
auch noch sportliche Wettkämpfe geben würden. Das erste
Rennen wurde am 7. Mai 1933 mit 67 Teilnehmern als Riesentorlauf gestartet. Diese Rennen
wurden dann immer am ersten Sonntag im Mai veranstaltet, wobei man Schigrößen wie Pepi
Stiegler und anderen Stars dieser Epoche zusehen durfte. Besonders beeindruckend waren die
Leistungen der Versehrten, meist Kriegsversehrte rund um Oberst Rudl, die in einer eigenen
Klasse gewertet wurden. Weil man wegen der strengen Regeln des internationalen Schiverbandes mechanische Aufstiegshilfen für ein FIS-Rennen (diesen Status hatte das Plöckenrennen damals angenommen)
verlangte, verlegte man dann
das legendäre Plöcken-Heldengedenkrennen auf die
Mauthner Alm.
Der Pionier des Schilaufs im Oberen Gailtal, der Akademische
Maler Hans Sellenati, beim Skilauf um 1925. Sellenati war
1919 Gründer und erster Vorsitzender des Schiclubs Oberes
Gailtal, der damals im Gründungsjahr 15 Mitglieder hatte.
Als der 5. Jahrgang des „Jahrbuchs des Wintersports für
1924“ von Emil Peege und Rudolf Maissl erschien, gab es
in Kärnten zehn Vereine mit 637 Mitgliedern, wie die dort
abgebildete Statistik zeigt. Die Sektion Oberes Gailtal im
Verband der Skiläufer Kärntens (Nr. 3 auf der Abbildung) hatte
15 Mitglieder und wurde 1919 gegründet. Vorsitzender war
Hans Sellenati, Schriftführer G. Engler, beide aus Mauthen.
120
Im Spätwinter des Jahres
1969/70 wurde von einigen
Bergrettungsmännern – allen
voran Sepp Lederer – die
Idee zur Weiterführung des
Schirennens auf den Valentingletscher, wie es der OSK
jahrzehntelang
im
Mai
durchgeführt hatte, geboren.
Der Name „Plöcken-Rennen“
durfte nicht angenommen
werden, da das traditionelle
Rennen als FIS-Wettbewerb
auf der Mauthner Alm fortgesetzt wurde. So kam man auf
den Titel „Valentingletscherlauf“ und fuhr auf unpräparierter Piste vom Valentintörl
durch einige Richtungstore
zur Oberen Valentinalm ab.
Startberechtigt waren zuerst
nur Mitglieder aller Bergrettungsorganisationen, denn die
ersten fünf Rennen wurden
in Einzelwertung auf die
schnellste Zeit gefahren –
diese Zeit lag unter 2 Minuten. Die nächsten drei Rennen
wurden im Dreierteams – mit
Bau eines behelfsmäßigen
Rettungsschlittens und den
abschließenden Abtransport
eines „Verletzten“ – gefahren; auch auf schnellste Zeit.
Das Fahren auf die schnellste
Hans Sellenatis Grab auf dem
Friedhof in Mauthen.
„Kontrollposten Nr. 4“: Akad.
Maler Hans Sellenati während
eines Plöckenrennens (um
1935).
Zeit war aber dann unverantwortlich und zu gefährlich. Im Jahre 1979 stellte man deshalb diese Tempobolzerei ein. Schließlich hatte man dann die Idee, ein sportliches Zeitlimit für die Abfahrt zu schaffen und die Dreiermannschaft beizubehalten.
Gewinnen sollte die Mannschaft, die mit der eigenen Laufzeit der errechneten Durchschnittszeit am nächsten kam. Die Durchschnittszeit wurde aus allen im Zeitlimit gebliebenen Mannschaften errechnet. Dieser Austragungsmodus fand Anklang und
wird bis heute beibehalten.
Ein wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung dieser Veranstaltung war es, im Jahre 1979 die Gästeklasse offiziell zu eröffnen.
Von 1983 bis 1989 und 1995 kam mit dem „Fest der Sieger“ im großen Rathaussaal am Samstagabend vor dem Valentingletscherlauf ein weiterer Höhepunkt hinzu. Die Siegerehrung mit Festkonzert fand dann am Sonntag statt. Seit dem Jahre 1998
findet die Siegerehrung auf der Unteren Valentinalm statt. Grund dafür waren die hohen Kosten, um eine solche Veranstaltung
noch gewinnbringend zu organisieren.
Ein aufrichtiges Dankeschön gilt vor allem den großzügigen Pokal- und Sachpreisspendern (heimische Wirtschaft, Gemeinde,
Politik und Privatgönner) für das jahrelange Entgegenkommen, ohne deren Mithilfe ein Valentingletscherlauf nicht mehr
zu organisieren wäre. Mittlerweile hat sich diese Veranstaltung derartig entwickelt, dass sie zur einzigen sportlichen
Großveranstaltung und zum Kultfest in der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen herangewachsen ist.
„Much“ Zojer und die „Pallavicini-Lawine“
Als erster Mensch mit normalen Schiern die 900 Meter lange Steilabfahrt bezwungen
Einen vermeintlichen Lawinen-Abgang hatten Zeugen an
jenem 11. Juli 1971 in der berühmt-berüchtigten PallaviciniRinne am Großglockner beobachtet. Und sie wollten von der
Oberwalderhütte aus gesehen haben, dass sie zwei Menschen
mitgerissen hatte. Überlebenschance gleich null. Die Suchaktion der Bergrettung verlief ergebnislos.
Wie sich herausstellte, war nur ein Schifahrer in der Rinne.
Er konnte sich vor der Lawine retten. Und schaffte zudem
Unglaubliches: Michael „Much“ Zojer, gebürtig aus Kötschach-Mauthen und dort auch Bergrettungsmann, hatte sich
nämlich im vollen Besitz seiner geistigen und körperlichen
Kräfte förmlich wie jene „Pallavicini-Lawine“ die 900 Meter
lange, extrem steile Rinne heruntergestürzt. Als erster Mensch
mit normalen Abfahrtsschiern. Er tat dies eher in aller Stille,
ohne großes Aufheben. Und stahl damit dem Schweizer
Extrem-Schifahrer Sylvain Saudan die Schau. Der nämlich
wollte wenige Tage später als werbewirksames Medienspektakel das Gleiche tun. Sein Pech: Saudan kündigte seinen Plan
in der Presse an, „Much“ Zojer erfuhr so von dem Vorhaben
und kam Saudan zuvor.
Zojer 1971 nach seinem „Teufelsritt“ durch
die Pallavicini-Rinne.
121
In einem Pressebericht von
damals heißt es:
Schiabfahrt über die Pallavicinirinne. Der 11. Juli 1971
wird als Markstein in die
Schi-Alpinistik eingehen. An
diesem Tag gelang es dem
Zollwachbeamten Michael
Zojer aus Thörl Maglern mit
Normalschiern diese SuperSteilabfahrt im Glocknergebiet erfolgreich zu befahren.
Die Pallavicinirinne, ein
Steil-Couloir von rund 900
m Länge und durchschnittlich 52 Grad Neigung, wurde
wohl mit Firngleitern schon
ein- oder zweimal befahren, jedoch wagte sich bis
zu diesem Zeitpunkt noch
keiner daran, mit normalen Abfahrtsschiern dieses
Programm zu unternehmen. Von hier hatten Zeugen den Lawinenabgang mit zwei vermeintlichen Opfern beobachtet: die
Als Kuriosum kann bemerkt Oberwalder Hütte auf einer alten Aufnahme. Darüber die 900 Meter hohe Pallavicini-Rinne
werden, dass zum selben zwischen Klein- und Großglockner. Zojers Abfahrslinie ist schwarz gekennzeichnet.
Zeitpunkt der Schweizer
Saudan, welcher als Bezwinger von extremen Steilhängen bekannt ist, mit dem Österreichischen Fernsehen verhandelte, um
die geplante Durchfahrung der Pallavicinirinne durch Television aufzeichnen und später aussenden zu lassen.
Der in Kärntner Bergsteigerkreisen bekannte Zollwachbeamte Zojer schlug Saudan ein Schnippchen und setzte die Tat ohne
viel Aufhebens um. Dem Tüchtigen lachte auch das Glück, denn zum selben Zeitpunkt, zu welchem sich Zojer im so genannten „Bahnhof“ (Ausbuchtung in der Rinne) befand, löste sich über ihm ein Schneebrett und donnerte durch die Rinne hinab.
Beobachter, die von der Oberwalder Hütte aus zusahen, befürchteten, dass Zojer von dem Schneebrett mitgerissen wurde und
verständigten die Bergrettung. Als diese auf der Pasterze eintraf, konnte sie einen glücklichen Bezwinger der berüchtigten
Pallavicinirinne in Empfang nehmen.
Zollwachbeamter Zojer verwendete für diese einmalige
sportliche und alpinistische Leistung seine normale Schiausrüstung – Amann-Schi, montiert mit Marker-Simplex Super
und Rotamat TR. So still wie Zojer seine Abfahrt vorbereitete, so wenig Aufhebens machte er später über seine Leistung. (Soweit der Pressebericht)
PS: Im Jahr 1961 gelang den Steirern Gerhard Winter und
Herbert Zacharias die erste Abfahrt mit Firngleitern. Zojers
Erfolg am 11. Juli 1971 in der Pallavicinirinne blieb für ihn
eine Einmaligkeit. Denn: Eine Wiederholung seiner Abfahrt
für das Fernsehen lehnte er dankend ab. – Alle Achtung und
Hut ab. . .
Die Kärntner „Volkszeitung“ korrigierte einen eigenen Bericht
vom 12. Juli, in dem über das vermeintliche Lawinenunglück
vom Vortag die Rede war:
Großglockner und Pallavicini-Rinne, vom Gipfel bis zum Pasterzen-Gletscher, und ihr Bezwinger Michael „Much“ Zojer.
In unserer Ausgabe vom Dienstag berichteten wir über einen
Alarm, den es am Montag um zwei Schifahrer in der Pallavicini-Rinne am Großglockner gegeben hatte, die mehrere
Personen von der Oberwalder Hütte aus beobachtet haben
wollten, wie sie in eine Lawine gekommen seien. Erst nach
einer ergebnislos verlaufenen Suchaktion stellte sich heraus,
dass nur ein Schifahrer in der Rinne war, der sich jedoch vor
der Lawine retten konnte.
122
In der allgemeinen Verwirrung, die durch die Umstände herrschte, ging die Leistung des Zollwachoberrevisors Michael Zojer
(30), der am Grenzübergang Thörl Maglern seinen Dienst versieht, beinahe unter. Er war nämlich jener eine Schifahrer, der
sich in der Rinne aufhielt und hatte als erster Mensch (vorher wurde jedenfalls kein derartiger Fall bekannt) mit normalen
Schiern die 900 Meter lange Pallavicini-Rinne, die ein durchschnittliches Gefälle von 52 Grad aufweist, befahren.
Der erfahrene Alpinist und Schifahrer, der heuer schon etliche „steile Sachen“ geschafft hatte, war übrigens indirekt durch
die „Volkszeitung“ zu diesem Unternehmen animiert worden. In der Ausgabe vom 27. Juni unseres Blattes las er, dass der
bekannte Schweizer „Teufelsabfahrer“ Sylvain Saudan, der bereits über die Nordwand des Montblanc mit Schiern abgefahren
war, diese längste Rinne in den Ostalpen abzufahren gedenke und das Österreichische Fernsehen diese Abfahrt filmen wollte.
„Da habe ich mir gedacht, dem könnt ich eine Spur ziehen“, erzählte er am Dienstag der „VZ“. Soweit es bekannt geworden
ist, waren bisher nur einige Wagemutige mit Kurzschiern oder Firngleitern durch die Pallavicini-Rinne gefahren.
Michael Zojer benötigte für sein Unternehmen etwa eineinhalb Stunden. Von speziellen Schwierigkeiten könne man dabei
nicht sprechen, meinte er, es sei nämlich die gesamte Rinne außergewöhnlich schwer zu bewältigen.
Zu der Situation, die dann eine Suchaktion ausgelöst hatte, war es gekommen, als sich Zojer etwa in der Mitte der Rinne
befand, wo es ein einziges, etwas breiteres Stück gibt, den so genannten „Bahnhof“. „Bei einer solchen Abfahrt muss man
die Augen immer überall haben“, erzählte uns der Schiakrobat. Er hatte die Augen auch glücklicherweise „überall“ und
konnte deshalb die Lawine rechtzeitig sehen, die hinter ihm
zu Tal donnerte, was auch seine Rettung bedeutete. Hätte sich
Zojer zu diesem Zeitpunkt etwas weiter oben oder unten im
engen Schlauch befunden, wäre er mit allergrößter Sicherheit
von den Schneemassen mitgerissen worden.
Mehrmals in der Rinne
Zojers Besuch am Bundesgymnasium
und Bundesrealgymnasium Villach
„Much“ Zojer war auch zu Gast am Bundesgymnasium und
Bundesrealgymnasium Villach, wo er vor Geografie-Schülern seinen Husarenritt durch die Pallavicini-Rinne schilderte.
Auf der Homepage der Schule im Internet ist Zojers Besuch
zusammengefasst:
Michael Zojer, gebürtig aus Kötschach-Mauthen, jener
damals 30-jährige Extrembergsteiger, der am 11. Juli 1971 als
erster Mensch die über 900 m lange und durchschnittlich 52
Grad steile Firn/Eisrinne zwischen Großglockner und Kleinglockner, die Pallavicini-Rinne, mit Schiern abgefahren ist,
war zu Besuch.
Zunächst berichtete Zojer über die Anfänge seiner bergsteigerischen Aktivitäten und über größere Bergfahrten, die ihn
später u. a. in die Westalpen, nach Afrika (Mt. Kenia, Kilimandscharo), nach Asien (Hindukusch), nach Südamerika
(Cordillera Blanca) und nach Spitzbergen geführt hatten. Der
Hauptinhalt seines Vortrages war jedoch der „Abfahrt mit
Schiern durch die Pallavicini-Rinne“ gewidmet.
Zojer schilderte seine Vorbereitungen für dieses Unternehmen, wie etwa das mehrmalige Durchsteigen der Rinne,
um die Abfahrtsmöglichkeiten genau zu erkunden, oder das
Warten auf die richtigen Schnee- und Wetterverhältnisse und
schließlich das Abenteuer der Abfahrt selbst.
Beträchtlich erschwert wurde sein Unternehmen durch die
Enge und Steilheit der Pallavicini-Rinne im obersten Teil, wo
ein Schwungansatz fast nicht möglich war. Zusätzlich lauerten in der Rinne noch die Steinschlaggefahr und die Gefahr
Michael Zojer am Gipfel des Großglockner – einst (oben) und
um 1996 (mit Bergkamerad).
123
Zur Person:
von Lawinenabgängen. Schließlich ist Zojer die extreme Schiabfahrt bestens geglückt. . .
Trotz eines verlockenden Angebotes des ORF hat Zojer damals den Entschluss gefasst, diese
Fahrt nicht zu wiederholen.
Der Höllenritt
25 Jahre später erinnert sich Zojer 1996 im
„Gailtaler Monat“ an sein Bravour-Stück
„Much“ Zojer
Geboren am 30. Mai 1941
in Kreuth ob Kötschach,
verheiratet, zwei Kinder,
Zollwachbeamter i.R.,
wohnt heute in 9201
Arnoldstein, Seltschach.
Größere
Bergrettungseinsätze
1959: Bergung des Schitourengehers Rudi Tindl
aus Villach im Valentintal.
Abtransport mit Gebirgstrage mit Mitgliedern des
örtlichen BRD.
1962: Rettungsaktion am
Seekopf (Wolayersee)
gemeinsam mit dem Hüttenwirt der Ed. Pichlhütte,
Siegi Trutschnig. Nach
einer Biwaknacht konnten
die Bergsteiger Gustl
Schreiber, Hans Schribl
und Horst Regatschnig
bei extremen Schlechtwetter aus der Wand
geborgen werden.
„Much“ Zojer und Siegi
Trutschnig erhielten das
„Kärntner Ehrenkreuz“
sowie die „Silberne
Medaille am Roten Band“
für diese Lebensrettungen.
1966: Mitwirkung bei
der Bergung des in der
Nordwand der Hohen
Warte tödlich abgestürzten Hans Golser, dem
Halbbruder von Georg
Zeitler. – Rettungsaktion
von zwei verunglückten
Bergsteigern aus der Pallavicini-Rinne am Großglockner gemeinsam mit
dem Herreshubschrauber
(Windenbergung), Erich
Dabemig und Viktor Tas-
Eine der größten Herausforderungen für Spitzenalpinisten ist immer wieder die Schiabfahrt
durch die Pallavicini-Rinne am Großglockner. So mancher hat den Versuch mit dem Leben
bezahlt. Einigen ist das Bravourstück auf Firngleitern gelungen. Aber seit einem Vierteljahrhundert unerreicht blieb der Höllenritt durch die Pallavicini-Rinne auf Normalschiern, die der
aus Kötschach stammende Zollwachbeamte Michael Zojer im Juli 1971 vollbrachte.
Hätte das tollkühne Unternehmen seinerzeit nicht den Fehlalarm des Rettungshubschraubers
ausgelöst, wäre die alpinistische Rekordleistung kaum öffentlich bekannt geworden. Denn
Michael Zojer, der in jungen Jahren zur bergsteigerischen Elite des Gailtales zählte, war nie
einer, der seine Leistungen an die große Glocke hängte. Er ist einer von jenem Schlag, der den
Berg mit seinen Herausforderungen und Gefahren als „persönliche Sache“ sieht.
1975 nahm Zojer an der Kärntner Hindukusch-Expedition auf den 7492 m hohen Noshag teil
(Expeditionsleiter Ratheiser und Team-Mitglied Hammerschlag sind nicht mehr, sie verunglückten später in den Bergen). Erstbesteigungen der Kellerturm-Ostwand und der SeewarteNordwand sind zu erwähnen. Zweimal war er in den südamerikanischen Anden unterwegs.
Vor sechs Jahren stürzte er am Jalovec (Julische Alpen) ins Seil, zog sich einen komplizierten
Trümmerbruch zu, der den zuletzt als Chefinspektor am Grenzübergang Thörl tätigen Zollwachbeamten in die Pension zwang. Michael Zojer ist Vater von zwei studierenden Kindern,
er baute in Seltschach, am Fuße des Dreiländerecks, ein stattliches Haus.
Patriotismus war’s eigentlich, was ihn zu dem Wagnis Pallavicini-Rinne motivierte: Der
bekannte Schweizer Alpinist Sylvain Saudan machte sich 1971 daran, den Höllenritt durch
die Pallavicini-Rinne als TV-Spektakel zu inszenieren. Michael Zojer kannte den Schweizer
persönlich. „Wir brauchen keinen Schweizer, der uns auf unserem Großglockner was vorzeigt“, dachte sich der damals 30-jährige Kötschacher. „Dem leg ich eine Spur“, zitierte ihn
die Kärntner „Volkszeitung“.
Achtmal stieg Zojer mit den Schiern vergeblich auf den Glockner. Erst beim neunten Mal
stimmte alles: Temperatur, Sicht und Wetter. „Die Rinne muss gut aufgefirnt sein, sonst hast
keine Chance“, bemerkte er knapp zu den Risiken eines solchen Vorhabens. An jenem Tag
Anfang Juli 1971 fügten sich die Bedingungen optimal.
Zojer: „Ich brach früh am Morgen von der Adlersruhe auf, ließ meine Tourenschi (1,80 m
lang) am Glocknerleitl und führte noch zwei Bergsteiger zum Gipfel. Ich musste warten, bis
die Rinne aufgefirnt war. Gegen zehn Uhr seilte ich mich von der Glocknerscharte circa 25
Meter in die Rinne ab und pickelte einen Standplatz ins Eis, auf dem ich mir die Schier
anschnallen konnte. Im oberen Teil ist die Rinne so steil und schmal, dass ich sie nur mit
Spitzkehren bewältigen konnte. Schwünge waren erst weiter unten möglich. Ich muss ein
Schneebrett ausgelöst haben, dessen Abgang beobachtet wurde, denn als ich schon unten auf
der Pasterze saß und jausnete, tauchte der Rettungshubschrauber auf. Später in der Schutzhütte auf der Adlersruhe erfuhr ich, dass eine Alarmmeldung über einen Lawinenabgang in
der Pallavicini-Rinne mit vermutlich zwei mitgerissenen Bergsteigern abgesetzt worden war.
Ich war alleine in der Rinne, die zweite beobachtete Gestalt war ein ausgeeister Felszacken.
Die Sache war im Gespräch mit den Alpinrettern schnell geklärt. Ich holte noch Seil und
Rucksack von der Glocknerscharte und war froh, dass alles gut gegangen war“. Tags darauf
meldete die „Volkszeitung“ das Bravourstück: „Michael Zojer ist der erste Mensch, der mit
Normalschiern die 900 Meter lange Pallavicini-Rinne befuhr.“
PS: Die Rinne ist nach dem Glockner-Erstbesteiger Graf Pallavicini benannt. Sie hat eine
Neigung von 52 Grad.
124
sotti sowie dem legendären Bergrettungsarzt Dr.
Jenny vom Bundesheer.
Teilnahme an zahlreichen
Rettungsaktionen in den
Karnischen Alpen und
den Hohen Tauern.
Lebensbilder:
Michael „Much“ Zojer
Expeditionen
1974: Besteigung des
Kilimandscharo-Uhuri
Big (5980 m). – 1975:
Kärntner HindukuschExpedition (Pakistan) mit
Besteigung des Noshag
(7492 m). – 1982: Anden
(Südamerika): Besteigung
von Tschatschani (6082
m) und des Nevado Pisco
(6020 m). – 1991: Spitzbergen-Expedition mit
Schibesteigungen.
Alpine Topleistungen
1971: Erstbefahrung
der Pallavicini-Rinne am
Normalschiern. – 1973:
Erstbesteigung der
Seewarte-Nordwand
mit Erich Dabernig und
Viktor Tassotti. – 1974:
Erstbegehung der Kellerturm-Ostwand mit Erich
Dabernig.
Much Zojer am Kolinkofel,
direkter
Nordgrat,
erste
Begehung am 2. September
1962 mit Fredl Wiegele.
1962: Zojer am Riesenferner.
Viele extreme Kletter-,
Eis- und Schitouren in
den West- und Ostalpen.
1975: „Much“ Zojer auf dem Gipfel und im Basecamp (2. von
links) des Noshag.
125
Aufnahmeantrag und Bestätigung für Michael
Zojer in den ÖBRD.
126
Einsamster unter den Einsamen
Kellerwandturm (2718 m) – Nordwand mit Westlicher Kellerspitze
Von Fred Wiegele
Kellerwandturm – Einsamster unter den Einsamen der Karnier, und nur für Kletterer zugänglich. Eine unbenannte Graterhebung noch, als 1895 Kofler-Jast aus Sittmoos nach der
Ersteigung der Hohen Warte (2780 m) N-Wand schon den
unteren, schwierigeren Teil des zerschundenen Westgrates
beging und beim Abstieg nach Süden auf die Spuren Samassas aus Collina stieß, der sich durch den Sockelbereich des
Turmes von Süden einen Weg auf die Kellerspitzen bahnte.
Auch Jahn-Langsteiner, die 1906 über diesen Grat abstiegen,
querten südlich unter dem Turmgipfel durch, so dass dieser
selbst erst im 1.Weltkrieg durch Italiener erstiegen wurde.
1936 endlich wurde der gesamte West-Grat durch den Friulaner Soravito und seinen Gefährten begangen. Schon vorher,
1933, nahmen Peterka-Fischer die Herausforderung Nordwand an und erkämpften sich in großzügigem freien Gang
einen Weg in die Scharte westlich des Turmes. Die direkte
Führe zum Gipfel suchten 1950 Toni Egger-Heini Heinricher,
den sie nach 13-stündiger von hohem Mut getragener Kletterei erreichten. Ein bleibendes steinernes Denkmal für die
beiden früh in den Bergen Verbliebenen.
1974 durchstiegen M. Zojer-E. Dabemig die sehr schwierige
Kellerwandturm-Nordwand mit Westlicher Kellerspitze.
und abgelegene NO-Wand,
wobei der lange Zustieg ins
Kugy-Kar – eine Bergfahrt
für sich – einen Rückzug fast
zwingend ausschloss.
Michl Zojer, Kellerwand, um 1965.
Mich verbindet mit dem
Turm der 1955 mit G.
Pichler „gemachte“ WGrat und die mit Michl
Zojer 1968 auf teilweise
neuem Weg erkletterte,
an ihrem Fuß von zwei
wilden
Schneeschluchten
zerfressene direkte Südwand.
Ein Schupfer Michls, wir
gingen im oberen Wanddrittel
gleichzeitig, und er, knapp
hinter mir, stellte mein durch
einen ausgebrochenen Griff
gestörtes
Gleichgewicht
wieder her und ermöglichte
vermutlich diese trockene,
höchstens
Bergsteiger
interessierende Bild- und
Bergbetrachtung.
127
Fred Wiegele am Kolinkofel,
direkter Nordgrat, erste Begehung am 2. September 1962.
Norbert Steindl überlebt
Der Bergretter und Alpingendarm wird bei einer Bergung 1971 schwer verletzt
Der belgische Staatsbürger Henri Vigneron (52 Jahre) unternahm am 11. August 1971 um etwa 6.30 Uhr im Wolayerseegebiet von der Eduard-Pichl-Hütte aus eine Klettertour über
den Normalaufstieg durch die Nordwand auf die 2595 m hohe
Seewarte. Beim Abstieg über die gleiche Route verlor Vigneron den Halt und stürzte ca. 100 m unterhalb des SeewarteGipfels etwa 150 bis 180 m ab, wo er mit zerschmettertem
Kopf in einer Rinne tot liegen blieb.
Die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen wurde am 12.
August vom Gendarmeriepostenkommando KötschachMauthen über den Bergunfall verständigt. Die Angehörigen
der Ortsstelle, Sepp Lederer, Reinhard Lenzhofer und Hans
Brandstätter, stiegen am 12. August 1971 mit den Angehörigen der Alpinen Einsatzgruppe V, Johann Waldner, Norbert
Steindl (beide auch Mitglieder der Bergrettung), Franz Astner
und Helmut Lackner zur Unfallstelle auf, wo nach Versorgung des Verunglückten um ca. 8.00 Uhr mit der Bergung
begonnen wurde.
Nach zum Teil sehr schwierigen Abseilarbeiten befand sich
die Bergungsmannschaft, zu der sich im letzten Drittel auch
noch der Bergrettungsmann Sepp Warmuth gesellte, ca. 25 m
oberhalb des Wandausstieges, als sich aus einem Felsabsatz,
über dem das Doppelseil lief, ein nachtkästchengroßer Stein
löste. Der Stein zerbrach nach einigen Metern Fall in zwei
Teile, und Norbert Steindl, der sich in der Falllinie des Steins
befand, konnte einem Teil ausweichen, während er vom zweiten getroffen wurde. Steindl stieß sich dabei selbst noch von
der Wand weg, sprang etwa sieben Meter hinunter und kam
Überlebte die dramatische Bergungsaktion 1971: Norbert
Steindl (rechts), hier Anfang 2008 mit seinem Freund, Weggefährten und einstigen Gendarmerie-Kollegen Hans Waldner,
der auch an der Vigneron-Bergung beteiligt war. Beide treffen
sich bis heute regelmäßig „auf a Achtele“. Oder auch zwei.
mit den Füßen und der rechten Körperhälfte auf einer Felsplatte auf. Er blieb bewusstlos liegen und musste nach „Erste
Hilfeleistung“ mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach
Lienz geflogen werden. Bei Steindl wurden schwere Prellungen und Hautabschürfungen festgestellt. Sein Befinden ist
derzeit infolge dauernder Blutungen nicht zufriedenstellend,
Der Leichnam Henri Vignerons wird von Sepp Lederer das letzte Wandstück von der Seewarte abgeseilt. Erleichterung spiegelt
sich im Gesicht des Retters kurz vor dem Ziel wider.
128
und sein Krankenhausaufenthalt wird sich noch bis Mitte September 1971 hinausziehen.
Die Bergung Vignerons wurde nach der Versorgung Steindls
fortgesetzt. Vigneron wurde das letzte Wandstück abgeseilt,
mit der Gebirgstrage in die Obere Wolayeralm und von dort
mit dem Geländewagen der Einsatzgruppe V in die Kapelle
nach Nostra, Gemeinde Birnbaum, gebracht.
Zum Ausbrechen des Steins sei noch vermerkt, dass dies auf
kein Fremdverschulden bzw. unsachgemäßes Handeln eines
Helfers zurückzuführen ist.
Die Genesung des Bergrettungsmannes Norbert Steindl wird
der Landesleitung noch zur Erledigung versicherungsrechtlicher Angelegenheiten bekanntgegeben werden.
Dauer des Einsatzes der Ortsstelle: 12. August 1971 von 13.00
Uhr bis 13. August 1971, 19.00 Uhr.
(Original-Bericht von Sepp Lederer)
Tödliches Ende einer Bergfahrt: der zerschundene Körper des
verunglückten Henri Vigneron an der Seewarte.
Ein halbes Jahr nach dem schweren Bergungsunfall Norbert
Steindls ist das versicherungstechnische Problem noch immer
nicht gelöst. Ortsstellenleiter Sepp Lederer findet in einem
Schreiben an die Landesleitung des ÖBRD in Klagenfurt vom
8. Februar 1972 deutliche Worte:
„Bei unserer Zusammenkunft (Anmerkung: der Ortsstelle) am
3. Februar konnte ich in der Versicherungssache um Norbert
Steindl, Gend.-Beamter und Bergrettungsmann, noch immer
keine positive Antwort geben. In angeregter Diskussion wurde
die Meinung laut, dass man auf eine finanzielle Abfindung
wohl verzichten müsse, weil Steindl Beamter mit weiterlaufenden Bezügen ist. Dass eine derartige Haltung der zuständigen
Stellen für uns unverständlich und untragbar ist, versteht sich
von selbst. Steindl lag mehrere Wochen im Krankenhaus und
war drei Monate dienstunfähig. Wie hätte sich die Versicherung des ÖBRD verhalten, wenn der Betroffene kein Beamter
wäre? Ich bitte die Landesleitung bei den entsprechenden Stellen zu urgieren, um diese Angelegenheit zu einem positiven
Abschluss zu bringen.“
Aus der Gendarmerie-Chronik Kötschach-Mauthen: OriginalBericht über die Bergung Henri Vignerons und den schweren
Unfall von Norbert Steindl.
In einem Gespräch Anfang 2008 zwischen Roland Pranter
und Norbert Steindl erinnerte sich Steindl an seinen schweren Unfall, der ihn zweieinhalb Monate ans Krankenhausbett
fesselte. Die inneren Blutungen konnten lange nicht gestoppt
werden. Steindl: „Ich wurde mit dem Militärhubschrauber, der
sich zufällig gerade in der Nähe befand, abtransportiert.“ Der
129
Stein traf ihn in der letzten Seillänge beim Abtransport des tödlich Verunglückten Belgiers. Von der Versicherung der Bergrettung bekam er kein Geld. Als Gendarmeriebeamter ging
Steindl vor das Arbeitsgericht, und in dritter Instanz wurde ihm
der Unfall dann als Arbeitsunfall anerkannt. Die Versicherung
musste schließlich auch die Kosten übernehmen.
Von einem Stein getroffen
Bergung einer Verletzten auf dem Kleinen Pal
Monika Scholz (20 Jahre) unternahm am 19. August 1971
mit einigen Verwandten (5 Personen) eine Wanderung vom
Plöckenhaus auf den Kleinen Pal (1865 m). Beim Abstieg
über die mit Fels durchsetzte Nordflanke ging Monika Scholz
der Gruppe etwa 25 Meter voraus. Einer der Nachsteigenden
rutschte aus, kam zu Sturz und brachte dadurch einen ca. 5 kg
schweren Stein ins Rollen. Monika Scholz wurde vom Stein in
den Rücken getroffen, stürzte einige Meter ab und blieb verletzt liegen.
Die Ortsstelle Mauthen des Österr. Bergrettungsdienstes
wurde vom Gendarmeriepostenkommando Kötschach-Mauthen über den Bergunfall verständigt. Sepp Lederer und Rein-
An der Plöckenstraße erinnert ein Kreuz und eine Tafel an das
tragische Unglück vom August 1971.
Nächtlicher Absturz
in die Mauthner Klamm
Zwei Mädchen kommen 1971 an der
Plöckenstraße tragisch ums Leben
In der Nacht vom 21. zum 22. August 1971 begehrten die
Insassen eines auf der Plöckenpass-Bundesstraße nächst des
Lamprechtbauern in Mauthen in Richtung Deutschland fahrenden Autobusses einen Austritt zur Verrichtung einiger körperlicher Bedürfnisse. In der dunklen Nacht und auch infolge
des starken Regens dürften die Insassen Wilhelmine Har-
hard Lenzhofer von der Ortsstelle wurden zusammen mit den
Angehörigen der Alpinen Einsatzgruppe V, Johann Waldner,
Helmut Lackner und Alois Ortner mit dem Hubschrauber des
B.M.f.I. in die Nähe der Unfallstelle geflogen. Monika Scholz
wurde mit einer Gebirgstrage aufgeseilt und mit dem Hubschrauber mit Verdacht auf schwere innere Verletzungen in
das Krankenhaus nach Lienz geflogen.
Als Reserve blieben beim Plöckenhaus die Bergrettungsmänner Kofler, Lamprecht und Gressel zurück. Dauer des
Einsatzes: 19. August 1971 von 14.00 bis 19.00 Uhr.
(Original-Bericht von Ortsstellenleiter Sepp Lederer)
tinger (14 Jahre) und Theresia Lindinger (17 Jahre) nach
Überschreiten eines Absperrungsgeländers den unmittelbar angrenzenden und stark
abfallenden Abhang übersehen haben. Die beiden
Mädchen kollerten den mit
Grasnarben besetzen und mit
leichtem Gebüsch bewachsenen Hang hinunter und stürzten anschließend über die so
genannte „Hohe Wand“ ca.
100 Meter senkrecht ab, wo
sie am Fuße der Wand in
einem Graben zerschmettert
und tot liegen blieben.
Die Ortsstelle Mauthen des Österr. Bergrettungsdienstes
wurde am 22. August 1971 gegen 3.00 Uhr von der Feuerwache Mauthen verständigt, dass von einem Autobus zwei Mädchen abgängig seien. Die Bergrettungsmänner Sepp Lederer
und Reinhard Lenzhofer stellten zusammen mit den Männern
der Feuerwehr Mauthen, Beamten der Zollwache Mauthen
und des Gendarmeriepostens Mauthen die Nachsuche an.
Gegen 5.00 Uhr konnten die beiden Mädchen in der Mauthner Klamm in dem Graben unterhalb der „Hohen Wand“ tot
aufgefunden werden. Die Leichen wurden in Gemeinschaft
mit den anderen Helfern geborgen und in die Totenkapelle
zum Ortsfriedhof Mauthen gebracht.
Dauer des Einsatzes der Bergrettungsmänner: 22. August 1971
von 3.00 Uhr bis 7.00 Uhr.
(Original-Bericht von Ortsstellenleiter Sepp Lederer)
130
1972
Beim II. Internationalen
Valentingletscherlauf am
4. Juni sind 76 Teilnehmer am Start. Es wird
wieder auf die schnellste
Zeit gefahren und bringt
folgendes Ergebnis: 1.
Franz Katnic (Slowenien)
1:50,2 Min.; 2. Sepp Lederer (Kötschach-Mauthen)
1:51,3; 3. Janes Brojan
(Slowenien) 1:52,1.
II. Int. Valentingletscherlauf
am Sonntag, 4. Juni 1972:
Aufstieg zum Start am Valentintörl.
Die Bergrettung auf dem „Valentingletscher“
Der II. Int. Valentingletscherlauf im Jahre 1972
Bei strahlendem Sonnenschein wird am 4. Juni 1972 der II.
Int. Valentingletscherlauf vom Österreichischen Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, durchgeführt.
76 Teilnehmer aus Slowenien, Italien, Osttirol und Kärnten
stellen sich dem Starter am Valentintörl, von wo aus eine
etwa zwei Kilometer lange, unpräparierte Strecke mit einigen
Richtungstoren bewältigt werden muss. Es gab zwar manche
Stürze, doch konnte das Rennen unfallfrei abgewickelt
werden, was für die ausgezeichnete körperliche Verfassung
der Bergrettungsmänner spricht.
Nach einer Heldenehrung auf dem Heldenfriedhof auf der
Kreuztratte im Plöckengebiet wurde um 14 Uhr auf dem
Hauptplatz in Mauthen unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Siegerehrung vorgenommen.
3:57,3.
Altersklasse I: 1. Sergio Tamussin (Forni Avoltri/Italien)
1:56,5; 2. Walter Lackner (Villach) 2:06,6; 3. Erwin Stattmann (Zollwache) 2:13,0.
Allgemeine Klasse: 1. und Tagesbester Franzl Katnic (Slowenien) 1:50,2 Minuten; 2. Sepp Lederer (Kötschach-Mauthen)
1:51,3; 3. Janes Brojan (Slowenien) 1:52,1; 4. Albin Triebelnig (Mallnitz) 1:53,4.
Mannschaftswertung: 1. BRD Kötschach-Mauthen I (8:14,6),
2. BRD Slowenien/Mojstrana (8:26,6), 3. BRD Mallnitz
(8:32,6), 4. BRD Kötschach-Mauthen II (10:39,7), 5. BRD
St. Lorenzen/Lesachtal (11:46,6).
Teilnehmer: 76; Start: 10.15 Uhr am Valentintörl; Ziel: Obere
Valentinalm.
Ergebnisse:
Altersklasse III: 1. Hans Schubl (Villach) 3:55,0 Min.; 2.
Hannes Winkler (Klagenfurt) 4:03,5; 3. Dr. Dellisch (Klagenfurt) 7:15,4; 4. Ing. Siber (Mauthen, mit 75 Jahren der älteste
Teilnehmer) 11:42,0.
Altersklasse II: 1. Camillo Steiner (Mallnitz) 2:19,6; 2. Anton
Mariacher (Lienz) 3:00,9; 3. Norbert Steindl (Kötschach)
Wie vor dem I. Int. Valentingletscherlauf, so bat die Ortsstelle Kötschach-Mauthen auch im Vorfeld des II. Int. Valentingletscherlaufs die einheimische Bevölkerung um Spenden
zur Finanzierung der Veranstaltung. Die Aktion brachte laut
Spendenliste 7050 Schilling (ca. 515 Euro) in die Kasse,
gespendet von 126 Bürgerinnen und Bürgern der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen und ihrer Umgebung.
Warten auf den Start – Valentintörl, Blick zum Rauchkofel.
Vor dem Start am Valentintörl. Links der Seekopf.
131
Konzentration vor dem Start am Valentintörl.
Rast beim Aufstieg zum Start vor dem Valentintörl.
ÖBRD-Landesleiter Dr. Dellisch (links) ehrt Simon Ainetter auf
dem Hauptplatz in Mauthen bei der Siegerehrung des II. Int.
Valentingletscherlaufs, dazwischen Sepp Lederer.
Das Team des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen
I mit (von links) Sepp Lederer, Fritz Gressel, Hannes Strobl
und Hannes Kofler gewinnt die Mannschaftswertung des II.
Int. Valentingletscherlaufs.
3. Platz in der Altersklasse II für Norbert Steindl.
Heldenehrung auf der Kreuztratte an der Plöckenstraße anlässlich des II. Int. Valentingletscherlaufs am 4. Juni 1972.
132
Wettlauf mit dem Tod verloren
Der 25-jährige Johann Stank stirbt auf der Oberen Valentinalm
1973
Bei der ordentlichen Jahreshauptversammlung
am 25. Jänner wird laut
Statuten eine Neuwahl
durchgeführt und hat
folgendes Ergebnis:
Ortsstellenleiter Sepp
Lederer, Stellvertreter
Hans Waldner, Kassier
Siegfried Kristler, Ausbildungsleiter Michael Zojer,
Einsatzleiter Hans Waldner, Gerätewart Josef
Hassler, Funkwart
Helmut Lackner, Sanitätswart Andreas Wurzer,
Med. Schulungen Dr.
Ernst Steinwender.
__________
In der letzten Kehre vor
der Oberen Valentinalm
werden zwei Schitourengeher von einer Lawine
verschüttet, die von
den Felsen der Kellerwand donnert. Dietmar
Regatschnig (29) aus
St. Veit kann sich selbst
befreien, für Johann Stank
(25) aus St. Leonhard
bei Villach kommt jede
Hilfe zu spät. Eine 25köpfige Suchmannschaft
aus Alpingendarmen,
Zollwachbeamten und
Bergrettungsmännern mit
drei Suchhunden kann
Stank nur noch tot aus der
Lawine bergen, nachdem
ihn ein Lawinenhund
der Zollwache Tröpolach
aufgespürt hat.
__________
Johann Stank aus St. Veit ist Anfang 1973 das erste Lawinenopfer des Jahres in Kärnten, als er auf der Oberen Valentinalm
ums Leben kommt. Nachfolgend ein Zeitungsbericht, wie es
zu dem Unglück kam.
Zuerst grub er verzweifelt mit seinen Händen im Lawinenkegel. Dann hetzte er ins Tal, um Hilfe zu holen. Aber der
Fernmeldewerkmeister Dietmar Regatschnig (29) aus St. Veit
konnte seinen unter der Lawine verschütteten Freund Johann
Stank (25) aus St. Leonhard bei Villach nicht mehr retten.
Kärnten beklagt den ersten Lawinentoten dieses Winters.
Am Samstag gegen 16.30 Uhr wurden die zwei jungen Touristen im Gebiet der Valentinalm (Plöcken) von einer Lawine
verschüttet. Während Regatschnig sich selbst befreien konnte,
kam für Stank jede Hilfe zu spät.
Die beiden jungen Männer befanden sich auf einer Tour zum
Wolayersee. Ihr Etappenziel war die Obere ValentinalmHütte, wo sie übernachten wollten. In der letzten Kehre vor
Erreichen der Hütte passierte das Unglück.
Von den Felsen der Kellerwand donnerte eine Neuschneelawine und erfasste die beiden Touristen, die zu diesem Zeitpunkt gerade am Fuße des Steilabfalles mit Schiern aufstiegen.
Beide wurden von den Schneemassen mitgerissen und verschüttet. Regatschnig konnte sich aus eigener Kraft befreien
und begann fieberhaft nach seinem jüngeren Freund zu suchen.
Mit der Kraft der Verzweiflung durchwühlte er die Schneemassen an der Stelle, wo er Stank vermutete – vergeblich. Er
musste sich entschließen, Hilfe zu holen.
Er fuhr mit den Schiern ab zur Plöckenstraße, begegnete aber
unglücklicherweise keinem Auto, das ihn mitnehmen hätte
können. Erst als er Mauthen schon fast erreicht hatte, konnte
er die Hilfe eines Autofahrers in Anspruch nehmen. Um 19.10
Konnte seinen Freund nicht
mehr
retten:
Dietmar
Regatschnig.
Uhr erreichte er den Gendarmerieposten KötschachMauthen.
Bald danach traf eine 25köpfige Suchmannschaft aus
Alpingendarmen,
Zollwachebeamten und Bergrettungsmännern mit drei
Lawinensuchhunden
am
Unglücksort ein. Bereits
zehn Minuten später hatte
der Hund der Zollwachstelle
Tröpolach den Verschütteten
gefunden.
Am 14. März sponsert
und übergibt die Firma
Holz Thurner aus Kötschach der Ortsstelle
eine neue Vakuummatratze Type „Laerdal“ – es
ist kärntenweit die erste.
__________
12. Juli: Bergung und
Transport des bei einer
Bergtour auf den Cellon
abgestürzten und schwer
verletzten Studenten Gerhard Milan aus Graz.
Starb als erstes Lawinenopfer
des Kärntner Winters 1973:
Johann Stank.
Aus Lois Ortners Tourenbuch: „Wir schaufelten wie irre, doch
der Tod war schneller. . .“
133
Johann Stank konnte nur
mehr tot geborgen werden.
Er lag in eineinhalb Meter
Tiefe, mit dem Gesicht nach
unten in den Schneemassen. Außer einem Unterschenkelbruch wies er keine äußeren Verletzungen auf. Er war in den
Schneemassen erstickt. Die Leiche wurde nach Mauthen
gebracht und zur Beerdigung freigegeben.
Stank war wie Regatschnig ein erfahrener Tourengeher und
Zur Person:
mit den Gefahren in den winterlichen Bergen vertraut. Er
war Mitglied des Vertrauensmännerausschusses der Post- und
Telegraphenverwaltung in Kärnten. Ursprünglich sollte auch
sein Bruder Anton Stank die Tour mitmachen, sagte aber dann
im letzten Augenblick ab. Dadurch wurde der Aufstieg der
beiden zur oberen Valentinalm-Hütte verzögert.
Turmabenteuerchen
am Trogkofel
Und anschließend mit Erich Dabernig
auf den Treßdorfer Kirchtag
Von Fred Wiegele
Erich Dabernig
Geboren am 12. August
1949 in Mauthen, verheiratet, ein Sohn, Erich
(Arzt).
Volksschule Kötschach,
Hauptschule in Kötschach, Berufsschule in
Villach.
Beruf: Schuhmacher,
Lehre bei seinen Vater in
Kötschach, 1969 Meisterprüfung.
Eintritt in Bergrettung am
27. Januar 1973, Bergrettungsmann seit 1975;
Zusatzausbildung: Flugretter (Militär).
Vereine: Alpenverein,
Bergrettung, Österreichischer Alpenclub.
Hobbys: Schifahren und
Biken.
Seilpartner u. a.: Michael
„Much“ Zojer, Fredl Wiegele, Lois Ortner, Hannes
Strobl, Viktor Tassotti,
Reinhard Ranner, Charly
Lamprecht.
Expedition: 1986 Alpamayo (Peru).
Erstbesteigungen: Bie-
Grünes Gipfelchen der felsgebankten Ringmauer. Sohn Alfred
und ich schauten zu dem im Gegenlicht dunklen Klotz des
Trogkofel, an dessen Westwand sonnenbeleuchtete Nebelfinger spielten. Vom Wind getrieben zog einer davon nach Süden
und ließ uns einen freistehenden Turm wahrnehmen. Trogkofelturm (2170 m). Mit-„Spielplatz“ der Jahre 1971, 1972,
1976. Die schöne Westverschneidung als Ersatz der Westwandrisse, die mich nicht Fuß fassen ließen. Der Nordpfeiler
(recht lustlos angegangen, weil ich für die Risse wieder keinen
Schlüssel fand) wusste mit zwei klotzigen Blocküberhängen
– forschender Blick nach unten zum sichernden Bruder Wendelin, Holzkeil, Schlinge – und anschließenden, genüsslichen
Prachtseillängen aufzuwarten.
Im August 1971 endlich die Westwandrisse. Ein Wackelhaken ermöglichte den entscheidenden Spreizschritt, ein Holzkeil mit schaukelnder Trittleiter und ein als Anker in den Riss
hinauf geworfener weiterer Keil öffnen den Weiterweg, der
meinem Bruder und mir gleichermaßen an der Knie-Innenseite eine wund gescheuerte „Markierung“ bescherte. 1972
mit Erich Dabernig, Wendelin und Filmkamera ungewollt auf
den Spuren der tüchtigen Vorgänger (Wigisser-Raditschnig
1930) in der bislang gescheuten Ostwand und 1976 schlussendlich der „längste“ Tag unserer Turmabenteuerchen.
Die NNO-Kante unter uns brav aufgeteilt, hat für jeden etwas
Besonderes. Für Erich einen delikaten Abstecher in die Nordwand mit Rückkehr zur Kante und den klassen Abschluss. Für
Franz den Anfang und eine 40 m Länge, kleingriffig und steil.
Für mich unten kalte Finger und oben einen prächtigen Handriss. Um die Mittagszeit sind wir mit dem „angebrochenen
Tag“ wieder im Tal und fahren schnurstracks zum „Dollinger“ aufs Nassfeld. Dort erneuert sich der zusammengefundene Viergesang (manche, beispielsweise Michl Buchacher,
müssen heimgehen) bis in die späten Abendstunden, betreut
von Frau Lotte, die für die Ausgewogenheit von festen und
flüssigen Brennstoffen vorbildlich sorgt.
Noch nicht genug? Na! Dann auf zum Treßdorfer Kirchtag.
Hier löst sich die Seilschaft nach einem von Franz angeregten Scheibenschießen, bei dem er nix, wir anderen, trotz
134
gengebirge: Gesamtüberschreitung (1. Winterbegehung). – Biegengebirge: Große Rissverschneidung (3. Begehung). – Canale: Nordostkante (frühe Wiederholung). – Cellon: Ostpfeiler
(1. Begehung). – Cellon:
Nordostpfeiler (1. Begehung). – Collin: Nordpfeiler (2. Begehung). –
Costone di Stella: Westpfeiler (1. Begehung). –
Costone di Stella: Ostwand (1. Begehung). –
Eiskarkopf: Nordostriss
(1. Begehung). – Gamskofel: Zebragrat (1.
Begehung). – Gamskofel:
Via Mamma mia (2. Begehung).
Gamskofel-Mooskofel:
Gratüberschreitung (1.
Winterbegehung). –
Grüne Nase: Vinzrinne
(frühe Wiederholung). –
Hohe Warte: OstpfeilerCastiglioni (frühe Wiederholung).
Kellerwand-Schnackl:
Ostpfeiler (1. Begehung).
– Kellerwandturm: Ostwand (1. Begehung). –
Kellerwandturm: Südwand-Wiegele (2. Begehung).
Nördlicher Biegenkopf:
Ostwand-Castiglioni (2.
Begehung). – Polinik:
Westgrat bis Piz Timau
(Gesamtüberschreitung,
1. Winterüberschreitung).
– Seekopf: Direkte
Nordwand (2. Begehung).
– Seewarte: Direkte
Nordwand (1. Begehung).
– Seewarte: NordwandPeterka (1. Winterbegehung). – Seewarte: Carla
Maria (2. Begehung).
Seewarte-Collin
(Gesamtüberschreitung,
1. Sommer- und Winterbegehung).
kreisender Läufe und dem Zufall vertrauend, sehr wohl treffen, langsam auf. Franz ist eine halbe Stunde vor, ich eine
halbe Stunde nach Mitternacht daheim, Erich erreicht zu Fuß
um halb sieben Uhr früh sein schützendes Dach, begrüßt
jeweils von Zungenflinkheit, vorwurfsträchtiger Stummheit
und Duldsamkeit unserer, mit uns schwer geprüften und daher
dankbar hoch zu lobenden Ehefrauen.
11. Juli 1971: W-Verschneidung, F. u. W. Wiegele-W.
Jaklitsch.
25. Juli 1971: N-Pfeiler, F. u. W. Wiegele.
8. August 1971: Westwandrisse, F. u. W. Wiegele.
19. September 1976: NNO-Kante, E. Dabemig-F. Unterluggauer-F. Wiegele.
21./22. Juni 1975: Glockner-Umfahrung, Erich Dabernig (mit
Hannes Strobl).
1976: Trogkofelturm (2170 m), Fred Wiegele am Nordpfeiler.
135
Die erste Vakuum-Matratze Kärntens wird angeschafft
Die Ortsstelle erhält zur Finanzierung großzügige Unterstützung
Im März 1973 schafft die Ortsstelle Kötschach-Mauthen als
erste in ganz Kärnten eine so genannte Laerdal-VakuumMatratze an – dank großzügiger finanzieller Unterstützung
der einheimischen Firma Holz Thurner. Die Firma RORACO,
Vertriebsgesellschaft für den Sanitätsbedarf, in Wien unterbreitet Bergrettungsarzt Dr. Ernst Steinwender am 12. Januar
1973 ein entsprechendes Angebot. Ortsstellenleiter Sepp
Lederer bestellt die Rettungsmatratze dann am 1. Februar
zum Preise von 3366 öS. Per Bahn trifft die Matratze am 14.
März in Kötschach-Mauthen ein.
Einen Tag später schreibt Sepp Lederer folgende Zeilen an
Sponsor Sepp Thurner: „Wir haben gestern die LaerdalVakuum-Matratze geliefert bekommen. Unsere Erwartungen
wurden bei weitem übertroffen, da es sich um eine wirklich
großartige Sache handelt. Dass dieser Ausrüstungsgegenstand nicht nur uns Alpinisten, sondern im Ernstfall auch der
vom Unglück betroffenen übrigen Bevölkerung zur Verfügung stehen wird, ist wohl eine selbstverständliche Sache.
Darin erkennen wir Deine großzügige Unterstützung, nicht
nur für uns vom Bergrettungsdienst, sondern für die gesamte
Bevölkerung unseres Raumes. Wir werden uns weiterhin in
den Dienst der Öffentlichkeit stellen und danken nochmals
recht herzlich!“
Aus Lois Ortners Tourenbuch: Mit Hans Patterer (rechts) am
16. Mai 1973 auf dem Reißkofel in den Gailtaler Alpen. Das
Gipfelkreuz steht heute auf dem Kleinen Trieb oberhalb der
Zollnersee Hütte auf der anderen Seite des Gailtales in den
Karnischen Alpen.
Der III. Int. Valentingletscherlauf am 11. Juni 1973
Aufstieg zum Start am Valentintörl
136
Zielankunft bei der Oberen Valentinalm.
Im Ziel bei der Oberen Valentinalm.
1974
Siegerehrung durch Bergrettungs-Chef Sepp Lederer. Carl und
Fritz Gressel (von links), Hannes Strobl und Erich Dabernig.
IV. Int. Valentingletscherlauf 1974
Katastrophen-Schneefall
am 6. März: Abtransport
der schwer erkrankten
Bäuerin Maria Ainetter
aus Nischlwitz.
__________
Das erste Übungsgelände für Bergrettungstechnik in der Mauthner
Klamm (Torbogen) wird
errichtet, um die Praktiken der Rettungstechnik
leichter zu erlernen.
__________
Am 25. Mai findet die
Landesversammlung der
Bergrettung Kärnten in
Kötschach-Mauthen statt.
__________
7. Juli: Bergung des auf
dem Grat unter dem Torkofelgipfel infolge einer
Aufstieg zum Start am Valentintörl.
137
Herzattacke verstorbenen
Sommergastes Hans-Jürgen Gossmann. Transport
bis zum Torkofel-Sattel
und von dort mit dem
Hubschrauber nach Kötschach (Dr. Steinwender,
Waldner, Walluschnig).
__________
24. Juli: Transport des auf
der Oberen Bischofalm
beim Hüttenbau verletzten 80-jährigen Pensionisten Florian Egger aus
Kötschach mit der
Gebirgstrage.
Rast oberhalb der Oberen Valentinalm. Albert Größbauer, von
1951 bis 1981 Obmann des Obergailtaler Sport-Klubs (OSK).
Aufstieg zum Start am Valentintörl.
Bergung und Transport eines verletzten Schiläufers war das „Handicap“ beim Valentingletscherlauf.
Zeitnahme im Ziel – Dir. Sepp
Nußbaumer.
138
Einladung und Tagesordnung der ÖBRD-Landesleitung zur Landesversammlung der Kärntner Bergrettung am 25. Mai 1974 in
Kötschach-Mauthen.
139
1975
Katastrophaler Schneefall im April
Der V. Internationale
Valentingletscherlauf wird
organisiert und veranstaltet. Es ist das letzte
Rennen mit Einzelwertung und schnellster Zeit.
__________
Eine verletzte Rentnerin muss per Hubschrauber gerettet werden
Nach dem Sturz über eine
Stiege wird die Rentnerin
Anna Wassertheuer aus
Goldberg (Knaller) am
1. April schwer verletzt.
Wegen KatastrophenSchneefalls muss sie
mit dem Hubschrauber
abtransportiert werden.
Im Einsatz sind BRD, Zollwache, Alpingendarmen
und Hubschrauberpilot
Walluschnig.
__________
25 Jahre Polinikgipfelkreuz: Die Gipfelmesse
wird umrahmt von der
Trachtenkapelle Mauthen.
In diesem Jahr wird per
Handschlag zwischen
Ortsstellenleiter Sepp
Lederer und dem
Obmann des Kameradschaftsbundes, Leopold
Durchner sen., das
Symbol des Friedens in
die Obhut des Bergrettungsdienstes gelegt.
Dieses im Jahr 1950 von
Mauthner Kriegsheimkehrern errichtete Symbol
wird seither durch die
Ortsstelle instand gehalten und alle fünf Jahre
eine Gipfelmesse veranstaltet (siehe Ausgabe
VIII der Reihe „Karnischnostalgisches Bilderbuch“
mit dem Titel „Der Polinik
– Geschichte und
Geschichten“, erhältlich –
wie alle anderen Ausgaben der Reihe auch – in
der Buchhandlung Moser
in Kötschach).
__________
12. Oktober: Sucheinsatz
nach den auf der Zollnerhütte eingeschneiten
Arbeitern und BR-Männern Johann Scherer und
Johann Strasser.
Im April des Jahres 1975 schneidet katastrophaler Schneefall vor allem abgelegene Höfe in
Hochlagen von der Versorgung ab. So auch den Goldberg in der Gemeinde Dellach, wo sich
die Rentnerin Anna Wassertheurer bei einem Treppensturz am 1. April schwer verletzt. Sie
muss mit dem Hubschrauber (Pilot Walluschnig) geborgen werden.
In einem Schreiben vom 11. April an BRD-Ortsstellenleiter Sepp Lederer bedankt sich der
Dellacher Bürgermeister Johann Piber für den Einsatz: „Ich möchte nochmals auf den Einsatz
der Bergrettung am Goldberg, welcher zur Bergung der schwerverletzten Frau Anna Wassertheurer von Ihrer Ortsstelle eingeleitet wurde, zurückkommen. Als Bürgermeister übermittle
ich hiermit meinen aufrichtigen Dank für diesen gefahrvollen und selbstlosen Einsatz der
freiwilligen Helfer und möchte Sie bitten, diesen Dank an die Einsatzmannschaft weiterzugeben.“
Auch in Kötschach-Mauthen macht der Schnee den Menschen zu schaffen. Auch hier kommt
es zu Einsätzen und Hilfeleistungen des Bergrettungsdienstes, für die sich Bürgermeister Messner am 30. April bedankt: „Sehr geehrter Herr Obmann! Für die uns zuteil gewordene Hilfestellung während der Katastrophentage im April 1975 darf ich namens der Marktgemeinde
Kötschach-Mauthen und besonders im eigenen Namen recht herzlich danken. Ich bitte, diesen
Dank allen im Einsatz stehenden Bergrettungsmännern weiterzugeben.“
Aus Lois Ortners Tourenbuch: Einsatzübung der Bergrettung am 25. Mai.
Das Gipfelkreuz auf dem Polinik
in der Obhut der Bergrettung
1975, im Jahr der Übernahme, wird
Mauthens Wahrzeichen repariert
Von Sepp Lederer
25 Jahre lang hatte das 1950 aufgerichtete Gipfelkreuz auf dem Polinik Wind und Wetter getrotzt,
bedurfte aber dann einer Reparatur, die Poldi Durchner jun., der Sohn des Kunstschmieds
Poldi Durchner sen., der das Kreuz 1950 in seiner Mauthner Werkstatt fertigte, federführend
mit einigen Helfern durchführte. Seit 1975 ist das Gipfelkreuz auf dem Hausberge von Mauthen in der Obhut der Bergrettung. Damals, 1975, war auch Sepp Lederer dabei, der heutige
Ehrenobmann der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen und heutige Vorsitzende der Alpenvereins-Sektion Obergailtal-Lesachtal, der in Heft 44 der Sektions-Nachrichten „Im Blick140
punkt” (3. Ausgabe 2000) an
die Arbeiten des Jahres 1975
auf dem Polinik-Gipfel erinnert:
25 Jahre ist es her, dass man
die Verankerungen
des
Kreuzes neu einbohren und
die Spannglieder anbringen
musste. Blitzschläge, Schneedruck und Sturmböen hatten
im Winter und in den letzten
Monaten dem Wahrzeichen
auf dem Hausberg der Mauthner so arg zugesetzt, dass
es umzustürzen drohte. Drei
der vier Spannanker waren
defekt, das Kreuz lehnte mit
seiner Spitze fast zwei Meter
nach Südwesten.
Etliche Anrufe gingen ein
und sogar mittels Fax wurde
auf das Problem aufmerksam gemacht. Ein persönlicher Augenschein durch den
Schmiedemeister und ein
weiterer Augenschein durch
den ÖBRD-Ehrenobmann
brachten schließlich die dringende Aktion ins Rollen.
In Durchners Werkstätte
Poldi Durchner jun. bei der
wurden wie vor 25 Jahren Das Arbeitskommando auf dem Gipfel.
Arbeit.
Spannglieder geschmiedet
und das nötige Werkzeug und Geräte bereitgestellt.
merkungen wie „Ana muaß da Maschta sein, wea wohl i!”
wurde das eiserne Ungetüm schließlich mittels Flaschenzug
Am 2. Juli 1975 war es dann soweit, dass sich Durchner Leo- in die Senkrechte gebracht und neu verankert. Nach einem
pold, Lackner Helmut, Ranner Gerhard, Maier Peter und Sepp gesungenen „Vater unser” und einer andächtigen GedenkLederer für den Arbeitseinsatz trafen. Mit dem Auto fuhr man minute für die „Alten Schöpfer des Kreuzes” wurde der
zur Polinik Alm und marschierte über den Würmlacher Poli- schweißtreibende Abstieg zum Plöckenhaus angetreten und
nik zum Törl, um von dort zum Gipfel zu gelangen.
die wohlverdiente Labung, von der manche noch heute reden,
zu sich genommen. Ein Hoch dem Bergrettungsdienst als
Nach eingehenden Beratungen und wichtigen Zwischenbe- Kreuzerhalter und Sponsor für Speis und Trank.
Oberpolier Heli bei der Arbeitseinteilung.
Ein kurzer Schluck, von Flasche zu Fl. . . eißigem Poldi.
141
„Bodenpersonal“: Heli Lackner und Poldi Durchner sen.
Gipfel- und Hüttenbuchpoet Sepp Lederer bei der Arbeit.
Der Polinik, Mauthens Hausberg, auf zwei älteren Aufnahmen: links von Kötschach aus gesehen, rechts von der Unteren
Valentinalm.
142
Das Gipfelkreuz wird gebaut und errichtet
1950 erhält der Polinik ein würdiges Wahrzeichen für Mauthen
Einige Männer aus Mauthen
beschließen, auf dem Polinik
ein Gipfelkreuz zu Ehren der
Gefallenen beider Weltkriege
aus Mauthen zu errichten.
Initiatoren waren Hermann
Kostner (†), Leopold „Poldi”
Durchner (†) und Alois
Ranner (†). Ein halbes Jahrhundert später veröffentlicht
Sepp Lederer, der Vorsitzende
der ÖAV-Sektion ObergailtalLesachtal, in den SektionsNachrichten „Im Blickpunkt”
einen Aufsatz mit dem Titel
„Zum Jubiläum 50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz”, in dem an
das damalige Geschehen erinnert wird – „eine Dokumentation zu Ehren der
wenigen noch lebenden
Erbauer nach Erzählungen
von Alois Ranner”. In den
Text fließen auch Informationen ein, die Alfons J. Klaus
aus Mauthen im September
1950 unter dem Titel „Mauthner Heimatklänge” im Osttiroler Boten veröffentlichte:
Auf die innere Stahlkonstruktion des künftigen Gipfelkreuzes für den Polinik, das im September
1950 aufgestellt und eingeweiht wird, montierten die Schmiede in Leopold Durchners Mauthner Werkstatt einzelne Platten. Der Chef (rechts) legt natürlich selber Hand an.
Ein schöneres und würdigeres Denkmal hätten unsere
Heimkehrer nicht errichten
können, als in Form eines
Gipfelkreuzes, das nun einen
der formschönsten Gipfel der
Karnischen Kette, den Polinik ob Mauthen, ziert. Dieses
Kreuz, aufgestellt „Anno
Santo 1950”, hat mehrfache
Bedeutung. Es soll allem
voran ein offenes Bekenntnis
zum Kreuze Christi sein, es
soll der Ausdruck des Dankes
an Gott für die glückliche
Heimkehr sein, und es soll Die Initiatoren des Heimkehrer-Kreuzes auf dem Polinik erkundeten im Frühsommer 1950 auf
sein ein Erinnerungszeichen dem Gipfel den Standort für das Kreuz: Hermann Kostner, Leopold Durchner, Alois Ranner
für jene, die nicht mehr (von links) und Adolf Lamprecht (vorne).
zurückgekehrt oder noch
immer vermißt sind. Bereits im Juli dieses Jahres wurde unten onsbau bestehend aus fünf Teilen und hat eine Höhe von fünf
im Tal von einer Gruppe Heimkehrer dieser lobenswerte und eine Breite von fast zwei Metern. An den beiden BreitseiEntschluß gefasst. Lehrer Hermann Kostner, Tischler Alois ten wurden die Namen der Gefallenen unseres Marktes, 75
Ranner und mehrere andere getreue Helfer sind seit jenem an der Zahl, durch in das Blech getriebene Buchstaben verTag mit viel Idealismus und oftmaligem Verzicht auf Freizeit- ewigt.
gestaltung an die Arbeit gegangen, und so ist dank der finanziellen Mithilfe der Bevölkerung eher als man glaubte in der In den ersten Tagen des September konnte der Transport mitWerkstätte des kunstverständigen Schlossers Poldi Durchner tels Kraftwagen nach Plöcken und zum Törl mittels Tragtier
das formschöne Kreuz entstanden. Es ist ein Eisenkonstrukti- durchgeführt werden.
143
Am 9. September 1950 erfolgte bei denkbar schlechten Witterungsverhältnissen der Transport vom Spielbodentörl – dorthin waren die einzelnen Teile von Fritz Gressel (Bild) mit dem
Tragtier geliefert worden – zum Gipfel.
„Ein Schritt vor, zwei zurück“: Auch ohne schwere Last ist
der letzte Anstieg zum Gipfel durch das viele Geröll bis heute
anstrengend.
Am 9. September 1950 sind bei Morgengrauen 15 Heimkehrer, welche die Strapazen des Kreuztragens gerne auf sich
nahmen, aufgebrochen, und haben trotz arger Wetterunbilden bei einem Höhenunterschied von 300 Metern die bis zu
60 Kilogramm schweren Bestandteile des zerlegten Kreuzes
den schroffen Felsberg entlang zum Gipfel getragen. Beinahe wäre durch den atemberaubenden Sturm und eisigkaltes Nebeltreiben die Aufstellung vereitelt worden, doch bei
höchstem Einsatz von Körper- und Willenskraft der kampferprobten Männer ist dieses eherne Mahnmal an bestgewählter
Stelle, nach drei Seiten fest verankert, bereits um 2 Uhr nachmittags gestanden.
Schwer ist die Last, unfreundlich das Wetter an jenem 9. September 1950: Die Teile für das Kreuz wogen bis zu 60 Kilogramm.
Im Zickzack befördern die „Lastenträger“ das Zubehör zum
Bau des Gipfelkreuzes vom Spielbodentörll auf den Berg.
Eisiger Wind treibt Nebelfetzen um den Gipfel.
Während des heiligen Opfers durchbrachen Sonnenstrahlen
die Nebelschwaden mit verklärendem Schein, und zutiefst
beeindruckt hielt der zelebrierende Priester Doktor Ploner, ein
gebürtiger Gailtaler, die ergreifende Bergpredigt, wobei viele
Augen feucht wurden. Worte des Dankes sprach Altbürgermeister Oberst a. D. Karl Gressel, der, ein Siebziger, als der
Älteste, gleich wie sein Enkel, das siebenjährige „Jörgele”,
als der Jüngste, anläßlich dieser historischen Begebenheit den
2333 Meter hohen Berg bestiegen hat.
Im Nachhall an das von unserer Dichterin Mary Möbius-Bleschin für diese Feier gewidmete Gedicht, welches von einem
Mühsamer Aufstieg vom Spielbodentörl zum Gipfel.
144
Lehrer vorgetragen und im
neuen Austria-Gipfelbuch als
Vorwort verzeichnet wurde,
erklangen die ergreifenden
Weisen des alten Liedes „Ich
hatt‘ einen Kameraden”. Bei
der wundersamen Melodie
„Von meinen Bergen muß
ich scheiden”, vorgetragen
durch den bewährten Flügelhornisten Ainetter, erfolgte
der allgemeine Abstieg.
So möge nun dieses weithin
leuchtende, himmelragende
Alpenkreuz für alle Zukunft
allen Bergfreunden, die es
in seinen Bann zieht, und
unserer lieben Bergheimat
mit seinen Bewohnern stets
zum beglückenden Schutz
und Schirm sein.
Die innere Konstruktion des Kreuzes ist zusammengesetzt, nun kann die äußere „Haut“ montiert werden.
Schließlich sind die Einzelteile, deren Transport so beschwerlich war, weitgehend zusammengesetzt.
Die letzten gekonnten Handgriffe – und das neue Wahrzeichen von Mauthen ist fertiggestellt.
Eine Seite ist verkleidet – nun muss das Kreuz gedreht werden.
145
Das Aufstellen des Kreuzes noch am 9. September 1950 erforderte von den Männern höchste Konzentration und Kraft.
Drei der Erbauer präsentieren stolz ihr Werk, das von Stahlseilen gehalten wird.
Über den Wolken: Weiter Blick über den Polinik-Gipfel mit dem gerade aufgestellten Kreuz hinaus in die umliegende Bergwelt.
146
Die Trachtenkapelle Mauthen untermalte 1950 die Einweihung mit stimmungsvoller Musik.
Pfarrer Ploner am 10. September 1950 während der Messe,
rechts neben ihm der Mauthner Professor Karl Klaus.
Das Kreuz steht, vor ihm die stolzen Errichter: Alois Ranner,
Hermann Kostner, Poldi Durchner, Albert Größbauer, Johann
Wurzer (stehend von links), Arnold Ortner (Junge); sitzend ein
Gast, der Feuerwerkskörper besorgt hatte.
Die feierliche Gipfelmesse zelebriert Priester Dr. Ploner, ein
gebürtiger Gailtaler, das Heimkehrerkreuz wird feierlich eingeweiht.
Dicht beisammen verfolgen die Besucher die Messe.
147
Der Wind hat den Nebel vertrieben und gibt während der Einweihung die Sicht ins Tal frei. Links vorne neben Mitgliedern der
Mauthener Trachtenkapelle Poldi Durchner sen.
Beeindruckend überragt das neue Heimkehrerkreuz die Festgesellschaft, die Pfarrer Ploner lauscht.
Die Messe ist gelesen, der Altar wird abgebaut – der 10. September 1950, ein denkwürdiger Tag, neigt sich dem Ende zu.
148
Und über allem thront der Polinik
Eine kleine Auswahl alter Bilder aus der Zeit um 1930/40 mit dem Wahrzeichen von Mauthen, dem Polinik, dessen Gipfelkreuz
nicht auf dem höchsten Punkt des Berges steht, sondern einige Meter talwärts, damit es vom Ort aus zu sehen ist.
149
1976
Im März und April beginnt
man eine Festschrift zum
30-Jahr-Jubiläum zu
erstellen und verschickt
sie dann mit unzähligen
persönlichen Briefen, um
für die bevorstehenden
Anschaffungen (Funkfixstation) Spendengelder zu
erhalten.
__________
März 1976: Gams- und Mooskofel
1. Winterbegehung – Ges. Überschreitung
Im Juni wird der VI.
Internationale Valentingletscherlauf mit neuem
Modus gestartet: DreierTeams mit Bau eines
behelfsmäßigen Rettungsschlittens – Abtransport
eines „Verletzten“ – starten auch auf schnellste
Zeit. Erstmals wird auch
der Wanderpokal an die
Siegermannschaft vergeben, welcher vom
akademischen Bildhauer
Herbert Unterberger hergestellt wurde.
__________
Am 24. Juni wird der
neue Klettergarten am
Felsentor der Mauthner
Klamm der Ortsstelle
Kötschach-Mauthen des
ÖRBD übergeben. Diese
hatte in Eigeninitiative
einen Pachtvertrag über
100 Jahre mit Grundbesitzer Reinhard Lenzhofer
abgeschlossen.
__________
Rechts mit Kreis gekennzeichnet die Stelle am Hinteren Mooskofel, an der Ortner/Dabernig im
Biwak übernachteten.
2. August: Rettungseinsatz nach dem
durch einen Sturz auf
der Oberen Bischofalm
schwer verletzten deutschen Touristen Rolf
Kupke aus Berlin. Versorgung und Transport
des Verletzten mittels
Gebirgstrage von der
Oberen Bischofalm nach
Kronhof.
__________
18. August: Sucheinsatz
nach den im Jaukengebiet vermissten
deutschen Sommergästen Heinz und Elfriede
Lutze aus Berlin, die sich
auf einer Wandertour
(Gailtaler Höhenweg) verirrt und die Nacht im
Aus Lois Ortners Tourenbuch: 1. Winterbegehung Wodnertörl – Mauthner Alm über Gams- und
Mooskofel im März 1976 (mit Erich Dabernig).
150
Ronachwald im Reißkofelgebiet verbracht haben.
__________
Am 9. September stürzt
vor den Augen seines
Chefs, des Landesgendarmeriekommandanten
Oberst Wolfgang Ortner,
vom Abstieg des über
2500 m hohen Seekopfes der Leiter der
Hochgebirgsschule in
den Karnischen Alpen,
Oberstleutnant Bernhard
Obereder (49), ab und
erleidet tödliche Verletzungen.
__________
25. Oktober: Sucheinsatz
nach den im Kellerwandmassiv abgängigen Bergsteigern Adolf Lercher und
Freunden. Im Einsatz sind
der BRD mit Hund Boso
und die Alpingendarmerie.
__________
1976 bis 1980 helfen Mitglieder der Bergrettung
Kötschach-Mauthen beim
Ausbau des Karnischen
Höhenweges und bei der
Erbauung verschiedener
Hütten am Karnischen
Höhenweg.
__________
Während der Gams- und
Mooskofel-Überschreitung.
Lois Ortner am Gipfel der Hohen Warte: Trainingstour durch
die Nordwand für die 1. Winterüberschreitung des Gams- und
Mooskofel.
Ende des Jahres wird
das Vereinsheim im neu
errichteten Rathaus Kötschach-Mauthen fertig
gestellt und eröffnet.
Übergabe des
Klettergartens am
Felsentor der
Mauthner Klamm
Der Ortsstelle KötschachMauthen wird am 24 Juni
1976 der Klettergarten am
Felsentor
zur
Mauthner
Klamm offiziell übergeben.
Die Bergretter demonstrieren
anlässlich der Übernahme
ihre Leistungsstärke. Links
die
Demonstrationsmannschaft nach der Arbeit (von
rechts): Dr. Ernst Steinwender, Erich Dabernig, Sepp
Lederer, Lois Ortner, Albert
Lora, Georg Zeitler, Rudolf
Zametter, Hubert Katschnig, Michael Lamprecht und
Alfred Daberer.
151
Sepp Lederer (oben) wird von Erich Dabernig gesichert.
Sepp Lederer in der 1. Seillänge in den Schlingen.
Michl Lamprecht (vorne) und Sepp Lederer bei der Führungsarbeit.
Erich Dabernig (rechts) klettert nach.
152
Beim Abseilen (Erich Dabernig).
Behelfsmäßige Bergung eines Verletzten. Am Stand oben Georg Zeitler, Albert Lora als Verletzter, Lois Ortner als Retter.
153
Boso macht seinen Meister und wird Lawinensuchhund
1977: Sepp, Boso und ein „Frischling“.
1976 legt Sepp Lederer mit seinem Schäferhund Boso die
Lawinenhundeprüfung in Fragant ab und erhält vom Lawinenhundereferenten der ÖBRD-Landesleitung diese Urkunde.
1981: Boso mit seinem Chef Sepp Lederer am Reißkofel . . .
. . . und im Jahre 1978 bei einer der zahlreichen Touren.
154
Eröffnung des Rathauses im August 1976
An der feierlichen Eröffnung des neuen Rathauses am 21.
August 1976 nahm auch ein Fackelzug der Bergrettung Kötschach-Mauthen teil, angeführt von Ortsstellenleiter Sepp
Lederer (links) und Einsatzleiter Lois Ortner. Gleichzeitig mit
der Rathaus-Eröffnung übergaben die Dolomitenfreunde um
Oberst Walther Schaumann den komplett sanierten Karnischen Höhenweg der Öffentlichkeit. Dort in den Bergen, zwischen Kirchbach und dem Wolayersee, liegt das Arbeitsgebiet
der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen.
Jahrsbericht 1976
34 Personen werden geborgen
In Stichworten fasst Ortsstellenleiter Sepp Lederer den Zeitraum vom 1. November 1975 bis zum 1. November 1976
zusammen:
Zahl der Männer: 40; Meldestellen: 1; Lawinenhunde: 3.
Gesamtzahl der Einsätze: 35 – Wintereinsätze: 27 (Pisteneinsätze); Sommereinsätze: 8, davon 1 Felseinsatz, 5 sonstiges
Gelände, 2 Blindeinsätze; davon 4 Einsätze mit Hubschrauberunterstützung. Gesamtzahl der geborgenen Personen: 34;
davon 27 im Pisteneinsatz, 1 im Felseinsatz, 6 im sonstigen Gelände; davon 1 Totbergung.
Im Pistenrettungsdienst standen namentlich eingeteilte Männer: 218 ganztägig (8 Stunden).
Weitere Aktivitäten: Dienst bei Schirennen; Lawinenalarmübung mit 8 Hunden und 30 Mann;
Gemeinschaftsbergfahrten; 6. Int. Valentin-Gletscherlauf 1976; Errichtung und Eröffnung des
Übungsgeländes in der Mauthner Klamm; Beteiligung am Gartenfest des ÖKB Mauthen; Einsätze bei der Wegbauaktion – Höhenweg; Teilnahme an verschiedenen Feiern; Teilnahme an
9 Landeshundeübungen; 5 Teilnehmer an einwöchigen Ausbildungslehrgängen; Schulungen,
Übungen und Zusammenkünfte der Ortsstelle; Streifendienste in Verbindung mit Bergfahrten
einzelner oder mehrerer Männer.
155
Max Seirer (unten) schreibt
1976 dieses Gedicht für die
Bergrettung
1976: Ortner/Strobl/Dabernig in der Pallavicini-Rinne
1976: Hannes Strobl, Erich Dabernig und Lois Ortner (von
links) bezwingen die Pallavicini-Rinne am Großglockner.
156
Der Seekopf wird zum Grab für Kärntens Alpinreferenten
Oberstleutnant Obereder gilt tagelang als vermisst und wird dann tot geborgen
Der 49-Jährige Bernhard Obereder kommt am Donnerstag, 9.
September 1976 in Ausübung seines Amtes – er ist Alpinreferent der Kärntner Gendarmerie – am Seekopf ums Leben.
Seine Leiche wird aufgrund der Witterungsverhältnisse erst
einige Tage nach dem Unfall gefunden und geborgen. Zunächst
galt Obereder deshalb als vermisst. Nachfolgend zwei Presseberichte über das tragische Geschehen:
Unter Kärntens Gendarmeriebeamten herrscht tiefe Trauer.
Einer ihrer Besten, Alpinreferent und Abteilungskommandant von Villach, Oberstleutnant Bernhard Obereder (49), ist
in Ausübung seiner Pflicht als Leiter der Hochgebirgsschule
am Seekopf (Wolayerseegebiet in den Karnischen Alpen) am
Donnerstag, 9. September, um 12.30 Uhr tödlich abgestürzt.
Er hinterlässt seine Frau und eine Tochter. Trotz aufopferungsvoller Einsätze der erfahrensten Alpingendarmen konnte die
Leiche des tödlich Verunglückten bis gestern nicht gefunden
werden. Undurchdringlicher Nebel raubte jede Sicht. Sturm
und Schnee verwandelten die Hochgebirgsregion in den Karnischen Alpen in eine unwirtliche Steinwüste.
In der Eduard-Pichl-Hütte, wo die 20 Teilnehmer eines Hochalpinkurses ihren Standort bezogen haben, herrscht gedrückte
Stimmung. Die bekannten Kletterberge rund um den Wolayersee wurden einmal mehr zum Grab für einen Bergfreund.
Trotz schlechter Sicht war der ortskundige und erfahrene
Alpingendarm vom Posten Kötschach-Mauthen, Revierinspektor Johann Waldner, mit einer Bergungsmannschaft
gestern neuerlich zu einer Suchaktion in die nahezu senkrechten Wände des Seekopfes eingestiegen. Kurz vor 10 Uhr meldete er über Funk: „Wir sind jetzt auf 2300 m, haben jedoch
nichts gefunden.“ Als sich das Wetter im Verlauf der folgenden
Stunden weiter verschlechterte, wurde die Suchaktion
um 14.30 Uhr abgebrochen.
Sie wird erst nach Wetterbesserung wieder aufgenommen. Bis dahin muss der Tote
im Fels bleiben, bis dahin
müssen Familienangehörige,
Freunde und Bergkameraden
von Oberstleutnant Bernhard
Obereder nichts anderes tun
als bangen und warten und
die qualvollen, langsam
dahin streichenden Stunden
untätig hinter sich bringen.
Am Seekopf tödlich abge-
Am Donnerstag früh war stürzt: Oberstleutnant BernObereder gemeinsam mit hard Obereder (49).
dem
Landesgendarmeriekommandanten Oberst Ortner, Gend. Bgf. Lois Ortner und
fünf der insgesamt 20 Kursteilnehmer in die über die Ostkante verlaufende Route eingestiegen. Beim Abstieg im Zuge
der ersten Querung etwa 100 m unterhalb des Gipfels geschah
das Unglück. Die Gruppe stieg in dieser Passage ohne Seil,
als plötzlich dichter Nebel einfiel. Die in seiner Nähe befindlichen Kursteilnehmer konnten nur beobachten, wie Oberstleutnant Obereder auf einem ausbrechenden Felsvorsprung
den Halt verlor und von zwei kopfgroßen Steinen, die ihn auf
der Brust trafen, in die Tiefe geschleudert wurde. Kärntens
Landesgendarmeriekommandant Oberst Ortner, der ebenfalls
vom Steinschlag getroffen wurde, wurde glücklicherweise
nur leicht an der Hand verletzt. Nähere Einzelheiten waren
am Posten in Mauthen gestern noch nicht bekannt.
Sofort begann man mit der Suche. Doch war zur Unfallzeit
der Nebel schon so undurchdringlich, dass die Aktion, die bis
in die Abendstunden dauerte, schließlich abgebrochen werden
musste. Keiner sah, wie weit der Gendarmerieoffizier in die
Tiefe gestürzt war, und auch nicht, wohin er genau gefallen
war. Auf verzweifelte Rufe kam keine Antwort.
Da die normale Besteigungsroute begangen wurde, die an der
Wasserscheide verläuft, die hier gleichzeitig auch die Grenze
bildet, steht bisher noch nicht einmal fest, ob Obereder auf
italienischer oder österreichischer Seite liegt. An dem gestern
durchgeführten Sucheinsatz beteiligten sich neben Revierinspektor Waldner die Gendarmeriebergführer Felix Lobnig
(Kleinkirchheim), Karl Bachlechner (Villach), Fritz Steinwender (Kleinkirchheim), Fritz Steinwender (Techendorf), Alois
Ortner (Kötschach) und Helmut Köfler (Paternion). Gestern
versuchte man von der Unfallstelle abwärts zum Abgestürzten vorzudringen. Beim nächsten Einsatz will man den umgekehrten Weg gehen und von unten nach oben suchen.
Eine Tafel am Ufer des Wolayersees erinnert an Obereder, der
am 9. September 1976 beim Abstieg vom Seekopf tödlich verunglückte.
Bei dem Unglück handelt es sich um den ersten tödlichen
Bergunfall in der Geschichte der Kärntner Gendarmerie,
sagte gestern Oberst Ortner. Der verunglückte Offizier war
ein erfahrener Alpinist und Bergführer, dessen Ruf über
157
Sicherheit und Genauigkeit am Berg bei allen Beamten
bestens bekannt war. Die Verhaltensweise Obereders entspricht durchaus den Gepflogenheiten, doch war der brüchige
Fels die kleine Ursache mit so erschütternden Folgen. Der
erste Hochgebirgskurs im Wolayerseegebiet wurde 1952, der
letzte 1974 abgehalten. Der Kurs wäre am Sonntag zu Ende
gewesen. Rittmeister Ebner, der neue Leiter, wird ihn heute
abbrechen. Die Bestürzung über den tragischen Unglücksfall
war in allen Gendarmeriekreisen, in denen sich der Offizier
größter Wertschätzung und Beliebtheit erfreute, groß.
Die Kärntner Tageszeitung (KTZ) berichtete: Vor den
Augen seines Chefs, des Landesgendarmeriekommandanten
Oberst Wolfgang Ortner, stürzte Donnerstagmittag beim
Abstieg vom über 2500 Meter hohen Wolayerseekopf der
Leiter der Hochgebirgsschule in den Karnischen Alpen,
Oberstleutnant Bernhard Obereder (49) in die Tiefe. Suchaktionen nach dem erfahrenen Bergsteiger blieben ohne Erfolg
und mussten gestern um 16.30 Uhr wegen des starken Regens
abgebrochen werden. Es gibt kaum noch Hoffnung, dass der
Villacher Gendarmerieoffizier den Absturz überlebt hat.
Bernhard Obereder, der Abteilungskommandant von Villach
und Alpinreferent des Landesgendarmeriekommandos für
Kärnten, leitet seit zehn Jahren die Hochgebirgsschule mit
dem Standort Eduard-Pichl-Hütte in den Karnischen Alpen,
Bezirk Hermagor. Er ist nicht nur ein ausgezeichneter und
über aus erfahrenen Bergsteiger, sondern gilt in Bergsteigerkreisen als „Sicherheitsfanatiker“.
In Gesprächen mit der KTZ anlässlich von Kletterübungen im
Klettergarten Kanzianiberg betonte der sympathische Oberstleutnant immer wieder, wie sehr es ihm auf die Sicherheit
beim Bergsteigen, selbst für extreme Geher, ankomme.
Über den Hergang des Geschehens meinte Landesgendar-
meriekommandant Oberst Ortner: „Wir befanden uns auf
dem Abstieg vom Seekopf über den Normalweg in Richtung
Südost. An der kritischen Stelle des Weges in rund 2400 Meter
Höhe, hielt sich Obereder an einem Felsblock fest. Plötzlich
brach dieser Stein und riss den Mann in die Tiefe.“
Durch den Nebel bedingt, konnte man den Absturz nicht mitverfolgen. Eine sofort eingeleitete Suchaktion blieb erfolglos.
Es ist anzunehmen, dass der bergerfahrene Offizier auf italienisches Gebiet stürzte. Obereder, der mit sieben Gendarmeriebergführern und 14 Schülern unterwegs war, hatte sich
nicht angeseilt. Oberst Ortner: „Dieser Abstieg ist technisch
nicht schwierig.“
Oberstleutnant Obereder ist in Villach verheiratet und Vater
einer Tochter, die die Maturaklasse besuchen wird.
In einer weiteren Ausgabe der KTZ heißt es: Obschon es
gestern zeitweise Aufhellungen im Bereich des Wolayerseekopfes gab, gelang es einer alpinen Gendarmerie-Einsatzgruppe nicht, den Leichnam des am Donnerstag abgestürzten
Abteilungskommandanten von Villach, Oberstleutnant Bernhard Obereder, zu finden. Die Suche musste auch gestern
erfolglos abgebrochen werden.
In der Nacht auf Samstag war im Bereiche der Absturzstelle
rund 15 Zentimeter Schnee gefallen, der sämtliche Spuren,
die die Einsatzgruppe am Tag zuvor gerade noch erkennen
konnte, verdeckte. Der Schnee und ein überaus starkes Gewitter in der Nacht auf Samstag hatten auch die letzten vagen
Hoffnungen auf ein Überleben des Leiters der Hochgebirgsschule am Wolayersee ausgeräumt.
Die Suche nach dem Alpinreferenten des Kärntner Landesgendarmeriekommandos soll heute bei eventueller Wetterbesserung fortgesetzt werden.
1977
Die erste Funkfixstation in Kärnten
Dieses Jahr begeht die
Ortsstelle ihr 30-JahrJubiläum. Der beharrlichen Aufbauarbeit der
Vordenker unter Ortsstellenleiter Sepp Lederer ist
es zu verdanken, dass
die Ortsstelle zu einer
vielbeachteten Institution
aufgestiegen ist. Das
Jubiläum wird offiziell
erst am 11. Februar 1978
anlässlich der Eröffnung
des Vereinsheims im
Rathaus gefeiert.
__________
Sie wird im Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen installiert
Im Frühjahr wird die so
notwendige Funkfixstation angekauft – Kosten
etwa 200.000 Schilling.
Als erste Ortsstelle in Kärnten schafft Kötschach-Mauthen im Frühjahr 1977 unter größten
finanziellen Anstrengungen eine Funkfixstation an. Sie soll im Gendarmerieposten KötschachMauthen installiert werden. Um dieses Vorhaben zu realisieren treffen der Österreichische
Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, und das Landesgendarmeriekommando
für Kärnten in Klagenfurt am 25. Juli 1977 folgende
Vereinbarung
1) Der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, beabsichtigt auf
dem Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen ein Funksprechgerät aufzustellen und zu betreiben. Die Bedienung soll durch die Gendarmerie und fallweise durch ermächtigte Vertreter des
Österreichischen Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, erfolgen.
2) Das Landesgendarmeriekommando für Kärnten erteilt hierzu seine Zustimmung unter folgenden Bedingungen:
a) Das Funkgerät ist bei evtl. Störung des Funkbetriebes auf Kosten des Österreichischen
158
Ortsstellenleiter und Kassier müssen einen Wechsel unterzeichnen, der
schon ein wenig am
Gemüt der verantwortlichen beiden Funktionäre
nagt. So macht Sepp
Lederer in seiner Amtszeit die Ortsstelle zur
ersten in Kärnten, die
über eine Funkfixstation
verfügt – für einen Verein
dieser Größe eine riesige
Investition, die nur mit
großer Beharrlichkeit
umgesetzt werden kann.
__________
Am 4. April überreicht die
Marktgemeinde Kötschach-Mauthen der
BRD-Ortsstelle offiziell die
Schlüssel zu den neuen
Räumlichkeiten im Amtsund Kulturzentrum (Rathaus). Eine entsprechende Vereinbarung
zwischen Gemeinde und
ÖBRD-Ortsstelle wird
unterzeichnet.
__________
Der Deutsche Herbert
Fellner (28) aus Neuburg
stürzt am 9. Juni in der
Reißkofel-Südwand 200
Meter tief ab und wird aus
einer steilen Schneerinne
tot geborgen.
__________
Am 6. August findet im
Kletter- und Übungsgelände Mauthner Klamm
das 1. Klammfest statt
– „Dämmerschoppen der
Bergfexen“ – dies soll
der finanzielle Grundstein
für die Refinanzierung der
Funkfixstation sein.
__________
Einsatzleiter und OLStv.
Hans Waldner scheidet
aus beruflichen Gründen
(Versetzung nach Klagenfurt) im September aus
dem Vorstand der Ortsstelle aus. Ihm folgt Lois
Ortner als Einsatzleiter
und Norbert Steindl als
Stellvertreter des Ortsstellenleiters.
Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu entfernen.
b) Für den Betrieb des Funksprechgerätes auf dem Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen
wird ab Inbetriebnahme jährlich ein Pauschalbetrag von S 160,-- als Ersatz für die Stromkosten festgesetzt.
c) Auftretende Betriebsstörungen und notwendige Reparaturen am Funkgerät sind zu Lasten
des Österr. Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu beheben.
d) Für Schäden, die durch die Aufstellung und den Betrieb der Funkanlage am Gebäude und
dessen Einrichtungen entstehen, haftet der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle
Kötschach-Mauthen. Notwendige Instandsetzungsarbeiten werden vom Landesgendarmeriekommando für Kärnten zu Lasten des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, veranlasst.
e) Der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, verzichtet auf jeglichen Ersatz des Schadens, der ihm durch den Betrieb der gendarmerieeigenen Funkanlagen
entstehen kann.
f) Die Republik Österreich (Gendarmerie) haftet nicht für Nachteile und Schäden, die dadurch
entstehen, dass der Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen und damit das Funkgerät nicht
besetzt sein sollten.
g) Für die Errichtung der Funkanlage ist die Bewilligung des Hauseigentümers erforderlich.
h) Der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, verpflichtet sich,
alle mit der Aufstellung und dem Betrieb der Funkanlage zusammenhängenden behördlichen
Voraussetzungen zu erfüllen und die hierfür vorgesehenen Gebühren, einschließlich der Vertragsgebühren, zu übernehmen.
i) Durch diese Vereinbarung erwächst dem Österreichischen Bergrettungsdienst, Ortsstelle
Kötschach-Mauthen, kein Rechtsanspruch auf den Betrieb der Funksprechgeräte durch die
Gendarmerie.
Leistungsfähig und verbissen
Hans Waldner verlässt 1977 berufsbedingt die Ortsstelle
Als der Einsatzleiter und stellvertretende Obmann der Bergrettung Kötschach-Mauthen, Hans Waldner aus Dellach, aus
beruflichen Gründen (er wird nach Klagenfurt versetzt) aus
dem Vorstand der Ortsstelle ausscheidet, schreibt ihm Sepp
Lederer folgenden Brief:
„Anlässlich Deiner Versetzung an eine neue Dienststelle und
somit Deines Ausscheidens als Einsatzleiter unserer Rettungsorganisation möchte ich Dir meinen persönlichen Dank und
den der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD für all
Deine Leistungen im alpinen Rettungswesen unserer Heimat
aussprechen. Ich bin seit unserer ersten Begegnung am Berg
vor mehr als zehn Jahren von Deiner Leistungsfähigkeit, ich
möchte fast sagen Verbissenheit, die Du bei allen Einsätzen
gezeigt hast, begeistert.
Deine Arbeit als Einsatzleiter unserer Organisation soll zu
einem späteren Zeitpunkt im größeren Rahmen Würdigung
finden. Ich bin voll überzeugt, dass Du uns auch in Zukunft
als Kamerad erhalten bleibst und uns Deine alpine Erfahrung
in manch gemütlicher Runde oder in gemeinsamen Bergfahrten weitergeben wirst.
159
Hans Waldner heute.
Mit den besten Wünschen
für eine freudvolle Arbeit in
Deinem neuen Wirkungskreis
und vor allem eine immer
gesunde Heimkehr ins Obere
Gailtal grüßt Dich mit einem
herzlichen „Berg heil“
Dein Kamerad und Ortsstellenleiter Sepp Lederer.
Wenn Sepp Lederer sauer ist . . .
. . . nimmt er bis heute kein Blatt vor den Mund. Der Ehrenobmann der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen
schrieb diesen geharnischten Brief an die Mitglieder der Bergrettung am 27. Juni 1977. Nach „Zeugenaussagen“
von damals trat das Bergrettungs-Team an jenem Abend komplett an.
160
Der Tod siegt am Reißkofel
Urlaubstragödie im Gailtal – Junge Mutter wird zur Witwe
Der 28-jährige Herbert Fellner stürzt am 6. Juni 1977 am
Reißkofel in den Tod. Die „Kleine Zeitung“ berichtet über
die Tragödie:
Erschütternde Urlaubertragödie Im Gailtal: Ein Bergungstrupp brachte gestern den 28 Jahre alten Heizungsmeister
Herbert Fellner aus Neuburg (Bundesrepublik) tot aus den
Felswänden des Reißkofels zurück. Seine junge Frau Ulrike,
die Ihr zweites Kind erwartet, wurde zur Witwe. Nach anstrengenden und gefährlichen Suchaktionen im Felsmassiv entdeckte gestern früh der Hubschrauberpilot Revierinspektor
Fischer im westlichen Bereich des Reißkofels den Rucksack
des tödlich Abgestürzten. Rund hundert Meter unterhalb stieß
die Bergungsmannschaft auf den Toten.
Herbert Fellner war Schilehrer und geübter Bergsteiger. Er
wagte die Tour auf den Reißkofel, den er von Westen nach
Osten queren wollte, allein und hatte die Absicht, sich am
Montag um 15 Uhr mit seiner Frau, seinem vierjährigen Kind
und den Eltern im Reißkofelbad wieder zu treffen. Die Familie wartete vergeblich auf seine Rückkehr.
Der Leiter der alpinen Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen,
Revierinspektor Waldner, schilderte gestern nach Beendigung
der Bergung den vermutlichen Hergang des Unglücks.
Fellner war am Montag kurz nach 7 Uhr aufgebrochen. Er
hatte offenbar versucht, die Querung auf einem Firnfeld zu
beginnen. Weil er weder mit Steigeisen noch mit Eispickel
ausgerüstet war, gab er dieses Vorhaben auf und versuchte
im Fels der Südwände weiterzukommen. Dabei geschah das
Kopfüber liegt der Verunglückte in einer Schneekluft.
Unglück. Fellner stürzte etwa 200 Meter tief ab und war auf
der Stelle tot.
Bei der Suchaktion am Dienstag stieg eine Gruppe von Bergrettungsmännern unter Führung ihres Obmannes Lederer vom
Westen, die Alpingendarmen vom Osten her zum Gipfel auf.
Im Gipfelbuch fand man keine Eintragung. Die Bergrettungsleute hingegen entdeckten Spuren im Schneefeld, die von dort
wieder zurück in den Fels führten. Infolge mangelnder Sicht
musste die Aktion am Dienstag jedoch abgebrochen werden.
Gestern um 7.15 Uhr entdeckte der Hubschrauberpilot den
Rucksack. Daraufhin wurde die Bergungsmannschaft von Dellach auf das Reisacher Joch geflogen. Um zur Absturzstelle
vorzudringen, musste die Rettungsmannschaft, bestehend aus
drei Bergrettungsmännern und sechs Gendarmeriebeamten,
750 Höhenmeter in schwierigstem Felsgebiet überwinden.
Der Tote musste zunächst abgeseilt werden und konnte erst
dann zum Reißkofelbad getragen werden. Nach den Verletzungen zu schließen, so erklärte Revierinspektor Waldner,
muss Herbert Fellner sofort tot gewesen sein.
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Originalbericht
der Suche nach Herbert Fellner und die Bergung des tödlich
Verunglückten.
Von dem schweren Schicksalsschlag tief erschüttert brach die
Familie ihren Urlaub im Alpencamping Reisach ab. Der Tote
wird in die Bundesrepublik überführt.
161
Die Bergretter an der Fundstelle des Verunglückten in einer
steilen Schneerinne.
Vorbereitungen zum Transport des tödlich Verunglückten
werden getroffen.
An einem Bergeseil
wird Fellner über den
Schnee abgeseilt.
Transport des Toten über steile Wiesen und Schrofengelände.
162
Am Reißkofel tödlich abgestürzt: Herbert Fellner (28).
Rechts die Absturzstelle im
Reißkofelmassiv.
Die Leiche Fellners wird mittels einer Gebirgstrage über 700
Höhenmeter unter anderem durch Lois Ortner, Sepp Lederer
und Erich Dabernig ins Tal gebracht.
Die Bergungsmannschaft, die den Leichnam Fellners vom Reißkofel geholt hat: Lois Ortner (von links), Erich Dabernig, Sepp
Lederer, Georg Zeitler, Helmut Lackner, Franz Astner, Erich Zerza, Hans Waldner und Johann Thurner.
163
Belobigung vom Gendarmeriezentralkommandanten im Wiener Innenminsterium für Lois Ortner für die Bergung Herbert Fellners: „Das Gendarmeriezentralkommando spricht Ihnen für Ihre Dienstleistung bei der unter schwierigen und gefährlichen
Verhältnissen gemeinsam mit anderen Gendarmeriebeamten und Bergrettungsmännern durchgeführten Bergung eines im
Reißkofelgebiet tödlich verunglückten deutschen Touristen die belobende Anerkennung aus. – Wien, am 7. März 1978 – Der
Gendarmeriezentralkommandant.“
164
1978
Am 11. Februar geht die
offizielle 30-Jahr-Feier im
Keller des Rathauses
über die Bühne – mehr
als 50 geladene Gäste
sind anwesend. In einer
Aussendung zum Jubiläum definiert Ortsstellenleiter Sepp Lederer die
Verantwortung der Bergrettung wie folgt: „Die
primäre Aufgabe des
Bergrettungsdienstes –
Verunglückten im Bergland zu helfen – wurde
von den Bergrettungsmännern aus KötschachMauthen in den vielen
Jahren zweifellos erfüllt.
Die Bergrettungsmänner
sahen und sehen auch
bei fast jedem Einsatz die
Ursachen, die zu einem
Unfall geführt haben. Es
liegt daher nahe, dass
wir uns dazu berufen
fühlen, bei der Verhütung
von Bergunfällen mitzuwirken und uns an Aufklärungsaktionen über alpine
Gefahren zu beteiligen.
Wir haben uns vorgenommen, diese Arbeit in
unserem Einsatzgebiet zu
übernehmen!“
__________
Am 5. und 6. August
geht die 2. Auflage des
Klammfestes über die
Bühne. Bei diesem
Termin ist die Pfarrgemeinde Mauthen strickt
dagegen, weil zeitgleich
das Maria Schnee Fest
in Mauthen ist. Ein Protestbrief, datiert mit 30.
Juli von Dechant Hassler,
kann die Vereinsführung
nicht umstimmen – die
Geldsorgen der Bergrettung sind größer den
je, und man veranstaltet
beide Feste.
__________
11. Februar 1978: An diesem Abend geht die offizielle 30-Jahr-Feier der Ortsstelle – das Jubiläumsjahr war eigentlich 1977 – im Bergrettungsraum im Keller des neuen Rathauses über die
Bühne. Gleichzeitig wird der Raum als Vereinslokal von Pater Paul eingeweiht und eröffnet. Mit
dabei sind u. a. (von links) Pater Paul, Dr. Ernst Steinwender, Pilot Erich Strasser, Gendarmerie-Inspektor Schalk, Major Limpl und Direktor Maier.
30 Jahre Ortsstelle Kötschach-Mauthen
Verspätete Jubiläumsfeier und Eröffnung des Vereinsheims
1977 besteht die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen 30 Jahre. Die offiziellen Feierlichkeiten werden aber erst am 11. Februar 1978 im neuen Vereinsheim der Bergrettung im Rathaus
begangen. Bevor es soweit ist, lädt Sepp Lederer mit Schreiben vom 27. Januar 1978 auch die
Landesleitung des ÖBRD und deren Chef Dr. Dellisch nach Kötschach-Mauthen ein: „Anlässlich der Eröffnung unseres Vereinsheimes, der offiziellen Inbetriebnahme der Funkanlage und
unseres 30-jährigen Bestehens erlauben wir uns, Herrn Landesleiter zu einem kleinen Festakt
am Samstag, den 11. Februar um 17 Uhr ins Rathaus (Keller) in Kötschach einzuladen.
Bei diesen Feierlichkeiten, es
gibt auch Speis und Trank
sowie 50 geladene Gäste (die
uns durch Material- und
Geldspenden den Ausbau
ermöglicht haben – auch ein
bisschen Prominenz ist dabei)
sollen folgende Kameraden
für 25-jährige Tätigkeit im
Bergrettungswesen
durch
Herrn Landesleiter geehrt und
ausgezeichnet werden: Hans
Waldner, Norbert Steindl,
Alois Traar, Herbert Zojer,
Julius Langegger.“ Ob der
durch die Anschaffung der
Funkfixstation entstandenen
Schulden, stellt Lederer –
typisch Sepp! – ganz am Ende
seiner Einladung kurz und
knapp folgende Frage an die
Landesleitung: „Geld zur Til-
Am 15. September wird
im Bereich des Kirchbacher Berges der bei
einem Arbeitsunfall
schwerverletzte Forstarbeiter Ambros Neuwirth
(27), der sich mit einer
Motorsäge versehentlich
die Halsschlagader aufgeschnitten hatte, gerettet
und überlebt den Unfall.
165
gung unserer Schulden gibt’s keines?“
In einer Aussendung zum 30-jährigen Jubiläum fasst Lederer
die Geschichte, Tätigkeiten und Aktivitäten der Ortsstelle
zusammen:
Bereits ein Jahr nach Gründung der Organisation des ÖRBD
im Jahre 1946 wurde am 26. Februar 1947 die Ortsstelle
Mauthen von der bis dahin tätigen Bezirksleitung des Bergrettungsdienstes eingesetzt.
Man hatte erkannt, dass eine örtlich organisierte Bergrettungsmannschaft besser arbeiten müsste, als das bisherige Modell.
Männer der Gendarmerie, der Finanz und zivile Bergsteiger
traten gemeinsam in den Dienst der Sache. Herr Webhofer
vom Finanzamt Mauthen wurde mit der Leitung betraut. Die
eingerichteten Meldestellen in Mauthen, beim Ederwirt und
Plöckenhaus, in Grafendorf, Reisach, Birnbaum, Liesing und
Luggau zeigen die Größe des damaligen Einsatzgebietes. Die
Arbeit in der Ortsstelle wurde so gestaltet, dass man lediglich im Falle eines Einsatzes zusammentraf und diesen durchführte. Die Ausbildung wurde jedem Mitglied mehr oder
weniger selbst überlassen, die Mittel für durchzuführende
Bergungen waren bescheiden: Einige selbst geschmiedete
Felshaken, ein Hanfseil, eine Holztrage und einige Fackeln
mussten genügen.
Im Jahr 1953 wurde die Ortsstelle neu organisiert und Herr
Erich Strasser zum Ortsstellenleiter bestellt. Erstmals wurde
ein Perlonseil, ein Alu-Akja mit Rad, eine Vierschiverschraubung und ortsstelleneigenes Verbandszeug angeschafft. In
Ausbildungskursen erhielten die Mitglieder der Ortsstelle
die nötigen Kenntnisse in alpiner Rettungstechnik, welche ja
oft angewendet werden musste. Im August 1954 wurden die
neu entwickelten Rettungsgeräte „Gebirgstrage“ und
„Stahlseilgeräte“ angeschafft
und erprobt.
Die Notwendigkeit des Einsatzes der immer wieder
neu entwickelten Rettungsgeräte beziehungsweise die
Anschaffung derselben ist
bis heute vordringlichstes
Problem geblieben. Meist
Sponsor Gerhard Stangl überreicht Ortsstellenleiter Sepp
Lederer „einen Blauen“.
Aufregung um
eine 13-Jährige
Große Aufregung um eine
vermisste Schülerin: Donnerstag, den 12. Januar
1978 um 13.30 Uhr ging
die 13jährige Andrea Klaus
nach Unterrichtsschluss in
der Hauptschule Kötschach-Mauthen
allein
zum Elternhaus vulgo
Ederwirt in Kreuzberg an
der Plöckenstraße. Da sie
um 20 Uhr noch nicht
daheim war, unternahmen
sechs Bergrettungsmänner
und ein Alpingendarm des
Gendarmeriepostens Kötschach-Mauthen
mit
einem Räumfahrzeug der
Feuerwehr auf der wegen
Lawinengefahr gesperrten
Plöckenpass-Bundesstraße
eine Suchaktion. Um 23
Uhr konnte das Mädchen
von der Suchmannschaft
wohlbehalten im Elternhaus angetroffen werden.
166
reichten die finanziellen Mittel zum Ankauf eines neuen
Gerätes nicht, oder erst sehr spät, so dass viel improvisiert
werden musste.
Alpen, wurden doch in dieser Zeit 39 Personen unverletzt aus
den Bergen, 64 Personen verletzt und 33 Personen tot sowie
199 Personen verletzt von den Pisten geborgen. . .
1957, nach der Versetzung von Erich Strasser zur Flugeinsatzstelle Klagenfurt, übernahm Herr Hans Strobl die Geschicke
der Ortsstelle, die er bis zu seinem unerwarteten und frühen
Tod im Herbst 1958 leitete. In den Jahren 1959 bis 1962 stand
Herr Herbert Zojer der Ortsstelle als Ortsstellenleiter vor und
von 1962 bis 1970 Herr Dipl.-Ing. Hellmut May. Seit 1970
leitet Sepp Lederer die Ortsstelle mit dem Bemühen, Mannschaft und Gerät auf dem neuesten Stand der Bergrettungstechnik zu bringen.
Dass es im Leben eines Vereins nicht nur freudige Ereignisse
wie etwa der heutige Tage, sondern auch bittere Stunden und
traurige Anlässe gibt, ist wohl im Willen des Allmächtigen
verankert, und so wollen wir all jener Freunde und Kameraden der Bergrettung Kötschach-Mauthen gedenken, die nicht
mehr unter uns weilen.
Dass Bergkameradschaft viel bedeutet und immer wieder
zusammenführt, ist vielleicht ein Grund dafür, dass wir uns
Dass sich unser Wunsch: „Geh in die Berge und kehr gesund
zurück!“ leider nicht erfüllt hat, beweist die Statistik: In den
Jahren von 1947 bis 1977 wurden 39 Personen unverletzt,
64 Menschen verletzt und 33 tot geborgen. Hinzu kamen im
genannten Zeitraum 199 Pisten-Bergungen.
Die primäre Aufgabe des Bergrettungsdienstes – Verunglückten im Bergland zu helfen – wurde von den Bergrettungsmännern aus Kötschach-Mauthen in den vielen Jahren zweifellos
erfüllt. Die Bergrettungsmänner sahen und sehen auch bei
fast jedem Einsatz die Ursachen, die zu einem Unfall geführt
haben, und es liegt daher nahe, dass wir uns dazu berufen
fühlen, bei der Verhütung von Bergunfällen mitzuwirken und
uns an Aufklärungsaktionen über alpine Gefahren zu beteiligen. Wir haben uns vorgenommen, diese Arbeit in unserem
Einsatzgebiet zu übernehmen!
Wie schon früher erwähnt, hängt von einer neuzeitlichen Ausbildung und Ausrüstung unserer Männer der rasche Erfolg
eines jeden Einsatzes ab. Für die Verwirklichung unseres
Planes, die Ortsstelle mit den notwendigen Geräten und
Materialien auszustatten, brauchen wir ihre Mithilfe und
Unterstützung. Denn: Was nützt einem Bergrettungsmann die
Bereitschaft, selbst sein eigenes Leben für einen Verunfallten
einzusetzen, wenn ihm die nötigen technischen Mittel für eine
sichere und rasche Bergung fehlen?
Inhaltlich ähnlich und doch ein wenig anders dann die Jubiläumsrede von Sepp Lederer am 11. Februar in den Bergrettungsräumen im Keller des Rathauses vor rund 50 geladenen
Gästen. Nachfolgend die wesentlichen Auszüge, die das oben
Gesagte, das Lederer natürlich auch am Jubiläumsabend
erwähnte, hier aber nicht wiederholt werden soll, ergänzen:
30 Jahre Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen, Einweihung
und Eröffnung des Vereinsheimes, offizielle Inbetriebnahme
der Funkanlage und Ehrung von Kameraden unserer Ortsstelle
für 25-jährige Tätigkeit im Bergrettungsdienst sind Grund
genug, mit Ihnen, verehrte Festgäste und Freunde der Bergrettung Kötschach-Mauthen, ein kleines Fest zu feiern.
Sie alle, die Sie heute zu uns gekommen sind, haben in den
letzten Jahren immer wieder geholfen, unsere Ortsstelle besser
auszubauen, Rettungsgerät anzuschaffen, und unser größtes
Werk, das Vereinsheim, dem die Gerätekammer angeschlossen ist, zu verwirklichen.
30 Jahre Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen bedeuten ein
schönes Stück Geschichte des Alpinismus in den Karnischen
Norbert Steindl, Viktor Gruber, Erhard Maier, Erich Strasser,
Helmut Lackner und Sepp Lederer.
bemüht haben, diesen Raum auszubauen, und ich möchte
behaupten, dass, nachdem uns die heimische Wirtschaft die
Materialien zum größten Teil kostenlos zur Verfügung gestellt
hat, diese Kameradschaft ausschlaggebend war, das Werk zu
vollenden.
Ich möchte hier nochmals jedem, der mitgeholfen hat, aus
ganzem Herzen danken und wünschen, dass wir uns hier möglichst oft zu gedeihvoller Ausbildungsarbeit und zur Pflege
der Kameradschaft treffen. All die Mühe und Arbeit, die hinter
diesem Werk steht, erhöht nur noch mehr unsere Freude über
das Gelingen.
Als ganz große Errungenschaft unserer Ortsstelle muss die
Errichtung der Funkanlage betrachtet werden, zumal sie in
der Zeit ihres Probebetriebes bereits geholfen hat, Menschenleben zu retten. Ich darf nun wieder allen, die uns bei der
Verwirklichung dieses 200.000-Schilling-Projektes geholfen
haben, danken.
Der Höhepunkt unseres heutigen Festaktes soll die Ehrung der
Kameraden Waldner, Steindl, Traar, Zojer und Langegger für
ihre 25-jährige Tätigkeit im Bergrettungsdienst werden, und
ich darf schon jetzt in meinem und im Namen der Ortsstelle
für die geleistete Arbeit danken und mit einem herzlichen
„Berg heil“ alles Gute für die nächsten 25 Jahre wünschen.
Nach der Jubiläumsveranstaltung heißt es in einem Pressebericht unter der Überschrift „30 Jahre Bergrettung in Kötschach-Mauthen“:
Wie es von den Bergrettungsmännern des Bergrettungsdien-
167
stes Kötschach-Mauthen zu erwarten war, ließen sie sich auch
von den katastrophalen Schneefällen kürzlich nicht abhalten,
anlässlich des 30jährigen Bestehens des BRD Kötschach ihr
Vereinsheim einzuweihen, die Funkanlage offiziell in Betrieb
zu nehmen und fünf Bergkameraden für ihre 25jährige Tätigkeit im Bergrettungsdienst zu ehren.
In einem kurzen Rückblick berichtete Sepp Lederer über die
wichtigsten Ereignisse in der Ortsgruppe: Die Statistik der
Einsätze und Bergungen rechtfertigt den Aufwand an Material und technischen Einrichtungen. 33 Personen wurden in
den letzten 30 Jahren tot, 64 verletzt und 39 unverletzt geborgen. Von den Pisten wurden 199 Personen verletzt abtransportiert.
Durch die Hilfe der heimischen Wirtschaft und den persönlichen Einsatz der Bergrettungskameraden ist es nun auch
gelungen, eine Heimstätte zu schaffen, die es ermöglicht, die
Ausbildungsarbeit in eigenen Räumen durchzuführen und die
Kameradschaft zu pflegen.
Eine ganz besondere Leistung war die Errichtung einer Funkanlage mit einem Aufwand von mehr als 200.000 Schilling,
die schon im Probebetrieb geholfen hat, Menschenleben zu
retten. Mit der Segnung der neuen Heimstätte durch den Bergkameraden Pater Paul und der Ehrung der Kameraden Hans
Waldner, Norbert Steindl, Alois Traar, Herbert Zojer und
Julius Langegger durch den Landesleiter des ÖBRD, Dr. Kurt
Dellisch, wurde der offizielle Teil der Feier abgeschlossen.
Bergrettungsmann Emmi Freidl in seinem Element
Anfang 1978: Der damalige Bergrettungsmann Emmerich (Emmi) Freidl, dessen zweites Zuhause die Eiskarhütte in der Kellerwand ist, die er hegt und pflegt, in seinem Element, den Bergen: unter der Nordwand der Hohen Warte (oben links), vor dem
Biegengebirge mit Seekopf und Chianaletta (oben rechts) und im Anstieg vom Wolayersee zum Valentintörl.
168
Den Gefahren des Winters begegnen
Informative Tagung für Bergretter in Kötschach-Mauthen
Der folgende Bericht der
Tagung mit praktischer
Übung am Kries im Februar
1980 erschien anschließend
in einer Zeitung:
Eine Informationstagung für
Bergrettungsärzte, Sanitätswarte, Schikursleiter und
Liftpersonal wurde am letzten Wochenende unter der
Leitung von Landesrettungsarzt Dr. Ernst Steinwender
in Kötschach-Mauthen durchgeführt. Eröffnet wurde die
Tagung mit Grußworten von
Landesobmann Dr. Kurt Dellisch und Bürgermeister Türk.
Dr. Steinwender konnte zur
Tagung neben den Mitgliedern der Bergrettung auch
Vertreter der Bergwacht, der
Gendarmerie, der Zollwache,
der Bergbahnen, den Vertre- Winterübung der Bergrettung Anfang 1978 am Kries (Talstation des heutigen Sesselliftes).
ter der Lehrerschaft, Hofrat
Albert Gail, sowie die Referenten Oberrat Dr. Helmut Bauer die Versorgung von Schwerverletzten. Eine zusätzliche Hilfe
und Dr. Gerhard Kugy begrüßen.
für den Arzt bedeutet das Cardiophon, ein handliches EKGGerät, mit dem die Herztätigkeit bei Verletzten ständig überDer Lawinenreferent des Landes, Dr. Helmut Bauer, erläu- wacht werden kann.
terte in einem Diavortrag die Entstehung von Lawinen, die
Gefahren im Tourenschilauf und Maßnahmen zur Verhinde- Im Schlussreferat wurde die Entwicklung der Schier und der
rung von Lawinenunfällen. Dr. Kugy sprach, ebenfalls unter Sicherheitsbindungen in den letzten sechs Jahren behandelt.
Zuhilfenahme von Lichtbildern, über die derzeitigen Mög- Dabei kam zum Ausdruck, dass mit vermehrter Verwendung
lichkeiten der Hubschrauberbergung. Dr. Steinwender behan- des sogenannten Kompaktschis und der größeren Beachtung
delte das Thema „Rettungsmaßnahmen auf Pisten und im der Bindungseinstellung die Schiunfälle wesentlich zurückAlpingelände“.
gegangen sind.
Dr. Steinwender stellte verschiedene Hilfsmittel für den Rettungseinsatz vor. So den vom Bergrettungsdienst entworfenen
Rettungsrucksack für Ärzte, Rettungsdienst und Liftgesellschaften, die „Kärntnermatte“ in zwei Ausführungen zur
Versorgung von Verletzungen der Extremitäten, den Verletztentrag- und -schlafsack und die Laerdal-Vakuummatte für
Zum Abschluss der Tagung demonstrierte die Einsatzgruppe
des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen unter der Leitung von Alois Ortner und Sepp Lederer typische Versorgungsund Bergemethoden bei Schiunfällen und Lawinenunglücken unter Verwendung der von Dr. Steinwender vorgestellten
Geräte sowie des Lawinensuchgerätes „Pieps“.
169
Maria-Schnee- und Klammfest 1978
Trotz Protest der Pfarre finden beide Veranstaltungen statt
Durch die Anschaffung und Einrichtung einer eigenen Funkfixstation sind die finanziellen Sorgen der Bergrettung größer
denn je. Die Einnahmen aus dem für den 5. und 6. August
1978 geplanten zweiten Klammfest soll die Geldsorgen lindern helfen. Doch im Vorfeld gibt es ein Problem: Die
Pfarrgemeinde Mauthen ist strickt gegen den Termin des
Klammfestes. Der Grund: An demselben Termin, dem 6.
August, findet das Maria-Schnee-Fest statt.
Für das Dekanat Mauthen schreibt Dechant Paul Hassler am
30. Juli 1978 einen geharnischten Brief „An den Bergrettungsdienst, zu Händen des Herren Obmannes, Sonderschullehrer Josef Lederer“:
Sehr geehrter Herr Obmann Lederer!
Wie mir soeben berichtet wird, plant der Bergrettungsdienst,
dessen Obmann Sie sind, am Samstag und Sonntag, 5. und
6. August, ein Klammfest in Mauthen. Als Pfarrangehöriger
von Mauthen, der auch in Mauthen aufgewachsen ist, wissen
Sie wohl, dass seit Jahrhunderten an diesem Tag in Mauthen
das Maria-Schnee-Fest gefeiert wird. Das gläubige Mauthen
weiß, was es Maria Schnee verdankt. Und so ist es gute, jahrhundertelange Tradition geworden, dass das Maria-SchneeFest, wo wir das Gnadenbild in feierlicher Prozession durch
die Straßen und Wege unseres Ortes tragen, nicht von anderen
weltlichen Veranstaltungen überlagert wird. Bislang hat man
sich immer daran gehalten und den gemeinsamen Veranstaltungskalender für Kötschach und Mauthen immer so erstellt,
dass das Maria-Schnee-Fest – auch mit dem Vortag bzw. Vorabend – in Mauthen veranstaltungsfrei geblieben ist.
Es wäre eine ganz unverständliche Zumutung, dass erstmals
heuer mit dieser guten Tradition gebrochen würde, und es
würde viel berechtigter Unwillen unter der Pfarrbevölkerung
hervorrufen und wohl auch dem Anliegen und guten Aufgabenbereich des Bergrettungsdienstes keinen guten Dienst
erweisen.
Im Sinne des friedvollen und verständnisvollen Zusammenlebens und Zusammenwirkens zum Wohle der Gemeinschaft
möge doch von diesem Vorhaben Abstand genommen werden.
Das erwartet nicht nur der Seelsorger von Mauthen, der
immerhin schon 30 Jahre für die Bevölkerung tätig ist, sondern der überragende Teil der Pfarrbevölkerung von Mauthen.
Soweit der Brief des Dechanten. Doch ob der großen Geldsorgen der Bergrettung kann Dechant Paul Hassler die Vereinsführung nicht umstimmen. So gehen an diesem Wochenende
beide Veranstaltungen – letztlich ohne größere Probleme –
parallel über die Bühne.
Laufende Motorsäge an den Hals geschleudert
Forstarbeiter trifft die eigene Halsschlagader
Das Leben des 27 Jahre alten Forstarbeiters Ambros Neuwirth, vuIgo Siegl, aus Reisach im Gailtal hing Anfang September 1978 nur noch an einem Haar. Beim Aufarbeiten von
Windwürfen in der Gegend des Reisacher Jochs wurde er von
der laufenden Motorsäge am Hals getroffen und die Schlagader geöffnet. Nur dem geistesgegenwärtigen Handeln seines
Bruders Arnold und der Einsatzbereitschaft und Umsicht des
jungen Kirchbacher Arztes Dr. Weeber ist es zu danken, dass
der lebensgefährlich Verletzte nicht verblutete.
Der Unfall ereignete sich gegen 17 Uhr im unwegsamen
Gelände westlich des Kirchbacher-Grabens. Beim Abschneiden eines Astes schnellte dieser hoch und schleuderte die
Motorsäge gegen Ambros Neuwirth. Wie ein Sturzbach schoss
das Blut aus dem Hals. Der jüngere Bruder Arnold legte dem
Schwerverletzten sofort einen Notverband an und lief dann so
schnell er konnte zirka zwei Kilometer zum Traktor, mit dem
er dann nach Kirchbach raste und ärztliche Hilfe holte. Zum
Glück war der Schwerverletzte bei Bewusstsein und hielt sich
selbst die aufgerissene Wunde zu.
Als Dr. Weeber hörte, was geschehen war, versorgte er sich
mit Blutplasma, verständigte Gendarmerie und Bergrettung
und eilte sofort zur Unglücksstelle. Der Arzt verabreichte
Neuwirth sofort Plasmatransfusionen, legte einen Verband an
und machte den Forstarbeiter transportfähig.
Bergrettungsmänner und Beamte der Alpinen Einsatzgruppe
IV aus Kötschach trugen ihn auf einer Bahre zu Tal, von wo ihn
das Rote Kreuz in das Landeskrankenhaus Klagenfurt brachte.
Ambros Neuwirth wurde gerettet. Gestern teilten die Ärzte des
Krankenhauses mit, dass er bereits über den Berg sei.
170
1979
IX. Int. Valentingletscherlauf 1979
Am 24. Juni findet der IX.
Internationale Valentingletscherlauf mit 205 Teilnehmern statt – wieder
mit einer Modusänderung
und einer Neuerung,
denn die „schnellste“ Zeit
ist zu gefährlich: DreierTeams auf Basis „Mittelzeit“ – Totalzeit/Anzahl
der Teams mit Angabe
eines maximalen Limits
und ohne Bau eines Rettungsschlittens. Auch wird
erstmals offiziell die Gästeklasse eröffnet.
__________
Am 15. August geht die
3. Auflage des Klammfestes mit einem Dämmerschoppen vom Stapel,
musikalisch umrahmt vom
„Gratzhof-Trio“.
Biertransport in den Zielraum, vorne Andreas Prugger (links) und Siegi Kristler (rechts).
Lawinenhunde – zuverlässige Helfer der Bergretter. Hier Lawinenhund Boso mit seinem „Chef“ Sepp Lederer, dem heutigen
Ehrenobmann und damaligen Leiter der Bergrettung, Anfang 1979 beim IX. Internationalen Valentingletscherlauf im Anstieg
zum Start am Valentintörl, rechts in Gesellschaft von Herbert Wieser.
„Uns wäre ein schönes Erlebnis entgangen“
Alberto Piller von der Ortsstelle Sappada des italienischen Bergrettungsdienst (Corpo Soccoroso Alpino) bedankt sich in einem Brief an Sepp Lederer für die Gastfreundschaft, die ihm
und seinen Kameraden beim IX. Int. Valentingletscherlauf entgegengebracht worden ist:
Carissimo Sepp,
ich möchte mich hiermit auch im Namen von Gianluca De Podestà und Rudolfo Selenati,
welche sich ebenfalls am IX. Valentingletscherlauf beteiligt haben, nochmals herzlich bedanken. Uns wäre wirklich ein schönes Erlebnis entgangen, hätten wir nicht an dieser so gut
organisierten Veranstaltung teilgenommen. Schade, dass wir früher nicht mit von der Partie
waren, doch in Zukunft wird sich das ändern.
Danke für die besondere Gastfreundschaft, die Du und Deine Freunde uns angeboten habt.
Dieses Treffen war wichtig zu einem besseren Verständnis und der Zusammenarbeit für die
Zukunft. . . Kommst Du oder Deine Freunde einmal nach Sappada, seid Ihr gern gesehene
Gäste und herzlich willkommen.
171
Fritz Gressel hat schon abgeschnallt. Vermutlich wegen
„Glatteisgefahr“.
Die „Stars“ beim Foto-Shooting unter der Kellerwand (von
links): Herbert Wieser, Lois Ortner, Kurt Kristler und Elfi Brandstätter
Fast am Start: Die Rennläufer kurz vor dem Valentintörl, wo
nach einer Rast das Rennen gestartet wird.
Warten auf den Startschuss, rechts Fritz Gressel, daneben
Erich Dabernig.
Rast beim Aufstieg zum Valentintörl (Herbert Wieser, Lois
Ortner und Kurt Kristler, von links).
Startnummernausgabe – ein echtes Volksfest am Valentintörl,
rechts Lois Ortner.
Lagebesprechung vor dem Start am Valentintörl (rechts Herbert Wieser und Erich Dabernig, links Georg Drumbl).
172
Volksfeststimmung bevor es losgeht: Zahlreiche Teilnehmer des Internationalen Valentingletscherlaufs tummeln sich am Start.
Auf geht‘s: Der IX. Internationale Valentingletscherlauf ist eröffnet . . .
Siegerehrung: Ossi Jochum (von links), Siggi Kaiser, Wolfgang Dabernig, Erhard Maier und Lois Ortner.
Taktikbesprechung: Andreas Prugger, der „entblößte“ Emmerich Freidl und Lois Ortner (von rechts).
173
Das 3. „Klamm-Dämmerschoppen-Sommerfest“
Ausschank-Genehmigung und Lautsprecherwerbung
Vor dem dritten Klammfest der ÖBRD-Ortsstelle KötschachMauthen am 15. August 1979, das als Sommerfest und/oder
„Dämmerschoppen“ deklariert wird, gilt es, Anträge zu stellen und die Werbetrommel zu rühren.
So sucht Gastwirt Sepp Huber aus Mauthen („Brückenwirt“)
mit Schreiben vom 4. August 1979 um „Bewilligung des Ausschanks beim Sommerfest“ bei der Bezirkshauptmannschaft
in Hermagor an: „Ich ersuche die Behörde um die Bewilligung
des Ausschanks im Festgelände beim Felsentor in der Mauthner Klamm anlässlich eines Sommerfestes am 15. August
1979. Bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung am Samstag, den 18. August statt.“
Auch gilt es für die Bergretter aus Kötschach-Mauthen, im
Vorfeld des 3. Klammfestes bei der Bezirkshauptmannschaft
Hermagor die Erlaubnis einzuholen, eine Lautsprecherwerbung durchführen zu dürfen: „Anlässlich des Dämmerschoppens in der Mauthner Klamm am 15. August 1979 wird
ersucht, die Durchführung einer Lautsprecherwerbung für 14.
8. 1979 für den Bereich des Bezirks Hermagor zu genehmigen.
Die Lautsprecherwerbung soll mit dem Pkw K 255.425 der
Frau Helga Maier, Mauthen, durchgeführt werden. Weiters soll
wie im Vorjahr ein allgemeines Fahrverbot für die Gemeindestraße in die Mauthner Klamm aufgehoben werden.“
Das 3. Klammfest ging dann als „Dämmerschoppen-Sommerfest“ in großartiger Atmosphäre am Felsentor der Mauthner
Klamm über die Bühne. Wobei es für einige tatsächlich dämmerte, als sie nach Hause gingen.
In 30 Stunden von der Leckfeldalm zum Naßfeld
Aus Lois Ortners Tourenbuch: Der Karnische Höhenweg in 30 Stunden von Sillian (Leckfeldalm) bis zum Naßfeld. Die komplette Tour unternahmen mit Lois Ortner noch Sepp Lederer und sein Lawinensuchhund Boso und Erich Dabernig. Andi Prugger ging bis zum Hochweißsteinhaus mit, Fritz Gressel bis zur Eduard Pichlhütte, Helmut Lackner stieß am Plöckenhaus zur
Gruppe und marschierte bis zum Naßfeld mit.
174
1980
Das innere Bedürfnis, anderen zu helfen
Am 18. Januar findet die
ordentliche Jahreshauptversammlung für das
abgelaufene Jahr 1979
statt. Dabei wird folgendes Wahlergebnis
erreicht: Ortsstellenleiter
Sepp Lederer, Stellvertreter Norbert Steindl,
Kassier Siegfried Kristler,
Ausbildungs- und Einsatzleiter Lois Ortner,
Gerätewart Andreas
Prugger, Funkwart
Helmut Lackner, Sanitätswart Albert Schellander,
Lawinenhunde Michael
Lamprecht, Arzt Dr. Ernst
Steinwender.
__________
Aus dem Jahresbericht der Ortsstelle für 1979
Die Ortsstelle erhält im
März fünf Tafeln „Bergrettung im Dienst“. In
einem Begleitschreiben
von ÖBRD-Landesleiter
Dr. Kurt Dellisch heißt
es dazu: „Diese Tafeln
sind dazu bestimmt, im
Dienst (und nur im
Dienst) in den Fahrzeugen der Bergrettungsmänner an gut sichtbarer
Stelle angebracht zu
werden. Diese Tafeln sind
keine Entschuldigung und
keine Einladung für
Übertretung von Verkehrs- und Naturschutzvorschriften, können
allerdings in Ausnahmefällen, wenn die Übertretung von Vorschriften
im Ernsteinstz erforderlich ist, die Gesetzeshüter
von Anzeigenerstattungen vielleicht abhalten.“
__________
Am 6. Mai wird die Ortsstelle Kötschach-Mauthen von der Ortsstelle
Lesachtal informiert, dass
sie nun das Einsatzgebiet „Wolayersee“ selber
betreut. Grund dafür: Es
liegt in ihrem Gemeindegebiet, und man hat
das Tiroler Gebiet durch
Gründung der Ortsstelle
Obertilliach verloren.
__________
Der X. Internationale
Valentingletscherlauf wird
im Juni veranstaltet und
„Jeder von uns weiß, wie schwer es ist in der heutigen Zeit einem freiwilligen Verein, noch
dazu einer Rettungsorganisation, anzugehören“, sagt Ortsstellenleiter Sepp Lederer am 18.
Januar 1980 auf der Jahreshauptversammlung für das Jahr 1979. Immer schon – und dies gilt
bis heute – war Sepp Lederer ein Mann des Wortes. Und ein Mann, dessen Worte zählen und
schwergewichtig waren und sind.
Damals, an jenem 18. Januar 1980, sagte er auch dies: „Hier möchte ich gleich den Leitspruch
ansprechen, der meiner Meinung nach im Herzen eines jeden Aufnahmebewerbers (in den
Bergrettungsdienst) sitzen müsste: nämlich das innere Bedürfnis zu haben, anderen helfen zu
wollen.
Es ist doch häufig so, dass ein junger Bursche rein des Namens, des orangenen Anoraks oder
der wenigen Begünstigungen, etwa des Liftfahrens wegen, dem Bergrettungsdienst beitreten
möchte. Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, innerhalb unserer Reihen nur solche Männer zu
führen, die die richtige innere Einstellung zur Bergrettungs-Organisation haben. Wenn nicht,
dann möge der Betreffende darüber nachdenken. Seine Einstellung lässt sich auch im Interesse an der Vereinsarbeit, der Ausbildung und Weiterbildung sowie der Einsatzbereitschaft
erkennen.
Bergretter sein heißt, von Verantwortungsbewusstsein für den Verunglückten, aber auch für
seine Kameraden und zur Pflege dieser Kameradschaft erfüllt zu sein.“
Retter auf vier Pfoten
bekämpfen den „Weißen Tod“
Hundeführer der Bergrettung übten in der Fragant
Bei einem Kurs für Lawinenhunde im März 1980 in der
Fragant stellte sich Reporter
Harald Raffer von der „Kärntner Tageszeitung“ (KTZ) als
Lawinenopfer zur Verfügung, erlebte das Geschehen
so hautnah und schrieb seine
Erfahrungen anschließend in
folgendem Artikel der KTZ
vom 12. März 1980 nieder.
Damals standen dem Kärntner Bergrettungsdienst 50
Lawinenhunde zur Verfügung. Hinzu kamen sieben
Hunde der Landesleitung
Osttirol, 13 der Zollwache
und je einer der Polizei und
der Gendarmerie. Sepp Lederer, damaliger Chef der Bergrettung Kötschach-Mauthen,
leitete die Einsatztruppe bei
dem Kurs, Dipl.-Ing. Albert
Gayl, ein anerkannter Lawinenexperte, stand den Kurs-
Lawinenhund Boso mit seinem „Chef“ Sepp Lederer Anfang
1979 beim IX. Internationalen Valentingletscherlauf.
175
bei herrlichen Schneeverhältnissen durchgeführt.
__________
Am Samstag, den 28.
Juni findet zum zweiten
Mal nach 1974 die
Landesversammlung der
Bergrettung Kärnten in
Kötschach-Mauthen statt.
Die Tagesordnung sieht
fünf Tagesordnungspunkte vor: 1.
Begrüßung durch den
Ortsstellenleiter Sepp
Lederer; 2. Ansprachen
der Ehrengäste; 3. Kurzgefasster Tätigkeits- und
Kassenbericht der Landesleitung (Dr. Kurt Dellisch); 4. Bericht der
Rechnungsprüfer, Entlastung; 5. Allfälliges.
__________
Die Versicherungsarbeiten am Seekopf und
der Seewarte sind während der Sommermonate
Hauptaufgabe im Einsatzgebiet.
__________
30 Jahre Polinikgipfelkreuz: Gefeiert wird die
Gipfelmesse am 24.
August mit Pater Paul,
musikalisch umrahmt von
der Trachtenkapelle Mauthen.
__________
Lawinenhundeführer bei den Übungen während des Lawinenhundekurses.
teilnehmern mit Rat und Tat
zur Seite. Die Kursteilnehmer wurden bei ihren Übungen auch einen Tag lang von
einem Heereshubschrauber
(Pilot Hauptmann Meiser,
Wachtmeister Huber) unterstützt. Harald Raffer schreibt
in seinem Bericht:
Zwei Schitouristen durchqueren die Ostflanke des „Ofenspitzes“ in der Fragant. Es ist
kurz nach elf Uhr. Plötzlich
löst sich unterhalb der FelsDie Erstmaßnahmen greifen, das „Lawinenopfer“ wird von
wände ein Schneebrett. Ein Sepp Lederer (links) und seinen Helfern gestützt.
Tourist wird von der Lawine
erfasst und unter den Schneemassen begraben, der andere kann sich im letzten Moment in
Sicherheit bringen. Das Unglück wird von der Fraganter Hütte aus beobachtet. Eine zufällig
anwesende Urlaubergruppe – bestehend aus Mitgliedern der Bergrettung und dem Lawinenhund „Boso“ (Anmerkung: Boso war Sepp Lederers Lawinenhund) – bricht sofort zu einer
Bergungsaktion auf. So lautet die Übungsannahme. Der „Verschüttete“ bin ich, der zweite
Schitourist der Pressefotograf Klaus Kreuzer (Firma Trenkwalder).
Der Einsatzleiter der Gruppe C, Sepp Lederer, zugleich Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, macht mich mit meiner Rolle als „Lawinenopfer“ vertraut. Ich schlüpfe
in einen dicken Schianzug. Dann bekomme ich zu meiner Sicherheit noch ein „Piepsgerät“
Am 20. September stürzt
Bergrettungskamerad
Herbert Wassermann
durch die Nordwand im
Eiskar/Kellerwand ab und
erleidet tödliche Verletzungen.
Mit dem Akja bringen die Bergretter den „Verunglückten“ in Sicherheit, aufmerksam bewacht
von Lawinensuchhund Boso.
176
umgehängt. Lederer drückt
mir auch ein Funkgerät in die
Hand. „Falls irgend etwas
ist, sofort melden“, wird mir
erklärt. Schließlich steige
ich in ein drei Meter tiefes
Schneeloch. Während ich es
mir auf einer Decke bequem
mache, verbauen die Männer
mit Schneebrocken die kleine
Öffnung. Die Oberfläche
wird dem übrigen Gelände
gleichgemacht. Im Loch ist
es still und ziemlich dunkel.
Fünf Minuten vergehen.
Nichts geschieht. Eine Viertelstunde. Noch immer Stille.
Ich überlege mir, wie es wohl
den Verschütteten zumute ist.
Wie sie, während sie frierend
nach Atem ringen, bis zuletzt
auf Hilfe hoffen.
Der verzweifelte Begleiter
Da sind Können und Konzentration gefordert: Auch schwierige Passage wie dieser Hohlweg
müssen mit dem Akja gemeistert werden.
des „Verschütteten“ kann den herbeieilenden Männern ungefähr zeigen, wo die Lawine den
Schifahrer erfasst hat. Während der Lawinenhund angesetzt wird, beginnen die Männer mit
Sonden vorsichtig das Gelände zu durchkämmen. Schon nach einer Minute hat „Boso“ eine
Spur. Die Bergrettungsleute beginnen sofort mit mitgebrachten Schaufeln mit der Bergung.
Plötzlich taucht neben mir das Ende einer Sonde auf. Jetzt vernehme ich Geräusche, Stimmen.
Es wird heller. Deutlich höre ich nun ein Scharren. Dann taucht zuerst die Schnauze „Bosos“
und schließlich der ganze Hundekopf in der Öffnung auf. Der Vierbeiner gräbt fleißig weiter
und landet bei mir in der Grube. Zur Belohnung erhält er Hundekekse. In der Zwischenzeit
haben mich die Männer freigelegt. In aller Eile – da Schlechtwetter angenommen wird, kann
der Hubschrauber nicht landen – werde ich als „Bewusstloser“ auf einen schnell zusammengebauten Rucksackschlitten (bestehend aus zwei Schiern, Schnüren und einem Biwacksack)
gelegt, festgebunden und zur Fraganter Hütte abtransportiert. Eine gelungene Übung.
Als Kursleiter fungierte vom 2. bis 9. März der Lawinenhundereferent der Kärntner Bergrettung, der Magistratsbeamte Hans Kidalka aus Klagenfurt, dem sein Stellvertreter Walter
Kanave aus Hermagor und die Lawinenexperten Dipl.-Ing. Albert Gayl und Dr. Helmut Bauer
aus Klagenfurt zur Seite standen. „Wir sind alle Idealisten“, erklärte Kidalka der KTZ. Die
Lehrgangsteilnehmer, von denen einige extra Urlaub für die „Hundematura“ nahmen, setzen
sich aus Anfängern und Fortgeschrittenen zusammen. Selbstverständlich muss jeder Hundeführer in Erster Hilfe ausgebildet sein.
Die Teilnehmer und Ihre Hunde: Kursleitung: Hans Kidalka, Klagenfurt (Alf); Walter Kanave,
Hermagor (Arko); Dipl.-Ing. Alberl Gayl, Klagenfurt; Ausbilder: Helmut Schupfer, Obervellach (Bino); Erich Lederer, Winklern (Boris): Sepp Lederer, Kötschach (Boso); Franz Holzer,
Villach (Trenk); Emil Planinc, Villach (Risa); Leo Salcher, Lesachtal (Pan) sowie Robert
Gabelier. Teilnehmer: Karl Hecher, Villach (Ajax und Risa); Michael Lamprecht, Kötschach
(Harrass); Kurt Kanzian, Kötschach (Gringo); Hermann Holbein, Hermagor (Ares); Ewald
Brunner (Polly); Andreas Steiner, Matrei (Arno); Sepp Graber, Spittal (Ari); Gotthard Bstieler, Prägraten (Quiny); Alois Karl, Gmünd (Cäsar); Günther Gutjahr, Gmünd (Nobel); Heinrich Kowatsch, Spittal (Kai); Anton Oberluggauer, Lesachtal (Rolf); Sebastian Tiefenbacher,
Lesachtal (Till); Manfred Kleinlercher, St. Jakob i. Def. (Greif); Wilhelm Wulz, Klagenfurt
(Frank) sowie Edith Schumah, Villach (Nina). Ein Dutzend weiterer Hundeführer stieß die
letzten drei Tage zu einer Überprüfung ihrer Vierbeiner zum Kurs.
177
30 Jahre Polinik-Gipfelkreuz
Gipfelmesse am 24. August 1980
30 Jahre steht 1980 das Gipfelkreuz auf dem Mauthner
Hausberg, dem Polinik (2332 m). Vor fünf Jahren hat die
ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen Pflege und Erhaltung
des Wahrzeichens übernommen. Alle fünf Jahre, diesmal
am 24. August 1980, wird auf dem Polinik eine Gipfelmesse
gefeier.
Sepp Lederer lädt mit Schreiben vom 12. Mai 1980 Pater Paul
Mitterdorfer, der inzwischen in Tamsweg lebt und wirkt, ein,
die Messe am Gipfelkreuz zu zelebrieren: „Lieber Bergkamerad und Freund Paul! Vorerst recht herzliche Grüße aus
Deiner alten Heimat rund um die Kellerwand. Wie wir Dich
kennen, fühlst Du Dich in Deiner neuen Pfarre sicher gleich
wohl. Dennoch wollen wir Dich bitten, wenn möglich, an
einem Sonntag im August in unsere Berge zurückzukehren!
Wir feiern am Sonntag, den 24. August 1980 auf dem Polinik das 30-jährige Bestehen des Gipfelkreuzes und erlauben
uns, nachdem Du schon beim 25-Jährigen die feierliche Gipfelmesse gelesen und gestaltet hast, Dich auch diesmal darum
zu bitten. Vielleicht wäre es Dir möglich, Du wärst unser
„Bergpfarrer und Bergkamerad“, mit dem eine solche Feier
zu einem noch schöneren Erlebnis für alle werden würde.
Mit der Bitte um eine möglichst positive Antwort (trotz aller
auch für uns voraussehbaren Schwierigkeiten) und Dank für
Deine Mühen im voraus verbleiben wir mit Berg heil!“
Sepp Lederer, Ortsstellenleiter
Herztod auf dem Berg
Von einer Bergwanderung, die er Mittwoch, den 13. August
1980 auf dem Karnischen Höhenweg unternahm, kehrte der
Schweißermeister Alfred Leitgeb (50) aus Meiselding nicht
mehr zurück. Er brach nach einem Herzanfall bewusstlos
zusammen und verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus
Lienz.
Alfred Leitgeb ging Mittwoch früh mit seiner 13 Jahre alten
Tochter los. Sie wanderten von der Unteren Valentinalm zur
Eduard-Pichl-Hütte. Gegen 15.30 Uhr erlitt er in der Nähe des
Heidersteins auf der Oberen Valentinalm einen Herzanfall und
brach zusammen. Ein Tourist stieg zum Plöckenhaus ab und
alarmierte den Posten Kötschach. Obwohl sofort eine Rettungsaktion gestartet wurde, kam jede Hilfe zu spät. Der Vater
verstarb im Rettungsauto.
Drei Entwürfe von Sepp Lederer und die Ausführung der Plakette zur Gedenkfeier 30 Jahre Polinik-Gipfelkreuz.
Die Witwe von Alfred Leitgeb dankte der Bergrettung mit dem
Brief oben für die Bergung ihres Mannes und die Rettung ihrer
Tochter.
178
Todessturz in der Kellerwand
Bergrettungsmann Herbert Wassermann stirbt mit 43 Jahren
„Mordwand: Wieder ein Rätsel um Todessturz“ oder „Todessturz in der Kellerwand“ titelte die Tagespresse, nachdem am
20. September 1980 Bergrettungsmann Herbert Wassermann
aus Kötschach-Mauthen in der Kellerwand ums Leben kam.
In Presseberichten hieß es damals:
Die ganze Bevölkerung der
Gemeinde Kötschach-Mauthen ist fassungslos und voll
der Trauer. Einer der beliebtesten Mitbürger, der 43 Jahre
alte Installateur Herbert Wassermann, ist nicht mehr. Er
fiel am späten Nachmittag des
Samstag in seinen geliebten
Bergen einem Unfall
zum Opfer.
1980 im Freundeskreis in der
Pichlhütte.
Gedenktafel für Herbert Wassermann und Adi Lercher.
Herbert Wassermann war
beim Abstieg von der Kellerwand zur Valentinalm
aus nicht bekannter Ursache
etwa 200 Meter tief über felsiges Gelände abgestürzt und
hatte tödliche Verletzungen
erlitten. Herbert Wassermann galt als versierter und
vorsichtiger Bergsteiger und
war Mitglied des Bergrettungsdienstes.
Seine Kameraden, die ihn
gemeinsam mit vier Beamten
der alpinen Einsatzgruppe der
Gendarmerie Sonntag früh
am Fuße der Kellerwand
zerschmettert aufgefunden
hatten, rätseln, wie es zu
diesem tragischen Unfall
kommen konnte. Gerade in
einem Gebiet, das der Bergrettungsmann aus vielen
Aktionen gut gekannt hatte!
Der folgenschwere Unfall
hatte sich am Samstag gegen
17 Uhr ereignet. Touristen,
die um diese Zeit auf der
Valentinalm
unterwegs
waren, hatten den Absturz des
Kötschachers beobachtet und
den Gendarmerieposten verständigt.
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Der Verlust
eines Freundes (20./21. September 1980).
Sofort nach Eintreffen der
Meldung stiegen vier Gendarmeriebeamte der alpinen Einsatzgruppe unter der
Herbert Wassermann 1978 am Valentintörl beim Valentingletscherlauf.
179
Trauerzug für Herbert Wassermann am Kötschacher Hauptplatz: Vorne Fritz und Carl Gressel, dahinter die Bergrettung
und die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie. Kameraden
der Bergrettung tragen den Sarg und begleiten Herbert Wassermann zu seiner letzten Ruhestätte.
Leitung von Bezirksinspektor Alois Ortner und drei Männer
der Bergrettung unter der Führung von Sepp Lederer in das
Unfallsgebiet auf. Sonntag um 7 Uhr früh standen sie erschüttert vor der Leiche ihres Bergkameraden. Jede Hilfe kam zu
spät. Herbert Wassermann, der im Sportverein der Gemeinde
auch die Sektion Langlauf geleitet hatte, hinterlässt eine Frau
sowie zwei minderjährige Kinder.
In einem anderen Bericht heißt es: Die Kellerwand in den
Karnischen Alpen, wegen der vielen Todesstürze schon
„Mordwand“ genannt, gibt wieder ein Rätsel auf: Warum
stürzte dort abermals ein erfahrener Alpinist auf ungeklärte
Weise in den Tod?
Vor einiger Zeit ist in der Kellerwand, einige Gehstunden vom
Plöckenpass entfernt, der Alpinreferent der Kärntner Gendarmerie, Oberstleutnant Bernhard Obereder, in den Tod gestürzt.
An diesem Wochenende erwischte es den Bergrettungsmann
Herbert Wassermann (43) aus Kötschach-Mauthen. Er war als
versierter und vorsichtiger Bergsteiger bekannt. Er kannte die
Wand fast wie seine Hosentasche. Warum ist er abgestürzt?
Seine Kameraden stehen vor einem Rätsel. Einer von ihnen:
„Die Wand ist wegen ihrer Feuchtigkeit überaus tückisch.
Doch Wassermann muss diese Tücken gekannt haben!“ Der
Vater zweier minderjähriger Kinder war allein unterwegs.
Gestern früh fanden seine Kameraden den Toten.
Ein Zeitdokument voller Tragik: Herbert Wassermann trägt
im Frühjahr 1980 ein Kreuz mit einer Gedenktafel hinauf
zum Valentintörl, in das Kunstschmied Leopold Durchner die
Namen der tödlich verunglückten Bergrettungsmänner Heini
Heinricher, Hermann Lederer (beide 1959 abgestürzt) und
Hans Golser (1966) sowie deren Sterbedaten eingemeißelt
hat. Wenige Monate später, am 20. September 1980, kommt
auch Bergretter Wassermann ums Leben. Heute steht auch
sein Name auf der Tafel am Valentintörl.
180
1981
Flugretterkurs
Am 20. März wird die
ordentliche Jahreshauptversammlung im Vereinsheim durchgeführt.
__________
Ansuchen bei der ÖBRD-Landesleitung
Am 30. und 31. Mai wird
der XI. Internationale
Valentingletscherlauf mit
296 Teilnehmern veranstaltet. Am Vortag gibt es
einen Kameradschaftsabend beim Brückenwirt
Huber in Mauthen – die
Siegerehrung findet mit
einem Konzert der 1.
Österreichischen Grenzschutzmusikkapelle im
Badepark Mauthen statt.
__________
Am späten Abend des 24.
August, einem Montag,
schlägt Pensionsinhaber
Sepp Ebner Alarm: Zwei
holländische Ehepaare
sind noch nicht von einer
Tour auf den Kleinen
Pal zurückgekehrt. Am
Dienstagmorgen um
8.30 Uhr werden alle vier
Vermissten am Gipfel des
Kleinen Pal unversehrt
angetroffen. Sie hatten
sich am Abend zuvor
verirrt und in einem Stall
auf italienischer Seite
übernachtet. Sieben Gendarmeriebeamte, sechs
Bergrettungsmänner und
zwei Suchhunde waren
zu der Rettungaktion aufgebrochen und trafen die
Ehepaare Antonius van
Rooy (57) und Ehefrau
Wilma (55) sowie Jan
van Rusingen (46) und
dessen Frau Cornelia
aus Eindhoven erschöpft,
durstig und hungrig, aber
wohlbehalten an.
__________
1981 war Erich Dabernig stellvertretender Ausbildungsleiter der Ortsstelle Kötschach-Mauthen und sollte dann zum Flugretter ausgebildet werden. Ein Unterfangen, wofür die Landesleitung bemüht werden musste. Mit Schreiben vom 28. April 1981 wendet sich Sepp Lederer
mit dem Betreff „Flugretterkurs – Ansuchen für Dabernig Erich“ an ÖBRD-Landeschef Dr.
Kurt Dellisch:
„Heute wende ich mich wieder einmal mit einem Extrawunsch an die Landesleitung, der zur
Ausbildung eines Bergrettungsmannes zum Flugretter führen soll. Wir pflegen freundschaftliche Kontakte zu einem jungen Offizier des Hubschraubergeschwaders in Aigen/Stk. und
wurden darauf aufmerksam gemacht, dass Anfang Juni d. J. im Bereich Ennstal ein Flugretterkurs des Bundesheeres stattfindet, an dem auch einige Zivilisten teilnehmen werden.
Nun wollen wir versuchen, Kameraden Erich Dabernig zu diesem Kurs zu bringen und
bräuchten ein offizielles Ansuchen der Landesleitung Kärnten an das Kommando des HSGeschwaders II, 8943 Aigen, in dem die alpinistischen und bergrettungsmäßigen Fähigkeiten
dieses Mannes hervorgehoben werden. Ein Entwurf nach meinen Vorstellungen liegt bei, eine
Durchschrift des von der Landesleitung abgefassten Schreibens bitte ich mir zu übermitteln.
Vielleicht klappt es, eine mündliche Vereinbarung besteht bereits.“
Der XI. Int. Valentingletscherlauf
Der 21-jährige Gärtner
Michael Kammen aus
Krefeld stürzt am 13.
Oktober 1981 auf der
2372 m hohen Plenge
100 Meter tief ab, als er
sich mit seinem Freund
Siegfried Ansauer (21)
beim Abstieg verirrt.
Kammen schreit schwer
verletzt noch um Hilfe.
Andauer verständigt so
schnell er kann die
Impressionen vom XI. Internationalen Valentingletscherlauf am 31. Mai 1981.
181
Bergrettung. 20 Männer
machen sich trotz Dunkelheit auf den Weg. Als sie
Kammen finden, kommt
aber jede Hilfe zu spät.
__________
Es wird kärntenweit das
erste tragbare Lichtaggregat zusammengebaut
und „Sumsi“ getauft.
Hochbetrieb am Valentintörl,
wo der Internationale Valentingletscherlauf
traditionell
gestartet wird.
Verirrt am Kleinen Pal
Die Suche nach zwei Ehepaaren
Alpinalarm gab es am späten Montagabend des 24. August
1981 in Kötschach-Mauthen. Gegen 22 Uhr meldete der Pensionsinhaber Josef Ebner aus Kötschach, dass seine Gäste,
zwei holländische Ehepaare, noch immer nicht von einer Tour
auf den Kleinen Pal zurückgekehrt seien.
Am Dienstag um 8.30 Uhr wurden die Vermissten von der
Rettungsmannschaft am Gipfel des Kleinen Pal angetroffen.
Sie hatten sich verirrt, die Nacht in einem Stall auf der italienischen Seite des Berges zugebracht und waren am Morgen
wieder auf den Gipfel gestiegen, um dort die richtige Abstiegsroute zu suchen.
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Einsatz am Findenigkofel am 28. Juni 1981.
Die Alpine Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen unter Leitung
von Bezirks-Inspektor Lois Ortner fand noch am Montag
abend den Pkw der Holländer am Parkplatz beim Grenzübergang Plöckenpass. Da keine Hilferufe zu hören waren, entschloss man sich, die Nacht abzuwarten und die Suchaktion
erst bei Tagesanbruch zu starten.
182
Sieben Gendarmeriebeamte, sechs Bergrettungsmänner und
zwei Suchhunde brachen um 6.30 Uhr in das Gebiet des Kleinen Pal auf. Um 8.30 Uhr fand man die Vermissten, das Ehepaar Antonius van Rooy (57) und dessen Frau Wilma (55)
sowie Jan van Rusingen (46) und dessen Frau Cornelia, alle
aus Eindhoven. Die Holländer waren erschöpft, hungrig und
durstig, sonst aber wohlbehalten.
Die Retter der Berge üben zwischen Himmel und Erde
Drei Tage im August 1981 trainiert die Bergrettung im Wolayersee-Gebiet
Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Österreichischen
Bergrettungsdienstes führt im August 1981 eine dreitägige
Einsatzübung im Wolayersee-Gebiet durch. Ortsstellenleiters Sepp Lederer begrüßt in der Eduard-Pichl-Hütte neben
26 Mitgliedern der Ortsgruppe auch mehrere Vertreter der
benachbarten Bergrettungsdienste von Friaul und Hermagor.
Bei dieser Übung entstanden die eindrucksvollen Bilder auf
den nächsten Seiten. Dass nach getaner Arbeit der Hüttenzauber nicht zu kurz kommt, belegen auch einige der Fotos.
Damals berichten verschiedene Zeitungen über die Sommerübung der Ortsstelle, darunter die „Volkszeitung“, Ausgabe
Kärnten/Osttirol, die „Kleine Zeitung“ und die „Kärntner
Tageszeitung (KTZ).
Die „Volkszeitung“ schreibt: Am ersten Abend gaben die
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Sommereinsatzübung 1981 vom 21. bis 23. August 1981 am Wolayersee. Ortsstellenleiter
Sepp Lederer und Ausbildungschef Lois Ortner sowie sein Stellvertreter Erich Dabernig haben
ein detailliertes Programm zusammengestellt.
beiden Ausbildungsleiter Alois Ortner und Erich Dabernig
einen Bericht über den Koordinationskurs auf der Karlsbaderhütte und wiesen die Kameraden in die neueste Bergrettungstechnik ein. Dabei wurde der Übungslauf des nächsten
Tages genau durchbesprochen. Am nächsten Tag wurden die
Bergrettungstechniken behelfsmäßig und planmäßig in Gruppen und im Stationsbetrieb erarbeitet. Höhepunkt des Tages
war eine Abseilübung eines Verletzten über 80 Meter im steilen Fels der Seewarte. Eine Einladung im Anschluss an die
Übung bei den italienischen Bergrettungsfreunden auf der
Rifugio Lambertenghi diente dem Erfahrungsaustausch und
der Kameradschaftspflege.
Zum Abschluss der Übung wurden am dritten Tag Touren der
einzelnen Teilnehmergruppen vom II. bis zum V. Schwierig-
keitsgrad durchgeführt und nachbesprochen. Dabei gab es
einen Besuch des Rettungshubschraubers mit Pilot Revierinspektor Hans Strobl (Strobl war lange Zeit Mitglied der
Einsatztruppe Kötschach-Mauthen und kennt dieses Gebiet
wie kein anderer seines Faches). Die Klettermannschaften
wurden über Funkanweisung angeflogen und geortet. Leider
war eine Landung des Hubschraubers wegen der herrschenden Schlechtwetterlage nicht möglich.
In Würdigung der Arbeit und der ständigen Einsatzbereitschaft des . Österreichischen Bergrettungsdienstes überreichte
der Holzkaufmann Josef Thurner dem Obmann der Ortsstelle
Kötschach-Mauthen 60 Leibchen bester Qualität mit dem
Emblem des Bergrettungsdienstes.
Die „Kleine Zeitung“ schreibt: Als Abschluss und Höhepunkt
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der laufenden Aus- und Fortbildung im Klettergarten in der
Mauthner Klamm (mit wöchentlichen Schulungen) wurde
kürzlich eine dreitägige Einsatzübung mit 26 Teilnehmern der
Ortsstelle, je sechs Gästen aus Friaul und dem ÖBRD Hermagor mit der Stationierung auf der Eduard-Pichl-Hütte am
Wolayersee durchgeführt.
Die Organisation lag in den Händen des Ortsstellenleiters
Sepp Lederer, die Ausbildungsleitung hatten Alois Ortner
und Erich Dabernig übernommen. Der Anmarsch zur Pichlhütte erfolgte am Freitag über die Hohe Warte, Marinellihütte,
Hoher Gang zum Wolayersee. Das Abendprogramm umfasste
einen Bericht der Ausbildungsleiter über den Koordinationskurs auf der Karlsbaderhütte und die Einweisung in die neueste Bergrettungstechnik, welche am Samstag in Gruppen und
im Stationsbetrieb im Gelände erarbeitet wurde.
Der Nachmittag war vor allem der Übung von Rettungs- und
Bergemethoden im steilen Fels der Seewarte mit Abseilübungen bis zu 80 m gewidmet. Für Sonntag war auch eine Hubschraubereinsatzübung mit Rev.-Insp. Hans Strobl geplant,
welcher lange Jahre Mitglied der Einsatzmannschaft Kötschach-Mauthen war und dieses Gebiet wie kein zweiter
seines Faches kennt. Wegen des schlechten Wetters konnte
jedoch keine Landung durchgeführt werden. Über Funkkontakt wurden die Mannschaften, welche Touren vom 2. bis zum
5. Schwierigkeitsgrad unternahmen, geortet und angeflogen.
Die Abende galten neben der Einsatzbesprechung der Pflege
der persönlichen Kontakte, einmal auf Einladung der italieni-
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schen Gäste in der Rif. Lambertenghi, am anderen Abend in
der Pichlhütte.
Die „KTZ“ berichtete: Um verletzte Wanderer und Bergsteiger sicher dem Bergtod entreißen zu können, probten 26
Bergrettungsleute der Ortsstelle Kötschach-Mauthen drei
Tage lang in ihrer Freizeit im Wolayerseegebiet diverse Rettungstechniken. Ortsstellenleiter Sepp Lederer konnte auf der
Eduard-Pichl-Hütte auch mehrere Vertreter der benachbarten
Bergrettungsdienste aus Hermagor und Friaul begrüßen.
Die beiden Ausbildungsleiter Alois Ortner und Erich Dabernig berichteten über einen Koordinationskurs auf der Karlsbaderhütte und wiesen ihre Kameraden zunächst theoretisch
in die neuesten Rettungstechniken ein. In Gruppen und Stationen wurden tags darauf die diversen Rettungstechniken in
die Praxis umgewandelt. Höhepunkt der Übung: Ein „Verletzter“ wurde über eine 80 Meter hohe Felswand der Seewarte
abgeseilt. Auf dem Programm standen neben den Bergemethoden auch mehrere Bergtouren mit den Schwierigkeitsgraden II und V.
Geplant war auch der Besuch des Rettungshubschraubers.
Pilot Revierinspektor Hannes Strobl – er war lange Zeit Mitglied der Einsatzgruppe Kötschach – konnte allerdings wegen
schlechter Witterung nicht landen.
Einer der größten Gönner der Bergrettung, Holzkaufmann
Josef Thurner, überreichte im Anschluss an die Sommerübung 1981 Ortsstellenleiter Sepp Lederer 60 T-Shirts mit
dem Emblem des Bergrettungsdienstes.
Ohne Sponsoren geht auch bei der Bergrettung (fast) nichts:
In Würdigung der Arbeit und ständigen Einsatzbereitschaft der
Bergrettung in Kötschach-Mauthen überreichte Holz-Kaufmann Josef Thurner (rechts) 1981 anlässlich der Sommerübung der Kötschach-Mauthner Bergrettungsmänner deren
Chef Sepp Lederer 60 T-Shirts mit dem Emblem des ÖBRD.
186
Auch das war die Sommereinsatzübung 1981
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Absturz auf der Plenge
Ein 21-Jähriger stirbt, als er sich verirrt
Der 21-jährige Gärtner Michael Kammen aus Krefeld stürzt
am 13. Oktober 1981 auf der 2372 m hohen Plenge 100 Meter
tief ab, als er sich mit seinem Freund Siegfried Andauer (21)
beim Abstieg verirrt. In einem Pressebericht zu dem Unglück
heißt es:
Tragisch endete am Dienstagnachmittag die Bergtour von
zwei jungen deutschen Urlaubern. Einer des Duos stürzte in
Kötschach-Mauthen rund 100 Meter tief ab. Schwer verletzt
schrie er noch selbst um Hilfe. Sein Begleiter schlug Alarm.
Doch als die Bergrettung zum Opfer kam, war es schon tot.
Die Leiche des 21jährigen Gärtners Michael Kammen aus
Krefeld wurde vom Rettungshubschrauber des Innenministeriums ins Tal geflogen. Das Unglück hatte sich auf der 2372
Meter hohen Plenge in den Karnischen Alpen ereignet.
Kammen machte mit seinem Freund Siegfried Andauer (21)
und den beiden Mädchen Christine Flohr und Gabriele Petters
Urlaub in Podlanig bei Kötschach-Mauthen.
An seinem vorletzten Ferientag, dem Dienstag, unternahm
das Quartett eine Tour auf den Plenge. Die Mädchen kehrten
frühzeitig um. Sie hatten keine Lust, die beschwerlichen letzten 500 Meter auf den Gipfel in Angriff zu nehmen.
Kammen und Andauer dagegen setzten den Aufstieg fort. Bei
der Rückkehr verirrten sich die beiden. Kammen stürzte vor
den Augen seines Freundes in felsigem Gelände rund 100
Meter tief ab.
Siegfried Andauer konnte dem Opfer nicht viel helfen: So
schnell wie er konnte stieg er ab und alarmierte die Bergrettung. 20 Männer machten sich daraufhin trotz Dunkelheit
unverzüglich auf den Weg. Doch sie konnten nur noch einen
Toten bergen.
Tod im Oktoberschnee
Der 20-jährige Herbert Guggenberger aus Kreuth stirbt an der Kellerwand
Die Nacht zum 25. Oktober 1981 wird dem 20jährigen Bernd Preßlauer aus Kötschach wohl
immer im Gedächtnis bleiben. Er musste sie neben seinem sterbenden Berggefährten Herbert
Guggenberger (20) aus Kreuth verbringen. Guggenberger war zunächst über eine 25 Meter
hohe vereiste Felsplatte abgerutscht, dann 20 Meter im freien Fall auf ein Schotterfeld gestürzt.
Er hatte dabei tödliche Verletzungen erlitten.
Die beiden gleichaltrigen jungen Leute, die als tüchtige Bergsteiger bekannt waren, wollten
eine dreitägige Tour in den Karnischen Alpen unternehmen.
Samstag vormittag waren sie in die 2769 Meter hohe Kellerwand eingestiegen. Beim Abstieg
vom Eiskarkopf gerieten sie in die Dunkelheit und wollten in der Eiskarhütte, einer Kaverne
aus dem Ersten Weltkrieg, übernachten. Beim Queren ,einer Felsplatte rutschte Herbert Guggenberger, der nicht durch ein Seil gesichert war, aus und kollerte 25 Meter in die Tiefe. Von Herbert Guggenberger.
dort stürzte er weitere 20 Meter in den Abgrund.
Bernd Preßlauer gelang es unter schwierigsten Bedingungen, seinen verunglückten Berggefährten, der einen Schädelbruch
und andere schwere Verletzungen erlitten hatte, zu erreichen. Er versorgte ihn so gut es möglich war und verbrachte die Nacht
an der Seite des Sterbenden. Um drei Uhr früh dürfte dessen Tod eingetreten sein.
Sonntag früh stieg Preßlauer ins Tal ab und verständigte den Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen von dem Unglück. Vier Bergrettungsmänner brachen zur Vorbereitung des Abtransportes des Toten auf. Der Rettungshubschrauber der Einsatzstelle Klagenfurt
mit Revierinspektor Strobl als Pilot nahm bei einer Zwischenlandung in Kötschach Bezirksinspektor Steinwender an Bord.
Es herrschte zwar nicht ausgesprochenes Schlechtwetter, doch
gab es ziemlichen Nebel, und erst nach mehreren Versuchen
bot sich eine Chance für die Bergung. Sie musste vom Hubschrauber aus mit einem Seil erfolgen.
Gedenktafel für Herbert Guggenberger im Eiskar.
Die nicht ungefährliche Aktion war Sonntag um 14 Uhr
abgeschlossen, und der Tote wurde nach Kötschach-Mauthen
geflogen.
190
Vor dem Erfrieren gerettet
Vierköpfige Familie im Reißkofelgebiet gerettet
Eine vierköpfige deutsche Urlauberfamilie hat es im Herbst
1981 einer Suchmannschaft, bestehend aus 17 Bergrettungsmännern und sechs Alpingendarmen, zu danken, dass sie noch
am Leben ist.
Der 38jährige Rainer Seitz aus Fellbach und seine Frau Erika
wollten mit ihren Söhnen Oliver und Rolf, 13 und 11 Jahre,
unter Führung des Sportlehrers Tröstl von der Compton-Hütte
aus eine Tour in das Reißkofelgebiet unternehmen. Als sie zur
vereinbarten Zeit nicht beim Treffpunkt einlangten, erstattete
der Quartiergeber Anzeige beim Gendarmerieposten Kirchbach.
Es wurde sofort eine Suchmannschaft zusammengestellt, die
in das in Betracht kommende Gebiet aufbrach und um 20.30
Uhr unterhalb der Jochalm schließlich auf die Wandergruppe
stieß.
Die Familie und ihr Begleiter waren vollkommen erschöpft.
Dichter Nebel hatte sie zur Änderung der Route gezwungen,
so dass sie den Treffpunkt nicht erreichten. Außerdem wurden
sie von der schon früh hereingebrochenen Dunkelheit überrascht.
Die bitterkalte Nacht mit einer Temperatur von minus sechs
Grad hätte zumindest zu Erfrierungen, wenn nicht gar zu tödlicher Unterkühlung führen können, da die Wanderer für eine
Nacht im Freien nicht ausgerüstet waren.
Rettungsübung beim
Mauthneralm-Sessellift
Das Jahr 1981 im Rückblick
Obwohl der Zustrom an Bergsteigern und Wanderern in unserer Region weiterhin zugenommen hat, ist die Anzahl der
Bergunfälle gegenüber dem Vorjahr ungefähr gleichgeblieben. Vergangenen Sommer mussten die Männer der Ortsstelle
des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen zusammen mit
der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie insgesamt zu 13
alpinen Einsätzen (Bergungen, Rettungen und Suchaktionen)
ausrücken. In sechs Fällen wurde die Bergungsmannschaft
vom Rettungshubschrauber der Flugeinsatzstelle Klagenfurt
unterstützt.
Bei den angeführten Einsätzen konnten zwei Alpinisten nur
noch tot geborgen werden. Acht Bergsteiger und Wanderer
wurden mit zum Teil schweren Verletzungen gerettet. Zu einigen Suchaktionen mussten die Retter teils bei Nacht ausrücken. Ungefähr die Hälfte dieser Einsätze wurden von Touristen
und Bergsteigern unnotwendigerweise ausgelöst, indem sie
von ihrer beabsichtigten Tour weder über Ziel noch über den
Zeitpunkt der Rückkehr Informationen bei den jeweiligen
Quartiergebern zurückließen. Alle Einsätze konnten sicherlich nur auf Grund des hohen Ausbildungsstandes der Rettungsmannschaften und der ausgezeichneten Koordination
untereinander schnell, erfolgreich und unfallsfrei durchgeführt werden.
Auch für den kommenden Winter ist diese Truppe bestens
gerüstet. Dies zeigte sich anlässlich einer Rettungsübung beim
Mauthneralm-Sessellift am 28. 11. 1981, wo im Zusammenwirken mit dem Liftpersonal, Fahrgäste von der defekt gewordenen Sesselbahn (Übungsannahme) aus ihrer Zwangslage
befreit und abgeseilt wurden. Weiters stellen sich diese freiwilligen Helfer täglich dem Pistenrettungsdienst auf der Mauthner Alm (4 Männer) und beim Krieslift (2 Männer) zur
Verfügung.
191
Besuch von Peter Habeler
Im November 1981 besucht der bekannte Alpinist und
Buchautor die Ortsstelle und hinterlässt nicht nur beeindruckte Bergretter, sondern auch diese Widmung mit Autogrammkarte, die ihren Platz in einem der Bergrettungsalben
gefunden hat.
1982
„Mekka“ der Gletscherspezialisten
Der XII. Internationale
Valentingletscherlauf
erzielt am 6. Juni mit 450
Teilnehmern einen neuen
Teilnehmerrekord.
__________
450 Teilnehmer beim XII. Int. Valentingletscherlauf 1982
Vor den Augen Hunderter Personen, die als
Zuschauer das Valentingletscherrennen an
diesem Sonntag, den
6. Juni verfolgen, stürzt
der 33-jährige Geometer
Sergio Scudelaro aus
Magnano bei Udine über
die Nordwand der Hohen
Warte in den Tod.
__________
Am 11. August 1982 verliert der deutsche Urlauber Gotthard Handel (22)
beim Abstieg von der
Plenge an einer relativ
leichten Stelle den Halt
und stürzt 200 Meter tief
in den Tod.
__________
Nach zweijähriger Abstinenz wird das 4. Klammfest organisiert und am
15. August veranstaltet.
Dies soll für lange Zeit
das letzte Fest gewesen
sein, da die behördlichen
Auflagen weitere Veranstaltungen verhindern.
__________
Am 22. August lenkt ein
Pkw-Fahrer sein Fahrzeug mit drei Insassen
bei der Abfahrt von der
Straniger Alm geradeaus
in einen 100 Meter tiefen
Abgrund. Er hatte eine
Linkskurve übersehen.
Der Fahrer Heinrich
Kratzert (30) aus Mannheim und der Metallarbeiter Karl Pressnig (25)
aus Waidegg überleben
schwerverletzt, der
Postangestellte Georg
Hohenwarter (45) aus
Waidegg kommt ums
Leben. Männer des
Bergrettungsdienstes
Kötschach-Mauthen
und der alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie
Kötschach führen unter
schwierigsten Bedingungen die Bergung
durch.
Als „Mekka“ der Gletscherspezialisten unter den Schifahrern
präsentierte sich zum Abschluss der Schisaison 1982 am vergangenen Sonntag, den 6. Juni der Valentingletscher nahe
von Kötschach-Mauthen, schreibt die Kärntner Tagenszeitung nach dem XII. Valentingletscherlauf.
Über 450 aktive Läufer aus Österreich, Italien und Jugoslawien kämpften im Rahmen dieses XII. Internationalen Valentingletscherlaufs 1982 bei herrlichen äußeren Bedingungen
und einer vorzüglichen Organisation durch den Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen. Imposant war auch die Zuschauerkulisse, waren doch weit über 1000 „Zaungäste“ gekommen, um das „Freistilrennen“ zu
verfolgen und andererseits mit einer „gesunden Bräune“ die Heimreise anzutreten.
Absturz beim Valentingletscherlauf
Ein Italiener kommt an der Hohen Warte ums Leben
Die Hohe Warte, der höchste Berg der Karnischen Alpen, fordert am 6. Juni 1982 das Leben
eines jungen italienischen Bergsteigers. Vor den Augen Hunderter Personen, die als Zuschauer
und Aktive am traditionellen Valentingletscherlauf teilnahmen, stürzte der Alpinist in den
Tod. Es handelte es sich bei dem tödlich verunglückten Italiener um den 33 Jahre alten Geometer Sergio Scudelaro aus
Magnano bei Udine. Er war
mit einer Gruppe von Freunden unterwegs, rutschte auf
dem Schneefeld in der Nordwand aus und stürzte zirka
400 Meter bis an den Fuß der
Wand ab.
Noch ehe seine Kameraden zu ihm abgestiegen waren, wurde Sergio
Scudelaro im Wege der
Seilbergung mit dem Rettungshubschrauber
(Pilot
Bezirks-Inspektor Schausberger, Flugretter BezirksInspektor Alois Ortner vom
Posten Kötschach-Mauthen)
geborgen und zur Oberen
Valentinalm geflogen, von
wo er vom Bestattungswagen zu Tal gebracht wurde.
Beim Rennen anwesende
Alpingendarmen hatten über
Funk Alarm gegeben. Man
hat alles versucht, um dem
Italiener sofort zu helfen,
doch waren seine Verletzungen so schwer, dass er auf der
Stelle tot war. Seine Leiche
wurde in seine friulanische
Heimat übergeführt.
192
Sepp Mayerl-Blasl
Am 4. Januar 1984 hält der international bekannte Bergsteiger Sepp Mayerl-Blasl auf Einladung der Bergrettung
Kötschach-Mauthen einen Vortrag und bedankt sich mit
dieser Widmung im Album der Bergrettung „für den besonders gut organisierten Vortrag“.
Sesselspende
1982: Sesselspende der
ÖBRD-Ortsstelle für die
Wolayerseehütte und die
Lambertenghi-Hütte:
Eine
Abordnung der Bergrettung
mit Obmann Sepp Lederer
an der Spitze überbringt die
Sesselspende Remo Tamusin, dem Hüttenwirt der
Lambertenghi-Hütte (im Bild
rechts Hände schüttelnd mit
Sepp Lederer) und (auf den
anderen Fotos) an die Wolayerseehütte (damals Eduard
Pichlhütte). Eingraviert in die
Rückenlehne ist das Emblem
der Bergrettung und der
Name der Ortsstelle.
193
Tod auf der Plenge
Den Halt verloren, 200 Meter abgestürzt
Eine Serie Kärntner Alpinunfälle mit tödlichem Ausgang im
Jahr 1982 findet am Mittwochabend, den 11. August 1982,
eine traurige Fortsetzung: Vier Bergkameraden waren am
Morgen aufgebrochen, um die 2273 Meter hohe Plenge in den
Karnischen Alpen, Gemeinde Lesachtal, zu besteigen.
Auf einer relativ leichten Stelle verlor der deutsche Urlauber
Gotthard Handel (22) beim Abstieg gegen 18 Uhr plötzlich
den Halt und stürzte rund 200 Meter in die Tiefe, wo er kurz
darauf seinen schweren Verletzungen erlag. Der alarmierten
Flugrettung mit Bez.-Insp. Alois Ortner vom Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen oblag es, den Toten nach einer Seilbergung ins Tal zu fliegen.
Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Lois Ortner: Die Bergung des tödlich abgestürtzten Godehard Hantel.
Erinnerungen an die legendären Klammfeste
1982 steigt nach 1977, 1978 und 1979 die vierte Auflage der Kultveranstaltung
Von Roland Pranter und Sepp Lederer
Seit Jahren schon gab es in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen
des ÖBRD eine kontinuierliche Aufbauarbeit, die ihren ersten
Höhepunkt in der Fertigstellung des Vereinsheimes im neu
errichteten Rathaus im Jahre 1976 gefunden hatte.
Die Erweiterung des Funksystems und hier vor allem die
Installierung einer Funk-Fixstation auf dem Gendarmerieposten in Mauthen und einer weiteren in der damaligen
Eduard-Pichl-Hütte beim Wolayersee brachte die Ortsstelle
in arge finanzielle Bedrängnis, weil die Kosten für alle Geräteanschaffungen von dieser selbst zu tragen waren. 1977 so
genannten Bank-Wechsel über 200.000 Schilling zu unterschreiben, nagte schon ein wenig am Gemüt der verantwortlichen Funktionäre, nämlich dem Ortsstellenleiter und dem
Kassier. Was lag also näher als in der Hochkonjunktur des
Fremdenverkehrs in Kötschach-Mauthen, wo es von Juni bis
September jedes Wochenende ein Fest mit großartigen finanziellen Erträgen gab, auch ein solches zu veranstalten.
Nur wann und wo wusste man nicht so recht, weil uns die etablierten Vereine des Ortes ein solches nicht gönnten, das Geld
brauchten diese ja selber für ihre mehrtägige Vereinsausflüge.
Unsere Sorgen waren denen egal, wir wurden nur gebraucht,
wenn es wieder einmal galt, zu einem der damals noch viel
häufiger geschehenen Bergunfälle auszurücken.
An einem der im Juni 1977 durchgeführten Ausbildungsabende im gerade adaptierten Übungsgelände beim Felsentor
am Eingang zur Mauthner Klamm blickte einer aus luftiger
Höhe auf die mit großen Steinen durchsetzte Schotterbank
und sah vor seinem geistigen Auge eine kleine Schubraupe,
die durchs Felsentor passte, hin und her fahren und den
Platz einebnen. „Weg vom Zeltfest, hier muss es sein!“ –
194
Nach diesem Ausspruch gab
es einige ungläubige Gesichter, man konnte oder wollte es
nicht glauben, dass da etwas
geht. „Nein, kein großes Fest,
eines mit ein, zwei Fass Bier,
einer Kiste Wein und etwas
Limo für die Kinder sollte es
werden, ein Spanferkel und
einige Würste müssten auch
zu verkaufen sein. Ach ja,
und tanzen sollte man wohl
auch können, und ein Frühschoppenkonzert der TK
Mauthen als Vorspann musste
schon dabei sein.“
Tatsächlich fuhr Anfang
August 1977 die Schubraupe,
die Plakate wurden per Hand
geschrieben, für den Verleih
von Tischen und Bänken
sorgten die Würmlacher Vereine, die Tanzmusik bestand
aus aktiven und ehemaligen
Bergrettern, der Tanzboden
war teilweise über das Wasser
ganz nahe dem großen Wasserfall gebaut, der Wegweiser
für das WC war ein Plakat
mit Pfeilen in alle vier Himmelsrichtungen, auf einem
Nagel darunter hing die Rolle
mit Klopapier, für die Bedienungsbuden hatte man Bretter vom Sägewerk Lederer
geholt, die jungen und älteren
Bergretter und einige ihrer
Frauen waren als Personal
eingeteilt.
Das erste Fest wurde gestartet und übertraf alle Erwartungen. Drei weitere sollten
1978, 1979 und 1982 folgen,
bis uns die Behörde mit den
erteilten Auflagen alle Lust
nahm, neben dem „Fest der
Sieger“ rund um den inzwischen zur Tradition gewordenen Valentin-Gletscherlauf
auch im Sommer das
berühmte „Klammfest“ zu
veranstalten. Erst 2007, im
Jahr des 60-jährigen Bestehens der Ortstelle KötschachMauthen des ÖBRD, sollte
es eine Neuauflage des legendären Klammfestes geben
(Bericht und Bilder siehe bei
2007).
So fand am 21. Juli 2007
195
unter großer Teilnahme der einheimischen Bevölkerung und
vieler Urlaubsgäste die 5. Auflage des legendären Klammfestes statt. Auch eine alte Idee aus dem Jahre 1982 lebte wieder
auf: Der „Essl-Rucksack-Schätzmeister“ wurde ermittelt.
Sepp Lederer hatte 1982 die Idee zu diesem Wettbewerb. Was
es damit auf sich hatte, schrieb er damals, am 30. Juli 1982,
an die Firma Essl/Rucksackerzeugung in Hermagor:
„Sehr geehrter Herr Essl!
Die Orstsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD veranstaltet
am 15. August 1982 im Gelände des Übungs-Klettergartens
in Mauthen zwecks Aufbesserung des Finanznotstandes ein
Bergsteigerfest, bei dem unter anderem als Unterhaltung ein
„Essl-Rucksack-Schätzmeister“ ermittelt werden soll. Ein
Essl-Rucksack wird mit verschiedenen Ausrüstungsgegenständen und Jause angefüllt und versiegelt. Für einen geringen Einsatz (etwa 10 Schilling) kann jeder den Rucksack
aufheben und sein Gewicht schätzen. Das geschätzte Gewicht
wird auf einem Bon notiert. Später wird das Originalgewicht
bekanntgegeben und der Mitspieler, der mit seiner Schätzung
am nächsten liegt, erhält den Essl-Rucksack samt Inhalt als
Gewinn! Nun erlauben wir uns, Sie, verehrter Herr Essl, um
die Widmung eines solchen Rucksackes zu bitten, um dieses
Spiel durchführen zu können. Mit der Hoffnung, keine Fehlbitte gemacht zu haben, verbleiben wir mit Dank für Ihre
Mühen im Voraus und „Berg heil“!“
Georg Essl junior, der Chef der Rucksack- und Taschenfabrik
in Hermagor, ließ sich nicht zweimal bitten und schickte den
gewünschten Rucksack mit Schreiben vom 2. August nach
Kötschach-Mauthen:
„Sehr geehrter Herr Lederer!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 30. 7. 1982. In der Anlage
senden wir Ihnen ohne Berechnung:
1 Stück Art. 17 original Essl-Hochalpinrucksack und wünschen Ihnen bei Ihrem Bergsteigerfest viel Erfolg.“
196
Im Pkw 100 Meter in die Tiefe gestürzt
Ein Toter und zwei Verletzte an der Straniger Alm
„Unglaublich, daß das jemand überleben konnte!“ So kommentierten viele, die das Autowrack und den steilen Hang auf der
Straniger Alm bei Kirchbach gesehen hatten, den schrecklichen
Unfall. Ein Pkw-Lenker war Sonntagnacht, 22. August 1982
vom Almweg abgekommen und mit seinem Auto 100 Meter
in die Tiefe gestürzt. Einer der drei Insassen – Vater von vier
Kindern – starb, die beiden anderen wurden schwer verletzt.
Nach einem Besuch in einer Hütte auf der Straniger Alm fuhr
der deutsche Urlauber Heinrich Kratzert (30) aus Mannheim
mit seinem nagelneuen Pkw gegen 20.30 Uhr talwärts. In dem
Wagen saßen außerdem der Metallarbeiter Karl Pressing (25)
und der Postangestellte Georg Hohenwarter (45), beide aus
Waidegg.
Etwa einen Kilometer von der Wirtschaft entfernt übersah
Kratzert eine scharfe Linkskurve und lenkte das Auto geradewegs in den Abgrund. 30 Meter stürzte der Pkw im freien
Fall in die Tiefe und kam erst nach weiteren 70 Metern zum
Stillstand.
Der Lenker und Georg Hohenwarter wurden aus dem Wagen
geschleudert und blieben schwerverletzt liegen. Karl Pressing
konnte sich selbst aus dem Wrack befreien.
Entdeckt wurde der Unfall von einem aufmerksamen Mopedlenker. Walter Ronacher aus Rattendorf sah eine Spur in den
Abgrund. Als er und ein nachkommender Pkw-Lenker ein
Jammern aus der Tiefe hörten, eilten sie zur Gastwirtschaft
zurück. Ein junger Mann fuhr den zwölf Kilometer langen
Weg ins Tal und verständigte telefonisch Gendarmerie und
Rettung. Männer des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen und der alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie stiegen
zu den Verletzten ab. Für Georg Hohenwarter kam jede Hilfe
zu spät. Er hinterlässt seine Gattin und vier Kinder. Kratzert
wurde mit schweren Verletzungen geborgen.
197
1983
Todessturz in der Cellon-Rinne
Am 28. Mai wird das erste
Fest der Sieger veranstaltet und am 29. Mai
wird der XIII. Internationale Valentingletscherlauf
organisiert und durchgeführt.
Der 15-jährige Rudolf Guggenberger ist sofort tot
__________
Der 15-jährige Rudolf
Guggenberger aus Kötschach-Mauthen rutscht
am 2. Juni 1983 beim
Abstieg vom Cellon durch
die Cellon-Rinne (Steinbergerweg) auf einer Eisfläche aus und stürzt 150
Meter tief ab. Die Bergrettung kann ihn nur noch tot
bergen.
__________
Bei Arbeiten auf der
Zollner Alm im Gailtal
erleidet der Kfz-Mechaniker Gregor Rauter (30)
am 9. Juli 1983 einen
Herzanfall und muss mit
dem Hubschrauber nach
Kötschach und von dort
weiter in das Krankenhaus Laas gebracht
werden.
__________
Von einer Suchmannschaft wird die Lehrerin
Bernhardine Schröder
(56) aus Bad Laer (BRD)
am 11. Juli 1983 beim
Abstieg zum Plöckenhaus
erschöpft angetroffen. Sie
hatte sich beim Abstieg
vom Kleinen Pal verirrt
und war nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurückgekommen.
Sein Mut wird dem 15-jährigen Bergwanderer Rudolf
Guggenberger aus Kötschach-Mauthen am Fronleichnamstag, dem 2. Juni
1983, zum tödlichen Verhängnis: Weil sein Freund es
nicht wagte, auf den Gipfel
des rund 2300 Meter hohen
Cellon in den Karnischen
Alpen (Plöckengebiet) zu
steigen, erklomm Guggenberger den Berg allein. Beim
Abstieg stürzte der Schüler in
den Tod.
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Die Bergung Guggenbergers am 2. Juni 1983.
Guggenberger hatte die
Tücke eines gefährlichen Schneefeldes in der Cellonrinne unterschätzt. Unter der nur wenige
Zentimeter dicken Firnschicht befand sich blankes Eis. Einmal ausgerutscht, fand das Opfer
in dem steilen Gelände des so genannten „Steinbergerweges“ keinen Halt mehr. Er stürzte
150 Meter ab und war auf der Stelle tot. Der Freund des Verunglückten wartete mehrere Stunden beim Einstieg des Steinberger-Weges auf Guggenberger. Als dieser bis zum Abend nicht
zurückkehrte, alarmierte er die Bergrettung, die den 15-Jährigen nur noch tot bergen konnte.
Auf der Hand des Opfers der Stempel vom Gipfel des Cellon.
Vermisst am Hochalpl
20 Bergrettungsmänner beteiligen sich von Samstagabend, den 10. Juli 1983, bis Sonntagvormittag an einer Suchaktion nach einem Bergsteiger, der in den Karnischen Alpen vermisst
wird. Der 20-jährige Präsenzdiener Andreas Unterluggauer aus Maria Luggau zuletzt gesehen, als er sich auf dem Weg von der Ingrid-Hütte zum Hochweißsteinhaus befindet. Als er
nicht am verabredeten Treffpunkt eintrifft, wird die Gendarmerie von Kötschach-Mauthen
verständigt. Am Sonntag gegen 11.20 Uhr wird der Abgängige im Bereich des Hochalplgebietes unverletzt aufgefunden.
Wie sich herausstellt, hatte sich Unterluggauer bei seiner Klettertour verstiegen. Da er in der
Dunkelheit weder vor noch zurück konnte, tat er das Vernünftigste in so einem Fall: Er blieb,
wo er war und verbrachte die Nacht im Freien.
Defekt an der Materialseilbahn: Zwei Arbeiter in Lebensgefahr
Schreckliche Folgen hat am 13. Juli 1983 ein Arbeitsunfall bei Kötschach-Mauthen: Ein nach
einem technischen Defekt niederpeitschendes Seilbahnseil fügt zwei jugoslawischen Gastarbeitern lebensgefährliche Verletzungen zu.
Acht Arbeiter der Firma Mader aus Kötschach sind am Vormittag in einem extremen Steilgelände mit Grabungsarbeiten für den Bau einer Druckrohrleitung zum so genannten Valentin-Elektrizitätswerk beschäftigt. Um 10.30 Uhr setzen sie dann die Seilbahnanlage, die zum
Transport der zwölf Meter langen und 1800 Kilogramm schweren Rohrstücke eingesetzt wird,
in Gang. Plötzlich bricht die Aufhängung einer Seilbahnstütze, das zentimeterstarke Stahlseil
schnellt zu Boden und trifft die beiden Arbeiter Bislim Gashi und Redzo Odobasie (beide 58).
Beide Arbeiter erleiden lebensgefährliche Verletzungen.
Nach der Ersten-Hilfe-Leistung durch Sprengelarzt Dr. Hans Lauchart werden die beiden Verletzten mit Hilfe des Hubschraubers des Innenministeriums (Pilot Hans Schausberger, Flug198
retter Alois Ortner) mittels Bergeseil aus dem schwierigen Gelände geborgen und ins Krankenhaus geflogen.
Bewusstlos ins Krankenhaus geflogen
Ein schwerer Bergunfall ereignet sich am 16. Juli 1983 im Wolayerseegebiet. Der italienische Student Fabrizzio Zarnero (18)
stürzt zwei Meter tief ab, wobei er mit dem Hinterkopf auf einen Felsen aufschlägt. Dabei erleidet der junge Mann schwere
Schädelverletzungen. Der Bewußtlose wird von freiwilligen Helfern und BI Alois Ortner zur Eduard-Pichl-Hütte transportiert,
von wo aus er mit dem Hubschrauber des Innenministeriums in das BKH Lienz geflogen wird.
Rettung am Strahlhorn (Wallis/Schweiz)
Westalpenfahrt von Mitgliedern des ÖBRD Kötschach-Mauthen
Ende Juli 1983 führen der Ortsstellenleiter des ÖBRD, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, Sepp Lederer, gemeinsam mit
dem Bergführer Alois Ortner aus Laas und dem Gend.-Bergführer Gottfried Millonig aus Hermagor eine Westalpenfahrt
ins Wallis/Schweiz durch.
Bei optimalen Bedingungen können sie in knapp einer Woche
vier Viertausender besteigen. Nach dem dritthöchsten Berg
Europas, dem Dom bei Saas Fee mit 4550 m (Anstieg über
den Festigrat) werden auch noch die Weißmies 4023 m, das
Strahlhorn 4190 m und das Allalinhorn (Überschreitung) 4027
m bestiegen.
Wie wichtig eine gute Ausbildung in der Bergrettungstechnik
und auch dazu die notwendige Erfahrung ist, zeigt ein dramatischer Rettungseinsatz während dieser Westalpentour auf.
Beim Anstieg zum Strahlhorn am 27. Juli 1983 war ein
schlecht angeseilter Alpinist aus Niederösterreich in eine Gletscherspalte gestürzt und drohte in der zum Teil mit Schmelzwasser gefüllten Spalte zu ertrinken. Seine fünf Seilgefährten
waren nicht in der Lage, den Gestürzten aus der Spalte zu
bergen. Nur ein rascher, gezielter Rettungseinsatz unserer
Bergretter konnte das Ärgste verhindern.
Dazu ein Auszug aus dem Brief, den der Verunglückte nach
seiner Heimkehr aus der Schweiz seinen Helfern geschrieben
hat:
Werte Bergkameraden!
In Bezug auf den Bergunfall am Allalingletscher in der
Schweiz am 27. Juli 1983, wobei Ihr mir das Leben gerettet
habt, möchte ich mich recht herzlich für Euren selbstlosen
Einsatz bedanken.
Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Lois Ortner: DieRettung am Strahlhorn.
Nachdem ich nach Hause kam, fuhr ich sofort in das Unfallkrankenhaus Krems und ließ mich untersuchen. Es wurden keinerlei Rippenbrüche festgestellt, aber Prellungen. Laut Feststellung eines Nervenarztes sind die Nerven beider Hände in den Unterarmen gequetscht, was zur Folge hatte, dass die Finger
gefühllos sind. Es wird wahrscheinlich ein bis zwei Jahre dauern, bis das Gefühl in den Fingern wieder hergestellt ist.
Falls Ihr drei nach Niederösterreich kommen solltet, seid Ihr herzlich eingeladen. Mit herzlichem Gruß und „Berg heil“!
199
Lois Ortners Liste
Aufstellung der Alpineinsätze 1978 bis 1983 von Bezirks-Inspektor Lois Ortner
Im Sommer 1983 wird Bezirks-Inspektor Lois Ortner vom
Gendarmerie-Posten Kötschach-Mauthen vom Alpinreferat
des Landesgendarmeriekommandos Kärnten in Klagenfurt
aufgefordert, eine Aufstellung seiner Alpineinsätze aus den
Jahren 1978 bis 1983 anzufertigen und nach Klagenfurt zu
schicken. Unter seiner Liste mit Datum vom 30. Juli 1983
schreibt Ortner, der zwar als Alpingendarm seine Aufstellung
zusammenstellt, gleichzeitig aber auch Bergrettungsmann in
der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD ist, die Worte:
„Ich habe alle Alpineinsätze aufgezeichnet. Was Du daraus
brauchst, überlasse ich Dir.“ Nun ist diese Aufstellung in
diesem Buch gelandet. Als beeindruckendes Zeugnis, was
und wie viel Alpingendarmen und Bergretter leisten, um
Menschenleben zu retten.
12. 01. 1978: Suchaktion bei extremer Lawinengefahr nach
der auf der B 110 (gesperrt) abgängigen Andrea Klaus.
Höhenweg.
03. 08. 1979: Rettungsaktion (Hubschrauber) nach Alfred
Walcher im Bereich der Oberen Polinikalm.
25. 10. 1979: Suchaktion nach vier abgängigen Touristen im
Bereiche des Reißkofels (Nachteinsatz).
21. 11. 1979: Rettungsaktion nach Hedwig Rauter im Gailgraben bei St. Jakob, die bei Holzzieharbeiten schwer verletzt
wurde.
13. 08. 1980: Bergung von Alfred Leitgeb im Bereich des
Hochtales/Valentin (tödlicher Herzanfall).
17. 08. 1980: Suchaktion nach 8 abgängigen Bergsteigern im
Bereich des Seekopfes/Wolayersee.
16. 05. 1978: Bergung von 6 Schwerverletzten und einem
Toten bei einem Lawinenunglück in der Nähe der Rostocker
Hütte (Mahlhamspitze) mit Bergeseil (Werginz und Winter).
17. 08. 1980: Rettung von Eduard Streith aus dem Eiskar nach
einem Schwächeanfall (Hubschrauber).
08. 07. 1978: Bergung der tödlich abgestürzten Wilhelmine
Blocher im Bereich der Raudenspitze.
20. 09. 1980: Bergung des tödlich abgestürzten Herbert Wassermann in der Kellerwand (Eiskarhüttenanstieg) (Nachteinsatz).
23. 07. 1978: Rettung zweier Touristen (Zillmer und Webersinn) aus Bergnot in der Fuscherkarkopf-Westwand (Nachteinsatz).
28. 06. 1981: Rettungseinsatz (Hubschrauber) nach dem
auf der Nordwestseite des Findenigkofels abgestürzten und
schwerverletzten Touristen Thomas Mang.
24. 07. 1978: Suchaktion nach Sylvia Hammer im Glocknergebiet (tot aufgefunden am 25. 07.).
25. 07. 1978: Bergung des am Kleinglockner ins Ködnitzkees tödlich abgestürzten Hubert Wegerer (tot aufgefunden 2
Wochen später).
08. 07. 1981: Suchaktion nach 6 abgängigen Touristen im
Bereich der Plenge.
29. 07. 1981: Suchaktion mit Hubschrauber im Dorfertal/Kals
nach dem abgängigen Rupert Weichselbraun.
28. 07. 1978: Suchaktion mit Hubschrauber nach den im
Bereich der Hohen Riffl abgängigen Holländern Hottertot und
Prins.
29. 07. 1981: Rettung (Seilbergung 20 m) mit den Hubschrauber des in der Nordwand des Hochstaff/Goldeck abgestürzten
und schwerverletzten Alfred Rauter.
15. 09. 1978: Rettung des nach einem Arbeitsunfall schwerverletzten Neuwirth im Bereich des Kirchbacher Berges.
02. 08. 1981: Rettung mit Hubschrauber im Bereich der Pichlhütte nach dem abgestürzten und schwerverletzten Flavio
Pin.
19. 09. 1978: Suchaktion nach den abgängigen Touristen
Jürgen und Sigrid Sievers im Bereich Gailberg-Reißkofel.
25. 04. 1979: Suchaktion nach der im Bereiche Laaserbeg
abgängigen Maria Staudacher.
27. 06. 1979: Rettungsaktion (Hubschrauber) im Bereiche der
Köderhöhe für den verunglückten Touristen Karl Hermann.
07. 07. 1979: Suchaktion nach mehreren abgängigen Touristen im Bereich des Mittagskofel/Niedergail (Nachteinsatz).
12. 07. 1979: Rettungsaktion (Hubschrauber) nach Georg
Wilhelmer (Herzanfall) im Bereiche der Ranzköpfe/Gailtaler
03. 08. 1981: Rettung von Frank Topp nach einem Absturz in
der Mauthner Klamm.
07. 08. 1981: Rettungsaktion im Bereich der Pichlhütte nach
der verletzten Ricka Wahrendorf.
08. 08. 1981: Rettungsaktion nach dem im Bereich des Roßbodentörls verletzten Touristen Theodor Dress.
25. 08. 1981: Suchaktion nach vier abgängigen Touristen im
Bereiche des Kleinen Pal.
29. 08. 1981: Rettungsaktion nach Frederike Luszak im
200
Bereich der Mauthner Alm.
Hohenwarter und schwerverletzten Krazert. (Nachteinsatz).
30. 08. 1981: Rettungseinsatz (Hubschrauber) nach der am
Mt. Peralba abgestürzten und schwerverletzten Margit Lukasser.
24. 01. 1983: Rettungsaktion beim Grünleitennocklift in der
Innerkrems.
13. 10. 1981: Bergung (Hubschrauber) des auf der Plenge
tödlich abgestürzten Michael Kammen (Nachteinsatz).
04. 05. 1982: Suchaktion nach vier abgängigen Schitouristen
im Bereiche des Zuckerhütels (Sulzenauerhütte).
06. 06. 1982: Bergung (Hubschrauber-Seil) des durch die
Nordwand der Hohen Warte tödlich abgestürzten Sergio Scudelaro.
11. 08. 1982: Bergung (Hubschrauber-Bergeseil 20 m) des
in der Nordwand der Plenge tödlich abgestürzten Godehard
Hantel.
12. 08. 1982: Rettungsaktion (Bundesheerhubschrauber) bei
einem Hubschrauberabsturz im Bereiche der St.Pöltnerhütte.
12. 08. 1982: Bergung (Hubschrauber-Seilwindenbergung)
des in der Nähe des Kals-Matreiertörls tödlich abgestürzten
Franz Neumayer.
19. 08. 1982: Suchaktion nach dem im Gebiet StranigeralmNassfeld abgängigen Walter Reiterer.
22. 08. 1982: Bergung- bzw. Rettungsaktion im StranigerGraben, nach den bei einem Autoabsturz getöteten Georg
27. 01. 1983: Rettung (Seilbergung) eines verletzten Schitouristen aus dem Rosanintal (Innerkrems).
02. 06. 1983: Bergung des durch die Cellon-Rinne tödlich
abgestürzten Rudolf Guggenberger.
09. 07. 1983: Rettung (Hubschrauber-Bergeseil) von Gregor
Rauter nach einem Herzanfall im Bereiche der Zollneralm.
10. 07. 1983: Suchaktion (Hubschrauber) nach dem im Bereich der
Torkarspitze-Mt. Peralba abgängigen Andreas Unterluggauer.
11. 07. 1983: Suchaktion nach der im Plöckengebiet (Kleiner
Pal) abgängigen Touristin Bernhardine Schröder.
13. 07. 1983: Rettung (Seilbergungen 20 m) mit Hubschrauber nach den bei einem Arbeitsunfall (Seilbahn) im Bereich
der Mauthner Klamm (Hochlaßgebiet) lebensgefährlich verletzten Jugoslawen Bislim Gashi und Rezo Odobasic.
16. 07. 1983: Rettung (Hubschrauber) von Fabrizio Zamero,
der im Bereich der Ed.-Pichlhütte in einer Geröllhalde gestürzt
war und lebensgefährlich verletzt wurde.
21. 07. 1983: Rettung.eines in eine Spalte gestürzten Österreichers im Bereich der Britaniahütte/Holbaugletscher im
Anmarsch zum Strahlhorn (Wallis/Schweiz).
Die Bürokratie ist Bestandteil des BRD
Übungen müssen genauestens geplant sein
Sommerübungen, Winterübungen der Bergrettung: Der organisatorische Aufwand ist enorm, behördliche Genehmigungen müssen eingeholt, Anträge gestellt, die Übungen minutiös
geplant werden. Wenn dann noch Hubschraubereinsätze
Bestandteil der Einsatzübung sein sollen, muss das Innenminsterium eingeschaltet und um Erlaubnis ersucht werden. Die
Bürokratie ist Bestandteil der Bergrettungsarbeit.
Ein Schriftwechsel vom Juli/August 1983 verdeutlicht ein
wenig, welcher Aufwand notwendig ist, eine realitätsnahe
Übung zu organisieren und durchzuführen. Das Ansuchen der
Ortsstelle Kötschach-Mauthen um einen Heereshubschrauber
wird damals abgelehnt, dagegen wird die Teilnahme des Rettungshubschraubers genehmigt.
Zunächst schreibt Ortsstellenleiter Sepp Lederer am 16. Juli 1983
an die ÖBRD-Landesleitung, erläutert die Pläne für die Sommerübung, die vom 5. Bis 7. August am Wolayersee stattfindet,
und bittet Landesleiter Dr. Kurt Dellisch um Unterstützung.
Lederer schreibt: „Neben wöchentlichen Schulungsstunden
im Übungsgelände der Bergrettung in der Mauthner Klamm
halten wir alljährlich im Wolayerseegebiet unsere „Sommereinsatzübung“ ab. In diesem Jahr findet diese von Freitag, 5.
August, bis Sonntag, 7. August statt. Die Unterkunfts- und
Verpflegungskosten werden von der Ortsstellenkasse getragen
und wurden mit ca. 15 000 Schilling veranschlagt.
Nun bräuchten wir wie immer die Unterstützung der Landesleitung zwecks Bereitstellung der Hubschrauber.
1. Für Freitag, 5. August nachmittags, bräuchten wir den Heereshubschrauber. Stützpunktkommandant Melser kenne ich
und habe mit ihm gesprochen. Die Landesleitung müsste die
Formalitäten erledigen. Thema: „Außenlandungen im Hochgebirge“.
2. Für Samstag, 6. August, egal wann (wir sprechen uns aus),
den Rettungshubschrauber für die Seilbergungen. Flugretter
ist Lois Ortner,Gend.-Bez.-Insp.
Wir laden zur Übung auch unsere Italiener und die Nachbarortsstellen ein.“
201
Dr. Kurt Dellisch kommt der Bitte Lederers nach und schreibt
zeitgleich am 26. Juli 1983 zwei Ansuchen an die zuständigen Stellen: für den Heereshubschrauber an den Hubschrauberstützpunkt Klagenfurt-Annabichl des Bundesministeriums
für Landesverteidigung, für den Rettungshubschrauber an das
Innenministerium in Wien.
Der Wortlaut des Schreibens an das Verteidigungsministerium, in dem es um den Heereshubschrauber geht:
„Betrifft: Demonstration Außenlandungen im Hochgebirge.
Unter Leitung unserer Ortsstelle Kötschach-Mauthen findet
vom Freitag, 5. August 1983, bis Sonntag, 7. August 1983 im
Wolayerseegebiet eine überregionale Bergrettungsübung und
Einbeziehung der benachbarten Ortsstellen des Österr. Bergrettungsdienstes, aber auch unter Beteiligung der benachbarten Bergrettungsorganisationen auf italienischen Staatsgebiet
statt.
Wir bitten, insbesondere auch zur Demonstration von Windenbergungen um Beistellung des in Klagenfurt stationierten
Heereshubschraubers für Freitag, 5. August 1983 nachmittags.
Die näheren Einzelheiten bitten wir mit dem Ortsstellenleiter
der Ortsstelle Kötschach-Mauthen, Herrn Sepp Lederer, abzusprechen. Während der Übung ist die Einsatzleitung über
Kanal 27 im Funkwege erreichbar. Mit bestem Dank für die
stets gute Zusammenarbeit und im voraus für die Beistellung
der Demonstration zeichnen wir mit herzlichen Bergsteigergrüßen!“
Ein fast wortgleiches Schreiben mit der Bitte um den Einsatz
des Rettungshubschraubers geht an das Innenministerium in
Wien, das sich lediglich in der Kernaussage vom ersten Brief
unterscheidet: „Wir bitten um Beistellung des in Klagenfurt
stationierten Hubschraubers im Laufe des Samstag, 6. August
1983. Als befugter Flugretter steht Lois Ortner, GendarmerieBezirksinspektor, zur Verfügung.“
Eine negative Antwort in Sachen Heereshubschrauber erhält
die Landsleitung am 2. August 1983 vom Armeekommando
des Bundesministerium für Landesverteidigung: „In Beantwortung Ihres Schreibens vom 26. Juli 1983 muss das
Bundesministerium für Landesverteidigung/Armeekommando
mitteilen, dass Ihren Ersuchen um Abstellung eines Hubschraubers nicht entsprochen werden kann. Wie Ihrem Schreiben zu entnehmen ist, handelt es sich im Gegenstand um kein
Ausbildungs- bzw. Übungsvorhaben, für das ein Ausbildungswert für Hubschrauberbesatzungen gegeben ist. Darüberhinaus wurde von Ihnen keine Ausbildungs- bzw. Übungsplanung
vorgelegt. Erbeten wurde lediglich die Demonstration von
Windenbergungen. Gemäß den geltenden Bestimmungen und
aus Kostengründen können aber für solche Tätigkeiten keine
Hubschrauber eingesetzt werden.
Das
Bundesministerium
für
Landesverteidigung/
Armeekommando bedauert, Ihnen keine andere Nachricht
erteilen zu können. Mit vorzüglicher Hochachtung . . .“
Da Bergretter flexibel sind, stellte Sepp Lederer nach dieser
Absage das Programm kurzerhand um: Es wurde ein Hubschrauberlandeplatz auf der Plenge gebaut (siehe „Programm
der Sommerübung“).
Positiv hingegen die Antwort des Innenministeriums: „Unter
Bezugnahme auf Ihr Schreiben vom 26. Juli 1983 wird
mitgeteilt, dass die Flugeinsatzstelle Klagenfurt beauftragt
wurde, anlässlich Ihrer Bergrettungsübung im Bereich Wolayerseegebiet an einem wettermäßig günstigen Tag zwischen
5. und 7. August 1983 eine Hubschrauberdemonstration im
Gesamtausmaß von maximal 30 Flugminuten durchzuführen.
Alle näheren Einzelheiten wären direkt mit der Flugeinsatzstelle Klagenfurt zu vereinbaren.“
Programm der Sommerübung
Lois Ortner als Ausbildungsleiter der Ortsstelle und Sepp
Lederer, der Chef, haben für die Sommerübung dann folgendes Programm zusammengestellt:
Freitag: a) „Außenlandung im Hochgebirge“ – Heereshubschrauber (der dann nicht kam; siehe oben);
Wer ab 13.00 Uhr Zeit hat, möge sich telefonisch melden.
Wir möchten einen Hubschrauberlandeplatz auf der Plenge
bauen.
b) Abends Anmarsch zur Ed. Pichl-Hütte für den Rest der
Teilnehmer.
Samstag: a) Rettungstechnik im Fels und Steilgelände – Stationsbetrieb;
b) „Hubschraubereinsatz im Hochgebirge“ – Rettungshubschrauber des BMfI Klagenfurt (der dann kam; siehe oben).
Sonntag: Tourentag mit rettungstechnischen Übungseinlagen.
Für Unterkunft und Verpflegung sorgt die Ortsstellenkasse,
alles was Du mitbringen solltest, ist Deine Ausrüstung und
Dein ohnedies bekannter Wille zur Mitarbeit!“
202
XIV. Internationaler Valentingletscherlauf
1984
Der XIV. Internationale
Valentingletscherlauf wird
im Juni gestartet. Am Vorabend findet das zweite
Fest der Sieger im
großen Saal des Rathauses statt.
Partnerschaft zwischen BRD Kötschach-Mauthen und Forni Avoltri
Bereits zum 14. Mal wird 1984 der Valentingletscherlauf von der ÖBRD-Ortsstelle in
Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen durchgeführt. Trotz der äußerst
unfreundlichen Wettersituation (Kälte und Scheesturm bzw. Regen) haben es sich immer noch
rund 400 Läuferinnen und Läufer nicht nehmen lassen, zum Valentintörl aufzusteigen, um an
dem Rennen teilzunehmen.
Wie bereits in den letzten Jahren ist auch diesmal wieder eine Vielzahl italienischer Bergrettungsleute und Freunde am Start, ein Ergebnis der guten Beziehungen und der Zusammenarbeit des Bergrettungsdienstes beider Regionen.
Den Sieg holt sich diesmal die Bergrettungsmannschaft Lesachtal. Beste Kötschach-Mauthner
Mannschaft wird die Gendarmerie Mauthen I mit Lois Ortner, Herwig Ortner und Peter Wilhelmer. Die Gästeklasse gewinnt die Mannschaft Tolmezzo IV.
__________
Der erfahrene Bergretter
Guiseppe Casabellata
(49) aus Frassanetto
stürzt am 1. Juli bei einer
Klettertour auf die 2595 m
hohe Seewarte am Wolayersee 50 m unter dem
Gipfel vor den Augen
seines Sohnes Valentino
(23) 80 m tief ab und und
bleibt tödlich verletzt in
einer Rinne liegen. Die
beiden schnell herbeigeeilten KötschachMauthner Bergretter,
Einsatzleiter Lois Ortner
und Erich Dabernig, die
zufällig in der Nähe eine
Bergtour unternehmen,
können nicht mehr helfen.
__________
Im Vorfeld des XIV. Valentingletscherlaufs findet auch die vor einem Jahr eingegangene Partnerschaft zwischen der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen und der Banca Carnica sowie die
engen Kontakte der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen mit der Gemeinde Paularo einen
weiteren Nachfolger. Anlässlich der Pressekonferenz zum XIV. Valentingletscherlauf in
Tolmezzo wird eine weitere Partnerschaft zwischen den beiden Bergrettungsdiensten Forni
Avoltri und Kötschach-Mauthen eingegangen.
Was sich bereits durch die vielen Kontakte von Bergsteigern untereinander und durch die
gute Zusammenarbeit der
beiden Bergrettungsdienste
über Jahre hinweg abgezeichnet hat, wird nun offiziell. „Damit wird ein weiterer
völkerverbindender Akt vollzogen, der die Zusammenarbeit dieser beiden Regionen
verstärkt und die Grenze,
die den Norden vom Süden
trennt, immer stärker vergessen lässt“, heißt es in einem
Bericht von damals.
Die Fertigstellung der
Versicherungsarbeiten
am Seekopf und an der
Seewarte wird auf der
Eduard-Pichl-Hütte zünftig gefeiert.
Die Bergrettungsobmänner Sepp Lederer (links) und Duilio
Samassa bei der offiziellen Verabschiedung der Partnerschaft in Tolmezzo.
Todessturz vor den Augen des Sohnes
Bergrettungsmann Guiseppe Casabellata stirbt am 1. Juli 1984 auf der Seewarte
Der italienische Bergrettungsmann Guiseppe Casabellata und
sein 23-jähriger Sohn Valentino Casabellata steigen am 1. Juni
1984 gegen 7.00 Uhr vom Wolayersee durch die Normalroute
der Seewarte-Nordwand (2595 m) in den Karnischen Alpen.
Dieser Kletteranstieg hat lauf Führer den III. Schwierigkeitsgrad. Die beiden Bergsteiger waren unangeseilt unterwegs.
Guiseppe Casabellata war in den vergangenen Jahren schon
über 20mal über diese Kletterroute zum Gipfel der Seewarte
geklettert.
Gegen 8.55 Uhr bei einem kurzen Quergang zu einer Verschneidung unterhalb des Gipfelgrates brach dem voraus
203
steigenden Guiseppe Casabellata ein Griff der rechten Hand
aus und er stürzte rücklings 80 Meter über teils senkrechte
Felsplatten in eine Steilrinne. Etwa 40 Meter oberhalb des
„Nordwandbandes“ blieb er mit tödlichen Verletzungen
(Schädelzertrümmerung und offene Brüche) auf einer Rampe
hängen.
Valentino Casabellata, der den Absturz seines Vaters verfolgt
hatte, stieg sogleich über die Normalroute bis zum „Nordwandband“ ab, konnte aber wegen des schwierigen Felsgeländes nicht zu seinem Vater gelangen.
Seine Hilferufe wurden auf der Eduard Pichl Hütte gehört.
Der Einsatzleiter der AEG Kötschach-Mauthen, Bez.-Insp.
Alois Ortner, Bez.-Insp. Karl-Heinz Ezr und der Bergrettungsmann Erich Dabernig, die im Bereich Eduard Pichl Hütte bei
einer privaten Bergtour unterwegs waren, stiegen gemeinsam
mit dem Hüttenwirt der Lambertenghihütte, Remo Tamusin, zur Unglücksstelle auf. Über Bergrettungsfunk wurde
der Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen verständigt und
der Hubschrauber des Bundesinnenministeriums für Inneres,
Flugeinsatzsstelle Klagenfurt, angefordert.
Der Rettungshubschrauber auf der Oberen Valentinalm.
Durch Zurufe der Bergretter gelang es, den schwer geschockten
Valentino Casabellata von weiteren Abstiegs- bzw. Zustiegsversuchen zum Leichnam seines Vaters abzuhalten.
Die Leiche von Guiseppe Casabellata wurde um 11.45 Uhr
mit dem Bergeseil des Hubschraubers, Pilot Johann Fischer,
aus der Wand geborgen und nach Mauthen geflogen. Valentino Casabellata und Remo Tamusin wurden dann ebenfalls
mit dem Bergeseil (Flugretter Bez.-Insp. Ezr und Ortner) zur
Eduard Pichl Hütte geflogen, wo Dr. Kugi aus Ferlach (Flugrettungsarzt) Casabellata ärztlich versorgte. Der Genannte
wurde dann von italienischen Bergrettungsleuten ins Tal nach
Collina, Provinz Udine, gebracht. Bez.-Insp. Alois Ortner und
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Bergung eines
tödlich verletzten Italieners an der Seewarte und seines
Sohnes, der am 1. Juli 1984 mit einem schwerem Schock
gerettet wurde.
Auf dem Weg zur Unfallstelle: Pilot Hans Fischer
Seil) Flugretter Lois Ortner.
204
und (am
Erich Dabernig stiegen wegen Nebeleinfall von der Unfallstelle wieder über die Anstiegsroute zur Eduard Pichl Hütte
ab. Der Einsatz war um 17.00 Uhr beendet. (Original-Einsatzbericht)
Die „Kleine Zeitung“ berichtet am Montag, 2. Juli 1984 über
das Unglück:
Den Todessturz seines eigenen Vaters musste Sonntag früh,
1. Juli 1984, im Wolayersee-Gebiet ein 23-jähriger Italiener
mit ansehen. Der unter Schock stehende Bergsteiger musste
ebenso wie die Leiche des Abgestürzten mittels Bergeseil und
Hubschrauber aus der Wand geholt werden.
Keine 50 Meter unterhalb des Gipfels der 2595 Meter hohen
Seewarte in der Gemeinde Lesachtal muss gestern gegen 8.55
Uhr mit dem italienischen Staatsangehörigen Giuseppe Casabellata (49) ein Missgeschick passiert sein. Vor den Augen
seines 24-jährigen Sohnes Valentino stürzte der aus Frassenetto stammende Bankangestellte etwa 80 Meter in die Tiefe
und blieb tödlich verletzt liegen.
Zwei zufällig privat in diesem Gebiet befindliche Bergsteiger,
Bezirks-Inspektor (BI) Alois Ortner von Kötschach und der
Bergrettungsmann Erich Dabernig, ebenfalls aus Kötschach,
stiegen zur Unfallstelle auf. Inzwischen alarmierte der Hüttenwirt der Eduard-Pichl-Hütte die Gendarmerie im Tal, die
den Hubschrauber des Innenministeriums anforderte.
Mit BI Alois Ortner am Seil flog Pilot BI Hans Fischer
Richtung Seewarte-Nordwand. So konnten sowohl der unter
schwerem Schock stehende Valentino, als auch sein toter Vater
aus der Steilrinne geborgen werden.
Helfer weisen den Rettungshubschrauber ein (oben). Doch für
den verunglückten Bankangestellten Guiseppe Casabellata
(unten) kommt jede Hilfe zu spät.
Beide Bergsteiger waren am Morgen von ihrem im so genannten kleinen Lesachtal auf italienischer Seite der Grenze gelegenen Heimatort aufgebrochen um diese Tour zu machen.
Die Seewarte gilt in Bergsteigerkreisen als nicht besonders
gefährlich (Schwierigkeitsgrad III), gefürchtet aber ist ihr brüchiger Fels.
Die Kronenzeitung berichtet am Montag, 2. Juli 1984 unter
der Überschrift „Karnische Alpen: Knapp unter dem Gipfel
verlor Italiener den Halt – Ein 49jähriger Bergretter stürzte
vor den Augen seines Sohnes in den Tod“:
Ein erfahrener Bergretter und begeisterter Bergsteiger stürzte
Sonntag früh vor den Augen seines Sohnes in den Tod: Die
beiden Italiener wollten die 2595 Meter hohe Seewarte in den
Karnischen Alpen über die Nordwand besteigen. Den Gipfel
vor Augen, verlor der 49jährige Alpinist den Halt und stürzte
80 Metertief ab. Tödlich verletzt blieb er in einer steilen Rinne
liegen.
„Wir wurden zwar zu einem Rettungsflug gerufen, aber da
gab es nichts mehr zu retten“, war der Pilot der Klagenfurter
Flugrettung, Hans Fischer, entsetzt. „Wir konnten nur noch
einen Toten bergen.“
Giuseppe Casabellata (49) aus Frassenetto hatte sich gestern
in den frühen Morgenstunden mit seinem 23jährigen Sohn
Valentino auf die Bergtour sorgfältig vorbereitet, Ausrüstung
205
und Proviant überprüft. Dann marschierten die beiden los.
Flink und gewandt schafften die erfahrenen Italiener den Aufstieg über die Nordwand zur Seewarte, gegen 9 Uhr waren sie
nur noch 50 Meter unter ihrem Ziel, der Seewarte. Doch plötzlich verlor der 49jährige Bankangestellte den Halt und stürzte
80 Meter tief ab! Nicht einmal sein Sohn konnte ihm helfen,
Giuseppe Casabellata blieb in einer steilen Rinne hängen.
Zur gleichen Zeit befanden sich der Einsatzleiter der Gruppe
Kötschach-Mauthen, Alois Ortner, und der Bergrettungsmann Erich Dabernig bei einer privaten Klettertour im Gebiet
des Wolayersees. Als die beiden von dem Unglück erfuhren,
kamen sie sofort zur Unfallstelle, um zu helfen. Doch der Italiener konnte nur noch tot mit dem Seil geborgen und zu Tal
gebracht werden.
Am Gabele 100 Meter in eine Schneerinne gerutscht
Schwere Kopf-, Brust- und Beinverletzungen erlitten – Original Einsatzbericht
In Begleitung dreier weiterer Personen stieg um die Mittagszeit des 19. Juli 1984 Hans-Peter Mattlener von der Oberen
Valentinalm über den so genannten Militärweg (Schwierigkeitsgrad III) in das Eiskar im Kellerwandgebiet auf. Die Bergsteigergruppe war recht gut ausgerüstet, verfügte aber über kein
Kletterseil. Den Abstieg vom Eiskar wollten sie über das so
genannte Gabele bewältigen. Die Route führt über den Gletscher
des Eiskars und von dort zwischen Gabelekopf und Kollinkofel
hindurch über eine steile Rinne in das Grüne Tal hinab.
Wegen des schneereichen Winters und der eher kühlen Witterung während der Schneeschmelze waren zu dieser Jahreszeit noch zahlreiche Rinnen im Hochgebirge mit kompaktem
Schnee gefüllt. Auch jene, etwa 350 Meter lange Steilrinne,
die vom Gabele ins Grüne Tal führt, fand die Gruppe in solchem Zustand vor. Mattlener, der der Touristengruppe vorausging, glitt beim Einstieg in die Rinne aus, rutschte 100 Meter
ab und prallte bei einer leichten Rechtsbiegung der Rinne
links gegen das Geröll bzw. den Felsen. Er erlitt schwere
Kopf-, Brust- und Beinverletzungen. Die drei Begleiter (unter
ihnen befand sich auch der Sohn) stiegen zum Verletzten ab
und versorgten ihn notdürftig. Während Stefan Mattlener und
Thomas Böttinger am Unfallort blieben, stieg Günther Böttinger weiter ab bis auf den Plöckenpass und verständigte die
Bergrettung.
Um 15.30 Uhr begab sich die Rettungsmannschaft, bestehend aus neun Bergrettungsmännern unter der Leitung des
Obmannes Sepp Lederer und vier Alpingendarmen der AEG
Kötschach-Mauthen unter Leitung des Stellvertreters der Einsatzgruppe, Bez.-Insp. Erich Zerza, in das Plöckengebiet.
Der angeforderte Hubschrauber der Flugeinsatzstelle Klagenfurt (Pilot: Bez.-Insp. Schausberger) brachte die Rettungsmannschaft vom Plöckenhaus in das Grüne Tal. Von dort stieg
sie zum Verletzten auf, versorgte ihn und seilte ihn etwa 250
Meter mit der Gebirgstrage durch die Rinne ab. Dort wurde er
vom Hubschrauber mittels Seilbergung aufgenommen (Flugretter: Rev.-Insp. Maierbrugger) und nach Zwischenlandung
beim Plöckenhaus in das LKH Klagenfurt geflogen.
Rettung eines Holzarbeiters am Gailberg
Bei Arbeiten im Wald am Gailberg verunglückt der Holzarbeiter Weger 1984 so schwer, dass ihn die Bergrettung KötschachMauthen aus seiner misslichen Lage befreien und der Rettungshubschrauber ihn ins Krankenhaus fliegen muss. Die Fotos
oben und auf der nächsten Seite entstanden bei der Rettungsaktion.
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1985
Am 12. April wird eine
internationale Lawinenübung mit dem Titel
„Lawine im Valentintal“
durchgeführt.
__________
Bei Schitour 50 Meter abgestürzt
Glück im Unglück im Jaukengebiet – Original-Einsatzbericht
Von ihrem Wohnort Leifling, Gemeinde Dellach, unternahmen Siegfried Kreuzberger und
seine Lebensgefährtin Maria Schiestl am 2. Februar 1985 um 10.30 Uhr eine Schitour in die
Gailtaler Alpen. Beide waren für die Tour gut ausgerüstet, verfügten aber weder über ein
„Pieps“ noch über eine Lawinenschnur. Nach ihren eigenen Angaben sind beide relativ geübte
Tourengeher.
Der Aufbau der Scheedecke in den Gailtaler Alpen war zu dieser Zeit äußerst labil. Die unterste Schneeschicht bestand aus etwa 15 cm Schwimmschnee. Diese Schneeverhältnisse sind
heuer, zumindest im Gebiet der Karnischen- und der Gailtaler Alpen, besonders ausgeprägt.
Außerdem herrschte an diesem Tag und den Tagen zuvor „Warmwetter“. Unter Berücksichtigung dieser Umstände wäre von Schitouren wohl abzuraten gewesen. Noch dazu eignet sich
zum Tourengehen das von den beiden gewählte Gebiet denkbar schlecht.
Der XV. Internationale
Valentingletscherlauf
und das dritte Fest der
Sieger werden am 8.
und 9. Juni durchgeführt.
Erstmals gibt es für
die Gästeklasse einen
Wanderpokal – die Plöckenkapelle – geschnitzt
vom heimischen Künstler
Gerhard Wurzer.
__________
Im Sommer wird mit der
Erschließung des Klettergartens am Wolayersee ein weiterer Schritt in
Richtung „sicheres“ Bergsteigen gesetzt.
__________
35 Jahre Polinikgipfelkreuz: Die Gipfelmesse
wird am 15. September
von Pfarrer Anton Matzneller zelebriert und von
der Trachtenkapelle Mauthen musikalisch
umrahmt, die Festansprache hält Ökonomie-Rat
Fritz Gressel.
Kreuzberger stieg mit seiner Begleiterin vom Wieserberg zum Hochsiegl und von dort weiter
über den Schwalbenkofel in die Ochsenschlucht. Nun folgten sie dem Sommersteig in Richtung Dreischneid. Unterhalb des Gipfels, in etwa 2100 m Seehöhe, querten sie einen Hang
in Richtung Westen in das Jaukenplateau. Zu dieser Zeit begann es leicht zu schneien, und
Nebel fiel ein. Wegen der ungünstigen Witterungsbedingungen dämmerte es auch früher als
üblich. Als sich bei der Hangquerung hinter ihnen eine Lawine löste, war ihnen der Rückweg
über die Aufstiegsroute praktisch versperrt. Sie befürchteten richtigerweise einen weiteren
Lawinenabgang.
In dieser sich abzeichnenden Ausweglosigkeit versuchte Kreuzberger den Güterweg, der von
der Jaukenalm in Richtung Goldberg führt, zu finden. Wegen teilweiser Geländeunkundigkeit
fanden sie aber diesen Weg nicht. Beide beschlossen deshalb, um vor Einbruch der Dunkelheit
ins Tal zu kommen, über die Südflanke der Jauken in Richtung Gailtal abzufahren. Dass der
sehr steile Südhang im unteren Teil mit Felsen durchsetzt ist, war Kreuzberger zu dieser Zeit
nicht bewusst.
Sie fuhren gemeinsam, Kreuzberger ein Stück voraus, den leicht bewaldeten Steilhand hinunter. Als er an die Schroffen herankam, glitt er aus und stürzte etwa 50 Meter über den Abgrund.
Schiestl, die das Verschwinden ihres Begleiters nicht sofort bemerkte, konnte etwas später
Rufkontakt mit ihm herstellen. In der Zwischenzeit war es dunkel geworden. Über Umwege
fand sie schließlich zu Kreuzberger. Dabei stürzte sie selbst im felsigen Gelände einige Meter
ab und verlor ihre Schier.
Gemeinsam schleppten sich beide nun über Rinnen und schließlich durch den schon etwas
flacheren Wald bis zu einem verschneiten Forstweg. Dort ließ Schiestl ihren Begleiter zurück
und holte im Tal Hilfe. Um 23.30 Uhr ging die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie mit
fünf Mann und der ÖBRD mit weiteren sechs Männern in Richtung Unfallstelle ab. Siegfried
Kreuzberger wurde von der Rettungsmannschaft geborgen und mittels Akja nach Leifling
transportiert. Der Einsatz verlief ohne Zwischenfälle. Er war um 2.30 Uhr abgeschlossen.
XV. Internationaler Valentingletscherlauf
Die Siegerehrung: Duilio
Samassa (von links), Lois
Ortner und zwei Bergretter
aus dem Lesachtal.
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Siegerehrung des XV. Internationalen Valentingletscherlaufs:
Die Gewinner der Gästeklasse mit dem 1985 erstmals vergebenen Wanderpokal – die Plöckenkapelle – geschnitzt von
Gerhard Wurzer. Das Kunstwerk ist heute nicht mehr auffindbar. Es verschwand irgendwann und tauchte nicht mehr auf.
Unten die Sieger der Bergrettung Kurt Kanzian (von links),
Reinhard Ranner und Michael Lamprecht.
Der Bergrettungschef freut sich mit den jüngsten Teilnehmern:
Sepp Lederer mit Bernhard Müllmann und Matthias Lederer.
15 Botaniker in Bergnot
Forscher verirren sich am 19. Juni 1985 im Bereich des Findenigkofel
Eiserne Disziplin bewahrte eine 15-köpfige Gruppe von Botanikern aus England am 19. Juni 1985, die bei Kälte, Regen,
Schnee und dichtestem Nebel in 1600 Meter Höhe zwischen
Findenigkofel und Straniger Alm festsaß. Mit stoischer Ruhe
wartete man, bis die Bergretter eintrafen. Die Wissenschaftler,
die in Kötschach weilen, um Orchideen und Alpengewächse
zu studieren, kommentierten die gefährliche Situation mit britischen Humor: „Jetzt haben wir einmal eindrücklich erlebt,
wie rasch man in Bergnot geraten kann.“
Unter Führung der Kötschacher Hotelchefin Margit Klauss
waren Mittwoch früh zwei Gruppen – eine mit Engländern,
eine mit Deutschen – bei strahlendem Wetter in die Karnischen Alpen aufgebrochen. Während sich die weniger bergerfahrenen Deutschen nur bis zum Zollnersee wagten, stiegen
die Briten höher auf. Am Nachmittag kam es zu einem der
gefürchteten Wetterumschwünge. Im starken Nebel bekamen es die Engländer, der älteste von ihnen ist 83 Jahre alt,
zwischen Findenigkofel und Straniger Alm mit der Angst zu
tun. „Wir gehen nicht mehr weiter“, ließen sie Margit Klauss
wissen und richteten sich auf eine lange, kalte Nacht ein. Zum
undurchdringlichen Nebel hatten sich nämlich auch noch
Regen und teilweise Schneefall gesellt. Die bergerfahrene
Kötschacherin meisterte die Situation bravourös. Sie stieg
durch die „Waschküche“ zum Zollnersee ab und schickte die
bereits wartende deutsche Gruppe ins Tal, um die Gendarmerie zu informieren. Dann marschierte Margit Klauss zu den
Engländern zurück und ging später zur Straniger Alm dem
Rettungstrupp entgegen.
Ein Gendarm und zwei Bergrettungsmänner konnten die
Botaniker, die im steilen, gefahrvollen Gelände festsaßen
209
– übrigens auf italienischem
Gebiet –, jedoch nicht alleine
bergen. Sie mussten über
Funk Verstärkung anfordern.
Zwei weitere Alpingendarme
und drei Bergretter brachten den 15-köpfigen Trupp
(Margit Klauss wurde von
einer Deutschen begleitet)
schließlich in Sicherheit.
Mit Bussen wurden die
Geretteten zu Tal gebracht.
Im Schritttempo. Der Nebel
war nämlich so stark, dass
ein Alpingendarm vor den
Autos hergehen musste, um
den Chauffeuren den Weg zu
weisen. (Pressebericht)
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: 15 verirrte Botaniker
werden am 19. Juni 1985 im Bereich des Findenigkofel gerettet.
Ausbildung im Gelände mit Stationsbetrieb
Die Sommereinsatzübung im August 1985 am Wolayer See
„Unsere Übung findet bei jeder Witterung statt, die Teilnahme ist für alle Mitglieder der Ortsstelle Pflicht, Gründe für ein
Fernbleiben sind der Ausbildungsleitung bekanntzugeben“, heißt es in der „Ausschreibung und Einberufung“ zur Sommereinsatzübung am 14. und 15. August mit dem Standort Ed. Pichl Hütte am Wolayer See.
Das Programm für Mittwoch, den 14. August sieht das Eintreffen der Teilnehmer bis 20.00 Uhr, gemeinsames Abendessen,
einen kurzen Lehrvortrag und den obligatorischen Hüttenabend vor.
Ernst wird es dann am Donnerstag, den 15. August: 7.00 Uhr Frühstück; ab 8.00 Uhr praktische Ausbildung im Gelände mit
Stationsbetrieb – eventuell kurze Übung mit dem Rettungshubschrauber; 12.00 Uhr Mittagessen; ab 13.00 Uhr Ausbildung wie
am Vormittag, wobei jeder Teilnehmer das Gelernte selbständig anwenden sollte; 16.00 Uhr Schlussbesprechung, Übungsende
und Heimmarsch.
Bei dieser Sommerübung entstanden die Fotos auf dieser und den nächsten beiden Seiten.
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35 Jahre Polinik-Gipfelkreuz
35 Jahre Heldengedenk-Gipfelkreuz auf dem Polinik: Das
Fest wird am 15. Spetember
1985 gefeiert, die Gipfelmesse liest Pfarrer A. Matzneller, die Festrede hält
Ökonomierat Fritz Gressel.
Als Erinnerung entwirft Sepp
Lederer wieder eine Plakette,
deren drei Entwürfe und deren
Ausführung auf einer Holzscheibe hier zu sehen sind.
Lawinenabgang überlebt
Skifahrer auf der Mauthner Alm im Glück
Der Schiläufer Peter Lagger aus Kötschach (20) fuhr am 23.
November 1985 gegen 13.30 Uhr mit Normalschi von der
Bergstation der Mauthner Alm (Sessellift) auf der präparierten Piste in Richtung Mittelstation. Etwa 200 Meter unterhalb
der Bergstation bog Lagger in die gesperrte und nicht präparierte Piste „Alter Steilhang“ ein. Er war alleine in diesem
Bereich unterwegs. Auch waren vorher noch keine anderen
Schifahrer diese Abfahrt abgefahren.
Bei der Einfahrt in den ca. 40 Grad geneigten Steilhang löste
sich etwa 15 Meter oberhalb von Lagger (an der Grenze zwischen Piste und Wald) ein Schneebrett in der Breite von ca. 40
Metern. Lagger versuchte noch eine Schussfahrt, wurde aber
von den abgehenden Schneemassen erfasst, verschüttet und
nach etwa 10 bis 15 Metern an eine bereits schneelose Stelle
der Lawinenbahn geschleudert. Dort blieb Lagger unverletzt,
doch leicht schockiert liegen.
Bei der abgehenden Lawine handelte es sich um ein trockenes
Schneebrett mit einer Abrissbreite von ca. 40 Metern, einer
Abrisshöhe von etwa 70 Zentimetern und einer Länge von
rund 90 Metern. Der Lawinenkegel am unteren Punkt des
Steilhanges hatte eine Breite von etwa 30 Metern und war bis
zu 3 Meter hoch.
Die Abfahrt „Alter Steilhang“ war im Bereich der Abzweigung von der präparierten Piste vorschriftsmäßig abgesperrt
und auch gekennzeichnet. Diese Abfahrt wird während der
Schisaison nicht präpariert und ist sehr beliebt als Tiefschneeabfahrt. In dem genannten Bereich ist es bisher noch nie zu
einem Lawinenabgang gekommen.
Zum Zeitpunkt des Vorfalls war der Lift zur Mauthner Alm
in Betrieb, und es herrschte reger Pistenverkehr. Fremdverschulden ist auszuschließen. Laut Auskunft des Obmannes
der örtlichen Bergrettung und Mitglied der Lawinenwarnkommission, Sepp Lederer, war die Absperrung vorschriftsmäßig
bzw. nicht mangelhaft.
(Anmerkung: Lois Ortner schrieb diesen Bericht damals als
Leiter der Alpinen Einsatzgruppe/AEG der Gendarmerie)
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Zur Person:
Von der Eroberung des Unnützen
Die „erste Nordwand“ durchstieg ich mit vier Jahren
Von Charly Lamprecht
Charly Lamprecht
Geboren am 6. Januar
1965 in Kötschach, lebt
mit seiner Familie als
Bergführer in Würmlach.
Erlernter Beruf: Tischler
mit Meisterprüfung.
Berg- und Schiführer seit
1994.
Bergretter seit 1980; in
der Ausbildung tätig seit
1999; Flugretter beim
ÖAMTC seit 2001 (mit ca.
700 Einsätzen), Notfallsanitäter seit 2004; im
Ausbildungsteam der
österreichischen Bergund Schiführer von 2002
bis 2006; Ausbildungsleiter der Kärntner Berg
und Schiführer von 2005
bis 2007; Landesschilehrer seit 1989; Leiter der
Schischule in Kötschach
seit 2005.
Als mir Roland davon erzählte, dass er versucht, eine Chronik über die Bergrettung zu schreiben, hielt ich das für eine
großartige Idee. Als er mich dann bat, eine alpinistische Autobiographie zu schreiben, war ich schon weniger begeistert.
Tourenbuch habe ich nie eines geführt, das war und ist mir
nicht wichtig. Bergsteigen war und ist für mich immer mit
Leidenschaft verbunden und hat mich von klein auf fasziniert.
Meine erste „große Nordwand“ durchstieg ich bereits mit vier
Jahren. Bei einem Spaziergang mit meiner Oma nutzte ich die
guten Verhältnisse und durchkletterte die senkrechte Wand in
der ersten Kurve der Bergstraße, welche die Bergbauernsiedlung Dolling mit meinem Heimatort verbindet. Meine Oma
war außer sich, nicht unbedingt vor Freude, aber ich war
unglaublich stolz auf mich. Kein Wunder bei einer Wandhöhe
von 2,5 Metern. Von da an war ich von der Eroberung des
Unnützen bereits überzeugt.
Es vergingen schon noch einige Jahre, bis ich das Buch von
der Österreichischen Everest Expedition 1978 in Händen
hielt. Vollkommen fasziniert von den großartigen Bildern und
den Helden, die über glitzernde Hänge dem Licht entgegen
stiegen, begann ich zu trainieren. Zuerst am Rohbau unseres
Hauses, wo ich über die unverputzte Wand bis zum Balkon
kletterte, mich daran entlang hangelte bis meine Unterarme
hart wie Beton waren. Später, mit 15 Jahren bereits Mitglied
im ÖBRD, verlagerte ich mein Training an das Felsentor in
der Mauthner Klamm, wo mir bereits wirklich schwere Boulder gelangen.
Nun war auch ich so ein Kranker geworden, bereit sich körperlich und geistig völlig zu verausgaben, um für kurze Zeit
Wichtigste Erstbegehungen:
Grüne Nase: Fatamorgana; Reinhard Karl;
Serengeti; Günther-Tropper-Gedächtnisführe;
Wassermann direkter
Ausstieg; 1. Winterbegehung Wassermann
Gedächtnisführe.
Cellon: No Siesta;
Herrliche Zeiten; Kein
Applaus für Sieger (heute
als Weg ohne Grenzen/
Senza Confine bekannt).
Kollinkofel: Südwand
direkter Ausstieg; Westwand, zwei Routen mit
Reinhard Ranner.
1987: im Boulderraum in Kötschach.
1987: Via Niagana (Pic Pordoi).
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1989: Ortler-Nordwand.
Kellerspitzen: Inschalah,
1.Winterbegehung Carnici.
Solobegehungen:
Cellon: Ostpfeiler, NO
Pfeiler, Weg ohne Grenzen, an einem Tag.
Seewarte-Flanke mit 17
Jahren, mit Schmid
Helmut in 35 Minuten!
Kleiner Pal: L’Esteta il
Biottico, Spigolo de Infanti
in 20 Minuten!
auf einem Gipfel zu stehen und dieses Gefühl, etwas Besonders geschafft zu haben, zu genießen. Das alleine war und ist es wohl nicht, was mich bis heute beim Bergsteigen gehalten
hat. Egotrip, Wettkampf und natürlich der Erfolg, etwas Besonders geschafft zu haben, diese
echte, unverfälschte Freude, all das waren je nach Lebensalter meine Beweggründe, schwierige Routen zu klettern!
Das sehe ich heute viel klarer als in jungen Jahren. All die Dinge wären mir zu wenig. Was
wirklich zählt, sind die Tage in den Bergen, wo man alles geben muss, denn hoher Einsatz
wird reichlich belohnt. Kann man das Erlebnis teilen – am besten mit Freunden – und es so
zur gemeinsamen Erinnerung wird, ist es noch fantastischer. Die Freude am Versuchen eines
einem selbst wichtigen Projektes bleibt jedenfalls als Gewinn für all jene, die es nicht beim
bloßen Betrachten eines Berges belassen wollen. Genau das ist es, was mich bis heute den
Bergen treu bleiben ließ.
Lebensbilder:
Dolomiten (die wichtigsten Begehungen):
Sella: Vinatzer, Gr. Micheluzzi, Schubert, Schober,
Tissi, Messner,Via Niagara am Pic Pordoi, Fata
Morgana usw.
Hl. Kreuzkofel: Gr. Mauer,
direkte Mauer, Mephisto,
Mittelpfeiler; Livanospfeiler,
Drei Zinnen: Gelbe Kante,
Egger Sauschek, Kl.
Cassin, an der Kl. Zinne,
Gr. Zinne Nordwand
Comici, Hasse Brandler,
Dibonakante, Westwand
Dülfer, Westliche Zinne:
Nordwest - Cassin,
Demuthkante.
Civetta: Torre Trieste
Cassin, Carlesso, Tofanapfeiler und Kante usw.
Marmolada: Don Quixote,
Schwalbenschwanz
Karnische Alpen:
I glab, des lossen wir.
Einige wichtige Anstiege,
aber bei weitem nicht alle!
Es reicht! I mog nimmer...
1989: Heiligenkreuzkofel.
1989: Unter der Königsspitze,
Nordwand, mit Erich Dabernig (rechts) und beim Training
am Kleinen Pal (links).
215
Charly Lamprecht
1990: Cellon, „No Siesta“, 1. Begehung, am Ausstieg (links) und 1992 am Dachstein (rechts).
1992: Große Zinne, Route Hasse-Brandler, unter den
Dächern.
216
2006: Cresta Pricotic, Karnische Alpen/Nassfeld.
217
218
Schiunfall auf der Mauthner Alm
Eine Spende als Geste des Danks
1986
Am 31. Mai wird das
vierte Fest der Sieger
mit dem „Alpen Quintett“
erfolgreich veranstaltet.
__________
Der XVI. Internationale
Valentingletscherlauf wird
am 1. Juni gestartet und
die Siegerehrung im
großen Rathaussaal mit
einem Konzert der 1.
Österreichischen Grenzschutzkapelle umrahmt.
Ende März 1986 passiert auf der Mauthner Alm das, was während der Schisaison häufiger auf
der Mauthner Alm passiert: Ein Skifahrer verunglückt und wird von der Bergrettung erstversorgt. Eine gute Woche nach dem Unfall schreibt Hans Drumbl aus Kötschach einen Brief mit
Worten des Dankes an BRD-Ortsstellenleiter Sepp Lederer.
„Sehr geehrter Herr Lederer!
Am 31. März d. J. haben Einsatzmänner der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Österreichischen Bergrettungsdienstes Bergung und Erste Hilfe bei einem Schiunfall auf der Mauthner
Alm, an dem auch ich beteiligt war, geleistet.
Allem voran darf ich nun an dieser Stelle im Namen des Versehrten, Herrn Dr. Christian Sievi
aus Rosenheim, für die spontane und mustergültige Hilfeleistung diesen Einsatzleuten aufrichtig danken. Herr Dr, Sievi hat mich gebeten – und es liegt auch ganz in meinem Sinne –,
dies zu tun, da es ihm persönlich vor seiner Abreise nicht mehr möglich war. Auch ich schließe
mich diesem Dank gerne an, weil mir bewusst ist, welcher Idealismus hinter der selbstlosen
und uneigennützigen Tätigkeit jedes einzelnen Aktivisten der Bergrettung steht.
Als bescheidene Anerkennung haben Dr. Sievi und ich vereinbart, Schilling 1000,- als Spende
auf das Konto der Bergrettung bei der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen zu überweisen. Mit
den besten Grüßen und einem weiteren einsatzfreudigen „Berg Heil“, Hans Drumbl.“
__________
Der 82-jährige Pensionist
Richard Heinrich stirbt im
Juni 1986 nach einer
langen Tour in der Mauthner Klamm an Erschöpfung.
__________
Der 22-jährige Student Vittorio de Filippo
aus Ravenna wird am
Samstag, den 5. Juli im
Nölblingergraben vor
dem Selbstmord bewahrt.
Zwei Alpingendarmen,
zwei Bergretter und
ein Rot-Kreuz-Helfer
finden den Italiener beim
Wasserfall im Nölblingergraben auf einem 100
Meter hohen, senkrecht
aufragenden Felsen, wo
er sich an einen Baum
klammert und den Rettern droht: „Ich springe in
die Schlucht.“ 45 Minuten
lang reden die Retter
unter Einsatzleiter Lois
Ortner auf den Lebensmüden ein, bis er sich
sichern und ins Tal führen
lässt.
Lawine im Valentintal
Die minutiös geplante Einsatzübung am 26. April 1986
Die Ortsstelle plant eine aufwändige internationale Lawineneinsatzübung im Bereich
der Unteren Valentinalm, an
der auch italienische Bergretter und Mitglieder der
benachbarten
Ortsstellen
teilnehmen sollen. Im Vorfeld arbeitet Ortsstellenleiter
Sepp Lederer mit seinen Mitstreiten aus Kötschach-Mauthen einen sehr detaillierten
Ablaufplan aus, der in seiner
Formulierung verdeutlicht,
wie dramatisch die Situation
an diesem Tag ist.
Unter dem Titel „Lawine im
Valentintal“ wird die Übung
dann am 26. April 1986
durchgeführt. Seinen Ablaufplan unterteilt Lederer in drei
Abschnitte: I. Vorbereitung;
II. Übungsannahme; III.
Übungsablauf.
I. Vorbereitung
1.) 7.30 Uhr Abfahrt vom
Eines der Übungsziele am 26. April 1986: Erprobung der Technik „Hund und Führer am Bergseil“ nach Anfertigung eines
Hunde-Fluggeschirrs durch den Sattler Hans Luser (Pensionist) und sofortige Suche nach Absetzen auf einer Lawine.
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Rathaus – Kreuztratte – Lawine bei Unterer Valentinalm.
2.) Präparieren der Lawine im Ausmaß 100 x 200 m:
3 Lebendig-Löcher (2 m tief); 1 Puppe in 2 m Tiefe im Sondierfeld; 3 Rucksäcke; 1 Paar Schi, 1 Paar Stöcke (80 cm
tief); 1 Wollmütze.
3.) Mannschaft hierfür: Pepo Sitar (Aufsicht), Georg Zeitler,
Helmut Lackner (Vergrabene), Heinz Lederer.
4.) Geräte: 4 Funkgeräte, 4 Sonden, 4 Pieps, 3 Schaufeln.
5.) Herrichten des Landeplateaus und Markierung.
III. Übungsablauf:
1.) Annahme der Alarmauslösung um 12 Uhr.
2.) Zugleich Zusammentreffen der eingeladenen Mannschaften und Begrüßung durch den Ortsstellenleiter.
3.) Bereitstellen des Gerätes und Verladen auf Pkw. Es herrscht
akute Lawinengefahr. Kein Mann ohne Pieps-Gerät auf die
Lawine! Lawinenwarnposten äußerst wichtig. Gerätebedarf:
2 Akja, 2 Seile, großes Zelt, Verletzten-Trag-Schlafsack,
Sonden, Schaufeln, Markierungsmaterial, Beleuchtungsmaterial (später anfordern).
4.) Abfahrt nach Plöcken um ca. 12.30 Uhr, laut Erfahrungswerten etwa 30 Minuten nach dem Alarm.
a) Fußmannschaft zum Parkplatz „Heldenfriedhof“, Kommandant: Georg Drumbl.
b) Flugretter, Arzt, Hundeführer, Einsatzleiter, Politiker zum
Plöckenhaus (2 Mann Presse). Landeplatz: „Stockach-Bichl“
(nur bei Flugwetter).
5.) Um ca. 13 Uhr Eintreffen des Hubschraubers, laut Erfahrungswerten etwa 45 Minuten nach Anforderung.
6.) Um ca. 13 Uhr Abmarsch der Fußtruppe und Meldung an
den Einsatzleiter: ca. 5 Mann Vortrupp für Oberflächensuche,
Rest der Mannschaft mit Gerät. Meldung der Stärke (evtl.
auch Hunde).
7.) Bei Hubschraubereinsatz:
1. Turn (Flug): Flugretter Lois Ortner, Hermann Lederer
(Film), Holzfeind (Presse).
2. Turn: Politiker, Arzt, Einsatzleiter.
Im Ernstfalle fliegen SOFORT Lawinenhunde zur Lawine!
Weitere Turns: Hundeführer nach Reihenfolge der Auslosung,
die sofort mit der Arbeit auf der Lawine beginnen.
Lawinenhundekurs 1986, Fraganter Hütte: Von der Ortsstelle
Kötschach-Mauthen nehmen teil Sepp Lederer mit Pele,
Michael Lamprecht mit Harras, Kurt Kanzian mit Gringo und
Reinhard Berger mit Igor. Alle bestehen den Kurs, wie die
Urkunde belegt.
Von Sepp Lederer handgeschriebene Einladung zur Lawineneinsatzübung am 26. April 1986 an die Kameraden des italienischen Bergrettungsdienstes.
II. Übungsannahme und Übungsziel:
a) 4 Schifahrer sind im Valentintal durch Lawine verschüttet.
Keiner der Verunglückten ist mit VS-Gerät ausgerüstet.
b) Der Standort der Lawine wurde im Bereich der Unteren
Valentinalm gewählt, um Flugzeit zu sparen und die FußMannschaft wohl in Bewegung, nicht aber außer Laune zu
bringen.
c) Koordination: Hubschrauber – 2 Flugretter (Lois Ortner,
Fritz Steinwender) – Lawinenhunde mit Führern – Einsatzmannschaft – Sanitäter – unter der Einsatzleitung von Erich
Dabernig.
d) Erprobung der Technik „Hund und Führer am Bergseil“
nach Anfertigung eines Hunde-Fluggeschirrs durch den Sattler Hans Luser (Pensionist) und sofortige Suche nach Absetzen auf einer Lawine.
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Letzter Turn: zweiter Flugretter und die Schiausrüstung der
bereits Eingeflogenen.
Dankes- und gleichzeitig „Bittbrief“ an Pilot Hans Schausberger von der Flugeinsatzstelle Klagenfurt schrieb:
8.) Arbeit auf der Lawine unter Einsatzleiter Erich Dabernig:
a) Arbeit der Lawinensuchhunde und Führer.
b) Arbeit der Schaufler und fachgerechte Freilegung.
c) Errichten des Sanitätszeltes und Sanitätsversorgung.
d) Arbeit der Sondierungsmannschaft im Sondierfeld (eigens
zu Übungszwecken gekennzeichnet und wird vorerst nicht
von Hunden abgesucht, um Sondierungsgefühl zu vermitteln).
e) Bergung des Verletzten mit Bergeseil von der Lawine.
f) Abtransport von 2 Verletzten mit Akja.
„Lieber Kamerad Schausberger! Es ist mir ein echtes Bedürfnis, Dir und alle Deinen Kollegen bei der Flugeinsatzstelle,
die Ihr am Zustandekommen und der Durchführung der int.
Lawinen-Einsatzübung am 26. April d. J. mitgewirkt habt,
nochmals recht herzlich zu danken.
9.) Der Rest der Flugzeit soll für Übungsflüge mit dem Hundefluggeschirr verbraucht werden: Hund und Führer am Bergeseil – Absetzen auf der Lawine – sofortige Suche.
10.) Übungsende mit geschlossener Abfahrt Richtung Kreuztratte.
11.) Abrücken zum Rathaus – Geräteabgabe – Versorgung des
Geräts im Vereinsheim.
12.) Übungsbesprechung im Gasthof Huber in Mauthen mit
kleiner Jause.
Die Übung gelang zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Sie
gelang so gut, dass Sepp Lederer schon am nächsten Tag eines
Von den mehr als 40 an der Übung beteiligten Bergrettungskameraden waren Abordnungen der italienischen Provinzen
Belluno und Udine sowie der benachbarten Ortsstellen Hermagor und Lesachtal unsere Gäste und interessierten Mitarbeiter.
Bei der nach der Übung durchgeführten Besprechung wurde
von Kam. Fritz Steinwender nochmals der Flugeinsatz erörtert und unser „Hunde-Flug-Projekt“, wie wir es demonstriert
haben, positiv hervorgehoben.
Über diese Übung wurde auch ein 20-minütiger Super 8-Film
gedreht, den ich gerne vertonen möchte. Hierfür würde ich
von Euch auf einer Tonbandkassette Originalgeräusche benötigen: Start, Funk, Fluglärm und Lärm in der Maschine.
Ich hoffe, Euch nicht zu viele Mühen zu bereiten und danke
schon im voraus. Als kleine Erinnerung lege ich eine „HundeTafel“ bei und verbleibe mit nochmaligem Dank und Grüße
für alle.“
In die Cordillera Blanca
Abenteuer Alpamayo
Kärntner Anden-Expedition
vom 24. Mai bis 30. Juni 1986
Von Lois Ortner
Mehrere Trainingstouren im Plöckengebiet und in den Hohen
Tauern zeigten uns, dass Kraft und Kondition ausreichend
vorhanden sind. Ein letzter medizinischer Test im LKH Laas,
noch schnell eine Impfung, und Primar Dr. Wimmer gab
grünes Licht für das Abenteuer Peru.
Am 24. Mal 1986 trafen wir uns zur Verabschiedung durch
Bürgermeister Dr. Marcher vor dem Rathaus in KötschachMauthen. Neben Prominenz sah man auch viele Freunde und
Gönner unseres Unternehmens. Mit einem kräftigen „Berg
Heil“ schickte uns Dr. Marcher auf die Reise, und Bäck’n
Fritz stopfte uns noch den letzten Reiseproviant in die übervollen Troßsäcke – danke!
Unser gesamtes Expeditionsgepäck war etwa 200 kg schwer,
darunter waren die persönliche Ausrüstung, zwei Zelte und
eine auserlesene Kost für die Tage am Berg (Trockennahrung,
Bäckenbrot, Feistritzer Würste, Laaser Speck etc).
Sepp Bierbaumer, Erich Dabernig, Lois Ortner und Günter
Tropper auf einer Sponsorenkarte der Kärntner Anden Bergfahrt 1986.
221
Mit dem Auto ging’s bis München. Von dort mit der IBERIA
weiter. Zwischenlandungen in Barcelona, Madrid, Puerto
Rico, Quito am Äquator und schließlich Lima. Beim Flug
von Quio (Equador) nach Lima flogen wir direkt über die
Anden von Peru. Die herrlichen Berge der Cordillera Blanca
– unsere Ziele – Alpamayo, Chacraraju und Huascaran ragten
mit ihren weißen Spitzen wie Eiskristalle zum Himmel. Wir
wollten sie vom Flugzeug aus am liebsten anfassen. Ein prickelndes Gefühl war das. Wir konnten es kaum noch erwarten, diese wunderschönen Berge von unten her in Angriff zu
nehmen.
Kurz darauf landeten wir am Flughafen von Lima. Es war der
25. Mai, und ein „Hotelbus“ brachte uns vom Flughafen zur
Pension Kaiser im Stadtteil Miraflores. Die Inhaberin, eine
nette, ältere Frau, begrüßte uns mit einem „Grüß Euch Gott“.
Sie ist schon mehr, als 40 Jahre in Peru und sorgt sich immer
sehr um die Bergsteiger aus Österreich. Wir waren 38 Stunden unterwegs und fielen müde in die Betten.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit warten auf unser
restliches Gepäck notgedrungen in Lima. 60 kg unserer Ausrüstung mussten wir als Fracht aufgeben. Nach vier Tagen
brachen wir denn ohne dieses Gepäck in Richtung Huaraz auf,
das ist die Bergsteigerstadt ca. 460 km nördlich von Lima,
3068 m hoch, und der Ausgangspunkt für die Besteigungen
der 6000er Gipfel in der Cordillera Blanca. Nach ca. neun
Stunden Fahrt mit einem Bus, der bei uns wahrscheinlich nur
mehr als „Bauhütte“ Verwendung finden würde, erreichten
wir über einen 4000 Meter hohen Pass die Stadt Huaraz – es
war der 29. Mai. Im Hotel Colomba fanden wir eine nette
Unterkunft. In den folgenden Tagen versuchten wir uns mit
kleineren Spaziergängen in der Umgebung von Huaraz an
die Höhe zu gewöhnen. Wir hatten ja Zeit, denn ohne unser
Gepäck konnten wir ja nicht in Richtung Alpamayo starten.
Die Tage und Nächte in dieser 30 000 Einwohnerstadt waren
sehr eindrucksvoll. Der Handel der Indianer blüht hier kräftig, und auch die Slums am Stadtrand fehlen nicht.
Wir waren besonders vorsichtig beim Essen und Trinken,
denn die hygienischen Zustände in den Gasthäusern waren
katastrophal. In der Pizzeria „Tesinio“, der Besitzer ist ein
Schweizer, und beim „Pepe“, einem vornehmen Touristenhotel, stärkten wir uns für die nächsten schweren Wochen.
Kostproben unseres „Bäckenbrotes“ und des „Pittersberger
Feuerwassers“ sorgten bei den Indios für Aufregung. Zu dieser
Zeit war Huaraz ein Lager von Expeditionsbergsteigern und
Trekkern aus der ganzen Welt, also Hochbetrieb am lndianermarkt.
Am 31. Mai bekamen wir Nachricht, dass unser Restgepäck
(die Spezialnahrung, Expeditionsapotheke, Gaskartuschen,
Kocher, Seile etc.) in Lima am Flughafen beim Zoll wäre. Zu
Lois Ortner findet in Hintertux eine
Frauenleiche: Meldung aus der Kärntner Tageszeitung vom 27. April 1986.
Erich Dabernig im Lager unter der Westwand des Alpamayo.
222
zweit fuhren wir am Freitag mit dem „Geisterbus“ noch Lima.
Die Fahrt dauerte zwölf Stunden und war nur eine Nervensache. Am Flughafen hatten wir denn mit den Zollbehörden die
größten Probleme, da diese für die 60 kg Expeditionsgepäck
2000 Dollar Zoll verlangten. Nur mit dem größten persönlichen Einsatz und 2000 Schilling Schmiergeld bekamen wir
nach sechs Stunden Verhandeln unser Gepäck. Dieses war
aufgebrochen (Schlösser der Taschen geknackt) und einige
wichtige Ausrüstungsgegenstände und Medikamente waren
„fort“. Noch in der Nacht zum Sonntag fuhren wir wieder
zurück nach Huaraz. Nach zwei Tagen und zwei Nächten ohne
Schlaf und einer Fahrt von nahezu 1000 km im „Grenzbereich“ landeten wir am 1. Juni wieder in Huaraz. Jetzt konnte
endlich nach einer Woche warten das Abenteuer beginnen.
Sepp und Erich hatten während unseres „Ausfluges“ in
Huaraz die letzten Vorbereitungen für den Aufbruch zum
Alpamayo getroffen: Koch organisiert, restliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst eingekauft und auch einen Transporter organisiert. Mit dem Gepäck stürmten Günther und ich
ins Hotel. Doch die nächste Enttäuschung wer perfekt. Sepp
lag mit einer schweren Darminfektion und hohem Fieber im
Bett.
Unser Aufbruch war für Mittag geplant. Frau Colomba versicherte uns, alles für Sep zu tun. So gab uns der schwerkranke Sepp schweren Herzens den „Befehl“ zum Aufbruch.
Die Zeit drängte uns schon, und so nahmen wir Abschied von
unserem Kumpel. Er versicherte uns, sobald wie möglich ins
Basislager nachzukommen.
In der Ferrari-Route am Alpamayo (Erich Dabernig).
Wir fuhren dann mit einem „Taxi“, einem alten amerikanischen Schlitten, von Huaraz bis zu unserem Ausgangspunkt,
dem Indiodorf Chachapampa, 3100 m. Dort schlugen wir
unsere Zelte auf. Harte Verhandlungen mit einem Eseltreiber
um die Gage für Mensch und Tier folgten. Nach zwei Stunden gab ich mich geschlagen,
ca. 30 Schilling pro Tag für
einen Esel und 60 für den
Treiber. Wir brauchten für
den dreitägigen Anmarsch
von Chachapampa bis in
das Basislager vier Esel und
einen Treiber.
Alpamayo: im Anstiegskamin
(Erich Dabernig).
Unser Glanzstück, der Koch
„Esperito“, Alter unbekannt
und auch unschätzbar, war
in der Zwischenzeit in der
einzigen Kneipe des Dorfes
abgesoffen.
Abendessen
also gestrichen – Selbstversorgung! Am nächsten Tag
ging’s dann mit Verspätung
(Genaugkeit ist für die Indios
anscheinend ein Fremdwort)
von Chachapampa in Richtung Alpamayo. Die Esel
trugen unsere Ausrüstung,
wir liefen ohne Gepäck, denn
schon die reine Bewegung
in dieser Höhe ist anstrengend. Nach sieben Stunden
Am Ziel: Lois Ortner auf dem Gipfel des Alpamayo.
223
Marsch ohne Rast stellten wir auf ca. 4000 m unser erstes
Lager auf. Die Nacht brach rapide ein, fast keine Dämmerung. Um 18.00 Uhr ist es stock dunkel, und erst gegen 6.00
Uhr wird es wieder Tag. Es gibt einen traumhaften Sonnenuntergang. Wir saßen noch lange vor dem Zelt und starrten zum
Himmel. Erich erklärte uns als Amateurastrologe das „Kreuz
des Südens“.
Am nächsten Tag stiegen wir über einen 5000 Meter hohen
Pass hinunter ins Alpamayotal. Es ging vorbei an herrlichen
Gletscherseen und auch den ersten 6000-er, den Santa Cruz,
bekamen wir zu Gesicht. Unser Koch und ein Esel hatten
starke Schwierigkeiten mit der Höhenanpassung. Nach neun
Stunden richteten wir das Lager II ein. Ein Kondor, der „Adler
der Anden“, mit einer Spannweite von ca. drei Metern, hatte
unser Kommen beobachtet. Ein gewaltiges Spiel der Natur,
wenn man bedenkt, dass es in ganz Amerika nur mehr 15
Paare (freilebend) gibt.
Der nächste Tag brachte uns ins Basislager an der Süd-Westseite des Alpamayos auf ca. 4500 m. Wir machten noch am
selben Tag einen Erkundungsvorstoß bis auf Höhe 5000 m,
mussten jedoch erkennen, dass es von dieser Seite keinerlei
Möglichkeiten (sichere) gab, zum Nordgrat (unsere beabsichtigte Aufstiegsroute) vorzustoßen. Gewaltige Hängegletscher
und senkrechte Eispassagen versperrten uns den Weg auf das
Plateau. Lange saßen wir auf der Moräne und beobachteten
den Gletscherbruch und versuchten eine sichere Linie durch
dieses Gewirr von Spalten und Eistürmen zu finden. Doch
regelmäßiger Eisschlag und das Abgehen mehrerer Lawinen
machten unser Vorhaben, von dieser Seite her den Nordgrat
des Alpamayos zu erreichen, zunichte. Enttäuscht kehrten wir
zum Lager zurück. Die nächsten drei Tage ging es wieder über
unseren Anmarschroute zurück zum Ausgangspunkt Chachapampa. Bei unserem Rückmarsch über den 5000-er Pass konnten wir ein Kondorpärchen beobachten. Unser Koch Esperito
hatte starken Husten und war sehr schlecht beisammen. Mit
Mühe und viel Geduld schleppte unser Eseltreiber auch noch
Esperito über den hohen Pass.
Am 7. Juni waren wir dann wieder in Chachapampa. Da Sepp
noch nicht zu uns gestoßen war, fuhr Günter zurück noch
Huaraz. Falls Sepp schon wieder auf der Höhe war, wollten
Günter und er ins Langonucotal, um dort den schwierigen
Chacraraju, 6002 m, zu besteigen.
In Chachapampa organisierten wir neuerlich Esel und einen
Treiber und brachen am 8. Juni neuerlich zur Besteigung des
Alpamayos auf. Zu zweit, ohne Koch, ging’s dann recht flott
durch das Hochtal (4000 m) Santa Cruz zum Basislager an
der Westseite dei Alpamayos. Wir waren wegen des Trails
ins Alpamayotal schon bestens akklimatisiert und hatten auch
keine höhenbedingten Probleme mehr. Daher schafften wir
diesen 30-km-Marsch auch in eineinhalb Tagen. Im Basislager auf 4200 m war reger Betrieb. Eine jugoslawische Großexpedition war schon die vierte Woche hier und belagerte wie
Engländer, Polen und Kanadier den Alpamayo. Von den Jugoslawen hatten erst zwei Mann den Gipfel geschafft.
Noch am gleichen Tag machten wir einen Erkundungsvorstoß
auf eine Höhe von 5000 m. Den Anstieg vom Basislager bis
auf die Höhe schafften wir ohne Gepäck in eineinhalb Stun-
den, was von unserer guten Verfassung zeugte. Dort fanden
wir auf einer Moräne einen guten Lagerplatz, stiegen jedoch
wieder ins Basislager ab.
Am 10. Juni bauten wir dann unser Basislager ab und stiegen
mit den schweren Rucksäcken zum Lager I auf 5000 m. Am
nächsten Tag ging’s dann ins und über einen stark zerklüfteten
Gletscher zu einer ca. 50 Grad stellen Eisrinne, die uns dann
auf das Alpamayo-Plateau (Col) führte. In knapp drei Stunden hatten wir den Aufstieg von Lager I zum Lager II auf eine
Höhe von 5500 Metern geschafft. Am Col war reger Betrieb,
Jugoslawen waren mit einem ganzen Filmteam anwesend und
wollten die Besteigung der Südwestwand durch ihre Leute
filmen. Zwei Engländer waren ebenfalls am Lagerplatz, wobei
einer starke Anzeichen einer Höhenkrankheit zeigte. Wir
konnten nicht helfen. Auch weitere Engländer kamen nach
uns noch zum Lager II. Einige von ihnen hatten ebenfalls
starke Schwierigkeiten mit der Höhe und der enormen Sonneneinstrahlung und stiegen wieder ins Lager I ab.
Vor uns stand die Gipfelwand (Südwestwand) des Alpamayo.
Wir saßen über eine Stunde auf unseren Rücksäcken, beeindruckt von der Mächtigkeit und Schönheit dieser Wand: 500 m
steilstes Eis und Rillenfirn, durchzogen von Eiskaminen und
gespickt mit Seracs und Eisgebilden in riesigen Schaumrollenformen.
Eine gewaltige Herausforderung, doch wir nahmen sie an.
Wir wollten „unseren Berg“ und die Chance war da. Herrliches Wetter war zu erwarten. Wir hatten die letzten zehn
Tage am Berg fast keine Wolke gesehen, daher auch die große
Hitze am Tag durch die Sonneneinstrahlung, besonders am
Gletscher, und dann die Abkühlung in der Nacht, also enorme
Temperaturunterschiede bis zu 40 Grad und mehr.
12. Juni: Nach einer stürmischen Nacht, das Zelt hat der Wind
ganz schön durchgerüttelt, fingen wir um 5.00 Uhr an, vorbereitetes Wasser zu kochen. An ein Schlafen in der Nacht war
nicht zu denken, denn die Spannung war einfach zu groß. Von
den Engländern hatten wir uns noch am Vortag zwei Steinschlaghelme und ein Eisbeil ausgeliehen. Wir hatten nicht mit
solchen extremen Verhältnissen gerechnet und auf die Mitnahme der Schutzhelme verzichtet.
Endlich dann, ein wunderschöner Sonnenaufgang, Superwetter, doch –25 Grad. Um 8.00 Uhr brachen wir auf. Vor uns
war schon seit einigen Stunden eine jugoslawische Seilschaft
in der Wand. Zuerst noch ein Abstieg, ca. 100 Höhenmeter
hinab, und dann ging’s zum Einstieg durch teilweise knietiefen Schnee. Sehr anstrengend, doch nach einer Stunde hatten
wir den Bergschrund, das ist die Trennlinie zwischen Eiswand und Gletscher, erreicht. Die Jugos hatten in der Zwischenzeit den Rückzug aus der Wand angetreten. Im ersten
Drittel wurden sie angeblich vom Eisschlag zurückgetrieben.
Wir überlegten kurz, doch für uns gab’s nur eines: Aufstieg!
Die Überkletterung des Bergschrundes machte uns trotz eines
Eisüberhanges keinerlei Schwierigkeiten. Seillänge um Seillänge stiegen wir höher, eine Schneeauflage am Blankeis war
sehr tückisch. Die Eiswand wurde immer steifer und enger,
dann nur noch eine Eisrinne, und die letzten drei Seillängen
war ein enger, bis zu 70 Grad steiler Eiskamin. Nach knapp
224
vier Stunden hatten wir diese Wand hinter uns und standen
am Gipfel (kaum Platz für zwei Leute) des fast 6000 Meter
hohen Alpamayos. Ein Traum war in Erfüllung gegangen, ein
Gefühl, das man einfach nicht beschreiben kann. Nach all den
Schwierigkeiten (Gepäck, Krankheit, gescheiterter Versuch)
und ohne großen Aufwand an Zeit und Material sowie einer
sicheren Lagerkette, schafften wir unser Ziel. Schade, dass
Günter und Sepp nicht mit dabei waren.
Noch einer kurzen Gipfelrast ging’s wieder in die Tiefe. Wir
mussten die gesamte Anstiegsroute wieder abklettern, da wir
nur ein Seil mithatten und unsere restliche Eisausrüstung für
ein Abseilmanöver nicht ausgereicht hätte. Nach drei Stunden
vollster Konzentration standen wir wieder am Bergschrund,
ein Sprung in den steilen Schneehang und wir hatten es
geschafft. Nach einer weiteren Stunde, die schnell hereinbrechende Nacht hatte sich schon an kündigt, standen wir vor
unserem Zelt (Lager II). Ein Engländer brachte uns noch mit
einem „very good“ einen Becher heißer Ovomaltine. Müde
krochen wir ins Zelt – tauschten Erfahrungen und „kauten“
noch einmal die Wand durch. Gegen 22.00 Uhr kriecht noch
ein Kanadier an unserem Zelt vorbei. Er und sein Freund
waren am Citaraju an die 16 Stunden unterwegs und hatten
größte Probleme (Höhenkrankheit).
1 1/2 Tage später waren wir wieder in Chachapampa. Müde
und abgekämpft, denn wir hatten zum Rücktransport unserer
Rucksäcke keine Esel auftreiben können. So mussten wir
unsere 35 kg „Wolke“ selbst schleifen. Am gleichen Tag
fuhren wir noch mit einem Lkw in Gemeinschaft von Indianern, Ziegen, Schafen ect. nach Huaraz. Genau 14 Tage waren
wir unterwegs – und das fast immer in einer Höhe von über
4000 Metern. Wir hatten einige Tage Erholung dringend notwendig.
Im Hotel fanden wir einen Zettel: „Sind am 8.6. ins Langonucotal zur Besteigung des Chacraraju aufgebrochen. Alles ok.
Kommen am 20.6. wieder zurück! Gruß Sepp und Günter!“
Sepp wer also wieder gesund. Sepp hatte zwar versucht, nach
drei Tagen zu uns ins Basislager Alpamayo zu gelangen, erlitt
jedoch einen Rückschlag und musste wieder zurück nach
Huaraz.
Sepp und Günter hielten sich dann acht Tage im Langonucotal auf, die Besteigung des Vanapache (5200 m) und des
schwierigsten Berges der Cordillera Blanca, des 6002 m
hohen Chacraraju, über die 70 Grad steile Südwand, waren
eine Superleistung. Erich und ich machten noch zwei Tage
Rast in Huaraz und brachen am 16. Juni ebenfalls ins Langonucotal auf. Wir hofften dort irgendwo unsere Freunde
wiederzusehen. Unser Ziel war der 6400 m hohe Chopicalqui,
über die Südwestflanke. Wir stiegen noch am gleichen Tag
bis ins Lager I auf 5000 m auf. Dort trafen wir eine Schweizer Expedition beim Abstieg. Einer der Teilnehmer war beim
Abstieg, kurz unterhalb des Gipfels, mit einer Schneebrücke
in eine Gletscherspalte gestützt, konnte von seinen Kameraden aber gerettet werden. Die Schweizer erklärten uns, dass
durch den Einsturz dieser Schneebrücke eine Besteigung des
Gipfels nicht mehr möglich sein würde. Wir gaben nicht auf
und wollten uns von dieser Situation am Gipfelgrat überzeugen. Am 17. Juni Aufstieg von Lager I zum Lager II. Keine
größeren Probleme, nur wieder eine kalte Nacht (starker
Sturm, jedoch einwandfreies Wetter).
Am nächsten Tag ging’s Richtung Gipfel. Schon nach drei
Stunden hatten wir den Gipfelabschnitt erreicht, da versperrte
uns eine mächtige Spalte den Weg, die letzten Meter zum
Gipfel. Wir waren an der besagten Stelle, wo der Schweizer
mit der Schneebrücke in die Spalte gestürzt wer. Wir suchten
vergeblich nach einer Umgehungsmöglichkeit. Ein Versuch,
in die Südwestwand (Gipfelwand) auszuweichen, brachte uns
in enorme Gefahr. Hüfttiefer, loser Schnee, akute Lawinengefahr, keinerlei Sicherungsmöglichkeiten und der drohende
Absturz über 2000 Höhenmeter zwangen uns zur Umkehr. So
stiegen wir noch am gleichen Tag bis ins Basielager auf 4200
m ab. Dort erhielten wir von einer oberösterreichischen Expedition die Nachricht, dass vor einigen Tagen am Chacraraju
zwei Österreicher tödlich abgestürzt sein sollten. Wir machten uns daher große Sorgen um Sepp und Günter, denn wir
wussten um die Gefährlichkeit ihres Unternehmens.
Wieder einmal eine schlaflose Nacht – schreckliche Gedanken und doch wieder Hoffnung – so fuhren wir am nächsten
Tag nach Huaraz zurück. Spät am Abend (sieben Stunden
Fahrt am offenen Lkw und im „ewigen Staub“) kamen wir
dann ins Hotel und trafen dort unsere Freunde, wohlauf und
schon wieder beim Rucksackpacken. Die Freude war natürlich schon deshalb groß, da Erich und ich Sepp schon drei
Wochen nicht mehr gesehen hatten, dazu noch die Freude
über die Gipfelsiege.
Sepp und Günter brachen am nächsten Tag zum Huascaran,
dem höchsten Gipfel von Peru mit 8768 m, auf und wollten
den Südwestsporn erklettern. Die Zeit war schon sehr knapp,
vier Tage maximal. Erich und ich brauchten dringend eine
kleine Erholungsphase und organisierten in Huaraz die Rückreise noch Lima. Sepp und Günter waren nach zwei Tagen
Marsch an der Westseite des Huascaran über einen fast
unwegsamen und gefährlichen Gletscher am Südwestsporn
wegen zu großer objektiver Gefahren gescheitert und kehrten
nach Huaraz zurück.
Am 24. Juni traten wir wieder die „Geisterfahrt in Richtung
Lima an, und am 28. Juni – nach einigen netten Tagen in Lima
– flogen wir wieder in Richtung Heimat.
Am Flughafen in München – wieder fehlte unser Fluggepäck,
wir bekamen es erst Tage später per Eilpost – empfingen
uns unsere „Taxis“, Frau Bierbaumer und Herr Mandler, die
Familie Werner Unterlaß mit dem Kärntner Lied „Ja grüaß
Enck Gott. . . „Da wussten wir, dass die Heimat wieder nahe
war.
Vielleicht noch ein Wort zu Land und Leuten in Peru: Wir
waren ja nach Peru gefahren, um dort einen der schönsten,
sowie den schwersten und auch den höchsten Gipfel in der
Cordillera Bianca zu besteigen. Es war sicherlich leicht,
weitab von den Zielen Pläne zu schmieden, doch die Wirklichkeit war dann eine ganz andere. Zuerst das Warten auf das
Gepäck, dann die Krankheit von Sepp, die Sorgen um seinen
Zustand und schließlich die gezwungene Trennung von den
Kameraden, haben sicherlich einen Schatten auf unser Unternehmen geworfen. Dazu noch das sicherlich nicht ungefährli-
225
che Unternehmen „Zweierseilschaft“ ohne den Rückhalt einer
Lagerkette bzw. einer personell starken Mannschaft am Berg.
Das Schicksal war uns vielleicht gnädig, und wir hatten das
notwendige Glück, was den Tschechen am Chacaraju fehlte
– einer tot und der Zweite schwer verletzt. Sepp und Günter
waren in derselben Route unterwegs. Dieser Unfall geisterte
dann als Irrmeldung, zwei Österreicher sollten abgestürzt
sein, bis zu uns ins Basislager am Chopicalqui.
Auf den Bergen bzw. in den nördlichen Bergregionen von Peru
merkt man nichts von den inneren Unruhen im Gegensatz zu
den anderen großen Städten in Peru (Lima, Cusco) gibt es
keine Unruhen bzw. Terroristen. Schrecklich war’s in Lima,
überall starke Militäreinheiten und Polizei auf den Straßen,
Ausgangsverbote über Nacht und Schießereien. Schade, all
diese Aktionen färben sicherlich negativ auf das schöne und
einzigartige Peru ab.
Viel zum Gelingen trägt auch die innere Einstellung jedes
einzelnen zum Berg, zu der gegebenen Situation bei. Der
psychische sowie auch der physische Druck ist in gewissen
Situationen am Berg oft sehr stark, und es hängt dann wieder
viel von der Kameradschaft des Partners bzw. der Partner ab,
ob man diese Phasen auch ohne Leistungsabfall bzw. ohne
zur Last des anderen zu werden, übersteht. Dazu die langen,
kalten Nächte (zwölf Stunden dauert eine Andennacht), in
denen man teils vor Anstrengung, teils vor Anspannung wenig
Schlaf findet, man redet über Dinge, diskutiert und versucht
einfach vielleicht gewisse Ängste damit in den Hintergrund
zu rücken.
Als Bergrettungsmann und Alpingendarm möchte ich noch
einige Zeilen über die Rettungsmöglichkeiten bei einem Unfall
in den Anden aufweisen. Es gibt in Lima eine Rettungsflugstaffel des Militärs. Auch gibt es in den größeren Orten bzw. Städten in den Cordillera Bianca auch vereinzelt Rettungstrupps.
Doch die Weite der Anmarschwege zu den Basislagern bzw.
zu den Gipfeln ist das Problem. Es gibt dort weder Funk noch
Telefon. Hilfe kann oft erst nach tagelangen Märschen bzw.
Abstiegen von der Stadt aus geholt werden. Die Rettungshubschrauberstaffel startet erst, wenn die Gewissheit besteht, dass
200.000 Schilling Rückversicherung aufliegen. Die Anforderung geht dann meistens über die zuständige Botschaft in
Lima, wo man als Andenbergsteiger eine Ablichtung einer
Versicherungspolice für Rettungs- und Rückholkosten hinterlegen sollte. Ansonsten starten die Hubschrauber nicht. Und bis
eine Fußmannschaft zur Stelle ist, ist es meistens schon für den
Verunglückten oder Erkrankten zu spät. Die wirksamste Hilfe
ist eine personell große Expeditionsmannschaft, die dann den
Abtransport durchführen könnte.
Dann, am nächsten Tag, der Aufbruch. Zelt abbauen, Rucksäcke voll packen, und dann die Schinderei mit dem schweren Gepäck. Hunderte Meter höher dann wieder Zelt, Kocher
– essen und trinken – und dann hinein ins kleine Zweimannzelt, eng aber doch voller Geborgenheit, und wieder die lange
Nacht, hoffentlich geht’s morgen gut. Wie schön wär’s doch
vielleicht zu Hause, wie geht’s der Familie, was machen wohl
die Freunde? Fragen, Gedanken – während draußen der
Sturm das Zelt schüttelt!
Eine Sicherheit gibt’s um diese Zeit in den Anden, das Wetter.
Es ist „Winter“, also eine sichere Wetterlage in den Monaten
Mai bis September. Wochenlang blauer Himmel, heiß am Tag
und kalt in der Nacht, selten eine Wolke oder Nebel. In den
Hochtälern (bis 4500 m) fängt die Hitze so um 10.00 Uhr an.
Die Indios verkriechen sich in ihre Häuser.
Es gibt auch ein altes Indiosprichwort: „Nur Gringos (Weiße)
und Esel gehen bei dieser Hitze!“ In den restlichen Monaten
des Jahres gibt es in dieser Region von Peru schwere Regenfälle und auch Schneefall bis auf 4000 m.
Wo es hier in den Bergen Wasser gibt, ist die Landschaft (Rio
Santatal) sehr fruchtbar. Man findet hier Äcker in Terrassenform bis auf eine Höhe von 4200 m, bebaut mit Kartoffeln,
Weizen, Bohnen. Die Indios betreiben hier Landwirtschaft in
Miniformat. Land kann jeder Indio nehmen, soviel er will.
Doch jeder schränkt sich ein, bebaut nur soviel Land, wie er
und seine Familie (teils leben in einem Lehmbau – 5 x 5 m
– an die 15 Personen, darunter viele Kinder, zusammen) brauchen. Vielleicht noch einige Quadratmeter für den Handel am
Markt. Die Indios auf den Bergen unterscheiden sich gewaltig von den „Zuzüglern“ in der Großstadt. Sozialeinschichten (Krankenkasse, Kindergeld, Renten, etc.) kennt man hier
nicht. Die Leute in den Bergen sind eher scheu und feige.
Die Indiokinder sind mehr zugänglich, und aus ihrem Mund
tönt, oft der Zuruf: „Gringo, Gringo, Karamello. . . !“ Überall
trifft man auch auf eine augenscheinliche Armut. Doch das
Leben der Indios sind wir Europäer nicht gewohnt bzw. sehen
es wahrscheinlich mit falschen Augen. Die Indios leben von
ihren Produkten, ein wenig Handel und der „Armut“. Vielleicht sind sie glücklicher als wir. Ich glaube es fast.
Auch mit dem Essen bzw. mit der Verpflegung am Berg hat
man seine Schwierigkeiten. Da wir ja zum größten Teil bei
unserem Unternehmen auf die heimische Küche (Koch) verzichtet hatten, waren wir kulinarisch auf uns selbst gestellt.
Größtenteils war unsere „Küche“ ein Gewichtsproblem, da
wir ja alles selbst tragen mussten ab Basislager. Dabei kam
uns eine Trockenkost, die dann mit Wasser aufbereitet wurde,
sehr zugute. Dazu noch das höhenbewährte „Bäckenbrot“
und einige kulinarische Köstlichkeiten (Hubers Kraftriegel,
Feistritzers Würste, Laaser Augstan Speck, Pittersberger Feuerwasser zur Verdauung, doch das eher in tieferen Regionen
usw.). Bei diesen Menüs kam noch außer dem vorzüglichen
Geschmack die Verbundenheit zur Heimat zum Tragen. Etwa
mit einer „Speckgreipe“ war man doch für Momente zu Hause
– ein Hauch von Heimweh kam dabei sicherlich oft auf. Für
mich kann ich jetzt sagen, unsere Expedition war nicht nur
Erlebnis Berg, sondern auch gleichzeitig ein kleiner Lehrpfad
der Zufrieden- und Bescheidenheit im Umfeld von Terrorismus und den Geburtswehen einer „Demokratur“!
Erlebnis Peru, das Positive hat eindeutig überwogen. Daher
nochmals herzlichsten Dank an alle Freunde und Bekannten,
die unsere „Grußkartenaktion“ unterstützt haben. Ganz einen
besonderen Dank auch an die nachgenannten Firmen, die uns
mit ihren ausgezeichneten Produkten – von der Schibrille über
Kost bis zu den Gaskartuschen – unterstützt haben: Raiffeisenverband Kärnten, Raika Kötschach-Mauthen mit Helmut
Kristler an vorderster Front, Fa. Adidas, Fa. Carrera, Foto Baptist Lienz, Fa. Elan, Rucksäcke Essl, Fa. Kästle, Fa. Eurodrug,
Holzexport Thurner, OKM Villach, Meisterfenster Hasslacher,
Alpengasthof Plöckenhaus, Fleischhauerei Feistritzer, Hallenbacdcafé Isolde, Eisen Klauss, Bäckenbrot Klaus Fritz, Tankstelle Zojer, Wiener Städtische, Brückenwirt Huber und die
Ortsstelle der Bergrettung Kötschach-Mauthen.
226
„Er legte sich in Seitenlage, den Kopf auf einen Baumstumpf, und verstarb an Erschöpfung“: In einem Bericht über den Tod des
82-jährigen Richard Heinrich ist die Lage des Verstorbenen genau beschrieben.
Am Würmlacher Polinik vermisst,
in der Mauthner Klamm gestorben
Ein 82-Jähriger Wanderer stirbt 1986 an Erschöpfung – Original-Einsatzbericht
Der 82-jährige Pensionist Richard Heinrich unternahm am
15. Juni 1986 um 10.00 Uhr von seinem Urlaubsquartier in
Würmlach aus alleine eine Bergwanderung in das Gebiet des
Würmlacher Polinik (1893 m). Heinrich war allgemein als
guter und geübter Bergwanderer bekannt, weshalb man gegen
seinen Alleingang keinen Einwand hatte.
Heinrich fuhr mit seinem Fahrrad von Würmlach bis Mauthen. Dort stellte er das Fahrrad versperrt am Fuße der Missoria-Alm ab. Nun wanderte er entlang des Güterweges bis zur
so genannten Polinik-Alm in 1400 m Seehöhe. Von der Alm
führt ein gut erhaltener Wandersteig weiter. Vor der Schrockgebirgsalm verlor Heinrich seinen Pullover, den er offenbar
am Rucksack unter der Abdecklasche verwahrt hatte. Der
Pullover wurde noch in der folgenden Nacht von der Suchmannschaft aufgefunden. An der teilweise verfallenen Almhütte der Schrockgebirgsalm machte er vermutlich Rast und
nahm Einblick in seine Wanderkarte. Dabei dürfte er seine
Lesebrille verloren haben. Die Brille wurde einen Tag später
von der Suchmannschaft dort aufgefunden.
Von der Schrockgebirgsalm wanderte Heinrich weiter zu
seinem eigentlichen Ziel, dem Würmlacher Polinik. Dort trug
er sich in das Gipfelbuch ein. Ab diesem Gipfel verliert sich
seine Spur. Es kann aus logischen Gründen aber davon ausgegangen werden, dass Heinrich von seinem vorgehabten
Wanderziel weiter über den so genannten „Hapleger“ zum
Spielbodentörl (2095 m) aufgestiegen ist. Von dort begab er
sich vermutlich in das Angerbachtal zum Plöckenhaus und
schließlich entlang der Plöckenstraße weiter bis zur Kreuztratte (Heldenfriedhof). Auf seiner Wanderkarte war noch der
alte Römerweg, der früher von der Kreuztratte zur Missoria-Alm führte, eingezeichnet. Vermutlich suchte und fand er
diesen Steig.
Der Römerweg ist jedoch nur mehr teilweise vorhanden.
Durch den Kraftwerksbau wurde er noch weiter zerstört und
verschüttet. Er wurde in den letzten Jahren deshalb nicht mehr
instand gesetzt und markiert. Außerdem hat er an Bedeutung
völlig verloren, weil man als erstes jetzt die Trasse der Druckwasserleitung des E-Werks benutzen kann.
Irgendwo auf dieser Route (Römerweg) dürfte sich Heinrich
verirrt haben. Er machte offenbar den Fehler und stieg, als
der Steig endete, nicht zur oberhalb verlaufenden Trasse
der Druckwasserleitung auf, sondern in den Valentinbachgraben ab. Dieser klammartige Graben wird beiderseits von steilen Rinnen und Felswänden begrenzt. Heinrich dürfte beim
227
Abstieg in den Graben einige Meter abgestürzt sein und sich
Verletzungen zugezogen haben.
Die Nacht vom 15. auf den 16. Juni 1986 verbrachte er, noch
lebend, rechts neben dem Valentinbach. Am folgenden Tag
versuchte er trotz seiner Verletzungen bachabwärts weiterzukommen. Am Lagerplatz ließ er übrige Bekleidung und den
Rucksack sowie einen Zettel mit der Nachricht „16. 6., bin im
Bachbett weiter“, Unterschrift, zurück. Nach etwa 50 Metern
verließen ihn die Kräfte. Er legte sich in Seitenlage, den Kopf
auf einen Baumstumpf, und verstarb an Erschöpfung.
Das in Frage kommende Suchgebiet, die nähere und weitere
Umgebung des Würmlacher Polinik, alle möglichen Routen
in diesem Gebiet, Jagdsteige, Gräben, Rinnen und Almhütten,
wurde planmäßig von Suchmannschaften mit Fährtenhunden
fünf Tage lang ergebnislos abgesucht. Weiter wurde das fragliche Gebiet insgesamt drei Stunden lang mit dem Hubschrauber der Flugeinsatzstelle Klagenfurt erfolglos abgeflogen. An
der Suche nahmen Männer des ÖBRD, der Feuerwehr, der
Zollwache und der Alpinen Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen unter Leitung von Bez.-Insp. Zerza teil. Am 19. Juni
wurde der planmäßige Einsatz angebrochen.
Am 22. Juni 1986 um 9.30 Uhr unternahmen Herbert Jungwirt und Jakob Bidner eine Tour von Mauthen aus durch den
Valentinbachgraben (Mauthner Klamm) in Richtung Plöcken. Auf Höhe des so genannten „Eder-Kreuzes“ stießen sie
auf den abgängigen Richard Heinrich, der tot neben dem
Valentinbach lag. Um 11.15 Uhr desselben Tages machten
sie von ihrer Wahrnehmung dem Gendarmerie-Posten Kötschach-Mauthen die Anzeige.
Neun Männer des ÖBRD, Herbert Jungwirt und Jakob Bidner
sowie die Bez.-Insp. Zerza und Wilhelmer vom GendarmeriePosten Kötschach-Mauthen begaben sich umgehend in den
Valentinbachgraben. Nach Besichtigung des näheren und weiteren Auffindungsortes wurde Heinrich mit der Gebirgstrage
etwa 400 Meter durch den Valentinbachgraben talwärts transportiert. Dabei mussten mehrere Tümpfe, in denen die Mannschaft bis zum Hals im Wasser watete, durchquert werden.
Vor dem Wasserfall wurde der Tote etwa 250 Meter durch
eine steile Rinne auf den Güterweg aufgeseilt. Der Einsatz
war um 17.00 Uhr abgeschlossen.
Nölblinggraben: Italiener will sich in die Tiefe stürzen
Bergretter bewahren Studenten vor dem Selbstmord – Original Einsatzbericht
Der Wirt der Dr. Steinwender Hütte, Alois Moschitz, verständigte am 5. Juli 1986 um 12.30 Uhr per Funk den Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen, dass sich im Bereich seiner
Hütte der italienische Tourist Vittorio de Filippo aufhalte und
einen eher geistesgestörten Eindruck mache. Eine DASTAAbfrage war negativ, und eine Information bei den italienischen Stellen am Plöckenpass brachte vorerst keine genauen
Hinweise zur Person des Italieners.
Um 16.45 Uhr kam wieder ein Funkspruch von der Dr. Steinwender Hütte, dass de Filippo seinen Ausweis und seine Geldtasche in die Hütte geworfen hat und sich jetzt durch den
Seeausflussgraben (unwegsames, steiles Gelände mit kleineren Felsabbrüchen und Wassertümpeln) in Richtung Nölblinggraben bewege.
Um 17.30 Uhr brach eine Rettungsmannschaft, bestehend aus
Mitgliedern des ÖBRD (Kanzian, Berger, Ebner, Putz), dem
Rot-Kreuz-Fahrer Albert Schellander und Rev.-Insp. Helmut
Lackner des Gendarmeriepostens Kötschach-Mauthen unter
Leitung des Gr.-Insp. Alois Ortner in Richtung Nölblinggraben auf.
Gegen 19.00 Uhr konnte de Filippo beim Abstieg durch den
Nölblinggraben im Bereich der Jagdhütte Kronawetter im
Bachbett des Nölblingbaches gesichtet werden. Auf Zurufe
der Rettungsmannschaft drohte er mit wilden Gesten und
äußerte Selbstmordabsichten. De Filippo setzte seinen Abstieg
durch den unwegsamen Graben in Richtung Nölbling fort,
stürzte sich über kleinere Felsabbrüche und schwamm durch
Tümpel. Etwa einen Kilometer westlich der Jagdhütte ver-
ließ er den Graben und lief auf einen verfallenen Militärsteig
westlich des Bachbettes in Richtung Nölblinger Wasserfall.
Dort hielt er sich am Rande eines ca. 80 Meter tiefen Felsabsturzes an einem Baum fest und drohte den Rettern, bei deren
Annäherung in die Schlucht des Nölblinggrabens zu springen.
Nach ca. 45 Minuten konnte de Filippo von Albert Schellander durch Zureden von seinen Selbstmordabsichten abgebracht werden. De Filippo wurde, nachdem er vom Baum
geklettert war, am Rande des Abgrundes von Schellander und
Gr.-Insp. Ortner mit Körpergewalt an einer weiteren Selbstmordaktion gehindert und gesichert. Er wurde unter Mithilfe
der anderen Retter rund 100 Meter über steiles Waldgelände
zum markierten Steig aufgeseilt und ins Tal gesichert.
Der Einsatz war um 22.00 Uhr beendet und verlief ohne Vorfälle. De Filippo wurde am 5. Juli um 23.00 Uhr auf der
Grenzkontrollstelle Plöckenpass den italienischen Behörden
übergeben. Er war laut Auskunft dieser Stelle schon seit drei
Tagen in Italien als abgängig gemeldet. De Filippo hatte auch
schon mehrmals geäußert, dass er sich in Österreich umbringen wolle.
Über den Vorfall berichtet die „Kleine Zeitung am Montag, 7.
Juli 1986:
Dramatische Rettungsaktion in den Karnischen Alpen: Ein
italienischer Student wollte sich Samstag abend von einem
100 Meter steil aufragenden Felsen im Nölblingergraben im
Zollnergebiet von einem Wasserfall in die Schlucht stürzen.
228
45 Minuten lang musste die Rettungsmannschaft auf den
Lebensmüden einreden, ehe er sein Vorhaben aufgab.
Der 22jährige Vittorio de Filippo aus Ravenna hatte bereits
am vergangenen Mittwoch Italien verlassen. „Ich fahre nach
Österreich, um mich umzubringen!“ Samstag, den 5. Juli 1984,
bezog er in der „Steinwenderhütte“ des ehemaligen Gendarmen Alois Moschitz südlich von Dellach/Gail Quartier. Gegen
19 Uhr verschwand der Student plötzlich und hinterließ alle
seine Papiere. Hüttenwirt Moschitz beobachtete den Burschen
noch, wie er durch das Flußbett talwärts watete und verstän-
1987
Die Jahreshauptversammlung wird am 28.
März abgehalten.
__________
Am 4. Juni findet im
großen Rathaussaal das
fünfte Fest der Sieger
statt, und am 5. Juni
wird der XVII. Internationale Valentingletscherlauf
veranstaltet.
digte die Gendarmerie. Zwei Gendarmen, zwei Bergretter und
ein Rot-Kreuz-Helfer fanden den Italiener beim Wasserfall im
Nölblingergraben auf einem 100 Meter hohen, senkrecht aufragenden Felsen. Er klammerte sich an einen Baum. „Ich springe
in die Schlucht“, drohte der Student den Rettern. Für diese
begann ein Wettlauf mit dem Tod. 45 Minuten lang redeten die
Männer unter Einsatzleiter Alois Ortner aus Kötschach-Mauthen auf den Lebensmüden ein, bis er sich sichern und über den
Fußsteig ins Tal führen ließ. Vittorio de Filippo wurde über den
Plöckenpass nach Italien gebracht. Zwei Jahre später verübte er
dann Selbstmord in den Bergen von Friaul.
Andy Borg für 50 Schilling
Live Konzert im Rathaus mit Andy Borg
Um der „schlanken“ Kasse
der Ortsstelle etwas „Nahrung“ zu verschaffen, wird für
den 31. Juli 1987 Schlagerstar
Andy Borg für ein Live-Konzert im Rathaus verpflichtet.
Für die Begleitmusik sorgt
das Lesachtaler Sextett.
Vor der Veranstaltung verschickt Sepp Lederer an jeden
Bergrettungsmann 10 Eintrittskarten, die zum bescheidenen Vorverkaufspreis von
50 Schilling an den Mann/die
Frau gebracht werden sollen.
__________
Am 31. Juli findet das
große Konzert mit Andy
Borg und dem Lesachtaler Sextett im großen
Rathaussaal statt.
__________
Am 21. November begeht
die Ortsstelle in würdigem Rahmen und im Beisein von viel Prominenz
ihr 40-Jahr-Jubiläum.
__________
Mit einem „Berg Heil“ am
Ende schreibt der Ortsstellenleiter am 20. Juli 1987:
„Spät, aber doch noch sind
nun die letzten Vorbereitungen für unseren „Sommerhit“ am 31. Juli möglich, und
so ersuche ich Dich, die beigelegten 10 Stück Eintrittskarten zum Vorverkaufspreis
(50,- S) abzusetzen – mit
etwas Engagement müsste
dies leicht möglich sein! Eine
Zusammenkunft muss es
auch wieder einmal geben,
und zwar am Freitag, dem
24. Juli mit dem Beginn um
20.00 Uhr im Vereinsheim/
Rathaus, zu der ich Dich dringend erwarte.“
Das Konzert steigt, Borg
singt – und Lederer ärgert
sich. Nach dem Konzert, wie
Oje: Und nach dem großen Staraufritt gab‘s wohl Ärger mit
dem Chef: Handschriftlich hat Sepp Lederer auf die Ankündigung des Andy Borg-Konzertes oben vermerkt: „Fast alle
Mann bei der Sache! Aufräumkommando nicht vollzählig!“
eine handschriftliche Notiz auf einem Werbezettel für das
Konzert vermuten lässt. „Fast alle Mann bei der Sache“, steht
dort, was wohl auf den lustigen Abend mit dem Schlagersänger bezogen ist. Und dort steht: „Aufräumkommando nicht
vollzählig!“ Was wohl auf den Morgen danach bezogen ist . . .
229
„Komische Käuze“, die ihr Leben riskieren
Die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen feiert 40. Geburtstag
Von Sepp Lederer
Am 21. November 1987 begeht die Ortsstelle KötschachMauthen im ÖBRD in würdigem Rahmen und im Beisein von
viel Prominenz ihr 40-Jahr-Jubiläum. Hier ein Auszug aus der
Festrede des Ortsstellenleiters Sepp Lederer:
Ganz besonders freue ich mich über die so zahlreich erschienenen Ehrengäste und darf sie herzlichst in unserer Mitte
begrüßen. Es ist dies ein Zeichen ihrer Verbundenheit zu
unserer Organisation. . .
Die Berge lieben, wegen ihrer Schönheit und Vielfalt
Die Berge achten, wegen ihrer Größe und Stärke
Die Berge hassen, wegen ihrer Gewalt und Grausamkeit
Die Berge verehren, wegen ihrer Güte und Milde –
der winzigen Kreatur Mensch gegenüber
und – über allem steht unser allmächtiger Herrscher – Gott
(Es folgt eine Darstellung der 40-jährigen Geschichte der
ÖBRD-Ortsgruppe, die an anderer Stelle dieses Buches
zusammengefasst ist. Sepp Lederer schließt seine Jubiläumsrede mit den folgenden Worten)
Er lässt mich schauen und staunen,
er lässt mich hoffen und zittern,
er lässt mich zweifeln und fluchen,
er lässt mich leben und helfen
und – wenn er will, ein Menschenleben retten.
Diese Gedanken sind Leitmotiv für mein Leben als Bergretter
geworden – für das Leben eines begeisterten Bergretters, der
heute mit Ihnen, verehrte Damen und Herren, werte Kameraden, dieses Jubiläum begehen darf.
In der langen Zeit des Bestehens unserer Organisation war es
sicher nicht immer leicht – und ich denke hierbei vor allem an
die mehr als 20 Jahre meiner Mitgliedschaft – es allen Menschen, die mit uns zu tun hatten, recht zu machen. Gerade wir
Bergsteiger gelten oft als „komische Käuze“, und ich bitte,
Fehler bergsteigender Individualisten zu entschuldigen. Es
sind und waren aber immer Männer in unseren Reihen, die
gelobt haben, selbst ihr eigenes Leben für in Not geratene
Menschen zu riskieren oder gar zu opfern. Ich glaube, Bergkameradschaft vermag bis über den Tod hinaus zu bestehen,
und so wollen wir all jener Männer in kameradschaftlicher
Ehrfurcht gedenken, die heute nicht mehr unter uns Lebenden
weilen – Totengedenken.
Bergretter werden und Bergretter sein bedeutet harte Ausbildung und Weiterbildung, um jederzeit für einen möglichen
Einsatz gerüstet zu sein. Allen Männern, die sich jemals für
diesen Dienst zur Verfügung gestellt haben, sei aufrichtig
gedankt.
Wir, die Männer der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Bergrettungsdienstes mit ihren modernen Einsatzgeräten und Lawinenhunden werden auch weiterhin in Zusammenarbeit mit der
Alpingendarmerie, Flugrettung, Zollwache, Feuerwehr und
den Gemeinden für den Dienst am anderen bereit sein.
Soweit der Auszug aus Lederers Jubiläumsrede. Der folgende
Pressebericht erschien dann nach der Feier zum 40-jährigen
Bestehen des Ortsstelle unter der Schlagzeile „Bergrettung in
Kötschach ist 40 Jahre jung“:
Samstagabend feierte der Österreichische Bergrettungsdienst,
Ortsstelle Kötschach-Mauthen, sein 40-jähriges Bestandsjubiläum. Gleichzeitig wurde das alpine Rettungswesen 80 Jahre
alt.
Obmann Sepp Lederer, seit 17 Jahren im Amt, hielt eine viel
beachtete Rückschau, die das Kärntner Bergrettungswesen bis
in die Gründerzeit beleuchtete. Damals und heute gilt für die
Bergrettungsmänner uneingeschränkte Hilfsbereitschaft und
Kameradschaft.
Deckblatt der Einladung zur Jubiläumssitzung 40 Jahre Ortsstelle Kötschach-Mauthen mit Hauptplatz und Kirche in Mauthen, Cellon und Kellerwand.
Innerhalb von 40 Jahren wurden allein von der Einsatzstelle
Kötschach-Mauthen 156 Einsätze getätigt, unzählige Verletzte und 48 Tote geborgen. Auf den Schipisten wurden
230
415 Verletzte versorgt bzw.
abtransportiert.
Obmann
Lederer sprach seiner 40
Mann starken Truppe Dank
und Anerkennung aus.
Dr. Karl Dellisch als Landesobmann wies auf die
Bedeutung des Bergrettungswesens hin, und die
Landesräte Dipl.-Ing. Jörg
Freunschlag
und
Hans
Schumi versprechen Unterstützung. Bürgermeister Dr.
Erwin Hermann spendete ein
Funkgerät.
Ehrungen: 25 Jahre: Josef
Sitar, Siegfried Kristler; 40
Jahre: Johann Wurzer, Fred
Wiegele, Herbert Zojer, Julius
Langegger, Johann Waldner,
Alois Traar, Norbert Steindl
und Erich Strasser; 50 Jahre:
Med.-Rat. Dr. Ernst Steinwender.
40 Jahre ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen: Ortsstellenleiter Sepp Lederer (rechts) bedankt
sich bei „Anderl“ Müllmann, den langjährigen Hüttenwirt der Eduard Pichlhütte für seine großzügige Unterstützung bei Einsätzen und Übungen im Gebiet des Wolayer Sees.
Dr.
Steinwender
sagte:
„Innerhalb meiner 50-jährigen Tätigkeit als Bergret-
tungsmann habe ich vielen Menschen helfen können. Leider hatten wir in unserem Gebiet
viele Bergungen mit tödlichem Ausgang. Wir haben alle Bergrettungsmänner auch in Erste
Hilfe-Leistungen ausgebildet.
Funkwesen – „Wir sind
optimal ausgerüstet“
Geräte, die Leben retten können
Von Funkwart Helmut Lackner
Auf der Jahreshauptversammlung 1987 präsentiert Funkwart
Helmut Lackner einen Überblick über das Funkwesen der
Ortsstelle.
Die Ortsstelle schaffte sich ihre ersten Handfunkgeräte im
März 1976 an. Es waren dies drei SRA-Geräte der Type PN
74 mit Monophon und Traggestell, die noch immer voll funktionstüchtig sind und, was die Leistung anbelangt, den neuen
Geräten nicht nachstehen.
Einladung zur Jubiläumssitzung 40 Jahre Ortsstelle KötschachMauthen, die am 21. November 1987 im Sitzungssaal des
Rathauses über die Bühne geht.
Bettelgänge unseres Ortsstellenleiters Sepp Lederer und ein
gelungenes Klammfest machten es uns möglich, außer Rettungsgerät auch eine Funkfixstation anzukaufen. Diese Fixstation steht seit August 1977 auf dem Gendarmerieposten
Kötschach-Mauthen. Sie hat eine Ausgangsleistung von ca.
10 Watt und reicht über unser Einsatzgebiet hinaus. Sie wird
bei Stromausfall, was bei Katastrophen (Schnee, Hochwasser,
Muren etc.) eintreten kann, mit dem Notstromaggregat der
231
Gendarmerie mitversorgt und ist daher auch in solchen Zeiten
immer einsatzbereit.
Der Alpenverein unter Dr. Steinwender kaufte nach Installierung der Fixstation „Zentrale Mauthen“ ein Handfunkgerät
PN 74 für die Pichl-Hütte und nach der Errichtung der Steinwender-Hütte auch eines für diese Hütte an. Diese Geräte
waren schon einige Male lebensrettend.
Seit 1982 etwa finden bei uns neue Geräte Verwendung. Es
sind dies Autophon-Geräte der Type SE 20. Der Ortsstellenleiter erhielt als erster ein solches zugewiesen, und einige Zeit
später schafften wir uns ein zweites an, das vorwiegend dem
Einsatzleiter Lois Ortner zur Verfügung steht.
Der unermüdliche Sepp Lederer brachte es 1986 bei der
vor dem Rathaus abgehaltenen Katastropen- und Zivilschutzübung zuwege, dass wir noch um zwei dieser handlichen SE
20 reicher wurden. Sie wurden im Februar 1987 geliefert und
sind mit einer Übungsfrequenz ausgestattet. Leider wurden
sie mit einem falschen Tonruf versehen, so dass man momentan die Fixstation, die mit einem Selektivruf ausgestattet ist,
damit nicht „öffnen“ kann. Der Landesfunkreferent sicherte
beim Firnrennen im Lesachtal einen Umbau zu, der in ruhigeren Zeiten nach Ostern vorgenommen werden werden soll.
Sollte es der Kassierer zulassen, werden diese zwei Geräte
mit Monophonen ausgestattet.
Man kann mit Stolz sagen, dass wir funkmäßig und auch sonst
optimal ausgerüstet sind.
Zur Fixstation muss allerdings noch gesagt werden, dass eine
Überholung wegen einer Empfängerabweichung ins Haus
steht, was einiges kosten könnte. Da das Gerät aber doch
schon zehn Jahre alt ist, wäre vorher noch die Zeit der Verwendungsmöglichkeit mit Experten (Funkaufsicht) abzuklären.
Sollte die Fixstation noch länger betrieben werden können, so
wäre der Einbau der Übungsfrequent anzuraten.
Alpineinsätze
und Touren 1987
Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von
Lois Ortner: die Alpineinsätze und Touren
des Jahres 1987. Oben Lois Ortner 1990
am Campanile.
232
No bolt or not to be – oder: Die letzten Mohikaner
25 Jahre alpines Klettern in den Karnischen Alpen
Von Reinhard Ranner
Viel Fels und wenig Kletterer. Zwischen dem südtirolerischen
Sexten und dem kärntnerischen Arnoldstein bildet der Karnische Hauptkamm den südlichen Grenzverlauf zwischen
Österreich und Italien. Durch das Aufeinanderprallen von
afrikanischer und zentraleuropäischer Platte gibt es für den
Kletterer mehrere kilometerlange und bis zu 950 Meter hohe
Wandfluchten aus bestem Kalk. Diese beherbergen auch die
schönsten südexponierten Kletterrouten. Aber wie immer,
wenn Welten aufeinanderprallen – in diesem Fall sind es
Kalke, Gneise und Schiefer – ergeben sich Störzonen und
Verwerfungen. Diese bekommt der Kletterer vor allem auf
der Nordseite deutlich zu spüren. Was aber nicht daran hindern soll, in diese einzusteigen, denn auch dort findet man
makellosen Fels.
In meiner 25-jährigen Kletterzeit habe ich mit all meinen
Kletterpartnern viele sehr bedeutende und bekannte Klassiker
in den Alpen bezwungen und wiederholt.
*
Bei meiner zweimaligen Bergfahrt nach Patagonien 199091 scheiterten wir nur knapp am Gipfelerfolg. Das Wunder
von Patagonien, auf das wir warteten, hört sich eigentlich
ganz einfach an: Drei Tage schönes Wetter ohne Wind und
Wolken und schon hätten wir
den Berg unserer Träume,
den Cerro Torre, besteigen
können. Doch leider waren
die äußeren Voraussetzungen
während unseres Aufenthaltes das Gegenteil. Wochenlang
schlechtes
Wetter
machte sogar den kleinsten
Versuch einer Besteigung
unmöglich. In den patagonischen Anden herrschen weltweit sicherlich die härtesten 1987: Pannetone, Reinhard Ranner (Tour mit Roland Pranter).
klimatischen Bedingungen.
Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich eine idyllische, zauberhafte Berglandschaft in ein
tobendes Schnee- und Sturmungeheuer. Windstürme bis zu 180 Stundenkilometer sind keine
Seltenheit. Wehe dem, der die Vorzeichen eines solchen Sturmes zwar sieht, aber ignoriert!
Um zu überleben bedarf es einer zähen inneren und intuitiven Einstellung, die Schmerzgrenze
dafür ist unterschiedlich!
Das Ziel, das es zu erreichen gilt, ist vom Cerro Torre heil zurückzukehren. Dieses Glück
hatten wir.
1987: Reinhard Ranner, Erstbegehungsversuch „Nasenbohrer“, Grüne Nase.
Mitte der 90er Jahre unternahm ich mit fünf weiteren Freunden eine Reise nach Indien. Unser
Ziel war es, den 6543 Meter hohen Shivling über eine Route, die vom Südtiroler Bergsteiger
Christoph Hainz erstbegangen wurde, zu wiederholen. Doch schon nach der ersten Begutachtung der Route mussten wir feststellen, dass die Verhältnisse am Pfeiler eine Begehung
unmöglich machte. Wir verlagerten uns daher auf die Südseite des Berges, richteten unser
Lager ein und warteten auf das richtige Wetter, um den Berg über die fast 2000 Meter hohe
Südwand besteigen zu können. Wir hätten insgesamt vier bis fünf Tage schönes Wetter benötigt, wir wussten und ich fühlte es, dass diese kommen würden. Die Geduld, im Camp auch
mal für eine Woche auszuharren, hat nicht jeder. So entschlossen sich drei aus unserer Gruppe
233
auf die Südwand zu verzichten und über den „Normalweg“
den Gipfel in Angriff zu nehmen. Die Seilschaft erreichte
unter widrigsten Umständen den Gipfel. Beim Abstieg stürzte
mein Freund Kurt Steinmetz aus unerklärlichen Gründen 200
Meter in die Tiefe. Da wir selbst in der Südwand unterwegs
waren, erfuhren wir vom tödlichen Absturz erst Tage später.
Eine Bergung meines Freundes scheiterte, und so kehrten wir
ohne ihn zurück nach Europa.
*
Im Herbst 2003 erfüllte ich mir zusammen mit Christian Zenz
und Wolfgang Keinprecht einen lang ersehnten Traum. Wir
fuhren ins kalifornische Yosemite Valley, wo wir wie jeder
Kletterer den El Capitan ins Auge fassten. Meine Freunde
waren schon mehrmals in Kalifornien, und als ich der Wand
das erste Mal gegenüberstand, schaute ich beeindruckt hinauf.
Gegen die Größe des El Capitan ist das Empire State Building
eine armselige Hundehütte. Wir studierten unsere Route, die
„Pazifik Ozean Wall“ (A3 5.9) und speicherten sie im Groben
in unseren Köpfen, tranken ein (paar) Bier und fuhren ins
Camp IV, dem dreckigsten Zeltplatz auf unserem Planeten,
schlugen unsere Zelte auf und beobachteten andere Seilschaften beim Campleben. Faul sein ist dort wohl ein wesentlicher Lebensinhalt. Niemand hat Stress, und nach zwei Tagen
Campleben hatten wir es satt, im Camp herumzulungern und
trugen in Etappen unsere Ausrüstung zum Einstieg der Route.
Um am El Cap erfolgreich zu sein, ist die richtige Ausrüstung
Voraussetzung. Mut und das beste Klettervermögen nützen
nichts, wenn ein essenzielles Teil herunterfällt oder vergessen
wird. Wir planen fünf bis sechs Tage ein, und dementsprechend schwer war unsere Ausrüstung, die wir Seillänge für
Seillänge hinter uns her zogen. Eine Big-Wall-Seilschaft ist
ein komplizierter, schwerfälliger Apparat. Einer arbeitet sich
nach oben und versucht, Höhe zu gewinnen. Der Zweite und
Dritte stehen sich in der Zwischenzeit die Beine in den Bauch
und der Nachziehsack, auch „Hauling bag“ genannt, hängt
herum und wartet, bis er hochgezogen wird. Anschließend
steigt der Seilzweite mit Jümarklemmen am Seil hoch und
nimmt das ganze Sicherungsmaterial mit.
Man hat immer drei Feinde um sich: den Durst, der immer
größer wird; den Hauling bag, der wegen des Durstes immer
leichter wird; und uns selbst, die wir wegen Feind Nummer
eins und Nummer zwei immer schwächer werden und uns
selbst durch diesen senkrechten Irrgarten „hochquälen“.
Gegen Abend des dritten Tages erreichte Wolfi nach einer
harten A3+ Länge und ca. 600 Metern Höhe den Standplatz.
Der Sternenhimmel über uns gab sich zu erkennen. Ich als
Dritter hatte die Aufgabe, die Hauling bags nach oben zu
bringen. Ich machte mich mit meinen zwei Jümars und der
gesamten Ausrüstung unter mir hängend fertig, um zu Wolfi
aufzusteigen. Nach zwei drei Jümar-Bewegungen ging es
plötzlich aber bergab, und ich dachte zuerst, meine Jümars
haben den Gripp am Seil verloren. Nach ca. 30 Metern stoppte
es abrupt. Irgendwo blieb ich hängen, nur wo? Angst und Zittern überkamen mich, rund um mich Totenstille, und ich fing
zu weinen an, doch es kamen keine Tränen.
Ich brauchte einige Zeit, um mich zurechtzufinden und um mit
meinen Kollegen wieder Kontakt aufzunehmen. Ich wusste
nicht, was geschehen war. Wolfi gab mir nach einiger Zeit das
„OK“, weiter am Seil aufsteigen zu können. Als ich oben am
Standplatz ankam, sah ich bei Wolfi und Christian den Schrecken ins Gesicht geschrieben. Das Gerät, welches für mich und
die Ausrüstung am Standplatz fixiert worden war, war gebrochen. Das Seil war ohne jegliche Bremswirkung nach unten
geglitten, nur durch Zufall hatte es sich ein weiteres Mal verklemmt. Bis auf 4-5 Litzen war es komplett gerissen.
Wir richteten unseren Schlafplatz ein, begannen zu kochen,
und jeder dachte still vor sich hin. Jeder von uns wusste, dass
wir ohne dieses zerstörte Seil keine Chance haben würden,
den Gipfel zu erreichen, denn der Riss war genau in der Mitte
des Seiles, zu kurz um in der „Headwall“ damit arbeiten zu
können. Die Nacht war für mich der reine Alptraum und mit
einigen emotionalen Träumen verbunden. Mehrmals wachte
ich schweißgebadet auf, und das Geschehene ging mir durch
den Kopf. Am nächsten Morgen begannen wir mit unserem
Rückzug, kein leichtes Unternehmen, wenn man bedenkt, wie
viele Quergänge bezwungen wurden und wie überhängend
Dreimal „Reini“: 1987 beim Training im Klettergarten Kleiner Pal am Plöckenpass (von links), 1988 in der Südwand der Kellerspitzen, kurz vor dem Ausstieg, („Via Carnici“, 1. Winterbegehung) und auf der Oberen Valentinalm.
234
die gesamte Wand ist. Mit einer speziellen Rückzugstechnik
gelang es uns aber doch. Spät am Abend hatten wir wieder
festen Boden unter unseren Füßen.
Das stinknormale Laufen wieder erleben zu dürfen, bedeutet
glücklich sein.
*
„Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt.
Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst
nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren
würde“. (Heini Holzer)
In der Suche nach neuen Linien liegt das Streben, mittels
neuer Begehungen unvergessliche Spuren quasi „in“ Wände
hinein zu legen. Was mich betrifft, ist es eine der schönsten
und zufriedenstellendsten Beschäftigungen, die uns die Bergwelt zu stellen vermag. Zweifelsohne erfordert sie gewisse
Fähigkeiten und Talente, über die bei weitem nicht alle Bergsteiger verfügen.
2002: Grüne Nase, Herbert-Wassermann-Gedächtnisführe.
Die Karnischen Alpen sind ein Eldorado für solche Pläne. Ich
zähle nun über 80 Erstbegehungen, die mir in den letzten 20
Jahren mit meinen Freunden gelungen sind. Ich kann gar nicht
sagen, welche am schönsten war! Nimmt man den reinen
Erlebniswert? Oder freut man sich, weil man überlebt hat
und es schön ist, noch am Leben zu sein? Oder beurteilt
man objektiv nach der Schwierigkeit der Kletterstellen, nach
der Aufeinanderfolge von Bewegungen wie bei einer Sportübung? Im Prinzip hatten alle etwas davon, und der Abenteuergedanke stand immer im Vordergrund.
Trotzdem gibt es einen Berg, der mir besonders ans Herz
gewachsen ist: die Grüne Nase. Majestätisch und imposant
erhebt sie sich komplett abgeschieden vom Rest der Welt über
der Unteren Valentinalm. Die Begehung meiner ersten Route
liegt nun über 20 Jahre zurück. Gerry Unterassinger und ich
entdeckten damals ein langes Verschneidungssystem. Nach
erfolgreicher Begehung benannten wir sie zu Ehren des leider
am 20. September 1980 abgestürzten Herbert Wassermann.
Es folgte eine Reihe von sehr
gewagten und beeindruckenden Erstbegehungen. „Fata
Morgana“, „Reinhard Karl“,
„Gerhard Tropper-Gedächtnisroute“, „Los Adolfo“,
„Via Alexander“ oder eine
meiner letzten „Tiger Kurti“.
Es waren viele Stunden, die
ich auf diesem Pfeiler verbracht hatte. Zusammen mit
Charly Lamprecht, übrigens
meinem treuesten Partner
auf der Grünen Nase, gelang
uns auch die erste Winterbegehung dieses Pfeilers. Im
Jahre 1989 durchstieg ich
alleine und wahrscheinlich
in rekordverdächtiger Zeit
die Herbert WassermannGedächtnisroute in nur
einer Stunde. Mein Freund
Erich Dabernig empfing
mich damals am Gipfel und
nahm mich in seine Arme. Er
1988: Grüne Nase, „Serengeti“, Erstbegehung.
235
Zur Person:
erwartete mich mit einem „Berg Heil“, einem gepflückten Edelweiß und einer Dose Bier in
der Hand. Wir feierten still meinen Erfolg.
Jedesmal, wenn ich mit dem Auto zur unteren Valentinalm oder zum Plöckenpass fahre,
kommen viele Erinnerungen und Gedanken in mir hoch.
Schon vor längerer Zeit habe ich auf der Grünen Nase wieder neue, „unberührte“ Linien
entdeckt, und diese gilt es zu erobern.
Letzten Sommer (2007) war ich wieder mal so richtig heiß auf alpine Touren. Mich fasziniert
die Gesamtheit eines solchen Tages. Früh aufstehen, lange Zu- und Abstiege und dann natürlich der Kern des Tages, das Klettern. Jede Tour bedarf seiner eigenen Logistik und Vorbereitung.
Reinhard Ranner
Geboren am 21. August
1968 in Kötschach.
1974 bis 1978 Volksschule Kötschach-Mauthen; 1978 bis 1982
Hauptschule KötschachMauthen; 1982 bis 1984
Büro- und Verwaltungsschule in St. Georgen
am Längsee; 1984 bis
1987 Fleischerlehre in
Kötschach-Mauthen mit
abschließender
Lehrabschlussprüfung.
1988 bis 1989 Sportkletter-Lehrwart an der
Bundesanstalt für Leibeserziehung in Innsbruck;
1992 Ausbildung zum
Diplomschilehrer und
Schiführer, Ausbildung
zum staatlich geprüften
Berg- und Schiführer;
1996/1997 Internationale
CEC-Ausbildung Canyoning; Internationale
Canyoningausbildung der
Berg- und Schiführer.
Das Problem ist aber nicht, dass es zu wenige Touren oder Routen gibt, sondern den geeigneten Partner dafür zu gewinnen. So entschloss ich mich, mich alleine auf den Weg zu machen.
Mit einem Spezialgerät, dem „Soloisten“, eignete ich mir die Handhabung zum eigenständigen Klettern im Klettergarten zu. Es dauerte nicht lange und die Spielerei im Klettergarten
wurde mir zu langweilig, und so entschloss ich mich, andere Pläne zu schmieden.
Mein erstes Projekt war die 450 Meter hohe Kellerspitze-Südwand. Mein Ziel war die „Via
Carnici“, erstbegangen von meinem langjährigen oberitalienischen Kletterpartner Roberto
Mazillis. Ich kannte diese Tour in- und auswendig, mehrmals wiederholt, und auch die erste
Winterbegehung gelang uns Ende der 80er Jahre. Doch am Einstieg angelangt, sah ich, dass
eine italienische Seilschaft vor mir eingestiegen war. Es war mir zu gefährlich hinten nachzusteigen, und die zwei italienischen Freunde machten auch kein Anzeichen, mich vorzulassen. Ich überlegte nicht lange und entschloss mich, in die „Novelle Sensatione“ einzusteigen.
Zuerst seilfrei, in den Schlüsselpassagen sichernd, kletterte ich Seillänge für Seillänge vor
mich hin. Es überraschte mich, so schnell vorwärts zu kommen, und schon nach drei Stunden
war ich am Ausstieg angelangt.
In den Dolomiten gelang mir eine Alleinbegehung auf die „Tofana di Rozes“ über die „Constantini-Apollonio Route“, und einen Tag später durchstieg ich die „Marmolada-Südwand“
über die „Don Quichotte Route“. Heutzutage zwar keine Weltleistung, aber für mich ein persönlicher Erfolg.
*
In Vino veritas: Zurück zum Plöckenpaß. Er bildet den markanten Einschnitt um die Talorte
Kötschach-Mauthen im Norden und Timau im Süden. Er ist vor allem auch lohnend und Aus-
Berufstätigkeit:
1984 bis 1990 Fleischerei
Gerhard Ranner in Kötschach-Mauthen.
1989 Sportkletterlehrwart;
seit 1991 Schischule
Zürs am Arlberg; 1993
Gründung der Firma
Mountainlike in Kötschach-Mauthen; seit
1996 im Ausbildungsteam
der Berg- und Schiführer,
Ausbildungsteam Alpinund Schiführerkurse für
Diplomschilehrer; seit
1998 Lawinenkommission
Zürs; 2000-2003 Ausbildungsleiter der Kärntner
Berg- und Schiführer,
236
gangspunkt für die vielen
Sportklettereien in unmittelbarer Nähe des Passüberganges. Und was eigentlich noch
wichtiger ist für die Rückund Einkehr nach harten
Moves an nicht immer leicht
zu lesendem Fels und langen
Klettertagen in einer alpinen Route: „Am Poß ob’n“
herrscht ein unbeschriebenes
Gesetz. Es wird mindestens
gleich lange im Gasthaus
gesessen wie Zeit mit Klettern verbracht.
Ausbildungsreferent der
Österreichischen Bergund Schiführer von Kärnten, seit 2000 Kursleiter
der Kärntner Schluchtenführerausbildung, seit
2005 Vorstandsmitglied
der Schischule Zürs, seit
2006 Partner von ATTIndustrie.
Freizeit:
Seit 1985 Mitglied der
Bergrettung KötschachMauthen, dort seit
10. September 1987
ausgebildeter Bergrettungsmann; 2005-2007
Bergrettung Kärnten,
Canyoningreferent.
Kleiner Auszug aus
meinen bedeutendsten
alpinen Erinnerungen:
Zwischen 1987-2007
über 80 Erstbegehungen.
Die Markantesten:
Grüne Nase: „Herbert
Wassermann-Gedächtnisroute“, 950 Hm, V bis
VII-, Serengeti-Ausstieg
VII+ (1. Winterbegehung).
„Via Fata Morgana“, 950
Hm, VI bis VII.
„Reinhard-Karl“, 950 Hm,
V – VII+.
„Gerhard TropperGedächtnisroute“, 800
Hm, V bis VI+.
„Tiger Kurti (Kristler Kurt
Gedächtnisroute)“, 750
Hm, VI+.
„Via Alexander“, 800 Hm,
V bis VII.
„Los Adolfo“, 800 Hm, V
bis VI+.
2006: Reinhard Ranner, Toni-Egger-Intregrale.
Somit dürfte die Entscheidung
ob Sport- oder Alpinklettern den weniger trinkfesten
Vertikal-Athleten eventuell
leichter fallen. Andererseits
brauchen die mit Adrenalin
voll gepumpten Alpinjunkies
auch die Möglichkeit, dieses
zu entsorgen und über die
Umwegrentabilität wieder
der Gesellschaft in Form
von Weinkonsum zurück zu
geben.
Es hat den Anschein, als ob
der Drift der afrikanischen
Platte nicht nur auf die geologischen Gegebenheiten in
dieser Region positiven Einfluss genommen hat. Auch
die grundsätzlich afrikanische Lebenslust, die Betonung liegt hier eindeutig auf
„Lust“ (Lust zum Klettern,
Lust zum Feiern, Lust zum
Streiten und was es sonst
noch so lustvolles im Leben
gibt), scheint hier ausgeprägter zu sein als anderswo.
Feste werden hier gefeiert wie
sie fallen und Erstbegehungen ebenso. Und die gibt es
regelmäßig.
Kellerspitze Südwand:
„Via Austria“, 750 Hm,
VI+ bis VII+.
„Inshalah 450 Hm V bis
VII.
Dem Kletterer werden Bergfahrten im Karnischen Hauptkamm nachhaltige Eindrücke
vermitteln, jedoch sei darauf
hingewiesen, dass manche
Kletterfahrten auf Grund des
Gesteins ein absolut sicheres
und stilreines Beherrschen
des angegebenen Schwierigkeitsgrades verlangen.
Creta Monumenz:
„The Power of Love” 250
Hm V bis VII+.
Creta Cacciatori:
“Weg der Freunde“, 300
Hm, V bis VII, A2.
Collin Nordostwand:
„Eikarfloh – Da Kunze“,
500 Hm, V bis VI.
„Es ist allgemein nicht die
237
Regel, dass sich alle Mauerhaken in der Wand befinden“. (Auszug aus dem 1978
erschienenen
Führerwerk
von Peter Holl)
Laserz-Südwestwand:
„Toni Egger Integrale“,
400 Hm, VI+ bis IX+.
Creta Grauzaria:
„Mazillis-Ranner”, 800
Hm VI+.
Ich hoffe, dass es mehr oder
weniger auch so bleiben wird.
Bohren mit Maß und Ziel.
Das wurde auch letzten
Sommer mit Nachdruck bei
einer Zusammenkunft aller
Kletterer deponiert.
Cima della Minera Nordwand:
“Mazillis-Ranner“, 450
Hm, VI+.
Solo:
„Herbert WassermannGedächtnisroute“ (Grüne
Nase); „Cellon-Pfeiler” (Cellon); „Gernot
Röhr-Gedächtnisroute“
(Laserz-Südwestwand);
„Zebra Grat“ (Mooskofel
Nord); „Novelle Sensatione“ (Kellerspitze,
Südwand); „Pilastro
Constantino-Apollonio“
(Tofana di Rozes); „Don
Quichotte“ (MarmoladaSüdwand).
2006: Kellerspitzen Süd, „ritorno il gringo“.
Wie die letzten Mohikaner
wehrten sich viele gegen die
„HILTIS“ . . . endlich ist
wieder einmal lustvolles
Streiten angesagt.
Meine Dolomiten-Highlights unter den so
genannten Klassikern: Es
waren im Laufe der letzten 25 Jahre sehr viele,
und so möchte ich mich
auf 10 Touren beschränken:
„Hasse – Brandler“
(Große Zinne); „Cassini“- (Westliche Zinne);
„Scoiattoli Kante“ (Westliche Zinne); „LivanosPfeiler“ (Heiligkreuzkofel);
„Mephisto“ (Heiligkreuzkofel); „Moderne Zeiten“
(Marmolada); „Weg durch
den Fisch“ (Marmolada);
„Via Cassin“ (Torre
Trieste); „Südwestwand“
(Cima. Scotoni); „Via
KCF“ (Rocchetta Alta,
Nordwand).
2007: Grüne Nase, „Grün ist die Hoffnung“.
2006: Cima della minera.
238
2007: Collin, „Eiskarfloh“, Sonnenaufgang.
(Foto: Reinhard Ranner)
2007: Collin, „Eiskarfloh“, Reinhard Ranner.
239
Kameradschaft und Verständnis sind oft entscheidend
90 Prozent aller tödlichen Unfälle passieren im Abstieg oder durch Steinschlag
Von Lois Ortner
Den folgenden Text schrieb Lois Ortner im Dezember 1988
als Leiter der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) Kötschach-Mauthen für eine Publikation anlässlich des Jubiläums „140 Jahre
Gendarmerie in Österreich“.
Ich bin Leiter der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie
Kötschach-Mauthen, und mein Einsatzgebiet ist der westliche Teil des Bezirks Hermagor, Kärnten, mit seinen alpinen
Schwerpunkten Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten und den
Karnischen Alpen vom Gebiet des Nassfelds bis zur Landesgrenze gegen Osttirol hin. Kernpunkt dieses alpinen Einsatzbereiches ist das Gebiet um den Wolayer See mit den weit
über 1000 m hohen Nordwänden der Kellerwand (2772 m)
und der Hohen Warte (2780 m). Der Gratverlauf der Karnischen Alpen bildet auch meistens die Grenze zu Italien und
war auch Frontverlauf im 1. Weltkrieg.
Bei unseren Alpineinsätzen und Klettertouren werden wir
heute noch immer mit Verteidigungsanlagen (Stellungen)
und Relikten (Granathülsen, Stacheldraht etc.) aus dieser Zeit
konfrontiert. Auch der bekannte Alpinpionier Prusik und der
Erfinder des Schilaufs, Zdarsky, waren hier in den Karnischen
Alpen im Kriegseinsatz. So wurde Zdarsky bei einem Lawi- 1987: Norbert Steindl (von rechts), Lois Ortner und Rudl Thenenunglück im Wolayer Tal schwerstens verletzt. Er erlitt messl an der Eiskarhütte.
dabei über 80 Knochenbrüche. Im Verlauf dieses Krieges
starben an der Karnischen Front mehr Soldaten durch Lawinen als durch Feindeinwirkung.
1988
Am 4. Juni veranstaltet
die Ortsstelle das sechste
Fest der Sieger mit den
„Villacher Flaschen“ im
großen Rathaussaal, und
am 5. Juni wird der XVIII.
Internationale Valentingletscherlauf gestartet.
Anschließend finden ein
Konzert der Trachtenkapelle Oberdrauburg und
die Siegerehrung statt.
__________
Am 16. Dezember findet
die Jahreshauptversammlung mit
Neuwahlen statt:
Ortsstellenleiter Sepp
Lederer, Stellvertreter
Georg Drumbl, Kassier
Siegfried Kristler, Ausbildungs- und Einsatzleiter
Lois Ortner, Gerätewart
Andreas Prugger, Funkwart Helmut Lackner,
Sanwart Albert Schellander, Lawinenhunde
Michael Lamprecht.
Nach dem 1. Weltkrieg entdeckten Bergsteiger des Alpenvereins der Sektion Austria, die
hauptsächlich aus Wien stammten, gemeinsam mit einheimischen Alpinisten die Kletterberge
im Bereich des Wolayer Sees. Viele Kletterrouten wurden erstbegangen. Die Grenze am Gratverlauf blieb jedoch zu, und so mussten die Kletterer nach schweren Durchstiegen durch die
Nordwände wieder über die Aufstiegsrouten zurück ins Tal. In dieser Zwischenkriegszeit kam
es durch verstärkte Klettertätigkeit immer wieder zu schweren Bergunfällen. Das klassische
Klettergebiet der Karnischen Alpen vom Bereich Plöckenpass bis hin zum Wolayer See –
Cellon, Kellerwand, Hohe Warte, Seewarte, Seekopf – entlang der italienischen Grenze mit
einer Luftlinie von rund sechs Kilometern forderte seit Ende des 1. Weltkrieges über 50 Bergtote. Der brüchige Fels und die langen Anstiege durch die Norwände erfordern viel Geschick
und Konzentration. Fast 90 Prozent der tödlichen Unfälle passierten im Abstieg oder durch
Steinschlag. So stürzte auch 1976 der damalige Alpinreferent von Kärnten, Obstlt. Bernhard
Obereder, während einer Hochgebirgsschule beim Abstieg vom Seekopf durch einen ausbrechenden Gesteinsblock zu Tode.
In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg standen bei einem Bergunfall hauptsächlich Alpingendarmen des Gendarmeriepostens Mauthen und der Grenzkontrolle Plöckenpass im Alpineinsatz.
Viele Rettungen und Bergungen wurden von den Alpingendarmen oft unter großen Anstrengungen und auch unter Einsatz ihres Lebens durchgeführt. So wurde auch Bezirks-Inspektor Norbert Steindl im Jahre 1971 bei einer Bergungsaktion in der Nordwand der Seewarte
lebensgefährlich durch Steinschlag verletzt.
Auch ich bin, wie alle Alpingendarmen des GP Kötschach-Mauthen, Mitglied des Bergrettungsdienstes und dort seit 1977 als Einsatz- und Ausbildungsleiter tätig. Gerade durch das
Arrangement der Alpingendarmen einst und jetzt hat die Zusammenarbeit mit den anderen
alpinen Rettungsorganisationen wie dem Bergrettungsdienst, der Zollwache, der Flugrettung
und des Socoroso Alpino (ital. Bergrettungsdienst) in meinem Einsatzgebiet einen hohen Stellenwert erreicht. Kameradschaft und Verständnis sind im Ernstfall oft entscheidend für das
Gelingen einer alpinen Rettungsaktion.
240
Als Beispiel möchte ich eine der vielen dramatischen Rettungs- und Bergungsaktionen in meinem Einsatzgebiet schildern:
30. Juni 1984, ein verregneter Tag. Ursprünglich sollte ich
mit meinem Bergfreund und Bergrettungsmann Erich Dabernig an einer Koordinierung der Ausbildungsleiter des ÖBRD
Kärnten auf der Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten teilnehmen. Wegen des Schlechtwetters „spritzten“ wir
jedoch diesen Termin und stiegen am Nachmittag zur Eduard
Pichlhütte auf. Dort trafen wir den Leiter der AEG Heiligenblut, GrInsp. Karl Heinz Ezr, der dort ebenfalls auf Kletterwetter hoffte.
und Kötschach-Mauthen bei der Ed.-Pichlhütte eingetroffen,
deren Einsatz aber nicht mehr erforderlich war.
Unter den zahlreichen Bergtoten im Kerngebiet der Karnischen Alpen sind neben Obstl. Bernhard Obereder auch der
ehemalige Einsatzleiter der Alpinen Einsatzgruppe der Zollwache Mauthen, Rev. Peter Kolbitsch, und fünf Bergrettungsmänner der Ortsstelle Kötschach-Mauthen.
Schlichte Gedenktafeln mit italienischer oder deutscher
Inschrift mahnen mich immer wieder bei meinen „Streifzügen“ in dieser wunderschönen Bergwelt der Karnischen
Alpen.
Am Morgen es nächsten Tages warteten wir vor der Hütte auf
das Austrocknen der Wand. In den Verschneidungen und auf
den Bändern der Nordwände lag noch Schnee, doch einige
Routen eigneten sich schon für eine Klettertour.
Plötzlich Steinschlag in der Nordwand der Seewarte. Kurz
danach Hilferufe aus der Wand. Durch das Fernglas konnte
ich einen Kletterer im oberen Teil der 500 m hohen Wand ausmachen, der sich hektisch auf einem Felsband bewegte. Wir
packten schnell unsere Ausrüstung und stiegen wenig später
mit dem Wirt der italienischen Schutzhütte, Remo Tamusin,
in die Wand ein. Immer wieder Steinschlag und Hilfeschreie.
Über mein Bergrettungs-Funkgerät verständigte ich aus der
Wand den GP Kötschach-Mauthen und forderte den Rettungshubschrauber an.
1988: Am Gipfel des
Campanile di Val Montanaia
Der Aufstieg durch die Wand war nicht leicht – Schnee, Eisreste, nasser Fels. Nach etwa 40 Minuten hatten wir den ersten
Sprechkontakt mit dem Bergsteiger in der Wand. Es war ein
Italiener; mit seinen Nerven am Ende. Auch er drohte abzustürzen. Durch dauernde Zurufe beruhigte ihn Remo solange,
bis wir bei ihm waren und ihn festhalten konnten.
Was war geschehen?
Der italienische Bergrettungsmann Guiseppe Casabelatta war
mit seinem 23-jährigen Sohn Valentino gegen 7.00 Uhr in
die Wand eingestiegen. Sie wollten über die Nordwand zum
Gipfel und wählten wegen der eher schlechten Verhältnisse
den leichteren Anstieg, Schwierigkeitsgrad III. Vater Casabelatta war ein Extremkletterer und hatte diese Route in den vergangenen Jahren schon über 20-mal begangen.
Bei einem Quergang unterhalb des Gipfelgrates brach dem
voraussteigenden Guiseppe Casabelatta ein Griff aus, und er
stürzte vor den Augen seines Sohnes ca. 100 Meter in eine
Verschneidung ab, wo er mit tödlichen Verletzungen liegen
blieb. Der schwer geschockte Valentino Casbelatta stieg
darauf bis zum so genannten „Nordwandband“ zurück und
wollte dort mit einer waghalsigen Kletterei zum Leichnam
seines Vaters gelangen.
In der Zwischenzeit war auch schon der Rettungshubschrauber aus Klagenfurt (Pilot Hans Fischer) eingetroffen. Mittels
Seilbergungen wurden Valentino Casabelatta, der Tote sowie
die beiden Retter GrInsp. Ezr und Remo Tamusin aus der
Wand geflogen. Wegen einfallenden Nebels mussten Dabernig und ich wieder über die Nordwand abklettern. In der Zwischenzeit waren auch anderen Hilfsmannschaften aus Italien
1988: Campanile, Georg Zankl, Lois Ortner, Roland Pranter.
241
Campanile di Val Montanaia 1988
242
Pressebericht über den tragischen Tod des 49-jährigen
Italieners Ennio De-Franceschi an der Eiskar-Hütte.
1989
Die Hundestaffel der Ortsstelle 1989
Im Frühjahr wird mit dem
Ankauf des ersten ÖBRDEinsatzfahrzeuges (Ford
Transit) Kärntens ein
weiterer Schritt Richtung
Modernisierung getätigt.
Finanzierung: 75% Bergrettung, 25% Alpenverein.
__________
Am 20. Mai findet das
siebente und voraussichtlich letzte Fest der Sieger
statt, und am 21. Mai
wird der XIX. Internationale Valentingletscherlauf
veranstaltet.
Urkunde über die erfolgreiche Lawinenhunde-Prüfung (B-Kurs) im März 1989 von Sepp Lederer und seinem Hund „Migo“. Links 1991 mit Migo in Slowenien, Triglavski Dom.
__________
Im Sommer wird für die
Verbindung zur EduardPichl-Hütte eine neue
Funkfix-Station angekauft
und installiert.
__________
Während des Jahres
errichten Mitglieder der
Ortsstelle eine künstliche
Die Hundestaffel der Ortsstelle im Jahre 1989 mit (von links) Michael Lamprecht/Harras, Sepp
Lederer/Migo, Kurt Kanzian/Gringo und Reinhard Berger/Igor.
243
Kletterwand an der Nordseite der Hauptschule.
__________
Im Herbst startet die
Ortsstelle erstmals mit
der „eigenen“ Fördereraktion. Das Versenden
von Jahresberichten,
Fördererpickerln, Erlagscheinen und kleinen Präsenten in den Gemeinden
des Einsatzgebietes
findet großen Anklang in
der Bevölkerung.
__________
Am 26. Oktober werden
im Rahmen des „Tages
des Alpinismus“ der neue
Vereinsbus und die Kletterwand feierlich eingeweiht.
__________
Die vorgezogenen Neuwahlen am 17. November bringen folgendes
Ergebnis: Ortsstellenleiter
Sepp Lederer, Stellvertreter Georg Drumbl,
Kassier Siegfried Kristler
und Georg Drumbl,
Ausbildungsleiter Roland
Pranter, Einsatzleiter Lois
Ortner, Geräte- und Funkwart Helmut Lackner,
Vereinsheimverwalter
Andreas Prugger, Sanwart Albert Schellander.
Zug von Banditen gestürmt
Abenteuerliche Anden-Bergfahrt in Bolivien und Peru
Wohlbehalten, wenn auch um einige Kilogramm leichter, kehrten vier Gailtaler Bergsteiger
von einer abenteuerlichen Anden-Bergfahrt in Bolivien und Peru zurück, berichtet die „Kärntner Tageszeitung“ in ihrer Ausgabe vom 12. Juli 1989. Weiter heißt es dort:
Die bekannten Kärntner Alpinisten waren während einer Zugreise von einer zwanzigköpfigen
Räuberbande überfallen worden und nach ihrem Gipfelsieg nur um Haaresbreite einer Eislawine entkommen.
„Banditos“, brüllte der Schaffner, steckte seinen Kopf kurz durch die Abteiltür und verschwand. Wenig später standen 20 bewaffnete „Banditos“ vor den Kärntnern. Roland Pranter,
Horst Wohlgemuth, Georg Zankl und Lois Ortner, die sich auf dem Weg von Cuzco (Peru) in
die bolivianische Hauptstadt La Paz befanden, hatten nach dem entsetzten Schrei des Schaffners blitzschnell reagiert: Sie banden sofort sämtliche Gepäckstücke an und stellten sich – die
Eisbeile in der Hand – mit dem Rücken an die Waggonwand.
„Als die Räuber merkten, dass wir uns nicht ohne Widerstand geschlagen geben wollten,
zogen sie mit einem breiten Grinsen wieder ab. Ohne unsere Ausrüstung hätten wir die Expedition in den Kamin schreiben können“, erinnert sich Ortner, der die Leitung des AndenAbenteuers übernommen hatte.
Die vier Alpinisten waren am 24. Mai zu ihrer Südamerika-Bergfahrt aufgebrochen. Die
ersten Tage in Peru wurden dazu genutzt, um sich den geänderten klimatischen Bedingungen
anzupassen. Während Wohlgemuth mit Fieber das Bett hüten musste, absolvierten die übrigen
drei Kötschach-Mauthner den 38 Kilometer langen „Inka-Trail“ mit seinen über 4000 Meter
hohen Pässen. „Bei unseren Wanderungen kamen wir oft an brennenden Häusern vorbei und
begegneten verängstigten Einheimischen. Man spürt den Terror, der das Land regiert“, erzählt
Ortner.
Nach 800 aufregenden Kilometern im Zug und Bus endlich in La Paz angelangt, wurde das
Bergsteiger-Quartett im Jeep zu verlassenen Silberminen gebracht, von wo man mit Hilfe von
drei Indios das 230 Kilogramm schwere Gepäck zum ersten Basislager in 4600 Metern Höhe
schleppte.
Während einer Schönwetterperiode schlugen sich die vier Gailtaler Alpinisten über steile
Eisfelder, gefährliche Gletscherabbrüche und durch
knietiefen Neuschnee zum
6200 Meter hohen Gipfel
des Haucana durch. „Weiche
Knie“ bekamen sie beim an
sich problemlosen Abstieg:
„Wir entdeckten, dass unsere
Aufstiegsspur auf einer
Länge von 50 Metern von
einer Lawine verschüttet
war. Kaum hatten wir den
Lawinenkegel
überquert,
donnerte hinter uns die nächste Eislawine zu Tal“, schaudert es Ortner heute noch
bei dem Gedanken daran,
was passieren hätte können.
Am Nachmittag des 16. Juni
wurde das eigentliche Ziel,
der Gipfel des Ancohuma
(6427 m), erreicht.
244
1989: Grüne Nase, Erstbegehung „Fata Morgana“
Charly Lamprecht/Reinhard Ranner
245
Tag des Alpinismus am Nationalfeiertag
Gemeinsame Aktion des ÖBRD, Alpenvereins, der Flugrettung und des Roten Kreuzes
Gemeinsam mit dem Roten Kreuz, der Alpenvereins-Jugend und dem Flugrettungsdienst
Lienz veranstaltet die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen am Donnerstag, den 26. Oktober
1989 beim Rathaus in Kötschach-Mauthen einen „Tag des Alpinismus“, bei dem es um den
Selbstschutz der Bevölkerung durch geeignete Maßnahmen sowie um Information und Aufklärung geht.
Die Veranstaltung beginnt um 10.00 Uhr mit einem Konzert der Jugend-Musikkapelle auf
dem Schulhof der Volkschule, gefolgt von einem „Anklettern“ auf der größten künstlichen
Sportkletterwand Kärntens an der Nordseite der Hauptschule
2. Hier demonstriert die Alpenvereins-Jugend „Bergdohlen“
ihr Können.
Die Weihe des Einsatzfahrzeugs (Mannschaftsbus) der Bergrettung durch Pfarrer Mag. Josef Scharf sowie die Segnung
und offizielle Eröffnung der großen Sportkletterwand folgen
um 10.30 Uhr, ehe um 11.00 Uhr der Rettungshubschrauber
der Einsatzstelle Lienz beim Rathaus landet. Das Fluggerät
wird ausführlich vorgestellt, gefolgt von einer Rettungsdemonstration mit dem Bergeseil: „Kaperbergung aus der Kletterwand.“
Es folgt eine Demonstration des Roten Kreuzes, Einsatzstelle
Kötschach-Mauthen unter Einbeziehung der Bevölkerung. Das
Motto: „Zeig, was du noch kannst, wir lehren dich helfen!“
Während der Veranstaltung findet eine große Informations-,
Geräte- und Ausrüstungsschau statt.
Die „Kärntner Tageszeitung“ veröffentlicht über die Veranstaltung dann den folgenden Bericht:
Extremes Klettern mit Seilsicherung kann an der Außenmauer der Hauptschule 2
ideal geübt werden. Wozu
eine grausliche Betonmauer
gut sein kann!
In eindrucksvoller Weise demonstrierten anlässlich des „1. Tages des Alpinismus“ in Kötschach-Mauthen der Bergrettungsdienst und der ÖAV in Zusammenarbeit mit dem Flugrettungsdienst Lienz und dem Roten Kreuz verschiedene Einsatzarten, um in Bergnot geratenen
Menschen zu helfen und verletzte Bergsteiger aus dem Seil
zu bergen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die größte
künstliche Kletterwand Kärntens eingeweiht.
Unter der Anleitung von Reinhard Ranner, der seit kurzem
das Amt des Jugendsportkletterwartes übernommen hat,
beeindruckten die jungen Alpinisten mit einem Schauklettern in der künstlichen Kletterwand, die an der Nordseite der
Hauptschule errichtet wurde. Besonders eindrucksvoll war
die Bergung eines Verletzten mittels Hubschrauber aus der
Kletterwand.
Mauthner Klamm:
Schüler stürzt ab
Schwerer Unfall in der
Mauthner Klamm: Der
14-jährige Gebhart Kurzweil war mit einem Schulfreund auf dem vereisten
Steig unterwegs, rutschte
aus und stürzte 20 Meter
tief in den Valentinbach.
Alpingendarmen
und
Bergretter bargen den
Schwerverletzten, der Rettungshubschrauber brachte
ihn ins LKH Klagenfurt.
(Pressemeldung)
Demonstration der Bergung
eines „Verletzten“ aus der
neuen
Übungskletterwand
mittels eines Hubschraubers,
eine spektakuläre Aktion.
Der Bergrettungsdienst, die
Jugendgruppe des Alpenvereins, das Rote Kreuz und
die Flugrettung aus Lienz
informierten gemeinsam die
Bevölkerung. Der „Motor“ der
Großveranstaltung,
Sepp
Lederer, mit dem Lehrwart für
die Kletterausbildung, Reinhard Ranner.
Einen der festlichen Höhepunkte bildete die Weihe des neuen
Einsatzfahrzeuges. „Wir haben seit fast 20 Jahren dafür
gespart und jeden Groschen, der eingenommen wurde, in
die Kameradschaftskasse getan, um uns endlich ein eigenes
Transportmittel anschaffen zu können“, freute sich Obmann
Sepp Lederer angesichts des neuen Einsatzfahrzeuges im
Wert von rund 300.000 Schilling.
Am nächsten Abend, Freitag, den 27. Oktober, bieten Lois
Ortner, Georg Zankl, Roland Pranter und Horst Wohlgemuth
im Kino Engl einen Dia-Vortrag ihrer Bergfahrt nach PeruBolivien an. Titel: „Abenteuer – Kultur – Extrembergsteigen“.
246
„. . . wobei liebe Menschen tiefes Leid erfahren“
Brief vom 21. Dezember 1989 an die Witwe eines Bergopfers aus Hamburg
Sehr geehrte Frau Burmeister!
Am Ende eines Jahres ziehen Vereine und Organisationen
Bilanz, wobei über Aktivitäten und besondere Ereignisse
gesprochen wird. So auch über das tragische Geschick und
wohl für viele unverständliche Gefüge unseres Herrgotts, das zum Tode Ihres
Gatten geführt hat.
Allein unser Glaube gibt
Kraft und Trost, Geschehenes
zu fassen und die Zukunft zu
meistern.
Sepp Lederer (1989).
1990
Mit der Kostenbeteiligung
am Bau des Krafttrainingsraumes im Keller
des Rathauses wird ein
weiterer Schritt in die
Zukunft getan.
__________
Es muss auch für Sie weitergehen, und es wird
weitergehen! Gerade wir
Bergrettungsmänner erleben
häufig, wie aus vergnüglichen Genüssen in freier Natur sehr
schnell bitterer, oft tragischer Ernst wird, wobei liebe Menschen tiefes Leid erfahren. Es gibt, wie gesagt, für alles die
Fügung des Allmächtigen.
Dass Sie, geehrte Frau Burmeister, unserer Organisation mit
der für unsere Begriffe gigantischen Spende von DM 2100,bedacht haben, zeugt von Ihrer Großherzigkeit und dem
Wissen, dass wir vom Bergrettungsdienst unsere Geräte und
Ausrüstung über Spendengelder beschaffen müssen. Ihr Beitrag wird zum Ankauf eines neuen Funkgerätes verwendet
werden, womit unsere Schlagkraft weiter erhöht wird.
Für die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel entbiete ich Ihnen alle erdenklich guten Wünsche!
Nochmals herzlichen Dank für Ihre Großzügigkeit und Berg
Heil!
Ihr Sepp Lederer (Ortsstellenleiter)
Nutzung des Klettergartens
am Eingang in die Mauthner Klamm
Der XX. internationale
Valentingletscherlauf wird
am 20. Mai mit 336 Teilnehmern veranstaltet –
statt dem Fest der Sieger
gibt es am Vorabend
einen Kameradschaftsabend mit Freunden aus
Friaul und Slowenien.
__________
Im Juni wird die Einsatzleitung umstrukturiert, Roland Pranter
übernimmt von Alois
Ortner dieses Amt.
Vereinbarung zwischen Grundbesitzer Stefan Lenzhofer einerseits und der Ortsstelle Kötschach-Mauthen der Bergrettung sowie der damaligen Ortsgruppe Obergailtal-Lesachtal (heute
selbständige Sektion) der Alpenvereins-Sektion Austria über die weitere Nutzung (bis auf
Widerruf) des Klettergartens am Eingang zur Mauthner Klamm.
247
Am 9. September wird
„40 Jahre Polinikgipfelkreuz“ gefeiert. Die Gipfelmesse wird von der
Trachtenkapelle Mauthen
musikalisch umrahmt.
__________
Gerhard Ranner zu seinem 50-er auf dem
Montblanc – Dank an Bergführer Lois Ortner
Die Wahl während der
ordentlichen
Jahreshauptversammlung
am 22. Dezember bringt
folgendes Resultat: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter und
Kassier Georg Drumbl,
Ausbildungsleiter Roland
Pranter und Heribert Patterer, Einsatzleiter Roland
Pranter, Geräte- und
Funkwart Helmut Lackner, Vereinsheimverwalter
Andreas Prugger, Sanwart Albert Schellander,
Arzt Dr. Erich Kandutsch,
Pressewart Werner Holzfeind.
Auch ein „Danke“ motiviert
Aus Lois Ortners Bergführer Buch: Montblanc-Besteigung mit
Gerhard Ranner, Mai 1990. Ranner schrieb diesen Bericht
in Ortners Bergführerbuch. „Zu meinem Fünfziger versprach
Lois, mit mir den Montblanc zu besteigen . . .“
Zwei Beispiele aus dem Jahr 1990
Menschen der Bergrettung sind normale Menschen. Normale
Menschen zumeist mit Familie. Sie sind keine Übermenschen.
Zwar ist es übermenschlich, was sie zuweilen unter Einsatz
ihres eigenen Lebens freiwillig und ohne Entgelt zu leisten
haben. Aber auch sie freuen sich über ein „Dankeschön“.
Zwei unter mehreren Beispielen in diesem Buch:
Am 23. August 1990 schreibt Carl Ihle aus Neckarsulm: „Sehr
geehrte Herren! Für Ihren vorbildlichen Einsatz bei der Bergung meiner Frau möchte ich Ihnen, auch im Namen meiner
Frau, herzlich danken.“ – Eine Geldspende für die Ortsstelle
lag auch bei.
Walter Granitzer aus Klosterneuburg schreibt am 14. Oktober
1990 an Sepp Lederer: „Lieber Bergkamerad! Nach Ausklang
des Bergsommers möchte ich mich im Namen meiner Bergkameraden Hagenhofer W. und Rutter H. nochmals herzlichst
für den Rettungseinsatz auf der Seewarte im August bedanken. Für uns war es sehr eindrucksvoll, wie schnell und fachmännisch und mit welchem persönlichen Einsatz uns Hilfe
geleistet wurde.
Unser Dank und unsere Grüße gelten dem Einsatzleiter und
allen beteiligten Bergrettungsmännern mit der Hoffnung, dass
ein Wiedersehen in den schönen Kärntner Bergen einen besseren Anlass hat. Um für die bevorstehende Jahresabschlussfeier
einen kleinen Beitrag zu leisten, erlauben wir uns eine Spende
beizulegen.“
248
40 Jahre Gipfelkreuz auf dem Polinik
Die technische Ausrüstung
Der Bergrettungsdienst sorgt für schnelle Hilfe im Notfall
Von Sepp Lederer
1990 hielt Obmann Sepp Lederer in nachfolgender Zusammenfassung den technischen Stand der Ortsstelle fest:
Das der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Bergrettungsdienstes zugewiesene Einsatzgebiet im Karnischen Hauptkamm
zwischen Wolayer See im Westen und Hochwipfel im Osten
sowie in den Gailtaler Alpen zwischen dem Schatzbühel im
Westen und dem Reisskofel im Osten bedarf nicht nur einer
gut ausgebildeten Einsatzmannschaft, die in Zusammenarbeit mit der Alpingendarmerie und der Flugrettung zu jeder
Tages- und Nachtzeit einsatzbereit ist, sondern auch eines
gut funktionierenden Verständigungs- und Alarmierungssystems. Eine möglichst rasche Alarmierung von exponierten
Meldestellen für Alpinunfälle bildet die Voraussetzung für
erfolgreiche Rettungseinsätze. Der Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen hat für dieses Alarmierungssystem in den
letzten Jahren mehr als 150000,- Schilling aufgewendet,
wobei Spenden eine bedeutende Hilfe darstellten.
Nunmehr konnte der Aufbau abgeschlossen werden, und es
stehen für die Verständigung zwischen Alpinstützpunkten und
Tal, beziehungsweise für die Bergrettungsmänner, folgende
Geräte im Einsatz, die von Kameraden Helmut Lackner verwaltet und gewartet werden:
1 Funk-Fixstation auf dem Gendarmerieposten KötschachMauthen, die rund um die Uhr von den diensthabenden
Beamten bedient wird;
1 Funk-Fixstation in der Ed. Pichl Hütte beim Wolayer See,
die während der Betriebszeiten vom Hüttenpersonal bedient
wird;
1 Handfunkgerät mit Ladestation in der Ed. Pichl Hütte für
rasche Verbindung bei Notfällen außerhalb der Hütte;
1 Handfunkgerät beim Hochweißsteinhaus mit täglichen Kontrollrufen zur Zentrale in Kötschach;
4 Handfunkgeräte mit Ladestation auf der Unteren Valentinalm als Verbindungsträger bei Notfällen im Valentintal:
249
1 Handfunkgerät auf der Dr. Steinwender Hütte beim Zollner
See als Ergänzung zum Funktelefon, dessen Stromversorgung
durch ein Notstromaggregat der Bergrettung gesichert wird.
Außerhalb der Bewirtschaftungszeiten der Hütten kommen
die Geräte zurück in die Gerätekammer der Ortsstelle;
7 Handfunkgeräte stehen unseren Bergrettungsmännern
außerdem während der Sommersaison für Privattouren, die
als Überwachungsdienste angesehen werden können, zur
Verfügung, wobei im heurigen Jahr bereits mehrmals, auch
außerhalb unseres Einsatzgebietes bei Bergunfällen Erste
Hilfe geleistet und Rettungsmannschaft oder Hubschrauber
herbeigeholt werden konnte. Nach Abschluss dieser Aufbauarbeit wäre es erstrebenswert, das Verständigungssystem
zwischen Zentrale und Männern der Einsatzmannschaft zu
verbessern, das heißt, diese mit Rufgeräten auszustatten.
Vorher aber benötigen unsere Männer eine zeitgemäße Oberbekleidung, deren Finanzierung den Verantwortlichen noch
einiges Kopfzerbrechen bereiten wird.
„Früher wurde Bier getrunken, heute Limo“
Detailliert und in seiner typischen Art fasst Sepp Lederer die Hauptversammlung zusammen
Eine Din A4-Seite ist sie lang/kurz, die Zusammenfassung
den Jahreshauptversammlung am 22. Dezember 1990 der
Ortsstelle Kötschach-Mauthen. Und am Detail, an der Formulierung, ist unschwer zu erkennen, dass diese Zusammenfassung aus der Feder von Sepp Lederer stammt.
I) Berichte der Funktionäre
A) Ortsstellenleiter:
1. Mannschaftsstand: 49 Mitglieder per heutigem Tag,
davon: 21 Bergrettungsmänner
14 Anwärter
1 staatl. gepr. Berg- u. Schiführer
1 Gend. Bergführer und staatl. Schilehrer
3 ÖBRD-Ärzte
9 Altkameraden.
Einnahmen:
249.688,22 S
Ausgaben:
245.077,74 S
Guthaben:
112.469,68 S
Davon sind als Unterstützung für die Anoraks noch 84.000 S
zu bezahlen, ebenso ca. 18.000 S für die Fixkosten der Förderaktion 1991 und die ca. 9.000 S für den Vereinsbus. Viel
bleibt also nicht übrig!
C) Gerätewart: Alle geplanten Anschaffungen konnten gemacht werden, noch gibt es ein altes Funkgerät.
D) Sanitätswart: Dank für die rege Mitarbeit und dafür, dass
die Ausbildung in Erster Hilfe am Beginn der Zusammenkünfte steht.
2. Bei 24 ausgeschriebenen Veranstaltungen wurde die Kontrolle der Anwesenheit durchgeführt, was bei einer Rettungsorganisation gestattet sein muss! Teilnehmerschnitt: 22 Mann;
6 Entschuldigte im Schnitt. „Wer unentschuldigt fern bleibt,
muss sich um die neuen Termine selber kümmern. Einladung
erfolgt erst nach dem Erscheinen!“
3. Dank an alle Behörden und Institutionen, die Exekutive und
an die Landesleitung, vor allem an die Kameraden der Ortsstelle für die Unterstützung zur Bewältigung der uns gestellten Aufgaben
4. Dank an alle Förderer und Gönner, die uns finanziell geholfen haben (Förderaktion brachte ca. 60.000 Schilling).
B) Kassier: Bericht bis 21. 12. 1990
E) Verpflegungs- und Heimwart: Klappt vorzüglich, früher
wurde Bier getrunken, heute Limo.
F) Ärzte: Es passt so, melden sich dann zu Wort, wenn etwas
zu sagen ist. Wenn Ruf erschallt, sind sie dabei.
II) Neuwahlen:
Ortsstellenleiter: Lederer Sepp; Stellvertreter.: Drumbl Georg;
Ausbildungsleiter: Pranter Roland; Stv.; Engl Hubert, Patterer Heribert; Kassier: Drumbl Georg; Gerätewart: Lackner
Helmut; Sanitätswart: Schellander Albert; Stv.; Ertl Hans,
Flaschberger Gernold; Verpflegungs- und Heimwarte: Prugger Andi, Burgstaller Günther, Zumtobel Adolf; Presse: Holzfeind Werner.
Jahresbericht 1990
Zumeist unbeachtet von der Öffentlichkeit
Anfang 1991 berichtete die „Kleine Zeitung“ über die Entwicklung der Ortsstelle. In dem Pressebericht heißt es:
Lederer in seiner Eigenschaft als Ortsstellenleiter konnte auf
ein einsatzreiches Jahr 1990 hinweisen.
Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen der Österreichischen Bergrettung hielt kürzlich ihre Jahreshauptversammlung ab. Sepp
Der momentane Mannschaftsstand beläuft sich auf 49 Mitglieder. Lederer bedankte sich bei allen Behörden und Insti-
250
tutionen, Förderern und Gönnern sowie bei allen Kameraden
für die Unterstützung bei den zahlreichen gestellten Aufgaben und den Hilfeleistungen, die zumeist unbeachtet von der
Öffentlichkeit vonstatten gehen.
Die Notwendigkeit der dauernden Weiterbildung betonte
Ausbildungsleiter Roland Pranter. Neben Trockenübungen
gab es sechs praktische Übungen und 16 Ausbildungsabende.
Insgesamt mussten die Männer der Bergrettung 1990 16 mal
ausrücken, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Der
Ortsstellenleiter hofft weiter auf gute Zusammenarbeit mit
den benachbarten Ortsstellen und ein unfallarmes Jahr 1991.
1991
Das Wunder bleibt aus
Mit einem Schreiben der
Landesleitung Kärnten
des Österreichischen
Bergrettungsdienstes
vom 4. März wird für das
Einsatzgebiet „Wolayersee“ eine einvernehmliche Lösung gefunden.
__________
Gottfried Zebedin stirbt am 10. Februar 1991
unter einer Lawine am Plöckenpass
Am 10. Februar wird bei
einem Lawinenabgang
am Plöckenpass ein Straßenarbeiter verschüttet –
er kann nach 29 Stunden
nur mehr tot aus der
Lawine geborgen werden.
__________
Am 13. April ist mit der
Eröffnung des 1. Kärntner
„Alpinistischen Trainingszentrums“ im Keller des
Rathauses ein weiterer
Höhepunkt erreicht.
__________
Am 6. Mai stirbt Alt-Bergrettungsarzt Med.-Rat Dr.
Ernst Steinwender, er
wird feierlich von der
Bergrettung zu Grabe
getragen.
__________
Beim XXI. Internationalen Valentingletscherlauf
am 26. Mai wird mit 609
Teilnehmern eine weitere
Rekordmarke gesetzt.
Die Siegerehrung findet
mit einem Konzert der 1.
Österreichischen Grenzschutzkapelle im großen
Saal des Rathauses statt.
Am Fuße der Cellon-Rinne sind im Februar 1991 über 100
Helfer im Einsatz, um den unter einer Lawine verschütteten Straßenarbeiter Gottfried Zebedin aus Grafendorf zu
retten. Die Körperkerntemperatur des 39-Jährigen ist auf
ein Grad abgesunken, als er geborgen wird. Der Kampf
der Ärzte um das Leben des Familienvaters ist vergebens.
Die „Kleine Zeitung“ berichtet am 12. Februar unter der
Schlagzeile „Vergebens auf ein Wunder gewartet“:
Eineinhalb Tage lag der 39-jährige Straßenarbeiter Gottfried Zebedin aus Grafendorf zwei Meter tief unter einer
Lawine, die Sonntagvormittag vom Cellon auf die Plöckenstraße gedonnert war. Zebedin, verheiratet, Vater von
drei Kindern, stapfte vor der Schneefräse durch den hohen
Schnee, um liegengebliebene Fahrzeuge zu sichten, als
die Lawine vom Cellon kam. Montag, kurz vor 17 Uhr,
hat ein Heer von Alpingendarmen, Bergrettern, Zöllnern
und Soldaten den vermissten Gailtaler in zwei Meter Tiefe
mit einer Atemhöhle in der 400 Meter breiten und bis zu
20 Meter tiefen Lawine gefunden. Steifgefroren, aber es
schien, als gebe er doch noch ein Lebenszeichen von sich.
Hat sich der lebensgefährliche Einsatz der Rettungsmannschaft gelohnt? Geschah hier ein Wunder? Zwischen dem
Unfallort am Plöckenpass und dem Landeskrankenhaus
Klagenfurt wurde eine beispielhafte Rettungsstafette
errichtet.
Neue Eisarena in Mauthen
Innerhalb kurzer Zeit ist es auf Initiative des Kötschacher
Bergrettungsobmanns Sepp Lederer gelungen, in Mauthen
einen großen Eislaufplatz zu errichten. Viele Schaulustige
kamen zur Eröffnung im Januar 1991, die von der Trachtenkapelle Mauthen umrahmt wurde. Sepp Lederer sprach
allen, die spontan und unentgeltlich am Entstehen dieser
schönen Eisarena mitgeholfen haben, seinen Dank aus.
Der auf dem Areal des Sägewerksbesitzers Herbert Lederer angelegte Eisplatz wird von einem riesigen Eiszapfen
beherrscht. Besondere Freude mit diesem Platz hatte bei
der Eröffnung der Ex-Nationaltorwart und ehemalige VSVTorhüter Julius Werkl, der sich zur Freude der Zuschauer
für ein Penaltyschießen zur Verfügung stellte.
251
Stirbt im Februar 1991 unter
einer Lawine am Plöckenpass: Gottfried Zebedin aus
Grafendorf.
(Pressefoto)
Nach seiner Bergung begann
der Arzt Dr. Erich Kandutsch
aus Kötschach-Mauthen um
das Leben des dreifachen
Vaters zu kämpfen. Erstversorgung im Roten Kreuz
von Kötschach. Dort wurde
festgestellt: Die Körpertemperatur war auf ein bis
zwei Grad abgesunken. Ein
Hubschraubereinsatz nach
Klagenfurt war aufgrund des
Wetters nicht möglich. Man
entschloss sich, den Verunglückten im Rettungswagen
nach Klagenfurt zu bringen.
Dort hatte man bereits den
Herzchirurgen Primarius Dr.
Georg Kobinia alarmiert.
Kobinia trommelte ein Spezialistenteam zusammen. „Ein
grenzwertiger Versuch, die Chancen sind nur ein Prozent,
dass wir mit unserer Hilfe Erfolg haben, aber wir müssen es
versuchen. Wir werden den Aufwärmvorgang durchführen.“
Aber Zebedin hatte keine Chance: 4,7 Grad Körpertemperatur. Dr. Kobinia konnnte nur mehr den Tod feststellen. Aber
man hat alles versucht, um das Leben des Verunglückten zu
retten.
Gottfried Zebedin hatte mit seinem Kollegen Georg Schellander am Sonntag den Auftrag erhalten, die Plöckenstraße
freizumachen. Trotz akuter Lawinengefahr und obwohl keine
Lawinenwarnkommission zuvor einberufen wurde. Der Straßenmeister hatte die Situation eventuell unterschätzt, als er
den Einsatzbefehl gab.
Einen Tag später berichtet die „Kleine Zeitung“ unter der
Überschrift „Witwe klagt an: Ein sinnloser Tod!“ und der
Unterzeile „Unglück entlarvt Plöcken-Dilemma. Bericht geht
an den Staatsanwalt“:
„Es war ein sinnloser Tod“, klagt Margit Zebedin. Die Tragödie rund um ihren Gatten ist auf das jahrelange Dilemma
rund um den Plöckenpass zurückzuführen. Für die Frau bricht
mit dem Tod ihres Gatten eine Welt zusammen. Drei Kinder
wurden zu Halbwaisen. Und zum schmerzlichen Verlust ihres
Vaters kommt jetzt die Sorge um die Zukunft. Die Familie steht mitten im Hausbau. Die „Kleine Zeitung“ ruft ihre
Leserfamilie auf: „Wir müssen helfen!“
Ungewissheit, Angst, Schmerz, dann wieder Hoffnung und
schließlich die bittere Enttäuschung. Was müssen Margit
Zebedin (36), ihre Tochter Astrid (12) und ihr Sohn Stefan (9)
in diesen Stunden zwischen dem Bekanntwerden des Lawinenabgangs Sonntagmittag, der Rettung Montag kurz vor 17
Uhr, der Hoffnung auf ein Wiedersehen und der Nachricht
Schneefräse auf der Plöckenstraße im März 1984. Vorne Gottfried Zebedin, der im Februar 1991 unter einer Lawine tödlich
verunglückte.
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Gottfried Zebedin
wird „bei der Feinsondierung tot aufgefunden“.
vom Tode dann am Montagabend mitgemacht haben? Margit
Zebedin zur „Kleinen Zeitung“: „Es war so ein sinnloser Tod.
Wegen zweier Autos, noch dazu war da kein Mensch drin,
mussten die beiden hinauffahren.“ Margit Zebedin weint, es
sind die Tränen ohnmächtiger Wut. Sie zeigt auf Matthias:
„Schauen Sie, das ist sein Wunschkind. Der Matthias war im
Jänner ein Jahr alt. Er hat alle Kinder so geliebt.“
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Gottfried Zebedin wird „bei der Feinsondierung tot aufgefunden“.Astrid,
Stefan und Matthias sollen den Vater als Helden in Erinnerung behalten. Vor Weihnachten galt es im Lesachtal ein Baby
zu retten, das lebensgefährlich erkrankt war. Eine tief verschneite Straße. Arzt Dr. Erich Kandutsch benötigte Hilfe für
die Rettungsaktion. Es war Gottfried Zebedin, der sich in der
Nacht mit seiner Schneefräse in das Lesachtal vorkämpfte.
Mehr als zwölf Jahre ist das sein Job. Immer für die anderen,
oft in Gefahr. Damals galt es, eine freie Straße für den Arzt zu
machen. Ein Leben für das Baby. Da gibt es kein Zaudern.
Am Plöckenpass, gleich bei dem Windrad, hat die Straßenmeisterei Kötschach-Mauthen eine Gedenktafel errichtet zur
Erinnerung an Gottfried Zebedin, der hier in Ausübung seines
Dienstes am 10. Februar 1991 bei einem Lawinenabgang tödlich verunglückte.
Am Montag kämpfte Dr. Kandutsch trotzig stundenlang um
das Leben des damaligen Retters Gottfried Zebedin. Aber der
Tod kannte hier keine Kompromisse. Viele wollten helfen,
aber es war zu spät.
252
Seit 20 Jahren wird der Ausbau der Straße über den Plöckenpass gefordert. Pläne und Projekte bis hin zum Basistunnel
wurden diskutiert, verworfen und wieder neu erstellt. Der Tod
des Straßenarbeiters Gottfried Zebedin wird eine PlöckenEntscheidung nicht beschleunigen, aber wahrscheinlich das
Gericht beschäftigen. Die Gendarmerie Kötschach-Mauthen
hat ihren Bericht als Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt fertig. Dem Staatsanwalt obliegt es
nun, festzustellen, ob ein strafrechtlicher Tatbestand und die
Fakten für eine Anklage reichen. Diese könnte den Straßenmeister treffen, der Zebedin den Auftrag erteilt hat, den Plöckenpass wegen zweier eingeschneiter Autos zu räumen, ob
wohl die Lawinenwarnkommission nicht zur Begutachtung
der Situation einberufen wurde.
Der Straßenmeister hat Erfahrung mit dem Plöcken und seinen
Unbilden, das wird man auch berücksichtigen müssen. Gendarmeriepostenkommandant AI. Alwin Koller: „Am Plöcken
kann man nicht jede Gefahr ausschließen, sonst müsste man
ihn sperren.“ Dagegen wiederum ist aber die Wirtschaft des
oberen Gailtales. Die Straßenmeisterei wird offen kritisiert,
wenn am Plöcken bei Schnee nicht rasch geräumt wird. Eine
offene Straße bringt Gäste aus Italien. Die braucht man beim
Lift, im Restaurant und im Kaufhaus. Wenn man dies auch
angesichts so einer Tragödie nicht verstehen kann, man muss
es eben zur Kenntnis nehmen.
PS: Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen den
Straßenmeister später ein.
Auch Soldaten des Lawinenzuges des Jg.Baons 26 aus Spittal/Drau sind an der Suche nach Gottfried Zebedin beteiligt.
Bergrettungschef Sepp Lederer schreibt am 12. Februar 1991
Worte des Dankes an OLT Ertl und seine Mannschaft:
Der Kampf gegen die Uhr: Die Retter verloren diesen Kampf
Beste Bergsteigergrüße von all unseren Bergkameraden, verbunden mit herzlichem Dank für Euren großartigen Einsatz
auf dem Plöckenpass.
Trotz des tragischen Endes unserer gemeinsamen Aktion,
glaube ich behaupten zu dürfen, dass wir uns, obwohl kaum
persönlich bekannt, doch näher gekommen sind. Allein
wenige Worte und Blicke mit alten und jungen Soldaten, vor
allem aber unser gemeinsames Gebet für unseren verunglück-
253
ten Freund haben dies bewirkt. Als kleine Geste des Dankes
lege ich für Euch einen Aufkleber unserer Ortsstelle bei und
hoffe, dass wir uns bei einem freudigeren Ereignis, etwa beim
Valentingletscherlauf 1991, wiedersehen. Nochmals aufrichtigen Dank und beste Grüße mit „Berg Heil!“
Vor dem Hintergrund des tragischen Todes von Gottfried
Zebedin und eines weiteren Unglücks auf dem Nassfeld
prägen diese Ereignissee im Februar 1991 einen Bergretterlehrgang in der Fragant, über den unter dem Titel „Die Lehre
aus dem Lawinentod“ folgender Pressebericht erscheint:
Was die Wirklichkeit diese Woche auf dem Nassfeld und dem
Plöckenpass grausam vorgab, wurde in der Fragant „nachgestellt“ und im Zuge eines Bergretterlehrgangs geübt. Wieder
wurde bestätigt: Das Verschütteten-Suchgerät (VS) ist das bei
weitem wirksamste Hilfsmittel gegen den Lawinentod.
Aus der Erfahrung der beiden schweren Unglücke und
der Übung erwuchs diesmal nicht nur der oftmals wiederholte Appell an alle Schitourengeher, sich unbedingt des
VS-Gerätes zu bedienen, vielmehr wurde aus dem Appell
eine Forderung an das Land Kärnten, endlich sämtliche
Alpindienste, wie eben die Straßenräumtrupps unbedingt
mit VS-Geräten auszurüsten. Das Opfer vom Plöcken hätte
mit einem VS-Gerät eine echte Überlebenschance gehabt,
sind sich auch der Landesausbildungsleiter der Bergrettung,
Günther Egger, und der Klagenfurter Ortsstellenleiter Reinhold Dörflinger sicher.
Auch Variantenfahrer, wie die beiden vier Tage Verschollenen
vom Nassfeld (Variantenfahrer führen die Unfallstatistik an),
sollten VS-Geräte mit sich führen. Der Rettungshubschrauber
verfügt über ein Ortungsgerät, so dass auch großräumig wirkungsvoll gesucht werden kann.
Gerade im Schatten der aktuellen Unglücke war die kursab-
Trauriges Ende eines vergeblichen Rettungsversuchs am
Plöckenpass.
schließende Lawineneinsatzübung der 20 Bergrettungsanwärter in der Fragant von besonderer Ernsthaftigkeit. Es galt
sieben „Verschüttete“, zum Teil mit, zum Teil ohne VS-Geräte
zu suchen, bergen, versorgen und abzutransportieren. Der
Übung waren auch drei Lawinenhunde aus Klagenfurt, Mallnitz und Kötschach beigezogen. Dabei zeigte sich, dass das
VS-Gerät binnen Minuten „fündig“ wird. Ebenso die Hunde,
die jedoch im Ernstfall erst eingeflogen werden müssen.
Deprimierend hingegen ist die Zeitspanne, die erforderlich
ist, um ein Lawinenopfer mittels Sondierung zu finden. Die
Retter sind jedoch auf Sondierung angewiesen, wenn noch
kein Hund zur Stelle ist und das Unfallopfer kein VS-Gerät
bei sich trägt.
Aufgrund noch unterschiedlicher Produkte (Frequenzen) auf
dem Markt, wird eine Vereinheitlichung der Geräte angestrebt.
Die alpinen Vereine und die Bergrettung empfehlen bei Neuanschaffung das Gerät VS 457 oder Doppelfrequenzgeräte.
Vier neue
Bergretter
Mit dem erfolgreichen Abschluss des Eiskurses 1991,
der auf der Oberwalder Hütte
im Großglockner-Massiv abgehalten wurde, haben vier
Mitglieder der örtlichen Bergrettung ihre dreijährige Ausbildung zum Bergrettungsmann
abgeschlossen. Franz Fortunat, Hannes Guggenberger,
Leo Jost, Franz Lagger und
Günther Obereder (ihm fehlt
noch der Felskurs) werden
von Bürgermeister Gerhard
Stangl im Beisein von Altkamerad Alois Traar mit einem
„Riesen-Stangl-Pfandl“ im Tal
willkommen geheißen.
254
1. Kärntner
„Alpinistische
Trainingszentrum“
Die Alpenvereinsjugend
„Bergdohlen“ und der
Bergrettungsdienst freuen
sich im April 1991, die
Fertigstellung ihres 1.
Kärntner „Alpinistischen
Trainingszentrums“ im
Rathaus Kötschach-Mauthen mit Gymnastik- bzw.
Krafttrainingsraum bekanntzugeben.
Die Eröffnung findet
anlässlich der Jahreshauptversammlung des ÖAV am
13. April 1991 statt.
„Plöckengulasch“
„Als Ortsstellenleiter des
ÖBRD Kötschach-Mauthen ist es mir ein echtes
Bedürfnis, Euch nochmals
im eigenen, sowie im
Namen meiner Kameraden für die großzügige
Bewirtung nach dem
Sucheinsatz im Gebiet des
Piz Timau zu danken. Wir
werten Eure, in der heutigen Zeit durchaus nicht
übliche Einladung zum
berühmten „Plöckengulasch“ als Zeichen Eurer
Verbundenheit und Anerkennung unserer Organisation!“
(Sepp Lederer an Familie Ing.
Carl Gressel/Plöckenhaus)
Typisch Sepp!
Pionierarbeit für den Bergrettungsdienst
Dr. Karl Pallasmann erinnert an Dr. Ernst Steinwender
Am 6. Mai 1991 ist der allseits geschätzte
Medizinalrat Dr. med. Ernst Steinwender im
Alter von 74 Jahren in Kötschach-Mauthen
verstorben. Er war nicht nur Arzt und Bergsteiger aus Leidenschaft, sondern auch ein
begeisterter Erforscher antiker Spuren im italienisch-österreichischen Grenzgebiet.
Für mich, der ich ihn als Landesbergrettungsarzt ablösen durfte, war Ernst Steinwender
nicht nur Vorbild als gewissenhafter Arzt
und unermüdlicher Helfer, sondern auch als
Mensch, wie er die ihm vom Leben gestellten
Aufgaben meisterte. Das begann mit seinem
Kriegseinsatz im hohen Norden und setzte
sich mit seiner Pionierarbeit für den Kärntner
Bergrettungsdienst fort. Er war als Ortsstellenarzt beim BRD-Villach in den 60er Jahren
und während seiner Tätigkeit als praktischer
Arzt in den 70er und 80er Jahren in Kötschach-Mauthen auch als Kärntner Bergrettungsarzt tätig.
Wie wertvoll seine Aufbauarbeit war, kann man an den vielen Projekten ersehen, an denen er
beteiligt war. Hervorzuheben ist u. a. seine und Albert Gayls Mitarbeit an der Entwicklung des
„Kärntner Wärmebeutels“, der zur zentralen Aufwärmung unterkühlter Lawinenopfer dient.
Weltweit kommt diese Methode zum Einsatz, von der Schweizer Armee zu kanadischen Bergrettungseinheiten. Einen ähnlich durchschlagenden Erfolg
konnte seine letzte Erfindung feiern, nämlich die vielseitig
verwendbare Leichttrage UT-2000, die sich für Notfalltransporte, Lastentransporte, Bergungen und Katastropheneinsätze
bewährte und an deren Entwicklung er maßgeblich beteiligt
war. Nicht zu vergessen seine Modelle der Arm- und Beinschienung mit angepassten Matten, die Vorläufer der heute im
Rettungsdienst verwendeten Vakuummatratzen.
Gedenkstein
und
-tafel
(unten) für Dr. Ernst Steinwender am Parkplatz Kreuztratte (Plöckenstraße) und die
letzte Ruhestätte des Mediziners in Mauthen (oben).
Lange Jahre beschäftigte ihn das Problem eines effizienten
Arztrucksackes, und er entwickelte schließlich das Kammerprinzip, nach dem heute die meisten Einsatzrucksäcke konzipiert sind.
Diese innovative Tätigkeit reiht Ernst Steinwender in die
Reihe verdienstvoller Menschen, denen das Wort Hilfe oberstes Gebot darstellte. Seine Rettungseinsätze, oft unter Lebens-
Aus einem Brief von Sepp
Lederer an die ÖBRD-Landesleitung Kärnten vom
18. Dezember 1991:
„Für allfällige Fragen
stehe ich gerne zur Verfügung, auch telefonisch
(vormittags 8555, nachmittags kaum, abends
eher, manchmal nie).“
255
gefahr, sind ebenso bekannt, wie sein unermüdliches Wirken
um Freundschaft über die Landesgrenzen hinaus. Eine Krönung seines Lebens bildete in dieser Hinsicht die Errichtung
der „Zollner Friedenskapelle“ und seine Sorgen und Mühen
um Hütten und Wege am „Karnischen Höhenweg“.
So lange er konnte, stellte er sein Wissen, seine Erfahrung
und seine Kraft in den Dienst seiner Arztpraxis, des Roten
Kreuzes, des Bergrettungsdienstes und des Alpenvereins. Die
große Teilnahme an seinem letzten Weg war Zeuge seiner
großen und echten Beliebtheit. Er möge für viele ein Vorbild
sein, so wie er es auch mir ist.
Dr. Karl Pallasmann,
Landesbergrettungsarzt von Kärnten
256
Völkerverbindende Idee
XXI. Internationaler Valentingletscherlauf
Internationaler Valentingletscherlauf 1991. Aus einem Pressebericht: Eine Völkerverbindende Idee, die seit 21 Jahren praktiziert wird und für die die Bergrettung Kötschach-Mauthen
mit ihrem Obmann Sepp Lederer verantwortlich zeichnet.
„Hallo Nachbarn“ – auch so könnte man diese Veranstaltung zum Abschluss der Schitourensaison bezeichnen, denn
es ist einfach großartig, mit welch brüderlicher Einmütigkeit
hier die Kärntner, italienische und slowenische Bergrettung
zusammenspielt. Bei diesem friedlichen Wettstreit der Bergretter gibt es zusätzlich Laufwertungen für Gäste.
Tempobolzen ist hier nicht gefragt, denn Unfälle in den vergangenen Jahren ließen in Initiator Sepp Lederer die Idee
reifen, eine (vorerst) unbekannte Mittelzeit als Bestzeit zu
werten. Gestartet wird zu je drei Läufern. Die Jury ermittelt
zwischen schnellstem und langsamstem Trio die mittlere Zeit
257
– mit dieser „Idealzeit“ wird dann ein Trio zum Sieger des
Valentingletscherlaufs.
Bei der Mannschaftswertung Bergrettung siegt an diesem 26.
Mai 1991 der Bergrettungsdienst Klagenfurt, in der Gästeklasse die Zollwache Arnoldstein. Mehr als die Hälfte der
Teilnehmer stellten diesmal die Italiener. Eigentlicher Höhepunkt dieser Veranstaltung war wie immer die Siegerehrung
im Rathaussaal Kötschach-Mauthen, die von der Grenzschutzkapelle exzellent umrahmt wurde und geradezu internationale
Volksfestatmosphäre vermittelt.
Obwohl es, wie erwähnt, nicht um Tempobolzerei geht, sind
Unfälle nie ganz auszuschließen. So auch bei diesem XXI.
Internationalen Valentingletscherlauf. Er wird überschattet
von zwei Unfällen. Ein Kärntner Teilnehmer und eine Italienerin müssen verletzt geborgen werden. Um 10 Uhr erfolgt
der Start auf dem 2138 Meter hohen Valentintörl nahe dem
Wolayersee, wo mehr als genug Schnee liegt. Bei der Abfahrt
Hölzerne Erinnerungsplakette an den XXI. Internationalen
Valentingletscherlauf am 26. Mai 1991.
kommen dann der Partieführer Erich Kanzian (33) aus Gundersheim und die Ärztin Dr. Paola Mansutti aus Tricesimo
zu Sturz. Beide müssen schwer verletzt vom Rettungshubschrauber der Flugeinsatzgruppe Lienz mittels Seilbergung
geborgen und ins Krankenhaus gebracht werden.
Cerro Torre – Horizontal ins Endlose
Wir haben verwegen Vabanque gespielt – und verloren
Von Charly Lamprecht
Der Turm und sein Umfeld scheinen menschliches Maß zu
übersteigen: Eine bizarre, wie gemeißelte Granitsäule von
dreifacher Höhe eines Marmoladapfeilers mit darauf gesetztem Campanile di Val Montanaia (insgesamt 2000 m kompakter Fels) – am Ende der Welt, in einem Reich kaum
vorstellbarer Stürme. Kap Hoorn, die Südspitze Südamerikas, liegt nicht weit, jener umtoste Alptraum der alten Seefahrer. Windgeschwindigkeiten von mehr als 340 km/h hat die
moderne Elektronik am Einstieg des Turms gemessen, ehe sie
ausfiel, und heutige Spitzenalpinisten (nur solche haben über-
haupt den Funken einer Chance) mussten beim Rückzug von
diesem Berg im Sturm auf dem aperen Gletscher auf allen
Vieren, ja, auf dem Bauch kriechen und Zwischensicherungen
ins Eis schrauben, um nicht in die Spalten geweht zu werden
...
CERRO TORRE! Im Januar 1959, dem patagonischen
Sommer, standen der Triestiner Cesare Maestri und der
Osttiroler Toni Egger auf der Spitze dieses unglaublichen
Turms, den manche Belagerer oft wochenlang nicht einmal zu
sehen bekommen hatten und
der jahrelang als „der schwierigste der Welt“ gehandelt
wurde.
Das war so ziemlich alles,
was wir wussten, als Reinhard Ranner und ich 1988 das
erste Mal mit dem Gedanken
spielten, uns an dieser Felssäule zu versuchen. Endlose
Telefongespräche, um die
nötigen Ausrüstungsgegenstände und Geldmittel zu
beschaffen. Die Volksbank
Kötschach mit ihrem Direktor Peter Bernik und der
ÖAV Kötschach-Mauthen
unterstützten uns großartig,
so dass wir die finanziellen
Mittel in relativ kurzer Zeit
beschaffen konnten. Die noch
verbleibende Zeit nutzten
258
wir, um uns in Höhenform zu bringen. Viermal wöchentlich
trainierten wir bis zu vier Stunden täglich im Klettergarten
und im Kraftraum, legten in fünf Monaten 1500 km laufend
zurück und verzichteten so ziemlich auf alles, was das Leben
lebenswert macht. Doch für uns war der Cerro Torre jeden
Einsatz wert.
So flogen wir voller Hoffnung am 16. Oktober 1990 nach Patagonien. Unser Auftrieb war grenzenlos, als wir diese Säule
zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Doch der Torre zeigte
für unsere Gipfelambitionen keinerlei Verständnis. Er verschüttete unsere Eishöhle mit tausenden Tonnen von Schnee
und Eis, tagelang versuchten wir sie wiederzufinden. Bis zu
zehn m tief baggerten wir uns in die Tiefe – vergebens! Die
Höhle blieb verschwunden. Und damit unsere ganze Ausrüstung. Nebenbei brach sich Reinhard noch zwei Finger
der rechten Hand, und ich verbrannte mir den Fuß! In elf
Wochen unseres Aufenthaltes im Basislager hatten wir nur
fünf Schönwettertage. Bei zahlreichen Versuchen vor unseren
Missgeschicken waren wir nicht einmal bis zur Hälfte dieses
Granitriesen hinaufgekommen. Jedes mal blies uns der Sturm
fast vom Pfeiler, und nur mit viel Glück erreichten wir jedes
Mal wieder das schützende Basislager.
Hütte in Patagonien.
Ohne Kletterausrüstung, dafür mit zwei gebrochenen Fingern
und einem verbrannten Fuß im Reisegepäck kehrten wir zu
Weihnachten wieder nach Hause zurück. Doch der patagonische Virus hatte uns bereits infiziert. Und so war für Reinhard
und mich bereits im Flugzeug klar, dass wir wiederkommen
würden.
Am 5. Dezember 1991 flogen wir bereits wieder von Frankfurt
aus nach Südamerika. Die psychischen Wunden waren ausgeheilt und wir beide in der Form unseres Lebens. Mit dabei
diesmal auch ein dritter Glücksritter, Windspieler oder wie
immer man von den alpinen Experten zu Hause bezeichnet
wird. Christian Wassertheurer, ein stiller 23-jähriger Kletterer
von enormer Leistungsfähigkeit, wie geschaffen für die Einsamkeit des patagonischen Lagerlebens. Die heutige Technik
macht es möglich – zwei Tage für 20.000 Kilometer. Am 8.
Dezember erreichten wir zusammen mit 500 kg Nahrungsmitteln bereits unser Camp.
Unser Lager war wirklich ein
kleines Paradies. Mit dem
Zelt und einer Hütte standen
wir in einem starkwüchsigen Regenwald. Die Bäume
waren nicht sehr hoch, aber
zäh und durch den Wind
und das raue Klima geprägt.
Wenige Meter nur, dann kam
man an eine Waldlichtung,
die sich in steinigen Moränenkratern verläuft. Diese
stauen die Wassermassen
des Torre-Sees, hinter dem
sich riesige Gletscher zu Tal
schieben. Kein menschliches
Auge kann die Dimensionen
dort oben erfassen, so nahe
und klein wirken die Gipfel,
Grate und Wände. Man muss
seine eigene Kraft dazu ein-
Reinhard macht „patagonische Siesta“.
259
Charly an der „Nadel“, dem
Cerro Torre.
gesetzt haben, um dort auf dieser Schulter, diesem weißen,
pilzähnlichen Gipfelaufbau gestanden zu sein. Dann, aber
nur vielleicht, kann man die Kilometer, die sich horizontal
ins Endlose verlieren und vertikal in den Himmel sprießen,
erkennen.
Charly und Reinhard in ihrer Eishöhle am Fuß des Cerro Torre.
Ostpfeiler, Einstiegsseillänge (Fotos oben und unten).
Der Torre wird von zarten, gazellenartigen Wolkenfetzen, die
vom patagonischen Eis scharenweise herüberhüpfen, umzüngelt. Man kann es erahnen, was sich innerhalb kürzester Zeit
hier abspielt. Die zwei oder drei Schönwettertage, die hier
in Patagonien die Schlechtwettertage voneinander trennen,
müssen schnell und ohne zögern genutzt werden. Und so klettern wir drei, als wäre der Teufel hinter uns her. Der Seilerste
ohne Rucksack, denn ohne Gewicht kann man die schwierigen Passagen, im Fels bis VI und A 3, im Eis bis 90 Grad,
ungleich schneller bewältigen!
Dies ist nun unser achter Versuch innerhalb von vier Wochen.
Immer wieder hatte uns der Torre mit strahlend blauem
Himmel und Temperaturen wie in Hawaii die 20 Kilometer
über endlose Moränen und Gletscher zum Einstieg der Südostkante gelockt. Dann kletterten wir die ersten 800 Höhenmeter durch eine kombinierte Wand mit Eispassagen bis 70
Grad und Schwierigkeiten im Fels bis 5 meist ohne Seilsicherung zu unserer Eishöhle auf der Schulter. Je nach Verhältnissen benötigten wir vom Lager bis zur Schulter zwischen
sieben und 20 Stunden. Dort wurde kurz gekocht, die Schlafsäcke deponiert und sofort weiter geklettert, um keine Minute
der vermeintlichen Schönwetterperiode zu versäumen. So
waren wir bereits sechsmal dem Gipfel nahegekommen, doch
dann wurden wir jedesmal von Schnee- und Graupelschauern
überschüttet und vom Sturm förmlich verprügelt, bis wir nach
ein oder zwei Wandbiwaks, vom Sturm zermürbt, psychisch
am Ende unserer Kräfte wieder die Eishöhle erreichten, in
die Schlafsäcke krochen und in einen todesähnlichen Schlaf
fielen.
Doch heute schien es endlich zu klappen. Wir befanden uns
bereits unter dem Wasserfallkamin, und noch immer zeigte
sich keine Wolke. Um 12.00 Uhr waren wir von unserer Eishöhle aus gestartet, und jetzt war es noch nicht einmal 17.00
Uhr. Ich sah Reinhard in die Augen. Auch er war sich sicher,
dass wir heute den Gipfel erreichen würden. Ich ziehe meine
Steigeisen an und klettere vorsichtig über eine dünne Eisschicht, die den Kamin glasig überzieht, höher, ich sehe einen
Haken unterm Eis, schaffe es aber nicht, ihn mit meinen Pickeln freizulegen. So muss es eben ohne gehen. Ich arbeite
mich noch einige Meter in extremer Eiskletterei – das Eis
ist nun senkrecht – höher, und endlich finde ich in einem
Felsspalt einen soliden Sicherungshaken. Ich atme auf. Die
schwierigste Stelle wartet noch auf mich. Der Kamin wird
von einem Eiswulst, der auf den letzten Metern leicht überhängt, abgeschlossen. Doch die Pickel halten gut, und bald
liegt die schwierigste Stelle unter mir.
Im Ostpfeiler (links) und am Beginn des 90-Meter-Quergangs.
Nun folgt wieder Felskletterei, eine senkrechte Wand trennt
uns noch von den Eistürmen. Immer wieder pfeifen faustgroße
Eisstücke an uns vorbei, die sich vom Gipfelpilz lösen, doch
wir beachten sie nicht. Der Gipfelpilz ragt 30 m ins Leere, ein
Wunder der Schwerkraft. 7000 bis 8000 Tonnen wiegt er sicher,
da würde uns wohl der Steinschlaghelm auch nichts mehr nützen.
Also ist es besser, sich nicht um den Pilz zu kümmern.
260
Als ich mit den Jumarbügeln am Seil hochsteige, werde ich
plötzlich wie eine Spielzeugpuppe hin und her geschleudert.
Durch die Konzentration während des Kletterns hatten wir
nicht bemerkt, dass der Wind sich in den letzten Stunden kontinuierlich gesteigert hatte. Doch der Himmel ist noch immer
blau und wir bereits knapp unter dem Gipfel. Fast scheint
es, als könnten wir bereits mit der ausgestreckten Hand den
Gipfelpilz erreichen. Auch der von Cesare Maestri zurückgelassene Kompressor ist bereits deutlich zu erkennen. Sein
Anblick ist überwältigend und unglaublich zugleich. Maestri
hinterließ hier das Zeugnis von einer der größten Unternehmungen in der alpinen Geschichte. Diejenigen, die seine Leistung herabwürdigen wollen, während sie zu Hause bequem
im Lehnsessel ihres Wohnzimmers versinken, täten besser
daran, erst einmal selbst bis zu diesem Punkt hinaufzuklettern, bevor sie Kritisches von sich geben.
Auf den letzten 30 Metern der Gipfelwand hatte Maestri
seine Bohrhaken selbst wieder abgeschlagen. Erst Jim Bridwell bewältigte diese Passage, jedoch mit den letzten Raffinessen der modernen „Big-Wall-Technik“, mit Copperheads,
Rivets und anderen Widerwärtigkeiten dieser Art des Kletterns. Doch so wie es nun aussieht, scheint uns diese Passage
leider „erspart“ zu bleiben. Wir befinden uns nun eine Seillänge unter der Gipfelwand, und obwohl wir uns hier an einer
eher windgeschützten Stelle befinden, droht uns der Sturm
mitsamt unseren Eisgeräten fast aus der Wand zu blasen.
So pickeln wir mühsam eine kleine Plattform aus dem Eis
und schaffen es mit letzter Kraft, den Biwaksack über uns
zu stülpen. Nun heißt es warten! Vielleicht lässt der Sturm
Im 90-Meter-Quergang.
nach und wir können weiterklettern. Oder er legt noch mehr
zu und wir können nicht mehr abseilen. Wir beschließen, die
Nacht hier zu verbringen. Mühsam versuchen wir, mit unserem Gaskocher etwas Schnee zu schmelzen. Aber der Wind
bläst uns, obwohl wir im Biwacksack kochen, den Kocher
immer wieder aus. Nach zwei Stunden geben wir auf!
In der Zwischenzeit hat es zu regnen begonnen. Der Sturm
drückt uns das Wasser durch den Biwaksack. Das Wasser
sucht sich seinen Weg vom Nacken bis in die Schuhe, wir
sind total durchnässt. Es ist bereits Mitternacht. Wir drücken
uns aneinander, doch unsere Körper kühlen von Stunde zu
Stunde mehr aus. Wir haben verwegen Vabanque gespielt und
– so scheint es – verloren.
An den Gipfel denkt nun keiner mehr, die nackte Angst steht
uns ins Gesicht geschrieben. Sprechen ist nicht mehr möglich, der Wind bläst infernalisch und droht unseren Biwacksack zu zerreißen. Gegen Morgen fällt die Temperatur rapide
ab, und wir drohen trotz Biwacksack zu erfrieren. Die Seile,
unsere Kleidung, alles ist steif gefroren. Als es hell wird, eine
kurze Atempause des Sturms. Doch wir haben den Respekt
vor dieser gewaltigen und von nichts zu bändigenden Natur
nicht verloren. Jeder muss angesichts dieser überdimensionalen Natur erkennen, wie klein er ist, und er ist gut beraten,
sich als Mensch als ein Stück derselben darin einzugliedern.
Im Ostpfeiler.
Wir beginnen abzuseilen. Der Fels ist von einer millimeterdicken Eisschicht überzogen. Zuwenig für die Steigeisen, zuviel
für die Vibransohlen. Einer von uns klettert den 90-Meter261
Quergang zurück, der andere rutscht am fixierten Seil nach.
Im Quergang trifft uns wieder die volle Wucht des Windes.
Peinlich genau achten wir darauf, die Seilenden niemals loszulassen. Der Wind würde sie sofort nach oben schleudern,
und wenn sie sich an irgendeiner Zacke verfangen würden,
wären wir verloren. Nach 21 Abseillängen erreichen wir
wieder unsere Höhle, vielmehr das, was davon übriggeblieben ist. Durch den Warmwettereinbruch vom Vortag ist sie
zusammengebrochen, also Abstieg ins Camp. Wir bergen
unsere Schlafsäcke und seilen weiter ab.
Nach insgesamt 16 Stunden Rückzug im Sturm erreichen wir
wieder den Gletscher, und selbst dort wirft uns der Sturm
immer wieder zu Boden. Wir sind fertig, psychisch und physisch ausgelaugt. In diesem Moment ist uns klar, dass dies
unser letzter Versuch am Cerro Torre war.
Doch nach einigen Tagen am Lagerfeuer, schlaffen, essen,
schlafen, erwachen die Kräfte, der Körper ist voller Energie.
Wir spüren wieder eine Sehnsucht in uns . . .
Cerro Torre, Eispilze
am Gipfel.
1991 die meisten Einsätze in Kärnten
Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen ist die am meisten beschäftigte dieses Jahres
Bei der am 24. Januar 1992 abgehaltenen Jahreshauptversammlung für 1991 wird von den einzelnen Referenten der
Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD ein beachtlicher,
in der Unfall- bzw. Einsatzbilanz eher unerfreulicher Bericht
geliefert.
Die Stichworte zum Bergrettungsjahr 1991: Gesamtzahl
der Zusammenkünfte für Schulungen 17; Sommerübungen 2;
Winterübungen 2; Liftbergeübung 1; Vorbereitung und Veranstaltungen 3; gesamt 25.
Gesamtzahl der Einsätze 61; davon Pistenunfälle 29; Alpinunfälle 18; Lawinenunfälle 1; Wildwasserunfälle 5; Sucheinsätze 4; Paragleiterbergung 1; Mountainbike-Unfall 1;
Spezialeinsätze für Tiere 2.
Geborgene Personen 60; davon Verletzte 49; Tote 4; Unverletzte 7; Inländer 33; Ausländer 27; Hubschrauberunterstützung 16mal.
Einsatzstunden 1064; Bereitschaftsstunden 5076; Gesamtstunden 6140; gemachte Pistendienste 283 mit 2125 Bereitschaftsstunden.
Kursbesuche: Winterkoordinierung für Ausbilder 2 Mann;
Eiskoordinierung für Ausbilder 2 Mann; WinterlehrgangLawinenkurs 2 Mann; Eiskurs 5 Mann.
Neuwahlen der Funktionäre (siehe Kurzchronik in der Randspalte).
Anträge auf Neueintritt: Wolfgang Mörtl (Kötschach),
Wilfried Tillian (Grafendorf), Dr. Hans Wernle (Mauthen).
„Ein ehrendes Andenken wollen wir unserem verstorbenen
Alt-Ortsstellenarzt Med. Rat Dr. Ernst Steinwender bewahren“, sagt Sepp Lederer.
Wie aus der Landesstatistik hervorgeht (siehe Grafik), ist
die Ortsstelle Kötschach-Mauthen (Nr. 10) 1991 die meistbeschäftigte in Kärnten.
Mitgliederstand 50 Mann, davon 8 Altkameraden.
Ausrüstungs-Neuanschaffungen: 42 Überhosen zum Anorak
passend; 3 Funkgeräte; 3 Seile; 10 Lawinenschaufeln; 12 Verschütteten-Suchgeräte, diverses Kleinmaterial (Karabiner).
262
1992
Die am 24. Jänner abgehaltene 46. ordentliche
Jahreshauptversammlung
bringt folgendes Wahlergebnis: Ortsstellenleiter
Sepp Lederer, Stellvertreter und Kassier Georg
Drumbl, Ausbildungsleiter
Kurt Kristler und Hubert
Engl, Einsatzleiter Roland
Pranter und Heribert
Patterer, Geräte- und
Funkwart Helmut Lackner,
Sanwart Gernold Flaschberger und Hans Ertl,
Arzt Dr. Erich Kandutsch,
Verpflegung und Versorgung Günther Burgstaller
und Adolf Zumtobel,
Vereinsheimleiter Andreas
Prugger.
__________
Am 29. Jänner ereignet sich ein schweres
Seilbahnunglück auf
dem Nassfeld, das vier
Todesopfer fordert. Es
werden von BR-Männern
der Ortsstelle KötschachMauthen und der AEG
in Zusammenarbeit mit
anderen Rettungsorganisationen und des örtlichen Liftpersonals mehr
als 200 Schifahrer vom
Sessellift geborgen.
__________
Am 2. Februar wird am
Vorhegg der 1. AlpeAdria-Vierkampf veranstaltet (400 Höhenmeter
Aufstieg, 2 km Abfahrt,
4 km Langlauf, 100 m
Schwimmen).
__________
Am 17. Mai findet der
XXII. Internationale Valentingletscherlauf mit 370
Teilnehmern statt. Die
Siegerehrung steigt dann
im großen Rathaussaal.
Seilbahnunglück auf dem Nassfeld: Flugretter Lois Ortner im Einsatz.
Alptraum am Nassfeld
Ein Seil des Vierersesselliftes „Tröglbahn“ springt 1992
aus der Führungsrolle – 4 Tote, 9 Schwerverletzte
Auf dem Nassfeld stürzen am
29. Januar 1992 mehrere
Vierersessel der Tröglbahn
mitsamt dem Tragseil zu
Boden. Vier slowenische Touristen kommen zu Tode, neun
werden schwer verletzt. Ursache ist eine gebrochene
Führungsrolle. Die „Kleine
Zeitung“ berichtet kurz:
Vier Tote forderte ein
schreckliches
Liftunglück
im Kärntner Schiparadies
Nassfeld. Ein Seil der Tröglbahn – ein Vierersessellift
– war aus der Führungsrolle
gesprungen. Das Seil bog
sich fast bis zum Boden
durch und schnellte dann
mit ungeheurer Wucht in die
Höhe. Schifahrer wurden aus
ihren Sesseln geschleudert.
An der Rettungsaktion sind an
jenem Tag auch Männer der
Ortsstelle Kötschach-Mauthen
der Bergrettung maßgeblich
beteiligt. Vom Bezirksgendarmeriekommando Hermagor
erhält Ortsstellenleiter Sepp
Lederer Anfang Februar folgenden Brief:
Der schreckliche Seilbahnunfall auf dem Nassfeld am
29. Januar 1992 war für die
Einsatzleitung genau so wie
für Euch alpinistisches Neuland. Der Fall, für den die
Bergrettung, die Gendarmerie und die Bediensteten
der Lifte alle Jahre durch
entsprechende Übungen an
den Sesselliften arbeiten, ist
leider eingetreten.
im Namen der Gesamteinsatzleitung nochmals aufrichtig danken und Euch
beglückwünschen,
dass
es durch Eure rasche und
gekonnte Hilfe gelang, das
Abseilen von fast 200 Personen von der Vierer-Sesselbahn „Tröglbahn“ in nur
zwei Stunden ohne Verletzungen der Schifahrer oder
Retter durchzuführen.
Jetzt hinterher darf ich Euch
Ich war ohnedies schon
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: das Liftunglück
am 29. Januar 1992 am Nassfeld.
263
Vom 2. Juni bis 23. Juli
wird die Mauthner Klamm
unter der Bauleitung von
Ausbildungsleiter Kurt
Kristler vorbildlich ausgebaut – der Weg erhält den
Namen „Klabautersteig“.
Es werden von Männern
der Bergrettung und des
OeAV 500 Arbeitsstunden
geleistet und auf rund
6 km Wegstrecke 420
Meter Seil verbaut und
230 Trittbügel gebohrt.
Am 15. August wird
der „Klabautersteig“ im
Rahmen eines kleinen
Festes feierlich eröffnet
und der Bevölkerung mit
geführten Wanderungen
vorgestellt.
__________
Dr. Erich Kandutsch
scheidet als Bergrettungsarzt im September
aus, da er eine Praxis in
Spittal/Drau eröffnet.
immer begeistert von Eurer Arbeit und Eurer Unterstützung
bei Unfällen am Berg und bei Lawinenunfällen. Diese Anerkennung ist noch gewachsen. Den anderen Einsatzorganisationen habe ich auch gedankt.
Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass im Raum KötschachMauthen die Freunde der Bergrettung „Gewehr bei Fuß“
stehen und schnellstens bereit sind zu helfen. In Gesprächen
mit dem Landeshauptmann Dr. Zernatto und mit LR Rauscher
gelang es anlässlich der Trauerfeierlichkeiten in Hermagor,
den Boden für eine landesweite finanzielle Unterstützung für
die Bergrettung aufbereiten zu helfen. Ich durfte als kleines
Rädchen hervorheben, wie uneigennützig und wirksam Eure
freiwillige Hilfe immer ist, ob Tag oder Nacht.
Für die Gesamteinsatzleitung
A. Gatterer
In Sachen finanzielle Unterstützung für die Bergrettung
schreibt ÖBRD-Landesleiter Dörflinger dann am 6. Februar
1992 an die Ortsstellenleiter:
Am 3. Februar 1992 konnte ich abends ein Gespräch über die
Tod auf der Lifttrasse: eines
Finanzierung des ÖBRD Kärnten (Rettungsförderungsgesetz)
der vier Opfer der Katastromit Herrn Landesrat Max Rauscher führen. Das Gespräch ver- phe am Nassfeld
lief positiv, das heißt, das Rettungsförderungsgesetz kommt
(noch heuer!). Euch geschätzten Ortsstellenleitern und allen Mitarbeitern soll ich beste Grüße sowie den Dank im Namen der
Kärntner Landesregierung für den Einsatz am Nassfeld übermitteln.
Auch der Bürgermeister von Hermagor, Vinzenz Rauscher, dankt mit Schreiben vom 11. Februar 1992 den Kötschach-Mauthner Bergrettungsmännern für den Nassfeld-Einsatz: Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen und den Mitgliedern der Bergrettung
Kötschach-Mauthen namens der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See sowie im eigenen Namen für den Einsatz und die
mustergültige Abwicklung der Rettungsaktion anlässlich des Liftunglücks auf der Sonnenalpe Nassfeld auf diesem Wege nochmals herzlichst zu danken und Anerkennung auszusprechen. Bei diesem traurigen Ernstfall hat sich wieder gezeigt, welche
Bedeutung solche Rettungs- und Hilfsorganisationen haben und wie hoch der Ausbildungsstand der Mitglieder ist, den sie sich
in zahllosen freiwilligen und unentgeltlichen Übungsstunden angeeignet haben. Die Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See
würdigt diesen Idealismus und wird die Kommunalverwaltung im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten Ihre künftigen
Aktivitäten auch weiterhin gerne unterstützen.
Wie sehr die finanzielle Unterstützung der Bergrettung in Kärnten im Argen liegt, verdeutlicht auch ein Bericht in der „Kronenzeitung“, in dem vier Tage nach dem tragischen Unfall auf dem Nassfeld Kötschach-Mauthens Bergrettungschef Sepp Lederer zu Wort
kommt. Unter der Schlagzeile „Idealisten zum Nulltarif im Einsatz – Kärntner Bergrettung fordert gerechte Hilfe“ heißt es dort:
Die tragische Liftkatastrophe auf dem Nassfeld hat einmal mehr gezeigt, wie notwendig gut ausgebildete Rettungsmannschaften sind. Doch diese Idealisten, die oft ihr eigenes Leben riskieren, um anderen zu helfen, sind faktisch zum „Nulltarif“ rund
um die Uhr einsatzbereit. Die Kärntner Bergrettung fordert daher vom Land eine gerechte Hilfe für ihre Organisation.
Die Männer der Bergrettung und auch die Alpingendarmen im Gailtal hatten den Ernstfall auf dem Nassfeld in zahlreichen
Übungen geprobt. Sie opfern ihre Freizeit für ihre Ausbildung und investieren selbst auch Geld.
Der Leiter der Bergrettungs-Ortsstelle von Kötschach-Mauthen, Sepp Lederer (44), sieht die Zukunft dieses kärntenweiten
Rettungssystems gefährdet: „Beispielsweise müssen unsere Mitglieder jetzt schon für den bevorstehenden Winterkurs eine
Kaution einzahlen, damit die Durchführung des Kurses gesichert ist.“ In Österreich, kritisiert Lederer, sind die Kärntner
Bergretter Stiefkinder. „In Vorarlberg zahlt das Land sieben Millionen Schilling jährlich dazu. In Kärnten sind es 400.000
Schilling!“ Die Bergretter wollen mit den Kärntner Parteiobmännern reden: „Das Rettungs-Förderungsgesetz muss endlich
beschlossen werden.“
In dieselbe Kerbe schlägt Carl Gressel (Mauthen), dessen Leserbrief zum Thema finanzielle Unterstützung der Bergrettung am
2. Februar 1992 in der „Kleinen Zeitung“ veröffentlicht wird: Trotz des tragischen Unglücks auf dem Nassfeld – mein Mitgefühl
ist bei den Verwandten der Opfer aus Slowenien – muss man auch der Bergrettung Kötschach-Mauthen für ihren vorbildlichen
Einsatz danken. 17 Männer unter der Führung von Sepp Lederer haben binnen kürzester Zeit mehr als 200 Schifahrer von den
Sesseln der Viererbahn abgeseilt. Die Leistung war nur möglich, weil diese Männer bestens ausgebildet sind. Diese Ausbildung
kostet Geld, und dieses Geld wird bis heute von privaten Gönnern und durch die Eigeninitiative der Bergrettung aufgebracht.
264
Es ist an der Zeit, dass ein Bundesland wie Kärnten für die
Ausbildung und Ausrüstung der Bergrettungsmänner mehr
Mittel zur Verfügung stellt. Wir können stolz sein auf die
Männer der Bergrettung Kötschach-Mauthen, und ich bin
stolz, sie in Zukunft finanziell und materiell zu unterstützen. Hoffentlich folgen Zernatto, Haider, Ambrozy und Co.
meinem und vieler anderer Beispiel.
Auf Carl Gressels Leserbrief reagiert „für die Einsatzleitung“
Bezirksgendarmerie-Kommandant Andreas Patterer (Hermagor) und nennt genaue Zahlen der am Einsatz beteiligten
Personen:
Das Ausmaß dieser Seilbahnkatastrophe am Nassfeld machte
es erforderlich, dass von seiten des Bezirksgendarmeriekommandos Hermagor alle im Bezirk erreichbaren und für solche
Einsätze speziell ausgebildete Retter angefordert wurden.
Ing. Gressel hat leider – mangels genauer Kenntnis der Fakten
– diese Rettungsaktion allein der Bergrettung KötschachMauthen zugeschrieben. Die inzwischen eingelangten Anrufe
beim BGK veranlassen zu folgender Richtigstellung. Im Einsatz standen: Etwa 20 bestens ausgebildete Bedienstete der
Liftgesellschaft Nassfeld; 30 bestens bewährte und leistungs-
Eines der vier Opfer des Seilbahnunglücks, notdürftig zugedeckt mit einer Decke.
starke Männer der beiden Bergrettungsdienste Hermagor und
Kötschach-Mauthen unter der Führung von Horst Ebenberger
und Sepp Lederer; 15 Beamte der Alpingendarmerie (AEG
Hermagor und AEG Kötschach-Mauthen, Leiter BI Millonig
und GI Ortner); die Hubschrauberpiloten der FEST Nikolsdorf und Klagenfurt; die Ärzte und die Rettungsfahrer des
Roten Kreuzes. Herzlichen Dank allen Organisationen.
Ein verrücktes Sport-Spektakel
Am 2. Februar 1992 startet der 1. Alpen-Adria-Vierkampf
„Wieder einmal so ein Einfall von Sepp. Der, wäre da das
Schwimmen nicht, sicher einige Teilnehmer anlocken könnte!“
Zu gut wissen alle, dass nach Anstrengungen in der kalten
Winterluft allein das Betreten des Hallenbades wie ein Keulenschlag wirkt, geschweige denn das Schwimmen über 100
Meter.
Am 2. Februar 1992 ist es soweit: Der Fremdenverkehrsverein
hat für die Loipe gesorgt, die Marktgemeinde stellt Hallenbad und Veranstaltungssaal zu Verfügung, die Grundbesitzer
entlang der Aufstiegsspur sind einverstanden, Verpflegungschef Günther Burgstaller hat die Firma Edi und Wilma Engl
alarmiert, der OSK marschiert mit einer zehn Mann „Zeitnehmertruppe“ an, das Rundherum und das Rahmenprogramm
ist organisiert, das Wetter stimmt!
Pünktlich um halb zehn Uhr Start. In Halbminutenabständen
wird gestartet, denn wer hätte gedacht, 71 Paare aus Slowenien, Friaul, Osttirol, der Steiermark und aus allen Teilen
Kärntens sind dabei, in der Gästeklasse erfreulicherweise viel
einheimische Jugend.
Andreas Prugger/Sepp Lederer erreichen als beste heimische
Mannschaft beim 1. Alpen-Adria-Vierkampf in der Bergrettungsklasse Rang 5.
Zuerst also in Anstiegen mit den Steigfellen zum Vorhegg, wobei
jeder mit vollem Einsatz bei der Sache ist. Die Abfahrt über die
traumhaft präparierte Piste wird zum Vergnügen, das jäh in neuerlichem Kampf mit dem „inneren Schweinehund“ übergeht,
sobald man die schmalen Langlaufschi für die vier Kilometer
lange Runde an den Füßen hat und loshastet. Das anstrengende
Finale soll das Schwimmen werden! Sicher für Teilnehmer,
welche einer persönlichen Bestzeit nachhetzen, für die meisten
aber ein wahres Vergnügen, der schönste Teil des Vierkampfes!
265
Bestzeit: 52:21,21 Minuten! Alle Teilnehmer im Limit! Dazwischen lauter Sieger, die sich am vorzüglichen Wienerschnitzel
und einem Getränk laben.
Die Siegerehrung, bei der die Bergkameraden Hans-Peter
Wohlgemuth und Helmut Essl aufspielen, hat Volksfestcharakter. Es gibt ausschließlich wertvolle Sachpreise. „Eigentlich sollte man diese Veranstaltung wiederholen“, sagen viele.
Der Alpen-Adria-Vierkampf war geboren.
In einem Pressebericht hieß es nach der ersten Auflage des
Alpen-Adria-Vierkampfes: Die Premiere ist gelungen: 142
Teilnehmer aus Slowenien, Italien, Friaul und Kärnten beteiligten sich am „1. Alpen-Adria-Vierkampf“. Organisiert
wurde diese Monsterveranstaltung in trauter Gemeinsamkeit
vom ÖBRD unter Obmann Sepp Lederer, der Marktgemeinde
und dem FV-Verein Kötschach-Mauthen.
Vom Start weg jagten die Teilnehmerduos, unter ihnen auch
sechs Damen, mit Tourenschi auf die 400 Meter höher gelegene „Specken“, rissen dort die Felle herunter und fuhren
rund zwei Kilometer zur Sesselbahn-Talstation ab, wo die
Langlaufschier angelegt wurden. Nach dem Langlaufbewerb
(vier Kilometer) schlüpften die Sportler im Hallenbad in ihre
Badehose und sprangen ins wohlig warme Wasser, um den
vierten Bewerb – 100 Meter Schwimmen im freien Stil – in
Angriff zu nehmen.
Für die Wertung wurde allerdings nicht die schnellste, sondern eine Durchschnittszeit herangezogen. Tagesbester wurde
der Treßdorfer Mountainbike-Spezialist Siegfried Hohenwarter. Seine Endzeit: 53:21 Minuten.
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Zwei Rettungseinsätze des Jahres 1992.
Die Alpine Einsatzgruppe 1992
Die Alpine Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen 1992 bei einer Sommerübung mit einigen Freunden: Hans Schatz (von links),
Lois Ortner, Helmut Lackner, Herwig Ortner, Peter Wilhelmer, Peter Gastinger, Bruno Maierbrugger (LGK), Heribert Patterer,
Horst Kanzian, Sepp Peturnig, Franz Mitterdorfer und (vorne) Bergfreund Albin.
266
1992:
Der „Klabauter Steig“
entsteht
Von Sepp Lederer
(Text und Fotos)
Mitte Juli 1992 gelingt unter der Bauleitung von Kurt Kristler († 2003), der
sich eigens Urlaub genommen hatte, der
Ausbau des von Obmann Sepp Lederer
schon vor einem Jahr projektierten Klettersteiges durch die Mauthner Klamm!
Leitete 1992 den Bau des „Klabauter
Steiges“ durch die Klamm: Kurt Kristler.
Transport des 50 kg schweren Aggregates.
In mehr als 500 Arbeitsstunden wird
dieser einmalig schöne Weg, auf dem der
Besucher teilweise durchs Wasser des
Valentinbaches steigen muss, von insgesamt 13 Mitarbeitern des ÖAV, ÖBRD
und der AV-Jugend gebaut. Mehr als
420 Meter verzinktes Stahlseil (12 mm),
ca. 230 Trittbügel aus Torstahl (12 mm)
und 150 HILTI-Bohrhaken (12 mm x
170 mm) werden dabei verwendet. Die
Material- und Verpflegungskosten übernimmt die Marktgemeinde KötschachMauthen bzw. Bürgermeister Gerhard
Stangl aus seinen Verfügungsmitteln.
Am 15. August wird der neu erbaute
Weg anlässlich der „Feier der Bergsteigerfamilie“ offiziell erstbegangen,
wobei mehr als 80 Teilnehmer von Mitgliedern der AV-Ortsgruppe Obergailtal/
Lesachtal durch die mehr als 6 km lange
Klammschlucht mit sechs Wasserfällen,
vier Finsternissen (Felsen überlappen
sich), unzähligen Tümpfen und Naturschauspielen geleitet werden.
Ein Riesenspanferkel (80 kg), zubereitet von der Fa. Eduard Engl unter Versorgungschef Günther Burgstaller, ist
Anziehungspunkt für hunderte Besucher hinter dem Felsentor, wo der neue
Weg auf den Namen „Klabauter Steig“
getauft wird.
Schinderei mit schwerem Gerät über
dem Wasserfall.
Allen, die zum Gelingen dieses großen
Werkes beigetragen haben, sprach Sepp
Lederer für die hervorragende Arbeit
herzlichen Dank aus! Besonderer Dank
gilt den großzügigen Geldspendern Gertrude Wassermann, Sepp Maier (Zimmerei & Tischlerei) und Hans Skalinski
sowie den Spendern für Jause und
Getränke!
267
Meter für Meter dringt das Bauteam in
der Klamm vor.
Sepp Lederer birgt eine Seiltrommel aus
der eiskalten Valentin.
Foto: Kurt Kristler
Arbeit mit dem schweren Bohrer: wegen
des Stroms nicht ungefährlich.
1992: Grüne Nase, „Serengeti“, 1. Begehung
(Charly Lamprecht/Reinhard Ranner)
Liftbergeübung
„Zivilschutz geht jeden an!“ Unter diesen Schlagwort
wird im November 1992 ein Amtliches Mitteilungsblatt
der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen an die Haushalte
verteilt. Worum geht es? Es geht um die „Einladung zu
einer Lift-Bergeübung unter Mitwirkung der interessierten
Bevölkerung“, insbesondere aller Schifahrer, die die Bergung vom Lift persönlich und hautnah erleben wollen.
Am Samstag, den 21. November um 13.00 Uhr demonstrieren und üben Liftpersonal, Alpingendarmen und Männer
des Bergrettungsdienstes an der Talstation der VorheggSesselbahn diesen Einsatz, „der hoffentlich nie angewendet werden muss“.
Tien Shan-Expedition 1992
So manchen Teilnehmer holt bei dieser Übung die Vergangenheit ein: Das schwere Liftunglück vom 29. Januar 1992
am Nassfeld, bei dem vier slowenische Schifahrer ums
Leben kommen und über 200 Schifahrer vom Lift gerettet
werden müssen, ist noch zu nah.
Sponsorenkarte der „Kärntner Tien Shan-Expedition 1992“,
Kasachstan/Kirgisien/GUS – in Memoriam MR Dr. Ernst
Steinwender. Teilnehmer waren (von links) Lois Ortner,
Georg Zankl, Horst Wohlgemuth, Hans Schatz und Josef
Brandner.
268
1993
Ab dem 15. Januar verfügt die Ortsstelle mit
Oberarzt Dr. med.
Andreas Wibmer über
einen neuen Bergrettungsarzt.
__________
Am 14. Februar wird der
2. Alpe Adria Vierkampf
am Vorhegg durchgeführt.
__________
Am 2. Mai findet der
XXIII. Internationale
Valentingletscherlauf mit
320 Teilnehmern statt.
Am Vorabend gibt es
das „Fest der Freundschaft“ mit Freunden aus
Slowenien und Friaul. Die
Siegerehrung wird mit
einem Konzert der Trachtenkapelle Kötschach im
großen Saal des Rathauses durchgeführt.
__________
Die Einführung eines
Pager-Rufsystems im
September erleichtert der
Rettungsmannschaft die
Alarmierung. Wieder ist
die Ortsstelle kärntenweit
der Vorreiter in Sachen
Effizienz. Es werden 30
Stück Pager angekauft
und an die Mannschaft
verteilt.
__________
Der 2. Alpen-Adria-Vierkampf
Zankl/Pranter gewinnen die Bergrettungswertung
Nach dem Erfolg der Premiere im Vorjahr veranstaltet die
Bergrettung Kötschach-Mauthen am Sonntag, 14. Februar
1993 den 2. Alpen-Adria-Vierkampf. Wieder geht es in den
vier Disziplinen „Aufstieg mit Tourenschi“ (rund 200 Höhenmeter), „Abfahrt auf der Schipiste“ (etwa 2 Kilometer),
„Langlauf im freien Stil“ (ca. 4 Kilometer) und „Schwimmen“
im freien Stil“ (100 Meter; 1,7 Meter tiefes Wasser) nicht um
die schnellste, sondern um die Durchschnittszeit. Und wieder
wird in zwei Klassen gewertet: Bergrettung und Gäste.
In der Gästeklasse beträgt die errechnete Durchschnittszeit aller Zweierteams bei 1:02:27,03
Stunden. Dieser Zeit am nächsten kommt das Team Wulfenia (Herwig Spiess/Helmut
Brugger) in 1:02:50,76; gefolgt von Barazutti/Schiavon (1:03:42,58) und Marizzi/Lederer
(1:00:11,54).
In der Klasse der Bergrettung, deren Durchschnittszeit mit 1:05:37,51 Stunden errechnet
wird, sind an diesem Sonntag Georg Zankl und Roland Pranter als „Team I“ des ÖBRD Kötschach-Mauthen unschlagbar und der Durchschnittszeit in 1:05:30,23 Stunden am nächsten,
die sie nur um 7,28 Sekunden unterbieten und damit den 2. Alpen-Adria-Vierkampf für sich
entscheiden. Die Plätze 2 und 3 gehen an die slowenischen Bergrettungs-Mannschaften aus
Mojstrana (Urbas/Smid) in 1:06:01,72 (= + 24,21 Sekunden) und Kranska Gora (Zemva/
Jerov) in 1:04:51,93 (= + 45,58).
Weitere Duos der Bergrettung Kötschach-Mauthen beenden den Wettbewerb auf den Rängen 10
(Lederer/Prugger – 1:02:08,91 = minus 3:28,60 Minuten) und 15 (Berger/Tillian – 1:00:38,35
= minus 4:59,15 Minuten).
Das Pager-Rufsystem wird eingeführt
Bergrettung und Gendarmerie werden per Telefon aktiviert
Im Zuge einer zweitägigen Einsatzübung im Juli
wird die Raudenspitze mit
Seilen und Trittbügel versichert.
Die Einführung eines so genannten Pager-Rufsystems im September 1993 erleichtert der Rettungsmannschaft die Alarmierung. Wieder ist die Ortsstelle kärntenweit Vorreiter. Es werden
30 Stück Pager angekauft und an die Mannschaft verteilt. Der Gendarmerieposten KötschachMauthen informiert im Vorfeld der Einführung des neuen Rufsystems in einem von Postenkommandant Koller und Bezirksinspektor Patterer unterzeichneten Schreiben vom 27. Mai
1993 unter dem Betreff „Alpineinsatzplan des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen“ das Bezirksgendarmeriekommando
in Hermagor:
Beiliegend wird der Alpineinsatzplan 1993 des ÖBRD – Ortsstelle Kötschach-Mauthen – zur Verwendung bei der Bezirksleitzentrale übersendet.
Erläuterungen zum Einsatzplan:
Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen hat bis dato 30 aktive Mitglieder mit so genannten Pager-Personenrufgeräten ausgestattet.
Ab nun können diese Leute bei Alpineinsätzen per Telefon (4 verschiedene Sammelrufnummern laut Plan) aktiviert werden.
Zusätzlich können Einsatzkräfte, in erster Linie Einsatzleiter, auch mittels Einzelruf aktiviert werden. GI Alois Ortner, BI
Heribert Patterer, BI Peter Wilhelmer und RI Helmut Lackner der AEG Kötschach-Mauthen sind ebenfalls mit diesen Geräten
ausgestattet.
Bei Einlangen von Anzeigen über Alpinunfälle bei der BLZ wird um folgende Vorgehensweise gebeten: Da es nicht sinnvoll
erscheint, bei jedem Alpinunfall alle ÖBRD-Mitglieder zu aktivieren, ergeht das Ersuchen mittels Einzelruf den AEG-Leiter,
den ÖBRD-Einsatzleiter und dessen Stellvertreter anzuwählen. Diese werden sich umgehend mit der BLZ telefonisch oder
falls sie sich im Gelände befinden per Funk in Verbindung setzen und die weitere Vorgehensweise abklären.
269
Da bei Alpineinsätzen in Zusammenarbeit mit der Bergrettung immer der Funkkanal „27“ (Anmerkung: aus nachvollziehbaren Gründen hier nicht abgedruckt) verwendet wird,
ergeht das Ersuchen, während solcher Einsätze ein Funkgerät
(eventuell 2. Fixstation) auf diesen Kanal zu schalten.
Abschließend wird darauf hingewiesen, dass der Alpineinsatzplan (Anmerkung: hier natürlich nicht abgedruckt) nur
bei der LAWZ, BLZ und am Gendarmerieposten KötschachMauthen aufliegt. Die angeführten Telefonnummern sind vertraulich zu behandeln, um Fehlaktivierungen zu vermeiden.
1994
Am 28. Januar findet die
ordentliche Jahreshauptversammlung statt. Die
Neuwahl bringt folgendes
Ergebnis: Ortsstellenleiter
Sepp Lederer, Stellvertreter und Kassier Georg
Drumbl, Ausbildungsleiter
Kurt Kristler und Heribert
Patterer, Einsatzleiter
Roland Pranter und Heribert Patterer, Geräte- und
Funkwart Helmut Lackner, Vereinsheimverwalter
Andreas Prugger, Sanwart Gernold Flaschberger, Arzt OA Dr. med.
Andreas Wibmer.
__________
Der 3. Alpe Adria Vierkampf wird am 6. Februar
am Vorhegg veranstaltet.
__________
Die Mitglieder der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen Anfang 1994 beim Eisturm in Mauthen.
„Naturalien-Sponsoring“
Eine kräftige Jause im Gasthof Engl
Am 1. Mai findet der
XXIV. Internationale
Valentingletscherlauf mit
415 Teilnehmern statt.
Am Vorabend steigt der
Kameradschaftsabend im
Rathaus.
__________
Die einheimische Bevölkerung steht den freiwilligen Helfern der Bergrettung sehr positiv
gegenüber. Nicht nur so manche Geldspende landet auf dem Konto der Ortsstelle. Auch sind
es zuweilen Einladungen, mit der die Bergretter unterstützt werden. Ein sympathisch-freundliches Beispiel von „Naturalien-Sponsoring“:
Im Februar 1994 erhält die komplette Mannschaft der Bergrettung eine hübsch gestaltete Einladung des Gasthofs/Fleischerei Engl (Kirchenwirt) in Kötschach „zu einer kräftigen Jause“
mit der Bitte um vorherige Anmeldung, die gerne angenommen wird.
Am 9. Februar 1994 sagt
Sepp Lederer der Familie
Eduard Engl zu: „Liebe Familie Engl! Liebe Wilma! Lieber
Edi! Unsere Ortsstelle hat
wieder einmal mit Dank,
Freude und Anerkennung
Eure Großzügigkeit bei der
Durchführung einer Veranstaltung erfahren dürfen.
Herzlichen Dank für die unter
der Leitung von Günther so
Eine außerordentliche
Landesversammlung am
21. Oktober bringt nochmals Klarheit über das
Einsatzgebiet Wolayersee: Die Zuständigkeit
bleibt bei den Ortsstellen
Kötschach und Lesachtal.
270
gut organisierte und funktionierende Verpflegungsstation und
den so großzügigen Preisnachlass.
Dass Ihr uns noch dazu zu einer Jause mit einem Getränk
einladet, ist wohl der Gipfel eines nicht zu überbietenden
Wohlwollens unserer Organisation gegenüber. Wir erlauben
uns mitzuteilen, dass wir gleich an diesem Freitag, den 11.
Februar, nach der Bergrettungssitzung (nur ein Tagesordnungspunkt: „Medizinische Ausbildung mit einem Unfallchirurgen“) um etwa 21.15 Uhr kommen würden, wenn es Euch
recht ist! Wir freuen uns darauf! Nochmals herzlichen Dank
verbunden mit den besten Grüßen und Berg Heil!“
Bart’l wird nach elf Tagen gefunden
Beinahe verwildert wird der Schweißhund gerettet
Elf Tage lang war Bart’l, der Schweißhund, verschwunden.
Er machte im Juni 1994 mit seinem „Herrchen“, Mathias
Schwepke aus Bayern, Urlaub. Bart’l verschwand spurlos.
Eine Suchaktion wurde eingeleitet. Fast verwildert wurde er
nach all den Tagen gefunden und zu seinem Besitzer zurückgebracht, der sich am 24. Juni 1994 mit einem Brief „an
all diejenigen, die sich an der Suche nach meinem/unserem
Bart’l beteiligt haben“, bedankt. Schwepcke schreibt:
„Nach der Gott sei Dank glücklichen Rückkehr unseres
Schweißhundes Bart’l möchte ich mit diesen wenigen Zeilen
auch im Namen meiner Familie all denen unseren aufrichtigen Dank aussprechen, die sich teilweise durch tatkräftige
Mithilfe an der Suche nach unserem Hund beteiligt haben.
Es ist sicher schwer zu beschreiben, was in einem vorgeht,
wenn man einen fast schon verloren geglaubten Hund nach
elf Tagen Abwesenheit zwar völlig abgekommen und beinahe
verwildert, aber dennoch lebend wiederfindet. Ein besonderes
Glücksgefühl paart sich mit erlösender Spannung und gleichzeitiger Sorge um den Hund.
Zunächst gilt natürlich alle Fürsorge dem Hund, und erst
wenn einem richtig klar geworden ist, wieviel Glück hier mitgespielt hat, erinnert man sich derer, die völlig uneigennützig
keine Zeit und Mühe gescheut haben, bei der Suche mitzuhelfen, auch wenn der Erfolg zunächst ausblieb. Gedacht ist
hier an die entsprechenden Damen und Herren des Hegerings
37, des Österreichischen Bergrettungsdienstes KötschachMauthe, des Gendarmeriekommandos und der Gemeinde
Lesachtal. Wem solche Hilfe zuteil wird, und das wird nicht
nur jeder Hundeführer bestätigen, dem Gleiches oder Ähnliches geschehen ist, mit dessen Hilfe ist auch zu rechnen,
sollte woanders Not am Mann sein. Nochmals ein wirklich
aufrichtiges Waidmannsdank!“
Aus der
Seewarte geholt
Zu einer spektakulären
Bergrettung kommt es am
Samstagnachmittag, dem
26. Juni 1994, im Gebiet
des Wolayer Sees, wie die
„Kleine Zeitung“ am 28.
Juni berichtet. Ein 21-jähriger Student aus Italien
war beim Abstieg von
der Seewarte in ein steiles, unwegsames Gelände
geraten. Er rief um Hilfe.
Seine Rufe hörten andere
Bergwanderer, die den
Hüttenwirt verständigten
und damit eine Rettungsaktion in Gang setzten.
Praktisch
unverletzt
konnte der junge Italiener
aus seiner verzweifelten
Situation gerettet werden.
Cellon-Gipfelkreuz
1994: Errichtung des Gipfelkreuzes auf
dem Cellon.
271
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Nicht immer gehen Übungen der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie (AEG) glimpflich aus,
wie der Einsatz vom 18. Januar 1994 zeigt (oben). Bergrettungsmann
Dr. Hermann Knafl, der später am Trogkofel ums Leben kam, verunglückte bereits am 11. September 1994 in der Nordwand des Mooskofelturms schwer, wie der Eintrag unten zeigt.
Lois Ortner (vorne) mit Georg Drumbl, Hans
Schatz, Gerhard Ranner, Horst Wohlgemuth
und Herwig Ortner auf dem Berg Athos in Griechenland.
Lois Ortners
200.
Rettungseinsatz
Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Lois Ortner: Am
22. September absolvierte
Ortner seinen 200. Rettungseinsatz (ohne Pistenrettungen), wie er in dieser Notiz
vermerkte.
272
1995
Am 6. Januar findet der
4. Alpe Adria Vierkampf
erstmals auf der Mauthner Alm statt.
__________
Aufgrund des 25. Jubiläumslaufes findet am 29.
April nochmals ein „Fest
der Sieger“ im großen
Saal des Rathauses statt.
Dieses ist die 8. und
zugleich letzte Auflage.
Der XXV. Internationale
Valentingletscherlauf startet am 30. April mit 317
Teilnehmern. Die Siegerehrung mit Konzert der
Trachtenkapelle Mauthen
findet wieder im großen
Rathaussaal statt.
Heribert Patterer
wird Nachfolger
von AEG-Chef
Lois Ortner
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Im Februar
1995 übergibt Lois Ortner die
Leitung der AEG (Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie)
anlässlich der Wintereinsatzübung an seinen Nachfolger
Heribert Patterer und hält die
Übergabe in seinen Aufzeichnungen fest.
__________
Am 27. Mai findet die
ordentliche Jahreshauptversammlung statt. Die
Neuwahl bringt folgendes
Ergebnis: Ortsstellenleiter
Sepp Lederer, Stellvertreter und Kassier Georg
Drumbl, Ausbildungs- und
Einsatzleiter Heribert
Patterer und Roland
Pranter, Gerätewart
Helmut Lackner, Funkwart
Leo Jost, Vereinsheimverwalter Andreas Prugger,
Sanwart Gernold Flaschberger, Arzt OA Dr. med.
Andreas Wibmer, Presse
Sepp Lederer.
__________
Die Landesversammlung
der Bergrettung Kärnten
am 30. Juni findet im
Rathaus Kötschach-Mauthen statt und wird von
der Ortsstelle hervorragend organisiert.
__________
Mit dem Rad durch Ostafrika
Kurt Kristler und Wolfgang Mörtl erobern die drei höchsten Berge Afrikas
Über das außergewöhnliche Abenteuer der beiden Kötschach-Mauthner berichtet die „Kleine
Zeitung“ am Sonntag, den 5. März 1995:
Sie waren unterwegs, um die drei höchsten Berge Ostafrikas zu erobern. Als Kurt Kristler
und Wolfgang Mörtl aus Kötschach-Mauthen in Richtung Nairobi abhoben, wussten sie,
dass diese Tour ihnen ihr Letztes abverlangen würde. Die erfahrenen Bergsteiger wollten den
Mount Kenya, den Ruwenzori und den legendären Kilimandscharo über die schwierigsten
45 Jahre Polinik-Gipfelkreuz: Am 10. September wird auf dem
Polinik die Gipfelmesse
mit Pfarrer Fercher gefeiert – wie immer musikalisch umrahmt von der
Trachtenkapelle Mauthen.
273
Wände Afrikas bezwingen. Und die Strecken dazwischen mit
dem Mountainbike überwinden.
Ausgestattet mit Gummistiefeln, wetterfester Kleidung, Zelt,
Gaskocher, eigener Kost und professioneller Bergausrüstung
stürzten sie sich in die die Wildnis. 1600 Kilometer strampelten
sie – von Elefanten, Giraffen und Affen ignoriert – quer durch
afrikanische Nationalparks. Anfans im Dauerregen durch
den Morast. „Als wir zum
Mount Kenya aufbrachen,
war gerade Regenzeit. Wir
blieben mit unseren Mountainbikes oft im Schlamm
stecken“, berichtet Kristler.
Bevor der Mount Kenya
(5199 m) überhaupt in ihr
Blickfeld rückte, haben sie
schon viele neuen Erfahrungen gemacht: Auf Ostafrikas Straßen gilt das Recht
des Stärkeren. „Radfahrer
werden hier ignoriert. Wir
haben uns nicht nur einmal
mit einem Sprung über die Böschung in Sicherheit bringen
müssen.“ Vom Vorhaben, den Schlafsack einem Hotelbett
vorzuziehen, wurde schon nach der ersten Nacht im Zelt
Abschied genommen. Einheimische, mit Speeren und Lanzen
bewaffnet, duldeten die Camper nicht.
Extremtouren reizten den 34-jährigen Berg- und Skiführer Kristler und seinen um neun Jahre jüngeren Kompagnon schon lange. So ging es im Vorjahr mit dem Rad von
Kötschach quer durch Italien nach Chamonix und von dort
auf dem Montblanc. Nonstop. Und in Rekordzeit. Nie aber
herrschten diese Bedingungen. „Als wir den Kenya über die
Diamantenrinne bestiegen, hat es gehagelt und geschneit. Wir
waren die ersten, die diese Eis-Klettertour in der Regenzeit
gegangen sind.“
Es gab aber auch heitere Momente. Etwa am Fuße des
Ruwenzori (5109 m), als die Kärntner angehalten wurden,
einen afrikanischen Bergführer für zumindest sechs bis acht
Tage zu buchen. Kristler und Mörtl wollten den Berg aber
in der halben Zeit schaffen. „Absolut unmöglich“, befanden
die Einheimischen. Schon nach zweieinhalb Tagen waren die
Kärntner aber im Basislager zurück – und mit ihnen ein total
erschöpfter Bergführer.
Christian Wassertheurer und Wolfgang Mörtl am Shivling.
(Foto: Kurt Kristler)
42 Grad hatte es, als vor ihnen Tage später der Gipfel des
Kilimandscharo (5896 m) auftauchte. Wer würde bei diesem
Anblick nicht an Hemingway denken? Die Kötschacher
nicht. Sie bereiteten sich auf den Aufstieg über die Breach
Wall vor. Die mehr als 1000 Meter hohe, teils senkrechte
Fels- und Eiswand stellt die größte alpinistische Herausforderung am Kilimandscharo dar. Reinhold Messner gelang 1978
die erste direkte Durchsteigung. „Die Messner-Führe war
zum Zeitpunkt unserer Tour sehr stark eis- und steinschlaggefährdet“, wählten die Bergsteiger dann doch eine andere
Tour. In vier Tagen war auch der „Kili“ abgehakt und somit
die Generalprobe für das Abenteuer ’95 bestanden. Im Juni
wollen Kristler und Mörtl den legendären Shivling-Ostpfeiler
(6543 m) im Himalaja durchsteigen, eine Granitwand, 2000
Meter hoch und erst einmal bezwungen.
274
Als Erinnerung an die ÖBRD-Landesversammlung am 30.
Juni 1995 in Kötschach-Mauthen stellte Ortsstellenleiter Sepp
Lederer für das Archiv der Landesleitung eine Erinnerungsmappe zusammen, aus der die Bilder der folgenden Seiten
stammen.
275
276
Fehltritt mit
tödlichen Folgen
Eine 72-jährige
Urlauberin stirbt im
Reißkofelgebiet
Ihre Liebe zum Bergwandern muss die deutsche
Urlauberin Erika Burding
in der Nacht zum Donnerstag, den 17. August
1995 mit dem Tod bezahlen. Bei einer Tour zur
Jochalm stürzt die 72-Jährige rund 40 Meter tief in
den Tod. Die „Kärntner
Tageszeitung“ berichtet
am 18. August 1995:
„Frau Burding war bereits
seit neun Tagen in unserem
Haus und wollte eigentlich
noch bis Ende September
bleiben“, erzählt die Vermieterin der 72-jährigen
Deutschen
geschockt,
nachdem sie vom tödlichen Unfall der Urlauberin erfahren hatte. Jeden
Tag machte die begeisterte
Bergfreundin alleine eine
Tour in die Umgebung
von Kirchbach. So auch
an diesem Mittwoch, an
dem sie frühmorgens zur
Jochalm aufbrach.
„Ich habe ihr noch davon
abgeraten, nachdem Gäste
erzählten, dass der Weg
nicht einfach zu bewältigen sei. Außerdem hatte
Frau Burding bereits am
Vortag eine längere Tour
unternommen, von der sie
erst spät zurückgekehrt
war“, erklärt die Vermieterin. Doch allen Warnungen zum Trotz machte
sich die betagte Frau auf
den Weg. Bis spätestens
21.30 Uhr wollte sie
wieder im Quartier sein.
Als diese Frist aber verstrichen war, schlug die
Zimmerwirtin bei der
Gendarmerie Alarm. Eine
großangelegte Suchaktion
wurde eingeleitet – selbige musste gegen 2.00
277
Uhr früh erfolglos abgebrochen werden. Donnerstag um
7.00 Uhr früh brachen die Männer der Bergrettung und
der Alpinen Einsatzgruppe dann abermals auf. Und gegen
9.30 Uhr schließlich wurde Erika Burding gefunden – im
Bachbett des Schrengenbaches stieß man auf ihre Leiche.
Bachbett, das sich durch einen wilden Graben zwischen
Sauseng- und Möselalm hinabwindet.
Die Suche nach Erika Burding hatte Mittwoch gegen 23.00
Uhr begonnen, nachdem sie nicht in ihr Ferienquartier in
Kirchbach/Gailtal zurückgekehrt war. Männer der Alpingendarmerie (Leiter Heribert Patterer, Leiter-Stv. Alois
Ortner) und der Bergrettung Kötschach-Mauthen gingen
die Wanderwege ab. Für eine Suchaktion im Gelände war
es zu dunkel. Donnerstag früh starteten der Rettungshubschrauber „Martin 6“ aus Lienz sowie eine Bodentruppe
unter Ortners Führung. Die Flugretter wurden als erste
„fündig“. Unter einem rund 15 Meter hohen, felsdurchzogenen Wasserfall lag die Gesuchte in unwegsamem
Gelände. Patterer barg, an einem 30-Meter-Seil hängend,
die Leiche der Frau. Sie hatte tödliche Verletzungen erlitten.
Wie die Gendarmerie im Zuge ihrer Erhebungen später
rekonstruierte, dürfte sich die Wanderin verirrt haben und
im unwegsamen Gelände 40 Meter tief in das Bachbett
gestürzt sein, wo sie mit tödlichen Schädelverletzungen
liegen blieb.
Die Frau hinterläßt ihren Sohn, der sich derzeit selbst auf
einer Hüttenwanderung in Bayern befindet und vom tragischen Tod seiner Mutter noch gar nicht verständigt werden
konnte.
Die „Kleine Zeitung“ schildert das Geschehen so:
Ein Almhirte hatte sie am Mittwoch gegen 15.00 Uhr
zuletzt gesehen, die einsame Bergwanderin, die auf der
Sausengalm im Reißkofelgebiet in den Gailtaler Alpen
unterwegs war. Dann verlor sich die Spur von Erika Burding, einer Urlauberin aus Deutschland, die oft alleine in
den Bergen wanderte.
Gesehen wurde die Frau erst am Donnerstagvormittag
wieder, aus der Luft, von Flugrettern: Sie lag tot in einem
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Trauriges
Ende einer Bergtour am Reißkofel.
1996
Am 11. Feber findet der 5.
Alpe Adria Vierkampf, der
umbenannt wird in Alpe
Adria Leistungslauf, auf
der Mauthner Alm statt.
__________
Am 28. April wird der XXVI.
Internationale Valentingletscherlauf mit 327 Teilnehmern veranstaltet. Am
Vorabend gibt es den
letzten Kameradschaftsabend im großen Rathaussaal. Mit einem Konzert
der Trachtenkapelle Mauthen und der Siegerehrung
lässt man die Veranstaltung ausklingen.
__________
Am 20. August wird der
81-jährige Alt-Ortsstellenleiter Erich Strasser zu
Grabe getragen. Er war
der erste Ortsstellenleiter
der Bergrettung Kötschach-Mauthen (19531957).
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Ein Baby wird gerettet. Dankesbrief der Mutter an
Lois Ortner.
278
Wintereinsatzübung 1996 – Kellerscharte
Hannes Grimmer als Lawinenopfer.
Der Einsatzleiter:
Roland Pranter.
Einsatzübung Kellerscharte: Mit Bart der 2003 tödlich am
Trogkofel verunglückte Kamerad Dr. Hermann Knafl.
279
XXVI. Internationaler Valentingletscherlauf
Sepp Lederer (roter Anorak) beim Heldengedenken auf dem Friedhof an der Kreuztratte (Plöckenstraße), rechts hinter ihm
Duilio Samassa.
Warten bis der „Piepser“ ruft
Ein Einsatz im Jahre 1996 bei der Straniger Alm
Von Sepp Lederer
Exakt im 15.15 Uhr schrillt mein „Piepser“, das seit Jahren
unentbehrliche Personenrufgerät, welches unserer Ortsstelle
die Alarmierung über Knopfdruck möglich macht und die
Zeitspanne zur Erreichung der Einsatzbereitschaft auf ein
Minimum gesetzt hat.
Ab sofort läuft bei mir alles wie automatisch: Funkgerät
einschalten, Alarmrucksack aus dem Regal nehmen, Trinkflasche füllen, in die „Bergkluft“ springen und so nebenbei
den Funk abhorchen. Zwischendurch habe ich längst meine
Einsatzbereitschaft gemeldet und bin auch schon unterwegs
zum Vereinsstützpunkt.
Kamerad Andi holt den Einsatzwagen aus der Garage, die
achtköpfige Einsatzmannschaft verstaut das Rettungsgerät.
Über unseren Köpfen rattert „Martin 6“, der Rettungshubschrauber der FEST Lienz-Nikolsdorf Richtung Straniger
Alm. Vier Verletzte soll es dort oben im Steilgelände nach
einem Autoabsturz geben.
Unser Bergrettungsarzt ist wie immer mit seinem Allrad-Pkw
unterwegs, wir im Vereinsbus sind etwas langsamer. Über
Funk erfahren wir, dass der Hubschrauber trotz Schlechtwetters in der Nähe der Unfallstelle landen kann. Er soll den
Schwerstverletzten an Bord nehmen und nach Innsbruck in
die Klinik fliegen. Arg hat es den Bedauernswerten erwischt!
Schon beim nächsten Funkspruch wissen wir, dass einer
der Unfallbeteiligten während der Erste-Hilfe-Leistung am
Schwerstverletzten, scheinbar unter Schock stehend, plötzlich verschwunden ist. Den zweiten Verletzten verstaut unser
Berg-Doktor in seinem Auto, bringt ihn zu Tal und weiter ins
Krankenhaus. Der dritte Mann, eher leicht verletzt, findet
Geborgenheit in einer nahe gelegenen Almhütte.
Der vierte Mann also fehlt uns! Das Gelände ist steil und
unwegsam. Für einen unter Schock stehenden Verletzten, der
laut Zeugenaussagen echt wirres Zeug dahergeredet hatte,
eine gefährliche Sache. Es gibt nur eines: Das Gelände absuchen, bis es finster wird. Der erste Suchhund trifft ein, ebenso
280
menschliche Verstärkung. Das Wetter hat sich zusehends verschlechtert, es regnet in Strömen, trotz guter Funktionsbekleidung sind wir bald nass. Ein Gewitter nach dem anderen zieht
über uns hinweg, Blitze zucken, und fürchterliche Donnerschläge lassen Angst ums eigene Leben aufkommen. Als es
in unmittelbarer Nähe einschlägt und bereits die Dunkelheit
hereinbricht, kommt der erlösende Funkspruch: „Alles Richtung Straniger Alm absetzen.“
Nach einem Kleidungswechsel wärmen wir uns in der Hütte
auf. Die Schmerzen des scheinbar am leichtesten Verletzten
werden so arg, dass wir ihn mit unserem Einsatzfahrzeug ins
Tal und weiter zum Arzt bringen. Rippenbrüche sind es, die
ihm die Luft nehmen, die ihn kaum atmen lassen.
Auf der Heimfahrt spricht kaum einer ein Wort, unsere Gedanken sind bei dem Mann, den es am ärgsten erwischt hat. Wird
er überleben?
Es ist knapp vor Mitternacht: Wir verstauen das Gerät im
Stützpunkt, verabschieden uns und kehren heim zur Familie.
Dort beginnt wieder alles mit bekannter Routine: Die nassen
Klamotten in die Waschküche, anderes aufhängen zum Trocknen, das Funkgerät in die Ladestation, unter die Dusche, ab
ins Bett und warten, bis wieder der „Piepser“ ruft. Hoffentlich
nicht in dieser Nacht!
Lois Ortners letzter Tag als Flugretter
1997
Der 6. Alpen Adria Leistungslauf am 2. Februar
findet auf der Mauthner
Alm statt – die Vereinsführung entscheidet sich
für das letztmalige Veranstalten dieses Laufes.
_________
„Hofübergabe“ – Lois Ortner
(links) und Horst Wohlgemuth
am Flugplatz Lienz-Nikolsdorf.
Am 27. April wird der
XXVII. Internationale
Valentingletscherlauf mit
246 Teilnehmern bei
Regen und Kälte veranstaltet. Die Siegerehrung findet das letzte Mal
mit einem Konzert der
Trachtenkapelle Mauthen
im großen Rathaussaal in
Kötschach statt.
„Die Erleichterung!?, 20 Jahre
unfallfrei“, schreibt Ortner
unter dieses Bild.
Die Flugrettungs-Crew am 5. Juni 1997, Ortners letztem Einsatztag: Pilot Fischer, Flugretter Ortner und Dr. Wibmer (von
links).
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Der letzte Einsatz als Flugretter nach 20 Jahren und Übergabe des Amtes
an Horst Wohlgemuth.
281
Die Gendarmerie verliert einen jungen Kameraden,
Lois Ortner einen Freund aus der AEG
Alpingendarm Peter Salcher stirbt am 21. September am Hofmannskees (Großglockner)
Der 29-jährige Revier-Inspektor Peter Salcher vom Gendarmerieposten Liesing verunglückt
am 21. September 1997 bei einer Hochgebirgsschulung des Landesgendarmeriekommandos
Kärnten beim Abstieg vom Großglockner.
Salcher, Mitglied der Alpinen Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen, brach an diesem Tag in
einer Vierergruppe zu einer Tour im Bereich des Großglockners auf, wobei sie die Glocknerhorn-Nordwand, eine für Kurse beliebte Eistour, bewältigen wollten. Beim Abstieg geschah
dann das schreckliche Unglück. Auf einem ausgetretenen Steig des Hofmannskees rutschte er
plötzlich aus und stürzte in die Gletscherspalte. Dabei erlitt er tödliche Verletzungen.
Rev.-Inspektor Salcher war
auf dem besten Weg zum
Gendarmerie-Hochalpinisten. Er hatte bei dieser
H o c h g e b i rg s a u s b i l d u n g
gemeinsam mit drei anderen
Kollegen bereits die schwierigsten Routen des Glocknermassivs absolviert und
dabei ausgezeichnetes alpinistisches Können gezeigt.
Der Verunglückte war höchst
ambitioniert, motiviert und
zeigte bei der Ausbildung
immer vollsten Einsatz und
Engagement.
Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Der Verlust eines
Freundes und Kollegen.
Peter Salcher.
Das Landesgendarmeriekommando verlor mit Salcher Gedenktafel für Peter Saleinen ausgezeichneten und cher am Wolayer See.
verantwortungsbewussten
Gendarmen, der trotz seiner Jugend stets allen ein Leitbild als
Mensch, Kollege und Helfer gewesen ist. Bei der Beerdigung
am 25. September 1997 am Ortsfriedhof in Liesing erwiesen
ihm zahlreiche Gendarmeriekollegen aus ganz Kärnten, Bergretter und Freunde sowie die örtliche Bevölkerung die letzte Ehre.
Tod in reißenden Fluten
65-Jähriger stirbt in der Mauthner Klamm
Die Schlechtwetterperiode war endlich zu Ende gegangen,
der Nationalfeiertag sollte mit einer netten Herbsttour begangen werden. Da – wieder einmal – kommt ein Alarmruf von
unserer Zentrale auf dem Gendarmerieposten. Ein Vermisster
im Bereich der Mauthner Klamm wird gemeldet! Unmöglich,
um diese Jahreszeit durch die Klamm gehen zu wollen. Gibt
es doch so viel Wasser wie schon lange nicht mehr! Außerdem
müsste einer doch verrückt sein, bei dieser Kälte ins Wasser
zu steigen.
Die Einsatzbesprechung belehrt uns eines Besseren. Das
Sucheinsatz und Totbergung in der Mauthner Klamm: Sepp
Lederer und Roland Pranter.
282
Fahrrad ist am Klamm-Eingang angekettet, der 65-jährige Urlaubsgast war extra
für diese Tour aus Hermagor
angereist und kannte diese
Schlucht bereits von früheren Begehungen. Ein Dutzend Neoprenanzüge des
Aqua-Solar-Unternehmens
sind rasch herbeigeschafft,
und schon zwängen wir uns
in das enge Gummizeug.
Mit drei Trupps versuchen
wir, den Klabauter Steig in
Teilabschnitten abzusuchen.
Die Naturgewalten toben,
gegen die Wassermassen
sind wir machtlos. Die Engstellen dieser im Sommer so
romantischen Schlucht lassen wegen des Wasserdrucks ein
Durchklettern nicht zu. Wir hatten vier der sechs Wasserfälle
bezwungen, ohne auf den Vermissten oder ein Zeichen gestoßen zu sein.
Eine neuerliche Teambesprechung lieferte neue Ideen. Den
Plöcken-Stausee füllen! So soll der Bach-Wasserspiegel
abgesenkt werden! Wieder fahren wir nach Plöcken und
tauchen in die eisigen Fluten. Tatsächlich klappt es, und wir
begegnen dem Trupp, der von Mauthen aus Richtung Plöcken
unterwegs ist. Kopfschüttelnd kreuzen wir uns und brechen
bei Dunkelheit das Unternehmen erfolglos ab.
Ein neuer Versuch soll am nächsten Morgen gestartet werden,
einer, bei dem auch die Gräben und Schluchten, welche zur
Flucht Richtung Plöckenstraße oder Römerweg geeignet
sind, abgesucht werden. Nach einiger Zeit kommt der erlösende Funkspruch eines Trupps: „Gefunden, etwa 50 Meter
oberhalb des Klammsteiges. Tödlich abgestürzt! Für die Bergung sind Seile notwendig.“
Alles andere ist wieder einmal Routine. Gar nicht gut schaut
der Mann aus. Wir rätseln über die Beweggründe seines Aufstiegs durch diese oder auch eine andere Rinne, hätte er doch
bequem am Normalweg gehen können! Kräftige Burschen
tragen den Leichnam zurück zum Klammtor. . .
Erschütternd!
Finkenstein, den 14. 11. 1997
Sehr geehrte Herren!
Am Samstag werden es fünf Wochen,
dass mein Lebensgefährte Hannes in
der Kellerwand abgestürzt ist. Nach
wie vor sitze ich aber hier in unserer
Wohnung und hoffe, dass irgendwann
die Tür aufgeht und er endlich nach
Hause kommt. Nach Hause zu unserem Töchterchen Natascha und zu
mir. Es wird wohl noch lange dauern,
bis ich begreifen werde, was wirklich
geschehen ist.
Bei Ihnen und allen anderen am Einsatz beteiligt gewesenen Personen
möchte ich mich bedanken. Sie haben
für Hannes Ihr Möglichstes getan und
dabei wohl noch Ihr eigenes Leben
aufs Spiel gesetzt.
Ich wünsche Ihnen für Ihre weiteren
Einsätze viel Glück und alles Gute,
Mögen die anderen Einsätze besser
ausgehen. Danke!
Natascha und Marion
283
„Leute wie ich sind Grenzgänger“
Von einer Jury wird Lois Ortner 1997 zum „Mensch des Jahres“ gewählt
„Kärntner Gendarm wurde von Jury der TV-Sendung Vera
zum Mensch des Jahres gewählt. Er sagt: „Ich helfe doch
gern“, schreibt die „Kleine Zeitung“ in ihrer Ausgabe vom
20. Dezember 1997 über einen Bericht unter der Schlagzeile
„Wenn Menschlichkeit zum Inhalt des Lebens wird“. Lois
Ortner war gerade mit dieser Auszeichnung geehrt worden.
Eine prominente Jury, bestehend aus Pfarrer August Janisch,
Bischof Egon Kapellari, Dr. Rudolf Kirchschläger, Florian
Lauda, Niki Lauda, Dr. Horst Friedrich Mayer, Marianne
Mendt, Karl Merkatz, Dr. Günther Nenning, Prof. Marcel
Prawy, Peter Quendler und Dr. Helmut Zilk hatte sich einstimmig für ihn entschieden. Die „Kleine Zeitung“ berichtet:
Dort also lebt er, in Laas 34, der „Mensch des Jahres“. Ein
ungewöhnlicher Mensch in ganz gewöhnlicher Umgebung.
Einen Tag nachdem der Kötschacher Alois Ortner in der TVSendung „Vera“ diesen Titel verliehen bekam, kann er sich
vor Glückwunschtelegrammen kaum noch wehren. 10.000
Österreicher und eine zwölfköpfige Jury zeichneten ihn, den
Gendarm, Alpingendarm, Bergführer, Ausbilder, Flug- und
Bergretter aus.
„Eingebrockt“ hatte ihm das Ganze Tochter Daniela. „Ich
schrieb an die Jury, wenn es jemanden gibt, der diese Ehre
verdient, dann ist das mein Vater“, lacht sie. 230 Einsätze hat
der 50-Jährige bereits hinter sich. „Er ist einer der Großen,
der da ist, um anderen zu helfen“, meinte Jurymitglied Karl
Merkatz.
ist und bleibt die größte
Erfüllung, wenn ich Menschen treffe, denen mein
Einsatz vor Jahren das Leben
rettete.“ Zugegeben, manchmal hatte er ans Aufhören
gedacht. „Wenn du Kollegen
nur mehr tot bergen kannst,
drei Freunde innerhalb eines
Monats im Gebirge verlierst,
dann ist das bitter. Leute wie
ich sind Grenzgänger“, murmelt der zweifache Vater vor
sich hin und nennt seinen
Einsatz schlichtweg „Berufung“. Doch auch ihn habe
das Schicksal geprügelt. „Letzten Winter war ich so krank,
dass ich nicht gehen konnte.“ Im Sommer darauf bestieg er
jedoch schon wieder den Großglockner. Die Ärzte standen
vor einem Rätsel. Ortner verweist auf seine positive Lebenseinstellung, die hoffentlich auch Enkel Thomas ansteckt.
Doch der „Mensch des Jahres“ wünscht sich nichts mehr, „als
dass der Bub in meine Fußstapfen tritt“.
Der Geehrte selbst bleibt Inbegriff der Bescheidenheit: „Es
284
Bergretter üben den Lawineneinsatz
Aus dem Jahresbericht 1997 der Ortsstelle Kötschach-Mauthen
Von Sepp Lederer
Seit Menschen das winterliche Gebirge aufsuchen, um Erholung, Abenteuer, Kameradschaft oder Selbstbestätigung zu
finden, gibt es Unfälle, die den Einsatz von Spezialisten zur
Rettung solcher Opfer erforderlich machen, sofern die Kameradenhilfe versagt hat. Zwei praktische Übungen zur Überprüfung des Ausbildungs- und Leistungsstandes der heimischen
Bergrettungsmänner – auch Frauen drängen mittlerweile in
diese Rettungsorganisation (bei uns noch nicht) – gab es neben
der theoretischen Schulung anlässlich regelmäßiger Zusammenkünfte im Vereinsheim in diesem Winter. Eine planmäßige
im Plöckengebiet unterhalb des Poliniktörls am Fuße des Elferspitzes und eine nächtliche Alarmübung in Obergail.
Planmäßige Übung
24 Mitglieder der Ortsstelle sowie Mitglieder der Alpinen
Einsatzgruppe der Gendarmerie Kötschach-Mauthen, ein
Lawinenhund und interessierte ÖAVler traten bei herrlichem
Winterwetter den Aufstieg ins Übungsgebiet an. Im Bereich
der Oberen Spielbodenalm wurde im Stationsbetrieb die
Suche mit dem Verschütteten Suchgerät, die Versorgung eines
Verletzten und dessen Abtransport sowie Schnee- und Lawinenkunde gelehrt und praktisch geübt. Höhepunkt der Übung
war die Annahme eines Lawinenabgangs vom Elferspitz
– bereits am Vortag hatte das Ausbildungsteam die Lawine
dafür präpariert – mit Verschüttung von sieben Personen.
Dutzende Schitourengeher auf dem Weg zum Polinik glaubten tatsächlich an einen Ernstfall, so präzise lief alles ab.
Anmarsch mit schnellem Voraustrupp, Einsatz des Lawinenhundes, optische Absuche der Lawine und Suche mit dem
VS-Gerät und schließlich Arbeit einer Sondiermannschaft.
Innerhalb kürzester Zeit wurden die ersten „Verschütteten“
gefunden, versorgt und für den Abtransport vorbereitet. Nach
einer Stunde war auch die Arbeit der Sondiermannschaft zu
Ende, und Einsatzleiter Heribert Patterer konnte mit dem
Übungsverlauf zufrieden sein, was er in seiner Manöverkritik an Ort und Stelle auch zum Ausdruck brachte. Nach
der gemeinsamen Abfahrt lud der Ortsstellenleiter zu einem
wohlverdienten Essen mit Getränk.
Alarmübung für Nachteinsatz
Am einem Mittwoch so gegen 17.00 Uhr schrillten die Personenrufgeräte unserer Ortsstelle und riefen zu einem Einsatz
ins Obergailertal. Nach exakt 25 Minuten setzte sich unser
Einsatzfahrzeug bei Schlechtwetter Richtung Lesachtal in
Bewegung, um bei einem Lawinenunfall helfen zu können.
Die Mitglieder der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie
waren in besagtem Gebiet unterwegs. Hatten am Ende sie den
Alarm wegen eines Alpinunfalls ausgelöst?
Wir trafen uns bei Lanner Nicki und wussten sofort: Es war
eine Übung! „Ihr Kerle, wo doch gerade heute die Diskussion
unserer Bürgermeisterkandidaten im Rathaus angesetzt war,
müsst ihr unsere Einsatzbereitschaft überprüfen!“, schimpfte
ich. Was soll’s, wir waren da und gingen in dieser Sache ans
Werk. Gemeinsam mit den Bergrettern der Ortsstelle Lesachtal und den Alpin-Gendarmen wurde der nächtliche Lawineneinsatz geprobt, wobei vor allem die Koordination dreier
Organisationen sowie der Einsatz von Beleuchtungsmitteln im
nächtlichen Lawineneinsatz durch einen neutralen Schiedsrichter (Lois Ortner) unter die Lupe genommen wurden. Der
anwesende Sanitätswart unserer Ortsstelle, Gernold Flaschberger , hatte mit seinem professionellen Wissen und Können
alle Hände voll zu tun, die Erste-Hilfe-Maßnahmen zu koordinieren und Prioritäten in der Versorgung zu setzen.
Den Lawinenhund bei Nacht einzusetzen, forderte Hundeführer Adolf Zumtobel zusätzlich. Bewährt hat sich sicher auch
der Einsatz der drei tragbaren Lichtaggregate mit Strom für
insgesamt sieben Scheinwerfer, die den Lawinenkegel voll
ausleuchten konnten. Die drei Einsatzleiter waren sich einig,
dass ein nächtlicher Einsatz die Bildung von so genannten
Untergruppen, koordiniert von der Haupteinsatzleitung über
Funk, notwendig macht.
Während der Einsatzübung: Georg Drumbl, Roland Pranter, Heribert Patterer und der 2003 tödlich verunglückte Kurt Kristler.
285
Liftbergeübung 1998
1998
Beim XXVIII. Internationalen Valentingletscherlauf am 17. Mai ist es
sehr kalt. Die Siegerehrung findet das erste Mal
auf der Unteren Valentinalm statt. Am Start sind
300 Teilnehmer.
__________
Die von der Ortsstelle ins
Leben gerufene Fördereraktion erlebt die letzte
Auflage. Im Sinne der
Vereinheitlichung werden
solche Fördereraktionen
nur mehr über die Landesebene abzuwickeln
sein.
Der Bürgermeister am Großglockner
Aus Lois Ortners Bergführer Buch: Großglockner-Besteigung
mit Bürgermeister Walter Hartlieb am 26. August 1998. Hartlieb schrieb diesen Bericht in Ortners Bergführerbuch.
286
1999
Sepp Lederer geht – „Time to say goodbye“
Im Zuge der 52. ordentlichen Jahreshauptversammlung am 29. Januar
im Gasthaus Huber-Brückenwirt in Mauthen übergibt Sepp Lederer die
Führung des Vereins an
Roland Pranter mit der
Aufgabe, „dieses Erbe im
Sinne seiner Vorgänger
voll zu erfüllen und die
neuen Entwicklungen der
Bergrettungstechnik
weiter zu fördern“.
__________
1999 übernimmt Roland Pranter die ÖBRD-Ortsstelle
Der XXIX. Internationale
Valentingletscherlauf
findet am 2. Mai bei herrlichstem Wetter und optimalen Verhältnissen statt.
Am Start sind 490 Teilnehmer.
„Time to say goodbye“ – mit
diesen Worten verabschiedete
sich der langjährige Obmann
Sepp Lederer bei der Jahreshauptversammlung im Jänner
1999. Er war 30 Jahre Ortsstellenleiter in KötschachMauthen und ein Kämpfer
fürs „System“, wie er den
Bergrettungsdienst
immer
nannte. Sepp Lederer hatte
es aber nicht verabsäumt, für
seinen Nachfolger zu sorgen.
Sein Erbe trat Roland Pranter
an, der seit zehn Jahren Einsatzleiter der Ortsstelle ist. Im
Rahmen des XXIX. Internationalen Valentingletscher- Sepp Lederer (rechts) und Roland Pranter 1999.
laufes wurde Sepp Lederer
für seine Verdienste rund um das Bergrettungswesen zum Ehrenobmann ernannt.
Eine kurze Vorstellung des neuen Vorstandes: Ortsstellenleiter: Roland Pranter; Stellvertreter:
Georg Zankl; Ausbildungsleiter: Heribert Patterer; Einsatzleiter: Roland Pranter; Funkwart:
Leo Jost; Kassier: Georg Drumbl; Sanitätswart: Gernold Flaschberger; Gerätewart: Gotthard
Unterkreuter; Arzt: OA. Dr Andreas Wibmer.
Die Ortsstelle besteht aus 34 aktiven Mitgliedern und zwölf Altkameraden. Das Altersniveau
der aktiven Mitglieder erstreckt sich von 21 bis 74 Jahren. Der Ausbildungsstand ist sehr hoch,
da die Ortsstelle über ein hochkarätiges Ausbildungsteam verfügt.
Diese von Sepp Lederer
initiierte Veranstaltung
stellt einen nicht mehr
wegzudenkenden
Bestandteil der Vereinsarbeit dar. Neben der
Kameradschaftspflege
bildet er inzwischen die
Grundlage unseres finanziellen Überlebens. Im
Zuge dieser Veranstaltung wird Sepp Lederer
für seine Leistungen im
Bergrettungsdienst
geehrt und zum Ehrenobmann ernannt.
__________
Mit der Organisation einer
Gemeindegroßübung am
12. Juni am Plöckenpaß,
deren Übungsannahme
der Absturz eines vollbesetzten Kleinbusses in
die Mauthner Klamm darstellen soll und wobei
sämtliche Rettungsorga-
Ausbilder sind: Patterer Heribert (Gend.-Bergführer und staatl. gepr. Schilehrer; Flugretter);
Lamprecht Charly (Berg- und Schiführer); Ranner Reinhard (Berg- und Schiführer; staatl.
gepr. Schilehrer; gepr. Canyoningführer); Ortner Alois (Berg- und Schiführer; staatl. gepr.
Schilehrer); Jost Leo; Zankl Georg; Pranter Roland; OA. Dr. Wibmer Andreas (Notarzt, Flugeinsatzstelle Lienz); Flaschberger Gernold (Sanitäter und Berufssanitätskraftfahrer) und Ertl
Hans (Sanitäter und Berufssanitätskraftfahrer).
Öffentlichkeitsarbeit ist für die Ortsstelle auch kein Fremdwort, sei es beim Pistendienst, Langlaufmarathon, MTB-Marathon, Bergfestival, Bergläufe,
Zivilschutztage oder Schülerklettern – der Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen ist
immer präsent.
Sepp Lederer (rechts) und Roland Pranter 2007 beim Eisturm
im ÖAV-Freizeitpark Mauthen.
287
Auch hat die Ortsstelle mit
dem „Internationalen Valentingletscherlauf“ weit über
die Grenzen hinaus einen
Bekanntheitsgrat erlangt. Der
Vater dieser Veranstaltung,
Ehrenobmann Sepp Lederer, hat schon vor 29 Jahren
mit dieser Veranstaltung den
Begriff „senza cofine” salonfähig gemacht. Im Jahr 2000
findet der XXX. Internationale
Valentingletscherlauf statt.
nisationen der Gemeinde
im Einsatz sind (Alpingendarmerie, Gendarmerie, Rotes Kreuz,
Feuerwehren, Notärzte,
Hubschrauber des BMI
„Martin 6“), erlebt der
Verein den ersten Höhepunkt unter der neuen
Führung.
__________
Canyoning heißt die neue
Trendsportart, mit der
sich auch die Ortsstelle
beschäftigen muss. Neue
Techniken organisierter
Rettung zu Wasser und
zu Land werden erlernt.
__________
Im Juli werden die PagerRufsysteme ausgeschieden. Sie sind nicht mehr
aktuellster Stand der
Technik. Alle Bergretter
der Ortsstelle werden mit
Handy ausgerüstet, und
die Alarmierung erfolgt ab
nun über SMS.
__________
Am 25. September versteigen sich zwei Villacher Bergsteiger am
Grohmannweg in der
Nordwand der Kellerspitzen. Da Kälte, Nebel und
Regen eine Hubschrauberbergung nicht zulassen, werden die beiden
Bergsteiger von Bergrettungsmännern der Ortsstelle und Alpingendarmen nach schwierigem Aufstieg unverletzt
aus der Nordwand
geborgen und anschließend in die Eiskarkaverne gebracht. Erst am
nächsten Tag besteht die
Möglichkeit, die erschöpften Bergsteiger mit dem
Hubschrauber ins Tal zu
fliegen.
__________
Übergabe der Ortsstellenleitung von Sepp Lederer an Roland Pranter. Auf dem Foto (vorne
von links) Herbert Zojer, Lois Ortner sowie (hinten von links) Siegfried Kristler, Hans Wurzer,
Bürgermeister Walter Hartlieb und ÖBRD-Bundesleiter Reinhold Dörflinger.
Nach der Hauptversammlung und dem Wechsel an der Spitze der Ortsstelle berichtetet die
„Kleine Zeitung“ unter der Rubrik „Zur Person“ über den „Neuen“ an der Spitze der Ortsstelle, über Roland Pranter:
Er ist mit Leib und Seele ein begeisterter „Bergfex“, der neue Kötschach-Mauthner Ortsstellenleiter des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Roland Pranter (39). „Im Bergrettungsdienst aktiv zu sein, ist für mich Berufung“, erklärt der vierfache Familienvater und technische
Angestellte. Er ist aus Idealismus dem Bergrettungsdienst beigetreten, hat unter dem langjährigen Obmann Sepp Lederer viel gelernt und war seit zehn Jahren auch als Einsatzleiter tätig.
So schön es für Pranter ist, in den Bergen unterwegs zu sein, so nachdenklich stimmen ihn Einsätze, wenn „Abgestürzte zu bergen sind. Besonders schlimm ist es, wenn dabei ein Bekannter
ist, der gut ausgerüstet und sicher nicht aus Leichtsinn verunfallt . . .”. Einer der schwierigsten
Einsätze war für ihn im vergangenen Jahr, als in nahezu
aussichtsloser
Situation
sechs Eingeschlossene aus
der Mauthner Klamm geborgen werden konnten.
Pranter will als Ortsstellenleiter das Ausbildungsniveau weiterhin hochhalten,
vor allem mit verschiedenen Kursen und Übungen.
Aus diesem Grund gibt es
morgen, Samstag, ab 13 Uhr
eine groß angelegte Übung
an der Plöcken-Bundesstraße
nahe der Einfahrt zum Lamprechtbauer. Angenommen
wird für den Großeinsatz,
dass ein Kleinbus abgestürzt
ist, sieben Insassen müssen
geborgen werden. Mit dabei
sind bei dieser Übung für den
Ernstfall alle im Gemeindegebiet von Kötschach-Mauthen
stationierten Rettungsorganisationen.
Am 26. Oktober wird
unser Altkamerad
Leopold Durchner unter
feierlicher Anteilnahme zu
Grabe getragen.
Der bisherige Chef lädt den künftigen Chef zur Jahreshauptversammlung ein.
288
Zur Person:
Lebensbilder:
Sepp Lederer
Sepp Lederer
Geboren am 19. März
1948, stammt aus Mauthen.
Nach dem Besuch der
Volks- und Hauptschule
in Kötschach-Mauthen hat
Sepp Lederer die Ausbildung zum Lehrer an
der LBA Klagenfurt absolviert.
Berufliche Stationen:
VS Reisach, HS-Expositur St. Lorenzen/Lesachtal, Sonderschullehrer
an der Heilstättensonderschule Hermagor,
Expositur Laas, Heilstättenschule Hermagor, VS
Kötschach, VS Dellach,
seit dem 1. September
1999 Leiter der VS Kötschach-Mauthen.
Kulturelle Aktivitäten:
Lederer war mehr als 25
Jahre aktiver Chor- und
Kleingruppensänger,
davon sieben Jahre Chorleiter des MGV Mauthen.
1967 trat er dem
Bergrettungsdienst, Ortsstelle KötschachMauthen, bei. Im Jahr
1970 wurde er zum
Ortsstellenleiter gewählt.
Diese Funktion hatte er
bis zur Jahreshauptversammlung 1999 inne.
Während dieser Zeit
wirkte Lederer bei mehr
als 350 alpinen Einsätzen
an vorderster Front als
Einsatzleiter und Hundeführer mit.
25 Jahre gehörte Lederer
der Lawinenkommission
an, und 17 Jahre wirkte
1965: Cima di Sasso Nero,
NW-Grat (oben und unten/
Begleiter Hans Golser und
Georg Zeitler).
1969: Valentintörl (von links) Andi Prugger, Sepp Lederer, Inge
Kristler, Siegi Kristler.
1971: Klettertraining.
1981: Sommereinsatzübung, Seilbergung.
289
er im Ausbildungsteam für
Lawinenhunde aktiv mit.
1970 wurde Lederer auch
das „Kärntner Kreuz für
Lebensrettung“ verliehen.
Der Begriff „Senza Confini“ wurde von ihm
immer schon gelebt und
als Koordinator der österreichischen Teilnehmer
beim „Fleonslauf“ in Forni
Avoltri und „Kofler Memorial“ in Mojstrana seit
Jahren umgesetzt.
Ab dem Jahr 1975 initiiert
Lederer alle fünf Jahre
einen Polinik GipfelkreuzGedenkgottesdienst.
Sein ausgeprägtes
Organisationstalent und
seine Führungsqualitäten
nützte Lederer zur Geldbeschaffung für alpines
Rettungsmaterial und für
die Umsetzung diverser
Baulichkeiten für Bergrettung und Alpenverein. Als
Erfinder und langjähriger
Organisator (seit 1971
– 28 Rennen) des Valentingletscherlaufes mit
dem „Fest der Sieger“ im
großen Rathaussaal, vier
legendären Klammfesten,
diversen Bergrettungsförderaktionen sowie das
Konzert mit Andy Borg
runden diese Initiativen
ab.
1983: am Wolayer
See.
In seiner fast 30-jährigen
Tätigkeit als Ortsstellenleiter und einer gewissen
„Demokratur“ war Lederer
stets Vorreiter – auch
gegenüber der Landesorganisation – was die
Beschaffung und
Finanzierung von alpinem
Rettungs- und
Ausrüstungsmaterial
belangte. Lederer war und
ist ein unermüdlicher
Motor und Mitarbeiter bei
Baulichkeiten für das
alpine Rettungswesen
und zum Wohle der
Jugend:
1968 – erste Gerätekammer im alten Gendarmeriehaus;
1974 – erstes Übungsgelände in der Mauthner
Klamm (Torbogen);
1976/77 – Bau des
Vereinsheimes und
der Gerätekammer im
Rathaus; 1980-1984
1994.
290
– Versicherungsarbeiten
Seewarte und Seekopf;
1984-1992 – als Bergrettungsobmann unermüdlich für den Ausbau des
Rathaussaales gekämpft;
1985 – Erschließung
des Klettergartens beim
Wolayer See bzw. der
damaligen Eduard-PichlHütte; 1989 – Initiator
zum Bau der Kletterwand
an der Hauptschule; 1990
– Bau des Krafttrainingsund Boulderraumes im
Keller des Rathauses;
Erstausbau der Mauthner-Klamm; Erstversicherung der Raudenspitze im
Lesachtal;
Ideenlieferant und
Erbauer des Klettersteigs
„Senza Confine“ am
Cellon; Ideenlieferant und
Erbauer vom Klettersteig
„Oberst Gressel Gedenkweg“ am Kleinen Pal;
1994 Neugründung der
seither wieder eigenständigen Sektion ObergailtalLesachtal des Österr.
Alpenvereines. Die
Erstgründung der Sektion
Obergailtal-Lesachtal
erfolgte im Jahr 1894. Im
Jahr 1994 erfolgte die
Neugründung der Sektion
Obergailtal-Lesachtal,
und damit verbunden war
die Abspaltung von der
Sektion Austria in Wien.
Mit dieser Ausgliederung
übernahm Sepp Lederer
auch die Obmannfunktion, die er seither inne
hat.
1990 – Errichtung eines
provisorischen Eisplatzes
nächst dem „Sägewerk
Lederer“ in Mauthen;
1994 – Bau eines
Umkleideraumes aus
Holz neben dem Eislaufplatz; 1995 – Erweiterung
bzw. Bau einer zweiten
Umkleidekabine; 1996
– Rodung des später zum
Alpenvereins-Zentrum
ausgebauten Grundstückes in der Nähe des
Mauthner-Waldbades.
Übersiedlung dorthin und
Errichtung eines neuen,
asphaltierten Eisplatzes mit Bande. Dieser
Platz dient der Jugend
als Eislaufplatz bzw. für
den Eishockeysport;
1997 – Errichtung des
1987: Hochweißstein Haus, am Tag vor dem Fleonslauf, der Chef auf dem „Hosenboden“..
1992 in
Aktion.
stimmgewaltiger
1994 als „Opfer“ beim ErsteHilfe-Kurs.
1998: Jahreshauptversammlung.
2006: Internationaler Valentingletscherlauf.
1998 mit G. Burgstaller bei der Jahreshauptversammlung
(oben) und am 50. Geburtstag (unten).
291
AV-Jugendheimes; 2000
– Errichtung des Eisturmes, dessen „Stahlgerippe“ aus einem im
Burgenland nicht mehr
benötigten Hochspannungsmast besteht. Ein
Jahr später Ummantelung
des Stahlgerippes mit
Beton;
2002 – „Kleiner Eisturm“
als Zubau zum bestehenden Eisturm; 2001 –
Errichtung einer Garage
für Gerätschaften, sowie
einer sanitären Anlage;
2001 – Ankauf einer
Eismaschine für die
Pflege des Eisplatzes und
Errichtung von zwei
Beachvolleyballplätzen
mit Sitzgelegenheiten für
Zuschauer;
2002 – Anschaffung Zeitnahme und Bedienerpult
für den Eishockeybetrieb
sowie Einrichtung der
Umweltbausstelle zur
Sanierung der Route
434 vom PlöckenpassMaschinengewehrnase
zum Kleinen Pal; 2003
– Errichtung des Klubhauses mit entsprechenden Umkleidekabinen,
Duschen, Einbau einer
Zentralheizung; 2005
– Bau einer größeren
Hütte als Abstellraum für
diverse Geräte neben
dem Eisturm, sowie
Zubau einer überdachten
Fläche an der Ostseite
des Jugendheimes zur
Erweiterung des Platzangebotes für diverse
Veranstaltungen;
2006 – Kauf der Dr.
Steinwender Hütte von
der Sektion Austria und
Umbenennung zur „Zollnersee Hütte“.
2007.
1998 mit Prof. Adalbert Kunze
und Poldi Durchner
im
ÖAV-Freizeitpark vor Prof.
Kunzes Fresko „Festlicher
Empfang des Erzherzogs
Johann am Platz in Mauthen
anno 1805“.
Im Jahr 2006 wurde Sepp
Lederer mit dem internationalen Solidaritätspreis
„Premio Internazionale
Solidarieta Alpina 35°
Targa dÀrgento“ ausgezeichnet.
Diverse Veranstaltungen im Sommer und
Winter sind nur durch
den unermüdlichen ,
ehrenamtlichen Einsatz
von Sepp Lederer zur
sportlichen Förderung
und sinnvoller Freizeitge-
2007 nach dem Internationalen Valentingletscherlauf auf der Unteren Valentinalm mit dem
Landesleiter von Salzburg des ÖBRD, Estolf Müller (links) und ÖBRD-Bundeschef Reinhold
Dörflinger (rechts).
292
staltung der Jugend der
Region möglich. Allein
die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit auf dem
Gebiet der Jugend- und
Völkerverständigung, das
so genannte jährliche
„Alpen-Adria-Jugendtreffen“, welches abwechselnd in Kärnten, Italien
und Slowenien abgehalten wird, trägt die Handschrift von Sepp Lederer,
der am 19. März 2008
nimmermüde und immer
jung seinen 60. Geburtstag gefeiert hat.
Großübung an der Plöckenpass-Straße
Absturz eines Kleinbusses mit 7 Insassen in Richtung Mauthner Klamm
Von Georg Zankl
Damit die Schlagkräftigkeit einer Rettungsorganisation gewährleistet ist, bedarf es vieler
Übungen. Dieses Jahr stand unter anderem eine Gemeinschaftsübung mit allen Rettungsorganisationen der Gemeinde Kötschach-Mauthen auf dem Programm.
Nur gemeinsam sind wir stark: Unter diesem Motto lud der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu einer groß angelegten, der Realität entsprechenden
Katastrophenübung ein. Erstmals nahmen Feuerwehr, Gendarmerie, AEG (Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie), Rotes Kreuz, Bergrettung und der Rettungshubschrauber „Martin
6“ gemeinsam daran teil.
Übungsannahme war der Absturz eines mit 7 Insassen besetzten Kleinbusses von der Plöckenpass-Bundesstraße in Richtung
Mauthner Klamm. Ziel und Sinn der Übung war die gemeinsame Koordinierung der verschiedenen Rettungsorganisationen.
hubschrauber „Martin 6“ unterstützte die Bodenmannschaft
durch eine perfekte Seilbergung. Nach intensiver, dreistündiger Arbeit wurde das Buswrack mittels Seilwinde von der
Feuerwehr Kötschach geborgen und die Übung beendet.
Bei dieser Übung wurde von allen beteiligten Rettungsorganisationen 100-prozentiger Einsatz verlangt. Es galt, die zum
Teil schwerstverletzten und im Fahrzeug eingeklemmten Personen fachmännisch erstzuversorgen und anschließend transportfähig zu machen.
Bei der Schlussbesprechung im Gasthaus „Plöckenhaus“
wurde das Gelingen dieser besonderen Übung von allen
Beteiligten hervorgehoben. Man diskutierte sachlich über
Schwächen und Stärken von derartigen Übungen, und es
wurden Verbesserungsvorschläge an Ort und Stelle
eingebracht und besprochen.
Folgendes Schlussresümee
zog der Organisator dieser
Übung, Ortsstellenleiter der
Bergrettung, Roland Pranter: „Es war eine lange und
schwierige Aufgabe, diese
Übung vorzubereiten, aber
das Resultat zeigt uns, dass
sie notwendig war. Natürlich
hoffen wir alle, das Situationen wie diese nie Realität
werden.“
Beim Lokalaugenschein der Unfallstelle wurden durch den
Einsatzleiter der AEG (Heribert Patterer) Erstmaßnahmen
gesetzt. Das abgestürzte Fahrzeug wurde von der Feuerwehr
gesichert, damit dann mittels Schere und Spreitzer der Weg
zu den Verletzten freigemacht werden konnte. Danach war
das Zusammenwirken zwischen Notarzt (OA Dr. Andreas
Wibmer) und Sanitätern vom Roten Kreuz und Bergrettung
aufs Äußerste gefordert.
Zusätzliche Schwierigkeiten machte auch das steile, schwer
begehbare Gelände, in dem sich kein Retter ohne Seilsicherung bewegen durfte, denn nur ein ungesicherter Fehltritt hätte
einen Absturz in die Klamm bedeutet. Auch der Rettungs-
293
294
Jeder Tümpel muss genau untersucht werden, damit es für
die Nachkommenden keine Probleme gibt.
Bergretter Leo Jost beim Austauchen eines schäumenden
Tümpels .
Von einer feuchtfröhlichen Einsatzübung
Die Canyoningübung am 15. August 1999 durch die Grünseeschlucht
Wenn sich Bergrettungsmänner treffen, um gemeinsam zu
üben und zu trainieren, sind alle motiviert und konzentriert,
jeder Handgriff sitzt und Abläufe sind durch oftmaliges Wiederholen schon zur Routine geworden. Das ist gut so, denn
im Ernstfall können schon kleine Missgeschicke fatale Folgen
haben. Doch als wir uns an diesem etwas kühlen Sonntagmorgen im August vor dem Rathaus treffen, ahnen schon alle, dass
die bevorstehende Übung eine Ausnahme werden würde. Und
selbst aus den Augen der erfahrensten Kameraden blickt Neugier und auch etwas Skepsis, denn für jeden von uns war das,
was an diesem Tag auf dem Übungsplan stand Neuland und im
wahrsten Sinne des Wortes ein Sprung ins kalte Wasser!
serfälle abseilen und über meterlange, vom Wasser geschaffene Rutschen in den nächsten Tümpel gleiten. Wie verrückt
es dabei zugeht, wieviel Wasser man bei diesem „Vergnügen“
unfreiwillig schluckt und welchen Gefahren man sich dabei
aussetzt, sollten wir gleich nach einer kurzen und sehr professionellen Einschulung durch den Canyoning-Pionier und
-Experten Reinhard Ranner erfahren.
Canyoning – eine Trendsportart, bei der sich wasserfeste
Abenteuerlustige, eingepackt in dicke Neoprenanzüge wie
sie Taucher benutzen, mit speziellen Klettergurten und Seilen
ausgerüstet, durch die bizarre Schluchtenwelt auf den Spuren
des Wildbaches ins Tal stürzen. Dabei müssen meterhohe
Felsstufen übersprungen werden, man muss sich über Was-
Bereits bei den Übungen am sicheren und trockenen Ufer der
Valentin konnte man erkennen, dass sich die Seil- und Sicherungstechnik in der Schlucht wesentlich von den uns bereits
bekannten und angewandten Methoden im Fels unterscheidet. Für Canyoning wurden völlig neue Sicherungssysteme
von Experten entwickelt und spezielle Zeichen für nonverbale Kommunikation in der tosenden und lauten Schlucht
ausgemacht. Nachdem wir uns die wichtigsten Sicherungsmethoden gründlich eingeprägt hatten und zumindest die
wichtigsten Zeichen einigermaßen anwenden und verstehen
konnten, stürzten wir uns ins „kühle Nass“ des Angerbaches.
Auch das Rutschen durch steile Wasserrinnen muss geübt
werden.
Die Einsatzmannschaft-Canyonig nach einer Seilbahnbergeübung in der Grünseeschlucht.
295
Gefangen in der Kellerwand
Zwei Bergsteiger verlieren bei Schlechtwetter die Orientierung
Von Charly Lamprecht
Jedesmal, wenn wir im Ausbildungsteam ein Programm für
die nächste Saison zusammenstellen, fragen wir uns: Was
könnten die Schwerpunkte in dieser Saison werden? Gibt es
noch genug Einsätze, bei denen wir richtig gefordert werden?
Wie motivieren wir unsere Einsatzgruppe? Gibt es noch diese
spektakulären Einsätze, wie sie vor 20 Jahren fast tagtäglich
am Programm standen, in einer Zeit, in der es noch keine
organisierte Flugrettung gab und es die Verunfallten mit
„Manneskraft“ zu bergen galt.
Der 26. Sept. 1999 gab uns auf diese Fragen eine eindeutige
Antwort. Es braucht in extremen Ausnahmesituationen noch
immer eine bestens ausgebildete Truppe, die trotz widrigster
Verhältnisse die an sie gestellten Aufgaben mit Bravour
lösen.
Sonntagmittag, 12.53 Uhr: Ich schaute aus dem Fenster. Es
regnete in Strömen, und deswegen machte ich mich fertig, um
aufs Käsefest zu gehen, da bei solchem Sauwetter jedes alpinistische Unternehmen Wahnsinn gewesen wäre. Gerade in
diesem Moment kam über mein Handy eine SMS-Nachricht
herein. Ich traute meinen Augen nicht, als ich die Nachricht las
und glaubte zuerst an einen Scherz : „Kletterunfall! Treffpunkt
Rathaus! Funk einschalten und mit der Zentrale Verbindung
aufnehmen.“ Für mich war in diesem Augenblick klar, dass
es sich nur um einen Fehlalarm handeln konnte. Ich packte
trotzdem meinen Einsatzrucksack, sagte meiner Frau, dass ich
sowieso gleich wieder da sei und rückte in die Einsatzbasis
ein. Dort eingetroffen, musste ich feststellen: Es war ein Ernstfall, den wir sooft bei Übungen durchgespielt hatten.
Gesamteinsatzleiter Heribert Patterer gab uns folgende Erstinformation: Zwei Kletterer aus Villach wollten am Samstag,
den 25. Sept. 1999 die Kellerwand über die Nordwand besteigen. Während des Aufstiegs wurde das Wetter immer schlechter, und die beiden Bergsteiger verloren die Orientierung. Da
die Tage in dieser Jahreszeit schon recht kurz sind, mussten
die beiden Männer in der Nähe des Gipfels biwakieren. Am
nächsten Tag versuchten sie abzuklettern bzw. abzuseilen,
fanden aber die Route nicht mehr. Schließlich verständigten
sie gegen Mittag mit ihrem Handy die Bergrettung.
tionierte Rettungshubschrauber BMI (für die, die es nicht
wissen) – mit Einsatzpilot Walter Strolz, vielen seit der Lawinenkatastrophe von Galltür ein Begriff, hatte sein Möglichstes versucht, aber vergeblich. Der böige Wind, starker Regen
und Nebel hatten einen bequemeren Aufstieg zum Einstieg
des Grohmannweges verhindert.
Kurz vor 17.00 Uhr standen wir am Gletscher und in der Nähe
des Einstieges und „freuten“ uns schon sehr auf die „nette“
Kletterei in der westlichen Kellerspitze. Kleine und größere
Bäche gurgelten über Felsplatten, und es dämmerte bereits.
Eile tat Not, wollten wir nicht schon beim Aufstieg in die
Nacht kommen.
Glücklicherweise war es Heribert Patterer gelungen, den
„Hausmeister bzw. Altmeister“ der Kellerwand, Emmerich
Freidl, für diese schwierige Bergungsaktion zu gewinnen. Auf
Heriberts Anfrage um den Schlüssel für die Eiskarhütte hatte
sich Emmerich sofort bereit erklärt, uns zu helfen und war
gemeinsam mit Roland Pranter über die Nordseite aufgestiegen. Die beiden waren dadurch schneller beim Einstieg und
bereits die ersten drei Seillängen hinaufgeklettert, als wir am
Gletscher eintrafen. Sie lotsten uns mit Funk und Schreien
zum Einstieg, da sich der Nebel sehr verdichtet hatte und die
Gefahr bestand, den Einstieg in die Route zu verfehlen. Da
noch Material benötigt wurde, warteten die beiden, bis ich
mit dem voll gepackten Materialrucksack bei ihnen war.
Roland hatte nach dem Aufstieg über die Nordwand vom Klettern genug und gab mir zu verstehen, dass er mir gerne seinen
„Job“ überlassen würde. Ich war damit einverstanden und
besprach mit ihm die weitere Vorgehensweise. Dann band ich
mich ins Seil ein und kletterte weiter zu Emmerich, der eine
Seillänge weiter schon einen Stand vorbereitet hatte. Nach
einer kurzen Begrüßung kletterten wir gemeinsam weiter.
Unsere größte Sorge war, dass es zu schneien beginnen könnte,
da wir uns ja bereits nahe der 3000 m Grenze bewegten.
Wir gaben Gas, und es dauerte nicht mehr lange, bis wir die
beiden in Not geratenen Kletterer erreichten. Sie waren sichtlich erleichtert, als sie uns im Nebel auftauchen sahen.
Die Fakten eines nicht gerade alltäglichen Einsatzes: Trotz
starken Regens und äußerst schlechter Sichtbedingungen
zögerten wir Männer der Bergrettung und Alpinen Einsatzgruppe nicht eine Sekunde zu helfen. Wir wollten am gleichen Tag noch versuchen, die Männer aus der Wand zu holen.
So befanden wir uns drei Stunden später im Eiskar – und
nicht im Rathaus beim Käsefest, was sicher etwas angenehmer gewesen wäre.
Mittlerweile war es ziemlich dunkel geworden, und wir begannen, die beiden gleichzeitig 100 m an einem Seil abzuseilen,
was recht abenteuerlich war.
Wir bewältigten den Aufstieg ins Eiskar nicht mit dem Hubschrauber, sondern zu Fuß über die Südostseite. Nachteil: Wir
wurden trotz bester Ausrüstung nass bis auf die Haut.
Es war bereits stockdunkel, alle waren durchnässt und unterkühlt. Trotzdem stand uns noch der Abstieg zur Eiskarhütte
bevor. Über blankes Eis, harten Schnee, Felsblöcke und
Moränen „stolperten“ wir hinter Emmerich Freidl her. Das
letzte Stück zur Hütte forderte nochmals volle Konzentration,
denn ein unachtsamer Schritt hätte möglicherweise die eigene
„ Martin 6 “ aus Lienz – das ist nicht ein Bergrettungsmann
aus Lienz mit Wunschkennzeichen, sondern der in Lienz sta-
Durch Emmerichs perfekte Ortskenntnisse gelangten wir rasch
unter die Schlüsselstelle. Von dort an hatte der Rest der Truppe
bereits alle Abseilstände vorbereitet, und wir gelangten bald
auf recht sicheren Boden.
296
Gesundheit massiv gefährdet.
In der Hütte fiel die Anspannung endlich von uns ab. Über
Nacht versuchten wir, unsere Kleidung zu trocknen, was nur
teilweise gelang. Und so hieß es am Morgen wieder hinein in
die feuchten Sachen.
Vor der Hütte zogen Nebelschwaden vorbei, die Felsen waren
von einer leichten Eisschicht überzogen, die Männer müde
und vom Einsatz des Vortages gezeichnet. Wir wollten nun
nichts mehr riskieren und warteten lieber auf bessere Sicht,
um mit „Martin 6“ ins Tal zu fliegen.
Gegen Mittag lichtete sich endlich der Nebelvorhang. Plötzlich – es war wie Musik in unseren Ohren – hörten wir die
Rotoren. Es war wirklich beeindruckend, wie sich der Einsatzpilot Walter Strolz langsam, die Löcher im Nebelvorhang nutzend, dann wieder abwartend, dem Hubschrauberlandeplatz
näherte. Der Landeplatz war an Exponiertheit wohl kaum zu
überbieten – einige Meter weiter bricht die Wand fast 1000
Meter zur Unteren Valentinalm ab.
Wir alle waren erleichtert, als wir 24 Stunden nach Beginn unseres Einsatzes bei der Unteren Valentinalm abgesetzt wurden.
Ein Bravo dem Einsatzpiloten Walter Strolz, der viel von
seinem Können aufbieten musste, um uns einen sicheren
Abstieg zu ermöglichen, einen nochmaligen Dank an Emmerich Freidl, für den es eine Selbstverständlichkeit war, uns
zu unterstützen. Danke auch den zwölf Bergrettungsmännern
und den drei Männern der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie.
Sollten auch Sie einmal in eine solch ähnliche Situation geraten, in der Sie die Hilfe der Bergrettung benötigen, zögern Sie
nicht und rufen Sie an: Alpinnotruf 140.
Die Einsätze des Bergrettungsdienstes werden vielfach als
selbstverständlicher Dienst am Kunden angesehen, obwohl sie
alles andere als alltäglich sind. Die Einsätze der Bergrettungsmänner werden von der Öffentlichkeit und von den Medien
nur bei spektakulären Rettungen wahrgenommen. Weniger
spektakuläre Einsätze, bei denen die Bergretter ebenso bis zur
Erschöpfung unterwegs sind, werden leider nur in der näheren
Umgebung registriert. Deshalb eine Bitte an Sie: Unterstützen
Sie uns wieder bei der nächsten Förderungsaktion des Bergrettungsdienstes, damit wir solche oder ähnliche Einsätze mit
der besten Ausrüstung, dem besten Material und zum Wohle
des Verunfallten ausführen können.
Abschied von Altkamerad Leopold Durchner
297
298
Zwischen Herbstende und Frühlingsanfang
Die Wintereinsatzübung der Ortsstelle oder: Antworten auf Fragen,
die Ihr schon immer stellen wolltet, Euch aber nie richtig getraut habt!
Von Bernd Eder
Was ist der Winter?
Der Winter ist die Zeitspanne zwischen Herbstende und Frühlingsanfang – für den Bergrettungsmann jedoch auch jene
Zeitperiode in der es mit Sicherheit zu dem Ereignis kommt,
dass in Fachkreisen als Wintereinsatzübung bezeichnet wird,
und bei dem es darum geht sich anhand eines simulierten
Ernstfalles bestmöglich auf tatsächliche Ausnahmesituationen, sprich Lawinenabgänge und dergleichen, vorzubereiten
und deren krisengerechte Bewältigung zu trainieren.
Wie feiert man eine Weihnachtsfeier?
Im Gegensatz zu konventionellen Weihnachtsfeiern steht bei
der Ortsstelle erst einmal die Lawinenkunde und der planmäßige Einsatz auf der Lawine im Mittelpunkt des Interesses.
Ausführlich wird über solche und ähnliche Themen referiert
um die Kameraden schon geistig auf die bevorstehende Einsatzübung vorzubereiten und das Grundwissen aufzufrischen.
Natürlich wird im anschließenden gemütlichen Teil auch die
Frage: „Wie feiert man eine Weihnachtsfeier, wenn es ein
Buffet und gekühlte Getränke gibt?“ beantwortet.
Was ist SMS?
SMS ist die Abkürzung für Short Message Service, und bietet
die Möglichkeit kurze Textnachrichten auf die Handys der
gewünschten Personen zu verschicken. In der Ortsstelle findet
dieses System kärntenweit als Alarmierungs- und Kommunikationsmedium zu 100 % seine Verwendung – ein überaus
effizienter Weg, um Einsatzmannschaften zu mobilisieren
und die Verständigung Einsatzleitzentrale-Bergrettungsmann
zu fördern. SMS ist daher auch jenes System, das mich am
Tag der Übung aus meinem wohlverdienten Schlaf reißt und
mich zum Treffpunkt ruft.
Wie läuft eine Wintereinsatzübung eigentlich ab?
Binnen Minuten wird notwendiges Einsatzgerät im Einsatzfahrzeug verstaut. Anschließend werden die Männer
zum Ausgangspunkt der Übung, in unserem Fall die Untere
Bischofalm, gebracht. Von dort aus geht es mit Tourenschiern
zum angenommen Ort des Lawinenabganges, wo es dann
darum geht, das theoretische Wissen über den planmäßigen
Einsatz praktisch anzuwenden, nach Verschütteten zu suchen,
zu sondieren, Verletzte erst zu versorgen, . . . Wenn man in der
glücklichen Lage ist, bei einer solchen Übung auch auf Lawinenhunde zurückgreifen zu können, dann kommen natürlich
sie vorrangig bei der Suche nach Verschütteten zum Einsatz.
Bei einer allfälligen Nachbesprechung werden dann aufgetretene Fehler und ihre zukünftige Vermeidung diskutiert.
Kann es anders kommen als man denkt?
Ja, denn am Tag der Übung herrscht im Triebkessel ein derart
heftiger Sturm, dass wir schlussendlich zur Umkehr gezwungen werden. Unglücklicherweise wird noch beim Rückzug
ein Kamerad von einem harmlos anmutenden Schneerutsch
so unglücklich verletzt (Seiten- und Kreuzbandriss), dass er
sogar mit dem Rettungshubschrauber „Martin 6” abtransportiert werden muss. Durch dieses Ereignis können wir mit eigenen Augen miterleben, wie wichtig effiziente Kameradenhilfe
ist, weshalb wir uns entschließen, an lawinensicherer Stelle
die VS-Suche und die Erstversorgung durch Verschüttung
verletzter Kameraden zu üben.
Kann man 15 Minuten sinnvoll nutzen?
Man kann 15 Minuten fernsehen oder in 15 Minuten ein Bier
trinken – aber sicherlich die effektivste Art 15 Minuten zu
nutzen ist es, einen durch eine Lawine verschütteten Kameraden in dieser Zeit zu bergen und ihm damit das Leben zu
retten. Danach sinken nämlich seine Überlebenschancen drastisch. Um aber überhaupt eine Chance zu haben, diese sehr
kurze Zeitspanne effektiv zur Rettung nutzen zu können, ist
es absolut notwendig, bei jeder Schitour ein VS-Gerät bei sich
zu haben – und auch zu wissen, wie es funktioniert. Obwohl
die heurige Wintereinsatzübung nicht voll durchgezogen
werden konnte, hat sie doch eindeutig gezeigt, dass man sich
im Winter nie ohne Risiko in den Bergen bewegt, und dass im
Falle eines Lawinenabganges die Kameradenhilfe die wichtigste Art der Rettung darstellt – deshalb, ist es unerlässlich
standardmäßige Ausrüstung (VS-Gerät, Sonde, Schaufel)
immer mitzunehmen und öfters den Ernstfall zu trainieren.
Denn: Sicherlich niemand stellt sich im Nachhinein gerne
die Frage – „Könnte mein Freund etwa noch leben, wenn ich
gewusst hätte, . . .?“
Jagdhündin Nora wird gerettet
Dramatische Aktion in der Nähe von Tressdorf
Ein 59-jähriger Jäger aus Kirchbach ist am Mittwoch, den 8.
Dezember 1999 in seiner Heimatgemeinde auf Pirschgang. Im
Pintergraben nahe der Ortschaft Tressdorf folgt er der Fährte
einer Gemse. Mit dabei: der treue Vierbeiner des Waidmannes, der Gebirgsschweißhund Nora.
Vom Verfolgungstrieb gepackt, heftet sich Nora ungeachtet
der Zurufe ihres Herrl’s an die Spur der Gemse, die immer
höher in unwegsames und felsiges Gelände entschwindet.
„Als es dunkel wurde, habe ich den Hund immer wieder bellen
gehört. Alle Zurufe haben aber nichts gefruchtet“, erzählt
später der Jäger. Bis 23.00 Uhr versuchte er auf eigene Faust,
den verirrten Hund zu finden – aber vergeblich. Donnerstag
früh bat der 59-Jährige die Beamten des Gendarmeriepostens
299
Kirchbach um Hilfe – und die wussten Rat.
Mit vier Bergrettungsmännern der Ortsstelle Kötschach-Mauthen machten sich die Ordnungshüter auf die Suche. Ein
Bergrettungsmann wurde über eine steile Felswand in den
Pintergraben abgeseilt. Gegen 11.30 Uhr kam dann die erlösende Nachricht: „Hund unversehrt gefunden.“
Die Freude beim Wiedersehen von Hund und seinem Herrn
war grenzenlos. Die eiskalte Nacht im Pintergraben hatte Nora
völlig unbeschadet überstanden.
Überglücklich: Der
Kirchbacher Siegfried Markert mit
seiner
Gebirgsschweißhündin
„Nora“, die von
Bergrettern geborgen wurde.
Liftbergeübung 1999
2000
Am 30. April feiern wir
den XXX. Internationalen
Valentingletscherlauf mit
390 Teilnehmern. Bei
herrlichsten Wetterbedingungen wird das Rennen
durchgeführt.
__________
Auch das gibt es: Eine
400 kg schwere Kuh
muss in der Mooskofelgruppe über einen 60 m
hohen Felsvorsprung von
der Bergrettung abgeseilt
werden.
__________
50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz: Am 10. September feiern wir die
Gipfelmesse, musikalisch
umrahmt von der Trachtenkapelle Mauthen. Auf
Grund des herrlichen
Wetters finden sich rund
400 Gipfelgeher beim
Kreuz ein. Die Festansprache wird von Ökonomie-Rat Fritz Gressel
gehalten. Die Geschichte
des Gipfelkreuzes erzählt
Ing. Carl Gressel. Zelebriert wird die Messe von
Pater Norman.
Nur einer fliegt den Eisturm hoch
Charly Lamprecht gewinnt die 1. Speed-Eisklettermeisterschaft
Roland Pranter, seines Zeichens nicht minder aktiver Nachfolger des legendären Bergrettungsobmanns Sepp Lederer, organisierte gemeinsam mit seinem Team das 1. Obergailtaler
Eisklettertreffen, das am Samstag, den 5. Februar 2000 über die Bühne, oder besser: über den
Eisturm im OeAV-Freizeitpark in Mauthen geht.
„Wir haben in unserem Bergrettungsteam die besten Eiskletterer weit und breit“, gibt sich
Pranter vor dem Wettbewerb selbstbewusst. Sein sichtlicher Stolz auf seine Männer sollte auch
beim Eisklettertreffen nicht enttäuscht werden: In der sagenhaften Zeit von 1:41:31 Minuten
erklettert Charly Lamprecht den 25 Meter hohen Eisturm. Georg Drumbl zu den Bedingungen: „Jeder Teilnehmer hatte vier Möglichkeiten, die so genannte blaue Route zu bewältigen.
Die rote Route ist die leichtere für Eisratten, die es noch werden wollen.“
Bei der Siegerehrung am romantischen Lagerfeuer – es war zudem ein recht milder Tag –
300
übte man sich in Zufriedenheit, dass die Veranstaltung nicht nur ein toller Erfolg (über 40
Teilnehmer) geworden, sondern auch unfallfrei über die Bühne gegangen ist. Stolz sind alle
auf den prachtvollen Eisturm, den Sepp Lederer, der Ehrenobmann der Kötschach-Mauthner
Bergrettung und Obmann des Sektion Obergailtal-Lesachtal des Alpenvereins, initiierte. Das
Kunstgebilde hat nicht nur mediale Aufmerksamkeit erregt, sondern steht mit seiner stattlichen Höhe dem höchsten Eisturm der Welt, dem Pitztaler Eisturm mit 35 Metern, nur um zehn
Meter nach.
Der weitest angereiste Teilnehmer war Sepp Bierbaumer von der Alpinen Einsatzgruppe der
Gendarmerie aus Ferlach. Erfreulich auch die Teilnahme der Bergrettungsortsstellenleiter aus
Mallnitz, Villach und dem Oberen Drautal. Geklettert wurde sowohl auf der roten (leichteren)
als auch auf der blauen Profi-Route – selbstverständlich immer gesichert.
Zahlreiche Schaulustige, Freunde und Bekannte sparten auch beim besten Eiskletterer der
ÖAV-Jugend nicht mit Bewunderung und Applaus: Christian Unterasinger aus Mauthen
bezwang das einsern-eisige Ungetüm in nur 3:30 Minuten.
Die Ergebnisse des 1. Eisturmkletterns im OeAV-Zentrum Mauthen (blaue Route): 1. Charly
Lamprecht 1:41;31 Min.; 2. Heribert Patterer (beide ÖBRD Kötschach-Mauthen) 2:04:89; 3.
Thalmann (ÖBRD Oberes Drautal); . . . 6. Leo Jost 3:14:11; 7. Heribert Patterer 3:20:80; 8.
Roland Pranter (alle ÖBRD Kötschach-Mauthen) 3:29:89; 9. Christian Unterasinger (OeAVJugend) 3:30:10.
Die Chefs Roland Pranter
(links) und Sepp Lederer vor
dem Eisturm.
Die „Kleine Zeitung“ berichtet über die 1. Speed-Eisklettermeisterschaft mit folgenden
Zeilen:
Eine aufstrebende Extremsportart hat in Kötschach-Mauthen die höchsten Gipfel erklettert:
Am Wochenende wurde in der Obergailtaler Gemeinde die erste Speed-Eisklettermeisterschaft im Freizeitpark ausgetragen. Organisiert wurde dieses eisige Kletterspektakel vom
Bergrettungsdienst (Obmann Roland Pranter) und dem Österreichischen Alpenverein unter
dem örtlichen Vorsitzenden Sepp Lederer.
Insgesamt 43 Teilnehmer aus dem Oberkärntner und Osttiroler Raum traten an, um die vorgegebene Route in Bestzeit zu durchklettern. Als sich der Sieger herauskristallisierte, war
niemand so richtig überrascht: Charly Lamprecht, Bergführer und Ausbildungsleiter im Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen, schaffte in einer Minute und 41 Sekunden die Bestzeit.
Lediglich Heribert Patterer, ebenfalls ein Kletterer aus dem heimischen Lager, konnte mit nur
23 Sekunden Rückstand mithalten. Veranstalter Sepp Lederer: „Beim Publikum kam diese
sportliche Veranstaltung sehr gut an. Wir wollen nun versuchen, Großveranstaltungen wie
etwa die Österreichischen Meisterschaften oder gar eine Weltcup-Veranstaltung im Eisklettern
an Land zu ziehen.“ Das Erklettern von künstlichen Türmen – in Kötschach-Mauthen wurde
über Wochen hinweg ein ehemaliger Strommast mit Wasser besprüht – ist beispielsweise in
Tirol ein besonders attraktiver Sport. Der 25 Meter hohe Eisturm im oberen Gailtal ist bisher
noch der einzige dieser Art in Kärnten.
Bernd Eder aus Stranig „bändigt“ den Eisturm.
Jahreshauptversammlung 2000 der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen: der Vorstandstisch mit (von links) Funkreferent Leo
Jost, Sanitätswart Gernold Flaschberger, Ortsstellenleiter Roland Pranter, Ausbildungsleiter Heribert Patterer und Kassier
Georg Drumbl.
301
Fleonslauf 2000 – Abschied von Duilio Samassa
Fleonslauf 2000: Das Trio der Kötschach-Mauthner Bergrettung mit (von links) Roland Pranter, Georg Drumbl und Georg Zankl,
daneben Anna und Duilio Samassa, der im März 2000 dann im Alter von 76 Jahren stirbt, sowie Helfer der Veranstaltung.
Der XXX. Internationale Valentingletscherlauf
Erinnerung an Duilio Samassa und die verstorbenen Bergretter
Ein großes und großartiges
Jubiläum: Am 30. April 2000
findet der XXX. Internationale Valentingletscherlauf
statt. Trotz des nicht allzu
schönen Wetters sind bei
diesem Jubiläum 480 Teilnehmer am Start; mit internationalen Beteiligung aus Friaul, Südtirol, Slowenien und den
benachbarten Bundesländern.
Die am weitesten angereiste Gruppe sind zehn Mann der
Bergrettung Bregenz aus Vorarlberg. Der jüngste Teilnehmer
ist acht, der älteste 88 Jahre. Die wichtigste Meldung des
Tages, als die Schlussmannschaft das Ziel passiert: „Rennen
beendet, keine Unfälle.”
che Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und die Gründungsmitglieder dieser Veranstaltung, Ehrenobmann Sepp Lederer,
Fritz Gressel und Univ.-Doz. Primar Dr. Reinhard Lenzhofer,
die vor 30 Jahren diese Veranstaltung aus der Taufe gehoben
haben. Pranter bedankte sich noch einmal bei den so zahlreichen Teilnehmern und den Sponsoren, ohne die es gar nicht
möglich wäre, solche Veranstaltung zu organisieren. Ein ganz
besonderer Dank gilt dem Besitzer der Valentinalm und seiner
Familie, Herwig Pongratz sen., dem Pächter der Unteren
Valentinalm, Walter Müllmann, der die ganze Infrastruktur
für dieses Rennen kostenlos zur Verfügung gestellt hat, und
der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen als Hauptsponsor der
Veranstaltung. Mit den Klängen des Wolayersee Echos endet
das gelungene Jubiläum.
Um 14.00 Uhr findet eine
Gedenkfeier für die verstorbenen Bergsteiger statt. Die
Feier steht diesmal ganz im
Zeichen eines erst kürzlich
verstorbenen italienischen
Freundes: Duilio Samassa. Er
war es, der den Bergrettungsdienst im friulenischen Raum
aufgebaut hat und bei grenzüberschreitenden Einsätzen
immer der Verbindungsmann
zwischen Österreich und Italien war.
Übergabe der gesponserten
T-Shirts durch Firmenchef
Hubert Putz.
Um 15.00 Uhr begrüßt Ortsstellenleiter Roland Pranter
bei der Siegerehrung zahlrei-
Siegerehrung des XXX. Int. Valentingletscherlaufs: Gründungsmitglied Fritz Gressel (links), Ehrenobmann Sepp Lederer und Ortstellenleiter Roland Pranter.
302
„Ana muaß da Maschta sein, wea wohl i!“
Das Polinik-Gipfelkreuz wird am 2. Juli 2000 repariert
25 Jahre ist es her, dass die Verankerungen des Polinik-Gipfelkreuzes neu eingebohrt und die Spannglieder neu angebracht
werden mussten. Blitzschläge, Schneedruck und Sturmböen
hatten im Winter und in den letzten Monaten dem Wahrzeichen auf dem Hausberg von Mauthen so arg zugesetzt, dass
es umzustürzen drohte. Drei der vier Spannanker waren
defekt, das Kreuz lehnte mit seiner Spitze fast zwei Meter
nach Südwesten. Etliche Anrufe gingen ein, und sogar mittels
Fax wurde auf das Problem aufmerksam gemacht. Ein persönlicher Augenschein durch den Schmiedemeister brachte
schließlich die dringende Aktion ins Rollen.
In Durchners Werkstätte wurden wie vor 50 Jahren Spannglieder geschmiedet und das nötige Werkzeug und Geräte
bereitgestellt. Am 2. Juli 2000 war es dann soweit, dass sich
Poldi Durchner, Helmut Lackner, Gerhard Ranner, Peter
Maier und Sepp Lederer für den Arbeitseinsatz trafen. Mit
dem Auto fuhr die Gruppe zur Polinik-Alm und marschierte
von dort über den Würmlacher Polinik zum Törl, um von dort
zum Gipfel zu gelangen.
Nach eingehenden Beratungen und wichtigen Zwischenbemerkungen wie „Ana muaß da Maschta sein, wea wohl i!“
wurde das eiserne Ungetüm schließlich mittels Flaschenzug
in die Senkrechte gebracht und neu verankert. Nach einem
gesungenen „Vater unser“ und einer andächtigen Gedenkminute für die „alten Schöpfer des Kreuzes“, wurde der
schweißtreibende Abstieg zum Plöckenhaus angetreten und
die wohlverdiente Labung, von der manche noch heute reden,
zu sich genommen.
Sommereinsatzübung 2000 im Eiskar
Damit es zu perfekte Einsatzabläufe kommt, werden
immer wieder realitätsbezogene Übungen organisiert.
Die
Sommereinsatzübung
2000 erstreckt sich über zwei
Tage und findet im Kellerwandmassiv im Bereich des
Eiskars statt. Gerade in
diesem Gebiet gibt es immer
wieder sehr schwierige Einsätze.
Auch unsere 121-jährige Seilschaft Richard Petutschnig (links)
und Albert Lora war bei der Sommereinsatzübung dabei.
Damit man bei Einsätzen nicht
auf Überraschungen stößt,
muss man sich auch in seiner
Freizeit mit der „Materie Berg“
befassen. Ausbildungsleiter
Heribert Patterer in der 3. Seillänge des Cellonpfeilers (VI).
Eine der Übungsannahmen:
Ein Wanderer verirrt sich in
unwegsamem Gelände. Er ist
schlecht ausgerüstet und ruft
um Hilfe. Die alarmierte Rettungsmannschaft führt die
Bergung mit dem „PECL-Bergetuch“ durch.
Die Einsatzmannschaft um Ausbildungsleiter Heribert Patterer und Ortsstellenleiter Roland
Pranter (Mitte, roter und grüner Anorak).
303
50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz
An diesem 10. September 2000 passt einfach alles zusammen
Von Sepp Lederer
Am 10. September 2000, auf den Tag genau 50 Jahre nach der
Einweihungsfeier des Heldengedenkkreuzes auf dem Polinik,
feierten rund 400 Besucher, die teils mit dem Hubschrauber
auf den Gipfel geflogen wurden, in würdigem Rahmen das
Jubiläum, zu dem Sepp Lederer in Heft 43 der OeAV-Sektions-Nachrichten „Im Blickpunkt” (2. Ausgabe 2000) einlud:
50 Jahre Polinik Gipfelkreuz – Feier am 10. September 2000:
Auf den Tag genau 50 Jahre
nach Einweihung des Kreuzes feiern wir heuer die sonst
nur alle fünf Jahre stattfindende Gipfelmesse auf dem
Polinik. Die seinerzeitigen
Erbauer haben im Jahr 1975
die Pflege und Obsorge für
das Kreuz bei der 25-JahrFeier dem Österreichischen
Bergrettungsdienst unter dem
damaligen Obmann Sepp
Lederer übergeben. Diese
ehrende Aufgabe ist sicher
mehr als eine notwendige
Pflicht und wird auch unter
Pater Norman las die Gipfel- der neuen ÖBRD-Obmannschaft von Roland Pranter
messe.
fortgesetzt werden. Alle Bergfreunde sind dazu herzlichst
eingeladen. Die musikalische Umrahmung erfolgt durch die
Trachtenkapelle Mauthen. Die Feierlichkeit beginnt um 10.00
Uhr mit einer Gipfelmesse.
__________
Das Jubiläum selbst wurde bei prachtvollem Wetter begangen. Teilnehmer an der Feier waren unter anderem die Miterbauer des Kreuzes, Alois Ranner als einer der Initiatoren,
Franz Engl, der die Veranstalter dazu überreden konnte, dass
Ältere Menschen, die dem 50-jährigen Kreuz-Jubiläum auf
dem Polinik beiwohnen wollten, konnten auch mit dem Hubschrauber befördert werden.
304
Senioren bei Bedarf mit dem Hubschrauber auf den Gipfel
geflogen wurden, der extra nach 42 Jahren (!) aus Australien
angereiste Miterbauer des Kreuzes und gebürtige Mauthner
Adolf Lamprecht, Ökonomierat Fritz Gressel und sein Sohn
Carl, Bürgermeister Walter Hartlieb und Pater Normann von
den „Söhnen Mariens” aus Kötschach, der gebürtige Kanadier, der mit den „Ministranten” Gerhard Ranner und Peter
Maier die Gipfelmesse zelebrierte. Sepp Lederer freute sich
besonders darüber, dass die Idee mit dem „Senioren-Hubschrauber”, der vom Plöckenhaus aus startete, umgesetzt
werden konnte: „Über 80 Personen ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Vor allem für ältere Semester war diese
Aktion gedacht. Einige kamen so erstmals in ihrem Leben auf
den Polinik.”
__________
Lederer schreibt „Im Blickpunkt” Nr. 44 dann unter dem Titel
„Nach 50 Jahren: Erhebende Feier auf dem Polinik”:
Als ich in der letzten Ausgabe unserer Sektionszeitung den Originaltext über die Einweihungsfeier von anno dazumal wiedergegeben, auf das Jubiläum hingewiesen und die Einladung zur
Teilnahme an der 50-Jahr-Feier ausgesprochen habe, ahnte ich
nicht, welch gewaltiges Echo dies hervorrufen würde.
Wie immer bei solchen Veranstaltungen war einiges an Vorarbeit zu erledigen und galt die größte Aufmerksamkeit der
Wettervorhersage. Um kurz und bündig zu bleiben: An diesem
Tag passte einfach alles zusammen: Traumwetter! Die Schranken für den Nachbarschaftsweg auf die Polinik-Alm und den
Gressel-Weg auf die Spielbodenalm waren für diesen Tag
geöffnet – Danke!
Karawanen zogen sowohl von Norden über den Normalweg
und den Nordgrat als auch von Süden zum Gipfel. Vorsichtigen Schätzungen und Zählungen zufolge waren es an die 400
Personen. Nach einer Einführungsmoderation von Ing. Carl
Gressel, die seinerzeitige Errichtung und Anekdoten betreffend, hielt ÖR Fritz Gressel sen. eine ergreifende Festrede, in
der er auf Ideale wie Heimatverbundenheit, Kameradschaft
und Liebe zur Natur einging. Nach der Begrüßung durch Bergrettungsobmann Roland Pranter zelebrierte Pater Normann
aus Kötschach die feierliche Bergmesse, welche von der in
Tracht erschienenen Trachtenkapelle Mauthen unter Kapellmeister Christian Kurzweil musikalisch umrahmt wurde. So
manches feuchte Auge sah man da unter den Alten, die schon
vor 50 Jahren dabei waren, unter ihnen die Erbauer Alois
Ranner, Franz Engl, Adolf Lamprecht und ÖR Fritz Gressel.
Mit dabei auch Alois Zoppoth, der, wie er erzählte, damals als
Jüngster gleich zwei Mal hinunter zum Plöckenhaus laufen
musste, um vergessene Teile und Schrauben zu holen.
Mit einem Konzert auf der Spielbodenalm und beim Plöckenhaus spielten sich die Mauthner Musikanten wieder einmal in
die Herzen der Bergfreunde, unter ihnen auch Bürgermeister
Walter Hartlieb und aus Norddeutschland angereiste Mitglieder unserer Sektion.
__________
Über das Jubiläum „50 Jahre Gipfelkreuz am Mauthner Polinik” berichteten die Kötschach-Mauthner Nachrichten im
Oktober 2000:
Wie Jubiläumsfeste zu feiern sind, weiß der Bergrettungs-
Ökonomierat Fritz Gressel, sein Sohn Ing. Carl Gressel und
Marino Maier (von links), dessen Sohn Erwin wenige Wochen
zuvor in der Eiger Nordwand tödlich verunglückt war und dem
während der Jubiläumsmesse gedacht wurde, auf dem Polinik.
dienst Kötschach-Mauthen ganz genau. Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und viele Bergfreunde, das alles stand am
Sonntag, dem 10. September 2000 im Mittelpunkt der großen
Jubiläumsfeier „50 Jahre Gipfelkreuz am Mauthner Polinik”.
Eingeleitet wurde dieses Jubiläum am Vorabend mit einem
großen Feuerwerk vom Gipfel des Polinik. Eindrucksvolle
Effekte ließen den Gipfel in all seiner Pracht erglühen, unterstützt von einer herrlichen Vollmondnacht.
Der Sonntagmorgen versprach ein Bilderbuchwetter. Von
allen Seiten strömten bergbegeisterte Wanderer in Richtung
Gipfel, um dem Jubilar ihre Aufwartung zu machen. Damit
auch die nicht mehr so geländegängigen Bergfreunde an
diesem einzigartigen Ereignis teilnehmen konnten, hatte der
Ehrenobmann des Bergrettungsdienstes, Sepp Lederer, die
zündende Idee: Mit seinem Organisationstalent brachte er es
fertig, dass gerade diese Bergfreunde mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen wurden. Natürlich ließen sich
auch einige andere diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen, einmal auf den „Mauthner Hausberg” zu fliegen. Böse
Zungen behaupteten zwar: „Kann man nicht mehr selbst auf
einen Berg gehen, hat man dort oben nichts mehr verloren.”
Wenn man aber in manch strahlendes Gesicht schaute, das
noch einmal ehrfürchtig auf das Gipfelkreuz blickte, wusste
man sofort, dass diese Aktion ihre Berechtigung hatte.
Rund 400 Bergwanderer versammelten sich am Gipfelgrat,
als Ortsstellenleiter Roland Pranter die Zeremonie eröffnete.
305
Er begrüßte alle Bergfreunde sowie zahlreiche Ehrengäste, die
der Einladung gefolgt waren: Bürgermeister Walter Hartlieb,
Vizebürgermeister Josef Nussbaumer, GendarmeriepostenKommandant Alois Ortner, die Erbauer und Initiatoren des
Kreuzes, Alois Ranner, Fritz Gressel sen., Adolf Lamprecht,
der extra aus Australien kam, die Trachtenkapelle Mauthen
unter Kapellmeister Christian Kurzweil, Hausherr Ing. Carl
Gressel und natürlich Pater Norman, der im Anschluss an den
Festakt die Heilige Messe zelebrierte.
Ing. Carl Gressel hatte die ehrenvolle Aufgabe, über die
50-jährige Geschichte des Kreuzes zu berichten. Anschließend lauschten viele der ergreifenden Festansprache von Fritz
Gressel sen. Nach der Gipfelmesse, die durch die Trachtenkapelle Mauthen umrahmt wurde, ging es auf die Spielbodenalm, wo sich die „Mauthner Musi” ein Stelldichein gab und
einige Stücke aufspielte. Im Plöckenhaus ließ man danach
diese eindrucksvolle Feier mit einem kräftigen Getränk ausklingen.
Nach 42 Jahren war der Miterbauer des Kreuzes, der gebürtige
Mauthner Adolf Lamprecht, aus Australien angereist.
Charly ahnte den neuen Rekord
1. Kärntner und Osttiroler Meisterschaft im Eisklettern
2001
In diesem Jahr wird mit
der Errichtung einer
Homepage unserer Ortsstelle (www.bergrettungkoetschach.com) den
Anforderungen der Zeit
Rechnung getragen und
ein wichtiger Schritt in der
Öffentlichkeitsarbeit unseres Vereins gemacht. Seit
diesem Zeitpunkt kann
sich jeder Interessierte im
Internet über die Aktivitäten unseres Vereins informieren.
__________
In der OeAV-Eisarena in Mauthen die 1. Kärntner- und Osttiroler Meisterschaften im Eisklettern statt. Zwei Favoriten bleiben auf der Strecke. Nach wochenlangem Bangen um die
notwendige Kälte konnte endlich wenige Tage vor dem Wettkampf am 6. Januar 2001 der 28
Meter hohe Turm für Trainingszwecke freigegeben werden. Als Veranstalter hatten wir keine
Mühen gescheut, hervorragende Bedingungen zu schaffen, so wurde etwa von Karl-Heinz
Kurzweil eine völlig neue Beleuchtungsanlage mit drei Scheinwerfern installiert, und Willi
Zebedin hatte alle Hände voll zu tun, die Sprenkleranlage nach dem Umbau des Turmes zu
reinigen und neu zu justieren. Trotz vorausgesagtem Schlechtwetter mit äußerst ungünstigen
Bedingungen während des abendlichen Finales wird diese Veranstaltung zu einem spannenden und interessanten Wettkampf.
Insgesamt 34 Teilnehmer nehmen den Kampf gegen den Eisturm auf, nicht alle erreichen die
Spitze, acht stürzen bereits in der Qualifikation ins Seil.
Nicht immer hat der
Wettergott mit uns
Verständnis: Der XXXI.
Internationale Valentingletscherlauf muss
wegen akuter Lawinengefahr vom 29. April auf
den 20. Mai verschoben werden. Trotz der
Verschiebung und des
späten Termins sind 370
Teilnehmer bei schönem
Wetter mit dabei.
306
Die besten zehn qualifizierten sich schließlich für das Finale, bei dem es gilt, die schnellste Zeit
für die Durchsteigung zu erreichen. Gewertet wird die Zeit vom Einstieg bis zum Anschlag
der auf der Spitze montierten Glocke, elektronisch genommen vom Obmann des OSK, Harald
Unterluggauer.
Vorjahressieger Charly Lamprecht, unser Alpinwart und Leiter der Bergsteigerschule
„Alpinsport Südalpen“, prophezeite in Anbetracht des starken Starterfeldes und relativ weichen Eises einen neuen, bislang von ihm gehaltenen Rekord unter 1:41,63 Minuten, womit
er Recht hatte. Ihn als unser heißestes Eisen und Lokalmatador verließen im obersten Drittel
kurz die Kräfte, und so konnte sich Otmar Baier aus Malta vor mehr als 300 während des
Wettkampfes erschienenen Zusehern an die Spitze setzen.
Der Sieger der Vorausscheidung, der Kärntner Markus Pucher stürzte ebenso wie die beiden
Mitfavoriten Heribert Patterer und Josef Penker ins Seil. Bemerkenswert war auch die Leistung von Claudia Pacher, der einzigen Dame im Starterfeld, die den Turm souverän innerhalb
des Limits bezwang und einige Herren hinter sich ließ.
Nochmals soll hier unseren großzügigen Förderern dieser Veranstaltung gedankt werden. Es
sind dies: Intersport shop for winners (Lienz), Sport Putz (Kötschach), Fa. Grivel, Firma
Gösser Bier, Sägewerk Lederer (Mauthen) und Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen. Nach dem allgemeinen Lob für diese
Veranstaltung ist man für die Zukunft zuversichtlich und will versuchen, neben der Wiederholung dieser Meisterschaft einen
größeren Eiskletterwettkampf an Land zu ziehen. Die Auflagen hierfür müssten mit gemeinsamen Anstrengungen aller im
Verein Verantwortlichen zu er füllen sein.
Endstand: 1. Otmar Baier (1:41,26 Minuten); 2. Charly Lamprecht (2:06,05); 3. Rudi Purat (2:14,91); 4. Josef Wibmer
(2:23,92); 5. Andreas Bstieler (2:31,61); 6. Peter Gasser (3:02,57); 7. Alois Krenn (3:17,11).
Der 1. Alpe Adria Duathlon
Der inzwischen 28 Meter hohe Eisturm im OeAV-Freizeitpark Mauthen, ein echter „Marterpfahl“, und die Missoria Alm
oberhalb von Würmlach werden am Sonntag, den 21. Januar
2001 zum Test-Areal für die Spezies Mensch, die weit entfernt davon ist, als „Weichei“ tituliert zu werden. Teilnahmeberechtigt sind alle Eis-Kletterfreaks und Schitourenläufer ab 16
Jahren, wobei es keine Alterseinteilung gibt. Immerhin gibt es
bei einem Nenngeld von 100 Schilling 3000, 2000 und 1000
Schilling zu gewinnen. Sachpreise kommen in Form von wertvollen Ausrüstungsgegenständen hinzu.
Jeder Teilnehmer muss zwei Eisbeile, Steigeisen, Kletterhelm,
Hüftgurt, Handschuhe und Tourenschi mit Steigfellen mitbringen. Weil: ohne das alles geht es ja nicht. Und so sind die
Regeln für den 1. Alpe Adria Duathlon: Am Marterpfahl-Eisturm
gibt es einen Versuch auf die schnellste Zeit. Wer ins Seil stürzt,
hat nicht nur Pech gehabt, sondern kriegt auch noch 15 Strafsekunden aufgebrummt. Die Zeit aus dem Eisklettern wird dann in
das Verfolgungsrennen mit Tourenschi übernommen, was soviel
heißt, dass der schnellste Eiskletterer als Erster startet, gefolgt
vom zweitschnellsten Eiskletterer und so weiter.
Eisklettern: Die vorgegebene Route muss bewältigt und an der
Spitze des Eisturms die Glocke geläutet werden.
Schitour: Aufstieg: Eisturm – Sausteg – Missoria Alm.
Abfahrt: Missoria Alm – Märchenwiese – Plattach – Würmlach
(390 Höhenmeter, 8 Kilometer).
Ebene Spur: Wiener Weg – Eisturm.
Ergebnisse, Männer: 1. Martin Scheffauer (HSV Spittal)
53:51,77 Minuten; 2. Stefan Ranner (Fly Bike); 3. Günther
Schmid (ÖBRD Kötschach-Mauthen).
307
Die Geschichte war sein Metier
Am 3. März 2001 schließt ÖR Fritz Gressel-Plöckner für immer die Augen
Von Sepp Lederer
Mit 75 Jahren alleine in Kanada zur Jagd auf die Schneeziege, zwei Jahre später wieder alleine
zur Jagd in Kanada, im 80. Lebensjahr die Kitzbüheler Streif mit Schiern bewältigt, fünf Tage
nach seinem 80. Geburtstag mit seinen Söhnen DI Fritz und Ing. Carl auf dem Gipfel des
Großglockner, am 10. September 2000 zur 50-Jahrfeier für das Gipfelkreuz zu Fuß auf den
Polinik, wo er die Festrede hielt. Beispiele der unerschöpflichen Energie eines Mannes, die er
noch im hohen Lebensalter hatte. Ausdruck für seinen Optimismus im Leben. Beweis, dass er
noch mit den Jungen mithalten konnte. Er wurde von uns allen auch liebevoll und ehrfürchtig
„die Gämse“ genannt. In seinem Optimismus strahlte er Unsterblichkeit aus, und trotzdem
wurde er nach kurzer, schwerer Krankheit jäh aus der Mitte des Lebens gerissen. Er war nur
Gast auf Erden.
Als jüngster Sohn von Marianne und Oberst Carl Gressel am 16. Juli 1919 geboren, ist er
mit seinen beiden großen Brüdern Gustav und Carl zwischen Mauthen und Klagenfurt aufgewachsen. Nach der Matura am Gymnasium in Klagenfurt rückte er zum Militär ein und erlebte
die ersten Kriegswirren als
Unteroffizier im Polenfeldzug. Als Fahnenjunker war
er in Füssen und wurde dann
als Leutnant der Deutschen
Wehrmacht nach Norwegen versetzt, wo er mit dem
Kommando des Spitzenzuges
des Unternehmens „Büffel“
Narvik rechtzeitig über den
Landweg erreichen konnte.
Die Meldung an General
Dietl, mit seinen Soldaten
diese militärische Operation
erfolgreich abgeschlossen zu
haben, wurde in den militärischen Geschichtsbüchern
niedergeschrieben. Für seine
Soldaten war er während
des gesamten 2. Weltkrieges
nicht nur Kommandant, sondern in erster Linie Kamerad
und Mensch. Sie haben es
ihm bis zu seinem plötzlichen
Tod mit Ehre und Anerkennung gedankt. Mit den verschiedensten militärischen
Aufgaben bis zum Ende des
Weltkrieges betraut, geriet er
1945 als Major im Generalstab in russische Gefangenschaft, aus der er aber bald
entlassen wurde.
Nach seiner Rückkehr nach
Mauthen, konfrontiert mit
dem Tod seines Bruders
Carl, der in Tunis gefallen
308
war, musste er den Familienbesitz übernehmen. Mit dem ihm
angeborenen Optimismus nahm Fritz Gressel diese Herausforderung an, besuchte die landwirtschaftliche Fachschule
in Lienz und begann, diesen Besitz wieder aufzubauen, der
unter den Wirren des 1. Weltkrieges und der Zwischenkriegszeit sehr stark gelitten hatte.
Am 1. Oktober 1949 heiratete er Aurelia, geb. Philippitsch.
Gemeinsam gingen sie ans Werk und machten das Plöckenhaus zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Betriebes.
Im Jahre 1984 ging Ökonomierat Gressel in den wohlverdienten Ruhestand, setzte aber seine ganze Kraft und sein ganzes
Wissen weiter in den Dienst seiner Familie.
Mit der ihm eigenen Bescheidenheit, sich nie persönlich hervorzuheben, hat er stets versucht, jedem zu helfen, der ihn
darum bat. Er hat nie darüber nachgedacht, warum es nicht
gehen könnte, sondern er hat immer gesagt: „Ich werde dir
helfen, irgendwie wird es schon gehen!“ In unzähligen ehrenamtlichen Funktionen tätig, war er immer bereit, zum Wohle
der Gemeinschaft seinen Beitrag zu leisten. So war Fritz
Gressel nach dem Krieg bei der Gründung der alpinen Vereine Alpenverein und Bergrettung dabei und hatte kurze Zeit
auch die Funktion des ÖAV-Obmannes, ebenso die des Sportklubs inne. Auch übte er politische Funktionen aus, solange
Ehrenwort und Handschlag für ihn einen Wert hatten.
Tief verbunden war er mit dem bäuerlichen Berufsstand, dem
er sich zugehörig fühlte, sein Tun und Handeln war immer im
Einklang mit der Natur. In seiner von ihm besonders geliebten Plöcken hat er seine Vorstellungen realisiert. Die Plöcken
war sein Rückzugsgebiet, in ihr hat er die Kraft und Energie geschöpft für neue Aufgaben. Lange bevor Ökologische
Wirtschaft zu einem modernen Schlagwort wurde, war für ihn
in einem toten Baum mehr Leben als in einem gesunden. Wer
ihm zum ersten Mal gegenüber trat, sich mit ihm unterhielt,
entdeckte in ihm einen Menschen, der durch seine äußere
Haltung und sein Erscheinungsbild einer vorhergegangene
Generation angehörte, sein Tun und Handeln jedoch gegenwärtig war und seine Gedanken in der Zukunft waren.
1999 steht Fritz Gressel mit 80 Jahren auf dem Gipfel des
Großglockner. Die Tour, die er sich so sehr gewünscht hat,
schenken ihm seine Söhne Carl (links) und Fritz (rechts) zum
Geburtstag. Die zahlreichen Alpinisten, die an diesem Tag
ebenfalls auf den höchsten Berg Österreichs gelangen, staunten nicht schlecht, als sie den rüstigen Bergsteiger antrafen.
Gratulation zum Gipfelsieg von Bergführer Lois Ortner an
einen außergewöhnlichen Menschen für eine außergewöhnliche Leistung.
Lange bevor diese Worte aus dem Munde eines österreichischen Bundeskanzlers kamen, hat er schon gesagt: „Lernt
Geschichte.“
Und die Geschichte war sein Metier, er behielt sein Wissen
nicht für sich, bis zum Schluss gab er sein Wissen jedem
weiter, der sich dafür interessierte. Vom Schulkind bis zum
Senior, vom Zivilisten bis zum Militaristen, vom einfachen
Menschen bis zum Akademiker; für sie alle waren seine
geschichtlichen Führungen durch die Vergangenheit ein
beeindruckendes Erlebnis. Er war aber auch ein Mensch des
Humors, feinfühligen Witz und Ironie liebte er, derbe Worte
fanden bei ihm kein Gehör. Viele Male griff er zu seiner
Gitarre und gab das Lied der „Finnischen Sauna“ als Solist,
oder im Duett mit seinem Bruder Gustav das Lied „Weib
hamgehn . . .“ zum Besten.
Er war der Mittelpunkt seiner Familie, er hatte immer für
seine fünf Kinder Zeit, und er hat ihnen viel gegeben. Er war
streng in seiner Erziehung, er war tolerant und liberal für die
Entwicklung derselben, gemeinsam mit seiner Frau Aurelia
hat er ihnen das Rüstzeug für das Leben gegeben. „Der Kopf
einer Familie ist immer der Mann, der Hals aber, der den Kopf
„Hüttenzauber“ in der Erzherzog Johann Hütte auf der Adlersruhe nach der Großglockner-Besteigung: Fritz Gressel sen.,
umrahmt von Reinhard Ranner (von links) seinen Söhnen
Carl und Fritz sowie Lois Ortner.
trägt, ist die Frau“, war eine seiner Philosophien.
„Mit ihm fällt ein starker Baum“, waren die bedrückten Worte
von Lois Gasser, einem seiner besten Freunde, als er vom
Tod von Fritz Gressel erfuhr. Sein Tod reißt eine große Lücke
sowohl in seine Familie, aber auch in die Gemeinschaft. Für
309
Aus Lois Ortners Bergführer Buch: Großglockner-Besteigung mit Fritz Gressel sen. zu dessen 80. Geburtstag am 21. Juli 1999.
Gressel schrieb diesen Bericht in Ortners Bergführerbuch.
seinen Nachfolger wird es schwer werden, in seine Fußstapfen zu treten, denn die Schritte, welche er gesetzt hat, sind
fast zu groß.
Als ihn zwei Tage vor seinem Tod Pfarrer Blüml aus Grafendorf an seinem Krankenbett besuchte, sprachen beide über
die Familie, und Fritz Gressel sagte: „Das größte Kapital, das
ich habe, ist die Familie, und diese habe ich jetzt in dieser
schweren Zeit um mich.“
Unser tiefes Mitgefühl gehört der Familie Gressel-Plöckner.
Wir alle verbeugen uns voll Ehrfurcht vor diesem großen
Mann Mauthens, der unsere Vereinsgeschichte mitgeschrieben hat, mit dem Versprechen, ihm ein stets ehrendes Andenken zu bewahren.
Sieg der Kötschach-Mauthner Bergretter
beim Kofler Memorial in Slowenien
Wegen der schweren Schneefälle Mitte April 2001 musste das
traditionelle Schirennen am Fuße des Triglav auf den 13. Mai verschoben werden, und so traf sich unsere Mannschaft am frühen
Morgen des Renntages zur gemeinsamen Fahrt ins Vrata Tal bei
Mojstrana.
Groß war die Überraschung, als man uns wegen der strikten
Einhaltung des Nationalpark-Gesetzes weit vor dem Aljaz Dom
auf einen Parkplatz einweisen wollte. Wer aber die Truppe aus
dem Oberen Gailtal kennt, wird wissen, dass sie immer wieder
Wege findet, dorthin zu gelangen, wo sie eben hin will. Nach
dem ortsüblichen Begrüßungshallo mit dem allseits bekannten
slowenischen Nationalgetränk stiegen die Läufer bei prachtvollem Wetter zum Luknja Pass auf, um in Deierteams die Abfahrt
in Angriff zu nehmen.
Die ewig gleichen Gesichter der Bergretter aus Klagenfurt, Villach,
Kötschach, Forni Avoltri und den Ortsstellen des Gastgeberlandes
Slowenien lassen gute Stimmung aufkommen, der friulanische
Wein, Salami mit Formaggio sowie der slowenische Eintopf und
heimisches Bier tragen den Rest bei.
Bei der mit Spannung erwarteten Siegerehrung folgt das
berühmte Tüpfelchen auf dem i, weil die Bergrettungstruppe aus
Kötschach-Mauthen zur Siegermannschaft gekürt wird.
(sel)
1997: Fritz Gressel wird von Sepp Lederer geehrt.
310
Ein Fest der Freundschaft
Der 21. Fleons-Lauf am 1. Mai 2001
„In Memoriam Duilio Samassa“ war das Motto des 21.
Fleons-Laufs am 1. Mai 2001, zu dem sich wieder mehr als
100 Teilnehmer aus Kärnten, Slowenien, Belluno und Friaul
in alter Freundschaft und Kameradschaft trafen.
Wie immer wurde auf Mittelzeit in Dreiergruppen vom Öfner
Joch zur Unteren Fleons Alm abgefahren und anschließend im
Hotel Samassa bei Speis und Trank unter den vielen Freunden die alte Bergkameradschaft ausgiebig gefeiert. Die Gastfreundschaft unserer Partner aus Forni Avoltri lässt sich kaum
in Worte fassen und kann auch kaum erwidert werden. Bei der
Siegerehrung gab es von höchster Stelle des „corpo nationale
soccoroso alpino“, des friulanischen Bergrettungsdienstes,
Das ÖBRD-Team Kötschach-Mauthen nach dem 21. Fleonsfür die Witwe des im Vorjahr verstorbenen, hochverdienten, Lauf mit (von rechts) Georg Zankl, Anna Samassa, Roland
langjährigen Obmannes Duilio Samassa ein Ehrengeschenk Pranter, Andreas Spivey und CAI-Obmann G. Scalett.
und somit posthum eine kleine Widergutmachung für die
unrühmliche Absetzung dieses Mannes. Sieger gab es viele, die wohl größte Trophäe erhielt die Mannschaft rund um Sepp
Peturnig vom Gendarmerieposten Kirchbach. (sel)
Der „verspätete“ XXXI. Int. Valentingletscherlauf
„Paularo I“ und die „Mallnitzer Schneehasen“ sind nicht zu stoppen
Mit dem alljährlichen Internationalen Valentingletscherlauf
endet die Skisaison in Kötschach-Mauthen. Der geplante
Termin 29. April wird 2001 eine Woche vor Veranstaltungsbeginn durch ein massives Adriatief zunichte gemacht. Bis
zu drei Meter Neuschneezuwachs in den Bergen machte
eine Durchführung der Veranstaltung unmöglich. Alle Arbeiten die bis zu diesen Termin gemacht waren, sind regelrecht
im Schnee erstickt. Plakate, die die Veranstaltung ankündigten, 700 persönliche Einladungen, die mit der Post verschickt
wurden, und unzählige E-Mails per Internet waren auf einmal
umsonst, weil das Risiko eines Lawinenabganges während
der Veranstaltung zu groß war.
Kulisse vorbereitet: Frühsommer im Tal, Frühlingserwachen
auf der Alm und tief winterliche Verhältnisse mit noch gigantischen Schneemassen am Fuße der Kellerwand, der Hohen
Warte und am Rauchkofel.
Gestartet wurde traditionsgemäß in Dreier-Teams, und nicht
die schnellste Zeit war gefragt, sondern jene Zeit, die dem rechnerischen Mittel am nächsten kam. Das bedeutete Taktieren
und Beobachten. Nach etwa drei Stunden war dann das letzte
Team im Zielraum bei der Oberen Valentin-Alm eingetroffen.
Wir entschieden uns kurzfristig die sichere und teurere
Variante zu wählen und das
Rennen auf den Sonntag
den 20. Mai zu verschieben.
Bei Wetterverhältnissen wie
im Bilderbuch konnten wir
dann an diesem Sonntag den
XXXI. Internationalen Valentingletscherlauf durchführen.
Um 14.00 Uhr wurde im gemütlichen Areal vor der Unteren
Valentinalm bei köstlichen Speisen und kühlen Getränken
von Ortsstellenleiter Roland Pranter, Kötschachs Vizebürgermeister Josef Nussbaumer und dem Präsidenten des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Reinhold Dörflinger, die
Siegerehrung vorgenommen. Gewonnen hat in der Bergrettungsklasse das Team „Paularo 1“ aus Italien (15:00.8 Minuten/Lorenzo De Reani, Ruben Blanzan, Luigino Poiazzi)
und in der Gästeklasse das Team „Mallnitzer Schneehasen“
(16:41.8 Minuten/Irmgard Thaler, Traudi Huber, Daniela
Huber).
450 Starter haben die 1000
Höhenmeter Anstieg von der
Unteren Valentinalm bis zum
Valentintörl gerne und motiviert angetreten, und Petrus
hatte für alle Schisportler
eine
abwechslungsreiche
Roland Pranter bedankte sich auch bei den so zahlreiche Sponsoren, ohne die es nicht mehr möglich wäre, eine solche Veranstaltung durchzuführen. Besonderer Dank galt dem Besitzer
der Valentinalm, Familie Herwig Pongratz sen. und seinem
Pächter Walter Müllmann, für die kostenlose Benutzung ihrer
Infrastruktur. Für einen Nachmittag voller Stimmung sorgte
das Wolayersee-Echo.
Kassier Georg Drumbl hatte
schon vor dem Rennen die
doppelten Ausgaben.
311
1. Alpe Adria Triathlon
Klettern – Mountainbike – Laufen
Die Bergrettung Kötschach-Mauthen und die Sektion Obergailtal-Lesachtal laden für Sonntag, den 8. Juli 2001 zum 1.
Alpe Adria Triathlon für Klettern, Biken und Laufen ein.
Klettern: auf dem 28 Meter hohen Kletterturm im OeAV-Freizeitpark in Mauthen.
Mountainbike: 2 Runden über die Missoria Alm nach Würmlach und retour.
Laufen: 1 Runde über die Missoria Alm nach Würmlach und
retour.
Teilnahmeberechtigt sind alle Sportkletterfreaks und Kletterer, die auch Mountainbiker und Läufer sind. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre (männlich und weiblich), wobei
keine Alterseinteilung für den Wettbewerb vorgesehen ist.
Bei einem Nenngeld von 200 Schilling werden 3000, 2000
und 1000 Schilling in der Männerklasse für die Plätze 1 bis
3 ausgeschüttet, während der Sieg bei den Frauen mit 1000
Schilling honoriert wird.
Alle drei Disziplinen sind als Verfolgungsrennen konzipiert.
Der schnellste Kletterer startet als Erster mit dem MTB, gefolgt im entsprechenden Zeitabstand vom Zweitplatzierten
und so weiter. Gleiches gilt für das abschließende Laufen.
Mit Seil und Winde . . .
. . . Leben retten geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen
Ein Sommer ohne Sommereinsatzübung wäre wie ein Bergretter ohne Berg, ein Einsatzrucksack ohne Einsatz, eine Seilwinde ohne Seil – unvorstellbar! Und so ist es nur eine Frage
der Zeit, bis die Einladung für eine solche Übung via SMS
an die Riege der aktiven Bergrettungsmänner der Ortsstelle,
angeführt von Ortsstellenleiter Roland Pranter und Ausbil-
Die Einsatzmannschaft beim Arbeiten am gebohrten Standplatz der Faserseilwinde.
dungsleiter Heribert Patterer, verbreitet wird. Also heißt es,
den Einsatzrucksack packen, Seile und Seilwinde aus dem
Materiallager hervorholen und ab in die Berge – zum Ausgangspunkt für die zweitägige Übung, der Eduard-PichlHütte.
Ein Teil der Truppe entscheidet sich bereits am frühen Morgen
des ersten Übungstages in Richtung Wolayer See aufzubrechen, um das Übungsgelände zu inspizieren und gleichzeitig
das herrliche Bergwetter für eine Klettertour zu nutzen. Als
diese Runde gegen Abend nach einer wunderschönen Kletterei
in der Nordwand der Seewarte bei der Pichl-Hütte ankommt,
ist schon ein Großteil der aktiven Mannschaft eingetroffen.
Einige haben sich gleich nach ihrer Ankunft zu den Kletterfelsen hinter der Hütte begeben, um dort ihre Klettertechnik
zu verfeinern, andere diskutieren gesellig in der gemütlichen
Gaststube der Hütte.
Nach einem ausgiebigen Abendessen werden in einer umfangreichen theoretischen Ausbildungseinheit die Grundlagen einer
Einsatzübung besprochen. Dabei wird nicht nur zum wiederholten Male über den Ablauf eines planmäßigen Einsatzes und
die allgemeine Rettungstechnik referiert, sondern auch ausführlich über Funktion und Anwendung der Seilwinde, die am
nächsten Tag ein zentraler Bestandteil der Übung werden soll,
312
Gotthard Unterkreuter als verantwortungsbewusster Retter.
Abtransport des Verletzten mit der UT 2000.
diskutiert. Fließend ist der Übergang zum gemütlichen Teil
des Abends, der für den einen früher, für den anderen etwas
später in einem der bequemen Betten der Hütte endet.
Einsatzmannschaft zum Sammelplatz am Wandfuß zurückgekehrt. Von dort marschieren bzw. fahren – einige können
sich zum Abschluss der Schitourensaison überwinden, ihre
Schier mitzuschleppen und haben somit Gelegenheit, die
doch noch beträchtlichen Schneefelder für eine genussvolle
Abfahrt zu nutzen – alle zur Unteren Valentinalm ab, wo bei
der abschließenden Übungsbesprechung genug Zeit bleibt,
den Verlauf der Übung zu diskutieren und diesbezügliche
Erkenntnisse auszutauschen.
Am nächsten Morgen gegen 8 Uhr fällt der Startschuss zum
praktischen Teil der Einsatzübung. Die realistische Übungsannahme beinhaltet die Bergung eines Steinschlagopfers aus
dem Klettersteig „Weg der 26er“ in der Nordwand der Hohen
Warte. Die Bergung soll wegen der Unmöglichkeit eines Hubschraubereinsatzes mittels Unfalltrage und Seilwinde passieren. Nach einer kurzen Koordination durch den Einsatzleiter
der Übung, Leo Jost, setzt sich die Mannschaft in Richtung
Valentintörl in Bewegung. Kurze Zeit später treffen die ersten
Bergretter beim Verletzten ein und beginnen sofort mit dem
Aufbau der Seilwinde. Dafür müssen zur sicheren Befestigung des Gerätes zwei Bohrhaken gesetzt werden. Parallel
dazu wird das Unfallopfer erstversorgt und in der Unfalltrage
zum Abtransport vorbereitet.
Nachdem die Winde einsatzbereit gemacht worden ist, beginnt
die eigentliche Bergung aus der Wand. Der Abtransport von
der etwa 100 m über dem Wandfuß liegenden Unfallstelle
wird zügig und professionell abgewickelt. Um etwa 10:30
Uhr ist die Bergung des Verletzten abgeschlossen, und die
Dabei kommen alle zu dem Schluss, dass diese Einsatzübung als voller Erfolg zu werten ist. Nicht nur, weil es
ausreichend Gelegenheit gab, Rettungstechnik unter realen
Bedingungen zu trainieren, sondern auch, weil diese beiden
Übungstage einen wichtigen Beitrag zum Teamgeist unserer
Truppe geleistet haben. Durch solche Übungen, die einen integrierten Bestandteil im kompakten Sommerausbildungsprogramm unserer Ortsstelle darstellen, wird damit einerseits ein
hoher Ausbildungsstandard in der aktiven Mannschaft garantiert, andererseits fördern sie Motivation und Kameradschaft
unter den Bergrettungsmännern der Ortstelle. Und das ist gut
so, denn nur als gut ausgebildetes Team, in dem alle an einem
Strang ziehen, sind wir in der Lage, unsere Aufgaben in den
Bergen bestmöglich wahrzunehmen.
Hubschraubereinsatz am Plöckenpass
Roland Pranter (links) und
Heribert Patterer.
313
Nach Gämsenjagd abgestürzt
Dramatische Rettungsaktion bei Sturm und Dunkelheit auf dem vereisten Polinik
Die herbstliche Gämsenjagd wird einem 70-jährigen Aufsichtsjäger im November 2001 fast zum tödlichen Verhängnis
Der Mann stürzte von einem vereisten Steig 50 Meter tief ab.
Bergretter, Alpingendarmen und das Flugrettungsteam mussten
dann bei Sturm und Dunkelheit eine gefährliche und schwierige Bergung durchführen. Die „Kronenzeitung“ berichtet:
Das Unglück geschah kurz nach 15.00 Uhr auf den vereisten
Abhängen des Polinik. Der Sohn des Opfers, der mit seinem
Vater zwei Tage lang auf Gämsenjagd gewesen war, schlug
Alarm. Bald war der Rettungshubschrauber „C 7“ des ÖAMTC
aus Lienz in der Nähe. Doch ein Sturm und die einbrechende
Dunkelheit machten einen Einsatz mit dem Bergetau unmöglich. So kämpften sich der Flugarzt, Bergretter und Alpingendarmen mit Steigeisen zu Fuß zu dem abgestürzten Jäger vor.
„Es war alles total vereist. Wir mussten sogar Seilgeländer
spannen, um die Rettungsmannschaft zu sichern“, erzählt
Einsatzleiter Heribert Patterer. Der Abgestürzte, der sich
schwere Prellungen, Abschürfungen und Platzwunden zugezogen hatte, musste mit einer Gebirgstrage talwärts geschleppt
werden. Dann brachte ihn ein Rettungswagen, der sich über
einen Forstweg Richtung Polinikkar vorgekämpft hatte, nach
dreieinhalb Stunden zum im Tal wartenden Helikopter. Mit
„C 7“ wurde der 70-jährige Jäger schließlich ins Bezirkskrankenhaus nach Lienz geflogen.
Über den Unfall berichtet auch die „Kleine Zeitung“:
„Diese Bergung war wirklich nicht einfach“, erzählt Roland
Pranter, Chef der Kötschach-Mauthner Bergrettung von dem
spektakulären Einsatz, den die Retter unter Einsatz ihres eige-
nen Lebens am Donnerstag glücklich bewältigt haben.
Auslöser für die Alarmierung der Obergailtaler Bergretter
war ein Alpinunfall: Michael Zebedin junior, Aufsichtsjäger
im Polinik-Revier, war mit seinem Vater Michael (70) nach
erfolgreicher Gämsenjagd bereits auf dem Heimweg, als im
Bereich der Ulmenwand das Unglück seinen Lauf nahm:
Michael Zebedin senior, ein erfahrener Jäger, verhakte sich
mit seinen nagelneuen Steigeisen und stürzte 30 Meter über
unwegsames Gelände in die Tiefe. Sein Sohn alarmierte sofort
über Handy das Rote Kreuz, welches den ÖAMTC-Rettungshubschrauber aus Lienz anforderte.
Eine Seilbergung des verletzten Jägers scheiterte an den starken Windverhältnissen. Zu Fuß starteten acht Bergretter und
zwei Alpingendarmen aus Kötschach zur Bergung. Bergrettungschef Roland Pranter: „Wir haben den Verletzten mittels
Trage zum Jägersteig hinauf gebracht. Der gesicherte Abstieg
für Helfer und Patienten gestaltete sich aber schwierig.“ Die
Bergretter spannten auf einer Strecke von 250 Höhenmetern
ein Sicherungsseil auf der Bergseite des Steiges, an dem alle
vier Träger sowie die Trage mit dem Verunglückten einzeln
angehängt wurden.
„Ich möchte allen Beteiligten für ihren Einsatz bei der Bergung
meines Vaters danken. Das war wirklich eine Ochsentour“,
sagte Michael Zebedin nach der erfolgreichen Rettungsaktion.
Seinem Vater, er wurde in das Krankenhaus Lienz gebracht,
ging es zwei Tage nach dem Unfall den Umständen entsprechend schon wieder gut. „Dass ich diesen Unfall überlebt habe,
ist für mich wie ein vorverlegtes Weihnachten“, erzählte der
70-Jährige, der Prellungen und Abschürfungen erlitten hatte.
2002
Klettern in Extremeis
Am 1. Februar wird die
ordentliche Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen abgehalten. Das
Ergebnis: Ortsstellenleiter
Roland Pranter, Stellvertreter Georg Zankl,
Kassier Georg Drumbl,
Ausbildungsleitung
Harald Kollmitzer und
Charly Lamprecht, Einsatzleitung Leo Jost und
Heribert Patterer, Sanwart Gernold Flaschberger, Gerätewart Gotthard
Unterkreuter, Funkwart
Leo Jost, Referat Öffentlichkeit Hannes Obereder,
Vereinsheimverwalter
Andreas Prugger, Arzt
Österreichische Meisterschaften erstmals vom OeAV ausgerichtet
Von Sepp Lederer
Im „Blickpunkt“, der Zeitschrift der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal, wird im März 2002 folgender Bericht veröffentlicht:
Das Eisklettern boomt! Vielerorts entstehen Eistürme verschiedenster Form und Größe – einerseits wegen ihrer Optik
bewundert, andererseits von den vielen Kletterfreaks als Herausforderung angesehen und, wie bei uns in KötschachMauthen als neue Austragungsstätte für die Internationalen
Österreichischen Meisterschaften in den Veranstaltungskalender aufgenommen.
Wie viel an Vorbereitungsarbeit für eine solche Veranstaltung notwendig ist, kann und soll hier gar nicht beschrieben
314
Auch Frauen erobern die Welt
des Eiskletterns.
werden, um Nachahmern nicht schon vorher die Freude
zu nehmen. Kurz gesagt, dieser Event war großartig organisiert und von einem voll motivierten und freiwilligen
Mitarbeiterstab der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal
getragen.
OA Dr. med. Andreas
Wibmer.
__________
Der XXXII. Internationale
Valentingletscherlauf
findet am 28. April mit
459 Teilnehmern seine
Fortsetzung – bei schönstem Wetter und unfallfrei.
__________
Am 22. Juni findet das
„Alpenglühen“ am Cellon
statt: Die Bergrettung
macht mit rund 100 Freiwilligen eine weit sichtbare Lichterkette aus
Feuer und Fackeln vom
Gipfel des Cellon entlang
des Ostgrates.
__________
Für die beste Website in
diesem Jahr bekommt die
Ortsstelle den „Golden
Web Award“. Danke an
den Webmaster Harry
Kollmitzer.
Routensetzer Helmut Albaner aus Kolbnitz im Mölltal/
Kärnten, selbst Weltcup-Kletterer, hatte in zweitägiger Arbeit
auf dem Turm sowohl für das Open als auch für das Halbfinale und für die Damen sehr anspruchsvolle Routen gesetzt,
um dann am Schlusstag mit der Finalroute unter Einbeziehung des Überhangs endgültig „die Katze aus dem Sack zu
lassen“.
Vor Spannung spürte man zwischen dem die Kletterer begleitenden Sound ein förmliches Knistern unter den zahlreichen
Zuschauern. Hier waren die wahren Meister ihres Könnens
am Werk, die mit stählerner Muskelkraft und Akrobatik die
eisigen Schwierigkeiten meisterten.
Erreichte den ausgezeichneten 8. Gesamtplatz bei den
Österreichischen
Meisterschaften: Roland Pranter aus
Mauthen.
Für all unsere heimischen Kletterer war dieser Bewerb Neuland, mussten sie doch erstmals
innerhalb vorgegebener Begrenzungsfelder klettern, was offensichtlich gar nicht so einfach
war. Lediglich Roland Pranter schaffte den Einzug ins Finale, das er als Achter beendete.
Herzlicher Dank gebührt nicht nur den Athleten aus Italien, Slowenien, Deutschland und
Österreich für ihre sportlichen Darbietungen, sondern auch den vielen Sponsoren und freiwilligen Helfern. Das mediale Echo war groß, dem ORF war die Veranstaltung neben der
„Bundesland heute“-Sendung sogar ein fünfminütiger Beitrag zwischen zwei Schi-WeltcupDurchgängen wert.
Finale Herren: 1. Schiestl Bernhard, Zillertal/Tirol 2. Mosshammer Toni, Fieberbrunn/Tirol,
3. Penker Josef jun., Kolbnitz/Kärnten, 4. Hoppe Markus, Dresden/BRD, 5. Purat Rudolf,
Spittal/Kärnten, 6. Graber Martin, Welsberg/Südtirol, 7. Baier Otmar, Malta/Kärnten, 8. Pranter Roland, Mauthen/Kärnten.
Finale Damen: 1. Fischer Andrea, Innsbruck/Tirol, 2. Mündel Birgit, Berchtesgaden/BRD, 3.
Pacher Claudia, Kolbnitz/Kärnten, 4. Pecjak Jasna, Bled/Slowenien.
Finale Jugend: 1. Bauhofer Stephan, Berchtesgaden/BRD, 2. Pöchaker David, Amstetten/NÖ,
3. Wurm Lukas, Ramsau/BRD.
Herbert Zojer ein „Siebziger“
1954
1948
1954
1980
1991
Am 1. März 2002 wird Herbert Zojer 70 Jahre. Er trat im Jahre 1953 dem Bergrettungsdienst bei, leistete viel Pionierarbeit rund
um das alpine Rettungswesen und war auch einige Zeit Ortsstellenleiter der Ortsstelle Kötschach-Mauthen (1959 – 1962). Das
kleine Bild links (1954 im Eiskar) zeigt (von links) Zojer, Christian und Siegi Kreuzberger sowie Josef Brunner.
315
Acht Tourengeher verschüttet
Die Lawineneinsatzübung am 15. März 2002
Am Freitag, den 15. März 2002 ist es wieder einmal so weit: Alarm für die im Dezember
wegen Schneemangels abgesagte Lawineneinsatzübung. Einsatzleiter Leo Jost alarmiert um
18.31 Uhr per SMS die Mannschaft.
Übungsannahme: Eine Gruppe von acht Tourengehern wurde von einer Lawine erfasst und
verschüttet. Ort des Geschehens: das Valentintal in den Karnischen Alpen. Der Lawinenkegel:
unter dem Kellerwandmassiv, 400 m lang, 70 m breit. Zusätzliches Handicap: die Nacht.
Im Einsatztempo machen sich 23 Bergretter, drei Bergrettungshundeführer und ein Gendarmeriehundeführer mit dem kompletten Gerät auf den Weg, um den Verunglückten zu helfen.
Nach rund anderthalb Stunden trifft der schnelle Voraustrupp am Lawinenkegel ein und
beginnt sofort mit der Verschüttetensuche. Eine halbe Stunde später trifft der Rest der Mannschaft mit dem schweren Gerät ein.
Der Lawinenkegel wird sofort mit zwei Aggregaten ausgeleuchtet. Nach etwa zwei Stunden
ist der letzte Verschüttete von der Sondiermannschaft gefunden, die Übung wird erfolgreich
abgeschlossen.
Die Übungsbesprechung findet im Gasthaus Untere Valentinalm statt. Besonderes Lob verdient Kamerad Fred Wiegele, der es sich nicht nehmen ließ, mit seinen 77 Jahren aktiv an der
Übung teilzunehmen. Bravo Fredl! Und vielen Dank an alle Beteiligten!
Fred Wiegele (77) im Einsatz.
Sigi Kristler wird 60
13. April 2002: Feste muss
man feiern wie sie fallen. So
auch den 60. Geburtstag
unseres Altkameraden Sigi
Kristler. Sigi trat 1963 dem
Bergrettungsdienst bei, war
über 25 Jahre Kassier und trug
sehr viel zum Aufbau unserer
Ortsstelle bei. Ortsstellenleiter Roland Pranter überreicht
dem Jubilar eine kleine Erinnerung und wünscht ihm viel
Gesundheit für seinen weiteren Lebensweg.
Fortbildung für Lawinenwarnkommissionsmitglieder
Der Kärntner Lawinenwarndienst veranstaltet am 26. April 2002 auf der Unteren Valentinalm
eine Fortbildungsveranstaltung für Mitglieder der Lawinenkommission. Dort entstand das Foto
mit den Teilnehmern (von links) Manfred Steinwender (Alpin-Gendarm), Wilfried Ertl (Leiter
des LWD Kärnten), Heribert Patterer (Alpin-Gendarm), Ulrike Hübner (Pilotin), Charly Lamprecht (BRD Kötschach-Mauthen), Artur Feichter (Zollamt Wurzenpass), Roland Pranter (BRDObmann Kötschach-Mauthen), Johann Schausberger (Pilot der Einsatzst.-Leit. C1), Norbert
Luser (Straßm.), Oswald Winkler (WIHL), Georg Zankl (BRD Kötschach-Mauthen).
316
Alpenglühen am Cellon
Offizieller Beitrag zum internationalen Jahr der Berge am 22. Juni 2002
Bei einwandfreiem Bergwetter und herrlicher Weitsicht begeistert das „Alpenglühen“ in Kötschach-Mauthen – die Ausleuchtung des Cellongipfels von West nach Ost – Teilnehmer
und Beobachter gleichermaßen. Es ist ein Schauspiel und
Erlebnis der besonderen Art, die Silhouette des Cellon, des
Grenzberges zwischen Österreich und Italien, mittels Fackelwanderung ausgeleuchtet zu sehen.
Mitglieder der alpinen Vereine und alpin erfahrene Personen
übernehmen diese Aufgabe, indem sie über den Klettersteig
„Senza Confini“ bzw. über die Normalroute den Berg in
einer Kette umrahmen. Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen des
Bergrettungsdienstes unter der Leitung von Ortsstellenleiter
Roland Pranter organisiert und beaufsichtigt die Sternwanderung der zahlreichen Fackelträger auf den Gipfelgrat des
Cellon einwandfrei.
Für diejenigen, die an der Lichterkette rund um den Grünsee
teilnehmen, organisieren heimische Unternehmer und Vereine nach großzügiger Genehmigung der Grundstücksbesitzer
Lanzer-Klauss und Ing. Carl Gressel Bootsfahrten am Grünsee sowie Klettern an der Kletterwand. Die gesamten Fackeln
werden vom Jägerbataillon 24/Lienz unter Oberst Pettauer
bereitgestellt. Vor, während und nach den alpinen Highlights
sorgt Plöckenhaus-Wirtin Elfi Salcher für Kärntner Köstlichkeiten und eine passende musikalische Umrahmung.
Das Alpenglühen in Kötschach-Mauthen/Plöckengebiet wird
sicherlich bei allen „Bergfex´n“ als ein einmaliges Bergerlebnis im Internationalen Jahr der Berge in Erinnerung bleiben.
317
Gerhard Ranner (rechts) und sein Sohn Reinhard.
318
Ein Schwerverletzter in tiefer Schlucht
Die Canyoningeinsatzübung am 3. August 2002
Von Roland Pranter
Abenteuersportarten wie Canyoning werden immer beliebter.
Das Obere Gailtal mit den gewaltigen Landschaftseinschnitten
bietet für diese Sportart zahlreiche attraktive Möglichkeiten.
Um also für den Ernstfall gerüstet zu sein, hat die Einsatzleitung eine Canyoningeinsatzübung im Zuge des internen Ausbildungsprogramms vorgesehen.
Am Samstag, den 3. August 2002 treffen sich 22 Mitglieder der Ortsstelle Kötschach-Mauthen zu dieser Übung.
Übungsannahme ist ein Canyoningunfall mit zwei beteiligten Personen im oberen Abschnitt der Grünseeschlucht im
Plöckengebiet. Eine Person wird schwer verletzt, die andere
unverletzte Person muss ebenfalls geborgen werden, da ein
Weiterkommen in der Schlucht alleine nicht möglich ist.
Eine Helikopterbergung ist aufgrund der Einschnittstiefe der
Schlucht und der bewaldeten Umgebung nicht möglich. Die
Bergung muss daher mittels Seilbahn und Aufwinden von
Retter und Verletzten mit UT erfolgen.
Nachdem das Material in die Fahrzeuge verladen ist, erfolgt
der koordinierte Abmarsch zur Unfallstelle. Einsatzleiter Leo
Jost koordiniert den gesamten Einsatz und erteilt jedem Einzelnen seine Funktion. Nach einer kurzen Einsatzbesprechung
an der Unfallstelle wird mit dem Aufbau der Seilbahn begonnen. Stand 1, Stand 2 wird eingerichtet, Tragseile gespannt,
Seilrollen montiert, Zugseile beidseitig montiert usw.
Retter 1, Gotthart Unterkreuter, wird in die Schlucht abgelassen. Nach 60 m immer noch kein Boden für den Retter
– Seilverlängerung! Die Mannschaft von Stand 1 wird gefordert – Seilverlängerung an der Winde – kein Problem für das
geschulte Team! Nach rund einer Stunde wird der Verletzte
aus der Schlucht geborgen. Alles funktioniert reibungslos.
dern mittels Mannschaftszug. Die Rettung erfolgt ebenfalls
ohne Zwischenfälle und kann durch den Mannschaftszug relativ rasch abgeschlossen werden. Die erfolgreiche Übung wird
mit einem Mittagessen auf dem Plöckenhaus abgeschlossen.
Dann wird Retter 2, Simon Wurzer, zur Bergung des Unverletzten in die Schlucht abgelassen. Diesmal ohne Winde, son-
Simon Wurzer wird als Bergrettungsanwärter von Ortsstellenleiter Roland Pranter angelobt!
Retter Gotthard Unterkreuter in Aktion.
Ama Dablam – 6856 m
Jubiläumsexpedition im November 2002: 50 Jahre Alpingendarmerie
Von Heribert Patterer (Text und Fotos)
Ich zieh mir die Mütze tief in die Stirn, dreh mich im Schlafsack von einer zur anderen Seite, mein Puls rast unaufhörlich
dahin. Der Wind peitscht gegen die Zeltplane und lässt mich
nicht einschlafen. Wie lange wird diese Nacht auf Lager I in
5850 Meter Höhe noch dauern?
Irgendwann hör ich aus dem Nebenzelt einen Benzinkocher
röhren. Ein Blick auf meine Armbanduhr gibt mir die erlö-
sende Antwort, es ist 5 Uhr morgens, Zeit zum Aufstehen,
Zeit für einen Gipfelversuch auf die 6850 Meter hohe Ama
Dablam.
Sepp und Andi waren schon gestern am Gipfel, wieso sollten
es also Horst und ich heute nicht auch schaffen. Im Lichtkegel meiner Stirnlampe sehe ich, dass die Zeltinnenwände
mit einer dicken Reifschicht überzogen sind. Instinktiv zucke
319
ich zusammen und schmiege mich an den wohlig warmen
Schlafsack. Gedanken an zu Hause, an die schönen Akklimatisations- und Vorbereitungstouren im Everest-Nationalpark
schweifen durch meinen Kopf und geben mir Auftrieb und
Kraft für den Gipfelsturm. . .
Am 21. Oktober fliegen Sepp, Horst, Andi, Fredi, Gerhard und
ich, alle Flugretter auf den ÖAMTC Stützpunkten Lienz und
Klagenfurt, sowie Sepps Schwester Gabi und Emanuel, von
München nach Kathmandu. Nach zweitägigem Aufenthalt in
der anfangs sehr gewöhnungsbedürftigen Millionenstadt geht
es mit einem Inlandsflug weiter nach Lukla. Die Landung auf
der viel zu kurzen, dafür aber bergwärts geneigten Landebahn
meistern die beiden Piloten bravourös.
Gemeinsam mit einer zehnköpfigen Kärntner Trekkinggruppe
wandern wir in den kommenden Tagen durch das wild romantische Solo-Khumbu-Gebiet Richtung Norden. Es gibt hier
keine Wege, keine Fahrzeuge. Die sich an den steilen Berghängen entlang schlängelnden Pfade sind steinig und uneben,
über wackelige Hängebrücken wechseln wir mehrmals die
Talseite. Stundenlang marschieren wir dahin, begleitet von
mehreren Sherpas und Hochlandrindern, auf denen unser
Gepäck verstaut ist.
Nach zwei Tagen erreichen wir das 3400 Meter hoch gelegene
Sherpadorf Namche Bazar. Es ist Zeit für einen Ruhetag, die
Strapazen und die Höhe nagen erstmals an unseren Kräften.
Wir nutzen die Zeit, relaxen, besuchen den tibetischen Markt,
schlürfen Capuccino im Internetcafe, unterhalten uns mit
anderen Bergsteigern und schießen Fotos, Fotos, Fotos.
Gipfelgrat aus Richtung SO.
In den nächsten Tagen steigen wir bei strahlend blauem
Himmel und imposantem Ausblick auf Amadablan, Everest
und Lhotse weiter nach Dingpoche auf. Wir haben die 4000
Meter Marke überschritten, erstmals zeigen sich bei einigen
Teilnehmern gesundheitliche Probleme.
Am 30. Oktober erreichen wir unser erstes Gipfelziel, den
5548 Meter hohen Kalapatthar. Kein prachtvoller Gipfel, eher
ein Schotterhügel, aber mit herrlicher Aussicht auf Everest
Base Camp, Khumbu Eisbruch, Südsattel und Mount Everest
Gipfel in seiner unvorstellbaren Dimension.
Nach einer weiteren Zeltnacht in Lobuche steigen wir wieder
nach Dingpoche ab. Emanuel kämpft mit einer Magen-Darminfektion, Fredi hat hohes Fieber, auch einige Trekkingteilnehmer sind angeschlagen. Expeditionsarzt Klaus hat alle
Hände voll zu tun. Während sich unsere kranken Freunde in
Dingpoche erholen, nehmen wir das nächste Ziel, den 6189 m
hohen Island Peak in Angriff.
Wir erreichen das Base Camp am 1. November. Am Fuße
einer gewaltigen Moräne, inmitten von Schutt und Gesteinsbrocken stehen bunte Zelte anderer Expeditionen. Unsere
Sherpas finden auch für uns noch einige ebene Plätzchen. Die
Zelte müssen gut verankert werden, es bläst kräftiger, SWWind. Es wird eine kalte, kurze Nacht. Um 2.30 Uhr brechen
wir Richtung Gipfel auf. Trekkingsherpa Dawa führt uns im
Stirnlampenlicht über einen steilen, felsigen Pfad bergwärts.
Als es langsam Tag wird, erreichen wir den Gletscher. Es ist
bitterkalt. Gerhard spürt seine Zehen nicht mehr, er dreht um.
Fixseilverankerungen am Grat.
Gipfelflanke 400 Hm, im linken Bildteil Lager III (nicht sichtbar).
320
Mit Steigeisen, Klettergurt und Jümarklemme arbeiten wir uns
am Fixseil über einen Steilaufschwung Richtung Gipfelgrat.
Um 7.45 Uhr stehen Sepp und ich am Gipfel. Kurz danach
erreichen Andi sowie Leo und Sabine von der Trekkinggruppe
den Gipfel. Auch Gabi sowie der 60-jährige Eike und Expeditionsarzt Klaus schaffen es.
Die Aussicht ist unbeschreiblich. Die Lotse-Südwand – dreimal so hoch wie die Hochstadel Nordwand – steht zum
Angreifen nahe vor uns, Schneefahnen lassen uns die bittere
Kälte dort oben erahnen. Im Südwesten ragt die Amadablam
majestätisch in den tiefblauen Himmel.
Zu Mittag sind wir wieder im Base Camp. Unsere Cookingsherpas verwöhnen uns mit einer dicken Knoblauchsuppe. Auf
unseren Gipfelsieg stoßen wir mit Dosenbier und EverestWhisky an.
Die Gipfelflanke.
Die Vorbereitungszeit geht nun zu Ende, unser eigentliches
Ziel, die Amadablan ruft. Haben wir noch genug Reserven?
Zurück in Dingpoche teilen uns Fredi und Emanuel mit, dass
sie aufgrund ihrer krankheitsbedingten Schwächung auf den
Gipfel verzichten und frühzeitig abreisen wollen.
Im Basecamp der Amadablan: Am 4. November starten Sepp,
Andi, Gerhard, Horst, Gabi und ich sowie fünf Trekkingmitglieder von Dingpoche ins Amadablan Base Camp. In knapp
vier Stunden erreichen wir den einzigartig schönen Platz in
4600 m Höhe. Eine flache Wiese, geschmückt mit unzähligen
Gebetsfahnen, weit verstreut bunte Zelte mehrerer Expeditionen, weidende Jaks, wilde Himalaya Fasane und direkt vor
uns, mehr als 2000 Höhenmeter in den Himmel ragend, unser
Berg, die Amadablan.
Kletterstelle im VI. Schwierigkeitsgrad am Yellow Tower.
Wir gönnen uns alle einen Ruhetag, um uns zu erholen und
uns bei anderen Expeditionen über die Verhältnisse am Berg
zu informieren. Stefan Jungmann, ÖAMTC-Flugretter und
Alpingendarm aus Ischgl, ist auch im Base Camp. Er beabsichtigt, mit seinem Bergrettungskollegen Helmut den Gipfel
zu besteigen. Wir hören, dass im Lager I kaum noch Zeltplätze frei sind und wissen nun, dass nicht alle zugleich starten
können. Wer sind die ersten?
Lager I in 5850 m Höhe: Andi und Gerhard sind nicht mehr
zu bremsen, sie wollen am 6. November 2002 unbedingt starten. Sepp, unser Expeditionsleiter, schließt sich ihnen an. Am
selben Tag verlassen uns die fünf Trekkingteilnehmer, sie steigen Richtung Namche Basar ab. Horst, Gabi und ich bleiben
alleine im Base Camp zurück – ein einsamer, langer Tag.
Abseilen am Yellow Tower.
Am 7. November 2002, wir sind gerade beim Frühstücken,
kommt Gerhard vom Lager I zurück. Er fühlte sich krank und
für den Gipfelstart nicht fähig. Um 11.00 Uhr starten Horst,
Gabi und ich Richtung Camp I. Es sind beschwerliche 1200
Höhenmeter über Moränenrücken und Granitblöcke. Von weit
unten schon sieht man die Zelte, wie an die Felsen geklebt.
Wir lassen uns viel Zeit. Gabi geht es nicht gut, sie muss auf
halber Strecke umdrehen. Horst und ich erreichen gegen 16.00
Uhr Camp I. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang, dann wird es innerhalb von Minuten dunkel und eiskalt,
wir verkriechen uns in den Schlafsäcken.
Climbing-Sherpa Khamar zerrt am Reißverschluss des Überzeltes und reißt mich endgültig aus meinen Träumen. Es ist
Abstieg vom Lager I Richtung Base Camp über riesengrosse
Granitblöcke.
321
5.30 Uhr morgens, der Himmel ist sternenklar, die Luft trocken und kalt. Khamar kocht Tee für uns. Um 6.00 Uhr starten
Horst, Khamar und ich Richtung Gipfel, wir sind scheinbar
die einzigen, die es heute vom Lager I aus versuchen.
Mushroomgrat unterhalb des Lager III: Anfangs geht es über
Blockgelände flach, später leicht ansteigend dahin. Langsam
komme ich auf Betriebstemperatur, die verspannten, unterkühlten Muskeln lockern sich zunehmend, und ich komme
rasch voran. Der Felsgrat bäumt sich immer steiler auf. Im
bombenfesten Granit schwindle ich mich an kleinen Leisten
und Dellen über mehrere schwierige Kletterpassagen. An teils
zerschlissenen, alten Fixseilen lasse ich eine Selbstsicherung
mitlaufen. Eine Unachtsamkeit oder ein Ausrutscher hätte
sonst einen fatalen Absturz zur Folge.
Nach knapp zwei Stunden erreiche ich Lager II. Horst wählt
ein langsameres Tempo, er ist circa eine halbe Stunde zurück.
Unser Climbing-Sherpa Khamar sollte mit uns ins Lager III
aufsteigen, er drehte jedoch frühzeitig wegen einer Magenverstimmung um.
Der Gipfelgrat (SW Grat/Normalanstieg).
Vom Lager II aus sehe ich Sepp und Andi beim Abstieg vom
Lager III. Die beiden sind vom gestrigen Gipfelanstieg und
der Nacht im Lager III ausgezehrt, sie wollen nur noch hinunter.
Es ist 10.00 Uhr, ich liege gut in der Zeit und will den Gipfel
unbedingt noch heute erreichen. So raffe ich mich nach
20-minütiger Pause auf und steige über eine circa 50 Grad
steile Rampe, einem riesigen Hängegletscher bedrohlich
nahe, Richtung Gipfel weiter. Es sind noch endlos lange 400
Höhenmeter bis zum Gipfel. Immer langsamer quäle ich mich
höher. Fünf bis sechs Schritte, dann muss ich wieder rasten.
Über den senkrechten Bergschrund hängt ein Fixseil herunter.
Ich habe keine Motivation mehr alpin zu klettern, sondern
schinde mich mit meiner Steigklemme am Fixseil hoch.
Nach zehn Minuten Pause starte ich wieder. Mit jedem Höhenmeter wird es anstrengender. Über kombiniertes Gelände geht
es steil bergauf. Die herunter hängenden Fixseile und Verankerungen sind teilweise in furchterregendem Zustand, trotzdem
hänge ich meine Steigklemme ein. Als ich den Mushroomgrat erreiche, kommen mir drei amerikanische Bergsteiger
entgegen. Der Schneegrat ist so ausgesetzt und schmal, dass
ein Vorbeigehen unmöglich ist, ich muss warten.
Die endlose Gipfelflanke – 40-50 Grad steil. Plötzlich verliert
der Erste das Gleichgewicht und pendelt, an einem Fixseil
hängende, mehrere Meter in die Ostwand. Mir stockt kurz der
Atem, doch welch ein Glück, der Mann gibt zu verstehen,
dass ihm nichts passiert sei. Schritt für Schritt steige ich, nach
diesem Erlebnis noch vorsichtiger, weiter. Es folgen mehrere
Steilaufschwünge, dann tauchen endlich die Zelte von Camp
III vor mir auf. Sepp und Andi haben die letzte Nacht hier in
6400 Meter Höhe verbracht und ihre Schlafsäcke und Unterlegmatten für uns zurückgelassen.
Endlich gegen 13.00 Uhr neigt sich die Gipfelflanke zurück.
Gebetsfahnen kennzeichnen den nahen Gipfel. Ich ringe
nach Luft und muss nochmals rasten, dann, nach 15 Schritten
stehe ich endlich am höchsten Punkt der Ama Dablam. Es ist
ein ergreifendes Gefühl, ein Traum ist in Erfüllung gegangen.
Kurze Zeit genieße ich noch die einzigartige Aussicht auf
die Riesen des Himalaya-Gebirges , dann fällt Nebel ein am
Gipfel der Ama Dablam, im Hintergrund der Mount Everest.
Beim Abstieg über die Gipfelflanke treffe ich Horst. Er ist
noch guter Dinge. Er erreicht den Gipfel gegen 15.00 Uhr.
Die kommende Nacht verbringen wir gemeinsam in Camp
III. Es wird eine lange, schlaflose Nacht bei Sturm und klirrender Kälte. Am nächsten Tag steigen wir entkräftet bis ins
Basecamp ab.
Wir begegnen Gabi und Gerhard knapp unterhalb von Camp
II. Zu diesem Zeitpunkt noch voll motiviert, müssen sie
später knapp vor Lager III wegen gesundheitlicher Probleme
umdrehen. Gabi startet zwei Tage später noch einen letzten
Versuch. Leider hat sich das Wetter dramatisch verschlechtert, und sie muss neuerlich aufgeben. Im Basecamp liegen
zehn Zentimeter Neuschnee, die Wolken hängen tief, es ist
erstmals so richtig unfreundlich, und wir sind froh, endlich
ins Tal absteigen zu können.
Nach dem Gipfelsieg zurück im Base Camp.
Nach vier Wochen Nepal sehnen wir uns nach unseren Familien, auch können wir es kaum noch erwarten, ein Wienerschnitzel oder einen knackigen Salat zu verzehren, höchste
Zeit also, heimzukehren.
322
2003
Im März wird das
neue Einsatzfahrzeug
angekauft, Dank der
Großzügigkeit der Marktgemeinde KötschachMauthen, Gemeinde
Dellach, Marktgemeinde
Kirchbach, Landesleitung
Kärnten und der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen ist die Ortsstelle in
nicht so große Geldnöte
gekommen – Anschaffungswert € 35.000.
__________
Bergrettungskamerad
Kurt Kristler, seit 15
Jahren bei der Bergrettung Kötschach-Mauthen tätig und dort
jahrelang Ausbildungsleiter, verunglückt am 29.
April tödlich beim Aufstellen eines Maibaumes auf
der Emberger Alm.
__________
Wegen akuter Lawinengefahr wird der XXXIII.
internationale Valentingletscherlauf vom 27.
April auf den 18. Mai
verschoben. Wiederum
sind bei herrlichstem
Wetter 205 Teilnehmer
am Start. Im Rahmen des
Valentingletscherlaufes
wird das neue Einsatzfahrzeug (VW Bus
Syncro) gesegnet und in
Dienst gestellt.
__________
Verheerende Gewitter
und Blitzschäden setzen
dem Polinikgipfelkreuz
gewaltig zu. Es folgt am
19. Juni eine Generalsanierung.
__________
Bergrettungskamerad Dr.
Hermann Knafl verunglückt am 26. September
tödlich beim Absturz am
Trogkofel.
Ein wahrer Optimist
Zum Gedenken an Kurt Kristler
Von Roland Pranter
Am 29. April 2003 erreicht uns eine Schreckensbotschaft:
Unser Bergrettungskamerad Kurt Kristler stürzte beim Errichten eines Maibaumes zu Tode. Mit diesem kurzen Nachruf
gedenken wir unserem Kameraden Kurt – er wird immer in
unserer Erinnerung weiterleben.
Friedrich Schiller sagte : „Die wahren Optimisten sind nicht
überzeugt, dass alles gut gehen wird, aber sie sind überzeugt,
dass nicht alles schief gehen kann. Kurt war immer ein solcher Optimist, und er war ein Mann der Berge, der nicht nur
in den heimischen Karnischen Alpen zu Hause war. Er trotzte
auch so manch großem Gipfel in aller Herrenländer seinen
Respekt ab. Immer wenn es galt, etwas ganz besonderes zu
leisten, war er mit großer Motivation und großem Respekt
bei der Sache. Und dieser Respekt vor der Bergwelt war es
vielleicht auch, der ihn motivierte unserer Rettungsorganisation beizutreten.
Kurt trat am 1. Mai 1988 (vor genau 15 Jahren) in den Bergrettungsdienst der Ortsstelle Kötschach-Mauthen ein. In dieser
Zeit machte er nicht nur die Ausbildung zum Bergretter, sondern sein Ehrgeiz trieb ihn auch in die Bergführerausbildung,
die er mit Erfolg abschloss. Sein Wissen rund um die Sicherheit am Berg und die Rettung in Not geratener Menschen gab
er stets weiter. So war er auch jahrelang als Ausbildungsleiter
in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen tätig und auch im Ausbildungskader der Bergrettung Kärnten .
Seine Beziehung zur Bergwelt bezeugte er wohl auch damit,
dass er den Mut hatte, seinen Handwerksberuf aufzugeben, um sich in seiner Bergwelt als
Hüttenwirt eine Existenz aufzubauen. So manche in Not geratenen Bergsteiger verdanken ihre
erfolgreiche Rettung wohl nur der Erfahrung und Aufmerksamkeit von Kurt.
Die letzte Station in seinen irdischen Leben war die Emberger Alm. Lieber Kurt, wir Bergkameraden werden dich nicht vergessen und so in Erinnerung behalten wie du warst. Mark
Twain sagte: „Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als Spinner, bis sie die Sache
durchgesetzt haben.“ Du hast viele deiner Ideen durchgesetzt. Mit einem letzten „Berg Heil“
möchten wir uns von dir verabschieden: Servus Kurt und Berg Heil!
Die Selbstsicherung riss
In einem Bericht über den Unfall schreibt die „Kleine Zeitung“: Berg- und Schiführer Kurt
Kristler tödlich verunglückt! Nach Riss der Selbstsicherung tödlich abgestürzt. Der Kötschacher Bergführer Kurt Kristler fiel 30 Meter in die Tiefe.
Der Bergführer Kurt Kristler aus Kötschach fiel gestern von einem Maibaum, den er gerade
errichten wollte und erlitt beim Sturz tödliche Verletzungen. Der 43-Jährige war gerade mit
dem Entrinden des Maibaumes beschäftigt, als er vermutlich die Bandschlinge der Selbstsicherung mit der Hacke beschädigte. Als diese riss, stürzte er 30 Meter tief ab und über eine
fünf Meter hohe Böschung auf einen Güterweg. Der sofort herbeigerufene Notarzt konnte nur
noch seinen Tod feststellen.
Kurt Kristler war Mitglied des Kärntner Berg- und Schiführerverbandes und die letzten Jahre
als Senner auf der Emberger Alm im Drautal tätig. Als ausgezeichneter Alpinist erstieg er
zahlreiche Gipfel im In- und Ausland . Kurt hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.
323
1995: Kurt Kristler am Eisturm in ÖAV-Freizeitpark Mauthen. 324
(Fotos: Bernhard Karner)
Ein neues Einsatzfahrzeug
Weihe beim XXXIII. Internationalen Valentingletscherlauf am 18. Mai 2003
Von Roland Pranter
Die Bergrettung Kötschach-Mauthen hat beim XXXIII. Internationalen Valentingletscherlauf doppelten Grund zu Freude.
Zum einen, dass trotz der Verschiebung des Rennens zahlreiche bergbegeisterte Tourengeher bei dieser schon weit über
die Grenzen bekannten traditionellen Veranstaltung am Start
waren und zum anderen war sicherlich die Weihe des neuen
Einsatzfahrzeuges einer der Höhepunkte . Dieses Einsatzfahrzeug – ein geländegängiger Mannschaftstransporter – steht
nun mehr der Bergrettung Kötschach-Mauthen für ihre Einsätze zur Verfügung.
In den letzten Jahren wurde in der Ortsstelle der Sparstift
gezückt, da wir uns um die finanziellen Mittel selbst kümmern mussten, was sich als gar nicht so einfach herausstellen
sollte. Unsere einzige Einnahmequelle für solche finanziellen
Aufwendungen ist der Internationale Valentingletscherlauf,
deshalb hieß es gezielt ans Werk zu gehen. Aber Dank großzügiger Sponsoren ist es uns gelungen, das neue Einsatzfahrzeug unser Eigen zu nennen. Bei nachfolgenden Institutionen
möchte ich mich recht herzlich für ihre Unterstützung bedanken: Marktgemeinde Kötschach-Mauthen, Marktgemeinde
Kirchbach, Gemeinde Dellach, Landesleitung der Bergrettung Kärnten und der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen.
Ein herzliches Dankeschön aber auch Herrn Pfarrer Gerhard
Briesch, der dem Einsatzfahrzeug seinen Segen gab und viel
Glück wünschte, damit alle in Bergnot geratenen Menschen
wieder heil ins Tal gebracht werden können. Ich möchte aber
auch unserer heimischen Wirtschaft, der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen und den so zahlreichen Spendern danken,
die alle Jahre mit Pokalen und Sachpreisen unseren Valentingletscherlauf unterstützen. Ein recht herzliches Dankeschön
schließlich auch dem Besitzer der Unteren Valentinalm,
Familie Pongratz Herwig sen. und seinem Pächter Walter
Müllmann.
Übung: 30 Meter ins Seil gestürzt
Feierliche Angelobung am 6. Juni 2003 in Kötschach-Mauthen
Im Rahmen der Angelobung des Österreichischen Bundesheeres wird eine Bergeübung der Bergrettung Kötschach-Mauthen und der AEG Kötschach demonstriert. Übungsannahme
ist, dass ein Kletterer in einer senkrechten Wand rund 30 m ins
Seil stürzte. Mit einem planmäßigen Einsatz wird der Retter
zum Verletzten abgeseilt, der diesen dann in die Rettungstrage
verpackt und mit der „Kappertechnik“ das Seil des Verletzten
durchschneidet. Verletzter und Retter werden dann zum nächsten vorbereiteten Stand abgeseilt. Diese so genannte „Kapperbergung“ ist eine klassische Einsatzmethode, um einen
Verletzten aus der Wand zu bergen, wenn der Einsatz eines
Rettungshubschraubers nicht möglich ist.
Mit dieser Übung wird auch wieder gezeigt, dass die Institutionen Bergrettung und Alpingendarmerie in Kötschach hervorragend zusammenarbeiten. Dieses Tandem tritt natürlich
auch bei allen Alpineinsätzen gemeinsam auf, um die bestmöglichsten Voraussetzungen für den Verunglückten zu schaffen.
325
Vermessen, gebohrt, geflext, geschweißt,
gemauert, geklebt, geschraubt und genietet
Renovierung des Polinik-Gipfelkreuzes am 19. Juni 2003
Von Roland Pranter
Seit dem Jahre 1950 steht am Polinik das heutige Gipfelkreuz. Es wurde von den Mauthner
Kriegsheimkehrer als Symbol des Friedens in mühevoller Arbeit errichtet. Initiatoren waren
damals unter anderem Fritz Gressel, Hermann Kostner, Leopold Durchner, Alois Ranner,
Hans Wurzer und viele mehr. Unter dem Kommando von Schlossermeister Leopold Durchner
wurde in seiner Werkstatt in Mauthen das Gipfelkreuz zusammengebaut, alle Teile markiert
und wieder zerlegt. In einer mühevollen Aktion wurde das zerlegte Gipfelkreuz mit Pferden
bis zum Spielbodentörl gesäumt. Der Rest musste mit Manneskraft auf den Gipfel transportiert werden. Im Kreuz sind die 75 Kriegsheimkehrer von Mauthen eingestanzt.
Im Jahre 1975 wurde dieses Gipfelkreuz in die Obhut des Bergrettungsdienstes KötschachMauthen gelegt. Der damalige Obmann des Bergrettungsdienstes, Sepp Lederer, versprach
dem damaligen Obmann des Kameradschaftsbundes, zugleich einer der Errichter des Kreuzes,
Leopold Durchner, immer auf das Gipfelkreuz am Polinik zu schauen und es auch zu pflegen.
Die stürmischen Unwetter im Herbst 2002 und im Frühjahr 2003 hatten dem Gipfelkreuz arg
zugesetzt. Es hing nur mehr auf einem Anker und drohte ins Tal zu stürzen. Es war aber auch
eine lokale Gefahr für die unzähligen Gipfelbesucher, die tagtäglich dieses Kreuz besuchten
und darunter Rast machten. Deshalb war ein rascher Einsatz zur Reparatur notwendig. Nach
einen Lokalaugenschein mit Schlossermeister Leopold Durchner (Sohn des Erbauers) sahen
wir erst die Ausmaße des Schadens. Mit einer kleinen Reparatur war nichts getan. „Da müssen
wir etwas Gescheides machen“, so der Schlossermeister. Nachdem die Strategie feststand,
das Material und das Werkzeug auf einen Haufen lag, wurde
uns bewusst dass wir ohne technische Hilfsmittel, also Hubschrauber, nicht in der Lage waren das ganze Material mit
Manneskraft zu tranportieren (ca. 700 kg). Dank des Gendarmerieposten Kötschach, dem wir von der Gefahr am Polinik
berichteten, konnte für einen Transportflug der Hubschrauber
des BMI geordert werden.
Am Gipfel wurde aus dem sonst so ruhigen Rastplatz eine
„Großbaustelle“. Es wurde vermessen, gebohrt, geflext,
geschweißt, gemauert, geklebt, geschraubt und genietet.
Dann endlich um 19.00 Uhr war die Arbeit vollendet. Zufrieden konnten wir das gelungene Werk besichtigen. Da es
schon spät war, war es nicht mehr möglich, am gleichen Tag
das Material ins Tal zu fliegen. Da aber einige Maschinen am
nächsten Tag im Tal wieder gebraucht wurden, stopften wir
unsere Rucksäcke voll und hatten auch im wahrsten Wortsinne beide Hände voll zu tragen.
Das Werk ist vollbracht: Georg
Zankl, Roland Pranter, Poldi
Durchner und Herwig Winkler
am und auf dem renovierten
Gipfelkreuz.
Besonderen Dank gilt es folgenden Personen auszusprechen:
dem Besitzer Ing. Carl Gressel für das Benützen seiner Wege
und Infrastruktur; dem Schlossermeister Leopold Durchner für
die Gesamtkoordinierung der Baustelle; dem Piloten des BMI,
Johann Pletzer, mit seiner Mannschaft für den Transportflug
zum Gipfel; dem Piloten des BMI, Otmar Karner, mit seiner
Mannschaft für den Transportflug vom Gipfel; dem Gendarmerieposten Kötschach (Heribert Patterer und Wolfgang Guggenberger) für die Koordinierung mit dem BMI; der Wirtin des
Plöckenhauses, Elfi Salcher, für die Jause; der Firma Landmaschinen Stefan Gailer für diverse Spezialmaschinen und natürlich den Helfern am Berg: Sepp Lederer, Georg Zankl und
Herwig Winkler.
326
Das Arbeitskommando: Poldi
Durchner (von links), Herwig
Winkler, Georg Zankl, Sepp
Lederer und Roland Pranter.
Sucheinsatz . . .
. . . im Bereich Kleiner Pal
Die Bergrettung wird am
5. Juni um 17.10 Uhr vom
Gendarmerieposten
Kötschach über die Abgängigkeit einer Frau verständigt.
Sofort alarmiert Einsatzleiter
Leo Jost die gesamte Einsatzmannschaft. Seit 14.00
Uhr ist eine Frau im Bereich
Kleiner Pal abgängig.
Als alle Aufgaben verteilt
sind und der Einsatz um
18.00 Uhr gestartet wird,
meldet sich die Vermisste via Handy bei einem
Verwandten, der dann die
Suche sofort abbrechen
lässt. Nicht alle Alpineinsätze lösen sich so einfach.
Zur Person:
1955
Georg Drumbl
Geboren am 8. September
1943 in Würmlach.
Offizieller Eintritt in den
Bergrettungsdienst am 3.
April 1980. Georg Drumbl
war aber schon Jahre
vorher für die Bergrettung
tätig – ohne Anmeldung,
da man früher auf Formalitäten keinen Wert legte.
Er war zehn Jahre lang als
„Taxifahrer“ für die Lawinenhunde und Hundeführer
unterwegs. Hat wesentlichen Anteil am guten Gelingen aller Veranstaltungen
der Bergrettung KötschachMauthen – praktisch ein
Urgestein der Bergrettung.
Kassier seit 1989 bis heute.
Ortsstellenleiterstellvertreter
1988 bis 1999.
Mit etwa vier Jahren nach
1965
Glanhofen (Feldkirchen)
und in der 2. Hauptschule
wieder zurück nach
Würmlach gezogen; nach
der Pflichtschule Lehre als
Sattler und Tapezierer bei
der Firma Luser in Würmlach; 1963-1968 Umzug
nach Innsbruck; seit 1969
wieder in Würmlach, übernahm er 1970 zu Hause
das Gasthaus und fing
bei der Raiffeisenkasse
an (beide Berufe bis zur
Pension ausgeübt); verheiratet seit April 1972 mit
Margit, drei Töchter.
Vereine:
Mehr als 25 Jahre aktiver
Funktionär beim Sparverein; im Vorstand des
Fremdenverkehrsvereins;
aktives Mitglied im Georgiverein; Wegewart im
Alpenverein; Rotes Kreuz,
zurzeit aktiv mit „Essen
auf Rädern“; Kulturverein
Mauthen; Eisschützenverein Würmlach (Kassier).
Kassier Georg Drumbl wird 60
9. September 2003: Georg Drumbl, unser Kassier wird 60. –
Herzliche Gratulation von deiner Ortsstelle! „Es ist an der Zeit,
auch solche Menschen einmal ins Rampenlicht zu rücken, denn
sie sind unverzichtbar“, schreibt Roland Pranter am Ende eines
kurzen Porträts über Georg Drumbl, das Pranter für dieses Buch
verfasste. Mit „solche Menschen“ meint Pranter jene Zeitgenossen, die wie Drumbl stets im Hintergrund arbeiten, aber immer
zur Stelle sind. Exemplarisch sei unser Kassier hier einmal in
den Mittelpunkt gerückt (siehe „Zur Person“ links).
Fast in jeden Verein hatte
er den Posten als Kassier.
Georg Drumbl ist ein beinharter Teamworker, der
sehr bescheiden ist und
stets im Hintergrund perfekte Arbeit leistet.
Es ist an der Zeit auch
solche Menschen einmal
ins Rampenlicht zu
rücken – denn sie sind
unverzichtbar.
2004
1964
327
2004
Erstmals in der
Geschichte der Ortsstelle
starten wir den Valentingletscherlauf wegen Lawinengefahr knapp
unterhalb des Wodner
Törls (ca. 60 cm Neuschnee am Valentintörl).
Das Ziel ist bei der
Unteren Valentinalm. Am
18. April beim XXXIV.
Internationalen Valentingletscherlauf – also zwei
Wochen früher als geplant
(Bundespräsidentenwahl)
entscheiden sich die Verantwortlichen für diese
Variante. Trotzdem ist bei
dieser Premiere die Teilnehmerzahl mit 435
wieder ein voller Erfolg.
__________
Schitour auf den Mauthner Polinik am 19. März 2004
Impressionen von Roland Pranter
In dieses Jahr fallen die
Einrichtung des Kletterklassikers „Cellon Ostpfeiler“ und das Einbohren
einer Kletterroute in der
Creta Monumenz durch
unsere Ortsstelle. Seither
ist es zu laufenden
Sanierungen weiterer
Kletterrouten, sowohl im
Klettergarten am Kleinen
Pal als auch im alpinen
Gelände gekommen.
__________
Die seit 1989 am Wolayer
See installierte Funkfixstation hat ausgedient
– im Juni wird eine
neue Funkfixstation der
Marke „Motorola“ am
Wolayer See installiert,
um im Einsatzfalle keine
Verbindungsprobleme zu
haben.
In Memoriam Duilio Samassa
Der Fleonslauf am 28. März 2004
Nach zweijähriger Unterbrechung findet der Fleonslauf am 28. März 2004 wieder statt. Er
steht ganz im Zeichen des langjährigen Organisators und Freundes unserer Ortsstelle, Duilio
Samassa. Organisiert wird diesmal der Fleonslauf auf Initiative seiner Frau Anna Samassa.
Erfolg
beim
Fleonslauf:
Walter Hartlieb (von links),
Anna Samassa, Bernd Lamprecht, Andreas Spivey,
Hubert Putz, Roland Pranter.
Sepp Lederer fotografierte.
Zahlreiche Freunde und Bergsteiger aus Österreich, Slowenien und Italien treffen sich zu
dieser außergewöhnlichen Veranstaltung am Öfnerjoch. Der zuvor gefallene Neuschnee ermöglicht allen Teilnehmern eine herrliche Pulverschneeabfahrt mit sehr viel Sonnenschein. Den
Gesamtsieg aller Klassen holt sich diesmal ein Team der Bergrettung Kötschach-Mauthen.
Auch in der Bergrettungsklasse verzeichnet die Ortsstelle Top-Platzierungen. Ganz gut in
Form scheint dieses Jahr unser Kamerad Adolf Zumtobel zu sein. Bei allen seinen Starts ist
sein Team immer unter den Top 4. Wir sind schon ganz gespannt.
328
Mit allen Wassern gewaschen
Bericht zur Sommereinsatzübung am 11. Juli 2004
Von Bernd Eder
Als wir uns an diesem Sonntagmorgen, dem Tag unserer Sommereinsatzübung 2004, beim Rathaus treffen und es regnet, ist
niemand wirklich überrascht. Der bisherige bescheidene Wetterverlauf in diesem Sommer und das fast schon traditionelle Wetterpech zu unseren Einsatzübungsterminen lassen fast nichts
anderes erwarten. Alle sind auf feuchte und unfreundliche Verhältnisse eingestimmt, wenngleich das Ausmaß an Nässe und
Unfreundlichkeit dann doch etwas überraschend ist.
Die Übung beginnt mit der Besprechung der Übungsannahme
und der Formierung der Bergungsteams. Einsatzleiter Leo
Jost verkündet, dass wir die nächsten Stunden mit der Bergung eines Verletzten aus der Grünseeschlucht in den Stausee des Hydro-Solar-Kraftwerkes und in weiterer Folge am
Parkplatz des Heldfriedhofes an der Plöckenstraße verbringen werden. Motiviert von der herausfordernden Aufgabe und
den zwischenzeitlich etwas freundlicheren Wetterverhältnissen packen wir das notwendige Equipment ins Einsatzfahrzeug und setzen uns in Richtung Plöckenpass in Bewegung.
Ein Teil der Mannschaft wird beim Heldenfriedhof abgesetzt
und beginnt mit den Vorbereitungen für den Abtransport des
Verletzten aus dem Stausee. Das zweite Bergungsteam seilt
sich von etwas weiter oben direkt zum Verletzten, der sich am
letzten Abseiler in der Grünseeschlucht befindet, ab. Nach der
professionellen Erstversorgung werden bei mittlerweile wieder
strömendem Regen alle Vorbereitungen für einen Abtransport
getroffen. Dies gestaltet sich im freien Gelände, in diesem Fall
sogar einem Bachbett, immer als besondere Herausforderung.
Parallel zur Erstversorgung des Verletzten wird eine kleine Seilbahn aus der Schlucht in den Stausee vorbereitet. Sie dient
dem Abtransport außerhalb der gewaltigen Wassermassen des
Falles, der in diesen See donnert und soll die Bergung relativ
komfortabel gestalten. Retter und Verletzter werden anschließend in den Stausee abgeseilt. Dabei zeigt sich, dass es durch
die Kräfte des Wasserfalls zu durchaus kritischen Situationen
kommen kann, die aber alle mit Bravour gemeistert werden.
zum Parkplatz des Heldenfriedhofes transportiert. Der mittlerweile wieder stärker gewordene Regen und die generell
unwirtlichen Bedingungen in der Klamm sorgen für sehr realistische Einsatzbedingungen, und alle arbeiten hoch konzentriert und professionell an der Bergung.
Beim Rückzug aus der Klamm, der für einen Teil der Mannschaft hinauf über die rutschigen Wände der Klamm zurück
auf die Plöckenstraße erfolgt, ist nochmals große Vorsicht
geboten. Erst als sich alle Kameraden – teilweise völlig durchnässt – beim Heldenfriedhof treffen, ist der arbeitsintensive
und kritische Teil der Übung abgeschlossen.
Im Rahmen der anschließenden Nachbesprechung loben
sowohl der Einsatzleiter als auch Ortsstellenleiter Roland
Pranter das professionelle Agieren und die gute Moral der
gesamten Mannschaft. Roland betont außerdem, wie wichtig
es ist, dass Bergungen selbst bei widrigen äußeren Verhältnissen, dem „klassischem Einsatzwetter der Bergrettung“, derart
reibungslos erfolgen und freut sich über das hohe Ausbildungsniveau der Truppe. Es hat sich gezeigt, dass alle bestens
auf die großen Herausforderungen, die Einsätze bei widrigen Verhältnissen mit sich
bringen, vorbereitet sind und
mit allen „rettungstechnischen“ Wassern gewaschen
sind – und das nicht erst seit
dieser verregneten und wasserreichen Übung . . .
Im Rahmen des weiteren Abtransportes wird der Verletzte zu
Wasser und zu Land mittels Seilwinden und Flaschenzügen
329
Zehnjähriger stürzt am Kleinen Pal ab
Der Junge gerät mit seinem Vater in unwegsames Gelände
Eine groß angelegte Suchaktion wird am 1. September 2004
am Plöckenpass nach einem zehn Jahre alten deutschen Urlauberkind durchgeführt. Der verletzte Vater schickt den Buben
alleine zum Gipfel.
Der Bub war mit seinem Vater am Kleinen Pal beim Plöckenpass in unwegsames Gelände geraten. Nachdem sich der Vater
am Knie verletzt hatte, stieg der Mann zum Wanderweg zurück,
der Bub kletterte weiter Richtung Gipfel. Als er dort aber nicht
wie vereinbart eingetroffen war, alarmierte der Vater die Bergrettung. Bergretter, Alpingendarmen und zwei Hubschrauber
beteiligten sich an der Suche. Bergretter Roland Pranter aus
Kötschach-Mauthen beschreibt die bangen Stunden der Suche:
„Wir sind mit den Kollegen von der Bergrettung zu den letzten
Verbindungspunkten, wo der Vater den Buben noch gesehen
hat, aufgestiegen. Dort haben wir den Vorgang rekonstruiert
und überlegt, was passiert sein könnte. Was wäre passiert, wenn
er abgestürzt wäre, was, wenn er weiter gegangen wäre. Sicher
hat auch der Zufall eine Rolle gespielt, dass wir dann doch
noch auf den Buben gestoßen sind.“
Der Zehnjährige war gute zehn Meter über eine Rinne und
über schroffes Gelände abgestürzt und hat dabei eine Schädelfraktur und einen Armbruch erlitten. Zuerst war er nicht
ansprechbar, dann gelang es aber einem Bergretter, ihn wachzurütteln. Die Bergretter haben daraufhin sofort den Rettungshubschrauber alarmiert. Das Kind wurde vor Ort verarztet
und anschließend ins LKH nach Klagenfurt geflogen, wo es
die Nacht auf der Intensivstation des Eltern-Kind-Zentrums
verbrachte.
Alpine Sportklettertouren in den Karnischen
Routen-Sanierung am Cellon-Ostpfeiler und der Forc. Monumenz im Oktober 2004
Von Harry Kollmitzer
Durch Unterstützung des ÖAV unter der Leitung von Sepp
Lederer können wir heuer mit der Sanierung alpiner Kletterrouten in den Karnischen beginnen. Im Sommer 2004 versichere ich mit Roland Pranter am Cellon den Ostpfeiler
(Erstbegehung: Dabernig, Strobel, Tasotti) mit Bohrhaken.
Im Oktober 2004 folgt dann die zweite Sanierung auf der
Forc. Monumenz, wo wir eine Route im 6. Schwierigkeitsgrad in der Südwand versichern. Die Routen werden als alpine
Sportkletterrouten eingerichtet, wobei Standplätze sowie Zwischensicherungen gebohrt werden. Bei einer Begehung der
Routen sollte jedoch nicht auf einen Klemmkeilsatz und auf
ein bis zwei Friends verzichtet werden! Im Frühjahr 2005
wird die Sanierung weiterer Routen im Bereich Plöckenpass
fortgesetzt.
Cellon-Ostpfeiler: Erstbegeher: Dabernig, Strobel, Tasotti –
Sanierung: 2003 Hubert Engl (Standplätze), 2004 Roland
Pranter, Herwig Winkler, Bernd Eder, Kollmitzer Harry (Fertigstellung) – Schwierigkeitsgrad: 5c – empfohlenes Material:
elf Express-Schlingen, ein Satz Keile, zwei Friends mittlerer
Grösse – Seillängen: 8 – Zustieg über Normalweg bis Einstieg
„Steinberger Weg“ – Abstieg über Normalweg, ca. 1 Stunde
bis zum Plöckenpass.
Cellon-Ostpfeiler: Schwierigkeitsgrad 5 c.
Creta Monumenz-Südwand: Schwierikeitsgrad: 6a – empfohlenes Material: zehn Express-Schlingen, ein Satz Keile, zwei
Friends mittlerer Grösse – Sanierung: Oktober 2004 Lamprecht Charly, Simon Wurzer, Harry Kollmitzer – Seillängen:
7 – Zustieg vom Plöckenpass über den Wanderweg 146 bzw.
149 bis zur Südwand – Abstieg vom Gipfel den markierten
Weg 172 zurück zum Einstieg.
330
Oktober 2004: Ein Herbsttag in den Karnischen Alpen
Impressionen von Bernd Eder
Auf dem Weg zum Kollin: Blick zum
Cellon.
Auf dem Kollin: Über den Wolken und
dem Polinik.
Wolkenspiele in der Gegend
des Pramosio (5 Fotos).
331
Auf dem Gipfel des Kollin: Blick hinüber
zum Polinik.
Zur Person:
lach (2. Weltkrieg) eingerückt; wurde dann nach
Jugoslawien versetzt.
1946 Eintritt in den Gendarmeriedienst. Erste
Station war der Gendarmerie-Posten Mauthen;
1947 Versetzung nach
Rattendorf. Weitere
Stationen: Dellach und
Kötschach.
Alpinistische Ausbildung:
Hochalpinist (Winter-,
Sommer- und Eiskurse).
Norbert Steindl
Geboren am 30. November
1924 in Pöckau/Arnoldstein; verheiratet seit 1948;
zwei Kinder (Sohn und
Tochter).
Besuch der Volksschule in
Arnoldstein; erlernter Beruf:
Dreher; Lehre in der Lehrwerkstätte in Arnoldstein.
1941 mit 17 Jahren in Vil-
1984 ging Steindl mit 60
Jahren in Pension.
Eintritt in die Bergrettung:
offiziell laut Aufnahmeantrag im Januar 1965;
arbeitete aber schon seit
1950 aktiv im Bergrettungsdienst mit.
Vereine: Bergrettung,
Alpenverein, Sportverein.
Norbert Steindl ein 80-er
Am 30. November 2004 feiert Altkamerad Norbert Steindl,
auf dem Foto mit Ortsstellenleiter Roland Pranter (links) und
Richard Petutschnig (rechts), seinen 80. Geburtstag. Die Ortstelle besuchte den Jubilar und überreichte ihm ein kleines
Erinnerungsgeschenk. Nach einer guten Jause und ein wenig
Bergrettungsnostalgie klang der Abend gesellig mit einem
guten Schluck Rotwein aus.
Hobbys: alles was mit
Bergsteigen zu tun hat,
Fußball und Sport generell.
1951: Gendarmerie-Kurs in den Lienzer Dolomiten. Norbert
Steindl (vorne rechts) im Kreise seiner damaligen Kollegen.
Bergemannschaft des Zolls und der Gendarmerie nach
einem Einsatz mit zwei Toten durch Abgas (1960er Jahre).
Dritter von links Norbert Steindl.
1987: mit Lois Ortner und Roland Pranter
auf der Raudenspitze.
332
Im Fall des (Liftun-)Falles
Die Liftbergeübung am 12. Dezember 2004
Von Simon Wurzer
Die Ereignisse zu Beginn dieses Winters in Sölden, wo dutzende Wintersportler aus einer
betriebsunfähigen Kabinenseilbahn geborgen werden mussten, geben uns in der regelmäßigen Auseinandersetzung mit dieser Thematik Recht. Wie gewohnt, können wir auch zu der
Liftbergeübung am 12. Dezember 2004 rege Teilnahme verzeichnen. Dass auch unsere Kameraden der Alpingendarmerie tatkräftig mitwirken, freut uns besonders. Auch unsere Altkameraden machen in Schwindel erregenden Höhen wie immer eine gute Figur.
Fast schon traditionell findet im Anschluss an die Übung unsere Weihnachtsfeier in der „Aquarena“ statt. Natürlich fehlt es nicht an Getränken und am guten Schnitzel, und auch die Nachbesprechung der Übung kommt nicht zu kurz. Dabei sind sich alle einig, dass es derartige
Übungen auch in Zukunft geben muss, um im Fall des (Liftun-)Falles jederzeit bestens gerüstet zu sein.
Fazit: Tolle Übung mit lustigem Beisammensein und einem lehrreichen Ausgang. Danke an:
die Betriebsleitung der Bergbahnen für die tolle Unterstützung, die Feuerwehr KötschachMauthen fürs Ausleuchten und unseren Mitgliedern für die rege Teilnahme.
2005
Wie Roland Pranter „überrumpelt“ wird
Am 21. Januar wird die
ordentliche Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen abgehalten.
__________
Bericht zur Jahreshauptversammlung im Januar 2005
Der XXXV. Internationale
Valentingletscherlauf am
1. Mai wird bei wunderschönem Wetter mit 535
Teilnehmern problemlos
und unfallfrei veranstaltet.
__________
Am 11. September begehen wir in würdigem
Jahreshauptversammlungen sind – nüchtern betrachtet – nicht mehr als ein obligatorischer Akt
des Vereinslebens. In unserer Ortsstelle gelingt es zum Glück aber immer wieder, aus diesem
Pflichttermin eine gesellige, unterhaltsame und wie in diesem Jahr wegen der notwendigen
Weichenstellungen auch ungemein spannende Veranstaltung zu machen.
Nach einer kurzen Begrüßung startet der Abend mit den Berichten der Funktionsträger im
Verein. Allen voran berichtet Ortsstellenleiter Roland Pranter über die Highlights und Erfolge
des abgelaufenen Jahres und vergisst dabei nicht Worte des Dankes an die Förderer des Vereins, die öffentlichen Institutionen und die Wirtschaftstreibenden des oberen Gailtales. Vor
allem dankte er aber auch den Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach und Kirchbach.
Einsatzleiter Leo Jost, Ausbildungsleiter Harry Kollmitzer, vertreten durch Charly Lamprecht,
333
Rahmen das 55-JahrJubiläum des Polinik-Gipfelkreuzes mit Sternwanderung und Gipfelmesse. Die Festansprache hält Ing. Carl Gressel.
Musikalisch umrahmt von
der Trachtenkapelle Mauthen, zelebriert Pater
Gerfried die Messe. Nach
der Messe öffnet der
Himmel seine Pforten und
es regnet unaufhörlich.
__________
Am 23. Oktober findet
eine groß angelegte
Bezirksalarmübung am
Plöckenpaß mit allen Einsatzkräften statt. Übungsannahme ist ein Verkehrsunfall mit zwei Bussen
und zwei Pkw. Im Einsatz
stehen Rotes Kreuz,
Alpinpolizei, Polizei, Hubschrauber des BMI,
Feuerwehr, Bergrettung
und der Katastrophenstab
der Bezirkshauptmannschaft Hermagor.
Gerätewart Gotthard Unterkreuter, San.-Wart Gernot Flaschberger und Funkwart Leo Jost
resümieren die Geschehnisse des abgelaufenen Jahres aus ihrer Sicht und danken den Kameraden für den Einsatz und ihre Unterstützung. Immer wieder angesprochen wird dabei das
enorme Ausmaß an Einsatz- und Ausbildungsstunden, das im abgelaufenen Jahr auch trotz
der Konzentration auf wesentliche Termine und die Verschlankung des Veranstaltungskalenders geleistet wurde. Den Abschluss des rückblickenden Teils bildet der Bericht des Kassiers
Georg Drumbl und der Kassaprüfer Richard Petutschnig und Josef Sitar. Ersterer gibt einen
guten Überblick über das finanzielle Gebaren des Vereins, zweiterer bestätigen die ordnungsgemäße Führung der Bücher und bittet um die Entlastung des Vorstandes, die umgehend und
einstimmig erteilt wird.
Nach Abschluss des vergangenheitsorientieren Teils der Hauptversammlung geht es mit den
Neuwahlen des Vereinsvorstandes um wesentliche Weichenstellungen für die Zukunft. Dementsprechend fiebern alle mit großer Spannung dem Ausgang dieser Wahlen entgegen.
Die Ausgangslage war ja folgende: Der amtierende Ortstellenleiter Roland Pranter kündigte
bei der Jahreshauptversammlung 2003 an, dass er nur mehr diese Periode fertig mache und zu
einer Wiederwahl nicht mehr zu Verfügung stehe. Begründung: Den großen Zeitaufwand, der
zum alleinigen Führen einer solchen Organisation nötig war (so wie er es wollte), konnte bzw.
wollte er nicht mehr aufbringen, da auch sein Beruf sehr zeitintensiv ist, das Familienleben
ziemlich kurz kam und er fast keine Zeit mehr hatte für seine eigenen Hobbys. Anfangs wollte
es keiner der Mitglieder glauben. Und so reagierte eigentlich niemand wirklich um eine neue
Struktur aufzubauen. Mitte des Jahres 2004 – es war die Entscheidung des Ortsstellenleiters
immer noch die gleiche – erkannte man den Ernst der Lage und machte sich erstmals Sorgen
und Gedanken über die Zukunft der Ortsstelle. Nach einer sehr konstruktiven Vorstandssitzung
im Herbst wurden alle Aufgaben des Ortsstellenleiters zu Papier gebracht, um zu schauen
„was macht er eigentlich so das ganze Jahr und warum ist seine Arbeit so zeitintensiv“?
Ausbildungsleiter Harry Kollmitzer und Kassier Georg Drumbl waren die treibenden Kräfte
und fingen dann an, einen so genannten „Anforderungskatalog für Funktionsträger“ zu erarbeiten. Die Aufgaben der Ortsstelle wurden neu aufgeteilt, ein neues Team mit einer gesunden
Mischung zwischen alt und jung zusammengestellt und ein Wahlvorschlag ausgearbeitet. Das
ganze wurde dann kurz vor der Jahreshauptversammlung Ortsstellenleiter Roland Pranter präsentiert – mit der Frage, ob er mit dieser neuen Struktur und Aufgabenteilung der Vereinsarbeit
nochmals für eine Periode als Ortstellenleiter zur Verfügung stehe. Diese neue Struktur war
sicherlich auch der Schlüssel zu einer möglichen Wiederwahl – und es war schwer, „nein“ zu
einer weiteren Kandidatur zu sagen.
Die geleistete Vorarbeit in der Zusammenstellung des Wahlvorschlages wurde vom versammelten Plenum mit großem Interesse und großer Begeisterung aufgenommen und erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit angenommen. Alle gewählten Funktionsträger nahmen
ihre Aufgabe stolz und motiviert an. Das Führungsteam der Ortsstelle präsentiert sich für die
kommenden drei Jahre in folgender Struktur:
Ortsstellenleiter: Roland Pranter – stellvertetender Ortsstellenleiter: Harry Kollmitzer – Kassier: Georg Drumbl – Ausbildungsleiter: Charly Lamprecht – stellvertretender Ausbildungsleiter: Simon Wurzer – Einsatzleiter: Leo Jost und Gotthard Unterkreuter – Referent für
Öffentlichkeitsarbeit: Mag. Bernd Eder – Sanitätswart: Gernold Flaschberger – BRD-Arzt:
Dr. Andreas Wibmer – Funkwart: Leo Jost – Gerätewarte: Herwig Winkler und Alexander
Gressel – Vereinsheimverwalter: Andreas Prugger.
__________
Am 11. November stirbt
Altkamerad Hans Wurzer.
Er wird von der Bergrettung zu Grabe getragen.
__________
Im Dezember wird die
Gerätekammer in rund
150 Stunden Eigenleistung umgebaut und neu
adaptiert.
Der für „Allgemeines“ reservierte Teil der Agenda ist geprägt von Worten des Dankes an
ausgeschiedene Funktionsträger: Georg Zankl und Heribert Patterer legen nach langjährigem
Engagement ihr Mandat im Vereinsvorstand aus persönlichen Gründen nieder, bleiben dem
Verein zum Glück aber als aktive Mitglieder erhalten. Die beiden Kassaprüfer Richard Petutschnig und Josef Sitar werden auf eigenen Wunsch durch nachrückende Kameraden ersetzt.
Den Abschluss des Abends bildet der gemütliche Teil, den alle für anregende und gesellige
Gespräche nutzen. Auch abseits der offiziellen Agenda sind sich dabei alle einig, dass durch
die zuvor getroffenen Entscheidungen die richtigen Weichen gestellt sind. Aus unserer erfolgreichen Vergangenheit heraus sind wir nun bestens gerüstet für zukünftige Herausforderungen.
334
Tiefblauer Himmel und strahlender Sonnenschein
Der XXXV. Int. Valentingletscherlauf ist Geschichte – schöne Geschichte
Von Bernd Eder
Das viel zitierte Glück des
Tüchtigen wird uns bei der
35. Ausgabe dieses beachteten und über die Landesgrenzen hinaus geschätzten
Rennens am 1. Mai 2005
zuteil. Der Wettergott gibt
sich sichtlich alle Mühe und
bietet tiefblauen Himmel und
strahlenden Sonnenschein
auf. Die hervorragenden
äußeren Verhältnisse locken
an die 600 begeisterte Schitourengeher auf das Valentintörl, ambitionierte unter
ihnen sogar auf den Gipfel
des Rauchkofel. Welch große
Anziehungskraft das Rennen
ausübt zeigt die Tatsache,
dass sogar eine extra angereiste Abordnung der Bergrettung Bregenz am Start
ist. Stark wie wohl noch nie
zuvor setzt sich die Zunft der
Musiker im Startbereich in Szene – Trompeter (unter ihnen
Neomusiker und Ortsstellenleiter Roland Pranter), Ziehharmonikaspieler, Teufelsgeiger tragen das ihre zur guten Stimmung unter den Schitourenfreaks bei.
Die Abfahrt vom Törl auf die Obere Valentinalm ist durch die
frühlingshaften Temperaturen und die dadurch stark durchfeuchtete Schneeauflage heuer besonders selektiv, wird aber
von allen Teilnehmern sicher und unfallfrei gemeistert. Den
Weg vom Ziel zum Ort der „After Race Party“, der traditionell
über die Labestation in der „Raidn“ führt, bringen manche
schneller, manche – bierschaumgebremst – etwas langsamer
hinter sich.
Team „Sport Putz“ aus Kötschach-Mauthen.
Als die Veranstaltung in den späten Abendstunden durch das
Organisationskomitee, das die Zeit seit der Siegerehrung am
Nachmittag offensichtlich genutzt hat, um die Ereignisse des
Laufes ausführlich nachzubesprechen (das es dabei auch Bier
gab, ist zu vermuten) beendet wird, sind die meisten Starter
schon wieder nach Hause zurückgekehrt. Dass sie im nächsten Jahr wiederkommen, haben sich die meisten wahrscheinlich vorgenommen.
Vor Beginn der Siegerehrung werden die tollen Sachpreise der
Tombola unter den eifrigen Loskäufern verlost. Im Rahmen
der Siegerehrung nutzt unser Ortsstellenleiter die Gelegenheit
und dankt nochmals den Partnern, Sponsoren und Gönnern
der Veranstaltung und natürlich den Hauptakteuren – den
Startern, die aus allen Himmelsrichtungen angereist sind.
Zeit bleibt außerdem für kurze Grußworte des politischen und
prominenten Ehrenschutzes. Alle loben die ausgezeichnete
Organisation des Rennens und freuen sich, die unverwechselbare Atmosphäre genossen
zu haben. Besondere Freude
erleben natürlich auch die
würdigen Sieger der Bergrettungswertung, das Team
1 der Bergrettung Mojstrana
aus Slowenien sowie die
Sieger der Gästeklasse, das
335
Ein alpinistisches Urgestein
Fred Wiegele feiert am 3. Juli 2005 seinen 80. Geburtstag
Am 3. Juli 2005 feiert Fredl Wiegele seinen 80. Geburtstag. Seine Freunde und Kameraden
wünschen ihm viel Gesundheit für noch viele schöne Bergtouren und weitere Schaffenskraft
im hohen Alter. Wiegele, geboren am 3. Juli 1925 in Nötsch, trat offiziell am 19. April 1976 in
den Bergrettungsdienst ein. Im „Blickpunkt“, der Zeitschrift der OeAV-Sektion ObergailtalLesachtal, schreibt Sepp Lederer im Sommer 2005:
Kaum zu glauben, dass der allseits bekannte Alfred „Fredl“ Wiegele, Müller- und Bäckermeister im Unruhestand (weil er noch immer mehrmals wöchentlich als gefragter Helfer im
Betrieb seiner Gattin Hermi tätig ist) seinen achtzigsten Geburtstag feiert. Wie auf dem Foto
ersichtlich, wirkt der derzeit wohl älteste Bergretter Kärntens noch immer in der Ortsstelle
Kötschach-Mauthen mit und berichtet gerne von seinen unzähligen Bergabenteuern, die er im
Laufe seines bewegten Lebens erleben durfte.
Zahlreiche Erstbegehungen waren ihm und seinen Gefährten gelungen, er dürfte wohl als einziger Bergsteiger des Tales auf allen 2000er Gipfeln der Karnischen Alpen gestanden sein.
Seine fotografischen Gustostückerln hat er, versehen mit Texten des Erlebten und Überliefertem in einem Buch seinen Weggefährten gewidmet.
Das Haus Wiegele in Obergail (Anfang 2008).
1999: Fred Wiegele am Letterspitz.
Wiegeles
„Lichtbilder“
Vor wenigen Jahren hat Fred
Wiegele in Eigenregie seine
Erinnerungen in Buchform
herausgegeben. Dieses Buch
„Lichtbilder“ und andere
Aufsätze und Fotos Wiegeles
sind wesentlicher und wichtiger Bestandteil auch unseres
Buches „Lebensretter“.
„Jahre voller Glanz und ohne Unglück“: Franz Unterluggauer, ein Weg- und Klettergefährte Fred
Wiegeles, schrieb diese Zeilen über Wiegele im Januar 2008 an Roland Pranter.
336
In seinem Werk „Lichtbilder“, einem von ihm so
bezeichneten „Vorabdruck für
Freunde und Kameraden“
spiegelt sich Geschichte
wider, alpine Heimatgeschichte. An verschiedenen
Stellen dieser BergrettungsChronik, bei den entsprechenden Jahren, um die es geht,
finden sich so Wiegeles Erinnerungen und Gedanken. Er
hielt sie fest „für die liebste
und beste Lebensgefährtin,
meine Ehefrau Hermine Wiegele. Aber auch Dank den
Berggefährten, die bessere
Felsgeher waren und sich für
unbegangene Wände, Kanten,
Grate und Turmgipfel begeistern ließen, wie gleichermaßen jenen, die mir voll
Vertrauen in die Berge folgten. Ein besonderes Danke
den Kameraden, die mich alt
und langsam Gewordenen
noch zeitweise begleiten.“
Fredl Wiegele also hat uns
die Erlaubnis erteilt, seine
Gedanken zu unseren zu
machen, eine kleine Auswahl
seiner Aufzeichnungen aus
seinem großartigen Buch
über Begebenheiten und
Begegnungen hier zu verwenden. Wir haben dies
begeistert getan und sagen
voller Respekt und Verehrung: Danke, lieber Fredl
Wiegele.
Roland Pranter
Robert Peters
1967: auf dem Bösen Weibele.
Lebensbilder:
Fred Wiegele
Fred Wiegele in den 1940er
Jahren.
Um 1995: Drei Zinnen.
1968: mit Geog Zeitler (rechts) auf der Creta Monumenz.
337
1968: mit Erich Dabernig am
Costone di Stella nach der
ersten Begehung der SOWand.
1975: Winkelturm (Rosskofel/Nassfeld/2079 m) – 1. Begehung
des Südpfeilers am 28. September 1975, Fred Wiegele mit
Reinhold Sepperer und Franz Unterluggauer.
1983: mit Erich Dabernig am Torre Berti, 1. Begehung der
Südgrat-Kante am 14. Oktober 1983.
1975: Tour mit Michael „Much“
Zojer auf den Kellerwandturm.
1984: Cresta del Ferro, Karnische Alpen: in der Einstiegsseillänge.
Ausschnitt aus Wiegeles Aufnahmeantrag in die Bergrettung mit einer beachtlichen Aufzählung
an Bergtouren.
338
Der erste alpine „Lorbeer“
1942 mit Fritz Eder auf den Grafendorfer Kofel
Von Fred Wiegele
Sommer 1969. Der Sonnenaufgang versprach einen schönen Tag. Er wurde es auch.
Ich aber hatte eine schweißnasse, beschissene Nacht, und so endete der zweite Anlauf,
die Kellerwandturm „Nordost“ zu durchsteigen, gleich dem 1962 vom „Bichl“ aus
begonnenen, in der Kunzkopf-Scharte vor der Querung ins Kugy-Kar. Mit Michl Zojer
ging ich dann auf die Kellerspitzen, und er war es auch, der 1974 mit Erich Dabernig
die umworbene Wand durchstieg. Mich tröstete an diesem Tag der ständige Blick auf
den Reißkofel in den Gailtaler Alpen.
1942 holten Eder Fritz und ich unseren ersten alpinen „Lorbeer“ in der Südwand des
Grafendorfer Kofels, des Reißkofels kleineren Bruder. Da traten wir gar vier Mal an.
Der erste Versuch mit Einstieg zu Mittag war mit Dämmerungsbeginn zu Ende. Den
zweiten beschloss ein „meiniger“ und zwei Luftsprünge Fritzens, alle gut abgesichert,
am brüchigen Überhang der linken Wandseite. Schlechtwetter vertrieb uns beim dritten Mal schon vor dem Einsteigen. Das vierte Mal packten wir die Plattenzone der
Wandmitte an, und der Durchstieg gelang uns.
Akustisch die Erinnerung an unseren Wecker im damals einfachen Reißkofelbad: Der
melodiöse Widerhall nämlich, der dem Nachtgeschirr bei der druckreichen Befüllung durch
einen Sommergast entlockt, uns durch die Holzwand gut hörbar aus den Betten trieb.
Fred Wiegele: „Bildlich auch die mir
am Gipfel vom lachenden Gefährten
entgegengehaltenen, strumpfdurchlöcherten Fußsohlen“ – Fritz Eder
1942 am Grafendorfer Kofel.
Bildlich hingegen jene Stelle, an der ein als Tritt benutzter schlechter Haken durch
Eders Blick solange fixiert blieb, bis ein das Wadelzittern beendender und dem Auftrieb neue Impulse verleihender, guter
geschlagen war. Bildlich auch, die mir am Gipfel vom lachenden Gefährten entgegengehaltenen, strumpfdurchlöcherten Fußsohlen. Die steilen Hochwiesen endlich, sitzend auf Latschenbuschen abgefahren, waren uns hinsichtlich der nicht bedachten
zukünftigen „Familienplanung“ auch noch gnädig, und dass wir dann gar in der Zeitung standen, machte für einen Siebzehnjährigen das Maß der selbstgefälligen Zufriedenheit voll.
So bleib’ i lieber schien daham
Und laß beim „Ehren“ Enk allan
Eine Wiegele-Ehrung, aus der nichts wurde
Die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen feiert 1987 ihr 40-jähriges Jubiläum. Anlass genug,
verdiente Bergretter zu ehren. So lädt Ortsstellenleiter Sepp Lederer auch Fredl Wiegele zur
Jubiläumssitzung ein mit dem Hinweis, ihn ehren zu wollen. Wiegele lehnt das ab und begründet seine Haltung am 9. November 1987 in einem für ihn typischen Brief an Lederer:
Lieber Sepp!
Für Deine Einladung zur Jubiläumssitzung des ÖBRD Kötschach-Mauthen herzl. Dank. Von
einer Ehrung ist in meinem Fall Abstand zu nehmen, weil hierfür kein Grund besteht. Zu ehren
sind jene, die unter hohem perönlichem Einsatz Lebendbergungen erfolgreich durchführten, z.
B.: Zeitler/Lederer (Seewarte NO-Verschneidung) oder R. Ranner, der mit Wallensteiner einen
Verunglückten , möglicherweise auch einen Nichtweiterkommenden aus einer der schweren
Südwand-Führen der Laserzwand herausgeholt (ich glaube 1987) hat. Über weitere ähnliche
gut durchgeführte Einsätze bist Du ja besser unterrichtet.
Ich persönlich habe mich selbst nach meinem Absturz an der Seewarte (1947) nur selber
„geborgen“, einen Kameraden (Kaiser) nach dessen durch Leichtsinn verursachten „Abwalger“ am Steinernen Jäger (Julische Alpen) durch die Gipfel-Rinne herunter geschliffen bzw.
339
8. August 1971: in den Westwandrissen des Trogkofelturms („Seniorenrisse“).
getragen (dann ging er selber weiter) und jenen Belgier aus
dem Gamsjägergelände am Dobratsch mitgeholfen zu holen.
In drei Fällen gab es nichts mehr zu retten (Hohe Warte 1942
und zwei Lawinenunfälle nach dem Krieg auf der Feistritzer
Alm). Als „langjähriges“ Mitglied kann ich auch nicht angesehen werden, 1941-43 Bergwacht Villach und ab 1974 ÖBRDAnwärter. Im übrigen gilt das Gleiche, was ich auch dem
OSK schrieb, der mich auch „ehren“ wollte.
Ich zitiere:
Wer mi guet kennt, der waß es woll
Auf Ehrungen woa i nie toll.
Ah Ehrung ja, isch’ epper guet
Aufgrund von Tapferkeit und Muet.
Nit aber, wann man brav gezahlt,
sein Beitrag durch die Jahrlan halt.
So bleib’ i lieber schien daham
Und laß beim „Ehren“ Enk allan.
Von Dir hoffe ich mich schon verstanden. Bezüglich meiner
bergsteigerischen „Tätigkeiten“ in den vergangenen 46 Jahren
(aus denen auch 91 Erstbesteigungen resultieren) so sei hier
ausdrücklich festgestellt, dass Letztere immer das Ergebnis
der Seilschaft waren, also die Kameraden Eder, Pichler, Heinricher, „Leti“ Lederer, Gratzer, Jaklitsch, B. Kaiser, M. Zojer,
Strobl, S. Lederer, Kanzian, Gschiel, Maier, Schulzer, W. Wiegele, H. Wiegele, Dabernig, S. Kaiser, Holl, Gallhuber, Unterluggauer, H. Ortner, A. Kaiser, mindestens gleichermaßen
beteiligt waren, oftmals war diesen der Erfolg zu danken; also
diese Tätigkeiten haben der Allgemeinheit nix gebracht und
dienten ausschließlich der eigenen Freude (und auch eigenen
„Bauchpinselei“). – Kein Ehrungsgrund also, umsomehr ich
wegen des Dir schon früher angedeuteten Sachverhalts noch
weniger in unserer Gemeinschaft tätig sein kann.
Für heute Servus und Berg Heil! Blick hinter die Kulissen
Sicherer Auftritt beim Sicherheitstag am 11. Juni 2005 in Kirchbach
Von Bernd Eder
Auf dem Sportplatz Kirchbach wird am Samstag, den 11. Juni
2005 ein Sicherheitstag veranstaltet. Ziel dieser Veranstaltung
ist es, die Stärken und die Schlagkraft der einzelnen Rettungsorganisationen einem breiten Publikum zu präsentieren, einen
Blick hinter die Kulissen zu vermitteln und Informationen zur
Verhinderung von Unfällen weiterzugeben.
Unsere Ortsstelle hat es sich natürlich nicht nehmen lassen,
in der „Sektion Ost“ – dem östlichen Rand unseres Einsatzgebiets – präsent zu sein. Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist für uns eine willkommene Gelegenheit, Bewusstsein
über die Einsatzstärke, die Kernkompetenzen unserer Organisation, zu schaffen. Ziel ist es auch, aufzuzeigen wie gut
wir uns in das Sicherheitskonzept unserer Region einfügen
und welch wertvollen Beitrag wir in diesem Zusammenhang
leisten. Dieses Ziel können wir voll und ganz erreichen. Die
vorgeführten Rettungsaktionen und der von uns betreute Kletterturm haben sicher bleibenden Eindruck hinterlassen.
340
Fredl Wiegele
„Hochamt“ – im wahrsten Sinne des Wortes
11. September 2005: 55 Jahre Gipfelkreuz am Polinik
Seit dem Jahr 1975 steht das Gipfelkreuz auf dem Polinik
unter dem Patronat unserer Ortstelle. Als Schutzherren des
Kreuzes sind wir es auch, die alle fünf Jahre am Hausberg der
Mauthner zum Gedächtnis an die Kriegsheimkehrer einladen.
Am 11. September 2005 haben wir anlässlich des 55. Jahrestages der Gipfelkreuzerrichtung zur Sternwanderung mit
anschließender Gipfelmesse gerufen, und rund 150 Freunde
und Gäste sind trotz widriger Wetterverhältnisse unserer Einladung gefolgt – zu Recht, denn die Mühen des Aufstieges
werden mit einem würdigen Programm belohnt.
Der Festakt wird eröffnet von der Trachtenkapelle Mauthen,
die es sich seit 1950 nicht nehmen lässt, die Veranstaltung
musikalisch zu umrahmen. Danach folgen die Eröffnungsrede durch unseren Ortsstellenleiter Roland Pranter sowie
eine Festansprache durch Ing. Carl Gressel. Das Hochamt (im
wahrsten Sinne des Wortes!) wird von Pater Gerfried zelebriert. Zwei weitere Märsche der Trachtenkapelle Mauthen
beenden das Festprogramm.
Zeitgleich mit dem Ende des offiziellen Festprogramms am
Gipfel öffnet der Himmel seine Schleusen. Der Abstieg zum
Plöckenhaus wird begleitet von heftigem Regen. Der starke
Regen führt schließlich zur Absage des geplanten Frühschoppens. Viele lassen es sich trotzdem nicht nehmen, im Plöckenhaus einzukehren, wo sie wie immer ausgezeichnet bewirtet
wurden.
Fest steht, dass wir zum 55-Jahr-Jubiläum des Gipfelkreuzes
nicht gerade vom Wetterglück verfolgt wurden. Es gab keine
großartige Fernsicht, wie es sie normalerweise auf dem Gipfel
gibt, und keinen strahlenden Sonnenschein. Der Kern der
Veranstaltung wurde aber trotzdem getroffen – das würdige
Gedenken an die Idee des Kreuzes und seiner Errichter.
341
Schön und erkenntnisreich
Der Herbstausflug am 15. und 16. Oktober 2005 in den Großraum Triest
Von Bernd Eder
Im Rahmen unseres Sommerausflug haben wir uns am 15.
Oktober 2005 in Richtung Adria (Großraum Triest) begeben.
Was uns dort erwartet, ist neben äußerst angenehmen äußeren Verhältnissen und netten Klettergärten auch eine weitere
wichtige Erkenntnis – aber lest selbst:
Nach der rund zweieinhalbstündigen Anreise, bei der die
letzte halbe Stunde für die Beschaffung von Proviant aufgeht,
starten wir das Kletterwochenende im Klettergarten von Prosecco. Das Ambiente, in dem wir uns bewegen, ist herrlich.
Wir genießen den wunderschönen Blick über den Hafen von
Triest. Ob dies der einzige Grund ist hier zu klettern – die
Routen sind kurz, teilweise gewöhnungsbedürftig und schon
recht glatt – wird von uns heftig diskutiert. Als wir am Ende
des Nachmittags in Richtung Triest aufbrechen, sind wir uns
jedoch einig, dass der Klettergarten einen Besuch wert war.
Triest selbst nutzen wir nur zu einem kurzen Stadtbummel,
bevor wir weiter in Richtung Muggia fahren, wo wir unser
Quartier für die Nacht beziehen. Da die äußeren Verhältnisse
optimal sind, entschließen wir uns kurzerhand, vor dem Start
des Abendprogramms noch den Klettergarten „Val Rosandra“,
den wir am nächsten Tag besuchen wollen, zu inspizieren.
Der Großteil von uns wägt auch gleich die ersten Züge in den
ebenfalls eher kürzeren Routen. Als der Abend hereinbricht
und wir unsere Seile einpacken, gibt es ein Hauptdiskussionsthema: die eigentümliche Auslegung der UIAA-Skala, die
in teilweise stark überbewerteten Routen ihren Niederschlag
findet.
Das Abendprogramm selbst trennt die Spreu vom Weizen:
Jene, die bis zum bitteren Ende bleiben und sich sogar entschließen, den schon angetretenen Heimweg auf den letzten
Metern zu unterbrechen und „auf ein Weiteres“ in die Stadt
zurück zu wanken, sind es auch, die am folgenden Tag die
frühe Heimreise antreten, um sich am Strand von Grado von
den Strapazen zu erholen. Die restliche Truppe – etwas ausgeschlafener – nutzt den Tag für interessante Züge im kleinen
aber feinen Klettergarten bei sommerlichen Verhältnissen. Die
folgende Heimreise unterbrechen wir noch für einen kurzen
Zwischenstopp am Plöckenpass, wo wir in vertrauter Atmosphäre das Wochenende ausklingen lassen.
Rückblickend kann man von einem gelungen und angenehmen
Kletterwochenende sprechen, wenngleich sich im Rahmen der
Nachbesprechung eines herauskristallisiert: Die Klettergärten
konnten trotz Meerblick und Italo-Ambiente nicht mit der
Qualität der unseren mithalten. Unsere Ansprüche wurden,
was das Klettern betrifft, nicht voll erfüllt. Im nächsten Jahr
könnte unser Kletterausflug sogar mal wieder ein KletterHeimspiel werden, getreu dem Motto: „Warum in die Ferne
schweifen, sieh’ das Gute liegt so nah.“
342
Schwerer Unfall am Plöckenpass
230 Gailtaler Einsatzkräfte üben den Ernstfall
Zwei Kleinbusse und zwei Pkw sind in einen schweren Verkehrsunfall am Plöckepass verwickelt. Zwei Fahrzeuge stürzen in den Kuchlbach. Als Folge des Unfalls entsteht ein
Waldbrand. Zwei Personen gelten als vermisst.
Das ist die Übungsannahme, die am 23. Oktober 2005 Auslöser dafür ist, die Rettungskräfte im Bezirk Hermagor zu
alarmieren. Unter der Einsatzleitung von Bezirkshauptmann
Heinz Pansi üben 230 Mann der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, der Bergrettung und Polizei das Zusammenspiel. „Ziel
dieser sehr technischen Übung ist die Verständigungskette
unter den Organisationen zu trainieren“, erklärt Pansi in der
„Kleinen Zeitung“. 150 Feuerwehrmänner aus 23 Freiwilligen
Wehren müssen im Angerbach Ölsperren errichten und mittels
Bergescheren die Verletzten aus den Fahrzeugen bergen. Das
Rote Kreuz stellt mit 40 Mann und drei Notärzten die Erstversorgung und den Abtransport in die Spitäler sicher. Dabei
ist auch das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes mit
Koordinatorin Heidi Fritz. Die Bergrettung übernimmt die
Seilbergung der Verletzten aus dem felsigen Bachbett und
sucht mit Hunden nach vermissten Personen. Zum Transport
der Schwerverletzten und zur Bekämpfung des Waldbrandes
steht ein Polizeihubschrauber im Einsatz.
Abschied von Hans Wurzer
„Die Brandbekämpfung aus der Luft erfolgte mittels
Waldbrandpaket vom Kärntner Feuerwehrverband“, sagt
Bezirksfeuerwehrkommandant Rudolf Robin. „Bis auf die
Funkverbindungen, die zu wünschen übrig ließen, hat die
Übung gut funktioniert. Versäumt wurde leider die rechtzeitige Verständigung des Notfallseelsorgers“, resümierte Pansi
am Mittag.
Im 86. Lebensjahr stirbt am 11. November 2005 Hans
Wurzer, „ein besonderer Bergkamerad“, wie Ortsstellenleiter Roland Pranter in einer Würdigung sagt. Hans
Wurzer war einer der Initiatoren, die im Jahre 1947 den
Bergrettungsdienst hier in Mauthen aufbauten. Als Gründungsmitglied diente er der Allgemeinheit über mehrere
Jahrzehnte, blieb den Wahlspruch immer treu, der da
lautete: Verunglückte in Bergnot geratenen Personen zu
helfen, selbst wenn dadurch ihr eigens Leben gefährdet
wurde. Hans Wurzer interessierte sich bis ins hohe Alter
für die Belange dieser Institution.
Pranter: „Ich erinnere daran, dass wir heuer 55 Jahre Gipfelkreuz Polink feiern durften. Hans Wurzer war es auch,
der zusammen mit Kriegsheimkehrern im Jahre 1950
dieses Mahnmal des Friedens auf seinen Hausberg errichtet hat. Ich glaube, Bergkameradschaft vermag bis über
den Tod hinaus zu bestehen, deshalb wollen wir uns auch
nur momentan mit einem letzten Berg Heil von dir verabschieden. Mögest du mit einem Auge immer auf deine
Bergwelt schauen – insbesondere auf deinen Hausberg.
– Servus Hansl, und Berg Heil.
343
2006
Der XXXVI. Internationaler Valentingletscherlauf wird am 21. Mai
mit 240 Teilnehmern
durchgeführt. Der erste
Termin am 30. April muss
wegen akuter Lawinengefahr verschoben werden.
Nebel und Niederschläge
Der XXXVI. Int. Valentingletscherlauf am 21. Mai 2006
Von Bernd Eder
Der XXXVI. Internationale
Valentingletscherlauf geht
mit dreiwöchiger Verspätung
am 21. Mai 2006 erfolgreich
über die Bühne. Der Wettergott meinte es ganz und gar
nicht gut, zwingt uns am
ursprünglichen Termin mit
Neuschneemassen von mehr
als einem halben Meter in
letzter Minute zur Absage.
Auch der zweite Anlauf findet
bei unsicheren Wetterverhältnissen statt. Trotzdem finden
sich rund 200 begeisterte
Freunde des Gletscherlaufes
zum Start am Valentintörl
ein. Sie lassen sich von Nebel
und zeitweise leichten Niederschlägen nicht abschrecken und werden mit guten
Abfahrtsverhältnissen wie
schon lange nicht belohnt.
__________
Im Juni wird der Vorstand
umstrukturiert: Ausbildungsleitung Gotthard
Unterkreuter und Herwig
Winkler; Einsatzleitung
Leo Jost und Alexander
Gressel; Gerätewart
Klaus Hohenwarter und
Stefan Obernosterer.
__________
Am 23. September erhält
Ehrenobmann Sepp
Lederer in Pinzolo/
Trentino die Auszeichnung „Premio Internazionale Solidarieta Alpina 35°Targa d’Argento“ – er
ist erst der zweite Österreicher, der diese Auszeichnung erhält.
Den guten Verhältnissen sind
auch die niedrigen Durchschnittszeiten in beiden
Rennklassen zu verdanken –
ihnen am nächsten kommt
in der Gästeklasse das Team
„Mauthen I“. In der Bergrettungsklasse beendet das
Team „AEG Hermagor“ das
Rennen mit dem geringsten
Abstand zur Mittelzeit und
holt damit den begehrten
Wanderpokal von Mojstrana
(SLO) wieder zurück auf
Kärntner Boden.
gefeiert bis in die späten Abendstunden. Der Erfolg des Rennens ist heuer sicherlich in besonderem Maße auf die ausgezeichnete Arbeit des Organisationskomitees. Das Team hat sich
durch die widrigen äußeren Verhältnisse nicht beirren lassen
und einen tollen Wettbewerb auf die Beine gestellt.
Natürlich gebührt unser Dank auch den vielen großzügigen
Gönnern und Sponsoren unserer Veranstaltung. Nicht zuletzt
sind es aber vor allen die vielen Fans, die den Valentingletscherlauf alljährlich zu einer unverwechselbaren, stimmungsvollen Veranstaltung machen. Wir bedanken uns bei Ihnen mit
einem kräftigen „Berg Heil“.
Auf Platz 4 der Bergrettungsklasse: Marlies Klammer und
Simon Wurzer (vorne) sowie Sepp Lederer (rechts) mit Ortsstellenleiter Roland Pranter.
Noch während der Siegerehrung öffnet der Himmel
über der Valentinalm seine
Schleusen. Der heftige Regen
tut der guten Stimmung bei
der After-Race-Party jedoch
keinen Abbruch. Ausgezeichnet bewirtet von Walter Müllmann und seinem Team wird
344
Dramatik in der Grünsee-Schlucht
Jugendgruppe und Familie über Not-Seilbahn gerettet
Dramatik in der Grünsee-Schlucht: Während einer CanyoningTour verletzt sich am Samstag, 5. August 2006 ein Bergführer.
Er wird mit dem Hubschrauber geborgen. Seine Gruppe und
mehrere Jugendliche werden mit einer Not-Seilbahn gerettet.
Der 29-jährige Kötschacher Bergführer hat sich bei einem
Fünf-Meter-Sprung in nur brusttiefes Wasser den Unterschenkel gebrochen. Durch seine Verletzung kommt auch seine
Gruppe – drei deutsche Urlauber – in Schwierigkeiten. Das
wiederum bemerken die Führer einer Alpenvereins-Jugendexpedition. Sie eilen zu Hilfe und alarmieren die Flugrettung.
Während der Verletzte mit dem Seil aus der 80 Meter tiefen
Schlucht geborgen wird, errichtet die Bergrettung eine Seilbahn über einen Wasserfall und bringt die unterkühlte und
durchnässte Familie sowie die sechs jugendlichen Alpenvereins-Schluchtenwanderer in Sicherheit, ehe sie mit einem
Boot an Land gebracht werden.
„Die Gäste und die Canyoning-Gruppe des Alpenvereins waren
aufgrund der langen Wartezeit unterkühlt und teilweise auch
schockiert durch den Unfallhergang und die Bergung“, berichtet Wolfgang Guggenberger von der Polizei Kötschach-Mauthen.
Sepp Lederer erhält internationalen Solidaritätspreis
„Premio Internazionale Solidarieta Alpina - 35° Targa d’Argento“ für den Ehrenobmann
Am 23. September 2006 wird VD OSR Sepp Lederer von Cav.
Angiolino Binelli, dem Gründungspräsidenten des „Premio
Internazionale Solidarieta Alpina – 35° Targa d’Argento“
Erhielt die hohe Auszeichnung aus den Händen von Cav. Angiolino Binelli (rechts), dem Gründungspräsidenten des „Premio
Internazionale Solidarieta Alpina - 35° Targa d´Argento“: Sepp
Lederer.
für sein bisheriges Wirken als Alpenvereins- und Bergrettungs-Pionier ausgezeichnet. Die Verleihung dieser hohen
Auszeichnung ist eine würdige und verdiente Anerkennung
für sein unermüdliches Schaffen im Oberen Gailtal, dem er
als langjähriger Bergrettungsobmann, Lawinenhundeführer, Initiator der Valentingletscherläufe und nicht zuletzt als
Gründer der OeAV-Sektion Oberes Gailtal-Lesachtal seinen
Stempel aufdrückte.
Sepp Lederer ist erst der zweite Österreicher, dem diese Auszeichnung zuteil wird. Italienische Bergrettungsmänner, Carabinieri, Finanzieri, zahlreiche Ehrengäste und Delegationen
345
aus aller Welt machen die Preisverleihung zu einer würdigen
Feier und sorgen für ein internationales Flair.
Wir gratulieren Sepp zu dieser bedeutenden Anerkennung für
sein bisheriges Wirken und danken für den unermüdlichen
Einsatz, der auch unseren Verein erst dorthin gebracht hat, wo
er heute steht.
Sepp Lederer war drei Jahrzehnte Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen. „Er war bei seiner Kür 1970 der
jüngste Bergrettungsobmann Österreichs“, konstatiert einer
seiner treuen Weggefährten, Horst Korenjak. Freilich fließen
die Interessen und Aktivitäten der Bergrettung mit denen des
Alpenvereins ineinander. Sepp Lederer war, ist und bleibt im
Gailtal das Synonym dafür.
Geschaffen wurde dieser Internationale Solidaritätspreis vor
nunmehr 35 Jahren von Cav. Angiolino Binelli. In den ersten
zehn Jahren wurden verdiente Bergrettungsmänner aus Pinzolo
und der Region Trentino geehrt, „später wurde der Kreis über
Europa und die ganze Welt ausgedehnt“, erzählt Lederer.
Lederer ist der zweite Österreicher der diese Auszeichnung
nach Rudolf Steinlechner (1987) in Empfang nehmen durfte.
Die Preisverleihung selbst war eine würdige Feier. Italienische
Bergrettungsmänner, Carabinieri, Finanzieri, ein Bergsteigerchor, Bürgermeister, Vergabepräsidium und Delegationen aus
aller Welt sorgten für ein internationales Flair. Ein Konzert
zu Ehren des Preisträgers mit Künstlern aus Amerika und
Italien, Pressekonferenz, Sonderschau, Verkostung, Fotoausstellung, Festakt sowie die Aufnahme des leidenschaftlichen
Hobbysängers als Solist beim „La Montanara“ im Männerchor
„Coro Presanella“ waren unvergessliche Momente. „Mit dieser
Ehrung für mein bisheriges Wirken habe ich wohl die bedeutendste Anerkennung erhalten“, so Direktor Sepp Lederer nach
der Verleihung.
346
2007
Am 26. Jänner wird die 60.
ordentliche Jahreshauptversammlung im Vereinsheim veranstaltet. Die
Weichen für das Jubiläumsjahr werden gestellt.
__________
Am 18. März stirbt Altkamerad und Altfunktionär
Alois Traar. Er wird im
Beisein der Bergrettung
zu Grabe getragen.
Abschied von Altkamerad Alois Traar
__________
Beim XXXVII. Internationalen Valentingletscherlauf am 29. April ist wieder
schönes Wetter angesagt.
Mit 494 Teilnehmern wird
es erneut eine grandiose
Veranstaltung.
__________
Mit dem 60-Jahr-Jubiläum
der Ortsstelle macht die
Bergrettung einen viel
gehegten Wunsch wahr:
Die 5. Auflage des legendären Klammfestes wird
am 21. Juli bei schönstem
Wetter mit rund 1000
Besuchern durchgeführt.
Im Namen der Bergrettung verabschiedet sich Ortsstellenleiter Roland Pranter im März 2007
„von unserem lieben Bergkameraden Alois Traar. Alois war maßgeblich am Aufbau unseres
alpinen Rettungswesens beteiligt und hat auch an der Gründung der Ortsstelle KötschachMauthen aktiv mitgewirkt. Als Bergrettungsmitglied diente er der Allgemeinheit über mehrere
Jahrzehnte und blieb dem Wahlspruch immer treu, der da lautete: Verunglückten, die in Bergnot geraten sind, zu helfen, selbst wenn dadurch sein eigens Leben oft gefährdet wurde.“
Mit einem letzten Berg Heil sagen wir dir Servus. Mögest du mit einen Auge immer auf deine
Bergwelt schauen. – Das große Foto entstand im September 1958 und zeigt Alois Traar mit
dem damaligen Ortsstellenleiter Hans Strobl.
Heimsieg für Pranter/Kollmitzer/Geier
XXXVII. Int. Valentingletscherlauf am 29. April 2007
Von Eder Bernd
Die 37. Ausgabe unseres
Valentingletscherlaufs geht
am Sonntag, den 29. April
2007 bei würdigen Verhältnissen über die Bühne. Unter
strahlend blauem Himmel
nehmen mehr als 500 begeisterte Teilnehmer den Aufstieg zum Valentintörl, die
ausdauernden unter Ihnen die
Verlängerung auf den Rauchkofel, in Angriff. Bei herrlichem Sonnenschein werden
die Rituale des Rennens zelebriert: Musik vom Gipfel des
Rauchkofel – danke Andreas
„SPEIBY“ – das gewohnte
und bewährte Startprozedere
– danke Carl Gressel – und
die unverwechselbare Stimmung im Ziel – danke an
unsere Freunde aus Italien,
Slowenien, Deutschland und
ganz Österreich.
Natürlich bringt eine solch
großartige Veranstaltung auch
würdige Sieger hervor. In
347
der Gästeklasse stehen „Die
Golden Girls“ (3. Platz),
„Urgänse“ (2. Platz) und
„AMICI del Margo“ (1.
Platz) auf dem Stockerl. In
der Bergrettungsklasse ist die
Sensation perfekt: der Sieg
geht vor „BR Forni Avoltri“ aus Italien (Platz 3) und BR Kamnig
I“ aus Slowenien (Platz 2) an das Team IV der Bergrettung Kötschach –Mauthen mit Pranter/Kollmitzer/Geier – ein Heimsieg!
Es herrscht Feierstimmung bis in die späten Abendstunden.
Auch wurde viel Prominenz bei dieser Veranstaltung gesichtet – als Teilnehmer wie auch als Gäste – von Seiten der Politik LA Bgm Ferdinand Hueter, Vzbgm. Josef Nussbaumer,
hohe Prominenz auch von Seiten der Bergrettung – angeführt
vom Präsidenten Reinhold Dörflinger, Kärntens Landesleiter Otmar Striednig, Salzburgs Landesleiter Estolf Müller
– weiters wurde gesehen Lawinenwarndienstler Willi Ertl,
Bezirkspolizeikommandant Mj. Werner Maier, der Leiter
der Polizeiinspektion Kötschach, Alois Ortner, der Leiter
der AEG Hermagor, Heribert Patterer, ÖAMTC-Einsatzpi-
lot Hans Fischer sowie der Ehrenobmann und Erfinder des
Valentingletscherlaufes, OSR Dir. Sepp Lederer.
Danke muss natürlich auch gesagt werden – insbesonders dem
Pächter der Unteren Valentinalm, Walter Müllmann und Gabi,
der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen, Gösser Bier – Lederer Manfred, der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen, OSK
Kötschach , Harald Unterluggauer, Starter Ing. Carl Gressel,
der heimischen Wirtschaft für die Ehren- und Sachpreise und
allen anderen denen, die ihren Beitrag zum Gelingen dieser
tollen Veranstaltung beigetragen haben. Danke auch an die
Fam. Herwig Pongratz sen. Wieder zurück im Tal erinnere ich
mich an das markante Zitat eines Teilnehmers am Gipfel des
Rauchkofel: „Das Leben ist zu kurz, um traurig zu sein!“. Der
würdige XXXVII. Gletscherlauf ist dafür der beste Beweis!
Ein Kult lebt wieder auf
Am 21. Juli 2007 feiert die Ortsstelle nach 25-jähriger Pause das 5. Klammfest
als Jubiläumsveranstaltung „60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen 1947 – 2007“
Von Robert Peters
Ein Kult lebt wieder auf: Das fünfte Klammfest an diesem
sommerlich-warmen Samstag, dem 21. Juli 2007, am Felsentor der Mauthner Klamm war 25 Jahre lang seit 1982 in der
Versenkung verschwunden. Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Österreichischen
Bergrettungsdienst erwecken Ortsstellenleiter Roland Pranter und seine Mitstreiter dieses tatsächlich in Laufe der Jahre
zum Kult gewachsene Fest zu neuem Leben.
Und das Leben an diesem Samstagnachmittag und -abend pulsierte „wie verrückt“ an diesem einmalig schönen und einem
Jubiläum würdigen Ort. Fleißig und unermüdlich gingen die
Bergrettungsmänner – natürlich tatkräftig unterstützt von ihren
Frauen sowie zahlreichen weiteren Helferinnen und Helfern
– an die Vorbereitung; engagiert und amüsant ging das Fest
über die Bühne. Ein Fest, DAS sich sehen lassen und AUF
DEM man sich sehen lassen konnte.
Unermüdlich drückte Mag. Bernd Eder, der Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Bergrettung Kötschach-Mauthen, auf den
Auslöser seiner Digital-Kamera. Das Ergebnis belegt eine alte
Journalisten-Weisheit: Bilder sagen mehr als 1000 Worte. So
haben wir bewusst auf erklärende Bildtext verzichtet. Jeder
kann sich „sein“ Motiv aus der hier gezeigten Auswahl heraussuchen oder sich an allen Motiven erfreuen. Die Bilder
sollen eine Erinnerung sein an das Klammfest 2007. Und es
soll dazu ermuntern, dass dieses fünfte Klammfest im Jubiläumsjahr nach 25 Jahren Pause nicht das letzte war.
Roland Pranter hat mir während des Entstehens dieses Buches
gesagt, dass es 2008 kein Klammfest geben wird. Und 2009
wohl auch nicht, weil dieser Kult etwas ganz Besonderes war,
ist und bleiben soll. Alljährliche Wiederholungen sind, mit ganz
wenigen Ausnahmen wie etwa der Valentingletscherlauf, in der
Tat ungeeignet, Kultstatus zu erlangen. Insofern könnten sich
Abnutzungserscheinungen einschleichen, Attraktivität verloren
gehen. Pranter sagt aber auch, „dass es irgendwann ein nächstes Klammfest geben soll“. Also, lieber Roland, liebe Bergretter, rettet nicht allein Verunglückte, rettet auch den Kult – das
Klammfest. Alle paar Jahre müsste das doch realisierbar sein.
So wie die Gipfelmesse auf dem Polinik alle paar Jahre viele
Menschen anzieht, vielen Menschen Freude bereitet.
348
349
350
Lois Ortner, der „Mensch des Jahres 1997“, geht
Der Bergretter und Polizeichef von Kötschach-Mauthen ist nun im Unruhestand
Nachdem der langjährige Postenkommandant von KötschachMauthen, Alois Ortner, Mitte 2007 in den wohlverdienten
Ruhestand übergetreten ist, wurde der bisherige KommandantStellvertreter Gerfried Robatsch zum neuem Postenkommandanten für Kötschach-Mauthen bestellt. Bürgermeister Walter
Hartlieb und Amtsleiter Jürgen Themessl gratulierten dem
Dellacher zur Beförderung und zur neuen verantwortungsvollen Aufgabe. Die bisherige gute Zusammenarbeit zwischen
der Polizei und der Marktgemeinde wurde durch beide Seiten
bekräftigt und soll auch weiterhin fortgesetzt werden.
Robatsch folgt in seiner Funktion als Postenkommandant
in Kötschach-Mauthen dem langjährigen Postenkommandanten Alois Ortner. Ortner war 20 Jahre Flugretter und leitete
17 Jahre die Alpine Einsatzgruppe Hermagor. 1997 wurde
er unter anderem für seine unzähligen Einsätze in Kärntens
Bergen als „Mensch des Jahres 1997“ ausgezeichnet.
Bürgermeister Walter Hartlieb dankte Lois Ortner für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und wünschte für den neuen
Lebensabschnitt viel Gesundheit, Zufriedenheit und noch
viele schöne Stunden in seinen geliebten Bergen.
Ortners Expeditionen
Der konzensionierte Berg- und Schiführer und staatlich
geprüfte Schilehrer Lois Ortner leitete als erfahrener Hochalpinist unter anderem folgende Expeditionen: Kärntner
Andenbergfahrt 1986 (Alpamayo-Südwestwand und Chacarayu-Südwand); Kärntner Andenbergfahrt 1989 (Ancohuma
und Haucana); Kärntner Tien-Shan-Expedition 1992 und
war Teilnehmer der Mountainbike-Expedition in den Regenwald Amazoniens (Brasilien) 1994 mit der Erstbefahrung der
„Transamazonika“ von Santa Rem bis Belem (ca. 2500 km).
Erfahrener Kommandant
Die „Polizeitung“, die „Illustrierte der Exekutive Kärntens“,
berichtet in der Ausgabe vom September/Oktober 2007 über
den „Neu-Ruheständler“ Lois Ortner:
Mit Ende Juli ist der langjährige und äußerst erfahrene Kommandant Kontrollinspektor Alois Ortner der Polizeiinspektion
Kötschach-Mauthen in den wohlverdienten „2. Aktivstand“
eingetreten.
Alois Ortner kam 1967 zur damaligen Gendarmerie. Ortners
dienstlicher Weg zum Kommandanten der PI KötschachMauthen führte ihn über die GP Luggau und Rattendorf, wo
er die letzten zehn Jahre als Chef fungierte. Seine große Liebe
gehörte und gehört aber den Bergen, und so war der Alpinismus das wohl bedeutendste und prägendste Element seiner
gesamten Gendarmerielaufbahn. Er war 20 Jahre Flugretter
und leitete 17 Jahre die Alpine Einsatzgruppe KötschachMauthen. Ungezählt sind seine Einsätze in den Kärntner
Bergen, in denen er Menschen in Not mit seinen Kameraden
Hilfe und Rettung bringen konnte. Die Krönung seines Gen-
darmerielebens war aber sicherlich die Wahl zum „Mensch
des Jahres 1997“ in der 100. Fernsehsendung Vera, in der er
stellvertretend für alle Alpingendarmen und Bergretter Österreichs diese besondere Ehrung entgegennehmen durfte.
351
Zur Person:
Lebensbilder:
Lois Ortner
Lois Ortner
Geboren am 4. Juli 1947
in Mauthen, verheiratet,
zwei Kinder.
Erlernter Beruf: Tischler
bei der Tischlerei Markus
Putz in Mauthen.
Ausgeübter Beruf: Nach
der Ableistung des
ordentlichen Präsenzdienstes am 1. April
1967 Eintritt in die
Bundesgendarmerie.
1968 Ausmusterung aus
der Gendarmerieschule
in Krumpendorf.
1968-1971 Gendarmerieposten Maria Luggau;
1971-1976 Gendarmerieposten Rattendorf.
1976 bis zur Pensionierung 2007 beim
Gendarmerieposten (Polizei-Inspektion) KötschachMauthen.
1969 Alpinausbildung
zum GendarmerieAlpinisten/Hochalpinisten
und ab 1970 Mitglied der
AEG (Alpinen Einsatzgruppe) Kötschach-Mauthen und Hermagor.
1976-1979 Ausbildung
zum staatlich geprüften
Schilehrer- und Schiführer, Bergführer, Flugretter
und Snowboardlehrer.
1980 Fachkurs zum
dienstführenden Beamten
der Gendarmerie in Mödling. 1977-1994 Leiter der
AEG KötschachMauthen, Mitglied im
Bundes- und Landesausbildungsteam der
Alpingendarmerie.
1977-1990 Einsatz und
Ausbildungsleiter beim
1964: mit Rudi Kis (rechts)
auf dem Polinik (Winterbegehung).
1963: Sepp Lederer (von links) Lois Ortner und Helmut Lackner in der Bubenhütte (Mauthner Alm).
„Der Sieg über sich selbst ist mehr als der über Gletscher und
Felsen“, schrieb Ortner (Bild rechts um 1975) als Leitspruch
in sein Tourenbuch. Bild links: 29. September 1975 auf der
Kleinen Zinne (Tour mit Erich Dabernig und K. Bachlechner).
1966: am Valentintörl.
1976
1979: mit Sepp Lederer.
1976: Kellerturm-Südwand.
352
ÖBRD. 1997-2007
Postenkommandant in
Kötschach-Mauthen.
Seit 1. August. 2007 60+
und im Ruhestand.
Vereine: Musikkapelle
Mauthen 1955-1968,
dann acht Jahre beim
MGV Mauthen, Freiwillige
Feuerwehr Laas, ÖAV.
Expeditionen: 1986
Andenexpedition Peru
(Ferrariroute Alpamayo);
1989 Andenexpedition
Bolivien (Ancohuma),
1992 Kasachstan – TienShan Expedition
(Khan-Tengri, nördlichster
7000er der Welt), 1994
MTB-Expedition durch
den Amazona-Regenwald
von Manaos bis zur Amazonasmündung (2500 km,
davon 1400 mit MTB).
Aus Lois Ortners Tourenbuch: „Fehlgriff“. . . (um 1970).
Eintritt in Bergrettung:
23. Dezember 1971,
Mensch des Jahres 1997
der TV-Sendung „Vera“,
2006 Mitarbeit und Darsteller als Alpinpolizist bei
der Universumsendung
„Die Karnischen Alpen“
des ORF.
1995: Karikatur von Reini Buchacher, gewidmet von der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen, Weltspartag 31. 10. 1995.
1981: als Aubildungsleiter
im Einsatz.
2007: mit Weitblick (oben) und
mit Sepp Lederer am Eisturm
in Mauthen.
1991: „Beatles-Frisur“.
Oktober 2005: Herbstausflug in den Großraum Triest, während
einer Einsatzübung (mit Roland Pranter).
353
Zur Person:
Lebensbilder:
Roland Pranter
1989: mit Sepp Lederer und
Andi Prugger auf der Hohen
Warte.
Roland Pranter
Geboren: 25. Mai 1960.
Beruf: Technischer
Betriebleiter (ECO/Wärmeaustauscher GmbH).
Bergrettung: Ortsstellenleiter seit 1999;
Einsatzleiter 1990-2002;
Ausbildungsleiter: 19891992 und 1995-1999.
1987: mit Lois Ortner auf dem Rauchkofel.
1989 Andenbergfahrt (Ancohuma, Haucana); Erstbesteigung: Grüne Nase - Via
Alexander (VI-VII), 850 Hm.
Seit 14. Januar 1987 im
Bergrettungsdienst;
Winterkurs 1987 am Fraganter Schutzhaus; Sommerkurs 1988 in den Lienzer
Dolomiten; Eiskurs 1989 im
Glocknergebiet (Oberwalderhütte); Bergrettungsmann
seit Juli 1989; zahlreiche
Weiter- und Fortbildungen:
Eisklettern, Canyoning,
GPS, Einsatzleitung.
1990: Großglockner.
Einführung SMS Alarmierung; Ankauf VW-Bus
Syncro; Umbau Geräteraum
und Vereinsheim; Organisation des Int. Valentingletscherlaufs seit 1999;
Polinikfeier alle fünf Jahre
mit der TK Mauthen; 2007
60-Jahr-Jubiläum mit 5.
Klammfest.
Zahlreiche Bekleidungs- und
Ausrüstungsaktionen; mehr
als 200 Einsätze an vorderster Front; erste digitalisierte
Ausbildung auf Powerpoint
in Kärnten (Beamer und
Laptop); Einführung des
GPS; treibende Kraft beim
Thema: Canyoning-Rettung
als Aufgabe der Bergrettung;
Verfasser der OrtsstellenChronik 1947-2007; erste
Homepage Kärntens; Koordinator „Bohrhaken in den
Karnischen Alpen“.
1994: im BRD-Gewand.
1987: mit Norbert Steindl (links) und Lois Ortner (rechts) auf
der Raudenspitze.
1995: Schitour Triglavski Dom
(Julische Alpen).
1988: Collin (von links Roland Pranter, Lois Ortner, Georg
Zankl und Adolf Zumtobel.
354
1998: in der Calvi Hütte mit Hüttenwirt Giulio.
2003: „Novelle sensatione“ (mit Reinhard Ranner).
2004: Cellonpfeiler.
2007: Gipfel Grüne-Nase (mit Reinhard Ranner).
2005: Kellerspitzen Süd.
2006: Kellerspitzen.
Roland Pranter:
Was ich noch sagen möchte . . .
. . . über die Entstehung dieses Buches zu unserem 60-jährigen Bestehen
Es war im Sommer 2007, als die Bergrettung Kötschach-Mauthen zu ihrem Jubiläum das legendäre, seit 25 Jahren nicht mehr
veranstaltete Klammfest feierte. Bei diesem Fest war auch der
aus Aachen stammende Sportredakteur Robert (Robby) Peters
zu Gast. Ich persönlich kannte ihn nur vom Hörensagen. Als
dann während des Festes einer seiner Freunde auf mich zukam
und zu mir sagte: „Du, der Robby Peters hat da eine Idee für
die Bergrettung“, konnte ich zunächst nichts damit anfangen
und wollte eigentlich nur dieses Jubiläumsfest perfekt über die
Bühne bringen, was uns ja, denke ich, gelungen ist. Zu näheren
Betrachtungen über jene „Idee“ kam es an diesem Abend, in
dieser Nacht, dann nicht mehr, und ich vergaß sie wieder.
Am folgenden Montag, ich fuhr gerade zum Zusammenräumen
355
der Veranstaltung in die Klamm, stand ein heller 5-er BMW
in der Nähe der Klammzufahrt. Als ich näherkam, erkannte
ich Peters, der mich fragte, ob ich ein paar Minuten Zeit hätte,
er möchte gerne etwas mit mir besprechen. In kurzen Worten
erklärte er mir die Philosophie der „Karnisch-nostalgischen
Bilderbücher“, die er seit Jahren gestaltet, und schlug vor,
ein weiteres Büchlein zum Thema „60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen“ zu machen. Robby, der mir inzwischen ein
Freund geworden ist, hatte dabei eine derart positive Ausstrahlung, dass ich binnen Sekunden „Ja“ zu diesem Projekt sagte.
Er erzählte mir das Konzept für das Büchlein – Chronik 1947
bis 2007, Valentingletscherlauf, Polinikfeste, Einsätze und
vieles, vieles mehr. Ich sagte nur: „Ich hab jetzt keine Zeit –
setzen wir uns am Wochenende zusammen, und dann schauen
wir was rauskommt.“
Nachdem wir uns dann über das Konzept einig waren und die
Aufgaben verteilt wurden, habe ich erst gesehen, worauf ich
mich da eingelassen hatte. Ich stand praktisch am Anfang und
hatte weder eine Zeile einer Chronik noch Ähnliches parat. Aber
die Idee faszinierte mich derart, und so begann ich im September
2007 das Archiv der Bergrettung Kötschach-Mauthen zu durchforsten. Das Archiv bestand aus sage und schreibe 50 vollen
Din A4-Ordnern. Ich schlug mir Nächte um die Ohren und habe
durch diese Arbeit die Ortsstelle immer besser kennen gelernt.
Mit meinen Helfern Lois Ortner und Sepp Lederer – er war ja 30
Jahre Ortsstellenleiter – versuchte ich, aus all den Geschichten
und Informationen eine Chronik zusammenzustellen.
Sobald ein größeres Kontingent an Material (Texte und Bilder)
vorhanden war, schickte ich dies nach Deutschland mit der
Hoffnung, dass es bald genug war. Als mir dann Robby Peters
mitteilte, dass er genug Material für das Heft beisammen
habe, war ich froh, dieses Kapitel abgeschlossen zu haben.
Dann kam eines Tages, Ende 2007, eine E-mail, in der mir der
hauptberufliche Sportredakteur mitteilte, dass er das Büchlein
fertig gestellt habe. Das Ergebnis war ein sehr schön gestaltetes Heft: die Ausgabe XXII der Reihe „Karnisch-nostalgisches Bilderbuch“ mit dem Titel „Lebensretter – 60 Jahre
Bergrettung Kötschach-Mauthen“, das in kompakter Form die
sechs Jahrzehnte unserer Ortsstelle seit ihrem Bestehen in
Wort und Bild zusammenfasst und das seit Dezember 2007 in
der Buchhandlung Moser in Kötschach erhältlich ist.
Peters schrieb mir auch, dass er bei weiten nicht alles Material verarbeiten konnte. Und er fragte nach – Journalisten und
offenbar insbesondere Sportreporter sind besonders hartnä-
ckige Zeitgenossen –, ob nicht noch weiteres Material zum
Thema aufzutreiben sei bei ehemaligen Bergrettern, bei Kindern ehemaliger Bergretter, bei einstigen Alpin-Gendarmen
oder wo auch immer. – Und dann schrieb er, er hätte da „so
eine Idee“. Und weiter: „Roland, lass uns ein richtiges Buch
aus all dem Material machen. Ein Buch, damit die Nachwelt
alles, zumindest aber das meiste über die ersten 60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen zu lesen bekommt. Du brauchst
nur nochmals deine 50 Ordner zu durchforsten und mehr ins
Detail gehen und eben einige kompetente Menschen für die
Idee zu gewinnen, die uns Material zur Verfügung stellen. Das
interessanteste Material wird dann im Buch veröffentlicht.“
Ich war zunächst nicht gerade begeistert, in dem Wissen,
welche Arbeit wiederum auf mich zukam: wieder nächtelang
Ordner durchwühlen und jede interessante Seite einscannen
bzw. digitalisieren. Aber ich dachte mir, wenn er als Redakteur
so begeistert von diesem „Wahnsinnsbuch“, wie er es immer
nannte, ist, und er eigentlich mit der Bergrettung ja nichts am
Hut hat, so sollte dies für mich als eingefleischtem Bergretter
Motivation genug sein. Ja, und nach monatelangem Recherchieren war es dann schließlich geschafft – Ende März/Anfang
April schickte ich die letzte CD mit Bildern und Texten nach
Deutschland. Zwischenzeitlich hatte Robby Peters nach und
nach alles in eine professionelle Form gebracht, geschrieben, formuliert, jedes einzelne Foto bearbeitet, Geschichten
und Anekdoten niedergeschrieben. Nun lag es an ihm, dieses
unglaublich umfängliche und breit gefächerte Material zu
ordnen, ein Layout zu gestalten – ein Buch daraus zu machen.
Das Ergebnis dieser Geschichte halten Sie in Händen.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich möchte sagen, dass es ein
gelungenes Werk, ein interessantes Werk, ein spannendes
Werk geworden ist – nicht zuletzt Dank einer sehr verrückten
Idee meines Freundes Robby Peters. Er war immer die treibende und motivierende Kraft während der ganzen Monate.
Im nachhinein kann ich es ja sagen: Nur „Verrückte“ stellen
sich so in den Dienst einer Sache und stellen ein Buch in
so kurzer Zeit und bei recht knapper Freizeit zusammen. Ich
bin froh, dass ich Robby Peters kennen lernen durfte. Wir
sind – ich sagte es schon – Freunde geworden. Das empfindet er genauso und formulierte es im April 2008 in einer unserer unzähligen E-Mails sehr treffend: „Wir haben uns unsere
Freundschaft verdient, weil wir beide sehr konsequent und
verlässlich miteinander umgehen. Und das ist eine sehr gute
Basis für eine Freundschaft.“ In diesem Sinne entstand ein
wohl gelungenes Nachschlagewerk über die ersten 60 Jahre
der Bergrettung Kötschach-Mauthen. Aber schauen und lesen
Sie selbst . . .
Mit einem Foto der BRDMannschaft unserer Ortsstelle auf Seite 1 hat dieses
Buch begonnen, mit einem
Bild des BRD-Teams Kötschach-Mauthen aus dem
Jubiläumsjahr 2007 soll es
enden – auf weitere 60 Jahre
in den wundervollen Bergen
unserer Heimat . . .
356
Namensregister
A
C
Ainetter, Maria: 137
Ainetter, Simon d. J. : 12, 36-39, 87, 103, 132
Albaner, Helmut: 315
Allmaier, Josef: 61, 65
Andauer, Siegfried: 190
Angerer, Dr. E. : 79
Angeringer, Josef: 48
Ansauer, Siegfried: 181
Assam (Hauptmann): 10
Assam, Herbert: 11
Astner, Franz: 128, 163
Casabellatta, Guiseppe: 203, 204, 205, 206, 241
Casabellatta, Valentino: 203, 204, 205
D
Daberer, Alfred: 151
Dabernig, Erich: 116-118, 124, 125, 127, 134, 135,
137, 150-152, 156, 163, 172, 174, 181, 184, 186, 203206, 215, 220-223, 235, 241, 337- 340, 352
Dabernig, Wolfgang: 173
Dellisch, Dr. : 131, 132, 165, 168, 169, 175, 176, 181,
201, 202, 231
Diexer, Dr. Hannes: 74
Dörflinger, Reinhold: 254, 264, 288, 292, 311, 348
Dress, Theodor: 200
Drumbl, Georg: 1, 3, 172, 219, 220, 240, 244, 248,
250, 263, 270, 272, 273, 285, 287, 300, 302, 311, 314,
327, 334
Durcher, Poldi jun. : 117, 140, 141, 180, 288, 297, 303
Durchner Leopold sen. : 18, 40, 85, 101, 140, 142, 143,
147, 148, 326
B
Babler, Franz: 41
Bachlechner, Karl: 117, 118, 157, 352
Bauer, Dr. Helmut: 169, 177
Beck, Dr. Heinrich: 13
Berger, Reinhard: 220, 243, 269
Berger, Rudolf: 5, 52, 64-66, 69, 72, 104
Bernik, Peter: 258
Bidner, Jakob: 228
Bierbaumer, Sepp: 221, 301
Binelli, Angiolino: 345, 346
Blank, Fritz: 13
Blocher, Wilhelmine: 200
Bonatti, Walter: 44, 48, 49
Borg, Andy: 229, 290
Böttinger, Günther: 206
Böttinger, Thomas: 206
Brandner, Josef: 268
Brandstätter (Wirt Pichlhütte) : 83, 84
Brandstätter, Elfi: 172
Brandstätter, Ewald: 66
Brandstätter, Hans: 128
Briesch, Gerhard: 325
Brojan, Janes: 131
Brunner, Franz: 39
Brunner, Josef: 27, 36, 37, 39, 41, 42, 45, 87
Buchacher, Michl: 134
Buchacher, Reini: 353
Buchauer, Johann: 15, 36, 62
Buchheister, Dr. J. : 7
Buhl, Hermann: 98
Burding, Erika: 277, 278
Bürgl, Johann: 25
Burgstaller, Günther: 1, 250, 263, 267, 291
E
Ebenberger, Horst: 265
Ebner, Rosemarie: 103
Ebner, Sepp: 181, 182
Eder, Bernd: 1, 3, 299, 301, 329- 331, 334, 335, 340,
342, 344, 348
Eder, Fritz: 339
Egger, Franz: 99
Egger, Günther: 254
Egger, Toni: 75, 77- 79, 83-86, 89, 90, 93, 95-100,
127, 285
Einetter, Josef: 5
Emmer, Dr. Johannes: 7
Engl, Edi: 265, 267, 270
Engl, Franz: 304, 305
Engl, Hubert: 3, 250, 263, 330
Engl, Wilma: 265
Engler, G.: 120
Ernst, Michael: 73
Ertl, Friedrich: 36
Ertl, Hans: 250, 263, 287
Ertl, Wilfried (Willi): 316, 348
Essl, Georg: 196
I
Essl, Helmut: 266
Ezr, Karl Heinz: 204, 241
Gruber, Viktor: 167
Gschiel: 340
Guggenberger, Hannes: 254
Guggenberger, Herbert: 190
Guggenberger, Rudolf: 198, 201
Guggenberger, Wolfgang: 5, 326, 345
F
Fankhauser, Richard: 1
Fasan, Dr. Herbert: 13
Feichter, Artur: 18, 316
Fellner, Herbert: 159, 161, 162, 163, 164
Fellner, Ulrike: 161
Filippo, Vittorio de: 219, 228, 229
Fina, Franz: 90
Fischer, Hans (Pilot) : 127, 161, 204, 205, 241, 281, 348
Flaschberger, Christof: 45
Flaschberger, Gernold: 1, 3, 250, 263, 270, 273, 285,
287, 301, 314, 334
Flohr, Christine: 190
Fortunat, Franz: 1, 254
Franceschi, Ennio de: 243
Francesci, Tullio: 35, 39
Freidl, Emmerich (Emmi) : 168, 173
Freistadt, Leo: 13, 14
Freunschlag, Jörg: 231
Fritz, Heidi: 343
H
Haas (bez. Insp.): 34
Habeler, Peter: 191
Hackl, Franz: 12
Haim, Josef: 10
Handel, Gotthard: 192, 194, 201
Hartiger, Wilhelmine: 120, 130
Hartlieb, Walter: 286, 288, 305, 306, 328, 351
Hassler, Josef: 61, 74, 103, 106, 108, 110, 133, 165
Hassler, Paul: 38, 170
Hauer, Dr.: 110
Hauer, Walter: 26
Hauser, Karl: 13, 14
Havranek, Fritz: 31, 52, 109
Hecher, Rudolf: 74
Heider, Franz: 16
Heinrich, Richard: 219, 227, 228
Heinricher, Georg: 84
Heinricher, Grete: 83
Heinricher, Gudrun: 86
Heinricher, Hansjörg: 84-86
Heinricher, Heini: 3, 25, 35, 36, 39, 74, 77-99, 101,
127, 180, 340
Heinricher, Wolfgang: 84, 85
Hermann, Dr. Erwin: 231
Hermann, Karl: 200
Herrle: 68
Herzog, Andreas: 36
Hohenegg, Otto: 98
Hohenwarter, Georg: 192, 197, 201
Hohenwarter, Klaus: 1, 3, 344
Hohenwarter, Siegfried: 266
Hoja, Siegfried: 29
Hojer: 42
Holbein, Hermann: 177
Holl, Peter: 238, 340
Holzfeind, Werner: 1, 220, 248, 250
Huber (Wachtmeister) : 176
Huber, Markus: 65
Huber, Sepp (Josef): 65, 174, 181
Hübner, Ulrike: 316
Hueter, Ferdinand: 348
Husen, Pit van: 31
G
Gail, Hofrat Albert: 169
Gailer, Stefan: 326
Gallhuber: 340
Gashi, Bislim: 198, 201
Gastinger, Peter: 266
Gatterer, A.: 264
Gayl, Albert: 175, 177
Geier: 347
Gerfried, Pater: 341
Gerngross, Dr.: 40
Gollob, Gordon: 30
Gollob, Raimund: 25
Golser, Hans: 36, 82, 105, 106, 107, 124, 180, 289
Gossmann, Hans-Jürgen: 138
Gratzer, Hans: 3, 93, 94, 103, 106, 340
Gressel, Alexander: 1, 3, 334, 344
Gressel, Aurelia: 74, 308
Gressel, Carl (Bürgermeister) : 13, , 137, 144, 308
Gressel, Carl jun.: 180, 255, 264, 265, 300, 305, 306,
308, 317, 326, 334, 341, 347, 348
Gressel, Fritz jun. : 132, 137, 171, 172, 174, 180, 302,
308
Gressel, Fritz sen. : 85, 144, 208, 213, 300, 305, 306,
308-310, 326
Gressel, Marianne: 308
Grimmer, Hannes: 1, 279
Größbauer, Albert: 40, 85, 138, 147
II
J
Knaus, Adolf: 102
Koban, Dr. Heinrich: 13, 15, 38, 43, 71
Koban, Walter: 13
Kobinia, Dr. Georg: 251, 252
Köfler, Friedrich: 26
Köfmüller, Rudi: 78, 79
Kofler, Hannes: 132
Köfler, Helmut: 157
Kofler, Johannes: 1
Kofler-Jast: 127
Köhler, Dr. Max: 8
Kolbitsch, Peter: 102
Koller, Alwin: 253, 269
Kollmitzer, Hans: 44
Kollmitzer, Harald (Harry): 1, 3, 314, 315, 330, 333,
334, 347, 348
Kolm, Dr. (Min. Rat): 34
Korenjak, Horst: 346
Kornfeld, Wilhelm: 13, 14
Kostner, Hermann: 85, 143, 147, 326
Kramer (Gend. Insp.): 13, 15
Kratzert, Heinrich: 192, 197, 201
Krempel, Heinrich: 6
Kreuzberger, Siegfried: 208
Kreuzer, Klaus: 176
Kristler, Inge: 289
Kristler, Kurt: 3, 172, 237, 263, 264, 267, 270, 273,
274, 323, 324
Kristler, Siegfried (Siegi): 3, 110, 133, 171, 175, 231,
240, 244, 288, 289, 316
Kronfeld, Robert: 30
Kubert: 31, 100
Kugy, Dr. Gerhard: 169
Kugy, Julius: 127
Kühlschweiger, Matthias: 62
Kühr, Johann: 61, 62, 64, 66, 67
Kümpfbeck, Josef: 10
Kunze, Prof. Adalbert: 9, 25, 43, 292
Kupke, Rolf: 150
Kurzweil, Christian: 305, 306
Kurzweil, Karl-Heinz: 306
Kurzweil, Oswald: 103
Jahn: 127
Jaklitsch, W. : 135, 340
Janschitz, Peter: 12
Jarnig, Herbert: 60
Jarnig, Johann: 37, 38, 61, 64, 72
Jenny, Dr.: 125
Jochum, Ossi: 173
Jost, Johann: 66
Jost, Leo: 1, 3, 254, 273, 287, 295, 301, 313, 314, 326,
333, 334, 344
Jungwirt, Herbert: 228
K
Kaiser, A. : 340
Kaiser, B. : 340
Kaiser, Sieglinde: 173, 340
Kammen, Michael: 181, 183, 190, 201
Kanave, Walter: 177
Kandutsch, Dr. Erich: 248, 251, 252, 263, 264
Kanzian, Erich: 258
Kanzian, Horst: 5, 266
Kanzian, Hugo: 36, 39, 52, 64-66, 87
Kanzian, Kurt: 177, 209, 220, 243, 340
Kapellari, Egon: 284
Karner, Bernhard: 317, 324
Karner, Josef: 85
Karner, Otmar: 326
Karner, Willi: 65
Katnic, Franz: 131
Katschnig, Hubert: 151
Keinprecht, Wolfgang: 234
Kelenc, Eduard: 36
Kepold, Hermann: 66
Kerle: 72
Kidalka, Hans: 177
Kirchschläger, Dr. Rudolf: 284
Kis, Rudi: 352
Klammer, Johanna: 106
Klammer, Marlies: 344
Klaus (Gastwirt): 43
Klaus, Alfons J. : 143
Klaus, Andrea: 166, 200
Klaus, Ing.: 43
Klaus, Prof. Karl: 147
Klauss (Lanzer) : 317
Klauss, Fritz: 23
Klauss, Hubert: 85
Klauss, Margit: 209, 210
Kleindienst, Dr.: 42
Knafl, Dr. Hermann: 272, 279, 323
L
Lackner, Helmut: 1, 128, 130, 133, 141, 142, 163, 167,
174, 175, 220, 228, 231, 240, 244, 248-250, 263, 266,
270, 273, 303, 352
Lagger, Franz: 254
Lagger, Peter: 213
Lamprecht (Bürgermeister, Mauthen): 24
Lamprecht, Adolf: 143, 305, 306
Lamprecht, Bernd: 328
Lamprecht, Charly: 1, 3, 134, 214-218, 235, 245, 258III
M
260, 268, 287, 296, 300, 301, 307, 314, 316, 330, 333
Lamprecht, Markus: 12
Lamprecht, Michael (Michl) : 151, 152, 175, 177, 209,
220, 240, 243
Landl (Bez. Insp.): 34
Langegger, Julius: 26, 36, 39, 87, 165, 167, 168, 231
Langsteiner: 127
Lassnig, Adolf: 103
Lauchart, Dr. Hans: 198
Lauda, Florian: 284
Lederer, Günther: 105
Lederer, Heinz: 105, 220
Lederer, Hermann („Leti“): 36, 77-82, 86, 91-94, 101,
180, 220, 340
Lederer, Hildegard: 117
Lederer, Josef (Gendarm): 48, 49, 61
Lederer, Manfred: 348
Lederer, Matthias: 209
Lederer, Sepp: 1, 3, 6, 108, 109, 110, 113, 114, 117,
120, 128-133, 136, 137, 140-143, 151, 152, 154, 155,
158-161, 163, 165-171, 174-178, 180, 181, 183-186,
193, 194, 196, 199, 201- 203, 206, 209, 213, 219,
221, 229-232, 240, 243, 244, 246-251, 253, 255, 257,
262-267, 269, 270, 273, 275, 280, 282, 285, 287-291,
300, 301, 303-305, 308, 314, 326, 328, 330, 336, 339,
340, 344-346, 348, 352-354, 356
Lederer, Wilfried: 102
Leitgeb, Alfred: 178, 200
Leitner, Emil: 18, 48
Lenzhofer (Gemeinderat): 71
Lenzhofer, Prim. Dr. Reinhard: 83, 84, 95, 114, 128,
130, 150, 302
Lenzhofer, Stefan: 247
Lercher, Adolf: 151, 179
Lessjak, Rudolf: 108
Lessnig, Franz: 104
Lewitzky, Reinhold: 12, 13
Liebenwein, Waltraud: 50, 51
Limpl (Major) : 165
Lindinger, Evi: 120, 130
Litsch, Friedrich: 39, 44, 64, 87, 103
Lobnig, Felix: 157
Londero, Gianni: 109, 111
Lora, Albert: 1, 151, 153, 303
Lukasser, Margit: 201
Luschin, Kurt: 18
Luser, Hans: 219, 220
Luser, Norbert: 316
Luszak, Frederike: 200
Lutze, Elfriede: 150
Lutze, Heinz: 150
Mader (Fa., Kötschach) : 198
Maestr, Cesare: 77, 86, 99, 100, 258
Maier, Erhard: 165, 167, 173
Maier, Helga: 174
Maier, Josef: 85
Maier, Marino: 305
Maier, Peter: 141, 303, 305
Maier, Sepp: 267
Maier, Werner: 348
Maier: 340
Maierbrugger, Bruno: 206, 266
Maissl, Rudolf: 120
Mang, Thomas: 182, 200
Manhart, Heinrich: 15, 86
Mansutti, Dr. Paola: 258
Marcher, Dr.: 221
Marizzi, Johann: 25, 26
Markert, Siegfried: 300
Matitz, Johann: 106
Mattlener, Hans-Peter: 206
Matzneller, Anton: 208, 213
May, Hellmt (Dipl. Ing.): 6, 75, 103, 104, 106, 108110, 167
Mayer, Dr. Horst Friedrich: 284
Mazillis, Roberto: 236
Meiser (Pilot): 176
Meizen (Zollbeamter): 25
Mendt, Marianne: 284
Merkatz, Karl: 284
Messner, Anton: 33
Messner, Karl: 65, 139, 140
Michor, Simon: 12
Milan, Gerhard: 133
Millonig, Gottfried: 199, 265
Minisini, Romeo: 109-111
Mitterdorfer, Franz: 266
Mitterdorfer, Paul (Pater) : 176, 178
Mitterer, Siegfried: 104
Moriggl, Dr. J.: 9
Mörtl, Andreas: 110
Mörtl, Eduard: 66, 72
Mörtl, Wolfgang: 262, 273, 274
Moschitz, Alois: 228, 229
Mosig, Gisela: 73, 74
Müllmann, Andreas („Anderl“): 84, 231
Müller, Estolf: 292, 348
Müllmann, Bernhard: 209
Müllmann, Walter: 302, 311, 325, 348
Muskateller, Konrad: 34, 35, 39, 44, 68, 87
IV
N
Peters, Robert: 337, 348, 355
Petters, Gabriele: 190
Petugger (Bergretter): 18
Peturnig, Sepp: 266
Petutschnig, Richard: 1, 303, 332, 334
Pfannl, Josef: 6
Piber, Johann: 140
Pichl, Eduard: 12, 15
Pichler, G.: 127
Pichler: 340
Pikalo: 48
Piller, Alberto: 171
Pin, Flavio: 200
Pirker, Johann: 63
Pirschl, Josef: 12
Placht, Fritz: 15
Planner (Café, Kötschach): 23
Plattner, Harri: 30
Pletzer, Johann: 326
Ploner, Dr. (Pfarrer): 144, 147
Ploner, Josef: 21, 23
Ploner, Maria: 21, 23
Pongratz, Herwig: 302, 311, 325, 348
Pranter, Roland: 1, 3, 6, 120, 129, 194, 233, 241, 244,
246-248, 250, 251, 263, 269, 270, 273, 279, 282, 285,
287, 288, 293, 296, 300-303, 305, 311-317, 319, 323328, 330, 332-337, 340-342, 344, 347, 348, 353-356
Prawy, Prof. Marcel: 284
Preßlauer, Bernd: 190
Pressnig, Karl: 192, 197
Prugger, Andreas: 1, 3, 171, 173-175, 240, 244, 250,
263, 265, 269, 270, 273, 289, 314, 334, 354
Prusik: 240
Pucher, Markus: 307
Putz, Anton: 13
Putz, Hubert: 1, 302, 328, 335
Nenning, Dr. Günther: 284
Neumaier, Leo: 25
Neumann, Wilhelm: 12, 13
Neuwirth, Ambros: 165, 170
Neuwirth, Arnold: 170
Niederklapfer, Helmut: 40
Niedermüller, Balthasar: 12
Norman, Pater: 300, 304-306
Nussbaumer, Josef: 138, 306, 311, 348
Nüßlein, Heinrich: 37
O
Obereder, Bernhard: 151, 157, 158, 180, 240
Obereder, Günther: 254
Obereder, Hannes: 1, 314
Oberessel, Hartwig: 5
Obernosterer, Ernst: 104
Obernosterer, Hubert: 73
Obernosterer, Stefan: 1, 3, 344
Odobasic, Redzo: 198, 201
Ortner, Adolf: 77
Ortner, Alois (Lois): 1, 3, 5, 12, 36, 83, 84, 95, 130,
133, 34, 136, 140, 147, 150, 151, 153, 155-157, 159,
163, 164, 167, 169, 172-175, 179, 180, 182, 184, 185,
186, 192, 194, 199, 200- 206, 208, 210, 213, 219-223,
228, 229, 232, 240, 241, 244, 246-248, 252, 263, 265,
266, 268, 272, 273, 278, 281, 282, 284-288, 306, 308,
310, 332, 342, 348, 351-354
Ortner, Daniela: 284
Ortner, Herwig: 203, 266, 340
Ortner, Wolfgang: 27, 151, 157, 158
P
Q
Pacher, Claudia: 307
Pallasmann, Dr. Karl: 255, 256
Pansi, Heinz: 343
Pär, Michael: 25
Patterer, Andreas: 265
Patterer, Hans: 118, 137
Patterer, Heribert: 1, 3, 5, 248, 250, 263, 266, 269, 270,
273, 278, 285, 287, 293, 296, 301, 303, 307, 312, 313,
314, 316, 319, 326, 340, 348
Paul (Pater) : 165
Paulcke, Prof. Dr. Wilhelm: 7, 8
Pauli, Werner: 41, 44, 87
Peege, Emil: 120
Penck, Dr. Walther: 8
Penker, Josef: 307
Peterka: 127
Quendler, Peter: 284
R
Raffer, Harald: 175, 176
Rainer (Gasthof Kellerwand): 22
Rainer, Dr.: 15
Ranner, Alois: 13, 85, 143, 147, 304-306, 326
Ranner, Gerhard: 141, 236, 248, 272, 303, 305
Ranner, Helmut: 65
Ranner, Oswald: 13
Ranner, Reinhard: 1, 134, 209, 214, 233-239, 245, 246,
258, 259, 260, 268, 287, 308, 339, 355
Rauscher, Max: 264
Rauscher, Vinzenz: 264
V
Rauter, Gregor: 198, 201
Rauter, Herdwig: 200
Regatschnig, Dietmar: 133
Regatschnig, Horst: 124
Reiber, Fred: 32
Reichenwallner, Leopold: 12
Reiß, Herta: 108
Reiß-Miller, Erika: 108
Reiterer, Walter: 201
Richter, Dr. Eduard: 7
Riebler, Viktor: 85
Rizzi (Kaufhaus, Kötschach): 23
Robatsch, Gerfried: 351
Robin, Rudolf: 343
Rogi, Josef: 26, 39, 50, 61, 62, 64, 87, 103
Romig, Dr. Friedrich: 108
Rommel, Walter: 36
Ronacher, Georg: 66
Ronacher, Walter: 197
Rooy, Antonius van: 181, 183
Rooy, Wilma van: 181, 183
Ropie, Franz: 36
Rosenkranz, Otto: 103
Roth, Oskar: 34
Rudl (Oberst): 120
Rusingen, Cornelia van: 181
Rusingen, Jan van: 181, 183
Schottik, Max: 6
Schraner, Leo: 110
Schreiber, Gustav: 103, 124
Schribl, Hans: 124
Schröder, Bernhardine: 198, 201
Schulze, Elsa: 103
Schulze, Heinrich: 103
Schulzer: 340
Schumi, Hans: 231
Schupp, Leopold: 63
Schütze, Gertrud: 38
Schütze, Kurt: 35-38
Schwepke, Mathias: 270
Screm, Fulvio: 45
Scudelaro, Sergio: 192, 201
Seirer, Max: 155
Seirer, Michael: 12
Seitz, Erika: 191
Seitz, Oliver: 191
Seitz, Rainer: 191
Seitz, Rolf: 191
Seiwald, Otto: 18, 36-38, 44, 46, 47, 52, 62, 64
Sellenati, Hans: 120, 121
Semmelrock, Anton (Gasthof): 15
Sepperer, Reinhold: 338
Siber (Ing.): 131
Sievers, Jürgen: 200
Sievers, Sigrid: 200
Sievi, Dr, Christian: 219
Sima, Hans: 109, 110
Simile-Ainetter: 10
Simoner, Dorli: 27
Simoner, Kurt: 26, 39, 52, 64-66, 87
Sitar, Josef: 220, 231, 334
Skalinski, Hans: 267
Slamanig, Lorenz: 10
Slezak, Hans: 13
Sonnleitner (Kellerwand): 22
Soravito: 127
Spatnik: 73
Spivey, Andreas: 311, 328, 347
Stangl, Gerhard: 166, 254, 267
Stank, Johann: 133
Staudacher, Maria: 200
Steinberger, Simon: 8
Steindl, Norbert: 3, 25, 35, 45, 50, 62, 64-66, 74, 104,
108, 110, 120, 128, 129, 131, 132, 159, 165, 167, 168,
175, 231, 240, 332, 354
Steinitzer, Alfred: 8
Steinlechner, Rudolf: 346
Steinmann, Otto: 13
Steinwender, Dr. Ernst: 40, 41, 52, 62, 64, 65, 67, 69,
71-73, 85, 87, 104, 111, 133, 136, 138, 151, 165, 169,
175, 231, 232, 251, 255-257, 262, 268
S
Salcher, Adam: 12
Salcher, Eckart: 1
Salcher, Elfi: 326
Salcher, Hermann: 12
Salcher, Leo: 177
Salcher, Peter: 282
Samassa, Anna: 302, 311, 328
Samassa, Duilio: 77, 203, 208, 280, 302, 311, 328
Samassa, Pietro: 127
Santer, Adalbert: 45
Saudan, Sylvain: 121, 122, 123, 124
Scalett, G. : 311
Schalk (Gend. Insp.) : 165
Schatz, Hans (Johann): 29, 266, 268, 272
Schaumann, Walther: 155
Schausberger, Hans: 192, 198, 206, 221, 316
Schellander, Albert: 1, 175, 228, 240, 244, 248, 250
Scherer, Johann: 140
Schiestl, Maria: 208
Schmid, Adam: 103
Schmid, Günther: 1, 307
Schmid, Helmut: 215
Schmid, Konrad: 18, 26, 36, 39, 87
Scholz, Monika: 120, 130
VI
Steinwender, Fritz: 157, 220, 221
Steinwender, Günther: 5
Steinwender, Manfred: 5, 316
Steurer, Jakob: 66
Stiegler, Pepi: 120
Stojetz, Eduard: 13
Stotter, Flor: 84
Stramitzer, Adam: 12, 13
Strasser, Elisabeth: 30
Strasser, Erich: 6, 18, 26 – 29, 32, 33, 36-42, 44, 4649, 61, 74, 100, 165, 166, 167, 231, 278
Strasser, Hannelore: 30
Strasser, Herbert: 30
Strasser, Johann: 140
Strasser, Marianne: 30
Strasser, Martin: 30
Streith, Eduard: 200
Strieder, Chrysanth: 73
Striednig, Otmar: 348
Strobel, Barbara: 52, 63- 67, 70-72
Strobel, Gertrud: 63, 67, 68, 72
Strobel, Hermann: 13
Strobel, Johann: 52, 63-72
Strobel, Waldemar: 52, 63-66, 68, 71, 72
Strobl, Ewald: 115
Strobl, Hannes: 60, 110, 112, 115-119, 132, 134, 137,
156, 184, 185
Strobl, Hans: 4, 6, 18, 19, 20, 23, 28, 35, 37-46, 48-50,
52-69, 71-76, 110, 112, 132, 167, 340, 347
Strobl, Ilse: 60, 115
Strolz, Walter: 296, 297
Strolzbichler: 36
Stückler, Florian: 36-38, 87
T
Tamusin, Remo: 193, 204, 241
Tassotti, Viktor: 117, 124, 125, 134
Teizler, Georg: 339
Templer, Rupert: 5
Thalhammer, Peter: 44
Thalmann: 8
Themeßl, Johann: 64, 66
Themessl, Jürgen: 351
Themessl, Rudi: 240
Thurner, Johann: 163
Thurner, Josef: 133, 136, 184, 186
Tiefenbacher, Sebastian: 177
Tillian, Josef: 5
Tillian, Konrad: 1
Tillian, Wilfried: 1, 262
Tillian: 269
Tindl, Rudi: 124
Traar, Alois: 61, 62, 74, 103, 106, 165, 167, 168, 231,
254, 347
Traer, Hans Walter: 104, 105
Tropp, Frank: 200
Tropper, Günter: 214, 221
Tröstl: 191
Truppe, Matthias: 64
Trutschnig, Aurelia: 86
Trutschnig, Siegfried: 52, 64-66, 74, 78, 101, 103, 106,
124
U
Unger, Edith: 103
Unterasinger, Christian: 301
Unterassinger, Gerry: 235
Unterberger, Herbert: 150
Unterguggenberger, Ewald: 5
Unterkreuter, Gotthard: 1, 3, 287, 314, 319, 334, 344
Unterluggauer, Andreas: 198, 201
Unterluggauer, Franz: 85, 135, 338
Unterluggauer, Harald: 307, 340, 348
Urbaner, Hans: 25
V
Viertoris, Dr. Leopold: 13
Vigneron, Henri: 120, 128, 129
Vorderegger: 73
W
Wahrendorf, Ricka: 200
Walcher, Alfred: 200
Wald, Andreas: 10, 12, 13, 43, 44, 72
Waldner, Hans: 3, 35, 40, 45, 52, 64-66, 104, 108-111,
128, 130, 133, 138, 157, 159, 161, 163, 165, 167, 168,
231
Waldner, Klaus: 5
Waldner, Maria: 35
Walluschnig: 138, 140
Wannieck, Fritz: 6
Warmuth, Josef: 3, 103, 104, 106, 128
Warmuth, Thomas: 15
Wassermann, Gertrude: 267
Wassermann, Herbert: 36, 77, 82, 176, 179, 180, 200,
235
Wassertheur, Anna: 140
Wassertheurer, Christian: 259, 274
Wassertheurer, Christof: 103
Wassertheurer, Claus: 1
Webhofer, Heinrich: 104, 166
Webhofer, Peter: 6, 17
Wedam, Peter: 26
VII
Wedenig, Ferdinand: 29, 53
Weeber, Dr.: 170
Weigend, Toni: 13
Weiß, Franz: 34
Werginz, Hans: 29, 31, 33, 200
Werkl, Julius: 251
Wernle, Dr. Hans: 262
Wibmer, Dr. Andreas: 1, 3, 269, 270, 273, 281, 287,
293, 314, 334
Wiegele, Fred: 86, 88-94, 103, 108, 125, 127, 134,
231, 277, 316, 336-340
Wiegele, Hermi: 336, 337
Wiegele, W.: 135, 340
Wieser, Herbert: 171, 172
Wilhelmer, Georg: 200
Wilhelmer, Peter: 1, 203, 266
Wimmer, Primar Dr.: 221
Winkler, Herbert: 105, 326, 330, 334, 344
Winkler, Herwig: 1, 3
Winkler, Oswald: 316
Winter, Gerhard: 121
Wirnsberger (Pastor): 70
Witzmann (Major) : 26
Wohlgemuth, Hans-Peter: 266
Wohlgemuth, Horst: 244, 246, 268, 272, 281
Wohlrat, Anni: 98
Wolf, Johann jun. : 73
Wolf, Johann sen. : 73
Wurter, Simon: 330
Wurzer, Andreas: 133
Wurzer, Gerhard: 208
Wurzer, Hans: 85, 147, 231, 288, 326, 334, 343
Wurzer, Simon: 1, 3, 17, 319, 333, 344
Z
Zacharias, Herbert: 121
Zamero, Fabrizzio: 201
Zametter, Rudolf: 151
Zankl, Georg: 1, 3, 241, 244, 246, 268, 269, 287, 293,
302, 311, 314, 316, 326
Zarnero, Fabrizzio: 199
Zdarsky: 240
Zebedin, Astrid: 252
Zebedin, Gottfried: 251, 252, 253, 254
Zebedin, Margit: 252
Zebedin, Matthias: 252
Zebedin, Michael: 314
Zebedin, Stefan: 252
Zebedin, Willi: 306
Zeitler, Georg: 3, 105, 106, 108-113, 124, 151, 153,
163, 220, 289, 337
Zenz, Christian: 234
Zeppezauer, Dr. Moritz: 7
Zernatto, Dr.: 264
Zerza, Erich (Bez. Insp.) : 163, 206, 228
Zilk, Dr. Helmut: 284
Zmöllnig, Josef: 36
Zmöllnig, Leopold: 18, 36, 40, 48, 61, 64
Zojer, Herbert: 3, 6, 26, 27, 34-36, 41, 52, 58, 65, 66,
73-77, 79, 83, 85, 87, 95, 103, 106, 165, 167, 168, 231,
288, 315
Zojer, Michael („Much“): 3, 103, 120-127, 133, 134,
340
Zoppoth, Alois: 305
Zoppoth, Franz: 65, 103
Zoppoth, Johann: 10
Zsigmondy, Dr. Emil: 7
Zumtobel, Adolf: 1, 250, 263, 285, 328, 354
VIII

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