Lebensretter - Bergrettung
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Lebensretter - Bergrettung
Lebensretter 60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen 1947 – 2007 Impressum: Herausgeber: Österreichischer Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, A – 9640 Mauthen 91 www.bergrettung-koetschach.com; E-Mail: [email protected] Quellen: Archive Bergrettung Kötschach-Mauthen, Gendarmerie Kötschach-Mauthen, OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal in Kötschach-Mauthen, Roland Pranter, Sepp Lederer, Robert Peters, Lois Ortner, Herbert Zojer, Fred Wiegele, Johann Strobl, Norbert Steindl, Adi Kogler, Reinhard Ranner, Charly Lamprecht, Bernhard Karner, Bernd Eder Kärntner Tageszeitung (KTZ), Kronenzeitung, Kleine Zeitung, Gailtaler Monat, Kötschach-Mauthner Nachrichten, Im Blickpunkt (Zeitschrift der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal), Fotoalben des OSK (Obergailtaler Sportklub) – allen sei herzlich gedankt für das zur Verfügung gestellte Material Redaktion: Robert Peters, Roland Pranter (unter Mitarbeit von Lois Ortner) Redaktionelle Bearbeitung, Zusammenstellung und Layout: Robert Peters Kötschach-Mauthen, im Sommer 2008 Diese Chronik entstand mit freundlicher Unterstützung der Marktgemeinde und der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen Roland Pranter Robert Peters Lebensretter Einsätze, Entwicklungen, Ausbildung, Episoden und vieles mehr 60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen 1947 – 2007 Eine Chronik Inhalt Walter Hartlieb: Großartige Aufbauarbeit ................................. ......... Reinhold Dörflinger: Selbstlose Einsatzbereitschaft ................. ....... ....... . Otmar Striednig: Professionalität durch Kameradschaft III . ....... ....... ............... IV . ....... ....... ....... ............. V . ....... ....... ....... ................ VI Roland Pranter: Lebensfreude und Tragödien Die Bergrettung Kötschach-Mauthen im Jubiläumsjahr 2007 . ....... ....... ......... „Respekt ist bei jedem Einsatz dabei, . . .“ (Interview mit Roland Pranter) 1 . .............. ....... ....... .......... 3 . .............. .............. ............ 3 . .................................................. 4 Einsatzleiter, Ausbildungsleiter, Kassier Die Alpine Einsatzgruppe (AEG) der Polizei ....................................... Ortsstellenleiter Kötschach-Mauthen 1947 – 2007 Der Österreichische Bergrettungsdienst .................................. ............................... .......... Naturgewalten im Gebirge (frühe Bücher und Lehrschriften) .......................... Aus der Zeit vor der Gründung der Ortsstelle Kötschach-Mauthen 5 6 6 7 ..................... 8 ................... 10 ........................................................... 11 19 Lawinenopfer auf der Oberen Valentinalm (21. November 1916) Buntmetallsammler 1 ............... Vorstandsmitglieder und Funktionsträger Einsatzstatistik 1947 – 2007 II ....... ....... .............. Sepp Lederer: Gesellige und dramatische Momente Robert Peters: Eine ganze Menge gelernt I Verzeichnis der Rettungsstellen (1911) .......................................... Bergführer, Rettungs- und Meldestellen 1929 ..................................... Mit einem Schrei stürzt Lewitzky in die Tiefe (Hohe Warte, 25. August 1927) Der Reißkofel fordert sein erstes Opfer (1929) 11 12 ........... 12 .................................... 13 Absturz statt Verbrechen am Polinik (August 1930) ................................ Eine tragische Geschichte in nur sechs Zeilen (Heider-Stein, Obere Valentin) 1947: Die Gründung der Ortsstelle Kötschach-Mauthen 1947 .......... 15 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1950: Aus dem Tourenbuch von Hans Strobl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Bergeübung 1950 in den Lienzer Dolomiten Übung 1950 am Großglockner ................................... 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1951: Mauthen in Not und Gefahr (Schnee-Katastrophe im März 1951) ............... 21 1952: In der Seewarte-Südflanke tot aufgefunden (August 1952) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1953: Erich Strasser übernimmt die Ortsstelle (Oktober 1953) .......................... 41 Jahre zwischen Himmel und Erde (Rettungsflieger Erich Strasser) Ein unverwüstlicher Flieger ................. 27 .................................................... 28 Ehrenkreuz für Kärntens Gletscherflieger ........................................ „Das Leben hat viel Gutes und Schönes“ (aus Strassers Biografie) Erich Strassers Flugbücher 26 29 ................... 29 .................................................... 32 I 1954: Im Schneesturm verschollen (Konrad Muskateller/Silvester 1953/54) . . . . . . . . . . . . . . 34 Zwei Retter entgehen dem Steinschlag (Kurt Schütze/August 1954) Erhebende Gedenkfeier für einen Alpinisten .................. 36 ...................................... 37 Vermisst und wieder aufgetaucht (Dezember 1954) ................................ 39 1955: Spezialabfahrtslauf um den „Goldenen Bären“ (März 1955) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Das 23. Plöcken-Heldengedenkrennen (Mai 1955) ................................. Bergung eines verunglückten Touristen (August 1955) .............................. 41 .................................... 42 ........................................... 42 .......................................................... 42 Bergrettungsmänner Zojer, Strobl und Brunner Mit Fräulein Hojer auf die Hohe Warte Eiskar – Eiskarhütte 41 1956: Patrouille auf Musen und Schatzbühel ........................................ Zwei Rennläufer verunglücken bei den Kärntner Schimeisterschaften ................... 45 ................... 46 ...................................................... 48 Strobl überlebt einen Lawinenabgang im Lesachtal (Februar 1956) Eine schwierige Bergung Walter Bonatti am Wolayersee (März 1956) ...................................... 48 ............................................. 50 ..................................................... 52 ....................................................... 53 Bergung einer verletzten Schifahrerin 1957: Trauer um Hans Strobl Zur Person: Hans Strobl 44 Lebendbilder: Hans Strobl (Aus der Zeit in Heiligenblut) ............................. Lebensbilder: Hans Strobl (Aus der Zeit in Kötschach-Mauthen) Hans Strobls letzte Bergfahrten Verhängnisvolles Edelweiß 55 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 ................................................ 62 .................................................... 62 Tragödie an der Seewarte (1957: Johann und Barbara Strobel sterben) Kinder neben dem toten Vater in der Wand ............... 63 ....................................... 67 „Statt dessen brachten ihre geliebten Berge den bitteren Tod“ Gedenkfeier für Dipl. Ing. Johann Strobel ........................ 70 ......................................... 72 1958: Der Weiße Tod ist stärker (Lawinenunglück 1958 bei Liesing) ..................... 73 ............................ 73 ...................................... 75 Botanische Exkursion mit Folgen (1958 am Wolayersee) Zur Person und Lebensbilder: Herbert Zojer 1959: Tragödie an der Carla Maria (1959: Heini Heinricher und Hermann Lederer) ....... 77 ................................. 83 ................................................ 83 Grete Heinricher bedankt sich bei der Bergrettung Heini Heinricher – Spurensuche Übungsabend 1955 im Gasthaus Lamprechthof ................................... 87 Creta dei Cacciatore (Wiegele/Heinricher 1957) ................................... 88 Unverdrossen und kraftvoll, so lebte er auch sein Leben (Wiegele über Heinricher) ..... 89 Die Berge halten nun Wache über Heini und Leti (Fred Wiegele) ..................... 91 . . . da erhellten schon die Gipfel (aus Toni Eggers Tourenbuch) ....................... 95 ......................................... 98 ....................................................... 99 Brief von Toni Egger an Heini Heinricher Toni Egger – Ein Porträt II Die erste Hubschrauber-Landung in Mauthen (29. September 1959) Kassabericht der Ortsstelle für das Jahr 1959 ................. 100 .................................... 101 1960: Wilfried Lederer will Funker werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 1961/62: Winterkurs ohne Ortsstelle Kötschach-Mauthen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Vermisst im Plenge-Gebiet .................................................... Zur Person: Dipl. Ing. Hellmut May (1962) ........................................ 103 103 1963: Lieferschein der ersten Gebirgstrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Verschollen im Polinikmassiv – 10.000 Schilling Prämie ............................ 1964/65/66: Hans Golser stirbt an der Hohen Warte (1966) Lebensbilder: Hans Golser 105 ........................... 105 .................................................... 106 1967/68/69: Vermisst und tot aufgefunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Romeo Minisini wird gerettet .................................................. 109 1970: Das Kärntner Ehrenkreuz für Georg Zeitler und Sepp Lederer (1970) . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Seewarte-Nordwand ......................................................... Lebensbilder: Georg Zeitler ................................................... Matterhorn (Westalpenfahrt Sepp Lederer 1970) Zur Person: Hannes Strobl Lebensbilder: Hannes Strobl 111 111 .................................. 114 .................................................... 115 .................................................. 115 1971: Eine Idee setzt sich durch (I. Int. Valentingletscherlauf 1970) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 „Much“ Zojer und die „Pallavicini-Lawine“ ........................................ 121 ....................................................... 123 ............................................................... 124 Mehrmals in der Rinne Der Höllenritt Zur Person: „Much“ Zojer ..................................................... Lebensbilder: Michael „Much“ Zojer ............................................. 124 125 Einsamster und den Einsamen – Kellerwandturm (Fred Wiegele) .................... 127 Norbert Steindl überlebt (Die Bergung von Henri Vigneron 1971) .................... 128 .......................................... 130 Von einem Stein getroffen (Kleiner Pal) Nächtlicher Absturz in die Mauthner Klamm ...................................... 130 1972: Die Bergrettung auf dem „Valentingletscher“ (II. Int. Valentingletscherlauf) . . . . . . . . . 131 1973: Wettlauf mit dem Tod verloren ............................................ 133 .............................................. 134 ................................................... 134 Turmabenteuerchen am Trogkofek Zur Person: Erich Dabernig Die erste Vakuum-Matratze wird angeschafft ..................................... Lois Ortner und Hans Patterer auf dem Reißkofel Der III. Internationale Valentingletscherlauf ................................. 136 ....................................... 136 1974: Der IV. Internationale Valentingletscherlauf ÖBRD-Landesversammlung 136 .................................. 137 ................................................... 139 1975: Katastrophaler Schneefall im April ........................................ Das Polinik-Gipfelkreuz in der Obhut der Bergrettung III .............................. 140 140 Das Polinik-Gipfelkreuz wird gebaut und errichtet .................................. 1976: Gamskofel- und Mooskofel-Überschreitung, 1. Winterbegehung ............... 150 ..................... 151 ................................ 154 ....................................... 155 .......................................................... 155 Übergabe des Klettergarten am Felsentor der Mauthner Klamm Boso macht seinen Meister und wird Lawinenhund Eröffnung des Rathauses im August 1976 Jahresbericht 1976 143 Die Bergrettung (Gedicht von Max Seirer) ........................................ 155 Pallavicini-Rinne (Ortner/Strobl/Dabernig) ........................................ 156 Der Seekopf wird zum Grab für Kärntens Alpinreferenten Bernhard Obereder 1977: Die erste Funkfixstation in Kärnten ........ 157 ........................................ 158 Leistungsfähig und verbissen (Hans Waldner verlässt die Ortsstelle) ................. 159 ................................................. 160 ................................................... 161 Wenn Sepp Lederer sauer ist Der Tod siegt am Reißkofel 1978: 30 Jahre Ortsstelle Kötschach-Mauthen (verspätete Jubiläumsfeier) Aufregung um eine 13-Jährige ........... 165 ................................................. 166 Bergrettungsmann Emmi Freidl in seinem Element Den Gefahren des Winters begegnen Maria Schnee- und Klammfest 1978 ................................ 168 ........................................... 169 ............................................ 170 1979: IX. Internationaler Valentingletscherlauf .................................... 171 Das 3. „Klamm-Dämmerschoppen-Sommerfest“ .................................. 174 In 30 Stunden von der Leckfeldalm zum Naßfeld .................................. 174 ................................... 175 1980: Das innere Bedürfnis, anderen zu helfen Retter auf vier Pfoten bekämpfen den „Weißen Tod“ ............................... 175 .................................................. 178 ....................................................... 178 30 Jahre Polinik-Gipfelkreuz Herztod auf dem Berg Todessturz in der Kellerwand (Herbert Wassermann) 1981: Flugretterkurs .............................. 179 ......................................................... 181 Der XI. Internationale Valentingletscherlauf Verirrt am Kleinen Pal ....................................... 181 ........................................................ 182 Die Retter der Berge üben zwischen Himmel und Erde ............................. 183 .................................... 187 ....................................................... 190 Auch das war die Sommereinsatzübung 1981 Absturz auf der Plenge Tod im Oktoberschnee (Herbert Guggenberger) Vor dem Erfrieren gerettet ................................... 190 .................................................... 191 Rettungsübung beim Mauthneralm-Sessellift Besuch von Peter Habeler ...................................... 191 .................................................... 191 1982: „Mekka“ der Gletscherspezialisten ........................................ 192 ............................................... 192 ................................................. 192 Absturz beim Valentingletscherlauf Sepp Mayerl-Blasl zu Besuch IV Sesselspende ............................................................. Tod auf der Plenge .......................................................... Erinnerungen an die legendären Klammfeste 193 194 ..................................... 194 Im Pkw 100 Meter in die Tiefe gestürzt .......................................... 197 1983: Todessturz in der Cellon-Rinne ........................................... 198 ........................................................ 198 Vermisst am Hochalpl Defekt an der Materialseilbahn: Zwei Arbeiter in Lebensgefahr ...................... 198 Rettung am Strahlhorn (Wallis/Schweiz) ......................................... 199 Lois Ortners Alpineinsätze 1978 – 1983 ......................................... 200 Die Bürokratie ist Bestandteil des ÖBRD .......................................... 201 1984: XIV. Internationaler Valentingletscherlauf Todessturz vor den Augen des Sohnes .................................... 203 .......................................... 203 Am Gabele 100 Meter in eine Schneerinne gerutscht .............................. 206 ........................................ 206 1985: Bei Schitour 50 Meter abgestürzt ......................................... 208 XV. Internationaler Valentingletscherlauf ......................................... 208 ...................................................... 209 Rettung eines Holzarbeiters am Gailberg 15 Botaniker in Bergnot Ausbildung im Gelände mit Stationsbetrieb ....................................... 210 .................................................. 213 ..................................................... 213 35. Jahre Polinik-Gipfelkreuz Lawinenabgang überlebt Von der Eroberung des Unnützen (Charly Lamprecht) Zur Person: Charly Lamprecht Lebensbilder: Charly Lamprecht .............................. 214 ................................................. 214 ............................................... 215 1986: Schiunfall auf der Mauthner Alm Lawine im Valentintal .......................................... 219 ........................................................ 219 In die Cordillera Blanca – Abenteuer Alpamayo ................................... 221 Kärntner findet Frauenleiche im Lawinenkegel .................................... 222 Am Würmlacher Polinik vermisst, in der Mauthner Klamm gestorben ................. 227 ............................... 228 ............................................... 229 Nölblinggraben: Italiener will sich in die Tiefe stürzen 1987: Andy Borg für 50 Schilling „Komische Käuze“, die ihr Leben riskieren (40 ÖBRD Kötschach-Mauthen) ............ 230 Funkwesen – “Wir sind optimal ausgerüstet“ ..................................... 231 Alpineinsätze und Touren 1987 (Lois Ortner) ..................................... 232 No bolt or not to be – oder: Die letzten Mohikaner (Reinhard Ranner) Zur Person: Reinhard Ranner ............... 233 ................................................. 236 1988: Kameradschaft und Verständnis sind oft entscheidend ....................... 240 ...................................... 241 ..................................................... 243 Am Gipfel des Campanile di Val Montanaia 300 Meter tief abgestürzt 1989: Die Hundestaffel der Ortsstelle ........................................... V 243 Zug von Banditen gestürmt .................................................. Grüne Nase: Erstbegehung „Fata Morgana“ (Lamprecht/Ranner) .................... 245 ......................................... 246 ............................................. 246 Tag des Alpinismus am Nationalfeiertag Mauthner Klamm: Schüler stürzt ab „. . . wobei liebe Menschen tiefes Leid erfahren“ ................................... 1990: Nutzung des Klettergartens am Eingang in die Mauthner Klamm Gerhard Ranner auf dem Montblanc – Dank an Lois Ortner Auch ein „Danke“ motiviert .................................................... 248 ........................................... 249 .................................................... 249 ....................................... 250 .......................................................... 250 1991: Das Wunder bleibt aus .................................................. 251 .................................................... 251 ......................................................... 254 Neue Eisarena in Mauthen Vier neue Bergretter 1. Kärntner „Alpinistische Trainingszentrum“ ...................................... 255 ............................................................ 255 .............................................................. 255 „Plöckengulasch“ Typisch Sepp Pionierarbeit für den Bergrettungsdienst (Dr. Ernst Steinwender) XXI. Internationaler Valentingletscherlauf .................... 255 ......................................... 257 Cerro Torre – Horizontal ins Endlose (Charly Lamprecht) 1991 die meisten Einsätze in Kärnten ........................... 258 ........................................... 262 1992: Alptraum am Nassfeld (Liftunglück am 29. Januar 1992) ...................... 263 ......................... 265 .......................................... 266 Ein verrücktes Sport-Spektakel (1. Alpen-Adria-Vierkampf) Die Alpine Einsatzgruppe (AEG) 1992 Der „Klabauter Steig“ durch die Mauthner Klamm entsteht .......................... 267 .......................................... 268 ........................................................ 268 ............................................................. 268 Grüne Nase: „Serengeti“, 1. Begehung Tien Shan-Expedition Liftbergeübung . . . . . . . . . . . . . . . 247 248 „Früher wurde Bier getrunken, heute Limo“ Jahresbericht 1990 247 ......................... 40 Jahre Gipfelkreuz auf dem Polinik Die technische Ausrüstung 244 1993: Der 2. Alpen-Adria-Vierkampf Das Pager-Rufsystem wird eingeführt ............................................ 269 .......................................... 269 1994: Die Mitglieder der Ortsstelle am Eisturm in Mauthen „Naturalien-Sponsoring“ ......................... 270 ...................................................... 270 Bart’l wird nach elf Tagen gefunden Aus der Seewarte geholt Gipfelkreuz auf dem Cellon ............................................ 271 ..................................................... 271 ................................................... 271 Lois Ortners Alpineinsätze 1994 und der 200. Rettungseinsatz ...................... 1995: Heribert Patterer wird Nachfolger von Lois Ortner als AEG-Chef Mit dem Rad durch Ostafrika (Kurt Kristler) 272 ............... 273 ...................................... 273 VI Landesversammlung des ÖBRD Kärnten in Kötschach-Mauthen .................... 275 Fehltritt mit tödlichen Folgen .................................................. 277 1996: Ein Baby wird gerettet .................................................. 278 Wintereinsatzübung 1996 – Kellerscharte ........................................ 279 XXVI. Internationaler Valentingletscherlauf ....................................... 280 .................................................. 280 Warten bis der „Piepser“ ruft 1997: Lois Ortners letzter Tag als Flugretter ...................................... Die Gendarmerie verliert einen jungen Kameraden (Peter Salcher) Tod in reißenden Fluten (Mauthner Klamm) Erschütternd (Brief einer jungen Witwe) ................. 282 ...................................... 282 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 „Leute wie ich sind Grenzgänger“ (Lois Ortner „Mensch des Jahres“) ................ 284 ............................................ 285 ........................................................ 286 Bergretter üben den Lawineneinsatz 1998: Liftbergeübung Bürgermeister Walter Hartlieb am Großglockner ................................... 286 ................................. 287 .................................................... 289 ................................................... 289 1999: Sepp Lederer geht – „Time to say goodbye“ Zur Person: Sepp Lederer Lebensbilder: Sepp Lederer Großübung an der Plöckenpass-Straße ......................................... Von einer feuchtfröhlichen Einsatzübung (Canyoning) Gefangen in der Kellerwand 293 .............................. 295 ................................................... 296 Abschied von Altkamerad Leopold Durchner ...................................... Zwischen Herbstende und Frühlingsanfang (Wintereinsatzübung) 297 ................... 299 ................................................ 299 ............................................................. 300 Jagdhündin Nora wird gerettet Liftbergeübung 281 2000: Nur einer fliegt den Eisturm hoch (1. Speed-Eisklettermeisterschaften) Jahreshauptversammlung ........ 300 ..................................................... 301 Fleonslauf – Abschied von Duilio Samassa ....................................... Der XXX. Internationale Valentingletscherlauf ..................................... 302 ......................................... 303 ............................................... 303 .................................................. 304 Restaurierung des Polinik-Gipfelkreuzes Sommereinsatzübung im Eiskar 50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz 2001: Charly ahnte den neuen Rekord (Meisterschaft im Eisklettern) Der 1. Alpe Adria Duathlon 302 ................ 306 ................................................... 307 Die Geschichte war sein Metier (Fritz Gressel sen.) ................................ Sieg der Kötschach-Mauthner Bergretter beim Kofler Memorial Ein Fest der Freundschaft (Fleonslauf) 308 ..................... 310 .......................................... 311 Der verspätete XXXI. Internationale Valentingletscherlauf .......................... 311 1. Alpe Adria Triathlon ....................................................... 312 Mit Seil und Winde . . . ....................................................... 312 VII Hubschraubereinsatz am Plöckenpass .......................................... 313 ................................................. 314 2002: Klettern im Extremeis ................................................... 314 Herbert Zojer ein „Siebziger“ .................................................. 315 Acht Tourengeher verschüttet .................................................. 316 .......................................................... 316 Nach Gämsenjagd abgestürzt Sigi Kristler wird 60 Fortbildung für Lawinenwarnkommissionsmitglieder Alpenglühen am Cellon ............................... 316 ...................................................... 317 Ein Schwerverletzter in tiefer Schlucht .......................................... Ama Dablam – 6856 m (Heribert Patterer) ....................................... 319 ......................................... 323 .................................................... 325 2003: Ein wahrer Optimist (Kurt Kristler) Ein neues Einsatzfahrzeug Übung: 30 Meter ins Seil gestürzt .............................................. Renovierung des Gipfelkreuzes auf dem Polinik Kassier Georg Drumbl wird 60 326 ......................................... 326 .................................................. 327 .................................................. 327 2004: Schitour auf den Mauthner Polinik In Memoriam Duilio Samassa ......................................... 328 ................................................. 328 Mit allen Wassern gewaschen (Sommereinsatzübung) Zehnjähriger stürzt am Kleinen Pal ab ............................. 329 .......................................... 330 Alpine Sportklettertouren in den Karnischen ...................................... 330 ......................................... 331 ..................................................... 332 Ein Herbsttag in den Karnischen Alpen Norbert Steindl ein 80-er Zur Person: Norbert Steindl Im Fall des (Liftun-)Falles ................................................... 332 ..................................................... 333 2005: Wie Roland Pranter „überrumpelt“ wird ..................................... 333 .................................... 335 Der XXXV. Internationale Valentingletscherlauf Ein alpinistisches Urgestein (Fred Wiegele zum 80. Geburtstag) Lebensbilder: Fred Wiegele .................... 336 ................................................... 337 Der erste alpine „Lorbeer“ (Fred Wiegele) ........................................ 339 ...................................... 339 ...................................................... 340 Eine Wiegele-Ehrung, aus der nichts wurde Blick hinter die Kulissen „Hochamt“ – im wahrsten Sinne des Wortes (55 Jahre Polinik-Gipfelkreuz) ........... 341 ............................. 342 .......................................................... 342 Schön und erkenntnisreich (Herbstausflug nach Triest) Tod am Kleinen Pal 325 ................................... Sucheinsatz im Bereich des Kleinen Pal Lebensbilder: Georg Drumbl 319 Einsatzübung: Schwerer Unfall am Plöckenpass ................................... 2006: Nebel und Niederschläge (XXXVI. Int. Valentingletscherlauf) Dramatik in der Grünsee-Schlucht 343 .................. 344 .............................................. 345 VIII Sepp Lederer erhält internationalen Solidaritätspreis 2007: Abschied von Altkamerad Alois Traar ............................... 345 ...................................... 347 Heimsieg beim XXXVII. Internationalen Valentingletscherlauf ....................... 347 ....................................... 348 .......................................... 351 ...................................................... 352 ..................................................... 352 ................................................... 354 .................................................. 354 Ein Kult lebt wieder auf: Das 5. Klammfest Lois Ortner geht in den „Unruhestand“ Zur Person: Lois Ortner Lebensbilder: Lois Ortner Zur Person: Roland Pranter Lebensbilder: Roland Pranter Was ich noch sagen möchte . . . (Roland Pranter über dieses Buch) Die ÖBRD-Mannschaft der Ortsstelle 2007 ................. 355 ........................................ 356 Namensregister aller im Buch erwähnten Personen ................... Frühlingserwachen: Kellerwand mit Grüner Nase. nach Seite 356 Foto: Bernhard Karner Widmung Danke Dieses Buch ist allen Bergrettern allen, die für diese Chronik Texte und Bilder gewidmet, die ihr Leben einsetzen, um das zur Verfügung stellten und damit wertvolle Leben anderer Menschen zu retten. Beiträge zu ihrem Gelingen leisteten. IX V Großartige Aufbauarbeit Vor nunmehr 60 Jahren wurde die Ortsstelle Kötschach-Mauthen der Bergrettung gegründet. Mit viel Einsatz, ehrenamtlicher Arbeit und Motivation wurde unter der Führung der engagierten Obmänner – 30 Jahre davon Direktor Sepp Lederer – eine großartige Aufbauarbeit geleistet, die sie zu einer der wichtigsten Rettungs- und Einsatzorganisationen in unserer Region gemacht hat. Natürlich um in erster Linie Mitmenschen, die in Not geraten sind, zu helfen und aus gefährlichen Situationen zu retten. Dies oftmals auch in der Gefahr, das eigene Leben zu riskieren. Neben der Freude, Menschen retten zu können, gab es aber auch die schwierige Aufgabe, tote Bergkameraden zu bergen. Eindrücke und Erfahrungen, die einen betroffen machen, aber auch motivieren, sich weiterhin positiv für die Allgemeinheit einzusetzen. Die Erfüllung dieser wichtigen Aufgaben erfordert aber auch die Bereitschaft, einen wesentlichen Teil seiner Freizeit für Übungen, Weiterbildung und Schulungen aufzuwenden, um im Ernstfall bestens gerüstet zu sein. Nur mit der Gewissheit, diese erfolgreiche Einsatztruppe im Hintergrund zu haben, ist es überhaupt möglich, dass wir als Marktgemeinde unsere wunderbare Alpin- und Bergwelt für sportliche und touristische Aktivitäten vermarkten können. Daneben wurden von der Bergrettung Kötschach-Mauthen auch sehr viele weitere Schwerpunkte gesetzt. Zu den besonderen Höhepunkten in der Geschichte zählen die Errichtung des Vereinsheims im Rathaus, die jahrzehntelange Durchführung des traditionellen Valentingletscherlaufs als nunmehr größtes Sportereignis in unserer Region oder das legendäre Fest in der Mauthner Klamm, das im Jubiläumsjahr wiederholt wurde. Der Bürgermeister als Alpinist: Walter Hartlieb (mit Matthias Moser) Mitte August 2007 am Senza Confini (Cellon). So erlaube ich mir, Obmann Roland Pranter, seinem Vorgänger Direktor Sepp Lederer sowie allen Kameraden der Bergrettung Kötschach-Mauthen zum 60-jährigen Jubiläum recht herzlich zu gratulieren und gleichzeitig für den großartigen Einsatz sowie für die ausgezeichnete Zusammenarbeit zu danken. Die Marktgemeinde wird bestrebt sein, weiterhin als kompetenter Partner diese wichtigen Aufgaben bestmöglich zu unterstützen. Für die weitere Zukunft und Arbeit wünsche ich alles Gute, viel Glück und Erfolg sowie insbesondere eine unfallfreie Zeit. Danken möchte ich auch Robby Peters, der dieses Buch wie auch viele Ausgaben der „Karnisch nostalgischen Bilderbücher“ mit viel Liebe und Identifikation zu unserer Heimat erstellt hat. Walter Hartlieb Bürgermeister der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen X Selbstlose Einsatzbereitschaft Im Jahre 1896 hat der Österreichische Alpenclub die Gründung eines „Alpinen Rettungskomitees“ beschlossen. Vor genau 111 Jahren wurde somit der Grundstein für den „Österrreichischen Bergrettungsdienst“ gelegt. Da nach dem 2. Weltkrieg die Region um Kötschach-Mauthen unbedingt eine Bergrettungsstelle benötigte, sah man sich veranlasst, eine solche zu gründen. Nach 60 Einsatzjahren feiert ihr 2007 Euer Jubiläum. Viele schwere Einsätze wurden in den vergangenen Jahren getätigt. Unzählige verletzte Bergsteiger geborgen, doch auch tödlich Verunglückte mussten ins Tal gebracht werden. „Eine Hilfsbereitschaft ohne Muss und Gewinn“, sagte Bischof Dr. Reinhold Stecher anlässlich einer Predigt für den Bergrettungsdienst. Mein besonderer Dank hierfür gilt allen Bergrettungskameraden/Innen, die immer wieder unter oft lebensgefährlichen Bedingungen am Berg Verunfallten Erste Hilfe leisten. Zu Eurem Festjahr meinen herzlichen Glückwunsch, und möge Eure selbstlose Einsatzbereitschaft auch weiterhin dem Wohle der Bergsteiger dienen. Euer Reinhold Dörflinger Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes XI Professionalität durch Kameradschaft Aus gegebenem Anlass halte ich gerne inne für eine geistige Rückschau, daraus folgt meine Gratulation zum runden (60.) Geburtstag der Ortsstelle Kötschach-Mauthen im ÖBRD und zur Chronikerstellung sowie ein herzliches Dankeschön für Eure vielen ehrenamtlichen Stunden für Ausbildung, Einsatz und Präventionsmaßnahmen. Dank im Nachhinein an alle verantwortlichen Bergrettungs- männer, die den Weitblick vor 60 Jahren für die Notwendigkeit einer eigenen Ortsstelle für die Marktgemeinde KötschachMauthen hatten. Es ist aus heutiger Sicht sehr schwer vorstellbar, wie diese Männer zu dieser Zeit die Einsätze durchgeführt haben – und es blieb keiner am Berg, Respekt! An dieser Stelle ein Danke an alle Kötschach-Mauthner Berg- retter, die diese Idee mitgetragen und gelebt haben und bis heute leben. Natürlich ein wichtiges Danke an alle Familienmitglieder, Partnerinnen und Partner unserer Bergretter(innen) für das entgegengebrachte Verständnis, fürs oftmalige Ausrücken und Fernbleiben und unsere generelle Lebenseinstellung. Kooperationen spielen eine wichtige Rolle. Fürs hervorra- gende Zusammenwirken mit den Blaulichtorganisationen bzw. Partnerorganisationen wie Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Wasser- u. Höhlenrettung, dem Österreichischen Bundesheer, dem Zivilschutzverband und dem ÖAV ein freundschaftliches Danke. Ein nicht zu vergessendes herzliches Vergelt´s Gott allen Öffentlichen Stellen und privaten Partnern, die unsere Organisation immer wieder unterstützen. Die gesetzliche Verpflichtung, in Bergnot Geratenen zu helfen, und die Freude an der Natur und am Bergsteigen hält uns Gleichgesinnte zusammen und lässt Kameradschaft entstehen. Diese Kameradschaft spornt an, und daraus erwächst Professionalität in unserem Wirken. Unter dem Motto Professionalität durch Kameradschaft bitte ich Euch: Erhaltet Euch Eure Einsatz- und Leistungsbereitschaft sowie Euer selbständiges Bergsteigen, um daraus Erfahrung zu sammeln, bildet Euch laufend weiter, um so am Berg rasch zu helfen, und – vor allem – bewahrt Euch das freundschaftliche Miteinander. Wichtig aber: Wägt immer auch das Risiko bei Euren Einsätzen ab. So wünsche ich dem Ortsstellenleiter Roland Pranter und seinem Team noch einmal alles Gute zum Geburtstag, danke für die viele Arbeit, bis es zu dieser Chronik kam, und für die Zukunft viele schöne Bergerlebnisse im Kreise der Kameradinnen und Kameraden sowie wenig Einsätze. Mit freundschaftlichem Bergsteigergruß! Otmar Striednig ÖBRD-Landesleiter Kärnten Otmar Striednig und Reinhold Dörflinger als Schi-Team (linke Seite) und beim Aprés Schi nach dem Valentingletscherlauf 2007 auf der Unteren Valentinalm. XII Gesellige und dramatische Momente Als Ehrenobmann und seinerzeit langjähriger Obmann der Bergrettung Kötschach-Mauthen ist es für mich mehr als eine Pflicht, den aus unserer Gesellschaft nicht mehr weg zu denkenden Verein zu seinem Jubiläum zu gratulieren sowie Roland Pranter und seinen beherzten Männern unter dem grünen Kreuz für ihre hervorragende Arbeit zu danken. Gleichzeitig darf ich mit ein wenig Stolz vermerken, dass ich während meiner Tätigkeit als Obmann durch drei Jahrzehnte maßgeblich am Aufbau der Ortsstelle und der Arbeit in ihr beteiligt war. Ebenso bin ich während der letzten 40 Jahre zu vielen, vielen Einsätzen gerufen worden und durfte so meinen Beitrag zur Erfüllung der an die Bergrettung gestellten Aufgaben leisten. Es gab viele gesellige und lustige, aber auch dramatische und traurige Momente, Stunden und Tage mit Freunden und Kameraden, die sicher auch zur Prägung meiner Persönlichkeit beigetragen haben. Für die Zukunft wünsche ich der Ortsstelle eine in unserer so schnelllebigen Zeit gedeihliche Weiterentwicklung. Mögen sich auch in Zukunft genügend idealistische Männer finden, die sich dieser Herausforderung zum Wohle der Allgemeinheit stellen. Sepp Lederer Ehrenobmann der Bergrettung Kötschach-Mauthen Vorsitzender der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal 33 Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos: Sepp Lederer 1965 beim Training am Felsentor der Mauthner Klamm und 1998 im OeAV-Freizeitpark in Mauthen mit Prof. Adalbert Kunze. XIII Lebensfreude und Tragödien Liebe Freunde, Gönner und Förderer der Bergrettung Kötschach-Mauthen, das Buch, das sie in ihren Händen halten, ist die Geschichte aus 60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen. Es ist ein Buch, das Geschichten und Episoden über Leben und Tod, über Tragödien und menschliche Katastrophen erzählt. Aber es spiegelt auch Lebensfreude von geretteten Menschen, Lebensfreude der Bergretter selbst und die vielfältigen Aktivitäten unserer Ortsstelle und ihrer Mitglieder wider. Im Zusammenhang mit dieser Chronik 1947-2007 möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Leserinnen und Lesern in Kurzform die Aufgaben des Österreichischen Bergrettungsdienstes ein wenig näher zu bringen. Der Bergrettungsdienst versteht sich als eine Hilfs-, Rettungsund Informationsorganisation, die äußerst flexibel vorwiegend alpine humanitäre Herausforderungen im Zusammenwirken mit anderen Organisationen und Einrichtungen kompetent zu bewältigen versucht. Bergretter sind Ehrenamtler und dennoch die Professionalisten für Alpinbergungen und Bergungen aus unwegsamen Gelände. Dabei geht es stets um aktuelle Sachkompetenz. Das heißt: Ein wesentlicher Schwerpunkt neben der tatsächlichen Einsatzarbeit liegt auf dem Aus- und Weiterbildungssektor. Die Themen der so genannten neuen Sportarten (z. B. Canyoning, Paragleiten, Eisklettern usw.) stellen immer wieder neue Herausforderungen dar. Das aus dem Training (in Theorie und Praxis) gewonnene fachliche Wissen und die gleichzeitig dadurch gewonnene Sicherheit vermitteln im Einsatzfall jene Ruhe und Ausgeglichenheit, die für den Bergretter eine unbedingte Voraussetzung sind. Die Bergrettung handelt unter großem persönlichen Einsatz ihrer Mitglieder, sie ist zuverlässig, arbeitet ehrenamtlich, trainiert meist abseits der Öffentlichkeit und ist einsatzbereit bei jeden Wetter, in der Nacht oder bei extremen Geländeverhältnissen. Dies heißt aber auch, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr für die in Bergnot geratenen Mitmenschen in Bereitschaft zu stehen. Auch möchte ich die Zusammenarbeit in unseren Einsatzgebiet mit den Behörden, den Gemeinden, der Polizei, der Alpinpolizei, den benachbarten Ortsstellen, den Freiwilligen Feuerwehren und dem Roten Kreuz hervorheben. Ein großes Dankeschön gehört zudem den zahlreichen Förderern und Unterstützern unserer Organisation. Mein besonderer Dank gilt aber unseren Bergrettungskameraden und deren Familien, die mit ihrer Freiwilligkeit und den damit verbundenen Entbehrungen einen unschätzbaren Beitrag im Dienste der Allgemeinheit leisten. Roland Pranter Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen Dienstausweis der Bergrettung: Roland Pranters alter Ausweis aus dem Jahre 1987 (links), der bis 2007 Gültigkeit hatte, und oben die aktuelle Identifikationskarte XIV Eine ganze Menge gelernt Wir waren und sind uns einig, Roland Pranter und ich: Es gehört eine gewisse Portion „Verrücktheit“ dazu, ein solches Buch zu gestalten, der Aufwand war gigantisch. Ein Wahnsinnsprojekt! Und das Ergebnis? Ist es gelungen? Das sollen andere beurteilen, wer immer sich dazu berufen fühlt. Gab/gibt es eine solch umfangreiche, vergleichbare Chronik einer Ortsstelle von der Größe der Kötschach-Mauthner? Ich weiß es nicht, kann es mir aber kaum vorstellen. Bis zu jenem Zeitpunkt, als wir im Herbst 2007 den Entschluss fassten, dieses Buch gemeinsam zu machen, wusste ich vergleichsweise wenig über die Bergrettung und über ihre Arbeit. Außer: Sie hilft in Bergnot geratenen Menschen. Heute ist mein Horizont in Sachen Bergrettung ein wesentlich größerer. Eine ganze Menge habe ich gelernt und erfahren. Über die Zusammenarbeit zwischen Bergrettung und der AEG, die ich bislang lediglich für eine Herstellerfirma von Kühlschränken, Waschmaschinen und anderen Haushaltsgeräten hielt, die aber als Alpine Einsatzgruppe der Polizei bei Einsätzen wichtigster Partner der Bergrettung ist. Oder auch umgekehrt. Über die Strukturen und die Ausbildung, über Aktivitäten wie Expeditionen oder über Veranstaltungen, die zuweilen zur Aufbesserung der „klammen“ Kasse dienen, habe ich viel erfahren und gelernt. Und ich habe gelernt – damit wären wir wieder bei den ersten Zeilen oben –, dass eine gewisse Portion „Verrücktheit“ dazugehört, Bergretter zu sein. Respekt und Hochachtung! Weil das „so eine Sache“ ist mit der Bergrettung: In Lebensgefahr geratene Menschen am Berg aus schwierigsten Situationen zu befreien und sich so manches Mal dabei selbst in Lebensgefahr zu begeben, könnte im egoistischen Sinne als fahrlässig sich und seiner Familie gegenüber bezeichnet werden. Die Bereitschaft, als Bergretter das Risiko einzugehen, Menschen zu helfen, die er in den meisten Fällen gar nicht kennt, die ihm also gleichgültig sein könnten, ist wohl ebenso wenig rational zu erklären wie das Verlangen, diesen oder jenen Gipfel unbedingt erklimmen zu wollen. Allerdings ist es ein „Totschlagargument“, zu behaupten, dass der am Berg in Not geratene Mensch „selber schuld“ ist, weil derjenige, der sich in Gefahr begibt, schließlich darin umkommen könnte. Unsinn ist das, wie das eine oder andere Beispiel in diesem Buch zum 60-jährigen Bestehen der Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Österreichischen Bergrettungsdienst (ÖBRD) belegt. Wir Menschen begeben uns jeden Tag in lebensbedrohliche Situationen, die wir in ihrer Allgegenwärtigkeit nur nicht mehr wahrnehmen. Der Bergsteiger nimmt wahr, was er tut, ist aber in manchen Situationen chancenlos gegenüber der Natur und ihren Gewalten. In der Regel ist er aber nicht so chancenlos wie etwa ein Fußgänger, der durch einen angetrunkenen PkwFahrer ums Leben kommt. Also lassen wir diese „Totschlagargumente“ weg und fragen nach dem „Warum“. Der Chef der Bergrettung in Grindelwald, Kurt Amacher, Spengler von Beruf, der in der Eiger-Nordwand mit seinen Bergrettungsleuten verunglückten Alpinisten zu Hilfe eilt, ist im Fernsehen gefragt worden, wodurch er für diese seine ehrenamtliche Tätigkeit „motiviert“ sei. Motiviert? Das war ein Wort, mit dem Amacher in diesem Zusammenhang nichts anfangen konnte. „Man tut das, weil es getan werden muss“, sagte Amacher. Da ist etwas Wahres dran, weil es so einfach klingt. Der Fragesteller blickte peinlich berührt zu Boden. 60 Jahre ist die ÖRBD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen 2007 alt/jung geworden. Es gab sehr schöne Stunden, es gab dramatische und traurige Stunden. Ein Überblick über die vielfältige Arbeit und die vielen Aktivitäten der Ortsstelle KötschachMauthen soll hier in Wort und Bild dargelegt werden. Ein Überblick als Einblick in die Situationen, in die Bergretter zuweilen gebracht werden. Dabei haben wir, Roland Pranter als unmittelbar Beteiligter/Betroffener und ich als Nicht-Bergretter und Journalist, manches Mal über die Darstellungsform diskutiert, kontrovers diskutiert. In fast allen Fällen waren Fotos Grund der Diskussionen: Sollen wir dieses oder jenes Bild wirklich zeigen? Ja, es ging immer um die tragischen Fälle, um die tödlichen. Der Kompromiss: Ja, wir zeigen diese Bilder, „entschärfen“ sie aber, was bei einigen wenigen Fotos in diesem Buch geschehen ist. Warum wir sie dennoch neben vielen anderen Bildern, die Lebensfreude widerspiegeln, ausgewählt haben, hat einen einfachen Grund: die Wahrheit. Wir möchten die Wahrheit zeigen, auch wenn sie zuweilen tragisch, ja grausam ist. Aber so ist eben manchmal die Wahrheit. Reinhold Messner hat Recht, wenn er einst feststellte: „Ich habe wie jeder gesunde Mensch Angst, wenn ich über meine Verhältnisse lebe, eine Stelle klettern möchte, die ich nicht beherrsche. Ich ging bisher immer zurück, wenn ich fürchtete abzustürzen.“ Das ist zweifelsohne die beste Lösung. Aber nicht jeder Kletterer oder Wanderer hat immer die Chance, zurück zu gehen. Und darum macht es Sinn, darum verdient es höchsten Respekt, dass da Menschen sind, die Bergretter, die anderen, in Not geratenen Menschen helfen. Dass es nicht immer gelingt, ist Fügung des Schicksals. Aber Leben zu retten, lohnt sich allemal. Zumindest, es zu versuchen. W. Robert Peters OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal XV Die Bergrettung Kötschach-Mauthen im Jubiläumsjahr 2007 1. Reihe (von links nach rechts): Claus Wassertheurer, Klaus Hohenwarter, Georg Drumbl, Albert Lora, Leo Jost, Adolf Zumtobel, Andreas Prugger, Roland Pranter, Gotthard Unterkreuter, Eckart Salcher, Helmut Lackner, Wilfried Tillian, Alois Ortner. 2. Reihe (von links nach rechts): Hannes Grimmer, Franz Fortunat, Alexander Gressel, Günther Schmid, Georg Zankl, Richard Petutschnig, Günther Burgstaller, Gernold Flaschberger, Heribert Patterer, Albert Schellander, Hubert Putz, Werner Holzfeind. 3. Reihe (von links nach rechts): Dr. Andreas Wibmer, Peter Wilhelmer, Herwig Winkler, Johannes Kofler, Reinhard Ranner, Stefan Obernosterer, Konrad Tillian, Simon Wurzer, Hannes Obereder, Harry Kollmitzer, Bernd Eder, Richard Fankhauser, Sepp Lederer, Charly Lamprecht. (Foto: Bernhard Karner) „Respekt ist bei jedem Einsatz dabei, aber Angst ist ein schlechter Partner“ Ortsstellenleiter Roland Pranter: Bergretter ist man aus Berufung Wie geht ein Bergretter mit dem Ehrenamt um, ein Bergretter zu sein? Roland Pranter, der Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, sagt: „Jeder Einsatz, bei dem ein Menschenleben gerettet werden kann, ist ein schönes Erlebnis.“ Das ist leicht nachvollziehbar. Wie aber geht der Bergretter mit diesem Ehrenamt um, das er ja freiwillig und in dem Wissen bekleidet, dass es zu physischen und psychischen Extremsituationen kommen kann? Wie also geht er mit dem Tod um? Und wie kompensiert er schlimme Erlebnisse? Im Interview mit Robert Peters gibt Pranter Auskunft. Die Aus- und Weiterbildung ist wichtiger, wenn nicht wichtigster Bestandteil der Bergrettungsarbeit, was ja auch Sinn macht, um immer auf dem aktuellsten Stand zu sein. Roland Pranter Aber was ist mit der Psyche eines Bergretters? Macht ihr psychologische Schulungen, um mit Extremsituationen umzugehen? Roland Pranter: Im Moment sind solche Schulungen nicht vorgesehen bzw. haben wir hier in Kötschach-Mauthen noch keine gebraucht. Bei wirklichen Extremsituationen wird eine psychologische Betreuung über unsere Landesorganisation geordert, um den Bergrettern die maximale Unterstützung zu gewähren. Seid ihr nicht ein wenig allein gelassen vom Gesetzgeber, der sagt, Bergrettung ja, psychologische Betreuung nein? 1 Pranter: Nein, es gibt ja eine psychologische Betreuungsstelle, und es obliegt jeder einzelnen Organisation, diese anzufordern – je nach Situation und schwere des Unglücks. sich Fehler ein. Angst ist ein schlechter Partner im Bergrettungsdienst. Sicher, eine Suggestiv-Frage! Ich stelle sie trotzdem: Was würdest Du tun, wenn Du vor der Situation stündest, das Seil kappen zu müssen, an dem Du einen Verunglückten hältst? Pranter: Diese Frage werde ich nicht beantworten und hoffe auch, sie nie beantworten zu müssen. Was geht in Dir vor, was denkst Du, wenn Du dem Tod begegnest, dem Du ja unweigerlich begegnest? Pranter: Solange es nicht jemanden aus unseren Reihen beziehungsweise aus dem Bekanntenkreis erwischt, macht man den „Job“, analysiert das Warum und hackt die Sache ab. Bergetter sind Ehrenamtler. Ihr riskiert Euer Leben, um andere zu retten. Was ist die Motivation, dies zu tun? Pranter: Wie schon gesagt: Bergrettung ist Berufung. Es sind besondere Menschen, die sich als Team treffen, um andere Menschen aus ihrer Not zu retten. Und es macht – schon wegen dieser Aufgabe – unheimlich stolz, Träger des grünen Kreuzes zu sein. Pardon, wie „verrückt“ muss man sein, um als Bergretter sein Leben für andere, zumeist Fremde, zu riskieren, zumal dann, wenn man Familienvater ist? Pranter: Bergretter wird man aus Berufung, niemand wird gezwungen, es passiert alles auf freiwilliger Basis. Dies muss jeden bewusst sein und wird abgeklärt, bevor jemand in die Bergrettung eintritt. Wie werden Nachwuchsleute rekrutiert, nach welchen Kriterien? Pranter: Bergsteigerische Fähigkeiten und Teamgeist sind für eine Aufnahme die ersten Kriterien. Dann gibt es ein sehr langes persönliches Gespräch mit dem Ortsstellenleiter über alle Plus und Minus. Es folgt das so genannte Probejahr, in dem wir ganz genau schauen, ob der Neue sich anpassen kann und Teamfähigkeit beweist. Hat er das Probejahr absolviert, entscheidet ein extra dafür ausgewähltes Gremium über die Aufnahme. Erst nach diesem Entscheid darf er die dreijährige Ausbildung (Winter-, Sommer-, Eiskurs) machen. Wenn der erste Kurs absolviert wurde, ist er Bergrettungsanwärter und wird auf die Einsatzliste gesetzt. Wie gehst Du mit dem Tod um? Pranter: Der Tod ist ein Teil des Lebens – natürlich ist es erschreckend und schockierend, wenn jemand tödlich verunglückt. Das Wichtigste ist aber, dass man immer die Gründe des Unfalls hinterfragt, analysiert, aus eventuell gemachten Fehlern Lehren zieht, diese dann spezifisch in der Bergrettung in die Ausbildung einbaut und die Bergretter entsprechend schult. Dein schlimmstes Erlebnis als Bergretter? Pranter: An einzelne Erlebnisse kann ich mich nicht mehr erinnern, denn ich versuche, so schnell wie möglich die Einsätze abzuarbeiten und zu vergessen. Die schlimmsten Erlebnisse sind aber sicher Unfälle, an denen Kinder beteiligt sind. Kinder haben die Eigenschaft, keine Furcht zu kennen und können auch Gefahren nicht einschätzen. Findet Eure Arbeit in der einheimischen Bevölkerung genügend Anerkennung und Unterstützung? Pranter: Ich denke, dass wir einen sehr hohen Stellenwert in der Bevölkerung genießen, denn immer, wenn wir rufen oder um Unterstützung bitten, lässt uns die Bevölkerung nie im Stich. Wie kompensierst Du schlimme Erlebnisse? Pranter: Wie schon gesagt: Die einzelnen Unfälle muss ich für mich persönlich nochmals aufarbeiten und hinterfragen. Wenn dies geschehen ist, kann ich das Ereignis in ein so genanntes „geistiges Archiv“ legen und als erledigt betrachten. Das wichtigste im Bergrettungsdienst ist es, die Unfälle relativ sachlich zu sehen und nie emotionell zu werden. Und in der Politik (Gemeinde, Land und Bund)? Gibt es von dort genügend Unterstützung – auch und gerade finanziell? Pranter: Die Unterstützung von Seiten der Gemeindepolitik ist hervorragend. Auf Landesebene werden wir ja durch das „Kärntner Rettungsförderungsgesetz“ finanziell unterstützt. Die wichtigste Einnahmequelle der Bergrettung KötschachMauthen ist aber sicherlich der jährlich stattfindende Valentingletscherlauf, der seit 1971 unsere Kameradschaftskasse füllt. Aber auch hier geht es nicht ohne Unterstützung der Politik, Wirtschaft und der Bevölkerung. Und die ist ausgezeichnet. Die Gegenfrage: Was war Dein schönstes Erlebnis? Pranter: Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Jeder Einsatz, bei dem ein Menschenleben gerettet werden kann, ist ein schönes Erlebnis. Du und Deine Kollegen müssen im Ernstfall sehr schnell entscheiden, was zu tun ist. Keine Angst davor, eine falsche Entscheidung zu treffen? Pranter: Mein Leitsatz ist: Keine Entscheidungen sind falsche Entscheidungen. Unsere Übungen, beziehungsweise die Ausbildung ist ja genau auf „richtiges Entscheiden“ aufgebaut. Wer Angst hat, falsche Entscheidungen zu treffen, wird sich auch generell im Leben schwer zurechtfinden. Bergrettung ist keine Entscheidung von Einzelpersonen sondern eines Einsatzteams. Warum gibt es in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen keine Frau, die in der Bergrettung tätig ist? Pranter: Ich kann mit Stolz verkünden, dass wir in Kärnten die einzige Ortsstelle ohne Frauenbeteiligung sind. Aber Spaß beiseite: Es hat sich bei uns noch keine Frau derart aufgedrängt, dass sie die so genannte „Männerdomäne“ durchbrochen hätte. Aber: Sag niemals nie! Hast Du Angst oder Respekt oder welches Gefühl im Einsatz, bei dem es ja oft um Leben und Tod geht? Pranter: Respekt ist immer und überall bei unseren Einsätzen dabei. Dies ist sogar ein unbedingtes Muss. Sonst schleichen 2 Vorstandsmitglieder und Funktionsträger Georg Drumbl: Kassier Bernd Eder: Öffentlichkeitsarbeit Gernold Flaschberger: Sanitätswart Alexander Gressel: Einsatzleiter Klaus Hohenwarter: stv. Ortsstellenleiter Leo Jost: Einsatzleiter Harry Kollmitzer: stv. Ortsstellenleiter Charly Lamprecht: Ausbildungsleiter Stefan Obernosterer: Gerätewart Lois Ortner: Kassenprüfer Andreas Prugger: Vereinsheimverwalter Gotthard Unterkreuter: stv. Ausbildungsleiter Dr. Andreas Wibmer: Arzt Herwig Winkler: stv. Ausbildungsleiter Georg Zankl: Kassenprüfer Einsatzleiter 1966: Warmuth Josef 1967: Waldner Hans 1977: Ortner Alois 1990: Pranter Roland 1992: Pranter Roland, Patterer Heribert 2002: Patterer Heribert, Jost Leo 2005: Jost Leo, Unterkreuter Gotthard 2006: Jost Leo, Gressel Alexander Ausbildungsleiter 1954: Heinricher Heini 1959: Gratzer Hans 1967: Lederer Josef 1970: Zeitler Georg 1973: Zojer Michael 1980: Ortner Alois 1989: Pranter Roland 1990: Pranter Roland, Patterer Heribert 1992: Kristler Kurt, Engl Hubert 1994: Kristler Kurt, Patterer Heribert 1995: Patterer Heribert, Pranter Roland 1999: Patterer Heribert, Lamprecht Charly 3 2002: Kollmitzer Harald, Lamprecht Charly 2005: Lamprecht Charly, Wurzer Simon 2006: Unterkreuter Gotthard, Winkler Herwig Kassier 1954: Zojer Herbert 1967: Steindl Norbert 1970: Kristler Siegfried 1989: Kristler Siegfried, Drumbl Georg 1990: Drumbl Georg Einsatzstatistik 1947 – 2007 Jahr Anzahl Einsätze unverletzt geborgen verletzt geborgen tot geborgen PistenBergungen 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 3 2 4 2 2 4 4 8 8 8 6 5 8 9 8 9 2 4 14 5 12 22 24 14 13 16 16 12 23 34 8 10 11 10 13 11 9 8 10 8 8 8 10 9 61 45 0 0 2 1 0 2 1 2 6 1 1 0 2 0 0 1 0 1 1 0 0 1 0 1 0 2 1 0 8 3 4 3 4 8 11 3 2 4 15 4 5 6 4 5 7 7 2 2 1 1 2 1 1 3 1 6 3 3 1 3 3 6 1 1 2 4 2 0 1 1 2 2 1 2 1 3 2 2 3 4 6 3 4 2 2 2 6 4 5 8 49 36 1 0 1 0 0 1 2 3 1 1 2 2 2 2 1 0 1 2 0 1 0 1 1 0 3 1 0 1 0 1 1 1 0 2 2 3 3 1 0 2 1 2 2 0 4 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 4 4 2 0 0 12 0 10 20 22 12 8 11 14 9 14 27 k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A k.A 29 23 4 Jahr Anzahl Einsätze unverletzt geborgen verletzt geborgen tot geborgen PistenBergungen 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 41 20 23 11 13 7 22 7 11 5 9 11 9 22 8 34 0 5 3 6 6 3 3 11 2 5 10 3 4 6 7 16 17 8 5 2 17 5 3 9 5 8 5 17 2 5 1 1 2 3 3 0 1 3 0 0 0 2 1 2 11 10 9 6 3 0 10 1 0 0 0 2 1 10 0 Insgesamt: 757 231 322 81 287 757 Einsätze stehen in der 60-jährigen Geschichte der Ortsstelle zu Buche, wobei die Pisten-Einsätze (k.A. = keine Angaben) nicht komplett festgehalten wurden. Die Alpine Einsatzgruppe Hermagor der Polizei 2007 Bergrettung und Alpine Einsatzgruppe der Polizei (AEG) arbeiten sehr eng zusammen. Von Beginn an gehörten AlpinGendarmen oftmals gleichzeitig der Bergrettung an. Im Jahr des 60-jährigen Bestehens der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen entstand dieses Foto 2007 mit der AEG Hermagor an der Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten. Es zeigt (hinten von links): Manfred Steinwender (Bezirksinspektor/BI, Bergführer), Rudolf Berger (Abteilungsinspektor/AI, Bergführer), Horst Kanzian (Gruppeninspektor/GI), Klaus Waldner (GI, Bergführer), Rupert Templer (Hüttenwirt Karlsbaderhütte), Alois Ortner (Kontrollinspektor/KI, Bergführer), Josef Tillian (BI), Hartwig Oberessel (Gast/Bundesheer), Heribert Patterer (BI, Bergführer und Einsatzleiter/auf dem kleinen Foto 2007 am Valentintörl) sowie (vorne von links) Wolfgang Guggenberger (Revierinspektor/RI, Bergführer), Ewald Unterguggenberger (RI), Josef Einetter (BI) und Günther Steinwender (BI, Bergführer). 5 Ortsstellenleiter 1947 – 2007 Peter Webhofer (1947-1953) Erich Strasser (1953-1957) Hans Strobl (1957-1958) Herbert Zojer (1958-1962) Hellmut May (1962-1970) In den ersten Jahren führte Peter Webhofer den Bergrettungsdienst vom Finanzamt Mauthen aus. Erich Strasser gilt als Pionier der Flugrettung, Hans Strobl starb sehr früh, Herbert Zojer übernahm dann das Amt. Ihm folgte 1962 Hellmut May und 1970 Sepp Lederer, der die Ortsstelle 30 Jahre leitete, ehe Roland Pranter ihn 1999 beerbte und seither die Geschicke lenkt. Sepp Lederer (1970-1999) Roland Pranter (seit 1999) Der Österreichische Bergrettungsdienst 1896 entsteht nach einem Unglück auf der Rax die erste alpine Rettungsorganisation Der Österreichische Bergrettungsdienst ist eine Hilfsorganisation, die in Österreich den alpinen Rettungsdienst durchführt. Die Bergrettung ist in Österreich in sieben Landesorganisationen unterteilt. Der einheitliche Bergrettungsnotruf ist in Österreich unter der Telefonnummer 140 zu erreichen. Alpenklubs, der Sektion Austria und der Akademischen Sektion des DÖAV, des Niederösterreichischen Gebirgsvereines und des Österreichischen Touristenklubs überein, „ . . . dass in Wien durch die Alpinen Corporationen eine Zentralstelle geschaffen werden soll, welche bei vorkommenden alpinen Unglücksfällen einzugreifen hätte…“. Als auslösendes Ereignis zur Gründung der ersten alpinen Rettungsorganisation wird ein Lawinenunglück am Reistalersteig auf der Rax (Niederösterreich) am 8. März 1896 angesehen, bei dem drei bekannte Wiener Bergsteiger (Josef Pfannl, Max Schottik und Fritz Wannieck) verschüttet und erst nach tagelanger Suche tot geborgen wurden. Der Unfall erregte solches Aufsehen, dass am 24. April 1896 vom Österreichischen Alpenklub in Wien ein Diskussionsabend über die Frage der Organisation eines Bergrettungsdienstes veranstaltet wurde. Gleichzeitig wurde erkannt, dass diese Idee nur durch eine gemeinsame Aktion der großen alpinen Vereine verwirklicht werden konnte. Bei der nachfolgenden vereinsmäßigen Anmeldung wurde der Name „Alpiner Rettungsausschuss Wien“ (ARAW) festgelegt. Dieser gilt als der weltweit erste organisierte Bergrettungsdienst, als Vorbild für gleichartige Organisationen in anderen Städten und als Vorläuferorganisation des heutigen Österreichischen Bergrettungsdienstes. Als erster Leiter wurde Heinrich Krempel gewählt. In den nachfolgenden Jahren wurden im Ostalpenraum weitere alpine Rettungsorganisationen gegründet: Alpine Rettungsgesellschaft Innsbruck (1898), Alpiner Rettungsausschuss München (1898), Alpiner Rettungsausschuss Salzburg (1901) und Alpiner Rettungsausschuss Graz (1902). So genannte Am 11. Mai 1896 kamen die Delegierten des Österreichischen 6 Lokalstellen wurden errichtet. 1906 waren bereits 173 Rettungsstellen in den Ostalpen vorhanden. 1902 beschließt der Deutsch-Österreichische Alpenverein, an jedem Sitz einer Alpenvereins-Sektion eine Rettungsstelle mit entsprechender Ausrüstung zu installieren. sation gelegt. In hervorragender Zusammenarbeit mit Gendarmerie, Bundesheer und Zollwache werden Erfahrungen ausgetauscht, die allen Verunglückten zugute kamen. Seit Mitte/Ende der 1990er Jahre werden auch Frauen in der Bergrettung aufgenommen. In Vorarlberg ist die Bergrettung vom Land Vorarlberg beauftragt, die Flugrettung zu organisieren und zu betreiben. Für die Beistellung der Fluggeräte und der Piloten wurden entsprechende Verträge mit dem Christophorus Flugrettungsverein (Christophorus 8) und mit der Fa. Wucher (Gallus 1) abgeschlossen. Mit dem Anschluss Österreichs 1938 gingen die Rettungsorganisationen in der Deutschen Bergwacht auf. 1939 wurde der Bergwacht auch der Naturschutz übertragen. Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden die Bergwachtmänner als Hilfspolizisten vereidigt. 1944 wurde die Bergwacht militärischen Stellen unterstellt. Landesleitungen des ÖBRD gibt es für Niederösterreich und Wien, Salzburg, Steiermark, Oberösterreich, Kärnten, Tirol und Vorarlberg. Die Bereiche der Landesleitungen decken sich mit den Bundesländergrenzen. Für die beiden Bundesländer Wien und Niederösterreich ist die Landesleitung Niederösterreich/Wien zuständig. Für das Burgenland gibt es keine eigene Landesleitung. (aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie) Nach dem Zweiten Weltkrieg wird 1946 der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) gegründet. Die einstigen Rettungsstellen sind in Ortsstellen aufgegangen. In der Länderkonferenz wird 1946 beschlossen, ab sofort als selbständiger Österreichischer Bergrettungsdienst zu arbeiten. Der ÖAV überlässt der Bergrettung die vorhandenen Rettungsgeräte, und somit wird auch der Grundstein für die heutige Organi- Naturgewalten im Gebirge Schon früh erscheinen Bücher und Lehrschriften zum Thema Der Mensch ist nichts, wenn die Naturgewalten zuschlagen. Gerade im Gebirge sind es Blitzschlag, Wettereinbrüche, Lawinenabgänge oder Steinschlag, die immer wieder ihre Opfer fordern. Kommt es zu Unfällen, ist die Bergrettung zur Stelle. Schon früh wurde in der Literatur das Thema Naturgewalten im Gebirge und wie man sich ihnen gegenüber verhält aufgegriffen. Hier einige Beispiele früher Lehrschriften. DER Klassiker schlechthin, der ab 1885 in zahlreichen weiteren Auflagen erschienen ist: Dr. Emil Zsigmondy: „Die Gefahren der Alpen“. Praktische Winke für Bergsteiger. Verlag von Paul Frohberg, Leipzig 1885, 1. Auflage. Emil Zsigmondy: „Die Gefahren der Alpen“. Erfahrungen und Ratschläge. Hier die fünfte Auflage aus dem Jahre 1911, „völlig neu bearbeitet und ergänzt von W. Paulcke. A. Edlinger‘s Verlag, Wien/Leipzig. 7 „Anleitung zur Ausübung des BergführerBerufes“. Verfasst von Dr. med. J. Buchheister, Dr. Johannes Emmer, Dr. Eduard Richter, Dr. Moritz Zeppezauer. Herausgegeben vom Deutschen und Österr. Alpenverein, Wien 1891. Dr. Walther Penck: „Naturgewalten im Hochgebirge“, Verlag Strecker & Schröder, Stuttgart 1912. Alfred Steinitzer: „Schule des Bergsteigens“, Verlag Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1926. Dr. Max Köhler (Operatuer der II. chir. Univ. Klinik in Wien): „Gefahren und erste Hilfe in den Bergen“, Österreichischer Bundesverlag, Wien und Leipzig 1928. „Ratgeber für Bergsteiger“, herausgegeben von der Sektion „Uto“ des SAC, Zürich 1916. Prof. Dr. W. Paulcke: „Gefahrenbuch des Bergsteigers und Skiläufers“ (Untertitel: Katechismus für Bergfreunde in Sommer und Winter), erschien 1942 in Berlin (Verlag Union Deutsche Verlagsgsellschaft), Umschlagentwurf Otto Brandhuber. Aus der Zeit vor Gründung der Ortsstelle Kötschach-Mauthen Im Kampf mit dem übermächtigen Gegner Natur und Berg Waren es um 1900 meist verwegene Jäger oder Wilderer, aber auch Almhirten, die unsere Berge erstiegen haben und dort auch Hilfe leisten mussten, so konnte man bei Ausbruch der Feindseligkeiten mit unserem südlichen Nachbarn schon von einer gut organisierten Bergsteiger- und Rettungsorganisation sprechen. Große Namen wie Thalmann, Salcher, Steinberger und andere beherrschten diese lange Zeit des aufopferungsvollen Sterbens im Kampf mit dem übermächtigen Gegner Natur und Berg an der Karnischen Front des 1. Weltkrieges zwischen 1915 und 1917. Mit dem Frieden kam auch die weitere stürmische Erschließung unserer heimischen Berg8 Aus der Gendarmeriechronik Kötschach-Mauthen: Bezirks-Wachtmeister Simon Steinberger, von 1909 bis 1923 am Posten Mauthen als Kommandant tätig. welt, und wenn man in Aufzeichnungen nachschaut, gab es gerade damals zahlreiche Unfälle – auch tragische – in den Bergen zwischen Kartitsch und Hermagor. Dies machte die Errichtung von Rettungsnebenstellen notwendig, die auch im Jahrbuch des DÖAV aus dem Jahr 1929 verlautbart wurden. Dort fasst Dr. J. Moriggl (Innsbruck) „Zehn Jahre Vereinsgeschichte 1919 – 1929“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins nach dem 1. Weltkrieg zusammen. In Kapitel VI geht es um das alpine Rettungswesen. Moriggl schreibt: Zeugen zweier Weltkriege an Haus Nr. 26 in Mauthen: Granateinschüsse aus dem 1. Weltkrieg, darunter das Fresko „Kosaken in Mauthen 1945“ von Prof. Adalbert Kunze. 9 Aus der Hauptstelle in Mauthen, deren Vorsitzende Andreas Wald (Zimmermeister) und später Johann Zoppoth (Schneider) waren, entstanden neue Ortsgruppen im Gail- und Lesachtal. In diese Zeit fällt die Tätigkeit verwegener und ebenso berühmter Männer, wie die der verstorbenen Bergführer Simile-Ainetter oder Stramitzer aus Wetzmann. Nach dem gewaltsamen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde auch unsere Rettungsorganisation veramtlicht und ein Zollbeamter namens Josef Haim von der Kreisleitung zum Leiter der Einsatzstelle 23 bestellt. Welchen Stellenwert die Deutsche Bergwacht damals hatte, beweist die Tatsache, dass Mitgliedern Sonderzuteilungen an Lebensmitteln und Treibstoff gewährt wurden. War Vorsitzender der Rettungshauptstelle in Mauthen, fungierte von 1925 bis 1937 als Bezirksobmann (Bezirkswehrführer) der Feuerwehr und war Träger der goldenen Verdienstmedaille: Andreas Wald aus Mauthen. Nicht nur Bergretter galt es damals zu sein, sondern es wurden die Männer auch zu Hilfspolizisten ernannt. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges waren weiters Josef Kümpfbeck und Lorenz Slamanig als Ortsstellenleiter tätig. 19 Lawinenopfer auf der Oberen Valentinalm Das Unglück im 1. Weltkrieg vom 21. November 1916 Am 21. November 1916, während der 1. Weltkrieg auch in den Karnischen Alpen tobte, verloren bei einem verheerenden Lawinenunglück 19 Soldaten auf der Oberen Valentinalm ihr Leben. In seinem Buch „Der Krieg an Kärntens Grenze 1915-1917“, das 1938 im Leykam-Verlag erschienen ist, schreibt Hans Lukas über jene Katastrophe: Am 21. November 1916, knapp vor drei Uhr früh, ging unter dem Brausen des Sturmes eine Lawine rauschend und dröhnend über die Unterkünfte auf Obervalentin hinweg. Hütten krachten in allen Fugen und wurden wie von einer Riesenfaust zerdrückt. Die Hochgebirgskompanie des Hauptmannes Assam verlor einen Offizier und neunzehn Mann als Opfer dieser 10 Lawinennacht. Der Offizier war der Bruder des Kompaniekommandanten, Leutnant Herbert Assam. Er hatte noch vor Mitternacht in heftigstem Sturm bei der Unteren Valentinalpe das Ausgraben zweier verschütteter Tragtiere geleitet. Während die Rettungsarbeiten auf Obervalentin im vollen Gange waren, zeigte sich die Natur von der schrecklichsten Seite: Blitze durchflammten die Nacht, Donnerschlage hallten gleich einer schweren Kanone von den Wänden wider. Die Schneeflocken wurden zu spitzen Eiskristallen, peitschten in dichten Wolken hernieder und nahmen den Überlebenden fast die Sicht. Immer in Gefahr, selbst verschüttet zu werden, arbeiteten die Männer unter Leitung des Hauptmannes Assam den ganzen Tag hindurch bis zum Einbruch der Dunkelheit an der Suche nach den letzten drei Vermissten. Man fand sie noch – aber zwei von ihnen waren tot, und der dritte wurde irrsinnig aufgefunden. Er war vierzehn Stunden unter den zwei Toten in der Lawine begraben gewesen. Erst eine Woche später klangen in ihm die Folgen dieser Nacht des Grauen ab. Buntmetallsammler Mit Ende des 1. Weltkrieges wird durch die Not dieser Jahre ein neuer Erwerbszweig geboren, auch in den Karnischen Alpen: die Buntmetallsammler. Sie waren in den Hochregionen unterwegs, um von der in Mengen herumliegenden Munition und den Blindgängern die Messingund Kupferteile für den Weiterverkauf zu gewinnen. Zahlreiche schwere und auch tödliche Unfälle waren dabei dies- und jenseits der Grenze zu beklagen. Der Krieg holte sich so im noch jungen Frieden immer noch neue Opfer. Unterhalb des Eiskars, auf der Oberen Valentinalm, passierte das Lawinenunglück am 21. November 1916. Das Bild zeigt die Eiskar-Kavernen auf einer zeitgenössischen Aufnahme aus dem Buch „Der Krieg an Kärntens Grenze 1915-1917“ von Hans Lukas. Verzeichnis der Rettungsstellen aus dem „Kalender des DÖAV“, Jahrgang 1911. 11 Bergführer, Rettungs- und Meldestellen 1929 Unter sicherer Führung die Reize der Karnischen Bergwelt kennen lernen Die erste zusammenhängende Darstellung der Geschichte der Karnischen Alpen, ihrer Erschließung, ihrer Täler und Orte erscheint 1929 im Wiener Artaria-Verlag. Ing. Eduard Pichl ist der Autor des Büchleins „Führer durch die Karnische Hauptkette“. Dort finden sich auch Informationen über Bergführer sowie Rettungs- und Meldestellen jener Jahre. Pichl schreibt: Bergführer standen bisher mehr zur Verfügung als Bedarf war. Die Ursache der Nichtbeschäftigung der Bergführer lag an dem Mangel eines die Schönheiten und Möglichkeiten von Bergfahrten und Übergängen zusammenfassenden „Führers“. Es wird nun wohl auch die Nachfrage nach den mit ihrer Heimat sehr vertrauten und vorzüglichen Führern steigen, ist doch dadurch auch für mittlere und schwache Berggeher die Möglichkeit gegeben, unter sicherer Führung die Reize der Karnischen Bergwelt kennen zu lernen. Standorte und Namen der Bergführer sind: In Mauthen Simon Ainetter d. J. und Markus Lamprecht; in Wetzmann bei Mauthen der Bewirtschafter der Eduard-Pichl-Hütte, Adam Stramitzer, Besitzer des Rettungs-Ehrenzeichens (von Ende Juni bis Ende September auf der Eduard-Pichl-Hütte); in St. Daniel im Gailtal Peter Janschitz; in Wodmair bei Birnbaum Michael Seirer; in Obergail bei Liesing im Lesachtal Franz Hackl; in St. Lorenzen im Lesachtal Johann Ortner und Hermann Salcher. Ein eigener, vom D. u. Ö. A. V. und von der Bezirkshauptmannschaft Hermagor genehmigter Führertarif bestimmt die Entlohnungen an die Bergführer. Rettungs- und Meldestellen: Es besteht ein über das ganze Gebiet ausgedehntes Netz von solchen Stellen. Die Aufsicht über den alpinen Rettungsdienst führen im Unteren und Mittleren Gailtal die Alpenvereins-Sektion Villach, im Oberen Gailtal und im Lesachtal bis einschließlich Obertilliach die AV-Sektion Austria und von dort bis Sillian die AV-Sektion Sillian. Für die südlichen Ausläufer der Lienzer Dolomiten ist die AV-Sektion Lienz zuständig. Rettungsstellen bestehen in den Gailtaler Alpen und der Karnischen Hauptkette in: Greifenburg (bei Balthasar Niedermüller), Oberdrauburg (Leopold Reichenwallner), Nötsch (Simon Michor), Reisach (Josef Pirschl), Mauthen (Andreas Wald), Plöckenhaus, St. Lorenzen im Lesachtal (Adam Salcher). Meldestellen, die jede Nachricht von einem Unfall auf dem kürzesten und schnellsten Weg an die Rettungsstellen zu melden haben, sind in: Schartenalpe, Gailbergsattel, Ochsenschluchthütte, Eggeralpe, Comptonhütte, Kreuzbergwirt, Sausengalpe, Wasserleonburg, Feistritz a. d. Gail, Achomitz, Reißkofelbad, Nassfeldhütte, Bischofalm, Ederwirtshaus, Eduard-Pichl-Hütte, Mauthneralm, Sittmoos, Nischlwitz, Birnbaum, St. Jakob, Liesing, Luggau, Hochweißsteinhaus, Wacht, Tuffbad, Obertilliach (Gendarmerie), Kartitsch (Huber). Mit einem Schrei stürzt Lewitzky in die Tiefe Tod in der Nordwand der Hohen Warte am 25. August 1927 Mit dem Tod eines jungen Chemikers und der Rettung seines Begleiters endete im August 1927 eine Tour vom Wolayersee auf die Hohe Warte. In den „Mitteilungen des DÖAV“, Band 53, Jahrgang 1927, findet sich der folgende Bericht über das Unglück: Chemiker Reinhold Lewitzky fand am 25. August 1927 im 23. Lebensjahr in der Nordseite der Hohen Warte (Karnische Hauptkette) einen jähen Bergsteigertod. Er war am Vortage mit Dipl.-Ing. Wilhelm Neumann (Sektion Amberg) aus München von der Pichlhütte über die Nordseite der Seewarte und über den Nordwestgrat auf den Gipfel der Hohen Warte gestiegen. Ihr Gepäck hatten die beiden in der Scharte nahe der Seewarte gelassen, da sie an den ganz leichten Abstieg von der Hohen Warte nach Süden und Rückkehr über den Wolayerpass wegen der an der Tagesordnung stehenden Belästigungen und Verhaftungen von Touristen durch die die Grenze scharf bewachenden Italiener nicht denken konnten. Sie waren somit gegen ihren Willen gezwungen, einen Abstieg über die schwierige Nordwand der Hohen Warte zu suchen, wobei Lewitzky den Tod fand. Nach ihrer Rückkehr zu der Scharte, wo ihr Gepäck lag, stiegen sie im dichten Nebel durch eine Schlucht nach Norden ab in der Meinung, sich auf dem richtigen Nordwege zu befinden, während dieser tatsächlich ein gutes Stück höher oben (östlich) vom Grat abzweigt. Als sie in der Schlucht zwei Abseilstellen hinter sich hatten, war es ihnen klar geworden, dass sie auf falschem Wege seien. Neumann seilte sich dann noch einmal am einfachen Seile 22 m ab, Lewitzky blieb höher oben sitzen. Es war mittlerweile Nacht geworden, doch hatten sich beide noch mit dem Hüttenwirt und Bergführer Stramitzer, der auf die Suche gegangen war, durch Rufe verständigen können. 12 Dieser traf am frühen Morgen am Fuße der Schlucht, die beiderseits durch außerordentlich glatte und jähe Wände flankiert ist, ein und suchte unter beständigen Regenschauern nach Ersteigungsmöglichkeiten durch die ungegliederten Wände. Begleitet vom Mineur Reßmann stieg Stramitzer äußerst gefährlich bis zu einer Stelle unterhalb Neumanns empor, und dieser konnte an einer gestückelten Schnur das mitgebrachte 30 m Hüttenseil zu sich emporziehen und es an dem von Lewitzky herabhängenden Seil diesem hinaufgeben. Dieser sollte sich nun am doppelten Seil über eine überhängende Verschneidung etwa 22 m abseilen. Die Felsen waren schlüpfrig und die Hände Lewitzkys nass geworden, zudem verlor er den Kletterschluss, rutschte am Seil und bekam im Schreck nur das eine Seil zu fassen, während das andere durch den plötzlichen Ruck über den Abseilblock schnellte. Mit einem Schrei stürzte Lewitzky in die Tiefe und blieb auf einem Absatz der Schlucht, knapp vor einem weiteren Abbruch, mit tödlicher Kopfverletzung liegen. Da der Abgestürzte beide Seile mit sich gerissen hatte, musste nun Stramitzer ein weiteres Seil holen, das Dr. Herbert Fasan aus Spittal a. d. Drau zur Verfügung stellte. Dann erst konnte sich Neumann am einfachen Seil 15 m frei abseilen, wurde durch die Retter in Empfang genommen und über die sehr schwierigen Platten hinunter geleitet. Nach der Mitteilung Neumanns hat besonders Stramitzer dabei ganz Hervorragendes geleistet. Der am 25. August 1927 im 23. Lebensjahr in der Nordwand der Hohen Warte tödlich verunglückte Reinhold Lewitzky war Mitglied der Austria-Jungmannschaft. Das Foto erschien 1931 im Jahresbericht in dem Jahresbericht „Austria-Bergsteigerschaft 1921-1931“. Ein Mitglied der „Naturfreunde“, Eduard Stojetz aus Wien, brachte um 10 Uhr vormittags die Meldung von den Verstiegenen in die Rettungsstelle Mauthen, worauf sich 25 Minuten später die Herren Dr. Koban und sein Sohn Walter, Andreas Wald, Gendarmerieinspektor Kramer, Alois und Oswald Ranner auf das Valentintörl begaben. Auch Dozent Dr. Leopold Vietoris und Anton Putz aus Mauthen stellten sich zur Verfügung. Dort erfuhren sie vom inzwischen erfolgten Absturz Lewitzkys. Die Überanstrengung Stramitzers und eintretender Neuschneefall vereitelten in der nächsten Zeit jeden ernstlichen Versuch, die fast unzugänglich liegende Leiche Lewitzkys zu bergen, wiewohl sich auch Pioniere des Klagenfurter Alpenjägerregimentes Nr. 11 an den Arbeiten beteiligten und zwei Mann des Alpenjägerregimentes Nr. 12 aus Lienz mit einem Mitglied der Austria später bis zur Leiche vorgedrungen waren und diese mit einem Zeltblatte bedeckt hatten. Erst den Kameraden der Jungmannschaft, Hans Slezak, Toni Weigend, Otto Steinmann und Hermann Strobel, die sich am 5. September von Wien zum Wolayersee begaben und denen sich ein Tourengefährte des Verunglückten, Fritz Blank, anschloss, gelang es, gerade noch vor neuerlichem Schneefall, am 7. September unter großen Gefahren und außerordentlichen Schwierigkeiten den Toten zu erreichen, in Säcke einzuhüllen und unter Anwendung von zusammen 200 m Seil über die Plattenwände zur Randkluft hinabzulassen. Dort wurde die Leiche von Stramitzer und anderen Hilfskräften weiterbefördert und mit Tragbahre und Seilbahn zur Unteren Valentinalpe gebracht, wo bereits ein Wagen mit dem Sarg bereitstand, der die Überführung in die Mauthner Friedhofskapelle besorgte. Wärmste Anerkennung verdient in erster Linie Stramitzer, der nach der Aussage des Dr. Koban unter größter eigener Lebensgefahr Außerordentliches geleistet hat. Ihm und Reßmann ist es zu danken, dass Neumann heil herab gebracht wurde. Dank verdienen weiters alle oben genannten Personen, die sich an der Rettung und Bergung beteiligt haben. Donnerstag, den 8. September, fand im Beisein der Mutter und anderer Angehöriger Lewitzkys, der Rettungs- und Bergungsmannschaft, des Bürgermeisters Obstlt. Gressel und vieler Ortsangehöriger die Beerdigung statt. Die vier Kameraden von der Austria-Jungmannschaft, Walter Koban und Fritz Blank trugen den mit Blumen und einem Kranze Neumanns bedeckten Sarg. Die Einsegnung nahm der evangelische Pastor vor. Der Reißkofel fordert sein erstes Opfer 1929 verunglückt Wilhelm Kornfeld in der Nordwand Der Reißkofel von Norden. Die Aufnahme aus dem Jahre 1928, die damals als Postkarte erschien, stammt vom Reisacher Fotografen Karl Hauser. Immer wieder, bis zum heutigen Tag, hat es Unfälle am Reißkofel gegeben – zuweilen mit tödlichem Ausgang. Über den ersten Unfall, bei dem einer von zwei Beteiligten ums Leben kam, berichtet der damalige Hüttenwart Dr. Heinrich Beck in den Austria-Nachrichten, dem offiziellen Mitteilungsorgan der ÖAV-Sektion Austria in Wien, im Jahre 1929: Zwei Mitglieder des Vereins „Naturfreunde“, Leo Freistadt und Wilhelm Kornfeld, beide aus Preßburg, waren am 21. August 1929 aus Weißbriach zum Reißkofel aufgestiegen und wollten 13 Die mächtigen Wände des Reißkofel stehen auf dieser Aufnahme als Kulisse für das Reißkofelbad. Die Aufnahme des Fotografen Karl Hauser aus Reisach stammt aus der Zeit um 1920 1928 auf dem Gipfel des Reißkofel. Damals stand noch kein Kreuz auf dem Gipfel, sondern ein Steinmann und diverse Holzstangen bezeichneten den höchsten Punkt des Berges. Das Foto stammt vom Reisacher Fotografen Karl Hauser. nach der Darstellung Freistadts zur Compton-Hütte gelangen. Sie hatten im Aufstieg den zur Hütte führenden gut markierten Steig wohl bemerkt, ließen sich aber von der falschen Wegeinzeichnung der offiziellen Wanderkarte des Kartographischen Instituts, nach der der markierte Steig vom Gipfel geradewegs über die Nordwand führt, verleiten, hier abzusteigen, obwohl sie für eine Klettertour keinerlei Ausrüstung besaßen, weder Seil noch Kletterschuhe. Wohl hat der ältere Freistadt nach seiner Darstellung anfangs abgeraten und wollte lieber den Gipfelgrat zum Hüttenweg zurückgehen, schließlich aber sind die beiden doch über die Wand (wohl über das so genannte Plattach) abgestiegen. An den deutlichen Fuß der hier 700 m hohen Gipfelwand schließen sich steile Rinnen und Schluchten, dazwischen krummholzbewachsene brüchige Riegel und Grate an, die unten durchwegs mit glatten hohen Wänden in den Tränkwald abfallen. In einer dieser Schluchten nächst dem Donnerspitz, der die Ochsenschlucht vom Tränkwald trennt, sind beide nacheinander zum Absturz gekommen, zuerst Kornfeld, der etwa 20 m tief stürzte und mit tödlicher Schädelverletzung bewußtlos liegen blieb, etwas später Freistadt, der trotz größerer Sturzhöhe nur geringe Verletzungen erlitt. Beide waren barfuß geklettert. Nebel und Regen haben wohl auch entsprechenden Einfluß auf den unglücklichen Ausgang dieses waghalsigen Unternehmens gehabt, dem die Verunglückten, abgesehen von der mangelnden Ausrüstung, überhaupt nicht gewachsen waren. Für Kornfeld war der Reißkofel die erste Hochtour überhaupt, und auch Freistadt hatte nie schwierige Touren vorher gemacht. Auf der gegenüberliegenden Pließalm wurden wohl die Hilferufe Freistadts am Abend des 21. August und während der folgenden Nacht gehört, von der Sennin aber nicht sofort als solche verstanden. Erst am 22. mittags verständigte sie die Wirtschafterin der Compton-Hütte und diese die Holzknechte im Tränkwald, welche sich sofort von der Arbeit weg in zwei Abteilungen zu je drei Mann, eine von oben her, die andere vom Fuß der Wände, auf die Suche machten. Sie kamen bis auf Rufweite zur Unglücksstelle heran, konnten aber ohne Seil keine Hilfe bringen und kamen abends zur Compton-Hütte, von der aus bereits die Meldung zur Rettungsstelle Greifenburg abgegangen war. Noch am Abend stieg eine Rettungsmannschaft von dort auf, bestehend aus zwölf Personen, darunter drei Gendarmeriebeamte des Postens Greifenburg und ein Staatsförster, drei zufällig anwesende Mitglieder der Wiener Sektion „Steinnelke“, der Obmann und mehrere Mitglieder der Sektion „Kärntner Oberland“ und der Hüttenwart der Compton-Hütte. Im Verein mit den sechs Holzknechten wurde am Morgen des 23. August in äußerst mühevoller und teilweise sehr schwieriger Arbeit die Bergung der Verunglückten durchgeführt. Der Überlebende wurde nach Lienz ins Spital überführt, die Leiche Kornfelds nach Weisach am Fuß des Reißkofels gebracht und daselbst am 25. August im Beisein seiner herbeigerufenen Brüder und Vertretern der oben genannten Alpenvereinssektionen nach mosaischem Ritus neben dem Weisacher Friedhof als erstes Opfer des Reißkofels beerdigt. Möge er auch das letzte bleiben. Der Reißkofel-Gipfelgrat um das Jahr 1928. Steil fallen die Wände ins Gailtal einerseits, ins Drautal andererseits ab. 14 Absturz statt Verbrechen am Polinik Im August 1930 kommt der Student Fritz Placht ums Leben Es gab damals Spekulationen um das Verschwinden des Wiener Studenten Fritz Placht, der vom Gasthof Semmelrock aus eine Bergfahrt unternommen hatte ohne sein Ziel mitzuteilen. In den „Mitteilungen des DÖAV“, Heft 9 vom 30. September 1930 ist das Geschehen zusammengefasst: Am 3. August 1930 entfernte sich ein junges Mitglied der Sektion Austria, stud. gymn. Fritz Placht aus Wien, vom Gasthof Anton Semmelrock beim Bahnhof Kötschach-Mauthen zu einer Bergfahrt, ohne nähere Angaben zu machen. Als er nach vier Tagen noch immer nicht zurückgekehrt war, wartete der Wirt nicht länger, der schon, durch eine von der Mutter Plachts an diesen eingesandte Karten: „Mach keine Dummheiten!“ bedenklich gemacht, vorher nach dem Verbleib Plachts umgefragt hatte, sondern erstattete an diesem Tag die Abgängigkeitsanzeige beim Gendarmerieposten in Kötschach. Die Durchsuchung der von Placht zurückgelassenen Gegenstände ergab keinen Anhaltspunkt. Der Wirt ließ den Pächter der Eduard-Pichl-Hütte ersuchen, festzustellen, ob Pacht vielleicht auf der Hütte gewesen sei und gegebenenfalls seine Wahrnehmungen der Gendarmerie zu melden. Am 8. August ersuchte der Wirt ferner einen Touristen, der zum Polinik aufstieg, dort im Gipfelbuch nachzusehen, ob Placht eingetragen sei. Es ist also unwahr, was ein Wiener Blatt fälschlich behauptet hat, dass der Wirt Semmelrock durch neun Tage hindurch nichts unternommen hätte. Die mittlerweile verständigte Gendarmerie von Mauthen, Plöcken und im Lesachtale, eine größere Anzahl von Bergsteigern sowie Jäger und Almer fahndeten nach dem Vermissten, selbst schwierigste Touren nicht scheuend. Erst als der Revierinspektor Heinrich Manhart von einem Halter auf der Himmelbergalm die Meldung erhielt, in jener kritischen Zeit einen jungen Menschen getroffen und ihm den Weg zum Spielbodentörl am Polinik gewiesen zu haben, und der Halter in dem ihm vorgewiesenen Lichtbild den jungen Placht erkannte, war endlich eine sichere Spur gefunden. Am 25. August traf weiters durch den Besitzer der Bischofalm, Thomas Warmuth aus Würmlach, die Nachricht ein, dass in der Nähe der Würmlacher Alpe ein Halter eine tote Frau liegen gesehen habe. Es schien also ein zweiter Unfall, wenn nicht ein Verbrechen vorzuliegen, und abenteuerliche Gerüchte, die schon anfänglich aufgetaucht waren, fanden wieder neue Nahrung. Die Gendarmen Inspektor Kramer und Buchauer konnten jedoch am 26. August früh die Leiche als die des Placht feststellen und bergen lassen. Der Halter hatte oberhalb der Fundstelle einen Bergschuh gefunden und war auf der Suche nach dem zweiten auf die Leiche gestoßen, die er wegen der langen Kopfhaare für eine weibliche gehalten hatte. Am 31. August untersuchten Dr. Koban, Dr. Rainer und Ing. Pichl die Umgebung der Stelle, wo der Abgestürzte liegen geblieben war, etwa 15 Minuten oberhalb der Würmlacher Almhütte, begingen sodann den alten Militärsteig, den der vom bezeichneten Weg abgekommene Verunglückte wohl zum Teil bei seinem Abstieg im Unwetter benützt haben mach und der auf den Ostkamm des Elferspitz führte. Sie gewannen die Überzeugung, dass angesichts der jähen Fels- und Grashänge der Sturz ein tödlicher gewesen sein musste, so dass es ausgeschlossen sei, dass Placht am Ende seines Sturzes noch lebte. Schließlich sei allen, die sich an der Suche beteiligten, im Namen der Angehörigen und der Sektion Austria der wärmste Dank ausgesprochen. Wir bringen diesen Bericht ausführlich, weil er zeigt, welche Erschwernis es bedeuten kann, wenn man ohne Zielangabe in die Berge geht, wodurch auch unter Umständen Hilfebringung vereitelt wird. War in früheren Jahren Talherberge der AV-Sektion Austria, worauf das Edelweiß zwischen den beiden Fenstern in Parterre hinweist: der Gasthof Semmelrock am Bahnhof in Kötschach (Aufnahme um 1930), von wo aus Placht seine Tour unternahm, die tödlich endete. 15 Eine tragische Geschichte in nur sechs Zeilen Der nach dem Verunglückten genannte „Heider-Stein“ steht in der Ebene oberhalb der Obereren Valentinalm am Fuße des Rauchkofel. Heiders tragische Geschichte ist dort in sechs Zeilen zusammengefasst: „Am 9. 8. 1940 verungl. tödlich in der Ostwand des Rauchkofels bei der Bergung eines in Bergnot geratenen Jungen der Zollbeamte Franz Heider von Mauthen.“ 16 Chronik 1947 – 2007 der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen 1947 Die Gründung der Ortsstelle Bereits ein Jahr nach Gründung der Organisation des ÖBRD im Jahr 1946 wird am 26. Februar 1947 die Ortsstelle Mauthen in der bis dahin tätigen Bezirksleitung des Bergrettungsdienstes eingesetzt. Man hat erkannt, dass eine örtlich organisierte Bergrettungsmannschaft besser arbeiten müsste, als das bisherige Modell. Männer der Gendarmerie, der Finanz sowie zivile Bergsteiger treten gemeinsam in den Dienst der Sache, Peter Webhofer vom Finanzamt in Mauthen wird mit der Leitung betraut. __________ Drei Nebenstellen in Kirchbach, Birnbaum und Maria Luggau Die eingerichteten Meldestellen in Mauthen, beim Ederwirt und Plöckenhaus, in Grafendorf, Reisach, Birnbaum, Liesing und Luggau zeigen die Größe des damaligen Einsatzgebietes. Die Arbeit in der Ortsstelle wird so gestaltet, dass man lediglich im Falle eines Einsatzes zusammentrifft und diesen durchführt. Die Ausbildung wird jedem Mitglied mehr oder weniger selbst überlassen, die Mittel für durchzuführende Bergungen sind bescheiden: einige selbst geschmiedete Felshaken, ein Hanfseil, eine Holztrage und einige Fackeln. __________ Mit Schreiben vom 26. Februar 1947 „an alle Gendarmerieposten des Bezirks“ informeirt das Gendarmeriekommando Hermagor über die gleichzeitige Einrichtung von ÖBRD-Ortsstellen in Hermagor und Mauthen. Das im Namen des Bezirksgendarmeriekommandanten von Bezirks-Inspektor Wurzer unterzeichnete Schreiben kommt laut Eingangsstempel am 3. März 1947 beim Gendarmeriepostenkommando in Mauthen an. In dem Brief heißt es: Laut Mitteilung der Bezirksleitung des Bergrettungsdienstes für den Bezirk Hermagor wurden in Hermagor und Mauthen Ortsstellen des Bergrettungsdienstes neu errichtet, und es wird seitens der Gendarmerieposten die engste aufgabenmäßige Fühlungsnahme mit dieser Einrichtung nicht nur erwartet, sondern überhaupt vorausgesetzt. Dieser Bergrettungsdienst ist wie folgt organisiert: Ortsstelle Hermagor (erreichbar durch den Gend.-Posten oder Mechanikerwerkstätte Alois Roth in Hermagor, Tel. 51) mit den Nebenstellen Vorderberg, St. Stefan i. G. und Rattendorf. Ortsstelle Mauthen (erreichbar durch das Finanzamt Mauthen, Herrn Webhofer) mit den Nebenstellen Kirchbach, Birnbaum und Luggau. Die Meldestellen im Bereiche der Ortsstelle Mauthen sind geplant: Finanzamt Mauthen, Ederwirt, Plöckenhaus, Grafendorf und Reisach und im Lesachtal: Birnbaum, Kornat, Liesing und Luggau. Die Ortsstelle Hermagor ist für den Bergrettungsdienst voll einsatzfähig. Bemerkt wird, dass jeder Angehörige des Bergrettungsdienstes mit einer Legitimation für den Bergrettungsdienst versehen ist. Als Meldestelle für alpine Unfälle kommt außerdem jeder Gend.-Posten in Betracht, weil diese schon die instruktionsgemäßen Aufgaben bedingen. Der Bezirksgendarmeriekommandant gez. Wurzer, e. h. Im ersten Jahr ihres Bestehens rückt die Berg- Gend.Bez.Insp. 17 Peter Webhofer (* 22. 3.1898 † 5. 9. 1960), OSK-Obmann 1946/47 und erster Obmann 1947 der Bergrettung Kötschach-Mauthen. rettung zu drei Einsätzen aus. Zwei Menschen verden verletzt geborgen, für einen kommt jede Hilfe zu spät (nähere Details sind nicht bekannt). 1948 Im zweiten Jahr verzeichnet die Statistik zwei Einsätze der Orststelle, bei denen zwei Verletzte geborgen werden (Details unbekannt). 1949 26. Juni: Bergung des in der Ostwand des Cellon tödlich abgestürzten Touristen Kurt Luschin, 23 Jahre, aus Klagenfurt (Bergretter Stückler, Schmid, Strasser, Feichter, Seiwald). __________ 7. August: Rettung der auf der Cellonschulter bei einem Sturz schwer verletzten 16-jährigen Schülerin Elfriede Meinhard aus Egg bei Hermagor (Petugger, Seiwald, Zmöllnig). 1950 20. August: Rettung des in der Hohen Warte (Ostwand) abgestürzten, schwer verletzten Touristen Emil Leitner durch Beamte der Gendarmeriegrenzkontrollstelle Plöckenpass und Bergrettungsmänner aus Mauthen. Rechnung der Schlosserei Durchner in Mauthen vom 12. Dezember 1948 an den Bergrettungsdienst Mauthen über 26,80 Schilling für den Bau eines Schlittens. Aus dem Tourenbuch von Hans Strobl Übungen 1950 in den Lienzer Dolomiten und am Großglockner Im März 1952 tritt der Gendarm Hans Strobl in den Bergrettungsdienst Heiligenblut ein, wo er auf dem dortigen Gendarmerieposten als Gendarmerie-Hochalpinist stationiert ist, ehe er 1954 nach Mauthen versetzt wird und bis zu seinem viel zu frühen Tod am 31. Oktober 1958 auch in der Ortsstelle der Bergrettung wertvolle Dienste leistet. 1957 und 1958 ist er Ortsstellenleiter (ausführliche Biografie siehe 1957). Auf den folgenden Seiten Fotos zweier Rettungsübungen im Sommer 1950 in den Lienzer Dolomiten und am Großglockner. Die Bilder stammen aus Hans Strobls Gendarmerie-Tourenbuch und wurden von seinem Sohn, Rettungspilot Hannes Strobl, zur Verfügung gestellt. Sie spiegeln eindrucksvoll die Arbeit der Bergrettung und Alpingendarmen wider. Bergeübung 1950 in den Lienzer Dolomiten Hans Strobl (auf beiden Fotos vorne in der Mitte) in den Lienzer Dolomiten im Kreise seiner Kollegen. 18 Hans Strobl an der Karlsbader Hütte (2. von rechts/oben), am Gipfel (unten) und als „Verletzter“ bei einer Bergeübung (rechts). Das waghalsige Abseilen eines „Verletzten“ mittels einer behelfsmäßigen Trage. 19 Der „Verletzte“ in der behelfsmäßigen Trage auf der Seilbahn und seine „Retter“ haben die Aktion wohlbehalten überstanden. Übung 1950 am Großglockner 20 1951 Mauthen in Not und Gefahr Januar/Februar: Ein Katastrophenwinter mit sieben Meter Neuschnee. Einsatz aller verfügbaren BRD-Angehörigen zur Sicherung und Rettung von gefährdeten Personen sowie Sicherung von Hab und Gut. 7,20 Meter Schneehöhe im März 1951: Neuschnee und Hochwasser bedrohen den Ort __________ 7. Februar: Die auf dem Wege von Oberdrauburg nach Mauthen auf dem Gailberg eingeschneiten und in Not geratenen Eheleute Josef und Maria Ploner aus Mauthen müssen von Gendarmen und BRD-Männern befreit werden. Das „Kärntner Volksblatt“ widmet die Titelseite der Ausgabe vom 3. März 1951 komplett der Schneekatastrophe jener Tage, die vor allem Mauthen in Notstand geraten lässt. Sechs Fotos von Mauthen, das im Schnee versinkt, sind auf der Titelseite um die Schlagzeile „Mauthen in Not“ abgebildet. Auf Seite 3 der Ausgabe heißt es in einem ausführlichen Augenzeugenbericht über die Situation jener Tage: Bereits durch den Rundfunk und die Tagespresse wurde von den stockwerkhohen Schneemassen in Mauthen berichtet. Man verglich die heurigen Schneefälle mit Luftangriffen, die in drei Wellen über uns gekommen sind. So bereits zu Weihnachten, wo uns die erste Welle überraschte, welche noch einigermaßen erträglich war. Zu Beginn des neuen Jahres folgte die zweite Welle, die sich bereits unangenehmer auswirkte. Schon damals unterblieb für mehrere Tage der Zugsverkehr und für Wochen der Omnibusbetrieb. Die Schneepflüge versagten ob der täglichen Neuauflagen von Schnee, und so kam es durch volle sechs Wochen nur noch auf den persönlichen Einsatz jedes einzelnen an. Nicht allein die Männer, selbst Greise, Frauen und Kinder, sie alle standen im Kampf gegen das weiße Element. Die Dächer mussten mehrmals abgeschöpft werden ob der schweren Last, wiegt doch ein Kubikmeter Schnee bei 300 Kilogramm. Entmutigend war es in den ersten Februartagen, als die dritte Welle gekommen war. Das waren 21 denkwürdige Faschingstage. Bereits am Sonntagabend, als sich allerorten die Jugend sozusagen unbekümmert im Tanze gedreht hatte, setzte der heftige Schneefall ein. Als am folgenden Morgen die letzten Ballgäste und Musikanten sich heimwärts begaben, fanden sie nur noch tiefverschneite Wege vor. Diese dritte Schneewelle mag wohl als die ärgste bezeichnet werden. Lawinen dröhnten von den Bergen, das Licht blieb für mehrere Tage aus, es war eine unheimliche Mauthen: Unglaubliche Schneemassen türmen sich auf (von links) am Eingang zum Gasthof Stille und ein banges Sorgen, Rainer/Kellerwand (heute Sonnleitner), wo man zehn Stufen zur Haustüre hinuntersteigen was und wie viel denn noch muss. „Gastwirt Rainer, ein bekannter Bassist, kann jetzt mit Recht singen: Im tiefen Keller kommen mag. An diesem sitz ich hier“, schrieb das „Kärntner Volksblatt“ zu diesem Foto. Am Pfarrhof in Mauthen, wo einstmals die dort aufgestellte Granate für Gefahr sorgte, sind es nun an der gleichen Stelle Nachmittag war das Begräbdie Schneemassen vom Kirchendach, die für Gefahr sorgen. Und an den Eingängen der Prinis unseres langjährigen vathäuser gibt es auch kaum noch ein Durchkommen. Totengräbers. Nur einspurig zwischen stubenhohen Schneewänden konnte sich der Trauerzug vorwärts bewegen, und am darauffolgenden Tag wär auch dies nicht mehr möglich gewesen. Der Faschingsdienstag bot ein trostloses Bild. Leitungsdrähte sind gerissen, kein Licht, kein Glockenklang, die Kinder konnten nicht mehr zur Schule gehen. Die Dächer standen neuerdings in Gefahr, Schneesperren drohten zu brechen, Giebelmauern neigten sich. Der Aschermittwoch sah mehr Menschen auf den Dächern als in den Straßen. Jeder Besitzer trachtete, seine Objekte höchstmöglich zu entlasten, sie standen in Gefahr. Die meterhohen Schneelasten, die während des Tages heruntergeschaufelt wurden, häuften sich in den Straßen zu Bergen, die bis zu den Fenstern des ersten Stocks, in einzelnen Fällen selbst bis zur Dachrinne reichten. Auf diese Art waren die sonst stattlichen Häuser förmlich im Schnee vergraben. Ein Fußsteig, um vorwärts zu kommen, zog auf dieser Höhe bergauf und bergab dahin. Schneestiegen bis zu zehn und noch mehr Stufen führten zu den Haustüren hinunter, und wollte jemand eine Hausnummer oder Firmentafel finden, musste er nach abwärts schauen. In den Parterre-Räumen, die vollständig verfinstert wurden, musste tagsüber ein Licht gebrannt werden. Die Schaufenster der Geschäftsläden waren besonders gefährdet und mussten, sofern es an Rollbalken fehlte, mit Bretterwänden verbarrikadiert werden. Selbst die hohen Kirchenfenster waren in Gefahr und mussten gesichert werden, weil die Schneemassen darüber hinauf wuchsen. In diesem Zusammenhang sei als Kuriosum angeführt, dass man mit dem auf der Südseite der Pfarrkirche gemalten Fresko, einem sieben Meter hohen Christophorus, Auge in Auge schauen kann. Und auf der Nordseite konnte man über das alte Seeberhaus und einen Teil des Pfarrhofdaches leicht rodeln und skifahren. Das Vieh in den Stallungen ist blockiert und kann schon wochenlang nicht zur Tränke getrieben werden, und die Pferde stehen unnütz im Stall, während sich die Bevölkerung für die Schneeräumung in den Ziehschlitten einspannen muss. Wir hausten wie Höhlenbewohner. Angesichts dieser verhängnisvollen Situation sah sich die Gemeindevorstehung genötigt, eine außerordentliche Sitzung einzuberufen, bei der Mauthen zum Notstandsgebiet erklärt wurde. Nur eine Großaktion – der Einsatz aller arbeitsfähiger Männer – wird es ermöglichen, Herr der Lage zu werden und die wichtigsten Verkehrswege gang- und fahrbar zu machen. Durch volle zwei Wochen war jeglicher Verkehr selbst für den kleinsten Handschlitten unterbunden. Die Anlieferung von Ware unterblieb, und es drohte teilweise Lebensmittelmangel. Die Post ist mehrere Tage ausgeblieben und musste mit Tragkörben herbeigeschafft werden. Was gefürchtet, trat am 12. Februar ein, nämlich eine Regenperiode. Es goss Tag und Nacht in Strömen. Die Dächer, die durch die enormen Schneelasten bedeutende Ziegelschäden erlitten hatten, ließen derart Wasser durch, dass es in keinem Haus genug Geschirre gab zum Unterstellen, um nicht schwimmen zu müssen. Viele Keller füllten sich mit Wasser. Sehr bedrohlich stand es mit dem sonst so harmlosen Valentinbach, und man fürchtete jenen erschreckenden Ruf von anno 1873, als es hieß: „Die Valentin kommt!“ Die vielen Lawinen und Baumstämme hatten das Flussbett verlegt und hinderten den Lauf der immer stärker werdenden Fluten, die sich bereits stauten. Nur durch das rasche Eingreifen wagemutiger Männer mit dem Bürgermeister und Fachleuten ermöglichte die drohende Gefahr hintanzuhalten. Messungen ergaben im heurigen Winter eine Schneehöhe von insgesamt 7,20 Meter. Mit dem ersten sonnigen Tag, der uns beschieden war, glaubte man, eine Schlacht siegreich bestanden und überlebt zu haben. Jede neuerliche Schlechtwettermeldung ängstigte uns sehr. Groß sind die Schäden an den Baulichkeiten, in den Gärten und Wäldern, die erst im Frühjahr nach der Schmelze an das Tageslicht kommen werden. 22 Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: 7. Februar 1951 – der Katastrophenwinter. Strobl notiert: „Das Ehepaar Josef und Maria Ploner aus Mauthen Nr. 85, welches zu Fuß von Oberdrauburg kommend ca. 300 m vor dem Gasthaus Gailberghöhe vollkommen erschöpft liegen blieb, geborgen u. im Gasthaus am Gailberg untergebracht. Altschneehöhe 3 m, Neuschnee 1,70 m. Kötschach: Das alte Feurwehr-Haus und Haus Oberessl (von links), der Hauptplatz Richtung Kaufhaus Rizzi (heute Kärntner Bank und Café Planner) und die Straße an der ehemaligen Landwirtschaftsschule (heute RAIKA ) gegen Süden. Mauthen: Der Weg hinter Haus Lenzhofer, in der Mitte der Pfarrhof (Bild links). Der Hauptplatz, Hotel Ortner zur Post gegen Süden (Bild Mitte). Würmlacherstraße, Richtung Fritz Klauss (Bild rechts). 23 Das „Unterörtl“ von Mauthen. Bürgermeister Lamprecht überblickt die Lage. Güterzugladungen von Schnee werden nun täglich zur Gail geführt, damit wieder Handel und Wandel im vollkommen lahmgelegten Ort möglich ist. Würmlach: Elf Meter hoch liegt der Schnee aufgetürmt und stellt die Menschen vor größte Probleme. Mauthen: Der Hauptplatz und die Häuser versinken in den Schneemassen. Seelenruhig schaut der „bronzene Nischlwitzer“ – hier steht das Denkmal noch an seinem alten Platz, ehe es in den 1960-Jahren der Straße weichen musste – dem „frostigunangenehmen Geschehen“ zu. 24 1952 27. Juli: Bergung des in der Seewarte-Nordwand tödlich abgestürzten Angestellten des Vermessungsamtes in Lienz, Johann Bürgl. Der Sucheinsatz dauert mehrere Tage, ehe die Leiche an 2. August 1952 gefunden und von Johann Marizzi seinem Kollegen und Norbert Steindl geborgen wird. In der Seewarte-Südflanke tot aufgefunden Originalbericht vom 1./2. August 1952 aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Norbert Steindl 1. 8 1952, 4.00 Uhr – 2. 8. 1952, 23 Uhr: Suche nach dem bereits seit 27. 7. 1952 abgängigen Touristen Johann Bürgl aus Lienz. Über Theresienhöhe, Unter- Obere Valentin zum Valentin Thörl und von dort zur EduardPichl-Hütte. Nach kurzer Rast Aufstieg von der ital. Seite (Hoher Gang) in Richtung Seewarte. Zuerst links neben einem steilen Scheefeld ca. 200 m. Dann nach einer schwierigen Kletterei durch eine ca. 50 m hohe Wand in die eigentliche S-Flanke eingestiegen. Von dort über schroffe Platten weiter zur Patrouille des Gend. Raimund Gollob und Zollb. Meizen, welche den Abgängigen bereits tot gefunden hatten, und von der österr. Seite aufgestiegen waren. Da die Mittel fehlten, nach kurzer Rast abgestiegen, und zwar über den Ostgrat und von dort nach der Route des Führers zur Eduard-PichHütte. Der Aufstieg wurde alleine durchgeführt, wogegen beim Abstieg ein Grazer Alpinist namens Michael Pär mein Seilgefährte war. Trübes Wetter, kalt, und am Nachmittag kurz nach Ausstieg starker Regenschauer. 2. 8. 1952, 6.00 Uhr – 23.00 Uhr: Bergung des tödlich abgestürzten Touristen Johann Bürgl. Barg den in der SeewarteNordwand tödlich abgestürzten Johann Bürgl mit seinem Kollegen Johann Marizzi: Norbert Steindl, hier 1951 während eines Gendarmerie-Kurses in den Lienzer Dolomiten. __________ Vier Einsätze sind in den Bergrettungsunterlagen für 1952 verzeichnet, bei denen zwei Menschen unverletzt, zwei verletzt und Johann Bürgl tot geborgen werden musste. Von den beiden Ausschusslöchern einer Kaverne links nach einem gelben Band aufwärts. Von dort nach rechts über einen Schuttkegel zur steilen Felswand, entlang eines Spaltes ca. 5 m hoch, dann nach rechts zu zwei aufwärts ziehenden, überhängenden Rissen auf eine Ausschnitt aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Norbert Leiste, weiter über eine Platte Steindl zur Bergung der Leiche von Johann Bürgl. in den rechten Riss zum Aufstieg auf ein Schuttplätzchen. Von dort weiter durch eine Rinne zur steilen Wand, welche mit Rissen durchzogen ist. Nach schwieriger Kletterei weiter bis zur Schulter der Seewarte. Über den Ostgrat in der Südflanke zum Abgestürzten. Nach Verpackung des Leichnams mittels Jutesäcken mit Doppelseilsicherung zu den schräg liegenden Felsplatten über diese bei steter Sicherung ca. 350 m zur steil in die Schneerinne abfallende Felswand. Nach Abseilung des Leichnams und der Rettungsmannschaft über diesen Überhang entlang der steilen, teils mit Spalten unterbrochenen Schneerinne ca. 300 m bis zum Fußsteig des Hohen Gang. Dauer des Abseilens bzw. Bergens 9 Stunden. Äußerst schwierig, lebensgefährlich und strapaziös. Teilnehmer: Patrl. Marizzi, Heinrich Heinricher, Prof. Adelbert Kunze, Leo Neumaier, Hans Urbaner u. Michael Pär. – Belobende Anerkennung durch BM f. Inneres. 25 1953 Erich Strasser übernimmt die Ortsstelle Am 12. Juli wird der in der Cellon-Ostwand tödlich abgestürzte Schuhmachergehilfe Friedrich Köfler aus Glanhofen durch Gendarme der Gendarmeriegrenzkontrollstelle Plöckenpass und BRD-Angehörigen aus Mauthen geborgen. __________ Neben dem Inspektor sind zu Beginn sieben Männer dabei Die Ortsstelle wird neu organisiert und am 17. Oktober Erich Strasser zum Ortsstellenleiter bestellt. Erstmals werden ein Perlonseil, ein Alu-Akja mit Rad, eine Zweischiverschraubung und ortsstelleneigenes Verbandsmaterial angeschafft. In Ausbildungskursen erhalten die Mitglieder der Ortsstelle die nötigen Kenntnisse in alpiner Rettungstechnik. Die Männer der ersten Stunde sind neben Erich Strasser: Heini Heinricher, Josef Rogi, Peter Wedam, Kurt Simoner, Julius Langegger, Herbert Zojer und Konrad Schmid. Erich Strasser __________ Der beim Edelweißpflücken in der Freikofel-Westwand tödlich abgestürzte Tourist Walter Hauer, Musikstudent aus Wien, wird am 12. August von Gendarmen, Zöllnern und BRD-Männern geborgen. Die Landesstelle Kärnten des Österreichischen Bergrettungsdienstes bittet am 5. März 1953 Inspektor Erich Strasser, in Mauthen eine eigenständige Ortsstelle einzurichten. In dem Schreiben heißt es: „Nach Rücksprache mit Herrn Marrizzi und Hernn Mj. Witzmann würden Sie sich bereit erklären, die Ortsstelle des ÖBRD mit den geeigneten Helfern erstehen zu lassen. Ich bitte Sie nun um gelegentliche Stellungnahme und allfälliger Bekanntgabe der sich verpflichteten Männer. Der BRD-Mann Heinricher Heini wird Sie in Ihren Belangen kräftigst unterstützen.“ Das Schreiben erreicht Strasser handschriftlichem Vermerk am 7. März in Mauthen. Drei Tage später, mit Schreiben vom 10. März 1953, antwortet Gend.-Ray-Inspektor Strasser der Landesleitung in Klagenfurt: „Auf Ihre Zuschrift L 30/1/53 vom 5. März 1953 teile ich Ihnen mit, dass ich gerne bereit bin, bei der Errichtung einer Ortsstelle des OeBRD in Mauthen mitzuwirken, und solange ich meinen Dienst als Gend.-Beamter hier zu versehen habe, auch in der Ortsstelle des hiesigen Gebietes mitzuarbeiten. Nachstehend gebe ich auch die Namen der als BRDMänner für die Ortsstelle Mauthen in Frage kommenden Männer bekannt: BRDMann Heinricher Heini, Gend.-Alpinist Rogi Josef, Zollw.-Alpinist Wedam Peter aus Mauthen und die Herren Simoner Kurt, Langegger Julius, Zojer Herbert und Schmid Konrad aus Kötschach. Weiters ersuche ich Herrn Landesleiter des OeBRD zwecks Errichtung der Ortsstelle Mauthen persönlich nach Mauthen zu kommen und uns den Zeitpunkt Ihres Eintreffens bekanntzugeben.“ 26 41 Jahre zwischen Himmel und Erde Erich Strasser: Pionier der Rettungsfliegerei und der Ortsstelle Kötschach-Mauthen Er verbrachte 41 Jahre seines Lebens zwischen Himmel und Erde – als Soldat, später dann als mit mehreren Auszeichnungen hoch dekorierter Rettungsflieger. In Kärnten gilt Erich Strasser (* 23. 5. 1916 † 20. 8. 1996) als Pionier der Flugrettung. In Kötschach-Mauthen leistete er gleichfalls Pionierarbeit und gab als Gendarmerie-Alpinist und Leiter der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie der ÖBRD-Ortsstelle neue, durchorganisierte Strukturen, als er 1953 (bis 1957) die Leitung der Bergrettung in Kötschach Mauthen übernahm. Als er zum 1. April 1977 in den Ruhestand tritt schreibt die „Kleine Zeitung“, dass die Flugrettung in Klagenfurt „nicht nur einen Begründer dieser Einrichtung verliert, sondern auch einen hervorragenden Flieger und Kameraden.“ Am 2. April 1977 überreichte in einer kleinen Feier im Landesgendarmeriekommando in Klagenfurt Landesgendarmeriekommandant Oberst Wolfgang Ortner dem in den Ruhestand getretenen Rettungspiloten und Bezirksinspektor das Dekret seiner durch den Bundespräsidenten ausgesprochenen Beförderung zum Gendarmerie-Kontrollinspektor In einer ausführlichen Würdigung schreibt die „Kleine Zeitung“: 1954 am Birnbaumer Törl: Erich Strasser (von links), Dorli Simoner, Josef Brunner und (vorne) Herbert Zojer. Gendarmeriebezirksinspektor Erich Strasser, ein Pionier des Flugrettungsdienstes, tritt in den Ruhestand. Mit ihm verliert die Flugeinsatzstelle Klagenfurt nicht nur einen Begründer dieser Einrichtung, sondern auch einen hervorragenden Flieger und echten Kameraden. Strasser verschlug es schon im Jahre 1936 zur Fliegerei: Er kam zur Fliegertruppe des österreichischen Bundesheeres und erwarb 1937 den Heeresflugzeugführerschein. Nach der Annexion Österreichs wurde er zur deutschen Luftwaffe übergeleitet, wo er den Militärflugzeugführerschein für alle Klassen von Landflugzeugen und den Blindflugschein erlangte. Während des Krieges flog er Einsätze nach England, in Russland und in Afrika, wurde schließlich Kurierflieger des Oberbefehlshabers der Luftwaffe und war zuletzt Werkspilot. Nach Kriegsende trat er in die Bundesgendarmerie ein und wurde alsbald Leiter der Alpinen Einsatzgruppe, baute zudem die Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Österreichischen Bergrettungsdienst aus, deren Chef er von 1953 bis 1957 war. 1956 machte 27 Strasser den Privatpilotenschein und 1957 das Zivilfluglehrerdiplom und wurde Motorfluglehrer beim Bundesministerium für Inneres; er bildete Gendarmen und Polizisten als Piloten für die in Aussicht genommenen Flugeinsatzstellen in den verschiedenen Bundesländern aus. Im Jahre 1960 wurde die Flugeinsatzstelle Klagenfurt installiert. Damals gab es für die Exekutive noch keine Hubschrauber. Die Rettungseinsätze wurden mit Flächenflugzeugen geflogen. Zum Landen und Starten auf den Schnee- und Gletscherflächen im Gebirge wurden zu den Rädern zusätzlich montierte Kufen verwendet. Jeder Einsatz zur Rettung des Lebens anderer ging zumeist unter größtem Risiko für Leben und Gesundheit der Piloten vor sich. Wenn man diesen wackeren Mann, der über 4000 Flugstunden hinter dem Steuerknüppel gesessen hat, von seinen Fliegererlebnissen erzählen hört, denen er trotz der vielen Gefahren noch immer voll Begeisterung nachhängt, erscheint es einem fast als Wunder, dass er noch so voller Vitalität ist. Es ist nicht zu überhören, dass es ihm eigentlich leid tut, dass es mit der Fliegerei wegen Erreichens der Altersgrenze nunmehr endgültig aus ist. Ein unverwüstlicher Flieger Erich Strasser steuerte 48 verschiedene Flugzeugtypen Drei Jahre vor seiner Pensionierung berichtet die „Kleine Zeitung am 26. September 1974 über Erich Strassers 40-jähriges Dienstjubiläum: Wer Gendarmerieinspektor Erich Strasser kennt, kann kaum glauben, dass er heute sein 40-jähriges Dienstjubiläum feiert. Aus diesem Anlass wird ihm im Innenministerium ein Anerkennungsdekret überreicht werden. Mehr als dieses Dekret wiegen jedoch die großartigen Leistungen, die dieser unverwüstliche Flieger als Rettungspilot in der Bergwelt Kärntens geleistet hat. Strasser, der 1934 als Pilot beim Bundesheer ausgebildet wurde, war während des 2. Weltkrieges Kampfflieger, besaß eine Sonderblindflugberechtigung und hat in seinem Fliegerleben nicht weniger als 48 (!) Flugzeug- Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: Erich Strasser (rechts) und Hans Strobl 1956 nach einem Lawinenabgang am Hochalpl nahe dem Hochweißstein. typen unter dem Knüppel gehabt. Nach dem Krieg war Strasser zunächst Leiter der Alpinen Gendarmerieeinsatzgruppe Kötschach-Mauthen und stieß 1957 zur Flugeinsatzstelle Klagenfurt. Genau wie sein Freund Kontrollinspektor Werginz und die später hinzugekommene Nachwuchscrew setzte er als Pilot von Flächenflugzeugen bei halsbrecherischen Landungen sein Leben aufs Spiel, um verunglückte Touristen so rasch wie möglich in Spitalspflege zu bringen. 1962 wurde Strasser mit der Silbernen Medaille für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet, zwei Jahre später erhielt er das Kärntner Ehrenkreuz für Lebensrettung. Er ist auch Träger der Erinnerungsmedaille für den Katastropheneinsatz in Kärnten. Heute ist Bezirksinspektor Strasser geschäftsführender Leiter der Zivilluftfahrerschule des Innenminsteriums und Fluglehrer. Der Rettungspilot hat nicht weniger als 3700 Flugstunden absolviert. 28 Ehrenkreuz für Kärntens Gletscherflieger Strasser und Werginz mit dem Kärntner Kreuz ausgezeichnet Im April 1962 werden Erich Strasser, Johann Werginz und Johann Schatz das Kärntner Ehrenkreuz verliehen. Die „Kleine Zeitung“ schreibt am 27. April 1962: Die Kärntner Landesregierung hat dem Gend.-Revierinspektor Johann Werginz (Klagenfurt), dem Gend.-Rayonsinspektor Erich Strasser (Krumpendorf) und dem Zollwachrevisor Johann Schatz (Zell-Pfarre) das „Kärntner Ehrenkreuz für besondere Leistungen auf dem Gebiete des Rettungswesens“ verliehen. Werginz und Strasser haben als Piloten des Flugrettungsdienstes in zahlreichen Einsätzen, vielfach unter eigener Lebensgefahr, zur Rettung von Menschen beigetragen. Revierinspektor Werginz hat bis zum Jänner 1962 in Kärnten 18 erfolgreiche Rettungsflüge durchgeführt, während Rayonsinspektor Strasser 14 Einsätze zu verdanken sind. Zolloberrevisor Schatz hat am 11. Oktober 1961 gemeinsam mit Zollwachoberrevisor Siegfried Hoja unter Lebensgefahr zwei in den Wänden der Koschuta verstiegene jugoslawische Flüchtlinge gerettet. Hoja wurde für seine Rettungstat bereits früher mit dem „Kärntner Ehrenkreuz“ ausgezeichnet. Am 17. April 1962 bekommen die Rettungspiloten Johann Werginz (von links), Erich Strasser (Mitte) und Zoll-Oberrevisor Hans Schatz wegen besonderer Leistungen im Feuerwehr- und Rettungswesen von Landeshauptmann Wedenig das Kärntner Ehrenkreuz verliehen. Das Leben hat viel Gutes und Schönes Aus Erich Strassers Biografie „Mein Leben bis zur Pension“ Unter dem Titel „Mein Leben bis zur Pension“ hat Erich Strasser eine Selbstbiografie hinterlassen, in der er auf 33 Din A4-Seiten seine Erinnerungen für die Nachwelt festgehalten hat. An dieser Stelle einige Auszüge: Vorwort: Das Leben hat viel Gutes und Schönes, im ständigen Wechsel der Zeit, aber auch harte Abschnitte mit Gefahren und Schwierigkeiten. So war auch mein Leben. Für unsere Kinder und weitere Nachkommen habe ich mich entschlossen, meine Lebensgeschichte, die ja den Zweiten Weltkrieg überdauerte, soweit mir noch gut in Erinnerung, zu schildern. Es war am 24. Mai des Jahres 1916 um 3 Uhr 43 Minuten früh, als im Krankenhaus in Gösting bei Graz in der Steiermark ein kräftiger Schrei eines Neugeborenen ertönte. Das Landeshauptmann Wedenig überreicht Erich Strasser am 17. April 1962 das Kärntner Ehrenkreuz. 29 war ich. Meine Eltern: Vater Martin Strasser, geboren am 9. 11. 1884 in Stübing, Steiermark; Mutter Elisabeth, geborene Huber, geboren am 29. 12. 1891 in Mauthen, Kärnten, waren beide röm. Katholischer Religion. . . Von meiner Geburtsstätte in Gösting kam ich bereits nach vier Wochen nach Wolfsbergkogel am Semmering, wo mein Vater bei der k. u. k. Südbahngesellschaft als Eisenbahner seinen Dienst verrichtet hat. . . hatten den Befehl, uns ruhig zu verhalten, den 13. März 1938 erlebte ich als Zugführer der österreichischen Luftwaffe am Fliegerhorst Graz Thalerhof. . . Am 22. März 1938 konnte ich noch einen Österreich-Flug Graz – Salzburg – Wels – Graz mit einer Gotha 145 durchführen. Es schien mir fast wie ein Abschied von unserem Österreich. . . . . . Von Lille aus bekam ich im Dezember 1940 meinen Heiratsurlaub nach Nürnberg. Hier wurde ich mit meiner lieben Marianne am 14. 12. im wunderschönen Rathaussaal der Burg standesamtlich und am 15. 12. 1940 in der Herz Jesu Kirche kirchlich getraut. Unser Hochzeitsurlaub war leider nur sehr kurz. Nach den Weihnachtfeiertagen musste ich bereits wieder zu meiner Einheit nach Frankreich zurück. . . . . . Im letzten Jahr der dreiklassigen Bürgerschule (heute eine vierklassige Hauptschule) habe ich mich zur Aufnahmeprüfung in die Fachschule für Elektrotechnik nach Graz beworben. Vater war stolz, weil sein Bub die Aufnahme bestanden hat und in die Schule nach Graz aufgenommen wurde. . . So habe ich mit Eifer und unter größter Sparsamkeit zwei Jahre dieser Schule hinter mich gebracht. . . . . . Mein letzter Flug im 2. Weltkrieg ist dann am 19. April 1945 von Pilsen nach Pocking in Bayern erfolgt. Unsere Jagdflugzeuge haben wir an die dort gelegene Rammstaffel übergeben. Rammflieger mit guten Erfolgen gab es somit auch bei der deutschen Luftwaffe. Ich traf dort einen Oberfeldwebel mit Ritterkreuz ausgezeichnet, der 28 Rammflüge hatte. Diese Kampfflieger haben mit den Jagdmaschinen die feindlichen Bomber zwischen Flächen und Leitwerk gerammt und sind danach mit dem Fallschirm ausgestiegen. . . Erste Begegnung mit dem Fliegen: Am Semmering hatte ich im Jahre 1931 die Gelegenheit, Robert Kronfeld, den damals schon bekannten Segelflieger, zu sehen. Anlass war seine Landung mit dem Segelflugzeug nächst der Semmering-Passhöhe nach einem Postflug Wien – Semmering. Damals erwachte in mir die Begeisterung für das Fliegen. . . . . . Nur nach einer Dienstzeit beim Bundesheer war es möglich, sich um Aufnahme in einen Bundesdienst wie zur Bahn, Polizei oder Gendarmerie zu bewerben. Nach Untersuchung in Wiener Neustadt als tauglich befunden, kam ich mit Einberufungstag 18. April 1934 zum Bundesheer. . . Nach den Herbstmanövern 1935 war im Regimentskommandobefehl eine Ausschreibung, in der fliegendes Personal für die Luftstreitkräfte gesucht wurde. Ich bewarb mich mit einem Gesuch um die Ausbildung zum Flugzeugführer. . . Der Erfolg blieb auch nicht lange aus, bereits nach vier Wochen musste ich zur fliegerärztlichen Untersuchung in das Rainerspital nach Wien. . . Laut Regimentskommandobefehl wurde ich mit 15. Oktober 1936 zum Fliegerregiment Nr. 2 nach Graz Thalerhof versetzt. . . Meine fliegerische Laufbahn begann nun mit einem Einweisungsflug am 21. Oktober 1936. Mein Fluglehrer war Leutnant Gordon Gollob, im 2. Weltkrieg der höchst ausgezeichnete österreichische Offizier. Wir waren in seiner Gruppe zehn Schüler. Unser Schulflugzeug war ein Caproni 100 italienischer Herkunft. . . . . . Weil alle im Raume Walchsee und Kössen eingetroffenen Militärverbände auf die Gefangennahme durch die Amerikaner vorbereitet waren, habe ich meinen Kommandeur um Entlassung aus der Einheit ersucht. Ich habe ihm erklärt, dass der Weg in meine Heimat nach Kärnten noch feindfrei ist. Mein letzter Kommandeur, den ich in der deutschen Luftwaffe hatte, hat mir einen Marschbefehl ausgestellt, mit dem Auftrag, mich bei der Ortskommandantur in Mauthen im Gailtal zu melden. . . Die Heimat hat mich wieder Über meine Heimkehr am 5. Mai 1945 waren alle glücklich. . . Ab und zu kam auch Harri Plattner, er war Gendarm am Gend. Post Mauthen. Um eine sichere Zukunft für mich besorgt, meinte er, dass ich doch aufgrund meiner Vordienstzeit um Aufnahme in die Gendarmerie ansuchen sollte. Ich tat wie er meinte und habe ein Gesuch eingereicht. Es dauerte gar nicht lange, und ich musste zum Amtsarzt zur Untersuchung nach Hermagor. Am selben Tag ging es nach der Untersuchung gleich zum Gendarmeriebezirkskommando zur Aufnahmeprüfung. Nach der Feststellung, dass ich des Lesens, Schreibens und Rechnens kundig war, habe ich diese Aufnahmeprüfung bestanden. Am 27. Mai 1946 wurde ich in die österreichische Bundesgendarmerie aufgenommen. . . . . . Am 2. Mai 1937 übersiedelten wir von Graz Thalerhof zum Flughafen Klagenfurt. Hier ging nun die Schulung weiter mit Kunstflug K 1 Programm, Nachtflug, Höhenflüge, Außenlandungen und Streckenflügen. . . Meine Prüfungsflüge Nachtflug, Kunstflug, Höhenflug und Streckenflug von Klagenfurt nach Graz, weiter nach Wiener Neustadt und zurück nach Klagenfurt habe ich erfolgreich bestanden. Anfang Juni war es nun soweit. Wir waren nur noch 25 Männer, als wir vor den modernen, neuen Flugzeughallen in Klagenfurt Annabichl angetreten waren. Dort wurden wir feierlich zu Österreichischen Militärpiloten ernannt. Gleichzeitig wurden uns die Pilotenscheine (Meine Nr. 221), das Flugzeugführerabzeichen und der Fliegerdolch überreicht. . . Am 20. Oktober 1937 ging es wieder nach Graz Thalerhof zurück. Es begann nun unsere Jagdfliegerausbildung. . . Im Februar 1938 waren wir bereits fertig ausgebildete Jagdflieger. . . Nach Ablegung der Anstellungsprüfung habe ich um meine Versetzung zum Gendarmerie Posten Mauthen angesucht, wo dort mein ständiger Wohnsitz war. Das Ansuchen wurde bewilligt, und so konnte ich endlich ein gemeinsames Familienleben mit meiner Ehefrau beginnen. Am 28. Oktober 1947 gab es das große freudige Ereignis in der Familie, meine liebste Marianne hat uns da unser Töchterchen Hannelore in Mauthen geboren. Ab nun waren wir erst einmal zu dritt. Unser Vierter im Bunde, Söhnchen Herbert, folgte dann am 23. Jänner 1953. Mit 13. August 1949 wurde ich im Dienstgrad Gendarmerie Patrouillenlei- Am 12. März 1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein. Im Hoffen auf eine bessere Zeit wurden die einmarschierenden Truppen vom Volk bejubelt. Wir Soldaten 30 ter definitiv Beamter der Bundesgendarmerie. fliegerischen Tätigkeit bei der Abteilung 6 des Bundesministeriums für Inneres auch an Außenlandekursen mit Gletscherlandungen in den Alpen Tirols und Salzburgs wie auch am Dachstein teilgenommen. Als Besatzung für die Flugeinsatzstelle Klagenfurt wurden als Leiter der Dienststelle Gend. Rev. Insp. Werginz und als Stellvertreter Gend. Ry. Ins. Strasser dem BmfI, Abt. 6, zugeteilt. Ich wurde mit 17. 12. 1959 vom Gend. Posten Mauthen zur technischen Abteilung des Landesgendarmeriekommandos für Kärnten nach Krumpendorf versetzt. . . Untergebracht waren wir in einem Raum im Obergeschoss der zweiten Flugzeughalle in Klagenfurt. Als Flugzeug hatten wir eine Piper Pa 18 mit einem 150 PSMotor. Das Flugzeug war zweisitzig. Die Rückenlehne vom zweiten Sitz konnte umgelegt werden, und so konnte auch eine verletzte Person liegend untergebracht werden. Während meiner Dienstzeit beim Gend. Posten Mauthen wurde ich auch nach Alpinkursen Gendarmerie Hochalpinist und Leiter der Alpinen Einsatzgruppe 5 für das Gebiet der Karnischen Alpen, oberes Gail- und Lesachtal. Vom Landesleiter des Österr. Bergrettungsdienstes in Klagenfurt, Fritz Havranek, wurde ich ersucht, in Mauthen die Ortsstelle des Bergrettungsdienstes zu errichten. Es ist mir auch gelungen, mit sehr guten zivilen Bergkameraden und den Alpingendarmen des Postens eine gute und später auch erfolgreiche Ortsstelle des ÖBRD zu schaffen. Leider hatte wir etliche Totbergungen, konnten aber doch auch viele verletzte Touristen aus den Bergen unseres Einsatzgebietes bergen. Am 1. Juli 1951 bekam ich den Amtstitel Gend. Rayonsinspektor, was auch mit einer kleinen Gehaltsvorrückung verbunden war. Von der Einsatzstelle aus mussten wir nun zu Fuß im Gebirge und in den Tälern unseres Einsatzgebietes geeignete Landeplätze für unser Flugzeug erkunden. Die Maschine war außer dem Fahrwerk mit Rädern auch mit Skiern ausgerüstet, die man im Flug unter die Räder pumpen konnte. Damit konnten wir auch auf dem Gletscher und in den Skigebieten auf Schnee landen. . . Begegnung mit Hans Werginz Bei meinem Besuch der Gendarmerieschule Karawankenhof im Jahre 1947 habe ich auch die Bekanntschaft mit Hans Werginz gemacht. Er war wie ich im Krieg auch bei der Luftwaffe, so haben wir uns auch oft über die Fliegerei unterhalten. Hans war bei der Kriminalabteilung in Klagenfurt. Er hat erfahren, dass das Innenministerium erfahrene Kriegspiloten sucht, um einen Flugrettungsdienst aufzubauen. Daraufhin hat sich Hans gemeldet. Er hat dann im Sommer 1955 am Flugplatz in Aigen im Ennstal unter Leitung von Gend. Rittmeister Kubert mit noch einigen Kriegspiloten seinen Privatpilotenschein erlangt. Damals hat Hans mit Rtm. Kubert auch über mich gesprochen. . . Im Sommer 1956 wurde ich zum Fliegerkurs nach Aigen im Ennstal einberufen. . . Als noch immer fliegerärztlich tauglich, habe ich nach elf Jahren Pause an meinem Geburtstag am 24. Mai 1956 wieder mit dem Fliegen begonnen. . . . Am 2. August 1960 hat Hans Werginz dann zum ersten Mal einen verletzten deutschen Touristen von der Adlersruhe abgeflogen. Somit war auch unser Flugplatz über den Wolken erflogen. Beim zweiten Einsatz auf der Adlersruhe hat mich Hans mitgenommen, damit auch ich diesen Landeplatz kennenlernen konnte. Am 13. September 1960 um 10.37 Uhr sind wir, nach fernmündlichem Ersuchen des Postens Heiligenblut, in Klagenfurt Richtung Großglockner abgeflogen. . . Hans war 1. Pilot, und ich hatte den Genuss, sein Fluggast zu sein. Wir zwei Kärntner, Hans Werginz und ich, waren in den Jahren 1957 und 1958 bei der Fliegerschule des Bundesministeriums für Inneres am Flugplatz Vöslau unter Kursleiter Mjr. Kubert als Fluglehrer tätig. Es wurden Gendarmerie- und Polizeibeamte als Piloten ausgebildet, damit sie Fachkenntnisse für ihre Aufgabe bei der Überwachung von Segelfluggeländen und Privatflugplätzen hatten. Beim Einkurven über dem Landeplatz habe ich ein Rauchzeichen abgeworfen, um die Windrichtung und –stärke festzustellen. Der orange-rote Rauch hat uns einen ziemlich starken Ostwind angezeigt. Es gab also Rückenwind bei der Landung, und daher war es sehr schwer zu landen, was ich auch Hans zu bedenken gab. Der Landeplatz auf der Adlersruhe hatte ja nur eine Länge von 120 Metern. Hans entschloss sich aber zu Landung. Mit entsprechender Sinkgeschwindigkeit war es ein schöner, ruhiger Anflug mit Rückenwind. In der Landerichtung ist der Platz auch leicht ansteigend. So dachte ich, es wird schon alles gut gehen. Wegen des Rückenwindes setzten wir aber erst auf halber Landeplatzlänge auf und rutschten danach noch steil in das Eisleitl hinauf. Bei Stillstand unserer Piper gab Hans Vollgas, denn es hat sogleich das Zurückrutschen am Steilhang begonnen. So wurde die Rückwärtsfahrt gebremst. Ich machte die Tür auf, stieg aus und hängte mich an die Flächenstrebe, um mit den Schuhen in den Schnee – wie bei einer Schlittenfahrt – das Flugzeug in gerader Spur zu halten. Beim Stillstand dieser Rutschfahrt waren wir nun im Übergang im flachen Gelände am Ende des Landeplatzes. Das war wieder einmal Glück wie man es bei der Rettungsfliegerei auch oft haben muss. An Flugeinsatzstellen gab es Wien-Meidling mit Flugplatz Vöslau, Innsbruck und Salzburg. Es war auch die Errichtung einer Einsatzstelle in Klagenfurt geplant. Am 1. Jänner 1960 war dann auch die Geburtsstunde der Flugeinsatzstelle Klagenfurt. Hans Werginz und ich hatten während unserer Nun war ich an der Reihe und habe die britische Staatsangehörige Gertrude Müller wegen Erkrankung auf der Erzherzog Johann Hütte nach Zell am See geflogen, von wo sie mit dem Rettungsauto ins Krankenhaus kam. Anschließend wieder zurück zur Adlersruhe, um Werginz abzuholen und nach Kla- Es geht wieder in die Luft Am 5. Juni 1956 habe ich bereits vor der Prüfungskommission des Bundesamtes für Zivilluftfahrt die Prüfung für den Privatpilotenschein abgelegt. Es ging dann laufend weiter – wie die Berechtigung für Schleppflug, Kunstflug, Sicht- und Nachtflug und das eingeschränkte Funktelefonistenzeugnis für den Flugfunk in deutscher und englischer Sprache. Mit 26. Jänner 1956 habe ich dann auch als Fluglehrer meine Lehrberechtigung bekommen. Bei der Alpensegelflugschule in Aigen habe ich unter Pit van Husen mit 11. Dezember 1958 schon den Segelflugschein mit Kunstflugberechtigung erhalten. 31 Aus der Gendarmerie-Chronik Kötschach-Mauthen: Der zur Flugeinsatzstelle des BMfI (Innenministerium) nach KlagenfurtAnnabichl versetzte Gend.Ray.Insp. Erich Strasser, von 1953 bis 1957 Leiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, 1960 auf einem Einsatzflug im Großglocknergebiet. aus Deutschland. Weil noch immer Steinschlag in der Rinne war, habe ich mit Hilfe des Unverletzten den schwerverletzten Reiber aus der Pallavicinirinne geborgen und unter einen schützenden Felsvorsprung gelegt. Den Toten, der an einem Eispickel mit Seil gesichert war, ließen wir in der Rinne. genfurt heim zu fliegen. Bei meiner Landung war der Wind schon wesentlich günstiger, weil er stark nachgelassen hatte. So habe auch ich den Flugplatz über den Wolken kennengelernt. Im späteren Verlauf von Einsatzflügen kam ich dann zu sieben Landungen auf unserem höchsten Landeplatz auf der Adlersruhe am Großglockner. Ich ging wieder zum Flugzeug und holte Decken, um den Verletzten warm zu halten. Zu zweit war es uns ohne Trage nicht möglich, den Schwerverletzten zum Flugzeug zu bringen. Als ich bei der Piper war, ist die Einsatzmaschine aus Salzburg vorbeigeflogen. Per Funk konnte ich den Piloten Egger erreichen und habe ihn um Abwurf einer Trage ersucht. Eine Meinen 30. Rettungseinsatz hatte ich am 19. Juli 1964. Um ca. 12.15 Uhr wurden wir vom Gendarmerieposten Heiligenblut von einem Bergunfall am Großglockner verständigt und um Hilfeleistung gebeten. In der Pallavicinirinne nächst dem Glocknerkees sei eine Zweierseilschaft abgestürzt. Um 12.22 Uhr startete ich die Piper und flog zum Großglockner. Im Vorbeiflug am Großglockner sah ich am unteren Ende der Pallavicinirinne drei Touristen. Daraufhin landete ich um 13.30 Uhr am Glocknerkees in 3200 Meter Höhe. Das war der Landeplatz nächst der Biwakschachtel. Erich Strassers Flugbücher Meine Flugbücher geben vom ersten Flug bis zu meinem letzten Flug in meinem Leben amtlich bestätigt den Nachweis über meine fliegerische Tätigkeit. Nach der Landung ging ich ca. 15 Minuten zum Ende der Pallavicinirinne, wo die drei Touristen waren. Dort habe ich erfahren, dass an diesem Tag drei Zweierseilschaften eingestiegen sind. Wegen Steinschlag ist eine Seilschaft ca. 200 Meter abgestürzt. Dabei ist ein Mann tödlich verunglückt. Der zweite, Fred Reiber, hat sich einen offenen Unterschenkelbruch wie auch starke Prellungen zugezogen. Der dritte Tourist, den ich an der Unfallstelle traf, war beim Verletzten und Toten zurückgeblieben. Die Männer der restlichen Seilschaft sind zur Hofmannshütte angestiegen, um Hilfe zu holen. Es waren alles gut ausgerüstete und bergerfahrene Touristen Flugleistungen 1936 – 1945: 2227 Starts mit 1473 Stunden 45 Minuten Flugzeit. Flugleistungen beim Bundesministerium für Inneres, Abteilung III/4: 10 719 Starts mit 3967 Stunden 5 Minuten Flugzeit. Das sind insgesamt 12 946 Starts mit einer Gesamtflugzeit von 5440 Stunden 50 Minuten. Ich habe 48 verschiedene Flugzeugtypen geflogen. 32 halbe Stunde später kam er auch wieder und warf eine Tragbahre ab, die aber leider in eine Gletscherspalte gefallen ist. So verging nun die Zeit und es begann bereits zu dämmern, als bei der Biwakschachtel eine Gruppe von Bergrettungsmännern eintraf. Der Schwerverletzte wurde dann gleich in die Biwakschachtel gebracht, wo geheizt wurde und wir die Nacht verbringen mussten. Am frühen Morgen des 20. 7. 1964 habe ich mit Hilfe einiger Männer die Piper in die Startrichtung gebracht und startklar gemacht. Nach der Versorgung des Verletzten im Flugzeug bin ich um 6.05 Uhr vom Großglockner nach Zell am See gestartet, wo er bereits nach 25 Minuten mit dem Rettungsauto in das Krankenhaus gebracht wurde. Der Tote wurde dann von den Bergrettungsmännern am Landweg zu Tal gebracht. Rettungseinsätz wie der hier geschilderte hat es noch einige gegeben. . . . . . Nach erfolgreichem Abschluss des Fachkurses in Mödling wurde ich am 1. 9. 1966 Gendarmerierevierinspektor. Am 12. 1. 1972 erfolgte meine Bestellung zum Geschäftsführer der Fliegerschule des Bundesministeriums für Inneres auf dem Flugplatz Vöslau. Eine weitere Beförderung gab es am 1. 1. 1973 zum Gendarmeriebezirksinspektor. . . . . . Mein Dienstkamerad Der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen waren Erich Strasser und seine Familie auch nach Werginz hat schon früher ihrem Umzug nach Krumpendorf verbunden. Als Strasser am 20. August 1996 starb, lautete ein Wunsch unten auf der Todesanzeige: „Von Kranzspenden wird gebeten Abstand zu nehmen als ich in Kärnten einen zugunsten des Österr. Bergrettungsdienstes, Ortsgruppe Kötschach-Mauthen, Raiffeisenbank Fachkurs besuchen können. Kötschach-Mauthen, Kto.-Nr. 348.“ Er war mir somit als Gend. Rev. Insp. dienstgradmäßig voraus. So kam er auch zur Hub- in Wartung war und ein Einsatz anfiel, wurde aber doch auch schrauberausbildung zum Bundesheer am Fliegerhorst Tulln- noch die Piper eingesetzt. So kam ich in den Jahren 1967, Langenlebarn. Nachdem Hans nun den Hubschrauberschein 1968 und 1970 zu je drei Einsätzen. hatte, bekam unsere Einsatzstelle im März 1965 einen zweisitzigen Hubschrauber der Type Bell 47-G2. Seit dieser Zeit Meine letzte Landung auf der Adlersruhe in 3560 Meter Höhe wurden die meisten Einsätze mit dem Hubschrauber geflogen. war am 3. 7. 1968, wo ich den Bergführer Anton Messner Die Hubschraubertypen, die wir dann weiter bekamen, waren wegen Schlüsselbeinbruchs und ausgekugeltem Schultergeimmer besser und an Leistung stärker. Wenn der Hubi gerade lenk nach Lienz in Osttirol geflogen und dem Rettungsauto 33 des Roten Kreuzes übergeben habe. Im Jahre 1968 habe ich auch mit der Hubschrauberschulung in Meidling und am Flugplatz Vöslau begonnen. Das Fluggerät war ein Agusta Bell 47-G2. Meine Fluglehrer waren die Bez. Insp. Haas und Landl. Mein erster Alleinflug am Hubschrauber mit Schweben und drei Platzrunden war der 48. Start. Unsere Abteilung hatte nun schon alle Einsatzstellen mit Hubschraubern ausgerüstet. Leider kam es aber auch zu einigen Unfällen, meist mit tödlichem Ausgang. Das gab es bisher mit den Flächenflugzeugen in unserer Abteilung nicht. Einer der schwersten Hubschrauberunfälle mit drei Toten war im Wienerwald. Als ich bei meiner Schulung in Vöslau unter Aufsicht von Fluglehrer Landl fünf Autorotationen alleine machte, da hab ich mir am Abend in meiner Unterkunft überlegt, wie das wohl auf einem Einsatz im Gebirge sei. Man fliegt über einem engen Tal mit einem Fluß, schroffes Gelände mit großen Steinen und Bäumen, und plötzlich ist man zu einer Autorotation gezwungen. Zum Absetzen des Hubschraubers braucht man doch eine ebene, hindernisfreie Fläche. Da war ich mir in meiner alten Piper doch viel sicherer. Bevor ich zur Prüfung antreten sollte, habe ich unseren Chef, Min. Rat Dr. Kolm, meine Bedenken mitgeteilt und um Rücktritt von der Hubschrauberfliegerei ersucht. Die sicheren und besseren Hubschraubertypen haben wir leider erst später bekommen. So wurde ich auch weiterhin meist in der Fliegerschule Vöslau beschäftigt. Am 17. Mai 1976 musste ich als Kursleiter zu meinem letzten Motorfliegerausbildungs- und Weiterbildungskurs nach Vöslau. Der Kurs war am 16. Juli 1976 zu Ende. Mit meinem Fliegen im Dienst war es aber leider auch zu Ende. Die Verwendung als Pilot ist beim Bundesministerium für Inneres laut Gesetz nur bis zur Vollendung des 60. Lebensjahres erlaubt. Meinen Sechziger habe ich am 25. Mai 1976 im Kreise der Fluglehrer und Flugschüler in der Kantine der Zentralschule in Mödling gefeiert, wo ich auch meine Unterkunft hatte. Vor meiner Abreise nach Vöslau hat mich der Flugsicherungsbeamte Lischak zu einem Flug mit seiner zweisitzigen Eigenbaumaschine, Type Emeraude, eingeladen. Somit ist am 17. Juli 1976 mit dem Flugzeug, Kennzeichen OE-AHW, Type CB 301 mit der Landung am Flugplatz Vöslau um 9.52 Unr meine Fliegerlaufbahn zu Ende gegangen. 1954 Im Schneesturm verschollen Sucheinsatz am 8, Januar im Gebiet des Wolayersees durch BRD-Angehörige aus Kötschach-Mauthen nach dem abgängigen Hüttenwird Konrad Muskateller aus Kötschach. Er wurde unverletzt in der EduardPichl-Hütte aufgefunden, die er wegen schwerer Stürme und Schneefälle nicht verlassen konnte. __________ Hüttenwirt Konrad Muskateller verschwindet am Wolayersee Am 14. Juli bergen Gendarme der Grenzkontrollstelle Plöckenpass und BRD-Männer aus Mauthen den auf dem Valentintörl durch Herzschlag verstorbenen deutschen Touristen Oskar Roth aus Rosenheim und transportien ihn ab. __________ 31. Juli/1. August: Suchund Bergungseinsatz nach dem vermissten Sommergast Franz Weiß aus Wien. Er wird im Valentinbachgraben tot Über das vermeintliche Verschwinden des einstigen Wirtes der Eduard-Pichl-Hütte, Konrad Muskateller aus Kötschach, soll hier berichtet werden. Er war zur Jahreswende 1953/54 gemeinsam mit Herbert Zojer aus Kötschach, von 1959 bis 1962 Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, zum Wolayersee aufgebrochen, aber im Gegensatz zu Zojer nicht heimgekehrt. Im Tal machten schlimmste Befürchtungen die Runde. In den Mitteilungen der ÖAV-Sektion Austria in Wien, den „Austria-Nachrichten“, der die Hütte bis heute gehört, wurde der „Zwischenfall“ in Form eines längeren Berichtes damals zusammengefasst: In den Wiener Tageblättern erschien einige Tage nach Jahresbeginn eine Notiz, dass der Schutzhüttenwirt Konrad Muskateller aus Kötschach von einem Gang auf die Pichlhütte nicht zurückgekehrt sei. Neben den Schreckensnachrichten von den ungeheuren Lawinenstürzen in Vorarlberg und Tirol verlor diese lapidare Meldung fast jede Bedeutung und nur jene, denen der Vermisste bekannt war, ließen sich die Sache näher gehen. Zu diesen gehörte „Austria“, sowohl die Vereinsleitung in Wien, wie vor allem deren Ortsgruppe „Obergailtal und Lesachtal“ in Kötschach. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die alle an den herrschenden Wetter- und Schneeverhältnissen scheiterten, brach am 8. Jänner neuerlich eine neun Mann starke Rettungsmannschaft von Kötschach auf, um nach dem Verbleib 34 Konrad Muskateller 1957 am Valentintörl. aufgefunden und von BRD-Männern, Gendarmen und Zöllnern nach Mauthen gebracht. __________ 1. August: Bergung des in der Hohen WarteNordwand tödlich verunglückten Touristen Kurt Schütze aus Bamberg durch Gendarmen und Bergrettungsmänner. __________ Im August werden die neu entwickelten Rettungsgeräte „Gebirgstrage“ und „Stahlseilgerät“ angeschafft und erprobt. Die Notwendigkeit des Einsatzes der immer wieder neu entwickelten Rettungsgeräte und deren Anschaffung ist vordringlichstes Problem. Meist reichen die finanziellen Mittel zum Ankauf eines neuen Gerätes nicht, oder erst sehr spät, so dass viel improvisiert werden muss. __________ 17. August: Rettung und Abtransport der auf der Oberen Valentinalm durch Sturz schwer verletzten Gastwirtin Maria Waldner aus Weißbriach (Strobl, Strasser, Steindl, Waldner und BRD-Angehörige aus Mauthen). __________ 14. Dezember: Zweitägiger Sucheinsatz vom Plöckenpass bis zum Hohen Trieb nach dem vermissten Jäger Tullio de Francesci, Mechaniker aus Paluzza, der sich bei der Jagd verirrt hat und auf österreichisches Staatsgebiet gelangt, wo er zwei Tage und Nächte in einer Heuhütte verbrachte, durch Angehörige der Alpinen Einsatzgruppe und BRDMänner. __________ Am 18. Dezember ist die Wahl der Funktionsträger der neuen Ortsstelle: Ortsstellenleiter wird Erich Strasser, sein Stellvertreter Hans Strobl, Kassier Herbert Zojer, Technischer Leiter Heini Heinricher. Muskatellers zu forschen. Auch von Birnbaum drangen zwei Gendarmen zur Pichlhütte vor. Sie alle mochten wohl das Schlimmste befürchtet haben, rechneten aber zumindest damit, einen beschwerlichen Transport vor sich zu haben, falls sie den Mann lebend finden sollten. In metertiefem lockerem Schnee waren sie bis nahe zur Hütte vorgedrungen, da – der Jodler kann von keinem ganz Toten stammen! Und es Konrad Muskateller (1895 - 1982) beim Materialtransport zum musste der Gesuchte sein, Wolyersee. denn wer sollte sich sonst hier aufhalten? Als der letzte Zweifel behoben war, löste sich die gestaute Spannung in befreiendem Gelächter über die Frage Muskatellers: „Was wollt denn ihr hier?“ – „Dich heim treiben!“ Aus dem Bericht Muskatellers über sein winterliches Abenteuer entnehmen wir folgendes: Er war am 31. Dezember mit seinem Kameraden Herbert Zojer um 6 Uhr früh von Kötschach aufgebrochen, um dem ihm anvertrauten Berghaus einen Kontrollbesuch abzustatten. Das prachtvolle Wetter ließ sie die Beschwerlichkeit des Weges vergessen, auch dann, als sie in hüfttiefem Schnee spuren mussten. Weiter oben kamen sie über windgepreßten Schnee leichter vorwärts und erreichten um 3 Uhr nachmittags die Hütte. Bald war das Haus gelüftet und geheizt. Unter Heranziehung der mitgebrachten Mundvorräte verbrachten die beiden gemütlich den letzten Abend des Jahres und gingen bald zur Ruhe. Am Neujahrstag ging Muskateller seinen Obliegenheiten als Hüttenvater nach, während Zojer den prachtvollen Wintertag auf Skiern ausnützte. Als er um vier Uhr nachmittags zurückkam, teilte er dem Kameraden mit, dass er noch heute zu Tal müsse, weil er beruflich nicht länger abkömmlich sei. Da war nun nichts zu machen, und die Gefährten trennten sich, nachdem Muskateller versichert hatte, er werde Montag oder spätestens Dienstag wieder daheim sein. „Dass wir dich nicht suchen müssen“, warnte einer den anderen, die beide dem Bergrettungsdienst angehören, ehe sie sich mit Ski-Heil verabschiedeten. Muskateller versah weiter seine Hüttenobliegenheiten und fand daneben Zeit, den schönen Tag und die Erhabenheit der verschneiten Berge zu genießen. Sonntag bereitete er sich für den folgenden Tag zur Abfahrt vor. Da setzte um drei Uhr nachts ein Sturm mit furchtbarem Schneetreiben ein, der die Hütte erbeben ließ. Solches Wetter machte natürlich die Abfahrtspläne zunichte; es dauerte bis Mittwoch früh. Dann lag auf den steilen Hängen eine fast metertiefe Schicht Pulverschnee, die auf der eisigen Unterlage durch die geringste Erschütterung ins Gleiten geraten musste. Der erfahrene Bergsteiger und Rettungsmann wusste, dass er für einige Tage die Gefangenschaft auf sich nehmen musste und rationierte sich sorgfältig seine Vorräte, machte sich aber im übrigen wenig Sorgen. Am Freitag, den 8. Jänner, rüstete er sich für die Abfahrt am Samstag, versorgte das Haus, und als er sich Schnee für seinen FünfUhr-Tee holte, jodelte er in die schöne Welt hinaus. Und er bekam Antwort. Die Rettungsmannschaft war angekommen. Begleitete Muskateller Silvester 1953 zum Wolyersee, kehrte aber rechtzeitig zurück nach Kötschach: Herbert Zojer, der zu den Männern der ersten Stunden der Bergrettung KötschachMauthen gehört – hier auf einem Foto aus dem Jahre 1957. 35 Es wurde ein fröhlicher Abend, den die zehn Männer miteinander verbrachten. Als sie tags darauf um sieben Uhr früh die Abfahrt antreten wollten, stießen noch die beiden Gendarmeriebeamten aus Birnbaum zu ihnen, so dass eine Gruppe von zwölf Personen zu Tal fuhr. Die Sektionsleitung freut sich des glücklichen Ausganges der Bergungsaktion und dankt an dieser Stelle den Männern, die sich daran beteiligten: Vom Bergrettungsdienst Heini Heinricher, Herbert Zojer, Konrad Schmidt, Franz Ropie; von der Gendarmerie Florian Stückler, Josef Zmölnig, Friedrich Ertl, Strolzbichler, Andreas Herzog; von der Zollwache Johann Ortner und Peter Wedam. Zwei Retter entgehen dem Steinschlag Im August 1954 verunglückt Kurt Schütze an der Hohen Warte tödlich Gleich neben dem Gedenkkreuz am Valentintörl, das an die tödlich verunglückten Bergrettungsmänner Heini Heinricher, Hermann Lederer, Hans Golser und Herbert Wassermann erinnert, ist eine bronzene Tafel in den großen Findling eingelassen, die an den am 1. August 1954 in der Hohen Warte angestürzten Kurt Schütze aus Bamberg erinnert. Der Text auf der Tafel lautet: „Am 1. August 1954 fand unser Kamerad Kurt Schütze an dem gegenüber liegenden Einstieg zur Hohen Warte durch Steinschlag den Bergtod. Sektion Bamberg des DAV.“ In einem Bericht fasst Ortsstellen- und Einsatzleiter Erich Strasser die Bergung des Verunglückten zusammen: Gleich neben dem Kreuz, auf dessen Tafel an die verunglückten Bergrettungsmänner Heini Heinricher, Hermann Lederer, Hans Golser und Herbert Wassermann erinnert wird, ist die Gedenktafel an Kurt Schütze am Valentintörl an einem Felsbrocken installiert. Aufgrund der am 2. August 1954 um 8.00 Uhr durch den Reiseleiter einer Reisegesellschaft aus Bamber/Bayern namens Walter Rommel am Gendarmerie-Posten Mauthen erstatteten Bergunfallanzeige wurde vom Postenkommando Mauthen Ray.-Inspektor Erich Strasser als Kommandant und Leiter des Bergungsunternehmens mit Patrl. Leopold Zmölnig, Pgd. Eduard Kelenc des Postens Mauthen und Patrl. Simon Ainetter des Postens Kötschach zur Bergung eines tödlich Abgestürzten in den Dienst kommandiert. Am Bergungsunternehmen haben auch die Bergrettungsmänner Herbert Zojer, Julius Langegger, Hugo Kanzian und Josef Brunner der Ortsstelle Mauthen teilgenommen. gerät über die steile Geröllhalde in Richtung Hohe Warte zum Einstieg des Koban-Prunnerweges ca. 310 m hoch auf. Während des Aufstiegs dieser beiden Männer löste sich über ihnen aus dem Massiv der Hohen Warte ein Stein im Ausmaß von etwa einem Kubikmeter, der von einer großen Menge kleinerer Steine begleitet über die Geröllhalde bis zum Schneefeld abging. Ainetter und Zojer konnten sich noch rechtzeitig durch links- und rechtsseitliches Weglaufen vor diesem Steinschlag in Sicherheit bringen. Sie setzten danach ihren Aufstiegsweg fort. Um 9.30 Uhr des 2. August 1954 wurde die entsprechend ausgerüstete Bergungsmannschaft mit dem Autobus der Bamberger Reisegesellschaft von Mauthen zur Kreuztratte (1014 m) gefahren. Von der Kreuztratte erfolgte der Aufstieg bei sengender Sommerhitze über die Untere Valentinalm (1220 m), Obere Valentinalm (1540 m) bis zum Schneefeld (1850 m) unterhalb des Valentintörls. Von dort stiegen der Patrl. Simon Ainetter und Bergrettungsmann Herbert Zojer mit Bergungs- Die übrige Bergungsmannschaft stieg zum Valentintörl (2138 m) auf, von wo sie über den südlich des Törls befindlichen Felskopf kletternd zur Unfallstelle (ca. 2160 m) gelangte, wo sich die gesamte Bergungsmannschaft um 12.30 Uhr traf. Um dieselbe Zeit kam auch Rev.-Insp. Johann Buchauer und Ray.-Insp. Otto Seiwald der Grenzkontrollstelle Plöckenpass an die Unfallstelle und beteiligten sich an der Bergung. Nach Erhebung über den Hergang des Bergunfalls erfolgte 36 um 14.45 Uhr der Abtransport der Leiche. Für den Bergungstransport blieb nur die eine Möglichkeit, so rasch als möglich über das steinschlaggefährdete, steile Geröllfeld zum Schneefeld unterhalb des Valentintörls zu gelangen. Nach entsprechender Sicherung durch Einteilung von Beobachtungs- und Warnposten ist der Transport bis zum erwähnten Schneefeld geglückt und wurde über dieses ca. 400 m talwärts bis an das Ende des Schneefeldes fortgesetzt. Danach wurde der Tote von dem bisher benützten Leichenbrett auf eine Tragbahre umgebettet, entlang dem zu Tal führenden Touristensteig, auf dem größtenteils nur zwei Männer den Toten tragen konnten, bei noch immer großer Hitze über die Obere Valentinalm zur Unteren Valentinalm durch entsprechendes Ablösen der Träger getragen. Von der Unteren Valentinalm erfolgte der weitere Transport mittels einem von der Gemeinde Mauthen beigestellten Lastkraftwagen zur Friedhofskapelle Mauthen, wo die Bergungsmannschaft mit dem Toten um 20.00 Uhr eintraf. Bei dieser Bergung erlitt der Bergrettungsmann Josef Brunner einen Sonnenstich und derart hohes Fieber, dass er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste. Ray.-Insp. Strasser wurde beim Abtransport des Toten über die Geröllhalde von einem abrollenden Stein am linken Fuß getroffen, jedoch nicht nennenswert verletzt. Erhebende Gedenkfeier für einen Alpinisten Am 5. August 1955 wird eine Erinnerungstafel für Schütze am Valentintörl installiert Ein Jahr nach dem Tod von Kurt Schütze wird am 5. August 1955 eine bronzene Erinnerungstafel an den Bergsteiger am Valentintörl installiert, die dort bis heute ihren Platz hat. Die Initiative geht von der DAV-Sektion Bamberg aus, der Schütze angehörte. Gendarmerie-Hochalpinist Hans Strobl notiert in seinem Tourenbuch: 4. 8. 1955, 14 h bis 5. 8. 1955, 15 h: Mauthen – Ederwirt – Plöckenhaus. Nach Nächtigung über Untere und Obere Valentinalpe zum Valentintörl (2135 m) aufgestiegen. Um 10 Uhr des 5. 8. 1955 Anbringung der Gedenktafel für den am 1. August 1954 beim Einstieg in die Hohe Warte abgestürzten Kurt Schütze durch Mitglieder des DAV, Sektion Bamberg. Um 11 Uhr Abstieg auf Aufstiegsweg zur Unteren Valentinalm. Rückkehr nach Mauthen mit MRB. Begleiter: Rev. Insp. Jarnig, Ray. Insp. Strasser und Seiwald, Patrl. Stückler und Ainetter: Witterung: sehr schön. (Zitatende) Unter dem Titel „Erhebende Gedenkfeier für einen Alpinisten in den Karnischen Alpen“ heißt es in einem Pressebericht, den Strobl auch in sein unglaublich akribisch geführtes Gendarmerie-Tourenbuch eingeheftet hat: Am 1. August 1954 traf den Alpinisten Kurt Schütze, Mitglied des Deutschen Alpenvereins, Sektion Bamberg, Bayern, beim Einstieg zur Hohen Warte durch Steinschlag der Bergtod. Zur Erinnerung an dieses traurige Ereignis besuchte eine Abordnung der Sektion Bamberg bei 40 Personen die Unfallstelle, um am 5. August 1955 auf einer Felsplatte des Valentintörls eine Gedenktafel anzubringen. Ebenso wurde am Grab dieses vorbildlichen Alpinisten auf dem Friedhof zu Mauthen ein Grabkreuz durch seine Sektion aufgestellt. Die Anbringung durch diese Gedenktafel gestaltete sich zu einer erhebenden Feierstunde, an der neben den mit einem Reiseomnibus über die Dolomiten und den Plöckenpass zu uns gekommenen Bambergern, darunter sich auch liebe Bekannte vom Vorjahr befanden, Abordnungen des Gendarmeriepostens Mauthen und Kötschach sowie des Plöckenpasses teilnahmen. Revierinspektor Jarnig begrüßte die Bergkameraden und hieß sie in den Kärntner Bergen herzlich willkommen. Er würdigte die pietätvolle Haltung durch die Anbringung der Gedenktafel für ihren treuen Kameraden Kurt Schütze. Gleichzeitig schilderte er den Hergang des Unfalls, die Bergung und den Abtransport sowie das dem verunglückten Bergkameraden zuteil gewordene Begräbnis auf dem Gottesacker zu Mauthen. Anschließend richtete der Reiseleiter und Obmann der Sektion Bamberg, Heinrich Nüßlein, ein Bergkamerad des Verunglückten, Worte des Dankes an die Männer des Bergrettungsdienstes. Nach der 37 Gedenkfeier für Klaus Schütze, ein Jahr nach seinem tragischen Tod am 5. August 1955 am Valentintörl. Rechts an dem großen Findling die frisch angebrachte Erinnerungstafel. Zu den Gästen gehörten neben der Witwe Gertrud Schütze (in schwarzer Jacke) auch die Bergrettungsmänner und Gendarmen, die den Leichnam ein Jahr zuvor geborgen hatten, darunter Erich Strasser (2. von links), Hans Strobl (links neben den am Boden liegenden Rucksäcken) sowie seine weiteren Kollegen Seiwald, Stückler (links neben Strobl) und Jarnig (2. v. rechts). Niederlegung eines Kranzes, bestehend aus Blumen des Bayern-Landes, blies Patrouillenleiter Simon Ainetter in vollendeter Weise das Lied vom „Guten Kameraden“ mit dem Flügelhorn, während alle Augen auf den Einstieg zur Hohen Warte gerichtet waren und die Gendarmerie-Alpinisten mit der Hand „Zum Gebet“ eine stille Gedenkminute widmeten. Am Abend des gleichen Tages fand auf dem Ortsfriedhof im Tal, in ebenso würdiger Weise, die Grabkreuzweihe für den Verunglückten statt. In ergreifender Ansprache würdigte der Ortspfarrer Hochw. Geistl. Rat Paul Hassler die vorbildliche Kameradschaft der Landsleute des Verunglückten. Sie bekundeten damit auch über das Grab hinaus die Liebe zum teuren Toten. Mit markanten Worten sprach Obmann Nüßlein von der engen Bergkameradschaft, die ihn mit Kameraden Schütze verband. Gleichzeitig dankte er den Kärntner Freunden für die liebevolle Unterstützung und Mithilfe vor Jahresfrist, als das Unglück geschah. Ehrenobmann der Ortsgruppe Obergailtal des Österr. Alpevereins, Zweig Austria, Dr. Heinrich Koban, wies mit seinen Worten darauf hin, dass der uns an sich unbekannte Bergsteiger durch seinen Tod in unseren Bergen nunmehr ein lieber, treuer Freund geworden ist. Besonders ergreifend für alle Beteiligten, unter welchen sich neben den Heimischen viele Sommergäste befanden, wirkte der Chor „Alpengruß“, vorgetragen vom MGV Mauthen, zumal gleichzeitig von der benachbarten Kirche zu Kötschach die abendliche Aveglocke ertönte, womit die Feier den denkbar würdigen Abschluss fand. Nach Beendigung der kirchlichen Feier fanden sich unsere Freunde aus Bamberg mit den an der Bergung beteiligten Gendarmeriebeamten und den Männern des Österr. Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu einem gemütlichen Beisammensein im Huber-Saal ein. Bei dieser Gelegenheit ergriff der Sektionsobmann Nüßlein abermals das Wort, um allen seinen Dank auszusprechen. Gleichzeitig überreichte er als Zeichen der engen Verbundenheit den bei der Bergung Beteiligten das Abzeichen seiner Sektion. Rayons-Inspektor Strasser dankte für die Ausgezeichneten und betonte, dass er und seine Männer nichts anderes als ihre Pflicht erfüllten, wenn sie einem in Bergnot geratenen Alpinisten helfen. Gleichzeitig brachte er seine Freude zum Ausdruck, dass dieser Einsatz seitens der Sektion Bamberg gewürdigt und damit zu einer überaus innigen Verbundenheit zwischen Mauthen und Bamberg führte. Mit Kärntnerliedern wurde dieser Abend würdig umrahmt. Ein Gedächtnisgottesdienst am folgenden Morgen in der Pfarrkirche Mauthen beschloss die Gedenkfeier für Kurt Schütze. Es wird uns Gailtalern eine Freude sein, der freundlichen Einladung der Bamberger, sie draußen im Bayern-Land einmal zu besuchen, Folge zu leisten und damit das Band der engen Verbundenheit zu festigen. 38 Vermisst und wieder aufgetaucht Der italienische Jäger Tullio de Francesci kehrt wohlbehalten heim Als der Italiener Tullio de Francesci am 14. Dezember 1954 nach einem Jagdausflug ins Angerbachtal nicht zurückkehrt, wird die Bergrettung und die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie verständigt. Alpin-Gendarm Hans Strobl ist an der Suche beteiligt. Nach dem Einsatz notiert er in seinem Tourenbuch: des Blausteins vermisst war. – Von Mauthen bis Kreuztratte mit Pkw. Von dort zu Fuß über Plöckenhaus (1208 m), Rossbodentörl (1581 m), Großer Pal (1809 m), Blaustein (2194 m). Aufgrund der Dunkelheit wurde die Suche abgebrochen. Anschließend Abmarsch zum Plöckenpass und dort Nächtigung. – Am Plöckenpass konnte in Erfahrung gebracht werden, dass der Vermisste die Nacht vom 13. zum 14. 12. 1954 in einer österr. Almhütte verbrachte und am 14. 12. 1954 in den Nachmittagsstunden wohlbehalten in seinem Heimatort Paluzza eingetroffen ist. 14. 12. 1954, 12 h bis 15. 12. 1954, 11 h: Suche nach dem italienischen Staatsbürger Tullio de Francesci aus Paluzza, der seit dem 13.12. 1954 in den Nachmittagsstunden im Gebiete Wahlen der Funktionsträger Am 18. Dezember 1954 wird Erich Strasser im Amt bestätigt – Techn. Leiter u. Gerätewart; Josef Rogi – Gend.-Posten Mauthen od. Mauthen Nr. 37; Simon Ainetter – Gend.-Posten Kötschach od. Mauthen Nr. 83, Bergführer; Friedrich Litsch – Gend.-Posten Kötschach od. Würmlach, Tel. 275; Franz Brunner – Mauthen Nr. 136; Josef Brunner – Kötschach, Tel. 306 od. Kötschach Nr. 35; Konrad Muskateller – Wolayerseehütte od. Kötschach Nr. 35, Hüttenwart; Hugo Kanzian – Kötschach Nr. 26; Julius Langegger – Kötschach, Tel. 260; Kurt Simoner – Kötschach Nr. 38; Konrad Schmid – Kötschach Nr. 167. Ende 1954, am 18. Dezember, treffen sich die 14 Mitglieder der Ortsstelle Mauthen zur Jahreshauptversammlung und wählen einen neuen Vorstand. Handschriftlich ist auf dem Protokoll, auf dem die Bergrettungsmänner namentlich genannt sind, vermerkt: „einstimmig angenommen“. Anschließend wird ein vollständige Liste aller 14 Bergrettungsmänner erstellt, auf der ersichtlich ist, wer im Einsatzfall wo am besten erreichbar ist: Erich Strasser – Gend.-Posten Mauthen oder Mauthen Nr. 96 – Ortsstellenleiter; Hans Strobl – Gend.-Posten Mauthen od. Mauthen Nr. 123 – Stv. des Ortsstellenleiters; Herbert Zojer – Kötschach, Tel.-Nr. 251 – Kassaführer; Heini Heinricher – Mauthen Nr. 105 od. Kötschach, Fa. Egger 39 1955 Um den „Goldenen Bären“ Aufnahmeantrag Dr. Ernst Steinwender: Mit Schreiben vom 1. Juni 1955 beantragt die Ortsstelle bei der Landesstelle des ÖBRD in Klagenfurt die Aufnahme von Dr. Ernst Steinwender als Bergrettungsmann: „Dr. Steinwender ist in der Ortsstelle als sehr guter Hochalpinist bekannt und ist für die Ortsstelle bei Bergungen eine der wertvollsten Kräfte.“ Dem Antrag wird stattgegeben, und Dr. Steinwender erwirbt wie schon in den Jahren zuvor in den folgenden Jahrzehnten weit über Kötschach-Mauthen hinaus hohes Ansehen als Bergrettungsarzt. __________ Der Obergailtaler Sportclub (OSK) veranstaltet am Sonntag, den 20. März 1955 einen Spezialabfahrtslauf um den „Goldenen Bären“ der Marktgemeinde Mauthen. OSKObmann Albert Größbauer bittet den Bergrettungsdienst, beim Rennen den Sanitätsdienst zu übernehmen. Größbauer schreibt am 15. März 1955 Ortsstellenleiter Erich Strasser: „Sie werden eingeladen zu dem am 20. 3. 1955 stattfindenden Spezialabfahrtslauf von der Mauthner Alpe den Sanitätsdienst mit den Ärzten Dr. Steinwender und Dr. Gerngross zu übernehmen. Der Obergailtaler Sportklub hält seine letzte Sitzung am Donnerstag, den 17. März 1055, um 20 Uhr im Gasthof Rainer ab, zu der Sie herzlichst eingeladen werden, um die letzten und erforderlichen Punkte in dieser Hinsicht zu besprechen.“ Der Mechanikerlehrling Helmut Niederklapfer aus Mauthen stürzt am 4. September beim Edelweißpflücken in der Westwand des Kleinen Pal tödlich ab und wird von Leopold Durchner, Waldner und Zmölnig geborgen. Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: Zum Abfahrtslauf um den „Goldenen Bären von Mauthen“ auf der Mauthner Alm hielt Strobl in seinem Tourenbuch den Bericht rechts fest. – Alpin-Gendarm und Bergretter Hans Strobl nach dem Abfahrtslauf um den „Goldenen Bären von Mauthen“ auf der Abfahrt von der Mauthner Alm, wo er mit Kollegen den Pistendienst versehen hatte (oben). 40 Das 23. Plöcken-Heldengedenkrennen Gendarmerie und Bergrettung sorgen für die Sicherheit „Gebirgspatrouille anlässlich des 23.Heldengedenkrennens“, notiert Gendarmerie-Hochalpinist Hans Strobl an jenem 8. Mai 1955 in sein Tourenbuch. Strobl hat Dienst an jenem Sonntag, ist mit der Bergrettung für den Sicherheits- und Rettungsdienst zuständig. Es läuft alles glatt an diesem Schönwettertag. Strobl notiert in seinem Dienst-Tourenbuch: 7. 5. 1955, 6 h bis 8. 5. 1955, 16 Uhr: Mauthen – Ederwirt – Kreuztratte – Untere Valentinalm, 1204 m. Aufstieg über Gamsgraben – Ob. Valentinalm, 1540 m, zum Valentingletscher, 1730 m, weiter über Valentintörl, 2135 m. Bei ca. 10 cm Neuschnee Abfahrt mit Ski zur Eduard-Pichlhütte, 1960 m. Bis zur Unt. Valentinalm strömender Regen. Danach Nieseln und teilweise Nebel. Nach Nächtigung auf der Eduard-Pichlhütte am 8. 5. Aufstieg zum Valentintörl, 2135 m. Abfahrt zum Valentingletscher. Sicherheits- und Rettungsdienst anlässlich des 23. PlöckenHeldengedenkrennens. Abfahrt über Ob. Valentinalm mit Ski und Akja zum Gamsgraben, 1230 m. Abstieg bis zur Kreuztratte. Rückkehr nach Mauthen mit Gend. eigenem Kfz. Wetter am 8. 5. wolkenlos u. sonnig; Skifähre: sehr gut; Begleiter: Ray. Insp. Strasser, Bergrettungsmänner Herbert Zojer und Josef Brunner. 8. Mai 1955: Plöcken-Heldengedenkrennen, Hans Strobl (rechts) mit „Anhang“ unterhalb des Valentintörls. Bergung eines verunglückten Touristen Der Tourist Franz Babler verunglückt am 2. August 1955 am Wolayersee und wird von der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie und der Bergrettung erstversorgt und geborgen. Gendarmerie-Hochalpinist Johann Strobl notiert in seinem Dienstbuch: Mauthen bis Untere Valentinalpe mit MRB. Gend. Nr. 12. Aufstieg über Valentintörl (2135 m) zur Eduard-Pichlhütte, von wo der Abtransport des verunglückten Touristen Franz Babler zur Unteren Valentinalpe über das Valentintörl mit Gebirgstrage erfolgte. Begleiter: die BRM. Dr. Steinwender und Brunner, Ray. Insp. Strasser und Gend. Pauli. Für die Bergung sehr schlechte Wegverhältnisse. Witterung: sehr schön. Der verletzte Franz Babler wird am Valentintörl mittels Gebirgstrage abtransportiert. 41 Bergrettungsmänner Zojer, Strobl und Brunner „Bei den bisherigen Unternehmungen bestens bewährt“ rigen Unternehmungen bestens bewährt. Patrl. Hans Strobl ist Gend.-Hochalpinist und hat als solcher die entsprechende Ausbildung in Gendarmerie-Hochalpinkursen erhalten. Außerdem ist Strobl Gend.-Bergführer-Anwärter und wird in Ausbildungskursen als Lehrer verwendet. Zojer und Brunner haben die Ausbildungskurse 1954 in den Lienzer Dolomiten besucht und mit den Noten 2 bzw. 1 abgeschnitten. Die beiden sind die agilsten Männer der Ortsstelle Mauthen und haben bei Bergungen bisher beste und selbstständige Arbeiten geleistet. Die Ernennung der in Vorschlag gebrachten Männer wird von der Ortsstelle bestens befürwortet.“ Ortsstellenleiter Erich Strasser ersucht die Kärntner Landesleitung des ÖBRD in einem Schreiben vom 7. August 1955, Hans Strobl, Herbert Zojer, der von Anfang an dabei war, und Josef Brunner, bisher alle drei Helfer der Bergrettung, zu Bergrettungsmännern zu ernennen. Strasser schreibt: „ Beiliegend werden die BRD-Ausweise der Helfer Strobl Hans, Zojer Herbert und Brunner Josef mit dem Ersuchen übersendet, diese Männer zu Bergrettungsmännern zu ernennen. Die angeführten Männer besitzen die Fähigkeiten, selbstständig Bergungen zu leiten und haben sich auch bei den bishe- Mit Fräulein Hojer auf die Hohe Warte Über den Koban-Weg vom Valentintörl zum Ziel Als eine von zahlreichen „Privattouren“ kennzeichnet Hans Strobl in seinem Gendarmerie-Tourenbuch die Bergfahrt auf die Hohe Warte, die er am 18. August 1955 in Begleitung von Ray. Insp. Strasser, Dr. Kleindienst vom Landesarbeitsamt und einem Fräulein Hojer aus Nürnberg unternimmt. Strobl schreibt: 18. 8. 1955, 6 h bis 20 h: Mauthen bis Kreuztratte u. UntereValentinalm mit Privat MR. Von dort Aufstieg zur Oberen Valentinalm (1540 m), Valentintörl (2135 m). Nun über den Felskopf auf das südliche Valentintörl u. von dort über den rot-weiß markierten und abgesicherten Koban-Weg auf die Hohe Warte. Nach kurzer Rast Abstieg nach Süden auf italienischem Gebiet und über den Hohen Gang zum italienischen Schutzhaus, weiter über den Wolayerpass zur Eduard Pichlhütte. Nach einer zweistündigen Rast zum Valentintörl (2135 m) und über den Touristenweg zurück zur Unteren Valentinalm. Von dort mit MR wieder nach Mauthen. Die Hohe Warte (2780 m) ist der höchste Berg der Karnischen Alpen. Witterung: sehr schön; Schwierigkeitsgrad: II; Wegverhältnisse: Aufstieg zur Hohen Warte N-Wand ist aufgrund der Seilsicherungen, die am Koban-Weg angebracht sind, als schöne, leichte Kletterei zu bezeichnen. Die Begehung des Hohen Ganges kann auch einem Nichtalpinisten empfohlen werden; Begleitung: Ray. Insp. Strasser, Dr. Kleindienst vom Landesarbeitsamt und Frl. Hojer aus Nürnberg. Eiskar-Eiskarhütte (2105 m) Privattour von Hans Strobl am 20. 8. 1955 Gendarmerie-Tourenbücher waren und sind – laienhaft formuliert – nicht nur Gendarmerie-Tourenbücher, in denen dienstliche Einsätze von Gendarmerie-Alpinisten und oder Gendarmerie-Hochalpinisten festgehalten werden. Nein, auch private Bergtouren sind dort verzeichnet. Weil diese pri- Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: 18. August 1955 – Aufstieg zur Hohen Warte. Strobl (auf einem Bein hüpfend), Dr. Kleindienst und Fräulein Hojer aus Nürnberg. 42 vaten Touren eine Art Training sind. Wie andere Kollegen, die heute Polizei-Alpinisten und -Hochalpinisten heißen, hat auch Hans Strobl eine Reihe seiner privaten Touren in seinen Gendarmerie-Tourenbüchern festgehalten, von denen einige in diesem Buch abgedruckt sind. So auch jene vom 20. August 1955, als Strobl ins Eiskar kletterte. Zurück zur Eiskar-Tour am 20. August 1955, die Strobl so beschreibt: Von Mauthen zur Unteren Valentinalm mit Privat-Nr. Anschließend Aufstieg zur Oberen Valentinalm und über den stark verwachsenen und zum Teil durch Geröll verschütteten Militärweg zum Kellerwand-Einstieg. Über den Militäraufstieg in das Eiskar (Eiskarhütte 2105 m). Doch ehe seine Aufzeichnungen zu dieser Tour hier zitiert werden, kurz der Werdegang von Hans Strobl zum Hochalpinisten, der in jedem seiner Tourenbücher verzeichnet ist: Die Eiskarhütte wurde in den Jahren 1929-1933 von begeisterten Alpinisten aus Kötschach und Mauthen und zwar von: Ing. Wald, Prof. Kunze, Dr. Koban jun., Ing. Klaus und Gastwirt Klaus erbaut. Sie befindet sich am Fuße der Nordwand des Kunzekopfes. Im Weltkrieg 1914-1918 wurde an dieser Stelle in die senkrecht ansteigende Wand eine Kaverne ausgesprengt. In dieses Felsloch wurde zur oben angeführten Zeit die Eiskarhütte erbaut. Der Transport des Baumaterials erwies sich als äußerst schwierig, da die Erbauer das Material auf dem Rücken zur Baustelle bringen mussten (Aufstieg: Schwierigkeit III). Die Hütte ist gut eingerichtet und bietet für 6 bis 8 Personen Platz für Nächtigung. 1. Alpine Gebietskenntnisse: Karnische Alpen, Lienzer Dolomiten, Glocknergebiet, Sonnblick, Karawanken, Wilder Kaiser, Südtiroler Dolomiten. 2. Absolvierte alpine Skikurse als Schüler: Vom 6. 12. 1950 – 16. 2. 1950 beim Gend.-Zug in Ober Fellach bei Villach. 3. Absolvierte hochalpine Führerkurse: Vom 12. 9. 1949 – 23. 9. 1949 und vom 22. 8. 1950 – 2. 9. 1950 in den Lienzer Dolomiten und im Großglocknergebiet. Vom 10. – 17. 7. 1955 Hochgebirgsschule für Kletter- und Bergrettungstechnik im Wilden Kaiser. Nach kurzer Rast wieder Abstieg am Aufstiegsweg. An der schwierigsten Stelle (überhängend) wurde der Begleiter mit Rettungssitz und Seilbremse abgeseilt. Witterung: sehr schön; Schwierigkeitsgrad: III; Wegverhältnisse: Der Aufstieg über den Militärweg ist sehr schön, und es sind sehr gute Sicherungsmöglichkeiten vorhanden. Bei Schlechtwetter ist der Aufstieg auf die Kellerwand nicht zu empfehlen (Steinschlag). 4. Gendarmerie-Alpinist seit: 1. 10. 1949. 5. Gendarmerie-Hochalpinist seit: 10. 10. 1950. Hans Strobl im August 1955 an der Eiskar-Hütte. Rechts Strobls Eintragung in sein Gendarmerie-Tourenbuch zu einer Übung des ÖBRD im August 1955 am Wolayersees. 43 Subventionen 1955 Mit der Bitte um finanzielle Unterstützung des Bergrettungsdienstes ergeht am 28. November 1955 ein Schreiben an die Bürgermeister Ing. Andreas Wald (Mauthen), Peter Thalhammer (Kötschach) und Hans Kollmitzer (Würmlach): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Die Landesleitung des Österreichischen Bergrettungsdienstes tritt an Sie mit der Bitte heran, die Arbeit des Bergrettungsdienstes durch eine kleine geldliche Spende zu fördern. Durch die unmittelbare Nachbarschaft der Gailtaler und Karnischen Alpen werden Sie über die Zweckmäßigkeit und Arbeit unseres freiwilligen Rettungsdienstes sicherlich genügend unterrichtet sein. Aber obwohl der Dienst von den Bergrettungsmännern ehrenamtlich und unentgeltlich versehen wird, benötigen wir doch immer wieder Geld für die Anschaffung und Ergänzung der Rettungsgeräte, Verbandmittel, Ausrüstung usw. Daher hoffen wir auch, dass wir Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister, und den Herren des Gemeinderates mit unserer Bitte keine Fehlbitte getan haben.“ 1955: Der Schatten von Konrad Muskateller, seit 1. Januar 1954 Hüttenwirt der Wolayerseehütte, am 28. November 1955 am Valentintörl. 1956 Patrouille auf Mussen und Schatzbühel Am 28. Februar geraten Hans Strobl und sein Kollege Seiwald am Hochalpl nahe dem Hochweißsteinhaus unter eine Lawine, können sich aber aus eigener Kraft befreien. __________ Hans Strobl hält im Januar 1956 in seinem Tourenbuch fest: Er gehört zu den ganz großen Alpinisten dieser Welt: Der Italiener Walter Bonatti, einer der ganz 26. 1. 1956, 4 h bis 19.30 h: Mauthen – Kötschach (707 m). Aufstieg bei mäßiger Schneelage über Vorhegg (1066 m), Röthen (1285 m), Kuku (1711 m), Mussen (2038 m), Schatzbühel (2080 m). Skiabfahrt über Mukulinalm zur Rautalpe (1257 m) mit Nächtigung. – Skifähre: Über 1000 m Pulverschnee. Südhänge sehr schneearm. – Wetter: sonnig, klar und kalt. – Begleiter: Ray. Insp. Strasser, Patrl. Litsch und Gend. Pauli. 27. 1. 1956, 5 h bis 18 h: Rautalm – Überquerung des Podlaniggraben, Aufstieg über Ochsneralm (1807 m) durch schütteren Hochwald über einen Sattel zum Lumkofel (2286 m). Abfahrt mit Ski in südöstl. Richtung über Sattel und Höhenrücken zum Griffitzbühel (1860 m). Weiters Abfahrt über Kornat (1032 m) nach Birnbaum (947 m). Im Postauto zurück 44 Großen des Alpinismus, ist im März 1956 mit anderen Bergsteigern einer italienschen Alpenexpedition am Wolayersee, wo er auch Bergrettungsmänner und Alpin-Gendarme, darunter Hans Strobl, trifft. __________ nach Mauthen. – Wetter: sonnig und klar. – Schneelage: über 1000 m Höhe ca. 30 bis 40 cm meist Pulver und windgepresst. Unter 1000 m nur mäßige Schneelage. – Begleiter: Ray. Insp. Strasser, Patrl. Litsch und Gd. Pauli. Am 27. August stürzt der italienische Holzarbeiter Fulvio Screm auf der Nölblinger Alm ab und stirbt. Die Alpingendarmen Schmid, Steindl und Waldner transportieren den Leichnam nach Nölbling. Zwei Rennläufer verunglücken bei den Kärntner Skimeisterschaften 26. Januar 1956: Aufstieg zur Mussen, in der Mitte Hans Strobl. Am 24. und 26. Februar 1956 finden auf der Mauthner Alm die Kärntner Skimeisterschaften im Riesentorlauf und Abfahrtslauf statt. Gendarmerie-Hochalpinist Hans Strobl notiert in seinem Tourenbuch: 24. 2. 1956, 9 h, bis 17 h: Mauthen (707 m), Lamprechtbauer (1000 m), Mauthneralm (1782 m) zwecks Überwachung der Abfahrtsstrecke aus Anlass der Kärntner Landesmeisterschaften (Riesentorlauf). Gegen 14.30 Uhr brach sich der aus Weißbriach stammende Rennläufer Christof Flaschberger in der Nähe des Lamprechtbauern das linke Schienbein. Der Verletzte wurde mittels Akja zur Plöckenstraße u. von dort mit dem Rettungsauto in das Bez.-Krankenhaus Lienz gebracht. – Witterung: bedeckt, sehr kalt. – Skifähre: Pulverschnee. – Begleiter: BRM Brunner Josef. 26. 2. 1956, 8 h bis 17 h: Mauthen (707 m), Lamprechtbauer (1000 m), Mauthneralm (1782 m) zwecks Überwachung der Skiab- Auf der Mussen (2038 m), rechts Hans Strobl. Drau den linken Unterschenkel. Er wurde mittels Akja vom Lamprechtbauer nach Mauthen gebracht. Nach ärztlicher Hilfeleistung wurde der Verletzte mit Rettungsauto in fahrtsstrecke von der Mauthneralm aus Anlass der Landesskimeisterschaften (Abfahrtslauf). Gegen 14 Uhr brach sich der Rennläufer Adalbert Santer aus Spittal/ 45 das Bez.-Krankenhaus nach Lienz überführt. – Witterung: bedeckt, sehr kalt mit Schneefall. – Skifähre: Pulverschnee. – Begleiter: 5 Mann vom Obergailtaler Skiklub. Strobl überlebt einen Lawinenabgang im Lesachtal Bei einer Patrouille am Hochalpl (Hochweißsteinhaus) passiert das Unglück „Orientierungspatrouille im Einsatzgebiet Lesachtal mit Ski“ notiert Hans Strobl nüchtern in seinem Gendarmerie-Tourenbuch. Diese dreitägige Dienstfahrt vom 26. bis 29. Februar 1956 hätte beinahe tragische Folgen für Strobl und seine Kollegen gehabt. Sie geraten am 28. Februar beim Anstieg auf das Hochalpl oberhalb des Hochweißsteinhauses in eine Lawine. Strobl hält später in seinem Tourenbuch fest: 26. 2. 1956, 17 h bis 29. 2. 1956, 7 h: Mauthen mit Postkraftwagen nach Luggau, wo genächtigt wurde. Am 27. 2. um 6 h Abmarsch von Luggau in das Luggauertal (1461 m) bis zum Osthang der Schulterköpfe (1800 m). Um 10 h Umkehr wegen Lawinengefahr über Moos (1180 m). Sterzen, Frohn (1432 m), Frohntal, Ochsneralm (1651 m), Hochweißsteinhaus (1905 m) mit Nächtigung im Winterraum. Am 28. 2. gegen 8 h Aufstieg mit Ski über tief verschneiten Hang zum Grenzgrat, Öfnerjoch (2011 m). Von dort über den Grenzgrat zum Hochalpl (2345 m). 27. Februar 1956: Luggauertal, wegen Lawinengefahr Orientierungstour abgeändert, schreibt Strobl auf die Rückseite dieses Fotos. Gegen 10 h stiegen wir, nach Zurücklassen unserer Ski am Grenzgrat, von der Südseite in der Falllinie über einen Hang zum Höhenkamm des Hochalpl auf. Als wir ca. 15 m unterhalb des Höhenkammes waren, löste sich in einer Breite von ca. 60 m eine Lawine (Schneebrett) aus, mit welcher wir ungefähr 120 m abfuhren. Nachdem wir uns aus eigener Kraft aus der Lawine befreien konnten, stiegen wir über den Grenzgrat zum Platz, wo wir unsere Ski zurückließen. Von dort erfolgte die Abfahrt bei herrlichem Pulverschnee zum Hochweißsteinhaus und weiter über Ochsneralm-Zollhütte durch das Frohntal nach St. Lorenzen im Lesachtal, Luggau, und nach Nächtigung mit dem Postkraftwagen nach Mauthen zurück. Wetter: Am 26. 2. 56 Schneefall (Pulverschnee). 27. 2. 56 nach Aufklären während der Morgenstunden sonniges, kaltes Winterwetter. 28. 2. 56 klar, sonnig, während der Mittagsstunden ziemlich warm. Gegen Nachmittag Eintrübung aus NW und starke Abkühlung. Schneelage im gesamten Gebiet ca. 10 bis 40 cm Pulverschnee, in Hochlagen teils windgepresst. Begleiter: Ray. Insp. Strasser u. Seiwald. 27. 2. 1956: Abfahrt vom Luggauertal nach Luggau. Kurze Rast (Strobl, Seiwald), da Skiflächen stark vereist. Im Hintergrund die Lienzer Dolomiten. 28. 2. 1956, 10.30 Uhr: die abgegangene Hochalpl-Lawine. 46 28. 2. 1956: Seiwald/Strobl kurz nach der Befreiung aus der Hochalpl-Lawine. 28. 2. 1956: Hochweißsteinhaus. Strobl, Strasser, Seiwald (von links) nach der Befreiung aus der Hochalpl-Lawine. 28. 2. 1956: Glückliches Ende einer Dienstfahrt. Seiwald und Strobl in St. Lorenzen. Die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie im Aufstieg vom Wolayersee aufs Valentintörl 47 Eine schwierige Bergung . . . . . . bei den 1. Kärntner Zoll-Skimeisterschaften im März 1956 Risswunde auf der Nase und Hautabschürfungen im Gesicht zuzog. Die Bergung von der Unfallstelle am Ende des Valentingletschers bis zur Kreuztratte gestaltete sich mit dem Akja sehr schwer, da mit Ski nicht gefahren werden konnte, da das Gelände im oberen Valentintal bis zur Oberen Valentinalm eine derart harte Harschschneelage hatte und teils vereist war, dass man nur sehr langsam bergab kam. Bis auf den Talboden der Oberen Valentinalm mussten ca. 10 Personen an der Sicherung des Akjas teilnehmen, um ein Selbstständigmachen desselben zu verhindern. Erst vom Gamsgraben bis zur Kreuztratte konnten die Ski in Verbindung mit dem Akja benützt werden. Bei der Bergung waren weiters: Ray. Insp. Strasser, Patrl. Zmölnig sowie die Zollbeamten Leitner und Pikalo beteiligt. Witterung: bewölkt, minus 22 Grad. Einen Verletzten gilt es zu bergen. Er hat sich auf der Abfahrt vom Valentintörl eine Bänderzerrung zugezogen. Nichts Dramatisches also, muss aber wegen seiner Verletzung geborgen werden. Eine schwierige Bergung, wie Gendarmerie-Hochalpinist und Bergretter Hans Strobl in seinem Tourenbuch festhält: 10. 3. 1956, 5 h bis 18 h: Mauthen mit Kfz bis Kreuztratte – Aufstieg über Untere Valentinalpe mit Ski und Akja zur Oberen Valentinalpe (1540 m). Valentingletscher (1730 m): Bergung des Zollbeamten Josef Angeringer aus Klöck, Steiermark, der sich beim Abfahrtslauf vom Valentintörl, den 1. Zoll-Skimeisterschaften, bei einem schweren Sturz eine Bänderzerrung im linken Fußgelenk und Verrenkung sowie eine 21. März 1956: Mit der italienischen Alpenexpedition in der Eduard Pichlhütte (3. von rechts Bonatti, 2. von links Strobl, daneben am Tisch Strasser), an der Gitarre Insp. Josef Lederer. Walter Bonatti am Wolayersee Eine italienische Alpenexpedition besucht am 21. März 1956 die Eduard Pichlhütte Er gehört zu den ganz großen Alpinisten dieser Welt: der Italiener Walter Bonatti. Im März 1956 ist er mit anderen Bergsteigern einer italienischen Alpenexpedition am Wolayersee in der Eduard Pichlhütte. Mit dabei ist auch Johann Strobl, der in seinem Gendarmerie-Tourenbuch über die Begegnung schreibt: dem Anstiegsweg zurück nach Mauthen. – Die Patrouille ging am 21. 3. 1956 um 8 h 30 von Mauthen ab und gelangte auf der Plöckenstraße über Kreuztratte zur Unteren Valentinalm. Am Valentinbach trafen wir auf die von der Theresienhöhe in Richtung Valentintörl führende, leicht verschneite Skispur der am selben Tage aufgestiegenen ital. Alpenexpedition. Entlang dieser Spur stiegen wir bei leichtem Schneefall zum Valentintörl auf. Während der Abfahrt vom Törl zur Pichlhütte herrschte starker Schneesturm (Südwind). 21. 3. 1956, 8 h bis 24. 3. 1956, 16 h: Mit der ital. Alpenexpedition in der Eduard Pichlhütte. Von Mauthen über Untere Valentinalm (1204 m), Obere Valentinalm (1540 m), Valentintörl (2138 m), Eduard Pichlhütte (1960 m) und wieder auf Auf der Eduard Pichlhütte trafen wir die italienische, vier 48 Mann starke Alpenexpedition, welche unter Führung des Himalaja-Experten und Bezwinger des K II, Walter Bonatti (*), stand, sowie den Hüttenwirt Konrad Muskateller, von dem man wusste, dass er sich seit dem 16. März 1956 auf der Pichlhütte aufhält. Während der Nacht vom 21. Zum 22. 3. 1956 setzte starker Schneefall und Schneesturm (Südwind) ein. Da der Schneefall mit unverminderter Stärke bis zum 24. 3. 1956 anhielt, konnte wegen starker Lawinengefahr der Abmarsch nach Mauthen nicht angetreten werden. Nach einem zweitägigen gemütlichen Beisammensein verließ uns die italienische Alpenexpedition am 23. 3. 1956 gegen 11 h in Richtung Obere Wolayeralm, Giramondo-Pass, Hochweißsteinhaus. Unser Rückmarsch erfolgte am 24. 3. 1956 um 10 h. Es herrschte zwar weiterhin Lawinengefahr, jedoch waren die Hauptlawinen bereits abgegangen, und nachdem die Patrouille bereits zwei Tage abgängig war, versuchten wir über das Valentintörl nach Mauthen zu gelangen, was uns bei anhaltendem Schneefall und sehr schlechter Sicht auch gelang. Rückseite eine Ansichtskarte vom Wolayersee aus der Tourenbuch von Hans Strobl: Walter Bonatti und seine Expeditionsbegleiter haben sie unterschrieben. scher Alpinist, Bildreporter und Autor. Er lebt mit der Schauspielerin Rossana Podestà zusammen. Bonatti wandte sich früh dem Bergsport zu und war bereits im Alter von nur 19 Jahren in den schwierigsten Wänden der Alpen unterwegs. Er durchstieg u. a. die Ostwand des Grand Capucin (1951). Die Nordwände der Drei Zinnen (1953) und den Walkerpfeiler der Grandes Jorasses (1963) bezwang er jeweils im Winter. Mit Carlo Mauri erreichte Bonatti am 6. August 1958 den bis dahin noch unbestiegenen Gipfel des 7925 m hohen Gasherbrum IV in Pakistan. Wenn auch von Seiten einiger Vorgesetzter uns der Vorwurf gemacht wurde, warum wir nicht sofort eingerückt sind, so können wir mit ruhigem Gewissen die Behauptung aufstellen, dass unser Verhalten alpinistisch einwandfrei war. Witterung: Bis zur Unteren Valentinalm trüb, von dort Einsetzen von leichten Schneefällen, die bis zur Pichlhütte anhielten. Wegen dieser Witterung sah sich die Patrouille nicht veranlasst, den Rückmarsch anzutreten. Erst während der Nachtzeit setzte starker Schneefall mit Südwind ein, welcher bis zum 24. 3. anhielt. Schwierigkeitsgrad: Aufgrund der Schneewetterlage und Lawinengefahr 3-4. Teilnehmer: Ray. Insp. Strasser und Lederer. Im Frühjahr 1954 nahm er an der italienischen KarakorumExpedition zu einem der schwierigsten aller Achttausender, dem K2 teil. Bonatti, der zusammen mit dem pakistanischen Träger Mahdi Sauerstoff für die späteren Erstbesteiger Achille Compagnoni und Lino Lacedelli nach oben schleppte, musste auf über 8000 m Höhe ein Freilager beziehen. In der einbrechenden Dunkelheit konnte er Lager IX, das auf Veranlassung Compagnonis an anderer als der vereinbarten Stelle errichtet worden sein soll, nicht finden. Die Umstände waren später Gegenstand lang anhaltender Diskussionen. Bonatti sah sich um den Gipfelerfolg gebracht. Er überlebte das Biwak zwar ohne körperliche Beeinträchtigungen, war aber innerlich tief enttäuscht und wurde in der Folge zum Alleingänger. (*) Hans Strobls Eintragung, Bonatti sei Bezwinger des K II gewesen, stimmt nicht ganz. Kurz unter dem Gipfel des K II zwangen ihn die Umstände zur Aufgabe. In „Wikipedia“, der freien Internet-Enzyklopädie, heißt es über Bonatti: Walter Bonatti (* 22. Juni 1930 bei Bergamo) ist ein italieni- Mit seinem sechstägigen Alleingang auf den Südwest-Pfeiler des Petit Dru, heute „Bonattipfeiler“ genannt, schrieb Walter Bonatti 1955 Alpingeschichte. Zehn Jahre später, im Februar 1965, beendete er das extreme Bergsteigen für sich mit einer Solo-Winterdurchsteigung der Matterhorn-Nordwand auf einer neuen direkten Führe, für die er vier Biwaks in der Wand benötigte. Am 10. Juli 1961 versuchte Bonatti sich mit italienischen und französischen Kameraden am zentralen Frêney-Pfeiler (Mont Blanc). Nur 90 Meter unterhalb des Ausstiegs in leichteres Gelände, an der so genannten Chandelle, wurden sie von einem Wettersturz überrascht, in dem Pierre Kohlmann vom Blitz getroffen wurde. Im Unwetter saßen sie 60 Stunden in der Wand fest. Beim Abstieg durch Unmengen an Neuschnee starben Kohlmann, Robert Guillaume, Andrea Oggioni und Antoine Vieille an Erschöpfung und Unterkühlung. Nur Bonatti in den 1950er Jahren und heute. 49 Bonatti, Roberto Gallieni und Pierre Mazeaud überlebten. Seit dem selbstgewählten Abschied vom extremen Alpinismus ist Bonatti immer noch viel in den Bergen oder anderen extremen Gegenden unterwegs gewesen. Von 1965 bis 1979 bereiste er weite Teile der Erde, um für die Wochenzeitschrift „Epoca“ und die nur zwei Jahre publizierte deutsche Monatsschrift „Bild der Zeit“ (die als Vorläufer von Geo gelten kann) im Sinn des Wortes abenteuerliche Fotoreportagen zu verfassen. Inzwischen hat er mehr als 20 Bücher verfasst. Bonatti lebt seit 2005 mit seiner Frau in Dubino im Veltlin. Bergung einer verletzten Schifahrerin Originalbericht vom 7. Mai 1956 aus den Tourenbüchern von Steindl und Strobl Von Mauthen bis Kreuztratte mit Kombi des BGK Hermagor. Aufstieg mit Ski über Valentinalmen, Valentintörl und Abfahrt zur Eduard Pichlhütte, wo die Verletzte Waltraud Liebenwein bereits zwei Tage mit einem Knöchelbruch auf den Abtransport wartete. Ankunft auf der Pichlhütte 10 h. Bergung der beim Schifahren im Gebiet des Wolayersees verunglückten Waltraud Liebenwein. Datum und Zeitpunkt des Abgehens: 7. 5., 9 Uhr; Datum und Zeitpunkt der Einrückung: 7. 5., 17 Uhr. Patrouille mit Ski: Im Verbunde mit der Alpineinsatzgruppe V über Valentinalm, Valentintörl (2138 m) zur Wolayerseehütte, von wo der Abtransport der beim Schifahren verunglückten (Knöchelbruch) Waltraud Liebenwein mittels Rettungsschlitten erfolgte. Der Abtransport wurde über das Valentintörl zur Unteren Valentinalm durchgeführt. Die Durchführung dieser Bergung war sehr strapaziös und wurde unter schwierigen alpinen Verhältnissen durchgeführt, da zu dieser Jahreszeit große Lawinengefahr herrschte. Sonniges, warmes Frühlingswetter. Nach Versorgung der Verletzten traten wir um 15.30 Uhr den Rückmarsch über das Valentintörl an. Der Transport der Verletzten von der Pichlhütte zum Valentintörl gestaltete sich sehr schwierig, da ein Höhenunterschied von ca. 200 m bergauf mit der Verletzten im Akja durchgeführt werden musste. Der Transport am Steilhang vor dem Valentintörl konnte nur mit Seilzug durchgeführt werden. Außerdem konnte die Bergung nur mittels Ski durchgeführt werden, da der Schnee bei einer Temperatur von plus 20 Grad sehr weich, nass und faul war. Die Abfahrt mit dem Akja vom Törl (2138 m) ging sehr rasch vor sich. Der Akja wurde von Patrl. Rogi und mir geführt. Zu demselben Einsatz hält Steindls Kollege Hans Strobl fest: Originalseiten der Bergung von Waltraud Liebenwein aus dem Tourenbuch von Norbert Steindl. 50 Im Gamsgraben wurde die Verletzte vom Akja auf die Gebirgstrage umgeladen und auf dieser bis zur Unteren Valentinalm gebracht, wo sie dem Roten Kreuz übergeben wurde. Witterung: Am Tage der Bergung klares, sonniges Frühjahrswetter mit Temperaturen bis zu plus 25 Grad. In den Tagen vorher fiel im Hochgebirge Neuschnee bis zu 1 m. Auf den Wänden der Kellerwand, Hohen Warte und Seewarte hafteten noch gewaltige Schneemassen. Daher war es unverantwortlich, die Bergung während des Tages bei derart hohen Temperaturen durchzuführen: NassschneeLawinengefahr und Steinschlag. Rast am Valentintörl vor dem Abstieg zur Pichlhütte und der Bergung der Verletzten. Vor der Bergung der Schifahrerin Waltraud Liebenwein an der Pichlhütte (rechts). Aufstieg mit der Verletzten von der Pichlhütte zum Valentintörl. 51 1957 Trauer um Hans Strobl Hans Strobl übernimmt im Januar die Geschicke der Ortsstelle. Der Chef der Bergrettung Kötschach-Mauthen stirbt unerwartet 7. September 1957: Hans Strobl auf dem Gipfel des Seekofel (2744 m) in den Lienzer Dolomiten anlässlich der Hochgebirgsschule des Landesgendarmeriekommandos Kärnten vom 3. bis 9. September 1957. __________ Tod an der Seewarte: Im August werden an der Seewarte Dipl. Ing. Johann Strobel (58) aus Bayern und dessen Tochter Bärbel (21) nur noch tot geborgen. Beide sowie Strobels Sohn Waldemar (18) waren am 19. August aufgebrochen, um die 2595 m hohe Seewarte zu erobern. Nur Waldemar Strobel kehrt lebend zurück. Ein Wettersturz mit Schneefall und Temperaturen um und unter null Grad machen die Rettungsaktion fast unmöglich. Barbara Strobel wird am 20. August um 11.45 Uhr in einer Rinne tot aufgefunden. Am 23. August wird auch Johann Strobel bei widrigsten Wetterverhältnissen geborgen. Beteiligt an der Rettungsaktion sind u. a. Hans Strobl, Herbert Zojer, Siegfried Trutschnig, Dr. Ernst Steinwender, Kurt Simoner, Hugo Kanzian, Rudolf Berger, Norbert Steindl, Hans Waldner, Otto Seiwald und weitere Angehörige der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie. Im Januar 1957 übernimmt Hans Strobl als Nachfolger von Erich Strasser die Leitung der Ortsstelle Kötschach-Mauthen. In den Tagen nach dem 19. August 1957 ist Strobl maßgeblich beteiligt an einem der größten und tragischsten Einsätze der Ortsstelle, als an der Seewarte Dipl.-Ing. Johann Strobel und dessen Tochter Barbara sterben. Strobls Amtszeit währt nicht lange. Am 31. Oktober 1958 stirbt er im Alter von nur 34 Jahren. Bilder und Berichte aus Strobls Wirken als Bergretter und Gendarmerie-Bergführer finden sich auf den vorigen und folgenden Seiten dieser Chronik. Noch am Todestag von Hans Strobl gibt Herbert Zojer die traurige Nachricht in einem kurzen Schreiben an die Landesleitung und ihren Vorsitzenden Havranek weiter. Zojer schreibt am 31. Oktober 1958: „Verehrter Herr Havranek! Ich mach Ihnen die traurige Mitteilung, dass unser Ortsstellenleiter Hans Strobl, Hans Strobls Grab auf dem Friedhof in Mauthen. Gendarmeriebeamter in Mauthen, heute plötzlich im Landeskrankenhaus in Klagenfurt verstorben ist. Das Begräbnis findet am Sonntag um 14 Uhr nachmittags in Mauthen statt.“ Havranek antwortet am 18. November an Herbert Zojer: „Da ich beim Begräbnis des Ortsstellenleiters Kamerad Strobl Hans nicht persönlich erscheinen konnte (Brief am 4. November erhalten), spreche ich auch der dortigen Ortsstelle mein tiefstes Mitgefühl aus. – Ich ersuche Sie als Stellvertreter bis zur Neuwahl die Geschäfte der Ortsstelle zu führen. Sollte irgendeine andere Abmachung getroffen worden sein, bitte ich um Verständigung.“ Hans Strobl war auch Mitglied der Sektion Austria (Sitz Wien) im Österreichischen Alpenverein. Am 7. November erreicht ein Beileidsschreiben von dort die Ortsstelle KötschachMauthen: „Mit tiefstem Bedauern haben wir vom Hinscheiden Ihres Obmannes und unseres Mitgliedes Herrn Hans Strobl erfahren. Zu diesem Verluste, der umso schmerzlicher ist, als damit ein Mann in der Vollkraft dahingerafft wurde, sprechen wir Ihnen unser aufrichtiges Beileid aus.“ Im Jahresbericht 1958, den Herbert Zojer als Nachfolger von Hans Strobl am 23. Januar 1959 verfasst, heißt es: „Ein sehr schwerer Verlust für die Ortsstelle bedeutet das Ableben unseres Ortsstellenleiters, des Gendarmeriebergführers Strobl Hans, welcher am 31. Oktober 1958 im Krankenhaus von Klagenfurt ganz unerwartet an Kinderlähmung gestorben ist.“ 52 Zur Person: Verdienste um das Rettungswesen Hans Strobl * 26. Februar 1925 † 31. Oktober 1958. Am 12. März 1958 werden Hans Strobl (2. von links) und andere verdiente Bergretter und AlpinGendarme mit der Silbernen Medaille am roten Bande für ihre Verdienste um das Rettungswesen und die Republik Österreich in Klagenfurt von Landeshauptmann Ferdinand Wedenig (3. von links) ausgezeichnet. Wedenig (* 10. Mai 1896 in Gurnitz; † 11. November 1975 in Klagenfurt) war von 1947 bis 1965 Landeshauptmann von Kärnten. Beruf: Gendarmeriebeamter und Gendarmeriebergführer. Ortsstellenleiter in Kötschach-Mauthen 1957 – 1958. Stellvertretender Ortsstellenleiter: 1954 – 1957. Eintritt in den Bergrettungsdienst am 8. März 1952 in Heiligenblut. Strobl wurde 1954 von Heiligenblut nach Kötschach dienstversetzt. Nach kurzer Amtszeit als Ortsstellenleiter verstarb Hans Strobl im 34. Lebensjahr unerwartet am 31. Oktober 1958 an Kinderlähmung im LKH Klagenfurt. Strobl war Träger der Silbernen Medaille am roten Bande für die Verdienste um die Republik Österreich. 53 54 Lebensbilder I: Hans Strobl Aus der Zeit in Heiligenblut 1952: Strobl (vorne, nach links blickend) mit Kollegen an der Glockner-Biwakschachtel. 1952: Aufstieg zum Großglockner Als Hans Strobl Gendarmerie-Alpinist wurde, zeichnete ihm Erich Strasser dieses Bild mit der berühmten Heiligenbluter Kirche und dem Emblem der Alpin-Gendarmerie. 55 Strobl 1954 im Alter von 29 Jahren mit einem Kollegen am Gendarmerieposten in Heiligenblut. Hans Strobl 1954 mit Beiwagen am Glocknerhaus-Parkplatz, hinten der Großglockner. 56 Gipfelfreude: Hans Strobl 1954 auf dem Großglockner. 57 Lebensbilder II: Hans Strobl Aus der Zeit in Kötschach-Mauthen Hans Strobl (Mitte) im Dezember 1954 mit Freunden auf der Unteren Valentinalm (hinten der Polinik), im April 1954 auf der Mauthner Alm (links oben) und im Dezember 1954 am Valentintörl (links). 1955 am Hinterjoch und beim Pistendienst. Hinten Hans Strobl, in der Mitte Herbert Zojer. 58 1. April 1955: Rudi-Hütte, Mauthner Alm (oben). 24. Mai 1955: Obere Wolayer Alm. März 1956: auf dem Polinik. 59 1957: in der Seewarte-Südwand. 7. August 1956: Abseilübung am „Klavier“ nahe der Eduard Pichlhütte. Im Hintergrund das Biegengebirge. 1957: Hans Strobl mit Kinder-Skigruppe am Krieshang, vorne Sohn Hannes, dahinter Tochter Ilse, an dritter Stelle Herbert Jarnig, Gerd Kuhr, an fünfter Stelle Sohn Ewald Strobl. 60 3. - 9. 9. 1958: Hochalpiner Sommerführerkurs in den Lienzer Dolomiten. Am 5. September 1958 auf dem Gipfel des Wilden Sender (2741 m) – (von links) Revier-Inspektor Traar, Gendarmerie-Bergführer Hans Strobl als Bergführer und Patrl. Hassler. 1958 am Wolayersee. Der Hochalpinposten Mauthen mit (von links) Josef Lederer, Josef Allmaier, Josef Rogi, Josef Hassler, Hans Strobl, Erich Strasser, Johann Jarnig, Leopold Zmöllnig und Johann Kühr. 61 Hans Strobls letzte Bergfahrten Als Ausbilder 1958 am Großglockner und am Wolayersee Als Lehrer und Bergführer für seine Kollegen gehört Hans Strobl zur Leitung des Hochalpinen Sommerführerkurses 1959, der zunächst vom 3. bis 9. September 1958 in den Lienzer Dolomiten begonnen wird und der vom 10. bis 13. September 1958 am Großglockner (Franz-Josef-Haus) fortgesetzt und mit der Besteigung des Großglockner beendet wird. Wenige Tage später, vom 17. bis 19. September 1958, ist Strobl wieder als Einsatzleiter im Gebirge. Diesmal leitete er die Alpine Sommerübung der Einsatzgruppe V der Gendarmerie am Wolayersee, wohin ihn auch, wie in seinem Tourenbuch nachzulesen ist, seine letzte Bergfahrt am 27. September 1958 in Begleitung von Dr. Ernst Steinwender führt. Am 31. Oktober 1958 schließt Hans Strobl für immer die Augen. übung der Einsatzgruppe V. Von Mauthen über die Valentinalmen, Valentintörl (2138 m) zur Eduard-Pichlhütte (1960 m). Am Nachmittag in der Nähe der Pichlhütte behelfsmäßiges Abseilen und Kletterübungen. Nächtigung in der Pichlhütte Am 18. 9. 1958 wegen Schlechtwetter und dichtem Nebel theoretischer und praktischer Unterricht in der Pichlhütte. Am 19. 9. 1958 Übung mit dem Stahlseilgerät und Bauen eines Flaschenzuges. Gegen Mittag Abmarsch zum Valentintörl und den Valentinalmen zur Kreuztratte und von dort mit Gend.-Kombi nach Mauthen. Witterung: Während der ganzen Übungszeit regnerisches, nebliges Wetter. Als Einsatzleiter mit den Teilnehmern: Rev. Insp. Traar, Buchauer, Ray. Insp. Rogi, Seiwald, Steindl, Kühr und Patrl. Hassler. 13. 9. 1958, 5.00-17.00 h: Großglockner: Franz-Josef-Haus, 2418 m, Hofmannsweg – Hofmannsgletscher – Adlersruhe, 3454 m, Glocknerleitl (Eisleitl) – Glocknerscharte – Großglockner, 3798 m. – Abstieg über die Aufstiegsroute. Witterung: Sehr schönes und warmes Wetter; sehr gute Fernsicht. Als Lehrer mit Rev.-Insp. Traar und Patrl. Hassler. 17. 9. 1958, 7.00 h bis 19. 9. 1958, 17.00 h: Alpine Sommer- 27. 9. 1958, 17.00 h bis 28. 9. 1958, 16.00 h: Privattour. Von Mauthen mit Pkw über Plöckenpass nach Collina. Von dort Aufstieg zur Eduard-Pichlhütte (1960 m). Dort Nächtigung. Am 28. 9. 1958 Abstieg nach Collina und mit Pkw zurück nach Mauthen. Witterung: Sonniges Herbstwetter. Begleitung: Dr. Steinwender. Eines der letzten Fotos von Hans Strobl: Sommerführerkurs vom 10. bis 13. September 1958 am Großglockner. Verhängnisvolles Edelweiß 100 Meter über eine steile Geröllhalde stürzt am Samstag, den 29. Juni 1957, der 53-jährige Hoteltischler Matthias Kühlschweiger aus Gailitz, als er in einer Felswand nach einem Edelweiß greifen will. Kühlschweiger hatte eine Felswand der Cellonschulter erstiegen und nach Edelweiß gesucht. Ungefähr 20 Minuten von der Grenze entfernt, auf der Nordseite des Cellon, rutschte er aus, stürzte über eine sechs Meter hohe Felswand und 100 Meter weiter über eine steile Geröllhalde. Kühlschweiger blieb mit Platzwunden am Kopf, Quetschungen des Brustkorbes und zahlreichen Hautabschürfungen bewusstlos liegen. Da er in Begleitung war, konnte bald Hilfe herbeigeholt werden. Der Verunglückte wurde von Gendarmerie- und Zollbeamten der Grenzkontrollstelle Plöckenpass gemeinsam mit italienischen Sicherheitsorganen geborgen und in das Krankenhaus Lienz gebracht. Die letzte Seite aus Hans Strobls Gendarmerie-Tourenbuch Nr. 5: Der Bezirkskommandant der Gendarmerie hat die Nachricht vom Tode des Kollegen und Kameraden als letzten Eintrag eingefügt: „Am 31. 10. 1958 unerwartet an . . . Kinderlähmung gestorben. Wir werden unserem toten Bergkameraden immer ein treues Gedenken bewahren.“ 62 Tragödie auf der Seewarte Einer der schwierigsten und traurigsten Einsätze in der Geschichte Es war einer der schwierigsten, aufwändigsten, traurigsten und dramatischsten Einsätze der Bergrettung Kötschach Mauthen. Am 19. August 1957 unternahm der Diplom-Ingenieur Johann Strobel (58) aus Weiden in der Oberpfalz (Bayern) mit seiner Tochter Barbara (21) und seinem Sohn Waldemar (18) eine Klettertour auf die 2595 m hohe Seewarte am Wolayersee. Nur der Sohn kehrte lebend zurück. Seine Schwester Barbara barg die Rettungsmannschaft am 20. August nach einem Wettersturz mit Schneefall und Temperaturen um den Oben links auf dem Foto ist die Absturzstelle von Johann Strobel mit einem kleinen Kreis marGefrierpunkt erfroren aus kiert. Seine Tochter Barbara starb darunter in einer steilen Rinne der Seewarte. einer Rinne unterhalb des Gipfels. Johann Strobel wurde am 23. August unter dem Gipfel der Seewarte, wo er in ein Nylonseil gestürzt war, tot geborgen. Der damalige Gendarmerie-Hochalpinist und Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, Hans Strobl, verfasste nach der Rettungsaktion am 30. August 1957 den folgenden Bericht über die Rettungs- und Bergungsaktion und schickte ihn an die Landesleitung Kärnten des Österreichischen Bergrettungsdienstes. Am 19. August 1957, um 2.00 Uhr, benachrichtigte ein vom Plöckenhaus kommender Kraftfahrer den Gendarmerie-Posten Mauthen, dass der dort weilende Gendarmerie-Patrouillenleiter Hans Strobl zur Grenzkontrollstelle Plöckenpass einrücken müsse, weil im Wolayergebiet drei Touristen in Bergnot geraten seien. Eine telefonische Rückfrage am Plöckenpass über die näheren Umstände war nicht möglich, weil die Fernsprechverbindung dahin gestört war. Erschüttert blicken Gertrud Strobel und ihr Sohn Waldemar, der das Unglück überlebte, auf die Südwestwand der Seewarte hinüber. Noch immer nicht ist ihr Mann und sein Vater gefunden. Deshalb fuhr Strobl mit einem privaten Pkw zu seiner Dienststelle, wo man ihm mitteilte, dass die Zollwachbeamten Leopold Schupp und Johann Pirker aus Rosenbach, die auf einer außerdienstlichen Bergwanderung im Wolayergebiet die Eduard Pichlhütte berührt hatten, um etwa 1.00 Uhr des 19. 8. 1957 die Meldung gemacht hätten, dass in der Seewarte drei deutsche Touristen in Bergnot geraten seien und dass einer davon verletzt sei. Mit dieser Information kehrte Strobl um 4.30 Uhr wieder nach Mauthen zurück. Vom Postenkommandanten, Gend. Die Südwand der Seewarte (ital. Staatsgebiet). 63 20. 8. 1953: Nach der Bergung der toten Barbara Strobel. In der Mitte (mit Gendarmerie-Kappe) Hans Strobl, rechts Dr. Ernst Steinwender auf der Unteren Valentinalm. Ray.. Insp. Johann Jarnig, wurden nun die erreichbaren Beamten der alpinen Einsatzgruppe V (Mauthen); Gend. Ray. Insp. Otto Seiwald, Gend. Ray. Insp. Johann Kühr, Gend. Ray. Insp. Friedrich Litsch und Patr. Josef Rogi alarmiert, und Strobl bereitete inzwischen die Einsatzgeräte vor. zur Unteren Valentinalm nach. Um 10.00 Uhr trafen die letzten Männer dieser Einsatzgruppe völlig durchnässt bei Regen und Schneesturm auf der Eduard Pichlhütte ein. Um 10.30 Uhr führte Strobl die Gruppe geschlossen über den Wolayerpass auf italienisches Gebiet und stieg etwa 700 Meter südöstlich der Antoniohütte mit Seiwald, Kühr, Truppe, Rogi, Steindl, Dr. Steinwender und Trutschnig in die Südwand der Seewarte ein. Litsch und Zmölnig blieben als Melder am Einstieg zurück. Während des Aufstiegs kündigte die Gruppe ihr Kommen durch Rufe an. Um 6.00 Uhr fuhren die Beamten Seiwald und Kühr, verstärkt durch den nicht der Einsatzgruppe angehörenden Gend.Patr. Matthias Truppe unter Kommando des Einsatzleiters Strobl, in Begleitung des Bergrettungsmannes Siegfried Trutschnig und Dr. Ernst Steinwender mit dem Pkw des Letzteren zum Einsatz ab. Um 6.45 Uhr folgten Rogi und Litsch mit dem Postautobus nach. Um 7.00 Uhr traf der Gend.Ray.Insp. Johann Themeßl des Gendarmeriepostens Hermagor mit dem Kleintransporter des Bgk. Hermagor in Mauthen ein und beförderte nun den der alpinen Einsatzgruppe VI (Hermagor) angehörenden Beamten Gend.Patr. Norbert Steindl sowie den Nichtalpinisten Gend. Patr. Leopold Zmölnig um 8.00 Uhr Nach 200 m schwierigster Arbeit am Seil, bei Verwendung zahlreicher Mauerhaken, glitt Truppe aus und fiel etwa 5 m ins Seil, ohne sich dabei zu verletzen. Die Neuschneedecke hatte in dieser Höhe bereits 25 cm erreicht. Da sich bei der Mannschaft bereits leichte Erfrierungen an den Extremitäten zeigten und die Wetterlage sich weiter verschlechterte, stellte Strobl die Aktion ein. Beim Abstieg musste ein 200 m langes, steiles Altlawinen-Schneefeld passiert werden. Dabei rutschte Seiwald etwa 30 m ab und stürzte schließlich in eine Randspalte. Er konnte den weiteren Abstieg noch ohne fremde Hilfe bewältigen, obwohl Dr. Steinwender bei ihm eine Brustkorb- und Wirbelsäulenprellung festgestellt hatte. Um 17.00 Uhr kehrte die Mannschaft zur Antoniohütte zurück. 22. 8. 1957: Seewarte-Westwand. Während des Aufstiegs zur Bergung der Leiche von Dipl.Ing. Johann Strobel von Schlechtwetter überrascht, weshalb wieder der Abstieg angetreten und die Bergung verschoben wurde: Gend.-Patrl. Hans Waldner (von links), BR-Mann Hugo Kanzian (liegend), Gend.-Patrl. Hans Strobl, BR-Mann Kurt Simoner, Gend.-Patrl. Norbert Steindl, Gend.-Patrl. Rudolf Berger und BR-Mann Siegfried Trutschnig. 64 Während dieser Kletterarbeit bewegte sich der Melder Litsch auf dem Steig vom Hohen Gang in Richtung Antoniohütte und traf dabei auf den völlig erschöpften und verletzten Waldemar Strobel, den er dann zur Antoniohütte schaffte. Als Gend.Patr. Strobl mit seiner Mannschaft zurückkehrte, war also Waldemar Strobel 23. 8. 1957: Bergungsmannschaft auf der Seewarte-Schulter: die Gend. Patrl. Berger, Waldner, Strobl und Steindl (mit Kappen) sowie die Bergretter Trutschnig, Simoner und Kanzian. Nicht im Bild ist Bergretter und Fotograf Herbert Zojer. 23. 8. 1957: Aufstieg zur Bergung von Johann Strobel, hinten der Seekopf. schon dort, dem sich nun Dr. Steinwender annahm. Waldemar Strobel machte über den Verlauf des Unfalles so verworrene Angaben, dass man keine brauchbare Rekonstruktion zustande bringen konnte. Schließlich glaubte man, Grund zur Annahme zu haben, dass sein Vater tot an einem Seil in einer Wand der Seewarte hänge und er seine Schwester um die Mittagszeit des 19. 8. auf einem großen Schneefeld in guter Verfassung verlassen hatte, um in einem italienischen Schutzhaus Hilfe zu suchen. Da nur in der Hohen Warte ein solch großes Schneefeld bekannt ist, drängte sich der Rettungsmannschaft die Annahme auf, dass Waldemar Strobel mit seiner Schwester am Morgen den toten Vater in der Seewarte verlassen hatte, zum Gipfel durchgestiegen und von dort über die Hohe Warte in Richtung Marinellihütte abgestiegen war. Vorne von links: Bergrettungsmann Herbert Zojer, Gend.-Patrl. Rudolf Berger, Gend.-Patrl. Hans Waldner, Bergrettungsmann Kurt Simoner; hinten von links: die Bergrettungsmänner Siegfried Trutschnig und Hugo Kanzian. Dieser Annahme zufolge musste also Barbara Strobel auf dem großen Schneefeld südlich der Hohen Warte zu suchen sein. Deshalb trat Gend.Patr. Strobl mit Steindl, Truppe und Dr. Steinwender kurz nach 17.00 Uhr des 19. 8. wieder die Suche nach Barbara Strobel über Eduard Pichlhütte, Wolayerpass, Hoher Gang, Marinellihütte an. Auf diesem mit 15 cm Neuschnee bedeckten Klettersteig waren keine Fußspuren aus den Wänden der Seewarte und Hohen Warte zu finden. Die Suchmannschaft nächtigte schließlich völlig durchnässt und erschöpft im italienischen Schutzhaus Marinellihütte. Die in der Eduard Pichlhütte zurückgebliebenen Männer suchten in den Abendstunden des 19. 8. gemeinsam mit italienischen Finanzieris noch das Gebiet zwischen der Bundesgrenze und der italienischen Ortschaft Collina nach Barbara Strobel ab. In den frühen Morgenstunden des 20. 8. trafen die Bergrettungsmänner Herbert Zojer, Hugo Kanzian und Kurt Simoner aus Kötschach bei der Eduard Pichlhütte ein. Gleichzeitig mit diesen kam der Gend.Patr. Josef Allmaier des GendarmeriePostens Mauthen mit Bekleidungsnachschub an sowie die Feuerwehrmänner Markus Huber, Josef Huber, Franz Zoppott, Helmut Ranner und Willi Karner aus Mauthen, die für den Träger- und Hilfsdienst vorgesehen waren und auf der Unteren Valentinalm Karl Messner als motorisierten Melder zurückgelassen hatten. 23. 8. 1957: Seewarte-Schulter – kurz vor der Auffindung der Leiche von Johann Strobel. Gegen 7.00 Uhr stieg Gend.Patr. Strobl mit Steindl, Truppe und Dr. Steinwender von der Marinellihütte zur 2780 m hohen Hohen Warte auf. Dort lag 50 cm Neuschnee, und die Südwände waren vereist. Da nirgends Spuren von Barbara Strobel zu finden waren, musste man sich zur Einsicht 23. 8. 1957: Seewarte-Schulter, unten Wolayertal mit Biegengebirge. 65 23. 8. 1957: So wurde das Perlonseil (verklemmt) von Waldemar und Barbara Strobel hinterlassen und von der Rettungsmannschaft aufgefunden. bekehren, dass sich die ganze Tragödie nur auf der Seewarte und nicht auch auf der Hohen Warte abgespielt haben konnte. Also stieg Strobl mit seinen Männern ab bis zum Hohen Gang und erreichte zu Mittag den Einstieg in die Südwand der Seewarte in der Nähe der Antoniohütte. von seiner Schwester getrennt hatte und wo er aus der Südwand ausgestiegen war. Nun konnte Gend.Patr. Berger mit Kühr, Waldner und Trutschnig nach Durchkletterung des 300 m hohen unteren Drittels der Seewarte-Südwand, für die der Schwierigkeitsgrad 3 gilt, in diese Stelle einsteigen. In einer Rinne fand dann diese Mannschaft Barbara Strobel am 20. 8. um 11.45 Uhr mit dem Rücken an einer Wand lehnend in Hockstellung mit dem Blick nach Süden tot auf und seilte sie mit Behelfsgeräten zum Fuße der Seewarte ab. Von dort wurde sie in einem Totensack mit Gebirgstrage ohne Formalitäten über die Staatsgrenze des Wolayerpasses zur Valentinalm und weiter zur Friedhofkapelle nach Mauthen transportiert. Inzwischen war um 6.00 Uhr des 20.8. die vom Bgk. Hermagor abkommandierte alpine Einsatzgruppe VI (Hermagor) unter Leitung des Gend.Patr. Rudolf Berger mit Gend.Ray. Insp. Jakob Steurer, Gend.Ray.Insp. Johann Jost, Gend.Patr. Johann Waldner, Gend.Patr. Ewald Brandstätter und Gend. Patr. Georg Ronacher auf der Eduard Pichlhütte eingetroffen. Noch am 20. 8. konnte mit Ferngläsern ausgemacht werden, wo die Leiche des Dipl. Ing. Johann Strobel unter dem Gipfel der 2595 m hohen Seewarte an einem Nylonseil hing. Weil aber zu dessen Bergung günstigstenfalls acht bis zwölf Stunden erforderlich waren, konnte am 20. 8. in dieser Richtung nichts mehr unternommen werden, weshalb die gesamte Rettungsmannschaft um 20.00 Uhr nach Mauthen einrückte. Der Zustand des Waldemar Strobel hatte sich bis dahin auch soweit gebessert, dass er am 20. 8. um 8.00 Uhr von der Wegabzweigung Collina-Hoher Gang aus die Stelle in der Südwand der Seewarte zeigen konnte, wo er sich am Vortage Am 21. 8. wurde im Einvernehmen mit dem Bgk. Hermagor in Mauthen aus den erfahrensten Männern – und zwar aus Gend.Patr. Hans Strobl, Gend.Patr. Rudolf Berger, Gend. Patr. Norbert Steindl, Gend.Patr. Johann Waldner und den Bergrettungsmännern Siegfried Trutschnig, Herbert Zojer, Hugo Kanzian und Kurt Simoner ein Bergungstrupp zusammengestellt und um 14.00 Uhr zu neuerlichem Einsatz, also zur Bergung der Leiche des Dipl. Ing. Johann Strobel, abgeordnet. Bei diesem Einsatz fungierten die Gend.Patr. Josef Hassler und Hermann Kepold als Melder und Gend.Ray.Insp. Johann Themessl als Fahrer des Kleintransporters. Der Zollwachoberleutnant Eduard Mörtl aus Mauthen mit vier Zollwachbeamten und der Gend.Ray.Insp. Johann Kühr blieben 23. 8. 1957, 7.30 Uhr: Auffindung der Leiche des Dipl.-Ing. Johann Strobel. Sie wurde von seinen Kindern vor weiterem Absturz notdürftig in einem Biwacksack gesichert. 66 in Reserve. Mit den organisatorischen Vorbereitungen wurde dieser Tag auf der Eduard Pichlhütte beendet. Am 22. 8. um 6.15 Uhr führte Gend.Patr. Hans Strobl den Bergungstrupp in vier Seilschaften über die Nordwestwand der Seewarte, für die der Schwierigkeitsgrad 3 gilt, in Richtung der Seewarteschulter. Die Melder, Zollwachbeamte und Kühr, mussten vom Wolayerpass aus den Fortgang der Bergung mit Ferngläsern beobachten, um im Falle eines unvorherzusehenden Zwischenfalles eingreifen zu können. 23. 8. 1957: Abseilen der Leiche des Johann Strobel über die Südwand der Seewarte auf italienischem Gebiet (ca. 800 m). Um 7.15 Uhr hatten die Seilschaften das erste Drittel der Wand durchklettert, als plötzlich Sturm aufkam, der aus Norden Regenschauer heran trieb. Die Seilschaften mussten sich in eine Höhle zurückziehen, und als um 9.00 eine Wetterbesserung noch nicht abzusehen war und die Temeperatur wieder zum Nullpunkt absank, musste das Unternehmen gestoppt und die Rückkehr zur Eduard Pichlhütte angetreten werden. Zu Mittag besserte sich die Wetterlage wieder, doch war es nun zur Bergung bereits zu spät geworden. Valentinalm vor, um 20.00 Uhr war Mauthen erreicht. Das Schwierigste an dieser Rettungs- und Bergungsaktion war das Abseilen der Leiche des Dipl. Ing. Strobel, weil wegen der besonderen Geländeverhältnisse das Stahlseilgerät mangels Funkgeräten nicht verwendet werden konnte, weshalb mit Hanf- und Perlonseilen das Auslangen gefunden werden musste. Die Disziplin, Kameradschaft und Stimmung sämtlicher Teilnehmer war vorbildlich. Und dass Dr. Steinwender als Arzt auch die schwierigsten Unternehmen persönlich mitmachte, gab jedem das Gefühl, im Bedarfsfalle ärztlich betreut werden zu können. Am 23. 8. brach Gend.Patr. Hans Strobl mit den Seilschaften bei noch ungünstigem Wetter un 5.10 Uhr in derselben Einteilung wieder zur Seewarte auf. Die Seilschaften arbeiteten sich diesmal so präzise die Wand hoch, dass sie schon um 6.45 Uhr die Seewarteschulter und um 7.30 Uhr die Leiche erreichten. Diese wurde in einen Totensack verpackt und wegen der geringeren Steinschlaggefahr über die 800 m hohe Südwand nach Italien abgeseilt. Um 13.30 Uhr kam alles wohlbehalten am Fuße dieser Südwand an. Von dort wurde die Leiche wieder auf demselben Wege wie die der Tochter Barbara zum Ortsfriedhof nach Mauthen gebracht. Erschwerend wirkten sich die weiten Wegstrecken für die Melder aus und das in diesem Gebiet noch jedes technische Nachrichtenmittel fehlt. Die Melder zeigten bei der Bewältigung ihrer Aufgabe gute Leistungen und brachten in zwei Stunden Nachrichten von der Eduard Pichlhütte zum Gend.Posten Mauthen. Mit Bergsteigergruß: Der Ortsstellenleiter Hans Strobl. Die Leichenträger stellte die Gemeinde Birnbaum. Die Totenbeschau nahm Dr. Steinwender um 12 Uhr auf der Unteren Kinder neben dem toten Vater in der Wand Schreckliche Nacht – Die Leiche im Biwaksack – Bergung nur bei gutem Wetter Über die Katastrophe berichtet damals unter anderem die „Kärntner Tageszeitung“: bel geborgen ist. Alpin-Gendarmen und Rettungsmänner, die gestern unter schwierigen Verhältnissen die Leiche der Barbara Strobel geborgen haben, fuhren heute um 13 Uhr von Mauthen wieder zur Valentinalm, von wo sie für die morgen angesetzte Bergung der Leiche des Dipl.-Ing. Strobel zur Eduard-Pichl-Hütte, 21. August. Heute am frühen Morgen stieg unser Mitarbeiter von der Valentinalm zur EduardPichl-Hütte auf, wo sich Frau Gertrud Strobel und ihr Sohn zur Zeit noch aufhalten, bis die Leiche des noch immer in der Südwestwand der Seewarte befindlichen Dipl.-Ing. Stro67 Eduard Pichl-Hütte aufgestiegen sind. Die Bergung wird jedoch nur bei ganz sicherem Wetter durchgeführt, da man in dem gefährlichen Gelände keine weiteren Menschenleben aufs Spiel setzen will. Da es um 14 Uhr in Mauthen wieder zu regnen begann, ist zu befürchten, dass Dipl.-Ing. Strobel auch am Donnerstag nicht aus der Wand geborgen werden kann. den Hergang des Unfalls. Am Samstagmorgen trennte sich Frau Strobel auf der Valentinalm von ihrem Mann und ihren Kindern. Dipl.-Ing. Strobel erklärte damals, dass er mit seinem Sohn und der Tochter zur Pichl-Hütte gehen wolle, um noch am gleichen Tag eine Bergtour zu unternehmen. Als Frau Strobel am nächsten Tag selbst auf die Pichl-Hütte kam, waren ihre Angehörigen nicht mehr da. Im Hüttenbuch fand sie die Eintragung, dass ihr Mann und die Kinder über die Westwand auf die Seewarte gestiegen sind. Frau Strobel und auch die Leute auf der Hütte waren jedoch der Meinung, dass die drei diese Tour bereits am Samstag gemacht hatten, weil man Ersteigungen meist erst nach vollbrachter Bergfahrt macht. Niemand dachte am Sonntagvormittag, dass Strobel sich mit seinen Kindern auf der Seewarte befindet. Felsmauern rund um den Wolayersee ragen gegen den Himmel auf. Hoch auf der Hohen Warte, auf der Seewarte und auf dem Seekopf haftet noch immer Neuschnee. Dort oben, unter zwei Steilrinnen, durch die das Schmelzwasser sickert, auf steilen, brüchigen nach unten geschichteten Platten, baumelt ein Nylonseil. Dort befindet sich auch, in einem Biwaksack verpackt, der Leichnam Strobels. Als wir heute morgen zur Eduard-Pichl-Hütte kamen, trafen wir in voller Bergausrüstung Frau Gertrud Strobel und ihren Sohn Waldemar an. Die Mutter hielt den neuen Eispickel ihrer auf so tragische Weise verunglückten Tochter in der Hand. Der Schrecken ist der grauhaarigen Frau ins Antlitz gezeich- Am gleichen Tag sind neun Münchner in drei Dreierseilschaften auf dem der Seewarte gegenüberliegenden Seekopf gestiegen. Da man aber am Sonntagvormittag nicht genau wusste, wie viele Leute den Seekopf aufsuchen wollten, nahm Frau Strobel an, dass auch ihr Mann und die Kinder sich auf diesem Berg befanden. Am Nachmittag brach Nebel ein. Um diese Zeit wurden auf dem Wolayer-Pass Hilferufe gehört. Es war jedoch nicht genau festzustellen, von wo sie kamen; man vermutete sie vom Seekopf, von wo schon vorher Rufe festgestellt werden konnten. Da um 19 Uhr auch die Münchner noch nicht auf der Hütte eingetroffen waren, brachen der Hüttenwirt Muskateller und der Zollwacheabteilungsleiter Herrle der Zollwache Birnbaum, der sich zu dieser Zeit auf dem Wolayer-Pass befand, zum Südgrat des Seekopfes auf. Dort trafen sie auf die neun Münchner, die mit großen Schwierigkeiten kämpften. Sie halfen den drei Seilschaften beim Abstieg und brachten sie gegen 21.30 Uhr zur Eduard-Pichl-Hütte. Erst um diese Zeit wurde genau festgestellt, dass die Hilferufe von der Seewarte kamen und dass es sich bei den in Bergnot Befindlichen nur um Dipl.-Ing. Strobel und seine Kinder handeln konnte. Von Waldemar Strobel erfuhren wir ergänzend, dass er mit seinem Vater und seiner Schwester am Sonntagmorgen bei gutem Wetter in die Wand der Seewarte eingestiegen ist. Sein Vater stürzte ab, noch ehe der Nebel einbrach und solange noch die Felsen trocken waren. Er und seine Schwester blieben die ganze Nacht über beim Vater. Sie konnten nicht mit Sicherheit feststellen, ob er tot war. Aus diesem Grund stülpten sie über ihren Vater den Biwaksack, um ihn zu schützen; jenen Sack, der vielleicht der Schwester das Leben gerettet hätte! Die beiden kappten das Seil, an dem der Vater hing, bis auf eine Länge von etwa fünf Metern. Mit den restlichen etwa 25 Meter Seil versuchten sie sich am Montag abzuseilen. Das Seil verklemmte sich jedoch zwischen einem Felsvorsprung. Sie bekamen es nicht frei – und versuchten, den Abstieg ohne Seil fortzusetzen. Waldemar Strobel zeigte uns dann noch die Stelle, wo er seine Schwester, die einfach nicht mehr weiter konnte, verließ. Wie er selbst über die steilen, zum Teil überhängenden Felsen an den Fuß der Wand gekommen ist, bleibt ihm und allen, die an der Bergung teilgenommen haben, ein Rätsel. Die Bergungsmannschaft nach Abschluss der Bergung am 23. August 1957 auf der Unteren Valentinalm. net; die durchwachten Nächte, die Angst und das Bangen um ihren Mann und um ihre Kinder haben dieser Frau, die so tapfer ihr schweres Schicksal erträgt, tiefe Furchen in die Wangen gegraben. Die Rettungsmannschaft, die sich wieder unter der Führung des Gend.-Bergführers Strobl in die Wand begeben will, wird eine ungemein schwere Aufgabe zu erfüllen haben. Die Leiche Dipl.-Ing. Strobels liegt nämlich nicht auf der durch diese Wand führenden Anstiegsroute, sondern in einem Gelände, das noch kaum begangen wurde. Die Alpin-Gendarmen und Bergrettungsmänner wollen über die Westwand aufsteigen und vom Gipfel der Seewarte aus mit Stahlseilen die Bergung durchführen. Die Familie Strobel verbringt seit vielen Jahren ihre Ferien stets in den Bergen. Besonders Dipl.-Ing. Strobel galt als guter Alpinist. Ehe sie in die Karnischen Alpen kamen, waren sie in diesem Jahr in der Schobergruppe. Das schlechte Wetter Frau Strobel und Waldemar Strobel schilderten uns genau 68 in den Bergen südlich des Großglockner veranlasste sie in die wetterbeständigeren Karnischen Alpen hinüberzuwechseln, wo es zu dem tragischen Unglück kam. Frau Strobel war, wie sie uns mitteilte, nur ungern in diese Berggruppe gegangen. Als am Sonntagabend ihr Mann und ihre Kinder in Bergnot waren und sie 48 Stunden vergeblich auf die Rettung ihrer Angehörigen gewartet hatte, sagte sie: „Wenn meinem Mann etwas passiert ist, verliere ich auch meine Kinder!“ Leider sollte sich ihre furchtbare Ahnung zum Teil erfüllen. „Ihre übermenschliche Leistung galt nur mehr der Bergung einer Toten. Von links nach rechts: der Gendarmeriebeamte Berger, Dr. Steinwender aus Mauthen und der umsichtige Leiter der Rettungsgruppe, Gend.-Bergführer Strobl“, heißt es zu diesem Pressefoto. Aus den Gendarmerie-Tourenbuch von Hans Strobl: Originalbericht über die Bergung der Leichen von Dipl.-Ing. Johann Strobel und seiner Tochter Barbara. 69 „Statt dessen brachten ihre geliebten Berge den bitteren Tod“ Zweifache Bergsteiger-Begräbnisfeier in Mauthen Die Tageszeitung „Der Neue Tag“ in der Oberpfalz, der Heimat der Familie Strobel, berichtete am 29. August in Text und Bild über die Beisetzung der an der Seewarte tödlich verunglückten Johann und Barbara Strobel, deren Grabstätte sich auf dem Friedhof in Mauthen befindet. Samstag, den 24. August, hüllten sich die „Karnischen“ zu dem Geschehen unten im Tal in Wolkentrauer. Es schwand der letzte Sonnenstrahl über einem Doppelgrab in der „Bergsteigerecke“ unseres Gottesackers, in das zwei Särge mit den Überresten zweier lieber Menschen, Freunde unserer Bergwelt, versenkt wurden. Es waren dies die in der vergangenen Woche auf der Seewarte im Wolayergebiet abgestürzten Touristen, der 58jährige Dipl.-Ing. Johann Strobel aus Weiden in der Oberpfalz und dessen Tochter Barbara Strobel. Eine überaus zahlreiche Trauergemeinde – Ortsansässige und Sommergäste – vereinte sich vor der Friedhofskapelle, wo die zwei Toten von selten viel Blumen und Kränzen aufgebahrt waren. Weihevolle Stille herrschte über der vorherbstlichen Alpenlandschaft. Ergriffen horchten die Versammelten den frommen Worten des Pastors Wirnsberger, Treßdorf, der aus Psalmen und der Heiligen Schrift die Kraft und den Trost des Glaubens der so schwer getroffenen Familie in warmen, überzeugenden Gebeten und Worten zukommen ließ. Den letzten Gang durch den blumengeschmückten Ortsfriedhof eröffneten die Kranz- und Blumenträger. Ihnen folgte der Männergesangverein, die Bergwache, der freiwillige Bergrettungsdienst, der Alpenverein, Formationen der Gendarmerie, der Zollwache und die Gemeindevertretung. Vor den Särgen schritt der evangelische Pfarrherr. Auf den Schultern der Bergrettungsmänner und Gendarmen – jener wetterfesten Männer, welche die Bergung der Leichen vollzogen hatten – schwebten die Särge, denen die Angehörigen folgten und denen sich schließlich das ganze Volk anschloss. Auch droben bei der ersten Kehre der Plöckenstraße war eine zahlreiche Menschenmenge versammelt. Bei den Gräbern angelangt, betete und sprach der Seelsorger abermals, er sagte: „Hier, vor dieser Grabstätte, reichen Menschenwerte nicht aus. In dieser schmerzvollen Stunde soll kein Dichter und kein Philosoph zu Worte kommen. Vor diesem katastrophalen Leid, das eine noch vor einer Woche ahnungslose Familie so erbarmungslos aus heiterem Himmel traf, können nur Gottes Worte bestehen. Gott allein hat das Wort. Er spricht für uns aus der Heiligen Schrift – Gott ist mein Heil, er lässt mich nicht zu schanden werden. Menschlich gesehen ist diese Familie vor der Welt zu schanden gekommen. Kann sie noch sagen: Gott ist mein Heil? Wo doch dieser Gott so hart gegen sie war und sich nun in der Dunkelheit ihres Erdenweges verbarg. Und doch lebt einer, ein Großer, der einst über unsere Erde ging, der ebenso von sich hätte sagen können, er wäre vor der Welt zu schanden geworden: Jesus Christus! Und doch sind es gerade unsere dunkelsten Stunden, die Prüfungen Gottes, von denen die weitere Entscheidung und Entwicklung unseres Glaubens abhängt, wo man sich entschließen muss, das Leben mit Gott oder ohne Gott weiterzuleben.“ Voll inniger Teilnahme sprach er zur Familie, immer tröstlich den Weg weisend für Christus, der Richtung und Ziel bleiben möge. Nach diesen überzeugenden Priesterworten 70 Der Trauerzug erreicht den Friedhof in Mauthen, oben links die Plöckenstraße. Beerdigung von Johann und Barbara Strobel am 24. August 1957 auf dem Ortsfriedhof in Mauthen. streifte Gemeinderat Lenzhofer das bittere Geschehen. Erholungsbedürftig, bergluftdurstig kam die Familie aus einer Industriestadt in unser Gailtal, hoffend, für das neue Arbeitsjahr gestärkt und erfrischt die Heimreise antreten zu können. Statt dessen brachten ihre geliebten Berge den bitteren Tod. Obenan stand die Sektion „Austria“ des Österr. Alpenvereins in der würdigen Gestalt ihres Nestors Dr. Heinrich Koban vor dem offenen Grab. Selbst ein bekannter Alpinist, auf dem Rock das goldene Edelweiß tragend, schilderte er den Aufstieg bis zum Absturz der Unglücklichen. Er dementierte energisch die Gerüchte einer mangelhaften Bergausbildung, dass Dipl.-Ing. Strobel ein sehr gewandter Kletterer war, der auch für die notwendige alpine Ausrüstung für sich und seine Kinder sorgte. Doch scheint er sich verstiegen zu haben und auf dem Rückweg, den er einschlagen musste, durch einen abgetretenen Stein den Halt verloren und so in die Tiefe gestürzt zu sein. Seine Tochter bemühte sich ohne fremde Hilfe zum Vater zu eilen, war aber durch den Schmerz so überwältigt, dass auch sie nicht mehr die Kraft hatte, den Abstieg zu beenden, und so folgte sie ihrem Vater in den Tod. Dem Sohn Waldemar allein gelang es, sein Leben zu retten, wenngleich auch er verletzt und total ermattet die Helfer aus Bergnot erwartete. Die beiden Särge wurden von Gendarmerie-, Zoll- und Bergrettungsmännern getragen. Es waren Abordnungen der Gendarmerie und des Zolls von Mauthen, der Bergrettungsdienst und, besonders hervorzuheben, die aktive Teilnahme des hiesigen Arztes Dr. Steinwender. Nicht die eigene Gesundheit, noch die Gefahren des Wetters in den Felsen fürchtend, bargen sie mit Wagemut und kühnen Leistungen die beiden jüngsten Opfer unserer Berge. Anschließend entbot für den Bergrettungsdienst, die Angehörigen der Gendarmerie und des Zolls Patrouillenleiter Gendarmeriebergführer Strobl, Mauthen, den letzten Gruß mit einem Kranz, bestehend aus Edelweiß und Almrausch. Mit einem Aufblick zu Gott und einer Schaufel Heimaterde hinein ins Grab beendete der Priester diese eindrucksvolle und wohl auch selten stattgefundene Begräbnisfeier dieser Art auf unserem Friedhof. 71 Nach der Trauerfeier wurden alle Helfer zu einer Jause im „Lamprechthof“ eingeladen. Bei dieser Gelegenheit sprach Witwe Strobel namens der Familie allen den persönlichen Dank aus. Dieser galt vor allem der alpinen Einsatzgruppe des Gendarmeriepostens Mauthen, welche unter Leitung der Patrouillenleiter Hans Strobl und Rudolf Berger gestanden sind, dem Bergrettungsdienst mit Dr. Steinwender und der Zollwache mit Zollwach-Oberleutnant Mörtl und Kerle, der Feuerwehr und sonstigen Trägern, welche die Toten von der Pichlhütte bis zum Kreuztrattenfriedhof getragen hatten, dem Revierinspektor Jarnig, dem Bürgermeister Ing. Wald und der Gemeindevertretung. Zu den Helden gehörten auch die Finanzieri auf italienischer Seite und sonstige zuständigen Stellen jenseits der Grenze, die sich ebenfalls mühten, ihre Pflicht zu tun. Die Witwe selbst war Zeugin bei der Bergung der Toten und betonte, dass unter unvorstellbaren Bedingungen diese durchgeführt werden musste. Alle Beteiligten hatten Übermenschliches geleistet. Tiefst beeindruckt hat die Familie die rührende Teilnahme, welche seitens der Heimischen und Fremden bekundet wurde. Die Familie Strobel will aus Dankbarkeit auch in Deutschland über den Heldenmut und die Hilfsbereitschaft, die ihr seitens der Bewohner des Gailtales in schwerster Stunde zuteil geworden ist, stets eingedenk sein und diese bei jeder sich bietenden Gelegenheit bekunden. Die Familie, welche bereits die Heimreise angetreten hat, möge versichert sein, dass diese ihre Grabstätte für uns alle eine Stätte wehmütiger Erinnerung bleiben wird. Das Grab von Johann und Barbara Strobel auf dem Friedhof in Mauthen in heutiger Zeit. Gedenkfeier am Wolayersee: an der italienischen Zollhütte. Der Gendarm vorne links ist Hans Strobl. Gedenkfeier für Dipl. Ing. Johann Strobel Vorne rechts und unten auf den Foto links Gertrud Strobel, oben rechts neben ihr Sohn Waldemar, der die Tragödie an der Seewarte überlebte. Ein Jahr nach dem Tod von Dipl. Ing. Johann Strobel und seiner Tochter Barabara kommt es zu einer Gedenkfeier am Wolayersee. Hans Strobl notiert in seinem Tourenbuch: 18. 8. 1958, 11.00 h – 19. 8. 1958, 17.00 h: Plöckenpass – Ed. Pichlhütte. Am Abend kleine Feierlichkeit aus Anlass des Jahrestages, an dem Ing. Johann Strobel und seine Tochter Barbara auf der Seewarte abgestürzt sind. Frau Gertrud Strobel und Sohn Waldemar waren zu dieser kleinen Feier aus Weiden/Oberpfalz erschienen. Am folgenden Tag wieder Abstieg nach Mauthen. 72 1958 Der Weiße Tod ist stärker Am 12. Mai erleidet Hubert Obernosterer beim Valentinrennen einen Beinbruch und wird mit dem Akja von zwei Gendarmeriebeamten und zwei BRD-Leuten abtransportiert. __________ Lawinenunglück bei Liesing fordert ein Todesopfer Am 29. Juni verunglückt die Studentin Gisela Mosig aus Köln bei einer botanischen Exkursion am Wolayersee und zieht sich eine Absplitterung am Knöchel zu. Sie wird mit der Gebirgstrage von Gendarmeriebeamten und zwei Bergrettungsmännern zur Kreuztratte transportiert. __________ Drei Wiener Touristen, Johann Wolf senior und junior sowie Michael Ernst, versteigen sich am 7. August in der Rauchkofel-Ostwand, da Nebel eingefallen ist und sie nicht mehr weiterkommen. Sie verwenden das alpine Notsignal und werden gehört. Die Ortsstelle der Bergrettung wird verständigt. Zwei Gendarmeriebeamte und zwei Bergretter steigen noch in der Nacht zu ihnen auf und begleiten die Touristen bei Tagesanbruch unverletzt zur Valentinalm. __________ Am 31.Oktober stirbt Ortsstellenleiter Hans Strobl völlig unerwartet an Kinderlähmung im Krankenhaus Klagenfurt. Herbert Zojer übernimmt zunächst interimsmäßig die Ortsstelle bis zur Neuwahl. __________ Am 30. Dezember wird Zojer dann bei der ordentlichen Jahreshauptversammlung mit 14 von 17 Stimmen zum neuen Ortsstellenleiter gewählt. 18 Bergrettungsmänner sind anwesend (7 „Lawineneinsatz im Milnezengraben, Gde. Liesing, der Einsatzgruppe V“, vermerkt Hans Strobl am 17. Januar 1958 in seinem Gendarmerie-Tourenbuch. Der Einsatz, bei dem ein Todesopfer zu beklagen ist, dauert laut Strobls Eintragung vom 17. Januar, 13 Uhr, bis 18. Januar, 1.30 Uhr. Ein eingeklebter Pressebericht vom 18. Januar 1958 gibt Auskunft über das Unglück: Das tragische Lawinenunglück bei Liesing im Lesachtal, das ein Todesopfer forderte, hat im ganzen Gail- und Lesachtal und darüber hinaus in ganz Kärnten Anteilnahme und Entsetzen erweckt. Obwohl alles unternommen wurde, um die Verschütteten schnell zu bergen und die Helfer mit Opfermut und unter Einsatz des eigenen Lebens in beispielhaft kurzer Zeit zur Stelle waren, konnte der Kampf gegen den Tod doch nicht gewonnen werden. Alle menschliche Einsatzbereitschaft und Aufopferung war vergebens. Die erste Suchmannschaft, die unter der Leitung des stellvertretenden Gendarmerie-Bezirkskommandanten von Hermagor, Bezirksinspektor Vorderegger, stand und sechs Gendarmen sowie sieben Zollwachbeamten der Dienststellen Liesing, Birnbaum und Maria Luggau umfasste, stieg am Freitag schon um 13.15 Uhr von Klebas nach der so genannten Milnezen auf, wo sich das Unglück ereignet hatte. Dort war ostwärts des Milnezengrabens vom westseitigen Hang des so genannten Jochs eine 150 Meter breite und über 300 Meter lange Schneefläche abgerutscht. Die Schneemassen waren dann in einem schmalen Graben zusammengeflossen und hatten tief unten den Milnezengraben in einer Länge von 1500 Metern und einer Tiefe bis zu zehn Metern angefüllt. Im oberen Teil des Weges, den die Lawine zurückgelegt hatte, lagen drei Heufuhren , und loses Heu war weithin über den Schnee verstreut. Da keinerlei Anhaltspunkte dafür vorlagen, wo man nach dem abgängigen Chrysanth Strieder suchen sollte, wurde die Suche ungefähr in der Lawinenmitte nach abwärts begonnen. Fast unmittelbar an der Stelle, wo der Lawinenhund „Dolf“ vom prov. Zollwachrevisor Spatnik aus Luggau angesetzt wurde, begann er auch schon zu graben, weshalb von einem Teil der Suchmannschaft dort ein breiter Schacht in die Tiefe gegraben wurde. Währenddessen begann der Hund 20 Meter unterhalb dieser Stelle ein zweites Loch zu scharren, und dort legten die Männer bereits in einer Tiefe von einem Meter das linke Knie des verschütteten Buben frei. Vom Ansetzen des Hundes bis zur Auffindung waren auf diese Weise kaum zehn Minuten vergangen. Der verunglückte Chrysanth Strieder aus Obergail lag mit dem Kopf nach abwärts auf dem Rücken. Da der Körper noch warm war, wurden sofort Wiederbelebungsversuche unternommen, die aber erfolglos blieben. Kurz darauf traf auch die alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie aus Mauthen ein. Mit ihr war auch der Arzt Dr. Steinwender aus Mauthen aufgestiegen, der schon des öfteren bei Bergunfällen Hilfe an Ort und Stelle geleistet hatte. Die Einsatzgruppe brauchte nicht mehr in Aktion zu treten, da inzwischen eine Umfrage ergeben hatte, dass von den Heuziehern niemand mehr vermisst wurde. Dr. Steinwender stellte an dem verunglückten Buben einen Halswirbelbruch und einen Schädelbasisbruch fest, so dass der Bedauernswerte sofort tot gewesen sein muss. Botanische Exkursion mit Folgen Eine 27-jährige Studentin aus Köln verunglückt am Wolayersee Mit einer relativ leichten Verletzung, einer Knöchelabsplitterung, kommt eine 27-jährige Studentin aus Köln bei einer botanischen Exkursion im Sommer 1958 am Wolayersee davon. Zwei Tage später wird sie von einer Rettungsmannschaft geborgen, nach Kötschach gebracht und kann anschließend mit ihrer Reisegruppe den Heimweg antreten. Der am 2. Juli 1958 verfasste Unfallbericht der Bergrettung Kötschach-Mauthen fasst die Ereignisse zusammen: 73 Gendarmeriebeamte, 11 private Bergretter, davon ist einer nicht stimmberechtigt). Der Vereinsvorstand schaut wie folgt aus: Ortsstellenleiter Zojer Herbert, Stellvertreter Norbert Steindl, Kassier Herbert Zojer, Technischer Leiter Heini Heinricher, Gerätewart Josef Hassler, Schriftführer Alois Traar. Eine 32 Personen starke Gruppe von Studenten der Universität Köln unternahm am 29. Juni 1958 unter Leitung von Professor Josef Straub eine botanische Exkursion in das WolayerseeGebiet, wo sie in der Eduard-Pichl-Hütte untergebracht war. Gegen 20.00 Uhr desselben Tages ist ein Teil dieser Personengruppe vom Fuße des Seekopfes über ein Schneefeld zur EduardPichl-Hütte abgestiegen. Die Studentin Gisela Mosig ist während dieses Abstiegs im Schnee ausgeglitten und rutsche etwa sechs Meter über den Steilhang ab. Dabei stieß sie mit dem rechten Fuß gegen einen aus dem Schnee ragenden Felsblock und zog sich eine Knöchelabsplitterung zu. Die Verletzte wurde von dem zur Unfallstelle gerufenen Hüttenwirt, Bergrettungsmann Siegfried Trutschnig, unter Mithilfe einiger Studienkameraden kurze Zeit nach dem Unfall zur Eduard-PichlHütte gebracht. Am 30. Juni 1958, um 11.00 Uhr, erstattete die Gastwirtin Aurelia Gressel vom Plöckenhaus über Ersuchen zweier Studenten, die von der Eduard-Pichl-Hütte kamen, telephonisch dem Gend.-Posten Mauthen die Anzeige über den Bergunfall. Um 13.00 Uhr fuhr vom Gend.Posten Mauthen die Rettungsmannschaft, Ray.-Insp. Hans Strobl, Erich Strasser und Bergrettungsmann Rudolf Hecher mit dem Rettungsgerät im Postkraftwagen zur Kreuztratte. Um 18.15 Uhr traf diese Mannschaft bei der Eduard-Pichl-Hütte ein. Herbert Zojer 1955. __________ In seinem Jahresbericht listet Herbert Zojer die Ausrüstungsgegenstände auf, die die Ortsstelle Kötschach-Mauthen 1958 von der Landesleitung zur Verfügung gestellt bekommen hat: am 1. März 5 Stück KletterReepschnüre, 8 mm, 3,60 m – am 26. August 2 Steinschlaghelme – am 20. September 1 Akja – am 12. Dezember 15 Stück Wachshohlfackeln. „Diese Gegenstände wurden in die Inventarliste der Ortsstelle aufgenommen.“ Die Verletzte wurde am 1. Juli vormittags von der entsandten Rettungsmannschaft unter Mithilfe einiger Studenten der Exkursion mittels Gebirgstrage von der Eduard-Pichl-Hütte zur Kreuztratte gebracht. Dabei musste auf einer Wegstrecke von 8,2 km ein Höhenunterschied von 170 m ansteigendem und 1128 m abfallendem Gelände zurückgelegt werden. Von der Kreuztratte wurde Gisela Mosig mit dem Autobus ihrer Studentengruppe nach Kötschach zu Dr. Hannes Diexer gebracht, welcher erste ärztliche Hilfe leistete. Gisela Mosig hat darauf am 2. Juli 1958 mit ihren übrigen Reisegefährten die Heimreise mittels eigenem Reiseautobus vom Plöckenhaus aus angetreten. Fremdes Verschulden an diesem Unfall konnte nicht festgestellt werden. Herbert Zojer (links) und Hans Strobl 1955 auf der Seewarte. 74 1. Juli 1958: Abmarsch von der Eduard Pichlhütte mit der verletzten Studentin Gisela Mosig in der Rettungstrage. Zur Person: Lebensbilder: Herbert Zojer Herbert Zojer Geboren 3. März 1932, Beruf: Holz- und Kohlenhändler, Tankstelleninhaber. Ortsstellenleiter von 1958 bis 1962; Kassier von 1954 bis 1962; Eintritt in den Bergrettungsdienst am 27. April 1953. Herbert Zojer und Hans Strobl während einer Tour am 24./25. Juni 1956 zunächst zur Eduard Pichlhütte, wo beide übernachteten, und am nächsten Tag ins Eiskar, wo diese drei Bilder entstanden. Zojer maturierte 1951 an der Realschule in Klagenfurt. In seiner Studienzeit spielte er aktiv Meisterschaft in einer Handballmannschaft. 1954 machte er den ersten Sommerausbildungskurs auf der Karlsbaderhütte, zusammen mit Osttiroler Bergrettern, Kursleiter war Egger Toni. Den Winterkurs absolvierte Zojer im Jahr 1959. Sein Vater verstarb im Jahre 1956, und er musste früh – zusammen mit seiner Mutter – den Betrieb zu Hause übernehmen. Da er im Betrieb sehr stark eingespannt war, blieb sehr wenig Zeit zur Ausübung der Ortsstellenleiterfunktion, worauf er Hellmuth May animierte, die Ortsstelle zu übernehmen. 75 Hans Strobl (links) und Herbert Zojer 1955 bei der Eduard Pichlhütte. Mai 1955: Herbert Zojer (2. v. l.) und Hans Strobl (rechts) am Valentintörl. Foto aus Strobls Gendarmerie-Tourenbuch. 76 Die Tragödie an der Carla Maria Der tödliche Absturz der BR-Männer Heini Heinricher und Hermann „Leti“ Lederer 1959 Am Sonntag, den 30. August, stürzen Heini Heinricher und Hermann „Leti“ Lederer, beide Bergretter der ÖBRDOrtsstelle KötschachMauthen, tödlich ab. Sie wollten die „Carla Maria“ besteigen, einen Turm an der Südseite der Seewarte. Der 32-jährige Heini und der 18-jährige Hermann steigen in die Südwand der Carla Maria auf jenem Weg ein, den Heini schon zehn Jahre zuvor mit Toni Egger begangen hatte. Beide werden am Montag am Fuße der Wand, noch mit dem Seil verbunden, tot aufgefunden. Wie das Unglück geschah, wurde nie mit Sicherheit geklärt. Jener Sonntag, der 30. August 1959, bleibt unvergessen in der Geschichte der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen. Zwei ihrer Mitglieder, Heini Heinricher und Hermann „Leti“ Lederer, stürzten an diesem Tag an der Carla Maria, einem Turm auf der Südseite der Seewarte am Wolayersee, in den Tod. Ortsstellenleiter Herbert Zojer schreibt damals folgenden Bericht der Tragödie und schickt ihn an die Landesleitung der Bergrettung nach Klagenfurt. Hermann „Leti“ Lederer (links) und Heini Heinricher. Heini Heinricher und Hermann Lederer fuhren am Sonntag um 6.00 Uhr morgens mit der Maschine zur Unteren Valentinalpe, um eine Klettertour beim Wolayersee zu unternehmen. Um halb zehn trafen beide bei der Eduard-Pichl-Hütte ein, und nach halbstündiger Rast brachen beide auf. Dem Hüttenwirt und BR-Mann Siegfried Trutschnig sagte Heini, dass sie die Durchkletterung der ungefähr 250 m hohen Carla Maria, einem Turm auf der Südseite der Seewarte, zehn Minu- Heinricher ist so seinem Freund Toni Egger gefolgt, der im Februar 1959 beim Abstieg nach der ersten Gipfelbesteigung des 3128 m hohen Cerro Torre, der vielfach als der schwierigste Berg der Welt bezeichnet wurde (Eggers Kletterpartner war Cesare Maestri), von einer Eislawine in den Tod gerissen wurde. Heinricher und Lederer können erst nach drei Tagen Wartezeit wegen der Beschaffung von Leichenpässen aus Udine über den Wolayerpass und das Valentintörl nach Mauthen gebracht werden. Einsatzleiter auf Seiten der italienischen Bergrettung ist Duilio Samassa, der sich sehr dafür einsetzt, dass die beiden Abgestürzten direkt nach Österreich transportiert werden. Im Tod mit dem Seil verbunden: Heini Heinricher (vorne) und Hermann Lederer am Fuße der Carla Maria, wie die Bergretter ihre Leichen vorfanden. 77 ten von der österr.-ital. Grenze entfernt, machen wollten, und er sie nach ungefähr sechs Stunden zurück erwarten könnte. nur mit der Taschenlampe etwas sehen, begab sich Siegfried Trutschnig mit zwei anwesenden Bergsteigern aus Kötschach, Herbert Wassermann jun. und Arnold Ortner, an die von Heini genannte Wandroute. Der Weg führte sie an der Antoniohütte vorbei, und in der Annahme, Heini und Hermann könnten hier schon anwesend sein, fragt Siegi hier nach den beiden. Sie waren aber nicht anwesend. Heini hat diese Tour mit Toni Egger im Herbst 1955 als Erstbesteigung durchgeführt. Sie wurde von beiden als Schwierigkeitsgrad VI bezeichnet. Sie hatten damals sechs Stunden benötigt. Das Wetter war an diesem Sonntag unbeständig, und in den Nachmittagsstunden gab es ein regelrechtes Unwetter. Inzwischen war es beinahe stockdunkel geworden, und die mitgenommenen Lampen konnten die Finsternis kaum mehr wenige Meter durchleuchten. Jedes Rufen blieb unbeantwortet, und so mussten die Suchenden mit der traurigen Gewissheit, es sei Heini und Hermann etwas zugestoßen, zur Hütte zurückkehren, zumal Heini beim Weggehen von der Pichlhütte um 10.00 Uhr vormittags zu Siegi gesagt hatte, dass, wenn sie nach sieben Stunden nicht zurück seien, etwas passiert sein könnte. Um 17.00 Uhr nachmittags, es regnete immer noch in Strömen, Nebel lag bis zum Boden, und man konnte draußen Der Morgen war kaum angebrochen, es war 5.00 Uhr am Montag, den 31. August 1959, waren die bereits genannten Leute wieder unterwegs, und um halb sechs Uhr konnten diese Heini und Hermann, mit einem Seil miteinander verbunden, am Fuße der Carla Maria tot auffinden. Die Verletzungen waren derart, dass der Tod sofort eingetreten sein musste. Siegi versuchte mit den anderen die Leichen über die Grenze zu bringen, was nicht mehr möglich war, da die Italiener aufmerksam gemacht worden waren, und mit vorgehaltenen Gewehren wurden sie daran gehindert. Die beiden Toten konnten daher vorläufig nur in einer Kaverne untergebracht werden. Aus der Gendarmerie-Chronik von Kötschach-Mauthen: Der Original-Bericht über den Absturz von Heini Heinricher und Hermann Lederer. 78 Es wurden die Behörden in Collina (Gemeinde Forni Avoltri) verständigt, welche die Verantwortung für die Genehmigung des Abtransportes nicht übernehmen konnten. Die Rücksprache von dort in Tolmezzo war vergebens, weil man dort eine ähnliche Haltung einnahm, und es musste auf Bescheid der Präfektur in Tolmezzo ein Mann der Bergrettungsmannschaft (Rudi Köfmüller/Zoll) nach Udine fahren und dort die notwendigen Papiere holen, ohne die der Abtransport nicht erlaubt wurde. So kam es, dass der Abtransport erst am Dienstag, dem 1. September 1959 um 17.00 Uhr nach Eintreffen von Köfmüller möglich war. Über die Absturzursache kann man wohl nur Vermutungen aussprechen. Jedenfalls mussten Heini und Hermann schon in Gipfelnähe gewesen sein, da beide durch das Seil am Fuße der Wand noch miteinander verbunden waren, ohne dass etwa ein ausgebrochener Haken daran gefunden wurde und die Armbanduhren der beiden als vermeintliche Absturzzeit sieben Minuten nach 17.00 Uhr zeigten, was ja eigentlich schon sehr spät ist, da Heini schon nach sechs Stunden zurück sein wollte. Das Kletterseil (Perlon) gehörte der Ortsstelle und kann nicht mehr verwendet werden, da schadhaft. Mit zerschmettertem Körper blieb Heini Heinricher tödlich verletzt im Geröll am Fuße der Seewarte liegen. Beim Abtransport mit der Gebirgstrage wurden die Radachsen derart verbogen, dass diese nicht mehr verwendet werden können. Die Ortsstelle ersucht die Landesleitung zwei Radachsen zu besorgen, damit die Geräte in Ordnung gebracht werden können. Eine Gebirgstrage gehört auf die Eduard-PichlHütte, und es ist eine Trage mit Blechbespannung und Trommelbremse. einer der besten Skifahrer und Bergsteiger. Als Skiläufer war er 1954 Kärntner Meister im Abfahrtslauf. In den Jahren von 1948 bis 1952 war er der Arbeitskamerad von Toni Egger, und beide haben schon während dieser Zeit schwierigste Bergfahrten durchgeführt. So der Original-Bericht der damaligen Ereignisse. Acht Monate später hat das tragische Ereignis vom 30. August 1959 noch ein Nachspiel, in dem es offenkundig um die versicherungstechnische Abwicklung (Bergungskosten) über den Alpenverein geht. Ortsstellenleiter Herbert Zojer beantwortet am 29. April 1960 einen Brief des Verwaltungsausschusses des Österreichischen Alpenvereins mit Sitz in Innsbruck vom 15. März 1960 an Dr. E. Angerer, in dem er Heini Heinricher und Hermann Lederer als erfahrene Kletterer würdigt. Beide arbeiteten als Holzfäller und gingen dann gemeinsam als Träger zur Vermessung , um sich als spätere Bergführer vorzubereiten. Während Toni Egger tatsächlich Bergführer wurde, übte Heinricher seinen erlernten Beruf als Motorenschlosser von neuem bis zu seinem Tode aus. Trotzdem trafen sich beide immer wieder bei Bergfahrten des V. und VI. Grades und haben in den Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen außer den schwierigsten Touren einige Erstbesteigungen gemacht. Sehr geehrter Herr Doktor! Ihre Anfrage wegen des Begleiters von Hermann Lederer möchte ich nachfolgend beantworten. Nennen möchte ich hier z. B. die direkte Erstbesteigung des Kellerwandturmes (= Egger-Heinricherweg/VI.), welche 1957 in den Austria-Nachrichten beschrieben wird, oder die Heini Heinricher, geb. 7. XI. 1927, Hötting bei Innsbruck, war seit 9. I. 1948 Bergrettungsmann. In Kärnten galt er als 79 Erstbesteigung der Carla Maria, ein Turm der Seewarte beim Wolayersee, im Jahre 1954 (VI.). Ich hoffe, hiermit beweisen zu können, dass der noch nicht 18 Jahre alte Hermann Lederer wohl tatsächlich unter entsprechender Führung diese Tour auf die Carla Maria, wo am 30. VIII. 1959 der Absturz erfolgte, gemacht hat. Obwohl Lederer noch nicht 18 Jahre alt gewesen ist, hat er schon schwierigste Bergfahrten durchgeführt, u. a. eine Erstbegehung im Hochweißsteingebiet (14 Tage vor dem tödlichen Absturz). Die Ihnen vorgelegte Bergungskostenrechnung von S 1427,gilt für den Bergungseinsatz beim Wolayersee, wobei selbstverständlich beide Verunglückten gleichzeitig abtransportiert wurden. Den Verwaltungsausschuss ersuche ich, den Betrag von S 1427,- der Ortsstelle Kötschach-Mauthen zukommen zu lassen, zumal die Ortsstelle ja keine besondere Einnahme hat und ein Perlonseil, 40 m, welches von den beiden benützt, aber nicht mehr verwendbar ist, neu angeschafft werden muss. Hier stürzten Heinricher und Lederer in den Tod: die Seewarte, wo beide die Carla Maria erklimmen wollten. Die sterblichen Überreste der beiden Verunglückten werden vom Fuße des Berges abtransportiert. Als die tödlich Verunglückten geborgen sind, tragen Bergretter und Alpingendarme die Leichen über den Wolayerpass zum Wolayersee. 80 Das Begräbnis von Hermann Lederer (Sarg vorne) und Heini Heinricher (hinten) in Mauthen fand unter großer Anteilnahme der Mitmenschen beider Verunglückter statt. 81 Am offenen Grab von Hermann „Leti“ Lederer. Das Gedenkkreuz am Valentintörl: „Zum Gedenken an die Bergrettungsmänner H. Heinricher und H. Lederer, 30.8.1959.“ Später, 1966 und 1980 kamen die Namen der verunglückten Bergrettungsmänner Hans Golser (1966) und Herbert Wassermann (1980) hinzu (links außen). Die Gräber von Heini Heinricher (rechts und unten links) und Hermann Lederer (unten rechts heute. 82 Grete Heinricher bedankt sich bei der Bergrettung Heini Heinrichers Mutter Grete schreibt im September 1959 folgenden Dankesbrief „an den Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen, zu Händen Herrn H. Zojer“: „Lieber Herr Zojer! Es ist mir nicht möglich, jedem einzelnen der Bergrettungsmänner, die sich an der Bergung meines armen Sohnes beteiligt haben, zu danken. – Sie alle haben ihm in selbstloser Hilfsbereitschaft und treuer Kameradschaft die letzten Dienste erwiesen u. damit die echte Verbundenheit gezeigt, die alle Bergfreunde eint und die bei diesem tragischen Anlass in besonderer Weise zum Ausdruck kam. – Bitte, lieber Herr Zojer, sagen Sie bei Ihrer nächsten Zusammenkunft mit den Männern des BRD allen meinen aufrichtigen, von Herzen kommenden Dank, auch im Namen aller übrigen Angehörigen. Grete Heinricher“ Spurensuche – Heini Heinricher . . . . . . dessen Herz nicht tot ist, sondern brennt Von Prim. Dr. Reinhard Lenzhofer und Lois Ortner Im November 1997 wäre Heini Heinricher 70 Jahre alt geworden. Reinhard Lenzhofer und Lois Ortner begaben sich damals, 38 Jahre nach Heinrichers Tod und Monate vor dessen 70. Geburtstag (7. November 1997) auf „Spurensuche“, um ein Porträt über Heinricher zu schreiben und so an ihn zu erinnern. Aus einem Brief Lenzhofers an Ortner während der Recherche über Henricher vom 14. Januar 1991: „Lieber Lois! Vielen Dank für das interessante Material. Wenn man das Tourenbuch von Toni Egger liest, fühlt man förmlich, wie diese tollen Burschen all ihre Energien mangels beruflicher Möglichkeiten in die geliebten Berge „steckten“. Welch eine Zeit muss das gewesen sein!? Obwohl dieses Tourenbuch wahrscheinlich die wichtigsten gemeinsamen Unternehmungen von Heini und Toni umfasst (es sind doch die bedeutend- 1949 in der Eduard-Pichl-Hütte: Hüttenwirt Brandstätter (vorne mit Hut), seine Frau, Heini Heinricher (rechts daneben mit Strohhalm) und sein Freund und Weggefährte Toni Egger (weißes Hemd). 83 sten Erstbesteigungen im Wolayerseegebiet enthalten), fehlen die letzten Jahre bis 1959. Leider waren auch in den mir von Frau Heinricher übergebenen Briefen und Zeitungsausschnitten nicht allzu viel neue Dinge dabei. Momentan kann ich Dir nicht viel zur Verfügung stellen, möchte dir aber zwei Zeitungsausschnitte und auch zwei Briefe in Kopie übermitteln. Der Brief Toni Eggers an Heini aus dem Jahre 1958 zeigt wohl, dass die beiden zu dieser Zeit nicht mehr so viel zusammensteckten, wie dies noch in den frühen 50-er Jahren 1948 in der Eduard-Pichl-Hütte: Toni Egger (von links), ein italienischer Finanzieri, Hüttenwirt der Fall war. Sie müssen aber Brandstätter, italienischer Finanzieri und Heini Heinricher. eine tiefe Freundschaft füreinander empfunden haben, die nicht nur eine Zweckbekannt- zeigt, wie kühn und hervorragend diese Erstbesteigung war.“ – schaft war, die sich ausschließlich auf die bergsteigerischen Lenzhofer verfasste dann unter anderem nach den von Ortner Qualitäten bezog. Der andere Brief wurde offenbar nach der erhaltenen Unterlagen und in Absprache und Zusammenarbeit Erstbesteigung der Nordwand des Roten Turms verfaßt und mit ihm das folgende Porträt über Heini Heinricher. Winterberge wir haben euch ins Glück gestellt. Die Sonne füllt die Bergesräume mit ihrem Glanz und ihrer Glut versunken in das Reich der Träume verschwenden wir das Stundengut. Wir denken wohl an zarte Frauen die wie der Sonnenglanz im Schnee so strahlend schön sind anzuschauen und leise rührt an uns das Weh. Wir neigen uns zur Erde nieder und gleiten sanft wie schnell dahin im Spiele der beherrschten Glieder erhält das Leben wieder Sinn. Hier in den weißen Winterbergen die so erhaben sind und rein läßt sich so leicht ein Leid verbergen und in der Stille glücklich sein. Die Skier gleichen Zauberstäben wir schnallen an und sind befreit und schreiten aus dem engen Leben in eine Welt so weiß und weit. Die Täler bleiben in den Tiefen der Himmel weitet sich zur Welt es ist als ob die Götter riefen seine Ausbildung als Flugzeugmotorenschlosser erhielt, war 1945 einer jener „Heimkehrer“, die ohne Perspektive nach Mauthen zurückkehrten Dieses handgeschriebene Gedicht habe ich bei den spärlichen Unterlagen, die von Heini Heinricher übriggeblieben sind, gefunden. Es ist nicht sicher festzustellen, wann er, der „Löwe vom Obergailtal“, wie er wegen seiner langen Haartracht genannt wurde, diese Zeilen geschrieben hat – es ist auch belanglos. Sicher ist nur, dass solche Gedanken und Gefühle nur von einem Menschen verfasst werden können, dessen Herz nicht tot ist, sondern brennt und dessen Seele nach einer Welt sucht, die dem Leben einen Sinn zu geben vermag. Die ersten Jahre nach dem Krieg waren hart. Heini wohnte gemeinsam mit seinen zwei Brüdern Hansjörg und Wolfgang, der Pilot war, in den 1970er Jahren den Flughafen Klagenfurt leitete und bis zu seinem Tod als Pilot bei der Firma Troger in Lienz arbeitete, bei seiner Mutter, die eine bekannte und allseits geschätzte Lehrerin war. Sie starb im Jahrte 1989 im Alter von 95 Jahren in Mauthen. Der älteste Bruder Georg war bereits im Krieg gefallen. Der zweite Weltkrieg war vorbei, und mit ihm sind viele Ideale und Hoffnungen Tausender junger Menschen gestorben, an die sie bis zuletzt geglaubt haben. Danach kam die bittere Ernüchterung mit all ihren sichtbaren Auswirkungen, wie Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit und wenig Aussicht auf baldige Besserung. Heini Heinricher, der am 7. November 1927 in Hötting bei Innsbruck geboren wurde, seine Jugendzeit in Mauthen verbrachte, mit 17 Jahren zur Deutschen Wehrmacht einrückte, noch während des Krieges bei den Junkerswerken Von einer festen Beschäftigung mit aussichtsreicher beruflichen Entwicklung konnte Heini nur träumen. Er nahm Gelegenheitsarbeiten an; so war er gemeinsam mit Toni Egger, Flor Stotter und Andreas Müllmann bei Holzschlägerungsarbeiten im Gail- und Lesachtal sowie in Osttirol beschäftigt. Toni Egger dürfte die treibende Kraft gewesen sein, dass 84 Heini zum Klettern kam. In den Jahren 1948 bis 1952, in denen sie als Holzfäller und später als Vermessungsgehilfen tätig waren (man nannte ihn Ing. Heini) verbrachten sie den Großteil der ihnen zur Verfügung stehenden Freizeit in den Bergen. Durch das Tragen von Grenzsteinen und –zeichen auf Gipfel und Höhen entlang der österreichisch-italienischen Grenze, von der Silvretta bis zum Nassfeld (Gailtal), tankten sie kräftigst Kondition und Ausdauer für ihre schweren Bergunternehmungen. Heini war auch im Jahr 1946 Gründungsmitglied der Ortsstelle Mauthen des ÖBRD und bei Rettungseinsätzen immer an vorderster Front. Eine der ersten Erstbegehungen, die Egger/Heinricher als Nachmittagstour erledigten, weil das Wetter keine größeren Unternehmungen zuließ, war die Carla MariaSüdwand (VI, AI), eine Wand, die ihm später zum Verhängnis werden sollte. Es folgten großartige Leistungen, wie die Durchsteigung der direkten Seekopf-Nordwand ohne Seilsicherung in nur drei Stunden, die direkte Kellerwandturm-Nordwand in 13 Stunden, eine Tour, von der Toni Egger schreibt, dass es sein schwierigster Anstieg überhaupt war, die Gelbe Kante an der Kleinen Zinne, die Westliche ZinneNordwand und auch die Fleischbank-Ostwand, von der im Tourenbuch T. Eggers steht, dass sie eine „nette Anfängertour“ ist. Heini hat anscheinend selbst kein Tourenbuch geführt, so dass die in der Folge angeführten Anstiege, die zum Teil von T. Egger festgehalten wurden, sowie auf Mitteilungen von Fred Wiegele, der auch ein Kletterpartner von Heini war, und zum Teil auf Unterlagen von Franz Unterluggauer und Herbert Zojer beruhen, keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Heini Heinricher (3. von links) um 1955 am Plöckenhaus im Freundeskreis mit (von links) Hans Wurzer, einer unbekannten jungen Dame, Fritz Gressel, Poldi Durchner und Gattin, Wolfgang Heinricher und Alois Ranner sowie (oben von links) Albert Grössbauer und Hermann Kostner. Um 1950 entstand das Foto links auf der Watschiger Alm/ Nassfeld mit (von links) Dr. Ernst Steinwender, Hansjörg und Heini Heinricher, Hubert Klauss, Albert Größbauer, Viktor Riebler, Josef Karner und Josef Maier sowie (hockend von links) Poldi Durchner und Hans Wurzer. 1958 auf der Oberen Valentinalm: Hermann Kostner (von links), Heini Heinricher, Albert Grössbauer, Alois Ranner, Hans Wurzer, Poldi Durchner und Wolfgang Heinricher. 85 Datum 1948 1949 1949 1949 1949 1949 1949 1949 1949 1949 1950 1950 1950 1950 1950 1950 1950 1950 1950 1951 1951 1951 1951 1951 1951 1956 1957 1959 19.9. 02.7. 03.7. 26.7. 31.7. 02.8. 02.8. 03.8. 04.8. 10.8. 28.3. 21.5. 02.7. 16.7. 06.8. 27.8. 03.9. 04.9. 14.9. 17.6. 22.6. 22.8. 24.8. 30.8. 31.8. 29.7. 04.8. 19.7. Tour Begleiter Garnskofel, Südwand-Rampe Carla Maria, Südwand direkte Seekopf-Nordwand Kellerwandturm-Nordwand Kellerwarte-Nordwand direkte Laserz-Westkante Roter Turm, Südriss Teplitzer Nordwand direkte Laserz-Westkante Seewarte-Flanke/Hohe Warte Laserzkopf, Nordwand Roter Turm, Südrampe Monte Canale, direkte N-Wand Sassa Nero, N-Wand Kellerwandturm, direkte Nordwand direkte Laserz N-Wand Roter Turrn, Südriss Roter Turm, N-Wand Stabeler-Turm Großglockner Seewarte-Flanke/Hohe Warte Kleine Zinne, Gelbe Kante Westliche Zinne, N-Wand ohne Gipfel Totenkirchl, Heroldweg Fleischbank O-Wand Östl.Berti-Turm, Nordverschneidung Creta dei Cacciatore, N-Wand Creta Monumenz. Westgipfel Nordwand Egger, Wiegele Fred Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Egger Toni Wiegele Fred Wiegele Fred F. Wiegele, H. Lederer Das Leistungsniveau, das diese Kletterer damals erreichten, war enorm hoch und kann gerade im Hinblick auf die unzureichende und mit heutigen Maßstäben nicht mehr vergleichbare Ausrüstung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Allein die Tatsache, dass Heini von Toni Egger als der beste und leistungsfähigste Kletterpartner beschrieben wird, zeigt, dass er zu den Superstars der damaligen Zeit zu zählen war. Die Obergailtaler Welt, in der keine Aussicht bestand, sich beruflich zufriedenstellend entwickeln zu können, war Heini zu eng, so dass er nach dem Tod seines Bruders Hansjörg, der bei einem Motorradunfall auf der Heimfahrt vom Glocknerrennen im Mölltal am 26. Mai 1952 ums Leben kam, im September 1953 ein Ansuchen an das Canadian Immigration Office in Linz richtete und eine Auswanderung nach Kanada Erstbesteigung = * * seilfrei, 3 h 49 min ; Hütte-Hütte * Winter 7h * * 13 h 5. Begehung 5 1/2h * 11 h * * * ten „Göt“ auf den Namen Toni getauft. Später war dann Heinis Bergfreund Fred Wiegele Tonis Firmpate. Heini Heinricher wie ihn viele kannten und in Erinnerung haben: als rasanter Abfahrer. anstrebte. Heinz Manhart war bereits in Montreal, so dass Heini für die erste Zeit einen Unterschlupf gehabt hätte. Leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung, da Heini keine Einwanderungsgenehmigung erhielt. Heini Heinricher war nicht nur ein hervorragender Bergsteiger, sondern auch ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Schifahrer. Er war Mitglied des Kärntner Schikaders und gewann 1953 das Lahnerrennen in Bleiberg, er war 1954 Sieger im Abfahrtslauf bei den Kärntner Landesschimeisterschaften und gewann die „Goldene Wulfenia“ beim Baumgartner-Gedächtnislauf am Gartnerkofel und erreichte bei den berühmten Glocknerrennen beachtliche Ergebnisse. 1957 heiratete er Aurelia Trutschnig, die ihm zwei Kinder, Gudrun und Toni, schenkte. Toni Egger übernahm für seinen Sohn die Patenschaft. Der Täufling wurde zu Ehren seines berühm86 Am Sonntag, dem 30.August 1959 stiegen der 32-jährige H. Heinricher und der 18-jährige Hermann „Leti“ Lederer in die Südwand der Carla Maria, einem Gratgipfel im SW-Grat der Seewarte, auf jenem Weg, den Heini schon zehn Jahre zuvor mit T. Egger beging, ein und wurde am Montag am Fuße der Wand, noch mit dem Seil mit Hermann verbunden, gefunden. Wie dieses Unglück geschah, weiß nur Gott allein. Heini ist so seinem Freund Toni Egger, der im Februar desselben Jahres beim Abstieg nach der ersten Gipfelbesteigung des 3128 m hohen Cerro Torre (dieser Berg wurde vielfach als der „schwierigste Berg“ der Welt bezeichnet; Kletterpartner: Cesare Maestri) von einer Eislawine in den Tod gerissen wurde, gefolgt. 1959: Heini Heinricher an der Creta Monumenz. Übungsabend 1955 im Gasthaus Lamprechthof Die Ortsstelle verschickt am 29. Juli 1955 an alle Bergrettungsmänner Einladungen zu einem Übungsabend am 1. August im Gasthof Lamprechthof. Eine Teilnehmerliste kursiert vor der Veranstaltung, auf der sich die Bergrettungsmänner eintragen können bzw. deren Namen bei Zusage zur Teilnahme am linke Blattrand abgehakt wird. Handschriftlich ist unter der Liste vermerkt: „Bergrettungsausweise sind mitzubringen!“ Und: „Liste nach durchgeführter Verständigung bis spätestens 1. 8. 55 mittags am Gend. Posten Mauthen abgeben.“ Auch Heini Heinricher nimmt an dem Übungsabend teil. Er unterschreibt die Liste in der zweiten Zeile. 87 „Über mir ein Überhangl“ oder Stille und Frieden ist um und in uns Creta dei Cacciatore, Avanzagruppe, 2453 m. Erste Begehung der Nordwand durch Fred Wiegele und Heini Heinricher am 4. August 1957 Sie haben eine Reihe Bergtouren, darunter einige Erstbegehungen, miteinander unternommen, Fred Wiegele und Heini Heinricher. Exemplarisch soll hier über die Erstbesteigung der Nordwand der Creta dei Cacciatore in der Avanzagruppe (nahe dem Hochweißstein und dem Monte Ciadenis) am 4. August 1957 erzählt werden. Zunächst erschien eine kurze Mitteilung über die Erstbesteigung April-Heft der „AustriaNachrichten“: Neutour im Karnischen Hauptkamm: Creta Cacciatore (Avanzagruppe), 2453 m, 1. Begehung der Nordwand am 4. August 1957 durch F. Wiegele (Austria-Bergsteigerschaft) und H. Heinricher. Einstieg östlich der am höchsten in die Wand reichenden Schneezunge. Über Schrofen in einen kurzen, engen und senkrechten Riss (III +), dann links von einem kleinen Überhang (III +) auf den Sporn. Nun etwas rechts direkt auf den Gipfel zu haltend, den schwarzen Wasserstreifen folgend, immer gerade aufwärts (zwei Stellen III +). Nun über die große Platte links haltend ganz leicht zu einem die sehr steilen oberen dunklen Platten durchziehenden Riss. In diesem zuerst über einen kleinen Überhang (fester Fels und gute Griffe), dann immer gerade aufwärts (3 1/2 Seillängen sehr schwierige, herrliche Kletterei/IV+; zwei Haken blieben stecken). Am Ende des Risses wieder über einen Überhang und mit 1 1/2 Seillängen, zuletzt nicht leicht (III), zum Grat. Der rechts stehende Gratturm wird südlich umgangen und der Gipfel ohne besondere Schwierigkeiten erreicht. Übers Öfnerjoch drängt Nebel ins Frohntal – dahinter die Creta dei Cacciatore (2453 m). (Foto: Fred Wiegele) Sehr schwierige Kletterei (IV+). Vom Einstieg etwa 4 Stunden, Wandhöhe etwa 300 m. dig gelenkte Motorrad Heini Heinrichers, und dann waren wir allein. Ein ausführlicher Bericht von Fred Wiegele wird dann im April 1959 in den „Austria-Nachrichten“ veröffentlicht: Der Weg durch das Frohntal zum Hochweißsteinhaus ist lang, die anfangs eifrigen Gespräche verstummten bald, und so hatte ich Zeit, ein wenig besinnliche Rückschau zu halten. – In den vergangenen Jahren erreichten wir auf alten und neuen Wegen verschiedene Gipfel, und just bei einer solchen Gelegenheit liebäugelten wir das erste Mal mit der Nordwand der Creta dei Cacciatori. Gustl Pichler und mir war überraschend leicht die Nordwestwand des gleichen Berges gelungen, und beim Heimweg ließen wir unsere Gedanken über die in riesigen Plattenfluchten und Überhängen aufwuchtende Wand hinaufspazieren und dachten uns, dass man da etwas probieren könnte, wenn ein „Guter“ mitginge. Ja und vor vier Wochen, Gustl hatte keine Zeit, haben Heini und ich es versucht. Drei Viertel der Wand hatten wir hinter uns gebracht, dann aber verpassten wir den richtigen „Notausstieg“, und mit krumm geschlagener Schlosserei waren wir nach neun Stunden wieder da, wo wir begonnen hatten, nämlich am Einstieg. – Morgen also würden wir wieder mit der Wand raufen, und fast beneidete ich die anderen Kameraden, die nur den gemütlichen Weg auf den Hochweißstein vor sich hatten. Die Creta dei Cacciatori ist der westliche Gipfel des Monte Avanza, eines prall nach Nord und Süd abstürzenden Kalkriffes in der Karnischen Hauptkette. Durch hohe Vorberge verdeckt, ist er kein Berg, der seine drei Gipfel gleichsam über grünen Tälern trägt, und erst wenn man Öfner Joch oder Oregonepass erreicht hat oder weit genug ins Val Sesis hinein wanderte, sieht man, dass neben den wuchtigen Felsmassen des Hochweißsteins, 2695 m, und dem aufsteilenden, vieltürmigen Chiadenis, 2489 m, noch ein Großer steht. Ich freilich wusste von dem Berg und seinen düsteren Nordwänden schon lange, und eigentlich waren wir schon recht gute Bekannte, als uns ein Samstag im Sommer 1957 wieder einmal ins Oberland unterwegs sah. Vom „Hökker“ in St. Lorenzen (Lesachtal) weg zogen wir teils zu Fuß, teils noch motorisiert, alle aber „gastfreundschaftlich“ vollgestopft, ziemlich müde in den beginnenden Abend. Irgendwo vor und über uns im Wald knatterte noch eine Weile das geländekun88 Erst spät kamen wir zur Hütte, das fröhliche Gesicht Heinis verscheuchte alle meine kleinmütigen Gedanken, und bald schliefen wir unserem Bergsonntag entgegen. Entdeckung klemme ich mich gleich hinein und plage mich hinauf. Heini schaut interessiert zu und kommt dann grinsend fast „zu Fuß“ über ein kleines Band von links auf meinen Standplatz. Ja, ja, zuerst mit den Augen klettern – das habe ich im Eifer ganz vergessen. Um 6 Uhr sind wir schon am Einstieg. Die Neugierde und wohl auch die Morgenkälte treibt uns durch den Wandsockelriss und über die zwei ersten Plattenschüsse. Das Spiel der „Plattentatzlerei“ beherrschen wir heute schon recht befriedigend. Während der Kamerad brav über den Standhaken sichert, streichelt der Vorangehende den nahezu grifflosen Fels und „tatzelt“ sich munter höher. In kurzer Zeit haben wir die nur 40-45 Grad geneigte Riesenplatte unter dem Gipfelaufbau erreicht und spähen nach einer „passablen Möglichkeit“. In der Mitte versuchten wir es ja schon; es schaut leicht aus, ist es aber nicht, und das letzte Mal konnten wir uns nur durch einen fallenden Quergang von dem unter schweren Mühen erkämpften Postament „retten“. Rechts wäre eine brüchige, vielleicht 15 m hohe, überhängende Wandstufe zu überwinden, die aber auch nur vom Regen in die Traufe führt, denn oberhalb zieht eine grausam steile und glatte Platte, ganz schief unter die überhängende Gipfelwand geklemmt, zur westlichen Begrenzungskante der Wand – und weil diese Platte einen ganz feinen „Haar“-Riss hat, wäre das ein, allerdings mit Haken gespickter und gar nicht idealer „Notausstieg“. Links steigen dunkle Platten nahezu senkrecht auf, aber es sieht aus, als ob da doch ein das letzte Mal nicht entdeckter Riss nach oben führe. Bevor wir uns aber mit diesem Problem befassen, machen wir Brotzeit und sehen frierend, wie unsere Kameraden als kleine farbige Punkte im hellsten Sonnenschein, fast verschwommen mit dem wundervollen Blau des Himmels, über den Hochweißsteingrat ziehen. Ja, die haben gleich ihren Gipfel, also ist es auch für uns Zeit. Jetzt freilich gibt es nur mehr einen Weg. Zuerst ein kleiner Überhang, Heini strampelt mit den Beinen übermütig in der Luft, singt ein paar Takte des Liedes „Über mir ein Überhangl, unter mir ist lauter Luft“, ist drüber und schiebt sich höher – ich folge, gehe vor, komme ein paar Meter höher, der Fels ist fest, pfundig rauh, aber ohne Griffe, alles drängt hinaus, ober mir ist zwar kein „Uberhangl“, unter mir aber auch viel Luft – ein Haken wäre recht – wohin aber? Da wäre eine Kluft, mehr für einen Holzkeil als für einen normalen Haken, aber ich habe ja, gewitzigt durch jahrelange Bergfahrten in den Karnischen, einen Eishaken bei mir – her damit, und unter wuchtigen Schlägen zwängt er sich nicht gerade in sein Element, dafür aber unverrückbar in den Fels. Karabiner – Seil eingehängt – Zug – ein paar Verschnaufer und weiter. Wieder fährt ein Haken in den Fels, ich hänge mich richtig an, Heini turnt herauf, überklettert mich und folgt dem Riss bis zum abschließenden dachartigen Überhang, den er auch gleich, diesmal ohne Gesang, packt. Damit gehört uns die Wand. Zwei Seillängen bringen uns in die Gratscharte östlich des Gipfels. Die Kameraden, die schon längst ihre „Sperrsitze“ jetzt am Hochalpl (Thunnerspitze, 2345 m) eingenommen haben und uns erst jetzt, wo wir am Grat und im Licht stehen, sehen, winken uns zu. Einen wilden Gratturm umgehen wir auf seiner Südseite, hasten ohne Seil die letzten Meter zum Gipfel hinauf und drücken uns die Hand. Stille und Frieden ist um und in uns. In Marschordnung, sozusagen im Gleichschritt, gehen wir pfeifend über die glatte Schräge und – sehen den handbreiten Riss durch die obersten Platten. Vor Freude über diese So war es also. Keine aufregende Sache – nur das Erlebnis eines glückhaften Bergsonntags. Unverdrossen und kraftvoll, so lebte er auch sein Leben Mit Heini Heinricher auf den Sinewelleck (3261 m/Glockner Gruppe/Hohe Tauern) Von Fred Wiegele schönster die Cacciatore-Nordwand ist, gelangen. Und weil wir uns gut verstanden, waren auch unsere drei „Rückzüge“ keine Enttäuschung. Aus solchem Anlass sehe ich noch heute Heini nackt im Brunnentrog der Wolayeralm sitzen, das Wasser wird so 7-10 Grad gehabt haben, Sauerampfer kauend (Verpflegung war knapp) temperamentvolle Routenkommentare abgeben. Da die Höhlen der Sasso Nero NO-Kante, dort die Canale N-Wand, die er und Toni nebeneinander seilfrei durchstiegen. Seilfrei deswegen, weil sie, als Seilgebrauch unbedingt notwendig war, nicht mehr zusammen kommen konnten. Dann die Carla-Maria S-Wand, deren Wiederholung 1959 seine und des jungen Lederer letzte Bergfahrt wurde, und erst die Kellerwandturm-Nordwand beim Heimweg nach kurzer Überlegung angepackt, mit bestechender Moral direkt durchklettert und über Kellerspitzen, Kollinkofel April 1959. Auch für uns Unverwöhnte war der Weg ab Parkplatz Rossbach recht lang. So blieben von unserer Gruppe nach Resignation der Beharrlicheren an der 3000er Grenze nur mehr Heini und ich für den Gipfelgang übrig. Unverdrossen und kraftvoll, wie der Vollblutmann Heinricher dem Gipfel zustrebte, so lebte er auch sein Leben. 1948 durchkletterte ich mit ihm und Toni Egger die Gamskofel-Südwand im Valentintal, dann kamen seine bergsteigerisch erfolgreichen Jahre mit Freund Egger, und erst ab 1956 gingen wir gelegentlich wieder gemeinsam, weil Toni, inzwischen in die Weltspitze vorgestoßen, das Bergsteigen zu seinem Beruf erkor, während sich Heini um den Aufbau einer bürgerlichen Existenz bemühte. Wir verstanden uns gut, so dass uns drei neue Wege, deren 89 und Cellon zum Plöckenpass und zur Arbeit abgestiegen. Als Holzknechte übernahmen sie Akkordarbeit, um zeitlich ungebunden ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. So gelang ihnen auch die schwere Gipfelnordwand des Roten Turmes in den Lienzern. Seine „Horex“ frisierte Heini, er war Mechaniker, zu einer superschnellen Straßenmaschine, fuhr mit ihr aber auch von Süden zum Wolayerpass auf und benützte sie überdies als Zugmaschine eines mit Zechbrüdern beladenen „Vierradlers“. Auf seiner Lieblingsschiabfahrtsstrecke, der Mauthner Alm wurde er Kärntner Abfahrtsmeister, die jugendlichen Tretkommandos folgten seinen Muskel gestützten Argumenten ebenso, wie diese einen Gelegenheitsbergsteiger durch den „Schinderriss“ der LaserzWestkante trieben. Auch das Almlahnerrennen am Dobratsch, einen Riesentortauf über rund 1000 Höhenmeter, gewann er bei seinem ersten Antreten. Über seinen Siegerpreis, eine Uhr und einen Bergkristall, freuten wir uns (ich als sein Klubkamerad ganz weit hinten rangierend) gleichermaßen. Diese Schirennen der Nachkriegszeit wurden unter den 10-15 Landesbesten „ausgefahren“. Die übrigen 100 Teilnehmer fuhren aus „Spaß an der Freud“ mit und waren immer zu Neckereien aufgelegt. So startete der Zollbeamte Franzl Fina mit dem nötigen Respekt im Oberen Lahner und wurde nach dem ersten Tor 50 Meter unter dem Startfelsen durchfahrend mit vielstimmigem Geschrei „Franzl hålt, hålt, hålt!“ zum Stehenbleiben veranlasst. Als er mit dem mulmigen Gefühl eines Start- oder Torfehlers herauf rief. „Wos is?“, antwortete ihm brüllend der lachende Chor „Do a Schmuggler!“ April 1959: Heini Heinricher strebt dem Gipfel des Sinewelleck zu. Fred Wiegele hielt diesen Moment im Bild fest. Schimpfend und doch grinsend fuhr Fina weiter, es war ja wurscht, ob er als 50. oder 60. klassiert wurde. In diese Sportlergemeinschaft eingebunden, aber doch herausragend, war Heini auch ein Mann von schnellem Entschluss. Wir heuten gerade am Laas, als er mit seiner Maschine schwungvoll angebraust kam, um für Sonntag eine Bergfahrt zu bereden. Nüchtern einsehend, dass es sich zeitlich nicht ausginge, meinte er: „Wånn du nit Zeit hosch, dann heirat i holt.“ Das tat er wirklich standesamtlich, die kirchliche Trauung wollte er später in würdigem Rahmen nachholen. Dazu kam es nicht mehr. Das Schicksal wird ihn wohl wieder mit dem im gleichen Jahr beim Abstieg vom Cerro Torre von einer Eislawine in die Tiefe gerissenen Toni Egger zu einer hoffentlich himmlischen Seilschaft vereint haben. 90 Die Berge halten nun Wache für Heini und Leti Ihre letzten Gipfelfahrten – Zum Gedenken an Heinricher und Lederer Von Fred Wiegele Im Jahr nach dem tragischen Tod von Heini Heinricher und Hermann „Leti“ Lederer an der Carla Maria erschien in den beiden Juli/August und September-Ausgaben 1960 des offiziellen Mitteilungsorgans der ÖAV-Sektion Austria, den Austria-Nachrichten, folgender sehr persönliche Gedenkartikel von Fred Wiegele, der mit beiden Verunglückten so manche Tour unternommen hat. Wiegele ist heute eines der ältesten Mitglieder der BRD-Ortsgruppe Kötschach Mauthen. ist vorerst der „Keller“, der grandiose Felszirkus, begrenzt von den gewaltigen Wandfluchten des Kellerwandstockes, der steil aufstrebenden Kellerwarte und der Creta Monumenz. Unterwegs erzähle ich vom dreigipfligen Monumenzgrat, der mit kurzen, aber kühnen Nordwänden in den „Keller“ abbricht und durch die man manch schneidigen Weg zu Sonne und Gipfelglück ziehen könnte. So verplaudern wir den gemütlichen Weg zur Collinetta-Alm, steigen schweigend auf den nächsten Höhenrücken, springen die „Scala“ hinunter, und dann macht uns die „Brennesselpassage“ vollends munter. Abgesehen von den hohen Brennesselstauden, die zu tänzerischen Darbietungen zwingen, stehen unwahrscheinlich große Edelweißsterne neben dem Steiglein, welches außerdem den Blick zum „Eingang“ des „Kellers“ und zur in allen Farben erstrahlenden Bergherrlichkeit freigibt. Creta-Monumenz-W-Türml, ca. 2487 m, N-Wand, 1. Begehung Diese Erzählung soll weniger eine Beschreibung neuer Wege sein, als unserer in den Bergen verbliebener Kameraden Heini Heinricher und Hermann „Leti“ Lederer gedenken. Nicht ihre letzten einsamen Stunden an der nebelverhangenen Südwand der Carla Maria, sondern ihre letzten frohgemuten Gipfelfahrten sollen sie, ihre Fröhlichkeit, ihre Liebe zu Bergen und Blumen in unserer Erinnerung weiterleben lassen. Leti mustert die Felsformationen des uns flankierenden Kollinkofels, Heini wirft auch ein paar Blicke in die Runde, bückt sich zu einem zarten Bergblümlein, schaut nach einem verträumt wuchernden Moospolster und erfreut sich an den kleinen Schönheiten der nahen Umgebung. Ich schaue mehr nach der langen Steigung, die nun zum „Keller“ hinauf führt und die mich jedes Mal zum Schwitzen brachte. Schließlich haben wir den mühsamen Aufstieg über die teilweise bewachsenen Schotterhänge hinter uns und ziehen, gleichsam als „Gladiatoren zur eigenen Freude“ in die Felsarena ein. Hier baut sich links der Ostgipfel der Creta Monumenz mit prallen Platten- Der frühe Morgen eines frischen Julitages 1959 sieht uns auf der Plöckenstraße unterwegs. Freilich noch nicht als „Seilschaft“, denn der dunkle Ton der schweren Horex mit Heini und Leti ist weit voraus, während die wenigen PS meiner „125“ etwas gemütlicher nachholpern. Am Pass erwarten sie mich, und gemeinsam gehen wir über die Grenze. Unser Ziel Blühendes Leben: Hermann „Leti“ Lederer (links) und Heini Heinricher, 1959 an der Creta Monumenz. 91 fluchten auf, senkt sich dann nach Westen zu einer Scharte, von der eine Schlucht hinunter zieht, neben der mir bekannten NO-Kante des Hauptgipfels und daneben schießt die Nordwand, plattig und teils wasserüberronnen im unteren Teil, in der Mitte durch riesige Dächer gesperrt, als erster Glanzpunkt in die Höhe. Der Grat fällt dann wieder etwas, tändelt ein wenig auf und ab und schwingt sich zum. Westtürml erneut auf, und dieses Türml steht sozusagen in der Luft, denn ungefähr 50 m unterm Gipfel springt die Wand um 15 bis 20 m zurück und bildet ein enormes Dach. Heini ist noch immer von der Nordwand des Hauptgipfels gefangen, und ich habe Mühe, seine Aufmerksamkeit auf das Türml zu lenken, wo ich mir mehr Erfolg verspreche. Leti kramt unterdessen in seinem Rucksack nach Essbarem, ihm ist es gleich, wohin es geht. Das Wetter hat sich mittlerweile eingetrübt, und so kann ich Heini überzeugen, dass wir besser unter einem Dach aufwärts marschieren, als in der schon nassen Hauptgipfelwand abzublitzen. Nach geruhsamer Brotzeit stapfen wir zum Einstieg. Heini – Fredl – Leti, so ist die Reihenfolge der ersten Seillängen. Der Fels ist fest, aber auf Leisten und Bändchen liegt Schutt, der uns zwingt nach Möglichkeit im Zick-Zack zu gehen, um die „Unteren“ nicht durch Steinschlag zu gefährden. Die Wand des Türmls ist eigentlich nur ein Pfeiler, der an beiden Seiten von Kaminen begrenzt wird. Es geht lustig höher, und als wir wieder einmal beisammenstehen, druckst Leti herum, wann er einmal vorgehen könne. Ich will ablehnen, aber Heini meint, er solle es einmal probieren, und dann kann ich staunen, mit welcher 1959: Creta Monumenz, 1. Begehung der Nordwand des W. Türmls mit H. Heinricher und H. „Leti“ Lederer am 19. Juli 1959. Seite aus Fredl Wiegeles Fotoalbum. Sicherheit Leti die nächsten Seillängen packt. Zuerst geht es ein paar Meter gerade aufwärts, dann bäumen sich die Platten schon fast senkrecht zu dem Überdach auf, deshalb muss er nach Schlagen eines Hakens nach links queren. Meisterhaft tastet er sich über die Glätte bis zur Wandkante und damit zum nächsten Stand. Ich muss mich zusammennehmen, um mir bei diesem Quergang keine Blöße zu geben. Heini kommt lächelnd nach. Leti benützt jetzt mein Creta Monumenz 1959: Fred Wiegele hat die Anstiegsrouten rot eingezeichnet. 92 etwas langes Gestell als Steigbaum, überwindet schwierige Meter und ist verschwunden; das Seil läuft schneller, man hört das Singen eines Hakens und den Ruf „Nachkommen!“. Wir folgen, kommen an die Ostseite unseres Pfeilers, und ich meine, dass wir nun doch dem Kamin folgen sollten, der hier oben auch mit einem Überhang den Ausstieg verteidigt. Heini will aber mehr an der Dachseite bleiben, und so klimmt Leti schon wieder, von uns gut gesichert und mit guten Ratschlägen versehen, einen senkrechten, engen Riß gerade aufwärts. Ein paar Haken fahren in den Fels, und dann ist er unter einem kleinen Dach. Wir folgen und wollen jetzt auch einmal zum Zug kommen, aber kaum habe ich mich am Standhaken angehängt, Heini ist noch unten, kriecht Leti unterm Dach schon nach rechts in eine kleine Verschneidung, die fast direkt zum Turmgipfel führt. Nun ist er endlich zufrieden und gibt uns den Weg frei. Ich photographiere ein wenig. Nachdem das zur Zufriedenheit erledigt ist, klettert Heini die Verschneidung durch und ist am Grat. Kurz darauf reichen wir einander beim Steinmann die Hände. Nach Süden fällt unser Berg in einer schrofigen Flanke zu grünen Almen ab, und da blickt auch die Marinellihütte zu uns herauf. Im Westen werden wir von der Kellerwarte, die mit steiler Kante nach Osten zur Kellerscharte abfällt, um über 200 m überragt. Von der Kellerscharte schwingt sich der Grat zum Kellerwandturm (2718 m) auf. Heini muss nun erzählen, wie er mit Toni Egger dessen direkte Nordwand gepackt hat. Sie waren beide als Holzknechte beschäftigt, übernahmen oft selbst verschiedene Partien, meist recht hoch oben, schufteten bei schlechtem Wetter wie die Verrückten, um bei schönem Wetter in ihren Felsen sein zu können. So gelangen ihnen schwere und schwerste Erstbegehungen in den Lienzer Dolomiten und Karnischen Alpen, so finanzierten sie ihre erste Dolomitenfahrt, zu der sie damals zu Fuß und „schwarz“ über die Grenze gingen, und so verdingten sie sich als Holzknechte auch in der Schweiz und turnten in ihrer Freizeit im Eis der Westalpen herum. 1959: Hermann „Leti“ Lederer beim Rückzug in der Creta Monumenz-Nordwand. Wolayersee wieder zur Arbeit wollten, verführte sie der Turm, und mit zwei oder drei Semmeln und einem Stückchen Schokolade gelang ihnen in dreizehnstündiger Kletterei diese bravouröse Fahrt. Am Gipfel, den sie erst am späten Abend erreichten, verbrachten sie frierend die Nacht und stiegen am nächsten Tag über den ganzen Kellerwandgrat und den Cellon zum Plöckenpass ab und gingen still und bescheiden zu ihrer Arbeit. Der Kellerwandturm hatte sie 1949 abgewiesen, sie erkletterten ihn zwar auf der „Peterka-Führe“, aber die „Direkte“ blieb unberührt. 1950, als sie eigentlich schon müde vom Das Wetter ist schlechter geworden, zwar ist es nicht so kalt wie im „Keller“, wo wir uns abwechselnd im Biwaksack verkrochen, aber es „riecht“ nach Regen. So lassen wir das Schauen und Erzählen und hopsen zum Hauptgipfel hinüber, werfen einen Blick auf die uns gegenüberliegenden Kellerspitzen, die schon hinter ziehenden Nebeln verschwunden, laufen in die Scharte, queren unterm O-Gipfel und haben das Kriegssteigele, das uns bald wieder zum Eingang des „Kellers“ bringt, erreicht. Die zurückgelassenen Sachen werden geholt, und der weitere Verlauf des Tages verklingt in den friedlichen und wunschlosen Heimweg. Westlicher Avanza Turm, 2265 m, 1. Ersteigung Der Autor dieses und mehrerer anderer Beiträge zu diesem Buch, Weggefährte von Heinricher/Lederer und Bergrettungsmann Fred Wiegele am 15. August 1959 auf dem Westlichen Avanza-Turm (2265 m). Als ich an einem Vorfeiertag Mitte August mit dem Transporter in Mauthen bin, hat Heini keine Zeit, wohl aber Leti. Allerdings ist er bereits mit Hansl Gratzer verabredet, und 93 ich abwinke und ein paar Meter nach links quere, wo es leichter scheint hinaufzukommen. Ich will die Stelle schon anpacken, aber da sehe ich wieder die bittenden Augen unseres Benjamins und nicke. Was von unten als Griff und Tritt aussieht, ist scheinbar nur eine Täuschung. So mache ich wieder den Steigbaum, Leti steht schon auf meinem Kopf, findet aber noch immer keine Möglichkeit. Ich steige, während er sich irgendwie leichter macht, einen Meter nach, kaum kann ich mich selbst halten, denn ich habe noch den langen Jungen auf meinem mit Taschentüchern gepolsterten Dach. so fahren wir noch am Abend zwischen Kötschach und St. Daniel herum, bis wir Hansl treffen und ihn bitten, uns mit seiner Maschine nach St. Lorenzen (Lesachtal) zu folgen. Es ist etwa elf Uhr nachts, als wir beim „Höller“ anklopfen und ohne viel Worte versorgt werden. Wir machen es uns in der Küche bequem, denn keiner hat heute noch Lust, aufs Hochweißsteinhaus zu gehen. Um zwei Uhr morgens brechen wir auf, greifen uns förmlich durch die Dunkelheit, bis wir den – oh Überraschung – nun schönen Weg im Frohntal unter den Füßen haben. Als es zu grauen beginnt, haben wir die Frohnalm erreicht und setzen uns auf die Hüttenbank. Die Tür geht auf, der Halter, von uns freundlich begrüßt, schaut kritisch nach dem noch dunklen Himmel und prophezeit uns sehr unsicheres Wetter. Wir aber sehen günstige Wetterzeichen, auf die ich den Halter ein wenig unsicher aufmerksam mache. Er zerstört mit großer Beredsamkeit unsere Hoffnungen. Hintennach muss ich ja zugeben, dass er Recht hatte! Guter Dinge erreichen wir die Hütte. Eigentlich wollten wir eiligst weiter, aber ohne heißen Schluck gehen wir doch nicht, und so müssen wir noch eine erzwungene Rast machen. Dann aber ziehen wir los, überschreiten die Grenze, laufen hinunter ins Fleonstal und queren unter den Wänden des Avanza nach Osten. Bei der Forc. Buso steht frei ein Turm, den wir näher besichtigen wollen. Von weitem noch ganz respektabel aussehend, wird er in der Nähe kleiner, und wie wir an seinem Fuß stehen, lassen wir unser ganzes Gelump liegen, schleichen durch eine brüchige Rinne bis auf ein grasbewachsenes Fleckchen und schleichen dann über ein kurzes, ausgesetztes und brüchiges Gratl auf seinen von keinem Steinmann gezierten Gipfel (ca. 2500 m). Die rechte Befriedigung ist noch nicht in uns; sitzen kann man auch kaum auf diesem ausgesetzten Spitzel, daher geht es wieder mit äußerster Aufmerksamkeit zum Grasfleck und dann durch die Rinne zu unseren Rucksäcken. Nun queren wir unter den Wänden der beiden Avanzatürme nach Westen bis fast unter die Scharte Crassigne dal Cramar, denn von hier aus zieht die plattige NW-Wand des westl. Avanzaturmes, von zwei Rissen durchzogen, oben durch eine Barriere gesperrt, steil und schön in die Höhe. Noch gehen wir seilfrei über den ersten Vorbau, lassen unsere Sachen auf einem ebenen Platz, jausnen ein wenig und seilen uns an. Endlich scheint er eine Hakenritze gefunden zu haben, denn das Einschnappen des Karabiners erleichtert mich körperlich und seelisch. Oben keucht Leti vor Anstrengung und fragt, wie weiter? Ja, das weiß ich auch nicht! Links von dem Einschnitt, in dem er jetzt ist, zieht ein Risschen quer durch die Senkrechte in eine Rinne. Leti meistert die Stelle und verschwindet hinter der Kante. Man hört das Schlagen eines Hakens, und Hansl kann nachgeben. Unglaublich schnell ist er oben, er muss alles richtig erwischt haben. Nun bin wieder ich dran. Ich komme mit äußerster Anstrengung zum ersten Haken, klinke aus und möchte eigentlich geradeaus weitergehen, aber die Kameraden sind ja seitlich von mir, und so weiß ich nicht, wie ich den Leti so angeratenen Riss erwischen soll. Ich muss irgendwie verkehrt stehen, Seilhilfe gibt es keine, denn der Zug wäre seitlich und der würde mich vollends aus der Wand werfen. Endlich gelingt es mir doch. Wir sind über der Stufe; flache Platten, die dann in ein freundlich grünes Grasband übergehen, ziehen gegen den Gipfelaufbau des Turmes. Von hier kann man absteigen, die vorher erwähnte Scharte erreichen, von der sich steil der Ostgrat der Cima della Miniera aufschwingt. Die Nordwände des Avanzastockes sind nicht mehr zu sehen. Der Wind presst Nebel und Wolken an sie und verstärkt noch den Eindruck eines schmalen Felsriffes, das der ganze Avanza ja ist. Wir haben es jetzt eilig. Einmal noch fährt ein Sicherungshaken in den nun nicht mehr so festen Gipfelfels, und nach insgesamt zwei Seillängen sind wir oben: Kein Steinmann! Wir drücken einander die Hände, bauen rasch einen Steinmann, ein Jodler über die senkrechte Südwand hinunter zu den Almen, und schon sind wir wieder nach unten unterwegs. Diesmal habe ich es eilig, und während die beiden noch ihr Brustgeschirr richten, tanze ich schon die großen Platten aufwärts. Unter den Arm hindurch sehe ich, wie mir Leti nachstarrt und etwas sagen will. Hansl kommt mir nach, sichert Leti, und ich nehme schon das nächste Stück, diesmal im Riss, in Angriff. Der erste Standhaken singt in den Fels, und hier kommen wir alle zusammen. Leti fragt mit leidender Miene, ob heute nur ich vorginge, und so bleibt mir nichts übrig, als ihm den Vortritt zu lassen. Beschwingt verschwindet er über den kleinen Überhang, dann läuft das Seil langsam durch unsere sichernden Hände, und schon purzelt das vertraute „Ping-Ping“ über unsere Wand herunter. Dem Überhang folgt ein direkt klassischer Riss, der nur fingerbreit durch eine steile Platte zur Barriere führt. Ich freue mich sehr über diese Stelle und erreiche den Standplatz meiner Vorgänger. Leti will sich schon mit lustigen Verrenkungen an einer überhängenden, windschiefen Verschneidung verbeißen, als Unter dem Gipfelaufbau steigen wir zur Scharte ab und finden einen Weg, der uns durch brüchiges Gelände zu einer Abseilstelle und danach wieder in festem Gelände querend zum untersten Teil unseres Aufstiegsweges und zu den Rucksäcken führt. Vorsichtig steigen wir über den Vorbau ab, laufen ins Kar und erreichen die haushohen Felsblöcke mit den ersten großen Tropfen, die das erwartete Hochgewitter ankündigen. Während es schüttet, drücken wir uns unter überhängende Felsen und lassen das Erleben des Tages ausklingen. Leti und Hansl schmieden Pläne für den morgigen Tag (der leider verregnet war und sie in der Hütte festhielt). Ich aber muss heute noch nach Hause und kann nicht warten bis der Regen aufhört. So sagen wir uns Servus, und ich ahne nicht, dass es Letis letzter Gipfel war. Die Berge stehen wie immer erhaben über Wünschen und Wollen der Menschen und halten nun Wache für Heini und Leti. 94 Toni Egger (oben) und Heini Heinricher 1949 in der Seekopf-Nordwand. . . . da erhellten schon die Gipfel Aus dem Tourenbuch von Toni Egger – Touren mit Heini Heinricher am Fuße der steil abfallenden Nordwände der Karnischen Hauptkette entlang zum Valentintörl. In der Nachmittagssonne erschienen die Nordabstürze der Seewarte und des Seekopfes wuchtiger denn je. Im Anblick dieser Schönheiten bekam ich so einen Auftrieb, dass wir noch, bevor es ganz dunkel wurde, eine Tour auf die Carla Maria unternahmen. Nach langem wieder mal einen Felsen in der Hand zu haben, freute ich mich wie ein kleines Kind. In der zur Not eingerichteten Pichlhütte legten wir uns zur Ruhe. Die Freunde Toni Egger und Heini Heinricher haben eine ganze Reihe Bergfahrten und einige Erstbegehungen miteinander unternommen (siehe das Porträt „Heini Heinricher – Spurensuche“ von Prim. Dr. Reinhard Lenzhofer und Lois Ortner auf Seite 83). Im Gegensatz zu Heinricher hat Egger ein Tourenbuch hinterlassen, in dem auch die gemeinsamen Unternehmungen der beiden festgehalten sind. Herbert Zojer ist im Besitz einer Kopie der Egger-Aufzeichnungen aus der Zeit zwischen Juli 1949 und Dezember 1951, dem die folgenden Eintragungen entnommen sind. Wir haben lediglich Auszüge ausgewählt, die sich auf gemeinsame Unternehmungen von Egger mit Heinricher beziehen. Auf der ersten Seite hat Egger einen Leitspruch notiert: „Ich danke meinem Gott dafür, dass er mich mein ganzes Leben einen Mann der Sehnsucht sein lässt. Wo der Weg fehlt, ist kein Wille, wo der Wille bricht, kein Glück.“ 3. Juli 1949: Schon lange hatte ich den geheimen Wunsch, die Seekopf-Nordwand zu machen. Man braucht nur vor die Hütte zu gehen, so sieht man die schöne, senkrechte Wand – welches Kletterherz beginnt da nicht zu lachen?. Ja, auch meines, und mit diesem lachenden Herzen ging’s im Morgengrauen über Schutthalden zum Einstieg. Ich hatte meine Kletterschuhe mit Gummisohle und fühlte mich so sicher, dass wir diese 500 m hohe Wand ohne Seil in freier Kletterei in 3 Stunden durchstiegen. Am Gipfel ein kräftiger Händedruck sagte mehr als viele Worte. Eine prächtige Fernsicht raubte uns die Zeit von einigen Stunden. Abstieg über den Südgrat 2. Juli 1949: Infolge schlechter Witterung und viel Arbeit, gelang es mir leider erst jetzt, einmal in meine geliebten Berge zu gehen. Mein Ziel war heute die Pichlhütte. In Begleitung von Heini wanderten wir über Untere und Obere Valentinalpe 95 zum Antonio, ein kleiner Rifugio italiano. Von da um den schönen, am Wolayerpass zwischen Rauchkofel, Seewarte und Seekopf gelegenen Wolayersee durchs Valentintal nach Mauthen. es aber Zeit, dass wir bald in die Hütte kommen. Vom Westen her übers Böse Weibele fing es schon zu regnen an, auch am Spitzkofel begann es. Dann ging’s mit Hurra zur Karlsbader Hütte. 25. Juli 1949: Vor Jahren war ich mal auf der Weißen Schulter, sah nach Westen die steil abfallende Nordwand des Kellerturms. „Heini“, sagte ich, „ das wäre eine Sache!“ Und morgen sollten wir diese einmalige Sache wahr machen? Ich fuhr nach Mauthen zu Heini, dann marschierten wir schön piano über die Plöckenstraße am Heldenfriedhof vorbei zur Unteren Valentinalpe. 3. August 1949: Ungünstige Wetterverhältnisse, in tiefen Lagen Hochnebel mit schauerartigen Niederschlägen. Am Nachmittag machten wir eine Spritztour von der Hütte über die Teplitzer-Nordwand zum Gipfel und zurück zur Hütte in einer Zeit von 49 Minuten. 4. August 1949: Mein Plan war an diesem Tag, die direkte Laserz-Nordwand zu machen. Aber indem uns der Wettergott im Stich ließ, konnten wir als Ausgleich die direkte LaserzWestkante noch einmal machen. 26. Juli 1949: An diesem Tag krochen wir besonders früh aus den Federn. Zur Oberen Valentin im Morgengrauen durchs Valentintal. Tief unten im Tal war es noch dunkel, da erhellten schon die Gipfel. In einem kräftigen Silbergrau. Bis wir über den Schutt zum Einstieg kamen, ging das Silbergrau in Rosarot über. Dann begann die eigentliche Arbeit. Bis zum ersten Drittel der Wand waren keine besonderen Schwierigkeiten, aber von da an ging es los. Am Morgen gingen wir von der Hütte zum Zelin-Schartl, die Nebelfetzen umschlichen uns, in der Gegend der Lavanter Jägerhütte kochte es wie in einer Waschküche, und die Wand selber wurde nie frei. So fassten wir den Entschluss, noch einmal in die Kante einzusteigen. Als dumme Nebenbeschäftigung schlug ich die meisten Haken heraus. Abends ging es noch nach Debant. Für etwa 50 m Höhe brauchten wir 4 Stunden, dann nach rechts querend zum Gipfel. 9 Stunden Kletterzeit. Vom Gipfel sieht man in die zerrissenen Wände des Kellerlochs den Kammverlauf nach Ost und West. Zum Schluss machten wir uns auf den Weg über Kellerspitzen, Collin, Grüne Schneid, Untere Valentin nach Mauthen. 8. August 1949: Gegen Mittag machte ich mich auf die Socken über den Zochenpass, Tuffbad nach St. Lorenzen, mit dem Omnibus nach Birnbaum, vom das durchs Wolayertal zur Pichlhütte. 30. Juli 1949: Für einen Kletterer ist das Gebiet vom Plöcken einschließlich Biegengebirge einfach ideal, deshalb zieht es auch mich immer wieder dorthin. Schon wieder sah uns die Kellerwand daherschleichen, ganz still zur Unteren Valentin. Heini und Tundra Sepp erwarteten mich schon seit einem Tag. Ich freute mich schon auf den morgigen Tag, wenn Gott will, und die Heiligen es zulassen, möchten wir gerne die von der Hütte gegenüber liegend Seewarte-Nordwestflanke machen. 31. Juli 1949: Es wäre ja zu schön, wenn jeder Tag sonnig, klar und rein wäre. So kam es, dass heute dichter Nebel lag auf der Erde. Im Laufe des Tages verzogen diese Nebelfetzen, und es wurde schön. Heini und ich machten die KellerwarteNordwand ohne besondere Zwischenfälle. Anschließend die Überschreitung zur Hohen Warte, dann über den Hohen Gang auf die Südseite der Hohen Warte und Seewarte zum Wolayerpass und durchs Valentintal nach Mauthen. Wenn auch in abgelegenem Gebiete noch schöne Wände wären, aber bei jeder Gelegenheit stoßen die Augen auf die mauerglatte Wand vor der Hütte. Da findet man eben keine Ruhe, bevor man dies nicht hinter sich weiß. 9. August 1949: Der lang ersehnte Tag war da. Auf dem Weg zum Einstieg wurde mir mit einem Wort schlecht. Dies ist zurückzuführen auf die vorangegangenen anstrengenden 14 Tage. Fast ununterbrochen machte ich Touren, und da gingen mir eben mal die Kräfte aus. Jetzt möchte ich dann den darauffolgenden . . . 1. August 1949: Von Mauthen fuhren Heini und ich nach Debant, von hier zur Karlsbader Hütte über die Dolomitenhütte, Insteinalm. Die untergehende Sonne leuchtete noch einmal in den wuchtigen Laserzstock, die Westkante der Laserzwand lachte uns entgegen, als möchte sie sagen: Ihr Mutigen, kommt nur herauf. . . . 10. August 1949 zur Seewarte-Nordwestflanke verwenden. Gestern wollten es die Heiligen scheinbar nicht. Doch heute ging es reibungslos. Wunderschöne Kletterei, der Felsen fast durchwegs fest. Vom Gipfel die Überschreitung zur Hohen Warte, über die Nordwand zum Valentintörl und zur Pichlhütte. Vom Törl zur Hütte hat’s gegossen, was nur runter konnte. 2. August 1949: Von der Hütte zur Kante. Es ist beinahe selbstverständlich geworden, dass Heini fast bei allen meinen Touren mein treuer, guter Kamerad war. Über die Karnischen zogen Gewitterwolken her, der Wildesender machte schon ein böses Gesicht. Doch wir beide waren froh, vor einem so schönen Tag zu stehen. So stiegen wir dann in die Kante ein, auf der Laserzwand genossen wir die paar Sonnenstrahlen, die zwischen den Wolken hervorstrahlten, denn an diesem Tag war es nicht besonders heiß. 28. März 1950: Am Vorabend mit voller Winterausrüstung zur Lavanter Jägerhütte. Heini begleitet mich bei dieser schweren und auch kalten Angelegenheit. Recht früh gingen wir los zum Einstieg der Laserzkopf-Nordwand. Es ist die erste Winterbesteigung und gleichzeitig meine erste Winterkletterei. Über vereisten Fels und hart gefrorene Steilrinnen ging es durch die Wand. Von hier ging es zum Roten Turm-Südriss, es sind grad zwei Seillängen, aber schwer. Die erste ein großer Überhang, die zweite schöne Kaminkletterei. Heute bin ich ganz schön müde, besonders in den Armen, sagte ich zu Heini. Jetzt ist Am späten Nachmittag stiegen wir zur Karlsbader Hütte ab 96 Schirennes. Ein sehr schöner Tag, viele Menschen stiegen zum Gipfel auf, darunter waren auch Heini und ich. Wir überholten fast alle, die sich von der Adlersruhe zum Gipfel bewegten. Dann fuhren wir über den Hofmannsgletscher ab und sahen dem Rennen zu. Über Heiligenblut, Iselsberg fuhren wir nach Debant. und verbrachten diese Nacht in der Hütte, um uns von den Anstrengungen zu erholen. Am nächsten Morgen mit Schneereifen nach Debant. 8. Juli 1950: Unser Ziel war die Pichlhütte. Also, wir müssen was Neues machen, nicht mehrmals die gleiche Tour. So entschloss ich mich für die direkte Nordwand des Monte Canale. Mit guter Ausrüstung zogen wir, Heini und ich, über Schutt unter der Seekopf-Nordwand zum Einstieg. Ja, den mussten wir uns erst suchen, denn vermutlich ist es eine Neutour. Nach sieben Stunden Kletterzeit stiegen wir am Gipfel aus. Auf der Südseite stiegen wir ab zum Antonio, Pichlhütte und nach Plöcken zurück, wo ich über den Sommer arbeitete. 22. Juli 1951: Von Debant nach Mauthen, mit Heini zum Wolayersee, Pichlhütte. Bevor der Tag dem Ende zuging, stiegen wir in die Seewarte-Nordwestflanke ein. Es war gut, noch an diesem Tag wenigstens diese Tour gemacht zu haben, denn am nächsten Tag trat Schlechtwetter ein, und wir zogen wieder nach Debant. 15. Juli 1950: Mit Heini und Tundra Sepp, unserem Leibfotografen, von Mauthen übers Valentintal zur Pichlhütte. 16. Juli 1950: Heute wollten wir die Nordwand des Sasso Nero aufs Korn nehmen. Die etwa 500 m hohe Wand ist nicht besonders schwierig, im unteren Teil brüchig, im oberen steiler. Den Abstieg wählten wir über Westgrat und AustriaScharte zur Hütte. Da empfingen uns die Zuseher. In der Mitte der Wand sind mehrere große Höhlen von ganz besonderer Naturschönheit. Anzunehmen ist, dass auch diese Wand vor uns niemand bezwungen hat, da kein Mensch weiß, wie es in den Höhlen aussieht. 6. August 1950: Vor einem Jahr galt schon unser Streben, die direkte Kellerturm-Nordwand zu machen, doch leider mussten wir nach rechts einen Quergang machen, dadurch entfiel uns die Direkte. Aber heute fasste ich den festen Entschluss, auf alle Fälle die direkte Nordwand zu machen, bei der vorigen Umkehrstelle fand ich die Lösung durch einen Bendelquergang nach links. Die weiteren 100 Höhenmeter raubten uns die Zeit von 4 Stunden. Der weitere Weg war auch nicht leicht, mussten am Gipfel biwakieren, da uns die Nacht überraschte. Hatte auch zu allem Überfluss wunde Finger, dass ich sie mit Taschentüchern einbinden musste. 7. August 1950: Nach der überstandenen, sehr kalten Nacht mit steifen Gliedern mussten wir erst langsam in Bewegung kommen, dann ging es über die Kellerspitzen, Collin, Grüne Schneid zum Plöckenhaus. Freunde, Weggefährten, Kletterpartner: Toni Egger (links) und Heini Heinricher. Die Kellerturm-direkte-Nordwand wurde gestern zum ersten Mal begangen. In 13-stündiger, schwerer Kletterei gelang es uns, die schöne und schwere Wand zu bezwingen. Ich freue mich über den Erfolg, als Erster diese Wand bestiegen zu haben. 22. August 1951: Von Debant mit Heini und Arial nach Arnbach, ich illegal über die Grenze, dann nach Misurina und zur Umberto Hütte. Heini und ich gingen, um die Zeit zu nützen, die Gelbe Kante der Kleinen Zinne (spigalo giallo), stiegen noch auf den Gipfel der Kleinen Zinne, und beim Abstieg wurde es schon dunkel. Auf der Umberto Hütte warteten die beiden Franzosen, die wir morgen auf die Große Zinne führen sollten. 11. September 1950: Die Möglichkeit bestand, die Nordwand des Roten Turms zu bezwingen. Dann ging es heute von der Lavanter Jägerhütte zur Karlsbader Hütte, um den Rest der Wand zu beenden. Heute brauchten wir 6 und das vorige Mal 5 Stunden, also insgesamt 11 Stunden Kletterzeit, sehr schwierig und ausgesetzt. Auch hier gelang es Heini und mir, als erstes die Wand zu besteigen. 12. Dezember 1950: Die letzte Tour dieses Jahres gilt dem Wolayersee. Heini und ich zogen mit Schi zur Pichlhütte und dann wieder zurück nach Mauthen. 23. August 1951: Mit Heini und den beiden Franzosen auf Normalweg auf die Große Zinne und zurück zur Hütte. Heini und ich starteten eine Erkundungsfahrt um die 3 Zinnen und nahmen die Westliche Zinne besonders aufs Korn. Unter den Nordabstürzen der 3 Zinnen fühlt man sich als nichtssagendes Geschöpf, trotzdem ist es schön, sie zu beschauen von so nahe. 17. Juni 1951: Der Tag des Internationalen Großglockner- 24. August 1951: Westliche Zinne-Nordwand, ein Problem, 97 das vielen Kletterern zu schaffen macht und den meisten der Wunsch erfüllter Tätigkeit sein sollte. Auch mir ging es nicht anders, hatte den brennenden Wunsch, diese Wand einmal zu machen. Schon früh zogen Heini und ich mit zwei jungen Kletterern aus St. Johann i. T. übern Paternsattel am Fuße der Kleinen Zinne-Nordwand zum Einstieg der Großen ZinneNordwand, wo die beiden zurückblieben, um in die große Wand einzusteigen. Thurn, Kitzbühel, St. Johann nach Kirchdorf. Heini und ich gingen noch ein wenig nach Westen und stiegen in die schwerste Dolomitentour, die Westliche Zinne-Nordwand, ein. Vielleicht war es dies oder das andere, jedenfalls wir konnten den Gipfel nicht erreichen und mussten am halben Quergang umdrehen und abseilen. Mit gesenktem Haupt kehrten wir zur Umberto Hütte zurück. 31. August 1951: Am Morgen gingen wir in die Steinerne Rinne und stiegen in die Fleischbank-Ostwand ein. Dies ist eine sehr nette Tour für Anfänger wie wir es waren in diesem Gebiet. Nebenher bemerkt braucht es eine große Umstellung von unseren Bergen und den Dolomiten aus die Felsen im Kaisergebirge. Übers Schneeloch stiegen wir zum Stripsenjoch ab. Anschließend fuhren wir bei strömendem Regen noch bis Kundl. 30. August 1951: Von Kirchdorf zur Griesneralm, stiegen zum Stripsenjochhaus auf. Am Nachmittag gingen wir den Totenkirchl-Heroldweg. Zum ersten Mal war ich im Kaisergebirge, es gefiel mir sehr gut, hauptsächlich der Blick von der Steinernen Rinne auf die prallen Wände des Predigtstuhl und Fleischbank. Abends zur Hütte. Ich bin nicht gewohnt, im Klettersport Niederlagen einzustecken. Doch diese lang ersehnte Tour wurde zu einer Niederlage, das tat mir weh. Den besten Trost fand ich darin, dass ich mit schwor, diese Tour bei Gelegenheit einmal zu machen. 31. Oktober 1951: Heini und ich fuhren mit der braven Maschine nach Landeck über Imst, Nassereith, Fernpass nach Erwald zu Hohenegg Otto, zurück über Fernpass, Nassereith, . . . , Innsbruck nach Hall. Im Laufe des Tages besuchten wir Fam. Anni Wohlrat und Buhl Hermann. 29. August 1951: Heini und ich fuhren mit der Maschine über Heiligenblut, Glocknerstraße, Zell am See, Mittersill, Pass Brief von Toni Egger vom 25. Oktober 1953 aus Igis im Schweizer Kanton Graubünden (in der Nähe von Chur) an Heini Heinricher. 98 Toni Egger – Ein Porträt Am Cerro Torre findet er in einer Eislawine den Tod Bekannt wurde Toni Egger durch seinen tragischen Tod beim Erstbesteigungsversuch des Cerro Torre (Patagonien) mit Cesare Maestri. Beim Abstieg wurde er von einer Eislawine erfasst, die auch sein Seil durchtrennte. Mit ihm verschwand auch die Fotokamera mit dem Gipfelfoto, das als Beweis des Gipfelerfolgs dienen sollte. Toni Eggers Seilpartner Maestri überlebte. Nach dem Tod Eggers wurde ein Nebengipfel des Cerro Torre nach ihm benannt. Der 2685 Meter hohe Torre Egger gilt, wie der Cerro Torre, als einer der schwierigsten Gipfel der Welt. Toni Eggers Familie stammt aus Bozen. Sein Vater Franz betrieb dort eine Holzhandlung. Toni wurde am 12. September 1926 geboren. Er hatte einen älteren Bruder, später folgen noch ein Bruder und eine Schwester. Nach einem Abkommen zwischen der deutschen und der italienischen Regierung mussten sich alle deutschsprachigen Südtiroler entscheiden, ob sie die deutsche Staatsbürgerschaft und damit die Umsiedlung nach Österreich annehmen oder in Südtirol bleiben wollen – unter der Androhung Mussolinis, sie zwangsweise nach Süden umzusiedeln.1940 zog die Familie Egger nach Österreich, in das kleine Dorf Debant nahe Lienz. Sie bauen eine kleine Landwirtschaft auf. Ein Jahr vor Kriegsende muss Toni Egger noch an die Front, doch er überlebt und kehrt 1946 aus der Kriegsgefangenschaft nach Debant zurück. Jetzt entdeckt er das Klettern, streift immer öfter durch die nahen Lienzer Dolomiten und findet Partner unter anderem im Verein „Alpenraute“. Er lernt schnell. Die Routen, die er auswählt, werden immer schwerer. Er verdient sein Geld als Holzarbeiter und verbringt jede freie Minute in den Bergen. Die nahen Dolomiten locken. Oft fahren er und seine Freunde mit dem Fahrrad in die Sextener Dolomiten In den gleichen Jahren wie Cesare Maestri absolviert er die Toni Egger. 99 großen Dolomitenwände, oft ebenfalls in Rekordzeit. 1954 durchsteigt er mit einem Freund in elf Stunden die beiden Nordwände von Westlicher- und Großer Zinne an einem Tag – ein Paukenschlag. Jetzt ist Egger berühmt. Dann folgen große Routen in anderen Alpenregionen. 1957 ist er Teilnehmer der „Österreichischen Kordilleren-Expedition“. Dort gelingt ihm die Erstbesteigung des 6126 Meter hohen Eisgipfels Jirishankar. Toni Egger war ein erstklassiger Bergsteiger und wurde international bekannt. Egger gilt nun auch als erstklassiger Eisgeher. Manche meinen später, mit seiner Technik sei er der Zeit weit voraus gewesen. Er wird Leiter der Alpinschule in Innsbruck und hört dann 1958 von Maestris Plänen für eine Torre Besteigung. Er bietet ihm seine Hilfe an, und Maestri sagt erfreut zu. Die beiden Ausnahmealpinisten wissen von den Aktivitäten des anderen, kennen sich flüchtig, waren aber noch nie zusammen an einem Seil geklettert. Am 31. Januar 1959 steht Toni Egger mit Cesare Maestri auf dem Gipfel des Cerro Torre, drei Tage nach dem Beginn der Kletterei. Das Wetter wird schlecht, der Abstieg zum Überlebenskampf. Am 2. Februar wird Toni Egger, als er nach einem sicheren Biwakplatz sucht, von einer Eislawine voll erfasst; das Seil reißt und er stürzt in die Tiefe. Mit ihm die Kamera, der einzige Beweis für die Gipfelbesteigung. Toni Egger am Cerro Torre. 1974 und 2003 findet man Leichenreste und Ausrüstungsgegenstände auf dem Gletscher, die eindeutig zu Toni Egger gehören. Sie werden am Gletscherrand unterhalb der FitzRoy Westwand beerdigt. Ein schlichtes Kreuz kennzeichnet die Stelle. Die Kamera wurde nie gefunden. Die erste Hubschrauber-Landung in Mauthen am 29. September 1959 Aus der Gendarmeriechronik Kötschach-Mauthen: Am 29. September 1959 landet in Mauthen erstmals ein Hubschrauber des Innenministeriums. Das Staunen war groß. Die Chronik der Gendarmerie hält fest: „Am 29. September landete südlich der „Lederer-Villa“ in Mauthen das erste Mal ein Hubschrauber des BMfI im Rahmen eines Außenlandeskurses (Pilot: Major Kubert, Begleitmann: Ray.Insp. Strasser). 100 Kassabericht 1959 der Ortsstelle: Vermerkt sind unter anderem die Ausgaben, die im Zusammenhang mit dem Absturz von Heini Heinricher und Hermann Lederer entstanden: „Stangl, 2 Kränze für Heinricher und Lederer S 180“ – „Tolazzi, Colina, Spesen bei Bergung von Heini und Hermann S 424“ – Trutschnig Siegi, Spesen bei Bergung von Heini und Hermann S 120“ – „Durchner, Mauthen, 1 geschmiedetes Kreuz für Heini und Hermann S 572“. 101 1960 Der Soldat Adolf Knaus stürzt am 24. Juli beim Edelweißpflücken am Vorderen Mooskofel tödlich ab. Soldaten und BRD-Männer bergen die Leiche. __________ Während einer dienstlichen Übung in der Cellon-Ostwand erleidet der Zollwachalpinist Peter Kolbitsch aus Mauthen bei einem Absturz tödliche Verletzungen und wird von Zollwachbeamten und BRD-Angehörigen geborgen. 1960 in der Eduard Pichlhütte: Bergrettungsmann Siegfried Trutschnig und der italienische Hüttenwirt Antonius. Wilfried Lederer will Funker werden Eine ungewöhnliche Hilfeleistung des Bergrettungsdienstes Die Musterungskommission des Österreichischen Bundesheeres befindet den Kötschacher Bergrettungsmann Wilfried Lederer wegen „Untergewicht“ nur als „tauglich ohne Waffe“. Das lässt der junge Mann nicht auf sich sitzen, schreibt im Februar 1960 selbst einen Brief an die Kommission und erhält auch von der ÖBRD-Ortsstelle Unterstützung. Von der Ortsstelle Kötschach-Mauthen geht am 28. Februar 1960 folgender Brief an die Musterungskommission des Bundesheeres heraus: Lederer Wilfried, geb. am 21. IX. 1940, wurde im Feber 1959 bei der Musterungskommission wegen Untergewicht als „tauglich ohne Waffe“ befunden, weshalb er bis heute nicht einberufen wurde. – Obengenannter ist seit März 1957 beim Österr. Bergrettungsdienst als Bergrettungsmann aktiv tätig und hat als solcher mehrere Male bei Bergungseinsätzen tatkräftig mitgewirkt. Als Einsatzleiter kann ich bestätigen, dass Lederer Wilfried bei diesen oft sehr schwierigen Bergungen tatkräftigst mitgewirkt hat und gegenüber konstitutionsmäßig viel stärker gebauten Helfern nicht mehr übermüdet war. – Von Beruf ist Lederer Elektriker, und sein größter Wunsch ist es, beim Bundesheer als Funker ausgebildet zu werden, weshalb er sich bei Ihnen noch einmal zur Musterung melden möchte. Zuvor, am 3. Februar 1960, hatte Lederer einen handschriftlichen Brief in eigener Sache an den „sehr geehrten Herrn Bundesminister“ geschrieben: Ich, Wilfried Lederer, geb, am 21. 9. 1940, wurde im Februar 1959 bei der Musterung für das Österreichische Bundesheer von der Musterungskommission in Kötschach wegen Untergewicht als „tauglich ohne Waffe“ befunden. Ich bekam wegen diesem Befund bis jetzt noch keine Einberufung. Nun möchte ich doch gern im Frühjahr zum Bundesheer als Funker mit der Waffe eingezogen werden. Ich bitte Herrn Bundesminister mir hierbei behilflich zu sein. Von Beruf habe ich Elektrotechniker gelernt. – Da ich auch aktives Mitglied des Österreichischen Bergrettungsdienstes bin, glaube ich, für das Bundesheer auch tauglich zu sein. – Meine Bitte nochmals wiederholend und für Ihre Bemühungen herzlichst dankend, schließe ich hochachtungsvoll, Lederer Wilfried. 102 1961 Such- und Bergungseinsatz am 13. März nach dem im Schwalbenwandgebiet vermissten, tödlich abgestürzten Bauern Christof Wassertheurer aus Lenzhof durch die Alpine Einsatzgruppe IV, Beamte des GP Dellach und zivile Helfer. 1962 Dipl. Ing. Hellmut May wird auf der Jahreshauptversammlung am 25. Jänner zum Ortsstellenleiter gewählt. Der Vereinsvorstand setzt sich wie folgt zusammen: Ortsstellenleiter Hellmut May, Stellvertreter Alois Traar, Kassier Herbert Zojer, Ausbildungsleiter Hans Gratzer, Gerätewart Josef Hassler, Schriftführer Hellmut May. __________ Beim Überqueren des Schneefeldes auf dem Poliniktörl stürtz am 30. Juni Rosemarie Ebner in eine Randspalte und verletzt sich dabei. Bergrettungsmänner und Angehörige der Alpinen Einsatzgruppe IV der Gendarmerie bergen und retten sie. Winterkurs ohne Ortsstelle Kötschach-Mauthen Aus beruflichen Gründen müssen alle 16 BR-Männer absagen Zu Beginn des Jahres 1962 veranstaltet die Landesleitung des ÖBRD in der Fragant einen Winterkurs, an dem aber kein Bergrettungsmann aus Kötschach-Mauthen teilnehmen kann. Dies wird der Landesleitung mit Schreiben vom 20. Januar 1962 mitgeteilt. Interessant an dem kurzen Brief ist die Auflistung aller 16 damals aktiven Bergrettungsmänner der Ortsstelle. Und weil eine bekannte Journalistenregel lautet „Namen sind Nachrichten“, ist der Brief hier zitiert. Betrifft: Winterkurs. – Leider kann ich für den Winterkurs in der Fragant keinen Teilnehmer nennen, zumal alle beschäftigt sind und keinen Urlaub bekommen. Die Ortsstelle KötschachMauthen umfasst folgende BR-Männer und Anwärter: Zojer Herbert (Kohlenhändler und Frächter), May Hellmut (Lehrer), Trutschnig Siegi (Gailarbeiter), Gratzer Hans (Elektrotechiker), Zojer Michael (Zollbeamter), Rosenkranz Otto (Zollbeamter), Kurzweil Oswald (Zollbeamter), Warmuth Josef (Lehrer), Schmid Adam (Kraftfahrer), Lassnig Adolf (Rotes Kreuz, Kraftfahrer), Zoppoth Franz (Spengler), Rogy Josef (Gendarm), Ainetter Simon (Gendarm), Litsch Friedl (Gendarm), Hassler Josef (Gendarm). Vermisst im Plenge-Gebiet Suchaktion am 7. August 1963 nach drei Touristen aus Hamburg Drei Hamburger Touristen verlaufen sich im Bereich der Plenge, übernachten in einer Halterhütte und lösen mit ihrem Verschwinden im August 1963 eine Suchaktion der Bergrettung aus, die immer noch unterwegs und auf der Suche nach ihnen ist, als die drei Urlauber längst wieder in ihrem Quartier in Birnbaum sind. Hier der Original-Bericht der Bergrettung. Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD wird am 7. August 1962 kurz nach 8.00 Uhr vom Zollbeamten Gustav Schreiber (Zollwache Birnbaum) verständigt, dass am 6. August drei deutsche Touristen über Wodmayer zur Plenge aufgestiegen und bis zum 7. August in der Früh noch nicht zurückgekehrt sind. Es handelt sich um die Sommergäste Heinrich Schulze, Elsa Schulze und Edith Unger aus Hamburg, die um die 50 Jahre alt sind. Rucksack, Hut und Edelweiß: Fred Wiegele schoss dieses Foto um 1962 am Cellon. Zur Person: Für die Suche wurde mitgeteilt, dass von Birnbaum vier Mann über die Herrenstiege aufsteigen werden. Es wurde dann vereinbart, dass von Kötschach ebenfalls eine Gruppe durch das Sittmoosertal aufsteigen wird und sich die Mannschaften am Kamm treffen sollen. Die Gruppe von Birnbaum bestand aus den Zollbeamten Gustav Schreiber und Siegfried 103 Dipl. Ing. Hellmut May Geboren am 4. Januar 1929. Beruf: Direktor der Landwirtschaftsschule in Kötschach. Ortsstellenleiter: 1962 – 1970, Schriftführer: 1962 – 1970 Eintritt in den Bergrettungsdienst am 28. Februar 1958 in die Ortstelle Klagenfurt. Am 16. Oktober 1959 wurde Hellmut May an die Ortsstelle Kötschach überstellt. Auf Vorschlag von Zojer Herbert wurde er am 25. Januar 1962 zum Ortsstellenleiter gewählt. May absolvierte im Jahre 1958 die Winterausbildung am Falkerthaus und den Sommerlehrgang am Wolayersee (Pichlhütte). Zwei weitere Sommerlehrgänge folgten in den Jahren 1963 und 1964 – den Eiskurs schloss er auch im Jahre 1963 erfolgreich ab. Aus beruflichen Gründen – die Landwirtschaftsschule in Kötschach wurde geschlossen – musste er im September 1970 die Ortsstelle übergeben. Mitterer sowie den freiwilligen Helfern Heinrich Webhofer und Ernst Obernosterer (beide Tischler von Beruf). Sie rückte um 8.15 Uhr von Birnbaum aus, war um 9.00 Uhr in Nostra und erreichte den Plenge-Gipfel um ca. 13.30 Uhr. Heinrich Webhofer trennte sich dann von den anderen, ging zum Raimundatörl, stieg von dort ab und erreichte Nostra bereits um 16.00 Uhr. Die Gruppe von Kötschach-Mauthen bestand aus den BRDAngehörigen Hellmut May und Josef Warmuth sowie dem freiwilligen Helfer Mil.-Dekan Hellmut May. Sie wurde kurz nach 10.00 Uhr vom Gendarmerieposten Mauthen mit Pkw ins Sittmoosertal geführt, begann von dort um 11.00 Uhr mit dem Aufstieg und erreichte den Gipfel der Plenge um 15.00 Uhr. Im Gipfelbuch wurde festgestellt, dass die vermissten Touristen den Gipfel nicht bestiegen hatten. Die Gruppen Birnbaum und Kötschach-Mauthen wählten nun für den Abstieg zum Finanzerhaus im Wolayertal zwei Routen: Die Gruppe Kötschach-Mauthen ging entlang dem Kamm zum Raimundatörl und stieg von dort ab. Ankunft beim Finanzerhaus um ca. 18.30 Uhr. Anschließend gingen beide Gruppen nach Nostra, wo sie um 20.15 Uhr ankamen. In Nostra wurde festgestellt, dass die vermissten Touristen bereits um 12.00 Uhr unversehrt zurückgekommen waren. Sie hatten beim Aufstieg den Kamm erreicht und stiegen dann zur oben angeführten Halterhütte ab. Von der Halterhütte wollten sie denselben Weg ins Wolayertal zurücklegen wie die Suchmannschaft aus Birnbaum, kamen aber nicht mehr weiter. Sie kehrten daraufhin um und erreichten gegen 18.30 Uhr wieder die Halterhütte. Da es schon spät war, beschlossen sie, dort zu übernachten. Am nächsten Tag gingen sie zum Raimundatörl, das Herrn Schulze schon von früher her bekannt war, und stiegen von dort aus ab. Gegen 21.30 Uhr kamen die beiden Zollbeamten und die Gruppe Kötschach-Mauthen nach Birnbaum. Die Gruppe Kötschach-Mauthen wurde von der Gendarmerie in Mauthen im Pkw abgeholt und war um 23.00 Uhr wieder am Ausgangsort. 1963 Die erste Gebirgstrage der Fa. Tyromont wird angekauft, Gewicht 29 kg. __________ Beim Valentinrennen stürzt und verletzt (Knöchelbruch) sich am 19. Mai Franz Lessnig aus Wolfsberg und wird durch BRD-Männer geborgen. __________ 24. August: Achttägiger Sucheinsatz nach dem im Laucheckgebiet vermissten Studenten Hans Walter Traer aus Graz. Hunderte Helfer sind im Einsatz (Gendarmerie, Bundesheer, Zollwache, BRD und zivile Helfer). Knochen und Kleidungsreste des tödlich abgestürzten Studenten werden von abgehenden Lawinen zum Wandfuß getragen und von Hirten des Würmlacher Alpls 1966 entdeckt. Von den Gendarmen Berger, Steinwender, Steindl und Waldner werden bei einer Suche im Sommer 1966 Stoffreste und Kleidungsstücke sowie Knochen des Verunglückten gefunden, die einwandfrei als von ihm stammend erkannt werden. Lieferschein der ersten Gebirgstrage der Firma Tyromont, die die Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Juni 1963 angekauft hat. Der Versand erfolgt an Ortsstellenleiter Hellmut May, der an der Landwirtschaftsschule Kötschach lehrt. Die Gebirgstrage No. 116 hat laut Lieferschein eine „bombierte Kunststoff-Liegewanne mit einzel verstellbaren Holmen, zwei abmontierbare Radstützen und Union-Rad samt eingebauter Trommelbremse“. 104 Verschollen im Polinikmassiv – 10.000 Schilling Prämie Aufruf der Gemeinde Würmlach zur Suche nach Johann Traer Der seit dem 24. August 1963 im Gebiet des Polinik verschollene Student Johann Traer, nach dem acht Tage erfolglos gesucht worden war, wird erst 1966 tot gefunden (siehe Chronik 1963). Da sein Schicksal im Frühjahr 1964 immer noch ungeklärt ist, veröffentlicht die Gemeinde Würmlach am 15. Mai 1964 den folgenden Aufruf: Da die im Vorjahr angelegten Suchaktionen nach dem seit 24. August 1963 im Gebiete der Würmlacher Alm, des Laucheck-, Elfer- und Polinikmassivs verschollenen Grazer Studenten Johann Traer ohne Erfolg verliefen, ergeht von der Gemeinde Würmlach der Aufruf, auch während der Sommermonate in diesem Jahr Suchaktionen nach dem Verschollenen zu unternehmen. Zumal mit einem Einsatz von öffentlicher Warte aus kaum mehr gerechnet werden kann, ist es notwendig, die Pri- vatinitiative jedes Einzelnen in den Einsatz zu stellen. Daher ergeht auch an jene Touristen, die in dieses Gebiet Bergfahrten unternehmen, der Aufruf mit der Bitte, im Besonderen auch das Augenmerk auf alle Möglichkeiten der Auffindung des Verschollenen zu lenken und Wahrnehmungen unverzüglich dem Gemeindeamte Würmlach oder dem Gendarmeriepostenkommando in Mauthen zu melden. Für die Auffindung des Verschollenen ist eine Prämie von S 10.000,-- gestiftet worden, die nach positivem Sucherfolg umgehend von der Gemeinde Würmlach an den jeweiligen Auffinder zur Auszahlung gebracht wird. 1964 Sucheinsatz nach dem auf der Mauthner Alm am 3. August verschwundenen Kind Günther Lederer. Der Junge wird sieben Tage später im Fludergraben tot aufgefunden, von BR-Männern, Zollwachangehörigen und Gendarmen geborgen und nach Mauthen gebracht. __________ Die Neuwahlen der Funktionen der Ortsstelle im Dezember bringen keine Änderungen. Alle Funktionäre werden für weitere zwei Jahre in ihren Ämtern bestätigt. 1965 14 Einsätze verzeichnet die Ortsstelle 1965, die bislang meisten seit der Gründung 1947. Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. 1966 Die Neuwahlen der Funktionen der Ortsstelle am 14. Jänner bringen 1965: Hans Golser (links) und sein Bruder Georg Zeitler auf dem Seekopf. Hans Golser stirbt an der Hohen Warte Der Bergrettungsmann rutscht auf einem Schneefeld aus Wie sein Bruder Georg Zeitler war auch Hans Golser Bergrettungsmann in Kötschach Mauthen. Beide Brüder, Golser und Zeitler, stiegen am 25 September 1966 durch die Nordwand der Seewarte im Gebiet des Wolayersees. Unterwegs trafen sie auf die Kameraden Herbert Winkler und Heinz Lederer, die auf der Normalroute aufstiegen. Alle vier Bergsteiger querten dann gemeinsam zum Normalanstieg der Hohen Warte, den sie abstiegen. Dabei rutschte Hans Golser auf einem Schneefeld aus, konnte sich nicht mehr halten und stürzte in den Felsabbruch zum Valentintörl. Golser war sofort tot. 105 folgendes Ergebnis: Ortsstellenleiter Hellmut May, Stellvertreter Alois Traar, Kassier Herbert Zojer, Ausbildungsleiter Hans Gratzer, Einsatzleiter Josef Warmuth, Gerätewart Josef Hassler, Schriftführer Hellmut May. __________ 22. Mai: Bergung, Rettung und Abtransport nach Mauthen der bei einer Bergtour auf den Cellon in Not geratenen Bergsteiger Johann Matitz und Johanna Klammer, die schwer verletzt ist, durch BRD, Zollwache und Gendarmerie. __________ Am 25. September verunglückt der Bergrettungsmann Hans Golser aus Mauthen in der Nordwand der Hohen Warte tödlich. Sein Leichnam wird von BRDMännern, Gendarmerie und Zollwache aus der Wand abgeseilt und nach Mauthen gebracht. Original-Bericht aus der Gendarmerie-Chronik Kötschach-Mauthen: Hans Golser stürzt am 25. September 1966 vor den Augen seines Bruders Georg Zeitler in den Tod. Lebensbilder: 1965: Georg Zeitler und Hans Golser Allerheiligen auf den Kellerspitzen. Hans Golser 1965: Hüttenwirt Siegi Trutschnigg (Eduard Pichl Hütte) mit Hans Golser. 106 1965: Hans Golser und Georg Zeitler (Brücke über die Valentin unter dem „Buchenwald“). 1965: Hans Golser im Abstieg vom Cima di Sasso Nero (NWGrat). 1965: Hans Golser beim Training am Felsentor Mauthner Klamm. 107 1967 Vermisst und tot aufgefunden Die Strukturen der Vereinsfunktionen werden wie folgt geändert: stellvertretender Ortsstellenleiter wird Hans Waldner, Kassier Norbert Steindl, Ausbildungsleiter Sepp Lederer, Einsatzleiter Hans Waldner, Gerätewarte Josef Hassler und Georg Zeitler. __________ Nach über fünf Wochen wird eine traurige Vermutung bestätigt 24. September: Der am Westgrat des Cellon durch Steinschlag schwer verletzte Bergsteiger Rudolf Lessjak aus Viktring bei Klagenfurt wird von BRD, Gendarmerie und Zoll über italienisches Gebiet auf den Plöckenpass und von dort ins BKH nach Lienz gebracht, wo der Schwerverletzte stirbt. 1968 Die erste eigene Gerätekammer wird auf dem Dachboden in der Zollhauskaserne in Mauthen eingerichtet. Auch werden die ersten Schulungsabende eingeführt. __________ Am 17. August 1968 startet ein mehrtägiger Such- und Bergungseinsatz nach der im Massiv der Hohen Warte vermissten Touristin Herta Reiß aus Innsbruck. Sie wird am 26. September in der Schlucht zwischen Seewarte und Hoher Warte auf italienischem Gebiet tot aufgefunden. Über den Tod der Innsbruckerin gab es offenbar zwei Vermutungen: Sie ist abgestürzt oder sie starb den Herztod. Hellmut May schickt gut anderthalb Jahre später mit Schreiben vom 5. Juni 1970 einen Brief an die Schwester von Herta Reiß, Erika Miller-Reiß, nach Innsbruck und legt ein Foto von der Unglücksstelle bei, das offenbar belegt, dass die Verunglückte durch einen Absturz ums Lebens gekommen ist. Erika Miller-Reiß antwortet May am 30. Juni 1970: Sehr geehrter Herr May! – Für Ihren Brief vom 5. d. M. danke ich Ihnen ganz herzlich. Ich muss mich nun auch entschuldigen, weil ich erst heute danke. Ich war etwas zur Erholung am Land, und die Post wurde nicht nachgeschickt. Sehr danke ich für das beigelegte Foto von der Fundstelle meiner verstorbenen Schwester Herta Reiß. Vielleicht ist es gut, dass ich’s erst jetzt bekam. Damals war die Erschütterung doch recht groß. Die Aussagen über den Tod meiner Schwester waren damals verschieden. Nach den Foto aber sieht es doch sehr nach einem Absturz aus, nicht nach einem Herztod, wie es damals hieß. So schwer es damals war – für meine bergbegeisterte Schwester hätte es kaum einen schöneren Tod geben können. Sie sagte immer, sie würde nicht „im Bett sterben“. Mit nochmaligem herzlichen Dank für Ihr Schreiben und für die lange, mühsame Suche damals grüße ich Sie hochachtungsvoll, Erika Miller-Reiß Am 17. August startet ein mehrtägiger Such- und Bergungseinsatz nach der im Massiv der Hohen Warte vermissten Touristin Herta Reiß aus Innsbruck. Sie wird am 26. September in der Schlucht zwischen Seewarte und Hoher Warte tot aufgefunden. Die Bergung und der Abtransport erfolgen durch BRD, Gendarmerie und Zoll gemeinsam mit Italienern nach Forni Avoltri. 1969 Auf dem Südhang der Mussen stürzt am 12. Mai ein Flugzeug ab. Dr. Friedrich Romig wird bei dem Absturz mit dem Segelflugzeug schwer verletzt, von BR-Männern Sonnenaufgang vom Eiskar aus gesehen. Das Foto nahm Fred Wiegele 1969 auf. 108 und Gendarmen gerettet und ins Krankenhaus nach Klagenfurt gebracht. __________ Romeo Minisini wird gerettet „Die schwierigste Bergung der letzten 20 Jahre“ 15. Juni: Rettung des in der Seewarte-Nordwand in Not geratenen italienischen Bergsteigers Romeo Minisini. Der Italiener überlebt, seine Retter Georg Zeitler und Sepp Lederer erhalten 1970 für seine Rettung das „Kärntner Kreuz“ für Lebensrettung. Minisinis Seilgefährte stürzt tödlich ab und wird von einer italienischen Mannschaft abtransportiert. __________ Hellmut May der Ortsstellenleiter der Bergrettung in Kötschach-Mauthen, fasst in einem Schreiben an die Landesleitung des ÖBRD vom 7. Juli 1969 die erfolgreiche Bergung des am 15. Juni 1969 in der Seewarte verunglückten Romeo Minisini zusammen, dessen Bergkamerad Gianni Londero ums Leben kam. May beantragt für die Retter die Verleihung des Kärntner Ehrenzeichens für Lebensrettung, das Sepp Lederer und Georg Zeitler dann auch 1970 erhalten. May schreibt: Am 13. November wird die bisherige Außenstelle St. Lorenzen zur eigenständigen Ortsstelle Lesachtal umgegründet. Die Gründungsfeier findet im Gasthaus Strieder in St. Lorenzen statt. Anwesend sind Landesleiter Havranek, Mitglieder der Landesleitung, Mitglieder der Außenstelle St. Lorenzen und Ortsstellenleiter Hellmut May. Montag früh versuchten die Italiener die Bergung von oben. Unsere Männer versuchten die Bergung von unten. Dazu stiegen Gend.-Ray.-Insp. Johann Waldner, Josef Lederer und Georg Zeitler in die Wand ein. Es gelang ihnen unter eindeutig schwierigsten Verhältnissen in relativ kurzer Zeit den leicht verletzten Italiener zu erreichen und in einer technisch mustergültigen Weise durch Abseilen zu bergen. Nach der Unfallmeldung vom 15. Juni 1969 stiegen Angehörige der BRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen und der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie in das Unfallgebiet auf. Bei ihrem Eintreffen stellten die Männer fest, dass eine italienische Einsatzgruppe den toten Gianni Londero bereits geborgen hatte und den in sehr schwierigem Gelände in der Nordwand der Seewarte befindlichen Seilgefährten Romeo Minisini zu bergen versuchte. Dieser Versuch gelang den Italienern nicht, so dass sie das Unternehmen bei einbrechender Dunkelheit abbrachen. Es sei festgestellt, dass diese Bergung die schwierigste der letzten 20 Jahre im Ortsgruppenbereich war. Aus diesem Grund bitte ich, bei der zuständigen politischen Behörde zu beantragen, den beteiligten Männern das Kärntner Ehrenzeichen für Lebensrettung zu verleihen, damit diese Tat entsprechend gewürdigt wird. Angeblich hat Waldner, der auch Mitglied des BRD ist, das Ehrenzeichen schon früher bekommen. Sollte man das Ehrenzeichen nur einmal bekommen können, bitte ich, für ihn eine entsprechende andere Auszeichnung zu beantragen. Erhalten 1970 für die Bergung des Italieners Romeo Minisini am 16. September 1969 aus der Nordwand der Seewarte von Landeshauptmann Hans Sima (rechts) das „Kärntner Kreuz“ für Lebensrettung: Georg Zeitler (links) und Sepp Lederer (2. von links). Dritter Lebensretter war G e n d . - R a y. - I n s p . Johann Waldner, der die Auszeichnung aber bereits für einen anderen Einsatz erhalten hatte. 109 1970 Das Kärntner Ehrenkreuz Bei der ordentlichen Jahreshauptversammlung im Frühjahr wird der Vereinsvorstand wie folgt gewählt: Ortsstellenleiter und Schriftführer Hellmut May, Stellvertreter Hans Wallner, Kassier Norbert Steindl, Ausbildungsleiter Sepp Lederer, Einsatzleiter Hans Waldner, Gerätewarte Josef Hassler und Georg Zeitler. __________ Landeshauptmann Sima zeichnet Lederer und Zeitler aus Für die Bergung des Italieners Romeo Minisini aus Buia am 15. Juni 1969 aus der Nordwand der Seewarte erhalten Georg Zeitler und Sepp Lederer das „Kärntner Kreuz“ für Lebensrettung. __________ Sepp Lederer übernimmt bei den Neuwahlen am 15. September 1970 die Ortsstelle mit dem Bemühen, Mannschaft und Gerät auf den neuesten Stand der Bergrettungstechnik zu bringen und sie auf diesem hohen Niveau zu halten. Die Neuwahlen bringen folgendes Ergebnis: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter Hans Wallner, Kassier Siegfried Kristler, Ausbildungsleiter Georg Zeitler, Einsatzleiter Hans Wallner, Gerätewarte Josef Hassler und Hannes Strobl. __________ Hannes Strobl, Sohn des 1958 viel zu früh verstorbenen Ortsstellenleiters Hans Strobl, wird nach den entsprechenden Kursen Bergrettungsmann. Er ist heute ein bekannter Pilot und Rettungsflieger. __________ Georg Zeitler und Sepp Lederer sowie zwei weitere Lebensretter erhalten 1970 in Klagenfurt das Kärntner Ehrenkreuz aus der Hand von Landeshauptmann Sima. In einem Pressebericht über die Verleihung heißt es: Vier Kärntnern, die ihr Leben eingesetzt haben, um Leben zu retten, wurde mit der Verleihung des Kärntner Ehrenkreuzes für besondere Leistungen auf dem Gebiete des Feuerwehr- und Rettungswesens öffentliche Würdigung und Anerkennung zuteil. Landeshauptmann Sima überreichte ihnen im Beisein von Landesamtsdirektor Dr. Hauer im Kärntner Landtagsamt die Auszeichnungen mit seinem Dank für ihren Mut und ihre Einsatzbereitschaft, durch die Menschenleben gerettet werden konnten: Stadtrat Andreas Mörtl aus Villach rettete durch sein entschlossenes Handeln im August dieses Jahres einen deutschen Sommergast vor dem Ertrinken aus dem Faaker See. Josef Lederer und Georg Zeitler, beide aus Kötschach-Mauthen, führten als Bergrettungsmänner unter besonders schwierigen alpinen Verhältnissen und unter Einsatz des eigenen Lebens auf der Hohen Warte im Plöckengebiet eine Rettungsaktion durch, so dass ein italienischer Alpinist nach gefahrvoller Kletterei aus der Wand gerettet werden konnte. Der Seilgefährte des Geretteten, ebenfalls ein italienischer Staatsbürger, hatte bei diesem Bergunfall den Tod Georg Zeitler (links) und Sepp Lederer heute. gefunden. Leo Schraner aus Klagenfurt gelang es, im Juni dieses Jahres gemeinsam mit Martin Planschak aus Pörtschach, der zur Zeit in Deutschland berufstätig ist (ihm wird die Auszeichnung übermittelt), ein deutsches Ehepaar, deren Boot bei einem Gewitter auf dem Wörthersee gekentert war, zu bergen und an Land zu bringen. Schraner hat sich damit bereits zum vierten Mal als erfolgreicher Lebensretter ganz hervorragend bewährt. Zwei Pressefotos der Verleihung des „Kärtner Ehrenkreuzes“ an Zeitler und Lederer (2. und 3. von links), rechts Landeshauptmann Hans Sima. Lederers und die Ideen des Ortsstellen- und 110 Landesarztes Dr. Ernst Steinwender machen die Ortsstelle zu einem Vorreiter auf dem Sanitäts- und Ausrüstungssektor in Kärnten. Das erste Kunstfaserseil wird angekauft, getestet und für Einsatzzwecke hergenommen. Lebensbilder: Georg Zeitler 1967 beim Klettertraining am Felsentor in der Mauthner Klamm. Seewarte-Nordwand: Fred Wiegele erinnert im Bildtext zu seinem Foto an die Bergung eines Italieners durch Sepp Lederer, Georg Zeitler und Hans Waldner (Foto aus Fred Wiegeles Buch „Lichtbilder“). Die Absturzstelle von Gianni Londero, an der Romeo Minisini in Not geriet und von Lederer/Zeitler/Waldner gerettet wurde, ist mit einem Kreis markiert. 1965: Georg Zeitler, Cima di Sasso Nero, NW-Grat, mit Sepp Lederer. Georg Zeitler im Januar 1964 auf der Schrockgebirgsalm. 111 1968: Georg Zeitler (links) und Hannes Strobl auf der Creta Monumenz. 1990 an der Talstation des Sesselliftes. 112 1965: Georg Zeitler und Sepp Lederer am NO-Grat (Vorgipfel) des Seekopfes (links) und auf dem Gipfel. 1990: Im Anstieg auf der Oberen Valentinalm und am Ziel, dem Rauchkofel. Im Februar 2005 (oben) und zwei Jahre später, Anfang 2007, an der Talstation des Liftes, Georgs Arbeitsplatz. 1965: Georg Zeitler (links) und Sepp Lederer am Cima di Sasso Nero (Biegengebirge/ Wolayersee). 113 Matterhorn Westalpenfahrt im August 1970 auf das Dach Europas Von Sepp Lederer Als Reisezeit wurde von uns, Reinhard Lenzhofer und mir, der Monat August gewählt. Wir fuhren mit meinem Pkw, etwas Proviant und die Zeltausrüstung im Gepäck von Mauthen zum Bodensee, wo wir die erste Nacht verbrachten. Weiter ging die Fahrt über Chur, den Oberalp- und Furkapass nach Visp. Solche Passhöhen hatte mein altes Mobil noch nie gesehen und gespürt, was es durch heftiges Dampfen und Stottern in 2700 m Seehöhe bekräftigte. In Visp ließen wir das Rhonetal hinter uns und fuhren, einen heftigen Auftrieb in uns, nach Saas Fee. Überfüllte Parkplätze, vollgestopfte Gassen und wenig Gemütlichkeit empfingen uns. Einzig und allein der Blick empor zu den Viertausendern ließ uns die Umgebung vergessen. Wir beschlossen, nach Saas Grund zu fahren, um einen Zeltplatz fernab der ungemütlichen Campingplätze zu suchen. Das schier Unmögliche gelang uns, und wenig später lagen wir in unseren Schlafsäcken, die Gedanken daheim bei unseren Freunden, unseren Bergen und den Abenteuern, die vielleicht noch vor uns lagen. Herrliches Wetter am nächsten Morgen trieb uns auf zu unserer ersten Tour. Wir beschlossen, über den Alphubel zum Mischabeljochbiwak aufzusteigen, um von dort weiter über das Täschhorn zum Dom zu gelangen. Leider überraschte uns Schlechtwetter, so dass wir wieder zum Alphubel zurückkehrten und zur Längfluhhütte abstiegen. Über Nacht gab es leichten Schneefall, doch Stimmengewirr und das Blinken von Stirnlampen ließ uns wach werden. Ringsum stockdunkle Nacht, doch die Bergführer machten sich für das Alalinhorn marschbereit. Wir schauten uns zuerst dumm an. Um diese Zeit! Etwas ungewöhnlich für Kletterer aus den Ostalpen! In einer alten Biwakschachtel wurde der Frühstückstee gekocht, die Kurzschi aufgepackt, angeseilt und dem Schein der Stirnlampe folgend über die Gletscherstraße den Lichtern vor uns nachgeeilt. Das Wetter wurde besser, und wir durften uns bei herrlicher Fernsicht zum zweiten Mal auf einem Viertausender die Hand schütteln. Nach gelungener Abfahrt beschlossen wir, ins Tal nach Visp zu fahren, um Proviant zu kaufen und einige Tage Talurlaub zu machen. Wir hatten Glück und durften unser Zelt bei einem Bauernhof aufschlagen, wo es auch für drei Wochen stehen blieb. Unsere nächste Tour wurde beschlossen: Monte Rosa Hütte mit Aufstieg zur Dufourspitze. Ein unvergesslicher Hüttenaufstieg leitete diese Tour ein. Schneefall am Abend und am nächsten Tag schien unsere Hoffnungen, auf den zweithöchsten Gipfel Europas zu gelangen, zu zerstören. Am dritten Tag endlich wagten wir zusammen mit einer englischen Seilschaft den Aufstieg. Den Nebel und die Engländer hinter uns lassend, spurten wir im oft knietiefen Schnee zur Scharte. Über den vereisten, aber dennoch reizvollen Grat arbeiteten wir uns zum Gipfelkreuz vor. Sehnsüchtige Blicke wanderten zum Dach Europas. „Vielleicht nächstes Jahr!“ Bei Prachtwetter machten wir den Abstieg und fuhren wieder ins Rhonetal. Talurlaub wurde nach dieser Tour keiner gehalten. Wir füllten unsere Proviantsäcke und fuhren wieder nach Zermatt. Weit ist der Weg zur Hörnlihütte, wenn ober dir eine Seilbahngondel führt. Wir schafften es und verbrachten die Nacht in der überfüllten Hütte. Fönwetter und einige Wolken am nächsten Morgen drückten auf unser Stimmungsbarometer. Wir machten uns trotzdem auf den Weg und standen in knapp dreieinhalb Stunden auf dem Berg, von dem bei uns jeder bergbegeisterte Bub träumt, auf dem Matterhorn. Wieder in der Hütte, gab es das berühmte Matterhornwetter: Regen, Schnee, Sturm. Wir hauten ab und diskutierten noch im Zelt über diesen Berg und die Führer, denen wir begegnet waren. Das Schlechtwetter hielt an. „Wenigstens noch einen Viertausender“, war das Motto einer langen Woche des Wartens, begleitet vom monotonen Trommeln der Regentropfen. Endlich wurde es schöner. Eine Schitour auf das Breithorn sollte unsere bereits wieder steifen Muskeln auflockern. Genau das Gegenteil geschah! Ein Eis-Sturm in einer Höhe über viertausend Meter ließ uns das Wedeln im Firnschnee vergessen und frischte unsere militärischen Kriechkenntnisse wieder auf. Wir waren mit dem Bergsteigen anscheinend am Ende. So war es auch. Das Schlechtwetter hielt an und zwang uns, quer durch die Schweiz der österreichischen Grenze zuzustreben! Erfahrungen und Ratschläge: 1. Wir haben uns während der ganzen Zeit selbst verpflegt (keine Gasthaus- oder Hüttenmahlzeit) und haben die Produkte dazu sehr billig an Ort und Stelle in Großmärkten gekauft (billiger als in Österreich). 2. Ein kleiner Gaskocher war immer im Rucksack, um Schneewasser für den Tee zu schmelzen (ein Liter Teewasser kostet ein bis zwei Franken). 3. Kartenmaterial: Landeskarte der Schweiz 1:25 000, Eidgenössische Landestopographie, Blatt 1348 Zermatt (Monte Rosa Massiv), Blatt 1347 Matterhorn, Blatt 1329 Saas (Alalinhorn usw.), Blatt 1328 Randa (Täschhorn, Dom). 4. Für eine Übernachtung in Zermatt empfehle ich das Bergsteigerlager Winkelmatten (in Nähe der Seilbahnstation); E,Herd, Geschirr, Übernachtung 3 Franken pro Person! 5. Uns gelang es, eine Reihe guter Lichtbilder zu machen. Freiwillige Spenden am Ende einiger Vorträge ersetzten uns das Filmmaterial. 114 Zur Person: Hannes Strobl Geboren am 22. November 1952 in Lienz. Von 1952 bis 1954 lebte Hannes Strobl in Heiligenblut, da sein Vater dort Gendarmeriebeamter war. 1954 wurde Vater Hans Strobl zum Gendarmerieposten Mauthen versetzt. Dort gehörte er dem Bergrettungsdienst an, den er von 1957 bis zu seinem viel zu frühen Tod 1958 leitete. So wuchsen Sohn Hannes, sein Bruder Ewald und seine Schwester Ilse in Mauthen auf und verbrachten dort Kindheit und Jugendzeit. Hannes Strobl an seinem Arbeitsplatz, dem Cockpit des Rettungshubschraubers, und in jungen Jahren in Aktion (um 1968/unten). Lebensbilder: Hannes Strobl 1971 Matura in Klagenfurt, anschließend Präsenzdienst. 1972: Eiskurs der Bergrettung, Bernina-Gruppe. 1973-1974 Gendarmerieschule in Krumpendorf. 1974-1978 versah Hannes Strobl Dienst als Gendarm am Gendarmerieposten Heiligenblut. „In dieser Zeit wurde ich auch zum Gendarmeriebergführer ausgebildet. In diesen Jahren waren sowohl dienstlich als auch privat der Alpinismus und die Bergsteigerei ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens.“ Mit 17 Jahren absolvierte Strobl jun. 1969 den Felskurs im Zuge der Ausbildung zum Bergret- September 1974: Großglockner-Biwakschachtel. 115 tungsmann in den Lienzer Dolomiten. In der Folge besuchte er alle Ausbildungen und wurde 1970 Bergrettungsmann. Ab 1974 gab es durch die Aufgaben als Alpingendarm in Heiligenblut die ersten Kontakte zur Hubschraubereinsatzfliegerei des BMI (Innenministerium). Ein Entschluss reifte: „Ich versuche selber die Ausbildung zum HSPiloten zu machen. 1977 bestand ich die Selektion für die Pilotenausbildung beim BMI.“ 1973: Erstbegehung Cellon-NO-Pfeiler (Hannes Strobl/Erich Dabernig) – beim Einstieg. Im Frühjahr 1978 folgte die Motorflugzeugpilotenausbildung bei der Flugschule des BMI in Bad Vöslau. „Ich begann diese Ausbildung mit drei Exekutivkollegen, und heute nach 30 Jahren Einsatzfliegerei sind wir alle vier nach wie vor im Flugdienst und alle unversehrt. Keiner hatte einen nennenswerten Unfall oder Zwischenfall!“ Ab Herbst 1978 absolvierte Hannes Strobl als „Gast“ den Hubschrauberpiloten-Grundkurs bei der Fliegerschule des Österr. Bundesheeres in Langenlebarn. „Anschließend kam ich zur weiteren fliegerischen Ausbildung zu diversen Flugeinsatzstellen des BMI, und Ende 1979 wurde ich als Einsatzpilot der Flugeinsatzstelle Klagenfurt zugeteilt.“ politische Entscheidung gefallen war, die Flugrettung aus dem öffentlichen Bereich auszugliedern, entschloss sich Hannes Strobl wie zahlreiche Pilotenkollegen von BMI und Bundesheer auch, aus dem Bundesdienst auszutreten und als Rettungspilot zum ÖAMTC zu wechseln, um bei der Flugrettung zu bleiben. „So fliege ich nun seit dem Jahre 2001 als Pilot bei der Christophorusflotte Rettungseinsätze vorwiegend von den Stützpunkten in Klagenfurt und Lienz aus.“ Hannes Strobl lebt heute in Maria Saal. 1973: Erstbegehung Cellon-NO-Pfeiler (Hannes Strobl/Erich Dabernig). Erich im Aufstieg. Nach und nach erwarb Strobl alle Einsatzberechtigungen als Einsatzpilot des Innenministeriums. Bis heute steht eine stolze Bilanz als Pilot zu Buche: „In den letzten 30 Jahren absolvierte ich tausende Polizeieinsätze und ca. 6500 Rettungseinsätze im Zuge von knapp mehr als 6000 Flugstunden, davon rund 200 Flugstunden bei Nacht.“ 1973: Erstbegehung CellonNO-Pfeiler (Hannes Strobl/ Erich Dabernig). Hannes beim Abseilen im Dülfersitz. Als im Jahre 2000 die 116 1973: Erstbegehung Cellon-NO-Pfeiler (Hannes Strobl/Erich Dabernig). Hannes am Standplatz. Sommer 1973: Auf der Hohen Warte, Viktor Tassotti, Hannes Strobl, Erich Dabernig. Beim Kofler-Memorial (um 1973): Bachlechner (links), Poldi Durchner (rote Jacke), daneben Hildegard Lederer, Erich Dabernig und Hannes Strobl. Kofler-Memorial (um 1973): Hannes Strobl (von links), Sepp und Hildegard Lederer, Erich Dabernig. Sommer 1973: mit Erich Dabernig am Valentintörl. Juni 1974: Aufstieg über die Nordwand auf die Hohe Warte. 117 1974: Tour auf die Seewarte-Flanke: Karl Bachlechner (von links), Hans Patterer und Hannes Strobl (unten im Ausstiegsriss). November 1974: Mit Ente vor dem Reisskofel. April 1975: am Plöckenhaus. April 1975: auf dem Polinik. 21./22. Juni 1975: Glockner-Umfahrung, Hannes Strobl (mit Erich Dabernig), kleines Foto: vor dem Stüdlgrat. 118 Bergrettungskurs 7. bis 13. Juli 1975, Karlsbader Hütte (Lienzer Dolomiten): Hannes Strobl vor einem „Jet Ranger“ des BMI (links) und einer „Alouette III“ (Bundesheer). 2007: Rettungsflieger Hannes Strobl an seinem Arbeitsplatz, ÖAMTC-FEST Klagenfurt. 119 1971 Eine Idee setzt sich durch Der I. Internationale Valentingletscherlauf wird aus der Taufe gehoben und als hochalpiner Abfahrtslauf – die schnellste Zeit siegt – am 6. Juni ausgetragen. __________ 1971: der I. Int. Valentingletscherlauf Dem Kötschacher Zollwachbeamten und Bergrettungsmann Michael „Much“ Zojer (30) gelingt am Großglockner ein Bravourstück: Er durchfährt am 11. Juli als erster Mensch die bis zu 52 Grad steile PallaviciniRinne mit Normalschiern. __________ Im Zuge der Bergung des tödlich abgestürzten Belgiers Henri Vigneron am 12. August in der Nordwand der Seewarte kommt es zu einem bösen Unfall. Im letzten Wandabschnitt löst sich oberhalb der Rettungsmannschaft ein großer Stein, zerbricht in zwei Teile und trifft Bergretter und Gendarm Norbert Steindl. Steindl wird dabei schwer verletzt und nach der Erstversorgung durch seine Kameraden mit dem Hubschrauber nach Lienz transportiert. __________ Monika Scholz aus Innsbruck gerät am 19. August 1971 auf dem Großen Pal in Steinschlag und erleidet Verletzungen. Sie wird von der Unglücksstelle aufgeseilt und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert. __________ Am 22. August werden die beiden bei Dunkelheit von der Plöckenstraße in den Valentingraben gestürzten deutschen Mädchen Evi Lindinger und Wilhelmine Hartinger tödlich verletzt, von Bergrettungsmännern, Gendarmen und Feuerwehrmännern geborgen und nach Mauthen gebracht. Von Roland Pranter und Sepp Lederer Der XXXVII. Internationale Valentingletscherlauf 2007 bedeutete 75 Jahre Schirennen auf dem Valentingletscher. Als im Jahre 1933 die Schipioniere rund um den Akademischen Maler Hans Sellenati das erste Plöcken-Heldengedenkrennen initiierten, dachte wohl niemand daran, dass es auf Holzrelief des I. Int. Valentindieser riesigen Schneefläche des Valentintales 75 Jahre später gletscherlaufs 1971, auch noch sportliche Wettkämpfe geben würden. Das erste Rennen wurde am 7. Mai 1933 mit 67 Teilnehmern als Riesentorlauf gestartet. Diese Rennen wurden dann immer am ersten Sonntag im Mai veranstaltet, wobei man Schigrößen wie Pepi Stiegler und anderen Stars dieser Epoche zusehen durfte. Besonders beeindruckend waren die Leistungen der Versehrten, meist Kriegsversehrte rund um Oberst Rudl, die in einer eigenen Klasse gewertet wurden. Weil man wegen der strengen Regeln des internationalen Schiverbandes mechanische Aufstiegshilfen für ein FIS-Rennen (diesen Status hatte das Plöckenrennen damals angenommen) verlangte, verlegte man dann das legendäre Plöcken-Heldengedenkrennen auf die Mauthner Alm. Der Pionier des Schilaufs im Oberen Gailtal, der Akademische Maler Hans Sellenati, beim Skilauf um 1925. Sellenati war 1919 Gründer und erster Vorsitzender des Schiclubs Oberes Gailtal, der damals im Gründungsjahr 15 Mitglieder hatte. Als der 5. Jahrgang des „Jahrbuchs des Wintersports für 1924“ von Emil Peege und Rudolf Maissl erschien, gab es in Kärnten zehn Vereine mit 637 Mitgliedern, wie die dort abgebildete Statistik zeigt. Die Sektion Oberes Gailtal im Verband der Skiläufer Kärntens (Nr. 3 auf der Abbildung) hatte 15 Mitglieder und wurde 1919 gegründet. Vorsitzender war Hans Sellenati, Schriftführer G. Engler, beide aus Mauthen. 120 Im Spätwinter des Jahres 1969/70 wurde von einigen Bergrettungsmännern – allen voran Sepp Lederer – die Idee zur Weiterführung des Schirennens auf den Valentingletscher, wie es der OSK jahrzehntelang im Mai durchgeführt hatte, geboren. Der Name „Plöcken-Rennen“ durfte nicht angenommen werden, da das traditionelle Rennen als FIS-Wettbewerb auf der Mauthner Alm fortgesetzt wurde. So kam man auf den Titel „Valentingletscherlauf“ und fuhr auf unpräparierter Piste vom Valentintörl durch einige Richtungstore zur Oberen Valentinalm ab. Startberechtigt waren zuerst nur Mitglieder aller Bergrettungsorganisationen, denn die ersten fünf Rennen wurden in Einzelwertung auf die schnellste Zeit gefahren – diese Zeit lag unter 2 Minuten. Die nächsten drei Rennen wurden im Dreierteams – mit Bau eines behelfsmäßigen Rettungsschlittens und den abschließenden Abtransport eines „Verletzten“ – gefahren; auch auf schnellste Zeit. Das Fahren auf die schnellste Hans Sellenatis Grab auf dem Friedhof in Mauthen. „Kontrollposten Nr. 4“: Akad. Maler Hans Sellenati während eines Plöckenrennens (um 1935). Zeit war aber dann unverantwortlich und zu gefährlich. Im Jahre 1979 stellte man deshalb diese Tempobolzerei ein. Schließlich hatte man dann die Idee, ein sportliches Zeitlimit für die Abfahrt zu schaffen und die Dreiermannschaft beizubehalten. Gewinnen sollte die Mannschaft, die mit der eigenen Laufzeit der errechneten Durchschnittszeit am nächsten kam. Die Durchschnittszeit wurde aus allen im Zeitlimit gebliebenen Mannschaften errechnet. Dieser Austragungsmodus fand Anklang und wird bis heute beibehalten. Ein wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung dieser Veranstaltung war es, im Jahre 1979 die Gästeklasse offiziell zu eröffnen. Von 1983 bis 1989 und 1995 kam mit dem „Fest der Sieger“ im großen Rathaussaal am Samstagabend vor dem Valentingletscherlauf ein weiterer Höhepunkt hinzu. Die Siegerehrung mit Festkonzert fand dann am Sonntag statt. Seit dem Jahre 1998 findet die Siegerehrung auf der Unteren Valentinalm statt. Grund dafür waren die hohen Kosten, um eine solche Veranstaltung noch gewinnbringend zu organisieren. Ein aufrichtiges Dankeschön gilt vor allem den großzügigen Pokal- und Sachpreisspendern (heimische Wirtschaft, Gemeinde, Politik und Privatgönner) für das jahrelange Entgegenkommen, ohne deren Mithilfe ein Valentingletscherlauf nicht mehr zu organisieren wäre. Mittlerweile hat sich diese Veranstaltung derartig entwickelt, dass sie zur einzigen sportlichen Großveranstaltung und zum Kultfest in der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen herangewachsen ist. „Much“ Zojer und die „Pallavicini-Lawine“ Als erster Mensch mit normalen Schiern die 900 Meter lange Steilabfahrt bezwungen Einen vermeintlichen Lawinen-Abgang hatten Zeugen an jenem 11. Juli 1971 in der berühmt-berüchtigten PallaviciniRinne am Großglockner beobachtet. Und sie wollten von der Oberwalderhütte aus gesehen haben, dass sie zwei Menschen mitgerissen hatte. Überlebenschance gleich null. Die Suchaktion der Bergrettung verlief ergebnislos. Wie sich herausstellte, war nur ein Schifahrer in der Rinne. Er konnte sich vor der Lawine retten. Und schaffte zudem Unglaubliches: Michael „Much“ Zojer, gebürtig aus Kötschach-Mauthen und dort auch Bergrettungsmann, hatte sich nämlich im vollen Besitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte förmlich wie jene „Pallavicini-Lawine“ die 900 Meter lange, extrem steile Rinne heruntergestürzt. Als erster Mensch mit normalen Abfahrtsschiern. Er tat dies eher in aller Stille, ohne großes Aufheben. Und stahl damit dem Schweizer Extrem-Schifahrer Sylvain Saudan die Schau. Der nämlich wollte wenige Tage später als werbewirksames Medienspektakel das Gleiche tun. Sein Pech: Saudan kündigte seinen Plan in der Presse an, „Much“ Zojer erfuhr so von dem Vorhaben und kam Saudan zuvor. Zojer 1971 nach seinem „Teufelsritt“ durch die Pallavicini-Rinne. 121 In einem Pressebericht von damals heißt es: Schiabfahrt über die Pallavicinirinne. Der 11. Juli 1971 wird als Markstein in die Schi-Alpinistik eingehen. An diesem Tag gelang es dem Zollwachbeamten Michael Zojer aus Thörl Maglern mit Normalschiern diese SuperSteilabfahrt im Glocknergebiet erfolgreich zu befahren. Die Pallavicinirinne, ein Steil-Couloir von rund 900 m Länge und durchschnittlich 52 Grad Neigung, wurde wohl mit Firngleitern schon ein- oder zweimal befahren, jedoch wagte sich bis zu diesem Zeitpunkt noch keiner daran, mit normalen Abfahrtsschiern dieses Programm zu unternehmen. Von hier hatten Zeugen den Lawinenabgang mit zwei vermeintlichen Opfern beobachtet: die Als Kuriosum kann bemerkt Oberwalder Hütte auf einer alten Aufnahme. Darüber die 900 Meter hohe Pallavicini-Rinne werden, dass zum selben zwischen Klein- und Großglockner. Zojers Abfahrslinie ist schwarz gekennzeichnet. Zeitpunkt der Schweizer Saudan, welcher als Bezwinger von extremen Steilhängen bekannt ist, mit dem Österreichischen Fernsehen verhandelte, um die geplante Durchfahrung der Pallavicinirinne durch Television aufzeichnen und später aussenden zu lassen. Der in Kärntner Bergsteigerkreisen bekannte Zollwachbeamte Zojer schlug Saudan ein Schnippchen und setzte die Tat ohne viel Aufhebens um. Dem Tüchtigen lachte auch das Glück, denn zum selben Zeitpunkt, zu welchem sich Zojer im so genannten „Bahnhof“ (Ausbuchtung in der Rinne) befand, löste sich über ihm ein Schneebrett und donnerte durch die Rinne hinab. Beobachter, die von der Oberwalder Hütte aus zusahen, befürchteten, dass Zojer von dem Schneebrett mitgerissen wurde und verständigten die Bergrettung. Als diese auf der Pasterze eintraf, konnte sie einen glücklichen Bezwinger der berüchtigten Pallavicinirinne in Empfang nehmen. Zollwachbeamter Zojer verwendete für diese einmalige sportliche und alpinistische Leistung seine normale Schiausrüstung – Amann-Schi, montiert mit Marker-Simplex Super und Rotamat TR. So still wie Zojer seine Abfahrt vorbereitete, so wenig Aufhebens machte er später über seine Leistung. (Soweit der Pressebericht) PS: Im Jahr 1961 gelang den Steirern Gerhard Winter und Herbert Zacharias die erste Abfahrt mit Firngleitern. Zojers Erfolg am 11. Juli 1971 in der Pallavicinirinne blieb für ihn eine Einmaligkeit. Denn: Eine Wiederholung seiner Abfahrt für das Fernsehen lehnte er dankend ab. – Alle Achtung und Hut ab. . . Die Kärntner „Volkszeitung“ korrigierte einen eigenen Bericht vom 12. Juli, in dem über das vermeintliche Lawinenunglück vom Vortag die Rede war: Großglockner und Pallavicini-Rinne, vom Gipfel bis zum Pasterzen-Gletscher, und ihr Bezwinger Michael „Much“ Zojer. In unserer Ausgabe vom Dienstag berichteten wir über einen Alarm, den es am Montag um zwei Schifahrer in der Pallavicini-Rinne am Großglockner gegeben hatte, die mehrere Personen von der Oberwalder Hütte aus beobachtet haben wollten, wie sie in eine Lawine gekommen seien. Erst nach einer ergebnislos verlaufenen Suchaktion stellte sich heraus, dass nur ein Schifahrer in der Rinne war, der sich jedoch vor der Lawine retten konnte. 122 In der allgemeinen Verwirrung, die durch die Umstände herrschte, ging die Leistung des Zollwachoberrevisors Michael Zojer (30), der am Grenzübergang Thörl Maglern seinen Dienst versieht, beinahe unter. Er war nämlich jener eine Schifahrer, der sich in der Rinne aufhielt und hatte als erster Mensch (vorher wurde jedenfalls kein derartiger Fall bekannt) mit normalen Schiern die 900 Meter lange Pallavicini-Rinne, die ein durchschnittliches Gefälle von 52 Grad aufweist, befahren. Der erfahrene Alpinist und Schifahrer, der heuer schon etliche „steile Sachen“ geschafft hatte, war übrigens indirekt durch die „Volkszeitung“ zu diesem Unternehmen animiert worden. In der Ausgabe vom 27. Juni unseres Blattes las er, dass der bekannte Schweizer „Teufelsabfahrer“ Sylvain Saudan, der bereits über die Nordwand des Montblanc mit Schiern abgefahren war, diese längste Rinne in den Ostalpen abzufahren gedenke und das Österreichische Fernsehen diese Abfahrt filmen wollte. „Da habe ich mir gedacht, dem könnt ich eine Spur ziehen“, erzählte er am Dienstag der „VZ“. Soweit es bekannt geworden ist, waren bisher nur einige Wagemutige mit Kurzschiern oder Firngleitern durch die Pallavicini-Rinne gefahren. Michael Zojer benötigte für sein Unternehmen etwa eineinhalb Stunden. Von speziellen Schwierigkeiten könne man dabei nicht sprechen, meinte er, es sei nämlich die gesamte Rinne außergewöhnlich schwer zu bewältigen. Zu der Situation, die dann eine Suchaktion ausgelöst hatte, war es gekommen, als sich Zojer etwa in der Mitte der Rinne befand, wo es ein einziges, etwas breiteres Stück gibt, den so genannten „Bahnhof“. „Bei einer solchen Abfahrt muss man die Augen immer überall haben“, erzählte uns der Schiakrobat. Er hatte die Augen auch glücklicherweise „überall“ und konnte deshalb die Lawine rechtzeitig sehen, die hinter ihm zu Tal donnerte, was auch seine Rettung bedeutete. Hätte sich Zojer zu diesem Zeitpunkt etwas weiter oben oder unten im engen Schlauch befunden, wäre er mit allergrößter Sicherheit von den Schneemassen mitgerissen worden. Mehrmals in der Rinne Zojers Besuch am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Villach „Much“ Zojer war auch zu Gast am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Villach, wo er vor Geografie-Schülern seinen Husarenritt durch die Pallavicini-Rinne schilderte. Auf der Homepage der Schule im Internet ist Zojers Besuch zusammengefasst: Michael Zojer, gebürtig aus Kötschach-Mauthen, jener damals 30-jährige Extrembergsteiger, der am 11. Juli 1971 als erster Mensch die über 900 m lange und durchschnittlich 52 Grad steile Firn/Eisrinne zwischen Großglockner und Kleinglockner, die Pallavicini-Rinne, mit Schiern abgefahren ist, war zu Besuch. Zunächst berichtete Zojer über die Anfänge seiner bergsteigerischen Aktivitäten und über größere Bergfahrten, die ihn später u. a. in die Westalpen, nach Afrika (Mt. Kenia, Kilimandscharo), nach Asien (Hindukusch), nach Südamerika (Cordillera Blanca) und nach Spitzbergen geführt hatten. Der Hauptinhalt seines Vortrages war jedoch der „Abfahrt mit Schiern durch die Pallavicini-Rinne“ gewidmet. Zojer schilderte seine Vorbereitungen für dieses Unternehmen, wie etwa das mehrmalige Durchsteigen der Rinne, um die Abfahrtsmöglichkeiten genau zu erkunden, oder das Warten auf die richtigen Schnee- und Wetterverhältnisse und schließlich das Abenteuer der Abfahrt selbst. Beträchtlich erschwert wurde sein Unternehmen durch die Enge und Steilheit der Pallavicini-Rinne im obersten Teil, wo ein Schwungansatz fast nicht möglich war. Zusätzlich lauerten in der Rinne noch die Steinschlaggefahr und die Gefahr Michael Zojer am Gipfel des Großglockner – einst (oben) und um 1996 (mit Bergkamerad). 123 Zur Person: von Lawinenabgängen. Schließlich ist Zojer die extreme Schiabfahrt bestens geglückt. . . Trotz eines verlockenden Angebotes des ORF hat Zojer damals den Entschluss gefasst, diese Fahrt nicht zu wiederholen. Der Höllenritt 25 Jahre später erinnert sich Zojer 1996 im „Gailtaler Monat“ an sein Bravour-Stück „Much“ Zojer Geboren am 30. Mai 1941 in Kreuth ob Kötschach, verheiratet, zwei Kinder, Zollwachbeamter i.R., wohnt heute in 9201 Arnoldstein, Seltschach. Größere Bergrettungseinsätze 1959: Bergung des Schitourengehers Rudi Tindl aus Villach im Valentintal. Abtransport mit Gebirgstrage mit Mitgliedern des örtlichen BRD. 1962: Rettungsaktion am Seekopf (Wolayersee) gemeinsam mit dem Hüttenwirt der Ed. Pichlhütte, Siegi Trutschnig. Nach einer Biwaknacht konnten die Bergsteiger Gustl Schreiber, Hans Schribl und Horst Regatschnig bei extremen Schlechtwetter aus der Wand geborgen werden. „Much“ Zojer und Siegi Trutschnig erhielten das „Kärntner Ehrenkreuz“ sowie die „Silberne Medaille am Roten Band“ für diese Lebensrettungen. 1966: Mitwirkung bei der Bergung des in der Nordwand der Hohen Warte tödlich abgestürzten Hans Golser, dem Halbbruder von Georg Zeitler. – Rettungsaktion von zwei verunglückten Bergsteigern aus der Pallavicini-Rinne am Großglockner gemeinsam mit dem Herreshubschrauber (Windenbergung), Erich Dabemig und Viktor Tas- Eine der größten Herausforderungen für Spitzenalpinisten ist immer wieder die Schiabfahrt durch die Pallavicini-Rinne am Großglockner. So mancher hat den Versuch mit dem Leben bezahlt. Einigen ist das Bravourstück auf Firngleitern gelungen. Aber seit einem Vierteljahrhundert unerreicht blieb der Höllenritt durch die Pallavicini-Rinne auf Normalschiern, die der aus Kötschach stammende Zollwachbeamte Michael Zojer im Juli 1971 vollbrachte. Hätte das tollkühne Unternehmen seinerzeit nicht den Fehlalarm des Rettungshubschraubers ausgelöst, wäre die alpinistische Rekordleistung kaum öffentlich bekannt geworden. Denn Michael Zojer, der in jungen Jahren zur bergsteigerischen Elite des Gailtales zählte, war nie einer, der seine Leistungen an die große Glocke hängte. Er ist einer von jenem Schlag, der den Berg mit seinen Herausforderungen und Gefahren als „persönliche Sache“ sieht. 1975 nahm Zojer an der Kärntner Hindukusch-Expedition auf den 7492 m hohen Noshag teil (Expeditionsleiter Ratheiser und Team-Mitglied Hammerschlag sind nicht mehr, sie verunglückten später in den Bergen). Erstbesteigungen der Kellerturm-Ostwand und der SeewarteNordwand sind zu erwähnen. Zweimal war er in den südamerikanischen Anden unterwegs. Vor sechs Jahren stürzte er am Jalovec (Julische Alpen) ins Seil, zog sich einen komplizierten Trümmerbruch zu, der den zuletzt als Chefinspektor am Grenzübergang Thörl tätigen Zollwachbeamten in die Pension zwang. Michael Zojer ist Vater von zwei studierenden Kindern, er baute in Seltschach, am Fuße des Dreiländerecks, ein stattliches Haus. Patriotismus war’s eigentlich, was ihn zu dem Wagnis Pallavicini-Rinne motivierte: Der bekannte Schweizer Alpinist Sylvain Saudan machte sich 1971 daran, den Höllenritt durch die Pallavicini-Rinne als TV-Spektakel zu inszenieren. Michael Zojer kannte den Schweizer persönlich. „Wir brauchen keinen Schweizer, der uns auf unserem Großglockner was vorzeigt“, dachte sich der damals 30-jährige Kötschacher. „Dem leg ich eine Spur“, zitierte ihn die Kärntner „Volkszeitung“. Achtmal stieg Zojer mit den Schiern vergeblich auf den Glockner. Erst beim neunten Mal stimmte alles: Temperatur, Sicht und Wetter. „Die Rinne muss gut aufgefirnt sein, sonst hast keine Chance“, bemerkte er knapp zu den Risiken eines solchen Vorhabens. An jenem Tag Anfang Juli 1971 fügten sich die Bedingungen optimal. Zojer: „Ich brach früh am Morgen von der Adlersruhe auf, ließ meine Tourenschi (1,80 m lang) am Glocknerleitl und führte noch zwei Bergsteiger zum Gipfel. Ich musste warten, bis die Rinne aufgefirnt war. Gegen zehn Uhr seilte ich mich von der Glocknerscharte circa 25 Meter in die Rinne ab und pickelte einen Standplatz ins Eis, auf dem ich mir die Schier anschnallen konnte. Im oberen Teil ist die Rinne so steil und schmal, dass ich sie nur mit Spitzkehren bewältigen konnte. Schwünge waren erst weiter unten möglich. Ich muss ein Schneebrett ausgelöst haben, dessen Abgang beobachtet wurde, denn als ich schon unten auf der Pasterze saß und jausnete, tauchte der Rettungshubschrauber auf. Später in der Schutzhütte auf der Adlersruhe erfuhr ich, dass eine Alarmmeldung über einen Lawinenabgang in der Pallavicini-Rinne mit vermutlich zwei mitgerissenen Bergsteigern abgesetzt worden war. Ich war alleine in der Rinne, die zweite beobachtete Gestalt war ein ausgeeister Felszacken. Die Sache war im Gespräch mit den Alpinrettern schnell geklärt. Ich holte noch Seil und Rucksack von der Glocknerscharte und war froh, dass alles gut gegangen war“. Tags darauf meldete die „Volkszeitung“ das Bravourstück: „Michael Zojer ist der erste Mensch, der mit Normalschiern die 900 Meter lange Pallavicini-Rinne befuhr.“ PS: Die Rinne ist nach dem Glockner-Erstbesteiger Graf Pallavicini benannt. Sie hat eine Neigung von 52 Grad. 124 sotti sowie dem legendären Bergrettungsarzt Dr. Jenny vom Bundesheer. Teilnahme an zahlreichen Rettungsaktionen in den Karnischen Alpen und den Hohen Tauern. Lebensbilder: Michael „Much“ Zojer Expeditionen 1974: Besteigung des Kilimandscharo-Uhuri Big (5980 m). – 1975: Kärntner HindukuschExpedition (Pakistan) mit Besteigung des Noshag (7492 m). – 1982: Anden (Südamerika): Besteigung von Tschatschani (6082 m) und des Nevado Pisco (6020 m). – 1991: Spitzbergen-Expedition mit Schibesteigungen. Alpine Topleistungen 1971: Erstbefahrung der Pallavicini-Rinne am Normalschiern. – 1973: Erstbesteigung der Seewarte-Nordwand mit Erich Dabernig und Viktor Tassotti. – 1974: Erstbegehung der Kellerturm-Ostwand mit Erich Dabernig. Much Zojer am Kolinkofel, direkter Nordgrat, erste Begehung am 2. September 1962 mit Fredl Wiegele. 1962: Zojer am Riesenferner. Viele extreme Kletter-, Eis- und Schitouren in den West- und Ostalpen. 1975: „Much“ Zojer auf dem Gipfel und im Basecamp (2. von links) des Noshag. 125 Aufnahmeantrag und Bestätigung für Michael Zojer in den ÖBRD. 126 Einsamster unter den Einsamen Kellerwandturm (2718 m) – Nordwand mit Westlicher Kellerspitze Von Fred Wiegele Kellerwandturm – Einsamster unter den Einsamen der Karnier, und nur für Kletterer zugänglich. Eine unbenannte Graterhebung noch, als 1895 Kofler-Jast aus Sittmoos nach der Ersteigung der Hohen Warte (2780 m) N-Wand schon den unteren, schwierigeren Teil des zerschundenen Westgrates beging und beim Abstieg nach Süden auf die Spuren Samassas aus Collina stieß, der sich durch den Sockelbereich des Turmes von Süden einen Weg auf die Kellerspitzen bahnte. Auch Jahn-Langsteiner, die 1906 über diesen Grat abstiegen, querten südlich unter dem Turmgipfel durch, so dass dieser selbst erst im 1.Weltkrieg durch Italiener erstiegen wurde. 1936 endlich wurde der gesamte West-Grat durch den Friulaner Soravito und seinen Gefährten begangen. Schon vorher, 1933, nahmen Peterka-Fischer die Herausforderung Nordwand an und erkämpften sich in großzügigem freien Gang einen Weg in die Scharte westlich des Turmes. Die direkte Führe zum Gipfel suchten 1950 Toni Egger-Heini Heinricher, den sie nach 13-stündiger von hohem Mut getragener Kletterei erreichten. Ein bleibendes steinernes Denkmal für die beiden früh in den Bergen Verbliebenen. 1974 durchstiegen M. Zojer-E. Dabemig die sehr schwierige Kellerwandturm-Nordwand mit Westlicher Kellerspitze. und abgelegene NO-Wand, wobei der lange Zustieg ins Kugy-Kar – eine Bergfahrt für sich – einen Rückzug fast zwingend ausschloss. Michl Zojer, Kellerwand, um 1965. Mich verbindet mit dem Turm der 1955 mit G. Pichler „gemachte“ WGrat und die mit Michl Zojer 1968 auf teilweise neuem Weg erkletterte, an ihrem Fuß von zwei wilden Schneeschluchten zerfressene direkte Südwand. Ein Schupfer Michls, wir gingen im oberen Wanddrittel gleichzeitig, und er, knapp hinter mir, stellte mein durch einen ausgebrochenen Griff gestörtes Gleichgewicht wieder her und ermöglichte vermutlich diese trockene, höchstens Bergsteiger interessierende Bild- und Bergbetrachtung. 127 Fred Wiegele am Kolinkofel, direkter Nordgrat, erste Begehung am 2. September 1962. Norbert Steindl überlebt Der Bergretter und Alpingendarm wird bei einer Bergung 1971 schwer verletzt Der belgische Staatsbürger Henri Vigneron (52 Jahre) unternahm am 11. August 1971 um etwa 6.30 Uhr im Wolayerseegebiet von der Eduard-Pichl-Hütte aus eine Klettertour über den Normalaufstieg durch die Nordwand auf die 2595 m hohe Seewarte. Beim Abstieg über die gleiche Route verlor Vigneron den Halt und stürzte ca. 100 m unterhalb des SeewarteGipfels etwa 150 bis 180 m ab, wo er mit zerschmettertem Kopf in einer Rinne tot liegen blieb. Die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen wurde am 12. August vom Gendarmeriepostenkommando KötschachMauthen über den Bergunfall verständigt. Die Angehörigen der Ortsstelle, Sepp Lederer, Reinhard Lenzhofer und Hans Brandstätter, stiegen am 12. August 1971 mit den Angehörigen der Alpinen Einsatzgruppe V, Johann Waldner, Norbert Steindl (beide auch Mitglieder der Bergrettung), Franz Astner und Helmut Lackner zur Unfallstelle auf, wo nach Versorgung des Verunglückten um ca. 8.00 Uhr mit der Bergung begonnen wurde. Nach zum Teil sehr schwierigen Abseilarbeiten befand sich die Bergungsmannschaft, zu der sich im letzten Drittel auch noch der Bergrettungsmann Sepp Warmuth gesellte, ca. 25 m oberhalb des Wandausstieges, als sich aus einem Felsabsatz, über dem das Doppelseil lief, ein nachtkästchengroßer Stein löste. Der Stein zerbrach nach einigen Metern Fall in zwei Teile, und Norbert Steindl, der sich in der Falllinie des Steins befand, konnte einem Teil ausweichen, während er vom zweiten getroffen wurde. Steindl stieß sich dabei selbst noch von der Wand weg, sprang etwa sieben Meter hinunter und kam Überlebte die dramatische Bergungsaktion 1971: Norbert Steindl (rechts), hier Anfang 2008 mit seinem Freund, Weggefährten und einstigen Gendarmerie-Kollegen Hans Waldner, der auch an der Vigneron-Bergung beteiligt war. Beide treffen sich bis heute regelmäßig „auf a Achtele“. Oder auch zwei. mit den Füßen und der rechten Körperhälfte auf einer Felsplatte auf. Er blieb bewusstlos liegen und musste nach „Erste Hilfeleistung“ mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Lienz geflogen werden. Bei Steindl wurden schwere Prellungen und Hautabschürfungen festgestellt. Sein Befinden ist derzeit infolge dauernder Blutungen nicht zufriedenstellend, Der Leichnam Henri Vignerons wird von Sepp Lederer das letzte Wandstück von der Seewarte abgeseilt. Erleichterung spiegelt sich im Gesicht des Retters kurz vor dem Ziel wider. 128 und sein Krankenhausaufenthalt wird sich noch bis Mitte September 1971 hinausziehen. Die Bergung Vignerons wurde nach der Versorgung Steindls fortgesetzt. Vigneron wurde das letzte Wandstück abgeseilt, mit der Gebirgstrage in die Obere Wolayeralm und von dort mit dem Geländewagen der Einsatzgruppe V in die Kapelle nach Nostra, Gemeinde Birnbaum, gebracht. Zum Ausbrechen des Steins sei noch vermerkt, dass dies auf kein Fremdverschulden bzw. unsachgemäßes Handeln eines Helfers zurückzuführen ist. Die Genesung des Bergrettungsmannes Norbert Steindl wird der Landesleitung noch zur Erledigung versicherungsrechtlicher Angelegenheiten bekanntgegeben werden. Dauer des Einsatzes der Ortsstelle: 12. August 1971 von 13.00 Uhr bis 13. August 1971, 19.00 Uhr. (Original-Bericht von Sepp Lederer) Tödliches Ende einer Bergfahrt: der zerschundene Körper des verunglückten Henri Vigneron an der Seewarte. Ein halbes Jahr nach dem schweren Bergungsunfall Norbert Steindls ist das versicherungstechnische Problem noch immer nicht gelöst. Ortsstellenleiter Sepp Lederer findet in einem Schreiben an die Landesleitung des ÖBRD in Klagenfurt vom 8. Februar 1972 deutliche Worte: „Bei unserer Zusammenkunft (Anmerkung: der Ortsstelle) am 3. Februar konnte ich in der Versicherungssache um Norbert Steindl, Gend.-Beamter und Bergrettungsmann, noch immer keine positive Antwort geben. In angeregter Diskussion wurde die Meinung laut, dass man auf eine finanzielle Abfindung wohl verzichten müsse, weil Steindl Beamter mit weiterlaufenden Bezügen ist. Dass eine derartige Haltung der zuständigen Stellen für uns unverständlich und untragbar ist, versteht sich von selbst. Steindl lag mehrere Wochen im Krankenhaus und war drei Monate dienstunfähig. Wie hätte sich die Versicherung des ÖBRD verhalten, wenn der Betroffene kein Beamter wäre? Ich bitte die Landesleitung bei den entsprechenden Stellen zu urgieren, um diese Angelegenheit zu einem positiven Abschluss zu bringen.“ Aus der Gendarmerie-Chronik Kötschach-Mauthen: OriginalBericht über die Bergung Henri Vignerons und den schweren Unfall von Norbert Steindl. In einem Gespräch Anfang 2008 zwischen Roland Pranter und Norbert Steindl erinnerte sich Steindl an seinen schweren Unfall, der ihn zweieinhalb Monate ans Krankenhausbett fesselte. Die inneren Blutungen konnten lange nicht gestoppt werden. Steindl: „Ich wurde mit dem Militärhubschrauber, der sich zufällig gerade in der Nähe befand, abtransportiert.“ Der 129 Stein traf ihn in der letzten Seillänge beim Abtransport des tödlich Verunglückten Belgiers. Von der Versicherung der Bergrettung bekam er kein Geld. Als Gendarmeriebeamter ging Steindl vor das Arbeitsgericht, und in dritter Instanz wurde ihm der Unfall dann als Arbeitsunfall anerkannt. Die Versicherung musste schließlich auch die Kosten übernehmen. Von einem Stein getroffen Bergung einer Verletzten auf dem Kleinen Pal Monika Scholz (20 Jahre) unternahm am 19. August 1971 mit einigen Verwandten (5 Personen) eine Wanderung vom Plöckenhaus auf den Kleinen Pal (1865 m). Beim Abstieg über die mit Fels durchsetzte Nordflanke ging Monika Scholz der Gruppe etwa 25 Meter voraus. Einer der Nachsteigenden rutschte aus, kam zu Sturz und brachte dadurch einen ca. 5 kg schweren Stein ins Rollen. Monika Scholz wurde vom Stein in den Rücken getroffen, stürzte einige Meter ab und blieb verletzt liegen. Die Ortsstelle Mauthen des Österr. Bergrettungsdienstes wurde vom Gendarmeriepostenkommando Kötschach-Mauthen über den Bergunfall verständigt. Sepp Lederer und Rein- An der Plöckenstraße erinnert ein Kreuz und eine Tafel an das tragische Unglück vom August 1971. Nächtlicher Absturz in die Mauthner Klamm Zwei Mädchen kommen 1971 an der Plöckenstraße tragisch ums Leben In der Nacht vom 21. zum 22. August 1971 begehrten die Insassen eines auf der Plöckenpass-Bundesstraße nächst des Lamprechtbauern in Mauthen in Richtung Deutschland fahrenden Autobusses einen Austritt zur Verrichtung einiger körperlicher Bedürfnisse. In der dunklen Nacht und auch infolge des starken Regens dürften die Insassen Wilhelmine Har- hard Lenzhofer von der Ortsstelle wurden zusammen mit den Angehörigen der Alpinen Einsatzgruppe V, Johann Waldner, Helmut Lackner und Alois Ortner mit dem Hubschrauber des B.M.f.I. in die Nähe der Unfallstelle geflogen. Monika Scholz wurde mit einer Gebirgstrage aufgeseilt und mit dem Hubschrauber mit Verdacht auf schwere innere Verletzungen in das Krankenhaus nach Lienz geflogen. Als Reserve blieben beim Plöckenhaus die Bergrettungsmänner Kofler, Lamprecht und Gressel zurück. Dauer des Einsatzes: 19. August 1971 von 14.00 bis 19.00 Uhr. (Original-Bericht von Ortsstellenleiter Sepp Lederer) tinger (14 Jahre) und Theresia Lindinger (17 Jahre) nach Überschreiten eines Absperrungsgeländers den unmittelbar angrenzenden und stark abfallenden Abhang übersehen haben. Die beiden Mädchen kollerten den mit Grasnarben besetzen und mit leichtem Gebüsch bewachsenen Hang hinunter und stürzten anschließend über die so genannte „Hohe Wand“ ca. 100 Meter senkrecht ab, wo sie am Fuße der Wand in einem Graben zerschmettert und tot liegen blieben. Die Ortsstelle Mauthen des Österr. Bergrettungsdienstes wurde am 22. August 1971 gegen 3.00 Uhr von der Feuerwache Mauthen verständigt, dass von einem Autobus zwei Mädchen abgängig seien. Die Bergrettungsmänner Sepp Lederer und Reinhard Lenzhofer stellten zusammen mit den Männern der Feuerwehr Mauthen, Beamten der Zollwache Mauthen und des Gendarmeriepostens Mauthen die Nachsuche an. Gegen 5.00 Uhr konnten die beiden Mädchen in der Mauthner Klamm in dem Graben unterhalb der „Hohen Wand“ tot aufgefunden werden. Die Leichen wurden in Gemeinschaft mit den anderen Helfern geborgen und in die Totenkapelle zum Ortsfriedhof Mauthen gebracht. Dauer des Einsatzes der Bergrettungsmänner: 22. August 1971 von 3.00 Uhr bis 7.00 Uhr. (Original-Bericht von Ortsstellenleiter Sepp Lederer) 130 1972 Beim II. Internationalen Valentingletscherlauf am 4. Juni sind 76 Teilnehmer am Start. Es wird wieder auf die schnellste Zeit gefahren und bringt folgendes Ergebnis: 1. Franz Katnic (Slowenien) 1:50,2 Min.; 2. Sepp Lederer (Kötschach-Mauthen) 1:51,3; 3. Janes Brojan (Slowenien) 1:52,1. II. Int. Valentingletscherlauf am Sonntag, 4. Juni 1972: Aufstieg zum Start am Valentintörl. Die Bergrettung auf dem „Valentingletscher“ Der II. Int. Valentingletscherlauf im Jahre 1972 Bei strahlendem Sonnenschein wird am 4. Juni 1972 der II. Int. Valentingletscherlauf vom Österreichischen Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, durchgeführt. 76 Teilnehmer aus Slowenien, Italien, Osttirol und Kärnten stellen sich dem Starter am Valentintörl, von wo aus eine etwa zwei Kilometer lange, unpräparierte Strecke mit einigen Richtungstoren bewältigt werden muss. Es gab zwar manche Stürze, doch konnte das Rennen unfallfrei abgewickelt werden, was für die ausgezeichnete körperliche Verfassung der Bergrettungsmänner spricht. Nach einer Heldenehrung auf dem Heldenfriedhof auf der Kreuztratte im Plöckengebiet wurde um 14 Uhr auf dem Hauptplatz in Mauthen unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Siegerehrung vorgenommen. 3:57,3. Altersklasse I: 1. Sergio Tamussin (Forni Avoltri/Italien) 1:56,5; 2. Walter Lackner (Villach) 2:06,6; 3. Erwin Stattmann (Zollwache) 2:13,0. Allgemeine Klasse: 1. und Tagesbester Franzl Katnic (Slowenien) 1:50,2 Minuten; 2. Sepp Lederer (Kötschach-Mauthen) 1:51,3; 3. Janes Brojan (Slowenien) 1:52,1; 4. Albin Triebelnig (Mallnitz) 1:53,4. Mannschaftswertung: 1. BRD Kötschach-Mauthen I (8:14,6), 2. BRD Slowenien/Mojstrana (8:26,6), 3. BRD Mallnitz (8:32,6), 4. BRD Kötschach-Mauthen II (10:39,7), 5. BRD St. Lorenzen/Lesachtal (11:46,6). Teilnehmer: 76; Start: 10.15 Uhr am Valentintörl; Ziel: Obere Valentinalm. Ergebnisse: Altersklasse III: 1. Hans Schubl (Villach) 3:55,0 Min.; 2. Hannes Winkler (Klagenfurt) 4:03,5; 3. Dr. Dellisch (Klagenfurt) 7:15,4; 4. Ing. Siber (Mauthen, mit 75 Jahren der älteste Teilnehmer) 11:42,0. Altersklasse II: 1. Camillo Steiner (Mallnitz) 2:19,6; 2. Anton Mariacher (Lienz) 3:00,9; 3. Norbert Steindl (Kötschach) Wie vor dem I. Int. Valentingletscherlauf, so bat die Ortsstelle Kötschach-Mauthen auch im Vorfeld des II. Int. Valentingletscherlaufs die einheimische Bevölkerung um Spenden zur Finanzierung der Veranstaltung. Die Aktion brachte laut Spendenliste 7050 Schilling (ca. 515 Euro) in die Kasse, gespendet von 126 Bürgerinnen und Bürgern der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen und ihrer Umgebung. Warten auf den Start – Valentintörl, Blick zum Rauchkofel. Vor dem Start am Valentintörl. Links der Seekopf. 131 Konzentration vor dem Start am Valentintörl. Rast beim Aufstieg zum Start vor dem Valentintörl. ÖBRD-Landesleiter Dr. Dellisch (links) ehrt Simon Ainetter auf dem Hauptplatz in Mauthen bei der Siegerehrung des II. Int. Valentingletscherlaufs, dazwischen Sepp Lederer. Das Team des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen I mit (von links) Sepp Lederer, Fritz Gressel, Hannes Strobl und Hannes Kofler gewinnt die Mannschaftswertung des II. Int. Valentingletscherlaufs. 3. Platz in der Altersklasse II für Norbert Steindl. Heldenehrung auf der Kreuztratte an der Plöckenstraße anlässlich des II. Int. Valentingletscherlaufs am 4. Juni 1972. 132 Wettlauf mit dem Tod verloren Der 25-jährige Johann Stank stirbt auf der Oberen Valentinalm 1973 Bei der ordentlichen Jahreshauptversammlung am 25. Jänner wird laut Statuten eine Neuwahl durchgeführt und hat folgendes Ergebnis: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter Hans Waldner, Kassier Siegfried Kristler, Ausbildungsleiter Michael Zojer, Einsatzleiter Hans Waldner, Gerätewart Josef Hassler, Funkwart Helmut Lackner, Sanitätswart Andreas Wurzer, Med. Schulungen Dr. Ernst Steinwender. __________ In der letzten Kehre vor der Oberen Valentinalm werden zwei Schitourengeher von einer Lawine verschüttet, die von den Felsen der Kellerwand donnert. Dietmar Regatschnig (29) aus St. Veit kann sich selbst befreien, für Johann Stank (25) aus St. Leonhard bei Villach kommt jede Hilfe zu spät. Eine 25köpfige Suchmannschaft aus Alpingendarmen, Zollwachbeamten und Bergrettungsmännern mit drei Suchhunden kann Stank nur noch tot aus der Lawine bergen, nachdem ihn ein Lawinenhund der Zollwache Tröpolach aufgespürt hat. __________ Johann Stank aus St. Veit ist Anfang 1973 das erste Lawinenopfer des Jahres in Kärnten, als er auf der Oberen Valentinalm ums Leben kommt. Nachfolgend ein Zeitungsbericht, wie es zu dem Unglück kam. Zuerst grub er verzweifelt mit seinen Händen im Lawinenkegel. Dann hetzte er ins Tal, um Hilfe zu holen. Aber der Fernmeldewerkmeister Dietmar Regatschnig (29) aus St. Veit konnte seinen unter der Lawine verschütteten Freund Johann Stank (25) aus St. Leonhard bei Villach nicht mehr retten. Kärnten beklagt den ersten Lawinentoten dieses Winters. Am Samstag gegen 16.30 Uhr wurden die zwei jungen Touristen im Gebiet der Valentinalm (Plöcken) von einer Lawine verschüttet. Während Regatschnig sich selbst befreien konnte, kam für Stank jede Hilfe zu spät. Die beiden jungen Männer befanden sich auf einer Tour zum Wolayersee. Ihr Etappenziel war die Obere ValentinalmHütte, wo sie übernachten wollten. In der letzten Kehre vor Erreichen der Hütte passierte das Unglück. Von den Felsen der Kellerwand donnerte eine Neuschneelawine und erfasste die beiden Touristen, die zu diesem Zeitpunkt gerade am Fuße des Steilabfalles mit Schiern aufstiegen. Beide wurden von den Schneemassen mitgerissen und verschüttet. Regatschnig konnte sich aus eigener Kraft befreien und begann fieberhaft nach seinem jüngeren Freund zu suchen. Mit der Kraft der Verzweiflung durchwühlte er die Schneemassen an der Stelle, wo er Stank vermutete – vergeblich. Er musste sich entschließen, Hilfe zu holen. Er fuhr mit den Schiern ab zur Plöckenstraße, begegnete aber unglücklicherweise keinem Auto, das ihn mitnehmen hätte können. Erst als er Mauthen schon fast erreicht hatte, konnte er die Hilfe eines Autofahrers in Anspruch nehmen. Um 19.10 Konnte seinen Freund nicht mehr retten: Dietmar Regatschnig. Uhr erreichte er den Gendarmerieposten KötschachMauthen. Bald danach traf eine 25köpfige Suchmannschaft aus Alpingendarmen, Zollwachebeamten und Bergrettungsmännern mit drei Lawinensuchhunden am Unglücksort ein. Bereits zehn Minuten später hatte der Hund der Zollwachstelle Tröpolach den Verschütteten gefunden. Am 14. März sponsert und übergibt die Firma Holz Thurner aus Kötschach der Ortsstelle eine neue Vakuummatratze Type „Laerdal“ – es ist kärntenweit die erste. __________ 12. Juli: Bergung und Transport des bei einer Bergtour auf den Cellon abgestürzten und schwer verletzten Studenten Gerhard Milan aus Graz. Starb als erstes Lawinenopfer des Kärntner Winters 1973: Johann Stank. Aus Lois Ortners Tourenbuch: „Wir schaufelten wie irre, doch der Tod war schneller. . .“ 133 Johann Stank konnte nur mehr tot geborgen werden. Er lag in eineinhalb Meter Tiefe, mit dem Gesicht nach unten in den Schneemassen. Außer einem Unterschenkelbruch wies er keine äußeren Verletzungen auf. Er war in den Schneemassen erstickt. Die Leiche wurde nach Mauthen gebracht und zur Beerdigung freigegeben. Stank war wie Regatschnig ein erfahrener Tourengeher und Zur Person: mit den Gefahren in den winterlichen Bergen vertraut. Er war Mitglied des Vertrauensmännerausschusses der Post- und Telegraphenverwaltung in Kärnten. Ursprünglich sollte auch sein Bruder Anton Stank die Tour mitmachen, sagte aber dann im letzten Augenblick ab. Dadurch wurde der Aufstieg der beiden zur oberen Valentinalm-Hütte verzögert. Turmabenteuerchen am Trogkofel Und anschließend mit Erich Dabernig auf den Treßdorfer Kirchtag Von Fred Wiegele Erich Dabernig Geboren am 12. August 1949 in Mauthen, verheiratet, ein Sohn, Erich (Arzt). Volksschule Kötschach, Hauptschule in Kötschach, Berufsschule in Villach. Beruf: Schuhmacher, Lehre bei seinen Vater in Kötschach, 1969 Meisterprüfung. Eintritt in Bergrettung am 27. Januar 1973, Bergrettungsmann seit 1975; Zusatzausbildung: Flugretter (Militär). Vereine: Alpenverein, Bergrettung, Österreichischer Alpenclub. Hobbys: Schifahren und Biken. Seilpartner u. a.: Michael „Much“ Zojer, Fredl Wiegele, Lois Ortner, Hannes Strobl, Viktor Tassotti, Reinhard Ranner, Charly Lamprecht. Expedition: 1986 Alpamayo (Peru). Erstbesteigungen: Bie- Grünes Gipfelchen der felsgebankten Ringmauer. Sohn Alfred und ich schauten zu dem im Gegenlicht dunklen Klotz des Trogkofel, an dessen Westwand sonnenbeleuchtete Nebelfinger spielten. Vom Wind getrieben zog einer davon nach Süden und ließ uns einen freistehenden Turm wahrnehmen. Trogkofelturm (2170 m). Mit-„Spielplatz“ der Jahre 1971, 1972, 1976. Die schöne Westverschneidung als Ersatz der Westwandrisse, die mich nicht Fuß fassen ließen. Der Nordpfeiler (recht lustlos angegangen, weil ich für die Risse wieder keinen Schlüssel fand) wusste mit zwei klotzigen Blocküberhängen – forschender Blick nach unten zum sichernden Bruder Wendelin, Holzkeil, Schlinge – und anschließenden, genüsslichen Prachtseillängen aufzuwarten. Im August 1971 endlich die Westwandrisse. Ein Wackelhaken ermöglichte den entscheidenden Spreizschritt, ein Holzkeil mit schaukelnder Trittleiter und ein als Anker in den Riss hinauf geworfener weiterer Keil öffnen den Weiterweg, der meinem Bruder und mir gleichermaßen an der Knie-Innenseite eine wund gescheuerte „Markierung“ bescherte. 1972 mit Erich Dabernig, Wendelin und Filmkamera ungewollt auf den Spuren der tüchtigen Vorgänger (Wigisser-Raditschnig 1930) in der bislang gescheuten Ostwand und 1976 schlussendlich der „längste“ Tag unserer Turmabenteuerchen. Die NNO-Kante unter uns brav aufgeteilt, hat für jeden etwas Besonderes. Für Erich einen delikaten Abstecher in die Nordwand mit Rückkehr zur Kante und den klassen Abschluss. Für Franz den Anfang und eine 40 m Länge, kleingriffig und steil. Für mich unten kalte Finger und oben einen prächtigen Handriss. Um die Mittagszeit sind wir mit dem „angebrochenen Tag“ wieder im Tal und fahren schnurstracks zum „Dollinger“ aufs Nassfeld. Dort erneuert sich der zusammengefundene Viergesang (manche, beispielsweise Michl Buchacher, müssen heimgehen) bis in die späten Abendstunden, betreut von Frau Lotte, die für die Ausgewogenheit von festen und flüssigen Brennstoffen vorbildlich sorgt. Noch nicht genug? Na! Dann auf zum Treßdorfer Kirchtag. Hier löst sich die Seilschaft nach einem von Franz angeregten Scheibenschießen, bei dem er nix, wir anderen, trotz 134 gengebirge: Gesamtüberschreitung (1. Winterbegehung). – Biegengebirge: Große Rissverschneidung (3. Begehung). – Canale: Nordostkante (frühe Wiederholung). – Cellon: Ostpfeiler (1. Begehung). – Cellon: Nordostpfeiler (1. Begehung). – Collin: Nordpfeiler (2. Begehung). – Costone di Stella: Westpfeiler (1. Begehung). – Costone di Stella: Ostwand (1. Begehung). – Eiskarkopf: Nordostriss (1. Begehung). – Gamskofel: Zebragrat (1. Begehung). – Gamskofel: Via Mamma mia (2. Begehung). Gamskofel-Mooskofel: Gratüberschreitung (1. Winterbegehung). – Grüne Nase: Vinzrinne (frühe Wiederholung). – Hohe Warte: OstpfeilerCastiglioni (frühe Wiederholung). Kellerwand-Schnackl: Ostpfeiler (1. Begehung). – Kellerwandturm: Ostwand (1. Begehung). – Kellerwandturm: Südwand-Wiegele (2. Begehung). Nördlicher Biegenkopf: Ostwand-Castiglioni (2. Begehung). – Polinik: Westgrat bis Piz Timau (Gesamtüberschreitung, 1. Winterüberschreitung). – Seekopf: Direkte Nordwand (2. Begehung). – Seewarte: Direkte Nordwand (1. Begehung). – Seewarte: NordwandPeterka (1. Winterbegehung). – Seewarte: Carla Maria (2. Begehung). Seewarte-Collin (Gesamtüberschreitung, 1. Sommer- und Winterbegehung). kreisender Läufe und dem Zufall vertrauend, sehr wohl treffen, langsam auf. Franz ist eine halbe Stunde vor, ich eine halbe Stunde nach Mitternacht daheim, Erich erreicht zu Fuß um halb sieben Uhr früh sein schützendes Dach, begrüßt jeweils von Zungenflinkheit, vorwurfsträchtiger Stummheit und Duldsamkeit unserer, mit uns schwer geprüften und daher dankbar hoch zu lobenden Ehefrauen. 11. Juli 1971: W-Verschneidung, F. u. W. Wiegele-W. Jaklitsch. 25. Juli 1971: N-Pfeiler, F. u. W. Wiegele. 8. August 1971: Westwandrisse, F. u. W. Wiegele. 19. September 1976: NNO-Kante, E. Dabemig-F. Unterluggauer-F. Wiegele. 21./22. Juni 1975: Glockner-Umfahrung, Erich Dabernig (mit Hannes Strobl). 1976: Trogkofelturm (2170 m), Fred Wiegele am Nordpfeiler. 135 Die erste Vakuum-Matratze Kärntens wird angeschafft Die Ortsstelle erhält zur Finanzierung großzügige Unterstützung Im März 1973 schafft die Ortsstelle Kötschach-Mauthen als erste in ganz Kärnten eine so genannte Laerdal-VakuumMatratze an – dank großzügiger finanzieller Unterstützung der einheimischen Firma Holz Thurner. Die Firma RORACO, Vertriebsgesellschaft für den Sanitätsbedarf, in Wien unterbreitet Bergrettungsarzt Dr. Ernst Steinwender am 12. Januar 1973 ein entsprechendes Angebot. Ortsstellenleiter Sepp Lederer bestellt die Rettungsmatratze dann am 1. Februar zum Preise von 3366 öS. Per Bahn trifft die Matratze am 14. März in Kötschach-Mauthen ein. Einen Tag später schreibt Sepp Lederer folgende Zeilen an Sponsor Sepp Thurner: „Wir haben gestern die LaerdalVakuum-Matratze geliefert bekommen. Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen, da es sich um eine wirklich großartige Sache handelt. Dass dieser Ausrüstungsgegenstand nicht nur uns Alpinisten, sondern im Ernstfall auch der vom Unglück betroffenen übrigen Bevölkerung zur Verfügung stehen wird, ist wohl eine selbstverständliche Sache. Darin erkennen wir Deine großzügige Unterstützung, nicht nur für uns vom Bergrettungsdienst, sondern für die gesamte Bevölkerung unseres Raumes. Wir werden uns weiterhin in den Dienst der Öffentlichkeit stellen und danken nochmals recht herzlich!“ Aus Lois Ortners Tourenbuch: Mit Hans Patterer (rechts) am 16. Mai 1973 auf dem Reißkofel in den Gailtaler Alpen. Das Gipfelkreuz steht heute auf dem Kleinen Trieb oberhalb der Zollnersee Hütte auf der anderen Seite des Gailtales in den Karnischen Alpen. Der III. Int. Valentingletscherlauf am 11. Juni 1973 Aufstieg zum Start am Valentintörl 136 Zielankunft bei der Oberen Valentinalm. Im Ziel bei der Oberen Valentinalm. 1974 Siegerehrung durch Bergrettungs-Chef Sepp Lederer. Carl und Fritz Gressel (von links), Hannes Strobl und Erich Dabernig. IV. Int. Valentingletscherlauf 1974 Katastrophen-Schneefall am 6. März: Abtransport der schwer erkrankten Bäuerin Maria Ainetter aus Nischlwitz. __________ Das erste Übungsgelände für Bergrettungstechnik in der Mauthner Klamm (Torbogen) wird errichtet, um die Praktiken der Rettungstechnik leichter zu erlernen. __________ Am 25. Mai findet die Landesversammlung der Bergrettung Kärnten in Kötschach-Mauthen statt. __________ 7. Juli: Bergung des auf dem Grat unter dem Torkofelgipfel infolge einer Aufstieg zum Start am Valentintörl. 137 Herzattacke verstorbenen Sommergastes Hans-Jürgen Gossmann. Transport bis zum Torkofel-Sattel und von dort mit dem Hubschrauber nach Kötschach (Dr. Steinwender, Waldner, Walluschnig). __________ 24. Juli: Transport des auf der Oberen Bischofalm beim Hüttenbau verletzten 80-jährigen Pensionisten Florian Egger aus Kötschach mit der Gebirgstrage. Rast oberhalb der Oberen Valentinalm. Albert Größbauer, von 1951 bis 1981 Obmann des Obergailtaler Sport-Klubs (OSK). Aufstieg zum Start am Valentintörl. Bergung und Transport eines verletzten Schiläufers war das „Handicap“ beim Valentingletscherlauf. Zeitnahme im Ziel – Dir. Sepp Nußbaumer. 138 Einladung und Tagesordnung der ÖBRD-Landesleitung zur Landesversammlung der Kärntner Bergrettung am 25. Mai 1974 in Kötschach-Mauthen. 139 1975 Katastrophaler Schneefall im April Der V. Internationale Valentingletscherlauf wird organisiert und veranstaltet. Es ist das letzte Rennen mit Einzelwertung und schnellster Zeit. __________ Eine verletzte Rentnerin muss per Hubschrauber gerettet werden Nach dem Sturz über eine Stiege wird die Rentnerin Anna Wassertheuer aus Goldberg (Knaller) am 1. April schwer verletzt. Wegen KatastrophenSchneefalls muss sie mit dem Hubschrauber abtransportiert werden. Im Einsatz sind BRD, Zollwache, Alpingendarmen und Hubschrauberpilot Walluschnig. __________ 25 Jahre Polinikgipfelkreuz: Die Gipfelmesse wird umrahmt von der Trachtenkapelle Mauthen. In diesem Jahr wird per Handschlag zwischen Ortsstellenleiter Sepp Lederer und dem Obmann des Kameradschaftsbundes, Leopold Durchner sen., das Symbol des Friedens in die Obhut des Bergrettungsdienstes gelegt. Dieses im Jahr 1950 von Mauthner Kriegsheimkehrern errichtete Symbol wird seither durch die Ortsstelle instand gehalten und alle fünf Jahre eine Gipfelmesse veranstaltet (siehe Ausgabe VIII der Reihe „Karnischnostalgisches Bilderbuch“ mit dem Titel „Der Polinik – Geschichte und Geschichten“, erhältlich – wie alle anderen Ausgaben der Reihe auch – in der Buchhandlung Moser in Kötschach). __________ 12. Oktober: Sucheinsatz nach den auf der Zollnerhütte eingeschneiten Arbeitern und BR-Männern Johann Scherer und Johann Strasser. Im April des Jahres 1975 schneidet katastrophaler Schneefall vor allem abgelegene Höfe in Hochlagen von der Versorgung ab. So auch den Goldberg in der Gemeinde Dellach, wo sich die Rentnerin Anna Wassertheurer bei einem Treppensturz am 1. April schwer verletzt. Sie muss mit dem Hubschrauber (Pilot Walluschnig) geborgen werden. In einem Schreiben vom 11. April an BRD-Ortsstellenleiter Sepp Lederer bedankt sich der Dellacher Bürgermeister Johann Piber für den Einsatz: „Ich möchte nochmals auf den Einsatz der Bergrettung am Goldberg, welcher zur Bergung der schwerverletzten Frau Anna Wassertheurer von Ihrer Ortsstelle eingeleitet wurde, zurückkommen. Als Bürgermeister übermittle ich hiermit meinen aufrichtigen Dank für diesen gefahrvollen und selbstlosen Einsatz der freiwilligen Helfer und möchte Sie bitten, diesen Dank an die Einsatzmannschaft weiterzugeben.“ Auch in Kötschach-Mauthen macht der Schnee den Menschen zu schaffen. Auch hier kommt es zu Einsätzen und Hilfeleistungen des Bergrettungsdienstes, für die sich Bürgermeister Messner am 30. April bedankt: „Sehr geehrter Herr Obmann! Für die uns zuteil gewordene Hilfestellung während der Katastrophentage im April 1975 darf ich namens der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen und besonders im eigenen Namen recht herzlich danken. Ich bitte, diesen Dank allen im Einsatz stehenden Bergrettungsmännern weiterzugeben.“ Aus Lois Ortners Tourenbuch: Einsatzübung der Bergrettung am 25. Mai. Das Gipfelkreuz auf dem Polinik in der Obhut der Bergrettung 1975, im Jahr der Übernahme, wird Mauthens Wahrzeichen repariert Von Sepp Lederer 25 Jahre lang hatte das 1950 aufgerichtete Gipfelkreuz auf dem Polinik Wind und Wetter getrotzt, bedurfte aber dann einer Reparatur, die Poldi Durchner jun., der Sohn des Kunstschmieds Poldi Durchner sen., der das Kreuz 1950 in seiner Mauthner Werkstatt fertigte, federführend mit einigen Helfern durchführte. Seit 1975 ist das Gipfelkreuz auf dem Hausberge von Mauthen in der Obhut der Bergrettung. Damals, 1975, war auch Sepp Lederer dabei, der heutige Ehrenobmann der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen und heutige Vorsitzende der Alpenvereins-Sektion Obergailtal-Lesachtal, der in Heft 44 der Sektions-Nachrichten „Im Blick140 punkt” (3. Ausgabe 2000) an die Arbeiten des Jahres 1975 auf dem Polinik-Gipfel erinnert: 25 Jahre ist es her, dass man die Verankerungen des Kreuzes neu einbohren und die Spannglieder anbringen musste. Blitzschläge, Schneedruck und Sturmböen hatten im Winter und in den letzten Monaten dem Wahrzeichen auf dem Hausberg der Mauthner so arg zugesetzt, dass es umzustürzen drohte. Drei der vier Spannanker waren defekt, das Kreuz lehnte mit seiner Spitze fast zwei Meter nach Südwesten. Etliche Anrufe gingen ein und sogar mittels Fax wurde auf das Problem aufmerksam gemacht. Ein persönlicher Augenschein durch den Schmiedemeister und ein weiterer Augenschein durch den ÖBRD-Ehrenobmann brachten schließlich die dringende Aktion ins Rollen. In Durchners Werkstätte Poldi Durchner jun. bei der wurden wie vor 25 Jahren Das Arbeitskommando auf dem Gipfel. Arbeit. Spannglieder geschmiedet und das nötige Werkzeug und Geräte bereitgestellt. merkungen wie „Ana muaß da Maschta sein, wea wohl i!” wurde das eiserne Ungetüm schließlich mittels Flaschenzug Am 2. Juli 1975 war es dann soweit, dass sich Durchner Leo- in die Senkrechte gebracht und neu verankert. Nach einem pold, Lackner Helmut, Ranner Gerhard, Maier Peter und Sepp gesungenen „Vater unser” und einer andächtigen GedenkLederer für den Arbeitseinsatz trafen. Mit dem Auto fuhr man minute für die „Alten Schöpfer des Kreuzes” wurde der zur Polinik Alm und marschierte über den Würmlacher Poli- schweißtreibende Abstieg zum Plöckenhaus angetreten und nik zum Törl, um von dort zum Gipfel zu gelangen. die wohlverdiente Labung, von der manche noch heute reden, zu sich genommen. Ein Hoch dem Bergrettungsdienst als Nach eingehenden Beratungen und wichtigen Zwischenbe- Kreuzerhalter und Sponsor für Speis und Trank. Oberpolier Heli bei der Arbeitseinteilung. Ein kurzer Schluck, von Flasche zu Fl. . . eißigem Poldi. 141 „Bodenpersonal“: Heli Lackner und Poldi Durchner sen. Gipfel- und Hüttenbuchpoet Sepp Lederer bei der Arbeit. Der Polinik, Mauthens Hausberg, auf zwei älteren Aufnahmen: links von Kötschach aus gesehen, rechts von der Unteren Valentinalm. 142 Das Gipfelkreuz wird gebaut und errichtet 1950 erhält der Polinik ein würdiges Wahrzeichen für Mauthen Einige Männer aus Mauthen beschließen, auf dem Polinik ein Gipfelkreuz zu Ehren der Gefallenen beider Weltkriege aus Mauthen zu errichten. Initiatoren waren Hermann Kostner (†), Leopold „Poldi” Durchner (†) und Alois Ranner (†). Ein halbes Jahrhundert später veröffentlicht Sepp Lederer, der Vorsitzende der ÖAV-Sektion ObergailtalLesachtal, in den SektionsNachrichten „Im Blickpunkt” einen Aufsatz mit dem Titel „Zum Jubiläum 50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz”, in dem an das damalige Geschehen erinnert wird – „eine Dokumentation zu Ehren der wenigen noch lebenden Erbauer nach Erzählungen von Alois Ranner”. In den Text fließen auch Informationen ein, die Alfons J. Klaus aus Mauthen im September 1950 unter dem Titel „Mauthner Heimatklänge” im Osttiroler Boten veröffentlichte: Auf die innere Stahlkonstruktion des künftigen Gipfelkreuzes für den Polinik, das im September 1950 aufgestellt und eingeweiht wird, montierten die Schmiede in Leopold Durchners Mauthner Werkstatt einzelne Platten. Der Chef (rechts) legt natürlich selber Hand an. Ein schöneres und würdigeres Denkmal hätten unsere Heimkehrer nicht errichten können, als in Form eines Gipfelkreuzes, das nun einen der formschönsten Gipfel der Karnischen Kette, den Polinik ob Mauthen, ziert. Dieses Kreuz, aufgestellt „Anno Santo 1950”, hat mehrfache Bedeutung. Es soll allem voran ein offenes Bekenntnis zum Kreuze Christi sein, es soll der Ausdruck des Dankes an Gott für die glückliche Heimkehr sein, und es soll Die Initiatoren des Heimkehrer-Kreuzes auf dem Polinik erkundeten im Frühsommer 1950 auf sein ein Erinnerungszeichen dem Gipfel den Standort für das Kreuz: Hermann Kostner, Leopold Durchner, Alois Ranner für jene, die nicht mehr (von links) und Adolf Lamprecht (vorne). zurückgekehrt oder noch immer vermißt sind. Bereits im Juli dieses Jahres wurde unten onsbau bestehend aus fünf Teilen und hat eine Höhe von fünf im Tal von einer Gruppe Heimkehrer dieser lobenswerte und eine Breite von fast zwei Metern. An den beiden BreitseiEntschluß gefasst. Lehrer Hermann Kostner, Tischler Alois ten wurden die Namen der Gefallenen unseres Marktes, 75 Ranner und mehrere andere getreue Helfer sind seit jenem an der Zahl, durch in das Blech getriebene Buchstaben verTag mit viel Idealismus und oftmaligem Verzicht auf Freizeit- ewigt. gestaltung an die Arbeit gegangen, und so ist dank der finanziellen Mithilfe der Bevölkerung eher als man glaubte in der In den ersten Tagen des September konnte der Transport mitWerkstätte des kunstverständigen Schlossers Poldi Durchner tels Kraftwagen nach Plöcken und zum Törl mittels Tragtier das formschöne Kreuz entstanden. Es ist ein Eisenkonstrukti- durchgeführt werden. 143 Am 9. September 1950 erfolgte bei denkbar schlechten Witterungsverhältnissen der Transport vom Spielbodentörl – dorthin waren die einzelnen Teile von Fritz Gressel (Bild) mit dem Tragtier geliefert worden – zum Gipfel. „Ein Schritt vor, zwei zurück“: Auch ohne schwere Last ist der letzte Anstieg zum Gipfel durch das viele Geröll bis heute anstrengend. Am 9. September 1950 sind bei Morgengrauen 15 Heimkehrer, welche die Strapazen des Kreuztragens gerne auf sich nahmen, aufgebrochen, und haben trotz arger Wetterunbilden bei einem Höhenunterschied von 300 Metern die bis zu 60 Kilogramm schweren Bestandteile des zerlegten Kreuzes den schroffen Felsberg entlang zum Gipfel getragen. Beinahe wäre durch den atemberaubenden Sturm und eisigkaltes Nebeltreiben die Aufstellung vereitelt worden, doch bei höchstem Einsatz von Körper- und Willenskraft der kampferprobten Männer ist dieses eherne Mahnmal an bestgewählter Stelle, nach drei Seiten fest verankert, bereits um 2 Uhr nachmittags gestanden. Schwer ist die Last, unfreundlich das Wetter an jenem 9. September 1950: Die Teile für das Kreuz wogen bis zu 60 Kilogramm. Im Zickzack befördern die „Lastenträger“ das Zubehör zum Bau des Gipfelkreuzes vom Spielbodentörll auf den Berg. Eisiger Wind treibt Nebelfetzen um den Gipfel. Während des heiligen Opfers durchbrachen Sonnenstrahlen die Nebelschwaden mit verklärendem Schein, und zutiefst beeindruckt hielt der zelebrierende Priester Doktor Ploner, ein gebürtiger Gailtaler, die ergreifende Bergpredigt, wobei viele Augen feucht wurden. Worte des Dankes sprach Altbürgermeister Oberst a. D. Karl Gressel, der, ein Siebziger, als der Älteste, gleich wie sein Enkel, das siebenjährige „Jörgele”, als der Jüngste, anläßlich dieser historischen Begebenheit den 2333 Meter hohen Berg bestiegen hat. Im Nachhall an das von unserer Dichterin Mary Möbius-Bleschin für diese Feier gewidmete Gedicht, welches von einem Mühsamer Aufstieg vom Spielbodentörl zum Gipfel. 144 Lehrer vorgetragen und im neuen Austria-Gipfelbuch als Vorwort verzeichnet wurde, erklangen die ergreifenden Weisen des alten Liedes „Ich hatt‘ einen Kameraden”. Bei der wundersamen Melodie „Von meinen Bergen muß ich scheiden”, vorgetragen durch den bewährten Flügelhornisten Ainetter, erfolgte der allgemeine Abstieg. So möge nun dieses weithin leuchtende, himmelragende Alpenkreuz für alle Zukunft allen Bergfreunden, die es in seinen Bann zieht, und unserer lieben Bergheimat mit seinen Bewohnern stets zum beglückenden Schutz und Schirm sein. Die innere Konstruktion des Kreuzes ist zusammengesetzt, nun kann die äußere „Haut“ montiert werden. Schließlich sind die Einzelteile, deren Transport so beschwerlich war, weitgehend zusammengesetzt. Die letzten gekonnten Handgriffe – und das neue Wahrzeichen von Mauthen ist fertiggestellt. Eine Seite ist verkleidet – nun muss das Kreuz gedreht werden. 145 Das Aufstellen des Kreuzes noch am 9. September 1950 erforderte von den Männern höchste Konzentration und Kraft. Drei der Erbauer präsentieren stolz ihr Werk, das von Stahlseilen gehalten wird. Über den Wolken: Weiter Blick über den Polinik-Gipfel mit dem gerade aufgestellten Kreuz hinaus in die umliegende Bergwelt. 146 Die Trachtenkapelle Mauthen untermalte 1950 die Einweihung mit stimmungsvoller Musik. Pfarrer Ploner am 10. September 1950 während der Messe, rechts neben ihm der Mauthner Professor Karl Klaus. Das Kreuz steht, vor ihm die stolzen Errichter: Alois Ranner, Hermann Kostner, Poldi Durchner, Albert Größbauer, Johann Wurzer (stehend von links), Arnold Ortner (Junge); sitzend ein Gast, der Feuerwerkskörper besorgt hatte. Die feierliche Gipfelmesse zelebriert Priester Dr. Ploner, ein gebürtiger Gailtaler, das Heimkehrerkreuz wird feierlich eingeweiht. Dicht beisammen verfolgen die Besucher die Messe. 147 Der Wind hat den Nebel vertrieben und gibt während der Einweihung die Sicht ins Tal frei. Links vorne neben Mitgliedern der Mauthener Trachtenkapelle Poldi Durchner sen. Beeindruckend überragt das neue Heimkehrerkreuz die Festgesellschaft, die Pfarrer Ploner lauscht. Die Messe ist gelesen, der Altar wird abgebaut – der 10. September 1950, ein denkwürdiger Tag, neigt sich dem Ende zu. 148 Und über allem thront der Polinik Eine kleine Auswahl alter Bilder aus der Zeit um 1930/40 mit dem Wahrzeichen von Mauthen, dem Polinik, dessen Gipfelkreuz nicht auf dem höchsten Punkt des Berges steht, sondern einige Meter talwärts, damit es vom Ort aus zu sehen ist. 149 1976 Im März und April beginnt man eine Festschrift zum 30-Jahr-Jubiläum zu erstellen und verschickt sie dann mit unzähligen persönlichen Briefen, um für die bevorstehenden Anschaffungen (Funkfixstation) Spendengelder zu erhalten. __________ März 1976: Gams- und Mooskofel 1. Winterbegehung – Ges. Überschreitung Im Juni wird der VI. Internationale Valentingletscherlauf mit neuem Modus gestartet: DreierTeams mit Bau eines behelfsmäßigen Rettungsschlittens – Abtransport eines „Verletzten“ – starten auch auf schnellste Zeit. Erstmals wird auch der Wanderpokal an die Siegermannschaft vergeben, welcher vom akademischen Bildhauer Herbert Unterberger hergestellt wurde. __________ Am 24. Juni wird der neue Klettergarten am Felsentor der Mauthner Klamm der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖRBD übergeben. Diese hatte in Eigeninitiative einen Pachtvertrag über 100 Jahre mit Grundbesitzer Reinhard Lenzhofer abgeschlossen. __________ Rechts mit Kreis gekennzeichnet die Stelle am Hinteren Mooskofel, an der Ortner/Dabernig im Biwak übernachteten. 2. August: Rettungseinsatz nach dem durch einen Sturz auf der Oberen Bischofalm schwer verletzten deutschen Touristen Rolf Kupke aus Berlin. Versorgung und Transport des Verletzten mittels Gebirgstrage von der Oberen Bischofalm nach Kronhof. __________ 18. August: Sucheinsatz nach den im Jaukengebiet vermissten deutschen Sommergästen Heinz und Elfriede Lutze aus Berlin, die sich auf einer Wandertour (Gailtaler Höhenweg) verirrt und die Nacht im Aus Lois Ortners Tourenbuch: 1. Winterbegehung Wodnertörl – Mauthner Alm über Gams- und Mooskofel im März 1976 (mit Erich Dabernig). 150 Ronachwald im Reißkofelgebiet verbracht haben. __________ Am 9. September stürzt vor den Augen seines Chefs, des Landesgendarmeriekommandanten Oberst Wolfgang Ortner, vom Abstieg des über 2500 m hohen Seekopfes der Leiter der Hochgebirgsschule in den Karnischen Alpen, Oberstleutnant Bernhard Obereder (49), ab und erleidet tödliche Verletzungen. __________ 25. Oktober: Sucheinsatz nach den im Kellerwandmassiv abgängigen Bergsteigern Adolf Lercher und Freunden. Im Einsatz sind der BRD mit Hund Boso und die Alpingendarmerie. __________ 1976 bis 1980 helfen Mitglieder der Bergrettung Kötschach-Mauthen beim Ausbau des Karnischen Höhenweges und bei der Erbauung verschiedener Hütten am Karnischen Höhenweg. __________ Während der Gams- und Mooskofel-Überschreitung. Lois Ortner am Gipfel der Hohen Warte: Trainingstour durch die Nordwand für die 1. Winterüberschreitung des Gams- und Mooskofel. Ende des Jahres wird das Vereinsheim im neu errichteten Rathaus Kötschach-Mauthen fertig gestellt und eröffnet. Übergabe des Klettergartens am Felsentor der Mauthner Klamm Der Ortsstelle KötschachMauthen wird am 24 Juni 1976 der Klettergarten am Felsentor zur Mauthner Klamm offiziell übergeben. Die Bergretter demonstrieren anlässlich der Übernahme ihre Leistungsstärke. Links die Demonstrationsmannschaft nach der Arbeit (von rechts): Dr. Ernst Steinwender, Erich Dabernig, Sepp Lederer, Lois Ortner, Albert Lora, Georg Zeitler, Rudolf Zametter, Hubert Katschnig, Michael Lamprecht und Alfred Daberer. 151 Sepp Lederer (oben) wird von Erich Dabernig gesichert. Sepp Lederer in der 1. Seillänge in den Schlingen. Michl Lamprecht (vorne) und Sepp Lederer bei der Führungsarbeit. Erich Dabernig (rechts) klettert nach. 152 Beim Abseilen (Erich Dabernig). Behelfsmäßige Bergung eines Verletzten. Am Stand oben Georg Zeitler, Albert Lora als Verletzter, Lois Ortner als Retter. 153 Boso macht seinen Meister und wird Lawinensuchhund 1977: Sepp, Boso und ein „Frischling“. 1976 legt Sepp Lederer mit seinem Schäferhund Boso die Lawinenhundeprüfung in Fragant ab und erhält vom Lawinenhundereferenten der ÖBRD-Landesleitung diese Urkunde. 1981: Boso mit seinem Chef Sepp Lederer am Reißkofel . . . . . . und im Jahre 1978 bei einer der zahlreichen Touren. 154 Eröffnung des Rathauses im August 1976 An der feierlichen Eröffnung des neuen Rathauses am 21. August 1976 nahm auch ein Fackelzug der Bergrettung Kötschach-Mauthen teil, angeführt von Ortsstellenleiter Sepp Lederer (links) und Einsatzleiter Lois Ortner. Gleichzeitig mit der Rathaus-Eröffnung übergaben die Dolomitenfreunde um Oberst Walther Schaumann den komplett sanierten Karnischen Höhenweg der Öffentlichkeit. Dort in den Bergen, zwischen Kirchbach und dem Wolayersee, liegt das Arbeitsgebiet der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen. Jahrsbericht 1976 34 Personen werden geborgen In Stichworten fasst Ortsstellenleiter Sepp Lederer den Zeitraum vom 1. November 1975 bis zum 1. November 1976 zusammen: Zahl der Männer: 40; Meldestellen: 1; Lawinenhunde: 3. Gesamtzahl der Einsätze: 35 – Wintereinsätze: 27 (Pisteneinsätze); Sommereinsätze: 8, davon 1 Felseinsatz, 5 sonstiges Gelände, 2 Blindeinsätze; davon 4 Einsätze mit Hubschrauberunterstützung. Gesamtzahl der geborgenen Personen: 34; davon 27 im Pisteneinsatz, 1 im Felseinsatz, 6 im sonstigen Gelände; davon 1 Totbergung. Im Pistenrettungsdienst standen namentlich eingeteilte Männer: 218 ganztägig (8 Stunden). Weitere Aktivitäten: Dienst bei Schirennen; Lawinenalarmübung mit 8 Hunden und 30 Mann; Gemeinschaftsbergfahrten; 6. Int. Valentin-Gletscherlauf 1976; Errichtung und Eröffnung des Übungsgeländes in der Mauthner Klamm; Beteiligung am Gartenfest des ÖKB Mauthen; Einsätze bei der Wegbauaktion – Höhenweg; Teilnahme an verschiedenen Feiern; Teilnahme an 9 Landeshundeübungen; 5 Teilnehmer an einwöchigen Ausbildungslehrgängen; Schulungen, Übungen und Zusammenkünfte der Ortsstelle; Streifendienste in Verbindung mit Bergfahrten einzelner oder mehrerer Männer. 155 Max Seirer (unten) schreibt 1976 dieses Gedicht für die Bergrettung 1976: Ortner/Strobl/Dabernig in der Pallavicini-Rinne 1976: Hannes Strobl, Erich Dabernig und Lois Ortner (von links) bezwingen die Pallavicini-Rinne am Großglockner. 156 Der Seekopf wird zum Grab für Kärntens Alpinreferenten Oberstleutnant Obereder gilt tagelang als vermisst und wird dann tot geborgen Der 49-Jährige Bernhard Obereder kommt am Donnerstag, 9. September 1976 in Ausübung seines Amtes – er ist Alpinreferent der Kärntner Gendarmerie – am Seekopf ums Leben. Seine Leiche wird aufgrund der Witterungsverhältnisse erst einige Tage nach dem Unfall gefunden und geborgen. Zunächst galt Obereder deshalb als vermisst. Nachfolgend zwei Presseberichte über das tragische Geschehen: Unter Kärntens Gendarmeriebeamten herrscht tiefe Trauer. Einer ihrer Besten, Alpinreferent und Abteilungskommandant von Villach, Oberstleutnant Bernhard Obereder (49), ist in Ausübung seiner Pflicht als Leiter der Hochgebirgsschule am Seekopf (Wolayerseegebiet in den Karnischen Alpen) am Donnerstag, 9. September, um 12.30 Uhr tödlich abgestürzt. Er hinterlässt seine Frau und eine Tochter. Trotz aufopferungsvoller Einsätze der erfahrensten Alpingendarmen konnte die Leiche des tödlich Verunglückten bis gestern nicht gefunden werden. Undurchdringlicher Nebel raubte jede Sicht. Sturm und Schnee verwandelten die Hochgebirgsregion in den Karnischen Alpen in eine unwirtliche Steinwüste. In der Eduard-Pichl-Hütte, wo die 20 Teilnehmer eines Hochalpinkurses ihren Standort bezogen haben, herrscht gedrückte Stimmung. Die bekannten Kletterberge rund um den Wolayersee wurden einmal mehr zum Grab für einen Bergfreund. Trotz schlechter Sicht war der ortskundige und erfahrene Alpingendarm vom Posten Kötschach-Mauthen, Revierinspektor Johann Waldner, mit einer Bergungsmannschaft gestern neuerlich zu einer Suchaktion in die nahezu senkrechten Wände des Seekopfes eingestiegen. Kurz vor 10 Uhr meldete er über Funk: „Wir sind jetzt auf 2300 m, haben jedoch nichts gefunden.“ Als sich das Wetter im Verlauf der folgenden Stunden weiter verschlechterte, wurde die Suchaktion um 14.30 Uhr abgebrochen. Sie wird erst nach Wetterbesserung wieder aufgenommen. Bis dahin muss der Tote im Fels bleiben, bis dahin müssen Familienangehörige, Freunde und Bergkameraden von Oberstleutnant Bernhard Obereder nichts anderes tun als bangen und warten und die qualvollen, langsam dahin streichenden Stunden untätig hinter sich bringen. Am Seekopf tödlich abge- Am Donnerstag früh war stürzt: Oberstleutnant BernObereder gemeinsam mit hard Obereder (49). dem Landesgendarmeriekommandanten Oberst Ortner, Gend. Bgf. Lois Ortner und fünf der insgesamt 20 Kursteilnehmer in die über die Ostkante verlaufende Route eingestiegen. Beim Abstieg im Zuge der ersten Querung etwa 100 m unterhalb des Gipfels geschah das Unglück. Die Gruppe stieg in dieser Passage ohne Seil, als plötzlich dichter Nebel einfiel. Die in seiner Nähe befindlichen Kursteilnehmer konnten nur beobachten, wie Oberstleutnant Obereder auf einem ausbrechenden Felsvorsprung den Halt verlor und von zwei kopfgroßen Steinen, die ihn auf der Brust trafen, in die Tiefe geschleudert wurde. Kärntens Landesgendarmeriekommandant Oberst Ortner, der ebenfalls vom Steinschlag getroffen wurde, wurde glücklicherweise nur leicht an der Hand verletzt. Nähere Einzelheiten waren am Posten in Mauthen gestern noch nicht bekannt. Sofort begann man mit der Suche. Doch war zur Unfallzeit der Nebel schon so undurchdringlich, dass die Aktion, die bis in die Abendstunden dauerte, schließlich abgebrochen werden musste. Keiner sah, wie weit der Gendarmerieoffizier in die Tiefe gestürzt war, und auch nicht, wohin er genau gefallen war. Auf verzweifelte Rufe kam keine Antwort. Da die normale Besteigungsroute begangen wurde, die an der Wasserscheide verläuft, die hier gleichzeitig auch die Grenze bildet, steht bisher noch nicht einmal fest, ob Obereder auf italienischer oder österreichischer Seite liegt. An dem gestern durchgeführten Sucheinsatz beteiligten sich neben Revierinspektor Waldner die Gendarmeriebergführer Felix Lobnig (Kleinkirchheim), Karl Bachlechner (Villach), Fritz Steinwender (Kleinkirchheim), Fritz Steinwender (Techendorf), Alois Ortner (Kötschach) und Helmut Köfler (Paternion). Gestern versuchte man von der Unfallstelle abwärts zum Abgestürzten vorzudringen. Beim nächsten Einsatz will man den umgekehrten Weg gehen und von unten nach oben suchen. Eine Tafel am Ufer des Wolayersees erinnert an Obereder, der am 9. September 1976 beim Abstieg vom Seekopf tödlich verunglückte. Bei dem Unglück handelt es sich um den ersten tödlichen Bergunfall in der Geschichte der Kärntner Gendarmerie, sagte gestern Oberst Ortner. Der verunglückte Offizier war ein erfahrener Alpinist und Bergführer, dessen Ruf über 157 Sicherheit und Genauigkeit am Berg bei allen Beamten bestens bekannt war. Die Verhaltensweise Obereders entspricht durchaus den Gepflogenheiten, doch war der brüchige Fels die kleine Ursache mit so erschütternden Folgen. Der erste Hochgebirgskurs im Wolayerseegebiet wurde 1952, der letzte 1974 abgehalten. Der Kurs wäre am Sonntag zu Ende gewesen. Rittmeister Ebner, der neue Leiter, wird ihn heute abbrechen. Die Bestürzung über den tragischen Unglücksfall war in allen Gendarmeriekreisen, in denen sich der Offizier größter Wertschätzung und Beliebtheit erfreute, groß. Die Kärntner Tageszeitung (KTZ) berichtete: Vor den Augen seines Chefs, des Landesgendarmeriekommandanten Oberst Wolfgang Ortner, stürzte Donnerstagmittag beim Abstieg vom über 2500 Meter hohen Wolayerseekopf der Leiter der Hochgebirgsschule in den Karnischen Alpen, Oberstleutnant Bernhard Obereder (49) in die Tiefe. Suchaktionen nach dem erfahrenen Bergsteiger blieben ohne Erfolg und mussten gestern um 16.30 Uhr wegen des starken Regens abgebrochen werden. Es gibt kaum noch Hoffnung, dass der Villacher Gendarmerieoffizier den Absturz überlebt hat. Bernhard Obereder, der Abteilungskommandant von Villach und Alpinreferent des Landesgendarmeriekommandos für Kärnten, leitet seit zehn Jahren die Hochgebirgsschule mit dem Standort Eduard-Pichl-Hütte in den Karnischen Alpen, Bezirk Hermagor. Er ist nicht nur ein ausgezeichneter und über aus erfahrenen Bergsteiger, sondern gilt in Bergsteigerkreisen als „Sicherheitsfanatiker“. In Gesprächen mit der KTZ anlässlich von Kletterübungen im Klettergarten Kanzianiberg betonte der sympathische Oberstleutnant immer wieder, wie sehr es ihm auf die Sicherheit beim Bergsteigen, selbst für extreme Geher, ankomme. Über den Hergang des Geschehens meinte Landesgendar- meriekommandant Oberst Ortner: „Wir befanden uns auf dem Abstieg vom Seekopf über den Normalweg in Richtung Südost. An der kritischen Stelle des Weges in rund 2400 Meter Höhe, hielt sich Obereder an einem Felsblock fest. Plötzlich brach dieser Stein und riss den Mann in die Tiefe.“ Durch den Nebel bedingt, konnte man den Absturz nicht mitverfolgen. Eine sofort eingeleitete Suchaktion blieb erfolglos. Es ist anzunehmen, dass der bergerfahrene Offizier auf italienisches Gebiet stürzte. Obereder, der mit sieben Gendarmeriebergführern und 14 Schülern unterwegs war, hatte sich nicht angeseilt. Oberst Ortner: „Dieser Abstieg ist technisch nicht schwierig.“ Oberstleutnant Obereder ist in Villach verheiratet und Vater einer Tochter, die die Maturaklasse besuchen wird. In einer weiteren Ausgabe der KTZ heißt es: Obschon es gestern zeitweise Aufhellungen im Bereich des Wolayerseekopfes gab, gelang es einer alpinen Gendarmerie-Einsatzgruppe nicht, den Leichnam des am Donnerstag abgestürzten Abteilungskommandanten von Villach, Oberstleutnant Bernhard Obereder, zu finden. Die Suche musste auch gestern erfolglos abgebrochen werden. In der Nacht auf Samstag war im Bereiche der Absturzstelle rund 15 Zentimeter Schnee gefallen, der sämtliche Spuren, die die Einsatzgruppe am Tag zuvor gerade noch erkennen konnte, verdeckte. Der Schnee und ein überaus starkes Gewitter in der Nacht auf Samstag hatten auch die letzten vagen Hoffnungen auf ein Überleben des Leiters der Hochgebirgsschule am Wolayersee ausgeräumt. Die Suche nach dem Alpinreferenten des Kärntner Landesgendarmeriekommandos soll heute bei eventueller Wetterbesserung fortgesetzt werden. 1977 Die erste Funkfixstation in Kärnten Dieses Jahr begeht die Ortsstelle ihr 30-JahrJubiläum. Der beharrlichen Aufbauarbeit der Vordenker unter Ortsstellenleiter Sepp Lederer ist es zu verdanken, dass die Ortsstelle zu einer vielbeachteten Institution aufgestiegen ist. Das Jubiläum wird offiziell erst am 11. Februar 1978 anlässlich der Eröffnung des Vereinsheims im Rathaus gefeiert. __________ Sie wird im Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen installiert Im Frühjahr wird die so notwendige Funkfixstation angekauft – Kosten etwa 200.000 Schilling. Als erste Ortsstelle in Kärnten schafft Kötschach-Mauthen im Frühjahr 1977 unter größten finanziellen Anstrengungen eine Funkfixstation an. Sie soll im Gendarmerieposten KötschachMauthen installiert werden. Um dieses Vorhaben zu realisieren treffen der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, und das Landesgendarmeriekommando für Kärnten in Klagenfurt am 25. Juli 1977 folgende Vereinbarung 1) Der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, beabsichtigt auf dem Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen ein Funksprechgerät aufzustellen und zu betreiben. Die Bedienung soll durch die Gendarmerie und fallweise durch ermächtigte Vertreter des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, erfolgen. 2) Das Landesgendarmeriekommando für Kärnten erteilt hierzu seine Zustimmung unter folgenden Bedingungen: a) Das Funkgerät ist bei evtl. Störung des Funkbetriebes auf Kosten des Österreichischen 158 Ortsstellenleiter und Kassier müssen einen Wechsel unterzeichnen, der schon ein wenig am Gemüt der verantwortlichen beiden Funktionäre nagt. So macht Sepp Lederer in seiner Amtszeit die Ortsstelle zur ersten in Kärnten, die über eine Funkfixstation verfügt – für einen Verein dieser Größe eine riesige Investition, die nur mit großer Beharrlichkeit umgesetzt werden kann. __________ Am 4. April überreicht die Marktgemeinde Kötschach-Mauthen der BRD-Ortsstelle offiziell die Schlüssel zu den neuen Räumlichkeiten im Amtsund Kulturzentrum (Rathaus). Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Gemeinde und ÖBRD-Ortsstelle wird unterzeichnet. __________ Der Deutsche Herbert Fellner (28) aus Neuburg stürzt am 9. Juni in der Reißkofel-Südwand 200 Meter tief ab und wird aus einer steilen Schneerinne tot geborgen. __________ Am 6. August findet im Kletter- und Übungsgelände Mauthner Klamm das 1. Klammfest statt – „Dämmerschoppen der Bergfexen“ – dies soll der finanzielle Grundstein für die Refinanzierung der Funkfixstation sein. __________ Einsatzleiter und OLStv. Hans Waldner scheidet aus beruflichen Gründen (Versetzung nach Klagenfurt) im September aus dem Vorstand der Ortsstelle aus. Ihm folgt Lois Ortner als Einsatzleiter und Norbert Steindl als Stellvertreter des Ortsstellenleiters. Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu entfernen. b) Für den Betrieb des Funksprechgerätes auf dem Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen wird ab Inbetriebnahme jährlich ein Pauschalbetrag von S 160,-- als Ersatz für die Stromkosten festgesetzt. c) Auftretende Betriebsstörungen und notwendige Reparaturen am Funkgerät sind zu Lasten des Österr. Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu beheben. d) Für Schäden, die durch die Aufstellung und den Betrieb der Funkanlage am Gebäude und dessen Einrichtungen entstehen, haftet der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen. Notwendige Instandsetzungsarbeiten werden vom Landesgendarmeriekommando für Kärnten zu Lasten des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, veranlasst. e) Der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, verzichtet auf jeglichen Ersatz des Schadens, der ihm durch den Betrieb der gendarmerieeigenen Funkanlagen entstehen kann. f) Die Republik Österreich (Gendarmerie) haftet nicht für Nachteile und Schäden, die dadurch entstehen, dass der Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen und damit das Funkgerät nicht besetzt sein sollten. g) Für die Errichtung der Funkanlage ist die Bewilligung des Hauseigentümers erforderlich. h) Der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, verpflichtet sich, alle mit der Aufstellung und dem Betrieb der Funkanlage zusammenhängenden behördlichen Voraussetzungen zu erfüllen und die hierfür vorgesehenen Gebühren, einschließlich der Vertragsgebühren, zu übernehmen. i) Durch diese Vereinbarung erwächst dem Österreichischen Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, kein Rechtsanspruch auf den Betrieb der Funksprechgeräte durch die Gendarmerie. Leistungsfähig und verbissen Hans Waldner verlässt 1977 berufsbedingt die Ortsstelle Als der Einsatzleiter und stellvertretende Obmann der Bergrettung Kötschach-Mauthen, Hans Waldner aus Dellach, aus beruflichen Gründen (er wird nach Klagenfurt versetzt) aus dem Vorstand der Ortsstelle ausscheidet, schreibt ihm Sepp Lederer folgenden Brief: „Anlässlich Deiner Versetzung an eine neue Dienststelle und somit Deines Ausscheidens als Einsatzleiter unserer Rettungsorganisation möchte ich Dir meinen persönlichen Dank und den der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD für all Deine Leistungen im alpinen Rettungswesen unserer Heimat aussprechen. Ich bin seit unserer ersten Begegnung am Berg vor mehr als zehn Jahren von Deiner Leistungsfähigkeit, ich möchte fast sagen Verbissenheit, die Du bei allen Einsätzen gezeigt hast, begeistert. Deine Arbeit als Einsatzleiter unserer Organisation soll zu einem späteren Zeitpunkt im größeren Rahmen Würdigung finden. Ich bin voll überzeugt, dass Du uns auch in Zukunft als Kamerad erhalten bleibst und uns Deine alpine Erfahrung in manch gemütlicher Runde oder in gemeinsamen Bergfahrten weitergeben wirst. 159 Hans Waldner heute. Mit den besten Wünschen für eine freudvolle Arbeit in Deinem neuen Wirkungskreis und vor allem eine immer gesunde Heimkehr ins Obere Gailtal grüßt Dich mit einem herzlichen „Berg heil“ Dein Kamerad und Ortsstellenleiter Sepp Lederer. Wenn Sepp Lederer sauer ist . . . . . . nimmt er bis heute kein Blatt vor den Mund. Der Ehrenobmann der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen schrieb diesen geharnischten Brief an die Mitglieder der Bergrettung am 27. Juni 1977. Nach „Zeugenaussagen“ von damals trat das Bergrettungs-Team an jenem Abend komplett an. 160 Der Tod siegt am Reißkofel Urlaubstragödie im Gailtal – Junge Mutter wird zur Witwe Der 28-jährige Herbert Fellner stürzt am 6. Juni 1977 am Reißkofel in den Tod. Die „Kleine Zeitung“ berichtet über die Tragödie: Erschütternde Urlaubertragödie Im Gailtal: Ein Bergungstrupp brachte gestern den 28 Jahre alten Heizungsmeister Herbert Fellner aus Neuburg (Bundesrepublik) tot aus den Felswänden des Reißkofels zurück. Seine junge Frau Ulrike, die Ihr zweites Kind erwartet, wurde zur Witwe. Nach anstrengenden und gefährlichen Suchaktionen im Felsmassiv entdeckte gestern früh der Hubschrauberpilot Revierinspektor Fischer im westlichen Bereich des Reißkofels den Rucksack des tödlich Abgestürzten. Rund hundert Meter unterhalb stieß die Bergungsmannschaft auf den Toten. Herbert Fellner war Schilehrer und geübter Bergsteiger. Er wagte die Tour auf den Reißkofel, den er von Westen nach Osten queren wollte, allein und hatte die Absicht, sich am Montag um 15 Uhr mit seiner Frau, seinem vierjährigen Kind und den Eltern im Reißkofelbad wieder zu treffen. Die Familie wartete vergeblich auf seine Rückkehr. Der Leiter der alpinen Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen, Revierinspektor Waldner, schilderte gestern nach Beendigung der Bergung den vermutlichen Hergang des Unglücks. Fellner war am Montag kurz nach 7 Uhr aufgebrochen. Er hatte offenbar versucht, die Querung auf einem Firnfeld zu beginnen. Weil er weder mit Steigeisen noch mit Eispickel ausgerüstet war, gab er dieses Vorhaben auf und versuchte im Fels der Südwände weiterzukommen. Dabei geschah das Kopfüber liegt der Verunglückte in einer Schneekluft. Unglück. Fellner stürzte etwa 200 Meter tief ab und war auf der Stelle tot. Bei der Suchaktion am Dienstag stieg eine Gruppe von Bergrettungsmännern unter Führung ihres Obmannes Lederer vom Westen, die Alpingendarmen vom Osten her zum Gipfel auf. Im Gipfelbuch fand man keine Eintragung. Die Bergrettungsleute hingegen entdeckten Spuren im Schneefeld, die von dort wieder zurück in den Fels führten. Infolge mangelnder Sicht musste die Aktion am Dienstag jedoch abgebrochen werden. Gestern um 7.15 Uhr entdeckte der Hubschrauberpilot den Rucksack. Daraufhin wurde die Bergungsmannschaft von Dellach auf das Reisacher Joch geflogen. Um zur Absturzstelle vorzudringen, musste die Rettungsmannschaft, bestehend aus drei Bergrettungsmännern und sechs Gendarmeriebeamten, 750 Höhenmeter in schwierigstem Felsgebiet überwinden. Der Tote musste zunächst abgeseilt werden und konnte erst dann zum Reißkofelbad getragen werden. Nach den Verletzungen zu schließen, so erklärte Revierinspektor Waldner, muss Herbert Fellner sofort tot gewesen sein. Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Originalbericht der Suche nach Herbert Fellner und die Bergung des tödlich Verunglückten. Von dem schweren Schicksalsschlag tief erschüttert brach die Familie ihren Urlaub im Alpencamping Reisach ab. Der Tote wird in die Bundesrepublik überführt. 161 Die Bergretter an der Fundstelle des Verunglückten in einer steilen Schneerinne. Vorbereitungen zum Transport des tödlich Verunglückten werden getroffen. An einem Bergeseil wird Fellner über den Schnee abgeseilt. Transport des Toten über steile Wiesen und Schrofengelände. 162 Am Reißkofel tödlich abgestürzt: Herbert Fellner (28). Rechts die Absturzstelle im Reißkofelmassiv. Die Leiche Fellners wird mittels einer Gebirgstrage über 700 Höhenmeter unter anderem durch Lois Ortner, Sepp Lederer und Erich Dabernig ins Tal gebracht. Die Bergungsmannschaft, die den Leichnam Fellners vom Reißkofel geholt hat: Lois Ortner (von links), Erich Dabernig, Sepp Lederer, Georg Zeitler, Helmut Lackner, Franz Astner, Erich Zerza, Hans Waldner und Johann Thurner. 163 Belobigung vom Gendarmeriezentralkommandanten im Wiener Innenminsterium für Lois Ortner für die Bergung Herbert Fellners: „Das Gendarmeriezentralkommando spricht Ihnen für Ihre Dienstleistung bei der unter schwierigen und gefährlichen Verhältnissen gemeinsam mit anderen Gendarmeriebeamten und Bergrettungsmännern durchgeführten Bergung eines im Reißkofelgebiet tödlich verunglückten deutschen Touristen die belobende Anerkennung aus. – Wien, am 7. März 1978 – Der Gendarmeriezentralkommandant.“ 164 1978 Am 11. Februar geht die offizielle 30-Jahr-Feier im Keller des Rathauses über die Bühne – mehr als 50 geladene Gäste sind anwesend. In einer Aussendung zum Jubiläum definiert Ortsstellenleiter Sepp Lederer die Verantwortung der Bergrettung wie folgt: „Die primäre Aufgabe des Bergrettungsdienstes – Verunglückten im Bergland zu helfen – wurde von den Bergrettungsmännern aus KötschachMauthen in den vielen Jahren zweifellos erfüllt. Die Bergrettungsmänner sahen und sehen auch bei fast jedem Einsatz die Ursachen, die zu einem Unfall geführt haben. Es liegt daher nahe, dass wir uns dazu berufen fühlen, bei der Verhütung von Bergunfällen mitzuwirken und uns an Aufklärungsaktionen über alpine Gefahren zu beteiligen. Wir haben uns vorgenommen, diese Arbeit in unserem Einsatzgebiet zu übernehmen!“ __________ Am 5. und 6. August geht die 2. Auflage des Klammfestes über die Bühne. Bei diesem Termin ist die Pfarrgemeinde Mauthen strickt dagegen, weil zeitgleich das Maria Schnee Fest in Mauthen ist. Ein Protestbrief, datiert mit 30. Juli von Dechant Hassler, kann die Vereinsführung nicht umstimmen – die Geldsorgen der Bergrettung sind größer den je, und man veranstaltet beide Feste. __________ 11. Februar 1978: An diesem Abend geht die offizielle 30-Jahr-Feier der Ortsstelle – das Jubiläumsjahr war eigentlich 1977 – im Bergrettungsraum im Keller des neuen Rathauses über die Bühne. Gleichzeitig wird der Raum als Vereinslokal von Pater Paul eingeweiht und eröffnet. Mit dabei sind u. a. (von links) Pater Paul, Dr. Ernst Steinwender, Pilot Erich Strasser, Gendarmerie-Inspektor Schalk, Major Limpl und Direktor Maier. 30 Jahre Ortsstelle Kötschach-Mauthen Verspätete Jubiläumsfeier und Eröffnung des Vereinsheims 1977 besteht die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen 30 Jahre. Die offiziellen Feierlichkeiten werden aber erst am 11. Februar 1978 im neuen Vereinsheim der Bergrettung im Rathaus begangen. Bevor es soweit ist, lädt Sepp Lederer mit Schreiben vom 27. Januar 1978 auch die Landesleitung des ÖBRD und deren Chef Dr. Dellisch nach Kötschach-Mauthen ein: „Anlässlich der Eröffnung unseres Vereinsheimes, der offiziellen Inbetriebnahme der Funkanlage und unseres 30-jährigen Bestehens erlauben wir uns, Herrn Landesleiter zu einem kleinen Festakt am Samstag, den 11. Februar um 17 Uhr ins Rathaus (Keller) in Kötschach einzuladen. Bei diesen Feierlichkeiten, es gibt auch Speis und Trank sowie 50 geladene Gäste (die uns durch Material- und Geldspenden den Ausbau ermöglicht haben – auch ein bisschen Prominenz ist dabei) sollen folgende Kameraden für 25-jährige Tätigkeit im Bergrettungswesen durch Herrn Landesleiter geehrt und ausgezeichnet werden: Hans Waldner, Norbert Steindl, Alois Traar, Herbert Zojer, Julius Langegger.“ Ob der durch die Anschaffung der Funkfixstation entstandenen Schulden, stellt Lederer – typisch Sepp! – ganz am Ende seiner Einladung kurz und knapp folgende Frage an die Landesleitung: „Geld zur Til- Am 15. September wird im Bereich des Kirchbacher Berges der bei einem Arbeitsunfall schwerverletzte Forstarbeiter Ambros Neuwirth (27), der sich mit einer Motorsäge versehentlich die Halsschlagader aufgeschnitten hatte, gerettet und überlebt den Unfall. 165 gung unserer Schulden gibt’s keines?“ In einer Aussendung zum 30-jährigen Jubiläum fasst Lederer die Geschichte, Tätigkeiten und Aktivitäten der Ortsstelle zusammen: Bereits ein Jahr nach Gründung der Organisation des ÖRBD im Jahre 1946 wurde am 26. Februar 1947 die Ortsstelle Mauthen von der bis dahin tätigen Bezirksleitung des Bergrettungsdienstes eingesetzt. Man hatte erkannt, dass eine örtlich organisierte Bergrettungsmannschaft besser arbeiten müsste, als das bisherige Modell. Männer der Gendarmerie, der Finanz und zivile Bergsteiger traten gemeinsam in den Dienst der Sache. Herr Webhofer vom Finanzamt Mauthen wurde mit der Leitung betraut. Die eingerichteten Meldestellen in Mauthen, beim Ederwirt und Plöckenhaus, in Grafendorf, Reisach, Birnbaum, Liesing und Luggau zeigen die Größe des damaligen Einsatzgebietes. Die Arbeit in der Ortsstelle wurde so gestaltet, dass man lediglich im Falle eines Einsatzes zusammentraf und diesen durchführte. Die Ausbildung wurde jedem Mitglied mehr oder weniger selbst überlassen, die Mittel für durchzuführende Bergungen waren bescheiden: Einige selbst geschmiedete Felshaken, ein Hanfseil, eine Holztrage und einige Fackeln mussten genügen. Im Jahr 1953 wurde die Ortsstelle neu organisiert und Herr Erich Strasser zum Ortsstellenleiter bestellt. Erstmals wurde ein Perlonseil, ein Alu-Akja mit Rad, eine Vierschiverschraubung und ortsstelleneigenes Verbandszeug angeschafft. In Ausbildungskursen erhielten die Mitglieder der Ortsstelle die nötigen Kenntnisse in alpiner Rettungstechnik, welche ja oft angewendet werden musste. Im August 1954 wurden die neu entwickelten Rettungsgeräte „Gebirgstrage“ und „Stahlseilgeräte“ angeschafft und erprobt. Die Notwendigkeit des Einsatzes der immer wieder neu entwickelten Rettungsgeräte beziehungsweise die Anschaffung derselben ist bis heute vordringlichstes Problem geblieben. Meist Sponsor Gerhard Stangl überreicht Ortsstellenleiter Sepp Lederer „einen Blauen“. Aufregung um eine 13-Jährige Große Aufregung um eine vermisste Schülerin: Donnerstag, den 12. Januar 1978 um 13.30 Uhr ging die 13jährige Andrea Klaus nach Unterrichtsschluss in der Hauptschule Kötschach-Mauthen allein zum Elternhaus vulgo Ederwirt in Kreuzberg an der Plöckenstraße. Da sie um 20 Uhr noch nicht daheim war, unternahmen sechs Bergrettungsmänner und ein Alpingendarm des Gendarmeriepostens Kötschach-Mauthen mit einem Räumfahrzeug der Feuerwehr auf der wegen Lawinengefahr gesperrten Plöckenpass-Bundesstraße eine Suchaktion. Um 23 Uhr konnte das Mädchen von der Suchmannschaft wohlbehalten im Elternhaus angetroffen werden. 166 reichten die finanziellen Mittel zum Ankauf eines neuen Gerätes nicht, oder erst sehr spät, so dass viel improvisiert werden musste. Alpen, wurden doch in dieser Zeit 39 Personen unverletzt aus den Bergen, 64 Personen verletzt und 33 Personen tot sowie 199 Personen verletzt von den Pisten geborgen. . . 1957, nach der Versetzung von Erich Strasser zur Flugeinsatzstelle Klagenfurt, übernahm Herr Hans Strobl die Geschicke der Ortsstelle, die er bis zu seinem unerwarteten und frühen Tod im Herbst 1958 leitete. In den Jahren 1959 bis 1962 stand Herr Herbert Zojer der Ortsstelle als Ortsstellenleiter vor und von 1962 bis 1970 Herr Dipl.-Ing. Hellmut May. Seit 1970 leitet Sepp Lederer die Ortsstelle mit dem Bemühen, Mannschaft und Gerät auf dem neuesten Stand der Bergrettungstechnik zu bringen. Dass es im Leben eines Vereins nicht nur freudige Ereignisse wie etwa der heutige Tage, sondern auch bittere Stunden und traurige Anlässe gibt, ist wohl im Willen des Allmächtigen verankert, und so wollen wir all jener Freunde und Kameraden der Bergrettung Kötschach-Mauthen gedenken, die nicht mehr unter uns weilen. Dass Bergkameradschaft viel bedeutet und immer wieder zusammenführt, ist vielleicht ein Grund dafür, dass wir uns Dass sich unser Wunsch: „Geh in die Berge und kehr gesund zurück!“ leider nicht erfüllt hat, beweist die Statistik: In den Jahren von 1947 bis 1977 wurden 39 Personen unverletzt, 64 Menschen verletzt und 33 tot geborgen. Hinzu kamen im genannten Zeitraum 199 Pisten-Bergungen. Die primäre Aufgabe des Bergrettungsdienstes – Verunglückten im Bergland zu helfen – wurde von den Bergrettungsmännern aus Kötschach-Mauthen in den vielen Jahren zweifellos erfüllt. Die Bergrettungsmänner sahen und sehen auch bei fast jedem Einsatz die Ursachen, die zu einem Unfall geführt haben, und es liegt daher nahe, dass wir uns dazu berufen fühlen, bei der Verhütung von Bergunfällen mitzuwirken und uns an Aufklärungsaktionen über alpine Gefahren zu beteiligen. Wir haben uns vorgenommen, diese Arbeit in unserem Einsatzgebiet zu übernehmen! Wie schon früher erwähnt, hängt von einer neuzeitlichen Ausbildung und Ausrüstung unserer Männer der rasche Erfolg eines jeden Einsatzes ab. Für die Verwirklichung unseres Planes, die Ortsstelle mit den notwendigen Geräten und Materialien auszustatten, brauchen wir ihre Mithilfe und Unterstützung. Denn: Was nützt einem Bergrettungsmann die Bereitschaft, selbst sein eigenes Leben für einen Verunfallten einzusetzen, wenn ihm die nötigen technischen Mittel für eine sichere und rasche Bergung fehlen? Inhaltlich ähnlich und doch ein wenig anders dann die Jubiläumsrede von Sepp Lederer am 11. Februar in den Bergrettungsräumen im Keller des Rathauses vor rund 50 geladenen Gästen. Nachfolgend die wesentlichen Auszüge, die das oben Gesagte, das Lederer natürlich auch am Jubiläumsabend erwähnte, hier aber nicht wiederholt werden soll, ergänzen: 30 Jahre Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen, Einweihung und Eröffnung des Vereinsheimes, offizielle Inbetriebnahme der Funkanlage und Ehrung von Kameraden unserer Ortsstelle für 25-jährige Tätigkeit im Bergrettungsdienst sind Grund genug, mit Ihnen, verehrte Festgäste und Freunde der Bergrettung Kötschach-Mauthen, ein kleines Fest zu feiern. Sie alle, die Sie heute zu uns gekommen sind, haben in den letzten Jahren immer wieder geholfen, unsere Ortsstelle besser auszubauen, Rettungsgerät anzuschaffen, und unser größtes Werk, das Vereinsheim, dem die Gerätekammer angeschlossen ist, zu verwirklichen. 30 Jahre Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen bedeuten ein schönes Stück Geschichte des Alpinismus in den Karnischen Norbert Steindl, Viktor Gruber, Erhard Maier, Erich Strasser, Helmut Lackner und Sepp Lederer. bemüht haben, diesen Raum auszubauen, und ich möchte behaupten, dass, nachdem uns die heimische Wirtschaft die Materialien zum größten Teil kostenlos zur Verfügung gestellt hat, diese Kameradschaft ausschlaggebend war, das Werk zu vollenden. Ich möchte hier nochmals jedem, der mitgeholfen hat, aus ganzem Herzen danken und wünschen, dass wir uns hier möglichst oft zu gedeihvoller Ausbildungsarbeit und zur Pflege der Kameradschaft treffen. All die Mühe und Arbeit, die hinter diesem Werk steht, erhöht nur noch mehr unsere Freude über das Gelingen. Als ganz große Errungenschaft unserer Ortsstelle muss die Errichtung der Funkanlage betrachtet werden, zumal sie in der Zeit ihres Probebetriebes bereits geholfen hat, Menschenleben zu retten. Ich darf nun wieder allen, die uns bei der Verwirklichung dieses 200.000-Schilling-Projektes geholfen haben, danken. Der Höhepunkt unseres heutigen Festaktes soll die Ehrung der Kameraden Waldner, Steindl, Traar, Zojer und Langegger für ihre 25-jährige Tätigkeit im Bergrettungsdienst werden, und ich darf schon jetzt in meinem und im Namen der Ortsstelle für die geleistete Arbeit danken und mit einem herzlichen „Berg heil“ alles Gute für die nächsten 25 Jahre wünschen. Nach der Jubiläumsveranstaltung heißt es in einem Pressebericht unter der Überschrift „30 Jahre Bergrettung in Kötschach-Mauthen“: Wie es von den Bergrettungsmännern des Bergrettungsdien- 167 stes Kötschach-Mauthen zu erwarten war, ließen sie sich auch von den katastrophalen Schneefällen kürzlich nicht abhalten, anlässlich des 30jährigen Bestehens des BRD Kötschach ihr Vereinsheim einzuweihen, die Funkanlage offiziell in Betrieb zu nehmen und fünf Bergkameraden für ihre 25jährige Tätigkeit im Bergrettungsdienst zu ehren. In einem kurzen Rückblick berichtete Sepp Lederer über die wichtigsten Ereignisse in der Ortsgruppe: Die Statistik der Einsätze und Bergungen rechtfertigt den Aufwand an Material und technischen Einrichtungen. 33 Personen wurden in den letzten 30 Jahren tot, 64 verletzt und 39 unverletzt geborgen. Von den Pisten wurden 199 Personen verletzt abtransportiert. Durch die Hilfe der heimischen Wirtschaft und den persönlichen Einsatz der Bergrettungskameraden ist es nun auch gelungen, eine Heimstätte zu schaffen, die es ermöglicht, die Ausbildungsarbeit in eigenen Räumen durchzuführen und die Kameradschaft zu pflegen. Eine ganz besondere Leistung war die Errichtung einer Funkanlage mit einem Aufwand von mehr als 200.000 Schilling, die schon im Probebetrieb geholfen hat, Menschenleben zu retten. Mit der Segnung der neuen Heimstätte durch den Bergkameraden Pater Paul und der Ehrung der Kameraden Hans Waldner, Norbert Steindl, Alois Traar, Herbert Zojer und Julius Langegger durch den Landesleiter des ÖBRD, Dr. Kurt Dellisch, wurde der offizielle Teil der Feier abgeschlossen. Bergrettungsmann Emmi Freidl in seinem Element Anfang 1978: Der damalige Bergrettungsmann Emmerich (Emmi) Freidl, dessen zweites Zuhause die Eiskarhütte in der Kellerwand ist, die er hegt und pflegt, in seinem Element, den Bergen: unter der Nordwand der Hohen Warte (oben links), vor dem Biegengebirge mit Seekopf und Chianaletta (oben rechts) und im Anstieg vom Wolayersee zum Valentintörl. 168 Den Gefahren des Winters begegnen Informative Tagung für Bergretter in Kötschach-Mauthen Der folgende Bericht der Tagung mit praktischer Übung am Kries im Februar 1980 erschien anschließend in einer Zeitung: Eine Informationstagung für Bergrettungsärzte, Sanitätswarte, Schikursleiter und Liftpersonal wurde am letzten Wochenende unter der Leitung von Landesrettungsarzt Dr. Ernst Steinwender in Kötschach-Mauthen durchgeführt. Eröffnet wurde die Tagung mit Grußworten von Landesobmann Dr. Kurt Dellisch und Bürgermeister Türk. Dr. Steinwender konnte zur Tagung neben den Mitgliedern der Bergrettung auch Vertreter der Bergwacht, der Gendarmerie, der Zollwache, der Bergbahnen, den Vertre- Winterübung der Bergrettung Anfang 1978 am Kries (Talstation des heutigen Sesselliftes). ter der Lehrerschaft, Hofrat Albert Gail, sowie die Referenten Oberrat Dr. Helmut Bauer die Versorgung von Schwerverletzten. Eine zusätzliche Hilfe und Dr. Gerhard Kugy begrüßen. für den Arzt bedeutet das Cardiophon, ein handliches EKGGerät, mit dem die Herztätigkeit bei Verletzten ständig überDer Lawinenreferent des Landes, Dr. Helmut Bauer, erläu- wacht werden kann. terte in einem Diavortrag die Entstehung von Lawinen, die Gefahren im Tourenschilauf und Maßnahmen zur Verhinde- Im Schlussreferat wurde die Entwicklung der Schier und der rung von Lawinenunfällen. Dr. Kugy sprach, ebenfalls unter Sicherheitsbindungen in den letzten sechs Jahren behandelt. Zuhilfenahme von Lichtbildern, über die derzeitigen Mög- Dabei kam zum Ausdruck, dass mit vermehrter Verwendung lichkeiten der Hubschrauberbergung. Dr. Steinwender behan- des sogenannten Kompaktschis und der größeren Beachtung delte das Thema „Rettungsmaßnahmen auf Pisten und im der Bindungseinstellung die Schiunfälle wesentlich zurückAlpingelände“. gegangen sind. Dr. Steinwender stellte verschiedene Hilfsmittel für den Rettungseinsatz vor. So den vom Bergrettungsdienst entworfenen Rettungsrucksack für Ärzte, Rettungsdienst und Liftgesellschaften, die „Kärntnermatte“ in zwei Ausführungen zur Versorgung von Verletzungen der Extremitäten, den Verletztentrag- und -schlafsack und die Laerdal-Vakuummatte für Zum Abschluss der Tagung demonstrierte die Einsatzgruppe des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen unter der Leitung von Alois Ortner und Sepp Lederer typische Versorgungsund Bergemethoden bei Schiunfällen und Lawinenunglücken unter Verwendung der von Dr. Steinwender vorgestellten Geräte sowie des Lawinensuchgerätes „Pieps“. 169 Maria-Schnee- und Klammfest 1978 Trotz Protest der Pfarre finden beide Veranstaltungen statt Durch die Anschaffung und Einrichtung einer eigenen Funkfixstation sind die finanziellen Sorgen der Bergrettung größer denn je. Die Einnahmen aus dem für den 5. und 6. August 1978 geplanten zweiten Klammfest soll die Geldsorgen lindern helfen. Doch im Vorfeld gibt es ein Problem: Die Pfarrgemeinde Mauthen ist strickt gegen den Termin des Klammfestes. Der Grund: An demselben Termin, dem 6. August, findet das Maria-Schnee-Fest statt. Für das Dekanat Mauthen schreibt Dechant Paul Hassler am 30. Juli 1978 einen geharnischten Brief „An den Bergrettungsdienst, zu Händen des Herren Obmannes, Sonderschullehrer Josef Lederer“: Sehr geehrter Herr Obmann Lederer! Wie mir soeben berichtet wird, plant der Bergrettungsdienst, dessen Obmann Sie sind, am Samstag und Sonntag, 5. und 6. August, ein Klammfest in Mauthen. Als Pfarrangehöriger von Mauthen, der auch in Mauthen aufgewachsen ist, wissen Sie wohl, dass seit Jahrhunderten an diesem Tag in Mauthen das Maria-Schnee-Fest gefeiert wird. Das gläubige Mauthen weiß, was es Maria Schnee verdankt. Und so ist es gute, jahrhundertelange Tradition geworden, dass das Maria-SchneeFest, wo wir das Gnadenbild in feierlicher Prozession durch die Straßen und Wege unseres Ortes tragen, nicht von anderen weltlichen Veranstaltungen überlagert wird. Bislang hat man sich immer daran gehalten und den gemeinsamen Veranstaltungskalender für Kötschach und Mauthen immer so erstellt, dass das Maria-Schnee-Fest – auch mit dem Vortag bzw. Vorabend – in Mauthen veranstaltungsfrei geblieben ist. Es wäre eine ganz unverständliche Zumutung, dass erstmals heuer mit dieser guten Tradition gebrochen würde, und es würde viel berechtigter Unwillen unter der Pfarrbevölkerung hervorrufen und wohl auch dem Anliegen und guten Aufgabenbereich des Bergrettungsdienstes keinen guten Dienst erweisen. Im Sinne des friedvollen und verständnisvollen Zusammenlebens und Zusammenwirkens zum Wohle der Gemeinschaft möge doch von diesem Vorhaben Abstand genommen werden. Das erwartet nicht nur der Seelsorger von Mauthen, der immerhin schon 30 Jahre für die Bevölkerung tätig ist, sondern der überragende Teil der Pfarrbevölkerung von Mauthen. Soweit der Brief des Dechanten. Doch ob der großen Geldsorgen der Bergrettung kann Dechant Paul Hassler die Vereinsführung nicht umstimmen. So gehen an diesem Wochenende beide Veranstaltungen – letztlich ohne größere Probleme – parallel über die Bühne. Laufende Motorsäge an den Hals geschleudert Forstarbeiter trifft die eigene Halsschlagader Das Leben des 27 Jahre alten Forstarbeiters Ambros Neuwirth, vuIgo Siegl, aus Reisach im Gailtal hing Anfang September 1978 nur noch an einem Haar. Beim Aufarbeiten von Windwürfen in der Gegend des Reisacher Jochs wurde er von der laufenden Motorsäge am Hals getroffen und die Schlagader geöffnet. Nur dem geistesgegenwärtigen Handeln seines Bruders Arnold und der Einsatzbereitschaft und Umsicht des jungen Kirchbacher Arztes Dr. Weeber ist es zu danken, dass der lebensgefährlich Verletzte nicht verblutete. Der Unfall ereignete sich gegen 17 Uhr im unwegsamen Gelände westlich des Kirchbacher-Grabens. Beim Abschneiden eines Astes schnellte dieser hoch und schleuderte die Motorsäge gegen Ambros Neuwirth. Wie ein Sturzbach schoss das Blut aus dem Hals. Der jüngere Bruder Arnold legte dem Schwerverletzten sofort einen Notverband an und lief dann so schnell er konnte zirka zwei Kilometer zum Traktor, mit dem er dann nach Kirchbach raste und ärztliche Hilfe holte. Zum Glück war der Schwerverletzte bei Bewusstsein und hielt sich selbst die aufgerissene Wunde zu. Als Dr. Weeber hörte, was geschehen war, versorgte er sich mit Blutplasma, verständigte Gendarmerie und Bergrettung und eilte sofort zur Unglücksstelle. Der Arzt verabreichte Neuwirth sofort Plasmatransfusionen, legte einen Verband an und machte den Forstarbeiter transportfähig. Bergrettungsmänner und Beamte der Alpinen Einsatzgruppe IV aus Kötschach trugen ihn auf einer Bahre zu Tal, von wo ihn das Rote Kreuz in das Landeskrankenhaus Klagenfurt brachte. Ambros Neuwirth wurde gerettet. Gestern teilten die Ärzte des Krankenhauses mit, dass er bereits über den Berg sei. 170 1979 IX. Int. Valentingletscherlauf 1979 Am 24. Juni findet der IX. Internationale Valentingletscherlauf mit 205 Teilnehmern statt – wieder mit einer Modusänderung und einer Neuerung, denn die „schnellste“ Zeit ist zu gefährlich: DreierTeams auf Basis „Mittelzeit“ – Totalzeit/Anzahl der Teams mit Angabe eines maximalen Limits und ohne Bau eines Rettungsschlittens. Auch wird erstmals offiziell die Gästeklasse eröffnet. __________ Am 15. August geht die 3. Auflage des Klammfestes mit einem Dämmerschoppen vom Stapel, musikalisch umrahmt vom „Gratzhof-Trio“. Biertransport in den Zielraum, vorne Andreas Prugger (links) und Siegi Kristler (rechts). Lawinenhunde – zuverlässige Helfer der Bergretter. Hier Lawinenhund Boso mit seinem „Chef“ Sepp Lederer, dem heutigen Ehrenobmann und damaligen Leiter der Bergrettung, Anfang 1979 beim IX. Internationalen Valentingletscherlauf im Anstieg zum Start am Valentintörl, rechts in Gesellschaft von Herbert Wieser. „Uns wäre ein schönes Erlebnis entgangen“ Alberto Piller von der Ortsstelle Sappada des italienischen Bergrettungsdienst (Corpo Soccoroso Alpino) bedankt sich in einem Brief an Sepp Lederer für die Gastfreundschaft, die ihm und seinen Kameraden beim IX. Int. Valentingletscherlauf entgegengebracht worden ist: Carissimo Sepp, ich möchte mich hiermit auch im Namen von Gianluca De Podestà und Rudolfo Selenati, welche sich ebenfalls am IX. Valentingletscherlauf beteiligt haben, nochmals herzlich bedanken. Uns wäre wirklich ein schönes Erlebnis entgangen, hätten wir nicht an dieser so gut organisierten Veranstaltung teilgenommen. Schade, dass wir früher nicht mit von der Partie waren, doch in Zukunft wird sich das ändern. Danke für die besondere Gastfreundschaft, die Du und Deine Freunde uns angeboten habt. Dieses Treffen war wichtig zu einem besseren Verständnis und der Zusammenarbeit für die Zukunft. . . Kommst Du oder Deine Freunde einmal nach Sappada, seid Ihr gern gesehene Gäste und herzlich willkommen. 171 Fritz Gressel hat schon abgeschnallt. Vermutlich wegen „Glatteisgefahr“. Die „Stars“ beim Foto-Shooting unter der Kellerwand (von links): Herbert Wieser, Lois Ortner, Kurt Kristler und Elfi Brandstätter Fast am Start: Die Rennläufer kurz vor dem Valentintörl, wo nach einer Rast das Rennen gestartet wird. Warten auf den Startschuss, rechts Fritz Gressel, daneben Erich Dabernig. Rast beim Aufstieg zum Valentintörl (Herbert Wieser, Lois Ortner und Kurt Kristler, von links). Startnummernausgabe – ein echtes Volksfest am Valentintörl, rechts Lois Ortner. Lagebesprechung vor dem Start am Valentintörl (rechts Herbert Wieser und Erich Dabernig, links Georg Drumbl). 172 Volksfeststimmung bevor es losgeht: Zahlreiche Teilnehmer des Internationalen Valentingletscherlaufs tummeln sich am Start. Auf geht‘s: Der IX. Internationale Valentingletscherlauf ist eröffnet . . . Siegerehrung: Ossi Jochum (von links), Siggi Kaiser, Wolfgang Dabernig, Erhard Maier und Lois Ortner. Taktikbesprechung: Andreas Prugger, der „entblößte“ Emmerich Freidl und Lois Ortner (von rechts). 173 Das 3. „Klamm-Dämmerschoppen-Sommerfest“ Ausschank-Genehmigung und Lautsprecherwerbung Vor dem dritten Klammfest der ÖBRD-Ortsstelle KötschachMauthen am 15. August 1979, das als Sommerfest und/oder „Dämmerschoppen“ deklariert wird, gilt es, Anträge zu stellen und die Werbetrommel zu rühren. So sucht Gastwirt Sepp Huber aus Mauthen („Brückenwirt“) mit Schreiben vom 4. August 1979 um „Bewilligung des Ausschanks beim Sommerfest“ bei der Bezirkshauptmannschaft in Hermagor an: „Ich ersuche die Behörde um die Bewilligung des Ausschanks im Festgelände beim Felsentor in der Mauthner Klamm anlässlich eines Sommerfestes am 15. August 1979. Bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung am Samstag, den 18. August statt.“ Auch gilt es für die Bergretter aus Kötschach-Mauthen, im Vorfeld des 3. Klammfestes bei der Bezirkshauptmannschaft Hermagor die Erlaubnis einzuholen, eine Lautsprecherwerbung durchführen zu dürfen: „Anlässlich des Dämmerschoppens in der Mauthner Klamm am 15. August 1979 wird ersucht, die Durchführung einer Lautsprecherwerbung für 14. 8. 1979 für den Bereich des Bezirks Hermagor zu genehmigen. Die Lautsprecherwerbung soll mit dem Pkw K 255.425 der Frau Helga Maier, Mauthen, durchgeführt werden. Weiters soll wie im Vorjahr ein allgemeines Fahrverbot für die Gemeindestraße in die Mauthner Klamm aufgehoben werden.“ Das 3. Klammfest ging dann als „Dämmerschoppen-Sommerfest“ in großartiger Atmosphäre am Felsentor der Mauthner Klamm über die Bühne. Wobei es für einige tatsächlich dämmerte, als sie nach Hause gingen. In 30 Stunden von der Leckfeldalm zum Naßfeld Aus Lois Ortners Tourenbuch: Der Karnische Höhenweg in 30 Stunden von Sillian (Leckfeldalm) bis zum Naßfeld. Die komplette Tour unternahmen mit Lois Ortner noch Sepp Lederer und sein Lawinensuchhund Boso und Erich Dabernig. Andi Prugger ging bis zum Hochweißsteinhaus mit, Fritz Gressel bis zur Eduard Pichlhütte, Helmut Lackner stieß am Plöckenhaus zur Gruppe und marschierte bis zum Naßfeld mit. 174 1980 Das innere Bedürfnis, anderen zu helfen Am 18. Januar findet die ordentliche Jahreshauptversammlung für das abgelaufene Jahr 1979 statt. Dabei wird folgendes Wahlergebnis erreicht: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter Norbert Steindl, Kassier Siegfried Kristler, Ausbildungs- und Einsatzleiter Lois Ortner, Gerätewart Andreas Prugger, Funkwart Helmut Lackner, Sanitätswart Albert Schellander, Lawinenhunde Michael Lamprecht, Arzt Dr. Ernst Steinwender. __________ Aus dem Jahresbericht der Ortsstelle für 1979 Die Ortsstelle erhält im März fünf Tafeln „Bergrettung im Dienst“. In einem Begleitschreiben von ÖBRD-Landesleiter Dr. Kurt Dellisch heißt es dazu: „Diese Tafeln sind dazu bestimmt, im Dienst (und nur im Dienst) in den Fahrzeugen der Bergrettungsmänner an gut sichtbarer Stelle angebracht zu werden. Diese Tafeln sind keine Entschuldigung und keine Einladung für Übertretung von Verkehrs- und Naturschutzvorschriften, können allerdings in Ausnahmefällen, wenn die Übertretung von Vorschriften im Ernsteinstz erforderlich ist, die Gesetzeshüter von Anzeigenerstattungen vielleicht abhalten.“ __________ Am 6. Mai wird die Ortsstelle Kötschach-Mauthen von der Ortsstelle Lesachtal informiert, dass sie nun das Einsatzgebiet „Wolayersee“ selber betreut. Grund dafür: Es liegt in ihrem Gemeindegebiet, und man hat das Tiroler Gebiet durch Gründung der Ortsstelle Obertilliach verloren. __________ Der X. Internationale Valentingletscherlauf wird im Juni veranstaltet und „Jeder von uns weiß, wie schwer es ist in der heutigen Zeit einem freiwilligen Verein, noch dazu einer Rettungsorganisation, anzugehören“, sagt Ortsstellenleiter Sepp Lederer am 18. Januar 1980 auf der Jahreshauptversammlung für das Jahr 1979. Immer schon – und dies gilt bis heute – war Sepp Lederer ein Mann des Wortes. Und ein Mann, dessen Worte zählen und schwergewichtig waren und sind. Damals, an jenem 18. Januar 1980, sagte er auch dies: „Hier möchte ich gleich den Leitspruch ansprechen, der meiner Meinung nach im Herzen eines jeden Aufnahmebewerbers (in den Bergrettungsdienst) sitzen müsste: nämlich das innere Bedürfnis zu haben, anderen helfen zu wollen. Es ist doch häufig so, dass ein junger Bursche rein des Namens, des orangenen Anoraks oder der wenigen Begünstigungen, etwa des Liftfahrens wegen, dem Bergrettungsdienst beitreten möchte. Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, innerhalb unserer Reihen nur solche Männer zu führen, die die richtige innere Einstellung zur Bergrettungs-Organisation haben. Wenn nicht, dann möge der Betreffende darüber nachdenken. Seine Einstellung lässt sich auch im Interesse an der Vereinsarbeit, der Ausbildung und Weiterbildung sowie der Einsatzbereitschaft erkennen. Bergretter sein heißt, von Verantwortungsbewusstsein für den Verunglückten, aber auch für seine Kameraden und zur Pflege dieser Kameradschaft erfüllt zu sein.“ Retter auf vier Pfoten bekämpfen den „Weißen Tod“ Hundeführer der Bergrettung übten in der Fragant Bei einem Kurs für Lawinenhunde im März 1980 in der Fragant stellte sich Reporter Harald Raffer von der „Kärntner Tageszeitung“ (KTZ) als Lawinenopfer zur Verfügung, erlebte das Geschehen so hautnah und schrieb seine Erfahrungen anschließend in folgendem Artikel der KTZ vom 12. März 1980 nieder. Damals standen dem Kärntner Bergrettungsdienst 50 Lawinenhunde zur Verfügung. Hinzu kamen sieben Hunde der Landesleitung Osttirol, 13 der Zollwache und je einer der Polizei und der Gendarmerie. Sepp Lederer, damaliger Chef der Bergrettung Kötschach-Mauthen, leitete die Einsatztruppe bei dem Kurs, Dipl.-Ing. Albert Gayl, ein anerkannter Lawinenexperte, stand den Kurs- Lawinenhund Boso mit seinem „Chef“ Sepp Lederer Anfang 1979 beim IX. Internationalen Valentingletscherlauf. 175 bei herrlichen Schneeverhältnissen durchgeführt. __________ Am Samstag, den 28. Juni findet zum zweiten Mal nach 1974 die Landesversammlung der Bergrettung Kärnten in Kötschach-Mauthen statt. Die Tagesordnung sieht fünf Tagesordnungspunkte vor: 1. Begrüßung durch den Ortsstellenleiter Sepp Lederer; 2. Ansprachen der Ehrengäste; 3. Kurzgefasster Tätigkeits- und Kassenbericht der Landesleitung (Dr. Kurt Dellisch); 4. Bericht der Rechnungsprüfer, Entlastung; 5. Allfälliges. __________ Die Versicherungsarbeiten am Seekopf und der Seewarte sind während der Sommermonate Hauptaufgabe im Einsatzgebiet. __________ 30 Jahre Polinikgipfelkreuz: Gefeiert wird die Gipfelmesse am 24. August mit Pater Paul, musikalisch umrahmt von der Trachtenkapelle Mauthen. __________ Lawinenhundeführer bei den Übungen während des Lawinenhundekurses. teilnehmern mit Rat und Tat zur Seite. Die Kursteilnehmer wurden bei ihren Übungen auch einen Tag lang von einem Heereshubschrauber (Pilot Hauptmann Meiser, Wachtmeister Huber) unterstützt. Harald Raffer schreibt in seinem Bericht: Zwei Schitouristen durchqueren die Ostflanke des „Ofenspitzes“ in der Fragant. Es ist kurz nach elf Uhr. Plötzlich löst sich unterhalb der FelsDie Erstmaßnahmen greifen, das „Lawinenopfer“ wird von wände ein Schneebrett. Ein Sepp Lederer (links) und seinen Helfern gestützt. Tourist wird von der Lawine erfasst und unter den Schneemassen begraben, der andere kann sich im letzten Moment in Sicherheit bringen. Das Unglück wird von der Fraganter Hütte aus beobachtet. Eine zufällig anwesende Urlaubergruppe – bestehend aus Mitgliedern der Bergrettung und dem Lawinenhund „Boso“ (Anmerkung: Boso war Sepp Lederers Lawinenhund) – bricht sofort zu einer Bergungsaktion auf. So lautet die Übungsannahme. Der „Verschüttete“ bin ich, der zweite Schitourist der Pressefotograf Klaus Kreuzer (Firma Trenkwalder). Der Einsatzleiter der Gruppe C, Sepp Lederer, zugleich Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen, macht mich mit meiner Rolle als „Lawinenopfer“ vertraut. Ich schlüpfe in einen dicken Schianzug. Dann bekomme ich zu meiner Sicherheit noch ein „Piepsgerät“ Am 20. September stürzt Bergrettungskamerad Herbert Wassermann durch die Nordwand im Eiskar/Kellerwand ab und erleidet tödliche Verletzungen. Mit dem Akja bringen die Bergretter den „Verunglückten“ in Sicherheit, aufmerksam bewacht von Lawinensuchhund Boso. 176 umgehängt. Lederer drückt mir auch ein Funkgerät in die Hand. „Falls irgend etwas ist, sofort melden“, wird mir erklärt. Schließlich steige ich in ein drei Meter tiefes Schneeloch. Während ich es mir auf einer Decke bequem mache, verbauen die Männer mit Schneebrocken die kleine Öffnung. Die Oberfläche wird dem übrigen Gelände gleichgemacht. Im Loch ist es still und ziemlich dunkel. Fünf Minuten vergehen. Nichts geschieht. Eine Viertelstunde. Noch immer Stille. Ich überlege mir, wie es wohl den Verschütteten zumute ist. Wie sie, während sie frierend nach Atem ringen, bis zuletzt auf Hilfe hoffen. Der verzweifelte Begleiter Da sind Können und Konzentration gefordert: Auch schwierige Passage wie dieser Hohlweg müssen mit dem Akja gemeistert werden. des „Verschütteten“ kann den herbeieilenden Männern ungefähr zeigen, wo die Lawine den Schifahrer erfasst hat. Während der Lawinenhund angesetzt wird, beginnen die Männer mit Sonden vorsichtig das Gelände zu durchkämmen. Schon nach einer Minute hat „Boso“ eine Spur. Die Bergrettungsleute beginnen sofort mit mitgebrachten Schaufeln mit der Bergung. Plötzlich taucht neben mir das Ende einer Sonde auf. Jetzt vernehme ich Geräusche, Stimmen. Es wird heller. Deutlich höre ich nun ein Scharren. Dann taucht zuerst die Schnauze „Bosos“ und schließlich der ganze Hundekopf in der Öffnung auf. Der Vierbeiner gräbt fleißig weiter und landet bei mir in der Grube. Zur Belohnung erhält er Hundekekse. In der Zwischenzeit haben mich die Männer freigelegt. In aller Eile – da Schlechtwetter angenommen wird, kann der Hubschrauber nicht landen – werde ich als „Bewusstloser“ auf einen schnell zusammengebauten Rucksackschlitten (bestehend aus zwei Schiern, Schnüren und einem Biwacksack) gelegt, festgebunden und zur Fraganter Hütte abtransportiert. Eine gelungene Übung. Als Kursleiter fungierte vom 2. bis 9. März der Lawinenhundereferent der Kärntner Bergrettung, der Magistratsbeamte Hans Kidalka aus Klagenfurt, dem sein Stellvertreter Walter Kanave aus Hermagor und die Lawinenexperten Dipl.-Ing. Albert Gayl und Dr. Helmut Bauer aus Klagenfurt zur Seite standen. „Wir sind alle Idealisten“, erklärte Kidalka der KTZ. Die Lehrgangsteilnehmer, von denen einige extra Urlaub für die „Hundematura“ nahmen, setzen sich aus Anfängern und Fortgeschrittenen zusammen. Selbstverständlich muss jeder Hundeführer in Erster Hilfe ausgebildet sein. Die Teilnehmer und Ihre Hunde: Kursleitung: Hans Kidalka, Klagenfurt (Alf); Walter Kanave, Hermagor (Arko); Dipl.-Ing. Alberl Gayl, Klagenfurt; Ausbilder: Helmut Schupfer, Obervellach (Bino); Erich Lederer, Winklern (Boris): Sepp Lederer, Kötschach (Boso); Franz Holzer, Villach (Trenk); Emil Planinc, Villach (Risa); Leo Salcher, Lesachtal (Pan) sowie Robert Gabelier. Teilnehmer: Karl Hecher, Villach (Ajax und Risa); Michael Lamprecht, Kötschach (Harrass); Kurt Kanzian, Kötschach (Gringo); Hermann Holbein, Hermagor (Ares); Ewald Brunner (Polly); Andreas Steiner, Matrei (Arno); Sepp Graber, Spittal (Ari); Gotthard Bstieler, Prägraten (Quiny); Alois Karl, Gmünd (Cäsar); Günther Gutjahr, Gmünd (Nobel); Heinrich Kowatsch, Spittal (Kai); Anton Oberluggauer, Lesachtal (Rolf); Sebastian Tiefenbacher, Lesachtal (Till); Manfred Kleinlercher, St. Jakob i. Def. (Greif); Wilhelm Wulz, Klagenfurt (Frank) sowie Edith Schumah, Villach (Nina). Ein Dutzend weiterer Hundeführer stieß die letzten drei Tage zu einer Überprüfung ihrer Vierbeiner zum Kurs. 177 30 Jahre Polinik-Gipfelkreuz Gipfelmesse am 24. August 1980 30 Jahre steht 1980 das Gipfelkreuz auf dem Mauthner Hausberg, dem Polinik (2332 m). Vor fünf Jahren hat die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen Pflege und Erhaltung des Wahrzeichens übernommen. Alle fünf Jahre, diesmal am 24. August 1980, wird auf dem Polinik eine Gipfelmesse gefeier. Sepp Lederer lädt mit Schreiben vom 12. Mai 1980 Pater Paul Mitterdorfer, der inzwischen in Tamsweg lebt und wirkt, ein, die Messe am Gipfelkreuz zu zelebrieren: „Lieber Bergkamerad und Freund Paul! Vorerst recht herzliche Grüße aus Deiner alten Heimat rund um die Kellerwand. Wie wir Dich kennen, fühlst Du Dich in Deiner neuen Pfarre sicher gleich wohl. Dennoch wollen wir Dich bitten, wenn möglich, an einem Sonntag im August in unsere Berge zurückzukehren! Wir feiern am Sonntag, den 24. August 1980 auf dem Polinik das 30-jährige Bestehen des Gipfelkreuzes und erlauben uns, nachdem Du schon beim 25-Jährigen die feierliche Gipfelmesse gelesen und gestaltet hast, Dich auch diesmal darum zu bitten. Vielleicht wäre es Dir möglich, Du wärst unser „Bergpfarrer und Bergkamerad“, mit dem eine solche Feier zu einem noch schöneren Erlebnis für alle werden würde. Mit der Bitte um eine möglichst positive Antwort (trotz aller auch für uns voraussehbaren Schwierigkeiten) und Dank für Deine Mühen im voraus verbleiben wir mit Berg heil!“ Sepp Lederer, Ortsstellenleiter Herztod auf dem Berg Von einer Bergwanderung, die er Mittwoch, den 13. August 1980 auf dem Karnischen Höhenweg unternahm, kehrte der Schweißermeister Alfred Leitgeb (50) aus Meiselding nicht mehr zurück. Er brach nach einem Herzanfall bewusstlos zusammen und verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus Lienz. Alfred Leitgeb ging Mittwoch früh mit seiner 13 Jahre alten Tochter los. Sie wanderten von der Unteren Valentinalm zur Eduard-Pichl-Hütte. Gegen 15.30 Uhr erlitt er in der Nähe des Heidersteins auf der Oberen Valentinalm einen Herzanfall und brach zusammen. Ein Tourist stieg zum Plöckenhaus ab und alarmierte den Posten Kötschach. Obwohl sofort eine Rettungsaktion gestartet wurde, kam jede Hilfe zu spät. Der Vater verstarb im Rettungsauto. Drei Entwürfe von Sepp Lederer und die Ausführung der Plakette zur Gedenkfeier 30 Jahre Polinik-Gipfelkreuz. Die Witwe von Alfred Leitgeb dankte der Bergrettung mit dem Brief oben für die Bergung ihres Mannes und die Rettung ihrer Tochter. 178 Todessturz in der Kellerwand Bergrettungsmann Herbert Wassermann stirbt mit 43 Jahren „Mordwand: Wieder ein Rätsel um Todessturz“ oder „Todessturz in der Kellerwand“ titelte die Tagespresse, nachdem am 20. September 1980 Bergrettungsmann Herbert Wassermann aus Kötschach-Mauthen in der Kellerwand ums Leben kam. In Presseberichten hieß es damals: Die ganze Bevölkerung der Gemeinde Kötschach-Mauthen ist fassungslos und voll der Trauer. Einer der beliebtesten Mitbürger, der 43 Jahre alte Installateur Herbert Wassermann, ist nicht mehr. Er fiel am späten Nachmittag des Samstag in seinen geliebten Bergen einem Unfall zum Opfer. 1980 im Freundeskreis in der Pichlhütte. Gedenktafel für Herbert Wassermann und Adi Lercher. Herbert Wassermann war beim Abstieg von der Kellerwand zur Valentinalm aus nicht bekannter Ursache etwa 200 Meter tief über felsiges Gelände abgestürzt und hatte tödliche Verletzungen erlitten. Herbert Wassermann galt als versierter und vorsichtiger Bergsteiger und war Mitglied des Bergrettungsdienstes. Seine Kameraden, die ihn gemeinsam mit vier Beamten der alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie Sonntag früh am Fuße der Kellerwand zerschmettert aufgefunden hatten, rätseln, wie es zu diesem tragischen Unfall kommen konnte. Gerade in einem Gebiet, das der Bergrettungsmann aus vielen Aktionen gut gekannt hatte! Der folgenschwere Unfall hatte sich am Samstag gegen 17 Uhr ereignet. Touristen, die um diese Zeit auf der Valentinalm unterwegs waren, hatten den Absturz des Kötschachers beobachtet und den Gendarmerieposten verständigt. Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Der Verlust eines Freundes (20./21. September 1980). Sofort nach Eintreffen der Meldung stiegen vier Gendarmeriebeamte der alpinen Einsatzgruppe unter der Herbert Wassermann 1978 am Valentintörl beim Valentingletscherlauf. 179 Trauerzug für Herbert Wassermann am Kötschacher Hauptplatz: Vorne Fritz und Carl Gressel, dahinter die Bergrettung und die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie. Kameraden der Bergrettung tragen den Sarg und begleiten Herbert Wassermann zu seiner letzten Ruhestätte. Leitung von Bezirksinspektor Alois Ortner und drei Männer der Bergrettung unter der Führung von Sepp Lederer in das Unfallsgebiet auf. Sonntag um 7 Uhr früh standen sie erschüttert vor der Leiche ihres Bergkameraden. Jede Hilfe kam zu spät. Herbert Wassermann, der im Sportverein der Gemeinde auch die Sektion Langlauf geleitet hatte, hinterlässt eine Frau sowie zwei minderjährige Kinder. In einem anderen Bericht heißt es: Die Kellerwand in den Karnischen Alpen, wegen der vielen Todesstürze schon „Mordwand“ genannt, gibt wieder ein Rätsel auf: Warum stürzte dort abermals ein erfahrener Alpinist auf ungeklärte Weise in den Tod? Vor einiger Zeit ist in der Kellerwand, einige Gehstunden vom Plöckenpass entfernt, der Alpinreferent der Kärntner Gendarmerie, Oberstleutnant Bernhard Obereder, in den Tod gestürzt. An diesem Wochenende erwischte es den Bergrettungsmann Herbert Wassermann (43) aus Kötschach-Mauthen. Er war als versierter und vorsichtiger Bergsteiger bekannt. Er kannte die Wand fast wie seine Hosentasche. Warum ist er abgestürzt? Seine Kameraden stehen vor einem Rätsel. Einer von ihnen: „Die Wand ist wegen ihrer Feuchtigkeit überaus tückisch. Doch Wassermann muss diese Tücken gekannt haben!“ Der Vater zweier minderjähriger Kinder war allein unterwegs. Gestern früh fanden seine Kameraden den Toten. Ein Zeitdokument voller Tragik: Herbert Wassermann trägt im Frühjahr 1980 ein Kreuz mit einer Gedenktafel hinauf zum Valentintörl, in das Kunstschmied Leopold Durchner die Namen der tödlich verunglückten Bergrettungsmänner Heini Heinricher, Hermann Lederer (beide 1959 abgestürzt) und Hans Golser (1966) sowie deren Sterbedaten eingemeißelt hat. Wenige Monate später, am 20. September 1980, kommt auch Bergretter Wassermann ums Leben. Heute steht auch sein Name auf der Tafel am Valentintörl. 180 1981 Flugretterkurs Am 20. März wird die ordentliche Jahreshauptversammlung im Vereinsheim durchgeführt. __________ Ansuchen bei der ÖBRD-Landesleitung Am 30. und 31. Mai wird der XI. Internationale Valentingletscherlauf mit 296 Teilnehmern veranstaltet. Am Vortag gibt es einen Kameradschaftsabend beim Brückenwirt Huber in Mauthen – die Siegerehrung findet mit einem Konzert der 1. Österreichischen Grenzschutzmusikkapelle im Badepark Mauthen statt. __________ Am späten Abend des 24. August, einem Montag, schlägt Pensionsinhaber Sepp Ebner Alarm: Zwei holländische Ehepaare sind noch nicht von einer Tour auf den Kleinen Pal zurückgekehrt. Am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr werden alle vier Vermissten am Gipfel des Kleinen Pal unversehrt angetroffen. Sie hatten sich am Abend zuvor verirrt und in einem Stall auf italienischer Seite übernachtet. Sieben Gendarmeriebeamte, sechs Bergrettungsmänner und zwei Suchhunde waren zu der Rettungaktion aufgebrochen und trafen die Ehepaare Antonius van Rooy (57) und Ehefrau Wilma (55) sowie Jan van Rusingen (46) und dessen Frau Cornelia aus Eindhoven erschöpft, durstig und hungrig, aber wohlbehalten an. __________ 1981 war Erich Dabernig stellvertretender Ausbildungsleiter der Ortsstelle Kötschach-Mauthen und sollte dann zum Flugretter ausgebildet werden. Ein Unterfangen, wofür die Landesleitung bemüht werden musste. Mit Schreiben vom 28. April 1981 wendet sich Sepp Lederer mit dem Betreff „Flugretterkurs – Ansuchen für Dabernig Erich“ an ÖBRD-Landeschef Dr. Kurt Dellisch: „Heute wende ich mich wieder einmal mit einem Extrawunsch an die Landesleitung, der zur Ausbildung eines Bergrettungsmannes zum Flugretter führen soll. Wir pflegen freundschaftliche Kontakte zu einem jungen Offizier des Hubschraubergeschwaders in Aigen/Stk. und wurden darauf aufmerksam gemacht, dass Anfang Juni d. J. im Bereich Ennstal ein Flugretterkurs des Bundesheeres stattfindet, an dem auch einige Zivilisten teilnehmen werden. Nun wollen wir versuchen, Kameraden Erich Dabernig zu diesem Kurs zu bringen und bräuchten ein offizielles Ansuchen der Landesleitung Kärnten an das Kommando des HSGeschwaders II, 8943 Aigen, in dem die alpinistischen und bergrettungsmäßigen Fähigkeiten dieses Mannes hervorgehoben werden. Ein Entwurf nach meinen Vorstellungen liegt bei, eine Durchschrift des von der Landesleitung abgefassten Schreibens bitte ich mir zu übermitteln. Vielleicht klappt es, eine mündliche Vereinbarung besteht bereits.“ Der XI. Int. Valentingletscherlauf Der 21-jährige Gärtner Michael Kammen aus Krefeld stürzt am 13. Oktober 1981 auf der 2372 m hohen Plenge 100 Meter tief ab, als er sich mit seinem Freund Siegfried Ansauer (21) beim Abstieg verirrt. Kammen schreit schwer verletzt noch um Hilfe. Andauer verständigt so schnell er kann die Impressionen vom XI. Internationalen Valentingletscherlauf am 31. Mai 1981. 181 Bergrettung. 20 Männer machen sich trotz Dunkelheit auf den Weg. Als sie Kammen finden, kommt aber jede Hilfe zu spät. __________ Es wird kärntenweit das erste tragbare Lichtaggregat zusammengebaut und „Sumsi“ getauft. Hochbetrieb am Valentintörl, wo der Internationale Valentingletscherlauf traditionell gestartet wird. Verirrt am Kleinen Pal Die Suche nach zwei Ehepaaren Alpinalarm gab es am späten Montagabend des 24. August 1981 in Kötschach-Mauthen. Gegen 22 Uhr meldete der Pensionsinhaber Josef Ebner aus Kötschach, dass seine Gäste, zwei holländische Ehepaare, noch immer nicht von einer Tour auf den Kleinen Pal zurückgekehrt seien. Am Dienstag um 8.30 Uhr wurden die Vermissten von der Rettungsmannschaft am Gipfel des Kleinen Pal angetroffen. Sie hatten sich verirrt, die Nacht in einem Stall auf der italienischen Seite des Berges zugebracht und waren am Morgen wieder auf den Gipfel gestiegen, um dort die richtige Abstiegsroute zu suchen. Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Einsatz am Findenigkofel am 28. Juni 1981. Die Alpine Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen unter Leitung von Bezirks-Inspektor Lois Ortner fand noch am Montag abend den Pkw der Holländer am Parkplatz beim Grenzübergang Plöckenpass. Da keine Hilferufe zu hören waren, entschloss man sich, die Nacht abzuwarten und die Suchaktion erst bei Tagesanbruch zu starten. 182 Sieben Gendarmeriebeamte, sechs Bergrettungsmänner und zwei Suchhunde brachen um 6.30 Uhr in das Gebiet des Kleinen Pal auf. Um 8.30 Uhr fand man die Vermissten, das Ehepaar Antonius van Rooy (57) und dessen Frau Wilma (55) sowie Jan van Rusingen (46) und dessen Frau Cornelia, alle aus Eindhoven. Die Holländer waren erschöpft, hungrig und durstig, sonst aber wohlbehalten. Die Retter der Berge üben zwischen Himmel und Erde Drei Tage im August 1981 trainiert die Bergrettung im Wolayersee-Gebiet Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Österreichischen Bergrettungsdienstes führt im August 1981 eine dreitägige Einsatzübung im Wolayersee-Gebiet durch. Ortsstellenleiters Sepp Lederer begrüßt in der Eduard-Pichl-Hütte neben 26 Mitgliedern der Ortsgruppe auch mehrere Vertreter der benachbarten Bergrettungsdienste von Friaul und Hermagor. Bei dieser Übung entstanden die eindrucksvollen Bilder auf den nächsten Seiten. Dass nach getaner Arbeit der Hüttenzauber nicht zu kurz kommt, belegen auch einige der Fotos. Damals berichten verschiedene Zeitungen über die Sommerübung der Ortsstelle, darunter die „Volkszeitung“, Ausgabe Kärnten/Osttirol, die „Kleine Zeitung“ und die „Kärntner Tageszeitung (KTZ). Die „Volkszeitung“ schreibt: Am ersten Abend gaben die 183 Sommereinsatzübung 1981 vom 21. bis 23. August 1981 am Wolayersee. Ortsstellenleiter Sepp Lederer und Ausbildungschef Lois Ortner sowie sein Stellvertreter Erich Dabernig haben ein detailliertes Programm zusammengestellt. beiden Ausbildungsleiter Alois Ortner und Erich Dabernig einen Bericht über den Koordinationskurs auf der Karlsbaderhütte und wiesen die Kameraden in die neueste Bergrettungstechnik ein. Dabei wurde der Übungslauf des nächsten Tages genau durchbesprochen. Am nächsten Tag wurden die Bergrettungstechniken behelfsmäßig und planmäßig in Gruppen und im Stationsbetrieb erarbeitet. Höhepunkt des Tages war eine Abseilübung eines Verletzten über 80 Meter im steilen Fels der Seewarte. Eine Einladung im Anschluss an die Übung bei den italienischen Bergrettungsfreunden auf der Rifugio Lambertenghi diente dem Erfahrungsaustausch und der Kameradschaftspflege. Zum Abschluss der Übung wurden am dritten Tag Touren der einzelnen Teilnehmergruppen vom II. bis zum V. Schwierig- keitsgrad durchgeführt und nachbesprochen. Dabei gab es einen Besuch des Rettungshubschraubers mit Pilot Revierinspektor Hans Strobl (Strobl war lange Zeit Mitglied der Einsatztruppe Kötschach-Mauthen und kennt dieses Gebiet wie kein anderer seines Faches). Die Klettermannschaften wurden über Funkanweisung angeflogen und geortet. Leider war eine Landung des Hubschraubers wegen der herrschenden Schlechtwetterlage nicht möglich. In Würdigung der Arbeit und der ständigen Einsatzbereitschaft des . Österreichischen Bergrettungsdienstes überreichte der Holzkaufmann Josef Thurner dem Obmann der Ortsstelle Kötschach-Mauthen 60 Leibchen bester Qualität mit dem Emblem des Bergrettungsdienstes. Die „Kleine Zeitung“ schreibt: Als Abschluss und Höhepunkt 184 der laufenden Aus- und Fortbildung im Klettergarten in der Mauthner Klamm (mit wöchentlichen Schulungen) wurde kürzlich eine dreitägige Einsatzübung mit 26 Teilnehmern der Ortsstelle, je sechs Gästen aus Friaul und dem ÖBRD Hermagor mit der Stationierung auf der Eduard-Pichl-Hütte am Wolayersee durchgeführt. Die Organisation lag in den Händen des Ortsstellenleiters Sepp Lederer, die Ausbildungsleitung hatten Alois Ortner und Erich Dabernig übernommen. Der Anmarsch zur Pichlhütte erfolgte am Freitag über die Hohe Warte, Marinellihütte, Hoher Gang zum Wolayersee. Das Abendprogramm umfasste einen Bericht der Ausbildungsleiter über den Koordinationskurs auf der Karlsbaderhütte und die Einweisung in die neueste Bergrettungstechnik, welche am Samstag in Gruppen und im Stationsbetrieb im Gelände erarbeitet wurde. Der Nachmittag war vor allem der Übung von Rettungs- und Bergemethoden im steilen Fels der Seewarte mit Abseilübungen bis zu 80 m gewidmet. Für Sonntag war auch eine Hubschraubereinsatzübung mit Rev.-Insp. Hans Strobl geplant, welcher lange Jahre Mitglied der Einsatzmannschaft Kötschach-Mauthen war und dieses Gebiet wie kein zweiter seines Faches kennt. Wegen des schlechten Wetters konnte jedoch keine Landung durchgeführt werden. Über Funkkontakt wurden die Mannschaften, welche Touren vom 2. bis zum 5. Schwierigkeitsgrad unternahmen, geortet und angeflogen. Die Abende galten neben der Einsatzbesprechung der Pflege der persönlichen Kontakte, einmal auf Einladung der italieni- 185 schen Gäste in der Rif. Lambertenghi, am anderen Abend in der Pichlhütte. Die „KTZ“ berichtete: Um verletzte Wanderer und Bergsteiger sicher dem Bergtod entreißen zu können, probten 26 Bergrettungsleute der Ortsstelle Kötschach-Mauthen drei Tage lang in ihrer Freizeit im Wolayerseegebiet diverse Rettungstechniken. Ortsstellenleiter Sepp Lederer konnte auf der Eduard-Pichl-Hütte auch mehrere Vertreter der benachbarten Bergrettungsdienste aus Hermagor und Friaul begrüßen. Die beiden Ausbildungsleiter Alois Ortner und Erich Dabernig berichteten über einen Koordinationskurs auf der Karlsbaderhütte und wiesen ihre Kameraden zunächst theoretisch in die neuesten Rettungstechniken ein. In Gruppen und Stationen wurden tags darauf die diversen Rettungstechniken in die Praxis umgewandelt. Höhepunkt der Übung: Ein „Verletzter“ wurde über eine 80 Meter hohe Felswand der Seewarte abgeseilt. Auf dem Programm standen neben den Bergemethoden auch mehrere Bergtouren mit den Schwierigkeitsgraden II und V. Geplant war auch der Besuch des Rettungshubschraubers. Pilot Revierinspektor Hannes Strobl – er war lange Zeit Mitglied der Einsatzgruppe Kötschach – konnte allerdings wegen schlechter Witterung nicht landen. Einer der größten Gönner der Bergrettung, Holzkaufmann Josef Thurner, überreichte im Anschluss an die Sommerübung 1981 Ortsstellenleiter Sepp Lederer 60 T-Shirts mit dem Emblem des Bergrettungsdienstes. Ohne Sponsoren geht auch bei der Bergrettung (fast) nichts: In Würdigung der Arbeit und ständigen Einsatzbereitschaft der Bergrettung in Kötschach-Mauthen überreichte Holz-Kaufmann Josef Thurner (rechts) 1981 anlässlich der Sommerübung der Kötschach-Mauthner Bergrettungsmänner deren Chef Sepp Lederer 60 T-Shirts mit dem Emblem des ÖBRD. 186 Auch das war die Sommereinsatzübung 1981 187 188 189 Absturz auf der Plenge Ein 21-Jähriger stirbt, als er sich verirrt Der 21-jährige Gärtner Michael Kammen aus Krefeld stürzt am 13. Oktober 1981 auf der 2372 m hohen Plenge 100 Meter tief ab, als er sich mit seinem Freund Siegfried Andauer (21) beim Abstieg verirrt. In einem Pressebericht zu dem Unglück heißt es: Tragisch endete am Dienstagnachmittag die Bergtour von zwei jungen deutschen Urlaubern. Einer des Duos stürzte in Kötschach-Mauthen rund 100 Meter tief ab. Schwer verletzt schrie er noch selbst um Hilfe. Sein Begleiter schlug Alarm. Doch als die Bergrettung zum Opfer kam, war es schon tot. Die Leiche des 21jährigen Gärtners Michael Kammen aus Krefeld wurde vom Rettungshubschrauber des Innenministeriums ins Tal geflogen. Das Unglück hatte sich auf der 2372 Meter hohen Plenge in den Karnischen Alpen ereignet. Kammen machte mit seinem Freund Siegfried Andauer (21) und den beiden Mädchen Christine Flohr und Gabriele Petters Urlaub in Podlanig bei Kötschach-Mauthen. An seinem vorletzten Ferientag, dem Dienstag, unternahm das Quartett eine Tour auf den Plenge. Die Mädchen kehrten frühzeitig um. Sie hatten keine Lust, die beschwerlichen letzten 500 Meter auf den Gipfel in Angriff zu nehmen. Kammen und Andauer dagegen setzten den Aufstieg fort. Bei der Rückkehr verirrten sich die beiden. Kammen stürzte vor den Augen seines Freundes in felsigem Gelände rund 100 Meter tief ab. Siegfried Andauer konnte dem Opfer nicht viel helfen: So schnell wie er konnte stieg er ab und alarmierte die Bergrettung. 20 Männer machten sich daraufhin trotz Dunkelheit unverzüglich auf den Weg. Doch sie konnten nur noch einen Toten bergen. Tod im Oktoberschnee Der 20-jährige Herbert Guggenberger aus Kreuth stirbt an der Kellerwand Die Nacht zum 25. Oktober 1981 wird dem 20jährigen Bernd Preßlauer aus Kötschach wohl immer im Gedächtnis bleiben. Er musste sie neben seinem sterbenden Berggefährten Herbert Guggenberger (20) aus Kreuth verbringen. Guggenberger war zunächst über eine 25 Meter hohe vereiste Felsplatte abgerutscht, dann 20 Meter im freien Fall auf ein Schotterfeld gestürzt. Er hatte dabei tödliche Verletzungen erlitten. Die beiden gleichaltrigen jungen Leute, die als tüchtige Bergsteiger bekannt waren, wollten eine dreitägige Tour in den Karnischen Alpen unternehmen. Samstag vormittag waren sie in die 2769 Meter hohe Kellerwand eingestiegen. Beim Abstieg vom Eiskarkopf gerieten sie in die Dunkelheit und wollten in der Eiskarhütte, einer Kaverne aus dem Ersten Weltkrieg, übernachten. Beim Queren ,einer Felsplatte rutschte Herbert Guggenberger, der nicht durch ein Seil gesichert war, aus und kollerte 25 Meter in die Tiefe. Von Herbert Guggenberger. dort stürzte er weitere 20 Meter in den Abgrund. Bernd Preßlauer gelang es unter schwierigsten Bedingungen, seinen verunglückten Berggefährten, der einen Schädelbruch und andere schwere Verletzungen erlitten hatte, zu erreichen. Er versorgte ihn so gut es möglich war und verbrachte die Nacht an der Seite des Sterbenden. Um drei Uhr früh dürfte dessen Tod eingetreten sein. Sonntag früh stieg Preßlauer ins Tal ab und verständigte den Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen von dem Unglück. Vier Bergrettungsmänner brachen zur Vorbereitung des Abtransportes des Toten auf. Der Rettungshubschrauber der Einsatzstelle Klagenfurt mit Revierinspektor Strobl als Pilot nahm bei einer Zwischenlandung in Kötschach Bezirksinspektor Steinwender an Bord. Es herrschte zwar nicht ausgesprochenes Schlechtwetter, doch gab es ziemlichen Nebel, und erst nach mehreren Versuchen bot sich eine Chance für die Bergung. Sie musste vom Hubschrauber aus mit einem Seil erfolgen. Gedenktafel für Herbert Guggenberger im Eiskar. Die nicht ungefährliche Aktion war Sonntag um 14 Uhr abgeschlossen, und der Tote wurde nach Kötschach-Mauthen geflogen. 190 Vor dem Erfrieren gerettet Vierköpfige Familie im Reißkofelgebiet gerettet Eine vierköpfige deutsche Urlauberfamilie hat es im Herbst 1981 einer Suchmannschaft, bestehend aus 17 Bergrettungsmännern und sechs Alpingendarmen, zu danken, dass sie noch am Leben ist. Der 38jährige Rainer Seitz aus Fellbach und seine Frau Erika wollten mit ihren Söhnen Oliver und Rolf, 13 und 11 Jahre, unter Führung des Sportlehrers Tröstl von der Compton-Hütte aus eine Tour in das Reißkofelgebiet unternehmen. Als sie zur vereinbarten Zeit nicht beim Treffpunkt einlangten, erstattete der Quartiergeber Anzeige beim Gendarmerieposten Kirchbach. Es wurde sofort eine Suchmannschaft zusammengestellt, die in das in Betracht kommende Gebiet aufbrach und um 20.30 Uhr unterhalb der Jochalm schließlich auf die Wandergruppe stieß. Die Familie und ihr Begleiter waren vollkommen erschöpft. Dichter Nebel hatte sie zur Änderung der Route gezwungen, so dass sie den Treffpunkt nicht erreichten. Außerdem wurden sie von der schon früh hereingebrochenen Dunkelheit überrascht. Die bitterkalte Nacht mit einer Temperatur von minus sechs Grad hätte zumindest zu Erfrierungen, wenn nicht gar zu tödlicher Unterkühlung führen können, da die Wanderer für eine Nacht im Freien nicht ausgerüstet waren. Rettungsübung beim Mauthneralm-Sessellift Das Jahr 1981 im Rückblick Obwohl der Zustrom an Bergsteigern und Wanderern in unserer Region weiterhin zugenommen hat, ist die Anzahl der Bergunfälle gegenüber dem Vorjahr ungefähr gleichgeblieben. Vergangenen Sommer mussten die Männer der Ortsstelle des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen zusammen mit der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie insgesamt zu 13 alpinen Einsätzen (Bergungen, Rettungen und Suchaktionen) ausrücken. In sechs Fällen wurde die Bergungsmannschaft vom Rettungshubschrauber der Flugeinsatzstelle Klagenfurt unterstützt. Bei den angeführten Einsätzen konnten zwei Alpinisten nur noch tot geborgen werden. Acht Bergsteiger und Wanderer wurden mit zum Teil schweren Verletzungen gerettet. Zu einigen Suchaktionen mussten die Retter teils bei Nacht ausrücken. Ungefähr die Hälfte dieser Einsätze wurden von Touristen und Bergsteigern unnotwendigerweise ausgelöst, indem sie von ihrer beabsichtigten Tour weder über Ziel noch über den Zeitpunkt der Rückkehr Informationen bei den jeweiligen Quartiergebern zurückließen. Alle Einsätze konnten sicherlich nur auf Grund des hohen Ausbildungsstandes der Rettungsmannschaften und der ausgezeichneten Koordination untereinander schnell, erfolgreich und unfallsfrei durchgeführt werden. Auch für den kommenden Winter ist diese Truppe bestens gerüstet. Dies zeigte sich anlässlich einer Rettungsübung beim Mauthneralm-Sessellift am 28. 11. 1981, wo im Zusammenwirken mit dem Liftpersonal, Fahrgäste von der defekt gewordenen Sesselbahn (Übungsannahme) aus ihrer Zwangslage befreit und abgeseilt wurden. Weiters stellen sich diese freiwilligen Helfer täglich dem Pistenrettungsdienst auf der Mauthner Alm (4 Männer) und beim Krieslift (2 Männer) zur Verfügung. 191 Besuch von Peter Habeler Im November 1981 besucht der bekannte Alpinist und Buchautor die Ortsstelle und hinterlässt nicht nur beeindruckte Bergretter, sondern auch diese Widmung mit Autogrammkarte, die ihren Platz in einem der Bergrettungsalben gefunden hat. 1982 „Mekka“ der Gletscherspezialisten Der XII. Internationale Valentingletscherlauf erzielt am 6. Juni mit 450 Teilnehmern einen neuen Teilnehmerrekord. __________ 450 Teilnehmer beim XII. Int. Valentingletscherlauf 1982 Vor den Augen Hunderter Personen, die als Zuschauer das Valentingletscherrennen an diesem Sonntag, den 6. Juni verfolgen, stürzt der 33-jährige Geometer Sergio Scudelaro aus Magnano bei Udine über die Nordwand der Hohen Warte in den Tod. __________ Am 11. August 1982 verliert der deutsche Urlauber Gotthard Handel (22) beim Abstieg von der Plenge an einer relativ leichten Stelle den Halt und stürzt 200 Meter tief in den Tod. __________ Nach zweijähriger Abstinenz wird das 4. Klammfest organisiert und am 15. August veranstaltet. Dies soll für lange Zeit das letzte Fest gewesen sein, da die behördlichen Auflagen weitere Veranstaltungen verhindern. __________ Am 22. August lenkt ein Pkw-Fahrer sein Fahrzeug mit drei Insassen bei der Abfahrt von der Straniger Alm geradeaus in einen 100 Meter tiefen Abgrund. Er hatte eine Linkskurve übersehen. Der Fahrer Heinrich Kratzert (30) aus Mannheim und der Metallarbeiter Karl Pressnig (25) aus Waidegg überleben schwerverletzt, der Postangestellte Georg Hohenwarter (45) aus Waidegg kommt ums Leben. Männer des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen und der alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie Kötschach führen unter schwierigsten Bedingungen die Bergung durch. Als „Mekka“ der Gletscherspezialisten unter den Schifahrern präsentierte sich zum Abschluss der Schisaison 1982 am vergangenen Sonntag, den 6. Juni der Valentingletscher nahe von Kötschach-Mauthen, schreibt die Kärntner Tagenszeitung nach dem XII. Valentingletscherlauf. Über 450 aktive Läufer aus Österreich, Italien und Jugoslawien kämpften im Rahmen dieses XII. Internationalen Valentingletscherlaufs 1982 bei herrlichen äußeren Bedingungen und einer vorzüglichen Organisation durch den Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen. Imposant war auch die Zuschauerkulisse, waren doch weit über 1000 „Zaungäste“ gekommen, um das „Freistilrennen“ zu verfolgen und andererseits mit einer „gesunden Bräune“ die Heimreise anzutreten. Absturz beim Valentingletscherlauf Ein Italiener kommt an der Hohen Warte ums Leben Die Hohe Warte, der höchste Berg der Karnischen Alpen, fordert am 6. Juni 1982 das Leben eines jungen italienischen Bergsteigers. Vor den Augen Hunderter Personen, die als Zuschauer und Aktive am traditionellen Valentingletscherlauf teilnahmen, stürzte der Alpinist in den Tod. Es handelte es sich bei dem tödlich verunglückten Italiener um den 33 Jahre alten Geometer Sergio Scudelaro aus Magnano bei Udine. Er war mit einer Gruppe von Freunden unterwegs, rutschte auf dem Schneefeld in der Nordwand aus und stürzte zirka 400 Meter bis an den Fuß der Wand ab. Noch ehe seine Kameraden zu ihm abgestiegen waren, wurde Sergio Scudelaro im Wege der Seilbergung mit dem Rettungshubschrauber (Pilot Bezirks-Inspektor Schausberger, Flugretter BezirksInspektor Alois Ortner vom Posten Kötschach-Mauthen) geborgen und zur Oberen Valentinalm geflogen, von wo er vom Bestattungswagen zu Tal gebracht wurde. Beim Rennen anwesende Alpingendarmen hatten über Funk Alarm gegeben. Man hat alles versucht, um dem Italiener sofort zu helfen, doch waren seine Verletzungen so schwer, dass er auf der Stelle tot war. Seine Leiche wurde in seine friulanische Heimat übergeführt. 192 Sepp Mayerl-Blasl Am 4. Januar 1984 hält der international bekannte Bergsteiger Sepp Mayerl-Blasl auf Einladung der Bergrettung Kötschach-Mauthen einen Vortrag und bedankt sich mit dieser Widmung im Album der Bergrettung „für den besonders gut organisierten Vortrag“. Sesselspende 1982: Sesselspende der ÖBRD-Ortsstelle für die Wolayerseehütte und die Lambertenghi-Hütte: Eine Abordnung der Bergrettung mit Obmann Sepp Lederer an der Spitze überbringt die Sesselspende Remo Tamusin, dem Hüttenwirt der Lambertenghi-Hütte (im Bild rechts Hände schüttelnd mit Sepp Lederer) und (auf den anderen Fotos) an die Wolayerseehütte (damals Eduard Pichlhütte). Eingraviert in die Rückenlehne ist das Emblem der Bergrettung und der Name der Ortsstelle. 193 Tod auf der Plenge Den Halt verloren, 200 Meter abgestürzt Eine Serie Kärntner Alpinunfälle mit tödlichem Ausgang im Jahr 1982 findet am Mittwochabend, den 11. August 1982, eine traurige Fortsetzung: Vier Bergkameraden waren am Morgen aufgebrochen, um die 2273 Meter hohe Plenge in den Karnischen Alpen, Gemeinde Lesachtal, zu besteigen. Auf einer relativ leichten Stelle verlor der deutsche Urlauber Gotthard Handel (22) beim Abstieg gegen 18 Uhr plötzlich den Halt und stürzte rund 200 Meter in die Tiefe, wo er kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag. Der alarmierten Flugrettung mit Bez.-Insp. Alois Ortner vom Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen oblag es, den Toten nach einer Seilbergung ins Tal zu fliegen. Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Lois Ortner: Die Bergung des tödlich abgestürtzten Godehard Hantel. Erinnerungen an die legendären Klammfeste 1982 steigt nach 1977, 1978 und 1979 die vierte Auflage der Kultveranstaltung Von Roland Pranter und Sepp Lederer Seit Jahren schon gab es in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD eine kontinuierliche Aufbauarbeit, die ihren ersten Höhepunkt in der Fertigstellung des Vereinsheimes im neu errichteten Rathaus im Jahre 1976 gefunden hatte. Die Erweiterung des Funksystems und hier vor allem die Installierung einer Funk-Fixstation auf dem Gendarmerieposten in Mauthen und einer weiteren in der damaligen Eduard-Pichl-Hütte beim Wolayersee brachte die Ortsstelle in arge finanzielle Bedrängnis, weil die Kosten für alle Geräteanschaffungen von dieser selbst zu tragen waren. 1977 so genannten Bank-Wechsel über 200.000 Schilling zu unterschreiben, nagte schon ein wenig am Gemüt der verantwortlichen Funktionäre, nämlich dem Ortsstellenleiter und dem Kassier. Was lag also näher als in der Hochkonjunktur des Fremdenverkehrs in Kötschach-Mauthen, wo es von Juni bis September jedes Wochenende ein Fest mit großartigen finanziellen Erträgen gab, auch ein solches zu veranstalten. Nur wann und wo wusste man nicht so recht, weil uns die etablierten Vereine des Ortes ein solches nicht gönnten, das Geld brauchten diese ja selber für ihre mehrtägige Vereinsausflüge. Unsere Sorgen waren denen egal, wir wurden nur gebraucht, wenn es wieder einmal galt, zu einem der damals noch viel häufiger geschehenen Bergunfälle auszurücken. An einem der im Juni 1977 durchgeführten Ausbildungsabende im gerade adaptierten Übungsgelände beim Felsentor am Eingang zur Mauthner Klamm blickte einer aus luftiger Höhe auf die mit großen Steinen durchsetzte Schotterbank und sah vor seinem geistigen Auge eine kleine Schubraupe, die durchs Felsentor passte, hin und her fahren und den Platz einebnen. „Weg vom Zeltfest, hier muss es sein!“ – 194 Nach diesem Ausspruch gab es einige ungläubige Gesichter, man konnte oder wollte es nicht glauben, dass da etwas geht. „Nein, kein großes Fest, eines mit ein, zwei Fass Bier, einer Kiste Wein und etwas Limo für die Kinder sollte es werden, ein Spanferkel und einige Würste müssten auch zu verkaufen sein. Ach ja, und tanzen sollte man wohl auch können, und ein Frühschoppenkonzert der TK Mauthen als Vorspann musste schon dabei sein.“ Tatsächlich fuhr Anfang August 1977 die Schubraupe, die Plakate wurden per Hand geschrieben, für den Verleih von Tischen und Bänken sorgten die Würmlacher Vereine, die Tanzmusik bestand aus aktiven und ehemaligen Bergrettern, der Tanzboden war teilweise über das Wasser ganz nahe dem großen Wasserfall gebaut, der Wegweiser für das WC war ein Plakat mit Pfeilen in alle vier Himmelsrichtungen, auf einem Nagel darunter hing die Rolle mit Klopapier, für die Bedienungsbuden hatte man Bretter vom Sägewerk Lederer geholt, die jungen und älteren Bergretter und einige ihrer Frauen waren als Personal eingeteilt. Das erste Fest wurde gestartet und übertraf alle Erwartungen. Drei weitere sollten 1978, 1979 und 1982 folgen, bis uns die Behörde mit den erteilten Auflagen alle Lust nahm, neben dem „Fest der Sieger“ rund um den inzwischen zur Tradition gewordenen Valentin-Gletscherlauf auch im Sommer das berühmte „Klammfest“ zu veranstalten. Erst 2007, im Jahr des 60-jährigen Bestehens der Ortstelle KötschachMauthen des ÖBRD, sollte es eine Neuauflage des legendären Klammfestes geben (Bericht und Bilder siehe bei 2007). So fand am 21. Juli 2007 195 unter großer Teilnahme der einheimischen Bevölkerung und vieler Urlaubsgäste die 5. Auflage des legendären Klammfestes statt. Auch eine alte Idee aus dem Jahre 1982 lebte wieder auf: Der „Essl-Rucksack-Schätzmeister“ wurde ermittelt. Sepp Lederer hatte 1982 die Idee zu diesem Wettbewerb. Was es damit auf sich hatte, schrieb er damals, am 30. Juli 1982, an die Firma Essl/Rucksackerzeugung in Hermagor: „Sehr geehrter Herr Essl! Die Orstsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD veranstaltet am 15. August 1982 im Gelände des Übungs-Klettergartens in Mauthen zwecks Aufbesserung des Finanznotstandes ein Bergsteigerfest, bei dem unter anderem als Unterhaltung ein „Essl-Rucksack-Schätzmeister“ ermittelt werden soll. Ein Essl-Rucksack wird mit verschiedenen Ausrüstungsgegenständen und Jause angefüllt und versiegelt. Für einen geringen Einsatz (etwa 10 Schilling) kann jeder den Rucksack aufheben und sein Gewicht schätzen. Das geschätzte Gewicht wird auf einem Bon notiert. Später wird das Originalgewicht bekanntgegeben und der Mitspieler, der mit seiner Schätzung am nächsten liegt, erhält den Essl-Rucksack samt Inhalt als Gewinn! Nun erlauben wir uns, Sie, verehrter Herr Essl, um die Widmung eines solchen Rucksackes zu bitten, um dieses Spiel durchführen zu können. Mit der Hoffnung, keine Fehlbitte gemacht zu haben, verbleiben wir mit Dank für Ihre Mühen im Voraus und „Berg heil“!“ Georg Essl junior, der Chef der Rucksack- und Taschenfabrik in Hermagor, ließ sich nicht zweimal bitten und schickte den gewünschten Rucksack mit Schreiben vom 2. August nach Kötschach-Mauthen: „Sehr geehrter Herr Lederer! Vielen Dank für Ihren Brief vom 30. 7. 1982. In der Anlage senden wir Ihnen ohne Berechnung: 1 Stück Art. 17 original Essl-Hochalpinrucksack und wünschen Ihnen bei Ihrem Bergsteigerfest viel Erfolg.“ 196 Im Pkw 100 Meter in die Tiefe gestürzt Ein Toter und zwei Verletzte an der Straniger Alm „Unglaublich, daß das jemand überleben konnte!“ So kommentierten viele, die das Autowrack und den steilen Hang auf der Straniger Alm bei Kirchbach gesehen hatten, den schrecklichen Unfall. Ein Pkw-Lenker war Sonntagnacht, 22. August 1982 vom Almweg abgekommen und mit seinem Auto 100 Meter in die Tiefe gestürzt. Einer der drei Insassen – Vater von vier Kindern – starb, die beiden anderen wurden schwer verletzt. Nach einem Besuch in einer Hütte auf der Straniger Alm fuhr der deutsche Urlauber Heinrich Kratzert (30) aus Mannheim mit seinem nagelneuen Pkw gegen 20.30 Uhr talwärts. In dem Wagen saßen außerdem der Metallarbeiter Karl Pressing (25) und der Postangestellte Georg Hohenwarter (45), beide aus Waidegg. Etwa einen Kilometer von der Wirtschaft entfernt übersah Kratzert eine scharfe Linkskurve und lenkte das Auto geradewegs in den Abgrund. 30 Meter stürzte der Pkw im freien Fall in die Tiefe und kam erst nach weiteren 70 Metern zum Stillstand. Der Lenker und Georg Hohenwarter wurden aus dem Wagen geschleudert und blieben schwerverletzt liegen. Karl Pressing konnte sich selbst aus dem Wrack befreien. Entdeckt wurde der Unfall von einem aufmerksamen Mopedlenker. Walter Ronacher aus Rattendorf sah eine Spur in den Abgrund. Als er und ein nachkommender Pkw-Lenker ein Jammern aus der Tiefe hörten, eilten sie zur Gastwirtschaft zurück. Ein junger Mann fuhr den zwölf Kilometer langen Weg ins Tal und verständigte telefonisch Gendarmerie und Rettung. Männer des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen und der alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie stiegen zu den Verletzten ab. Für Georg Hohenwarter kam jede Hilfe zu spät. Er hinterlässt seine Gattin und vier Kinder. Kratzert wurde mit schweren Verletzungen geborgen. 197 1983 Todessturz in der Cellon-Rinne Am 28. Mai wird das erste Fest der Sieger veranstaltet und am 29. Mai wird der XIII. Internationale Valentingletscherlauf organisiert und durchgeführt. Der 15-jährige Rudolf Guggenberger ist sofort tot __________ Der 15-jährige Rudolf Guggenberger aus Kötschach-Mauthen rutscht am 2. Juni 1983 beim Abstieg vom Cellon durch die Cellon-Rinne (Steinbergerweg) auf einer Eisfläche aus und stürzt 150 Meter tief ab. Die Bergrettung kann ihn nur noch tot bergen. __________ Bei Arbeiten auf der Zollner Alm im Gailtal erleidet der Kfz-Mechaniker Gregor Rauter (30) am 9. Juli 1983 einen Herzanfall und muss mit dem Hubschrauber nach Kötschach und von dort weiter in das Krankenhaus Laas gebracht werden. __________ Von einer Suchmannschaft wird die Lehrerin Bernhardine Schröder (56) aus Bad Laer (BRD) am 11. Juli 1983 beim Abstieg zum Plöckenhaus erschöpft angetroffen. Sie hatte sich beim Abstieg vom Kleinen Pal verirrt und war nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurückgekommen. Sein Mut wird dem 15-jährigen Bergwanderer Rudolf Guggenberger aus Kötschach-Mauthen am Fronleichnamstag, dem 2. Juni 1983, zum tödlichen Verhängnis: Weil sein Freund es nicht wagte, auf den Gipfel des rund 2300 Meter hohen Cellon in den Karnischen Alpen (Plöckengebiet) zu steigen, erklomm Guggenberger den Berg allein. Beim Abstieg stürzte der Schüler in den Tod. Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Die Bergung Guggenbergers am 2. Juni 1983. Guggenberger hatte die Tücke eines gefährlichen Schneefeldes in der Cellonrinne unterschätzt. Unter der nur wenige Zentimeter dicken Firnschicht befand sich blankes Eis. Einmal ausgerutscht, fand das Opfer in dem steilen Gelände des so genannten „Steinbergerweges“ keinen Halt mehr. Er stürzte 150 Meter ab und war auf der Stelle tot. Der Freund des Verunglückten wartete mehrere Stunden beim Einstieg des Steinberger-Weges auf Guggenberger. Als dieser bis zum Abend nicht zurückkehrte, alarmierte er die Bergrettung, die den 15-Jährigen nur noch tot bergen konnte. Auf der Hand des Opfers der Stempel vom Gipfel des Cellon. Vermisst am Hochalpl 20 Bergrettungsmänner beteiligen sich von Samstagabend, den 10. Juli 1983, bis Sonntagvormittag an einer Suchaktion nach einem Bergsteiger, der in den Karnischen Alpen vermisst wird. Der 20-jährige Präsenzdiener Andreas Unterluggauer aus Maria Luggau zuletzt gesehen, als er sich auf dem Weg von der Ingrid-Hütte zum Hochweißsteinhaus befindet. Als er nicht am verabredeten Treffpunkt eintrifft, wird die Gendarmerie von Kötschach-Mauthen verständigt. Am Sonntag gegen 11.20 Uhr wird der Abgängige im Bereich des Hochalplgebietes unverletzt aufgefunden. Wie sich herausstellt, hatte sich Unterluggauer bei seiner Klettertour verstiegen. Da er in der Dunkelheit weder vor noch zurück konnte, tat er das Vernünftigste in so einem Fall: Er blieb, wo er war und verbrachte die Nacht im Freien. Defekt an der Materialseilbahn: Zwei Arbeiter in Lebensgefahr Schreckliche Folgen hat am 13. Juli 1983 ein Arbeitsunfall bei Kötschach-Mauthen: Ein nach einem technischen Defekt niederpeitschendes Seilbahnseil fügt zwei jugoslawischen Gastarbeitern lebensgefährliche Verletzungen zu. Acht Arbeiter der Firma Mader aus Kötschach sind am Vormittag in einem extremen Steilgelände mit Grabungsarbeiten für den Bau einer Druckrohrleitung zum so genannten Valentin-Elektrizitätswerk beschäftigt. Um 10.30 Uhr setzen sie dann die Seilbahnanlage, die zum Transport der zwölf Meter langen und 1800 Kilogramm schweren Rohrstücke eingesetzt wird, in Gang. Plötzlich bricht die Aufhängung einer Seilbahnstütze, das zentimeterstarke Stahlseil schnellt zu Boden und trifft die beiden Arbeiter Bislim Gashi und Redzo Odobasie (beide 58). Beide Arbeiter erleiden lebensgefährliche Verletzungen. Nach der Ersten-Hilfe-Leistung durch Sprengelarzt Dr. Hans Lauchart werden die beiden Verletzten mit Hilfe des Hubschraubers des Innenministeriums (Pilot Hans Schausberger, Flug198 retter Alois Ortner) mittels Bergeseil aus dem schwierigen Gelände geborgen und ins Krankenhaus geflogen. Bewusstlos ins Krankenhaus geflogen Ein schwerer Bergunfall ereignet sich am 16. Juli 1983 im Wolayerseegebiet. Der italienische Student Fabrizzio Zarnero (18) stürzt zwei Meter tief ab, wobei er mit dem Hinterkopf auf einen Felsen aufschlägt. Dabei erleidet der junge Mann schwere Schädelverletzungen. Der Bewußtlose wird von freiwilligen Helfern und BI Alois Ortner zur Eduard-Pichl-Hütte transportiert, von wo aus er mit dem Hubschrauber des Innenministeriums in das BKH Lienz geflogen wird. Rettung am Strahlhorn (Wallis/Schweiz) Westalpenfahrt von Mitgliedern des ÖBRD Kötschach-Mauthen Ende Juli 1983 führen der Ortsstellenleiter des ÖBRD, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, Sepp Lederer, gemeinsam mit dem Bergführer Alois Ortner aus Laas und dem Gend.-Bergführer Gottfried Millonig aus Hermagor eine Westalpenfahrt ins Wallis/Schweiz durch. Bei optimalen Bedingungen können sie in knapp einer Woche vier Viertausender besteigen. Nach dem dritthöchsten Berg Europas, dem Dom bei Saas Fee mit 4550 m (Anstieg über den Festigrat) werden auch noch die Weißmies 4023 m, das Strahlhorn 4190 m und das Allalinhorn (Überschreitung) 4027 m bestiegen. Wie wichtig eine gute Ausbildung in der Bergrettungstechnik und auch dazu die notwendige Erfahrung ist, zeigt ein dramatischer Rettungseinsatz während dieser Westalpentour auf. Beim Anstieg zum Strahlhorn am 27. Juli 1983 war ein schlecht angeseilter Alpinist aus Niederösterreich in eine Gletscherspalte gestürzt und drohte in der zum Teil mit Schmelzwasser gefüllten Spalte zu ertrinken. Seine fünf Seilgefährten waren nicht in der Lage, den Gestürzten aus der Spalte zu bergen. Nur ein rascher, gezielter Rettungseinsatz unserer Bergretter konnte das Ärgste verhindern. Dazu ein Auszug aus dem Brief, den der Verunglückte nach seiner Heimkehr aus der Schweiz seinen Helfern geschrieben hat: Werte Bergkameraden! In Bezug auf den Bergunfall am Allalingletscher in der Schweiz am 27. Juli 1983, wobei Ihr mir das Leben gerettet habt, möchte ich mich recht herzlich für Euren selbstlosen Einsatz bedanken. Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Lois Ortner: DieRettung am Strahlhorn. Nachdem ich nach Hause kam, fuhr ich sofort in das Unfallkrankenhaus Krems und ließ mich untersuchen. Es wurden keinerlei Rippenbrüche festgestellt, aber Prellungen. Laut Feststellung eines Nervenarztes sind die Nerven beider Hände in den Unterarmen gequetscht, was zur Folge hatte, dass die Finger gefühllos sind. Es wird wahrscheinlich ein bis zwei Jahre dauern, bis das Gefühl in den Fingern wieder hergestellt ist. Falls Ihr drei nach Niederösterreich kommen solltet, seid Ihr herzlich eingeladen. Mit herzlichem Gruß und „Berg heil“! 199 Lois Ortners Liste Aufstellung der Alpineinsätze 1978 bis 1983 von Bezirks-Inspektor Lois Ortner Im Sommer 1983 wird Bezirks-Inspektor Lois Ortner vom Gendarmerie-Posten Kötschach-Mauthen vom Alpinreferat des Landesgendarmeriekommandos Kärnten in Klagenfurt aufgefordert, eine Aufstellung seiner Alpineinsätze aus den Jahren 1978 bis 1983 anzufertigen und nach Klagenfurt zu schicken. Unter seiner Liste mit Datum vom 30. Juli 1983 schreibt Ortner, der zwar als Alpingendarm seine Aufstellung zusammenstellt, gleichzeitig aber auch Bergrettungsmann in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD ist, die Worte: „Ich habe alle Alpineinsätze aufgezeichnet. Was Du daraus brauchst, überlasse ich Dir.“ Nun ist diese Aufstellung in diesem Buch gelandet. Als beeindruckendes Zeugnis, was und wie viel Alpingendarmen und Bergretter leisten, um Menschenleben zu retten. 12. 01. 1978: Suchaktion bei extremer Lawinengefahr nach der auf der B 110 (gesperrt) abgängigen Andrea Klaus. Höhenweg. 03. 08. 1979: Rettungsaktion (Hubschrauber) nach Alfred Walcher im Bereich der Oberen Polinikalm. 25. 10. 1979: Suchaktion nach vier abgängigen Touristen im Bereiche des Reißkofels (Nachteinsatz). 21. 11. 1979: Rettungsaktion nach Hedwig Rauter im Gailgraben bei St. Jakob, die bei Holzzieharbeiten schwer verletzt wurde. 13. 08. 1980: Bergung von Alfred Leitgeb im Bereich des Hochtales/Valentin (tödlicher Herzanfall). 17. 08. 1980: Suchaktion nach 8 abgängigen Bergsteigern im Bereich des Seekopfes/Wolayersee. 16. 05. 1978: Bergung von 6 Schwerverletzten und einem Toten bei einem Lawinenunglück in der Nähe der Rostocker Hütte (Mahlhamspitze) mit Bergeseil (Werginz und Winter). 17. 08. 1980: Rettung von Eduard Streith aus dem Eiskar nach einem Schwächeanfall (Hubschrauber). 08. 07. 1978: Bergung der tödlich abgestürzten Wilhelmine Blocher im Bereich der Raudenspitze. 20. 09. 1980: Bergung des tödlich abgestürzten Herbert Wassermann in der Kellerwand (Eiskarhüttenanstieg) (Nachteinsatz). 23. 07. 1978: Rettung zweier Touristen (Zillmer und Webersinn) aus Bergnot in der Fuscherkarkopf-Westwand (Nachteinsatz). 28. 06. 1981: Rettungseinsatz (Hubschrauber) nach dem auf der Nordwestseite des Findenigkofels abgestürzten und schwerverletzten Touristen Thomas Mang. 24. 07. 1978: Suchaktion nach Sylvia Hammer im Glocknergebiet (tot aufgefunden am 25. 07.). 25. 07. 1978: Bergung des am Kleinglockner ins Ködnitzkees tödlich abgestürzten Hubert Wegerer (tot aufgefunden 2 Wochen später). 08. 07. 1981: Suchaktion nach 6 abgängigen Touristen im Bereich der Plenge. 29. 07. 1981: Suchaktion mit Hubschrauber im Dorfertal/Kals nach dem abgängigen Rupert Weichselbraun. 28. 07. 1978: Suchaktion mit Hubschrauber nach den im Bereich der Hohen Riffl abgängigen Holländern Hottertot und Prins. 29. 07. 1981: Rettung (Seilbergung 20 m) mit den Hubschrauber des in der Nordwand des Hochstaff/Goldeck abgestürzten und schwerverletzten Alfred Rauter. 15. 09. 1978: Rettung des nach einem Arbeitsunfall schwerverletzten Neuwirth im Bereich des Kirchbacher Berges. 02. 08. 1981: Rettung mit Hubschrauber im Bereich der Pichlhütte nach dem abgestürzten und schwerverletzten Flavio Pin. 19. 09. 1978: Suchaktion nach den abgängigen Touristen Jürgen und Sigrid Sievers im Bereich Gailberg-Reißkofel. 25. 04. 1979: Suchaktion nach der im Bereiche Laaserbeg abgängigen Maria Staudacher. 27. 06. 1979: Rettungsaktion (Hubschrauber) im Bereiche der Köderhöhe für den verunglückten Touristen Karl Hermann. 07. 07. 1979: Suchaktion nach mehreren abgängigen Touristen im Bereich des Mittagskofel/Niedergail (Nachteinsatz). 12. 07. 1979: Rettungsaktion (Hubschrauber) nach Georg Wilhelmer (Herzanfall) im Bereiche der Ranzköpfe/Gailtaler 03. 08. 1981: Rettung von Frank Topp nach einem Absturz in der Mauthner Klamm. 07. 08. 1981: Rettungsaktion im Bereich der Pichlhütte nach der verletzten Ricka Wahrendorf. 08. 08. 1981: Rettungsaktion nach dem im Bereich des Roßbodentörls verletzten Touristen Theodor Dress. 25. 08. 1981: Suchaktion nach vier abgängigen Touristen im Bereiche des Kleinen Pal. 29. 08. 1981: Rettungsaktion nach Frederike Luszak im 200 Bereich der Mauthner Alm. Hohenwarter und schwerverletzten Krazert. (Nachteinsatz). 30. 08. 1981: Rettungseinsatz (Hubschrauber) nach der am Mt. Peralba abgestürzten und schwerverletzten Margit Lukasser. 24. 01. 1983: Rettungsaktion beim Grünleitennocklift in der Innerkrems. 13. 10. 1981: Bergung (Hubschrauber) des auf der Plenge tödlich abgestürzten Michael Kammen (Nachteinsatz). 04. 05. 1982: Suchaktion nach vier abgängigen Schitouristen im Bereiche des Zuckerhütels (Sulzenauerhütte). 06. 06. 1982: Bergung (Hubschrauber-Seil) des durch die Nordwand der Hohen Warte tödlich abgestürzten Sergio Scudelaro. 11. 08. 1982: Bergung (Hubschrauber-Bergeseil 20 m) des in der Nordwand der Plenge tödlich abgestürzten Godehard Hantel. 12. 08. 1982: Rettungsaktion (Bundesheerhubschrauber) bei einem Hubschrauberabsturz im Bereiche der St.Pöltnerhütte. 12. 08. 1982: Bergung (Hubschrauber-Seilwindenbergung) des in der Nähe des Kals-Matreiertörls tödlich abgestürzten Franz Neumayer. 19. 08. 1982: Suchaktion nach dem im Gebiet StranigeralmNassfeld abgängigen Walter Reiterer. 22. 08. 1982: Bergung- bzw. Rettungsaktion im StranigerGraben, nach den bei einem Autoabsturz getöteten Georg 27. 01. 1983: Rettung (Seilbergung) eines verletzten Schitouristen aus dem Rosanintal (Innerkrems). 02. 06. 1983: Bergung des durch die Cellon-Rinne tödlich abgestürzten Rudolf Guggenberger. 09. 07. 1983: Rettung (Hubschrauber-Bergeseil) von Gregor Rauter nach einem Herzanfall im Bereiche der Zollneralm. 10. 07. 1983: Suchaktion (Hubschrauber) nach dem im Bereich der Torkarspitze-Mt. Peralba abgängigen Andreas Unterluggauer. 11. 07. 1983: Suchaktion nach der im Plöckengebiet (Kleiner Pal) abgängigen Touristin Bernhardine Schröder. 13. 07. 1983: Rettung (Seilbergungen 20 m) mit Hubschrauber nach den bei einem Arbeitsunfall (Seilbahn) im Bereich der Mauthner Klamm (Hochlaßgebiet) lebensgefährlich verletzten Jugoslawen Bislim Gashi und Rezo Odobasic. 16. 07. 1983: Rettung (Hubschrauber) von Fabrizio Zamero, der im Bereich der Ed.-Pichlhütte in einer Geröllhalde gestürzt war und lebensgefährlich verletzt wurde. 21. 07. 1983: Rettung.eines in eine Spalte gestürzten Österreichers im Bereich der Britaniahütte/Holbaugletscher im Anmarsch zum Strahlhorn (Wallis/Schweiz). Die Bürokratie ist Bestandteil des BRD Übungen müssen genauestens geplant sein Sommerübungen, Winterübungen der Bergrettung: Der organisatorische Aufwand ist enorm, behördliche Genehmigungen müssen eingeholt, Anträge gestellt, die Übungen minutiös geplant werden. Wenn dann noch Hubschraubereinsätze Bestandteil der Einsatzübung sein sollen, muss das Innenminsterium eingeschaltet und um Erlaubnis ersucht werden. Die Bürokratie ist Bestandteil der Bergrettungsarbeit. Ein Schriftwechsel vom Juli/August 1983 verdeutlicht ein wenig, welcher Aufwand notwendig ist, eine realitätsnahe Übung zu organisieren und durchzuführen. Das Ansuchen der Ortsstelle Kötschach-Mauthen um einen Heereshubschrauber wird damals abgelehnt, dagegen wird die Teilnahme des Rettungshubschraubers genehmigt. Zunächst schreibt Ortsstellenleiter Sepp Lederer am 16. Juli 1983 an die ÖBRD-Landesleitung, erläutert die Pläne für die Sommerübung, die vom 5. Bis 7. August am Wolayersee stattfindet, und bittet Landesleiter Dr. Kurt Dellisch um Unterstützung. Lederer schreibt: „Neben wöchentlichen Schulungsstunden im Übungsgelände der Bergrettung in der Mauthner Klamm halten wir alljährlich im Wolayerseegebiet unsere „Sommereinsatzübung“ ab. In diesem Jahr findet diese von Freitag, 5. August, bis Sonntag, 7. August statt. Die Unterkunfts- und Verpflegungskosten werden von der Ortsstellenkasse getragen und wurden mit ca. 15 000 Schilling veranschlagt. Nun bräuchten wir wie immer die Unterstützung der Landesleitung zwecks Bereitstellung der Hubschrauber. 1. Für Freitag, 5. August nachmittags, bräuchten wir den Heereshubschrauber. Stützpunktkommandant Melser kenne ich und habe mit ihm gesprochen. Die Landesleitung müsste die Formalitäten erledigen. Thema: „Außenlandungen im Hochgebirge“. 2. Für Samstag, 6. August, egal wann (wir sprechen uns aus), den Rettungshubschrauber für die Seilbergungen. Flugretter ist Lois Ortner,Gend.-Bez.-Insp. Wir laden zur Übung auch unsere Italiener und die Nachbarortsstellen ein.“ 201 Dr. Kurt Dellisch kommt der Bitte Lederers nach und schreibt zeitgleich am 26. Juli 1983 zwei Ansuchen an die zuständigen Stellen: für den Heereshubschrauber an den Hubschrauberstützpunkt Klagenfurt-Annabichl des Bundesministeriums für Landesverteidigung, für den Rettungshubschrauber an das Innenministerium in Wien. Der Wortlaut des Schreibens an das Verteidigungsministerium, in dem es um den Heereshubschrauber geht: „Betrifft: Demonstration Außenlandungen im Hochgebirge. Unter Leitung unserer Ortsstelle Kötschach-Mauthen findet vom Freitag, 5. August 1983, bis Sonntag, 7. August 1983 im Wolayerseegebiet eine überregionale Bergrettungsübung und Einbeziehung der benachbarten Ortsstellen des Österr. Bergrettungsdienstes, aber auch unter Beteiligung der benachbarten Bergrettungsorganisationen auf italienischen Staatsgebiet statt. Wir bitten, insbesondere auch zur Demonstration von Windenbergungen um Beistellung des in Klagenfurt stationierten Heereshubschraubers für Freitag, 5. August 1983 nachmittags. Die näheren Einzelheiten bitten wir mit dem Ortsstellenleiter der Ortsstelle Kötschach-Mauthen, Herrn Sepp Lederer, abzusprechen. Während der Übung ist die Einsatzleitung über Kanal 27 im Funkwege erreichbar. Mit bestem Dank für die stets gute Zusammenarbeit und im voraus für die Beistellung der Demonstration zeichnen wir mit herzlichen Bergsteigergrüßen!“ Ein fast wortgleiches Schreiben mit der Bitte um den Einsatz des Rettungshubschraubers geht an das Innenministerium in Wien, das sich lediglich in der Kernaussage vom ersten Brief unterscheidet: „Wir bitten um Beistellung des in Klagenfurt stationierten Hubschraubers im Laufe des Samstag, 6. August 1983. Als befugter Flugretter steht Lois Ortner, GendarmerieBezirksinspektor, zur Verfügung.“ Eine negative Antwort in Sachen Heereshubschrauber erhält die Landsleitung am 2. August 1983 vom Armeekommando des Bundesministerium für Landesverteidigung: „In Beantwortung Ihres Schreibens vom 26. Juli 1983 muss das Bundesministerium für Landesverteidigung/Armeekommando mitteilen, dass Ihren Ersuchen um Abstellung eines Hubschraubers nicht entsprochen werden kann. Wie Ihrem Schreiben zu entnehmen ist, handelt es sich im Gegenstand um kein Ausbildungs- bzw. Übungsvorhaben, für das ein Ausbildungswert für Hubschrauberbesatzungen gegeben ist. Darüberhinaus wurde von Ihnen keine Ausbildungs- bzw. Übungsplanung vorgelegt. Erbeten wurde lediglich die Demonstration von Windenbergungen. Gemäß den geltenden Bestimmungen und aus Kostengründen können aber für solche Tätigkeiten keine Hubschrauber eingesetzt werden. Das Bundesministerium für Landesverteidigung/ Armeekommando bedauert, Ihnen keine andere Nachricht erteilen zu können. Mit vorzüglicher Hochachtung . . .“ Da Bergretter flexibel sind, stellte Sepp Lederer nach dieser Absage das Programm kurzerhand um: Es wurde ein Hubschrauberlandeplatz auf der Plenge gebaut (siehe „Programm der Sommerübung“). Positiv hingegen die Antwort des Innenministeriums: „Unter Bezugnahme auf Ihr Schreiben vom 26. Juli 1983 wird mitgeteilt, dass die Flugeinsatzstelle Klagenfurt beauftragt wurde, anlässlich Ihrer Bergrettungsübung im Bereich Wolayerseegebiet an einem wettermäßig günstigen Tag zwischen 5. und 7. August 1983 eine Hubschrauberdemonstration im Gesamtausmaß von maximal 30 Flugminuten durchzuführen. Alle näheren Einzelheiten wären direkt mit der Flugeinsatzstelle Klagenfurt zu vereinbaren.“ Programm der Sommerübung Lois Ortner als Ausbildungsleiter der Ortsstelle und Sepp Lederer, der Chef, haben für die Sommerübung dann folgendes Programm zusammengestellt: Freitag: a) „Außenlandung im Hochgebirge“ – Heereshubschrauber (der dann nicht kam; siehe oben); Wer ab 13.00 Uhr Zeit hat, möge sich telefonisch melden. Wir möchten einen Hubschrauberlandeplatz auf der Plenge bauen. b) Abends Anmarsch zur Ed. Pichl-Hütte für den Rest der Teilnehmer. Samstag: a) Rettungstechnik im Fels und Steilgelände – Stationsbetrieb; b) „Hubschraubereinsatz im Hochgebirge“ – Rettungshubschrauber des BMfI Klagenfurt (der dann kam; siehe oben). Sonntag: Tourentag mit rettungstechnischen Übungseinlagen. Für Unterkunft und Verpflegung sorgt die Ortsstellenkasse, alles was Du mitbringen solltest, ist Deine Ausrüstung und Dein ohnedies bekannter Wille zur Mitarbeit!“ 202 XIV. Internationaler Valentingletscherlauf 1984 Der XIV. Internationale Valentingletscherlauf wird im Juni gestartet. Am Vorabend findet das zweite Fest der Sieger im großen Saal des Rathauses statt. Partnerschaft zwischen BRD Kötschach-Mauthen und Forni Avoltri Bereits zum 14. Mal wird 1984 der Valentingletscherlauf von der ÖBRD-Ortsstelle in Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen durchgeführt. Trotz der äußerst unfreundlichen Wettersituation (Kälte und Scheesturm bzw. Regen) haben es sich immer noch rund 400 Läuferinnen und Läufer nicht nehmen lassen, zum Valentintörl aufzusteigen, um an dem Rennen teilzunehmen. Wie bereits in den letzten Jahren ist auch diesmal wieder eine Vielzahl italienischer Bergrettungsleute und Freunde am Start, ein Ergebnis der guten Beziehungen und der Zusammenarbeit des Bergrettungsdienstes beider Regionen. Den Sieg holt sich diesmal die Bergrettungsmannschaft Lesachtal. Beste Kötschach-Mauthner Mannschaft wird die Gendarmerie Mauthen I mit Lois Ortner, Herwig Ortner und Peter Wilhelmer. Die Gästeklasse gewinnt die Mannschaft Tolmezzo IV. __________ Der erfahrene Bergretter Guiseppe Casabellata (49) aus Frassanetto stürzt am 1. Juli bei einer Klettertour auf die 2595 m hohe Seewarte am Wolayersee 50 m unter dem Gipfel vor den Augen seines Sohnes Valentino (23) 80 m tief ab und und bleibt tödlich verletzt in einer Rinne liegen. Die beiden schnell herbeigeeilten KötschachMauthner Bergretter, Einsatzleiter Lois Ortner und Erich Dabernig, die zufällig in der Nähe eine Bergtour unternehmen, können nicht mehr helfen. __________ Im Vorfeld des XIV. Valentingletscherlaufs findet auch die vor einem Jahr eingegangene Partnerschaft zwischen der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen und der Banca Carnica sowie die engen Kontakte der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen mit der Gemeinde Paularo einen weiteren Nachfolger. Anlässlich der Pressekonferenz zum XIV. Valentingletscherlauf in Tolmezzo wird eine weitere Partnerschaft zwischen den beiden Bergrettungsdiensten Forni Avoltri und Kötschach-Mauthen eingegangen. Was sich bereits durch die vielen Kontakte von Bergsteigern untereinander und durch die gute Zusammenarbeit der beiden Bergrettungsdienste über Jahre hinweg abgezeichnet hat, wird nun offiziell. „Damit wird ein weiterer völkerverbindender Akt vollzogen, der die Zusammenarbeit dieser beiden Regionen verstärkt und die Grenze, die den Norden vom Süden trennt, immer stärker vergessen lässt“, heißt es in einem Bericht von damals. Die Fertigstellung der Versicherungsarbeiten am Seekopf und an der Seewarte wird auf der Eduard-Pichl-Hütte zünftig gefeiert. Die Bergrettungsobmänner Sepp Lederer (links) und Duilio Samassa bei der offiziellen Verabschiedung der Partnerschaft in Tolmezzo. Todessturz vor den Augen des Sohnes Bergrettungsmann Guiseppe Casabellata stirbt am 1. Juli 1984 auf der Seewarte Der italienische Bergrettungsmann Guiseppe Casabellata und sein 23-jähriger Sohn Valentino Casabellata steigen am 1. Juni 1984 gegen 7.00 Uhr vom Wolayersee durch die Normalroute der Seewarte-Nordwand (2595 m) in den Karnischen Alpen. Dieser Kletteranstieg hat lauf Führer den III. Schwierigkeitsgrad. Die beiden Bergsteiger waren unangeseilt unterwegs. Guiseppe Casabellata war in den vergangenen Jahren schon über 20mal über diese Kletterroute zum Gipfel der Seewarte geklettert. Gegen 8.55 Uhr bei einem kurzen Quergang zu einer Verschneidung unterhalb des Gipfelgrates brach dem voraus 203 steigenden Guiseppe Casabellata ein Griff der rechten Hand aus und er stürzte rücklings 80 Meter über teils senkrechte Felsplatten in eine Steilrinne. Etwa 40 Meter oberhalb des „Nordwandbandes“ blieb er mit tödlichen Verletzungen (Schädelzertrümmerung und offene Brüche) auf einer Rampe hängen. Valentino Casabellata, der den Absturz seines Vaters verfolgt hatte, stieg sogleich über die Normalroute bis zum „Nordwandband“ ab, konnte aber wegen des schwierigen Felsgeländes nicht zu seinem Vater gelangen. Seine Hilferufe wurden auf der Eduard Pichl Hütte gehört. Der Einsatzleiter der AEG Kötschach-Mauthen, Bez.-Insp. Alois Ortner, Bez.-Insp. Karl-Heinz Ezr und der Bergrettungsmann Erich Dabernig, die im Bereich Eduard Pichl Hütte bei einer privaten Bergtour unterwegs waren, stiegen gemeinsam mit dem Hüttenwirt der Lambertenghihütte, Remo Tamusin, zur Unglücksstelle auf. Über Bergrettungsfunk wurde der Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen verständigt und der Hubschrauber des Bundesinnenministeriums für Inneres, Flugeinsatzsstelle Klagenfurt, angefordert. Der Rettungshubschrauber auf der Oberen Valentinalm. Durch Zurufe der Bergretter gelang es, den schwer geschockten Valentino Casabellata von weiteren Abstiegs- bzw. Zustiegsversuchen zum Leichnam seines Vaters abzuhalten. Die Leiche von Guiseppe Casabellata wurde um 11.45 Uhr mit dem Bergeseil des Hubschraubers, Pilot Johann Fischer, aus der Wand geborgen und nach Mauthen geflogen. Valentino Casabellata und Remo Tamusin wurden dann ebenfalls mit dem Bergeseil (Flugretter Bez.-Insp. Ezr und Ortner) zur Eduard Pichl Hütte geflogen, wo Dr. Kugi aus Ferlach (Flugrettungsarzt) Casabellata ärztlich versorgte. Der Genannte wurde dann von italienischen Bergrettungsleuten ins Tal nach Collina, Provinz Udine, gebracht. Bez.-Insp. Alois Ortner und Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Bergung eines tödlich verletzten Italieners an der Seewarte und seines Sohnes, der am 1. Juli 1984 mit einem schwerem Schock gerettet wurde. Auf dem Weg zur Unfallstelle: Pilot Hans Fischer Seil) Flugretter Lois Ortner. 204 und (am Erich Dabernig stiegen wegen Nebeleinfall von der Unfallstelle wieder über die Anstiegsroute zur Eduard Pichl Hütte ab. Der Einsatz war um 17.00 Uhr beendet. (Original-Einsatzbericht) Die „Kleine Zeitung“ berichtet am Montag, 2. Juli 1984 über das Unglück: Den Todessturz seines eigenen Vaters musste Sonntag früh, 1. Juli 1984, im Wolayersee-Gebiet ein 23-jähriger Italiener mit ansehen. Der unter Schock stehende Bergsteiger musste ebenso wie die Leiche des Abgestürzten mittels Bergeseil und Hubschrauber aus der Wand geholt werden. Keine 50 Meter unterhalb des Gipfels der 2595 Meter hohen Seewarte in der Gemeinde Lesachtal muss gestern gegen 8.55 Uhr mit dem italienischen Staatsangehörigen Giuseppe Casabellata (49) ein Missgeschick passiert sein. Vor den Augen seines 24-jährigen Sohnes Valentino stürzte der aus Frassenetto stammende Bankangestellte etwa 80 Meter in die Tiefe und blieb tödlich verletzt liegen. Zwei zufällig privat in diesem Gebiet befindliche Bergsteiger, Bezirks-Inspektor (BI) Alois Ortner von Kötschach und der Bergrettungsmann Erich Dabernig, ebenfalls aus Kötschach, stiegen zur Unfallstelle auf. Inzwischen alarmierte der Hüttenwirt der Eduard-Pichl-Hütte die Gendarmerie im Tal, die den Hubschrauber des Innenministeriums anforderte. Mit BI Alois Ortner am Seil flog Pilot BI Hans Fischer Richtung Seewarte-Nordwand. So konnten sowohl der unter schwerem Schock stehende Valentino, als auch sein toter Vater aus der Steilrinne geborgen werden. Helfer weisen den Rettungshubschrauber ein (oben). Doch für den verunglückten Bankangestellten Guiseppe Casabellata (unten) kommt jede Hilfe zu spät. Beide Bergsteiger waren am Morgen von ihrem im so genannten kleinen Lesachtal auf italienischer Seite der Grenze gelegenen Heimatort aufgebrochen um diese Tour zu machen. Die Seewarte gilt in Bergsteigerkreisen als nicht besonders gefährlich (Schwierigkeitsgrad III), gefürchtet aber ist ihr brüchiger Fels. Die Kronenzeitung berichtet am Montag, 2. Juli 1984 unter der Überschrift „Karnische Alpen: Knapp unter dem Gipfel verlor Italiener den Halt – Ein 49jähriger Bergretter stürzte vor den Augen seines Sohnes in den Tod“: Ein erfahrener Bergretter und begeisterter Bergsteiger stürzte Sonntag früh vor den Augen seines Sohnes in den Tod: Die beiden Italiener wollten die 2595 Meter hohe Seewarte in den Karnischen Alpen über die Nordwand besteigen. Den Gipfel vor Augen, verlor der 49jährige Alpinist den Halt und stürzte 80 Metertief ab. Tödlich verletzt blieb er in einer steilen Rinne liegen. „Wir wurden zwar zu einem Rettungsflug gerufen, aber da gab es nichts mehr zu retten“, war der Pilot der Klagenfurter Flugrettung, Hans Fischer, entsetzt. „Wir konnten nur noch einen Toten bergen.“ Giuseppe Casabellata (49) aus Frassenetto hatte sich gestern in den frühen Morgenstunden mit seinem 23jährigen Sohn Valentino auf die Bergtour sorgfältig vorbereitet, Ausrüstung 205 und Proviant überprüft. Dann marschierten die beiden los. Flink und gewandt schafften die erfahrenen Italiener den Aufstieg über die Nordwand zur Seewarte, gegen 9 Uhr waren sie nur noch 50 Meter unter ihrem Ziel, der Seewarte. Doch plötzlich verlor der 49jährige Bankangestellte den Halt und stürzte 80 Meter tief ab! Nicht einmal sein Sohn konnte ihm helfen, Giuseppe Casabellata blieb in einer steilen Rinne hängen. Zur gleichen Zeit befanden sich der Einsatzleiter der Gruppe Kötschach-Mauthen, Alois Ortner, und der Bergrettungsmann Erich Dabernig bei einer privaten Klettertour im Gebiet des Wolayersees. Als die beiden von dem Unglück erfuhren, kamen sie sofort zur Unfallstelle, um zu helfen. Doch der Italiener konnte nur noch tot mit dem Seil geborgen und zu Tal gebracht werden. Am Gabele 100 Meter in eine Schneerinne gerutscht Schwere Kopf-, Brust- und Beinverletzungen erlitten – Original Einsatzbericht In Begleitung dreier weiterer Personen stieg um die Mittagszeit des 19. Juli 1984 Hans-Peter Mattlener von der Oberen Valentinalm über den so genannten Militärweg (Schwierigkeitsgrad III) in das Eiskar im Kellerwandgebiet auf. Die Bergsteigergruppe war recht gut ausgerüstet, verfügte aber über kein Kletterseil. Den Abstieg vom Eiskar wollten sie über das so genannte Gabele bewältigen. Die Route führt über den Gletscher des Eiskars und von dort zwischen Gabelekopf und Kollinkofel hindurch über eine steile Rinne in das Grüne Tal hinab. Wegen des schneereichen Winters und der eher kühlen Witterung während der Schneeschmelze waren zu dieser Jahreszeit noch zahlreiche Rinnen im Hochgebirge mit kompaktem Schnee gefüllt. Auch jene, etwa 350 Meter lange Steilrinne, die vom Gabele ins Grüne Tal führt, fand die Gruppe in solchem Zustand vor. Mattlener, der der Touristengruppe vorausging, glitt beim Einstieg in die Rinne aus, rutschte 100 Meter ab und prallte bei einer leichten Rechtsbiegung der Rinne links gegen das Geröll bzw. den Felsen. Er erlitt schwere Kopf-, Brust- und Beinverletzungen. Die drei Begleiter (unter ihnen befand sich auch der Sohn) stiegen zum Verletzten ab und versorgten ihn notdürftig. Während Stefan Mattlener und Thomas Böttinger am Unfallort blieben, stieg Günther Böttinger weiter ab bis auf den Plöckenpass und verständigte die Bergrettung. Um 15.30 Uhr begab sich die Rettungsmannschaft, bestehend aus neun Bergrettungsmännern unter der Leitung des Obmannes Sepp Lederer und vier Alpingendarmen der AEG Kötschach-Mauthen unter Leitung des Stellvertreters der Einsatzgruppe, Bez.-Insp. Erich Zerza, in das Plöckengebiet. Der angeforderte Hubschrauber der Flugeinsatzstelle Klagenfurt (Pilot: Bez.-Insp. Schausberger) brachte die Rettungsmannschaft vom Plöckenhaus in das Grüne Tal. Von dort stieg sie zum Verletzten auf, versorgte ihn und seilte ihn etwa 250 Meter mit der Gebirgstrage durch die Rinne ab. Dort wurde er vom Hubschrauber mittels Seilbergung aufgenommen (Flugretter: Rev.-Insp. Maierbrugger) und nach Zwischenlandung beim Plöckenhaus in das LKH Klagenfurt geflogen. Rettung eines Holzarbeiters am Gailberg Bei Arbeiten im Wald am Gailberg verunglückt der Holzarbeiter Weger 1984 so schwer, dass ihn die Bergrettung KötschachMauthen aus seiner misslichen Lage befreien und der Rettungshubschrauber ihn ins Krankenhaus fliegen muss. Die Fotos oben und auf der nächsten Seite entstanden bei der Rettungsaktion. 206 207 1985 Am 12. April wird eine internationale Lawinenübung mit dem Titel „Lawine im Valentintal“ durchgeführt. __________ Bei Schitour 50 Meter abgestürzt Glück im Unglück im Jaukengebiet – Original-Einsatzbericht Von ihrem Wohnort Leifling, Gemeinde Dellach, unternahmen Siegfried Kreuzberger und seine Lebensgefährtin Maria Schiestl am 2. Februar 1985 um 10.30 Uhr eine Schitour in die Gailtaler Alpen. Beide waren für die Tour gut ausgerüstet, verfügten aber weder über ein „Pieps“ noch über eine Lawinenschnur. Nach ihren eigenen Angaben sind beide relativ geübte Tourengeher. Der Aufbau der Scheedecke in den Gailtaler Alpen war zu dieser Zeit äußerst labil. Die unterste Schneeschicht bestand aus etwa 15 cm Schwimmschnee. Diese Schneeverhältnisse sind heuer, zumindest im Gebiet der Karnischen- und der Gailtaler Alpen, besonders ausgeprägt. Außerdem herrschte an diesem Tag und den Tagen zuvor „Warmwetter“. Unter Berücksichtigung dieser Umstände wäre von Schitouren wohl abzuraten gewesen. Noch dazu eignet sich zum Tourengehen das von den beiden gewählte Gebiet denkbar schlecht. Der XV. Internationale Valentingletscherlauf und das dritte Fest der Sieger werden am 8. und 9. Juni durchgeführt. Erstmals gibt es für die Gästeklasse einen Wanderpokal – die Plöckenkapelle – geschnitzt vom heimischen Künstler Gerhard Wurzer. __________ Im Sommer wird mit der Erschließung des Klettergartens am Wolayersee ein weiterer Schritt in Richtung „sicheres“ Bergsteigen gesetzt. __________ 35 Jahre Polinikgipfelkreuz: Die Gipfelmesse wird am 15. September von Pfarrer Anton Matzneller zelebriert und von der Trachtenkapelle Mauthen musikalisch umrahmt, die Festansprache hält Ökonomie-Rat Fritz Gressel. Kreuzberger stieg mit seiner Begleiterin vom Wieserberg zum Hochsiegl und von dort weiter über den Schwalbenkofel in die Ochsenschlucht. Nun folgten sie dem Sommersteig in Richtung Dreischneid. Unterhalb des Gipfels, in etwa 2100 m Seehöhe, querten sie einen Hang in Richtung Westen in das Jaukenplateau. Zu dieser Zeit begann es leicht zu schneien, und Nebel fiel ein. Wegen der ungünstigen Witterungsbedingungen dämmerte es auch früher als üblich. Als sich bei der Hangquerung hinter ihnen eine Lawine löste, war ihnen der Rückweg über die Aufstiegsroute praktisch versperrt. Sie befürchteten richtigerweise einen weiteren Lawinenabgang. In dieser sich abzeichnenden Ausweglosigkeit versuchte Kreuzberger den Güterweg, der von der Jaukenalm in Richtung Goldberg führt, zu finden. Wegen teilweiser Geländeunkundigkeit fanden sie aber diesen Weg nicht. Beide beschlossen deshalb, um vor Einbruch der Dunkelheit ins Tal zu kommen, über die Südflanke der Jauken in Richtung Gailtal abzufahren. Dass der sehr steile Südhang im unteren Teil mit Felsen durchsetzt ist, war Kreuzberger zu dieser Zeit nicht bewusst. Sie fuhren gemeinsam, Kreuzberger ein Stück voraus, den leicht bewaldeten Steilhand hinunter. Als er an die Schroffen herankam, glitt er aus und stürzte etwa 50 Meter über den Abgrund. Schiestl, die das Verschwinden ihres Begleiters nicht sofort bemerkte, konnte etwas später Rufkontakt mit ihm herstellen. In der Zwischenzeit war es dunkel geworden. Über Umwege fand sie schließlich zu Kreuzberger. Dabei stürzte sie selbst im felsigen Gelände einige Meter ab und verlor ihre Schier. Gemeinsam schleppten sich beide nun über Rinnen und schließlich durch den schon etwas flacheren Wald bis zu einem verschneiten Forstweg. Dort ließ Schiestl ihren Begleiter zurück und holte im Tal Hilfe. Um 23.30 Uhr ging die Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie mit fünf Mann und der ÖBRD mit weiteren sechs Männern in Richtung Unfallstelle ab. Siegfried Kreuzberger wurde von der Rettungsmannschaft geborgen und mittels Akja nach Leifling transportiert. Der Einsatz verlief ohne Zwischenfälle. Er war um 2.30 Uhr abgeschlossen. XV. Internationaler Valentingletscherlauf Die Siegerehrung: Duilio Samassa (von links), Lois Ortner und zwei Bergretter aus dem Lesachtal. 208 Siegerehrung des XV. Internationalen Valentingletscherlaufs: Die Gewinner der Gästeklasse mit dem 1985 erstmals vergebenen Wanderpokal – die Plöckenkapelle – geschnitzt von Gerhard Wurzer. Das Kunstwerk ist heute nicht mehr auffindbar. Es verschwand irgendwann und tauchte nicht mehr auf. Unten die Sieger der Bergrettung Kurt Kanzian (von links), Reinhard Ranner und Michael Lamprecht. Der Bergrettungschef freut sich mit den jüngsten Teilnehmern: Sepp Lederer mit Bernhard Müllmann und Matthias Lederer. 15 Botaniker in Bergnot Forscher verirren sich am 19. Juni 1985 im Bereich des Findenigkofel Eiserne Disziplin bewahrte eine 15-köpfige Gruppe von Botanikern aus England am 19. Juni 1985, die bei Kälte, Regen, Schnee und dichtestem Nebel in 1600 Meter Höhe zwischen Findenigkofel und Straniger Alm festsaß. Mit stoischer Ruhe wartete man, bis die Bergretter eintrafen. Die Wissenschaftler, die in Kötschach weilen, um Orchideen und Alpengewächse zu studieren, kommentierten die gefährliche Situation mit britischen Humor: „Jetzt haben wir einmal eindrücklich erlebt, wie rasch man in Bergnot geraten kann.“ Unter Führung der Kötschacher Hotelchefin Margit Klauss waren Mittwoch früh zwei Gruppen – eine mit Engländern, eine mit Deutschen – bei strahlendem Wetter in die Karnischen Alpen aufgebrochen. Während sich die weniger bergerfahrenen Deutschen nur bis zum Zollnersee wagten, stiegen die Briten höher auf. Am Nachmittag kam es zu einem der gefürchteten Wetterumschwünge. Im starken Nebel bekamen es die Engländer, der älteste von ihnen ist 83 Jahre alt, zwischen Findenigkofel und Straniger Alm mit der Angst zu tun. „Wir gehen nicht mehr weiter“, ließen sie Margit Klauss wissen und richteten sich auf eine lange, kalte Nacht ein. Zum undurchdringlichen Nebel hatten sich nämlich auch noch Regen und teilweise Schneefall gesellt. Die bergerfahrene Kötschacherin meisterte die Situation bravourös. Sie stieg durch die „Waschküche“ zum Zollnersee ab und schickte die bereits wartende deutsche Gruppe ins Tal, um die Gendarmerie zu informieren. Dann marschierte Margit Klauss zu den Engländern zurück und ging später zur Straniger Alm dem Rettungstrupp entgegen. Ein Gendarm und zwei Bergrettungsmänner konnten die Botaniker, die im steilen, gefahrvollen Gelände festsaßen 209 – übrigens auf italienischem Gebiet –, jedoch nicht alleine bergen. Sie mussten über Funk Verstärkung anfordern. Zwei weitere Alpingendarme und drei Bergretter brachten den 15-köpfigen Trupp (Margit Klauss wurde von einer Deutschen begleitet) schließlich in Sicherheit. Mit Bussen wurden die Geretteten zu Tal gebracht. Im Schritttempo. Der Nebel war nämlich so stark, dass ein Alpingendarm vor den Autos hergehen musste, um den Chauffeuren den Weg zu weisen. (Pressebericht) Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: 15 verirrte Botaniker werden am 19. Juni 1985 im Bereich des Findenigkofel gerettet. Ausbildung im Gelände mit Stationsbetrieb Die Sommereinsatzübung im August 1985 am Wolayer See „Unsere Übung findet bei jeder Witterung statt, die Teilnahme ist für alle Mitglieder der Ortsstelle Pflicht, Gründe für ein Fernbleiben sind der Ausbildungsleitung bekanntzugeben“, heißt es in der „Ausschreibung und Einberufung“ zur Sommereinsatzübung am 14. und 15. August mit dem Standort Ed. Pichl Hütte am Wolayer See. Das Programm für Mittwoch, den 14. August sieht das Eintreffen der Teilnehmer bis 20.00 Uhr, gemeinsames Abendessen, einen kurzen Lehrvortrag und den obligatorischen Hüttenabend vor. Ernst wird es dann am Donnerstag, den 15. August: 7.00 Uhr Frühstück; ab 8.00 Uhr praktische Ausbildung im Gelände mit Stationsbetrieb – eventuell kurze Übung mit dem Rettungshubschrauber; 12.00 Uhr Mittagessen; ab 13.00 Uhr Ausbildung wie am Vormittag, wobei jeder Teilnehmer das Gelernte selbständig anwenden sollte; 16.00 Uhr Schlussbesprechung, Übungsende und Heimmarsch. Bei dieser Sommerübung entstanden die Fotos auf dieser und den nächsten beiden Seiten. 210 211 212 35 Jahre Polinik-Gipfelkreuz 35 Jahre Heldengedenk-Gipfelkreuz auf dem Polinik: Das Fest wird am 15. Spetember 1985 gefeiert, die Gipfelmesse liest Pfarrer A. Matzneller, die Festrede hält Ökonomierat Fritz Gressel. Als Erinnerung entwirft Sepp Lederer wieder eine Plakette, deren drei Entwürfe und deren Ausführung auf einer Holzscheibe hier zu sehen sind. Lawinenabgang überlebt Skifahrer auf der Mauthner Alm im Glück Der Schiläufer Peter Lagger aus Kötschach (20) fuhr am 23. November 1985 gegen 13.30 Uhr mit Normalschi von der Bergstation der Mauthner Alm (Sessellift) auf der präparierten Piste in Richtung Mittelstation. Etwa 200 Meter unterhalb der Bergstation bog Lagger in die gesperrte und nicht präparierte Piste „Alter Steilhang“ ein. Er war alleine in diesem Bereich unterwegs. Auch waren vorher noch keine anderen Schifahrer diese Abfahrt abgefahren. Bei der Einfahrt in den ca. 40 Grad geneigten Steilhang löste sich etwa 15 Meter oberhalb von Lagger (an der Grenze zwischen Piste und Wald) ein Schneebrett in der Breite von ca. 40 Metern. Lagger versuchte noch eine Schussfahrt, wurde aber von den abgehenden Schneemassen erfasst, verschüttet und nach etwa 10 bis 15 Metern an eine bereits schneelose Stelle der Lawinenbahn geschleudert. Dort blieb Lagger unverletzt, doch leicht schockiert liegen. Bei der abgehenden Lawine handelte es sich um ein trockenes Schneebrett mit einer Abrissbreite von ca. 40 Metern, einer Abrisshöhe von etwa 70 Zentimetern und einer Länge von rund 90 Metern. Der Lawinenkegel am unteren Punkt des Steilhanges hatte eine Breite von etwa 30 Metern und war bis zu 3 Meter hoch. Die Abfahrt „Alter Steilhang“ war im Bereich der Abzweigung von der präparierten Piste vorschriftsmäßig abgesperrt und auch gekennzeichnet. Diese Abfahrt wird während der Schisaison nicht präpariert und ist sehr beliebt als Tiefschneeabfahrt. In dem genannten Bereich ist es bisher noch nie zu einem Lawinenabgang gekommen. Zum Zeitpunkt des Vorfalls war der Lift zur Mauthner Alm in Betrieb, und es herrschte reger Pistenverkehr. Fremdverschulden ist auszuschließen. Laut Auskunft des Obmannes der örtlichen Bergrettung und Mitglied der Lawinenwarnkommission, Sepp Lederer, war die Absperrung vorschriftsmäßig bzw. nicht mangelhaft. (Anmerkung: Lois Ortner schrieb diesen Bericht damals als Leiter der Alpinen Einsatzgruppe/AEG der Gendarmerie) 213 Zur Person: Von der Eroberung des Unnützen Die „erste Nordwand“ durchstieg ich mit vier Jahren Von Charly Lamprecht Charly Lamprecht Geboren am 6. Januar 1965 in Kötschach, lebt mit seiner Familie als Bergführer in Würmlach. Erlernter Beruf: Tischler mit Meisterprüfung. Berg- und Schiführer seit 1994. Bergretter seit 1980; in der Ausbildung tätig seit 1999; Flugretter beim ÖAMTC seit 2001 (mit ca. 700 Einsätzen), Notfallsanitäter seit 2004; im Ausbildungsteam der österreichischen Bergund Schiführer von 2002 bis 2006; Ausbildungsleiter der Kärntner Berg und Schiführer von 2005 bis 2007; Landesschilehrer seit 1989; Leiter der Schischule in Kötschach seit 2005. Als mir Roland davon erzählte, dass er versucht, eine Chronik über die Bergrettung zu schreiben, hielt ich das für eine großartige Idee. Als er mich dann bat, eine alpinistische Autobiographie zu schreiben, war ich schon weniger begeistert. Tourenbuch habe ich nie eines geführt, das war und ist mir nicht wichtig. Bergsteigen war und ist für mich immer mit Leidenschaft verbunden und hat mich von klein auf fasziniert. Meine erste „große Nordwand“ durchstieg ich bereits mit vier Jahren. Bei einem Spaziergang mit meiner Oma nutzte ich die guten Verhältnisse und durchkletterte die senkrechte Wand in der ersten Kurve der Bergstraße, welche die Bergbauernsiedlung Dolling mit meinem Heimatort verbindet. Meine Oma war außer sich, nicht unbedingt vor Freude, aber ich war unglaublich stolz auf mich. Kein Wunder bei einer Wandhöhe von 2,5 Metern. Von da an war ich von der Eroberung des Unnützen bereits überzeugt. Es vergingen schon noch einige Jahre, bis ich das Buch von der Österreichischen Everest Expedition 1978 in Händen hielt. Vollkommen fasziniert von den großartigen Bildern und den Helden, die über glitzernde Hänge dem Licht entgegen stiegen, begann ich zu trainieren. Zuerst am Rohbau unseres Hauses, wo ich über die unverputzte Wand bis zum Balkon kletterte, mich daran entlang hangelte bis meine Unterarme hart wie Beton waren. Später, mit 15 Jahren bereits Mitglied im ÖBRD, verlagerte ich mein Training an das Felsentor in der Mauthner Klamm, wo mir bereits wirklich schwere Boulder gelangen. Nun war auch ich so ein Kranker geworden, bereit sich körperlich und geistig völlig zu verausgaben, um für kurze Zeit Wichtigste Erstbegehungen: Grüne Nase: Fatamorgana; Reinhard Karl; Serengeti; Günther-Tropper-Gedächtnisführe; Wassermann direkter Ausstieg; 1. Winterbegehung Wassermann Gedächtnisführe. Cellon: No Siesta; Herrliche Zeiten; Kein Applaus für Sieger (heute als Weg ohne Grenzen/ Senza Confine bekannt). Kollinkofel: Südwand direkter Ausstieg; Westwand, zwei Routen mit Reinhard Ranner. 1987: im Boulderraum in Kötschach. 1987: Via Niagana (Pic Pordoi). 214 1989: Ortler-Nordwand. Kellerspitzen: Inschalah, 1.Winterbegehung Carnici. Solobegehungen: Cellon: Ostpfeiler, NO Pfeiler, Weg ohne Grenzen, an einem Tag. Seewarte-Flanke mit 17 Jahren, mit Schmid Helmut in 35 Minuten! Kleiner Pal: L’Esteta il Biottico, Spigolo de Infanti in 20 Minuten! auf einem Gipfel zu stehen und dieses Gefühl, etwas Besonders geschafft zu haben, zu genießen. Das alleine war und ist es wohl nicht, was mich bis heute beim Bergsteigen gehalten hat. Egotrip, Wettkampf und natürlich der Erfolg, etwas Besonders geschafft zu haben, diese echte, unverfälschte Freude, all das waren je nach Lebensalter meine Beweggründe, schwierige Routen zu klettern! Das sehe ich heute viel klarer als in jungen Jahren. All die Dinge wären mir zu wenig. Was wirklich zählt, sind die Tage in den Bergen, wo man alles geben muss, denn hoher Einsatz wird reichlich belohnt. Kann man das Erlebnis teilen – am besten mit Freunden – und es so zur gemeinsamen Erinnerung wird, ist es noch fantastischer. Die Freude am Versuchen eines einem selbst wichtigen Projektes bleibt jedenfalls als Gewinn für all jene, die es nicht beim bloßen Betrachten eines Berges belassen wollen. Genau das ist es, was mich bis heute den Bergen treu bleiben ließ. Lebensbilder: Dolomiten (die wichtigsten Begehungen): Sella: Vinatzer, Gr. Micheluzzi, Schubert, Schober, Tissi, Messner,Via Niagara am Pic Pordoi, Fata Morgana usw. Hl. Kreuzkofel: Gr. Mauer, direkte Mauer, Mephisto, Mittelpfeiler; Livanospfeiler, Drei Zinnen: Gelbe Kante, Egger Sauschek, Kl. Cassin, an der Kl. Zinne, Gr. Zinne Nordwand Comici, Hasse Brandler, Dibonakante, Westwand Dülfer, Westliche Zinne: Nordwest - Cassin, Demuthkante. Civetta: Torre Trieste Cassin, Carlesso, Tofanapfeiler und Kante usw. Marmolada: Don Quixote, Schwalbenschwanz Karnische Alpen: I glab, des lossen wir. Einige wichtige Anstiege, aber bei weitem nicht alle! Es reicht! I mog nimmer... 1989: Heiligenkreuzkofel. 1989: Unter der Königsspitze, Nordwand, mit Erich Dabernig (rechts) und beim Training am Kleinen Pal (links). 215 Charly Lamprecht 1990: Cellon, „No Siesta“, 1. Begehung, am Ausstieg (links) und 1992 am Dachstein (rechts). 1992: Große Zinne, Route Hasse-Brandler, unter den Dächern. 216 2006: Cresta Pricotic, Karnische Alpen/Nassfeld. 217 218 Schiunfall auf der Mauthner Alm Eine Spende als Geste des Danks 1986 Am 31. Mai wird das vierte Fest der Sieger mit dem „Alpen Quintett“ erfolgreich veranstaltet. __________ Der XVI. Internationale Valentingletscherlauf wird am 1. Juni gestartet und die Siegerehrung im großen Rathaussaal mit einem Konzert der 1. Österreichischen Grenzschutzkapelle umrahmt. Ende März 1986 passiert auf der Mauthner Alm das, was während der Schisaison häufiger auf der Mauthner Alm passiert: Ein Skifahrer verunglückt und wird von der Bergrettung erstversorgt. Eine gute Woche nach dem Unfall schreibt Hans Drumbl aus Kötschach einen Brief mit Worten des Dankes an BRD-Ortsstellenleiter Sepp Lederer. „Sehr geehrter Herr Lederer! Am 31. März d. J. haben Einsatzmänner der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Österreichischen Bergrettungsdienstes Bergung und Erste Hilfe bei einem Schiunfall auf der Mauthner Alm, an dem auch ich beteiligt war, geleistet. Allem voran darf ich nun an dieser Stelle im Namen des Versehrten, Herrn Dr. Christian Sievi aus Rosenheim, für die spontane und mustergültige Hilfeleistung diesen Einsatzleuten aufrichtig danken. Herr Dr, Sievi hat mich gebeten – und es liegt auch ganz in meinem Sinne –, dies zu tun, da es ihm persönlich vor seiner Abreise nicht mehr möglich war. Auch ich schließe mich diesem Dank gerne an, weil mir bewusst ist, welcher Idealismus hinter der selbstlosen und uneigennützigen Tätigkeit jedes einzelnen Aktivisten der Bergrettung steht. Als bescheidene Anerkennung haben Dr. Sievi und ich vereinbart, Schilling 1000,- als Spende auf das Konto der Bergrettung bei der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen zu überweisen. Mit den besten Grüßen und einem weiteren einsatzfreudigen „Berg Heil“, Hans Drumbl.“ __________ Der 82-jährige Pensionist Richard Heinrich stirbt im Juni 1986 nach einer langen Tour in der Mauthner Klamm an Erschöpfung. __________ Der 22-jährige Student Vittorio de Filippo aus Ravenna wird am Samstag, den 5. Juli im Nölblingergraben vor dem Selbstmord bewahrt. Zwei Alpingendarmen, zwei Bergretter und ein Rot-Kreuz-Helfer finden den Italiener beim Wasserfall im Nölblingergraben auf einem 100 Meter hohen, senkrecht aufragenden Felsen, wo er sich an einen Baum klammert und den Rettern droht: „Ich springe in die Schlucht.“ 45 Minuten lang reden die Retter unter Einsatzleiter Lois Ortner auf den Lebensmüden ein, bis er sich sichern und ins Tal führen lässt. Lawine im Valentintal Die minutiös geplante Einsatzübung am 26. April 1986 Die Ortsstelle plant eine aufwändige internationale Lawineneinsatzübung im Bereich der Unteren Valentinalm, an der auch italienische Bergretter und Mitglieder der benachbarten Ortsstellen teilnehmen sollen. Im Vorfeld arbeitet Ortsstellenleiter Sepp Lederer mit seinen Mitstreiten aus Kötschach-Mauthen einen sehr detaillierten Ablaufplan aus, der in seiner Formulierung verdeutlicht, wie dramatisch die Situation an diesem Tag ist. Unter dem Titel „Lawine im Valentintal“ wird die Übung dann am 26. April 1986 durchgeführt. Seinen Ablaufplan unterteilt Lederer in drei Abschnitte: I. Vorbereitung; II. Übungsannahme; III. Übungsablauf. I. Vorbereitung 1.) 7.30 Uhr Abfahrt vom Eines der Übungsziele am 26. April 1986: Erprobung der Technik „Hund und Führer am Bergseil“ nach Anfertigung eines Hunde-Fluggeschirrs durch den Sattler Hans Luser (Pensionist) und sofortige Suche nach Absetzen auf einer Lawine. 219 Rathaus – Kreuztratte – Lawine bei Unterer Valentinalm. 2.) Präparieren der Lawine im Ausmaß 100 x 200 m: 3 Lebendig-Löcher (2 m tief); 1 Puppe in 2 m Tiefe im Sondierfeld; 3 Rucksäcke; 1 Paar Schi, 1 Paar Stöcke (80 cm tief); 1 Wollmütze. 3.) Mannschaft hierfür: Pepo Sitar (Aufsicht), Georg Zeitler, Helmut Lackner (Vergrabene), Heinz Lederer. 4.) Geräte: 4 Funkgeräte, 4 Sonden, 4 Pieps, 3 Schaufeln. 5.) Herrichten des Landeplateaus und Markierung. III. Übungsablauf: 1.) Annahme der Alarmauslösung um 12 Uhr. 2.) Zugleich Zusammentreffen der eingeladenen Mannschaften und Begrüßung durch den Ortsstellenleiter. 3.) Bereitstellen des Gerätes und Verladen auf Pkw. Es herrscht akute Lawinengefahr. Kein Mann ohne Pieps-Gerät auf die Lawine! Lawinenwarnposten äußerst wichtig. Gerätebedarf: 2 Akja, 2 Seile, großes Zelt, Verletzten-Trag-Schlafsack, Sonden, Schaufeln, Markierungsmaterial, Beleuchtungsmaterial (später anfordern). 4.) Abfahrt nach Plöcken um ca. 12.30 Uhr, laut Erfahrungswerten etwa 30 Minuten nach dem Alarm. a) Fußmannschaft zum Parkplatz „Heldenfriedhof“, Kommandant: Georg Drumbl. b) Flugretter, Arzt, Hundeführer, Einsatzleiter, Politiker zum Plöckenhaus (2 Mann Presse). Landeplatz: „Stockach-Bichl“ (nur bei Flugwetter). 5.) Um ca. 13 Uhr Eintreffen des Hubschraubers, laut Erfahrungswerten etwa 45 Minuten nach Anforderung. 6.) Um ca. 13 Uhr Abmarsch der Fußtruppe und Meldung an den Einsatzleiter: ca. 5 Mann Vortrupp für Oberflächensuche, Rest der Mannschaft mit Gerät. Meldung der Stärke (evtl. auch Hunde). 7.) Bei Hubschraubereinsatz: 1. Turn (Flug): Flugretter Lois Ortner, Hermann Lederer (Film), Holzfeind (Presse). 2. Turn: Politiker, Arzt, Einsatzleiter. Im Ernstfalle fliegen SOFORT Lawinenhunde zur Lawine! Weitere Turns: Hundeführer nach Reihenfolge der Auslosung, die sofort mit der Arbeit auf der Lawine beginnen. Lawinenhundekurs 1986, Fraganter Hütte: Von der Ortsstelle Kötschach-Mauthen nehmen teil Sepp Lederer mit Pele, Michael Lamprecht mit Harras, Kurt Kanzian mit Gringo und Reinhard Berger mit Igor. Alle bestehen den Kurs, wie die Urkunde belegt. Von Sepp Lederer handgeschriebene Einladung zur Lawineneinsatzübung am 26. April 1986 an die Kameraden des italienischen Bergrettungsdienstes. II. Übungsannahme und Übungsziel: a) 4 Schifahrer sind im Valentintal durch Lawine verschüttet. Keiner der Verunglückten ist mit VS-Gerät ausgerüstet. b) Der Standort der Lawine wurde im Bereich der Unteren Valentinalm gewählt, um Flugzeit zu sparen und die FußMannschaft wohl in Bewegung, nicht aber außer Laune zu bringen. c) Koordination: Hubschrauber – 2 Flugretter (Lois Ortner, Fritz Steinwender) – Lawinenhunde mit Führern – Einsatzmannschaft – Sanitäter – unter der Einsatzleitung von Erich Dabernig. d) Erprobung der Technik „Hund und Führer am Bergseil“ nach Anfertigung eines Hunde-Fluggeschirrs durch den Sattler Hans Luser (Pensionist) und sofortige Suche nach Absetzen auf einer Lawine. 220 Letzter Turn: zweiter Flugretter und die Schiausrüstung der bereits Eingeflogenen. Dankes- und gleichzeitig „Bittbrief“ an Pilot Hans Schausberger von der Flugeinsatzstelle Klagenfurt schrieb: 8.) Arbeit auf der Lawine unter Einsatzleiter Erich Dabernig: a) Arbeit der Lawinensuchhunde und Führer. b) Arbeit der Schaufler und fachgerechte Freilegung. c) Errichten des Sanitätszeltes und Sanitätsversorgung. d) Arbeit der Sondierungsmannschaft im Sondierfeld (eigens zu Übungszwecken gekennzeichnet und wird vorerst nicht von Hunden abgesucht, um Sondierungsgefühl zu vermitteln). e) Bergung des Verletzten mit Bergeseil von der Lawine. f) Abtransport von 2 Verletzten mit Akja. „Lieber Kamerad Schausberger! Es ist mir ein echtes Bedürfnis, Dir und alle Deinen Kollegen bei der Flugeinsatzstelle, die Ihr am Zustandekommen und der Durchführung der int. Lawinen-Einsatzübung am 26. April d. J. mitgewirkt habt, nochmals recht herzlich zu danken. 9.) Der Rest der Flugzeit soll für Übungsflüge mit dem Hundefluggeschirr verbraucht werden: Hund und Führer am Bergeseil – Absetzen auf der Lawine – sofortige Suche. 10.) Übungsende mit geschlossener Abfahrt Richtung Kreuztratte. 11.) Abrücken zum Rathaus – Geräteabgabe – Versorgung des Geräts im Vereinsheim. 12.) Übungsbesprechung im Gasthof Huber in Mauthen mit kleiner Jause. Die Übung gelang zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Sie gelang so gut, dass Sepp Lederer schon am nächsten Tag eines Von den mehr als 40 an der Übung beteiligten Bergrettungskameraden waren Abordnungen der italienischen Provinzen Belluno und Udine sowie der benachbarten Ortsstellen Hermagor und Lesachtal unsere Gäste und interessierten Mitarbeiter. Bei der nach der Übung durchgeführten Besprechung wurde von Kam. Fritz Steinwender nochmals der Flugeinsatz erörtert und unser „Hunde-Flug-Projekt“, wie wir es demonstriert haben, positiv hervorgehoben. Über diese Übung wurde auch ein 20-minütiger Super 8-Film gedreht, den ich gerne vertonen möchte. Hierfür würde ich von Euch auf einer Tonbandkassette Originalgeräusche benötigen: Start, Funk, Fluglärm und Lärm in der Maschine. Ich hoffe, Euch nicht zu viele Mühen zu bereiten und danke schon im voraus. Als kleine Erinnerung lege ich eine „HundeTafel“ bei und verbleibe mit nochmaligem Dank und Grüße für alle.“ In die Cordillera Blanca Abenteuer Alpamayo Kärntner Anden-Expedition vom 24. Mai bis 30. Juni 1986 Von Lois Ortner Mehrere Trainingstouren im Plöckengebiet und in den Hohen Tauern zeigten uns, dass Kraft und Kondition ausreichend vorhanden sind. Ein letzter medizinischer Test im LKH Laas, noch schnell eine Impfung, und Primar Dr. Wimmer gab grünes Licht für das Abenteuer Peru. Am 24. Mal 1986 trafen wir uns zur Verabschiedung durch Bürgermeister Dr. Marcher vor dem Rathaus in KötschachMauthen. Neben Prominenz sah man auch viele Freunde und Gönner unseres Unternehmens. Mit einem kräftigen „Berg Heil“ schickte uns Dr. Marcher auf die Reise, und Bäck’n Fritz stopfte uns noch den letzten Reiseproviant in die übervollen Troßsäcke – danke! Unser gesamtes Expeditionsgepäck war etwa 200 kg schwer, darunter waren die persönliche Ausrüstung, zwei Zelte und eine auserlesene Kost für die Tage am Berg (Trockennahrung, Bäckenbrot, Feistritzer Würste, Laaser Speck etc). Sepp Bierbaumer, Erich Dabernig, Lois Ortner und Günter Tropper auf einer Sponsorenkarte der Kärntner Anden Bergfahrt 1986. 221 Mit dem Auto ging’s bis München. Von dort mit der IBERIA weiter. Zwischenlandungen in Barcelona, Madrid, Puerto Rico, Quito am Äquator und schließlich Lima. Beim Flug von Quio (Equador) nach Lima flogen wir direkt über die Anden von Peru. Die herrlichen Berge der Cordillera Blanca – unsere Ziele – Alpamayo, Chacraraju und Huascaran ragten mit ihren weißen Spitzen wie Eiskristalle zum Himmel. Wir wollten sie vom Flugzeug aus am liebsten anfassen. Ein prickelndes Gefühl war das. Wir konnten es kaum noch erwarten, diese wunderschönen Berge von unten her in Angriff zu nehmen. Kurz darauf landeten wir am Flughafen von Lima. Es war der 25. Mai, und ein „Hotelbus“ brachte uns vom Flughafen zur Pension Kaiser im Stadtteil Miraflores. Die Inhaberin, eine nette, ältere Frau, begrüßte uns mit einem „Grüß Euch Gott“. Sie ist schon mehr, als 40 Jahre in Peru und sorgt sich immer sehr um die Bergsteiger aus Österreich. Wir waren 38 Stunden unterwegs und fielen müde in die Betten. Die nächsten Tage verbrachten wir mit warten auf unser restliches Gepäck notgedrungen in Lima. 60 kg unserer Ausrüstung mussten wir als Fracht aufgeben. Nach vier Tagen brachen wir denn ohne dieses Gepäck in Richtung Huaraz auf, das ist die Bergsteigerstadt ca. 460 km nördlich von Lima, 3068 m hoch, und der Ausgangspunkt für die Besteigungen der 6000er Gipfel in der Cordillera Blanca. Nach ca. neun Stunden Fahrt mit einem Bus, der bei uns wahrscheinlich nur mehr als „Bauhütte“ Verwendung finden würde, erreichten wir über einen 4000 Meter hohen Pass die Stadt Huaraz – es war der 29. Mai. Im Hotel Colomba fanden wir eine nette Unterkunft. In den folgenden Tagen versuchten wir uns mit kleineren Spaziergängen in der Umgebung von Huaraz an die Höhe zu gewöhnen. Wir hatten ja Zeit, denn ohne unser Gepäck konnten wir ja nicht in Richtung Alpamayo starten. Die Tage und Nächte in dieser 30 000 Einwohnerstadt waren sehr eindrucksvoll. Der Handel der Indianer blüht hier kräftig, und auch die Slums am Stadtrand fehlen nicht. Wir waren besonders vorsichtig beim Essen und Trinken, denn die hygienischen Zustände in den Gasthäusern waren katastrophal. In der Pizzeria „Tesinio“, der Besitzer ist ein Schweizer, und beim „Pepe“, einem vornehmen Touristenhotel, stärkten wir uns für die nächsten schweren Wochen. Kostproben unseres „Bäckenbrotes“ und des „Pittersberger Feuerwassers“ sorgten bei den Indios für Aufregung. Zu dieser Zeit war Huaraz ein Lager von Expeditionsbergsteigern und Trekkern aus der ganzen Welt, also Hochbetrieb am lndianermarkt. Am 31. Mai bekamen wir Nachricht, dass unser Restgepäck (die Spezialnahrung, Expeditionsapotheke, Gaskartuschen, Kocher, Seile etc.) in Lima am Flughafen beim Zoll wäre. Zu Lois Ortner findet in Hintertux eine Frauenleiche: Meldung aus der Kärntner Tageszeitung vom 27. April 1986. Erich Dabernig im Lager unter der Westwand des Alpamayo. 222 zweit fuhren wir am Freitag mit dem „Geisterbus“ noch Lima. Die Fahrt dauerte zwölf Stunden und war nur eine Nervensache. Am Flughafen hatten wir denn mit den Zollbehörden die größten Probleme, da diese für die 60 kg Expeditionsgepäck 2000 Dollar Zoll verlangten. Nur mit dem größten persönlichen Einsatz und 2000 Schilling Schmiergeld bekamen wir nach sechs Stunden Verhandeln unser Gepäck. Dieses war aufgebrochen (Schlösser der Taschen geknackt) und einige wichtige Ausrüstungsgegenstände und Medikamente waren „fort“. Noch in der Nacht zum Sonntag fuhren wir wieder zurück nach Huaraz. Nach zwei Tagen und zwei Nächten ohne Schlaf und einer Fahrt von nahezu 1000 km im „Grenzbereich“ landeten wir am 1. Juni wieder in Huaraz. Jetzt konnte endlich nach einer Woche warten das Abenteuer beginnen. Sepp und Erich hatten während unseres „Ausfluges“ in Huaraz die letzten Vorbereitungen für den Aufbruch zum Alpamayo getroffen: Koch organisiert, restliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst eingekauft und auch einen Transporter organisiert. Mit dem Gepäck stürmten Günther und ich ins Hotel. Doch die nächste Enttäuschung wer perfekt. Sepp lag mit einer schweren Darminfektion und hohem Fieber im Bett. Unser Aufbruch war für Mittag geplant. Frau Colomba versicherte uns, alles für Sep zu tun. So gab uns der schwerkranke Sepp schweren Herzens den „Befehl“ zum Aufbruch. Die Zeit drängte uns schon, und so nahmen wir Abschied von unserem Kumpel. Er versicherte uns, sobald wie möglich ins Basislager nachzukommen. In der Ferrari-Route am Alpamayo (Erich Dabernig). Wir fuhren dann mit einem „Taxi“, einem alten amerikanischen Schlitten, von Huaraz bis zu unserem Ausgangspunkt, dem Indiodorf Chachapampa, 3100 m. Dort schlugen wir unsere Zelte auf. Harte Verhandlungen mit einem Eseltreiber um die Gage für Mensch und Tier folgten. Nach zwei Stunden gab ich mich geschlagen, ca. 30 Schilling pro Tag für einen Esel und 60 für den Treiber. Wir brauchten für den dreitägigen Anmarsch von Chachapampa bis in das Basislager vier Esel und einen Treiber. Alpamayo: im Anstiegskamin (Erich Dabernig). Unser Glanzstück, der Koch „Esperito“, Alter unbekannt und auch unschätzbar, war in der Zwischenzeit in der einzigen Kneipe des Dorfes abgesoffen. Abendessen also gestrichen – Selbstversorgung! Am nächsten Tag ging’s dann mit Verspätung (Genaugkeit ist für die Indios anscheinend ein Fremdwort) von Chachapampa in Richtung Alpamayo. Die Esel trugen unsere Ausrüstung, wir liefen ohne Gepäck, denn schon die reine Bewegung in dieser Höhe ist anstrengend. Nach sieben Stunden Am Ziel: Lois Ortner auf dem Gipfel des Alpamayo. 223 Marsch ohne Rast stellten wir auf ca. 4000 m unser erstes Lager auf. Die Nacht brach rapide ein, fast keine Dämmerung. Um 18.00 Uhr ist es stock dunkel, und erst gegen 6.00 Uhr wird es wieder Tag. Es gibt einen traumhaften Sonnenuntergang. Wir saßen noch lange vor dem Zelt und starrten zum Himmel. Erich erklärte uns als Amateurastrologe das „Kreuz des Südens“. Am nächsten Tag stiegen wir über einen 5000 Meter hohen Pass hinunter ins Alpamayotal. Es ging vorbei an herrlichen Gletscherseen und auch den ersten 6000-er, den Santa Cruz, bekamen wir zu Gesicht. Unser Koch und ein Esel hatten starke Schwierigkeiten mit der Höhenanpassung. Nach neun Stunden richteten wir das Lager II ein. Ein Kondor, der „Adler der Anden“, mit einer Spannweite von ca. drei Metern, hatte unser Kommen beobachtet. Ein gewaltiges Spiel der Natur, wenn man bedenkt, dass es in ganz Amerika nur mehr 15 Paare (freilebend) gibt. Der nächste Tag brachte uns ins Basislager an der Süd-Westseite des Alpamayos auf ca. 4500 m. Wir machten noch am selben Tag einen Erkundungsvorstoß bis auf Höhe 5000 m, mussten jedoch erkennen, dass es von dieser Seite keinerlei Möglichkeiten (sichere) gab, zum Nordgrat (unsere beabsichtigte Aufstiegsroute) vorzustoßen. Gewaltige Hängegletscher und senkrechte Eispassagen versperrten uns den Weg auf das Plateau. Lange saßen wir auf der Moräne und beobachteten den Gletscherbruch und versuchten eine sichere Linie durch dieses Gewirr von Spalten und Eistürmen zu finden. Doch regelmäßiger Eisschlag und das Abgehen mehrerer Lawinen machten unser Vorhaben, von dieser Seite her den Nordgrat des Alpamayos zu erreichen, zunichte. Enttäuscht kehrten wir zum Lager zurück. Die nächsten drei Tage ging es wieder über unseren Anmarschroute zurück zum Ausgangspunkt Chachapampa. Bei unserem Rückmarsch über den 5000-er Pass konnten wir ein Kondorpärchen beobachten. Unser Koch Esperito hatte starken Husten und war sehr schlecht beisammen. Mit Mühe und viel Geduld schleppte unser Eseltreiber auch noch Esperito über den hohen Pass. Am 7. Juni waren wir dann wieder in Chachapampa. Da Sepp noch nicht zu uns gestoßen war, fuhr Günter zurück noch Huaraz. Falls Sepp schon wieder auf der Höhe war, wollten Günter und er ins Langonucotal, um dort den schwierigen Chacraraju, 6002 m, zu besteigen. In Chachapampa organisierten wir neuerlich Esel und einen Treiber und brachen am 8. Juni neuerlich zur Besteigung des Alpamayos auf. Zu zweit, ohne Koch, ging’s dann recht flott durch das Hochtal (4000 m) Santa Cruz zum Basislager an der Westseite dei Alpamayos. Wir waren wegen des Trails ins Alpamayotal schon bestens akklimatisiert und hatten auch keine höhenbedingten Probleme mehr. Daher schafften wir diesen 30-km-Marsch auch in eineinhalb Tagen. Im Basislager auf 4200 m war reger Betrieb. Eine jugoslawische Großexpedition war schon die vierte Woche hier und belagerte wie Engländer, Polen und Kanadier den Alpamayo. Von den Jugoslawen hatten erst zwei Mann den Gipfel geschafft. Noch am gleichen Tag machten wir einen Erkundungsvorstoß auf eine Höhe von 5000 m. Den Anstieg vom Basislager bis auf die Höhe schafften wir ohne Gepäck in eineinhalb Stun- den, was von unserer guten Verfassung zeugte. Dort fanden wir auf einer Moräne einen guten Lagerplatz, stiegen jedoch wieder ins Basislager ab. Am 10. Juni bauten wir dann unser Basislager ab und stiegen mit den schweren Rucksäcken zum Lager I auf 5000 m. Am nächsten Tag ging’s dann ins und über einen stark zerklüfteten Gletscher zu einer ca. 50 Grad stellen Eisrinne, die uns dann auf das Alpamayo-Plateau (Col) führte. In knapp drei Stunden hatten wir den Aufstieg von Lager I zum Lager II auf eine Höhe von 5500 Metern geschafft. Am Col war reger Betrieb, Jugoslawen waren mit einem ganzen Filmteam anwesend und wollten die Besteigung der Südwestwand durch ihre Leute filmen. Zwei Engländer waren ebenfalls am Lagerplatz, wobei einer starke Anzeichen einer Höhenkrankheit zeigte. Wir konnten nicht helfen. Auch weitere Engländer kamen nach uns noch zum Lager II. Einige von ihnen hatten ebenfalls starke Schwierigkeiten mit der Höhe und der enormen Sonneneinstrahlung und stiegen wieder ins Lager I ab. Vor uns stand die Gipfelwand (Südwestwand) des Alpamayo. Wir saßen über eine Stunde auf unseren Rücksäcken, beeindruckt von der Mächtigkeit und Schönheit dieser Wand: 500 m steilstes Eis und Rillenfirn, durchzogen von Eiskaminen und gespickt mit Seracs und Eisgebilden in riesigen Schaumrollenformen. Eine gewaltige Herausforderung, doch wir nahmen sie an. Wir wollten „unseren Berg“ und die Chance war da. Herrliches Wetter war zu erwarten. Wir hatten die letzten zehn Tage am Berg fast keine Wolke gesehen, daher auch die große Hitze am Tag durch die Sonneneinstrahlung, besonders am Gletscher, und dann die Abkühlung in der Nacht, also enorme Temperaturunterschiede bis zu 40 Grad und mehr. 12. Juni: Nach einer stürmischen Nacht, das Zelt hat der Wind ganz schön durchgerüttelt, fingen wir um 5.00 Uhr an, vorbereitetes Wasser zu kochen. An ein Schlafen in der Nacht war nicht zu denken, denn die Spannung war einfach zu groß. Von den Engländern hatten wir uns noch am Vortag zwei Steinschlaghelme und ein Eisbeil ausgeliehen. Wir hatten nicht mit solchen extremen Verhältnissen gerechnet und auf die Mitnahme der Schutzhelme verzichtet. Endlich dann, ein wunderschöner Sonnenaufgang, Superwetter, doch –25 Grad. Um 8.00 Uhr brachen wir auf. Vor uns war schon seit einigen Stunden eine jugoslawische Seilschaft in der Wand. Zuerst noch ein Abstieg, ca. 100 Höhenmeter hinab, und dann ging’s zum Einstieg durch teilweise knietiefen Schnee. Sehr anstrengend, doch nach einer Stunde hatten wir den Bergschrund, das ist die Trennlinie zwischen Eiswand und Gletscher, erreicht. Die Jugos hatten in der Zwischenzeit den Rückzug aus der Wand angetreten. Im ersten Drittel wurden sie angeblich vom Eisschlag zurückgetrieben. Wir überlegten kurz, doch für uns gab’s nur eines: Aufstieg! Die Überkletterung des Bergschrundes machte uns trotz eines Eisüberhanges keinerlei Schwierigkeiten. Seillänge um Seillänge stiegen wir höher, eine Schneeauflage am Blankeis war sehr tückisch. Die Eiswand wurde immer steifer und enger, dann nur noch eine Eisrinne, und die letzten drei Seillängen war ein enger, bis zu 70 Grad steiler Eiskamin. Nach knapp 224 vier Stunden hatten wir diese Wand hinter uns und standen am Gipfel (kaum Platz für zwei Leute) des fast 6000 Meter hohen Alpamayos. Ein Traum war in Erfüllung gegangen, ein Gefühl, das man einfach nicht beschreiben kann. Nach all den Schwierigkeiten (Gepäck, Krankheit, gescheiterter Versuch) und ohne großen Aufwand an Zeit und Material sowie einer sicheren Lagerkette, schafften wir unser Ziel. Schade, dass Günter und Sepp nicht mit dabei waren. Noch einer kurzen Gipfelrast ging’s wieder in die Tiefe. Wir mussten die gesamte Anstiegsroute wieder abklettern, da wir nur ein Seil mithatten und unsere restliche Eisausrüstung für ein Abseilmanöver nicht ausgereicht hätte. Nach drei Stunden vollster Konzentration standen wir wieder am Bergschrund, ein Sprung in den steilen Schneehang und wir hatten es geschafft. Nach einer weiteren Stunde, die schnell hereinbrechende Nacht hatte sich schon an kündigt, standen wir vor unserem Zelt (Lager II). Ein Engländer brachte uns noch mit einem „very good“ einen Becher heißer Ovomaltine. Müde krochen wir ins Zelt – tauschten Erfahrungen und „kauten“ noch einmal die Wand durch. Gegen 22.00 Uhr kriecht noch ein Kanadier an unserem Zelt vorbei. Er und sein Freund waren am Citaraju an die 16 Stunden unterwegs und hatten größte Probleme (Höhenkrankheit). 1 1/2 Tage später waren wir wieder in Chachapampa. Müde und abgekämpft, denn wir hatten zum Rücktransport unserer Rucksäcke keine Esel auftreiben können. So mussten wir unsere 35 kg „Wolke“ selbst schleifen. Am gleichen Tag fuhren wir noch mit einem Lkw in Gemeinschaft von Indianern, Ziegen, Schafen ect. nach Huaraz. Genau 14 Tage waren wir unterwegs – und das fast immer in einer Höhe von über 4000 Metern. Wir hatten einige Tage Erholung dringend notwendig. Im Hotel fanden wir einen Zettel: „Sind am 8.6. ins Langonucotal zur Besteigung des Chacraraju aufgebrochen. Alles ok. Kommen am 20.6. wieder zurück! Gruß Sepp und Günter!“ Sepp wer also wieder gesund. Sepp hatte zwar versucht, nach drei Tagen zu uns ins Basislager Alpamayo zu gelangen, erlitt jedoch einen Rückschlag und musste wieder zurück nach Huaraz. Sepp und Günter hielten sich dann acht Tage im Langonucotal auf, die Besteigung des Vanapache (5200 m) und des schwierigsten Berges der Cordillera Blanca, des 6002 m hohen Chacraraju, über die 70 Grad steile Südwand, waren eine Superleistung. Erich und ich machten noch zwei Tage Rast in Huaraz und brachen am 16. Juni ebenfalls ins Langonucotal auf. Wir hofften dort irgendwo unsere Freunde wiederzusehen. Unser Ziel war der 6400 m hohe Chopicalqui, über die Südwestflanke. Wir stiegen noch am gleichen Tag bis ins Lager I auf 5000 m auf. Dort trafen wir eine Schweizer Expedition beim Abstieg. Einer der Teilnehmer war beim Abstieg, kurz unterhalb des Gipfels, mit einer Schneebrücke in eine Gletscherspalte gestützt, konnte von seinen Kameraden aber gerettet werden. Die Schweizer erklärten uns, dass durch den Einsturz dieser Schneebrücke eine Besteigung des Gipfels nicht mehr möglich sein würde. Wir gaben nicht auf und wollten uns von dieser Situation am Gipfelgrat überzeugen. Am 17. Juni Aufstieg von Lager I zum Lager II. Keine größeren Probleme, nur wieder eine kalte Nacht (starker Sturm, jedoch einwandfreies Wetter). Am nächsten Tag ging’s Richtung Gipfel. Schon nach drei Stunden hatten wir den Gipfelabschnitt erreicht, da versperrte uns eine mächtige Spalte den Weg, die letzten Meter zum Gipfel. Wir waren an der besagten Stelle, wo der Schweizer mit der Schneebrücke in die Spalte gestürzt wer. Wir suchten vergeblich nach einer Umgehungsmöglichkeit. Ein Versuch, in die Südwestwand (Gipfelwand) auszuweichen, brachte uns in enorme Gefahr. Hüfttiefer, loser Schnee, akute Lawinengefahr, keinerlei Sicherungsmöglichkeiten und der drohende Absturz über 2000 Höhenmeter zwangen uns zur Umkehr. So stiegen wir noch am gleichen Tag bis ins Basielager auf 4200 m ab. Dort erhielten wir von einer oberösterreichischen Expedition die Nachricht, dass vor einigen Tagen am Chacraraju zwei Österreicher tödlich abgestürzt sein sollten. Wir machten uns daher große Sorgen um Sepp und Günter, denn wir wussten um die Gefährlichkeit ihres Unternehmens. Wieder einmal eine schlaflose Nacht – schreckliche Gedanken und doch wieder Hoffnung – so fuhren wir am nächsten Tag nach Huaraz zurück. Spät am Abend (sieben Stunden Fahrt am offenen Lkw und im „ewigen Staub“) kamen wir dann ins Hotel und trafen dort unsere Freunde, wohlauf und schon wieder beim Rucksackpacken. Die Freude war natürlich schon deshalb groß, da Erich und ich Sepp schon drei Wochen nicht mehr gesehen hatten, dazu noch die Freude über die Gipfelsiege. Sepp und Günter brachen am nächsten Tag zum Huascaran, dem höchsten Gipfel von Peru mit 8768 m, auf und wollten den Südwestsporn erklettern. Die Zeit war schon sehr knapp, vier Tage maximal. Erich und ich brauchten dringend eine kleine Erholungsphase und organisierten in Huaraz die Rückreise noch Lima. Sepp und Günter waren nach zwei Tagen Marsch an der Westseite des Huascaran über einen fast unwegsamen und gefährlichen Gletscher am Südwestsporn wegen zu großer objektiver Gefahren gescheitert und kehrten nach Huaraz zurück. Am 24. Juni traten wir wieder die „Geisterfahrt in Richtung Lima an, und am 28. Juni – nach einigen netten Tagen in Lima – flogen wir wieder in Richtung Heimat. Am Flughafen in München – wieder fehlte unser Fluggepäck, wir bekamen es erst Tage später per Eilpost – empfingen uns unsere „Taxis“, Frau Bierbaumer und Herr Mandler, die Familie Werner Unterlaß mit dem Kärntner Lied „Ja grüaß Enck Gott. . . „Da wussten wir, dass die Heimat wieder nahe war. Vielleicht noch ein Wort zu Land und Leuten in Peru: Wir waren ja nach Peru gefahren, um dort einen der schönsten, sowie den schwersten und auch den höchsten Gipfel in der Cordillera Bianca zu besteigen. Es war sicherlich leicht, weitab von den Zielen Pläne zu schmieden, doch die Wirklichkeit war dann eine ganz andere. Zuerst das Warten auf das Gepäck, dann die Krankheit von Sepp, die Sorgen um seinen Zustand und schließlich die gezwungene Trennung von den Kameraden, haben sicherlich einen Schatten auf unser Unternehmen geworfen. Dazu noch das sicherlich nicht ungefährli- 225 che Unternehmen „Zweierseilschaft“ ohne den Rückhalt einer Lagerkette bzw. einer personell starken Mannschaft am Berg. Das Schicksal war uns vielleicht gnädig, und wir hatten das notwendige Glück, was den Tschechen am Chacaraju fehlte – einer tot und der Zweite schwer verletzt. Sepp und Günter waren in derselben Route unterwegs. Dieser Unfall geisterte dann als Irrmeldung, zwei Österreicher sollten abgestürzt sein, bis zu uns ins Basislager am Chopicalqui. Auf den Bergen bzw. in den nördlichen Bergregionen von Peru merkt man nichts von den inneren Unruhen im Gegensatz zu den anderen großen Städten in Peru (Lima, Cusco) gibt es keine Unruhen bzw. Terroristen. Schrecklich war’s in Lima, überall starke Militäreinheiten und Polizei auf den Straßen, Ausgangsverbote über Nacht und Schießereien. Schade, all diese Aktionen färben sicherlich negativ auf das schöne und einzigartige Peru ab. Viel zum Gelingen trägt auch die innere Einstellung jedes einzelnen zum Berg, zu der gegebenen Situation bei. Der psychische sowie auch der physische Druck ist in gewissen Situationen am Berg oft sehr stark, und es hängt dann wieder viel von der Kameradschaft des Partners bzw. der Partner ab, ob man diese Phasen auch ohne Leistungsabfall bzw. ohne zur Last des anderen zu werden, übersteht. Dazu die langen, kalten Nächte (zwölf Stunden dauert eine Andennacht), in denen man teils vor Anstrengung, teils vor Anspannung wenig Schlaf findet, man redet über Dinge, diskutiert und versucht einfach vielleicht gewisse Ängste damit in den Hintergrund zu rücken. Als Bergrettungsmann und Alpingendarm möchte ich noch einige Zeilen über die Rettungsmöglichkeiten bei einem Unfall in den Anden aufweisen. Es gibt in Lima eine Rettungsflugstaffel des Militärs. Auch gibt es in den größeren Orten bzw. Städten in den Cordillera Bianca auch vereinzelt Rettungstrupps. Doch die Weite der Anmarschwege zu den Basislagern bzw. zu den Gipfeln ist das Problem. Es gibt dort weder Funk noch Telefon. Hilfe kann oft erst nach tagelangen Märschen bzw. Abstiegen von der Stadt aus geholt werden. Die Rettungshubschrauberstaffel startet erst, wenn die Gewissheit besteht, dass 200.000 Schilling Rückversicherung aufliegen. Die Anforderung geht dann meistens über die zuständige Botschaft in Lima, wo man als Andenbergsteiger eine Ablichtung einer Versicherungspolice für Rettungs- und Rückholkosten hinterlegen sollte. Ansonsten starten die Hubschrauber nicht. Und bis eine Fußmannschaft zur Stelle ist, ist es meistens schon für den Verunglückten oder Erkrankten zu spät. Die wirksamste Hilfe ist eine personell große Expeditionsmannschaft, die dann den Abtransport durchführen könnte. Dann, am nächsten Tag, der Aufbruch. Zelt abbauen, Rucksäcke voll packen, und dann die Schinderei mit dem schweren Gepäck. Hunderte Meter höher dann wieder Zelt, Kocher – essen und trinken – und dann hinein ins kleine Zweimannzelt, eng aber doch voller Geborgenheit, und wieder die lange Nacht, hoffentlich geht’s morgen gut. Wie schön wär’s doch vielleicht zu Hause, wie geht’s der Familie, was machen wohl die Freunde? Fragen, Gedanken – während draußen der Sturm das Zelt schüttelt! Eine Sicherheit gibt’s um diese Zeit in den Anden, das Wetter. Es ist „Winter“, also eine sichere Wetterlage in den Monaten Mai bis September. Wochenlang blauer Himmel, heiß am Tag und kalt in der Nacht, selten eine Wolke oder Nebel. In den Hochtälern (bis 4500 m) fängt die Hitze so um 10.00 Uhr an. Die Indios verkriechen sich in ihre Häuser. Es gibt auch ein altes Indiosprichwort: „Nur Gringos (Weiße) und Esel gehen bei dieser Hitze!“ In den restlichen Monaten des Jahres gibt es in dieser Region von Peru schwere Regenfälle und auch Schneefall bis auf 4000 m. Wo es hier in den Bergen Wasser gibt, ist die Landschaft (Rio Santatal) sehr fruchtbar. Man findet hier Äcker in Terrassenform bis auf eine Höhe von 4200 m, bebaut mit Kartoffeln, Weizen, Bohnen. Die Indios betreiben hier Landwirtschaft in Miniformat. Land kann jeder Indio nehmen, soviel er will. Doch jeder schränkt sich ein, bebaut nur soviel Land, wie er und seine Familie (teils leben in einem Lehmbau – 5 x 5 m – an die 15 Personen, darunter viele Kinder, zusammen) brauchen. Vielleicht noch einige Quadratmeter für den Handel am Markt. Die Indios auf den Bergen unterscheiden sich gewaltig von den „Zuzüglern“ in der Großstadt. Sozialeinschichten (Krankenkasse, Kindergeld, Renten, etc.) kennt man hier nicht. Die Leute in den Bergen sind eher scheu und feige. Die Indiokinder sind mehr zugänglich, und aus ihrem Mund tönt, oft der Zuruf: „Gringo, Gringo, Karamello. . . !“ Überall trifft man auch auf eine augenscheinliche Armut. Doch das Leben der Indios sind wir Europäer nicht gewohnt bzw. sehen es wahrscheinlich mit falschen Augen. Die Indios leben von ihren Produkten, ein wenig Handel und der „Armut“. Vielleicht sind sie glücklicher als wir. Ich glaube es fast. Auch mit dem Essen bzw. mit der Verpflegung am Berg hat man seine Schwierigkeiten. Da wir ja zum größten Teil bei unserem Unternehmen auf die heimische Küche (Koch) verzichtet hatten, waren wir kulinarisch auf uns selbst gestellt. Größtenteils war unsere „Küche“ ein Gewichtsproblem, da wir ja alles selbst tragen mussten ab Basislager. Dabei kam uns eine Trockenkost, die dann mit Wasser aufbereitet wurde, sehr zugute. Dazu noch das höhenbewährte „Bäckenbrot“ und einige kulinarische Köstlichkeiten (Hubers Kraftriegel, Feistritzers Würste, Laaser Augstan Speck, Pittersberger Feuerwasser zur Verdauung, doch das eher in tieferen Regionen usw.). Bei diesen Menüs kam noch außer dem vorzüglichen Geschmack die Verbundenheit zur Heimat zum Tragen. Etwa mit einer „Speckgreipe“ war man doch für Momente zu Hause – ein Hauch von Heimweh kam dabei sicherlich oft auf. Für mich kann ich jetzt sagen, unsere Expedition war nicht nur Erlebnis Berg, sondern auch gleichzeitig ein kleiner Lehrpfad der Zufrieden- und Bescheidenheit im Umfeld von Terrorismus und den Geburtswehen einer „Demokratur“! Erlebnis Peru, das Positive hat eindeutig überwogen. Daher nochmals herzlichsten Dank an alle Freunde und Bekannten, die unsere „Grußkartenaktion“ unterstützt haben. Ganz einen besonderen Dank auch an die nachgenannten Firmen, die uns mit ihren ausgezeichneten Produkten – von der Schibrille über Kost bis zu den Gaskartuschen – unterstützt haben: Raiffeisenverband Kärnten, Raika Kötschach-Mauthen mit Helmut Kristler an vorderster Front, Fa. Adidas, Fa. Carrera, Foto Baptist Lienz, Fa. Elan, Rucksäcke Essl, Fa. Kästle, Fa. Eurodrug, Holzexport Thurner, OKM Villach, Meisterfenster Hasslacher, Alpengasthof Plöckenhaus, Fleischhauerei Feistritzer, Hallenbacdcafé Isolde, Eisen Klauss, Bäckenbrot Klaus Fritz, Tankstelle Zojer, Wiener Städtische, Brückenwirt Huber und die Ortsstelle der Bergrettung Kötschach-Mauthen. 226 „Er legte sich in Seitenlage, den Kopf auf einen Baumstumpf, und verstarb an Erschöpfung“: In einem Bericht über den Tod des 82-jährigen Richard Heinrich ist die Lage des Verstorbenen genau beschrieben. Am Würmlacher Polinik vermisst, in der Mauthner Klamm gestorben Ein 82-Jähriger Wanderer stirbt 1986 an Erschöpfung – Original-Einsatzbericht Der 82-jährige Pensionist Richard Heinrich unternahm am 15. Juni 1986 um 10.00 Uhr von seinem Urlaubsquartier in Würmlach aus alleine eine Bergwanderung in das Gebiet des Würmlacher Polinik (1893 m). Heinrich war allgemein als guter und geübter Bergwanderer bekannt, weshalb man gegen seinen Alleingang keinen Einwand hatte. Heinrich fuhr mit seinem Fahrrad von Würmlach bis Mauthen. Dort stellte er das Fahrrad versperrt am Fuße der Missoria-Alm ab. Nun wanderte er entlang des Güterweges bis zur so genannten Polinik-Alm in 1400 m Seehöhe. Von der Alm führt ein gut erhaltener Wandersteig weiter. Vor der Schrockgebirgsalm verlor Heinrich seinen Pullover, den er offenbar am Rucksack unter der Abdecklasche verwahrt hatte. Der Pullover wurde noch in der folgenden Nacht von der Suchmannschaft aufgefunden. An der teilweise verfallenen Almhütte der Schrockgebirgsalm machte er vermutlich Rast und nahm Einblick in seine Wanderkarte. Dabei dürfte er seine Lesebrille verloren haben. Die Brille wurde einen Tag später von der Suchmannschaft dort aufgefunden. Von der Schrockgebirgsalm wanderte Heinrich weiter zu seinem eigentlichen Ziel, dem Würmlacher Polinik. Dort trug er sich in das Gipfelbuch ein. Ab diesem Gipfel verliert sich seine Spur. Es kann aus logischen Gründen aber davon ausgegangen werden, dass Heinrich von seinem vorgehabten Wanderziel weiter über den so genannten „Hapleger“ zum Spielbodentörl (2095 m) aufgestiegen ist. Von dort begab er sich vermutlich in das Angerbachtal zum Plöckenhaus und schließlich entlang der Plöckenstraße weiter bis zur Kreuztratte (Heldenfriedhof). Auf seiner Wanderkarte war noch der alte Römerweg, der früher von der Kreuztratte zur Missoria-Alm führte, eingezeichnet. Vermutlich suchte und fand er diesen Steig. Der Römerweg ist jedoch nur mehr teilweise vorhanden. Durch den Kraftwerksbau wurde er noch weiter zerstört und verschüttet. Er wurde in den letzten Jahren deshalb nicht mehr instand gesetzt und markiert. Außerdem hat er an Bedeutung völlig verloren, weil man als erstes jetzt die Trasse der Druckwasserleitung des E-Werks benutzen kann. Irgendwo auf dieser Route (Römerweg) dürfte sich Heinrich verirrt haben. Er machte offenbar den Fehler und stieg, als der Steig endete, nicht zur oberhalb verlaufenden Trasse der Druckwasserleitung auf, sondern in den Valentinbachgraben ab. Dieser klammartige Graben wird beiderseits von steilen Rinnen und Felswänden begrenzt. Heinrich dürfte beim 227 Abstieg in den Graben einige Meter abgestürzt sein und sich Verletzungen zugezogen haben. Die Nacht vom 15. auf den 16. Juni 1986 verbrachte er, noch lebend, rechts neben dem Valentinbach. Am folgenden Tag versuchte er trotz seiner Verletzungen bachabwärts weiterzukommen. Am Lagerplatz ließ er übrige Bekleidung und den Rucksack sowie einen Zettel mit der Nachricht „16. 6., bin im Bachbett weiter“, Unterschrift, zurück. Nach etwa 50 Metern verließen ihn die Kräfte. Er legte sich in Seitenlage, den Kopf auf einen Baumstumpf, und verstarb an Erschöpfung. Das in Frage kommende Suchgebiet, die nähere und weitere Umgebung des Würmlacher Polinik, alle möglichen Routen in diesem Gebiet, Jagdsteige, Gräben, Rinnen und Almhütten, wurde planmäßig von Suchmannschaften mit Fährtenhunden fünf Tage lang ergebnislos abgesucht. Weiter wurde das fragliche Gebiet insgesamt drei Stunden lang mit dem Hubschrauber der Flugeinsatzstelle Klagenfurt erfolglos abgeflogen. An der Suche nahmen Männer des ÖBRD, der Feuerwehr, der Zollwache und der Alpinen Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen unter Leitung von Bez.-Insp. Zerza teil. Am 19. Juni wurde der planmäßige Einsatz angebrochen. Am 22. Juni 1986 um 9.30 Uhr unternahmen Herbert Jungwirt und Jakob Bidner eine Tour von Mauthen aus durch den Valentinbachgraben (Mauthner Klamm) in Richtung Plöcken. Auf Höhe des so genannten „Eder-Kreuzes“ stießen sie auf den abgängigen Richard Heinrich, der tot neben dem Valentinbach lag. Um 11.15 Uhr desselben Tages machten sie von ihrer Wahrnehmung dem Gendarmerie-Posten Kötschach-Mauthen die Anzeige. Neun Männer des ÖBRD, Herbert Jungwirt und Jakob Bidner sowie die Bez.-Insp. Zerza und Wilhelmer vom GendarmeriePosten Kötschach-Mauthen begaben sich umgehend in den Valentinbachgraben. Nach Besichtigung des näheren und weiteren Auffindungsortes wurde Heinrich mit der Gebirgstrage etwa 400 Meter durch den Valentinbachgraben talwärts transportiert. Dabei mussten mehrere Tümpfe, in denen die Mannschaft bis zum Hals im Wasser watete, durchquert werden. Vor dem Wasserfall wurde der Tote etwa 250 Meter durch eine steile Rinne auf den Güterweg aufgeseilt. Der Einsatz war um 17.00 Uhr abgeschlossen. Nölblinggraben: Italiener will sich in die Tiefe stürzen Bergretter bewahren Studenten vor dem Selbstmord – Original Einsatzbericht Der Wirt der Dr. Steinwender Hütte, Alois Moschitz, verständigte am 5. Juli 1986 um 12.30 Uhr per Funk den Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen, dass sich im Bereich seiner Hütte der italienische Tourist Vittorio de Filippo aufhalte und einen eher geistesgestörten Eindruck mache. Eine DASTAAbfrage war negativ, und eine Information bei den italienischen Stellen am Plöckenpass brachte vorerst keine genauen Hinweise zur Person des Italieners. Um 16.45 Uhr kam wieder ein Funkspruch von der Dr. Steinwender Hütte, dass de Filippo seinen Ausweis und seine Geldtasche in die Hütte geworfen hat und sich jetzt durch den Seeausflussgraben (unwegsames, steiles Gelände mit kleineren Felsabbrüchen und Wassertümpeln) in Richtung Nölblinggraben bewege. Um 17.30 Uhr brach eine Rettungsmannschaft, bestehend aus Mitgliedern des ÖBRD (Kanzian, Berger, Ebner, Putz), dem Rot-Kreuz-Fahrer Albert Schellander und Rev.-Insp. Helmut Lackner des Gendarmeriepostens Kötschach-Mauthen unter Leitung des Gr.-Insp. Alois Ortner in Richtung Nölblinggraben auf. Gegen 19.00 Uhr konnte de Filippo beim Abstieg durch den Nölblinggraben im Bereich der Jagdhütte Kronawetter im Bachbett des Nölblingbaches gesichtet werden. Auf Zurufe der Rettungsmannschaft drohte er mit wilden Gesten und äußerte Selbstmordabsichten. De Filippo setzte seinen Abstieg durch den unwegsamen Graben in Richtung Nölbling fort, stürzte sich über kleinere Felsabbrüche und schwamm durch Tümpel. Etwa einen Kilometer westlich der Jagdhütte ver- ließ er den Graben und lief auf einen verfallenen Militärsteig westlich des Bachbettes in Richtung Nölblinger Wasserfall. Dort hielt er sich am Rande eines ca. 80 Meter tiefen Felsabsturzes an einem Baum fest und drohte den Rettern, bei deren Annäherung in die Schlucht des Nölblinggrabens zu springen. Nach ca. 45 Minuten konnte de Filippo von Albert Schellander durch Zureden von seinen Selbstmordabsichten abgebracht werden. De Filippo wurde, nachdem er vom Baum geklettert war, am Rande des Abgrundes von Schellander und Gr.-Insp. Ortner mit Körpergewalt an einer weiteren Selbstmordaktion gehindert und gesichert. Er wurde unter Mithilfe der anderen Retter rund 100 Meter über steiles Waldgelände zum markierten Steig aufgeseilt und ins Tal gesichert. Der Einsatz war um 22.00 Uhr beendet und verlief ohne Vorfälle. De Filippo wurde am 5. Juli um 23.00 Uhr auf der Grenzkontrollstelle Plöckenpass den italienischen Behörden übergeben. Er war laut Auskunft dieser Stelle schon seit drei Tagen in Italien als abgängig gemeldet. De Filippo hatte auch schon mehrmals geäußert, dass er sich in Österreich umbringen wolle. Über den Vorfall berichtet die „Kleine Zeitung am Montag, 7. Juli 1986: Dramatische Rettungsaktion in den Karnischen Alpen: Ein italienischer Student wollte sich Samstag abend von einem 100 Meter steil aufragenden Felsen im Nölblingergraben im Zollnergebiet von einem Wasserfall in die Schlucht stürzen. 228 45 Minuten lang musste die Rettungsmannschaft auf den Lebensmüden einreden, ehe er sein Vorhaben aufgab. Der 22jährige Vittorio de Filippo aus Ravenna hatte bereits am vergangenen Mittwoch Italien verlassen. „Ich fahre nach Österreich, um mich umzubringen!“ Samstag, den 5. Juli 1984, bezog er in der „Steinwenderhütte“ des ehemaligen Gendarmen Alois Moschitz südlich von Dellach/Gail Quartier. Gegen 19 Uhr verschwand der Student plötzlich und hinterließ alle seine Papiere. Hüttenwirt Moschitz beobachtete den Burschen noch, wie er durch das Flußbett talwärts watete und verstän- 1987 Die Jahreshauptversammlung wird am 28. März abgehalten. __________ Am 4. Juni findet im großen Rathaussaal das fünfte Fest der Sieger statt, und am 5. Juni wird der XVII. Internationale Valentingletscherlauf veranstaltet. digte die Gendarmerie. Zwei Gendarmen, zwei Bergretter und ein Rot-Kreuz-Helfer fanden den Italiener beim Wasserfall im Nölblingergraben auf einem 100 Meter hohen, senkrecht aufragenden Felsen. Er klammerte sich an einen Baum. „Ich springe in die Schlucht“, drohte der Student den Rettern. Für diese begann ein Wettlauf mit dem Tod. 45 Minuten lang redeten die Männer unter Einsatzleiter Alois Ortner aus Kötschach-Mauthen auf den Lebensmüden ein, bis er sich sichern und über den Fußsteig ins Tal führen ließ. Vittorio de Filippo wurde über den Plöckenpass nach Italien gebracht. Zwei Jahre später verübte er dann Selbstmord in den Bergen von Friaul. Andy Borg für 50 Schilling Live Konzert im Rathaus mit Andy Borg Um der „schlanken“ Kasse der Ortsstelle etwas „Nahrung“ zu verschaffen, wird für den 31. Juli 1987 Schlagerstar Andy Borg für ein Live-Konzert im Rathaus verpflichtet. Für die Begleitmusik sorgt das Lesachtaler Sextett. Vor der Veranstaltung verschickt Sepp Lederer an jeden Bergrettungsmann 10 Eintrittskarten, die zum bescheidenen Vorverkaufspreis von 50 Schilling an den Mann/die Frau gebracht werden sollen. __________ Am 31. Juli findet das große Konzert mit Andy Borg und dem Lesachtaler Sextett im großen Rathaussaal statt. __________ Am 21. November begeht die Ortsstelle in würdigem Rahmen und im Beisein von viel Prominenz ihr 40-Jahr-Jubiläum. __________ Mit einem „Berg Heil“ am Ende schreibt der Ortsstellenleiter am 20. Juli 1987: „Spät, aber doch noch sind nun die letzten Vorbereitungen für unseren „Sommerhit“ am 31. Juli möglich, und so ersuche ich Dich, die beigelegten 10 Stück Eintrittskarten zum Vorverkaufspreis (50,- S) abzusetzen – mit etwas Engagement müsste dies leicht möglich sein! Eine Zusammenkunft muss es auch wieder einmal geben, und zwar am Freitag, dem 24. Juli mit dem Beginn um 20.00 Uhr im Vereinsheim/ Rathaus, zu der ich Dich dringend erwarte.“ Das Konzert steigt, Borg singt – und Lederer ärgert sich. Nach dem Konzert, wie Oje: Und nach dem großen Staraufritt gab‘s wohl Ärger mit dem Chef: Handschriftlich hat Sepp Lederer auf die Ankündigung des Andy Borg-Konzertes oben vermerkt: „Fast alle Mann bei der Sache! Aufräumkommando nicht vollzählig!“ eine handschriftliche Notiz auf einem Werbezettel für das Konzert vermuten lässt. „Fast alle Mann bei der Sache“, steht dort, was wohl auf den lustigen Abend mit dem Schlagersänger bezogen ist. Und dort steht: „Aufräumkommando nicht vollzählig!“ Was wohl auf den Morgen danach bezogen ist . . . 229 „Komische Käuze“, die ihr Leben riskieren Die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen feiert 40. Geburtstag Von Sepp Lederer Am 21. November 1987 begeht die Ortsstelle KötschachMauthen im ÖBRD in würdigem Rahmen und im Beisein von viel Prominenz ihr 40-Jahr-Jubiläum. Hier ein Auszug aus der Festrede des Ortsstellenleiters Sepp Lederer: Ganz besonders freue ich mich über die so zahlreich erschienenen Ehrengäste und darf sie herzlichst in unserer Mitte begrüßen. Es ist dies ein Zeichen ihrer Verbundenheit zu unserer Organisation. . . Die Berge lieben, wegen ihrer Schönheit und Vielfalt Die Berge achten, wegen ihrer Größe und Stärke Die Berge hassen, wegen ihrer Gewalt und Grausamkeit Die Berge verehren, wegen ihrer Güte und Milde – der winzigen Kreatur Mensch gegenüber und – über allem steht unser allmächtiger Herrscher – Gott (Es folgt eine Darstellung der 40-jährigen Geschichte der ÖBRD-Ortsgruppe, die an anderer Stelle dieses Buches zusammengefasst ist. Sepp Lederer schließt seine Jubiläumsrede mit den folgenden Worten) Er lässt mich schauen und staunen, er lässt mich hoffen und zittern, er lässt mich zweifeln und fluchen, er lässt mich leben und helfen und – wenn er will, ein Menschenleben retten. Diese Gedanken sind Leitmotiv für mein Leben als Bergretter geworden – für das Leben eines begeisterten Bergretters, der heute mit Ihnen, verehrte Damen und Herren, werte Kameraden, dieses Jubiläum begehen darf. In der langen Zeit des Bestehens unserer Organisation war es sicher nicht immer leicht – und ich denke hierbei vor allem an die mehr als 20 Jahre meiner Mitgliedschaft – es allen Menschen, die mit uns zu tun hatten, recht zu machen. Gerade wir Bergsteiger gelten oft als „komische Käuze“, und ich bitte, Fehler bergsteigender Individualisten zu entschuldigen. Es sind und waren aber immer Männer in unseren Reihen, die gelobt haben, selbst ihr eigenes Leben für in Not geratene Menschen zu riskieren oder gar zu opfern. Ich glaube, Bergkameradschaft vermag bis über den Tod hinaus zu bestehen, und so wollen wir all jener Männer in kameradschaftlicher Ehrfurcht gedenken, die heute nicht mehr unter uns Lebenden weilen – Totengedenken. Bergretter werden und Bergretter sein bedeutet harte Ausbildung und Weiterbildung, um jederzeit für einen möglichen Einsatz gerüstet zu sein. Allen Männern, die sich jemals für diesen Dienst zur Verfügung gestellt haben, sei aufrichtig gedankt. Wir, die Männer der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Bergrettungsdienstes mit ihren modernen Einsatzgeräten und Lawinenhunden werden auch weiterhin in Zusammenarbeit mit der Alpingendarmerie, Flugrettung, Zollwache, Feuerwehr und den Gemeinden für den Dienst am anderen bereit sein. Soweit der Auszug aus Lederers Jubiläumsrede. Der folgende Pressebericht erschien dann nach der Feier zum 40-jährigen Bestehen des Ortsstelle unter der Schlagzeile „Bergrettung in Kötschach ist 40 Jahre jung“: Samstagabend feierte der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, sein 40-jähriges Bestandsjubiläum. Gleichzeitig wurde das alpine Rettungswesen 80 Jahre alt. Obmann Sepp Lederer, seit 17 Jahren im Amt, hielt eine viel beachtete Rückschau, die das Kärntner Bergrettungswesen bis in die Gründerzeit beleuchtete. Damals und heute gilt für die Bergrettungsmänner uneingeschränkte Hilfsbereitschaft und Kameradschaft. Deckblatt der Einladung zur Jubiläumssitzung 40 Jahre Ortsstelle Kötschach-Mauthen mit Hauptplatz und Kirche in Mauthen, Cellon und Kellerwand. Innerhalb von 40 Jahren wurden allein von der Einsatzstelle Kötschach-Mauthen 156 Einsätze getätigt, unzählige Verletzte und 48 Tote geborgen. Auf den Schipisten wurden 230 415 Verletzte versorgt bzw. abtransportiert. Obmann Lederer sprach seiner 40 Mann starken Truppe Dank und Anerkennung aus. Dr. Karl Dellisch als Landesobmann wies auf die Bedeutung des Bergrettungswesens hin, und die Landesräte Dipl.-Ing. Jörg Freunschlag und Hans Schumi versprechen Unterstützung. Bürgermeister Dr. Erwin Hermann spendete ein Funkgerät. Ehrungen: 25 Jahre: Josef Sitar, Siegfried Kristler; 40 Jahre: Johann Wurzer, Fred Wiegele, Herbert Zojer, Julius Langegger, Johann Waldner, Alois Traar, Norbert Steindl und Erich Strasser; 50 Jahre: Med.-Rat. Dr. Ernst Steinwender. 40 Jahre ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen: Ortsstellenleiter Sepp Lederer (rechts) bedankt sich bei „Anderl“ Müllmann, den langjährigen Hüttenwirt der Eduard Pichlhütte für seine großzügige Unterstützung bei Einsätzen und Übungen im Gebiet des Wolayer Sees. Dr. Steinwender sagte: „Innerhalb meiner 50-jährigen Tätigkeit als Bergret- tungsmann habe ich vielen Menschen helfen können. Leider hatten wir in unserem Gebiet viele Bergungen mit tödlichem Ausgang. Wir haben alle Bergrettungsmänner auch in Erste Hilfe-Leistungen ausgebildet. Funkwesen – „Wir sind optimal ausgerüstet“ Geräte, die Leben retten können Von Funkwart Helmut Lackner Auf der Jahreshauptversammlung 1987 präsentiert Funkwart Helmut Lackner einen Überblick über das Funkwesen der Ortsstelle. Die Ortsstelle schaffte sich ihre ersten Handfunkgeräte im März 1976 an. Es waren dies drei SRA-Geräte der Type PN 74 mit Monophon und Traggestell, die noch immer voll funktionstüchtig sind und, was die Leistung anbelangt, den neuen Geräten nicht nachstehen. Einladung zur Jubiläumssitzung 40 Jahre Ortsstelle KötschachMauthen, die am 21. November 1987 im Sitzungssaal des Rathauses über die Bühne geht. Bettelgänge unseres Ortsstellenleiters Sepp Lederer und ein gelungenes Klammfest machten es uns möglich, außer Rettungsgerät auch eine Funkfixstation anzukaufen. Diese Fixstation steht seit August 1977 auf dem Gendarmerieposten Kötschach-Mauthen. Sie hat eine Ausgangsleistung von ca. 10 Watt und reicht über unser Einsatzgebiet hinaus. Sie wird bei Stromausfall, was bei Katastrophen (Schnee, Hochwasser, Muren etc.) eintreten kann, mit dem Notstromaggregat der 231 Gendarmerie mitversorgt und ist daher auch in solchen Zeiten immer einsatzbereit. Der Alpenverein unter Dr. Steinwender kaufte nach Installierung der Fixstation „Zentrale Mauthen“ ein Handfunkgerät PN 74 für die Pichl-Hütte und nach der Errichtung der Steinwender-Hütte auch eines für diese Hütte an. Diese Geräte waren schon einige Male lebensrettend. Seit 1982 etwa finden bei uns neue Geräte Verwendung. Es sind dies Autophon-Geräte der Type SE 20. Der Ortsstellenleiter erhielt als erster ein solches zugewiesen, und einige Zeit später schafften wir uns ein zweites an, das vorwiegend dem Einsatzleiter Lois Ortner zur Verfügung steht. Der unermüdliche Sepp Lederer brachte es 1986 bei der vor dem Rathaus abgehaltenen Katastropen- und Zivilschutzübung zuwege, dass wir noch um zwei dieser handlichen SE 20 reicher wurden. Sie wurden im Februar 1987 geliefert und sind mit einer Übungsfrequenz ausgestattet. Leider wurden sie mit einem falschen Tonruf versehen, so dass man momentan die Fixstation, die mit einem Selektivruf ausgestattet ist, damit nicht „öffnen“ kann. Der Landesfunkreferent sicherte beim Firnrennen im Lesachtal einen Umbau zu, der in ruhigeren Zeiten nach Ostern vorgenommen werden werden soll. Sollte es der Kassierer zulassen, werden diese zwei Geräte mit Monophonen ausgestattet. Man kann mit Stolz sagen, dass wir funkmäßig und auch sonst optimal ausgerüstet sind. Zur Fixstation muss allerdings noch gesagt werden, dass eine Überholung wegen einer Empfängerabweichung ins Haus steht, was einiges kosten könnte. Da das Gerät aber doch schon zehn Jahre alt ist, wäre vorher noch die Zeit der Verwendungsmöglichkeit mit Experten (Funkaufsicht) abzuklären. Sollte die Fixstation noch länger betrieben werden können, so wäre der Einbau der Übungsfrequent anzuraten. Alpineinsätze und Touren 1987 Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Lois Ortner: die Alpineinsätze und Touren des Jahres 1987. Oben Lois Ortner 1990 am Campanile. 232 No bolt or not to be – oder: Die letzten Mohikaner 25 Jahre alpines Klettern in den Karnischen Alpen Von Reinhard Ranner Viel Fels und wenig Kletterer. Zwischen dem südtirolerischen Sexten und dem kärntnerischen Arnoldstein bildet der Karnische Hauptkamm den südlichen Grenzverlauf zwischen Österreich und Italien. Durch das Aufeinanderprallen von afrikanischer und zentraleuropäischer Platte gibt es für den Kletterer mehrere kilometerlange und bis zu 950 Meter hohe Wandfluchten aus bestem Kalk. Diese beherbergen auch die schönsten südexponierten Kletterrouten. Aber wie immer, wenn Welten aufeinanderprallen – in diesem Fall sind es Kalke, Gneise und Schiefer – ergeben sich Störzonen und Verwerfungen. Diese bekommt der Kletterer vor allem auf der Nordseite deutlich zu spüren. Was aber nicht daran hindern soll, in diese einzusteigen, denn auch dort findet man makellosen Fels. In meiner 25-jährigen Kletterzeit habe ich mit all meinen Kletterpartnern viele sehr bedeutende und bekannte Klassiker in den Alpen bezwungen und wiederholt. * Bei meiner zweimaligen Bergfahrt nach Patagonien 199091 scheiterten wir nur knapp am Gipfelerfolg. Das Wunder von Patagonien, auf das wir warteten, hört sich eigentlich ganz einfach an: Drei Tage schönes Wetter ohne Wind und Wolken und schon hätten wir den Berg unserer Träume, den Cerro Torre, besteigen können. Doch leider waren die äußeren Voraussetzungen während unseres Aufenthaltes das Gegenteil. Wochenlang schlechtes Wetter machte sogar den kleinsten Versuch einer Besteigung unmöglich. In den patagonischen Anden herrschen weltweit sicherlich die härtesten 1987: Pannetone, Reinhard Ranner (Tour mit Roland Pranter). klimatischen Bedingungen. Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich eine idyllische, zauberhafte Berglandschaft in ein tobendes Schnee- und Sturmungeheuer. Windstürme bis zu 180 Stundenkilometer sind keine Seltenheit. Wehe dem, der die Vorzeichen eines solchen Sturmes zwar sieht, aber ignoriert! Um zu überleben bedarf es einer zähen inneren und intuitiven Einstellung, die Schmerzgrenze dafür ist unterschiedlich! Das Ziel, das es zu erreichen gilt, ist vom Cerro Torre heil zurückzukehren. Dieses Glück hatten wir. 1987: Reinhard Ranner, Erstbegehungsversuch „Nasenbohrer“, Grüne Nase. Mitte der 90er Jahre unternahm ich mit fünf weiteren Freunden eine Reise nach Indien. Unser Ziel war es, den 6543 Meter hohen Shivling über eine Route, die vom Südtiroler Bergsteiger Christoph Hainz erstbegangen wurde, zu wiederholen. Doch schon nach der ersten Begutachtung der Route mussten wir feststellen, dass die Verhältnisse am Pfeiler eine Begehung unmöglich machte. Wir verlagerten uns daher auf die Südseite des Berges, richteten unser Lager ein und warteten auf das richtige Wetter, um den Berg über die fast 2000 Meter hohe Südwand besteigen zu können. Wir hätten insgesamt vier bis fünf Tage schönes Wetter benötigt, wir wussten und ich fühlte es, dass diese kommen würden. Die Geduld, im Camp auch mal für eine Woche auszuharren, hat nicht jeder. So entschlossen sich drei aus unserer Gruppe 233 auf die Südwand zu verzichten und über den „Normalweg“ den Gipfel in Angriff zu nehmen. Die Seilschaft erreichte unter widrigsten Umständen den Gipfel. Beim Abstieg stürzte mein Freund Kurt Steinmetz aus unerklärlichen Gründen 200 Meter in die Tiefe. Da wir selbst in der Südwand unterwegs waren, erfuhren wir vom tödlichen Absturz erst Tage später. Eine Bergung meines Freundes scheiterte, und so kehrten wir ohne ihn zurück nach Europa. * Im Herbst 2003 erfüllte ich mir zusammen mit Christian Zenz und Wolfgang Keinprecht einen lang ersehnten Traum. Wir fuhren ins kalifornische Yosemite Valley, wo wir wie jeder Kletterer den El Capitan ins Auge fassten. Meine Freunde waren schon mehrmals in Kalifornien, und als ich der Wand das erste Mal gegenüberstand, schaute ich beeindruckt hinauf. Gegen die Größe des El Capitan ist das Empire State Building eine armselige Hundehütte. Wir studierten unsere Route, die „Pazifik Ozean Wall“ (A3 5.9) und speicherten sie im Groben in unseren Köpfen, tranken ein (paar) Bier und fuhren ins Camp IV, dem dreckigsten Zeltplatz auf unserem Planeten, schlugen unsere Zelte auf und beobachteten andere Seilschaften beim Campleben. Faul sein ist dort wohl ein wesentlicher Lebensinhalt. Niemand hat Stress, und nach zwei Tagen Campleben hatten wir es satt, im Camp herumzulungern und trugen in Etappen unsere Ausrüstung zum Einstieg der Route. Um am El Cap erfolgreich zu sein, ist die richtige Ausrüstung Voraussetzung. Mut und das beste Klettervermögen nützen nichts, wenn ein essenzielles Teil herunterfällt oder vergessen wird. Wir planen fünf bis sechs Tage ein, und dementsprechend schwer war unsere Ausrüstung, die wir Seillänge für Seillänge hinter uns her zogen. Eine Big-Wall-Seilschaft ist ein komplizierter, schwerfälliger Apparat. Einer arbeitet sich nach oben und versucht, Höhe zu gewinnen. Der Zweite und Dritte stehen sich in der Zwischenzeit die Beine in den Bauch und der Nachziehsack, auch „Hauling bag“ genannt, hängt herum und wartet, bis er hochgezogen wird. Anschließend steigt der Seilzweite mit Jümarklemmen am Seil hoch und nimmt das ganze Sicherungsmaterial mit. Man hat immer drei Feinde um sich: den Durst, der immer größer wird; den Hauling bag, der wegen des Durstes immer leichter wird; und uns selbst, die wir wegen Feind Nummer eins und Nummer zwei immer schwächer werden und uns selbst durch diesen senkrechten Irrgarten „hochquälen“. Gegen Abend des dritten Tages erreichte Wolfi nach einer harten A3+ Länge und ca. 600 Metern Höhe den Standplatz. Der Sternenhimmel über uns gab sich zu erkennen. Ich als Dritter hatte die Aufgabe, die Hauling bags nach oben zu bringen. Ich machte mich mit meinen zwei Jümars und der gesamten Ausrüstung unter mir hängend fertig, um zu Wolfi aufzusteigen. Nach zwei drei Jümar-Bewegungen ging es plötzlich aber bergab, und ich dachte zuerst, meine Jümars haben den Gripp am Seil verloren. Nach ca. 30 Metern stoppte es abrupt. Irgendwo blieb ich hängen, nur wo? Angst und Zittern überkamen mich, rund um mich Totenstille, und ich fing zu weinen an, doch es kamen keine Tränen. Ich brauchte einige Zeit, um mich zurechtzufinden und um mit meinen Kollegen wieder Kontakt aufzunehmen. Ich wusste nicht, was geschehen war. Wolfi gab mir nach einiger Zeit das „OK“, weiter am Seil aufsteigen zu können. Als ich oben am Standplatz ankam, sah ich bei Wolfi und Christian den Schrecken ins Gesicht geschrieben. Das Gerät, welches für mich und die Ausrüstung am Standplatz fixiert worden war, war gebrochen. Das Seil war ohne jegliche Bremswirkung nach unten geglitten, nur durch Zufall hatte es sich ein weiteres Mal verklemmt. Bis auf 4-5 Litzen war es komplett gerissen. Wir richteten unseren Schlafplatz ein, begannen zu kochen, und jeder dachte still vor sich hin. Jeder von uns wusste, dass wir ohne dieses zerstörte Seil keine Chance haben würden, den Gipfel zu erreichen, denn der Riss war genau in der Mitte des Seiles, zu kurz um in der „Headwall“ damit arbeiten zu können. Die Nacht war für mich der reine Alptraum und mit einigen emotionalen Träumen verbunden. Mehrmals wachte ich schweißgebadet auf, und das Geschehene ging mir durch den Kopf. Am nächsten Morgen begannen wir mit unserem Rückzug, kein leichtes Unternehmen, wenn man bedenkt, wie viele Quergänge bezwungen wurden und wie überhängend Dreimal „Reini“: 1987 beim Training im Klettergarten Kleiner Pal am Plöckenpass (von links), 1988 in der Südwand der Kellerspitzen, kurz vor dem Ausstieg, („Via Carnici“, 1. Winterbegehung) und auf der Oberen Valentinalm. 234 die gesamte Wand ist. Mit einer speziellen Rückzugstechnik gelang es uns aber doch. Spät am Abend hatten wir wieder festen Boden unter unseren Füßen. Das stinknormale Laufen wieder erleben zu dürfen, bedeutet glücklich sein. * „Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde“. (Heini Holzer) In der Suche nach neuen Linien liegt das Streben, mittels neuer Begehungen unvergessliche Spuren quasi „in“ Wände hinein zu legen. Was mich betrifft, ist es eine der schönsten und zufriedenstellendsten Beschäftigungen, die uns die Bergwelt zu stellen vermag. Zweifelsohne erfordert sie gewisse Fähigkeiten und Talente, über die bei weitem nicht alle Bergsteiger verfügen. 2002: Grüne Nase, Herbert-Wassermann-Gedächtnisführe. Die Karnischen Alpen sind ein Eldorado für solche Pläne. Ich zähle nun über 80 Erstbegehungen, die mir in den letzten 20 Jahren mit meinen Freunden gelungen sind. Ich kann gar nicht sagen, welche am schönsten war! Nimmt man den reinen Erlebniswert? Oder freut man sich, weil man überlebt hat und es schön ist, noch am Leben zu sein? Oder beurteilt man objektiv nach der Schwierigkeit der Kletterstellen, nach der Aufeinanderfolge von Bewegungen wie bei einer Sportübung? Im Prinzip hatten alle etwas davon, und der Abenteuergedanke stand immer im Vordergrund. Trotzdem gibt es einen Berg, der mir besonders ans Herz gewachsen ist: die Grüne Nase. Majestätisch und imposant erhebt sie sich komplett abgeschieden vom Rest der Welt über der Unteren Valentinalm. Die Begehung meiner ersten Route liegt nun über 20 Jahre zurück. Gerry Unterassinger und ich entdeckten damals ein langes Verschneidungssystem. Nach erfolgreicher Begehung benannten wir sie zu Ehren des leider am 20. September 1980 abgestürzten Herbert Wassermann. Es folgte eine Reihe von sehr gewagten und beeindruckenden Erstbegehungen. „Fata Morgana“, „Reinhard Karl“, „Gerhard Tropper-Gedächtnisroute“, „Los Adolfo“, „Via Alexander“ oder eine meiner letzten „Tiger Kurti“. Es waren viele Stunden, die ich auf diesem Pfeiler verbracht hatte. Zusammen mit Charly Lamprecht, übrigens meinem treuesten Partner auf der Grünen Nase, gelang uns auch die erste Winterbegehung dieses Pfeilers. Im Jahre 1989 durchstieg ich alleine und wahrscheinlich in rekordverdächtiger Zeit die Herbert WassermannGedächtnisroute in nur einer Stunde. Mein Freund Erich Dabernig empfing mich damals am Gipfel und nahm mich in seine Arme. Er 1988: Grüne Nase, „Serengeti“, Erstbegehung. 235 Zur Person: erwartete mich mit einem „Berg Heil“, einem gepflückten Edelweiß und einer Dose Bier in der Hand. Wir feierten still meinen Erfolg. Jedesmal, wenn ich mit dem Auto zur unteren Valentinalm oder zum Plöckenpass fahre, kommen viele Erinnerungen und Gedanken in mir hoch. Schon vor längerer Zeit habe ich auf der Grünen Nase wieder neue, „unberührte“ Linien entdeckt, und diese gilt es zu erobern. Letzten Sommer (2007) war ich wieder mal so richtig heiß auf alpine Touren. Mich fasziniert die Gesamtheit eines solchen Tages. Früh aufstehen, lange Zu- und Abstiege und dann natürlich der Kern des Tages, das Klettern. Jede Tour bedarf seiner eigenen Logistik und Vorbereitung. Reinhard Ranner Geboren am 21. August 1968 in Kötschach. 1974 bis 1978 Volksschule Kötschach-Mauthen; 1978 bis 1982 Hauptschule KötschachMauthen; 1982 bis 1984 Büro- und Verwaltungsschule in St. Georgen am Längsee; 1984 bis 1987 Fleischerlehre in Kötschach-Mauthen mit abschließender Lehrabschlussprüfung. 1988 bis 1989 Sportkletter-Lehrwart an der Bundesanstalt für Leibeserziehung in Innsbruck; 1992 Ausbildung zum Diplomschilehrer und Schiführer, Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Schiführer; 1996/1997 Internationale CEC-Ausbildung Canyoning; Internationale Canyoningausbildung der Berg- und Schiführer. Das Problem ist aber nicht, dass es zu wenige Touren oder Routen gibt, sondern den geeigneten Partner dafür zu gewinnen. So entschloss ich mich, mich alleine auf den Weg zu machen. Mit einem Spezialgerät, dem „Soloisten“, eignete ich mir die Handhabung zum eigenständigen Klettern im Klettergarten zu. Es dauerte nicht lange und die Spielerei im Klettergarten wurde mir zu langweilig, und so entschloss ich mich, andere Pläne zu schmieden. Mein erstes Projekt war die 450 Meter hohe Kellerspitze-Südwand. Mein Ziel war die „Via Carnici“, erstbegangen von meinem langjährigen oberitalienischen Kletterpartner Roberto Mazillis. Ich kannte diese Tour in- und auswendig, mehrmals wiederholt, und auch die erste Winterbegehung gelang uns Ende der 80er Jahre. Doch am Einstieg angelangt, sah ich, dass eine italienische Seilschaft vor mir eingestiegen war. Es war mir zu gefährlich hinten nachzusteigen, und die zwei italienischen Freunde machten auch kein Anzeichen, mich vorzulassen. Ich überlegte nicht lange und entschloss mich, in die „Novelle Sensatione“ einzusteigen. Zuerst seilfrei, in den Schlüsselpassagen sichernd, kletterte ich Seillänge für Seillänge vor mich hin. Es überraschte mich, so schnell vorwärts zu kommen, und schon nach drei Stunden war ich am Ausstieg angelangt. In den Dolomiten gelang mir eine Alleinbegehung auf die „Tofana di Rozes“ über die „Constantini-Apollonio Route“, und einen Tag später durchstieg ich die „Marmolada-Südwand“ über die „Don Quichotte Route“. Heutzutage zwar keine Weltleistung, aber für mich ein persönlicher Erfolg. * In Vino veritas: Zurück zum Plöckenpaß. Er bildet den markanten Einschnitt um die Talorte Kötschach-Mauthen im Norden und Timau im Süden. Er ist vor allem auch lohnend und Aus- Berufstätigkeit: 1984 bis 1990 Fleischerei Gerhard Ranner in Kötschach-Mauthen. 1989 Sportkletterlehrwart; seit 1991 Schischule Zürs am Arlberg; 1993 Gründung der Firma Mountainlike in Kötschach-Mauthen; seit 1996 im Ausbildungsteam der Berg- und Schiführer, Ausbildungsteam Alpinund Schiführerkurse für Diplomschilehrer; seit 1998 Lawinenkommission Zürs; 2000-2003 Ausbildungsleiter der Kärntner Berg- und Schiführer, 236 gangspunkt für die vielen Sportklettereien in unmittelbarer Nähe des Passüberganges. Und was eigentlich noch wichtiger ist für die Rückund Einkehr nach harten Moves an nicht immer leicht zu lesendem Fels und langen Klettertagen in einer alpinen Route: „Am Poß ob’n“ herrscht ein unbeschriebenes Gesetz. Es wird mindestens gleich lange im Gasthaus gesessen wie Zeit mit Klettern verbracht. Ausbildungsreferent der Österreichischen Bergund Schiführer von Kärnten, seit 2000 Kursleiter der Kärntner Schluchtenführerausbildung, seit 2005 Vorstandsmitglied der Schischule Zürs, seit 2006 Partner von ATTIndustrie. Freizeit: Seit 1985 Mitglied der Bergrettung KötschachMauthen, dort seit 10. September 1987 ausgebildeter Bergrettungsmann; 2005-2007 Bergrettung Kärnten, Canyoningreferent. Kleiner Auszug aus meinen bedeutendsten alpinen Erinnerungen: Zwischen 1987-2007 über 80 Erstbegehungen. Die Markantesten: Grüne Nase: „Herbert Wassermann-Gedächtnisroute“, 950 Hm, V bis VII-, Serengeti-Ausstieg VII+ (1. Winterbegehung). „Via Fata Morgana“, 950 Hm, VI bis VII. „Reinhard-Karl“, 950 Hm, V – VII+. „Gerhard TropperGedächtnisroute“, 800 Hm, V bis VI+. „Tiger Kurti (Kristler Kurt Gedächtnisroute)“, 750 Hm, VI+. „Via Alexander“, 800 Hm, V bis VII. „Los Adolfo“, 800 Hm, V bis VI+. 2006: Reinhard Ranner, Toni-Egger-Intregrale. Somit dürfte die Entscheidung ob Sport- oder Alpinklettern den weniger trinkfesten Vertikal-Athleten eventuell leichter fallen. Andererseits brauchen die mit Adrenalin voll gepumpten Alpinjunkies auch die Möglichkeit, dieses zu entsorgen und über die Umwegrentabilität wieder der Gesellschaft in Form von Weinkonsum zurück zu geben. Es hat den Anschein, als ob der Drift der afrikanischen Platte nicht nur auf die geologischen Gegebenheiten in dieser Region positiven Einfluss genommen hat. Auch die grundsätzlich afrikanische Lebenslust, die Betonung liegt hier eindeutig auf „Lust“ (Lust zum Klettern, Lust zum Feiern, Lust zum Streiten und was es sonst noch so lustvolles im Leben gibt), scheint hier ausgeprägter zu sein als anderswo. Feste werden hier gefeiert wie sie fallen und Erstbegehungen ebenso. Und die gibt es regelmäßig. Kellerspitze Südwand: „Via Austria“, 750 Hm, VI+ bis VII+. „Inshalah 450 Hm V bis VII. Dem Kletterer werden Bergfahrten im Karnischen Hauptkamm nachhaltige Eindrücke vermitteln, jedoch sei darauf hingewiesen, dass manche Kletterfahrten auf Grund des Gesteins ein absolut sicheres und stilreines Beherrschen des angegebenen Schwierigkeitsgrades verlangen. Creta Monumenz: „The Power of Love” 250 Hm V bis VII+. Creta Cacciatori: “Weg der Freunde“, 300 Hm, V bis VII, A2. Collin Nordostwand: „Eikarfloh – Da Kunze“, 500 Hm, V bis VI. „Es ist allgemein nicht die 237 Regel, dass sich alle Mauerhaken in der Wand befinden“. (Auszug aus dem 1978 erschienenen Führerwerk von Peter Holl) Laserz-Südwestwand: „Toni Egger Integrale“, 400 Hm, VI+ bis IX+. Creta Grauzaria: „Mazillis-Ranner”, 800 Hm VI+. Ich hoffe, dass es mehr oder weniger auch so bleiben wird. Bohren mit Maß und Ziel. Das wurde auch letzten Sommer mit Nachdruck bei einer Zusammenkunft aller Kletterer deponiert. Cima della Minera Nordwand: “Mazillis-Ranner“, 450 Hm, VI+. Solo: „Herbert WassermannGedächtnisroute“ (Grüne Nase); „Cellon-Pfeiler” (Cellon); „Gernot Röhr-Gedächtnisroute“ (Laserz-Südwestwand); „Zebra Grat“ (Mooskofel Nord); „Novelle Sensatione“ (Kellerspitze, Südwand); „Pilastro Constantino-Apollonio“ (Tofana di Rozes); „Don Quichotte“ (MarmoladaSüdwand). 2006: Kellerspitzen Süd, „ritorno il gringo“. Wie die letzten Mohikaner wehrten sich viele gegen die „HILTIS“ . . . endlich ist wieder einmal lustvolles Streiten angesagt. Meine Dolomiten-Highlights unter den so genannten Klassikern: Es waren im Laufe der letzten 25 Jahre sehr viele, und so möchte ich mich auf 10 Touren beschränken: „Hasse – Brandler“ (Große Zinne); „Cassini“- (Westliche Zinne); „Scoiattoli Kante“ (Westliche Zinne); „LivanosPfeiler“ (Heiligkreuzkofel); „Mephisto“ (Heiligkreuzkofel); „Moderne Zeiten“ (Marmolada); „Weg durch den Fisch“ (Marmolada); „Via Cassin“ (Torre Trieste); „Südwestwand“ (Cima. Scotoni); „Via KCF“ (Rocchetta Alta, Nordwand). 2007: Grüne Nase, „Grün ist die Hoffnung“. 2006: Cima della minera. 238 2007: Collin, „Eiskarfloh“, Sonnenaufgang. (Foto: Reinhard Ranner) 2007: Collin, „Eiskarfloh“, Reinhard Ranner. 239 Kameradschaft und Verständnis sind oft entscheidend 90 Prozent aller tödlichen Unfälle passieren im Abstieg oder durch Steinschlag Von Lois Ortner Den folgenden Text schrieb Lois Ortner im Dezember 1988 als Leiter der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) Kötschach-Mauthen für eine Publikation anlässlich des Jubiläums „140 Jahre Gendarmerie in Österreich“. Ich bin Leiter der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie Kötschach-Mauthen, und mein Einsatzgebiet ist der westliche Teil des Bezirks Hermagor, Kärnten, mit seinen alpinen Schwerpunkten Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen vom Gebiet des Nassfelds bis zur Landesgrenze gegen Osttirol hin. Kernpunkt dieses alpinen Einsatzbereiches ist das Gebiet um den Wolayer See mit den weit über 1000 m hohen Nordwänden der Kellerwand (2772 m) und der Hohen Warte (2780 m). Der Gratverlauf der Karnischen Alpen bildet auch meistens die Grenze zu Italien und war auch Frontverlauf im 1. Weltkrieg. Bei unseren Alpineinsätzen und Klettertouren werden wir heute noch immer mit Verteidigungsanlagen (Stellungen) und Relikten (Granathülsen, Stacheldraht etc.) aus dieser Zeit konfrontiert. Auch der bekannte Alpinpionier Prusik und der Erfinder des Schilaufs, Zdarsky, waren hier in den Karnischen Alpen im Kriegseinsatz. So wurde Zdarsky bei einem Lawi- 1987: Norbert Steindl (von rechts), Lois Ortner und Rudl Thenenunglück im Wolayer Tal schwerstens verletzt. Er erlitt messl an der Eiskarhütte. dabei über 80 Knochenbrüche. Im Verlauf dieses Krieges starben an der Karnischen Front mehr Soldaten durch Lawinen als durch Feindeinwirkung. 1988 Am 4. Juni veranstaltet die Ortsstelle das sechste Fest der Sieger mit den „Villacher Flaschen“ im großen Rathaussaal, und am 5. Juni wird der XVIII. Internationale Valentingletscherlauf gestartet. Anschließend finden ein Konzert der Trachtenkapelle Oberdrauburg und die Siegerehrung statt. __________ Am 16. Dezember findet die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen statt: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter Georg Drumbl, Kassier Siegfried Kristler, Ausbildungs- und Einsatzleiter Lois Ortner, Gerätewart Andreas Prugger, Funkwart Helmut Lackner, Sanwart Albert Schellander, Lawinenhunde Michael Lamprecht. Nach dem 1. Weltkrieg entdeckten Bergsteiger des Alpenvereins der Sektion Austria, die hauptsächlich aus Wien stammten, gemeinsam mit einheimischen Alpinisten die Kletterberge im Bereich des Wolayer Sees. Viele Kletterrouten wurden erstbegangen. Die Grenze am Gratverlauf blieb jedoch zu, und so mussten die Kletterer nach schweren Durchstiegen durch die Nordwände wieder über die Aufstiegsrouten zurück ins Tal. In dieser Zwischenkriegszeit kam es durch verstärkte Klettertätigkeit immer wieder zu schweren Bergunfällen. Das klassische Klettergebiet der Karnischen Alpen vom Bereich Plöckenpass bis hin zum Wolayer See – Cellon, Kellerwand, Hohe Warte, Seewarte, Seekopf – entlang der italienischen Grenze mit einer Luftlinie von rund sechs Kilometern forderte seit Ende des 1. Weltkrieges über 50 Bergtote. Der brüchige Fels und die langen Anstiege durch die Norwände erfordern viel Geschick und Konzentration. Fast 90 Prozent der tödlichen Unfälle passierten im Abstieg oder durch Steinschlag. So stürzte auch 1976 der damalige Alpinreferent von Kärnten, Obstlt. Bernhard Obereder, während einer Hochgebirgsschule beim Abstieg vom Seekopf durch einen ausbrechenden Gesteinsblock zu Tode. In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg standen bei einem Bergunfall hauptsächlich Alpingendarmen des Gendarmeriepostens Mauthen und der Grenzkontrolle Plöckenpass im Alpineinsatz. Viele Rettungen und Bergungen wurden von den Alpingendarmen oft unter großen Anstrengungen und auch unter Einsatz ihres Lebens durchgeführt. So wurde auch Bezirks-Inspektor Norbert Steindl im Jahre 1971 bei einer Bergungsaktion in der Nordwand der Seewarte lebensgefährlich durch Steinschlag verletzt. Auch ich bin, wie alle Alpingendarmen des GP Kötschach-Mauthen, Mitglied des Bergrettungsdienstes und dort seit 1977 als Einsatz- und Ausbildungsleiter tätig. Gerade durch das Arrangement der Alpingendarmen einst und jetzt hat die Zusammenarbeit mit den anderen alpinen Rettungsorganisationen wie dem Bergrettungsdienst, der Zollwache, der Flugrettung und des Socoroso Alpino (ital. Bergrettungsdienst) in meinem Einsatzgebiet einen hohen Stellenwert erreicht. Kameradschaft und Verständnis sind im Ernstfall oft entscheidend für das Gelingen einer alpinen Rettungsaktion. 240 Als Beispiel möchte ich eine der vielen dramatischen Rettungs- und Bergungsaktionen in meinem Einsatzgebiet schildern: 30. Juni 1984, ein verregneter Tag. Ursprünglich sollte ich mit meinem Bergfreund und Bergrettungsmann Erich Dabernig an einer Koordinierung der Ausbildungsleiter des ÖBRD Kärnten auf der Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten teilnehmen. Wegen des Schlechtwetters „spritzten“ wir jedoch diesen Termin und stiegen am Nachmittag zur Eduard Pichlhütte auf. Dort trafen wir den Leiter der AEG Heiligenblut, GrInsp. Karl Heinz Ezr, der dort ebenfalls auf Kletterwetter hoffte. und Kötschach-Mauthen bei der Ed.-Pichlhütte eingetroffen, deren Einsatz aber nicht mehr erforderlich war. Unter den zahlreichen Bergtoten im Kerngebiet der Karnischen Alpen sind neben Obstl. Bernhard Obereder auch der ehemalige Einsatzleiter der Alpinen Einsatzgruppe der Zollwache Mauthen, Rev. Peter Kolbitsch, und fünf Bergrettungsmänner der Ortsstelle Kötschach-Mauthen. Schlichte Gedenktafeln mit italienischer oder deutscher Inschrift mahnen mich immer wieder bei meinen „Streifzügen“ in dieser wunderschönen Bergwelt der Karnischen Alpen. Am Morgen es nächsten Tages warteten wir vor der Hütte auf das Austrocknen der Wand. In den Verschneidungen und auf den Bändern der Nordwände lag noch Schnee, doch einige Routen eigneten sich schon für eine Klettertour. Plötzlich Steinschlag in der Nordwand der Seewarte. Kurz danach Hilferufe aus der Wand. Durch das Fernglas konnte ich einen Kletterer im oberen Teil der 500 m hohen Wand ausmachen, der sich hektisch auf einem Felsband bewegte. Wir packten schnell unsere Ausrüstung und stiegen wenig später mit dem Wirt der italienischen Schutzhütte, Remo Tamusin, in die Wand ein. Immer wieder Steinschlag und Hilfeschreie. Über mein Bergrettungs-Funkgerät verständigte ich aus der Wand den GP Kötschach-Mauthen und forderte den Rettungshubschrauber an. 1988: Am Gipfel des Campanile di Val Montanaia Der Aufstieg durch die Wand war nicht leicht – Schnee, Eisreste, nasser Fels. Nach etwa 40 Minuten hatten wir den ersten Sprechkontakt mit dem Bergsteiger in der Wand. Es war ein Italiener; mit seinen Nerven am Ende. Auch er drohte abzustürzen. Durch dauernde Zurufe beruhigte ihn Remo solange, bis wir bei ihm waren und ihn festhalten konnten. Was war geschehen? Der italienische Bergrettungsmann Guiseppe Casabelatta war mit seinem 23-jährigen Sohn Valentino gegen 7.00 Uhr in die Wand eingestiegen. Sie wollten über die Nordwand zum Gipfel und wählten wegen der eher schlechten Verhältnisse den leichteren Anstieg, Schwierigkeitsgrad III. Vater Casabelatta war ein Extremkletterer und hatte diese Route in den vergangenen Jahren schon über 20-mal begangen. Bei einem Quergang unterhalb des Gipfelgrates brach dem voraussteigenden Guiseppe Casabelatta ein Griff aus, und er stürzte vor den Augen seines Sohnes ca. 100 Meter in eine Verschneidung ab, wo er mit tödlichen Verletzungen liegen blieb. Der schwer geschockte Valentino Casbelatta stieg darauf bis zum so genannten „Nordwandband“ zurück und wollte dort mit einer waghalsigen Kletterei zum Leichnam seines Vaters gelangen. In der Zwischenzeit war auch schon der Rettungshubschrauber aus Klagenfurt (Pilot Hans Fischer) eingetroffen. Mittels Seilbergungen wurden Valentino Casabelatta, der Tote sowie die beiden Retter GrInsp. Ezr und Remo Tamusin aus der Wand geflogen. Wegen einfallenden Nebels mussten Dabernig und ich wieder über die Nordwand abklettern. In der Zwischenzeit waren auch anderen Hilfsmannschaften aus Italien 1988: Campanile, Georg Zankl, Lois Ortner, Roland Pranter. 241 Campanile di Val Montanaia 1988 242 Pressebericht über den tragischen Tod des 49-jährigen Italieners Ennio De-Franceschi an der Eiskar-Hütte. 1989 Die Hundestaffel der Ortsstelle 1989 Im Frühjahr wird mit dem Ankauf des ersten ÖBRDEinsatzfahrzeuges (Ford Transit) Kärntens ein weiterer Schritt Richtung Modernisierung getätigt. Finanzierung: 75% Bergrettung, 25% Alpenverein. __________ Am 20. Mai findet das siebente und voraussichtlich letzte Fest der Sieger statt, und am 21. Mai wird der XIX. Internationale Valentingletscherlauf veranstaltet. Urkunde über die erfolgreiche Lawinenhunde-Prüfung (B-Kurs) im März 1989 von Sepp Lederer und seinem Hund „Migo“. Links 1991 mit Migo in Slowenien, Triglavski Dom. __________ Im Sommer wird für die Verbindung zur EduardPichl-Hütte eine neue Funkfix-Station angekauft und installiert. __________ Während des Jahres errichten Mitglieder der Ortsstelle eine künstliche Die Hundestaffel der Ortsstelle im Jahre 1989 mit (von links) Michael Lamprecht/Harras, Sepp Lederer/Migo, Kurt Kanzian/Gringo und Reinhard Berger/Igor. 243 Kletterwand an der Nordseite der Hauptschule. __________ Im Herbst startet die Ortsstelle erstmals mit der „eigenen“ Fördereraktion. Das Versenden von Jahresberichten, Fördererpickerln, Erlagscheinen und kleinen Präsenten in den Gemeinden des Einsatzgebietes findet großen Anklang in der Bevölkerung. __________ Am 26. Oktober werden im Rahmen des „Tages des Alpinismus“ der neue Vereinsbus und die Kletterwand feierlich eingeweiht. __________ Die vorgezogenen Neuwahlen am 17. November bringen folgendes Ergebnis: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter Georg Drumbl, Kassier Siegfried Kristler und Georg Drumbl, Ausbildungsleiter Roland Pranter, Einsatzleiter Lois Ortner, Geräte- und Funkwart Helmut Lackner, Vereinsheimverwalter Andreas Prugger, Sanwart Albert Schellander. Zug von Banditen gestürmt Abenteuerliche Anden-Bergfahrt in Bolivien und Peru Wohlbehalten, wenn auch um einige Kilogramm leichter, kehrten vier Gailtaler Bergsteiger von einer abenteuerlichen Anden-Bergfahrt in Bolivien und Peru zurück, berichtet die „Kärntner Tageszeitung“ in ihrer Ausgabe vom 12. Juli 1989. Weiter heißt es dort: Die bekannten Kärntner Alpinisten waren während einer Zugreise von einer zwanzigköpfigen Räuberbande überfallen worden und nach ihrem Gipfelsieg nur um Haaresbreite einer Eislawine entkommen. „Banditos“, brüllte der Schaffner, steckte seinen Kopf kurz durch die Abteiltür und verschwand. Wenig später standen 20 bewaffnete „Banditos“ vor den Kärntnern. Roland Pranter, Horst Wohlgemuth, Georg Zankl und Lois Ortner, die sich auf dem Weg von Cuzco (Peru) in die bolivianische Hauptstadt La Paz befanden, hatten nach dem entsetzten Schrei des Schaffners blitzschnell reagiert: Sie banden sofort sämtliche Gepäckstücke an und stellten sich – die Eisbeile in der Hand – mit dem Rücken an die Waggonwand. „Als die Räuber merkten, dass wir uns nicht ohne Widerstand geschlagen geben wollten, zogen sie mit einem breiten Grinsen wieder ab. Ohne unsere Ausrüstung hätten wir die Expedition in den Kamin schreiben können“, erinnert sich Ortner, der die Leitung des AndenAbenteuers übernommen hatte. Die vier Alpinisten waren am 24. Mai zu ihrer Südamerika-Bergfahrt aufgebrochen. Die ersten Tage in Peru wurden dazu genutzt, um sich den geänderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Während Wohlgemuth mit Fieber das Bett hüten musste, absolvierten die übrigen drei Kötschach-Mauthner den 38 Kilometer langen „Inka-Trail“ mit seinen über 4000 Meter hohen Pässen. „Bei unseren Wanderungen kamen wir oft an brennenden Häusern vorbei und begegneten verängstigten Einheimischen. Man spürt den Terror, der das Land regiert“, erzählt Ortner. Nach 800 aufregenden Kilometern im Zug und Bus endlich in La Paz angelangt, wurde das Bergsteiger-Quartett im Jeep zu verlassenen Silberminen gebracht, von wo man mit Hilfe von drei Indios das 230 Kilogramm schwere Gepäck zum ersten Basislager in 4600 Metern Höhe schleppte. Während einer Schönwetterperiode schlugen sich die vier Gailtaler Alpinisten über steile Eisfelder, gefährliche Gletscherabbrüche und durch knietiefen Neuschnee zum 6200 Meter hohen Gipfel des Haucana durch. „Weiche Knie“ bekamen sie beim an sich problemlosen Abstieg: „Wir entdeckten, dass unsere Aufstiegsspur auf einer Länge von 50 Metern von einer Lawine verschüttet war. Kaum hatten wir den Lawinenkegel überquert, donnerte hinter uns die nächste Eislawine zu Tal“, schaudert es Ortner heute noch bei dem Gedanken daran, was passieren hätte können. Am Nachmittag des 16. Juni wurde das eigentliche Ziel, der Gipfel des Ancohuma (6427 m), erreicht. 244 1989: Grüne Nase, Erstbegehung „Fata Morgana“ Charly Lamprecht/Reinhard Ranner 245 Tag des Alpinismus am Nationalfeiertag Gemeinsame Aktion des ÖBRD, Alpenvereins, der Flugrettung und des Roten Kreuzes Gemeinsam mit dem Roten Kreuz, der Alpenvereins-Jugend und dem Flugrettungsdienst Lienz veranstaltet die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen am Donnerstag, den 26. Oktober 1989 beim Rathaus in Kötschach-Mauthen einen „Tag des Alpinismus“, bei dem es um den Selbstschutz der Bevölkerung durch geeignete Maßnahmen sowie um Information und Aufklärung geht. Die Veranstaltung beginnt um 10.00 Uhr mit einem Konzert der Jugend-Musikkapelle auf dem Schulhof der Volkschule, gefolgt von einem „Anklettern“ auf der größten künstlichen Sportkletterwand Kärntens an der Nordseite der Hauptschule 2. Hier demonstriert die Alpenvereins-Jugend „Bergdohlen“ ihr Können. Die Weihe des Einsatzfahrzeugs (Mannschaftsbus) der Bergrettung durch Pfarrer Mag. Josef Scharf sowie die Segnung und offizielle Eröffnung der großen Sportkletterwand folgen um 10.30 Uhr, ehe um 11.00 Uhr der Rettungshubschrauber der Einsatzstelle Lienz beim Rathaus landet. Das Fluggerät wird ausführlich vorgestellt, gefolgt von einer Rettungsdemonstration mit dem Bergeseil: „Kaperbergung aus der Kletterwand.“ Es folgt eine Demonstration des Roten Kreuzes, Einsatzstelle Kötschach-Mauthen unter Einbeziehung der Bevölkerung. Das Motto: „Zeig, was du noch kannst, wir lehren dich helfen!“ Während der Veranstaltung findet eine große Informations-, Geräte- und Ausrüstungsschau statt. Die „Kärntner Tageszeitung“ veröffentlicht über die Veranstaltung dann den folgenden Bericht: Extremes Klettern mit Seilsicherung kann an der Außenmauer der Hauptschule 2 ideal geübt werden. Wozu eine grausliche Betonmauer gut sein kann! In eindrucksvoller Weise demonstrierten anlässlich des „1. Tages des Alpinismus“ in Kötschach-Mauthen der Bergrettungsdienst und der ÖAV in Zusammenarbeit mit dem Flugrettungsdienst Lienz und dem Roten Kreuz verschiedene Einsatzarten, um in Bergnot geratenen Menschen zu helfen und verletzte Bergsteiger aus dem Seil zu bergen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die größte künstliche Kletterwand Kärntens eingeweiht. Unter der Anleitung von Reinhard Ranner, der seit kurzem das Amt des Jugendsportkletterwartes übernommen hat, beeindruckten die jungen Alpinisten mit einem Schauklettern in der künstlichen Kletterwand, die an der Nordseite der Hauptschule errichtet wurde. Besonders eindrucksvoll war die Bergung eines Verletzten mittels Hubschrauber aus der Kletterwand. Mauthner Klamm: Schüler stürzt ab Schwerer Unfall in der Mauthner Klamm: Der 14-jährige Gebhart Kurzweil war mit einem Schulfreund auf dem vereisten Steig unterwegs, rutschte aus und stürzte 20 Meter tief in den Valentinbach. Alpingendarmen und Bergretter bargen den Schwerverletzten, der Rettungshubschrauber brachte ihn ins LKH Klagenfurt. (Pressemeldung) Demonstration der Bergung eines „Verletzten“ aus der neuen Übungskletterwand mittels eines Hubschraubers, eine spektakuläre Aktion. Der Bergrettungsdienst, die Jugendgruppe des Alpenvereins, das Rote Kreuz und die Flugrettung aus Lienz informierten gemeinsam die Bevölkerung. Der „Motor“ der Großveranstaltung, Sepp Lederer, mit dem Lehrwart für die Kletterausbildung, Reinhard Ranner. Einen der festlichen Höhepunkte bildete die Weihe des neuen Einsatzfahrzeuges. „Wir haben seit fast 20 Jahren dafür gespart und jeden Groschen, der eingenommen wurde, in die Kameradschaftskasse getan, um uns endlich ein eigenes Transportmittel anschaffen zu können“, freute sich Obmann Sepp Lederer angesichts des neuen Einsatzfahrzeuges im Wert von rund 300.000 Schilling. Am nächsten Abend, Freitag, den 27. Oktober, bieten Lois Ortner, Georg Zankl, Roland Pranter und Horst Wohlgemuth im Kino Engl einen Dia-Vortrag ihrer Bergfahrt nach PeruBolivien an. Titel: „Abenteuer – Kultur – Extrembergsteigen“. 246 „. . . wobei liebe Menschen tiefes Leid erfahren“ Brief vom 21. Dezember 1989 an die Witwe eines Bergopfers aus Hamburg Sehr geehrte Frau Burmeister! Am Ende eines Jahres ziehen Vereine und Organisationen Bilanz, wobei über Aktivitäten und besondere Ereignisse gesprochen wird. So auch über das tragische Geschick und wohl für viele unverständliche Gefüge unseres Herrgotts, das zum Tode Ihres Gatten geführt hat. Allein unser Glaube gibt Kraft und Trost, Geschehenes zu fassen und die Zukunft zu meistern. Sepp Lederer (1989). 1990 Mit der Kostenbeteiligung am Bau des Krafttrainingsraumes im Keller des Rathauses wird ein weiterer Schritt in die Zukunft getan. __________ Es muss auch für Sie weitergehen, und es wird weitergehen! Gerade wir Bergrettungsmänner erleben häufig, wie aus vergnüglichen Genüssen in freier Natur sehr schnell bitterer, oft tragischer Ernst wird, wobei liebe Menschen tiefes Leid erfahren. Es gibt, wie gesagt, für alles die Fügung des Allmächtigen. Dass Sie, geehrte Frau Burmeister, unserer Organisation mit der für unsere Begriffe gigantischen Spende von DM 2100,bedacht haben, zeugt von Ihrer Großherzigkeit und dem Wissen, dass wir vom Bergrettungsdienst unsere Geräte und Ausrüstung über Spendengelder beschaffen müssen. Ihr Beitrag wird zum Ankauf eines neuen Funkgerätes verwendet werden, womit unsere Schlagkraft weiter erhöht wird. Für die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel entbiete ich Ihnen alle erdenklich guten Wünsche! Nochmals herzlichen Dank für Ihre Großzügigkeit und Berg Heil! Ihr Sepp Lederer (Ortsstellenleiter) Nutzung des Klettergartens am Eingang in die Mauthner Klamm Der XX. internationale Valentingletscherlauf wird am 20. Mai mit 336 Teilnehmern veranstaltet – statt dem Fest der Sieger gibt es am Vorabend einen Kameradschaftsabend mit Freunden aus Friaul und Slowenien. __________ Im Juni wird die Einsatzleitung umstrukturiert, Roland Pranter übernimmt von Alois Ortner dieses Amt. Vereinbarung zwischen Grundbesitzer Stefan Lenzhofer einerseits und der Ortsstelle Kötschach-Mauthen der Bergrettung sowie der damaligen Ortsgruppe Obergailtal-Lesachtal (heute selbständige Sektion) der Alpenvereins-Sektion Austria über die weitere Nutzung (bis auf Widerruf) des Klettergartens am Eingang zur Mauthner Klamm. 247 Am 9. September wird „40 Jahre Polinikgipfelkreuz“ gefeiert. Die Gipfelmesse wird von der Trachtenkapelle Mauthen musikalisch umrahmt. __________ Gerhard Ranner zu seinem 50-er auf dem Montblanc – Dank an Bergführer Lois Ortner Die Wahl während der ordentlichen Jahreshauptversammlung am 22. Dezember bringt folgendes Resultat: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter und Kassier Georg Drumbl, Ausbildungsleiter Roland Pranter und Heribert Patterer, Einsatzleiter Roland Pranter, Geräte- und Funkwart Helmut Lackner, Vereinsheimverwalter Andreas Prugger, Sanwart Albert Schellander, Arzt Dr. Erich Kandutsch, Pressewart Werner Holzfeind. Auch ein „Danke“ motiviert Aus Lois Ortners Bergführer Buch: Montblanc-Besteigung mit Gerhard Ranner, Mai 1990. Ranner schrieb diesen Bericht in Ortners Bergführerbuch. „Zu meinem Fünfziger versprach Lois, mit mir den Montblanc zu besteigen . . .“ Zwei Beispiele aus dem Jahr 1990 Menschen der Bergrettung sind normale Menschen. Normale Menschen zumeist mit Familie. Sie sind keine Übermenschen. Zwar ist es übermenschlich, was sie zuweilen unter Einsatz ihres eigenen Lebens freiwillig und ohne Entgelt zu leisten haben. Aber auch sie freuen sich über ein „Dankeschön“. Zwei unter mehreren Beispielen in diesem Buch: Am 23. August 1990 schreibt Carl Ihle aus Neckarsulm: „Sehr geehrte Herren! Für Ihren vorbildlichen Einsatz bei der Bergung meiner Frau möchte ich Ihnen, auch im Namen meiner Frau, herzlich danken.“ – Eine Geldspende für die Ortsstelle lag auch bei. Walter Granitzer aus Klosterneuburg schreibt am 14. Oktober 1990 an Sepp Lederer: „Lieber Bergkamerad! Nach Ausklang des Bergsommers möchte ich mich im Namen meiner Bergkameraden Hagenhofer W. und Rutter H. nochmals herzlichst für den Rettungseinsatz auf der Seewarte im August bedanken. Für uns war es sehr eindrucksvoll, wie schnell und fachmännisch und mit welchem persönlichen Einsatz uns Hilfe geleistet wurde. Unser Dank und unsere Grüße gelten dem Einsatzleiter und allen beteiligten Bergrettungsmännern mit der Hoffnung, dass ein Wiedersehen in den schönen Kärntner Bergen einen besseren Anlass hat. Um für die bevorstehende Jahresabschlussfeier einen kleinen Beitrag zu leisten, erlauben wir uns eine Spende beizulegen.“ 248 40 Jahre Gipfelkreuz auf dem Polinik Die technische Ausrüstung Der Bergrettungsdienst sorgt für schnelle Hilfe im Notfall Von Sepp Lederer 1990 hielt Obmann Sepp Lederer in nachfolgender Zusammenfassung den technischen Stand der Ortsstelle fest: Das der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Bergrettungsdienstes zugewiesene Einsatzgebiet im Karnischen Hauptkamm zwischen Wolayer See im Westen und Hochwipfel im Osten sowie in den Gailtaler Alpen zwischen dem Schatzbühel im Westen und dem Reisskofel im Osten bedarf nicht nur einer gut ausgebildeten Einsatzmannschaft, die in Zusammenarbeit mit der Alpingendarmerie und der Flugrettung zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit ist, sondern auch eines gut funktionierenden Verständigungs- und Alarmierungssystems. Eine möglichst rasche Alarmierung von exponierten Meldestellen für Alpinunfälle bildet die Voraussetzung für erfolgreiche Rettungseinsätze. Der Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen hat für dieses Alarmierungssystem in den letzten Jahren mehr als 150000,- Schilling aufgewendet, wobei Spenden eine bedeutende Hilfe darstellten. Nunmehr konnte der Aufbau abgeschlossen werden, und es stehen für die Verständigung zwischen Alpinstützpunkten und Tal, beziehungsweise für die Bergrettungsmänner, folgende Geräte im Einsatz, die von Kameraden Helmut Lackner verwaltet und gewartet werden: 1 Funk-Fixstation auf dem Gendarmerieposten KötschachMauthen, die rund um die Uhr von den diensthabenden Beamten bedient wird; 1 Funk-Fixstation in der Ed. Pichl Hütte beim Wolayer See, die während der Betriebszeiten vom Hüttenpersonal bedient wird; 1 Handfunkgerät mit Ladestation in der Ed. Pichl Hütte für rasche Verbindung bei Notfällen außerhalb der Hütte; 1 Handfunkgerät beim Hochweißsteinhaus mit täglichen Kontrollrufen zur Zentrale in Kötschach; 4 Handfunkgeräte mit Ladestation auf der Unteren Valentinalm als Verbindungsträger bei Notfällen im Valentintal: 249 1 Handfunkgerät auf der Dr. Steinwender Hütte beim Zollner See als Ergänzung zum Funktelefon, dessen Stromversorgung durch ein Notstromaggregat der Bergrettung gesichert wird. Außerhalb der Bewirtschaftungszeiten der Hütten kommen die Geräte zurück in die Gerätekammer der Ortsstelle; 7 Handfunkgeräte stehen unseren Bergrettungsmännern außerdem während der Sommersaison für Privattouren, die als Überwachungsdienste angesehen werden können, zur Verfügung, wobei im heurigen Jahr bereits mehrmals, auch außerhalb unseres Einsatzgebietes bei Bergunfällen Erste Hilfe geleistet und Rettungsmannschaft oder Hubschrauber herbeigeholt werden konnte. Nach Abschluss dieser Aufbauarbeit wäre es erstrebenswert, das Verständigungssystem zwischen Zentrale und Männern der Einsatzmannschaft zu verbessern, das heißt, diese mit Rufgeräten auszustatten. Vorher aber benötigen unsere Männer eine zeitgemäße Oberbekleidung, deren Finanzierung den Verantwortlichen noch einiges Kopfzerbrechen bereiten wird. „Früher wurde Bier getrunken, heute Limo“ Detailliert und in seiner typischen Art fasst Sepp Lederer die Hauptversammlung zusammen Eine Din A4-Seite ist sie lang/kurz, die Zusammenfassung den Jahreshauptversammlung am 22. Dezember 1990 der Ortsstelle Kötschach-Mauthen. Und am Detail, an der Formulierung, ist unschwer zu erkennen, dass diese Zusammenfassung aus der Feder von Sepp Lederer stammt. I) Berichte der Funktionäre A) Ortsstellenleiter: 1. Mannschaftsstand: 49 Mitglieder per heutigem Tag, davon: 21 Bergrettungsmänner 14 Anwärter 1 staatl. gepr. Berg- u. Schiführer 1 Gend. Bergführer und staatl. Schilehrer 3 ÖBRD-Ärzte 9 Altkameraden. Einnahmen: 249.688,22 S Ausgaben: 245.077,74 S Guthaben: 112.469,68 S Davon sind als Unterstützung für die Anoraks noch 84.000 S zu bezahlen, ebenso ca. 18.000 S für die Fixkosten der Förderaktion 1991 und die ca. 9.000 S für den Vereinsbus. Viel bleibt also nicht übrig! C) Gerätewart: Alle geplanten Anschaffungen konnten gemacht werden, noch gibt es ein altes Funkgerät. D) Sanitätswart: Dank für die rege Mitarbeit und dafür, dass die Ausbildung in Erster Hilfe am Beginn der Zusammenkünfte steht. 2. Bei 24 ausgeschriebenen Veranstaltungen wurde die Kontrolle der Anwesenheit durchgeführt, was bei einer Rettungsorganisation gestattet sein muss! Teilnehmerschnitt: 22 Mann; 6 Entschuldigte im Schnitt. „Wer unentschuldigt fern bleibt, muss sich um die neuen Termine selber kümmern. Einladung erfolgt erst nach dem Erscheinen!“ 3. Dank an alle Behörden und Institutionen, die Exekutive und an die Landesleitung, vor allem an die Kameraden der Ortsstelle für die Unterstützung zur Bewältigung der uns gestellten Aufgaben 4. Dank an alle Förderer und Gönner, die uns finanziell geholfen haben (Förderaktion brachte ca. 60.000 Schilling). B) Kassier: Bericht bis 21. 12. 1990 E) Verpflegungs- und Heimwart: Klappt vorzüglich, früher wurde Bier getrunken, heute Limo. F) Ärzte: Es passt so, melden sich dann zu Wort, wenn etwas zu sagen ist. Wenn Ruf erschallt, sind sie dabei. II) Neuwahlen: Ortsstellenleiter: Lederer Sepp; Stellvertreter.: Drumbl Georg; Ausbildungsleiter: Pranter Roland; Stv.; Engl Hubert, Patterer Heribert; Kassier: Drumbl Georg; Gerätewart: Lackner Helmut; Sanitätswart: Schellander Albert; Stv.; Ertl Hans, Flaschberger Gernold; Verpflegungs- und Heimwarte: Prugger Andi, Burgstaller Günther, Zumtobel Adolf; Presse: Holzfeind Werner. Jahresbericht 1990 Zumeist unbeachtet von der Öffentlichkeit Anfang 1991 berichtete die „Kleine Zeitung“ über die Entwicklung der Ortsstelle. In dem Pressebericht heißt es: Lederer in seiner Eigenschaft als Ortsstellenleiter konnte auf ein einsatzreiches Jahr 1990 hinweisen. Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen der Österreichischen Bergrettung hielt kürzlich ihre Jahreshauptversammlung ab. Sepp Der momentane Mannschaftsstand beläuft sich auf 49 Mitglieder. Lederer bedankte sich bei allen Behörden und Insti- 250 tutionen, Förderern und Gönnern sowie bei allen Kameraden für die Unterstützung bei den zahlreichen gestellten Aufgaben und den Hilfeleistungen, die zumeist unbeachtet von der Öffentlichkeit vonstatten gehen. Die Notwendigkeit der dauernden Weiterbildung betonte Ausbildungsleiter Roland Pranter. Neben Trockenübungen gab es sechs praktische Übungen und 16 Ausbildungsabende. Insgesamt mussten die Männer der Bergrettung 1990 16 mal ausrücken, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Der Ortsstellenleiter hofft weiter auf gute Zusammenarbeit mit den benachbarten Ortsstellen und ein unfallarmes Jahr 1991. 1991 Das Wunder bleibt aus Mit einem Schreiben der Landesleitung Kärnten des Österreichischen Bergrettungsdienstes vom 4. März wird für das Einsatzgebiet „Wolayersee“ eine einvernehmliche Lösung gefunden. __________ Gottfried Zebedin stirbt am 10. Februar 1991 unter einer Lawine am Plöckenpass Am 10. Februar wird bei einem Lawinenabgang am Plöckenpass ein Straßenarbeiter verschüttet – er kann nach 29 Stunden nur mehr tot aus der Lawine geborgen werden. __________ Am 13. April ist mit der Eröffnung des 1. Kärntner „Alpinistischen Trainingszentrums“ im Keller des Rathauses ein weiterer Höhepunkt erreicht. __________ Am 6. Mai stirbt Alt-Bergrettungsarzt Med.-Rat Dr. Ernst Steinwender, er wird feierlich von der Bergrettung zu Grabe getragen. __________ Beim XXI. Internationalen Valentingletscherlauf am 26. Mai wird mit 609 Teilnehmern eine weitere Rekordmarke gesetzt. Die Siegerehrung findet mit einem Konzert der 1. Österreichischen Grenzschutzkapelle im großen Saal des Rathauses statt. Am Fuße der Cellon-Rinne sind im Februar 1991 über 100 Helfer im Einsatz, um den unter einer Lawine verschütteten Straßenarbeiter Gottfried Zebedin aus Grafendorf zu retten. Die Körperkerntemperatur des 39-Jährigen ist auf ein Grad abgesunken, als er geborgen wird. Der Kampf der Ärzte um das Leben des Familienvaters ist vergebens. Die „Kleine Zeitung“ berichtet am 12. Februar unter der Schlagzeile „Vergebens auf ein Wunder gewartet“: Eineinhalb Tage lag der 39-jährige Straßenarbeiter Gottfried Zebedin aus Grafendorf zwei Meter tief unter einer Lawine, die Sonntagvormittag vom Cellon auf die Plöckenstraße gedonnert war. Zebedin, verheiratet, Vater von drei Kindern, stapfte vor der Schneefräse durch den hohen Schnee, um liegengebliebene Fahrzeuge zu sichten, als die Lawine vom Cellon kam. Montag, kurz vor 17 Uhr, hat ein Heer von Alpingendarmen, Bergrettern, Zöllnern und Soldaten den vermissten Gailtaler in zwei Meter Tiefe mit einer Atemhöhle in der 400 Meter breiten und bis zu 20 Meter tiefen Lawine gefunden. Steifgefroren, aber es schien, als gebe er doch noch ein Lebenszeichen von sich. Hat sich der lebensgefährliche Einsatz der Rettungsmannschaft gelohnt? Geschah hier ein Wunder? Zwischen dem Unfallort am Plöckenpass und dem Landeskrankenhaus Klagenfurt wurde eine beispielhafte Rettungsstafette errichtet. Neue Eisarena in Mauthen Innerhalb kurzer Zeit ist es auf Initiative des Kötschacher Bergrettungsobmanns Sepp Lederer gelungen, in Mauthen einen großen Eislaufplatz zu errichten. Viele Schaulustige kamen zur Eröffnung im Januar 1991, die von der Trachtenkapelle Mauthen umrahmt wurde. Sepp Lederer sprach allen, die spontan und unentgeltlich am Entstehen dieser schönen Eisarena mitgeholfen haben, seinen Dank aus. Der auf dem Areal des Sägewerksbesitzers Herbert Lederer angelegte Eisplatz wird von einem riesigen Eiszapfen beherrscht. Besondere Freude mit diesem Platz hatte bei der Eröffnung der Ex-Nationaltorwart und ehemalige VSVTorhüter Julius Werkl, der sich zur Freude der Zuschauer für ein Penaltyschießen zur Verfügung stellte. 251 Stirbt im Februar 1991 unter einer Lawine am Plöckenpass: Gottfried Zebedin aus Grafendorf. (Pressefoto) Nach seiner Bergung begann der Arzt Dr. Erich Kandutsch aus Kötschach-Mauthen um das Leben des dreifachen Vaters zu kämpfen. Erstversorgung im Roten Kreuz von Kötschach. Dort wurde festgestellt: Die Körpertemperatur war auf ein bis zwei Grad abgesunken. Ein Hubschraubereinsatz nach Klagenfurt war aufgrund des Wetters nicht möglich. Man entschloss sich, den Verunglückten im Rettungswagen nach Klagenfurt zu bringen. Dort hatte man bereits den Herzchirurgen Primarius Dr. Georg Kobinia alarmiert. Kobinia trommelte ein Spezialistenteam zusammen. „Ein grenzwertiger Versuch, die Chancen sind nur ein Prozent, dass wir mit unserer Hilfe Erfolg haben, aber wir müssen es versuchen. Wir werden den Aufwärmvorgang durchführen.“ Aber Zebedin hatte keine Chance: 4,7 Grad Körpertemperatur. Dr. Kobinia konnnte nur mehr den Tod feststellen. Aber man hat alles versucht, um das Leben des Verunglückten zu retten. Gottfried Zebedin hatte mit seinem Kollegen Georg Schellander am Sonntag den Auftrag erhalten, die Plöckenstraße freizumachen. Trotz akuter Lawinengefahr und obwohl keine Lawinenwarnkommission zuvor einberufen wurde. Der Straßenmeister hatte die Situation eventuell unterschätzt, als er den Einsatzbefehl gab. Einen Tag später berichtet die „Kleine Zeitung“ unter der Überschrift „Witwe klagt an: Ein sinnloser Tod!“ und der Unterzeile „Unglück entlarvt Plöcken-Dilemma. Bericht geht an den Staatsanwalt“: „Es war ein sinnloser Tod“, klagt Margit Zebedin. Die Tragödie rund um ihren Gatten ist auf das jahrelange Dilemma rund um den Plöckenpass zurückzuführen. Für die Frau bricht mit dem Tod ihres Gatten eine Welt zusammen. Drei Kinder wurden zu Halbwaisen. Und zum schmerzlichen Verlust ihres Vaters kommt jetzt die Sorge um die Zukunft. Die Familie steht mitten im Hausbau. Die „Kleine Zeitung“ ruft ihre Leserfamilie auf: „Wir müssen helfen!“ Ungewissheit, Angst, Schmerz, dann wieder Hoffnung und schließlich die bittere Enttäuschung. Was müssen Margit Zebedin (36), ihre Tochter Astrid (12) und ihr Sohn Stefan (9) in diesen Stunden zwischen dem Bekanntwerden des Lawinenabgangs Sonntagmittag, der Rettung Montag kurz vor 17 Uhr, der Hoffnung auf ein Wiedersehen und der Nachricht Schneefräse auf der Plöckenstraße im März 1984. Vorne Gottfried Zebedin, der im Februar 1991 unter einer Lawine tödlich verunglückte. Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Gottfried Zebedin wird „bei der Feinsondierung tot aufgefunden“. vom Tode dann am Montagabend mitgemacht haben? Margit Zebedin zur „Kleinen Zeitung“: „Es war so ein sinnloser Tod. Wegen zweier Autos, noch dazu war da kein Mensch drin, mussten die beiden hinauffahren.“ Margit Zebedin weint, es sind die Tränen ohnmächtiger Wut. Sie zeigt auf Matthias: „Schauen Sie, das ist sein Wunschkind. Der Matthias war im Jänner ein Jahr alt. Er hat alle Kinder so geliebt.“ Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Gottfried Zebedin wird „bei der Feinsondierung tot aufgefunden“.Astrid, Stefan und Matthias sollen den Vater als Helden in Erinnerung behalten. Vor Weihnachten galt es im Lesachtal ein Baby zu retten, das lebensgefährlich erkrankt war. Eine tief verschneite Straße. Arzt Dr. Erich Kandutsch benötigte Hilfe für die Rettungsaktion. Es war Gottfried Zebedin, der sich in der Nacht mit seiner Schneefräse in das Lesachtal vorkämpfte. Mehr als zwölf Jahre ist das sein Job. Immer für die anderen, oft in Gefahr. Damals galt es, eine freie Straße für den Arzt zu machen. Ein Leben für das Baby. Da gibt es kein Zaudern. Am Plöckenpass, gleich bei dem Windrad, hat die Straßenmeisterei Kötschach-Mauthen eine Gedenktafel errichtet zur Erinnerung an Gottfried Zebedin, der hier in Ausübung seines Dienstes am 10. Februar 1991 bei einem Lawinenabgang tödlich verunglückte. Am Montag kämpfte Dr. Kandutsch trotzig stundenlang um das Leben des damaligen Retters Gottfried Zebedin. Aber der Tod kannte hier keine Kompromisse. Viele wollten helfen, aber es war zu spät. 252 Seit 20 Jahren wird der Ausbau der Straße über den Plöckenpass gefordert. Pläne und Projekte bis hin zum Basistunnel wurden diskutiert, verworfen und wieder neu erstellt. Der Tod des Straßenarbeiters Gottfried Zebedin wird eine PlöckenEntscheidung nicht beschleunigen, aber wahrscheinlich das Gericht beschäftigen. Die Gendarmerie Kötschach-Mauthen hat ihren Bericht als Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt fertig. Dem Staatsanwalt obliegt es nun, festzustellen, ob ein strafrechtlicher Tatbestand und die Fakten für eine Anklage reichen. Diese könnte den Straßenmeister treffen, der Zebedin den Auftrag erteilt hat, den Plöckenpass wegen zweier eingeschneiter Autos zu räumen, ob wohl die Lawinenwarnkommission nicht zur Begutachtung der Situation einberufen wurde. Der Straßenmeister hat Erfahrung mit dem Plöcken und seinen Unbilden, das wird man auch berücksichtigen müssen. Gendarmeriepostenkommandant AI. Alwin Koller: „Am Plöcken kann man nicht jede Gefahr ausschließen, sonst müsste man ihn sperren.“ Dagegen wiederum ist aber die Wirtschaft des oberen Gailtales. Die Straßenmeisterei wird offen kritisiert, wenn am Plöcken bei Schnee nicht rasch geräumt wird. Eine offene Straße bringt Gäste aus Italien. Die braucht man beim Lift, im Restaurant und im Kaufhaus. Wenn man dies auch angesichts so einer Tragödie nicht verstehen kann, man muss es eben zur Kenntnis nehmen. PS: Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen den Straßenmeister später ein. Auch Soldaten des Lawinenzuges des Jg.Baons 26 aus Spittal/Drau sind an der Suche nach Gottfried Zebedin beteiligt. Bergrettungschef Sepp Lederer schreibt am 12. Februar 1991 Worte des Dankes an OLT Ertl und seine Mannschaft: Der Kampf gegen die Uhr: Die Retter verloren diesen Kampf Beste Bergsteigergrüße von all unseren Bergkameraden, verbunden mit herzlichem Dank für Euren großartigen Einsatz auf dem Plöckenpass. Trotz des tragischen Endes unserer gemeinsamen Aktion, glaube ich behaupten zu dürfen, dass wir uns, obwohl kaum persönlich bekannt, doch näher gekommen sind. Allein wenige Worte und Blicke mit alten und jungen Soldaten, vor allem aber unser gemeinsames Gebet für unseren verunglück- 253 ten Freund haben dies bewirkt. Als kleine Geste des Dankes lege ich für Euch einen Aufkleber unserer Ortsstelle bei und hoffe, dass wir uns bei einem freudigeren Ereignis, etwa beim Valentingletscherlauf 1991, wiedersehen. Nochmals aufrichtigen Dank und beste Grüße mit „Berg Heil!“ Vor dem Hintergrund des tragischen Todes von Gottfried Zebedin und eines weiteren Unglücks auf dem Nassfeld prägen diese Ereignissee im Februar 1991 einen Bergretterlehrgang in der Fragant, über den unter dem Titel „Die Lehre aus dem Lawinentod“ folgender Pressebericht erscheint: Was die Wirklichkeit diese Woche auf dem Nassfeld und dem Plöckenpass grausam vorgab, wurde in der Fragant „nachgestellt“ und im Zuge eines Bergretterlehrgangs geübt. Wieder wurde bestätigt: Das Verschütteten-Suchgerät (VS) ist das bei weitem wirksamste Hilfsmittel gegen den Lawinentod. Aus der Erfahrung der beiden schweren Unglücke und der Übung erwuchs diesmal nicht nur der oftmals wiederholte Appell an alle Schitourengeher, sich unbedingt des VS-Gerätes zu bedienen, vielmehr wurde aus dem Appell eine Forderung an das Land Kärnten, endlich sämtliche Alpindienste, wie eben die Straßenräumtrupps unbedingt mit VS-Geräten auszurüsten. Das Opfer vom Plöcken hätte mit einem VS-Gerät eine echte Überlebenschance gehabt, sind sich auch der Landesausbildungsleiter der Bergrettung, Günther Egger, und der Klagenfurter Ortsstellenleiter Reinhold Dörflinger sicher. Auch Variantenfahrer, wie die beiden vier Tage Verschollenen vom Nassfeld (Variantenfahrer führen die Unfallstatistik an), sollten VS-Geräte mit sich führen. Der Rettungshubschrauber verfügt über ein Ortungsgerät, so dass auch großräumig wirkungsvoll gesucht werden kann. Gerade im Schatten der aktuellen Unglücke war die kursab- Trauriges Ende eines vergeblichen Rettungsversuchs am Plöckenpass. schließende Lawineneinsatzübung der 20 Bergrettungsanwärter in der Fragant von besonderer Ernsthaftigkeit. Es galt sieben „Verschüttete“, zum Teil mit, zum Teil ohne VS-Geräte zu suchen, bergen, versorgen und abzutransportieren. Der Übung waren auch drei Lawinenhunde aus Klagenfurt, Mallnitz und Kötschach beigezogen. Dabei zeigte sich, dass das VS-Gerät binnen Minuten „fündig“ wird. Ebenso die Hunde, die jedoch im Ernstfall erst eingeflogen werden müssen. Deprimierend hingegen ist die Zeitspanne, die erforderlich ist, um ein Lawinenopfer mittels Sondierung zu finden. Die Retter sind jedoch auf Sondierung angewiesen, wenn noch kein Hund zur Stelle ist und das Unfallopfer kein VS-Gerät bei sich trägt. Aufgrund noch unterschiedlicher Produkte (Frequenzen) auf dem Markt, wird eine Vereinheitlichung der Geräte angestrebt. Die alpinen Vereine und die Bergrettung empfehlen bei Neuanschaffung das Gerät VS 457 oder Doppelfrequenzgeräte. Vier neue Bergretter Mit dem erfolgreichen Abschluss des Eiskurses 1991, der auf der Oberwalder Hütte im Großglockner-Massiv abgehalten wurde, haben vier Mitglieder der örtlichen Bergrettung ihre dreijährige Ausbildung zum Bergrettungsmann abgeschlossen. Franz Fortunat, Hannes Guggenberger, Leo Jost, Franz Lagger und Günther Obereder (ihm fehlt noch der Felskurs) werden von Bürgermeister Gerhard Stangl im Beisein von Altkamerad Alois Traar mit einem „Riesen-Stangl-Pfandl“ im Tal willkommen geheißen. 254 1. Kärntner „Alpinistische Trainingszentrum“ Die Alpenvereinsjugend „Bergdohlen“ und der Bergrettungsdienst freuen sich im April 1991, die Fertigstellung ihres 1. Kärntner „Alpinistischen Trainingszentrums“ im Rathaus Kötschach-Mauthen mit Gymnastik- bzw. Krafttrainingsraum bekanntzugeben. Die Eröffnung findet anlässlich der Jahreshauptversammlung des ÖAV am 13. April 1991 statt. „Plöckengulasch“ „Als Ortsstellenleiter des ÖBRD Kötschach-Mauthen ist es mir ein echtes Bedürfnis, Euch nochmals im eigenen, sowie im Namen meiner Kameraden für die großzügige Bewirtung nach dem Sucheinsatz im Gebiet des Piz Timau zu danken. Wir werten Eure, in der heutigen Zeit durchaus nicht übliche Einladung zum berühmten „Plöckengulasch“ als Zeichen Eurer Verbundenheit und Anerkennung unserer Organisation!“ (Sepp Lederer an Familie Ing. Carl Gressel/Plöckenhaus) Typisch Sepp! Pionierarbeit für den Bergrettungsdienst Dr. Karl Pallasmann erinnert an Dr. Ernst Steinwender Am 6. Mai 1991 ist der allseits geschätzte Medizinalrat Dr. med. Ernst Steinwender im Alter von 74 Jahren in Kötschach-Mauthen verstorben. Er war nicht nur Arzt und Bergsteiger aus Leidenschaft, sondern auch ein begeisterter Erforscher antiker Spuren im italienisch-österreichischen Grenzgebiet. Für mich, der ich ihn als Landesbergrettungsarzt ablösen durfte, war Ernst Steinwender nicht nur Vorbild als gewissenhafter Arzt und unermüdlicher Helfer, sondern auch als Mensch, wie er die ihm vom Leben gestellten Aufgaben meisterte. Das begann mit seinem Kriegseinsatz im hohen Norden und setzte sich mit seiner Pionierarbeit für den Kärntner Bergrettungsdienst fort. Er war als Ortsstellenarzt beim BRD-Villach in den 60er Jahren und während seiner Tätigkeit als praktischer Arzt in den 70er und 80er Jahren in Kötschach-Mauthen auch als Kärntner Bergrettungsarzt tätig. Wie wertvoll seine Aufbauarbeit war, kann man an den vielen Projekten ersehen, an denen er beteiligt war. Hervorzuheben ist u. a. seine und Albert Gayls Mitarbeit an der Entwicklung des „Kärntner Wärmebeutels“, der zur zentralen Aufwärmung unterkühlter Lawinenopfer dient. Weltweit kommt diese Methode zum Einsatz, von der Schweizer Armee zu kanadischen Bergrettungseinheiten. Einen ähnlich durchschlagenden Erfolg konnte seine letzte Erfindung feiern, nämlich die vielseitig verwendbare Leichttrage UT-2000, die sich für Notfalltransporte, Lastentransporte, Bergungen und Katastropheneinsätze bewährte und an deren Entwicklung er maßgeblich beteiligt war. Nicht zu vergessen seine Modelle der Arm- und Beinschienung mit angepassten Matten, die Vorläufer der heute im Rettungsdienst verwendeten Vakuummatratzen. Gedenkstein und -tafel (unten) für Dr. Ernst Steinwender am Parkplatz Kreuztratte (Plöckenstraße) und die letzte Ruhestätte des Mediziners in Mauthen (oben). Lange Jahre beschäftigte ihn das Problem eines effizienten Arztrucksackes, und er entwickelte schließlich das Kammerprinzip, nach dem heute die meisten Einsatzrucksäcke konzipiert sind. Diese innovative Tätigkeit reiht Ernst Steinwender in die Reihe verdienstvoller Menschen, denen das Wort Hilfe oberstes Gebot darstellte. Seine Rettungseinsätze, oft unter Lebens- Aus einem Brief von Sepp Lederer an die ÖBRD-Landesleitung Kärnten vom 18. Dezember 1991: „Für allfällige Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, auch telefonisch (vormittags 8555, nachmittags kaum, abends eher, manchmal nie).“ 255 gefahr, sind ebenso bekannt, wie sein unermüdliches Wirken um Freundschaft über die Landesgrenzen hinaus. Eine Krönung seines Lebens bildete in dieser Hinsicht die Errichtung der „Zollner Friedenskapelle“ und seine Sorgen und Mühen um Hütten und Wege am „Karnischen Höhenweg“. So lange er konnte, stellte er sein Wissen, seine Erfahrung und seine Kraft in den Dienst seiner Arztpraxis, des Roten Kreuzes, des Bergrettungsdienstes und des Alpenvereins. Die große Teilnahme an seinem letzten Weg war Zeuge seiner großen und echten Beliebtheit. Er möge für viele ein Vorbild sein, so wie er es auch mir ist. Dr. Karl Pallasmann, Landesbergrettungsarzt von Kärnten 256 Völkerverbindende Idee XXI. Internationaler Valentingletscherlauf Internationaler Valentingletscherlauf 1991. Aus einem Pressebericht: Eine Völkerverbindende Idee, die seit 21 Jahren praktiziert wird und für die die Bergrettung Kötschach-Mauthen mit ihrem Obmann Sepp Lederer verantwortlich zeichnet. „Hallo Nachbarn“ – auch so könnte man diese Veranstaltung zum Abschluss der Schitourensaison bezeichnen, denn es ist einfach großartig, mit welch brüderlicher Einmütigkeit hier die Kärntner, italienische und slowenische Bergrettung zusammenspielt. Bei diesem friedlichen Wettstreit der Bergretter gibt es zusätzlich Laufwertungen für Gäste. Tempobolzen ist hier nicht gefragt, denn Unfälle in den vergangenen Jahren ließen in Initiator Sepp Lederer die Idee reifen, eine (vorerst) unbekannte Mittelzeit als Bestzeit zu werten. Gestartet wird zu je drei Läufern. Die Jury ermittelt zwischen schnellstem und langsamstem Trio die mittlere Zeit 257 – mit dieser „Idealzeit“ wird dann ein Trio zum Sieger des Valentingletscherlaufs. Bei der Mannschaftswertung Bergrettung siegt an diesem 26. Mai 1991 der Bergrettungsdienst Klagenfurt, in der Gästeklasse die Zollwache Arnoldstein. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer stellten diesmal die Italiener. Eigentlicher Höhepunkt dieser Veranstaltung war wie immer die Siegerehrung im Rathaussaal Kötschach-Mauthen, die von der Grenzschutzkapelle exzellent umrahmt wurde und geradezu internationale Volksfestatmosphäre vermittelt. Obwohl es, wie erwähnt, nicht um Tempobolzerei geht, sind Unfälle nie ganz auszuschließen. So auch bei diesem XXI. Internationalen Valentingletscherlauf. Er wird überschattet von zwei Unfällen. Ein Kärntner Teilnehmer und eine Italienerin müssen verletzt geborgen werden. Um 10 Uhr erfolgt der Start auf dem 2138 Meter hohen Valentintörl nahe dem Wolayersee, wo mehr als genug Schnee liegt. Bei der Abfahrt Hölzerne Erinnerungsplakette an den XXI. Internationalen Valentingletscherlauf am 26. Mai 1991. kommen dann der Partieführer Erich Kanzian (33) aus Gundersheim und die Ärztin Dr. Paola Mansutti aus Tricesimo zu Sturz. Beide müssen schwer verletzt vom Rettungshubschrauber der Flugeinsatzgruppe Lienz mittels Seilbergung geborgen und ins Krankenhaus gebracht werden. Cerro Torre – Horizontal ins Endlose Wir haben verwegen Vabanque gespielt – und verloren Von Charly Lamprecht Der Turm und sein Umfeld scheinen menschliches Maß zu übersteigen: Eine bizarre, wie gemeißelte Granitsäule von dreifacher Höhe eines Marmoladapfeilers mit darauf gesetztem Campanile di Val Montanaia (insgesamt 2000 m kompakter Fels) – am Ende der Welt, in einem Reich kaum vorstellbarer Stürme. Kap Hoorn, die Südspitze Südamerikas, liegt nicht weit, jener umtoste Alptraum der alten Seefahrer. Windgeschwindigkeiten von mehr als 340 km/h hat die moderne Elektronik am Einstieg des Turms gemessen, ehe sie ausfiel, und heutige Spitzenalpinisten (nur solche haben über- haupt den Funken einer Chance) mussten beim Rückzug von diesem Berg im Sturm auf dem aperen Gletscher auf allen Vieren, ja, auf dem Bauch kriechen und Zwischensicherungen ins Eis schrauben, um nicht in die Spalten geweht zu werden ... CERRO TORRE! Im Januar 1959, dem patagonischen Sommer, standen der Triestiner Cesare Maestri und der Osttiroler Toni Egger auf der Spitze dieses unglaublichen Turms, den manche Belagerer oft wochenlang nicht einmal zu sehen bekommen hatten und der jahrelang als „der schwierigste der Welt“ gehandelt wurde. Das war so ziemlich alles, was wir wussten, als Reinhard Ranner und ich 1988 das erste Mal mit dem Gedanken spielten, uns an dieser Felssäule zu versuchen. Endlose Telefongespräche, um die nötigen Ausrüstungsgegenstände und Geldmittel zu beschaffen. Die Volksbank Kötschach mit ihrem Direktor Peter Bernik und der ÖAV Kötschach-Mauthen unterstützten uns großartig, so dass wir die finanziellen Mittel in relativ kurzer Zeit beschaffen konnten. Die noch verbleibende Zeit nutzten 258 wir, um uns in Höhenform zu bringen. Viermal wöchentlich trainierten wir bis zu vier Stunden täglich im Klettergarten und im Kraftraum, legten in fünf Monaten 1500 km laufend zurück und verzichteten so ziemlich auf alles, was das Leben lebenswert macht. Doch für uns war der Cerro Torre jeden Einsatz wert. So flogen wir voller Hoffnung am 16. Oktober 1990 nach Patagonien. Unser Auftrieb war grenzenlos, als wir diese Säule zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Doch der Torre zeigte für unsere Gipfelambitionen keinerlei Verständnis. Er verschüttete unsere Eishöhle mit tausenden Tonnen von Schnee und Eis, tagelang versuchten wir sie wiederzufinden. Bis zu zehn m tief baggerten wir uns in die Tiefe – vergebens! Die Höhle blieb verschwunden. Und damit unsere ganze Ausrüstung. Nebenbei brach sich Reinhard noch zwei Finger der rechten Hand, und ich verbrannte mir den Fuß! In elf Wochen unseres Aufenthaltes im Basislager hatten wir nur fünf Schönwettertage. Bei zahlreichen Versuchen vor unseren Missgeschicken waren wir nicht einmal bis zur Hälfte dieses Granitriesen hinaufgekommen. Jedes mal blies uns der Sturm fast vom Pfeiler, und nur mit viel Glück erreichten wir jedes Mal wieder das schützende Basislager. Hütte in Patagonien. Ohne Kletterausrüstung, dafür mit zwei gebrochenen Fingern und einem verbrannten Fuß im Reisegepäck kehrten wir zu Weihnachten wieder nach Hause zurück. Doch der patagonische Virus hatte uns bereits infiziert. Und so war für Reinhard und mich bereits im Flugzeug klar, dass wir wiederkommen würden. Am 5. Dezember 1991 flogen wir bereits wieder von Frankfurt aus nach Südamerika. Die psychischen Wunden waren ausgeheilt und wir beide in der Form unseres Lebens. Mit dabei diesmal auch ein dritter Glücksritter, Windspieler oder wie immer man von den alpinen Experten zu Hause bezeichnet wird. Christian Wassertheurer, ein stiller 23-jähriger Kletterer von enormer Leistungsfähigkeit, wie geschaffen für die Einsamkeit des patagonischen Lagerlebens. Die heutige Technik macht es möglich – zwei Tage für 20.000 Kilometer. Am 8. Dezember erreichten wir zusammen mit 500 kg Nahrungsmitteln bereits unser Camp. Unser Lager war wirklich ein kleines Paradies. Mit dem Zelt und einer Hütte standen wir in einem starkwüchsigen Regenwald. Die Bäume waren nicht sehr hoch, aber zäh und durch den Wind und das raue Klima geprägt. Wenige Meter nur, dann kam man an eine Waldlichtung, die sich in steinigen Moränenkratern verläuft. Diese stauen die Wassermassen des Torre-Sees, hinter dem sich riesige Gletscher zu Tal schieben. Kein menschliches Auge kann die Dimensionen dort oben erfassen, so nahe und klein wirken die Gipfel, Grate und Wände. Man muss seine eigene Kraft dazu ein- Reinhard macht „patagonische Siesta“. 259 Charly an der „Nadel“, dem Cerro Torre. gesetzt haben, um dort auf dieser Schulter, diesem weißen, pilzähnlichen Gipfelaufbau gestanden zu sein. Dann, aber nur vielleicht, kann man die Kilometer, die sich horizontal ins Endlose verlieren und vertikal in den Himmel sprießen, erkennen. Charly und Reinhard in ihrer Eishöhle am Fuß des Cerro Torre. Ostpfeiler, Einstiegsseillänge (Fotos oben und unten). Der Torre wird von zarten, gazellenartigen Wolkenfetzen, die vom patagonischen Eis scharenweise herüberhüpfen, umzüngelt. Man kann es erahnen, was sich innerhalb kürzester Zeit hier abspielt. Die zwei oder drei Schönwettertage, die hier in Patagonien die Schlechtwettertage voneinander trennen, müssen schnell und ohne zögern genutzt werden. Und so klettern wir drei, als wäre der Teufel hinter uns her. Der Seilerste ohne Rucksack, denn ohne Gewicht kann man die schwierigen Passagen, im Fels bis VI und A 3, im Eis bis 90 Grad, ungleich schneller bewältigen! Dies ist nun unser achter Versuch innerhalb von vier Wochen. Immer wieder hatte uns der Torre mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen wie in Hawaii die 20 Kilometer über endlose Moränen und Gletscher zum Einstieg der Südostkante gelockt. Dann kletterten wir die ersten 800 Höhenmeter durch eine kombinierte Wand mit Eispassagen bis 70 Grad und Schwierigkeiten im Fels bis 5 meist ohne Seilsicherung zu unserer Eishöhle auf der Schulter. Je nach Verhältnissen benötigten wir vom Lager bis zur Schulter zwischen sieben und 20 Stunden. Dort wurde kurz gekocht, die Schlafsäcke deponiert und sofort weiter geklettert, um keine Minute der vermeintlichen Schönwetterperiode zu versäumen. So waren wir bereits sechsmal dem Gipfel nahegekommen, doch dann wurden wir jedesmal von Schnee- und Graupelschauern überschüttet und vom Sturm förmlich verprügelt, bis wir nach ein oder zwei Wandbiwaks, vom Sturm zermürbt, psychisch am Ende unserer Kräfte wieder die Eishöhle erreichten, in die Schlafsäcke krochen und in einen todesähnlichen Schlaf fielen. Doch heute schien es endlich zu klappen. Wir befanden uns bereits unter dem Wasserfallkamin, und noch immer zeigte sich keine Wolke. Um 12.00 Uhr waren wir von unserer Eishöhle aus gestartet, und jetzt war es noch nicht einmal 17.00 Uhr. Ich sah Reinhard in die Augen. Auch er war sich sicher, dass wir heute den Gipfel erreichen würden. Ich ziehe meine Steigeisen an und klettere vorsichtig über eine dünne Eisschicht, die den Kamin glasig überzieht, höher, ich sehe einen Haken unterm Eis, schaffe es aber nicht, ihn mit meinen Pickeln freizulegen. So muss es eben ohne gehen. Ich arbeite mich noch einige Meter in extremer Eiskletterei – das Eis ist nun senkrecht – höher, und endlich finde ich in einem Felsspalt einen soliden Sicherungshaken. Ich atme auf. Die schwierigste Stelle wartet noch auf mich. Der Kamin wird von einem Eiswulst, der auf den letzten Metern leicht überhängt, abgeschlossen. Doch die Pickel halten gut, und bald liegt die schwierigste Stelle unter mir. Im Ostpfeiler (links) und am Beginn des 90-Meter-Quergangs. Nun folgt wieder Felskletterei, eine senkrechte Wand trennt uns noch von den Eistürmen. Immer wieder pfeifen faustgroße Eisstücke an uns vorbei, die sich vom Gipfelpilz lösen, doch wir beachten sie nicht. Der Gipfelpilz ragt 30 m ins Leere, ein Wunder der Schwerkraft. 7000 bis 8000 Tonnen wiegt er sicher, da würde uns wohl der Steinschlaghelm auch nichts mehr nützen. Also ist es besser, sich nicht um den Pilz zu kümmern. 260 Als ich mit den Jumarbügeln am Seil hochsteige, werde ich plötzlich wie eine Spielzeugpuppe hin und her geschleudert. Durch die Konzentration während des Kletterns hatten wir nicht bemerkt, dass der Wind sich in den letzten Stunden kontinuierlich gesteigert hatte. Doch der Himmel ist noch immer blau und wir bereits knapp unter dem Gipfel. Fast scheint es, als könnten wir bereits mit der ausgestreckten Hand den Gipfelpilz erreichen. Auch der von Cesare Maestri zurückgelassene Kompressor ist bereits deutlich zu erkennen. Sein Anblick ist überwältigend und unglaublich zugleich. Maestri hinterließ hier das Zeugnis von einer der größten Unternehmungen in der alpinen Geschichte. Diejenigen, die seine Leistung herabwürdigen wollen, während sie zu Hause bequem im Lehnsessel ihres Wohnzimmers versinken, täten besser daran, erst einmal selbst bis zu diesem Punkt hinaufzuklettern, bevor sie Kritisches von sich geben. Auf den letzten 30 Metern der Gipfelwand hatte Maestri seine Bohrhaken selbst wieder abgeschlagen. Erst Jim Bridwell bewältigte diese Passage, jedoch mit den letzten Raffinessen der modernen „Big-Wall-Technik“, mit Copperheads, Rivets und anderen Widerwärtigkeiten dieser Art des Kletterns. Doch so wie es nun aussieht, scheint uns diese Passage leider „erspart“ zu bleiben. Wir befinden uns nun eine Seillänge unter der Gipfelwand, und obwohl wir uns hier an einer eher windgeschützten Stelle befinden, droht uns der Sturm mitsamt unseren Eisgeräten fast aus der Wand zu blasen. So pickeln wir mühsam eine kleine Plattform aus dem Eis und schaffen es mit letzter Kraft, den Biwaksack über uns zu stülpen. Nun heißt es warten! Vielleicht lässt der Sturm Im 90-Meter-Quergang. nach und wir können weiterklettern. Oder er legt noch mehr zu und wir können nicht mehr abseilen. Wir beschließen, die Nacht hier zu verbringen. Mühsam versuchen wir, mit unserem Gaskocher etwas Schnee zu schmelzen. Aber der Wind bläst uns, obwohl wir im Biwacksack kochen, den Kocher immer wieder aus. Nach zwei Stunden geben wir auf! In der Zwischenzeit hat es zu regnen begonnen. Der Sturm drückt uns das Wasser durch den Biwaksack. Das Wasser sucht sich seinen Weg vom Nacken bis in die Schuhe, wir sind total durchnässt. Es ist bereits Mitternacht. Wir drücken uns aneinander, doch unsere Körper kühlen von Stunde zu Stunde mehr aus. Wir haben verwegen Vabanque gespielt und – so scheint es – verloren. An den Gipfel denkt nun keiner mehr, die nackte Angst steht uns ins Gesicht geschrieben. Sprechen ist nicht mehr möglich, der Wind bläst infernalisch und droht unseren Biwacksack zu zerreißen. Gegen Morgen fällt die Temperatur rapide ab, und wir drohen trotz Biwacksack zu erfrieren. Die Seile, unsere Kleidung, alles ist steif gefroren. Als es hell wird, eine kurze Atempause des Sturms. Doch wir haben den Respekt vor dieser gewaltigen und von nichts zu bändigenden Natur nicht verloren. Jeder muss angesichts dieser überdimensionalen Natur erkennen, wie klein er ist, und er ist gut beraten, sich als Mensch als ein Stück derselben darin einzugliedern. Im Ostpfeiler. Wir beginnen abzuseilen. Der Fels ist von einer millimeterdicken Eisschicht überzogen. Zuwenig für die Steigeisen, zuviel für die Vibransohlen. Einer von uns klettert den 90-Meter261 Quergang zurück, der andere rutscht am fixierten Seil nach. Im Quergang trifft uns wieder die volle Wucht des Windes. Peinlich genau achten wir darauf, die Seilenden niemals loszulassen. Der Wind würde sie sofort nach oben schleudern, und wenn sie sich an irgendeiner Zacke verfangen würden, wären wir verloren. Nach 21 Abseillängen erreichen wir wieder unsere Höhle, vielmehr das, was davon übriggeblieben ist. Durch den Warmwettereinbruch vom Vortag ist sie zusammengebrochen, also Abstieg ins Camp. Wir bergen unsere Schlafsäcke und seilen weiter ab. Nach insgesamt 16 Stunden Rückzug im Sturm erreichen wir wieder den Gletscher, und selbst dort wirft uns der Sturm immer wieder zu Boden. Wir sind fertig, psychisch und physisch ausgelaugt. In diesem Moment ist uns klar, dass dies unser letzter Versuch am Cerro Torre war. Doch nach einigen Tagen am Lagerfeuer, schlaffen, essen, schlafen, erwachen die Kräfte, der Körper ist voller Energie. Wir spüren wieder eine Sehnsucht in uns . . . Cerro Torre, Eispilze am Gipfel. 1991 die meisten Einsätze in Kärnten Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen ist die am meisten beschäftigte dieses Jahres Bei der am 24. Januar 1992 abgehaltenen Jahreshauptversammlung für 1991 wird von den einzelnen Referenten der Ortsstelle Kötschach-Mauthen des ÖBRD ein beachtlicher, in der Unfall- bzw. Einsatzbilanz eher unerfreulicher Bericht geliefert. Die Stichworte zum Bergrettungsjahr 1991: Gesamtzahl der Zusammenkünfte für Schulungen 17; Sommerübungen 2; Winterübungen 2; Liftbergeübung 1; Vorbereitung und Veranstaltungen 3; gesamt 25. Gesamtzahl der Einsätze 61; davon Pistenunfälle 29; Alpinunfälle 18; Lawinenunfälle 1; Wildwasserunfälle 5; Sucheinsätze 4; Paragleiterbergung 1; Mountainbike-Unfall 1; Spezialeinsätze für Tiere 2. Geborgene Personen 60; davon Verletzte 49; Tote 4; Unverletzte 7; Inländer 33; Ausländer 27; Hubschrauberunterstützung 16mal. Einsatzstunden 1064; Bereitschaftsstunden 5076; Gesamtstunden 6140; gemachte Pistendienste 283 mit 2125 Bereitschaftsstunden. Kursbesuche: Winterkoordinierung für Ausbilder 2 Mann; Eiskoordinierung für Ausbilder 2 Mann; WinterlehrgangLawinenkurs 2 Mann; Eiskurs 5 Mann. Neuwahlen der Funktionäre (siehe Kurzchronik in der Randspalte). Anträge auf Neueintritt: Wolfgang Mörtl (Kötschach), Wilfried Tillian (Grafendorf), Dr. Hans Wernle (Mauthen). „Ein ehrendes Andenken wollen wir unserem verstorbenen Alt-Ortsstellenarzt Med. Rat Dr. Ernst Steinwender bewahren“, sagt Sepp Lederer. Wie aus der Landesstatistik hervorgeht (siehe Grafik), ist die Ortsstelle Kötschach-Mauthen (Nr. 10) 1991 die meistbeschäftigte in Kärnten. Mitgliederstand 50 Mann, davon 8 Altkameraden. Ausrüstungs-Neuanschaffungen: 42 Überhosen zum Anorak passend; 3 Funkgeräte; 3 Seile; 10 Lawinenschaufeln; 12 Verschütteten-Suchgeräte, diverses Kleinmaterial (Karabiner). 262 1992 Die am 24. Jänner abgehaltene 46. ordentliche Jahreshauptversammlung bringt folgendes Wahlergebnis: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter und Kassier Georg Drumbl, Ausbildungsleiter Kurt Kristler und Hubert Engl, Einsatzleiter Roland Pranter und Heribert Patterer, Geräte- und Funkwart Helmut Lackner, Sanwart Gernold Flaschberger und Hans Ertl, Arzt Dr. Erich Kandutsch, Verpflegung und Versorgung Günther Burgstaller und Adolf Zumtobel, Vereinsheimleiter Andreas Prugger. __________ Am 29. Jänner ereignet sich ein schweres Seilbahnunglück auf dem Nassfeld, das vier Todesopfer fordert. Es werden von BR-Männern der Ortsstelle KötschachMauthen und der AEG in Zusammenarbeit mit anderen Rettungsorganisationen und des örtlichen Liftpersonals mehr als 200 Schifahrer vom Sessellift geborgen. __________ Am 2. Februar wird am Vorhegg der 1. AlpeAdria-Vierkampf veranstaltet (400 Höhenmeter Aufstieg, 2 km Abfahrt, 4 km Langlauf, 100 m Schwimmen). __________ Am 17. Mai findet der XXII. Internationale Valentingletscherlauf mit 370 Teilnehmern statt. Die Siegerehrung steigt dann im großen Rathaussaal. Seilbahnunglück auf dem Nassfeld: Flugretter Lois Ortner im Einsatz. Alptraum am Nassfeld Ein Seil des Vierersesselliftes „Tröglbahn“ springt 1992 aus der Führungsrolle – 4 Tote, 9 Schwerverletzte Auf dem Nassfeld stürzen am 29. Januar 1992 mehrere Vierersessel der Tröglbahn mitsamt dem Tragseil zu Boden. Vier slowenische Touristen kommen zu Tode, neun werden schwer verletzt. Ursache ist eine gebrochene Führungsrolle. Die „Kleine Zeitung“ berichtet kurz: Vier Tote forderte ein schreckliches Liftunglück im Kärntner Schiparadies Nassfeld. Ein Seil der Tröglbahn – ein Vierersessellift – war aus der Führungsrolle gesprungen. Das Seil bog sich fast bis zum Boden durch und schnellte dann mit ungeheurer Wucht in die Höhe. Schifahrer wurden aus ihren Sesseln geschleudert. An der Rettungsaktion sind an jenem Tag auch Männer der Ortsstelle Kötschach-Mauthen der Bergrettung maßgeblich beteiligt. Vom Bezirksgendarmeriekommando Hermagor erhält Ortsstellenleiter Sepp Lederer Anfang Februar folgenden Brief: Der schreckliche Seilbahnunfall auf dem Nassfeld am 29. Januar 1992 war für die Einsatzleitung genau so wie für Euch alpinistisches Neuland. Der Fall, für den die Bergrettung, die Gendarmerie und die Bediensteten der Lifte alle Jahre durch entsprechende Übungen an den Sesselliften arbeiten, ist leider eingetreten. im Namen der Gesamteinsatzleitung nochmals aufrichtig danken und Euch beglückwünschen, dass es durch Eure rasche und gekonnte Hilfe gelang, das Abseilen von fast 200 Personen von der Vierer-Sesselbahn „Tröglbahn“ in nur zwei Stunden ohne Verletzungen der Schifahrer oder Retter durchzuführen. Jetzt hinterher darf ich Euch Ich war ohnedies schon Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: das Liftunglück am 29. Januar 1992 am Nassfeld. 263 Vom 2. Juni bis 23. Juli wird die Mauthner Klamm unter der Bauleitung von Ausbildungsleiter Kurt Kristler vorbildlich ausgebaut – der Weg erhält den Namen „Klabautersteig“. Es werden von Männern der Bergrettung und des OeAV 500 Arbeitsstunden geleistet und auf rund 6 km Wegstrecke 420 Meter Seil verbaut und 230 Trittbügel gebohrt. Am 15. August wird der „Klabautersteig“ im Rahmen eines kleinen Festes feierlich eröffnet und der Bevölkerung mit geführten Wanderungen vorgestellt. __________ Dr. Erich Kandutsch scheidet als Bergrettungsarzt im September aus, da er eine Praxis in Spittal/Drau eröffnet. immer begeistert von Eurer Arbeit und Eurer Unterstützung bei Unfällen am Berg und bei Lawinenunfällen. Diese Anerkennung ist noch gewachsen. Den anderen Einsatzorganisationen habe ich auch gedankt. Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass im Raum KötschachMauthen die Freunde der Bergrettung „Gewehr bei Fuß“ stehen und schnellstens bereit sind zu helfen. In Gesprächen mit dem Landeshauptmann Dr. Zernatto und mit LR Rauscher gelang es anlässlich der Trauerfeierlichkeiten in Hermagor, den Boden für eine landesweite finanzielle Unterstützung für die Bergrettung aufbereiten zu helfen. Ich durfte als kleines Rädchen hervorheben, wie uneigennützig und wirksam Eure freiwillige Hilfe immer ist, ob Tag oder Nacht. Für die Gesamteinsatzleitung A. Gatterer In Sachen finanzielle Unterstützung für die Bergrettung schreibt ÖBRD-Landesleiter Dörflinger dann am 6. Februar 1992 an die Ortsstellenleiter: Am 3. Februar 1992 konnte ich abends ein Gespräch über die Tod auf der Lifttrasse: eines Finanzierung des ÖBRD Kärnten (Rettungsförderungsgesetz) der vier Opfer der Katastromit Herrn Landesrat Max Rauscher führen. Das Gespräch ver- phe am Nassfeld lief positiv, das heißt, das Rettungsförderungsgesetz kommt (noch heuer!). Euch geschätzten Ortsstellenleitern und allen Mitarbeitern soll ich beste Grüße sowie den Dank im Namen der Kärntner Landesregierung für den Einsatz am Nassfeld übermitteln. Auch der Bürgermeister von Hermagor, Vinzenz Rauscher, dankt mit Schreiben vom 11. Februar 1992 den Kötschach-Mauthner Bergrettungsmännern für den Nassfeld-Einsatz: Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen und den Mitgliedern der Bergrettung Kötschach-Mauthen namens der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See sowie im eigenen Namen für den Einsatz und die mustergültige Abwicklung der Rettungsaktion anlässlich des Liftunglücks auf der Sonnenalpe Nassfeld auf diesem Wege nochmals herzlichst zu danken und Anerkennung auszusprechen. Bei diesem traurigen Ernstfall hat sich wieder gezeigt, welche Bedeutung solche Rettungs- und Hilfsorganisationen haben und wie hoch der Ausbildungsstand der Mitglieder ist, den sie sich in zahllosen freiwilligen und unentgeltlichen Übungsstunden angeeignet haben. Die Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See würdigt diesen Idealismus und wird die Kommunalverwaltung im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten Ihre künftigen Aktivitäten auch weiterhin gerne unterstützen. Wie sehr die finanzielle Unterstützung der Bergrettung in Kärnten im Argen liegt, verdeutlicht auch ein Bericht in der „Kronenzeitung“, in dem vier Tage nach dem tragischen Unfall auf dem Nassfeld Kötschach-Mauthens Bergrettungschef Sepp Lederer zu Wort kommt. Unter der Schlagzeile „Idealisten zum Nulltarif im Einsatz – Kärntner Bergrettung fordert gerechte Hilfe“ heißt es dort: Die tragische Liftkatastrophe auf dem Nassfeld hat einmal mehr gezeigt, wie notwendig gut ausgebildete Rettungsmannschaften sind. Doch diese Idealisten, die oft ihr eigenes Leben riskieren, um anderen zu helfen, sind faktisch zum „Nulltarif“ rund um die Uhr einsatzbereit. Die Kärntner Bergrettung fordert daher vom Land eine gerechte Hilfe für ihre Organisation. Die Männer der Bergrettung und auch die Alpingendarmen im Gailtal hatten den Ernstfall auf dem Nassfeld in zahlreichen Übungen geprobt. Sie opfern ihre Freizeit für ihre Ausbildung und investieren selbst auch Geld. Der Leiter der Bergrettungs-Ortsstelle von Kötschach-Mauthen, Sepp Lederer (44), sieht die Zukunft dieses kärntenweiten Rettungssystems gefährdet: „Beispielsweise müssen unsere Mitglieder jetzt schon für den bevorstehenden Winterkurs eine Kaution einzahlen, damit die Durchführung des Kurses gesichert ist.“ In Österreich, kritisiert Lederer, sind die Kärntner Bergretter Stiefkinder. „In Vorarlberg zahlt das Land sieben Millionen Schilling jährlich dazu. In Kärnten sind es 400.000 Schilling!“ Die Bergretter wollen mit den Kärntner Parteiobmännern reden: „Das Rettungs-Förderungsgesetz muss endlich beschlossen werden.“ In dieselbe Kerbe schlägt Carl Gressel (Mauthen), dessen Leserbrief zum Thema finanzielle Unterstützung der Bergrettung am 2. Februar 1992 in der „Kleinen Zeitung“ veröffentlicht wird: Trotz des tragischen Unglücks auf dem Nassfeld – mein Mitgefühl ist bei den Verwandten der Opfer aus Slowenien – muss man auch der Bergrettung Kötschach-Mauthen für ihren vorbildlichen Einsatz danken. 17 Männer unter der Führung von Sepp Lederer haben binnen kürzester Zeit mehr als 200 Schifahrer von den Sesseln der Viererbahn abgeseilt. Die Leistung war nur möglich, weil diese Männer bestens ausgebildet sind. Diese Ausbildung kostet Geld, und dieses Geld wird bis heute von privaten Gönnern und durch die Eigeninitiative der Bergrettung aufgebracht. 264 Es ist an der Zeit, dass ein Bundesland wie Kärnten für die Ausbildung und Ausrüstung der Bergrettungsmänner mehr Mittel zur Verfügung stellt. Wir können stolz sein auf die Männer der Bergrettung Kötschach-Mauthen, und ich bin stolz, sie in Zukunft finanziell und materiell zu unterstützen. Hoffentlich folgen Zernatto, Haider, Ambrozy und Co. meinem und vieler anderer Beispiel. Auf Carl Gressels Leserbrief reagiert „für die Einsatzleitung“ Bezirksgendarmerie-Kommandant Andreas Patterer (Hermagor) und nennt genaue Zahlen der am Einsatz beteiligten Personen: Das Ausmaß dieser Seilbahnkatastrophe am Nassfeld machte es erforderlich, dass von seiten des Bezirksgendarmeriekommandos Hermagor alle im Bezirk erreichbaren und für solche Einsätze speziell ausgebildete Retter angefordert wurden. Ing. Gressel hat leider – mangels genauer Kenntnis der Fakten – diese Rettungsaktion allein der Bergrettung KötschachMauthen zugeschrieben. Die inzwischen eingelangten Anrufe beim BGK veranlassen zu folgender Richtigstellung. Im Einsatz standen: Etwa 20 bestens ausgebildete Bedienstete der Liftgesellschaft Nassfeld; 30 bestens bewährte und leistungs- Eines der vier Opfer des Seilbahnunglücks, notdürftig zugedeckt mit einer Decke. starke Männer der beiden Bergrettungsdienste Hermagor und Kötschach-Mauthen unter der Führung von Horst Ebenberger und Sepp Lederer; 15 Beamte der Alpingendarmerie (AEG Hermagor und AEG Kötschach-Mauthen, Leiter BI Millonig und GI Ortner); die Hubschrauberpiloten der FEST Nikolsdorf und Klagenfurt; die Ärzte und die Rettungsfahrer des Roten Kreuzes. Herzlichen Dank allen Organisationen. Ein verrücktes Sport-Spektakel Am 2. Februar 1992 startet der 1. Alpen-Adria-Vierkampf „Wieder einmal so ein Einfall von Sepp. Der, wäre da das Schwimmen nicht, sicher einige Teilnehmer anlocken könnte!“ Zu gut wissen alle, dass nach Anstrengungen in der kalten Winterluft allein das Betreten des Hallenbades wie ein Keulenschlag wirkt, geschweige denn das Schwimmen über 100 Meter. Am 2. Februar 1992 ist es soweit: Der Fremdenverkehrsverein hat für die Loipe gesorgt, die Marktgemeinde stellt Hallenbad und Veranstaltungssaal zu Verfügung, die Grundbesitzer entlang der Aufstiegsspur sind einverstanden, Verpflegungschef Günther Burgstaller hat die Firma Edi und Wilma Engl alarmiert, der OSK marschiert mit einer zehn Mann „Zeitnehmertruppe“ an, das Rundherum und das Rahmenprogramm ist organisiert, das Wetter stimmt! Pünktlich um halb zehn Uhr Start. In Halbminutenabständen wird gestartet, denn wer hätte gedacht, 71 Paare aus Slowenien, Friaul, Osttirol, der Steiermark und aus allen Teilen Kärntens sind dabei, in der Gästeklasse erfreulicherweise viel einheimische Jugend. Andreas Prugger/Sepp Lederer erreichen als beste heimische Mannschaft beim 1. Alpen-Adria-Vierkampf in der Bergrettungsklasse Rang 5. Zuerst also in Anstiegen mit den Steigfellen zum Vorhegg, wobei jeder mit vollem Einsatz bei der Sache ist. Die Abfahrt über die traumhaft präparierte Piste wird zum Vergnügen, das jäh in neuerlichem Kampf mit dem „inneren Schweinehund“ übergeht, sobald man die schmalen Langlaufschi für die vier Kilometer lange Runde an den Füßen hat und loshastet. Das anstrengende Finale soll das Schwimmen werden! Sicher für Teilnehmer, welche einer persönlichen Bestzeit nachhetzen, für die meisten aber ein wahres Vergnügen, der schönste Teil des Vierkampfes! 265 Bestzeit: 52:21,21 Minuten! Alle Teilnehmer im Limit! Dazwischen lauter Sieger, die sich am vorzüglichen Wienerschnitzel und einem Getränk laben. Die Siegerehrung, bei der die Bergkameraden Hans-Peter Wohlgemuth und Helmut Essl aufspielen, hat Volksfestcharakter. Es gibt ausschließlich wertvolle Sachpreise. „Eigentlich sollte man diese Veranstaltung wiederholen“, sagen viele. Der Alpen-Adria-Vierkampf war geboren. In einem Pressebericht hieß es nach der ersten Auflage des Alpen-Adria-Vierkampfes: Die Premiere ist gelungen: 142 Teilnehmer aus Slowenien, Italien, Friaul und Kärnten beteiligten sich am „1. Alpen-Adria-Vierkampf“. Organisiert wurde diese Monsterveranstaltung in trauter Gemeinsamkeit vom ÖBRD unter Obmann Sepp Lederer, der Marktgemeinde und dem FV-Verein Kötschach-Mauthen. Vom Start weg jagten die Teilnehmerduos, unter ihnen auch sechs Damen, mit Tourenschi auf die 400 Meter höher gelegene „Specken“, rissen dort die Felle herunter und fuhren rund zwei Kilometer zur Sesselbahn-Talstation ab, wo die Langlaufschier angelegt wurden. Nach dem Langlaufbewerb (vier Kilometer) schlüpften die Sportler im Hallenbad in ihre Badehose und sprangen ins wohlig warme Wasser, um den vierten Bewerb – 100 Meter Schwimmen im freien Stil – in Angriff zu nehmen. Für die Wertung wurde allerdings nicht die schnellste, sondern eine Durchschnittszeit herangezogen. Tagesbester wurde der Treßdorfer Mountainbike-Spezialist Siegfried Hohenwarter. Seine Endzeit: 53:21 Minuten. Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Zwei Rettungseinsätze des Jahres 1992. Die Alpine Einsatzgruppe 1992 Die Alpine Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen 1992 bei einer Sommerübung mit einigen Freunden: Hans Schatz (von links), Lois Ortner, Helmut Lackner, Herwig Ortner, Peter Wilhelmer, Peter Gastinger, Bruno Maierbrugger (LGK), Heribert Patterer, Horst Kanzian, Sepp Peturnig, Franz Mitterdorfer und (vorne) Bergfreund Albin. 266 1992: Der „Klabauter Steig“ entsteht Von Sepp Lederer (Text und Fotos) Mitte Juli 1992 gelingt unter der Bauleitung von Kurt Kristler († 2003), der sich eigens Urlaub genommen hatte, der Ausbau des von Obmann Sepp Lederer schon vor einem Jahr projektierten Klettersteiges durch die Mauthner Klamm! Leitete 1992 den Bau des „Klabauter Steiges“ durch die Klamm: Kurt Kristler. Transport des 50 kg schweren Aggregates. In mehr als 500 Arbeitsstunden wird dieser einmalig schöne Weg, auf dem der Besucher teilweise durchs Wasser des Valentinbaches steigen muss, von insgesamt 13 Mitarbeitern des ÖAV, ÖBRD und der AV-Jugend gebaut. Mehr als 420 Meter verzinktes Stahlseil (12 mm), ca. 230 Trittbügel aus Torstahl (12 mm) und 150 HILTI-Bohrhaken (12 mm x 170 mm) werden dabei verwendet. Die Material- und Verpflegungskosten übernimmt die Marktgemeinde KötschachMauthen bzw. Bürgermeister Gerhard Stangl aus seinen Verfügungsmitteln. Am 15. August wird der neu erbaute Weg anlässlich der „Feier der Bergsteigerfamilie“ offiziell erstbegangen, wobei mehr als 80 Teilnehmer von Mitgliedern der AV-Ortsgruppe Obergailtal/ Lesachtal durch die mehr als 6 km lange Klammschlucht mit sechs Wasserfällen, vier Finsternissen (Felsen überlappen sich), unzähligen Tümpfen und Naturschauspielen geleitet werden. Ein Riesenspanferkel (80 kg), zubereitet von der Fa. Eduard Engl unter Versorgungschef Günther Burgstaller, ist Anziehungspunkt für hunderte Besucher hinter dem Felsentor, wo der neue Weg auf den Namen „Klabauter Steig“ getauft wird. Schinderei mit schwerem Gerät über dem Wasserfall. Allen, die zum Gelingen dieses großen Werkes beigetragen haben, sprach Sepp Lederer für die hervorragende Arbeit herzlichen Dank aus! Besonderer Dank gilt den großzügigen Geldspendern Gertrude Wassermann, Sepp Maier (Zimmerei & Tischlerei) und Hans Skalinski sowie den Spendern für Jause und Getränke! 267 Meter für Meter dringt das Bauteam in der Klamm vor. Sepp Lederer birgt eine Seiltrommel aus der eiskalten Valentin. Foto: Kurt Kristler Arbeit mit dem schweren Bohrer: wegen des Stroms nicht ungefährlich. 1992: Grüne Nase, „Serengeti“, 1. Begehung (Charly Lamprecht/Reinhard Ranner) Liftbergeübung „Zivilschutz geht jeden an!“ Unter diesen Schlagwort wird im November 1992 ein Amtliches Mitteilungsblatt der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen an die Haushalte verteilt. Worum geht es? Es geht um die „Einladung zu einer Lift-Bergeübung unter Mitwirkung der interessierten Bevölkerung“, insbesondere aller Schifahrer, die die Bergung vom Lift persönlich und hautnah erleben wollen. Am Samstag, den 21. November um 13.00 Uhr demonstrieren und üben Liftpersonal, Alpingendarmen und Männer des Bergrettungsdienstes an der Talstation der VorheggSesselbahn diesen Einsatz, „der hoffentlich nie angewendet werden muss“. Tien Shan-Expedition 1992 So manchen Teilnehmer holt bei dieser Übung die Vergangenheit ein: Das schwere Liftunglück vom 29. Januar 1992 am Nassfeld, bei dem vier slowenische Schifahrer ums Leben kommen und über 200 Schifahrer vom Lift gerettet werden müssen, ist noch zu nah. Sponsorenkarte der „Kärntner Tien Shan-Expedition 1992“, Kasachstan/Kirgisien/GUS – in Memoriam MR Dr. Ernst Steinwender. Teilnehmer waren (von links) Lois Ortner, Georg Zankl, Horst Wohlgemuth, Hans Schatz und Josef Brandner. 268 1993 Ab dem 15. Januar verfügt die Ortsstelle mit Oberarzt Dr. med. Andreas Wibmer über einen neuen Bergrettungsarzt. __________ Am 14. Februar wird der 2. Alpe Adria Vierkampf am Vorhegg durchgeführt. __________ Am 2. Mai findet der XXIII. Internationale Valentingletscherlauf mit 320 Teilnehmern statt. Am Vorabend gibt es das „Fest der Freundschaft“ mit Freunden aus Slowenien und Friaul. Die Siegerehrung wird mit einem Konzert der Trachtenkapelle Kötschach im großen Saal des Rathauses durchgeführt. __________ Die Einführung eines Pager-Rufsystems im September erleichtert der Rettungsmannschaft die Alarmierung. Wieder ist die Ortsstelle kärntenweit der Vorreiter in Sachen Effizienz. Es werden 30 Stück Pager angekauft und an die Mannschaft verteilt. __________ Der 2. Alpen-Adria-Vierkampf Zankl/Pranter gewinnen die Bergrettungswertung Nach dem Erfolg der Premiere im Vorjahr veranstaltet die Bergrettung Kötschach-Mauthen am Sonntag, 14. Februar 1993 den 2. Alpen-Adria-Vierkampf. Wieder geht es in den vier Disziplinen „Aufstieg mit Tourenschi“ (rund 200 Höhenmeter), „Abfahrt auf der Schipiste“ (etwa 2 Kilometer), „Langlauf im freien Stil“ (ca. 4 Kilometer) und „Schwimmen“ im freien Stil“ (100 Meter; 1,7 Meter tiefes Wasser) nicht um die schnellste, sondern um die Durchschnittszeit. Und wieder wird in zwei Klassen gewertet: Bergrettung und Gäste. In der Gästeklasse beträgt die errechnete Durchschnittszeit aller Zweierteams bei 1:02:27,03 Stunden. Dieser Zeit am nächsten kommt das Team Wulfenia (Herwig Spiess/Helmut Brugger) in 1:02:50,76; gefolgt von Barazutti/Schiavon (1:03:42,58) und Marizzi/Lederer (1:00:11,54). In der Klasse der Bergrettung, deren Durchschnittszeit mit 1:05:37,51 Stunden errechnet wird, sind an diesem Sonntag Georg Zankl und Roland Pranter als „Team I“ des ÖBRD Kötschach-Mauthen unschlagbar und der Durchschnittszeit in 1:05:30,23 Stunden am nächsten, die sie nur um 7,28 Sekunden unterbieten und damit den 2. Alpen-Adria-Vierkampf für sich entscheiden. Die Plätze 2 und 3 gehen an die slowenischen Bergrettungs-Mannschaften aus Mojstrana (Urbas/Smid) in 1:06:01,72 (= + 24,21 Sekunden) und Kranska Gora (Zemva/ Jerov) in 1:04:51,93 (= + 45,58). Weitere Duos der Bergrettung Kötschach-Mauthen beenden den Wettbewerb auf den Rängen 10 (Lederer/Prugger – 1:02:08,91 = minus 3:28,60 Minuten) und 15 (Berger/Tillian – 1:00:38,35 = minus 4:59,15 Minuten). Das Pager-Rufsystem wird eingeführt Bergrettung und Gendarmerie werden per Telefon aktiviert Im Zuge einer zweitägigen Einsatzübung im Juli wird die Raudenspitze mit Seilen und Trittbügel versichert. Die Einführung eines so genannten Pager-Rufsystems im September 1993 erleichtert der Rettungsmannschaft die Alarmierung. Wieder ist die Ortsstelle kärntenweit Vorreiter. Es werden 30 Stück Pager angekauft und an die Mannschaft verteilt. Der Gendarmerieposten KötschachMauthen informiert im Vorfeld der Einführung des neuen Rufsystems in einem von Postenkommandant Koller und Bezirksinspektor Patterer unterzeichneten Schreiben vom 27. Mai 1993 unter dem Betreff „Alpineinsatzplan des Bergrettungsdienstes Kötschach-Mauthen“ das Bezirksgendarmeriekommando in Hermagor: Beiliegend wird der Alpineinsatzplan 1993 des ÖBRD – Ortsstelle Kötschach-Mauthen – zur Verwendung bei der Bezirksleitzentrale übersendet. Erläuterungen zum Einsatzplan: Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen hat bis dato 30 aktive Mitglieder mit so genannten Pager-Personenrufgeräten ausgestattet. Ab nun können diese Leute bei Alpineinsätzen per Telefon (4 verschiedene Sammelrufnummern laut Plan) aktiviert werden. Zusätzlich können Einsatzkräfte, in erster Linie Einsatzleiter, auch mittels Einzelruf aktiviert werden. GI Alois Ortner, BI Heribert Patterer, BI Peter Wilhelmer und RI Helmut Lackner der AEG Kötschach-Mauthen sind ebenfalls mit diesen Geräten ausgestattet. Bei Einlangen von Anzeigen über Alpinunfälle bei der BLZ wird um folgende Vorgehensweise gebeten: Da es nicht sinnvoll erscheint, bei jedem Alpinunfall alle ÖBRD-Mitglieder zu aktivieren, ergeht das Ersuchen mittels Einzelruf den AEG-Leiter, den ÖBRD-Einsatzleiter und dessen Stellvertreter anzuwählen. Diese werden sich umgehend mit der BLZ telefonisch oder falls sie sich im Gelände befinden per Funk in Verbindung setzen und die weitere Vorgehensweise abklären. 269 Da bei Alpineinsätzen in Zusammenarbeit mit der Bergrettung immer der Funkkanal „27“ (Anmerkung: aus nachvollziehbaren Gründen hier nicht abgedruckt) verwendet wird, ergeht das Ersuchen, während solcher Einsätze ein Funkgerät (eventuell 2. Fixstation) auf diesen Kanal zu schalten. Abschließend wird darauf hingewiesen, dass der Alpineinsatzplan (Anmerkung: hier natürlich nicht abgedruckt) nur bei der LAWZ, BLZ und am Gendarmerieposten KötschachMauthen aufliegt. Die angeführten Telefonnummern sind vertraulich zu behandeln, um Fehlaktivierungen zu vermeiden. 1994 Am 28. Januar findet die ordentliche Jahreshauptversammlung statt. Die Neuwahl bringt folgendes Ergebnis: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter und Kassier Georg Drumbl, Ausbildungsleiter Kurt Kristler und Heribert Patterer, Einsatzleiter Roland Pranter und Heribert Patterer, Geräte- und Funkwart Helmut Lackner, Vereinsheimverwalter Andreas Prugger, Sanwart Gernold Flaschberger, Arzt OA Dr. med. Andreas Wibmer. __________ Der 3. Alpe Adria Vierkampf wird am 6. Februar am Vorhegg veranstaltet. __________ Die Mitglieder der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen Anfang 1994 beim Eisturm in Mauthen. „Naturalien-Sponsoring“ Eine kräftige Jause im Gasthof Engl Am 1. Mai findet der XXIV. Internationale Valentingletscherlauf mit 415 Teilnehmern statt. Am Vorabend steigt der Kameradschaftsabend im Rathaus. __________ Die einheimische Bevölkerung steht den freiwilligen Helfern der Bergrettung sehr positiv gegenüber. Nicht nur so manche Geldspende landet auf dem Konto der Ortsstelle. Auch sind es zuweilen Einladungen, mit der die Bergretter unterstützt werden. Ein sympathisch-freundliches Beispiel von „Naturalien-Sponsoring“: Im Februar 1994 erhält die komplette Mannschaft der Bergrettung eine hübsch gestaltete Einladung des Gasthofs/Fleischerei Engl (Kirchenwirt) in Kötschach „zu einer kräftigen Jause“ mit der Bitte um vorherige Anmeldung, die gerne angenommen wird. Am 9. Februar 1994 sagt Sepp Lederer der Familie Eduard Engl zu: „Liebe Familie Engl! Liebe Wilma! Lieber Edi! Unsere Ortsstelle hat wieder einmal mit Dank, Freude und Anerkennung Eure Großzügigkeit bei der Durchführung einer Veranstaltung erfahren dürfen. Herzlichen Dank für die unter der Leitung von Günther so Eine außerordentliche Landesversammlung am 21. Oktober bringt nochmals Klarheit über das Einsatzgebiet Wolayersee: Die Zuständigkeit bleibt bei den Ortsstellen Kötschach und Lesachtal. 270 gut organisierte und funktionierende Verpflegungsstation und den so großzügigen Preisnachlass. Dass Ihr uns noch dazu zu einer Jause mit einem Getränk einladet, ist wohl der Gipfel eines nicht zu überbietenden Wohlwollens unserer Organisation gegenüber. Wir erlauben uns mitzuteilen, dass wir gleich an diesem Freitag, den 11. Februar, nach der Bergrettungssitzung (nur ein Tagesordnungspunkt: „Medizinische Ausbildung mit einem Unfallchirurgen“) um etwa 21.15 Uhr kommen würden, wenn es Euch recht ist! Wir freuen uns darauf! Nochmals herzlichen Dank verbunden mit den besten Grüßen und Berg Heil!“ Bart’l wird nach elf Tagen gefunden Beinahe verwildert wird der Schweißhund gerettet Elf Tage lang war Bart’l, der Schweißhund, verschwunden. Er machte im Juni 1994 mit seinem „Herrchen“, Mathias Schwepke aus Bayern, Urlaub. Bart’l verschwand spurlos. Eine Suchaktion wurde eingeleitet. Fast verwildert wurde er nach all den Tagen gefunden und zu seinem Besitzer zurückgebracht, der sich am 24. Juni 1994 mit einem Brief „an all diejenigen, die sich an der Suche nach meinem/unserem Bart’l beteiligt haben“, bedankt. Schwepcke schreibt: „Nach der Gott sei Dank glücklichen Rückkehr unseres Schweißhundes Bart’l möchte ich mit diesen wenigen Zeilen auch im Namen meiner Familie all denen unseren aufrichtigen Dank aussprechen, die sich teilweise durch tatkräftige Mithilfe an der Suche nach unserem Hund beteiligt haben. Es ist sicher schwer zu beschreiben, was in einem vorgeht, wenn man einen fast schon verloren geglaubten Hund nach elf Tagen Abwesenheit zwar völlig abgekommen und beinahe verwildert, aber dennoch lebend wiederfindet. Ein besonderes Glücksgefühl paart sich mit erlösender Spannung und gleichzeitiger Sorge um den Hund. Zunächst gilt natürlich alle Fürsorge dem Hund, und erst wenn einem richtig klar geworden ist, wieviel Glück hier mitgespielt hat, erinnert man sich derer, die völlig uneigennützig keine Zeit und Mühe gescheut haben, bei der Suche mitzuhelfen, auch wenn der Erfolg zunächst ausblieb. Gedacht ist hier an die entsprechenden Damen und Herren des Hegerings 37, des Österreichischen Bergrettungsdienstes KötschachMauthe, des Gendarmeriekommandos und der Gemeinde Lesachtal. Wem solche Hilfe zuteil wird, und das wird nicht nur jeder Hundeführer bestätigen, dem Gleiches oder Ähnliches geschehen ist, mit dessen Hilfe ist auch zu rechnen, sollte woanders Not am Mann sein. Nochmals ein wirklich aufrichtiges Waidmannsdank!“ Aus der Seewarte geholt Zu einer spektakulären Bergrettung kommt es am Samstagnachmittag, dem 26. Juni 1994, im Gebiet des Wolayer Sees, wie die „Kleine Zeitung“ am 28. Juni berichtet. Ein 21-jähriger Student aus Italien war beim Abstieg von der Seewarte in ein steiles, unwegsames Gelände geraten. Er rief um Hilfe. Seine Rufe hörten andere Bergwanderer, die den Hüttenwirt verständigten und damit eine Rettungsaktion in Gang setzten. Praktisch unverletzt konnte der junge Italiener aus seiner verzweifelten Situation gerettet werden. Cellon-Gipfelkreuz 1994: Errichtung des Gipfelkreuzes auf dem Cellon. 271 Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Nicht immer gehen Übungen der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie (AEG) glimpflich aus, wie der Einsatz vom 18. Januar 1994 zeigt (oben). Bergrettungsmann Dr. Hermann Knafl, der später am Trogkofel ums Leben kam, verunglückte bereits am 11. September 1994 in der Nordwand des Mooskofelturms schwer, wie der Eintrag unten zeigt. Lois Ortner (vorne) mit Georg Drumbl, Hans Schatz, Gerhard Ranner, Horst Wohlgemuth und Herwig Ortner auf dem Berg Athos in Griechenland. Lois Ortners 200. Rettungseinsatz Aus dem Gendarmerie-Tourenbuch von Lois Ortner: Am 22. September absolvierte Ortner seinen 200. Rettungseinsatz (ohne Pistenrettungen), wie er in dieser Notiz vermerkte. 272 1995 Am 6. Januar findet der 4. Alpe Adria Vierkampf erstmals auf der Mauthner Alm statt. __________ Aufgrund des 25. Jubiläumslaufes findet am 29. April nochmals ein „Fest der Sieger“ im großen Saal des Rathauses statt. Dieses ist die 8. und zugleich letzte Auflage. Der XXV. Internationale Valentingletscherlauf startet am 30. April mit 317 Teilnehmern. Die Siegerehrung mit Konzert der Trachtenkapelle Mauthen findet wieder im großen Rathaussaal statt. Heribert Patterer wird Nachfolger von AEG-Chef Lois Ortner Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Im Februar 1995 übergibt Lois Ortner die Leitung der AEG (Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie) anlässlich der Wintereinsatzübung an seinen Nachfolger Heribert Patterer und hält die Übergabe in seinen Aufzeichnungen fest. __________ Am 27. Mai findet die ordentliche Jahreshauptversammlung statt. Die Neuwahl bringt folgendes Ergebnis: Ortsstellenleiter Sepp Lederer, Stellvertreter und Kassier Georg Drumbl, Ausbildungs- und Einsatzleiter Heribert Patterer und Roland Pranter, Gerätewart Helmut Lackner, Funkwart Leo Jost, Vereinsheimverwalter Andreas Prugger, Sanwart Gernold Flaschberger, Arzt OA Dr. med. Andreas Wibmer, Presse Sepp Lederer. __________ Die Landesversammlung der Bergrettung Kärnten am 30. Juni findet im Rathaus Kötschach-Mauthen statt und wird von der Ortsstelle hervorragend organisiert. __________ Mit dem Rad durch Ostafrika Kurt Kristler und Wolfgang Mörtl erobern die drei höchsten Berge Afrikas Über das außergewöhnliche Abenteuer der beiden Kötschach-Mauthner berichtet die „Kleine Zeitung“ am Sonntag, den 5. März 1995: Sie waren unterwegs, um die drei höchsten Berge Ostafrikas zu erobern. Als Kurt Kristler und Wolfgang Mörtl aus Kötschach-Mauthen in Richtung Nairobi abhoben, wussten sie, dass diese Tour ihnen ihr Letztes abverlangen würde. Die erfahrenen Bergsteiger wollten den Mount Kenya, den Ruwenzori und den legendären Kilimandscharo über die schwierigsten 45 Jahre Polinik-Gipfelkreuz: Am 10. September wird auf dem Polinik die Gipfelmesse mit Pfarrer Fercher gefeiert – wie immer musikalisch umrahmt von der Trachtenkapelle Mauthen. 273 Wände Afrikas bezwingen. Und die Strecken dazwischen mit dem Mountainbike überwinden. Ausgestattet mit Gummistiefeln, wetterfester Kleidung, Zelt, Gaskocher, eigener Kost und professioneller Bergausrüstung stürzten sie sich in die die Wildnis. 1600 Kilometer strampelten sie – von Elefanten, Giraffen und Affen ignoriert – quer durch afrikanische Nationalparks. Anfans im Dauerregen durch den Morast. „Als wir zum Mount Kenya aufbrachen, war gerade Regenzeit. Wir blieben mit unseren Mountainbikes oft im Schlamm stecken“, berichtet Kristler. Bevor der Mount Kenya (5199 m) überhaupt in ihr Blickfeld rückte, haben sie schon viele neuen Erfahrungen gemacht: Auf Ostafrikas Straßen gilt das Recht des Stärkeren. „Radfahrer werden hier ignoriert. Wir haben uns nicht nur einmal mit einem Sprung über die Böschung in Sicherheit bringen müssen.“ Vom Vorhaben, den Schlafsack einem Hotelbett vorzuziehen, wurde schon nach der ersten Nacht im Zelt Abschied genommen. Einheimische, mit Speeren und Lanzen bewaffnet, duldeten die Camper nicht. Extremtouren reizten den 34-jährigen Berg- und Skiführer Kristler und seinen um neun Jahre jüngeren Kompagnon schon lange. So ging es im Vorjahr mit dem Rad von Kötschach quer durch Italien nach Chamonix und von dort auf dem Montblanc. Nonstop. Und in Rekordzeit. Nie aber herrschten diese Bedingungen. „Als wir den Kenya über die Diamantenrinne bestiegen, hat es gehagelt und geschneit. Wir waren die ersten, die diese Eis-Klettertour in der Regenzeit gegangen sind.“ Es gab aber auch heitere Momente. Etwa am Fuße des Ruwenzori (5109 m), als die Kärntner angehalten wurden, einen afrikanischen Bergführer für zumindest sechs bis acht Tage zu buchen. Kristler und Mörtl wollten den Berg aber in der halben Zeit schaffen. „Absolut unmöglich“, befanden die Einheimischen. Schon nach zweieinhalb Tagen waren die Kärntner aber im Basislager zurück – und mit ihnen ein total erschöpfter Bergführer. Christian Wassertheurer und Wolfgang Mörtl am Shivling. (Foto: Kurt Kristler) 42 Grad hatte es, als vor ihnen Tage später der Gipfel des Kilimandscharo (5896 m) auftauchte. Wer würde bei diesem Anblick nicht an Hemingway denken? Die Kötschacher nicht. Sie bereiteten sich auf den Aufstieg über die Breach Wall vor. Die mehr als 1000 Meter hohe, teils senkrechte Fels- und Eiswand stellt die größte alpinistische Herausforderung am Kilimandscharo dar. Reinhold Messner gelang 1978 die erste direkte Durchsteigung. „Die Messner-Führe war zum Zeitpunkt unserer Tour sehr stark eis- und steinschlaggefährdet“, wählten die Bergsteiger dann doch eine andere Tour. In vier Tagen war auch der „Kili“ abgehakt und somit die Generalprobe für das Abenteuer ’95 bestanden. Im Juni wollen Kristler und Mörtl den legendären Shivling-Ostpfeiler (6543 m) im Himalaja durchsteigen, eine Granitwand, 2000 Meter hoch und erst einmal bezwungen. 274 Als Erinnerung an die ÖBRD-Landesversammlung am 30. Juni 1995 in Kötschach-Mauthen stellte Ortsstellenleiter Sepp Lederer für das Archiv der Landesleitung eine Erinnerungsmappe zusammen, aus der die Bilder der folgenden Seiten stammen. 275 276 Fehltritt mit tödlichen Folgen Eine 72-jährige Urlauberin stirbt im Reißkofelgebiet Ihre Liebe zum Bergwandern muss die deutsche Urlauberin Erika Burding in der Nacht zum Donnerstag, den 17. August 1995 mit dem Tod bezahlen. Bei einer Tour zur Jochalm stürzt die 72-Jährige rund 40 Meter tief in den Tod. Die „Kärntner Tageszeitung“ berichtet am 18. August 1995: „Frau Burding war bereits seit neun Tagen in unserem Haus und wollte eigentlich noch bis Ende September bleiben“, erzählt die Vermieterin der 72-jährigen Deutschen geschockt, nachdem sie vom tödlichen Unfall der Urlauberin erfahren hatte. Jeden Tag machte die begeisterte Bergfreundin alleine eine Tour in die Umgebung von Kirchbach. So auch an diesem Mittwoch, an dem sie frühmorgens zur Jochalm aufbrach. „Ich habe ihr noch davon abgeraten, nachdem Gäste erzählten, dass der Weg nicht einfach zu bewältigen sei. Außerdem hatte Frau Burding bereits am Vortag eine längere Tour unternommen, von der sie erst spät zurückgekehrt war“, erklärt die Vermieterin. Doch allen Warnungen zum Trotz machte sich die betagte Frau auf den Weg. Bis spätestens 21.30 Uhr wollte sie wieder im Quartier sein. Als diese Frist aber verstrichen war, schlug die Zimmerwirtin bei der Gendarmerie Alarm. Eine großangelegte Suchaktion wurde eingeleitet – selbige musste gegen 2.00 277 Uhr früh erfolglos abgebrochen werden. Donnerstag um 7.00 Uhr früh brachen die Männer der Bergrettung und der Alpinen Einsatzgruppe dann abermals auf. Und gegen 9.30 Uhr schließlich wurde Erika Burding gefunden – im Bachbett des Schrengenbaches stieß man auf ihre Leiche. Bachbett, das sich durch einen wilden Graben zwischen Sauseng- und Möselalm hinabwindet. Die Suche nach Erika Burding hatte Mittwoch gegen 23.00 Uhr begonnen, nachdem sie nicht in ihr Ferienquartier in Kirchbach/Gailtal zurückgekehrt war. Männer der Alpingendarmerie (Leiter Heribert Patterer, Leiter-Stv. Alois Ortner) und der Bergrettung Kötschach-Mauthen gingen die Wanderwege ab. Für eine Suchaktion im Gelände war es zu dunkel. Donnerstag früh starteten der Rettungshubschrauber „Martin 6“ aus Lienz sowie eine Bodentruppe unter Ortners Führung. Die Flugretter wurden als erste „fündig“. Unter einem rund 15 Meter hohen, felsdurchzogenen Wasserfall lag die Gesuchte in unwegsamem Gelände. Patterer barg, an einem 30-Meter-Seil hängend, die Leiche der Frau. Sie hatte tödliche Verletzungen erlitten. Wie die Gendarmerie im Zuge ihrer Erhebungen später rekonstruierte, dürfte sich die Wanderin verirrt haben und im unwegsamen Gelände 40 Meter tief in das Bachbett gestürzt sein, wo sie mit tödlichen Schädelverletzungen liegen blieb. Die Frau hinterläßt ihren Sohn, der sich derzeit selbst auf einer Hüttenwanderung in Bayern befindet und vom tragischen Tod seiner Mutter noch gar nicht verständigt werden konnte. Die „Kleine Zeitung“ schildert das Geschehen so: Ein Almhirte hatte sie am Mittwoch gegen 15.00 Uhr zuletzt gesehen, die einsame Bergwanderin, die auf der Sausengalm im Reißkofelgebiet in den Gailtaler Alpen unterwegs war. Dann verlor sich die Spur von Erika Burding, einer Urlauberin aus Deutschland, die oft alleine in den Bergen wanderte. Gesehen wurde die Frau erst am Donnerstagvormittag wieder, aus der Luft, von Flugrettern: Sie lag tot in einem Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Trauriges Ende einer Bergtour am Reißkofel. 1996 Am 11. Feber findet der 5. Alpe Adria Vierkampf, der umbenannt wird in Alpe Adria Leistungslauf, auf der Mauthner Alm statt. __________ Am 28. April wird der XXVI. Internationale Valentingletscherlauf mit 327 Teilnehmern veranstaltet. Am Vorabend gibt es den letzten Kameradschaftsabend im großen Rathaussaal. Mit einem Konzert der Trachtenkapelle Mauthen und der Siegerehrung lässt man die Veranstaltung ausklingen. __________ Am 20. August wird der 81-jährige Alt-Ortsstellenleiter Erich Strasser zu Grabe getragen. Er war der erste Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen (19531957). Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Ein Baby wird gerettet. Dankesbrief der Mutter an Lois Ortner. 278 Wintereinsatzübung 1996 – Kellerscharte Hannes Grimmer als Lawinenopfer. Der Einsatzleiter: Roland Pranter. Einsatzübung Kellerscharte: Mit Bart der 2003 tödlich am Trogkofel verunglückte Kamerad Dr. Hermann Knafl. 279 XXVI. Internationaler Valentingletscherlauf Sepp Lederer (roter Anorak) beim Heldengedenken auf dem Friedhof an der Kreuztratte (Plöckenstraße), rechts hinter ihm Duilio Samassa. Warten bis der „Piepser“ ruft Ein Einsatz im Jahre 1996 bei der Straniger Alm Von Sepp Lederer Exakt im 15.15 Uhr schrillt mein „Piepser“, das seit Jahren unentbehrliche Personenrufgerät, welches unserer Ortsstelle die Alarmierung über Knopfdruck möglich macht und die Zeitspanne zur Erreichung der Einsatzbereitschaft auf ein Minimum gesetzt hat. Ab sofort läuft bei mir alles wie automatisch: Funkgerät einschalten, Alarmrucksack aus dem Regal nehmen, Trinkflasche füllen, in die „Bergkluft“ springen und so nebenbei den Funk abhorchen. Zwischendurch habe ich längst meine Einsatzbereitschaft gemeldet und bin auch schon unterwegs zum Vereinsstützpunkt. Kamerad Andi holt den Einsatzwagen aus der Garage, die achtköpfige Einsatzmannschaft verstaut das Rettungsgerät. Über unseren Köpfen rattert „Martin 6“, der Rettungshubschrauber der FEST Lienz-Nikolsdorf Richtung Straniger Alm. Vier Verletzte soll es dort oben im Steilgelände nach einem Autoabsturz geben. Unser Bergrettungsarzt ist wie immer mit seinem Allrad-Pkw unterwegs, wir im Vereinsbus sind etwas langsamer. Über Funk erfahren wir, dass der Hubschrauber trotz Schlechtwetters in der Nähe der Unfallstelle landen kann. Er soll den Schwerstverletzten an Bord nehmen und nach Innsbruck in die Klinik fliegen. Arg hat es den Bedauernswerten erwischt! Schon beim nächsten Funkspruch wissen wir, dass einer der Unfallbeteiligten während der Erste-Hilfe-Leistung am Schwerstverletzten, scheinbar unter Schock stehend, plötzlich verschwunden ist. Den zweiten Verletzten verstaut unser Berg-Doktor in seinem Auto, bringt ihn zu Tal und weiter ins Krankenhaus. Der dritte Mann, eher leicht verletzt, findet Geborgenheit in einer nahe gelegenen Almhütte. Der vierte Mann also fehlt uns! Das Gelände ist steil und unwegsam. Für einen unter Schock stehenden Verletzten, der laut Zeugenaussagen echt wirres Zeug dahergeredet hatte, eine gefährliche Sache. Es gibt nur eines: Das Gelände absuchen, bis es finster wird. Der erste Suchhund trifft ein, ebenso 280 menschliche Verstärkung. Das Wetter hat sich zusehends verschlechtert, es regnet in Strömen, trotz guter Funktionsbekleidung sind wir bald nass. Ein Gewitter nach dem anderen zieht über uns hinweg, Blitze zucken, und fürchterliche Donnerschläge lassen Angst ums eigene Leben aufkommen. Als es in unmittelbarer Nähe einschlägt und bereits die Dunkelheit hereinbricht, kommt der erlösende Funkspruch: „Alles Richtung Straniger Alm absetzen.“ Nach einem Kleidungswechsel wärmen wir uns in der Hütte auf. Die Schmerzen des scheinbar am leichtesten Verletzten werden so arg, dass wir ihn mit unserem Einsatzfahrzeug ins Tal und weiter zum Arzt bringen. Rippenbrüche sind es, die ihm die Luft nehmen, die ihn kaum atmen lassen. Auf der Heimfahrt spricht kaum einer ein Wort, unsere Gedanken sind bei dem Mann, den es am ärgsten erwischt hat. Wird er überleben? Es ist knapp vor Mitternacht: Wir verstauen das Gerät im Stützpunkt, verabschieden uns und kehren heim zur Familie. Dort beginnt wieder alles mit bekannter Routine: Die nassen Klamotten in die Waschküche, anderes aufhängen zum Trocknen, das Funkgerät in die Ladestation, unter die Dusche, ab ins Bett und warten, bis wieder der „Piepser“ ruft. Hoffentlich nicht in dieser Nacht! Lois Ortners letzter Tag als Flugretter 1997 Der 6. Alpen Adria Leistungslauf am 2. Februar findet auf der Mauthner Alm statt – die Vereinsführung entscheidet sich für das letztmalige Veranstalten dieses Laufes. _________ „Hofübergabe“ – Lois Ortner (links) und Horst Wohlgemuth am Flugplatz Lienz-Nikolsdorf. Am 27. April wird der XXVII. Internationale Valentingletscherlauf mit 246 Teilnehmern bei Regen und Kälte veranstaltet. Die Siegerehrung findet das letzte Mal mit einem Konzert der Trachtenkapelle Mauthen im großen Rathaussaal in Kötschach statt. „Die Erleichterung!?, 20 Jahre unfallfrei“, schreibt Ortner unter dieses Bild. Die Flugrettungs-Crew am 5. Juni 1997, Ortners letztem Einsatztag: Pilot Fischer, Flugretter Ortner und Dr. Wibmer (von links). Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Der letzte Einsatz als Flugretter nach 20 Jahren und Übergabe des Amtes an Horst Wohlgemuth. 281 Die Gendarmerie verliert einen jungen Kameraden, Lois Ortner einen Freund aus der AEG Alpingendarm Peter Salcher stirbt am 21. September am Hofmannskees (Großglockner) Der 29-jährige Revier-Inspektor Peter Salcher vom Gendarmerieposten Liesing verunglückt am 21. September 1997 bei einer Hochgebirgsschulung des Landesgendarmeriekommandos Kärnten beim Abstieg vom Großglockner. Salcher, Mitglied der Alpinen Einsatzgruppe Kötschach-Mauthen, brach an diesem Tag in einer Vierergruppe zu einer Tour im Bereich des Großglockners auf, wobei sie die Glocknerhorn-Nordwand, eine für Kurse beliebte Eistour, bewältigen wollten. Beim Abstieg geschah dann das schreckliche Unglück. Auf einem ausgetretenen Steig des Hofmannskees rutschte er plötzlich aus und stürzte in die Gletscherspalte. Dabei erlitt er tödliche Verletzungen. Rev.-Inspektor Salcher war auf dem besten Weg zum Gendarmerie-Hochalpinisten. Er hatte bei dieser H o c h g e b i rg s a u s b i l d u n g gemeinsam mit drei anderen Kollegen bereits die schwierigsten Routen des Glocknermassivs absolviert und dabei ausgezeichnetes alpinistisches Können gezeigt. Der Verunglückte war höchst ambitioniert, motiviert und zeigte bei der Ausbildung immer vollsten Einsatz und Engagement. Aus Lois Ortners Gendarmerie-Tourenbuch: Der Verlust eines Freundes und Kollegen. Peter Salcher. Das Landesgendarmeriekommando verlor mit Salcher Gedenktafel für Peter Saleinen ausgezeichneten und cher am Wolayer See. verantwortungsbewussten Gendarmen, der trotz seiner Jugend stets allen ein Leitbild als Mensch, Kollege und Helfer gewesen ist. Bei der Beerdigung am 25. September 1997 am Ortsfriedhof in Liesing erwiesen ihm zahlreiche Gendarmeriekollegen aus ganz Kärnten, Bergretter und Freunde sowie die örtliche Bevölkerung die letzte Ehre. Tod in reißenden Fluten 65-Jähriger stirbt in der Mauthner Klamm Die Schlechtwetterperiode war endlich zu Ende gegangen, der Nationalfeiertag sollte mit einer netten Herbsttour begangen werden. Da – wieder einmal – kommt ein Alarmruf von unserer Zentrale auf dem Gendarmerieposten. Ein Vermisster im Bereich der Mauthner Klamm wird gemeldet! Unmöglich, um diese Jahreszeit durch die Klamm gehen zu wollen. Gibt es doch so viel Wasser wie schon lange nicht mehr! Außerdem müsste einer doch verrückt sein, bei dieser Kälte ins Wasser zu steigen. Die Einsatzbesprechung belehrt uns eines Besseren. Das Sucheinsatz und Totbergung in der Mauthner Klamm: Sepp Lederer und Roland Pranter. 282 Fahrrad ist am Klamm-Eingang angekettet, der 65-jährige Urlaubsgast war extra für diese Tour aus Hermagor angereist und kannte diese Schlucht bereits von früheren Begehungen. Ein Dutzend Neoprenanzüge des Aqua-Solar-Unternehmens sind rasch herbeigeschafft, und schon zwängen wir uns in das enge Gummizeug. Mit drei Trupps versuchen wir, den Klabauter Steig in Teilabschnitten abzusuchen. Die Naturgewalten toben, gegen die Wassermassen sind wir machtlos. Die Engstellen dieser im Sommer so romantischen Schlucht lassen wegen des Wasserdrucks ein Durchklettern nicht zu. Wir hatten vier der sechs Wasserfälle bezwungen, ohne auf den Vermissten oder ein Zeichen gestoßen zu sein. Eine neuerliche Teambesprechung lieferte neue Ideen. Den Plöcken-Stausee füllen! So soll der Bach-Wasserspiegel abgesenkt werden! Wieder fahren wir nach Plöcken und tauchen in die eisigen Fluten. Tatsächlich klappt es, und wir begegnen dem Trupp, der von Mauthen aus Richtung Plöcken unterwegs ist. Kopfschüttelnd kreuzen wir uns und brechen bei Dunkelheit das Unternehmen erfolglos ab. Ein neuer Versuch soll am nächsten Morgen gestartet werden, einer, bei dem auch die Gräben und Schluchten, welche zur Flucht Richtung Plöckenstraße oder Römerweg geeignet sind, abgesucht werden. Nach einiger Zeit kommt der erlösende Funkspruch eines Trupps: „Gefunden, etwa 50 Meter oberhalb des Klammsteiges. Tödlich abgestürzt! Für die Bergung sind Seile notwendig.“ Alles andere ist wieder einmal Routine. Gar nicht gut schaut der Mann aus. Wir rätseln über die Beweggründe seines Aufstiegs durch diese oder auch eine andere Rinne, hätte er doch bequem am Normalweg gehen können! Kräftige Burschen tragen den Leichnam zurück zum Klammtor. . . Erschütternd! Finkenstein, den 14. 11. 1997 Sehr geehrte Herren! Am Samstag werden es fünf Wochen, dass mein Lebensgefährte Hannes in der Kellerwand abgestürzt ist. Nach wie vor sitze ich aber hier in unserer Wohnung und hoffe, dass irgendwann die Tür aufgeht und er endlich nach Hause kommt. Nach Hause zu unserem Töchterchen Natascha und zu mir. Es wird wohl noch lange dauern, bis ich begreifen werde, was wirklich geschehen ist. Bei Ihnen und allen anderen am Einsatz beteiligt gewesenen Personen möchte ich mich bedanken. Sie haben für Hannes Ihr Möglichstes getan und dabei wohl noch Ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Ich wünsche Ihnen für Ihre weiteren Einsätze viel Glück und alles Gute, Mögen die anderen Einsätze besser ausgehen. Danke! Natascha und Marion 283 „Leute wie ich sind Grenzgänger“ Von einer Jury wird Lois Ortner 1997 zum „Mensch des Jahres“ gewählt „Kärntner Gendarm wurde von Jury der TV-Sendung Vera zum Mensch des Jahres gewählt. Er sagt: „Ich helfe doch gern“, schreibt die „Kleine Zeitung“ in ihrer Ausgabe vom 20. Dezember 1997 über einen Bericht unter der Schlagzeile „Wenn Menschlichkeit zum Inhalt des Lebens wird“. Lois Ortner war gerade mit dieser Auszeichnung geehrt worden. Eine prominente Jury, bestehend aus Pfarrer August Janisch, Bischof Egon Kapellari, Dr. Rudolf Kirchschläger, Florian Lauda, Niki Lauda, Dr. Horst Friedrich Mayer, Marianne Mendt, Karl Merkatz, Dr. Günther Nenning, Prof. Marcel Prawy, Peter Quendler und Dr. Helmut Zilk hatte sich einstimmig für ihn entschieden. Die „Kleine Zeitung“ berichtet: Dort also lebt er, in Laas 34, der „Mensch des Jahres“. Ein ungewöhnlicher Mensch in ganz gewöhnlicher Umgebung. Einen Tag nachdem der Kötschacher Alois Ortner in der TVSendung „Vera“ diesen Titel verliehen bekam, kann er sich vor Glückwunschtelegrammen kaum noch wehren. 10.000 Österreicher und eine zwölfköpfige Jury zeichneten ihn, den Gendarm, Alpingendarm, Bergführer, Ausbilder, Flug- und Bergretter aus. „Eingebrockt“ hatte ihm das Ganze Tochter Daniela. „Ich schrieb an die Jury, wenn es jemanden gibt, der diese Ehre verdient, dann ist das mein Vater“, lacht sie. 230 Einsätze hat der 50-Jährige bereits hinter sich. „Er ist einer der Großen, der da ist, um anderen zu helfen“, meinte Jurymitglied Karl Merkatz. ist und bleibt die größte Erfüllung, wenn ich Menschen treffe, denen mein Einsatz vor Jahren das Leben rettete.“ Zugegeben, manchmal hatte er ans Aufhören gedacht. „Wenn du Kollegen nur mehr tot bergen kannst, drei Freunde innerhalb eines Monats im Gebirge verlierst, dann ist das bitter. Leute wie ich sind Grenzgänger“, murmelt der zweifache Vater vor sich hin und nennt seinen Einsatz schlichtweg „Berufung“. Doch auch ihn habe das Schicksal geprügelt. „Letzten Winter war ich so krank, dass ich nicht gehen konnte.“ Im Sommer darauf bestieg er jedoch schon wieder den Großglockner. Die Ärzte standen vor einem Rätsel. Ortner verweist auf seine positive Lebenseinstellung, die hoffentlich auch Enkel Thomas ansteckt. Doch der „Mensch des Jahres“ wünscht sich nichts mehr, „als dass der Bub in meine Fußstapfen tritt“. Der Geehrte selbst bleibt Inbegriff der Bescheidenheit: „Es 284 Bergretter üben den Lawineneinsatz Aus dem Jahresbericht 1997 der Ortsstelle Kötschach-Mauthen Von Sepp Lederer Seit Menschen das winterliche Gebirge aufsuchen, um Erholung, Abenteuer, Kameradschaft oder Selbstbestätigung zu finden, gibt es Unfälle, die den Einsatz von Spezialisten zur Rettung solcher Opfer erforderlich machen, sofern die Kameradenhilfe versagt hat. Zwei praktische Übungen zur Überprüfung des Ausbildungs- und Leistungsstandes der heimischen Bergrettungsmänner – auch Frauen drängen mittlerweile in diese Rettungsorganisation (bei uns noch nicht) – gab es neben der theoretischen Schulung anlässlich regelmäßiger Zusammenkünfte im Vereinsheim in diesem Winter. Eine planmäßige im Plöckengebiet unterhalb des Poliniktörls am Fuße des Elferspitzes und eine nächtliche Alarmübung in Obergail. Planmäßige Übung 24 Mitglieder der Ortsstelle sowie Mitglieder der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie Kötschach-Mauthen, ein Lawinenhund und interessierte ÖAVler traten bei herrlichem Winterwetter den Aufstieg ins Übungsgebiet an. Im Bereich der Oberen Spielbodenalm wurde im Stationsbetrieb die Suche mit dem Verschütteten Suchgerät, die Versorgung eines Verletzten und dessen Abtransport sowie Schnee- und Lawinenkunde gelehrt und praktisch geübt. Höhepunkt der Übung war die Annahme eines Lawinenabgangs vom Elferspitz – bereits am Vortag hatte das Ausbildungsteam die Lawine dafür präpariert – mit Verschüttung von sieben Personen. Dutzende Schitourengeher auf dem Weg zum Polinik glaubten tatsächlich an einen Ernstfall, so präzise lief alles ab. Anmarsch mit schnellem Voraustrupp, Einsatz des Lawinenhundes, optische Absuche der Lawine und Suche mit dem VS-Gerät und schließlich Arbeit einer Sondiermannschaft. Innerhalb kürzester Zeit wurden die ersten „Verschütteten“ gefunden, versorgt und für den Abtransport vorbereitet. Nach einer Stunde war auch die Arbeit der Sondiermannschaft zu Ende, und Einsatzleiter Heribert Patterer konnte mit dem Übungsverlauf zufrieden sein, was er in seiner Manöverkritik an Ort und Stelle auch zum Ausdruck brachte. Nach der gemeinsamen Abfahrt lud der Ortsstellenleiter zu einem wohlverdienten Essen mit Getränk. Alarmübung für Nachteinsatz Am einem Mittwoch so gegen 17.00 Uhr schrillten die Personenrufgeräte unserer Ortsstelle und riefen zu einem Einsatz ins Obergailertal. Nach exakt 25 Minuten setzte sich unser Einsatzfahrzeug bei Schlechtwetter Richtung Lesachtal in Bewegung, um bei einem Lawinenunfall helfen zu können. Die Mitglieder der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie waren in besagtem Gebiet unterwegs. Hatten am Ende sie den Alarm wegen eines Alpinunfalls ausgelöst? Wir trafen uns bei Lanner Nicki und wussten sofort: Es war eine Übung! „Ihr Kerle, wo doch gerade heute die Diskussion unserer Bürgermeisterkandidaten im Rathaus angesetzt war, müsst ihr unsere Einsatzbereitschaft überprüfen!“, schimpfte ich. Was soll’s, wir waren da und gingen in dieser Sache ans Werk. Gemeinsam mit den Bergrettern der Ortsstelle Lesachtal und den Alpin-Gendarmen wurde der nächtliche Lawineneinsatz geprobt, wobei vor allem die Koordination dreier Organisationen sowie der Einsatz von Beleuchtungsmitteln im nächtlichen Lawineneinsatz durch einen neutralen Schiedsrichter (Lois Ortner) unter die Lupe genommen wurden. Der anwesende Sanitätswart unserer Ortsstelle, Gernold Flaschberger , hatte mit seinem professionellen Wissen und Können alle Hände voll zu tun, die Erste-Hilfe-Maßnahmen zu koordinieren und Prioritäten in der Versorgung zu setzen. Den Lawinenhund bei Nacht einzusetzen, forderte Hundeführer Adolf Zumtobel zusätzlich. Bewährt hat sich sicher auch der Einsatz der drei tragbaren Lichtaggregate mit Strom für insgesamt sieben Scheinwerfer, die den Lawinenkegel voll ausleuchten konnten. Die drei Einsatzleiter waren sich einig, dass ein nächtlicher Einsatz die Bildung von so genannten Untergruppen, koordiniert von der Haupteinsatzleitung über Funk, notwendig macht. Während der Einsatzübung: Georg Drumbl, Roland Pranter, Heribert Patterer und der 2003 tödlich verunglückte Kurt Kristler. 285 Liftbergeübung 1998 1998 Beim XXVIII. Internationalen Valentingletscherlauf am 17. Mai ist es sehr kalt. Die Siegerehrung findet das erste Mal auf der Unteren Valentinalm statt. Am Start sind 300 Teilnehmer. __________ Die von der Ortsstelle ins Leben gerufene Fördereraktion erlebt die letzte Auflage. Im Sinne der Vereinheitlichung werden solche Fördereraktionen nur mehr über die Landesebene abzuwickeln sein. Der Bürgermeister am Großglockner Aus Lois Ortners Bergführer Buch: Großglockner-Besteigung mit Bürgermeister Walter Hartlieb am 26. August 1998. Hartlieb schrieb diesen Bericht in Ortners Bergführerbuch. 286 1999 Sepp Lederer geht – „Time to say goodbye“ Im Zuge der 52. ordentlichen Jahreshauptversammlung am 29. Januar im Gasthaus Huber-Brückenwirt in Mauthen übergibt Sepp Lederer die Führung des Vereins an Roland Pranter mit der Aufgabe, „dieses Erbe im Sinne seiner Vorgänger voll zu erfüllen und die neuen Entwicklungen der Bergrettungstechnik weiter zu fördern“. __________ 1999 übernimmt Roland Pranter die ÖBRD-Ortsstelle Der XXIX. Internationale Valentingletscherlauf findet am 2. Mai bei herrlichstem Wetter und optimalen Verhältnissen statt. Am Start sind 490 Teilnehmer. „Time to say goodbye“ – mit diesen Worten verabschiedete sich der langjährige Obmann Sepp Lederer bei der Jahreshauptversammlung im Jänner 1999. Er war 30 Jahre Ortsstellenleiter in KötschachMauthen und ein Kämpfer fürs „System“, wie er den Bergrettungsdienst immer nannte. Sepp Lederer hatte es aber nicht verabsäumt, für seinen Nachfolger zu sorgen. Sein Erbe trat Roland Pranter an, der seit zehn Jahren Einsatzleiter der Ortsstelle ist. Im Rahmen des XXIX. Internationalen Valentingletscher- Sepp Lederer (rechts) und Roland Pranter 1999. laufes wurde Sepp Lederer für seine Verdienste rund um das Bergrettungswesen zum Ehrenobmann ernannt. Eine kurze Vorstellung des neuen Vorstandes: Ortsstellenleiter: Roland Pranter; Stellvertreter: Georg Zankl; Ausbildungsleiter: Heribert Patterer; Einsatzleiter: Roland Pranter; Funkwart: Leo Jost; Kassier: Georg Drumbl; Sanitätswart: Gernold Flaschberger; Gerätewart: Gotthard Unterkreuter; Arzt: OA. Dr Andreas Wibmer. Die Ortsstelle besteht aus 34 aktiven Mitgliedern und zwölf Altkameraden. Das Altersniveau der aktiven Mitglieder erstreckt sich von 21 bis 74 Jahren. Der Ausbildungsstand ist sehr hoch, da die Ortsstelle über ein hochkarätiges Ausbildungsteam verfügt. Diese von Sepp Lederer initiierte Veranstaltung stellt einen nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der Vereinsarbeit dar. Neben der Kameradschaftspflege bildet er inzwischen die Grundlage unseres finanziellen Überlebens. Im Zuge dieser Veranstaltung wird Sepp Lederer für seine Leistungen im Bergrettungsdienst geehrt und zum Ehrenobmann ernannt. __________ Mit der Organisation einer Gemeindegroßübung am 12. Juni am Plöckenpaß, deren Übungsannahme der Absturz eines vollbesetzten Kleinbusses in die Mauthner Klamm darstellen soll und wobei sämtliche Rettungsorga- Ausbilder sind: Patterer Heribert (Gend.-Bergführer und staatl. gepr. Schilehrer; Flugretter); Lamprecht Charly (Berg- und Schiführer); Ranner Reinhard (Berg- und Schiführer; staatl. gepr. Schilehrer; gepr. Canyoningführer); Ortner Alois (Berg- und Schiführer; staatl. gepr. Schilehrer); Jost Leo; Zankl Georg; Pranter Roland; OA. Dr. Wibmer Andreas (Notarzt, Flugeinsatzstelle Lienz); Flaschberger Gernold (Sanitäter und Berufssanitätskraftfahrer) und Ertl Hans (Sanitäter und Berufssanitätskraftfahrer). Öffentlichkeitsarbeit ist für die Ortsstelle auch kein Fremdwort, sei es beim Pistendienst, Langlaufmarathon, MTB-Marathon, Bergfestival, Bergläufe, Zivilschutztage oder Schülerklettern – der Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen ist immer präsent. Sepp Lederer (rechts) und Roland Pranter 2007 beim Eisturm im ÖAV-Freizeitpark Mauthen. 287 Auch hat die Ortsstelle mit dem „Internationalen Valentingletscherlauf“ weit über die Grenzen hinaus einen Bekanntheitsgrat erlangt. Der Vater dieser Veranstaltung, Ehrenobmann Sepp Lederer, hat schon vor 29 Jahren mit dieser Veranstaltung den Begriff „senza cofine” salonfähig gemacht. Im Jahr 2000 findet der XXX. Internationale Valentingletscherlauf statt. nisationen der Gemeinde im Einsatz sind (Alpingendarmerie, Gendarmerie, Rotes Kreuz, Feuerwehren, Notärzte, Hubschrauber des BMI „Martin 6“), erlebt der Verein den ersten Höhepunkt unter der neuen Führung. __________ Canyoning heißt die neue Trendsportart, mit der sich auch die Ortsstelle beschäftigen muss. Neue Techniken organisierter Rettung zu Wasser und zu Land werden erlernt. __________ Im Juli werden die PagerRufsysteme ausgeschieden. Sie sind nicht mehr aktuellster Stand der Technik. Alle Bergretter der Ortsstelle werden mit Handy ausgerüstet, und die Alarmierung erfolgt ab nun über SMS. __________ Am 25. September versteigen sich zwei Villacher Bergsteiger am Grohmannweg in der Nordwand der Kellerspitzen. Da Kälte, Nebel und Regen eine Hubschrauberbergung nicht zulassen, werden die beiden Bergsteiger von Bergrettungsmännern der Ortsstelle und Alpingendarmen nach schwierigem Aufstieg unverletzt aus der Nordwand geborgen und anschließend in die Eiskarkaverne gebracht. Erst am nächsten Tag besteht die Möglichkeit, die erschöpften Bergsteiger mit dem Hubschrauber ins Tal zu fliegen. __________ Übergabe der Ortsstellenleitung von Sepp Lederer an Roland Pranter. Auf dem Foto (vorne von links) Herbert Zojer, Lois Ortner sowie (hinten von links) Siegfried Kristler, Hans Wurzer, Bürgermeister Walter Hartlieb und ÖBRD-Bundesleiter Reinhold Dörflinger. Nach der Hauptversammlung und dem Wechsel an der Spitze der Ortsstelle berichtetet die „Kleine Zeitung“ unter der Rubrik „Zur Person“ über den „Neuen“ an der Spitze der Ortsstelle, über Roland Pranter: Er ist mit Leib und Seele ein begeisterter „Bergfex“, der neue Kötschach-Mauthner Ortsstellenleiter des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Roland Pranter (39). „Im Bergrettungsdienst aktiv zu sein, ist für mich Berufung“, erklärt der vierfache Familienvater und technische Angestellte. Er ist aus Idealismus dem Bergrettungsdienst beigetreten, hat unter dem langjährigen Obmann Sepp Lederer viel gelernt und war seit zehn Jahren auch als Einsatzleiter tätig. So schön es für Pranter ist, in den Bergen unterwegs zu sein, so nachdenklich stimmen ihn Einsätze, wenn „Abgestürzte zu bergen sind. Besonders schlimm ist es, wenn dabei ein Bekannter ist, der gut ausgerüstet und sicher nicht aus Leichtsinn verunfallt . . .”. Einer der schwierigsten Einsätze war für ihn im vergangenen Jahr, als in nahezu aussichtsloser Situation sechs Eingeschlossene aus der Mauthner Klamm geborgen werden konnten. Pranter will als Ortsstellenleiter das Ausbildungsniveau weiterhin hochhalten, vor allem mit verschiedenen Kursen und Übungen. Aus diesem Grund gibt es morgen, Samstag, ab 13 Uhr eine groß angelegte Übung an der Plöcken-Bundesstraße nahe der Einfahrt zum Lamprechtbauer. Angenommen wird für den Großeinsatz, dass ein Kleinbus abgestürzt ist, sieben Insassen müssen geborgen werden. Mit dabei sind bei dieser Übung für den Ernstfall alle im Gemeindegebiet von Kötschach-Mauthen stationierten Rettungsorganisationen. Am 26. Oktober wird unser Altkamerad Leopold Durchner unter feierlicher Anteilnahme zu Grabe getragen. Der bisherige Chef lädt den künftigen Chef zur Jahreshauptversammlung ein. 288 Zur Person: Lebensbilder: Sepp Lederer Sepp Lederer Geboren am 19. März 1948, stammt aus Mauthen. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Kötschach-Mauthen hat Sepp Lederer die Ausbildung zum Lehrer an der LBA Klagenfurt absolviert. Berufliche Stationen: VS Reisach, HS-Expositur St. Lorenzen/Lesachtal, Sonderschullehrer an der Heilstättensonderschule Hermagor, Expositur Laas, Heilstättenschule Hermagor, VS Kötschach, VS Dellach, seit dem 1. September 1999 Leiter der VS Kötschach-Mauthen. Kulturelle Aktivitäten: Lederer war mehr als 25 Jahre aktiver Chor- und Kleingruppensänger, davon sieben Jahre Chorleiter des MGV Mauthen. 1967 trat er dem Bergrettungsdienst, Ortsstelle KötschachMauthen, bei. Im Jahr 1970 wurde er zum Ortsstellenleiter gewählt. Diese Funktion hatte er bis zur Jahreshauptversammlung 1999 inne. Während dieser Zeit wirkte Lederer bei mehr als 350 alpinen Einsätzen an vorderster Front als Einsatzleiter und Hundeführer mit. 25 Jahre gehörte Lederer der Lawinenkommission an, und 17 Jahre wirkte 1965: Cima di Sasso Nero, NW-Grat (oben und unten/ Begleiter Hans Golser und Georg Zeitler). 1969: Valentintörl (von links) Andi Prugger, Sepp Lederer, Inge Kristler, Siegi Kristler. 1971: Klettertraining. 1981: Sommereinsatzübung, Seilbergung. 289 er im Ausbildungsteam für Lawinenhunde aktiv mit. 1970 wurde Lederer auch das „Kärntner Kreuz für Lebensrettung“ verliehen. Der Begriff „Senza Confini“ wurde von ihm immer schon gelebt und als Koordinator der österreichischen Teilnehmer beim „Fleonslauf“ in Forni Avoltri und „Kofler Memorial“ in Mojstrana seit Jahren umgesetzt. Ab dem Jahr 1975 initiiert Lederer alle fünf Jahre einen Polinik GipfelkreuzGedenkgottesdienst. Sein ausgeprägtes Organisationstalent und seine Führungsqualitäten nützte Lederer zur Geldbeschaffung für alpines Rettungsmaterial und für die Umsetzung diverser Baulichkeiten für Bergrettung und Alpenverein. Als Erfinder und langjähriger Organisator (seit 1971 – 28 Rennen) des Valentingletscherlaufes mit dem „Fest der Sieger“ im großen Rathaussaal, vier legendären Klammfesten, diversen Bergrettungsförderaktionen sowie das Konzert mit Andy Borg runden diese Initiativen ab. 1983: am Wolayer See. In seiner fast 30-jährigen Tätigkeit als Ortsstellenleiter und einer gewissen „Demokratur“ war Lederer stets Vorreiter – auch gegenüber der Landesorganisation – was die Beschaffung und Finanzierung von alpinem Rettungs- und Ausrüstungsmaterial belangte. Lederer war und ist ein unermüdlicher Motor und Mitarbeiter bei Baulichkeiten für das alpine Rettungswesen und zum Wohle der Jugend: 1968 – erste Gerätekammer im alten Gendarmeriehaus; 1974 – erstes Übungsgelände in der Mauthner Klamm (Torbogen); 1976/77 – Bau des Vereinsheimes und der Gerätekammer im Rathaus; 1980-1984 1994. 290 – Versicherungsarbeiten Seewarte und Seekopf; 1984-1992 – als Bergrettungsobmann unermüdlich für den Ausbau des Rathaussaales gekämpft; 1985 – Erschließung des Klettergartens beim Wolayer See bzw. der damaligen Eduard-PichlHütte; 1989 – Initiator zum Bau der Kletterwand an der Hauptschule; 1990 – Bau des Krafttrainingsund Boulderraumes im Keller des Rathauses; Erstausbau der Mauthner-Klamm; Erstversicherung der Raudenspitze im Lesachtal; Ideenlieferant und Erbauer des Klettersteigs „Senza Confine“ am Cellon; Ideenlieferant und Erbauer vom Klettersteig „Oberst Gressel Gedenkweg“ am Kleinen Pal; 1994 Neugründung der seither wieder eigenständigen Sektion ObergailtalLesachtal des Österr. Alpenvereines. Die Erstgründung der Sektion Obergailtal-Lesachtal erfolgte im Jahr 1894. Im Jahr 1994 erfolgte die Neugründung der Sektion Obergailtal-Lesachtal, und damit verbunden war die Abspaltung von der Sektion Austria in Wien. Mit dieser Ausgliederung übernahm Sepp Lederer auch die Obmannfunktion, die er seither inne hat. 1990 – Errichtung eines provisorischen Eisplatzes nächst dem „Sägewerk Lederer“ in Mauthen; 1994 – Bau eines Umkleideraumes aus Holz neben dem Eislaufplatz; 1995 – Erweiterung bzw. Bau einer zweiten Umkleidekabine; 1996 – Rodung des später zum Alpenvereins-Zentrum ausgebauten Grundstückes in der Nähe des Mauthner-Waldbades. Übersiedlung dorthin und Errichtung eines neuen, asphaltierten Eisplatzes mit Bande. Dieser Platz dient der Jugend als Eislaufplatz bzw. für den Eishockeysport; 1997 – Errichtung des 1987: Hochweißstein Haus, am Tag vor dem Fleonslauf, der Chef auf dem „Hosenboden“.. 1992 in Aktion. stimmgewaltiger 1994 als „Opfer“ beim ErsteHilfe-Kurs. 1998: Jahreshauptversammlung. 2006: Internationaler Valentingletscherlauf. 1998 mit G. Burgstaller bei der Jahreshauptversammlung (oben) und am 50. Geburtstag (unten). 291 AV-Jugendheimes; 2000 – Errichtung des Eisturmes, dessen „Stahlgerippe“ aus einem im Burgenland nicht mehr benötigten Hochspannungsmast besteht. Ein Jahr später Ummantelung des Stahlgerippes mit Beton; 2002 – „Kleiner Eisturm“ als Zubau zum bestehenden Eisturm; 2001 – Errichtung einer Garage für Gerätschaften, sowie einer sanitären Anlage; 2001 – Ankauf einer Eismaschine für die Pflege des Eisplatzes und Errichtung von zwei Beachvolleyballplätzen mit Sitzgelegenheiten für Zuschauer; 2002 – Anschaffung Zeitnahme und Bedienerpult für den Eishockeybetrieb sowie Einrichtung der Umweltbausstelle zur Sanierung der Route 434 vom PlöckenpassMaschinengewehrnase zum Kleinen Pal; 2003 – Errichtung des Klubhauses mit entsprechenden Umkleidekabinen, Duschen, Einbau einer Zentralheizung; 2005 – Bau einer größeren Hütte als Abstellraum für diverse Geräte neben dem Eisturm, sowie Zubau einer überdachten Fläche an der Ostseite des Jugendheimes zur Erweiterung des Platzangebotes für diverse Veranstaltungen; 2006 – Kauf der Dr. Steinwender Hütte von der Sektion Austria und Umbenennung zur „Zollnersee Hütte“. 2007. 1998 mit Prof. Adalbert Kunze und Poldi Durchner im ÖAV-Freizeitpark vor Prof. Kunzes Fresko „Festlicher Empfang des Erzherzogs Johann am Platz in Mauthen anno 1805“. Im Jahr 2006 wurde Sepp Lederer mit dem internationalen Solidaritätspreis „Premio Internazionale Solidarieta Alpina 35° Targa dÀrgento“ ausgezeichnet. Diverse Veranstaltungen im Sommer und Winter sind nur durch den unermüdlichen , ehrenamtlichen Einsatz von Sepp Lederer zur sportlichen Förderung und sinnvoller Freizeitge- 2007 nach dem Internationalen Valentingletscherlauf auf der Unteren Valentinalm mit dem Landesleiter von Salzburg des ÖBRD, Estolf Müller (links) und ÖBRD-Bundeschef Reinhold Dörflinger (rechts). 292 staltung der Jugend der Region möglich. Allein die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Jugend- und Völkerverständigung, das so genannte jährliche „Alpen-Adria-Jugendtreffen“, welches abwechselnd in Kärnten, Italien und Slowenien abgehalten wird, trägt die Handschrift von Sepp Lederer, der am 19. März 2008 nimmermüde und immer jung seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. Großübung an der Plöckenpass-Straße Absturz eines Kleinbusses mit 7 Insassen in Richtung Mauthner Klamm Von Georg Zankl Damit die Schlagkräftigkeit einer Rettungsorganisation gewährleistet ist, bedarf es vieler Übungen. Dieses Jahr stand unter anderem eine Gemeinschaftsübung mit allen Rettungsorganisationen der Gemeinde Kötschach-Mauthen auf dem Programm. Nur gemeinsam sind wir stark: Unter diesem Motto lud der Österreichische Bergrettungsdienst, Ortsstelle Kötschach-Mauthen, zu einer groß angelegten, der Realität entsprechenden Katastrophenübung ein. Erstmals nahmen Feuerwehr, Gendarmerie, AEG (Alpine Einsatzgruppe der Gendarmerie), Rotes Kreuz, Bergrettung und der Rettungshubschrauber „Martin 6“ gemeinsam daran teil. Übungsannahme war der Absturz eines mit 7 Insassen besetzten Kleinbusses von der Plöckenpass-Bundesstraße in Richtung Mauthner Klamm. Ziel und Sinn der Übung war die gemeinsame Koordinierung der verschiedenen Rettungsorganisationen. hubschrauber „Martin 6“ unterstützte die Bodenmannschaft durch eine perfekte Seilbergung. Nach intensiver, dreistündiger Arbeit wurde das Buswrack mittels Seilwinde von der Feuerwehr Kötschach geborgen und die Übung beendet. Bei dieser Übung wurde von allen beteiligten Rettungsorganisationen 100-prozentiger Einsatz verlangt. Es galt, die zum Teil schwerstverletzten und im Fahrzeug eingeklemmten Personen fachmännisch erstzuversorgen und anschließend transportfähig zu machen. Bei der Schlussbesprechung im Gasthaus „Plöckenhaus“ wurde das Gelingen dieser besonderen Übung von allen Beteiligten hervorgehoben. Man diskutierte sachlich über Schwächen und Stärken von derartigen Übungen, und es wurden Verbesserungsvorschläge an Ort und Stelle eingebracht und besprochen. Folgendes Schlussresümee zog der Organisator dieser Übung, Ortsstellenleiter der Bergrettung, Roland Pranter: „Es war eine lange und schwierige Aufgabe, diese Übung vorzubereiten, aber das Resultat zeigt uns, dass sie notwendig war. Natürlich hoffen wir alle, das Situationen wie diese nie Realität werden.“ Beim Lokalaugenschein der Unfallstelle wurden durch den Einsatzleiter der AEG (Heribert Patterer) Erstmaßnahmen gesetzt. Das abgestürzte Fahrzeug wurde von der Feuerwehr gesichert, damit dann mittels Schere und Spreitzer der Weg zu den Verletzten freigemacht werden konnte. Danach war das Zusammenwirken zwischen Notarzt (OA Dr. Andreas Wibmer) und Sanitätern vom Roten Kreuz und Bergrettung aufs Äußerste gefordert. Zusätzliche Schwierigkeiten machte auch das steile, schwer begehbare Gelände, in dem sich kein Retter ohne Seilsicherung bewegen durfte, denn nur ein ungesicherter Fehltritt hätte einen Absturz in die Klamm bedeutet. Auch der Rettungs- 293 294 Jeder Tümpel muss genau untersucht werden, damit es für die Nachkommenden keine Probleme gibt. Bergretter Leo Jost beim Austauchen eines schäumenden Tümpels . Von einer feuchtfröhlichen Einsatzübung Die Canyoningübung am 15. August 1999 durch die Grünseeschlucht Wenn sich Bergrettungsmänner treffen, um gemeinsam zu üben und zu trainieren, sind alle motiviert und konzentriert, jeder Handgriff sitzt und Abläufe sind durch oftmaliges Wiederholen schon zur Routine geworden. Das ist gut so, denn im Ernstfall können schon kleine Missgeschicke fatale Folgen haben. Doch als wir uns an diesem etwas kühlen Sonntagmorgen im August vor dem Rathaus treffen, ahnen schon alle, dass die bevorstehende Übung eine Ausnahme werden würde. Und selbst aus den Augen der erfahrensten Kameraden blickt Neugier und auch etwas Skepsis, denn für jeden von uns war das, was an diesem Tag auf dem Übungsplan stand Neuland und im wahrsten Sinne des Wortes ein Sprung ins kalte Wasser! serfälle abseilen und über meterlange, vom Wasser geschaffene Rutschen in den nächsten Tümpel gleiten. Wie verrückt es dabei zugeht, wieviel Wasser man bei diesem „Vergnügen“ unfreiwillig schluckt und welchen Gefahren man sich dabei aussetzt, sollten wir gleich nach einer kurzen und sehr professionellen Einschulung durch den Canyoning-Pionier und -Experten Reinhard Ranner erfahren. Canyoning – eine Trendsportart, bei der sich wasserfeste Abenteuerlustige, eingepackt in dicke Neoprenanzüge wie sie Taucher benutzen, mit speziellen Klettergurten und Seilen ausgerüstet, durch die bizarre Schluchtenwelt auf den Spuren des Wildbaches ins Tal stürzen. Dabei müssen meterhohe Felsstufen übersprungen werden, man muss sich über Was- Bereits bei den Übungen am sicheren und trockenen Ufer der Valentin konnte man erkennen, dass sich die Seil- und Sicherungstechnik in der Schlucht wesentlich von den uns bereits bekannten und angewandten Methoden im Fels unterscheidet. Für Canyoning wurden völlig neue Sicherungssysteme von Experten entwickelt und spezielle Zeichen für nonverbale Kommunikation in der tosenden und lauten Schlucht ausgemacht. Nachdem wir uns die wichtigsten Sicherungsmethoden gründlich eingeprägt hatten und zumindest die wichtigsten Zeichen einigermaßen anwenden und verstehen konnten, stürzten wir uns ins „kühle Nass“ des Angerbaches. Auch das Rutschen durch steile Wasserrinnen muss geübt werden. Die Einsatzmannschaft-Canyonig nach einer Seilbahnbergeübung in der Grünseeschlucht. 295 Gefangen in der Kellerwand Zwei Bergsteiger verlieren bei Schlechtwetter die Orientierung Von Charly Lamprecht Jedesmal, wenn wir im Ausbildungsteam ein Programm für die nächste Saison zusammenstellen, fragen wir uns: Was könnten die Schwerpunkte in dieser Saison werden? Gibt es noch genug Einsätze, bei denen wir richtig gefordert werden? Wie motivieren wir unsere Einsatzgruppe? Gibt es noch diese spektakulären Einsätze, wie sie vor 20 Jahren fast tagtäglich am Programm standen, in einer Zeit, in der es noch keine organisierte Flugrettung gab und es die Verunfallten mit „Manneskraft“ zu bergen galt. Der 26. Sept. 1999 gab uns auf diese Fragen eine eindeutige Antwort. Es braucht in extremen Ausnahmesituationen noch immer eine bestens ausgebildete Truppe, die trotz widrigster Verhältnisse die an sie gestellten Aufgaben mit Bravour lösen. Sonntagmittag, 12.53 Uhr: Ich schaute aus dem Fenster. Es regnete in Strömen, und deswegen machte ich mich fertig, um aufs Käsefest zu gehen, da bei solchem Sauwetter jedes alpinistische Unternehmen Wahnsinn gewesen wäre. Gerade in diesem Moment kam über mein Handy eine SMS-Nachricht herein. Ich traute meinen Augen nicht, als ich die Nachricht las und glaubte zuerst an einen Scherz : „Kletterunfall! Treffpunkt Rathaus! Funk einschalten und mit der Zentrale Verbindung aufnehmen.“ Für mich war in diesem Augenblick klar, dass es sich nur um einen Fehlalarm handeln konnte. Ich packte trotzdem meinen Einsatzrucksack, sagte meiner Frau, dass ich sowieso gleich wieder da sei und rückte in die Einsatzbasis ein. Dort eingetroffen, musste ich feststellen: Es war ein Ernstfall, den wir sooft bei Übungen durchgespielt hatten. Gesamteinsatzleiter Heribert Patterer gab uns folgende Erstinformation: Zwei Kletterer aus Villach wollten am Samstag, den 25. Sept. 1999 die Kellerwand über die Nordwand besteigen. Während des Aufstiegs wurde das Wetter immer schlechter, und die beiden Bergsteiger verloren die Orientierung. Da die Tage in dieser Jahreszeit schon recht kurz sind, mussten die beiden Männer in der Nähe des Gipfels biwakieren. Am nächsten Tag versuchten sie abzuklettern bzw. abzuseilen, fanden aber die Route nicht mehr. Schließlich verständigten sie gegen Mittag mit ihrem Handy die Bergrettung. tionierte Rettungshubschrauber BMI (für die, die es nicht wissen) – mit Einsatzpilot Walter Strolz, vielen seit der Lawinenkatastrophe von Galltür ein Begriff, hatte sein Möglichstes versucht, aber vergeblich. Der böige Wind, starker Regen und Nebel hatten einen bequemeren Aufstieg zum Einstieg des Grohmannweges verhindert. Kurz vor 17.00 Uhr standen wir am Gletscher und in der Nähe des Einstieges und „freuten“ uns schon sehr auf die „nette“ Kletterei in der westlichen Kellerspitze. Kleine und größere Bäche gurgelten über Felsplatten, und es dämmerte bereits. Eile tat Not, wollten wir nicht schon beim Aufstieg in die Nacht kommen. Glücklicherweise war es Heribert Patterer gelungen, den „Hausmeister bzw. Altmeister“ der Kellerwand, Emmerich Freidl, für diese schwierige Bergungsaktion zu gewinnen. Auf Heriberts Anfrage um den Schlüssel für die Eiskarhütte hatte sich Emmerich sofort bereit erklärt, uns zu helfen und war gemeinsam mit Roland Pranter über die Nordseite aufgestiegen. Die beiden waren dadurch schneller beim Einstieg und bereits die ersten drei Seillängen hinaufgeklettert, als wir am Gletscher eintrafen. Sie lotsten uns mit Funk und Schreien zum Einstieg, da sich der Nebel sehr verdichtet hatte und die Gefahr bestand, den Einstieg in die Route zu verfehlen. Da noch Material benötigt wurde, warteten die beiden, bis ich mit dem voll gepackten Materialrucksack bei ihnen war. Roland hatte nach dem Aufstieg über die Nordwand vom Klettern genug und gab mir zu verstehen, dass er mir gerne seinen „Job“ überlassen würde. Ich war damit einverstanden und besprach mit ihm die weitere Vorgehensweise. Dann band ich mich ins Seil ein und kletterte weiter zu Emmerich, der eine Seillänge weiter schon einen Stand vorbereitet hatte. Nach einer kurzen Begrüßung kletterten wir gemeinsam weiter. Unsere größte Sorge war, dass es zu schneien beginnen könnte, da wir uns ja bereits nahe der 3000 m Grenze bewegten. Wir gaben Gas, und es dauerte nicht mehr lange, bis wir die beiden in Not geratenen Kletterer erreichten. Sie waren sichtlich erleichtert, als sie uns im Nebel auftauchen sahen. Die Fakten eines nicht gerade alltäglichen Einsatzes: Trotz starken Regens und äußerst schlechter Sichtbedingungen zögerten wir Männer der Bergrettung und Alpinen Einsatzgruppe nicht eine Sekunde zu helfen. Wir wollten am gleichen Tag noch versuchen, die Männer aus der Wand zu holen. So befanden wir uns drei Stunden später im Eiskar – und nicht im Rathaus beim Käsefest, was sicher etwas angenehmer gewesen wäre. Mittlerweile war es ziemlich dunkel geworden, und wir begannen, die beiden gleichzeitig 100 m an einem Seil abzuseilen, was recht abenteuerlich war. Wir bewältigten den Aufstieg ins Eiskar nicht mit dem Hubschrauber, sondern zu Fuß über die Südostseite. Nachteil: Wir wurden trotz bester Ausrüstung nass bis auf die Haut. Es war bereits stockdunkel, alle waren durchnässt und unterkühlt. Trotzdem stand uns noch der Abstieg zur Eiskarhütte bevor. Über blankes Eis, harten Schnee, Felsblöcke und Moränen „stolperten“ wir hinter Emmerich Freidl her. Das letzte Stück zur Hütte forderte nochmals volle Konzentration, denn ein unachtsamer Schritt hätte möglicherweise die eigene „ Martin 6 “ aus Lienz – das ist nicht ein Bergrettungsmann aus Lienz mit Wunschkennzeichen, sondern der in Lienz sta- Durch Emmerichs perfekte Ortskenntnisse gelangten wir rasch unter die Schlüsselstelle. Von dort an hatte der Rest der Truppe bereits alle Abseilstände vorbereitet, und wir gelangten bald auf recht sicheren Boden. 296 Gesundheit massiv gefährdet. In der Hütte fiel die Anspannung endlich von uns ab. Über Nacht versuchten wir, unsere Kleidung zu trocknen, was nur teilweise gelang. Und so hieß es am Morgen wieder hinein in die feuchten Sachen. Vor der Hütte zogen Nebelschwaden vorbei, die Felsen waren von einer leichten Eisschicht überzogen, die Männer müde und vom Einsatz des Vortages gezeichnet. Wir wollten nun nichts mehr riskieren und warteten lieber auf bessere Sicht, um mit „Martin 6“ ins Tal zu fliegen. Gegen Mittag lichtete sich endlich der Nebelvorhang. Plötzlich – es war wie Musik in unseren Ohren – hörten wir die Rotoren. Es war wirklich beeindruckend, wie sich der Einsatzpilot Walter Strolz langsam, die Löcher im Nebelvorhang nutzend, dann wieder abwartend, dem Hubschrauberlandeplatz näherte. Der Landeplatz war an Exponiertheit wohl kaum zu überbieten – einige Meter weiter bricht die Wand fast 1000 Meter zur Unteren Valentinalm ab. Wir alle waren erleichtert, als wir 24 Stunden nach Beginn unseres Einsatzes bei der Unteren Valentinalm abgesetzt wurden. Ein Bravo dem Einsatzpiloten Walter Strolz, der viel von seinem Können aufbieten musste, um uns einen sicheren Abstieg zu ermöglichen, einen nochmaligen Dank an Emmerich Freidl, für den es eine Selbstverständlichkeit war, uns zu unterstützen. Danke auch den zwölf Bergrettungsmännern und den drei Männern der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie. Sollten auch Sie einmal in eine solch ähnliche Situation geraten, in der Sie die Hilfe der Bergrettung benötigen, zögern Sie nicht und rufen Sie an: Alpinnotruf 140. Die Einsätze des Bergrettungsdienstes werden vielfach als selbstverständlicher Dienst am Kunden angesehen, obwohl sie alles andere als alltäglich sind. Die Einsätze der Bergrettungsmänner werden von der Öffentlichkeit und von den Medien nur bei spektakulären Rettungen wahrgenommen. Weniger spektakuläre Einsätze, bei denen die Bergretter ebenso bis zur Erschöpfung unterwegs sind, werden leider nur in der näheren Umgebung registriert. Deshalb eine Bitte an Sie: Unterstützen Sie uns wieder bei der nächsten Förderungsaktion des Bergrettungsdienstes, damit wir solche oder ähnliche Einsätze mit der besten Ausrüstung, dem besten Material und zum Wohle des Verunfallten ausführen können. Abschied von Altkamerad Leopold Durchner 297 298 Zwischen Herbstende und Frühlingsanfang Die Wintereinsatzübung der Ortsstelle oder: Antworten auf Fragen, die Ihr schon immer stellen wolltet, Euch aber nie richtig getraut habt! Von Bernd Eder Was ist der Winter? Der Winter ist die Zeitspanne zwischen Herbstende und Frühlingsanfang – für den Bergrettungsmann jedoch auch jene Zeitperiode in der es mit Sicherheit zu dem Ereignis kommt, dass in Fachkreisen als Wintereinsatzübung bezeichnet wird, und bei dem es darum geht sich anhand eines simulierten Ernstfalles bestmöglich auf tatsächliche Ausnahmesituationen, sprich Lawinenabgänge und dergleichen, vorzubereiten und deren krisengerechte Bewältigung zu trainieren. Wie feiert man eine Weihnachtsfeier? Im Gegensatz zu konventionellen Weihnachtsfeiern steht bei der Ortsstelle erst einmal die Lawinenkunde und der planmäßige Einsatz auf der Lawine im Mittelpunkt des Interesses. Ausführlich wird über solche und ähnliche Themen referiert um die Kameraden schon geistig auf die bevorstehende Einsatzübung vorzubereiten und das Grundwissen aufzufrischen. Natürlich wird im anschließenden gemütlichen Teil auch die Frage: „Wie feiert man eine Weihnachtsfeier, wenn es ein Buffet und gekühlte Getränke gibt?“ beantwortet. Was ist SMS? SMS ist die Abkürzung für Short Message Service, und bietet die Möglichkeit kurze Textnachrichten auf die Handys der gewünschten Personen zu verschicken. In der Ortsstelle findet dieses System kärntenweit als Alarmierungs- und Kommunikationsmedium zu 100 % seine Verwendung – ein überaus effizienter Weg, um Einsatzmannschaften zu mobilisieren und die Verständigung Einsatzleitzentrale-Bergrettungsmann zu fördern. SMS ist daher auch jenes System, das mich am Tag der Übung aus meinem wohlverdienten Schlaf reißt und mich zum Treffpunkt ruft. Wie läuft eine Wintereinsatzübung eigentlich ab? Binnen Minuten wird notwendiges Einsatzgerät im Einsatzfahrzeug verstaut. Anschließend werden die Männer zum Ausgangspunkt der Übung, in unserem Fall die Untere Bischofalm, gebracht. Von dort aus geht es mit Tourenschiern zum angenommen Ort des Lawinenabganges, wo es dann darum geht, das theoretische Wissen über den planmäßigen Einsatz praktisch anzuwenden, nach Verschütteten zu suchen, zu sondieren, Verletzte erst zu versorgen, . . . Wenn man in der glücklichen Lage ist, bei einer solchen Übung auch auf Lawinenhunde zurückgreifen zu können, dann kommen natürlich sie vorrangig bei der Suche nach Verschütteten zum Einsatz. Bei einer allfälligen Nachbesprechung werden dann aufgetretene Fehler und ihre zukünftige Vermeidung diskutiert. Kann es anders kommen als man denkt? Ja, denn am Tag der Übung herrscht im Triebkessel ein derart heftiger Sturm, dass wir schlussendlich zur Umkehr gezwungen werden. Unglücklicherweise wird noch beim Rückzug ein Kamerad von einem harmlos anmutenden Schneerutsch so unglücklich verletzt (Seiten- und Kreuzbandriss), dass er sogar mit dem Rettungshubschrauber „Martin 6” abtransportiert werden muss. Durch dieses Ereignis können wir mit eigenen Augen miterleben, wie wichtig effiziente Kameradenhilfe ist, weshalb wir uns entschließen, an lawinensicherer Stelle die VS-Suche und die Erstversorgung durch Verschüttung verletzter Kameraden zu üben. Kann man 15 Minuten sinnvoll nutzen? Man kann 15 Minuten fernsehen oder in 15 Minuten ein Bier trinken – aber sicherlich die effektivste Art 15 Minuten zu nutzen ist es, einen durch eine Lawine verschütteten Kameraden in dieser Zeit zu bergen und ihm damit das Leben zu retten. Danach sinken nämlich seine Überlebenschancen drastisch. Um aber überhaupt eine Chance zu haben, diese sehr kurze Zeitspanne effektiv zur Rettung nutzen zu können, ist es absolut notwendig, bei jeder Schitour ein VS-Gerät bei sich zu haben – und auch zu wissen, wie es funktioniert. Obwohl die heurige Wintereinsatzübung nicht voll durchgezogen werden konnte, hat sie doch eindeutig gezeigt, dass man sich im Winter nie ohne Risiko in den Bergen bewegt, und dass im Falle eines Lawinenabganges die Kameradenhilfe die wichtigste Art der Rettung darstellt – deshalb, ist es unerlässlich standardmäßige Ausrüstung (VS-Gerät, Sonde, Schaufel) immer mitzunehmen und öfters den Ernstfall zu trainieren. Denn: Sicherlich niemand stellt sich im Nachhinein gerne die Frage – „Könnte mein Freund etwa noch leben, wenn ich gewusst hätte, . . .?“ Jagdhündin Nora wird gerettet Dramatische Aktion in der Nähe von Tressdorf Ein 59-jähriger Jäger aus Kirchbach ist am Mittwoch, den 8. Dezember 1999 in seiner Heimatgemeinde auf Pirschgang. Im Pintergraben nahe der Ortschaft Tressdorf folgt er der Fährte einer Gemse. Mit dabei: der treue Vierbeiner des Waidmannes, der Gebirgsschweißhund Nora. Vom Verfolgungstrieb gepackt, heftet sich Nora ungeachtet der Zurufe ihres Herrl’s an die Spur der Gemse, die immer höher in unwegsames und felsiges Gelände entschwindet. „Als es dunkel wurde, habe ich den Hund immer wieder bellen gehört. Alle Zurufe haben aber nichts gefruchtet“, erzählt später der Jäger. Bis 23.00 Uhr versuchte er auf eigene Faust, den verirrten Hund zu finden – aber vergeblich. Donnerstag früh bat der 59-Jährige die Beamten des Gendarmeriepostens 299 Kirchbach um Hilfe – und die wussten Rat. Mit vier Bergrettungsmännern der Ortsstelle Kötschach-Mauthen machten sich die Ordnungshüter auf die Suche. Ein Bergrettungsmann wurde über eine steile Felswand in den Pintergraben abgeseilt. Gegen 11.30 Uhr kam dann die erlösende Nachricht: „Hund unversehrt gefunden.“ Die Freude beim Wiedersehen von Hund und seinem Herrn war grenzenlos. Die eiskalte Nacht im Pintergraben hatte Nora völlig unbeschadet überstanden. Überglücklich: Der Kirchbacher Siegfried Markert mit seiner Gebirgsschweißhündin „Nora“, die von Bergrettern geborgen wurde. Liftbergeübung 1999 2000 Am 30. April feiern wir den XXX. Internationalen Valentingletscherlauf mit 390 Teilnehmern. Bei herrlichsten Wetterbedingungen wird das Rennen durchgeführt. __________ Auch das gibt es: Eine 400 kg schwere Kuh muss in der Mooskofelgruppe über einen 60 m hohen Felsvorsprung von der Bergrettung abgeseilt werden. __________ 50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz: Am 10. September feiern wir die Gipfelmesse, musikalisch umrahmt von der Trachtenkapelle Mauthen. Auf Grund des herrlichen Wetters finden sich rund 400 Gipfelgeher beim Kreuz ein. Die Festansprache wird von Ökonomie-Rat Fritz Gressel gehalten. Die Geschichte des Gipfelkreuzes erzählt Ing. Carl Gressel. Zelebriert wird die Messe von Pater Norman. Nur einer fliegt den Eisturm hoch Charly Lamprecht gewinnt die 1. Speed-Eisklettermeisterschaft Roland Pranter, seines Zeichens nicht minder aktiver Nachfolger des legendären Bergrettungsobmanns Sepp Lederer, organisierte gemeinsam mit seinem Team das 1. Obergailtaler Eisklettertreffen, das am Samstag, den 5. Februar 2000 über die Bühne, oder besser: über den Eisturm im OeAV-Freizeitpark in Mauthen geht. „Wir haben in unserem Bergrettungsteam die besten Eiskletterer weit und breit“, gibt sich Pranter vor dem Wettbewerb selbstbewusst. Sein sichtlicher Stolz auf seine Männer sollte auch beim Eisklettertreffen nicht enttäuscht werden: In der sagenhaften Zeit von 1:41:31 Minuten erklettert Charly Lamprecht den 25 Meter hohen Eisturm. Georg Drumbl zu den Bedingungen: „Jeder Teilnehmer hatte vier Möglichkeiten, die so genannte blaue Route zu bewältigen. Die rote Route ist die leichtere für Eisratten, die es noch werden wollen.“ Bei der Siegerehrung am romantischen Lagerfeuer – es war zudem ein recht milder Tag – 300 übte man sich in Zufriedenheit, dass die Veranstaltung nicht nur ein toller Erfolg (über 40 Teilnehmer) geworden, sondern auch unfallfrei über die Bühne gegangen ist. Stolz sind alle auf den prachtvollen Eisturm, den Sepp Lederer, der Ehrenobmann der Kötschach-Mauthner Bergrettung und Obmann des Sektion Obergailtal-Lesachtal des Alpenvereins, initiierte. Das Kunstgebilde hat nicht nur mediale Aufmerksamkeit erregt, sondern steht mit seiner stattlichen Höhe dem höchsten Eisturm der Welt, dem Pitztaler Eisturm mit 35 Metern, nur um zehn Meter nach. Der weitest angereiste Teilnehmer war Sepp Bierbaumer von der Alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie aus Ferlach. Erfreulich auch die Teilnahme der Bergrettungsortsstellenleiter aus Mallnitz, Villach und dem Oberen Drautal. Geklettert wurde sowohl auf der roten (leichteren) als auch auf der blauen Profi-Route – selbstverständlich immer gesichert. Zahlreiche Schaulustige, Freunde und Bekannte sparten auch beim besten Eiskletterer der ÖAV-Jugend nicht mit Bewunderung und Applaus: Christian Unterasinger aus Mauthen bezwang das einsern-eisige Ungetüm in nur 3:30 Minuten. Die Ergebnisse des 1. Eisturmkletterns im OeAV-Zentrum Mauthen (blaue Route): 1. Charly Lamprecht 1:41;31 Min.; 2. Heribert Patterer (beide ÖBRD Kötschach-Mauthen) 2:04:89; 3. Thalmann (ÖBRD Oberes Drautal); . . . 6. Leo Jost 3:14:11; 7. Heribert Patterer 3:20:80; 8. Roland Pranter (alle ÖBRD Kötschach-Mauthen) 3:29:89; 9. Christian Unterasinger (OeAVJugend) 3:30:10. Die Chefs Roland Pranter (links) und Sepp Lederer vor dem Eisturm. Die „Kleine Zeitung“ berichtet über die 1. Speed-Eisklettermeisterschaft mit folgenden Zeilen: Eine aufstrebende Extremsportart hat in Kötschach-Mauthen die höchsten Gipfel erklettert: Am Wochenende wurde in der Obergailtaler Gemeinde die erste Speed-Eisklettermeisterschaft im Freizeitpark ausgetragen. Organisiert wurde dieses eisige Kletterspektakel vom Bergrettungsdienst (Obmann Roland Pranter) und dem Österreichischen Alpenverein unter dem örtlichen Vorsitzenden Sepp Lederer. Insgesamt 43 Teilnehmer aus dem Oberkärntner und Osttiroler Raum traten an, um die vorgegebene Route in Bestzeit zu durchklettern. Als sich der Sieger herauskristallisierte, war niemand so richtig überrascht: Charly Lamprecht, Bergführer und Ausbildungsleiter im Bergrettungsdienst Kötschach-Mauthen, schaffte in einer Minute und 41 Sekunden die Bestzeit. Lediglich Heribert Patterer, ebenfalls ein Kletterer aus dem heimischen Lager, konnte mit nur 23 Sekunden Rückstand mithalten. Veranstalter Sepp Lederer: „Beim Publikum kam diese sportliche Veranstaltung sehr gut an. Wir wollen nun versuchen, Großveranstaltungen wie etwa die Österreichischen Meisterschaften oder gar eine Weltcup-Veranstaltung im Eisklettern an Land zu ziehen.“ Das Erklettern von künstlichen Türmen – in Kötschach-Mauthen wurde über Wochen hinweg ein ehemaliger Strommast mit Wasser besprüht – ist beispielsweise in Tirol ein besonders attraktiver Sport. Der 25 Meter hohe Eisturm im oberen Gailtal ist bisher noch der einzige dieser Art in Kärnten. Bernd Eder aus Stranig „bändigt“ den Eisturm. Jahreshauptversammlung 2000 der ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen: der Vorstandstisch mit (von links) Funkreferent Leo Jost, Sanitätswart Gernold Flaschberger, Ortsstellenleiter Roland Pranter, Ausbildungsleiter Heribert Patterer und Kassier Georg Drumbl. 301 Fleonslauf 2000 – Abschied von Duilio Samassa Fleonslauf 2000: Das Trio der Kötschach-Mauthner Bergrettung mit (von links) Roland Pranter, Georg Drumbl und Georg Zankl, daneben Anna und Duilio Samassa, der im März 2000 dann im Alter von 76 Jahren stirbt, sowie Helfer der Veranstaltung. Der XXX. Internationale Valentingletscherlauf Erinnerung an Duilio Samassa und die verstorbenen Bergretter Ein großes und großartiges Jubiläum: Am 30. April 2000 findet der XXX. Internationale Valentingletscherlauf statt. Trotz des nicht allzu schönen Wetters sind bei diesem Jubiläum 480 Teilnehmer am Start; mit internationalen Beteiligung aus Friaul, Südtirol, Slowenien und den benachbarten Bundesländern. Die am weitesten angereiste Gruppe sind zehn Mann der Bergrettung Bregenz aus Vorarlberg. Der jüngste Teilnehmer ist acht, der älteste 88 Jahre. Die wichtigste Meldung des Tages, als die Schlussmannschaft das Ziel passiert: „Rennen beendet, keine Unfälle.” che Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und die Gründungsmitglieder dieser Veranstaltung, Ehrenobmann Sepp Lederer, Fritz Gressel und Univ.-Doz. Primar Dr. Reinhard Lenzhofer, die vor 30 Jahren diese Veranstaltung aus der Taufe gehoben haben. Pranter bedankte sich noch einmal bei den so zahlreichen Teilnehmern und den Sponsoren, ohne die es gar nicht möglich wäre, solche Veranstaltung zu organisieren. Ein ganz besonderer Dank gilt dem Besitzer der Valentinalm und seiner Familie, Herwig Pongratz sen., dem Pächter der Unteren Valentinalm, Walter Müllmann, der die ganze Infrastruktur für dieses Rennen kostenlos zur Verfügung gestellt hat, und der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen als Hauptsponsor der Veranstaltung. Mit den Klängen des Wolayersee Echos endet das gelungene Jubiläum. Um 14.00 Uhr findet eine Gedenkfeier für die verstorbenen Bergsteiger statt. Die Feier steht diesmal ganz im Zeichen eines erst kürzlich verstorbenen italienischen Freundes: Duilio Samassa. Er war es, der den Bergrettungsdienst im friulenischen Raum aufgebaut hat und bei grenzüberschreitenden Einsätzen immer der Verbindungsmann zwischen Österreich und Italien war. Übergabe der gesponserten T-Shirts durch Firmenchef Hubert Putz. Um 15.00 Uhr begrüßt Ortsstellenleiter Roland Pranter bei der Siegerehrung zahlrei- Siegerehrung des XXX. Int. Valentingletscherlaufs: Gründungsmitglied Fritz Gressel (links), Ehrenobmann Sepp Lederer und Ortstellenleiter Roland Pranter. 302 „Ana muaß da Maschta sein, wea wohl i!“ Das Polinik-Gipfelkreuz wird am 2. Juli 2000 repariert 25 Jahre ist es her, dass die Verankerungen des Polinik-Gipfelkreuzes neu eingebohrt und die Spannglieder neu angebracht werden mussten. Blitzschläge, Schneedruck und Sturmböen hatten im Winter und in den letzten Monaten dem Wahrzeichen auf dem Hausberg von Mauthen so arg zugesetzt, dass es umzustürzen drohte. Drei der vier Spannanker waren defekt, das Kreuz lehnte mit seiner Spitze fast zwei Meter nach Südwesten. Etliche Anrufe gingen ein, und sogar mittels Fax wurde auf das Problem aufmerksam gemacht. Ein persönlicher Augenschein durch den Schmiedemeister brachte schließlich die dringende Aktion ins Rollen. In Durchners Werkstätte wurden wie vor 50 Jahren Spannglieder geschmiedet und das nötige Werkzeug und Geräte bereitgestellt. Am 2. Juli 2000 war es dann soweit, dass sich Poldi Durchner, Helmut Lackner, Gerhard Ranner, Peter Maier und Sepp Lederer für den Arbeitseinsatz trafen. Mit dem Auto fuhr die Gruppe zur Polinik-Alm und marschierte von dort über den Würmlacher Polinik zum Törl, um von dort zum Gipfel zu gelangen. Nach eingehenden Beratungen und wichtigen Zwischenbemerkungen wie „Ana muaß da Maschta sein, wea wohl i!“ wurde das eiserne Ungetüm schließlich mittels Flaschenzug in die Senkrechte gebracht und neu verankert. Nach einem gesungenen „Vater unser“ und einer andächtigen Gedenkminute für die „alten Schöpfer des Kreuzes“, wurde der schweißtreibende Abstieg zum Plöckenhaus angetreten und die wohlverdiente Labung, von der manche noch heute reden, zu sich genommen. Sommereinsatzübung 2000 im Eiskar Damit es zu perfekte Einsatzabläufe kommt, werden immer wieder realitätsbezogene Übungen organisiert. Die Sommereinsatzübung 2000 erstreckt sich über zwei Tage und findet im Kellerwandmassiv im Bereich des Eiskars statt. Gerade in diesem Gebiet gibt es immer wieder sehr schwierige Einsätze. Auch unsere 121-jährige Seilschaft Richard Petutschnig (links) und Albert Lora war bei der Sommereinsatzübung dabei. Damit man bei Einsätzen nicht auf Überraschungen stößt, muss man sich auch in seiner Freizeit mit der „Materie Berg“ befassen. Ausbildungsleiter Heribert Patterer in der 3. Seillänge des Cellonpfeilers (VI). Eine der Übungsannahmen: Ein Wanderer verirrt sich in unwegsamem Gelände. Er ist schlecht ausgerüstet und ruft um Hilfe. Die alarmierte Rettungsmannschaft führt die Bergung mit dem „PECL-Bergetuch“ durch. Die Einsatzmannschaft um Ausbildungsleiter Heribert Patterer und Ortsstellenleiter Roland Pranter (Mitte, roter und grüner Anorak). 303 50 Jahre Polinik-Gipfelkreuz An diesem 10. September 2000 passt einfach alles zusammen Von Sepp Lederer Am 10. September 2000, auf den Tag genau 50 Jahre nach der Einweihungsfeier des Heldengedenkkreuzes auf dem Polinik, feierten rund 400 Besucher, die teils mit dem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen wurden, in würdigem Rahmen das Jubiläum, zu dem Sepp Lederer in Heft 43 der OeAV-Sektions-Nachrichten „Im Blickpunkt” (2. Ausgabe 2000) einlud: 50 Jahre Polinik Gipfelkreuz – Feier am 10. September 2000: Auf den Tag genau 50 Jahre nach Einweihung des Kreuzes feiern wir heuer die sonst nur alle fünf Jahre stattfindende Gipfelmesse auf dem Polinik. Die seinerzeitigen Erbauer haben im Jahr 1975 die Pflege und Obsorge für das Kreuz bei der 25-JahrFeier dem Österreichischen Bergrettungsdienst unter dem damaligen Obmann Sepp Lederer übergeben. Diese ehrende Aufgabe ist sicher mehr als eine notwendige Pflicht und wird auch unter Pater Norman las die Gipfel- der neuen ÖBRD-Obmannschaft von Roland Pranter messe. fortgesetzt werden. Alle Bergfreunde sind dazu herzlichst eingeladen. Die musikalische Umrahmung erfolgt durch die Trachtenkapelle Mauthen. Die Feierlichkeit beginnt um 10.00 Uhr mit einer Gipfelmesse. __________ Das Jubiläum selbst wurde bei prachtvollem Wetter begangen. Teilnehmer an der Feier waren unter anderem die Miterbauer des Kreuzes, Alois Ranner als einer der Initiatoren, Franz Engl, der die Veranstalter dazu überreden konnte, dass Ältere Menschen, die dem 50-jährigen Kreuz-Jubiläum auf dem Polinik beiwohnen wollten, konnten auch mit dem Hubschrauber befördert werden. 304 Senioren bei Bedarf mit dem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen wurden, der extra nach 42 Jahren (!) aus Australien angereiste Miterbauer des Kreuzes und gebürtige Mauthner Adolf Lamprecht, Ökonomierat Fritz Gressel und sein Sohn Carl, Bürgermeister Walter Hartlieb und Pater Normann von den „Söhnen Mariens” aus Kötschach, der gebürtige Kanadier, der mit den „Ministranten” Gerhard Ranner und Peter Maier die Gipfelmesse zelebrierte. Sepp Lederer freute sich besonders darüber, dass die Idee mit dem „Senioren-Hubschrauber”, der vom Plöckenhaus aus startete, umgesetzt werden konnte: „Über 80 Personen ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Vor allem für ältere Semester war diese Aktion gedacht. Einige kamen so erstmals in ihrem Leben auf den Polinik.” __________ Lederer schreibt „Im Blickpunkt” Nr. 44 dann unter dem Titel „Nach 50 Jahren: Erhebende Feier auf dem Polinik”: Als ich in der letzten Ausgabe unserer Sektionszeitung den Originaltext über die Einweihungsfeier von anno dazumal wiedergegeben, auf das Jubiläum hingewiesen und die Einladung zur Teilnahme an der 50-Jahr-Feier ausgesprochen habe, ahnte ich nicht, welch gewaltiges Echo dies hervorrufen würde. Wie immer bei solchen Veranstaltungen war einiges an Vorarbeit zu erledigen und galt die größte Aufmerksamkeit der Wettervorhersage. Um kurz und bündig zu bleiben: An diesem Tag passte einfach alles zusammen: Traumwetter! Die Schranken für den Nachbarschaftsweg auf die Polinik-Alm und den Gressel-Weg auf die Spielbodenalm waren für diesen Tag geöffnet – Danke! Karawanen zogen sowohl von Norden über den Normalweg und den Nordgrat als auch von Süden zum Gipfel. Vorsichtigen Schätzungen und Zählungen zufolge waren es an die 400 Personen. Nach einer Einführungsmoderation von Ing. Carl Gressel, die seinerzeitige Errichtung und Anekdoten betreffend, hielt ÖR Fritz Gressel sen. eine ergreifende Festrede, in der er auf Ideale wie Heimatverbundenheit, Kameradschaft und Liebe zur Natur einging. Nach der Begrüßung durch Bergrettungsobmann Roland Pranter zelebrierte Pater Normann aus Kötschach die feierliche Bergmesse, welche von der in Tracht erschienenen Trachtenkapelle Mauthen unter Kapellmeister Christian Kurzweil musikalisch umrahmt wurde. So manches feuchte Auge sah man da unter den Alten, die schon vor 50 Jahren dabei waren, unter ihnen die Erbauer Alois Ranner, Franz Engl, Adolf Lamprecht und ÖR Fritz Gressel. Mit dabei auch Alois Zoppoth, der, wie er erzählte, damals als Jüngster gleich zwei Mal hinunter zum Plöckenhaus laufen musste, um vergessene Teile und Schrauben zu holen. Mit einem Konzert auf der Spielbodenalm und beim Plöckenhaus spielten sich die Mauthner Musikanten wieder einmal in die Herzen der Bergfreunde, unter ihnen auch Bürgermeister Walter Hartlieb und aus Norddeutschland angereiste Mitglieder unserer Sektion. __________ Über das Jubiläum „50 Jahre Gipfelkreuz am Mauthner Polinik” berichteten die Kötschach-Mauthner Nachrichten im Oktober 2000: Wie Jubiläumsfeste zu feiern sind, weiß der Bergrettungs- Ökonomierat Fritz Gressel, sein Sohn Ing. Carl Gressel und Marino Maier (von links), dessen Sohn Erwin wenige Wochen zuvor in der Eiger Nordwand tödlich verunglückt war und dem während der Jubiläumsmesse gedacht wurde, auf dem Polinik. dienst Kötschach-Mauthen ganz genau. Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und viele Bergfreunde, das alles stand am Sonntag, dem 10. September 2000 im Mittelpunkt der großen Jubiläumsfeier „50 Jahre Gipfelkreuz am Mauthner Polinik”. Eingeleitet wurde dieses Jubiläum am Vorabend mit einem großen Feuerwerk vom Gipfel des Polinik. Eindrucksvolle Effekte ließen den Gipfel in all seiner Pracht erglühen, unterstützt von einer herrlichen Vollmondnacht. Der Sonntagmorgen versprach ein Bilderbuchwetter. Von allen Seiten strömten bergbegeisterte Wanderer in Richtung Gipfel, um dem Jubilar ihre Aufwartung zu machen. Damit auch die nicht mehr so geländegängigen Bergfreunde an diesem einzigartigen Ereignis teilnehmen konnten, hatte der Ehrenobmann des Bergrettungsdienstes, Sepp Lederer, die zündende Idee: Mit seinem Organisationstalent brachte er es fertig, dass gerade diese Bergfreunde mit einem Hubschrauber auf den Gipfel geflogen wurden. Natürlich ließen sich auch einige andere diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen, einmal auf den „Mauthner Hausberg” zu fliegen. Böse Zungen behaupteten zwar: „Kann man nicht mehr selbst auf einen Berg gehen, hat man dort oben nichts mehr verloren.” Wenn man aber in manch strahlendes Gesicht schaute, das noch einmal ehrfürchtig auf das Gipfelkreuz blickte, wusste man sofort, dass diese Aktion ihre Berechtigung hatte. Rund 400 Bergwanderer versammelten sich am Gipfelgrat, als Ortsstellenleiter Roland Pranter die Zeremonie eröffnete. 305 Er begrüßte alle Bergfreunde sowie zahlreiche Ehrengäste, die der Einladung gefolgt waren: Bürgermeister Walter Hartlieb, Vizebürgermeister Josef Nussbaumer, GendarmeriepostenKommandant Alois Ortner, die Erbauer und Initiatoren des Kreuzes, Alois Ranner, Fritz Gressel sen., Adolf Lamprecht, der extra aus Australien kam, die Trachtenkapelle Mauthen unter Kapellmeister Christian Kurzweil, Hausherr Ing. Carl Gressel und natürlich Pater Norman, der im Anschluss an den Festakt die Heilige Messe zelebrierte. Ing. Carl Gressel hatte die ehrenvolle Aufgabe, über die 50-jährige Geschichte des Kreuzes zu berichten. Anschließend lauschten viele der ergreifenden Festansprache von Fritz Gressel sen. Nach der Gipfelmesse, die durch die Trachtenkapelle Mauthen umrahmt wurde, ging es auf die Spielbodenalm, wo sich die „Mauthner Musi” ein Stelldichein gab und einige Stücke aufspielte. Im Plöckenhaus ließ man danach diese eindrucksvolle Feier mit einem kräftigen Getränk ausklingen. Nach 42 Jahren war der Miterbauer des Kreuzes, der gebürtige Mauthner Adolf Lamprecht, aus Australien angereist. Charly ahnte den neuen Rekord 1. Kärntner und Osttiroler Meisterschaft im Eisklettern 2001 In diesem Jahr wird mit der Errichtung einer Homepage unserer Ortsstelle (www.bergrettungkoetschach.com) den Anforderungen der Zeit Rechnung getragen und ein wichtiger Schritt in der Öffentlichkeitsarbeit unseres Vereins gemacht. Seit diesem Zeitpunkt kann sich jeder Interessierte im Internet über die Aktivitäten unseres Vereins informieren. __________ In der OeAV-Eisarena in Mauthen die 1. Kärntner- und Osttiroler Meisterschaften im Eisklettern statt. Zwei Favoriten bleiben auf der Strecke. Nach wochenlangem Bangen um die notwendige Kälte konnte endlich wenige Tage vor dem Wettkampf am 6. Januar 2001 der 28 Meter hohe Turm für Trainingszwecke freigegeben werden. Als Veranstalter hatten wir keine Mühen gescheut, hervorragende Bedingungen zu schaffen, so wurde etwa von Karl-Heinz Kurzweil eine völlig neue Beleuchtungsanlage mit drei Scheinwerfern installiert, und Willi Zebedin hatte alle Hände voll zu tun, die Sprenkleranlage nach dem Umbau des Turmes zu reinigen und neu zu justieren. Trotz vorausgesagtem Schlechtwetter mit äußerst ungünstigen Bedingungen während des abendlichen Finales wird diese Veranstaltung zu einem spannenden und interessanten Wettkampf. Insgesamt 34 Teilnehmer nehmen den Kampf gegen den Eisturm auf, nicht alle erreichen die Spitze, acht stürzen bereits in der Qualifikation ins Seil. Nicht immer hat der Wettergott mit uns Verständnis: Der XXXI. Internationale Valentingletscherlauf muss wegen akuter Lawinengefahr vom 29. April auf den 20. Mai verschoben werden. Trotz der Verschiebung und des späten Termins sind 370 Teilnehmer bei schönem Wetter mit dabei. 306 Die besten zehn qualifizierten sich schließlich für das Finale, bei dem es gilt, die schnellste Zeit für die Durchsteigung zu erreichen. Gewertet wird die Zeit vom Einstieg bis zum Anschlag der auf der Spitze montierten Glocke, elektronisch genommen vom Obmann des OSK, Harald Unterluggauer. Vorjahressieger Charly Lamprecht, unser Alpinwart und Leiter der Bergsteigerschule „Alpinsport Südalpen“, prophezeite in Anbetracht des starken Starterfeldes und relativ weichen Eises einen neuen, bislang von ihm gehaltenen Rekord unter 1:41,63 Minuten, womit er Recht hatte. Ihn als unser heißestes Eisen und Lokalmatador verließen im obersten Drittel kurz die Kräfte, und so konnte sich Otmar Baier aus Malta vor mehr als 300 während des Wettkampfes erschienenen Zusehern an die Spitze setzen. Der Sieger der Vorausscheidung, der Kärntner Markus Pucher stürzte ebenso wie die beiden Mitfavoriten Heribert Patterer und Josef Penker ins Seil. Bemerkenswert war auch die Leistung von Claudia Pacher, der einzigen Dame im Starterfeld, die den Turm souverän innerhalb des Limits bezwang und einige Herren hinter sich ließ. Nochmals soll hier unseren großzügigen Förderern dieser Veranstaltung gedankt werden. Es sind dies: Intersport shop for winners (Lienz), Sport Putz (Kötschach), Fa. Grivel, Firma Gösser Bier, Sägewerk Lederer (Mauthen) und Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen. Nach dem allgemeinen Lob für diese Veranstaltung ist man für die Zukunft zuversichtlich und will versuchen, neben der Wiederholung dieser Meisterschaft einen größeren Eiskletterwettkampf an Land zu ziehen. Die Auflagen hierfür müssten mit gemeinsamen Anstrengungen aller im Verein Verantwortlichen zu er füllen sein. Endstand: 1. Otmar Baier (1:41,26 Minuten); 2. Charly Lamprecht (2:06,05); 3. Rudi Purat (2:14,91); 4. Josef Wibmer (2:23,92); 5. Andreas Bstieler (2:31,61); 6. Peter Gasser (3:02,57); 7. Alois Krenn (3:17,11). Der 1. Alpe Adria Duathlon Der inzwischen 28 Meter hohe Eisturm im OeAV-Freizeitpark Mauthen, ein echter „Marterpfahl“, und die Missoria Alm oberhalb von Würmlach werden am Sonntag, den 21. Januar 2001 zum Test-Areal für die Spezies Mensch, die weit entfernt davon ist, als „Weichei“ tituliert zu werden. Teilnahmeberechtigt sind alle Eis-Kletterfreaks und Schitourenläufer ab 16 Jahren, wobei es keine Alterseinteilung gibt. Immerhin gibt es bei einem Nenngeld von 100 Schilling 3000, 2000 und 1000 Schilling zu gewinnen. Sachpreise kommen in Form von wertvollen Ausrüstungsgegenständen hinzu. Jeder Teilnehmer muss zwei Eisbeile, Steigeisen, Kletterhelm, Hüftgurt, Handschuhe und Tourenschi mit Steigfellen mitbringen. Weil: ohne das alles geht es ja nicht. Und so sind die Regeln für den 1. Alpe Adria Duathlon: Am Marterpfahl-Eisturm gibt es einen Versuch auf die schnellste Zeit. Wer ins Seil stürzt, hat nicht nur Pech gehabt, sondern kriegt auch noch 15 Strafsekunden aufgebrummt. Die Zeit aus dem Eisklettern wird dann in das Verfolgungsrennen mit Tourenschi übernommen, was soviel heißt, dass der schnellste Eiskletterer als Erster startet, gefolgt vom zweitschnellsten Eiskletterer und so weiter. Eisklettern: Die vorgegebene Route muss bewältigt und an der Spitze des Eisturms die Glocke geläutet werden. Schitour: Aufstieg: Eisturm – Sausteg – Missoria Alm. Abfahrt: Missoria Alm – Märchenwiese – Plattach – Würmlach (390 Höhenmeter, 8 Kilometer). Ebene Spur: Wiener Weg – Eisturm. Ergebnisse, Männer: 1. Martin Scheffauer (HSV Spittal) 53:51,77 Minuten; 2. Stefan Ranner (Fly Bike); 3. Günther Schmid (ÖBRD Kötschach-Mauthen). 307 Die Geschichte war sein Metier Am 3. März 2001 schließt ÖR Fritz Gressel-Plöckner für immer die Augen Von Sepp Lederer Mit 75 Jahren alleine in Kanada zur Jagd auf die Schneeziege, zwei Jahre später wieder alleine zur Jagd in Kanada, im 80. Lebensjahr die Kitzbüheler Streif mit Schiern bewältigt, fünf Tage nach seinem 80. Geburtstag mit seinen Söhnen DI Fritz und Ing. Carl auf dem Gipfel des Großglockner, am 10. September 2000 zur 50-Jahrfeier für das Gipfelkreuz zu Fuß auf den Polinik, wo er die Festrede hielt. Beispiele der unerschöpflichen Energie eines Mannes, die er noch im hohen Lebensalter hatte. Ausdruck für seinen Optimismus im Leben. Beweis, dass er noch mit den Jungen mithalten konnte. Er wurde von uns allen auch liebevoll und ehrfürchtig „die Gämse“ genannt. In seinem Optimismus strahlte er Unsterblichkeit aus, und trotzdem wurde er nach kurzer, schwerer Krankheit jäh aus der Mitte des Lebens gerissen. Er war nur Gast auf Erden. Als jüngster Sohn von Marianne und Oberst Carl Gressel am 16. Juli 1919 geboren, ist er mit seinen beiden großen Brüdern Gustav und Carl zwischen Mauthen und Klagenfurt aufgewachsen. Nach der Matura am Gymnasium in Klagenfurt rückte er zum Militär ein und erlebte die ersten Kriegswirren als Unteroffizier im Polenfeldzug. Als Fahnenjunker war er in Füssen und wurde dann als Leutnant der Deutschen Wehrmacht nach Norwegen versetzt, wo er mit dem Kommando des Spitzenzuges des Unternehmens „Büffel“ Narvik rechtzeitig über den Landweg erreichen konnte. Die Meldung an General Dietl, mit seinen Soldaten diese militärische Operation erfolgreich abgeschlossen zu haben, wurde in den militärischen Geschichtsbüchern niedergeschrieben. Für seine Soldaten war er während des gesamten 2. Weltkrieges nicht nur Kommandant, sondern in erster Linie Kamerad und Mensch. Sie haben es ihm bis zu seinem plötzlichen Tod mit Ehre und Anerkennung gedankt. Mit den verschiedensten militärischen Aufgaben bis zum Ende des Weltkrieges betraut, geriet er 1945 als Major im Generalstab in russische Gefangenschaft, aus der er aber bald entlassen wurde. Nach seiner Rückkehr nach Mauthen, konfrontiert mit dem Tod seines Bruders Carl, der in Tunis gefallen 308 war, musste er den Familienbesitz übernehmen. Mit dem ihm angeborenen Optimismus nahm Fritz Gressel diese Herausforderung an, besuchte die landwirtschaftliche Fachschule in Lienz und begann, diesen Besitz wieder aufzubauen, der unter den Wirren des 1. Weltkrieges und der Zwischenkriegszeit sehr stark gelitten hatte. Am 1. Oktober 1949 heiratete er Aurelia, geb. Philippitsch. Gemeinsam gingen sie ans Werk und machten das Plöckenhaus zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Betriebes. Im Jahre 1984 ging Ökonomierat Gressel in den wohlverdienten Ruhestand, setzte aber seine ganze Kraft und sein ganzes Wissen weiter in den Dienst seiner Familie. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit, sich nie persönlich hervorzuheben, hat er stets versucht, jedem zu helfen, der ihn darum bat. Er hat nie darüber nachgedacht, warum es nicht gehen könnte, sondern er hat immer gesagt: „Ich werde dir helfen, irgendwie wird es schon gehen!“ In unzähligen ehrenamtlichen Funktionen tätig, war er immer bereit, zum Wohle der Gemeinschaft seinen Beitrag zu leisten. So war Fritz Gressel nach dem Krieg bei der Gründung der alpinen Vereine Alpenverein und Bergrettung dabei und hatte kurze Zeit auch die Funktion des ÖAV-Obmannes, ebenso die des Sportklubs inne. Auch übte er politische Funktionen aus, solange Ehrenwort und Handschlag für ihn einen Wert hatten. Tief verbunden war er mit dem bäuerlichen Berufsstand, dem er sich zugehörig fühlte, sein Tun und Handeln war immer im Einklang mit der Natur. In seiner von ihm besonders geliebten Plöcken hat er seine Vorstellungen realisiert. Die Plöcken war sein Rückzugsgebiet, in ihr hat er die Kraft und Energie geschöpft für neue Aufgaben. Lange bevor Ökologische Wirtschaft zu einem modernen Schlagwort wurde, war für ihn in einem toten Baum mehr Leben als in einem gesunden. Wer ihm zum ersten Mal gegenüber trat, sich mit ihm unterhielt, entdeckte in ihm einen Menschen, der durch seine äußere Haltung und sein Erscheinungsbild einer vorhergegangene Generation angehörte, sein Tun und Handeln jedoch gegenwärtig war und seine Gedanken in der Zukunft waren. 1999 steht Fritz Gressel mit 80 Jahren auf dem Gipfel des Großglockner. Die Tour, die er sich so sehr gewünscht hat, schenken ihm seine Söhne Carl (links) und Fritz (rechts) zum Geburtstag. Die zahlreichen Alpinisten, die an diesem Tag ebenfalls auf den höchsten Berg Österreichs gelangen, staunten nicht schlecht, als sie den rüstigen Bergsteiger antrafen. Gratulation zum Gipfelsieg von Bergführer Lois Ortner an einen außergewöhnlichen Menschen für eine außergewöhnliche Leistung. Lange bevor diese Worte aus dem Munde eines österreichischen Bundeskanzlers kamen, hat er schon gesagt: „Lernt Geschichte.“ Und die Geschichte war sein Metier, er behielt sein Wissen nicht für sich, bis zum Schluss gab er sein Wissen jedem weiter, der sich dafür interessierte. Vom Schulkind bis zum Senior, vom Zivilisten bis zum Militaristen, vom einfachen Menschen bis zum Akademiker; für sie alle waren seine geschichtlichen Führungen durch die Vergangenheit ein beeindruckendes Erlebnis. Er war aber auch ein Mensch des Humors, feinfühligen Witz und Ironie liebte er, derbe Worte fanden bei ihm kein Gehör. Viele Male griff er zu seiner Gitarre und gab das Lied der „Finnischen Sauna“ als Solist, oder im Duett mit seinem Bruder Gustav das Lied „Weib hamgehn . . .“ zum Besten. Er war der Mittelpunkt seiner Familie, er hatte immer für seine fünf Kinder Zeit, und er hat ihnen viel gegeben. Er war streng in seiner Erziehung, er war tolerant und liberal für die Entwicklung derselben, gemeinsam mit seiner Frau Aurelia hat er ihnen das Rüstzeug für das Leben gegeben. „Der Kopf einer Familie ist immer der Mann, der Hals aber, der den Kopf „Hüttenzauber“ in der Erzherzog Johann Hütte auf der Adlersruhe nach der Großglockner-Besteigung: Fritz Gressel sen., umrahmt von Reinhard Ranner (von links) seinen Söhnen Carl und Fritz sowie Lois Ortner. trägt, ist die Frau“, war eine seiner Philosophien. „Mit ihm fällt ein starker Baum“, waren die bedrückten Worte von Lois Gasser, einem seiner besten Freunde, als er vom Tod von Fritz Gressel erfuhr. Sein Tod reißt eine große Lücke sowohl in seine Familie, aber auch in die Gemeinschaft. Für 309 Aus Lois Ortners Bergführer Buch: Großglockner-Besteigung mit Fritz Gressel sen. zu dessen 80. Geburtstag am 21. Juli 1999. Gressel schrieb diesen Bericht in Ortners Bergführerbuch. seinen Nachfolger wird es schwer werden, in seine Fußstapfen zu treten, denn die Schritte, welche er gesetzt hat, sind fast zu groß. Als ihn zwei Tage vor seinem Tod Pfarrer Blüml aus Grafendorf an seinem Krankenbett besuchte, sprachen beide über die Familie, und Fritz Gressel sagte: „Das größte Kapital, das ich habe, ist die Familie, und diese habe ich jetzt in dieser schweren Zeit um mich.“ Unser tiefes Mitgefühl gehört der Familie Gressel-Plöckner. Wir alle verbeugen uns voll Ehrfurcht vor diesem großen Mann Mauthens, der unsere Vereinsgeschichte mitgeschrieben hat, mit dem Versprechen, ihm ein stets ehrendes Andenken zu bewahren. Sieg der Kötschach-Mauthner Bergretter beim Kofler Memorial in Slowenien Wegen der schweren Schneefälle Mitte April 2001 musste das traditionelle Schirennen am Fuße des Triglav auf den 13. Mai verschoben werden, und so traf sich unsere Mannschaft am frühen Morgen des Renntages zur gemeinsamen Fahrt ins Vrata Tal bei Mojstrana. Groß war die Überraschung, als man uns wegen der strikten Einhaltung des Nationalpark-Gesetzes weit vor dem Aljaz Dom auf einen Parkplatz einweisen wollte. Wer aber die Truppe aus dem Oberen Gailtal kennt, wird wissen, dass sie immer wieder Wege findet, dorthin zu gelangen, wo sie eben hin will. Nach dem ortsüblichen Begrüßungshallo mit dem allseits bekannten slowenischen Nationalgetränk stiegen die Läufer bei prachtvollem Wetter zum Luknja Pass auf, um in Deierteams die Abfahrt in Angriff zu nehmen. Die ewig gleichen Gesichter der Bergretter aus Klagenfurt, Villach, Kötschach, Forni Avoltri und den Ortsstellen des Gastgeberlandes Slowenien lassen gute Stimmung aufkommen, der friulanische Wein, Salami mit Formaggio sowie der slowenische Eintopf und heimisches Bier tragen den Rest bei. Bei der mit Spannung erwarteten Siegerehrung folgt das berühmte Tüpfelchen auf dem i, weil die Bergrettungstruppe aus Kötschach-Mauthen zur Siegermannschaft gekürt wird. (sel) 1997: Fritz Gressel wird von Sepp Lederer geehrt. 310 Ein Fest der Freundschaft Der 21. Fleons-Lauf am 1. Mai 2001 „In Memoriam Duilio Samassa“ war das Motto des 21. Fleons-Laufs am 1. Mai 2001, zu dem sich wieder mehr als 100 Teilnehmer aus Kärnten, Slowenien, Belluno und Friaul in alter Freundschaft und Kameradschaft trafen. Wie immer wurde auf Mittelzeit in Dreiergruppen vom Öfner Joch zur Unteren Fleons Alm abgefahren und anschließend im Hotel Samassa bei Speis und Trank unter den vielen Freunden die alte Bergkameradschaft ausgiebig gefeiert. Die Gastfreundschaft unserer Partner aus Forni Avoltri lässt sich kaum in Worte fassen und kann auch kaum erwidert werden. Bei der Siegerehrung gab es von höchster Stelle des „corpo nationale soccoroso alpino“, des friulanischen Bergrettungsdienstes, Das ÖBRD-Team Kötschach-Mauthen nach dem 21. Fleonsfür die Witwe des im Vorjahr verstorbenen, hochverdienten, Lauf mit (von rechts) Georg Zankl, Anna Samassa, Roland langjährigen Obmannes Duilio Samassa ein Ehrengeschenk Pranter, Andreas Spivey und CAI-Obmann G. Scalett. und somit posthum eine kleine Widergutmachung für die unrühmliche Absetzung dieses Mannes. Sieger gab es viele, die wohl größte Trophäe erhielt die Mannschaft rund um Sepp Peturnig vom Gendarmerieposten Kirchbach. (sel) Der „verspätete“ XXXI. Int. Valentingletscherlauf „Paularo I“ und die „Mallnitzer Schneehasen“ sind nicht zu stoppen Mit dem alljährlichen Internationalen Valentingletscherlauf endet die Skisaison in Kötschach-Mauthen. Der geplante Termin 29. April wird 2001 eine Woche vor Veranstaltungsbeginn durch ein massives Adriatief zunichte gemacht. Bis zu drei Meter Neuschneezuwachs in den Bergen machte eine Durchführung der Veranstaltung unmöglich. Alle Arbeiten die bis zu diesen Termin gemacht waren, sind regelrecht im Schnee erstickt. Plakate, die die Veranstaltung ankündigten, 700 persönliche Einladungen, die mit der Post verschickt wurden, und unzählige E-Mails per Internet waren auf einmal umsonst, weil das Risiko eines Lawinenabganges während der Veranstaltung zu groß war. Kulisse vorbereitet: Frühsommer im Tal, Frühlingserwachen auf der Alm und tief winterliche Verhältnisse mit noch gigantischen Schneemassen am Fuße der Kellerwand, der Hohen Warte und am Rauchkofel. Gestartet wurde traditionsgemäß in Dreier-Teams, und nicht die schnellste Zeit war gefragt, sondern jene Zeit, die dem rechnerischen Mittel am nächsten kam. Das bedeutete Taktieren und Beobachten. Nach etwa drei Stunden war dann das letzte Team im Zielraum bei der Oberen Valentin-Alm eingetroffen. Wir entschieden uns kurzfristig die sichere und teurere Variante zu wählen und das Rennen auf den Sonntag den 20. Mai zu verschieben. Bei Wetterverhältnissen wie im Bilderbuch konnten wir dann an diesem Sonntag den XXXI. Internationalen Valentingletscherlauf durchführen. Um 14.00 Uhr wurde im gemütlichen Areal vor der Unteren Valentinalm bei köstlichen Speisen und kühlen Getränken von Ortsstellenleiter Roland Pranter, Kötschachs Vizebürgermeister Josef Nussbaumer und dem Präsidenten des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Reinhold Dörflinger, die Siegerehrung vorgenommen. Gewonnen hat in der Bergrettungsklasse das Team „Paularo 1“ aus Italien (15:00.8 Minuten/Lorenzo De Reani, Ruben Blanzan, Luigino Poiazzi) und in der Gästeklasse das Team „Mallnitzer Schneehasen“ (16:41.8 Minuten/Irmgard Thaler, Traudi Huber, Daniela Huber). 450 Starter haben die 1000 Höhenmeter Anstieg von der Unteren Valentinalm bis zum Valentintörl gerne und motiviert angetreten, und Petrus hatte für alle Schisportler eine abwechslungsreiche Roland Pranter bedankte sich auch bei den so zahlreiche Sponsoren, ohne die es nicht mehr möglich wäre, eine solche Veranstaltung durchzuführen. Besonderer Dank galt dem Besitzer der Valentinalm, Familie Herwig Pongratz sen. und seinem Pächter Walter Müllmann, für die kostenlose Benutzung ihrer Infrastruktur. Für einen Nachmittag voller Stimmung sorgte das Wolayersee-Echo. Kassier Georg Drumbl hatte schon vor dem Rennen die doppelten Ausgaben. 311 1. Alpe Adria Triathlon Klettern – Mountainbike – Laufen Die Bergrettung Kötschach-Mauthen und die Sektion Obergailtal-Lesachtal laden für Sonntag, den 8. Juli 2001 zum 1. Alpe Adria Triathlon für Klettern, Biken und Laufen ein. Klettern: auf dem 28 Meter hohen Kletterturm im OeAV-Freizeitpark in Mauthen. Mountainbike: 2 Runden über die Missoria Alm nach Würmlach und retour. Laufen: 1 Runde über die Missoria Alm nach Würmlach und retour. Teilnahmeberechtigt sind alle Sportkletterfreaks und Kletterer, die auch Mountainbiker und Läufer sind. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre (männlich und weiblich), wobei keine Alterseinteilung für den Wettbewerb vorgesehen ist. Bei einem Nenngeld von 200 Schilling werden 3000, 2000 und 1000 Schilling in der Männerklasse für die Plätze 1 bis 3 ausgeschüttet, während der Sieg bei den Frauen mit 1000 Schilling honoriert wird. Alle drei Disziplinen sind als Verfolgungsrennen konzipiert. Der schnellste Kletterer startet als Erster mit dem MTB, gefolgt im entsprechenden Zeitabstand vom Zweitplatzierten und so weiter. Gleiches gilt für das abschließende Laufen. Mit Seil und Winde . . . . . . Leben retten geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen Ein Sommer ohne Sommereinsatzübung wäre wie ein Bergretter ohne Berg, ein Einsatzrucksack ohne Einsatz, eine Seilwinde ohne Seil – unvorstellbar! Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Einladung für eine solche Übung via SMS an die Riege der aktiven Bergrettungsmänner der Ortsstelle, angeführt von Ortsstellenleiter Roland Pranter und Ausbil- Die Einsatzmannschaft beim Arbeiten am gebohrten Standplatz der Faserseilwinde. dungsleiter Heribert Patterer, verbreitet wird. Also heißt es, den Einsatzrucksack packen, Seile und Seilwinde aus dem Materiallager hervorholen und ab in die Berge – zum Ausgangspunkt für die zweitägige Übung, der Eduard-PichlHütte. Ein Teil der Truppe entscheidet sich bereits am frühen Morgen des ersten Übungstages in Richtung Wolayer See aufzubrechen, um das Übungsgelände zu inspizieren und gleichzeitig das herrliche Bergwetter für eine Klettertour zu nutzen. Als diese Runde gegen Abend nach einer wunderschönen Kletterei in der Nordwand der Seewarte bei der Pichl-Hütte ankommt, ist schon ein Großteil der aktiven Mannschaft eingetroffen. Einige haben sich gleich nach ihrer Ankunft zu den Kletterfelsen hinter der Hütte begeben, um dort ihre Klettertechnik zu verfeinern, andere diskutieren gesellig in der gemütlichen Gaststube der Hütte. Nach einem ausgiebigen Abendessen werden in einer umfangreichen theoretischen Ausbildungseinheit die Grundlagen einer Einsatzübung besprochen. Dabei wird nicht nur zum wiederholten Male über den Ablauf eines planmäßigen Einsatzes und die allgemeine Rettungstechnik referiert, sondern auch ausführlich über Funktion und Anwendung der Seilwinde, die am nächsten Tag ein zentraler Bestandteil der Übung werden soll, 312 Gotthard Unterkreuter als verantwortungsbewusster Retter. Abtransport des Verletzten mit der UT 2000. diskutiert. Fließend ist der Übergang zum gemütlichen Teil des Abends, der für den einen früher, für den anderen etwas später in einem der bequemen Betten der Hütte endet. Einsatzmannschaft zum Sammelplatz am Wandfuß zurückgekehrt. Von dort marschieren bzw. fahren – einige können sich zum Abschluss der Schitourensaison überwinden, ihre Schier mitzuschleppen und haben somit Gelegenheit, die doch noch beträchtlichen Schneefelder für eine genussvolle Abfahrt zu nutzen – alle zur Unteren Valentinalm ab, wo bei der abschließenden Übungsbesprechung genug Zeit bleibt, den Verlauf der Übung zu diskutieren und diesbezügliche Erkenntnisse auszutauschen. Am nächsten Morgen gegen 8 Uhr fällt der Startschuss zum praktischen Teil der Einsatzübung. Die realistische Übungsannahme beinhaltet die Bergung eines Steinschlagopfers aus dem Klettersteig „Weg der 26er“ in der Nordwand der Hohen Warte. Die Bergung soll wegen der Unmöglichkeit eines Hubschraubereinsatzes mittels Unfalltrage und Seilwinde passieren. Nach einer kurzen Koordination durch den Einsatzleiter der Übung, Leo Jost, setzt sich die Mannschaft in Richtung Valentintörl in Bewegung. Kurze Zeit später treffen die ersten Bergretter beim Verletzten ein und beginnen sofort mit dem Aufbau der Seilwinde. Dafür müssen zur sicheren Befestigung des Gerätes zwei Bohrhaken gesetzt werden. Parallel dazu wird das Unfallopfer erstversorgt und in der Unfalltrage zum Abtransport vorbereitet. Nachdem die Winde einsatzbereit gemacht worden ist, beginnt die eigentliche Bergung aus der Wand. Der Abtransport von der etwa 100 m über dem Wandfuß liegenden Unfallstelle wird zügig und professionell abgewickelt. Um etwa 10:30 Uhr ist die Bergung des Verletzten abgeschlossen, und die Dabei kommen alle zu dem Schluss, dass diese Einsatzübung als voller Erfolg zu werten ist. Nicht nur, weil es ausreichend Gelegenheit gab, Rettungstechnik unter realen Bedingungen zu trainieren, sondern auch, weil diese beiden Übungstage einen wichtigen Beitrag zum Teamgeist unserer Truppe geleistet haben. Durch solche Übungen, die einen integrierten Bestandteil im kompakten Sommerausbildungsprogramm unserer Ortsstelle darstellen, wird damit einerseits ein hoher Ausbildungsstandard in der aktiven Mannschaft garantiert, andererseits fördern sie Motivation und Kameradschaft unter den Bergrettungsmännern der Ortstelle. Und das ist gut so, denn nur als gut ausgebildetes Team, in dem alle an einem Strang ziehen, sind wir in der Lage, unsere Aufgaben in den Bergen bestmöglich wahrzunehmen. Hubschraubereinsatz am Plöckenpass Roland Pranter (links) und Heribert Patterer. 313 Nach Gämsenjagd abgestürzt Dramatische Rettungsaktion bei Sturm und Dunkelheit auf dem vereisten Polinik Die herbstliche Gämsenjagd wird einem 70-jährigen Aufsichtsjäger im November 2001 fast zum tödlichen Verhängnis Der Mann stürzte von einem vereisten Steig 50 Meter tief ab. Bergretter, Alpingendarmen und das Flugrettungsteam mussten dann bei Sturm und Dunkelheit eine gefährliche und schwierige Bergung durchführen. Die „Kronenzeitung“ berichtet: Das Unglück geschah kurz nach 15.00 Uhr auf den vereisten Abhängen des Polinik. Der Sohn des Opfers, der mit seinem Vater zwei Tage lang auf Gämsenjagd gewesen war, schlug Alarm. Bald war der Rettungshubschrauber „C 7“ des ÖAMTC aus Lienz in der Nähe. Doch ein Sturm und die einbrechende Dunkelheit machten einen Einsatz mit dem Bergetau unmöglich. So kämpften sich der Flugarzt, Bergretter und Alpingendarmen mit Steigeisen zu Fuß zu dem abgestürzten Jäger vor. „Es war alles total vereist. Wir mussten sogar Seilgeländer spannen, um die Rettungsmannschaft zu sichern“, erzählt Einsatzleiter Heribert Patterer. Der Abgestürzte, der sich schwere Prellungen, Abschürfungen und Platzwunden zugezogen hatte, musste mit einer Gebirgstrage talwärts geschleppt werden. Dann brachte ihn ein Rettungswagen, der sich über einen Forstweg Richtung Polinikkar vorgekämpft hatte, nach dreieinhalb Stunden zum im Tal wartenden Helikopter. Mit „C 7“ wurde der 70-jährige Jäger schließlich ins Bezirkskrankenhaus nach Lienz geflogen. Über den Unfall berichtet auch die „Kleine Zeitung“: „Diese Bergung war wirklich nicht einfach“, erzählt Roland Pranter, Chef der Kötschach-Mauthner Bergrettung von dem spektakulären Einsatz, den die Retter unter Einsatz ihres eige- nen Lebens am Donnerstag glücklich bewältigt haben. Auslöser für die Alarmierung der Obergailtaler Bergretter war ein Alpinunfall: Michael Zebedin junior, Aufsichtsjäger im Polinik-Revier, war mit seinem Vater Michael (70) nach erfolgreicher Gämsenjagd bereits auf dem Heimweg, als im Bereich der Ulmenwand das Unglück seinen Lauf nahm: Michael Zebedin senior, ein erfahrener Jäger, verhakte sich mit seinen nagelneuen Steigeisen und stürzte 30 Meter über unwegsames Gelände in die Tiefe. Sein Sohn alarmierte sofort über Handy das Rote Kreuz, welches den ÖAMTC-Rettungshubschrauber aus Lienz anforderte. Eine Seilbergung des verletzten Jägers scheiterte an den starken Windverhältnissen. Zu Fuß starteten acht Bergretter und zwei Alpingendarmen aus Kötschach zur Bergung. Bergrettungschef Roland Pranter: „Wir haben den Verletzten mittels Trage zum Jägersteig hinauf gebracht. Der gesicherte Abstieg für Helfer und Patienten gestaltete sich aber schwierig.“ Die Bergretter spannten auf einer Strecke von 250 Höhenmetern ein Sicherungsseil auf der Bergseite des Steiges, an dem alle vier Träger sowie die Trage mit dem Verunglückten einzeln angehängt wurden. „Ich möchte allen Beteiligten für ihren Einsatz bei der Bergung meines Vaters danken. Das war wirklich eine Ochsentour“, sagte Michael Zebedin nach der erfolgreichen Rettungsaktion. Seinem Vater, er wurde in das Krankenhaus Lienz gebracht, ging es zwei Tage nach dem Unfall den Umständen entsprechend schon wieder gut. „Dass ich diesen Unfall überlebt habe, ist für mich wie ein vorverlegtes Weihnachten“, erzählte der 70-Jährige, der Prellungen und Abschürfungen erlitten hatte. 2002 Klettern in Extremeis Am 1. Februar wird die ordentliche Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen abgehalten. Das Ergebnis: Ortsstellenleiter Roland Pranter, Stellvertreter Georg Zankl, Kassier Georg Drumbl, Ausbildungsleitung Harald Kollmitzer und Charly Lamprecht, Einsatzleitung Leo Jost und Heribert Patterer, Sanwart Gernold Flaschberger, Gerätewart Gotthard Unterkreuter, Funkwart Leo Jost, Referat Öffentlichkeit Hannes Obereder, Vereinsheimverwalter Andreas Prugger, Arzt Österreichische Meisterschaften erstmals vom OeAV ausgerichtet Von Sepp Lederer Im „Blickpunkt“, der Zeitschrift der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal, wird im März 2002 folgender Bericht veröffentlicht: Das Eisklettern boomt! Vielerorts entstehen Eistürme verschiedenster Form und Größe – einerseits wegen ihrer Optik bewundert, andererseits von den vielen Kletterfreaks als Herausforderung angesehen und, wie bei uns in KötschachMauthen als neue Austragungsstätte für die Internationalen Österreichischen Meisterschaften in den Veranstaltungskalender aufgenommen. Wie viel an Vorbereitungsarbeit für eine solche Veranstaltung notwendig ist, kann und soll hier gar nicht beschrieben 314 Auch Frauen erobern die Welt des Eiskletterns. werden, um Nachahmern nicht schon vorher die Freude zu nehmen. Kurz gesagt, dieser Event war großartig organisiert und von einem voll motivierten und freiwilligen Mitarbeiterstab der OeAV-Sektion Obergailtal-Lesachtal getragen. OA Dr. med. Andreas Wibmer. __________ Der XXXII. Internationale Valentingletscherlauf findet am 28. April mit 459 Teilnehmern seine Fortsetzung – bei schönstem Wetter und unfallfrei. __________ Am 22. Juni findet das „Alpenglühen“ am Cellon statt: Die Bergrettung macht mit rund 100 Freiwilligen eine weit sichtbare Lichterkette aus Feuer und Fackeln vom Gipfel des Cellon entlang des Ostgrates. __________ Für die beste Website in diesem Jahr bekommt die Ortsstelle den „Golden Web Award“. Danke an den Webmaster Harry Kollmitzer. Routensetzer Helmut Albaner aus Kolbnitz im Mölltal/ Kärnten, selbst Weltcup-Kletterer, hatte in zweitägiger Arbeit auf dem Turm sowohl für das Open als auch für das Halbfinale und für die Damen sehr anspruchsvolle Routen gesetzt, um dann am Schlusstag mit der Finalroute unter Einbeziehung des Überhangs endgültig „die Katze aus dem Sack zu lassen“. Vor Spannung spürte man zwischen dem die Kletterer begleitenden Sound ein förmliches Knistern unter den zahlreichen Zuschauern. Hier waren die wahren Meister ihres Könnens am Werk, die mit stählerner Muskelkraft und Akrobatik die eisigen Schwierigkeiten meisterten. Erreichte den ausgezeichneten 8. Gesamtplatz bei den Österreichischen Meisterschaften: Roland Pranter aus Mauthen. Für all unsere heimischen Kletterer war dieser Bewerb Neuland, mussten sie doch erstmals innerhalb vorgegebener Begrenzungsfelder klettern, was offensichtlich gar nicht so einfach war. Lediglich Roland Pranter schaffte den Einzug ins Finale, das er als Achter beendete. Herzlicher Dank gebührt nicht nur den Athleten aus Italien, Slowenien, Deutschland und Österreich für ihre sportlichen Darbietungen, sondern auch den vielen Sponsoren und freiwilligen Helfern. Das mediale Echo war groß, dem ORF war die Veranstaltung neben der „Bundesland heute“-Sendung sogar ein fünfminütiger Beitrag zwischen zwei Schi-WeltcupDurchgängen wert. Finale Herren: 1. Schiestl Bernhard, Zillertal/Tirol 2. Mosshammer Toni, Fieberbrunn/Tirol, 3. Penker Josef jun., Kolbnitz/Kärnten, 4. Hoppe Markus, Dresden/BRD, 5. Purat Rudolf, Spittal/Kärnten, 6. Graber Martin, Welsberg/Südtirol, 7. Baier Otmar, Malta/Kärnten, 8. Pranter Roland, Mauthen/Kärnten. Finale Damen: 1. Fischer Andrea, Innsbruck/Tirol, 2. Mündel Birgit, Berchtesgaden/BRD, 3. Pacher Claudia, Kolbnitz/Kärnten, 4. Pecjak Jasna, Bled/Slowenien. Finale Jugend: 1. Bauhofer Stephan, Berchtesgaden/BRD, 2. Pöchaker David, Amstetten/NÖ, 3. Wurm Lukas, Ramsau/BRD. Herbert Zojer ein „Siebziger“ 1954 1948 1954 1980 1991 Am 1. März 2002 wird Herbert Zojer 70 Jahre. Er trat im Jahre 1953 dem Bergrettungsdienst bei, leistete viel Pionierarbeit rund um das alpine Rettungswesen und war auch einige Zeit Ortsstellenleiter der Ortsstelle Kötschach-Mauthen (1959 – 1962). Das kleine Bild links (1954 im Eiskar) zeigt (von links) Zojer, Christian und Siegi Kreuzberger sowie Josef Brunner. 315 Acht Tourengeher verschüttet Die Lawineneinsatzübung am 15. März 2002 Am Freitag, den 15. März 2002 ist es wieder einmal so weit: Alarm für die im Dezember wegen Schneemangels abgesagte Lawineneinsatzübung. Einsatzleiter Leo Jost alarmiert um 18.31 Uhr per SMS die Mannschaft. Übungsannahme: Eine Gruppe von acht Tourengehern wurde von einer Lawine erfasst und verschüttet. Ort des Geschehens: das Valentintal in den Karnischen Alpen. Der Lawinenkegel: unter dem Kellerwandmassiv, 400 m lang, 70 m breit. Zusätzliches Handicap: die Nacht. Im Einsatztempo machen sich 23 Bergretter, drei Bergrettungshundeführer und ein Gendarmeriehundeführer mit dem kompletten Gerät auf den Weg, um den Verunglückten zu helfen. Nach rund anderthalb Stunden trifft der schnelle Voraustrupp am Lawinenkegel ein und beginnt sofort mit der Verschüttetensuche. Eine halbe Stunde später trifft der Rest der Mannschaft mit dem schweren Gerät ein. Der Lawinenkegel wird sofort mit zwei Aggregaten ausgeleuchtet. Nach etwa zwei Stunden ist der letzte Verschüttete von der Sondiermannschaft gefunden, die Übung wird erfolgreich abgeschlossen. Die Übungsbesprechung findet im Gasthaus Untere Valentinalm statt. Besonderes Lob verdient Kamerad Fred Wiegele, der es sich nicht nehmen ließ, mit seinen 77 Jahren aktiv an der Übung teilzunehmen. Bravo Fredl! Und vielen Dank an alle Beteiligten! Fred Wiegele (77) im Einsatz. Sigi Kristler wird 60 13. April 2002: Feste muss man feiern wie sie fallen. So auch den 60. Geburtstag unseres Altkameraden Sigi Kristler. Sigi trat 1963 dem Bergrettungsdienst bei, war über 25 Jahre Kassier und trug sehr viel zum Aufbau unserer Ortsstelle bei. Ortsstellenleiter Roland Pranter überreicht dem Jubilar eine kleine Erinnerung und wünscht ihm viel Gesundheit für seinen weiteren Lebensweg. Fortbildung für Lawinenwarnkommissionsmitglieder Der Kärntner Lawinenwarndienst veranstaltet am 26. April 2002 auf der Unteren Valentinalm eine Fortbildungsveranstaltung für Mitglieder der Lawinenkommission. Dort entstand das Foto mit den Teilnehmern (von links) Manfred Steinwender (Alpin-Gendarm), Wilfried Ertl (Leiter des LWD Kärnten), Heribert Patterer (Alpin-Gendarm), Ulrike Hübner (Pilotin), Charly Lamprecht (BRD Kötschach-Mauthen), Artur Feichter (Zollamt Wurzenpass), Roland Pranter (BRDObmann Kötschach-Mauthen), Johann Schausberger (Pilot der Einsatzst.-Leit. C1), Norbert Luser (Straßm.), Oswald Winkler (WIHL), Georg Zankl (BRD Kötschach-Mauthen). 316 Alpenglühen am Cellon Offizieller Beitrag zum internationalen Jahr der Berge am 22. Juni 2002 Bei einwandfreiem Bergwetter und herrlicher Weitsicht begeistert das „Alpenglühen“ in Kötschach-Mauthen – die Ausleuchtung des Cellongipfels von West nach Ost – Teilnehmer und Beobachter gleichermaßen. Es ist ein Schauspiel und Erlebnis der besonderen Art, die Silhouette des Cellon, des Grenzberges zwischen Österreich und Italien, mittels Fackelwanderung ausgeleuchtet zu sehen. Mitglieder der alpinen Vereine und alpin erfahrene Personen übernehmen diese Aufgabe, indem sie über den Klettersteig „Senza Confini“ bzw. über die Normalroute den Berg in einer Kette umrahmen. Die Ortsstelle Kötschach-Mauthen des Bergrettungsdienstes unter der Leitung von Ortsstellenleiter Roland Pranter organisiert und beaufsichtigt die Sternwanderung der zahlreichen Fackelträger auf den Gipfelgrat des Cellon einwandfrei. Für diejenigen, die an der Lichterkette rund um den Grünsee teilnehmen, organisieren heimische Unternehmer und Vereine nach großzügiger Genehmigung der Grundstücksbesitzer Lanzer-Klauss und Ing. Carl Gressel Bootsfahrten am Grünsee sowie Klettern an der Kletterwand. Die gesamten Fackeln werden vom Jägerbataillon 24/Lienz unter Oberst Pettauer bereitgestellt. Vor, während und nach den alpinen Highlights sorgt Plöckenhaus-Wirtin Elfi Salcher für Kärntner Köstlichkeiten und eine passende musikalische Umrahmung. Das Alpenglühen in Kötschach-Mauthen/Plöckengebiet wird sicherlich bei allen „Bergfex´n“ als ein einmaliges Bergerlebnis im Internationalen Jahr der Berge in Erinnerung bleiben. 317 Gerhard Ranner (rechts) und sein Sohn Reinhard. 318 Ein Schwerverletzter in tiefer Schlucht Die Canyoningeinsatzübung am 3. August 2002 Von Roland Pranter Abenteuersportarten wie Canyoning werden immer beliebter. Das Obere Gailtal mit den gewaltigen Landschaftseinschnitten bietet für diese Sportart zahlreiche attraktive Möglichkeiten. Um also für den Ernstfall gerüstet zu sein, hat die Einsatzleitung eine Canyoningeinsatzübung im Zuge des internen Ausbildungsprogramms vorgesehen. Am Samstag, den 3. August 2002 treffen sich 22 Mitglieder der Ortsstelle Kötschach-Mauthen zu dieser Übung. Übungsannahme ist ein Canyoningunfall mit zwei beteiligten Personen im oberen Abschnitt der Grünseeschlucht im Plöckengebiet. Eine Person wird schwer verletzt, die andere unverletzte Person muss ebenfalls geborgen werden, da ein Weiterkommen in der Schlucht alleine nicht möglich ist. Eine Helikopterbergung ist aufgrund der Einschnittstiefe der Schlucht und der bewaldeten Umgebung nicht möglich. Die Bergung muss daher mittels Seilbahn und Aufwinden von Retter und Verletzten mit UT erfolgen. Nachdem das Material in die Fahrzeuge verladen ist, erfolgt der koordinierte Abmarsch zur Unfallstelle. Einsatzleiter Leo Jost koordiniert den gesamten Einsatz und erteilt jedem Einzelnen seine Funktion. Nach einer kurzen Einsatzbesprechung an der Unfallstelle wird mit dem Aufbau der Seilbahn begonnen. Stand 1, Stand 2 wird eingerichtet, Tragseile gespannt, Seilrollen montiert, Zugseile beidseitig montiert usw. Retter 1, Gotthart Unterkreuter, wird in die Schlucht abgelassen. Nach 60 m immer noch kein Boden für den Retter – Seilverlängerung! Die Mannschaft von Stand 1 wird gefordert – Seilverlängerung an der Winde – kein Problem für das geschulte Team! Nach rund einer Stunde wird der Verletzte aus der Schlucht geborgen. Alles funktioniert reibungslos. dern mittels Mannschaftszug. Die Rettung erfolgt ebenfalls ohne Zwischenfälle und kann durch den Mannschaftszug relativ rasch abgeschlossen werden. Die erfolgreiche Übung wird mit einem Mittagessen auf dem Plöckenhaus abgeschlossen. Dann wird Retter 2, Simon Wurzer, zur Bergung des Unverletzten in die Schlucht abgelassen. Diesmal ohne Winde, son- Simon Wurzer wird als Bergrettungsanwärter von Ortsstellenleiter Roland Pranter angelobt! Retter Gotthard Unterkreuter in Aktion. Ama Dablam – 6856 m Jubiläumsexpedition im November 2002: 50 Jahre Alpingendarmerie Von Heribert Patterer (Text und Fotos) Ich zieh mir die Mütze tief in die Stirn, dreh mich im Schlafsack von einer zur anderen Seite, mein Puls rast unaufhörlich dahin. Der Wind peitscht gegen die Zeltplane und lässt mich nicht einschlafen. Wie lange wird diese Nacht auf Lager I in 5850 Meter Höhe noch dauern? Irgendwann hör ich aus dem Nebenzelt einen Benzinkocher röhren. Ein Blick auf meine Armbanduhr gibt mir die erlö- sende Antwort, es ist 5 Uhr morgens, Zeit zum Aufstehen, Zeit für einen Gipfelversuch auf die 6850 Meter hohe Ama Dablam. Sepp und Andi waren schon gestern am Gipfel, wieso sollten es also Horst und ich heute nicht auch schaffen. Im Lichtkegel meiner Stirnlampe sehe ich, dass die Zeltinnenwände mit einer dicken Reifschicht überzogen sind. Instinktiv zucke 319 ich zusammen und schmiege mich an den wohlig warmen Schlafsack. Gedanken an zu Hause, an die schönen Akklimatisations- und Vorbereitungstouren im Everest-Nationalpark schweifen durch meinen Kopf und geben mir Auftrieb und Kraft für den Gipfelsturm. . . Am 21. Oktober fliegen Sepp, Horst, Andi, Fredi, Gerhard und ich, alle Flugretter auf den ÖAMTC Stützpunkten Lienz und Klagenfurt, sowie Sepps Schwester Gabi und Emanuel, von München nach Kathmandu. Nach zweitägigem Aufenthalt in der anfangs sehr gewöhnungsbedürftigen Millionenstadt geht es mit einem Inlandsflug weiter nach Lukla. Die Landung auf der viel zu kurzen, dafür aber bergwärts geneigten Landebahn meistern die beiden Piloten bravourös. Gemeinsam mit einer zehnköpfigen Kärntner Trekkinggruppe wandern wir in den kommenden Tagen durch das wild romantische Solo-Khumbu-Gebiet Richtung Norden. Es gibt hier keine Wege, keine Fahrzeuge. Die sich an den steilen Berghängen entlang schlängelnden Pfade sind steinig und uneben, über wackelige Hängebrücken wechseln wir mehrmals die Talseite. Stundenlang marschieren wir dahin, begleitet von mehreren Sherpas und Hochlandrindern, auf denen unser Gepäck verstaut ist. Nach zwei Tagen erreichen wir das 3400 Meter hoch gelegene Sherpadorf Namche Bazar. Es ist Zeit für einen Ruhetag, die Strapazen und die Höhe nagen erstmals an unseren Kräften. Wir nutzen die Zeit, relaxen, besuchen den tibetischen Markt, schlürfen Capuccino im Internetcafe, unterhalten uns mit anderen Bergsteigern und schießen Fotos, Fotos, Fotos. Gipfelgrat aus Richtung SO. In den nächsten Tagen steigen wir bei strahlend blauem Himmel und imposantem Ausblick auf Amadablan, Everest und Lhotse weiter nach Dingpoche auf. Wir haben die 4000 Meter Marke überschritten, erstmals zeigen sich bei einigen Teilnehmern gesundheitliche Probleme. Am 30. Oktober erreichen wir unser erstes Gipfelziel, den 5548 Meter hohen Kalapatthar. Kein prachtvoller Gipfel, eher ein Schotterhügel, aber mit herrlicher Aussicht auf Everest Base Camp, Khumbu Eisbruch, Südsattel und Mount Everest Gipfel in seiner unvorstellbaren Dimension. Nach einer weiteren Zeltnacht in Lobuche steigen wir wieder nach Dingpoche ab. Emanuel kämpft mit einer Magen-Darminfektion, Fredi hat hohes Fieber, auch einige Trekkingteilnehmer sind angeschlagen. Expeditionsarzt Klaus hat alle Hände voll zu tun. Während sich unsere kranken Freunde in Dingpoche erholen, nehmen wir das nächste Ziel, den 6189 m hohen Island Peak in Angriff. Wir erreichen das Base Camp am 1. November. Am Fuße einer gewaltigen Moräne, inmitten von Schutt und Gesteinsbrocken stehen bunte Zelte anderer Expeditionen. Unsere Sherpas finden auch für uns noch einige ebene Plätzchen. Die Zelte müssen gut verankert werden, es bläst kräftiger, SWWind. Es wird eine kalte, kurze Nacht. Um 2.30 Uhr brechen wir Richtung Gipfel auf. Trekkingsherpa Dawa führt uns im Stirnlampenlicht über einen steilen, felsigen Pfad bergwärts. Als es langsam Tag wird, erreichen wir den Gletscher. Es ist bitterkalt. Gerhard spürt seine Zehen nicht mehr, er dreht um. Fixseilverankerungen am Grat. Gipfelflanke 400 Hm, im linken Bildteil Lager III (nicht sichtbar). 320 Mit Steigeisen, Klettergurt und Jümarklemme arbeiten wir uns am Fixseil über einen Steilaufschwung Richtung Gipfelgrat. Um 7.45 Uhr stehen Sepp und ich am Gipfel. Kurz danach erreichen Andi sowie Leo und Sabine von der Trekkinggruppe den Gipfel. Auch Gabi sowie der 60-jährige Eike und Expeditionsarzt Klaus schaffen es. Die Aussicht ist unbeschreiblich. Die Lotse-Südwand – dreimal so hoch wie die Hochstadel Nordwand – steht zum Angreifen nahe vor uns, Schneefahnen lassen uns die bittere Kälte dort oben erahnen. Im Südwesten ragt die Amadablam majestätisch in den tiefblauen Himmel. Zu Mittag sind wir wieder im Base Camp. Unsere Cookingsherpas verwöhnen uns mit einer dicken Knoblauchsuppe. Auf unseren Gipfelsieg stoßen wir mit Dosenbier und EverestWhisky an. Die Gipfelflanke. Die Vorbereitungszeit geht nun zu Ende, unser eigentliches Ziel, die Amadablan ruft. Haben wir noch genug Reserven? Zurück in Dingpoche teilen uns Fredi und Emanuel mit, dass sie aufgrund ihrer krankheitsbedingten Schwächung auf den Gipfel verzichten und frühzeitig abreisen wollen. Im Basecamp der Amadablan: Am 4. November starten Sepp, Andi, Gerhard, Horst, Gabi und ich sowie fünf Trekkingmitglieder von Dingpoche ins Amadablan Base Camp. In knapp vier Stunden erreichen wir den einzigartig schönen Platz in 4600 m Höhe. Eine flache Wiese, geschmückt mit unzähligen Gebetsfahnen, weit verstreut bunte Zelte mehrerer Expeditionen, weidende Jaks, wilde Himalaya Fasane und direkt vor uns, mehr als 2000 Höhenmeter in den Himmel ragend, unser Berg, die Amadablan. Kletterstelle im VI. Schwierigkeitsgrad am Yellow Tower. Wir gönnen uns alle einen Ruhetag, um uns zu erholen und uns bei anderen Expeditionen über die Verhältnisse am Berg zu informieren. Stefan Jungmann, ÖAMTC-Flugretter und Alpingendarm aus Ischgl, ist auch im Base Camp. Er beabsichtigt, mit seinem Bergrettungskollegen Helmut den Gipfel zu besteigen. Wir hören, dass im Lager I kaum noch Zeltplätze frei sind und wissen nun, dass nicht alle zugleich starten können. Wer sind die ersten? Lager I in 5850 m Höhe: Andi und Gerhard sind nicht mehr zu bremsen, sie wollen am 6. November 2002 unbedingt starten. Sepp, unser Expeditionsleiter, schließt sich ihnen an. Am selben Tag verlassen uns die fünf Trekkingteilnehmer, sie steigen Richtung Namche Basar ab. Horst, Gabi und ich bleiben alleine im Base Camp zurück – ein einsamer, langer Tag. Abseilen am Yellow Tower. Am 7. November 2002, wir sind gerade beim Frühstücken, kommt Gerhard vom Lager I zurück. Er fühlte sich krank und für den Gipfelstart nicht fähig. Um 11.00 Uhr starten Horst, Gabi und ich Richtung Camp I. Es sind beschwerliche 1200 Höhenmeter über Moränenrücken und Granitblöcke. Von weit unten schon sieht man die Zelte, wie an die Felsen geklebt. Wir lassen uns viel Zeit. Gabi geht es nicht gut, sie muss auf halber Strecke umdrehen. Horst und ich erreichen gegen 16.00 Uhr Camp I. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang, dann wird es innerhalb von Minuten dunkel und eiskalt, wir verkriechen uns in den Schlafsäcken. Climbing-Sherpa Khamar zerrt am Reißverschluss des Überzeltes und reißt mich endgültig aus meinen Träumen. Es ist Abstieg vom Lager I Richtung Base Camp über riesengrosse Granitblöcke. 321 5.30 Uhr morgens, der Himmel ist sternenklar, die Luft trocken und kalt. Khamar kocht Tee für uns. Um 6.00 Uhr starten Horst, Khamar und ich Richtung Gipfel, wir sind scheinbar die einzigen, die es heute vom Lager I aus versuchen. Mushroomgrat unterhalb des Lager III: Anfangs geht es über Blockgelände flach, später leicht ansteigend dahin. Langsam komme ich auf Betriebstemperatur, die verspannten, unterkühlten Muskeln lockern sich zunehmend, und ich komme rasch voran. Der Felsgrat bäumt sich immer steiler auf. Im bombenfesten Granit schwindle ich mich an kleinen Leisten und Dellen über mehrere schwierige Kletterpassagen. An teils zerschlissenen, alten Fixseilen lasse ich eine Selbstsicherung mitlaufen. Eine Unachtsamkeit oder ein Ausrutscher hätte sonst einen fatalen Absturz zur Folge. Nach knapp zwei Stunden erreiche ich Lager II. Horst wählt ein langsameres Tempo, er ist circa eine halbe Stunde zurück. Unser Climbing-Sherpa Khamar sollte mit uns ins Lager III aufsteigen, er drehte jedoch frühzeitig wegen einer Magenverstimmung um. Der Gipfelgrat (SW Grat/Normalanstieg). Vom Lager II aus sehe ich Sepp und Andi beim Abstieg vom Lager III. Die beiden sind vom gestrigen Gipfelanstieg und der Nacht im Lager III ausgezehrt, sie wollen nur noch hinunter. Es ist 10.00 Uhr, ich liege gut in der Zeit und will den Gipfel unbedingt noch heute erreichen. So raffe ich mich nach 20-minütiger Pause auf und steige über eine circa 50 Grad steile Rampe, einem riesigen Hängegletscher bedrohlich nahe, Richtung Gipfel weiter. Es sind noch endlos lange 400 Höhenmeter bis zum Gipfel. Immer langsamer quäle ich mich höher. Fünf bis sechs Schritte, dann muss ich wieder rasten. Über den senkrechten Bergschrund hängt ein Fixseil herunter. Ich habe keine Motivation mehr alpin zu klettern, sondern schinde mich mit meiner Steigklemme am Fixseil hoch. Nach zehn Minuten Pause starte ich wieder. Mit jedem Höhenmeter wird es anstrengender. Über kombiniertes Gelände geht es steil bergauf. Die herunter hängenden Fixseile und Verankerungen sind teilweise in furchterregendem Zustand, trotzdem hänge ich meine Steigklemme ein. Als ich den Mushroomgrat erreiche, kommen mir drei amerikanische Bergsteiger entgegen. Der Schneegrat ist so ausgesetzt und schmal, dass ein Vorbeigehen unmöglich ist, ich muss warten. Die endlose Gipfelflanke – 40-50 Grad steil. Plötzlich verliert der Erste das Gleichgewicht und pendelt, an einem Fixseil hängende, mehrere Meter in die Ostwand. Mir stockt kurz der Atem, doch welch ein Glück, der Mann gibt zu verstehen, dass ihm nichts passiert sei. Schritt für Schritt steige ich, nach diesem Erlebnis noch vorsichtiger, weiter. Es folgen mehrere Steilaufschwünge, dann tauchen endlich die Zelte von Camp III vor mir auf. Sepp und Andi haben die letzte Nacht hier in 6400 Meter Höhe verbracht und ihre Schlafsäcke und Unterlegmatten für uns zurückgelassen. Endlich gegen 13.00 Uhr neigt sich die Gipfelflanke zurück. Gebetsfahnen kennzeichnen den nahen Gipfel. Ich ringe nach Luft und muss nochmals rasten, dann, nach 15 Schritten stehe ich endlich am höchsten Punkt der Ama Dablam. Es ist ein ergreifendes Gefühl, ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Kurze Zeit genieße ich noch die einzigartige Aussicht auf die Riesen des Himalaya-Gebirges , dann fällt Nebel ein am Gipfel der Ama Dablam, im Hintergrund der Mount Everest. Beim Abstieg über die Gipfelflanke treffe ich Horst. Er ist noch guter Dinge. Er erreicht den Gipfel gegen 15.00 Uhr. Die kommende Nacht verbringen wir gemeinsam in Camp III. Es wird eine lange, schlaflose Nacht bei Sturm und klirrender Kälte. Am nächsten Tag steigen wir entkräftet bis ins Basecamp ab. Wir begegnen Gabi und Gerhard knapp unterhalb von Camp II. Zu diesem Zeitpunkt noch voll motiviert, müssen sie später knapp vor Lager III wegen gesundheitlicher Probleme umdrehen. Gabi startet zwei Tage später noch einen letzten Versuch. Leider hat sich das Wetter dramatisch verschlechtert, und sie muss neuerlich aufgeben. Im Basecamp liegen zehn Zentimeter Neuschnee, die Wolken hängen tief, es ist erstmals so richtig unfreundlich, und wir sind froh, endlich ins Tal absteigen zu können. Nach dem Gipfelsieg zurück im Base Camp. Nach vier Wochen Nepal sehnen wir uns nach unseren Familien, auch können wir es kaum noch erwarten, ein Wienerschnitzel oder einen knackigen Salat zu verzehren, höchste Zeit also, heimzukehren. 322 2003 Im März wird das neue Einsatzfahrzeug angekauft, Dank der Großzügigkeit der Marktgemeinde KötschachMauthen, Gemeinde Dellach, Marktgemeinde Kirchbach, Landesleitung Kärnten und der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen ist die Ortsstelle in nicht so große Geldnöte gekommen – Anschaffungswert € 35.000. __________ Bergrettungskamerad Kurt Kristler, seit 15 Jahren bei der Bergrettung Kötschach-Mauthen tätig und dort jahrelang Ausbildungsleiter, verunglückt am 29. April tödlich beim Aufstellen eines Maibaumes auf der Emberger Alm. __________ Wegen akuter Lawinengefahr wird der XXXIII. internationale Valentingletscherlauf vom 27. April auf den 18. Mai verschoben. Wiederum sind bei herrlichstem Wetter 205 Teilnehmer am Start. Im Rahmen des Valentingletscherlaufes wird das neue Einsatzfahrzeug (VW Bus Syncro) gesegnet und in Dienst gestellt. __________ Verheerende Gewitter und Blitzschäden setzen dem Polinikgipfelkreuz gewaltig zu. Es folgt am 19. Juni eine Generalsanierung. __________ Bergrettungskamerad Dr. Hermann Knafl verunglückt am 26. September tödlich beim Absturz am Trogkofel. Ein wahrer Optimist Zum Gedenken an Kurt Kristler Von Roland Pranter Am 29. April 2003 erreicht uns eine Schreckensbotschaft: Unser Bergrettungskamerad Kurt Kristler stürzte beim Errichten eines Maibaumes zu Tode. Mit diesem kurzen Nachruf gedenken wir unserem Kameraden Kurt – er wird immer in unserer Erinnerung weiterleben. Friedrich Schiller sagte : „Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, dass alles gut gehen wird, aber sie sind überzeugt, dass nicht alles schief gehen kann. Kurt war immer ein solcher Optimist, und er war ein Mann der Berge, der nicht nur in den heimischen Karnischen Alpen zu Hause war. Er trotzte auch so manch großem Gipfel in aller Herrenländer seinen Respekt ab. Immer wenn es galt, etwas ganz besonderes zu leisten, war er mit großer Motivation und großem Respekt bei der Sache. Und dieser Respekt vor der Bergwelt war es vielleicht auch, der ihn motivierte unserer Rettungsorganisation beizutreten. Kurt trat am 1. Mai 1988 (vor genau 15 Jahren) in den Bergrettungsdienst der Ortsstelle Kötschach-Mauthen ein. In dieser Zeit machte er nicht nur die Ausbildung zum Bergretter, sondern sein Ehrgeiz trieb ihn auch in die Bergführerausbildung, die er mit Erfolg abschloss. Sein Wissen rund um die Sicherheit am Berg und die Rettung in Not geratener Menschen gab er stets weiter. So war er auch jahrelang als Ausbildungsleiter in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen tätig und auch im Ausbildungskader der Bergrettung Kärnten . Seine Beziehung zur Bergwelt bezeugte er wohl auch damit, dass er den Mut hatte, seinen Handwerksberuf aufzugeben, um sich in seiner Bergwelt als Hüttenwirt eine Existenz aufzubauen. So manche in Not geratenen Bergsteiger verdanken ihre erfolgreiche Rettung wohl nur der Erfahrung und Aufmerksamkeit von Kurt. Die letzte Station in seinen irdischen Leben war die Emberger Alm. Lieber Kurt, wir Bergkameraden werden dich nicht vergessen und so in Erinnerung behalten wie du warst. Mark Twain sagte: „Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als Spinner, bis sie die Sache durchgesetzt haben.“ Du hast viele deiner Ideen durchgesetzt. Mit einem letzten „Berg Heil“ möchten wir uns von dir verabschieden: Servus Kurt und Berg Heil! Die Selbstsicherung riss In einem Bericht über den Unfall schreibt die „Kleine Zeitung“: Berg- und Schiführer Kurt Kristler tödlich verunglückt! Nach Riss der Selbstsicherung tödlich abgestürzt. Der Kötschacher Bergführer Kurt Kristler fiel 30 Meter in die Tiefe. Der Bergführer Kurt Kristler aus Kötschach fiel gestern von einem Maibaum, den er gerade errichten wollte und erlitt beim Sturz tödliche Verletzungen. Der 43-Jährige war gerade mit dem Entrinden des Maibaumes beschäftigt, als er vermutlich die Bandschlinge der Selbstsicherung mit der Hacke beschädigte. Als diese riss, stürzte er 30 Meter tief ab und über eine fünf Meter hohe Böschung auf einen Güterweg. Der sofort herbeigerufene Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststellen. Kurt Kristler war Mitglied des Kärntner Berg- und Schiführerverbandes und die letzten Jahre als Senner auf der Emberger Alm im Drautal tätig. Als ausgezeichneter Alpinist erstieg er zahlreiche Gipfel im In- und Ausland . Kurt hinterlässt seine Frau und zwei Kinder. 323 1995: Kurt Kristler am Eisturm in ÖAV-Freizeitpark Mauthen. 324 (Fotos: Bernhard Karner) Ein neues Einsatzfahrzeug Weihe beim XXXIII. Internationalen Valentingletscherlauf am 18. Mai 2003 Von Roland Pranter Die Bergrettung Kötschach-Mauthen hat beim XXXIII. Internationalen Valentingletscherlauf doppelten Grund zu Freude. Zum einen, dass trotz der Verschiebung des Rennens zahlreiche bergbegeisterte Tourengeher bei dieser schon weit über die Grenzen bekannten traditionellen Veranstaltung am Start waren und zum anderen war sicherlich die Weihe des neuen Einsatzfahrzeuges einer der Höhepunkte . Dieses Einsatzfahrzeug – ein geländegängiger Mannschaftstransporter – steht nun mehr der Bergrettung Kötschach-Mauthen für ihre Einsätze zur Verfügung. In den letzten Jahren wurde in der Ortsstelle der Sparstift gezückt, da wir uns um die finanziellen Mittel selbst kümmern mussten, was sich als gar nicht so einfach herausstellen sollte. Unsere einzige Einnahmequelle für solche finanziellen Aufwendungen ist der Internationale Valentingletscherlauf, deshalb hieß es gezielt ans Werk zu gehen. Aber Dank großzügiger Sponsoren ist es uns gelungen, das neue Einsatzfahrzeug unser Eigen zu nennen. Bei nachfolgenden Institutionen möchte ich mich recht herzlich für ihre Unterstützung bedanken: Marktgemeinde Kötschach-Mauthen, Marktgemeinde Kirchbach, Gemeinde Dellach, Landesleitung der Bergrettung Kärnten und der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen. Ein herzliches Dankeschön aber auch Herrn Pfarrer Gerhard Briesch, der dem Einsatzfahrzeug seinen Segen gab und viel Glück wünschte, damit alle in Bergnot geratenen Menschen wieder heil ins Tal gebracht werden können. Ich möchte aber auch unserer heimischen Wirtschaft, der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen und den so zahlreichen Spendern danken, die alle Jahre mit Pokalen und Sachpreisen unseren Valentingletscherlauf unterstützen. Ein recht herzliches Dankeschön schließlich auch dem Besitzer der Unteren Valentinalm, Familie Pongratz Herwig sen. und seinem Pächter Walter Müllmann. Übung: 30 Meter ins Seil gestürzt Feierliche Angelobung am 6. Juni 2003 in Kötschach-Mauthen Im Rahmen der Angelobung des Österreichischen Bundesheeres wird eine Bergeübung der Bergrettung Kötschach-Mauthen und der AEG Kötschach demonstriert. Übungsannahme ist, dass ein Kletterer in einer senkrechten Wand rund 30 m ins Seil stürzte. Mit einem planmäßigen Einsatz wird der Retter zum Verletzten abgeseilt, der diesen dann in die Rettungstrage verpackt und mit der „Kappertechnik“ das Seil des Verletzten durchschneidet. Verletzter und Retter werden dann zum nächsten vorbereiteten Stand abgeseilt. Diese so genannte „Kapperbergung“ ist eine klassische Einsatzmethode, um einen Verletzten aus der Wand zu bergen, wenn der Einsatz eines Rettungshubschraubers nicht möglich ist. Mit dieser Übung wird auch wieder gezeigt, dass die Institutionen Bergrettung und Alpingendarmerie in Kötschach hervorragend zusammenarbeiten. Dieses Tandem tritt natürlich auch bei allen Alpineinsätzen gemeinsam auf, um die bestmöglichsten Voraussetzungen für den Verunglückten zu schaffen. 325 Vermessen, gebohrt, geflext, geschweißt, gemauert, geklebt, geschraubt und genietet Renovierung des Polinik-Gipfelkreuzes am 19. Juni 2003 Von Roland Pranter Seit dem Jahre 1950 steht am Polinik das heutige Gipfelkreuz. Es wurde von den Mauthner Kriegsheimkehrer als Symbol des Friedens in mühevoller Arbeit errichtet. Initiatoren waren damals unter anderem Fritz Gressel, Hermann Kostner, Leopold Durchner, Alois Ranner, Hans Wurzer und viele mehr. Unter dem Kommando von Schlossermeister Leopold Durchner wurde in seiner Werkstatt in Mauthen das Gipfelkreuz zusammengebaut, alle Teile markiert und wieder zerlegt. In einer mühevollen Aktion wurde das zerlegte Gipfelkreuz mit Pferden bis zum Spielbodentörl gesäumt. Der Rest musste mit Manneskraft auf den Gipfel transportiert werden. Im Kreuz sind die 75 Kriegsheimkehrer von Mauthen eingestanzt. Im Jahre 1975 wurde dieses Gipfelkreuz in die Obhut des Bergrettungsdienstes KötschachMauthen gelegt. Der damalige Obmann des Bergrettungsdienstes, Sepp Lederer, versprach dem damaligen Obmann des Kameradschaftsbundes, zugleich einer der Errichter des Kreuzes, Leopold Durchner, immer auf das Gipfelkreuz am Polinik zu schauen und es auch zu pflegen. Die stürmischen Unwetter im Herbst 2002 und im Frühjahr 2003 hatten dem Gipfelkreuz arg zugesetzt. Es hing nur mehr auf einem Anker und drohte ins Tal zu stürzen. Es war aber auch eine lokale Gefahr für die unzähligen Gipfelbesucher, die tagtäglich dieses Kreuz besuchten und darunter Rast machten. Deshalb war ein rascher Einsatz zur Reparatur notwendig. Nach einen Lokalaugenschein mit Schlossermeister Leopold Durchner (Sohn des Erbauers) sahen wir erst die Ausmaße des Schadens. Mit einer kleinen Reparatur war nichts getan. „Da müssen wir etwas Gescheides machen“, so der Schlossermeister. Nachdem die Strategie feststand, das Material und das Werkzeug auf einen Haufen lag, wurde uns bewusst dass wir ohne technische Hilfsmittel, also Hubschrauber, nicht in der Lage waren das ganze Material mit Manneskraft zu tranportieren (ca. 700 kg). Dank des Gendarmerieposten Kötschach, dem wir von der Gefahr am Polinik berichteten, konnte für einen Transportflug der Hubschrauber des BMI geordert werden. Am Gipfel wurde aus dem sonst so ruhigen Rastplatz eine „Großbaustelle“. Es wurde vermessen, gebohrt, geflext, geschweißt, gemauert, geklebt, geschraubt und genietet. Dann endlich um 19.00 Uhr war die Arbeit vollendet. Zufrieden konnten wir das gelungene Werk besichtigen. Da es schon spät war, war es nicht mehr möglich, am gleichen Tag das Material ins Tal zu fliegen. Da aber einige Maschinen am nächsten Tag im Tal wieder gebraucht wurden, stopften wir unsere Rucksäcke voll und hatten auch im wahrsten Wortsinne beide Hände voll zu tragen. Das Werk ist vollbracht: Georg Zankl, Roland Pranter, Poldi Durchner und Herwig Winkler am und auf dem renovierten Gipfelkreuz. Besonderen Dank gilt es folgenden Personen auszusprechen: dem Besitzer Ing. Carl Gressel für das Benützen seiner Wege und Infrastruktur; dem Schlossermeister Leopold Durchner für die Gesamtkoordinierung der Baustelle; dem Piloten des BMI, Johann Pletzer, mit seiner Mannschaft für den Transportflug zum Gipfel; dem Piloten des BMI, Otmar Karner, mit seiner Mannschaft für den Transportflug vom Gipfel; dem Gendarmerieposten Kötschach (Heribert Patterer und Wolfgang Guggenberger) für die Koordinierung mit dem BMI; der Wirtin des Plöckenhauses, Elfi Salcher, für die Jause; der Firma Landmaschinen Stefan Gailer für diverse Spezialmaschinen und natürlich den Helfern am Berg: Sepp Lederer, Georg Zankl und Herwig Winkler. 326 Das Arbeitskommando: Poldi Durchner (von links), Herwig Winkler, Georg Zankl, Sepp Lederer und Roland Pranter. Sucheinsatz . . . . . . im Bereich Kleiner Pal Die Bergrettung wird am 5. Juni um 17.10 Uhr vom Gendarmerieposten Kötschach über die Abgängigkeit einer Frau verständigt. Sofort alarmiert Einsatzleiter Leo Jost die gesamte Einsatzmannschaft. Seit 14.00 Uhr ist eine Frau im Bereich Kleiner Pal abgängig. Als alle Aufgaben verteilt sind und der Einsatz um 18.00 Uhr gestartet wird, meldet sich die Vermisste via Handy bei einem Verwandten, der dann die Suche sofort abbrechen lässt. Nicht alle Alpineinsätze lösen sich so einfach. Zur Person: 1955 Georg Drumbl Geboren am 8. September 1943 in Würmlach. Offizieller Eintritt in den Bergrettungsdienst am 3. April 1980. Georg Drumbl war aber schon Jahre vorher für die Bergrettung tätig – ohne Anmeldung, da man früher auf Formalitäten keinen Wert legte. Er war zehn Jahre lang als „Taxifahrer“ für die Lawinenhunde und Hundeführer unterwegs. Hat wesentlichen Anteil am guten Gelingen aller Veranstaltungen der Bergrettung KötschachMauthen – praktisch ein Urgestein der Bergrettung. Kassier seit 1989 bis heute. Ortsstellenleiterstellvertreter 1988 bis 1999. Mit etwa vier Jahren nach 1965 Glanhofen (Feldkirchen) und in der 2. Hauptschule wieder zurück nach Würmlach gezogen; nach der Pflichtschule Lehre als Sattler und Tapezierer bei der Firma Luser in Würmlach; 1963-1968 Umzug nach Innsbruck; seit 1969 wieder in Würmlach, übernahm er 1970 zu Hause das Gasthaus und fing bei der Raiffeisenkasse an (beide Berufe bis zur Pension ausgeübt); verheiratet seit April 1972 mit Margit, drei Töchter. Vereine: Mehr als 25 Jahre aktiver Funktionär beim Sparverein; im Vorstand des Fremdenverkehrsvereins; aktives Mitglied im Georgiverein; Wegewart im Alpenverein; Rotes Kreuz, zurzeit aktiv mit „Essen auf Rädern“; Kulturverein Mauthen; Eisschützenverein Würmlach (Kassier). Kassier Georg Drumbl wird 60 9. September 2003: Georg Drumbl, unser Kassier wird 60. – Herzliche Gratulation von deiner Ortsstelle! „Es ist an der Zeit, auch solche Menschen einmal ins Rampenlicht zu rücken, denn sie sind unverzichtbar“, schreibt Roland Pranter am Ende eines kurzen Porträts über Georg Drumbl, das Pranter für dieses Buch verfasste. Mit „solche Menschen“ meint Pranter jene Zeitgenossen, die wie Drumbl stets im Hintergrund arbeiten, aber immer zur Stelle sind. Exemplarisch sei unser Kassier hier einmal in den Mittelpunkt gerückt (siehe „Zur Person“ links). Fast in jeden Verein hatte er den Posten als Kassier. Georg Drumbl ist ein beinharter Teamworker, der sehr bescheiden ist und stets im Hintergrund perfekte Arbeit leistet. Es ist an der Zeit auch solche Menschen einmal ins Rampenlicht zu rücken – denn sie sind unverzichtbar. 2004 1964 327 2004 Erstmals in der Geschichte der Ortsstelle starten wir den Valentingletscherlauf wegen Lawinengefahr knapp unterhalb des Wodner Törls (ca. 60 cm Neuschnee am Valentintörl). Das Ziel ist bei der Unteren Valentinalm. Am 18. April beim XXXIV. Internationalen Valentingletscherlauf – also zwei Wochen früher als geplant (Bundespräsidentenwahl) entscheiden sich die Verantwortlichen für diese Variante. Trotzdem ist bei dieser Premiere die Teilnehmerzahl mit 435 wieder ein voller Erfolg. __________ Schitour auf den Mauthner Polinik am 19. März 2004 Impressionen von Roland Pranter In dieses Jahr fallen die Einrichtung des Kletterklassikers „Cellon Ostpfeiler“ und das Einbohren einer Kletterroute in der Creta Monumenz durch unsere Ortsstelle. Seither ist es zu laufenden Sanierungen weiterer Kletterrouten, sowohl im Klettergarten am Kleinen Pal als auch im alpinen Gelände gekommen. __________ Die seit 1989 am Wolayer See installierte Funkfixstation hat ausgedient – im Juni wird eine neue Funkfixstation der Marke „Motorola“ am Wolayer See installiert, um im Einsatzfalle keine Verbindungsprobleme zu haben. In Memoriam Duilio Samassa Der Fleonslauf am 28. März 2004 Nach zweijähriger Unterbrechung findet der Fleonslauf am 28. März 2004 wieder statt. Er steht ganz im Zeichen des langjährigen Organisators und Freundes unserer Ortsstelle, Duilio Samassa. Organisiert wird diesmal der Fleonslauf auf Initiative seiner Frau Anna Samassa. Erfolg beim Fleonslauf: Walter Hartlieb (von links), Anna Samassa, Bernd Lamprecht, Andreas Spivey, Hubert Putz, Roland Pranter. Sepp Lederer fotografierte. Zahlreiche Freunde und Bergsteiger aus Österreich, Slowenien und Italien treffen sich zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung am Öfnerjoch. Der zuvor gefallene Neuschnee ermöglicht allen Teilnehmern eine herrliche Pulverschneeabfahrt mit sehr viel Sonnenschein. Den Gesamtsieg aller Klassen holt sich diesmal ein Team der Bergrettung Kötschach-Mauthen. Auch in der Bergrettungsklasse verzeichnet die Ortsstelle Top-Platzierungen. Ganz gut in Form scheint dieses Jahr unser Kamerad Adolf Zumtobel zu sein. Bei allen seinen Starts ist sein Team immer unter den Top 4. Wir sind schon ganz gespannt. 328 Mit allen Wassern gewaschen Bericht zur Sommereinsatzübung am 11. Juli 2004 Von Bernd Eder Als wir uns an diesem Sonntagmorgen, dem Tag unserer Sommereinsatzübung 2004, beim Rathaus treffen und es regnet, ist niemand wirklich überrascht. Der bisherige bescheidene Wetterverlauf in diesem Sommer und das fast schon traditionelle Wetterpech zu unseren Einsatzübungsterminen lassen fast nichts anderes erwarten. Alle sind auf feuchte und unfreundliche Verhältnisse eingestimmt, wenngleich das Ausmaß an Nässe und Unfreundlichkeit dann doch etwas überraschend ist. Die Übung beginnt mit der Besprechung der Übungsannahme und der Formierung der Bergungsteams. Einsatzleiter Leo Jost verkündet, dass wir die nächsten Stunden mit der Bergung eines Verletzten aus der Grünseeschlucht in den Stausee des Hydro-Solar-Kraftwerkes und in weiterer Folge am Parkplatz des Heldfriedhofes an der Plöckenstraße verbringen werden. Motiviert von der herausfordernden Aufgabe und den zwischenzeitlich etwas freundlicheren Wetterverhältnissen packen wir das notwendige Equipment ins Einsatzfahrzeug und setzen uns in Richtung Plöckenpass in Bewegung. Ein Teil der Mannschaft wird beim Heldenfriedhof abgesetzt und beginnt mit den Vorbereitungen für den Abtransport des Verletzten aus dem Stausee. Das zweite Bergungsteam seilt sich von etwas weiter oben direkt zum Verletzten, der sich am letzten Abseiler in der Grünseeschlucht befindet, ab. Nach der professionellen Erstversorgung werden bei mittlerweile wieder strömendem Regen alle Vorbereitungen für einen Abtransport getroffen. Dies gestaltet sich im freien Gelände, in diesem Fall sogar einem Bachbett, immer als besondere Herausforderung. Parallel zur Erstversorgung des Verletzten wird eine kleine Seilbahn aus der Schlucht in den Stausee vorbereitet. Sie dient dem Abtransport außerhalb der gewaltigen Wassermassen des Falles, der in diesen See donnert und soll die Bergung relativ komfortabel gestalten. Retter und Verletzter werden anschließend in den Stausee abgeseilt. Dabei zeigt sich, dass es durch die Kräfte des Wasserfalls zu durchaus kritischen Situationen kommen kann, die aber alle mit Bravour gemeistert werden. zum Parkplatz des Heldenfriedhofes transportiert. Der mittlerweile wieder stärker gewordene Regen und die generell unwirtlichen Bedingungen in der Klamm sorgen für sehr realistische Einsatzbedingungen, und alle arbeiten hoch konzentriert und professionell an der Bergung. Beim Rückzug aus der Klamm, der für einen Teil der Mannschaft hinauf über die rutschigen Wände der Klamm zurück auf die Plöckenstraße erfolgt, ist nochmals große Vorsicht geboten. Erst als sich alle Kameraden – teilweise völlig durchnässt – beim Heldenfriedhof treffen, ist der arbeitsintensive und kritische Teil der Übung abgeschlossen. Im Rahmen der anschließenden Nachbesprechung loben sowohl der Einsatzleiter als auch Ortsstellenleiter Roland Pranter das professionelle Agieren und die gute Moral der gesamten Mannschaft. Roland betont außerdem, wie wichtig es ist, dass Bergungen selbst bei widrigen äußeren Verhältnissen, dem „klassischem Einsatzwetter der Bergrettung“, derart reibungslos erfolgen und freut sich über das hohe Ausbildungsniveau der Truppe. Es hat sich gezeigt, dass alle bestens auf die großen Herausforderungen, die Einsätze bei widrigen Verhältnissen mit sich bringen, vorbereitet sind und mit allen „rettungstechnischen“ Wassern gewaschen sind – und das nicht erst seit dieser verregneten und wasserreichen Übung . . . Im Rahmen des weiteren Abtransportes wird der Verletzte zu Wasser und zu Land mittels Seilwinden und Flaschenzügen 329 Zehnjähriger stürzt am Kleinen Pal ab Der Junge gerät mit seinem Vater in unwegsames Gelände Eine groß angelegte Suchaktion wird am 1. September 2004 am Plöckenpass nach einem zehn Jahre alten deutschen Urlauberkind durchgeführt. Der verletzte Vater schickt den Buben alleine zum Gipfel. Der Bub war mit seinem Vater am Kleinen Pal beim Plöckenpass in unwegsames Gelände geraten. Nachdem sich der Vater am Knie verletzt hatte, stieg der Mann zum Wanderweg zurück, der Bub kletterte weiter Richtung Gipfel. Als er dort aber nicht wie vereinbart eingetroffen war, alarmierte der Vater die Bergrettung. Bergretter, Alpingendarmen und zwei Hubschrauber beteiligten sich an der Suche. Bergretter Roland Pranter aus Kötschach-Mauthen beschreibt die bangen Stunden der Suche: „Wir sind mit den Kollegen von der Bergrettung zu den letzten Verbindungspunkten, wo der Vater den Buben noch gesehen hat, aufgestiegen. Dort haben wir den Vorgang rekonstruiert und überlegt, was passiert sein könnte. Was wäre passiert, wenn er abgestürzt wäre, was, wenn er weiter gegangen wäre. Sicher hat auch der Zufall eine Rolle gespielt, dass wir dann doch noch auf den Buben gestoßen sind.“ Der Zehnjährige war gute zehn Meter über eine Rinne und über schroffes Gelände abgestürzt und hat dabei eine Schädelfraktur und einen Armbruch erlitten. Zuerst war er nicht ansprechbar, dann gelang es aber einem Bergretter, ihn wachzurütteln. Die Bergretter haben daraufhin sofort den Rettungshubschrauber alarmiert. Das Kind wurde vor Ort verarztet und anschließend ins LKH nach Klagenfurt geflogen, wo es die Nacht auf der Intensivstation des Eltern-Kind-Zentrums verbrachte. Alpine Sportklettertouren in den Karnischen Routen-Sanierung am Cellon-Ostpfeiler und der Forc. Monumenz im Oktober 2004 Von Harry Kollmitzer Durch Unterstützung des ÖAV unter der Leitung von Sepp Lederer können wir heuer mit der Sanierung alpiner Kletterrouten in den Karnischen beginnen. Im Sommer 2004 versichere ich mit Roland Pranter am Cellon den Ostpfeiler (Erstbegehung: Dabernig, Strobel, Tasotti) mit Bohrhaken. Im Oktober 2004 folgt dann die zweite Sanierung auf der Forc. Monumenz, wo wir eine Route im 6. Schwierigkeitsgrad in der Südwand versichern. Die Routen werden als alpine Sportkletterrouten eingerichtet, wobei Standplätze sowie Zwischensicherungen gebohrt werden. Bei einer Begehung der Routen sollte jedoch nicht auf einen Klemmkeilsatz und auf ein bis zwei Friends verzichtet werden! Im Frühjahr 2005 wird die Sanierung weiterer Routen im Bereich Plöckenpass fortgesetzt. Cellon-Ostpfeiler: Erstbegeher: Dabernig, Strobel, Tasotti – Sanierung: 2003 Hubert Engl (Standplätze), 2004 Roland Pranter, Herwig Winkler, Bernd Eder, Kollmitzer Harry (Fertigstellung) – Schwierigkeitsgrad: 5c – empfohlenes Material: elf Express-Schlingen, ein Satz Keile, zwei Friends mittlerer Grösse – Seillängen: 8 – Zustieg über Normalweg bis Einstieg „Steinberger Weg“ – Abstieg über Normalweg, ca. 1 Stunde bis zum Plöckenpass. Cellon-Ostpfeiler: Schwierigkeitsgrad 5 c. Creta Monumenz-Südwand: Schwierikeitsgrad: 6a – empfohlenes Material: zehn Express-Schlingen, ein Satz Keile, zwei Friends mittlerer Grösse – Sanierung: Oktober 2004 Lamprecht Charly, Simon Wurzer, Harry Kollmitzer – Seillängen: 7 – Zustieg vom Plöckenpass über den Wanderweg 146 bzw. 149 bis zur Südwand – Abstieg vom Gipfel den markierten Weg 172 zurück zum Einstieg. 330 Oktober 2004: Ein Herbsttag in den Karnischen Alpen Impressionen von Bernd Eder Auf dem Weg zum Kollin: Blick zum Cellon. Auf dem Kollin: Über den Wolken und dem Polinik. Wolkenspiele in der Gegend des Pramosio (5 Fotos). 331 Auf dem Gipfel des Kollin: Blick hinüber zum Polinik. Zur Person: lach (2. Weltkrieg) eingerückt; wurde dann nach Jugoslawien versetzt. 1946 Eintritt in den Gendarmeriedienst. Erste Station war der Gendarmerie-Posten Mauthen; 1947 Versetzung nach Rattendorf. Weitere Stationen: Dellach und Kötschach. Alpinistische Ausbildung: Hochalpinist (Winter-, Sommer- und Eiskurse). Norbert Steindl Geboren am 30. November 1924 in Pöckau/Arnoldstein; verheiratet seit 1948; zwei Kinder (Sohn und Tochter). Besuch der Volksschule in Arnoldstein; erlernter Beruf: Dreher; Lehre in der Lehrwerkstätte in Arnoldstein. 1941 mit 17 Jahren in Vil- 1984 ging Steindl mit 60 Jahren in Pension. Eintritt in die Bergrettung: offiziell laut Aufnahmeantrag im Januar 1965; arbeitete aber schon seit 1950 aktiv im Bergrettungsdienst mit. Vereine: Bergrettung, Alpenverein, Sportverein. Norbert Steindl ein 80-er Am 30. November 2004 feiert Altkamerad Norbert Steindl, auf dem Foto mit Ortsstellenleiter Roland Pranter (links) und Richard Petutschnig (rechts), seinen 80. Geburtstag. Die Ortstelle besuchte den Jubilar und überreichte ihm ein kleines Erinnerungsgeschenk. Nach einer guten Jause und ein wenig Bergrettungsnostalgie klang der Abend gesellig mit einem guten Schluck Rotwein aus. Hobbys: alles was mit Bergsteigen zu tun hat, Fußball und Sport generell. 1951: Gendarmerie-Kurs in den Lienzer Dolomiten. Norbert Steindl (vorne rechts) im Kreise seiner damaligen Kollegen. Bergemannschaft des Zolls und der Gendarmerie nach einem Einsatz mit zwei Toten durch Abgas (1960er Jahre). Dritter von links Norbert Steindl. 1987: mit Lois Ortner und Roland Pranter auf der Raudenspitze. 332 Im Fall des (Liftun-)Falles Die Liftbergeübung am 12. Dezember 2004 Von Simon Wurzer Die Ereignisse zu Beginn dieses Winters in Sölden, wo dutzende Wintersportler aus einer betriebsunfähigen Kabinenseilbahn geborgen werden mussten, geben uns in der regelmäßigen Auseinandersetzung mit dieser Thematik Recht. Wie gewohnt, können wir auch zu der Liftbergeübung am 12. Dezember 2004 rege Teilnahme verzeichnen. Dass auch unsere Kameraden der Alpingendarmerie tatkräftig mitwirken, freut uns besonders. Auch unsere Altkameraden machen in Schwindel erregenden Höhen wie immer eine gute Figur. Fast schon traditionell findet im Anschluss an die Übung unsere Weihnachtsfeier in der „Aquarena“ statt. Natürlich fehlt es nicht an Getränken und am guten Schnitzel, und auch die Nachbesprechung der Übung kommt nicht zu kurz. Dabei sind sich alle einig, dass es derartige Übungen auch in Zukunft geben muss, um im Fall des (Liftun-)Falles jederzeit bestens gerüstet zu sein. Fazit: Tolle Übung mit lustigem Beisammensein und einem lehrreichen Ausgang. Danke an: die Betriebsleitung der Bergbahnen für die tolle Unterstützung, die Feuerwehr KötschachMauthen fürs Ausleuchten und unseren Mitgliedern für die rege Teilnahme. 2005 Wie Roland Pranter „überrumpelt“ wird Am 21. Januar wird die ordentliche Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen abgehalten. __________ Bericht zur Jahreshauptversammlung im Januar 2005 Der XXXV. Internationale Valentingletscherlauf am 1. Mai wird bei wunderschönem Wetter mit 535 Teilnehmern problemlos und unfallfrei veranstaltet. __________ Am 11. September begehen wir in würdigem Jahreshauptversammlungen sind – nüchtern betrachtet – nicht mehr als ein obligatorischer Akt des Vereinslebens. In unserer Ortsstelle gelingt es zum Glück aber immer wieder, aus diesem Pflichttermin eine gesellige, unterhaltsame und wie in diesem Jahr wegen der notwendigen Weichenstellungen auch ungemein spannende Veranstaltung zu machen. Nach einer kurzen Begrüßung startet der Abend mit den Berichten der Funktionsträger im Verein. Allen voran berichtet Ortsstellenleiter Roland Pranter über die Highlights und Erfolge des abgelaufenen Jahres und vergisst dabei nicht Worte des Dankes an die Förderer des Vereins, die öffentlichen Institutionen und die Wirtschaftstreibenden des oberen Gailtales. Vor allem dankte er aber auch den Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach und Kirchbach. Einsatzleiter Leo Jost, Ausbildungsleiter Harry Kollmitzer, vertreten durch Charly Lamprecht, 333 Rahmen das 55-JahrJubiläum des Polinik-Gipfelkreuzes mit Sternwanderung und Gipfelmesse. Die Festansprache hält Ing. Carl Gressel. Musikalisch umrahmt von der Trachtenkapelle Mauthen, zelebriert Pater Gerfried die Messe. Nach der Messe öffnet der Himmel seine Pforten und es regnet unaufhörlich. __________ Am 23. Oktober findet eine groß angelegte Bezirksalarmübung am Plöckenpaß mit allen Einsatzkräften statt. Übungsannahme ist ein Verkehrsunfall mit zwei Bussen und zwei Pkw. Im Einsatz stehen Rotes Kreuz, Alpinpolizei, Polizei, Hubschrauber des BMI, Feuerwehr, Bergrettung und der Katastrophenstab der Bezirkshauptmannschaft Hermagor. Gerätewart Gotthard Unterkreuter, San.-Wart Gernot Flaschberger und Funkwart Leo Jost resümieren die Geschehnisse des abgelaufenen Jahres aus ihrer Sicht und danken den Kameraden für den Einsatz und ihre Unterstützung. Immer wieder angesprochen wird dabei das enorme Ausmaß an Einsatz- und Ausbildungsstunden, das im abgelaufenen Jahr auch trotz der Konzentration auf wesentliche Termine und die Verschlankung des Veranstaltungskalenders geleistet wurde. Den Abschluss des rückblickenden Teils bildet der Bericht des Kassiers Georg Drumbl und der Kassaprüfer Richard Petutschnig und Josef Sitar. Ersterer gibt einen guten Überblick über das finanzielle Gebaren des Vereins, zweiterer bestätigen die ordnungsgemäße Führung der Bücher und bittet um die Entlastung des Vorstandes, die umgehend und einstimmig erteilt wird. Nach Abschluss des vergangenheitsorientieren Teils der Hauptversammlung geht es mit den Neuwahlen des Vereinsvorstandes um wesentliche Weichenstellungen für die Zukunft. Dementsprechend fiebern alle mit großer Spannung dem Ausgang dieser Wahlen entgegen. Die Ausgangslage war ja folgende: Der amtierende Ortstellenleiter Roland Pranter kündigte bei der Jahreshauptversammlung 2003 an, dass er nur mehr diese Periode fertig mache und zu einer Wiederwahl nicht mehr zu Verfügung stehe. Begründung: Den großen Zeitaufwand, der zum alleinigen Führen einer solchen Organisation nötig war (so wie er es wollte), konnte bzw. wollte er nicht mehr aufbringen, da auch sein Beruf sehr zeitintensiv ist, das Familienleben ziemlich kurz kam und er fast keine Zeit mehr hatte für seine eigenen Hobbys. Anfangs wollte es keiner der Mitglieder glauben. Und so reagierte eigentlich niemand wirklich um eine neue Struktur aufzubauen. Mitte des Jahres 2004 – es war die Entscheidung des Ortsstellenleiters immer noch die gleiche – erkannte man den Ernst der Lage und machte sich erstmals Sorgen und Gedanken über die Zukunft der Ortsstelle. Nach einer sehr konstruktiven Vorstandssitzung im Herbst wurden alle Aufgaben des Ortsstellenleiters zu Papier gebracht, um zu schauen „was macht er eigentlich so das ganze Jahr und warum ist seine Arbeit so zeitintensiv“? Ausbildungsleiter Harry Kollmitzer und Kassier Georg Drumbl waren die treibenden Kräfte und fingen dann an, einen so genannten „Anforderungskatalog für Funktionsträger“ zu erarbeiten. Die Aufgaben der Ortsstelle wurden neu aufgeteilt, ein neues Team mit einer gesunden Mischung zwischen alt und jung zusammengestellt und ein Wahlvorschlag ausgearbeitet. Das ganze wurde dann kurz vor der Jahreshauptversammlung Ortsstellenleiter Roland Pranter präsentiert – mit der Frage, ob er mit dieser neuen Struktur und Aufgabenteilung der Vereinsarbeit nochmals für eine Periode als Ortstellenleiter zur Verfügung stehe. Diese neue Struktur war sicherlich auch der Schlüssel zu einer möglichen Wiederwahl – und es war schwer, „nein“ zu einer weiteren Kandidatur zu sagen. Die geleistete Vorarbeit in der Zusammenstellung des Wahlvorschlages wurde vom versammelten Plenum mit großem Interesse und großer Begeisterung aufgenommen und erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit angenommen. Alle gewählten Funktionsträger nahmen ihre Aufgabe stolz und motiviert an. Das Führungsteam der Ortsstelle präsentiert sich für die kommenden drei Jahre in folgender Struktur: Ortsstellenleiter: Roland Pranter – stellvertetender Ortsstellenleiter: Harry Kollmitzer – Kassier: Georg Drumbl – Ausbildungsleiter: Charly Lamprecht – stellvertretender Ausbildungsleiter: Simon Wurzer – Einsatzleiter: Leo Jost und Gotthard Unterkreuter – Referent für Öffentlichkeitsarbeit: Mag. Bernd Eder – Sanitätswart: Gernold Flaschberger – BRD-Arzt: Dr. Andreas Wibmer – Funkwart: Leo Jost – Gerätewarte: Herwig Winkler und Alexander Gressel – Vereinsheimverwalter: Andreas Prugger. __________ Am 11. November stirbt Altkamerad Hans Wurzer. Er wird von der Bergrettung zu Grabe getragen. __________ Im Dezember wird die Gerätekammer in rund 150 Stunden Eigenleistung umgebaut und neu adaptiert. Der für „Allgemeines“ reservierte Teil der Agenda ist geprägt von Worten des Dankes an ausgeschiedene Funktionsträger: Georg Zankl und Heribert Patterer legen nach langjährigem Engagement ihr Mandat im Vereinsvorstand aus persönlichen Gründen nieder, bleiben dem Verein zum Glück aber als aktive Mitglieder erhalten. Die beiden Kassaprüfer Richard Petutschnig und Josef Sitar werden auf eigenen Wunsch durch nachrückende Kameraden ersetzt. Den Abschluss des Abends bildet der gemütliche Teil, den alle für anregende und gesellige Gespräche nutzen. Auch abseits der offiziellen Agenda sind sich dabei alle einig, dass durch die zuvor getroffenen Entscheidungen die richtigen Weichen gestellt sind. Aus unserer erfolgreichen Vergangenheit heraus sind wir nun bestens gerüstet für zukünftige Herausforderungen. 334 Tiefblauer Himmel und strahlender Sonnenschein Der XXXV. Int. Valentingletscherlauf ist Geschichte – schöne Geschichte Von Bernd Eder Das viel zitierte Glück des Tüchtigen wird uns bei der 35. Ausgabe dieses beachteten und über die Landesgrenzen hinaus geschätzten Rennens am 1. Mai 2005 zuteil. Der Wettergott gibt sich sichtlich alle Mühe und bietet tiefblauen Himmel und strahlenden Sonnenschein auf. Die hervorragenden äußeren Verhältnisse locken an die 600 begeisterte Schitourengeher auf das Valentintörl, ambitionierte unter ihnen sogar auf den Gipfel des Rauchkofel. Welch große Anziehungskraft das Rennen ausübt zeigt die Tatsache, dass sogar eine extra angereiste Abordnung der Bergrettung Bregenz am Start ist. Stark wie wohl noch nie zuvor setzt sich die Zunft der Musiker im Startbereich in Szene – Trompeter (unter ihnen Neomusiker und Ortsstellenleiter Roland Pranter), Ziehharmonikaspieler, Teufelsgeiger tragen das ihre zur guten Stimmung unter den Schitourenfreaks bei. Die Abfahrt vom Törl auf die Obere Valentinalm ist durch die frühlingshaften Temperaturen und die dadurch stark durchfeuchtete Schneeauflage heuer besonders selektiv, wird aber von allen Teilnehmern sicher und unfallfrei gemeistert. Den Weg vom Ziel zum Ort der „After Race Party“, der traditionell über die Labestation in der „Raidn“ führt, bringen manche schneller, manche – bierschaumgebremst – etwas langsamer hinter sich. Team „Sport Putz“ aus Kötschach-Mauthen. Als die Veranstaltung in den späten Abendstunden durch das Organisationskomitee, das die Zeit seit der Siegerehrung am Nachmittag offensichtlich genutzt hat, um die Ereignisse des Laufes ausführlich nachzubesprechen (das es dabei auch Bier gab, ist zu vermuten) beendet wird, sind die meisten Starter schon wieder nach Hause zurückgekehrt. Dass sie im nächsten Jahr wiederkommen, haben sich die meisten wahrscheinlich vorgenommen. Vor Beginn der Siegerehrung werden die tollen Sachpreise der Tombola unter den eifrigen Loskäufern verlost. Im Rahmen der Siegerehrung nutzt unser Ortsstellenleiter die Gelegenheit und dankt nochmals den Partnern, Sponsoren und Gönnern der Veranstaltung und natürlich den Hauptakteuren – den Startern, die aus allen Himmelsrichtungen angereist sind. Zeit bleibt außerdem für kurze Grußworte des politischen und prominenten Ehrenschutzes. Alle loben die ausgezeichnete Organisation des Rennens und freuen sich, die unverwechselbare Atmosphäre genossen zu haben. Besondere Freude erleben natürlich auch die würdigen Sieger der Bergrettungswertung, das Team 1 der Bergrettung Mojstrana aus Slowenien sowie die Sieger der Gästeklasse, das 335 Ein alpinistisches Urgestein Fred Wiegele feiert am 3. Juli 2005 seinen 80. Geburtstag Am 3. Juli 2005 feiert Fredl Wiegele seinen 80. Geburtstag. Seine Freunde und Kameraden wünschen ihm viel Gesundheit für noch viele schöne Bergtouren und weitere Schaffenskraft im hohen Alter. Wiegele, geboren am 3. Juli 1925 in Nötsch, trat offiziell am 19. April 1976 in den Bergrettungsdienst ein. Im „Blickpunkt“, der Zeitschrift der OeAV-Sektion ObergailtalLesachtal, schreibt Sepp Lederer im Sommer 2005: Kaum zu glauben, dass der allseits bekannte Alfred „Fredl“ Wiegele, Müller- und Bäckermeister im Unruhestand (weil er noch immer mehrmals wöchentlich als gefragter Helfer im Betrieb seiner Gattin Hermi tätig ist) seinen achtzigsten Geburtstag feiert. Wie auf dem Foto ersichtlich, wirkt der derzeit wohl älteste Bergretter Kärntens noch immer in der Ortsstelle Kötschach-Mauthen mit und berichtet gerne von seinen unzähligen Bergabenteuern, die er im Laufe seines bewegten Lebens erleben durfte. Zahlreiche Erstbegehungen waren ihm und seinen Gefährten gelungen, er dürfte wohl als einziger Bergsteiger des Tales auf allen 2000er Gipfeln der Karnischen Alpen gestanden sein. Seine fotografischen Gustostückerln hat er, versehen mit Texten des Erlebten und Überliefertem in einem Buch seinen Weggefährten gewidmet. Das Haus Wiegele in Obergail (Anfang 2008). 1999: Fred Wiegele am Letterspitz. Wiegeles „Lichtbilder“ Vor wenigen Jahren hat Fred Wiegele in Eigenregie seine Erinnerungen in Buchform herausgegeben. Dieses Buch „Lichtbilder“ und andere Aufsätze und Fotos Wiegeles sind wesentlicher und wichtiger Bestandteil auch unseres Buches „Lebensretter“. „Jahre voller Glanz und ohne Unglück“: Franz Unterluggauer, ein Weg- und Klettergefährte Fred Wiegeles, schrieb diese Zeilen über Wiegele im Januar 2008 an Roland Pranter. 336 In seinem Werk „Lichtbilder“, einem von ihm so bezeichneten „Vorabdruck für Freunde und Kameraden“ spiegelt sich Geschichte wider, alpine Heimatgeschichte. An verschiedenen Stellen dieser BergrettungsChronik, bei den entsprechenden Jahren, um die es geht, finden sich so Wiegeles Erinnerungen und Gedanken. Er hielt sie fest „für die liebste und beste Lebensgefährtin, meine Ehefrau Hermine Wiegele. Aber auch Dank den Berggefährten, die bessere Felsgeher waren und sich für unbegangene Wände, Kanten, Grate und Turmgipfel begeistern ließen, wie gleichermaßen jenen, die mir voll Vertrauen in die Berge folgten. Ein besonderes Danke den Kameraden, die mich alt und langsam Gewordenen noch zeitweise begleiten.“ Fredl Wiegele also hat uns die Erlaubnis erteilt, seine Gedanken zu unseren zu machen, eine kleine Auswahl seiner Aufzeichnungen aus seinem großartigen Buch über Begebenheiten und Begegnungen hier zu verwenden. Wir haben dies begeistert getan und sagen voller Respekt und Verehrung: Danke, lieber Fredl Wiegele. Roland Pranter Robert Peters 1967: auf dem Bösen Weibele. Lebensbilder: Fred Wiegele Fred Wiegele in den 1940er Jahren. Um 1995: Drei Zinnen. 1968: mit Geog Zeitler (rechts) auf der Creta Monumenz. 337 1968: mit Erich Dabernig am Costone di Stella nach der ersten Begehung der SOWand. 1975: Winkelturm (Rosskofel/Nassfeld/2079 m) – 1. Begehung des Südpfeilers am 28. September 1975, Fred Wiegele mit Reinhold Sepperer und Franz Unterluggauer. 1983: mit Erich Dabernig am Torre Berti, 1. Begehung der Südgrat-Kante am 14. Oktober 1983. 1975: Tour mit Michael „Much“ Zojer auf den Kellerwandturm. 1984: Cresta del Ferro, Karnische Alpen: in der Einstiegsseillänge. Ausschnitt aus Wiegeles Aufnahmeantrag in die Bergrettung mit einer beachtlichen Aufzählung an Bergtouren. 338 Der erste alpine „Lorbeer“ 1942 mit Fritz Eder auf den Grafendorfer Kofel Von Fred Wiegele Sommer 1969. Der Sonnenaufgang versprach einen schönen Tag. Er wurde es auch. Ich aber hatte eine schweißnasse, beschissene Nacht, und so endete der zweite Anlauf, die Kellerwandturm „Nordost“ zu durchsteigen, gleich dem 1962 vom „Bichl“ aus begonnenen, in der Kunzkopf-Scharte vor der Querung ins Kugy-Kar. Mit Michl Zojer ging ich dann auf die Kellerspitzen, und er war es auch, der 1974 mit Erich Dabernig die umworbene Wand durchstieg. Mich tröstete an diesem Tag der ständige Blick auf den Reißkofel in den Gailtaler Alpen. 1942 holten Eder Fritz und ich unseren ersten alpinen „Lorbeer“ in der Südwand des Grafendorfer Kofels, des Reißkofels kleineren Bruder. Da traten wir gar vier Mal an. Der erste Versuch mit Einstieg zu Mittag war mit Dämmerungsbeginn zu Ende. Den zweiten beschloss ein „meiniger“ und zwei Luftsprünge Fritzens, alle gut abgesichert, am brüchigen Überhang der linken Wandseite. Schlechtwetter vertrieb uns beim dritten Mal schon vor dem Einsteigen. Das vierte Mal packten wir die Plattenzone der Wandmitte an, und der Durchstieg gelang uns. Akustisch die Erinnerung an unseren Wecker im damals einfachen Reißkofelbad: Der melodiöse Widerhall nämlich, der dem Nachtgeschirr bei der druckreichen Befüllung durch einen Sommergast entlockt, uns durch die Holzwand gut hörbar aus den Betten trieb. Fred Wiegele: „Bildlich auch die mir am Gipfel vom lachenden Gefährten entgegengehaltenen, strumpfdurchlöcherten Fußsohlen“ – Fritz Eder 1942 am Grafendorfer Kofel. Bildlich hingegen jene Stelle, an der ein als Tritt benutzter schlechter Haken durch Eders Blick solange fixiert blieb, bis ein das Wadelzittern beendender und dem Auftrieb neue Impulse verleihender, guter geschlagen war. Bildlich auch, die mir am Gipfel vom lachenden Gefährten entgegengehaltenen, strumpfdurchlöcherten Fußsohlen. Die steilen Hochwiesen endlich, sitzend auf Latschenbuschen abgefahren, waren uns hinsichtlich der nicht bedachten zukünftigen „Familienplanung“ auch noch gnädig, und dass wir dann gar in der Zeitung standen, machte für einen Siebzehnjährigen das Maß der selbstgefälligen Zufriedenheit voll. So bleib’ i lieber schien daham Und laß beim „Ehren“ Enk allan Eine Wiegele-Ehrung, aus der nichts wurde Die ÖBRD-Ortsstelle Kötschach-Mauthen feiert 1987 ihr 40-jähriges Jubiläum. Anlass genug, verdiente Bergretter zu ehren. So lädt Ortsstellenleiter Sepp Lederer auch Fredl Wiegele zur Jubiläumssitzung ein mit dem Hinweis, ihn ehren zu wollen. Wiegele lehnt das ab und begründet seine Haltung am 9. November 1987 in einem für ihn typischen Brief an Lederer: Lieber Sepp! Für Deine Einladung zur Jubiläumssitzung des ÖBRD Kötschach-Mauthen herzl. Dank. Von einer Ehrung ist in meinem Fall Abstand zu nehmen, weil hierfür kein Grund besteht. Zu ehren sind jene, die unter hohem perönlichem Einsatz Lebendbergungen erfolgreich durchführten, z. B.: Zeitler/Lederer (Seewarte NO-Verschneidung) oder R. Ranner, der mit Wallensteiner einen Verunglückten , möglicherweise auch einen Nichtweiterkommenden aus einer der schweren Südwand-Führen der Laserzwand herausgeholt (ich glaube 1987) hat. Über weitere ähnliche gut durchgeführte Einsätze bist Du ja besser unterrichtet. Ich persönlich habe mich selbst nach meinem Absturz an der Seewarte (1947) nur selber „geborgen“, einen Kameraden (Kaiser) nach dessen durch Leichtsinn verursachten „Abwalger“ am Steinernen Jäger (Julische Alpen) durch die Gipfel-Rinne herunter geschliffen bzw. 339 8. August 1971: in den Westwandrissen des Trogkofelturms („Seniorenrisse“). getragen (dann ging er selber weiter) und jenen Belgier aus dem Gamsjägergelände am Dobratsch mitgeholfen zu holen. In drei Fällen gab es nichts mehr zu retten (Hohe Warte 1942 und zwei Lawinenunfälle nach dem Krieg auf der Feistritzer Alm). Als „langjähriges“ Mitglied kann ich auch nicht angesehen werden, 1941-43 Bergwacht Villach und ab 1974 ÖBRDAnwärter. Im übrigen gilt das Gleiche, was ich auch dem OSK schrieb, der mich auch „ehren“ wollte. Ich zitiere: Wer mi guet kennt, der waß es woll Auf Ehrungen woa i nie toll. Ah Ehrung ja, isch’ epper guet Aufgrund von Tapferkeit und Muet. Nit aber, wann man brav gezahlt, sein Beitrag durch die Jahrlan halt. So bleib’ i lieber schien daham Und laß beim „Ehren“ Enk allan. Von Dir hoffe ich mich schon verstanden. Bezüglich meiner bergsteigerischen „Tätigkeiten“ in den vergangenen 46 Jahren (aus denen auch 91 Erstbesteigungen resultieren) so sei hier ausdrücklich festgestellt, dass Letztere immer das Ergebnis der Seilschaft waren, also die Kameraden Eder, Pichler, Heinricher, „Leti“ Lederer, Gratzer, Jaklitsch, B. Kaiser, M. Zojer, Strobl, S. Lederer, Kanzian, Gschiel, Maier, Schulzer, W. Wiegele, H. Wiegele, Dabernig, S. Kaiser, Holl, Gallhuber, Unterluggauer, H. Ortner, A. Kaiser, mindestens gleichermaßen beteiligt waren, oftmals war diesen der Erfolg zu danken; also diese Tätigkeiten haben der Allgemeinheit nix gebracht und dienten ausschließlich der eigenen Freude (und auch eigenen „Bauchpinselei“). – Kein Ehrungsgrund also, umsomehr ich wegen des Dir schon früher angedeuteten Sachverhalts noch weniger in unserer Gemeinschaft tätig sein kann. Für heute Servus und Berg Heil! Blick hinter die Kulissen Sicherer Auftritt beim Sicherheitstag am 11. Juni 2005 in Kirchbach Von Bernd Eder Auf dem Sportplatz Kirchbach wird am Samstag, den 11. Juni 2005 ein Sicherheitstag veranstaltet. Ziel dieser Veranstaltung ist es, die Stärken und die Schlagkraft der einzelnen Rettungsorganisationen einem breiten Publikum zu präsentieren, einen Blick hinter die Kulissen zu vermitteln und Informationen zur Verhinderung von Unfällen weiterzugeben. Unsere Ortsstelle hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, in der „Sektion Ost“ – dem östlichen Rand unseres Einsatzgebiets – präsent zu sein. Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist für uns eine willkommene Gelegenheit, Bewusstsein über die Einsatzstärke, die Kernkompetenzen unserer Organisation, zu schaffen. Ziel ist es auch, aufzuzeigen wie gut wir uns in das Sicherheitskonzept unserer Region einfügen und welch wertvollen Beitrag wir in diesem Zusammenhang leisten. Dieses Ziel können wir voll und ganz erreichen. Die vorgeführten Rettungsaktionen und der von uns betreute Kletterturm haben sicher bleibenden Eindruck hinterlassen. 340 Fredl Wiegele „Hochamt“ – im wahrsten Sinne des Wortes 11. September 2005: 55 Jahre Gipfelkreuz am Polinik Seit dem Jahr 1975 steht das Gipfelkreuz auf dem Polinik unter dem Patronat unserer Ortstelle. Als Schutzherren des Kreuzes sind wir es auch, die alle fünf Jahre am Hausberg der Mauthner zum Gedächtnis an die Kriegsheimkehrer einladen. Am 11. September 2005 haben wir anlässlich des 55. Jahrestages der Gipfelkreuzerrichtung zur Sternwanderung mit anschließender Gipfelmesse gerufen, und rund 150 Freunde und Gäste sind trotz widriger Wetterverhältnisse unserer Einladung gefolgt – zu Recht, denn die Mühen des Aufstieges werden mit einem würdigen Programm belohnt. Der Festakt wird eröffnet von der Trachtenkapelle Mauthen, die es sich seit 1950 nicht nehmen lässt, die Veranstaltung musikalisch zu umrahmen. Danach folgen die Eröffnungsrede durch unseren Ortsstellenleiter Roland Pranter sowie eine Festansprache durch Ing. Carl Gressel. Das Hochamt (im wahrsten Sinne des Wortes!) wird von Pater Gerfried zelebriert. Zwei weitere Märsche der Trachtenkapelle Mauthen beenden das Festprogramm. Zeitgleich mit dem Ende des offiziellen Festprogramms am Gipfel öffnet der Himmel seine Schleusen. Der Abstieg zum Plöckenhaus wird begleitet von heftigem Regen. Der starke Regen führt schließlich zur Absage des geplanten Frühschoppens. Viele lassen es sich trotzdem nicht nehmen, im Plöckenhaus einzukehren, wo sie wie immer ausgezeichnet bewirtet wurden. Fest steht, dass wir zum 55-Jahr-Jubiläum des Gipfelkreuzes nicht gerade vom Wetterglück verfolgt wurden. Es gab keine großartige Fernsicht, wie es sie normalerweise auf dem Gipfel gibt, und keinen strahlenden Sonnenschein. Der Kern der Veranstaltung wurde aber trotzdem getroffen – das würdige Gedenken an die Idee des Kreuzes und seiner Errichter. 341 Schön und erkenntnisreich Der Herbstausflug am 15. und 16. Oktober 2005 in den Großraum Triest Von Bernd Eder Im Rahmen unseres Sommerausflug haben wir uns am 15. Oktober 2005 in Richtung Adria (Großraum Triest) begeben. Was uns dort erwartet, ist neben äußerst angenehmen äußeren Verhältnissen und netten Klettergärten auch eine weitere wichtige Erkenntnis – aber lest selbst: Nach der rund zweieinhalbstündigen Anreise, bei der die letzte halbe Stunde für die Beschaffung von Proviant aufgeht, starten wir das Kletterwochenende im Klettergarten von Prosecco. Das Ambiente, in dem wir uns bewegen, ist herrlich. Wir genießen den wunderschönen Blick über den Hafen von Triest. Ob dies der einzige Grund ist hier zu klettern – die Routen sind kurz, teilweise gewöhnungsbedürftig und schon recht glatt – wird von uns heftig diskutiert. Als wir am Ende des Nachmittags in Richtung Triest aufbrechen, sind wir uns jedoch einig, dass der Klettergarten einen Besuch wert war. Triest selbst nutzen wir nur zu einem kurzen Stadtbummel, bevor wir weiter in Richtung Muggia fahren, wo wir unser Quartier für die Nacht beziehen. Da die äußeren Verhältnisse optimal sind, entschließen wir uns kurzerhand, vor dem Start des Abendprogramms noch den Klettergarten „Val Rosandra“, den wir am nächsten Tag besuchen wollen, zu inspizieren. Der Großteil von uns wägt auch gleich die ersten Züge in den ebenfalls eher kürzeren Routen. Als der Abend hereinbricht und wir unsere Seile einpacken, gibt es ein Hauptdiskussionsthema: die eigentümliche Auslegung der UIAA-Skala, die in teilweise stark überbewerteten Routen ihren Niederschlag findet. Das Abendprogramm selbst trennt die Spreu vom Weizen: Jene, die bis zum bitteren Ende bleiben und sich sogar entschließen, den schon angetretenen Heimweg auf den letzten Metern zu unterbrechen und „auf ein Weiteres“ in die Stadt zurück zu wanken, sind es auch, die am folgenden Tag die frühe Heimreise antreten, um sich am Strand von Grado von den Strapazen zu erholen. Die restliche Truppe – etwas ausgeschlafener – nutzt den Tag für interessante Züge im kleinen aber feinen Klettergarten bei sommerlichen Verhältnissen. Die folgende Heimreise unterbrechen wir noch für einen kurzen Zwischenstopp am Plöckenpass, wo wir in vertrauter Atmosphäre das Wochenende ausklingen lassen. Rückblickend kann man von einem gelungen und angenehmen Kletterwochenende sprechen, wenngleich sich im Rahmen der Nachbesprechung eines herauskristallisiert: Die Klettergärten konnten trotz Meerblick und Italo-Ambiente nicht mit der Qualität der unseren mithalten. Unsere Ansprüche wurden, was das Klettern betrifft, nicht voll erfüllt. Im nächsten Jahr könnte unser Kletterausflug sogar mal wieder ein KletterHeimspiel werden, getreu dem Motto: „Warum in die Ferne schweifen, sieh’ das Gute liegt so nah.“ 342 Schwerer Unfall am Plöckenpass 230 Gailtaler Einsatzkräfte üben den Ernstfall Zwei Kleinbusse und zwei Pkw sind in einen schweren Verkehrsunfall am Plöckepass verwickelt. Zwei Fahrzeuge stürzen in den Kuchlbach. Als Folge des Unfalls entsteht ein Waldbrand. Zwei Personen gelten als vermisst. Das ist die Übungsannahme, die am 23. Oktober 2005 Auslöser dafür ist, die Rettungskräfte im Bezirk Hermagor zu alarmieren. Unter der Einsatzleitung von Bezirkshauptmann Heinz Pansi üben 230 Mann der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, der Bergrettung und Polizei das Zusammenspiel. „Ziel dieser sehr technischen Übung ist die Verständigungskette unter den Organisationen zu trainieren“, erklärt Pansi in der „Kleinen Zeitung“. 150 Feuerwehrmänner aus 23 Freiwilligen Wehren müssen im Angerbach Ölsperren errichten und mittels Bergescheren die Verletzten aus den Fahrzeugen bergen. Das Rote Kreuz stellt mit 40 Mann und drei Notärzten die Erstversorgung und den Abtransport in die Spitäler sicher. Dabei ist auch das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes mit Koordinatorin Heidi Fritz. Die Bergrettung übernimmt die Seilbergung der Verletzten aus dem felsigen Bachbett und sucht mit Hunden nach vermissten Personen. Zum Transport der Schwerverletzten und zur Bekämpfung des Waldbrandes steht ein Polizeihubschrauber im Einsatz. Abschied von Hans Wurzer „Die Brandbekämpfung aus der Luft erfolgte mittels Waldbrandpaket vom Kärntner Feuerwehrverband“, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Rudolf Robin. „Bis auf die Funkverbindungen, die zu wünschen übrig ließen, hat die Übung gut funktioniert. Versäumt wurde leider die rechtzeitige Verständigung des Notfallseelsorgers“, resümierte Pansi am Mittag. Im 86. Lebensjahr stirbt am 11. November 2005 Hans Wurzer, „ein besonderer Bergkamerad“, wie Ortsstellenleiter Roland Pranter in einer Würdigung sagt. Hans Wurzer war einer der Initiatoren, die im Jahre 1947 den Bergrettungsdienst hier in Mauthen aufbauten. Als Gründungsmitglied diente er der Allgemeinheit über mehrere Jahrzehnte, blieb den Wahlspruch immer treu, der da lautete: Verunglückte in Bergnot geratenen Personen zu helfen, selbst wenn dadurch ihr eigens Leben gefährdet wurde. Hans Wurzer interessierte sich bis ins hohe Alter für die Belange dieser Institution. Pranter: „Ich erinnere daran, dass wir heuer 55 Jahre Gipfelkreuz Polink feiern durften. Hans Wurzer war es auch, der zusammen mit Kriegsheimkehrern im Jahre 1950 dieses Mahnmal des Friedens auf seinen Hausberg errichtet hat. Ich glaube, Bergkameradschaft vermag bis über den Tod hinaus zu bestehen, deshalb wollen wir uns auch nur momentan mit einem letzten Berg Heil von dir verabschieden. Mögest du mit einem Auge immer auf deine Bergwelt schauen – insbesondere auf deinen Hausberg. – Servus Hansl, und Berg Heil. 343 2006 Der XXXVI. Internationaler Valentingletscherlauf wird am 21. Mai mit 240 Teilnehmern durchgeführt. Der erste Termin am 30. April muss wegen akuter Lawinengefahr verschoben werden. Nebel und Niederschläge Der XXXVI. Int. Valentingletscherlauf am 21. Mai 2006 Von Bernd Eder Der XXXVI. Internationale Valentingletscherlauf geht mit dreiwöchiger Verspätung am 21. Mai 2006 erfolgreich über die Bühne. Der Wettergott meinte es ganz und gar nicht gut, zwingt uns am ursprünglichen Termin mit Neuschneemassen von mehr als einem halben Meter in letzter Minute zur Absage. Auch der zweite Anlauf findet bei unsicheren Wetterverhältnissen statt. Trotzdem finden sich rund 200 begeisterte Freunde des Gletscherlaufes zum Start am Valentintörl ein. Sie lassen sich von Nebel und zeitweise leichten Niederschlägen nicht abschrecken und werden mit guten Abfahrtsverhältnissen wie schon lange nicht belohnt. __________ Im Juni wird der Vorstand umstrukturiert: Ausbildungsleitung Gotthard Unterkreuter und Herwig Winkler; Einsatzleitung Leo Jost und Alexander Gressel; Gerätewart Klaus Hohenwarter und Stefan Obernosterer. __________ Am 23. September erhält Ehrenobmann Sepp Lederer in Pinzolo/ Trentino die Auszeichnung „Premio Internazionale Solidarieta Alpina 35°Targa d’Argento“ – er ist erst der zweite Österreicher, der diese Auszeichnung erhält. Den guten Verhältnissen sind auch die niedrigen Durchschnittszeiten in beiden Rennklassen zu verdanken – ihnen am nächsten kommt in der Gästeklasse das Team „Mauthen I“. In der Bergrettungsklasse beendet das Team „AEG Hermagor“ das Rennen mit dem geringsten Abstand zur Mittelzeit und holt damit den begehrten Wanderpokal von Mojstrana (SLO) wieder zurück auf Kärntner Boden. gefeiert bis in die späten Abendstunden. Der Erfolg des Rennens ist heuer sicherlich in besonderem Maße auf die ausgezeichnete Arbeit des Organisationskomitees. Das Team hat sich durch die widrigen äußeren Verhältnisse nicht beirren lassen und einen tollen Wettbewerb auf die Beine gestellt. Natürlich gebührt unser Dank auch den vielen großzügigen Gönnern und Sponsoren unserer Veranstaltung. Nicht zuletzt sind es aber vor allen die vielen Fans, die den Valentingletscherlauf alljährlich zu einer unverwechselbaren, stimmungsvollen Veranstaltung machen. Wir bedanken uns bei Ihnen mit einem kräftigen „Berg Heil“. Auf Platz 4 der Bergrettungsklasse: Marlies Klammer und Simon Wurzer (vorne) sowie Sepp Lederer (rechts) mit Ortsstellenleiter Roland Pranter. Noch während der Siegerehrung öffnet der Himmel über der Valentinalm seine Schleusen. Der heftige Regen tut der guten Stimmung bei der After-Race-Party jedoch keinen Abbruch. Ausgezeichnet bewirtet von Walter Müllmann und seinem Team wird 344 Dramatik in der Grünsee-Schlucht Jugendgruppe und Familie über Not-Seilbahn gerettet Dramatik in der Grünsee-Schlucht: Während einer CanyoningTour verletzt sich am Samstag, 5. August 2006 ein Bergführer. Er wird mit dem Hubschrauber geborgen. Seine Gruppe und mehrere Jugendliche werden mit einer Not-Seilbahn gerettet. Der 29-jährige Kötschacher Bergführer hat sich bei einem Fünf-Meter-Sprung in nur brusttiefes Wasser den Unterschenkel gebrochen. Durch seine Verletzung kommt auch seine Gruppe – drei deutsche Urlauber – in Schwierigkeiten. Das wiederum bemerken die Führer einer Alpenvereins-Jugendexpedition. Sie eilen zu Hilfe und alarmieren die Flugrettung. Während der Verletzte mit dem Seil aus der 80 Meter tiefen Schlucht geborgen wird, errichtet die Bergrettung eine Seilbahn über einen Wasserfall und bringt die unterkühlte und durchnässte Familie sowie die sechs jugendlichen Alpenvereins-Schluchtenwanderer in Sicherheit, ehe sie mit einem Boot an Land gebracht werden. „Die Gäste und die Canyoning-Gruppe des Alpenvereins waren aufgrund der langen Wartezeit unterkühlt und teilweise auch schockiert durch den Unfallhergang und die Bergung“, berichtet Wolfgang Guggenberger von der Polizei Kötschach-Mauthen. Sepp Lederer erhält internationalen Solidaritätspreis „Premio Internazionale Solidarieta Alpina - 35° Targa d’Argento“ für den Ehrenobmann Am 23. September 2006 wird VD OSR Sepp Lederer von Cav. Angiolino Binelli, dem Gründungspräsidenten des „Premio Internazionale Solidarieta Alpina – 35° Targa d’Argento“ Erhielt die hohe Auszeichnung aus den Händen von Cav. Angiolino Binelli (rechts), dem Gründungspräsidenten des „Premio Internazionale Solidarieta Alpina - 35° Targa d´Argento“: Sepp Lederer. für sein bisheriges Wirken als Alpenvereins- und Bergrettungs-Pionier ausgezeichnet. Die Verleihung dieser hohen Auszeichnung ist eine würdige und verdiente Anerkennung für sein unermüdliches Schaffen im Oberen Gailtal, dem er als langjähriger Bergrettungsobmann, Lawinenhundeführer, Initiator der Valentingletscherläufe und nicht zuletzt als Gründer der OeAV-Sektion Oberes Gailtal-Lesachtal seinen Stempel aufdrückte. Sepp Lederer ist erst der zweite Österreicher, dem diese Auszeichnung zuteil wird. Italienische Bergrettungsmänner, Carabinieri, Finanzieri, zahlreiche Ehrengäste und Delegationen 345 aus aller Welt machen die Preisverleihung zu einer würdigen Feier und sorgen für ein internationales Flair. Wir gratulieren Sepp zu dieser bedeutenden Anerkennung für sein bisheriges Wirken und danken für den unermüdlichen Einsatz, der auch unseren Verein erst dorthin gebracht hat, wo er heute steht. Sepp Lederer war drei Jahrzehnte Ortsstellenleiter der Bergrettung Kötschach-Mauthen. „Er war bei seiner Kür 1970 der jüngste Bergrettungsobmann Österreichs“, konstatiert einer seiner treuen Weggefährten, Horst Korenjak. Freilich fließen die Interessen und Aktivitäten der Bergrettung mit denen des Alpenvereins ineinander. Sepp Lederer war, ist und bleibt im Gailtal das Synonym dafür. Geschaffen wurde dieser Internationale Solidaritätspreis vor nunmehr 35 Jahren von Cav. Angiolino Binelli. In den ersten zehn Jahren wurden verdiente Bergrettungsmänner aus Pinzolo und der Region Trentino geehrt, „später wurde der Kreis über Europa und die ganze Welt ausgedehnt“, erzählt Lederer. Lederer ist der zweite Österreicher der diese Auszeichnung nach Rudolf Steinlechner (1987) in Empfang nehmen durfte. Die Preisverleihung selbst war eine würdige Feier. Italienische Bergrettungsmänner, Carabinieri, Finanzieri, ein Bergsteigerchor, Bürgermeister, Vergabepräsidium und Delegationen aus aller Welt sorgten für ein internationales Flair. Ein Konzert zu Ehren des Preisträgers mit Künstlern aus Amerika und Italien, Pressekonferenz, Sonderschau, Verkostung, Fotoausstellung, Festakt sowie die Aufnahme des leidenschaftlichen Hobbysängers als Solist beim „La Montanara“ im Männerchor „Coro Presanella“ waren unvergessliche Momente. „Mit dieser Ehrung für mein bisheriges Wirken habe ich wohl die bedeutendste Anerkennung erhalten“, so Direktor Sepp Lederer nach der Verleihung. 346 2007 Am 26. Jänner wird die 60. ordentliche Jahreshauptversammlung im Vereinsheim veranstaltet. Die Weichen für das Jubiläumsjahr werden gestellt. __________ Am 18. März stirbt Altkamerad und Altfunktionär Alois Traar. Er wird im Beisein der Bergrettung zu Grabe getragen. Abschied von Altkamerad Alois Traar __________ Beim XXXVII. Internationalen Valentingletscherlauf am 29. April ist wieder schönes Wetter angesagt. Mit 494 Teilnehmern wird es erneut eine grandiose Veranstaltung. __________ Mit dem 60-Jahr-Jubiläum der Ortsstelle macht die Bergrettung einen viel gehegten Wunsch wahr: Die 5. Auflage des legendären Klammfestes wird am 21. Juli bei schönstem Wetter mit rund 1000 Besuchern durchgeführt. Im Namen der Bergrettung verabschiedet sich Ortsstellenleiter Roland Pranter im März 2007 „von unserem lieben Bergkameraden Alois Traar. Alois war maßgeblich am Aufbau unseres alpinen Rettungswesens beteiligt und hat auch an der Gründung der Ortsstelle KötschachMauthen aktiv mitgewirkt. Als Bergrettungsmitglied diente er der Allgemeinheit über mehrere Jahrzehnte und blieb dem Wahlspruch immer treu, der da lautete: Verunglückten, die in Bergnot geraten sind, zu helfen, selbst wenn dadurch sein eigens Leben oft gefährdet wurde.“ Mit einem letzten Berg Heil sagen wir dir Servus. Mögest du mit einen Auge immer auf deine Bergwelt schauen. – Das große Foto entstand im September 1958 und zeigt Alois Traar mit dem damaligen Ortsstellenleiter Hans Strobl. Heimsieg für Pranter/Kollmitzer/Geier XXXVII. Int. Valentingletscherlauf am 29. April 2007 Von Eder Bernd Die 37. Ausgabe unseres Valentingletscherlaufs geht am Sonntag, den 29. April 2007 bei würdigen Verhältnissen über die Bühne. Unter strahlend blauem Himmel nehmen mehr als 500 begeisterte Teilnehmer den Aufstieg zum Valentintörl, die ausdauernden unter Ihnen die Verlängerung auf den Rauchkofel, in Angriff. Bei herrlichem Sonnenschein werden die Rituale des Rennens zelebriert: Musik vom Gipfel des Rauchkofel – danke Andreas „SPEIBY“ – das gewohnte und bewährte Startprozedere – danke Carl Gressel – und die unverwechselbare Stimmung im Ziel – danke an unsere Freunde aus Italien, Slowenien, Deutschland und ganz Österreich. Natürlich bringt eine solch großartige Veranstaltung auch würdige Sieger hervor. In 347 der Gästeklasse stehen „Die Golden Girls“ (3. Platz), „Urgänse“ (2. Platz) und „AMICI del Margo“ (1. Platz) auf dem Stockerl. In der Bergrettungsklasse ist die Sensation perfekt: der Sieg geht vor „BR Forni Avoltri“ aus Italien (Platz 3) und BR Kamnig I“ aus Slowenien (Platz 2) an das Team IV der Bergrettung Kötschach –Mauthen mit Pranter/Kollmitzer/Geier – ein Heimsieg! Es herrscht Feierstimmung bis in die späten Abendstunden. Auch wurde viel Prominenz bei dieser Veranstaltung gesichtet – als Teilnehmer wie auch als Gäste – von Seiten der Politik LA Bgm Ferdinand Hueter, Vzbgm. Josef Nussbaumer, hohe Prominenz auch von Seiten der Bergrettung – angeführt vom Präsidenten Reinhold Dörflinger, Kärntens Landesleiter Otmar Striednig, Salzburgs Landesleiter Estolf Müller – weiters wurde gesehen Lawinenwarndienstler Willi Ertl, Bezirkspolizeikommandant Mj. Werner Maier, der Leiter der Polizeiinspektion Kötschach, Alois Ortner, der Leiter der AEG Hermagor, Heribert Patterer, ÖAMTC-Einsatzpi- lot Hans Fischer sowie der Ehrenobmann und Erfinder des Valentingletscherlaufes, OSR Dir. Sepp Lederer. Danke muss natürlich auch gesagt werden – insbesonders dem Pächter der Unteren Valentinalm, Walter Müllmann und Gabi, der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen, Gösser Bier – Lederer Manfred, der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen, OSK Kötschach , Harald Unterluggauer, Starter Ing. Carl Gressel, der heimischen Wirtschaft für die Ehren- und Sachpreise und allen anderen denen, die ihren Beitrag zum Gelingen dieser tollen Veranstaltung beigetragen haben. Danke auch an die Fam. Herwig Pongratz sen. Wieder zurück im Tal erinnere ich mich an das markante Zitat eines Teilnehmers am Gipfel des Rauchkofel: „Das Leben ist zu kurz, um traurig zu sein!“. Der würdige XXXVII. Gletscherlauf ist dafür der beste Beweis! Ein Kult lebt wieder auf Am 21. Juli 2007 feiert die Ortsstelle nach 25-jähriger Pause das 5. Klammfest als Jubiläumsveranstaltung „60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen 1947 – 2007“ Von Robert Peters Ein Kult lebt wieder auf: Das fünfte Klammfest an diesem sommerlich-warmen Samstag, dem 21. Juli 2007, am Felsentor der Mauthner Klamm war 25 Jahre lang seit 1982 in der Versenkung verschwunden. Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Ortsstelle Kötschach-Mauthen im Österreichischen Bergrettungsdienst erwecken Ortsstellenleiter Roland Pranter und seine Mitstreiter dieses tatsächlich in Laufe der Jahre zum Kult gewachsene Fest zu neuem Leben. Und das Leben an diesem Samstagnachmittag und -abend pulsierte „wie verrückt“ an diesem einmalig schönen und einem Jubiläum würdigen Ort. Fleißig und unermüdlich gingen die Bergrettungsmänner – natürlich tatkräftig unterstützt von ihren Frauen sowie zahlreichen weiteren Helferinnen und Helfern – an die Vorbereitung; engagiert und amüsant ging das Fest über die Bühne. Ein Fest, DAS sich sehen lassen und AUF DEM man sich sehen lassen konnte. Unermüdlich drückte Mag. Bernd Eder, der Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Bergrettung Kötschach-Mauthen, auf den Auslöser seiner Digital-Kamera. Das Ergebnis belegt eine alte Journalisten-Weisheit: Bilder sagen mehr als 1000 Worte. So haben wir bewusst auf erklärende Bildtext verzichtet. Jeder kann sich „sein“ Motiv aus der hier gezeigten Auswahl heraussuchen oder sich an allen Motiven erfreuen. Die Bilder sollen eine Erinnerung sein an das Klammfest 2007. Und es soll dazu ermuntern, dass dieses fünfte Klammfest im Jubiläumsjahr nach 25 Jahren Pause nicht das letzte war. Roland Pranter hat mir während des Entstehens dieses Buches gesagt, dass es 2008 kein Klammfest geben wird. Und 2009 wohl auch nicht, weil dieser Kult etwas ganz Besonderes war, ist und bleiben soll. Alljährliche Wiederholungen sind, mit ganz wenigen Ausnahmen wie etwa der Valentingletscherlauf, in der Tat ungeeignet, Kultstatus zu erlangen. Insofern könnten sich Abnutzungserscheinungen einschleichen, Attraktivität verloren gehen. Pranter sagt aber auch, „dass es irgendwann ein nächstes Klammfest geben soll“. Also, lieber Roland, liebe Bergretter, rettet nicht allein Verunglückte, rettet auch den Kult – das Klammfest. Alle paar Jahre müsste das doch realisierbar sein. So wie die Gipfelmesse auf dem Polinik alle paar Jahre viele Menschen anzieht, vielen Menschen Freude bereitet. 348 349 350 Lois Ortner, der „Mensch des Jahres 1997“, geht Der Bergretter und Polizeichef von Kötschach-Mauthen ist nun im Unruhestand Nachdem der langjährige Postenkommandant von KötschachMauthen, Alois Ortner, Mitte 2007 in den wohlverdienten Ruhestand übergetreten ist, wurde der bisherige KommandantStellvertreter Gerfried Robatsch zum neuem Postenkommandanten für Kötschach-Mauthen bestellt. Bürgermeister Walter Hartlieb und Amtsleiter Jürgen Themessl gratulierten dem Dellacher zur Beförderung und zur neuen verantwortungsvollen Aufgabe. Die bisherige gute Zusammenarbeit zwischen der Polizei und der Marktgemeinde wurde durch beide Seiten bekräftigt und soll auch weiterhin fortgesetzt werden. Robatsch folgt in seiner Funktion als Postenkommandant in Kötschach-Mauthen dem langjährigen Postenkommandanten Alois Ortner. Ortner war 20 Jahre Flugretter und leitete 17 Jahre die Alpine Einsatzgruppe Hermagor. 1997 wurde er unter anderem für seine unzähligen Einsätze in Kärntens Bergen als „Mensch des Jahres 1997“ ausgezeichnet. Bürgermeister Walter Hartlieb dankte Lois Ortner für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und wünschte für den neuen Lebensabschnitt viel Gesundheit, Zufriedenheit und noch viele schöne Stunden in seinen geliebten Bergen. Ortners Expeditionen Der konzensionierte Berg- und Schiführer und staatlich geprüfte Schilehrer Lois Ortner leitete als erfahrener Hochalpinist unter anderem folgende Expeditionen: Kärntner Andenbergfahrt 1986 (Alpamayo-Südwestwand und Chacarayu-Südwand); Kärntner Andenbergfahrt 1989 (Ancohuma und Haucana); Kärntner Tien-Shan-Expedition 1992 und war Teilnehmer der Mountainbike-Expedition in den Regenwald Amazoniens (Brasilien) 1994 mit der Erstbefahrung der „Transamazonika“ von Santa Rem bis Belem (ca. 2500 km). Erfahrener Kommandant Die „Polizeitung“, die „Illustrierte der Exekutive Kärntens“, berichtet in der Ausgabe vom September/Oktober 2007 über den „Neu-Ruheständler“ Lois Ortner: Mit Ende Juli ist der langjährige und äußerst erfahrene Kommandant Kontrollinspektor Alois Ortner der Polizeiinspektion Kötschach-Mauthen in den wohlverdienten „2. Aktivstand“ eingetreten. Alois Ortner kam 1967 zur damaligen Gendarmerie. Ortners dienstlicher Weg zum Kommandanten der PI KötschachMauthen führte ihn über die GP Luggau und Rattendorf, wo er die letzten zehn Jahre als Chef fungierte. Seine große Liebe gehörte und gehört aber den Bergen, und so war der Alpinismus das wohl bedeutendste und prägendste Element seiner gesamten Gendarmerielaufbahn. Er war 20 Jahre Flugretter und leitete 17 Jahre die Alpine Einsatzgruppe KötschachMauthen. Ungezählt sind seine Einsätze in den Kärntner Bergen, in denen er Menschen in Not mit seinen Kameraden Hilfe und Rettung bringen konnte. Die Krönung seines Gen- darmerielebens war aber sicherlich die Wahl zum „Mensch des Jahres 1997“ in der 100. Fernsehsendung Vera, in der er stellvertretend für alle Alpingendarmen und Bergretter Österreichs diese besondere Ehrung entgegennehmen durfte. 351 Zur Person: Lebensbilder: Lois Ortner Lois Ortner Geboren am 4. Juli 1947 in Mauthen, verheiratet, zwei Kinder. Erlernter Beruf: Tischler bei der Tischlerei Markus Putz in Mauthen. Ausgeübter Beruf: Nach der Ableistung des ordentlichen Präsenzdienstes am 1. April 1967 Eintritt in die Bundesgendarmerie. 1968 Ausmusterung aus der Gendarmerieschule in Krumpendorf. 1968-1971 Gendarmerieposten Maria Luggau; 1971-1976 Gendarmerieposten Rattendorf. 1976 bis zur Pensionierung 2007 beim Gendarmerieposten (Polizei-Inspektion) KötschachMauthen. 1969 Alpinausbildung zum GendarmerieAlpinisten/Hochalpinisten und ab 1970 Mitglied der AEG (Alpinen Einsatzgruppe) Kötschach-Mauthen und Hermagor. 1976-1979 Ausbildung zum staatlich geprüften Schilehrer- und Schiführer, Bergführer, Flugretter und Snowboardlehrer. 1980 Fachkurs zum dienstführenden Beamten der Gendarmerie in Mödling. 1977-1994 Leiter der AEG KötschachMauthen, Mitglied im Bundes- und Landesausbildungsteam der Alpingendarmerie. 1977-1990 Einsatz und Ausbildungsleiter beim 1964: mit Rudi Kis (rechts) auf dem Polinik (Winterbegehung). 1963: Sepp Lederer (von links) Lois Ortner und Helmut Lackner in der Bubenhütte (Mauthner Alm). „Der Sieg über sich selbst ist mehr als der über Gletscher und Felsen“, schrieb Ortner (Bild rechts um 1975) als Leitspruch in sein Tourenbuch. Bild links: 29. September 1975 auf der Kleinen Zinne (Tour mit Erich Dabernig und K. Bachlechner). 1966: am Valentintörl. 1976 1979: mit Sepp Lederer. 1976: Kellerturm-Südwand. 352 ÖBRD. 1997-2007 Postenkommandant in Kötschach-Mauthen. Seit 1. August. 2007 60+ und im Ruhestand. Vereine: Musikkapelle Mauthen 1955-1968, dann acht Jahre beim MGV Mauthen, Freiwillige Feuerwehr Laas, ÖAV. Expeditionen: 1986 Andenexpedition Peru (Ferrariroute Alpamayo); 1989 Andenexpedition Bolivien (Ancohuma), 1992 Kasachstan – TienShan Expedition (Khan-Tengri, nördlichster 7000er der Welt), 1994 MTB-Expedition durch den Amazona-Regenwald von Manaos bis zur Amazonasmündung (2500 km, davon 1400 mit MTB). Aus Lois Ortners Tourenbuch: „Fehlgriff“. . . (um 1970). Eintritt in Bergrettung: 23. Dezember 1971, Mensch des Jahres 1997 der TV-Sendung „Vera“, 2006 Mitarbeit und Darsteller als Alpinpolizist bei der Universumsendung „Die Karnischen Alpen“ des ORF. 1995: Karikatur von Reini Buchacher, gewidmet von der Raiffeisenbank Kötschach-Mauthen, Weltspartag 31. 10. 1995. 1981: als Aubildungsleiter im Einsatz. 2007: mit Weitblick (oben) und mit Sepp Lederer am Eisturm in Mauthen. 1991: „Beatles-Frisur“. Oktober 2005: Herbstausflug in den Großraum Triest, während einer Einsatzübung (mit Roland Pranter). 353 Zur Person: Lebensbilder: Roland Pranter 1989: mit Sepp Lederer und Andi Prugger auf der Hohen Warte. Roland Pranter Geboren: 25. Mai 1960. Beruf: Technischer Betriebleiter (ECO/Wärmeaustauscher GmbH). Bergrettung: Ortsstellenleiter seit 1999; Einsatzleiter 1990-2002; Ausbildungsleiter: 19891992 und 1995-1999. 1987: mit Lois Ortner auf dem Rauchkofel. 1989 Andenbergfahrt (Ancohuma, Haucana); Erstbesteigung: Grüne Nase - Via Alexander (VI-VII), 850 Hm. Seit 14. Januar 1987 im Bergrettungsdienst; Winterkurs 1987 am Fraganter Schutzhaus; Sommerkurs 1988 in den Lienzer Dolomiten; Eiskurs 1989 im Glocknergebiet (Oberwalderhütte); Bergrettungsmann seit Juli 1989; zahlreiche Weiter- und Fortbildungen: Eisklettern, Canyoning, GPS, Einsatzleitung. 1990: Großglockner. Einführung SMS Alarmierung; Ankauf VW-Bus Syncro; Umbau Geräteraum und Vereinsheim; Organisation des Int. Valentingletscherlaufs seit 1999; Polinikfeier alle fünf Jahre mit der TK Mauthen; 2007 60-Jahr-Jubiläum mit 5. Klammfest. Zahlreiche Bekleidungs- und Ausrüstungsaktionen; mehr als 200 Einsätze an vorderster Front; erste digitalisierte Ausbildung auf Powerpoint in Kärnten (Beamer und Laptop); Einführung des GPS; treibende Kraft beim Thema: Canyoning-Rettung als Aufgabe der Bergrettung; Verfasser der OrtsstellenChronik 1947-2007; erste Homepage Kärntens; Koordinator „Bohrhaken in den Karnischen Alpen“. 1994: im BRD-Gewand. 1987: mit Norbert Steindl (links) und Lois Ortner (rechts) auf der Raudenspitze. 1995: Schitour Triglavski Dom (Julische Alpen). 1988: Collin (von links Roland Pranter, Lois Ortner, Georg Zankl und Adolf Zumtobel. 354 1998: in der Calvi Hütte mit Hüttenwirt Giulio. 2003: „Novelle sensatione“ (mit Reinhard Ranner). 2004: Cellonpfeiler. 2007: Gipfel Grüne-Nase (mit Reinhard Ranner). 2005: Kellerspitzen Süd. 2006: Kellerspitzen. Roland Pranter: Was ich noch sagen möchte . . . . . . über die Entstehung dieses Buches zu unserem 60-jährigen Bestehen Es war im Sommer 2007, als die Bergrettung Kötschach-Mauthen zu ihrem Jubiläum das legendäre, seit 25 Jahren nicht mehr veranstaltete Klammfest feierte. Bei diesem Fest war auch der aus Aachen stammende Sportredakteur Robert (Robby) Peters zu Gast. Ich persönlich kannte ihn nur vom Hörensagen. Als dann während des Festes einer seiner Freunde auf mich zukam und zu mir sagte: „Du, der Robby Peters hat da eine Idee für die Bergrettung“, konnte ich zunächst nichts damit anfangen und wollte eigentlich nur dieses Jubiläumsfest perfekt über die Bühne bringen, was uns ja, denke ich, gelungen ist. Zu näheren Betrachtungen über jene „Idee“ kam es an diesem Abend, in dieser Nacht, dann nicht mehr, und ich vergaß sie wieder. Am folgenden Montag, ich fuhr gerade zum Zusammenräumen 355 der Veranstaltung in die Klamm, stand ein heller 5-er BMW in der Nähe der Klammzufahrt. Als ich näherkam, erkannte ich Peters, der mich fragte, ob ich ein paar Minuten Zeit hätte, er möchte gerne etwas mit mir besprechen. In kurzen Worten erklärte er mir die Philosophie der „Karnisch-nostalgischen Bilderbücher“, die er seit Jahren gestaltet, und schlug vor, ein weiteres Büchlein zum Thema „60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen“ zu machen. Robby, der mir inzwischen ein Freund geworden ist, hatte dabei eine derart positive Ausstrahlung, dass ich binnen Sekunden „Ja“ zu diesem Projekt sagte. Er erzählte mir das Konzept für das Büchlein – Chronik 1947 bis 2007, Valentingletscherlauf, Polinikfeste, Einsätze und vieles, vieles mehr. Ich sagte nur: „Ich hab jetzt keine Zeit – setzen wir uns am Wochenende zusammen, und dann schauen wir was rauskommt.“ Nachdem wir uns dann über das Konzept einig waren und die Aufgaben verteilt wurden, habe ich erst gesehen, worauf ich mich da eingelassen hatte. Ich stand praktisch am Anfang und hatte weder eine Zeile einer Chronik noch Ähnliches parat. Aber die Idee faszinierte mich derart, und so begann ich im September 2007 das Archiv der Bergrettung Kötschach-Mauthen zu durchforsten. Das Archiv bestand aus sage und schreibe 50 vollen Din A4-Ordnern. Ich schlug mir Nächte um die Ohren und habe durch diese Arbeit die Ortsstelle immer besser kennen gelernt. Mit meinen Helfern Lois Ortner und Sepp Lederer – er war ja 30 Jahre Ortsstellenleiter – versuchte ich, aus all den Geschichten und Informationen eine Chronik zusammenzustellen. Sobald ein größeres Kontingent an Material (Texte und Bilder) vorhanden war, schickte ich dies nach Deutschland mit der Hoffnung, dass es bald genug war. Als mir dann Robby Peters mitteilte, dass er genug Material für das Heft beisammen habe, war ich froh, dieses Kapitel abgeschlossen zu haben. Dann kam eines Tages, Ende 2007, eine E-mail, in der mir der hauptberufliche Sportredakteur mitteilte, dass er das Büchlein fertig gestellt habe. Das Ergebnis war ein sehr schön gestaltetes Heft: die Ausgabe XXII der Reihe „Karnisch-nostalgisches Bilderbuch“ mit dem Titel „Lebensretter – 60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen“, das in kompakter Form die sechs Jahrzehnte unserer Ortsstelle seit ihrem Bestehen in Wort und Bild zusammenfasst und das seit Dezember 2007 in der Buchhandlung Moser in Kötschach erhältlich ist. Peters schrieb mir auch, dass er bei weiten nicht alles Material verarbeiten konnte. Und er fragte nach – Journalisten und offenbar insbesondere Sportreporter sind besonders hartnä- ckige Zeitgenossen –, ob nicht noch weiteres Material zum Thema aufzutreiben sei bei ehemaligen Bergrettern, bei Kindern ehemaliger Bergretter, bei einstigen Alpin-Gendarmen oder wo auch immer. – Und dann schrieb er, er hätte da „so eine Idee“. Und weiter: „Roland, lass uns ein richtiges Buch aus all dem Material machen. Ein Buch, damit die Nachwelt alles, zumindest aber das meiste über die ersten 60 Jahre Bergrettung Kötschach-Mauthen zu lesen bekommt. Du brauchst nur nochmals deine 50 Ordner zu durchforsten und mehr ins Detail gehen und eben einige kompetente Menschen für die Idee zu gewinnen, die uns Material zur Verfügung stellen. Das interessanteste Material wird dann im Buch veröffentlicht.“ Ich war zunächst nicht gerade begeistert, in dem Wissen, welche Arbeit wiederum auf mich zukam: wieder nächtelang Ordner durchwühlen und jede interessante Seite einscannen bzw. digitalisieren. Aber ich dachte mir, wenn er als Redakteur so begeistert von diesem „Wahnsinnsbuch“, wie er es immer nannte, ist, und er eigentlich mit der Bergrettung ja nichts am Hut hat, so sollte dies für mich als eingefleischtem Bergretter Motivation genug sein. Ja, und nach monatelangem Recherchieren war es dann schließlich geschafft – Ende März/Anfang April schickte ich die letzte CD mit Bildern und Texten nach Deutschland. Zwischenzeitlich hatte Robby Peters nach und nach alles in eine professionelle Form gebracht, geschrieben, formuliert, jedes einzelne Foto bearbeitet, Geschichten und Anekdoten niedergeschrieben. Nun lag es an ihm, dieses unglaublich umfängliche und breit gefächerte Material zu ordnen, ein Layout zu gestalten – ein Buch daraus zu machen. Das Ergebnis dieser Geschichte halten Sie in Händen. Liebe Leserin, lieber Leser, ich möchte sagen, dass es ein gelungenes Werk, ein interessantes Werk, ein spannendes Werk geworden ist – nicht zuletzt Dank einer sehr verrückten Idee meines Freundes Robby Peters. Er war immer die treibende und motivierende Kraft während der ganzen Monate. Im nachhinein kann ich es ja sagen: Nur „Verrückte“ stellen sich so in den Dienst einer Sache und stellen ein Buch in so kurzer Zeit und bei recht knapper Freizeit zusammen. Ich bin froh, dass ich Robby Peters kennen lernen durfte. Wir sind – ich sagte es schon – Freunde geworden. Das empfindet er genauso und formulierte es im April 2008 in einer unserer unzähligen E-Mails sehr treffend: „Wir haben uns unsere Freundschaft verdient, weil wir beide sehr konsequent und verlässlich miteinander umgehen. Und das ist eine sehr gute Basis für eine Freundschaft.“ In diesem Sinne entstand ein wohl gelungenes Nachschlagewerk über die ersten 60 Jahre der Bergrettung Kötschach-Mauthen. Aber schauen und lesen Sie selbst . . . Mit einem Foto der BRDMannschaft unserer Ortsstelle auf Seite 1 hat dieses Buch begonnen, mit einem Bild des BRD-Teams Kötschach-Mauthen aus dem Jubiläumsjahr 2007 soll es enden – auf weitere 60 Jahre in den wundervollen Bergen unserer Heimat . . . 356 Namensregister A C Ainetter, Maria: 137 Ainetter, Simon d. J. : 12, 36-39, 87, 103, 132 Albaner, Helmut: 315 Allmaier, Josef: 61, 65 Andauer, Siegfried: 190 Angerer, Dr. E. : 79 Angeringer, Josef: 48 Ansauer, Siegfried: 181 Assam (Hauptmann): 10 Assam, Herbert: 11 Astner, Franz: 128, 163 Casabellatta, Guiseppe: 203, 204, 205, 206, 241 Casabellatta, Valentino: 203, 204, 205 D Daberer, Alfred: 151 Dabernig, Erich: 116-118, 124, 125, 127, 134, 135, 137, 150-152, 156, 163, 172, 174, 181, 184, 186, 203206, 215, 220-223, 235, 241, 337- 340, 352 Dabernig, Wolfgang: 173 Dellisch, Dr. : 131, 132, 165, 168, 169, 175, 176, 181, 201, 202, 231 Diexer, Dr. Hannes: 74 Dörflinger, Reinhold: 254, 264, 288, 292, 311, 348 Dress, Theodor: 200 Drumbl, Georg: 1, 3, 172, 219, 220, 240, 244, 248, 250, 263, 270, 272, 273, 285, 287, 300, 302, 311, 314, 327, 334 Durcher, Poldi jun. : 117, 140, 141, 180, 288, 297, 303 Durchner Leopold sen. : 18, 40, 85, 101, 140, 142, 143, 147, 148, 326 B Babler, Franz: 41 Bachlechner, Karl: 117, 118, 157, 352 Bauer, Dr. Helmut: 169, 177 Beck, Dr. Heinrich: 13 Berger, Reinhard: 220, 243, 269 Berger, Rudolf: 5, 52, 64-66, 69, 72, 104 Bernik, Peter: 258 Bidner, Jakob: 228 Bierbaumer, Sepp: 221, 301 Binelli, Angiolino: 345, 346 Blank, Fritz: 13 Blocher, Wilhelmine: 200 Bonatti, Walter: 44, 48, 49 Borg, Andy: 229, 290 Böttinger, Günther: 206 Böttinger, Thomas: 206 Brandner, Josef: 268 Brandstätter (Wirt Pichlhütte) : 83, 84 Brandstätter, Elfi: 172 Brandstätter, Ewald: 66 Brandstätter, Hans: 128 Briesch, Gerhard: 325 Brojan, Janes: 131 Brunner, Franz: 39 Brunner, Josef: 27, 36, 37, 39, 41, 42, 45, 87 Buchacher, Michl: 134 Buchacher, Reini: 353 Buchauer, Johann: 15, 36, 62 Buchheister, Dr. J. : 7 Buhl, Hermann: 98 Burding, Erika: 277, 278 Bürgl, Johann: 25 Burgstaller, Günther: 1, 250, 263, 267, 291 E Ebenberger, Horst: 265 Ebner, Rosemarie: 103 Ebner, Sepp: 181, 182 Eder, Bernd: 1, 3, 299, 301, 329- 331, 334, 335, 340, 342, 344, 348 Eder, Fritz: 339 Egger, Franz: 99 Egger, Günther: 254 Egger, Toni: 75, 77- 79, 83-86, 89, 90, 93, 95-100, 127, 285 Einetter, Josef: 5 Emmer, Dr. Johannes: 7 Engl, Edi: 265, 267, 270 Engl, Franz: 304, 305 Engl, Hubert: 3, 250, 263, 330 Engl, Wilma: 265 Engler, G.: 120 Ernst, Michael: 73 Ertl, Friedrich: 36 Ertl, Hans: 250, 263, 287 Ertl, Wilfried (Willi): 316, 348 Essl, Georg: 196 I Essl, Helmut: 266 Ezr, Karl Heinz: 204, 241 Gruber, Viktor: 167 Gschiel: 340 Guggenberger, Hannes: 254 Guggenberger, Herbert: 190 Guggenberger, Rudolf: 198, 201 Guggenberger, Wolfgang: 5, 326, 345 F Fankhauser, Richard: 1 Fasan, Dr. Herbert: 13 Feichter, Artur: 18, 316 Fellner, Herbert: 159, 161, 162, 163, 164 Fellner, Ulrike: 161 Filippo, Vittorio de: 219, 228, 229 Fina, Franz: 90 Fischer, Hans (Pilot) : 127, 161, 204, 205, 241, 281, 348 Flaschberger, Christof: 45 Flaschberger, Gernold: 1, 3, 250, 263, 270, 273, 285, 287, 301, 314, 334 Flohr, Christine: 190 Fortunat, Franz: 1, 254 Franceschi, Ennio de: 243 Francesci, Tullio: 35, 39 Freidl, Emmerich (Emmi) : 168, 173 Freistadt, Leo: 13, 14 Freunschlag, Jörg: 231 Fritz, Heidi: 343 H Haas (bez. Insp.): 34 Habeler, Peter: 191 Hackl, Franz: 12 Haim, Josef: 10 Handel, Gotthard: 192, 194, 201 Hartiger, Wilhelmine: 120, 130 Hartlieb, Walter: 286, 288, 305, 306, 328, 351 Hassler, Josef: 61, 74, 103, 106, 108, 110, 133, 165 Hassler, Paul: 38, 170 Hauer, Dr.: 110 Hauer, Walter: 26 Hauser, Karl: 13, 14 Havranek, Fritz: 31, 52, 109 Hecher, Rudolf: 74 Heider, Franz: 16 Heinrich, Richard: 219, 227, 228 Heinricher, Georg: 84 Heinricher, Grete: 83 Heinricher, Gudrun: 86 Heinricher, Hansjörg: 84-86 Heinricher, Heini: 3, 25, 35, 36, 39, 74, 77-99, 101, 127, 180, 340 Heinricher, Wolfgang: 84, 85 Hermann, Dr. Erwin: 231 Hermann, Karl: 200 Herrle: 68 Herzog, Andreas: 36 Hohenegg, Otto: 98 Hohenwarter, Georg: 192, 197, 201 Hohenwarter, Klaus: 1, 3, 344 Hohenwarter, Siegfried: 266 Hoja, Siegfried: 29 Hojer: 42 Holbein, Hermann: 177 Holl, Peter: 238, 340 Holzfeind, Werner: 1, 220, 248, 250 Huber (Wachtmeister) : 176 Huber, Markus: 65 Huber, Sepp (Josef): 65, 174, 181 Hübner, Ulrike: 316 Hueter, Ferdinand: 348 Husen, Pit van: 31 G Gail, Hofrat Albert: 169 Gailer, Stefan: 326 Gallhuber: 340 Gashi, Bislim: 198, 201 Gastinger, Peter: 266 Gatterer, A.: 264 Gayl, Albert: 175, 177 Geier: 347 Gerfried, Pater: 341 Gerngross, Dr.: 40 Gollob, Gordon: 30 Gollob, Raimund: 25 Golser, Hans: 36, 82, 105, 106, 107, 124, 180, 289 Gossmann, Hans-Jürgen: 138 Gratzer, Hans: 3, 93, 94, 103, 106, 340 Gressel, Alexander: 1, 3, 334, 344 Gressel, Aurelia: 74, 308 Gressel, Carl (Bürgermeister) : 13, , 137, 144, 308 Gressel, Carl jun.: 180, 255, 264, 265, 300, 305, 306, 308, 317, 326, 334, 341, 347, 348 Gressel, Fritz jun. : 132, 137, 171, 172, 174, 180, 302, 308 Gressel, Fritz sen. : 85, 144, 208, 213, 300, 305, 306, 308-310, 326 Gressel, Marianne: 308 Grimmer, Hannes: 1, 279 Größbauer, Albert: 40, 85, 138, 147 II J Knaus, Adolf: 102 Koban, Dr. Heinrich: 13, 15, 38, 43, 71 Koban, Walter: 13 Kobinia, Dr. Georg: 251, 252 Köfler, Friedrich: 26 Köfmüller, Rudi: 78, 79 Kofler, Hannes: 132 Köfler, Helmut: 157 Kofler, Johannes: 1 Kofler-Jast: 127 Köhler, Dr. Max: 8 Kolbitsch, Peter: 102 Koller, Alwin: 253, 269 Kollmitzer, Hans: 44 Kollmitzer, Harald (Harry): 1, 3, 314, 315, 330, 333, 334, 347, 348 Kolm, Dr. (Min. Rat): 34 Korenjak, Horst: 346 Kornfeld, Wilhelm: 13, 14 Kostner, Hermann: 85, 143, 147, 326 Kramer (Gend. Insp.): 13, 15 Kratzert, Heinrich: 192, 197, 201 Krempel, Heinrich: 6 Kreuzberger, Siegfried: 208 Kreuzer, Klaus: 176 Kristler, Inge: 289 Kristler, Kurt: 3, 172, 237, 263, 264, 267, 270, 273, 274, 323, 324 Kristler, Siegfried (Siegi): 3, 110, 133, 171, 175, 231, 240, 244, 288, 289, 316 Kronfeld, Robert: 30 Kubert: 31, 100 Kugy, Dr. Gerhard: 169 Kugy, Julius: 127 Kühlschweiger, Matthias: 62 Kühr, Johann: 61, 62, 64, 66, 67 Kümpfbeck, Josef: 10 Kunze, Prof. Adalbert: 9, 25, 43, 292 Kupke, Rolf: 150 Kurzweil, Christian: 305, 306 Kurzweil, Karl-Heinz: 306 Kurzweil, Oswald: 103 Jahn: 127 Jaklitsch, W. : 135, 340 Janschitz, Peter: 12 Jarnig, Herbert: 60 Jarnig, Johann: 37, 38, 61, 64, 72 Jenny, Dr.: 125 Jochum, Ossi: 173 Jost, Johann: 66 Jost, Leo: 1, 3, 254, 273, 287, 295, 301, 313, 314, 326, 333, 334, 344 Jungwirt, Herbert: 228 K Kaiser, A. : 340 Kaiser, B. : 340 Kaiser, Sieglinde: 173, 340 Kammen, Michael: 181, 183, 190, 201 Kanave, Walter: 177 Kandutsch, Dr. Erich: 248, 251, 252, 263, 264 Kanzian, Erich: 258 Kanzian, Horst: 5, 266 Kanzian, Hugo: 36, 39, 52, 64-66, 87 Kanzian, Kurt: 177, 209, 220, 243, 340 Kapellari, Egon: 284 Karner, Bernhard: 317, 324 Karner, Josef: 85 Karner, Otmar: 326 Karner, Willi: 65 Katnic, Franz: 131 Katschnig, Hubert: 151 Keinprecht, Wolfgang: 234 Kelenc, Eduard: 36 Kepold, Hermann: 66 Kerle: 72 Kidalka, Hans: 177 Kirchschläger, Dr. Rudolf: 284 Kis, Rudi: 352 Klammer, Johanna: 106 Klammer, Marlies: 344 Klaus (Gastwirt): 43 Klaus, Alfons J. : 143 Klaus, Andrea: 166, 200 Klaus, Ing.: 43 Klaus, Prof. Karl: 147 Klauss (Lanzer) : 317 Klauss, Fritz: 23 Klauss, Hubert: 85 Klauss, Margit: 209, 210 Kleindienst, Dr.: 42 Knafl, Dr. Hermann: 272, 279, 323 L Lackner, Helmut: 1, 128, 130, 133, 141, 142, 163, 167, 174, 175, 220, 228, 231, 240, 244, 248-250, 263, 266, 270, 273, 303, 352 Lagger, Franz: 254 Lagger, Peter: 213 Lamprecht (Bürgermeister, Mauthen): 24 Lamprecht, Adolf: 143, 305, 306 Lamprecht, Bernd: 328 Lamprecht, Charly: 1, 3, 134, 214-218, 235, 245, 258III M 260, 268, 287, 296, 300, 301, 307, 314, 316, 330, 333 Lamprecht, Markus: 12 Lamprecht, Michael (Michl) : 151, 152, 175, 177, 209, 220, 240, 243 Landl (Bez. Insp.): 34 Langegger, Julius: 26, 36, 39, 87, 165, 167, 168, 231 Langsteiner: 127 Lassnig, Adolf: 103 Lauchart, Dr. Hans: 198 Lauda, Florian: 284 Lederer, Günther: 105 Lederer, Heinz: 105, 220 Lederer, Hermann („Leti“): 36, 77-82, 86, 91-94, 101, 180, 220, 340 Lederer, Hildegard: 117 Lederer, Josef (Gendarm): 48, 49, 61 Lederer, Manfred: 348 Lederer, Matthias: 209 Lederer, Sepp: 1, 3, 6, 108, 109, 110, 113, 114, 117, 120, 128-133, 136, 137, 140-143, 151, 152, 154, 155, 158-161, 163, 165-171, 174-178, 180, 181, 183-186, 193, 194, 196, 199, 201- 203, 206, 209, 213, 219, 221, 229-232, 240, 243, 244, 246-251, 253, 255, 257, 262-267, 269, 270, 273, 275, 280, 282, 285, 287-291, 300, 301, 303-305, 308, 314, 326, 328, 330, 336, 339, 340, 344-346, 348, 352-354, 356 Lederer, Wilfried: 102 Leitgeb, Alfred: 178, 200 Leitner, Emil: 18, 48 Lenzhofer (Gemeinderat): 71 Lenzhofer, Prim. Dr. Reinhard: 83, 84, 95, 114, 128, 130, 150, 302 Lenzhofer, Stefan: 247 Lercher, Adolf: 151, 179 Lessjak, Rudolf: 108 Lessnig, Franz: 104 Lewitzky, Reinhold: 12, 13 Liebenwein, Waltraud: 50, 51 Limpl (Major) : 165 Lindinger, Evi: 120, 130 Litsch, Friedrich: 39, 44, 64, 87, 103 Lobnig, Felix: 157 Londero, Gianni: 109, 111 Lora, Albert: 1, 151, 153, 303 Lukasser, Margit: 201 Luschin, Kurt: 18 Luser, Hans: 219, 220 Luser, Norbert: 316 Luszak, Frederike: 200 Lutze, Elfriede: 150 Lutze, Heinz: 150 Mader (Fa., Kötschach) : 198 Maestr, Cesare: 77, 86, 99, 100, 258 Maier, Erhard: 165, 167, 173 Maier, Helga: 174 Maier, Josef: 85 Maier, Marino: 305 Maier, Peter: 141, 303, 305 Maier, Sepp: 267 Maier, Werner: 348 Maier: 340 Maierbrugger, Bruno: 206, 266 Maissl, Rudolf: 120 Mang, Thomas: 182, 200 Manhart, Heinrich: 15, 86 Mansutti, Dr. Paola: 258 Marcher, Dr.: 221 Marizzi, Johann: 25, 26 Markert, Siegfried: 300 Matitz, Johann: 106 Mattlener, Hans-Peter: 206 Matzneller, Anton: 208, 213 May, Hellmt (Dipl. Ing.): 6, 75, 103, 104, 106, 108110, 167 Mayer, Dr. Horst Friedrich: 284 Mazillis, Roberto: 236 Meiser (Pilot): 176 Meizen (Zollbeamter): 25 Mendt, Marianne: 284 Merkatz, Karl: 284 Messner, Anton: 33 Messner, Karl: 65, 139, 140 Michor, Simon: 12 Milan, Gerhard: 133 Millonig, Gottfried: 199, 265 Minisini, Romeo: 109-111 Mitterdorfer, Franz: 266 Mitterdorfer, Paul (Pater) : 176, 178 Mitterer, Siegfried: 104 Moriggl, Dr. J.: 9 Mörtl, Andreas: 110 Mörtl, Eduard: 66, 72 Mörtl, Wolfgang: 262, 273, 274 Moschitz, Alois: 228, 229 Mosig, Gisela: 73, 74 Müllmann, Andreas („Anderl“): 84, 231 Müller, Estolf: 292, 348 Müllmann, Bernhard: 209 Müllmann, Walter: 302, 311, 325, 348 Muskateller, Konrad: 34, 35, 39, 44, 68, 87 IV N Peters, Robert: 337, 348, 355 Petters, Gabriele: 190 Petugger (Bergretter): 18 Peturnig, Sepp: 266 Petutschnig, Richard: 1, 303, 332, 334 Pfannl, Josef: 6 Piber, Johann: 140 Pichl, Eduard: 12, 15 Pichler, G.: 127 Pichler: 340 Pikalo: 48 Piller, Alberto: 171 Pin, Flavio: 200 Pirker, Johann: 63 Pirschl, Josef: 12 Placht, Fritz: 15 Planner (Café, Kötschach): 23 Plattner, Harri: 30 Pletzer, Johann: 326 Ploner, Dr. (Pfarrer): 144, 147 Ploner, Josef: 21, 23 Ploner, Maria: 21, 23 Pongratz, Herwig: 302, 311, 325, 348 Pranter, Roland: 1, 3, 6, 120, 129, 194, 233, 241, 244, 246-248, 250, 251, 263, 269, 270, 273, 279, 282, 285, 287, 288, 293, 296, 300-303, 305, 311-317, 319, 323328, 330, 332-337, 340-342, 344, 347, 348, 353-356 Prawy, Prof. Marcel: 284 Preßlauer, Bernd: 190 Pressnig, Karl: 192, 197 Prugger, Andreas: 1, 3, 171, 173-175, 240, 244, 250, 263, 265, 269, 270, 273, 289, 314, 334, 354 Prusik: 240 Pucher, Markus: 307 Putz, Anton: 13 Putz, Hubert: 1, 302, 328, 335 Nenning, Dr. Günther: 284 Neumaier, Leo: 25 Neumann, Wilhelm: 12, 13 Neuwirth, Ambros: 165, 170 Neuwirth, Arnold: 170 Niederklapfer, Helmut: 40 Niedermüller, Balthasar: 12 Norman, Pater: 300, 304-306 Nussbaumer, Josef: 138, 306, 311, 348 Nüßlein, Heinrich: 37 O Obereder, Bernhard: 151, 157, 158, 180, 240 Obereder, Günther: 254 Obereder, Hannes: 1, 314 Oberessel, Hartwig: 5 Obernosterer, Ernst: 104 Obernosterer, Hubert: 73 Obernosterer, Stefan: 1, 3, 344 Odobasic, Redzo: 198, 201 Ortner, Adolf: 77 Ortner, Alois (Lois): 1, 3, 5, 12, 36, 83, 84, 95, 130, 133, 34, 136, 140, 147, 150, 151, 153, 155-157, 159, 163, 164, 167, 169, 172-175, 179, 180, 182, 184, 185, 186, 192, 194, 199, 200- 206, 208, 210, 213, 219-223, 228, 229, 232, 240, 241, 244, 246-248, 252, 263, 265, 266, 268, 272, 273, 278, 281, 282, 284-288, 306, 308, 310, 332, 342, 348, 351-354 Ortner, Daniela: 284 Ortner, Herwig: 203, 266, 340 Ortner, Wolfgang: 27, 151, 157, 158 P Q Pacher, Claudia: 307 Pallasmann, Dr. Karl: 255, 256 Pansi, Heinz: 343 Pär, Michael: 25 Patterer, Andreas: 265 Patterer, Hans: 118, 137 Patterer, Heribert: 1, 3, 5, 248, 250, 263, 266, 269, 270, 273, 278, 285, 287, 293, 296, 301, 303, 307, 312, 313, 314, 316, 319, 326, 340, 348 Paul (Pater) : 165 Paulcke, Prof. Dr. Wilhelm: 7, 8 Pauli, Werner: 41, 44, 87 Peege, Emil: 120 Penck, Dr. Walther: 8 Penker, Josef: 307 Peterka: 127 Quendler, Peter: 284 R Raffer, Harald: 175, 176 Rainer (Gasthof Kellerwand): 22 Rainer, Dr.: 15 Ranner, Alois: 13, 85, 143, 147, 304-306, 326 Ranner, Gerhard: 141, 236, 248, 272, 303, 305 Ranner, Helmut: 65 Ranner, Oswald: 13 Ranner, Reinhard: 1, 134, 209, 214, 233-239, 245, 246, 258, 259, 260, 268, 287, 308, 339, 355 Rauscher, Max: 264 Rauscher, Vinzenz: 264 V Rauter, Gregor: 198, 201 Rauter, Herdwig: 200 Regatschnig, Dietmar: 133 Regatschnig, Horst: 124 Reiber, Fred: 32 Reichenwallner, Leopold: 12 Reiß, Herta: 108 Reiß-Miller, Erika: 108 Reiterer, Walter: 201 Richter, Dr. Eduard: 7 Riebler, Viktor: 85 Rizzi (Kaufhaus, Kötschach): 23 Robatsch, Gerfried: 351 Robin, Rudolf: 343 Rogi, Josef: 26, 39, 50, 61, 62, 64, 87, 103 Romig, Dr. Friedrich: 108 Rommel, Walter: 36 Ronacher, Georg: 66 Ronacher, Walter: 197 Rooy, Antonius van: 181, 183 Rooy, Wilma van: 181, 183 Ropie, Franz: 36 Rosenkranz, Otto: 103 Roth, Oskar: 34 Rudl (Oberst): 120 Rusingen, Cornelia van: 181 Rusingen, Jan van: 181, 183 Schottik, Max: 6 Schraner, Leo: 110 Schreiber, Gustav: 103, 124 Schribl, Hans: 124 Schröder, Bernhardine: 198, 201 Schulze, Elsa: 103 Schulze, Heinrich: 103 Schulzer: 340 Schumi, Hans: 231 Schupp, Leopold: 63 Schütze, Gertrud: 38 Schütze, Kurt: 35-38 Schwepke, Mathias: 270 Screm, Fulvio: 45 Scudelaro, Sergio: 192, 201 Seirer, Max: 155 Seirer, Michael: 12 Seitz, Erika: 191 Seitz, Oliver: 191 Seitz, Rainer: 191 Seitz, Rolf: 191 Seiwald, Otto: 18, 36-38, 44, 46, 47, 52, 62, 64 Sellenati, Hans: 120, 121 Semmelrock, Anton (Gasthof): 15 Sepperer, Reinhold: 338 Siber (Ing.): 131 Sievers, Jürgen: 200 Sievers, Sigrid: 200 Sievi, Dr, Christian: 219 Sima, Hans: 109, 110 Simile-Ainetter: 10 Simoner, Dorli: 27 Simoner, Kurt: 26, 39, 52, 64-66, 87 Sitar, Josef: 220, 231, 334 Skalinski, Hans: 267 Slamanig, Lorenz: 10 Slezak, Hans: 13 Sonnleitner (Kellerwand): 22 Soravito: 127 Spatnik: 73 Spivey, Andreas: 311, 328, 347 Stangl, Gerhard: 166, 254, 267 Stank, Johann: 133 Staudacher, Maria: 200 Steinberger, Simon: 8 Steindl, Norbert: 3, 25, 35, 45, 50, 62, 64-66, 74, 104, 108, 110, 120, 128, 129, 131, 132, 159, 165, 167, 168, 175, 231, 240, 332, 354 Steinitzer, Alfred: 8 Steinlechner, Rudolf: 346 Steinmann, Otto: 13 Steinwender, Dr. Ernst: 40, 41, 52, 62, 64, 65, 67, 69, 71-73, 85, 87, 104, 111, 133, 136, 138, 151, 165, 169, 175, 231, 232, 251, 255-257, 262, 268 S Salcher, Adam: 12 Salcher, Eckart: 1 Salcher, Elfi: 326 Salcher, Hermann: 12 Salcher, Leo: 177 Salcher, Peter: 282 Samassa, Anna: 302, 311, 328 Samassa, Duilio: 77, 203, 208, 280, 302, 311, 328 Samassa, Pietro: 127 Santer, Adalbert: 45 Saudan, Sylvain: 121, 122, 123, 124 Scalett, G. : 311 Schalk (Gend. Insp.) : 165 Schatz, Hans (Johann): 29, 266, 268, 272 Schaumann, Walther: 155 Schausberger, Hans: 192, 198, 206, 221, 316 Schellander, Albert: 1, 175, 228, 240, 244, 248, 250 Scherer, Johann: 140 Schiestl, Maria: 208 Schmid, Adam: 103 Schmid, Günther: 1, 307 Schmid, Helmut: 215 Schmid, Konrad: 18, 26, 36, 39, 87 Scholz, Monika: 120, 130 VI Steinwender, Fritz: 157, 220, 221 Steinwender, Günther: 5 Steinwender, Manfred: 5, 316 Steurer, Jakob: 66 Stiegler, Pepi: 120 Stojetz, Eduard: 13 Stotter, Flor: 84 Stramitzer, Adam: 12, 13 Strasser, Elisabeth: 30 Strasser, Erich: 6, 18, 26 – 29, 32, 33, 36-42, 44, 4649, 61, 74, 100, 165, 166, 167, 231, 278 Strasser, Hannelore: 30 Strasser, Herbert: 30 Strasser, Johann: 140 Strasser, Marianne: 30 Strasser, Martin: 30 Streith, Eduard: 200 Strieder, Chrysanth: 73 Striednig, Otmar: 348 Strobel, Barbara: 52, 63- 67, 70-72 Strobel, Gertrud: 63, 67, 68, 72 Strobel, Hermann: 13 Strobel, Johann: 52, 63-72 Strobel, Waldemar: 52, 63-66, 68, 71, 72 Strobl, Ewald: 115 Strobl, Hannes: 60, 110, 112, 115-119, 132, 134, 137, 156, 184, 185 Strobl, Hans: 4, 6, 18, 19, 20, 23, 28, 35, 37-46, 48-50, 52-69, 71-76, 110, 112, 132, 167, 340, 347 Strobl, Ilse: 60, 115 Strolz, Walter: 296, 297 Strolzbichler: 36 Stückler, Florian: 36-38, 87 T Tamusin, Remo: 193, 204, 241 Tassotti, Viktor: 117, 124, 125, 134 Teizler, Georg: 339 Templer, Rupert: 5 Thalhammer, Peter: 44 Thalmann: 8 Themeßl, Johann: 64, 66 Themessl, Jürgen: 351 Themessl, Rudi: 240 Thurner, Johann: 163 Thurner, Josef: 133, 136, 184, 186 Tiefenbacher, Sebastian: 177 Tillian, Josef: 5 Tillian, Konrad: 1 Tillian, Wilfried: 1, 262 Tillian: 269 Tindl, Rudi: 124 Traar, Alois: 61, 62, 74, 103, 106, 165, 167, 168, 231, 254, 347 Traer, Hans Walter: 104, 105 Tropp, Frank: 200 Tropper, Günter: 214, 221 Tröstl: 191 Truppe, Matthias: 64 Trutschnig, Aurelia: 86 Trutschnig, Siegfried: 52, 64-66, 74, 78, 101, 103, 106, 124 U Unger, Edith: 103 Unterasinger, Christian: 301 Unterassinger, Gerry: 235 Unterberger, Herbert: 150 Unterguggenberger, Ewald: 5 Unterkreuter, Gotthard: 1, 3, 287, 314, 319, 334, 344 Unterluggauer, Andreas: 198, 201 Unterluggauer, Franz: 85, 135, 338 Unterluggauer, Harald: 307, 340, 348 Urbaner, Hans: 25 V Viertoris, Dr. Leopold: 13 Vigneron, Henri: 120, 128, 129 Vorderegger: 73 W Wahrendorf, Ricka: 200 Walcher, Alfred: 200 Wald, Andreas: 10, 12, 13, 43, 44, 72 Waldner, Hans: 3, 35, 40, 45, 52, 64-66, 104, 108-111, 128, 130, 133, 138, 157, 159, 161, 163, 165, 167, 168, 231 Waldner, Klaus: 5 Waldner, Maria: 35 Walluschnig: 138, 140 Wannieck, Fritz: 6 Warmuth, Josef: 3, 103, 104, 106, 128 Warmuth, Thomas: 15 Wassermann, Gertrude: 267 Wassermann, Herbert: 36, 77, 82, 176, 179, 180, 200, 235 Wassertheur, Anna: 140 Wassertheurer, Christian: 259, 274 Wassertheurer, Christof: 103 Wassertheurer, Claus: 1 Webhofer, Heinrich: 104, 166 Webhofer, Peter: 6, 17 Wedam, Peter: 26 VII Wedenig, Ferdinand: 29, 53 Weeber, Dr.: 170 Weigend, Toni: 13 Weiß, Franz: 34 Werginz, Hans: 29, 31, 33, 200 Werkl, Julius: 251 Wernle, Dr. Hans: 262 Wibmer, Dr. Andreas: 1, 3, 269, 270, 273, 281, 287, 293, 314, 334 Wiegele, Fred: 86, 88-94, 103, 108, 125, 127, 134, 231, 277, 316, 336-340 Wiegele, Hermi: 336, 337 Wiegele, W.: 135, 340 Wieser, Herbert: 171, 172 Wilhelmer, Georg: 200 Wilhelmer, Peter: 1, 203, 266 Wimmer, Primar Dr.: 221 Winkler, Herbert: 105, 326, 330, 334, 344 Winkler, Herwig: 1, 3 Winkler, Oswald: 316 Winter, Gerhard: 121 Wirnsberger (Pastor): 70 Witzmann (Major) : 26 Wohlgemuth, Hans-Peter: 266 Wohlgemuth, Horst: 244, 246, 268, 272, 281 Wohlrat, Anni: 98 Wolf, Johann jun. : 73 Wolf, Johann sen. : 73 Wurter, Simon: 330 Wurzer, Andreas: 133 Wurzer, Gerhard: 208 Wurzer, Hans: 85, 147, 231, 288, 326, 334, 343 Wurzer, Simon: 1, 3, 17, 319, 333, 344 Z Zacharias, Herbert: 121 Zamero, Fabrizzio: 201 Zametter, Rudolf: 151 Zankl, Georg: 1, 3, 241, 244, 246, 268, 269, 287, 293, 302, 311, 314, 316, 326 Zarnero, Fabrizzio: 199 Zdarsky: 240 Zebedin, Astrid: 252 Zebedin, Gottfried: 251, 252, 253, 254 Zebedin, Margit: 252 Zebedin, Matthias: 252 Zebedin, Michael: 314 Zebedin, Stefan: 252 Zebedin, Willi: 306 Zeitler, Georg: 3, 105, 106, 108-113, 124, 151, 153, 163, 220, 289, 337 Zenz, Christian: 234 Zeppezauer, Dr. Moritz: 7 Zernatto, Dr.: 264 Zerza, Erich (Bez. Insp.) : 163, 206, 228 Zilk, Dr. Helmut: 284 Zmöllnig, Josef: 36 Zmöllnig, Leopold: 18, 36, 40, 48, 61, 64 Zojer, Herbert: 3, 6, 26, 27, 34-36, 41, 52, 58, 65, 66, 73-77, 79, 83, 85, 87, 95, 103, 106, 165, 167, 168, 231, 288, 315 Zojer, Michael („Much“): 3, 103, 120-127, 133, 134, 340 Zoppoth, Alois: 305 Zoppoth, Franz: 65, 103 Zoppoth, Johann: 10 Zsigmondy, Dr. Emil: 7 Zumtobel, Adolf: 1, 250, 263, 285, 328, 354 VIII