aktuell Nr. 8 vom 29.02.2016.
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aktuell Nr. 8 vom 29.02.2016.
D 8512 52. Jahrgang Nr. 8 Montag, 29. Februar 2016 NACHRICHTEN MINISTERIUM Preisverleihung Der vom Verteidigungsministerium neu geschaffene „Preis Bundeswehr und Gesellschaft“ ist erstmalig verliehen worden. Seite 3 POLITIK Cyber-Sicherheit Bedrohung im Cyber-Raum: Um auf Angriffe reagieren zu können, ist eine neue Sicherheitsstruktur geplant. Seite 4 Inherent Resolve: Basis in Katar Das „Combined Air Operations Center“ plant und überwacht Operationen gegen den „IS“. Auch deutsche Soldaten sind vor Ort. Seite 5 HINTERGRUND In Echtzeit informiert Wenn Augenzeugen zu Berichterstattern werden: Soziale Medien informieren binnen weniger Augenblicke über Krisenherde in der Welt. Seiten 6/7 VIDEO DER WOCHE: Ohne Rettungsausrüstung fliegt keines der Luftfahrzeuge der Marineflieger über See. Wie die Abteilung „Rettung und Sicherheit“ in Nordholz den Zustand von Rettungsinseln, Kälteschutzanzügen und Schwimmwesten überprüft, zeigt das Video „Notausrüstung für die Marineflieger der Bundeswehr“. Foto: Joshua Strang / U.S. Air Force BW CLASSIX: Bereits vor seiner Einführung wurde über den „Fuchs“ in den höchsten Tönen gesprochen. Hohe Geländegängigkeit, Reichweite und Transportkapazität zeichnen ihn aus, wie der Beitrag „Fuchs auf Rädern (1980)“ zeigt. Das Video der Woche und der Beitrag „Bw CLASSIX“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. [email protected] 2 aktuell INTERN 29. Februar 2016 Foto: Screenshot Twitter. UNICEF BILD DER WOCHE Star im Netz: Anfang des Jahres geht das Bild des kleinen Murtaza aus Afghanistan um die Welt. Der Junge hat sich eine gestreifte Plastiktüte über die Brust gezogen – ein gebasteltes Fußballtrikot. Mit Filzstift steht darauf der Name eines weltberühmten Fußballers geschrieben: „Messi“. Innerhalb weniger Tage verbreitet sich das Bild via Social Media in rasantem Tempo im Internet. Der argentinische Fußballstar Lionel Messi reagiert – vergangene Woche erhielt Murtaza sein Originaltrikot mit Signatur. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2421): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2420) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Politik: (-2830) Jörg Fleischer (jf) Streitkräfte/Einsatz: Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, -2860), Major Anika Wenzel (akw), Major Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Hauptmann Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „ISIL fighters are learning that they have no safe haven. We can hit them anywhere, any-time – and we do.“ Wie vertrauenswürdig sind 140 Zeichen? Genau so viele Zeichen können Nutzer des Online-Nachrichtendienstes Twitter mit einer Meldung absetzen. Rund 500 Millionen solcher „Tweets” werden pro Tag weltweit versendet. Die kurzen Statusmeldungen verbreiten sich innerhalb weniger Augenblicke im Netz, verbinden dabei Menschen aus aller Welt und können unter ihnen mitunter sogar ein Gefühl von Vertrautheit erzeugen. „Tweets“ sind öffentlich – und sie sind ungefiltert. Es ist ein aufregender, liberaler Gedanke, dass jeder Internetnutzer jederzeit darüber berichten kann, was um ihn herum geschieht. Es entsteht eine Meinungsvielfalt, die kein traditionelles Medium vergleichbar annähernd leisten kann. Menschen können per Internetverbindung Ereignisse in aller Welt verfolgen. Auch Krisen und Kriege. Im Netz gibt es eigene Plattformen, die – durch Twitter und andere soziale Medien gespeist – fast in Echtzeit einen Überblick über aktuelle Geschehnisse in den Krisenherden weltweit ermöglichen (Seiten 6/7). Eine Transparenz, die Risiken birgt. Die schnelle Information aus vermeintlich erster Hand kann die Wahrheit zum Preis US-Präsident Barack Obama twittert unter dem Namen @POTUS und kommentierte vergangene Woche die Lage im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“. KALENDERBLATT Vor 20 Jahren: Am 29. Februar 1996 landet der Astronaut Thomas Reiter wieder auf der Erde. 179 Tage war er auf der bis dahin längsten Weltraummission der europäischen Weltraumorganisation ESA unterwegs. Insgesamt hat Brigadegeneral Reiter 350 Tage im All verbracht – mehr als alle anderen europäischen Astronauten. Vor 85 Jahren: Am 5. März 1931 wird im Deutschen Theater Berlin „Der Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmayer uraufgeführt. In dem Stück verkleidet sich der arbeitslose Schuhmacher Friedrich Wilhelm Voigt als Hauptmann und räumt mit einem Trupp ahnungsloser Soldaten die Stadtkasse von Köpenick leer. Nur zehn Tage später wird der Hochstapler in Berlin verhaftet. Die Tragikomödie beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 1906. Vor 115 Jahren: Am 1. März 1901 wird in Wuppertal die weltweit einzigartige Schwebebahn eröffnet. Mehr als 10 000 Menschen wollen die Jungfernfahrt des „stählernen Lindwurms“ verfolgen. Heute ist die Einschienenbahn das Wahrzeichen der Stadt und steht seit 1997 unter Denkmalschutz. Vor 155 Jahren: Am 3. März 1861 hebt Zar Alexander II in Russland die Leibeigenschaft auf. Mehr als 22 Millionen Menschen erhalten dadurch Freiheit und Bürgerrechte. Grund und Boden müssen die Bauern allerdings erst vom Adel kaufen – viele von ihnen müssen dafür hohe Schulden aufnehmen. (eb) haben. Die Wahrnehmung eines Ereignisses erfolgt zunächst immer subjektiv – das kann auch den unmittelbar verfassten „Tweet“ beeinflussen. Und: Einige Gruppen nutzen soziale Medien, um gezielt falsche Informationen zu verbreiten und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Ein Kampf um die Wahrheit. Informationen aus dem Netz müssen kritisch hinterfragt werden. Journalisten müssen doppelt prüfen und andere Quelle hinzuziehen. Kurze Statusmeldungen können eine umfassende Analyse, wie sie traditionelle Medien leisten, nicht ersetzen. Aber sie können sie ergänzen. Patricia Franke Stellv. Produktverantwortliche MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3 Foto: Wilke/RedBW 29. Februar 2016 Engagierter Einsatz für die Bundeswehr: Andreas Stangl (4. v. r.) nahm den Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ für die „Chamer Wirtschaftsjunioren“ entgegen. Der Brückenschlag Verteidigungsministerin vergibt erstmals den Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“. von Christiane Tiemann Berlin. Die Bundeswehr stellt hohe Anforderungen an die Soldaten im Inland und im Auslandseinsatz. Studien belegen, dass der Arbeit der Bundeswehr durch die Gesellschaft zunehmend mehr Anerkennung entgegengebracht wird. Die Soldaten erfahren jedoch noch nicht immer die entsprechende Würdigung ihres Einsatzes für Frieden, Recht und Freiheit. Der vom Verteidigungsministerium neu geschaffene und erstmalig vergebene Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ ehrt jene, die sich mit besonderem Engagement für die Angehörigen der Bundeswehr und damit für eine noch stärkere Verankerung der Bundeswehr in der Gesellschaft einsetzen. Der Preis ist Teil der Agenda Attraktivität und kann an Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen verliehen werden. Vergangene Woche überreichte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Berliner Bendlerblock den Preis Andreas Stangl von den „Chamer Wirtschaftsjunioren“ und würdigte die Initiative „Brückenschlag“. „Mit vielen Gesten, Postkarten und Paketen“, so die Ministerin, „schaffen es die ,Chamer Wirtschaftsjunioren“, eine Brücke zwischen der Bevölkerung und den Soldatinnen und Soldaten zu schlagen und damit gesellschaftliches Interesse und Wertschätzung für die Auslandseinsätze der Bundeswehr zu wecken.“ Mit der Ehrung wolle die Bundeswehr Dank ausdrücken. Die Preisträger erhalten eine Skulptur in Form eines dreiteiligen Würfels: Der äußere, tragende Teil symbolisiert die Gesellschaft, der Mittelteil aus Keramik steht für die Teile der Gesellschaft, die sich um die Bundeswehr verdient gemacht haben. Ein Kern aus Messing verkörpert die Bundeswehr – eingebettet in die Gesellschaft. Kooperationspartner der Preisverleihung ist der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Dessen Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg bewertete die Ehrung als ein wichtiges Signal. Gerade in Zeiten zunehmender globaler Krisen und Unsicherheiten sei für die Menschen immer deutlicher erkennbar, dass die Bundeswehr ein unverzichtbarer Baustein für die Sicherheit sei. „Dazu muss sich die Gesellschaft immer wieder bekennen“, so Landsberg. Mehr OSZE wagen Vertrauen aufbauen, Sicherheit herstellen „Eine der größten Herausforderungen für den deutschen OSZE-Vorsitz ist, vertrauensund sicherheitsbildende Maßnahmen ganz vorn auf die politische Agenda zu setzen“, sagte Nadja Douglas von der Humboldt-Universität zu Berlin. Vor allem in Fragen der Rüstungskontrolle könne die OSZE eine wichtige Rolle spielen, sagte die Expertin für internationale Beziehungen. Fortschritte seien möglich, wenn der deutsche OSZE-Vor- sitz die Bedrohungswahrnehmungen anderer Staaten ins Blickfeld rücke. Beispiel Russland: Der Westen könne Moskau entgegen kommen – aber nur, wenn auch Russland sich an eigene Verpflichtungen halte, wie etwa den Abzug der russischen Streitkräfte und schweren Waffen aus den Regionen Transnistrien, Südossetien und Abchasien. Douglas kritisierte, dass das Zentrum für Verifikationsauf- Mehr zum Preisträger Seite 11. Ministerin: IS bedroht ganz Nordafrika Experten diskutieren über neue Ansätzen für den deutschen OSZE-Vorsitz. Berlin. „Dialog erneuern, Vertrauen neu aufbauen, Sicherheit wiederherstellen“ – unter dieser Überschrift hat Deutschland zu Beginn des Jahres den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) übernommen. Eine Expertenrunde im Unterausschuss des Deutschen Bundestages für Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln hat vergangene Woche Perspektiven und Empfehlungen für die Gestaltung des deutschen OSZE-Vorsitzes erörtert. Die Federführung liegt beim Auswärtigen Amt. Im Fokus der Diskussion standen Konzepte der Krisenprävention und des zivilen Konfliktmanagements. 50 Vorschläge für potentielle Preisträger, eingereicht aus alle Bereichen der Bundeswehr, bundeswehrnahen Verbänden und Gewerkschaften sowie des Deutschen Städte- und Gemeindebunds gingen beim Empfehlungsausschuss unter Vorsitz von Gerd Landsberg ein. Neben dem Hauptpreis zeichnete die Ministerin acht weitere Personen mit der „Medaille des Bundesministeriums der Verteidigung“ aus und ehrte sie damit für ihre besonderen Verdienste für die Bundeswehr. gaben der Bundeswehr (ZVBw) nur noch über 160 von ehemals 500 Dienstposten verfüge. Das zeige, dass die Prioritäten derzeit woanders gesetzt würden. Ein Vorwurf, den Ernst-Christoph Meier als Vertreter des Verteidigungsministeriums (BMVg) entschieden zurückwies. „Man kann sich hier nicht ausschließlich an der Zahl der Dienstposten orientieren. Entscheidend ist, ob eine Dienststelle ihre Aufgaben mit dem Personalumfang erfüllen kann. In der neuen Struktur ist das ZVBw sehr leistungsfähig“, sagte Meier als Referatsleiter für die Bereiche Rüstungskontrolle, Vertrauensbildung, Nichtverbreitung und OSZE im BMVg. Er betonte, dass die umfassende Modernisierung des Wiener Dokuments über Vertrauensund Sicherheitsbildende Maßnahmen in Europa eine Priorität des deutschen OSZE-Vorsitzes sei, Russland hieran aber bislang noch kein Interesse zeige. Wichtiger Schritt zu mehr Bedeutung Peter Wittschorek vom Berliner Zentrum für internationale Friedenseinsätze sieht in dem Entschluss des deutschen Vorsitzes, sich für die Verlängerung und eine Ausweitung des Budgets für die OSZE-Beobachtermission in der Ostukraine einzusetzen, einen wichtigen Schritt, der OSZE wieder zu mehr Bedeutung zu verhelfen. Diese Mission könnte Ausgangspunkt für einen neuen Ansatz des Konfliktmanagements durch die OSZE sein. „Wenn wir uns etwa die Flüchtlings- und Migrationskrise ansehen, dann muss man sich fragen, warum gibt es nicht auch in Südeuropa eine solche Mission?“, so Wittschorek. (kli) Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat einmal mehr auf die Bedrohung des afrikanischen Kontinents durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) hingewiesen. Die Ministerin sagte der Bild am Sonntag: „Der IS-Terror bedroht ganz Nordafrika.“ Daher sei es wichtig, „um Demokratie ringende Länder wie Tunesien nach Kräften zu stützen“. Vertreter des Verteidigungsministeriums und des Auswärtigen Amtes reisten in der vergangenen Woche nach Tunis. In Gesprächen mit Vertretern der tunesischen Regierung soll ausgelotet werden, wie Soldaten der Bundeswehr tunesische Sicherheitskräfte ausbilden können. Sollte Deutschland mit seinen Partnern ein Ausbildungscamp für tunesische Sicherheitskräfte betreiben, wäre das nach Ansicht von der Leyens ein Stabilitätsgewinn für die gesamte Region. „Und wenn sich eines Tages im direkten Nachbarland Libyen eine Einheitsregierung bildet, könnten deren Sicherheitskräfte auch von etablierten Ausbildungskapazitäten in Tunesien profitieren“, so die Ministerin weiter. (eb) 4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 29. Februar 2016 Berlin. Angesichts der anvisierten Waffenruhe in Syrien haben die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland in der vergangenen Woche ihre Positionen im Syrien-Konflikt abgestimmt. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama, der britische Premierminister David Cameron und Frankreichs Staatschef François Hollande seien sich einig gewesen, „die Einhaltung der Bestimmungen der Vereinbarung zur Waffenruhe besonders sorgfältig zu beobachten“. Diese sollte vom vergangenen Samstag an in dieser Woche gelten. Der syrische Präsident Baschar al-Assad hatte sich nach russischen Darstellungen in der vergangenen Woche zur Einhaltung der von den USA und Russland ausgerufenen Feuerpause für Syrien bereit erklärt. Eine entsprechende Erklärung hatte der Kreml am vergangenen Mittwoch veröffentlicht. (eb) China stationiert Kampfjets auf Archipel Berlin. China hat Kampfflugzeuge auf dem Paracel-Archipel im Südchinesischen Meer stationiert, auf das auch Taiwan und Vietnam Anspruch erheben. Die Maschinen befinden sich auf der WoodyInsel, bestätigte das US-Pazifikkommando. Der Sprecher des Kommandos erklärte, die USA seien „weiterhin besorgt“, dass China mit der Verlegung hochentwickelter Waffensysteme auf die Insel fortfahre. Aus dem chinesischen Außenministerium verlautete, alle chinesischen Aktivitäten seien durch die territoriale Souveränität gedeckt. Das Verhältnis zwischen den USA und China ist wegen Pekings Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer angespannt. Peking vertritt die Ansicht, China habe Hoheitsrechte über nahezu das gesamte Südchinesische Meer, einschließlich der Küstengewässer. (eb) In Israel Waffenpflicht auch außer Dienst Jerusalem. Soldaten der israelischen Armee müssen in Zukunft auch außerhalb des Dienstes Waffen tragen. Das geht auf eine Anordnung des israelischen Generalstabschefs, Eisenkot, aus der vergangenen Woche zurück. Grund dafür ist die angespannte Sicherheitslage in Israel. Ein unbewaffneter israelischer Soldat war bei einem Angriff radikaler Palästinenser auf einen Supermarkt im Westjordanland ums Leben gekommen. (eb) Foto: fotolia Westen dringt auf Waffenruhe in Syrien Die digitale Gefahr Experten zeigen Cyber-Risiken auf – Bundeswehr plant Studiengang „Cyber-Sicherheit“. von Stefan Rentzsch Berlin. Sieben Sachverständige aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – darunter auch Staatssekretärin Katrin Suder – haben sich vergangene Woche den Fragen von Fachpolitikern aus den Bundestagsfraktionen zur Rolle der Streitkräfte in der digitalen Dimension gestellt. Die Experten waren sich einig: Die Bedrohungen aus dem CyberRaum werden immer häufiger, größer und verursachen mehr Schaden. Jüngste Beispiele seien die Attacken auf den Deutschen Bundestag im Mai oder auf das ukrainische Stromnetz Ende vergangenen Jahres. Die Angriffe gehen inzwischen weit über die „einfachen“ Viren und Trojaner hinaus. So sehen die Experten als eine der größten Herausforderungen sogenannte „Advanced Persistant Threads“ (APT). Dabei handelt es sich um komplexe, hochwertige, zum Teil lang andauernde Angriffe, die mit großem Aufwand für ein einziges oder eine begrenzte Anzahl an Zielen konzipiert sind. APTs sind besonders schwer zu entdecken und zurückzuverfolgen. Thomas Kremer, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom, stellte zudem einen Unterschied der Cyber-Waffen zu ihren physischen Pendants heraus: „Schadsoftware ist wiederverwendbar“, so Kremer. „Abgewandelt oder verfeinert ist sie gegen immer neue Ziele einsetzbar.“ Hoch qualifiziertes Personal ist wichtig Darüber hinaus müsse sich die Bundeswehr in Sachen Personal mehr öffnen. „Hochqualifiziertes Personal zu gewinnen, ist schwierig“, sagte Suder. Geplant sei daher ein eigener Studiengang „Cyber-Sicherheit“ an der Universität der Bundeswehr in München sowie eine eigene Ausbildung, um Fachkräfte frühzeitig zu gewinnen und zu binden. „Das wird jedoch nicht reichen“, betonte die Staatssekretärin. „Deswegen müssen wir mehr mit Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren, um Expertisen aus- zutauschen“. Auch ginge es um die Frage, wie man Fachwissen von ausgeschiedenen und mittlerweile in der Wirtschaft tätigen Menschen wieder für die Bundeswehr nutzbar machen könnte. Auch der Schutz der Waffensysteme, die immer weiter vernetzt sind, steht auf Suders Agenda. „Wir planen Testcenter, um Waffensysteme und Zulieferer noch vor der Auslieferung zu überprüfen“. Die Bundeswehr teste ihre Waffensysteme natürlich auch selbst auf Schwachstellen. Klärungsbedarf gibt es noch im Hinblick auf das Völkerrecht. Fraglich ist vor allem, was man im Cyber-Raum unter einem bewaffneten Angriff zu verstehen hat, der zu einem Gegenschlag berechtigt. Laut dem Rechtswissenschaftler Michael Bothe kommt es nicht auf die Art des Angriffs oder die eingesetzten Mittel an, sondern auf die Wirkung. Verursache er ein „hohes Maß an physischen Schäden“, ergebe sich daraus ein Recht zur Selbstverteidigung. In einem solchen Fall käme auch der Bündnisfall des Artikels 5 des NATO-Vertrages zum Tragen. Es müsse allerdings zweifelsfrei geklärt sein, von wem der Angriff ausgehe. „Selbstverteidigung auf Verdacht geht gar nicht“, stellte der Experte klar. Fähigkeiten nur zur Verteidigung Suder stellte klar, dass die Bundeswehr ihre Fähigkeiten zum aktiven Wirken im CyberRaum ausschließlich zur Verteidigung nutzt. Offensive Einsätze der etwa 60 Mann starken Gruppe CNO (Computer-Netzwerk-Operationen), einer Unterabteilung im Kommando Strategische Aufklärung, erforderten zudem immer ein Mandat des Bundestages. „Die Bundeswehr als große und vernetzte Institution muss auf Angriffe im Cyber-Raum vorbereitet sein und adäquat reagieren können“, sagte Suder. Mehr Informationen zum Thema auf www.bmvg.de. „Cyber-Bedrohung ist wie die Pest“ Berlin. Der Beauftragte für die strategische Steuerung nationaler und internationaler Rüstungsaktivitäten der Bundeswehr, Gundbert Scherf, hat kürzlich beim 8. Clausewitz-Strategiegespräch in der Berliner Landesvertretung Sachsen-Anhalts erläutert, wie sich Streitkräfte künftig auf die strategischen Herausforderungen im CyberRaum einstellen. „Cyber-Bedrohung ist wie die Pest. Die bekämpft man vor allem durch bessere Hygiene und Prävention.“ So brachte es Scherf auf den Punkt. Mit seinem pointierten Statement wies der Experte aus dem Verteidigungsministerium auf die enorme Relevanz hin, die der Cyber-Raum und die Hybride Kriegsführung mittlerweile für das sicherheitspolitische Umfeld haben. Eine neue Quantität und Qualität der Bedrohung sei erreicht durch die weitreichenden Veränderungen, die sich im Kern um IT, Digitalisierung und Cyber drehten. „Wir reden von Umwälzungen, die die Handlungsfähigkeit der Streitkräfte – also den Kern der Bundeswehr – berühren“, so Scherf. Spionage, Cyber-Terror und SabotageAttacken – die Menge der Cyber-Angriffe wachse weltweit. Cyber-Angriffe mit potenziell verheerenden Folgen für die Funktionsfähigkeit von Staaten bezeichnete er als eine strategische Bedrohung. Angesichts dieser rasanten Veränderung stelle sich die Bundeswehr dynamisch und innovativ auf diese Lage ein. „Deutschlands Sicherheit wird auch im Cyberraum verteidigt“, sagte Scherf. Cyber-Verteidigung und der Aufbau von entsprechenden, professionellen Cyber-Fähigkeiten werden zu Kernauf- gaben der Bundeswehr. Dabei bleibe sie stets Parlamentsarmee. „Wir müssen Innovation neu denken. Wir müssen mehr an „Innovation outside in“ teilhaben.“ Hier hob der Experte die aktuellen Ideen zu Kooperationen des Ministeriums mit Experten aus Wirtschaft und Forschung hervor. Diese sei auch deshalb so wichtig, weil die Bundeswehr durch fortschreitende Digitalisierung von funktionsfähigen und sicheren Netzwerken abhängig sei – im Grundbetrieb wie im Auslandseinsatz. Diese Herausforderung habe die Bundeswehr erkannt und stelle sich ihr. „Wir müssen IT neu denken und Cyber-Sicherheit auf allen Ebenen einbauen“, erklärte Scherf. „Das Thema Cyber-Verteidigung wird wichtiger – es geht um die Zukunftsfähigkeit von Streitkräften.“ (jf) 29. Februar 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5 CAOC: Die Schaltzentrale von Andreas Berg Al Udeid. Von der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf wird seit Oktober 2014 die Operation „Inherent Resolve“ der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) geplant und überwacht. Auch acht deutsche Soldaten sind vor Ort, um von hier aus die Einsätze der deutschen Luftwaffenkräfte im türkischen Incirlik zu steuern. Das „Combined Air Operations Center“ (CAOC) liegt aus strategischen Gründen zentral in der arabischen Golfregion. Es ist für den gesamten Nahen Osten zuständig, dies umfasst die Einsatzgebiete Syrien, Irak und Afghanistan. Erstmals war der Gefechtstand im Februar 2003 voll einsatzbereit. Deutschland Armenien Foto: Joshua Strang / U.S. Air Force Das „Combined Air Operations Center“ in Katar: Zentrum für Operationen im Nahen Osten. ist mit seinem voll integrierten Planungsstab als eine von insgesamt 18 Nationen im CAOC vertreten. „Current Ops“ – das Herz des CAOC Einige hundert Arbeitsplätze stellen im Innern des Gefechtstandes die Synchronisation des täglichen Einsatzes von der übergeordneten strategischen Weisung bis auf die taktische Ausführungsebene sicher. Dazu sind Spezialisten für Satellitenkommunikation, Bildanalyse, IT-Netzwerke, Computerprogrammierung, Funk und Systemadministration nötig. Der sogenannte „Current Ops Floor“ im CAOC bildet das Herz des Gefechtstandes. Hier werden die gerade ablaufenden Operationen gesteuert. Gemeinsames Ziel aller Abteilungen ist das tägliche Erstel- Aserbaidschan Immer in Bewegung: Auf übergroßen Leinwänden wird im CAOC ständig die aktuelle Luftlage projiziert. len der sogenannten „Air Tasking Order“, die detailliert den Einsatz der Kräfte der Koalition im gemeinsamen Einsatzgebiet regelt. Alle wesentlichen Arbeitsplätze gliedern sich schichtfähig rundum die Uhr in die Bereiche offensive Operationen, defensive Operationen und Luftbeweglichkeit. Das deutsche Verbindungselement verfügt hier über ein nationales Büro. Dort ist nationale Informationstechnik installiert, um direkt mit Deutschland oder dem Kontingent in der Türkei kommunizieren zu können. Ist der Einsatzauftrag mandatskonform? Usbekistan China Türkei Turkmenistan Syrien Afghanistan Libanon Israel Iran Irak Jordanien Kuwait Saudi-Arabien Pakistan Katar Al-Udeid Oman Vereinigte Arabische Imirate Der höchste deutsche Repräsentant („Senior National Representative“) im Dienstgrad eines OberstKashmir leitet das Verbindungselement und ist gleichzeitig der sogenannte „Red Card Holder“ (RCH). Seine Befugnisse sind durch entsprechende Vorgaben aus Deutschland klar geregelt. Mit seinem Team stellt er sicher, dass der Einsatz deutscher Flugzeuge stets mandatskonform verläuft. Er würde, im Falle einer möglichen Auftragsanfrage an die deutschen Kräfte, die dem deutschen Mandat widerspräche, sinnbildlich eine rote Karte zeigen und damit verdeutlichen: Diesen Auftrag dürfen die deutschen Soldaten nicht ausführen. Planung und Durchführung des Flugbetriebs sicher. Sie beraten den RCH, welche Aufträge in welchen Gebieten vom Mandat des Deutschen Bundestages gedeckt sind und angenommen werden können. Koordinierung der Flüge Positive Resonanz zur Aufklärung Die deutschen Aufklärungstornados können vom CAOC für elektrooptische oder Infrarotbilder bei Tag und bei Nacht beauftragt werden. Die Aufklärungsergebnisse werden über gesicherte Leitungen an das deutsche Team in Al Udeid übermittelt. Auch der Bedarf für Luftbetankung seitens des deutschen Tankflugzeugs wird im CAOC, konkret in der sogenannten „Tanker Coordination Cell“ geplant und beauftragt. Demnach werden am Vortag des Einsatzes unter anderem Gebiet, Zeit, Höhe, Art, Umfang, Dauer und geplante Abgabemenge bekannt gegeben. Für den Einsatz der Flugzeuge Tornado und Airbus A310 MRTT stellt je ein deutscher Verbindungsoffizier die Auch in der „Coalition Intelligence Fusion Cell“ des CAOC, in der alle Aufklärungsergebnisse der Koalition zusammenlaufen, arbeiten ein Offizier und ein Feldwebel der Bundeswehr aus dem Bereich Militärisches Nachrichtenwesen. Mit ihrer Expertise beraten sie ebenfalls den deutschen RCH und bilden eine weitere wesentliche Schnittstelle zum Einsatzgeschwader in Incirlik. Besonders bemerkenswert ist dabei die positive Resonanz zu den Aufklärungsprodukten, die das deutsche Team bereits nach wenigen Tagen im Einsatz bekam. Grund hierfür: Die hervorragende Qualität der Bildauswertung in Zusammenhang mit der hochauflösenden Sensorik der deutschen Aufklärungstornados. NATO steckt Kurs für Ägäis-Mission ab Rückkehrerappell für AFTUR Soldaten Jemen Mit deutscher Führung: „Standing NATO Maritime Group 2“ soll Schleuseraktivitäten aufklären. ablegende Boote direkt stoppen. Da nur Griechenland in der EU ist, beide Staaten aber Mitglieder der NATO sind, wird das Bündnis zur Plattform für die Zusammenarbeit aller Akteure. Die NATO wird selbst keine Boote anhalten. Ihr Auftrag ist es lediglich, Schleuserbewegungen zu beobachten, auszuwerten und zu melden. In Kooperation mit Griechenland und der Türkei kommen die NATO-Einheiten auch in deren Hoheitsgewässern zum Einsatz. Türkische und griechische Schiffe werden ihre jeweiligen Hoheitsgewässer dagegen nicht verlassen. Die Seenotrettung ist – wie bei EU-Operation Sophia im Mittelmeer – nicht ausdrücklich Teil des militärischen Auftrages. Sie bleibt aber weiterhin die ständige Pflicht eines jeden Seefahrers. Die NATO hat deshalb festgelegt, dass Schiffbrüchige durch die Einheiten der SNMG 2 in der Regel wieder in die Türkei zurückgebracht werden. Flüchtlingen soll so der Anreiz genommen werden, die gefährliche Überfahrt zu wagen. Das Vorgehen der Schlepper wird dadurch erschwert. Die SNMG 2 steht derzeit unter deutschem Kommando. Auf dem Einsatzgruppenversorger „Bonn“ werden sich rund 210 deutsche Soldaten unter der Führung von Flottillenadmiral Jörg Klein an dem Einsatz in der Ägäis beteiligen. (kie) Foto: Wilke/Bundeswehr Brüssel. Mitgliedsstaaten der NATO haben sich vergangene Woche in Brüssel auf die Richtlinien zur Seeraumüberwachung in der Ägäis geeinigt. Die Türkei, Deutschland und Griechenland hatten dem Bündnis zuvor entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen. Vorgesehen ist, dass durch die „Standing NATO Maritime Group 2“ (SNMG 2) Informationen über die örtlichen Schleusernetzwerke gesammelt werden. Diese Informationen sollen dann der europäischen Grenzschutzagentur Frontex und den Sicherheitsbehörden in Griechenland und der Türkei bereitgestellt werden. Diese können so effektiver arbeiten – und die Türkei könnte Die „Bonn“: Führungsschiff der Standing NATO Maritime Group 2. Sanitz. Vergangenen Donnerstag ist der Einsatz „Active Fence Turkey“ mit einem feierlichen Appell formell und endgültig beendet worden. Dabei bedankten sich der Inspekteur der Luftwaffe Generalleutnant Karl Müllner, der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels und die Ministerpräsidenten Erwin Sellering aus Mecklenburg-Vorpommern und Torsten Albig aus Schleswig-Holstein bei den Rückkehrern. Für die Flugabwehr war es der längste Auslandseinsatz seit Gründung der Bundeswehr: Fast drei Jahre lang schützten rund 1200 Soldaten des Flugabwehrraketengeschwaders 1 die türkische Stadt Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. (eb) aktuell HINTERGRUND aktuell 7 Der Kampf um die Wahrheit Jeder Internet-Nutzer kann weltweit asymmetrische Konflikte verfolgen – nahezu in Echtzeit. von Patricia Franke Berlin. Raketenbeschuss in Kabul. Die italienische Botschaft wird im vergangenen Monat getroffen, zwei Sicherheitskräfte werden verletzt. Wenige Minuten später ist der Anschlag auf der Internetplattform liveuamap.com zu sehen. Ein Bild vom Großbrand vor der Botschaft inklusive. Via Twitter hatten die Betreiber der ukrainischen Plattform von dem Anschlag erfahren, die Informationen überprüft und auf ihrer Webseite geteilt. Verwendet wird dabei ein Algorithmus, der Twitter-Nachrichten speziell auf Schlüssel wörter wie „Explosion“ oder „Afghan Forces“ durchsucht. Ist ein „Tweet“ oder ein Bild mit einem sogenannten GPS-Tag versehen, kann bestimmt werden, von wo die Nachricht abgesetzt wurde. Auf der interaktiven Karte kann so jeder Internetnutzer bis ans Gebäude genau heranzoomen und sehen, wo die Raketen eingeschlagen haben. Augenzeugen als Berichterstatter Websiten wie liveuamap.com gewinnen als Informationsquelle aber auch als Propagandamittel bei Konflikten mit asymmetrischer Kriegsführung und mehreren Konfliktparteien immer mehr an Bedeutung. In Städten wie Kabul oder Aleppo ist die Lage unübersichtlich. Fast täglich kommt es zu Anschlägen, und oft ist nicht sofort klar, wer den Anschlag verübt hat: der „Islamische Staat“, die Taliban oder eine Rebellengruppe? Den Augenzeugen vor Ort kommt in Konfliktregionen dabei eine ganz besondere Rolle zu. Sie melden über soziale Netzwerke wie Twitter oft unmittelbar nach dem Geschehen, was sie gesehen haben. Die bereitgestellten Informationen sind frei verfügbar und können von jedem Internetnutzer verwendet werden. So funktioniert auch das Konzept der Betreiber von liveuamap.com. Vor zwei Jahren ging die Website in der Ukraine online. Zehntausend Menschen protestierten damals in Kiew gegen die Regierung von Präsident Viktor Janukowitsch. „Wir wollten der Welt einfach von den Protesten berichten”, erklärt der Ukrainer Rodion Rozhkovsky. Nur wenige englischsprachige Quellen habe es gegeben, die über die Krise berichteten. „Falsche Berichte gab es dafür umso mehr,” sagt Rozhkovsky der Redaktion der Bundeswehr. Nachdem der Nachrichtensender CNN die ukrainische Hauptstadt auf der Karte in Pakistan markiert hatte, beschloss Rozhkovsky, die Ereignisse in der Ukraine auf Englisch zu protokollieren und auf einer interaktiven Karte einzutragen. Vom Non-Profit- zum Start-up-Unternehmen Im August 2014 wurde die Seite bereits mehr als 100 000 Mal pro Tag aufgerufen. Aus dem Non-Profit-Projekt wurde ein Start-Up-Unternehmen, das sich vorwiegend aus Werbung finanziert und deren Dienste mittlerweile in den USA gehostet werden. Parallel dazu erweiterten die ukrainischen Betreiber die Karte auf die Krisenherde Syrien und den Mittleren Osten. Mittlerweile erfasst die virtuelle Karte die ganze Welt. Im Durchschnitt greifen 35 000 Nutzer täglich auf die Internetplattform zu. Hinzu kommen täglich 7000 Downloads der gleichnamigen App. Öffentliche Postings und Bilder als Quelle Einer, der solche frei verfügbaren Quellen für seine Beiträge nutzt, ist Julian Röpcke. „Ich nehme ungern Agentur-Meldungen, sondern lieber die Originalquellen, denn ich habe festgestellt, dass Meldungen von Nachrichtenagenturen nicht immer stimmen”, sagt der Politik- und Multimediaredakteur der Bild-Zeitung der Redaktion der Bundeswehr. Mithilfe der Geolokalisierung klärt Röpcke zunächst, ob Bilder tatsächlich an dem angegebenen Ort aufgenommen wurden. Dabei vergleicht er die Positionsdaten der Bilder mit frei zugänglichem Kartenmaterial, beispielsweise bei Google Earth. Parallel dazu verifiziert er, inwiefern sich die Informationen mit anderen Videos oder Beiträgen, beispielsweise vom Vortag, decken oder zeitgleich von anderen Konfliktparteien im Netz veröffentlicht werden. Damit kann er unter anderem auch Frontverläufe im Syrienkonflikt oder in der Ukraine bestimmen. Auf seinem privaten TwitterAccount hat Röpcke fast 34 000 Follower. Sein Ziel sei es, die Frei verfügbare Medien haben Einfluss auf moderne Kriegsführung Wahrheit in Krisenregionen herauszufinden und diese zu veröffentlichen. Schließlich werden im Netz auch gezielt Lügen verbreitet. „Bei den frei verfügbaren Quellen geht es nicht darum, von irgendjemandem die Informationen nachzuplappern, sondern zu schauen, welcher Informationswert hinter der Nachricht steckt, beispielsweise in den Bildern selbst, die veröffentlicht wurden“, erklärt der 32-Jährige. Veröffentlichte Bilder nutzten Röpcke und seine Kollegen auch in der Nacht der Pariser Anschläge im vergangenen November. „Es war eine konfuse Lage“, sagt er. „Wir haben versucht, nicht auf die Angaben der Nachrichtenagenturen zu warten, sondern haben auf Basis der Fotos und Videos, die vorhanden waren, versucht die Anschlagsorte zu bestimmen.“ Mittels Geolokalisierung und digitalen Karten von Google Maps, Bing Maps und Yandex Maps habe die Redaktion eine digitale Karte erstellt und nur wenige Stunden nach den Anschlägen detailliert über das Geschehene berichten könnten. Damit seien er und seine Kollegen weltweit die Ersten gewesen. Kimo Quaintance ist Experte für Cyberpower und National Security. Der US-Amerikaner lehrte unter anderem am George C. Marshall Center und an der Universität der Bundeswehr in München. Im Interview erklärt er die Vor- und Nachteile von frei verfügbaren Quellen als Grundlage für Berichterstattung und welchen Einfluss sie auf die moderne Kriegsführung haben. Herr Quaintance, vor fünf Jahren hat einer der weltweit bekanntesten Sprachwissenschaftler, Noam Chomsky, in einem Interview gesagt “Twitter ist kein Medium für einen ernsthaften Informationsaustausch”. Hat er Recht gehabt? Nein, das glaube ich nicht. In Bezug auf Kommunikation liegt Chomsky falsch. Twitter wird häufig kritisiert, zu oberflächlich zu sein. Es ist sicher kein Medium für eine Kommunikation auf höchster Ebene. Es eignet sich aber sehr gut, um Informationen und Argumente in kürzester Zeit auszutauschen und zu teilen. Es erlaubt Menschen, schnell und effizient mitzuteilen, was um sie herum passiert. Damit kann ein Bewusstsein für eine Situation in Krisenzei- ten geschaffen werden. Das wäre nicht möglich, wenn wir von traditionellen Medien abhängig wären. genutzt werden, dann glaube ich, dass es ein großer Vorteil sein kann, wenn sich Journalisten sozialer Medien bedienen. Es gibt Journalisten und Medien, die frei verfügbare Informationen aus dem Netz als Grundlage für ihre Berichterstattung nutzen. Welche Risiken birgt diese Art der Berichterstattung? Ich sehe höchstens ein Risiko, wenn Journalisten handwerklich nicht gut arbeiten. Guter Journalismus bedeutet, dass man sich verschiedener Quellen bedient, die Fakten überprüft und sich als Journalist nicht von Kommentaren aus den sozialen Medien abhängig macht, statt selbst raus zu gehen und sich ein Bild zu machen. In den USA werden Journalisten manchmal als etwas faul bezeichnet, wenn sie sich Quellen wie Twitter bedienen und nicht selbst vor Ort sind. Wenn die frei verfügbaren Quellen allerdings verantwortungsvoll und als Ergänzung Soziale Medien können allerdings auch als Propagandamittel missbraucht werden. Absolut. Dafür gibt es gerade sehr gute Beispiele im Ukrainekonflikt oder in Syrien. Obwohl viele Menschen von dort berichten, ist es schwer, ein klares Lagebild zu erhalten. Einige Menschen sind sehr hartnäckig und manipulierend. Egal ob es Rebellen oder Regierungen sind: Beide Seiten betreiben einen sehr hohen Aufwand, die öffentliche Wahrnehmung zu manipulieren. REDE, STATEMENT Welchen Einfluss haben soziale Medien auf die moderne Kriegsführung? FLUGZEUG, JET Es gibt zum einen den Aspekt, der laufende Operationen gefährdet. Im amerikanischen Militär gab es Fälle, dass Soldaten Fotos veröffentlicht haben, die Informationen, beispielsweise über ihren Standort oder geheim eingestuftes Material, enthielten. Das hat Aufständischen ermöglicht, Mörser oder Artillerie gezielt einzusetzen. Auf der anderen Seite sind Taliban oder Al-Shabab-Milizen sehr erfolgreich, indem sie beispielsweise ihre Sicht eines Ereignisses, etwa nach einem EXPLOSION ODER SPRENGUNG Anschlag, darstellen. Das macht es für die andere Seite wie reguläre Armeen schwerer, weil sie zunächst einmal Informationen über den Anschlag sammeln müssen. Wenn sie zwei Tage später dann ihre „Wahrheit“ veröffentlichen, haben die Rebellen bereits einen Vorsprung, da sie die Öffentlichkeit mit ihrer Sichtweise dominieren. Das hat einen großen Einfluss auf die moderne Kriegsführung, gerade wenn es darum geht, die „Hearts and Minds“ der Bevölkerung und deren Unterstützung für eigene militärische Operationen zu gewinnen. Foto: Privat Die Fragen stellte Patricia Franke. TRANSPORT ODER ZIVILES FLUGZEUG Was sind „Open Sources“? Der Begriff „Open Source“ ist nicht einheitlich definiert. Im Kontext von medialer Berichterstattung werden darunter frei verfügbare Quellen verstanden („Open Source Journalismus“). Jeder, der beispielsweise einen Computer besitzt, kann einen Blog starten, Videos oder Statusmeldungen posten und damit seine Gedanken der ganzen Welt zugänglich machen. Software-Entwickler verstehen unter „Open Source“ offene also frei verfügbare Quelltexte. Je nach Lizenz haben Anwender das Recht, die Software nach Belieben weiterzugeben, den ursprünglichen Quelltext zu erhalten oder die Software zu verändern und in veränderter Form weiterzugeben. Im Zusammenhang mit geheimdienstlicher Arbeit oder militärischer Aufklärung („Open Source Intelligence“) wird hingegen alles als „Open Source“ bezeichnet, was keine sensiblen Daten enthält, also nicht nachrichtendienstlich eingestuft ist. Darunter fallen Zeitungen, Bücher, Videos im Internet, Webseiten. Diese Quellen werden zur Aufklärung herangezogen und ausgewertet. GEWEHR, BEWAFFNETE MENSCHEN Interaktive Karte: Per Mausklick können Nutzer im Internet, wie hier bei liveuamap.com, verfolgen, was in verschiedenen Krisenherden passiert. Foto [M]: Screenshot www.liveuamap.com (23.02.2016)/RedBw 6 Berlin. Brigadegeneral Gerd Kropf hat vergangene Woche Reservisten zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. „Fast das gesamte territoriale Netzwerk von den Landeskommandos über die Kreisverbindungskommandos, Bezirksverbindungskommandos und RSU-Kompanien besteht aus Reservisten“, erklärt Kropf, der als stellvertretender Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben auch Beauftragter für Reservistenangelegenheiten ist, im Interview. Ziel sei, die Durchhaltefähigkeit der Lagezentren in den Landeskommandos und der Operationszentrale zu verstärken. Nicht zuletzt die Flüchtlingshilfe im Inland erfordere einen stärkeren Einsatz von Reservisten. „Was wir suchen, sind Angehörige der Allgemeinen Reserve, die in unsere sogenannte Verstärkungsreserve integriert werden.“ (eb) Das ganze Interview auf www. bundeswehr.de Heeresaufklärer trainieren Peschmerga Munster. Noch bis zum 6. März trainieren Soldaten der Heeresaufklärungstruppe in Munster Offiziere der kurdischen Peschmerga. Unter der Leitung von Oberst Norbert Hähnlein sollen die Soldaten der Peschmerga lernen, mit Hilfe einfacher technischer Hilfsmittel verwertbare Informationen zu gewinnen und für weitere militärische Operationen auszuwerten. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung sollen die Peschmerga die gewonnenen Erkenntnisse als Multiplikatoren im Irak weitergeben. (eb) 29. Februar 2016 NATO übt in Norwegen Bis zum 11. März läuft „Cold Response“ mit Beteiligung von 250 Bundeswehrsoldaten. von Markus Tiedke Vaernes. In Norwegen hat die „heiße Phase“ der Großübung „Cold Response“ begonnen. Auf Einladung der norwegischen Streitkräfte sind rund 14 000 Soldaten aus 14 Nationen nach Mittelnorwegen gekommen, um gemeinsam ihre Fähigkeiten im Winterkampf zu schulen. Cold Response wird alle zwei Jahre veranstaltet. Der Fokus liegt auf dem Zusammenwirken von Spezial- und spezialisierten Kräften. Einer der Kernaufträge in diesem Jahr: die Voraussetzungen für eine große amphibische Landung schaffen. NATO-Übung mit langjährigen Partnern Die meisten der teilnehmenden Nationen sind NATO-Staaten. Mit Schweden und Finnland beteiligen sich indes auch Länder, die seit langem verlässliche Partner, aber nicht Bündnisstaaten sind. Deutschland hat etwa 250 Soldaten nach Norwegen entsandt. Das Gros der Kameraden gehört der Division Schnelle Kräfte und dort vor allem der Luftlandeaufklärungskompanie 310 aus Seedorf an. Ferner sind Soldaten des Kommandos Spezialkräfte und Heeresflieger sowie Angehörige des Lufttransportgeschwaders 62 im Übungsraum eingesetzt. Kernaufgabe der Aufklärer aus Seedorf ist die Unterstützung der Spezialkräfte. Im Zuge der deutsch-polnischen Task Group 3 schaffen sie mit ihren Aufklärungsergebnissen die Grundlage für deren Einsätze. Die Fernspähkräfte der Kompanie sind in allen Klimazonen und Geländeformen einsetzbar. Die Bedingungen im hohen Norden stellen allerdings auch spezialisierte Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen. Das anspruchsvolle Gelände und schnell wechselnde Witterungsbedingungen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität. Bevor die Aufklärer in die zur Übung befohlenen Räume abrückten, unterzogen sie sich Mitte Februar noch einer speziellen Arktisausbildung. In den kommenden Tagen muss sich der neue Wirkverbund der Luftlandeaufklärungskompanie 310 nun bei der Übung bewähren. Als dienstältester deutscher Offizier hat Oberstleutnant Torsten Glockzin den Aufbau des Hauptquartiers der Task Group verfolgt: „Die Norweger organisieren das hier großartig“, sagt er in Richtung Gastgeber. Foto: Royal Navy Media Archive/Carl Osmond/Flickr Bedarf an Reservisten wächst BUNDESWEHR Foto: U.S. Marine Corps/Cpl. Dalton A. Precht/Flickr aktuell Special Operations Task Group „Wir hatten bislang eine strikte Trennung von konventionellen und spezialisierten Kräften sowie Spezialkräften. Mit der gemeinsamen Special Operations Task Group werden nun Einheiten mit unterschiedlichen Qualifizierungen eng zusammenarbeiten.“ Gerade die Luftlandeaufklärungskompanie 310 mit ihren vielfältigen Fähigkeiten sei dafür ein gutes Beispiel. „Ich bin sicher, dass die Angehörigen der Task Group gemeinsam ihren Teil zum Gesamterfolg der Operation beitragen werden“, sagt Glockzin. Foto: Bender/RedBw 8 Und Action: Britische Marines bei der Landung (o.). Das Großgerät wird bei den extremen Bedingungen einem Härtetest unterzogen (m.). Deutsche Fallschirmjäger bei Cold Response (u.) (Archiv). Visite in achttausend Metern Höhe Penzing. Beim Lufttransportgeschwader 61 erwartet Sanitätssoldaten ein Flug in einer zur Medical-Evacuation-Maschine umgerüsteten „Transall“. Zwölf Angehörige des Zentralen Sanitätsdienstes aus dem ganzen Bundesgebiet trainieren den Evakuierungseinsatz in der Luft. Einer von ihnen ist Feldwebel Mathias Edenharter, der sich hier zum „Flugmedizinischen Assistenten“ weiterqualifizieren will. Dafür macht er sich zunächst mit dem Flugzeug vertraut und wird zum „Additional Crew Member“, also zusätzlichen Besatzungsmitglied, ausgebildet. Dazu gehört, die Notfallausrüstung von der Ret- tungsinsel bis zum Magnesiumzündstab kennenzulernen. Vor dem Flug wuchten die Soldaten die zweieinhalb Tonnen schweren AirMedEvac-Ausrüstungsteile in die „Transall“ und richten zwei Patiententransportplätze für Intensivpatienten ein. Auch Liegeplätze für weitere Patienten rüsten die Soldaten ein. Dass Sanitätssoldaten die Ausrüstung selbst montieren können, ist wichtig. Im Einsatz sind sie dafür zuständig. Beim Start werden Soldaten und Ausrüstung leicht durchgeschüttelt. Die Versorgung der Patienten ist dabei aus Sicherheitsgründen untersagt. Da die Patienten bei MedEvac-Flügen bereits stabil und transportfähig sind, stellt das kein Problem dar. Auf dem Flug hört einer der zwei Intensivpatienten plötzlich auf zu atmen, sein Herz steht still. Sofort wird der Patient – es ist eine Puppe – vom Arzt und seinem Rettungsassistenten reanimiert. Nach dramatischen Minuten sind die Vitalfunktionen wiederhergestellt. Auch Edenharter beweist sich am Plastikpatienten: Um die Atmung zu sichern, intubiert er ihn. Die Atemwege werden dann mit einem Tubus freigehalten. „Das ist während des Fluges gar nicht so einfach. Bei dem Lärm und den Vibrationen muss man sich noch stärker konzentrieren, als ohnehin schon.“ Foto: Lenke/Luftwaffe Sanitätssoldaten aus ganz Deutschland trainieren beim AirMedEvac-Lehrgang den Einsatz in der Luft. Trainingsnotfall: Feldwebel Mathias Edenharter beim Reanimieren. Mitte des Jahres wird Edenharters Ausbildung abgeschlossen sein. Aber vor dem ersten AirMedEvac-Einsatz erwartet ihn noch ein Einsatz am Boden – im Kosovo. (neu) Der Beitrag „AirMed Evac-Lehrgang auf der C160“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. 29. Februar 2016 ZOOM aktuell 9 Gestern und heute: Lothar von Trotha schlug 1904 den Hereroaufstand brutal nieder (l.). Eine traditionell gekleidete Herero im Nordwesten Namibias (r.). Land der Nama und Herero Bis 1915 war Namibia Kolonie des Deutschen Kaiserreichs – heute ist das Land die zweitjüngste Nation Afrikas. Der „Südwester Reiter“ fällt Weihnachten 2013. Damals lässt Namibias Regierung das Symbol deutscher Kolonialzeit absägen und in einem Museum verschwinden. Bis dahin stand das Reiter standbild eines deutschen Kolonialsoldaten im Zentrum von Namibias Hauptstadt Windhoek. Dass der Bronzekrieger so lange durchgehalten hat, ist ein kleines Wunder. Schließlich steht er für einen brutalen Vernichtungskrieg, den die Deutschen in Namibia führten. Der Name des Landes an Afrikas Südwestflanke stammt von der Namibwüste, die sich an der Küste entlangzieht. Für diese Wüste nebst dem kargen Land dahinter interessierte sich lange niemand. Erst der Nach zügler unter den Kolonialmächten, das Deutsche Kaiserreich, beanspruchte 1884 das Gebiet, das heute der Staat Namibia ist. Die dort lebenden Völ ker, vor allem die Herero und Nama, wurden ins Abseits gedrängt. Das wenige gute Weideland besetzten deutsche Siedler. Als die Herero und Nama 1904 rebellierten, schickte das Kaiserreich eine Straf expedition unter Generalleutnant Lothar von Trotha. Der Veteran des Boxeraufstands galt selbst in der damaligen Zeit als „selbstsüchtiger und kaltherziger Mensch“ – so Namibia die Einschätzung seines Zeitgenossen Hermann von Wiss mann. Rund 80 000 Herero und Nama kostete die Nie derschlagung des Aufstands durch die Schutztruppe von WINDHOEK Swakopmund Trothas das Leben. Unabhängigkeit erst im Jahre 1990 Lüderitz Die Deutschen begründeten ein koloniales Apartheidsregime, das Namibia bis 1990 prägen sollte. Nach dem 1. Weltkrieg verlor das Kaiserreich seine Kolonie „DeutschSüdwestAfrika“. In der Folge verwaltete Südafrika das an Bodenschätzen reiche Land erst für den Völkerbund, dann für die Vereinten Nationen. Immer wieder versuchte Südafrikas BurenRegime, den Anschluss von „South West Africa“ zu erreichen, scheiterte aber an internationalem Widerstand. Die schwarze Bevölkerung begann sich politisch zu organisieren. Zur wichtigsten Partei wurde die „South West Africa People’s Organisation“, kurz SWAPO. Diese begann 1966 einen Guerillakrieg gegen Südafrika, der bis zum Sturz der Apartheid dauerte. Erst 1990 wurde Deutschlands ExKolonie als Namibia unabhängig. Bis zur Gründung des Südsudan 2011 war Namibia die jüngste Nation Afrikas. Heute leben dort rund 2,3 Millionen Menschen. SWAPO immer noch stärkste Partei Formal ist das Land eine Demokratie, aber die SWAPO ist seit der Unabhängigkeit die domi nante politische Kraft. Auch der jetzige Präsident, Hage Geingob, gehört noch zur Riege der alten SWAPOKader. Im Westen wird Namibia als stabiler Partner im fragilen Afrika geschätzt. Umstürze und Revol ten: Fehlanzeige. Bis jetzt sitzt die SWAPO fest im Sattel. Gründe dafür: Die Oppositionspar teien sind konzeptionslos und die SWAPO kann als einzige Massenpartei in allen Volksgruppen mobilisieren. Zudem gibt es eine innerparteiliche Pluralität, die den einzelnen SWAPOFraktio nen den Zugang zur Macht ermöglicht. Seit der Unabhängigkeit wechselten sich drei Präsidenten der Partei ab, ohne die Macht für sich zu vereinnahmen. Nicht der Normalfall auf dem Kontinent. „Deutschland ist kein herausragender Fixpunkt für Namibia.“ Henning Melber, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Pretoria in Namibia, ist selbst „Deutschnamibier“. Er kennt das Land wie seine Westentasche. Herr Melber, welche Rolle spielt die deutschsprachige Minderheit in Namibia? Von den sogenannten „Deutschnamibiern“ gibt es geschätzt noch rund 20 000, was gerade mal ein Prozent der Bevölkerung ausmacht. In der Politik spielen sie keine Rolle mehr, aber in der Wirtschaft. Dort prägen sie den klassischen Mittelstand. Einige betreib e n Farmen. Ansonsten sind Rechtsangelegenheiten, das Handwerk, Gastronomie und Handel typische Berufsfelder unter deutschstämmigen Namibiern. Wie wichtig ist Deutschland noch für Namibia? In der Entwicklungshilfe ist die Bundesrepublik Deutschland der wohl wichtigste Partner. Aber Deutschland ist kein herausragender Fixpunkt für die ehemalige Kolonie. Südafrika ist die Regionalmacht, an der sich Namibia vor allem orientiert. Daneben gibt es in den letzten Jahren eine zunehmende „Go East“ Tendenz. Namibia baut seine Wirtschaftsbeziehungen zu China aus und pflegt auch gute Kontakte zu Nordkorea. Ein nordkoreanisches Unternehmen hat sogar den neuen Sitz der namibischen Regierung in Windhoek gebaut. Was ist die größte Herausforderung für Namibia mit Blick in die Zukunft? Die Wirtschaft muss dem Klimawandel angepasst und nachhaltiger werden. Hier sehe ich noch keine erfolgversprechenden Strategien. Die Dürreperioden nehmen zu. Ertragreiche Landwirtschaft, in der noch fast die Hälfte der Namibier arbeitet, ist immer weniger möglich. Zudem muss Namibia in Produkte investieren, deren Wertschöpfung nachhaltig für das Land ist. Südafrika mit seinem weltweit erfolgreichen Rooibostee wäre ein Beispiel. Bis jetzt dominiert eine Wirtschaftspolitik über Konzessionsvergabe an ausländische Konzerne. Die Fragen stellte Björn Müller Foto: dpa/pa (3) von Björn Müller 10 aktuell SPORT Erfolg ab seits des Rampenlichts spielen Mannschaften, die nur aus Vollprofis bestehen.“ Stamm spricht ein Problem an, das ihm sehr am Herzen liegt. In Deutschland ist Wasserball eine Randsportart. Tonangebend in dem Sport sind Ungarn, Italien und diverse Länder, die aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangen sind. „Dort ist das eine ganz andere Hausnummer – eine Art Volkssport. Hier kann es passieren, dass in der Bundesliga zehn Zuschauer in der Halle sind“, beklagt Stamm. Der Athlet nennt dafür zwei Gründe: Zum Einen sei die Jugendar- Zudem sei die Trainerausbildung in Südosteuropa wissenschaftlicher. Für Stamm selbst ging es sportlich steil nach oben: Mit gerade einmal 16 Jahren spielte er das erste Mal in der Bundesliga. Ein Jahr später berief ihn sein Vater – damals Bundestrainer – in die Nationalmannschaft. „Das hat es nicht unbedingt einfacher gemacht“, sagt er. Man wurde teilweise komisch ange- guckt. Viele waren der Meinung, ich hätte das nur wegen meiner Familie geschafft.“ Erfolg rufe eben immer auch Neider hervor. beit in diesen Ländern viel besser aufgestellt. „Während hier pro Jugendgruppe zehn junge Sportler im Becken schwimmen, sind es dort 100“, sagt Stamm. Doch der Sportsoldat biss sich mit Leistung durch. Inzwischen stehen zehn Deutsche Meistertitel und 210 Länderspiele auf seinem Konto. „Die Anfangszeit hat mich geformt und zu dem gemacht, was ich heute bin“, sagt Stamm, der seit 2007 bei der Bundeswehr ist. Ein Saisonziel bleibt noch übrig Mit seinem Spandauer Verein ist Stamm Mitte Februar aus der Champions League ausgeschieden. Die Meisterschaft scheint so gut wie sicher. Bleibt noch ein Ziel in dieser Saison für den Sportsoldaten: Olympia in Rio. Für Stamm wären es nicht die ersten Spiele. Bereits 2008 in Peking war er dabei, als die deutsche Mannschaft Zehnter wurde. „Ich kenne das Gefühl. Das nochmal zu erleben, wäre schon geil. Vor vier Jahren in London hat es ja nicht gereicht“, sagt Stamm. Die erste Chance zur Qualifikation haben die Wasserballer jedoch vergeben. Bei der Europameisterschaft in Belgrad Ende Januar landete die Nationalmannschaft auf einem enttäuschenden elften Platz. Aber noch ist Rio nicht abgehakt. „Anfang April steigt das letzte Qualifikationsturnier in Italien“, weiß Stamm. „Die ersten Vier sind bei Olympia dabei. Da geht es dann um alles.“ Foto: Bienert/RedBw (5) Deutschen Wasserballs. Er führte die Wasserfreunde ab 1979 zu 14 Deutschen Meistertiteln in Folge. Dazu kamen zwei EuroWasserballer und Sportsoldat pameistertitel und eine Marko Stamm führt die WM-BronzeWasserfreunde Spandau medaille mit von Titel zu Titel. der Nationalmannschaft. Heute ist er Präsident des Vereins Wasserfreunde Spandau 04. „Da sind die Fußstapfen ziemlich groß“, konstatiert Marko. „Meine Eltern wollten mir zuerst den Druck ersparen, auch so erfolgreich sein zu müssen. Aber irgendvon Stefan Rentzsch wann haben sie sich damit abgefunden, dass Berlin. Wer im deutschen Was- ich Wasserball spiele.“ serball etwas gewinnen will, Die Spandauer besitzen muss bei den Wasserfreunden quasi ein Abo auf die DeutSpandau spielen. Der Berliner sche Meisterschaft. Seit 1979 Verein ist die Topadresse in der gewann der Verein 34 von 37 Bundesliga. Einer der besten Titeln. Auch in dieSpandauer ist Stabsunteroffi- ser Saison sieht es zier (FA) Marko Stamm. Er ist gut aus. Alle Kapitän der Mannschaft. zwölf Spiele k o n n Der Apfel fällt nicht weit ten die Wasservom Stamm freunde Der 27-Jährige Sportsoldat spielt b i s h e r bereits seit der C-Jugend bei den gewinWasserfreunden. „Ich habe schon n e n . bei meiner Geburt bei dem Ver- D a s ein unterschrieben“, scherzt er. l e t z t e Und das, obwohl seine Eltern Match am zunächst genau dies verhindern v e r g a n g e wollten. „Bis ins Alter von 13 Jah- nen Dienstag ren habe ich quasi jede Sportart gegen die White ausprobiert – Fußball, Tennis, Sharks Hannover Judo, Hockey, Schwimmen. Nur endete 14:6. „Die Konkurrenz vom Wasserball wollten meine in der Bundesliga ist nicht wirkEltern mich fernhalten“. lich groß“, sagt Stamm. „Wir Der Grund: Sein Vater Hagen freuen uns deswegen immer auf Stamm ist eine Legende des die Champions League. Dort 29. Februar 2016 Treffer: Marko Stamm im Spiel gegen die Mannschaft von ZF Eger . Noch lange nicht genug Winterberg. Hauptfeldwebel Tatjana Hüfner ist eine der erfolgreichsten Rodlerinnen überhaupt. Einmal Olympia-Gold und sechs Weltmeistertitel gehören zu ihrer Trophäensammlung. Von 2008 bis 2012 gewann sie fünf Gesamtweltcups in Folge. Das hat bisher keine andere Rodlerin geschafft. Doch in der Folge reichte es nur noch für zweite und dritte Plätze. Ihre Dauerrivalin Natalie Geisenberger verdrängte sie mehr Foto: dpa(pa Rodlerin Hauptfeldwebel Tatjana Hüfner läuft im Alter von 32 Jahren zur Hochform auf – und will weitermachen. Rasant: Sportsoldatin Tatjana Hüfner auf der Bahn in Insbruck. und mehr vom Rodelthron. Und im vergangenen Sommer stoppte sie zudem ein Achillessehnenriss. Doch Hüfner ist eine Kämpferin. Dem Motto „Hinfallen ist OK – nur Liegenbleiben nicht“ folgend, wurde sie rechtzeitig wieder fit und rodelte im Alter von 32 Jahren die erfolgreichste Saison seit 2012. Diesmal reichte es zwar wieder nur für den dritten Rang hinter Geisenberger und der Russin Tatjana Iwanowa. Doch ihre drei Weltcupsiege in Oberhof, Altenberg und Winterberg zeigen, dass die Formkurve wieder deutlich nach oben geht. „Was für eine Saison. Ich bin überglücklich. Vielen Dank an alle, die mich so großartig dabei unterstützt haben, mich wieder ran zu kämpfen“, fasste Hüfner ihre Gefühle nach dem Saisonfinale in Winterberg zusammen. In Altenberg sicherte sich die gebürtige Neuruppinerin zudem erstmals die Europameisterschaft. „Europameisterin war ich noch nie, der Titel kommt also in der Sammlung dazu“, freute sich Hüfner. Die drei Siege im Jahr 2016 scheinen der Berufssoldatin Lust auf eine weitere Saison gemacht zu haben: „Ich lasse mich nach meiner Verletzung jetzt medizinisch durchchecken. Aber es sieht so aus, als könnte ich meine Karriere noch fortsetzen“, sagt Hüfner. Vielleicht kann sie ja im nächsten Jahr ein Stück vom Thron zurückerobern. (sr) 29. Februar 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 bei uns Gleichgültigkeit.“ Die Wirtschaftsjunioren entschieden, etwas gegen dieses Desinteresse zu unternehmen. Sie als Bürger wollten – unabhängig von Politik und Staat – ein Zeichen setzen, um ihre Verbundenheit mit den Soldaten fern der Heimat zu signalisieren. So stellten sie das erste Willkommensplakat als Dankeschön für die heimkehrenden Soldaten und Information für die Chamer Bevölkerung auf. Die Aktion „Brückenschlag“ war geboren. Er hätte nie gedacht, dass die Plakataktion so gut ankommt, staunt Stangl noch heute über die überwältigende Resonanz, die das erste Begrüßungsschild auslöste. „Die Soldaten wussten nichts von der Aktion und waren entsprechend überrascht, als sie sich selbst riesengroß auf einem Plakat sahen. Viele haben mir erzählt, sie hätten beim Anblick Gänsehaut bekommen.“ Mittlerweile stellen die Wirtschaftsjunioren nach jedem Auslandseinsatz ein neues „Dankeschön“ auf und unterstützen die Soldaten und ihre Familien auch auf andere Weise. Sie schicken Alltagsgegenstände an ferne Einsatzorte, schreiben Grußbotschaften aus der Heimat und organisieren Vorträge in Schulen zum Thema Auslandseinsatz. Dass sie nun dafür den Preis erhalten haben, freut Stangl sehr. Insbesondere, weil sie von der Truppe für diesen Preis vorgeschlagen wurden: „Der Preis ist ein Zeichen zurück an uns. Das motiviert zum Weitermachen.“ Eine Motivation zum Weitermachen Die „Wirtschaftsjunioren Cham“ erhalten den Preis der Bundeswehr für ihre langjährige Unterstützung von Soldaten im Einsatz. von Stefanie Hutschenreuter Ortsmarke. Bei offiziellen Anlässen trägt Dr. Andreas Stangl stets eine gelbe Schleife am Revers. Ab und zu sprechen ihn Fremde darauf an und fragen, wozu der Anstecker denn gut sei. Seine Antwort: „Die gelbe Schleife ist ein Symbol für meine Solidarität mit den Menschen, die in fernen Ländern ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren.“ Denn seit Jahren setzt sich der Anwalt für Bau- und Mietrecht in seiner Freizeit für die Belange von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz ein. 2009 rief er das Projekt „Brückenschlag“ der „Wirtschaftsjunioren Cham“ ins Leben, das immer wieder aufs Neue Brücken zwischen der Bevölkerung und den in der Region Cham stationierten Soldaten baut. Für dieses außergewöhnliche Engagement erhielten die Chamer Wirtschaftsjunioren und Projektleiter Andreas Stangl nun die Auszeichn u n g „Bundeswehr und Gesellschaft“. Foto: Schmidt/RedBw (oben), Damit sind sie die ersten Träger des Preises, der mit 2500 Euro dotiert ist. Die erste Begegnung: Wie alles begann Den Anstoß, „etwas tun zu müssen“, gab ein Gespräch Stangls mit einem Feldjäger aus Roding, der sich darüber beklagte, wie wenig die Bevölkerung über die Auslandseinsätze der Soldaten informiert sei. Stangl lud ihn kurzerhand zu einem Vortrag über seine Afghanistan-Einsätze bei den „Wirtschaftsjunioren Cham“ ein. Die Initiative vernetzt junge Unternehmer und Führungskräfte im Landkreis Cham (Bayern). Ein Satz des Soldaten blieb Stangl und den anderen Zuhörern dabei besonders in Erinnerung: „Während die Soldaten aus anderen Nationen am Einsatzort von wildfremden Personen Briefe und Pakete erhalten, herrscht Die Aktion wird zum Projekt Stangls Triebfeder sind seine Erfahrungen als Wehrdienstleistender zu Zeiten des Golfkriegs. Damals erlebte er Anfeindungen aus der Öffentlichkeit, obwohl er nur seinen Dienst tat. Er empfand das als „falsche Welt“: „Ich kann also gut nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn man keine Anerkennung von anderen erhält.“ Einsatz in den eigenen vier Wänden Oberleutnant zur See Daniel Schreiter im fliegenden Wechsel zwischen Dienst und Familie. Cuxhaven. Einmal im Jahr durchlaufen Soldaten die Sanitätsausbildung, werden darauf vorbereitet, im Fall der Fälle zu handeln. Dass ihm das ausgerechnet bei der Geburt seines vierten Kindes zugute kommen würde, damit hätte Oberleutnant zur See Daniel Schreiter allerdings nicht gerechnet. An einem Tag im Dezember 2015 muss alles ganz Foto: privat schnell gehen. Seine Ehefrau ist schwanger, bekommt plötzlich unerwartet heftige Wehen. Der Familienvater ruft die Hebamme an. Während der Rettungswagen noch auf dem Weg ist, erklärt sie ihm am Telefon, was zu tun ist. 13 Minuten später ist der kleine Edgar auf der Welt. „Meine Frau und ich mussten die Geburt bis zum Eintreffen der Rettungskräfte allein bewerkstelligen“, sagt Schreiter. Über den Einsatz der Hebamme sei die Familie sehr dankbar. „Auch für sie war die Situation neu, und sie hat sehr besonnen reagiert.“ Die Verbindung zur Technik und zur Luftfahrt war ihm schon früh gegeben und so leistet der 35-Jährige seinen Dienst im Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“. Als Technischer Offizier kümmert er sich um den Klarstand der Luftfahrzeuge. Künftig wird Schreiter mit wenigen anderen Kameraden ein Kompetenzteam bilden, das den neuen Marinehubschrauber NH 90 in die entsprechenden Teilstreitkräfte einführen wird. „Als Teil dieses Teams, vorausgesetzt ich bestehe alle Prüfungen, werde ich der erste Systemprüfoffizier der Marine für den NH 90 im Bereich Avionik sein“, sagt der gebürtige Bonner. Seine Aufgabe wäre also, die Hubschrauber nach Instandhaltung für den Flugbetrieb wieder freizugeben. Als Ausgleich zum Dienst treibt der Oberleutnant zur See viel Sport. Radfahren und Schwimmen sind seine Stärken – 2011 gewinnt er sogar die Marineschwimmmeisterschaften über 200 und 400 Meter im Freistil. „Den Kopf bekomme ich nur beim Schwimmen frei“, sagt Schreiter. Doch am wichtigsten ist ihm die Zeit mit seinen Liebsten. Und mit dem jüngsten Familienmitglied bleibt es daheim auch ziemlich aufregend. (sab) Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Ich würde wie ein Pinguin mühelos durchs Wasser flitzen können. Was ist Ihr höchstes Gut? Körperliche und seelische Unversehrtheit meiner Familie. Was treibt Sie an? Meine Familie und der ungebrochene Glaube an das Gute und die Gerechtigkeit. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Unehrlichkeit und Neid. Welches Lied singen oder hören Sie gern? Ich singe nur Kinder- und Gutenachtlieder – meine Kinder nehmen mir die schiefen Töne nicht übel. Was ist ihr Hauptcharakterzug? Dickköpfigkeit! Wozu können Sie nicht „Nein“ Sagen? Wenn mich jemand fragt: Kannst Du mir helfen? Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit? Ich bewundere alle, die ihren Partner auch in langen schwierigen Zeiten treu begleiten. Was ist Ihre Lieblingstugend? Pünktlichkeit. Wie lautet ihr Lebensmotto? Die Zehn Gebote kommen dem nahe, woran ich mich halten will. 12 aktuell VERMISCHTES 29. Februar 2016 Im Burger ist der Wurm drin Insekten gelten als gesunde und effiziente Nahrungsquelle, die zudem auch gut schmeckt. Weg frei für Gliederfüßer? Was dem Asiaten der Schweine braten, ist dem Deutschen die ge röstete Tarantel. Ein Schmankerl, das in der eigenen Welt fremd ist. Doch Geschmäcker ändern sich, Insekten gelten mittlerweile auch in westlichen Gegenden als genießbar. Rechtlich ist der Weg nun frei zum Verzehr: Mit dem Jahreswechsel ist eine entsprech ende EUVerordnung geändert und die Einfuhr von exotischen Nahrungsmitteln erleichtert worden. Sofern solche Zutaten in anderen Ländern nachweis lich mindestens 25 Jahre keine gesundheitlichen Schäden nach sich gezogen haben, werden sie automatisch zugelassen. In Europa könnten somit Insekten und Insektenerzeugnisse schon bald auf dem Teller landen. Bisher war ihr Verkauf einge schränkt, da ihre Verträglichkeit noch nicht ausreichend getestet worden war. Eine Einschätzung der Ernäh rungs und Landwirtschaftsor ganisation der Vereinten Nati onen klingt, als seien Insekten 016 08/2 das neue Superfood: Die Tier chen sind reich an Proteinen und gesunden Fetten, haben hohe Kalzium, Eisen und Zinkwerte. Im Vergleich zu anderen Nutztie ren mit ähnlichem Proteingehalt punktet die Insektenzucht durch Effizienz, da nur ein Bruchteil an Land und Futter verwendet wer den muss. Bis zu 80 Prozent Eiweißgehalt Der Eiweiß, Fett oder Vita minanteil variiert je nach Art und Entwicklungsphase der Insekten. Zu den TopLieferanten zählen Heuschrecken und Grillen mit einem Eiweißgehalt von fast 80 Prozent in der Trockenmasse. „Definitiv ein Nahrungsmittel der Zukunft“, sagt Stabsfeldwe bel Thomas Reit, Diabetesbera ter am Bundeswehrkrankenhaus Westerstede. Wissenschaftler haben mittlerweile um die 2000 essbare Insektenarten ermittelt, sie sind das täglich Brot von Mil lionen Menschen in Südostasien, Lateinamerika und Afrika. Vor dem Hintergrund der Überbevöl kerung und der Suche nach neuen Nahrungsquellen könnten Krab beltiere die Zukunft sein. Insek tenliebhaber schätzen den leicht nussigen Geschmack und die viel fältigen süßen, wie salzigen Zubereitungsmöglichkeiten. Grillenmehl-Chips aus den USA In einigen Ländern wird schon seit ein paar Jahren nicht nur mit hilfe nationaler Verordnungen, sondern auch mit Kreativität ver sucht, das Insekt an den Mann zu bringen. Seit 2014 kann man sich in den USA sogenannte „Chirps“, Chips aus Grillenmehl, liefern lassen. Wer sich für die nächste Party mit proteinhaltigen Snacks eindecken will, kann das bei einer Foto: Imago (2) von Antje Laenen Proteinreicher Snack: Heuschrecke im Schokomantel niederländischen Supermarkt kette tun: Mehlwürmer, Buffalo würmer und Wachsmottenlarven, verarbeitet zu „buggy balls“und „buggy burgers“. Oder Lust auf Burger? In Belgien bieten Res taurants Insektenburger an. Hier zulande will ein Osnabrücker StartUp den „BuxBurger“, her gestellt aus gemahlener Larve des Getreideschimmelkäfers, europa weit salonfähig machen. Wer bei dem bloßen Gedan ken an Gliederfüßer auf dem Tel ler den Würgereiz unterdrücken muss, sei erinnert, dass in Deutschland im 19. Jahrhundert Maikäfersuppe auch kein Stirn runzeln hervorgerufen hat. Es muss ja nicht gleich eine glasierte Spinne sein, geröstete Mehlwür mer schmecken wie Reis und kosten nicht ganz so viel Über windung. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 08/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PC´s bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 06/2016: 3 5 8 7 Gewonnen hat: Andreas Buch Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.