Was ändert sich im Jahr 2012?

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Was ändert sich im Jahr 2012?
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13. JAHRGANG
I N F O R M A T I O NEN ZUM T H EM A Ü B E R S E T ZUN G , D O KUMEN T A T I O N UN D S O F T W A R E
zwischen zum Arbeitsalltag vieler und werden an
Bedeutung gewinnen. Für
die Zeit eines Projekts
oder für eine bestimmte
Aufgabe arbeiten Autoren,
Entwickler, Terminologen,
Übersetzer und Lektoren
zusammen. Sie teilen ihr
Wissen und stimmen mit
modernen Kommunikationstechnologien
ihre
Aufgaben
aufeinander
ab. Die Herausforderung
der kommenden Jahre
wird darin bestehen, diese neuen Organisationsformen auf alle Phasen
des Produktlebenszyklus
zu erweitern und überflüssige Hindernisse in der
Kommunikation und in
der Zusammenarbeit abzubauen. Dies bedeutet
zum einen die verstärkte
Einführung oder Optimierung kollaborativer Technologien wie Plattformen,
Konferenzsysteme, Wikis
und Instant Messaging.
Zum anderen werden Methoden und Maßnahmen,
die einen reibungslosen
Austausch der benötigten
Informationen und Daten
unterstützen, stärker Anwendung finden. Das heißt v. a. die Standardisierung von Inhalten sowie auch die Vereinheitlichung von Fachterminologie.
Was ändert sich im Jahr 2012?
„Bald werden Übersetzungsmaschinen neben Schallplatten und Farbaufnahmen an
erster Stelle der wichtigsten Technologien zur
Verbreitung von Kultur und Wissenschaft stehen1“. Dieses Zitat Ende der 50er Jahre aus
den frühen Zeiten von maschinellen Übersetzungen belegt wie Prognosen und Wunschdenken oft nebeneinander liegen.
Was bringt uns das Jahr 2012? Wie wird es
möglicherweise unser Handeln und unsere Entscheidungen beeinflussen? Die drei
Stichwörter „komplex“, „umfangreich“ und
„kurzlebig“ prägen zunehmend die Arbeitsweise von Redakteuren und Übersetzern. Sie
können die Mengen und Inhalte nicht mehr
allein zu wirtschaftlichen Bedingungen produzieren. Modulare Technologien und neue
Formen der Zusammenarbeit gehören in1 Delavenay, Emile: An Introduction to Machine
Translation; Thames and Hudson, London,
1960, S. 117, eigene Übersetzung
Zu den neuen Organisationsformen gesellen
sich die sozialen Netzwerke hinzu, die aber
unternehmensseitig noch lang keine herausragende Rolle für die Produktion von Dokumentationen und Übersetzungen spielen
werden. Netzwerke wie Facebook oder Twitter
dienen eher zum Testen bestimmter Marketing-Konzepte, zur Bekanntmachung von Produkten oder zu Werbezwecken. Professionelle
Netzwerke wie Xing, Proz oder LinkedIn werden vordergründig für das Suchen von qualifiziertem Personal oder für die Suche nach
Informationen genutzt.
Die Basistechnologien unserer Branche sind
bereits vorhanden und teils ausgereift. Einige
Schwerpunkte werden sich aber verschieben.
Im Grunde werden alle Funktionen vorhandener Technologien ausgebaut, die ein gemeinschaftliches Arbeiten über das Internet
T E R M I NE
➔CIUTI Forum 2012
26. - 27.01.2012 in Genf, Schweiz
www.ciuti.org
➔LEARNTEC
31.01.2012 - 02.02.2012 in Karlsruhe
www.learntec.de
➔CeBIT
06. - 10.03.2012 in Hannover
www.cebit.de
➔ 19th ICC Annual Conference 2012
ICC - INTERNATIONAL LANGUAGE NETWORK
09. - 10.03.2012 in Pilsen, Tschechien
www.icc-languages.eu/
➔ Frühjahrsschule Softwarelokalisierung
Hochschule Anhalt Köthen
12. - 16.03.2012 in Köthen
www.inf.hs-anhalt.de
➔ GALA 2012: The language of business,
the business of language
26. - 28.03.2012 - Monte Carlo, Monaco
www.gala-global.org
➔ HANNOVER MESSE 2012
23. - 27.04.2012 in Hannover
www.hannovermesse.de
➔EACL-2012
23. - 27.04.2012 in Avignon, Frankreich
http://eacl2012.org
➔ tekom Frühjahrstagung 2012
26. - 27.04.2012 in Karlsruhe
www.tekom.de
Z e rtifi z i e rt n a c h :
DIN EN 15038
Language Industry Certification System
I N H A L T / I M P R E S S UM
Was ändert sich im Jahr 2012?.................. 1-2
Terminologie: Die Sprache der anderen......... 3
Standards und Übersetzungen................... 3-4
Bildnachweise:
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eigene Abbildung;
www.istockphoto.com/3007829
Die D.O.G.news sind eine Publikation der
D.O.G. Doku­men­tation ohne Grenzen GmbH.
Die D.O.G. GmbH bietet Dienst­leistungen rund
um die mehrsprachige Doku­men­t a­t ion an, wie
Fachübersetzungen, technische Redak­tion und
Softwareent­wicklung. Die D.O.G. GmbH ist nach
der Norm DIN EN 15038 zertifiziert.
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www.multilingual-products.com • www.errorspy.com
V. i. S. d. P.: Dr. François Massion,
Geschäftsführer der D.O.G. GmbH
01
Wir nehmen Qualität beim Wort.
ermöglichen. Das bedeutet Merkmale wie:
Informationsaustausch (z. B. Plattform, virtuelles schwarzes Brett, …), Kompatibilität zu
Standards (wie z. B. XLIFF in der Übersetzungsbranche oder TBX im Terminologiebereich),
Versionierungs- und Änderungsverfolgung,
Qualitätssicherung verbunden mit linguistischer Intelligenz. Konkret werden also Übersetzer und Redakteure nützliche Verbesserungen an ihren Werkzeugen beobachten.
Das kann etwa bei Redaktionssystemen eine
Erweiterung des Variantenmanagements und
des Review-Prozesses oder bei TMS eine bessere Wiederverwendung von Subsegmenten
oder eine optimierte Integration maschineller
Übersetzungssysteme sein. Auch Komponenten, die die Zusammenarbeit von Übersetzern
ermöglichen, werden bei TMS ausgebaut, wie
das Dashboard von MemoQ zeigt.
Lektorataufgaben rücken aufgrund der fragmentierten Arbeitsweise von Projektgemeinschaften tendenziell in den Vordergrund. Nicht
nur Übersetzer und technische Redakteure,
sondern zunehmend weitere Personenkreise
müssen Korrekturaufgaben übernehmen, die
die Arbeitsumgebung von Redakteuren oder
Übersetzern nicht kennen. Es bleibt daher für
Softwareanbieter eine Herausforderung, für einen nahtlosen Austausch von Korrekturen zwischen Lektoren und Redakteuren bzw. Übersetzern zu sorgen. Die einen fügen ihre Korrekturen
meistens in fertiggelayoutete Vorlagen ein. Die
anderen bevorzugen oft für ihre Arbeit ein von
CMS oder TMS unterstütztes XML-basiertes
Format. Mehrere Lösungsansätze sind bereits
am Markt vorhanden. Sie werden über die
kommenden Jahre weiter verfeinert.
Softwareintegration wird durch preiswerte
oder gar kostenlose Programmierschnittstellen
(APIs) gefördert. Die Anzahl der webbasierten
Lösungen, bei denen Anwender die entsprechende Software nicht mehr auf ihrem eigenen Rechner benötigen, wird wachsen.
Was sich in den letzten Jahren bereits abgezeichnet hat, wird nun verstärkt: Terminologie
und Qualitätssicherung gewinnen aufgrund der
fragmentierten Produktion von Dokumentationen zunehmend an Bedeutung. Die Dokumentation, die Endbenutzer zu sehen bekommen,
stammt manchmal bis zu 90% „aus der Konserve“ und hat viele Urheber. Sie bearbeiten
oft ihren Teil, ohne den Gesamtzusammenhang
zu kennen. In der Praxis heißt es beispielsweise, dass ein wenig geändertes Kapitel eventuell vor 5 Jahren geschrieben wurde. Es verwendet einen Stil und eine Terminologie, die heute
nicht mehr ganz gültig sind. Übersetzungen
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basieren auf einer noch feineren Granularität,
denn gängige Übersetzungssysteme speichern
einzelne Sätze. Die Übersetzung des besagten
Kapitels wurde somit u. a. über mehrere Jahre durch 5 oder 10 verschiedene Übersetzer
erstellt. Der Druck wächst daher auf Firmen,
für eine standardisierte Terminologie und für
einen einheitlichen Schreibstil sowie für eine
einheitliche Informationsstruktur zu sorgen.
Das betrifft auch die Datenbestände in Redaktionssystemen oder Translation Memories,
die über Jahre gewachsen sind. Hier besteht
ein großer Nachholbedarf, den Übersetzer und
Redakteure zunehmend mit Hilfe von Technologien und gut organisierter Terminologiebestände lösen werden.
Langsam werden die Grenzen zwischen Dokumentation und Wissen verschwinden. Denn
Redakteure schreiben für eine wachsende
Zahl unterschiedlicher „Informationsträger“.
Sie werden verstärkt auf semantische Methoden und Technologien zurückgreifen, die ja in
unserer globalen Welt multilingual sein müssen. Beispiel: Suchwörter auf Internet-Seiten.
Single Source Publishing auf XML-Basis ist
bereits seit Jahrzehnten ein bewährtes Konzept. Nun kommen auf breiterer Basis weitere Medien zum Zuge. Interaktive Medien wie
iPad und vergleichbare Produkte sowie elektronische Bücher eignen sich sehr gut für die
Verteilung und Aktualisierung technischer Dokumentationen bei Endkunden. Darüber hinaus werden zukünftig Redakteure tendenziell
mehr Informationen für sehr unterschiedliche
Einsatzsituationen in der Entwicklung, im Vertrieb und im Support generieren.
Zur technischen Dokumentation gehören auch
Softwareprodukte für Maschinen und mobile
Geräte. Der starke Zuwachs von Embedded
Systemen und Steuerungen in der Industrie
lässt die problematische Aufbereitung dieser
Softwareprodukte für die Lokalisierung immer
stärker spüren. Es wird leider noch eine Weile dauern, bis allgemein akzeptierte Lösungen
sich etablieren, aber auch hier wird die Zeit
kommen, in der das Übersetzen von Maschinensoftware mit Standardprogrammen wie
Passolo oder Catalyst genauso bequem läuft
wie das Übersetzen von Standardsoftware.
Das sind die Trends, die sich aus den Entwicklungen der letzten Jahre abzeichnen. Wer sich
rechtzeitig darauf einstellt, ist im Vorteil. Mittelfristig werden sich möglicherweise heute schwer
zu erahnende Trends aus fernen Ländern wie
China zu den hiesigen Entwicklungen gesellen
und das Leben von technischen Redakteuren
oder Übersetzern noch spannender machen.
W u S S t e n S i e das ?
Indexeintrag in Word 2010
Synonyme in den Index aufnehmen.
Der Leser sucht mit seinen eigenen Schlagwörtern. Damit er in einem Dokument die
gewünschte Information findet, kann man
Synonyme mit Indexeinträgen verbinden.
Dazu gehen Sie wie folgt vor:
1.Markieren Sie einen Eintrag, auf den
verwiesen werden soll. Beispiel „Assistent“.
2.Wählen Sie aus dem Register Verweise in der Gruppe Index den
Befehl Eintrag festlegen.
Alternativ dazu: Tastenkombination
ALT + Umschalten + X
➔Es erscheint folgender Dialog:
3.Überschreiben Sie im Feld Haupteintrag den Text aus der Markierung mit
dem Synonym, der im Index erscheinen
soll. Beispiel „Assistenten“ durch „Wizzard“.
4.Wählen Sie im Dialog die Option Querverweis und tragen Sie nach dem Wort
„Siehe“ das gewünschte Synonym ein.
➔Im Dokument sieht der Verweis so aus:
Hinweis: Sie können das Verweiswort „Siehe“ durch einen Ausdruck Ihrer Wahl ersetzen.
Im Index erscheint dann ein Verweis auf
den „richtigen“ Eintrag.
Terminologie: Die Sprache der anderen
oder um die Einhaltung einer bestimmten
Norm, überall findet man im Umgang mit
Behörden eine normierte Fachsprache, deren
Bedeutung oft exakt definiert ist. Man denke
nur an die Rechtssprache oder an Produktnomenklaturen. Manch ein Entscheider wird
sich sicherlich an die Auswirkungen eines falschen Fachworts in einem Vertrag erinnern.
In der Technischen Dokumentation herrscht
weitgehend darüber Konsens, dass Terminologie zur Vereinheitlichung der Firmensprache
(„Corporate Language“) eingesetzt werden
soll, und das ist auch richtig so. Viele sind
an der Erstellung der unterschiedlichen Dokumente und Publikationen eines Unternehmens beteiligt. Es ist daher wichtig, dass sie
ein gemeinsames Vokabular verwenden.
Aber bei diesem Ansatz ist eine Komponente nicht vertreten: die Außenwelt. Diese lässt
sich nur bedingt durch die „Corporate Language“ beeinflussen, was nicht nur Kommunikationsprobleme verursacht, sondern auch
echte Nachteile bringen kann. Etwa wenn
sich die Zulassung eines Produkts verzögert,
weil im Antrag falsche Schlagwörter stehen.
Welche ist denn diese Außenwelt? Sie lässt
sich in folgende Hauptgruppen unterteilen:
a) Kunden und Nutzer des Produkts, b) Behörden und Verwaltung sowie c) Zulieferer,
Partner und Fremdunternehmen.
Mit dem Kunden möchte ein Unternehmen in
unterschiedlichen Situationen kommunizieren.
Er soll das Produkt gut bedienen und verstehen können. Er soll bei etwaigen Problemen
schnell eine Lösung finden bzw. mit dem Technischen Support so sprechen können „wie
ihm der Schnabel gewachsen ist“. Außerdem
möchte das Unternehmen den Kunden bei
Werbe- und Vertriebsmaßnahmen erreichen
können. Es möchte beispielsweise, dass der
Kunde es im Produktregister einer internationalen Messe findet, wenn dieser mit eigenen
Suchbegriffen nach einem Produkt sucht.
Behörden gehören zum Umfeld eines Unternehmens. Ob es um die Zulassung eines
Produkts geht, um eine Ausfuhrgenehmigung
Lieferanten und Wettbewerber interagieren
mit dem Unternehmen in unterschiedlichen
Situationen. Es arbeitet mit Lieferanten an
gemeinsamen Projekten. Fachleute des Unternehmens und des Lieferanten müssen
sich verständigen, Entwicklungsspezifikationen gleich auslegen, und dies auch wenn
sie ungleiche Fachwörter verwenden. Bei der
Suche nach geeigneten Lieferanten ist es für
das Unternehmen von Vorteil, wenn es alle
potenziellen Lieferanten anfragen kann, auch
wenn diese im Internet oder in entsprechenden Registern unter einer anderen Bezeichnung verschlagwortet sind. Wettbewerbern
begegnet man am Markt, bei Veranstaltungen
oder man kommt mit ihnen bei Ausschreibungen oder Projekten in Berührung. Fast täglich
berichtet die Presse von Firmenübernahmen,
die zur Folge haben, dass zwei „Corporate
Languages“ auf einmal aufeinander treffen.
In all den oben geschilderten Situationen ist
es im ureigenen Interesse des Unternehmens,
„die Sprache der anderen“ zu kennen und
in geringem Umfang zu erfassen. Allerdings
sollte es dabei nicht denselben Aufwand betreiben wie für das Erfassen und den Aufbau
der eigenen Terminologie. Es kann aber bei
Schlüsselwörtern marktgängige Synonyme
erfassen und einige Schlüsselbegriffe aus
Normen, Nomenklaturen oder Rechtstexten
mitaufnehmen, sofern die eigene Terminologie davon abweicht. Bei der Auswahl der Synonyme kann es die Wörter nehmen, die im
eigenen Firmenvokabular relativ häufig vorkommen und Kernprodukte oder Kernkomponenten der eigenen Produktlinie bezeichnen.
So könnte ein Kompressorenhersteller neben
dem eigenen Fachwort "Schraubenkompressor" auch marktübliche Bezeichnungen wie
"Schraubenverdichter" mit entsprechenden Attributen in das Firmenwörterbuch aufnehmen.
Wie können solche Termini aus „der Sprache der anderen“ eingesetzt werden? Eine
wichtige Einsatzsituation betrifft die Benutzerfreundlichkeit der Dokumentation wie
beispielsweise Bedienungsanleitungen oder
Anwenderhandbücher für Software. Jeder hat
schon den Fall erlebt, bei dem er vergeblich
nach einer Funktion oder Information in einem Handbuch gesucht und diese nicht gefunden hat, weil sie anders verschlagwortet
war. Moderne Editoren oder DTP-Systeme
erlauben durchaus die Eingabe unsichtbarer
Synonyme in Indexfeldern (siehe "Wussten
Sie das?" auf Seite 2). Damit wird beispielsweise der Anwender unter dem Stichwort
„Wizzard“ auf die Arbeit mit dem „Assistenten“ verwiesen, auch wenn „Wizzard“ nicht
zur „Corporate Language“ gehört und als
„verboten“ gilt. Das Prinzip lässt sich auf unterschiedliche Suchmöglichkeiten über Stichwörter erweitern: „Suche nach ABC, siehe
XYZ“. Das Stichwort für derartige Synonymgruppen heißt „semantisches Feld“, welches
oft unsichtbar in verschiedenen Internet- und
Browserapplikationen integriert ist.
Natürlich beschränkt sich dieser Ansatz nicht
nur auf die deutsche Sprache. Internationale
Unternehmen haben einen mehr oder weniger großen Umsatzanteil im Ausland. Es lohnt
sich daher für sie, bei den am meisten benötigten Sprachen ähnlich vorzugehen. Dabei
können sich Unternehmen von ihren Übersetzungsdienstleistern unterstützen lassen.
Eine optimierte Kommunikation mit der Außenwelt zählt sicherlich zu den Hauptvorteilen der Terminologiearbeit. Eine bessere
Kommunikation mit Kunden, das Erreichen
neuer Kundenkreise, ein reduzierter Aufwand
des Technischen Supports, die reibungslose
Übernahme eines Unternehmens. Das sind
einige Beispiele für Vorteile, die durch die terminologische Aufbereitung der „Sprache der
anderen“ erzielt werden können. Sie lassen
sich in bares Geld umrechnen.
Standards und Übersetzungen
Das Stichwort „Interoperability“ wird in Verbindung mit Standards oft verwendet. In der
Tat hat im letzten Jahrzehnt die Anzahl der
Systeme und Lösungen für die verschiedenen
Phasen des Übersetzungsprozesses stark
zugenommen. Das ist zu begrüßen, denn
„Konkurrenz belebt das Geschäft“. Dadurch
entstehen Produkte und Funktionalitäten, die
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Wir nehmen Qualität beim Wort.
sich gegenseitig befruchten und die gesamte
Übersetzungsbranche nach vorne bringen.
Solange 2 bis 3 große Anbieter den Markt
unter sich teilten, war das Thema „Standardisierung“ weniger akut als heute. Inzwischen
ist die Produktionskette für Übersetzungen
größer und internationaler geworden. Der eine
Übersetzer wohnt vielleicht in einem Land mit
relativ niedrigem Einkommen und hat nicht die
Möglichkeit, sich zwei oder drei Übersetzungssysteme zu leisten. In einem anderen Fall setzt
ein Unternehmen ein Translation Memory System (TMS) ein, aber der Dienstleister, der für
das Projekt fachlich und preislich die bessere
Lösung wäre, verwendet sein eigenes System.
Diese Situation kommt in der Praxis regelmäßig
vor. Sie führt in solchen Fällen dazu, dass das
benutzte Übersetzungssystem und nicht die
Eignung des Übersetzers für ein bestimmtes
Thema für die Übersetzerauswahl maßgeblich
ist. Dieser Zustand verstößt gegen die Qualitätsnorm DIN EN 15038, die die Auswahl des
Übersetzers nach fachlichen Kriterien vorgibt.
Entwickler komplexer Softwareprodukte wie
TMS haben durchaus das Know-how, die
Interoperabilität der Systeme herzustellen.
Die Entscheidung eines Herstellers gegen
den freien Austausch hat etwas mit seinem
Geschäftsmodell zu tun. Bei einem solchen
Konzept soll eine Art geschlossenes „Übersetzungsbiotop“ aufgebaut werden, damit alle,
die an der Übersetzungskette beteiligt sind,
ihre aufeinander fein abgestimmten Abläufe
ohne Verluste umsetzen können. Alternativ
oder ergänzend kann es auch darum gehen,
den Kunden durch die Geschlossenheit der
Datenformate langfristig an sich zu binden.
Um welche Standards geht es hier vordergründig? In der Übersetzungsbranche sind folgende
Standards verbreitet, die alle auf XML basieren:
lTMX:
Standard für den Austausch von Translation Memories. Beinahe alle Anbieter von
Übersetzungstechnologien unterstützen diesen Standard.
lXLIFF,
Version 1.2 (XML Localisation Interchange File Format): Seit 2002 Standard für
den Austausch von Übersetzungsprojekten.
Mehrere, aber nicht alle Anbieter unterstützen
XLIFF.
lTBX:
Standard für den Austausch von Wörterbüchern. Eine große Mehrheit von Anbietern unterstützt ihn.
Dazu kommen „kleinere“ Standards wie SRX
oder GMX, die hier nicht relevant sind. XLIFF
ist ein Standard für Übersetzungsprojekte.
Eine XLIFF-Datei lässt sich theoretisch in
einem reinen Texteditor öffnen. Der Otto-Normal-Leser würde jedoch Schwierigkeiten haben, sich in einem Wust von Tags, Attributen
und Entities zurechtzufinden. XLIFF-Dateien
enthalten im Grunde drei Arten von Informationen: a) den Text selbst, der zu übersetzen
ist und ggf. die bereits vorhandene Übersetzung b) Formatinformationen, die sich in den
zu übersetzenden Segmenten befinden und
nur vom jeweiligen System richtig interpretiert
werden und c) Verwaltungsinformationen für
das Projekt oder für das jeweilige Segment
(wie Segmentstatus oder Übereinstimmungsgrad zwischen vorhandenen Übersetzungen
aus dem Translation Memory und dem zu
übersetzenden Segment).
Systeme, die den freien Austausch von Übersetzungsprojekten unterstützen, funktionieren
wie folgt. System A generiert eine XLIFF-Datei,
die der Übersetzer als Teil seines Übersetzungsauftrags erhält. Der Übersetzer öffnet diese
Datei in seinem Übersetzungssystem B und
übersetzt sie in seiner gewohnten Arbeitsumgebung. Dabei werden die proprietären Informationen (Punkt „b“ und „c“ aus der obigen
Auflistung) geschützt und unverändert in seine
Übersetzung übernommen. Er schickt die übersetzte XLIFF-Datei zurück, die sein Auftraggeber
benutzt, um eine entsprechend dem Original
formatierte Übersetzung zu erzeugen. „Kompatibilität“ oder „Interoperabilität“ bedeutet also,
dass XLIFF-Dateien in beiden Richtungen zwischen zwei Systemen austauschbar sind.
Dies ist noch z. T. eine Idealvorstellung, weil
sich nicht alle Übersetzungssysteme 100%ig
an die Standards halten. Aber die Kompatibilität wird durch die Kooperation von Systemanbietern bei der Definition von Standards mit
der Zeit immer besser. Eine neue Version von
XLIFF 2.0 ist bereits in Vorbereitung und soll
deutliche Verbesserungen bringen.
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Schmunzelecke
Spiel mit der Doppeldeutigkeit
Die folgenden Slogans stellen für Übersetzer eine echte Herausforderung dar.
➔Für Dichter und Denker. (BASF Dicht-
stoffe)
➔Damit Ihr Vortrag nicht zu trocken wird.
(Blackcurrent Pastilles)
➔T ipo. Wer die größte Klappe hat, muss
auch viel einstecken können. (Fiat Tipo)
➔Wie lang ist die Leitung zu Ihrer Bank?
(Hypo-Bank)
➔Gibt's was Schöneres als frische Blu-
men? (Licher Pils)
➔Wir möchten Sie auf die Palme brin-
gen. (LTU)
➔Für Leute, die ihre Entscheidungen mit
dem Kopf treffen. (Mercedes-Benz Airbag)
➔Die besten Schriftsteller waren Trinker.
(Ovomaltine)
➔Bei uns ist der Airbus ganz oben. (PAN
AM)
➔Formsache. (Peugeot 205)
➔Das Sanitärhandwerk: Dichtung und
Wahrheit. (Sanitärhandwerk)
➔SAS fliegt auf Berlin. (SAS Fluggesellschaft)
➔Viele Helme sind einfach nicht gut drauf.
(Schuberth Helme)
➔Denn die bessere Technik macht das
Rennen. (Schuh Motorrad Zubehör)
➔Die Solarenergie tritt aus dem Schatten. (Siemens)
➔Meine Alten stinken mir! (Stiller Schuhe)
➔Wir wollen Ihnen reinen Tee einschenken. (Teekampagne)
➔Bevor Sie Hochstapler oder Querleser
werden. (Zeitschriften-Sammelordner)
➔Der Volkswagen LT. Er trägt mehr als die
Konkurrenz vertragen kann. (Volkswagen)
➔Für Liebhaber des guten Geschmacks.
(Zentis)
➔Jetzt haben wir den Salat! (McDonald‘s)
➔Kein anderer Espresso lag Ihnen so
vorzüglich auf der Zunge. (Jura)
➔Schuhe, in denen es gut geht. (Aerosoft)
➔Machen Sie sich aus dem Stau! (ADAC)
Interoperabilität bietet auf jeden Fall eine
große Flexibilität bei der Prozessgestaltung,
unabhängig von einzelnen Systemen und
rückt die Kompetenz einzelner Übersetzer
wieder in den Mittelpunkt.

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