Erlebnisbericht KptLt d.R. Peuser

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Erlebnisbericht KptLt d.R. Peuser
29. Deutsch-Amerikanischer Reserveoffizieraustausch Juni 2013
Erlebnisbericht
Kapitänleutnant der Reserve Henning Peuser
Prolog
Die Tatsache, dass ich während meiner aktiven Wehrdienstzeit die Vereinigten Staaten von
Amerika von See aus besucht hatte, hatte mich schon klar motiviert, sich für den
Hochwertaustausch zu bewerben. Einsatzerfahrung, regelmäßige Wehrdienstzeiten und ein
entsprechendes zivilberufliches Tätigkeitsumfeld, aus dem auch die dringend erforderliche
Sprachkompetenz hervorgeht, sollten für eine positive Auswahl genügen.
Los geht‘s
Im November des Vorjahres hieß es also „willkommen an Bord“, so dass Wünsche zum
Gasttruppenteil geäußert werden konnten. Nach kurzem Überlegen gab ich „Pressearbeit“
an, um in den wenigen 14 Tagen ein möglichst vielseitiges Programm erfahren zu können. In
der Tat wurde mir dann der Truppenteil „3. Flotte Public Affairs Office“ zugeteilt, welcher
erfreuerlicherweise am Standort San Diego, Kalifornien, verortet war.
Vorbereitungen
Neben Gesundheitsuntersuchungen ging es noch darum, sich mit adäquter Dienstkleidung
auszurüsten, was mit den üblichen LHBw Servicestationen hervorragend funktionierte.
Weiterhin hieß es, mit der Person of Contact Verbindung aufzunehmen und einen Dienstplan
zu eruieren. Dies gestaltete sich relativ einfach, denn es hieß seitens US POC einfach, dass
eine multinationale Übung stattfinden würde: Dawn Blitz. Dass Unterkunft und Transfer zu
regeln war, haben wir dann in der Woche vor Abreise auch noch geklärt.
Zusammentreffen in Bonn und Abflug nach D.C.
Nachdem man die teilnehmenden Reserveoffiziere während der Vorbereitungs-DVag in
Berlin nur kurz kennenlernte, war dies in Bonn und Washington D.C. umso mehr möglich.
Begrüßt und eingewiesen durch die fähigen Kameraden des SKA, war das Eis schnell
gebrochen. Elegant wurden wir zum Flughafen Frankfurt gebracht und konnten die Reise mit
Lufthansa genießen.
Programm in D.C.
Die Unterkunft war toll – die „Georgetown Suites“. Als Akademiker waren wir natürlich hoch
erfreut, in einer universitär geprägten Umgebung Dienst tun zu können.
Die Begrüßung durch die amerikanischen Programmmanger und eine ausführliche
Besichtigung im Pentagon waren herausragend, ein kurzes Meet and Greet mit dem
stellvertretenden Kommandeur der Navy Reserve war ebenfalls aufschlussreich. Das US
Capitol mitsamt Rundgang rundete das Programm in Washington, D.C. ab und wir freuten
uns auf unsere Gasteinheiten.
San Diego
Nachdem ich vorher wusste, dass ich dringend auf einen Mietwagen angewiesen war,
mietete ich mir ab Airport San Diego direkt ein adäquates Fahrzeug. Unterbringung für die
14 Tage war im Bachelor Officers Quarter vorgesehen, vergleichbar mit einem Offizierheim
in Deutschland. Dieses war sehr zentral gelegen. Das Hauptquartier der 3. Flotte mit seiner
Presseabteilung zum einen und die drei verschiedenen Marinestützpunkte zum anderen
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waren jeweils einige Meilen entfernt. So wurde dann auch klar, dass der Truppenausweis in
Kombination mit NATO-Marschbefehl sowie Invitational Travel Order oder ein Setzen auf die
Access List von elementarer Bedeutung waren – wollte man nicht ständig eskortiert werden.
Nachdem ich mich morgens im Hauptquartier meldete, hieß es: Treffpunkt 12:00 Uhr Naval
Base San Diego. So übte ich also die normalen Tätigkeiten eines Presseoffiziers aus, hier
vor allem, Medienvertreter zu betreuen.
Die amerikanischen Soldaten traten mir jederzeit vorbildlich und zuvorkommend gegenüber.
Wenngleich der Umgang mit Unteroffizieren in den amerikanischen Streitkräften gewöhnlich
sehr distanziert abläuft, tat das meiner Kommunikation keinen Abbruch, um über jegliche
Dienstgradgruppen hinweg an Eindrücke und Arbeitsweisen zu gelangen.
Die angesprochene Übung „Dawn Blitz“ ist ein multinational angelegtes joint-Manöver, um
amphibische Anlandungsoperationen zu üben. Aus diesem Grund kamen Einheiten aus
Japan, Neuseeland, Kanada und natürlich den USA in San Diego zusammen. Insofern
waren an meinem ersten Tag japanische Pressevertreter vor Ort, um die drei japanischen
Schiffe zu besuchen und in Absprache mit dem japanischen Presseoffizier Interviews zu
führen. Auch mit diesem Kameraden kam ich während meiner Zeit vor Ort häufig ins
Gespräch und lernte dadurch sogar etliche Fakten und interkulturelle Aspekte über die
japanischen Selbstverteidungsstreitkräfte.
Höhepunkt des Aufenthalts waren daher auch der Hubschrauberflug mit einer japanischen
Chinook und Pressevertretern zu San Clemente Island, einer eigens für die US Marines
bestimmten Übungsinsel 60 Meilen vor der Küste Kaliforniens sowie eine Landung und ein
Besuch auf dem japanischen Hubschrauberträger DDH-181 Hyuga, der eines von zwei der
größten Schiffe Japans darstellt. Dazu kam noch ein Gespräch mit einer amerikanischen
Journalistin, die jahrelang in Berlin lebte und somit fließend Deutsch sprach. So wurde unter
uns dann auch auf Fragen bezüglich des Verhältnisses Bundeswehr und Gesellschaft
eingegangen.
Wie zuvor zahlreich angekündigt, wird man als Soldat in Uniform in der amerikanischen
Öffentlichkeit äußerst positiv wahrgenommen und regelmäßig wird einem für seinen Dienst
gedankt!
Selbstverständlich durften Besichtigungen von Schiffen im Hafen nicht fehlen. So konnte ich
die japanischen Schiffe betreten, und auch an Bord eines der neuesten Flugzeuträger der
Amerikaner gehen: die USS Ronald Reagan (CVN-76). Beeindruckt von der Größe und des
Besatzungsumfangs durfte ich eine Neuentwicklung sehen: das Littoral Combat Ship USS
Independence (LCS-2), die als Trimaran gebaut und mit deutlich reduzierter Crew
zurechtkommt (40). Auffallend dabei, dass der Kommandant beim Reinschiff selbst zum
Besen gegriffen hat.
Bei allen Programmpunkten war es enorm hilfreich, immer das ein oder andere
Gastgeschenk parat zu haben (Aufnäher, Coin etc.). Die Amerikaner zeigten sich stets
erfreut und in der Tat ermöglichten diese „Türöffner“, an weitere Details in der deutschamerikanischen Beziehung zu gelangen.
In der Vorbereitung der Anlandungsübung wurden der Presse sämtliche Fahrzeuge gezeigt
und vorgeführt, so u.a. auch die amerikanischen Assault Amphibious Vehicles, die am Silver
Strand ordentlich Tempo machten.
Neben all diesen Serials war genügend Zeit, die Gegend zu erkunden oder sich mit den
betreuenden Amerikandern zu treffen. Da meine aktive Person of Contact stark in die
laufende Übung eingebunden war, konnte sie sich nicht ständig um mich kümmern;
nichtsdestotrotz schickte sie mich zu allen wichtigen Events und informierte mich immer
rechtzeitig via SMS. In führender Funktion wurde ich nicht unbedingt eingesetzt, aber meine
Einbettung in das PA-Office haben wir eine Menge Einblicke in die operativen Grundsätze
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der US Forces wie auch in die kulturellen Gepflogenheiten der US Navy und des US Marine
Corps erlaubt. Dazu kam noch die überaschende Interaktion mit den japanischen
Kameraden. So schließt sich bei mir also erneut der Kreis mit dem Motto: „Sailors have more
fun!“
Zurück in D.C.
Am Abend des Samstags trafen sich die deutschen Teilnehmer in lockerer Runde. Man
genoss die Zeit während man begann, die Erfahrungen und Anekdoten direkt
auszutauschen. Den freien Sonntag nutzen wir Marineoffiziere zu einem Besuch der US
Naval Academy in Annapolis, Maryland, die sehr beeindruckend war und vor geschichtlichen
sowie traditionellen Zusammenhängen nur so trotzt.
Der obligatorische Besuch des Gettysburg National Military Park rundete das Programm an
der Ostküste ab. Das Wetter spielte wiederum mit, so dass sich die mitgenommenen
Tropenhüte als äußerst wertvoll entpuppten.
Alles in allem ein „outstanding event“, das ein wirkliches Highlight meiner Marinekarriere der
Reserve darstellt.
Bilder:
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Epilog
Wie es aussieht, darf ich einen der amerikanischen Gegenbesucher betreuen. Dieser wird im
7. Schnellbootgeschwader Dienst tun, so dass ich dann meine in den USA erfahrene
Gastfreundschaft in gewisser Weise zurückgeben kann.
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