Grundkursus der Kältetechnik (Leseprobe) - VDE

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Grundkursus der Kältetechnik (Leseprobe) - VDE
2 Physikalische Grundlagen
Der Verdampfungs- oder Kondensationspunkt jedes Stoffes ist von der Temperatur und dem Druck abhängig. Für jede Verdampfungstemperatur gibt es nur
einen zugehörigen Verdampfungsdruck und für jeden Verdampfungsdruck gibt
es nur eine zugehörige Verdampfungstemperatur. Der Verdampfungsdruck und
damit auch die Verdampfungstemperatur liegt umso höher, je größer der auf der
Flüssigkeit lastende Druck ist.
Tabelle 2.7:
Siedepunkt des Wassers bei verschiedenen Drücken
Temperatur
Druck in
qC
K
bar
253,15
–20
0,00127
1,27
263,15
–10
0,00284
2,84
273,15
0
0,0061
6,1
283,15
+10
0,0123
12,3
293,15
+20
0,0232
23,2
323,15
+50
0,123
123,0
373,15
+100
1,013
1 013,0
393,15
+120
1,99
1 990,0
423,15
+150
4,78
4 780,0
473,15
+200
15,58
15 580,0
593,15
+320
109,83
10 9830,0
647,15
+374
221,2
221 200,0
Tabelle 2.8:
Siedepunkt von Kältemitteln bei verschiedenen Drücken
Siehe Dampftafeln der heute bedeutenden Kältemittel im Anhang (Seite 230).
Aufgaben
Lösen Sie folgende Aufgaben (Lösungen Seite 213):
1.
2.
Was versteht man:
a)
unter dem Gewicht eines Körpers?
b)
unter der Masse eines Körpers?
c)
unter der Gewichtskraft eines Körpers?
Welches sind die Einheiten für:
a)
die Masse?
b)
das Gewicht?
c)
die Gewichtskraft?
3.
Was versteht man unter der Dichte eines Stoffes?
4.
Wann haben zwei Körper gleiche Masse?
5.
Wie nennt man die kleinsten Bausteine der Materie?
6.
Was ist ein Molekül?
50
mbar
2.7 Gase und Dämpfe
7.
Wie viel Atome (Elemente) kennt man heute?
8.
a)
Welche Masse hat 1 dm3, 1 cm3, 1 m3 Wasser?
b)
Welche Dichte hat also Wasser in
g - ---------kg - ------t ·
§ ---------3
3
3¹
©
cm dm m
2.7
Gase und Dämpfe
Dämpfe nennt man gasförmige Stoffe, deren Temperatur noch in der Nähe des Verdampfungspunktes liegt. Man unterscheidet Nassdampf und überhitzten Dampf. Stark überhitzter Dampf
wird als Gas bezeichnet. Für ihn gelten die als Gasgesetze bekannten Formeln. Wie die festen
Stoffe so können auch Gase Verbindungen mehrerer Stoffe sein. So ist z. B. Kohlendioxid eine
Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Es hat die Formel CO2. Wegen ihrer Flüchtigkeit
sind Gase jedoch noch leichter mischbar als Flüssigkeiten. Gasgemische können mit physikalischen Mitteln getrennt werden, was jedoch nicht immer einfach ist. Gasverbindungen können
jedoch nur auf chemischem Wege in ihre Elemente zerlegt werden.
Gase haben das Bestreben, jeden Raum einzunehmen, der ihnen zur Verfügung steht. Nur
gasdichte Wandungen können sie in diesem Bestreben hindern. Bei diesem Ausdehnungsstreben üben sie einen gleich großen Druck nach allen Seiten aus (Abb. 2.20). Da Gase ja aus
Flüssigkeiten entstanden sind und nach dem Gesetz von der Erhaltung der Stoffe keine Materie verschwinden kann, müssen auch Gase Masse haben. Genau wie die festen und flüssigen
Körper werden auch sie von der Erde angezogen, was ja die Ursache der Gewichtskraft ist.
Ein einfacher Versuch zeigt uns, dass Gase tatsächlich Gewicht haben:
Abb. 2.21: Beim Ablassen von Sauerstoff fällt der
Abb. 2.20: In einem Behälter üben Gase einen
Zeiger der Waage und zeigt eine
gleich großen Druck nach allen Seiten
Gewichtsverminderung an.
aus.
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2 Physikalische Grundlagen
Stellt man eine Stahlflasche mit gepresstem Sauerstoff, wie er zum Schweißen verwendet
wird, auf eine Waage und lässt dann Sauerstoff ab, kann man leicht feststellen, wie der Zeiger
der Waage die Gewichtsverminderung anzeigt (Abb. 2.21). Ist die Flasche völlig leer, weiß
man ganz genau, wie viel Sauerstoff in ihr war.
Der entwichene Sauerstoff hat sich inzwischen mit der Umgebungsluft vermischt und kann
hier natürlich nicht mehr gewogen werden. Schließlich ist es ja auch unmöglich, eine Flüssigkeit, die man ausgegossen hat, zu wiegen. Man kann aber umgekehrt z. B. Luft ansaugen, in
eine Flasche pressen und wiegen. War die Luft vorher in einem größeren Behälter mit normalem Luftdruck, dann weiß man ganz genau, wie viel Kubikmeter sich nun in der Flasche befinden. Man kann somit einfach ausrechnen, was 1 m3 Luft unter normalen Bedingungen wiegt.
Um nämlich eine feste Bezugsgröße zu haben, hat man den Begriff des Normvolumens eingeführt.
Das Normvolumen eines Gases (oder Gasgemisches) ist das Volumen des Gases
(oder Gasgemisches), das es im Normzustand, also bei 0 qC (273,15 K) und 1,013
bar, einnimmt.
Eine Angabe „soundso viel m3 Gas“ sagt also nichts Genaues aus, wenn nicht Temperatur und
Druck des Gases angegeben sind.
Statt der bisherigen Bezeichnung für Normkubikmeter bzw. Normvolumen Nm3 ist zu schrei3
ben m n , da das Zeichen Nm3 u. a. als „Newton-Kubikmeter“ gelesen werden kann.
Zu bemerken ist noch, dass das Normvolumen keine Einheit im Sinne der gesetzlichen Einheiten, sondern eine spezielle Größe ist, die z. B. außer in m3 auch in dm3, cm3 und mm3 oder
l (Liter) zu messen ist.
Hat man nun beispielsweise in einem Behälter mit einem Volumen von 1 m3 trockene Luft von
0 qC und 1,013 bar, dann wiegt dieser Kubikmeter Luft 1,29 kg (Abb. 2.22); hat die Luft einen
Druck von 3,04 bar, dann befinden sich in dem gleichen Behälter 3,87 kg Luft (Abb. 2.23); ähnlich ist es mit anderen Stoffen. Befindet sich zum Beispiel im Zylinder eines Verdichters einer
Kältemaschine R 134a mit einem absoluten Druck von 1,013 bar (–26,2 qC Verdampfungstemperatur) und hätte der Zylinder einen Rauminhalt von einem Kubikdezimeter, dann wären
5,27 g Kältemittel darin (Abb. 2.24). Im gleichen Zylinder befinden sich aber 24,51 g Kältemittel (Abb. 2.25), wenn der Druck 5,00 bar (16 qC Verdampfungstemperatur) beträgt. Bei höherem Druck befinden sich also in einem Raum gleicher Größe, gewichtsmäßig gesehen,
größere Gasmengen.
Abb. 2.22: 1 m3 Luft mit einem absoluten Druck
von 1,013 bar wiegt 1,29 kg.
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Abb. 2.23: 1 m3 Luft mit einem absoluten Druck
von 3,04 bar wiegt 3,87 kg.
2.7 Gase und Dämpfe
Abb. 2.24: 1 dm3 Kältemitteldampf R 134a mit
einem absoluten Druck von 1,013 bar
wiegt 5,27 g.
Abb. 2.25: 1 m3 Kältemitteldampf R 134a mit einem
absoluten Druck von 5,00 bar wiegt
24,51 g.
Die tatsächliche Gasmenge (in g oder kg) ist vom Gasdruck abhängig.
2.7.1
Dichte von Gasen
Die Dichte von Gasen wird, um bequeme Zahlenwerte zu erhalten, in g/dm3 oder kg/m3 angegeben.
Da sich die Dichten der Gase mit dem Druck und der Temperatur ändern, gelten die Angaben
in den Tabellen gewöhnlich für 0 qC und 1,013 bar. Die Dichte von Luft bei diesem Normzustand beträgt z. B. 1,293 g/dm3 bzw. 1,293 kg/m3 (siehe Tabelle für Dichten, Seite 46).
2.7.2
Volumen von Gasen
Das Volumen eines Gases ist der Raum in m3, den es einnimmt. Befindet sich z. B. in einem
geschlossenen Raum, der einen Inhalt von 50 m3 hat, Luft, dann hat diese Luft das Volumen
V = 50 m3. Da aber Luft ein Gemisch aus 21 % Sauerstoff und 79 % Stickstoff ist (die sonstigen
Bestandteile seien hier einmal unberücksichtigt) und der ganze Raum mit Sauerstoff und
Stickstoff gefüllt ist, müssen auch diese beiden Stoffe ein Volumen von je 50 m3 haben.
Das Volumen eines Gases ist also stets der Raum, den es ungehindert einnehmen kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob in diesem Raum noch andere Gase
anwesend sind.
Das Volumen sagt nichts über die tatsächliche Menge (Masse) aus. Ein wichtiger Begriff ist
das spezifische Volumen, welches die Gasmenge schon etwas näher bestimmt. Das spezifische Volumen v erhält man, indem man das Gasvolumen V in m3 durch die Masse m in kg
dividiert, also:
Volumen
Spezifisches Volumen = ------------------------- ;
Masse
V
v = ----m
Betrachtet man die Einheiten des spezifischen Volumens (m3/kg) und der Dichte (kg/m3), so
erkennt man, dass das spezifische Volumen der Kehrwert der Dichte ist, d. h.:
1
v = --- ;
U
m
U=1
--- = ----v
V
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2 Physikalische Grundlagen
Aufgaben
Lösen Sie folgende Aufgaben (Lösungen Seite 214):
1.
14 Liter Luft wiegen 18,1 g.
a)
Wie groß ist ihre Dichte?
b)
Wie viel wiegt 1 m3 Luft?
c)
Wie viel wiegt die Luft in einem Zimmer mit den Abmessungen
8,75 m lang,
6,85 m breit,
3,40 m hoch?
2.
Welches Volumen hat eine Styroporscheibe von 100 g? (Dichte = 0,017 g/cm3)
3.
Wie schwer ist eine Glasscheibe, die 1,16 m hoch, 61 cm breit und 2 mm dick ist?
(Dichte = 2,6 g/cm3)
4.
2,5 m3 Sand sollen auf einem Lastwagen transportiert werden. (Dichte = 1,7 kg/dm3)
Wie groß muss die Ladefähigkeit (t) des Lastwagens sein?
5.
Ein Eisenklötzchen hat die Form einer quadratischen Säule mit der Grundkante 2,5 cm
und der Höhe 10,3 cm (Dichte = 7,7 g/cm3).
Wie viel kg wiegt es?
6.
Ein Balken wiegt 120 kg und hat die Abmessungen:
3,70 m lang,
25 cm breit,
20 cm dick.
Wie viel wiegt ein Balken von derselben Dichte mit den Abmessungen:
4,20 m lang,
20 cm breit,
15 cm dick?
7.
Bestimme aus der folgenden Tabelle die Dichte der betreffenden Stoffe:
Tabelle 2.9:
Masse und Rauminhalt verschiedener Stoffe
Stoff
Blei
Silber
Messing
Sand
Koks
Eis
Masse
34 g
420 g
340 g
9,8 kg
840 kg
45 g
Rauminhalt
3 cm3
40 cm3
40 cm3
5 dm3
0,6 m3
50 cm3
2.8
Druck und Druckeinheiten
Druck p ist das Verhältnis Kraft F zur Fläche A.
F
p = ---A
54
N
-------2
m