Untersuchungen in Alt Rosenthal
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Untersuchungen in Alt Rosenthal
Untersuchungen zur Wirbellosenfauna im Saatgut und Permakulturgarten Alt-Rosenthal Stand: 30.7.2012 1 Einleitung Dieser Beleg entstand auf Anregung von Ute Boekholt, der Betreiberin des Saatgut und Permakulturgarten Alt-Rosenthal. Die Untersuchung und Auswertung erfolgte am 30.7.2012 durch Stefan Prell und Carlo Seemann, beides ehemalige Studenten des Studienganges „Landschaftsnutzung und Naturschutz (B.Sc.)“ an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde(FH). Die Untersuchung soll die positiven Effekte des nachhaltigen Landnutzungssystems („Permakultur“) auf die Artenvielfalt vor Ort sichtbar machen. Stellvertretend für viele andere Artengruppen wurde der Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda), mit Schwerpunkt auf den Insekten untersucht. In den folgenden Kapiteln werden die Methodik und die Ergebnisse dargestellt. Vorangehend erfolgt die Beschreibung der Untersuchung in Form eines Steckbriefes (vgl. Abb.1). Untersuchte Fläche: ca. 0,4 ha Artenzahl (Wirbellose): 42 + Untersuchungsmethode: mehrfaches visuelles Absuchen der Fläche innerhalb eines Tages mit Schwerpunkt auf blütenbesuchende Insekten Witterungsverhältnisse: sonnig, windstill, ca. 26 °C Untersuchungszeitraum: 11:00 Uhr – 16:00 Uhr Abb. 1: Steckbrief der Untersuchung 2 Methode Bei der Untersuchung wurde die Methode des visuellen Absuchens mit Schwerpunkt auf blütenbesuchende Insekten ausgewählt. Diese Erfassungsmethode wurde in erster Linie wegen der schnellen Datengewinnung herangezogen. Unter Zuhilfenahme von Fachliteratur wurden die Wirbellosen bis auf Familien- und Artebene determiniert. Nicht vor Ort bestimmt Arten wurden im nachhinein anhand von Fotografien identifiziert. 3 Ergebnisse Die untersuchte Fläche besitzt mit einer nachgewiesenen Zahl von mehr als 30 Insektenarten und sechs Spinnenarten eine große Fülle an Wirbellosen (vgl. Tab.1). Diese hohe Biodiversität ist in erster Linie dem reichhaltigen Angebot an Blütenpflanzen zu verdanken. So konnten besonders an Korb- und Doldenblütlern Schmetterlinge, Käfer und Hautflügler beobachtet werden. Die Spinnen wiederum nutzen die dichte Vegetation zum Netzbau bzw. Lauerjagd. Weiterhin bewirkten die Witterung (sonnig), der Tageszeitpunkt (höchste Aktivitäten am späten Vormittag und Nachmittag) und der Blühaspekt (eine Vielzahl der Pflanzen befanden sich im Blühstadium) ein verstärktes Vorkommen an Wirbellosen. Die dichte Vegetation, welche hauptsächlich aus Gartenkräutern, Gemüsepflanzen und mehrjährigen Stauden besteht, bietet eine große Anzahl an Versteck-, Ruhe- und Nahrungsplätzen für eine Vielzahl von Insektenarten (vgl. Deckblatt, Abb. 2 und Abb. 3). Abb. 2: Blick von etwa der Mitte des Gartens in Richtung angrenzendem Acker Ein angrenzender kleiner Bach kann wiederum als Lebensraum für die oft beobachteten Libellen am Untersuchungsort genannt werden. Trotz einer hohen Artenzahl konnten jedoch keine nach der Roten-Liste-Brandenburgs gefährdete Arten festgestellt werden. Dies mag zum einem methodisch an der nur kurzen Übersichtskartierung liegen, zum anderen konnten nicht alle Insekten bis zur Artebene determiniert werden. Grundsätzlich bietet die untersuchte Fläche wegen ihres Reichtums an Kulturpflanzen, Ackerbeikräutern und der hervorragenden landschaftlichen Einbettung (unzerschnittener Lebensraum, Fläche umgeben von Wäldern, Wiesen und Wasserflächen) eine große Bedeutung für anspruchsvolle und gefährdete Arten. Weitergehende Untersuchungen mit speziellen Fangtechniken (Lichtfallen für Nachtfalter, Bodenfallen für Käfer, Klopfproben) wären deswegen erstrebenswert. Um einen hohen Bestäubungsgrad und damit eine hohe Samenproduktion zu erreichen, ist es unabdingbar die Vielzahl an Insekten auf der UF zu erhalten bzw. zu erhöhen. Besonders Hautflügler und Zweiflügler sind die Hauptträger dieser ökologischen Dienstleistung und müssen durch geeignete Maßnahmen auf die Fläche gelockt werden. Abb. 3: Ackerhummel (Megabombus pascuorum) beim Besuch eines Lippenblütlers Als Empfehlung für die Aufwertung der Fläche kann das Anlegen eines kleinen Tümpels in einem geschützten (wenig gestörten) Bereich der Fläche gegeben werden. Dabei ist zu beachten, dass diese Wasserfläche eine teilweise Beschattung durch Bäume/Hochstauden erfahren muss (Algenprophylaxe) und kein Besatz mit Zier- und Nutzfischen erfolgen darf. Ein Tümpel bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Fliegenarten, besonders von Schwebfliegen. Diese weisen neben Bienen und Hummeln eine sehr hohe Bestäubungsleistung auf. Eine Steinschüttung in der Nähe des Tümpels dient weiterhin als Überwinterungsplatz für Schwanzlurche und Sonnplatz für Reptilien. Das großflächige Vorkommen der Großen Brennessel als wichtige Nahrungspflanze einer Vielzahl von Tagfalterraupen ist als positiv zu bemerken. Durch das Verlegen von Totholzstämmen (Eiche, Buche, Linde oder Weide) könnten seltene holzzersetzende Käferarten wie Bockkäfer oder Schröter angelockt werden, deren Larven abgestorbenes Holz benötigen. Die Käfer wiederum bestäuben v. a. Doldenblütler. Nachfolgende Tabelle (vgl. Tab.1) liefert einen Überblick über die nachgewiesenen Wirbellosenarten: Art + weitere Schwebfliegen (v. a. Episyrphus balteatus) Ackerhummel (Megabombus pascuorum) Admiral (Vanessa atalanta) Baldachinspinnen (Linyphiidae spec.) Erzwespen (Chalcidoidea spec.) Feuerwanzen (Pyrrhocoridae spec.) Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) Gelbe Wiesenameise (Lasius flavus) Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) Graue Fleischfliege (Sarcophaga carnaria) Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) Grüne Stinkwanze (Palomena prasina) Herbstspinne (Metellina segmentata) Keulhornblattwespen (Cimbicidae spec.) Kohlweißling (Pieris rapae) Landkärtchen (Araschnia levana) Marienkäfer (v. a. Coccinella 7-punctata) Mistbiene (Eristalis tenax) Prächtiger Blattkäfer (Chrysolina fastuosa) Purpurrote Zünsler (Pyrausta purpuralis) Rapsweißling (Artogeia napi) Raubfliegen (Asilidae spec.) Raubspinne (Pisaura mirabilis) Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeselii) Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes) Roter Weichkäfer (Rhagonycha fulva) Sandwespen (Ammophila spec.) Saumwanze (Coreus marginatus) Schildkäfer (Cassidinae spec.) Schlupfwespen (Ichneumonidae) Schornsteinfeger (Aphantopus hyperantus) Skorpionsfliege (Panorpa communis) Soldatenkäfer (Cantharis rustica) Steinhummel (Pyrobombus lapidarius) Streifenwanze (Graphosoma lineatum) Tagpfauenauge (Inachis io) Weißes C (Polygonia C-album) Wespenspinne (Argiope bruennichi) Westliche Honigbiene (Apies mellifera) Wildbienen (Apoidae spec.) Wolfsspinnen (Lycosidae spec.) Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) Häufigkeit auf UF Häufig Häufig Sehr Gering Sehr Häufig Häufig Sehr Häufig Häufig Sehr Häufig Sehr Gering Sehr Häufig Sehr Gering Häufig Häufig Häufig Sehr Häufig Gering Sehr Häufig Gering Sehr Gering Gering Häufig Häufig Gering Häufig Gering Sehr Häufig Gering Gering Häufig Häufig Gering Häufig Häufig Häufig Häufig Gering Sehr Gering Häufig Sehr Häufig Häufig Häufig Sehr Gering Tab. 1: Übersicht der nachgewiesenen Wirbellosenarten 4 Quellen Bestimmungsliteratur KOCH, M. (1984): Schmetterlinge; Neumann Verlag, Leipzig, 1. Auflage; WEIDEMANN, H.J. (1995): Tagfalter: beobachten, bestimmen; Naturbuch-Verlag, Augsburg, 2. Auflage; HINTERMEIER, M. & H. (1994): Bienen, Hummeln und Wespen im Garten und in der Landschaft; Obst- und Gartenbauverlag, München, 1. Auflage; CHINERY, M. (1995): Natur Enzyklopädie: Pflanzen und Tiere in Europa; Unipart Verlag GmbH, Remseck; 5 Kontaktdaten ALOEPROJEKT Ökolandbau und Vegetationskunde www.aloeprojekt.de.vu [email protected] Saatgut und Permakulturgarten Alt-Rosenthal, Ute Boekholt Lindenallee 6 15306 Vierlinden, OT Alt-Rosethal Tel.: 033477/54580, 0157/84496984 [email protected] Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH) Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz Friedrich-Ebert-Str. 28 16225 Eberswalde