Ludwig meine Liebe

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Ludwig meine Liebe
Leseprobe aus: von Bredow, Ludwig meine Liebe, ISBN 978-3-407-74265-0
© 2011 Beltz Verlag, Weinheim Basel
http://www.beltz.de/de/nc/verlagsgruppe-beltz/gesamtprogramm.html?isbn=978-3-407-74265-0
Leseprobe aus: von Bredow, Ludwig meine Liebe, ISBN 978-3-407-74265-0
© 2011 Beltz Verlag, Weinheim Basel
Erster Teil
Ludvig hatte sich mit einem Buch in meinen Sessel verkrochen.
Ich stand vor der Staffelei und starrte auf die neue Leinwand, die ich aufgespannt hatte.
Die Leinwand starrte zur›ck.
Es gibt nichts, das fordernder oder angstmachender ist als
eine neue, vollkommen weiße Leinwand. Egal wie man beginnt, es ist immer, als ob man sie zerstrt.
Schließlich nahm ich einen Schwamm, tunkte ihn in unverarbeitetes Umber und rieb ihn kreuz und quer ›ber die weiße Oberfl¿che, bis sie richtig schmutzig aussah.
Von da ab konnte es nur besser werden.
Ludvig lachte mich aus.
»Sehr k›nstlerisch!«, sagte er.
»Davon hast du keine Ahnung! Du kannst ja nur Bretter
streichen!«
Ludvig war Malerlehrling. Er wurde sp¿ter Maler und starb
viel zu fr›h.
»Liebstes Schwesterlein, ich kann dir garantieren«, sagte er,
»wenn ich meine Bretter auf diese Weise streichen w›rde,
w›rde ich in null Komma nichts an die Luft gesetzt werden!«
In Ermangelung einer Antwort warf ich mit einer leeren
Farbtube nach ihm.
Mama klopfte an und stieß die T›r auf.
»Ich gehe jetzt, Leute!«
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Stattdessen blieb sie stehen, ihren Blick auf mein Bild gerichtet.
»Was soll das werden?«
»Kosmisches Chaos III«, meinte Ludvig grinsend.
Mama seufzte.
»Kannst du nicht mal was malen, das etwas darstellt? Eine
Obstschale zum Beispiel, wie du sie f›r Tante Annas Geburtstag gemalt hast?«
Ich hatte im Fr›hjahr den Fehler begangen, einer Tante ein
Stillleben zu malen, und jetzt hoffte Mama, dass sie den
Verwandten in diesem Jahr keine Weihnachtsgeschenke zu
kaufen br¿uchte.
»Man wird kein ber›hmter K›nstler, indem man Obstschalen f›r Tanten malt«, sagte Ludvig.
»Sei dir da nicht so sicher!«, sagte Mama. »Ihr solltet wissen, dass gewhnliche Menschen nichts mit Sachen anfangen knnen, die nichts darstellen!«
»Amanda malt nicht f›r gewhnliche Menschen!«, sagte
Ludvig. »Sie malt f›r eine w¿hlerische Elite. Lass sie doch
malen, was sie will.«
Mama l¿chelte sanft. Sie war daran gewhnt, dass sich ihre
beiden J›ngsten st¿ndig gegenseitig in Schutz nahmen.
»Mein Schatz«, sagte sie, »knntest du nicht versuchen, eine
Obstschale f›r Tante Edna und Onkel Gunnar zu malen?«
Ich sthnte.
»So, wie ihr herumquengelt, kann ich ›berhaupt nichts malen!«
»Aber sicher doch«, sagte Mama. »Eine Obstschale. Am
liebsten mit Apfelsinen und so was. Du weißt ja, wie vernarrt Tante Edna in bunte Farben ist. Denk auf alle F¿lle
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mal dar›ber nach. Ich muss mich jetzt auf die Socken machen. Tsch›s, ihr beiden! Ich rufe heute Abend an.«
Als die Haust›r hinter ihr ins Schloss gefallen war, schien
Ludvig sich ›ber irgendetwas riesig zu am›sieren, so dass
ich ihn schließlich fragte, woran er dachte.
»Ich habe nur ›berlegt, wie erstaunt und beunruhigt wir
w¿ren, wenn sie eines Tages etwas anderes als ›Tsch›s, ihr
beiden! Ich rufe heute Abend an!‹ sagen w›rde, wenn sie
geht!«
Ich nickte grinsend.
Wir hatten in letzter Zeit viel dar›ber gesprochen, wie w›tend es einen machen konnte, wenn M›tter einen immer
wie Kinder behandeln, obwohl das eigentlich genau das ist,
was man mchte. Genau das, was einem Sicherheit gibt.
Ludvig vertiefte sich wieder in sein Buch und ich nahm das
Kosmische Chaos in Angriff. Ausnahmsweise hatte ich tats¿chlich vorgehabt, etwas zu malen, »das etwas darstellt«,
aber die Lust darauf war mir restlos vergangen. Nervens¿gen, dachte ich, w¿hrend ich die Skizze sich immer mehr
auflsen und abstrakter werden ließ.
Sicherheit. Ob das hier Sicherheit war? Ludvigs langsames,
regelm¿ßiges Bl¿ttern im Buch, w¿hrend ich malte. Er saß
abends fast immer im Sessel und las, w¿hrend ich an der
Staffelei stand. Wir leisteten einander Gesellschaft, auch
wenn wir ganz unterschiedliche Dinge taten.
Ludvig las st¿ndig und viel. Er las wahllos alles, von Donald
Duck und Asterix ›ber Kafka bis Kant.
Ich fing gerade an, ein wenig Ordnung in das Chaos zu
bringen, als Ludvig das Buch zuklappte und mich ansah.
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»Vielleicht solltest du doch die Obstschale f›r Edna und
Gunnar malen. Wenn Mama keine Weihnachtsgeschenke
kaufen muss, kannst du vielleicht mit deinem Zeichenkurs
weitermachen.« Ein Semester lang hatte ich abends einen
Zeichenkurs besucht, musste aber damit aufhren, weil kein
Geld f›r die n¿chste Semestergeb›hr da war.
»Der Zeichenkurs kostet einen Batzen Geld. So eine
schlechte Gesch¿ftsfrau ist nicht mal Mama, dass sie die
Kursgeb›hren gegen ein Obstschalenbild tauscht!«
Ludvig streckte sich nach meinem Skizzenblock aus, der an
der Wand lehnte. Er legte ihn auf seinen Schoß und bl¿tterte
darin herum.
»Schade«, sagte er mit Blick auf ein kurvenreiches M¿dchen. »Das hier hast du echt drauf.«
»Besonders die Miezen, stimmt’s?«, fragte ich provozierend.
Ludvig grinste, wurde aber sofort wieder ernst.
»Jungen auch. Hast du nicht jemanden, der dir Modell stehen knnte? Frag doch mal deinen blden Freund!«
Bei dem Gedanken, was der pr›de Johan auf diese Frage
f›r ein Gesicht machen w›rde, brach ich in Gel¿chter aus.
»Du Witzbold! Er traut sich ja nicht mal, mir in Shorts vor
die Augen zu treten.«
Ludvig sch›ttelte nachdenklich den Kopf.
»Ihr seid doch verdammt noch mal schon ein halbes Jahr
zusammen! Bist du dir sicher, dass er nicht schwul oder so
was ist?«
»Ach Quatsch, nur religis.«
Ich bekam direkt Lust, Johan zu fragen, ob er mir nicht
nackt Modell stehen wollte, nur um sein Gesicht zu sehen.
Ludvig bl¿tterte weiter in meinem Block.
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Pltzlich hatte ich eine Idee. Ich konnte gar nicht verstehen,
warum ich nicht schon eher darauf gekommen war.
»DU kannst mir doch Modell stehen!«, sagte ich.
»Nein!«, sagte Ludvig.
Nach intensiver Þberredungsarbeit und harten Verhandlungen war er bereit, zwei Wochen lang jeden Abend eine
Dreiviertelstunde lang Modell zu stehen, wenn ich bis
Weihnachten seinen Abwasch ›bernehmen w›rde.
Sp¿ter habe ich meine eigenen Abwaschtage bei Mama eingetauscht, indem ich ihr versprach, die Obstschale f›r Tante
Edna und Onkel Gunnar zu malen.
***
Nat›rlich hat nicht alles erst an diesem Tag im August 1983
angefangen, als Ludvig versprach, mir Modell zu stehen.
Nat›rlich hatte es schon lange vorher angefangen.
Aber f›r mich wird dieser Tag immer ein Wendepunkt bleiben. Danach wurde mir allm¿hlich klar, dass das Verh¿ltnis
zu meinem Bruder niemals das gewesen war, was man als
»normal« bezeichnet.
In mir gab es eine T›r. Alles, was ich nicht verstehen wollte,
hatte ich hinter ihr verstaut.
Eifersucht.
Das panikartige Gef›hl, das mich ergriff, wenn DIE ZUKUNFT ins Gespr¿ch kam. Sie, die mich und meinen Bruder
trennen w›rde, wie sie es immer mit Geschwistern macht.
Die Tatsache, dass alle Jungen, die ich kennen lernte, eine
oder mehrere Macken hatten, die Ludvig nicht hatte – all
das und noch viel mehr hatte ich hinter jener T›r verstaut.
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Im August 1983 war ich sechzehn und Ludvig siebzehn Jahre alt, und ich glaube, dass der Raum hinter der T›r langsam voll war.
Es ließ sich nichts mehr hineinstopfen. Als ich es versuchte,
wurde ich unter all dem begraben, was sich darin angesammelt hatte.
Ich wehrte mich, aber ich verlor.
Ein ordnungsliebender Mensch gibt sich nicht damit zufrieden, dass er weiß, WIE es zu etwas kam. Ein ordnungsliebender Mensch fragt nach dem WARUM.
Es tut mir wirklich Leid, aber ich kann es nicht erkl¿ren.
Ich weiß es nicht.
***
Mein erster Himmel war ein viereckiger Deckel auf einem
Karton aus grauen H¿usern. Ludvig und ich haben oft
r›cklings in der Sandkiste auf dem Boden des Kartons gelegen und ›ber den Himmel geredet.
Mitten im Garten wuchs ein riesiger Kastanienbaum.
In dem Baum hockten die Jahreszeiten.
Die Baumkrone befand sich fast in gleicher Hhe mit dem
Dach, so dass selbst die Leute aus der f›nften Etage mitbekamen, wann der Fr›hling einzog.
Die Kastanie gehrte zu den wenigen Dingen in unserer
Welt, die keine rechten Ecken und geraden Linien hatte.
Es gab nicht viele andere Kinder in unserem Hof. Ludvig
und ich wuchsen wie zwei Pflanzen im selben Topf auf, die
Wurzeln hoffnungslos ineinander verschlungen. Erwachsenwerden bedeutete f›r mich nicht mehr und nicht weni14
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ger, als alleine mit Ludvig aus der Haust›r auf den Askv¿gen statt aus der Holzt›r in den Garten zu spazieren.
Zuerst zum Supermarkt, f›nfundsiebzig Meter entfernt.
Dann ›ber den Zebrastreifen auf der Storgata, quer durchs
Zentrum zum Spielplatz im Katrinebergspark. ûstlich vom
Park lag ein großes Wohnviertel, das Backa hieß.
Dort gab es ebenso gerade Straßen und graue Vorortsh¿user
wie in unserer Gegend. Ludvig und ich saßen auf der
Schaukel auf dem Spielplatz und dachten ›ber die Menschen in Backa nach. Wir stellten uns vor, dass es dort eine
Straße gab, die Askv¿gen hieß, und dass dort zwei Kinder
wohnten, die genauso aussahen und hießen wie wir, und
dass sie eine Mutter hatten, die Berit hieß und Nachtschwester in einem großen Krankenhaus war.
Der Treppenaufgang in Backa war in demselben blassen
Moosgr›n wie unser Treppenaufgang gestrichen und es
roch nach Schmierseife, Kohl und manchmal nach frisch gebackenem Kuchen oder gebratenem Fleisch. Es gab eine
Frau Nilsson, die sauer wurde, wenn man mit dreckigen
Stiefeln die Treppe hinaufging, und eine Frau Vidæn, die
klein und fast durchsichtig war und eine Holzschachtel mit
hunderten von Knpfen besaß. Und selbstverst¿ndlich gab
es auch einen fetten Hausmeister, der nach Schweiß roch
und dessen Kragen und Schultern immer voller Schuppen
waren.
Manchmal sahen wir einen der Nachbarn, wenn er im Zentrum einkaufte. Wir schlichen hinterher, um herauszufinden,
ob es ein Original von zu Hause oder eine Kopie aus Backa
war.
Weil Mama nachts arbeitete und tags›ber viel schlafen
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musste, hatten wir einige Jahre lang ein Kinderm¿dchen. Sie
hieß Camilla und war die schnste Frau, die wir je gesehen
hatten.
Als Ludvig mir mitteilte, dass Camilla eigentlich ein Engel
sei, war ich nicht im Mindesten erstaunt. Aber das war
Camillas großes Geheimnis, und wir durften uns nicht anmerken lassen, dass wir Bescheid wussten.
Als unsere große Schwester Ylva sich mit ihrem Freund zerstritten hatte und wieder nach Hause zog, wurde Camilla
nicht mehr gebraucht.
Ylva war kein Engel.
Ganz im Gegenteil.
Ludvig ›berzeugte mich schnell davon, dass Ylva in Wirklichkeit ein schreckliches Ungeheuer war. Das verwunderte
mich nicht. Tags›ber verwandele sie sich in einen Menschen, sagte Ludvig, und gehe in unserem Haus herum, um
uns vorzugaukeln, dass sie ein Teil der Familie sei. Aber
nachts nehme sie ihre wahre Gestalt an.
Ylva war zwanzig und hatte sich ihr eigenes Weltbild geschaffen. Vor allem wusste sie alles ›ber Kindererziehung.
Wir w¿ren verwhnt und ein hoffnungsloser Fall, sagte sie.
Man solle Kinder nicht verpimpeln und verh¿tscheln. Man
m›sste Anforderungen an sie stellen, sie zur Vernunft erziehen, Erwachsenensprache mit ihnen sprechen, zusehen, dass
sie selbst¿ndig w›rden und sich selbst die eingeklemmten
Finger pusteten. Und nat›rlich sollten Kinder ihren Teil
zur Hausarbeit beitragen.
Mama bekam zu hren, dass sie das meiste falsch machte.
Sie ließe sich von uns ausnutzen. Sie sollte sich selbst verwirklichen.
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Abends kroch ich dicht an Ludvig heran und fragte: »Ist
Mama nicht wirklich?«
Er dachte einen Augenblick nach, dann antwortete er:
»Ylva glaubt wahrscheinlich nicht, dass Mama wirklich ist,
bevor sie nicht ein Ungeheuer aus ihr gemacht hat.«
»Kann sie das? Mama zu einem … zu einem Ungeheuer
machen?«
»Nein. Das knnen nur schlaue Ungeheuer. Ylva ist ein beklopptes Ungeheuer.«
Ich hatte ein eigenes Bett in dem Zimmer, das Ludvig und
ich teilten, aber ich schlief oft in Ludvigs Bett. Wir hatten
uns abends viel zu erz¿hlen. Meistens fragte ich und er erkl¿rte. Mama behauptete, dass er mich mit erlogenem Bldsinn voll stopfte, aber das ist nicht wahr. Er gab mir seine
Wahrheit und seine Wahrheit wurde auch zu meiner Wahrheit. Hinterher habe ich manches Mal gedacht, dass unsere
Wahrheit sehr viel glaubw›rdiger war als das, was die Erwachsenen uns zu bieten hatten.
Solange Ludvig noch den ganzen Tag zu Hause war, lebten
wir zusammen hinter der Mauer, die unsere eigene Welt
von der wirklichen Welt trennte, und wir konnten Ylva zur
Weißglut bringen, indem wir sie st¿ndig außen vor hielten.
Als Ludvig in die Schule musste, stand ich pltzlich mit
meiner Mauerh¿lfte alleine da und stellte erschrocken fest,
dass eine halbe Mauer gar keine Mauer war.
Nach ein paar Tagen lste ich das Problem.
Jeden Tag nach dem Fr›hst›ck legte Mama sich schlafen.
Sobald sich die Gelegenheit dazu bot, kroch ich unter den
erdroten, schweren Vorhang und unter ihr Bett. Mamas ruhige, sichere Atemz›ge und die grauen, flauschigen Woll17
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m¿use, die unter dem Bett lebten, wurden meine Freunde,
und ich blieb bei ihnen, bis Ludvig nach Hause kam.
Kurze Zeit sp¿ter zog Ylva mit einem neuen Mann zusammen und ich durfte ihr Zimmer ›bernehmen. Ich kam in
die Schule, und Mama war der Meinung, dass wir jetzt groß
genug seien, auch ohne Kinderm¿dchen zurechtzukommen.
Die Blumentapeten in meinem Zimmer waren vom Atem
des Ungeheuers vergiftet. Eines Samstags, w¿hrend Mama
schlief, rissen Ludvig und ich sie herunter. Darunter waren
die W¿nde grau und rau wie eine Novembererk¿ltung, aber
sie waren immerhin nicht vom Ungeheuer verseucht. Ein
gutes Jahr sp¿ter hatten wir gen›gend Taschengeld gespart,
um die W¿nde weiß zu streichen. Mama hielt uns f›r vllig
›bergeschnappt. Es war die Zeit der gr›nen Medaillontapeten. Ein paar Jahre sp¿ter war mein Zimmer der einzig ertr¿gliche Raum in der gesamten Wohnung. Mama pl›nderte
ihr Sparbuch und tapezierte mit Ludvigs und meiner Hilfe
die ›brigen Zimmer mit hellen Tapeten.
Die Wohnung hatte drei Zimmer und eine K›che.
Der Flur war lang gestreckt und ziemlich dunkel und, als
wir klein waren, von allerhand Gespensterwesen bewohnt.
Mein Zimmer war das erste auf der rechten Seite, wenn
man in die Wohnung kam. Meistens herrschte eine ziemliche Unordnung. Durchs Fenster konnte man auf den Askv¿gen oder, wenn es einem besser gefiel, auf das f›nfstckige Haus auf der anderen Straßenseite schauen. Genau
gegen›ber lag die K›che, hell und gem›tlich und mit Ausblick auf den Garten. Wir wohnten in der dritten Etage und
konnten direkt ins Herz des Kastanienbaumes sehen. Die
n¿chsten .ste waren gerade so weit vom Fenster entfernt,
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