Was steckt hinter dem Milliarden-Deal?
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Was steckt hinter dem Milliarden-Deal?
SZENE AUSLAND SCHWERPUNKT ACCOR ÜBERNIMMT FAIRMONT-HOLDING Was steckt hinter dem Milliarden-Deal? background Berühmtes Luxushaus: The Raffles Singapur. Prinz Alwaleed. Eine Hotel-Ikone: The Plaza Hotel New York. « DIES IST EINE HERVORRAGENDE GELEGENHEIT, UM DREI RENOMMIERTE MARKEN UNSEREM PORTFOLIO HINZUZUFÜGEN. » SÉBASTIEN BAZIN, CEO VON ACCOR Gehört schon bald zur Accor-Gruppe: «Fairmont Le Montreux Palace». Der französische Hotel-Konzern Accor hat im Dezember den Kauf der Luxus-Hotel-Holding FRHI mit den Hotel-Marken Fairmont, Raffles und Swissôtel bekannt gegeben. Insgesamt bezahlt der europäische Hotel-Konzern für das kanadische Unternehmen 2,9 Mia. Dollar. Was steckt hinter dem Milliarden-Deal? Warum macht die Mega-Fusion für Accor Sinn? I m Juni haben die Eigentümer der FRHI Hotels & Resorts – die katarische Regierung mit einem Staatsfonds und die Firma Kingdom Holding Company des saudischen Prinzen Al Waleed Bin Talal – bei Morgan Stanley und der Deutschen Bank den Verkauf der kanadischen Hotel-Gruppe in Auftrag gegeben. Wie Accor bekannt gab, konnte die französische Hotel-Gruppe im Dezember eine Vereinbarung mit der Qatar Investment Authority (QIA), der Kingdom Holding Company (KHC) in Saudi-Arabien und der Oxford Properties Group unterzeichnen, um die FRHI Holdings, die Mut- 14 fische Reichweite, das Wachstumspotenzial und die Rentabilität.» Die Vereinbarung mit der Qatar Investment Authority und der Königreich Saudi-Arabien Holding enthält die Zahlung von 840 Millionen US-Dollar in bar (rund 827 Millionen Franken oder 768 Millionen Euro) und die Zeichnung von 46,7 Millionen neuen Accor-Aktien. Diese Wertpapiere sollen aus einer Kapitalerhöhung hervorgehen, der die Aktionäre an einer ausserordentlichen Hauptversammlung zustimmen müssen. Die geplante Transaktion muss noch von den Wettbewerbsbehörden gutgeheissen werden. Mit der Übernahme wird Accor unter die Top 5 der grössten Luxus-Hotel-Gruppen weltweit vorstossen. H gastkommentar Swissôtel Zürich-Oerlikon. Was mit der Hotel-Marke Swissôtel in Zukunft passiert, ist noch offen. tergesellschaft der drei Marken Fairmont, Raffles und Swissôtel zu erwerben. FRHI verfügt in 34 Ländern auf fünf Kontinenten über 155 Luxushäuser und Resorts in Betrieb oder in Entwicklung mit mehr als 56 000 Zimmern weltweit. Das Portfolio umfasst unter anderem die Häuser Raffles Singapur, The Savoy London, Fairmont Peace Hotel Shanghai, das Plaza Hotel New York, Le Royal Monceau – Raffles Paris, Fairmont San Francisco, Fairmont Banff Springs in Kanada und das Fairmont Grand Del Mar in San Diego. Sébastien Bazin, CEO von Accor, wird zum Milliarden-Deal wie folgt zitiert: «Dies ist eine hervorragende Gelegenheit, um drei renommierte Marken unserem Portfolio hinzuzufügen, und ein grosser Schritt nach vorne für Accor. Damit bietet sich uns eine robuste und globale Führungsrolle in der Luxus-Hotellerie – einem wichtigen Segment in Bezug auf die geogra1 – 2 I 2016 HAT SICH ACCOR DEN WOLF INS HAUS GEHOLT? Das Ticket ins Luxus-Segment war nicht ganz billig, aber offenbar schneller zu haben als erwartet: Accor kann sein Portfolio jetzt (endlich) um berühmte Luxus-Legenden mit den Vornamen Fairmont oder Raffles erweitern. Und der ehrgeizige Sébastien Bazin darf sich finalemente im glamourösen Radius arabischer Scheichs bewegen. Sowohl die Qataris wie der saudische Prinz Alwaleed sind allerdings auch als knallharte Rechner bekannt, sodass sie Bazin exakt auf die Finger schauen werden – nicht nur als Eigentümer einzelner Luxus-Hotels, sondern jetzt auch neu als einflussreiche Accor-Aktionäre. Hat sich Bazin da nicht den Wolf ins Haus geholt? Jetzt muss er, der Ex-Investment-Banker, als Operations-Mann den weltweit einflussreichsten Hotel-Investoren seine Strategien beweisen und Fehlschläge erklären. Das wird wirklich spannend. Von den drei erworbenen Marken Fairmont, Raffles, Swissôtel ist auf den ersten Blick fast nur Swissôtel davon bedroht, von Accor-Hotel-Marken absorbiert zu werden. Bei den beiden anderen sollten sich die Franzosen eher an deren Renommee laben. Accor wird nun lernen, wie echte internationale Luxus-Hotels aussehen … Maria Pütz-Willems, Chefredaktorin «Hospitality Inside» 1 – 2 I 2016 HINTERGRÜNDE ZUM MEGA-DEAL Im Nachgang zu der angekündigten Übernahme von FRHI Hotels (Fairmont, Raffles, Swissôtel) gibt es interessante Zahlen aus der Investoren-Welt, die zeigen, welche konkreten Synergien sich Accor erhofft. Die Kingdom Holding erläuterte zudem in einem Interview in den USA ihre Beweggründe für die Fusion. Aus einem Accor-Papier geht hervor, dass das bald erweiterte Luxus-Hotel-Portfolio dem französischen Konzern für seine Division Hotel Services deutlich höhere GebührenUmsätze einbringen wird: Sie steigen von 19 auf 35 Prozent. Gepaart mit der Tatsache, dass die drei Marken die Position von Accor im US-Markt durch starke Flaggschiffe in Schlüssel-Städten stärken, erhalten die Franzosen damit auch Zugriff auf überwiegend amerikanische Kunden-Daten. • Fairmont Hotels & Resorts zählt derzeit 70 Hotels mit 29 000 Zimmern in 22 Ländern. • Raffles Hotels & Resorts zählt derzeit 12 Hotels mit 2000 Zimmern in 10 Ländern. • Swissôtel Hotels & Resorts zählt derzeit 32 Hotels mit 12 000 Zimmern in 16 Ländern. • Insgesamt addieren sich die 115 FRHI-Hotels mit 356 Accor-Hotels zu insgesamt 645 Hotels mit 165 000 Zimmern. Laut Accor wuchs FRHI in den Jahren 2010 bis 2015 um 4 % im RevPAR und um 10 % bei den Management Fees. Das EBITDA der Gruppe wuchs von 2010 bis 2016 von 37 auf etwa 120 Millionen US-Dollar, und man erwartet mittelfristig einen weiteren Anstieg der CAGR um 15 %. Die Übernahme soll im 2. Quartal 2016 abgeschlossen werden. Die Implementierung selbst wird 120 Millionen Euro kosten. Synergien erhofft sich Accor auf drei Ebenen: eine Maximierung von 15 % bei den Gewinnen und Verlusten der Hotels, 30 % mehr Effizienz in Marketing und Distribution sowie 55 % an sichtbarer Kostenoptimierung. Diese Synergien sollen sich nach drei Jahren mit 65 Millionen Euro im EBITDA niederschlagen. Was die Kingdom Holding als einer der FRHI-Verkäufer und als einer der beiden neuen Aktionäre von Accor von dem Deal mit den Franzosen erwartet, erläuterte CEO Sarmad Zok dem «Hotels Magazine». Danach betrachtet er Accor als einen künftigen «Big Player», der den Markt auch weiterhin dynamisch mitgestalten möchte. «Es wäre nicht überraschend, wenn die derzeitigen 10 Lodging-Unternehmen in den nächsten drei oder vier Jahre auf drei zusammenschrumpfen würden», sagte er. «In diesem Konsolidierungsprozess gibt es eine Aufteilung des Lagers zwischen den grossen und den kleinen Playern. Accor ist einer der grossen Player … Und das ist der Typus, mit dem wir verlinkt sein wollen.» Für Kingdom war es wichtig, dass die bisher privat geführte Hotel-Gruppe nun Teil eines grösseren Systems und damit auch noch skalierbarer wird. Da man künftig über einen Sitz im Board verfüge (Kingdom hält künftig 10,5 % der Aktien), werde man das Management-Team in seiner Strategie unterstützen. Durch den saudischen Prinzen Alwaleed, der hinter Kingdom steht, und sein exzellentes globales Netzwerk «können wir Accor ein paar Türen öffnen, um voranzukommen». Unter der Führung von Accor sollte sich FRHI «in den nächsten zwei bis drei Jahren mehr als verdoppeln», erwartet Zok. In Bezug auf Swissôtel gestand er dem Accor-Management noch etwas Zeit zu, um zu evaluieren, wie man den Wert dieser Marke maximieren könne. 15