Avastin - European Medicines Agency

Transcrição

Avastin - European Medicines Agency
EMA/487896/2016
EMEA/H/C/000582
Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit
Avastin
Bevacizumab
Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Avastin.
Hierin wird erläutert, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Arzneimittel beurteilt hat,
um zu seinem befürwortenden Gutachten zur Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen und
seinen Empfehlungen zu den Anwendungsbedingungen für Avastin zu gelangen.
Was ist Avastin?
Avastin ist ein Arzneimittel gegen Krebs, das den Wirkstoff Bevacizumab enthält. Es ist als Konzentrat
zur Herstellung einer Infusionslösung (Tropfinfusion in eine Vene) erhältlich.
Wofür wird Avastin angewendet?
Avastin wird zur Behandlung von Erwachsenen mit den folgenden Krebsarten in Kombination mit
anderen Arzneimitteln gegen Krebs angewendet:
•
Krebs des Kolons oder Rektums (Dickdarm), der metastasiert (d. h. sich in andere Teile des
Körpers ausgebreitet hat), in Kombination mit Chemotherapie-Arzneimitteln, die Fluoropyrimidin
enthalten;
•
metastasiertes Mammakarzinom (Brustkrebs) in Kombination mit Paclitaxel oder Capecitabin;
•
fortgeschrittener nicht-kleinzelliger Lungenkrebs bei Patienten, deren Krebszellen nicht
hauptsächlich die squamöse Form aufweisen, wobei das Arzneimittel in Kombination mit einer
Platin-basierten Chemotherapie angewendet wird;
•
fortgeschrittener nicht-kleinzelliger Lungenkrebs bei Patienten, deren Krebszellen eine bestimmte
Veränderung (aktivierende Mutationen) in dem Gen für ein Protein mit der Bezeichnung EGFR
aufweisen, wobei das Arzneimittel in Kombination mit Erlotinib angewendet wird;
•
fortgeschrittener oder metastasierter Nierenkrebs in Kombination mit Interferon alfa-2a;
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•
Oviarialkarzinom (Eierstockkrebs) sowie Krebs der Eileiter (der die Eierstöcke mit der Gebärmutter
verbindet) oder des Bauchfells (Membran, die den Bauch auskleidet). Avastin wird angewendet,
wenn der Krebs fortgeschritten oder rezidivierend ist, und zwar in Kombination mit bestimmten
Chemotherapie-Arzneimitteln;
•
Gebärmutterhalskrebs, der persistent, rezidivierend oder metastasiert ist. Avastin wird in
Kombination mit Paclitaxel sowie entweder mit Cisplatin, einem Arzneimittel auf Platinbasis, oder,
wenn dieses nicht angewendet werden kann, Topotecan, einem anderen ChemotherapieArzneimittel, verabreicht.
Nähere Einzelheiten hierzu finden Sie in der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
(ebenfalls Bestandteil des EPAR).
Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.
Wie wird Avastin angewendet?
Die Behandlung mit Avastin sollte von einem Arzt beaufsichtigt werden, der Erfahrung in der
Behandlung von Krebs hat.
Die erste Avastin-Infusion sollte 90 Minuten dauern, die nachfolgenden Infusionen können schneller
verabreicht werden, wenn die erste Infusion gut vertragen wurde. Die Dosis beträgt 5 mg bis 15 mg
pro Kilogramm Körpergewicht alle zwei oder drei Wochen und richtet sich nach der zu behandelnden
Krebsart. Die Behandlung wird so lange fortgesetzt, bis der Patient nicht mehr davon profitiert. Der
Arzt kann beschließen, die Behandlung zu unterbrechen oder abzubrechen, wenn beim Patienten
bestimmte Nebenwirkungen auftreten.
Wie wirkt Avastin?
Der Wirkstoff in Avastin, Bevacizumab, ist ein monoklonaler Antikörper. Ein monoklonaler Antikörper
ist ein Antikörper (eine Art von Protein), der für die Bindung an den endothelialen
Gefäßwachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) entwickelt wurde, ein Protein, das
im Blut zirkuliert und das Wachstum von Blutgefäßen fördert. Durch die Bindung an VEGF verhindert
Avastin, dass der Wachstumsfaktor seine Wirkung entfaltet. Dadurch wird die Neubildung von
Blutgefäßen in den Krebszellen und somit ihre Durchblutung beeinträchtigt, sodass sie nicht
ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Dies trägt wiederum dazu bei, das
Tumorwachstum zu hemmen.
Wie wurde Avastin untersucht?
Beim metastasiertem Kolon- oder Rektumkrebs wurden in drei Hauptstudien die Auswirkungen der
zusätzlichen Gabe von Avastin zur Chemotherapie, die auch ein Fluoropyrimidin beinhaltet, untersucht.
An den ersten beiden Studien nahmen Patienten teil, deren metastasierte Erkrankung zum ersten Mal
behandelt wurde (Erstbehandlung): In der ersten Studie (mit 923 Patienten) und der zweiten Studie
(mit 1 401 Patienten) wurde Avastin mit Placebo (einer Scheinbehandlung), beide in Kombination mit
einer Chemotherapie, verglichen. An der dritten Studie nahmen 829 Patienten teil, die auf eine
vorangegangene Behandlung mit Fluoropyrimidin und Irinotecan (ein weiteres ChemotherapieArzneimittel) nicht angesprochen hatten.
Bei metastasiertem Brustkrebs wurde Avastin in zwei Hauptstudien untersucht. In der ersten Studie
wurden bei 722 Patientinnen die Wirkungen von Avastin zusätzlich zu Paclitaxel mit der alleinigen Gabe
von Paclitaxel verglichen. In der zweiten Studie wurden bei 1 237 Patienten die Wirkungen von Avastin
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oder Placebo zusätzlich zu verschiedenen Chemotherapie-Behandlungen, einschließlich Capecitabin,
verglichen.
Bei fortgeschrittenem, metastasiertem oder rezidivierendem Lungenkrebs wurde Avastin bei
878 Patienten untersucht, deren Krebszellen hauptsächlich die nicht-squamöse Form aufweisen. In
dieser Studie wurde Avastin in Kombination mit einer Chemotherapie auf Platinbasis mit einer
Chemotherapie allein verglichen.
Bei Patienten mit einem bestimmten Subtyp des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses mit aktivierenden
Mutuationen in dem EGFR-Gen wurde Avastin in Kombination mit Erlotinib in einer Studie mit 152
Patienten mit Erlotinib allein verglichen.
Bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenkrebs wurde Avastin bei 649 Patienten mit
fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung untersucht. In der Studie wurde Avastin mit Placebo,
beide in Kombination mit Interferon alfa-2a, verglichen.
Bei Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs wurden zwei Hauptstudien mit 3 401 Patienten
durchgeführt, die an neu diagnostizierten Krebserkrankungen, einschließlich fortgeschrittenen
Krebserkrankungen, litten. In diesen Studien wurde Avastin in Kombination mit Carboplatin und
Paclitaxel mit Carboplatin und Paclitaxel allein verglichen.
Zwei weitere Studien bei Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs wurden bei insgesamt 845 Patienten
mit rezidivierendem Krebs (der nach einer vorherigen Chemotherapie auf Platinbasis wiederaufgetreten
ist) durchgeführt. An der ersten Studie nahmen Patienten teil, deren Krebserkrankung mindestens
sechs Monate nach der vorherigen Behandlung wieder aufgetreten war („platinsensible Erkrankung“),
während die zweite Studie bei Patienten mit einem aggressiveren Krebs, der innerhalb von sechs
Monaten nach der vorherigen Behandlung („platinresistente Erkrankung“) zurückgekehrt war,
durchgeführt wurde. In diesen Studien wurde die Wirkung von Avastin als Zusatztherapie zu einer
Kombinationsbehandlung mit Carboplatin und Gemcitabin oder zu Paclitaxel, Topotecan oder
pegyliertem liposomalem Doxorubicin untersucht.
Bei Gebärmutterhalskrebs wurde eine Hauptstudie mit 452 Patienten durchgeführt, die an einer
fortgeschrittenen persistenten, rezidivierenden oder metastasierten Erkrankung litten. In der Studie
wurde die Wirkung der zusätzlichen Gabe von Avastin zu einer Chemotherapie mit Paclitaxel und
Cisplatin oder Topotecan mit den Ergebnissen bei Patienten verglichen, die nur eine Chemotherapie
erhielten.
Der Hauptindikator für die Wirksamkeit war in allen Studien entweder die Gesamtüberlebenszeit (wie
lange die Patienten noch lebten) oder die progressionsfreie Überlebenszeit (der Zeitraum, in dem sich
die Krankheit nicht verschlimmerte).
Welchen Nutzen hat Avastin in diesen Studien gezeigt?
Bei metastasiertem Kolon- oder Rektumkrebs verlängerte Avastin sowohl die Gesamtüberlebenszeit als
auch die progressionsfreie Überlebenszeit, wenn es zusätzlich zu einer fluoropyrimidinhaltigen
Chemotherapie gegeben wurde. In der ersten Studie mit zuvor unbehandelten Patienten betrug die
durchschnittliche Gesamtüberlebenszeit 20,3 Monate bei Patienten, denen zusätzlich Avastin gegeben
wurde, und 15,6 Monate bei Patienten, die nur eine Chemotherapie erhielten. In der zweiten Studie
betrug die progressionsfreie Überlebenszeit 9,4 Monate bei Patienten, die Avastin bekamen, und
8,0 Monate bei Patienten, die Placebo erhielten. Bei zuvor behandelten Patienten betrug die
Gesamtüberlebenszeit 12,9 Monate bei Patienten, denen zusätzlich Avastin gegeben wurde, und
10,8 Monate bei Patienten, die nur eine Chemotherapie erhielten.
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Bei metastasiertem Brustkrebs verlängerte die zusätzliche Gabe von Avastin ebenfalls die
progressionsfreie Überlebenszeit. Wenn Avastin zusätzlich zu Paclitaxel gegeben wurde, betrug die
durchschnittliche progressionsfreie Überlebenszeit 11,4 Monate, im Vergleich zu 5,8 Monaten bei den
Patienten, die nur Paclitaxel erhielten. Wenn Avastin zusätzlich zu Capecitabin gegeben wurde, betrug
die durchschnittliche progressionsfreie Überlebenszeit 8,6 Monate, im Vergleich zu 5,7 Monaten bei den
Patienten, die Capecitabin zusammen mit Placebo erhielten.
Bei fortgeschrittenem, metastasiertem oder rezidivierendem Lungenkrebs betrug die durchschnittliche
Gesamtüberlebenszeit 12,3 Monate bei Patienten, denen Avastin in Kombination mit Chemotherapie
auf Platinbasis gegeben wurde, und 10,3 Monate bei Patienten, die eine Chemotherapie allein
erhielten.
In einer Studie bei Lungenkrebspatienten mit EGFR aktivierenden Mutationen betrug bei Patienten, die
mit Avastin in Kombination mit Erlotinib behandelt wurden, die durchschnittliche progressionsfreie
Überlebenszeit 16 Monate im Vergleich zu 9,7 Monaten bei Patienten, die Erlotinib allein erhielten.
Bei fortgeschrittenen oder metastasierten Nierenkrebs betrug die durchschnittliche progressionsfreie
Überlebenszeit 10,2 Monate bei Patienten, die Avastin bekamen, und 5,4 Monate bei Patienten, die
Placebo erhielten.
In den Studien zu neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs
betrug die durchschnittliche progressionsfreie Überlebenszeit in einer Studie 19,3 Monate mit Avastin
und 16,9 Monate mit Placebo und in einer zweiten Studie 14,7 bzw. 10,6 Monate.
In der Studie zu Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs, der mindestens 6 Monate nach einer
vorherigen Chemotherapie wieder aufgetreten ist, betrug die progressionsfreie Überlebenszeit
12,4 Monate mit Avastin als Zusatz zu Carboplatin und Gemcitabin und 8,4 bei Placebo als Zusatzgabe.
In der Studie mit Patienten mit aggressiverem Krebs betrug die progressionsfreie Überlebenszeit
6,7 Monate mit Avastin als Zusatz zu Paclitaxel, Topotecan oder pegyliertem liposomalem Doxorubicin
und 3,4 Monate, wenn diese Chemotherapien allein angewendet wurden.
Bei Gebärmutterhalskrebs betrug die durchschnittliche Gesamtüberlebenszeit bei einer Chemotherapie,
die auch Avastin beinhaltete, 16,8 Monate im Vergleich zu 12,9 Monaten, wenn nur eine
Chemotherapie angewendet wurde. Bei der Berücksichtigung der Art der Chemotherapie lebten
Patienten, die eine Behandlung auf Cisplatinbasis erhielten, tendenziell durchschnittlich zwei Monate
länger als Patienten, die eine Behandlung auf Topotecanbasis erhielten, unabhängig davon, ob Avastin
als Teil der Behandlungsschemen verabreicht wurde.
Welches Risiko ist mit Avastin verbunden?
Sehr häufige Nebenwirkungen von Avastin sind Hypertonie (Bluthochdruck), Fatigue (Erschöpfung)
oder Asthenie (Schwäche), Diarrhö (Durchfall) und abdominale Schmerzen. Die schwersten
Nebenwirkungen sind gastrointestinale Perforationen (Magen-Darm-Durchbrüche), Hämorrhagie
(Blutungen) sowie arterielle Thromboembolie (Blutgerinnsel in den Arterien). Die vollständige
Auflistung der im Zusammenhang mit Avastin berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu
entnehmen.
Avastin darf nicht bei Patienten angewendet werden, die überempfindlich (allergisch) gegen
Bevacizumab, einen der sonstigen Bestandteile oder Produkte aus Eizellen chinesischer Hamster oder
andere rekombinante Antikörper sind. Es darf auch nicht bei Schwangeren angewendet werden.
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Warum wurde Avastin zugelassen?
Der CHMP gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Avastin gegenüber den Risiken überwiegt,
und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen.
Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren und
wirksamen Anwendung von Avastin ergriffen?
Es wurde ein Risikomanagementplan entwickelt, um sicherzustellen, dass Avastin so sicher wie möglich
angewendet wird. Auf der Grundlage dieses Plans wurden Sicherheitsinformationen in die
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage für Avastin aufgenommen,
einschließlich geeigneter Vorsichtsmaßnahmen für Angehörige der Heilberufe und Patienten.
Weitere Informationen über Avastin
Am 12. Januar 2005 erteilte die Europäische Kommission eine Genehmigung für das Inverkehrbringen
von Avastin in der gesamten Europäischen Union.
Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Avastin finden Sie auf der Website der Agentur:
ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European Public Assessment Reports. Wenn Sie
weitere Informationen zur Behandlung mit Avastin benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage
(ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 05-2016 aktualisiert.
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