Flail Chest nach Pneumonektomie mit Rippenresektion
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Flail Chest nach Pneumonektomie mit Rippenresektion
Flail Chest nach Pneumonektomie mit Rippenresektion A. Kania, J. Buermann, M. Kaminski Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie Universitätsklinikum Bonn Einleitung Präoperative Computertomographie Flail Chest (F.C.) ist eine klinische Diagnose aus der Thoraxtraumatologie, die auch nach Thoraxwandresektion auftreten kann und geht mit paradoxer Atmung einher. Eine paradoxe Atmung ist unökonomisch, da bereits in Ruhe erhöhte Atemarbeit zu leisten ist, um die notwendigen Atemvolumina zu gewährleisten [3]. - Indikation zur Rippenresektion? Über die Notwendigkeit der Rekonstruktion bestehen keine Leitlinien. Orientiert man sich an Empfehlungen von „High-Volume-Center“ [5,6] bedürfen Thoraxwanddefekte unabhängig von der Lokalisation keiner Rekonstruktion, wenn sie einen Durchmesser von 5 cm nicht überschreiten. Dies gilt auch für dorsal gelegene Defekte ventral der Scapula (z.B. Pancoast- Tumor). Fallvorstellung – 50-jähriger Hämophilie-A-Patient (60py) – Computertomographie bei Kreuzschmerz: V.a. BC rechts mit mgl. Rippeninfiltration 4, 5 und 6 Weitere Diagnostik: – Bronchoskopie mit Biopsie: zentrales BC (Adeno-Karzinom) – FEV1 = 3,65l – MR-Hirn / PET-CT: keine extrapulmonale Tumormanifestation clinical staging: T3, N0, M0, G2 Abb.1: Transversalschnitt: Zentrales BC rechts mit V.a. Infiltration der Thoraxwand Abb.2: Zentrales Bronchialkarzinom rechts in enger Lagebeziehung zur 4.-6. Rippe Pathophysiologie dieses Flail Chest - Instabile Thoraxwand Erste Operation (En-bloc-Resektion): – Pneumonektomie rechts mit subtotaler Resektion 4.-6. Rippe mit systematischer Lymphadenektomie – Verschluss der Thorakotomie ohne Thoraxwandrekonstruktion bei ungeklärtem Resektionsstatus Histologie: pT3, pN0(0/24), R0, L0, V0, G3; UICC IIb Postoperativ: – rasche Extubation und Verlegung auf Normalstation – neu aufgetretene thorakale Schmerzen und respiratorische Insuffizienz ab dem 5.post-OP-Tag Reintubation – Weaning-Versuche: paradoxes Atemmuster bei instabiler Thoraxwand Zweite Operation (Thoraxwandrekonstruktion): – intraoperativer Befund: Scapula-Spitze nach intrathorakal luxiert – straffe Fixation des Netzes (Dicke: 2mm) mit 1er-Prolene sternal und kostal Abb.3: Eingefallener rechter Hemithorax vor Stabilisierung der Thoraxwand Abb.4: Inspiration: Flail Chest bei Z.n. nach Pneumonektomie; veränderte intrathorakale Druckverhältnisse bedingen eine respiratorische Insuffizienz Thoraxwandrekonstruktion mit Kunststoffnetz - GORE® DUALMESH® Biomaterial Postoperativ dramatische Besserung der Beatmungssituation: – Umstellung von APRV (druckkontrolliert) auf CPAP (druckunterstützt) bereits am 1.Tag nach Thoraxwandstabilisierung – guter Gasaustausch ohne Druckunterstützung ab dem 7.post-Tag Diskussion Der Benefit der chirurgischen Therapie von BC, die Strukturen der Thoraxwand infiltriert haben: Rippenresektion mit Pneumonektomie wird kontrovers diskutiert, insbesondere bei positivem N2-Status [1,2,6]. Ein positiver N2-Status wird von Burkhardt et al [1] sogar als Kontraindikation angesehen. Aufgrund des jungen Alters haben wir die maximal mögliche Radikalität walten lassen und führten eine Pneumonektomie mit Rippenresektion durch. Abb.5: Kostal fixiertes Kunststoffnetz. [*M.pectoralis major; **M. serratus anterior; ***M.latissimus dorsi] Abb.6: Über Netz adaptierte Thoraxwandmuskulatur [*M.pectoralis major;***M.latissimus dorsi] Funktionelles Ergebnis Die konsekutive paradoxe Atmung bedingte unserer Interpretation nach eine dauerhafte respiratorische Insuffizienz, welche durch Stabilisierung der Thoraxwand erfolgreich durchbrochen wurde. In aller Regel bezieht sich die paradoxe Atmung bei F.C. auf die Funktion der ipsilateralen Lunge. Allerdings kann bei Z.n. Pneumonektomie ein F.C. auch die Funktion kontralateralen Lunge kompromittieren. Dies ist eine Lektion, die wir anhand dieses Pat. gelernt haben. Einige Autoren geben eine hohe Morbidität nach Pneumonektomie mit Thoraxwandresektion bei BC an: 38% [2] oder Mortalität: 12,7 % [4] und 44 % [6]. Schlussfolgerungen 1. Trotz Pneumonektomie muss die Atemmechanik beider Hemithoraces als physiologische Einheit betrachtet werden. 2. nach Pneumonektomie ist die Rekonstruktion der Thoraxwand indiziert, wenn der Defektdurchmesser > 5 cm beträgt. Abb.7: Inspiration: Stabile Thoraxwand. Reizlose Narbe. Abb.8: Inspiration: Stabile Thoraxwand. Reizlose Narbe. Literatur [1] Burkhart et al., Results of en bloc resection for bronchgenic carcinoma with chest wall Invasion, J Thorac Cardiovasc Surg 2002; 123: 670-5 [2] Cardillo et al. Pneumonectomy with en bloc chest wall resection: is it worthwhile? Report on 34 patients from two institutions, Interactive CardioVascular and Thoracic Surgery 2013, 1-5 [3] Davignon et al., Pathophysiology and management of the flail chest, Minerva anesthesiologica, 2004; 70: 191- 9 [4] Doddoli et al., Lung Cancer invading the Chest Wall: A Plea for En-Bloc Resection but Need for New Treatment Strategies, Ann Thorac Surg 2005; 80: 2032-40 [5] Mansour et al., Chest Wall Resections and reconstruction: A 25-Year Experience, Ann Thorac Surg 2002, 73: 1720-6 [6] Weyant et al., Results of Chest Wall Resection and reconstruction With and Without Rigid Prosthesis, Ann Thorac Surg 2006; 81: 279-85 3. Defekte bedürfen keiner Rekonstruktion, wenn diese durch das Schulterblatt gedeckt werden. 4. Ist das Risiko einer Luxation des Schulterblattes in die Pleurahöhle offensichtlich, ist zur Vermeidung postoperativer Schmerzen und einer postoperativer Ateminsuffizienz die Stabilisierung der Thoraxwand indiziert. W. L. Gore & Associates, Inc. Flagstaff, AZ 86004 +65.67332882 (Asia Pacific) 800.437.8181 (United States) 00800.6334.4673 (Europe) 928.779.2771 (United States) goremedical.com Poster presented at the Kongress der DGCH, München 2013. Reprinted with permission of the authors. Refer to the Instructions for Use for a complete description of all warnings, precautions, and contraindications. Products listed may not be available in all markets. GORE®, DUALMESH®, and designs are trademarks of W. L. Gore & Associates. ©2013 W. L. Gore & Associates, Inc. AS1918-DE1 JUNE 2013