Viracopos als Vorreiter

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Viracopos als Vorreiter
Nord- und Lateinamerika
Internationale Transport Zeitschrift 05-06 2014
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Elektronischer Luftfrachtbrief e-AWB kommt nach Brasilien
Viracopos als Vorreiter
Die Bürokratie Brasiliens wird auch im Aussenhandel gefürchtet. Die Einführung des elektronischen Air Waybill soll hier Besserung bringen.
Verhandlungen von Branchenexperten und Finanzbehörden sowie die Unterstützung von Iata und Fiata haben das Terrain bereitet,
In Zusammenhang mit den oft zeitraubenden und kostenintensiven Prozessen
der staatlichen Verwaltung Brasiliens
spricht man auch von den «Custos Brasil». Der Aussenhandel bildet dabei keine Ausnahme. Dies zeigt sich auch am
Flughafen Viracopos, Campinas, im Bundestaat São Paulo, wo im Jahre 2012 ein
Frachtvolumen von 300 000 t umgeschlagen wurde. Dort müssen bisher jährlich
ca. 38 000 Luftfrachtbriefe als Papierdokumente in zwölffacher Ausfertigung
generiert werden. Dieses umständliche
Verfahren soll – zumindest für den Export – bald der Vergangenheit angehören.
Mit Unterstützung der Finanzbehörden
Brasiliens (Receita Federal) haben die Iata
und der private Betreiber des Flughafens,
Aeroportos Brasil Viracopos S. A., jetzt
die Voraussetzungen für die Einführung
des e-Air Waybill (e-AWB) geschaffen.
Konsens für brasilianische Lösung
Der e-AWB wurde von der Industrie und
der Iata entwickelt, um den Luftfrachtbrief in Papierform abzulösen. «Best
Practices» der Branche wurden zusammen mit Branchenexperten dokumentiert. Die Fiata unterstützt das Projekt.
Der Einsatz des e-AWBs ist zwischen
den Geschäftspartnern möglich, da eine
Vereinbarung im Rahmen des multilateralen e-AWB-Abkommens der Iata einer
Fluggesellschaft oder einem Spediteur einen ausreichenden gesetzlichen Rahmen
bietet. An den wesentlichen Flughäfen
der Welt wird der e-AWB heute bereits
eingesetzt, insbesondere in der MENARegion (Middle East & North Africa),
Asien, Nordamerika und Europa. Anfang
Foto: XXXXX
um im Modellversuch am Flughafen Viracopos im Export den Luftfrachtbrief in Papierform abzulösen und Zeit und Kosten zu sparen.
Der Modellversuch der elektronischen AWB ist im Dezember 2013 am Flughafen Viracopos gestartet.
Dezember 2013 hatten sich nach Angaben der Iata 53 Airlines und 414 Spediteure dem System angeschlossen.
Lateinamerika einschliesslich Brasiliens war bislang ein weisser Fleck auf der
Landkarte. Der am Flughafen Viracopos
Ende Dezember als Pilotprojekt gestartete e-AWB soll nach Angaben der Iata in
Brasilien die Abfertigungszeit im Export
von den heute üblichen 20 Stunden auf
ca. 5 Stunden reduzieren.
Begrenzter Zeit- und Kostengewinn
Carlos Ebner, Direktor der IATA in Brasilien, hat in der brasilianischen Presse
betont, dass man sich ganz bewusst für
eine Einführung der e-AWB in Viracopos
entschieden habe, weil der zweitgrösste
Frachtflughafen des Landes «die Luftfracht in seiner DNA hat». Die Luftfracht
macht dort ca. 70% des Umsatzes aus.
Im Dezember haben DB Schenker und
Lufthansa auf der Strecke Viracopos Frankfurt/M. im Export zum ersten Mal
die e-AWB eingesetzt. Der Flughafenchef
in Viracopos, Luiz Alberto Küster, erwartet, dass 2014 alle Luftfrachtspediteure
auf das neue System umsteigen werden.
Die Umstellung des Imports soll aber
erst Mitte 2014 beginnen. Aufgrund der
vielfältigen fiskalischen und nicht-fiskalischen Importkontrollen, die weiter Bestand haben werden, wird nach Angaben
von Branchenkennern die Zeit- und Kostenersparnis nur bei ca. 10% liegen. Nach
Angaben des Flughafens lag im Oktober
die Zeit zwischen der Warenankunft bis
zur Zustellung je nach Warentyp zwischen 39,5 und 57,0 Arbeitsstunden. Im
September schwankten die Abfertigungszeiten zwischen 37,3 und 65,7 Arbeitsstunden.
Armin Schwolgin

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