Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister

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Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister
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Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
meine sehr geehrten Damen und Herren
Ich begrüße Sie recht herzlich und wünsche Ihnen ein erfülltes und gesundes neues Jahr
2016. Nicht nur für Sie im persönlichen und familiären Bereich, sondern auch für Ihre
geschäftlichen Unternehmungen, weil der Wunsch nach Belebung der konjunkturellen
Lage in unserem Lande durch alle Schichten gleichrangig ist.
Die vergangenen Feiertage gaben uns die Möglichkeit, nach den hektischen und aufreibenden Monaten des vergangenen Jahres für einen Moment inne zu halten und zurück
zu schauen.
Hinter uns liegt ein aufregendes und bewegtes Jahr. Hoffen wir gemeinsam, dass wir trotz
aller Turbulenzen optimistisch und ohne Ängste in eine friedliche Zukunft schauen
können.
Wir leben in einer Zeit vielfältiger Herausforderungen an den einzelnen Menschen.
Diese zu bewältigen übersteigt oftmals die Kräfte des Einzelnen bei weitem. Deshalb
bedarf es der Unterstützung durch andere, nämlich durch die Gesellschaft insgesamt.
Die Gesellschaft, das sind wir alle, bietet Hilfe auf vielen Feldern. Da sind die vielen
sozialem Einrichtungen für ältere, jüngere und kranke Menschen. Das in diesen Einrichtungen tätige Personal leistet verantwortungsvolle Arbeit für die Gesellschaft – also für
uns.
Längst sind die öffentlichen Einrichtungen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit
gekommen. Sie sind daher auf das private Engagement mehr denn je angewiesen.
Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss. Hierbei
denke ich an die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Ohne diese Freiwilligen
gäbe es viele der anscheinend so selbstverständlichen Aktivitätsformen und Angebote
nicht.
Bürgerengagement ist mehr denn je gefragt, vielfältig und vor allem – ausgesprochen
produktiv. Durch ihren Einsatz tragen Ehrenamtliche erheblich dazu bei, das Leben in
unserer Stadt freundlicher, gemeinschaftlicher und lebenswerter zu gestalten.
Die verbreitete Einstellung, der Staat, das Land und die Stadt mit ihren öffentlichen
Einrichtungen werden die Bedürfnisse von uns Bürgerinnen und Bürger schon erledigen,
ist längst nicht mehr tragfähig.
Um deutlich zu sagen: Normen und Werte, nur staatlich verordnet, reichen schon lange
nicht mehr. Bei unseren Vorstellungen für eine gesunde Gesellschaft gehört auch dazu,
dass wir Sorge tragen müssen, dass hier die Wertekonstanz erhalten bleibt.
Sozialer Frieden ist ein Stück Kultur geworden in unserem Land. Es gilt, diese bertriebene,
fast zum Sozialstaat hin entwickelte Form zurückzubringen auf eine notwendige soziale
Kultur.
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Bürgerschaftliches Engagement stärkt sowohl unmittelbar die Lebensqualität der aktiven
Freiwilligen wie auch die Lebensqualität derjenigen Menschen, die davon profitieren.
Selbsthilfegruppen, Jugendfreizeiten, soziale Besuchsdienste, Fördervereine, Notfalldienste, Stiftungen, Integrationslotsen, Hospizdienste – es gibt wahrlich viele sinnvolle
Betätigungsfelder.
Persönlicher Einsatz kann in ganz eigenen Formen wirksam werden. Als Unternehmerin
sehe ich mich hier in einer Tradition der Unternehmensbürgerschaft und möchte, nach
dem ich viele Jahre ein Unternehmen erfolgreich habe aufbauen und führen können, der
Gesellschaft etwas von diesem wirtschaftlichen Erfolg zurück geben.
Vor allem sind es zwei Anliegen, die mich zu meinem Engagement motiviert haben.
Die Idee, ein Kinder- und Jugendhospiz mit aufzubauen und zu unterstützen, ist sehr
persönlich bestimmt. Eine Vision, ursprünglich nur in meinem Kopf, konnte hier in
Wilhelmshaven Wirklichkeit werden.
Es ist gelungen, ein großartiges Haus zu bauen und eine Erfolg versprechende Umsetzung dieser Vision zu realisieren. Diese Vision, Lebensqualität bei schwerstkranken
Kindern und Jugendlichen zu erhalten, sichtbar zu machen und ihnen, soweit es möglich
ist, Selbstbestimmung zu ermöglichen, ist mir ein Herzensanliegen. Wir alle in dieser
Region können stolz auf dieses Projekt sein.
Stolz bin ich – aber auch dankbar – für den Einsatz aller Mitarbeitenden, die sich in
„Joshuas Engelreich“ zusammen gefunden haben, um mit großer Einsatzbereitschaft,
diese Kinder zu versorgen und zu betreuen. Ich habe große Hochachtung vor ihnen, vor
dem Pflegepersonal und den Ehrenamtlichen, die sich täglich mit der Begrenztheit des
Lebens auseinandersetzen, eigene Ohnmacht spüren und aushalten.
„Ein weiteres Anliegen gilt der lokalen Kunst- und Kulturlandschaft unserer Stadt.
Der Einsatz in Wilhelmshaven ist bunt und uneinheitlich. In sehr unterschiedlichen Formen
und Zusammenhängen übernehmen Bürgerinnen und Bürger in allen Sparten freiwillig
Verantwortung.
Der ehrenamtliche Einsatz engagierter Personen ermöglicht mancherorts das Fortbestehen von Einrichtungen, die Durchführung von Veranstaltungen oder das Vorhandensein
kultureller Aktivitäten.
Jeder kann, wenn es seine persönlichen Umstände zu lassen, sinnvolle Aufgaben finden,
die er freiwillig und ehrenamtlich übernehmen kann. Diese können unterschiedlicher Art
sein.
Der Maßstab hierbei ist nicht die materielle Größe seines Einsatzes, sondern die Bereitschaft, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Leistungsvermögen,
etwas für andere zu tun.
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Wir hatten den Mut und haben das ehemalige Oceanis-Gebäude am Bontekai erworben.
Das historische Gebäude wurde ursprünglich als Torpedo-Lagerhaus von 1916/1917
für die kaiserliche Werft erbaut.
Nach dem 1. Weltkrieg übernahmen verschiedene Instittutionen zu unterschiedlichsten
Zwecken das Gebäude, zu letzt von 1951-1993 die Kammgarnspinnerei Müller &
Raschig, bis nach einer Durststrecke von 7 Jahren im Jahre 2000 das Gebäude im
Rahmen der Expo 2000 als „Oceanis“ weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt
wurde und 2011 als „Nordseewelten“ endgültig ihre Tore schloss.
Es ist uns sehr wichtig, dieses seit Jahren stillgelegte Gebäude und damit ein wertvolles
Stück Kultur am Leben zu erhalten, welches mit seiner Lage.am großen Hafen für
Wilhelmshaven zu gleich geschichtsträchtig und zukunftsorientiert ist..
Die Südstadt ist der Stadtteil, in dem, neben Neu-Heppens die ersten großen Baulichkeiten des preußischen Wilhelmshavens entstanden.
Hier an der Wasserlinie erhielt unsere Stadt am 17. Juni 1869 ihren Namen, so dass die
Südstadt die Keimzelle Wilhelmshavens ist, die über Jahrzehnte hinweg die Höhen und
Tiefen unserer Stadtgeschichte teilte.
Zwischen City und Meer bietet sie nachbarschaftliche Nähe und zugleich urbanes Leben
am Wasser.
Die Wohnhäuser aus den Gründerjahren und aus der wilhelminischen Epoche sind in
Bauform und Zuschnitt auch für heutige Ansprüche attraktiv und bieten viel Gestaltungsraum. Zum großen Teil restauriert und renoviert zeigen sie, welche Wohnqualität in ihnen
steckt.
Solche Altbauten in neuem Glanz erfreuen sich großer Beliebtheit, wie es auch andere
Städte an Beispielen von sanierten Gründerzeitvierteln belegen. Gleichermaßen sind es
die attraktiven Neubauten direkt am Wasser, die unserer Stadt gut zu Gesicht stehen.
Die Verwandlung der Jadestraße zur Jadeallee hat diesen wichtigen Zugang zum Jadebusen enorm aufgewertet. Und glanzvoll präsentiert sich die restaurierte Kaiser-WilhelmBrücke, dieser einmalig schöne Weg zu unserem einzigartigen Südstrand.
Keine andere Stadt an der deutschen Nordseeküste besitzt solche geprägten Stadtstrukturen in direkter Meeresnähe.
Besonders stolz macht es uns daher, dass wir mit unserem Gebäude, dem ehemaligen
„Oceanis“ dem „Jungen Theater“ der Landesbühne eine neue Heimat bieten können.
Das Junge Theater, 1989 gegründet, kann auf eine fruchtbare Zeit in der Rheinstraße 91
zurückblicken. An diesem Standort kann es aufgrund der Baumängel seine Tätigkeiten
nicht weiter ausüben.
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Hier am Bontekai wird das Theater im Ozeanis – das „TheOs“ eine attraktive Spielstätte
finden und seine Aufführungen erfolgreich fortsetzen können, mit denen es dank
unkonventioneller Aufführungen nicht nur junge Menschen anspricht und anregt.
Mit dieser Investition, dem Umbau und der Renovierung des Ozeanis werden wir Kultur,
Gastronomie, aber auch attraktives Wohnen am Wasser zusammen führen und somit
eine kulturelle Begegungsstätte für alle schaffen.
Wir sind zuversichtlich, dass hier mit dem „TheOs“ und dem „CaOs“ dem neuen BistroRestaurant ein gern aufgesuchter Ort entsteht. Dazu gehört aber auch ein intaktes
Umfeld.
Daher ist wichtig, was mit der unmittelbaren benachbarten Jahnhalle, dem Küstenmuseum passiert. Nicht, dass diese in einem Dornröschenschlaf versinkt und wir lange
auf das Wachküssen warten müssen. Wir wünschen uns hier eine tragfähige kulturelle
Nutzung, attraktiv für Stadtbewohner und Touristen gleichermaßen.
Hier sind die Initiativen und Fördervereine wichtig, die sich dem historischen Erbe unserer
an Baudenkmalen nicht gerade reichen Stadt verpflichtet fühlen. Da denke ich natürlich
auch an unsere Museumsschiffe – hoffentlich bleiben sie uns erhalten.
Ich hoffe auch, dass sich für unsere Kunsthalle eine nach allen Seiten positive, zu
vertretende Lösung findet. Nur wer seine Vergangenheit kennt und im positiven Sinne
bewahrt, wird auf die Zukunft gut vorbereitet sein.
Hier muss Kreativität und Phantasie mit Fachwissen gepaart zusammen kommen.
Aber den Worten müssen auch Taten folgen. Nur wer sich den Herausforderungen stellt,
findet auch Lösungen. Wir wollen für uns und auch für unsere Gäste eine attraktive Stadt
sein.
Wilhelmshaven ist meine Heimat, ist meine Stadt, auch wenn ich dabei nicht vergesse,
dass ich die letzten Jahrzehnte meiner gedeihlichen Berufsjahre knapp hinter der Stadtgrenze zugebracht habe. Es war damals eine schwere, aber sehr kluge Entscheidung,
meinen Betrieb nach Sande zu verlegen. Reichelt Elektronik profitiert auch heute noch von
dieser Entscheidung.
Sehr gut aufgenommen in der Nachbarschaftsgemeinde Sande, blieb ich doch immer
Wilhelmshavenerin.
Ich bin sehr dankbar über diese Zeit und fühle mich noch heute mit der Gemeinde Sande
und dem Landkreis Friesland sehr verbunden. Daher wünsche ich mir, dass unser
Denken und Handeln nicht vor den Kommunalgrenzen unserer Stadt halt macht.
Wir sollten uns als eine Region verstehen und nach partnerschaftlichen Abstimmungen
und arbeitsteiligen Gesamtlösungen suchen – gemeinsam wären wir dann viel stärker.
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Es ist Heimatliebe, aber auch Lokalpatriotismus, der sich bei vielen Wilhelmshavenern
leider kaum regt. Etwas mehr Selbstbewusstsein unserer Bürger täte Wilhelmshaven gut.
Unsere Stadt braucht im besten Sinne selbstbewusste Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die für die Belange der Kommune eintreten und sich engagieren. Nur so kann unsere
Stadt und unsere Region ein lebendiges Gemeinwesen sein, wie wir es uns alle
wünschen. Nur so werden wir die Herausforderungen unserer Zeit meistern können.
Hier gehört ein Stück Verantwortung dazu und nicht die überzogene Individualisierung des
Einzelnen, der seine Position als Instrument zur persönlichen Erfolgsdarstellung betrachtet.
Unsere Stadt und unsere Region brauchen Mut, Optimismus, Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit,
Berechenbarkeit und Leidenschaft für die bevorstehenden Aufgaben.
Deshalb lassen Sie uns gemeinsam möglichst viele positive Zeichen für die Zukunft
unserer Stadt setzen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
für Ihren Einsatz Kraft und Zuversicht sowie Gesundheit und Wohlergehen im Neuen Jahr.
Vor allem aber wünsche ich uns allen den Mut, Mut zu haben.
Vielen Dank.

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