PROGRAMMHINWEIS Hitlers nützliche Idol Hitlers nützliche Idole

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PROGRAMMHINWEIS Hitlers nützliche Idol Hitlers nützliche Idole
PROGRAMMHINWEIS
Dienstag, 18. März 2014, ab 20.15 Uhr
Hitlers nützliche Idole
Idole (1/2 & 2/2)
20.15/0.45 Uhr Hitlers nützliche Idole
1/2: Heinz Rühmann – Der Schauspieler
Es sei stets sein Traum gewesen, den Clown zu spielen. Viel Spaß soll er aber nicht
verstanden haben - Hitlers erfolgreichster Unterhaltungskünstler, Heinz Rühmann. Seine
Karriere begann schon in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Als Hitler an die
Macht kam, folgte der Durchbruch des „kleinen Mannes“. Rühmann
Rühmann blieb, während
andere Filmgrößen wie Marlene Dietrich Deutschland konsequent den Rücken kehrten.
In den Filmstudios von Babelsberg gaben nun die Nationalsozialisten den Ton an.
„Keiner aus meinem Freundeskreis hat sich nach dem Wohlwollen der braunen Herren
gedrängt“, sagte Heinz Rühmann später einmal, „aber wenn ein Künstlerempfang
angesetzt war, mussten wir hin!“
In der Rolle des naiven, aber liebenswürdigen Kleinbürgers eroberte Rühmann die
Herzen der Menschen. Sich selbst sah er als unpolitischen Künstler, der nur seiner Gabe
entsprochen habe und sein Publikum zum Lachen brachte. Dabei musste auch Rühmann
Farbe bekennen: Mitte der 30er Jahre ließ er sich auf Druck der Nazis von seiner
jüdischen Frau Maria Bernheim scheiden. Hans Albers und Heinz Moser hingegen
standen treu zu ihren jüdischen Partnerinnen und versagten den Nazis bis zum Schluss
jede Achtung. Wollte Rühmann seine jüdische Frau, von der er schon länger getrennt
lebte, schützen, wie viele seiner Freunde behaupten, oder stand sie seiner Karriere im
Weg? Tatsache ist, dass er sich mehr und mehr vor den propagandistischen Karren
spannen ließ. Goebbels ernannte ihn 1940 schließlich zum Staatsschauspieler: die
höchste Auszeichnung für Darsteller im „Dritten Reich“.
War Heinz Rühmann zu nah an der Macht oder war er der perfekte Überflieger, der
Abstand hielt und sich die Finger nicht schmutzig machte? Hat er sich schuldig gemacht?
Menschen, die ihm nahe standen, versuchen Antwort zu geben. „Mein Vater war ein sehr
unpolitischer Mensch, der die Folgen seines Handelns nicht abschätzen konnte“, meint
sein Sohn heute.
Nach dem Krieg wurde es zunächst still um den beliebten Schauspieler. Die
Westalliierten erteilten ihm Berufsverbot, später wurde er von ihnen als „nicht betroffen“
eingestuft. Im Aufbaufieber der 50er Jahre gelang es Heinz Rühmann, an seine alte
Popularität anzuknüpfen. Noch heute ist er - wie Umfragen zeigen – einer der
beliebtesten deutschen Schauspieler.
Dokumentation von Michael Strauven, ZDF/2007
21.00/1.30 Uhr Hitlers nützliche Idole
Max Schmeling - Der Boxer
Er war Hitlers „Vorzeigeathlet“: Deutschlands Boxlegende Max Schmeling. Kein anderer
Sportler war in den 30er Jahren so berühmt, beliebt und geachtet wie der Weltmeister
im Schwergewicht. Schmeling selbst bemühte sich um Distanz
Distanz zum HitlerHitler-Regime. Der
Film zeigt ihn und andere Spitzensportler bei der schwierigen Gratwanderung zwischen
Opportunismus und Distanz.
Bis heute gilt Schmelings unvergesslicher Sieg über den „Braunen Bomber“ Joe Louis
1936 als einer der größten Kämpfe des Jahrhunderts. Die NS-Propaganda wollte das
sportliche Ereignis für das Regime vereinnahmen, stilisierte den Wettbewerb zu einer Art
„Rassenkampf Weiß gegen Schwarz“. Dieser Sieg machte Schmeling zum Idol. Der
Champion wurde bei offiziellen Anlässen herumgereicht, die Prominenz des „Dritten
Reiches“ ließ sich mit ihm ablichten. Die politische Vereinnahmung konnte er nicht
verhindern.
Tatsächlich aber bemühte sich Schmeling um Distanz zum Regime. Als die
Reichssportführung ihn aufforderte, sich von seinem jüdischen Manager Joe Jacobs zu
trennen, weigerte er sich entschieden. Er suchte Möglichkeiten, Verfolgte in seinem
Umfeld zu beschützen. „Man hat versucht, mich zu benutzen“, hat Schmeling einmal
gesagt, „aber in Wirklichkeit habe ich mich der Nazis bedient, um anderen Menschen zu
helfen.“ So versteckte er während der Pogromnacht 1938 die beiden Söhne seines
jüdischen Freundes.
Wie vergänglich sportlicher Ruhm ist, erfuhr Max Schmeling 1938, als er im Rückkampf
von Joe Louis schon in der ersten Runde KO geschlagen wurde. Das Regime wandte
sich ab; Schmeling wurde trotz seiner Berühmtheit schon 1940 eingezogen: als
Fallschirmjäger entging er beim Angriff auf Kreta nur knapp dem Tod. Nachdem Hitlers
Reich untergegangen war, standen viele Sportler vor dem Aus. Auch Max Schmeling
musste nach dem Krieg, völlig mittellos, wieder bei null anfangen. Doch ihm gelang das
„Comeback“ als Boxer und mit der Deutschland-Lizenz für Coca-Cola überdies der
Sprung zum Millionär.
Dokumentation von Christian Deick und Stefan Mausbach, ZDF/2007
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