März 2016 - Stiftung der Vertriebenen in Sachsen
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März 2016 - Stiftung der Vertriebenen in Sachsen
Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Vertriebene und Spätaussiedler in Sachsen Auftritt des Leipziger Kinderchors der Deutschen aus Russland zum Sächsischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung 2015. Für über eine Million Menschen wurde Sachsen nach dem Zweiten Weltkrieg zur zweiten Heimat. Foto: Johanna Zempel Diese Ausgabe Zwangsarbeiterentschädigung kommt Ungarn begeht Gedenktag zu Ehren der vertriebenen Deutschen Rückblick 2015 Sudetendeutsche LM ist kooperatives LVS-Mitglied Herbstfest der LM Schlesien Sachsens erster BdV-Kreisverband Ostpreußisches Erntedankfest Ehrung mit Katharinen-Medaille Preußische Zinnfiguren Das „Blutgericht“ Termine 2016 Zum 240. Geburtstag: Königin Luise 2 3 4 5 6 8 10 11 14 15 16 19 Liebe Heimatfreunde, allen Lesern unserer Zeitung und den Mitgliedern und Freunden unseres Verbandes wünsche ich ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016! Bei den Vorständen und Aktiven bedanke ich mich für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit. Sie haben in den Kreis- und Ortsverbänden viele kulturelle Veranstaltungen durchgeführt und sind mit Ihren Chören in der Öffentlichkeit aufgetreten. Im Hinblick aufdas fortgeschrittene Alter vieler unserer Mitglieder war dies wieder eine großartige Leistung. Auch unsere Verbandsspitzen auf der Bundesebene im BdV waren erfolgreich. Mit Unterstützung der Vertriebenengruppe in der CDU konnten sie die Einführung einer Entschädigung für die deutschen Zwangsarbeiter durchsetzen. Ich hoffe, dass Sie, liebe Heimatfreunde, auch in diesem Jahr weiter ihren Gruppen und unserem Landesverband die Treue halten. Der Landesverband hat wieder einige große Vorhaben geplant: Am 19.3. werden wir den Landesverbandstag und eine Kulturveranstaltung im Vogtland durchführen, am 16.4. in Chemnitz an die Verabschiedung des BVFG erinnern und am 19.6. in Reichenbach das Treffen der Chöre sowie den Tag der Heimat feiern, am 11.9. im Plenarsaal des Landtages den Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung begehen. Das Jahresprogramm beschließen wir mit unserer Kulturveranstaltung am 25./26.11. - voraussichtlich in Freiberg. Merken Sie sich diese Termine vor und werben Sie in Ihrem Bekanntenkreis für eine Teilnahme. Im neuen Jahr hat uns gleich eine positive Nachricht erreicht. Der Landesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft hat den Beitritt zu unserem Landesverband der Vertriebenen beschlossen. Ich begrüße die neue Gruppe aufdas Herzlichste. Ihr Frank Hirche Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. BdV Aktuell Zwangsarbeiterentschädigung kommt – BdV-Forderung wird erfüllt Zum Jahresende hat der Deutsche Bundestag endlich die Grundlage für eine humanitäre Geste für zivile deutsche Zwangsarbeiter geschaffen und damit eine langjährige Forderung des Bundes der Vertriebenen aufgegriffen. Am 27. November 2015 hat der Bundestag den Bundeshaushalt für 2016 verabschiedet und damit auch den vom Haushaltsausschuss eingebrachten Beschluss einer symbolischen Zwangsarbeiterentschädigung aufeine finanzielle und rechtliche Grundlage gestellt. Denkmal zur Erinnerung an das Lager Moschendorfin der Wunsiedler Straße in Hof. Hier wurden von 1945 bis 1957 unter anderen zurückkehrende Zwangsarbeiter aufgefangen. Foto: Wikipedia/gemeinfrei Berlin - Nach dem Beschluss sollen „ehemalige deutsche Zwangsarbeiter, die als Zivilpersonen aufgrund ihrer deutschen Staatsangehörigkeit oder Volkszugehörigkeit während des Zweiten Weltkriegs und danach zur Zwangsarbeit herangezogen wurden“, einen einmaligen Anerkennungsbetrag erhalten. So sollen in den kommenden drei Jahren insgesamt 50 Millionen Euro eingesetzt werden. Für 2016 sind 20 Millionen Euro, für die Jahre 2017 und 2018 jeweils 15 Millionen Euro Entschädigungsmittel eingeplant. „Ich freue mich sehr, dass wir es geschafft haben, eines der Hauptanliegen des Bundes der Vertriebenen endlich entscheidend voranzubringen“, kommentierte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB dies in einer ersten Stellungnahme. Seit Jahrzehnten hat der BdV auf das Sonderschicksal dieser Menschen hingewiesen, das deutlich über das allgemeine Kriegsfolgenschicksal hinausgeht. Es ist Teil vieler deutscher Familiengeschichten. Deutsche Zwangsarbeiter waren vor allem Frauen, alte Menschen und Kinder, die ohne persönliche Schuld unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden. Die Umstände der Zwangsarbeit waren so verschieden wie die Lebensschicksale dieser Menschen: Manche wurden an ihren Wohnorten durch Maßnahmen fremder Staatsgewalt unmittelbar zwangsverpflichtet, manche von ihrem Wohnort zur Zwangsarbeit in Lager verschleppt, manche auf der Flucht aufgegriffen und in die Weiten Russlands deportiert und manche aufgrund staatlicher Weisungen in Massentransporten weit weg von ihren Heimatorten verbracht. Für alle diese Schicksale gilt: Tod, Angst, Kälte, Hunger, Krankheit und Entkräftung haben viele das Leben, alle aber Lebenszeit und Lebensqualität gekostet. Diejenigen, die heute noch leben, können von den unmenschlichen und brutalen Haft-, Lager- und Lebensbedingungen und ihren bis heute nicht überwundenen Traumata berichten. Viele haben ihre Erlebnisse in Buchform gegossen, um sie der Nachwelt als Mahnmal zu hinterlassen. Herta Müller z.B. verarbeitete in ihrem Roman Atemschaukel, nach dessen Erscheinen sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, auch die Erinnerungen des GeorgBüchner-Preisträgers Oskar Pastior. Fabritius bedauerte, „dass viele Betroffene die nunmehr beschlossene Entschädigung nicht mehr erleben können.“ Er freute sich aber umso mehr „mit denen, die diese symbolische Anerkennung ihres Leides noch erfahren.“ Gerade die zivilen deut2 schen Zwangsarbeiter seien oft als „menschliche Kriegsreparationen“ verschleppt worden und erführen nun eine späte Wiedergutmachung. Dafür habe er sich im Bundestag eingesetzt. Die Rahmenbedingungen der nun beschlossenen Zwangsarbeiterentschädigung werden durch das Bundesministerium des Innern erarbeitet. Der BdV wird sich als Gesamtverband dafür einsetzen, dass diese schnell erstellt und ohne formal unerfüllbare Bedingungen umgesetzt werden. Die Richtlinien müssen dem symbolischen Charakter der Entschädigung, dem Schicksal sowie dem hohen Lebensalter der Betroffenen und deren Angehörigen gerecht werden und dürfen sie nicht überfordern. Berücksichtigt werden muss auch, dass Zwangsarbeit meist nicht bescheinigt wurde und die Geschehnisse über 70 Jahre zurückliegen. Dies gilt besonders im Hinblick auf die noch in den Heimatgebieten verbliebenen Betroffenen. Sobald die Antragsmodalitäten bekannt sind, wird der BdV darüber informieren und Betroffene bei der Antragstellung unterstützen. BdV Nachdem die ersten Meldungen über die Einführung einer Zwangsarbeiterentschädigung in der Presse entschiedenen sind, hat unsere Kanzlei eine Reihe von Anfragen nach dem Gang des Verfahrens erreicht. Genauere Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Personen, die eine Entschädigung beantragen wollen, können sich beim BdVBundesverband, Godesberger Allee 72, 53175 Bonn, registrieren lassen. Der BdV wird sie dann informieren, sobald nähere Einzelheiten über das Antragsverfahren bekannt sind. Rechtsanwaltskanzlei Neie und Zempel Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Ungarn begeht vierten Gedenktag zu Ehren der vertriebenen Deutschen Am 19. Januar 2016 hat Ungarn auf dem „Alten Friedhof“ in Wudersch (Budaörs) erneut mit einer Gedenkveranstaltung an das Schicksal seiner deutschstämmigen Bürger erinnert, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entweder verschleppt oder aus dem Land vertrieben wurden. Nach einer Kranzniederlegung am Landesdenkmal der Vertreibung der Ungarndeutschen wurde mit einer Heiligen Messe in der Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk der Vertriebenen gedacht. Der Ministerpräsident Ungarns, Viktor Orbán, hielt in diesem Jahr die Festrede und machte damit deutlich, dass Ungarn dem Schutz von Identität sowie der Ächtung von Vertreibungen und ethnischen Säuberungen einen hohen Stellenwert einräumt. „Die offizielle Bezeichnung lautete Aussiedlung, doch dieses Wort hatte mit der Wahrheit nichts zu tun. Was Aussiedlung genannt wurde, bedeutete die Ausplünderung und die Vertreibung der ungarischen Schwaben. Sie wurden ihrer Häuser und sie wurden ihrer Heimat beraubt. Die Ungarndeutschen können bis auf den heutigen Tag eine Kultur die ihrige nennen, deren Fäden tief in das Gewebe der ungarischen Kultur eingeflochten sind. Wenn wir diese Fäden herauszögen, so würde das gesamte Gewebe zerfallen. Die ungarische schwäbische Gemeinschaft stellt einen organischen und unveräußerlichen Bestandteil der ungarischen Kultur dar“, so Orban in seiner eindrucksvollen Rede. Weitere hochrangige ungarische Politiker wie etwa der Präsident des Verfassungsgerichtes Dr. Barnabás Lenkovics und der Minister für Humanressourcen (zuständig für Gesundheit, Soziales, Jugend, Bildung, Kultur und Sport) Zoltán Balog, aber auch der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Feierliche Kranzniederlegung bei der zentralen Gedenkfeier der ungarischen Regierung in Wudersch (Budaörs) mit (v.l.n.r.) Dr. Bernd Fabritius, Zoltán Balog, Hartmut Koschyk und Viktor Orbán. (Foto: BdV/ungarisches Ministerium für Humanressourcen) Ungarndeutschen Ottó Heinek und der Fürsprecher der Deutschen in der Ungarischen Nationalversammlung Imre Ritter nahmen an der Veranstaltung teil und steigerten so deren Bedeutung als Symbol der Wertschätzung für die von Verschleppung und Vertreibung betroffenen Ungarndeutschen und deren Nachkommen als weiteres sichtbares Zeichen für die fortschreitende Aufarbeitung der facettenreichen ungarischen Geschichte. Überdies hatte Ungarn mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und deutsche Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, und dem Präsidenten des Bundes der Vertriebenen Dr. Bernd Fabritius MdB deutsche Politiker eingeladen, die sich maßgeblich für eine moderne, grenzüberschreitende europäische Volkgruppenpolitik einsetzen. Allein damit zeigt das Land, dass es der deutsch-ungarischen Verständigung sowie dem damit in Zusammenhang stehenden Einsatz für eine gemeinsame europäische Idee weiterhin verbun3 den bleibt. Koschyk etwa lobte in seiner Gedenkansprache in der Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk die Selbstverwaltung der Ungarndeutschen für ihre wichtige Brückenfunktion zwischen den Kulturen: „Mit ihren über 400 lokalen Gliederungen ist die Landesselbstverwaltung ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Integration in das größere Ganze, ohne dass durch Assimilation die kulturellen und sprachlichen Eigenwerte aufgegeben werden“, erklärte der Bundesbeauftragte. Dr. Fabritius hatte bereits im Vorfeld die intensiven Kontakte zwischen dem BdV und der ungarischen Regierung gewürdigt, wie z.B. zum ungarischen Justizminister Dr. László Trócsányi oder zum neuen ungarischen Botschafter in Deutschland Dr. Péter Györkös. Die gelungene Gedenkveranstaltung in Wudersch bot daher eine gute Gelegenheit, Kontakte weiter zu vertiefen bzw. neue zu knüpfen. Ausgabe 1/2016 BdV Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Verbandsarbeit Vertreibungen sind Unrecht – gestern wie heute Rückblick 2015 Unser traditionelles Chöretreffen in Reichenbach/OL. Der Kulturkreis „Simon Dach“ erfreute uns zu Arbeitstagung Foto: mm im November in Chemnitz. Foto: Jürgen Lienig gezeigt. Überwiegend handelt es sich um Trachten der früheren KreisgruppeSchwarzenberg. Weitere landesweite Veranstaltungen wurden zur Erinnerung an die Verabschiedungdes BVFG inLeipzigundderChartaderVertriebenen in Dresden jeweils mit rund 200 Teilnehmern durchgeführt. BesserbesuchtwarennurderGedenktagfürdieOpfervonFlucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung am 13. September im Plenarsaal des sächsischen Landtages in Dresden und der Tag der Heimatam19. SeptemberinHoyerswerda. Am28. Novemberfand die jährliche Kulturveranstaltung des LVS in Chemnitz statt. Sie wurdevondemKulturkreis “SimonDach“gestaltet. Besonders die vielenmitwirkendenKinderbegeistertendieTeilnehmer. DiebeidenWanderausstellungen“IntegrationdurchLeistung“und "UnsereneueHeimat–Sachsen“konntenwiederinverschiedenen Institutionengezeigtwerden. Am5. OktoberwurdeinOppeln/SchlesienimVestibüldes Landtages (Sejmik) die Ausstellung "Unsere neue Heimat" durch Vizemarschall Roman Kolek eröffnet. Die Ausstellung behandelt die VertreibungundderenUrsachen. Die Resonanz indenpolnischen Medienwarsehrpositiv. Im Haus der Heimat in Reichenbach (Niederschlesien) konnte wiederganzjährigdieSammlungderVertriebenenstiftungSachsen mit Kulturgütern aus unseren Heimatgebieten besichtigt werden. AucheinigeSchulklassengehörtenzudenBesuchern. Alle landesweiten Veranstaltungen wurden aufgrund von §96 BVFGdurchdas Innenministeriumgefördert. EinHöhepunktwardie Ausstellung“Erzwungene Wege“derStiftung"ZentrumgegenVertreibungen" imsächsischenLandtagEnde August bis Anfang September, die der sächsische Landtag und dieStaatskanzleigemeinsamorganisierthatten. NähereInformationenüberdieArbeitderVertriebeneninSachsen finden Sie in unseren Zeitungen, die alle in das Internetportal www.vertriebene-in-sachsen.deeingestelltwordensind. FriedrichZempel Der "Tag der Heimat" in Hoyerswerda. Foto: Frank Hirche Als derBdV-BundesverbandimHerbst2014das Leitwortfür2015 "Vertreibungen sind Unrecht – gestern wie heute" festlegte, war noch nicht abzusehen, welche Aktualität dieses Leitwort einmal erreichen würde. Dem BdVwurde wieder vorgeworfen, ewiggestrig zu sein. Die Vertreibung der Deutschen wurde, wie seit Jahrzehnten, weiterhin als singuläre Folge der NS-Verbrechen angesehen. DerVerlaufdes letztenJahres hatleidergezeigt, dass dieSprecher derVertriebenenverbändezuRechtimmerwiedergeforderthaben, dass Vertreibungen, wie am Ende des Zweiten Weltkrieges, sich nichtwiederholendürfen. Der LVS, der EuB, die Landesgruppen der Landsmannschaften und die Kreis- und Ortsverbände des BdVin Sachsen haben auch im vergangenen Jahr wieder eine Reihe von Veranstaltungen durchgeführt, überdieindieserZeitungberichtetwordenist. Besonders hervorheben möchte ich das Treffen der Chöre am 7. Juni in Reichenbach. Im Begleitprogramm wurde erstmalig die von unserem Mitglied, Mario Morgner, zusammengestellte Ausstellung mit Trachten aus den Heimatgebieten der Vertriebenen 4 Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. 1990 – 2015: Vor 25 Jahren wurde der Grundstein für unseren Landesverband gelegt Dresden - Bereits Anfang Oktober 1990 mig und alle anwesenden Verbände tra- bereitet. Eingeladen waren dafür auch trafen sich interessierte Heimatfreunde in der Rähnitzgasse in Dresden mit der Zielsetzung, in Sachsen einen BdV Landesverband zu gründen. Zur offiziellen Gründungsversammlung eingeladen wurde für den 12. Oktober in die CDUGeschäftsstelle Dresden, die sich damals in der Lockwitzer Straße 26 befand. Die insgesamt 16 Gründungsteilnehmer kamen aus Bautzen, Dresden, Hainichen, Leipzig, Wurzen und Zittau. Beschlossen wurde die Gründung des Bundes der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften und Kreisverbände - Landesverband Sachsen/Niederschlesien. Die Annahme der Satzung erfolgte einstim- ten dem Landesverband bei. Kai Reimann wurde dann mit der gerichtlichen Anmeldung als eingetragener Verein (e.V.) beauftragt. Nach der Wahl des Vorstandes mit Rudi Dombrowski als Vorsitzenden, Kai Reimann als Stellvertreter, Schatzmeisterin Edith Wellnitz, Pressesprecher Werner Krawatzeck und Ralph Schreiber als Schriftführer bildeten sich noch verschiedene Arbeitsgruppen zur Strukturierung und Organisation der anstehenden Arbeit. Auf der ersten Vorstandssitzung am 25. Oktober 1990 wurde die 1. Mitarbeitertagung für den 17. November des gleichen Jahres vor- alle Parteien, mit Ausnahme der PDS, sowie Vertreter der Landesregierung, Abgeordnete und Vertreter des BdV Bonn. Mit Stand vom 17. Juli 1991 zählte der Landesverband bereits 40 Kreisverbände und Landsmannschaften zu seinen Mitgliedern. Den vielen engagierten Menschen und Unterstützern dieser „ersten Stunden“ gebührt ein besonderer Dank. Ich selbst füllte mit Freude und Einsatzbereitschaft die Funktion des Schatzmeisters von 1990 bis 1996 im Landesverband aus. Edith Wellnitz/mm Sudetendeutsche Landsmannschaft als kooperatives Mitglied des LVS begrüßt Dresden - Am Rande der letzten Sit- meinsam abgestimmtes politisches menhänge erfolgen und eine Erinnezung im Dezember 2015 des Sächsischen Landtages trafen sich der Landtagsabgeordnete der CDU und 1. Vorsitzende des LVS, Frank Hirche, der 1. Vorsitzender des Vereins "Erinnerung und Begegnung", Friedrich Zempel sowie der Kreisvorsitzende des BdV - Kreisverbandes Dresden, Meißen, Sächsische Schweiz, Wolfgang Fiolka, mit dem Landesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft Sachsen, Dietmar Hübler, und dem Stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) und gleichzeitig Stellvertretenden Landesvorsitzenden der SL und Pressesprecher Sachsens in Dresden, um die Zusammenarbeit mit dem LVS auf eine neue verbindlichere Grundlage zu stellen. Im Ergebnis des intensiven und offenkonstruktiven Gedanken- und Meinungsaustauschs einigten sich die Beteiligten auf eine kooperative Mitgliedschaft der SL, Landesverband Sachsen, ab dem 1. Januar 2016. Den dafür fälligen ersten Jahresmitgliedsbeitrag wird Claus Hörrmann als zweckgebundene Spende zur Verfügung stellen. Alle Beteiligten waren sich zugleich in dem Wunsch einig, dass nur ein ge- Handeln letztlich den berechtigten Anliegen der Vertriebenen im Land gerecht wird und damit die öffentliche Wahrnehmung der Vertriebenen im Bewusstsein Sachsens weiter erhöht werden kann. Erfreut zeigten sich die Gesprächspartner auch darüber, dass der 30. CDU-Landesparteitag Sachsen einen Beschluss zur Aufarbeitung des Themas "Flucht, Vertreibung und Integration nach 1945" im Rahmen jährlich dotierter Projekte an Schulen im Freistaat Sachsen an die CDUFraktion des Sächsischen Landtages überwiesen hat. Das Sächsische Staatsministerium für Kultus soll nun gebeten werden, an sächsischen Schulen jährlich dotierte Projekte anzuregen, die das Thema "Flucht, Vertreibung und Integration nach 1945" aufgreifen. Dabei soll den Schulen im Freistaat empfohlen werden, sich mit diesem Theme über die regulären Lehrpläne, insbesondere in den Fächern Gemeinschafts- und Rechtskunde sowie Geschichte, hinaus zu befassen und beispielsweise auch Zeitzeugen aus der Region dazu aktiv einzubinden. Es soll damit eine noch intensivere Aufarbeitung der damit verbundenen geschichtlichen Zusam5 rungskultur an die Geschehnisse vor 70 Jahren gepflegt werden. Dabei wird es auch als sinnvoll angesehen, Parallelen zu den aktuellen Problemen von Flucht und Vertreibung durch Krieg und Terror in Teilen der Welt zu verdeutlichen, zugleich aber auch die Unterschiede deutlich herauszuarbeiten. Die Mitglieder des Landesvorstandes der SL in Sachsen, Renate Hasert und Claus Hörrmann, beide aus dem Schuldienst kommend bzw. noch aktiv tätig, haben an der Vorbereitung dieses Beschlusses maßgeblich dadurch mitgewirkt, dass sie der Arbeitsgruppe der Union der Vertriebenen und Aussiedler, Landesverband Sachsen (OMV Sachsen), der als Partner der Vertriebenen und Spätaussiedler fungiert, entsprechende Lehrplananalysen und Empfehlungen zur Thematik zur Verfügung stellten und somit die Mitglieder des Gremiums von der Notwendigkeit eines entsprechenden Beschlusses auch hinreichend überzeugen konnten. Jetzt bleibt zu hoffen, dass dieses Thema recht zügig an den Schulen im Freistaat umgesetzt wird und die noch lebenden aktiven Zeitzeugen dazu regional intensiv mit eingebunden werden. Claus Hörrmann/mm Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Berichte aus den Kreisverbänden Herbstfest der Landsmannschaft Schlesien Freiberg - Am Sonntag, dem 25. Oktober 2015, fand im „Brauhof“ in Freiberg das HerbstfestderLandsmannschaftSchlesien statt. 70 Mitglieder unseres Vereines nahmen mit ihren Angehörigen und FreundenandieserVeranstaltungteil. Mit dabei waren diesmal auch Heimatfreunde der Ostpreußen und der Sudetendeutschen, da deren Landsmannschaften nichtmehrfunktionstüchtigsind. Nach der Begrüßung der Mitglieder und Gäste durch den Vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien gab es einen kurzen Rückblick auf die in diesem Jahr durchgeführten Beratungen und Reisen, wie dem Landesverbandstag der Landsmannschaft Schlesien des Landes Sachsen im Frühjahr in Freiberg und der FahrtzumKulturfestivalnachBreslaumit dem Besuch des internationalen JugendbegegnungszentrumsinKreisau. Der Chor der Sängergemeinschaft aus Lichtenberg gestaltete dann ein sehr schönesKulturprogrammmitHerbst- und Volksliedern, beidenendieTeilnehmerder Veranstaltung auch fleißig mitsingen konnten. ImAnschlußandasChorkonzert berichtete Herr Alfred Theisen vom Senfkorn Verlag aus Görlitz über neue Entwicklungen in Schlesien. Dieser sehr interessante Kurzvortrag beinhaltete insbesonderedieindenletztenJahrensehr erfolgreiche kommerzielle Entwicklung, sowohl durch deutsche als auch durch Heimattreffen der schlesischen Stadt Sprottau in der Fischerbaude in Holzhau Text/Fotos:WolfgangHegenberg Eintrag in das Silberne Buch der Stadt Freiberg Traditionen leben über Ländergrenzen hinweg – so begleitet Dr. Jerzy Kosmaty die Städtepartnerschaft Walbrzych (Waldenburg) – Freiberg, an deren Entstehen er maßgeblichen Anteil hat, von Anbeginn bis heute. Regelmäßige gegenseitige Besuche der Knappschaften beider Städte zu traditionellen Anlässen gehen auf sein Engagement zurück, wie auch die Vermittlung der Bergbaugeschichte und deren Bewahrung. Längst entspricht die Verbindung beider Städte auch dank Dr. Kosmaty in besonderer Weise dem Anspruch eines geeinten Europas. Sein Engagement wurde mit einem Eintrag in das Silberne Buch der Stadt Freiberg zum Bergstadtfest 2015 gewürdigt. Das Heimattreffen der früheren Bewohner der Stadt Sprottau findet am Samstag, dem 25. Juni 2016, in der Fischerbaude in Holzhau/Erzgeb. statt. Von Freiberg aus fährt ein Bus nach Holzhau. Anmeldung zur Mitfahrt bei „Sonnenschein Reisen“ Herderstraße 8 in Freiberg. Tel.: 03731 – 1682708. Programm: Besichtigung der Brauerei Rechenberg und Mittagessen. Weiterfahrt nach Holzhau zur Fischerbaude. Heimattreffen mit Kulturprogramm und KaffeeGedeck. 19.00 Uhr Rückfahrt nach Freiberg. Auch das Ostpreußen Duo und ein schlesischer Mundartsprecher sowie der Rübezahl persönlich werden das Kulturprogramm bereichern. Interessenten, die mit dem PKW von außerhalb kommen, können im Parkhaus im Zentrum der Stadt Freiberg neben dem „Kornhaus“ und der Stadtbibliothek ihr Auto parken. Der Abfahrtsort ist dann gegenüber aufdem zentralen Busbahnhof. polnischeInvestoren. Ererwähnteauchdie in den letzten Jahren verstärkte Zusammenarbeitzwischenpolnischenund deutschen Institutionen, sowohl auf staatlicherals auch aufprivaterEbene für den Erhalt und den Ausbau von Objekten der schlesischen Geschichte, wie z. B. von Kirchen, Schlössern und dem Andenken anbekannteschlesischePersönlichkeiten. Herr Theisen hatte auch einiges Informationsmaterial zu Reisen nach Schlesien, zuLiteraturüberSchlesienund Kalender für das Jahr 2016 mitgebracht, dasgroßesInteressefand. Schlesischer Tippelmarkt Görlitz Der Schlesische Tippelmarkt findet in diesem Jahr vom 16. –17. Juli in Görlitz statt. 6 Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Ein großer Schlesier hat uns verlassen Barbarafest in Waldenburg Am 19. Dezember starb der langjährige Leiter des Leipziger Gewandhausorchesters Kurt Masur. Er wurde am 18. Juli 1927 in Brieg geboren. Neben seinem Wirken als Gewandhauskapellmeister in Leipzig und Leiter anderer berühmter Orchester gehörte Kurt Masur zu den sechs prominenten Leipzigern, die den Aufruf „keine Gewalt“ verfaßten. Dieser Aufruf wurde mehrfach über die Lautsprecher des Leipziger Stadtfunks verbreitet und trug maßgeblich zum friedlichen Verlauf der Leipziger Montagsdemonstrationen bei. Kurt Masur wurde unter großer Anteilnahme der Leipziger Bürger und zahlreicher prominenter Trauergäste am 14. Januar auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt. Wolfgang Hegenberg Am 4. Dezember 2015 fand wieder das Barbarafest in Waldenburg statt. Daran nahm abermals eine Abordnung der Freiberger Knappschaft mit ihrem Vorsitzenden Knut Neumann teil. Am Denkmal der Waldenburger Bergleute wurde ein Blumengebinde niedergelegt. Anschließend wurde im DFK Kaffee getrunken. Nach dem Gottesdienst führte eine große Bergparade durch die Stadt Waldenburg zum Bergbaumuseum, wo dann die Barbarafeier stattfand. Auf der Hinfahrt wurde im Schloss Lomnitz der Familie von Küster eine Mittagspause eingelegt. Wolfgang Hegenberg Landesverbandstag der Landsmannschaft Schlesien in Sachsen Gedenktafel für den Arzt Samuel August Zemplin in Szczawno Zdroj (Bad Salzbrunn) Am Badehaus des Kurortes Bad Salzbrunn wurde Ende des vergangenen Jahres eine Gedenktafel für den Arzt Samuel August Zemplin enthüllt, der im Jahr 1815 die ersten Wasser-Heilkuren durchführte. An den damit verbundenen Feierlichkeiten nahmen auch Vertreter des DFK Waldenburg teil. Wolfgang Hegenberg Im Frühjahr 2016 findet der Landesverbandstag der LM Schlesien des Freistaates Sachsen wie bereits im vergangenen Jahr wieder im „Brauhof“ in Freiberg statt. Nähere Auskünfte dazu durch Friedemann Scholz, Tel.: 0351-8483071. Interessierte schlesische Heimatfreunde können als Gäste an dem Landesverbandstag teilnehmen. Jahresabschluss der Ortsgruppe Pausa Pausa – Zum Jahresabschluss hatte die Ortsgruppe Pausa der Landsmannschaft Schlesien am Donnerstag in die Gaststäte „Café am Markt“ eingeladen. Mehr als 20 Teilnehmer konnte Helmut Dittrich zu einer geselligen Zusammenkunft bei Kaffee und Stollen begrüßen. Zum Auftakt hatte er eine CD aufgelegt, welche die Schüler der 6. Klassen der Pausaer Oberschule ange- fertigt hatten. In abwechslungsreicher Folge trugen sie darauf Weihnachtslieder, Geschichten und Gedichte vor. Einen guten Zuspruch fand auch die Wiedergabe der DVD vom Weihnachtskonzert der Plauener Folkloregruppe 2010. Dittrich brachte die Geschichte um die Glocke von Giehren, heute ein Ortsteil von Mirsk (Friedeberg im Isergebirge), zum Vortrag. Die 13 Zentner schwere Hauptglocke des dortigen Geläuts wurde 1942 als Reserve für den Rüstungswahn Hermann Görings eingezogen und voller Zorn von den Giehrenern vom Turm gestoßen – die Krone brach ab, der Glockenkörper bekam einen Riss. So wurde sie mit vielen Tausend ihrer Schwestern in Hamburg auf dem Glockenfriedhof verwahrt, bis der Giehrener Pfarrer nach der Übersiedlung ins Siegerland auf die Idee kam, die Glocke wiederherstellen zu lassen. Sie wurde in Hamburg ausfindig gemacht und von einer Glockenwerkstatt restauriert und Ende der 70er Jahre erneut geweiht, so dass sie heute in 7 Braschoß, einem Stadtteil von Siegen, in alter Klangfülle ein zweites Leben hat. Natürlich kamen auch die alten Erinnerungen an die schlesische Küche ins Gespräch. Der gebürtigen Breslauerin Jutta Bleess (Jahrgang 1939) sind aus der frühesten Kindheit die Mohnkleeß in guter Erinnerung geblieben: „Eigentlich sind das gar keine Klöße wie aus Kartoffeln, sondern erinnern eher an ´kalten Hund´. Kartoffelklöße waren eher ein Hauptbestandteil des ´Himmelreichs´, von dem die Erwachsenen behaupteten, ´wer es nicht kennt, hat umsonst gelebt´.“ Ist das erste eher ein Schichtdessert, hat das zweite eine Beilage von geräuchertem Schweinebauch, der mit Backobst, Zimt und Zitronenschale gekocht und mit dem Backobst in einer süßlichen Mehlschwitze gemeinsam serviert wird – verrät das Kochbuch. Doch auch andere Gedanken an die Heimat der Kinderzeit sind den nun alten Herrschaften lebendig geblieben und waren Inhalt vieler Gespräche beim Zusammentreffen. Text/Foto: Jochen Pohlink Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Sachsens erster BdV-Kreisverband: Vor 25 Jahren gründete sich der Kreisverband Vogtland Am 27. September 1990 trafen sich durch einen Anrufin der Zeitung zum ersten Mal Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten. Der Zuspruch unter der Bevölkerung brachte die Räumlichkeiten zum Platzen. Auerbach - Vor 25 Jahren, am Anfang 1996 trat Frau Gerda Böh- Vorstand auf Wunsch unserer Mit02.10.1990, gründete sich der BdV mer mit dem Anliegen an den Vor- glieder weitere Fahrten. Ziele waren Kreisverband Vogtland. Es war der 1. stand heran, eine Handarbeits- dabei unter anderem Marienbad und Kreisverband in Sachsen, der auch gruppe zu gründen. So trafen sich am Kaiserwald sowie das Dreiländereck noch heute besteht. Zeitweise zählte 23. Januar 1996 interessierte Frauen Sachsen – Bayern – Böhmen. Auch der Verband ca. 3.000 Mitglieder, zum Häkeln, Stricken und Sticken. wurde 2007 der erste Tag der offenen heute sind es nur noch ca. 300. Seit dieser Zeit kommen unsere flei- Tür durchgeführt. Viele Gäste aus Aus Anlass unseres 25-Jährigen Ju- ßigen Handarbeiterinnen jeden dem öffentlichen Leben unserer biläums fand eine Festveranstaltung Dienstag im Verein für zwei Stunden Kreisstadt konnten wir an diesem statt. Die Festrede hielt der Land- zusammen und fertigen viele schöne Tag begrüßen. Jedes Jahr führen wir tagsabgeordnete Frank Heidan, die Dinge, die zu unseren Veranstaltun- diesen Tag durch und bis heute gibt unter dem Motto „Vertreibungen sind gen auch ausgestellt und verkauft es eine rege Teilnahme. Unrecht – früher und heute“ stand. werden. Seit ca. 15 Jahren treffen sich die Die Gäste der Veranstaltung dankten Zum Tag der Heimat 1997 wurden Deutschen aus Ungarn jeweils im in ihren Grußworten dem Verein für das erste Mal die alten Trachten aus Frühjahr und im Herbst zu ihren die Erhaltung der Tradition und die der Heimat gezeigt und der Ent- Schwabentreffen in Lichtenau. Bei geleistete Arbeit in den vergangenen schluss gefasst, eine Trachtengruppe ungarischen Klängen der SchützkaJahren. Sie sicherten dem Vorstand zu gründen. Bei vielen Veranstaltun- pelle aus Palotaboszok finden sich auch weiterhin ihre Unterstützung gen und auch bei anderen Anlässen Besucher aus dem Vogtland, dem zu. werden seit dieser Zeit diese Trachten Erzgebirge und dem Zwickauer Die Chronik wurde von Frau Marika gezeigt. Raum ein, um bei Polka- und Trommer als Power-Point-Präsentati- Im Jahr 1998 fanden mehrere Reisen Csárdásmusik und gutem ungarion erstellt und während der Veran- nach Schlesien statt, die unser Wan- schen Essen gemütliche Stunden zu staltung gezeigt. derleiter Gerhard Seidel organisierte. erleben. Die Treffen beginnen jeweils Am diesem Tag konnten viele unserer Die Reisen hatten viele Teilnehmer mittags mit einem originalen Kessellangjährigen Mitglieder geehrt wer- und werden bis heute in jedem Jahr gulasch. Bei Kaffee und Kuchen sowie den, die sich aktiv in unseren Ver- angeboten. gutem ungarischen Wein wird dann band eingebracht haben. Sie erhielten Anlässlich einer Besichtigungstour bis in die Abendstunden gefeiert. eine Chronik des Vereins als Bro- durch die Region besuchten Dr. Al- Für unsere aktiven Mitglieder veranschüre und eine Urkunde. bert, Prinz von Sachsen und Herzog stalten wir jedes Jahr eine WeihIm September 1993 wurde eine Wan- zu Sachsen, und seine Gattin Elmira nachtsfeier. Ein besonderer Höhedergruppe gebildet, die bis heute wö- am 12. April 1999 auch das Büro und punkt war hier die Mettenschicht im chentlich im Vogtland, aber auch in die Heimatstube des BdV-Kreisver- Besucherbergwerk Grube Tannenden angrenzenden Gebieten Thürin- bandes Vogtlandkreis e. V. in Auer- berg. Die Tradition der Mettenschicht gens, Bayerns und Böhmens unter- bach. Das Prinzenpaar trug sich in liegt in Schlesien begründet, als sich wegs ist. Auch Fahrten in die alten unser Gästebuch ein und versicherte, die Bergleute wegen eines BergwerkHeimatgebiete wurden unternom- auch künftig mit dem Kreisverband unglücks am Heiligabend fortan weimen. Ein kurzer Rückblick soll das in Verbindung zu bleiben. gerten, an diesem Tag in die Gruben vielfältige Vereinsleben etwas illus- Im Jahr 2000 gesellte sich mit dem einzufahren. trieren. ersten Auftritt zum „Tag der Heimat“ An der Eröffnung der WanderausIm November 1993 gründete sich die noch eine Tanzgruppe der Deutschen stellung „Unsere neue Heimat – Regionalgruppe der Deutschen aus aus Ungarn dazu. Die Tänzer traten Sachsen“ am 11. Mai 2009 im SächsiUngarn. 1995 nahm die Gruppe in in einer Festtagstracht aus Kercseli- schen Landtag in Dresden nahmen Budapest am Welttreffen der Do- get auf, die für alle von Elisabeth Fridolin Herrgeist, Gerda Böhmer, nauschwaben teil. Mit besonderem Neuchenbauer angefertigt wurde. Zu Eva-Maria Bien und Marika TromStolz können wir darauf verweisen, Klängen von Csardas, Walzer und mer teil. Unser Kreisverband hatte dass die Mitglieder unserer Auerba- Polka eröffneten sie den kulturellen an der Gestaltung der Ausstellung cher Reisegruppe die einzigen Teil- Teil unserer Veranstaltungen. Seit- maßgeblichen Anteil. Viele der Tafeln nehmer aus Deutschland waren, die dem erfreuen sie auch bei kleinen berichten über die Familiengeschichan diesem Welttreffen teilnahmen. und größeren Auftritten immer alle. ten unserer Mitglieder, die Lager, die Dies war auch der Beginn der Un- Nicht nur im Vogtland sondern auch Kirchengeschichte im Vogtland und garnreisen, die bis heute jährlich bei Schwabenbällen in Zwickau und über unsere Heimatstube. stattfinden. im Erzgebirge sind ihre Auftritte ein Der Vorstand, die AWO und Diakonie Im Sommer 1995 konnten wir größe- Höhepunkt. Die Gruppe hatte auch organisieren seit mehreren Jahren re Räumlichkeiten anmieten. Dies einige Auftritte beim Freundeskreis Heimattreffen in den Senioren- heigab uns die Möglichkeit, eine Heimat- Taksony in ihrer ungarischen Hei- men der Stadt Auerbach für unsere stube und eine kleine Bibliothek zu mat. Mitglieder und viele andere Interesschaffen. Hier sammelten wir Gegen- 2007 fand die erste Tagesfahrt ins sierte, die gesundheitlich oder aus Alstände aus der alten Heimat. Auch böhmische Erzgebirge statt. Dabei tersgründen nicht mehr in der Lage wurden viele Dokumente, Schrift- besuchten unsere Mitglieder das sind, unsere Veranstaltungen zu bestücke und Bücher als Spenden und Grab des Erzgebirgsdichters Anton suchen. Mit Bildervorträgen über die Leihgaben überreicht. Günther. Danach organisierte der alte Heimat, Musik, Mundartdarbie8 Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. sche Dokumente und Fotos. Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg waren das Thema eines umfangreichen Projekts des Bundes der Vertriebenen mit dem Kirchenbezirk Auerbach, dem Pestalozzi-Gymnasium Rodewisch, der Trützschler-Mittelschule Falkenstein Die Arbeit mit Jugendlichen liegt dem BdV-KV Vogtland besonders am Herzen. Foto: mm und der LessingMittelschule Lentungen und der Vorstellung verschie- genfeld. Ziel war es, unter dem Titel dener Trachten bereiten wir den Se- „Flucht und Vertreibung – Angekomnioren stets ein paar frohe Stunden. men im Vogtland“ an Hand von EinMit dem MDR und dem BdV-Kreis- zelschicksalen die Geschichte der verband Vogtland e. V. entstand für Heimatvertriebenen von 1945 bis die Reihe „Unterwegs bei Sachsens 1949 darzustellen. Ein weiterer Nachbarn“ eine Publikation über die Schwerpunkt lag in der Aufarbeitung Maiskirennen in den 30-iger und 40- der Rolle der Kirchen in diesem Zeitiger Jahren im Riesengebirge. Dabei raum. Die Ergebnisse des Projekts entstanden Kontakte zu Personen in sollten in Form von AusstellungstaTschechien, die gepflegt und ausge- feln und Mappen für Schulen, Musebaut werden. Die weit reichende Re- en und Kirchgemeinden zur sonanz auf diese Sendung zeigt, dass Verfügung gestellt werden. sich diese Problematik nicht nur auf Den Bürgerpreis 2011 der Stadt Audie Heimatvertriebenen und deren erbach erhielt am 10. Februar 2012 in Verbände beschränkt, sondern auch der Nicolaikirche der Vorsitzende unInteresse in weiten Kreisen der Öf- seres BdV-Kreisverbandes, Dr. Herbert Gall. Damit wurde vor allem sein fentlichkeit findet. Ein größeres Projekt war die Ausstel- Engagement für die Vertriebenen gelung im Museum Falkenstein unter würdigt. Er nahm den Preis aus der dem Motto „Das Kriegsende: Flücht- Hand von Oberbürgermeister Manlinge und Vertriebene – Ein Neuan- fred Deckert entgegen und trug sich fang in Falkenstein und Umgebung“, in das Goldene Buch ein. Seit 22 Jahdie gemeinsam mit dem Museums- ren setzt er sich mit seinen Heimatverein Falkenstein im Frühjahr 2011 freunden im BdV für die Wahrung gestaltet wurde. Die Resonanz war so des kulturellen Erbes der Vertriebegroß, dass sich nicht nur Vertriebene nen und die Weitergabe der Traditioaus der Region im Museum einfan- nen an die junge Generation ein. den, sondern auch Dr. Jens Baumann Der Tag der Heimat des Landesvervom Sächsischen Staats- ministerium bandes der Vertriebenen und des Innern, die Ausstellung besuchte. Spätaussiedler im Freistaat Sachsen Ein reges Interesse weckte diese Aus- fand am 15. September 2012 in stellung auch bei jungen Leuten und Chemnitz statt. Auch eine Gruppe Schülern, das unsere Erwartungen des Kreisverbandes Vogtland nahm teil und präsentierte sich mit einem bei weitem übertraf. Die Broschüre, die vom BdV Vogtland Infostand über die Ergebnisse unseherausgegeben wurde und die Dr. rer Arbeit der letzten Monate und Herbert Gall zur Eröffnung der Aus- Jahre. Besonders stolz machte es uns, stellung in Falkenstein vorstellte, dass anlässlich dieser Veranstaltung widmet sich der Geschichte der Hei- unser Vorsitzender Dr. Herbert Gall matvertriebenen sowie ihrem schwe- und die stellvertretende Vorsitzende ren Neuanfang im Vogtland in den Eva Reitzenstein für ihre langjährige Jahren 1945 – 1949. Mario Morgner ehrenamtliche Arbeit mit der Ehrenaus Rodewisch hat sich dieses The- nadel des BdV in Silber ausgezeichmas angenommen. Als Grundlage net wurden dienten ihm umfangreiche Unterla- Unter dem Titel „Flucht, Vertreibung, gen unseres Kreisverbandes und die Neubeginn“ entstand in 18-monatiger Berichte von Zeitzeugen, die ihm ihre Arbeit eine Dauerausstellung im MuErlebnisse schilderten. Komplettiert seum Auerbach, welche am 14. Sepwurde die Broschüre durch histori- tember 2013 in einem festlichen 9 Rahmen eröffnet wurde. An der Feierstunde nahmen Zeitzeugen, Mitglieder des Bundes der Vertriebenen, Kommunalpolitiker und Bürger teil. Die technisch aufwändige Präsentation dokumentiert die dramatische Geschichte der Heimatvertriebenen im Vogtland nach 1945. Heimatvertriebene ließen sich als Zeitzeugen interviewen, filmen und überließen dem Museum Erinnerungsstücke. Aus unserer Heimatstube wurden ebenfalls zahlreiche Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt. Der zentrale Tag der Heimat des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen am 15. September 2013 in Wernesgrün stand unter dem Motto „Unser Kulturerbe – Reichtum und Auftrag“. Die Liebe zur Heimat kam auch musikalisch zum Ausdruck. Vier Chöre erfreuten das Publikum mit ihren Darbietungen und luden zum Mitsingen ein. Absoluter Höhepunkt des Tages war der Auftritt der „Egerländer Blasmusikanten“ aus Bad Kissingen. Hieran nahm auch der Staatssekretär des Sächsischen Staatsministeriums des Innern, Herr dr. Wilhelm, teil. Im Jahr 2014 stellte sich die Frage, wie es mit unserem Verband weitergeht, denn die Räume in Auerbach konnten aus finanziellen Gründen nicht gehalten werden. Durch den Auerbacher Oberbürgermeister Manfred Deckert und Stadtrat FritjoffMöckel bekamen wir Hilfe und ein neues Domizil im ehemaligen Rathaus Rebesgrün. Nach nur zweimonatlichem Ab- und Aufbau konnten die Heimatstube und ein kleines Büro eingerichtet werden. Wir möchten uns bei Herrn Dr. Jens Baumann vom Sächsischen Staatsministerium des Innern sowie der Stadt Auerbach für die schnelle Hilfe bedanken. Durch die rasche Reaktion aller konnte die Schließung unseres Vereins abgewendet werden. Der Bund der Vertriebenen, Kreisverband Vogtland e. V., ist auch weiterhin bemüht, die Erfahrungen der Heimatvertriebenen zu bewahren und an die junge Generation weiterzugeben. Das Interesse an unserer Arbeit führt nicht nur Schüler aus dem Vogtland sondern auch Studenten von verschiedenen Universitäten, aus den angrenzenden Bundesländern zu uns in die Heimatstube. Trotz zunehmenden Alters stellen sich unsere Mitglieder gerne als Zeitzeugen zur Verfügung und wir hoffen, dass dies noch lange so bleibt. Marika Trommer/Eva-Maria Bien Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Ostpreußisches Erntedankfest Limbach-Oberfrohna - Unser Ostpreußisches Erntedankfest ist seit vielen Jahren zu einer lieb gewonnen Tradition geworden und wir konnten es schon oft mit vielen fröhlichen Menschen feiern. Aın 17. 0ktober 2015 war es wieder einmal so weit. Die Kreisguppe der Ost-Westpreußen hatte dazu alle Landsleute und viele Gäste ganz herzlich eingeladen. Die Vorbereitungen dazu hatten die Vorstandsmitglieder mit viel Liebe schon lange Zeit vorher getroffen. Unser Landsmann Horst Braczko hatte Mais und Getreide auf seinem Feld angebaut. Daraus fertigte er wunderschönen herbstlichen Schmuck für die Ausschmückung des Festsaals im Esche-Museum. Ein ganz großes Dankeschön von uns allen für diese Leistung. Er sorgte auch dafür, dass die Bauernfamilien mit allen Erntearbeitsgeräten einmarschieren konnten. Der von den Vorstandsmitgliedern angefertigte Tischschmuck durfte von den Teilnehmern als kleines Geschenk mit nach Hause genommen werden. Sehr stolz sind wir auf die junge Generation, die uns mit ihrer großen Unterstützung hilfreich zur Seite steht. Die Kinder, Enkel und Urenkel der Familie Weihe leisten vollen Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung unserer Veranstaltungen. Herzlichen Dank euch allen. Ein wunderbares Herbstwetter lockte viele Teilnehmer zu unserem Erntedankfest. Unser Saal erstrahlte in bunter Farbenpracht des Herbstes. Der Raum wurde bis auf den letzten Platz gefüllt. Nicht nur von Limbach Oberfrohna kamen die Leute. Aus Berlin konnte Frau Dr. Ingeborg Christoph ganz herzlich begrüßt werden. Sie unterstützt seit langer Zeit die Arbeit der Jugend. Eine großzügige finanzielle Spende wurde von ihr für die weitere Arbeit mit der Jugend übergeben. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Leipzig, Herr Peter Wolf, brachte neben Grußworten einen fröhlich geschmückten Kürbis als Geschenk mit und übergab eine Spende für die weitere Arbeit unserer Gruppe. Herzlichen Dank! Weitere Ehrengäste konnten mit Freude begrüßt werden, so der Landesvorsitzende Alexander Schulz; der Vorsitzende der KG Torgau, Reinhold Beierling und der Vorsitzende der KG Oelsnitz im Vogtland, Herr Kurt Jurgeit. Nach der Begrüßung durch Kurt Weihe gab es den Einmarsch der Bauernfamilien in ihrer bäuerlichen Kleidung und mit Erntewerkzeugen. Helga Büchner rezitierte das Gedicht „Ein Stückchen Brot“ und in ihrem Körbchen hatte sie sogar ein frisches Brot. Nun wurde die Erntekrone von Elli Springwald und Hannelore Kedzierski gebracht. Beide trugen voller Stolz ihre Ostpreußentracht. Die Schüler der Gerhart-Hauptmann-Oberschule Limbach-Oberfrohna führten ein buntes Kulturprogramm durch. Sie erfreuten uns mit frohen Liedern vom Herbst. Die Kinder erhielten großen Beifall. Eine zweite Gruppe der Schüler hatte ihre Bernsteinarbeiten ausgestellt und man konnte ihnen bei der Arbeit zusehen. Seit langer Zeit gibt Herr Weihe den Kindern Anleitung und Unterstützung zur Verarbeitung des Bernsteins. Der gemischte Chor Langenberg, unter der Leitung von Frau Gladen, führte uns nun weiter durch den bunten Herbst mit frohen Herbstund Heimatliedern. Wir durften unsere bekannten Lieder fröhlich mitsingen. Zum Kaffee hatten die Frauen frischen Kuchen gebacken. Es gab belegte Brote mit frisch geschlachteter Wurst und Schmalzbrote standen auf den Tischen. Die Teilnehmer waren begeistert und fühlten sich sehr wohl. Zwei Frauen, die erstmals an unserer Veranstaltung teilnahmen, gefiel es so gut, dass sie gerne unserer Kreisgruppe beitreiten wollen. H. Kedzierski/mm Spendenkonto des Landesverbandes: Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz Ostsächsische Sparkasse Dresden IBAN: DE10 8505 0300 0221 0036 57 BIC: OSDDDE81XXX 10 Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Ehrung mit Katharinen-Medaille Evgenija Wolf (links) und Lene Tschechlov (rechts) erhalten die Katharinen-Medaille der Deutschen aus Russland vom Landesvorsitzenden Florian Braun. Im Hintergrund der Chor „Silberklang“. Foto: Elvira Tetzlaff Dresden - Am Nachmittag des mannschaft geehrt. 15. Dezember 2015 fand in der Kirchgemeinde auf der Dresdner Bernhardstraße die weihnachtliche Brauchtumsveranstaltung der Ortsgruppe Dresden statt. Der Einladung folgten neben den Mitgliedern der Landsmannschaft auch zahlreiche Gäste – unter ihnen Vertreter der Vertriebenenverbände aus Leipzig und Dresden. Nach dem Auftritt des Chores „Silberklang“ der Ortsgruppe Dresden, der in gewohnter ausgezeichneter Qualität verschiedene Weihnachts-, Volks- und Heimatlieder darbot, das Publikum zum Mitsingen animierte und damit in eine vorweihnachtliche Stimmung versetzte, gab es einige Grußworte der Gäste. Danach wurden vom Vorsitzenden der Landesgruppe Sachsen, Florian Braun, zwei Frauen für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Lands- Die Auszeichnung mit der Katharinen-Medaille der Deutschen aus Russland erhielten Lene Tschechlov und Evgenija Wolf. Florian Braun würdigte in seiner Ansprache das große Engagement der beiden Frauen. Lene Tschechlov ist Gründungsmitglied der Landsmannschaft in Dresden und seitdem in all den Jahren intensiv im Einsatz für ihre Landsleute. Seit mehreren Jahren fungiert sie auch als Leiterin der Deutsch-Übungskurse für Seniorinnen und Senioren in der Geschäftsstelle der Ortsgruppe Dresden. Evgenija Wolf ist seit der Gründung des Chores „Silberklang“ vor zehn Jahren dessen künstlerische Leiterin. Als ehemalige Opernsängerin aus Kasachstan bringt sie genügend Erfahrungen mit, die sie an die Chormitglieder weitergibt. Der Chor ist 11 heute – vor allem Dank Evgenija Wolf – qualitativ auf sehr hohem Niveau angekommen. Er bestreitet jedes Jahr zahlreiche Auftritte im In- und Ausland und wird jedes Mal mit sehr viel Applaus vom Publikum belohnt. Nach dem feierlichen offiziellen Teil der Veranstaltung gab es dann bei Kaffee und Kuchen intensive Gespräche an den Tischen, die alle liebevoll gedeckt waren. Hier sei an dieser Stelle ein Dank an die Organisatoren und fleißigen Helfer gesagt. Ein ganz besonderes Dankeschön geht aber an Irina Betz und den Vorsitzenden des Vereins Euro-Bridge e. V., Dr. Josef Schneider, die beide der Ortsgruppe Dresden eine Spende übergaben. Mit dieser Spende war es möglich, jedem Gast ein kleines weihnachtliches Geschenk zu überreichen. Birgit Matthes Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Landsmannschaft Schlesien: Rundbrief 1/ 2016 Liebe Mitglieder der Orts- und Kreisgruppen des Landesverbandes Sachsen/ Schlesische Lausitz, ich hoffe, Sie sind alle gut in das neue Jahr 2016 gekommen! Dieses Jahr wird für uns Deutsche ein Schicksalsjahr. Die „Flüchtlingskrise“ und deren dramatische Auswirkungen auf unser Land beschäftigen Sie sicher selbst. Hoffen wir, dass die verantwortlichen Politiker endlich diesen Zustrom an Menschen fremder Kulturen regeln können und ebenso für den Schutz und das Wohl seiner eigenen Bürger eintreten. Auch in diesem Jahr gedenken wir der völkerrechtswidrigen Vertreibung der Bewohner unserer Ostprovinzen und der anderen Siedlungsgebiete vor 70 Jahren. Viele von Ihnen, auch meine Eltern, wurden 1946 ihrer schlesischen Heimat verwiesen. Im Laufe der Jahre haben vor allem Sie, die Vertriebenen, eine Brücke zu ihrer alten Heimat aufgebaut. Sie reisten oft in die Herkunftsorte und stellten Kontakte zu den jetzt dort lebenden Einwohnern her. Immer enger wurden die Bindungen. Viele Gedenksteine wurden aufgestellt, Denkmale restauriert - alles in Zusammenarbeit mit den politischen und gesellschaftlichen Kräften vor Ort. Natürlich gibt es trotzdem noch viele Probleme und Widerstände. Doch die jetzigen Bewohner unserer historischen Ostgebiete nehmen sich vermehrt der Geschichte ihrer Wohnorte an, akzeptieren deren deutsche Vergangenheit. Leider sind die Beziehungen der deutschen Heimatvertriebenen zu ihrer alten Heimat bedroht. Nach der Wahl der neuen polnischen Regierung wurde diese ausgerechnet von zwei deutschen EU-Politikern scharf angegriffen. Die neu erlassenen Gesetze der rechtsstaatlich gewählten Regierung trügen „Staatsstreichcharakter“, Polen müsse gar unter Aufsicht gestellt werden. Gerade unsere Politiker, die immer wieder über eine notwendige „Versöhnung“ mit Polen sprechen, schaden dieser mit ihren gewählten Worten. Sie vergessen, dass diese Regierung mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde, weil das polnische Volk seine nationale Identität in christlich - abendländischer Tradition, gerade auch durch das Verhalten der deutschen Seite in der „Flüchtlingskrise“, bedroht fühlt. Ein wenig von diesem Patriotismus wünschte ich unseren Politikern und: Kehren wir erst vor unserer eigenen Tür! Reichen wir Schlesier der neuen Regierung in Warschau die Hand zur Zusammenarbeit und zeigen so, dass wir treu zu unserer verlorenen Heimat mit ihrer reichhaltigen Kultur stehen. Beteiligen wir uns nicht an den Vorverurteilungen. Wir schaden sonst unserem mühsam erarbeiteten Ansehen und erschweren die Lage unserer Landsleute in Polen. Auch 2016 gibt es vielfältige Veranstaltungen für uns Schlesier. Das erste wichtige Ereignis wird unser eigener Landesverbandstag mit Neuwahl des Vorstandes am 2. April in Freiberg sein. Im Vorfeld fand am 5. Februar unsere erste Vorstandssitzung in Dresden statt. Dabei wurden die organisatorischen Fragen rund um den Landesverbandstag besprochen, der Haushalt- und Finanzplan 2016 vorbereitet. Der Bundesvorstand trifft sich am 27. Mai in Fulda, wo am 28. Mai auch die Bundesdelegiertenkonferenz tagt. Weitere Termine sind bereits in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift veröffentlicht. Zum Abschluss des Rundbriefes noch die „Betrachtung der Zeit“ von Andreas Gryphius, dem schlesischen Barockdichter, dessen 400. Geburtstag wir im Oktober gedenken: Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen; mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen; Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht, so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht. Ich hoffe, Sie zahlreich bei unserem Landesverbandstag zu sehen und freue mich darauf. Mit heimatlichen Grüßen, Friedemann Scholz Vorsitzender Hilferuf: Historische Gesellschaft Liegnitz sucht dringend Vorstand Nach dem altersbedingten Rückzug des bisherigen Vorsitzenden der Historische Gesellschaft Liegnitz (HGL), Sigismund Freiherr von Zedlitz, konnte bisher noch kein Nachfolger gefunden werden. Die HGL setzte sich seit ihrer Gründung 1970 zur Aufgabe, die Geschichte der Stadt und des Herzogtums Liegnitz und seines niederschlesischen Umlandes durch wissenschaftliche Bearbeitung zu erschließen und so deren kulturhistorische Bedeutung zu pflegen. Dazu wird jährlich ein Band zur Reihe „Beiträge zur Liegnitzer Geschichte“ herausgegeben. „Der Arbeitsaufwand sollte sich daher im Rahmen halten“, teilt HGL-Mitglied Christian Kirchner mit. Nähere Informationen zur Gesellschaft und zur Mitarbeit unter: Christian Kirchner, Burgstädter Straße 7, 09212 Limbach-Oberfrohna, Tel. 03722/599194, Email: [email protected]. 12 Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Sudetendeutsche feiern besinnlich Advent Der Radeberger Posaunenchor erfreut die Herzen. Radeberg - Die Festtafeln im Saal des "Forsthauses" Radeberg waren an diesem Nachmittag liebevoll von den Frauen weihnachtlich geschmückt und Christstollen, selbstgebackene Plätzchen und Kaffee luden zum letzten Adventstreff der Kreis- und Ortsgruppe Radeberg und Umgebung der Sudetendeutschen Landsmannschaft in diesem Jahr ein. Obmann Jürgen Schmidt ging nach der Begrüßung der fast vollständig anwesenden Gruppe auf das Brauchtum im Advent ein und stellte die Bedeutung des Adventskranzes, den Barbaratag, der insbesondere in seiner Erzgebirgischen Heimat ein Rolle spielte, vor und schilderte Bräuche zum Heiligen Nikolaustag und seines Auftretens mit dem Krampus bzw. Knecht Ruprecht. Die früher tägliche Roratemesse zu Ehren Marias und der Kienspan als lebendiges Licht in den Zeiten ohne Elektrizität in den Bergdörfern des Sudetenlandes wurden ebenfalls von ihm bedacht. Landsfrau Olga Schmidt rezitierte die Geschichte "Alte Freunde kommen" und stellte dabei typische Figuren der Adventszeit, wie Nussknacker, Bergmann und Lichterbraut, Räuchermannl, Chorknaben und die Striezelmarktkinder vor. Anschließend erfreute sie die Anwesenden mit dem Gedicht "Weißt du noch" von Ursula Beckert. Festlicher Höhepunkt war dann die Blumen für die 90jährige Alice Andrich. Lesung aus dem Weihnachtsevangelium nach Lukas. Dafür hatte Obmann Schmidt seine mehr als 100 Jahre alte Bibel mitgebracht, die für ihn von besonderer persönlicher Bedeutung ist. Heiter ging es dann mit der Schmunzelgeschichte von Landsfrau Mechthilde Freier weiter. Darin spielten die leckeren Plätzchen der Frauen eine herausragende Rolle. Eine besondere Überraschung war der Auftritt des Radeberger Posaunenchors, der zuvor den Radeberger Weihnachtsmarkt eröffnet hatte und jetzt die Frauen und Männer mit weihnachtlichen Liedern zum Mitsingen einlud. Anschließend erzählte Landsmann Frank Ulrich noch vom eigenen Weihnachten als Kind im Isergebirge. Geburtstagsgrüße und Blumen gab es für das älteste Mitglied der Ortsgruppe Alice Andrich, die mit 90 Jahren die Gruppe anführt und noch regelmäßig am Vereinsleben teilnimmt. Mit Anteilnahme wurde auch der von Landsmann Fred Menzel verlesene handgeschriebene Brief von Maria Hörnig aus Leppersdorf aufgenommen. Sie kann zwar nicht mehr selbst an den Veranstaltungen teilnehmen, nimmt aber durch Briefe und Gedichte noch regelmäßig Anteil. Menzel erinnerte an ihre unvergesslichen Harmonikaauftritte ebenso wie ihren beeindruckenden 13 Zeitzeugenauftritt in der Schule von Landsmann Claus Hörrmann. Anschließend rezitierte er noch Joseph von Eichendorffs "Geschichte aus dem Riesengebirge". Für die Jahresübersicht 2016 hatten sich die Landsmänner Schmidt und Menzel dieses Mal etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Neben der Terminübersicht der Veranstaltungen für das kommende Jahr waren zahlreiche Back- und Kochrezepte für typische sudetendeutsche Gerichte beigefügt, nicht zuletzt auch als Anregung, den Kindern und Enkeln auch auf diese Art und Weise die Heimat ihrer Vorfahren nahe zu bringen. Der Stellvertretende Bundesvorsitzende und Stellvertretende Landesobmann Claus Hörrmann hatte für alle Teilnehmer wieder einen persönlichen Weihnachtsbrief verfasst und in einer festlich-ansprechenden Mappe mit der Weihnachtsgeschichte verpackt. Dabei bedankte er sich für die einmütige Unterstützung seines politischen Kurses innerhalb des Bundesvorstands der Sudetendeutschen Landsmannschaft in München und versicherte, durch sein Engagement - durch die Mitglieder gestärkt - auch weiterhin dieser Richtungsentscheidung treu zu bleiben. Zum Abschluss dankte er auch der Wirtin des Forsthauses, Frau Hofmann, für die seit vielen Jahren gewährte Gastfreundschaft. Text/Fotos: Claus Hörrmann Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Ost- und Westpreußen des KV Chemnitz unternehmen eine musikalische Winterreise durch Ostpreußen Chemnitz - Nachdem alle an den weihnachtlich geschmückten Tischen Platz genommen hatten, sangen wir gemeinsam „Land der dunklen Wälder“. Danach erfolgte die Begrüßung aller Anwesenden durch die Vorsitzende. Für diese Veranstaltung hatten wir den „Männerchor Rottluff“ eingeladen. Gegründet wurde dieser Chor bereits 1839. Chorleiter ist Herr Dr. G. Herold, der für unseren Verein ein Weihnachtskonzert einstudiert hatte, das keine Wünsche offen ließ. Dargeboten wurden: Oh du Fröhliche; Oh du Weihnacht, laß es klingen; Herbei oh Ihr Gläubigen; An die Macht der Liebe; Wenn´s Raachermännel nabelt; Oh Tannenbaum; Ihr Leite freit eich alle; Oh Erzgebirg, du mei Heimatland; Jingle Bells; Süßer die Glocken nie klingen; Aber Heitschi bumbeitschi; Am Weihnachtsbaum die Lichterbrennen; Sind die Lichter angezündt; Stille Nacht, heilige Nacht; Gloria, Gloria, Gott in der Höh; Ihr Kinderlein kommet; Kommet Ihr Hirten und Männer und Frauen. Diese Lieder singt man auch heute noch überall zur Weihnachtszeit. In der Pause danach wurde bei Gebäck und Kaffee ausgiebig geplaudert. Auch Frau Labuhn stimmte mit allen Anwesenden nochmals Weihnachtslieder an, die alle freudig mitsangen. Viel Beachtung fand auch die Handarbeitsausstellung der fleißigen Frauen aus der Frauengruppe. Alle hatten viele nützliche Sachen wie Handschuhe, Mützen, Schals und Kinderpullover und noch vieles mehr fertiggestellt. Herzlichen Dank für die vielen Stunden Handarbeit und die reichhaltige Ausstellung. Herzlichen Dank sage ich auch Herrn Dr. Baumann und den Mitarbeitern des SMI für die gute Unterstützung. Text/Foto: Sieglinde Langhammer Preußische Zinnfiguren Dr. Wienzeck mit einer Auswahl an bemalten (im Bild Friedrich der Große) und unbemalten Zinnfiguren. Chemnitz - Zu dieser Veranstaltung hatten wir Herrn Dr. Wienzeck, der selbst Zinnfiguren bemalt und sammelt, als Referent eingeladen. In seinem Vortrag erläuterte er uns die verschiedenen Herstellungsverfahren und das Bemalen bis zur fertigen Zinnfigur. Die Geschichte der Zinnfiguren begann bereits im antiken Griechenland, wobei die „Vorläufer“ der heutigen Zinnfiguren meist sogenannte Pilgerabzeichen aus dem 14. und 15. Jahrhundert waren. Mit der Zeit wurden diese weiterentwickelt und es entstanden die Voll- und halbplastischen Zinnfiguren. Damit die Zinnfiguren möglichst echt aussahen, wurden auch Künstler mit der Gestaltung beauftragt. Heute werden Flachfiguren mit einer Größe von 30mm bevorzugt. Diese hielten als „Lernspielzeug“ in die Kinderzimmer Einzug und wurden zur Darstellung historischer Ereignisse verwendet. Ab 1920 wurden die Zinnfiguren realistischer gestaltet und Erwachsene begannen, historische Zinnfiguren zu sammeln. Hierzu zeigte uns Herr Wienzeck verschiedene Dioramen mit Darstellungen des Lebens am Preußischen Hof, aber auch Jagdszenen sowie die Begegnung der Königin Luise mit Napoleon. Wir sahen Heeresdarstellungen mit den Bannerträgern der Schlacht von Tannenberg, 14 aber auch Dioramen vom Leben der Bevölkerung auf dem Land wurden gezeigt. Am Ende des interessanten Vortrags gab es noch viele Fragen zur Maltechnik und Gestaltungsweise, die Herr Wienzeck gerne beantwortete. Die Zuhörer dankten dem Referenten für seinen Vortrag mit viel Applaus und werden sich noch lange daran erinnern. Auch der Kulturkreis „Simon Dach“ war aktiv und erfreute uns mit seinen Liedern. Abschließend bedanke ich mich bei Herrn Dr. Baumann und den Mitarbeitern des SMI für die geleistete Unterstützung. Text/Fotos: Sieglinde Langhammer Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Das „Blutgericht“ im Königsberger Schloß Unsere Referentin Frau Ingrid Labuhn erläuterte die Entstehung und Nutzung des Feinschmecker und Weinlokals Blutgericht bis zur Vernichtung während des 2. Weltkriegs. Schlosshof mit Eingang zum Blutgericht etwa 1934 (links) und nach dem Krieg. Bilder: Archiv mm Chemnitz - Der mit den Salzburgern eingewanderte David Schindelmeißer ließ sich in Königsberg nieder und gründete 1738 ein Weinlokal im Königsberger Schloß. Sowohl die Königsberger als auch die Studenten und Touristen kehrten gern dort ein. Zunächst wurde nur Rotwein getrunken. Die Kellner bedienten die Gäste in blauen Kitteln mit vorgebundenen Lederschürzen. Ausgestattet war das Lokal mit groben Holzmöbeln und geschnitzten Prunkfässern im Hintergrund. Hinein gelangte man über eine schmale Kellertreppe im Schlosshof unterhalb des Marstalls. Im Jahr 1738 gründete der aus dem Salzburgischen eingewanderte Balthasar Schindelmeißer in der Kneiphöfischen Langgasse eine Weinhandlung. Die günstige Lage Königsbergs ermöglichte ihm Filialen in Warschau und Wilna. Das steigerte die Erträge, so dass er sich 1760 das Gut Luisenthal in Juditten kaufen konnte. Johann Christoph Richter betrieb seit 1799 im Schlosskeller eine kleine Weinhandlung mit Weinlager. Gemeinsam mit den Nachfahren des Balthasar Schindelmeißer gründete der Kommerzienrat Johann Christoph Richter eine Handelsgesellschaft. Das ermöglichte die Anmietung der weiträumigen Kellergewölbe als Lagerhallen mit Weinlokal, das immer beliebter wurde. Unter der Leitung von Karl Matzdorf konnte der Weinhandel auch auf das Rhein-Main-Gebiet ausgedehnt werden. In den Gasträumen fand der Rhein- und Moselwein regen Zuspruch und die Gäste sangen emsig Rheinlieder z.B.: „Warum ist es am Rhein so schön“ oder „Es zogen drei Burschen“. Für die hungrigen Gäste des Lokals wurden auch Gerichte angeboten und es duftete nach Königsberger Fleck und Königsberger Klops. Im Laufe der Zeit besuchten das Lokal auch Prominente, so auch die Schauspieler Paul Wegener und Heinrich George, auch Graf Luckner und Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen, die Schriftsteller Fritz Skowronnek und Ernst von Wolzogen, Thomas Mann, Joachim Ringelnatz, auch Außenminister Gustav Stresemann, der Maler Lovis Corinth und Richard Wagner, der viele Opern schrieb, die in Ostpreußen spielten, jedoch nicht mehr aufgeführt werden. Der Name „Blutgericht“ bezog sich möglicherweise auf die Gasträume, die in den unterirdischen Tonnengewölben mit den gewölbten Decken und spitzen Bögen lagen. Die grottenartigen Räume hatten furchteinflößende Namen, die an mittelalterliche Folterkammern erinnerten: Diebesgefängnis, Marterkammer, große Glocke, Peinkammer, Pfefferstub´ oder Spanische Nadel. Zur feuchten Kelleratmosphäre passten die groben Holzmöbel sowie die schmiedeeisernen Wandleuchter und die Modelle alter Hansekoggen an der Decke. Bis April 1945 wurde das „Blutgericht“, trotz der Zerstörung des Schlosses durch die britischen Luftangriffe Ende August 1944, gastronomisch ge15 nutzt. Nach der Eroberung Königsbergs durch die Rote Armee war das Schloß schwer beschädigt und die Stadt wurde umbenannt in Kaliningrad. Erst 1969 wurde die Ruine des Schlosses gesprengt und abgetragen. Damit endete auch die Geschichte einer gastronomischen Einrichtung, die sich im Bekanntheitsgrad in Deutschland durchaus mit „Auerbachs Keller“ in Leipzig vergleichen konnte. Das zeigt, wie durch sinnlose Kriege über Jahrhunderte gewachsene Kulturgüter und Traditionen vernichtet werden und Millionen Menschen durch Flucht und Vertreibung heimatlos werden, wie wir es auch heute wieder erleben. Leider sind Politiker noch immer nicht in der Lage, für einen dauerhaften Weltfrieden zusammen zu arbeiten. Der Kulturkreis „Simon Dach“ hat passend zum Thema die entsprechenden Lieder und Gedichte vorgetragen. Damit ging ein interessanter und inhaltsreicher Nachmittag zu Ende. Die Anwesenden dankten der Referentin und dem Kulturkreis „Simon Dach“ mit viel Beifall für ihren Beitrag. Auch allen anderen Helfern ein herzliches Danke für Ihre Mühe. Bedanken wollen wir uns auch bei den Mitarbeitern des SMI und Herrn Dr. Baumann für ihre Unterstützung, ohne die wir die Veranstaltung nicht durchführen könnten. Sieglinde Langhammer/mm Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Termine 2016 Landsverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz 19.03.2016: 11.00 Uhr 16.04.2016: 14.00-16.00 Uhr 19.06.2016: 9.30 Uhr 25./26.11.2016: Landesverbandstag Hotel Lengenfelder Hof, Auerbacher Str. 2, 08485 Lengenfeld 64 Jahre Bundesvertriebenengesetz Platner Hof, Platnerstraße 34, 09119 Chemnitz Treffen der Chöre/ Tag der Heimat/ Chartatag/ Sächsische Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung (Gemeinschaftsveranst.) Kirchplatz 2, 02894 Reichenbach/Oberlausitz Jahresabschlussveranstaltung in Freiberg oder Leipzig Landsmannschaft Ost- und Westpreußen Landesgruppe Freistaat Sachsen 03.04.2016: 9.30-15.00 Uhr 04.06.2016: 10.00-18.00 Uhr 08.10.2016: 10-15 Uhr 05.-06.11.2016: Kirchentag der Gemeinschaft der ev. Ostpreußen Kirche St. Matthäus/Chemnitz 4. Regionaltreffen in Leipzig Tag der Heimat Jahresabschluss Infos zu den Veranstaltungen erteilt Herr Alexander Schulz unter Telefon (0371) 301616. Landsmannschaft Ost- und Westpreußen/ KG Limbach-Oberfrohna 07.05.2016: 23.06.2016: 08.10.2016: 10.12.2016: 11.09. bis 17.09. 2016 Flucht, Vertreibung u. Integration Tagesfahrt mit Besuch der Vertriebenengedenkstätte in Freiberg Erntedankfest Heimatliche Weihnacht wie in Ostpreußen Urlaubsfahrt nach Stolpmünde/Ustka - Pommern Veranstaltungen mit der G. - Hauptmann - Schule: 04.08.2016: Fahrt mit allen Lehrern zum Haus der Heimat Fahrt mit den 9. Klassen der Schule in der Woche vom 26.09. bis 30.09.2016 zum Haus der Heimat nach Reichenbach/OL 03.08. 2016: Brauchtumsnachmittag in der G. – Hauptmann-Schule Landsmannschaft Ost- und Westpreußen KV Chemnitz 28.05.2016 14 Uhr 03.09.2016 14 Uhr 15.10-2016 11 Uhr 14 Uhr 9.11.2016 12 Uhr 03.12.2016 14 Uhr Ostpreußisches Weltkulturerbe – Tragik um die Kirche in Arnau Referent: Dr. Walter T. Rix; Chemnitz, Leipziger Str. 167 Landwirtschaft in Ostpreußen – Erntedank Gestaltung: Frau Labuhn; Chemnitz, Leipziger Str. 167 Gottesdienst - kleiner Saal Königsberg - Ostpreußens Hauptstadt Referent: Herr Grimoni, Leiter des Museums „Haus Königsberg“ Chemnitz/Platner Hof Gedenkveranstaltung am Gedenkstein auf dem Friedhof in Reichenbrand Marzipan aus dem Haus „Schwermer“ Gestaltung: Frau Labuhn; Chemnitz/Platner Hof Frauenzirkel: AWO Leipziger Straße 167, Beginn 13.00 Uhr Termine: 19.02. 22.04. 17.06. 19.08. 21.10. 16.12. Spielezirkel: AWO Leipziger Straße 167, Beginn 13.00 Uhr Termine: 22.01. 18.03. 20.05. 22.07. 16.09. 18.11. 16 Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Leserbriefe Veranstaltung der Vertriebenen im Haus der Heimat Reichenbach ist eine Kleinstadt vor den Toren von Görlitz und liegt an der alten Handelsstraße Via Regia. Bis nach dem 2. Weltkrieg gehörte die an der Grenze liegende Stadt zu Schlesien, blieb von den Kriegsereignissen im wesentlichen verschont, nahm aber eine große Zahl Vertriebener aus den Ostgebieten auf. Der Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen hat mit dem Haus der Heimat eine zentrale Einrichtung geschaffen. Dies geschah mit großer Initiative der Verbandsmitglieder und mit Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern. In einer Ausstellung werden Zeitzeugenberichte über Flucht, Vertreibung, Zwangsarbeit, Deportation sowie Gegenstände und Trachten aus der alten Heimat ausgestellt. Hauptsächlich kommen diese Dinge aus Schlesien, aber auch aus den Ländern Osteuropas liegen Exponate vor, so auch von den Ungarndeutschen. Dieses Haus bietet sich für Besuche von Schülern im Ethikunterricht an. Die herausgegebene Broschüre enthält im Anhang Fragebögen, mit denen die Schüler ihre Großeltern über die Vergangenheit und ihren Erlebnissen befragen können. Kürzlich fand im Haus, im vollen Versammlungsraum, wieder eine Gesprächsrunde statt, an der auch die Bürgermeisterin Frau Carina Dittrich teilnahm. Der Vortrag von Prof. Dr. Frank-Lothar Knoll von der Universität Chemnitz gab einen interessanten Überblick über die Beziehungen zwischen Polen und Sachsen zur Zeit August des Starkenr. So wurde auch klar, wie groß Polen früher einmal war und wie spezifisch die polnische Geschichte ist. Nach dem Vortrag kam es zu einer regen Fragestunde, bei der nichts offen blieb. Frau Karolina Tryzna aus Sorau/Zary stellte in ihrem Vortrag die Vertreibung in der deutschen und polnischen Erinnerungskultur dar. Dies war auch das Thema ihrer eben erfolgreich verteidigten Magisterarbeit gewesen. Sie verglich dabei die beiden Heimatausstellungen in Sorau und Reichenbach und ging auf die in Polen wohl falsch verstandenen Worte von Erika Steinbach ein. Sie stellte aber auch klar, dass 70% der Polen gegen eine Vertreibung der Deutschen waren. Das Haus der Heimat sollte viel mehr von den Schulen in Anspruch genommen Bilder: Prof: Dr. Frank-Lothar Knoll; werden, denn hier wird an das Erbe unser Großeltern erinnert und gerade in Prof. Dr. Winfried Schirotzek, der Leiter derheutigenZeitistdas Flüchtlingsproblem besonders aktuell. Text/Fotos: HeinzNoack des Hauses der Heimat und Frau Karolina Tryzna (v.o.n.u.). Was geschah in Potsdam 1945? Verbindliches Abkommen oder unverbindliches Protokoll? Wenn in den Medien oder Schulbüchern über die Vertreibung der Deutschen geschrieben wird, taucht immer wieder der Begriff von dem “Potsdamer Abkommen“ auf. Daraus wird dann fälschlicherweise der Schluss gezogen, dass die Alliierten die Vertreibung der Deutschen in einem Vertrag geregelt haben. Tatsächlich waren sich die Alliierten in Potsdam bereits nicht mehr über die Behandlung Deutschlands und der Deutschen einig. Die Konferenz in Potsdam endete nicht mit einem Abkommen oder Vertrag, sondern nur mit einem Protokoll, in dem die verschiedenen Parteien erklärten, wie sie mit Deutschland zukünftig umgehen wollten. Dies betraf auch die "ÜberfühDie „Großen Drei“: Attlee, Truman und Stalin; dahinter Bevin, rung" der in ihren Heimatgebieten verbliebenen Byrnes und Molotow zur Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis Deutschen in "ordnungsgemäßer und humaner" zum 2. August 1945 im Potsdamer Schloss Cecilienhof. Friedrich Zempel Foto: Wikipedia/gemeinfrei Weise. 17 Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Besuch meiner Heimatstadt Breslau Ich habe heute die Verbandszeitschrift „Vertriebene und Spätaussiedler in Sachsen“ erhalten. Diese hat mich animiert, von meinem Besuch in Breslau im September 2015 zu berichten. Ich fahre seit 1967 regelmäßig nach meiner Geburtsstadt Breslau/Wrocław. In den letzten Jahren zum Teil zweimal im Jahr. In Zwickau, meinem Wohnsitz seit 1949, bin ich mit ein Organisator von der sogenannten „Breslauer Runde“. Wir treffen uns 2x im Jahr (März und Oktober) und sind im Durchschnitt 25 Leute, welche sich für das Neueste aus dem heutigen Breslau interessieren. Ich mache dazu auch eine kleine Broschüre (DIN A4 –16 Seiten). Im September war ich bei dem Kulturfestival der Deutschen Minderheit in Polen – welches zum 5. Mal stattfand. Ich war auch 2012 zum IV. Festival in Breslau. Die Eröffnung begann 9.30 Uhr in der Sandkirche mit einem feierlichen ökumenischen Gottesdienst. In der Vergangenheit war der Gottesdienst immer im Dom, aber diesmal war im Dom eine Heiligsprechung von 10 Ordensschwestern des Elisabeth-Ordens, welche 1945 von Rotarmisten erschossen wurden. Dazu waren auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern Verwandte dieser ehemaligen Schwestern angereist. Das Kulturprogramm wurde um 12 Uhr in der Jahrhunderthalle eröffnet und es traten non stop bis gegen 19 Uhr deutsche Volksgruppen und Solisten aus allen Teilen von Polen auf– aus Masuren, Pommern und natürlich Ober- und Niederschlesien. Aber es nahmen auch deutsche Gruppen aus Dänemark, Rumänien und der Ukraine teil. Höhepunkt des Tages war der Auftritt von Andy Borg. 7000 Zuschauer waren begeistert von den Darbietungen. Es nahmen auch viele Polen als Gäste in der Jahrhunderthalle teil, die begeistert waren von den Darbietungen der deutschen Gruppen. Ich nahm die Gelegenheit wahr, „Diana“, der Königin der Jagd, im Scheitniger Park einen Besuch abzustatten. Das Denkmal, die „Diana-Gruppe“, war bei den Festungskämpfen zerstört worden und wurde im Jahr 2015 wieder aufdem alten Platz originalgetreu aufgestellt. Ein Bild von Diana mit ihren Jagdhunden und von mir sende ich im Anhang mit. Ich hoffe, damit einen kleinen Beitrag für das Informationsblatt zu leisten. Es grüßt eine echte Breslauer Lerge aus der Tschepine, Ihr Gerhard Schuster . Die „Breslauer Rundschau“ mit vielen aktuellen und historischen Informationen um die schlesische Metropole erscheint zweimal im Jahr, jeweils im März und Oktober. Informationen zum Bezug der privat herausgegebenen 16-seitigen Zeitschrift erteilt Gerhard Schuster, Ludwig-Krebs-Weg 15, 08062 Zwickau, Tel.: 0375 – 78 17 86. Gedanken… von Heimatfreund Erhard Joseph Nun ist schon lange die Zeit vorbei, Wo es gab Deutschland zweierlei. Wir im Osten durften nicht nüber, die Anderen hatten Schwierigkeiten rüber. Unsere Meinung durften wir nicht sagen, so vergingen Jahre, Monate, Wochen und Tage. Die erste Zeit sollten wir nicht unsere Heimat erkunden. Es gab seelische Wunden. So ist es jahrelang geblieben, durften nicht sagen wir sind worden vertrieben Umsiedler sollten wir sagen, dass konnten wir nicht 18 ertragen. Nach der Wende taten wir Busreisen buchen, um unsere Heimat zu besuchen. Wir nahmen uns Zeit, denn Schlesien ist ja nicht weit. Wurde uns auch mal in der Heimat bange, wir halten der Heimat bis heute die Stange. Wurden in der Heimat empfangen empfindlich und gut, „kochte“ uns auch manchmal in Schlesien das Blut. Haben uns hier in Deutschland ein neues Zuhause gebaut, denn viele haben sich es zugetraut. Sehr gealtert sind wir jetzt schon und ertragen diese Situation. Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Zum 240. Geburtstag: Der Mythos um die preußische Königin Luise Für die Identität eines Volkes spielten in der Vergangenheit Mythen eine wichtige Rolle. Auch heute sind in manchen Ländern Mythen noch im Bewusstsein der Menschen gegenwärtig, z. B. der Mythos um Jeanne d’Arc in Frankreich. In Deutschland ist dagegen kein (positiver) Mythos mehr im kollektiven Gedächtnis vorhanden. Königin Luise, Ölgemälde von J. M. Grassi, 1802. Quelle: Wikipedia, gemeinfrei Hier soll an den Mythos um die preußische Königin Luise erinnert werden, die als Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz am 10. März 1776 geboren wurde. Nach dem frühen Tod der Mutter wuchs sie in Darmstadt bei ihrer Großmutter auf, die ihr das Einfügen in die strenge Hofetikette weitgehend ersparte. So entwickelte sich Luise zu einer unbeschwerten Frohnatur. Mit 17 Jahren wurde sie die Gemahlin des preußischen Kronprinzen. Mit dessen Krönung (1797 als Friedrich Wilhelm III.) wurde sie Königin von Preußen. Von Beginn an verinnerlichte die bis dahin eher unbedarfte junge Frau ihre Rolle. Sie begleitete den König auf seinen zahlreichen, oft beschwerlichen Reisen. Dabei bezauberte sie die Menschen nicht nur mit ihrer Anmut und Schönheit sondern auch mit ihrer Natürlichkeit und freundlichen Zuwendung. In Staatsangelegenheiten suchte der entscheidungsschwache König immer wieder ihren Rat. Eine besondere Rolle wuchs ihr in der Stunde der Not und Gefahrzu. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Napoleon große Teile Europas erobert. Preußen stellte sich überstürzt den Eindringlingen entgegen und erlitt 1806 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt eine vernichtende Niederlage. Die preußische Armee löste sich nahezu auf, gut befestigte Stellungen wurden kampflos aufgegeben. Das Königreich Preußen konnte seine Bevölkerung nicht mehr schützen - es war an einem Tiefpunkt seiner staatlichen Ordnung angekommen. Vor der nachrückenden napoleonischen Armee floh die königliche Familie zunächst nach Königsberg und im Januar 1807 weiter über die Kurische Nehrung nach Memel. Obwohl Luise schwer an Typhus erkrankt war, bestand sie darauf, ihren Gemahl und ihre Kinder zu begleiten. Napoleon war schließlich bis Tilsit vorgestoßen. Dort verhandelte er mit dem russischen Zaren Alexander I., der mit dem preußischen König befreundet war. Dieser wurde zu den Verhandlungen aber nicht eingeladen. Als sich abzeichnete, dass Napoleon äußerst harte Bedingungen zu Lasten Preußens stellte, bat Friedrich Wilhelm III. seine Gemahlin, Napoleon mit ihrer Anmut zu milderen Konditionen zu bewegen. Die noch geschwächte und (erneut) schwangere Luise folgte diesem Wunsch ohne Zögern. Doch der letztlich geschlossene Friedensvertrag von Tilsit zeigte, dass Napoleon um kein Jota von seinen Forderungen abgewichen war. Preußen verlor die Hälfte seines Territoriums und wurde zu immensen Reparationszahlungen verpflichtet. Das war eine tiefe Demütigung für Preußen und seine Königin. Doch das steigerte ihre Verehrung im Volk umso mehr. Das hatte es noch nicht gegeben: eine Königin, die ohne eigenen Machtanspruch und ungeachtet ihres persönlichen Befindens den verabscheuten Sieger um Milde für ihr Land bat. In den folgenden Jahren wurde Preußen umfassend reformiert. Luise stand in engem Kontakt zu den führenden Reformern Stein, Hardenberg und (auf militärischem Gebiet) Scharnhorst. Das langfristige Ziel war die Befreiung von der französischen Fremdherrschaft. Doch diese sollte Luise nicht mehr erleben. Am 19. Juli 1810 verstarb sie im Alter von nur 34 Jahren an einer schweren Lungenkrankheit. Das ganze Land war schockiert, der König tief erschüttert. Im Park von Schloss Charlottenburg ließ er ein Mausoleum errichten. Dort wurde Luise in einem marmornen Sarkophag beigesetzt. Darauf schufChristian Daniel Rauch, unter ständiger Einflussnahme des Königs, eine Skulptur von berührender Vollkommenheit. Sie zeigt Luise nicht als entrückte 19 Tote sondern als Schlafende, die jederzeit aufwachen und wieder bei König und Volk sein konnte. Tatsächlich wirkte Luise über ihren frühen Tod hinaus. Sie wurde überhöht und verklärt: Die Demütigung Preußens habe ihrHerz gebrochen, hieß es. Als Napoleon mit den Resten seiner Armee Ende 1812 geschlagen aus Russland zurückkehrte und die Grenze zu Ostpreußen überschritt, kam es zu einer denkwürdigen Begegnung. In der Nähe von Tauroggen in Ostpreußen trafen sich der aus Schlesien stammende, in russischen Diensten stehende Generalmajor Hans von Diebitsch und der preußische General Ludwig Yorck von Wartenburg. Letzterer befehligte ein von Napoleon erzwungenes preußisches Hilfskorps in der napoleonischen Armee. Die beiden Offiziere vereinbarten, dass das Hilfskorps die russischen Truppen ungehindert preußisches Territorium passieren lassen werde, so dass diese die fliehenden Franzosen verfolgen können (Konvention von Tauroggen). Yorck ersuchte Friedrich Wilhelm III., ihm den Befehl zur Unterzeichnung der Konvention zu erteilen, aber der König reagierte nicht. Dennoch unterzeichnete Yorck die Vereinbarung. Das war eine schwerwiegende Entscheidung. Aus patriotischer Verantwortung handelte Yorck, ein seinem König treu ergebener Offizier, gegen dessen mutmaßlichen Willen. Yorck musste mit dem Schlimmsten rechnen. Doch seine Handlung beschleunigte die Entwicklung hin zu einem Bündnis mit Russland für den Kampfgegen Napoleon. Schließlich stimmte der lange zaudernde König zu. In dem in Breslau am 17. März 1813 verkündeten Aufruf „An Mein Volk“ bat er um Unterstützung dieses Kampfes. Zugleich stiftete er als Tapferkeitsorden das Eiserne Kreuz; das Stiftungsdatum legte er auf den 10. März – den Geburtstag der verstorbenen Königin. Yorck blieb letztlich unbehelligt. Der weitere Gang der Geschichte ist bekannt: In der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wurde Napoleon vernichtend geschlagen. Die Voraussetzung für Preußens Teilnahme an dem Befreiungskampf war die Rückbesinnung auf die eigene Identität und dazu hatte der Mythos um Königin Luise maßgeblich beigetragen. Luise sei nun gerächt, sagte man. Mythen sind eben mehr als GuteNacht-Geschichten. WinfriedSchirotzek Ausgabe 1/2016 Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Zum Schmunzeln Ahmad der Mutige -Willkommenskultur 1970 Nomen est omen - sagten bereits die alten Lateiner. Wenn eine Frau auf den Vornamen Helene (Fischer) hört, kommt sie sicher nicht aus Schlesien, denn dort heißen die Frauen Barbara (Genscher), sondern aus Russland. Nicht anders ist es bei den Männern. Bei Heinrich (Winkler) oder Udo (Lattek) weiß man sofort, dass ihre Wurzeln in Ostpreußen liegen. Die Pommern gaben und geben ihren Söhnen gerne die Namen der GreifenHerzöge, beispielsweise Wartislaw, Bogdan oder Bogislaw. (Das slawische Herzogsgeschlecht der Greifen regierte Pommern bis 1637. Bogislaw XIV, derletzte regierende Greif, verstarb ohne männliche Nachkommen undsetzte die Hohenzollern zu Erben ein. Pommern wurde ohne Eroberungpreußisch.) Dieses Wissen hatte ich 1970 im Hinterkopf, als unsere ostdeutsche Studentengruppe (ODS) in Göttingen von der evangelischen Studentengemeinde (ESG) “eingeladen“ wurde, einen Vertreter zu einem Diskussionsabend über die "neue Ostpolitik" zu entsenden. Eigentlich sollte ich statt “eingeladen“ besser sagen “vorgeladen“; denn die gegenseitigen Positionen waren von vornherein klar. Die ESG hatte die deutsche Kollektivschuld verinnerlicht – der ODS natürlich nicht. Ich war ziemlich ratlos. Immerhin war die ESG bereit, mit uns zu sprechen, auch wenn sie uns als Revanchisten betrachtete, wie alle anderen Studentengruppen. Andererseits wares nicht einfach jemandzu finden, derden Mut hatte, mit einem Auditorium von vielleicht 70 Studenten zu diskutieren, das von vornherein kritisch eingestellt war. Außerdem warman nicht sicher, dass an derVeranstaltung Linksextreme teilnehmen würden. Ein älteres Mitglied machte den listigen Vorschlag, den - mir noch nicht bekannten Vorsitzenden derPommerngruppe aus derBergakademie Clausthal-Zellerfeldzu entsenden. Als wir unseren Freund vom Bahnhof abholten, erwartete ich einen Wartislaw, Bogdan oder Otto. Einen blonden Hünen, bei dessen Anblick die frommen Studenten vor Schreck erstarren würden. Aber dann kam ein kleiner schwarzhaariger Student, der mir als Ahmad aus Persien vorgestellt wurde. Ich war perplex. Aber nicht nur ich war überrascht, auch die Studenten in der ESG. Ahmadwurde äußerst höflich behandelt. Man hört ihm zu undniemandkam aufdie Idee, ihn als Revanchisten zu bezeichnen. Ich nehme an, dass kein andererVertretereinerVertriebenengruppe von derESG so respektvoll behandelt worden ist wie Ahmad. Friedrich Zempel Kurz vor Redaktionsschluss: Am 9.4.2016 feiert der Bund der Vertriebenen Leipzig Stadt und Land den 25. Jahrestag seiner Gründung. Der Vorstand und die Leipziger Mitglieder laden alle Vertriebenen und deren Angehörige zu dieser Veranstaltung ab 11 Uhr in den Festsaal des Leipziger Neuen Rathauses herzlich ein. Weitere aktuelle Informationen und Termine des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen / Schlesische Lausitz e. V., des Vereins Erinnerung und Begegnung e. V. (EuB) sowie des Hauses der Heimat erhalten Sie im Internet unter: www.vertriebene-in-sachsen.de. Impressum: Redaktionsschluss der kommenden Ausgabe: 1. Mai 2016 Die nächste Ausgabe erscheint im Juni 2016! Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Geschäftsstelle: Lingnerallee 3, PSF 127 • 01069 Dresden Tel.: 0351 82 122 730 Fax: 0351 82 122 731 E-Mail: [email protected] Diese Zeitschrift lebt von Ihrem Engagement. Artikel und Beiträge senden Sie bitte an die Redaktion. Übernahme und Kürzungen behalten wir uns vor, wir bitten um Ihr Verständnis. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht die Meinung des Herausgebers bzw. der Redaktion wiedergeben. Unverlangt eingesandte Manuskripte, für die keine Haftung übernommen wird, gelten als Veröffentlichungsvorschlag zu o.g. Bedingungen. Redaktion, Gestaltung, Leserzuschriften und Werbung: Mario Morgner Abhorner Straße 3 08228 Rodewisch Tel.: 0 37 44 - 3 10 86 E-Mail: [email protected] Druck: Druckhaus Scholz GmbH K-Niederkirchner-Str 30 02977 Hoyerswerda Unsere Arbeit und die Herausgabe dieser Zeitschrift werden gefördert durch das Sächsische Staatsministerium des Innern. 20 Ausgabe 1/2016