Gegen Winter- Depression

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Gegen Winter- Depression
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Wirtschaftswissen
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Die WiWi - Fachschaftszeitung
Wahlen +++ How to Bachelorarbeit +++ Internet +++
Kneipentest +++ Fernost +++ Islam +++ Lokalpatriotismus
Gegen WinterDepression
Meine Zukunft bei Audi. Studenten gesucht.
Willkommen bei Audi!
Audi. Ein Unternehmen getrieben von Innovationskraft und Erfindergeist.
Wir suchen Menschen, die mit ihrer Leidenschaft für die Marke und ihrem
Enthusiasmus gemeinschaftlich Vorsprung durch Technik leben.
Informieren Sie sich im Detail über die vielfältigen Möglichkeiten
an Praktika und Abschlussarbeiten unter www.audi.de/karriere.
Unser Kulturangebot
Liebe Lesenden
Braucht man heutzutage noch Kultur? Blöde Frage - natürlich brauchen wir sie. Zum Beispiel eine
Leitkultur. Oder eine Kulturhauptstadt. Die war im
vergangenen Jahr übrigens die Metropole Essen mit
der Metropolregion Ruhrgebiet. Da haben sich dann
die Kultursuchenden auf die A40 gestellt und sich
in einem gewaltigen Stillleben wiedergefunden. Die
Abwesenheit von Autos ist also auch Kultur; oder
zumindest mal eine ganz angenehme Abwechslung.
Man sollte es mit dem Kulturbegriff auch nicht
übertreiben und gleich jede Angewohnheit zur Kultur erheben. Das erzeugt nur falschen Stolz.
Im neuen Wi 2 haben wir den Kulturbegriff auch ausgereizt. UNIKULTUR, LEBENSKULTUR und LÄNDERKULTUR sind die drei Rubriken, hinter denen
ihr zu den Themen Amüsantes, Nachdenkliches und
Internationales findet. Wie ihr mit dem Anblick einer merkwürdig halbvollen - oder ist sie halbleer Mensa umgeht, sei allen selbst überlassen. Zeit für
jeden, über seinen eigenen Kulturbegriff nachzudenken.
Besonders ans Herz möchten wir Euch unser
diesjähriges Interview mit Dr. Thomas Burdelski
legen (Seite 10). Seit 40 Jahren ist sein Name,
wie kein anderer, eng mit unserer Fakultät und
dem
Studiengang
Wirtschaftsingenieurwesen
verbunden. 1969 wechselte er in den neu
geschaffenen Studiengang und ist seit dem, nur mit
Impressum
Herausgeber: Fachschaft Wirtschaftswissenschaften KIT, Kollegium am Schloss, Raum 001.
Chefredaktion: Hendrik Dorprigter
Redaktion: Zena Ballout, Theresa Gattermann,
Jonas Frimmer, Alina Mihai, Carlo Siebenschuh
Fotos und Bearbeitung (Rubriken und Titel):
Benjamin Bolland
kleineren Unterbrechungen, an unserer Fakultät
aktiv - ein Wiwi der ersten Generation also. Wie
lange der geborene Düsseldorfer noch am KIT bleibt
und welche Momente ihm besonders im Gedächtnis
geblieben sind, erfahrt ihr im Interview.
Im anderen Interview, mit dem allseits beliebten
Programmieren-Dozenten Hagen Buchwald, könnt
ihr einiges über die Verbindung von akademischer
Lehre und freier Wirtschaft erfahren (Seite 12).
Desweiteren haben Studenten über ihre Erfahrungen im fernen Ausland berichtet, oder über das Leben als deutscher Ausländler in Baden.
Das Ereignis, das euch als erstes begegnen wird,
sind unsere diesjährigen Fachschaftswahlen, die,
zusammen mit der Wahl des Studierendenparlaments, vom 17. bis 21 Januar statt finden. Zur Teilnahme an dieser Wahl rufen wir ausdrücklich auf,
da die gesamte Arbeit der Fachschaft, wozu auch das
Heft gehört, das Du gerade in den Händen hältst,
nur durch die demokratische Legitimation möglich
wird. Jede Stimme zählt - und des ischt halt echt
so!!!
Für Kritik und Anregungen ist die Redaktion wie
immer offen und dankbar.
Allen viel Spaß beim Lesen des neuen Wi 2 und
viel Erfolg und alles Gute für das neue Jahr 2011,
wünscht Euch
Hendrik Dorprigter
Chefredakteur
Email: [email protected]
Web: www.fachschaft.org
V.i.S.d.P.: Fachschaft WiWi Kasse e.V.
Layout: Hendrik Dorprigter, Theresa Gattermann
Druck: Alinea Digitaldruck GmbH, Dresden
Auflage: 600 Stk.
Erscheinungsdatum: Januar 2011
Inhalt...
UNIKULTUR............................................................................................. Seite 6
..........................................................................................................................................Ihr habt die Wahl
Alles zur Wahl und die ausführliche Vorstellung
der Vorstandskandidaten ab Seite 7.
Wi2-Interview..................................................................................................................................................
Hagen Buchwald und Dr. Burdelski stellen sich den
Fragen der Redaktion. Die ganzen Interview auf den
Seiten 10 und 12.
How to Bachelorarbeit und Bachelorumfrage Wie lange dauert es und was muss ich beachten.
Alle Antwort auf die brennendsten Fragen rund
um die erste Abschlussarbeit könnt ihr auf Seite 14
nachlesen.
....................................................................................................Skandal an der Fachschaft (Seite 15)
LEBENSKULTUR......................................................................................Seite 16
Ein Monat ohne Facebook.....................................................................................................................
Kann man es heute noch schaffen, einen ganzen Monat ohne die Online-Community
auszuhalten. Diese Frage stellt sich Philipp Arlt auf Seite 17.
Das digitale Denken...Wie das digitale Zeitalter unser Leben verändert und wie die
nächsten Generationen mit einer Welt umgehen sollten, die
so alt noch gar nicht ist. Das Essay auf Seite 18.
Warum unser Leben langweilig ist, Zugfahrten
Kolumne..................... aber nicht (Seite 19).
Rugby - Klischees und Wirklichkeit (Seite 20).....................................................................................
..........................................................................................................................................Der große Wi2-Kneipentest
Wo sind die besten Kneipen der
Stadt. Eine Delegation nahm sich
für jeden Geschmack etwas vor. Der
Bericht ist auf Seite 21 nachzulesen.
Das Wi2 Trend-Barometer............................................................................... Warum Schneemänner IN, Rauchen
aber OUT ist. Ergebniss und
Analysen einer Umfrage auf Seite 22.
LANDESKULTUR.................................................................................... Seite 24
Wi2 Woanders...............................................................................................................................................
Über Leben und Arbeiten auf der anderen Seite der Welt bei
Roland Berger berichtet Jonas Volland auf Seite 25.
................................................................................................................................................Schwerpunkt Nah-Ost
Alle reden über die Region am Golf, aber keiner kennt sie. Zwei
Fachschaftler mit engen Verbindungen zum Libanon und Saudi-Arabien
berichten über Leben und Arbeiten im Nahen Osten auf Seite 26.
..................................................................................................................................Das Streben nach Glück
Warum ein Student, der Asien eigentlich gar nicht mag, bei
einem Praktikum in Singapore landet und wie sich Weihnachten
am weißen Strand, statt im Schnee feiert auf Seite 28.
ALLEIN UNTER BADENER (Seite 30)
O-Phase, WiWiWi, WiWiSo...
Hat‘s geschmeckt?
STUDENTENSERVICE
AK KOMED
Du suchst ein Dach über dem Kopf, musst
einen Härtefallantrag stellen oder dich mit
alten Klausuren auf Prüfungen vorbereiten?
Besuch uns doch in der Sprechstunde:
Montag bis Freitag von 11:30 - 14:00 Uhr.
Die Redaktion des Wi²: Du
bist kreativ und schreibst
gerne? Dann arbeite beim
nächsten Heft mit, wir
suchen immer Verstärkung!
AK FETE
Organisation der geilsten
Feste des Semesters - dem
WiWiWi und WiWiSo: Hier
ist jeder gefragt, der ein
großes Event mal von Grund
auf entstehen sehen will.
SITZUNG
Der Kern unserer Arbeit:
Die Fachschaft trifft sich
in der Vorlesungszeit
jeden Mittwoch um
19:30 Uhr im Raum 002
(Gebäude 20.12).
Sonstige Arbeitskreise
Den Grundstein der Fachschaftsarbeit bilden
unter anderem diese AKs: Studium & Lehre,
Studiengebühren, Auslandsanerkennung,
Alumni, Studienberatung, Diplom, Kooperation & Sponsoring und viele weitere...
Hier kannst du was bewegen!!!
Appetit auf mehr?
Komm doch in die Sprechstunden oder schau in der Sitzung vorbei!
UNIKULTUR
Ihr habt die Wahl!
Stimmen
Die Wahlen für das Studierendenparlament und die Fachschaftssprecher (Fachschaftsvorstand) finden vom 17.01. bis 21.01.2011 statt.
Während der ganzen Woche könnt Ihr im WiWi-Bau (20.12), in der WiWiBib, vor den großen Vorlesungen und im UStA-Büro in der Mensa wählen.
Jede Stimme zählt, denn die Anzahl der Fachschaftssprecher hängt von
euch ab:
• bis 300 abgegebene Stimmen: 3 Fachschaftsprecher
• danach, alle 200 Stimmen ein zusätzlicher Fachschaftssprecher.
Was ist das Unabhängige Modell?
Das unabhängige Modell wurde von den Studierenden
ins Leben gerufen, da es in Baden-Württemberg keine
verfasste Studierendenschaft gibt. Es wird vom Rektor
und den offiziellen Stellen der Uni anerkannt. Nur durch
viele Stimmen wird unsere Legitimation gegenüber der
Uni gesichert.
FS-Sprecher
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500
4
300
3
Julian Itschert
3. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 09/10
Bisher: Vorstand, Homepage, O-Phasen Tutor
Absolventenfeier organisieren, Klausuren verkaufen, Studierende beraten, über Lehre
disktuieren, Kontakt zu den Professoren halten, oder das beste Fakultätsfest veranstalten,
sind alles Teile einer erfolgreichen Fachschaftsarbeit, die ich fortsetzen möchte. Ich freue
mich darauf, meine Erfahrung einbringen zu können und gemeinsam mit einem engagierten Team Vieles für die Studierenden erreichen zu können.
Bitte unterstützt mich!
Sebastian Palt
1. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 10/11
Bisher: Sprechstunde, Fachschaftsweihnachtsfeier
Alles fing mit einer Fachschaftssitzung in der ersten Vorlesungswoche an. Als Erstie
wurde ich herzlich von der Fachschaft empfangen und hatte gleich ein gutes Gefühl. Nach
folgenden diversen Sprechstunden, einem Fachschaftsseminar und der Weihnachtsfeier,
verbringe ich fast jede freie Minute in der Fachschaft, weil man immer jemanden zum
Reden findet und einfach eine gute Atmosphäre herrscht.
Da ich gemerkt habe, dass man schon nach kurzer Zeit einiges bewirken kann und ich
mich als Erstie mit frischen Ideen verstärkt in der Fachschaft einbringen will und dies als
Vorstand am Besten geht, würde ich mich sehr über eure Stimme freuen!!!
Hendrik Dorprigter
5. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 09/10
Bisher: O-Phasen-Tutor, FOPS, Referent für Kommunikation und Medien
Nach fünf Semestern Studieren und zwei intensiven Jahren Fachschaft, denke ich, den
Laden inklusive seiner Leute ganz gut zu kennen und zu wissen, wie die meisten Sachen
laufen.
Da die Arbeit mit der aktuellen Generation Fachschaftler sehr viel Spaß macht, habe ich
mich nun dazu entschlossen für ihren Vorstand zu kandidieren. Ich denke, wir können
2011 einiges bewegen und ich kann mich an anderen Projekten versuchen. Ich kann mehr
als Zeitung.
1. Oktober: Das Wintersemester 2010/2011 beginnt.
3. Oktober: Deutschland zahlt
seine letzten Schulden aus dem
ersten Weltkrieg zurück.
7. Oktober: Der Peruaner Mario
Vargas Llosa erhält den Literatur-Nobelpreis.
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Christian v. Hammerstein
3. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 09/10
Bisher: Co-Referent Finanzen, Studienberatung, O-Phasen Tutor 2010
Drei Semester lang habe ich Erfahrung in der Fachschaft gesammelt. Dabei habe ich gemerkt, dass die Arbeit für Studenten Spaß macht und man viel erreichen kann.
Jetzt möchte ich mich im Vorstand einbringen um weiter die Interessen der Studierenden
vertreten zu können. Ich würde mich freuen, wenn du mir mit deiner Stimme die Möglichkeit gibst, mich weiter in der Fachschaft zu engagieren.
Robert Haase
3. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 10/11
Bisher: offiziell „Bester [O-Phasen] Tutor 2010“, AK Kooperation & Sponsoring
Mir ist als Tutor während der O-Phase bewusst geworden, wie viel unsere Fachschaft eigentlich bewegt und wie viele nette Leute dort aktiv sind. Somit war mir kurzerhand klar,
dass ich Teil dieser Familie sein möchte und bin schließlich seit diesem Semester auch dabei. Nach vielen Sitzungen und zahlreichen Sprechstunden, habe ich mich bestens eingelebt
und möchte nun mein Engagement mit der Vorstandsarbeit intensivieren, um mich für
eure Interessen und Belange an vorderster Front einzusetzen. Also gebt mir eure Stimme,
denn Robert Haase hält was er verspricht!
Vivian Besser
3. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 09/10
Bisher: AK Prof-Café, AK Fete, Studienberatung, Co-Ref. Lehre und Soz., O-Phasen Tutor
Seit drei Semestern bin ich in der Fachschaft aktiv. Angefangen mit der Organisation des
Prof-Cafés, habe ich vor allem durch meine Arbeit in der Studienberatung und im Bereich
Lehre und Soziales gelernt, wie wichtig die Fachschaft für alle Studenten ist.
Für mich ist die Fachschaft daher mehr als der Klausurenverkauf in den Sprechstunden man wird hier herzlich aufgenommen und vom kompletten Team der Fachschaft in allen
Belangen tatkräftig unterstützt!
Nachdem ich in den letzten Semestern viele Bereiche der Fachschaftsarbeit kennenlernen
durfte, möchte ich mich nun auch im Vorstand engagieren, um neue Aufgaben zu übernehmen und noch intensiver meinen Teil zur Fachschaft beizutragen...
Doch dazu brauche ich deine Unterstützung in Form deiner Stimme bei den Vorstandswahlen!
Stephanie Pokoj
3. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 09/10
Bisher: O-Phasen-Tutor 2010, Ak Fete (3mal HSG-Betreuung), Co-Ref. Absolventenfeier
In der Fachschaft tätig zu sein bedeutet für mich: sich für bessere Studienbedingungen
in allen Bereichen einzusetzen, unsere Interessen zu vertreten und euch bei Fragen zur
Seite zu stehen. Durch meine aktive Mitarbeit und Teilnahme an Sprechstunden, bei der
Organisation der WiWi-Feste und in Arbeitskreisen möchte ich mich, wie schon seit Studienbeginn, weiter motiviert engagieren.
Ich freue mich über Deine Stimme!
8
8. Oktober: Der Friedensnobelpreis 2010 geht an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo .
11.-15. Oktober: Die ChatO-Phase
bereitet die Ersties gebührend auf
das Studium in Karlsruhe vor.
13. Oktober: Die vers
im chilenischen San J
nach dem Grubenung
Carlo Siebenschuh
1. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 10/11
Bisher: AK KoMed
Die O-Phase war geil, keine Frage. Doch genauso geil wie die Events war das Engagement
jener Leute, die sie erst ermöglicht haben.
Mich hat die Fachschaft vom ersten Tag an fasziniert und deswegen war ich vom ersten Tag
an dabei.
Mit eurer Unterstützung kann ich neue Ideen in die Fachschaft tragen.
Theresa Gattermann
1. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 10/11
Bisher: AK Fete, AK KoMed
Seit der ersten Sitzung in diesem Semester bin ich gerne und oft in der Fachschaft. Schon in
dieser kurzen Zeit habe ich erlebt, was für ein starkes Team sich für die WiWis engagiert.
Direkt eingestiegen bin ich bei der Organisation des WiWiWi und der Erstellung des Wi 2,
das ihr gerade in den Händen haltet. Die Arbeit macht mir Spaß und ich merke, dass ich mit
meinen Erfahrungen aus der SV/SMV auch hier etwas bewegen kann. Deshalb würde ich
mich freuen, als Vorstandsmitglied mein Engagement weiter auszubauen – dazu fehlt mir
nur noch deine Stimme ;)
Dominik Steuer
3. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit SS 10
Bisher: O-Phasen Tutor 2010, AK Komed
Nach der besten O-Phase 2010 und dem vollen Einsatz als Tutor, will ich auch außerhalb
dieser Woche etwas für die Studenten unserer Fachschaft tun. Ich denke, als Vorstandsmitglied der WiWi-Fachschaft, hat man die optimale Position auch etwas bewegen zu können.
Die Arbeit in der Fachschaft ist für mich die Sinnvollste, da sie direkt uns Studenten betrifft
und somit direkt zur Verbesserung unseres Studiums beiträgt.
Ich freue mich über eure Stimme und hoffe auf euer Vertrauen. Wir sehen uns bei der Wahl!
Christina Vogt
3.Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 09/10
Bisher: AK Auslandsanerkennung, O-Phasentutor 2010
Fachschaf macht mir Spaß – Sitzungen, Feste, Seminare, O-Phase. Und was ich gut finde,
dafür möchte ich auch einstehen als Fachschaftsvorstand. Vorstand sein-das klingt für mich
nach Arbeiten und Spaß haben in einem starken Team, Verantwortung mit und für euch
übernehmen, Anstoß geben und sich ganz einbringen. Vorstand sein-das klingt für mich
nach eurem Kreuz hinter meinem Namen,
denn ich habe Lust darauf!
schütteten Bergleute
José werden 69 Tage
glück gerettet.
Frederik Düpmeier
5. Semester, WiIng
In der Fachschaft aktiv seit: WS 08/09
Bisher: Mitglied d. Vorstands 2010-2011, Innenref., AK Fete, O-Phasen Tutor und FOPS
Ich sehe den Fachschaftsvorstand vor allem als koordinierendes Gremium, das die eigentliche Fachschaftsarbeit, die in unseren Referaten und Arbeitskreisen von vielen Schultern
sehr erfolgreich getragen wird, unterstützt und hin und wieder auch anstößt. Natürlich
möchte ich aber, falls ich gewählt werden sollte, mit meinen Vorstandskollegen auch neue
Impulse für die Fachschaftsarbeit geben. Dabei hängt mir die Beteiligung möglichst vieler
Studis unserer Fakultät am Herzen, aber auch gute Beziehungen zu den anderen Studierenden der Uni. Vom Typ her kann ich sowohl viel Reden, als auch Sachen umsetzen. In
einer zweiten Amtzeit möchte ich die positive Arbeit des derzeitigen Vorstands gerne weiterführen. Wichtig sind mir dabei tolle Mitstreiter, ein Konzept und ab und zu auch mal ein
bisschen Schlaf ;-),
ach ja, und natürlich ... eure Stimme...
15. Oktober: Durchstich am Gotthard Basistunnel (mit 53 km längster Eisenbahntunnel der Welt).
18. Oktober: Vorlesungsbeginn.
9
PER Wi2 AN Dr. Burdelski
Von Carlo Siebenschuh
und Hendrik Dorprigter
Das Wi2-Interview über Leben und Lehre mit Mr. Konto
Wi 2: Es gehen Gerüchte rum, dass Sie
uns bald verlassen, was ist da dran?
B urdelski : Das sind keine Gerüchte.
Die Sache ist allgemein bekannt. Mein
Plan ist nach dem SS 2011 aufzuhören.
Dann bin ich knapp 64 – das reicht.
2
Wi : Warum hatte es Sie damals nach
Karlsruhe verschlagen?
B urdelski : Das kam ganz zufällig.
Nach dem Abitur hat mich ein Schulfreund, den ich beim Bund wieder traf,
davon überzeugt, dass Jura zu trocken
und es in Karlsruhe ein attraktives
Studium gebe: damals noch technische Betriebswirtschaft. Das hat mich
überzeugt und wir beide sind dann zusammen nach Karlsruhe gegangen. Im
zweiten Semester wechselte ich dann
in den neugegründeten Studiengang
Wirtschaftsingenieurwesen und bin
dabei geblieben.
Wi 2: Was war ihr schlimmster Tag als
Student?
B urdelski : (überlegt lange) Das war
wohl die Prüfung in Chemie, die es
damals noch gab. Das war nicht mein
Tag. Die Prüfung lief dann aber doch
gar nicht so schlecht, was aber eher am
Wissen meines Nachbars lag (lacht).
Sonst sind es eigentlich nur gute Erinnerungen; aber man vergisst das
schlechte ja immer schneller.
Wi 2: Gibt es einen Rat, den sie sich als
Student mehr hätten zu Herzen nehmen sollen?
B urdelski : Ich war ein wenig mit den
Architekten verbandelt; meine (spätere) Frau studierte damals in Karlsruhe an der Uni Architektur. Die haben
10
Ende der 60er ihr Studium mehr in
Frage gestellt und den Wiwis geraten,
das ganze mal etwas lockerer zu machen. Wir waren immer schon relativ
tough.
tolles Studium und Karlsruhe als UniStadt richtig gut. Da kenne ich keine
Uni in Deutschland, die wie diese auf
einem Campus konzentriert ist und
trotzdem Stadtnähe hat.
Wi 2: Wie ist ihre Verbindung mit der
68er Generation?
Wi 2: Was ist das Wichtigste, dass Sie
aus dem Studium mitgenommen haben?
B urdelski : Da entsprach inhaltlich
voll meinem Denken und ich fühle
mich auch heute noch als Spät-68er.
Zusammen mit meiner Frau habe
ich auch einen antiautoritären Kindergarten gegründet und war in der
AKW- Bewegung aktiv. Die Denkweise
der 68er war absolut notwendig und
längst überfällig. Die Welt wäre heute,
zumindest in Deutschland, eine ganz
andere und die Inhalte der 68er sind
inzwischen fester Bestandteile unseres
Denkens, oder etwa nicht?
Wi 2: Wenn Sie nicht Wirtschaftsingenieur studiert hätten, was dann?
B urdelski : Mein Vater hatte eine kleine Unternehmung und da war klassische BWL in Köln oder Münster naheliegend, als Basis dafür, danach in die
Firma einzusteigen. Sonst war ich aber
auch Jura sehr zugeneigt. Aber es war
mehr eine Pflichtüberlegung damit
dann auch Geld verdienen zu können,
ohne diese Nebenbedingung fand ich
auch die Geisteswissenschaften höchst
attraktiv.
Wi 2: Wenn Sie heute Erstsemester am
KIT wären, würden Sie…
B urdelski : …die beglückwünschen,
oder Mitleid haben? (lacht) Da bin ich
hin und her gerissen, aber überwiegend beglückwünschen. Es ist ja ein
22. Oktober: die erste
Schlichtungsrunde bezüglich
Stuttgart 21 beginnt.
B urdelski : Es ist der Zwang zum strengen ökonomischen Denken. Das hat
mir Spaß gemacht. Durch Modelle lernen, auf was es ankommt, wenn man
sich einem ökonomischen Kern nähern will, aber auch die Grenzen der
Modelle erfassen.
Wi 2: Was ist für Sie die Essenz der
Ökonomie?
B urdelski : Das ist eine schwere Frage.
Es gibt klassische Modelle die gut sind,
weil man sich an ihnen reiben kann.
So steht das CAPM (Capital Asset Pricing Model) im Herzen der Ökonomie oder die Arbitrage Pricing Theory
(APT) oder auch Modelle im Auktionsbereich. Die kann man weiterentwickeln oder auch dagegen sein, aber
man muss immer genau hinschauen,
wie die Annahmen die Praxisrelevanz
einschränken.
Wi 2: Beschreiben Sie für einen Erstie
die Faszination des Rechnungswesens
in einem Satz.
B urdelski : Es ist der Kern der Kirsche,
aus dem alles weitere entsteht.
Wi 2: Damit kommen wir zur wichtigsten Frage. Da sie immer so schön hin
und her buchen - gibt es ein Konto,
das sie am liebsten bebuchen, also ein
Lieblingskonto?
27. Oktober: Ministerin Ursula von der
Leyen gibt bekannt, dass die Zahl der Arbeitslosen unter 3 Millionen gefallen ist.
B urdelski : (lacht) Also die Liebe zu
Konten geht mir ab…
Wi 2: Welchen Rat sollten die Studenten von heute annehmen?
Wi 2: …vielleicht eines in der Schweiz?
B urdelski : Sie sollten besonders von
den Erfahrungen der „Alten“ lernen;
von der Fachschaft, von der O-Phase.
Sie sollten aber auch immer eigene Erfahrungen machen und selbst ausprobieren und diese Eindrücke mit den
Erfahrungen der anderen koppeln.
B urdelski : Da habe ich keines. Vielleicht ist es mein Deutsches Bank Konto. Das war auch noch nie negativ und
das war mir immer wichtig.
Wi 2: Wie verlief der Übergang vom
Studenten zum Dozenten?
B urdelski : Der war eher zufällig geprägt. Ich war sechs oder sieben Mal
Tutor, im Wesentlichen in Statistik
und OR unter meinem späteren Doktorvater Otto Opitz. Nachdem er den
Lehrstuhl für Marketing bekam, machte er mir und den anderen Tutoren
ein Angebot, das wir nicht ablehnen
konnten. Damit hatte ich die Chance
auf eine Assistenz und anschließende
Promotion im Jahr 1980. Allerdings
dachte ich damals noch nicht daran,
an der Uni zu bleibe.
Wi 2: Was gefällt ihnen am besten an
der Arbeit als Dozent und was macht
einen guten Professor aus?
B urdelski : Es ist der Kontakt zu den
Studierenden und von ihrer Neugier
gefordert zu werden. Ich finde es richtig schlecht, wenn einige Kollegen das
Ziel haben, am Ende nur noch möglichst wenige Studierende zu haben.
Es macht Spaß, die Leute bis zum
Schluss bei der Stange zu halten und
zwar durch das direkte und spontane Wort. Dieses wird, auch durch die
neuen Medien, immer mehr vernachlässigt, aber man braucht es, um sich
einem Fach zu nähern. Darin sehe ich
meine Aufgabe.
Wi 2: Hat sich diese Neugierde oder das
Herangehen der Studenten verändert?
B urdelski : Das ist schwer zu sagen
und ich möchte den einzelnen Generationen nicht Unrecht tun. Aber
mein persönlicher Eindruck ist der,
dass die Neugier früher stärker ausgeprägt war. Sie ist heute überlagert
von der Frage: Ist das direkt nutzbar?
Der Fokus liegt auf der Relevanz für
später, obwohl das nicht immer jetzt
schon richtig beurteilt werden kann.
An der BA zum Beispiel, wo ich auch
manchmal früher unterrichtete, ist
diese Neugierde schon nach 14 Tagen
ganz dem Prüfungsdruck gewichen,
die Inhalte selber sind sekundär. Und
das System hier an der Uni nähert sich
dieser Denkweise an. Ich weiß nicht,
ob das gut ist. Ich finde da den klassischen Universitätsansatz, mit seinem
offenen Horizont, besser.
Wi 2: Was ist das KIT für Sie?
B urdelski : Zu Beginn fand ich den Vergleich mit dem MIT mehr als peinlich.
Zynisch könnte man behaupten eine
feindliche Übernahme von Campus
Nord auf Campus Süd. Die Kooperation war ja schon immer da. Jetzt wird
mit großem Aufwand versucht die äußere Form voran zu treiben und Lösungen zu finden, die auf dem Papier
gut aussehen. Alles Dinge, die an der
Sache selbst noch nichts verbessern
oder verschlechtern. Schade, dass der
Inhalt hinterherhinkt. Mittlerweile
aber steht das KIT schon für was und
es haben sich auch viele Chancen ergeben. Hätte ich entschieden, wäre es
bei der Uni-Karlsruhe und dem Forschungszentrum geblieben.
Wi 2: Was ist am KIT besser als an anderen Unis?
B urdelski : Es ist die strenge Ausrichtung und die Zielstrebigkeit mit einem
guten Rahmen. Gerade bei den technischen Fächern wird nicht ins Blaue
studiert, sondern es sollen gute Ingenieure hervorgebracht werden.
Wi 2: Was könnte auf der anderen Seite
das KIT von den anderen lernen?
B urdelski : Es wäre wohl nicht schlecht,
neben der Technologieausrichtung
auch andere Bereiche, wie Medizin
und Jura, nicht aus dem Auge zu verlieren…
Wi 2: …auch für die Frauenquote…
B urdelski : ...auch für die! Wir sollten
auch andere Bereiche der Gesellschaft
nicht aus dem Blick verlieren. Hier
wird die starre Ausrichtung zum Problem.
Wi 2: Was werden Sie nach der Zeit am
KIT vermissen?
B urdelski : Besonders den engen Kontakt mit den Studierenden. Aber insgesamt sind ungefähr zehn Prozent
der Arbeit schön, die restlichen 90
Prozent – die ganze Routine und blöde
Verwaltungsarbeit incl. der Klausrkorrekturen– werde ich nicht vermissen.
Wi 2: Gibt es weitere Berufspläne?
B urdelski : Ich habe viele Freunde im
Ausland, deswegen vielleicht mal Rei-
28. Oktober: die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke wird vom
Parlament beschlossen.
sen; auch weiter weg. Obwohl ich nicht
gerne Länder besuche, in denen ich
das Gefühl habe, mich nicht frei bewegen zu können; da will ich erst gar
nicht hin. Sonst werde ich mir mehr
Zeit für mich nehmen; zum Beispiel
Klavier spielen.
Wi 2: Beethoven oder Stones?
B urdelski : Beides gleichermaßen gut,
aber wenn ich wählen müsste: Beethoven!
Wi 2: Bier oder Wein?
B urdelski : Wein!
Wi 2: Düsseldorf oder Karlsruhe?
B urdelski : Karlsruhe. Zum Leben ist
Karlsruhe, als Fahrradstadt, sehr angenehm. Für alles, was man so extra haben will, ist es eher provinziell.
Wi 2: Kino oder Theater?
B urdelski : Theater!
Wi 2: Meer oder Berge?
B urdelski : (langes Zögern) Berge!
Wi 2: Irland oder Griechenland?
B urdelski : Griechenland
Wi 2: Stuttgart 21 oder Karlsruhe 21
(Stichwort U-Bahn-Bau)?
B urdelski : Voll dagegen! Gegen die UBahn genauso wie gegen diese Katastrophe da. Aber die Leute haben das so
entschieden und da müssen wir jetzt
durch.
Wi 2: Wulff oder Gauck?
B urdelski : Gauck!
Wi 2: Shareholder oder Stakeholder?
B urdelski : Stakeholder
Wi 2: Wenn ich mal in Düsseldorf bin,
muss ich unbedingt…
B urdelski : …an den Rhein und den
neuen Hafen, sowie die Altstadt. Das
muss sein. Außerdem die Ausstellungen und Museen anschauen; und Einkaufen – das kann man in Karlsruhe
nicht.
Wi 2: Und wenn ich in Karlsruhe bin,
muss ich unbedingt…
B urdelski : …ins ZKM und beim Eigenart Essen gehen. Die haben richtig Stil.
Und das ZKM ist ja eine echte Konkurrenz zum Centre Pompidou in Paris.
Wi 2: In Anlehnung an die 68er - würden Sie heute nochmal zu einer Gorleben-Demonstration gehen?
B urdelski : Ja, aber voll. Ich hatte jetzt
leider nur keine Zeit.
Wi 2: Vielen Dank für das Gespräch!
31. Oktober: Dilma Rousseff tritt
als erste Präsidentin die Nachfolge
Lula da Silvas in Brasilien an.
11
Java ist nicht Alles
oder wie eine Tasse Kaffee Schicksal
spielen kann
von Alina Mihai
und Zena Ballout
Wi 2: Man munkelt, Sie werden das KIT
voraussichtlich nächstes Jahr verlassen. Was ist an den Gerüchten dran
und wie gestaltet sich dann Ihre berufliche nahe Zukunft?
B uchwald : Mein Vertrag wurde noch
um ein Jahr verlängert, weil wir die
Vorlesung in einen Zustand bringen
wollen, dass sie den Anforderungen in
der Industrie genügt. Für mich haben
sich 3 Teilgebiete dafür herauskristallisiert: Draußen gibt es einen Bedarf an
JUnit, daraus bedingt sich auch aufbauend die Wichtigkeit von Design by
Contract und als drittes Thema haben
wir vor der Objektorientierung noch
das objektbasierte Programmieren
vorgestellt. Wir versuchen hier Ingenieure auszubilden, und diese müssen
die verschiedenen Konzepte verstanden haben. Im Vordergrund der Vorlesung sollte also nicht Java stehen,
sondern die Objektorientierung. Mein
Vertrag läuft noch bis zum 30.09.2011,
daher arbeite ich mit Herrn Matthes
Elstermann einen Kollegen ein, der
mit viel Begeisterung und Interesse an
diese Aufgabe herangeht und für eine
weitere, kontinuierliche Verbesserung
der Lehre am KIT stehen wird.
Wi 2: Was verbindet Sie mit Karlsruhe?
B uchwald : Vor allem mein Studium
und das jetzige KIT – hier in Karlsruhe habe ich studiert, hier habe ich
auch meine Frau kennengelernt. Und
hier sind unsere Kinder geboren. Und
wo die Kinder sich zu Hause fühlen,
da ist auch das Zuhause ihrer Eltern.
Generell ist das KIT ein Vorteil für die
Stadt; viele Studenten bleiben hier
hängen. Ich verbinde mit Karlsruhe
zum einen drastische Erfahrungen –
die ersten Semester waren hart, auch
damals schon. Aber dann wiederum
die schönen Erfahrungen kleiner und
12
großer Erfolge und vor allem Freundschaften. Die Kommilitonen, die ich
damals im engeren Kreis kannte, mit
denen ich auch Basketball gespielt
habe, mit denen bin ich heute noch
verbunden. Und das ist das Wertvolle
an einem Studium und auch das Schöne an Karlsruhe, weil dank der Pfälzer,
die hier rumlaufen, eben auch eine Offenheit und Lockerheit herrscht, die
den Badenern ganz gut tut. (lacht)
Wi 2: Warum hat es Sie nach Karlsruhe
verschlagen? War es der Schwerpunkt
Programmieren oder haben Sie erst
während des Studiums Ihr Interesse
an diesem Fach entdeckt?
B uchwald : Mein Vater kaufte Anfang
der 80er Jahre einen der ersten PC
Clones, die es überhaupt gab, einen
Commodore PC10. Die 10 stand für 10
Megabyte. Nicht Hauptspeicher. Festplatte! Hauptspeicher hatte das Gerät gerade mal 640 KB. Dafür jedoch
zwei 360 KB Diskettenlaufwerke. Ich
hatte zwei Disketten: Eine mit dem
Turbo Pascal Compiler. Und eine mit
meinen Pascal-Programmen. Gerade in den Sommerferien habe ich die
Nächte, wenn niemand im Büro war
und der PC ungenutzt war, am Rechner und die Tage an den Sandstränden
des Binsfelds verbracht – so habe ich
mir selbst Programmieren beigebracht
und nach und nach immer größere
Programme geschrieben.
Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen hat mich sofort elektrisiert,
als mein Vater mir davon erzählte.
Mein Vater hat in den 60er Jahren
hier in Karlsruhe seinen Ingenieur gemacht. Er hat viel Gutes von der Universität zu berichten gewusst – vor
allem eines: Baden-Württemberg investiert in die Hochschulen, auch in
schwierigen Zeiten.
1. November: der elektronischen Personalausweis wird
eingeführt.
Mein Traum war immer auf der CeBIT
mein Programm laufen zu sehen und
das war dann 1991/92 der Fall.
Wi 2: Inwiefern hat Ihnen das Grundstudium etwas genützt?
B uchwald : Das Grundstudium hat
mich – auf recht drastische Art und
Weise – gelehrt, mich von der Art,
wie ich in der Schule gelernt hatte, zu
verabschieden und vollständig eigenverantwortlich mir meine Lernziele
zu setzen und diese auch wirklich diszipliniert zu erreichen, ohne dass ein
Dritter dies ständig überprüft. Zudem
wurde mir im Grundstudium klar,
in welchen Bereichen ich mich wohl
fühlte und gerne dafür lernte – und
in welchen ich mich eher durchquälen
musste.
Das war eine wichtige Vorbereitung
für das Hauptstudium, denn nun war
die Fächerwahl sehr frei und es ist –
aus meiner Sicht – für den späteren
Berufsweg entscheidend, dass man
einen roten Faden bei der Modulwahl
erkennen kann.
Ich habe mich im Hauptstudium auf
die Inhalte konzentriert, die mich fasziniert haben und für die ich mir selbst
konkrete Probleme stellen konnte, die
ich parallel zur Vorlesung – anhand
der in den Vorlesungen dargebotenen
Lösungen – versuchte in der Praxis
umzusetzen. Das führte bis hin zu einer Firma, die ich gemeinsam mit einem meiner WG-Bewohner gründete
und ein System für das Scouting von
Basketball-Spielen entwickelte, das
auf der Europameisterschaft 1993 hier
in Karlsruhe zum Einsatz kam und
sich so gut bewährt hat, dass ARD und
DSF zu unseren Kunden wurden.
Wi 2: Was haben Sie neben dem Studium noch gemacht und für wie sinnvoll
2. November: Bei den Kongresswahlen
verlieren die Demokraten in den USA
ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus.
halten Sie diese Tätigkeiten im Nachhinein?
gungen zu gewinnen und eine Europameisterschaft zu scouten?
B uchwald : Zwei aus meiner Sicht entscheidende Tätigkeiten neben dem
Studium möchte ich nennen: Erstens
meine Arbeit als Basketball-Trainer
für Mini- und Jugend-Mannschaften
und Spieler-Trainer der ersten Herrenmannschaft des DJK KarlsruheOst, die ich über die gesamte Studienzeit hinweg konsequent durchgezogen
habe. Diese Herrenmannschaft bestand überwiegend aus Wirtschaftsingenieuren, mit denen ich noch heute
in Kontakt stehe.
Wi 2: Was gefällt Ihnen am besten daran, Dozent zu sein?
Am meisten gelehrt haben mich jedoch
die Mini- und Jugend-Mannschaften:
Die Fähigkeit, Gewinner-Teams zu
formen und Talente zu entdecken und
gezielt zu fördern, ist nicht nur im
Sport, sondern genauso in der Industrie sehr gefragt.
Wi 2: Was ist Ihre prägendste Erinnerung aus Ihrer Studienzeit?
Die zweite Tätigkeit war die Gründung
eines eigenen Unternehmens parallel
zu meinem Studium. Diese Erfahrungen sind für einen Wirtschaftsingenieur äußerst wertvoll. Man sitzt dann
wie ein trockener Schwamm in der
Vorlesung und saugt all die Lösungen
und Modelle regelrecht auf, die einem
präsentiert werden, da man die Probleme dahinter kennt – und diese einen
täglich plagen, so dass man für jeden
Lösungsversuch offen ist.
Wi 2: Wie wichtig waren im Nachhinein
die Noten?
B uchwald : Die Noten sind während
des Studiums wichtig für Stipendien –
keine Frage.
Danach verlieren sie jedoch rasch an
Bedeutung. Ich selbst wurde nie nach
meinen Noten befragt – obwohl sie
sehr gut waren. Viel wichtiger war die
Frage: Wie haben Sie es geschafft ARD
und DSF als Kunden für Sportübertra-
B uchwald : Das ist vor allem der Multiplikatoreffekt; man hat die Ehre und
Verantwortung vor 600 Leuten zu stehen und Ideen pflanzen zu dürfen. Das
Spannende ist dann, ob die „Saat“ aufgeht.
Es macht Spaß, weil man an der Zukunft
arbeiten kann, indem man an jungen,
hochmotivierten,
intelligenten,
leistungsbereiten und vor allem noch
prägbaren und entwicklungsfähigen
Menschen
arbeitet,
ihnen Werte wie Respekt,
Mut und Eigeninitiative
vermittelt
und,
dass
der persönliche Erfolg
immer auch der Erfolg
des mich umgebenden
Teams
sein
muss,
damit es ein wirklicher,
nachhaltiger Erfolg wird.
Diese Menschen werden
später auch etwas zu
sagen haben und somit
kann
man
wichtige
Bereiche in der Industrie
verändern.
B uchwald : Das Vordiplom war eine
harte Zeit. Dann bin ich auch gegen
Ende des ersten Semesters im Krankenhaus mit einer schweren Infektion
gelandet, sodass ich alle Klausuren
im folgenden Semester nachschreiben
musste. Das hat zu anderen Noten geführt als die, die ich von der Schule
her gewohnt war. Das war erst einmal
hart zu akzeptieren.
Umso wichtiger war mir, dass es mir
gelungen war, dann im Hauptdiplom
wieder meine sehr guten Noten einzufahren. Ich hatte mir selbst dieses Ziel
gesteckt: Entweder Du schreibst wieder top Noten – oder Du brichst das
Studium ab!
Und daher rührt auch meine prägendste Erfahrung: Für die erste Klausur,
die ich im fünften Semester für das
Hauptdiplom schrieb, hatte ich mir
ein Modul ausgesucht, das zu meinen
absoluten Stärken gehörte und das
mir riesig Spaß machte. Diese Klausur
musste also einfach gelingen, quasi
ein Selbstläufer.
Ich war wie vom Donner gerührt, als
ich im Aushang der Ergebnisse dieser
Klausur (damals noch in einem Glas-
7. November: begleitet von massiven Demonstrationen bahnt sich der Castor-Transport seinen Weg
von Frankreich über Karlsruhe nach Gorleben.
kasten) meine Matrikel-Nummer und
dahinter die Note sah: 4.0. Nein, das
war nun wirklich nicht die Note, die
ich mir als Ziel gesetzt hatte.
Ich war schon fast wieder aus dem
Gebäude raus und hatte für mich beschlossen: „Aus, vorbei, brich ab,
das hat alles keinen Sinn!“, da habe
ich nochmals kehrt gemacht und geschaut, bei wem man die Klausur einsehen könne. Die Einsicht wurde mir –
nach hartnäckigem Nachfragen – auch
gewährt.
Erste Seite: Volle Punktzahl. Zweite
Seite: Volle Punktzahl. Dritte Seite:
Volle Punktzahl. Vierte Seite: Nichts
– keine Punkte, aber auch keine Korrekturzeichen. So die restlichen zehn
Seiten, obwohl alles ausgefüllt war.
Der zuständige Korrektor schaute sich
verwundert die Klausur an und meinte: Verflixt, da sei er wohl beim Korrigieren kurz mal Kaffee trinken gegangen und dann zur nächsten Klausur
übergegangen!
Das Ende vom Lied: 30 Minuten später war aus der 4.0 eine 1.0 geworden
– und damit war der Knoten geplatzt!
Nun schrieb ich auch in den anderen
Klausuren wieder meine Zielnoten.
Das war eine sehr beeindruckende Erfahrung, zu sehen, wie eine Tasse Kaffee Schicksal spielen könnte.
F unfacts
Wenn ich nicht Wirtschaftsingenieurwesen studiert hätte, wäre ich an die
Filmhochschule gegangen und heute
Regisseur.
Wenn ich wieder in der Heimatstadt
Speyer bin, muss ich unbedingt wieder an den Baggersee.
Wenn ich wieder nach Karlsruhe komme, freue ich mich auf das nette Foto
von dem Blitzer an der B9.
E ntweder /O der :
Bier/Wein
weder noch: Wasser und Milch
Counterstrike/World of Warcraft
weder noch: Lieber ein eigenes kleines Spiel programmieren
Meer/Berge
ich liebe Skifahren, also klares Votum
für die Berge!
Programmieren/Sport
Basketball - Programmieren macht
auch Spaß, aber beim Basketball kommen körperliche und geistige Leistung
zusammen!
Java/C++
weder noch: Eiffel
13. November: bei einem
Großbrand im Karlsruher
Zoo verbrennen 26 Tiere.
13
StudientippsHow to Bachelorarbeit
Von Oliver Merl
Du bist Bachelor-Student und hast demnächst alle Klausuren locker hinter
dich gebracht? Die ersten Jobangebote flattern dir ins Postfach und zur
großen Karriere fehlt nur noch der Abschluss? Spätestens dann wird es
Zeit, dich mit dem Thema deiner Bachelorarbeit zu beschäftigen.
1 Voraussetzunge
n
Um mit der Bach
elorarbeit beginn
en zu
dürfen, musst du
nicht zwingend
schon
alle Prüfungen hi
nter dir haben, al
lerdings
darf nur noch eine
Klausur aus dem
Kernprogramm offen
sein. Da das Stud
iu
m außerdem mit einer
Prüfungsleistung
beendet
werden muss, müs
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fungsleistungen wie Se
minare, Praktika
un
d SQPunkte vor Beendi
gung der Bachelor
arbeit
absolviert und eing
ereicht werden.
3 Thema finden
Um ein Thema solltest du dich bereits
ein - besser zwei Monate vor dem geplanten Beginn kümmern. Entsprechende Angebote findest du auf den
Seiten der Institute; oft ergeben sich
Themen aber auch aus einem zuvor
bearbeiteten Seminar. Natürlich sind
auch eigene Ideen gerne gesehen, sofern sie sich aus wissenschaftlicher
Sicht zur Bearbeitung eignen.
2 Zeitplan
r Bachelor-Arbeit
Die reguläre Bearbeitungsdauer eine
n auf bis zu sechs
beträgt drei Monate. Diese Frist kan
die Bachelorarbeit inMonate ausgedehnt werden, wenn
t wird und/oder noch
nerhalb der Regelstudienzeit beende
gszeit geschrieben
Prüfungen während der Bearbeitun
Seite des Prüfungssewerden. Details findest du auf der
kretariates unter:
chelorarbeit.php
http://www.wiwi.kit.edu/anmeldungBa
4 Umfang
Der erwartete Umfang hängt stark
von der Art des Themas ab. Soll im
Rahmen der Arbeit z.B. etwas programmiert werden, können 40 Seiten
reichen, während bei einer rechercheintensiven Arbeit auch mal 80 Seiten
erwartet werden. Vor allem bei Themen, die ursprünglich als Diplomoder Masterarbeit ausgeschrieben
waren, solltest du darauf achten, dass
der erwartete Umfang entsprechend
reduziert wird.
5 Im Unternehmen schreiben
Selbstverständlich kann die Bachelorarbeit auch in einem
Unternehmen geschrieben werden. Dabei ist aber zu bedenken, dass du dich in Thema und Unternehmen einarbeiten
musst, bzw. zwei Betreuer (Unternehmen und Institut) hast,
die ggf. unterschiedliche Anforderungen an dich stellen. Dies
innerhalb von drei Monaten unter einen Hut zu bekommen,
kann recht stressig werden. Leichter dürfte es fallen, wenn du
vorher als Praktikant in dem Unternehmen gearbeitet hast,
oder das Thema durch eine Kooperation zwischen Unternehmen und Universität entstand.
Bachelor-Umfrage
Die Fachschaft möchten gerne wissen, wo ihr im Studium Probleme und
Verbesserungsbedarf seht. Deshalb haben wir eine Umfrage entwickelt, die
verschiedene Themen wie Studienaufbau, Auslandsaufenthalte oder den Wechsel zum
Bachelor/Master-System zum Inhalt hat. Wir würden uns freuen, wenn möglichst
viele von euch an dieser Umfrage teilnehmen. Teilnehmen könnt ihr unter folgendem
Link (zuerst Anmeldung im ILIAS erforderlich, danach dem Kurs "Fachschaft
Wirtschaftswissenschaften" beitreten). Die Umfrage dauert ca. 10 Minuten und ist
natürlich anonym.
14
14. November: in Abu Dhabi wird
Sebastian Vettel jüngster Formel1-Champion aller Zeiten.
16. November: am KIT wird das Informatics Innovations Centre als Bindeglied zwischen Forschung,
akademischer Ausbildung und Industrie gegründet.
Wi²
Deckt auf!
Hier geschah es! Unweit des
Schlosses, im Herzen von Karlsruhe
von JOHANNES R.
und MORITZ O.
Karlsruhe – Die Spuren im
Schnee sind noch frisch. Anfang
Dezember wird ein unschuldiger Tisch samt Stühlen von
bislang unbekannten Tätern auf
brutalste Weise entwendet.
Ein kalter Dezemberabend.
Während ganz Deutschland im
Winterchaos versinkt, rieselt in
Karlsruhe leise der Schnee.
Am Gebäude 20.11 spielen
sich unheimliche Szenen ab.
Der Tatort erstrahlt in gleißendem Licht der Scheinwerfer:
Skandal an der
WiWi-Bib!
Skrupellose Täter rauben den Studenten
ihren Platz an der Sonne!
Hier wurde die abscheuliche
Straftat begangen!
Die Männer der Spurensicherung stapfen durch den ZENTIMETERHOHEN Schnee, um
Beweismaterial zu sichern. Die
Täter dürfen auf keinen Fall
ungeschoren davon kommen!
Aber was ist geschehen?
Völlig schockiert berichetet der
Student Hans WiWi (23): „Es
war eigentlich wie immer. Ich
wollte meinen allmorgendlichen Latte Macchiato im
Freien genießen und musste
mit Schrecken feststellen, dass
der
Tisch
samt
Stühlen
verschwunden war“. Zu der
Tatsache, dass die Garnitur
bereits seit Wochen fehlt, wollte
der Student jedoch keinen
Kommentar abgeben.
Die umgehend gegründete
„SOKO Tisch“ arbeitet unter
Hochdruck daran, die Hintergründe der Tat aufzuklären.
Schnell wird klar: Hier ist wahrlich kriminelle Energie im
Spiel!
Abb. ähnlich
Die Tische und Stühle werden
im Sommer von zahlreichen
Studenten zum Lernen und
Sonnenbaden genutzt. Unter
Etwa 45 Jahre alt, 1,85 Meter groß, kurze
dunkle Haare und unter der linken
Augenbraue eine relativ frische Narbe –
Ist das der gesuchte Tisch-Täter?
der Studentenschaft und den
zurückgebliebenen
Tischen
herrscht tiefe Bestürzung.
Die Chefermittler J. RIECHE
und M. ONKEN suchen weiter
nach Zeugen, die den oder die
Täter bzw. den Tisch samt Stühlen in der Nähe der WiWiBauten gesehen haben. Bisher
gingen zahlreiche Hinweise ein,
allerdings noch ohne Ergebnis.
Die Ermittlungen dauern an.
Dieser Artikel beruht auf einer
wahren Begebenheit. Die Fachschaft bittet um Eure Mithilfe.
Ein Tisch und vier Stühle sind
Anfang des Wintersemesters von
der Wiese an der WiWi-Bib
verschwunden.
Chefermittler der Spurensicherung bei der Beweisaufnahme am Tatort
Solltet ihr den Tisch irgendwo
gesehen haben, bitten wir Euch
dies im Fachschaftsbüro Raum
001 Geb. 20.12 zu melden.
Lebenskultur
Ein Monat ohne Facebook
Die Reihe „Ein Monat ohne...“ setzt sich mit dem Verzicht eines Alltagsmediums und seinen Folgen
auseinander. Im ersten Teil des Wi² aus dem Sommersemester 2010 ging es um den Verzicht auf
Bier. Dieses Mal rückte unser Schreiber das soziale Netzwerk „facebook“ in den Mittelpunkt.
von Philipp Arlt
Nach
dem Film „The Social Network“, der im Oktober 2010 die
deutschen Kinos eroberte, ging es
sicher vielen so wie mir: Ein unbestimmtes Gefühl der Aversion gegenüber der Plattform facebook.com
hatte sich eingeschlichen. Sie war
teilweise verursacht durch die Darstellung eines bemitleidenswerten,
asozialen Erfinders Marc Zuckerberg
(nicht ganz neidlos), teilweise durch
das Sterben von studiVZ, vor allem
aber durch die Tatsache, dass meine Besuchsfrequenz auf der Seite in
jüngster Zeit exponentiell zugenommen hatte. Ich fühlte eine steigende
Abhängigkeit von facebook, über das
mittlerweile alles – wirklich ALLES
– geregelt wird. Seien es Treffen zum
Fußballspielen, Fotos vom Ausflug
in den Park oder Geburtstagsfeten.
Auch Musik, Kunst und Studium
laufen über facebook ab. Man hat
schon fast den Eindruck, als
wäre erst die Veröffentlichung
auf facebook der Beweis dafür,
dass eine Erfahrung in unserem
Leben real war und tatsächlich
stattgefunden hatte. Facebook
als retrospektive Anerkennung
des Seins.
Ich möchte jedoch nicht viel
tiefer in die bekannten Diskussionen der Online-Selbstdarstellung eindringen. Vielmehr
war mir facebook schlichtweg
zu mächtig und die Idee, das
Funktionieren meines Lebens
von einem einzigen Medium
abhängig zu machen, beängstigte
mich. Wenn man nach Spaß sucht,
geht man als Erstes ins Internet, um
sein Profilbild in eine Comicfigur zu
ändern – und ruft nicht etwa Freunde an.
In einem Lexikon schlug ich
das Wort „Sucht“ nach. Danach
bezeichnet Sucht „das unabweisbare
Verlangen nach einem bestimmten
Erlebniszustand“. Bingo! Das trifft
zu. Einige Zeilen später heißt es
dann jedoch: „Es beeinträchtigt
die
freie
Entfaltung
einer
Persönlichkeit und zerstört die
sozialen Bindungen und die sozialen
Chancen eines Individuums.“ Hmm. In diese Schublade konnte
ich facebook zweifellos nicht tun.
Im Gegenteil: Facebook erleichtert
die
Kommunikation
immens;
Kennenlernen ohne persönlichen
Kontakt. Echt super. Trotzdem hielt
es mich nicht davon ab zu überprüfen,
welche Auswirkungen ein facebookVerzicht auf mein Leben haben
würde. Ein Monat ohne. Was würde
ich alles verpassen? Würde ich
(echte) Freundschaften verlieren?
Oder im schlimmsten Fall einfach zur
Unsichtbarkeit verblassen wie auf
Fotos von Marty McFly in „Zurück
in die Zukunft“? Am 22.11. lese ich
auf web.de die Schlagzeile „Pastor
verbietet Facebook als Gefahr für
die Ehe“ und fühle mich erneut
in meinem Vorhaben
bestätigt. Challenge accepted!
Zu Beginn wurde mein Versuch
selbstredend belächelt. Ich traf
auf Verständnislosigkeit. „Warum
machst du das? Was soll das? Bringt
doch nichts. Facebook ist doch toll“,
und dergleichen mehr.
Wie ihr sehen werdet, sollten die
17. November: Forscher des CERN-Projekts
schaffen es erstmals Anti-Materie zu erzeugen
und kurzzeitig festzuhalten.
Skeptiker Recht behalten, denn die
negativen Folgen äußerten sich wie
folgt: Ich vergaß, ein Trikot zum
Rugby-Turnier mitzunehmen. Wir
hatten zu wenige Leute bei einer
WG-Party. Ich hatte drölfzig verpasste Notifications, Nachrichten
und Freunde, die mich drei Stunden
Nachholarbeit kosteten. Ich verpasste Videotrends von Youtube. Die Organisation von Mitfahrgelegenheiten
und Partys in anderen Städten war
mühsam. Am Schlimmsten jedoch
war, dass ich die alljährige traditionelle „Kohlfahrt“ verpasste, ein
altes Wiedersehen mit Schulkameraden aus meiner Heimat Bremen.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie
traurig ich war.
Währenddessen hielten sich die
positiven Folgen in Grenzen: Meine Gedankenwelt war spürbar weniger stark von facebook besetzt.
So wollte ich beispielsweise meine
Meinung zum Fußballspiel
o.ä. posten. Ich verbrachte
grundsätzlich weniger Zeit
am Notebook. Ich kann viel
konzentrierter Literaturrecherche für meine Bachelorarbeit am Rechner betreiben.
Und ich entging 1000en von
Werbeeinladungen.
Unterm
Strich
war
die
facebook-Enthaltsamkeit ein
Flop. Ich verspürte keinen
Drang, die Seite zu besuchen,
hatte
kaum
Zeitgewinn
und
verpasste
zahlreiche
Veranstaltungen, die mir keiner
zurückholt. Mein Fazit ist daher: Die
Seite ist einfach verdammt nützlich,
vereinfacht das Leben und macht
Spaß. Wenn ihr nicht gerade jeden
Tag mehr als eine Stunde darauf
verbringt und euch mit zahlreichen
„me, myself and I“ betitelten
Selbstporträts
unbeliebt
macht,
dann solltet ihr die Seite dankbar
weiternutzen. Viel Spaß dabei.
18. November: GM geht
zurück an die Börse.
17
Das Digitale Denken
Veränderung der Informationsverarbeitung in unserer Gesellschaft
von Theresa Gattermann
Ich gehöre zur Generation der „Digi-
tal Natives“. Laut Definition wird so
jemand bezeichnet, der in das digitale Zeitalter nach 1980 hineingeboren wurde und Zugang zu vernetzter
Digitaltechnik hat. Für unsere Generation ist es selbstverständlich, dass
unser reales Leben mit dem virtuellen vernetzt ist. Wir tippen bei jeder
Referatsvorbereitung erst einmal das
Stichwort bei Wikipedia ein. Für uns
gehört die Kommunikation via EMail oder Chat zum Alltag dazu. Mit
unseren Freunden und Bekannten
sind wir über Facebook vernetzt.
Seit Nicholas Carr 2008 im Atlantic seinen Essay „Is Google making
us stupid?“ veröffentlichte, werden
in den USA und zunehmend auch in
Deutschland die Folgen des digitalen
Zeitalters diskutiert. Die Grundthese ist, dass sich durch die intensive
Nutzung der neuen Technologien
unsere Gehirne sogar physisch verändern. Es wird vermutet, dass bei
unserer Generation komplett neue
Denkstrukturen entstehen.
Unsere Art, Informationen zu verarbeiten, scheint sich fundamental
zu verändern, weil wir es gewohnt
sind, Informationen sehr schnell zu
empfangen und direkt auf sie zuzugreifen.
Wir konzentrieren uns nicht mehr
länger auf einen langen Text, sondern unsere Aufmerksamkeit springt
von einem Link zum nächsten, droht
in der Informationsflut zu ertrinken und sich in den vielen geöffneten Browserfenstern zu verlieren.
Das lässt sich am besten an der auf
Facebook verbrachten Lebenszeit
verdeutlichen. Oder daran, dass wir
uns von jedem Chatbeitrag aufs Neue
ablenken lassen. Dieser ständigen
Ablenkung zu widerstehen und den
Konsum der nach Aufmerksamkeit
heischenden Nachrichten zunächst
zurückzustellen, erfordert einiges an
gedanklicher Kraft und Selbstkontrolle. Dies schwächt allgemein unsere Konzentrationsfähigkeit.
Darüber hinaus rückt die Fähigkeit,
über erlerntes Wissen zu verfügen, in
den Hintergrund, denn mithilfe des
Internets können wir auf ein gewaltiges Netz an gesammelten Informa-
18
tionen zugreifen. Was lernen
wir in Schule und Studium,
das wir nicht mit einer kurzen
Recherche über Google herausfinden könnten? Erlerntes
Wissen, abgespeicherte Informationen verlieren an Wert.
Tatsächlich vertrauen wir den
Informationen im Internet
mehr als uns selbst. Wir sind
uns erst sicher, wenn wir es
dort schwarz auf weiß sehen.
Denn das geballte, vernetzte Wissen
im Internet scheint so viel verlässlicher zu sein als unser eigenes.
Es wird befürchtet, dass wir mehr
und mehr zu Informationskonsumenten werden und der virtuellen
Welt mehr und mehr Aufmerksamkeit schenken, weil dort schnelle
Belohnungen auf das Gehirn warten.
Dadurch bleibe weniger Zeit und
weniger Kraft, eigene Überlegungen
anzustellen und grundlegend nachzudenken.
Die Gefahren dieser Entwicklung
liegen aus meiner Sicht vor allem in
der Zukunft. Denn sind wir wirklich
schon die wahren Digital Natives?
Auch wenn wir in dieses Zeitalter
hineingeboren wurden, waren die
Entwicklungen in unserer Kindheit
noch nicht so weit fortgeschritten.
Unsere ersten intensiven Computererfahrungen haben wir wohl erst im
Grundschul- oder sogar erst im Gymnasialalter gemacht. Die schwerwiegendsten Auswirkungen auf die
Vernetzung unseres Gehirns haben
jedoch die Erfahrungen im Kleinkindalter. Und da haben wir noch weitgehend unberührt von den digitalen
Technologien gelebt. Auch nehme
ich an, dass wir als Kinder noch einige Bücher gelesen haben.
Was jedoch ist mit den Kindern, die
in Zukunft aufwachsen und deren
Eltern intensive Nutzer der neuen
Technologien sind? Was ist mit den
Kindern, die schon sehr früh mit einem Touchpad „ruhig gestellt werden“? Die Interaktion durch tippen
auf den Bildschirm ist schließlich
schon sehr früh möglich, da man
dafür weder lesen noch schreiben
können muss. So werden die Kinder
in dieser entscheidenden und besonders prägenden Phase ihres Le-
18. November: Google Street View
veröffentlicht Bilder der 20 größten Städte Deutschlands.
bens schon auf das reine Reagieren
auf Informationen gepolt. Man kann
befürchten, dass sie von den neuen
Technologien so fasziniert, aber auch
beansprucht werden, dass keine Zeit
und Kraft mehr für die typischen
„Kinderfragen“ bleiben, die normalerweise Reflexion und Hinterfragen
trainieren. Wird es für diese Kinder
der nächsten Generationen noch gut
möglich sein, später länger über ein
Thema nachzudenken und sich Zeit
für intensive Gedankengänge zu nehmen?
Aus meiner Sicht ist es erforderlich,
in Zukunft besonderen Wert darauf
zu legen, dass Kinder und Jugendliche das Nachdenken und Hinterfragen nicht verlernen oder überhaupt
erst erlernen. In der Erziehung sollte
darauf geachtet werden, dass Kleinkinder sich erst mit der realen Welt
auseinander setzen, bevor sie die
Weiten der virtuellen Welt erforschen.
Die Bildung der Zukunft sollte lehren, den Computer angemessen zu
benutzen. Dazu müssen wir die Informationen, die die Computer uns
liefern, zunächst einmal angemessen interpretieren können. Darüber
hinaus müssen wir weiterhin die
Fähigkeit trainieren, die gelieferten
Ergebnisse zu hinterfragen. Dazu
gehört die Fähigkeit zur ungehetzten Reflexion und intensiven Auseinandersetzung mit einem Problem.
Während der Computer in unschlagbarer Weise die rasche Informationsverfügbarkeit gewährleistet, kann
ein entsprechend gebildeter Mensch
etwas noch wichtigeres beisteuern –
nämlich seine freien und kreativen
Assoziationen. Im günstigsten Fall
entstehen durch diese Kombination
dann die Innovationen, die uns wirklich weiterbringen.
18. November: Die FlunkyballHerbstmeisterschaft findet statt.
20. November: Pap
XVI. lockert das K
Verbot.
Jahresrückblicke
waren gestern; genauer gesagt
vor Silvester. Und zu Beginn des neuen Jahres
schon wieder einen zu machen, ist ja auch Quatsch.
Denn wir wollen es vergessen das Jahr 2010 mit all
seinen unangenehmen Verknüpfungen in unseren
Köpfen. Endlich ist die Agenda 2010 überstanden
– möchte man meinen – aber Hartz IV lebt weiter.
Das kriegt keiner tot – auch kein neues Jahr. Und
dieses Jahr kam ja auch unerwartet. Kaum hat
2010 geendet, fängt es auch schon an. Unerwartet
aber beständig hat es sich
eingeschlichen; in die Uhren
zum Beispiel. Zumindest so
unerwartet, dass die meisten
erst nach zwei Monaten Immer Ärger mit
flüssig und ohne Zögern
als vierte Jahresziffer eine von Hendrik Dorprigter
Eins anstelle der Null neben
den
Vorlesungsnamen
schreiben, in der sie gerade
sitzen. Warum aber fällt es
so schwer, sich an Neues zu
gewöhnen? Liegt es daran,
dass das Vergangene so
schön war, oder ist es die
Angst vor dem Unbekannten;
vor dem, was uns erwartet.
Im Rückblick erinnern wir uns eigentlich nur an das
Gute. Und an das Schlechte. Eigentlich immer nur
an das Aufregende. Nur das Langweilige vergessen
wir; und deswegen kommen uns die Jahre im Laufe
unseres Lebens auch immer kürzer vor. Weil es immer
langweiliger wird. Denn was kann den gestandenen
Mann von heute schon überraschen? Ein paar Ski,
die im Eurocity 100 von Karlsruhe nach Düsseldorf
im Gang liegen, überraschen zum Beispiel nicht.
Zumindest mich nicht. Dafür aber den kleinen
Sven, der ungefähr zehn Mal an meinem Platz
vorbei krabbelt und den drei hübschen Kölnerinnen
im Vierer schräg gegenüber ein Lächeln und
vorweihnachtliche Muttergefühle beschert. Solche
hormonell bedingten Stimmungsschwankungen
lassen mich natürlich kalt – das Lächeln nehme ich
Haare für Ghana
Dodo noch mit Haaren
pst Benedikt
Kondom-
trotzdem mit. Vielleicht galt es ja doch nicht Sven.
Der etwa drei Jahre ältere und weniger süße Lars
nimmt die ganze Situation schon anders wahr. Zum
einen gehören ihm die Ski und zum anderen zeigt er
deutliche Symptome von Hyperaktivität. Grund ist
aber nach eingehender Analyse nicht die vergessene
Einnahme seiner Medikamente, sondern sein ebenso stimmungshyperaktiver Vater, der besonders
durch Inkonsequenz auf sich aufmerksam macht.
Die Rollenverteilung zwischen den beiden scheint
noch ungeklärt und ihr
nervöses Verhältnis greift
latent auch auf mich über.
Schon diesem Kind ist
den Jahren
langweilig und an die Zugfahrt wird es sich, genau
wie ich, nur ganz schwach
erinnern. Es ist zur Routine geworden und an Routine denkt keiner emotional
zurück. Was bleibt, ist ein
gähnend leeres Loch. Unsere persönliche Zeitleiste
wird genau um diese Zeit
zusammengedrückt
und
rückblickend haben wir
dreieinhalb Stunden verloren. Deswegen mögen wir
wohl die Jahresrückblicke so gern. Weil sie uns zeigen: da war doch was - und du warst dabei. Die Löcher werden mit Erinnerungen gefüllt und das Jahr
war nun doch nicht mehr so kurz, wenn wir sagen:
„Mensch, und das war dieses Jahr - ist doch ewig
her!“ Zack, ist unser Zeitstrahl ein Stück länger und
wir fühlen uns nicht mehr ganz so langweilig.
Zum Glück ist es bald 17:39 Uhr und der Eurocity
erreicht sein Ziel. Dann muss ich auch nicht länger
über unsere öde Existenz sinnieren. Ich will ja auch
niemanden für das neue Jahr deprimieren. Mich
deprimiert nur, dass ich die letzten 20 Minuten auf
die Kölnerinnen verzichten muss. Das Lächeln galt
wohl doch mir - da bin ich mir inzwischen sicher.
Ich werde gestärkt aus dem Zug heraus gehen!
Wie ihr vielleicht mitbekommen habt,
gab es während der O-Phase eine große Wette und Spendenaktion! Ich wettete dabei (in nicht ganz nüchternem
Zustand…), dass Ersties und Tutoren
es nicht schaffen, 400 Euro für einen
guten Zweck während der O-Phase zu
sammeln. Der Einsatz war mein engelsgleiches Haar! Lange Rede, kurzer Sinn… Geld kam zusammen, Haare
kamen ab! Die Spenden gingen nun an
ein Bildungsprojekt in Dormaa Ahenk-
ro in Ghana. Dort wurde 2003 ein Kindergarten gegründet, der Kindern aus
sozial und finanziell schwachen Familien den Zugang zu Bildung ermöglicht.
Neben dem Erlernen des Alphabets, der
Zahlen und Grundkenntnisse der englischen Sprache stehen eine gewaltfreie
Erziehung sowie individuelle Entfaltung im Vordergrund. Wer mehr über
das Projekt erfahren will, kann sich unter folgendem Link informieren.
www.hih-international.de/kindergar.html
21. November: die irische Regierung bittet um Hilfen aus dem
Euro-Rettungsschirm.
23. November: Nord- und Südkorea geraten in ein Artillerie-Gefecht, bei dem vier
Süd- und ein Nordkoreaner sterben.
19
Rugby - a game for barbarians played by gentlemen
Von Philipp Arlt
Rugby in Vorurteilen
Rugby ist in Deutschland nach wie
vor eine Randsportart. Das beruht
auf drei Vorurteilen
1) Der Sport gilt ebenso wie seine
Mitglieder als brutal, gefährlich und
dumm.
2) Aus den Medien kennt man Bilder von sich schlagenden, fetten
und muskulösen Schlägertypen.
3) Rugby = Football.
Wer sich jedoch trotzdem an Rugby heranwagt, erkennt schnell, dass
diese Klischees nur teilweise stimmen.
1) Statistisch gesehen ist die Verletzungshäufigkeit beim Rugby weit
hinter Fußball, Volleyball, Handball & Co. Auch die Brutalität hält
sich in Grenzen, da man stets auf
den Kontakt vorbereitet ist und
das „Tacklen“ strengen Regeln unterliegt. So darf man beispielsweise den Gegner nur unterhalb des
Schlüsselbeins packen, nicht hochheben oder im Sprung stören. Auch
der Rest des Regelwerks zeigt, dass
Rugby eher ein extrem intelligenter und strategisch anspruchsvoller
Sport ist. Nur der Kapitän darf mit
dem Schiedsrichter reden. Fairness
steht im Mittelpunkt.
2) Dass nur unglaublich starke Riesen Rugby spielen können, ist genauso falsch. Das klärt ein Blick
auf die Anforderungen der 15 verschiedenen Positionen, wo mindestens die Hälfte schnell und agil
sein muss. Andernfalls könnten die
schmächtigen Franzosen international nie zur Spitze gehören.
3) Wer schon einmal den Superbowl
gesehen hat, kennt die Unterschiede: beim Football trägt man Schutzkleidung und Helm, der Ball kann
vorwärts geworfen werden, jeder ist
attackierbar und das Spiel wird alle
2 Sekunden unterbrochen.
Rugby in Wirklichkeit
Nachdem wir mit allen Vorurteilen
aufgeräumt haben, kommen wir
zum Sinn des Spiels: im Mittelpunkt
steht ein ovaler Ball, der durch Tragen mit den Händen in der gegnerische „Tryzone“ abgelegt werden
muss. Der Ball darf nur nach hinten gepasst oder aber nach vorne
gekickt werden. Der Ballträger darf
durch „Tackles“ gestoppt und zu
Boden gebracht werden. In jeder
Mannschaft sind 15 Spieler mit den
unterschiedlichsten Aufgaben. Daher eignet sich der Sport für jede
Körperform; was zählt ist Durch-
„while soccer is a sport for
gentlemen
20
27. November: Die Euro-Gruppe
beschließt die Bürgschaften für das
in Schwierigkeiten geratene Irland.
setzungskraft, Überblick und Geschicklichkeit mit dem Ball. Insbesondere Anfänger finden aufgrund
des flachen Niveaus einen schnellen
Einstieg.
Rugby in Karlsruhe
Das Beste an Rugby ist der Mannschaftszusammenhalt, der extrem
großgeschrieben wird. Entsprechend leicht ist der Einstieg und
wertvoll die gemeinsame Freizeitgestaltung – auch in Karlsruhe. Oft
trifft man sich am Wochenende zum
Trinken oder Rugbygucken in einem
Irish Pub.
Der Hochschusport Rugby am KIT
findet jeden Dienstag und Donnerstag um 19 Uhr zusammen mit dem
KSV statt. Weitere Infos zum Training findet ihr auf
www.karlsruher-sv.de/rugby/
oder ihr schreibt eine Mail an
[email protected]
played by barbarians“
28. November: Wikileaks veröffentlicht ca.
250.000 diplomatische Depeschen mit teilweise
brisanten Details über ausländische Politiker.
Der große Wi2
Kneipentest 2010
Von Dominik Steuer
1) Die „Kischte“
E
rste Destination ist die KISCHTE
in der Adlerstr. 15 - einstimmige Mei-
19:00 Uhr , in der Karlsruhe City treffen sich sechs wagemutige
WiWi-Studenten zu einer einmaligen Kneipentour. Ziel ist es, quer
durch die Bank Kneipen zu finden, die den meisten Studenten unserer Fachschaft wohl ihr Leben lang im Verborgenen geblieben wären.
Dank akademisch einwandfreier Fragebögen ist dieser Test absolut
repräsentativ. Subjektivität ausgeschlossen
nung: “Volltreffer“. Die Tür geht auf
und der entgegenfliegende Smog identifiziert die Kneipe sofort als Absteige
für so manch illustren Gesellen – siehe
uns. Auf Grund der Erwähnung eines
Testes wirkt der freundliche Barkeeper sichtlich verunsichert und daraufhin sehr um unser Wohl besorgt.
mystischen Trinksprüchen („DISCH,
DISCH, DISCH“), wird ein Tester
auf Grund eines leuchtenden Handys
kurzum zu Gandalf dem Weißen erklärt. Ein weiteres Highlight sind die
Toiletten der Kischte, die einen Tester
zur Flucht zum Burger King veranlasst.
Es vergeht keine Stunde bis sich Gäste
der Bar zu uns gesellen. Nach einem
einführenden Tanz zum durchgängig laufenden Eurodance stellt sich
der Gast schnell als Experte auf dem
Gebiet der Fantasywelten heraus.
Nach diversen Zaubersprüchen und
Nach zwei bis drei Bier kann die Kneipe als absolut empfehlenswert gewertet werden. Nicht nur, dass es einen
Billiardtisch und Kneipenhund gibt,
auch die unschlagbaren Preise verlocken zum Verweilen.
Service: Alle 5 min wird sich nach unserem Wohl erkundigt
Preise: 1,90 € - 0,5l Ratskrone
3) Die „Bierakademie“
2) Das „Pendel“
Gegen 20.45 Uhr begeben wir uns in die Pendelbar in der Die Bierakademie dürfte den Meisten ein Name sein.
Blumenstrasse 17. Anders als erwartet handelt es sich
hierbei nicht um eine klassische Absteige. Die Atmosphäre
ist bescheiden was auch daran liegen könnte, dass Montagabend ist. Außer dem Barkeeper zählt die Kneipe nur
uns sechs Gäste. Ersterer wirkt allerdings lustlos und das
Bier ist teuer. Das Ratskrone-Flaschenbier der Kischte war
doch stilechter. Das einzige, was des Kneipentesters Herz
höher schlagen lässt ist der gratis Kicker im Top-Zustand.
Wirklich interessant wird die Bar allerdings erst nach einem Blick auf die Absinth-Karte. 20 Sorten stehen zur Verköstigung bereit, wobei der stärkste knallharte 89,9% in
die Wagschale wirft – klare Versuchung unsererseits, aber
Schnäpse gibts woanders billiger! NEXT!!!
Service: Desinteressierter Barkeeper
Preise: 3,20€ - 0,5l Erbacher
Mit den vertrauten Melodien von Money Boy werden wir
empfangen. Die Stimmung droht überzukochen.
Das Besondere an der Bierakademie ist die große Auswahl, ein Tester ist besonders vom Altbierangebot spontan begeistert. Nachdem „Mäxchen“ die Runde gemacht
hat, steigt dann auch die die Konsumgeschwindigkeit
und es wird Zeit für Schnaps.
Die Bierdiplomanten am Nebentisch werden uns immer sympathischer und so starten bald die bekannten
Sprechgesänge, was der überforderten Bedienung den
letzten Nerv raubt. Immer diese FH-Studenten! :D.
Beim Verlassen der Bar entschuldigt sich die Kellnerin
persönlich, da wir ja nichts mit den Unruhen zu tun hatten – man kennt den gemeinen WiWi.
Service: Semi-freundliche Bedienung
Preise: 3,10€ - 0,5l Hoepfner
4) Das „Scruffys“
Der Abend führt uns in den authentischen Irish Pub „Scruffys“ in der Karlstraße
4. Es ist gegen 23.00 Uhr als wir von irischer Live-Musik durch die Kneipe geführt
werden. Trotz der hohen Preise lädt uns die geniale Musik zum Verweilen ein.
Nach einem Pitcher Cider, dem obligatorischen Guinness und Whiskey, wird
einem Tester klar, dass er Weisheitszähne bekommt und will diesen bewegenden
Moment seines Lebens in Bild und Wort festgehalten haben.
Die sonstigen menschlichen Bedürfnisse zur persönlichen Erleichterung sollten
besser nicht im Scruffys befriedigt werden, es könnte zu Störungen der Nasenschleimhäute führen.
Ansonsten ist das Scruffys ein stylischer Irish Pub mit Live-Musik montags und
Students Night mittwochs.
Service: Selbstbedienung
Preise: 4,50€ - 0,5l Cider
5) Der „Citytreff“
Nach der freundlichen Begrüßung „Wenn ihr es schafft ne Sauerei zu machen, gibt’s was
ins Genick!“ bestellen wir Weizenbier, was montags nur 2,10€ kostet – phänomenal. Dann
wird der Billiardtisch in Beschlag genommen und nach alter Tradition gepflegt gezockt.
Nachdem die aphrodisierende Spiegeldecke entdeckt wird, beschließen wir die mäßige
Kneipe zu verlassen, bevor größeres Übel geschieht.
Service: Uns wird vor dem ersten Bier mit Rauswurf gedroht?!? | Preise: 2,10€ - 0,5l Weizen (nur montags!)
Wi2 Trend-Barometer
Was ist dran an den Klischees?
hot
von Alina Mihai
T
reffen sich drei Studenten und
streiten sich wer wohl der Faulste sei.
cool
Sagt der Erste: „Ich bin gestern
durch Karlsruhe gelaufen, da lag ein
50€-Schein vor mir und ich war zu
faul ihn aufzuheben.“
Sagt der Zweite: „Das ist ja noch
nichts. Ich hab letzte Woche im Preisausschreiben einen Porsche gewonnen und war zu faul ihn abzuholen!“
Lacht der Dritte nur und sagt: „Ich
war gestern im Kino und habe zwei
Stunden lang nur geschrien.“
Die Anderen: „Was ist daran denn
faul?“
Der dritte wieder: „Ich hab mir beim
Hinsetzen die Eier im Klappstuhl
eingeklemmt und war zu faul aufzustehen...“
Jaja, wer kennt das denn nicht, Studenten sind faul, stehen nie einstellig
auf und kommen nie zweistellig nach
Hause, trinken und rauchen viel zu
viel, ernähren sich nur von Fertiggerichten, sind unordentlich und undiszipliniert und immer arm, obwohl
sie jeden Abend Feiern gehen.
Und die WiWis - das sind doch die
Schlimmsten. Arrogant mit ihrem
hochgeklappten Polokragen; fahren
sie mit ihrer dicken Karre bis zum
Hörsaal vor und denken die Welt läge
ihnen zu Füßen.
Treffen diese ganzen Klischees auch
wirklich auf uns zu?
Die Fachschaft hat an einer Umfrage teilgenommen und es gab überraschende Ergebnisse. Oder vielleicht
auch nicht?
Warum stehen Studenten schon um
7 auf?
- Weil um 8 der Supermarkt zu macht.
Haha, schlechter Witz? Ja! Zwar sind
knappe 75% der Fachschaftler Langschläfer, aber wenn es mal sein muss,
stehen 2/3 früh auf um von morgens
bis abends zu lernen. Liegt das vielleicht daran dass ca. 85% alles kurz
uncool
Schneematsch
Schneemann bauen statt lernen
Das Wi²
Die WiWi-Bib
Facebook
Zigeuner (*)
Sich mal einen Vollrausch gönnen
In der Mensa essen
Informatikerwitze
Doktorarbeit schreiben
Interaktive Tutorien
Wirtschaftskrise
Sonnenbrille bei schlechtem Wetter
Rosa Hemden beim Mann
StudiVZ
Rauchen
vor der Klausur machen, statt fleißig
nachzuarbeiten? Oder daran, dass
bei 88% das Lernen zwischen den
Kaffeepausen zu kurz kommt?
lieber selbst zu kochen, als Essen zu
gehen oder Fertiggerichte zu konsumieren. Außerdem sind 94% Nichtraucher. Einfach vorbildlich.
Faul sind sie trotzdem nicht. Wenn
die sich mal nicht beschweren, dass
das Geld zu knapp ist, liegt es nicht
zwangsweise daran, dass Papi immer
einen dicken Scheck schickt. Immerhin gehen 2/3 neben der Uni arbeiten, obwohl das Studium schon hart
genug ist, vor allem mit dem Bachelor.
Hotel Mama war gestern. Auch, wenn
56% Chaoten sind und niemand zum
aufräumen kommt, finden gute 90%
das WG- und Wohnheimleben in
Freiheit besser.
Bachelor, ist das der mit den Rosen?
Nein, gerade studieren nur noch 18%
der Fachschaftler auf Diplom.
Viele sind karriereorientiert und tun
auch etwas dafür, sogar 97% planen
oder hatten einen Auslandsaufenthalt, aber wer sagt, dass außercurriculare Aktivitäten nur für den Lebenslauf sind? 88% engagieren sich
nämlich, um persönliche Erfahrungen zu sammeln und soziale Kontakte
zu knüpfen.
Bei so viel Arbeit bleibt doch keine
Zeit mehr für ein gesundes Leben.
Vor allem nicht, wenn gut 60% fast
jede Nacht noch feiern gehen. So
muss der Kühlschrank mehr Promille
als Kalorien intus haben. Das letzte
mag vielleicht stimmen, aber immerhin knapp über die Hälfte behaupten
Wer denkt, dass WiWis keine Mathe können, irrt. Denn für 2/3 gilt:
Mathe ist kein Arschloch!
Eine dicke Karre fahren, mit hochgeklappten Kragen, iPhone am Ohr
und Sonnenbrille auf der Nase, egal
bei welchem Wetter, kann auch als
Klischee entlarvt werden. Zwar sehen
sich 45% als zukünftige Yachtbesitzer, aber Segeln schont halt auch die
Umwelt. Dazu fahren 60% der Ökos
gerne mit der Bahn, halten nichts von
iPhones und hochgeklappten Kragen
und finden es zu ¾ lächerlich eine
Sonnenbrille ohne Sonne zu tragen.
Warum sind WiWis dann so unbeliebt? Vielleicht, weil sie mit der höheren Frauenquote angeben können.
Immerhin machen sie ein Drittel der
Belegschaft aus, und das ist bei Weitem mehr, als bei den meisten Fachschaften am KIT. Na dafür müssen
wir uns doch nicht schämen, oder?
(*) laut Wiwi-Duden eine Bezeichnung für besondere Klasse und nicht für Schnitzel. Hätte es nicht der Wut-Bürger geschafft, wäre „Zigeuner“ ein großer Titelfavorit auf das „Wort des Jahres 2010“ gewesen. Sch*** Bahnhof!!!
22
28. November: die Grünen verlassen
in Hamburg die erste Schwarz-Grüne Koalition auf Landesebene.
30. November: das Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe erklärt den Gebrauch von illegal
erworbener Steuersünder-CDs für rechtmäßig.
Campana & Schott ist ein international tätiges Beratungsunternehmen für Projektmanagement und
Prozessoptimierung. Mit unserer erfolgsbewährten Kombination aus Management- und Technologieberatung gestalten wir professionelles Projektmanagement und optimieren Geschäftsabläufe unter
Einsatz innovativer Informationstechnologie. Zu unseren Kunden zählen u.a. Beiersdorf, BMW,
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Keine Up-or-out Philosophie – verantwortungsvolle Gründer, offene Türen und Freiräume
Regelmäßige Weiterbildung u.a. in Projektmanagement Methodik mit entsprechender Zertifizierung
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Ihr Einstieg bei Campana & Schott
Nach Abschluss Ihres Studiums erwartet Sie bei uns die Praxis, denn dort können Sie Ihr erlerntes
Wissen schnell um Projekterfahrung erweitern. Sie arbeiten in Projektteams mit erfahrenen Beratern,
bei denen sich das „Abgucken“ lohnt. Natürlich können und sollen Sie auch eigene Akzente setzen
und dadurch viel bewegen. Dies unterstützen wir durch eine offene Unternehmenskultur, in der es
Platz für Kreativität gibt, die Hierarchien flach sind und langfristiges Wachstum im Fokus steht.
Ziel: Projektmanagement-Könner
Beratung hört für Sie nicht mit dem fertigen Konzept auf? Das sehen wir auch so. Bei unseren Kunden
setzen Sie daher strategische Vorhaben um und befassen sich mit allen konzeptionellen und operativen Aspekten des Managements von Großprojekten und Programmen. Konkret heißt das: Aufgaben
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meistern Sie die Umsetzung unterschiedlichster Projekte.
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gerne an Frau Cathérine v. Bühler unter der Nummer +49 69 97 78 83-39 wenden.
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LA
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Wi2 woanders
Praktikum bei
Roland Berger in China
Nachdem ich einige Zeit in Frank-
reich verbracht hatte, wo sich der
Kulturschock
zugegebenermaßen
sehr in Grenzen hielt, kam mir die
Idee, mich nach einem Praktikum
in China umzusehen. Ich wollte eine
„wirklich“ andere Kultur erleben und
das Land persönlich kennen lernen,
von dem man so viel hört und liest.
Schließlich habe ich mich für ein
Auslandspraktikum bei Roland Berger Strategy Consultants beworben,
die ein Programm haben, das deutschen Studenten ein Praktikum in
China ermöglicht.
Das Auswahlverfahren ähnelt dem
für ein Praktikum in Deutschland
sehr stark, außer, dass in den Interviews mehr Englisch gesprochen
wird. Nachdem ich die Bewerbungsgespräche in München erfolgreich
hinter mich gebracht hatte, konnte
es wenige Wochen später losgehen.
Um Visum, Flug, Versicherungen
und Wohnung kümmerte sich Roland
Berger.
Meine Wohnung war in Shanghai.
In den ersten Tagen nach der An-
Von Jonas Volland
kunft hatte ich Zeit, einen Eindruck
von der Stadt zu bekommen. Ich war
vorher noch nie in Asien gewesen
und Shanghai mit seinen Kontrasten
und dem Mix aus westlichem Einfluss und chinesischer Kultur eignet
sich sehr gut, jeden Tag Neues und
Unbekanntes zu entdecken und die
chinesischen Eigenheiten kennen zu
lernen.
Der Start im Büro verlief völlig pro-
blemlos. Ich wurde schnell integriert
und hatte schon am zweiten Tag mein
erstes Projekt. Insgesamt habe ich an
zwei großen Projekten mitgearbeitet,
eines in Shanghai und das andere
zum größten Teil in Peking. Während
des Projekts in Peking, konnte ich
das typische Beraterleben mit zweimal pro Woche fliegen und Leben
zwischen Büro und Hotel kennen lernen. In beiden Projekten waren die
Kunden europäische Unternehmen
und die Teams von Roland Berger
größtenteils mit chinesischen Kollegen besetzt. Da ich meistens der einzige Deutsche im Team war, konnte
ich super die chinesische Kultur und
Arbeitsweise kennen lernen, die sich
doch grundlegend von der deutschen
und europäischen unterscheidet. Das
30. November: Die Schlichtungsgespräche zu Stuttgart 21 enden, Heiner Geißler spricht sich für das
Projekt aus, mahnt allerdings Nachbesserungen an.
war zwar nicht immer einfach, aber
durchweg interessant und lehrreich.
Ich spreche bis heute kaum ein Wort
Chinesisch. Da ich mich recht kurzfristig für das Praktikum beworben
hatte, war kaum Zeit für eine ausgiebige Vorbereitung.Vor meiner Ankunft in Shanghai hatte ich auch den
falschen Eindruck, dass die Stadt sowieso sehr westlich sei, es kaum kulturelle Probleme geben, und auch die
Kommunikation auf Englisch einfach
sein würde. Für das Geschäftsleben
traf das auch zu; aber außerhalb des
Büros war es schwieriger. Von den
Personen, die man auf der Straße
trifft, sprechen die wenigsten Englisch. Das gilt auch für Verkäufer
von U-Bahn-Tickets oder Taxifahrer.
Doch es gibt Hilfsmittel, z.B. einen
SMS-Service, dem man den Namen
eines Restaurants oder Geschäfts
auf Englisch schickt und die Antwort
in chinesischen Schriftzeichen bekommt, die man dann dem Taxifahrer zeigen kann.
Neben der interessanten Arbeit hat
es mir vor allem sehr gut gefallen, einen eigenen Eindruck von China zu
bekommen. Ein Auslandsaufenthalt
bringt einem persönlich sehr viel,
unabhängig davon, Land und Leute
kennen zu lernen. China im Spezi-
ellen ist hochspannend und die Zeit
dort hat mir sehr gut gefallen und
war sehr bereichernd.
Jonas
ist
Wirtschaftsingenieur
(Diplom) im 9. Semester.
2. Dezember: begleitet von Korruptionsvorwürfen vergibt die FIFA die FußballWM 2018 nach Russland, 2022 nach Katar.
25
Saudi-Arabien und Libanon - zwei Länder, die in Deutschland häufig negativ
wahrgenommen werden, doch dagewesen waren die Wenigsten. Zwei Karlsruher Wiwis berichten von ihren Erfahrungen im Nahen Osten. Benni befindet
sich zur Zeit für ein Praktikum in Saudi-Arabien und Zena hat als Halb-Libanesin mehrer Jahre im Libanon gelebt.
Leben und Arbeiten in Saudi-Arabien
von Benjamin Litz
Aufgrund
eines Praktikums hat es
mich für 4 Monate nach Riyadh in das
Königreich Saudi-Arabien verschlagen. Was man von diesem Land in
Deutschland mitbekommt sind meist
irgendwelche krummen Verbindungen zum Terrorismus, Wallfahrt nach
Mekka, reiche Scheichs, Öl und Wüste. Einiges stimmt, vieles stellt sich
jedoch sehr viel differenzierter dar.
Generell hat man den Eindruck, das
fast alles hier in Gegensätzen abläuft.
Richtig ist, dass es eines der konservativsten und islamischsten Ländern
ist. Die Gesetze beruhen auf dem Koran (Scharia) und werden von der Religionspolizei (Mutawa) überwacht.
Hin und wieder gibt es Anzeichen einer Liberalisierung; so darf die Religionspolizei zum Beispiel inzwischen
nicht mehr ohne die Polizei Verhaftungen durchführen.
Für den Europäer wohl am Auffälligsten ist die Situation der Frauen. Diese
tragen hier die traditionellen schwarzen Abbayas, dürfen nicht Autofahren
und auch so partizipieren sie selten
am öffentlichen Leben. Im Alltag gibt
es immer wieder nette Beispiele, die
die Trennung der Geschlechter geradezu inszeniert. Ich bin des Öfteren
mit Kollegen in ein indisches Buffetrestaurant essen gegangen. Als einige
Frauen aus der Familysection (Frauen und Familien haben extra abgetrennte Bereiche, in der Regel sehr
spartanisch eingerichtete Abteile, die
durch Vorhänge getrennt sind) ans
Buffet gingen, haben die Kellner eilig
26
angefangen Trennwände aufzubauen,
damit wir nicht mehr zum Buffet sehen konnten. Selbst in den westlichen
5 Sterne Hotels ist es Frauen nicht
erlaubt den Fitnessbereich zu nutzen.
Die Situation im Büro ist ähnlich. Es
gibt spezielle Ladies Offices; von 300
Personen arbeiten hier gerade einmal
3 Frauen! Wie aus heiterem Himmel
kam beim letzten Mitarbeitermeeting
ein Statement eines Saudis, dass mit
einem Schlag die lockere Atmosphäre
im Büro in Frage stellte. Ein Saudi hat
direkt neben der Assistentin des CEO
vor allen Anwesenden gefordert, dass
eine striktere Trennung eingehalten
werden müsse und Frauen aus dem
normalen
Office
„verbannt“ werden.
Ihr könnt euch die
Reaktion der Kollegen
vorstellen;
von
Diskussionen
bis Sprachlosigkeit
war alles dabei. Es
sei hier aber auch
klar gestellt, dass
dies nicht die Meinung aller Saudis
ist! Viele sind sehr
locker und offen,
kennen Europa gut.
In
Saudi-Arabien
selbst gibt es größere Unterschiede. In Jeddah wird
man zum Beispiel eine viel lockerere
Atmosphäre vorfinden; Frauen sind
Teil des Stadtbildes und weniger verschleiert; die Jugend könnte so auch
in Europa herumlaufen. Dennoch,
Alkohol und öffentliche Partys wird
man auch hier nicht finden!
Unglaublich ist die Gastfreundschaft
der Araber. Man wird schnell eingeladen, sei es auf einem Wüstentrip zu
einem Kaffee bei den Kamelzüchtern
ins Zelt (hier würden übrigens die
Frauen aufgefordert sich frei zu fühlen und die Abbaya abzulegen) oder
im Office, wo jeden Mittwoch das
Kabsa stattfindet. Mittwoch ist hier
der letzte Arbeitstag und Wochenende am Donnerstag und Freitag. Beim
Kabsa werden zwei große Platten mit
Lammfleisch geordert. Traditionell
findet das Essen dann auf dem Bo-
2. Dezember: NASA-Forscher entdecken
ein einzigartiges Bakterium, das Arsen in
seine Biomakromoleküle einbauen kann.
den, ohne Schuhe und nur mit der
rechten Hand statt (die linke gilt als
Unrein). Ein echtes Erlebnis und das
Fleisch zu zerlegen und den Reis mit
nur einer Hand zu essen ist gar nicht
so einfach.
Zum Büroalltag gehört ebenso, dass
ein Handy klingelt und den Ruf zum
nächsten Gebet ankündigt. Einige
Saudis ziehen sich dann zurück und
beten. Die 5 Gebete sind fester Bestandteil des Alltages. Während der
Prayertime sind alle Geschäfte und
Einrichtungen geschlossen - man wird
aus dem Laden hinausgeworfen. Einige Autos und Lastwagen halten am
Straßenrand und steigen ebenso zum
Gebet aus. Fliegt man mit einer arabischen Airline gehört auch das Gebet
vor dem Start genauso zum Prozedere
wie die Sicherheitseinweisung.
Während der Fastenzeit Ramadan
ist vieles anders. Für die Saudis ist
es nach eigenen Aussagen die beste
Zeit des Jahres; als hätte man jeden
Tag Geburtstag. Bei Temperaturen
zwischen 40 und 50 Grad ist das Verbot zu trinken wohl das Schlimmste.
Für Nichtmuslime werden im Büro
extra Räume eingerichtet - heißt die
Kaffeeküche wird verlegt - wo gegessen und getrunken werden kann. Das
Essen muss aber mitgebracht werden, da sämtliche Restaurants tagsüber geschlossen haben. Sobald die
Dunkelheit einbricht finden Feiern
und große Buffets statt. Selbst in den
Compounds (gesicherte Wohngegenden der Westerner) steht dann jeden
Abend ein großes Buffet zur Verfügung. Das lange und ausgiebige Essen
nachts, führt natürlich dazu, dass am
nächsten Morgen müde Gesichter zu
sehen sind und die Produktivität von
Woche zu Woche sinkt. Die Körper
werden ausgezehrt.
Rückblickend kann ich sagen, dass
man sich bei vielen Dingen umgewöhnen muss. Je nach Gusto wird
man eventuell auch ein sehr schmales Freizeitangebot (z.B. keine Kinos,
Theater, Konzerte) vorfinden. Wüste, Souqs und eine neue Kultur bieten aber viele spannende Erlebnisse.
Auch Essen ist ein fester Freizeitbestandteil ;-)
2. Dezember: Der „Maulwurf “
in der FDP wird enttarnt.
Ein Leben im Zwiespalt
von Zena Ballout
„Marhaba.“
Zwei Jugendliche treffen sich in der
Hauptstadt des Libanons, auf den
Straßen Beiruts.
„Salut!“ entgegnet die Gegenüberstehende, „Ca va?“.
Wer hip sein will spricht FrancoArab im Libanon, eine Mischung
aus Arabisch mit vielen französischen Floskeln. Experten mischen
zusätzlich noch Englisch in ihre Alltagssprache. So kann ein Satz gerne mal aus drei Sprachen bestehen
und keiner stört sich daran. Eines
von vielen Beispielen, welches den
Pluralismus im Libanon zeigt. Eine
multikulturelle Gesellschaft gilt als
erstrebenswert. Vor allem das französische und amerikanische Ausland als gebildet und fortschrittlich.
Auch wenn die amerikanische Politik verpönt wird, umwirbt man sich
gerne mit amerikanischen Abschlüssen und Auslandsaufenthalten. Wer
was auf sich hält erzieht sein Kind
französisch- oder englischsprachig,
die passenden Schulen sprießen geradezu aus dem Boden.
Ein Leben im Zwiespalt der
Sprachen
Tagsüber verläuft das Leben eher
ruhig, abends wird es kühler und die
Stadt erweckt zu Leben. Man trifft
sich „Downtown“, in der Innenstadt
also. Die nicht zuletzt von den unterschiedlichen Konfessionen geprägt ist. Libanon ist ein christlichislamisches Land. Hauptsächlich
Muslime und Katholiken leben in
Beirut, aber auch Drusen und Alewiten teilen sich das circa 10.452 km²
große Land (zum Vergleich: Hessen
hat 21.114,94 km² Fläche). Lange
4. Dezember: Borussia Dortmund wird überraschend frühzeitig Herbstmeister.
Zeit galt der Libanon als Vorbild
des
friedlichen
Zusammenlebens
mehrerer Religionsgruppen. Auch
heute noch befinden sich Kirchen
in unmittelbarer
Nähe von Moscheen und sowohl das
Ende des Ramadan, als auch Ostern werden als
Nationalfeiertage
anerkannt. Trotzdem
verheilen
die Wunden des
20-jährigen Bürgerkriegs Mitte der
70er Jahre bis 1990 nur langsam.
Freunde und Nachbarn unterschiedlicher Glaubensrichtungen, die sich
generationenlang gegenseitig zu den
eigenen religiösen Festlichkeiten
einluden und Freundschaften pflegten, kämpften anderthalb Jahrzehnte lang um die Macht des Landes.
Ein Leben im Zwiespalt der
Religionen
Gezeichnet ist die Innenstadt heute
noch von dieser Epoche. Zwischen
modernen Hochhäusern befinden
sich verwahrloste Gebäude mit deutlichen Einschusslöchern. Auch im
Alltag bleibt die Erinnerung an den
Krieg präsent. Zeitweise flogen nahezu wöchentlich israelische Kampfjets über die Stadt und durchbrachen
die Schallmauer, um so ihre Macht
zu demonstrieren. In den Schulen
gehört die Übung des Bombenalarms zum normalen Sicherheitsrepertoire. Doch wer denkt, dass die
Stimmung deshalb angespannt ist
irrt sich. Die Einheimischen haben
gelernt wunderbar mit ihrer Situation auszukommen. Die Innenstadt
wurde mittlerweile komplett neu
aufgebaut und auch um Beirut herum erholt sich die Umgebung langsam aber sicher.
mel seitdem Hermes seine erste Filiale vor kurzem in Beirut eröffnet
hat. Wie kann das sein in einem
Land in dem circa ein Drittel der Bevölkerung mit weniger als 4$ am Tag
auskommen muss? Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer
größer im Libanon: 70% der inländischen Erträge sind im Besitz von
30% der Libanesen, so der Ökonom
Louis Hobeika. Wer Geld hat prahlt,
Bescheidenheit ist keine Tugend.
Außerdem lässt sich die High-Society auch gerne operieren, vorzugsweise die Nase nach europäischem
Schönheitsideal. Obwohl es keine
offiziellen Statistiken gibt, existieren Schätzungen von rund 1,5 Millionen Schönheitsoperationen und
10 Millionen Liftings und Depilation
Prozeduren jährlich. Eine Nasenkorrektur kostet circa 2.000 Dollar, ein
vergleichbarer Eingriff in London
5.000 Dollar und in New York bis
zu 10.000 Dollar. Gleichzeitig leben
60% der Bevölkerung (inklusive der
Flüchtlinge und Gastarbeiter) in Armut. Arm ist per Definition jede Familie mit einem Gesamteinkommen
von unter 1.000.000 Libanesischer
Lire (ca. 600 Euro).
Ein Leben im Zwiespalt der
Reichtümer
Die Liste könnte beliebig fortgeführt
werden, zu widersprüchlich für eine
einzige Identität. Ein Land, indem
man am gleichen Tag Skifahren und
sich am Strand sonnen kann (falls
man es sich leisten kann). Sicherlich darf der Umgang der Libanesen
mit den vielen Religionen und Nationalitäten nicht nur positiv gewertet werden. Schließlich liefert genau diese Ausgangsposition großes
Konfliktpotential, was nicht zuletzt
2006 im 33-tägigen Krieg gegen Israel spürbar wurde. Trotzdem ist der
Charme der Perle des Nahen Osten
nicht unterzukriegen. Doch letztendlich muss man es selbst erlebt
haben.
Ein Leben im Zwiespalt von
Krieg und Frieden
Schlendert man durch die frischrenovierte Innenstadt, so wirkt der
nun auch vorhandene H&M zwischen Chanel und Versace eher ein
wenig
verloren.
Überschminkte
Frauen stolzieren mit hochhackigen
Schuhen und echten Hermes Handtaschen aus ihren neuen Sportwagen. Trotz des stolzen Preises von
40.000$ pro Handtasche, verkaufen
sich die Exemplare wie heiße Sem-
Der Text basiert rein auf den Erfahrungen und Eindrücken der Autorin, die drei Jahre lang in Beirut
lebte.
4. Dezember: Bei „Wetten dass..?“ verletzt sich ein
Wettkandidat so schwer, dass die Show abgebrochen
werden muss.
27
Es muss ja nicht immer Karlsruhe sein. Oder Grenoble. Oder Stockholm. Einige Studenten zieht es weiter weg und so Arbeiten und Reisen schon ganze Generationen von Wiwis in und durch Fernost. Besonders gut geht das mit Stützpunkt Siemens
in Singapore, von wo aus, durch zahlreiche Angebote an die Praktikanten, Reisen durch Dschungel und Metropolen möglich
gemacht werden. Intensiv arbeiten und intensiv leben; aber anders als in Karlsruhe - ganz anders.
Das Streben nach Glück
Von Patrick Novinsky
Februar 2010: Ich entscheide mich
gegen das populäre Auslandsstudium. Die Fristen für Erasmus hab
ich verpennt, die Suche nach einer
eigenen Uni erscheint mir zu umständlich und während OR und Stasi
II meine Freizeit stehlen, sehn ich
mich danach, mein langsam überlaufendes Theoriewissen in der Praxis
anzuwenden.
Also schließ ich mich mit einem
Kumpel zusammen und gemeinsam
entfliehen wir den Unistrapazen und
senden den ersten Stapel Initiativbewerbungen hinaus in die weite Welt.
Kaum eine Region in der wir unser
Glück nicht versuchen, lediglich
Asien bleibt außen vor – der Kontinent und seine Mentalität erscheint
uns doch etwas zu suspekt und wird
deshalb kategorisch abgelehnt. Entspannt lehn ich mich zurück und
erwarte die Flut an Praktika-Angeboten, die schon bald über mich hereinbrechen dürfte. „Immerhin bin
ich ja WiWi, Karlsruher obendrauf
und sowieso ein krasser Typ“.
Januar 2010: Der Karlsruher Winter zeigt sich mal wieder von seiner
übelsten Seite, der heranrückende Klausurenberg des dritten Semesters
nimmt bedrohliche Formen an und meine Motivation muss ich wohl an
einem der letzten schönen Tage irgendwo im Schloga verloren haben.
Ich denk mir, „so ein Scheiß muss man sich nicht nochmal geben“ und
schmiede den Plan, mein fünftes Semester ganz anders, irgendwo weit
weg zu verbringen...
ken und Grillabgasen verblasst auch
langsam der Wunsch davonzuziehen.
„Zuhause ist es eh am Schönsten“,
sag ich mir und schraube meine Bemühungen für ein Praktikum auf ein
Minimum zurück.
August 2010: Plötzlich schwappt
doch noch die schon längst verpasst
geglaubte Welle an Angeboten heran, das Ausharren hat sich bezahlt
gemacht und die Bewerbungsgespräche torpedieren meine nächste Klausurenphase.
September 2010: Nun hab ich die
Qual der Wahl. Da meine Vorstellungen vom unkomplizierten Ablauf
einer Praktikumssuche eh über den
Haufen geworfen wurden, kann ich
schließlich auch noch meine letzten Prinzipien bezüglich der Region
verwerfen und sag mir „wenn schon
weg, dann richtig“ und buche meinen
Flug, der mich zwei Wochen später
nach Singapur bringen soll.
In einem Land ohne Wetter und Jahreszeiten
Und nun sitze ich hier, 1°19“ vom
Äquator entfernt und überlege mir
Ende Dezember, was mich bei der
Idee geritten hat, lange Hosen einzupacken. Ich arbeite nun für fünf
Monate im Market Development bei
Siemens Water Technologies und in
meinem kleinen Departement läuft
Juni 2010: Der anfänglichen Euphorie folgt Ernüchterung. Wirtschaftskrise und mangelnde Anzahl
an Fachsemestern erschweren das
Auffinden guter Stellen. Vielleicht
bin ich aber doch auch nicht so krass
wie gedacht, dafür ist aber der Sommer nach Karlsruhe zurückgekehrt,
das Land ist im WM-Fieber und im
Dunst von Flunkyball, Feuerwer-
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7. Dezember: Julian Assange, Mitbegründer von
Wikileaks stellt sich in Großbritannien wegen
Vergewaltigungsvorwürfen der Polizei.
10. Dezember: Die Welt-Klimakonferenz in
Cancún erreicht einen Last-Minute-Kompromiss zur Fortführung des Kyoto-Protokolls.
die mittelfristige Planung unserer
Sparte für den gesamten südostasiatischen Markt auf Hochtouren. Ich
analysiere Konkurrenten und potentielle Kunden, beschäftige mich mit
den Entwicklungen der umliegenden
Länder und erstelle die Wachstumsprognosen für unsere Märkte. Und
das Beste an all dem ist, während
meiner Arbeit komme ich ständig auf
neue Ideen, wohin mich mein nächster Urlaub führen könnte. Denn ein
Aufenthalt irgendwo in einem exotischen Land dient selbstverständlich
nicht nur dem Studienfortschritt,
sondern vor allem auch dem Zugewinn an persönlichen Erfahrungen.
Und so werden realistische Gedanken an die eigene finanzielle Situation schnell verworfen und ein Trip
jagt den nächsten. Praktikanten
sind allgemein ein recht reiselustiges Völkchen, weshalb wir das eine
Wochenende noch durch Vietnam
pilgern, das darauffolgende in Indonesien Wakeboarden und die Woche
danach zum Packen für Thailand
nutzen. Es gibt vielleicht nicht viele Gegenden auf diesem Planeten, in
denen es so leicht ist, von einer Kultur in die Nächste zu reisen. Singapur
selbst ist eine blühende Wirtschafts-
und Finanzmetropole, zwischen den
Wolkenkratzern schlängelt sich der
Formel-1-Grandprix und am Strand
des weltgrößten Hafens heizen David Guetta und DJ Tiesto der Menge
ein. Durch die engen Straßen Little
Indias zieht der Geruch von fremden
Gewürzen und Räucherstäbchen, in
der Arabstreet hört man den Muezzin durch die Nacht zum Gebet rufen
und in Chinatown leuchten bunte
Lampions den Weg zu den prunkhaften Tempeln. Es braucht aber auch
nur eine kurze Fahrt über die Brücke nach Malaysia oder ein Ausflug
auf eine der Inseln Indonesiens gegenüber und man ist in einer völlig
fremdartigen Welt. Armeen aus Motorrollern verpesten die Luft, Menschen leben in slumartigen Baracken
und zwischen Palmen und Mangro-
venwäldern stapelt sich der Müll der
Entwicklungsländer.
Schnell wird man von dieser Mischung aus Kulturen erfasst und
klettert immer höher auf den Berg
aus exotischen Erfahrungen.
Dafür hat sich das Wetter seit Monaten kaum geändert, die Temperaturen
klettern täglich über die 30°C-Marke
und um vier Uhr mittags gewittert es,
11. Dezember: Ein Terroranschlag im Zentrum Stockholms endet, vermutlich wegen einer unbeabsichtigten, zu frühen Detonation, verhältnismäßig glimpflich.
als würde die Welt untergehen. Das
völlige Fehlen von Jahreszeiten oder
Wetterkapriolen führt dazu, dass die
Zeit ohne Anhaltspunkt verrinnt.
Meine Reisen führen mich derweil
weiter nach Malaysia und Hongkong,
Asiens feurige Gewürzwelt hat mittlerweile sämtliche Geschmacksnerven verbrannt und die Existenz von
Verkehrsregeln erscheint mir langsam wie eine Legende aus einer weit
entfernten Welt. Erst die blinkend
neonblau geschmückten PlastikWeihnachtsbäume erinnern mich
daran, dass Weihnachten vor der Tür
steht und plötzlich vermisse ich doch
das Schneechaos und die Feuerzangenbowlen.
Aber Heiligabend in den Tropen?
In einer Stadt, in der aufgrund
der Vielzahl an Religionen, jeder
Einzelnen nur zwei ihrer wichtigsten
Festtage auch als staatliche Feiertage
eingeräumt werden? Doch bevor Zeit
bleibt, sich mit solch sentimentalen
Gedanken die Stimmung zu versauen,
such ich mir das katholischste
Land der Region aus und werde
Heiligabend am weißen Strand
einer
winzigen
Philippineninsel
verbringen. Nur Hauptsache nicht
an Geschwindigkeit einbüßen, da
draußen wartet noch das ein oder
andere Abenteuer…
14. Dezember: Berlusconi übersteht ein Misstrauensvotum im
italienischen Parlament.
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Allein unter Badenern
Der Badener, das unbekannte Wesen, oder: Warum Badisches Kulturerbe
eigentlich sächsisch ist.
von Carlo Siebenschuh
Im Reisebus auf dem Weg ins Elsass war in der O-Phase die Stimmung gerade am Aufkochen. Die Speed-Dates brach-
ten die Erstsemester einander näher und der Case-Study-Montag war auch schon vergessen. Doch dann passierte es.
Synchron teilten engagierte Tutoren Texte des „Badnerlieds“ aus. Die Reaktionen der Einzelnen reichten von tosendem
Mitgegröle über gelähmte Fassungslosigkeit bis hin zu Buh-Rufen. Während man bis dahin einfach nur Erstsemester
oder Tutor war, war man nun aus Nord, Süd, Ost oder West. Aus den neuen oder alten Bundesländern, Landei oder
Großstädter. Doch man war vor allem eines: konfrontiert mit dem Badener Lebensstil.
Jan, der Pfälzer:
J
an nennt eine schönes Winzerdörfchen nahe Landau sein Zuhause, das mit einer überschaubaren Einwohnerzahl von 1300 besticht. Einen Bilderbuch-Pfälzer könnte man ihn nennen.
Dass es für ihn nach Karlsruhe gehen würde, war von Anfang an klar: „Es ist halt in der Nähe
und die beste Universität noch dazu!“.
Auch am gemeinen Badener hat er – entgegen der Mehrzahl seiner Artgenossen – nicht viel
auszusetzen. Dass die „Gelbfüßler“, wie auch er sie liebevoll nennt, nicht an den Humor der
Pfälzer herankommen, ist klar. Dass sich die Badener aber mit dem angeblich besten Wein
Deutschlands rühmen und ihn dann nur aus Viertellitergläsern zu sich nehmen, leuchtet Jan
nicht so recht ein. „In der Pfalz trinken wir aus den guten alten 0,5l-Schoppengläsern!“
Zum Badener Dialekt fällt ihm nicht viel ein: „Hier unter den Studenten gibt es ja fast nur
dieses grauslige Geschwäbel.“ Es stört ihn daher auch nicht, wenn die Badener im Sommer die
Pfalz stürmen, um wandern zu gehen.
Stefan, der Münchener:
Stefan kommt aus einem Münchener Landkreis. Nach Karlsruhe hat es ihn des guten Rufes wegen verschlagen. Das
Gezanke zwischen Badenern und Schwaben fand er eigentlich ziemlich amüsant. Allerdings war ihm schon schnell klar,
dass er hier in einer ganz anderen Region gelandet war, zum Beispiel als er versuchte sich beim Bäcker eine Brezensemmel zu kaufen. Unter Zuhilfenahme der Zeichensprache wurde dann deutlich, dass er wohl ein „Laugenweck“ meinte. Da
schwante ihm schon Übles...
Von den kulinarischen Künsten der Badener hält er jedoch einiges, sofern man die Mensa außer Acht lässt. Letztens in
der Stadtmitte hat er Bekanntschaft mit einem aufgeschlossenen Flammkuchenbäcker gemacht. Aber aus Münchener
Sicht – wen überrascht es – können die Freizeitmöglichkeiten und das Nachtleben nicht so recht mit der Landeshauptstadt des Freistaates mithalten. Das „P1“ spielt am Ende dann doch in einer anderen Liga als das „Carambolage“.
Im Grunde ist aber aus Münchener Sicht an den Badenern nicht viel auszusetzen. Das Einzige, was ihnen zur Perfektion
fehlt, sei der bayrische Dialekt - selbstverständlich.
Thessa, die Düsseldorferin:
Theresa, die auch unter dem Spitznamen Thessa bekannt ist, rühmt sich
damit, in der Stadt Deutschlands zu wohnen, die die höchste Lebensqualität zu bieten hat. So viel Stolz riecht nach der nordrhein-westfälischen
Landeshauptstadt, die sich im „Zentrum der Metropolregion Rhein-Ruhr“
sieht: Düsseldorf.
Falscher Stolz? Aus Karlsruher Sicht heißt die Antwort „Nein“, auch wenn
das eine andere Stadt am Rhein anders sehen würde. Denn nicht zuletzt
kommen der inoffizielle Lieblingsdozent des KIT, Dr. Burdelski und der
Chefredakteur des Wi² auch daher. Wirklich erkenntlich zeigt sich Karlsruhe dafür nicht: im Oxford gibt es nur Kölsch. Das war auch der erste
Kulturschock, den Thessa über sich ergehen lassen musste. Vom Dialekt
sprechen wir lieber nicht, denn schon oft wurde sie von Karlsruhern gefragt: „Wasch hällscht du vom Badener Dialekt?“. Beredtes Schweigen.
Städtebaulich fehlt Karlsruhe natürlich eine Rheinpromenade samt Medienhafen. Dafür hat „die schönste Stadt am Rhein“ keine Uni direkt am
Schloss zu bieten.
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24. Dezember: Es
weihnachtet sehr.
1. Januar: Die Redaktion wünscht
ein frohes neues Jahr 2011!
1. Januar: Estland bekommt
den Euro.
Kevin, der Berliner:
Kevin gehört wohl zu den Personen, die man als „Berliner Schnauze“
bezeichnen würde. Verschlossen, wenn man nichts zu sagen hat und ansonsten weit, weit geöffnet. Es wird daher Weniger überraschen, dass die
erste Frage, die man ihm beim Kennenlernen immer stellt, „Kommst du
aus Berlin?“. Die zweite Frage lautet dann sofort: „Und warum studierst du
nicht dort?“.
Könnte man natürlich, macht man aber nicht. Der Grund? Ganz einfach:
Berlin ist keine Fächerstadt. Die TU ist nicht Elite und wenn es um politische Fragen geht, hat Karlsruhe das letzte Wort. Zugegeben: Das Nachtleben und der Frauenanteil sehen in Berlin anders aus, aber Quantität ist
bekanntlich noch lange nicht Qualität.
Zwischen Kevin und den Badenern war es eigentlich auch Liebe auf den
ersten Blick. Als er diesen Sommer zum ersten Mal durch die Fächerstadt
schlenderte, kam er gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: „Wie nett
die Menschen alle sind!“ Das ist lange her.
Die Badener sind zwar immer noch nett, der Dialekt ist inzwischen aber
genauso wohlklingend wie der Lieblingstrack bei der 572ten Wiederholung. Das ist nur noch „piepsiges Gequake“, meint er.
Max, der Dresdener:
Geboren und aufgewachsen in Dresden – größtenteils muss man sagen. Denn Max hat in so ziemlich jeder nen-
nenswerten Metropole gelebt, die die westliche Hemisphäre ihr Eigen nennt: Leipzig, Hannover und Metz (Frankreich). Am Ende zog es ihn dann aber doch wieder zurück in das Elbflorenz – oder vielmehr seine
Eltern. Warum er nun in der Ferne studiert? Darauf hat Max spontan eine selbstbewusste Antwort
parat: „Das KIT ist so Elite – genau wie ich als Ostdeutscher!“. In Wirklichkeit sei es der Liebe wegen
gewesen, gesteht er.
Am Anfang fühlte er sich hier recht unwohl: „In Dresden sind die Menschen da schon etwas herzlicher,
auch zu Fremden.“ Besonders zum Einzelhandel in
der Fächerstadt kann er so einige Anekdoten berichten. Sein Resümee: „In Verkaufsberufen sind
die Badener nicht gerade die Talente.“ Trotzdem
kann er auch viel Gutes über die Einheimischen
sagen: „Recht pragmatisch und zielgerichtet, diese
Badener“, was sich besonders im wirtschaftlichen
Erfolg der Region ausdrückt.
Geht es um die Stadt Karlsruhe, sind Max‘ Gefühle sagen wir einmal „gemischt“. Der 70er-Jahre
Charme der Architektur stößt ihm übel auf. Besonders die Kaiserstraße, Ecke Kronenplatz, sei da so
ein Brechreizauslöser. Das Schloss hingegen sei
natürlich absolute Spitze, die daneben erstrahlende WiWi-Fakultät sowieso.
Den barocken Charme kennt er bereits – „Nur viieel schöner“ – aus Dresden. Eine Stadt, die man übrigens unbedingt gesehen haben muss, besonders die Neustadt ist zu empfehlen.
Gibt es nun Anlass, den Badener zu fürchten? Wohl weniger. Dies liegt nicht nur am sehr freundlichen, wenn auch
manchmal etwas gewöhnungsbedürftigen Gemüt der Badener, sondern viel mehr daran, dass sie auf dem Campus
selbst in der Minderheit sind. Das KIT wird nicht von Badenern dominiert, sondern von jungen Menschen aus Nord,
Süd, Ost und West der Republik. Von Zugezogenen und Einheimischen, von „Ossis“ und „Wessis“, wenn man diese
Trennung noch benutzen will. Von Südamerikanern und Asiaten. Und, bei genauerem Hinsehen, von nicht einmal
so wenig Frauen.
So hält sich der Badener Kultureinfluss in Grenzen, ob man das nun gutheißen oder verdammen will. Wirft man
einen näheren Blick darauf, was eigentlich „Badisch“ ist, wird es schnell relativ. Wer hätte zum Beispiel gewusst,
dass es Indizien dafür gibt, dass das „Badnerlied“ vom Sachsenlied umgedichtet wurde? Welchem der Interviewten
das nun ein Grinsen ins Gesicht getrieben hat, bleibt an dieser Stelle offen.
17.-21. Januar: Wahlen für das
Studierendenparlament und den
Fachschaftsvorstand.
20. Januar: mit dem WiWiWi
steigt die wohl beste Party des
Semesters.
11. Februar: ENDE
Wintersemester
2010/2011.
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Wissen freisetzen.
Mit Energie.
Talent verdient das passende Umfeld.
Vielfältige Herausforderungen. Partnerschaftliche Unternehmenskultur. Leistungsstarke
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