Mohn - Sommer und Winter - Landwirtschaftskammer Österreich

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Mohn - Sommer und Winter - Landwirtschaftskammer Österreich
MOHN - SOMMER UND WINTER
Mohn - Sommer und Winter
(Papaver soniferium L.)
Anbau- und Kulturanleitung
Ing. Peter Köppl, Referat Ackerbau und Alternativen
Geschichte und Abstammung
Als Stammpflanze wird allgemein "Papaver setiferum" angesehen, eine im Mittelmeerraum weit verbreitete Art, die auch gelegentlich kultiviert wird. Der bei uns heimische
Klatschmohn „Papaver Rhoeas“ kommt als unmittelbarer Vorfahre nicht in Betracht.
Der Klatschmohn ist außerdem diploid und frei von Opiaten.
Mohn ist in Österreich (BA Linz, Hofrat Dr. Schachl nachgewiesen in Genbank) eine
sehr alte Kulturpflanze, deren Anbau selbst in Mitteleuropa bis in die Pfahlbauzeit
nachgewiesen ist.
Boden und Klima
Mohn ist eine einjährige Winter-/Sommerfrucht mit hoher Kältetoleranz in der frühen
Entwicklungsphase. So können auch Spätfröste den Jungpflanzen (außer im Keimblattstadium) wenig schaden, wie überhaupt die Klimaansprüche bescheiden sind, sodass Sommermohn problemlos bis zu einer Höhenlage von über 800 m mit Erfolg angebaut werden kann. Trotzdem verlangt der Mohn warme, feuchte Sommer - nasskalte
Sommer und Lagen liebt er weniger.
Mohn ist eine Kulturpflanze des Mittelbodens, die nur den Extremen ausweicht wie
etwa bindigen, schweren Böden, Böden mit stauender Nässe oder ganz leichten
Sandböden. Auf Wiesenumbrüchen oder Böden mit sehr grober Bodenstruktur soll
nach Möglichkeit kein Mohn gebaut werden. Ebenso wirken sich Bodenverdichtungen
oder Verdichtungen bei Ausfahrten von Feldern negativ auf die Pflanzenentwicklung
aus. Am besten geeignet sind nährstoff- und humusreiche lehmige Sande oder sandige
Lehme und fruchtbare Kalkböden. Verschlämmung zum Auflaufen auf Tonböden könnte (ähnlich wie bei der Rübe) Probleme machen. In solchen Fällen ist im Frühjahr tief
zu lockern (Grubber einsetzen u. dann oberflächlich fein herrichten).
Mohn kann als eine Pflanze betrachtet werden, die in ihren klimatischen Ansprüchen
im Übergang vom maritimen zum kontinentalen Klima günstige Anbaubedingungen
findet. Diesen Klimaverhältnissen entsprechend ist Mohn in der Jugendentwicklung
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relativ unempfindlich gegen niedrige Temperaturen, stellt aber in der Hauptvegetationszeit und in der Blüte hohe Ansprüche an die Wärme. Dies gilt auch für die Zeit der
Samenausbildung und Reife. Hohe Temperaturen wirken sich günstig auf die Ertragsleistungen und den Ölgehalt aus. Viele Niederschläge zum Zeitpunkt vor oder zur Blüte
verringern die Ertragserwartungen.
Mohn ist eine Langtagpflanze, was durch die Wahl eines möglichst frühen Aussaattermines berücksichtigt werden sollte, damit noch eine ausreichende vegetative Entwicklung vor der generativen Phase ablaufen kann. Hingegen wäre bei Wintermohn aber
eine Spätsaat um Ende September gegeben.
Sorten und Varietäten
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Winter- und Sommermohn sowie
a) Schüttmohn (auch Sehender Mohn), dessen Kapsel sich bei der Reife unter der
Rosette zu kleinen Löchern öffnet. Gefahr des Ausschütteln durch Wind.
b) Schließmohn (auch Blinder Mohn), dessen Kapsel geschlossen bleibt, sodass die
Samen nicht ausfallen können. Im österreichischen Kontraktanbau wird fast ausschließlich Schließmohn verwendet.
Die Samenfarbe ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, sie variiert von gelblich
weiß über rotbraun und allen Schattierungen von blau und grau bis zu schwarz. Die bei
uns häufigsten Sorten sind Grau- und Blaumohn. Die heimischen, gut angepassten
und weit verbreiteten Varietäten, die noch echte Landsorten sind, gehören ausnahmslos zum Graumohn. So auch der „Zwettler Graumohn", eine aus einer solchen Landsorte gezogene Zuchtform - bekannt als Edelweiß, Edelrot und weitere.
Im Jahr 1995 ist es dem Bundesamt für Agrarbiologie gelungen, eine Schließmohnsorte von der heimischen Graumohnsorte „Florian“ zu züchten. Diese, sowie auch alle
anderen Sorten (Sommerblaumohn „Aristo“, eingetragen 2005 und verbessert ab 2010
durch Morphinfreiheit) sind u.a. auch bei der Saatbau Linz erhältlich. Sie sind, was die
Erträge betrifft, doch deutlich besser als die älteren Sorteneintragungen. Die weiteren
Sorten sind: die bei uns eingeführte holländische Sommerblaumohnsorte "Marianne"
oder die polnische Sorte „Parmo“ u.a. - weisen meist blaue Samenfarbe und höheren
Morphingehalt auf. Alle genannten Sorten sind Schließmohnsorten.
Solche neuen, oft ausländischen Zuchtsorten sind zwar ertragsmäßig oft besser, aber
nicht immer unseren Klimabedingungen angepasst. Schüttmohn gilt allgemein ertragsreicher als Schließmohn, wenngleich er den Nachteil hat, dass die Samen bei der Reife
leicht ausfallen - besonders in windgeschützten Lagen. Eine Eigenschaft, die aber
auch von Vorteil sein kann, wenn man etwa die Möglichkeit hat, Mohnkapseln an Blumengeschäfte zu verkaufen. Mohn ist in hohem Maße ein Selbstbefruchter. Allerdings
können Insekten zur Fremdbefruchtung beitragen. Darauf ist besonders bei der Samenerzeugung zu achten, dass Schüttmohn in unmittelbarer Nachbarschaft zu
Schließmohn zu einem erhöhten Anteil sich öffnender Kapseln führen kann und umgekehrt.
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Nachstehend sind jene Sorten und Eigenschaften angeführt, die im österr. Zuchtbuch
eingetragen sind.
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Wintermohn Zeno und Zeno Morphex haben sich wegen der oftmaligen Auswinterungen in den letzten Jahren im österreichischen Anbau wieder verringert. Auch der falsche Mehltau bei „Zeno“ hat hierzu noch einiges beigetragen.
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Saatgut
In Österreich wird grundsätzlich von den Kontraktgebern das Saatgut für die jeweils
regionale Anbauplanung vorbereitet (meist geschlossene Systeme).
Der nierenförmige Same hat ca. 1,5 mm Durchmesser; das Tausendkorngewicht
schwankt, je nach Sorte und Aufwuchsbedingungen, zwischen 0,2 - 0,4 und 0,6 g. Das
österr. Saatgutgesetz (lt. Erlass des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft
vom 8.7.94 GZ 26.062/21-IIC12/1994) schreibt eine Mindestreinheit von 98 % und eine
Keimfähigkeit von 80 % vor. Es dürfen alle Sorten aus Europa und alle Ökotypen
(Land- und Lokalsorten) aus Österreich gehandelt werden. Der Same ist sehr ölhaltig;
der Gesamtgehalt an Ölen und Fetten schwankt zwischen 40 und 53 %. Hier ist bei
längerer Lagerung Vorsicht geboten, da besonders bei schlechter Durchlüftung das im
Samen enthaltene Öl schnell ranzig wird. Damit ist der Same nicht nur für den menschlichen Verzehr ungeeignet, es geht auch die Keimfähigkeit verloren. Bei der Lagerung
für Saatzwecke empfiehlt es sich, die Samen in den Kapseln zu belassen und erst kurz
vor der Aussaat zu dreschen und zu reinigen. Trotz alledem soll Mohn nicht über zwei
Jahre gelagert werden.
Eine Pillierung von Mohnsaatgut ist möglich: ab einer Mindestmenge von 1 kg wird
von der Kwizda Agro GmbH, Sarea Saatguttechnik, Freilingerstr. 44, 4614 Marchtrenk,
Tel. 05 997741-0 eine Pillierung durchgeführt. Pillensaatgut soll nicht überlagert werden. Jedenfalls soll gegen Erdflöhe und anderen Schädlingen bzw. wegen Auflaufkrankheiten etc. eher gebeiztes (inkrustiertes) Saatgut ausgeliefert bzw. verwendet
werden.
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Anbau
Wichtig:
Es darf vor einem Mohnanbau keinesfalls in der Vorfrucht (z.B. Begrünung
abspritzen oder zur Feldsäuberung etc.) ein Glyphosatprodukt angewendet
werden. Sie haben absolut keinen oder ganz schlechten Feldaufgang! Die Frage der Rückstände ist ebenfalls problematisch. Hier geht es um ein direktes
Lebensmittel.
Sommermohn
Mohn ist bezüglich der Vorfrucht bis auf Wiesenumbruch und Dauerbrachen nicht wählerisch. Es ist vielmehr wichtig, dass das Feld ohne Verdichtungen vorbereitet ist. Mohn
ist, was die Bodenvorbereitung angeht, anspruchsvoller als die Rübe. Das Saatbeet
muss tief gelockert und oberflächlich gartenmäßig vorbereitet sein. Sommermohn hat
aber auch ein erhebliches Wasserbedürfnis und braucht die Winterfeuchte. Es soll daher eine tiefe Herbstfurche oder Grubberung gefahren werden und das Feld im zeitigen
Frühjahr mit einem entsprechenden Kombinationsgerät geebnet und feinkrümelig saatfertig gemacht werden. Pillensaatgut muss - wie das der Rübe - auf einen festeren Untergrund (event. vorher Cambridgewalze), der eine gute Wasserversorgung gewährleistet, abgelegt und flach angedrückt werden.
Mohn kann auch nach ausgewinterten Kulturen - Getreide oder Raps - gebaut werden.
In solchen Fällen ist die Vorkultur tot zu spritzen und allenfalls eine Direktsaat vorzuziehen. Der Anbauzeitpunkt ist generell früh zu wählen, März oder spätestens bis Mitte
April. Der Anbau im Osten Österreichs ist eher Ende Februar zu planen. Aus Erfahrung
weiß man, dass Spätfröste Mohn im Keimblatt ab - 3°C schädigen, vorher und nachher
aber kaum Schaden anrichten können. Auch schöne Aussaattage im Februar können
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in Gunstlagen genutzt werden, um die letzten Märztage für das Auflaufen unter feuchten Bedingungen zu fördern. Die Minimaltemperatur für die Keimung liegt bei + 3° C.
In Österreich (außer im Waldviertel - Reihensaaten mit der Schöpfbechermaschine)
wird hauptsächlich mit den Drillmaschinen (Feinsärad) Mohn angebaut. Wenn die
Saatstärke nicht zu drosseln ist, können auch Scharreihen geschlossen werden. Meist
wird jede 2. oder 3. Drillreihe (hintere Schare) gewählt. Ein Abstimmen der Saatabstände auf ein allenfalls vorhandenes Hackgerät im Bio-Anbau wäre vorteilhaft.
Der Saatgutbedarf liegt bei ca. 0,8 kg/ha (je nach Keimfähigkeit) und kann mit einem
Streckmittel (Grieß) auf das erforderliche Ausbringungsniveau gestreckt werden. Kontraktgeber sollen trachten, jeweils Hektareinheiten beim Saatgutbezug auszufolgen.
Auf jeden Fall ist auf eine flache Saat zu achten, eine Saattiefe von + - 0,5 cm darf
nicht überschritten werden. Gegebenenfalls kann vor oder nach der Saat auf leichten
Böden event. gewalzt werden. Ein Anbau in Windrichtung könnte vorteilhaft sein.
Wintermohn
Die Aussaat von Wintermohn - derzeit die Sorten Zeno, Zeno 2002 und Zeno Morphex
sowie Josef im österr. Zuchtbuch - erfolgt in unseren Breiten meist bis ca. 10. September (lt. Züchterangaben). Die Winterblaumohnsorte Josef soll nicht vor 20. September
ausgesät werden (sonst zu starke Entwicklung). Ansonsten sind die Feldvorbereitungen ähnlich denen von Sommermohn. Wintermohn wurzelt sehr tief (bis 60 cm) und ist
meist nach der Wintergerste druschreif. Wintermohn soll im Herbst max. eine kleine
Rosette (8 - 15 cm) bilden können, um bei Frühjahrsfrösten die Wurzel vor dem Abreißen zu schützen. Eine frühe Herbstfurche (4 bis 6 Wochen vor dem Anbau) hilft, Auswinterungen etwas zu mildern.
Wintermohn ist in Österreich seit 1997 im Anbau. Derzeit kommt es immer wieder in
extremen Jahren zu stärkeren Auswinterungen (2003 auf 2004 und 2008) – wenngleich
das Risiko bei der Sorte Josef etwas geringer ist.
Der Vorteil bei Wintermohn liegt einerseits im Nutzen der Herbstbegrünung, früheren
Abreife (Juli) und dem Nutzen der Winterfeuchte zur Blüte Ende Mai. Mehrerträge bei
Wintermohn zu gut geführten Sommermohnbeständen sind kaum festzustellen.
Pflege
a) mechanisch:
Wenn eine Reihenhacke erfolgen soll, ist dies meist nach dem Auflaufen (4 - 6 Wochen) erforderlich. Ist eine Verunkrautung früher zu erwarten, kann mit Markiersaat
(z.B. Leindotter, Buchweizen oder ähnliche Samen) gearbeitet werden, um die Reihen
früher zu finden. Eine Hacke ist sicherlich vorteilhaft in der Pflanzenentwicklung, besonders auf schweren oder zur Verdichtung neigenden Böden. Man kann unter Umständen die 1. Düngung mit einarbeiten. Weiters könnte, wenn der Boden nach dem
Anbau sehr stark verkrustet, bis etwa 10 Tage nachher mit einer Cambridgewalze die
Kruste gebrochen werden. Späteres Krustenbrechen könnte die Keimlinge verletzen.
Mohn ist beim Auflaufen dunkelblau bis schwarz, hat 3 bis 4 mm lange und 1 mm breite Keimblätter und er läuft bei Nacht auf.
Der Boden soll bis zur Beschattung durch die unteren Laubblätter der heranwachsenden Mohnpflanze locker bleiben. Bei beginnendem Hochwachsen von Mohn soll mit
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dem Hackgerät etwas „schneller“ gefahren werden, damit allenfalls Unkrautpflanzen in
der Reihe verschüttet werden. Striegeln bei Mohn hat sich außer bei zu dichten Beständen weniger bewährt. Hackbürsten auf lockeren Böden und Abflammgeräte sind
ebenso einsetzbar. Die Regelung der Bestandesdichte ist in den meisten Fällen nicht
nötig. Grundsätzlich sollen mindestens 50 Pflanzen auf 1 m² (75 - 85 werden geduldet)
zu finden sein. Von einer Pflanze werden meist 1 - 4 Kapseln gebildet. Die Kapselanzahl je Pflanze ist in erster Linie von einer frühen Saatzeit, aber auch von der Sorte,
Düngung und auch von der Bodenstruktur abhängig.
b) chemisch:
Mohn hat eine sehr langsame Jugendentwicklung und ist deshalb sehr konkurrenzschwach gegenüber Unkräutern. Eine gezielte Unkrautbekämpfung ist deshalb wichtig.
Pflanzenschutz Mohn von DI Hubert Köppl:
Pflanzenschutzmittel in Mohn
Produkt
Aufwandmenge/ha
Anwendungszeitpunkt
Bemerkungen
ca. Preis
pro ha1)
Herbizide
Alon flüssig*
1,5-2,0
12,60-16,80 NA, 6. Laubblatt der Kultur entfaltet
Boxer*
2,5-3,5 l 25,80-36,10 VA (vor dem Auflaufen der Kultur)
Callisto*
0,75 l
41,70
NA, Frühjahr; 6. Laubblatt der Kultur entfaltet
Centium CS* 0,15-0,25 l 28,60-47,70 VA, unmittelbar bis 3 Tage n. d. Saat
Fusilade MAX*, 1 l
2 l (Quecke)
28,00
56,10
Laudis*
2,25 oder 2x 1,1 l 69,50
Lentagran 45 WP*
2 x 1 kg
103,80
Insektizide
Biscaya*
Karate Zeon*
Herbst; Frühjahr: ab Wiederergrünen
Schwäche bei Kamille und Stiefmütterchen
Praxisempfehlung: 0,8 l/ha bei sehr guter Wachsschicht
Spezialist gegen Klettenlabkraut, Vogelmiere, Taubnessel
NA, 2-Blattstadium bis Bestockungsbeginn
gg. Ungräser; wüchsige Witterung
der Ungräser; bis max. erste Blütenknospen des
Mohns sichtbar
NA, ab 2. (1,1 l) bzw. 4. Laubblatt der Kultur entfaltet
NA, ab 2. Laubblatt der Kultur entfaltet
Splitting-Anwendung; gute Wachsschicht nötig
Schwäche bei Kamille u. tw. Gänsefuß-Arten
0,3 l
75 ml
22,50
10,10
Befallsbeginn
bei Erreichen von Schwellenwerten; bis max.
erste Blütenblätter sichtbar
erste Blütenblätter sichtbar
gegen Mohnkapselrüssler
gegen beissende und saugende Insekten
max. 1-malige Anwendung i. d. Kultur
max. 1-malige Anwendung i. d. Kultur
Fungizide
Ridomil Gold Combi*
2 kg
52,90
bei Infektionsgefahr
wirkt nur gegen Falschen Mehltau
* Schäden, einschl. Ertragsminderung, a. d. Kultur möglich; mögliche Schäden a. d. Kultur liegen im Verantwortungsbereich d. Anwenders.
Vor dem Mitteleinsatz ist daher die Pflanzenverträglichkeit u. Wirksamkeit unter betriebsspezifischen Bedingungen zu prüfen.
1) ca. Preis 2015, exkl. Mwst, größtes Gebinde
Genannte Präparate sind derzeit für Mohn 2016 zugelassen.
Düngung
Grundsätzlich je nach Bodenbonität und Bodenuntersuchung unterschiedlich - aber
ähnlich wie Weizen im Frühjahr. Mohn hat ab Blattrosette ein sehr gutes Nährstoffaneignungsvermögen; für Phosphor und Kali ist daher auf einen guten Versorgungszustand der Böden zu achten. Trotzdem wird neben Phosphor und Kali auch auf eine
relativ hohe Stickstoffdüngung wert gelegt, obwohl es um 3 - 5 Tage zu einer Reifeverzögerung führen kann. Eine ausreichende Stickstoffdüngung sowie 65 kg P2O5 und
K2O je ha sind anzuraten. (Laut UBAG/IP sind bei Mohn maximal 70 kg N erlaubt!)
Die Bestandesentwicklung sowie der Vorfruchtwert und der Bodenzustand (Reststickstoff) sind bei der Düngung unbedingt mit zu berücksichtigen! Mohn ist gegen Bormangel empfindlich und reagiert mit massiven Ertragseinbußen; daher sind borhältige DünStand:C_August 2015
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ger zu bevorzugen! Auch Schwefel und Mangan sind zuträglich. Daher wird z. B. eine
„Magnesiakalkung“ zur Kultur (vor der Saat) ganz gut vertragen.
Auch Blattdüngungsmaßnahmen sind möglich; allerdings bei Harnstoff ist etwa die
Hälfte der üblichen Menge wie bei Getreide anzuwenden. Ebenso können Fungizidmaßnahmen mit Blattdüngungsmaßnahmen kombiniert werden. Wintermohn soll im
Herbst etwa 1/4 der Düngermengen, den Rest Ende März/Anfang April erhalten. Im
Bio-Anbau kann bei Mohn jederzeit Mist oder Kompost gegeben werden. Gülle eher
vor dem Anbau mit einarbeiten. Jauchedüngung kann ab dem Rosettenstadium am
Abend bei guter Wachsschicht oder an trüben Tagen (bedingt) verabreicht werden.
Blattverbrennungen sind nicht auszuschließen.
Wichtig:
Eine Bereinigung am Feld im Falle von Auftreten der Arten wie gefleckter Schierling,
Ragweed (Traubenkraut), Stechapfel, Eisenhut, bittersüsser Nachtschatten oder Pilsenkraut ist vor der Ernte durchzuführen. Gewisse Samen sind sehr schwer von Mohn
heraus zu reinigen bzw. zählen zu den giftigen Samenarten.
Ernte
Obwohl sich die Blüte über einen Zeitraum von gut 2 Wochen (Wintermohn Anfang
Juni, Sommermohn ab 20. Juni bis 10. Juli) erstreckt, bleiben die Kapseln der Nebentriebe in der Abreife kaum hinter der Hauptkapsel zurück und liegen im Feuchtigkeitsgehalt höchstens um 1 bis 2 % höher.
Sobald die Kapseln dürr geworden sind und die Samen in den geschlossenen Kapseln
beim Schütteln rascheln, ist der Mohn reif - dies ist meist Anfang/Mitte August bis Mitte
September in Hochlagen. Wintermohn ist Ende Juni bis Anfang Juli reif. Erfahrungsgemäß ist Mohn reif, wenn auf etwa 10 Gehschritte im beiderseitigen Armbereich maximal nur mehr eine "Gummikapsel" (Kapsel, die nach dem Drücken nicht zusammenknackt) vorhanden ist. Sofort nach dem Aufschneiden der Kapseln darf der Mohnsamen nicht mehr umfärben! Grundsätzlich soll nicht über 9 % Feuchtigkeit geerntet werden. Geschlossener Mohn kann in der Kapsel auch nach längerer Regenperiode (ist
meist nach 1 Tag wieder trocken) bis zu einem Wassergehalt von ca. 8 % am Feld
belassen werden (keine Nachtrocknung erforderlich). Mohn kann im Mähdrusch geerntet werden. Allerdings ist zu beachten, dass die Samen nicht durch falsche Mähdreschereinstellung - wie zu weiter Korbabstand, zu hohe Trommelgeschwindigkeit oder
defekte Elemente wie scheuernde Schnecken - gequetscht werden und durch das austretende Öl schnell ranzig werden. Unbedingt „Weich dreschen!!!“ Windeinstellungen
wegen der Feldverluste mehrmals prüfen!!! Wir empfehlen, bei Druschbeginn auf dem
Feld eine Gummimatte (Bsp. Fußmatte vom Auto) vor der Überfahrt der Mähdreschermitte abzulegen. Nach dem Überfahren des Mähdreschers sollen keine (höchstens 10)
Mohnsamen zu finden sein.
Solange die Mohnkörner mit trockener Spreu vermengt gelagert werden, ist ihre Haltbarkeit gut. Dagegen benötigt gut gereinigter Mohn besondere Aufmerksamkeit. Er
muss in dünnen Schichten gelagert und öfter umgeschichtet bzw. belüftet werden.
Mohn verdichtet im Sack oder Silo sehr hoch! Daher nur trockenes Gut lagern, da lüften wenig Sinn ergibt.
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Keinesfalls neben weiteren ätherischen Arten oder in duftenden Behältern lagern.
Mohn nimmt sofort alle Düfte auf. Dies ist auch der Fall, wenn mit getrocknetem Unkraut oder auf feuchten, muffigen Böden Mohn gelagert wird. Dann treten massive
Qualitätsverluste ein.
Ertrag
Es ist mit einem Samenertrag von 600 bis 1400 kg/ha, in Ausnahmefällen sogar bis
1800 kg/ha zu rechnen, wobei das Ertragsniveau im Schnitt der Jahre sehr konstant
ist. Der Stängel-Ertrag liegt bei 1800 - 2500 kg/ha. Sie dienen bestenfalls als Brennstoff und sind sowohl als Futter wie auch als Einstreu ungeeignet.
Hygiene
Fahrzeuge, die Mohnsamen offen auf ihre Ladefläche aufladen, sind vorher gründlich
zu waschen und die Ladeflächen bzw. die geladenen Samen mit Planen abzudecken.
Vor allem Bakterien (Bakterium Escherichia coli) und Salmonellen (SalmonellenEnteritis) sind gefährliche Verunreinigungen und können trotz Erhitzung nachgewiesen
werden. Das Lebensmittelgesetz schreibt die Produkthaftung in diesem Fall schon ab
Halm vor.
Pflanzenschutz/Gesundheit
Mohn ist eine relativ gesunde Kulturart, wenngleich auch hier eine Reihe von Krankheiten und tierischen Schädlingen auftreten können - insbesondere Erdflöhe müssen im
Auflaufen sehr beachtet werden. Kalkstickstoff ist - auf trockene Pflanzen ausgebracht
- oftmals als unkraut- und pilzhemmend einzustufen. Ansonsten treten noch bis auf den
Kapselrüssler oder vielleicht gelegentlich dem Mehltau kaum große Schädigungen auf.
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Krankheiten
Am häufigsten ist der Falsche Mehltau (Peronospora arborescens) an den grünen
Stängeln und Blättern zu beobachten - hauptsächlich momentan nur bei Wintermohn.
Das Schadensbild zeigt zunächst bleiche Flecken an den Blättern, an deren Unterseite
sich ein bleichweißer Pilzrasenanflug bildet. Später verkrümmt sich der Stängel und die
Blätter sind blasig aufgetrieben.
Eine gute, aber leider momentan nicht registrierte Bekämpfung wurde 2004 mit ca. 2 –
2,5 kg/ha Ridomil MZ Gold und ca. 10 - 14 Tage später mit ungefähr 3 kg/ha Aliette
gemacht.
Nicht selten ist auch Helminthosporiose, hervorgerufen durch den Pilz Helminthosporium papaveris. An Jungpflanzen (Wurzel) können brandartige Veränderungen auftreten,
bei älteren, erkrankten Pflanzen vertrocknen zuweilen manchmal auch die Blütenköpfe
und fallen noch vor der Blüte ab. Wird die Kapsel befallen, sind die Samen oft durch
das Pilzmycel miteinander verflochten und haften an der Fruchtwand fest. Da diese
Samen ebenfalls durch den Pilz infiziert sind, dürfen sie keinesfalls als Saatgut verwendet werden. Originalsaatgut ist immer vorzuziehen! N-überdüngte Flächen (im
Aufwachsen) lassen Pflanzen leichter mit Pilzen befallen und zusammenbrechen. Auch
die bekannte Stängelbakteriose (pilzliche Erreger im Aufwachsen) ist möglich. Die
Pflanzen erscheinen nesterweise schlapp und fallen tagsüber zusammen. Fungizidspritzungen (0,8 - 1 l/ha Folicur) bremsen diese beiden Krankheiten sofort ein. Voraussetzung: Die Maßnahme wird rechtzeitig – vor dem allgemeinen Befall – ab Rosettenstadium gemacht und die eingesetzten Mittel sind registriert.
Tierische Schädlinge
Größere Schäden im Auflaufen können - wie bereits erwähnt - durch den Erdfloh entstehen. Vor allem, wenn das Saatgut nicht gebeizt wurde (inkrustieren) oder bei Auflaufen ein registriertes Insektizid spritzen. Das Schadensbild sind kleine runde Löcher
bis siebartiger Durchlöcherung an den tieferen Blättern junger Pflanzen. Zunehmend
treten auch Blattläuse auf. Ein erster Befall zeigt sich durch den "Honigtau", farblose,
klebrige Tröpfchen an den Stängelspitzen und der Blattunterseite. Andere spezifische
Schädlinge, wie der Weißfleckenrüssler, der an der Wurzel saugende Mohnwurzelrüssler und die Mohngallmücke sind bis jetzt bei uns in den letzten Jahren mehr oder weniger stark in Erscheinung getreten. Bei Auftreten eines Schadbildes ist es in jedem Fall
notwendig, rechtzeitig im Monat April/Mai die Pflanzenschutzmaßnahmen am Rüsselkäfer und Eigelege (also vorher) zu setzen.
Der Befall der Mohnkapseln in der Blühphase durch den Mohnkapselrüssler ist unbedingt zu beachten (grauer 3 mm großer Käfer mit langem Rüssel). Er ist meist zur
Mohnblüte zu finden und wäre bei Auftreten von mehr als 3 Käfern je m² zu bekämpfen. Andere Käfer in der Mohnblüte (z.B. Glanzkäfer) schädigen keinesfalls.
Mohnanbau, soweit es sich nicht um Drogengewinnung handelt, unterliegt bei uns keinerlei Beschränkungen. Auch enthalten der Samen und das reife Stroh sowie die Kapseln unseres Mohnes praktisch keine Opiate, wie diese überhaupt gegen verschiedene
Einflüsse von Temperatur und Licht sehr empfindlich sind und dementsprechend leicht
abgebaut und zerstört werden.
Der Ölgehalt der Samen ist hoch und erreicht oft Werte bis zu 50 %. Die Qualität des
Mohnöls wird durch die hohen Anteile an Linolsäure (ca. 60 %) und Ölsäure (ca. 30 %)
bestimmt. Da das Öl unter Lufteinfluss verfestigt, werden auch Malerfarben hoher Qualität aus Mohnöl hergestellt. Ebenso hat Mohnöl die höchste Schmierfähigkeit von allen
Pflanzenölen. Die Gewinnung des Öls erfolgt durch Kaltpressung, sodass im Press-
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rückstand ein hoher Anteil Öl (mehr als 10 %) verbleibt, der zusammen mit dem Eiweißgehalt des Rückstandes – Presskuchen (ca. 40 %) - ein hochwertiges und energiereiches Futter liefert.
ÖPUL, UBB:
Mohn kann Ausgleichszahlungen erhalten. Als Blühkultur und Heil- und Gewürzpflanzen anrechenbar sind u. a. Mohn, Kümmel, Lein, Ringelblume und Schnittlauch sowie Kulturen zur Saatgutproduktion autochthoner Wildpflanzen.
Ebenso empfehlen wir eine Risikoabdeckung durch eine Hagelversicherung bzw. Auswuchsversicherung.
Direktverkauf
Bedenken Sie, dass Sie ein direktes Lebensmittel produzieren und die Produkthaftung
übernimmt immer derjenige, der die Ware in den Verkehr bringt.
Eine Untersuchung auf Verkehrsfähigkeit ist bei Abnahmekontrakten daher von der
Übernahmefirma der Ware zu veranlassen. Nach der Lebensmittelgesetzregelung EU
178/2002, 1829 u. 1830/2003 sowie nach der Rückstandsverordnung ist dies unerlässlich. Plombierte Rückstellmuster bei der Ablieferung sind auch vom Landwirt bis zum
Verbrauch der Ware aufzubewahren.
Service
Landwirtschaftskammer für Oberösterreich, Tel.: 050/6902-1406, E-Mail: [email protected]
sowie Fachbuch „Produktionsnischen im Pflanzenbau“, Leopold Stocker Verlag, Postfach 438, 8011 Graz, Tel.: 0316/821636.
I
Saatgut und Kontraktbestellung:
RWA: 0664 8550905 Michael Papadi
Saatbau Erntegut: 0664 2837999 Simon Leonhartsberger
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