Bekommen + Partizip II in der modalen Lesart: Was das uns über
Transcrição
Bekommen + Partizip II in der modalen Lesart: Was das uns über
Bekommen + Partizip II in der modalen Lesart: Was das uns über das Passiv lehrt Yasuhiro Fujinawa Bekommen + Partizip II wie in (1) kann nicht nur als Rezipientenpassiv im Sinne von (1a) dienen, sondern auch als Ausdruck einer Möglichkeit, der grob mit „ich schaffte es, ...“ paraphrasiert werden kann wie in (1b) (vgl. Reis 1985, Heine 2003): (1) a. b. Ich bekam die Flasche aufgezogen. Mir wurde die Flasche aufgezogen. Ich schaffte es, die Flasche aufzuziehen. Die genannte modale Lesart ist allerdings nicht immer garantiert. Beispielsweise verfügt (2) mit zuschicken nur über die passivische Lesart: (2) Ich bekam das Papier zugeschickt. Ob bekommen + Partizip II modal interpretiert werden kann oder nicht, hängt u.a. davon ab, welche Verben im Partizip II erscheinen. Ziel des vorliegenden Referats ist es daher in erster Linie zu klären, welche Verben im Partizip II die modale Lesart zulassen und welche nicht. Die Antwort auf diese Frage liegt m.E. in dem referenziellen Verhältnis zwischen dem zu absorbierenden Agens und dem potenziellen Dativargument. Nur bei Verben, bei denen das potenzielle Dativargument nicht unbedingt von dem Agens referenzverschieden sein muss, sondern auch mit diesem referenzidentisch sein kann, kann bekommen + Partizip II modal interpretiert werden: (1’) (2’) Man zog mir die Flasche auf. Ich zog mir die Flasche auf. Man schickte mir das Papier zu. ?? Ich schickte mir das Papier zu. Außerdem wird darüber diskutiert, welche Bedeutung dieser Umstand für die syntaktische Wesensbestimmung von bekommen + Partizip II sowie des Passivs im Allgemeinen haben könnte. Basierend auf der oben erworbenen Einsicht, bei bekommen + Partizip II handelt es sich auf alle Fälle, d.h. nicht nur in der passivischen Lesart, sondern auch in der modalen, um eine Possessorpromovierung, plädiere ich dafür, dass nicht das blockierte Agens ein Nicht-Agens zum Subjekt fördert, wie in vielen Theorien der deutschen Syntax angenommen wird, sondern ein zum Subjekt designiertes Nicht-Agens das Agens ersetzt.