Instrumente kompakt: Das Orchester
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Instrumente kompakt: Das Orchester
klasse musik Instrumentenkunde M1 Holzblasinstrumente Der Ursprung aller Holzblasinstrumente war eine zylindrisch gebohrte Holzröhre. Dies erklärt ihren Namen, obwohl z. B. die Querflöte kein einziges Teil aus Holz besitzt. Die Holzblasinstrumente sind wie die Blechblasinstrumente „Aerofone“, also Luftklinger. Der Spieler bläst in ein Rohr mit vielen Löchern. Die Luft in diesem Rohr wird in Schwingung versetzt und erzeugt einen Ton. Je länger die Luftsäule in diesem Rohr ist, desto tiefer klingt das Instrument – eine Klarinette spielt also ihren tiefsten Ton, wenn alle Löcher geschlossen sind, und das Fagott, welches das größte Instrument der Familie ist, ist Flöte und Piccolo-Flöte Die Querflöte ist meist aus Metall, dadurch klingt sie heller und klarer als z. B. die Blockflöte. Der Ton wird erzeugt, indem mit sehr angespannten Lippen gegen die Metallkante des Öffnungslochs geblasen wird. Das ist gleichzeitig auch das tiefste. Wie man die Luftsäule durch Blasen in Schwingung versetzt, ist bei den Instrumenten dieser Familie sehr verschieden. Es hängt sehr stark vom Mundstück ab, das von den Holzbläsern denn auch wie ein Heiligtum gehegt und gepflegt wird. Oboe Die Oboe erhält ihren besonderen Klang durch das spezielle Mundstück. Es besteht aus zwei zusammengebundenen Schilfrohrblättchen (wie bei einem zusammengedrückten Strohhalm). Man muss sehr fest blasen, um durch diese Schilfroh- nicht einfach, aber dafür kann der Spieler den Ton durch seine Lippen sehr stark beeinflussen (wärmerer, härterer oder schrillerer Klang). Die kleine Schwester, die Piccolo-Flöte, klingt sehr viel spitzer und höher. re Luft befördern zu können. Die meisten OboistInnen schleifen und feilen sich ihre Mundstücke selbst, um einen möglichst optimalen Ton erzeugen zu können. Klarinette Fagotte Die Klarinette hat ein Mundstück, das aus einem Schilfrohr besteht. Dies wird mit einem festen Holzstück (dem „Schnabel“) zusammengebunden. Die Klarinetten können sehr verschiedene Klänge erzeugen, können sehr leise und fast nervend laut spielen. Es gibt auch eine große Bassklarinette, die man auf dem Boden abstellen muss. Das Fagott ist wie die Oboe ein Doppelrohrblattinstrument, das Mundstück besteht also aus zwei Blättchen. Es ist das tiefste Instrument der Holzbläserfamilie. Dies vor allem auch deshalb, weil das Rohr zusammengefaltet ist (wie ein Bündel: fagotto = ital. Bündel), also eigentlich ca. doppelt so lang ist, wie es aussieht. Weil das Instrument dadurch sehr schwer ist, muss der Spieler es an Tragegurten halten. klasse musik Instrumentenkunde M2 Blechblasinstrumente Blechblasinstrumente sind sehr lautstarke Genossen im Orchesterinstrumentarium. Sie bestehen aus einem Mundstück und einem langen Rohr aus Metall, das in einem Schalltrichter endet. Das Rohr wird aber nicht gerade gelassen wie bei einem Alphorn, sondern ist in verschiedenen Formen aufgewickelt. In diesem Rohr wird eine Luftsäule durch die Lippen des Musizierenden zum Schwingen und Klingen gebracht. Hörner Das Rohr des Horns ist bis zu fünfeinhalb Meter lang. Diese Röhre wird solange gewickelt und geschoben, bis das Instrument eine vernünftige Größe hat, die bequem getragen werden kann. Die Tonhöhe kann durch die Lippen und durch Ventile (Klappen) verändert werden. Beim Betätigen eines Ventils strömt die Luft durch einen kleinen Umweg, wodurch der Klang etwas tiefer wird. Dadurch können mehr als nur die Naturtöne auf dem Instrument erzeugt werden. Hörner hört man sehr gut im Orchesterklang. Trompete Die Trompete war in allen Zeiten ein königliches Instrument. Sie wurde v. a. am Hof oder im Krieg gespielt. Ihr Klang ist strahlend hell und majestätisch. Früher konnten nur Naturtöne auf der Trompete erzeugt werden. Heute gibt es Ventile, die genau wie beim Horn die Luftsäule um ein kleines Stück verlängern, sodass alle Töne erzeugt werden können, die es gibt. Posaunen Die Posaune ist die große Schwester der Trompete und hat ein ähnliches Mundstück wie sie. Im Gegensatz zur Trompete und auch zum Horn besitzt die Posaune keine Ventile. Eine Veränderung der Tonhöhe wird aber ebenfalls durch Verlängern der Luftsäule erreicht. Dies ist ohne Ventile möglich, da die Posaune zwei ineinander gesteckte Rohre hat, die so genannten Züge, die sich gegeneinander verschieben lassen. Posaunen können sehr sanft und sanglich klingen. Sie können aber auch eine gewaltige Lautstärke erreichen wie die Posaunen von Jericho, die ganze Mauern einstürzen ließen. Tuba Um unter den Blechblasinstrumenten ein richtiges Bassinstrument zu haben, wurde die Tuba entwickelt und im Jahr 1835 patentiert. Sie ist das schwerste und größte Instrument der Blechblasinstrumente. Die Tuba ist ähnlich wie das Horn ein aufgewickeltes Rohr, im Gegensatz zum Horn jedoch mehr länglich gewickelt und weniger kreisförmig. Der Schalltrichter ist sehr lang und sehr groß. klasse musik Instrumentenkunde M3 Saiteninstrumente Violine Die Tonerzeugung bei den Saiteninstrumenten geschieht, indem eine gespannte Saite entweder mit einem Bogen gestrichen oder mit einem Finger gezupft wird. Die Saite gerät dadurch in Schwingung und erzeugt einen leisen Ton, den man aber fast nicht wahrnehmen kann. Damit man aber auch etwas hört, besitzen die Saiteninstrumente einen Korpus, der aus Holz ist. Die Schwingungen der Saite übertragen sich auf den Korpus – der Ton klingt plötzlich hell und laut. Bei den Streichinstrumenten wird die Tonhöhe verändert, indem die Länge der Saite durch das Aufsetzen eines Fingers verkürzt wird. Die Qualität des Instruments hängt vor allem bei den Streichinstrumenten sehr von der Form des Korpus’ ab. Wäre der Korpus ein einfacher rechteckiger Kasten, würden die Streichinstrumente sehr langweilig klingen. Manche Töne würden sehr gut schwingen und dadurch laut sein, andere würden sehr schlecht mitschwingen und sehr leise klingen. In der Vergangenheit wurde deshalb die Form der Streichinstrumente immer weiter entwickelt, weg vom Holzkasten, hin zu einer Geige mit ihren vielen Kurven, Rundungen und Wölbungen. Die Geige/Violine wird auf der Schulter gehalten. Da sie das kleinste Instrument der Streicherfamilie ist, klingt sie am höchsten. Deshalb spielt die Geige auch oft die Melodie und wird gut im Orchesterklang wahrgenommen. Der Klang der Geige ist sehr vielfältig und ausdrucksstark. Sie kann singen und strahlen, aber auch kratzen und quietschen – und dies durchaus gewollt und nicht nur, weil der Spieler nicht geübt hat. Viola Die Bratsche bzw. Viola ist etwas größer und schwerer als die Geige, wird aber immer noch auf der Schulter gehalten. Die Länge des Bratschen-Korpus schwankt zwischen 39 und 44 cm. Dieser Unterschied bedeutet in der Praxis sehr viel. Spielt beispielsweise ein Bratschist ein kleines Instrument von 39 cm Länge, wird ihm eine Bratsche von mehr als 42 cm riesig groß vorkommen. Er muss seinen linken Arm und seine Finger ungewöhnlich weit ausstrecken – das ist sehr anstrengend! Der Reiz der großen Bratschen liegt Die heutigen Streichinstrumente stellen also ein Ergebnis sehr langer Optimierung des Korpus’ dar. Seit etwa 300 Jahren blieben die Streichinstrumente weitgehend unverändert. in ihrem volleren Klang und dem typisch näselnden Ton. Violoncello Das Cello ist bereits beachtlich größer und schwerer als eine Geige und kann deshalb nur noch im Sitzen gespielt werden. Das Cello klingt deutlich tiefer als die Geige und hat etwa die Tonhöhe der männlichen Stimme. Aufgrund der Tiefe seines Klangs wird das Cello oft für Basslinien genutzt. Der kraftvolle und ausdrucksstarke Ton des Cellos eignet sich aber auch wunderbar für Melodien. Kontrabass Der Kontrabass ist bereits so groß, dass er im Stehen gespielt wird. Die Form des Kontrabass’ weicht von der anderer Streichinstrumente ab: Der Korpus läuft spitz zum Griffbrett aus. Auch ist der Kontrabass in Quarten gestimmt und nicht in Quinten, da die Töne sonst nicht mehr gut zu greifen wären. Kontrabässe spielen nur sehr selten eine Melodie. Im Orchesterklang stellen sie mit ihren tiefen Grundtönen eine Art Fundament da. Harfe Die Harfe ist eine nahe Verwandte der Streichinstrumente. Allerdings wird sie nicht gestrichen, sondern ausschließlich gezupft. Die heutigen Harfen haben 46 bis 48 Saiten. Die längste Saite ist etwa 1,5 m lang, die kürzeste nur 7 cm. Damit der Spieler sich leichter auf seiner Harfe zurechtfindet, sind alle C-Saiten rot gefärbt und alle F-Saiten blau. Damit mehr als 48 Töne zur Verfügung stehen, gibt es bei der Harfe noch sieben Pedale, mit denen die Tonhöhe einer Saite verändert werden kann, nämlich um einen oder zwei Halbtöne erhöht oder erniedrigt. klasse musik Instrumentenkunde M4 Schlaginstrumente Die Gruppe der Schlaginstrumente ist die vielseitigste und abwechslungsreichste überhaupt. Es gibt so viele verschiedene Schlagzeuginstrumente, dass man Tage brauchen würde, um sie alle vorzustellen. Berühmte PerkussionistInnen brauchen ganze Scheunen zur Aufbewahrung ihrer Instrumente. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Gruppen: den Membranofonen und den Idiofonen. Idiofone Membranofone Die Idiofone sind die Selbstklinger. Zu ihnen zählen Instrumente wie die Triangel, das Becken, die Kastagnetten, die Ratsche aber Zu den Membranofonen gehören die kleine Trommel, die große Trommel, das Tamburin, Congas und Bongos. Diese Instrumente auch das Glockenspiel, das Xylofon und das Marimbafon. Allen Instrumenten ist gemeinsam, dass sie durch Anschlagen mit einem Schlegel bzw. durch das gegenseitige Anschlagen (Becken zweiteilig) zum Klingen gebracht werden. bestehen aus einem Fell, das über einen Hohlraum gespannt wird. Das Fell wird entweder mit der Hand oder mit Schlägeln geschlagen. Dadurch wird die Membran in Schwingung versetzt und im Hohlraum erklingt ein Ton. Die Klangfarbe und die Lautstärke kann vielseitig verändert werden, je nachdem, mit welchem Material (Holz, Metall, Besen …) auf die Membran geschlagen wird und wo, ob innen oder außen am Rand. Im Gegensatz zu allen anderen Membranofonen kann die Pauke unterschiedliche Stimmhöhen erzeugen. Dies geschieht durch Pedale, die bewirken, dass das Fell stärker gespannt bzw. entspannt wird. Meistens hat ein Paukist jedoch mehrere Instrumente vor sich stehen, die auf verschiedene Tonhöhen gestimmt sind. Dadurch kann er sehr schnell wechseln oder auch zwei Pauken im Wirbel erklingen lassen. Die Pauke steht meist etwas erhöht ganz hinten im Orchester. Sie ist in der Praxis sehr schwierig zu spielen. Eine Idee zu früh oder zu spät eingesetzt und ein ganzes Stück ist verpatzt. Auch muss der Pauker stets die Stimmung kontrollieren und viel zählen, da die Pausen oft sehr lang sind. Die große Kunst des Paukens ist es, mehrere Minuten gar nichts zu machen, und dann im exakt richtigen Moment auf eine hundertstel Sekunde genau einen Ton in genau der richtigen Lautstärke mit der richtigen Klangfarbe und auch der richtigen Tonhöhe zu erzeugen.