Machtstrukturen und Herrschaftsformen:_Vergleich

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Machtstrukturen und Herrschaftsformen:_Vergleich
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Machtstrukturen und Herrschaftsformen zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Antikes Rom - USA
Hintergrundwissen: GO! 5 Seite 25 bis Seite 29
MATERIAL 1 - VOLKSTRIBUN TIBERIUS GRACCHUS ÜBER DIE LANDREFORM (134 V. CHR.)
„Die wilden Tiere, die in Italien hausen, haben ihre Höhlen; jedes von ihnen hat seine
Lagerstätte, seinen Schlupfwinkel. Nur die Männer, die für Italien kämpfen und zu sterben bereit
sind, haben nichts als Luft und Licht. […] Ohne Haus und Wohnsitz müssen sie mit Frauen und
Kindern im Lande umherstreifen. Die Feldherren lügen, wenn sie in Schlachten die Soldaten
ermuntern, die Grabmäler ihrer Ahnen und Heiligtümer gegen die Feinde zu verteidigen. Denn
viele Römer haben keinen eigenen häuslichen Herd mehr und keine eigene Grabstätte ihrer
Vorfahren. Nur für den Luxus und den Reichtum anderer müssen sie ihr Blut vergießen und
sterben. Sie werden Herren der Welt genannt. Doch in Wahrheit können sie nicht eine einzige
Erdscholle ihr Eigentum nennen." (Plutarch, T. S. Gracchus)
MATERIAL 2 - SENATOR CICERO ÜBER DIE POLITIK DER LANDUMVERTEILUNG (44 V. CHR.)
Cicero sprach für die der Großgrund- und Sklavenbesitzer im Senat. Sie bezeichneten sich selbst als Optimaten,
also die Besten. Sie wendeten sich gegen die Landumverteilung, wie sie von den Popularen (= Volksfreunden) wie
z.B. von Gracchus und später von Caesar gefordert wurden.
„Diejenigen, welche Volksfreunde sein wollen und aus diesem Grunde versuchen, den Besitzer
aus seinem Eigentum zu vertreiben oder dargeliehenes Geld den Schuldnern nachzulassen, diese
erschüttern die Grundfeste des Staates.[...] Denn es ist der eigentliche Zweck des Staates und einer
Stadt, dass die Sicherheit des Eigentums frei und unangefochten bleiben soll. Was ist es aber für
eine Gerechtigkeit, wenn ein Grundstück, das viele Jahre oder gar Menschenalter hindurch seinen
rechtlichen Besitzer gehabt hat, Besitz eines andern wird, der vorher keines hatte, und der es hatte,
es verlieren soll? [...] Durch den Streit um Landaufteilung richteten sie [die Popularen bzw. die
Gracchen] sich selbst zugrunde, so wie sie durch ihre Politik dies eine Volk in zwei Teile gespalten
haben, sodass in einer Republik gewissermaßen zwei Senate und – man möchte fast sagen – zwei
verschiedene Völker einander gegenüberstehen!"
Cicero, „Von den Pflichten"
MATERIAL 3: GO! 5, SEITE 26 - SCHRIFTLICHE QUELLE
AUFGABENSTELLUNG
1. Erkläre, was Cicero damit meint, dass sich in der Republik „zwei verschiedene Völker
gegenüberstehen"!
2. Vergleiche die Sichtweise von Cicero mit derjenigen von Gracchus und erkläre, worin die
wichtigsten Unterschiede bestehen!
3. Ermittle, was sich über die soziale Situation der römischen Bevölkerung aus Material 3 ermitteln
lässt. Erörtere, inwieweit sich diese Quelle eignet, die Sichtweise der Gracchen bzw. diejenige von
Cicero zu stützen.
4. Recherchiere, welche Kritik an den politischen Vorschlägen von Bernie Sanders
https://berniesanders.com/issues/income-and-wealth-inequality/ vorgebracht wird. Vergleiche
die gegensätzlichen Positionen im aktuellen Wahlkampf in den USA mit dem Gegensatz zwischen
Popularen (Gracchus) und Optimaten (Cicero) im antiken Rom!
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Machtstrukturen und Herrschaftsformen zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Antikes Rom - USA
Die soziale Frage und die Einkommens- und Vermögensverteilung
Rom
USA
Plebejer kämpfen als wehrpflichtige Staatsbürger und
Soldaten u.a. in den punischen Kriegen. Rom besiegt
die Punier (146 v. Chr.) und wird zum Weltreich.
15 % der Bevölkerung (= ca. 46 Millionen
Menschen) haben ein Einkommen, das unterhalb der
Armutsgrenze liegt (Stand: 2010)
Die Plebejer müssen die Kosten für die Ausrüstung
selbst tragen. Viele plebejische Bauern können
während der Feldzüge jahrelang ihre Bauernhöfe nicht
bewirtschaften und gehen bankrott.
Was ist die Armutsgrenze in den USA?
Mit den militärischen Siegen steigt auch die Zahl der
Sklaven, die überwiegend von Patriziern als billige
Arbeitskräfte gekauft werden. Für den rentablen
Einsatz der Sklaven in der Landwirtschaft benötigen
die Patrizier immer größere Flächen.

Vierköpfige Familie mit weniger als 22.000
Dollar/Jahr

Einzelperson unter 11.000 Dollar/Jahr
Latinos und Afro-Amerikaner bzw. die Südstaaten
der USA (Louisiana etc.) sind stärker von Armut (=
über 25%) betroffen als "Weiße" und der Norden.
Um diesen „Landhunger" zu stillen, übernehmen die
Patrizier die Bauernhöfe der Plebejer sowie - illegal große Flächen des Staatslandes. Auf den Latifundien
(= Großgrundbesitz) arbeiten Sklaven.
Bankrotte Plebejer bleiben römische Staatsbürger,
werden aber zu besitzlosen und erwerbslosen
Proletariern und wandern nach Rom.
Soziale Frage und Umverteilungspolitik als politische Themen
Rom
Popularen und Caesar
Für ein Programm der Umverteilung von Land an die
Proletarier bzw. an die Veteranen
Caesars Landreform:
170.000 Proletarier erhalten den Grund und Boden eines
Bauerngutes. Die Maßnahme wird durchgesetzt gegen
das Veto seines Konsul-Kollegen. Dadurch Halbierung
der Zahl der besitzlosen Proletarier in Rom.
Caesars Sozialpolitik:
Geldgeschenke und Verteilung von gratis Getreide an
Proletarier
Caesars „Provinzpolitik“ (als Statthalter von
Hispania und Eroberer von Gallien):
Schuldnerschutz für die Provinzbewohner: Ein
römischer Gläubiger darf nicht mehr als zwei Drittel des
Einkommens seines Schuldners (= Provinzbewohner)
beschlagnahmen.
Die Steuerabgaben der Provinzbewohner an Rom…


werden fixiert
werden von eigens dafür bestellten und vom
Staat bezahlten Beamten eingetrieben
VORHER: Steuerpächter holen in den Provinzen so viel
an Abgaben, wie sie bekommen können. Ziel: Möglichst
hohen Profit zu erhalten.
Optimaten (Cicero):
Die Regierung eines Staates hat die Aufgabe, das
Eigentum (der Reichen) zu schützen gegen die
Ansprüche der Armen.
USA
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Soziale Frage und das Militär
Rom
USA
Seit der Heeresreform von Marius (1. Jhd. vor Christus):
Arbeits- und besitzlose Proletarier werden zu
Berufssoldaten im römischen Heer. Das römische Heer
wird zu einer Berufsarmee.
Nicht-römischen Soldaten (z.B. Caesars Gallier aus
Norditalien) haben die Aussicht darauf, die römische
Staatsbürgerschaft zu erhalten. Alle Veteranen werden
römische Staatsbürger. Das römisches Bürgerrecht bringt
materielle und rechtliche Vorteile, insbesondere die
Chance auf ein Bauerngut als Pension.
Politische Auswirkungen der Heeresreform: Der
politische Einfluss der Feldherren erhöhte sich. Die
Soldaten fühlten sich meist ihren (erfolgreichen)
Feldherren mehr verpflichtet als der Republik.
Die Heerführer hatten die Aufgabe, nach dem Krieg die
Versorgung ihrer besitzlosen Veteranen mit Land
politisch durchzusetzen.
Die Optimaten im Senat waren mehrheitlich gegen die
Verteilung von Land an die Veteranen, da sie die Macht
der erfolgreichen Feldherren (Crassus, Pompejus, Caesar)
fürchteten.
Dadurch wurden die Heerführer gewissermaßen zu
Patronen ihrer Soldaten im Kampf um die
Pensionsversorgung, die Soldaten wurden ihrerseits zu
eingeschworenen Klienten der Feldherren.
Soziale und wirtschaftliche Situation der Politiker und Wahlkampfkosten
Rom
USA
Konsuln und Senatoren sind ursprünglich reiche Patrizier.
Selten schafft ein Plebejer als „homo novus“ den
Aufstieg, z. Bsp. der Heerführer Marius (1. Jhd. v. Chr.)
Zahlreiche Kandidaten für das Konsulat müssen sich
notwendiges Kapital für ihre Wahlkämpfe von
Geldgebern vorschießen lassen.
Viele (ehemalige) Konsuln sind stark verschuldet. Beispiel
Caesar: Schon bei Antritt seines ersten Amtes als Quästor
(69 v. Chr.) hatte er mehr als 30 Millionen Sesterzen
Schulden.
Ehemalige Konsuln werden dann als Prokonsul (=
Statthalter) Chef der Verwaltung einer römischen
Provinz.
Dort sanieren sich viele auf Kosten der
Provinzbewohner.
Caesar eroberte bei seinem Sieg in Gallien so viel
Beutegold, dass der Wechselkurs von Gold gegen Silber
von 1:12 auf 1:9 stürzte (= der niedrigste Goldkurs der
Geschichte).
Auch in den USA stammen die meisten PolitikerInnen
aus den wohlhabenderen Schichten.
Fast 50% der Mitglieder des Kongresses (= Senat und
House of Representatives) sind Dollarmillionäre.
Das mittlere Privatvermögen der Senatoren beträgt rund
2,6 Mio Dollar.
Wie erfolgt die Finanzierung der enorm hohen
Kosten für den Wahlkampf?
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MATERIAL 4
Non-Citizen Troops In The U.S. Military
In the decade since the attack of September 11 [2001], the U.S. armed forces have signed up more than
70,000 non-citizen recruits, and those recruits have stayed in the armed forces longer than their citizen
counterparts, at a time the military had trouble finding recruits and resultantly relaxed their usual standards.
According to CNA , which studied attrition [Abgang] data from the Defense Manpower Data Center, only 4
percent of non-citizens have been discharged within three months of entering active service, compared to 8.2
percent of citizen enlistees. After three years, 16 percent of non-citizens left before completing initial service
obligations, while 28 percent of citizens were able to leave. And the gap increases every four years, with 32
percent of citizens being discharged while only 18 percent of non-citizens were.
“These findings are consistent with the anecdotal evidence we gathered in our interviews of recruiters and
non-citizen recruits,” wrote researchers Molly F. McIntosh and Seema Sayala. “The interviews revealed that,
relative to citizen recruits, non-citizen recruits generally have a stronger attachment to serving the United
States, which they now consider ‘their country,’ and (they) have a better work ethic.”
Because the lower attrition rate helps the military save on recruiting and training costs, the report
recommends that the military branches create strategies to recruit more non-citizens, especially with the
economy improving and recruiting becoming more difficult.
And with falling fertility rates in the U.S., “the only source
of net growth in the U.S. recruiting-age population is
projected to be immigration,” according to the report.
Immigrants can enlist if they have legal permanent
resident status, the education equivalent of a high school
diploma, and can speak acceptable English. And in July
2002, President George W. Bush signed an executive order
to make any non-citizen recruit eligible for U.S. citizenship
after one day of honorable service during times of war.
Without citizenship, members cannot gain security
clearance, limiting the enlisted slots they can fill.
CNA’s statistics underscore the key role immigrants have in the U.S. military. [...] Rather than trying to
discourage immigration or barring paths to citizenship for people who want to serve their adopted country,
lawmakers and military officials should take this as an opportunity to increase recruitment of immigrants and
let them become U.S. citizens.
CNA is the Center for Naval Analyses is a federally funded research and development center (FFRDC)
for the Navy and Marine Corps. The Center provides research and analyses services to help improve the
efficiency and effectiveness of U.S. national defense efforts.
Quelle: http://thinkprogress.org/justice/2012/01/18/405460/non-citizen-troops-stay-in-the-usmilitary-longer-than-citizens-according-to-attrition-data [June 2012]
MATERIAL 5 - SENATOR BERNIE SANDERS ON INCOME AND WEALTH INEQUALITIY
Video: https://www.youtube.com/watch?v=VePpQBCbKBw
Today, we live in the richest country in the history of the world, but that reality means little because much of
that wealth is controlled by a tiny handful of individuals.
The issue of wealth and income inequality is the great moral issue of our time, it is the great economic issue of
our time, and it is the great political issue of our time. America now has more wealth and income inequality
than any major developed country on earth, and the gap between the very rich and everyone else is wider than
at any time since the 1920s.
The reality is that since the mid-1980s there has been an enormous transfer of wealth from the middle class
and the poor to the wealthiest people in this country. That is the Robin Hood principle in reverse. That is
unacceptable and that has got to change.
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Machtstrukturen und Herrschaftsformen zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Antikes Rom - USA
There is something profoundly wrong when the top one-tenth of one percent owns almost as much wealth as
the bottom 90 percent.
“Just as the commandment ‘Thou shalt not kill’ sets a clear limit in order to safeguard the value of human life,
today we also have to say ‘thou shalt not’ to an economy of exclusion and inequality. Such an economy kills.
How can it be that it is not a news item when an elderly homeless person dies of exposure, but it is news when
the stock market loses two points?” – Pope Francis
There is something profoundly wrong when 58 percent of all new income since the Wall Street crash has gone
to the top one percent.
Despite huge advancements in technology and productivity, millions of Americans are working longer hours
for lower wages. The real median income of male workers is $783 less than it was 42 years ago; while the real
median income of female workers is over $1,300 less than it was in 2007. That is unacceptable and that has got
to change.
There is something profoundly wrong when we have a proliferation of millionaires and billionaires at the same
time as millions of Americans work longer hours for lower wages and we have the highest childhood poverty
rate of nearly any developed country on earth.
There is something profoundly wrong when one family owns more wealth than the bottom 130 million
Americans.
The reality is that for the past 40 years, Wall Street and the billionaire class has rigged the rules to redistribute
wealth and income to the wealthiest
and most powerful people of this
country.
This campaign is sending a message to
the billionaire class: “you can’t have it
all.” You can’t get huge tax breaks
while children in this country go
hungry. You can’t continue sending
our jobs to China while millions are
looking for work. You can’t hide your
profits in the Cayman Islands and
other tax havens, while there are
massive unmet needs on every corner
of this nation. Your greed has got to
end. You cannot take advantage of all
the benefits of America, if you refuse
to accept your responsibilities as Americans.
AS PRESIDENT, SENATOR BERNIE SANDERS WILL REDUCE INCOME AND
WEALTH INEQUALITY BY:
1. Demanding that the wealthy and large corporations pay their fair share in taxes. As president, Sen. Sanders
will stop corporations from shifting their profits and jobs overseas to avoid paying U.S. income taxes. He
will create a progressive estate tax on the top 0.3 percent of Americans who inherit more than $3.5
million. He will also enact a tax on Wall Street speculators who caused millions of Americans to lose their
jobs, homes, and life savings.
2. Increasing the federal minimum wage from $7.25 to $15 an hour by 2020. In the year 2015, no one who
works 40 hours a week should be living in poverty.
3. Putting at least 13 million Americans to work by investing $1 trillion over five years towards rebuilding
our crumbling roads, bridges, railways, airports, public transit systems, ports, dams, wastewater plants, and
other infrastructure needs. [...]
For more: https://berniesanders.com/issues/income-and-wealth-inequality/

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