Decken, Daunen, Milben: Bettirrtümer

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Decken, Daunen, Milben: Bettirrtümer
Decken, Daunen, Milben: Bettirrtümer
(aus Sendungen im BR)
Von Antje Samiralow
Stand: 11.10.2010
Hygiene im Schlafzimmer ist mehr als nur eine Frage der Sauberkeit. Für Menschen, die auf
Hausstaubmilben reagieren - und das sind immerhin fünf Prozent der Bevölkerung- ist das
schlicht eine Frage der Gesundheit! Tipps, was man gegen die lästigen Bettgenossen tun kann,
gibt's hier.
Hausstaubmilben sind 0,3 mm kleine Spinnentiere und lieben es warm und wohlig. Bevor der Mensch
anfing, seine Häuser zu beheizen und Fenster und Türen zu verriegeln, sodass es das ganze Jahr
über gleichmäßig warm ist, lebten die Milben vorwiegend in Vogelnestern und im Gefieder der Vögel.
Seit es bei uns zuhause so schön kuschelig ist, haben sie es sich in unserer Nähe bequem gemacht
und zwar dort, wo sie die meiste Nahrung finden: in unseren Betten. Denn Milben leben von unseren
Hautschuppen. Da sich unsere Haut permanent regeneriert, stoßen wir die abgestorbenen Hautzellen
regelmäßig ab. Das ergibt etwa 0,5 bis 1 Gramm pro Tag und Mensch.
Bildunterschrift: Nackte Haut - da gehen viele Hautschüppchen direkt ins Bett
Das Bett - der optimale Futternapf
Natürlich verlieren wir Hautschuppen nicht nur im Bett, sondern wir verteilen sie, wo immer wir uns
auch hinbewegen. Im Bett verbringen wir allerdings soviel Zeit wie an kaum einem anderen Ort.
Zudem haben das Gesicht, aber auch Hände und Füße - und im Sommer noch viel mehr Körperfläche
- direkten Kontakt zum Bettlaken. Daher ist das Bett der optimale Futternapf für die Milben. Bis zu
zehn Millionen Milben leben in einer einzigen Matratze.
Hausstaubmilbenallergie
Die Betroffenen reagieren jedoch nicht auf die Milben selbst, sondern auf deren Kot. Die allergischen
Reaktionen reichen von verstopfter Nase, über Juckreiz in Augen und Nase, Niesanfällen bis hin zu
Atemnot und Asthma. Auch eine Neurodermitis kann sich deutlich verschlechtern. In der Regel treten
die Symptome während der Nacht und in den frühen Morgenstunden auf. Während des Tages sind
die Betroffenen meist symptomfrei. Um die Belastung durch Milben und Milbenkot so gut als möglich
zu reduzieren, ist es unerlässlich, das Bett gut zu pflegen.
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Daunen
Grundsätzlich ist es egal, welches Material man für eine Decke wählt. Wichtig ist in erster Linie, dass
die Decke waschbar ist. Früher waren Daunendecken nicht waschbar und mussten in die Reinigung
gebracht werden, was ziemlich teuer war. Abgesehen davon waren Daunenbetten früher meist
ziemlich schwer. Moderne Daunendecken sind sogenannte Kassettendecken. Es gibt sie in
verschiedenen Gewichtsklassen und man kann sie in aller Regel bei 60° waschen. Bei dieser
Temperatur sterben die Milben ab und können keinen neuen Kot produzieren. Deshalb sollte beim
Kauf grundsätzlich auf das Wäschezeichen geachtet werden. Allergiker sollten die Decke alle vier
Wochen waschen, um so den Fortpflanzungszyklus der Milben zu unterbrechen. Nach dem Waschen
muss die Decke im Trockner getrocknet werden. Das ist keine Frage der Betthygiene, sondern der
Pflege der Daunen.
Das Bettklima
Um den Milben den Nährboden zu entziehen, sollte das Schlafzimmer immer gut gelüftet und
tendenziell zu kühl als zu warm sein. Milben mögen es nicht, wenn es kalt ist. Wichtig für ein gutes
Bettklima ist auch, dass Bettdecke und Kissen regelmäßig gelüftet werden. So kann der
Körperschweiß besser verdunsten und das Gewebe trocknen.
Wer jedoch an einer Pollenallergie leidet, sollte sein Bett nicht im Freien lüften. Die winzig kleinen
Pollen, die fast das ganze Jahr über fliegen, gelangen so auf die Bettwäsche und garantieren den von
Pollen gepeinigten Allergikern wahre Alpträume.
Möglichst nicht schwitzen
Grundsätzlich sollte man vermeiden, im Bett zu schwitzen, und zwar nicht nur, weil sich Milben im
feuchtwarmen Mikroklima so wohl fühlen. Wer nachts schweißgebadet im Bett liegt und womöglich die
Bettdecke von sich streift, liegt quasi nass im Bett und läuft Gefahr, sich eine Erkältung zu zuziehen.
Deshalb sollte nicht nur auf die Qualität der Decke geachtet werden, sondern auch auf ihr Gewicht.
Ein Sommerbett der Größe 2,00 m x 1,35 m sollte nicht viel mehr als 200 g wiegen, ein Winterbett
nicht mehr als 700-800 g.
Da wir ohnehin in der Nacht Flüssigkeit verlieren, bis zu 700 g, und auf diesem Wege permanent
Feuchtigkeit in unser Bett gelangt, ist es wichtig, in möglichst atmungsaktiven Materialien zu schlafen.
Das sind unter anderem Daunen, Baumwolle, hochwertige Kunstfasern, Kapok und Wolle.
Es bietet sich beispielsweise an, ein sogenanntes Unterbett aus Wolle zu verwenden. Das absorbiert
den Körperschweiß und verhindert, dass er in die Matratze gelangt. Ideal sind Unterbetten aus Wolle.
Wolle nimmt bis zu 33 Prozent seines Eigengewichtes an Wasser auf. Der einzige Nachteil: Wolle
muss gereinigt werden. In punkto Reinigung sind Moltons aus kochfester Baumwolle eindeutig besser,
auch wenn Baumwolle nur 20 Prozent seines Eigengewichtes an Wasser aufnehmen kann.
Zum Schluss noch ein paar Pflegetipps für Ihr Bett:
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Die Bettwäsche sollte alle zwei Wochen gewechselt werden. Wenn man stark schwitzt, je
nach Bedarf, noch häufiger.
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Bei dieser Gelegenheit sollte die Matratze gründlich abgesaugt werden. So werden die an der
Oberfläche befindlichen Hautschuppen beseitigt und den Milben wird die Nahrungsquelle
entzogen. Wer stark allergisch reagiert, sollte das Saugen lieber einem nicht allergischen
Familienmitglied überlassen. Der aufgewirbelte Staub und die darin enthaltenen Milbenkotpartikel
könnten zu heftigen Reaktionen führen.
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Der Bettkasten bzw. der Lattenrost sollte mit einem feuchten Tuch gereinigt werden. So
werden auch die Milben beseitigt, die sich unter der Matratze verstecken. Abgesehen davon, sollte
die nähere Bettumgebung möglichst staubfrei gehalten werden.
Wer will, kann seine Matratze mit einem Antimilbenspray behandeln. Die meisten
Antimilbensprays enthalten Neem, was den Milben angeblich zusetzen soll. Allerdings ist diese
milbenabtötende Wirkung nicht eindeutig nachgewiesen. Und die Sprays wirken nur an der
Oberfläche. In die Untiefen der Matratze dringen sie nicht vor.
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