Jever in alten und neuen Bildern

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Jever in alten und neuen Bildern
Gester n
und
Heute
präsentiert von der:
Jever in
alten und
neuen Bildern
Folge 9 im Februar 2013
Historischer Streifzug in Bildern mit der
Die
– Das Beste am Morgen!
Karl-Ernst Behre
Die Geschichte
der Landschaft
um den Jadebusen
Karl-Ernst Behre
schaft
Die Geschichte der Land
um den Jadebusen
n – Wesermarsch
Friesland – Wilhelmshave
Nur wenige Landschaften Deutschlands
haben eine solch faszinierende
Geschichte wie der Jaderaum, wo
Natur und Mensch sich in ständiger
gegenseitiger Abhängigkeit befinden.
Durch die jahrzehntelangen Arbeiten des
Niedersächsischen Instituts für historische
Küstenforschung in Wilhelmshaven ist
dieses Gebiet besser erforscht als alle
anderen deutschen Marschgebiete.
In diesem Band werden die alten
und neuen Erkenntnisse zur Naturund Landschaftsgeschichte im
Zusammenhang dargestellt und
in allgemeinverständlicher Weise
aufbereitet.
Es entstand eine Landschafts- und
Siedlungsgeschichte, in der die
vielfachen Beziehungen zwischen
den einzelnen Teilgebieten, die die
Küstenforschung kennzeichnen,
deutlich sichtbar werden.
Zahlreiche, vielfach neu erstellte
Grafiken und andere Bilder illustrieren
die Geschehnisse in unserem
Lebensraum von den ältesten Zeiten
bis heute.
280 Seiten mit 248 farbigen
und 26 s/w-Abbildungen
sowie 4 Faltkarten
E
24.80
Erhältlich in der Schalterhalle der
Parkstraße 8 · 26382 Wilhelmshaven
Telefon (0 44 21) 4 88-0 · Fax (0 44 21) 4 88-2 58 sowie in allen Buchhandlungen
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23. Februar 2013
Gester n
und
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 3
Des Fräuleins goldene Linie
Das Jeverland ist ein
beredtes Beispiel für
die jahrhundertelange
deutsche Kleinstaaterei – allerdings mit besonderen Vorzeichen.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Wenn die Jeveraner auf
ihre Geschichte zurückblicken, dann ist
ihr Lokalpatriotismus
durchaus angebracht.
Der Name der Stadt ist
deutschlandweit bekannt: Das Bier der
Premium-Marke rinnt
allerorten hektoliterweise durch die Kehlen. Berühmte Geistesgrößen
haben in Jever ihre Wurzeln, wie
Seetzen, Vieth, Schlosser, von
Thünen, Mitscherlich und Jaspers. Und beeindruckende Frauen haben Jever regiert: Das
Fräulein Maria (1500 - 1575),
Die Drostenstraße in Jever einst und jetzt.
FOTO: WZ-BILDDIENST/SIEFKEN
das ab 1531
Landesherrin war und sich gegen das ostfriesische Grafenhaus behauptete, später die „ferne Fürstin“,
Russlands Kaiserin Katharina
die Große (1729 - 1796).
Nur während Marias Regentschaft war Jever Regierungs-
sitz, später aber immerhin der
Verwaltungs- und wirtschaftliche Mittelpunkt des Jeverlandes, stets wichtiger Markt- und
Handelsplatz, einige Zeit Hafen, lange Zeit Sitz einer Garnison. Es hat eines der ältesten
Gerichte und Gymnasien in der
Region, und zahlreiche Bau-
denkmale wie das Schloss mit
seiner berühmten Kassettendecke und das Grabmal für den
Häuptling Edo-Wiemken, den
Vater des Fräulein Maria, beides im Stil der niederländischen Renaissance. Es gibt
einen uralten Schützenverein,
verwinkelte Gassen mit altem
Pflaster und sehr schöne Traditionsgasthäuser.
Und weil dies alles und noch
viel mehr so schön und liebenswert ist, macht es die Jeveraner
zu Recht stolz. Den Sinn für die
Eigenartigkeit ihrer Stadt haben sie zu allen Zeiten bewahrt,
auch als es um die Kreisreform
1972 ging, als Jever den Kreissitz verlieren sollte; damals zogen sie noch einmal eine „Goldene Linie“ – bis hierhin und
nicht weiter.
Auf den folgenden Seiten
wollen wir Sie, liebe Leser, auf
einen Streifzug durch das alte
Jever einladen und sie vielleicht
ein wenig neugierig auf seine
Geschichte machen.
Die neue
Runde des
Gewinnspiels
In diesem Heft lesen Sie:
JEVER/SI – Als Leser der Wil-
Eine Burg für den Häuptling
4
Stadtkirche – ein Raub der Flammen
6
Brunnen sprudelt für Brauer
7
Städtisches Kneipen-Monopol
8
Schlachte – Jevers Tor zur Welt
10
Lesenswertes über Jever
11
Großer Auftrieb auf dem Markt
12
Apotheken mit langer Tradition
14
Schütting wich Sparkassenbau
15
Richter für Stadt und Land
16
Ältestes Bürgerhaus Jevers
18
Das Spritzenhaus neben der Stadtkirche
18
Vom Armen- zum Krankenhaus
19
Grund gelegt für viele Karrieren
20
Scheibe und Vogel zum Ziel
22
Türme in wechselnden perspektiven
23
Schutzwall gegen Ostfriesen
24
Jevers Dichter und Denker
25
Wind beflügelte Gewerbefleiß
26
helmshavener Zeitung sind Sie
herzlich eingeladen, am Suchund Gewinnspiel teilzunehmen.
Am kommenden Dienstag, 26.
Februar, veröffentlicht die Wilhelmshavener Zeitung den Gewinncoupon mit den Platzhaltern für die Suchbilder, die vom
Dienstag, 26. Februar, bis Freitag, 8. März in jeder Ausgabe
der WZ“versteckt“ werden.
Es gilt, diese Bildchen auszuschneiden und auf dem Gewinncoupon auf die richtige
Stelle zu kleben. Wer das vorliegende Heft aufmerksam liest,
wird die richtige Lösung leicht
finden. Aus den bis zum 12.
März eingesandten, mit den Bildern richtig beklebten Coupons
werden zehn Gewinner ausgelost:
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Seite 4 · Wilhelmshavener Zeitung
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23. Februar 2013
Eine Burg für den Häuptling
Fräulein Maria baute
die Burg zu ihrem repräsentativen Herrschaftssitz aus. Nach ihr regierten im Jeverland
nur „ferne Fürsten“ .
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Das Schloss ist das
Wahrzeichen von Jever. Sein
Zwiebelturm überragt die Stadt und
ist weithin sichtbar. Heute eines
der am besten frequentierten Heimatmuseen
in
Niedersachsen,
war es zu Beginn
Häuptlingsburg,
später Wohn- und
Regierungssitz
des
Fräulein
Maria, dann Sitz
des Drosten, der das Jeverland
im Auftrag „ferner Fürsten“ verwaltete. Es ist der gemauerte
Herrschaftsanspruch
und
scheint irgendwie ein bisschen
zu groß für das kleine Ländchen, über das von hier aus regiert wurde. Doch die Jeverländer waren seit jeher streitbar
um ihre Unabhängigkeit bemüht, sowohl militärisch vornehmlich gegen die Ostfriesen,
als auch politisch und in repräsentativer Hinsicht.
Doch warum brauchten die
Jeveraner überhaupt Burg und
Schloss und wie kam es zu dieser Herrschaft Jever? Schauen
wir einmal kurz ziemlich weit zurück ins Mittelalter:
Die Wiederbesiedlung des
Küstenraumes nach der Völkerwanderungszeit setzte im 7.
und 8. Jahrhundert ein. Dass
aber auch schon tausende Jahre vorher hier Menschen gewohnt hatten, beweisen archäo-
„Gestern und Heute – Jever in alten und neuen Bildern“, – Sonderbeilage der „Wilhelmshavener Zeitung“. Redaktion: Hartmut Siefken.
Anzeigen: Thomas Schipper. Verlag
und Druck: Brune-Mettcker-Druckund Verlagsgesellschaft mbH, Parkstraße 8, 26382 Wilhelmshaven,
Postfach 1265, 26352 Wilhelmshaven.
Die Zeitung ist in all ihren Teilen urheberrechtlich geschützt. Ohne
vorherige Genehmigung durch den
Verlag dürfen diese Zeitung oder
Das Schloss zu Jever – ein durch Jahrzehnte unverrückbares
Bild.. Mit seinem von einer barocken Zwiebelkuppel gekrönten
Wehrturm ist es Wahrzeichen der Stadt.
FOTO: WZ-BILDDIENST
logische Funde aus der Stein-,
Bronze- und Eisenzeit. 1850
stießen Arbeiter, die die Prinzengraft schlöteten, auf Klum-
alle in ihr enthaltenen Beiträge und
Abbildungen weder vervielfältigt
noch verbreitet werden. Dies gilt
ebenso für die Aufnahme in elektronische Datenbanksysteme und
die Vervielfältigung auf CD-Rom.
Telefon (0 44 21) 488-0, Telefax
allgemein (0 44 21) 488 259, Telefax Redaktion (0 44 21) 488 430,
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258.
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pen römischer Silbermünzen
mit Bildnissen der Kaiser Trajan
und Hadrian (1. u. 2. Jhdt. n.
Chr.).
Zu jener Zeit wie auch später
trieben die Menschen in dieser
Gegend regen Handel. Über
Nordsee, Ems und Weser und
die alten Heerwege waren sie
offensichtlich recht gut mit den
anderen Nord- und Ostseeanrainern vernetzt.
Im 10. Jahrhundert gab es in
Jever eine Münzstätte. Zu jener
Zeit gehörte Jever zum Herrschaftsgebiet der Billunger,
die ihren Stammsitz in Lüneburg hatten. Die Oldenburger
Grafen wurden ihre Rechtsnachfolger, doch ist es diesen
nicht gelungen, ihre Ansprüche
Die geschnitzte Kassettende­
cke im Audienzsaal des
Schlosses. FOTOS: SCHLOSSMUSEUM
im Jeverland durchzusetzen. An
der Küste herrschte die „friesische Freiheit“, die Friesen
schon seit karolingischer Zeit
gewährt war: Die Menschen in
den „sieben Seelanden“ von
der Lauwers bis an die Weser,
die hier auf eigener Scholle lebten, wählten jährlich ihre Richter, die Redjeven. Es war eine
Art Gefolgschaftssystem, in
dem die mächtigeren
Fortsetzung auf Seite 5
23. Februar 2013
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präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 5
Wall und Graben
sicherten einst
das Schloss
Fortsetzung von Seite 4
Familienverbände konkurrierten
und sich nicht selten befehdeten. Einige bauten sich Steinhäuser oder Türme, besetzten
Kirchen, um ihre Machtansprüche durchzusetzen. Auswärtige
Herren erkannten diese streitbaren Völkchen nicht an. Mit
ihren landwirtschaftlichen Produkten und dem Handel über
See lebten sie im 12. und 13.
Jahrhundert in relativem Wohlstand.
Maria von Jever (inks) ließ die Kassettendecke im Audienzsaal des Schlosses
anfertigen.
FOTO: WZ-BILDDIENST/SCHLOSSMUSEUM
Doch dann kam es dicke:
Deichbrüche, Flutkatastrophen
und die verheerende Pest
1349/50 schwächten die Bevölkerung und bereiteten den
Boden für die Häuptlingsherrschaft: Die stärksten Familienverbände setzten sich endgültig
durch und es gelang ihnen, ihre
örtliche Macht zum dynastischen Besitz auszubauen.
So bestimmten die Rüstringer 1350 den aus Dangast
stammenden Edo Wiemken den
Älteren (gest. 1415) zu ihrem
Häuptling, neun Jahre später
hatte er sich auch in Östringen
und Wangerland durchgesetzt;
erstmals war damit das Gebiet
des heutigen Jeverlandes unter
einer Führung vereint. Wahrscheinlich hat Edo Wiemken in
Jever eine Burg errichtet.
Die Siedlung Jever, Endpunkt
eines alten Handelsweges mit
Zugang zum Meer, war ein reger
Handelsplatz. Hier hatten sich
schon bislang die Redjeven
Östringens und Wangerlands
getroffen. Die
wohlhabenden Landesgemeinden
weckten die
Begehrlichkeit
der ostfriesischen Häuptlinge.
Edo
Wiemkens Enkel Sibet, der
der
jeverschen Befestigung eine Vorburg
hinzufügt, wird von
Ocko
tom
Brok geschlagen, Jever niedergebrannt.
Doch Ocko unterliegt 1426 im
Konflikt mit dem in Leer ansässigen Häuptling Focko Ukena,
und so beginnt Sibets Nachfolger, sein Halbbruder Hajo Harlda, ab 1428 mit dem Wiederaufbau der jeverschen Burg. Er
ließ einen rund 28 Meter hohen
Turm errichten. Sein Sohn Tanno Duren (gest. 1468) und sein
Enkel Edo Wiemken der Jüngere (gest. 1511) erweiterten die
Burganlage: Den mächtigen
Wehrturm umgibt seitdem eine
vierflügelige
Schlossanlage.
Sie wurde von Wassergräben
und Wällen gesichert. Der äußere Graben, die heutige
Schlossgraft ist noch erhalten,
der innere Graben des Wasserschlosses, wurde in den 20erJahren des 19. Jahrhunderts
wieder verfüllt.
Edo Wiemkens Tochter Maria
(1500 - 1575), die seit 1534 regierte, baute das Schloss im
Stil der Renaissance aus. Sie
veranlasste beträchtliche Erweiterungen der alten Wasser-
burg und den Innenausbau zum
repräsentativen Schloss. Der
„kleine Zwinger“, ein Eckturm,
entstand 1572, der „große
Zwinger“, heute Eulenturm genannt, nach ihrem Tod bis
1581. Maria ließ auch die berühmte, in Eiche geschnitzte
Kassettendecke des Audienzsaals im Stil der niederländischen Renaissance anbringen.
Kinderlos geblieben, vererbte sie das Jeverland ihrem Vetter, dem Grafen Johann von OlAnzeige
denburg. Dessen Nachfahre Anton Günther vermachte das Jeverland nach seinem Tode
1667 seiner Schwester Magdalene von Anhalt-Zerbst. Dem
Zerbster Fürsten Johann August
verdankt der Schlossturm seine barocke Kuppel. Sie wurde
zwischen 1731 und 1736 gezimmert.
An die russische Herrschaft
in Jever von 1793 bis 1806 erinnert das Bild von Zarin Katha-
rina der Großen (1729 - 1796)
im Audienzsaal des Schlosses.
Als Anhalt-Zerbster Fürstentochter hatte sie das Jeverland
1793 geerbt.
Nach der napoleonischen
Zeit (seit 1807) fiel das Jeverland 1818 an das Großherzogtum Oldenburg. Die Oldenburger Herzöge nutzten das
Schloss als Nebenresidenz, ließen aber die alten Verteidigungsanlagen abbrechen, auch
einen großen Teil der ehemaligen Wirtschaftsgebäude der
Vorburg abreißen und die
Schlossinsel in einen Landschaftsgarten verwandeln.
Als die Jever so fernen Fürsten in der jungen Republik ausgedient hatten, zog 1921 der
Verein für Jeversche Alterthumskunde, der sich 1886 gegründet hatte, mit seiner
Sammlung in einige Räume des
Schlosses ein. Heute beherbergt das Schloss, das in den
Besitz des Landes Niedersachsen übergegangen ist, das von
einem Zweckverband getragene
Heimatmuseum. In ihm „regiert“ die Schlossherrin Prof.
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Seite 6 · Wilhelmshavener Zeitung
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Stadtkirche: Raub der Flammen
Mit Grausen erinnern
sich die Jeveraner an
den Brand ihrer schönen Stadtkirche 1959.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Mitten in der jeverschen
Altstadt erhebt sich die wuchtige Stadtkirche, sichtbar noch
relativ jungen Datums. Sie wurde 1963
nach
dem Entwurf des
Hannoveraner
Architekten Prof.
Dieter
Oesterlen
errichtet.
Die alte Markttag auf dem
Stadtkir- der 60er­Jahre.
che war
in der Nacht zum 1. Oktober
1959 ein Raub der Flammen geworden -- und mit ihr wertvolle
Kunst der Barockzeit, wie der
Retabelaltar, die Kanzel und die
von Adam Berner aus Minden
gebaute größte Orgel des Jeverlandes. Erhalten werden konnte
der Choranbau mit dem 1556
errichteten, kunstgeschichtlich
wertvollen
RenaissanceGrabdenkmal für den Häuptling Edo Wiemken (um 1454 1511). Alten Jeveranern sitzt
der Schreck der Oktobernacht,
als das Feuer wie eine riesige
Fackel über die Dächer der Altstadt leuchtete und auch sie gefährdete, noch in den Knochen.
Es war nicht der erste Kirchenbrand in Jever. Bereits
1382, 1532 und 1728 vernichtete Feuer die an dieser Stelle
stehenden Gotteshäuser. Die
ersten beiden Brände hatten
ihre Ursache in kriegerischen
Auseinandersetzungen, 1728
und 1959 brannte es „aus Versehen“.
Der Anbau mit dem Edo-Wiemken-Grabmal überstand den Brand 1959. Links der
Neubau, rechts die Markthallen.
FOTO: WZ-BD
Gleich
nach
dem
Brand
von
1728 machKirchplatz Mitte te man sich
FOTO: ARCHIV ANDERSEN an den Wiederaufbau.
Acht Jahre später konnte das
Gotteshaus, das in der Form
eines griechischen Kreuzes gebaut war, geweiht werden. Die
Kanzel aus dem selben Jahr
entstammte einer Stettiner
Werkstatt. Sie war ein Geschenk von Christian August
von Anhalt-Zerbst, dem preußischen Gesandter und Gouverneur von Stettin, Vater der späteren russischen Kaiserin Katharina II. Der jeversche Kammerpräsident Ulrich Lohe stiftete 1746 den Taufstein, der den
Brand von 1959 überstand und
sich in der neuen Stadtkirche
wiederfindet.
Ein Vermögen von 3000 Talern kostete die mit einem reich
verzierten Prospekt versehene
Orgel. Ihren voluminösen Klang
verdankte sie 2735 Pfeifen, die
mit Hilfe von acht Bälgen „beatmet“ wurden. Die 42 Zinn-Orgeln aus dem Prospekt wurden
im Ersten Weltkrieg für Kriegszwecke requiriert.
Ohne die großzügigen Geldspenden des in Amsterdam zu
Reichtum gekommenen Kaufmanns Diederich Garlichs, dessen Bruder anhalt-zerbstischer
Regierungsrat in Jever war, hätten die Jeveraner allerdings dieses große Instrument nicht finanzieren können.
1765 wurde der Altar durch
ein großes Retabel vervollständigt. Die begüterte und verwitwete „Frau Hofapothekerin“ Helene Toelicken hatte den Bildaufsatz, dessen zentrales Motiv die Kreuzigungsszene
war,
gestiftet. Eine Brand-
mauer trennte, Gott sei Dank,
das dahinter liegende Grabdenkmal Edo Wiemkens vom
Kirchenraum.
Abseits der Kirche stand der
Glockenturm. 1564 bis 1877
war dies ein hölzernes Gebilde,
rund 30 Meter östlich des heutigen Turmstandortes. 1876 wurde der erste Klinker-Glockenturm errichtet. Er war 20 Meter
hoch. Bei den Ausschachtungsarbeiten für das Fundament
stieß man auf die Überreste
ehemaliger Friedhöfe. Seine
heutige neugotische Gestalt erhielt der Turm 1902. Gleichzeitig erhöhte man ihn um 32 Meter.
Durch die erhalten gebliebenen Sandsteinportale der alten
Kirche betritt man heute das
moderne Gotteshaus. Es wird
erhellt durch die zehn großen
Glasbetonwände nach dem
künstlerischen Entwurf von Helmut Lander aus Darmstadt. Die
Orgel stammt aus der Wilhelmshavener Führer-Werkstatt.
Zum Bedauern mancher Jeveraner existieren die ehemaligen Markthallen rund um die
Kirche nicht mehr. Sie wurden
nach dem Neubau der Kirche
abgerissen.
Die Stadtkirche auf einer
alten Postkarte.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Reichhaltige
Auswahl an
Frühlingsblühern!
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Die Straßen und Wege auf dem Kirchplatz wurden erst vor wenigen Jahren saniert.WZ-FOTO: LÜBBE
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 7
Brunnen sprudelt für Brauer
Bestes Brunnenwasser
sprudelt fürs Friesische
Brauhaus. Diedrich
König gründete das
Unternehmen 1848.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – International bekannt
gemacht hat den Namen Jever
die Brauerei des Städtchens.
Dem Jeverländer stellen sich
zwar die Nackenhaare hoch, wenn
im
MarketingSprech das W in
der Namensmitte
erklingt, doch möglicherweise hat es
tatsächlich den Absatz, gewollt oder
ungewollt, befördert. Jever Pilsener ist eines der absatzstärksten Biere in der Republik, das
Friesische Brauhaus das Flaggschiff unter den Brauereien der
zum Oetker-Konzern gehörenden Brau- & Brunnen-Gruppe.
Gründungsjahr der Brauerei
ist wahrscheinlich 1848. Der
Gastwirt Diedrich König aus
Loga in Ostfriesland, Sohn
eines Deich- und Wegeaufsehers, braute zunächst in der
Neuen Straße sein eigenes
Bier, wie es damals viele Gastwirte taten, um sich schließlich
ganz auf das Bierbrauen zu verlegen. Sein Sohn Diedrich König jun. übernahm das väterliche Erbe und baute 1855 an
der Pferdegraft eine neue und
größere Brauerei, um hier fortan das beliebte „bairische Lagerbier“ herzustellen.
Diedrich König verkaufte
sein Unternehmen 1867 an August Heinrich Theodor Fetköter, der aus einer Gastwirtsfamilie aus Uslar an der Weser
stammte und nach Jever einheiratete. Unter dem arbeitsamen
Fetköter vergrößerte sich die
Brauerei erheblich. Fetköter
setzte auf Qualität, auch bei der
Gestaltung der Flaschen, die
mit dem Hauswappen versehen
waren. Er warb in Anzeigen für
sein „hochfeines Bier nach Pilsener Methode“ und baute den
Fuhrpark aus. 40 Gespanne mit
80 Pferden brachten das Bier
zu den Abnehmern im Jeverland, aber bald auch zu den Tausenden Hafenbauarbeitern an
der Jade. Deren durstige Kehlen garantierten in jener Zeit
auch den Absatz der Wilhelmshavener Aktienbrauerei in Heid-
Die Brauerei in den 50er­Jahren und heute.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN/WZ-BILDDIENST - LÜBBE
mühle und
der Accumer
St.-JohanniPrivatbrauerei. Seit 1925 waren auch die
ersten motorbetriebenen Lastwagen Fetköters unterwegs.
1880 stellte Fetköter seine
Braustätte von Hand- auf Maschinenbetrieb umgestellt und
baute ein Sudhaus, 1892 folgte
ein eigenes Elektrizitätswerk,
später kam ein Eiswerk hinzu.
Nichtsdestoweniger „erntete“
man im Winter weiterhin Eis aus
den Graften. Grundlage des Erfolges der jeverschen Brauerei
aber ist ihr gutes Wasser. Dieses bezieht sie seit 1894 von
einem betriebseigenen ergiebigen Brunnen in Siebetshaus,
von wo eine dreieinhalb Kilometer lange Rohrleitung nach Jever verlegt wurden.
Der Geschäftsumfang der
Brauerei war bis 1904 derart
gewachsen, das Fetköter die
Einzelfirma in eine GmbH umwandelte. Der Unternehmer
starb 1908. Der Prokurist Gerhard Arends wurde zum Geschäftsführer bestellt. Später
trat auch Fetköters Sohn Theodor jun. in die Geschäftsführung ein. Doch er starb 35-jährig 1916 den Soldatentod.
Der Erste Weltkrieg geriet für
das Unternehmen zur Durststrecke. Der Mangel allenthalben erstreckte sich auch auf die
Versorgung mit Braugerste.
Viele Brauereien überstanden
diese Zeit nicht. Zwar hatte die
Fetköter-Brauerei kurz nach
dem Krieg noch das Heidmühler
Konkurrenzunternehmen übernommen, um sie dann stillzulegen, doch verkaufte die Familie
ihr Unternehmen 1923 an die
Bavaria- und St. Pauli-Brauerei
in Hamburg. Unter deren Regie
ging es stetig aufwärts, wurde
kräftig investiert, passte man
sich mit unterschiedlichen Bieren dem Geschmack der Kunden an. 1934 wurde unter der
Anleitung des Braumeisters
Ernst Böhme erstmals das
heute so berühmte „Jever Pilsener“ gebraut.
Auch im Zweiten Weltkrieg
und in den ersten Nachkriegsjahren hatte die Brauerei unter
großem Energie- und Rohstoffmangel zu leiden. Mit der Währungsreform 1948 wuchsen
wieder die Absatzchancen. Die
Umsätze stiegen. 1950 beschäftigte die Brauerei bis zu
40 Mitarbeiter. 1951 begann
sie, im größeren Maßstab Bier
in Flaschen für den Verkauf im
Handel abzufüllen, 1958 wurde
die erste gebrauchte Abfüllanlage installiert. Heute werden
in der mehrmals erweiterten
und modernisierten Anlage bis
zu 60 000 Flaschen stündlich
abgefüllt.
Seit 1980 zählen die verspiegelten Gärtürme mit zu den
Wahrzeichen der Stadt, 1984
stand auch der dritte. Auch die
übrigen
Produktionsanlagen
wurden mit Millionenaufwand
erweitert und modernisiert.
Fernsehwerbung und die Jever-Werbeikone Olivier de Bray
stärkten die Marke, die heute
international verbreitet ist.
Wie das Land, so das Jever.
Seite 8 · Wilhelmshavener Zeitung
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1938 wurde rechts neben
dem Rathaus die neue Feu­
erwache gebaut, 1965 wich
das alte Bürgerhaus dem lin­
ken Rathaus­Anbau.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN/SIEFKEN
Städtisches Kneipen­Monopol
Das 1610 errichtete
Rathaus wurde mehrmals umgebaut und erweitert. Alt ist nur der
Renaissancegiebel.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Als die Jeveraner vor gut
400 Jahren, im Jahr 1610, ihr
Rathaus mit dem traditionellen
„Fensterbier“ einweihten, wollten sie mit diesem Repräsentationsbau vor allem Geld verdienen und den in der Stadt allenthalben ausufernden Alkoholkonsum kanalisieren. Denn sie
richteten in dem Hause eine gemütliche Weinschänke ein, deren Pächter fortan das Monopol
des Wein- und Bierausschanks
haben sollte. Dass deswegen
die eingesessenen Schankwirte bald auf dem Trockenen sitzen würden, nahm der Rat nicht
nur billigend in Kauf, es war vielmehr Sinn und Zweck des Ganzen.
Damals gehörte das Jeverland bereits einmal – von 1575
bis 1667 – zu Oldenburg, und
Graf Anton Günther verfügte
1604 auf Bitten der Jeveraner
„die Einziehung der übermäßigen Bier- und Weinschenken,
wie auch das Zapfen in der
Stadt betreffend, sind wir mit
des Raths und der Gemeinde
Vorschlahn in Gnaden zufrieden, das Bürgermeister und
Rath wegen der Stadt ein bequem Haus und Schenke zu
Wein- und Bierzapfen anrichte,
darin auch notwendige Getränke für ein- und ausländische
Leute nach Notdurft verschaffe“. An die alte Weinstube im
Rathaus, die mehr als 200 Jahre Gäste beköstigte, erinnert
noch heute der Weinhausgang,
der vom Kirchplatz hinunter zur
Großen Burgstraße führt. Das
Ausschank-Monopol aber hatte
kaum wirksamen Bestand.
Den Ratssaal schmückte
eine kunstvolle RenaissanceWandtäfelung des jeverschen
Meisters Folkhard Fremers. Die
Buchstaben und Wappen in verschiedenen Feldern weisen auf
Bürgermeister,
Statthalter,
Landrichter und Ratsherren hin.
Die Wandschränke reichten damals für die gesamte Registra-
tur aus.
1746 wurde das Rathaus
erstmals umgebaut, dabei wurde auch die Fassade verändert
und erhielt zwei Erker. Bald
nach den 300-Jahr-Feiern der
Stadt 1836 wurde der baufällig
gewordene Giebel wiederum erneuert – schlichter als der vorherige Volutengiebel, doch der
Renaissance-Stil blieb gewahrt.
102 Jahre später fiel das rechte
Nachbarhaus der Spitzhacke
zum Opfer, um Platz für die neue
Feuerwache zu machen, die an
das alte Rathaus angebaut wurde. Weitere 30 Jahre später waren Rat und Verwaltung des alten Gemäuers überdrüssig.
Das Rathaus wurde 1965 abgerissen und neu aufgebaut.
Fortsetzung auf Seite 9
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Blick die Schlossstraße hinunter Anfang des vorigen Jahrhunderts.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
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Gester n
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 9
Von Stadtrechten und Ratsordnungen
Fortsetzung von Seite 8
Nur den alten Giebel hielt man
für erhaltenswürdig, er blieb
stehen. Ältere Jeveraner erinnern sich auch noch an das alte
Bürgerhaus, das links neben
dem Rathaus stand und für die
Erweiterung der Amtsstuben
ebenfalls zur Seite geschoben
wurde.
Die Wandvertäfelung des
ehemaligen Ratssaales wurde
restauriert und in das Traditionszimmer (Trauzimmer) im
Rathaus eingebaut.
25 Jahre später rückten erneut die Bauarbeiter an. Die
Feuerwehr, die mit ihren größe-
Die kunstvolle Renaissance­Wandtäfelung des jeverschen
Meisters Folkhard Fremers befand sich bis Mitte der 1990er­
Jahre im Trauzimmer.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Wertvolle Schnitzarbeit. Die alte Vertäfelung ziert heute den
Graf-Anton-Günther-Saal.
WZ-FOTO: KNOTHE
ren Löschfahrzeugen nicht
mehr in die beengte Wache
passte, zog 1990 an ihren neuen Standort an der Wangerländischen Straße. Die Stadt
machte aus diesen Räumen
zwar nicht wieder ein Gasthaus,
aber ein „Gästehaus für Städtetourismus“ und benannte
den schönen Saal, der von dem
alten Paneelwerk und dem seit
1746 erst in die Kaserne, dann
ins Schlossmuseum ausgelagerten alten Kaminsims geprägt wird, sinnigerweise nach
dem Grafen Anton Günther.
Man stellte den alten Weinhausgang wieder her, und auch
der alte Weinkeller kam zu neuen Ehren.
Das Privileg, sich Stadt nennen zu dürfen, erlangte das
Ackerbürger-“Oppidum“ Jever
durch das Fräulein Maria, die
ihren Herrschaftsanspruch militärisch und politisch in den Jahre 1531 bis 1534 gegen das
ostfriesische Grafenhaus erkämpfte. Die Grafensöhne hatten Maria und ihrer Schwester
ursprünglich die Heirat versprochen, stattdessen aber die
Schlossburg besetzt. Marias
Glück war, das der von den Ostfriesen eingesetzte Drost Boing
von Oldersum die Seiten wechselte -- womöglich weil er sich in
Maria verguckt hatte.
Jedenfalls musste Jever, damit sich Maria sicherer fühlte
und um ihrem Herrschaftsanspruch sichtbaren Ausdruck zu
verleihen, zur befestigten Stadt
ausgebaut werden: 1536 errichtete man rund um die heutige Altstadt einen hohen Wall
mit einem Graben davor. Stadttore versperrten Ungebetenen
den Einlass. Seit diesen Tagen,
so heißt es in der Einleitung zur
Stadtrechtsbestätigung
1572, sollte „Jever eine ehrliche stadt genompt und geachtet ... werden“. Seit 1541 war
das städtische Siegel in Gebrauch. Es trägt die Buchstaben DVMG, übersetzt mit Dedit
Urbi Maria Gubernacula (Maria
gab der Stadt eine Regierung)
oder womöglich auch mit Domina Virgo Maria Geverensis
(Jungfrau Maria, Herrin Jevers).
Bürgermeister und „Olderlüde“ trafen sich zu ihren Beratungen in einem Raum im St.
Annen-Tor. Ihr alter Rats-Tisch
befindet sich heute im Schlossmuseum. Maria gewährte den
Bürgern gnädig Stadtrechte, in
denen nicht nur die städtischen
Einkünfte, sondern auch die
Lasten zur Unterhaltung der Befestigungen geregelt wurden.
Stadtluft macht frei -- dieser
Spruch galt nicht für Jever.
Drost und landesherrlicher Amthauptmann regierten stets
„durch“. Zwar waren die Bürger
von den Abgaben an den Landesherrn befreit, mussten aber
die in der Stadt stationierten
Soldaten beköstigen bzw. entsprechende Servisgelder zahlen.
Die Ratsordnung von 1614
berichtet von drei Bürgermeistern und neun Ratsherren. Wie
sie bestimmt wurden, ist nicht
recht klar. Womöglich sind sie
aus den vier Rotten, in die die
Stadt eingeteilt war und in
denen jeweils Olderlude für die
Selbstverwaltung
bestimmt
wurden, delegiert worden. Die
Bürgermeister dagegen wurden
von der Landesherrschaft eingesetzt. Doch auch auf die Besetzung der Ratsmandate
nahm die Herrschaft bestim-
menden Einfluss, zumindest
behielt sie sich vor, deren Ernennung zu bestätigen. Einmal
ins Amt gekommen, blieb man
Ratsherr bis zum Tode.
Während die Bürgermeister
ein Jahresgehalt vom Fürsten
bezogen, waren die Ratsherren
seit der Ratsordnung von 1614
an „Accidentien“ und Gebühren
beteiligt. Diese erhoben sie im
Rahmen ihrer Zuständigkeit für
die städtische Gerichtsbarkeit,
für die Marktordnung, die Überprüfung der Maße und Gewichte. Die Ratsherren kümmerten
sich um den Brandschutz und
um den guten Zustand der Brunnen, für deren Beaufsichtigung
sie die Püttmeister bestellten.
Für die Stadttore bestallte der
Rat Pförtner, und er vergab weitere Ämter, wie zum Beispiel
Stadtzimmermeister, Trommelschläger,
Büchsenschütze,
Konstabel, Wallmeister, Pestmeister, Emder Bote, Organist,
Bälgetreter, Bademutter und
Stadtschulmeister.
Immer einen Besuch wert!
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Marienstadt
Jever!
Stadt Jever · www.stadt-jever.de
Seite 10 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
präsentiert von der:
23. Februar 2013
Schlachte: Jevers Tor zur Welt
Die Schlachte war
einst der Hafen
von Jever. Händler, Handwerker
und Herbergen
prägten das Bild.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Am Rande der
Altstadt Jevers befindet
sich der ehemalige alte
Hafen. Einst, im Mittelalter, hatte Jever direkten Zugang zum Meer,
erstreckten sich doch
die Harlebucht von Norden und die Crildumerbucht von Osten bis nah
an Jever. Später, als diese großen Meeresbuchten eingedeicht waren,
führten das Tettenser
Tief und das Hookstief
nach Jever. Die Güter
wurden in Altgarmssiel
und Hooksiel umge-
Die Schlachte – Jevers ehemaliger Hafen. Klei­
nes Foto: Das Hafenbecken wurde als Spiel­
platz wieder nachgebildet.
FOTO: SIEFKEN
schlagen und
auf
Schiffen
nach Jever getreidelt.
Dieser alte
Hafen hatte für
Jever große Bedeutung, spielte sich doch
der Güterverkehr
hauptsächlich
auf
den Wasserwegen ab. Erst im
19. Jahrhundert
wurden
Straßen und
Die Schlachte um das Jahr 1900. Im Hintergrund erkennt man den Schornstein Wege im Jeverder Sägemühle.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN land befestigt
und erst dann
kam man zu jeder Jahreszeit
mit Pferdewagen oder Ochsenkarren gut voran.
Die Straße, die vom Alten
Markt von der Geesthöhe nach
IHR HAAR IST UNSERE KOPFSACHE
dort
hinunterführt,
heißt
Schlachte -- ein selten gewordeÖffnungszeiten:
nes
Wort-Denkmal.
Eine
Di. – Do. 9 – 18 Uhr
Schlacht,
sagt
Grimms
WörterFr. 8 – 18 Uhr
buch von 1854, bedeutete
Sa. 8 – 13 Uhr
einst auch Uferbefestigung,
Schlachtstraße 31
man verschlachtete ein Ufer, in26441 Jever
dem man Pfahlwerk einschlug.
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Jevers Schiffsanlegestelle war
im Mittelalter natürlich mit Holz
V
a
n
e
s
s
a Krüsmann
befestigt.
Im Zuge der Altstadtsanierung in den Jahren 1985/86
hat man die alte Bedeutung der
Schlachte baulich wieder hervorgehoben. In der schönen
Platzanlage wurde das ehemalige Hafenbecken nachgebildet,
ein Spielschiff für Kinder erinnert an die alten Lastschiffe,
der „Kai“ ist mit Holzbohlen verschalt. Eine Gastwirtschaft am
Rande des Platzes heißt noch
heute in Erinnerung an den Hafen „Zum goldenen Anker“.
Einst stand am Kai ein Kran,
mit dem die Ladung der Schiffe
gelöscht wurde. Rund um den
Hafen herrschte reges Leben,
man kehrte in den zahlreichen
Gastwirtschaften ein. Hier befanden sich die großen Handelshäuser der Ohmstede und
Mehrings, später die Baustoffhändler Habben (später Bargen) und Süßmilch. Die Süßmilchs betrieben eine Sägemühle; 1932 brannte diese ab.
Die Schlachte war das handwerkliche
Gewerbezentrum
der Stadt. Sattler, Maler
Drechsler, Schmiede, Fuhrleute, Tischler, Seiler, Korbmacher,
Mützenmacher, Bürstenmacher
und Fortsetzung auf Seite 11
23. Februar 2013
Gester n
und
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 11
Lesenswertes
über Jever
JEVER/SI – Literatur über Jever gibt es reichlich, und auf
sie stützte sich die Redaktion
auch bei ihren Recherchen.
So blätterten wir unterem in:
Fridrich Arends, Ostfriesland und Jever -- in geographischer, statistischer und besonders landwirtschaftlicher
Hinsicht, Emden 1820
Albrecht Friedrich Ludolph
Lasius, Der Französische
Kayser-Staat unter der Regierung des Kaysers Napoleon
des Großen im Jahre 1812,
Osnabrück 1813
Karl Fissen Hrsg), Tausend Jahre Jever - 400 Jahre
Stadt Jever, Festschrift aus
dem Jahr 1936
Karl Fissen, Jever - Volkskundliches aus einer kleinen
Stadt und ihrer Landschaft,
Jever 1960
Hellmut Rogowski, Verfassung und Verwaltung der
Herrschaft und Stadt Jever
von den Anfängen bis zum
Jahre 1807, Oldenburg 1967
Karl Fissen, Das alte Jever, Jever 1965
Bernhard Schönbohm, Bekannte und berühmte Jeverländer, Jever 1981
Werner Reinhardt, Franz
Czoska (Hrsg.), Justiz an der
Jade, Wilhelmshaven 1985
Wilhelmshavener Heimatlexikon,
Wilhelmshaven
1986/87
Ein Blick zurück - Beiträge
zur Geschichte des Jeverlandes, Jever 1986
Nordfriisk Instituut, Die
friesische Freiheit, Bredstedt
1990
Uwe Meiners (Hrsg), Ein
Künstlerleben im Biedermeier; Friedrich Adam Wilhelm Barnutz, Jever 1991
Rudolf Müller, Ein Bummel
durch das alte Jever, Bd. 1 3, Jever 1998
425 Jahre Mariengymnasium Jever, Jever 1998
Fritz Blume, 150 Jahre
Friesisches Brauhaus zu Jever, Jever 1998
100 Jahre Jeverland - von
1900 bis 2000, Jever 1999
Antje Sander (Hrsg.),
Maria von Jever, Oldenburg
2000
Antje Sander (Hrsg.), Der
Hof, die Stadt, das Land Das Jeverland in AnhaltZerbster Zeit, Oldenburg
2004
Klaus Andersen und Ingo
Hashagen, Jever, Zentrum
einer Herrschaft, Erfurt 2009
Die Sägemühle lief bis 1899. Sie soll östlich der Schlachtmühle am Hookstief gestanden ha­
ben.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN/LEHMANN
Reges Leben an der Schlachte
Fortsetzung von
Seite 10
mancher
Handlungsbetrieb
versorgten Stadt und
Land mit ihren Produkten.
Der Sillensteder
Pastor und HeimatChronist Carl Woebcken schrieb in
„Wanderungen
durch
Friesland“
1919: „Früher füllte
das Tief fast den
ganzen freien Platz
aus, der den Namen Schlachte
behalten hat. Wer denkt noch
daran, daß die Schlachte eine
Kaje war, an der Schiffe anlegten? Wir können uns schwer ein
Bild machen von dem Leben
und Treiben, das einst geherrscht hat. Ein großer Kran
war das Wahrzeichen. Kähne
und selbst kleine Seeschiffe kamen herauf, und ein Fährboot
vermittelte den Personenverkehr nach dem blühenden Hafenort an der Jade, Hooksiel.
Die Schiffe wurden vom Lande
aus gezogen (Treckfahrt). An
der Schlachte standen
die zahlreichen Wirtschaften, die großen
Handelshäuser ... hier saß das
Geld.“
Der Hafen und das Hookstief
verloren ihre Verkehrswegefunktion, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Straße nach Waddewarden und Hooksiel gebaut
wurde und ab 1871 auch die
Eisenbahn nach Jever regelmäßig schnaufte, die 1883 Anschluss an die Ostfriesische
Küstenbahn über Wittmund,
Esens, Norden nach Emden erhielt. 1888 war auch der Abzweiger nach Carolinensiel fertiggestellt.
Einst Schifffahrtsweg, heute
ein verlandeter Graben.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN/SIEFKEN
Inh.: Goldschmiedemeister Ronald Mann
Seit 1990
in Jever
Jever
Alter Markt
11
Wilhelmshaven
Marktstraße
107
Seite 12 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
präsentiert von der:
23. Februar 2013
Großer Auftrieb auf dem Markt
Der Alte Markt gehörte
einst zur Vorstadt. Um
1900 gab es hier alljährlich mehrere große
Viehmärkte.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Der Alte Markt in Jever
hatte seine Blütezeit im 19. und
frühen 20. Jahrhundert. Hier
fanden die Kram-, Vieh- und
Pferdemärkte statt.
Schon immer hatte das Jeverland Pferde und Vieh, Milcherzeugnisse und Felle zu den
Anrainern der Nordsee und in
Anzeige
den Ostseeraum exportiert. Die
Landwirtschaft auf den vielfach fetten Marschen des Jeverlandes florierte. Die Überschüsse wurden über die Sielorte Carolinensiel, Horumersiel, Hooksiel und Rüstersiel verschifft.
„Hooksiel ist der Haupthafen“,
schreibt Fridrich Arends in seiner „geografischen, statistischen und landwirtschaftlichen
Beschreibung“ von „Ostfriesland und Jever“ 1822. Arends
weiter: „Der Pferdehandel ist
beträchtlich. Es mögen jährlich
gegen 1000 Pferde ausgeführt
werden. Rindvieh, mageres und
fettes geht ebenfalls in beträchtlicher Menge aus.“
Fridrich Arends berichtete
seinerzeit von elf Krammärkten, drei Vieh- und drei Pferdemärkten in Jever. „Die häufige
Anwesenheit der Landbewohner, da sich in Jever als der
Haupt- und einzigen Stadt des
Landes alles concentrirt, beförderten hauptsächlich den Flor
des Ortes“, so Arends.
In seiner Beschreibung des
„Großherzogthums Oldenburg“
zählt K. G. Böse 1863 drei Wochenmärkte sowie 17 Jahr-,
Kram-, Pferde-, Schweine- und
Bis in die 1920er­Jahre gab es die großen Viehmärkte in Jever. Auf dem Alten Markt drängten
sich die Tiere. Im Hintergrund in der Mitte das ehemalige Amtmann­Haus.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Viehzucht im 19. Jahrhundert
zur Bedeutung Jevers als Umschlagsplatz für den Viehhandel bei.
1878 wurde der Jeverländische Herdbuchverein, der die
Aufsicht über die Zuchtbücher
führte und Viehkörungen vornahm, gegründet, der Landwirt
Anton Reling (1830 - 1895) war
dabei eine treibende Kraft.
Eindrucksvoll sind die Zahlen vom Viehauftrieb aus dem
Die Anbindevorrichtungen für das Vieh auf dem Alten
Markt vor dem Hof von Oldenburg. Eine Bronze­
skulptur erinnert heute an die einstige Bedeutung des
Handelsplatzes
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Holzmärkte auf. Die Absatzchancen verbesserten sich für
die Bauern mit dem Anschluss
Jevers an die Eisenbahn. ab
1871.
Auswärtige Käufer ließen
nun das Vieh vermehrt über den
Schienenweg abtransportieren.
So mancher Viehtrieb muss
sich durch die Stadt vom Alten
Alice Eckermann
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Markt zum Bahnhof
bewegt haben.
Auch der Ausbau
der Straßen im Jeverland in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Absatzchancen
der jeverländischen Bauern vergrößert und damit die Bedeutung Jevers als Marktplatz.
Auch trug der Aufschwung der
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Jahr 1900, die damals in der
Zeitung vermeldet wurden:
„18. September 1900. Dem
heutigen Viehmarkt waren zugeführt 570 Stück Hornvieh, 73
Schafe, ca. 130 Schweine und
3 Füllen. Es waren wieder recht
viele auswärtige Händler erschienen und entwickelte sich
in allen Viehgattungen ein flotter Handel. Nach auswärts wurden reichlich 450 Stück Hornvieh verkauft ...
Fortsetzung auf Seite 13
23. Februar 2013
Gester n
und
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 13
Hunderte
Rinder auf dem
Alten Markt
Fortsetzung von Seite 12
9. Oktober: Dem heutigen
Viehmarkt waren zugeführt 726
Stück Hornvieh, 114 Schafe,
ca. 300 Schweine. Vom Lande
herrschte auf dem Markte ein
recht reger Verkehr. .. nach auswärts wurden ca. 200 Stück
Hornvieh mit der Bahn versandt
23. Oktober: Dem heutigen
Viehmarkt wurden zugeführt
1203 Stück Hornvieh, 230
Schafe, ca. 130 Schweine ...
Der Alte Markt 1968. Links das Modehaus Buss, an dem
heute ein neues Geschäftshaus steht.
FOTO:ARCHIV ANDERSEN
Blick auf den Alten Markt Ende des 19. Jahrhunderts, am Bild­
rand links die 1901 abgerissene katholische Kirche. Drittes
Haus von rechts der „Schwarze Adler“.
FOTO: ARCHIV AHLERS
Der Alte Markt mit dem neuen Geschäftshaus im Hintergrund
und einer Pütt.
Nach auswärts wurden reichlich
250 Stück Hornvieh verkauft.“
Hinzu kamen, schreibt Fissen an anderer Stelle, „die
Kleinbauern mit ihrem Kasten
voll Aantküken. Sie hatten ihre
Plätze vor dem Amtshause.
Auswärtige Händler waren in
Massen anwesend. Lange Budenreihen säumten den großen
Marktplatz ein. Brettings Karussell stand regelmäßig an
der Mühlenstraße gegenüber
vom Hof von Oldenburg. Und
unsere heimischen Geschäfte
kamen dabei auch nicht zu kurz.
Für Unterhaltung sorgten unsere Stadtmusikanten und Orgeldreher, die straßauf-straßab
ihre Weisen ertönen ließen.“
An diese Zeit erinnert heute
der herbstliche „Brüllmarkt“,
den Marketingstrategen vor einigen Jahren wieder aufleben
ließen, wenngleich das bisschen Vieh, das heute aufgetrieben wird, nur der Zierde dient.
In den 30er-Jahren des vorigen
Jahrhunderts schliefen die
Viehmärkte allmählich ein. Der
ehemalige Kaufmann Rudolf
Müller, Jahrgang 1921, erinnert
sich in seinem Büchlein „Ein
Bummel durch das alte Jever“
noch an die Richelwerke, an
denen das Vieh festgebunden
wurde. „Wir Kinder benutzten
sie als Turngeräte, und da sie
ziemlich verrostet waren, gab’s
zu Hause Ärger wegen der verschmutzten Kleidung“, schreibt
er.
Rund um den alten Markt
hatten viele Gaststätten ihr
Auskommen. Damals führte die
Mühlenstraße von Süden kommend auf den Alten Markt und
ging in die Neue Straße über.
Die Straße Von-Thünen-Ufer
vom Alten Markt bis zur
Schlachte gab es damals noch
nicht. Hier waren Gärten. Am
Rand des Alten Marktes zur
Graft hin stand das „Café Wellblech“, eine öffentliche Bedürfnisanstalt.
An der Stelle des Johann-Ahlers-Hauses, dessen Tage mittlerweile gezählt sind, war vor
dem Krieg der Fahrradstand von
Erich Harjes; viele Jeverländer
strampelten mit dem Fahrrad in
ihre „Metropole“ zum Einkaufen, zur Arbeit und zur Schule.
Und an selber Stelle an der
Blankgraft stand auf dem heutigen Straßenareal „Von ThünenUfer“ bis 1901 kleine katholische Kirche, bis sie in ihren
neugotischen Kirchbau an der
Prinzengraft zog.
Manche Erinnerung verbindet sich bei älteren Jeveranern
mit dem „Concerthaus“ am Alten Markt, das noch heute diese Inschrift trägt und mehrere
Geschäfte beherbergt. 1888
wurde es als Gesellschaftshaus gebaut.
Auf der kleinen Bühne entwickelte die „Speeldeel“ seit
1921 große Spielfreude. 90
Jahre erheiterten die Laienschauspieler gekonnt ihr Publikum. Vor zwei Jahren mottete
man den Verein ein. Im Concerthaus erlebten die Jeverländer
auch die Stummfilmzeit mit Klavier- und Geigenspielbegleitung.
Zu den ältesten Lokalen am
Platz zählt das „Jever Fass“, früher der „Schwarze Adler“. Im
rückwärtigen Bereich stand ein
geräumiges Saalgebäude. Im
ersten Stock, so erinnert sich
Rudolf Müller, habe sich ein
Tanzsaal befunden, in dem er
noch in seiner Jugendzeit die
ersten Tanzschritte erlernt habe.
Als im Wirtschaftswunderland bald auch jeder Jeverländer Auto fuhr, diente der Alte
Markt bis in die 1980er-Jahre
als Parkplatz. Im Zuge der
Stadtsanierung wurde der „ruhende Verkehr“ hinter die Kulissen in den „Grünen Garten“, wo
neue Parkplätze angelegt wurden, verbannt. Auch kehrte man
die alte Kopfsteinpflasterung
wieder hervor.
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Seite 14 · Wilhelmshavener Zeitung
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Heute
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23. Februar 2013
Schloss­Apotheke.
Die Hof-Apotheke residiert seit dem Jahr 1902 an der Schlossstraße/Ecke Ketelhörn. ur­
sprünglich befand sie sich am Kirchplatz (kleine Fotos).
FOTO: NIEMANN/SIEFKEN/ARCHIV ANDERSEN
FOTO: NIEMANN
Die Esso­Station Rocker, heu­
te Apotheke.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Apotheken mit langer Tradition
Seit 1537 gibt es in Jever eine Apotheke, seit
1673 die Hof-Apotheke. Etliche Apotheker
gehörten dem Rat der
Stadt an.
VON WOLFGANG NIEMANN
JEVER – Die „Hof-Apotheke“ zu
Jever gehört zu den besonders
schönen Gebäuden der Kreisstadt. Die Apotheke wurde bereits 1673 gegründet, seit
1902 befindet sie sich im Haus
Schlossstraße 5.
Caspar Xylander erhielt am
20. Juni 1673 das Privileg für
die „Hof-Apotheke“. Er war zuvor Provisor der Hof-Apotheke
des Balthasar Dugend in Oldenburg, dessen Tochter er heirate-
te. Die noch im Original vorhandene Urkunde wurde von Fürstin Sophia Augusta zu Anhalt in
der Residenz Zerbst gezeichnet. Xylander durfte demnach
auch mit exotischen Gewürzen
und Konfekt handeln und einen
Weinausschank betreiben.
Erstmals wird eine Apotheke
in Jever allerdings bereits 1537
urkundlich erwähnt. Noch vor
der Gründung der „Hof-Apotheke“ entstand die „Löwen-Apotheke“ in der heutigen Apothekenstraße; heute ist es ein
Gasthaus .
Xylanders Schwiegersohn
Friedrich Bernhard Tölcken erwarb 1720 das Diensthaus des
Rentmeisters in der Schlossstraße 3 an der Ecke zum Kirchplatz, wo er die „Hof-Apotheke“
einrichtete. Heute befindet sich
hier ein kleiner Parkplatz. Von
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1673 bis 1885, also 212 Jahre
lang, blieb die Apotheke im Besitz der Familie, wobei zeitweise
auch die Witwen verstorbener
Apotheker das Privileg für den
Betrieb innehatten. Erst 1886
ging das Eigentum durch den
Verkauf an den Apotheker August Lewin über.
Mit Ludwig August Müller
(1832-1916), der die Hof-Apotheke bis 1886 innehatte, setzte eine interessante politische
„Nebenkarriere“
jeverscher
Apotheker ein. 1873 bis 1906
war er Stadtratsmitglied. Auch
sein Nachfolger Franz Busch
wurde Ratsherr wie auch dessen Sohn Hans-Fritz Busch, der
zeitweise auch Bürgermeister
Jevers war.
Apothekerin Johanna Ummen, die die Apotheke 1972
von Buschs Witwe erwarb und
noch heute deren Inhaberin ist,
folgte dieser Tradition als Ratsmitglied von 1972 bis 1996.
Sie pflegt die Tradition der Apotheke, die das Großherzogliche
Oldenburgische Wappen von
1828 ziert.
Ein markantes Gebäude ist
auch die „Schloss-Apotheke“
mit ihrem Türmchen am Alten
Markt. Das Haus wurde 1905
gebaut, womit es nur drei Jahre
jünger als die jetzige „Hof-Apotheke“ ist. Karl Rocker, der es
1912 vom Erstbesitzer Otto
Bley erwarb, eröffnete hier in
den 20er-Jahren die erste Tankstelle Jevers mit einer Zapfsäule. Über den Ladenfenstern
prangte in dicken Lettern „Oelund Benzinstation Karl Rocker“.
Begonnen hatte er mit dem
Verkauf von Singer-Nähmaschinen und Fahrrädern. Bald aber
folgten auch der Handel mit Motorrädern sowie Opel-Automobilen. Dazu eröffnete er eine
Werkstatt mit Meister und Gesellen, deren Räume noch heute existieren.
Karl Rocker junior übernahm
nach der Heimkehr aus der
Kriegsgefangenschaft
1949
den Autohandel und die Werkstatt vom Vater und führte beide bis zum Rentenalter. Rockers Ehefrau Edda stammte
aus einer Bad Zwischenahner
Familie, in der es seit Urgroßvaters Zeiten Apotheker gab, und
so wurde das Hauptgeschäft
am 24. April 1976 unter der Leitung von Apotheker Ulrich Faust
zur „Schloss-Apotheke“, wogegen das Ladenlokal zur Neuen Straße hin bis heute Süßes
anbietet.
Im Obergeschoss residierte
bis Ende der 90er-Jahre eine
Arztpraxis. Der jetzige Hauseigentümer Ulrich Schipper
stammt aus Schleswig-Holstein
und ist ebenfalls vom pharmazeutischen Fach. Er erwarb das
Hausensemble 2002.
23. Februar 2013
Gester n
und
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 15
Schütting wich Sparkassenbau
Mitte der 1970er-Jahre
fiel der Schütting dem
Abrissbagger zum Opfer. Die LzO baut hier
jetzt ein neues stadtbildprägendes Gebäude.
VON WOLFGANG NIEMANN
JEVER – Eines der markantesten
Gebäude in Jevers Innenstadt
war über lange Zeit der „Schütting“ am Alten Markt. Bereits im
18. Jahrhundert als Treffpunkt
der Kaufleute errichtet, entlehnte man den Namen offenbar
dem Vorbild des berühmten
Bremer Schütting.
Auf alten Bildern noch aus
der Zeit vor der Motorisierung
erkennt man das Haus mit dem
charakteristischen
ArkadenVorbau als „Hotel Schütting“
und der später wechselnden Zusatzbezeichnung „Restauration
von P. Balenius“. In der Nazi-Zeit
hatte der Schütting eine unrühmliche Ära als Versammlungslokal der SA. Der Alte
Markt
hieß
im
„Dritten
Reich“„Adolf-Hitler-Platz“.
In den 70er-Jahren passierte
dann jedoch das, was Alt-Bürgermeister Paul Müller als „Jevers größte Bausünde“ bezeichnete: das „Hotel Schütting“ und
der direkt angrenzende Gasthof
„Weißer Schwan“ wurden
1974/75 abgerissen. An seine
Stelle baute die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) ihr
neues Bankgebäude. Am 4. November 1977 zog sie aus ihrer
bisherigen Niederlassung an
der Albanistraße in ihre neue
„Zweiganstalt“ um.
Erst in den 80er-Jahren setz-
Das Hotel Schütting prägte einst das Bild am Alten Markt. Hier kehrten viele Kaufleute ein. An
seiner Stelle baute die LzO 1975 ihre neue Zweigniederlassung.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
te allenthalben ein Umdenken
ein und man besann sich darauf, die historischen Bauten in
den Städten zu erhalten. Für Jevers Schütting jedoch war es zu
spät.
Dabei ist die LzO selbst
eine altehrwürdige Institution. Bereits am
1. August 1786
unterzeichnete
der
Landesherr
Herzog Peter Friedrich
Ludwig die
Gründungsurkunde für
diese
„Er-
Mit diesem Gebäude mochten sich die Jeveraner nicht recht
anfreunden. Jetzt baut die LzO neu – und schöner.
FOTO: WZ-BILDDIENST/NIEMANN
sparungscasse für das Herzogtum Oldenburg“. Sein löblicher Gedanke war dabei eine
Neuordnung des Armenwesens, denn mit dieser Kasse
sollte
es
wirtschaftlich
schwächeren Bevölkerungskreisen ermöglicht werden, Rücklagen zu bilden.
Nur die Sparkasse Hamburg
ist in ihrer Art noch ein paar Jahre älter als die LzO. Die LzO
führt ihren heutigen Namen übrigens erst seit dem 1. Januar
1913 und wird seit 1937 als
eine Anstalt des öffentlichen
Rechts vom Sparkassenzweckverband Oldenburg getragen, dem die Landkreise
Ammerland,
Cloppenburg,
Friesland, Oldenburg, Vechta,
Wesermarsch sowie die kreisfreien Städte Delmenhorst und
Oldenburg angehören.
Nach jahrelangen Gerüchten
lüftete die LzO das Geheimnis
um die Zukunft der
alten Bausünde: Im Juni
2011
stellte
die
LzO
das
Modell für
einen
Neubau
ihrer Regionaldirektion
Jever
vor.
Aus fünf Architektenentwürfen wurde das dreigeschossige Modell von Architektin Iris Wienecke (Oldenburg) ausgewählt. In hellem Naturstein und mit einer raffinierten Dachkonstruktion soll diese
Investition für rund sechs Millionen Euro sich in das historische
Bild der Bauten rund um den Alten Markt einpassen.
Nach dem Abriss des alten
Baus im Jahr 2012 wächst der
Neubau derzeit heran und kann
voraussichtlich im Laufe dieses
Jahres eingeweiht werden.
Seite 16 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
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23. Februar 2013
Richter für Stadt und Land
Schon seit dem Mittelalter wird in Jever
Recht gesprochen. Seit
1704 hat die Justiz hier
ein eigenes Dach über
dem Kopf.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Zu den altehrwürdigen
Gebäuden in Jever gehört das
Amtsgericht. Der älteste, westliche Gebäudeteil stammt aus
der Zeit um 1620, der mittlere
Teil mit der Freitreppe wurde im
Jahr 1703/04 gebaut und
1827 aufgestockt. Der östliche
Anbau stammt aus dem Jahr
1884. Von 1993 bis 1997 wurde der gesamte Gebäudetrakt
saniert und neu auf- und umgebaut.
Der älteste Gebäudeteil war
ursprünglich als Marstall gebaut worden und diente ferner
als Ballhaus, in dem man Ballspiele spielte. Bis zum Bau des
Richthauses 1704 fanden die
Gerichtsverhandlungen
wohl
vornehmlich in den Privathäusern der Richter, teils sicher
auch im Rathaus statt. Die Trennung zwischen Verwaltung und
Gerichtsbarkeit
entwickelte
sich erst im 19. Jahrhundert.
Im Mittelalter übten in den
Frieslanden die gewählten Redjeven (Richter) die Gerichtsbarkeit aus. Die Östringer und Wangerländer Richter trafen sich in
Jever, das sich seiner verkehrsgünstigen Lage am Ende des
Heerweges und seiner damaligen guten Anbindung an die
Seewege wegen zum Hauptort
1704 wurde das Gerichtsgebäude gebaut und später erweitert. Der Marstall (das spitzgiebe­
lige Haus vor dem Erker) wurde im 17. Jahrhundert errichtet.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
entwickelt hatte. Das Kloster
Oestringfelde nahm wohl eine
zunehmend wichtigere Rolle in
der Gerichtsbarkeit ein, wie
auch Verwaltungs- und Kirchspielsgrenzen deckungsgleich
wurden.
Für den Übergang zur Häuptlingsherrschaft im 15. Jahrhundert ist die Quellenlage hinsichtlich
Verwaltungsaufbau
und Gerichtsbarkeit dünn, deutlicher umrissen tritt sie im 16.
Jahrhundert wieder zutage. Wie
sich das Gerichtswesen im Jeverland entwickelte, beschrieb
der Jurist Dr. Hellmut Rogowski
1967 im Band 16 der Oldenburger Forschungen.
Man unterschied zwischen
dem Stadt- und dem Landgericht. Das Stadtgericht bestand
aus den Ratsmitgliedern. Es
war zuständig für die Zivilstreitigkeiten der Bürger innerhalb
der umwallten Stadt, nicht also
für die Bürger der Vorstadt. Die
hatten sich wie die übrigen Bürger des Jeverlandes an das
Landgericht zu wenden.
Das Landgericht war einerseits Zivilgericht – für Jevers
Stadtbürger auch Appellationsgericht -- , andererseits Kriminalgericht. Es tagte
anfangs unter dem
Vorsitz des Häuptlings, später des
Drosten, mit mehreren
Beisitzern
und einem Schreiber. Aus der Funktion des Schreibers entwickelte
sich ein ständiger
Amtsträger,
der
erstmalig
1514
urkundlich belegte
Landrichter. Seit
dem 16. Jahrhundert waren alle
Landgerichtsmitglieder Juristen.
Zu den Kriminaljustizsachen zählten „Majestätsbeleidung, Zauberei,
Das jeversche Amtsgericht wurde Mitte der 1990er­Jahre saniert.
Mord, Totschlag,
FOTO: SIEFKEN schwerer
Dieb-
stahl, Urkundenfälschung, Ehebruch und Unzucht“. Den sogenannten fiskalischen Delikten
rechnete man blutige und unblutige Körperverletzung, Beleidigungen, Hausfriedensbruch,
leichter Diebstahl, Widerstand
gegen landesherrliche und
städtische Bedienstete, Beschädigung und Zerstörung öffentlicher Einrichtungen sowie
Verstöße gegen die zahlreichen
Verordnungen. Die fiskalischen
Delikte zogen als Strafe in der
Regel Brüche (Strafzahlungen)
nach sich. Wer nicht zahlen
konnte, wurde ins Gefängnis geworfen oder wurde zu Arbeiten
auf den Vorwerken (den großen
Gütern der Landesherrschaft)
und dem Schloss herangezogen.
Wehe dem, der schwerer Anschuldigungen wegen in die
Fänge der Justiz geriet. Während Folter nach altem friesischem Recht verpönt war, änderte sich dies im 16. Jahrhundert unter dem Eindruck der
„Peinlichen
Halsgerichtsordnung“ Kaiser Karls V. von 1532.
Die sogenannte Carolina führte
den Inquisitionsprozess im
Strafwesen ein, damit die
„peinliche Befragung“, legte
aber auch einige gerichtliche
Verfahrensgrundsätze fest.
Schonung konnte kein Verdächtiger erwarten. So manch
einer starb schon während des
Prozesses.
Fortsetzung auf Seite 17
23. Februar 2013
Gester n
und
Mit Feuer
und
Schwert
gerichtet
Fortsetzung von Seite
So geht aus alten Kriminalprotokollen
der
Jahre 1542 - 49 hervor,
dass alle inhaftierten
„Hexen“ im Gefängnis
den Kältetod starben.
Zwei große Hexenprozesse ragen unheilvoll
aus der Justizgeschichte
des 16. Jahrhunderts im
Jeverland hervor. Obwohl Landesherrschaft
und Geistlichkeit eigentlich der Reformation zugeneigt waren, stand der
von der katholischen Inquisition
befeuerte
Hexenglaube offensichtlich auch im Jeverland
noch in voller Blüte.
1542/43 gab es
einen
Hexen-Prozess
gegen eine Frau namens
Tommet; die Delinquentin landete auf dem
Scheiterhaufen. Ebenso
erging es 13 Frauen und
zwei Männern, die in
einem Prozess 1592
nach grauslichen Folterungen „gestanden“ und
verbrannt wurden. Einige
„Hexen“ wurden gnädigerweise zuvor geköpft;
das Richtschwert, das
1582 geschmiedet worden war,
wird noch heute im
Schlossmuseum
aufbewahrt. Zu Fräulein Marias Zeiten gab es noch keinen Scharfrichter.
Als Jever anschließend zur
Grafschaft Oldenburg gehörte,
rückte der Scharfrichter bei
Bedarf von dort an. Während
der Zerbster Zeit ließ sich ein
„Nachrichter“ in Jever nieder. Er
erhielt das Privileg, als einziger
gegen Gebühr sämtliches in der
Stadt und Herrschaft Jever verrecktes Vieh abledern und verscharren zu dürfen. Damit verdiente er so reichlich, dass er
die Hinrichtungen ohne Bezahlung durchführen musste.
Die Hinrichtungen fanden,
glaubt man dem viel zitierten
Geschichtsschreiber Sello, auf
dem Alten Markt statt. 1751 ist
die letzte Hinrichtung auf dem
Alten Markt bezeugt. Laut alten
Gerichtsakten im Staatsarchiv
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 17
grund, stützten sich
die studierten Juristen auf die Grundsätze des Gemeinen
Rechts.
Während der napoleonischen Herrschaft wurde auch
das Justizwesen umgestülpt, galten der
Code Civil und französisches
Strafrecht. Jever wurde
zum Sitz eines Tribunals mit einem
Präsidenten und drei
Richtern als Berufungsgericht und zuständig für Gerichtssachen mit höheren
Streitwerten. Unterste Instanz waren die
Friedensrichter
in
den Kantonen, den
ehemaligen Amtsvogteien, die mehrere Kirchspiele (Mairien) umfassten. Kapitalverbrechen wurden vor dem Schwurgericht verhandelt.
Als das Jeverland
1818 endgültig dem
Herzogtum Oldenburg zugesprochen
wurde, griff man wiederum auf das vorherige Rechtswesen
mit der Amtsverfassung zurück. Der
Amtmann
erhielt
wieder seine zentrale Bedeutung als
Chef der Verwaltungs- und Justizbehörde.
Erst 1858 kam es
im Zuge der oldenburgischen Verwaltungs- und GebietsWohl kaum zum Lachen zumute war den Delinquentinnen im reform zur weitgeHexengalgen. Im Schlossmuseum wird das Richt­ henden
Trennung
schwert aufbewahrt.
von Verwaltung und
FOTO: WZ-BILDDIENST/SCHLOSSMUSEUM Justizwesen.
Das
Landgericht
Jever
Oldenburg allerdings
wurde aufgelöst und ein Amtswar der Richtplatz beim heutigericht eingerichtet. Nächsthögen Siebetshaus in der Nähe Landhere Instanz war das Obergetrat
des ehemaligen Klosters Ös- gericht
richt in Varel, das die Aufgatringfelde. Auf dem Alten Markt das friesische Recht
ben des ehemaligen Landstand, wie Rogowski ausführt, immer stärker in den Hintergerichtes übernahm.
lediglich der „halbe Galgen“, wo
vor allem die für alle Zeiten entehrenden Prangerstrafen voll„Ab sofort finden Sie mich in neuen
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Seite 18 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
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23. Februar 2013
Ältestes Bürgerhaus Jevers
Der „Schwarze Bär“
kann auf eine über
200-jährige Tradition
zurückblicken. 1897
zog er ins älteste Haus
Jevers.
VON KLAUS HOMOLA
JEVER – Am Kirchplatz 14 in Jever erstreckt sich zwischen zwei
neueren Giebelhäusern der
1562 errichtete zweigeschossige und im Giebel viergeschossige Gasthof „Schwarzer Bär“,
neben dem Schloss wohl eines
der ältesten Gebäude in Jever.
Der Architekt Kurt Asche (Oldenburg) schreibt dazu in seiner Bestandsaufnahme denkmalwürdiger Häuser und Objekte in der Stadt Jever: „Das Gebäude stellt das einzige gut erhaltene und datierte Ziegelhaus aus der Mitte des 16.
Jahrhunderts in Jever dar. Es ist
zugleich das älteste authentische Beispiel eines Bürgerhauses aus der Zeit des Fräulein Maria.
In Material, Konstruktion
und Form belegt es die an der
Küste und im Küstenhinterland
im 16. und 17. Jahrhunderts
bezeichnende Verwendung von
Der „Schwarze Bär“ am Kirchplatz ist das älteste noch erhal­
tene Bürgerhaus in Jever.
WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS
Ziegeln und Sandstein.“ Ursprünglich hatte sich der Gasthof „Schwarzer Bär“ zunächst
zwei Häuser weiter in Richtung
Rathaus etabliert.
Der Gasthof wurde 1791 von
Johann Looschen, einem ehemaligen Soldaten von der Garni-
son in Jever, der ursprünglich
aus Anhalt zugewandert war, eröffnet. Später wurde ein Theatersaal zur großen Burgstraße
angebaut.
Im 18. Jahrhundert wurde
nach Auskunft von Heimatkundler Wilke Krüger der Bau als gro-
ßes Haus im Grundbuch beschrieben. 1896/97 erwarb die
Stadt Jever den Gasthof und
einen Anbau und ließ hier mitten in der Stadt ein E-Werk errichten.
Der heutige „Schwarzer Bär“
war zunächst Wohnhaus und
wurde dann als Schankwirtschaft eingerichtet. Der erste
Gastwirt in der neuen Wirtschaft hieß Weerts. Um 1912
kaufte die Familie Janssen (bekannt in Jever war vor allem „Toto“ Janssen, der hier bis in die
90er-Jahre in der Großen Burgstraße einen Lotto-Laden betrieb). Über der Tür des hinteren
Giebels befindet sich ein Sandsteinrelief mit einem Schwarzen Bären.
1953 entstand im Haus des
E-Werkes, das nicht mehr in Betrieb war, das Burgtheater. Heute ist es das Gemeindehaus
der ev. Kirche. Nach dem Brand
der Stadtkirche im Jahr 1959
wurden hier Gottesdienste abgehalten.
In seiner akribisch geführten
Chronologie der Wirtshäuser
und Gasthäuser in Jever zählt
Wilke Krüger mehr als 20 Wirte,
die in dem Haus „Schwarzer
Bär“ (alt) gewirkt haben. Im der
neuen Schankwirtschaft kommt
er bis heute auf zwölf.
Das Spritzenhaus neben der Stadtkirche
JEVER/HO – Neben dem Rat-
haus am Kirchplatz in Jever
stand bis 1938 ein Wohnhaus
mit der Hausnummer 12. Dieses Haus hatte die Stadt Jever
schon einige Jahre zuvor erworben, um hier ein Feuerwehrgerätehaus zu errichten. Das Haus
war über 200 Jahre alt, baufällig und hätte erneuert werden
müssen.
Aus diesem Grunde stellte
die Stadt Jever beim Amtshauptmann in Jever den Antrag,
das Gebäude abzubrechen. Im
Bauschein Nr. 318/38 des
Amtshauptmanns ist zu lesen,
„…dass die in diesem Gebäude
wohnenden Familien von Ihnen
anderweitig untergebracht werden…“ Aus volkswirtschaftlichen Gründen spreche nichts
gegen einen Ersatzbau.
Im Bauantrag der Stadt Jever
heißt es zur Begründung der
Baumaßnahme, dass die bisherige Unterbringung der Geräte in
der Stadt sehr mangelhaft und
für die Einsatzfähigkeit der
bäude nicht mehr den AnfordeFeuerlösch-Polizei keine Gerungen der Zeit genügte. Im
währ gegeben sei.
Jahr 1982 entschied sich der
Weiter heißt es: „Ich beRat der Stadt Jever für den
absichtige daher, das alte
Neubau eines Gerätehauses
Gebäude, welches nicht veran der Milchstraße, das ein
wendungsfähig ist, abzubreJahr später eingeweiht wurde.
chen und den erforderlichen
Es dauerte noch bis Ende
Gerätehausneubau vorzuder 80er Jahre, bis sich der
nehmen. Auch ein längeres
Rat für eine neue Verwendung
Wohnenbleiben von Famiaussprach. In dem Gebäude
lien in diesem Hause ist oh- Die Feuerwehr 1933 vor dem ehe­ sollte ein Ratssaal entsteFOTO: PRIVAT hen, da im Rathaus mit dem
ne Aufwand von wesentli- maligen Bürgerhaus.
chen Mitteln nicht möglich.“
Renaissance-Giebel nur ein
Der Zweckbau mit dem noch sei. Hinzu kam das Feilschen kleiner Saal zur Verfügung
heute sichtbaren charakteristi- um die Zuteilung von „Eisen“ stand. Architekt Friedrich C.
schen Schlauchturm musste al- für das zu errichtende Gebäude Meyer übernahm unter Mithilfe
lerdings „erkämpft“ werden. mit der Eisenverteilungsstelle des Statikers Egon Hohn die
Hintergrund waren die Hinweise für Gemeinden und Gemeinde- schwierige Aufgabe, hier einen
in mehreren Schreiben des Bür- verbände in Berlin, auch zum Saal zu schaffen, der den Angermeisters auf die Nähe des Zweck des Einbaus einer Hei- sprüchen des Rates entsprach.
Kriegshafens Wilhelmshavens zung in das zu errichtende Ge- Dabei blieb der Weinhausgang,
und die unmittelbare Nachbar- bäude. Das wurde schließlich der den Kirchplatz mit der Groschaft zum Flugplatz Upjever. 1939 errichtet und diente bis ßen Burgstraße verbindet, erBeides könnten Einsatzorte der 1983 als Spritzenhaus der halten.
Feuerwehr Jever werden, die da- Freiwilligen Feuerwehr Jever.
Quellenangabe: Der VerfasDoch schon in den 70er Jah- ser und Dokumentationen der
für sowohl baulich als auch
technisch nicht ausgerüstet ren zeigte sich, dass das Ge- Freiwilligen Feuerwehr Jever.
23. Februar 2013
Gester n
und
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 19
Das Sophienstift
in den 30er­
Jahren von der
Prinzenallee aus
betrachtet.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Vom Armen­ zum Krankenhaus
Die Schwägerin der Zarin veranlasste die
Gründung eines Armenund Arbeitshauses,
aus dem das Sophienstift wurde.
VON WOLFGANG NIEMANN
JEVER – In die Tausende dürfte
die Zahl der Zeitgenossen gehen, die als Geburtsort Jever
angeben und hier ganz speziell
das Sophienstift mitten in der
Marienstadt meinen. Tatsächlich war diese Einrichtung vor allem für seine geburtshilfliche
Abteilung weit über das Jeverland hinaus bekannt, und die
letzte größere Neuerung war die
1998 geschaffene Möglichkeit
von Wassergeburten.
Doch die Zeiten sind vergangen, und als der Landkreis
Friesland als Träger 2006 den
Klinikbetrieb mit zuletzt 48 Betten einstellte, endete damit
eine 144-jährige Geschichte als
Krankenhaus. Bereits 1996
wurde das Obergeschoss zur Altenpflegeeinrichtung umgewandelt und nach dem Übergang an
die Stiftung Blankenburg, Bezirksverband Oldenburg, sowie
die Firma Einsiedel & Partner,
Oldenburg bietet das Sophienstift im Hochparterre Betreutes
Wohnen, während der übrige
Anhalt-Zerbst, als Landesadministratorin des Jeverlandes.
Die Schwägerin der
russischen Zarin Katharina der Großen verwaltete
die kleine Herrschaft von
ihrem Witwensitz in Coswig aus und setzte sich
sehr für deren Bürger ein.
Dazu gehörte auch, dass
sie in den Jahren
1803/04 auf dem Gelände des Kleinen Herrengartens ein Armen- und
Arbeitshaus
errichten
ließ. 1862 wurde diese Armenanstalt schließlich in
ein Krankenhaus umgewandelt und erweitert und
1866 kam es dann zu der
noch heute geltenden NaDas Sophienstift ist heute eine Seniorenwohn­ und Pflegeeinrich- mensgebung nach der
tung.
FOTO: PRIVAT einstigen Gründerin.
Bereich vollstationäre und Kurzzeitpflege vorhält.
Das Sophienstift erhielt seinen Namen 1866 vom Großherzog von Oldenburg verliehen,
nachdem es bereits vier Jahre
als Krankenhaus gedient hatte.
Der Anfang des Hauses aber
liegt noch gut 60 Jahre früher
und geht auf die Namenspatronin zurück. Zur Zeit der sogenannten ersten „russischen
Zeit“ von 1793 bis 1806 fungierte Friederike Auguste Sophie (1744 - 1827), Fürstin von
Gester n
Seite 20 · Wilhelmshavener Zeitung
und
Heute
präsentiert von der:
23. Februar 2013
Grund gelegt für viele Karrieren
Das Mariengymnasium
blickt auf eine 440-jährige Geschichte zurück.
Es legte den Grundstein für viele Karrieren.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Jevers Lokalpatrioten
verweisen stolz auf das Mariengymnasium. Zu Recht, ist es
doch eine der ältesten Schulen
im Lande und beherbergt eine
der größten und historisch wertvollsten
Schulbibliotheken.
1573 veranlasste das alternde
Fräulein Maria (1500 - 1575),
Herrscherin des Jeverlandes
seit 1534, die Gründung der
Lateinschule:
„Darnach vorschaffen und
wollen wyr hirmith, das eine
Schule alhir zu jever, di wir vormittelst Godtlicher hilff erbauen
zu lassen entschlossen . . . mit
fünf gelerte gesellen, deren
zween Artium Magistri sein sollen, . . . dergestalt, das die Jugent dieser unser herschaft und
Stadt Jever in derselbigen ohn
ainiche entgeltnuß getreulich
und wol Instituirt und gelernet
werden soll“ -- so trug es die
Herrscherin in damals noch orthografischer Freiheit ihren
Nachfahren auf.
Edo Hildericus (1533 1599), ein Sohn der Stadt, Historiker, Mathematiker, Philologe
und protestantischer Theologe,
steuerte als Rektor des Altstädtischen Gymnasiums Magdeburg Wesentliches zur jeverschen Schulordnung bei. Der
erste Rektor der neuen Lateinschule war Henrikus Libertinus
(Heinrich Frey). Er war zuvor Prediger in Waddewarden.
Nicht nur die Kinder der Begüterten sollten die Schule besuchen können. Schon 1591
kam es zur Gründung einer Kurrende, ein aus bedürftigen
Blick vom Schlossturm auf das Mariengymnasium kurz nach 1900. Im Bildhintergrund sieht
man die ehemalige Mühle an der Mühlenstraße.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Das Mariengymnasium mit dem zur Terrasse gelegenen ehe­
maligen Haupteingang.
FOTO: WZ-BILDDIENST/KNOTHE
Schülern bestehender Chor, der
von Haus zu Haus zog und bei
Festen für Geld sang (lat. currere = laufen).
Der Unterricht fand wohl zunächst im Hause des Rektors,
dann in einem Anbau der Kirche
statt. 1593 zog die Schule, seit
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1667 „Provinzialschule“, in das
Haus am Kirchplatz/Ecke Kleine Rosmarinstraße ein; im Erdgeschoss befand sich die Wohnung des Rektors, im Obergeschoss wurde unterrichtet.
1818 findet die Provinzialschule eine neue Bleibe im Böselagerschen Haus an der
Drostenstraße. Joachim von
Böselager war als Drost noch
1574 von Maria eingesetzt worden und blieb dies auch unter
den Oldenburger Grafen bis
1609. Doch auch hier war die
Schule alles andere als optimal
untergebracht, wie aus den
Unterlagen der örtlichen Schulkommission hervorgeht. Die
Räume waren schlecht beheizt,
wegen der Kälte wurden sie
nicht ausreichend belüftet. Die
Fenster zur schmalen Straße
oder zum engen Hof ließen nur
wenig Licht herein.
Die östliche Seite des Schulhauses grenzte an das Grundstück eines Schlachters; Düngerhaufen und Schlachtabfälle
verpesteten die Luft wie die „9
Aborte“ in den Hinterhöfen der
umliegenden Häuser. Der Straßenlärm und das Quieken des
Viehs, welches der Schlachter
während der Schulzeit abstach,
störten den Unterricht.
Nichtsdestoweniger wurde
an der Schule vor allem ab dem
18. Jahrhundert eine offensichtlich erfolgreiche pädagogische Arbeit geleistet. Unter der
Ägide des Rektors Hermann
Friedrich Hollmann (1792 1825) lernten an der Provinzialschule eine Reihe von Schülern, die später zu deutschen
Geistesgrößen avancierten:
der Historiker Friedrich Christoph Schlosser, der Nationalökonom Johann Heinrich von
Thünen, der Mathematiker und
Astronom Johann Ludwig Tiarks, der Chemiker Eilhard Mitscherlich, der „Turnvater“ Gerhard Ulrich Anton Vieth, der Forschungsreisende Ulrich Jasper
Seetzen.
1853 war das Jahr einer großen Schulreform: Die Provinzialschule wird zu einem Gesamtgymnasium mit einem humanistischen und einem neusprachlich-naturwissenschaftlichen
Zweig. In jenem Jahr wird das
Verhältnis von Staat und Kirche
im Großherzogtum Oldenburg
neu geregelt. Bildung und Kultur werden jetzt als staatliche
Angelegenheiten begriffen, das
Fortsetzung auf Seite 21
23. Februar 2013
Gester n
und
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 21
Bibliothek birgt historischen Schatz
Fortsetzung von Seite
Mariengymnasium nun eine
rein staatliche Schule. Zuvor
hatte die Kirche im Schulwesen
das Sagen, war das geistliche
Konsistorium Aufsicht führend.
Zur 300-Jahr-Feier 1873 erhielt die Schule ihren heutigen
Namen,
Mariengymnasium,
und ein Vierteljahrhundert später auch endlich ein zweckentsprechendes Gebäude: Am 6.
August 1900 zog die Bildungsanstalt an die Terrasse neben
dem Schlosspark. Neun Jahre
später wurde hier die Sporthalle, heute Gymnastikhalle gebaut. 1927 wurde der Westflügel angebaut.
1915 legte Sophie Prag
(1895 - 1955) als erstes Mädchen die Abiturprüfung am Mariengymnasium ab. Das jüdische Mädchen studierte danach Medizin und wanderte,
vertrieben durch die Nazis,
nach Peru aus. Nach ihr ist
2011 das Unterstufengebäude
benannt worden.
Ein großer Teil der Lehrerschaft lehnte die Weimarer Republik ab, war demokratiefeindlich eingestellt und antisemitisch. Der Kunsterzieher und
später erfolgreiche Schriftsteller Georg von der Vring wird wegen seiner pazifistischen Gesin-
Die Lateinschule am Kirch­
platz.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
nung angefeindet und verlässt
1928 Jever. Die Nationalsozialisten entlassen ihnen nicht genehme Lehrer, das Mariengymnasium wird eine „Deutsche
Oberschule“ im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie.
1939 wurden die Schülerinnen des städtischen Lyzeums
in das Mariengymnasium eingegliedert. Seit 1879 erst war
auch den Mädchen in Jever höhere Schulbildung vergönnt,
und zwar zunächst in einer Privatschule am Mooshütter Weg
(Bleekerschule),
die nach dem Umzug des Mariengymnasiums an
die Terrasse in
das Drostenhaus
einzieht.
1870
siedelt die mittlerweile städtische Mädchenschule in die
ehemaligen Zerbster Kasernen
in Nachbarschaft des Mariengymnasiums an der Terrasse
über. Derzeit lässt der Landkreis Friesland die „Kasernen“
baudenkmalgerecht mit Millionenaufwand sanieren.
In den ersten drei Kriegsjahren diente das Mariengymnasium als Reservelazarett. 190
Schüler des Mariengymnasiums verloren im Krieg ihr Leben, ehemalige jüdische Schüler wurden ermordet. Nach
Kriegsende beschlagnahmte
zunächst die Besatzungsmacht
das Gebäude, der Unterricht
musste in verschiedenen Gebäuden der Stadt erteilt werden.
Ab 1946 fand der Unterricht
wieder an der Terrasse statt. Im
Jubiläumsjahr 1948 gründete
sich der „Verein ehemaliger
Schülerinnen und Schüler“; seit
1837 hatte es den Schulhülfsverein gegeben.
1957 entstand der Ostflügel, 1969 der naturwissenschaftliche Trakt in Waschbeton-Architektur, 1978 übernahm das Mariengymnasium
die Räume der benachbarten
ehemaligen
Stadtmädchenschule. Das traditionsreiche
Drostenhaus fiel erst in jüngster Vergangenheit der Spitzhacke zum Opfer. An seiner Stelle
steht seit ungefähr 30 Jahren
Von 1818 bis 1900 befand sich die Provin­
zialschule bzw. das Mariengymnasium im
Drostenhaus. – Kleines Foto: Die Drosten­
straße heute.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
ein großer Gebäudetrakt
mit Altenwohnungen.
Die reich bestückte Bibliothek des Mariengymnasiums
sucht als Schulbibliothek
ihresgleichen, beherbergt sie
Das Haus Ecke Rosmarin­
straße heute.
WZ-FOTO: LÜBBE
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die mit der Geschichte des Jeverlandes eng verbunden sind.
Den Grundstock legte Remmer
von Seediek (um 1500 - 1557),
Kanzler unter Fräulein Maria.
Eine große Bereicherung erfuhr die Bibliothek 200 Jahre
später durch den Nachlass von
Johann Ludwig II., Prinz des
Hauses Anhalt-Zerbst, der von
1720 bis 1743 Oberlanddrost
und Präsident zu Jever war, ein
belesener und in seinen jungen
Jahren weit gereister Mann.
Zu den großzügigen Schenkungen zählt ferner die Büchersammlung des Hofrates Ehrentraut, der seine Bücher und
Archivalien dem Mariengymnasium vermachte. Doch auch viele andere Gelehrte und Geistliche aus dem Jeverland haben
dem Mariengymnasium im Verlauf der Jahrhunderte ihre Büchersammlungen zum Geschenk gemacht.
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Seite 22 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
präsentiert von der:
23. Februar 2013
Scheibe und Vogel zum Ziel
1786 kam es zur Gründung einer „Schützencompagnie“. Mit kurzen Unterbrechungen
existiert sie bis heute.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Der Schützenverein Je-
ver ist der älteste seiner Art im
Jeverland. Die Entstehungsgeschichte ist gut dokumentiert
und beginnt im Jahr 1786. Seit
1667 gehörte das Jeverland zu
Anhalt-Zerbst. Der letzte im Jeverland regierende Fürst aus
diesem Hause, bevor das Jeverland an Russland ging, wo die
Anhalt-Zerbster Tochter Katharina II. herrschte, war Friedrich
August. Zu seiner Zeit wurde
nicht nur die Garnison in Jever
erheblich aufgestockt -- die Kasernen aus Zerbster Zeit nutzt
heute das Mariengymnasium --,
Friedrich August war es vielmehr auch, auf dessen Initiative in Jever eine „Schützenkompagnie“ ins Leben gerufen wurde.
66 Bürger traten ihr bei, berichtete der Jeversche Chronist
Christian Friedrich Strackerjan
in seinem 1834 erschienen
Buch „Beiträge zur Geschichte
der Stadt Jever“, das er zum
300. Stadtrechtsjubiläum veröffentlichte. Am 26. Juli 1786
fand demnach das erste Scheibenschießen statt, „dem am
16. August und folgenden Tagen das erste Vogelschießen
folgte.“
Ein Jahr später bestand die
Kompanie aus zehn Offizieren
und Unteroffizieren und 41
Schützen. Strackerjan erzählt:
„Bis dahin (1789) hatte die
Compagnie sich einer Stadtfahne und einer Vorstadtfahne bedient, allein am 13. Juli 1789
wurde eine von den Schützen
angeschaffte eigne Fahne feierlich eingeweiht und den Schützen in der Vorstadt übergeben.
Am 17. Mai 1790 erhielten
auch die Schützen in der Stadt
eine Fahne, welche gleichfalls
feierlich eingeweiht und übergeben wurde.
Im Jahr 1790 wurde der
Fürst Schützenkönig, denn für
den Fürsten und die Fürstin geschahen jedesmal Schüsse
durch den Forstmeister. Sein
Königschild wurde erst nach
seinem Tode geliefert.
Das Schützenfest begann
nun immer glänzender zu werden. Der ausgebrochene Krieg
Eine alte Postkarte: Im Jahr 1871 wurde der jeversche Schützenhof errichtet. Das Schützenwe­
sen hatte in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung genommen.
Dieselbe Ansicht des Schützenhofes heute. Jevers Schützenwe­
sen geht auf das 1786 zurück.
WZ-FOTO: LÜBBE
gegen Frankreich trieb die Erzeugnisse des Landes zu hohen
Preisen hinauf und die Bewohner der Herrschaft Jever sowohl
als Oldenburgs und Ostfrieslands waren froh, einen Vereinigungspunct zu haben, wo sie
nicht bloß im Genuß ihres Wohlstands sich freuen, sondern
auch in Darlegung desselben
mit einander rivalisiren konnten, was denn natürlich für
Stadt und Vorstadt Jever reichen Gewinn brachte, zugleich
aber auch zu manchen Unordnungen und Ausschweifungen
Anlaß gab.“
Während Katharinas Statthalterin, ihre Schwägerin Friederike Auguste Sophie, Fürstin
von Anhalt-Zerbst, dem ganzen
Schützenwesen eher skeptisch
gegenüberstand und „mehrmals äußerte“, so Strackerjan,
„daß sie das Eingehen des
Scheiben- und Vogelschie-
ßens wünsche, dauerte es dennoch nicht bloß bis zur holländischen Occupation fort, sondern
selbst während derselben. Und
sogar wurde die Schützen-Compagnie von den holländischen
Behörden der Nationalgarde in
Holland gleich geachtet. Auch
that am 20. Juli 1807 der holländische General Millet, für
den König von Holland den Königsschuß, wie der Magistrat
laut Protocolls vom 19. desselben Monats es geahndet hatte,
und gab dadurch Veranlassung
zu einem Feste, wofür dem Könige über 2200 Rthlr. berechnet
waren und nach langem Streiten des Finanzministers doch
1800 Rthlr. bezahlt wurden.“
Während der Franzosenzeit
schmolz die Schützenkompagnie zusammen und die „eingetretenen schlechten Zeiten verminderten den Besuch der
Schützenfeste, und wer noch in
der Nachbarschaft Geld auf einige Tages des Vergnügens verwenden wollte, besuchte das indeß empor gekommene Seebad Norderney oder andere Vergnügungsorte . . .
Auch hatten sich die schon
früher entstandenen Scheibenschießen auf dem Lande so
sehr vermehrt, daß die Gesellschaft, welche ehemals in Jever
sich concentrirte, in viele kleine
zersplittert war.“
1819 löste sich die Schützenkompagnie auf, wenngleich
das Scheiben- und Vogelschießen noch bis 1822 „auf Subcription“ veranstaltet wurde.
Zwölf Jahre fiel kein Schuss.
Dann jedoch hatten die Schießfreunde ihr Pulver wieder getrocknet und reichten bei der
Großherzoglichen
Regierung
ein Gesuch auf Errichtung einer
Schützengesellschaft ein.
„Sr. Königl. Hoheit“ geruhte,
dem Gesuch stattzugeben und
stellte dafür „achtzig Büchsen
und ebensoviele schwarze Koppeln, imgleichen achtzig Patrontaschen mit Riemen der Gesellschaft auf unbestimmte Zeit“
zur Verfügung.Außerdem ordnete er an, „daß Schnitt und Farbe
der Schützen-Uniform von derjenigen der Civildienst- und Militair-Uniform verschieden sein
müsse, auch den Schützen-Offizieren nicht ähnliche Distinctionen zugestanden werden dürften, welche die Officiere des
Großherzoglichen
TruppenCorps tragen.“
Fortsetzung auf Seite 23
23. Februar 2013
Gester n
und
Heute
präsentiert von der
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 23
Türme in wechselnden Perspektiven
Die 1901 gebaute und 1966
abgerissene neugotische katholische Kirche an der
Prinzengraft. FOTO: WZ-BILDDIENST
Der Blick in den 1930er­Jah­
ren.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Diese Aufnahme entstand
nach 1895. In jenem Jahr
wurde das Elektrizitätswerk an der Burgstraße
(Schornstein) in Betrieb ge­
nommen.
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Die katholische Kirche heute.
Blick aus einem Riesenrad auf dem Alten Markt in Richtung
Kirchplatz, im Vordergrund das Amtsgericht. FOTO: WZ-BILDDIENST
Statt Schützenplatz jetzt Schießsportzentrum
Fortsetzung von Seite 22
Am 25. und 28. August
1834 fanden wieder Scheibenund Vogelschießen statt, das
Korps zählte 93 Mitglieder, im
nächsten Jahr schon 117, „worunter eine im Jahre 1835 errichtete Hornmusik aus 8 Mann
mit begriffen ist.“
Den geeigneten Platz fürs
Schießen und Feiern fand
Schützengesellschaft
offensichtlich im Buskohl, einem
Gehölz außerhalb von Jever.
Hier stand ein altes Wacht- und
Gasthaus, das man 1857 erwarb und noch im gleichen Jahr
zum „jeverschen Schützenhof“
bestimmte. 1871 wurde das
heutige Gebäude errichtet, in
dem sich ab 1896 auch eine
Weggeldhebestelle befand. Offensichtlich war um diese Zeit
der Weg Richtung Cleverns als
Straße ausgebaut worden.
Seit mehr als 140 Jahren ist
der Schützenhof einer der Mittelpunkte des gesellschaftlichen Lebens Jevers und des Jeverlandes. Mittlerweile ist er
der einzige große private Saalbetrieb in der Stadt. Nur die
Schützen, die schießen seit elf
Jahren woanders. Nachdem
das einst große Schützenfest
mit den Jahren immer mehr an
Publikum verlor und der Verein
die Immobilie nicht mehr erhalten konnte, verkaufte er sie und
baute sich im Gewerbegebiet
Bullhamm 2002 ein modernes
Schießsportleistungszentrum.
Übernommen hat Gastronom Stephan Eden den „Schützenhof“ am 15. November
2000. Bis heute hat er mit seiner Partnerin ein Drei-SterneHotel mit 140 Betten in 65 Doppelzimmern geschaffen und seiner Küche einen guten Namen
verschafft.
In den ersten sechs Monaten neue Toiletten sowie eine
neue Küche eingebaut und für
Barrierefreiheit gesorgt (vorher
viele Stufen). 2004 wurde der
Parkplatz gepflastert. 2006
folgte ein neues Restaurant im
vorderen Bereich. Ein Jahr später wurde die Wachstube reno-
viert. Planungen für einen Hotelneubau 2008 zogen sich bis
zum Herbst 2009 hin. Im März
begann der Abriss des Schießstandes und der Kegelbahn.
Im August 2010 zogen die ersten Gäste ein. Ein Wellness-Bereich kam im gleichen Jahr da-
zu. 2011 folgte eine Fotovoltaikanlage, die in Verbindung
mit einem noch zu bauenden
Blockheizkraftwerk bis 2017
den CO2 -Ausstoß des Schützenhofes klimaneutral gestalten soll. Die Küche wurde im
Februar 2012 erweitert.
Immer für Sie da!
Gester n
Seite 24 · Wilhelmshavener Zeitung
und
Heute
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23. Februar 2013
Schutzwall gegen Ostfriesen
Rund um Jevers Altstadt war ein Verteidigungswall aufgeschüttet. Fräulein Maria wollte ihre Herrschaft dahinter schützen.
VON HARTMUT SIEFKEN
JEVER – Der bevorstehende Ab-
riss des abgängigen Johann-Ahlers-Hauses am Alten Markt wäre die Chance, den historischen
Wallgraben, die Blank-Graft,
wieder bis an die Schloss-Straße aufzugraben. Damit würde
man sich, das ist jedenfalls die
Ansicht einiger älterer geschichtsbewusster Jeveraner,
dem ursprünglichen Bild wieder
annähern können.
Die schönen
Graften rund um
Jevers Altstadt
sind die Reste
der ehemaligen
Wallanlagen. Die
Altstadt nämlich
war einst von
einem Befestigungsgürtel umzogen. Wall und
Graben dienten
der Abwehr äußerer Feinde. Tatsächlich beschützten sie die Stadt vor allem vor den ostfriesischen Grafen. Von denen nämlich war die
Häuptlingstochter Maria von Jever (1500 - 1575) schwer enttäuscht.
Graf Edzard (1462 - 1528)
hatte Maria und ihren Schwestern Anna und Dorothea die Heirat mit seinen Söhnen zugesagt. Sein Hintergedanke: Auf
diese Weise wäre das Jeverland
auf friedlichem Wege seiner
Grafschaft zugefallen. Doch anstatt sich an das im Vertrag von
1517 festgelegte Versprechen
des Vaters zu halten, zogen die
Grafensöhne Enno und Johann
zehn Jahre später in die Burg
ein, um sie zu besetzen und
sich von Stund an als die Herren aufzuspielen. Von Heirat
Das Barnutz­Gemälde „Auszug der Franzosen“ zeigt Burg­ und Stadt­
wall, die Flaampforte und dahinter das Burgtor. FOTO: SCHLOSSMUSEUM/SIEFKEN
keine
Rede
mehr.
Edzard
ließ sie
gewähren und verstarb 1528.
Als Drosten setzten die beiden Vertragsbrüchigen Boing
von Oldersum aus der Gödenser Häuptlingsfamilie, die
eigentlich seit langem mit den
Wiemkens im Streit lag, ein –
und machten damit den Bock
zum Gärtner. Denn Boing von
Oldersum wechselte 1531 die
Fronten. Er heuerte heimlich
Landsknechte an und sperrte
mit deren Hilfe die Ostfriesen
aus der jeverschen Burg aus,
um die Häuptlingstöchter wieder in ihr Recht zu setzen.
Ob
Gerechtigkeitssinn,
Machtstreben oder Liebe zu
Maria – Boings Entscheidung
änderte den Lauf der ostfriesischen Geschichte. Von ihm beraten, trug Maria das Jeverland
Kaiser Karl V. zu Lehen an. Da-
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...friesisch gut.
bei vertrauten sie und ihr Berater auf die Schutzmacht der burgundischen Niederlande, über
die Karl V. als habsburgischer
Urenkel des Hauses Burgund
herrschte. Dessen Schwester,
Maria von Ungarn, war Statthalterin in Brüssel und entschied
1534 zugunsten der „vrouken
Anna ende Marie, dochteren tot
Jeveren“. Mit den mächtigen
Niederlanden aber wollte es
sich Graf Enno lieber nicht verderben.
Nichtsdestoweniger baute
Maria nicht nur politisch vor:
Sie ließ 1536 und 1537 Wallanlagen um Jever errichten und
verlieh dem eingehausten
Ackerbürger-Flecken
1536
städtische Privilegien.
Die Wallanlagen um Schloss
und Stadt sind in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts wieder geschleift worden. Sie hatten ihre militärische Bedeutung
verloren und standen nur noch
im Weg. Von ihrem Aussehen
zeugen noch die Bilder des Biedermeier-Malers
Friedrich
Adam Wilhelm Barnutz (1791 1867), die im Schlossmuseum
hängen.
In die Stadt gelangte man
durch die Tore. 1553 errichtete
man die Flaampforte, durch
die man ausgangs der Albanistraße in die Vorstand auf den Alten Markt gelangte (in Höhe des
heutigen
Johann-Ahlers-Hauses). Hier hielt das Landgericht
seit 1561 seine Sitzungen ab.
Daneben befand sich das
Burgtor. Durch das Wangertor, das 1557 gebaut wurde,
gelangte man in die Wangerstraße. Über dem Tor wohnte der
Stadtwachtmeister, hier war in
den ersten Jahrzehnten die
Rüstkammer der Bürger, und
hier tagte auch der Rat, bis
1610 das Rathaus gebaut wurde. 1815 wurde das Tor wieder
abgerissen.
Als nächstes ist das St. Annen-Tor zu erwähnen, das
gegenüber der heutigen St.-Annentor-Straße stand. Zu seinem
Bau habe man, wie manche
Chronisten berichten, die Steine der abgebrochenen Burg von
Roffhausen verwandt. 1806
wurde das Tor wieder geschleift. Von 1768 bis 1793
stand auf ihm eine Windmühle,
um die Jeveraner im Falle einer
Belagerung mit Mehl versorgen
zu können. Nach Süden hin gab
es von 1786 bis 1815 das Albani-Tor.
Am westlichen Ende der Großen Wasserpfortstraße befand
sich, wie Karl Fissen es in seiner Stadtjubiläumsbroschüre
1936 schrieb, „eine gewölbte
Öffnung im Wall zur Ableitung
des Wassers und Unrats aus
der Wasserpfortstraße in den
Stadtgraben“. Auch hier wurde
1815 der Wall abgegraben. Mit
der Erde verfüllte man die Graft.
Später wurde hier die Mädchenschule gebaut. Das Gebäude
steht hier noch heute.
23. Februar 2013
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 25
Jevers Dichter und Denker
So mancher Jeverländer ist außerhalb seiner engen Heimat zu
Ruhm und Ehren gekommen, beispielsweise der Historiker
Schlosser.
VON KLAUS HOMOLA
JEVER – Am Schlosserplatz in Je-
ver fährt oder geht so mancher
Zeitgenosse achtlos vorbei. Begrenzt durch die Schlosserstraße, Große Wasserpfortstraße
und die Lindenallee ragt in der
Mitte ein Obelisk auf.
Dieses Denkmal errichteten
Jeveraner in Zeiten der nationalen Begeisterung im Jahr 1878
dem gebürtigen Jeveraner
Friedrich Christoph Schlosser.
Schlosser wurde am 17. November 1776 als zwölftes Kind
einer Advokatenfamilie in Jever
geboren. Nach dem Abitur begann er mit 17 sein Studium der
Das Schlosser-Denkmal gestern und heutel. FOTO: ARCHIV ANDERSEN
Theologie, Literatur, Mathematik und Geschichte in Göttingen.
Nach einem kurzen Intermezzo als Hauslehrer und Konrektor in Jever ging er 1809
nach Frankfurt, war Professor
am Städtischen Gymnasium
und Stadtbibliothekar und wurde 1817 an die Universität Hei-
delberg berufen. Dort lehrte
und forschte er als Professor
für Geschichte. Hier entstanden eine Reihe von bedeutenden Geschichtswerken wie „Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts bis zum Sturz des
französischen Kaiserreichs…“
(6/8 Bände) oder „Weltgeschichte für das Deutsche Volk“
(19 Bände).
Für seine Verdienste um die
Geschichtsschreibung wurde er
zum Ehrenbürger Heidelbergs
ernannt, er erhielt den Bayerischen Maximiliansorden für
Wissenschaft und Kultur und
wurde 1860 kurz vor seinem Tode mit dem Pour le Mérite für
Wissenschaft und Künste ausgezeichnet.
Schlosser verstarb im Alter
von 95 Jahren am 23. September 1861 in Heidelberg. Dort
liegt er auch begraben.
Dem großen Sohn der Stadt
wurde dann 1878 das Denkmal
in Jever gesetzt, dessen Inschrift lautet „“Wehe dem Volk,
dem die Wahrheit nicht mehr
heilig ist.“
Gegenüber der Inschrift
steht an der Schlosserstraße
das sogenannte Jaspersche
Haus, ein beeindruckender
klassizistischer Bau. Es gehörte Carl Wilhelm Jaspers, Großvater des Philosophen Karl Jaspers, der sich das Haus als Ruhesitz errichten ließ.
Seite 26 · Wilhelmshavener Zeitung
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23. Februar 2013
Wind beflügelte Gewerbefleiß
Etliche Windmühlen
prägten Anfang des 19.
Jahrhunderts die Silhouette der Stadt. Erhalten geblieben ist die
Schlachtmühle.
VON KLAUS HOMOLA
JEVER – In öffentlicher Hand be-
findet sich heute die Schlachtmühle in Jever. Die Stadt Jever
und der Landkreiskreis Friesland, verbunden im Zweckverband Schlossmuseum, kauften
im vergangenen Jahr von der
vorherigen Eigentümerin die
Mühle. Zu dem Ensemble gehört auch das Müllerhaus, das
sich aber noch in Privatbesitz
befindet.
Inzwischen hat sich ein
Arbeitskreis
Schlachtmühle
unter Leitung des Freiwilligen
Windmüllers Edzard
de Buhr gegründet,
der die Mühle mit seinen Mitstreitern im
Sommer 2013 wieder zum Laufen bringen will. Mittel aus
Töpfen des Denkmalschutzes und möglicherweise auch der
Stadt sind angedacht.
Doch ursprünglich war der
Betrieb einer Windmühle nicht
eine Frage der Ehrenamtlichkeit, sondern dahinter steckte
harte Arbeit und der Müller versuchte mit der Mühle, für sich
und seine Familie sein Auskommen zu verdienen.
Die Mühle an der Schlachte,
dem jeverschen Hafen der Vorstadt (Koopstadt) Hooksiel, ist
die dritte jeversche Windmühle
fast am gleichen Ort. Schon
1722 wurde auf Geheiß der anhalt-zerbstischen
Regierung
von den beiden Müllern Jürgen
Spannhoff und Hinrich Slauken
eine Mühle für die Friesische
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Die jeversche Schlachtmühle entstand kurz nach 1847. –
Links: Das Barnutz­Bild von 1830 zeigt alle vier Mühlen.
FOTO: SCHLOSSMUSEUM/WZ-BILDDIENST/KNOTHE
Grütze (Perl-Graupen) errichtet.
Als die im Oktober 1732 abbrannte, fand sie schnell eine
Nachfolgerin.
Die heutige Schlachtmühle,
ein Galerieholländer, geht auf
das Datum von 1847 zurück,
denn 1846/47 ließ der Eigentümer Oltmanns jun. zuvor die Vorgängermühle an der Schlachte
abbrechen und an dem jetzigen
Standort aufbauen.
Letzter Müller der Schlachtmühle war der Müller Diedrich
Meenen. Weil die Mühle nach
und nach verfiel, setzten sich
Vereine und Institutionen in den
70er-Jahren für den Erhalt des
Bauwerks ein und sammelten
Geld. Der letzte Eigentümer
Bernhard Neill, Tischler von Beruf, setzte sich ab 1977 mit viel
handwerklichem Geschick für
den Erhalt der Mühle ein. In seine Zeit fällt auch die Einrichtung
eines Landwirtschaftlichen Museums
des
Schlossmuseums in Jever
in der Mühlenscheune.
Östlich der
Schlachtmühle
sorgte eine Sägemühle dafür,
dass die Bevölkerung mit Holz
als Baumaterial
versorgt werden
konnte.1749
als Windmühle Die Mühle an
errichtet, wurde Brand 1936.
sie 1857 in eine
Dampfmühle umgewandelt und
1899 abgebrochen.
Eine weitere Mühle stand in
der Nähe des Bahnhofes. Der
Galerie-Holländer
brannte
1936 ab, die Familie Schönbohm betrieb die elektrisch angetriebene Mühle mit angeschlossener Bäckerei aber
nach dem Kriege weiter.
Die Mühlenstraße trägt ihren
Namen nicht ohne Grund. Der
Maler Friedrich Wilhelm Barnutz
(1791 - 1867) malte um 1830
mehrere Stadtansichten „Jever
vom Woltersberg“, auf denen
von links nach rechts die beiden Mühlen an der Mühlenstraße, die ehemalige Sägemühle an der Schlachte und die
Schlachtmühle sowie am ganz
rechten Bildrand die Mühle an
der Bahnhofstraße nach dem
FOTO: ARCHIV ANDERSEN
der Chaussee nach Friedeburg
(heute Bahnhofstraße) zu sehen sind. Die Peldemühle an
der Mühlenstraße ist auch auf
einer Fotografie des Mariengymnasiums kurz nach 1900 zu
sehen, die vom Schlossturm
aufgenommen worden ist.
Auch auf dem Burggelände
und dem St. Annentor haben
einmal Mühlen gestanden, wie
ein Gemälde von 1790 illustriert. Letztere wurde 1793 wieder abgebaut.
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