Alina und die „Sizilianische Verteidigung“

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Stadtmitte
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Alina und die „Sizilianische Verteidigung“
Im jüdischen Sportclub Makkabi Rostock unterrichtet Schachtrainer Leonid Reznik jedes Jahr mehr
Kinder.
20.01.2014 00:00 Uhr
Die 16-jährige Alina spielt beim Training gegen ihren Schachpartner Dennis. Beide spielen erfolgreich für Makkabi Rostock. Fotos (2): Anne
Ziebarth
Stadtmitte. Im obersten Stockwerk der jüdischen Gemeinde in der
Augustenstraße ist alles vorbereitet. Drei große Schachbretter stehen auf
einem langen Tisch bereit, die Schachuhr zum Stoppen der Zeit direkt
daneben. Es ist vier Uhr am Nachmittag und Trainingszeit für die jüngeren
Mitglieder der Schachabteilung von Makkabi Rostock.
Alina, Dennis, Maxim und Hugo poltern lautstark die Treppen der jüdischen
Gemeinde hoch und begrüßen stürmisch ihren Trainer Leonid Reznik. Der
schaut streng über den Rand seiner Brille und dann auf die Uhr. „Nun aber
los. Wir wollen uns heute die Sizilianische Verteidigung ansehen“, sagt er.
Sofort herrscht Aufmerksamkeit und Konzentration bei den jungen
Schachtalenten. Wie die anderen Schüler auch, hat die 16-jährige Alina ein
Heft auf den Tisch gelegt. „Mein Partienbuch“, erklärt sie stolz. „Darin
notieren wir uns die großen Lehrspiele, die Klassiker, die wir miteinander
durchgehen.“
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Leonid Reznik beginnt Zug um Zug eine Schachpartie aus den 1970er
Jahren vorzulesen, Bobby Fischer gegen Bent Larsen. Die Kinder spielen
sie auf den Schachbrettern nach. Blitzartig ziehen sie mit den kleinen
Händen die Läufer, Türme und Bauern über die Spielfläche. Zwischendurch
gibt es immer wieder Fragen vom Trainer. „Und Du, Dennis, was würdest Du
jetzt machen?“ Dennis legt den Kopf schief und überlegt. „D4“. Alina schüttelt
ungeduldig den Kopf und korrigiert. „Nein. Jetzt kommt doch der Fischer-Zug.
Läufer C3.“
Anerkennend nickt Reznik Alina zu. Ihre Augen glühen vor Begeisterung.„Ja,
Schach ist wirklich spannend“, lacht die 16-Jährige, die aus Minsk in
Weißrussland stammt. „Ich weiß, das glauben viele nicht. Aber es stimmt.
20.01.2014 09:21
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Auch auf dem Erasmus-Gymnasium spielen immer mehr Kinder Schach.“
Mittlerweile sind es 25 Kinder, die Reznik mehrfach die Woche bei Makkabi
Rostock unterrichtet, kaum eines der Kinder ist jüdisch. „Ich bin der Einzige
in dieser Runde. Aber das ist ja auch nicht so wichtig“, erzählt der
62-Jährige, der 1999 mit seiner Familie aus Kiew nach Rostock gezogen ist.
„Makkabi ist ein Sportverein. Die Schüler kommen aus allen Teilen der Welt.“
Die Jugendlichen, die er unterrichtet, haben schon große Erfolge errungen.
Alina ist Landesmeisterin in ihrer Altersklasse und die Mannschaft von
Makkabi ist besonders bei den ganz jungen Schachspielern unter zehn
Jahren Landesspitze. Leonid Reznik will aber nicht nur auf die Platzierungen
schauen, sondern sieht in jedem Spiel Chancen zum Lernen. „Die jungen
Leute lieben es, nach jedem Turnier sofort auf die Ranglisten zu gucken“,
sagt er und rollt vorwurfsvoll mit den Augen. Sein Blick ist zwar grimmig, aber
um den Mund spielt ein verständnisvolles Lächeln. „Schachspielen ist gut für
junge Menschen. Sie lernen, sich zu konzentrieren, und es fördert die
Intelligenz“, erzählt er. „Kinder, die Schach spielen, sind oft besser in der
Schule..
„Man lernt einiges im Kopf zu behalten“, bestätigt der 12-jährige Dennis aus
Rostock. „Es gibt hunderte einfache Eröffnungen beim Schach. Gute Spieler
kennen diese bis zum 15. Zug.“ Das sei aber nicht alles, wirft Reznik ein.
„Die Mischung aus Intuition, Kreativität und Wissen macht das wirklich
meisterliche Schachspiel aus“, fügt er hinzu.
Makkabi Rostock
28 Mitglieder hat die Schachabteilung von Makkabi zur Zeit, 25 davon sind Kinder.
Zwei Mitglieder hatte die Schachabteilung Makkabis kurz nach ihrer Gründung im
Jahr 2008.
180 Mitglieder sind im Sportverein Makkabi in sieben verschiedenen Sportarten
organisiert.
12 Tage sind es noch bis zu den Landesmeisterschaften der Schachjugend MV in
Malchow. Die Wettbewerbe finden vom 1. bis 4. Februar in der Jugendherberge
statt.
Anne Ziebarth
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