Die Stimme aus der Straßenbahn – kreuzer Leipzig

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Die Stimme aus der Straßenbahn – kreuzer Leipzig
Anika Galisch Arbeitsproben. „Nächste Haltestelle: Goerdelerring“ - kreuzer, Juli 2008
Kreuzfahrt
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0708
»Nächste Haltestelle:
Goerdelerring«
Die Freibergerin Conny Grotsch ist die Stimme der LVB.
Mit Leipzig verbindet sie mehr als nur Haltestellen
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Sa I 05.07. I 20:00
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So I 06.07. I 15:30
Jules Vernes Reise um die Welt
Schauspielerin Grotsch (im Juni in Leipzig): »Das gibt mir das Gefühl, irgendwie noch da zu sein«
W
enn Conny Grotsch Straßenbahn fährt, ist für sie
immer etwas anders als für normale Fahrgäste.
Heute steigt sie in die Linie 15 Richtung Miltitz. Das tut
sie selten, denn normalerweise fährt sie keine Bahn.
In Freiberg, wo sie wohnt, sind die Anbindungen für
sie ungünstig. Die schmale, dunkelhaarige Frau mit
den großen blauen Augen steht im letzten Wagen und
hält sich am Geländer fest. Gespannt hört sie sich sagen: »Nächste Haltestelle: Goerdelerring ...«
Conny Grotsch sperrt ihre Augen weit auf und beugt
sich nach vorn, als könne sie so besser hören. Die alte
Bahn rattert. »Man versteht es ja kaum«, sagt sie, »aber
wenn ich genau hinhöre, erkenne ich mich.« Sie lacht.
Conny Grotsch ist die Stimme der LVB. Vor sieben
Jahren wurden im Zuge der Netzreform Streckenführungen geändert und man suchte nach einer frischen
Stimme für die Ansagen der 1.129 Haltestellen in Leipzig. »Ein Mitarbeiter hatte mich wohl in der Dresdner
Bahn gehört und dann angefragt«, erinnert sich Conny Grotsch. Insgesamt spricht sie die Ansagen in
??Städten – von Graz bis Görlitz.
Mit Leipzig verbindet sie aber ihre ganz eigene Geschichte. Mit 22 zog sie hierher, begann ihr Studium
an der Schauspielschule. Dabei wollte sie erst gar nicht
Schauspielerin werden, sondern Grafikerin. Als eine
Freundin sie dann überredete, mit ihr am
Eignungstest teilzunehmen, und Conny Grotsch alle
Prüfungen sofort bestand, ließ sie sich erst mal zurückstellen. »Das hatten sie bestimmt noch nie erlebt«, sagt sie heute und lächelt stolz. Nach ein paar
Monaten wusste sie dann, dass sie auf die Bühne gehört. Bis heute. Seit 13 Jahren ist sie am Mittelsächsischen Theater in Freiberg engagiert.
Conny Grotsch liebt ihre Vielseitigkeit. Neben den
verschiedensten Theater-Rollen moderiert sie im Frei-
berger Stadtfernsehen und spricht eben Haltestellenansagen. Schon während des Studiums übernahm sie
kurze Rollen als Synchronsprecherin in Filmen. Anfang der 90er Jahre engagierte sie eine Firma aus Gera, die Bus- und Bahnansagen produziert und gerade
eine neue Sprecherin suchte.
Der Wagen holpert. »Nächste Haltestelle: Waldplatz«.
Heute sind viele Orte, in denen Grotsch die Stationen
ansagt, auch Stationen ihres eigenen Lebens: Gera,
Dresden, Freiberg, Leipzig. In all diesen Städten hat die
gebürtige Hallenserin viel Zeit verbracht und ihre
Spuren hinterlassen. »Das gibt mir das Gefühl, irgendwie noch da zu sein«, sagt die 45-Jährige.
An Leipzig hängt sie besonders. »Mich würde es
schmerzen, wenn das wegfallen würde. Leipzig ist eine Heimat für mich.« Hier lernte sie ihren Freund kennen, bekam kurz nach Studienabschluss den gemeinsamen Sohn Bruno. Erst nach der Trennung von ihrem
Lebensgefährten zog sie nach Gera.
Auch ihre Mutter stammt aus Leipzig, ihre Oma Ilse
lebte bis zu ihrem Tod Anfang dieses Jahres hier. Oma
Ilse war der Grund, der sie immer wieder herführte –
wenn auch zu selten. »Sie hat immer gesagt: Wenn ich
dich in der Straßenbahn höre, dann ist es, als wärst du
hier«, erzählt sie und blickt dabei nachdenklich aus
dem Fenster.
Wenn Conny Grotsch heute durch Leipzig fährt,
sind ihre Augen ganz weit offen, glänzen vor Spannung, sie dreht den Kopf hin und her, schaut nach
links und rechts. Es scheint, als wolle sie die Stadt
aufsaugen. Heute hat sie leider nur wenig Zeit, sie
muss zurück nach Freiberg. Doch eines will sie noch
machen: Oma Ilse auf dem Friedhof besuchen und
die Blumen gießen. Das hat sie schon viel zu lange
nicht mehr geschafft. ANIKA GALISCH
Termine
067
Kunst
054
Literatur
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Theater
046
Musik
036
Film
028
Spiel
026
011
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