Text zu Radiobeitrag - gueterhalle
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Text zu Radiobeitrag - gueterhalle
Hr4 Mitschnitt vom 10-05-2019, 12:21 >> Schandfleck, oder Baudenkmal? Das ist hier die Frage. Diesen Streit gibt es in vielen Gemeinden – Die einen wollen Ortsgeschichte erhalten, die anderen für die Zukunft planen und da steht dann – ich sag's emol hessisch - „das alte Gelärsch nur im Weg rum“! Genauso eine Situation herrscht im Moment in Höchst im Odenwald. Dort steht am Bahnhof eine alte Güterhalle, die die Bahn nicht mehr benötigt und die Stadt abreißen will. Doch der Denkmalschutz ist dagegen und plötzlich stellt sich heraus, niemand will wirklich für das historische Fachwerkgebäude verantwortlich sein. Ulrich Anton über diese verfahrene Situation: „Bei Regen tropft es an allen Ecken aus der Dachrinne der alten Güterhalle. Seit rund einhundert Jahren steht die Fachwerkhalle mit ihren roten Holztoren am Bahnhof von Höchst im Odenwald. Der Bahnhof liegt am Ortsrand und die Straße dahin führt direkt auf die sanierungsbedürftige Halle zu. Ginge es nach dem Willen der Gemeinde Höchst, wäre sie wohl schon abgerissen, aber eine Interessengemeinschaft setzt sich für den Erhalt der Halle ein. Auch deshalb, weil es in Höchst nur wenige alte Gebäude gibt, sagt Jens Grosse-Brauckmann, von der Interessengemeinschaft Güterhalle :“Dieses Gebäude ist eben geschichtsträchtig, hat hier auch immer gestanden und gehört zu Höchst dazu und das ist ein schönes Gebäude“. Die Gemeinde Höchst will einen Busbahnhof anlegen und Parkplätze anlegen, dabei ist ihr die Halle im Weg. Das Landesamt für Denkmalpflege hat gezeigt, dass der Bahnhofsvorplatz auch mit Güterhalle umgebaut werden kann und die Abteilung Nahverkehr, der Odenwald Regionalgesellschaft hat diese Pläne noch verfeinert. Für Landrat Dietrich Kübler ist der Umbau dringend notwendig er sieht den Bahnhofsvorplatz als: „nicht besonders attraktiv und auch aus Sicherheitsgründen, mehr oder weniger sehr problematisch, weil die Busse dort auch rückwärts fahren müssen und das ein Gefährdungspotential insbesondere für Schülerinnen und Schüler ist“. Die Gemeinde Höchst im Odenwald lehnt die alternativen Pläne ab. Wenn die Halle stehen bleibt, will sie das Gelände nicht umbauen. Die untere Denkmalschutzbehörde beim Landratsamt hingegen lehnt den Abriss ab, ebenso, wie das Landesamt für Denkmalpflege. Landrat Dietrich Kübler sah in dieser Patt-Situation nur noch einen Ausweg: Nach fast drei Jahren hat er dem Abrissantrag der Gemeinde zugestimmt, obwohl er den Umbau des Platzes auch mit Güterhalle für möglich hält:“Möglich ja! Aber wir kennen alle die Beschlüsse der Gemeinde, der Kommune und insofern musste ich dann – als Landrat auch entscheiden, in Abwägung was ist wichtiger, der Denkmalschutz dieses Gebäudes, oder die schon benannten Sicherheits- und auch von der Modernisierung der Odenwaldbahn her insgesamt betrachteten Umstände, die hab ich dann höher bewertet und hab entsprechend entschieden, die Denkmalschutzbehörde anzuweisen, einem Abriss zuzustimmen.“ Landrat Kübler hat damit einen Konflikt zwischen der unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege herbeigeführt. Laut dem hessischen Denkmalschutzgesetz entscheidet in so einem Fall das Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Auf Einladung des Ministeriums hat die Gemeinde Höchst kürzlich noch einmal die Lage dargestellt, erklärt Bauamtsleiter Bodo Jörz. Jetzt hoffe die Gemeinde auf eine schnelle Entscheidung aus Wiesbaden. Und das hofft auch der Odenwälder Landrat: “Wir haben ja ne dramatische Veränderung im Bereich der öffentlichen Haushalte und ich geh davon aus, dass diese hohe Förderquote im nächsten Jahr wegbricht deshalb, dass heisst, wir müssen dieses Jahr dies Bauwerk noch beantragen und des war auch mein Hauptgrund.“ Aber mit einer schnellen Entscheidung aus Wiesbaden wird es möglicherweise nichts, denn das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst erklärt auf Anfrage, es sei garnicht zuständig. Die Entscheidung liege beim Eisenbahnbundesamt. Aber bei der Behörde in Bonn reagiert man mit Kopfschütteln. Denkmalschutz sei Ländersache und der alte Güterschuppen sei für den Eisenbahnbetrieb nicht notwendig. Trotz dieser Position bleibt das Ministerium in Wiesbaden bei seiner Haltung und wie es jetzt weiter geht ist unklar. <