Andalusien 2010 Donnerstag, 01.04.2010 Eigentlich
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Andalusien 2010 Donnerstag, 01.04.2010 Eigentlich
Andalusien 2010 ( copyright www.abseiling.de ) Donnerstag, 01.04.2010 Eigentlich wollten wir um 4:00 Uhr morgens starten, doch sind die Ventile der Reifen nicht mehr vertrauenerweckend. Um 8:00 Uhr stehe ich beim Reifenhändler und lasse die porösen Gummiventile gegen Metallventile tauschen. Um halb zehn starten wir dann. Bei föhnigen 15° C verlassen wir das Chiemgau, im Allgäu fahren wir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt durch Schneegestöber, die Landschaft ist weiß verschneit. Für den Pfändertunnel kaufen wir für 2 Euro eine Korridorvignette, eine preiswerte Alternative zur 10 Tages Vignette. In Bregenz tanken wir voll. Am Grenzübergang St. Margarethen in die Schweiz werden wir vom Zöllner auf die Waage geordert, das Wiegen des Fahrzeuges mit Vespa auf dem Heckträger ergibt bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t eine Überladung von 200 kg. Das würde bei einer Kontrolle eine Strafe von zirka 200 Euro bedeuten, werden wir belehrt. Wir eilen durch die Schweiz gen Genf, verlassen die Eidgenossen nach Frankreich in Richtung Lyon. Ein Schneesturm begleitet uns nach Oyonnax, zu unserem 1. Campingplatz Les Gorges de l'Oignin, den wir bereits in 2007 bei der Rückreise aus unserer Rioja-Tour angesteuert haben. Wir sind die ersten Gäste in 2010, sind aber zu kaputt, um dies groß zu feiern, nach einem Bier gehen wir bei 0,8°C Außentemperatur ins Bett. Freitag, 02.04.2010 Nach einer kalten Nacht stehen wir früh auf, verlassen bald den Platz. Das Navi geleitet uns durch Lyon, über Montpellier erreichen wir am Nachmittag die Grenze nach Spanien. Das Ziel, den Zeltplatz in Tarragona erreichen wir gegen halb acht. Wir finden einen sonnigen Platz in zweiter Reihe am Meer. Bei angenehmen 20°C geniessen wir bei einem Gläschen Rotwein den Abend, morgen steht wieder eine lange Etappe bevor. Samstag, 03.04.2010 Tag 3 des Kilometerfressens. Vorbei an endlosen Orangenplantagen geht es über Valencia über die A7 nach Alicante, weiter über Murcia vorbei an einem Plastikmeer mit folienbedeckten Feldern und Gewächshäusern durch eine bergige Hochebene nach Almeria. Es zieht sich, es geht auf und ab, nach jedem Anstieg hoffe ich auf den ersehnten Blick aufs Mittelmeer, aber immer wieder wiederholt sich die Landschaft. Der Seitenwind bläst mittlerweile stark von vorn links, es geht durch in den Berg gesprengte Strassentrassen, endlich sehen wir unser Ziel Almeria. Drei Kilometer von der Stadt liegend kommen wir bei strahlendem Sonnenschein am Zeltplatz La Giroffa an, auf dem kleinen Platz finden wir mit unserem 7 m langen Sprinter eine Lücke zwischen Engländern und Franzosen. Das Meer ist nur 20 Meter von uns entfernt und das Rauschen der Wellen übertönt alle Geräusche. Nach dem obligatorischen Begrüßungsbier gibt es noch ein Gläschen Wein, endlich sind wir in Al-Andalus angekommen, endlich Urlaub. Ostersonntag, 04.04.2010 Heute wollen wir die zweitgrößte Burganlage Spaniens, die Alcazaba in Almeria besuchen. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir mit dem Roller in die Stadt, finden einen Parkplatz direkt am Aufgang zur Burganlage. Der Eintritt ist kostenlos. Mit vielen Engländern von einem im Hafen angelegten Kreuzfahrschiff lassen wir uns von der Kulisse begeistern. In der Ferne sehen wir wieder das Meer an Foliengewächshäusern, aus der Stadt klingen die Trommeln der Osterprozession. Wir verlassen die Burg und finden in dem Labyrinth aus Einbahnstrassen ein Plätzchen in einem Kaffee. Nach einem Cafe con Leche zieht die Prozession an uns vorbei. Die Männer sehen aus wie vom Ku-Klux-Clan, in ihren weissen Gewändern verhüllt mit einem Spitzhut mit Sehschlitzen. Alle Spanier wohnen gut bekleidet dem letzten Spektakel der Semana Santa bei, heraus stechen die englischen Touristen mit kurzen Hosen und Bierbauch. Leider sind heute alle Geschäfte geschlossen und so fahren wir nach einem kurzen Spaziergang über die Rambla wieder zurück zum Zeltplatz. Montag, 05.04.2010 Ein starker Wind weckt uns zeitig auf, der Himmel ist grau in grau. Gegen neun fahren wir in Richtung Guadix. Eigentlich wollen wir einen kurzen Zwischenstop in Little Hollywood in der Oasys machen, der Freizeitpark hat aber noch nicht offen. Bei stürmischem Wind fahren wir vorbei an der Burgfeste von La Calahorra durch eine unwirkliche, einer Mondlandschaft ähnlichen Hochebene weiter nach Guadix. Wir folgen den Schildern ins Höhlenviertel. Das Museum ist geschlossen, aber eine freundliche Frau gewährt uns Eintritt in ihre Höhlenwohnung, wo ein Wohn- und Schlafzimmer, eine Küche und ein Bad komfortabel, aber ohne Fenster eingerichtet sind. Vorbei an schneebedeckten Bergen und vielen Windkraftanlagen fahren wir von 1180 m Höhe hinab nach Granada zum Zeltplatz Reina Isabel. Der Platz ist ideal für unseren Besuch der Alhambra, aber auch gut gelegenen für den Trip in die Sierra Nevada, wo wir morgen zum Skifahren hin wollen. Unsere Nachbarn schauen ungläubig, als wir neben dem Grillen noch die Skier wachsen. Dienstag, 06.04.2010 Nachdem wir gestern im Internet keine Karten für die Alhambra vorreservieren konnten, änderten wir den Plan und machten uns um 8:00 Uhr mit dem Roller bei kalten 8°C in Richtung Rote Burg auf. Durch die engen Gassen geht es auf holprigem Kopfsteinpflaster in einem Labyrinth von Einbahnstrassen den steilen Berg nach Mirador de San Nicolás hoch. Wir machen ein Foto von der Alhambra mit der schneebedeckten Sierra Nevada im Hintergrund und fahren dann wieder durch ein Gewirr von Gassen in Richtung der Plaza Nueva, wo wir die Vespa parken. Wir laufen an der Mauer der Alhambra entlang zum Ticketshop, wo wir uns brav in die wartende Menschenschlange anstellen. Nach einer dreiviertel Stunde können wir ein Ticket für 14:00 Uhr kaufen. Das heißt, wir gehen wieder zum Roller und drehen eine ausgiebige Stadtrunde. Gegen eins sind wir wieder an der Burg, diesmal parken wir in der Nähe des Eingangs, machen noch eine kurze Vesper und uns dann auf, durch die Puerta de Vino die Alcazaba zu erkunden. Vom Torre de la Vela haben wir einen tollen Blick auf Granada. Wir haben für 17:30 Uhr ein Zeitfenster für den Nasridenpalast, wo wir uns nach dem Besuch der Gärten und des Palasts Karls V. einfinden. Wir stellen uns wieder an und irgendwann haben wir Zugang zu dem Mexuar, dem Audienzsaal. Wir folgen der Route durch den Palast zum Patio de los Leones, dem Löwenhof, der aber leider restauriert wird und verhüllt ist. Nach einer halben Stunde, mehr ist nicht gestattet, verlassen wir die Palastanlagen und besichtigen noch die Sommerresidenz der Sultane, den Generallife. Gegen 19:00 Uhr verlassen wir die Alhambra und sind froh, nach einer viertelstündigen Fahrt, den Zeltplatz zu erreichen und endlich die Füsse hochlegen zu können. Mal sehen, was der Tag morgen bringt. Mittwoch, 07.04.2010 Von unseren netten hessischen Platznachbarn erhalten wir ein Ticket für den Sightseeing Bus in Granada. Wir fahren mit der Vespa in die City zum Plaza Nueva. Vor der Kathedrale steigen wir dann in den Bus, der uns eine gute Stunde durch die Stadt fährt. Vorbei an der Alhambra, dem Museum, der Universität und der Stierkampfarena kommen wir wieder bei der Kathedrale an. Wir verlassen den Bus mit der Erkenntnis, dass die 18 Euro pro Person nicht gerechtfertigt gewesen wären. Wir betreten die Kathedrale, die in fünf große Schiffe eingeteilt ist und von einem Ensemble an dicken Säulen zu einem kolossalen Werk der Renaissance getragen als eines der prächtigsten Gotteshäuser der südlichen Hälfte der Halbinsel gilt. Wir treffen unsere Nachbarn und geben ihnen die Tickets für ihre Busrundfahrt zurück. Ohne Probleme besteigen sie den Bus. Wir steigen durch holprige Gassen hinauf zur Kirche San Nicolás im Stadtviertel Albaycin, wo wir im Restaurant mit Blick auf die Alhambra zu Mittag essen. Über zahlreiche Treppen gelangen wir nach unten zum Rio Darro, den wir flussab folgen und wieder zu unserem Roller gelangen. Über den uns nun schon bekannten Rückweg fahren wir direkt wieder zum Zeltplatz, wo wir unseren Son of Hibachi anheizen und unseren Rest Rindfleisch grillen. Bis halb zehn sitzen wir draussen, quatschen mit den Feldbergern über dies und das. Morgen soll es nun sicher in die Sierra Nevada gehen. Donnerstag, 08.04.2010 Um neun Uhr starten wir gen Pradollano auf 2100 m in der Sierra Nevada. Wir parken in der Nähe des Wohnmobilstellplatzes direkt am Lift. Die Tageskarte kostet 33 Euro und mit dem Vierersessel geht es auch schon schnell nach oben. Knapp unter dem Gipfel des Veleta mit 3398 m ist die Bergstation des Laguna Liftes. Die Sicht ist überwältigend, leider ist das Mittelmeer wolkenverhüllt, aber in der Ferne sieht man Granada. Wir carven auf harter Piste talwärts. Es sind kaum Leute unterwegs und so macht es richtig Spaß. Bei einem kurzen Stop zur Mittagszeit in der einzigen Hütte im großen Skigebiet gibt es nur Autobahnraststättenessen oder Fastfood. Wir kaufen einen Cafe con Leche und versuchen einen Sitzplatz in der Sonne zu ergattern. Doch es ist schlimmer als am Strand mit den „Handtuchreservierern“. 4 Stühle werden mit 4 Handschuhen besetzt, die Engländerin spricht mich in spanisch an, der Tisch ist reserviert. Doch weit und breit keine Verwandtschaft, nach 5 Minuten setze ich mich an den Tisch und werde mehrsprachig darauf hingewiesen, dass gleich wer komme und dann den Platz benötigt. Wir trinken unseren Kaffee und nach 10 Minuten ist immer noch niemand da. In Österreich oder in der Schweiz wäre dieses Chaos nicht möglich. Spanien ist halt doch keine Ski-Nation, da ist noch viel Handlungsspielraum. Um drei wird der Schnee zu sulzig und wir fahren zum Sprinter, Talabfahrt kann man das nicht nennen, wir sind doch noch in über 2500 m Höhe und Granada liegt auf 600 m. Aber es war ein absolut toller Tag und wir sind froh, gesund den Zeltplatz zu erreichen, wo wir neue Nachbarn aus Leipzig vorfinden. Die Hessen sind abgereist und tingeln weiter durch Spanien, Rentner einfach.... Wir verladen noch den Roller, damit wir morgen früh starten können. Es geht wieder ans Meer nach Nerja, Malaga und Marbella. Es ist 20:00 Uhr und wir haben noch 25°C, heute kann man es gut in kurzen Hosen aushalten. Freitag, 09.04.2010 Wieder eine Nacht mit Katzenjammer. Wie in den letzten drei Nächten gab es ein Gejaule von liebestollen Katzen, die uns und den Nachbarn den Schlaf raubten. Um halbzehn verlassen wir Granada, über etliche Stolperschwellen, die den Verkehr verlangsamen sollen und vielen Kreisverkehren fahren wir über die A338 gen Westen nach Alhama de Granada. Links und rechts säumen Olivenbäume den Weg, der Blick streift ein letztes Mal zurück auf die schneebedeckte Sierra Nevada. Wir fahren weiter durch eine fruchtbare Hochebene, es wachsen Artischocken, Salat und vieles mehr. Bei Ventas de Zaffaraya sind wir noch auf gut tausend Höhenmeter, dann geht es aber in vielen Serpentinen durch die Sierra Tejeda hinunter nach Torre del Mar. Ich fahre wieder auf die Autovia, um schnell nach Malaga zu kommen. Wir parken problemlos am Castillo de Gribralfaro, in der Stadt und am Hafen ist kein annähernd großer Parkplatz zu bekommen. Bei einem Selbstbedienungsautomaten lösen wir ein Ticket für die Burg und die Alcazaba. Von oben haben wir einen fantastischen Blick über die Stadt, deren Schönheit sich aber erst auf den zweiten Blick einstellt. Über einen steilen, gepflasterten Weg gehen wir bergab zur Kathedrale von Malaga, die nur einen Kirchturm hat, weil das Geld nicht gereicht hatte. Beeindruckt sind wir vom Chorgestühl mit 40 Figuren von Pedro de Mena von 1662. Zurück am Auto wird erst mal der Durst gelöscht, bevor wir über die A7 die Stadt westwärts verlassen und an der Costa de Sol entlang fahren. Links und rechts stehen Bettenburgen, ein Hotel nach dem anderen. Vorbei an Torremolinos und Mijas machen wir zehn Kilometer vor Marbella Stop an einem großen Zeltplatz. Es ist schon kurz vor acht und zum Kochen haben wir keine Lust mehr, deshalb bleibt die Küche kalt und wir machen Brotzeit. Nach einer Flasche Tarragona 2004 reserva gehen wir erschöpft ins Bett. Samstag, 10.04.2010 Die Nacht war ruhig, wir haben ausgeschlafen bis halbzehn. Leider kann ich den Reisebericht heute nicht hochladen, für eine Stunde Internet verlangen sie hier 4 Euro, that's too much. Nach einer gemütlichen Tasse Kaffe verlassen wir gegen Mittag den Platz. In Marbella fahren wir in Richtung Yachthafen, finden aber keinen Parkpatz und fahren weiter auf die A397 gen Norden. Vorbei an schicken Bungalows und Ferienanlagen schlängelt sich die Strasse auf 1100 Meter Höhe. Ein wahres Kurvenparadies für Motorradfahrer, die uns auch zahlreich entgegenkommen. Am frühen Nachmittag erreichen wir Ronda und den Zeltplatz El Sur 2 Kilometer außerhalb der Stadt. Der terassenartig angelegte Platz ist super gepflegt und die ideale Ausgangsbasis für eine Stadtbesichtigung. Mit der Vespa fahren wir in die Altstadt, parken in der Nähe der arabischen Brücke. Über den steilen Weg hinauf kommen wir in die La Ciudad. Es gibt viel zu sehen, unter anderem die älteste erhaltene Stierkampfarena Spaniens. Von der 98 m hohen Brücke Puente Nuevo haben wir einen spektakulären Blick auf den Wasserfall des Rio Guadelevin. Zurück am Zeltplatz gibt es im Restaurant noch Tapas und Cerveza, bevor wir bei stürmischem Wind ins Bett gehen. Sonntag, 11.04.2010 In der Nacht hat es ein paar Tropfen geregnet. Der Himmel ist Wolken verhangen. Gegen zehn verlassen wir den Platz in Richtung Zahara de la Sierra. Wir gehen die steilen Gassen nach oben zur Kirche Santa Maria de la Mesa. Es ist nichts los und wir hören in der Ferne die Biker, die um den Stausee knattern. Zurück am Wohnmobil fahren wir gen Süden. Die Passstraße auf den Puerto de las Palomas auf knapp 1400 m Höhe schraubt sich spektakulär in vielen Serpentinen nach oben. Bei Gegenverkehr kommen wir teilweise zum zentimetergenauen Passieren, die Strasse ist stellenweise nur 4 m breit. Weiter geht es über die Strasse der weißen Dörfer, der Ruta de los Pueblos Blancos über Grazalema, El Bosque nach Ubrique. Eigentlich wollen wir von hier nach Jimena de la Frontera, die Straße ist aber gesperrt und wir müssen durch die Sierra de Grazalema nach Alcala de los Gazules. Fast 40 Kilometer durch Stein- und Korkeichenwald, Kurve um Kurve, auf und ab und mit max. 30 km/h ums Eck. Es zieht sich, allmählich sind wir vom Grün in Grün genervt, ab und zu sehen wir schwarze Schweine zwischen den Korkeichen, die Landschaft erinnert an Sardinien. Nach dem Gezuckel über die A375 bin ich froh, die Nackenmuskulatur beim Geradeausfahren auf der Autovia A381 zu entspannen. Vorbei am Felsen von Gibraltar machen wir einen kurzen Zwischenstop in Tarifa, der südlichsten Stadt Spaniens. Bis Marokko sind es 14 km, mein Handy loggt sich gleich ins Netz der Maroc Telecom IAM ein. Der Wind bläst aber in einer steifen Brise, ideal für die vielen Kiter, die hier an der Küste im Meer surfen und so ändern wir den ursprünglichen Plan, hier zu übernachten und fahren weiter nach Vejer de la Frontera. Vorbei geht es an einem riesigen Windpark, dann wechselt die Landschaft in eine endlose Weidelandschaft, überall grasen Stiere. Hier könnte der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht worden sein. So stellt man sich einen mexikanischen Western vor. Wir verlassen die Hauptstraße und fahren wieder durch einen Nationalpark vorbei am Cabo de Trafalgar an der Costa de Luz; mittlerweile sind wir am atlantischen Ozean, in Zahora, wo wir bei einem 1a Platz stoppen. Im angrenzenden Restaurant speisen wir für knapp 30 Euro, kein kulinarisches Highlight, aber wir sind satt geworden. Montag, 12.04.2010 So eine ruhige Nacht hatten wir schon lange nicht mehr, gar kein Geräusch um uns herum, einfach zweisam neben dem Natural Park. Dank wifi free suchen wir noch unsere weitere Tour und die Campingplätze im Internet heraus. Heute soll es in die älteste Stadt Europas gehen, nach Cadiz. Nach einer fast 10 Kilometer langen Anfahrt durch Hochhaus-Schluchten finden wir am Hafen nach etwas Suchen einen Parkplatz. Wir folgen der alten Festungsmauer, schlendern durch den Parque Genovés zum Castillo de Santa Catalina. Von der Burgmauer aus sehen wir, daß nebenan auf dem Parkplatz auch Wohnmobile stehen. Dort hätten mit unseren 7 m Länge problemloser parken können. Vorbei an riesigen Gummibäumen biegen wir ab in eine quirlige Gasse, es ist kurz vor Mittag und die Menschen drängen anscheinend nach Hause. Vor der Neuen Kathedrale finden wir in einem kleinen Lokal Platz und bestellen eine Racion Boquerones Fritos (frittierte Sardinen), die wir uns zu einem Bier munden lassen. Die Blütezeit der Stadt ist offensichtlich vorbei, die Risse in den alten ehrwürdigen Häuser werden mit Fertigputz aus dem Baumarkt notdürftig überspachtelt und mit viel Farbe überpinselt. Andere Häuser fallen der Abrissbirne zum Opfer. Nach dem gestrigen Tag mit viel Natur und den vielen weißen Häusern ist es aber der totale Kontrast, alles ist bunt und lebenslustig. Über den Plaza de San Juan de Dios mit dem Rathaus kommen wir wieder zu unserem Parkplatz. Wir fahren über eine über drei Kilometer lange Brücke über die Bucht von Cadiz und erreichen den städtischen Campingplatz von El Puerto de Santa Maria. Die abgegebenen Personalausweise werden eingescannt und es werden Zugangsausweise mit Bild erstellt, Vorratsdatenspeicherung hola. Die Waschmaschine können wir nach Rücksprache mit der Rezeption am nächsten Tag von 08:00 – 15:00 Uhr benutzen, wir müssen die max. 5 kg Wäsche der Reinigungskraft geben, die diese dann für 4,60 Euro in die Waschmaschine befüllt. Daraufhin fahren wir erst einmal mit der Vespa in die Stadt und suchen die Bodega Osborne, die wir morgen besichtigen wollen. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel bei Carrefour und fahren zurück zum Campingplatz. Mittlerweile ist es kurz vor acht und wir schalten die Tagesschau ein. Vom Erdbeben in Andalusien mit 4,7 auf der Richterskala haben wir nichts bemerkt. Das anrückende Tief über Spanien betrübt uns da eher. Dienstag, 13.04.2010 Der Tag beginnt sonnig. Wir lassen es gemütlich angehen, es ist Großreinemachen und mittags starten wir zur Bodega Osborne, wo wir für 7,50 Euro pro Person um 12:30 Uhr die deutsche Führung mitmachen. Osborne lagert zur Zeit 31000 Fässer in der Bodega. Mit dem Solera-System werden aus den oberen Fässer alljährlich immer ein Drittel Wein in die unteren umgefüllt, bis nach mindestens 4 Jahren ein Fino entsteht. Bei Sherry gibt es keinen Jahrgang wie bei Wein, man unterscheidet folgende Sorten: Fino, Amontillado, Oloroso, Cream und Sweat, der ein reines Exportprodukt nach England ist. Zum Schluss der Führung gibt es noch eine Verköstigung. Erst einmal Siesta im Womo, dann drehen wir noch eine Stadtrunde mit dem Roller, vorbei am Castillo und dem Plaza de Toros, eine der größten Stierkampfarenas Spaniens. Am späten Nachmittag füllt sich der Campingplatz, wir schauen den Neuankömmlingen zu und packen selbst schon für die Abreise morgen nach Sevilla. Mittwoch, 14.04.2010 Regentropfen prasseln auf das Dachfenster, als wir um 9:00 Uhr aufstehen. Der starke Wind bläst die Wolken aber schnell landeinwärts und es entstehen mehr und mehr blaue Lücken. Wir passieren Jerez de la Frontera, fahren vorbei an riesigen Haciendas, es geht nach Arco de la Frontera, eines der weißen Dörfer. Wir finden keinen Parkplatz und fahren weiter nach Sevilla. Sahen wir im Sherry-Dreieck nur Rebstöcke, ist die Landschaft hier ganz anders. Überall riesige Getreidefelder und oft tiefe Furchen in der Erde vom Regenwasser, das hier auch Teile der Strasse unterspült hat, dann wieder endlose Plantagen von Olivenbäumen. Unsere Führerin bei Osborne, Helga Müller, übrigens anders als der Name vermuten läßt, eine echte Spanierin, sagte uns bei der gestrigen Führung auch, der diesjährige Winter war kälter und regnerischer als andere, 3 Monate schlechtes Wetter sind unüblich für diese Gegend. Die vielen Seen, an denen wir vorbeikommen, sind alle über das Ufer getreten. Und immer wieder der Wechsel aus grünen und braunen Feldern, ein Farbenspiel im Wechsel mit gelbem Raps oder bunten Blumen am Wegesrand. Wir verlassen die hügelige Landschaft und erreichen 30 Kilometer vor Sevilla eine endlose Weite. Landarbeiter bewirtschaften die Felder, hier wird alles andere als Oliven angebaut. Bevor wir den Zeltplatz in Dos Hermanas ansteuern, fahren wir noch die 14 Kilometer nach Sevilla, um die Strecke auf Rollertauglichkeit zu prüfen. Der erste Eindruck der Stadt ist vielversprechend . Bei 28°C ist es richtig schwül und in der Ferne ziehen dunkle Wolken auf. Also schnell zum Campingplatz, bei Carrefour holen wir noch 2 Doraden zum Grillen. Unter der Markise grillen wir bei den ersten Tropfen den Fisch, essen müssen wir dann schon im Womo, draußen ist es zu feucht. Am Abend wird aus den Schauern Dauerregen. Donnerstag, 15.04.010 In der Nacht prasselt Regen aufs Dach, es sinkt die Hoffnung. Am Morgen sieht der Blick aus dem Dachfenster aber schon wieder vielversprechend aus, immer wieder blaue Flecken in dem grauen Einerlei. Wir beschließen, nicht mit dem Bus, sondern mit dem Roller nach Sevilla zu fahren. In der Nähe des 1929 erbauten Hotels Alfonso XIII. finden wir einen Parkplatz. Vorbei an der Tabakfabrik, der jetzigen Universität gehen wir zum Plaza de España, einer beeindruckenden Platzanlage, wo mit bunten Keramikbildern Geschichten der 50 spanischen Provinzen dargestellt werden. Wir sind angetan von den vielen Motiven, schlendern bei mittlerweile sonnigem Wetter durch die Anlage. Das nächste Highlight, das wir besichtigen wollen, ist die Catedral mit dem Wahrzeichen der Stadt, der Giralda. In der drittgrößten Kathedrale der Welt ist auch die letzte Ruhestätte des Seefahrers Kolumbus, dem Entdecker Amerikas. Der geschnitzte und vergoldete Hauptaltar wurde in fast 100 Jahren mit über 200 Heiligenfiguren zum größten der Welt erbaut. Wir sind schwer beeindruckt von dem vielen Prunk und der Kunst, im Gegensatz zur Kathedrale von Malaga ist dieser aber insgesamt düsterer, aber nicht minder imposant. Über eine stufenlose Rampe erreichen wir dann die 76 m hohe Giralda, von der wir unter dicken Glocken einen traumhaften Blick über die Stadt haben. Durch den Orangenhof, der Patio de los Naranjos verlassen wir das Bauwerk, um zum Königspalast Reales Alcázares zu gelangen. Rund um den Patio de las Doncellas gruppieren sich die offiziellen Räume. Überall prunkvolle Stuckarbeiten und farbenfrohe Keramik. Wir sind froh, die Reise nicht im umgekehrten Verlauf unternommen zu haben, verglichen zu diesem imposanten Bauwerk verliert die Alhambra immer mehr. Hier kann man für eine normal gekaufte Eintrittskarte zu individueller Zeit den Palast besichtigen, die Räume sind imposanter als die in Granada. Total geplättet von den Eindrücken und fußmüde nach zirka 18000 Schritten (gezählt vom Nintendo) fahren wir mit der Vespa die 14 Kilometer wieder zurück zum Campingplatz. Es gibt wieder gegrillte Dorade und die Katzenschar freut sich wieder über die Fischreste. Freitag, 16.04.2010 In der Nacht hat es wieder geregnet. Der Himmel am Morgen ist noch grau in grau. Die Großwetterlage hat sich geändert, das Tief hat uns erreicht. Wir beschließen, weiter nach Cordoba zu fahren. Sevilla, wir werden wiederkommen, nicht mit dem Womo, aber mit dem Flieger. Es gibt einfach noch viel zu viel anzusehen. Durch die endlosen Weiten Andalusiens, man sieht zum Horizont und scheinbar weiter, fahren wir knapp 170 Kilometer nach Cordoba, gleichnamig der argentinischen Schicksalsstadt von 1978; Deutschland gegen Österreich, 2 zu 3 verloren. Eine Schmach für uns, die wir nur 30 Kilometer zum Alpenstaat wohnen. Wir wurden gedemütigt als wir unseren Nachbarstaat seinerzeit besuchten. Aber das ist lange her. Heute wollen wir die größte Moschee des islamischen Westens, die Mezquita besuchen. Seit 1984 gehört sie zum UNESCO Weltkulturerbe. Mit 22400 m² und über 800 Säulen ein überwältigender Anblick. Spätestens jetzt hat die Alhambra verloren. Ein Meisterwerk islamischer Baukunst ist die Kuppel im Vorraum des Mihab. Die Kathedrale im Inneren der Moschee reißt mich aus dem Traum von 1001 Nacht. Ein tolles Bauwerk, ohne Zweifel, aber hier inmitten der vielen Säulen ein Fremdkörper. Durch die vielen Einbahnstraßen und Gässchen irren wir mit dem Roller zur Plaza de la Corredera, von der wir aber enttäuscht sind. Wir erwarteten ein pulsierendes Leben wie zum Beispiel am Plaza Mayor in Madrid, hier ist es aber nur ein Jugendtreff, der zum frühen Abend, es ist kurz nach 19:00 Uhr, noch kein Leben versprüht. Von Westen verdunkelt sich der Himmel, wir fahren zu unserem Campingplatz El Brillante. Es fängt an zu tröpfeln, als wir die Vespa unter der Markise parken, kaum im Womo, fängt es an, ergiebig zu regnen. In der Tagesschau erfahren wir, dass der gesamte Flugverkehr in Deutschland wegen dem Vulkanausbruch in Island eingestellt wurde, da sind wir froh, dass wir mit unserem Sprinter unterwegs sind. Es regnet noch, als wir zu Bett gehen. Mal sehen, wie das Wetter morgen ist. Samstag, 17.04.2010 Es regnet noch immer, die Temperatur ist auf 14°C gesunken. Internet gibt es hier nicht und wir können nicht nachsehen, wie der Wettertrend ist. Wir beschließen weiterzufahren. Durch die größte Olivenanbauregion der Welt fahren wir nach Úbeda. Der Reiseführer verspricht ein Renaissancejuwel mit prachtvollen Bauten. Wir finden einen Parkplatz unweit vom Zentrum. Es ist dieses Wochenende klassisches Musikfestival und es begegnen uns viele, adrett gekleidete Menschen. Nach gut 2 Stunden Aufenthalt wollen wir weiter in Richtung Norden, gen Madrid. Am Horizont sehen wir eine lilafarbige Wiese mit Pferden, wir biegen von der Hauptstraße ab und besuchen diesen fotogenen Ort. Nach dem Ort La Carolina kommen wir an einem über die Ufer getretenen Fluss vorbei, überall Wasser, die Olivenbäume stehen metertief in der braunen Brühe. Es gibt nur wenig Abwechslung, überall nur Olivenbäume. Ich glaube, wir haben mindestens hunderttausend der insgesamt ca. 38 Millionen gesehen, uns begleiten die knorrigen Ölbaume gut 100 Kilometer. Bei Santa Elena teilt sich die Autovia und in spektakulärer Strassenführung führt die Strasse durch den Parque Natural Despeñaperros. Wir verlassen Andalusien und kommen nach Kastillien. Waren die letzten Stunden Olivenbäume unsere Wegbegleiter, sind es nun die Weinstöcke, dazwischen gibt es kleine grüne Flecken Weideland mit Schafen. Und das Land ist flach und endlos, am Horizont im Westen Berge, im Osten nichts, nur endlose Weite. Von Westen ziehen dunkle Wolken auf, mit den gelben Rapsfeldern, den zart grünen Wiesen und der roten Erde um die Rebstöcke ein tolles Farbenspiel. Gegen sieben erreichen wir den Campingplatz El Greco in Toledo. Wir finden auf Anhieb eine Parzelle mit Blick auf die Stadt. Sonntag, 18.04.2010 Es regnet ohne Unterlass, es ist kein blaues Fleckchen zu entdecken. Bis auf unsere spanischen Nachbarn reisen alle ab. Wir waschen in der neuwertigen Waschmaschine einen Teil unserer Wäsche. Der Trockner daneben hat sie dann nach fast 1 Stunde gut bügelfeucht getrocknet. Das heißt, nochmals für 3,25 Euro eine Münze holen oder sie unter der Markise trocknen. Wir entscheiden uns für letzteres. Mittlerweile hat der Regen auch aufgehört und ein leichter Wind treibt die Wolken vor sich her. Es ist kurz nach Siesta und wir fahren in die 3 Kilometer entfernte Stadt. Über glitschiges Kopfsteinpflaster fahren wir zur Alcázar, die der Zeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Die Stadt wirkt durch die hohen, massiven Steinmauern düster und ein wenig abweisend. Vorbei an unzählbaren Ansichtsläden mit Don Quichote Figuren, Ritterrüstungen, Messern (Toledo ist das Solingen Spaniens) und sonstigem Ramsch folgen wir in dem Gassenwirrwarr den Schildern zur Kathedrale. Für 7,00 Euro pro Person dürfen wir an der Security vorbei. Es herrscht strenges Fotografier- und Filmverbot und die Sicherheitsbeamten rufen immer wieder durch die Kathedrale „No foto, no foto!!“ Der Hochaltar wirkt im Vergleich zu Sevilla viel kindlicher, die Figuren sind bunt bemalt und es sieht aus wie in einem dreidimensionalem Comic. Die Wandund Deckenfiguren sind auch meist plastisch dargestellt und es ist irgendwie alles zusammengewürfelt. Das Chorgestühl mit den feinen Alabaster- und Schnitzarbeiten dagegen überzeugt, es ist um einiges imposanter als die bisher gesehenen. In der Sakristei sind unter strenger Bewachung noch viele Gemälde und andere sakrale Kunst, wie zum Beispiel der Apostelzyklus von El Greco zu sehen. Am Ausgang kann man dann Fotos und Videos von der Kathedrale kaufen. Zurück am Campingplatz ist die Wäsche trocken und kann eingeräumt werden. Kaum erledigt, fängt es auch schon wieder an, heftig zu regnen und das Wasser läuft in Bächen über den Platz. Montag, 19.04.2010 Der Himmel ist tiefblau, alle Wolken sind weggeputzt. Aber es ist nur noch 11°C warm (oder besser kalt). Gegen Mittag rollern wir zur Puertas de Bisagra, wo wir nach kurzer Suche parken. Gleich einer Schnitzeljagd suchen wir dann mit einem Stadtplan wie alle anderen Touristen auch die verstreuten Sehenswürdigkeiten. Durch das Labyrinth der Gassen, durch das auch immer wieder Autos hupend entgegenkommen, suchen wir zur Kirche Santo Tomé, nachdem wir wieder Eintritt gezahlt haben, kommen wir wieder an dem Sicherheitsbeamten vorbei. Der Raum ist strengstens bewacht, von jeder Ecke sind Kameras auf uns gerichtet. Wir stehen neben einer Schulklasse vor dem Gemälde El Grecos „Beisetzung des Grafen Orgaz“, das uns aber nicht vom Hocker haut. Der Rest der Kirche ist auch nicht spektakulär und ich mich reut der Eintrittspreis. Vorbei an Souvenirläden und vielen Marzipangeschäften suchen wir uns eine kleine Kneipe, wo wir für wenig Geld gut und reichlich speisen und die verirrten Touristen mit ihren Stadtplänen auf der Suche nach dem richtigen Weg beobachten. Die Sonne knallt herunter und es ist einmal richtig schön warm. Weil montags die Museen geschlossen haben, fahren wir wieder zurück zum Platz und heizen den Grill, unseren Son of Hibachi an. Es gibt pollo y pane aioli. Der Platz füllt sich, vor uns haben 2 spanische Ehepaare ihre Wohnwägen aufgebaut, es wird lebensfroh gebrabbelt und die vogelzwischernde Idylle hat ihr Ende gefunden. Leider haben wir seit dem Platz in El Puerto kein Wifi mehr und ich kann den Reisebericht nicht hochladen. Es ist halt nicht so wie in Estland, wo überall kostenfreies Internet zur Verfügung stand. Dienstag, 20.04.2010 Wir fahren auf die Autovia Richtung Madrid. Links und rechts Industriehallen, neu erschlossene Industriegebiete, bei denen zuerst die Straßen, Laternen, Zebrastreifen und die entsprechenden Verkehrsschilder gebaut werden und vielleicht irgendwann dazu die Gebäude entstehen. Falls nicht, die Einöde ist jedenfalls nachts beleuchtet. Der Verkehr nimmt zu, ich bin froh, eine Navi zu haben, dass mich durch das unübersichtliche Straßennetz führt. Es ist schon beachtlich, wieviele Strassen sich hier kreuzen, überbrücken, zueinander hinführen und wieder abbiegen. Wir folgen der Beschilderung Aeropuerto, sind irgendwann vorbei an den Hipermarkets, Logistikhallen von DHL und vielen anderen deutschen Firmen. Es wird überall gebaut, von Wirtschaftskrise ist hier nichts zu spüren. Vor allen Dingen werden Straßen gebaut, die die Landschaft zerschneiden. Was mögen die Kleintiere denken, die vor lauter Teer nichts anderes mehr sehen, über die Strasse schaffen sie es sowieso nicht mehr, alle paar Kilometer liegt ein Tierkadaver. Nach Madrid folgt ein totaler Landschaftswechsel, wir fahren auf einer 1000 m hohen Hochebene durch karges Gebiet, ab und zu Schafherden, ansonsten unbewirtschaftet. Dann wieder eine ganz andere Landschaft, fast schon wie in Amerika am Grand Canyon. Durch Erosion sind in das rot-weiss geschichtete Gestein zerklüftete Schluchten gewaschen worden, die Autovia wurde dann noch mit gigantischen Erdbewegungen in die Landschaft gesetzt. Wären hier nicht die Windkraftanlagen, man hätte hier gut einen Western drehen können. Wir sind immer noch auf gut 1000 m Höhe, dann fällt die Straße mit 5% Steigung nach unten, nach Zaragoza. Zuvor kann man den Begriff „Weite“ nochmals neu definieren. In der Ferne sieht man die schneebedeckten Pyrenäen, davor aufgereiht wie auf einer Perlenkette weiße Windkraftanlagen. Der Anblick ist überwältigend, die Farben wechseln vom Blau des Himmels mit zarten weißen Wolkentupfern wie Watte, das Gelb der Rapsfelder, das Braun der gepflügten Felder und ab und zu ein grünes, bewässertes Feld. In Zaragoza, wo die EXPO 2008 stattfand, wird überall gebaut. Die Autobahn wird verbreitert, neue Industriebauten entstehen und wieder der obligatorische Lampenpark. Irgendwann werden wir von der kostenlosen Autovia auf die mautpflichtige Autopista geleitet. Die Lastkraftwagen fahren aneinandergereiht weiter auf der Landstraße. Am Horizont sieht man die Silhouette eines Staus. Die Autobahn ist wenig befahren und die schnurgerade Streckenführung ermüdet. Bei Lleida wechseln wir wieder zur Autovia, die vorbei am Mondserrat-Gebirge vorbeiführt, das von der Abendsonne rotglühend erleuchtet wird. Es geht den Berg hinunter nach Barcelona, wo wir den Kreis unserer Reise schließen. Vor gut 2 Wochen sind wir hier Richtung Süden gefahren, heute geht es entgegengesetzt nach Norden. Blanes an der Costa Brava ist unser Ziel. Wir erreichen den Camping-Cheque Platz am späten Abend. Tiefer Nebel hängt über der Stadt, es ist wie im Herbst. Unfreundlich wird uns ein Platz zugewiesen. Wir sind froh, nach gut 700 Kilometern endlich ein gemütliches Bier zu trinken und lauschen dem Hundegekläff in der Nachbarschaft. Ein Hund fängt an, der nächste führt fort und dann der nächste, und irgendwann bellt die ganze Schar. Mittwoch, 21.04.2010 Die Nacht haben wir schlecht geschlafen. Gerädert wachen wir um halb acht auf. An der Rezeption kaufen wir eine Stunde Internet, leider funktioniert es auch nach vielen Versuchen nicht, auch nicht als Ad Hoc Verbindung mit dem Iphone des Rezeptionisten. Wir verlassen den Campingplatz und fahren mit dem Wifi-Radar durch die Stadt. Bei Mc Donalds bekommen wir eine Verbindung und laden schnell den Reisebericht hoch. Bei Girona fahren wir wieder auf die Autobahn. Seit den gut 2 Wochen, als wir hier vorbeikamen, hat sich die Natur prächtig entwickelt, die Bäume sind voll belaubt und der Rasen sprießt in kräftigem Grün. Zu Mittag überqueren wir dann die Grenze nach Frankreich und verlassen nach 3700 spanischen Kilometern die iberische Halbinsel. Die Sonne brennt herunter, endlich Kurze-Hosen-Wetter, von der Seite bläst der Wind und wir dürfen endlich wieder Gas geben. Es kommen uns leere deutsche Busse entgegen, wahrscheinlich holen sie die gestrandeten Fluggäste aus Barcelona und bringen sie heim nach Deutschland. In der Ferne sehen wir vermeintlich die Aschewolken des isländischen Vulkans. Wir wollen eine „Acht“ auf die Landkarte schreiben und fahren deshalb nicht wie herzu durch die Schweiz heim, sondern biegen nach rechts in Richtung Nizza ab. Vorbei an Aix en Provence, Grasse und Nice erreichen wir nach knapp 700 Kilometern San Remo, wo wir durch enge Sträßelchen von der Autobahn am Berg hinunter in die Stadt zum direkt am Meer liegenden Campingplatz Vilaggio die Fiori fahren. Es geht eng zu auf dem Platz, aber wir finden eine Lücke zwischen 2 italienischen Wohnmobilen, die anders als die Spanier bisher eher ruhig sind. Donnerstag, 22.04.2010 Die Nacht war ruhig, das Thermometer zeigt 18°C. So warm hatten wir es schon lange nicht mehr. Nach einem gemütlichen Frühstück erkunden wir den Platz und machen eine kleine Runde ans blaue Mittelmeer. Schnell den Roller runter vom Heckträger und ab in die quirlige Stadt. Links und rechts schießen die Roller vorbei, es ist ganz anders als in Spanien, wo die Roller nur zögerlich an den Autos vorbeifuhren. Unsere kleine Vespa fühlt sich auf Anhieb Wohl inmitten ihrer italienischen Schwestern. Wir finden natürlich leicht einen Parkplatz inmitten von anderen Vespas und den in Italien oft vorhandenen Rollerparkflächen. Durch die verwinkelten Gassen schlendern wir zum Fischmarkt, wo wir für 6 Euro zwei frische Orata bekommen. Stefano, so heißt auch der Stand, nimmt uns freundlicherweise den Fisch aus, dann haben wir am Zeltplatz nicht das Problem mit den Innereien. Zurück am Platz heize ich dann den Grill ein, Bettina macht wieder den guten mediterranen Salat mit frischen Tomaten, Gurken, Oliven und Ziegenkäse. Nach dem üppigen Mahl tun wir es unseren Nachbarn gleich und machen Siesta.