Der Hotelexperte
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Der Hotelexperte
02 | 2016 Der Hotelexperte Magazin für Travel Management und Hoteleinkauf Jetzt wird’s persönlich Besserer Service für Geschäftsreisende dank Recommendation Management Unterwegs in Buenos Aires Reiserichtlinien – weniger ist mehr MICE-Standortcheck Amsterdam EDITORIAL Tobias Ragge, HRS Geschäftsführer Sehr geehrter Leser, Über den Wert dieser Neuausrichtung auf den Reisenden besteht im Markt weitestgehend Einigkeit, wie zahlreiche Studien zeigen. Eine aktuelle Untersuchung der ACTE und HRS zeigt allerdings auch, dass das Gros der Reiseverantwortlichen nach wie vor stark im Operativen verhaftet ist. Nahezu die gleiche Anzahl an Travel Managern, die Einsparungen künftig vor allem durch Nachfragesteuerung und Compliance generieren will – weit über achtzig Prozent –, verbringt einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit in Verhandlungen mit Lieferanten. So bleibt kaum Zeit für eine strategischere Auslegung der Rolle mit Blick auf den reisenden Mitarbeiter. Denn nach vielen Jahren mit zahllosen Verhandlungsrunden ist das Potenzial für den einzelnen Travel Manager ausgereizt: Die Kostenvorteile durch direkte Verhandlungen – zum Beispiel mit der Hotellerie – fangen nicht mehr den massiven Zeitaufwand auf, der durch individuelle Gespräche entsteht. Die wertvolle Ressource Zeit wird aber 2 dringend benötigt, um das Travel Management strategisch so aufzustellen, dass die Fokussierung auf den Reisenden zur messbaren Reduzierung direkter wie indirekter Kosten führt. Maßgeblich dafür ist, dass sich der Travel Manager aus dem operativen Geschäft zunehmend zurückzieht und sich vielmehr als strategischer Berater im Unternehmen positioniert. Etablierte Prozesse sollten ganzheitlich neu durchdacht und der Einsatz von automatisierten Lösungen geprüft werden. Durch optimierte Bezahllösungen zum Beispiel, die die durchschnittlichen Prozesskosten je Reisekostenabrechnung von 53 Euro um die Hälfte reduzieren können – wie eine Studie der GBTA Foundation und HRS zeigt. Oder mit einem personalisierten Angebot für den Reisenden, wodurch dieser schneller das für ihn passende Hotel findet und schon bei der Buchung Zeit sparen kann. Damit wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre, Ihr Tobias Ragge, HRS Geschäftsführer Konzept Titelbild: Kirsten Semmler | Vektordaten: Adobe Stock • Editorialfoto: Cornelis Gollhardt Traveller Centricity – der Fokus auf den Dienstreisenden und seine individuellen Bedürfnisse – ist das aktuell dominierende Thema im Travel Management. Junge Unternehmen, wie etwa das Berliner Start-up Conichi, haben den Trend zur Personalisierung längst aufgegriffen und treiben ihn kontinuierlich voran. Auch im Bereich der Geschäftsreiseplanung steht der Siegeszug des maßgeschneiderten Angebots unmittelbar bevor. Was das für Sie als Travel Manager bedeutet und wie wir Sie dabei unterstützen, lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 8. Inhaltsverzeichnis Recommendation Management 8 Unterwegs in Buenos Aires 20 40 32 MICE Amsterdam China-Connection Ausgabe 02 | 2016 CHECK-IN TRAVEL MANAGEMENT Neues4 Meldungen aus der Branche Unterm Strich zähl’ ich!14 Interview: Travel-Management-Expertin Claudia Unger TITELSTORY Weniger ist mehr18 Wie Reiserichtlinien mit weniger Papier auskommen Jetzt wird’s persönlich8 Google-Banner, E-Mail-Werbung, Produktempfeh lungen – alles im Netz wird persönlicher, ist immer besser zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Nutzer. Die Personalisierung kann vieles leichter machen – auch die Geschäfts reiseplanung. GESCHÄFTSREISE Buenos Aires: Tanze Tango mit mir!20 Gute Zeiten für Geschäftsreisen an den Río de la Plata: Der neue Präsident Mauricio Macri steht für außenpolitische Öffnung, Liberalisierung der Wirtschaft und Integration in den Weltmarkt. Auch nach Feierabend spricht einiges für die elegante Kapitale: Buenos Aires ist die Welthauptstadt der Steakliebhaber. Die China-Connection40 Die westliche Hotellerie im Visier chinesischer Investoren Schlüsselfaktor Business Traveller26 Rückblick: Corporate Travel Forum 2016 HRS erschließt australischen Markt29 Beteiligung an der Lido Group Eigene Richtlinie für Veranstaltungen?30 Der Wille ist da – woran hakt es noch? MEETINGS & GROUPS MICE-Standortcheck: Amsterdam 32 Die Hotellerie boomt, die Kultur blüht, die inter nationale Anbindung ist erstklassig. Doch die größten Trümpfe von Amsterdam sind eine weltoffene Bevölkerung und einzigartige Locations. CHECK-OUT Da geht noch mehr44 Studie: Einsparmöglichkeiten im Travel Management IMPRESSUM Herausgeber: HRS Hotel Reservation Service Robert Ragge GmbH, Blaubach 32, 50676 Köln Verantwortlich für die Inhalte: Anja Turner, Leiterin Marketing HRS Global Hotel Solutions | Rainer Puster, Tel +49 221 2077-5108 | [email protected] Koordination, Redaktion und Realisierung: publish! Medienkonzepte GmbH, Hannover Chefredaktion: Anke Pedersen Autoren: Stefanie Bisping, Jürgen Baltes, Johannes Kühner, Mathis Paus , Rainer Puster und Astrid Schwamberger Fotografen: James Arthur Allen, Alejandro Kirchuk, Michael Pröck, Julius Schrank und genannte Bildquellen Gestaltung: Kirsten Semmler Copyright: HRS 2016 3 CHECK-IN Peking London Toronto Ø 117 € | -39,3 % Berlin Ø 87 € | +3,4 % Ø 127 € | +16,5 % Paris New York Rom Ø 124 € | -4,8 % Ø 83 € | -1,2 % Tokio Ø 184 € | +19,0 % Ø 85 € | -9,4 % Ø 180 € | -6,7 % Dubai Shanghai Ø 148 € | +4,7 % Mexico City Bangkok Ø 111 € | -5,7 % Ø 81 € | +14,8 % Ø 88 € | +5,7 % Singapur Ø 174 € | +6,9 % Buenos Aires Ø 108 € | +20,4 % Sao Paulo Kapstadt Sydney Ø 76 € | +7,1 % Ø 108 € | -3,7 % Ø 169 € | 0 % Hotelpreisranking Zusatzgebühren im Griff Zusatzgebühren für Sitzplatzreservierungen, Gepäck oder Umbuchungen gehören zu den Ärgernissen dieser Tage. Doch die Zeiten der Intransparenz Der Run auf internationale Metropolen hält an und entsprechend ziehen die Hotelpreise kräftig an, wie die HRS Auswertung »Price Radar 2016« für das erste Quartal 2016 ermittelt hat. Absoluter Spitzenreiter ist Buenos Aires mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 20,4 Prozent auf 108 Euro pro Übernachtung. Ebenfalls kräftig zogen die Preise in Tokio (+ 19 % auf 184 Euro), San Francisco (+ 16,6 % auf 229 Euro) und Bangkok (+ 14,8 % auf 81 Euro) an. Kostspielig bleibt es nach wie vor in Miami; Übernachtungen hier stiegen um 10,5 Prozent auf 191 Euro. Die englische Hauptstadt London hat hingegen einen Einbruch erlebt: Die Preise sanken um 39,3 Prozent auf 117 Euro pro Übernachtung. In Deutschland legte Berlin um 3,4 Prozent zu; hier kostete eine Übernachtung durchschnittlich 87 Euro. sind nun vorbei. Damit Travel Manger zumindest Flugzusatzkosten künftig direkt und bis ins Detail zuordnen können, hat AirPlus seinen Information Manager um sogenannte Elec tronic Miscellaneous Documents erweitert. Damit lassen sich sämtliche Extrakosten einsehen, Berlin bleibt spitze Europas beliebteste MICE-Ziele: Berlin ist wie schon im Vorjahr zur bedeutendsten Stadt für Meetings und Events gewählt worden. 53 Prozent der befragten Veranstaltungsplaner können sich hier Kongresse vorstellen, wie aus dem neuen Pro Sky Destination Report hervorgeht. Auf Platz zwei folgt Barcelona (38 Prozent) vor Wien (29 Prozent) und Lissabon (27 Prozent). Hoch im Kurs stehen zudem skandinavische und baltische Städte. MICE-Planer attestieren Kopenhagen, Stockholm und Riga sowie dem polnischen Danzig große Entwicklungspotenziale. die vor einer Reise in Form eines EMD über ein GDS gebucht und mit dem AirPlus Company Account bezahlt wurden. Bislang sind es vor allem Umbuchungen und Stornos (83 Prozent), die Zusatzkosten verursachen. Mit Blick auf die À-la-carte-Strategien der Airlines rechnet AirPlusGeschäftsführer Patrick Diemer jedoch mit einem starken Anstieg der Ancillary Fees. 4 China: Rückerstattung möglich China hat zum 1. Mai seine Business Tax abgeschafft und durch eine Mehrwertsteuer ersetzt. Diese liegt zwar bei sechs Prozent und damit um ein Prozent höher als die bisherige Abgabe. Reisende aus dem Ausland stehen dennoch besser da: Die neue Mehrwertsteuer für Unterkünfte und andere Reisedienstleistungen können sie sich bei der Ausreise – anders als die Business Tax – zurückerstatten lassen. Voraussetzung für eine Rückzahlung sind Firmenname, Steuernummer, Adresse, Telefonnummer und Bankdaten auf einer Rechnung. Diese Angaben können bei virtuellen Bezahllösungen von HRS bereits hinterlegt werden. News Zeitgewinn: Online-Tagungsbuchung Direktbuchungen von Tagungen über Onlineportale wie meetago werden sich durchsetzen – diese Meinung äußern Meetingverantwortliche aus Unternehmen und der Hotellerie in einer Umfrage der HSMA Hospitality Sales and Marketing Association. Zeitgewinn nennen fast alle Befragten als größten Vorteil einer Onlinebuchung: »Langwierige Suchprozesse« (Silke Vetter, Roche Pharma AG) entfielen ebenso wie »komplizierte Anfrageprozesse« (Christian Schmidt, Go Gießen). »Natürlich hat heute niemand mehr Zeit und Lust, aufwendig nach verfügbaren Tagungsräumen oder Hotels für ein Meeting oder eine Konferenz zu suchen«, bestätigt auch Hanna Rieke, Geschäftsführerin von Telekom Mobility Solutions. Zur Differenzierung rät indes Bernd Fritzges von der Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren: Die Kombination aus Livebooking und optionierten Anfragen hält er – je nach Veranstaltungstyp – für den besten Weg. Die gleiche Meinung vertritt Till Runte (Certified): Für Seminare bis fünfzig Teilnehmer mit Standardtechnik eigne sich eine Echtzeitbuchung, größere und individuelle Veranstaltungen würden weiterhin zunächst angefragt werden müssen. Ruckelfreies Surfen Lufthansa-Passagiere sollen ab Herbst deutlich schnellere Internetverbindungen während des Flugs nutzen können. Das Angebot gilt zunächst auf ausgewählten Flügen der Airbus-Modelle A319 bis A321 innerhalb Deutschlands und Europas. Bislang sind bei Lufthansa lediglich die Langstreckenflugzeuge mit Internetverbindung ausgestattet. Preise für den Service hat die Fluglinie noch nicht genannt, verweist aber auf bestehende Tarife auf Langstrecken. Dort kostet ein Surfpaket für vier Stunden 14 Euro. Der Internetempfang im Flugzeug läuft über Satellit, ab 2017 soll eine LTE-Verbindung folgen. Ein technischer Mix aus Satellit und LTE erlaubt es Flugreisenden dann, ruckelfrei über den Wolken zu surfen. Fotos und Vektordaten: Adobe Stock Auf der Überholspur China zieht an den USA vorbei: Der chinesische Geschäftsreisemarkt wächst weiter und hat nun auch den bisherigen Marktführer USA von der Spitzenposition verdrängt, wie die Global Business Travel Association in ihrer Studie China 2016 feststellt. Die Volksrepublik wird im Jahresverlauf voraussichtlich 320,7 Milliarden USDollar für Geschäftsreisen ausgeben, das entspricht einem Wachstum von 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im direkten Vergleich geben die USA im selben Zeitraum 295,7 Milliarden US-Dollar aus, ein Wachstum von immerhin 1,9 Prozent. Trotz einer relativen Verlangsamung, so die Studie, sei Chinas Geschäftsreisemarkt der am schnellsten wachsende der Welt. Seit 2000 ist er jedes Jahr durchschnittlich um 16,2 Prozent gewachsen. 5 CHECK-IN Termine Hospitality Symposium 12.7.2016 | Frankfurt am Main Premiere von TIC und HSMAI Europa: Diskussionen, Präsentationen und Break-out- Sessions zu Sales, Revenue Management und Digitalisierung. www.travelindustryclub.de GBTA Convention 16.7.–20.7.2016 | Denver Weltweit größte Business- Travel-Messe. Unter dem Thema »Balance« geht es um Duty of Care, Kostenmanagement und Compliance. convention.gbta.org Convention4u 20.–21.7.2016 | Graz Fortbildung mit Fokus auf den Faktor Mensch und die Digitalisierung bei Veranstaltungen. c4u.acb.at Travel Industry Manager 2016 5.9.2016 | Essen Auszeichnung für den Business Travel Manager und den Travel Industry Manager des Jahres sowie vier weitere Kategorien. www.travelindustryclub.de FVW-Kongress und Travel Expo 6.9.–7.9.2016 | Essen Konferenz über Status quo und Trends der Branche: Reisetechnologien in Zeiten von Smartphone und Tablet und Risiken auf Reisen. Zeitgleich Networking auf der Messe Travel Expo mit achtzig Ausstellern für Dienstleister und Unternehmen. www.fvw.de 6 Strategische Zusammenarbeit HRS und der Lösungsanbieter für Reisemanagement und Reisekostenabrechnungen Concur bauen ihre Partnerschaft weiter aus. Ziel der engeren Kooperation sind eine verbesserte Abbildung des HRS Contents im Tool Concur Travel sowie die Integration der erst kürzlich auf dem deutschsprachigen Markt eingeführten Concur-Triplink-Technologie. Travel Manager sind damit in der Lage, alle direkt über HRS abgewickelten Buchungen einzusehen und zu verwalten. In der Praxis bedeutet das: Geschäftsreisende können direkt auf den Seiten ihres favorisierten Anbieters buchen und dennoch von festen Firmenraten profitieren. Unternehmen können so erhebliche Kosteneinsparungen erzielen. Neuaufstellung Um international tätige Großkonzerne noch besser betreuen zu können, erweitert HRS sein weltweites Führungsteam. So rückt Flavio Ghiringhelli aus den eigenen Reihen auf und wird Vice President of Corporate Solutions. Das Geschäft in Nord- und Zentral europa verantwortet künftig Dirk Schmidt als Managing Director Corporate Solutions. HRS trägt damit dem schnellen Wachstum und der globalen Expansion Rechnung. Inzwischen ist die Unternehmensgruppe mit 26 Niederlassungen in den wichtigsten Geschäftsreisemärkten weltweit präsent. Um die Kunden in den einzelnen Regionen noch besser unterstützen zu können, erweitern die Kölner zudem ihre Organisationsstruktur im Bereich Corporate Solutions. Fotos und Vektordaten: Adobe Stock Mobility Symposium 23.6.2016 | Frankfurt am Main Autonomes Fahren, Mobilitätsbudgets und digitales Reisen sind Schwerpunkte dieses Symposiums von DB und TIC. Neu: Best-Practice-Sessions. www.deutschebahn-events.com /mobility/2016 News Weniger Flugreisen, mehr Bahnfahrten Geschäftsreisende in Deutschland werden zukünftig weniger mit dem Flugzeug unterwegs sein, das ist eines der Ergebnisse der vorläufigen Geschäftsreiseanalyse 2016 des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR). Danach rechnen 27 Prozent der rund 800 befragten Travel Manager mit weniger Flugreisen im Jahr 2017; 17 Prozent mehr als noch im Jahr 2016. »Volkswirtschaftlich betrachtet sind Geschäftsreisen ein möglicher Frühindikator des gesamtwirtschaftlichen Geschehens«, sagt Dirk Gerdom, VDR-Präsident. »Ob und wer geschäftlich reisen muss und wie oft, entscheidet nicht die Situation der Reisenden, sondern die des Unternehmens.« Demnach dürften insbesondere Unternehmen mit mäßiger Auftragslage auf alternative Transportmittel setzen. Profiteur dieser Entwicklung könnte die Bahn werden: Immerhin 47 Prozent der Befragten erwarten für 2017 ein Plus an Bahnfahrten. Tagungsmarkt Deutschland Veranstaltungsbranche auf Wachstumskurs: 2015 zählten deutsche Veranstaltungsstätten insgesamt 393 Millionen Teilnehmer – ein Plus von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders im Ausland wächst die Bedeutung von Veranstaltungen hierzulande: So stieg die Zahl der internationalen Besucher um 8,3 Prozent auf 27,7 Millionen. Die Zahl ausländischer Teilnehmer hat sich damit allein in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Das sind die zentralen Ergebnisse des Meetingsund Eventbarometers 2016. Auch im laufenden Jahr dürften die Veranstaltungsbudgets in Firmen und bei Verbänden zulegen. 26,7 Prozent der Studienteilnehmer gehen von einem Anstieg ihrer finanziellen Mittel aus. Lediglich 15,6 Prozent der Veranstalter erwarten einen schrumpfenden Finanzrahmen. Früher online einchecken Reisende mit Emirates können ab sofort 48 Stunden vor Abflug einchecken. Damit verlängert die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten das Zeitfenster für den Online-Check-in um weitere 24 Stunden. Passagiere können so weltweit vom Computer oder mobilen Endgerät bereits zwei Tage bis 90 Minuten vor Abflug die Anmeldung vornehmen. Mit der deutlich erhöhten Vorlaufzeit will Emirates seinen Kunden eine größere Flexibilität bei der Sitzplatzauswahl anbieten, sagt Volker Greiner, Emirates Vice President für Nord- und Zentraleuropa. Zudem ermögliche der erweiterte Check-in eine nahtlose Kundenkommunikation bei Flugverspätungen. 7 TITELSTORY TEXT: JÜRGEN BALTES Jetzt wird’s persönlich J e besser ein Verkäufer seine Kunden kennt, desto bessere Geschäfte macht er mit ihnen. Das ist beim örtlichen Herrenausstatter so, der genau weiß, welcher Manager welchen Krawattenfarbton bevorzugt, und auch der regionale Immobilienmakler weiß genau, wer in seiner Kartei wo welche Art von Haus sucht. Diese Daten sind sein Kapital und Garant seines Erfolgs. Gewinnen wird, wer seine Kunden am besten kennt In der heutigen Onlinewelt ist das nicht anders. Jeder, der etwas im Internet verkaufen möchte, ob Amazon, Hotelkette, Airline oder der Onlineapotheker, versucht, seine Kunden »besser kennenzulernen«. »Es ist der nächste große Wettlauf«, sagt Michael Strauss, CEO des Technologieanbieters Pass Consulting. »Wer seine Nutzer am besten kennt, gewinnt, weil er sie am schnellsten zum individuell besten Angebot führen kann.« Wie das funktioniert, lässt sich am besten bei einem Rundgang über eine der großen IT-Messen erfahren, ganz gleich ob Cebit, Dmexco oder Internet World. Das Thema Personalisierung ist hier allgegenwärtig. Heerscharen von SoftwareSchmieden arbeiten daran, Internetnutzer zu identifizieren, ihnen Attribute wie Alter, Geschlecht oder persönliche Vorlieben zuzuordnen, um ihnen anschließend passende Produkte oder Services anbieten zu können. Erste Gehversuche wurden vor einigen Jahren mit Retargeting-Anzeigen gemacht, die einem tagelang beispielsweise Angebote für bestimmte Flüge anzeigen, nur weil man einmal danach gesucht 8 – und vermutlich schon längst gebucht hat. Durchschlagenden Erfolg hatten dagegen die dann etablierten Produktempfehlungen von Amazon und Ebay. Dem Vernehmen nach verkauft Amazon bereits einen zweistelligen Prozentsatz seiner Produkte nicht deshalb, weil Kunden aktiv danach suchen, sondern weil der Internethändler sie darauf gestoßen hat. Auch die Reisebranche treibt das Thema Personalisierung um – an erster Stelle angetrieben von der Consumer-Seite. Reiseveranstalter TUI etwa hat die eigene Website kürzlich personalisiert. Auf Basis gesammelter Daten zeigt TUI.com nun nicht mehr jedem Besucher den gleichen Inhalt, sondern jeweils Urlaubsziele, Hotels oder Abflughäfen, für die sich jemand vermutlich besonders interessiert. Für Dirk Föste, Chief Digital Officer bei TUI, ist dies der Weg, seine Kunden künftig »in Echtzeit zu verstehen«. Immer persönlicher wird’s auch bei Airlines und Hotelketten. Die Lufthansa-Tochter Miles & More hat gerade ihre App so programmiert, dass Vielflieger auf Basis ihrer Daten individuelle Tipps zum Sammeln und Einlösen von Meilen erhalten sowie künftig auch standortbezogene Angebote. Sogar vor dem Produkt selbst macht der Trend nicht halt: Mietwagenanbieter Sixt etwa hat eine Vision vom personalisierten Auto entwickelt. Schon mit der Onlinebuchung sollen Wagen künftig individuell konfiguriert werden. Dann wird die geplante Route im Navi ebenso voreingestellt sein wie Sitzposition oder Klimaanlage. Im Radio laufen die Lieblingssender oder die individuelle Musikliste von Spotify. Illustration: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock Google-Banner, E‑Mail-Werbung, Produktempfehlungen – alles im Netz wird persönlicher, ist immer besser zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Nutzer. Die Personalisierung kann vieles leichter machen – auch die Geschäftsreiseplanung. Personalisierung TITELSTORY Steuerung auf den vorgeschriebenen Buchungskanal Individuelle Ansprache und Angebote für den Reisenden wirken animierend 74 % aller REISENDEN vermuten, dass die Empfehlungen von Kollegen oder anderen Geschäftsreisenden – zum Beispiel über ein internes Bewertungssystem – sie zum Buchen anreizten. Um ein auf den Nutzer und seine Bedürfnisse abgestimmtes Programm zu erstellen, ist es wichtig, stärker auf den Reisenden einzugehen. Via Mitarbeiterumfragen oder Auswertungen der Reisehistorie lassen sich verschiedene Fragen klären, wie etwa: Warum haben Mitarbeiter bestimmte Hotels gebucht und andere weniger? Welche Faktoren hatten eine Auswirkung? An welchen Stellen sollten Buchungs- und Abrechnungsprozesse verbessert werden? Mit jeder beantworteten Frage lassen sich das Angebot und die Ansprache Richtung Mitarbeiter weiter optimieren. »Idealerweise finden die Mitarbeiter in unseren Systemen alles, was sie brauchen.« Christoph Carnier, Travel Manager bei Merck: Mehr Komfort für Reisende, mehr Effizienz für Unternehmen 10 Quelle: VDR-Geschäftsreiseanalyse 2016 65 % ORIENTIERUNG AM NUTZER Service für den Reisenden: Ja. Stören der Buchungsprozesse: Nein. Christoph Carnier, Travel Manager des Darmstädter Pharmakonzerns Merck, sieht durchaus die Vorteile einer solchen Personalisierung – etwa mehr Komfort für die Reisenden oder effizientere Prozesse im Unternehmen, da die Bucher schneller zum Ziel kommen. »Ich habe nichts dagegen, wenn Leistungsträger unseren Reisenden Vorteile anbieten«, so der Reisemanager. »Wenn eine Airline zum Beispiel weiß, welches Essen ein Passagier bevorzugt oder welchen Sitz, dann ist das ein guter Service und tangiert uns erst einmal nicht.« Allerdings äußert Carnier auch Bedenken. Denn wenn damit »der Versuch verbunden« sei, die Umworbenen »in die eigenen Buchungswelten zu ziehen«, wie der Merck-Manager es ausdrückt, »dann bekommen wir ein Problem«. Carnier denkt dabei etwa an gezielte Sonderangebote, wie sie Airlines manchmal über die eigene Website oder App ausspielen. »Unsere vorgegebenen Illustration: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock • Foto: Carnier | Merck aller REISENDEN glauben, dass sie von einer auf sie abgestimmten Ansprache gepaart mit relevanten Angeboten zu konformem Buchen animiert würden. Personalisierung Wunsch: Persönlicher Service Online-Buchungssystem sollte Geschäftsreisende ab dem Log-in erkennen 4 5 … Wer etwa mit HRS mobil nach einem Hotel sucht, kann sich via GPS direkt Häuser in der näheren Umgebung anzeigen lassen, anstatt lange durch das gesamte Angebot zu scrollen. Buchungsprozesse dürfen nicht gestört werden«, stellt der Reisemanager klar. Denn wenn Kontrolle und Zugriff auf die Buchungen verloren gingen, könne man der betrieblichen Fürsorgepflicht nicht mehr nachkommen. Carnier sieht die Bemühungen der Anbieter zwar »noch in den Kinderschuhen«, doch als Unternehmen müsse man »das im Auge behalten«. Henning Schmidt, Director Business Intelligence von HRS, kann derlei Bedenken verstehen – »die Angst, dass da jemand Drittes mitmischt und meine Reisenden beeinflusst«. Daher müsse die Personalisierung ganz im Sinne der Unternehmen erfolgen. HRS selbst hat unlängst das eigene System der Hotelempfehlungen auch auf den Business-Travel-Bereich ausgeweitet. Auf Wunsch können Firmenkunden eigene Kriterien definieren, nach denen die Hotels in der Ergebnisliste sortiert werden (siehe Seite 12/13). Das können Firmenverträge sein, besondere Services, die in der Vergangenheit oft gebuchten Häuser oder die Favoriten einzelner Abteilungen. Das Ziel dahinter lautet auch für HRS: jeden Bucher möglichst schnell zum für ihn besten Angebot zu führen. Henning Schmidt zieht den Vergleich mit der Google-Suche: »71 Prozent schauen sich dort Quelle: Umfrage Business Travel News Magazin, USA von … Geschäftsreisenden wünschen sich, dass ihr Online-Buchungssystem sie beim Log-in erkennt, inklusive persönlicher Präferenzen oder Status in Bonusprogrammen. Gleichzeitig soll das System passende Angebote machen, etwa Leistungsträger mit besonderen Services hervorheben oder eigenständig Vorschläge auf Basis der Reisehistorie generieren. nur die erste Ergebnisseite an, und 68 Prozent aller Klicks landen auf den ersten fünf Einträgen.« Folglich müssten auch etwa unter den 2500 Hotels in Shanghai die wirklich relevanten ganz vorn stehen, »ansonsten wird die Suche anstrengend«. Recommendation ist erst der Anfang Die Rechnung scheint aufzugehen: Vor Einführung des sogenannten Recommendation Managements hätten sich Nutzer bis zur Buchung im Schnitt 6,1 Hotels angeschaut, berichtet Schmidt, heute seien es nur noch 1,4. »Die Reisenden kommen somit trotz eines sehr umfangreichen Angebots schneller zum Ziel, und die Unternehmen sparen Kosten durch effizientere Buchungsprozesse«, so Schmidts Resümee. Für den Wirtschaftsmathematiker ist klar: »Wenn man das Thema Recommendation komplett durchdekliniert, dann muss am Ende die gänzlich personalisierte Empfehlung für jeden einzelnen Nutzer stehen.« Der Ansatz, den Reisenden und seine Wünsche stärker zu berücksichtigen, gewinnt im Geschäftsreisemarkt in jüngeren Jahren immer mehr an Fahrt. Fast achtzig Prozent der Travel Manager sehen einer Studie von ACTE und American Express GBT zufolge in verbessertem 11 TITELSTORY So entsteht das Hotelranking Es gibt viele Parameter, wie ein Hotel gerankt wird 1 2 3 4 5 6 Bei HRS geben unter anderem Faktoren wie Such volumen, Conversion Rate, Bewertungen, Aufenthaltsdauer und auch die Quote wiederkehrender Gäste den Ausschlag für den jeweiligen Platz im Ranking. Im Geschäftsreisebereich können derlei Kriterien um spezifische Präferenzen erweitert werden. 8 Henning Schmidt, HRS: Möglichst schnell zum besten Angebot 12 Service für den Reisenden einen Weg, um Einsparungen zu erzielen. Derlei Entwicklungen kommen häufig als externe Impulse aus anderen Branchen, und hier steht bereits der nächste Trend an: Unter dem Schlagwort »Predictive Analytics« versuchen Unternehmen vorherzusagen, wofür sich Kunden künftig interessieren werden. Das macht zum Beispiel der Streamingdienst Netflix, der auf Basis der bislang angesehenen Filme die Wahrscheinlichkeit ermittelt, mit der ein bestimmter Nutzer einen bestimmten Film als Nächstes anschauen wird. Oder wieder mal Amazon. »Anticipatory Shipping« – übersetzt »vorausschauender Versand« – nennt sich das Konzept, für das der Onlineriese bereits ein Patent angemeldet hat. Die Idee: Noch bevor ein Kunde ein Produkt bestellt hat, wird es bereits auf den Weg gebracht, weil er es mit ziemlicher Sicherheit gleich kaufen wird. Übersetzt ins Reisemanagement könnte dies künftig so aussehen, dass Buchungssysteme nicht nur individuell passende Vorschläge für Flüge, Hotels oder Mietwagen machen, wenn ein Reisender aktiv danach sucht, sondern selbst auf die Suche gehen. Beispielsweise weil sie voraussehen, dass Herr Müller auch nächste Woche wieder zum regelmäßigen Meeting nach London muss. Ein günstiger Flug und das Hotel dazu könnten dann vom System frühzeitig geblockt und Herrn Müller als Buchungsvorschlag vorgelegt werden. Ein einziger Klick nach Prüfung des Angebots genügt – maximale Effizienz. Trends nutzen, Kontrolle behalten Doch das ist Zukunftsmusik. Derzeit sind Travel Manager und Business-Travel-Anbieter ausreichend damit beschäftigt, die existierenden Möglichkeiten in ihre eigenen Welten zu integrieren, ohne die Kontrolle über ihr Reisemanagement zu verlieren. Etwa Jessica Köhling vom Hamburger Personaldienstleister Time Partner: »Als Unternehmen müssen wir unser Reiseprogramm steuern«, sagt die Reiseverantwortliche, »wollen aber gleichzeitig den Mitarbeitern möglichst viele Optionen geben, damit sie die jeweils beste Reise für sich buchen können.« Seinen Reisenden die besten Tools zur Verfügung zu stellen ist auch der Wunsch von Christoph Carnier. »Idealerweise finden die Mitarbeiter in unseren Systemen alles, was sie brauchen«, sagt der Merck-Travel-Manager und fasst die Chance und Herausforderung des Travel Managements zusammen: »Wenn unsere Anwendungen alle Bedürfnisse abdecken, dann muss niemand mehr woanders suchen.« Illustration: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock • Foto: Michael Pröck 7 Personalisierung Recommendation Management Was Firmenkunden besonders wichtig ist, weiß HRS aus dem eigenen Sourcing sowie aus Datenanalysen, sagt Henning Schmidt, Director Business Intelligence von HRS. Darüber hinaus können Travel Manager auch eigene Parameter definieren, nach denen Reisenden Hotels bevorzugt angezeigt werden. Mehrere Großunternehmen, etwa ein europäischer Versicherungskonzern und ein japanischer Autobauer, haben ein solch individuelles Recommendation Management gemeinsam mit HRS implementiert. »Travel Manager können eigene Parameter definieren, nach denen Hotels den Reisenden bevorzugt angezeigt werden.« Typischerweise steigt nach der Umsetzung die Adoption Rate, da passende Angebote schneller gefunden werden. Oftmals sinken zudem die gezahlten Durchschnittsraten, da etwa Discounts, Frühbucherrabatte und Last-minute-Preise weiter nach vorn rücken. Henning Schmidt: »So schaffen Firmen es, das bessere Produkt zum günstigeren Preis einzukaufen.« Sie haben es gut. In der Ruhe liegt die Kraft. Ob Meeting, Tagung, Konferenz, Incentive, Event, Empfang oder Bankett – im Bergresort Werfenweng sind Sie in guter Gesellschaft. 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Frau Unger, je nach Studie heißt es, dreißig bis fünfzig Prozent aller Geschäftsreisenden verstoßen gegen die bestehenden Reise richt linien (RRL). Ich habe die Theorie, dass keiner die Reisericht linien seines Unternehmens auf Teufel komm raus umgehen will. Aber viele wissen bei ihrer Buchung gar nicht, was darin eigentlich steht. Stattdessen handeln viele Reisende in der Annahme, ihre Entscheidung entspreche dem gesunden Menschenverstand. Oder aber sie denken, im Hotel oder im Flieger stünde ihnen eine gewisse Kategorie schlichtweg zu. Woher kommt diese Denkweise? CorporateTravel-E xpertin Claudia Unger: Erfolg von Total Cost of Trip braucht Kommunikation Eine Welt, in der die Werbung – etwa bei Facebook – mehr und mehr auf das Individuum zugeschnitten ist, signalisiert: Es geht um dich persönlich! Werbeslogans wie »Nimm dich ernst!« oder »Unterm Strich zähl’ ich!« suggerieren dieses Selbstverständnis. Warum das also nicht auch auf die Arbeitswelt übertragen? Tatsächlich stellt ja auch das Travel Management den (einzelnen) Reisenden mehr und mehr ins Zentrum seiner strategischen Überlegungen beziehungsweise berücksichtigt dessen individuelle Bedürfnisse. Stichwort: »Traveller Centricity«. Traveller Centricity steht allem voran für Kommunikation. Viele Regeln sind gut, aber oft in akademischem oder sonst wie unverständlichem Deutsch. Das heißt, sie werden gelesen und vergessen. Darüber hinaus verstoßen viele Reisende gegen Unternehmensrichtlinien, wenn diese ihnen nicht einleuchten. Gerade die Generation Y, die Millennials, brauchen aber ganz viel Erklärung. Sie wollen verstehen, warum etwas so oder so ist, sie fragen nach dem Sinn dahinter. Diese Einstellung hat inzwischen auch die Generation davor übernommen. Überdies haben heutige Reisende einen viel besseren Zugriff auf Angebote, die sie privat buchen können – und zwar einfach und billig. Das heißt, wenn ihnen etwas nicht einleuchtet, buchen sie eben auf eigene Faust, also jenseits der vom Unternehmen vorgegebenen Kanäle. Genau das heißt es. Viele Mitarbeiter wissen gar nicht, was im Background eines Geschäftsreisebüros oder des Travel Managements geschieht. Sie wissen nicht, dass es zum Beispiel einen Vertrag mit einer Hotelkette gibt, nach dem das Frühstück im Übernachtungspreis enthalten ist. Oder das Storno noch am Tag der Anreise. Auch wissen viele nichts von der Fürsorgepflicht ihres Travel Managers. Dass er genau wissen muss, wo seine Reisenden sind, um sie in einem Notfall unter- 15 TRAVEL MANAGEMENT »Wichtig ist, dass das Travel Management den Sinn seiner Regeln erklärt.« stützen zu können. Wenn sie also im Netz eine billigere Übernachtungsrate finden und buchen, wissen sie gar nicht, dass sie damit gerade gegen die RRL verstoßen und die Arbeit des Travel Managements für die nächsten Hotelverhandlungen erschweren. In einer Studie für das Corporate Travel Forum heißt es, dass viele Travel Manager glauben, ihre Reisenden würden unternehmenseigene Buchungs tools mangels Nutzerfreundlichkeit meiden. Stattdessen resultiert Maverick-Buying Ihrer Ansicht nach auf Unkenntnis? Sehr oft zumindest. Aber noch etwas anderes ist nicht zu unterschätzen. Die meisten Buchungen – vor allem im Hotel – werden nach wie vor telefonisch gemacht. Von der Sekretärin etwa, die das Hotel kennt und weiß, dass ihr Chef dort ein Upgrade bekommt. Auch Reisende selbst buchen nicht unbedingt das, was am Billigsten ist, sondern 16 für sie am Bequemsten, was sie schon kennen. Oder wenn sie die Loyalty-Card einer Hotelkette oder Airline besitzen und dort Punkte sammeln können. Es ist nachvollziehbar, dass damit die Verhandlungsposition des Travel Managements geschwächt wird. Aus Ihrer Sicht geht der Ansatz »Kommunikation« aber Hand in Hand mit dem Thema Total Cost of Trip. Inwiefern? Für mich bedeutet Total Cost of Trip, dass nicht nur das Travel Management weiß, wie viel eine Reise kostet, sondern auch der Reisende. Also nicht nur der Flug oder das Hotel, sondern die gesamte Reise. Denn nur wenn der Reisende ein Gefühl für den Gesamtpreis seiner Reise bekommt, kann er beurteilen, ob sie verhältnismäßig war oder zu teuer. Hinzu kommt der Aspekt der indirekten Kosten – also derjenigen Ressourcen, die in umständlichen Prozessen verloren gehen. Fehlt bisher der ganzheitliche Blick auf die direkten und indirekten Kosten? Ja und nein. Die Total Cost of Trip sind der Heilige Gral im Travel Management. Ihn zu finden ist bislang beinahe unmöglich gewesen. Wenn ein Unternehmen bei seinem Jahresrückblick schaut, Total Cost of Trip Zur Person Claudia Unger hat einen breiten Erfahrungsschatz im Corporate Travel; zuletzt als Director Research and Intelligence beim Geschäftsreiseanbieter BCD Travel. Im April ist ihr Buch »Corporate Travel Management: Hiding in Plain Sight« (in etwa: »die unbekannte Branche«) bei Amazon erschienen. Gezielte Kommunikation mit den Reisenden Um Firmenkunden bei der internen Kommunikation mit ihren Reisenden zu unterstützen, hat HRS den »Travel Policy Protector« angelegt. Kern des kostenlosen Tools ist ein Mailingservice, mit dem das Travel Management wichtige Informationen kommunizieren kann: Anleitungen zu effektiverem Buchen ebenso wie Hinweise zu geänderten Reiserichtlinien oder Ähnlichem (vergleiche »Der Hotelexperte 01/16«). Die Vorteile: Kostenkontrolle, Arbeitsentlastung und nicht zuletzt Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit. was für Einsparungen geschafft wurden, existieren diese oft nur auf dem Papier. Wieso das? Oft läuft es so, dass die Reiseausgaben des Vorjahres als Zielvorgabe für Savings im darauffolgenden Geschäftsjahr gesetzt werden. Mit dieser Summe im Kopf geht das Travel Management dann in seine Verhandlungen mit Hotels und Fluggesellschaften. Dabei schauen nur ganz wenige, was wirklich ausgegeben wurde. Haben meine Reisenden tatsächlich bei dem Hotelpartner gebucht und dort gespart? Solche Dinge. Statt also der Total Cost of Trip wird das Gesamtbudget zugrunde gelegt. Es gibt doch aber unzählige Möglichkeiten, die Daten genau aufzuschlüsseln: Allein Kreditkartenfirmen wie AirPlus oder Amex bieten zig Möglichkeiten für die Zuordnung einzelner Abrechnungsdaten. Bislang klafft eine Lücke zwischen gebuchten Daten und konsumierten Daten, beispielsweise im Fall von Stornos oder Umbuchungen. Und in den Reisekostenabrechnungen der Mitarbeiter sind die Flugkosten oft nicht berücksichtigt, weil diese zentral gebucht werden. Es kommt also auf das Geschäftsreisebüro an, entsprechende Datenservices einzurichten. Ein Problem dabei ist aber, dass es in der Branche keine Datenstandards gibt. Gerade die Daten aus der Hotellerie sind alle anders. Da kann es Monate dauern, bis man zu gereinigten Daten kommt. Gereinigt von doppelten Einträgen. Oder bis Daten vorliegen, die anzeigen, wie viele der Negotiated Deals eigentlich genutzt wurden. Oder wie viele Reisen gemäß der Reiserichtlinie gebucht wurden, Stichwort: Compliance. Zurück zum Thema Leakage. Wie kann das Travel Management im Zeitalter der Individualisierung und Personalisierung seine Reisenden dazu bringen, sich an die RRL zu halten? Mit sogenanntem Traveler Engagement. Das bedeutet, dass ich dem Reisenden Mittel zur Verfügung stelle, die ihn zum richtigen Verhalten animieren. Dafür gibt es heute viele gute Apps, mit denen ein Unternehmen seinen Mitarbeitern signalisieren kann: »Wir unterstützen dich und wir passen auf dich auf.« Darüber hinaus wie gesagt mit Kommunikation. Wichtig ist, dass das Travel Management seinen Reisenden die Sinnhaftigkeit hinter seinen Regeln erklärt. Das ist für mich die Essenz. Frau Unger, wir danken Ihnen für das Gespräch. 17 TRAVEL MANAGEMENT TEXT: JÜRGEN BALTES Weniger ist mehr Davon träumen Travel Manager, seit es Online-Buchungssysteme gibt: ihre Reiserichtlinien ebendort abbilden und gedruckte Werke eindampfen zu können. Doch die »One Page Travel Policy« wird nicht kommen, zu umfangreich ist der Regelungsbedarf. »Der Hotelexperte« zeigt, wie man dennoch mit weniger Papier auskommt. A Beraterin Andrea Zimmermann: Durchschnittlich zehn bis zwölf Seiten pro Richtlinie 18 ls der Mitarbeiter eines hiesigen Mittelständlers am Flughafen in Indien ankam, führte sein Weg nicht zum Taxi, sondern zum Verhör. Das Problem: Seine Firma hatte dem Geschäftsreisenden die Visa beschaffung selbst überlassen – und der hatte sich ein Touristenvisum besorgt. »So etwas muss in der Reiserichtlinie geregelt sein«, kritisiert Travel- Management-Beraterin Andrea Zimmermann. Ebenso wie weitere Elemente im Rahmen der betrieblichen Fürsorgepflicht: Wie sind Reisende unterwegs versichert? In welchen Fällen müssen sie vorab zum Betriebsarzt? Wie sind Risiken zu vermeiden, wie verhält man sich in Notfällen? Dinge, die angesichts einer – zumindest gefühlt – unsicherer werdenden Welt zunehmend in Richtlinien abgehandelt werden, diese allerdings aufblähen. Auch andere Entwicklungen erfordern eine Regulierung. Die Sharing Economy beispielsweise, die wachsende Zahl von Buchungsoptionen, Apps und sonstige mobile Anwendungen. Oder die Aufsplittung von Airline-Services: Travel Manager müssen nun definieren, ob sie die Kosten für Mahlzeit, Extrakissen oder Wunschsitzplatz an Bord akzeptieren und was davon steuerlich wie zu behandeln ist. Wenn dann auch noch Mobilitätsthemen wie Carsharing oder Fuhrpark hinzukommen, wächst die Reiserichtlinie um weitere Paragrafen. Wie soll es da gelingen, das Regel- werk so einzudampfen, dass es für den Reisenden transparent und überschaubar bleibt? Positivliste statt Verbotsorgie »Indem man die Richtlinie als Positivliste formuliert«, sagt Dirk Gerdom, Präsident des VDR und Head of Global Mobility des Softwarekonzerns SAP. »Führen Sie nur die Positionen auf, die erstattet werden«, so sein Expertentipp, »alles andere ist damit ausgeschlossen.« Früher habe man versucht, alle Eventualitäten abzubilden, erinnert sich Gerdom, etwa welche Hotelkategorie wann genutzt werden durfte, wie mit Standard- und De-luxe-Zimmern umzugehen war, mit Executive-Etagen oder Upgrades. »Es wurde versucht, alles abzugrenzen, was nicht erlaubt war, doch damit kam am Ende keiner mehr zurecht.« Zudem führten verbliebene Interpretationsspielräume zu Rechtsunsicherheiten. Dabei solle die Reiserichtlinie ja gerade so formuliert werden, dass niemand unwissentlich dagegen verstoßen könne. Klare Regeln + Flexibilität + Freiheiten Das gilt übrigens auch für die jüngere Generation, die bekanntlich mehr hinterfragt und sich ungern in starre Korsetts zwingen lässt. Dass dezidierte Regelwerke beim Nachwuchs weniger gut ankämen, sieht Beraterin Zimmermann in der Praxis nicht. »Jeder braucht klare Regeln, die er nachvollziehen kann«, ist sie überzeugt. »Ein Arbeitgeber verbietet vielleicht den Porsche Cayenne – auch wenn er vom Arbeitnehmer selbst bezahlt wird –, weil er nicht möchte, dass Mitarbei- Illustration: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock Reiserichtlinien ter damit beim Kunden vorfahren. Dem anderen ist das egal.« Was jüngere Reisende allerdings erwarteten, sei mehr Flexibilität, ergänzt Gerdom. Man müsse ihnen mehr Freiheiten lassen, etwa bei den Buchungskanälen, so der Travel Manager. Technische Lösungen helfen, Buchungen von unterwegs oder über Drittkanäle im Hintergrund wieder einzufangen. Überhaupt werde die technische Entwicklung, so dachte man früher, die klassische Reiserichtlinie irgendwann überflüssig machen. Nämlich dann, wenn alle Regeln direkt im Online-Buchungssystem abgebildet würden, genau dort, wo sie relevant seien. Doch das ist nicht passiert. Denn nirgendwo wird alles über einen Kanal gebucht, ein zentrales Regelwerk wird auch morgen noch gebraucht werden. SAP-Manager Gerdom hat es jedenfalls geschafft, dessen Umfang kräftig zu dezimieren. So wie viele andere auch. »Ich kenne Firmen, die haben von achtzig auf acht Seiten gekürzt«, sagt Gerdom. Laut Zimmermann zählt eine typische Reiserichtlinie heute nur noch zehn bis zwölf Seiten. Wer nur innerdeutsch unterwegs sei, könne auch mit fünf oder sechs auskommen. Freundlich, aber bestimmt Dabei solle das zentrale Basisdokument zwar lebendig sein, aber dennoch möglichst konstant bleiben, empfiehlt sie. Bei komplexeren Dingen, etwa dem Genehmigungsprozess, seien Illustrationen hilfreich, manchmal auch Videos. Details, etwa Erläuterungen zur Spesenregelung oder eine Liste wichtiger Telefonnummern und Ansprechpartner, lagere man besser in Anlagen aus. Allerdings dürften diese nie zusätzliche Regelungen enthalten, sondern nur weiterführende Erklärungen, merkt Dirk Gerdom an. Setzt Andrea Zimmermann im Auftrag von Unternehmen Reiserichtlinien auf, findet sich darin übrigens immer auch ein besonderer Passus: »Folgen bei Zuwiderhandlung«. Zwar würden Reiserichtlinien heute deutlich besser vermittelt, so die Beraterin. Dennoch sei es wichtig, die Folgen einer eventuellen Verletzung zu kennen. Dirk Gerdom: »Nennen Sie nur Positionen, die erstattet werden!« Das gehört in die Reiserichtlinie 1. Reiseplanung: Informationen zu Reisezielen, Impfungen, Transportmitteln, Transferzeiten et cetera. 2. Reisebuchung: Buchungskanäle (typischerweise OBE und Reisebüro, eventuell ergänzt durch Open Booking), Umgang mit Bonuskarten und Upgrades. Dürfen beispielsweise dadurch Kosten entstehen? 3. Transportmittel: Welche Transportmittel dürfen genutzt werden, zum Beispiel Flugzeug, Bahn, Taxi, Mietwagen, Uber, Carsharing und so weiter? Regelung zu Flugklassen, Mietwagenkategorien et cetera. 4. Übernachtung: Erlaubte Hotels (zum Beispiel eigenes Hotelprogramm zuzüglich Ausnahmen). Darf privat übernachtet werden? 5. Telekom/Internet: Welche Kosten dürfen verursacht werden? Regelung der Social-Media-Nutzung. Eventuell Verbote, Hinweis auf Gefahren. 6. Kreditkarten: Welche Lösungen bietet das Unternehmen, wie sind diese einzusetzen? 7. Reisekostenerstattung: Welches Tool muss genutzt werden, wie funktioniert der Prozess? 8. Gesundheit, Versicherung: Wie sind Reisende gegen Krankheitsrisiken abgesichert? Vorsorge, Verhalten bei Erkrankung. 9. Travel Risk: Wie sollen Reisende Risiken vermeiden? Verhalten bei Gefahr und in Notsituationen. 19 GESCHÄFTSREISE Neuer Stadtteil zwischen Zentrum und Ozean: Verwandlung Puerto Maderos zum Magneten für Hipster »Die Stadt bietet viel Unterhaltung mit Lokalkolorit und ist europäisch geprägt.« 20 Wirtschaftsindikator: Fleischeslust in der Hauptstadt Buenos Aires TEXT: STEFANIE BISPING · FOTOS: ALEJANDRO KIRCHUK Tanze Tango mit mir! Gute Zeiten für Geschäftsreisen an den Río de la Plata: Der neue Präsident Mauricio Macri steht für außenpolitische Öffnung, Liberalisierung der Wirtschaft und Integration in den Weltmarkt. Auch nach Feierabend spricht einiges für die elegante Kapitale: Buenos Aires ist die Welthauptstadt der Steakliebhaber. P erfekt gegrillt die Kruste, saftig und zart das Innere. Kein Zweifel: Das erste Steak in Buenos Aires ist ein Erweckungserlebnis. Dafür muss es nicht mal das gewichtige 1000-Gramm-Baby-Beef-Steak für den etwas größeren Appetit sein. Die Qualität macht den Unterschied und lässt Neulinge mit jähem Schmerz an heimische Steakhäuser denken, in denen sie sich bislang recht wohlgefühlt hatten. »Buenos Aires hat ein tolles Angebot an Restaurants, aber auch an Einkaufsvierteln – vor allem im Stadtteil Palermo«, weiß Carl Moses, der die Lage im Land für Germany Trade and Invest analysiert, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik. »Die Stadt bietet viel Unterhaltung mit Lokalkolorit, ist europäisch geprägt und im Vergleich zu anderen Städten Lateinamerikas relativ sicher.« Vor allem die vergleichsweise geringe Kriminalität, aber auch hohe Lebensqualität und ausgeprägte Esskultur seien wesentliche Vorzüge der Stadt – aber nicht ihre einzigen. Aufbruchsstimmung nach dem Regierungswechsel Die Wahlen im November 2015, aus denen Buenos Aires’ ehemaliger Bürgermeister Mauricio Macri nach einer Stichwahl als Präsident hervorging, haben Hoffnungen auf ein Anziehen der Kon- junktur beflügelt. Ab 2017, wenn die Reformen des liberal-konservativen Präsidenten greifen, rechnen Insider wie Moses mit kräftigem Wachstum. »Nach dem Regierungswechsel macht sich in der Wirtschaft Aufbruchsstimmung breit, auch wenn die wirtschaftlichen Aufräumarbeiten der neuen Regierung die Konjunktur zunächst dämpfen. Mittel- und längerfristig wird mit einem kräftigen Aufschwung und steigenden Investitionen gerechnet«, urteilt er. Beim Fleischgenuss liegt der Fußball-Vizeweltmeister schon jetzt weltweit an erster Stelle. Mit 59,7 Kilogramm Rind- und 8,1 Kilogramm Schweinefleisch führen die Argentinier den Pro-Kopf-Verbrauch souverän an. Die 38,6 Kilogramm Geflügel, die noch hinzukommen, zählen kaum. Denn Geflügel und Lamm gelten hier gar nicht als Fleisch und werden auch nicht als »carne« bezeichnet. Fleischeslust als Wirtschaftsindikator Die Obsession ist allgemein und hat bislang alle Krisen überstanden; tatsächlich ist die Fleischeslust in Buenos Aires ein Indikator für die Stimmung im Land. Die Zahl der am Vortag geschlachteten Rinder vermelden Tageszeitungen täglich triumphierend auf der ersten Seite. Rindfleischproduzenten, die während der Regierung Kirchner durch staatliche Eingriffe gebeutelt wurden, h offen 21 GESCHÄFTSREISE Keine Sprachbarriere: Man spricht Englisch erzeit auf frische Impulse für den Export: Der d Abbau von Exportsteuern und die Abwertung des Pesos soll den Appetit auf argentinisches Rindfleisch im Ausland anregen. Neben hervorragenden Steaks machen auch die elegante Architektur, der unsterbliche Tango, ein reiches Kulturerbe und die weltoffene Atmosphäre Buenos Aires zu einer der attraktivsten Destinationen Lateinamerikas. Das gilt auch für Geschäftsreisende. Die Stadt am Río de la Plata ist lange schon einer der beliebtesten Kongress standorte in Südamerika. Zudem hat das hohe Bildungsniveau den angenehmen Nebeneffekt, dass Geschäftsreisende wie Urlauber hier mit Englisch zurechtkommen. Schon vor dem Regierungswechsel verfehlte die Zahl der internationalen Besucher nur knapp die Rekordmarke von sechs Millionen. Aufgrund besserer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen dürfte sich der Anteil der Geschäftsreisenden nun wieder deutlich erhöhen. Für Geschäftsreisende wird das Leben leichter »Im Geschäftsalltag ist vieles unter der neuen Regierung einfacher geworden, vor allem durch die Reformen des Devisenmarktes«, sagt Beobachter Carl Moses. Die unterschiedlichen Wechselkurse sind vereinheitlicht worden; zuvor mussten Ausländer entweder schwarz tauschen, oder über- 22 höhte Preise auf Dollar- oder Eurobasis in Kauf nehmen, wenn zum offiziellen Wechselkurs abgerechnet wurde. Erste Folge der Freigabe des Devisenhandels war die Abwertung des Pesos. Doch auch das soll dem Land kurzfristig Wettbewerbsvorteile verschaffen. Positiver Nebeneffekt für den Geschäftstrip sind relativ niedrige Vor-Ort-Kosten. Vermochte die Hotellerie der Hauptstadt noch zu Beginn des Jahrtausends die Nachfrage nach hochwertigen Unterkünften kaum zu erfüllen, ist Buenos Aires heute in Sachen Betten gut aufgestellt. Nicht zuletzt rund 170 Messen und Kongresse im Jahr machen dies erforderlich. Auch wenn der Großraum Buenos Aires sich über etwa hundert Kilometer am Río de la Plata entlang erstreckt, sind die Viertel der Innenstadt verhältnismäßig übersichtlich. Im eleganten, etwa fünf Quadratkilometer großen Stadtteil Recoleta, Heimat der niederländischen Königin Máxima und Geburtsort des Schriftstellers Jorge Luis Borges, wetteifern vor allem Hotels der gehobenen Kategorie um gut betuchte Reisende: Four Seasons ebenso wie Park Hyatt, Wyndham, Accor und Meliá. Gepflegte Paläste, viel Grün, Museen, erstklassige Geschäfte und Restaurants machen Recoleta denn auch zum Zentrum des guten Lebens. Und noch der Tod trägt hier ein ansehnliches Gewand: Buenos Aires Die Stadt am Río de la Plata ist lange schon einer der beliebtesten Kongressstandorte in Südamerika. Zurück in die Zukunft: Eine Metropole auf dem Weg zu alter Pracht Top 3 Businesshotels Empfohlen von Cláudia Godoy, Head of Hotel Solutions for LATAM, HRS Madero Hotel Modernes Fünf-Sterne-Hotel mit elf Veranstal- Auf dem Friedhof Recoletas hat die Crème der Hauptstadt-Society in 5000 prachtvollen Mausoleen ihre letzte Ruhestätte gefunden, darunter auch die einstige First Lady »Evita« alias Eva Duarte de Péron. Im trendigen Puerto Madero, dem neu gestalteten ehemaligen Hafen, ist Starwood mit dem Park Tower präsent. Seit sich internationale Stararchitekten an den Lofts und Lagerhäusern des einstigen Hafengebiets austoben durften, gehört Puerto Madero zu den vitalsten Vierteln der Stadt. Postmoderne und Historie bilden hier spannungsvolle Kontraste. Neben anderen Museen hat hier etwa das Faena Arts Center für zeitgenössische Kunst im Maschinenhaus einer einstigen Getreidemühle eine Heimat gefunden. Auch das Hilton Buenos Aires mit seinem 6700 Quadratmeter großen Kongresszentrum liegt dekorativ am Wasser und in fußläufiger Entfernung zum Geschäftsviertel Microcento. Im schönen historischen Stadtteil San Telmo befindet sich mit dem Anselmo Buenos Aires, Curio Collection by Hilton, das zweite Haus der Gruppe. Auch die prachtvolle Avenida de Mayo mit ihren Art-déco- und Jugendstilpalästen zählt zu den touristischen Highlights der schönen Metropole. Sie führt vom Kongresspalast bis zum rosafarbenen Regierungssitz Casa Rosada an der Plaza de Mayo. Ihre eleganten Bauten erinnern wie ihre Pendants tungsräumen für 250 Personen, Rooftop-Spa und beheiztem Innenpool im trendigen Puerto Madero. Die 197 Zimmer mit Balkons sind mit Arbeitsplatz, Highspeed-Internet, Plasmafernseher und Minibar ausgestattet. Gäste des Clubs Le m können unter anderem auf Sekretariatsservice in einem exklusiven Businesscenter im achten Stock mit privater Terrasse zurückgreifen. Zimmer ab 180 Euro. Recoleta Grand Im Herzen Recoletas und in fußläufiger Entfernung zu zahlreichen touristischen Highlights liegt dieses neue Hotel mit guten Tagungsmöglichkeiten (vier Konferenz- und Meetingräume für bis zu 350 Personen), Pool, Gym und einem Floralis-Spa. Die 88 eleganten Zimmer verfügen über LEDSmart-Fernseher sowie Fernbedienung für Lampen und Vorhänge. Zimmer ab 165 Euro. Dazzler San Telmo Die Fën Hotels sind mit ihren beiden Marken Dazzler und Esplendor an zehn attraktiven Standorten in Buenos Aires vertreten. Das Dazzler San Telmo liegt 500 Meter von der Casa Rosada und 500 Meter von Puerto Madero entfernt. Seine siebzig Zimmer verfügen über Arbeitsplätze, kostenfreies WLAN, Flachbildfernseher, Klimaanlage und schalldichte Fenster. Zimmer ab 70 Euro. 23 Einfach mit Taxi, schwierig mit Bus: Nahverkehr einer 13-Millionen-Metropole im vornehmen Recoleta daran, dass Argentinien vor rund hundert Jahren zu den reichsten Ländern der Welt gehörte. Das legendäre Café Tortoni, früher als Literatentreff bekannt, ist noch immer ein lebendiges Beispiel für die Kaffeehauskultur der Stadt. Rushhour? Zu Fuß geht’s am schnellsten! Dass die attraktivsten Viertel der Stadt – abgesehen von Recoleta und Palermo im Norden – relativ nahe beieinanderliegen, erlaubt Besuchern ebenso wie die recht entspannte Sicherheitslage, Buenos Aires zumindest abschnittsweise zu Fuß zu erkunden. Allerdings ist es nicht immer leicht, das Zentrum ohne Zeitverluste zu erreichen. Denn die Metropole ist zwar international gut angebunden. Sie besitzt neben dem internationalen Flughafen Ministro Pistarini in Ezeiza auch den nationalen Airport Jorge Newbery sowie den wichtigsten Seehafen Argentiniens. Hier gehen außer Handelsschiffen rund 200 Kreuzfahrtschiffe pro Jahr vor Anker. Ein Fährhafen verbindet Buenos Aires zudem mit Uruguay am anderen Ufer des Flusses. Doch innerhalb der Metropolregion mit ihren dreizehn Millionen Einwohnern ist die Verkehrslage häufig angespannt. Die U-Bahn, ein riesiges Busnetz und Autobahnen mit bis zu sechzehn Spuren sollen Buenos Aires vor dem für lateinamerikanische Megastädte typischen Verkehrskollaps schützen. Es gelingt mit unterschiedlichem Erfolg. Während der Rushhour sind Fußgänger im Zentrum am schnellsten unterwegs. Geschäftsreisende sind gut beraten, sonntags anzureisen. Dann sind die Boulevards der Innenstadt so frei, dass sich hier Tango tanzen lässt. 24 Geschäftsreisende kommen am besten sonntags an, um dem Verkehrskollaps zu entgehen. Rushhour: Schneller mit der U-Bahn Buenos Aires Daten und Fakten Reisen nach Buenos Aires Black-out-Dates Lufthansa fliegt täglich ab Frankfurt nach Buenos Aires. Es ist mit 14 Stunden der längste Nonstop-Flug der Airline. Iberia fliegt über Madrid. Der internationale Flughafen liegt in Ezeiza und ist etwa dreißig Kilometer vom Zentrum entfernt. Aerolineas Argentinas fliegt von hier andere Städte Argentiniens sowie andere lateinamerikanische Kapitalen an. Vom Flughafen Ezeiza per Taxi, das im Ankunftsbereich gebucht und bezahlt wird (»Taxi Ezeiza«), ins Zentrum. Die Fahrt kostet etwa 480 Pesos (30 Euro). Die Alternative ist der Transfer mit dem Bus (zum Beispiel der Gesellschaft Manuel Tienda León), der rund um die Uhr alle dreißig Minuten fährt. Er hält beim Sitz des Unternehmens in der Nähe vom Bahnhof Retiro. Die Fahrt dauert je nach Verkehr 45 bis 60 Minuten, der Preis beträgt 95 Pesos (5,90 Euro). Retiro ist einer der drei großen Bahnhöfe der Stadt. Sie haben heute vor allem dekorativen Wert, da das Eisenbahnnetz nur noch wenige Städte Argentiniens miteinander verbindet. Allerdings verkehren von hier und den Bahnhöfen Once im Westen sowie Constitución im Süden die Trenos Buenos Aires (TBA), die das Zentrum mit den Vororten verbinden. Die Jahreszeiten sind denen der nördlichen Hemisphäre entgegengesetzt: Oktober und November sind Frühlingsmonate, die heißeste Zeit des Jahres und touristische Hauptsaison fällt auf die Monate Januar/Februar. Weil viele Restaurants und Museen die Weihnachtsfeiertage bis Mitte Januar verlängern, ist Buenos Aires in dieser Zeit voller Touristen. Keine gute Zeit also für geschäftliche Termine. Karneval und die Karwoche sind ebenfalls beliebt für Kurzreisen, viele Büros und Behörden bleiben geschlossen. Feste Termine: Die Buenos Aires Fashion Week (BAF), das ATP-Tennisturnier Argentina Open und der Karneval füllen die Hotelbetten im Februar; das Nationale Festival des Kalbs (Fiesta Nacional del Tenero) und das Tangofestival C.I.T.A. bringen im März viele Besucher in die Stadt. In der letzten April- und ersten Maiwoche trifft sich die Literaturwelt zur internationalen Buchmesse auf dem Messegelände La Rural. Die Weinmesse Vinos & Bodegas findet am letzten Wochenende im September statt, am zweiten Oktobersonntag ist Marathon mit mehr als 10.000 Teilnehmern. Reisen vor Ort Am bequemsten ist die Fortbewegung per Taxi. 40.000 Taxis sind auf den Straßen von Buenos Aires unterwegs. Ortsunkundige lassen ihr Taxi am besten von der Hotelrezeption oder dem Restaurant rufen. Es empfiehlt sich, das Wechselgeld des Fahrers zu zählen und darauf zu achten, dass herausgegebene Scheine ein Wasserzeichen aufweisen. Etwas teurer sind Limousinen privater Unternehmen, die kein Taxischild haben, aber als sicherer gelten. Am besten über den Concierge im Hotel bestellen. Die Fortbewegung mit der U-Bahn Subte ist ebenfalls bequem: Sechs Linien verbinden die einzelnen Stadtteile miteinander; Tickets kosten 5 Pesos (31 Cent) und werden in den Stationen am Schalter verkauft (www.metrovias.com.ar). Die Fortbewegung per Bus ist möglich, aber mühsam, da das Netz nahezu unüberschaubar groß ist. Ein unentbehrliches Hilfsmittel ist der Stadt- und Busplan »Guia T«, der an jedem Kiosk zu kaufen ist. Fahrkarten gibt’s für 6 Pesos (37 Cent) beim Fahrer (www.xcolectivo.com.ar/colectivo). Hotelpreise im Jahr 2015 Durchschnitt pro Nacht: 104 Euro (+ 13 % im Vergleich zu 2014). Steuern/Trinkgelder In guten Restaurants sind 10 bis 15 Prozent des Rechnungsbetrags üblich. In Hotels hinterlässt der Gast ein paar Pesos pro Tag. Taxifahrer erhalten ein kleines Trinkgeld, wenn sie mit schwerem Gepäck helfen. Sicherheit Nur wenige Gegenden der Stadt sind gefährlich. Die größte Gefahr sind Taschendiebe, weshalb Reisende möglichst wenig Bargeld und Wertsachen sichtbar umhertragen sollten. Dazu gehören auch Smartphones, da diese durch die kürzlich erst aufgehobenen Einfuhrbeschränkungen lange schwer zu bekommen und extrem teuer waren. Auch bei Tag zu meiden sind etwa die Straßen hinter den drei Bahnhöfen. TRAVEL MANAGEMENT 01 TEXT: ASTRID SCHWAMBERGER UND ANKE PEDERSEN · FOTOS: MICHAEL PRÖCK Schlüsselfaktor Business Traveller Das Schlagwort Total Cost of Trip ist in aller Munde. Daten, Daten, Daten und immer an die Kosten denken – so das Mantra. Doch nicht nur Travel Manager, Einkäufer und Supplier sind aufgefordert, Kosten und Prozesse von Geschäftsreisen von Anfang bis Ende zu optimieren. Auch Reisende selbst können ihr Scherflein dazu beitragen – sie müssten nur wissen: Wie?! W ie reisen und buchen eigentlich unsere Mitarbeiter? Wie nutzen sie unterwegs ihre Zeit? Fragen rund um den Reisenden rücken im Travel Management zunehmend in den Mittelpunkt. Einer internationalen Studie von ACTE und American Express zufolge wird sich der Stellenwert der Mitarbeiterbedürfnisse im Verhältnis zum reinen Kostenmanagement künftig entscheidend verändern (vergleiche Seite 44). Aus unterschiedlichen Blickwinkeln näherte sich denn auch das Corporate Travel Forum (CTF) von HRS und Travel Industry Club (TIC) dem neuen Hauptdarsteller bei der Betrachtung der Total Cost of Trip. Rund 250 Travel Manager 26 und Branchenvertreter, alte Hasen und Young Professionals, waren der Einladung nach Berlin ins stylishe Westhafen Event & Convention Center gefolgt. Eine Premiere, denn erstmals fand das CTF damit in der Hauptstadt und am Vortag der ITB statt. Alles auf dem Prüfstand Die Branchenkenner diskutierten etwa die Frage, wie Endto-End-Lösungen beim strategischen Einkauf berücksichtigt werden oder welche Folgekosten durch Open Booking und firmeneigene Buchungskanäle entstehen können. Auf den Prüfstand kam auch die Rolle des Travel Managers: Kann er sich als Optimierer in Sachen Total Cost of Trip in Stellung bringen? In ihrer Keynote nahm Corporate-Travel-Expertin Claudia Unger aber gleich zu Beginn den Reisenden ins Visier. »Total Cost of Trip sind vor allem abhängig von den Reisenden«, so die Expertin. Wie, was und wann sie buchen, wie sie sich verhalten, bezahlen und abrechnen – all diese Datenströme flössen eben auch in die Gesamtkosten einer Dienstreise ein. Bereits kleine Änderungen könnten deshalb große Auswirkungen haben. An dieser Stelle könnten Travel Manager daher ansetzen und neue Technologien nutzen, um reisende Mitarbeiter an die Hand zu nehmen: etwa, indem sie ihnen Corporate Travel Forum 02 04 03 05 07 1. P remiere in Berlin: Erstmals fand das Corporate Travel Forum in der Hauptstadt statt; 250 Travel Manager und Branchenvertreter waren der Einladung gefolgt. 2. Hello again: Panel-Teilnehmer Haakon Herbst (HSMA, Mitte) und Mitorganisator Dirk Bremer (TIC, rechts) trafen auf alte Bekannte von HRS. 3. H oteleinkauf ade: Im Gespräch mit Moderator Steffen Ball (rechts) wagte HRS Chef Tobias Ragge einen Blick in die Zukunft des Travel Managements. 4. S eemannsflair: Pause, Mails checken und netzwerken mit Blick auf Becken II des Westhafens. 5. K lare Kante: Konstantin Sixt (links) plauderte aus dem Nähkästchen, nahm Uber und Co. aufs Korn und plädierte für »gesunde Geschäfts beziehungen«. 6. Moderne Bezahllösungen: HRS Payment-Experte Christopher Hecht im Panel mit Rüdiger Mahnicke (Steinberg), Benjamin Park (Parexel), Kira Schütze (TÜV Nord) und Michael Thomas (AirPlus). 7. Location mit Charme: Das Westhafen Event & Convention Center, eine denkmalgeschützte ehemalige Lagerhalle, war Schauplatz des CTF. 06 27 TRAVEL MANAGEMENT 09 nach der Ankunft eine automatisierte Nachricht aufs Smartphone schicken und – je nach Uhrzeit – auf öffentliche Verkehrsmittel hinweisen oder empfehlen, ins Taxi zu steigen. 08 Reisende ins Boot holen 10 8. B uchungskanäle und ihre Folgekosten: Inge Pirner (Datev), Brigitte Lehle (Dürr) und Jörg Gerhardt (Concur) berichteten über ihre Erfahrungen und die Rolle der Reisenden. 9. Nachgebohrt: Conichi-Mitgründer Maximilian Waldmann (rechts) stellt sich den Fragen von Biztravel-Redakteur Martin Jürs. 10. Preise und Standards: André Wiehe (Rezidor) betonte die Stärken der Kettenhotellerie beim strategischen Einkauf von TravelLeistungen. 28 Manchmal liege es aber auch am Stil der Reiserichtlinien, wenn Reisende die Vorschriften nicht parat haben. »Warum nicht mal etwas netter schreiben?«, fragte Unger. Die Expertin empfiehlt kurze, verständliche Sätze. Am wichtigsten aber sei es, Vorschriften zu erklären – dass es Verträge gebe und welche Vorteile sich daraus ergeben –, denn aufgeklärte Mitarbeiter seien eher bereit, Reiserichtlinien zu folgen. »Die wollen ja gute Menschen sein, und sie wollen mitwirken«, sagt Unger und appelliert deshalb: »Lassen Sie Ihren Reisenden das Copyright auf die Reiserichtlinien, damit für Sie Total Cost of Trip schneller Realität werden.« Einer im April veröffentlichten gemeinsamen Studie von ACTE und HRS zufolge strebt das Gros der 350 befragten Travel Manager rund um den Globus in ebendiese Richtung – zumindest in der Theorie. Tatsächlich aber sind gut die Hälfte aller Travel Manager gar nicht oder nur selten an der Planung und Ausgestaltung der firmeneigenen Reiserichtlinien beteiligt. Stattdessen bestimmten direkte Vertragsverhandlungen weiterhin den größten Teil im Arbeitsalltag der Reiseverantwortlichen. Und das, obwohl sie selbst von direkten (Hotel-)Verhandlungen keine signifikanten Kostensenkungen mehr erwarten. Im Gegenteil: Bessere Resultate versprechen sie sich davon, den Reisenden mehr zu steuern und auf seine Bedürfnisse einzugehen. Auch aufseiten der Prozessoptimierung – ein Ziel für die Mehrheit der Travel Manager – besteht noch Nachholbedarf: Während etwas mehr als die Hälfte der Befragten die Mitarbeiterzufriedenheit mit dem Hotelportfolio im Unternehmensprogramm aktiv misst, wird kaum Feedback zu Buchungs- oder Abrechnungsprozessen eingeholt; dies geschieht lediglich in jedem fünften beziehungsweise etwa jedem zehnten Unternehmen. Dabei ist es gerade dieser Einblick in den Buchungs-, Reise- und Abrechnungsalltag der Mitarbeiter, der wertvolle Erkenntnisse dazu liefert, wie Reisende noch besser unterstützt und dadurch auch gesteuert werden können. Die Studie gibt es unter: corporate.hrs.com/acte HRS in Australien TEXT: RAINER PUSTER HRS erschließt den fünften Kontinent Ab sofort ist HRS in sämtlichen Top-Business-Travel-Märkten der Welt präsent und gut aufgestellt – auch in Down Under. D er weltweite Geschäftsreisemarkt wächst rasant weiter, doch in keiner Region ist das Wachstum so stark wie im asiatisch-pazifischen Raum (APAC). Nicht zuletzt dank des asiatischen Spitzenreiters China, dessen Business-Travel- Aufkommen nunmehr größer ist als der des bislang führenden US-Markts, macht die APAC-Region nun rund vierzig Prozent des weltweiten Business Travels aus und stellt fünf der Top‑15-Geschäftsreisemärkte. Einer dieser fünf Märkte ist Australien, das mit Blick auf das Umsatzvolumen bei Hotelübernachtungen von Geschäftsreisenden weltweit sogar Rang sieben belegt. HRS hat auf die steigende Nachfrage in diesem Markt mit einer Beteiligung an der Lido Group, einem Hotelaggregator und -vermittler für Geschäftskunden, reagiert. So kann HRS Unternehmen vor Ort und bei ihren Reisen in diese Region künftig noch besser unterstützen. Mit rund 6700 Unterkünften ist die Lido Group mit Sitz in Sydney Marktführer für die Vermittlung von Unterkünften im Geschäftsreisebereich in Australien. Neben den wichtigsten Metropolen deckt das Portfolio auch ländliche und entlegene Regionen ab, sodass HRS Kunden auch außerhalb der großen Zentren schnell eine passende Unterkunft finden können. Ihre Geschäftsreisen buchen australische Unternehmen besonders häufig online: Mit einem Onlineanteil von 76 Prozent der Hotelbuchungen zählt das Land weltweit zu den technologieaffinsten Nationen, in Deutschland beträgt dieser Wert 52 Prozent. »Australien ist ein sehr dynamischer und progressiver Markt«, erklärt HRS CEO Tobias Ragge. »Mit der Beteiligung an der Lido Group und dem Ausbau des Portfolios in Australien ist HRS nun in allen Top-Business-Travel-Märkten der Welt sehr gut aufgestellt. Wir können unsere Kunden somit noch besser bei ihrem weltweiten Travel-Programm unterstützen.« 29 TRAVEL MANAGEMENT PROTOKOLL: ANKE PEDERSEN Eigene MICE-Richtlinien? So viel Einigkeit war selten: Dass es neben der Reiserichtlinie auch eine Richtlinie für Veranstaltungen geben muss, stellt 2016 keiner mehr infrage. Zumindest offiziell nicht – erst recht, seit der VDR‑Fachausschuss MICE einen »Leitfaden zur Erstellung einer Veranstaltungsrichtlinie« vorgelegt hat. Auch auf dem BME-Kongress »Travel, MICE & More« in Wiesbaden am 14. und 15. Juni findet sich das Thema wieder und zeigt so seine Relevanz. Allein: Oft sind’s nur Lippenbekenntnisse. I m vergangenen Sommer haben wir im VDR-Fachausschuss MICE den »Leitfaden zur Erstellung einer Veranstaltungsrichtlinie« (VR) erarbeitet. Anlass dafür war ein Hilferuf aus der Mitgliedschaft. Denn es gibt viel zum Thema Reiserichtlinien, aber recht wenig zum Thema Veranstaltungen. Da wollten und wollen wir Hilfestellung leisten. Dennoch ist dieses Thema nicht so einfach umzusetzen. Denn zur Ermittlung des Soll bedarf es zunächst einer Ist-Analyse – das Soll ist ja das Ziel, nicht der Weg dorthin –, und das ist es, was viele abschreckt. Darüber hinaus ist Veranstaltungsplanung ein lieb gewonnenes Kind, und als eine Art Incentive dürfen das dann bisweilen auch Mitarbeiter machen, die dazu eigentlich keine oder nicht genug Vorkenntnisse haben. Und wo finden wir diese? Meist sind sie ganz oben angesiedelt, bei der Geschäftsführung, und froh, dass sie mal kreativ sein und viel Geld ausgeben können. Dieses Spielfeld zu behalten, dafür kämpfen sie dann wie die Löwen. Dennoch kann ich nur sagen: Das ist zu schaffen! Man muss nur den Willen haben und die Unterstützung der Geschäftsführung. Vor allem deren Okay ist unerlässlich, sonst wird man mit diesem Thema immer wieder rausfliegen. Und was die Emotionen angeht: Viele sind letztlich auch dankbar, wenn sie so etwas wie das Teilnehmermanagement nicht mehr allein machen müssen. Für wen lohnt sich die Einführung einer VR? Keineswegs nur für Großkonzerne wie AXA, sondern überall dort, wo ein nennenswerter Spend zu erwarten ist. Was unter »nennenswert« zu zählen ist, darauf möchte ich gar nicht weiter eingehen. Denn schon mit zwei schlecht gemachten Veranstaltungen können Sie ja viel Schaden anrichten. Letztlich kann man also sagen, dass man bei einer VR nicht nur auf die Kosten beziehungsweise deren Senkung schaut, sondern auch auf Bereiche wie Compliance 30 und Datenschutz. Schließlich möchte keiner die Teilnehmerliste seiner Veranstaltung später im Internet oder im Mülleimer wiederfinden. Und wer soll die VR machen? Generell sollte der Bereich MICE dort angesiedelt sein, wo auch das Thema Reisen verantwortet wird. Meiner Ansicht nach gehören Travel Management und MICE zusammen, weil es da verschiedene Synergien gibt. Überschneidungen finden sich zum Beispiel bei der Unterkunft, da haben wir dieselben Partner, ebenfalls bei der Anreise mit der Bahn oder dem Flieger, und auch hinter der Kreditkartenabrechnung stecken dieselben Prozesse. Andererseits verhandeln MICE-Planer nicht nur mit Hotels, sondern auch mit Eventlocations oder Messen. Für eine Hauptversammlung beispielsweise reicht ein Hotel einfach nicht aus. Beim Verhandeln haben wir dann aber wieder die gleichen Ansätze. Bei der AXA haben wir das Travel und das MICE-Management schon 2006 mit großem Erfolg zusammengelegt und Maßstäbe gesetzt. Illustration: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock Fotos: Cornelis Gollhardt (links) und Udo SChäfer (rechts) Das sagt … Rüdiger Krenz, Vorsitzender des VDR-Fachausschusses MICE und Senior-Einkäufer Procurement beim Versicherungskonzern AXA. MICE-Richtlinien Das hört … Michael Thomas, Associate Director Sales Hotel Solution bei AirPlus International, aus der Branche. D ie Notwendigkeit von Veranstaltungsrichtlinien stellt heute niemand mehr infrage. Aus unserer Sicht stellt sich aber schon seit Jahren die Frage, warum in vielen Unternehmen bereits bestehende Veranstaltungsrichtlinien nicht längst flächendeckend eingeführt wurden, sondern es häufig bei Abteilungslösungen mit geringem Wirkungsgrad bleibt. Als Anbieter von Zahlungslösungen für das Veranstaltungsmanagement sind wir zwar mit einem Teilprozess betraut, dennoch stellen wir häufig fest, dass eine unternehmensweite Veranstaltungsrichtlinie, die alle Prozesse abdeckt, von Vorteil wäre. Ich persönlich vermute, dass es vor allem ein Problem von Zeit und Dringlichkeit ist. Es bedeutet einen nicht unerheblichen Aufwand, so ein Gesamtkunstwerk aufzusetzen und vor allem, damit einen einheitlichen MICE-Prozess im gesamten Unternehmen zu etablieren. Der für den MICE-Prozess Verantwortliche benötigt hierzu zum Beispiel Zahlen, muss diese aber – da eine verlässliche Zahlenbasis fast nie vorhanden ist – erst einmal ermitteln. Er muss vorab einheitliche Prozesse definieren dazu, wie das Projekt und die Struktur aufgesetzt werden. Und der Projektleiter sollte sich um einen Projektsponsor kümmern, um eine Person also, die ihn in verschiedenen Eskalationsphasen unterstützt. Dieser wiederum muss aus dem Senior-Management-Bereich kommen, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass die Etablierung eines einheitlichen MICE-Prozesses schlichtweg an der Gegenwehr der Mitarbeiter scheitert. Tatsächlich aber fehlt vielen, die diese Prozesse steuern, schlicht das Mandat der Geschäftsführung. Und um das Senior Management zu erreichen, muss man den Mehrwert darstellen können, den so eine VR für das Unternehmen liefert. Neben diesen sehr internen Herausforderungen braucht es auch eine fachliche Wissensbasis, um den ersten Schritt in einem Projekt wie dem Gesamtthema »Veran- staltungen« machen zu können. Denn wie bereits angedeutet, ist eine VR insgesamt komplexer als eine Reiserichtlinie. Es reicht nicht aus, den Aufgabenbereich »Veranstaltungsmanagement« nur nebenher zu betreuen. Für eine wirksame VR bedarf es Praxiswissen, zum Beispiel im Bereich Marketing, Controlling und Compliance. Da gilt es dann zum Beispiel, den exakten Abstand zu kennen, mit dem das Unternehmensbanner zwischen Decke und Bühne aufgehängt werden darf, aber auch, wie hoch die Pro-Kopf-Kosten pro Teilnehmer sein dürfen, welchen technischen Support die interne IT leistet et cetera. Ganze Bücher sind darüber geschrieben worden. Im Grunde braucht es das Wissen über die gesamte Prozesskette »Unternehmensveranstaltung«. Ebenso wichtig: das Thema Emotionen. Denn bei der Einführung einer VR handelt es sich um einen echten Change Process: Alle Beteiligten müssen die Anforderungen und Regeln auch im Kopf mitnehmen und deren Sinn nachvollziehen können. Das ist die eigentliche Kernaufgabe! Zu vermitteln, dass die MICE-Leute am Ende mehr Zeit fürs Wesentliche haben werden, nämlich die Organisation der Veranstaltung, und dass ihnen keineswegs der Spaßbestandteil genommen wird, wenn sie sich nicht mehr um Versteuerungsfragen oder das Aushandeln von Verträgen kümmern müssen. Kurzum: Hinter der Einführung einer VR und eines standardisierten MICE-Prozesses steht schon lange nicht mehr das Ziel, lediglich Transparenz zu schaffen, um besser verhandeln zu können. Vielmehr steht heute vor allem die Optimierung interner Prozesse im Fokus, da sich hierdurch sowohl Kosten einsparen als auch Effizienzsteigerungen für den Eventmanager erzielen lassen. Mit einem großen Firmenkunden haben wir dazu gerade eine Studie durchgeführt: Durch die Vereinheitlichung der internen Prozesse rund um die Veranstaltungsplanung – von der Recherche bis hin zur Bezahlung – konnte das Unternehmen die Bearbeitungszeit pro Meeting von knapp elf auf gut vier Stunden senken. Das entspricht einer Kostenersparnis von weit mehr als 400 Euro. 31 MEETINGS & GROUPS Joint Venue TEXT: STEFANIE BISPING · FOTOS: JULIUS SCHRANK Die Hotellerie boomt, die Kultur blüht, die internationale Anbindung ist erstklassig. Doch die größten Trümpfe von Amsterdam sind eine weltoffene Bevölkerung und einzigartige Locations. L iegen im Meeting so viele Fahrradhelme wie Smartphones auf dem Tisch, steht der mit ziemlicher Sicherheit in Amsterdam. In der Welthauptstadt des Fahrradfahrens ist es auch für leitende Angestellte selbstverständlich, mit wehender Krawatte ins Büro zu radeln. Doch die Zwanglosigkeit in der Alltagsgestaltung ist nur eines der Dinge, die Amsterdam und seine Bewohner einmalig machen. In der Hauptstadt der Niederlande sehen die Menschen alles etwas lockerer als anderswo. Coffeeshops, in denen neben Milchkaffee und Tee auch Haschisch und Marihuana auf der Karte stehen, sind für Amsterdamer so wenig bemerkenswert wie die Tatsache, dass Universität und Rotlichtgewerbe sich ein Viertel teilen. Die tiefenentspannte Grundhaltung hat Geschichte. Seit jeher ist die Grachtenstadt nicht nur ein Zentrum des Welthandels, ein Drehkreuz der internationalen Schifffahrt und ein Schmelztiegel vieler Kulturen. Sie ist vor allem ein Ort gelebter Liberalität. 32 Standortfaktoren Toleranz und Weltoffenheit Von Touristen wird Amsterdam dieser besonderen Atmosphäre wegen mindestens so geliebt wie für Grachten und Reichsmuseum. Doch ihre sprichwörtliche Toleranz macht die Stadt auch zur Topdestination für Meetings und Kongresse. Ein für neue Ideen aufgeschlossenes Umfeld ist für internationale Konferenzen kaum weniger attraktiv als ein reibungslos funktionierender öffentlicher Personenverkehr. Denn wo die Gedanken frei fliegen, blüht immer auch die Kreativität. Dass neunzig Prozent der kommunikationsorientierten Amsterdamer Englisch sprechen, erleichtert die Abläufe zusätzlich. Internationale Hotelmarken streben in die Stadt Um im businessrelevanten Zeitraum von Montag bis Freitag genügend Betten bereitstellen zu können, hat Amsterdam seine Hotelkapazität eklatant erhöht: Von 25.000 Zimmern im Jahr 2015 auf derzeit 37.600; und in diesem sowie im MICE-Standortcheck Frischekur hinterm Bahnhof: Mit A’DAM-Tower und Filmmuseum EYE zum Trendviertel nächsten Jahr wird die Bettenzahl weiter steigen. Vor allem internationale Marken streben mit Macht in die Stadt. Hyatt ist schon seit 2012 mit dem Andaz Amsterdam Prinsengracht präsent. Die NH-Gruppe, die insgesamt zwölf Hotels in der Stadt führt, hat im Frühjahr drei Häuser als Fünf-Sterne-Collection-Hotels generalüberholt in den Wettbewerb geschickt. In diesem Sommer beginnt außerdem der Bau eines NH-Hotels am Messezentrum, das mit einer Höhe von 91 Metern nach Größe strebt. Die Eröffnung ist für 2018 geplant. »Die Niederlande und insbesondere Amsterdam sind für uns eine sehr wichtige Destination«, erklärt Federico González Tejera, CEO der Gruppe. Das sehen auch andere so. Im vergangenen Jahr eröffneten das Courtyard Amsterdam Arena Atlas aus dem Haus Marriott und das W Amsterdam. Starwood unterhält neben dem W bereits das Sheraton Amsterdam Airport Hotel und ließ in diesem Jahr das ökologisch orientierte Element Amsterdam folgen. Im Budget-Bereich kam 2015 das gegenüber vom Messezentrum RAI gelegene Motel One hinzu. Ihm folgte im Drei-Sterne-Bereich im Frühjahr 2016 das Hotel Leonardo. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Im September eröffnet zunächst die Kongresshalle des Postillion Hotels im Geschäftsviertel Kauwgomballenfabriek; im nächsten Jahr folgt dann das Hotel. Vom Ödland zum neuen Kreativviertel Ein spektakulärer Neuzugang wird im Jahr 2018 das Maritim Amsterdam, das mit einer Tagungsfläche für bis zu 4750 Personen eines der größten Kongresshotels in Europa werden will. Seinen Standort erhält es in einem 34-Etagen-Turm in naher Nachbarschaft zum A’DAM-Tower, dem neuen Hotspot in der Stadt im einstigen Ödland hinterm Hauptbahnhof. Das 22-stöckige Gebäude am Ufer des Flusses IJ war früher Sitz des Mineralölkonzerns Shell. Sein neuer Name A’DAM verkürzt Amsterdam auf SMS-Länge und steht nebenbei für »Amsterdam Dance and Music«. Denn neben dem Boutique- 33 MEETINGS & GROUPS Incentives im Venedig des Nordens: Grachten statt Gondeln Messemagnet RAI: Bis zu 120 Veranstaltungen pro Jahr Hotel Sir Ada beherbergt A’DAM zwei Clubs sowie diverse Büros für Firmen aus Musik- und Unterhaltungsindustrie. Im Mai eröffnete der Turm unter seinem neuen Namen mit dem Ziel, sich als kreatives und geselliges Zentrum im einstmals eher trostlosen Amsterdamer Norden zu etablieren. Schon vor zwei Jahren begann die Umwandlung des Gebiets in ein trendiges Geschäfts- und Kulturviertel mit dem neuen Filmmuseum EYE und vielen Restaurants. Sie sorgen ebenso wie die neuen Hotels dafür, dass hier auch abends einiges los ist. Meeting unter Meisterwerken Damit die vielen neuen Hotelbetten zwischen Montag und Freitag auch wirklich gebucht werden, hofiert auch die Stadt MICE-Entscheider. Ihr Label »I amsterdam approved« garantiert Veranstaltern Zugriff auf ein Kontingent von bis zu 16.000 Betten in hochwertigen Hotels und räumt ihnen damit ein hohes Maß an Planungsfreiheit ein. Die Museen ziehen mit. Die 44 Museen der Amsterdamer Museenvereinigung OAM, unter ihnen Weltklasseadressen wie Reichs- und Van-Gogh-Museum, bündeln eine Vielzahl außergewöhnlicher und inspirierender Meetingorte. Wo sonst kann man sich schon unter den Originalen des großen Vincent van Gogh zum Brainstorming zusammensetzen oder ein exklusives Dinner zelebrieren? Das Van-Gogh-Museum macht Meetings unter Meisterwerken möglich. Seine neu gestaltete gläserne Eingangshalle bietet nach Schließung eine eindrucksvolle Kulisse für größere Empfänge. Als Incentives und zur Abendgestaltung sind Dinner-Grachtentouren ein Dauerbrenner. Die Hotels arrangieren sie für Gruppen aller Größen. Die Bootstour öffnet neue Perspektiven auf die Stadt und schafft bleibende Erinnerungen. Wichtigster Messeschauplatz ist das 1969 eröffnete Messezentrum RAI, 34 wo jedes Jahr siebzig Messen und fünfzig Kongresse stattfinden. Feste Termine sind unter anderem die Horecava für Hotels, Gastronomie und Großküchen im Januar, die Inter national Broadcast Conference als größte europäische Messe für Medienproduktion im September sowie die weltweit größte Messe für Schiffsausrüstung Metstrade im November. Nach mehreren Erweiterungen verfügt das Messezentrum aktuell über 87.000 Quadratmeter Fläche. Sie verteilen sich auf elf Hallen und 48 Konferenzräume. Derzeit entsteht ein Parkhaus mit tausend Stellplätzen – insgesamt werden dann mehr als 4000 Parkplätze vorhanden sein – und einer integrierten, 2500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche. Im August soll dieses jüngste Projekt fertig sein. Historische Locations wie die 1903 erbaute, zwischen Zentrum und Hauptbahnhof gelegene Alte Börse »Beurs van Berlage« machen Kongresse unvergesslich. Die Börse, 2002 Schauplatz der standesamtlichen Trauung des heutigen Königs und seiner Máxima, besitzt Tagungsräume für bis zu 1200 Gäste. Die 1886 erbaute königliche Konzerthalle Het Concertgebouw bietet sogar bis zu 2500 Teilnehmern atmosphärische Räumlichkeiten im Herzen der Stadt. Dass die Liberalität der schönen alten Stadt Innovationsfreude beflügelt, beweisen die Amsterdamer immer wieder selbst. Zu ihren Leidenschaften zählen neben Fahrrad, Fußball und Flaschenbier auch Technologie und Kommunikation. Nicht nur ist kostenfreier Highspeed-Internetzugang in Hotels und an Tagungsorten selbstverständlich. Amsterdam besitzt mit durchschnittlich 15,3 Bit pro Sekunde auch eine der schnellsten Internetverbindungen der Welt. Im Bereich des mobilen Internets ist Amsterdam sogar das, was dem Land in diesem Jahr im Fußball versagt bleibt: Europameister. Zwischen Bahnhof und historischem Zentrum: Alte Börse mit Platz für 1200 Gäste Tagen im Kino: Theater Tuschinski Paradies für Surfer: Highspeed-Internet zieht kreatives Umfeld an 35 MEETINGS & GROUPS Die MICE-Hotspots in Amsterdam Hotels 01 W Amsterdam Im Bau der KAS Bank und in dem benachbarten ehemaligen Sitz der Telefonzentrale residiert das W Amsterdam mit 238 Zimmern und 25 Suiten. Neben der als Lobby fungierenden W Lounge im sechsten Stock mit Panoramablick bietet das Haus das elegante Restaurant The Duchess, das Rooftop-Restaurant Mr Porter, ein Spa, ein 24 Stunden geöffnetes Businesscenter sowie 414 Quadratmeter Veranstaltungsfläche, die sich in drei Räume unterteilen lassen. Die 700-Quadratmeter-Ausstellungsfläche X-Bank mit Auditorium ist zusätzlich für Events nutzbar. → Spuistraat 175, 1012 VN Amsterdam. Zimmer ab 350 Euro. 02 Okura Hotel Das einzige Hotel der japanischen Kette in Europa ist auch das erste in den Niederlanden mit Fünf-Sterne-superior-Klassifizierung. Es verfügt über 300 Zimmer, vier Restaurants mit ebenso vielen Michelin-Sternen, einen Bootsanleger sowie 2700 Quadratmeter Veranstaltungsfläche. Vom 26. bis 28. Oktober findet dort die ACTE Global Conference statt. Zwei Foyers und 19 Konferenzräume bieten Platz für bis zu 2500 Personen. Ein Kochstudio und ein Raum für Weinproben eignen sich für Teambuilding-Events. Fußläufige Entfernung zum Messezentrum RAI. → Ferdinand Bolstraat 333, 1072 LH Amsterdam. Zimmer ab 198 Euro. 03 Courtyard Amsterdam Arena Atlas Im Geschäftsviertel Zuidoost gelegenes Haus mit 175 Zimmern. Der Flughafen Schiphol ist 13 Bahnminuten entfernt, das Zentrum in zehn Metrominuten zu erreichen. Das funktionale Design, die Lobby mit kostenfreiem WLAN und flexibel gestaltbaren Sitzmöglichkeiten sollen vor allem Geschäftsreisende überzeugen. Der größte der sechs Veranstaltungsräume fasst 160 Teilnehmer. → Hoogoorddreef 1, 1101 Amsterdam. Zimmer ab 141 Euro. 04 The Sofitel Grand Legend Historischer Glanz: Das im 15. Jahrhundert als Kloster erbaute Haus war königlicher Palast, Hauptquartier der Admiralität und diente als Amsterdams Rathaus, bevor es zum eleganten Fünf-Sterne-Hotel mit dem Michelin-besternten Seafood-Restaurant Bridges wurde. Die 177 Zimmer und Suiten verfügen über Arbeitsplätze, HighspeedInternet und Nespresso-Kaffeemaschinen. 36 Von den 17 Veranstaltungsräumen mit einer Fläche von 1400 Quadratmetern sind fünf denkmalgeschützte Teile der historischen Stadthalle. → Oudezijds Voorburgwall 197, 1012 EX Amsterdam. Zimmer ab 368 Euro. 05 Leonardo Hotel Amsterdam City Center Im April 2016 eröffnete das einstige Best Western als Leonardo Hotel. Das komfortable Drei-Sterne-Haus liegt in ruhiger Gegend mit guter Anbindung ans Messezentrum RAI sowie ins Kanalviertel und verfügt über 102 Zimmer. → Tesselschadestraat 23, 1054 ET Amsterdam. Zimmer ab 170 Euro. 06 Boutique-Design-Hotel The Albus Das Vier-Sterne-Design-Hotel bietet neben 74 stylishen Zimmern mit kostenfreiem Highspeed-Internet, Schreibtisch, Flachbildfernsehern und Nespresso-Maschinen im fußläufig zum Hotel gelegenen »Innovation Lab« Meetingräume mit zeitgemäßer Kommunikationstechnologie und besten Innenstadtblicken. Das Spektrum reicht von der intimen Vaudeville Library für zwei bis acht Personen bis zur 75 Quadratmeter großen Brasserie de Bary mit 60 Sitz- oder 300 Stehplätzen. → Vijzelstraat 49, 1017 HE Amsterdam. Zimmer ab 129 Euro. 07 Wyndham Apollo Hotel Amsterdam Die Lage des Vier-Sterne-Hotels im Stadtteil Oud-Zuid an einer Kreuzung von fünf Kanälen ist so reizvoll wie verkehrsgünstig. Der Flughafen liegt zwanzig Minuten entfernt (Shuttleservice), RAI und World Trade Center sind zu Fuß erreichbar. Die 223 Zimmer verfügen über kostenfreies WLAN und Flachbildfernseher. Außer einem Businesscenter bietet das Haus fünf Meetingräume mit zeitgemäßer audiovisueller Ausstattung, Klimaanlage, WLAN und Tageslicht. Als Veranstaltungshighlight werden Cocktail- und Dinnerkreuzfahrten auf den Kanälen der Stadt organisiert. → Apollolaan 2, 1077 BA Amsterdam. Zimmer ab 167 Euro. 08 Hilton Amsterdam Ein Klassiker in Amsterdams Hotelszene. Mit 271 Zimmern, 21 flexibel nutzbaren Veranstaltungsräumen für bis zu 700 Personen, einer von Designer Ralph Lauren gestalteten Lounge, Fitnessklub und drei Restaurants braucht das im Stadtteil Oud-Zuid gelegene Haus nicht vom Ruhm zehren, den es 1969 als Schauplatz von John Lennons und Yoko Onos »Bed In« für den Frieden erwarb. 21 Meeting- und Boardrooms bieten moderne Konferenztechnik, ergonomische Stühle und Klimaanlage. → Apollolaan 138, 1077 BG Amsterdam. Zimmer ab 219 Euro. 09 Motel One Amsterdam Das Budget-Design-Hotel liegt gleich gegenüber vom Messezentrum RAI. Die 320 Zimmer verfügen mit mobilen Schreibtischen, kostenfreiem WLAN, Flachbildfernsehern und Klimaanlage über relativ viel Ausstattung für wenig Geld. → Europaboulevard 23, 1079 PC Amsterdam. Zimmer ab 89 Euro. Event & Special Locations 10 RAI Messe- und Kongresszentrum Der Verband der Fahrrad- und Automobilindustrie (Rijwiel en Auto Industrie) gab dem Messe- und Kongresszentrum als größter Anteilseigner einst seine Initialen. → Europaplein 22, 1078 RV Amsterdam. www.rai.nl 11 Beurs-van-Berlage-Konferenzzentrum Die 1903 errichtete und nach ihrem Architekten H. P. Berlage benannte Alte Börse im Herzen der Stadt bietet Raum für Konferenzen und Dinners mit bis zu 1200 Gästen. → Damrak 243, 1012 ZJ Amsterdam, www.beursvanberlage.com 12 Königliche Konzerthalle (Het Concertgebouw) Mit Stuck und Kronleuchtern: Die Konzerthalle verfügt über mehrere Säle und Foyers für Veranstaltungen für bis zu 2500 Gäste. Der schwelgerisch ausgestattete große Konzertsaal fasst 1974 Gäste. → Concertgebouwplein 10, 1071 LN Amsterdam, www.concertgebouw.nl 13 Pathé-Tuschinski-Theater Ob es eine private Filmvorführung als Incentive oder eine außergewöhnliche Location für die Jahrespressekonferenz sein soll – das 1921 eröffnete Kino im Art-déco-Stil bietet eine extravagante Kulisse. Sechs Auditorien vom intimen 6 7 MICE-Standortcheck 11 01 04 1 13 06 05 8 15 12 08 Kompaktes Zentrum 02 07 mit internationaler Anbindung: Vom Flughafen Schiphol gibt es Verbindungen in 185 Städte auf der Welt. Vom 14 Airport aus sind Reisende mit öffentli 4 10 3 chen Verkehrsmitteln in zwanzig Minu- 5 03 ten in der City. Der Hauptbahnhof liegt am Rand des kompakten Zentrums. Von hier und neun weiteren Bahnhöfen fährt 2 die Niederländische Bahngesellschaft in alle Provinzen des Landes. Innerhalb 09 der Stadt sorgen vier Metrolinien, ein Straßenbahn- und Busnetz, die Amsterdamer Fähren und natürlich das Fahrrad für Mobilität. Raum für sechzig bis hundert Personen bis zum großen Kinosaal »Tuschinsky 1« mit 750 Plätzen stehen zur Wahl. Catering, musikalische Untermalung und zusätzliche Dekoration werden auf Wunsch organisiert. → Reguliersbreestraat 26–34, 017 CN Amsterdam, www.pathebusiness.nl 14 Theater De Meervaart Das Theater zwischen Stadtzentrum und Flughafen Schiphol ist nebenbei Schauplatz von 150 Firmenveranstaltungen im Jahr. Es liegt in einem Park und besitzt zwei Theatersäle, drei Foyers, drei Studiobühnen und zehn Meetingräume. Letztere eignen sich für Veranstaltungen für 2 bis 120 Personen; im Roten Saal finden 800, im Blauen Saal 265 Menschen Platz. → Meer en Vaart 300, 1068 LE Amsterdam, www.meervaart.nl 15 Van-Gogh-Museum Die größte Sammlung der Werke Vincent van Goghs mit diversen Eventräumen. → Museumplein 6, 1071 DJ Amsterdam, www.vangoghmuseum.nl Im Haupttext erwähnt Orte 1 Andaz Amsterdam Prinsengracht 2 NH-Hotel am Messezentrum 3 Sheraton Amsterdam Airport Hotel 4 Element Amsterdam 5 Postillion Hotel und Kongresshalle 6 Maritim Amsterdam 7 A’DAM-Tower 8 Reichsmuseum 37 HRS EMPFIEHLT Tagungshotels Ausgewählte Tagungshotels für Ihre Firmenveranstaltung Sie sind auf der Suche nach einer perfekten Location für Ihre Tagung oder ein Event? Diese Hotels bieten eine große Vielfalt und den passenden Rahmen – vom kleinen Seminar bis zur Großveranstaltung. BERLIN Holiday Inn Berlin City-West Zimmer: 336 WLAN: inklusive HAIGER TANNENHOF Zimmer: 50 WLAN: inklusive Tagungen: 18 Räume | max. 500 Personen Tagungen: 3 Räume | max. 60 Personen Audiovisuelle Konferenzausstattung: vorhanden Audiovisuelle Konferenzausstattung: vorhanden Lage: Zentrum 6 km | Hauptbahnhof 5 km Flughafen 3 km | Messe 4 km Lage: Zentrum 3 km | Hauptbahnhof 4 km Flughafen 115 km | Messe 7 km WIEN WEISSENFELD DAS TIGRA ARCUS-HOTEL Zimmer: 50 38 1 WLAN: inklusive Zimmer: 78 WLAN: inklusive Tagungen: 1 Raum | max. 60 Personen Tagungen: 2 Räume | max. 26 Personen Audiovisuelle Konferenzausstattung: vorhanden Audiovisuelle Konferenzausstattung: vorhanden Lage: Zentrum 15 km | Hauptbahnhof 15 km Flughafen 40 km | Messe 5 km Lage: Zentrum 0,6 km | Hauptbahnhof 2 km Flughafen 20 km | Messe 2 km Buchen Sie jetzt Ihr Tagungshotel auf www.hrs.com! 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Jetzt haben sich die Vorzeichen verkehrt – und die westliche Hotellerie ist im Visier chinesischer Investoren. Von der gegenseitigen Vernetzung können Reisende ins Reich der Mitte ebenso profitieren wie Travel Manager – wenn sie einige wichtige Punkte beachten. Foto: Dominik Asbach Z um Schluss wurde es noch mal richtig spannend: Bereits im November schien Marriott-Chef Arne Sorenson alle Gegenspieler in der Bieterschlacht um den Hotelkonzern Starwood vom Platz gefegt zu haben. Marriott war die neue Nummer eins – alles unter Dach und Fach. Bis die chinesische Versicherungsgruppe Anbang Mitte März plötzlich ein neues, deutlich höheres Angebot auf den Tisch legte. Sorenson konterte, legte nach. Die Chinesen zogen mit. Tagelang ging das so. Ein echter Wirtschaftskrimi, an dessen Ende es um unglaubliche 14 Milliarden US-Dollar ging. Und dann zog Anbang zurück; auf Druck der chinesischen Regierung, wie Insider spekulieren. Doch auch wenn Marriott diesen Kampf für sich entschieden hat: Inzwischen ist offensichtlich, dass chinesische Anleger – nach ausgedehnten Investitionsrunden im Automobil- und Maschinenbau sowie im Bereich Elektronik und Halbleiter – nun die Hotellerie ins Visier genommen haben. Erst im April dieses Jahres hat die HNA Hospitality Group die Carlson Rezidor Hotels übernommen; bei den schwächelnden NH Hotels fungiert sie schon länger als Mehrheitsaktionär. Die mit Abstand größte Hotelkette des Landes, die Jing Jiang International Hotel Group, ist bereits seit Ende 2014 Eigentümer der französischen Louvre Hotels Group. Daneben pflegt sie eine Marketing allianz mit den spanischen Meliá Hotels, und sogar bei den Accor Hotels mischt der Konzern als Aktionär mit (derzeit sechs Prozent). Gespeist wird der Appetit chinesischer Investoren durch unendlich viel Kapital sowie den Aufstieg Chinas zum Reiseweltmeister. Zwar verreisen erst die wenigsten der insgesamt 1,4 Milliarden Chinesen. Doch allein diese wenigen geben auf ihren Trips ins Ausland so viel Geld aus – schon 2014 waren es 489 Milliarden US-Dollar –, dass asiatische Player dabei nicht einfach nur zusehen wollen. »Getrieben sind chinesische Investoren vor allem von dem Plan, das große Geschäftspotenzial vornehmlich chinesischer Kunden abzugreifen«, sagt Cindy Zhao, Business Development Director China bei der Anwaltskanzlei Taylor Wessing. Also halten sie Ausschau nach Partnern und Übernahmekandidaten, um sich mit deren Hilfe ein Stück des Kuchens zu sichern. Alle wollen profitieren vom Reise weltmeister China – auch die Chinesen Doch das Kalkül umfasst auch den eigenen Markt. Die Plateno Hotels Group beispielsweise, die bis zu ihrem Merger mit den Jing Jiang Hotels 2015 größte Hotelkette der Volksrepublik, strebt nach »symbiotischen Verbindungen«, wie Louise Leonard, Chefin der B & C Consulting Services mit Sitz in Shanghai, weiß. »Wenn eine Überseemarke in China noch nicht vertreten ist, wird Plateno mindestens 300 seiner mehr als 2000 heimischen Häuser für diese Marke re-branden. Die lokale Marke bekommt dann ein entsprechendes Management, die Systeme, Technologie et cetera.« Aktuelles Beispiel dafür ist der auf der ITB verkündete Deal mit dem für seine Luxushotels bekannten Thomas Althoff. Danach wird Plateno künftig Häuser von dessen Vier-Sterne-BusinessMarke Ameron in ganz Asien eröffnen. »Für den Anfang sind zehn Hotels in China geplant, dann fünfzig weitere auch in Kambodscha und Vietnam«, sagt Althoff. »Das geht ganz schnell.« Angst davor, dass sein Brand in Franchisegeber Thomas Althoff: »Qualitätskontrolle bleibt bei uns!« 41 GESCHÄFTSREISE Cindy Zhao: Chinesische Investoren fokussieren auf Übernahmen und Partnerschaften China an Ansehen verlieren könnte, hat er nicht. »Wir sind Franchisegeber, und die Qualitätskontrolle liegt bei uns.« Wer regelmäßig in China zu tun hat, weiß, dass das dringend nötig ist. Zwar decken Chinas führende Hotelketten das gesamte Sterneportfolio ab; in wirklich großem Maßstab bedienen sie jedoch vor allem das Budget-Segment. Marktführer hier ist wiederum Plateno, zu dessen Zwei-SterneBrand 7 Days Inn 2275 Häuser mit 380.456 Zimmern gehören. Zimmer, in die ein europäischer Business Traveller wegen ihres Hostel-Charmes wohl kaum je einchecken würde. Und meistenteils wohl auch nicht könnte. Denn fernab der Boommetropolen ist das chinesische Personal auf andere als chinesische Gäste – noch – nicht vorbereitet: nicht hinsichtlich der Sprache, nicht in Bezug auf westliche Speisen, und selbst die Zahlung mit Kreditkarte kann nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Westliche Ketten sind schon da Daher setzt das Gros aller Travel Manager und ihrer Reisenden auf die Zugehörigkeit zu einer internationalen Hotelkette, um sich vor bösen Überraschungen zu schützen. So landen achtzig Prozent aller via HRS getätigten Buchungen in chinesischen Metropolen wie Shanghai, Peking, Shenzhen, Guanghzou, Suzhou und 42 Hangzhou bei westlichen Ketten; außerhalb der Metropolen sind dies immer noch siebzig Prozent. Wie generell bei Auslandsreisen üblich (vergleiche VDR-Geschäftsreiseanalyse 2015), fallen zudem auch die Buchungskategorien für den chinesischen Hotelmarkt um einen Stern höher aus als hierzulande. Während in Deutschland ganz überwiegend im Drei- und Vier-Sterne-Segment gebucht wird, bevorzugen Corporates in China das Vier- und Fünf-Sterne-Segment. Das Angebot ist vorhanden. Denn bereits seit Jahren streben neben den Marriotts, Starwoods, Hyatts, Hiltons, Accors und Intercontinentals dieser Welt nicht zuletzt auch deutsche Ketten in die zunehmend prosperierende Volksrepublik, um dort gemeinsam mit Joint-Venture-Partnern die eigenen Marken bekannt zu machen. Allen voran die Kempinski Hotels: Bereits im Jahr 2001 haben sie zusammen mit der landesweit führenden Beijing Tourism Group eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, die Management-Company Key International unter der Leitung des deutschen Michael Henssler. Neben der Entwicklung eigener Kempinski-Projekte auf dem chinesischen Festland hat Key mit Nuo 2013 darüber hinaus sogar einen eigenen Luxus-Brand aus der Taufe gehoben. Steigenberger dagegen setzt auf gemeinsame Projekte mit seinem Pekinger Joint-VenturePartner Beijing Yun Bang. Die 2013 gegründete »The German Hotel Group Co., Ltd. Operating Steigenberger Hotels« realisiert derzeit zwei In- Fotos: Adobe Stock Auf ausländische Gäste bislang wenig vorbereitet: Hotels in ländlichen Regionen wie in Guilin Länderfokus China tercity- sowie vier Steigenberger-Hotels. Und auch Maritim-Chefin Monika Gommolla treibt ihre Wachstumsstrategie auf dem chinesischen Markt »mit Nachdruck« voran: Zusätzlich zu bereits bestehenden Häusern in den Wirtschaftsmetropolen Shenyang, Changzhou und Wuhu sind zwei weitere in Bau, »für ein weiteres ist der Vertrag abgeschlossen«. Führend jetzt auch in puncto Geschäftsreisen Und nicht allein die Europäer buchen vorzugsweise bei bekannten Brands. Auch für überaus markenbewusste chinesische Geschäftsreisende kommen No-Name-Häuser nicht infrage. Aus diesem Grund dürften chinesische Hotelketten auch auf ihrem Heimatmarkt schon sehr bald noch massiver in Image und Ausstattung auch ihrer eigenen Brands investieren – ob mit oder ohne westliche Partner. Denn trotz der abgekühlten Konjunktur gilt der Geschäftsreisemarkt in China nicht nur als der nach wie vor am schnellsten wachsende der Welt. Mit geschätzten Ausgaben in Höhe von rund 321 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016 (+ 10 %) liegt er inzwischen sogar vor dem bisherigen Marktführer USA. Tendenz weiter steigend. Es versteht sich also von selbst, dass man auch diesen Wachstumsmarkt keineswegs allein jenen Westketten überlassen will, die ihr Markenportfolio seit Jahren chinaweit kräftig ausbauen. Hoteleinkauf: Lokales Know-how nutzen Das bedeutet freilich nicht, dass die Markenzugehörigkeit allein ein Garant für adäquate Standards ist. Das musste kürzlich erst der Chef des Beratungsunternehmens Fish 4 Corporate Services Network GmbH, Andreas Bieschke, feststellen, bei einem Trip nach Guilin im Südosten des Landes. Denn obwohl ihn seine Partner dort in einem Hotel westlicher Marke eingebucht hatten, war sein Gasterlebnis weit unter den gewohnten Standards. »Nicht mal Kaffee gab’s«, moniert der Vielreisende, »nur ein rein chinesisches Frühstück zusammen mit 250 Bustouristen.« Solche Erfahrungen zeigen, wie wichtig es ist, über detaillierte Daten und eine fundierte lokale Expertise bereits im Vorfeld dafür zu sorgen, dass nur geeignete Unterkünfte in das Hotelprogramm aufgenommen werden. Hinzu kommt in China ein überaus stark fragmentierter Hotelmarkt, in dem nur umfangreiche Benchmark-Daten und regionales Know-how Transparenz schaffen. HRS rät Travel Managern daher, lokale Stakeholder bereits im RFP-Prozess einzubinden, damit ausschließlich geeignete Häuser in die Auswahl für das Hotelprogramm kommen. Im RFP-Tool von HRS lassen sich in diesem Rahmen sogar verschiedene Kategorien an die Mitarbeiter vor Ort verteilen: Einen »Master« erhalten Mitarbeiter mit Entscheidungsgewalt, als »Sub-User« gelten Kollegen, die Vorschläge einreichen, ausgewählte Hotels bewerten und kommentieren können. Auf der Überholspur: US-Geschäftsreisemarkt überflügelt 43 CHECK-OUT TEXT: ANKE PEDERSEN Der Reisende ist der Schlüssel Einsparungen? Sind im Rahmen von Hotelverhandlungen kaum noch zu erwarten. Wohl aber durch Nachfragesteuerung, Compliance und Fokussierung auf die Bedürfnisse des Reisenden. Das sagt laut Studien die Mehrheit der Travel Manager. Eine Untersuchung der ACTE und HRS zeigt allerdings: Vor lauter Verhandeln bleibt dafür kaum Zeit. A m Anfang stand die Frage nach der Strategie. Genauer: die Frage, ob Travel Manager im Jahr 2016 tatsächlich strategischer aufgestellt sind als noch vor Jahresfrist. Dafür hat HRS gemeinsam mit der Association of Corporate Travel Executives (ACTE) rund 350 Reiseeinkäufer in den USA, Europa und Asien zu ihrem Auftrag befragt: Werden ihre Leistungen an Kosteneinsparungen gemessen? Oder am Mehrwert, den sie für ihr Unternehmen erbringen? Dass am Ende ein klares Sowohl-alsauch steht, dürfte niemanden wirklich überraschen. Paradigmenwandel vollziehen sich nicht über Nacht. Dennoch ist auffallend, wie widersprüchlich ein- Was sind die größten Hürden auf dem Weg zum idealen Hotelprogramm? OU T S O Zeitmangel: Charakteristisch im Alltag des Travel Managements URCIN G Zu wenig Zeit für Verhandlungen Erwartung der Reisenden Langsame oder keine Antwort von Hotels Mangel an Zeit und Personal Steigende Hotelpreise 26 % 33 % 40 % 42 % 58 % 44 ACTE-Studie zelne Einschätzungen beziehungsweise Angaben ausfallen; wie häufig ein strategisch formuliertes Idealziel unterminiert wird vom Primat des Operativen in der Realität. Denn obwohl die überwältigende Mehrheit eigentlich weiß, dass Hotelverhandlungen in puncto Savings weitgehend ausgereizt sind – 45 Prozent sehen das Ende der Fahnenstange hier sogar schon erreicht –, verbringen 88 Prozent ihre Zeit dennoch hauptsächlich in Verhandlungen mit ihren Lieferanten. Einsparungen bleiben Priorität Nummer eins Ähnlich paradox das Ergebnis hinsichtlich der strategischen Ziele. Da beim Lieferanten keine signifikanten Einsparungen mehr erwartet werden, fokussiert sich das internationale Travel Management nunmehr auf den Reisenden beziehungsweise dessen Verhalten auf Reisen. So wollen 84 Prozent der Befragten Einsparungen künftig durch Nachfragesteuerung (Demand Management) und Compliance generieren; 75 Pro- zent beurteilen bessere Services für den dienstlich Reisenden als probates Mittel, um die anvisierten Einsparungen tatsächlich zu erreichen. Doch obwohl weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass eine gelungene Einbeziehung des Reisenden vor allem durch die Optimierung bestehender Prozesse (62 Prozent) und den Abbau von Beschwerden vonseiten des Reisenden (69 Prozent) gemessen werden können – durch strategische Weichenstellungen also –, gelten als Maßstab für den Erfolg beziehungsweise Misserfolg eines Travel Managements noch immer die »klassischen« Zielvorgaben: 78 Prozent aller Befragten müssen Einsparungen bei ihren »direkten Kosten« nachweisen, bei 71 Prozent gilt ein gut laufendes Buchungsprogramm als Leistungskennzahl. Eine gestiegene Reisendenzufriedenheit und damit weniger Beschwerden schaffen es mit je 59,9 Prozent dagegen nur auf die hinteren Plätze der Prioritätenliste. Dass die strategische Steuerung operativer Tätigkeiten auf einen externen Partner einem Travel Management den Rücken freihalten kann, demonstrieren die Ergebnisse rund um das Thema Hotelverhandlungen. Auf die Frage, woran ideale Hotelverhandlungen gemeinhin scheiterten, verwiesen 58 Prozent der Travel Manager auf steigende Hotelraten, 42 Prozent fehlt dazu schlicht die Zeit respektive entsprechende Mitarbeiter, und immerhin vierzig Prozent machen die nur langsam oder gar nicht antwortende Hotelseite verantwortlich. Allen voran sind es also zeitliche Aspekte, die einen Travel Manager daran hindern, optimal zu verhandeln. Ein vollkommen anderes Bild zeichnen indes diejenigen, die das zeitfressende und als eigentlich nicht mehr wertschöpfend betrachtete Sourcing bereits ausgelagert haben. Diese Travel Manager haben zwei- bis dreimal weniger Probleme mit steigenden Preisen oder schleppenden Antworten, weil ihnen entsprechende Benchmark-Daten und ein globales Hotelportfolio die gezielte Steuerung auf kostengünstige Häuser gestatten und Anfragen darüber hinaus über spezielle RFP-Plattformen gesteuert werden. Anders formuliert: Weil Travel Manager, die den Hoteleinkauf outsourcen, schaffen Freiräume. Im Vergleich zu Kollegen, die das Sourcing intern betreiben, sagen sie 3-mal häufiger, dass steigende Hotelpreise keine Hürde darstellen. Langsame oder ausbleibende Antworten von Hotels stellen 2-mal häufiger keine Hürde mehr dar, wenn der Hoteleinkauf outgesourct wird. Quelle: Strategic Hotel Sourcing: Priorities for Corporations. ACTE & HRS, 2016 Download unter: corporate.hrs.com/acte 45 Illustration: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock Ideales Hotelprogramm CHECK-OUT 84 % 75 % der Travel Manager glauben, dass Nachfragemanagement und Compliance der Schlüssel zu Einsparungen sind. der Travel Manager sind sich einig, dass ein besserer Service für ihre Reisenden ein adä quates Mittel ist, um Einsparungen zu erzielen. Illustration: Kirsten Semmler • Vektordaten: Adobe Stock Aber: Das operative Tagesgeschäft blockiert das Zeitkontingent lediglich 43 % sagen, dass sie die Zufriedenheit der Reisenden mit ihren Hotels erfassen und messen. Wer Prozesse verbessern will, muss auch jene befragen, die diese Prozesse nutzen. 46 nur 20 % schauen, ob ihre Mitarbeiter mit den Buchungsprozessen zufrieden sind. sich diese Travel Manager von den bei ihren Kollegen wiederkehrenden Problemen befreit haben, können sie sich aufs Strategische besinnen – in diesem Fall die Steuerung des Reisenden. Stichwort: Traveller Centricity. Selbstbucher dazu bringen, smarter zu buchen Bemerkenswert hier ist die Tatsache, dass kaum ein Befragter damit rechnet, dass die Berücksichtigung individueller Reisendenbedürfnisse zu einer Kostenexplosion führen werde. Im Gegenteil: 72 Prozent erwarten bei Serviceverbesserungen keinerlei höhere Ausgaben und/oder Reisekosten. Eine mögliche Erklärung dafür liefert ein Travel Administration Manager aus Kanada: »Es gibt noch Wege, um zu sparen, und viel Spielraum, Selbstbucher dazu zu bringen, smarter zu buchen«, sagte der Mann während einer ACTE- nur noch 11 % erfassen die Zufriedenheit mit den Abrechnungsprozessen. Tagung im April. »Aber das geht nicht ohne entsprechende Schulungen.« Freilich dürfte auch das Travel Management selbst noch einiges zu lernen haben. Bislang nämlich ist es nur etwas weniger als die Hälfte aller Befragten (43 Prozent), die die Zufriedenheit ihrer Reisenden rund um das Hotel messen. Schaut man auf die Prozessaspekte, den Vorgang des Buchens und der Reisekostenabrechnung also, sind dies sogar nur noch jedes fünfte beziehungsweise jedes zehnte Unternehmen. Zudem verfügen lediglich zwei Drittel über einen formalen Abfrageprozess. Wenn Prozesse verbessert werden sollen, dann müssen auch diejenigen befragt werden, die diese Prozesse nutzen. So lautet das Fazit des ACTE Conference Panels, auf dem die Ergebnisse im April vorgestellt wurden. Die gesamte Studie ist zum Download erhältlich auf corporate.hrs.com/acte. Quelle: Strategic Hotel Sourcing: Priorities for Corporations. ACTE & HRS, 2016 | Download unter: corporate.hrs.com/de/ACTE Wunsch: Mehr Zeit für den Reisenden HRS kompakt Deutschland Managing Director Corporate Sales Central & Northern Europe Blaubach 32 | 50676 Köln Tel. +49 221 2077-0 | Fax +49 221 2077-211 [email protected] Dirk Schmidt Tel. +49 221 2077-1065 [email protected] HRS Kundenberatung Head of Account Support Management Tel. +49 221 2077-555 | Fax +49 221 2077-219 Montag–Freitag 9–18 Uhr [email protected] Ricarda Noss Tel. +49 221 2077-1050 [email protected] Tagungen, Veranstaltungen, Gruppen & Messen Tel. +49 221 2077-300 | Fax +49 221 2077-661 Montag–Donnerstag 8–20 Uhr, Freitag 8–19 Uhr, Samstag 9–14 Uhr [email protected] | [email protected] Meetings & Groups Antje Trier Tel. +49 221 2077-3540 [email protected] Globales Netz | HRS ist weltweit vertreten Köln Berlin Warschau London New York Moskau Prag Budapest Paris Barcelona Mailand Innsbruck Rom Peking Tokio Istanbul Wien Shanghai Nürnberg Hongkong Mumbai Singapur Sydney Sao Paulo Anregungen? Ihre Meinung ist uns wichtig. Ihr Feedback. Sie haben das kostenlose Magazin bisher nicht erhalten und möchten sich für den Versand anmelden? Haben Sie Feedback zu der vorliegenden Ausgabe? Schreiben Sie der Redaktion: [email protected] Auch online: corporate.hrs.com/de/magazin 47 FREIRÄUME SCHAFFEN UND SCHNELLER ZUM ZIEL: MODERNES HOTEL SOURCING KOSTENLOSES WHITEPAPER HERUNTERLADEN. • Travel Manager, die den Hoteleinkauf auslagern, sehen in steigenden Hotelpreisen 3 x häufiger keine Hürde • Langsame oder ausbleibende Antworten von Hotels stellen 2 x häufiger keine Hürde mehr dar, wenn der Hoteleinkauf outgesourct wird. Der Reisende ist der Schlüssel 84 % der Travel Manager sagen, dass Nachfragemanagement und Compliance entscheidend für Einsparungen sind. Im Arbeitsalltag ist die große Mehrheit der Travel Manager jedoch weiter in Verhandlungen gebunden. Erfahren Sie, wie Sie mehr Zeit für Ihre Reisenden gewinnen. Whitepaper kostenlos herunterladen: corporate.hrs.com/ACTE