Shantychor Bad Oldesloe

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Shantychor Bad Oldesloe
Bad Oldesloe
Koordinaten: 53° 49' N / 10° 22' O – Höhe 9 m über NN – Fläche 52,60 km²
Einwohner 1939 = 8.281 – 1954 = 14.953 – 2006 = 24.094
Bevölkerungsdichte = 458 Einwohner per km²
Petrus und das Nesselblatt
Der Entwurf stammt von Herbert Kaulbarsch aus Bargteheide
und am 18. Juni 1979 wurde es amtlich – mit Brief und Siegel:
das Wappen der Stadt Bad Oldesloe.
Die offizielle Wappenbeschreibung lautet so: In Rot das silberne
holsteinische Nesselblatt, darin als Brustbild der nimbierte, blau
gekleidete heilige Petrus, der einen aufrechten schwarzen
Schlüssel hält.
Zur historischen Begründung heißt es dazu in der Kommunalen
Wappenrolle Schleswig-Holstein:
Das Nesselblatt und der heilige Petrus im Wappen treten bereits im ältesten bekannten, Mitte des
14. Jahrhundert erstmals nachgewiesenen Stadtsiegel auf. Abweichungen der Figurendarstellung
in späteren Siegeln beschränken sich auf die Form des Nesselblattes und den Wechsel zwischen
Frontal- und Seitenansicht des Heiligen, des Schutzpatrons der Oldesloer Kirche.
Die Holsteiner Grafen, repräsentiert durch das Nesselblatt, verliehen der Stadt 1238 das lübische
Recht. Durch die Lage auf beiden Seiten der Trave und an der Handelsstraße Hamburg-Lübeck
wurde die Stadt im Mittelalter zum vielbesuchten Warenumschlagplatz. Ein weiterer Wirtschaftsfaktor war die landesherrliche Saline, mit deren Nutzung Graf Adolf II. Mitte des 12. Jahrhundert
begann.
Bis in die Neuzeit behielten die Salzquellen ihre Bedeutung und wiesen dem Nesselblatt im Stadtwappen einen stets aktuell bleibenden Rang zu.
***
Die Texte wurden der Belage des Stormarner Tageblatts „Top Oldesloe“ entnommen (Mai 2007)
Wer waren
die ersten Oldesloer?
von Susanne Rohde
Wer waren die ersten „Oldesloer“ –
wann und wie haben sie gelebt?
Antworten auf diese Fragen gibt es im Heimatmuseum, das wertvolle Fundstücke aus der Steinzeit beherbergt.
Anhand dieser Spuren und Relikte lassen sich Lebensweise und Gewohnheiten der Ur-Oldesloer rekonstruieren, die
vor vielen tausend Jahren am Ufer von Trave und Beste gelebt und gejagt haben. Die ersten Menschen zogen vor
rund 50000 Jahren als Jäger und Sammler durch das Gebiet, das sich heute Stormarn nennt. – „Wahrscheinlich hat
hier in der Gegend auch eine Gruppe von Neandertalern gejagt. Sie haben ein Belegstück in Form eines Halbkeils
hinterlassen, der etwa 50000 Jahre alt ist“, berichtet Dr. Klaus-Christoph Baumgarten, Leiter des Heimatmuseums.
Die ersten halbwegs sesshaften Menschen ließen sich vor etwas 6000 Jahren im Brenner Moor am Traveufer nieder.
Sie gehörten zur sogenannten „Oldesloer Gruppe“, einer vorgeschichtlichen Kulturstufe, die in Fachkreisen auch als
„Oldesloer Stufe“ bekannt und in der archäologischen Nomenklatur erfasst ist. Diese besondere Kulturstufe, die in der
Mittelsteinzeit (Mesolithikum, 10000 bis 4500 v. Chr.) datiert ist, findet man nämlich nur in Norddeutschland.
Der Begriff „Oldesloer Gruppe“ (6000 bis 4500 v. Chr.) geht zurück auf den Hamburger Prähistoriker Gustav
Schwantes und wurde 1925 nach Funden aus der Umgebung von Oldesloe benannt. Der Oldesloer Apotheker und
Heimatforscher Wolfgang Sonder C1893-1955) sammelte Tausende von steinzeitlichen Fundstücken, die anders
geartet waren und daher eine eigene Entwicklungsstufe rechtfertigten. Die „Oldesloer Gruppe“ findet sich nicht nur in
der Umgebung der Kreisstadt, sondern in vielen Gegenden Schleswig-Holsteins, in Mecklenburg und sogar in Teilen
Brandenburgs. Die Fundstücke sind etwa 7000 bis 8000 Jahre alt.
Der Oldesloer Wilhelm Wolf (1890-1968) entdeckte als Schüler den ersten Siedlungsplatz von Steinzeitmenschen am
Brenner Moor. Gefunden wurden dort jede Menge Feuersteinartefakte, Speer- und Harpunenspitzen, Scheibenbeile
und Kielschaber, aber keine Gräber. Die Formen der Werkzeuge aus jener Zeit unterscheiden sich von der vorhergehenden „Duvensee-Gruppe“. So sind die ein bis drei Zentimeter langen Speer- und Pfeilspitzen lang und schmal
sowie dreieckig bis trapezförmig oder querschneidig – eine Weiterentwicklung, die reichere Jagdbeute garantierte.
Durch Schaftungen entstanden Spezialgeräte von hoher Vollkommenheit. Außerdem wurden Geweihäxte, ein
Knochendolch, ein Paddelblatt, Fischreusen aus Zweigen, Hirschgeweih-Hacken, Gehörn-Harpunen, Pfeile, Speere
und sogar eine Lanze gefunden.
In dieser Periode des Mesolithikums führte eine Klimaerwärmung zu dichteren Wäldern aus Birken, Kiefern, Ahorn
und Eschen und erhöhtem Vorkommen von Standwild und Fischen. So war neben der Jagd auf Wild und Vögel der
Fischfang die Hauptnahrungsquelle der hier ansässigen Steinzeitmenschen. Gejagt wurden Rothirsche, Auerochsen, Wildschweine, Biber und Elche. Die Menschen dieser Zeit bewohnten wenig ortsfeste Hüttensiedlungen in isolierten Siedlungsräumen an waldfreien See- und Flussufern oder Terrassen. In Bad Oldesloe lagen sie vor allem an
Trave, Beste und Brenner Moor. – „Die Menschen benötigen etwa zehn Quadratkilometer Jagdrevier pro Bewohner,
um genügend Nahrung zum Überleben zu finden“, berichtet Dr. Klaus-Christoph Baumgarten. So haben in dem
Raum zwischen Hamburg und Lübeck vor 8000 Jahren vielleicht gerade mal 80 bis 100 Menschen gelebt.
Die „Ur-Oldesloer“ lebten vor allem an Flussschleifen und Seeufern, hier hatten sie als Jäger und Fischer reiche
Beute zur Auswahl. Mit einem einfachen Einbaum, den die Jäger mit Hilfe von Feuer und Steinbeilen aushöhlten,
konnten sie sich auch auf dem Wasser fortbewegen. Ihre Hütten bauten sie aus Schilf, Reisig und Reet auf Holzgerüsten. Um über den Winter zu kommen, mussten sie versuchen, Vorratswirtschaft zu betreiben. Wo sie allerdings die
harten Wintermonate überdauerten, weiß man nicht.
Wolfgang Sonder begründete 1931 das Oldesloer Heimatmuseum, das Baumgarten 1978 übernahm und ausbaute.
Eine Tischvitrine zeigt ausgesuchte Fundstücke der Oldesloer Stufe. Daneben gibt es eine Sammlung von typischen
Scheiben- und Kernbeilen, Kielschabern und zahlreichen Mikrolithen. – „Diese Querschneider sind die Dum-DumGeschosse der Steinzeit, made in Oldesloe“, erklärt Dr. Baumgarten, der zurecht stolz ist auf seine große Sammlung
dieser einzigartigen Fundstücke. „In keiner Region der Welt sind so frühe Formen dieses Gerätes nachgewiesen, wie
bei uns und in Dänemark“, betont der Hobbyhistoriker.
Die große Zeit des Kurbades
von Rolf Blase
Wer heute Bad Oldesloe besucht, kann kaum erahnen, welch
vornehmen Badebetrieb es hier einmal gegeben hat. Vom einstigen Sol-, Moor- und Schwefelbad ist nur wenig geblieben. Saline
und Salzteich, Kur- und Logierhaus, Musik- und Badepavillons,
Gradier- und Pumpwerke wurden zwischen 1928 und 1938 abgerissen. Das war’s mit der Geschichte des Bades, die schon nicht
gut begonnen hatte.
Die „fontes salis“ in „Thodeslo“, die Salzquellen in Oldesloe, wurden schon im 12. Jahrhundert erwähnt. Herzog Heinrich der
Löwe sah darin jedoch eine Konkurrenz zu Lüneburg und Bardowick und ließ sie zuschütten. Die erfolgreiche Zeit des Bades Oldesloe begann mit dem Apotheker Dr. med. Friedrich August Lorentzen. Als der
Administrator der Saline 1812 sein Amt niederlegte, erinnerte man sich an Lorentzen und seine Vorschläge
zur Rentabilitätsverbesserung der Saline, und ernannte ihn zum Oberinspektor. Auf eigene Kosten setzte
er neue Bohrungen und entdeckte eine Schwefelquelle. Schwefel- und Salzbad, die nach dem Brand von
1798 neu aufgebaute Altstadt, die Umgebung mit Trave und Beste sowie die Lage zwischen den Hansestädten waren beste Voraussetzungen für einen Badebetrieb. Es ging aber bescheiden los, mit Geld aus
der Salinenkasse der Regierung. Als Kurhaus wurde das ehemalige Inspektorat eingerichtet, ein Haus mit
sieben Badestuben gebaut und ein kleiner Kurpark angelegt. 1813 kamen die ersten Kurgäste, unter ihnen
der Herzog von Augustenburg.
Die erste Saison war dennoch ein Misserfolg. Der Aufstand gegen Napoleon und die Einquartierung deutscher und russischer Truppen in Oldesloe vertrieben die Gäste bald wieder. Erst nach dem Wiener
Kongress ging es weiter. Ein zweiter Badepavillon wurde errichtet und durch eine Säulenhalle mit dem
ersten verbunden. Es folgten der Bau einer Restauration und eines Logierhauses.
Zur ärztliche Betreuung der Kurgäste setzte Dr. Lorentzen Dr. Hagelstein ein. Die Anlage eines neuen
Kurparks wurde einem Gartenbaukünstler aus Bremen übertragen. Lorentzen konnte Mitglieder der
schleswig-holsteinischen Herzogsfamilie und sogar des Königshauses in Oldesloe begrüßen.
Die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts waren die Hochzeit des Badebetriebs. Um den noblen Gäs-ten auch
Kurzweil zu bieten, veranstaltete man Lustfahrten in die ländliche Umgebung, eine Kapelle spielte im Musikpavillon des Kurgartens oder im Ballsaal des Kurhauses, und für die Hauptsaison wurde eine
Schauspielertruppe engagiert. Lorentzen bekam sogar eine Ausnahmegenehmigung für eine Spielbank.
Und sein Neffe, Kammerdiener beim Pferdenarr Herzog Christian August von Holstein-Augustenburg, vermittelte den Bau einer Pferderennbahn.
1830, Jahre vor Hamburger Veranstaltungen, startete das erste Pferderennen in Oldesloe – vor mehr als
10000 Zuschauern. Nach sechs glanzvollen Jahren war alles schon vorbei. Die Rennbahn in Wandsbek
ließ die Besucherzahlen in Oldesloe drastisch sinken, die Ausgaben der Stadt überstiegen die Einnahmen
gewaltig. Ende der 30er Jahre ließ der Besuch von Badegästen merklich nach. Nach der Rennbahn war
auch das Kasino geschlossen worden: Es gab andere Heil- und Seebäder, Oldesloe war aus der Mode
gekommen. Lorentzen trat im Alter von 70 Jahren ab. Das Bad hat seitdem noch gut 100 Jahre eine meist
bescheidene Rolle gespielt. Eine Aktiengesellschaft, die zur Erneuerung der Kuranlagen ins Leben gerufen
worden, um den alten Glanz wiederherzustellen, ließ erneut nach Quellen bohren. Nachdem man aber statt
Salz- nur Süßwasser förderte, wurde die Saline 1865 stillgelegt.
Kurios:
Den Titel Bad führt die Stadt erst seit 1911 im Namen, als sich das endgültige Ende einer Ära als Kur- und
Badeort bereits abzeichnete. Und die letzten Zeugen dieser Zeit wurden schließlich 1938 abgerissen.
Kreisstadt,
aber wie lange noch?
von Rolf Blase
Preußische Kreisverordnung, GroßHamburg-Gesetz und zwei Weltkriege: Was und wo Stormarn ist, wurde
in den letzten 150 Jahren mehrfach
„von oben“ bestimmt.
Dass Bad Oldesloe Kreisstadt werden würde, war nicht absehbar und wohl auch nicht vorstellbar, als 1868 erstmals
ein Kreistag nach preußischem Recht zusammenkam. Die beschauliche Kleinstadt lag eher an der Peripherie, das
Stormarner Herz schlug in Wandsbek, das 1873 Kreisstadt wurde. 1922 wurde das Stormarnhaus in Wandsbek
gebaut, das heute das Rathaus des Bezirks ist. Der Stormarner Kreistag tagte dort bis 1933, bis zur Entmachtung
durch die Nazis.
Allerdings hatte es schon vor mehr als 100 Jahren immer wieder Kritik am Standort Wandsbek gegeben. Die Fahrt
aus dem Norden zum Landratsamt war eine Tagesreise. – „Die Oldesloer ließen keine Gelegenheit aus, an die
Kreistagsabgeordneten zu appellieren, man möge die Kreisverwaltung doch bitte schön in ihre Mauern verlegen. Ein
Grundstück stand selbstverständlich kostenlos zur Verfügung“, weiß der Trittauer Historiker Dr. Hans Jürgen Perrey
zu berichten. Besonders laut wurden die Rufe, als Wandsbek 1901 aus dem Kreisverband ausscherte und lieber ein
preußischer Stadtkreis wurde. – Perrey: „Für die 0ldesloer (und nicht nur für sie) war der Eklat perfekt. Wo gab es
denn so etwas, dass sich die Hauptstadt außer Landes befand!“
Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz verlor der Kreis Stormarn 1937 nicht nur Wandsbek, sondern auch Bergstedt,
Billstedt, Bramfeld, Duvenstedt, Hummelsbüttel, Mellingstedt, Lohbrügge, Poppenbüttel, Rahlstedt, Sasel, Steilshoop
und Wellingstedt an die Hansestadt. Nur Großhansdorf und ein paar kleinere Hamburger Exklaven kamen dazu. Die
Einwohnerzahl Stormarns war von einem Tag auf den anderen mehr als halbiert. Statt 131.000 wohnten nur noch
60.300 Menschen in dem Kreisgebilde. Das Landratsamt verblieb aber trotzdem in Wandsbek – bis zu seiner Zerstörung beim Luftangriff 1943. Nach dem Weltkrieg kam im Oktober 1946 der frei gewählte Kreistag zu seiner ersten
Sitzung in Bad Oldesloe zusammen. Eine Vorentscheidung: 1949 wurde Bad Oldesloe offiziell Kreisstadt. Die Versuche der Ahrensburger, die Kreisverwaltung in ihre Stadt zu bekommen, blieben erfolglos. 1952 wurde das
Stormarnhaus am Kurpark gebaut (Abb. oben), 1967 der Kreistagssitzungssaal. Nach dem Krieg hatten die Flüchtlinge die Einwohnerzahl wieder nach oben getrieben, und durch die Nähe zu Hamburg entwickelte sich Stormarn bald
auch wirtschaftlich prächtig. Bad Oldesloe wurde mit den Kreisbehörden, Arbeitsamt, Polizeiinspektion, Zoll, Kataster-, Kreiswehrersatz- und Finanzamt die Behördenstadt in Stormarn.
Aber: Seit einigen Jahren schlägt das Pendel genau in die andere Richtung. Arbeits- und Finanzamt sind zwar noch
da, das Katasteramt und der Zoll sind aber in Lübeck angesiedelt, die Polizeidirektion in Ratzeburg und das Kreiswehrersatzamt steht ebenfalls kurz vor der Schließung. Auch sein Amtsgericht soll Bad Oldesloe 2009 verlieren und
wäre damit die einzige Kreisstadt in Schleswig-Holstein ohne Gericht. So gut die Behördenstruktur für Bad Oldesloe
war, so hat sie vielleicht auch eine dynamischere wirtschaftliche Entwicklung verhindert: Man war ja nicht gezwungen, Betriebe anzulocken und Arbeitsplätze zu schaffen. Das hat sich in den vergangenen Jahren zwar verändert,
aber noch immer wird Bad Oldesloe vor allem als Kreis- und Behördenstadt wahrgenommen.
Dabei stehen nach dem Verlust von Bundes- und Landesbehörden bereits die nächsten gravierenden Veränderungen vor der Tür. Niemand weiß, wie viele Jahre es den Kreis Stormarn noch geben wird. Und selbst wenn Stormarn
als Kreis überleben sollte, die Kreisverwaltung wird es in der heutigen, zentrierten Form sicherlich nicht mehr geben.
Die Zusammenlegung und Zusammenarbeit von Verwaltungen ist als Entwicklung nicht mehr umkehrbar. Welche
zentralen Aufgaben an welchen Orten konzentriert werden und welche „Serviceeinrichtungen“ für Bürger in den
Zentren bleiben, ist noch völlig offen. Aufhalten lässt sich diese Entwicklung nicht, aber hoffentlich mitgestalten. Oder
sollte mehr als eine Justizreform dahinter stecken, das 0ldesloer Amtsgericht zu schließen? Welche würde die Kreisstadt sein, wenn sich beispielsweise Stormarn und das Herzogtum Lauenburg zusammentun? Ist nicht schon die
Polizeispitze nach Ratzeburg gegangen, obwohl der Nachbarkreis nicht gerade den Schwerpunkt der Kriminalität
bildet. Und: Hat nicht Ratzeburg sein Amtsgericht behalten können?
Wachsamkeit ist in der Kreisstadt angebracht, auch wenn am Ende alles anders kommt. Jede neue Entwicklung
bietet neue Chancen. Man muss sie nur erkennen.
Große Namen aus Bad Oldesloe
von „oje“
Ein Historiker, ein Komponist, ein Theologe, ein Unternehmer und ein Schauspieler. Fünf Männer, in Bad Oldesloe
geboren oder mit wesentlichem Bezug zur Stadt. Natürlich hat Bad Oldesloe weit mehr bedeutende Persönlichkeiten
aufzuweisen, darunter die vier Ehrenbürger der Stadt: Walter Busch (Ehrenamt Sport), Georg Koch (Bürgerworthalter), Ernst Kruetgen (Generalpostmeister von Chicago), und Georg Axt (stellvertretender Bürgermeister und Mitbegründer der Feuerwehr). Hier aber werfen wir ein Schlaglicht auf die “Promis von einst”.
Menno Simons - der Kirchenreformer
Fast jeder 0ldesloer kennt das kleine alte Haus am Standrand: Die Mennokate an der Segeberger Straße. Hier wirkte der holländische Kirchenreformer Menno Simons von 1554 bis zu seinem Tod 1561. Die
mennonitische Kirche, die weltweit rund 1,3 Millionen Mitglieder zählt, ist nach ihm benannt. Als Simons
von Wismar aus nach Oldesloe kam, war er schon fast 60 Jahre alt und hatte große Teile seines Lebens
auf der Flucht verbracht. Es war der Gutsherr Bartholomäus von Ahlefeldt, der ihm schließlich auf seinem Gut
Fresenburg Unterschlupf gewährte. Ahlefeldt hatte die mennonitische Lehre, deren zentrales Anliegen die Erwachsenentaufe ist, während eines lange Aufenthalts in Holland kennen- und schätzengelernt. In der Mennokate soll sich
Simons Druckerei befunden haben. Eine große Linde, die vor der Kate steht, soll Menno Simons selber gepflanzt
haben. 1962 wurden einige Räume in dem Haus als Museum hergerichtet. Nach längerer Unterbrechung ist das
Museum seit Dezember 1999 wieder geöffnet.
Dietrich Buxtehude - das große Vorbild Bachs
Ob Dietrich Buxtehude (1637 bis 1707) ein echter Oldesloer ist, weiß heute keiner mehr ganz genau.
Seinen Ruhm jedenfalls erwarb Dietrich Buxtehude ganz in der Nähe von Bad Oldesloe, als Organist an
der Marienkirche in Lübeck. Seine „Abendmusiken“ waren so gefeiert, dass der junge Johann Sebastian
Bach von Thüringen nach Lübeck pilgerte, um Buxtehude zu hören. Angeblich lief Bach die ganze Strecke zu Fuß und angeblich lehnte er das Angebot ab, Buxtehudes Nachfolger zu werden, weil er dann dessen Tochter
hätte heiraten müssen. Buxtehudes Orgelwerke gehören heute noch zum Standardrepertoire jedes Organisten. In
Oldesloe ehrt der Buxtehude-Chor der evangelischen Kirchengemeinde sein Andenken. Und weil Dietrich Buxtehude
vor genau 300 Jahren starb, wird 2007 das „Buxtehude-Jahr“ gefeiert. In der Peter-Paul-Kirche finden in diesem Jahr
(2007) zahlreiche Buxtehude-Konzerte statt.
Theodor Mommsen - der untreue Sohn der Stadt
Theodor Mommsen (1817-1903) war 1901 der erste Deutsche, der den Literaturnobelpreis erhielt – für
ein geschichtliches Werk. Seine „Römische Geschichte“ gilt bis heute als maßstabsetzend. Ein besonders treuer Sohn der Stadt, in der er aufwuchs, war Mommsen indes nicht. Es heißt, er sei nach seiner
Studentenzeit nie wieder nach Schleswig-Holstein zurückgekehrt, also auch nicht nach Oldesloe, wohin
er als Vierjähriger mit seiner Familie aus Nordfriesland gezogen war, weil sein Vater Jens hier Pastor wurde. Das
Pastorat auf dem Kirchberg, in dem die Mommsens wohnten, steht heute nicht mehr.
Tyll Necker - der unbequeme Mahner
Der Aufstieg der Hako-Werke ist untrennbar mit dem Namen Tyll Necker (1930-2001) verbunden. Während seines Studiums hatte der gebürtige Berliner bei Hans Koch & Sohn in Pinneberg gearbeitet, den
späteren Hako-Werken, die 1954 nach Bad Oldesloe umsiedelten. Im Jahr darauf heiratete er die Tochter des Firmengründers, Karin Koch. Als Necker 1960 Mitgeschäftsführer wurde, begann mit der Produktion des legendären Hakotrac der Aufstieg der Hako-Werke zu einer Weltfirma. Der breiten Öffentlichkeit wurde
Necker als BDI-Präsident seit 1987 bekannt. Immer wieder nahm er zu aktuellen Themen Stellung und erwarb sich
den Ruf eines „unbequemen Mahners“. Er machte den betrieblichen Umweltschutz zur Chefsache und appellierte an
Politik, Gewerkschaften und Unternehmern, einen Pakt für den Standort Deutschland zu schließen. 1993 wurde er
gar für das Amt des Bundeswirtschaftsministers gehandelt.
Raimund Harmstorf - der Seewolf
Seine bloße Hand, in der er eine „rohe“ Kartoffel zerquetschte, machte ihn zur Legende: Raimund
Harmstorf (1941-1998) ist der “Seewolf”. In dieser Rolle im gleichnamigen ZDF-Mehrteiler gelang ihm
1971 nach zahlreichen ernsthaften Theaterrollen der Durchbruch. Harmstorf wuchs in Hamburg auf,
bevor seine Familie nach Bad Oldesloe zog. Der Arztsohn und erfolgreiche Zehnkämpfer begann zunächst Medizin zu studieren, verschrieb sich aber bald der Schauspielerei. Nach seinem Selbstmord 1998 wurden
schwere Vorwürfe gegen Medien laut, die kurz zuvor über seine psychischen Probleme und Parkinson-Erkrankung
berichtet hatten. Harmstorf fand eine letzte Ruhestätte auf dem Oldesloer Friedhof an der Hamburger Straße.
Gute Freunde, auf die man sich verlassen kann
von Susanne Rohde
Bad Oldesloe unterhält zu drei Städten besondere Beziehungen. Die Partnerschaften zum polnischen
Kolobrzeg (Kolberg) und Olivet in Frankreich bestehen seit mehr als zehn Jahren. Zwei Vereine haben sich
die Pflege der Partnerschaft zur Aufgabe gemacht: der „Freundeskreis Kolberg“ und das „Comité pour
Olivet et Saint Pryvé“. Seit 20 Jahren besteht die Partnerschaft zu BeerYaakov, südlich von Tel Aviv.
BeerYaakov
Die Städtepartnerschaft zur israelischen Gemeinde BeerYaakov besteht jetzt 20 Jahre. Die Urkunde wurde am
12.August 1987 in Bad Oldesloe von den damaligen Bürgermeistern Nachum Itzkovitz und Ulrich Gudat unterzeichnet. Bad Oldesloe war die erste Stadt in Schleswig-Holstein, die mit einer Kommune in Israel eine offizielle Verschwisterung einging. Die ersten Kontakte waren bereits 1982 durch den Vorsitzenden des Vfl Oldesloe, Walter Busch,
zustandegekommen. Jugendliche Sportler aus der Kreisstadt hatten Israel in offizieller Mission besucht. Vor sechs
Jahren waren Israelis letztmalig zu Gast in Bad Oldesloe. Rosemarie Alberico, deren Tochter seit 20 Jahren in Israel
lebt, und die ehemalige Bürgerworthalterin Ilse Siebel leiten den „Freundeskreis Israel“, der vor kurzem mit einer
kleinen Gruppe ins „Heilige Land“ reiste, um die 20-jährige Partnerschaft mit neuem Leben zu erfüllen. BeerYaakov,
etwa 20 Kilometer südlich von Tel Aviv gelegen, ist von Jerusalem rund 60 Kilometer entfernt. BeerYaakov liegt
zwischen Mittelmeerküste und den Bergen Judäas inmitten von Orangenhainen. Die Stadt wurde 1907 von orthodoxen Juden gegründet. Bürgermeister ist Nisim Goslan.
Kolobrzeg
Die 1996 begründete Partnerschaft zu Kolobrzeg geht zurück auf Kontakte des ehemaligen Oldesloer Postsportvereins und Hilfslieferungen des ASB für die 45000 Einwohner zählende Stadt an der Ostsee. Daraus entwickelten sich
Verbindungen, die im März 1992 zunächst zu einer Vereinbarung führten, die sich auf schulische, Verwaltungs- und
Umweltbelange bezog. Im Mai 1996 wurde die Verschwisterung offiziell gefeiert. Seitdem waren Stadtpräsident
Henryk Biénkowski und zahlreiche Kolberger zu Gast in 0ldesloer Familien. Der Freundeskreis Kolberg organisiert
seit langem Deutschsprachkurse für die polnischen Gäste. Er zählt derzeit etwa 15 aktive und mehr als 50 interessierte Mitglieder und wurde lange Zeit von Gisela Brauer (74) geleitet. Kolberg liegt etwa in der Mitte zwischen Stettin und
Danzig und ist ein beliebter Bade- und Kurort. Von 1361 bis 1610 gehörte Kolberg zur Hanse. Kolberg genießt heute
den Ruf eines europäischen Kurortes, der besonders in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Es gibt einen
Kurpark, Hafen, wunderschönen Strand mit Leuchtturm, Dünen und einer Promenade. Im August findet jährlich das
Internationale Folklore-Festival „Interfolk“ statt, bei dem auch Oldesloer Musikgruppen spielten.
Olivet
Mitte der 90er Jahre wurden Kontakte nach Frankreich geknüpft. Die Oldesloerin Sylviane Wendt, gebürtige Französin, stellte den Kontakt zu ihrer rund 1000 Kilometer entfernten Heimatstadt Olivet her und gründete 1993 den Verein
„Comité pour Olivet“, den sie seitdem als Vorsitzende führt. Er zählt rund 50 Mitglieder. Die Verschwisterung wurde
1996 offiziell besiegelt, als Bürgerworthalterin Ilse Siebel mit Bürgermeister Hugues Saury in Olivet die Urkunde
unterzeichneten, seitdem gibt es immer im Mai wechselseitige Begegnungen. Olivet zählt etwa 20500 Einwohner und
liegt im Loiretal, südlich von Orléans. Als Zeichen fester Bande wurde die Straße im Oldesloer Schulzentrum in OlivetAllee umbenannt.
In Bad Oldesloe gibt es seit zehn Jahren den kleinen „Platz der Städtepartnerschaften“ – am Eingang der Fußgängerzone zwischen Besttor-, Brunnen- und Bahnhofstraße. Ein Apfelbaum und die Städtewappen symbolisieren den
Gedanken der Völkerverständigung, der in Bad Oldesloe gelebt wird.
Das Salz des Lebens - im Brenner Moor
von Susanne Rohde
Kaum zu glauben, aber wahr: Der Salzgehalt der zahlreichen Quellen erreicht den der Nordsee.
Wo? In Bad Oldesloe! Im Nordwesten der Stadt befindet sich das Brenner Moor. Das Naturschutzgebiet ist ein landschaftlich reizvolles und beliebtes Ausflugsziel. Im Norden und Osten wird es
durch die Trave begrenzt. Im Westen schließen sich die Wolkenweher Wiesen an. Die Besonderheit des Brenner Moor: Salzquellen, ein Lebensraum für im Binnenland selten anzutreffende
Pflanzen.
Vom Oldesloer Salzstock aufsteigendes Grundwasser hat in der Niederung des Travetals westlich
von Oldesloe ein ausgedehntes Flachmoor gebildet, das von Entwässerungsgräben durchzogen
wird. Der Salzgehalt der Salzquellen erreicht hier den der Nordsee. In ihrer Umgebung haben sich
Pflanzen angesiedelt, die sonst nur von den Salzwiesen der Nord- und Ostseeküste bekannt sind.
Sie umgeben die Quellen in typischen Gürteln: Im Zentrum, wo der Salzgehalt am größten ist,
wachsen einjährige Arten, wie Queller und Abstehender Schwaden. Dann folgt ein mittlerer Ring
mit Bottenbinse, Salzaster und Strand-Dreizack. Im Außenbereich breiten sich Rotschwingel und
Milchkraut aus. Im Brenner Moor findet man auch Hochstaudenrieder, Torfstiche, Weidengebüsche und Erlenbrüche.
Kleinere Salzquellen sind in Bad Oldesloe auch noch an anderen Stellen zu finden, etwa im Kurpark. Das salzhaltige Wasser, das im Brenner Moor zutage tritt, stammt vermutlich von einem
Salzstock, der rund acht Kilometer westlich von Oldesloe in rund 500 Metern Tiefe liegt. Ein unterirdischer Salzwasserstrom zieht sich von Segeberg über Tralau bis nach Oldesloe und weiter nach
Lübeck.
Im Sommer kann man regelmäßig Feld- und Schlagschwirle, Teich-, Schilf- und Sumpfrohrsänger
sowie Rohrammern antreffen, gelegentlich auch Rohrschwirle, Tüpfel- und Kleinsumpfhühner. Die
Rohrweihe hat dort einen Brutplatz. In den Weiden- und Erlenbeständen hört man im Frühjahr
Nachtigall, Sprosser und Pirol. Zwergtaucher und Schellenten sind als Brutvögel präsent.
Das Brenner Moor ist eines der größten Schilfgebiete in Stormarn und hat eine große Bedeutung
als Rast- und Schlafplatz für Zugvögel, die über die „Vogelfluglinie“ oder an der Mecklenburgischen Küste entlang ziehen. Besonders zahlreich fallen Schwalben, Stare und Rohrammern ein,
aber auch für Schafstelzen und Finkenvögel ist das Brenner Moor wichtiges Rastgebiet.

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