Menschen und Wege 2012

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Menschen und Wege 2012
JAHRESBERICHT 2012
Menschen und Wege 2012
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DER SCHANZ
UM KÖLN / AN
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ZIRKUS UND
KONTAKT & INFO: +49 221 923 39 93 · WWW.STIFTUNG-LEUCHTFEUER.DE
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Grußwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
MAẞNAHMEN & PROJEKTE IN KÖLN
Präsenzbüro Köln-Ehrenfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Präsenzbüro Köln-Chorweiler . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Betreutes Wohnen für Menschen mit Handicap . . 14
Flexible Hilfen Köln – Netz | Werk . . . . . . . . . . . . . 16
STATIONÄRE PROJEKTE
Stationäre Projekte im Inland . . . . . . . . . . . . . . . . 18
AUS DER ARBEIT DER PRÄSENZBÜROS
Präsenzbüro Rheinland-Pfalz / Hessen . . . . . . . . . 20
Präsenzbüro Berlin-Brandenburg . . . . . . . . . . . . . 21
Präsenzbüro Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Präsenzbüro Nord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Zehn Jahre Stiftung Leuchtfeuer
Leuchtfeiertag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
KURATORIUM / KOOPERATIONEN
Kuratoriumsvorstand erweitert . . . . . . . . . . . . . . 28
Impressum
Redaktion:
Björn Troll, Ulrich Vesen
Fotos:
Stiftung Leuchtfeuer
Zweiter Anna-Warburg-Preis verliehen . . . . . . . . .29
Gestaltung:
Marcel Krings
Pressespiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Druck:
Gemeinnützige Werkstätten Köln
GmbH
Alle Angaben ohne Gewähr,
Stand 04/2013
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
2012 durften wir unter dem Motto: „10 Jahre Stiftung Leuchtfeuer und rund 20 Jahre Orientierung
für Menschen in stürmischen Zeiten“ ein fröhliches
Jubiläumsfest feiern.
Viele Freunde und Förderer haben diese Gelegenheit genutzt, um ihre Anerkennung für unsere Arbeit zum Ausdruck zu bringen. Besonders haben
uns die positiven Rückmeldungen von Seiten der
Jugendämter gefreut. Neben den professionellen
Strukturen wurden vor allem die Kompetenz und
das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Leuchtfeuer hervorgehoben.
Die positive Resonanz ist für uns ein Ansporn, noch
besser zu werden. Deshalb werden wir einen Qualitätsmanagements-Prozess einleiten, um ein Zertifikat als Sozialdienstleister mit einem europäischen
Standard zu erreichen.
Ich möchte mich herzlich bedanken: bei unseren
Partnern, Freunden und Förderern für das uns entgegengebrachte Vertrauen und bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren engagierten
Einsatz. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir optimistisch in das zweite Jahrzehnt der Stiftung Leuchtfeuer blicken können.
Ihr Peer H. Salström-Leyh
Vorstand, Stifter
3
Grußwort des Kuratoriums zum Stiftungsjubiläum
„
Sehr geehrte Damen und Herren,
Heinrich Heine hat einmal gesagt:
Ausgestoßene Verbrecher tragen oft mehr Menschlichkeit im Herzen
als jene kühlen, untadelhaften Staatsbürger der Tugend, in deren
bleichen Herzen die Kraft des Bösen erloschen ist – aber auch die
Kraft des Guten.
Viel Wahres steckt in diesem Satz. Er erinnert daran, dass Schein und Sein nicht immer übereinander
passen. Dass hinter der Fassade eines Menschen
manchmal ein anderer steckt. Dass die, die sich aufschwingen, über ihn zu richten, vielleicht gar nicht
in der Position dazu sind. Dass eine innere Energie,
die Menschen zu etwas treibt, vielleicht mehr wert
sein kann, als die erloschene Flamme des Angepassten - wenn sie richtig eingesetzt wird.
Die Stiftung Leuchtfeuer handelt auf den Grundsätzen eines humanistischen Menschenbildes und
kümmert sich um genau diese jungen Menschen,
die von anderen abgelehnt, ausgegrenzt und aufgegeben wurden. Weltanschaulich ungebunden
und keiner Glaubensrichtung verschrieben gibt sie
hierbei nicht vor, zu wissen, was das richtige oder
falsche für den Jugendlichen ist. Vielmehr ist ihr
Name Programm: das Leuchtfeuer sendet seine Signale aus – ausdauernd, stetig und unbeeinflusst.
Ob jemand die Signale wahrnimmt, ob dieser jemand sie als Richtung weisend erlebt – das kann
das Leuchtfeuer nicht beeinflussen. Seine im besten
Sinne unvermeidliche Anwesenheit ist in schweren
Gewässern oft die einzige Konstante.
“
Für die Stiftung Leuchtfeuer sind schwere Gewässer
Alltag. Kinder und Jugendliche aus sozialen Problemlagen, die mit jugendlichen Delikten und körperlicher Gewalt aufgefallen sind, sind alles andere als
ein attraktives Klientel. Eine ohnehin schon dünne
Lobby wird flankiert von immer knapper werdenden öffentlichen Kassen. Berichte über angebliche
Steuergeldverschwendung und die Infragestellung
der Sinnhaftigkeit pädagogischer Nischenprodukte
tun ihr übriges.
Die Stiftung Leuchtfeuer, allen voran Peer SalströmLeyh mit seinem Team, sucht unermüdlich nach
neuen Konzepten und Lösungen aktueller Problemfelder. Vorstand, Geschäftstelle und Kuratorium sind
dabei organisatorisch so professionell aufgestellt,
dass sie die kontinuierliche Auseinandersetzung um
die gesellschaftlich gewünschte Wirksamkeit und
Nachhaltigkeit sozialer Arbeit mit dem Pioniergeist
der Stiftung verbinden können.
Ich wünsche der Stiftung Leuchtfeuer und allen
Menschen, die sie speisen, dass die Kraft für das
Gute in ihren Herzen nicht erlischt. Dass wir die
Fähigkeit behalten, die Menschen nicht nach ihrem
Schein zu beurteilen, sondern nach ihrem Sein.
Ihr Heinz-Joachim Weber
Vorsitzender des Kuratoriums
4
MAẞ NAHMEN UND PROJEKTE IN KÖLN
Präsenzbüro Ehrenfeld
An den Berichten wirkten mit:
Frau Pink und deren Tochter Fleur,
Gabriele Ceseroğlu, Frederik Jung,
Cornelia Kümpel, Kolja Saßenscheidt
und Felicitas Bathen.
Auch zum Ende dieses Jahres gilt unseren
festen und freien pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein besonderer
Dank für deren engagierte und qualifizierte
Arbeit im Präsenzbüro Ehrenfeld.
Durchschnittlich wurden 82 ambulante
Betreuungsmaßnahmen, überwiegend als
Sozialpädagogische Familienhilfen, gefolgt
von Flexiblen Hilfen umgesetzt. Räumlich
eingebunden sind diese Maßnahmen zum
größten Teil innerhalb der drei Schwerpunktträgerschaften vor Ort. Das heißt, wir
übernehmen unsere „Fälle“ meist aus den
Sozialräumen Bocklemünd / Mengenich /
Vogelsang (SRT 3), Neuehrenfeld (SRT 4)
oder Ehrenfeld (SRT 5). Mit dem hiesigen
Bezirksjugendamt blicken wir auf eine Zusammenarbeit zurück, die auf einer stabilen, konstruktiven und wertschätzenden
Basis, sowohl auf der Ebene der ASD-Kolleginnen und -Kollegen, als auch auf der der
Sachgebietsleiterinnen und -Leiter, beruht.
Der langjährige Amtsleiter, Herr Schmidt,
verabschiedete sich aus unserer Sicht mit
„etwas Wehmut“ in den Ruhestand. Mit
Frau Vossen ist eine ebenso kompetente
Nachfolgerin im Amt. Leider verstarb nach
schwerer Krankheit Herr Lieberz, ehemaliger Leiter der wirtschaftlichen Jugendhilfe,
im November 2012. Wir werden ihn mit
seiner versierten, sympathischen und besonnenen Art in guter Erinnerung behalten.
Fachkundig und souverän begleiteten unsere Koordinatorinnen Felicitas Bathen,
Susanne Elbers und unser Koordinator Ingmar Roth sowohl die Fallarbeit, als auch
die sozialräumlichen Aufgabenbereiche.
Dies geschah auch über interne Fachveranstaltungen zu Themen wie „Konflikte
Zahlreiche der zurzeit 37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Präzenzbüros Ehrenfeld im Frühjahr 2012
in Betreuungssituationen“, „Übertragung
/ Gegenübertragung“ oder „Konzepte zur
Planung einzelner Maßnahmen“, die jeweils in angenehmen informellen Zusammentreffen ausklangen.
Auf den folgenden Seiten präsentieren wir
Einblicke und Entwicklungen im Jahr 2012
aus Sicht der drei in den Ehrenfelder Sozialräumen tätigen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Abschließend kommt eine Teilnehmerin des derzeit laufenden Projekts
„Samstagskita“ und deren Mutter zu Wort.
Barbara Förster,
Leitung Präsenzbüro Ehrenfeld
Impressionen eines Infotags:
Von der Arbeit über das
Kneipenquiz hin zur wohlverdienten Belohnung
5
MAẞNAHMEN UND PROJEKTE IN KÖLN
PRÄSENZBÜRO EHRENFELD
Sozialraumteam 3
Bocklemünd / Mengenich / Vogelsang (SRT 3)
Das Jahr 2012 war durch personelle Kontinuität in der Besetzung des Teams seitens
der Stiftung Leuchtfeuer gekennzeichnet.
Cristina Maldonado gehörte dem Team mit
einer Unterbrechung seit mehreren Jahre
an. Nach Ausscheiden des seit Bestehen
des SRT´s eingesetzten Mitarbeiters Dilo
Capar, kam Gabi Ceseroglu Ende 2011 neu
in das Team. Sie berichtet hier über ihren
Einstieg:
auch neue junge ASD-Mitarbeiterinnen
und -Mitarbeiter im SRT, die, wie ich, viele
Fragen haben. Uns werden verschiedene
Arbeitsweisen erklärt. So lernen wir, wie
eine kollegiale Beratung oder eine Risikoeinschätzung verläuft, hören von diversen
Gremien sowie Arbeitskreisen, die zur Arbeit im SRT gehören und bekommen einen
Überblick zur Funktion des Perspektivwechslers und des Visualisierers.
Arbeitsabläufe, wie zum Beispiel kollegiale Beratungen oder die fallübergreifende
Arbeit sind für mich nun zum „normalen
Arbeitsalltag“ geworden. Inzwischen habe
ich eine Sozialraumschulung absolviert,
wodurch ich die Theorie zur bis dahin erlebten Praxis erlernte. Mir wurde die sozialräumliche Arbeit in ihrer Komplexität
bewusster und ich verstand den Sinn des
Konzepts besser.
Am ersten Tag, als ich um 9.30 Uhr zum
Sozialraumteam in das Jugendamt komme,
kenne ich kaum jemanden. Meine Einführung verläuft nett und konstruktiv. Es gibt
Ein paar Monate später fühle ich mich
bereits als fester Bestandteil des Teams,
obwohl zwischenzeitlich einige personelle
Wechsel im Jugendamt erfolgten. Diverse
In unserem SRT sind hauptsächlich junge Kolleginnen und Kolegen, die auch für
unkonventionelle Ideen und Lösungen offen sind. Es wird effektiv gearbeitet und
jede / jeder bringt Wissen, Erfahrungen und
Ideen – manchmal auch ihren / seinen Ärger – ein. Dabei entwickeln sich oft lebhafte Diskussionen. Die kollegiale Beratung im
SRT hat mir schon manches Mal geholfen,
um zum Beispiel Gefährdungsmomente in
meiner alltäglichen Arbeit besser einschätzen zu können. Ich kann die Prozesse, die
zum Einsatz bestimmter Hilfen führen oder
die Rolle und Haltung der ASD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter inzwischen besser
nachvollziehen.
Die Arbeit im SRT bereichert meine Tätigkeit als sozialpädagogische Fachkraft und
stärkt meine Position im Team des Präsenzbüros Ehrenfeld. Insofern freue ich mich
über meine persönliche berufliche Weiterentwicklung in diesem Jahr.
6
Sozialraumteam 4
Neuehrenfeld (SRT 4)
Das Sozialraumteam des Stadtteils Neuehrenfeld tagt, seit seinem Bestehen im
Oktober 2011, wöchentlich. Leider konnte die Mitarbeiterin der „Wirtschaftlichen
Jugendhilfe“ seit dem Frühjahr aufgrund
mangelnder zeitlicher Kapazitäten nicht
mehr teilnehmen. Im Oktober 2012 löste
Frau Halbach als neue Sachgebietsleitung
Herrn Wieczorek ab.
Die Fallarbeit nimmt einen wesentlichen
Raum bei der Arbeit ein, wobei dem Team
mit jeder neuen Fallpräsentation die Methode der „Kollegialen Beratung“ vertrauter wird und das sozialräumliche Denken
zunehmend fassbare Konturen erhält. Dennoch „qualmen manchmal die Köpfe“, so
z. B., wenn aus einer Falleinschätzung kein
einvernehmliches Ergebnis resultiert. Die
unterschiedlichen fachlichen Qualitäten
und Erfahrungen der einzelnen Teammitglieder sorgen für vielfältige Ideen und
produktive Reibungsflächen bei der Lösungsfindung. Darüberhinaus ermöglicht
das von den meisten Teammitgliedern
überaus geschätzte fachbegleitende „Training On The Job“ eine hilfreiche Reflexion
des Arbeitsansatzes. Hier können z. B. als
vor- oder nachteilhaft empfundene Prozedere kritisch betrachtet werden.
Ein Kurzprojekt wurde, gemeinsam mit einem anderen Ehrenfelder Sozialraumteam,
Andrea Klein und Cornelia Kümpel
neben dem Logo unseres Teams,
das durch einen Malwettbewerb
im Sozialraum entwickelt wurde.
im Rahmen des Interkulturellen Stadtteilfest Expressions im Oktober 2012 umgesetzt. Mit Hilfe des Angebots einer Bewegungslandschaft für Kleinkinder galt es,
eine Vernetzung mit anderen Einrichtungen
im Viertel zu initiieren und das Bekanntmachen unseres Sozialraumteams bei den
Gästen zu erreichen. Auf dem Sektor der
Projekte bewegen wir uns insgesamt noch
in der Findungsphase. Im Rahmen der Be-
darfsrecherche wurde konstatiert, dass die
Bewohnerinnen- und Bewohnerstruktur
in Neu-Ehrenfeld zahlreiche Mittelstandsund Patchwork-Familien aufweist. Aus diesem Kontext resultieren zwei Projektideen.
Aktuell können wir uns die Entwicklung
eines Beratungsangebots zu Pubertätskonflikten oder einer Elternberatungsgruppe
für Familien im bzw. nach dem Trennungsprozess vorstellen.
7
MAẞ NAHMEN UND PROJEKTE IN KÖLN
PRÄSENZBÜRO EHRENFELD
Sozialraumteam 5 Ehrenfeld (SRT 5)
Auch 2012 hat sich das Sozialraumteam 5
vielseitig weiter entwickelt, die gemeinsamen Aufgaben als Team gelungen gemeistert und Stolpersteine gut bewältigt.
Nach dem Ausstieg von Petra Pusnik als
Vertreterin der Stiftung Leuchtfeuer Mitte
2012, konnten wir Bela Bergmann als neues und die Zusammenarbeit erfrischendes
Mitglied begrüßen. Er übernahm die Aufgabe des Projektverantwortlichen für „die
Samstagskita“, eine Projektidee, die seinerzeit von Petra Pusnik entwickelt wurde.
Felicitas Bathen in der Koordination konnte
im Juli 2012 schnell geeignete und motivierte Mitarbeiterinnen für die Umsetzung
des Projektes finden und die Rahmenbedingungen auch durch Festlegung geeigneter Räumlichkeiten abschließend schaffen.
Mit Maria Armborst als Projektleitung vor
Ort und Martina Kreiner als erfahrene Honorarkraft der Stiftung wurden zwei qualifizierte Fachkräfte für die gut gelingende
Umsetzung des flexiblen Betreuungsangebots für Kinder zwischen 3 und 8 Jahren,
immer samstags in den Räumlichkeiten
des evangelischen Kindergartens „Kinderarche“, eingebunden. Darüber hinaus sind
8
ergänzend studentische Aushilfskräfte mit
im Projekt tätig, was die Gestaltung und
Möglichkeiten in der Arbeit noch kreativer
macht und das Angebot bereichert.
Ein weiterer Erfolg der Sozialraumarbeit in
diesem Jahr ist der zufriedenstellende Abschluss des Projekts im Flüchtlingswohnheim in der Geisselstraße. Das langjährige
und seit September 2011 durch „wir-helfen-Spenden“ weiter finanzierte Projekt
läuft mit diesem Jahr aus. Gabi Ceseroglu
und Manuela Carzo konnten mit Sibylle
Loyeau über das Deutsche Rote Kreuz eine
engagierte Integrationslotsin als neue Ansprechperson für die Bewohnerinnen und
Bewohner finden. Darüber hinaus wurde
eine Willkommensmappe erstellt, die sowohl neu ankommenden Flüchtlingen vor
Ort, als auch interessierten Fachkräften zur
Verfügung gestellt wird.
Mit der Initiierung und Umsetzung eines
neuen Kooperationsprojekts möchten wir
ab Dezember 2012 Synergien der Ehrenfelder Sozialräume nutzen bzw. entwickeln.
Dazu bearbeiten die SR-Teams 3 (Ehrenfeld) und 5 (Bocklemünd / Mengenich /
Vogelsang) den Themenbereich „Projektentwicklung, Projektmanagement“. In Begleitung durch Fachleute werden Bedarfe
und Ideen der jeweiligen Sozialräume eruiert und zwar mit dem Ziel, für kommende
Jahre passende und fachlich fundierte Projektangebote planen zu können.
Auf Seiten des Jugendamtes gab es durch
Personalveränderungen ebenfalls neuen
Wind für das Team. Im Laufe des Jahres
sind zwei Mitarbeiterinnen ausgeschieden,
die durch neue Kolleginnen ersetzt wurden.
Diese internen und externen Personalumstellungen waren für die Arbeit im Team
nicht immer einfach, zumal den „Neuen“
eine sozialräumliche Schulung fehlte, und
wir uns bei der Arbeit sowie den laufenden Prozessen stets neu finden bzw. definieren mussten. Erfreulicher weise kann
dieser Prozess der „Neufindung“ zum
Jahresende als überaus gelungen bewertet
werden. Die Arbeit im Team ist erfolgreich,
produktiv, und beruht auf gegenseitiger
Wertschätzung sowie einer konstruktiven
Arbeitsatmosphäre.
Die „Samstags-Kita“
Ein Projekt des Sozialraumteams Ehrenfeld (SRT 5)
Ich bin von unserem Familienhelfer, Herrn
Jung auf das Samstagbetreuungsangebot der Stiftung Leuchtfeuer aufmerksam
gemacht worden. Da ich alleinerziehende
Mutter von drei Kindern bin und meine beiden jüngsten Fleur (6 Jahre) und Temeo (7
Jahre) im entsprechenden Alter sind, habe
ich beschlossen, das Angebot wahrzunehmen. Dadurch habe ich die Möglichkeit,
verschiedene Besorgungen, die unterhalb
der Woche nicht zu erledigen waren, zu
erledigen bzw. meinen ältesten Sohn Leandro (10 Jahre) zu seinen Fußballspielen
zu begleiten. Das Betreuungsangebot findet in der Kindergarteneinrichtung meiner
Tochter statt, so dass es für sie eine gewohnte Umgebung darstellt. Genutzt werden ein Tagesraum, die Toiletten, der Hof
und die Turnhalle. Die Öffnungszeiten von
10 bis 15 Uhr nehme ich nicht voll wahr.
Meistens bringe ich meine Kinder zwischen
11 und 12 Uhr und hole sie dann gegen
15 Uhr ab. Meine Kinder waren mit die
ersten, die die Samstagsbetreuung besucht
haben. Daher habe ich in meinem Freundeskreis Mundpropaganda betrieben, um
auch andere Mütter auf das Angebot aufmerksam zu machen. Zurzeit besuchen ca.
sechs Kinder das Angebot. Ich selber nutze
das Angebot nicht jeden Samstag aber sehr
oft. Neben vielen jahreszeitlichen Aktionen
und verschiedene Spielen wird auch Müsli,
frisches Obst, Tee und Wasser den Kindern
angeboten. Butterbrote oder warmes Essen, sowie Hausschuhe und wetterfeste
Kleidung gebe ich meinen Kindern mit.
Die Erzieherinnen erlebe ich als sehr
freundlich in ihrem Umgang mit den Kindern und den Eltern. Sie gehen oft mit den
Kindern raus auf den Hof und achten sehr
auf ihre Sicherheit. Was ich mir für die Zukunft wünschen würde ist, dass das Betreuungsangebot auf Zehnjährige ausgeweitet
wird und auch männliche Erzieher da sind.
Neben vorstehenden Erläuterungen ihrer Mutter, Frau Pink, beantwortete die sechsjährige
Fleur (F.) Herrn Jung (Hr. J.), der als Familienhelfer in der Familie Pink tätig ist, zahlreiche
Fragen:
Hr. J.:
Wie gefällt dir die Samstagsbetreuung?
F.: Sehr gut.
Hr. J.: Was gibt es denn dort so alles?
F.: Es gibt eine Puppenecke, eine Bauecke
und ganz viele Spiele.
Hr. J.: Hast du ein Lieblingsspiel?
F.: Ja, „Hühner folgen der Katze“.
Hr. J.: Mit wem gehst du denn in die Samstagsbetreuung?
F.: Mit meiner Mama, meinem Bruder Temeo oder manchmal allein.
Hr. J.: Und mit wem spielst du, wenn du
da bist?
F.: Am liebsten mit meinem Bruder Temeo
oder meiner besten Freundin Mascha.
Hr. J.: Gibt es auch etwas Besonderes in
der Betreuung?
F.: Einmal im Monat machen wir eine besondere Aktion, z.B. Indianer spielen, Windräder bauen, Frischkäse zubereiten, jetzt im
Winter Schneemänner aus Wolle basteln
oder Seifenblasen machen.
Hr. J.: Was magst du denn am Liebsten an
dem Angebot?
F.: Müsli!
Hr. J.: Gibt es denn auch etwas, was du gar
nicht magst?
F.: Wenn man auf die Erzieherinnen nicht
hört, muss man 10 Minuten auf dem Stuhl
sitzen bleiben!
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MAẞNAHMEN UND PROJEKTE IN KÖLN
Sozialraumbüro Köln-Chorweiler
Leuchttürme im Kölner Norden – Projekte
„
Ziele sind
Leuchtfeuer
für das
Handeln.
D. Dörner
“
Neben Sozialpädagogischer-Familien- und flexibler Einzelfall-Hilfen sind auch 2012 Projektangebote im Sozialraum Chorweiler und Seeberg
„Leuchttürme unserer Arbeit“.
So ist es uns, trotz finanzieller Einsparungen
durch die Kostenträger, gelungen, präventive
Projekte fortzuführen und neu zu starten, wie
beispielsweise:
• Fußball-Camp,
• Besuch des Fußballspiels
1. FC Köln gegen VfB Stuttgart,
• Besuch des Fußballspiels
1. FC Köln gegen VfL Bochum,
• Mutter-Kind-Gruppe,
• Kanu-Ausflug.
Als weiterer Leuchtturm ragt das Projekt „Aktivierung von Familienpotenzialen“, das nach
einer dreimonatigen Pause erneut vom 01. März
2012 bis 31. Dezember 2012 in Chorweiler und
Seeberg durch das Jobcenter bewilligt und verlängert wurde, heraus. Mit den „Familienlotsinnen“ wurden große Familien im ALG-II-Bezug
gefördert und unterstützt. Ein Antrag zur Fortführung im Jahr 2013 wurde eingereicht und
inzwischen auch genehmigt.
Bei „Querdenker“ und der Stadtsparkasse Köln
Bonn, die uns durch ihre finanzielle Unterstützung und Spende bspw. das Fußballcamp ermöglichten bedanken wir uns herzlich und freuen uns, wenn dies auch im nächsten Jahr wieder
stattfinden kann.
Conny Kirch-Meffert,
Leitung Sozialraumbüro Chorweiler
10
Fußball-Camp der Stiftung Leuchtfeuer in den
Osterferien
Das Fußball-Camp fand mit der freundlichen Finanzierung durch „Querdenker“, das sind Mittel, die
das Kuratorium der Stiftung zur Verfügung stellt,
und einer Spende von der Stadtsparkasse Köln Bonn
vom 02. bis 05. April 2012 auf der Bezirkssportanlage Köln Chorweiler statt. Jeden Tag wurden fünf
Stunden Training von den zwei DFB-Trainern, Corc
Tokgözoglu und Joey Scholz (beides Betreuer des
Teams Chorweiler), durchgeführt.
Insgesamt nahmen 27 Kinder und Jugendliche im
Alter von 9 bis 16 Jahren am Camp teil, darunter
auch zwei Mädchen. Um die teilnehmenden Sportler fit zu halten, gab es mittags ein reichhaltiges
Wohl-Fühl-Buffet mit Brötchen, Vollkornprodukten,
Obst und Gemüse. Teilweise wurde das Essen von
einem ortsansässigen Lebensmittellieferanten gespendet. Auch für ein sportliches Outfit wurde gesorgt: Jede Teilnehmerin / jeder Teilnehmer bekam
ein eigenes Trikot-Oberteil der Stiftung Leuchtfeuer.
Im Vordergrund des Fußball-Camps standen Sport,
Spiel und Spaß. Neben zahlreichen sportlichen Parcours und Aufgaben setzten sich die Kinder und
Jugendlichen mit Regeln wie bspw. Fairness und
respektvollem Umgang auseinander.
Höhepunkte waren zweifelsohne die Besuche
der erfolgreichen Fußball-Profis Hans Sarpei (FC
Schalke 04) und Yohannes Bahcecioglu (Rot Weiß
Oberhausen), die von den Kids mit Fragen und Autogrammwünschen überhäuft wurden. Die Kids waren extrem beeindruckt von den Erzählungen der
Profis und deren Werdegang. Beide haben ebenfalls
ihre Kindheit und Jugend in Chorweiler verbracht.
Aus redaktionellen Gründen
konnten nur einzelne Projekte näher
beschrieben werden, sodass eine
Auswahl getroffen werden musste.
Ein weiteres Highlight war die Turnierteilnahme am Oster-Cup, an dem auch andere
Mannschaften (bspw. von umliegenden Jugendzentren) teilnahmen. Unsere FußballCamper konnten mit dem dritten Platz beeindrucken, der mit einem Pokal honoriert
wurde.
Das viertätige Camp war für alle Kids dank
der professionellen Planung und Durchführung der beiden Trainer eine sportliche Herausforderung mit vielen tollen Momenten.
Nachfolgend einige Original Kommentare
der Kids:
• „Beste vier Tage“
• „Bald wieder, ne“ – „Sommer oder
Herbstferien am besten beides“
• „Cool“
• „Eine Hammer Mannschaft!
Besuch des Fußballspiels 1.FC Köln gegen VfB Stuttgart …
Am 21. April 2012 besuchten 13 Kinder
und Jugendliche sowie drei Betreuer der
Stiftung Leuchtfeuer das Spiel 1.FC Köln
gegen VfB Stuttgart im Kölner Stadion. Die
Kids waren teilweise Teilnehmer aus dem
Fußballcamp in den Osterferien, teilweise
aus den Betreuungen der Stiftung Leuchtfeuer. Sie wurden von Martin Wertenbroch,
Joey Scholz und Birol Koni begleitet.
„Da wir Stehplatzkarten hatten, trafen wir
uns zwei Stunden vor Anpfiff, um uns gute
Plätze zu sichern. Die Kinder und Jugendlichen, unter ihnen auch einige „richtige“
FC-Fans, waren aufgeregt, die Stimmung
super. Mit Fahnen und Schals zogen wir ins
Stadion ein, um die Kölner Mannschaft anzufeuern. Wir ergatterten Plätze im vorderen
Bereich und konnten so gut das spannende
Spiel verfolgen. Die Kölner spielten – überraschenderweise – sehr gut, konnten aber
leider nur ein 1:1 Remis aus der Partie herausholen. Alle Teilnehmenden hatten Spaß
beim Zugucken und wurden im Anschluss
abgeholt oder nach Hause gebracht.“
„Der Besuch hat sehr viel Spaß gemacht, so
konnten wir unserer Mannschaft helfen!“
11
MAẞNAHMEN UND PROJEKTE IN KÖLN
Sozialraumbüro Köln-Chorweiler – Leuchttürme im Kölner Norden
„
… und gegen Vfl Bochum
„Ich finde es super, dass die Stiftung
auch solche Aktionen unterstützt!
“
Am 23. November 2012 besuchten 13 Jugendliche, zwei Eltern sowie fünf Betreuer der Stiftung
Leuchtfeuer das Spiel 1. FC Köln gegen Vfl Bochum
im Müngersdorfer Stadion.
Martin Wertenbroch, Joey Scholz, Birol Koni, Nancy Hoffmann und Frank Paffendorf begleiteten die
Gruppe. Der Ausflug fing schon spannend an: Da
die Bahnen der KVB zum Teil wegen eines Streckenschadens ausfielen, dauerte die Hinfahrt schon 1,5
Stunden – und das in überfüllten Bussen. Mit 20
Minütiger Verspätung zogen wir ins Stadion ein,
um dem 1. FC Köln unsere Unterstützung zu geben.
Da wir Sitzplätze im Oberrang hatten, konnten wir
gut das Spiel verfolgen und die Mannschaft anfeuern. Die Kölner Mannschaft spielte sehr gut und
gewann das Spiel souverän mit 3 : 1. Das steigerte
die Stimmung unter allen Beteiligten – trotz der 2.
Liga !
„Der Besuch hat sehr viel Spaß gemacht, so
konnten wir unserer Mannschaft helfen!“
Martin Wertenbroch
»Das Fußballcamp hat sehr viel Spaß gemacht. Wir
mussten im Training mit dem Ball laufen und haben
Schüsse geübt. Wir haben auch Torschüsse trainiert.
Ich habe dabei sehr viele Tore geschossen. Obwohl
die anderen Teilnehmer älter als ich waren, habe ich
mich in der Gruppe wohl gefühlt. Mit den beiden
Trainern bin ich sehr gut klar gekommen.
Am Ende des Camps gab es ein großes Fußballturnier, an dem ich leider nicht teilnehmen durfte, da
ich noch zu jung war. Meine Mannschaft hat auch
ohne mich den 3. Platz gemacht. Es war alles sehr
schön und ich würde gerne beim nächsten Mal wieder mitmachen.«
Ali (11 Jahre)
12
Sommerfest in der Mutter-Kind-Gruppe
Kanu-Ausflug 2012
So wie jedes Jahr heißt es vor den Sommerferien
„Tschüss, liebe Kindergartenkinder“. Auch wenn
den Müttern der Abschied aus der Mutter-KindGruppe immer sehr schwer fällt, wenn die Kinder
in den Kindergarten wechseln, ist es ein Grund zu
feiern.
Dieses Jahr gab es gleich zwei Gründe, ein kleines
Fest zu veranstalten:
Am 20. August 2012 fand die zweite Kanu-Tour des
Teams Chorweiler statt. Die etwa 25 Teilnehmer
fuhren bei sonnigem bis wolkigem Himmel auf den
Fluten der Sieg. Der Ausflug war für alle ein voller
Erfolg.
1. Der Sommer ist da.
2.Die Kindergartenzeit beginnt für einige Kinder
und ihre Eltern.
Wir haben ein leckeres Sommeressen gezaubert,
uns tolle Spiele überlegt und die Sonne bestellt.
Leider hat letzteres nicht so ganz funktioniert und
wir mussten unsere kleine Feier, im Rahmen der
wöchentlichen Mutter Kind Gruppe im Familienzentrum Paul-Löbe-Weg in Chorweiler, nach drinnen verlegen.
Getreu nach dem Motto: „Hakuna Matata“ (Es gibt
keine“ [hakuna] „Probleme / Schwierigkeiten“ [matata]), hatten wir ein tolles Fest mit kleinen Überraschungen und besonders schönen Erlebnissen. In
der Abschiedsrunde haben alle festgestellt, dass es
eine schöne Zeit war und die Kinder es genossen
haben, sich mit ihren kleinen Freunden auszutoben. Versprochen: Nächstes Jahr gibt es wieder ein
kleines Sommerfest. Die Sonne wurde bereits bestellt.
Frei nach dem Motto „Wir sitzen alle in einem
Boot“ packten Kinder sowie Eltern mit an und bewältigten die insgesamt elf Kilometer lange Strecke, teilweise schiebend wegen Niedrigwasser. Einer unserer jüngsten Teilnehmer, fasste den Ausflug
ziemlich treffend zusammen:
„Die Kanu-Tour war sehr schön und geil!
Am meisten wo ich Steuermann war…“
(Batina 11 Jahre).
Das ganze Team hofft darauf, dass dieser wunderbare Ausflug auch im nächsten Jahr wieder stattfinden kann.
Florian Gesell
Anna Niermann
13
* Name von der Redaktion geändert.
MAẞNAHMEN UND PROJEKTE IN KÖLN
2012 – ein bewegtes Jahr
Betreutes Wohnen (BeWo)
2012 war die Abteilung BeWo geprägt von vielen
Neuerungen und Herausforderungen:
Zum 01. März hat Tanja Kuhnert die neue Stelle der
zweiten Koordination übernommen. Zugleich wurde Christine Korn zur Abteilungsleitung. Seit vielen
Jahren freiberuflich für die Stiftung Leuchtfeuer tätig, koordinierte sie im Jahr 2010 das erste Familienlotsinnenprojekt im Team Chorweiler. In 2011 wechselte Sie nun an die Riehler Straße ins BeWo-Team.
Abteilungsentwicklungen
Die Abteilung BeWo ist auch 2012 weiter gewachsen. So besteht unser Team inzwischen aus 22 freien und festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr
zwei neue Halbtagsstellen schaffen konnten und so
eine sichere Basis für die zeitnahe Belegung weiterer Anfragen gewährleisten können.
Zudem haben wir einen neuen Flyer entwickelt,
der der Angebotserweiterung der Abteilung ( ambulante Betreuung im Rahmen von § 35a SGB VIII)
Rechnung trägt.
Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und
damit hohe Fachlichkeit, intensive Netzwerkarbeit
u. a. mit den Kliniken, rechtlichen Betreuerinnen
14
und Betreuer und Fachärztinnen und Fachärzte
bieten die Grundlage für den stetigen Anstieg der
Fallzahlen. Daneben profitiert die Abteilung BeWo
auch von der öffentlichen Präsenz des Netz/Werk
Angebots. Dies ist gerade im Hinblick auf unseren
Schwerpunkt der Betreuung psychisch belasteter
Familien eine optimale Ergänzung unserer Arbeit.
Interne Fortbildungen
Die fortlaufende Qualifizierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein wichtiger Baustein
unserer Arbeit. Diesem Anspruch widmen wir uns
in dem jährlich stattfindenden BeWo-Infotag. Hier
werden an einem Nachmittag wichtige Arbeitsinhalte intensiv behandelt. In diesem Jahr lag der
Schwerpunkt auf der fachlichen Weiterentwicklung
des Hilfeplans.
Im Laufe des Jahres haben wir unsere Fortbildungsreihe „ Arbeit mit traumatisierten Menschen“ durch
die Veranstaltung „Stabilisierungs- und Stoppmethoden“ abgeschlossen. Geleitet und begleitet
wurde diese Reihe durch Gisela Keil, (Familientherapeutin / Lehrtherapeutin, Supervisorin / Lehrsupervisorin, Traumatherapeutin).
Neu haben wir das Thema Borderline aufgenommen.
So fand im November ein Grundlagenworkshop mit
Dian Tara Zinner, DBT Co-Trainern / Co-Therapeutin
MAẞ NAHMEN UND PROJEKTE IN KÖLN
und Mitarbeiterin der Borderline- / DBT Ambulanz in den LVR-Kliniken Köln-Merheim
statt. Das Thema war: „Emotional instabile
Persönlichkeit – Borderline Persönlichkeitsstörung und der Behandlungsansatz der
Dialektisch Behavioralen Therapie“. Ein
spannendes Thema, was uns auch in 2013
begleiten wird.
Stiftung im Rahmen von Querdenker. Wir
möchten uns an dieser Stelle auch im Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
beim Kuratorium für die Finanzierung des
Projekts bedanken. Auf einer Kuratoriumssitzung hatten wir auch die Gelegenheit die
Arbeit der BeWo-Abteilung vorzustellen,
was vom Kuratorium mit großem Interesse
verfolgt wurde.
Angebote für KlientInnen
In diesem Jahr haben wir eine Vielzahl von
Aktionen für unsere Klientinnen und Klienten durchgeführt. In der Regel haben sie
nur wenige oder keine Sozialkontakte. Daher ist es uns sehr wichtig, entsprechende
Angebote zu entwickeln und durchzuführen, die die Möglichkeit eröffnen, anderen
Menschen in einem geschützten Rahmen
zu begegnen. Dies wird sehr geschätzt und
ist zu einem wichtigen Bestandteil unserer
Arbeit geworden.
Daneben ist das Thema "Freizeitbeschäftigung / ein Hobby haben / eigene Interessen pflegen" im Alltag der Menschen
schwer umzusetzen. Somit haben wir uns
entschieden in 2012, neben Ausflügen auch
ein Gruppenangebot mit unterschiedlichen
Freizeitaktivitäten zu machen. Meist ergeben sich Spielrunden, gemeinsame Frühstücke, Gesprächsrunden, Spaziergänge, in
denen die unterschiedlichsten Themen besprochen werden und oft und viel gelacht
wird.
Klientinnen und Klienten zum BeWo-Treff:
„Das ist wichtig, der Austausch hilft,
man erhält einen Rat, einen Tipp, man
lernt etwas von den Anderen“.
„Man kommt raus, hat einen Grund,
aufzustehen, in Bewegung zu kommen“.
Dieses Angebot werden wir auch 2013 an
jedem zweiten Donnerstag im Monat von
10 bis 12 Uhr in der Riehler Strasse 6 anbieten. Ansprechpartnerinnen sind Birgit Buchmüller und Alexandra Kreymborg.
Ein weiteres Highlight war das Theaterangebot, finanziert durch das Kuratorium der
Korn an einem Fachtag im Herbst teil und
schilderte dort Erfahrungen aus der Betreuungsarbeit mit psychisch beeinträchtigten
Eltern. Ebenso wurde die Fallvernetzung
beidseitig in diesem Jahr weiter verfolgt. So
haben einzelne Klientinnen und Klienten
das jeweils andere Angebot kennen gelernt, wodurch nun voraussichtlich in einer
Familie eine direkte Zusammenarbeit entstehen wird.
Netzwerke
Die Koordinatorinnen waren auch in 2012
wieder aktiv in Netzwerken unterwegs und
eingebunden. Weiterhin besuchen beide einen Unterarbeitskreis der Psychosozialen
Arbeitsgemeinschaft PSAG Köln. Frau Korn
war zudem im ersten Halbjahr 2012 Beisitzerin in der Hilfeplankonferenz im SPZ Kalk.
Gerade in Zeiten der finanziellen Einsparungen ist die Vernetzung mit Kolleginnen
und Kollegen anderer Träger nützlich und
hilfreich. So können politische Forderungen
und Erfahrungen mit dem Kostenträger
breit diskutiert und gemeinsam Lösungsstrategien entwickelt werden.
Ausblicke
• Weitere Interne Fortbildungen zu
Borderline und DBT Therapie.
• Arbeit mit jungen Volljährigen mit
psychischen Erkrankungen-Besonderheiten und Herausforderungen?
• Teamentwicklung
• Teilnahme an Fachtagungen, Arbeitskreisen usw.
Im Juni fand unter Federführung des Gesundheitsamtes, Abteilung Gemeindepsychiatrie, die trialogische Jahrestagung der
PSAG Köln zum Thema „Resilienz“ statt,
wobei Frau Kuhnert an der Vorbereitung
beteiligt war und einen Workshop leitete.
Daraus entsteht vermutlich eine Wanderausstellung, die die Ergebnisse der Tagung zum
Thema Resilienz auch anderen zugängig
machen sollen. Auch an der Konzeption der
Ausstellung wird Frau Kuhnert beteiligt sein.
In diesem Jahr fand zweimal das Borderline Netzwerk in der LVR-Klinik Merheim
statt. Hieran hat Frau Korn im Sommer teilgenommen. Dieses trialogisch angesetzte
Angebot ist eine interessante Möglichkeit,
die eigene Fachlichkeit zu überdenken, von
Betroffenen zu lernen und eigene Angebote auf ihre Attraktivität für die Zielgruppen zu überprüfen.
Die interne Vernetzung mit dem Angebot
NETZ / WERK vom RiFlex-Team wurde in
diesem Jahr weiter verfolgt. So nahm Frau
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Flexible Hilfen in Köln
Team Riehler Straße (RiFlex)
Netz I Werk für Kinder aus psychisch belasteten Familien
Seit Januar 2011 besteht das Projekt
Netz I Werk für Kinder aus psychisch belasteten Familien. Im Rahmen des Projektes
sind derzeit Dagmar Wiegel (Projektleitung), Jutta Kloidt, Tina Kull, Karolin Schilp
und Roland Maas (stellvertretetender Projektleiter) tätig. Mit Ende des Jahres 2012
können wir mittlerweile auf zwei Jahre
unseres Projektzeitraums zurückblicken
und eine erfreuliche Bilanz ziehen. In den
letzten beiden Jahren hat eine Vielzahl von
Familien unser Angebot genutzt.
Eltern- und Familienberatung
Die Familien können sich jederzeit und kostenlos mit ihren Beratungsanliegen an uns
wenden. Der Kontakt zu uns wird aber auch
über andere Helfer (z. B. aus dem Betreuten
Wohnen) hergestellt. Im Allgemeinen finden
die Beratungen in den Räumen des Büros
Riehler Straße statt, in Einzelfällen können
diese auch bei den Familien zu Hause stattfinden. Unser Beratungsangebot umfasst
• Elternberatungsgespräche
• Familienberatungsgespräche
• Psychoedukation mit den Kindern
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In der Beratungspraxis begegnen uns vielfältig Fragen, die sich für die Eltern aus ihrer psychischen Belastung ergeben:
• Wer kümmert sich um die Kinder, während die Mutter oder der Vater in der
Klinik ist?
• Muss das Kind in dieser Zeit möglicherweise umziehen, zum Beispiel zu Oma
und Opa oder einem getrennt lebenden
Elternteil?
• Wie wirkt sich eine psychische Belastung
auf den Familienalltag aus?
• Kann eine flexible Hilfe, wie sie beim
Jugendamt beantragt werden kann, hilfreich sein?
„Mama ist nicht krank, Mama hat kein
Fieber“ – Aus der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen
Ebenso ergeben sich für die Kinder Fragen
zur Situation ihrer Eltern, und es zeigt sich,
dass es insbesondere für jüngere Kinder
schwierig ist nachzuvollziehen, was beispielsweise eine Depression ist. Eine Achtjährige sagte zum Beispiel „Mama ist nicht
krank, Mama hat kein Fieber“. Hier ist
sinnvoll, dass sich ein Berater Zeit nimmt,
um mit den Kindern über das Thema ihrer
Eltern zu sprechen. Dabei ist es uns wichtig, dass eine solche Psychoedukation gemeinsam mit den Eltern vorbereitet wird,
und die Kinder sich sicher sind, dass sie die
Erlaubnis ihrer Eltern haben, mit uns über
dieses Thema zu sprechen.
Fachtage
Bislang konnten wir zwei Fachtage durchführen, die jeweils von etwa 80 interessierten Personen genutzt wurden. Im Jahr
2011 konnten wir mit dem Thema „Kinder
psychisch belasteter Eltern im Kontext von
Schule und Jugendhilfe“ Interessierte aus
beiden Bereichen zusammenbringen und
eine Vernetzung anlässlich Themas anregen.
Im Jahr 2012 gelang mit dem Thema „Neuigkeiten aus der Innenwelt psychisch belasteter Familien“ eine weitere spannende
Veranstaltung. Neben dem Psychiater und
Autor Dr. Thomas Schmitt konnten be-
troffene Eltern, Angehörige und Christine
Korn als Koordinatorin des BeWo-Teams
als Fachreferenten gewonnen werden. So
wurde es dem Fachpublikum möglich, das
realistische Verständnis für die Situation
der betroffenen Familien zu erweitern. Unser besonderer Dank gilt hier den betroffenen Eltern und Angehörigen, die sich als
Referierende zur Verfügung gestellt haben.
Die Veranstaltung endete mit einer erfreulich positiven Resonanz, so dass wir uns
auf die dritte Veranstaltung im Jahr 2013
freuen.
Selbsthilfe
Bereits im Jahr 2011 wurde im Rahmen des
Projektes der Aufbau einer Elternselbsthilfegruppe durch Dagmar Wiegel unterstützt,
die sich über 6 Monate hinweg zweimal im
Monat in den Räumen des SPZ Innenstadt
traf. Hierzu hatten eine betroffene Mutter
und ein betroffener Vater die Initiative ergriffen. Die Gruppe wird derzeit durch den
betroffenen Vater weitergeführt. Sie ist im
Rahmen von KISS inzwischen eine anerkannte Selbsthilfegruppe.
Elterngruppen
Ebenfalls haben wir im Jahr 2011 damit
begonnen, eine Elterngruppe im Rahmen
der LVR-Klinik in Merheim zu begleiten
und dort alle zwei Wochen als Fachberatung den Eltern zur Verfügung zu stehen.
Seit Sommer dieses Jahres stehen wir auch
in den LVR-Tageskliniken in Bilderstöckchen und Chorweiler den Elterngruppen als
Beratung zur Verfügung, so dass wir hier
auf eine erfolgreiche Kooperation zurückblicken können. Die grundlegende gemeinsam entwickelte Konzeption wird kontinuierlich überprüft und ggf. modifiziert.
Kollegiale Fallberatung
Die seit vielen Jahren bestehende Kollegiale Fallberatung für Helfer im Feld der
psychischen Belastungen hat sich im Jahr
2012 für Fachkräfte aus anderen Einrichtungen geöffnet und wird im Jahr 2012
fortgesetzt. Fachlich unterstützt werden
wir von Susanne Heim (Rat und Tat e. V.).
Im Focus stehen Themen aus der Arbeit mit
psychisch belasteten Klienten (z. B. im Kontext der Jugendhilfe, des Betreuten Wohnens, u. a.). Die Teilnahme ist kostenlos.
Projekt Netz I Werk im Fernsehen
Ein besonderes Highlight stellte für uns in
diesem Jahr die Vorstellung des Projekts
in einem Fernsehspot im ZDF dar. Vor der
Präsentation der Gewinnzahlen der Aktion
Mensch durch Jörg Pilawa wurde am 14.
Oktober 2012 ein Spot gezeigt, in dem wir
uns und unsere Arbeit vorstellen konnten.
Die Dreharbeiten dazu fanden im Frühjahr
statt. Unser Dank gilt Claudia Dregger, Jürgen Hardebusch und Nelson, die sich als
Darsteller zur Verfügung gestellt haben.
Roland Maas
Team Riehler Straße,
Koordination und
stellvertretende Projektleitung
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STATIONÄRE INLANDSMAẞ NAHMEN
Stationäre Inlandmaßnahmen
Seit einem Jahr besteht unser Team, das für
die stationären Maßnahmen im Inland zuständig ist, aus Martina Völkel, Klaus Herrig
und Jürgen Hardebusch. Völkel und Herrig
stehen Rede und Antwort.
Was ist eine SPLG?
„Ich, Martina Völkel, die neuste im Team,
stieß bei meinem Einstieg in die stationäre
Arbeit auf den Begriff SPLG, der mir zuerst
einmal Rätsel aufgab. Im Internet fand ich
eine Begriffserklärung: Sozialpädagogische
Lebensgemeinschaft.
Standorte, die von der Stiftung Leuchtfeuer belegt werden, sind Sozialpädagogische
Lebensgemeinschaften. Die SPLG ist eine
besondere Form der stationären Heimerziehung. Hier leben und arbeiten praxiserfah-
18
rene pädagogische Fachkräfte mit Kindern
und Jugendlichen zusammen, die aufgrund
gravierender Verhaltensauffälligkeiten und
Entwicklungsstörungen einer besonders
intensiven Förderung bedürfen. Der Betreuungsschlüssel liegt dabei in der Regel bei
1:2 (in Einzelfällen auch 1:1).“
„Früher war die Dauer der Maßnahmen
meist auf 2 bis 3 Jahre begrenzt und hatte zum Ziel, das Kind / den Jugendlichen
in die Herkunftsfamilie zurückzuführen
oder in eine andere Betreuungsform überzuleiten. In der letzten Zeit sind die Kinder
bei der Aufnahme in die SPLG jünger, die
Auffälligkeiten schwerwiegender und eine
Rückführung in die Herkunftsfamilie eher
unwahrscheinlich.“
Wie würdest du deinen Auftragsbereich
beschreiben?
„Meine wichtigste Aufgabe ist die Begleitung und Beratung von Betreuern meiner
Standorte. Zu ihnen pflege ich regelmäßig
Kontakt, plane mindestens einen Besuch im
Monat vor Ort ein. Je nach Situation sind
aber auch drei bis vier Besuche pro Monat
nötig. Das ist individuell verschieden.
Es ist mir wichtig, den Betreuern soweit es
möglich ist, den Rücken frei zu halten, was
bürokratische und organisatorische Dinge
betrifft, die nicht das direkte BetreuungsSetting betreffen. Zur individualpädagogischen Arbeit vor Ort gehören Krisen und
Rückschläge dazu. Da ist es wichtig, ein
offenes Ohr zu haben, zu ermutigen, aufzubauen, Lösungsmöglichkeiten anzuregen
Grundlage der pädagogischen Arbeit in Sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften
ist das Angebot einer konstanten Beziehung. Dadurch eröffnet sich ein pädagogischer Zugang mit teils therapeutischer
Wirkung, der eine besondere Stärke dieser
Betreuungsform ist. Den Heranwachsenden
werden verlässliche und intensive Beziehungen angeboten mit dem Bewusstsein,
dass die Kinder und Jugendlichen dieses
Angebot in unterschiedlicher Art und Wei-
se nutzen. Der pädagogisch gestaltete Alltag ist dabei Lern- und Übungsfeld für ihre
weitere Entwicklung. Die pädagogischen
Fachkräfte sind zur Sicherung der fachlichen Qualität ihrer Arbeit in ein institutionelles Netz eingebunden. Dort finden sie
Beratung und Supervision ebenso wie Arbeitskreise und Fortbildungsangebote. Die
Kinder dagegen leben in einem kaum institutionell geprägten, weitgehend privaten
Lebensraum, der viel Individualität und nor-
malen Alltagsbezug gewährleistet. Da die
leiblichen Eltern, soweit vorhanden, für die
fremd untergebrachten Kinder und Jugendlichen unverändert eine wesentliche Rolle
spielen, ist die Elternarbeit ein wichtiger
Bestandteil der Arbeit für die Fachkräfte in
den sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften.
Zur Entlastung der Fachkräfte in den SPLG´s
werden bei Bedarf Ergänzungsfachkräfte
eingesetzt.
und bei Bedarf nach weiteren Stabilisierungskomponenten zu suchen. Die Betreuer,
die 24 Stunden täglich rund um das Jahr mit
den Betreuten arbeiten und entsprechend
gefordert und belastet sind, können uns
jederzeit telefonisch erreichen. Sie leben
zudem in unterschiedlichen Lebensformen,
z. B. alleinstehend, mit Partnern und / oder
eigenen Kindern, alleinerziehend. Der Beratungsbedarf ist unterschiedlich und hängt
naturbedingt eng mit den individuellen
Betreuungsverläufen zusammen. Die betreuten Kinder und Jugendlichen können
uns ansprechen, wenn Probleme am Standort auftauchen. Das gehört zum Beschwerdemanagment, für den es einen klaren Ablauf gibt.
Unsere Projektstellen liegen überwiegend
im ländlichen Raum, oft abseits von großen
Städten und helfen dadurch den Kindern oft
wegen der Reizarmut und können auch Entweichungen verhindern.“
tem der SPLG für eine Neuaufnahme bietet.
Der weitere Prozess hängt davon ab, in welcher Situation und wie schnell ein Heranwachsender untergebracht werden muss.
Es kann sein, dass er zunächst in Begleitung
von Bezugsperson(en), Jugendamt und
Trägerkoordination Besuche an möglichen
Standorten macht, um sich umzuschauen
und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie es
dort ist und ob beide Seiten sich ein Arbeiten und Leben miteinander vorstellen können. Es kann aber auch sein, dass der junge
Mensch sofort einen Standort braucht, an
dem er bleiben kann. In diesem Fall sucht
die Standortleitung den Heranwachsenden
auf und nimmt ihn dann nach dem Kennenlernen gleich mit an den Standort. Die ersten
Wochen in der SPLG sind immer Probezeiten
für beide Seiten: Betreuer und Betreuter.
Wenn die ersten Wochen, die vor allem
dem Kennenlernen, der Beobachtung des
Jugendlichen und seinem Ankommen in der
Maßnahme dienen, gelungen sind, beginnt
die intensive pädagogische Arbeit an den
individuell festgelegten Zielen.
dass er gruppenfähiger wird. Sehr wichtig
ist es dann, die richtigen Beschulungsmöglichkeiten zu finden, um eventuell mit Integrationshelfern eine Beschulung möglich zu
machen.
Wie leitet ihr eine Maßnahme
in die Wege?
„Wenn mich eine Anfrage des Jugendamtes
erreicht, versuche ich herauszufinden, an
welchen Standort das Kind oder der Jugendliche mit seiner speziellen Problematik und
Geschichte passen könnte, ob ich überhaupt
freie Plätze zur Verfügung habe oder davon
weiß, dass es bei meinen Kollegeninnen und
Kollegen hier in Köln und in den Präsenzbüros – Berlin, Schleswig-Holstein, Erfurt,
Rheinland-Pfalz, Thüringen – Belegungskapazitäten gibt.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass das
Jugendamt bestimmte Wünsche an den
Standort hat, die Betreuer vor Ort eigene
Ausschlusskriterien formulieren – das gehört zu den Qualitätsmerkmalen – und ich
behalte im Blick, welche anderen Kinder
oder Jugendliche in welchem Alter und mit
welchen Auffälligkeiten dort bereits betreut
werden, und welche Ressourcen das Sys-
Besonders in der letzten Phase der Maßnahme ist die Verselbstständigung ein wichtiges
Ziel, das in differenzierten Schritten trainiert
wird. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, den Heranwachsenden oder jungen
Erwachsenen eine Weile ambulant zu begleiten, damit der Schritt ins eigenständige
Leben gelingt. Diese Aufgabe übernehmen
manchmal die vertrauten pädagogischen
Fachkräfte aus den SPLGs selbst. Zum Ende
der Maßnahme wird von der SPLG ein Abschlussbericht verfasst, der die Entwicklung
des Heranwachsenden zusammenfasst, erreichte und nichterreichte Ziele benennt und
Empfehlungen für die Zukunft ausspricht.“
Angelika Röhrig im Gespräch mit
Martina Völkel und Klaus Herrig
In der Regel finden beim Jugendamt zwei
Hilfeplangespräche pro Jahr statt, für die
vom Standort ein Entwicklungsbericht erstellt wird. Im HPG werden Ziele überprüft,
konkretisiert und / oder geändert und entschieden, ob die Maßnahme passgenau ist.
Es kann aber auch sein, dass zusätzliche
Helferkonferenzen notwendig werden.
Grundsätzlich werden die Heranwachsenden von Anfang an darauf vorbereitet, einen
ihren Möglichkeiten entsprechenden Schulabschluss zu erreichen, eventuell mit einer
passenden Ausbildung zu beginnen, um
später als Erwachsene selbständig auf eigenen Füßen stehen zu können. Manchmal ist
am Anfang eine Beschulung nicht oder nur
sehr begrenzt möglich, z. B. weil der Heranwachsende nicht oder kaum gruppenfähig
ist. Da wird dann zunächst daran gearbeitet,
19
Präsenzbüro Rheinland-Pfalz / Hessen
Die Stiftung Leuchtfeuer führt einmal jährlich für seine Honorarkräfte ein Seminarwochenende durch. Mit Hilfe dieses Wochenendes sollen Themen oder besondere
Problemstellungen aus dem vergangenen
Jahr mit Hilfe einer Referentin oder eines
Referenten aufgearbeitet werden und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.
Auch dient das Wochenende dem Vernetzungsgedanken der Stiftung Leuchtfeuer,
in dem sich möglichst viele Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften an dem Wochenende treffen, kennenlernen, sich fachlich austauschen und Kontakte untereiander
knüpfen können.
Am 17. und 18. November fand das diesjährige Seminarwochenende der Mitarbeiter
des Präsenzbüros Rheinland-Pfalz / Hessen statt. Wie im letzten Jahr trafen wir
uns in der Bildungsstätte Wolfshausen in
der Nähe von Marburg. Die Bildungsstätte
hat den Vorteil, dass für viele der Honorarkräfte ein ähnlicher Anfahrtsweg besteht.
Es nahmen an dem Seminarwochenende
neun Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften bzw. 14 Honorarkräfte aus dem
Zuständigkeitsbereich des Präsenzbüros
Rheinland-Pfalz / Hessen teil. Da nicht alle
betreuten Kinder oder Jugendlichen für
dieses Wochenende von den Sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften zu ihren Eltern oder einem Elternteil beurlaubt oder anderweitig betreut werden konnten, nahmen
an dem Treffen auch sieben Betreute teil.
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Für diese Kinder und Jugendlichen haben
wir, für die Zeiten in denen das Seminar abgehalten wurde, eine Betreuung installiert,
damit sich die Honorarkräfte auf den Seminarteil konzentrieren konnten. Die Betreuung wurde von den Geschwistern Lea und
Nico Germscheid durchgeführt, die auch als
Aushilfskräfte in einer Sozialpädagogischen
Lebensgemeinschaft tätig sind. Sowohl das
Außengelände der Bildungsstätte als auch
die Räume, die uns zur Verfügungen standen, wurden für die Betreuung genutzt. Die
Betreuung verlief ohne Probleme und die
betreuten Kinder und Jugendlichen hatten
in dieser Zeit ihren Spaß. Da die Betreuung
positiv verlief, konnten sich die Honorarkräfte, die für die Kinder und Jugendlichen
zuständig waren, auf das Seminar konzentrieren und waren nicht abgelenkt.
Auch in diesem Jahr konnten wir als Referenten Herrn Josef Herkenrath (Dipl. Sozialpädagoge / Systemischer Familientherapeut
(DGSF) / NLP-Practitioner und -Master) für
unser Seminarwochenende gewinnen und
somit eine Fortsetzung aus dem letzten Jahr
durchführen. Das Thema in diesem Jahr lautete: „Wie hilft Beziehung? – Systemische
und traumapädagogische Ansätze in der individualpädagogischen Projektstellenarbeit
anhand von Praxisbeispielen“. Bis zur Mittagspause erläuterte uns Herr Herkenrath
theoretisch und an praktischen Beispielen
die Abläufe im Gehirn eines traumatisierten
Kindes.
Nach der Mittagspause zeigte uns Herr
Herkenarth die praktische Anwendung von
systemischen Methoden wie z. B. Genogrammarbeit und Familienaufstellung anhand von Beispielen der Honorarkräfte auf.
Durch eine gelungene Mischung aus theoretischen und praktischen Anteilen, gestaltete Herr Herkenrath die Zeit von 10 Uhr bis
18.30 Uhr mit kleineren Unterbrechungen
und der Mittagspause so kurzweilig, dass
alle Teilnehmer am Ende von dem Tag profitieren konnten und zufrieden waren.
Der überwiegende Teil der freien Mitarbeiter haben das Angebot der Übernachtung
in dem Tagungshaus angenommen. Daher
entstand am Abend nach dem Abendessen
eine gemütliche Runde, die zum fachlichen
Austausch, für Anekdoten aus der Arbeit
und für private Gespräche genutzt worden
ist. Nach einer ruhigen Nacht und einem
Frühstück am nächsten Morgen fand ein
fachlicher Austausch statt. Die Teilnehmer
tauschten sich über die letzten Monate aus
und es wurde ein Ausblick auf das nächste
Jahr mit möglichen Aktivitäten besprochen.
Auch wurden erste Themenvorschläge für
das nächste Seminar im November 2013
besprochen. Gegen 11.30 Uhr wurde das
Seminar beendet und alle Teilnehmer waren
ab 12 Uhr wieder auf dem Weg nach Hause.
Jens Scharmann
Präsenzbüro Rheinland-Pfalz/Hessen
AUS DER ARBEIT DER PRÄSENZBÜROS
Ressourcen und Ziele
erkennen und entwickeln !
Präsenzbüro Berlin-Brandenburg
Auch im zurückliegenden Jahr lag der Schwerpunkt
im Präsenzbüro Berlin / Brandenburg in der Durchführung von individualpädagogischen Reiseprojekten (Time-Out-Maßnahmen).
Der pädagogische Auftrag der Erlebnispädagogik
zielt auf die Selbstbestimmung des Klienten, es sollen nach Möglichkeit ein Großmaß an Persönlichkeit und Selbstbestimmung entwickelt werden. Die
Regel-Erziehungssysteme werden immer häufiger
im Alltag mit Problemen einzelner Jugendlicher
konfrontiert, bei denen die herkömmlichen pädagogischen Konzepte und therapeutischen Interventionen nicht mehr greifen. Nicht selten enden Krisen
mit der Entlassung der Jugendlichen aus der Einrichtung oder als Folge, mit der Unterbringung in einer
Kinder- und Jugendpsychiatrie. Oft werden diese
Unterbringungen von Jugendlichen als psychosoziale Endstation empfunden. Sie verstärken das entwickelte Selbstbild „ich kann es nicht“ / „ich bin zu
Veränderungen nicht fähig“.
Time-Out –
Raus aus alltäglichen Strukturen
Erlebnispädagogische Kriseninterventionen unterscheiden sich in ihrer Form von klassischen Jugendhilfemaßnahmen, da sie nicht in festen Strukturen
stattfinden. Sie finden größtenteils in der Natur
statt und sind daher viel näher an der kindlichen
und jugendlichen Psyche. Hinzu kommt, dass viele
Jugendliche zum ersten mal die Erfahrung machen,
eine Bezugsperson nur für sich allein zu haben. Außerhalb fester Strukturen heißt nicht ohne Regeln!
Es werden im Gegenteil einfache klare Regeln
aufgestellt, die im Umkehrschluss auch mit Konsequenzen besetzt sind. Diese kommen aber oft nicht
durch den Betreuer, sondern sind die Konsequenz
des eigenen Handelns (oder auch nicht Handelns).
Die Time-Out-Maßnahmen finden als Out-DoorMaßnahme statt. Diese stellt für Jugendliche in der
Regel eine völlig neue und unbekannte Herausforderung dar. Es ist ein subjektiv empfundenes RisikoUnternehmen. Hier können sie Handlungs- und Entscheidungsfähigkeiten an sich kennenlernen, die
ihnen bisher unbekannt waren. Hinzu kommt, die
Natur als alternatives oder ergänzendes Lernfeld
zu erleben. Die mit den Betreuern durchgeführten
Aktivitäten führen zu Erfahrungen, die die Jugendlichen berühren und bewegen. Es geht hier nicht
um Aktion oder einen Eventstatus.
Ziel ist es, mit dem Jugendlichen einen individuellen Handlungsplan für die nahe Zukunft zu
erarbeiten, den er für sich als realistisch und einschätzbar sehen kann. Methoden sind hier unter
anderem, die Steigerung des Selbstwertgefühls und
die Übernahme von Eigenverantwortung. Vorhandene Ressourcen werden gestärkt und verborgene
zum Vorschein gebracht, da die Betreuer mit den
Jugendlichen keinen „Machtkampf“ führen, um sie
in Strukturen einzufügen, sondern mit dem arbeiten, was sie bei den Jugendlichen vorfinden.
21
AUS DER ARBEIT DER PRÄSENZBÜROS
Ein Beispiel:
Die Time-Out-Maßnahme mit Fritze Bollmann1 begann am im Frühjahr 2012. Fritze zeigte sich zu Beginn der Time-Out-Maßnahme eher skeptisch und
wirkte distanziert. Sein Ziel war es zunächst, den
vereinbarten Zeitraum von einem Monat vollständig
zu absolvieren. Seine Erwartungen und Ansprüche
gegenüber der Time-Out-Maßnahme waren überwiegend unrealistisch und verfolgten das Ziel eines
entspannten Urlaubes ohne größere eigene Anstrengungen.
Die Einhaltung der aufgestellten Regeln fiel Fritze
schwer. Er suchte immer wieder nach Lücken und
Möglichkeiten, Regeln für sich selbst zu interpretieren. Er betrachtete sich in diesem Zusammenhang
durchaus auf der selben Ebene wie Erwachsene. Klare Absprachen, Zuverlässigkeit im gemeinsamen Umgang und strukturierte Tagesabläufe ermöglichten es
ihm besser, mit dem Regelwerk umzugehen. Die Regeln erfüllten jedoch für Fritze einen weiteren Zweck.
Er benutzte diese sehr gezielt, um Abbrüche zu provozieren und seiner immer wieder auftretenden Verweigerungshaltung Nachdruck zu verleihen. Seine
Absicht war es, eine anschließende „Bestrafung“
zu erhalten, die wiederum als Rechtfertigung für
das eigene Verhalten diente. Das Ausbleiben einer
Strafe bei gleichzeitiger Akzeptanz seiner Person
führte in allen Fällen zu einer Aufgabe der Verweigerungshaltung und erbrachte die Möglichkeit, an
genau den für Fritze schwierigen Themen weiter zu
arbeiten. Dieses Verhalten erklärt sich zusätzlich aus
den sprachlichen Defiziten von Fritze, die es ihm erschwerten sich verbal in Konfliktsituationen zu äußern. Fritze fehlte häufig der Wortschatz, um seine
Standpunkte und Emotionen mitzuteilen. Es fiel ihm
22
1
Name von der Redaktion geändert
schwer, diese sprachlichen Defizite einzugestehen. Er
agierte über längere Zeiträume der Maßnahme sehr
unmotiviert. Seine eigenen Vorstellungen die TimeOut-Maßnahme inhaltlich zu gestalten, bezogen sich
zumeist auf den Wunsch nach Fernsehen oder die
Benutzung eines Computers. Dieses Verhalten veränderte sich mit zunehmender Dauer der Time-OutMaßnahme zumindest in Ansätzen. Fritze nahm an
einigen Aktivitäten deutlich lustvoller teil und lehnte
nicht mehr jegliche Form einer schulischen oder körperlichen Aktivität ab.
Die Schwerpunkte der Maßnahme bestanden in der
Einschätzung der weiteren Unterbringungsform und
der schulischen Möglichkeiten. Fritze sah für sich
selbst immer die Flex Fernschule als einzige Alternative zum Schulbesuch. Es fiel ihm dabei sehr schwer
die tatsächlichen Anforderungen einzuschätzen. Es
konnte mit ihm eine realistische Einschätzung dieser
Form des Lernens zu entwickeln. Ein Erfolg könnte
für ihn nur in Verbindung mit einer tragfähigen Beziehung zu einer Betreuungsperson entstehen. Aufgabe des Betreuers wird es sein, sich mit der immer
wieder auftretenden Verweigerungshaltung von
Fritze auseinanderzusetzen. Im Verlauf der Time-OutMaßnahme zeigte er, dass es ihm möglich ist, diese
Verweigerungshaltung aufzugeben. Es benötigt dazu
jedoch die Berücksichtigung seiner individuellen Probleme. Es ist Fritze aktuell nicht möglich, über einen
längeren Zeitraum konzentriert zu arbeiten und es
wird immer wieder notwendig sein, ihm kurzfristige
Erfolgserlebnisse zu verschaffen.
Präsenzbüro Berlin / Brandenburg
Heike Heberer, Michael Niemann
Präsenzbüro Thüringen
Stiftungstag 2012 in der Wasserburg
Am 7. Juli 2012 war es wieder soweit.
Der alljährliche Stiftungstag der Stiftung
Leuchtfeuer, Bereich Thüringen / SachsenAnhalt, fand diesmal in der altthüringer
Wasserburg Kapellendorf statt. Um circa
11 Uhr trafen sich die Mitarbeiter mit ihren
Kindern und Jugendlichen der stationären
Projekte, sowie die ambulanten Helfer mit
einigen ihrer Klienten. Trotz leichten Regens tollten die Kinder von Beginn an mit
Fußbällen und anderen Spielgeräten auf
dem weitläufigen Gelände der Wasserburg
herum. Durch viele fleißige Helfer wurden
alle knurrenden Bäuche bei deftiger Thüringer Bratwurst frisch vom Holzkohlegrill und
anderen Leckereien gestillt.
Einen der Höhepunkte stellte nach dem
Mittagessen die Burgführung durch Burgvoigtin Frau Petermann dar. Zunächst
erlebten die Kinder einen interessanten
Einblick in das mittelalterliche Burgleben,
während für die Betreuer Zeit zum regen
Austausch bei Kaffee und Kuchen bestand.
Nach der spannenden Führung durch nahezu jeden Winkel der weitläufigen Burganlage, ging es für die Kinder abenteuerlich
weiter: Zusammen mit der Koordinatorin
und weiteren Helfern wurde eine Schatzsuche durchgeführt, welche die Kinder
anhand einer Schatzkarte auf den nahegelegenen Sperlingsberg führte. Dieser stellte
einen der zentralen Orte der Schlacht von
Jena und Auerstedt aus dem Jahr 1806
dar und ist nur durch eine ausgesprochen
steile und circa einen Kilometer lange Straße zu erreichen. Oben angelangt war bei
nunmehr sonnigen und warmen Wetter
eine fantastische Aussicht zu genießen und
Zeit für eine kleine Verschnaufpause. Als
Belohnung für die ausdauernden Schatzsucher befand sich im Aussichtsturm auf
dem Berg eine große Truhe voll mit kleinen
Geschenken und Preisen für die fleißigen
Kinder. „Das coolste am ganzen Tag war
die Schatzsuche!“, sagte Lars, 9 Jahre,
abschließend. Unterdessen ging es für die
Betreuer in der Burg erlebnisreich weiter,
denn nun waren diese mit ihrer Führung
durch das große Areal an der Reihe.
Wieder in der Burg angekommen, konnten
alle Kinder beim gemeinsamen Essen von
selbstgebackenen und mitgebrachten Kuchen den Erwachsenen von ihren Erlebnissen erzählen und wieder zu Kräften kommen. Nach dieser kurzen Stärkung ging es
rasant weiter als der gesamte Burghof von
Fußbällen, Springseilen und Federballspielen in Beschlag genommen wurde.
„
E. Escherich,
Koordination
Das coolste
am ganzen Tag
war die Schatzsuche!
“
Lars (9 Jahre)
Gegen Abend verabschiedeten sich alle
und fuhren wieder nach Hause. Marvin,
9 Jahre, zum Abschied: „Es war ein super
affenstarker Nachmittag. Was machen wir
das nächste Mal? Was machen wir dieses
Jahr zu Weihnachten“.
Na Marvin mal sehen, da fällt uns bestimmt
auch was Tolles ein.
23
AUS DER ARBEIT DER PRÄSENZBÜROS
Präsenzbüro Nord
Das Präsenzbüro in Lübeck hat sich im Jahre 2013
um derzeit sechs Plätze in Sozialpädagogischen
Lebensgemeinschaften im Raum Dithmarschen in
Schleswig-Holstein erweitert und darüber hinaus
zwei neue Kolleginnen gewonnen.
Mirijam Braune optimiert mit einem großen Struktur- und Organisationstalent unsere Verwaltung im
Norden und ist an den Vormittagen der Woche telefonisch gut erreichbar.
Im pädagogischen Bereich verstärkt Frau Monja
Heinz seit Oktober 2012 als zweite Koordinatorin
das Präsenzbüro in Lübeck. Frau Heinz war zuvor in
verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe tätig. Unter anderem als Teamleitung ASD, als
Selbständige im Bereich Verfahrenspflegschaften
für Kinder und Jugendliche, Erziehungsbeistandschaften, Sozialpädagogischen Familienhilfen und
im stationären, individualpädagogischen Bereich.
Frau Heinz ist fast 41 Jahre alt, verheiratet und
Mutter einer sechsjährigen Tochter.
Unser kleines Büro ist voll von Ideen und Möglichkeiten.
24
Das favorisierte Anliegen für 2013 ist ein gesundes
organisches Wachstum und die inhaltliche Auseinandersetzung mit pädagogischen Themen, die uns
am Herzen liegen: So sind wir in der konzeptionellen Vorbereitung eines individualpädagogischen
Mutter-Kind-Angebotes mit allen Höhen und Tiefen,
die es hier zu erleben gibt. Wir sind von der schädigenden Wirkung sowohl prä- als auch postnataler
Bindungsabbrüche überzeugt und möchten diese
im Rahmen dieses Angebotes verhindern bzw. abschwächen, um traumatische Folgeschädigungen
zu vermeiden bzw. zu minimieren.
Darüber hinaus ist es gelungen, für einen unserer
betreuten Jugendlichen nach langer Fehldiagnostizierung eine FASD Diagnostik zu erhalten. Dieses
Krankheitsbild, das nach unserer Einschätzung in
den nächsten Jahren ein Schwerpunktthema in der
stationären Jugendhilfe sein wird, interessiert uns
pädagogisch besonders. Hier werden wir sicherlich
unser Angebot erweitern wollen und gezielt Fortbildungsangebote und Netzwerkpartner suchen.
Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, die neue
gewonnene Mitarbeit im Arbeitskreis des PACKhauses, einer ambulanten therapeutischen Einrichtung
für sexuelle jugendliche Straftäter in Kiel.
10 Jahre Stiftung Leuchtfeuer
Unser Leuchtfeiertag zum 10 jährigen Jubiläum
Sonne, Samba, Spiele, Super Stimmung
Es war sehr heiß am 18. August 2012, einem Samstag, an dem die Sonne vom wolkenlos blauen Himmel mit den Gesichtern der etwa 250 Gäste um die
Wette zu strahlen schien, die sich ab dem frühen
Nachmittag nach und nach im Zirkus-und Artistikzentrum Köln, kurz ZAK genannt, einfanden, um
auf dem nostalgisch gestalteten Zirkusgelände ein
buntes Straßenfest zu feiern.
Anlass für die Feierlichkeit war der zehnte Geburtstag der Stiftung Leuchtfeuer, zu dem der Stifter Peer
Helge Salström-Leyh eingeladen hatte. Unter dem
Motto: „10 Jahre Stiftung Leuchtfeuer – rund 20
Jahre Orientierung für Menschen in stürmischen
Zeiten“, waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sowie Klientinnen und Klienten – darunter auch
Ehemalige – Freundinnen und Freunde sowie Förderinnen und Förderer der Stiftung mit Kind und
Kegel eingeladen.
Zum Auftakt der Veranstaltung lockten die mitreißenden Rhythmen der Samba-Gruppe Pimenta
Malagueta die Gäste erst einmal wieder von den
Bänken, auf denen sie sich gerade niedergelassen
hatten, um bei den mörderischen Temperaturen im
Schatten ein wenig auszuruhen.
In einer Art Prozession ging es quer über das Gelände, um zu erfahren, wo die Musik spielt und
Angebote zum Spielen, Bewegen und Mitmachen
lockten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ZAK
und der Stiftung Leuchtfeuer hatten sich einiges
einfallen lassen, um bei großen und kleinen Gästen
keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Gern ließen sich die Erwachsenen nach dem Schlendern durch den Park im Schatten bei den Zirkuswagen nieder, um Getränke, Berliner, Leuchtturmkuchen und später auch Gegrilltes zu verzehren.
Etwas entfernt vom übrigen Getümmel gingen
kleine Piraten auf Schatzsuche. Mit bunten Plastikschaufeln gruben sie im Sand um die Wette und
fanden Gold.
Auch an die Kleinsten hatte man gedacht. Sie durften an einer eigens für sie eingerichteten Station in
Bällebädern schwimmen oder gleich nebenan verträumt ein paar Runden im Kettenkarussel drehen.
An einem Tisch im Schatten fanden Kinder und
Jugendliche im Verlauf des Nachmittags immer
jemanden, der Lust hatte, mit ihnen ein Gesellschaftsspiel auszuprobieren. Oder sie griffen dort
zu bunten Stiften, um ein Mandala auszumalen.
Gern ließen sich die Gäste auf den im Schatten liegenden Rasenflächen nieder, um sich auszuruhen
oder zu plaudern. Einzeln oder in bunten Grüppchen zusammen sitzend, schaute man mit etwas
Abstand aus leicht erhöhter Position auf das sommerlich bunte Treiben im Parkgelände.
25
„
…Wir müssen die Fähigkeit behalten,
die Menschen nicht nach ihrem Schein
zu beurteilen, sondern nach ihrem Sein!
Heinz Joachim Weber
“
Auf der Wiese im blauen Zelt übten Kinder und
Jugendliche währenddessen Balancieren und Jonglieren und führten das Ergebnis nach dem Workshop begeistert dem Publikum vor. Später lockte
die Darbietung temperamentvoller Tänze zu HippHopp-Musik noch einmal ins kleine Zelt. Chorweiler
Mädels hatten dafür ausdauernd geprobt und die
letzte Ferienwoche genutzt,, um alle Tanzschritte
wieder aufzufrischen und den Auftritt vorzubereiten.
Die Augen der Kinder leuchteten, wenn sie nach
Ausflügen ins Gelände und zu den Aktionen mit Zuckerwatte und Popcorn zu ihren Eltern zurück kehrten, um schnell einen Schluck Wasser zu trinken, ein
Stück Kuchen zu stibitzen oder ein gegrilltes Würstchen zu naschen.
Ohne Wasser ging an diesem Nachmittag gar
nichts. So hatten die Mitarbeiter am Getränkestand
auch alle Hände voll zu tun und benötigten schon
nach kurzer Zeit tatkräftige Unterstützung, um den
Durst der Gäste zu stillen und dafür zu sorgen, dass
der Nachschub an gekühlten Flaschenkästen nicht
ausblieb.
Da halfen auch gern schon mal die Gäste aus. Dazu
versorgten „Boten“ die im Gelände verteilten Helfer mit Flüssigkeit, denn die sorgten dafür, dass alle
Angebote reibungslos stattfinden konnten.
Eine besondere Attraktion war der Graffiti-Workshop der Kölner Gruppe Good Lack: Kleine und
große Künstler streiften sich trotz der WüstenTemperaturen einen Plastikschutz über, griffen zu
Spraydosen und nutzten die Chance, das eigene
Talent an den vorbereiteten Leinwänden auszuprobieren. Die Ergebnisse sind bemerkenswert und
werden als Motive für den nächsten „Leuchtturmkalender“ dienen.
Zum roten Highlight des Tages zählte das dreirädrige „Caffe Mobile“ im Hofbereich, das eigens zu
diesem Zweck engagiert, die Besucher mit KaffeeSpezialitäten erfreute. Trotz der hohen Temperaturen wurde das belebende Heißgetränk gerne ange26
nommen und die dazugehörigen Stehtischen zum
Plaudern genutzt.
Hier fiel es leicht, sich in den Süden zu träumen und
inmitten des allgemeinen Kommen und Gehens
Abstand, Genuss und einen Moment himmlischer
Zeitlosigkeit zu erleben.
Respekt verdient auch das gut gelaunte Grillpersonal, das buchstäblich im Schweiße des Angesichtes
bis in den späten Abend hinein dafür sorgte, dass
Würstchen Geflügel und andere Grillköstlichkeiten
rechtzeitig verzehrfertig wurden.
Und nicht zu vergessen, das gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der prallen
Sonne schon am Mittag vor Ort waren, um alles
rechtzeitig aufzubauen und vorzubereiten, die dafür sorgten, dass sich das Kettenkarussel drehte,
die mit den Kids Fußball spielten oder zum Ausprobieren der Geschicklichkeit auf dem BewegungsParcours einluden.
Eine Hüpfburg mit Leuchtturm, auf der die Kids barfuß bis in den Himmel springen konnten, durfte anlässlich dieses besonderen Geburtstages natürlich
nicht fehlen.
Weit leuchteten die Farben des Turms über das
gesamte Gelände, ein sehr einleuchtendes Symbol
auch für das Wirken der Stiftung Leuchtfeuer in
den letzten zehn Jahren. Das Hüpfparadies wurde
ebenso eifrig genutzt, wie der Schminkstand, wo
sich Kinder und Jugendliche fantasievolle Masken
malen oder perfekt auf „Dame“ schminken lassen
konnten.
Die Gäste von nah und fern kamen leicht miteinander ins Gespräch, erinnerte sich, lachten oder
genossen einfach die heitere Gelassenheit, die an
diesem Tag über dem ganzen Fest schwebte und ein
friedliches Feiern miteinander gelingen ließ.
Höhepunkt des Nachmittagsprogrammes war der
Auftritt der Kölner Gruppe „Kasalla“ um 18 Uhr,
mit der auch das Straßenfest endete und der alle
Besucher ins große Zelt zur Bühne lockte, wo kräftig
mitgeklatscht, geschunkelt und abgerockt wurde.
Nach kurzer Umbauphase ging das Fest bis in den
späten Abend weiter.
Zur Abendgala im und um das große Zirkuszelt
waren Jugendamtsmitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Freundinnen und Freunde, Fördererinnen und
Förderer, das Kuratorium der Stiftung Leuchtfeuer
und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit ihren
Partnerinnen und Partnern eingeladen.
Beim Sektempfang im großen Festzelt konnten die
Gäste die Ergebnisse des am Nachmittag stattgefundenen Graffiti-Workshops bewundern und die
gutbestückte Fotowand im Eingangsbereich betrachten, die eine bunte Mischung von Aufnahmen
aus der zehnjährigen Stiftungsgeschichte zeigte.
Für den offiziellen Part nahmen im Zelt die Gäste an
den eingedeckten Tischen mit wunderschönen Blumengebinden Platz, um den Reden zu lauschen, die
von Sebastian Körber (Rheinflanke) angekündigt
wurden, der das gesamte Abendprogramm moderierte.
Der Stifter Peer Helge Salström-Leyh fasste in einer
launigen kurzen Rede„…ich bin kein Freund langer
Reden…“ die Entwicklung, den augenblicklichen
Stand, mögliche und sich anbahnende Perspektiven
der Stiftung Leuchtfeuer zusammen und übergab
dann den „Redestab“ an seinen Geschäftspartner
Morten Hauge aus der neuesten Niederlassung
Norwegen.
WDR-Direktor Heinz Joachim Weber würdigte
als Kuratoriumsvorstandsmitglied in einem bemerkenswerten Grußwort die Arbeit der Stiftung
Leuchtfeuer. Zum Schluss wünschte er „der Stiftung
Leuchtfeuer und allen Menschen, die sie speisen,
dass die Kraft für das Gute in ihrem Herzen nicht
erlischt. Dass wir die Fähigkeit behalten, die Menschen nicht nach ihrem Schein zu beurteilen, sondern nach ihrem Sein.“
Zum Schluss des formellen Teils interviewte Sebastian Körber die 22-jährige Virginia, die in der
Vergangenheit sechs Jahre in einem stationären
Projekt gelebt hatte. Es fiel Virginia nicht leicht,
auf der Bühne zu stehen und vor so vielen fremden
Menschen zu sprechen. Sie hatte Mut. Als dann ihre
ehemalige Betreuerin auf die Bühne gebeten wurde
und beide Frauen sich umarmten, konnte die Gäste erleben, dass Mimik und Gestik manchmal eine
deutlichere Sprache sprechen als Worte es können.
Dann endlich war es so weit: Draußen wurde das
Grillbuffet eröffnet. Bei den inzwischen etwas erträglicheren Temperaturen kam auch der Appetit
zurück, und die Gäste genossen die kulinarischen
Leckereien.
Da war es leicht, ins Plaudern zu kommen, Menschen zu treffen, die man unter normalen Bedingungen nie kennen gelernt hätte, Kollegen zu begrüßen, die man lange nicht gesehen hatte, von
Tisch zu Tisch zu gehen, interessante Themen, Humor und die Leichtigkeit des Seins zu erleben und
sich darüber zu freuen, wie rund und gelungen der
Leuchtfeiertag doch seinen Lauf genommen hat.
Noch einmal kündigte Sebastian Körber die HippHopp-Girls an und schließlich zwei Mitarbeiter, die
schon seit den Anfängen der Stiftung dabei sind
– Maria Suchomsky und Jürgen Hardebusch – erzählten von ihrem speziellen Blick auf zehn Jahre
Leuchtfeuer.
Eine Überraschung für den Stifter war der Beitrag
von Norbert Scheiwe, Leiter des Christophorus Jugendwerkes in Oberrimsingen und Thomas Heckner, Leiter der Flex-Fernschule, der die langjährige
Zusammenarbeit würdigte und als Geschenk ein
eigens hierfür gestaltetes Banner überreichte.
Die Band Back To Life untermalte den gesamten Abend
musikalisch mit bekannten internationalen Hits.
Gegen 22 Uhr wurde ein Lagerfeuer entzündet, und
die Band wechselte nachbarschaftsfreundlich zu
akustischen Instrumenten und animierte die ausdauernden Gäste mit kölschen Liedern, bekannten
Schlagern und Popsongs dazu, sich einzustimmen
und mitzusingen.
Ein stimmungsvoller Ausklang eines langen, erlebnisreichen Tages.
Angelika Röhrig
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KURATORIUM
Kuratoriumsvorstand erweitert
Gleich drei neue Kuratoriumsmitglieder konnte
der Stifter Peer Salström-Leyh zu Beginn der achten Kuratoriumssitzung am 8. September 2012 im
Maritim-Hotel in Königswinter begrüßen:
Sabiene Döpfner, Geschäftsführerin bei Social Design, Gießen, Georg Fischmann, Frankfurt und Christine Ringgeler-Al-Shebib, Prokuristin beim Marburger Bund, Berlin. Alle sind der Stiftung Leuchtfeuer
auf verschiedene Weise seit längerem verbunden
und betonten ihre Bereitschaft zu einem verstärkten Engagement.
Das Hauptreferat hatte Stefan Heinitz, Fachreferent bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutzzentren, unter das Motto gestellt: Kinder
schützen – Familien fördern – Das Unerwartete
managen. Stefan Heinitz gelang es, die Komplexität
der Problematik Kinderschutz anschaulich darzustellen. Sein vielbeachtetes Referat wurde lebhaft
diskutiert.
Der Bericht des Kuratoriumsvorstands bezog sich
hauptsächlich auf den Beitrag zum „Leuchtfeiertag“, unter diesem Motto wurde das zehnjährige
Jubiläum der Stiftung Leuchtfeuer begangen. Viele
der anwesenden Kuratoriumsmitglieder waren am
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18. August in Köln zugegen und bestätigten den gelungenen Verlauf der Veranstaltung.
Aus der Arbeit der Stiftung Leuchtfeuer berichteten
Christine Korn und Tanja Kunert. Die beiden Koordinatorinnen informierten über ihr Angebot Betreutes
Wohnen, ein noch relativ junges und äußerst erfolgreiches Praxisfeld der Stiftung Leuchtfeuer, die sich
vor allem in der Betreuung von psychisch erkrankten Eltern in Köln bereits einen Namen als kompetenten Träger gemacht hat.
Satzungsgemäß musste nach fünfjähriger Amtszeit
ein neuer Vorstand gewählt werden, der aus drei
bis fünf Personen besteht. Die bisherigen Vorstände, Thomas Heckner, Heinz-Joachim Weber und Elke
Weiß, wurden in ihrem Amt bestätigt. Neu in den
Vorstand wurden Gerd-Ulrich Franz, bis zu seiner
vor kurzem erfolgten Pensionierung Schulleiter
der integrierten Gesamtschule Wiesbaden und Dr.
K. Jan Schiffer, Rechtsanwalt in Bonn, gewählt. An
dieser Stelle ein herzliches Willkommen den neuen
Vorständen und allen ein gutes Gelingen bei der
Umsetzung der Ideen, wie das Kuratorium die Arbeit der Stiftung Leuchtfeuer auch weiterhin unterstützen kann!
Zweiter Anna-Warburg-Preis verliehen
08. Juni 2012: Verleihung des zweiten
Anna-Warburg-Preises in musikalischem
Rahmen in der Anna-Warburg-Schule in
Hamburg.
Der von der Stiftung Leuchtfeuer gestiftete Anna-Warburg-Preis in Höhe von 1.000
Euro für eine besondere Schülerleistung,
eine Arbeit, die sich mit Individualpädagogik auseinandersetzt, wurde in diesem
Jahr zum zweiten Mal an unserer Schule
verliehen.
Die Verleihung des Preises ist an der AnnaWarburg-Schule in Hamburg, einer beruflichen Schule für Sozialpädagogik, schon zu
einem Teil der Schulkultur geworden. Denn
auch in diesem Jahr bildete ein buntes Musikprogramm, das Schülerinnen und Schüler unserer Schule und Kinder aus unserer
Kita geboten haben, den feierlichen Rahmen für die Bekanntgabe des Preisträgers
bzw. der Preisträgerin. Natürlich wurde diese bis zum Schluss geheim gehalten.
In jedem Schuljahr wird ein Thema für
den Anna-Warburg-Preis herausgegeben.
Das Thema für das letzte Schuljahr hieß:
Inklusion. Wichtigstes Kriterium für die
Arbeit war, sich mit dem aktuell vielzitierten Inklusionsgedanken theoretisch und
praktisch auseinanderzusetzen oder sogar
eigenständig entwickelte Inklusionsansätze auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen.
Die Jury, die aus einem Vertreter der Stif-
tung Leuchtfeuer (Ingo Rühlke) und aus
Schülerinnen und Schülern, sowie Lehrerinnen und Lehrern der Schule besteht,
stand in diesem Jahr vor der schwierigen
Aufgabe, aus einem knappen Dutzend der
eingereichten Arbeiten einen ersten Platz
bestimmen zu müssen.
Es war dann aber doch eindeutig, dass
Sonja Borowski mit ihrem differenzierten
und einfühlsamen Bericht über die Arbeit
des Kreisschülerrates Sonderschulen den
Preis verdient hatte. In ihrer Arbeit, die
über 200 Seiten umfasst, berichtet sie, die
gerade die Fachhochschulreife an unserer
Schule erreicht hat, von ihren eigenen Erfahrungen in einer Sonderschule und von
ihrer engagierten Arbeit in dem Gremium
Kreisschülerrat. Ihr Bericht setzt sich kritisch mit dem Inklusionsgedanken und vor
allem mit den notwendigen Bedingungen
für eine erfolgreiche Umsetzung der Inklusion auseinander.
Zur Verleihung des Preises war eigens der
Stifter Peer-Helge Salström-Leyh angereist. Er konnte der sichtlich gerührten und
glücklichen Sonja Borowski am 8. Juni den
Preis persönlich überreichen.
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PRESSESPIEGEL
Pressespiegel
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Stiftung Leuchtfeuer
Riehler Straße 6
50668 Köln
Telefon:02 21–9 23 39 93
Fax: 02 21–9 23 32 79
[email protected]
www.stiftung-leuchtfeuer.de
Gemeinsam
Ziele erreichen
EINEM KOFFER ENTWACHSEN
ANKOMMEN IN ESTLAND
Es ist kalt in Estland im Oktober 2012. Franz (Name geändert) steht nur in T-Shirt und
kurzer Hose vor dem in einem 50-Einwohner Dörfchen gelegenen Haus. Es liegt etwa
eine Autofahrstunde von Tallinn entfernt in südliche Richtung nach Raikküla Vald. Hier
wohnt Franz seit über eineinhalb Jahren und wird von der pädagogisch ausgebildeten
Estnin Milvi Löhmus betreut.
Der über einen Meter achtzig große und kräftige junge Mann aus Deutschland wird in
Kürze 17 Jahre alt. Er ist bereits seit gestern aufgeregt, da mein für ihn wichtiger
Besuch ansteht. Ich habe ihn in die Familie vermittelt. Er ist einer der Jugendlichen,
die die Stiftung Leuchtfeuer aus Deutschland nach Estland entsendet hat. Es gehört
zu meinen regelmäßigen Aufgaben als Kölner Koordinator von stationären
Auslandsmaßnahmen im Ausland, die Jugendlichen gemeinsam mit meiner Kollegin
Elisa Tersteegen zu besuchen. Die Diplom Psychologin arbeitet für unseren
estnischen Partner Tuletorn und koordiniert unsere Jugendlichen von Tallinn aus.
Franz begrüßt uns wie häufig sehr freundlich.
Er hat in den letzten 18 Monaten in Estland einige Fortschritte bewältigt. Als wir ihn in
die Betreuung in Estland aufnahmen, hatte er bereits 20 Maßnahmen
beziehungsweise Einrichtungen hinter sich und ebenso viele Beziehungsabbrüche.
Der Jugendliche musste gehen, weil er mit seinem aggressiven gewalttätigen
Verhalten nicht mehr tragbar war. Dies führte dazu, dass er über Jahre
Psychopharmaka einnahm, um ruhiger und „führbar“ zu sein. Franz Probleme
beruhen ursprünglich darauf, dass er eine Hirnschädigung bei der Geburt erlitten hat.
Seine Eltern kamen mit ihm nicht zurecht. Da sein individueller Bedarf sehr schwer
einschätzbar war, begann seine Odyssee durch die Jugendhilfeeinrichtungen.
Jetzt erlebt Franz erstmalig so etwas wie ein zu Hause, in dem er bleiben kann. Die
zurückliegenden Monate waren für die Betreuerin Milvi Löhmus nicht einfach.
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Zwischenzeitlich hatte Franz ein Tief. Er hatte an Suizid gedacht, als ihm seine
Grenzen aufgezeigt und von ihm das Einhalten von Regeln verlangt wurde. Auch
hatte er Milvi Löhmus körperlich bedroht.
Heute ist er von dieser Stimmungslage weit entfernt. Er nimmt auf eigenen Wunsch
seit über einem Jahr keine Psychopharmaka mehr. Jetzt ist es ihm möglich, in einem
durchschnittlichen Maß zu schlafen. Auch lernen ist wieder möglich geworden. Die
Materialien der Flex-Fernschule erarbeitet er sich erfolgreich, und er kann
vorrausichtlich 2014 den Schulabschluss erreichen. Diskussionen über Aufgaben gibt
es zwar immer noch, da Franz weiterhin gerne selbst bestimmen will. Aber die
Konflikte münden nicht in maßloser Eskalation. Franz hat gelernt, sich zu
beherrschen.
Trotz der positiven Entwicklung ist seine Individualbetreuung weiterhin eine schwierige
und anstrengende Aufgabe. Er ist immer noch sehr unruhig, spricht sehr laut und will
immer das letzte Wort haben. Er braucht Freiraum, um sich zurückziehen zu können,
damit Konflikte nicht eskalieren, sucht aber dennoch ständig Nähe und
Aufmerksamkeit der Betreuerin.
In dem Gespräch, das ich mit Franz im Beisein seiner Betreuerin führe, kann er über
eine Stunde sitzenbleiben, zuhören und ausredenlassen, auch wenn Dinge gesagt
werden, die ihm nicht gefallen.
Dann muss er mir unbedingt noch sein Zimmer zeigen. Er hat es umgestaltet. Das
Bett steht an einem neuen Platz, die Wände hat er mit Postern von Fußballspielern
und Emblemen seines Lieblingsvereins Real Madrid dekoriert. Holz liegt sauber
gestapelt in großer Menge für den Winter zum Heizen bereit. Dass Franz aus eigenem
Antrieb so viel Holz zum Heizen bereit gelegt hat, deuten wir so, dass er bleiben will.
Und dann ist da noch sein Koffer. Den hatte er schon wieder gepackt, kurz nachdem
er in die Betreuung kam. Er will nicht gehen. Aber gehen zu müssen, das hat er oft
genug erlebt. Darauf will er vorbereitet sein.
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Gemeinsam mit Elisa Tersteegen überrede ich Franz dazu, uns den Inhalt des Koffers
zu zeigen. Franz hat seinen Koffer gut gepackt. Fein gefaltet liegen dort für die
mögliche plötzliche Rückreise seit über einem Jahr die liebsten Kleidungsstücke. Als
wir über den Inhalt des Koffers sprechen, stellt sich ein „Haken“ heraus. Er hat an fast
alles gedacht, nur nicht, dass er immer noch wächst. Wir können ihn davon
überzeugen, dass es doch schade wäre, ausgerechnet aus seinen liebsten
Kleidungsstücken herauszuwachsen, ohne sie je getragen zu haben.
Das kann Franz nachvollziehen. Er packt den Koffer bis auf wenige Einzelteile aus.
Nach über eineinhalb Jahren kommt Franz damit wieder ein Stück in der
Betreuungsstelle an. Er hat die innere Sicherheit gefunden, nicht mehr auf dem
Sprung zu sein, doch wieder weg zu müssen.
Ich fahre vom Betreuungsstandort mit der Gewissheit fort, dass Franz auf einem guten
Weg ist.
Jürgen Hardebusch
Koordinator für stationäre Auslandsmaßnahmen
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