BQF-Modellprojekt “Auf Kurs”

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BQF-Modellprojekt “Auf Kurs”
„Null Bock auf Schule?“
Schulmüdigkeit und Schulverweigerung
aus Sicht der Wissenschaft und Praxis
Netzwerkworkshop am 5. April 2016 in Soest
Dr. Cortina Gentner
Ablauf
10.00 Uhr Beginn des Workshops
• (wirklich) kurze Vorstellungsrunde
• Begrifflichkeit(en)
• Symptome & Anzeichen
• Ursachen & Bedingungen, inkl. Wirkungsräume nach Thimm
(Fachbeispiel Sandra)
12.45 – 13.30 Mittagspause
• Was wissen wir über Schulverweigerung? Erkenntnisse aus
der Wissenschaft
• Reaktionen & Strategien/ bewährte und praktikable
Arbeitsansätze
16.00 Uhr Ende des Workshops
„Null Bock auf Schule?“ Schulmüdigkeit und Schulverweigerung aus Sicht der Wissenschaft und Praxis.
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Schulverweigerung: Zahlen (1)
• für Deutschland keine repräsentativen Untersuchungen zum
Umfang von Schulverweigerung
• Zahlen zur An- und Abwesenheit von Schülern werden nicht
systematisch erfasst und ausgewertet
• Auswertungen gibt es allenfalls auf der Ebene einzelner Schulen,
nicht jedoch auf Schulamtsebene oder gar Länderebene
• in der Schule meist nur unterschieden wird zwischen
entschuldigtem (mündliche oder schriftliche Mitteilung der
Eltern/ Erziehungs-berechtigten oder ärztliches Attest) und
unentschuldigtem Fehlen
• Untersuchungsergebnisse zum Umfang von Schulverweigerung, die
sich auf Klassenbucheintragungen stützen, sind deshalb nicht
valide (Kaiser 1983, S. 9)
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Schulverweigerung: Zahlen (2)
• quantitative Umfang von Schulverweigerung ist für Deutschland
nur schwer zu bestimmen
• ca. 10 bis 15 % pro Klasse sind als schulmüde einzustufen (DJI;
Reißig 2001); Schätzung des Deutschen Lehrerverbandes (2016):
bundesweit 200.000 Schulschwänzer täglich; 60.000 SuS in NRW
unregelmäßig zur Schule (DIE WELT, 2013)
• existieren einige empirische Untersuchungen: beispielsweise im
Saarland (1971/72 & 1973/74); in Mecklenburg-Vorpommern 1999; in
Brandenburg (1995/ 1996); in Hessen (1995); Studie des Deutschen
Jugendinstituts (1998 – 2001); Studie des Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsen (1999/ 2000); Niedersachsen (2003/04)
• Statistiken sind aufgrund des unterschiedlichen bzw. nicht
definierten Verständnisses von Schulverweigerung meist nicht
vergleichbar
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Schulschwänzen?
Schulverweigerung?
Schulmüdigkeit?
Schulversäumnisse?
unregelmäßiges Schulbesuchsverhalten
Schuldistanzierung?
Schul- bzw. Unterrichtsflucht?
Schulvermeidung
Schulabsentismus?
Schulpflichtverletzungen?
Schulverdrossenheit?
Schulangst?
Schulaversion?
Schulphobie?
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… eine erste Annäherung…
Mit welchen Begrifflichkeiten arbeiten Sie?
Wie nennen Sie dieses Phänomen?
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Oberbegriffe für die Abwesenheit
von Schule bzw. Unterricht
• Absentismus (Ricking 1997; Neukäter/ Ricking 1997 sowie 1999)
•
Schulversäumnisse (Kaiser 1983; Müller 1991; Ehmann/ Rademacker
2003)
•
unregelmäßiges Schulbesuchsverhalten (Klauer 1963; Hildeschmidt
u.a. 1979)
•
Schulaversion (Wachtel/ Wittrock 1999; Schulze 1999;
Schulze/ Wittrock 2001)
•
Schulverweigerung (Theißen 1977; Thimm 1994, 1998 sowie 2000;
Warzecha 1997; Schreiber-Kittl/ Schröpfer 2000 sowie 2002)
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Schulverweigerung: Begrifflichkeiten
… weitere Begriffe: Schulverdrossenheit, Schulmüdigkeit, Schulangst,
Schulphobie, dissoziales Schwänzen...
• jeder der Begriffe hat einen anderen Bedeutungsinhalt und verweist
auf mögliche Erklärungen für das Fernbleiben vom Unterricht/ von
Schule
• gemeinsam: Begriffe bezeichnen Kinder und Jugendliche, die sich (in
unterschiedlichem Ausmaß und auf unterschiedliche Weise) dem
Unterricht bzw. der Schule entziehen
• es gibt keine eindeutige und konsensfähige Definition von
„Schulverweigerung“
• Ermessensspielraum, wann und von wem ein Fernbleiben des Schülers/
der Schülerin vom Unterricht als Schwänzen oder Verweigerung definiert
wird, wird in der Praxis von Lehrerinnen und Lehrern und Schulleitungen
unterschiedlich ausgefüllt
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Vorschlag für einen Arbeitsbegriff
Klassifikation nach Schreiber-Kittl/ Schröpfer (2000, 2002)
Passive Schulverweigerung
•Passivität und Desinteresse im Unterricht: physisch
anwesend, aber sich geistig den schulischen Anforderungen
entziehend
•verdecktes Fernbleiben vom Unterricht
Schulverweigerung
Aktive Schulverweigerung
• aggressives und/ oder destruktives Verhalten gegenüber
Mitschüler/innen und/ oder Lehrkräften
• stundenweises, tageweises bzw. längerfristiges
Fernbleiben von der Schule
• stundenweises Fehlen (Eckstunden), Später-Kommen und
Früher-Gehen als reguläre Bewältigungsstrategie
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… eine weitere Annäherung…
Was gehört alles dazu?
Wann fängt „es“ an?
Welche Anzeichen/ Symptome gibt es?
Gibt es ein „Verursacher“prinzip?
Welche Ursachen gibt es?
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Arbeit in nachbarschaftlichen
Murmelgruppen
Was gehört alles dazu?
Wann fängt „es“ an?
Welche Anzeichen/ Symptome gibt es?
Gibt es ein „Verursacher“prinzip?
Welche Ursachen gibt es?
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Schulverweigerung: Ursachen (1)
• Ursachen sind meist vielfältig
• selten lassen sich Verweigerungstendenzen auf einen
einzelnen Aspekt biographischer, familiärer, schulischer oder
gesellschaftlicher Art reduzieren
• viele Ursachen werden im Zeitverlauf zu Folgen und
umgekehrt; kein linear kausaler Zusammenhang
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Schulverweigerung: Ursachen (2)
• Schulverweigerung beruht auf einem (längeren) Prozess, einer
komplexen Wechselwirkung psychosozialer Risiko- und
Selbstschutzbedingungen sowie Prozesse der Selbstverstärkung
und Eigendynamik
• das komplizierte, multifaktorielle Bedingungsgefüge von
Schulverweigerung erfordert es:
– a) individuell auf Schulverweigerung zu reagieren,
– b) Begründungszusammenhänge für Schulverweigerung kritisch
zu hinterfragen und
– c) institutionelle Gegebenheiten langfristig zu verändern
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Fallbeispiel Sandra
Aus:
Gentner, C.: Produktionsschulen – ein Angebot für Schulverweigerer? Aus einem
Modellprojekt des BuntStift Kassel e.V. In: Bojanowski, A./ Ratschinski, G./
Straßer, P. (Hg): Diesseits vom Abseits. Studien zur beruflichen
Benachteiligtenförderung. Bielefeld 2005, S. 151 – 174.)
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Wirkungsraum Schule
- Konflikte mit
Mitschüler/innen
- pädagogische Maßnahmen
nicht erfolgreich
- inkonsequenter Umgang
mit Schulversäumnissen
- wenig konstruktive LehrerSchüler-Beziehung
Wirkungsraum
Gleichaltrige
- niedriger Rangstatus
- Hänseleien wg.
Gewicht
- Außenseiter-Position
Wirkungsraum
Person
- geringes
Selbstwertgefühl
- fehlende
Bewältigungsstrategien
- „Perfektionierung“ des
schulverweigernden
Verhaltens
Sandra
Wirkungsraum
soziale Benachteiligung
- sozialer Brennpunkt,
Verdichtungsgebiet
- beengte Wohnverhältnisse
- geringes
Familieneinkommen
Wirkungsraum Familie
- fehlende mütterliche
Schulakzeptanz
- Bagatellisierung; keine
Elternkontrolle
- Desinteresse des Vaters
(Wirkungsräume nach Thimm 1998 und 2000)
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Wahrnehmung und Sensibilisierung…
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Mittagspause
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Ablauf
10.00 Uhr Beginn des Workshops
• (wirklich) kurze Vorstellungsrunde
• Begrifflichkeit(en)
• Symptome & Anzeichen
• Ursachen & Bedingungen, inkl. Wirkungsräume nach Thimm
(Fachbeispiel Sandra)
12.45 – 13.30 Mittagspause
• Was wissen wir über Schulverweigerung? Erkenntnisse aus
der Wissenschaft
• Reaktionen & Strategien/ bewährte und praktikable
Arbeitsansätze
16.00 Uhr Ende des Workshops
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Was wissen wir über Schulverweigerung?
Es gibt es einen statistisch signifikanten negativen Zusammenhang
zwischen dem Umfang schulverweigernden Verhaltens und den
Schulleistungen.
(Coleman,J.; Hoffer,Th.; Kilgore, S. (1982): High School Achievement, New York:
Basic Books)
Was ist die Ursache, was die Wirkung?
Wird Schule gemieden, weil mangels Leistung die Schulerfolge und die
damit verbundene Anerkennung ausbleiben?
oder
Sind die ausbleibenden Leistungen Folge der gehäuften
Schulversäumnisse?
Was wissen wir über Schulverweigerung?
Der Anteil von Jugendlichen mit häufigen Schulversäumnissen
(Fernbleiben von > 5 Tagen im Halbjahr) ist höher,
•wenn die Familien von Arbeitslosigkeit betroffen sind oder
Sozialhilfe empfangen.
•wenn die Jugendlichen nicht mit beiden Elternteilen zus. leben.
•bei Inkonsistenz des elterlichen Erziehungsverhaltens.
•wenn die Jugendlichen Gewalt in der Familie erleben (sowohl als
Opfer wie auch beobachtete Partnergewalt).
[Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN): 1999/ 2000;
vgl. Wilmers, N.; Greve, W.: Schwänzen als Problem. Report Psychologie, 7/2002,
S.404-413]
Schulverweigerung und Risikogruppen
• Jugendliche aus sozial schwachen Familien
• Jugendliche aus Zuwandererfamilien
• vom Schulbesuch zurückgestellte Kinder
• Klassenwiederholer/innen
• Schüler/innen, die von einer höheren Schulform in eine
niedrigere abgestiegen sind
• Schüler/innen bestimmter Schulformen
(vgl. Gentner 2005, S. 155 – 157)
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Was wissen wir über Schulverweigerung?
Zusammenhänge zwischen Schulversäumnissen und Kriminalität
sind vielfach belegt.
ABER: Keine Beziehung von Ursache und Wirkung.
Die Frage lautet eher:
Welches sind die gemeinsamen Ursachen für Schulverweigerung und
andere Formen devianten Verhaltens?
Was bleibt:
Schulverweigerung ist ein Risikomarker für strafbares Handeln
gegenwärtig oder auch künftig.
Was wissen wir über Schulverweigerung?
Gehäuftes Fernbleiben vom Unterricht/ von der Schule hat
nachhaltige Folgen im Lebensverlauf (Geburtskohorten 19071984).
Ehemalige Schulverweiger/innen sind häufiger:
…
beteiligt an Schwarzfahren, Kaufhausdiebstählen, Konsum
von Haschisch, Marihuana und anderen Drogen
…
Lage
in einer schlechten oder sehr schlechten wirtschaftlichen
…
ledig oder geschieden, etwas seltener verheiratet
Ihre Arbeitslosigkeit liegt aber erst in den jüngsten Kohorten
deutlich über der der Nichtschwänzer.
(vgl. Wagner & Dunkake 2010)
Schulverweigerung und ihre Folgen
• Brüche sowie Instabilitäten im schulbiographischen Verlauf;
nicht selten Schulabbruch
• 2010: 6,5 Prozent aller Hauptschulabgänger/innen
(= ca. 53.041 Jugendliche) verlassen die allgemeinbildende
Schule ohne Hauptschulabschluss (Bildungsbericht 2012)
• für Abgänger/innen ohne Abschluss: verminderte
Zugangschancen zum Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt
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Schulverweigerung und ihre Folgen
„In einer Gesellschaft, in der Arbeit immer noch ein
entscheidendes Merkmal für den sozialen Status ist,
haben Schulabbrecher unsichere bzw. schlechte
Ausbildungs- und Beschäftigungsperspektiven;
eine (einigermaßen regelmäßige) Teilnahme am
Erwerbsleben ist aber wiederum Voraussetzung und
Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe“
(Schreiber-Kittl 2001, S. 8)
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Was wissen wir über Schulverweigerung?
Die Schule hat Einfluss!
• Eine hohe Kontrolldichte durch Lehrer/innen korreliert mit
geringeren Schulversäumnissen insgesamt und auch einem
niedrigeren Anteil der Mehrfachschwänzer (> 5Tage im Halbjahr).
(KFN FB Nr.107)
und
Schule macht sich durch Kontrolle nicht notwendig unbeliebt!
• Eine hohe Kontrolldichte durch Lehrkräfte geht mit einer hohen
Schulattraktivität einher. (vgl. Wilmers & Greve, 2002, S.409)
Kontrolle von Schulversäumnissen und ein positives Schulklima
sind kein Widerspruch!
Was wissen wir über Schulverweigerung?
Der regelmäßige Schulbesuch ist ein Merkmal für die
Qualität des Schulverhältnisses
Schulverhältnis meint die aufeinander bezogenen Bildungsbemühungen von Schüler/innen, Familien und Lehrkräften/Schule
Es sind unterschiedliche Interessen in Spiel (Allokationsfunktion von
Schule, Kinderarbeit, Geselligkeit und Computerspiele)
⇒Das Schulverhältnis ist nicht konfliktfrei, es kann aber konstruktiv
sein
⇒Schulversäumnisse sind ein Hinweis auf nicht bewältigte Konflikte
im Schulverhältnis.
⇒Aufklärung und Lösungsansätze sollten alle Beteiligten
einbeziehen
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…
….
…
Anzeichen und Symptome erkannt
Ursachen und Hintergründe analysiert
Probleme nicht nur bei der betreffenden
Schüler/ der betreffenden Schülerin gesehen
Was nun?
Maßnahmen, Möglichen, Strategien bei Anzeichen
von Schulmüdigkeit und Schulverweigerung…
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Arbeitsgruppenphase (60 Minuten)
Bitte verständigen Sie sich in Ihrer Arbeitsgruppe über folgende Fragen:
•Wie Reaktionen erfolgen an Ihrer Schule auf unentschuldigtes Fehlen? Welche
Maßnahmen werden bei ersten Anzeichen von Schulverweigerung ergriffen?
•Gibt es gegebenenfalls einen „Maßnahmeplan“ (ein Art „Frühwarnsystem“
bzw. einen allgemein-verbindlichen „Verfahrensablauf bei Schulschwänzen/
Schulverweigerung“?
•Welche Maßnahmen (intervenierend, aber auch präventiv) werden an Ihrer
Schule bei schulverweigerndem Verhalten ergriffen?
•Sind diese Maßnahmen schulverbindlich oder individuell gewählt?
•Welche Arbeitsansätze sind praktikabel und haben sich bewährt?
•Wie wird an der Schule/ an der Einrichtung mit „Schulverweigerung“
umgegangen – in Kooperation zwischen den Institutionen Schule, Schulamt,
Jugendamt, Ordnungsamt, Familiengericht und Jugendgericht?
Halten Sie die wichtigsten – stichpunktartig - Ergebnisse auf einem
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Flipchartbogen
fest!
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Literaturhinweise
• Coleman,J.; Hoffer,Th.; Kilgore, S. (1982): High School Achievement, New
York.
• Ehmann, Ch./ Rademacker, Hermann: Schulversäumnisse und sozialer
Ausschluss. Vom leichtfertigen Umgang mit der Schulpflicht in Deutschland.
Bielefeld 2003.
• Hildeschmidt, A.: Verbreitung und Bedingungen unregelmäßigen Schulbesuchs.
In: Hildeschmidt, A./ Meister, H./ Sander, A./ Schorr, E. (Hg): Unregelmäßiger
Schulbesuch: Verbreitung, Bedingungen, Interventionsmöglichkeiten. Weinheim
1979.
• Kaiser, H.: Schulversäumnisse und Schulangst. Eine empirische Analyse der
Einflussfaktoren. (Europäische Hochschulschriften, Reihe 6, Psychologie 108).
Frankfurt am Main, 1985.
• Klauer, K. J.: Das Schulbesuchsverhalten von Volks- und Hilfsschulkindern. Eine
vergleichende Untersuchung. Ratingen 1963.
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Literaturhinweise
• Müller, S.: Schulschwänzen als Problemlösungsstrategie. Eine kritische Analyse
der Problematik Schulschwänzen unter besonderer Berücksichtigung einer
pädagogischen Zugänglichkeit. Dissertation. Freie Universität Berlin 1991, III,
402; XXII.
• Neukäter, H./ Ricking, H.: Absentismus und Verhaltensstörungen. In: Goetze, H.
(Hg.): Schulische Erziehungshilfe – grenzüberschreitend. Universität Potsdam
1997.
• Neukäter, H./ Ricking, H.: Schulabsentismus. In: Borchert, J. (Hg.): Handbuch
der Sonderpädagogischen Psychologie. Göttingen 1999.
• Ricking, H.: Schulabsentismus. In: Sonderpädagogik, 27. Jg. 1997, Heft 4, S.
229 – 240.
• Ricking, H.: Schulisches Handlungsstrategien bei Schulabsentismus.
Möglichkeiten der Prävention von Schulschwänzen und Schulverweigerung. In:
Schulleitung und Schulentwicklung. Berlin 1999, S. 1 – 15.
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Literaturhinweise
• Schreiber-Kittl, M./ Schröpfer, H.: Abgeschrieben? Ergebnisse einer empirischen
Untersuchung über Schulverweigerer. Übergänge in Arbeit, Bd.2, München 2002.
• Schulze, G.: Schulaversives und schulabsentes Verhalten – Ein Thema an unseren
Schulen? In: Schulverwaltung 9/1999.
• Schulze, G./ Wittrock, M.: Schulaversives Verhalten. Abschlussbericht zum
Landesforschungsprojekt. Rostock 2001.
• Theißen, K.: Schulverweigerung von berufsschulpflichtigen Jugendlichen:
Schulpflichtverletzungen als Reaktion auf gesellschaftliches Versagen. Eine
empirische Untersuchung zum Problem von Schulversäumnissen bezogen auf
West-Berlin. Berlin 1997.
• Thimm, K.: Schule des Lebens. Schulverweigerung als pädagogische Herausforderung. In: Jugendhilfe 2/1994.
• Thimm, K.: Schulverdrossenheit und Schulverweigerung. Phänomene –
Hintergründe und Ursachen – Alternativen in der Kooperation von Schule und
Jugendhilfe. Berlin 1998.
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Literaturhinweise
• Thimm, K.: Schulverweigerung. Zur Begründung eines neuen Verhältnisses von
Sozialpädagogik und Schule. Münster 2000.
• Wachtel, P./ Wittrock, G.: Schüler mit erheblichen Verhaltensauffälligkeiten
und schulaversive Schüler als pädagogische Herausforderung. In: RolusBorgward, S./ Tänzer, U. (Hg.): Erziehungshilfe bei Verhaltensstörungen.
Oldenburg 1999, S. 171 – 182.
• Warzecha, B.: Schulische uns außerschulische Ausgrenzungsprozesse bei Kindern
und Jugendlichen. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 12/1997.
• Wilmers, N./ Greve, W. (2002). Schwänzen als Problem. Psychologische
Perspektiven zu den Bedingungen und Konsequenzen von Schulabsentismus.
Report Psychologie, 27 (7), 404-413
• Wilmers, N. u.a. (2002): Jugendliche in Deutschland zur Jahrtausendwende:
gefährlich oder gefährdet?, Baden-Baden 2002.
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