Bass Professor 09-4

Transcrição

Bass Professor 09-4
T E S T:
B.C. RICH
schwarz. Die komplette Hardware, Pickups sowieso, das Griffbrett ist von sich aus gleichmäßig
dunkel und wie auf Hochglanz poliert, alles wei-
WMD Widow Bass
tere wurde sauber und ohne sichtbare Übergänge
zwischen den Hölzern in Onyx-schwarz lackiert.
Vor genau 40 Jahren begann ein versierter Flamenco-Spieler namens
Bernardo Chavez Rico die ersten E-Bässe und E-Gitarren zu bauen, nachdem er vorher ausschließlich akustische Gitarren gebaut hatte. Er nannte
seine Firma „B.C. Rich“ und erschuf in den 70ern Ikonen wie Mockingbird,
Bich oder Eagle, deren exzentrischen Formen bald noch exotischere und
zackigere Shapes folgten. Heute bezeichnet sich B.C. Rich als „King of
shaped guitars“ – zu Recht, wie uns der WMD Widow Bass zeigen wird.
Aus wie vielen Teilen der Bass besteht und ob
die Kopfplatte angesetzt wurde kann nicht ausgemacht werden – Kompliment! Die einzigen
„Farbtupfer“ sind das Chrom-Logo auf der Kopfplatte und die roten Pinstripes vorne auf den abgeschrägten Bodykanten.
Für den heftigen Ton sollen zwei aktive SplitCoils sorgen, die mit vier Reglern verwaltet werden. Leichte Verwirrung stellt sich bei mir ein, weil
sie etwas anders funktionieren als erwartet und
auf der Homepage beschrieben: Hinter den bei-
Technische Merkmale
der Bass denn auch „Weapon of Mass Destruc-
den „Tone“-Reglern verbirgt sich ein aktiver EQ
■ Durchgehender Ahornhals
tion Widow“ – amerikanischer Humor, hm?
mit Höhen und Bässen, die beiden Volumenregler
■ Ebenholzgriffbrett
Einem Spinnentierchen nachempfunden sind
sind genau „andersrum“, sprich der halsnähere
■ 24 Jumbobünde
die beiden Korpusseitenteile fast symmetrisch, mit
Regler ist für den Stegpickup zuständig, der steg-
■ Nato-Korpus
einem etwas längeren unteren Horn. Der Korpus
nähere für den Halsabnehmer. Das wiederum be-
■ schwarze Hardware
besteht aus Nato, einem in der Struktur Maha-
stätigt mir die Homepage als korrekte Verdrah-
■ 2D Brücke
goni-ähnlichen Laubholz, der durchgehende Hals
tung. Ein Blick ins rückwärtige E-Fach zeigt, dass
■ Grover Rotomatic Mechaniken
ist aus Ahorn und mit einem Griffbrett aus Eben-
B.C. Rich nicht mit Kabeln gespart hat, und dass
■ 2 aktive Prez-Style Tonabnehmer
holz mit 24 Bünden bestückt, die Mensur beträgt
die beiden Volumenregler problemlos umgelötet
■ 2 x Volumen, 2-Band EQ aktiv
extra lange 88,4 cm, knapp 35". Über den sauber
werden könnten, wenn es jemanden nun par-
■ Onyx Black mit „Blood Red Custom Pin-
gekerbten Sattel geht es zur leicht nach hinten
tout stört. Das Fach für die Batterie ist zwar kein
abgewinkelten „Widow“-Kopfplatte, auf der sich
Schnappfach, dafür sitzt die Batterie fest in einer
Grover Rotomatic Mechaniken in 3/2-Verteilung
Metallklammer und die Befestigung mit Gewin-
Konstruktion/
Verarbeitung/
Servicefreundlichkeit
finden, die fast so exakt und rund laufen wie die
deschrauben garantiert Langlebigkeit ohne Aus-
Gotohs, denen sie nachempfunden sind. Witzi-
nudeln.
Schon 1983, in der Blütezeit des Hairmetal, er-
versetzt, für einen Umbau zum 6-Saiter wäre ge-
Kurz
blickte der Widow-Bass das Licht der Welt, er-
genüber der E-Mechanik also noch Platz…
Aggressives Aussehen in guter Ausstattung und
stripes“
gerweise sind die beiden unteren nicht wie üblich
schaffen mit Blackie Lawless von W.A.S.P. (immer
Der Zugang zum Stahlstab liegt unter einem
noch unterwegs – neue Platte im Oktober!). In
Plastikplättchen, dass zum Einstellen die A-Saite
seiner aktuellen fünfsaitigen Form ist der Bass
beiseite gelegt werden muss ist bei Fünfsaitern
Komfort/Bespielbarkeit
aber auch lange nach dem Ende der Hairmetal-
normal und unproblematisch. Am anderen Ende
Meine erste Begegnung mit einem Instrument
Ära für heftige Tieftonarbeit gut.
der Saiten findet sich eine in Saitenhöhe und Ok-
nach der optischen Inspektion ist eigentlich
Aus dem großen Karton ziehe ich ein ebenso
tave justierbare Brücke mit 16 mm Saitenabstän-
immer ein erster Trockentest, gemütlich im Sitzen
großes Instrument, das einem Begriffe wie „un-
den, die mit sechs Schrauben fixiert ist. Die Sai-
mit einem Tee am Küchentisch. Sicherheitshal-
auffällig“, „dezent“ oder „Dinner Tanztee“ so-
ten werden konventionell eingefädelt, ab Werk
ber liegt schon der Nietengurt parat, aber der
fort aus dem Kopf treibt. Mit vollem Namen heißt
sind D´Addario Saiten aufgezogen. Wie es sich für
Widow lässt sich tatsächlich auch sitzend spielen.
so ein Gerät gehört, ist die vorherrschende Farbe
Die obere Zacke könnte etwas drücken, aber es
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Verarbeitung.
funktioniert. Im Stehen und am Amp findet sich
natürlich die wahre Bestimmung dieses zackigen
Tierchens, also Schluss mit Rumsitzen. Bei 4,9 kg
Gewicht, einem vorderen Gurtpin in Höhe des
17. Bundes und einem langen Hals mit großer
Kopfplatte – muss ich noch erwähnen, dass der
Hals nicht entspannt nach oben zeigt? Eine
gewisse Leidensfähigkeit sollte man
also schon mitbringen, der Bass ist
auf Sound und Optik getrimmt,
Bequemlichkeit stand deutlich
hinten an. Die Bespielbarkeit
an sich lässt dabei nichts zu
wünschen übrig, die Saitenlage
die seinerzeit
ist eher flach und schnarrfrei eingestellt, der Hals
zahllose,
liegt mit seiner flachen C-Form gut in der Hand.
allem
Dass man den linken Arm und die Greiffinger
che, Nachahmer fand,
etwas stärker strecken muss ist eher der gesam-
hat ihren ganz eigenen
ten Konstruktion geschuldet als der verlängerten
Reiz. Vor allem der Ab-
Mensur.
nehmer am Steg zeigt
Zweck dürft ihr den
vor
Sänger gerne beiseite
fernöstli-
schubsen, das ist eure
Show!), Widow auf
den
Hände frei für schnelle
viel Charakter in der
Kurz
durch die Brücken-
Der Widow-Bass ist ein Statement und ein Aus-
nähe der Spule
rufezeichen auf der Bühne, wofür auf Komfort
sehr
etwas verzichtet werden muss.
Wiedergabe
trockene
der
Riffs. Der Verkaufspreis ist
bei der gebotenen Qualität erfreulich
niedrig, wer ein Instrument im dünn besetzten
Bereich 5-saitiger Heavy Bässe sucht sollte den
B.C. Rich Widow Bass antesten!
hohen Saiten, die
Klang
mit einer Bassanhebung per Equalizer auch dem
Nachdem ich mich zunächst über den mittigen
dicksten Gitarrenbrett noch Paroli bieten kann.
und konkreten Ton des vermeintlichen Halstonabnehmers gewundert habe, ist der Lieblingston
Kurz
schnell gefunden: Halspickup ganz leicht zurück-
Der Widow-Bass bedient den heftigen Sound
genommen (also mit dem hinteren Volumenreg-
genau so, wie es sein soll.
ler…), Stegpickup und EQ voll aufgerissen. Dann
Jogi Sweers
Maße/Daten
Hersteller
B.C. Rich
Herstellungsland
Korea
Modell
W.M.D.-Widow
Mensur
884 mm
Halsbreite
Sattel
12. Bund
45,5 mm
61 mm
Halsdicke
1. Bund
12. Bund
22 mm
25 mm
16 mm
donnert ein fetziger, voller Klang aus den Boxen,
Fazit:
dem der Stegabnehmer Durchsetzungsfähigkeit
Optik und Klang sind definitiv heavy – Gewicht
und Definition in den Mitten mitgibt. Die Klangre-
und Handhabung sind es allerdings auch. Für
gelung erledigt das ohne nennenswertes Rau-
den eingefleischten Hart-und-Heftig-Basser wird
Stringspacing
Steg
schen in den Höhen und ohne Gewummer in den
Ersteres Letzteres ganz klar aufwiegen. Die opti-
Batterie
9V
Bässen – sehr gut! Die doppelte Prez-Bestückung,
male Spielhaltung ist übrigens folgende: Linkes
Gewicht
4,9 kg
Bein auf die Monitorbox gestützt (zu diesem
Preis
ca. EUR 809,–
die B.C. Rich Ende der 70er populär machte und
Oberschenkel
– damit sind beide
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