201 9 Wege im 9.

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201 9 Wege im 9.
Beiträge zu Geschichte und
Gegenwart des IX. Bezirks
9 Wege im 9.
Alfred Wolf
Teil 2
Um den
Dom
des Alsergrundes
Ergänzt von Helga Maria Wolf. Fotografiert von Doris Wolf
53. Jahrgang
201
April 2012
Das Heimatmuseum Alsergrund
Mitteilungsblatt des Bezirksmuseums Alsergrund
AU ISSN 0017-9809
Sehr geehrte Damen und Herren des Museumsvereins!
Hier der zweite Teil des Bezirksführers, den das Ehrenmitglied des Bezirksmuseums, der
ehemalige Museumsleiter Prof. Alfred Wolf, geschrieben hat. Wir werden uns bemühen,
Ihnen die anderen Teile des Bezirksführers noch heuer zu liefern.
Diesmal ist die Votivkirche und ihre Umgebung das Ziel einer kultur- und heimatgeschichtlichen Umschau. Gleichzeitig arbeiten wir seit einem Jahr an der Durchführung
und Umsetzung des ehrgeizigen Projektes „My Kyuku“ - „Mein Neunter“. Dieser englisch-japanische Titel zeigt schon, worum es gehen soll: wichtige Teile, Gegenden und
Bauwerke des Alsergrundes werden durch Hinweistafeln mit deutschen, englischen und
japanischen Texten Einheimischen und Touristen zugänglicher gemacht. Hier der Text,
der für die Votivkirche vorgesehen ist:
Votivkirche
Die Votivkirche, auch „Ringstraßendom“ genannt, wurde am 24. April 1879 geweiht. Sie
gilt heute als einer der bedeutendsten neogotischen Sakralbauwerke der Welt. Die Kirche
entstand im direkten Zusammenhang mit dem Attentat auf den jungen Kaiser Franz Joseph
I. am 18. Februar 1853. Sein Bruder Erzherzog Ferdinand Maximilian, späterer Kaiser
von Mexiko, rief nach dem Attentat zu einer Spende auf. Zum Dank für die Rettung der
Majestät sollte daher eine Kirche in Wien gebaut werden. Der sogenannte Ringstraßendom
wurde daher als „Dankgeschenk“, auch Votivgabe genannt, errichtet und trägt daher seinen
Namen „Votivkirche“.
Nach dem Bau der Kirche wollte man zunächst aus dem „Ringstraßendom“, dem Vorbild der Londoner „Westminster Abbey“ entsprechend, eine Art Ruhmeshalle für „große“
Österreicher machen. Den Ansatz der Verwirklichung dieser Idee konnte man eigentlich
nur durch die Aufstellung der Tumba von Graf Niklas Salm sehen. Nach einer 23 jährigen
Bauzeit wurde 1879 der Bau zwar abgeschlossen, jedoch als den „Dom der Völker“, wie
es zunächst vorgesehen war, konnte man ihn damals nicht sehen. Der Grund war, dass es
gegenüber 1853 in der Habsburgermonarchie zu ganz unterschiedlichen Grundstimmungen
kam. Ausschlaggebend war der politische Sieg des Nationalliberalismus, welcher zu erbitterten Kämpfen der Nationalitäten führte.
Des Weiteren war die Votivkirche, auf Anordnung Kaisers Franz Joseph I., ebenfalls zwischen 1862 und 1918 die katholische Garnisonskirche Wiens. Heute gilt sie als Heimstätte
für viele verschiedene fremdsprachige Gemeinden in Wien und es leben auf dem Pfarrgebiet
etwa 2.700 Katholiken und Katholikinnen. Die Kirche wird von verschiedenen englischsprachigen Gemeinden wie auch deutschsprachigen Pfarrgemeinden genutzt. Der Bogen
den man also damals nicht spannen konnte, ist heute durch die EU und ihre Erweiterung,
gelungen. Die Votivkirche gilt heute als ein sehr dem Kosmopolitismus verpflichtetes Gotteshaus. So können alle Völker, auch die der früheren „Donaumonarchie“, wie es einst gedacht
war, ihre geistige Heimat finden.
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The Votivkirche
The Votivkirche, also called „Ringstrassendom, was consecrated on April 24, 1879. Today
it belongs to the most signigicant neo-gothic sacred buildings of the world. On February
18, 1853, there was an attempt to assassinate young emperor Franz Joseph I, which failed.
His brother, archduke Ferdinand Maximilian, later to be emperor of Mexico, then called
for donations so as to build a church in Vienna as gratitude that the life of the emperor
had been spared. Thus, the so-called Ringstrassendom, was built as a „gift of gratitude“ ,
synonymous with votive offering, and came to be called „Votivkirche“.
Once the church was built, it was intended to make it into a hall of fame for „great“
Austrians, modelled after the Westminster Abbey in London. Yet the only proof to that
was the placement of the monument of Count Niklas Salm. In 1879, after 23 years, the
construction of the church was completed, but it was no longer seen as „Cathedral of the
nations“, as it had been planned originally, since the basic dispositions within the Habsburg monarchy had changed since 1853, maily due to the political victory of the national
liberalism, which lead to grim fights among the different nationalities.
Abschließend möchte ich noch versuchen, Sie für eine ganz besondere Veranstaltung
im Erinnerungsbunker zu erwärmen. Am Mi, 2. Mai, werden um 18:00 Uhr im Erinnerungsbunker (Tiefbunker im Arne Karlsson-Park, Ecke Währinger Straße/Nußdorfer Straße) Herr Erwin Steinhauer, der gebürtiger Alsergrunder ist, und Frau Katharina
Stemberger Texte und Gedichte von Alfred Hermann Fried und Erich Fried vorlesen.
Die Moderation hat dankenswerter Weise Herr Heinz Sichrovsky übernommen.
Der Eintritt ist frei, Mitglieder des Museumsvereins haben nach Voranmeldung eine
sichere Karte. Rufen Sie mich bitte an (0676 722 1933), der Platz ist beschränkt.
Ihr Willi Urbanek
Erwin Steinhauer
Katharina Stemberger
Heinz Sichrovsky
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Weg: U-Bahn-Station Schottentor-Universität – Universitätsstraße – Franckplatz – Otto Wagner-Platz – Frankgasse
– Schwarzspanierstraße – Garnisongasse
– Beethovengasse – Schwarzspanierstraße – Währinger Straße – Rooseveltplatz
– Ferstelgasse – Frankgasse – Rooseveltplatz – Währinger Straße – U-Bahn-Station Schottentor-Universität
Wir verlassen die U-BAHN-STATION
SCHOTTENTOR-UNIVERSITÄT und
begeben uns in das anschließende Verkehrsbauwerk, von den Wienern „Jonasreindl“ genannt. Franz Jonas war 14 Jahre
lang Bürgermeister (1951-1965), danach bis
zu seinem Tod 1974 Bundespräsident. Unter seiner Ägide wurde 1961 die damalige
Kreuzung der Ringstraße durch den Bau
der Anlage entschärft. Ein halbes Jahrhundert später frequentieren sie täglich
154.000 Fahrgäste der „Öffis“. Ein „Porta
Scotorum“ genanntes, turmbewehrtes Tor
der Stadtmauer befand sich 1276 an Stelle
des Verkehrsbauwerks. Anfang des 19.
Jahrhunderts wurden Tor und Turm als
Wohnhaus umgebaut und 1839 abgebrochen. Das 1656 errichtete und 1840 erneuerte „äußere Schottentor“ stand bis 1862
Schottengasse 4 und 5, Reste erhielten
sich bis 1900.
01 Vor der Votivkirche I
Wir stehen vor der Votivkirche, die Heinrich Ferstel als erstes Monumentalgebäude der Ringstraßenzone plante. Doch
vorerst gilt unser Interesse dem südlich
davor gelegenen Teil des einstigen Glacis.
Dieses war vom Ärar noch nicht zur Verbauung freigegeben, als 1856 die Errichtung der Kirche begann. Sie entstand daher am Rand und erhebt sich etwas abseits
der Prachtstraße. Als Glacis bezeichnete
man die außerhalb der mittelalterlichen
Stadtmauer gelegenen, großteils freien
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Flächen, wo sich nur vereinzelt kleine
Siedlungen (Lucken) befunden hatten.
Nach deren Zerstörung in der Ersten Türkenbelagerung (1529) wurde 1588 vor der
Stadtmauer ein Bauverbotsrayon verfügt.
Die Breite dieser Zone (anfangs knapp
100 m) wuchs im folgenden Jahrhundert
auf mehr als das Vierfache. Wieder knapp
ein Jahrhundert später, 1770, ordnete Kaiser Joseph II. die Anlage von Straßen und
Fußwegen auf dem Glacis an. Er sorgte
für dessen Beleuchtung und Verschönerung mit Grünflächen und 3.000 Alleebäumen. Das Erholungsgebiet unterstellte
er dem Magistrat, und die Wiener machten gerne von der „Esplanade“ Gebrauch.
Weit reicht der Blick über den SigmundFreud-Park vor der Votivkirche. 1985,
100 Jahre nach Freuds Ernennung zum
Privatdozenten, erfolgte die Benennung
der Grünfläche und die Enthüllung eines
Gedenksteins. Unter den Buchstaben Psi
und Alpha – von Freud als Abkürzung für
Psychoanalyse verwendet – befand sich
die Inschrift „Die Stimme der Vernunft ist
leise“. Im Original lautet das Zitat jedoch:
„Die Stimme des Intellekts ist leise, aber
sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft
hat.“ (Ges. Werke XIV/1927c, 377). In den
1990er-Jahren hat man die Inschrift korrigiert.
02 Vor der Votivkirche II
man hier keine Denkmäler im Ringstraßenstil, sondern einige moderne Kunstwerke.
03 Vor der Votivkirche III
Unter der Grünfläche finden in einer der
ersten Tiefgaragen der Stadt 630 PKW
Platz. Beim Bau versetzte man alte Bäume erfolgreich in einen anderen Teil des
Parks. Schon vor Jahren wurde hier unter
dem Motto „Ganz Wien trägt Grün“ die
Rasenfreiheit ausgerufen und rege Nachfrage herrscht nach den erstmals 2009
angebotenen Gratis-Liegestühlen. Neuerdings gibt es sogar Gratisgetränke.
Dem Zeitgeist der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts entsprechend, war hinter
der Votivkirche eine „Wiener Akropolis“
geplant, um das Andenken bedeutender
Männer aus Kunst und Wissenschaft zu
ehren. So schlug der Ringstraßenarchitekt Theophil Hansen die Anlage eines
Plateaus vor, auf dem sich die Ruhmeshalle und ein Staatsmuseum erheben sollten.
Dieses und ähnliche Projekte wurden
nicht verwirklicht, nur für Militärs entstand (im Arsenal, Heeresgeschichtliches
Museum) eine Ruhmeshalle. 1889 entbrannte ein Expertenstreit. Der Städtebauer Camillo Sitte stellte fest, dass „die
neuen Riesenplätze beim Rathaus, bei der
Votivkirche etc. … für Monumentaufstellungen untauglich sind.“ Der Bannfluch
wirkte fast ein Jahrhundert und so findet
Im Sigmund-Freud-Park an der Universitätsstraße: Freud-Stele, seit 1985;
Im Sigmund-Freud-Park: 1997 pflanzte
die Europäische Union zum 40. Gründungsjubiläum einen Baumkreis mit 15
Bäumen. Anlässlich der EU-Erweiterung
2004 wurde er mit einem Granittisch und
zehn Sitzgelegenheiten (für die neuen
Mitglieder) ergänzt;
Im Sigmund-Freud-Park: „Der zerbrochene Globus“, Eisenplastik von Karl Anton Wolf aus dem Jahr 1971;
An der Nordostecke des Sigmund-FreudParks: Parkskulptur aus weißem Marmor,
von Rudolf Moratti, 2001;
Rooseveltplatz, südlich neben dem Hauptportal der Votivkirche: St. Antonius von
Padua, Bronzeplastik von Erich Ghezzi
aus dem Jahr 1990;
Rooseveltplatz, nordöstlich der Votivkirche: Denkmal für Antonio Vivaldi (Gianni Arico; weißer Marmor, seit 200)1.
Die Universitätsstraße macht uns die
Breite des Glacis deutlich. Auf Nr. 1 liegt
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das Gebäude der Wiener Universität, vom
selben Architekten, Heinrich Ferstel,
doch Jahrzehnte später als sein „Dom auf
der Wiese“ erbaut. Erst als die Stadtbefestigung geschleift und statt dieser die
Ringstraße neu angelegt wurde, konnte
an eine Verwertung der citynahen Zone
gedacht werden. Auch die Anbindung der
Verkehrswege, die bisher vom Schottentor der Stadtbefestigung ausgingen, war
von größter Bedeutung für das Zusammenwachsen der Inneren Stadt mit dem
Alsergrund.
04 Alserkaserne
Nichts mahnt mehr an jene Zeiten, als am
Beginn der Alser Straße die berüchtigten
drei K den Ton angaben: Krankenhaus,
Kriminalgericht und Kaserne. Das Allgemeine Krankenhaus hat sich zum Campus der Universität Wien gewandelt. Das
„Graue Haus“ an der Landesgerichtsstraße besteht noch in seiner ursprünglichen
Funktion. Statt der Alser Kaserne und
ihrem Vorgängerbau erstrecken sich die
Grünanlage des Otto-Wagner-Platzes, der
Ostarrichi-Park und der Bau der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
1688 bis 1749 bestand hier die Landschaftsakademie der Niederösterreichischen
Stände. Sie bot Söhnen von Adeligen eine
standesgemäße Ausbildung, die neben
Kriegsübungen, Reiten und Fechten u.a.
auch Mathematik, Architektur, Geographie, Rechtswissenschaften, Tanzen und
Sprachunterricht in Spanisch, Italienisch
und Französisch umfasste. Prominente
Professoren unterrichteten hier, wie der
kaiserliche Oberstleutnant und Festungsbaumeister Leander Anguissola und der
Hofmathematiker Johann Jakob Marinoni. Beide schufen 1706 einen Plan der
Stadt Wien mit den Vorstädten, der bis
heute zu den genauesten zählt. Marinoni war auch für die Trassierung des 1704
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errichteten Linienwalls verantwortlich.
1730 wurde die Landschaftsakademie vergrößert, doch schon im folgenden Jahr an
die Hofkammer verkauft.
An Stelle dieser Akademie wurde die Alser Kaserne errichtet und 1753 bezogen.
Von dem 27.000 m² großen Areal war die
Hälfte so verbaut, dass sich sieben Höfe
ergaben. Die Kaserne stand bis 1912 und
fasste 6.000 Mann. Ihr Schutzobjekt war
das Schottentor. Der Belag bestand zumeist aus den nicht deutsch sprechenden
Angehörigen der Kronländer. Zuletzt, ab
1902, lagen in ihr die bosnisch-herzegowinischen Infanterieregimenter 1 und 4. Die
Bosniaken trugen als Kopfbedeckung den
Fez. Eine Soldatenmoschee befand sich
ebenso wie die Kapelle „Zum hl. Josef“ in
der Kaserne. Der Kapellenhof der Alser
Kaserne bot mit seinen italienisch wirkenden Arkaden fast das Bild eines südlichen Palazzo. Die Kapelle besaß zwei
Glocken. Die eine läutete bei freudigen,
die andere bei traurigen Anlässen. Zu den
freudigen zählte die Ablösung der Burgwache, der „Burgmurrer“. Da marschierte
die halbe Vorstadt mit und der Ausruf „die
Banda kommt !“ war populär. Karl Komzak jun. wohnte seit 1882 als Militärkapellmeister neun Jahre in der Kaserne. Er
schuf über 300 Kompositionen, darunter
den beliebten 84-er Regimentsmarsch der
zeitweilig hier gelegenen, nach der Farbe
ihrer Uniformaufschläge so genannten,
„roten“ Deutschmeister.
Nach dem Abbruch der Kaserne und des
benachbarten Roten Hauses (Garnisongasse 5-11, Rotenhausgasse 6-10, Frankgasse 6-10), das sukzessive demoliert wurde, entstanden am Beginn der Alser Straße ausgedehnte freie Flächen. Der Fall
der Stadtmauer hatte ab 1858 das Tabu
des Bauverbots auf dem Glacis gebrochen
und es begann hier nun die Errichtung
von pompösen Bauwerken der Gründer-
zeit. Die Staatsbank besetzte das Areal
der Infanteriekaserne zur Gänze.
chitekten wurde der nahe Platz schon 1925
nach Otto Wagner benannt.
05 Hosenträgerhaus
Die Bezeichnungen einiger Verkehrsflächen rundum nehmen sich etwas seltsam
aus: Der winzige Frankhplatz findet jenseits der Zäsur der Alser Straße Fortsetzung: Der Trakt des Landesgerichts trägt
die Nummer Frankhplatz 1 und die Alser
Straße beginnt erst mit der Nummer 7.
1925 bis 1935 hieß der Frankhplatz Alser
Platz, weil die Alser Straße von hier ihren Ausgang nimmt. Neuer Namensgeber wurde Joseph Frankh, der 1686 seine
Grundstücke zum Bau des späteren Allgemeinen Krankenhauses testierte. Durch
die Umbenennung kommt es leicht zu
Verwechslungen mit der wenige Meter
weiter gelegenen Frankgasse, benannt
nach Johann Peter Frank, einem Direktor
der Anstalt. Die Thavonatgasse, von der
sich nun das Karlik-Tor in den 1. Hof des
Campus der Universität Wien öffnet, hat
weder Hausnummern noch eine Fahrbahn. Die Haulerstraße, ebenfalls ohne
Hausnummern, ist mit 40 m die kürzeste
„Straße“ des 9. Bezirks. 1925 angelegt, hieß
sie bis 1934 nach dem ersten Floridsdorfer
Bezirkshauptmann Paul Hoch, seither
ist sie nach dem als Schulbuchautor bekannten Altphilologen Johann Hauler
benannt.
Als erster Privatbau war von Otto Wagner das „Hosenträgerhaus“, UNIVERSITÄTSSTRASSE 12/ GARNISONGASSE
1/GARELLIGASSE 2. 1888 geplant, und
es war von 1905 bis zum Ende der Monarchie im Besitz des kaiserlichen Familienfonds. Im Blickpunkt der „Zweierlinie“
stehend, wurde das Gebäude durch seine
Gliederung mit vier gleichen Geschoßen
richtungweisend für den späteren Wohnhausbau. Das weit vorkragende Traufgesims und der breite Balkon setzen waagrechte Akzente. Er verbindet die Senkrechten der Lisenen, die dem Gebäude
seinen Spitznamen eintrugen. An den genuteten Seitenfronten blicken die Gestalten der Venus und der Pallas Athene aus
ihren Nischen. Ein Entwurf sah nach dem
Zweiten Weltkrieg die Verlängerung der
Landesgerichtsstraße bis zum kaum 800
m entfernten Arne-Karlsson-Park vor. Da
das Haus (mit einigen weiteren) dem Projekt zum Opfer gefallen wäre, hat man es
1967 unter Denkmalschutz gestellt. 2010
präsentiert sich die restaurierte Fassade
in leuchtendem Weiß. Zu Ehren des Ar-
06 „Phönix“-Gebäude
Der Baublock OTTO-WAGNER-PLATZ
5 erstreckt sich auch auf den Frankhplatz,
in der Haulerstraße und Frankgasse. 1923
erwarb die Oesterreichische Nationalbank zur Arrondierung ihres Besitzes das
Grundstück, das sie nach wenigen Jahren
an die „Phönix“- Versicherungsgesellschaft verkaufte. Diese ließ dort 1928/29
ihr Direktionsgebäude errichten, das mit
seinem übergroßen Mittelrisalit den kleinen Frankhplatz zu erdrücken scheint.
Architekt war Ernst Epstein, von dem in
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Wien rund 100 Häuser stammen und der
als Bauleiter des Looshauses am Michaelerplatz fungiert hatte. Viele alte Wiener
verbinden mit dem „Phönix“-Gebäude
– in dem sich nun die Österreichische Finanzmarktaufsicht befindet – eine böse
Erinnerung. Als 1936 die Versicherungsgesellschaft zusammenbrach, wurden
300.000 Personen geschädigt. Der Schuldenstand hatte 250 Millionen Schilling
betragen. Der Vogel Phönix, Symbol der
Unsterblichkeit und Wiedergeburt aus
der Asche, erhob sich nimmer mehr, er
war zum Pleitegeier des Ständestaates geworden.
auf die Umgebung plante er einen 100 m
langen und 85 m breiten Palast des Geldes
im Stil des Neoklassizismus. Mit seinem
turmartigen Aufbau, der samt Kuppel 84
Meter hoch werden sollte, hätte Wien das
erste „an amerikanische Wolkenkratzer
gemahnende“ Gebäude erhalten. Mit dem
nicht einmal halb so großen Zweckbau
der Banknotendruckerei dahinter wäre
der Palast mit einer dreigeschoßigen Brücke über die Schwarzspanierstraße verbunden worden. Nach dem Ende der Monarchie war an ein solches Prestigeprojekt
nicht mehr zu denken. Nördlich davon
hatte jedoch schon der Bau der Banknotendruckerei begonnen, die nun zum
Hauptgebäude umfunktioniert wurde.
07 Nationalbankgebäude
An Stelle der Alser Kaserne wollte die
Oesterreichisch-ungarische Bank in
Ringstraßennähe ein Bankpalais und
als Nebengebäude ihre Banknotendruckerei errichten. Sie erwarb 1909 das
Grundstück, wie es heißt „sehr günstig“
um 3,5 Millionen Kronen von der Gemeinde Wien. Im folgenden Jahr wurde
ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben. Otto Wagner, dessen revolutionäres
Postsparkassengebäude kurz zuvor den
Betrieb aufgenommen hatte, war dazu
nicht eingeladen. Die Entscheidung fiel
zugunsten seines Schülers Leopold Bauer, eines Repräsentanten der offiziell anerkannten Architektur. Ohne Rücksicht
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Mit der Adresse OTTO-WAGNERPLATZ 3 wurde das von Ferdinand Glaser
und Rudolf Eisler umgeplante Gebäude
1925 eröffnet. Der mächtige Quadersteinbau trägt reichen Figurenschmuck, der
sich mit allegorischen Gestalten auf Handel, Verkehr und Industrie bezieht, doch
zeigt das Programm auch Adam und Eva,
die Schlangen des Neides, Personifikationen von Ruhm und Vernichtung. 1938
wurde die OeNB aufgelöst und ihre Gold-
und Devisenbestände von der Deutschen
Reichsbank übernommen. 1939, mit Beginn des Zweiten Weltkriegs, schützten
leichte Flugabwehrgeschütze das Gebäude, dessen eindrucksvolle Fassade sich
im Wasser eines davor angelegten Löschteichs spiegelte. Splittergräben durchzogen den Park. Für die US-Besatzungsmacht war das repräsentative Objekt seit
1945 sechs Jahre lang Headquarter.
09 Nationalbankgebäude neu
08 Eckstein der Freiheit
Übrigens erinnert unweit davon, am
Frankhplatz, von der Blechlawine geparkter Autos umgeben, der „Eckstein der
Freiheit“ aus dem Jahr 1948 als einziges
Denkmal in Wien an die US-Besatzung.
Der Text auf der Metallplatte, die in den
Würfel aus Indiana-Kalkstein eingelassen ist, gipfelt in dem Lob „Wahrlich kann
man Österreich als das Herz der euro-päischen Gemeinschaft bezeichnen.“
1979 vernichtete ein Großbrand fünf Geschoße des letzten neo-klassizistischen
Gebäudes Wiens. Im Zuge der Instandsetzung wurde das Dachgeschoß ausgebaut und der mit einem Glasdach versehene Kassensaal bis zur Unkenntlichkeit
verändert.
In der Nachbarschaft ihres Hauptgebäudes ließ die OeNB vom Architektenteam
Erich Boltenstern und Eugen Wachberger OTTO WAGNER-PLATZ 4-4a das
„Osttor Nord“ als Bürohaus und das
„Osttor Süd“ als Mitarbeiter-Wohnhaus
mit 42 Wohnungen, 12 Garconnieren und
Geschäftslokalen errichten. Der Architekturkritiker Friedrich Achleitner lobte die
Osttor-Blöcke: „Sie gehören zum Besten,
was auf diesem Gebiet in den Fünfziger
Jahren entstanden ist.“ Nord- und Hauptgebäude sind mit einer Glasbrücke über
die Alfred-Grünfeld-Gasse verbunden,
auch unterirdisch bestehen Verbindungsgänge. Alfred Grünfeld war ein musikalisches Wunderkind, Franz Liszt förderte
sein Studium. Grünfeld konzertierte als
Pianist vor Kaiser Franz Joseph und war
auf internationalen Tourneen erfolgreich.
Er komponierte auch Klavierstücke und
Operetten. Die 70er- Jahre des 20. Jahrhunderts standen hier im Zeichen großer
Aktivitäten im Tief- und Hochbau. Nach
der Aushebung einer Garage mit 420 Stellplätzen und der Neuanlage eines öffentlich zugänglichen Parks sind nun wesent-
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liche Bedürfnisse für Bankbeamte und
Anrainer gedeckt. Die ca. 1.000 m² große
Grünfläche erhielt im Jubiläumsjahr 1996
die Benennung Ostarrichi-Park. Damals
herrschte rege Bautätigkeit für das nahe
Geldzentrum, dessen Grundstein zwei
Jahre zuvor gelegt worden war.
11 Frankgasse 8, Billrothhaus
10 Frankgasse 10
Die Frankgasse verbindet den OttoWagner-Platz über die Garnisongasse
hinweg mit dem Rooseveltplatz. Sie trägt
ihren Namen seit 1875 nach dem international angesehenen Mediziner und
Philosophen Johann Peter Frank, der als
Direktor das Allgemeine Krankenhauses
dieses grundlegend reformierte. Der 180
m lange, gerade Straßenzug ist durchgehend mit 4- bis 6-geschoßigen, späthistoristischen Zinshäusern verbaut, die zum
Teil aufwändige Fassaden, Dachaufbauten und stuckierte Foyers aufweisen. Hier
wohnten prominente Ärzte nächst ihrer
Wirkungsstätte, FRANKGASSE 10 Moritz Oppenheim und Leopold Arzt. Beide
Dermatologen waren, vor ihrer Vertreibung 1938, Mitglieder des Lehrkörpers
der Medizinischen Universität.
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FRANKGASSE 8 ist als Billrothhaus der
Gesellschaft der Ärzte bekannt. Sein Architekt war Ludwig Richter, dem auch
die Roßau einige repräsentative Miethäuser verdankt. Auf dem Dach des palaisartigen Gebäudes standen seit 1893 die
Statuen Apollos und Äskulaps sowie der
Hygiea und Minerva. Im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt, wurde das
Billrothhaus generalrenoviert und 1956
feierlich wieder eröffnet. Doch hatten sich
bei dieser Gelegenheit die antiken Götter
und Göttinnen schon verabschiedet.
FRANKGASSE 6 / GARNISONGASSE 5
lebten der Gynäkologe Rudolf Chrobak,
der 1904 den Neubau der Frauenkliniken
leitete und deren medizinische Einrichtung mitfinanzierte, später der Direktor
des Pathologisch-Anatomischen Instituts
Hermann Chiari, welcher Vizepräsident
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften war.
FRANKGASSE 5 / GARNISONGASSE 3
wohnte Adolf Lorenz, der als Orthopäde
durch die unblutige Einrichtung der angeborenen Hüftverrenkung Weltruhm
erlangte. Sein älterer Sohn Albert wurde
sein Mitarbeiter und Nachfolger an der
Universitätsklinik. Als früher Fan der
Motorisierung schilderte er seine Erfahrungen humorvoll in dem Buch „Alte
Autos - junge Liebe“. Sein jüngerer Bruder Konrad promovierte in Medizin und
Philosophie (Zoologie) und erhielt 1973
zusammen mit zwei anderen Verhaltensforschern den Nobelpreis für Physiologie
und Medizin.
12 Garnisongasse 1, Albrecht-Hof
Auch der Albrecht-Hof wirkt repräsentativ durch Erker, Eckturm, Dachaufsätze,
Gitterportal und Stuck im Foyer. Im Hof,
der Loggien aufweist, steht eine weibliche
Sandsteinfigur aus der Erbauungszeit des
Hauses. Seiner Dignität entsprechend
waren auch die Mieter, alle Universitätsprofessoren der Medizin: Der Kinderarzt
Arthur Schüller, der langjährige Vorstand
der chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses und Bürger der
Stadt Wien Hans Finsterer, der Laryngologe Leopold Rethi, der 1912 die interdisziplinäre Österreichische Gesellschaft
für Experimentelle Phonetik gründete,
um Probleme der Stimme zu behandeln,
schließlich Karl Fellinger, einer der international angesehensten österreichischen
Ärzte des 20. Jahrhunderts.
13 Fassade der Schwarzspanierkirche
Wir biegen nun nach links in die Garnisongasse ein, die einst zum Garnisonsspital I. führte. Das markante Eckhaus
GARNISONGASSE 7 / SCHWARZSPANIERSTRASSE 8 aus dem Jahr 1891 trägt
den Namen Albrecht-Hof. Es ist ein Werk
des Ringstraßenarchitekten und Mitglied
des Hofbau-Komitees, Emil Förster. Der
9. Bezirk verdankt ihm mehrere markante
Gebäude, wie das Palais Angerer (heute Hotel Regina, Rooseveltplatz 15), den
Maximilian-Hof, Währingerstraße 6-8
und das Polizeigebäude, Berggasse 41-43 /
Roßauer Lände 5-9. Försters Gebäude fanden wegen ihrer Repräsentanz und Monumentalität, der durchdachten Raumanordnungen und vornehmen Wohnungsausstattungen stets große Zustimmung.
Schräg gegenüber, SCHWARZSPANIERSTRASSE 13, dominiert die Schauseite der
einstigen Klosterkirche der Benediktiner
von Montserrat. Sie hatten ein schwarzes
Ordenskleid, zum Unterschied von den
gleichfalls aus Spanien nach Wien gekommenen Trinitariern, die einen weißen Habit trugen. Da ihre Klöster nahe
beinander lagen, unterschied man die
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Mönche nach der Farbe ihrer Kutten. Die
Schwarzspanierkirche „im Schotteneck“
mit einer Fassade nach römischen Vorbildern wurde 1739 geweiht. Ein Jahrzehnt
später erhielt sie in der Garnisongasse
einen Glockenturm, der als schönster Wiens galt. Er überragte nur sechs Jahre, fast
auf den Tag genau, das Gotteshaus. Dann
wurde er vom Blitz getroffen und abgetragen. Im Zuge der Kirchenreformen Kaiser
Joseph II. erfolgte 1783 die Auflösung des
Schwarzspanierklosters. Die Kirche wurde ausgeräumt und das anschließende
Prälaturgebäude versteigert. Ein Handelsmann erwarb das Kloster und adaptierte
es als Zinshaus. Aus der Kirche wurde ein
Militärbettendepot, das die Bevölkerung
„Flöhmagazin“ nannte. Nach der Profanierung wurden im Inneren alle Wandgemälde übertüncht und zum besseren
Transport der ärarischen Gegenstände
das von Säulen getragene Hauptportal
beseitigt. Dieser Zustand währte bis 1861.
In diesem Jahr erließ Kaiser Franz Joseph
das Protestantenpatent, welches für das
entweihte Gotteshaus die Verwendung als
evangelische Garnisonskirche vorsah. Das
Ende der Monarchie bedeutete auch den
vorläufigen Schlussstrich dieser Funktion.
Die Republik hatte zunächst keine Verwendung des leer stehenden Gebäudes,
bis man es 1930 russischen Emigranten
als Gotteshaus zur Verfügung stellte. Eine
Ikonostase erhob sich im Altarraum und
die Messe wurde nach orthodoxem Ritus
zelebriert. 1938 übernahm die deutsche
Wehrmacht für ihre rund 7.000 evangelischen Angehörigen das inzwischen sehr
herabgekommene Bauwerk und restaurierte es gründlich. Dabei kamen wieder
die Fresken von Antonio Pellegrini zum
Vorschein. Das Domkapitel stellte das
Hochaltarbild von Joachim Sandrart bei.
Die Einweihung erfolgte im Mai 1943, die
Bombardierung im September 1944. Die
Bundesgebäudeverwaltung übernahm die
Ruine. Projekte für eine Großgarage oder
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ein Magazingebäude waren im Gespräch.
Sie scheiterten, da die unbeschädigte
Fassade unter Denkmalschutz stand.
Die breite, hochbarocke Schauseite blieb
nach dem Umbau zu einem evangelischen
Studentenheim, dem Albert-SchweitzerHaus, GARNISONGASSE 14-16, erhalten. Architekt Fritz Rollwagen schuf aus
der zerbombten Kirche ein zweckmäßiges Objekt. Nach der Generalsanierung 2007 durch Nickl & Partner Architekten, München, beherbergt das AlbertSchweitzer-Haus in sieben Etagen neben
dem StudentInnenheim mit 177 Plätzen
in modern ausgestatteten, barrierefreien
Einzelzimmern, die zu unterschiedlich
großen zeitgemäßen Wohneinheiten zusammengefasst sind, und dem Veranstaltungszentrum eine Reihe evangelischer
Organisationen.
14 Garnisongasse 11, Rotes Haus
Gegenüber, bei GARNISONGASSE 11 /
ROTENHAUSGASSE 10 zeichnet sich
das 1898 errichtete späthistoristische Eckhaus durch Neorenaissance-Gliederung,
Erker und ein Gitterportal aus. Charakteristisch sind die großen Nischenfiguren
Vulkan und Hygiea. Die Rotenhausgasse
trägt ihren Namen nach einem der größten damaligen Zinshäuser Wiens, das
hier stand. 1712 erwarb der Palatin des
Königreiches Ungarn, Paul I. Fürst Esterházy, die vier Häuser umfassende Realität. Paul II. etablierte im Hof eine gedeckte Reitschule, in der Kunstreiter ihre
Darbietungen zeigten. Nikolaus II. ließ
den Gebäudekomplex 1802 neu errichten
und 1810 erweitern. Über vier Höfe und
20 Stiegenhäuser waren 150 Wohnungen
zu erreichen. Auch die 36.000 Bände umfassende Esterházysche Bibliothek befand sich im Roten Haus. Es ragte wie ein
großer Erker in das Glacis und bot eine
entsprechende Aussicht auf die Stadt, zu
den Kleinen Karpathen oder auch zum
Schneeberg. So war es kein Wunder, dass
Ludwig van Beethoven von Mai bis Oktober 1804 hier wohnte. Er schätzte die
Weite der Landschaft, die ihn inspirierte.
Der Komponist war 1787 das erste Mal
nach Wien gekommen und als Pianist
und Komponist bald in Kreisen des Adels
bekannt geworden. Sein Freund Gerhard
Breuning beschrieb ihn: „Beehovens Aussehen war kräftig, die Statur mittelgroß,
sein Gang energisch, wie seine lebhaften
Bewegungen.“
Von alledem ist heute in der tristen Sackgasse, wie in einer Schlucht, nichts mehr
zu sehen. Ihre nördliche Seite wird von
den Mauern des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses (heute Campus) begrenzt. 1834 errichtet, stehen sie auf den
Gräbern des Mariazeller Gottesackers,
dem einstigen Nobelfriedhof Wiens.
GARNISONGASSE 15 ist die Aufschrift
über dem Tor – auf Deutsch: „Zum Heil
und Trost der Kranken“ – jener in der Alser Straße 4 nachgebildet, Jahreszahl und
Kaisernamen jedoch auf „Franciscus I.,
1834“ geändert.
Gegenüber betreten wir die abgewinkelte
Beethovengasse. Sie folgt bis zur Lackierergasse der Hauptachse des einstigen
Klostergartens der Schwarzspanier. Nach
Aufhebung des Klosters 1783 wurde er
1840 in zehn Baustellen geteilt und diese
versteigert. Auf den früheren acht großen Blumenrabatten schossen wie Pilze
viergeschoßige Zinshäuser empor. Einige
sind erhalten und geben Zeugnis von der
Wohnkultur des Biedermeier.
15 Beethovengasse 4, Beethoven-Hof
Im Blickpunkt unseres Spazierganges
steht jedoch das Haus BEETHOVENGASSE 4. Es trägt an seiner Neo-Empirefassade die Aufschrift „Beethoven-Hof“
und die Jahreszahlen 1843 und 1912. 1843
erwarb Anna Dirnböck das Grundstück
an der neu eröffneten Gasse. Sie war die
Gattin des Buchhändlers und Verlegers
des satirischen Wochenblattes „Hans Jörgel von Gumpoldskirchen“, Jacob Dirnböck. Bis 1881 blieb das Haus im Familienbesitz. 1912 erfolgte der Neubau, in
dem dann u.a. der Psychiater Hans Hoff
wohnte.
Einige Häuser weiter, BEETHOVENGASSE 8, kündet eine Relieftafel, dass
der große Sozialreformer Wiens, Stadtrat
Univ. Prof. Dr. Julius Tandler hier wohnte.
Als Wissenschaftler beschäftigte er sich
mit der Konstitutionslehre und verfass-
13
ste ein vierbändiges Anatomie-Lehrbuch.
2010 ist das Haus eine komplette Baustelle. Die Blutbuche (Fagus sylvatica Athropunicea) mit der Nr. 777 auf der Liste der
Wiener Naturdenkmale steht noch im
Garten.
16 Beethoven-Sterbehaus
Am nördlichsten Punkt unserer Wanderung wenden wir uns um und gehen zum
Durchgang des Schwarzspanierhauses in
die gleichnamige Straße. Lange Zeit war
sie als Begleitstaße des Glacis nur einseitig
verbaut. SCHWARZSPANIERSTRASSE
15 stand seit 1689 das Kloster der Benediktiner von Montserrat. Nach den Josephinischen Reformen wechselten die Besitzer
mehrmals, bis 1845 die Anlage an das die
Zisterzienserabtei Heiligenkreuz (Niederösterreich) kam, die sie auch heute besitzt. Das Stift ließ entlang der verlängerten Beethovengasse ein mehrhöfiges Zinshaus, den Schwarzspanier-Hof, errichten.
1827 war Ludwig van Beethoven im alten
Haus gestorben, vor dem Abbruch 1903
nahm man mit einer Gedenkfeier Abschied von dem durch den Komponisten
berühmt gewordenen Gebäude. Der Abt
überließ die wenigen Überreste der Wohnung Beethovens der Stadt Wien. Über
14
dem prunkvollen Portal des 1904 errichteten Straßentraktes befinden sich Bronze-Medaillons. Sie zeigen Nikolaus Lenau
(eigentlich Franz Niembsch von Strehlenau) den schwermütigen Lyriker, der hier
1833-1835 gewohnt hatte, und Ludwig van
Beethoven, der hier seine letzten beiden
Lebensjahre verbrachte. Die Gesamtausgabe von Beethovens Werken umfasst 38
Bände. Er schuf neun Symphonien, die
Oper „Fidelio“, zwei Messen, Ouvertüren
und Bühnenmusik, ein Violinkonzert,
fünf Klavierkonzerte, 32 Klavier-sonaten,
91 Klavierlieder, zehn Violinsonaten, 16
Streichquartette, Konzertarien, Lieder,
Tänze, Rondos, Menuette, Ländler und
andere Instrumentalkompositionen.
WÄHRINGER STRASSE 13 befand sich
1713 das Palais des Hof- und Kammerjuweliers Johann Caspar Prenner. 1768 erwarb Theodor Graf Batthyány, eine der
eindrucksvollsten adeligen Unternehmerpersönlichkeiten seiner Zeit, die Häuser
Währinger Straße 13 und 13a. Er richtete
darin eine Battistfabrik ein, die bis 1783
bestand. Später beschäftigte sich der Graf
mit dem Problem stromaufwärts fahrender Schiffe. 1793 erhielt er ein Privileg für
Schiff-bau und -fahrt. Aus der Textilfabrik war inzwischen die Gewehrfabrik
geworden und das Palais Prenner wurde
in diese einbezogen. Die Gewehrfabrik
versorgte von 1787 bis 1852 die kaiserliche
Armee mit Handfeuerwaffen. Ende des
19. Jahrhunderts änderte sich die Funktion des Häuserblocks grundlegend.
17 Anatomisches Institut
1886 erbauten Dominik Avanzo und Paul
Lange WÄHRINGER STRASSE 11-13 das
Anatomische Institut der Universität. Im
markanten Stiegenhaus steht das Denkmal des römischen Arztes Galenius, der
einer der bedeutendsten Mediziner der
Antike und Leibarzt von Kaiser Marc
Aurel war. Es hat die schweren Bombenangriffe ebenso überstanden, wie die Tafel „Doctrina fundamentum artis“, die wir
an der Fassade zwischen WÄHRINGER
STRASSE 13a und 15 sehen.
Der Wiederaufbau nach Kriegsende benötigte sechs Jahre. Währinger Straße
13a war 1903 als Seitentrakt das Pharmakologische Institut entstanden, dessen historischer Hörsaal 1980 demoliert wurde.
1904 kam im mittleren Hintertrakt das
Physiologische Institut dazu. Über den
Eingängen in der Schwarzspanierstraße
17 liest man noch die früheren Bezeichnungen „Physiologisches Institut“ bzw.
„Histologie, Embryologie, Neurologie, Allgemeine Biologie“. Eine Erinnerungstafel
bezieht sich auf Carl Toldt, der Anatom
und Herrenhaus-Mitglied war.
18 Pharma- und Drogistenmuseum
Betritt man den Hof durch die breite
Einfahrt, wähnt man sich eher in einem
Fabriksbau, da die Fassaden in Sichtziegelbauweise ausgeführt sind und der
Schlot des ehemaligen Kesselhauses, mit
dem der Komplex vor einem Jahrhundert
zentral beheizt wurde, emporragt. Als besonders bemerkenswert galt damals der
Hörsaal, dessen Apsis in den Hof weist
und die Aufschrift „Physiologisches Institut“ trägt. Einige Schritte weiter erinnert
an einem Laborgebäude eine Tafel daran,
dass hier unter der Ägyde des späteren Institutsvorstands Wilhelm Auerswald 1954
die ersten Heilmittel aus menschlichem
Blut hergestellt wurden.
Mit Gesundheit und Krankheit beschäftigt sich auch das Pharma- und Drogistenmuseum WÄHRINGER STRASSE
14. 10.000 Exponate, darunter wertvolle
Herbarien, illustrieren die Geschichte des
Berufsstandes. Es befindet sich im „Kom.
Rat Hans Zellhofer Stiftungshaus für Drogisten“. Die Fassade trägt diese Aufschrift
und eine Gedenktafel für den Pionier des
Drogistenstandes.
19 Albert Appel-Hof
Ein Bombentreffer zerstörte das Eckhaus
WÄHRINGER STRASSE 9 /SCHWARZSPANIERSTRASSE 22. An seiner Stelle
entstand 1953 der Albert-Appel-Hof, eines
der ersten Gebäude mit Eigentumswohnungen. Eine Bronzetafel erinnert an den
Namensgeber. Albert Appel gründete
1908 den Christlichen Arbeiter-Touristenverein, aus dem der Österreichische Tou-
15
ristenverein hervorgegangen ist, und die
österreichische Bergsteigervereinigung,
deren erster Obmann er war.
gliederung. Drei Schriftsteller schätzten
es als Domizil: Der Schriftsteller Peter
Altenberg (eigentlich Richard Engänder
- „er liebte und sah“), Gustav Davis, der
erste Herausgeber der Kronenzeitung (er
druckte sein Blatt Pramergasse 28, („Im
Oberen Werd“) und Sigmund Spielmann,
Vorstandsmitglied des Wissenschaftlichen Weltsprache-Vereins Volapük in
Wien.
20 Hotel Regina
Zur Ringstraßenzone gehört bereits der
neobarocke Bau WÄHRINGER STRASSE 5-7. Es handelt sich um ein Werk der
in der ganzen Monarchie für ihre Theaterbauten berühmten Architekten Fellner
& Helmer, deren Bürogemeinschaft in
der Servitengasse 7 ihren Sitz hatte. Der
mit reichem Stuckdekor angelegte Stiegenaufgang wird durch eine Glaskuppel
belichtet, ebenso die Einfahrt, die zum
Hof führt. In ihm befindet sich ein Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), der
mit Nr. 702 unter Naturschutz steht. Der
Blauglockenbaum war der Lieblingsbaum
von Kaiser Franz Joseph, der viele davon
pflanzen ließ. Zu seinen Regierungsjubiläen wurden in den Parks der Monarchie
zahlreiche „Kaiserbäume“ gesetzt. Im Atelier des Hausgartens schuf der Bildhauer
Hans Mauer das dynamische Standbild
des Predigers Marco d‘Aviano, welches
1935 an der Kapuzinerkirche, Wien 1, aufgestellt wurde.
WÄHRINGER STRASSE 3, erbaut 1884,
besitzt eine weitläufige Einfahrt und eine
neomanieristische Fassade mit Erker-
16
WÄHRINGER STRASSE 1 / ROOSEVELTPLATZ 15 bildet mit dem ehemaligen Palais Angerer eine Einheit. Das Hotel Regina, Stammhaus der Kremslehner
Hotels, wird dort seit 110 Jahren in nunmehr vierter Generation von der Familie geführt. In den frühen 1890er- Jahren
kam Georg Kremslehner nach Wien und
arbeitete zuerst als Kellner in der „Alt-Pilsenetzer Bierhalle“, wo seine spätere Frau
Christine Köchin war. Nach der Hochzeit
pachteten sie das Lokal. 1907 erhielt Georg
Kremslehner die Hotelkonzession, kaufte
das Haus und adaptierte es als elegantes
Großstadthotel, wobei die Bierhalle bis
in die 1920er-Jahre bestehen blieb. Nach
dem Zweiten Weltkrieg renovierte sein
Sohn Rudolf das Hotel grundlegend und
kaufte das angrenzende Haus dazu. Heute umfasst das 4-Sterne Hotel Regina 164
Zimmer. Interessant ist die auf Alt-Wien
bezogene Ausmalung der Speisesäle. Ein
Extrazimmer ist mit Erinnerungen an
den Gründer und seine Familie gestaltet.
21 Roosevelt-Platz
Hier, angesichts von Kirche, Park und
Platz, lässt es sich gut ruhen, die Aussicht
genießen und Einsicht erhalten über die
mehrmalige Umbenennung der Umgebung. Der ältere Bruder des Kaisers Franz
Joseph, Maximilian (eigentlich Ferdinand
Maximilian, auch Max genannt), der spätere unglückliche Kaiser von Mexiko, war
der erste, nach dem diese Fläche benannt
wurde. Ihm, als Initiator des Kirchenbaus,
gebührte die Ehre, dass sein Name auf einen Platz der prächtigsten Bauten an der
flankierenden Währinger Straße übertragen wurde. In der Nähe trugen auch das
k. k. Maximilians-Gymnasium (heute
Wasagymnasium, BG 9), ein Café, und
der Maximilian-Hof (Währinger Straße
6-8) seinen Namen. 1920 wurde der Platz
auf Freiheitsplatz umbenannt. Die dritte
Benennung erfolgte nach Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, der 42-jährig im
„Juliputsch“ der Nationalsozialisten 1934
erschossen wurde. Er hatte die Demokratie in Österreich abgeschafft und den
Ständestaat errichtet. Dieser währte nur
vier Jahre und wurde durch das „Dritte Reich“ abgelöst. Eine Straßentafel am
Hotels Regina mit „Dollfuß-Platz“ wurde
in den so genannten Umbruchstagen 1938
durch eine provisorische Tafel „AdolfHitler-Platz“ ersetzt. Diese Benennung
erfolgte nicht offziell, sondern emotional
und wurde bald dahingehend korrigiert,
dass der „Führer“ den Platz vor dem Rathaus erhielt, sein Paladin Hermann Göring aber den Platz vor der Votivkirche
zugewiesen bekam. Hier wäre der Volkswitz zu erwähnen, der in den letzten Jahren des „1000-jährigen Reiches“ diesen
„Meierplatz“ nannte. Das kam so: Göring,
Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe, prahlte zu Kriegsbeginn mit dem Worten „Wenn je ein feindliches Flugzeug über
unsere Grenzen fliegt, will ich Meier heißen.“ Doch als diese später zu Hunderten
kamen, erinnerte sich mancher spöttisch
an das Versprechen und nannte den Platz
so. Nach Kriegsende erhielten wir wieder
unsere Freiheit und der Platz danach seinen früheren Namen. Doch wollten die
Besatzungsmächte in ihren Zonen Personen durch Umbenennungen von Verkehrsflächen ehren. So erhielt Wien in
der sowjetischen Zone einen Stalinplatz
(als Teil des Schwarzenbergplatzes) und
der Alsergrund in der US-Zone einen
Rooseveltplatz. Franklin D. Roosevelt war
1936-1945 der 32. Präsident der USA und
ein erklärter Feind Hitler-Deutschlands
gewesen.
22 Rooseveltplatz 13
Wir umrunden den Rooseveltplatz gegen
den Uhrzeigersinn. Ein städtebauliches
Ensemble umschließt im Halbkreis die
Votivkirche, von der strahlenförmig drei
Gassen (Günther-, Ferstel- und Frankgasse) ausgehen. Dieser „Circus“ gibt sich
17
in seinen Fassaden keineswegs monoton,
sondern zeigt, dem Stil des Historismus
verpflichtet, sehr unterschiedliche Lösungen.
Prominente Ringstraßen-Architekten waren hier am Werk. Emil Förster, den wir
schon beim Albrecht-Hof kennengelernt
haben, schuf 1876/77 das Palais Angerer
(Hotel Regina, Rooseveltplatz 15) und bis
1880 das Wohnhaus ROOSEVELTPLATZ
13, das sich im Besitz der Ärztekammer
für Steiermark befindet. Die Fassade zeigt
die Bürste einer Dame, ein eherner Adler
krönt den Giebel.
23 Rooseveltplatz 12
Das Haus ROOSEVELTPLATZ 12 ist
(ebenso wie Rooseveltplatz 6 und 11) ein
Werk von Ludwig Tischler. Chefarchitekt
der Wiener Baugesellschaft, gründete er
1875 ein eigenes Büro und wurde zu einem
der meist beschäftigten Architekten im
Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Ein markantes Beispiel seiner rund 250
Häuser ist im 9. Bezirk der Maria-Theresien-Hof, Währinger Straße 2-4. Rooseveltplatz 12 leitet im stumpfen Winkel zur
Günthergasse über. Anton Günther war
Weltpriester und Religionsphilosoph.
18
ROOSEVELTPLATZ 11, dessen Haustor Delphine zieren, bildet die Ecke zu
GÜNTHERGASSE 1. Der überkuppelte
Eckturm, ein markantes Motiv der Tischler-Bauten, erhielt nach einem Bombenschaden sein charakteristisches Aussehen
durch die angepasste Wiederherstellung
der Kuppel. Gedenktafeln erinnern an
den Hofschauspieler Friedrich Mitterwurzer und an den Kulturstadtrat und
Publizisten Jörg Mauthe. Hier wohnten
auch der Anatom Emil Zuckerkandl
und seine Frau, die Schriftstellerin Berta
Zuckerkandl-Szeps. Emil Zuckerkandl
setzte das Werk seines Lehrers Hyrtl fort.
Er begründete die wissenschaftliche Anatomie der Nasenhöhlen und ermöglichte
dadurch die Entwicklung der modernen
Rhinologie. Berta Zuckerkand-Szeps war
die Tochter des liberalen Zeitungsverlegers Moritz Szeps. Als Kultur-Journalistin
war sie eine Vorkämpferin für die Secession, die Wiener Werkstätte und Mitbegründerin der Salzburger Festspiele. In
ihrem Salon traf sich die künstlerische
und wissenschaftliche Elite Österreichs.
ROOSEVELTPLATZ 10 wurde vom Erbauer der Votivkirche, Heinrich Ferstel,
und seinem Schwager Carl Koechlin
1880/81 gestaltet und war das Wohnhaus
Ferstels. Ein dreigeschossiger Volutengiebelaufsatz gibt dem Haus seine Charakteristik. 2010 wird es, zuvor Standort des
Dekanats der evangelisch-theologischen
Fakultät, umfassend renoviert.
24 Rooseveltplatz 9
ROOSEVELTPLATZ 9, ebenfalls von
Ferstel, weist mit seinem NeorenaissanceEckrisalit zur Ferstelgasse 1. Markant ist
sein Mansarddach mit dem reichen Firstgitter. In diesem Haus wohnte Josef Thenen, Präsident der Wiener Ärztekammer.
Die Ferstelgasse läuft vor der Fassade der
ehemaligen Schwarzspanierkirche auf
den Chor der Votivkirche zu. Ihre späthistoristische Verbauung zählt zum Ensemble des Rooseveltplatzes. Ein Projekt
aus dem Jahr 1941 sah die Verlängerung
der Gasse quer über das Alte Allgemeine
Krankenhaus bis zur Stadtbahnstation
Michelbeuern vor.
25 Ferstelgasse 5
FERSTELGASSE 3 logierten weitere medizinischen Kapazitäten: der Chirurg
Paul Fuchsig und der Herzspezialist Kurt
Polzer . Das von Carl Schumann, der als
viel beschäftigter Ringstraßenarchitekt
auch an der Umgestaltung der Hofburg
mitwirkte, errichtete palaisartige Haus
ist ein Beispiel für die „Neu-Wiener Renaissance“. Es zeigt Ädikulafenster, Balkone und Volutenpilaster, im Stiegenhaus
Stuckdekor, Figurenleuchter und figurale
Ätzglasscheiben.
FERSTELGASSE 5 wohnte der deutsche
Schriftsteller Ludwig Ganghofer, der
durch Heimatromane bekannt wurde.
Weitere Mieter waren sein Freund, der
Schriftsteller Vinzenz Chiavacci und
der Chirurg Carl Gussenbauer, der hier
starb. Er leitete als Nachfolger Billroths
die II. Chirurgische Universitätsklinik
und schuf neue Operationsmethoden.
Als Bergsteiger erschloss Gussenbauer
Gebiete in seiner Kärntner Heimat. Im 9.
Bezirk ist seit 1910 eine Gasse nach ihm
benannt.
26 Ferstelgasse 6
FERSTELGASSE 6 / SCHWARZSPANIERSTRASSE 10 von Oskar Merz ist ein
strenghistoristischer Bau in altdeutschen
Formen. Der unvermeidliche Eckturm
weist einen Rundbalkon auf. Das Foyer
zieren Putten mit Darstellungen der Jah-
19
reszeiten. Felix Mandl besaß hier eine
Wohnung. 1933 bis 1938 war er Chef der
chirurgischen Abteilung des S. CanningChilds-Spitals, der ehemaligen Frauenheilanstalt des Sanatoriums Loew, das
nach dem „Anschluß“ arisiert wurde. Er
war eines der wenigen Mitglieder der medizinischen Fakultät, die, obwohl im Ausland beruflich etabliert, 1945 nach Wien
zurückkehrten. 1948 zum a.o. Professor
ernannt, fungierte er 1949-1952 auch als
SPÖ-Mandatar im Gemeinderat.
ROOSEVELTPLATZ 8, der Pfarrhof der
Propstei, ist wie die Votivkirche von Heinrich Ferstel. Das schmale Haus zeigt im
Giebel eine Madonnenfigur. Die Pröpste
waren auch Domherren zu St. Stephan,
wie Weihbischof Godfried Marschall (1905
- 1910 Generalvikar der Erzdiözese Wien)
oder Alois Wildenauer - 1929 infulierter
Propst an der Votivkirche, schied er 1946
wegen Altersgründen aus und war seither Domkapitular und Erzdechant. Alois
Wildenauer war einer der bekanntesten
Bergsteiger und Höhlenfachleute Österreichs. Er hat mehr als 4.000 Berggipfel der Ost- und Zentralalpen bestiegen
20
und sich um die Erschließung der Hohen
Wand verdient gemacht. Der Priester und
Musiker Raimund Weißensteiner war als
katholischer Widerstandskämpfer zwei
Jahre lang inhaftiert. Nach 1945 wirkte
er als Kaplan an der Votivkirche, er war
Komponist und Dirigent.
27 Rooseveltplatz 7
ROOSEVELTPLATZ 7 / FRANKGASSE 2, ist ebenfalls ein Ferstel-Bau. Die
Neorenaissance-Fassade ist reich dekoriert, der runde Eckturm trägt eine hohe
Kuppel. Die hier abzweigende, 1875 benannte Frankgasse konnte erst nach 50
Jahren über die Garnisongasse verlängert
werden, da noch Reste des Roten Hauses
standen.
28 Frankgasse 1
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite,
FRANKGASSE 1 zieren Kriegerputten das
Portal. Es war das Haus des Architekten
Emil Förster, der hier sein Atelier einrichtete. Er baute es sich 1886 nach einer
längeren Studienreise in Italien, wo er die
Formen der Renaissance studierte, die er
hier als neue Wiener Renaissance vertrat.
Förster errichtete an die 80 Wohnhäuser
– Villen, Zinshäuser und Palais – und
öffentliche Bauten, im 9. Bezirk u.a. das
Miethaus Albrecht-Hof Garnisongasse 7/
Schwarzspanierstraße 8. Außerdem war
er Vorstand des Departements für Hochbau im Ministerium für Inneres, Mitglied
des k. u. k. Hofbaukomitees, der Stadterweiterungskommission und der Vorläuferinstitution des Bundesdenkmalamts.
Prominente Mieter waren u. a. der
Schriftsteller und Arzt Arthur Schnitzler, der hier 1894-1903 wohnte und der
Orthopäde Hans Spitzy, der 1913-1928 im
Haus lebte. Eine Gedenktafel kündet: „In
diesem Haus wurde am 15. April 1945 die
Universität Wien wiedereröffnet.“ Die Absicht, alle Gebäude des Rooseveltplatzes
für universitäre Nutzung in Bundesbesitz
zu bringen, gelang nur bei Nr. 2 und 3 und
Ferstelgasse 5.
Weiter auf dem ROOSEVELTPLATZ
wandernd, finden wir wieder die Namen
bekannter Ringstraßen-Architekten: Nr.
6 Ludwig Tischler, Nr. 4-5 Karl Schumann
(markanter Dachgiebel mit Figur) Nr. 1-3
– symmetrisch zum Hotel Regina – Heinrich Ferstel und Carl Koechlin.
29 Votivkirche, Südportal
Der Umgang an der Rückseite der Votivkirche führt durch die kleine Parkanlage
und beginnt sinngemäß mit der Tympanondarstellung von Adam und Eva am
südlichen Seitenportal. Die prachtvoll
gestaltete Chorpartie mit dem Kapellenkranz zwischen den zierlichen Strebepfeilern und den Strebebogen, die wie
Spangen einer Krone aufwärts leiten, ähnelt der Kathedrale von Notre Dame in
Paris. Wäre da nicht die Gedenktafel an
Josef Hawala, der 1946 bis zu seinem Tod
Propst der Votivkirche war und deren
Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb. Der ruhige Park besitzt ein
Denkmal von Gianni Arico für Antonio
Vivaldi, der in Venedig als Komponist
und Geiger tätig war und sein letztes Lebensjahr in Wien verbrachte. Er schrieb
38 Opern und zahlreiche Violinkonzerte.
Das Monument entstand auf Initiative der
Lions-Clubs. Die Vorbereitungen gestalteten sich schwierig, da nach der Absiedlung einer Tankstelle 5000 Tonnen kontaminiertes Erdreich zu entsorgen waren.
Die Denkmalenthüllung am 16. Juni 2001
fand anlässlich der 260. Wiederkehr des
Todestages Vivaldis statt.
21
Bevor wir uns nach der Einkreisung durch
das linke der drei Portale in die VOTIVKIRCHE begeben, sollte doch der Grund
zu ihrer Erbauung genannt werden. Am
18. Februar 1853 hatte der ungarische
Schneidergeselle Johann Libenyi versucht, Kaiser Franz Joseph zu ermorden.
Das Attentat war aber gescheitert, und
zum Dank regte Erzherzog Maximilian
die Errichtung einer Kirche an. Für den
Bau wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der junge Architekt Heinrich
Ferstel gewann. Er hatte sein Siegerprojekt unter der Fahne „weißes Kreuz auf
blauem Grund“, eingereicht. Diese Kombination entspricht dem Staatswappen
Griechenlands oder der Fahne der Shetland-Inseln. Am 22. April 1856 fand die
Grundsteinlegung statt, die Einweihung
geschah am Tag der Silbernen Hochzeit
des Kaiserpaares am 24. April 1879. Die
Fassade der Kirche ist mit Werken der
Bildhauer Johannes Benk, Hanns Gasser
und Franz Melnitzky geschmückt. Leider ist der Wöllersdorfer, Mannersdorfer
und Mühldorfer Kalkstein, der zum Kirchenbau verwendet wurde, ein nicht sehr
widerstandsfähiges Material und so sind
nun jahraus, jahrein zum Schutz der Kirchenbesucher holzgefügte Schutzdächer
über dem Zugang angebracht, was nicht
eben zur Verschönerung beiträgt.
30 Votivkirche Innenraum
22
Die Votivkirche war als österreichische
Ruhmeshalle gedacht – ein Gegenstück
zur Londoner Westminsterabtei. Es ist
bei der Aufstellung des Salmgrabdenkmals geblieben, das Kaiser Ferdinand I.
seinem obersten Feldhauptmann Niklas
Graf Salm, dem Verteidiger Wiens während der Ersten Türkenbelagerung, in
der Wiener Dorotheerkirche setzen ließ.
Nach der Schließung dieser Kirche durch
Kaiser Joseph II. im Jahre 1782 brachte
die Familie Salm das Kunstwerk auf ihr
Familiengut nach Raitz /Rájec-Jestřebí
in Mähren. 1879 wurde es dann in der
Votivkirche aufgestellt. Die Seitenwände der Tumba zieren zwölf figurenreiche
Schlachtenbilder, auf dem Deckel sieht
man die liegende lebensgroße Figur des
Kriegshelden. Das für die Entwicklung
der mitteleuropäischen Plastik bedeutende Denkmal stammt aus dem Umkreis
des deutschen Renaissance-Bildhauers
Loy Hering um 1530.
Ein einzigartiges Kunstwerk ist der um
1460 entstandene Antwerpener Passionsaltar, der schon zweimal einiger Figuren
beraubt wurde. Seit 2000 steht er sicher
im Museum der Kirche (im ehemaligen
Hoforatorium oberhalb des Chorumganges). Der dreiteilige Altar gilt als das
bedeutendste erhaltene Schnitzwerk mit
originaler Polychromie aus der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts. Er zeigt in der
Mitte die Kreuzigung, links die Kreuztragung, rechts die Kreuzabnahme und die
Beweinung Christi. Das Kunstwerk gelangte nach mehrmaligem Besitzerwechsel in das Eigentum des - auch an der Votivkirche tätigen - Bildhauers Hanns Gasser, von dem ihn Kaiser Franz Joseph 1858
kaufte. Sein ehemaliger Erzieher, Joseph
Othmar Rauscher - Wiener Erzbischof
und Kardinal - motivierte den Kaiser, den
Altar der Votivkirche zu schenken. Hanns
Gasser führte die Ergänzungsarbeiten
durch. In den Sechzigerjahren des 20.
Jahrhunderts erfolgte eine Restaurierung
durch das Bundesdenkmalamt. Weitere
Exponate des neuen Museums sind wieder entdeckte Werke der Brüder Karl und
Franz Jobst, die in der Übergangsphase
vom Historismus zum Secessionismus
viele Kirchen und Schlösser mit Wandmalereien versahen. In der Votivkirche
wurden aus Geldmangel nicht alle Vorhaben verwirklicht, doch sind zahlreiche
Kartons für die Wandmalereien und die
verlorengegangenen Glasmalereien erhalten geblieben. Im rechten Seitenschiff der
Kirche wird eine Kopie der Madonna von
Guadelupe (Mexiko) verehrt. Wirkungsvoll ist auch das der Exekutive gewidmete Mal von Clemens Holzmeister, das in
seinem stelenartigen Aufbau im Mittelteil
Kreuz und Dornenkrone, in den Seitenteilen im Flachrelief Angehörige der Exekutive zeigt.
31 Jägerstätter-Fenster
Eine am Barbara-Altar angebrachte, 30,5
cm starke, vier Meter hohe Kerze wiegt
264 kg und hat laut Inschrift eine Lebensdauer von 100 Jahren. In der Gruft der
Bischofskapelle schläft Weihbischof Godfried Marschall den ewigen Schlaf. Daneben, im rechten Querschiff, befand sich
das Kaiserfenster, das wie auch die übrigen, durch Kriegseinfluss zerstört worden ist. Es wurde nach den vorhandenen
Zeichnungen von Eduard Steinle durch
die Gemeinde Wien wieder hergestellt.
Die Neuverglasung der Fenster in der
Größe von 1.200 m2 illustriert auch die
jüngste Geschichte Österreichs. Neu sind
das Mauthausen-Fenster und das Jägerstätter-Fenster (Franz Jägerstätter wurde
als Kriegsdienstverweigerer hingerichtet
und 2007 selig gesprochen). Bomben und
Granaten hatten gegen Ende des Zweiten
Weltkriegs dem Dom des Alsergrundes
arg zugesetzt. Sämtliche Fenster gingen
zu Bruch, das Dach wurde undicht und
zahlreiche Zierate der Fassade drohten
abzustürzen. Diese Bauschäden sind inzwischen behoben, doch die zur Routine
gewordene Restaurierung wird noch Jahrzehnte dauern. Bei einer Inspektion 2001
schätzte das Bauamt der Erzdiözese Wien
die Kosten der Außensanierung auf rund
32 Millionen Euro und die Baudauer auf
20 Jahre. Im Pfarrgebiet der Votivkirche
leben rund 2.700 Katholiken. Sie ist auch
die Heimstätte verschiedener fremdsprachiger Gemeinden und ein Schwerpunkt
liegt auf der Touristenseelsorge.
Die Kirche durch das Hauptportal verlassend, erblicken wir vor uns den weiten
Platz. Seit seinem Bestehen und ungeachtet seiner Umbenennungen war er stets
ein Versammlungsort von Vereinen und
politischen Parteien. Besondere Bedeutung hatte er zur Zeit der Monarchie, als
vor dieser römisch-katholischen Garnisonskirche mit großem militärischem
Pomp die Leichenbegängnisse hoher Offiziere stattfanden. Artillerie fuhr auf,
und ihre Salutschüsse donnerten weithin
hörbar über den Platz. Die Militärkapelle, die zum Kondukt gehörte, spielte dazu
Trauermärsche, doch bei ihrem Abrücken schon wieder heitere Melodien. An
der jetzigen Liegewiese mit ihren moder-
23
nen Skulpturen vorbei begeben wir uns
zur Währinger Straße, wo noch einige
Sehenswürdigkeiten auf uns warten.
und Retouchetechniken schuf Simonis
einen eigenen Stil. Er war auch der erste
Fotograf, der Farbbilder machte.
32 Währinger Straße 12
33 Chemisches Institut
Das 1910 erbaute markante Eckhaus
WÄHRINGER STRASSE 12 / TÜRKENSTRASSE 1 zeigt einen dekorativen Fries
mit Putten. Es zählt zu den ersten Stahlbetonbauten Wiens. Im Souterrain befindet
sich ein Lichtspieltehater. 1912-1985 hieß
es Votivpark Kino. Nach der Übernahme
durch den alternativen Filmverleih „Filmladen“ erhielt es die kürzere Bezeichnung
Votiv Kino. Seit 2007 wird es gemeinsam
mit dem nahe gelegenen De-France-Kino
am Schottenring geleitet. Seit der Nachkriegszeit bis 1985 befand sich im Haus
das 400 m² große Fotostudio Simonis.
1917 sattelte der Cafetier Julius Simonis
auf die Fotografie um. Sein Atelier befand
sich in der Nußdorfer Straße 26 (nächst
jenem, das Albin Mutterer vier Jahrzehnte zuvor betrieben hatte). Der Sohn
Heinz Simonis übersiedelte mit der Firma
in die Währinger Straße. Hier entstanden die offiziellen Fotos der Staatsmänner
für Schul- und Amtshäuser, ebenso wie
Bilder von Prominenten, Presse- Werbeund Tierfotos. Mit seinen Weichzeichner-
Ein eindrucksvoller Bau ist das 1871 von
Festel errichtete Chemische Institut,
WÄHRINGER STRASSE 10 / HÖRLGASSE 8 / WASAGASSE 9 / TÜRKENSTRASSE 2. Der Architekt unternahm zuvor mit
dem Initiator der Anstalt, dem Chemiker
Josef Redtenbacher, 1868 eine Studienreise nach Bonn, Berlin, Stuttgart und
Leipzig. Es entstand ein Sichtziegelbau
mit zum Teil glasierten Terrakottaverzierungen. Durch 30 Jahre war Adolf Lieben
Leiter des Instituts. Der Mitbegründer
der Strukturchemie veröffentlichte Untersuchungen über Alkohole, Adehyde,
Säuren und Kohlenwasserstoffe. Er entwickelte die nach ihm benannte Jodoformreaktion. Lieben stellte sein Labor jungen
Forschern zur Verfügung. So erfand Carl
Auer von Welsbach das Gasglühlicht dort.
Vor dem Chemischen Institut befand sich
bis 1884 das alte Laternanzünderhaus, ein
Gasthaus. Hier trafen sich jene Männer,
die mit weißen Arbeitsmänteln bekleidet, für die öffentliche Gasbeleuchtung
sorgten.
24
1887 entstand nach den Plänen Emil Försters das pompöse Gebäude des Maximilian-Hofes, WÄHRINGER STRASSE 6-8
/ HÖRLGASSE 2/ KOLINGASSE 1. Die
ursprünglich reichen Kuppelaufbauten
wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Im Maximilian-Hof befand sich die Marinesektion des k. u. k. Reichskriegsministeriums, inklusive der Wohnung
ihres Admirals Maximilian Daublesky
Sterneck zu Ehrenstein, der seit 1884 Marinekommandant war. Hier lebte auch
Fritz Reuter, langjähriger Leiter des Gerichtsmedizinischen Instituts und später
des Volksgesundheitsamtes. An ein früher hier befindliches Lederwaren- und
Pelzgeschäft erinnert die Steinskulptur
„Zur Robbe“ an der Ecke zur Kolingasse.
34 Maria Theresien-Hof
Das Pendant, der Maria-Theresien-Hof,
WÄHRINGER STRASSE 2-4 / KOLINGASSE 2 / MARIA-THERESIEN-STRASSE 1, hatte Ludwig Tischler 1885 erbaut
und mit reichem Fassadenschmuck versehen. Auf dem oberen Architrav stehen
sechs Figuren, zwischen den Fenstern
acht Büsten. Zwei Atlanten flankieren das
Portal und eine Figurengruppe stellt Handel, Industrie und Gewerbe dar. Wie beim
benachbarten Maximilian-Hof wurde das
Dachgeschoß mit den großen, charakteristischen Kuppeln zerstört, doch hier in
einer modernen Interpretation ergänzt.
Auf dem Areal des Maximilian- und des
Maria-Theresien-Hofes stand die Wiege
des österreichischen Parlamentarismus.
Hören wir, was der Lokalhistoriker Leopold Donatin berichtet: „Als im Jahre 1861
der Reichsrat wieder ins Leben trat, sollte
schleunigst ein provisorischer Neubau für
das Abgeordnetenhaus errichtet werden.
Am 12. März begann man damit, eine ungeheure ‚Miststätte‘ in der Nähe zu reinigen
und auszufüllen. Hierauf wurde Tag und
Nacht, auch an Sonn- und Feiertagen, fieberhaft gearbeitet. Da sich das elektrische
Licht als ‚unpraktisch‘ erwies, erhellte man
die Finsternis durch Fackeln. Rasch wurde
aus Balken ein hölzerner Rahmen aufgestellt und dieser durch dünne Ziegelmauern (‚Riegelwände‘) ausgefüllt. Auf dem
Bauplatze arbeiteten oft 400-500 Menschen, in den Werkstätten der Tischler,
Schlosser usw. 300-400. Türen und Fenster
brachte man fix und fertig – selbst schon
angestrichen – hierher. Die Wände wurden mit Mörtel beworfen, einige Figuren
als Schmuck aufgestellt und so machte das
Haus den Eindruck eines soliden und hübschen Baues. Auch die innere Ausschmückung und die Möblierung geschah mit fabelhafter Schnelligkeit, so daß am 25. April
alles vollkommen fertig und eingerichtet
war.“ Bis zum Neubau des Parlamentsgebäudes auf dem Dr.-Karl-Renner-Ring
wurde hier getagt.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts fand man
ca. 1,5 m unter der Fahrbahn im Bereich
Währinger Straße 2-10 ein 10 m langes,
6 m breites Teilstück der Limesstraße.
Sie war die bedeutendste Durchzugsstraße im Wiener Raum aus der römischen
Kaiserzeit (50 - 500 n. Chr). Der Verlauf
Nußdorfer Platz - Döblinger Hauptstra-
25
ße - Nußdorfer Straße - Währinger Straße - Schottengasse- Herrengasse gilt als
gesichert. Sie führte entlang des Abfalls
der Donau zum Michaelerplatz und weiter. Votivsteine und Altäre säumten die
römischen Straßen. Als 1557 der Stadtgraben beim Schottentor vertieft wurde,
stieß man auf einen Votivstein, einen anderen fand man 1960 im Sigmund-FreudPark. Dort erstreckte sich ein Gräberfeld,
das Funde von Münzen aus dem 1. und 2.
nachchristlichen Jahrhundert erbrachte.
Auch ein Sarkophag und verschiedene
Beigaben wurden bereits im 19. Jahrhundert entdeckt.
35 „Jonas-Reindl“
Bei der U-BAHN-STATION SCHOTTENTOR-UNIVERSITÄT ist unsere
Wanderung beendet. Sie hat gezeigt, welche Vielzahl von künstlerisch, medizinisch und sonst bedeutenden Menschen
hier auf relativ engem Raum wohnen oder
gewohnt haben, die in ihrer Bedeutung
weit über den Bezirk und Wien hinaus
bekannt geworden sind.
Rathaus von der Votivkirche
aus gesehen
26
Gedenkblatt zur Grundsteinlegung der Votivkirche
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Personendaten:
Altenberg, Peter (1859-1919), Schriftsteller
Anguissola, Leander (1653-1720), Kartograph
Auerswald, Wilhelm (1917-1981), Arzt
Appel, Albert (1871-1947), Bergsteiger
Arzt, Leopold (1883-1955), Arzt
Auer von Welsbach, Carl (1858-1929), Chemiker
Avanzo, Dominik (1845-1910), Architekt
Batthyány, Theodor (1765-1812), Fürst
Bauer,Leopold (1872-1938), Architekt
Beethoven, Ludwig van (1770-1827), Komponist
Benk, Johannes (1844-1914), Bildhauer
Boltenstern, Erich (1896-1991), Architekt
Prenner, Johann C. (+ 1713), Juwelier
Breuning, Gerhard (1813-1892), Arzt
Chiari, Hermann (1897-1969), Arzt
Chiavacci, Vinzenz (1847-1916), Schriftsteller
Chrobak, Rudolf (1843-1910), Arzt
D‘ Aviano, Marco (1631-1699), Prediger
Daublesky, Maximilian (1829-1897), Admiral
Davis, Gustav (1856-1951), Journalist
Dollfuß, Engelbert (1892-1934), Politiker
Donatin, Leopold (1862-1918), Lehrer
Eisler, Rudolf (1881-1977), Architekt
Epstein, Ernst (1881-1938), Architekt
Fellinger, Karl (1904-2000), Arzt
Fellner, Ferdinand II. (1847-1916), Architekt
Ferdinand I. (1503-1564) Kaiser
Ferdinand II. (1578-1637), Kaiser
Ferstel, Heinrich (1828-1883), Architekt
Finsterer, Hans (1877-1955), Arzt
Förster, Emil (1838-1909), Architekt
Frank, Johann Peter (1745-1821), Arzt
Frankh, Joseph (um 1680), kais. Rat
Franz I. (1768-1835), Kaiser
Franz Joseph (1830-1916), Kaiser
Freud, Sigmund (1856-1939), Arzt
Fuchsig, Paul (1908-1977), Arzt
Galenius (129-199), Arzt
Ganghofer, Ludwig (1855-1920), Schriftsteller
Gasser, Hanns (1817-1868), Bildhauer
Glaser, Ferdinand (1880-1961), Architekt
Göring, Hermann (1893-1946), Politiker
Grünfeld, Alfred (1852-1924), Musiker
Günther, Anton (1783-1863), Philosoph
Gussenbauer, Carl (1842-1902), Arzt
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Gustav II. Adolf (1594-1632), König
Hansen, Theophil (1813-1891), Architekt
Hauler, Johann (1829-1888), Philologe
Hawala, Josef (1889-1961), Priester
Helmer, Hermann (1849-1919), Architekt
Hering, Loy (1484/85 - 1564), Bildhauer
Hoff, Hans (1897-1969), Arzt
Holzmeister, Clemens (1886-1983), Architekt
Jägerstätter, Franz (1907-1943), Bauer
Jobst, Franz (1840-1890), Maler
Jobst, Karl (1835-1907), Maler
Jonas, Franz (1899-1974), Politiker
Joseph II. (1741-1790), Kaiser
Koechlin, Carl (1828-1894), Architekt
Komzak, Karl jun. (1850-1905), Komponist
Kremslehner, Georg (1853-1930), Hotelier
Kremslehner, Christine (1866-1856), Unternehmerin
Kremslehner, Rudolf (1901-1976), Hotelier
Lange, Paul (1850-1890), Architekt
Lenau, Nikolaus (1802-1850), Dichter
Libenyi, Johann (1832-1853), Attentäter
Lieben, Adolf (1836-1914), Chemiker
Liszt, Franz (1811-1886), Komponist
Lorenz, Adolf (1854-1946), Arzt
Lorenz, Albert (1885-1970), Arzt
Lorenz, Konrad (1903-1989), Verhaltensforscher
Mandl, Felix (1892-1957), Arzt
Marc Aurel (121-180), Kaiser
Marinoni, Johann Jakob (1676-1755), Mathematiker
Marschall, Godfried (1840-1911), Priester
Mauer, Hans (1879-1962), Bildhauer
Mauthe, Jörg (1924-1986), Politiker
Maximilian (1832-1867), Erzherzog
Melnitzky, Franz (1862-1876), Bildhauer
Merz, Oskar (1830-1904), Architekt
Mitterwurzer, Friedrich (1844-1897), Schauspieler
Moratti, Rudolf (1942-2000), Bildhauer
Mutterer, Albin ( 1806-1873), Fotograf
Nikolaus II. Esterhazy (1765-1833), Fürst
Oppenheim, Moritz (1876-1949) Arzt
Paul I. Esterházy (1635-1713), Fürst
Paul II. Esterházy (1711-1762), Fürst
Pellegrini, Antonio (1675-1741), Maler
Polzer, Kurt (1909-1985), Arzt
Rauscher, Joseph Othmar (1797-1875), Priester
Redtenbacher, Josef (1810-1870), Chemiker
Reuter, Fritz (1875-1959), Arzt
Richter, Ludwig (1855-1925), Architekt
Roosevelt, Franklin D. (1882-1945), Politiker
Salm, Niklas (1459-1530), Feldherr
Sandrart, Joachim (1606-1688), Maler
Schnitzler, Arthur (1862-1931), Schriftsteller
Schüller, Arthur (1874-1957), Arzt
Schumann, Carl (1827-1898), Architekt
Simonis, Heinz (1943-1985), Fotograf
Spitzy, Hans (1872-1956), Arzt
Steinle, Eduard J. (1810-1886), Maler
Tandler, Julius (1869-1936), Arzt
Thenen, Josef (1866-1949), Arzt
Tischler, Ludwig (1840-1906), Architekt
Toldt, Carl (1840-1920), Arzt
Vivaldi, Antonio (1678 -1740), Komponist
Wachberger, Eugen (1904-1971), Architekt
Wagner, Otto (1841-1918), Architekt
Wallenstein, Albrecht (1583-1634), Feldherr
Weißensteiner, Raimund (1905-1997), Priester
Wildenauer Alois (1877-1967), Priester
Wolf, Karl A. (1908-1989), Bildhauer
Zellhofer, Hans (1879-1953), Drogist
Zuckerkandl, Emil (1849-1910), Arzt
Zuckerkandl-Szeps, Berta (1864-1945), Autorin
Bilder:
Alle Farbfotos wurden von Doris Wolf im Frühjahr
2010 angefertigt.
01 Votivkirche
02 Sigmund-Freud-Park
03 Sigmund-Freud-Park, EU-Baumkreis
04 Alser Kaserne
05 „Hosenträgerhaus“, Universitätsstrasse 12
06 Otto-Wagner-Platz 5
07 OeNB, Otto-Wagner-Platz 3
08 Eckstein der Freiheit, Otto-Wagner-Platz
09 Otto Wagner-Platz 4-4a, Alfred-Grünfeld-Gasse
10 Frankgasse 10
11 Rooseveltplatz 12 / Frankgasse 8
12 Albrecht-Hof, Garnisongasse 7 / Schwarzspanierstraße 8
13 Ehem. Schwarzspanierkirche, Schwarzspanierstraße 13
14 Garnisongasse 11 / Rotenhausgasse 10
15 Beethoven-Hof, Beethovengasse 4
16 Schwarzspanierhaus, Schwarzspanierstraße 15
17 Anatomisches Institut, Währinger Straße 11-13
18 Anatomisches Institut, Währinger Straße 11-13
19 Albert-Appel-Hof, Währinger Straße 9 /Schwarzspanierstraße 22.
20 Währinger Straße 1 / Rooseveltplatz 15
21 Votivkirche
22 Rooseveltplatz 13
23 Rooseveltplatz 12
24 Rooseveltplatz 9
25 Ferstelgasse 3
26 Ferstelgasse 6 / Schwarzspanierstraße 10
27 Rooseveltplatz 7 / Frankgasse 2
28 Frankgasse 1
29 Votivkirche, Seitenportal
30 Votivkirche
31 Votivkirche, Barbarakerze
32 Währinger Straße 12 / Türkenstraße 1
33 I. Chemisches Institut, Währinger Straße 10
34 Maria-Theresien-Hof, Währinger Straße 2-4
35 Verkehrsbauwerk Schottentor
Impressum
Medieninhaber: Museumsverein Alsergrund
1090 Wien, Währingerstraße 43
Präsident des Museumsvereins: Bezirksvorsteherin Martina Malyar
Redaktion: Museumsleiter Dr. Wilhelm Urbanek
Text: Ing. Wolf; Ergänzungen: Helga Maria Wolf
Layout und Satz: Gisela Kato
Alle: Bezirksmuseum Alsergrund, Währinger Straße 43
Copyright: Bezirksmuseum Alsergrund
Druck: Heeresdruckerei Wien
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30
Wendeltreppe im Westturm
Fialen an der Ostseite
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Alfred Hermann Fried
Erwin Steinhauer
Katharina Stemberger
(©Sabina Hauswirth)
Erich Fried
Lesung
Mi, 2. Mai, 18:00 Uhr
Erinnerungsbunker
(Tiefbunker im Arne Karlsson-Park,
Ecke Währinger Straße/Nußdorfer Straße)
Herr Erwin Steinhauer, der gebürtiger Alsergrunder ist,
und Frau Katharina Stemberger lesen Texte und Gedichte
von Alfred Hermann Fried und Erich Fried. Die Moderation hat Herr Heinz Sichrovsky übernommen.
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Heinz Sichrovsky

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