WI 05/02: WI – Literatur: Vergleichende Buchbesprechung

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WI 05/02: WI – Literatur: Vergleichende Buchbesprechung
WI – Literatur
Vergleichende
Buchbesprechung
Gemeinschaften
und ihre technische Unterstützung
1 Einleitung
Gemeinschaften sind soziale Entitäten, deren
Mitglieder gemeinsame Bedürfnisse, Interessen, Werte oder (Arbeits-)Praktiken teilen.
Im Gegensatz zu den auf formalen Strukturen basierenden Entitäten, wie Nationalstaaten oder Organisationen, wird mit dem Konzept der Gemeinschaft der häufig informelle
Charakter sozialer Beziehungen betont.
Gemeinschaften konstituieren zentrale Bezugspunkte kollektiver Erfahrung, bei der
emotionale Bindung, Kontinuität and Reziprozität von besonderer Bedeutung sind.
Unter den Prämissen fortschreitender Globalisierung, zunehmender Umweltdynamik
und wachsender Bedeutung des Produktionsfaktors Wissen, gewinnen Gemeinschaften zunehmend an Beachtung. Gesellschaftliche Probleme der Entwicklung neuer Formen politischer Beteiligung, der Wahrung
kultureller Identität oder der Integration von
Zuwanderern müssen auf der Ebene von Gemeinschaften angegangen werden.
Entgegen ihrer wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung scheinen die auf physischer
Präsenz gegründeten Gemeinschaften in einer Krise zu stecken. Akteure sind typischerweise in einer Vielzahl von verschiedenen
Gemeinschaften involviert. Auf Grund des
allgemeinen Trends zum Individualismus
nimmt die subjektive Bedeutung der Mitgliedschaft in einzelnen Gemeinschaften ab.
Viele Gemeinschaften wahren aus diesem
Grund ihre Identität mittels einer Abschottung nach außen. Normen und Werte von
Nicht-Mitgliedern werden dabei als Bedrohung der Integrität der Gemeinschaft aufgefasst.
Für die Wirtschaftsinformatik ist die Rolle
von Gemeinschaften für Prozesse des organisatorischen Lernens und des Wissensmanagements von noch zentralerer Bedeutung. Folgt man den soziokulturellen
Lerntheorien, ist Wissenserwerb ein primär
kollektiver Prozess, der in bestimmten
Handlungskontexten situiert ist. Wissen entsteht durch diskursive Bedeutungszuweisung in Gemeinschaften (communities of
practice), die durch ihre Handlungspraxis,
Sprache, Werkzeuggebrauch, Werte und
Normen geprägt sind. Lernen wird als Einfügen in die Handlungspraxis einer Gemeinschaft (enculturation) verstanden [Vgl.
CBNe89; LaWe91; Wen98]. Auch im Bereich des Wissensmanagements werden in
neueren Arbeiten Gemeinschaften und sozialer Vernetzung eine wichtige Rolle beigemessen. Auf Grund ernüchternder praktischer Erfahrungen mit Ansätzen, die auf der
Explikation, Repräsentation, Verteilung und
Wiederanwendung des von menschlichen
Trägern entkoppelten Wissens fokussieren,
befassen sich aktuelle Arbeiten mit der optimierten Vernetzung zwischen menschlichen
Wissensträgern [Vgl. Da Pr98; APWu02]. In
diesem Kontext bietet das Konzept des sozialen Kapitals eine interessante Perspektive
zur Analyse und Gestaltung kollektiver Interaktions- und Lernprozesse [Vgl. Bour85;
Burt92; Putn93; CoPr01; HuWu03].
Die Konzepte „Gemeinschaft“ und „soziales
Kapital“ bieten darüber hinaus interessante
Perspektiven für eine Vielzahl weiterer Forschungsgebiete der Wirtschaftsinformatik
wie beispielsweise inter-organisatorische Kooperation [Vgl. Uzzi97], elektronische
Märkte, Electronic Commerce [Vgl. Stei03],
virtuelle Organisation oder Customer Relationship Management. Trotz wachsender Bedeutung für wirtschaftliches Handeln wird
Gemeinschaften bisher noch nicht genügend
Beachtung in Theorie und Praxis geschenkt.
So überbetonen Organisationen noch immer
die Bedeutung formaler Strukturen wie Hierarchien und Prozesse, wohingegen die Existenz von Gemeinschaften meist übersehen
wird.
Vor den Hintergrund wachsender ökonomischer und gesellschaftlicher Bedeutung
von Gemeinschaften scheint es für die Wirtschaftsinformatik angezeigt, sich mit diesem
Typus sozialer Entitäten zu beschäftigen
[Vgl. ScSc01] und Techniken zu ihrer Unterstützung zu entwickeln. Natürlich stellt eine
technische Unterstützung von Gemeinschaften allein nicht die Lösung der hier skizzierten Probleme dar. Letztere wird von einer
Vielzahl politischer, organisatorischer und individueller Faktoren beeinflusst. Dennoch
sind wir der Auffassung, dass in der heutigen
Zeit die Entwicklung geeigneter technischer
Infrastrukturen eine notwendige Voraussetzung zur Bewältigung der hier angesprochenen Probleme ist. Deshalb erscheint es erstrebenswert, sich mit dem aktuellen Stand der
Diskussion um (virtuelle) Gemeinschaften
und ihre technische Unterstützung (Communityware) detailliert auseinander zu setzen.
nischen Unterstützung bisher im wesentlichen englischsprachige Veröffentlichungen.
Im englischen Sprachraum ist in den letzten
Jahren eine wachsende Zahl von Büchern zu
diesem Thema erschienen. Keine dieser
Buchveröffentlichungen deckt allerdings die
Gesamtthematik aus der Sicht der Wirtschaftsinformatik vollständig ab.
Angesichts der wachsenden Zahl der verfügbaren Literatur und den zahlreichen Bezügen zu anderen Disziplinen haben wir unsere
Auswahl der einzeln zu besprechenden Bücher an deren Wichtigkeit für den wissenschaftlichen Diskurs orientiert. Wir haben
dabei nicht nur Bücher ausgewählt, die dem
Feld der angewandten Informatik zuzurechnen sind, sondern auch solche berücksichtigt,
welche die Forschung in der angewandten Informatik in besonderem Maße beeinflusst haben oder in der Lage sind, dies in Zukunft
zu tun.
Bücher mit einem primär wissenschaftlichen
Fokus haben wir in Tabelle 1 aufgeführt. Eine Untermenge dieser Bücher werden wir im
Folgenden einzeln besprechen. Thematisch
oder editorisch nahe stehende Bände haben
wir gemeinsam besprochen, so dass die acht
aufgeführten Bücher in sechs Besprechungen
behandelt werden. Diese sind:
&
&
&
&
&
&
&
&
2 Literaturübersicht
Im Gegensatz zu bereits in der deutschen
Wirtschaftsinformatik etablierten Lehr- und
Forschungsgebieten finden wir im Bereich
(virtueller) Gemeinschaften und ihrer tech-
Putnam, R. D.: Bowling alone: The collapse and Revival of American Community. Simon & Schuster, New York 2000.
Hagel, J.; Armstrong, A. G.: Net Gain:
Expanding Markets Through Virtual
Communities. Harvard Business School
Press, Boston 1997.
Ishida, T.: Community Computing and
Support Systems. Lecture Notes on Computer Science, V. 1519. Springer-Verlag,
Berlin et al. 1998.
Ishida, T.; Isbister, K.: Digital Cities. Lecture Notes on Computer Science, V. 1765.
Springer-Verlag, Berlin et al. 2000.
Gurstein, M.: Community Informatics:
Enabling Communities with Information
and Communication Technologies. Idea
Group Publishing, Hershey London
2000.
Preece, J.: Online Communities – Designing Usability, Support Sociability. Wiley,
Chichester 2000.
Rheingold, H.: The Virtual Community:
Homesteading on the Electronic Frontier.
Revised Edition, MIT Press, Cambridge,
London 2000.
Hafner, K.: The Well: A story of love,
death & real life in the seminal online
community. Carroll & Graf Publishers,
New York 2001.
Daneben gibt es aber eine Reihe von Veröffentlichungen, die sich mit dem Aufbau
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Vergleichende Buchbesprechung
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deutlich, dass beide Bedeutungen sich durchaus ergänzen und befruchten können.
Tabelle 1 Literatur mit primär wissenschaftlichem Anspruch
Autoren
Titel
Disziplin
Jahr
Seiten
Putnam, R. D.
Bowling Alone
Soziologie
2001
544
3 Besprechung einzelner Bücher
Lesser, E.
Knowledge and
Communities
Wissensmanagement
2000
272
Surman, M.;
Wershler-Henry , D.
Commonspace
Wirtschaftsinformatik
2000
308
Robert D. Putnam: Bowling Alone: The
Collapse and Revival of American Community
Hagel, J.;
Armstrong, A. G.
Net Gain: Expanding
Markets Through
Virtual Communities
Wirtschaftsinformatik
1997
256
Wenger, E.
Communities of
Practice
Wissensmanagement
1998
318
Ishida, T.
Community
Computing and
Support Systems
Sozio-Informatik
1998
391
Ishida, T.; Isbister, K.
Digital Cities
Sozio-Informatik
2000
441
Gurstein, M.
Community
Informatics: Enabling
Communities with
Information and
Comm. Technologies
Sozio-Informatik
2000
350
Earnshaw, R. et al.
Frontiers of HumanCentred Computing,
Online Communities
and Virtual
Environments;
Informatik
2001
505
Tönnies, F.
Gemeinschaft und
Gesellschaft
Soziologie
1935
(8. Auflage)
224
Preece, J.
Online Communities
Informatik
Rheingold, H.
The Virtual
Community
Journalismus
2000
(revidierte
Neuauflage)
360
Hafner, K.
The Well
Journalismus
2001
208
Schuler, D.;
Stone, M.
New Community
Networks: Wired
for Change
E-Democracy
1996
528
Cohill, A. M.;
Kavanaugh, A. L.
Community
Networks: Lessons
From Blacksburg,
Virginia
Raumbezogene
virtuelle
Gemeinschaften
2000
424
und der Entwicklung von virtuellen Gemeinschaften aus einer eher handlungsorientierten Perspektive beschäftigen. Diese, vor
allem an Praktiker gerichteten Bücher, haben
wir in Tabelle 2 aufgeführt.
Bei der Betrachtung der englischsprachigen
Literatur zum Thema Gemeinschaften muss
auf die Mehrdeutigkeit des Begriffs der
„Community“ hingewiesen werden, der sowohl mit „Gemeinschaft“ als auch mit „Ge-
439
meinde/Stadt“ übersetzt werden kann. Die
klare Begriffstrennung in der deutschen
Sprache legt diese Verwandtschaften nicht
zwangsläufig nahe. Beide Interpretationen
werden im Zusammenhang mit der Entwicklung sozio-technischer Infrastrukturen benutzt, so dass es wichtig nachzuvollziehen
ist, welcher Begriff jeweils gemeint ist. Forschungsbezüge zwischen den Auslegungen
sind hierzulande deshalb kaum zu finden.
Die englischsprachige Literatur macht aber
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Das Buch „Bowling Alone“, geschrieben
vom Harvard Professor Robert Putnam, belegt mittels einer Fülle empirischer Daten
den Verfall bestimmter Formen von Gemeinschaften in Nordamerika. Putnams Arbeiten werden in den USA intensiv rezipiert
und haben erheblichen Einfluss auf die politische Diskussion. Das Buch ist in 24 Kapitel
gegliedert, die in fünf Sektionen angeordnet
sind. Die Abfolge der Sektionen verdeutlichen die Argumentationsstruktur des Buches. Die Titel lauten frei übersetzt: „Einleitung“, „Trends in (staats-) bürgerlichem
Engagement und sozialem Kapital“, „Warum?“, „Welche Konsequenzen folgen daraus?“, „Was kann unternommen werden?“.
Putnams Kernthese ist, dass die informellen
sozialen Beziehungen innerhalb der USamerikanischen Gesellschaft seit den frühen
60er Jahren des letzten Jahrhunderts stetig
abnehmen. Bürger gehen zu einem geringeren Prozentsatz zur Wahl und zur Kirche,
diskutieren weniger mit ihren Mitbürgern
über Politik, engagieren sich weniger in
wohltätigen Organisationen und laden sich
weniger gegenseitig zu Feiern oder zum Barbecue ein. Um diese vielfältigen Phänomene
besser fassen zu können, greift er auf das
Konzept des „sozialen Kapitals“ zurück.
Putnam versteht unter sozialem Kapital die
„Eigenschaften einer sozialen Entität, beispielsweise soziale Netzwerke, Normen
oder Vertrauen, die Handlungen und Kooperationen zum wechselseitigen Vorteil erleichtern“ [Putn93, S. 35 f.].
Putnam geht davon aus, dass der Verlust an
sozialem Kapital weitreichende Konsequenzen sowohl für die Gesellschaft im Ganzen,
als auch für einzelne Individuen haben wird.
Auf der gesellschaftlichen Ebene geht der
Verlust sozialen Kapitals mit mangelnder
Effizienz bei der politischen Entscheidungsfindung und geringerer Wirtschaftlichkeit
einher. Daraus resultieren niedrigerer Lebensstandard, schlechtere Entwicklungsmöglichkeiten der nachwachsenden Generationen und zunehmende Kriminalität. Auf
der individuellen Ebene sorgt abnehmendes
soziales Kapital für geringere Lebensqualität
und zu einer Zunahme körperlicher und
geistiger Erkrankungen. Pointiert gesagt:
Menschen, die stärker sozial eingebunden
sind, leben glücklicher und gesünder. Put-
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WI – Literatur
Tabelle 2 Literatur mit primär handlungsorientiertem Fokus
Autoren
Titel
Focus
Jahr
Seiten
Palloff, R. M.;
Pratt, K.
Building Learning
Communities in Cyberspace
E-Learning
1999
320
Bressler, S. E.;
Grantham, C. E.
Communities of Commerce
E-Business
2000
324
Kim, A. J.
Community Building
on the Web
E-Business
End User
2000
380
Brunhold, J.;
Merz, H.;
Wagner, J.
cyber-communities.de
E-Business
2000
264
Powazek, D. M.
Design for Community
Design
2002
336
Figallo, C.
Internet World – Hosting Web
Communities
E-Business
1998
464
Werry, C.;
Mowbray, M.
Online Communities
E-Business,
E-Learning
2001
448
Young, M. L.;
Levine, J.
Poor Richards Building
Online Communities
E-Business
End User
2000
386
nam geht auch auf die Gründe abnehmenden
sozialen Kapitals ein, die er insbesondere in
zunehmendem Zeitdruck, erhöhter Mobilität
und zunehmender Nutzung elektronischer
Massenmedien, vor allem des Fernsehens,
sieht.
Putnams Buch belegt die Krise der auf physischer Präsenz basierenden Gemeinschaften
mit einer Fülle von Ergebnissen eigener empirischer Untersuchungen. Kritisch bleibt zu
fragen, ob Putnams Indikatoren sozialen Kapitals nicht an einer zu traditionellen Konzeption von Gemeinschaft ansetzen und die
von ihm überzeugend dargestellten Krisenphänomene nicht von anderen Entwicklungen – zumindest teilweise – kompensiert
werden [Vgl. Wuth98].
Unterstellt man eine zunehmende Bedeutung von Gemeinschaften, dann bietet dieses
Buch eine fundierte Analyse eines wichtigen
Problembereichs gesellschaftlicher Entwicklung. Wegen der offensichtlichen ökonomischen Implikationen der Untersuchungsergebnisse, sollten sich Wirtschaftsinformatiker mit diesem Buch befassen und zum
Ausgangspunkt eigener berlegungen machen. So stellt sich beispielsweise die von
Putnam nicht untersuchte Frage, inwiefern
virtuelle Gemeinschaften dem hier konstatierten Trend entgegenwirken können. Putnam selbst sieht dort erhebliche Potenziale,
ohne diese näher auszuformulieren.
Auch das für Putnams Buch zentrale Konzept des sozialen Kapitals ist für die Wirtschaftsinformatik interessant. Es basiert auf
der Annahme, dass die Struktur in der Mitglieder, beispielsweise einer Organisation,
miteinander informell vernetzt sind, ebenso
zur Erhöhung der Produktivität beiträgt wie
die dort eingesetzten Maschinen (Finanzkapital) oder die Ausbildung der Organisationsmitglieder (Humankapital). Die genaue
Konzeption sozialen Kapitals ist allerdings
bei den verschiedenen Proponenten dieser
Forschungsrichtung noch eher uneinheitlich
[Vgl. Bour85; Cole88; Burt92 ; CoPr01].
Howard Rheingold: The Virtual Community – Homesteading on the Electronic
Frontier
Katie Hafner: The Well: A Story of Love,
Death & Real Life in the Seminal Online
Community
Rheingolds Buch „The Virtual Community“
ist das wohl einflussreichste Buch zum Thema virtueller Gemeinschaften. Howard
Rheingold ist Unternehmer und Journalist
und als solcher ein früher Beobachter und
Akteur der Entwicklung von virtuellen Gemeinschaften. Rheingold wird gelegentlich
auch „erster Bürger des Cyberspace“ genannt. Sein Buch ist ein historischer, technischer und kultureller berblick über elektronisch vermittelte Kommunikation und
ihre Auswirkungen auf soziale Interaktion.
In den ersten beiden Kapiteln behandelt das
Buch die Entwicklung der einflussreichen
virtuellen Gemeinschaft „The Well“, deren
Mitglied Rheingold lange war. Die ergreifende Geschichte eines kranken Kinds, dessen
Eltern sich Ratschläge von Mitgliedern die-
ser virtuellen Gemeinschaft holten, die tatsächlich eine Verbesserung des Zustandes
des Kindes bewirkten, bilden den Ausgangspunkt und den Kern seiner Argumentation.
Virtuelle Gemeinschaften sind eine emergente Form sozialen Handelns, was nach Rheingolds Auffassung vor allem von denjenigen
geleugnet wird, die selbst nicht in einer solchen virtuellen Gemeinschaft involviert waren. Um diese These genauer auszuarbeiten,
geht er in den Kapiteln 4, 5 und 6 auf konkrete Technologien für die Unterstützung
virtueller Gemeinschaften ein, die sich vor
allem aus einer, so Rheingold, zufälligen historischen Entwicklung ergeben haben.
Rheingolds Argumentation ist, dass die technologische Entwicklung von den Bedürfnissen der (virtuellen) Gemeinschaft getrieben
wurde oder von dieser schnell aus dem wissenschaftlich-technologischen Mainstream,
z. B. E-Mail-Kommunikation, heraus adaptiert wurde. Seine Geschichte des Internets
ist somit eine Geschichte der ungeplanten
Entwicklung des Internets und Graswurzelaktivitäten. Relativ detailliert werden Arpanet/Internet, Usenet, Computer Bulletin
Board System (BBS), Multi User Dungeons
(MUD) und IRC abgehandelt. In den Kapiteln 7 und 8 untersucht Rheingold die speziellen Einflüsse nationaler Kulturen auf die
elektronisch vermittelte Kommunikation. Er
stellt dabei in den USA, Frankreich, Großbritannien und Japan kulturell geprägte unterschiedliche Aneignung von Technologie
fest, teilweise sogar eigenständige Technologieentwicklung, z. B. in Frankreich mit der
Entwicklung des Minitels. In den Kapiteln 9
und 10 behandelt Rheingold die Chancen
und Risiken elektronisch vermittelter Kommunikation für das politische Handeln.
Während er im Zuge der Globalisierung klare Vorteile von virtuellen Gemeinschaften
gerade für die Organisation von Graswurzelaktivitäten sieht, beobachtet er andererseits eine von postmodernen Philosophen
inspirierte Gefahr eines ubiquitären elektronischen Gefängnisses und eine Abhängigkeit
des Politischen vom Technologischen. Wirklich lesenswert wird diese neu überarbeitete
Ausgabe aus dem Jahr 2000 durch das letzte
Kapitel, in dem Rheingold die seit der Erstausgabe des Buchs im Jahr 1993 erschienene
Literatur und die Rezeption seiner eigenen
Arbeiten kritisch bewertet. Insbesondere referiert er die betriebswirtschaftliche und die
soziologische Literatur [z. B.: Gran73, und
Putn93].
Rheingold ist ein nüchterner und kritischer
Kommentator der Entwicklung virtueller
Gemeinschaften. Er ist in der Lage, sowohl
die Vorteile als auch die Nachteile elektronisch vermittelter Kommunikation zu benennen und Zusammenhänge im interdiszip-
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Vergleichende Buchbesprechung
linären Diskurs aufzuzeigen. Im Hinblick
auf die gesellschaftlichen Perspektiven zunehmender elektronischer Kommunikation
und Gemeinschaftsbildung ist es seiner Ansicht nach noch nicht absehbar, ob am Ende
eine Reihe von multinationalen Medienkonzerne jegliche öffentliche Meinung beeinflusst oder gar kontrolliert oder ob sich eine
utopische Vision einer „elektronischen Agora“ durchsetzen wird. Zur Untersuchung
dieser Fragestellung ist es nach Ansicht
Rheingolds wichtig, Forschungsressourcen
zu allokieren. Aus der Bedeutung dieser Fragestellung für die weitere gesellschaftliche
Entwicklung aber auch aus der Authentizität
des Geschilderten gewinnt das Buch seine
diskursprägende Kraft. Die Komposition
des Buches ist für recht breite Leserschichten geeignet und an den meisten Stellen auch
ohne Blick in die zitierte Literatur ausführlich und verständlich ohne dabei langatmig
zu wirken. Zwanzig Seiten Bibliografie und
ein detailliertes Sach- und Personenregister
runden das positive Erscheinungsbild des
Buches ab.
Wer sich genauer für die Geschichte der virtuellen Gemeinschaft „The Well“ interessiert, sei auf das gleichnamige Buch von Katie Hafner verwiesen. Hafner ist Koautorin
mehrerer einschlägiger Veröffentlichungen
wie „Where Wizards Stay Up Late“ und
„Cyberpunk“. Dem vorliegenden Buch sind
mehrere Reportagen für das Magazin
„Wired“ vorangegangen, die nun zusammengefügt wurden. In zehn Kapiteln erzählt
Hafner sowohl die Geschichte des Unternehmens „The Well“, das später an Salon.com verkauft wurde, als auch die Geschichte der virtuellen Gemeinschaft „The
Well“. Letztere gehört wohl zu den weltweit
ersten virtuellen Gemeinschaften. Ihre Entstehung ist aufgrund der spezifischen Verhältnisse der San Fransisco Bay Area
begünstigt worden. Die Gründer des Unternehmens stammen aus der amerikanischen
Landkommunenbewegung und sind heute
noch teilweise – wie Cliff Figallo (siehe Tabelle 2) – mit dem Aufbau virtueller Gemeinschaften beschäftigt. Exemplarisch zeigt
die Geschichte von „The Well“ die Interaktion von virtuellem und physischem Leben,
ohne welche die nach Ansicht von Rheingold und Hafner beschriebene emotionale
Tiefe nicht erreicht werden kann. Gleichzeitig sollte man bedenken, dass gerade für
Menschen mit schweren gesundheitlichen
Beeinträchtigungen elektronisch vermittelte
Kommunikation oft der einzige Weg sozialer
Interaktion darstellt. Hafners Buch stellt sicherlich keinen Ersatz für Rheingolds „The
Virtual Community“ dar, sondern ist eher
als eine faktenreiche Vertiefung der ersten
beiden Kapitel zu verstehen.
John Hagel III, Arthur G. Armstrong:
Net Gain: Expanding Markets Through
Virtual Communities
Das Buch „Net Gain“, geschrieben von den
beiden McKinsey Beratern John Hagel und
Arthur Armstrong ist der Klassiker in der
Diskussion um die kommerzielle Nutzung
virtueller Gemeinschaften. Das Buch gliedert
sich in zehn Kapitel, die in drei Hauptkapiteln angeordnet sind. Die drei Hauptkapitel
tragen (freiübersetzt) die folgenden Bezeichnungen: „Wert virtueller Gemeinschaften“,
„Aufbau virtueller Gemeinschaften“ und
„Positionierung im strategischen Umfeld“.
Das erste Hauptkapitel ist dem ökonomischen Nutzen virtueller Gemeinschaften
gewidmet. Die Autoren argumentieren, dass
elektronische Netze und die sich dort etablierenden virtuellen Gemeinschaften den Informationsvorsprung der Anbieter aufheben
und damit zu einer Machtverlagerung von
den Anbietern hin zu den Konsumenten bewirken. Nur solche Anbieter, die diese Veränderungen rechtzeitig erkennen und sich
zum Hosting virtueller Gemeinschaften entschließen, erreichen die zur Etablierung notwendige kritische Masse an Kunden und
können die aus der Machtverschiebung resultierenden Nachteile überkompensieren.
Der aus erfolgreichen virtuellen Gemeinschaften resultierende ökonomische Erfolg
ist enorm. Er muss auf Grund verschiedener
sich gegenseitig verstärkender Faktoren mit
dynamischen mathematischen Modellen analysiert werden. Traditionelle statische Modelle würden, so die Autoren, das ökonomische Potenzial unterbewerten. Um diese
Thesen zu untermauern, untersuchen die
Autoren verschiedene Typen von Nutzern
und die mit ihnen zu erzielenden Einnahmen. Das den Modellrechnungen zu Grunde
liegende dynamische mathematische Modell
wird allerdings nicht expliziert. Es bleibt unklar, ob es jemals empirisch evaluiert wurde.
Im zweiten Hauptkapitel beschäftigen sich
die Autoren mit Techniken, um eine virtuelle
Gemeinschaft aufzubauen. Zunächst wird
der Frage nachgegangen, mit welcher Strategie Firmen in das Geschäft des Aufbaus einer
virtuellen Gemeinschaft einsteigen können.
Dazu werden zunächst Klassifikationen virtueller Gemeinschaften vorgestellt. Anschließend wird untersucht, welche Einstiegsmöglichkeiten sich für Firmen aus ihrem
Markennamen, ihren Kundenbeziehungen
und dem Besitz von publizierbaren Inhalten
ergeben. Im nächsten Schritt wird dann darauf eingegangen, wie eine virtuelle Gemeinschaft aufgebaut werden kann. Die Autoren
beschreiben die notwendigen Aktivitäten in
einem Modell bestehend aus drei Phasen:
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(a) Verkehr erzeugen: schneller Einstieg z. B.
mit einer kommentierten Liste bereits
existierender WWW-Ressourcen; Werbung von Mitgliedern aus physischen Gemeinschaften mit ähnlicher inhaltlicher
Ausrichtung; strategische Partnerschaften
mit Firmen aus der „physischen Welt“.
(b) Verkehr konzentrieren: gemeinschaftsfördernde Funktionalität hinzufügen,
z. B. Chats und Foren; Site adaptiv gestalten; Erstellung oder Beschaffung zusätzlicher eigener Inhalte; Special Events,
z. B. on-line Chats mit Berühmtheiten;
Verwendung von Nutzungsprofilen für
Werbezwecke.
(c) Mitgliedschaft absichern: Förderung persönlicher Beziehung zwischen den Mitgliedern; von den Mitgliedern erzeugte
Inhalte aufbereiten und abrufbar machen; Benutzbarkeit der Funktionalität
fortlaufend verbessern; von den Mitgliedern individualisierbare Benutzungsschnittstelle und Informationsbereitstellung; Bereitstellung von Informationen
mittels persönlicher Profile individualisierbarer Agenten; Gemeinschaft in Teilgemeinschaften ausdifferenzieren.
Zentral erscheint den Autoren schnell, mit
geringem Aufwand und unter Nutzung anderer Inhaltsanbieter eine Site aufzubauen
und die kommerziell orientierten Aktivitäten
erst nach Erreichen einer kritischen Masse
von Nutzern einsetzen zu lassen. Um in dieser Weise vorgehen zu können, werden bestimmte Organisationsstrukturen und Qualifikationsprofile erforderlich. Stärker als in
traditionellen Geschäftsbereichen erfordern
Aufbau und Unterhalt virtueller Gemeinschaften ein auf Selbstorganisation basierendes Managementmodell. Im letzten Teil des
zweiten Hauptkapitels wird auf die Ausgestaltung der technologischen Infrastruktur
eingegangen. Dies erfolgt in einer zu oberflächlichen und manchmal widersprüchlichen Weise. Wenn überhaupt, wird empfohlen, standardisierte Software einzukaufen,
statt selbst zu entwickeln, was wiederum im
gewissem Widerspruch zu manchen Ausführungen in den vorherigen Kapiteln steht.
Im dritten Hauptkapitel wird zunächst diskutiert, welche Konsequenzen sich für das
Marketing und den Vertrieb ergeben, wenn
die Kundschaft eines Unternehmens sich aus
Mitgliedern virtueller Gemeinschaften rekrutieren. Im letzten Kapitel werden die
Konsequenzen für die Struktur von Märkten, Vertriebsmodellen und Geschäftsprozessen diskutiert, falls virtuelle Gemeinschaften als neuartige soziale Entitäten an
gesellschaftlicher Bedeutung gewinnen.
Das Buch von Hagel und Armstrong bietet
eine kenntnisreiche Diskussion der Möglich-
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keiten, kommerziellen Nutzen aus virtuellen
Gemeinschaften zu erzielen. Ihre berlegungen antizipierten viele Geschäftsmodelle
der „.com“-konomie und haben das Denken von Wagniskapitalgebern ebenso beeinflusst wie das von High-Tech-Unternehmensgründern. Darüber hinaus bietet das
Buch eine Vielzahl interessanter und praktischer Hinweise zum Aufbau virtueller Gemeinschaften.
rakteristika virtueller Gemeinschaften thematisiert werden. Im deutschen Sprachraum
werden viele dieser Beschreibungen dem Bereich e-Government zugeordnet, allerdings
geht es hier eher um lokale Interessensgemeinschaften, die Vernetzung von Bürgern, Bürgerinitiativen und Nicht-Regierungsorganisationen (NRO), im Gegensatz
zum Reorganisationsprozess in existierenden
Behörden.
Die von den Autoren euphorisch geschilderten Möglichkeiten zur Gewinnerzielung
haben sich – zumindest bisher – empirisch
nicht belegen lassen. Die zu Grunde liegenden Modelle sind nicht expliziert, die Argumentation erscheint aus wissenschaftlicher
Sicht teilweise zweifelhaft. Es fehlt eine kritische Reflexion der in das Modell eingehenden Grundannahmen. Zudem erscheinen manche berlegungen kultur-spezifisch
und nicht einfach auf die bundesdeutsche
Situation übertragbar. Beispielsweise schließen hiesige Datenschutznormen die unbeschränkte ökonomische Verwertung von
Profildaten einzelner Nutzer aus.
Das Buch etabliert den Begriff „Community
Informatics“ im Vokabular von IT-Forschern und Praktikern. In der Einleitung
spricht Gurstein unterschiedliche Aspekte
dieses Begriffes von „Community Informatics“ an. Fragen des Zugangs zu den neuen Technologien in bekannten Ausdifferenzierungen bezüglich Verfügbarkeit der
Technologie, Finanzierung, Vor-Ort-Computerzentren, qualifikatorische Hürden und
Zugriffsmodalitäten für einzelne Funktionalitäten spielen ebenso eine Rolle wie neuere
Themen – z. B. regionaler E-Commerce
(auch zur Finanzierung der Online-Gemeinschaft), Lernnetzwerke, partizipatorische
Stadtplanung, Leistungsspektren möglicher
Online-Services, Nachhaltigkeitsaspekte und
Telearbeit. Diese eher an Praxiserfahrungen
orientierte Einleitung wird durch Beales Beitrag „Requirements for a Regional Information Infrastructure for Sustainable Communities“ ergänzt, der sich eher an der Exploration existierender Konzepte der technischen
Unterstützung von Organisationen orientiert. In den Beiträgen haben die Analysen soziotechnischer Dynamik in Gemeinschaften
insgesamt jedoch ein größeres Gewicht als in
der Einleitung vermittelt.
Aus Sicht der Technikgestaltung ist das Buch
teilweise veraltert und bleibt an vielen Stellen
oberflächlich. Die Autoren weisen zu Recht
darauf hin, dass die Integration von Inhaltspräsentation und Diskussionsforen in neuartiger Weise zu erfolgen hat. Allerdings
werden dazu keine konkreten Ideen entwickelt. Den Autoren ist jedoch dahingehend zuzustimmen, dass die Gestaltung
von Communityware an den Bedürfnissen
der Nutzer ausgerichtet werden muss. Aber
auch hier gehen die Autoren nicht auf die
neuartigen Probleme ein, die sich aus der
zum Zeitpunkt der Entwicklung oft unbekannten Nutzerschaft und deren räumlicher
Verteiltheit ergeben.
Michael Gurstein (Hrsg.): Community Informatics – Enabling Communities with
Information and Communications Technologies.
Gurstein’s Buch „Community Informatics“
konzentriert sich im Widerstreit unterschiedlicher Ausdeutungen des Begriffs der „Community“ auf „Geographic Communities“,
d. h. Gemeinschaften, die, obwohl im Virtuellen agierend, einen verbindenden räumlichen Bezug haben. Dies resultiert auch aus
der bereits erwähnten Mehrdeutigkeit des
englischen „Community“-Begriffs. Auf fast
600 Seiten wird in 27 Beiträgen von Forschern und Praktikern aus 14 Nationen ein
breites Spektrum von Konzepten und Erfahrungen zur Unterstützung von Vernetzungsund Virtualisierungsprozessen in Städten,
Gemeinden und Regionen dargeboten, in
welchem immer auch die besonderen Cha-
Das Buch ist in die sechs Abschnitte „Hintergrund/Themenspektrum“, „Kontext von
Community Informatics“, „Community Informatics und regionale Netzwerke“, „Community Informatics Anwendungen“, „Community Informatics und Regionalentwicklung“ und „Community Informatics
Fallstudien“ unterteilt. Wir gehen hier stellvertretend auf vier Beiträge näher ein.
Doug Schuler ist Mitbegründer und langjähriger kritischer Beobachter eines „Community Network“ in Seattle, Washington.
Darüber hinaus gilt er als einer der amerikanischen Mitbegründer der Diskussion um beteiligungsorientierte Softwareentwicklung.
Sein Beitrag „New Communities and New
Community Networks“ beschreibt vielleicht
am besten die Vision, die eigentlich allen Beiträgen des Bandes zu Grunde liegt: (Virtuelle)
Gemeinschaften, die sich aus einem bewussten gemeinsamen Interesse und „Realweltbezug“ heraus virtuelle Orte der Kommunikation und Kooperation schaffen und als
gemeinsamen Identifikationspunkt pflegen.
Eine internationale Perspektive etabliert der
Beitrag von Lawrence und Brodman, die
über Erfahrungen mit von den Vereinten
Nationen betreuten internationalen Gemeinschaften zu unterschiedlichen Themen berichten. Dort spielen sowohl kulturelle als
auch politische Unterschiede eine wichtige
Rolle, besonders deutlich wird, dass auch die
Größe von virtuellen Gemeinschaften neue
Herausforderungen an ihre Konzeptionierung stellt.
Mark Surman ist Unternehmensberater und
langjähriges Mitglied der APC („Association
for Progressive Computing“), die bereits seit
Anfang der neunziger Jahre Nicht-Regierungs-Organisationen und Regionale Netzwerke in Fragen der Unterstützung virtueller Gemeinschaften berät. In seiner
historischen Perspektive („The Economics
of Community Networking: Case Studies
from the APC“) auf Beratungsprojekte, vor
allen Dingen deren Schwierigkeiten bezüglich ihrer ökonomischen Nachhaltigkeit
durch die Jahre hindurch, zeichnet er ein
Bild, welches den Einfluss regionaler Unterschiede, aber auch den der sich stark und
schnell verändernden technologischen und
technikkulturellen Rahmenbedingungen thematisiert.
Der Beitrag von Pipek, Märker, Rinner und
Schmidt-Belz, „Discussions and Decisions:
Enabling Participation in Design in Geographical Communities“, thematisiert gestaltungs-orientierte Aktivitäten, die in virtuellen Gemeinschaften durchgeführt werden
können. Am Beispiel der Unterstützung der
Diskussion von Stadt- und Flächennutzungsplänen werden Anforderungen an die
Gestaltung entsprechender Communityware
entwickelt. Dabei wird insbesondere auf die
Notwendigkeit zur engen Verzahnung von
Informations- und Kommunikationsräumen
hingewiesen. Diese Anforderungen basieren
auf Erfahrungen der Autoren bei der Entwicklung des Online-Mediationssystems
ZENO, das Funktionalitäten kooperativen
Arbeitens mit der Speicherung und Darstellung räumlicher Daten verbindet. Seine Stärke bezieht der Beitrag aus dem Faktum, dass
es gelingt, den kompletten Bogen von der
Vision der technischen Unterstützung bis
zur tatsächlichen Realisierung zu spannen.
Neben interessanten Einzelbeiträgen liegt
der besondere Wert dieses Buches in dem
immensen praktischen Erfahrungsschatz bei
der Unterstützung virtueller raumbezogener
Gemeinschaften, insbesondere in langfristigen „Community“-Projekten. Der Ausgang
so manch gescheiterten Versuchs zur Etablierung
kommerzieller
Gemeinschaften
kann, im Spiegel dieser Erfahrungen reflektiert, vielleicht sogar antizipiert werden.
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Vergleichende Buchbesprechung
Toru Ishida: Digital Cities und Community Computing and Support Systems
Toru Ishida, Katherine Isbister: Digital Cities: Technologies, Experiences, and Future
Perspectives
Toru Ishida leitet das Institut für Sozio-Informatik an der Universität Kyoto, Japan,
und hat sich schon frühzeitig mit der Unterstützung von sozialen Entitäten durch Informationstechnologie beschäftigt. In der Springer Reihe „Lecture Notes on Computer
Science“ sind mittlerweile zwei Tagungsbände zu dieser Thematik erschienen: „Community Computing and Support Systems“ im
Jahr 1998 und „Digital Cities“ im Jahr 2000.
Als Sammlung einzelner, zumeist unverbundener Forschungsberichte sind die Bände
wie üblich eher spartanisch editiert und verfügen weder über ein Personen- oder Sachregister noch eine gemeinsame Bibliografie.
Der erste Band „Community Computing
and Support Systems“ beschäftigt sich überwiegend mit Modellen und Methoden zur
Unterstützung sozialer Gemeinschaften
durch die Informationstechnologie. Ausgangspunkt der berlegungen bildet dabei
die Tatsache, dass sich die GemeinschaftsMetapher deutlich von der Team-Metapher,
insbesondere im Hinblick auf technische
Anforderungen zur Unterstützung, unterscheidet. Dementsprechend gibt es auch eine
Verschiebung der zur technischen Unterstützung als wesentlich identifizierten Prozesse.
Die technische Unterstützung zielt nicht
mehr auf die professionelle Berufspraxis,
sondern auf die Alltagspraxen verschiedener
Bevölkerungsgruppen ab. Als die fünf zentralen Prozesse der sozialen Interaktion werden dabei identifiziert: (1) sich gegenseitig
kennen lernen, (2) Vorlieben und Wissen
austauschen, (3) bereinstimmung erzeugen,
(4) das alltägliche Leben unterstützen und
(5) soziale Ereignisse – als Beispiel sei hier
die Unterstützung von Ausstellungen durch
mobile Informationstechnologie genannt –
unterstützen. Die herausragenden Aufgaben
der Informatik werden neben der Modellbildung und dem Design von Informationsplattformen in der Unterstützung dieser sozialen Interaktionen die Konstruktion,
Durchführung, berwachung und Auswertung großer sozialer Experimente mit bis zu
100.000 Teilnehmern gesehen, z. B. in digitalen Stadtexperimenten. Agentenbasierte
Ansätze sowohl für die analytische Modellbildung als auch für die konkrete technologische Unterstützung werden dabei als besonders relevant erachtet. Der Band gliedert
sich in eine Zusammenfassung, einen Diskussionsbericht sowie Aufsätze über Modelle und Konzepte (5 Beiträge), Methoden für
Großversuche (5 Beiträge), den Austausch
von Wissen und Vorlieben in Gemeinschaften (4 Beiträge), die Unterstützung sozialer
Aktion in Gemeinschaften (5 Beiträge) und
Agententechnologien in Gemeinschaften
(4 Beiträge). Die Beiträge stammen in überwiegender Zahl von japanischen und USamerikanischen Autoren.
Im zweiten Tagungsband „Digital Cities“,
der von Ishida und Isbister gemeinsam herausgegeben wurde, werden auch europäische Forschungsgruppen stärker berücksichtigt. Obwohl dieser Band thematisch
schärfer fokussiert erscheint, sind die Fragestellungen ähnlich geblieben. Digitale
Stadtprojekte erzeugen oder unterstützen
elektronische Plattformen für die Vernetzung lokaler Gemeinschaften. Neben sozioinformatischen Grundlagen werden in diesem Band eine Reihe existierender Projekte
aus Antwerpen, Helsinki, Turin, Bristol,
Shanghai, Oulu beschrieben und diskutiert.
Konkrete Anwendungen reichen vom gemeinschaftsorientierten Krisenmanagement
durch das kollaborative Erstellen und Piktogrammen für Straßenschilder über die kollaborative Planung der Straßenführung bis
hin zum gemeinsamen Lernen bezüglich
umweltverbessernder Prozesse in Schulen.
Neben Design- und Analyseperspektiven
(5 Beiträge) werden folgende Themen behandelt: Experimente mit digitalen Städten
(7 Beiträge), Experimente mit lokalen Netzwerken (5 Beiträge), Anwendungen digitaler
Stadt-Infrastrukturen (4 Beiträge), Visualisierungs- und Mobilisierungstechnologien
wie 3D Visualisierungen realer Orte im
WWW und ortsabhängige Suche in Datenbanken (5 bzw. 4 Beiträge) sowie soziale Interaktion und Communityware (4 Beiträge).
Wichtig erscheint den Autoren nicht nur die
Bedürfnisse einzelner Interessengruppen zu
berücksichtigen, sondern eine Balance der
Bedürfnisse aller Gruppen zu finden, um die
digitale Stadt so offen zugänglich wie möglich zu gestalten. Gerade am Beispiel der digitalen Stadt werden die unterschiedlichen
gestalterischen Implikationen der Metaphern
Team versus Gemeinschaft besonders offenbar und verdeutlichen den zusätzlichen Forschungsbedarf. Die theorieorientierten Beiträge stützen sich auf Agentennetzwerke,
um durch deren Analyse, Messung und Simulation den Einsatz von computer-gestützten Informationsdienstleistungen besser planen und realisieren zu können. Unseres
Erachtens zu Recht wird allerdings auch kritisch in einem Beitrag darauf hingewiesen,
dass digitale Städte nicht zu einer Simulation
des Urbanen verkommen dürfen (Beitrag
von A. Aurigi). Konkrete Software-Technologien, die im Bereich digitaler Städte eingesetzt werden, sind z. B. Unterstützung der
Visualisierung und Mobilisierung von Infor-
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
489
mationen. Tatsächlich beinhaltet das Leitbild
der digitalen Stadt eine Reihe interessanter
Fragestellungen, die für Teilgebiete der Wirtschaftsinformatik ähnlich bedeutsam sein
könnte, wie der RoboCup für die künstliche
Intelligenz aktuell zu sein scheint. Die stärkere Betonung experimenteller bzw. empirischer Untersuchungen mit der erwähnten
Problematik der Skalierbarkeit sind ebenso
wie die Notwendigkeit zur Fortentwicklung
von agentenbasierten Simulationsumgebungen wichtige Themen einer entsprechenden
Forschungsagenda.
Jennifer Preece: Online Communities – Designing Usability, Supporting Sociability
Die Autorin Jenny Preece ist Professorin für
Information Systems an der Universität von
Maryland at Baltimore County und war zuvor Leiterin eines Zentrums für Human
Computer Interaction an der British Open
University. Ihr Buch gliedert sich in einen
theoretischen und einen praktischen Teil. In
der Einleitung versucht Preece den Begriff
„Online Communities“ zu definieren und eine im Prinzip Rheingold folgende Diskussion über die, wie sie es nennt, hellen und
dunklen Seiten von Gemeinschaften zu führen. Es folgt die Einführung der für das Buch
zentralen Begrifflichkeiten Nutzbarkeit
(Usability) und Gemeinschaftstauglichkeit
(Sociability). Der Zusammenhang dieser beiden Gestaltungsziele sowie deren Einbettung
in einen Software-Entwicklungsprozess für
virtuelle Gemeinschaften sind anschaulich
der Abbildung 1 zu entnehmen.
Gemäß ihres wissenschaftlichen Hintergrundes stellt Preece die Forschungsansätze vor,
die von zentraler Bedeutung für die Community Forschung sind. Während das Konzept der Usability gerade im Forschungsfeld
der Mensch-Computer-Interaktion gut ausdifferenziert ist, kommt bei der Unterstützung virtueller Gemeinschaften dem Konzept der Sociability eine gleichwertige Rolle
zu, die aber bisher von den traditionellen Informatikdisziplinen als Gestaltungsziele
nicht genügend berücksichtigt wurden. Usability charakterisiert Preece vornehmlich als
Zusammenwirken von Aufgaben, Benutzermodellen und Software. Sociability wird als
zielgenaue Abstimmung von Zwecken, Menschen und Regelungen definiert. Der Einfluss aller Faktoren muss für jede virtuelle
Gemeinschaft individuell bestimmt werden
und zwar vornehmlich durch die Gemeinschaft selbst. Obwohl sich das Buch auch an
Praktiker richtet, warnt sie davor, den theoretischen Hintergrund der Gestaltung von
virtuellen Gemeinschaften zu ignorieren,
weil eine erfolgversprechende Gestaltung
ohne Berücksichtigung psychologischer und
490
WI – Literatur
soziologischer Grundlagen nicht denkbar erscheint. Nach einem Exkurs durch mehrere
Beispiele virtueller Gemeinschaften stellt die
Autorin theoretische Grundlagen aus den
Disziplinen Psychologie, Soziologie, Medienforschung, CSCW und HCI vor. Im
zweiten Teil des Buches leitet sie aus diesen
Grundlagen eine communityzentrierte Entwicklungsmethodik ab. In diesem praxisorientierten Teil des Buches setzt sie die abgeleitete Entwicklungsmethodik um, d. h. sie
definiert Kriterien zur Auswahl geeigneter
Software. Den Entwicklungsprozess unterstützt sie weiterhin mit Checklisten und Gestaltungsrahmen. Grossen Raum widmet sie
der Evaluierung von Anforderungen der virtuellen Gemeinschaft. Dazu werden in einem
Kapitel fünf verschiedene Techniken (Reviews, Umfragen, teilnehmende Beobachtung, Metriken und Datenanalyse sowie Experimente bzw. Usability-Tests) vorgestellt,
die dann in zwei Fallstudien angewandt werden. Im letzten Kapitel wird eine Reihe von
offenen Forschungsfragen aufgelistet, die
insbesondere die Bereiche universeller Zugang, Sicherheit, Interface-Design und Auswertungsmethodik betreffen.
Das Buch bietet einen Einblick in Anforderungen und Gestaltungsprozesse für Software zur Unterstützung virtueller Gemeinschaften. Allerdings verhindern die Breite
der Thematik und die vielen zum jetzigen
Zeitpunkt offenen Forschungsfragen, ein abgeschlossenes Werk zu veröffentlichen. Aufgrund der Vielzahl an vorgestellten Forschungsansätzen, Methoden und Techniken
werden die einzelnen Ansätze manchmal zu
kursorisch behandelt. Daher findet sich am
Ende jedes Kapitels eine kommentierte Leseliste, die auf weiterführende Literatur hinweist. An den Stellen, an denen der Leser eine vertiefte Analyse aus der Sicht des
Software Engineerings (SE) erwarten würde,
bricht die Autorin leider ab. Es erscheint
klar, dass konventionelle Modelle des SE an
einen community-zentrierten Entwicklungsprozess angepasst werden müssen. Gerade
aber diskursive Vorgehensweisen zur Ermittlung von Anforderungen innerhalb der
Communities werden von Preece nur unzureichend berücksichtigt. Ebenso wird auf die
innovativen Potenziale, die von virtuellen
Gemeinschaften bei der Umsetzung ihrer eigenen Bedürfnisse nach neuen Funktionalitäten ausgehen, zu oberflächlich eingegangen. Trotz der genannten Schwächen ist das
Buch gerade für den SE Interessierten empfehlenswert, da es die Spannbreite theoretischer und praktischer Aspekte communityzentrierter Entwicklungsprozesse deutlich
macht. Für diesen Prozess wird wiederum
die entscheidende Rolle empirischer Evaluierung für die Absicherung informatischer
Bild 1
Usability & Sociability (aus: Preece 2000, S. 27)
Vorgehensweisen in den Vordergrund gestellt. Zudem enthält das Buch ein gutes
Sachregister und eine ausführliche Bibliografie.
4 Diskussion
Die wachsende Zahl von Publikationen zu
(virtuellen) Gemeinschaften und ihrer technischen Unterstützung weist auf die zunehmende Bedeutung dieses Forschungsfeldes
hin. Das Interesse an Gemeinschaften geht
einher mit einer zunehmenden Bedeutung
informell sich konstituierender Entitäten im
Kontext von Organisationen, Städten oder
Nationalstaaten. Dies wird beispielsweise in
der Diskussion um soziales Kapital sehr
deutlich (vgl. Abschnitt 3.1). Insofern tragen die Bücher zum Erkenntnisfortschritt
in einem gesellschaftlich zentralen Bereich
bei.
Die Literaturübersicht zeigt allerdings auch,
dass der Begriff der Gemeinschaft häufig unbestimmt bleibt. Eine fundierte, die technische Gestaltung betreffende begriffliche
Differenzierung und Theoriebildung wäre
wünschenswert, wird jedoch in den hier vorgestellten Büchern nicht geleistet.
Die Diskussionen in den hier vorgestellten
Büchern zeigen, dass Gemeinschaften sich
in ihren Merkmalen deutlich von (Arbeits-)Gruppen unterscheiden (vgl. Abschnitt 3.2, 3.5 und 3.6). Ihre Mitgliedschaft ist weniger an (Arbeits-)Aufgaben
denn an Interessen, gemeinsamen Werten
und emotionalen Bindungen orientiert. Es
bestehen typischerweise Mitgliedschaften in
verschiedenen (virtuellen) Gemeinschaften,
die für gewöhnlich auch flüchtig oder oberflächlich sein können. Diese Unterschiede
zwischen Gemeinschaften und Gruppen erfordern eine Rekonzeption der Unterstützungstechnologien. Bestimmte Funktionen
von Groupware, die sich im Bereich der
Gruppenunterstützung als erfolgreich erwiesen haben, lassen sich nicht einfach zur
Implementierung als Communityware verwenden. Neue Formen technischer Unterstützung sind daher zwingend erforderlich.
Insofern eröffnet sich hier ein neues Forschungsfeld für die angewandte Informatik.
Praktiker und Theoretiker von virtuellen
Gemeinschaften stimmen darin überein, dass
virtuelle Gemeinschaften ein soziales Phänomen sind und weitgehend den Charakteristika von denen sich in der realen Welt konstituierenden Gemeinschaften entsprechen.
Dennoch erscheint eine vollkommene Trennung von virtueller und realer Existenz und
damit auch eine strikte Virtualisierung sozialer Beziehungen kaum denkbar. Virtuelle
Gemeinschaften haben typischerweise reale
Lebensbezüge, wodurch reale Gemeinschaften um virtuelle Bezüge erweitert werden
(z. B. digitale Städte). Dies wirft allerdings
die Frage nach der Durchgängigkeit technischer Infrastrukturen auf.
Aus Sicht der Wirtschaftsinformatik erscheint der Bezug zwischen Aktivitäten des
Aufbaus einer (virtuellen) Gemeinschaft mit
solchen der Entwicklung und Anpassung ei-
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Buchbesprechungen
ner angemessenen technischen Infrastruktur
unzureichend untersucht. Neuartige Probleme des Software-Engineerings, die aus den
sich dynamisch verändernden Anforderungen, der Disloziertheit der Mitglieder, ihrer
gleichzeitigen Mitgliedschaft in verschiedenen Gemeinschaften und ihres geringen Zeitbudgets ergeben, sind bisher in der Literatur
noch kaum thematisiert. Insofern existiert
beträchtlicher Forschungsbedarf nach beteiligungsorientierten Methoden der Anforderungserhebung und -validierung über räumliche und motivationale Distanz hinweg.
Geeignete Modularisierungen der Software
müssen erforscht werden, um die Flexibilität
der Communityware zu erhöhen. Die Interoperabilität zwischen verschiedenen Infrastrukturen stellt ein weiteres wichtiges Problem dar, weil Nutzer gleichzeitig an
verschiedenen Gemeinschaften beteiligt sein
werden [Vgl. KoWo01]. Letztendlich müssen akzeptable Lösungen für Datenschutz
und Datensicherheit gefunden werden, um
mit der Fülle personenbezogener Daten verantwortungsvoll umgehen zu können. Die
Diskussion der wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat gezeigt, welche innovativen Fragestellungen sich bei der technischen
Unterstützung von (virtuellen) Gemeinschaften ergeben. Aus ökonomischer wie aus
gesellschaftlicher Sicht weist dieses Forschungsfeld erhebliche Potenziale auf.
Literatur
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Cambridge University Press, Cambridge, UK
1998
[Wuth98] Wuthnow, R.: Loose Connections: Joining together in America’s fragmented Communities. Harvard University Press, Cambridge,
MA 1998.
Ralf Klamma,
Lehrstuhl für Informatik V, RWTH Aachen,
Ahornstr. 55, 52056 Aachen;
Volkmar Pipek,
Internationales Institut für Sozio-Informatik,
Heerstr. 148, 53111 Bonn;
Volker Wulf,
Professor für Wirtschaftsinformatik,
insb. Kooperations- und Mediensysteme,
Universität Siegen, Hölderlinstr. 3,
57068 Siegen und Fraunhofer Institut für
Angewandte Informationstechnologie (FhG-FIT),
Schloss Birlinghoven,
53754 Sankt Augustin
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491
Buchbesprechungen
Puchert, S.
Rechtssicherheit im Internet
Grundlagen für Einkäufer und Entscheider
ISBN 3-540-67609-0, Springer Verlag,
Berlin et al. 2001, 214 Seiten, a 45,97
Das vorliegende Buch richtet sich an Manager, Führungskräfte und Entscheidungsträger in Großunternehmen, die darüber zu
entscheiden haben, ob in ihrem Unternehmen die Einführung von E-Commerce-Anwendungen, besonders die Implementierung
elektronischer Beschaffungssysteme unter
Ausnutzung von Internet-Technologien, erfolgen soll. Das Buch erläutert die grundsätzlichen Prinzipien des Business-to-Business-Commerce mit Schwerpunkt auf der
Beschaffung. Die Ursachen (sowohl technischer als auch juristischer Natur – vor
allem auf dem Gebiet der Sicherheit) des immer noch zurückhaltenden Einsatzes elektronischer Beschaffungslösungen werden
analysiert.
Nach einer Einleitung und einem kurzen
berblick zu E-Commerce-Grundlagen
werden in zehn Kapiteln einige wesentliche
Aspekte der Rechtssicherheit im Internet behandelt. Zu Beginn ist ein Schwerpunkt auf
der Beschaffung zu erkennen, der aber in
den späteren Kapiteln nicht mehr so ausgeprägt festzustellen ist. Konkret geht es (in
dieser Reihenfolge) um die Lieferantenauswahl und -gewinnung, Rechtsaspekte der
Einkaufs-Homepage, den Vertragsschluss,
Kryptographie, Bezahlen im Internet, Authentifizierung, Rechtsfragen innerhalb der
Unternehmensorganisation, Produkt- und
Produzentenhaftung, Electronic Data Interchange und Internationale Rechtsnormen.
Bei der Lektüre der eher technischen Kapitel
sollte sich der Leser (besonders der mit informationstechnischem Hintergrund) darüber im Klaren sein, dass der Autor ein gelernter Industriekaufmann und Jurist ist und
die informationstechnische Seite daher
manchmal von einem etwas anderen Standpunkt aus sieht. In einem letzten – „Vision“
genannten – Kapitel zeichnet der Autor
noch kurz das Bild einer „schönen neuen
Welt“ des Business-to-Business-Commerce,
in der die automatische elektronische Buchungsabwicklung und -archivierung mit regelmäßigen Kontrollen und eine Verkettung
von Dienstleistungen möglich und üblich ist.
Der besondere Wert dieses Buches liegt nach
meiner Ansicht vor allem im gekonnten
Wechsel zwischen betriebswirtschaftlichrechtlichen Fragestellungen auf der einen
Seite und eher technischen Fragestellungen
492
WI – Literatur
auf der anderen Seite. Meist ist die technische
oder rechtliche Sichtweise eines Kapitels bereits an der berschrift zu erkennen. Oft gelingt es dem Autor aber auch innerhalb eines
Kapitels ein und dieselbe Fragestellung sowohl aus technischer als auch aus rechtlicher
Sicht zu betrachten. Diese Fälle sind es dann,
die die Lektüre auch für Personen, die sich
bereits sowohl mit den technischen als auch
mit den rechtlichen Hintergründen beschäftigt haben, besonders interessant machen.
Michael Fritscher, Wien
Rebstock, M.; Hildebrand, K. (Hrsg.)
E-Business für Manager
ISBN 3-8266-0508-X, MITP-Verlag,
Bonn 1999, 327 Seiten, a 45,50
Das vorliegende Buch enthält elf Beiträge
von neun Autoren. Im Schwerpunkt wird
das Business-to-Business-System behandelt,
also die elektronischen Geschäftsvorgänge
zwischen Unternehmen. Die Herausgeber
gliedern ihr Werk in vier Teile. Im ersten Teil
werden in vier Beiträgen Konzepte und
Grundlagen des E-Business beschrieben.
Der zweite Teil erklärt in fünf Beiträgen
unterschiedliche Einsatzbereiche des E-Business wie z. B. Absatz, Beschaffung und
Zahlungsverkehr. Weiterhin werden die
Themen Standardsoftware und Vorgehensmodell behandelt. Die Sicherheit im E-Business und seine rechtlichen Aspekte werden
im dritten Teil erörtert. Dem vierten Teil
ordnen die Herausgeber ein Glossar, einen
Index sowie das Autorenverzeichnis zu. Die
Autoren kommen von Fachhochschulen
und aus der Praxis, vor allem aus der Unternehmensberatung.
Im ersten Beitrag wird von Rebstock das
Geschäftsmodell E-Business einführend beschrieben. In übersichtlicher und verständlicher Form werden die Begriffe erläutert und
betriebliche Anwendungsbereiche mit ihren
Nutzenpotenzialen vorgestellt. Der Autor
geht auch auf mögliche Hindernisse ein und
gibt eine Beurteilung mit einem Ausblick.
Im zweiten Beitrag stellt Hildebrand ein
Konzept für das Design von Internet-Services vor. Er geht auf die Geschäftsfelder im
Internet mit ihren Akteuren ein und diskutiert die Chancen und Risiken. Die technische Infrastruktur der elektronischen Kommunikationsmedien wird von Schwarz
beschrieben, so vor allem die Internet-Technik mit ihren Kommunikationsmöglichkeiten. Einen gelungenen Einstieg in die Erstellung kommerzieller Web-Seiten gibt Seitz im
vierten Beitrag. Die Themen Business-toBusiness im E-Commerce und E-Procure-
ment werden in weiteren Beiträgen behandelt. Besonders hervorheben möchte ich
noch die beiden letzten Beiträge, die sich mit
der Sicherheit und den rechtlichen Aspekten
des E-Business auseinandersetzen.
Den Herausgebern ist es gelungen, interessante Beiträge zum Thema E-Business
zusammenzustellen, die wichtige Aspekte
behandeln und einen gelungenen berblick
bieten. Die Beiträge sind gut strukturiert
und sehr verständlich verfasst. Viele Anwendungsbeispiele, einfache Auflistungen der
Inhalte und Checklisten verdeutlichen die
Problemstellungen und die Zusammenhänge.
Alle Beiträge beginnen mit einer kurzen Zusammenfassung (Management Summary)
und enthalten eine kurze Literaturübersicht.
Ein zusammenfassendes Glossar ist am Ende
des Buches gegeben. Die Beschreibungen
sind überwiegend auf einem recht einfachen
Niveau und relativ kurz gehalten, sodass hier
weniger die DV-Fachkraft, sondern eher die
Personen angesprochen werden, die einen
ersten Einstieg in das Thema wünschen, so
z. B. das Management. Für diesen Leserkreis
bietet das Buch eine gelungene Lektüre.
Roland Gabriel, Bochum
soll eine dynamische Sammlung des „State of
the Art“ bieten. Die Community of Interest,
die sich auf dieser Homepage trifft, soll dort
Diskussionsmöglichkeiten, Hyperlinks und
Marketingplattformen vorfinden. Dieser innovative Publikationsansatz, der auch schon
bei der ersten Auflage verwendet wurde, erscheint auf den ersten Blick sehr vielversprechend und vermittelt dem Leser den
Eindruck, dass der Autor nicht nur über
Electronic Customer Care schreibt, sondern
dies auch verwirklicht. Beim Versuch, die
zum Buch gehörende Internet-Seite aufzurufen, wird der Leser jedoch desillusioniert.
Auf dieser Seite erscheint der Hinweis „Die
ECC-Datenbank ist offline, da diese seit
dem 1. Januar 1999 nicht mehr gepflegt
wird“. Lediglich der Zugriff auf die ältere
Datenbank-Version zur ersten Auflage dieses Buches ist möglich. Somit reduziert sich
das ehemals dreistufige Publikationskonzept
auf das gedruckte Wort. Diese Reduktion erweist sich auch beim Lesen des Buches als
störend, da im Buch selbst sehr häufig Verweise auf die Homepage zu finden sind.
Der Inhalt des Buches ist ansonsten leicht
verständlich und wird durch zahlreiche
Praxisbeispiele, Abbildungen und Tabellen
veranschaulicht.
Claudia Thonabauer, Linz
Muther, A.
Electronic Customer Care
Die Anbieter-Kunden-Beziehungen
im Informationszeitalter
ISBN 3-540-66912-4, 2. Auflage,
Springer, Berlin, Heidelberg,
New York 2000, 151 Seiten, a 39,95
Schellhase, J.
Entwicklungsmethoden und
Architekturkonzepte für
Web-Applikationen
Erstellung und Administration
Web-basierter Lernumgebungen
ISBN 3-8244-7379-8, Gabler Verlag,
DUV, Wiesbaden 2001, 305 Seiten,
a 59,00
Das Buch erschien 2000 in der zweiten Auflage. Es wendet sich in erster Linie an Entscheidungsträger im Bereich Electronic Customer Care (ECC). Dies zeigt sich auch an
der durchgängigen Veranschaulichung theoretischer Aussagen durch Praxisbeispiele. Zu
Beginn des Buches werden vom Autor die für
das ECC relevanten Informationstechniken
und die zu erwartenden Entwicklungen in
diesem Bereich analysiert. Anschließend wird
die rein technikorientierte Betrachtungsebene
verlassen und es werden die Einsatzgebiete
der Informationstechnik in der Beziehung
zum Kunden durchleuchtet. Vor dem Anhang, in dem Auszüge aus der zum Buch gehörigen Internet-Datenbank dargestellt werden, zählt der Autor noch Kriterien für
erfolgreiche ECC-Lösungen auf.
Die im „klassischen“ Software Engineering
verwendeten Methoden und Architekturen
zur Entwicklung und zum Aufbau von Softwarelösungen sind nur teilweise dazu geeignet, auch auf Web-Applikationen angewendet zu werden. In der vorliegenden
Dissertation werden für diese Applikationen
geeignete Methoden, Architekturen und
Softwaresysteme identifiziert, teilweise miteinander verglichen und ein neuer Ansatz
vorgestellt, der speziell für Entwicklung und
Betrieb Web-basierter Lernumgebungen gedacht ist.
Das Publikationskonzept wird im Buch als
Dreiteilig beschrieben. Es setzt sich aus dem
„statischen“ Buch, der dazu gehörenden
Homepage (www.ecc.ch) und der Community of Interest zusammen. Die Homepage
Die Arbeit ist in sechs Kapitel unterteilt. In
der obligatorischen Einleitung (erstes Kapitel) werden Ziele und Aufbau der Arbeit
stringent skizziert. Im ebenfalls recht knapp
gehaltenen zweiten Kapitel werden mit „Hy-
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Buchbesprechungen
pertext und Hypermedia“ die notwendigen
Grundlagen behandelt.
Gegenstand des dritten Kapitels ist das Engineering von Web-Applikationen. Nach einer
knappen Abgrenzung des Web-Engineering
geht der Autor auf Vorgehensmodelle und
Modellierungsmethoden ein. Die Auseinandersetzung mit den Vorgehensmodellen ist
dabei recht kurz ausgefallen und beschränkt
sich auf Variationen des Wasserfallmodells
zur Entwicklung von Hypermedia- und
Web-Applikationen sowie auf das Spiralmodell und einige Anmerkungen zum Prototyping. Die Betrachtung der Methoden zur
Entwicklung ist hingegen reichhaltiger ausgefallen. Acht verschiedene, teilweise aufeinander basierende Methoden werden eingehend dargestellt sowie teilweise auf ihre
Unterstützung durch Werkzeuge und ihre
Implementierung hinterfragt und jeweils
kurz bewertet. Die betreffenden Abschnitte
sind leider nicht einheitlich untergliedert
und schmälern so den Nutzen der ausführlichen Betrachtungen ein wenig – ebenso
wie die nicht gänzlich einheitlich strukturierten Beispiele. Hingegen wird dieses Kapitel
durch einen Vergleich der verschiedenen Methoden abgeschlossen, bei dem sie in ein
übersichtliches Raster eingeordnet werden.
Im vierten Kapitel wird der unterschiedliche
Hintergrund der jeweils diskutierten Ansätze deutlicher. Unter der berschrift „Architekturen von Web-Site-Management-Systemen und Web-Applikationen“ findet sich
eine detaillierte Auseinandersetzung mit verschiedenen Systemen und Architekturen aus
den Bereichen Web-Applikationen, Architekturen zur Bereitstellung von SGML- bzw.
XML-Dokumenten, Web-Content-Management-Systeme, Web-basierte Computer Supported Cooperative Work- (CSCW-) Systeme, Web Based Training (WBT) und
adaptive Web-basierte Lernumgebungen
wieder. Sofern noch nicht in den vorherigen
Kapiteln erfolgt, stellt der Autor auch jeweils
die Grundlagen der betreffenden Systeme
dar. Innerhalb der verschiedenen Kategorien
erfolgt ein gegenüberstellender Vergleich der
diskutierten Systeme jedoch nur bei den
WBT-Systemen. Ein übergreifendes Fazit
der in diesem Kapitel dargestellten Systeme
und Ansätze findet sich leider nicht.
Im fünften Kapitel schließlich stellt der Autor die Architektur seines Werkzeugs zur Erstellung einer Web-basierten Lernumgebung
(Virtual Learning Environment Generator
[VLEG]) vor. Das dargestellte Konzept ist
recht umfassend und beinhaltet neben der
Beschreibung der damit erstellten Lernumgebungen auch eine geeignete Modellierungsmethode, ein Vorgehensmodell zur
Systemerstellung, die Systemarchitektur,
Maßnahmen zur Qualitätssicherung und eine Erweiterung zum Betrieb des VLEG als
Web-Service. Da mit diesem System erstellte
Lernumgebungen an verschiedenen Universitäten aktiv verwendet werden, kann der
Autor mit den Ergebnissen verschiedener
Evaluationsrunden der eingesetzten VLEGErzeugnisse die Darstellung abrunden. Im
Detail kann kritisch hinterfragt werden, warum in dem vorgestellten Konzept beispielsweise die für die Modellierung gewählte objektorientierte OOHDM-Methode aus dem
dritten Kapitel Verwendung findet. Einzelne
Designentscheidungen werden wie diese weder explizit begründet, noch ergeben sie sich
zwingend aus den vorgelagerten Kapiteln.
Die abschließende Bewertung des Konzeptes
erfolgt zusammen mit dem Fazit im sechsten
Kapitel. Der dort im letzten Absatz angesprochene Vergleich zwischen dem VLEG
und den im vierten Kapitel skizzierten Systemen wird auf einer zu aggregierten Ebene
durchgeführt.
Fazit: In dieser Arbeit werden für Web-basierte Lernumgebungen relevante Methoden,
Architekturen und Systeme zusammengestellt und weitere entwickelt. Die erwähnten Schwächen mindern den Gesamteindruck ein wenig, jedoch nicht den Nutzen
der Arbeit. Das vorgestellte Konzept kann
anderen bei der Erstellung eigener, moderner
Lernangebote zahlreiche Anregungen geben.
Auch wenn die direkten Vergleiche alternativer Systeme recht kurz geblieben sind, finden Dozenten wie Praktiker viele wertvolle
Hinweise für Aufbau und Betrieb nicht nur
Web-basierter Lernanwendungen, sondern
auch für Web-Applikationen im Allgemeinen.
Joachim Schelp, St. Gallen
Wieszorek, M.; Meyerhoff, D. (eds.)
Software Quality
State of the Art in Management, Testing,
and Tools
ISBN 3-540-41441-X, Springer Verlag,
Berlin, Heidelberg et. al 2001, 288 Seiten,
a 49,17
Wer sich ein Buch mit einem so aktuellen Titel bestellt, noch dazu von einem renommierten Verlag, erwartet Spannendes. Vielleicht
sind seine Vorstellungen geprägt von Wallmüllers hervorragendem Buch „SoftwareQualitätssicherung“ von 1990/95. Nun, man
erhält einen Sammelband, der aus zwei
Tagungen im Jahr 2000 zusammengestellt
wurde. Er ist der erste Band einer geplanten
Reihe „[email protected]“, der
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
493
aus drei Teilen besteht: 1. Software-Qualitäts-Management, 2. Zertifizierung und Test,
3. Werkzeuge.
Der Anspruch des Bandes und der Reihe
wird von den beiden Pionieren der Qualitätsszene, Heinz Bons und Rudolf van Megen (Fa. SQS) so formuliert: „. . . bridge the
gap between strategic quality planning and
every day operations in corporate IT departments.“ Der Band soll „IT decision makers“
als Hilfe dienen. Leider finden sich im ersten, mehr als die Hälfte des Buches umfassenden Teil nur drei Beiträge, die diesem Anspruch genügen. Die brigen referieren eher
Konzepte und Vorgehensmodelle. Die hervorzuhebenden Artikel tragen durch Benennung konkreter Variablen und Rentabilitätsbetrachtungen dazu bei, die oben erwähnte
Brücke zu schließen. Beachtenswert ist vor
allem der Beitrag von Rudolf Göldner: A
Cost-Benefit Model for Software Testing. Er
zeigt an einem einfachen analytischen Modell, wie man die Opportunitätskosten für
Softwarefehler und die Testkosten gegenüberstellen kann. Die wichtigste Einflussvariable neben der Anzahl der Fehler ist die
Anzahl der Benutzer einer Software. Anhand von zwei konkreten Projekten mit je
200 Benutzern aus der Finanzverwaltung
NRW zeigt er, dass der Break-even-point für
die Tests bei nur 34 bzw. 17 Benutzern lag.
Die Beiträge des zweiten Teils behandeln
Testfallentwurf, den DATech-Standard der
GMD für „usability tests“ und Testkonzepte
und -werkzeuge für Web-basierte Anwendungen. Sehr lesenswert sind zwei Beiträge
über Teststandards aus der Eisenbahntechnik. Sie gehört zu den hoch-sicherheitsrelevanten Computeranwendungen. Hier können Entwickler und Manager auch aus
anderen Anwendungsbereichen lernen, was
konsequente Testtechnologie bedeutet. Seit
Eschede wird jeder wissen, was „vergessene“
Requirements für Folgen haben können: Es
gab keine Kopplung der Radsensoren mit
der Zugsteuerung.
Der einzige Beitrag des letzten Teils ist leider
sehr allgemein. Der Eindruck des Buches ist
also „gemischt“. Trotzdem wird es empfohlen. Das Modell und Beispiel von Göldner
gehören in jede universitäre Vorlesung zu
Software Engineering bzw. Test. Das Buch
gehört auch in jede IT-Abteilung, denn es
kostet viel weniger als eine einzige Stunde
Opportunitätskosten, verursacht durch Softwarefehler.
Beim nächsten Band der Reihe würde der
Rezensent allerdings ein Schlagwortverzeichnis erwarten.
Thorsten Spitta, Bielefeld
494
WI – Literatur
Bullinger, H.-J., Schreiner, P. (Hrsg.)
Business Process Management Tools
Eine evaluierende Marktstudie über aktuelle
Werkzeuge
ISBN 3-8167-5629-8, IAO Stuttgart,
2001, 463 Seiten, EUR 347,68
Der Einsatz von Werkzeugen zur Unterstützung von Geschäftsprozessoptimierung,
Prozessorganisation oder Prozessmanagement bedarf heute keiner Rechtfertigung
mehr. Auch die Vorteile einer grafischen
Prozessdokumentation sind inzwischen bekannt. Doch führt der Einsatz eines Werkzeuges bereits automatisch zum gewünschten Erfolg? Die Fülle Themen und
Entwicklungen hat das einstige Top-Thema
der Wirtschaftsinformatiker etwas in den
Hintergrund gedrängt und damit auch das
Wissen zum Stand der Technik auf diesem
Gebiet. Für eine vergleichende Marktstudie
besteht also auf jeden Fall Bedarf und der
Preis der Studie weckt auch gewisse Erwartungen. Zugleich stellt der Preis in diesem
Fall ein Signal für die Zielgruppe dar, die
wohl bei Beratungsunternehmen und größeren Firmen zu suchen sein wird. Die Zielsetzung der Studie, nämlich Transparenz beim
Werkzeugangebot ist aber ohne Zweifel von
hoher Bedeutung.
Die Wichtigkeit der Studie und die professionelle Vermarktung der Ergebnisse stehen
in einem gewissen Gegensatz zum Aufbau
und zur inhaltlichen Qualität. Layout und
optische Gestaltung sind zwar auf den ersten
Blick gut, doch wer rasch Informationen
sucht, wird enttäuscht werden. Ein Stichwortverzeichnis fehlt überhaupt und die Managementzusammenfassung versteckt sich
auf den Seiten 385–387. Man hat Mühe, sich
im Text zu orientieren und man hat an manchen Stellen den Eindruck, dass es sich eher
um eine wissenschaftliche Arbeit als um eine
Marktstudie handelt (z. B. Fußnoten im
Glossar). Man blättert viel, wenn man etwas
Konkretes sucht, und das Inhaltsverzeichnis
ist nicht immer hilfreich dabei. Auf Seite 61
(also nicht am Beginn der Studie) wird der
Aufbau der Studie erklärt – zu kurz nach
Meinung des Rezensenten und auch nicht
wirklich verständlich. Etwas überraschend
ist, dass der ein Kapitel vorher vorgestellte
Referenzprozess nicht für einen durchgehenden Vergleich der 32 ausgewählten Werkzeuge herangezogen wurde. Dies wäre allerdings
nicht konsequent möglich, wie man beim
Weiterlesen feststellt, und führt beim vorliegenden Werkzeug-Mix zur Frage, wie diese
Auswahl überhaupt zustande gekommen ist?
Die Studie lässt letztlich viele Fragen offen
und gibt auch nicht wirklich einen berblick
über den Markt. Sie liefert eine brauchbare
Kurzbeschreibung jener Werkzeuge, die tatsächlich aufgenommen wurden, doch welche
dies sind, erfährt man nicht einmal aus dem
Inhaltsverzeichnis. Die Werkzeuge werden
in fünf Gruppen gegliedert, nämlich Visualisierung, Modellierung, Simulation, Workflowmanagement und CASE. Das Thema
Dokumentenmanagement wurde ganz ausgeklammert. In praktisch allen genannten
Kategorien gibt es aber ein bei weitem umfangreicheres Angebot als aus der Studie ersichtlich. Allein das Marktsegment Workflowmanagement bietet ein Vielfaches der
dargestellten Werkzeuge. Da häufig eine
Modellierungskomponente vorhanden ist,
kommt es auch zunehmend zu einer Diffusion in das Feld der Prozessmodellierung. Eine ähnliche Entwicklung ist bei CASE-Tools
zu beobachten, denen originäre Aufgaben
durch die Entwicklungen am Softwaremarkt
abhanden kommen. Egal wozu man die vorliegende Studie benötigt, man sollte Zeit für
zusätzliche Recherchen einplanen. Die Studie selbst ist aufgrund der Qualität viel zu
teuer und wird wohl nur die Erwartungen
weniger zufrieden stellen.
Franz Lehner, Regensburg
Meier, A. (Hrsg.)
Internet und Electronic Business
Herausforderung an das Management
ISBN 3-280-02654-7, Orell füssli
Verlag AG, Zürich 2001, 302 Seiten,
a 29,50
Das Buch enthält 13 Beiträge, die sich aus
Sicht unterschiedlicher Unternehmungen
und Hochschulen mit dem Thema E-Business auseinandersetzen. In einem Vorwort
gibt der Herausgeber, Hochschullehrer für
Informatik an der Universität Fribourg in
der Schweiz, eine gelungene Einführung in
die einzelnen Beiträge und begründet auch
die Notwendigkeit, sich mit der Thematik
zu beschäftigen. Der Band wendet sich vor
allem an die Führungskräfte in Wirtschaft,
Verwaltung und Politik, da Internet und
E-Business eine zunehmende Herausforderung an das Management darstellen.
Im ersten Beitrag gibt A. Meier eine Einführung in das Thema, wobei er sich vor allem
auf das E-Commerce, die elektronischen
Märkte und das Customer Relationship
Management konzentriert. Ein weiterer
grundlegender Beitrag beschreibt die
Informationstechnologien, die eine Voraussetzung für das E-Business darstellen. Die
beiden Autoren, A. Lüthi von der Universität Fribourg und H. Häuschen von der
Universität Zürich, legen dabei eine umfang-
reiche Computermarktstudie der Schweiz
zugrunde, die anhand einfacher Grafiken eine hohe Dichte des DV-Einsatzes zeigt. Ein
weiterer Beitrag stellt eine Studie zum Einsatz und zur Entwicklung von E-Business in
Schweizer Unternehmen vor, in der interessante Ergebnisse abgeleitet werden, so z. B.
Aussagen zu den Zielen, Erfolgsfaktoren, Sicherheitsaspekten und Umsetzungsproblemen. D. Schoder und R. E. Strauß bewerten
in ihrem Beitrag den Nutzen des E-Commerce aus Unternehmersicht. Auch hier liegt
eine umfangreiche empirische Studie zugrunde, die zu aussagekräftigen deskriptiven
Analysen und faktoranalytischen Interpretationen führt.
Weitere Beiträge setzen sich mit den
Problemen des E-Procurement und des
Online-Marketing auseinander, mit dem
E-Business in der Versicherungswirtschaft
und im Finanzdienstleistungssektor. Auch
werden das Sicherheitsmanagement im
E-Business und die digitale Signatur behandelt. Schließlich werden auch ethische
berlegungen zur Arbeitsgestaltung an vernetzten Computersystemen diskutiert.
Das Buch enthält interessante Beiträge zum
Thema E-Business, die sehr verständlich
aufbereitet und lesenswert sind. Lobenswert
ist es, dass auch gesellschaftspolitische Fragen diskutiert werden. Der Herausgeber fordert die Leser in seinem Vorwort auf, weiter
in Diskussion zu bleiben, so z. B. im Chatroom, in einem Online-Diskussionsforum
oder Face-to-Face. Die Beiträge im vorliegenden Buch bieten hierzu gute Ansatzpunkte für weitere Diskussionen.
Roland Gabriel, Bochum
Heinrich, L. J.
Wirtschaftsinformatik
Einführung und Grundlegung
ISBN 3-486-25752-8, 2. vollständig
überarbeitete und ergänzte Auflage,
Oldenbourg Verlag, München et al. 2001.,
IV, 380 Seiten, a 34,80
Es ist für mich wohltuend, in einer Grundlegung der Wirtschaftsinformatik nicht nur
auf Computer-Science-Elemente, wie Bit,
Computer, Programmierung etc. orientiert
zu werden, sondern ein Konzept zu finden,
das grundsätzliche mit der Informationsinfrastruktur verbundene Gestaltungsfragen
ins Zentrum rückt. Dieser wissenschaftstheoretisch geprägte Zugang zum Fachgebiet
sieht sich – seitens des Verfassers selbst kritisch herausgestellt (vgl. S. 109) – bewusst
im Spannungsfeld mit Betriebswirtschafts-
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Buchbesprechungen
lehre und (Kern-)Informatik, indem er die
Gegenstands-, Methoden-/ Werkzeug- und
einige Aspekte der Institutionalisierungsdiskussion aus dem wissenschaftstheoretischen
Kriterienkatalog für die Anerkennung als eigenständige Wissenschaft aufgreift und der
Struktur seines Buches aufprägt.
Der Inhalt ist in drei Teile untergliedert, die
jeweils methodisch spezifische Seiten repräsentieren:
&
&
&
eine wissenschaftstheoretisch orientierte
Diskussion um die Wirtschaftsinformatik,
Darlegung wichtiger Züge der vertretenen Wissenschaftskonzeption und
einiges zur Praxis der Wirtschaftsinformatik.
Teil A: Einführung (S. 11–120)
Das Motto „Eine Wissenschaft ist so gut oder
so schlecht wie die Forschungsmethoden, die
sie verwendet“ orientiert sich zwar zielstrebig an der Buchkonzeption, sollte m. E. aber
durchaus kritisch hinsichtlich seines Absolutheitsanspruches hinterfragt sein. Er behandelt – als zentraler Teil einer Einführung
und Grundlegung – wichtige Grundzüge
zum Verständnis der Wirtschaftsinformatik
als Wissenschaftsdisziplin: Gegenstand, Tätigkeiten und Berufe, ausgewählte Bausteine
zu Lehre (Studiengangsinhalt und -methodische Hinweise) und ebenso zur Forschung
(Ziele und Methoden, z. B. die Modellmethode,
kybernetisch-systemanalytische
Denkmodelle etc.), aber auch zum Begriffssystem und Theoriengebäude. Geschichte
und Bezug zu Nachbardisziplinen fehlen
glücklicherweise ebenso wenig wie ein Glossar und das Schlagwortverzeichnis.
Teil B: Grundlegung (S. 121–280)
Im Motto „Durch Modelle versuchen wir, die
Wirklichkeit einzufangen; aber es zeigt sich
immer wieder, dass die Wirklichkeit ganz anders ist.“ wird die zentrale methodologische
Problematik der Wirtschaftsinformatik angesprochen: es handelt sich bei ihren Modellen
um jeweils subjektgemachte Konstrukte, die
im Modell die modellierte Realität als an der
Spezifik des Gestalters gebrochen erscheinen
lassen. Dazu wird leider zu wenig gesagt.
Systemgestaltung ist methodisch gesehen eine dreistellige Relation von zu betrachtendem Realitätsausschnitt, zu konstruierendem
ersetzendem bzw. unterstützendem System
und Gestalter, mit seinem Verständnis, seinen Fähigkeiten und Auftrag des Systemherren (vgl. hierzu W. Steinmüller in „Informationstechnologie und Gesellschaft“).
Diese Darlegungen umreißen (oft leider nur
sehr kurz!) Fakten zu bedeutsamen Grundphänomenen der Wirtschaftsinformatik: In-
formation und Kommunikation, Informationsinfrastruktur, technische Grundzüge von
Information und Kommunikation, Wesentliches zum Informationssystem selbst aus der
Sicht der Wirtschaftsinformatik: insbesondere Aussagen zur Rolle involvierter Menschen, aber auch methodische Elemente
einer (Re-) Konstruktionslehre für Informationssysteme aus der Sicht von Möglichkeiten zur Umsetzung sozialverträglicher Konzepte, die vor allem eine entsprechende
Diagnose und Evaluation von einzusetzenden Gestaltungs-Methoden und -Modellen
einbinden.
Der hier vertretene Ansatz der Wirtschaftsinformatik ist m. E. mit dem relativ komplexen Niveau „Informationssystem“ kategorial
schon viel zu hoch angesetzt, um das Phänomen Information im Bereich von Wirtschaft
und Verwaltung in seinen wichtigsten Facetten zu fassen. Es fehlen m. E. ausführlichere
Auseinandersetzungen um das Wesen der Information selbst und ihre „andere“ bzw. die
aktive Seite, die Organisation. Die Berücksichtigung solcher Grundsatzgedanken, wie
sie bei Erwin Grochla in seinem Konzept einer dv-orientierten BWL zum Verhältnis
von formalem und informalem angeboten
wurden, werden zu schwach berücksichtigt
und womit die für die Automatisierung bedeutsame ausführlichere Diskussion um die
Formalisierung explizit entfällt. Der naturgemäße Auftrag, im Anwendungsbereich formale und informale Teile einheitlich, d. h. abgestimmt, zu gestalten, wird überlagert von
der Betonung des Faktes, (automatisierte)
Informationssysteme als Gegenstand zu haben. Der betriebsorganisatorisch motivierte
Gestaltungsauftrag, der die Informationsinfrastrukturkonzeption direkt impliziert,
umfasst eben nicht nur DV-Entwicklung,
sondern auch Organisationsentwicklung –
manche bezeichnen es als Orgware.
Teil C: Ergebnisse (S. 281–352)
Das Motto „Erkenntnis muss von bloßer
Meinung unterscheidbar sein“ bezieht sich
naturgemäß auf praktikable Vorgehensweisen in der Wirtschaftsinformatik, die zum
bedeutendsten Akzeptanz- und Effektivitätskriterium beitragen. Hier will der Autor
„charakteristische Merkmale der Objekte der
Wirtschaftsinformatik-Forschung“ (S. 281)
in Umsetzung der in den Teilen A und B
angebotenen Konzept ausführen. Dabei ist
besonders hervorzuheben, dass die hier
praktizierten Vorgehensweisen m. E. einen
wichtigen Beitrag zu einer sozialverträglichen IS-Gestaltung leisten können, wenn sie
sich bewusst dieser Gestaltungsdiktion verpflichten. Die zentrale Problematik stellt die
Evaluationsforschung in verschiedenen ihrer
praxisorientierten Facetten dar: u. a. compu-
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
495
terunterstützte Gruppenarbeit, Kennzahlensystem für IV-Controlling etc. Ausgangspunkt war jedoch eine wichtige Seite der
Institutionalisierung einer Wissenschaft:
Publikation ihrer Ergebnisse und Mittel zur
Weitergabe des Wissensstandes: zwei Kapitel
über Lehr- und Fachbücher sowie die Fachzeitschriften zur Wirtschaftsinformatik.
Die Struktur der einzelnen Kapitel ist „lehrbuchgerecht“ gestaltet: einleitend Darlegungen des Zwecks, danach die inhaltlichen
Ausführungen und abschließend Angaben
zu relevanter Literatur. Zu begrüßen wäre allerdings ein „Zwang“ – oder auch eine
Chance – zur Auseinandersetzung des Lesers mit dem Stoff durch Aufgaben bzw. Fragen, die auch ein zielstrebiges Literaturstudium einbeziehen könnten, um dadurch zu
sichern, dass vom Studenten ein definierter
Literaturumfang durchgearbeitet ist und
nicht nur Quellendokumentation erfolgt.
Der Verfasser gibt selbst Hinweise für
Lesestrategien unterschiedlich interessierter
Lesergruppen an wie Wirtschaftsinformatikstudium-Interessierte, Studenten dieses Studienganges und wirtschaftsinformatikorientierte Studenten anderer Fachrichtungen,
denen er differenzierte Wege durch das Buch
empfiehlt. Allerdings ist es auch all jenen
schwerpunktmäßig (kern-)informatik-orientierten „Fachleuten“ zu empfehlen, die ihre
Informatikkenntnisse über die reine Hardware-/Software-Orientierung hinausgehend
vertiefen wollen/müssen, um das aktuelle auf
den Menschen orientierte Paradigma des
Fachgebietes besser zu verstehen.
Reiner Tschirschwitz, Rostock
Schmitz, Klaus
Virtualisierung von wirtschaftswissenschaftlichen Lehr- und Lernsituationen
Konzeption eines Application Framework
Forschungsbeiträge zur
Wirtschaftsinformatik
ISBN 3-8244-0545-8,
Deutscher Universitäts-Verlag,
Wiesbaden 2001, 347 Seiten, a 59,00
Durch die Möglichkeiten der Informationsund Kommunikationstechnologien und die
Forderungen nach individueller und stetiger
Qualifikation vermehren sich Forschungen
und Veröffentlichungen rund um das Thema
E-Learning. In der vorliegenden Veröffentlichung stellt sich der Autor das Ziel, einen
Software-Framework zur Realisierung von
virtuellen Lernumgebungen zu konzipieren
und damit eine Beitrag zur Steigerung der
496
WI – Literatur
Effektivität und Effizienz von Lehr- und
Lernprozessen zu leisten.
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel.
Nach der Einleitung und Beschreibung
der Zielstellung im ersten Kapitel widmet
sich das zweite Kapitel im Wesentlichen
den für das Verständnis der Arbeit notwendigen Grundlagen z. B. zur Systemund Modelltheorie sowie zur Methodik des
Semantischen Objektmodells (SOM) zur
Geschäftsprozessmodellierung. Da dieses
Grundlagenkapitel weitgehend kontextfrei
verfasst wurde, kann der eher an den Ausführungen zu Lehr- und Lernsituationen
bzw. an der Konzipierung von Lernumgehungen interessierte Leser, diese Ausführungen überspringen. Wer sich allerdings
mit Modellen, Simulationen oder der Modellierung betrieblicher Systeme beschäftigt,
findet dort umfangreiche Literaturauswertungen sowie eine komplexe Betrachtung
zur Modelltheorie.
Gegenstand des dritten Kapitels ist die sehr
ausführliche Darstellung der Lehr- und
Lernsituationen in ihren Ausprägungen aus
didaktischer Sicht. Neben Lernvoraussetzungen, -zielen, -formen, -phasen, -medien,
-situationen werden auch Lehr- und Lernverfahren sowie die Veranstaltungstypen an
wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten beschrieben. Voraussetzung für die Virtualisierung von Lernsystemen ist nach Ansicht des
Autors die Modellierung der Lehr- und
Lernprozesse, die er auf der Basis der Erkenntnisse der Geschäftsprozessmodellierung im nachfolgenden Abschnitt vornimmt.
Im fünften Kapitel stellt er sowohl die zeitpunktbezogenen Lernformen Vorratslernen
(Learning in Advance) und Lernen bei Bedarf (Learning on Demand) als auch die zugehörigen Serviceprozesse wie Vorratslehren
(Teaching in Advance) und Lehren bei Bedarf (Teaching an Demand) dar und weist
nach, dass die herkömmlichen Präsenzveranstaltungen für ein Learning on Demand
nicht geeignet sind. Daher untersucht er das
Effektivitäts- und Effizienzpotential virtueller Lernsysteme und leitet fachliche und
softwaretechnische Anforderungen für die
Gestaltung eines Application Framework
zur Realisierung virtueller Lernangebote ab.
In Kapitel sechs beschreibt der Autor die
Konzeption und Konstruktion des selbst
entwickelten Framework. In der abschließenden zusammenfassenden Bewertung verweist er u. a. auf die Erfahrungen beim Einsatz des Framework im Rahmen der
Virtuellen Hochschule Bayern (VHB).
Fazit: Die vorliegende Arbeit bietet einen
strukturierten und umfassenden Einblick in
die Theorie wirtschaftswissenschaftlicher
Lehr- und Lernsituationen und ist daher als
berblick auf diesem Gebiet sehr gut geeignet. Praktiker werden es dagegen schwer haben, sich durch die umfangreichen theoretischen Ausführungen zu den Kernen der
Arbeit durchzuarbeiten.
Katrin Kaftan, Leipzig
Boysen, W.
Interorganisationale Geschäftsprozesse in
virtuellen Marktplätzen
Chancen und Grenzen für das
B-to-B-Geschäft
ISBN 3-8244-7405-, DUV-Verlag,
Wiesbaden 2001, 334 Seiten, a 59,00
Der Titel klingt nach einer Dissertation und
dieser Eindruck täuscht nicht. Die Arbeit ist
über weite Strecken theoretisch und für
Nicht-Wissenschaftler wohl schwer zu lesen.
Der Autor setzt sich inhaltlich mit kleinen
und mittleren Unternehmen auseinander
und untersucht, inwieweit internetbasierte
Technologien neue Möglichkeiten im sogenannten Business-to-Business-Geschäft eröffnen bzw. wie sie von diesen Unternehmen
konkret genutzt werden können. Diese Fragestellung, die vom Autor etwas komplizierter formuliert wird, ist von hoher Relevanz.
Der Mittelstand bildet nämlich nach wie vor
das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, hat
aber nicht die gleichen Möglichkeiten zur
Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien wie ein Großunternehmen.
Jede Arbeit, die sich systematisch mit diesem
Umfeld auseinandersetzt und praxisorientierte Lösungen präsentiert, ist daher in gewissem Sinne als Gewinn anzusehen. Der
wirkliche Wert findet sich im vorliegenden
Buch aber eher im zweiten Teil, der sich anhand einer Fallstudie mit der Verpackungsindustrie auseinandersetzt. Dies soll natürlich den Beitrag der ersten Hälfte nicht
schmälern, nur sind die „Theorien“ inzwischen hinlänglich bekannt und durch abstrakte Kategoriensysteme nicht lebendig zu
vermitteln. Der Anfang ist also eine harte
Kost für den Leser und in anderen Werken
vermutlich besser dargestellt. Neues bringt
jedoch der Fokus auf die Verpackungsindustrie ab Kapitel 5. Man würde daher wünschen, dass im Verhältnis zur Theorie dafür
mehr Platz verwendet worden wäre. Dies ist
natürlich auch ein allgemeines Problem von
Dissertationsschriften, wo für das „eigentliche Thema“ oft nicht mehr genügend Zeit
bleibt. Im vorliegenden Fall heißt das, dass
die Ergebnisse nicht für ein flüssiges Lesen
aufbereitet sind. Wortschöpfungen wie
„Komplementoren“ „performativ“ oder „Interkonnektibilität“, die im Augenblick die
Literatur zur Wirtschaftsinformatik „bereichern“, sind auch in diesem Buch stellenweise zu finden und verstärken den Effekt. Die
Mühe lohnt sich aber, wenn jemand an der
Verpackungsindustrie interessiert ist. Auch
Studenten, die in der Zielgruppe für das
Buch genannt sind, finden einen berblick
zum komplexen Phänomen virtueller Marktplätze. Für Dozenten und Mitarbeiter in der
Forschung dürfte sich der Mehrwert auf wenige neue Quellen und das Fallbeispiel beschränken.
Franz Lehner, Regensburg
Hoffmann, Christoph P.
Logistik und Electronic Business
Perspektiven für einen Logistics Service
Provider
ISBN 3-8244-0570-9, Deutscher
Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2001,
367 Seiten, a 64,00
Logistik und E-Business wachsen immer
mehr zusammen. Die zunehmende Verbreitung des E-Business ermöglicht völlig neue
Formen der Leistungserstellung. Sofern es
sich nicht um digitale Produkte handelt,
müssen physische Produkte auch weiterhin
physisch transportiert werden. Für Logistikdienstleister ergeben sich unter dem Einfluss
der zunehmenden Verbreitung des E-Business neue Herausforderungen aber auch
neue Möglichkeiten.
Diese an der Universität St. Gallen verfasste
Dissertation geht von dem Grundgedanken
aus, dass sich im Zusammenspiel von Logistik
und Electronic Business für Logistics Service
Provider ein breites Spektrum von neuen bisher unerforschten Möglichkeiten ergibt. Das
Hauptziel der Arbeit wird durch den Autor
vor allem darin gesehen, die Auswirkungen des
Electronic Business auf die Logistikbranche zu
analysieren und mit den dargestellten Szenarien für Logistics Service Provider gleichermaßen Hilfestellung für die Praxis zu geben.
Diese Zielstellung wurde durch den Autor,
um es an dieser Stelle bereits vorwegzunehmen, mit seinen gut strukturierten und fachkundigen Darlegungen auch überzeugend
erreicht.
Besonders hilfreich für das Verständnis der
im Buch behandelten Thematik sind die im
zweiten Kapitel umfassend und plausibel dargestellten theoretischen Grundlagen einschließlich zahlreicher Begriffsbestimmungen. Den Ausführungen des dritten Kapitels
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Buchbesprechungen
liegen Ergebnisse von Analysen der Ist-Situation eines Logistikdienstleisters zugrunde.
Das vierte Kapitel beinhaltet die neuen Möglichkeiten für Logistics Service Provider im
Kontext des Electronic Business. Im einzelnen werden die Szenarien Logistik auf Elektronischen Märkten, Elektronische Märkte im
Güterverkehr und E-Procurment beschrieben. Auch wenn aufgrund der raschen Entwicklung der sogenannten New Economy davon ausgegangen werden muss, dass Teile
dieser Szenarien aus heutiger Sicht bereits
veraltet sind, so sind es die in diesem Kapitel
heraus gearbeiteten Ideen, Vorschläge und
Grundelemente der Modelle, die auch weiterhin für Theorie und Praxis von Interesse sein
werden.
Sowohl Praktiker aus der Logistikbranche,
die sich das Ziel gesetzt haben, ihre Geschäftsmodelle bzw. Geschäftsprozesse unter
Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen des Electronic Business anzupassen als
auch die Leserschaft im akademischen Bereich und hier insbesondere Studenten der
Wirtschaftsinformatik finden in diesem Buch
gleichermaßen bedeutsame theoretische und
praktisch Aussagen zur Problematik Logistik und Electronic Business.
Hans-Jürgen Kaftan, Leipzig
Jahnke, B.; Wall, F. (Hrsg.)
IT-gestützte betriebswirtschaftliche
Entscheidungsprozesse
ISBN 3-409-11787-3, Gabler-Verlag,
Wiesbaden 2001, 480 Seiten, a 99,00
Das Buch ist Prof. Dieter B. Peßmar zum 65.
Geburtstag als Festschrift gewidmet. Es enthält 26 Beiträge, die von Kollegen, Schülern
und Weggefährten verfasst wurden und sich
dem anspruchsvollen und bedeutenden Thema IT-gestützte betriebswirtschaftliche Entscheidungsprozessê widmen. Es handelt sich
dabei um einen Forschungsschwerpunkt, mit
dem sich auch der Jubilar intensiv auseinandersetzte und große Verdienste erwarb.
D. Preßmar gilt ohne Zweifel als ein wichtiger Pionier der Wirtschaftsinformatik, der es
in ausgezeichneter Art und Weise verstand,
die Betriebswirtschaftslehre, das Operations
Research und schließlich die Wirtschaftsinformatik zur Lösung anspruchsvoller betriebswirtschaftlicher Entscheidungsprobleme miteinander zu verbinden.
tegie in Zeiten schnellen technologischen
Wandels. D. Wall diskutiert Entscheidungen
beim Entwurf des DV-Versorgungssystems
für eine Universität. Teil II erörtert in vier
Beiträgen Technologien und Methoden zur
IT-Unterstützung von Entscheidungsprozessen, wobei sich beispielsweise W. König
und O. Wendt mit der kooperativen lokalen
Suche (Cooperative Simulated Annealing –
COSA) auseinandersetzen.
Die nachfolgenden Teile III–V stellen IT-gestützte Entscheidungsprozesse in unterschiedlichen Anwendungsbereichen dar, so
in Vertrieb und Logistik (4 Beiträge), in der
Produktion (4 Beiträge) und im Controlling
(3 Beiträge). Zu nennen sind hier beispielsweise die Aufsätze von S. Albayrak und
H. Krallmann über intelligente Agenten zur
Realisierung von Supply Chain Management, von G. Fandel und P. François über
IT-gestützte Entscheidungen bei der Einführung von PPS-Systemen und von F. Wall
über Controllinginformationssysteme in dezentralen Organisationen. A.-W. Scheer und
C. Odendahl beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit neueren Entwicklungen in der Fertigungssteuerung und stellen sich dabei die
Frage, ob das OR eine Renaissance erlebt.
Teil VI untersucht in drei Beiträgen die ITUnterstützung in Dienstleistungsunternehmen. P. Weigert und A. Al-Ani stellen den
Bankenbereich in der „New Economy“ vor,
und J. Platz behandelt das Thema E-Commerce bei Finanzdienstleistern. Der letzte
Teil VII widmet sich mit vier Beiträgen der
IT-Unterstützung bei organisationalen Entscheidungsprozessen. B. Alex stellt hier eine
Architektur für Wissensmanagement vor.
B. Jahnke und H. Bawidamann beschreiben
Lernumgebungen, Wissensmanagement und
das Post-Merger-Integration-Problem.
Das Buch gibt mit seinen Beiträgen eine ausgezeichnete Darstellung der IT-gestützten
betriebswirtschaftlichen Entscheidungsprozesse in ihren unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Die Beiträge sind theoretisch anspruchsvoll, sehr aktuell und
praxisrelevant und in einer verständlichen
und klar strukturierten Form verfasst. Sie geben einen sehr guten Einblick in ein bedeutendes Forschungsgebiet, das auf den drei
Säulen Betriebswirtschaftslehre, Operations
Research und Wirtschaftsinformatik basiert
und Theorie und Praxis erfolgreich verbindet.
Das Buch gliedert sich in sieben Teile. Teil I
setzt sich in vier Beiträgen mit den Strategien
und der Organisation des IT-Einsatzes auseinander. A. Oberweis und W. Stucky beschreiben z. B. die Rolle der Informatikstra-
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Roland Gabriel, Bochum
497
Weihrauch, K.; Keller, G.
Produktionsplanung und -steuerung
mit SAP
Einführung in die diskrete Fertigung und
die Serienfertigung mit SAP
ISBN 3-934358-45-4, Galileo Press,
Bonn 2001, 334 Seiten, a 44,90
Die Produktionsplanung und -steuerung
(PPS) ist eine der klassischen Domänen der
SAP AG, die bereits in diesem Prozessfeld
mit früheren Softwareprodukten umfassende
Erfahrungen gesammelt hat. Das vorliegende
Werk ist in der Reihe „SAP Business
Roadmap“ erschienen, die von Bernhard
Hochlehnert, dem Chef-Redakteur der
SAP-Kundenzeitschrift sapinfo.net und Gerhard Keller, einem der beiden Buchautoren,
herausgegeben wird. Es fügt sich damit in eine Sammlung aktueller Bücher ein, in der
vor allem die neueren Softwareprodukte der
SAP AG, wie der Advanced Planner und
Optimizer (APO) oder das Life-Cycle-Management beschrieben werden.
Ziel des Buches ist die einfache und kompakte Einführung in die Produktionsplanung
und -steuerung mit dem SAP-System. Es
richtet sich an Neueinsteiger, Studenten der
Wirtschaftsinformatik und Anwender anderer PPS-Systeme oder SAP-Anwender, die
sich in das PP-Modul einarbeiten wollen. Es
ist richtigerweise ausdrücklich nicht als Beraterhandbuch konzipiert, da für diese Zielgruppe speziellere Literatur und Kurse der
SAP AG zur Verfügung stehen.
Der Umfang des Buches orientiert sich an
einem 5-Tages-Kurs mittleren Schwierigkeitsgrades, der von der SAP AG angeboten wird. Es beschreibt zunächst die Aufgaben der PPS in einem Industriebetrieb,
um anschließend einen berblick über das
SAP-System und die PPS-relevanten Module zu geben. Danach werden in mehreren
Kapiteln ausgewählte Aspekte der PPS behandelt, z. B. Produktionstypen oder vom
SAP-System unterstützte Planungsstrategien. Ein Schwerpunkt ist die Behandlung
der diskreten Fertigung, die im 6. Kapitel
durch ein Praxisbeispiel detailliert beschrieben wird. Ein weiterer Schwerpunkt
besteht in der ebenfalls beispielgestützten
Behandlung der Serienfertigung. Die Kapitel 9 und 10 knüpfen an das in einem anderen Band der Reihe behandelte SupplyChain-Management an und geben einen
kurzen berblick über die Verzahnung der
beiden SAP-Produkte.
Das qualitativ hochwertige Buch ist für
Einsteiger zu empfehlen, wenn sie an der
498
WI – Literatur
Planung und Einführung eines PPS-Systems beteiligt sind und den angesprochenen Kurs der SAP AG nicht besuchen
möchten. Es ist aber auch für erfahrene
SAP-Spezialisten mit anderen fachlichen
Schwerpunkten (insb. Controlling oder
Vertrieb) geeignet, die einen Einblick in
das PP-Modul suchen um die integrativen
Funktionen des SAP-Systems besser nutzen zu können.
Andreas Gadatsch, Niederkassel
Schneier, B.
Secrets & Lies
IT-Sicherheit in einer vernetzten Welt
ISBN 3-89864-113-9, dpunkt-Verlag,
Heidelberg 2001, 408 Seiten, a 36,00
Die zunehmende Globalisierung des Wettbewerbs sowie fortschreitende Deregulierung der Märkte und die damit verbundenen
Entwicklungen im Bereich der Informationstechnologie kumulieren nicht nur Chancen, sondern auch Risiken für die Unternehmen. Bruce Schneier beschränkt sich nicht
nur auf die Beschreibung dieser Risiken,
sondern erklärt auch die Hintergründe und
bestätigt damit seinen hervorragenden Ruf
als Sicherheitsexperte.
Das Buch umfasst 3 Teile, die das Umfeld,
die vorhandenen Technologien sowie mögliche Strategien auf dem Gebiet der Sicherheit
beschreiben. Eine zentrale Erkenntnis, auf
der B. Schneier sein Werk aufbaut, ist die
Feststellung, dass der Großteil aller Sicherheitskonzepte auf Vorbeugung basiert und
die ebenfalls wichtigen Komponenten Erkennung und Reaktion nur unzureichend
oder überhaupt nicht berücksichtigt.
Im ersten Teil beschreibt B. Schneier unter
Verwendung diverser, nicht immer nachvollziehbarer Beispiele gegenwärtige Gefahren
und Angriffsquellen der immer komplexeren
Anwendungswelt, um anschließend im Teil 2
dem Leser bekannte Abwehrtechniken oder
auch Sicherheitsprodukte und deren kritische Punkte vorzustellen. Nach Lektüre dieses Teils verliert der Leser jegliche Illusion
über vollständige Sicherheit eines Anwendungssystems. Die Beschreibung möglicher
Strategien und Vorgehensweisen beim Entwurf von Sicherheitskonzepten und ein Ausblick in die Zukunft ist im dritten Teil des
Werkes zu finden.
Insgesamt ist es dem Autor gelungen, eine
nahezu vollständige und sehr kritische Betrachtung gegenwärtiger Risiken, die mit der
Verwendung der modernen Informations-
und Kommunikationstechnologien entstehen, zu geben. Der entscheidende Unterschied zu anderen Publikationen, die auf
dem Gebiet der I & K-Sicherheit erschienen
sind, liegt in der Berücksichtigung des Faktors Mensch in einem komplexen System der
Anwendungswelt sowie der Erkenntnis, dass
Sicherheit kein Produkt oder Konzept, sondern ein permanenter Prozess ist, der ständiger und kritischer Begutachtung bedarf. Zu
den augenfälligen Schwächen des Autors
zählen vor allem die stetig zunehmende Neigung zur Redundanz und oft sehr überspitzte pseudowissenschaftliche Formulierungen,
die dem vom Leser erwarteten Niveau nicht
immer genügen, sowie ein ausführlicher
Hinweis auf sein Unternehmen Counterpane
Internet Security Inc., das im Bereich der
I & K-Sicherheit tätig ist.
Michael Siekiera, Düsseldorf
Modells, wobei zeitbezogene Aspekte noch
nicht betrachtet werden. Die Synthese der
Kapitel 3 und 4 zu einem neuen Ansatz für
zeitbezogene Daten im Data Warehouse erfolgt in Kapitel 5 (58 S.). Der Ansatz besteht
im Kern aus einem Metadatenraum, der
„Metadaten über die Gültigkeitszeiten der
einzelnen Zellen im zugehörigen multidimensionalen Datenraum“ (S. 114) enthält,
sowie einer Gültigkeitszeitmatrix zur Versionierung einer Klassifikationshierarchie. Mit
Kapitel 6 (4 S.) werden abschließend eine Zusammenfassung sowie ein Ausblick gegeben.
Hervorzuheben ist der klare Aufbau der Arbeit, der sich u. a. in derselben Untergliederung der Kapitel 3–5 äußert. Positiv ist es,
dass sämtliche Konzepte an kleinen Beispielen illustriert werden. Eine ausführliche Fallstudie praxisrelevanter Größe wird leider
nicht erarbeitet.
Im Ganzen behandelt der Autor mit seinem
Buch ein rein wissenschaftliches Problem,
sodass eine Empfehlung vorrangig für den
Bereich der Forschung ausgesprochen werden kann. Der Preis für das Bändchen ist jedoch eindeutig zu hoch angesetzt und wird
die Verbreitung des interessanten Ansatzes
eher behindern als fördern.
Stock, Steffen
Modellierung zeitbezogener Daten
im Data Warehouse
ISBN 3-8244-7333-X,
Deutscher Universitäts-Verlag,
Wiesbaden 2001, 197 Seiten, a 49,00
Das Buch ist auf Basis der Dissertationsschrift des Autors entstanden und beinhaltet
einen Ansatz zur bertragung zeitbezogener
Datenmodelle auf die Modellierung von Daten im Data Warehouse. Der Autor beschränkt seine Untersuchung auf relationale
Datenmodelle und Varianten des Entity-Relationship-Modells. Einen besonderen Fokus
erhält die Arbeit durch die explizite Betrachtung einer im Betrieb veränderlichen Klassifikationshierarchie für Daten-Dimensionen
im Data Warehouse, um so neuen Anforderungen an die Datenauswertung gerecht zu
werden.
Peter Fettke, Chemnitz
Die Monographie gliedert sich in sechs Kapitel. Im Anschluss an eine knappe Einführung (4 S.) in die Arbeit beschreibt Kapitel 2
(26 S.) Grundlagen der Datenmodellierung.
Kapitel 3 (48 S.) systematisiert Zeitmodelle
und diskutiert Möglichkeiten der Zeitstempelung auf Tupel- sowie auf Attribut-Ebene.
Zirka die Hälfte des Kapitels wird einem
Literaturüberblick über zeitbezogene Datenmodelle gewidmet. Dieses Kapitel bezieht Aspekte der analytischen Informationsverarbeitung noch nicht ein. Im nächsten
Kapitel (30 S.) wird das Data-WarehouseKonzept eingeführt und auf die Bedeutung
von Klassifikationshierarchien eingegangen.
Ebenso erläutert werden die Modellierung
von Daten im Data Warehouse auf Basis des
Star-Schemas sowie des Entity-Relationship-
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Arbeitsberichte
WI – Dissertationen
Die Rubrik Dissertationen ist unter der
Adresse http://www.wirtschaftsinformatik.de
online (über die Links „Hochschule“ und
„Dissertationen“) zu erreichen. Auf diesen
Seiten ist eine bersicht mit Doktorandenseminaren bei Tagungen und Konferenzen verfügbar. Zudem wird dort eine Datenbank
mit abgeschlossenen sowie laufenden Dissertationen auf dem Gebiet der Wirtschaftsinformatik aufgebaut. Alle Doktoranden
werden gebeten, sich unter der oben genannten Adresse zu registrieren. Zwei der Einträge in die Datenbank abgeschlossener Dissertationen sind nachstehend aufgeführt.
Scholz, André
Performance-orientierte Systementwicklung am Beispiel datenbankbasierter integrierter Anwendungssysteme
Promotion am 2001-06-14,
erschienen beim Shaker Verlag,
140 Seiten, 45,51 a,
ISBN: 3826590813
In der Dissertation werden die Konzepte der
a-priori sowie der ex-post-orientierten Performance-Analyse am Beispiel datenbankbasierter integrierter Anwendungssysteme
vorgestellt, durch Referenzprozessmodelle
strukturiert und durch Methodensammlungen unterstützt. Bei der ex-post-orientierten
Analyse werden die Performance-Charakteristiken eines Anwendungssystems im laufenden Produktivbetrieb untersucht und gegebenenfalls in einem mehrstufigen Prozess
verbessert. Bei der a-priori-orientierten Analyse werden die Performance-Anforderungen
bereits in der Systementwicklung durch einen
iterativen Analyseprozess berücksichtigt.
Methoden und Modelle des Software Engineerings migrieren mit Methoden und Modellen der klassischen Leistungsbewertung.
Dadurch kann sichergestellt werden, dass das
Anwendungssystem direkt nach dem Produktivgang über die anforderungsspezifischen
Performance-Charakteristiken verfügt.
Zimmer, Torsten
Petri-Netz-Konzepte zur Simulation
verteilter betrieblicher Abläufe
Promotion am 2001-06-21,
erschienen beim Shaker Verlag,
206 Seiten, 39,50 a,
ISBN: 3-8265-9418-5
In der Arbeit wird vorgeschlagen, Petri-Netze
als Beschreibungssprache bei der Entwicklung von betrieblichen Informationssystemen zu verwenden. Es wird ein Simulationskonzept vorgestellt, das zur Validierung von
Modellen verteilter betrieblicher Abläufe geeignet ist. Dieses Simulationskonzept erzeugt zu einem Petri-Netz Prozessnetze. Eine Implementierung dieses Konzepts wird
beschrieben und Vorteile gegenüber bisherigen Simulationskonzepten werden herausgestellt. Es werden analytische Maßnahmen
zur Qualitätssicherung von Petri-Netzen
vorgeschlagen. Dabei werden sowohl Verfahren für die Durchführung eines Review als
auch Verfahren zur Testfallerzeugung beschrieben. Die Testfälle können zur Validierung eines Petri-Netzes verwendet werden.
Es werden mögliche Anwendungen des dargestellten Simulationskonzepts vorgestellt:
Die Gestaltung einer Ablauforganisation und
die Entwicklung eines Petri-Netz-basierten
Workflowmanagementsystems sollen die
Verwendung von Prozessnetzen motivieren.
Gutachter: Prof. Dr. Andreas Oberweis,
Universität Frankfurt (Main); Prof. Dr.
Wolfgang König, Universität Frankfurt
(Main)
Stichworte: Petri-Netze, Prozessnetze, Qualitätssicherung, Ablauforganisation, Workflowmanagement
E-Mail: [email protected]
Gutachter: Prof. Dr. habil. Claus Rautenstrauch, Universität Magdeburg; Prof. Dr.
habil. Reiner Dumke, Universität Magdeburg; Prof. Dr. habil. Harald Reiterer, Universität Konstanz
Stichworte: Performance Engineering, Performance Tuning, Speed Management, Qualitätsmanagement
E-Mail: [email protected]
http://www-wi.cs.uni-magdeburg.de/
mitarbeiter/ascholz.html
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
499
WI – Arbeitsberichte
Horstmann, Ralph; Ottenschläger, Stephan
Möglichkeiten und Grenzen der
Anbindung regionaler Reisedienstleister
an einen E-Commerce-Marktplatz –
Einsatzstudie
Arbeitsbericht des Bayerischen Forschungsverbunds Wirtschaftsinformatik, Bamberg,
Bayreuth, Erlangen-Nürnberg,
Regensburg, Würzburg, FWN-2001-012,
August 2001, 49 Seiten.
Stichworte: E-Commerce, KMU, Reisebranche, XML, Marktplatz
Eine Kopie der Schrift kann zum Preis von
a 10,00 über die folgende Anschrift bestellt
werden: FORWIN Bayerischer Forschungsverbund Wirtschaftsinformatik, ußerer
Laufer Platz 13–15, 90403 Nürnberg. Der
Beitrag ist auch unter folgender Adresse im
Internet verfügbar: http://www.forwin.de.
Die mittelständische Reisebranche zeichnet
sich durch ein großes Missverhältnis zwischen theoretisch erklärbaren, großen Potenzialen des Electronic Commerce (E-Commerce) und ihrer relativ geringen praktischen
Realisierung aus. Ein Erfolgsfaktor könnte
die Kopplung der Anwendungssysteme von
Reiseunternehmen mit E-Commerce-Marktplätzen sein. Diese Arbeit untersucht potenzielle Internet-Geschäftsmodelle und prüft
deren Einsetzbarkeit für die Reisebranche.
Nach erfolgter Auswahl wurde eine Transaktionsschnittstelle zwischen kleinen und
mittleren Unternehmen (KMU) und einem
E-Commerce-Marktplatz entwickelt. Das
Konzept ist durch eine Schnittstelle zwischen Atrada Trading Network AG und
Schielein Reisen prototypisch implementiert.
Ein berblick über den aktuellen Stand der
Geschäftsprozessintegration, insbesondere
anhand des Einsatzes von XML, rundet die
Ausführungen auf der technischen Seite ab.
Die Arbeit liefert einen Beitrag zur Entscheidungsfindung bezüglich des Einsatzes
eines Internet-Geschäftsmodells in der Reisebranche.
500
WI – Literatur
Lejmi, Habib; Zeller, Thomas;
Horstmann, Ralph
Bestandsaufnahme zur Integration
von WWS/ERP-Systemen für KMU
an einen Elektronischen Marktplatz
Arbeitsbericht des Bayerischen Forschungsverbunds Wirtschaftsinformatik, Bamberg,
Bayreuth, Erlangen-Nürnberg,
Regensburg, Würzburg, FWN-2001-013,
August 2001, 64 Seiten.
Stichworte: B2B-Marktplätze, XML, WWS/
ERP, zwischenbetriebliche Integration, Middleware, EAI
Eine Kopie der Schrift kann zum Preis von
a 10,00 über die folgende Anschrift bestellt
werden: FORWIN Bayerischer Forschungsverbund Wirtschaftsinformatik, ußerer
Laufer Platz 13–15, 90403 Nürnberg. Der
Beitrag ist auch unter folgender Adresse im
Internet verfügbar: http://www.forwin.de.
Schlüsselfaktoren für den Erfolg von Elektronischen Marktplätzen im B2B-Bereich
stellen Mehrwertdienste dar, die insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen
den Einstieg in die Welt des Electronic Commerce erleichtern. Eine wichtige Basis für
diese Dienste ist die Kopplung der Standardsoftware aufseiten der Anbieter und Abnehmer. Diese Softwarepakete spielen eine zentrale Rolle bei der Unterstützung sowie
Integration innerbetrieblicher Prozesse. Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse einer Untersuchung gängiger betrieblicher Standardsoftware auf die Möglichkeit einer Anbindung
an Elektronische Marktplätze vor. Ausgehend von dieser Betrachtung und unter
Berücksichtigung weiterer Faktoren, insbesondere betriebswirtschaftlicher Aspekte,
wurde ein Konzept für eine Integration der
WWS/ERP-Systeme an eine elektronische
Handelsplattform entwickelt. Dies entstand
in Zusammenarbeit mit dem Auktions- und
Handelshaus der Atrada Trading Network
AG (Nürnberg).
Es werden hierbei die verschiedenen Ankopplungsmöglichkeiten von betrieblicher
Standardsoftware an einen Elektronischen
Marktplatz diskutiert. Die Schnittstellen ausgewählter Systeme werden anhand von Beispielen dargestellt und es wird ein berblick
der einsetzbaren Verbindungsarten gegeben.
Ferner werden gängige Standards und Kommunikationsprotokolle behandelt. Durch die
Analyse der Phasen einer Markttransaktion
und der Einsatzpunkte einer Verbindung mit
den betrieblichen Anwendungen der Teilnehmer wird deutlich, dass ein Integrationsprojekt kein reines Technologiethema ist,
sondern auch ein Verständnis der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge erfordert.
Anschließend werden die Anforderungen an
das Integrationsprojekt dargestellt. Diese ließen sich aus den technischen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen sowie aus
den spezifischen Bedürfnissen im B2B-Bereich ableiten. Das vorgestellte Konzept
deckt die gestellten Anforderungen mit einer
breit angelegten Architektur ab. Es handelt
sich dabei um ein nachrichtenbasiertes System, das alle gängigen Formate und Transportmechanismen unterstützt. Die im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Atrada
AG umgesetzten Komponenten werden aufgeführt. Neben der Definition der Nachrichtenstrukturen und der Einführung der Werkzeuge zu ihrer Verarbeitung wird noch eine
Anwendung beschrieben, die mithilfe eines
Thesaurus eine automatische Zuordnung der
Produktklassen der Teilnehmer zu den Kategorien des Atrada Marktplatzes prototypisch
realisiert. Der Bericht schließt mit einem
Ausblick.
Robra-Bissantz, Susanne; Weiser, Bernd
Ein Meta-Framework zur Identifizierung
und Beschreibung von Push-Möglichkeiten
im E-Commerce
Arbeitsbericht des Bayerischen Forschungsverbunds Wirtschaftsinformatik, Bamberg,
Bayreuth, Erlangen-Nürnberg,
Regensburg, Würzburg, FWN-2001-014,
Januar 2002, 33 Seiten.
Stichworte: Electronic Commerce, Push,
Transaktionssteuerung, Funktionsverteilung
zwischen Anbieter und Nachfrager
Eine Kopie der Schrift kann zum Preis von
a 10,00 über die folgende Anschrift bestellt
werden: FORWIN Bayerischer Forschungsverbund Wirtschaftsinformatik, ußerer
Laufer Platz 13–15, 90403 Nürnberg. Der
Beitrag ist auch unter folgender Adresse im
Internet verfügbar: http://www.forwin.de.
Herkömmliche E-Commerce-Prozesse sind
geprägt durch einen eher aktiven Nachfrager,
der die Website des Anbieters aufruft, die angebotenen Produkte begutachtet und den
Bestellprozess initiiert und eigenständig abwickelt. Der Anbieter hat eine eher passive
Rolle und stellt Informationen und Interaktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Bei
Push-Konzepten, die sowohl im B2B- als
auch im B2C-Bereich anwendbar sind, versucht der Anbieter dagegen, durch die bernahme von Aufgaben des Kunden sowohl
einzelne Transaktionen aktiv voranzutreiben
als auch neue Transaktionen mit dem Kunden auszulösen. Die dazu vom Anbieter
übernommenen Aufgaben können rein steu-
ernder Natur oder konkrete Bearbeitungsschritte im Orderprozess sein.
In diesem Arbeitsbericht wird ein grundsätzliches theoretisches Gerüst aus Begriffsdefinitionen, Prinzipien und Konzepten (MetaFramework) aufgestellt, das es ermöglicht,
Einsatzmöglichkeiten für Push-Ansätze im
E-Commerce aufzudecken und die entsprechenden Konzepte zu beschreiben und zu
klassifizieren.
In Kapitel 2 wird dazu zunächst der „Push“Begriff in den Rahmen des E-Business eingeordnet und eine Definition versucht. Es ergeben sich die Merkmale der Funktionsübernahme, der Individualität der Maßnahmen
und der Abwicklung über elektronische
Netze.
Darauf aufbauend stellt Kapitel 3 das MetaFramework vor, welches die Push-Konzepte
nach den mit ihnen verfolgten Zielen in drei
grundsätzliche Ebenen gliedert. Es lassen
sich die Ebenen der einzelnen Kundeninteraktion, der ökonomischen Transaktion und
der Kundenbeziehung als ganzes unterscheiden. Auf diesen Ebenen können Push-Möglichkeiten anhand eines Schalenmodells des
Nachfragers identifiziert werden, wobei die
inneren Schichten, welche z. B. die Identität
des Nachfragers oder seine Lebenssituation
betreffen, eher Push-Möglichkeiten auf der
Beziehungsebene aufdecken, während die
äußeren Schichten, welche z. B. die Kundenprozesse und sein Verhalten beschreiben,
eher Push-Möglichkeiten auf der Interaktionsebene betreffen.
Kapitel 4 beschäftigt sich näher mit der Identifizierung und Beschreibung der PushMöglichkeiten und stellt das Konzept der
Interaktionsmuster vor, mit denen anbieterinitiierte Interaktionen klassifiziert und beschrieben werden können.
Abschließend wird an drei Beispielen gezeigt, wie Push-Prinzipien im E-Commerce
umgesetzt werden können und ein Ausblick
auf die weitere Forschung gegeben.
Wiesner, Thomas
Push-Konzepte – State of the Art
Arbeitsbericht des Bayerischen Forschungsverbunds Wirtschaftsinformatik, Bamberg,
Bayreuth, Erlangen-Nürnberg,
Regensburg, Würzburg, FWN-2002-001,
Januar 2002, 43 Seiten.
Stichworte: Electronic Commerce, Push,
Transaktionssteuerung, Funktionsverteilung
zwischen Anbieter und Nachfrager
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
Eine Kopie der Schrift kann zum Preis von
a 10,00 über die folgende Anschrift bestellt
werden: FORWIN Bayerischer Forschungsverbund Wirtschaftsinformatik, ußerer
Laufer Platz 13–15, 90403 Nürnberg. Der
Beitrag ist auch unter folgender Adresse im
Internet verfügbar: http://www.forwin.de.
Der Arbeitsbericht zum State of the Art von
Push-Konzepten beginnt mit einer Begriffsabgrenzung, die auch auf die unterschiedliche Bedeutung des Begriffes in technischer
und betriebswirtschaftlicher Sicht eingeht.
Anschließend werden die wichtigsten technischen Möglichkeiten zur Realisierung von
Push-Konzepten skizziert und ihre Einsatzbereiche beschrieben.
Den Hauptteil der Arbeit bildet eine empirische Untersuchung zum Einsatz solcher
Konzepte in der Praxis. Dazu wurden einerseits 48 Klein- und Mittelunternehmen befragt, andererseits die Web-Auftritte von
24 Banken und Versicherungen sowie
40 Handelsunternehmen analysiert. Untersucht wurde, welche Push-Konzepte in welchen Transaktionsphasen zum Einsatz kommen. Obwohl die einzelnen Branchen hier
Unterschiede aufweisen, überwiegen doch
relativ konventionelle Konzepte wie E-Mail
bzw. Newsletter und Informationsbanner.
Die Ergebnisse der Studie werden in der Arbeit im Detail analysiert und anschließend
Best-Practice-Lösungen einzelner Unternehmen vorgestellt.
Weiser, Bernd; Robra-Bissantz, Susanne
Eine kosten- und nutzenorientierte
Typisierung von Push-Konzepten
im E-Commerce
Arbeitsbericht des Bayerischen Forschungsverbunds Wirtschaftsinformatik, Bamberg,
Bayreuth, Erlangen-Nürnberg,
Regensburg, Würzburg, FWN-2002-006,
Mai 2002, 31 Seiten.
Um die Gewinnung solcher Informationen
zu erleichtern, werden Push-Konzepte zunächst klassifiziert. Dazu dient das Kriterium „übernommene Funktion“ mit den Ausprägungen „Steuerung“ und „Aktivität“ und
die Ebene des Push-Konzepts mit den Ausprägungen „Interaktion“, „Transaktion“ und
„Kundenbeziehung“. Aus der Kombination
dieser Merkmale lassen sich sechs generische
Typen von Push-Konzepten bilden.
Die Push-Typen auf Interaktions- und
Transaktionsebene werden im Arbeitsbericht
näher charakterisiert und das Vorgehen bei
ihrer Implementierung skizziert. Dadurch
können die wesentlichen Kosten verursachenden Aktivitäten identifiziert werden.
Darauf aufbauend erfolgt jeweils eine Darstellung der anfallenden einmaligen und laufenden Kosten sowie der erzielbaren Nutzeffekte. Ein Beispiel für jeden Push-Typ
rundet die Ausführungen ab.
Die beschriebenen Kosten und der Nutzen
werden anschließend zusammengefasst und
Methoden zu ihrer Quantifizierung empfohlen. Der Nutzen von Push-Konzepten ist
vielgestaltig und reicht von einer Beschleunigung der Auftragsprozesse über eine Erhöhung der Kundenbindung bis hin zur Rechtfertigung höherer Preise. Entsprechend
vielfältig sind die Verfahren zur Erfassung
des Nutzens, aus denen im Arbeitsbericht
für jede wesentliche Nutzenart eines exemplarisch empfohlen wird. Auf der Kostenseite liegt der Schwerpunkt der Betrachtung
auf den Kosten des laufenden Betriebs, wo
vor allem prozessorientierte Kalküle sinnvoll
sein können. Zur Erfassung der einmaligen
Einführungskosten kann dagegen auf das
Instrumentarium des IV-Projekt-Controllings verwiesen werden, das hier ebenfalls
Verwendung finden kann.
SystemsMessestress?
Bei uns nicht!
Besuchen Sie uns zwischen
dem 14. und 18. 10. 2002
auf unserem Systems-Stand
in München.
Machen Sie eine kleine
Pause.
Stöbern Sie bei Kaffee und
Keksen gemütlich
in unseren Büchern und
Zeitschriften.
Sie finden uns in
Halle B1.100-501
Stichworte: Electronic Commerce, Push,
Transaktionssteuerung, Funktionsverteilung
zwischen Anbieter und Nachfrager, Controlling, Kosten, Nutzen
Eine Kopie der Schrift kann zum Preis von
a 10,00 über die folgende Anschrift bestellt
werden: FORWIN Bayerischer Forschungsverbund Wirtschaftsinformatik, ußerer
Laufer Platz 13–15, 90403 Nürnberg. Der
Beitrag ist auch unter folgender Adresse im
Internet verfügbar: http://www.forwin.de.
Unternehmen, die einen Einsatz von PushKonzepten erwägen, brauchen für ihre Entscheidung Kosten- und Nutzeninformationen.
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 484–501
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