Infobulletin_2012-3 - Calcutta Project Basel

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Infobulletin_2012-3 - Calcutta Project Basel
Nr. 3 / 2012
Inhaltsverzeichnis
Impressum
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Editorial
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Ehemalige Schüler wie Neeraj helfen uns, die Kinder zu unterrichten
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Kolkata Express - Vertrauen lernen
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Gesundheitsprävention im Rotlichtviertel
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Weihnachtsaktion 2012
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Mitglieder des CP Basel
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Stiftung Calcutta Project Basel Universitätsspital
4031 Basel
www.calcutta-project.ch
[email protected]
Spendenkonto: PC 40-13134-9
Impressum
Text und Redaktion: Satrajit Chakrabarty, Nadine Schalbetter, Angela Niederberger,
Cordula Portmann, Martina Piasevoli, Chantal Wullimann, Yvonne Siemann, Remo
Wasmer, Isabel Schirmer
Layout und gezeichnete Illustrationen: Martina S. Piasevoli - www.piasevoli.ch
Auflage: 550 Stück | Basel 2011 | Das Infobulletin erscheint 3 Mal im Jahr
Titelbild: Unser Logo, geschrieben mit Kreide auf eine Schultafel.
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Nr. 3 / 2012
Liebe Leserinnen und Leser
Das Thema dieses Infobulletins lautet «Bildung».
Sie werden mir sicherlich beipflichten, dass eine
profunde Bildung ein kostbares Gut ist. Wie meine
Mutter immer zu sagen pflegt: Alles kann dir
gestohlen werden, aber das was du weisst, das
bleibt dir erhalten.
Auch im Calcutta Project Basel wird viel Wert
darauf gelegt, Wissen weiterzureichen. Auf diese
Weise wird gewährleistet, dass Hilfe nicht nur
peripher angeboten wird, sondern dass unsere
Klientel genügend Wissen besitzt, um sich selbst weiterzuhelfen.
Ein berührendes Beispiel von weitergereichtem Wissen ist auf Seite 4 zu
finden. Neeraj, ein ehemaliger Schüler des Konika Kindergartens, bildet heute
selbst die jungen Konika-Kinder weiter.
Auf Seite 6 erzählt unsere Präsidentin, wie sie selbst dazulernen konnte.
Und auf Seite 8 bekommen Sie einen Einblick in die regelmässige Schulung
der Sexarbeiterinnen, welche wir mit unserem Programm betreuen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen lehrreichen Tag und verabschiede
mich - bis zum nächsten Infobulletin.
Martina S. Piasevoli
Chefredaktorin des Calcutta Project Basel
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Ehemalige Schüler wie Neeraj helfen uns, die Kinder zu
unterrichten (von Satrajit Chakrabarty)
Der Autor dieses Artikels, Satrajit Chakrabarty, war bis Ende letzten Jahres
Mitglied der Fachkommission des Calcutta Project Basel. Er ist einer unserer
waschechten ‘Kolkatianer’, der durch das Calcutta Project Basel einen Weg
gefunden hat, trotz der Distanz in seiner Heimat Kolkata Gutes zu bewirken.
Vor einigen Monaten war er bei seiner Familie in Kolkata und hat auch dem
SBDCH einen kurzen Besuch abgestattet. Hier berichtet er von den Erfolgen,
die der Konika Kindergarten zu verzeichnen hat.
I was part of the Calcutta Project Basel for roughly a year. A couple of
months after I had stopped working for the project, I had to pay a visit to
Kolkata for family reasons. It also happened that around then CP needed to
send a couple of laptops to S. B. Devi Charity Home. I volunteered to be the
«postman» as I was more than eager to meet the wonderful people at SBDCH,
some of whom I had only talked to over the phone. So, on a sweltering hot day
in May, I found myself on a metro train to Shyambazar - the region in North
Kolkata where SBDCH is located - in and around which place approximately
42,000 sex workers make their daily living.
I met Mr. Sekhar Chattopadhyay first, who is the General Secretary of SBDCH.
I found in him a man completely dedicated to his cause. But his strong will is
well-disguised underneath his absolutely charming personality. He introduced
me to the rest of the team and I must say I found a new meaning of the word
enthusiasm. Being from Kolkata myself, I have a fair idea of the social taboos
that come along with being associated with Sonagachi, the said red light
area. Yes, the general attitude has changed a great deal over the last decade
or so, but unfortunately not as rapidly as necessary. So the fact that these
men and women at SBDCH have had the mental strength to scale such large
social barriers is in itself laudable. They are more than just a team. In that
office room I was in the midst of a family. A family which is willing to extend
sympathy, care and love to a group of women and children who exist at the
very edge of society and are largely invisible to the rest of the city.
I was shown around the building and met the children at the Kindergarten. They
were indeed a happy and bubbly lot. At SBDCH they had found acceptance and
means to a normal childhood. The wonderful work that SBDCH has been doing
over the years shone through some very special kids I met there, especially
Neeraj and Jeetendra. They come back to SBDCH and help the younger ones
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with their studies. In the Indian education system, a student has to sit for a
‘board exam’ at the end of ten years at school. The student gets to choose on
the future course of studies depending upon how well he or she fares at this
examination. Neeraj is studying Science in the 12th standard, his last year
in school, meaning that he had had to receive excellent grades at his board
exam. Meanwhile, Jeetendra is preparing for this examination. He aspires to
become a computer engineer. A dream which he probably would not have
dreamed, had it not been for the backing of SBDCH.
I hope that SBDCH will see more and more of such success. I also hope that all
these brave boys go onto achieve their dreams. It will not be an easy path but
the caring people at SBDCH will be their guides. I now know what a gardener
feels when he sees the trees he had planted bearing fruit.
Neeraj (rechts im Bild) beim Gruppenunterricht in unserem Konika Kindergarten.
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Kolkata
Express
Vertrauen lernen
(von Angela Niederberger)
Als ich noch ein Grünschnabel im Amt als Präsidentin der Geschäftsleitung des
Calcutta Project Basel war, erreichte mich im August eine ‚Hiobsbotschaft‘,
mit der ich zuerst nicht umzugehen wusste.
Von Sekhar Chattopadhyay, dem General Secretary unseres Partnervereins
S.B. Devi Charity Home in Kolkata erhielt ich die Information, dass ein Teil des
Gebäudes, in welchem sich auch sein Büro befindet, über Nacht eingestürzt
sei. Der Grund: Termiten hatten die Deckenbalken zerfressen, sodass das
Holz dem Gewicht nicht mehr standhalten konnte. Zudem hatte es während
der Monsunzeit heftige Stürme gegeben, die zudem das Dach des anderen
Gebäudes, in welchem der Konika Kinderhort und die Notschlafstelle
untergebracht sind, nicht unbeschädigt liessen.
Zum Glück wurde dabei niemand verletzt. Zu diesem etwas schwer
verdaulichen ‚Brocken‘ an Informationen stellten sich mir sogleich zahlreiche
Fragen: Wie stark sind die Gebäude beschädigt? Ist eine Weiterarbeit von
S.B. Devi Charity Home im Moment überhaupt möglich? Wie viel werden die
Reparaturen kosten und wer finanziert sie?
Die Fotos, die ich dann von Sekhar zugestellt erhielt, klärten viele dieser
Fragen. Da einige der Räume vorübergehend nicht benutzbar waren, hatte
sich das Team von S.B. Devi Charity Home in einem der Gästezimmer ein
provisorisches Büro eingerichtet. Die Reparaturarbeiten waren bereits im
Gang und werden während der Durga Puja-Feiertage, die traditionellerweise
jeden Oktober in Kolkata gefeiert werden, abgeschlossen. Nach Geld hat
Sekhar nie gefragt, denn dank der Rückstellungen für den Gebäude-Unterhalt,
die S.B. Devi Charity Home über die letzten Jahre angespart hat, lassen sich
alle Kosten decken.
Rückblickend muss ich sagen, dass der Vorfall wohl voraussehbar war: S.B.
Devi Charitiy Home befindet sich in der Altstadt Kolkatas, wo die meisten
Gebäude schon 80-100 Jahre auf dem Buckel haben. Es wäre geradezu
überraschend, wenn es dort nie etwas zu reparieren gäbe. Weiter war auch
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die Lösung absehbar. Ich wusste ja selbst, dass Rückstellungen für die Häuser
gemacht werden. Was mir damals fehlte, um im entscheidenden Moment
einen kühlen Kopf zu bewahren, war das Vertrauen, dass S.B. Devi Charity
Home das Problem selbstständig bewältigen wird. Die Zusammenarbeit mit
unserem Partner in Indien ist in dem Sinne tatsächlich bildend.
Bei unserer Partnerorganisation S. B. Devi Charity Home ist die Decke eingestürzt.
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Gesundheitsprävention im Rotlichtviertel
(von Chantal Wullimann)
In Indien sind Rotlichtviertel kaum in das öffentliche Leben integriert.
Diese gesellschaftlich isolierten Gebiete werden nur von einer Handvoll
Ärzten besucht und von den Sexarbeiterinnen in der Regel nur ganz selten
verlassen. Sonagachi, das grösste Rotlichtviertel Kolkatas, liegt wenige
Schritte von unserem Ambulatorium in Nordkolkata entfernt. Dort unterhält
das im Jahre 1998 ins Leben gerufene Programm Prävention und Gesundheit
im Prostituiertenquartier (Public Health in a Prostitute Area, PHPA) zwei
Räume, in denen dreimal wöchentlich Ärzte und Sozialarbeiter individuelle
Untersuchungen und Beratungen sowie Gruppenveranstaltungen für die
Sexarbeiterinnen anbieten. Das Hauptziel des Programms ist es, Wissen über
Hygiene, Ernährung und Gesundheitsrisiken sexuell übertragbarer Krankheiten
zu vermitteln und falschen Vorstellungen und Mythen entgegenzuwirken.
Dies ist ein Teil des Teams vom PHPA.
Die Sexarbeiterinnen oder CSWs (commercial sex workers) kommen aus
allen Teilen Indiens oder aus Nachbarländern. Da die wenigsten lesen oder
schreiben können und sich manche nur rudimentär in Bengali ausdrücken
können, werden die Beratungen dreisprachig (in Bengali, Hindi und Bihari)
durchgeführt. Gelegentlich werden die Veranstaltungen auch mit Theateroder Tanzaufführungen aufgelockert, in denen erfahrenere CSWs praktische
Tipps und Informationen an ihre Kolleginnen weitergeben. So werden
auf unterhaltsame Art beispielsweise Situationen aus ihrem Berufsalltag
nachgespielt, die korrekte Handhabung von Kondomen vorgeführt oder
Informationen zur Ernährung gegeben.
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Hier findet ein Ausflug statt, den das PHPA für die Sexarbeiterinnen organisiert hat.
Zudem werden die Frauen ermutigt, eine aktive Rolle gegenüber ihren
Kunden sowie in der eigenen Familienplanung einzunehmen. Im Anschluss
an die Vorführungen werden den CSWs Kondome, orale Verhütungsmittel
zur Familienplanung (Pille) sowie Eisen- und Folsäuretabletten zur Verfügung
gestellt. Im vergangenen Jahr wurden nebst diesen regelmässig stattfindenden
Informationsveranstaltungen auch 11 Gruppendiskussionen durchgeführt, an
denen insgesamt über 700 CSWs aktiv teilnahmen. Dies entspricht einer sehr
guten Beteiligung von rund 70% der 1040 CSWs, die sich auch individuell
im PHPA beraten liessen. Gesamthaft waren im letzten Jahr 4200 CSWs an
Guppenveranstaltungen oder zu einer individuellen Beratung im PHPA.
Das Team des PHPA lehrt die Sexarbeiterinnen unter anderem, sich vor Geschlechtskrankheiten zu schützen.
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Ein Teil der Mitglieder des Calcutta Project Basel
Alle Mitglieder des Calcutta Project Basel
Stiftungsrat: Judith Heckendorn, Chandon Chattopadhyay, Theo Amacher,
Kate Molesworth, Bettina Frei, Lukas Fischler, Markus Lampert
Geschäftsleitung: Angela Niederberger, Chantal Wullimann, Nadine
Schalbetter, Isabel Schirmer, Sandra Ebneter, Sandra Stöckli, Martina S.
Piasevoli, Corinna Mohler
Fachkommission: Sandra Ebneter, Corinna Mohler, Danielle Breitenbücher,
Kristina Würth, Raj Shekar Paul, Lauren Shaffer, Marion Ruch, Jonas Wurster,
Nushaba Gassymova
Public Relations: Judith Heckendorn, Nadine Schalbetter, Isabel Schirmer,
Stephanie Näf, Martina S. Piasevoli, Yvonne Siemann, Tsvetana Spasova,
Anika Züchner, Cordula Portman
Finanzen: Sandra Stöckli
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Stiftung Calcutta Project Basel
Universitätsspital
4031 Basel
www.calcutta-project.ch
[email protected]
Spendenkonto: PC 40-13134-9