Zum Hellleuchtenden Stern
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Zum Hellleuchtenden Stern
Sehr geehrter Herr Gansäuer, sehr geehrter Herr Adasch, sehr geehrter Herr Pohlmann, sehr geehrte Gäste aus dem Ausland insbesondere aus Tavistock, Hämeenlinna, Esbjerg und Oslo sehr geehrte Logenmitglieder, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste gerne habe ich Ihre Einladung zum heutigen Festakt angenommen und freue mich, Sie als Gastgeber hier in der Alten Exerzierhalle begrüßen zu dürfen. Ich freue mich ganz besonders, dass die seit Anfang 2010 laufenden Planungen auch dadurch gekrönt sind, dass heute über 30 Prozent der Anwesenden aus dem Ausland und zum großen Teil aus unseren Partnerstädten zum heutigen Jubiläum nach Celle gekommen sind. Zu diesem Jubiläum, dem 200jährigen Bestehen Ihrer Freimaurerloge „Zum Hellleuchtenden Stern“, gratuliere ich im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Celle ganz herzlich. Meine Damen und Herren, die Freimaurerei steht nicht unbedingt in dem Ruf, eine gläserne Organisation zu sein. Seit Jahrhunderten werden die Logen von einer geheimnisumwitterten Aura umgeben; viele halten die Männer in Schwarz für einen "Geheimbund". In einem Aufsatz im Hamburger Abendblatt hieß es vor einigen Jahren: „Sie tragen Smoking, Zylinder, weiße Handschuhe, nennen sich "Bruder", binden einen Schurz um den Bauch, erkennen sich international an geheimen Zeichen, treffen sich an diskreten Orten“. Kein Wunder also, dass die Freimaurer für viele Außenstehende ein Mirakel sind und bleiben. Vieles davon ist tradiert und so gewollt. In der Tat geht es den Logenbrüdern nicht darum, ihr Tun in marktschreierischer Weise öffentlich zu machen. Werte wie Vertraulichkeit und Verschwiegenheit genießen einen hohen Rang in der Freimaurerei. Vielleicht eine Folge dessen, dass ihre Anliegen häufig im Widerspruch zum herrschenden Zeitgeist stand. Andererseits vermutete man im Tun der Freimaurer aber auch geheime Lehren, die vor der Öffentlichkeit verborgen werden sollten. Jedoch bestimmten unter diesem Siegel gelebte Brüderlichkeit, Toleranz und Nächstenliebe ihren humanitären Einsatz für soziale und kulturelle Projekte und Einrichtungen. Heute bemühen sich zahlreiche Service-Clubs um mehr Offenheit und Transparenz. Erst vor wenigen Wochen hat die Cellesche Zeitung in einer Serie über ihre verschiedenen Aktivitäten berichtet. Ich würde mich freuen, wenn die Feierlichkeiten zu diesem Jubiläum ebenfalls dazu führen würden, dass Vorurteile abgebaut werden und Gemeinsames in den Fokus rückt. Denn, wenn es darum geht, Menschen eine Orientierung zu geben, sie von gemeinnützigem Tun für eine Bürgerkommune zu begeistern, haben Loge und Kommunalpolitik durchaus deckungsgleiche Anliegen. Meine Damen und Herren, warum müssen wir dafür überhaupt werben? Wir sprechen heutzutage vom „Ende der Normalität“, wie es Gabor Steingart in seinem gleichnamigen Bestseller zutreffend beschreibt. Sinn stiftende Zielsetzungen sind für die Menschen immer schwieriger auszumachen. An ihre Stelle treten Lebensinhalte, - die nachhaltig scheinen aber nur kurzatmig sind, die innere Mitte verheißen aber nur labiles Gleichgewicht hervorrufen, die Verunsicherung schaffen, anstatt verlässlichen Koordinatensystemen zu folgen. Allzu oft bewegt sich gesellschaftliches und politisches Handeln heute nicht in nachvollziehbaren Konturen, sondern hechelt gleichsam dem alltäglichen Mediengetöse hinterher. Wir Älteren – meine Damen und Herren – sind oftmals mit klaren Maßstäben in unserer Orientierung aufgewachsen und nicht von Worthülsen und Floskeln wie wir sie heute zu oft erfahren. Kurzum: Das Suchen und Streben nach den Fluchtpunkten in unserem Lebensbild, nach den Projektionsflächen für unsere Wünsche und Hoffnungen, nach dem Reißbrett, an dem wir Ideen und Konzepte für unseren Lebensweg skizzieren – all das hat sich von klaren Positionen zu beliebigen eher fließenden Momentaufnahmen entwickelt. Der Wunsch, nach einem Sinn im Leben zu suchen, die Welt zu verbessern, Visionen zu entwickeln, wohnt uns allen inne. Mal enger gefasst, auf das unmittelbare Lebensumfeld bezogen, mal weiter gefasst, in einem eher globalen Sinne. In Kirche, Politik und Gesellschaft gibt es zahlreiche Ansätze, Zukunft zu gestalten und insbesondere jungen Menschen einen Weg aufzuzeigen. In der Freimaurerei ist eine weltumspannende Bruderschaft anzutreffen, die Globalisierung im Sinne einer Humanisierung versteht. Hier besteht sicher Konsens zwischen meinen und Ihren Absichten. Insbesondere aber im Bündeln dieser Kräfte vor Ort sehe ich eine kommunalpolitische Chance. Sicher haben einige von Ihnen den Medien entnommen, dass sich die Stadt Celle erfolgreich an einer Städtewette zu Gunsten der Stiftung „Menschen für Menschen“ von Karlheinz Böhm beteiligt. Als einzige Stadt in Niedersachsen im Übrigen. Die eingenommenen Spendengelder helfen, jungen Menschen in Äthiopien eine schulische Ausbildung zu gewährleisten. Sie sehen, auch die Kommunalverwaltung hat bisweilen durchaus Weltumspannendes anzubieten, womit ich vergleichsweise elegant noch einmal für diese segensreiche Aktion geworben habe. Meine sehr geehrten Damen und Herren, seit dem ersten Hammerschlag am 6. April 1811 gestaltete der Bund „Zum hellleuchtenden Stern“ die Geschichte der Stadt Celle mit. Gerade Celle hat den Freimaurern viel zu verdanken. Sie fühlten sich bei ihren Hilfsaktionen stets dem Allgemeinwohl verpflichtet und lebten ihre Prinzipien glaubhaft vor. So wurden und werden auch in unserer Stadt im Geist der Humanität Signale gesetzt, die über Celle hinausstrahlen. Zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten, die den Hammer führten, bezeugen dies eindrucksvoll. So ist die Loge „Zum hellleuchtenden Stern“ als Symbolbund für überliefertes Brauchtum zu einem Dokument unserer Stadtgeschichte geworden. Ich bin zuversichtlich, dass die Mitglieder der Loge ihre Idee, ihre Inhalte und Ziele im Sinne der Allgemeinheit mit Leben füllen und wünsche ihnen für ihre Arbeit auch in Zukunft viel Erfolg. Unseren zahlreichen Gästen wünsche ich einen angenehmen Aufenthalt in Celle. Schauen Sie sich bei uns um und kommen Sie wieder in diese sehenswerte Stadt. Ich freue mich auf Ihren Besuch. Vielen Dank!