Leipzig von innen — kreuzer online

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Kultur | 30. Juli 2015 | Kein Kommentar
Leipzig von innen
Ein ungewöhnlicher Blick auf 1.000 Jahre Leipzig
Eigentlich wollte sich der Filmemacher und Comiczeichner Schwarwel in »Leipzig von oben« mit
der Stadtgeschichte auseinandersetzen, doch dann kam alles anders. Entstanden ist die
Geschichte für ein außergewöhnliches autobiografisches Kurzfilmprojekt.
kreuzer: Wie kam es dazu?
SCHWARWEL: Als wir vor einem Jahr den Vorgänger »1989« machten, haben wir bereits
beschlossen, dass wir zur 1.000-jährigen Ersterwähnung was machen wollen, und darüber mit
dem MDR geredet. Eigentlich hatte man sich dort auf einen Feierfilm eingestellt. Nun ergab sich
das aber in meinem persönlichen Umfeld so, dass das Jahr nicht so feierlich begann, mit dem Tod
meines Vaters. Irgendwann musste ich dann aber doch etwas vorlegen und so brachte ich genau
das zu Papier, was ich gerade durchmachte. Trotzdem sollte es ein positiver Film werden und
keine reine Nabelschau. Die Stadtgeschichte sollte ja auch eine Rolle spielen. So ist es jetzt ein
öffentliches Nachdenken über meine Beziehung zu dieser Stadt. Das ganze Hypezig- und Heldenstadt-Gebaren fällt aus. Wie blöde zu feiern, nur weil
es einen Jahrestag gibt, ist mir zu wenig.
kreuzer: Wie bist du herangegangen an ein so persönliches Projekt?
SCHWARWEL: Ich habe in der Nachtwache, als mein Vater versuchte zu schlafen, angefangen, die Situation zu beschreiben, und dann die
Assoziationen laufen lassen. Wo sind wir, wo kommen wir her? Das zog dann immer größere Kreise hinein in die Geschichte der Stadt. Da spielen
auch ganz aktuelle Sachen wie Legida mit hinein. Die Entstehung war eigentlich ganz einfach, die künstlerische Umsetzung ist da natürlich eine ganz
andere Sache. Ich will ja auch eine Geschichte erzählen, die die Zuschauer interessiert, mit der sie sich identifizieren können. Es wird parallel zum
Film auch eine Graphic Novel geben, da man gewissen Themen wie Leben und Sterben und Sterbebegleitung im Film ja nur anschneiden kann.
kreuzer: Wie hat der MDR darauf reagiert?
SCHWARWEL: Die verantwortliche Redakteurin hat natürlich erst mal geschluckt, weil sie von einem Feierfilm ausgegangen ist. Das musste sie erst
mal ein paar Tage sacken lassen, aber zwischenzeitlich steht sie voll hinter uns.
kreuzer: Der Sender liefert aber ja nur einen Teil der Finanzierung. Wie wollt ihr das Projekt stemmen?
SCHWARWEL: Durch die Arbeit an »1989« wissen wir noch gut, wie aufwendig die Arbeit an Massenszenen ist, denn jeder weiß, wie Menschen
aussehen, deshalb darfst du da nicht rumschlusen. Hinzu kommt der Zeitdruck. Bis Ende des Jahres müssen wir fertig sein. Das wird vom
Zeitmanagement her höchst spannend werden. Mit dem MDR haben wir einen Lizenzvertrag, der uns die künstlerische Freiheit sichert. Daneben
machen wir wieder die Förderungsrunde (inzwischen wurden 25.000 € aus dem MDM-Fördertopf zugesagt, Anm. d. Red) und versuchen unser
Glück im Crowdfunding. Das Geld wird dann in das Team aus Animatoren und anderen gesteckt, weil so was allein nicht schaffbar ist. Crowdfunding
kann da hilfreich sein, wenn man voll dahintersteht und dranbleibt. Man muss sein Anliegen permanent nach außen kommunizieren, ohne zu
nerven, ein realistisches Ziel haben und attraktive Gegenleistungen. Ich glaube, da haben wir gute Chancen (die 100 Prozent sind tatsächlich bereits
erreicht, Anm. d. Red).
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Dieses Interview erschien auch in der August-Ausgabe der kreuzer.
INTERVIEW: LARS TUNÇAY
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