einst und jetzt

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FRANKENTHAL
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Inhalt
Frankenthal einst und jetzt 2012
Volker Christmann
Frankenthal als Migrationsziel im
16. und 17. Jahrhundert
Diese Ausgabe widmet sich schwerpunktmäßig dem
Themenkomplex Migration und Emigration im Zusammenhang mit „450 Jahre Ankunft der Glaubensflüchtlinge 1562 – 2012“
Volker Christmann
Zuwanderung nach Frankenthal im
18. Jahrhundert
Roland Paul
Auf der Suche nach einer neuen Heimat.
Auswanderer und Emigranten aus
Frankenthal
1
Mathias Hüther
Flüchtlinge, Heimatvertriebene und
Sowjetzonenflüchtlinge in Frankenthal
(1945-1964)
27
Bernd Leidig, Gerhard Nestler,
Sabatino Marchetti
Die ersten Gastarbeiter in Frankenthal
1960 bis 1973
31
Dieter König
Brückenschläge – 50 Jahre Weihnachtsbotschaften an Frankenthaler in aller Welt 36
Gerhard Nestler
Stadtverwaltung Frankenthal (Pfalz)
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Redaktion:
Volker Christmann, Gertrud Emmig,
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Theo Wieder
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Bezugspreis:
Heft 5,50 Euro
Abonnement 5,– Euro
39
43
Jürgen Esser
„Gott und die Welt“. Eröffnung des
rheinland-pfälzischen Kultursommers 2012
in Frankenthal
45
Tobias Duschka
450 Jahre „Ankunft der Glaubensflüchtlinge“.
Erinnerung an einen historischen Tag
50
Ulrike Köhler
25 Nationen reichen sich in Frankenthal
die Hände: Der Stammtisch für Frauen aus
aller Welt feiert 25. Geburtstag
51
Volker Christmann
Frankenthaler Chronik 2011/12
Redakteur:
(verantwortlich)
13
23
Eda Sahin
Neue Heimat in der Pfalz.
Aus der Türkei nach Frankenthal
Stadtverwaltung Frankenthal (Pfalz)
Rathausplatz 2-7, 67227 Frankenthal (Pfalz)
in Verbindung mit dem Frankenthaler
Altertumsverein e.V.
8
Franz Maier
Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter
in Frankenthal während des Zweiten
Weltkrieges
Bernd Schönhardt
Erst Migration, dann Integration!?
Integrationsarbeit in Frankenthal heute
Herausgeber:
55
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des
Herausgebers
Bildnachweis/
Reproduktionen:
Stadtarchiv Frankenthal (Pfalz):
S. 1, 3, 7, 19, 23, 24, 26, 28, 29, 36, 37
Erkenbert-Museum Frankenthal (Pfalz):
S. 2, 5, 9
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg:
S. 11
Frankenthaler Altertumsverein: S. 12
Institut für pfälzische Geschichte und
Volkskunde: S. 14, 18
Stadtverwaltung Frankenthal (Pfalz):
40, 41, 57, 66
Rudi Kottmann-Rexerodt:
S. 46, 47, 48, 49, 50, 51,
Bolte Design: S. 56
privat: kleines Titelbild,
31, 32, 33, 34, 35, 43, 52, 64
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Volker Christmann
Frankenthal als
Migrationsziel im 16.
und 17. Jahrhundert
D
ie Zuwanderung nach Frankenthal
im 16. Jahrhundert ist Teil der
Konfessionsmigration dieser Zeit,
einer „transkontinentalen Fernwanderung“.1
Eine Seite der Kapitulation vom 13. Juni 1562 mit der Unterschrift von Petrus Dathenus und weiteren Exulanten.
Am Anfang der Entwicklung Frankenthals steht
die „Kapitulation“ vom 13. Juni 1562, jener
grundlegende Vertrag zwischen den aus
Frankfurt ankommenden Exulanten unter der
Führung von Petrus Dathenus und dem durch
den Viztum von Neustadt vertretenen Landesherren. Unterschrieben ist die Urkunde
von 58 Männern, sodass mit Frauen, Kindern
und Gesinde wohl etwa 250 Personen in den
ersten Junitagen des Jahres 1562 die leer
stehenden Räume des Augustiner Chorherrenstiftes Groß-Frankenthal bezogen. Damit
wurde Frankenthal zur ersten separaten Exulantensiedlung in der Pfalz, wurde für die
Pfalz und später auch für andere Territorien
zum Modellfall.
1564 soll nach zeitgenössischen Angaben etwa die Hälfte der Bewohner einer
Pestepidemie zum Opfer gefallen sein. Die
weiteren 60er Jahre brachten dann wieder
ein Anwachsen der Bevölkerung, bedingt
durch den Massenexodus aus den Niederlanden 1566/67, was sich etwa im starken
Anwachsen der Zahl der Taufen 1568 und
1569 niederschlägt.2 Eine beachtliche Zuwanderung setzte 1577 mit der Übersiedlung
reformierter Wallonen und Franzosen aus
Heidelberg ein. Insgesamt kann man für die
beiden ersten Jahrzehnte der Entwicklung
Frankenthals eine Verfünffachung der Bevölkerung annehmen, wobei in den Jahren zwischen 1578 und 1583 die Bevölkerung um
rund 100 Familien auf 300 Familien anstieg –
diese Zahl erschließt sich aus der Anzahl der
Rotten zu je 10 Mann, die von 19 auf 28
anwuchs. Die Zunahme der Folgejahre lässt
sich aus den Steuerlisten von 1584 und 1592
deutlich erschließen: Die Zahl der steuerpflichtigen Haushalte stieg in diesen Jahren
von 369 auf 673. Vorsichtig geschätzt lebten
um die Jahrhundertwende in Frankenthal
1.200 Bürger, im Jahrzehnt vor Ausbruch des
30-jährigen Krieges 1.800, sodass wir 1620
mit etwa 5.000 Bewohnern rechnen können.
Blicken wir auf die drei Bevölkerungsgruppen, die das Leben Frankenthals im 16.
und 17. Jahrhundert bestimmen, so lässt sich
bei ihnen eine sehr unterschiedliche Entwicklung beobachten. 1562 und in den folgenden Jahren stellen die Flamen den we1
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Schlachthaus und Mühle in Frankenthal. Feder- und Pinselzeichnung des „Meisters des kurpfälzischen Skizzenbuches“, um 1598. Hessisches
Landemuseum Darmstadt, Kopie Erkenbert-Museum Frankenthal.
sentlichen Anteil an der Bevölkerung, dominierend in der Wirtschaftskraft, der „künstlerischen Bedeutung“.
Eine kleine wallonische Minderheit war
bereits seit 1562 in Frankenthal ansässig,
konnte aber erst 1578 mit dem Einzug eines
Teils der von Ludwig VI. aus Heidelberg vertriebenen französischen Gemeinde den Widerstand der Flamen gegen eine getrennte
Kirchenorganisation überwinden. Aber auch
ein Anteil an der bürgerlichen Selbstverwaltung wurde den Wallonen in den ersten Jahren der Entwicklung einer kommunalen
Selbstverwaltung verwehrt. Aus einer größeren Zahl von Eintragungen in den flämisch
geführten Ratsprotokollen wird ein „Sprachenstreit“ zwischen Flamen und Wallonen
erkennbar.
Die Entwicklung der wallonischen Bevölkerung lässt sich kontinuierlich nur für die
Jahre zwischen 1577 und 1592 fassen.3 Zu
Beginn der 1580er Jahre war die wallonische
Gemeinde etwa halb so groß wie die flämische, 1589 übertraf sie diese Gemeinde in der
Zahl der Taufen. Betrachtet man jedoch die
Steuerlisten von 1584 und 1592, zeigt sich
2
ein deutliches Übergewicht der flämischen
Gemeinde nicht nur in der Zahl ihrer Glieder,
sondern vor allem auch in deren Wirtschaftskraft.
Bei aller Gegensätzlichkeit zwischen
diesen beiden aus den Niederlanden stammenden Gruppen sind sie sich jedoch einig in
dem Widerstand gegen die wachsende deutsche Bevölkerung, die besonders seit 1580
deutlich zunahm, aber erst Ende 1582 auf
Druck der kurfürstlichen Regierung eine eigene Kirchengemeinde bilden konnte. Der Streit
um eine entsprechende Vertretung der einzelnen in der Stadt lebenden Bevölkerungsgruppen führte 1582 mit zu der von der
Regierung verfügten Revision der Stadtverfassung von 1577, die jetzt u.a. den Gebrauch des Deutschen als Amtssprache dekretierte. Viele Notizen in den Ratsprotokollen
lassen jedoch darauf schließen, dass es noch
viele Frankenthaler gab, die nur die Sprache
ihrer Landsmannschaft kannten, im Amtsverkehr auf Dolmetscher angewiesen waren.
War 1582 die Notwendigkeit einer deutschen Kirchengemeinde mit der Anwesenheit
von 40 deutschen Familien begründet wor-
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den, übertraf erstmals 1594, ständig dann ab
1605, die Geburtenziffer der Deutschen die
der Flamen, und wenn das deutsche „Tauf
und Heiratsregister“4 1588 nur acht Taufen
notiert, so sind es 1610 insgesamt 106. Um
die Jahrhundertwende dürfte nur noch die
Hälfte der Bürgerschaft niederländischer Herkunft gewesen sein.
Dem Miteinander der drei reformierten
Gemeinden, das sich seit 1583 in dem monatlichen gemeinsamen Konsistorium abzeichnet, ging stets ein Gegeneinander der bereits
ansässigen „Nation“ bzw. „Nationen“ gegen
Zuziehende anderer Herkunft voraus. Etwa,
wenn Dathenus geradezu drohte, mit den
Flamen abzuziehen, wenn die Heidelberger
Wallonen nach Frankenthal kämen. Die 1582
geäußerten Vorbehalte, die deutschen Zuwanderer seien Leute ohne festen Wohnsitz
und geregelte Beschäftigung,5 scheint lange
nachzuwirken, und schaut man auf die
Vertretung der drei „Nationen“ im kommunal-
politischen Leben, so wird für die gesamte
Zeit vor dem 30-jährigen Krieg deutlich, dass
hier die Niederländer, die Flamen und Wallonen, dominieren.
Aber auch die Gegensätze zwischen
Flamen und Wallonen wirkten lange nach:
Noch 1667 werden solche Vorbehalte deutlich, wenn etwa der Rat in einem Bericht im
Zusammenhang mit der grassierenden „Contagion“ an die Regierung in Heidelberg
schreibt, man halte die Bevölkerung zu mehr
Sauberkeit und Reinlichkeit und Einhaltung
der Pestordnung an, aber es gäbe auch
„theils leuth, sonderlich [unter] den gemeinen Wallonen, [denen] die Unsauberkeit
gleichsam angebohren, undt die davon durch
keine Mittel und Wege abzuhalten seindt…“.6
Woher kamen nun die Exulanten? Wichtigstes Herkunftsgebiet ist Flandern. Mehr als
die Hälfte der Herkunftsangaben in den
Heiratsregistern der „niederländischen“ und
der „französischen“ Kirchengemeinden weisen
auf die historische Provinz Flandern hin, vor
allem auf das Gebiet des südwestlichen Teils
der Provinz. In Flandern hatte die Reformation bereits früh Eingang gefunden. Seit
1555 hatte die Verfolgung durch die Inquisition stark zugenommen. Erste Flüchtlingsbewegungen führten vor allem nach England.
Nach der Regierungsübernahme durch Maria
Tudor, „the bloody Mary“, setzte mit der Rekatholisierung Englands die erneute Flucht
der Niederländer ein, vor allem nach Deutschland. Hier war Wesel einer der bedeutendsten
Zufluchtsorte. Für viele Flüchtlinge ging der
Weg von hier aus weiter nach Deutschland
hinein, besonders nach Frankfurt. Das wirtschaftlich führende Großbürgertum der lutherischen Stadt unterstützte die calvinistischen
Glaubensflüchtlinge, und um 1560 gehörten
etwa 20 Prozent der Bevölkerung der flämischen und französisch/wallonischen Sprachgruppe an, die besonders neue Produktionsweisen der Textilherstellung und -verarbeitung mitbrachten, vor allem „nichtzünftig“
arbeiteten. Wirtschaftliche Spannungen mit
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den Zünften waren damit vorprogrammiert,
die sich mit religiösen Spannungen verbanden: die orthodoxe lutherische Geistlichkeit
auf der einen Seite, auf der anderen strenge
Calvinisten wie Dathenus und von der Heyden.
Die Folge war eine neue Abwanderung, die
1562 die Gruppe um Dathenus nach Frankenthal brachte. Ihre Gründe schildert Dathenus selbst in einem in Heidelberg gedruckten
Büchlein (siehe das Bild auf dem Umschlag).7
Zur religiösen Verfolgung in den Niederlanden gesellten sich wirtschaftliche Probleme: Mitte der 60er Jahre wurde das Textilgewerbe in den Städten und Dörfern des
Südwestens besonders stark betroffen: Arbeitslosigkeit und Lohnsenkungen waren die
Folge.8 Die Spannungen entluden sich im
Bildersturm vom 1566. Die Reaktion darauf
war die erneut verstärkte Verfolgung der
Ketzer mit Todesurteilen, Enteignung und
Verbannung. Wie Bemerkungen in den Ratsprotokollen erahnen lassen, war eine Reihe
dieser flandrischen „Erstfamilien“ von der
Inquisition mit Konfiskation des Vermögens
und Verbannung bestraft worden. Zu Tausenden verließen flandrische Weber ihre
Heimat.9 Von den 58 im Jahre 1562 nach
Frankenthal gekommenen Exulanten stammt
rund die Hälfte aus Flandern, 17 sind dem
Textilgewerbe zuzuordnen, wie überhaupt das
frühe Frankenthal eine ausgesprochene
„Textilstadt“ war.
Blickt man auf die Ortsnennungen, etwa
bei den Traudaten bis 1620, lässt sich eine
Verdichtung der Herkunftsorte im südlichen
Flandern erkennen. Besonders häufig in Kirchenbuch und Ratsprotokollen wird Oudenaarde genannt, elfmal, oft auch Dörfer im
näheren Umkreis. Die Stadt an der Schelde
war neben Brüssel das wichtigste Zentrum
der flämischen Wandteppichproduktion. Dort
hatte sich im 14./15. Jahrhundert die Teppichwirkerei entwickelt, und 1539 sollen in
der Stadt und ihrem Umland 12.000 bis
14.000 Menschen in den Werkstätten der Teppichwirkerei gearbeitet haben.10 Oudenaarde
4
hatte sich in dieser Zeit zu einer „Industriestadt“ entwickelt mit großen Unternehmen
und Kleinwirkern, wobei ein einziger Großwirker bis zu 60 kleine Betriebe beschäftigte.
Auch dies dürfte in Frankenthal, wenn auch
in kleinerem Maßstab, der Fall gewesen sein,
denn nur so lassen sich die unterschiedlichen
Vermögensangaben der Frankenthaler „Tapissierer“ in den Steuerlisten von 1584 und
1592 erklären. Mitte des 16. Jahrhunderts
setzte in Oudenaarde die Krise ein. Um 1566
sollen in Oudenaarde und Umgebung etwa
8.000 Menschen arbeitslos gewesen sein.
Dazu kam noch die Reformation, die besonders unter den Teppichwirkern viele Anhänger
fand. Die Eingriffe der staatlichen und kirchlichen Macht zwangen viele zur Auswanderung.11 Unter den ersten Bürgern Frankenthals sind drei Teppichwirker, wahrscheinlich
aus Oudenaarde. Die Ankunft weiterer Tapissiers führte vor allem nach 1580 zu einer
Ausweitung des Gewerbes. Gegenüber den
vom Textilgewerbe bestimmten Gebieten treten die traditionellen reichen flandrischen
Gewerbe- und Handelsstädte Brügge und
Gent völlig zurück: Brügge wird in keinem der
Kirchenbücher genannt, Gent achtmal im niederländischen Kirchenbuch.
Wallonen kamen aus der Gegend von
Lille (Rijssel), Tournai (Dornijk), dem Norden
Frankreichs, dem Artois mit Arras, der Picardie und der Gegend von Cambrai. Schwerpunkt vor allem wallonischer Einwanderer
war das Maasland, in dem schon früh die
Reformation Fuß gefasst hatte. Hier zwang
nach der Wiederherstellung der spanischen
Herrschaft in Limburg und Maastricht vor
allem die Gegenreformation im Fürstbistum
Limburg viele Protestanten Ende der 70er
Jahre des 16. Jahrhunderts zur Auswanderung, was sich im französischen Kirchenbuch
Frankenthals mit 19 Eintragungen der Herkunft aus dem „Pays de Lemburg“ niederschlägt. Neben diesem Gebiet kam die Mehrzahl der Frankenthaler Wallonen aus dem
südlich daran anschließenden Franchimont
und dem Gebiet der Abtei Stavelot-Malmedy.
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Das Zentrum der wallonischen Zuwanderung nach Frankenthal aus dem Maasland
liegt zwischen Lüttich und Verviers, die beide
sehr häufig genannt werden; Verviers und
seine nächste Umgebung z.B. 32 Mal, Lüttich
selbst wird zehnmal genannt, das „pay de
Liège“ 15 Mal, Stavelot achtmal, die gesamte Region ist über 100 Mal im französischen
Kirchenbuch erwähnt.
Ein dritter Schwerpunkt der Zuwanderung aus den spanischen Niederlanden bildet
Brabant. Zentren der Zuwanderung sind
Brüssel und Antwerpen, die beiden großstädtischen Zentren der Spanischen Niederlande.
Hier steht Frankenthal nicht allein. In den
meisten Exulantensiedlungen kommt Zuwanderern aus diesen beiden Städten eine besondere Stellung zu, vor allem in ihrem wirtschaftlichen Gewicht. Die Handelsmetropole
und Hauptstadt Brabants, Brüssel, wird 35
Mal im niederdeutschen Kirchenbuch als Herkunftsort eines Ehepartners genannt, und
auch bei den Herkunftsorten neu aufgenommener Bürger in den Ratsprotokollen nimmt
Brüssel eine überragende Stellung ein. Noch
vor Brüssel am häufigsten als Herkunftsort
erwähnt mit 38 Nennungen wird Antwerpen.
Andere brabantische Städte spielen nur eine
untergeordnete Rolle. Während die Zuwanderer aus Flandern und der Wallonie meist besitzlose Handwerker waren, kamen aus den
beiden brabantischen Zentren dagegen „in
erster Linie jene Kaufleute, Unternehmer und
Künstler, die den Reichtum Frankenthals und
seinen Ruhm als Produktionsstätte für feine
Textilien, Posamenten, Tapisserien und Goldschmiedearbeiten begründeten.“12
Beim Blick in die Ratsprotokolle und
besonders in die Steuerlisten von 1584 und
1592 wird deutlich, dass die ehemaligen
Bürger von Brüssel und Antwerpen vielfach
auch Kapitalvermögen mitbrachten. Vor allem unter den Gold- und Silberschmieden,
Diamantschleifern und Malern finden sich
viele, die nicht in den beiden Städten geboren,
sondern wegen der besseren Ausbildungs-
Porträtmedaillon mit dem Bildnis des Silberschmiedes Claude de
la Cloche, um 1580 bis 1591 in Frankenthal tätig, 1587 bis 1589
Ältester der wallonischen Kirchengemeinde. Erkenbert-Museum
Frankenthal.
und Arbeitsmöglichkeiten einige Jahre vor
ihrer Emigration dort zugezogen waren.
Aus Antwerpen kam z. B. der wohl bekannteste und wichtigste der Frankenthaler
Maler, Gillis van Coninxloo, der nach zweijährigem Aufenthalt in Antwerpen 1587 in
die Pfalz, nach Frankenthal, zog. Er ging aber
bereits 1595 wieder in die Niederlande zurück, diesmal jedoch in die nördlichen
Niederlande, nach Amsterdam. Aus Brüssel
stammte die Familie van Orley, die um 1570
nach Frankenthal kam und deren Mitglieder
hier als Goldschmiede und Teppichwirker tätig waren. Brabantischer Herkunft, speziell
aus Antwerpen, war eine größere Zahl der
Frankenthaler Juweliere. Sie unterhielten auch
enge berufliche und familiäre Beziehungen
zum Handelsplatz Frankfurt und waren maßgeblich am Aufbau des Edelmetallgewerbes in
Neu-Hanau beteiligt.
Besonders bei den Exulanten aus Brabant
ist zu beobachten, dass sie weiter Verbin5
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dungen zur alten Heimat besaßen. Immer
wieder werden in den Ratsprotokollen Reisen
in die Niederlande genannt, für die man um
Ausstellung von Pässen bat, und besonders
in Erbschaftsfällen zeigen sich solche Verbindungen bis in die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg.
Die nördlichen sieben niederländischen
Provinzen, das Gebiet, aus dem sich die heutigen Niederlande herausbildeten, spielen als
Herkunftsgebiet der frühen Frankenthaler nur
eine untergeordnete Rolle. Nur Amsterdam
und Leiden werden hier mehrfach genannt.
Wenn man sich mit der Zuwanderung
nach Frankenthal im 16. Jahrhundert beschäftigt, muss man natürlich auch die sogenannte „Sekundärmigration in Deutschland“
im Auge behalten, d.h. die Zuwanderung aus
deutschen Exulantensiedlungen. Am bedeutendsten ist natürlich für die Entstehung und
erste Entwicklung Frankenthals Frankfurt, was
die Erstansiedlung 1562 deutlich zeigt, denn
alle 58 Unterzeichner der Kapitulation vom
13. Juni 1562 kamen von der Zwischenstation Frankfurt, und bis zur Jahrhundertwende
blieb die Frankfurter Fremdenkolonie wichtige Durchgangsstation nach Frankenthal. Bis
in die 1580er Jahre haben wir es in Frankenthal vor allem mit „indirekter Zuwanderung“
zu tun, mit Zuzügen aus anderen Fremdenkolonien. War doch Frankenthal bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts der wichtigste Ort, an
dem niederländische Calvinisten unter sich in
ihrer Muttersprache leben konnten.
Aus dem pfälzischen/kurpfälzischen
Raum wäre als Herkunftsort für Zuwanderungen nach Frankenthal zunächst Heidelberg
zu nennen, von wo 1577/78, zusammen mit
Schönauer Exulanten, Wallonen und auch
Franzosen/Hugenotten nach Frankenthal kamen, einige davon über die Zwischenstation
der lutherischen Reichsstadt Worms.
Aus der 1579 von Schönauer Exulanten
gegründeten Ansiedlung in Otterberg13 kamen später nur wenige Mitglieder nach Frankenthal. Wesentlich häufiger führte der Weg
6
über Lambrecht14 nach Frankenthal, vielleicht mit dadurch bedingt, dass auch viele
der Lambrechter Exulanten aus dem mittleren
Maasland um Lüttich und Verviers stammten.
Auch die wirtschaftlich langsame Entwicklung Lambrechts mag mit ein Grund sein,
weshalb mancher von dort nach Frankenthal
zog, vor allem nachdem hier auch eine wallonische Kirchengemeinde entstanden war.
Bei den Zuwanderern aus dem im Elsass
gelegenen Pfalzburg, das recht häufig genannt wird, dürfte es sich um Personen handeln, die in dem 1570 von Georg Johann I.
von Pfalz-Veldenz als Zufluchtsort für Protestanten aus dem angrenzenden Herzogtum
Lothringen gegründeten Städtchen Station
gemacht hatten und von dort in Orte weiter
zogen, die ihnen bessere wirtschaftliche
Möglichkeiten boten. Wenn Genf gelegentlich
als Herkunftsort genannt wird, dürfte es sich
meist um eine Zwischenstation der betreffenden Personen handeln.
Schwieriger wird es bei der Herkunftsangabe Sedan. Waren diese Frankenthaler
Neubüger dort geboren, oder, wie viele andere, aus Flandern oder Brabant nach Sedan
gekommen und dann nach Frankenthal weitergewandert? Ähnliche Probleme dürften
sich bei vielen Nennungen von Metz ergeben.
Bei den zehn Nennungen sind nur zwei der
Genannten sicher „native de Metz“.15
Lässt man die Geistlichen der französischen Gemeinde außer Betracht, lassen in
der Zeit vor 1600 nur wenige Herkunftsorte
auf Hugenotten schließen. Wenn im Kirchenbuch Orte wie Troyes oder Bar le Duc als Herkunftsorte genannt werden, sind sicherlich
Hugenotten angesprochen, liegen doch diese
Orte in hugenottischen Ballungszentren.16
Auf Gleiches dürften etwa Herkunftsangaben
wie „aus der Champagne“ schließen lassen.
Für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts
besitzen wir kaum Nachrichten über die
Herkunft Frankenthaler Neubürger, doch ist
kaum anzunehmen, dass sich in der Zeit des
30-jährigen Krieges Hugenotten Frankenthal
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als Anlaufstätte aussuchten, das 1623 bis
1632 und 1635 bis 1652 von den Spaniern besetzt war. Nach deren Abzug bleiben nur die
drei Jahrzehnte, die Kurpfalz noch durch die
Kurfürsten Karl Ludwig und Karl aus dem Haus
Pfalz-Simmern regiert wurde, in denen Frankenthal Hugenotten angezogen haben könnte.
Die Jahre nach dem Dreißigjährigen
Krieg waren für die Kurpfalz eine ausgesprochene Zeit der Zuwanderung, denn die Bevölkerung des Landes war um rund 50 Prozent
gesunken. In den Jahren der langsamen Erholung begegnen uns in den Kirchenbüchern
und bei den Bürgeraufnahmen als Herkunftsorte außerhalb des Reichsgebietes auch altbekannte Namen aus den spanischen Nieder-
landen, wie etwa Poperinge, Valenciennes,
Lille, Leiden, oder als Landschaftsangaben
Flandern und „Welschbraband“. Aber auch
Ortsangaben, die auf hugenottische Neubürger hindeuten, wie z.B. St. Lô, tauchen
auf, oder wenn 1661 bei Benjamin Piom von
Metz ausdrücklich vermerkt wird „Bürger von
Paris“.17 Calais und sein Umland wird mehrmals genannt, und 1687 bei der Bürgeraufnahme von „Jacob Kalff, aus Franckreich
aus Gain bey Cales (Calais) bürtig“ wird ausdrücklich angemerkt: „und weilen derselbe
von Kind auf der Religion halber mit seinen
Eltern entwichen, hat derselbe keinen geburttsbrief beybringen können“.18
Erste Seite des Protokollbuchs der wallonischen Kirchengemeinde 1659 – 1765.
Daneben wird in dieser Zeit eine Vielzahl
von Orten aus ganz Deutschland
genannt, vor allem auch aus der
näheren pfälzischen Umgebung.
Entscheidend für die Zuerkennung des Bürgerrechts war der
„Geburtsbrief“, die Bestätigung
der ehelichen Geburt und zunächst noch die Bestätigung der
reformierten Taufe. Nach dem
Tod des letzten Kurfürsten der
reformierten Linie Simmern des
pfälzischen Kurhauses, Kurfürst
Karl II. (1680-1685), und dem
Übergang der Kurwürde an die
katholische Linie der pfälzischen
Wittelsbacher, Pfalz-Neuburg,
trat auch für die Bürgeraufnahme eine Wende ein. Kurfürst Philipp Wilhelm (16851690) erklärte bei seiner Ankunft in Heidelberg, dass fortan
auch Katholiken und Lutheraner
freies „Religionsexercitium“ genießen sollten und damit auch
Aufnahme in Frankenthal finden
konnten. Die drohende Auseinandersetzung mit Frankreich um
das Erbe der mit dem Bruder Ludwigs XIV. verheirateten Schwester Karls II, Elisabeth Char7
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lotte, wurde zumindest für die reformierten
Kurpfälzer zunächst in den Hintergrund
gerückt durch die Folgen der Aufhebung des
Toleranzediktes von Nantes 1685. Die einsetzende Refuge, die Flucht der Hugenotten,
berührt auch Frankenthal. Die Hilfe für
Réfugiés aus Frankreich und Piemont durch
die Frankenthaler begegnet uns im Protokollbuch der französischen Gemeinde und in
Ratsprotokollen erstmals im November 1687.
Sicherlich war man gerade in Frankenthal der
Tatsache eingedenk, dass vor einem Jahrhundert die Stadt selbst als Flüchtlingsgemeinde entstanden war. Im Dezember
sandten die drei reformierten Kirchengemeinden 150 Gulden nach Heidelberg als Hilfe für
400 „pauvres éxilés“, die in Heidelberg und
Umgebung versorgt wurden,19 und im Januar
1688 nahm man in Frankenthal 25 Erwachsene und fünf Waisen auf.20. Auf Dauer konnten sie aber nicht in Frankenthal bleiben.
Wahrscheinlich zogen sie bei der Annäherung
der französischen Armee vor der Stadt im
Herbst 1688 weiter. Spätestens aber mit dem
Stadtbrand am 25. September 1689 mussten
sie mit den Einwohnern Frankenthals weiter
flüchten: Nach 127 Jahren war Frankenthal
wieder ohne Bewohner, jetzt aber als unwirtliche Trümmerstätte.
Anmerkungen
1Heinz Schilling, Religion, Politik und Kommerz. Die europäische Konfessionsmigration des 16. Jahrhunderts und ihre
Folgen, in: Kunst, Kommerz, Glaubenskampf. Frankenthal um
1600, hrsg. v. Edgar J. Hürkey, Frankenthal 1995, S. 29-36,
hier S. 32.
2Adolf van den Velden, Registres de l’Église réformée
Néerlandaise de Frankenthal au Palatinat 1565-1605. Bd. I:
Registres des Baptêmes, Bruxelles, 1911; Bd. II: Registres des
Mariages, Bruxelles 1913, hier Bd. I, S. X.
3Adolf van den Velden, Das Kirchenbuch der französisch reformierten Gemeinde Heidelberg 1569-1577 und Frankenthal
1577-1596, Weimar 1908.
4Stadtarchiv Frankenthal (StadtA Frankenthal), XVI/1/5.
5Fr. W. Cuno, Geschichte der wallonisch-reformierten Gemeinde
zu Frankenthal, in GHV, III. Zehnt, Heft 3, 1894, S. 12.
6StadtA FT, I/1/197, S. 12.
7Petrus Dathenus, Kurtze und Wahrhafftige erzelung welcher
massen den Frantzösischen und Niederlländischen verjagten
Christen in der Statt Franckfurt am Mayn ettlich Jar die
offentliche predigt Göttlichen worts und ausspendung der H.
Sacramenten wie ihrer sprach verstattet und auß was ursach
ihnen nachmals solches verbotten worden ist. Gedruckt in der
Churfürstlichen Statt Heydelberg durch Christoff Löw und
Johan Lanteclos Im Jar M.D.XCVIII.
8Elisabeth Bütfering, Niederländische Exulanten in Frankenthal: Gründungsgeschichte. Bevölkerungsstruktur und Migrationsverhalten, in: Kunst, Kommerz, Glaubenskampf (wie Anm.
1), S. 37-47.
9R. van Roosbroeck, Emigranten. Nederlandse vluchtelingen in
Duitsland (1550-1600), Löwen 1968.
10Erik Duverger, Bildwirkerei in Oudenaarde und Frankenthal, in:
Kunst, Kommerz, Glaubenskampf (wie Anm. 1), S.86-96, hier S. 86.
11Ebd., S. 86 f.
12Ernst Merkel, Frankenthal eine herrliche Stadt, in: Frankenthal
einst und jetzt 1973, H. 2, S. 12-16.
13Zu Otterberg s. etwa Gerhard Kaller, Geschichte von Kloster
und Stadt Otterberg, 2 Bde., Otterbach (1976 u. 1981).
14Zu Lambrecht s. etwa Ernst Collofong, Die Entstehung der
Lambrechter Wallonengemeinde, in: Blätter für pfälzische
Kirchengeschichte 39 (1972), S. 16-24.
15van den Velden (wie Anm. 3), S. 75.
16W. Bleuleke, Studie zur Refuge in Deutschland und zur Ursprungsheimat der Mitglieder, in: GHV, XVI. Zehnt, H. 3, 1966,
S. 45-49.
17StadtA Frankenthal, I/1/104, Ratsprotokoll v. 6.2.1661.
18StadtA Frankenthal, I/1/119, Ratsprotokoll v. 9.6.1687.
19StadtA Frankenthal, XVI/1/4, fol. 107.
20StadtA Frankenthal, I/1/119, Ratsprotokoll v. 31.12.1687 und
XVI/1/4, fol. 108.
Volker Christmann
schaftliche und vor allem auch familiäre
Beziehungen bestanden, wurde zum Hauptzufluchtsort vieler Frankenthaler. Viele „Niederländer“ zogen in die alte Heimat bzw. die
nördlichen Niederlande, die Wallonen gingen
mit der Mannheimer Wallonengemeinde über
Hanau nach Preußen, vor allem nach Magdeburg und Halle. Als am 4. Juli 1691 erstmals
wieder deutsche Truppen nach Frankenthal
kamen, standen hier keine zehn Häuser mehr.
Erst nach dem Frieden von Rijswijk 1697
konnte an die Überwindung der Kriegsschäden gedacht werden.
FRANKENTHAL
einst und jetzt 2012
Zuwanderung nach
Frankenthal im 18.
Jahrhundert
D
ie Auswirkungen des Pfälzischen
Erbfolgekrieges erwiesen sich für
Frankenthal wie für viele andere
Orte der Region als „demographische Katastrophe“.1 Beim Stadtbrand 1689 hatte die
gesamte Bevölkerung die Stadt verlassen
müssen. Hanau, mit dem vielfältige wirt8
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In Hanau amtierten „in Exilio als Überbliebe des Raths der Churfürstlichen Statt
Frankenthal“2 Jacob Behaghel der Ältere, der
am 26. November 1688 zum Bürgermeister
gewählt worden war, Reinhard Hennjardt und
Sebastian von der Borcht, und die in Frankenthal tätigen sechs „Vorsteher“ holten sich
Anweisungen und Rat in Hanau. Die erste
protokollierte Sitzung dieses „Rates“ fand am
30. Januar 1697 in Hanau statt, gemeinsam
mit einigen aus Frankenthal gekommenen
Vorstehern. Erst am 11. Juni 1698 wird im
Protokoll vermerkt, dass die Sitzung in Frankenthal stattfinde.
Eine Hauptsorge des Rates in Verbindung mit der kurpfälzischen Regierung, die
zunächst noch in Frankfurt amtierte, galt der
Wiederbesiedlung der Stadt. Man war bemüht, ehemalige Bürger zur Rückkehr nach
Frankenthal zu bewegen, aber auch neue
Bürger zu gewinnen.
Die erste in den Ratsprotokollen notierte Bürgeraufnahme erfolgte noch in Hanau:
Philipp Schäfer, Bäcker aus Schlüchtern, wurde als Bürger und in die Bäckerzunft aufgenommen, legte den Bürgereid ab und zahlte
sieben Gulden „Bürgergeld“; wenn der Kurfürst seinen Anteil am Bürgergeld nicht nachlasse, solle er auch diesen Teil zahlen.3 Bei
der ersten Ratssitzung in Frankenthal am 11.
Juni 1698 wurde Veltin Laux aus Mörsch ge-
stattet, nach Frankenthal zu ziehen. Wegen
des von ihm gewünschten Hausplatzes sollte
er sich mit dessen bisherigem Besitzer in
Verbindung setzen und dessen Genehmigung
einholen.4
Im November 1698 lebten in der Stadt
33 Bürger und 67 sonstige Einwohner, also
100 Haushaltungsvorstände,5 was höchstens
500 Personen entspricht. In den nächsten
vier Jahren zog etwa die gleiche Zahl von
Bewohnern zu, denn im August 1702 lebten
1.021 Menschen in der Stadt,6 und für 1720
lassen sich aus einer Religionsstatistik etwa
1.600 Einwohner errechnen.7 Schon diese
Entwicklung macht deutlich, dass bereits im
ersten Viertel des 18. Jahrhunderts eine große Zahl von Zuwanderern nach Frankenthal
kam. Wenn dann die Bevölkerungszahl bis
1790 auf rund 4.000 Einwohner anwuchs,
lässt sich dies nicht mit natürlichem Bevölkerungswachstum durch Geburtenüberschuss erklären, sondern nur durch einen
ständigen Zuzug von außen, durch Zuwanderung nach Frankenthal.
Eines der größten Probleme Frankenthals in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts zu kämpfen hatte, war die niedrige
Bevölkerungszahl. Deshalb enthielten alle
Privilegien dieser Zeit entsprechende Vergünstigungen. Das Hauptaugenmerk der Regierung richtete sich vor allem auf Neubür-
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Frankenthal von Süden um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Erkenbert-Museum Frankenthal.
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ger, die sich in Frankenthal als Fabrikanten
betätigen wollten. Es ist schwer, die Entwicklung der Bevölkerungszahl über das
ganze Jahrhundert zu verfolgen, da genauere
Zahlen erst im letzten Viertel des Jahrhunderts zur Verfügung stehen.
Das Recht, Bürger und Beisassen aufzunehmen, stand zunächst dem Rat der Stadt
alleine zu, 1751 zog jedoch die Regierung
dieses Recht an sich und teilte dem Rat mit,
er solle, bei Vermeidung einer hohen Strafe,
„sich nicht unterstehen, jemanden ohne Vorwissen und Erlaubnis der Churfürstl. Landsregierung zum Bürger oder Beisaßen daselbst
auff- und anzunehmen.“8
Da sich trotz der 1699 gewährten Vergünstigungen die Einwohnerschaft nicht wesentlich vermehrt hatte, wurde 1745 bis 1758
in den Privilegien das Einzugsgeld auf die
Hälfte reduziert: Zuziehende aus fremden
Territorien zahlten bei einer Niederlassung in
Frankenthal in dieser Zeit statt 40 „nur“ 20
Gulden, Kurpfälzer zehn Gulden. Zudem
erhielten sie Zollfreiheit auf ihren Hausrat.
Den Einwohnern von Frankenthal wurde Freiheit von Leibeigenschaft und Frondiensten
zuerkannt, ausdrücklich ausgeschlossen blieb
jedoch bis 1771 der Zuzug von Mennoniten
und Juden.
Woher der potentielle Neubürger kam,
spielte im 18. Jahrhundert keine Rolle,
gleichgültig ob er aus dem kurpfälzischen
Eppstein, dem wormsischen Mörsch, der
Hansestadt Hamburg oder aus Paris kam.
Entscheidend war zunächst die Freiheit von
Leibeigenschaft und „ordentliche“, d.h. eheliche Geburt, nachzuweisen etwa durch Bestätigung des Rates seiner Geburtsgemeinde
und Taufschein. Außerdem musste der Antragsteller das „nötige Alter“ haben, 22
Jahre. Gefordert wurde weiter, dass er einen
Beruf erlernt hatte und Vermögen besaß, für
Frankenthal bzw. die Kurpfalz waren das 500
Gulden, die später auf 400 Gulden heruntergesetzt wurden. Wer weniger Vermögen besaß, erhielt den Status eines Beisassen.
10
Billig war das Bürgerwerden nicht. Zu
zahlen war ein „Bürgergeld“, evtl. auch für
die Ehefrau, in Höhe von 20 bzw. 40 Gulden,
von Kurpfälzern, oder wenn mit dem betreffenden Land ein Vertrag bestand, die Hälfte.
Dazu kam noch ein „Eimer-“ oder „Feuergeld“, d.h. eine Gebühr für zwei Feuereimer.
Erst nach Zahlung dieser Gelder erfolgte die
Einschreibung in die Liste der Bürger.
Da in einzelnen Berufen in Frankenthal
immer wieder Mangel herrschte, wich man
wiederholt von den vorgegebenen Maßstäben
ab. So schrieb 1770 die Regierung an den
Rat, dass in ihrem Beruf „tüchtigen und vorzüglich bewanderten Professionisten“ in
Frankenthal das Bürger- und Zunftrecht unentgeltlich zu verleihen sei.9 Auch durch Anzeigen in verschiedenen Zeitungen suchte der
Rat „Professionisten“ nach Frankenthal zu
bringen.
Vor allem nach 1771 mit der Festschreibung der Rolle der Kommerzienkommission und der Scheidung der Bewohner
Frankenthals in Bürger- und Fabrikenstand
lässt sich die Zuwanderung nach Frankenthal
nur noch für die Angehörigen des Bürgerstandes greifen. So ist etwa der 1774 aus
Worms nach Frankenthal verzogene Stückund Glockengießer Georg Friedrich Schrader
kein Frankenthaler Bürger, sondern wird 1775
beim „Status sämtlicher Fabriquen“ unter
den „Künstlern in verschiedenen Gattungen“
aufgeführt.10 Im Gegensatz etwa zu dem
Schlosser Johann Christoph Sprinkhorn aus
Hamburg. Der Vierzigjährige war, da er aus
einer Reichsstadt kam, frei von Leibeigenschaft und nach Ausweis des Magistrats von
Hamburg von ehelicher und guter Herkunft.
Aber Vieles sprach gegen ihn: Er hatte nur
ein Vermögen von 200 Gulden, die Frankenthaler Schlossermeister beschwerten sich, da
hier die Zahl der Schlosser „erklecklich“ sei,
außerdem wollte er eine „Ausländerin“, eine
Frau aus Grünstadt, heiraten. Da er aber in
seinem Beruf „ganz besonders geschickt“ sei,
sprach sich der Rat für ihn aus und die Regie-
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rung nahm ihn als Bürger und
Schlossermeister in Frankenthal an.11 Für recht viele Handwerksgesellen gab es einen
anderen Weg, Meister- und
Bürgerrecht zu erhalten: Sie
heirateten die Witwe ihres bisherigen Meisters, was die
Weiterführung des Betriebes
und vor allem auch eine bessere Versorgung vorhandener
Kinder bedeutete.
Im Bereich des Handwerks war es vor allem die
Weberei und Tuchherstellung,
die durch Zuwanderung wieder
in die Stadt zurückkehrte,
nachdem Frankenthal im 16./
17. Jahrhundert vor allem eine
„Tuchstadt“ war. 1747 kamen
zwölf Tuchmacherfamilien aus
Seligenstadt am Main nach
Frankenthal, sodass es nach
über einem halben Jahrhundert wieder eine Tuchmacher- Bronzeglocke, gegossen 1785 in Frankenthal von Georg Friedrich Schrader für die reformierzunft in der Stadt gab. 1752 te Gemeinde Morschheim. Aufnahme: Deutsches Glockenarchiv Nürnberg.
drei italienische Familien aus seinem Heimatgründete der aus Straßburg kommende Daniel
ort Rovereto bei Venedig nach Frankenthal,
Bechtel eine Tuchmanufaktur. Für sie holte er
um die einheimische Bevölkerung in der Gemit Unterstützung der Kommerzienkommission
winnung der Seide und im Seidespinnen an1764 nochmals 32 Familien aus Seligenstadt
zulernen.13 Neben ihnen sind in der Stadt
nach Frankenthal. Da sie bei einer Manufaknoch vier weitere Italiener nachzuweisen, ein
tur beschäftigt waren, erscheinen sie alle
Zinngießer und drei Handelsleute.
nicht bei den Bürgeraufnahmen. 1770 ordnete die Regierung an, die in der „TuchfabriÜberhaupt lässt sich beim Blick auf die
que“ arbeitenden Meister unter Befreiung
Gründer bzw. Unternehmer der Manufakturen
vom Einzugsgeld in die Bürgerschaft und die
Frankenthals feststellen, dass alle „von ausTuchmacherzunft aufzunehmen.12
wärts“ nach Frankenthal kamen. Vor allem,
wenn der Betrieb auf Mitarbeiter mit besonWährend im Bereich der Tuchherstellung
deren Fachkenntnissen angewiesen war,
die Manufakturgründer und wichtigen Mitkamen diese in der Regel von außerhalb. Wie
arbeiter alle aus Deutschland bzw. dem Elsass
etwa der Buchdrucker Bernhard Friedrich
stammen, kommen wichtige Mitarbeiter im
Gegel, geboren in Kürnbach im Schwarzwald,
Bereich der Seidenproduktion aus Frankreich
der 1774 seine Druckerei von Speyer hierher
bzw. Italien, zum Teil gefördert von der wichverlegte, und die Drucker, die an seinen
tigsten Figur des Aufstiegs Frankenthals zur
Pressen arbeiteten, waren sicher mindestens
Musterfabrikstadt der Kurpfalz, dem gebürtizum größten Teil keine Frankenthaler.
gen Italiener Fontanesi. Er holte z. B. 1781
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In besonderem Maße trifft diese Beobachtung auf die Porzellanmanufaktur zu. Hier
kamen nicht nur die ersten Mitarbeiter mit
der „Gründerfamilie“ Hannong zusammen aus
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Titelblatt eines bei Gegel gedruckten Werkes, 1789. Bibliothek
des Frankenthaler Altertumsvereins.
Straßburg, sondern auch im weiteren Verlauf
der Manufakturgeschichte alle wichtigen
Beschäftigten wie Modellmeister, Bossierer,
Maler usw. von anderen Manufakturen nach
Frankenthal.
Aber auch der Bereich der Schulen und
Kirchen lebt von der Zuwanderung, hier vor
12
allem aus dem kurpfälzischen Territorium.
Hier wäre besonders das Philanthropin zu nennen, dessen beide Vorsteherinnen aus der
französischen Schweiz kamen, ebenso wie die
„Hausdamen“; einer der Lehrer war
Franzose.
Weiterer Zuzug von außerhalb
brachte die Erlaubnis der Niederlassung von Juden in Frankenthal
seit 1771, beginnend mit Maier
Levi aus Sembach im Westrich,
deren Zahl sich bis 1791 auf elf
Familien erhöhte.14
Durch Zuwanderung bestimmt
ist auch die Entstehung der Mennonitengemeinde in Eppstein. Sie
steht in Zusammenhang mit der
Auswanderung von Täufern aus der
Schweiz gegen Ende des 17. Jahrhunderts und 1711. Ende 1699
waren in Eppstein zwei Familien
ansässig, 1752 lebten hier 14 Familien mit insgesamt 72 Personen.
Würde man versuchen, die
Herkunftsorte der Frankenthaler
Neubürger des 18. Jahrhunderts
auf einer Karte festzuhalten, würde
diese im deutschen Sprachgebiet
von Hamburg bis ins Elsass,
„teutsch Lothringen“ und die
Schweiz, vom Ermland über Schlesien bis Prag, Wien und Tirol reichen. Innerhalb Deutschlands häufiger genannt werden die Territorien Ansbach und Hessen-Kassel
sowie das wittelsbachische Gebiet
von Sulzbach in der Oberpfalz.
Deutlich ergibt sich eine Verdichtung im Umkreis von etwa 100 km um Frankenthal. Von Städten und Gemeinden im näheren Umfeld werden vor allem Heidelberg,
Mannheim und Worms genannt, von kleineren
Städten und Landgemeinden Grünstadt, Lambsheim, neben den heutigen Vororten noch Dirmstein und Hessheim. Zusammenfassend kann
man sagen: Es war ein lebendiger Strom, der
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das ganze 18. Jahrhundert hindurch mehr
oder minder stark unserer Stadt immer wieder
neues Leben zuführte und erst gegen Ende
des Jahrhunderts vor allem im Zusammenhang mit den Revolutionskriegen ab 1792
zum Erliegen kam.
Anmerkungen
1Heinz Schilling, Die Stadt in der frühen Neuzeit, München
1993. S. 16.
2Stadtarchiv Frankenthal, I/1/121, Ratsprotokoll v. 20.1.1699.
3Stadtarchiv Frankenthal, I/1/121a,, fol. 151f, Ratsprotokoll v.
11.4.1697.
4Stadtarchiv Frankenthal, 1/121a, fol. 155, Ratsprotokoll v.
11.6.1698.
Roland Paul
Auf der Suche nach
einer neuen Heimat.
Auswanderer und Emigranten aus
Frankenthal
W
ar die Pfalz nach der großen Entvölkerung während des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekrieges bald zu einem regelrechten Einwanderungsland geworden, so
wurde sie schon im 18. Jahrhundert zu einer
klassischen Auswanderungsregion.1
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts finden wir die ersten Hinweise auf
Auswanderungen nach Übersee. Wallonen
und Hugenotten, protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und den Spanischen Niederlanden sowie Schweizer Mennoniten, die erst einige Jahre in der Pfalz gelebt hatten, waren die Vorreiter. Einige hugenottische Familien wanderten in den 1670er
Jahren in die englische Kolonie New York aus
und siedelten sich im Tal des Hudson an. Ihre
Siedlung nannten sie in Erinnerung an ihre
Zwischenheimat „New Paltz“.
Inspiriert von dem englischen Quäker
William Penn, der bei seinen Missionsreisen
in den 1670er Jahren auch im pfälzischen
Raum für die Besiedlung seiner in Nordamerika gelegenen Privatkolonie geworben
5Stadtarchiv Frankenthal, I/I/1/121, Ratsprotokoll v. 29.11.1698.
6Stadtarchiv Frankenthal, I/1/123, S. 179, Ratsprotokoll v.
14.8.1702; Druck: Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsverein 11 (1903), S. 40.
7Stadtarchiv Frankenthal, I/1/128, Ratsprotokoll v. 7.4.1718.
Heinz Günther Steiof, „Ein gar schön gebautes Städtchen“. Die
Baugeschichte der Stadt vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in: 425 Jahre Stadt Frankenthal. Beiträge zur
Stadtgeschichte, hrsg. v. Volker Christmann, Frankenthal 2002,
S. 73-89, hier S. 83.
8Stadtarchiv Frankenthal, I/1/217, S. 181.
9Stadtarchiv Frankenthal, I/1/166, Ratsprotokoll v. 15.3.1770.
10Kurze Vorstellung der Industrie in denen drey Haupt-Städten
usw., Frankenthal 1775, S. 142.
11Stadtarchiv Frankenthal I/1/220, fol. 79.
12Stadtarchiv Frankenthal I/1/221, fol. /221, Schreiben d.
kurpf. Regierung v. 5.11.1770.
13Stadtarchiv Frankenthal, I/1/494.
14LA Speyer, A2, 1012 und Stadtarchiv Frankenthal, I/1/46.
hatte, machten sich 1683 zunächst mehrere
Mennoniten- und Quäkerfamilien aus Krefeld
und der aus dem unterfränkischen Sommerhausen stammende Jurist Franz Daniel Pastorius in die „Neue Welt“ auf. Bei Philadelphia
legten sie die Siedlung Germantown an, wo
sich bald auch mehrere Familien aus dem
Pfälzischen ansiedelten.
In Preußen lud der Große Kurfürst nach
der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685)
Tausende bedrängter französischer Glaubensflüchtlinge ein. Als kurze Zeit später der
Pfälzische Erbfolgekrieg über die Pfalz hereinbrach, machte sich auch die französischreformierte Gemeinde Mannheim auf den Weg
nach Preußen. Ihr schlossen sich zahlreiche
Mitglieder der französisch-reformierten Gemeinde Frankenthal unter Führung ihres
Pfarrers Burkhard Müller an. In Magdeburg,
Halle und Stendal gründeten sie „Pfälzer Kolonien“.2 Philipp Ernst Erpel, geboren 1656 in
Frankenthal, starb 1730 in Halle als „erster
Hauptmann der Pfälzer Kompanie Halle“ und
„ältester Vorsteher“ der reformieren Domkirche von Halle.3 Die aus Frankenthal geflüchteten Jakob Grandam I., Abraham Rummel, Charles Grammont, Philipp Riquet und
Jakob Grandam II. brachten es in Magdeburg
zu Bürgermeistern der dortigen Pfälzer Kolonie.4
Die erste große Massenauswanderung
aus der Pfalz nach Nordamerika setzte 1709
ein. Der äußerst harte Winter von 1708/09
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„Die 1709 in einem großen Elendsquartier in Blackheath bei London untergebrachten und auf die Weiterbeförderung nach Amerika wartenden Pfälzer Auswanderer, Kupferstich, 1740.“
hatte sich auf die Landwirtschaft und den
Weinbau katastrophal ausgewirkt. Die
Werbeschriften von Penn und Pastorius sowie
des württembergischen Pfarrers Josua Harsch
(genannt Kocherthal) hatten das Interesse
für das „Neue Canaan“ geweckt. Tausende
von Pfälzern zogen 1709 rheinabwärts, um
über Holland nach England zu gelangen, wo
man ihnen eine kostenlose Überfahrt nach
Nordamerika in Aussicht gestellt hatte. In
großen Elendslagern warteten sie im Süden
Englands auf ihre Weiterbeförderung. Viele
waren gezwungen, wieder die Rückreise anzutreten. Andere, nahezu 4.000 Pfälzer, wurden von der englischen Regierung in der
Nähe von Limerick in Irland angesiedelt, wo
sie anfangs „weder zu brocken noch zu
beißen hatten“, wie es hieß. Manche kehrten
enttäuscht wieder nach Hause zurück. Andere
blieben in Irland und wurden die Stammeltern vieler irisch-pfälzischer Familien.5
In den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts setzte sich die Auswanderung in die
englischen Kolonien in Nordamerika fort,
obwohl die südwestdeutschen Territorien, vor
allem die Kurpfalz, angesichts einer drohen14
den Entvölkerung Auswanderungsverbote erließen. Da ein großer Teil der Auswanderer
aus dem Bereich der Kurpfalz und des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken kam, wurde die Bezeichnung „Pfälzer“ oder „Palatine“ bald eine
gängige Bezeichnung für alle deutschen
Auswanderer schlechthin.
Die Zahl der Auswanderer, die im 18.
Jahrhundert aus deutschen Territorien, vor
allem aus der Pfalz, über Rotterdam nach
Philadelphia gezogen sind, wird auf etwa
110.000 geschätzt, überwiegend Angehörige
des reformierten und lutherischen Glaubens
sowie Mennoniten und Amische. Ganze Teile
des Landes Pennsylvanien und das nördliche
Maryland besaßen bald „einen gründlich
deutschen Charakter“, wie es in einem zeitgenössischen Bericht heißt. In den relativ
geschlossenen Siedlungen der Pennsylvaniendeutschen konnte sich auch die Mundart der
„Palatines“ weitestgehend erhalten.
Unter den Pfälzern, die im 18. Jahrhundert nach Amerika gezogen sind, waren auch
mehrere Frankenthaler, wie Johann Christoph
Hartmann und seine aus Baumholder stammende Frau Maria Susanna Böhmer (1767
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ausgewandert), Johann Wilhelm, Johann
Christoph6 und Johanna Friederica Lotschberg (Lotspeich), Kinder des Frankenthaler
Schneidermeisters Johann Conrad Lotschberg
und seiner Frau Catharina Elisabetha Wilhelmina Ladenberger. Von ihnen heißt es, sie
hätten sich in Virginia angesiedelt. Der
Frankenthaler Johann Heinrich Chembenois
ließ sich in Conestoga Township unweit von
Lancaster in Pennsylvanien nieder. Von dort
schrieb er mitten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg am 20. August 1779 nach
Hause: „Gott zum grus und Jesum zum Segen,
Eine kiendliche begrüßung, an euch liebe
Muter, und bruter wie auch an alle gute freind,
Waß mich und Meine frau angeht, seynt wir
gott sey dank noch frisch und gesund. Wir
haben Ein Kind und sein namen ist ihm geben
Elisabet Schembenonin. Wir haben eine harte
Zeit, es ist ein harter grich in unserm Land
schon 4 Jahr und eine sehr große teuerung,
daß Malter Korn gelt 48 großen thaler,7 daß
hundert oder cendner Weißmehl ist 25 Pfund
unser gelt, daß macht hundert und 15 gulden
teutsch gelt, daß malter haber 36 großen thaler, daß par neue Manschu 30 großen thaler,
daß fernsel8 saltz kost 18 pund. Ein lahrt9
hemder tuch 12 großen thaler, über haubt ist
alles so theuer daß man es schir nimmermehr
ausgesten kan, mihr müßen allen mit einander
melizen10 seyn, Wir sollen allen fechten, die
wilden leut seyn oben ihm land, die thuen gar
Viel schaden, sie machen gar viel wohnhaft
leut thot und der Englich genrahl mit seiner
arme ist unter uns da müßen wir zwey feind
ab halten, Wir stehen in sehr großer gefahr
Gott sey tausent mal gedankt, ich habe noch
niemal keine gefar gehabt, ich kann es gottlob
so weit noch recht gut machen ich habe 200
Acker land gelent uhm die helft, ich habe ein
knecht und eine magd, und ich muß ihnen
einen sehr großen lohn geben, ich habe die
letzte Ernd jedem taglöhner müßen 12 großen
thaler geben, da könd ihr denken daß ich selber hart schaffen mus, es ist alles so theuer
ein guter gaul kost biß 7, 8, 9 hundert und
auch 1000 Pund, die mas Wein kostet 32 thaler, die mas brandenwein kost 10 thaler, ein
thaler ist 7 shillen11 und 6 bens12 unsern gelt
20 schillen für 1 Pund.
Ihm dem Letzten Schreiben hab ich vernommen, daß ihr gern wißen möchte, woh
eure schwester die hane Marte ist und wie es
ihr get, ich aber nichts von ihr noch von ihren
Kindern weis, sie war frank und frey und ich
habe gehöret, sie habe ihre Kinder verkauft,
ich weis es aber nicht gewis, ob es wahr ist
aber so Viel weis ich, daß sie mich um 10
pund betrochen hat, daß macht 75 gulten, da
für hab ich sehr hart müßen schaffen, ich
habe auch manchmal darüber geweint, weil es
mein nächster blutsfreund war, und in einem
so fremden land, da ich weter Vater noch
Mutter weder freund noch feind gehat hab,
Aber ich habe alles gott anvertraut, ich will es
ihr auch nimmermehr gedenken, ich will ihr
alles vergeben, weiter wis ich nichs zu schreiben als seyd alle herzlich gegrüßet, grüßet mir
noch ein mahl mein Peter13 henrich Götz, aber
wann ich noch eins Von euch muter oder bruder Martin Schembeno bitten könnd oder von
meinem Peter henrich Götz, vor eine grosen
Bibel, weil ich großer liebhaber davon bin und
Keine zu bekommen ist ihn unsere gegent vor
kein gelt, ich will euch noch etwas schreiben,
daß neue Land war ein gut land und ein freü
land, aber ietzt ist es eine harte Zeit, mir
müßen so Viel herschaft gelte geben, daß
mancher arm werden wird, Von dem Johannes
Petri weis ich auch nichts, wir seyn ihn
Philadelphia von einander kommen, und keiner vom andern nichts gehört noch gesehen,
ich will auch euch wiesen lasen was meine
mönschte handtierung14 wahr, ich bin bey 11
Jahr immer fort auf der strasen gefahren, oft
von einer sehstatt15 zu der andre, bin auch
niemal auf keinem weg unglücklich gewest,
daß dank ich dem lieben gott tausentmal, und
war in ein so mancher gefahr, es ist kein halbe
stunt freie straß ihn dem neuen land alles waltung, Weiter weiß ich nichts mehr neues zu
schreiben, ich hab alles mit meiner eigene
15
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hand geschrieben, ich bitte euch haltet mir
gar nichts vor ungut, dann es ist alles aus
liebe geschehen, ich habe nichts dart-ton16
gewist, daß der mann nach Deutschland will
bis zwey Dag vorher, sonst hat ich euch ein
wenig teutlicher schreiben können, ich befehle mich und euch in den schutz des allerhöchsten, und verbleib ein getreuer sohn biß in den
tot. Wann ihr könnt so schreibt mir gleichwieder mit diesem Manne zurück, weil ich ihn gut
kenn, er nur eine kleine stund von mir wohnt,
seyd noch alle gegrüßt – Canastoke Dannschib
3 meil von lancäster 20. Augst 1779. Gott
gebe Henrich Schembeno und euch viel Friede,
Cadariena Schembenonin. Wann ihr mir
schreibt, so thut mir doch zu wiesen wie es um
den bruder thomas tochtermann stedt. Es soll
mich herzlich freuen, wann euch das schreiben
bey guter gesundheit antrifft. An Martin
Schembeno oder henrich Götz Frankenthal.“17
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm die Auswanderung aus der
Pfalz einen anderen Verlauf. Hauptziel war
jetzt insbesondere der Osten und Südosten
Europas. Friedrich der Große erließ zwischen
1740 und 1786 mehrere Ansiedlungs-Edikte
und lud „fleißige und arbeitsame Ausländer“
ein, sich in seinen Landen niederzulassen. In
Scharen zogen Pfälzer damals nach Pommern,
in die Kurmark und die Neumark.18
In Russland warb Zarin Katharina II.
1762/63 um deutsche Einwanderer, denen sie
u.a. die Überlassung von Ländereien als „unantastbare(n) und erbliche(n) Besitz auf ewige Zeiten“, freie Religionsausübung, die Befreiung von Abgaben sowie Militärfreiheit
zusicherte. Unter den Tausenden von Auswanderern, die daraufhin in den über 100 Kolonien im Wolgagebiet und in den zehn
Kolonien bei Petersburg angesiedelt wurden,
waren viele Pfälzer. Später warb Zar Alexander I. in einem weiteren Manifest um
deutsche Ansiedler, „gute Landwirte, Leute,
die im Weinbau, in der Anpflanzung von
Maulbeerbäumen und anderen nützlichen Gewächsen hinreichend geübt oder die in der
16
Viehzucht, besonders aber in der Behandlung
und Zucht der besten Schafsrassen erfahren
sind…“ Wieder folgten Tausende dem Ruf des
Zaren. Im Schwarzmeergebiet entstanden
damals über 200, nach Konfessionen getrennte Kolonien (evangelische, katholische
und mennonitische). So manche Siedlungsnamen deuten auf die Herkunft vieler Auswanderer hin wie Landau, Mannheim, Worms,
Speier, Rohrbach oder Kandel. Generationenlang, bis zur Verschleppung der Deutschen
unter Stalin, wurden in den russlanddeutschen Dörfern Sprache und Bräuche der deutschen Heimat bewahrt.
Auch Kaiserin Maria Theresia und Kaiser
Josef II. warben im 18. Jahrhundert um
deutsche Einwanderer für das Banat, die
Batschka, Galizien und die Bukowina. Vor
allem in den Krisenjahren 1783/84 verließen
Tausende die Pfalz, reisten über Regensburg
auf der Donau nach Wien, wo ihnen in der
Hofkanzlei der Ansiedlungspass und ein
Reisegeld ausgehändigt wurde. Etwa 3.500
Familien wurden zwischen 1784 und 1787 in
der Batschka angesiedelt. Einige der dort
entstandenen Siedlungen waren überwiegend
von Pfälzern besiedelt. In die gleiche Zeit
fällt auch die Auswanderung nach Galizien,
dem östlich des Weichseloberlaufs gelegenen
und jahrhundertelang zu Polen gehörenden
Gebiet, das bei der ersten polnischen Teilung
(1772) von Österreich vereinnahmt worden
war. Tausende von Menschen, unter ihnen
wieder viele Pfälzer, wanderten zwischen
1782 und 1787 nach Galizien und in die
Bukowina aus, wo sich bis zum Zweiten Weltkrieg eine blühende deutsche Volkskultur
erhalten hat. Unter den Galizien-Ansiedlern
waren aus Frankenthal Johann Daut, Christian Fort, Martin Hettenbach, Philipp
Hocker, Jakob Hofmann, Ludwig Hornich,
Georg Jung, Philipp Konrad, Caspar Koch,
Valentin Lenz, Martin Maaß sowie Georg Adam
Brain mit seiner Familie aus Flomersheim.19
Abgesehen von einer zweiten Auswanderungswelle nach Russland in den Jahren
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1809/10 ist in der „Franzosenzeit“ (17971814), in der das linksrheinische Gebiet zu
Frankreich gehörte, keine nennenswerte Auswanderungsbewegung festzustellen. Erst zu
Beginn der Zugehörigkeit der Pfalz zum
Königreich Bayern stieg die Auswanderung
wieder an. Als Folge einer großen Missernte
(1816/17) häuften sich bei den Behörden die
Auswanderungsanträge. Insbesondere „Polen“ wurde zunächst als Zielgebiet vieler Auswanderungswilligen angegeben. So manche
ließen sich damals in der Nähe von Warschau
nieder. Doch die Masse der Auswanderer wandte sich auch bald wieder nach Übersee.
In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts folgten Tausende von Pfälzern und
Hunsrückern der verlockenden Werbung des
gerade von Portugal unabhängig gewordenen
Kaiserreichs Brasilien und ließen sich in dessen südlichen Provinzen Rio Grande do Sul
und Santa Catharina nieder. In späteren Auswanderungswellen kamen noch einige Tausend dazu. Sowohl im Raum Sao Leopoldo als
auch in zahlreichen Tochterkolonien finden
sich heute noch viele hunsrückisch-pfälzische Sprachinseln.
Aus Frankenthal konnte für jene Zeit nur
ein Brasilien-Auswanderer festgestellt werden. Die Frankenthaler bevorzugten weiterhin die USA, wie das 1818 angelegte Verzeichnis der ausgewanderten Gemeindebürger
von Frankenthal zeigt.20 Von den zwischen
1818 und 1877 darin verzeichneten 519
Auswanderungsvorgängen ist allein bei 300
(509 Personen) die USA angegeben, davon
154 mit behördlicher Genehmigung und 130
heimlich. 163 Personen bzw. Familien verließen in diesem Zeitraum Frankenthal, um
sich in einem anderen Ort innerhalb Bayerns
oder in einem anderen deutschen Bundesstaat, vor allem in Baden (z.B. Mannheim)
niederzulassen, elf zogen nach ÖsterreichUngarn, vier nach Frankreich, je drei nach
Russland und in die Schweiz, je einer nach
Brasilien und nach Italien. Bei 33 Personen
ist das Auswanderungsziel nicht angegeben.21
Seit den 1830er Jahren wurden die Vereinigten Staaten von Amerika wieder das
begehrte Auswanderungsland für viele Pfälzer. Nach dem Hambacher Fest (1832) verließen nicht nur politisch verfolgte „Hambacher“ das Land, so mancher wanderte auch
aus Unzufriedenheit mit den herrschenden
politischen Verhältnissen in die Schweiz,
nach Frankreich oder in die USA aus. Damals
verließ auch der junge Lehrer und Musiker
Philipp Matthias Wolsiefer (geboren 1808 in
Winnweiler) Frankenthal22 und machte sich
nach New Haven in Connecticut auf, wo er
bald eine Stelle als Musiklehrer erhielt. Nachdem er 1836 nach Philadelphia gezogen war,
gründete er dort noch im gleichen Jahr als
Abteilung des von „Kaufleuten, Ärzten und
gebildeten Handwerkern“ gestifteten „Bildungs-Vereins“ einen „Deutschen Männerchor“, „dem sich bald ein Damenkorps zugesellte“. Aufgrund seiner Initiative bildeten
sich in den folgenden Jahren weitere Gesangvereine im Osten der USA, so dass Wolsiefer als „der eigentliche Stifter der Gesangvereine in den Vereinigten Staaten“ gilt.23
Aus politischen Gründen emigrierte auch
der 1808 in Frankenthal geborene Medizinstudent Karl Vincenz, Sohn des Bürstenmachers Johann Michael Vincenz. Er hatte
sich während seines Studiums in Würzburg
und München der Burschenschaft „Amicitia“
angeschlossen und sei vor allem durch seine
Teilnahme an Übungen mit Feuergewehren
aufgefallen. Als deswegen eine Untersuchung
gegen ihn eingeleitet wurde, flüchtete er im
November 1832 ins Elsass, setzte an der
Universität Straßburg sein Studium fort und
beteiligte sich an Vorbereitungen zur Durchführung des Frankfurter Attentats Anfang
April 1833. Als dies gescheitert war, verließ
er die Schweiz kurzzeitig, emigrierte nach
England, kam aber bald in die Schweiz zurück, trat dem „Jungen Deutschland“ bei und
„wurde eines der unermüdlichsten und zugleich ruhelosesten Mitglieder dieser Verbindung.“ Nach seiner im Juli 1836 in Zürich
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erfolgten Verhaftung wurde er durch Frankreich nach England geschafft. In London trat
er dem Komitee der „Societé des réfugiés
politiques“ bei und wurde Präsident des
„Jungen Deutschland“. Im Februar 1837 verließ er England, begab sich nach Paris und
emigrierte schließlich von dort in die USA. Er
soll sich als Arzt in Belleville, Illinois angesiedelt haben.24
Unmittelbar nach dem Pfälzischen Aufstand flüchteten im Sommer 1849 mindestens vierzig Frankenthaler über Baden in die
Schweiz, unter ihnen Carl Andreas Behlen
und Georg Adam Hillgärtner.25 So mancher
von ihnen emigrierte von dort über Frankreich in die Vereinigten Staaten. Einige
Namen dieser Freischärler wurden auch als
„heimlich ausgewandert“ in der vorgenannten Frankenthaler Auswandererliste festgehalten, wie z. B. der 1824 in Frankenthal geborene Jurist Georg Adam Hillgärtner.26 Er
flüchtete nach dem gescheiterten pfälzischen
Georg Adam Hillgärtner
18
Aufstand im Sommer 1849 in die Schweiz,
begab sich 1851/52 zunächst nach England,
dann in die USA, wo er zwei Jahre später eine
Stelle als Redakteur der „Illinois Staatszeitung“ bekam. Er starb 41jährig am 23.
Oktober 1865 in St. Louis, Missouri. Der als
Neunzehnjähriger 1849 in die Schweiz geflüchtete Musiker Georg Day erhielt in New
Orleans ein Engagement am Theater, starb
aber bereits 1854.27 Friedrich Christian
Karsch, gebürtig in Kaiserslautern, seit 1845
Kohlenhändler in Frankenthal, flüchtete 1849
ebenfalls in die Schweiz, bis er sich 1851 zur
Auswanderung in die USA entschloss. Nach
einer langen Odyssee kam er schließlich 1852
in Belleville im US-Staat Illinois an, dem
Zentrum vieler „Hambacher“ und „Achtundvierziger“, wo er sich dauerhaft niederließ.28
Mehrere Frankenthaler Auswanderer, wie
z.B. Carl A. Behlen oder Philipp A. Bamberger, schlossen sich bei Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges (1861) deutschen
Freiwilligenregimentern an und kämpften
überwiegend in der Armee der Nordstaaten.
Einer von ihnen war Gottfried Becker, der
1827 in Frankenthal geborene Sohn von
Johann Philipp Becker, des 48er Revolutionsgenerals und Pioniers der Arbeiterbewegung. Gottfried Becker kämpfte bereits
1847 im Schweizer Sonderbundskrieg und im
Sommer 1849 als Stabsoffizier in einer
Division seines Vaters im badisch-pfälzischen
Aufstand. 1850 emigrierte er in die USA.
Von 1855 bis 1858 gab er in Cincinnati die
wöchentlich erschienene, deutschsprachige
„Turn-Zeitung“ heraus, das Organ des „Sozialistischen Turnerbundes von Nordamerika“. 1863
wurde Gottfried Becker Oberst des 28. Ohio
Infanterie-Regiments, das er bis zum Ende
des Krieges führte. Zwei Jahre später erlag
Becker im Alter von 40 Jahren seinen im
Bürgerkrieg „empfangenen Wunden“.29
Das Gros der Auswanderer verließ die
Heimat im 19. Jahrhundert jedoch aus wirtschaftlich-sozialen Gründen. Diese Feststellung trifft auch für die Mehrzahl der Franken-
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thaler Auswanderer zu. In der Hauptauswanderungswelle des 19. Jahrhunderts zwischen
1845 und 1860 wanderten der offiziellen
Auswandererliste zufolge mindestens 298
Frankenthaler in die USA aus, die meisten
von ihnen zwischen 1848/49 und 1853/54.30
Unter den Auswanderern waren viele Handwerker, deren Berufe oft überbesetzt waren,
wie auch manche „Ackerer“, die unter den
Folgen der Realteilung litten. Erst mit der
beginnenden Industrialisierung Frankenthals
ging auch hier die Auswanderungsbewegung
zurück.
deutsche Sprache. Viele abonnierten die seit
1884 von den aus Edenkoben stammenden
Brüdern Völcker herausgegebene Zeitung
„Der Pfälzer in Amerika“.31 In der Rubrik „In
Amerika verstorbene Pfälzer“ finden sich so
manche Nachrufe auf verstorbene Frankenthaler. So lesen wir im „Pfälzer in Amerika“,
Jahrgang 1890: „In Belleville, Ill., verstarb
am 30. April im Alter von fast 72 Jahren der
dort geachtete Bürger pfälzischer Abstammung Friedrich Glaßer. Derselbe war als junger Seifensieder nach Amerika ausgewandert,
Am 29. Dezember 1917 erschien die
letzte Ausgabe der Zeitung „Pfälzer in Amerika“. Nach dem Kriegseintritt der Vereinigten
Staaten mussten die Verleger deutscher Zeitungen in den USA sämtliche Artikel in übersetzter Form dem amerikanischen Zensor vorlegen. Diese Maßnahme versetzte dem deutschen Zeitungswesen und der deutschen
Sprache in den USA gewissermaßen den Todesstoß.
So sehr die Deutschen in den USA während des Ersten Weltkrieges litten, so sehr
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hatte dann eine Farm in Shiloh Valley, etwa
7 Meilen von Belleville entfernt, angekauft
und war später nach der letzteren Stadt gezogen. Der Verblichene, welcher aus Frankenthal stammte, hinterläßt vier Töchter und
zwei Söhne, die sämmtlich verheiratet sind.
R.i.P.!”32 Gelegentlich lesen wir im „Pfälzer in
Amerika“ auch Nachrufe von verstorbenen
„Achtundvierzigern“: „An einem Mundkrebsleiden starb jüngst in Cleveland, O., Carl
Behlen, weit und breit als der „Alte vom
Berge“ bekannt. Behlen erreichte ein Alter
von 80 Jahren. Er wurde am 18. April 1818 in
Frankenthal geboren und
erhielt von seinen Eltern
eine vorzügliche Erziehung. Das Revolutionsjahr 1848 fand ihn in den
Reihen der Freischaaren,
denn er war stets ein für
die Freiheit begeisterter
Mann. Als die Sache des
Volkes verloren war,
flüchtete er sich in die
Schweiz, von wo er im
Jahre 1860 nach den VerAnzeige einer Auswandereragentur aus dem „Frankenthaler Wochenblatt“ v. 29.6.1850.
einigten Staaten abreiste.
Er ließ sich in Wilkesbarre, Pa., nieder und
Im 19. Jahrhundert entstanden mehrere
kam dann einige Jahre später nach Cleveland.
Siedlungszentren pfälzischer Auswanderer in
Als der Krieg ausbrach, wurde er Feldprediger
den USA, z. B. in Ohio, Indiana, Illinois und
und zog als solcher in’s (sic!) Feld. Nach dem
Missouri sowie in den Großstädten New York,
er zurückgekehrt, kaufte er ein großes Stück
Philadelphia, Cincinnati, Chicago und St.
Land hinter Collamer, welches er in eine WeinLouis. Lange Zeit pflegten die Frankenthaler
farm umwandelte.“33
Auswanderer, oft auch noch ihre Kinder, die
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halfen viele von ihnen nach dem Krieg ihren
notleidenden Angehörigen und Freunden in
der Heimat mit Geld- und Lebensmittelsendungen. Manch ein in die USA ausgewanderter Frankenthaler unternahm damals auch
eine Besuchsreise in seine Heimat, wie 1921
der als Zehnjähriger 1885 mit seinen Eltern
nach Chicago ausgewanderte Charles Christmann, der als Siebzehnjähriger 1882 nach
Jersey City emigrierte Philipp Dambach, 1922
der 1868 in Frankenthal geborene, seit 1892
in New York City lebende Louis Baer oder
1923 der zehn Jahre zuvor ausgewanderte
John Ludwig Fuhrmann, der in Shamokin,
Pennsylvanien, lebte.34
In den Notjahren nach dem Ersten
Weltkrieg sind wieder viele Männer und
Frauen aus der Pfalz, unter ihnen auch so
manche Frankenthaler, in die USA ausgewandert, in der Hoffnung, dort bessere Verdienstmöglichkeiten zu finden, wie z. B. Wilhelm
Bastian, der als 23jähriger nach Seattle im
US-Bundesstaat Washington auswanderte35
oder Elisabeth Faß, die 1926 nach New
Jersey ging. In Rutherford, New Jersey,
haben sich 1925/26 die Brüder Peter und
Rudolf Grimm aus Frankenthal niedergelassen. Der Dreher Hermann Klumpp zog 1925
als Achtzehnjähriger nach Philadelphia, der
Schlosser Jakob König 1928 nach Union City,
New Jersey. Der 1902 in Frankenthal geborene Kaufmann Hans Billau wanderte 1925
nach Johannesburg in Südafrika aus.36
Als sich schließlich ein großer Teil der
jüdischen Bevölkerung aufgrund der menschenverachtenden Politik der Nationalsozialisten zur Flucht gezwungen sah, zahlten sich gerade für die Pfälzer die Verbindungen zu den seit langem dort lebenden
Verwandten und Bekannten aus, indem diese
ihnen durch die erforderliche Bürgschaftsleistung („Affidavit“) zur Emigration in die
USA verhalfen. Unter den über 40 jüdischen
Personen, die bereits 1933 ihre Heimatstadt
verließen, waren auch Auswanderer, die nach
Frankreich oder Palästina gingen, so der 1898
20
in Frankenthal geborene Friedrich Josef
(Fritz) Reinhard, der sich früh der zionistischen Bewegung angeschlossen hatte.37
1933 emigrierte auch der 1907 in Frankenthal geborene Jurist Dr. Friedrich Alexander
Mann nach England, wo er in den folgenden
Jahren und Jahrzehnten als Rechtsgelehrter,
spezialisiert auf internationales Recht, eine
große Karriere machte.
Anfang Oktober 1936 zählte die jüdische Gemeinde Frankenthal noch 158, zwei
Jahre später noch 111 Mitglieder.38 Immer
mehr Menschen, unter ihnen auch viele Frankenthaler Juden, suchten die Sprechstunden
des Auswandererberaters in Mannheim auf.
1937 verließ auch der langjährige Lehrer und
Kantor Heinrich Schottland Frankenthal.
Ludwig Strauß, der Vorsitzende des Rabbinatsbezirks Bad Dürkheim-Ludwigshafen,
Schwiegervater des Frankenthaler Möbelhändlers Julius Abraham, schrieb zum Abschied Schottlands im Jüdischen Gemeindeblatt: „Scheiden und Abschiednehmen bereiten heute dem deutschen Judentum wehmütige Stunden. Sie greifen ans Herz, nicht
nur der Scheidenden, sondern auch der Zurückbleibenden. Auch unser Freund Herr
Lehrer Schottland wird in den nächsten Wochen uns verlassen, um mit seiner Gattin bei
seinen Kindern in Amerika behagliche, und
wie wir hoffen, beglückende Stunden zu erleben. Schmerzbewegt sieht die jüdische
Gemeinde Frankenthal ihren Beamten Schottland, der ihr nahezu 18 Jahre hindurch Lehrer, Kantor und Prediger gewesen und der so
oft in der Synagoge seine Zuhörer durch Gesang und Wort zu erbauen verstand, aus ihrer
Mitte scheiden. Mit tiefem Bedauern verliert
der Verein pfälzischer israelitischer Lehrer
und Kantoren seinen ehemaligen 1. Vorsitzenden und auch der Verband pfälz. israel.
Gemeinden, an dessen Ausschusssitzungen
Herr Schottland so oft Teil genommen und
dessen besonnenen Rat und kluges Urteil wir
immer gerne vernahmen, empfindet schwer
diese Trennung. Die jüdische Sonderklasse in
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Ludwigshafen aber verliert in Herrn Schottland den tüchtigen Schulmann und Erzieher,
dessen unterrichtlichen Leistungen erst kürzlich die ehrende Anerkennung der Schulbehörde zuteil wurde. – Möge Herrn Schottland und seiner Familie eine recht glückliche
Zukunft beschieden sein!“39 In den USA
gründete Heinrich Schottland eine angesehene jüdische Gemeinde.40
Die Vereinigten Staaten waren das begehrteste Einwanderungsland der deutschen
jüdischen Flüchtlinge. Erschwert wurde die
Einreise in die USA jedoch durch die Quotenregelung, der zufolge jährlich nur eine
bestimmte Zahl von Einwanderern einreisen
durfte, sowie durch die Vorlage des sogenannten „Affidavits of support“, die eidesstattliche Bürgschaftserklärung eines bereits
in den USA ansässigen Verwandten oder
Bekannten, falls ein Eigenvermögen von
mehreren Tausend Dollar nicht nachgewiesen
werden konnte. Die USA wollten damit sicher
stellen, dass der Einwandernde nicht der
Öffentlichkeit zur Last falle. Viele Pfälzer
waren in der glücklichen Lage, durch ihre
früher, zum Teil noch im 19. Jahrhundert in
die USA ausgewanderten Verwandten diese
Bürgschaftserklärung zu erhalten und somit
letztendlich auch das Einreisevisum zu
bekommen. Anderen blieb der Weg in die USA
durch das Fehlen solcher Verbindungen versperrt.41 Unter jenen, die das Glück hatten,
das ersehnte „Affidavit“ zu erhalten, waren
die Lehrerin Gertrud Altschüler, geb. Löb, die
zu Verwandten nach San Francisco emigrieren
konnte, oder die Eheleute Adolf und Lina
Heimann, geb. Dellheimer und Walter und
Senta Schwarz, geb. Kahn, die im Herbst
1938 ihren Kindern Erich und Ilse gefolgt
sind, die bereits 1936 und 1937 nach
Amerika gegangen waren.42 Auch Erich Rahlson, geboren 1913 als Sohn des getauften
jüdischen Arztes Dr. Ernst Rahlson und einer
katholischen Mutter, gelang im Frühjahr 1939
die Emigration in die USA.43
Von den über 1.500 pfälzischen Juden,
die nach Gurs deportiert wurden, gelang es
einigen wenigen - kurz vor der Verschleppung
in die Konzentrationslager nach Auschwitz
und Majdanek - Frankreich zu verlassen und
in die USA, Palästina oder in ein anderes
Land zu emigrieren. Unter ihnen war die
Frankenthalerin Martha Mayer, die im Alter
von 77 Jahren mit ihrer Tochter Anna (siehe
S. 36) und ihrem seit 1936 bei ihr lebenden
kleinen Enkel Henry Perez nach Gurs verschleppt wurde. Auf Intervention ihres in
Tunesien lebenden Schwiegersohnes, der die
französische Staatsbürgerschaft besaß, konnte sie mit ihrem Enkel – dank der Unterstützung des „Service Social d’Aide aux Emigrants“ in Lyon – Gurs verlassen. Über Marseille kamen beide zunächst zu ihren
Angehörigen nach Tunesien. Mit Beginn des
Afrika-Feldzuges wurde die Familie Perez
1942 evakuiert, kam ins Landesinnere und
lebte in einem Feldlager in der Sahara, nach
Kriegsende schließlich in Paris. Henry Perez
lebt heute in Le Vaudoué, Frankreich.44 Auch
die Frankenthalerin Klara Brunner, geb.
Heilbronner konnte Frankreich noch rechtzeitig verlassen. Im Februar 1941 stellte sie in
Gurs einen Antrag auf Entlassung, um zu
ihrem in Indianapolis lebenden Sohn Louis
(siehe S. 36) auszuwandern. Sie erhielt im April
1941 ihr USA-Visum und konnte Ende Juli
1941 von Casablanca aus mit dem Schiff
„Nyassa“ nach New York reisen, wo sie am 9.
August 1941 ankam. Sie starb 1957 in Indianapolis.45 Ria Gümbel, die als 17jährige
nach Gurs kam, überlebte dieses Lager wie
auch die Internierung in Rivesaltes und emigrierte 1947 in die USA.46 Margot Hirschler,
die als 10jährige mit ihren Eltern Siegfried
und Rosa Hirschler deportiert worden war,
gelangte während des Krieges in die Schweiz
und wanderte 1948 ebenfalls in die Vereinigten Staaten aus.47
Auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten sind auch nach dem Zweiten
Weltkrieg Dutzende von Frankenthalern in die
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USA, Kanada, Australien und nach Südamerika ausgewandert. 1976 verfügte die
Stadtverwaltung Frankenthal über eine Liste
mit den Adressen weggezogener bzw. ausgewanderter Frankenthaler. Unter ihnen waren
112 Anschriften in den USA, 15 in Kanada,
zehn in Brasilien, acht in Australien, sieben
in der Schweiz, fünf in England, je vier in
Argentinien, Israel, Schweden und Österreich, je zwei in Südafrika, Portugal und
Italien.48
In den letzten Jahren haben viele Nachkommen ausgewanderter Frankenthaler das
Stadtarchiv wie auch das vom Bezirksverband
Pfalz getragene Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern
aufgesucht, um nach den Spuren ihrer Vorfahren zu suchen. Auf diese Weise sind auch
so manche längst verloren gegangene Kontakte zu entfernten Verwandten wieder neu
geknüpft worden.
Anmerkungen
1Zur Auswanderungsgeschichte vgl. Daniel Häberle, Auswanderung und Koloniegründung der Pfälzer im 18. Jahrhundert,
Kaiserslautern 1909; Emil Heuser, Pennsylvanien im 17.
Jahrhundert und die ausgewanderten Pfälzer in England,
Neustadt a.d.H. 1910; Joachim Heinz, „Bleibe im Lande und
nähre dich redlich!“ Zur Geschichte der pfälzischen Auswanderung vom Ende des 17. bis zum Ausgang des 19.
Jahrhunderts, Kaiserslautern 1989; Roland Paul und Karl Scherer (Hrsg.), Pfälzer in Amerika – Palatines in America, Kaiserslautern 1995.
2Vgl. Johannes Fischer, Die Pfälzer Kolonie Magdeburg. Zum
Andenken an ihre vor 250 Jahren erfolgte Begründung, Magdeburg 1939.
3Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern, Auswandererkartei.
4Vgl. Fischer (wie Anm. 2), S. 23.
5Vgl. Rüdiger Renzing, Pfälzer in Irland. Studien zur Geschichte
deutscher Auswandererkolonien des frühen 18. Jahrhunderts,
Kaiserslautern 1989.
6Er war einer von 20 Passagieren des in Rotterdam gestarteten
Schiffes „Catharine“, die nach ihrer Ankunft am 28. Dezember
1772 in Philadelphia den „Oath of Allegiance“ abgelegt haben, vgl. Ralph Beaver Strassburger, Pennsylvania German
Pioneers. A Publication of the Original Lists of Arrivals in the
Port of Philadelphia from 1727 to 1808, ed. by William John
Hinke, Vol. I, Norristown 1934, S. 742.
7Dollar.
8Damit meint er ein „Viersel“, das einem Viertel Hektoliter entspricht.
9Gemeint ist das englische Maß Yard (3 Feet) entspricht 0.9144
Meter.
10Will heißen, dass alle Männer Milizdienst leisten müssen.
11Schillinge.
12Pence.
13Paten.
14Er meint „meiste Hantierung“.
15Meint: Seestadt, Hafenstadt.
22
16Soll wahrscheinlich „davon” heißen.
17Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereines, 1 (1893),
S. 11f. Leider fehlt in diesem Artikel ein Hinweis auf den
Lagerort der Quelle, so dass man mögliche in die Abschrift
eingeflossene Lesefehler korrigieren könnte.
18Otto Gebhard, Friderizianische Pfälzerkolonien in Brandenburg
und Pommern, Stettin 1939.
19Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern, Auswandererkartei.
20StA Frankenthal, Best. II/21 (Verzeichnis der ausgewanderten
Gemeindebürger von Frankenthal, 1818 – 1877).
21Bei 16 Personen ist nicht vermerkt, ob sie mit Erlaubnis oder
heimlich das Land verlassen haben.
22StA Frankenthal, Best. II/21. In der Frankenthaler Auswandererliste heißt es „Mathes Wollsiefer“ habe sich 1832/33
„auf Reisen nach Amerika“ begeben. Sein „exportiertes“ Vermögen wird mit „circa 600 Gulden“ angegeben.
23Vgl. Gustav Körner, Das deutsche Element in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika 1818-1848, Cincinnati, S. 67 und
402. Vgl. auch Albert Becker, Ein Pfälzer Kulturpolitiker in
Amerika. Philipp Wolsieffer und der deutsche Sang, in: Pälzer
Feierowend v. 6.9.1952.
24Vgl. Edgar Süss, Die Pfälzer im „Schwarzen Buch“. Ein personengeschichtlicher Beitrag zur Geschichte des Hambacher
Festes, des frühen pfälzischen und deutschen Liberalismus,
Heidelberg 1956, S. 130f.
25Vgl. Gerhard Nestler, „Exalitierte junge Leute“. Biographische
Skizzen zur Revolution von 1848/49 in Frankenthal, in:
Frankenthal einst und jetzt 2009, S. 32-38.
26StA Frankenthal, Best. II/21.
27Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde,
Kaiserslautern, Auswandererkartei.
28Zu Belleville vgl. Roland Paul, Belleville, eine amerikanische
Stadt unter dem Einfluß von Hambachern und Achtundvierzigern, in: Jahrbuch der Hambach-Gesellschaft 1998/99,
S. 107-120.
29Vgl. Roland Paul, Journalist und Bürgerkriegsoffizier – Gottfried Becker in den USA, in: Hans-Werner Hahn (Hrsg.),
Johann Philipp Becker. Radikaldemokrat – Revolutionsgeneral
– Pionier der Arbeiterbewegung, Stuttgart 1999, S. 155-159.
30StA Frankenthal, Best. II/21.
31Vgl. Roland Paul, Die Zeitungen „Der Pfälzer in Amerika“ und
die „Hessischen Blätter“ und ihr Ende im Ersten Weltkrieg, in:
Pfälzer in Amerika (wie Anm.1), S. 126-139. Vgl. auch Herbert
Hartkopf, Die Voelcker Brothers Edenkoben-New York und „Der
Pfälzer in Amerika“, Ludwigshafen am Rhein 2007.
32Der Pfälzer in Amerika v. 10.5.1890.
33Der Pfälzer in Amerika v. 30.7.1898.
34Ancestry.com: U.S. Passport Applications 1795-1925.
35Ancestry.com: U.S. Naturalization Records. In Seattle an der
amerikanischen Westküste lebte damals auch der
Frankenthaler Bäcker und Koch Carl Fickeisen (* 1865).
36Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern, Auswandererkartei.
37Mitteilung v. Perez Reinhard an den Verfasser v. 15.5.1980.
Fritz Reinhard änderte seinen Vornamen in Palästina und
nannte sich fortan „Perez“ Reinhard. Er lebte in Rehovot,
Israel und ist dort am 8.11.1987 verstorben.
38Jüdisches Gemeindeblatt für die Rheinpfalz v. 1.11.1937, S. 4.
39Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz v. 1.
April 1938.
40Schreiben v. Robert D. Pfeifer, Bronx, NY, an Gabi Steinmacher v. 2.10.2001.
41Vgl. Roland Paul, „Es war nie Auswanderung, immer nur
Flucht“. Zur Emigration der Juden aus der Pfalz im Dritten
Reich, in: Alfred Hans Kuby (Hrsg.), Juden in der Provinz.
Beiträge zur Geschichte der Juden in der Pfalz zwischen
Emanzipation und Vernichtung, Neustadt/Wstr. 1989 (2. Auflage), S. 165f.; vgl. auch ders., Die jüdische Emigration aus
der Pfalz in die USA nach 1933, in: Gudrun Schäfer (Hrsg.),
Nachbar Amerika. Verwandte-Feinde-Freunde in drei Jahrhunderten, Landau 1996, S. 269-294.
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42Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz, 2.Jg.,
Nr. 3, S. 7. Vgl. auch StA Frankenthal, Best. VII/1/16 (Verzeichnis der ab 1.1.1933 in Frankenthal/Pfalz polizeilich gemeldeten jüdischen Mitbürger und deren Verbleib).
43Er kam am 16.5.1939 in New York an, New York Passenger Lists
1820-1957. Nach Jahren harter Arbeit konnte er schließlich in
Des Moines, Iowa ein eigenes Ingenieurbüro eröffnen. Er blieb
zeitlebens bis zu seinem im Dezember 1979 in Fullerton,
Kalifornien, erfolgten Tod in Verbindung mit seiner Heimatstadt, vgl. Gertrud Wetzel, Frankenthaler draußen – Erich
Rahlson, in: Frankenthal einst und jetzt 1976, H. 3, S. 79-81
und Gertrud Wetzel, Erich Rahlson ist tot, in: Frankenthal
einst und jetzt 1980, H. 1, S.24.
44Vgl. Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden. Eine Dokumentation, bearb. v. Roland Paul, CD, 2. Auflage, Kaiserslautern 2012, Nrn. 109 und 113 sowie Mitteilungen von Annemarie Schleweis, Wiesbaden, und Henry Perez, Le Vaudoué.
45Vgl. Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden (wie Anm.
44), Nr. 87; New York Passenger Lists, 1820-1957. Ludwig
(Louis) Brunner, *26.6.1904 Adelsheim, g. 8.10.1989 Indianapolis, ist bereits 1926 nach Indianapolis ausgewandert. Vgl.
Brief Louis Brunner an die Heimatstelle Pfalz v. 29.3.1977
sowie Mitteilung v. Paul Theobald, Frankenthal v. 23.9.2010.
46Vgl. Die nach Gurs deportierten Pfälzer (wie Anm. 44), Nr. 92;
New York Passenger Lists, 1820-1957.
47Vgl. Die nach Gurs deportierten Pfälzer (wie Anm. 44), Nr. 96;
New York Passenger Lists, 1820-1957; Mitteilung v. Paul
Theobald, Frankenthal v. 23.9.2010.
48Schreiben der Stadtverwaltung Frankenthal an die Heimatstelle Pfalz, Kaiserslautern v. 29.1.1976. Darunter waren auch
die Anschriften von Auswanderern, die bereits in den 1920er
und 1930er Jahren ausgewandert sind.
Franz Maier
durch die Einberufung von Millionen deutscher Männer zum Kriegsdienst entstandenen
riesigen Personallücken in der Kriegswirtschaft zu schließen. Die Zwangsarbeit bildete damit eine der tragenden Säulen für die
Weiterführung des Krieges und die Stabilisierung der NS-Herrschaft.“1
Bereits am 1. Dezember 1939 wurden
den landwirtschaftlichen Betrieben im Raum
Frankenthal 100 polnische Soldaten zugewie-
Kriegsgefangene und
Zwangsarbeiter in
Frankenthal während
des Zweiten Weltkrieges
W
ie schon häufiger in der Frankenthaler Geschichte, so kamen
auch während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Fremde in
die Stadt. Doch diesmal kamen sie
nicht freiwillig, sondern als Kriegsgefangene und Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeiter. In den Frankenthaler Fabriken und Handwerksbetrieben, im Krankenhaus, im Schlachthof und in der Landwirtschaft ersetzten
sie die Männer, die in immer größerer
Zahl als Soldaten zur Wehrmacht eingezogen wurden und überall in Europa
für Hitlers wahnwitzige Ideen kämpfen
mussten. „Der nationalsozialistische
Staat“, so schrieb Eginhard Scharf,
„benötigte diese Menschen, um den
chronischen Mangel an Hilfskräften in der
Landwirtschaft zu beheben und zu Kriegszeiten die Lebensmittelversorgung der Deutschen auf einem vergleichsweise hohen Standard zu halten. Zugleich trug die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und ausländischen Zivilarbeitern maßgeblich dazu bei, die
Das Stalag XII B Frankenthal. Im Hintergrund der Kanaldamm.
sen, die im Verlauf des am 6. Oktober siegreich beendeten Polenfeldzugs in deutsche
Kriegsgefangenschaft geraten waren. Am 1.
April 1940 wurde unter der Bezeichnung
„Mannschaftsstammlager (Stalag) XII B Frankenthal“ in der Pfister’schen Festhalle am
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dingt durch die relativ
nahe Grenze zu Frankreich, unternahmen zahlreiche Gefangene, vor allem während des Arbeitsdienstes in den Außenkommandos, Fluchtversuche, die allerdings in
der Mehrzahl der Fälle
scheiterten. So wurden etwa im Januar 1941 wöchentlich 60 bis 70
Flüchtlinge
gemeldet,
von denen zwei Drittel
wieder aufgegriffen werDas Stalag XII B vom Kanaldamm aus fotografiert. Im Hintergrund Häuser des Schießgartenwegs.
den konnten. Da angeFrankenthaler Kanal ein Lager für kriegsgesichts dieser Zahl die im Lager vorhandenen
fangene Mannschaften und Unteroffiziere
Örtlichkeiten zum Vollzug von Strafmaßerrichtet, nach dem Stalag XII A Limburg
nahmen bald nicht mehr ausreichten, wurden
das zweite Kriegsgefangenen-Mannschaftsfünf Strafkompanien für wiederergriffene
stammlager im Wehrkreis XII (Wiesbaden)
Gefangene eingerichtet, eine davon Anfang
und das erste im linksrheinischen Teil des
Dezember 1941 auf der Petersau bei
Wehrkreises. Das Stammlager diente nicht
Frankenthal. Dort mussten die Gefangenen
nur als Unterkunft und Verwahrstelle für die
anstelle der üblichen Zellenhaft drei Monate
Gefangenen, sondern auch als Bindeglied
Arbeitsdienst ableisten.3
zwischen der Wehrmachtsverwaltung und der
Als Konsequenz von PersonaleinspaWirtschaft. Hier wurden die Kriegsgefangenen
rungen im Wehrkreis XII wurde das Stalag XII
nach ihrer Ankunft und Registrierung nach
B Frankenthal zum 31. März 1942 aufgelöst
Absprache mit den Arbeitsämtern und den
und in das Stalag XII F Forbach eingeglieRüstungsbehörden zur Arbeit in den Außendert, das somit für den gesamten Bereich des
kommandos eingeteilt und gegen Zahlung
Reichsgaues Westmark (einschließlich Lothbestimmter Tagessätze an die Betriebe abgeringen) zuständig wurde. Das Frankenthaler
geben. Zu diesem Zweck schloss die KomLager wurde zunächst zu einem Zweiglager
mandantur des Stalag mit dem Unternehmer
des Stalag XII F herabgestuft, dann am 7.
vor Abgabe eines Kriegsgefangenen-ArbeitsAugust 1942 zum Außenkommando 200 B,
kommandos einen Arbeitsdienstvertrag.2
einem Lager für ansteckend Erkrankte und
Der durch den Waffenstillstand vom 25.
Juni 1940 erfolgreich beendete Westfeldzug
brachte eine große Zahl von französischen
Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Im Januar 1941 verwaltete das Stalag XII B
45.812 Kriegsgefangene, davon 34.228 Franzosen und 5.083 Polen im Arbeitseinsatz. Im
November 1940 waren dem Stalag XII B bereits 603 Arbeitskommandos angegliedert,
deren Zahl bis Juli 1941 auf 860 stieg. Be24
Disziplinarfälle, umgewandelt. Zu diesem
Zeitpunkt waren dort mindestens 530 Gefangene (420 Franzosen, 90 Polen und 20 Belgier) untergebracht. Außerdem blieb auch
das in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal eingerichtete Kriegsgefangenen-Reservelazarett 1162 B weiter bestehen. Die auf
verschiedenen Arbeitskommandos in Frankenthal (u.a. bei KSB und KKK) eingesetzten
französischen Kriegsgefangenen wurden im
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September 1943 in zivile Arbeitsverhältnisse
überführt, womit sich ihre Situation in der
Regel etwas verbesserte. Die gleiche Maßnahme war bereits 1941 bei den polnischen
Kriegsgefangenen durchgeführt worden, doch
hatte sie dort einen gegenteiligen Effekt, da
die Betroffenen damit dem durch die „Polenerlasse“ der Reichsregierung vom 8. März
1940 geschaffenen Sonderrecht unterworfen
wurden.4 Noch eine Stufe darunter waren im
Wahnsystem der nationalsozialistischen Rassenideologie die russischen Kriegsgefangenen angesiedelt, die ab November 1941 in
das Stalag XII B kamen. Ihr Gesundheitszustand war aufgrund von Unterernährung
und Krankheiten größtenteils so katastrophal, dass sie erst ab März 1942 in der
Rüstungsindustrie eingesetzt werden konnten, nachdem sie wieder „aufgepäppelt“ worden waren. Zudem kamen im Oktober und
November 1943 noch ca. 300 italienische Soldaten nach Frankenthal, die nach dem Abschluss des Waffenstillstands von Cassibile
zwischen Italien und den Westalliierten am 3.
September 1943 von der deutschen Wehrmacht
entwaffnet und interniert worden waren.5
Wenn auch den Berichten der Visitatoren des Internationalen Roten Kreuzes aus
den Jahren 1940 bis 1942 zufolge das Stalag
XII B und das Nachfolgearbeitskommando
200 B hinsichtlich Versorgung und Unterbringung der französischen Kriegsgefangenen
eher noch zu den etwas besser ausgestatteten Lagern im Reich gehörten, so waren die
Lebensbedingungen für die Gefangenen doch
sehr eingeschränkt und mühselig. Belastend
war insbesondere, dass die Wachmannschaften jede Form unerwünschten Verhaltens sofort mit brutalen körperlichen Misshandlungen quittierten und dabei offenbar keinerlei
Unrechtsbewusstsein hatten, obwohl dies in
eindeutigem Widerspruch zur Genfer Konvention von 1929 stand. Manchen Gefangenen
erging es noch schlechter: Auf Anforderung
des Lagerkommandanten erschienen am 1.
April 1941 zwei Beamte der Gestapostelle
Neustadt im Lager, um mit Hilfe von
Dolmetschern die dort befindlichen 40
Kriegsgefangenen spanischer Nationalität auf
eine Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg
auf Seiten der Republik zu überprüfen. Die elf
Personen, die man dabei als ehemalige „Rotspanienkämpfer“ identifizierte, wurden aus
der Kriegsgefangenschaft entlassen und von
der Gestapo ins KZ Mauthausen überführt, wo
zumindest einige von ihnen in der Folgezeit
den Tod fanden.6
Ab Ende 1941 setzte ein Massenzustrom
von Zivilarbeitern ein, die in ihren von der
deutschen Wehrmacht besetzten Heimatländern mit mehr oder weniger Druck angeworben bzw. rekrutiert wurden, um in
Deutschland die Arbeitskraft der in ihren
Heimatländern stationierten bzw. kämpfenden deutschen Soldaten zu ersetzen. Bis
Ende 1942 stieg ihre Zahl in Frankenthal auf
über 2.000 und erreichte ihren Höchststand
Mitte 1944 mit 2.435 Personen, davon die
Hälfte (1.221) aus der Sowjetunion, 676 aus
Frankreich und 230 aus Polen.7 Für die Arbeiter aus der Sowjetunion erließ das Reichssicherheitshauptamt am 20. Februar 1942 die
so genannten Ostarbeitererlasse, die an die
Polenerlasse von 1940 angelehnt waren, in
einigen wichtigen Punkten aber noch darüber
hinaus gingen. So war für die „Ostarbeiter“
im gewerblichen Bereich zwingend die Unterbringung in umzäunten und bewachten Wohnlagern vorgeschrieben, die prinzipiell nur zur
Arbeit verlassen werden durften. Ausflüge
waren nur ausnahmsweise als besondere Belohnung mit deutschem Begleitpersonal
möglich. An den Arbeitsplätzen wurde eine
strikte Trennung vom deutschen Personal gefordert, unterstützt durch eine Kennzeichnungspflicht mit Abzeichen auf der rechten
Brustseite der Kleidung, die das Wort „OST“
in weißer Schrift auf blauem Hintergrund
enthielten.8
Die zivilen Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, die ab Frühjahr 1942 in größerer
Zahl nach Frankenthal gebracht wurden, ka25
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men ganz überwiegend in kriegswichtigen
Betrieben zum Einsatz. Das größte Kontingent war bei der Firma KSB tätig, die als
Lieferant für die Kriegsmarine und ab 1943
auch für das V-2-Raketenprogramm von
Bedeutung war. Dort waren im Juni 1942 mit
395 Ostarbeitern (davon 291 Männer und 104
Frauen) mehr als die Hälfte der in Frankenthal eingesetzten sowjetischen Zwangsarbeiter beschäftigt. Im September 1943 war
die Zahl der Ostarbeiter bei KSB auf 636 (342
Männer und 294 Frauen) gestiegen (bei einer
Gesamtbelegschaftsstärke von 3.616 Arbeitskräften), womit fast zwei Drittel der Frankenthaler Ostarbeiter bei KSB eingesetzt
waren.9 Was die Behandlung dieser Arbeitskräfte anging, fuhr man bei KSB einen ausgesprochen harten Kurs. Anlässlich einer
Sitzung beim Arbeitsamt Ludwigshafen im
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Italienische Zwangsarbeiter bei Balcke.
Juli 1942, bei der Vertreter der größten vorderpfälzischen Rüstungsbetriebe zusammen
mit Fachleuten der DAF, der Gestapo, der Industrie- und Handelskammer und der Rüstungskommandos über Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitsleistung der sowjetischen
Arbeitskräfte berieten, traten die beiden größten Ludwigshafener Chemiebetriebe, die IG
Farben und die Firma Gebrüder Giulini, für
einen Abbau der Diskriminierung der Ostarbeiter gegenüber den anderen ausländischen Arbeitskräften ein. Der Vertreter von
26
Giulini befürwortete sogar eine Angleichung
des Lohnniveaus an das der französischen
und belgischen Arbeiter. KSB konnte demgegenüber auf erfolgreiche Erfahrungen mit
einer Einteilung der Ostarbeiter in drei Verpflegungsklassen gestaffelt nach ihrer Arbeitsleistung verweisen, was dazu geführt
habe, dass sich die Firma um den Strafvollzug
nicht mehr zu kümmern braucht. Die Leute
vollziehen die Strafe an solchen, die bestraft
werden müssen, von sich aus. Mit dem solchermaßen „vertretenen Standpunkt einer
mehr oder minder brutalen Behandlung dieser Asiaten“ befand sich KSB ganz auf Linie
der Partei und wurde dafür zum 1. Mai 1943
mit dem Titel eines „Kriegsmuster-Betriebes“
belohnt.10
Unter diesen Umständen überrascht es
nicht, dass die Arbeit bei KSB bei den dort
eingesetzten Ostarbeitern noch unbeliebter
als bei anderen deutschen Arbeitgebern war.
Als am 1. September 1942 sowohl beim Arbeitsamt Ludwigshafen als auch bei der Firma
Giulini Schreiben der ukrainischen Schwestern Ewgenia und Nina Klischenko eingingen, in denen diese um ihre Versetzung von
KSB zu Giulini baten, da die Behandlung und
Unterkunft „im Verhältnis zu unserer Erziehung und zu unseren Kenntnissen keine gute
zu nennen“ sei, erregte dies Verdacht wegen
des fehlerfreien Deutsch, in dem die Schreiben abgefasst waren (dazu noch unter dem
Briefkopf von KSB). Die Ermittlungen der eingeschalteten Kriminalpolizei Frankenthal
ergaben, dass die Briefe vom Werkssanitäter
Rudolf Christ verfasst worden waren, der zu
den beiden Ukrainerinnen ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte. Die Briefe
hatte er für sie formuliert, nachdem eine der
beiden ihm gegenüber Selbstmordabsichten
aus Verzweiflung über ihre Situation bei KSB
geäußert hatte. Nun war Christ seit 1932
nicht nur Mitglied der NSDAP, sondern auch
der SS, hatte sogar in den Monaten Oktober
und November 1938 als Unterscharführer
in der SS-Totenkopf-Wachkompanie im KZ
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Dachau gedient. Obwohl er in dem ausführlichen Verhör, dem er bei der Gestapo in Neustadt unterzogen wurde, glaubhaft machen
konnte, dass er zu keiner der beiden Ukrainerinnen sexuelle Beziehungen unterhielt,
sondern die Briefe lediglich aus Mitleid geschrieben hatte, wurden derartige Relikte
einer humanen Einstellung bei einem „alten
Kämpfer“ und SS-Mann als inakzeptabel betrachtet. Bei der Gestapo kam er zwar mit
zehntägiger Festhaltehaft und einer Verwarnung wegen verbotenen Umgangs mit
sowjetrussischen Arbeitskräften davon, wurde aber für dieses „ehrlose Verhalten” vom
NSDAP-Kreisgericht Frankenthal am 11. Februar 1943 aus der Partei und vom SS-Gericht
in München am 7. Juli 1943 auch aus der SS
ausgestoßen. Über das weitere Schicksal der
beiden Ukrainerinnen schweigen die Akten.11
Anmerkungen
1Eginhard SCHARF, Verwischte Spuren, verdrängte Erinnerung.
Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und Zivilausländern, in:
Frankenthal unterm Hakenkreuz. Eine pfälzische Stadt in der
NS-Zeit, hrsg. v. Gerhard Nestler, Ludwigshafen am Rhein 2004,
S. 385-417, hier: S. 385.
2EBD., S. 386 f.; die Verwendung von kriegsgefangenen Mannschaften und Unteroffizieren zur Arbeit war durch die Genfer
Konvention von 1929 gestattet: Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen v. 27.7.1929, RGBl II 1934, S. 227262, hier Art. 27, S. 239.
3SCHARF (wie Anm. 1), S. 388 f.
4Vgl. hierzu den Katalog zur Ausstellung „Erinnerung bewahren.” Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus
Polen 1939-1945, hrsg. v. der Stiftung „Polnisch-deutsche
Aussöhnung“, Warschau 2009.
5SCHARF (wie Anm. 1), S. 389 f.; dort auch eine Übersicht über
alle bekannten Lager und Arbeitskommandos für Kriegsgefangene in Frankenthal.
6EBD., S. 392 f.
7Tabellarische Übersicht aus den polizeilichen Ausländermeldestatistiken bei SCHARF (wie Anm. 1), S. 398; die Zahl der polnischen Zivilarbeiter war von 1941 bis 1943 noch größer als
die der Franzosen; erst mit der Überführung der französischen
Kriegsgefangenen ins Zivilarbeitsverhältnis 1943 änderte sich
dies.
8SCHARF (wie Anm. 1), S. 399.
9EBD., S. 400-402.
10Zit. aus dem Kriegstagebuch Rüstungskommando Mannheim,
Aktenvermerk über die Sitzung beim Arbeitsamt Ludwigshafen
am 13.7.1942, bei SCHARF (wie Anm. 1), S. 400 f. mit Fußnote 122.
11LA Speyer, H 91, Nr. 1957; zu den Arbeits- und Lebensbedingungen der sowjetischen Zwangsarbeiter in Frankenthal vgl.
SCHARF (wie Anm. 1), S. 403-414.
Mathias Hüther
rund zwölf Millionen Deutschen und Deutschstämmigen konfrontiert. Diese Menschen, die
letzten deutsch(stämmig)en Opfer des von
Hitler und den Seinen begonnenen Krieges,
mussten sich in Deutschland integrieren, da
sie in ihre alte Heimat nicht zurückkehren
konnten.
Es waren, geographisch bedingt, zunächst
die deutschen Länder im äußersten Norden
und Süden, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern, die
das Gros der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aufnahmen. Der französischen Besatzungsmacht gelang es, auch mit Hinweis auf
die unzureichende Ernährungslage, ihre Zone
bis 1949 offiziell frei von Flüchtlingen und
Heimatvertriebenen zu halten. Erst eine Vereinbarung zwischen den Ländern der Bundesrepublik Deutschland brachte ab 1950 den
Wandel hin zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Vertriebenen und zu deren „echter“ Freizügigkeit.1
Flüchtlinge, Heimatvertriebene und
Sowjetzonenflüchtlinge
in Frankenthal
(1945-1964)
D
ie Flucht großer Teile der deutschen Zivilbevölkerung aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien
hatte bereits im Winter 1944/45 begonnen.
Sie hielt, bedingt durch das weitere Vorrücken der Roten Armee nach Westen, unvermindert bis Frühjahr 1945 an. Der größte Teil
der in diesen Gebieten und im (Süd-)Osten
Europas verbliebenen Deutschen und Deutschstämmigen wurde dann in den Jahren
1945/46 nach Deutschland und Österreich
vertrieben. Die entstehenden beiden deutschen Staaten sahen sich mit dem Zuzug von
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Frankenthal war in den ersten Nachkriegsjahren bemüht, keine Flüchtlinge und
Vertriebenen aufzunehmen, da der Wiederaufbau der Stadt Vorrang hatte und die finanziellen und materiellen Mittel für den Bau
neuer Wohnungen fehlten. Dessen ungeach-
Notunterkunft im Missionshaus, 1951.
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tet, gelangten aber bereits vor 1949 illegal
erste Flüchtlingsfamilien in die Stadt.2 Sie
organisierten sich bis Herbst 1949 im „Bund
der Heimatvertriebenen in der Pfalz“ und
hatten mit Kurt Schenkel bereits im Oktober
1949 einen örtlichen Vertrauensmann.3
Anfang 1950 trafen dann die ersten
„organisierten“ größeren Flüchtlingstransporte in Frankenthal ein. Es gab aber offenbar gravierende Probleme, 1.200 Flüchtlinge
angemessen in der Stadt unterzubringen. Die
Menschen landeten in Massenquartieren wie
Turnhallen, Kindergärten und Tanzsälen. Gerade in der Anfangszeit waren die Zustände
katastrophal. Es hat sich im Stadtarchiv Frankenthal eine Protest-Resolution der in den
Massenquartieren untergebrachten Flüchtlinge an die Stadtverwaltung und das Sozialministerium Rheinland-Pfalz erhalten. Das
Dokument spiegelt die Ereignisse aus der
Perspektive der unmittelbar Betroffenen.
Besonders interessant ist die Passage, in der
sie auf die gesundheitsschädlichen Folgen
der Unterbringung hinweisen:
28
„Die Flüchtlinge der obengenannten
Massenquartiere der Stadt Frankenthal haben
Anfang August 1951 von dem Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal eine Aufforderung zur Beitragsleistung für die in
Anspruch genommenen Unterkünfte in Massenquartieren erhalten. Diese Beitragsforderung beruht auf einem vom SozialMinisterium Rheinland-Pfalz herausgegebenen Erlass, der die Verrechnung der Kosten
für die Umsiedlung von Heimatvertriebenen
im Jahre 1951 regelt. Da auf einer ersten
schriftlichen Eingabe des Herrn Franke an das
Sozial-Ministerium in Mainz vom 29.8.1951
negativ geantwortet wurde, und auf Grund
dessen uns Heimatvertriebenen vor etwa 5
Tagen eine Zahlungsmahnung der StadtHauptkasse Frankenthal (betreffs rückständiger Miete) zugegangen ist, sehen wir
Heimatvertriebenen uns veranlasst, die im
Kopf erwähnten Sozialämter auf nachfolgende Einwände hinzuweisen diese zu prüfen
und den entsprechenden Entscheid zu fassen.
Wir Flüchtlinge aus Ost und West, Süd
und Nord sind grundsätzlich bereit, Miete zu
bezahlen. Es kann aber unseres Erachtens nach
nicht im Sinne des vom Sozial-Ministerium
Rheinland-Pfalz in Mainz am 13.7.1951 herausgegebenen Erlasses gelegen haben, für
derartige menschenunwürdige Massenunterkünfte diese Beitragsleistung zu fordern. Wir
möchten Ihnen in diesem Zusammenhang nur
einige Beispiele herausgreifen: a) Die Massenquartiere sind in unabschließbare Kojen
(die lediglich durch Decken zugehängt sind)
eingeteilt. Die Folgen liegen klar auf der
Hand; b) Infolge der hohen Säle, die uns
größtenteils als Unterkünfte zur Verfügung
stehen, ist die Beleuchtung am Tage sowie
bei Dunkelheit, sofern das Licht eingeschaltet werden muss, der Art, dass auf die Dauer
gesundheitliche Augenschäden nicht zu vermeiden sind; c) Das Kochen der täglichen
Mahlzeiten geschieht beispielsweise in der
Pestalozzischule auf 2 Herden, die für 9
Familien bereit gestellt worden sind; d) Nach
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den bisher genannten Tatsachen bedürfte
versuchte daher, von Anfang an die eintrefauch die sittliche sowie die hygienische Seite
fenden Flüchtlinge dort unterzubringen, wo
keiner weiteren Erwähnung; e) Wir sind ferPlatz war: in Bunkern, Baracken und Lagern.
ner bestürzt darüber, dass die VerspreSie nutzte daneben bevorzugt Schulturnchung[en], die uns von den einzelnen Länhallen, Schulen, das Missionshaus, Kinderderkommissionen gemacht wurde[n] (in
gärten und das Lokal Reich in Mörsch, sowie,
Bezug auf Wohnung und Arbeitsplatzverspäter, den Brauhauskeller als „Notquarmittlung), nicht den Tatsachen entsprechen
tiere“.8
und somit diese strittige Frage der BeitragsFrankenthal war bereits ab der ersten
enthebung aufgeworfen haben.“4
Hälfte der 1950er wieder so attraktiv für
„Neubürger“, dass neben den klassischen
Ausgehend von diesen Angaben forderFlüchtlingen immer mehr „Sowjetzonenten die Flüchtlinge die Aussetzung und Rückflüchtlinge“ in die Stadt zogen. Die Stadterstattung der bereits gezahlten Beträge, die
verwaltung kämpfte permanent um Kredite
Prüfung ihrer Angaben, die Berücksichtigung
und Vergünstigungen, um dauerhaft „Wohnihres Einspruchs und die Verbesserung der
raum für alle“ zu schaffen. In der ZwischenBedingungen in den Massenquartieren. Wie
schnell die Stadtverwaltung die
Situation verbessern konnte, ist
nicht überliefert. Fest steht aber,
dass die Stadt wenig später das
„Flüchtlingshilfswerk Frankenthal
1952 e.V.“ gründete, das sich bis zu
seiner Liquidierung 1955 um die
Verbesserung des Loses der Flüchtlinge bemühte.5 Oberbürgermeister
Emil Kraus war eine der treibenden
Kräfte hinter dieser bundesweit einmaligen Organisation. Trotz seines
Engagements geriet er mit den Ministerien des Landes Rheinland-Pfalz in
der Flüchtlingsfrage aneinander. Am
Ende kam es zu einem Dienststrafverfahren gegen ihn, in dem ihm per- Flüchtlingsfamilie in der Notunterkunft im Missionshaus, 1951.
sönlich die Schuld an den Verhältnissen gezeit mussten aber zunächst einmal neue Notgeben wurde. Es vergingen vier Jahre, in
unterkünfte erworben werden: Am Bekanndenen sich die Situation der Flüchtlinge etwas
testen wurde das Anwesen Mahlastraße 35.
verbesserte, es dem Oberbürgermeister aber
Im Gebäude der ehemaligen Gehörlosennicht gelang, die Dienststrafe abzuwenden.6
schule, in dem sich von 1949 bis 1958 die
Porzellanfabrik Friedrich Wessel befand,
Das dringendste Problem der gesamten
brachte die Stadt Frankenthal viele „SowjetPeriode war die akute Wohnungsnot in Franzonenflüchtlinge“ in den 1960er Jahren unter.
kenthal. 1949 waren noch Tausende einstiger
Sie erhielt vom Land Rheinland-Pfalz Kredite,
Stadtbewohner evakuiert, von denen die letzum das Anwesen kaufen und umbauen zu
ten erst Anfang 1968 zurückkehren sollten.7
können. Am Ende fanden dann rund 80 FamiEs war absehbar, dass es Jahre dauern würde,
lien mit insgesamt ca. 300 Personen in der
allein für die „Einheimischen“ ausreichenden
Mahlastraße 35 eine vorläufige Unterkunft.9
Wohnraum zu schaffen. Die Stadtverwaltung
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„Wirtschaftswunder“ und heimische Industrie sorgten mit dafür, dass die berufliche
Integration der Flüchtlinge, Heimatvertriebenen, „Sowjetzonenflüchtlinge“ und „Ungarnflüchtlinge“ in den 1960er Jahren zu ihrem
Abschluss kam.10 Flüchtlinge, Heimatvertriebene und Sowjetzonenflüchtlinge gründeten
in den Jahren zwischen 1946 und 1964
Dutzende eigenständige Unternehmen, vor
allem im Bereich des Handwerks und des Einzelhandels, die Hunderten Menschen Arbeit
boten. Die Firmen Theia-Plastic und MöbiusPlastik, die 1964 zusammen rund 200 Beschäftigte hatten, wurden durch ihre neuartigen Produkte auch jenseits der plastikverarbeitenden Industrie über die Stadtgrenzen
hinaus bekannt. Obwohl dies mitunter getan
wurde, kann man die Firma Pegulan nicht zu
den Flüchtlingsbetrieben rechnen, da ihr
Gründer Fritz Ries in Westdeutschland geboren und aufgewachsen und im Zweiten Weltkrieg lediglich polnische Betriebe übernommen hat. Er ist also kein klassischer „Vertriebener“.11
1964 kam mehr als jeder fünfte Frankenthaler aus dem „Osten“ und/oder aus der
„Zone“. Walter Rutkowski, von 1965 bis 1977
Beigeordneter und Sozialdezernent in Frankenthal, nennt rückblickend für 1964 die Zahl
von 7.978 „Flüchtlingen“ bei 36.744 Einwohnern.12 Dies sind 21,7 Prozent der Bevölkerung. Die Stadt lag damit im Bundesschnitt, aber weit über dem Landesschnitt,
der 11,8 Prozent betrug.13
Es gelang der Stadt Frankenthal in den
fast 15 Jahren zwischen 1950 und 1964, insgesamt 1.129 Wohnungen für Heimatvertriebene, Zuwanderer aus der SBZ und Aussiedler zu bauen, wobei das Gros mit 772
Wohnungen auf die letztere Gruppe entfiel.
30
Die Stadt finanzierte einige dieser Wohnungen selbst, die meisten aber aus Bundes- und
Landesmitteln. Auf diese Weise gelang es, bis
Mitte der 1960er Jahre die Wohnungsnot in
Frankenthal weitgehend zu beheben.14
Die Einheimischen nahmen die Flüchtlinge zunächst eher widerwillig auf, da die
akuten Probleme (Stichwort: Wohnungsnot)
zu drängend waren und die Flüchtling zunächst zu „fremd“ erschienen. Am Anfang
hießen nur die Stadtverwaltung und die
jeweilige Kirchengemeinde die „Neubürger“
herzlich willkommen und halfen ihnen bei
der Integration.15 Es gelang zumeist erst Kindern und Enkeln der erwachsenen „Flüchtlinge“ ab den 1970er Jahren in der „neuen
Heimat“ anzukommen.
Anmerkungen
1Michael SOMMER, Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Rheinland-Pfalz: Aufnahme, Unterbringung und Eingliederung.
Mainz 1990.
2Werkstatt der Welt. Frankenthal. Eine Stadt stellt sich vor,
hrsg. v. Emil KRAUS, Frankenthal/Neustadt an der Weinstraße
1950, S. 32.
3Neue Heimat. Organ des Bundes Deutscher Heimatvertriebener
Rheinland-Pfalz v. 9.10.1949.
4Stadtarchiv Frankenthal, Best. III/192/9.
5Stadtarchiv Frankenthal, Best. III/193/2.
6Stadtarchiv Frankenthal, Best. III/13/2.
7Walter RUTKOWSKI, Obdachlos. Notwohnungen und Elendsquartiere im Frankenthal der Nachkriegsjahre, in: Frankenthal
einst und jetzt 1979, H. 2, S. 47–50, hier: S. 48.
8Stadtarchiv Frankenthal, Best. III/192/9.
9Stadtarchiv Frankenthal, Best. III/193/6; Volker CHRISTMANN, Gebäude erzählen Geschichte: Mahlastraße 35. Die
ehemalige Gehörlosenschule (das jetzige Mehrgenerationenhaus), in: Frankenthal einst und jetzt 2010, S. 3–8, hier:
S. 7-8.
10N.N., Die berufliche Eingliederung, in: Frankenthal einst und
jetzt 1964, H. 2, S. 19;Erich PUTZ, Flüchtlingsbetriebe in Frankenthal, in: Frankenthal einst und jetzt 1964, H. 2, S. 21–23.
11PUTZ (wie Anm. 10), S. 21.
12Walter RUTKOWSKI, Aufnahme und Betreuung im Stadtkreis
Frankenthal 1950–1964, in: Frankenthal einst und jetzt 1964,
H. 2, S. 13–18, hier: S. 13.
13Ebd.
14Ebd., S. 16.
15Erich TICHELMANN, Neue Heimat in Frankenthal, in: Frankenthal einst und jetzt 1964, H. 2, S. 11-12.
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Bernd Leidig, Gerhard Nestler,
Sabatino Marchetti
Die ersten Gastarbeiter
in Frankenthal 1960 bis
1973
I
n den Jahren zwischen 1948 und 1966
erlebte die Bundesrepublik Deutschland
einen ökonomischen Aufschwung ungeahnten Ausmaßes. Das Wort vom „Wirtschaftswunder“ machte die Runde. Mitte der
fünfziger Jahre war fast Vollbeschäftigung
erreicht. Die Arbeitslosigkeit bei Männern lag
nur noch bei 1,8 Prozent. Im Ruhrgebiet und
der Gegend um Stuttgart, den wirtschaftlich
stärksten Regionen des Landes, herrschte bereits Arbeitskräftemangel. Ursachen waren
die Millionen Kriegstoten, die dem Arbeitsmarkt fehlten, der Eintritt der geburtenschwachen Kriegsjahrgänge in das Erwerbs-
Anwerbebüro in Italien.
leben und die Herabsetzung des Rentenalters. Bis 1961 konnte der Arbeitskräftemangel noch durch die zahlreichen Flüchtlinge aus der DDR ausgeglichen werden. Dies
änderte sich schlagartig, als nach dem Bau
der Mauer der Zustrom von Arbeitskräften aus
Ostdeutschland fast völlig zum Erliegen kam.
Da die Wirtschaft der Bundesrepublik unvermindert weiterwuchs, gleichzeitig die Zahl
der Erwerbsfähigen aber stagnierte, eine stärkere Integration von Frauen in den Produktionsprozess vor allem in konservativen Kreisen auf „familienpolitische“ Vorbehalte stieß
und längere Arbeitszeiten von den Gewerkschaften kategorisch abgelehnt wurden, verschärfte sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt Anfang der sechziger Jahre auf dramatische Weise. In Wirtschaftskreisen wurde
daher der Ruf nach ausländischen Arbeitskräften immer lauter.
Rechtliche Voraussetzungen hierfür gab
es bereits. Ein erstes Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik und Italien war im
Dezember 1955 abgeschlossen worden. Es
sollte vor allem den Arbeitskräftemangel in
der Landwirtschaft beheben. 1960 waren
dann ähnliche Verträge mit Spanien und Griechenland unterzeichnet worden. 1961 folgte
die Türkei, 1964 Portugal und 1968 Jugoslawien. In den Verträgen wurden die sozialpolitische Gleichstellung der ausländischen
Arbeitskräfte, die Bezahlung nach Tarif – eine
zentrale Forderung der Gewerkschaften, um
Lohndumping zu verhindern –, eine „angemessene“ Unterkunft und das Recht auf Lohntransfer festgeschrieben.
Die Bundesanstalt für Arbeit richtete in
den einzelnen Ländern Anwerbestellen ein,
die mit den örtlichen Behörden zusammenarbeiteten und sie über den Bedarf der deutschen
Arbeitgeber informierten. Die lokalen Arbeitsverwaltungen trafen eine Vorauswahl unter
den Bewerbern und übermittelten diese an die
deutschen Stellen, bei denen dann die endgültige Entscheidung über die Anwerbung lag.
Sabatino Marchetti, am 2. April 1937 in
Leonessa, 70 km nördlich von Rom, geboren,
kam 1961 nach Frankenthal: „Nach dem Militärdienst war ich arbeitslos und musste mich
regelmäßig auf dem Arbeitsamt melden. Eines
Tages sah ich dort ein großes Plakat, mit dem
Arbeitskräfte für Deutschland geworben wur31
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den. Ich sagte dem Mitarbeiter des Arbeitsamtes, dass ich bereit wäre, ein Jahr nach
Deutschland zu gehen. Ich stellte einen Antrag und erhielt im April oder Mai 1961 die
Nachricht, dass mein Antrag angenommen
worden ist. Am 27. Juni fuhr ich nach Verona,
wo sich das Hauptbüro der deutschen Behörden befand. Das Arbeitsamt hat sich um alles
Werksausweis von Sabatino Marchetti.
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gekümmert: Fahrkarte, Essen usw. In Verona
wurden wir von deutschen Ärzten untersucht.
Danach fuhren wir mit einem Sonderzug für
Migranten nach München, wo man uns mitteilte, dass wir nach Frankenthal zur Firma Albert
kommen würden. Am 29. Juli fuhren wir dann
von München nach Ludwigshafen und wurden
dort am Bahnhof von einem VW-Bus von Albert
abgeholt. Am 1. August haben wir angefangen
zu arbeiten“.
Die ausländischen Arbeitskräfte erhielten eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für ein Jahr. Sie waren in dieser Zeit
aber fest an einen Arbeitgeber gebunden und
konnten den Arbeitsplatz nicht nach Belieben wechseln. Eine Verlängerung der
Aufenthaltsgenehmigung war möglich, lag
aber im Ermessen der jeweiligen Arbeitgeber
und der deutschen Ausländerbehörden. Durch
ein neues Ausländergesetz, das 1965 erlassen
wurde und das bis dahin gültige, noch aus
der Vorkriegszeit stammende Ausländerrecht
ablöste, wurden die Angehörigen von EWG32
Ländern den deutschen Arbeitnehmern
arbeitsrechtlich gleichgestellt. Dies betraf
allerdings zunächst nur die Italiener. 1971
erhielten alle Ausländer, die länger als fünf
Jahre in der Bundesrepublik beschäftigt
waren, eine auf weitere fünf Jahre befristete
„besondere Arbeitserlaubnis“.
Die erste Frankenthaler Firma, die im
Ausland angeworbene Arbeitskräfte beschäftigte, war das Bauunternehmen Kuffler, das
1956 Italiener und Spanier als Hilfsarbeiter
einstellte. Sie erhielten allerdings nur Arbeitsverträge für einige Monate. Zu Beginn
der Schlechtwetterphase im November wurden sie entlassen und kehrten bis zum Frühjahr in ihre Heimat zurück.1
1959 stellte auch Albert die ersten
Italiener ein. 1960 folgte die Firma Pegulan,
bei der zunächst ebenfalls Italiener, bald
aber auch Spanier und Portugiesen und ab
1962 auch deutschstämmige Brasilianer
beschäftigt wurden. So stieg die Zahl der in
Frankenthal lebenden Italiener zwischen
1959 und 1964 von 71 auf 574, die der
Spanier von 16 auf 132 und die der Griechen
von vier auf 127. 1966 arbeiteten über 1.000
Gastarbeiter in Frankenthal. Die größte
Gruppe bildeten die Italiener, gefolgt von
den Griechen und den Spaniern. Zahlen für
die Portugiesen liegen leider nicht vor. Die
Italiener stammten meist aus Kalabrien,
Sizilien, Apulien und der Basilicata, die
Griechen aus der Gegend um Thessaloniki, die
Spanier aus Galizien und Andalusien, die
Portugiesen aus dem galizischen Hochland –
allesamt besonders strukturschwache, arme
Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit.2
Die ausländischen Arbeitskräfte wurden
fast ausschließlich als ungelernte oder angelernte Arbeiter beschäftigt. Sie arbeiteten in
erster Linie „in solchen Bereichen, in denen
schwere und schmutzige Arbeit, Akkordlohn,
Schichtsystem sowie serielle Produktionsformen mit niedrigen Qualifikationsanforderungen besonders häufig waren“3 und bildeten ein „Subproletariat vorwiegend schlecht
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qualifizierter Hilfsarbeiter, das fehlende
deutsche Arbeitskräfte in den unteren Bereichen der Arbeitsplatzhierarchie ersetzte“.4
Die Soziologen haben in diesem Zusammenhang von einer „ausländischen Unterschichtung des einheimischen Arbeitskräftepotentials“ gesprochen.5 Es gab aber auch Ausnahmen:
Sabatino Marchetti: „Bei Albert hatten
wir zwei Möglichkeiten. Entweder in der
Gießerei zu arbeiten oder einen Beruf zu erlernen. Ich habe mich entschieden, einen Beruf
zu erlernen, bekam dafür aber nur eine Mark
und neunzig Pfennig in der Stunde. Die, die in
der Gießerei arbeiteten, bekamen drei Mark.
Mein Ziel war es, eine gute Ausbildung zu
bekommen, um mir dann nach der Rückkehr
nach Italien eine gute Stelle zu suchen“.
Sabatino Marchetti in den 60er Jahren.
Wurde zunächst noch meist von „Fremdarbeitern“ gesprochen – ein Begriff, den auch
die Nationalsozialisten verwendet hatten –, so
bürgerte sich relativ bald die Bezeichnung
„Gastarbeiter“ ein. „Der Name“, so schreibt
Klaus J. Bade, „war Botschaft, denn 'Gast' ist
nur, wer nicht auf Dauer bleibt.“6 Dies entsprach aber durchaus auch der Absicht der
allermeisten Gastarbeiter. Ihr Ziel war es,
während ihres Aufenthaltes in der Bundesrepublik so viel Geld wie möglich zu verdienen, um nach einigen Jahren wieder in die
Heimat zurückzukehren und sich dort eine
kleinbürgerliche Existenz aufzubauen. Sie
akzeptierten daher die härtesten Arbeitsbedingungen, waren bereit, die schmutzigsten Arbeiten zu übernehmen, machten überdurchschnittlich viele Überstunden und lebten in einfachsten Verhältnissen. Die
Verheirateten unter ihnen kamen in der Regel
ohne ihre Familie, um die Kosten für den
Aufenthalt so gering wie möglich zu halten.
An politischen und gewerkschaftlichen Fragen zeigten sie zunächst kaum Interesse, da
sie befürchteten, dass ihre Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert würde, wenn sie
sich an Streiks und Arbeitskämpfen beteiligten.
Untergebracht waren die angeworbenen
Gastarbeiter meist in relativ einfachen Gemeinschaftsunterkünften, die von den Firmen
errichtet oder angemietet
wurden. Allerdings waren
auch die Gastarbeiter in
ihrer Mehrzahl an möglichst
billigem Wohnraum interessiert und nahmen daher die
primitiven Wohnverhältnisse ohne größere Widerstände in Kauf.
Sabatino
Marchetti:
„Wir wohnten in drei Holzbaracken, die Albert im
Petersgartenweg gebaut hatte, zu viert in einem Zimmer.
Jede Baracke hatte eine eigene Küche, in der
wir kochen konnten, und einen breiten Flur, in
dem ein Fernseher stand. Der Zustand der
Baracken war sehr gut, vielleicht besser als
manche Wohnung in Frankenthal damals. Die
Miete betrug 30 Mark im Monat – das war in
Ordnung. Außer uns lebten auch noch Flüchtlinge aus der DDR in den Baracken. Später
wurden dann für die Gastarbeiter Steinbaracken gebaut.
Unser Mittagessen und Abendbrot erhielten wir in der Kantine. Selbst gekocht haben
wir nur am Wochenende. Natürlich italienisch.
Die Lebensmittel wurden uns von der Firma zur
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Verfügung gestellt. Anfangs hat ein Dolmetscher für uns übersetzt. Er war ebenfalls
Italiener, lebte aber schon seit den dreißiger
Jahren in Frankenthal. Sonstige Betreuungsmaßnahmen von Seiten der Firma gab es
nicht. Nur an Weihnachten wurde immer eine
schöne Weihnachtsfeier mit einem italienischen Pfarrer aus Ludwigshafen organisiert.“
Kontakte zu Deutschen gab es anfangs
fast nur am Arbeitsplatz. In der Freizeit blieben die Gastarbeiter in der Regel unter sich.
Sabatino Marchetti: „Selbst in der Mittagspause saßen Italiener und Deutsche in der
Kantine getrennt an verschiedenen Tischen.
Die Italiener haben Nudeln gegessen, die
Deutschen Kartoffeln. Und die Italiener haben
neidisch auf die Kartoffeln der Deutschen
geschaut, die Deutschen neidisch auf die
Nudeln der Italiener.“
Von der deutschen Bevölkerung wurden
die Gastarbeiter lange Zeit abschätzig als
„Itaker“, „Makkaronis“, „Kümmeltürken“ oder
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Gastarbeiter bei der Firma Albert. Hintere Reihe ganz rechts:
Sabatino Marchetti.
„Katzelmacher“ bezeichnet – Namen, die sowohl eine diffuse Fremdenfurcht als auch
offene soziale Ächtung und Deklassierung
zum Ausdruck brachten. Je niedriger der
soziale Status der Deutschen war, desto häufiger war auch der Gebrauch solcher Bezeichnungen.
Sabatino Marchetti: „Wir waren die
'Itaker'. Lange Zeit haben uns die deutschen
34
Kollegen nur 'Itaker' gerufen. Eines Tages hat
einer von der Kalkulation gesagt: 'Ich muss
jetzt zu den Itakern gehen'. Da habe ich ihn
gefragt, ob er wisse, was Ithaka ist. 'Das seid
ihr', hat er geantwortet. Nein, habe ich
gesagt, das ist eine griechische Insel.“
Schilder mit der Aufschrift „Proibizione
per Italianos“, wie sie in den sechziger Jahre
an Gaststätten in zahlreichen anderen Städten angebracht waren, gab es in Frankenthal
allerdings keine.
Sabatino Marchetti: „Solche Schilder
nicht, es gab aber einige Tanzlokale, deren
Besitzer Italienern den Zutritt verweigert haben. Hin und wieder kam es sogar zu Schlägereien.“
In der Rezession von 1966/67, der
ersten in der Nachkriegszeit, ging die Zahl
der Gastarbeiter auch in Frankenthal zurück.
Lag sie 1966 vor Beginn der Rezession noch
bei 1.429, so sank sie 1967 auf 1.167.
Danach stieg sie aber wieder deutlich an, da
1968 auch KSB und 1969 auch KKK
Gastarbeiter in größerer Zahl einstellten –
darunter jetzt immer mehr Türken und
Jugoslawen. 1973 lag ihre Zahl bei 2.925 und
damit mehr als doppelt so hoch wie vor der
Krise. Dies entsprach 6,5 Prozent der gesamten Frankenthaler Bevölkerung. Die größte
Gruppe waren nach wie vor die Italiener mit
über 1.300, jetzt aber bereits gefolgt von
den Türken mit 666 und den Jugoslawen mit
397, die die Spanier (289) und Griechen
(153) mittlerweile übertroffen hatten. Die
Zahl der Griechen war allein zwischen 1972
und 1973 von 465 auf 153 geschrumpft. Die
Gründe sind noch ungeklärt, könnten aber
mit dem Ende der faschistischen Junta in
Griechenland zusammenhängen.7
Mit dem Anwerbestopp vom November
1973 endete die erste Phase der Ausländerbeschäftigung in der Bundesrepublik. Er wird
meist als Reaktion der deutschen Politik und
der deutschen Wirtschaft auf den Ölboykott
der arabischen Staaten interpretiert. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass der Zustrom von Gastarbeitern in den Jahren zuvor
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Sabatino Marchetti (rechts) mit einem Arbeitskollegen an „seiner“ Maschine bei Albert.
mit immer größerer Skepsis betrachtet wurde.
Selbst Bundeskanzler Willy Brandt betonte
wiederholt, dass man „sehr sorgsam überlegen“ müsse, „wo die Aufnahmekapazität unserer Gesellschaft erschöpft ist und wo soziale Vernunft und Verantwortung halt gebieten“.8 Die Krisensituation des Jahres 1973
war dann eine günstige Gelegenheit, die angestrebte Wende in der deutschen Ausländerpolitik herbeizuführen.
Nach dem Anwerbestopp sank zwar auch
in Frankenthal die Zahl der Ausländer, gleichzeitig stieg aber die Zahl derer, die sich entschieden, länger zu bleiben, weil sie wussten, dass die Rückkehr in die Heimat eine
erneute Arbeit in der Bundesrepublik zumindest auf absehbare Zeit unmöglich machen
würde. Die vorher recht hohe Fluktuation der
Gastarbeiter sank, die Aufenthaltsdauer stieg
an. Viele holten ihre Familien nach, die Zahl
der nichterwerbstätigen Ausländer wurde
kontinuierlich größer und das Konsumniveau
stieg an. An die Stelle der für Gastarbeiter
bis dahin so typischen Sparorientierung trat
ein Konsumverhalten, das weitgehend dem
der deutschen Bevölkerung entsprach. In den
Fabriken und Betrieben begannen die Gastarbeiter, sich gewerkschaftlich zu organisieren und offensiv für ihre Rechte einzutreten.
Sabatino Marchetti: „In den siebziger
Jahren waren 99 Prozent der Italiener, die bei
Albert arbeiteten, Mitglied der IG-Metall.“
Zudem wurde der Wunsch nach Selbstständigkeit, den man für die Zeit nach der
Rückkehr in die Heimat geplant hatte, nun
immer häufiger im Gastland realisiert: Gastarbeiter eröffneten Restaurants, Eisdielen, Obstund Gemüsegeschäfte, Döner-Läden, Schneidereien und zahlreiche andere Geschäfte.
Sabatino Marchetti: „Ja, z.B. die Pizzeria
'Garda' am Speyerer Tor, das Obstgeschäft
'Russo' in der Mühlstraße oder ein Großmarkt
für italienische Produkte in der ehemaligen
Zuckerfabrik, bevor sie abgerissen wurde.“
Daneben entstand eine auf die jeweilige
Ethnie zugeschnittene Infrastruktur mit
kirchlichen und schulischen Einrichtungen,
Kulturvereinen und Gaststätten, die fast ausschließlich von Gastarbeitern besucht wurden
und sich grundsätzlich von den ausländischen Spezialitätenrestaurants unterschieden, die von Deutschen frequentiert wurden.
Aus Gästen wurden Dauergäste, aus „Fremden
mit deutscher Aufenthaltsgenehmigung Einheimische mit fremden Pass”.9
Nachbemerkung: Sabatino Marchetti arbeitete bis zur Rente 1996 bei Albert. Er ist
seit 1962 Mitglied der IG-Metall und war von
1976 bis 1996 Vorsitzender des Ausländerausschusses seiner Gewerkschaft. Dem Betriebsrat von Albert gehörte er von 1987 bis
1996 an. Er ist Mitglied der SPD und vertrat
die Partei von 1999 bis 2004 im Stadtrat. Von
1994 bis 2004 war er zudem Vorsitzender des
Ausländerbeirates Frankenthal.
Anmerkungen
1Holger Müller, Gastarbeiter in Frankenthal in den Jahren 1956
bis 1973, Facharbeit in Geschichte, Frankenthal 1985, S. 8.
2Ebd., S. 9-11 und 31.
3Ulrich Herbert, Geschichte der Ausländerbeschäftigung in
Deutschland 1880bis 1980. Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter,
Gastarbeiter, Berlin/Bonn 1986, S. 200.
4Ebd., S. 201.
5Klaus J. Bade, Vom Auswanderungsland zum Einwanderungsland. Deutschland 1880-1980, Berlin 1983, S. 76.
6Klaus J. Bade, Einheimische Ausländer: 'Gastarbeiter', Dauergäste,
Einwanderer, in: Deutsche im Ausland – Fremde in Deutschland.
Migration in Geschichte und Gegenwart, hrsg. v. dems.,
München 1993, S. 393-401, hier S. 394.
7Müller (wie Anm. 4), S. 31.
8Zit. nach Herbert (wie Anm. 3), S. 219.
9Bade (wie Anm. 6), S. 398.
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Dieter König
Brückenschläge –
50 Jahre Weihnachtsbotschaften an Frankenthaler in aller Welt
„E
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s war ein bleigrauer und kalter
Wintertag, als Ihr Brief und Ihre
Drucksachen aus der Vaterstadt zu
uns kamen. Der Gruß Frankenthals machte den
Tag schön, denn er atmete innige Verbundenheit mit uns draußen in der Welt.“ So poetisch-emotional beginnt ein Brief, den Adam
Haas aus dem schwedischen Lidingö im Januar
1962 an den damaligen Frankenthaler Ober-
bürgermeister Dr. Jürgen Hahn schrieb. Drei
Monate zuvor hatte Dr. Hahn per Zeitung die
Absicht der Stadt kundgetan, allen erreichbaren ehemaligen Frankenthaler Bürgerinnen
und Bürgern einen Weihnachtsgruß zu übersenden. Um Adressen entsprechender Personen
wurde gebeten, und immerhin 155 Briefe (mit
der Beilage eines Stadtprospekts, einer
Ansichtskarte vom Rathausplatz und des gerade erschienenen Heftes von „Frankenthal einst
und jetzt“) machten ihre Reise in 21 Länder.
36
45 Dankesschreiben gingen auf die unerwartete Postsendung ein und belegten eindrucksvoll, dass der Versuch, Verbindungen
zwischen der Stadt und ihren ehemaligen,
nun in alle Welt verstreuten Bürgern herzustellen, gelungen war. Die erste Reaktion kam
aus der Schweiz (Brief vom 20.1.1962): Maria
Horber-Rehm, Jahrgang 1895, schon 1921
aus Frankenthal ausgewandert, schrieb: „Es
ist immer angenehm, wenn man aus seiner
alten Heimat etwas Erfreuliches vernimmt.“
Auch Margot Reinke aus Lissabon kommt
(25.1.1962) ins Schwelgen: „Liebe alte Erinnerungen und auch Wehmut überfielen mich
beim Anblick der mir so gut vertrauten alten
Winkel und Gebäude, die den Kriegsterror
überlebt haben.“
Viele der Briefe, die im Frankenthaler
Stadtarchiv verwahrt werden, lassen erahnen,
was die Schreiberinnen und Schreiber im
Zuge ihrer Auswanderung oder Vertreibung
(„auf dem Umweg über Dachau/Buchenwald“
formuliert es sarkastisch einer der Betroffenen) mitgemacht hatten. Von „schmerzlich
bitterem Erinnern“ berichtet Anna Mayer
(1876 geboren und einer alten Frankenthaler
Kaufmannsfamilie entstammend, Nichte von
Johannes Kraus und Cousine des Landesbaurats Albert Boßlet), die mit vielen anderen jüdischen Mitbürgern 1940 nach Gurs
deportiert worden war (siehe S. 21) und das
Grauen überlebt hatte. Mittlerweile in
Limours in Frankreich beheimatet, hielt sie
übrigens noch lange die Korrespondenz mit
der Stadt als Reaktion auf die Weihnachtsbriefe aufrecht. Nicht nur sie kam dabei immer wieder in erinnerndes Erzählen. Alte
Frankenthaler Namen (Perron, Hamm, Kraus,
Neubronner) tauchen dabei auf, Erlebnisse
der Schulzeit, Spiele auf den Straßen der
damals noch idyllischen Stadt, Spaziergänge
entlang des Kanaldamms werden aufgefrischt; aber auch die Nächte des Bombenterrors werden lebendig. „Wir tragen immer
noch – nach der Hölle der Hitlerzeit – eine
große Bürde an Trauer und Leid“, konstatiert
Ernst Meisel aus dem fernen Los Angeles
(5.2.1962). Auch Louis E. Brunner (siehe S.
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zu arrangieren, und – insbesondere beim Besuch ehemaliger
jüdischer Mitbürger – wird (bei
kategorischer Ablehnung einer
bisweilen geforderten Reisekostenerstattung) auch schon
mal die Übernahme der Hotelkosten aus städtischen Mitteln
in die Wege geleitet.
Die Antwortbriefe zeigen, dass trotz
einer Entfernung von oft Tausenden von Kilometern das Interesse der früheren Bürger von
Frankenthal für ihre Heimatstadt noch sehr
groß ist. Die Briefe werden von vielen geschätzt als ein Brückenschlag von der alten
in die neue Heimat. Wie formuliert es Herbert
Grimm: „Es ist ein bisschen Heimatgeschichte und liebevolle Erinnerung und man hat das
Gefühl – Du bist doch ein Pfälzer – ein Frankenthaler – dort sind deine Wurzeln“ (Calgary, 8.2.1999). Und Georg Peterka gesteht
nach dem Erhalt der Weihnachtspost: „Ich
schäme mich nicht es auszusprechen: Ich
habe Heimweh nach Frankenthal“ (Wien,
16.12.1963). „Dieser vielseitige Bericht ist
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21) in Indianapolis, dessen Schwager, Amtsrichter Dr. Emil Rosenberg, seinerzeit in den
Gaskammern der Nazis umkam, empfindet
dies so. Er spricht angesichts der Bitterkeit
des Erlebten und des Andenkens an gute
Freunde vom „Vakuum, das nicht allzu leicht
zu füllen ist“. Aber er lobt auch die Stadt
wegen ihres „Schritts in die richtige Wendung“ (Brief vom 12.2.1962).
Zuweilen sind in den Briefen auch kritische Anmerkungen zu finden. K.A. Doerksen,
geb. Berger, nach Johannesburg verschlagen,
ereifert sich (24.4.1964) über die Architektur
in der Carl-Bosch-Siedlung. Der Oberbürgermeister möge dafür Sorge tragen, dass „derartige architektonische Alpträume“ das „liebe
alte Frankenthal“ nicht weiter verschandeln.
Dr. Hahn selbst, obwohl inzwischen Bürgermeister in Stuttgart, lässt der Kritikerin
höchstpersönlich eine Antwort zukommen
und verteidigt das bauliche Konzept der CarlBosch-Architektur.
Manche Schreiber nutzen sogar die Gelegenheit, beim Besuch in der alten Heimatstadt dem Oberbürgermeister persönlich Dank
auszusprechen. Vereinzelt kamen dabei auch
Anfragen wegen einer Finanzierung des Frankenthal-Besuchs – und werden teilweise auch
erhört. Man ist bemüht, beim Besuch der „Ausgewanderten“ auch einen kleinen Empfang
beim Oberbürgermeister mit einem Glas Wein
Die örtliche Presse, “Rheinpfalz“ und „Frankenthaler Zeitung“, berichtet regelmäßig
über die Briefaktion und zitiert
ausführlich aus den Dankschreiben. Sukzessive steigt die Zahl
der mittlerweile in alle fünf
Kontinente versendeten Briefe.
176 sind es 1964, 257 im Jahr 1970. Höhepunkt das Jahr 1977: 269 Briefe gehen damals, im Jahr des 400-jährigen Stadtjubiläums, auf die Reise, bestückt mit dem gerade erschienenen Frankenthal-Buch von Volker
Christmann mit „Bildern aus der Vergangenheit“. Damals waren die Portokosten für diese
Weihnachtsaktion auf stolze 842,40 DM angewachsen, wie aus den Akten im Stadtarchiv
zu entnehmen ist. Probleme gab es übrigens
1979, als eine Schallplatte mit einem Frankenthal-Lied beigefügt werden sollte: Die
Sendungen in die DDR durften diesen Tonträger nicht enthalten.
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eigentlich der letzte Faden, der mich mit
Frankenthal verbindet“, gesteht Kurt Becker
(Brief vom 14.12.1981), und Edith Liptek
(Brief vom 1.2.1982) ergänzt: „Die Sehnsucht nach Frankenthal wird wieder neu
erweckt.“ Als Dank wird den Schreiben zuweilen sogar eine Geldspende beigelegt. Und es
ist auch nur folgerichtig, dass Adressenänderungen mitgeteilt werden – oder auch
das Verspäten bzw. Ausbleiben der gewohnten Weihnachtspost angemahnt wird.
Oft verrät allein schon die Handschrift
das Alter der Absender. Immer wieder werden
auf den mit dem Weihnachtsschreiben übersandten Bildern „Entdeckungen“ gemacht
und freudig verbalisiert. Auf fünf (!) Seiten
bringt Rosel Schäfer (26.5.1991) ihre Erinnerungen ans „Kinderparadies“ (mit „Klickerlesspielen“, „Tanzkreisel“ etc.) zu Papier. Viele
Schreiber erzählen auch aus ihrer eigenen
Lebenswelt. Ganze Familiengeschichten
könnten aus den Briefen erstellt werden. Da
liegt dann beispielsweise auch mal das
Hochzeitsbild der Tochter im fernen Brasilien
oder eine Bildbroschüre aus der neuen Heimat Australien dem Dankesbrief bei.
Nur einmal deckt das Stöbern in den
Archivordnern mit dem Briefverkehr aus fast
fünf Jahrzehnten einen wirklichen Misston
auf: 1996 hatte Oberbürgermeister Peter
Popitz in seinem Jahresrückblick die damalige
Auschwitzausstellung in der Stadthalle zum
Anlass genommen, mahnend „die Erinnerung
an diesen dunkelsten Teil unserer Geschichte
wachzuhalten“. Hans Renter aus Florida (Brief
vom 10.12.96) empfand diese „schulmeisterliche Lektion“ als „Unverschämtheit“, erinnernd
an eine „ausgeleierte Schallplatte, die tausendmal abgespielt wird“. „Auschwitz hängt
mir zum Hals raus“, ereifert er sich und so ist
auch seine Reaktion folgerichtig: „Ich möchte
Sie bitten, meinen Namen von der
Weihnachtsliste für ehemalige Bürger von
Frankenthal zu löschen.“ Gerade konträr dazu
artikuliert sich Robert D. Pfeifer. In seinem
Brief vom 15.12.2000 erinnert sich der 80Jährige an die leidvolle Zeit als Jude in Fran38
kenthal und Deutschland. Neun Jahre später
(20.12.2009) bedankt er sich „als ältester
überlebender Frankenthaler Jude (90 Jahre)“
ausdrücklich für die würdige Gedenkarbeit der
Frankenthaler Stadtratsdelegation bei ihrer
Reise nach Auschwitz.
Die Schreiben der Stadt, in denen das
Geschehen des laufenden Jahres beleuchtet
wird, geraten mit der Zeit immer umfangreicher. Die ergänzenden Beilagen (mal der heimatgeschichtliche Stadtsparkassenkalender,
mal wieder das aktuelle Heft von „Frankenthal einst und jetzt”) werden schließlich entbehrlich, als die nun mit PC erstellten und
mit einer neuen Druckmaschine vervielfältigten Rückblicke auch bebildert werden können. Immerhin noch 167 Briefe (ein Drittel
davon in die USA) werden im Jahr 2000 versandt. Mehr und mehr reduziert sich jedoch
der Kreis der „Ehemaligen“. Immer wieder
wird in den Briefen der Tod eines Angehörigen vermeldet und ein Großteil der Nachkommen fühlt sich nicht mehr mit der Heimatstadt der Eltern involviert, beherrscht oft
auch nicht mehr die deutsche Sprache.
2003 werden die Adressaten um schriftlichen Bescheid gebeten, ob sie weiterhin an
den Weihnachtsbotschaften interessiert sind.
Nicht allzu viele Rückmeldungen gehen ein.
Die Zahl der Weihnachtsbriefe ist weiterhin
rückläufig, liegt momentan nur noch im zweistelligen Bereich. Der Brief ist mittlerweile
auch im Internet abrufbar. Nach nun 50 Jahren wird die Aktion zwar noch weitergeführt,
doch der allgemein erkennbare Trend weg
vom traditionellen Briefeschreiben macht
sich auch hier bemerkbar. Nur vereinzelt finden sich noch Dankschreiben in den Akten.
Die ältere Generation, deren Interesse an
Nachrichten aus der Heimat vorwiegend mit
der Weihnachtspost geweckt und gestillt werden konnte, ist nicht mehr präsent. Die Jüngeren können im Netz, etwa auf der Homepage
der Stadt, ihr Informationsbedürfnis stillen,
beispielsweise auch mit den regelmäßig alle
vier Wochen verfügbaren Bürgerbriefen. Eine
Tradition geht zu Ende.
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Bernd Schönhardt
Erst Migration, dann
Integration!?
Integrationsarbeit in
Frankenthal heute
auf die deutsche Staatsangehörigkeit Migranten im Bezug auf ihren räumlichen Wechsel
von einer Gesellschaft in die andere darstellen und deshalb einen Migrationshintergrund
besitzen. Die knapp 6.000 Ausländer, die am
1. Juni 2012 mit Hauptwohnsitz in Frankenthal lebten, sind also nur eine Teilgruppe der
Personen mit Migrationshintergrund.
Ü
Ausländer in Frankenthal, Juni 2012.
Die Integration dieser Menschen mit
Migrationshintergrund ist eine der wichtigsten Aufgaben, vor der unsere Gesellschaft
steht. Wie dies geschehen soll, ist nach wie
vor Gegenstand kontroverser Diskussionen.
Oft wird Integration mit Spracherwerb oder
kultureller Anpassung gleichgesetzt. In der
Soziologie meint Integration die Einbeziehung von Gruppen oder Menschen, die aus
verschiedensten Gründen aus der Gemeinschaft anderer ausgeschlossen werden. Friedrich Heckmann, Professor an der Universität
Bamberg und Leiter des Institutes Europäisches Forum für Migrationsstudien, unterscheidet vier Hauptdimensionen des Integrationsprozesses: strukturelle Integration, kulturelle Integration, soziale Integration und
identifikative Integration.4 Bei aller Komplexität und Unterschiedlichkeit der vorhandenen Definitionen über Integration zeigt sich
aber eindrücklich, dass Integration an Aufnehmende und Zugewanderte Anforderungen
stellt, die es zu bewältigen gilt.
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ber 30 Prozent aller Frankenthaler
haben heute einen Migrationshintergrund. Der Begriff leitet
sich vom lateinischen Wort „migrare“ ab und
bedeutet so viel wie wandern bzw. übersiedeln. Annette Treibel, Professorin an der
Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, definiert Migration als den „auf Dauer angelegte(n) bzw. dauerhaft werdende(n) Wechsel
in eine andere Gesellschaft bzw. in eine
andere Region von einzelnen oder mehreren
Menschen“.1 Dabei ist Migration keineswegs
selten. Fast jede historische Epoche kennt
große und für die politische, wirtschaftliche,
kulturelle und sozialstrukturelle Entwicklung
nachhaltige Wanderungsbewegungen, stellt
Jochen Oltmer, Professor am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück, fest.2 Die
Dimensionen sind dabei meist gewaltig. So
sind beispielsweise in den fünfzig Jahren
zwischen 1955 und 2005 insgesamt rund 33
Millionen Menschen in die Bundesrepublik
Deutschland zugezogen, rund 23 Millionen
Menschen zogen im gleichen Zeitraum fort.
Zu den Personen mit Migrationshintergrund zählen alle, die nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland
zugewandert sind und alle in Deutschland
geborenen Ausländer und alle in Deutschland
mit deutscher Staatsangehörigkeit Geborene
mit zumindest einem zugewanderten oder als
Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.3 Der Begriff „Person mit Migrationshintergrund“ bzw. Migrant bezieht sich somit
nicht nur auf Ausländer der verschiedensten
Ethnien, sondern auch auf die Gruppe der
Spätaussiedler, da diese trotz ihres Rechtes
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Lange Zeit herrschte eine Politik des
„pragmatischen Improvisierens“ vor, mit der
Integration nur schwer zu erreichen war.
„Eine systematische Herangehensweise fehlte, was die Integration der Zuwanderer in die
Aufnahmegesellschaft erschwert hat“, so
hieß es im Abschlussbericht der unabhängige
Kommission „Zuwanderung“ 2001. „Wenn wir
heute über die Grundzüge einer zukünftigen
Integrationspolitik nachdenken, sollte ein
integrationspolitisches Gesamtkonzept angestrebt werden, das die Bedürfnisse von Aufnahmegesellschaft und Zuwanderern gleichermaßen berücksichtigt“.5
In der Zwischenzeit sind wichtige Grundlagen für eine sinnvolle Integrationspolitik
gelegt worden, so das 2005 in Kraft getretene Zuwanderungsgesetz,6 welches erstmals
umfassende gesetzliche Regelungen enthält,
die alle Bereiche der Migrationspolitik berücksichtigt sowie der Nationale Integrationsplan,7 der eine gemeinsame Grundlage
der Integrationsinitiativen des Bundes, der
Länder, der Kommunen und der Bürgergesellschaft geschaffen hat.
Auch Migrantenorganisationen übernehmen verstärkt wichtige Mittler- und Brückenfunktionen und tragen zur Identitätsstärkung
ihrer Mitglieder bei. Ihr Engagement hilft
Einwanderern, sich in die neue Gesellschaft
einzuleben und soziale Netzwerke aufzubauen, und durch ihre Aktivitäten und Dienstleistungen wirken sie nachhaltig in die deutsche Mehrheitsgesellschaft hinein.8
Parallel hierzu ist ein größeres „Bewusstsein für die Bedeutung lokaler Integrationspolitik“ entstanden.9 Maria Böhmer,
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, betont,
dass der Kommune eine besondere Rolle im
Integrationsprozess zukommt, dass Integration in besonderem Maße direkt vor Ort stattfindet. Der Wohnort, der Stadtteil, die Nachbarschaft, Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Sportvereine und Verbände,
aber auch die Anlaufstellen der öffentlichen
40
Verwaltung sind die Orte, an denen Integration konkret wird. Hier entscheidet sich
jeden Tag, ob Schulabschlüsse erreicht werden, ob Arbeit gefunden wird, ob Freundschaften entstehen und ob nachbarschaftliche Netzwerke aufgebaut werden. All dies
sind Grundbedingungen für Integration. Gesellschaftliche Teilhabe, aber auch Vertrauen,
Wertschätzung und Anerkennung sind das Fundament für ein gutes Miteinander vor Ort.10
Auch die Stadt Frankenthal leistet seit
Jahren ihren Beitrag auf der kommunalen
Ebene als Integrationsmotor vor Ort. So lassen sich bereits im Jahr 1984 erste Veranstaltungen mit integrativem Inhalt finden.
Im Jahr 1993 konstituierte sich ein Runder
Tisch zu Ausländerfragen. Am 27. November
1994 wurde in Frankenthal zum ersten Mal ein
Ausländerbeirat gewählt, dessen Konstituierung am 12. Januar 1995 erfolgte. Schon
damals hat der Ausländerbeirat regelmäßige
Sprechstunden angeboten.
Im November 2008 beschloss der Landtag Rheinland-Pfalz ein Gesetz, durch welches die Ausländerbeiräte zu Beiräten für Migration und Integration weiterentwickelt
wurden. Es fand u. a. eine Ausweitung des
aktiven Wahlrechtes auf Ausländer, Eingebürgerte und Spätaussiedler und des passiven
Wahlrechtes auf Ausländer, Eingebürgerte und
Spätaussiedler und Deutsche statt. Eine Sat-
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zung der Stadt Frankenthal11 regelt die Einrichtung dieses Beirates. Er soll die Teilnahme der Einwohner mit Migrationshintergrund an der Gestaltung der kommunalen
Integrationspolitik fördern, ihre Erfahrungen
und Kompetenzen nutzen, das gleichberechtigte Zusammenleben der in der Stadt Frankenthal wohnenden Menschen verschiedener
Nationalitäten, Kulturen und Religionen unterstützen sowie die Weiterentwicklung des
kommunalen Integrationsprozesses begleiten. Belange der Einwohner mit Migrationshintergrund sowie Fragen der kommunalen
Integrationspolitik können im Beirat erörtert
und gegenüber den Organen der Stadt Frankenthal vertreten werden. Der Beirat kann zu
allen Fragen, die seinen Aufgabenbereich
betreffen, Stellungnahmen abgeben. Der Beirat kann über alle Angelegenheiten beraten,
die in seinem Aufgabenbereich liegen.
Gegenüber den Organen der Stadt Frankenthal kann er sich hierzu äußern, soweit Selbstverwaltungsangelegenheiten der Stadt Frankenthal betroffen sind. Auf Antrag des Beirates hat der Oberbürgermeister diese Angelegenheiten dem Stadtrat zur Beratung und
Entscheidung vorzulegen. Der Vorsitzende
oder einer seiner Stellvertreter ist berechtigt,
bei der Beratung dieser Angelegenheiten an
Sitzungen des Stadtrates oder seiner Ausschüsse mit beratender Stimme teilzunehmen. Der Beirat soll zu Fragen, die ihm vom
Stadtrat, einem Ausschuss oder dem Oberbürgermeister vorgelegt werden, Stellung
nehmen.
Desweiteren realisiert die Stadt Frankenthal in Zusammenarbeit mit dem Beirat eine
Vielzahl von regelmäßigen Veranstaltungen:
Bei den Treffen des „Christlich-islamischen
Gesprächskreises“ (im Jahr 2012 zum 9. Male)
wird jeweils ein bestimmtes Thema aus Sicht
der unterschiedlichen Religionen beleuchtet.
Um schon Kindern die Möglichkeit zu geben,
andere Religionen kennen und achten zu lernen, wird jährlich ein „Interreligiöser Kindergottesdienst“ (im Jahr 2012 zum 9. Male)
veranstaltet. Der „Babylonische Leseabend“
(im Jahr 2012 zum 9. Male) soll Besucher
dazu bringen, sich auf das Abenteuer der
fremden Sprache einzulassen und sich mit
den unterschiedlichen Klängen und den
unterschiedlichen Melodien einer Sprache
auseinanderzusetzen. Dabei werden jeweils
Kurzgeschichten oder Gedichte in verschiedenen Landessprachen vorgetragen; anschließend erfolgt eine kurze Zusammenfassung
in Deutsch. Während des „Abendgebetes der
Religionen“, das von den katholischen und
protestantischen Kirchengemeinden sowie
den muslimischen Kulturvereinen organisiert
wird (im Jahr 2012 zum 13. Male), stehen
Bibellesungen und Koranrezitationen mit
entsprechenden Erläuterungen im Mittelpunkt. Beim Internationalen Fest (im Jahr
2012 zum 21. Male) feiern viele verschiedene
Nationen gemeinsam mit folkloristischen
Tänzen, Gesang und landestypischen Spezialitäten und zeigen die kulturelle Vielfalt der
Völker. Ziel des Festes ist es, durch das Miteinander Akzeptanz und Toleranz zu fördern.
Beim Internationalen Fest auf dem Rathausplatz.
Außerdem werden in verschiedensten
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens integrative Projekte veranlasst bzw. durchgeführt. Andrea Schlossarczyk, Leiterin des
Familienbüros Frankenthal, glaubt, dass die
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Kindergärten schon per se eine Einrichtungen
sind, in denen Integration gelebt wird. In
Kindergärten mit hohem Anteil von Migranten wurden und werden zusätzliche interkulturelle Fachkräfte eingestellt. Diese Kräfte
mit eigener Migrationserfahrung und muttersprachlich im türkischen oder russischen verankert, haben primär die Aufgabe, das Miteinander, die Achtung voreinander, das Respektieren der verschiedenen Kulturen zu
unterstützen und zu fördern. In den Einrichtungen werden zusätzlich zu der normalen
Sprachförderarbeit sogenannte Sprachfördermaßnahmen durchgeführt. Finanziert werden
diese Kurse über Mittel des Landes im Rahmen
des Programms „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“, wobei hier nicht nur
Migrantenkinder einbezogen werden, auch
deutsche Kinder haben oftmals Sprachprobleme. Das Bundesprojekt „Schwerpunkt Kita“ ist
in diesem Zusammenhang ebenfalls zu erwähnen.
Sprachfördergruppen für Migrantinnen,
PC-Kurse für Migrantinnen und Hausfrauen,
ein Kulturelles Erzähl-Café, Migrationserstberatung und der Jugendmigrationsdienst des
Internationalen Bundes sind im Mehrgenerationenhaus zu finden. Uwe Wittemann,
Leiter des Kinder- und Jugendbüros, weist in
diesem Zusammenhang darauf hin, dass die
Integration auch durch die Schulsozialarbeit
unterstützt und vorangebracht wird. In Frankenthal arbeiten mittlerweile neun Schulsozialarbeiter an vier Grundschulen, drei weiterführenden Schulen und einer Schwerpunktschule. Die Schulsozialarbeit fördert
durch ihre vielfältigen Angebote und ihre
unterschiedlichen Angebotsformen, u.a. Einzelfallhilfe, Prävention, Mediation und
Kooperation mit anderen Einrichtungen, die
Integration in einer ganz besonderen Weise.
Rechtsradikales Gedankengut kann beispielsweise in Einzelgesprächen frühzeitig erkannt
und besprochen werden. Prävention und
Aufklärung tragen dazu bei, dass die Schüler
bereits im Voraus aufgeklärt werden, um ras42
sistischen Einstellungen vorzubeugen. Ziel
der Schulsozialarbeit ist es, die Ausgrenzung
von sozial benachteiligten und individuell
beeinträchtigten Schülern zu verhindern.
Durch Vermittlung und Bereitstellung von
Hilfen können Schülern und Eltern mit
Migrationshintergrund Hilfen aufgezeigt werden, die letztlich zur Integration der ganzen
Familie beitragen. Schulsozialarbeit verbessert jedoch nicht nur die individuelle
Bildungsbeteiligung benachteiligter Schüler,
sondern auch die Strukturen an der Schule.
Sozialpädagogisches Handeln mit Klassen
oder Schülergruppen fördert darüber hinaus
die Fähigkeit der konstruktiven Konfliktlösung. Außerdem gibt es an einzelnen Schulen spezielle Integrationsprojekte.
Im Kern geht es bei Integration um gleiche Chancen für gesellschaftliche Teilhabe.
Dafür sind Sprachkenntnisse, Zugang zu Bildung und Weiterbildung, Beteiligung an
Wirtschaft und Arbeitsmarkt, menschenwürdige Wohnbedingungen und das Wohnumfeld
ebenso wichtig wie eine hinreichende rechtliche Stellung und eine Förderung der politischen Beteiligung der Zuwanderer.12 In Frankenthal ist Integration mittlerweile gelebte
Wirklichkeit. Viele Schritte wurden eingeleitet, weitere werden folgen. Ein Meilenstein
in dieser Entwicklung ist der Beschluss des
Stadtrates vom 27. Juni 2012, mit dem die
Verwaltung beauftragt wurde, gemeinsam mit
allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen
in der Stadt ein strategisches Integrationskonzept mit Leitbild zu erstellen.
Anmerkungen
1Annette Treibel, Migration in modernen Gesellschaften: Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und Flucht, Weinheim 1999, S. 39-45.
2Jochen Oltmer, 50 Jahre Migrationsgeschichte: Anwerbung,
Wanderungspolitik und Integration in der Bundesrepublik
Deutschland, in: 50 Jahre Integration in die Arbeitswelt.
Anwerbung und Zuwanderungspolitik, hrsg. v. DGB Bildungswerk, Düsseldorf 2005, S. 4-9, hier: S. 4.
3Definition des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Migr
ationIntegration/Migrationshintergrund/Aktuell.html.
4Friedrich Heckmann, Bedingungen erfolgreicher Integration
auf kommunaler Ebene; in: Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (Hrsg.), Zuwanderung und Asyl in Deutschland.
Herausforderungen und Perspektiven aus Sicht der deutschen
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Partner im europäischen Migrationsnetzwerk, Nürnberg 2007,
S. 27-34.
5Unabhängige Kommission „Zuwanderung“, Zuwanderung gestalten – Integration fördern, Abschlussbericht, Berlin 2001,
S. 199.
6Zuwanderungsgesetz vom 30. Juli 2004; unter www.zuwanderung.de/ZUW/DE/Zuwanderung_geschieht_jetzt/Zuwanderung
sgesetz/Zuwanderungsgesetz_node.html.
7Nationaler Integrationsplan; unter www.bundesregierung.de/
Content/DE/StatischeSeiten/Breg/IB/2006-10-27-ib-nationaler-integrationsplan.html.
8Miguel Vicente, Integrationsförderung durch Migrantenorganisationen. Zur Vernetzung von Kompetenzen, Ressourcen und
Potenzialen, in: Dokumentation über die Fachtagung des
Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und
der „Leitstelle Bürgergesellschaft und Ehrenamt“ in der
Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, 28. und 29. November 2009,
Berlin 2010, S. 1-64, hier S. 61.
9Heckmann (wie Anm. 4), S. 8.
10Maria Böhmer, Rede anlässlich des vhw-Forums "Integration
und Stadtentwicklung", www.vhw.de/home/tagungsberichtvhw-forum-integration-und-stadtentwicklung-am-24-maerz2010-in-berlin/
11vgl. www.frankenthal.de/Stadt und Bürger/Verwaltung/Ortsrecht 01-10.
12Steffen Angenendt, Migration: Herausforderungen weltweit –
Integration, 2009; unter www.bpb.de/gesellschaft/migration/
dossier-migration/56682/integration
Eda Sahin
Neue Heimat in der
Pfalz.
Aus der Türkei nach Frankenthal
M
Eda Sahin beim Besuch des Holocaust-Denkmals in Berlin.
bekamen, fingen sie an, sich zu öffnen und
Vertrauen zu gewinnen.
Sie waren nicht die einzigen „Migranten“
in meiner Heimatstadt. Unsere Nachbarn waren Kurden, Lazen, ein südkaukasisches Volk,
oder Menschen, die einfach aus einer anderen
Stadt zugezogen waren. Schließlich erfuhr ich
nach einer Recherche meines Vaters, dass
unsere Vorfahren vor einigen Jahrhunderten
auch aus Ägypten nach Kleinasien gekommen
waren.
In Ankara genoss ich ab 1983 eine schöne Studienzeit, wo ich den ersten Schritt zur
Selbständigkeit in einer mir bis dahin unbekannten großen Stadt gut meisterte. Schon
während des Studiums wurde mir bewusst,
dass Migration an jedem Ort ein Thema ist,
das besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht.
Nach Abschluss meines Studiums wollte
ich nun endlich Zeit mit meinen Eltern verbringen und bat sie darum, mich nach Deutsch43
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eine Eltern gehören zu der Generation, die vor 40 bis 50 Jahren
für ein Jahr nach Deutschland
auswanderte, um sich das Geld für eine Wohnung, ein Auto und vielleicht ein wenig
Startkapital zu verdienen. Übrigens wollten
sie, so wie die meisten „Gastarbeiter“, ein bis
zwei Jahre bleiben und dann gleich wieder
zurückkehren. Das war auch der Grund dafür,
warum sie nicht im Geringsten daran dachten, eines ihrer fünf Kinder mitzunehmen. Sie
wollten zusammen arbeiten und Geld sparen,
um so schnell wie möglich wieder bei ihren
Kindern zu sein. Das Ergebnis war, dass sie es
erst 1994 schafften, tatsächlich wieder in
ihre geliebte Heimatstadt zurückzukehren.
Schon als Kind gab es bei meiner Heimatstadt Mersin, im Süden der Türkei, ein kleines
Örtchen, das alle das „Dorf der Auswanderer“
nannten. Es waren türkischstämmige Migranten, die aus Bulgarien mittellos ausgewandert waren mit der Hoffnung auf ein „besseres Leben“ in der Türkei. Für uns waren es
Fremde, auch wenn sie türkischstämmig waren und türkisch (ein etwas anderes Türkisch
allerdings) sprachen. Sie blieben die ersten
Jahre unter sich und hegten keinen intensiven Kontakt zu Einheimischen vor Ort. Erst
im Laufe der Jahre, als ihre Kinder die gleichen Schulen besuchten und die Männer Jobs
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land zu holen. So kam ich nach Frankenthal,
in die Stadt, die ich aus meinen Ferien kannte; wo meine Eltern arbeiteten und lebten.
Mit meinen 25 Jahren war ich Migrantin in
dieser Stadt und genauso alt wie meine Mutter, als sie 1969 das erste Mal nach Deutschland kam.
Frankenthal war für mich schon immer
eine niedliche, überschaubare, geordnete und
schöne Stadt. Die Frankenthaler empfand ich
zwar als distanziert, aber sie waren freundlich,
offen und vor allem hilfsbereit. Hier fühlte ich
mich wohl. Besonders hat mir schon immer
gefallen, dass man tolle Fahrradtouren machen
konnte und das Fahrrad als Verkehrsmittel voll
einsetzbar war! Um so mehr konnte ich die positiven Gefühle der Frauen nachvollziehen, die
in den vom Beirat für Migration und Integration, der Verkehrsschule der Polizei und dem
Internationalen Bund angebotenen Kursen das
Fahrradfahren lernen konnten, um später selbst
mit ihren Familien Fahrradtouren zu machen.
Vor allem in den ersten Jahren haben
mich der Weihnachtsschmuck und die ganze
Aufregung in der Adventszeit sehr beeindruckt, aber ich muss offen gestehen, dass
die Begeisterung im Laufe der Jahre doch
nachgelassen hat.
Aus Ankara, einer Beamten- und Studentenstadt kommend, war ich nun in einer
Stadt, in der ich die Menschen nicht verstehen konnte, denn ich konnte kein Deutsch!
Zugleich konnte ich mich auch nicht verständlich machen. Meine Familie musste für
mich reden! Das war sehr ungewohnt und
erdrückend. So bemerkte ich, wie mein Leben
sich änderte und ich auf einmal auf Andere
angewiesen war. Die Selbstständigkeit, die
ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet
hatte, war mit einem Schritt zunichte gemacht. Trotzdem hatte ich Glück, da ich zu
den Menschen gehörte, die ungehindert ihren
Hochschulabschluss erlangen konnten und
somit auch mit dem richtigen Bildungsbewusstsein ausgestattet nach Deutschland
kamen. So besuchte ich einen Sprachkurs, der
44
eigentlich für Auswanderer aus den Ostblockstaaten angeboten wurde. Es waren Menschen aus Polen, Russland und mit mir lediglich zwei Türkinnen in dem Kurs. Damals war
mir schon bewusst, dass es nur zu Schwierigkeiten führen kann, wenn es so viele „Gastarbeiter“ gibt, die nicht die Absicht haben,
Deutsch zu lernen, und auch keine Anregung
und Förderung vom Staat hierfür erhalten.
Erfreulicherweise hat man dann erkannt,
dass alle Migranten die Möglichkeit erhalten
sollten, Deutsch zu lernen. Wie soll Verständigung sonst funktionieren, wenn wir nicht
die gleiche Sprache sprechen! Aber eines
kann ich sagen: Die deutsche Sprache ist
wirklich keine leichte Sprache!
Dem Deutschkurs folgten meine Heirat,
eine selbständige Tätigkeit als Feinkosthändlerin und meine Tochter. Aktuell erteile ich
Alphabetisierungskurse für Migranten und
Migrantinnen für den Internationalen Bund,
biete freiberuflich Kinderbetreuung und türkische Kochkurse über die VHS an. Natürlich
trauere ich meinem Beruf nach. Für eine studierte Diplombibliothekarin gab es damals in
Deutschland keine Möglichkeit, in ihrem Beruf auch nur ansatzweise eine adäquate Anstellung zu bekommen. Umso mehr freue ich
mich, dass das Anerkennungsgesetz nun in
Kraft getreten ist.
Immer mehr fühlte ich damals, dass ich
mich gerne sozial engagieren würde, wusste
aber den Weg hierzu nicht. Bis ich bei einem
„Babylonischen Leseabend“, der vom damaligen „Ausländerbeirat“ initiiert und umgesetzt wurde, ein Gespräch mit Judith Neufeld
von der Stadtverwaltung Frankenthal führte,
die mir zusprach, mich als Kandidatin bei den
Ausländerbeiratswahlen aufzustellen. Warum
nicht, dachte ich, und tat es.
Bei den Wahlen im November 2004
wurde ich in den Beirat gewählt, und dieser
wählte mich 2005 auch zur Vorsitzenden.
Gleich von Anfang an wollte ich den Schwerpunkt der Arbeit des Ausländerbeirats auf die
Integration der Frauen in Frankenthal fokus-
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sieren. Es war sehr erfreulich zu sehen, wie
interessiert die Frauen mit Migrationshintergrund waren, wenn man sich ihrer annahm,
sie unterstützte und ihnen Wege zeigte. Das
gemeinsame Hauptthema waren allerdings
ihre Kinder und ihr Unterstützungsbedarf in
erzieherischen und schulischen Angelegenheiten. Im Laufe der letzten sieben Jahre
wurden zahlreiche Aktivitäten mit diesem
Thema von mir initiiert und dank zahlreicher
Kooperationspartner umgesetzt.
Gerne möchte ich noch den Schwerpunkt meines Engagements auf die Elternarbeit und das Heranführen der Eltern an das
deutsche Schulsystem und seine Anforderungen legen. Sicherlich ist es auch ein sehr
guter Ansatz schon im Kindergartenalter an
die Eltern heranzutreten, um sie auch so früh
wie möglich auf die Schulzeit ihrer Kinder
vorzubereiten.
In zwei Kulturen aufzuwachsen ist ein
Reichtum, dem Anerkennung gebührt. Die Menschen, die dieses Privileg besitzen, sollten es
schätzen und für sich und für diese Gesellschaft positiv umsetzen. Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist, nicht
zuletzt Dank der Unterstützung durch alle
politischen Parteien, die Stadtverwaltung
Frankenthal und die Bildungseinrichtungen,
wie den Internationalen Bund und die VHS,
die sich rührend für Migranten einsetzen und
sie unterstützen, zum wichtigen Thema in Frankenthal geworden. Dafür bin ich sehr dankbar.
Integration kann nur funktionieren, wenn
Menschen Gemeinsamkeiten finden, die sie
verbinden. Erfreulicherweise kenne ich zahlreiche Fälle, bei denen das Aufeinanderzugehen der Menschen mit Migrationshintergrund mit den Einheimischen in Frankenthal
zu sehr schönen und innigen Freundschaften
geführt hat. Diese Tatsache stärkt mich darin,
dass ich auf dem richtigen Wege bin und da
einfach ansetzen und weiter machen sollte.
Es ist schön, dass jeder Mensch anders
ist. Menschen werden stark von ihrem Umfeld
beeinflusst und entwickeln sich dementsprechend unterschiedlich. Akzeptanz ist der
Grundstein zwischenmenschlicher Beziehungen. Durch mein Engagement im Beirat für
Migration und Integration (BMI) möchte ich
weiterhin gerne bewirken, dass das Annehmen Anderer sich in den Menschen fest verwurzelt und Anderssein etwas Erfreuliches
und Interessantes ist. Ich würde mich freuen,
wenn sich in Zukunft immer mehr Menschen
für Integration einsetzen und vor allem
möchte ich erreichen, dass sich immer mehr
Jugendliche engagieren. Allen Menschen in
Frankenthal wünsche ich ein friedliches und
respektvolles Zusammenleben.
Jürgen Esser
bezug herstellen konnten. Doch jetzt erst
einmal der Reihe nach:
Der Kultursommer Rheinland-Pfalz wurde im Jahr 1992 initiiert, findet seither jedes
Jahr von Mai bis Oktober statt und vereint
zahlreiche Veranstaltungen und Projekte der
verschiedensten Kultursparten unter einem
gemeinsamen Dach des Landes. Seit Juli 1994
bedient sich die Landesregierung zu dessen
Abwicklung des Kultursommers RheinlandPfalz e.V., also eines eingetragenen Vereins,
der sich aus der Stiftung Rheinland-Pfalz für
Kultur finanziert. Mit der Durchführung jährlicher Kultursommer verfolgt das Land das
Ziel, das attraktive Kulturangebot landesweit
„Gott und die Welt”.
Eröffnung des rheinland-pfälzischen
Kultursommers 2012 in Frankenthal
F
ür manche Dinge braucht man einen
langen Atem. Dies gilt auch für die
Kultursommer-Eröffnung, zumindest
aus Sicht der Stadt Frankenthal. Die hat sich
nämlich erstmalig im Jahr 2001 und damit
vor elf Jahren um die Ausrichtung eben einer
solchen Eröffnung bemüht. Damals und in
den Folgejahren jedoch erfolglos, da andere
Städte erfolgreicher den erforderlichen Motto-
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besser in das Bewusstsein seiner Bürger zu
bringen. Ein jährlich wechselndes Motto legt
dabei immer wieder einen neuen inhaltlichen
Schwerpunkt. Auch der Veranstaltungsort für
die Eröffnung des Kultursommers wechselt
jedes Jahr: am ersten Mai-Wochenende gibt
es im Rahmen eines großen Kulturfests für
die ganze Familie einen Einblick in die breite Vielfalt des kulturellen Treibens im Allgemeinen und des Kultursommers im Besonderen. In den zwanzig Jahren seines Bestehens hat sich das Projekt Kultursommer zu
einer festen Größe entwickelt, die aus Rheinland-Pfalz nicht mehr wegzudenken ist.
Kulturtreibende aller Sparten werden rechtzeitig vor Beginn eines Kultursommers aufgefordert, unter Berücksichtigung des ausgerufenen Mottos Veranstaltungen und Vorhaben
anzumelden, die vom Kultursommer e.V. Rheinland-Pfalz gesichtet und bewertet werden, um
sie dann ggf. zu bezuschussen und in eine
Broschüre aufzunehmen.
Im Mittelpunkt des 21. Kultursommers
Rheinland-Pfalz 2012 stand der Themenkomplex „Kultur und Religion“; das Motto
wurde „Gott und die Welt“. Hierzu hatte die
Stadt Frankenthal, im Gegensatz zu
den Mottos in den Jahren zuvor, nun
tatsächlich eine Menge zu bieten.
Am 3. Juni 1562 landeten 58 niederländische Familien, von Frankfurt
mit Schiffen den Rhein herauf kommend, im benachbarten Roxheim.
Der damalige Kurfürst Friedrich III.
überließ ihnen nach Verhandlungen
mit ihrem Prediger Pieter Daet(h)en,
gemeinhin Petrus Dathenus genannt,
eine neue Bleibe in den seinerzeit
leer stehenden Räumlichkeiten des
Stifts Großfrankenthal, dessen Reste
heute besser als Erkenbertruine bekannt sind. Dieses Ereignis, welches
im Jahr 1577 und damit bereits 15
Jahre später zur Verleihung der Stadtrechte
führte, wollte die Stadt Frankenthal nacherleben und in einer Vielzahl von Einzelveran46
staltungen feiern. Mit diesem geschichtlichen Hintergrund und dem Bekenntnis zu
Zuwanderung, Religion/Religionsfreiheit und
Andersartigkeit erhielt die Stadt nach erneuter Bewerbung seitens der Ministerin für
Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Doris Ahnen, dann auch die Zusage, die
Eröffnungsfeierlichkeiten für den Kultursommer Rheinland-Pfalz 2012 ausrichten zu dürfen.
Entsprechend groß war die Vorfreude
von Oberbürgermeister Theo Wieder auf das
damit bevorstehende Großereignis: „Dass
Menschen verschiedenen Glaubens und unterschiedlicher Kulturen in Eintracht miteinander leben, ist in unserer Stadtgeschichte tief
verwurzelt. Wir begreifen Zuwanderung als
Chance.“
Finanziell gesehen wollten die Veranstalter, Land und Stadt, die gleiche Summe
aufbieten, nämlich jeweils 55.000 EUR.
Darüber hinaus startete Oberbürgermeister
Wieder eine Spenden- und Sponsorenakquise,
die nach zähem Klinkenputzen die stattliche
Summe weiterer 130.000 EUR erbrachte. Mit
dieser Finanzausstattung und diversen zu er-
Eintrag von Ministerpräsident Kurt Beck und Kultusministerin
Doris Ahnen in das Goldene Buch der Stadt Frankenthal.
wartenden Eintrittsgeldern begannen in vielen Dutzenden Zusammenkünften zwölf Mo-
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nate vor Beginn der Veranstaltung die Planungen. Es trafen sich die Mitarbeiter des
Kultursommer-Büros aus Mainz und Vertreter
der Stadtverwaltung, um gemeinsam ein
schlüssiges, interessantes und mottogerechtes
Wochenende in Frankenthal vorzubereiten.
An alles wurde gedacht, viele Handgriffe
und Vorbereitungsmaßnahmen sollten ein
unbeschwertes – an manchen Stellen sogar
himmlisches Ereignis, möchte man beinah
sagen – Fest garantieren. Der Schwerpunkt
der kulturellen Darbietungen sollte dabei eindeutig auf dem Bereich zwischen den beiden
Stadttoren liegen. Angestrebt wurde ein Kulturfest, welches für alle Interessierten leicht
zu erreichen und dessen Veranstaltungen entweder kostenlos oder gegen ein geringes Eintrittsentgelt zu besuchen sein sollten.
Das Programm für das erste Maiwochenende vom 4. bis 6. Mai 2012 konnte sich sehen lassen. Eine Fülle von hochkarätigen
Künstlern aus allen Teilen Deutschlands, aber
auch aus den Nachbarländern, führte den
Frankenthalerinnen und Frankenthalern ein
Spektakel vor Augen, was es in dieser Form
noch nie zuvor gegeben hatte.
Nach begrüßenden Worten von Oberbürgermeister Theo Wieder, Grußworten von
Ministerpräsident Kurt Beck und der Kultusministerin Doris Ahnen sowie deren Eintrag
ins Goldene Buch der Stadt, eröffnete mit
einem religiös-spirituell geprägten Programm
„Expressionzz“ die Soul-Queen Jocelyn B.
Smith mit Band am Freitagabend vor ausverkauften Rängen im CongressForum den Reigen.
Allen voran die beiden spektakulären
Straßentheaterinszenierungen, zum einen die
„Arka“ („Arche“) des polnischen Theaters
Osmego Dnia, zum anderen „Corazon de
Angeles“ des belgischen Theater Tol, zogen
Freitag- und Samstagnacht zahlreiche Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. Auf
dem Rathausplatz erinnerte das osteuropäische Ensemble mit einem gewaltigen Schiffsnachbau an die protestantischen Glaubens-
Die Inszenierung „Arche“ auf dem Rathausplatz.
Die Inszenierung „Corazon de Angeles“ im ehemaligen Kanalhafen.
flüchtlinge aus den katholischen Niederlanden, die vor 450 Jahren in Frankenthal
Asyl und eine neue Heimat fanden. Mit starken Lichteffekten, Feuer und eindringlicher
Musik wurden Vertreibung und Zuflucht
lebensnah dargestellt.
Himmlische Wesen dagegen traten im
früheren Kanalhafen in Erscheinung. Das Theater Tol erzählte die Geschichte einer himmlischen Hochzeitsgesellschaft. An einem Kran
befindliche Engel boten in der Nachtkulisse
ein imposantes Schauspiel und ernteten einen begeisterten Schlussapplaus.
Eine internationale Gospel-Night am
Samstag mit drei ganz unterschiedlichen
Chören aus Bobenheim-Roxheim, aus der
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Konzert auf dem Rathausplatz.
Schweiz und aus Dänemark sorgte wiederum
im ausverkauften CongressForum für einen
weiteren Höhepunkt und machte optisch wie
akustisch die Vielfalt dieser Musikrichtung
deutlich.
Von Freitag bis Sonntag präsentierten
sich darüber hinaus auf der Bühne am Rathausplatz großartige Live-Bands: „Die Zöllner“ mit ihrem Programm „7 Sünden“, Sarah
Kaiser mit Band mit „Gast auf Erden“, beide
Ensembles aus Berlin, und die „Stephan-FleschBand“ aus Kaiserslautern mit „Something
happened on the way to heaven“ interpretierten das Kultursommer-Motto und begeisterten das Publikum.
Doch auch Frankenthaler Institutionen
und Kulturträger beteiligten sich mit großem
Engagement am Eröffnungsprogramm: verschiedene Ensembles und Bands der Frankenthaler Schulen, der Städtischen Musikschule
und des Kinder- und Jugendbüros brachten
sich in Konzerten in Kirchen, auf der Bühne
am Rathausplatz oder in Klangpunkten, dies
waren kleinere Bühnen bzw. Aufstellungen
entlang der Fußgängerzone, ein.
Der Organist und „Sohn der Stadt“ Felix
Hell konzertierte, erstmals in Frankenthal mit
seiner Ehefrau Grace Eun Hae Kim, in der
Zwölf-Apostel-Kirche; kein einziger Sitzplatz
48
blieb frei. Die beiden Ausnahmemusiker konnten sich über Monitore sehen; in einer zuvor noch nie
gesehenen Kombination von Orgel
und Klavier erlebten die Zuhörer
einen „aufregend-beglückenden
Abend“ (Zitat: Die Rheinpfalz).
Musik aus drei Epochen, dargebracht von der Städtischen
Musikschule, spannte in der gut
besetzten St. Dreifaltigkeitskirche
mit Orgelmusik einen Bogen von
Kompositionen des 16. Jahrhunderts über den Kurpfälzischen
Singkreis mit Werken der so genannten „Mannheimer Schule“ bis
zu einem zeitgenössischen Abschluss der
Popgruppe „Of Course“.
Die innerörtlichen Kirchengemeinden
engagierten sich zur Eröffnung des Kultursommers mit Offenhaltung ihrer Kirchen,
Konzerten sowie mit Ausstellungen: der
Frankenthaler Künstler Karlheinz Höhn in St.
Ludwig sowie Ursula Faber aus Großniedesheim in der Zwölf-Apostel-Kirche. Dort konzertierte und begeisterte auch die Gruppe
„Wunderfinger“ aus Bobenheim-Roxheim.
Die Stadtkapelle, das sinfonische Blasorchester der Städtischen Musikschule, präsentierte gemeinsam mit dem Chor „Nova
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Cantica“ Grünstadt und dem Kinderchor „Don
Bosco“ aus Bobenheim-Roxheim die Uraufführung einer Auftragskomposition von Gerhard Fischer-Münster „Von Menschlichkeit
und Frieden – Frankenthaler Gebet“. Die
Grundidee der Komposition basiert auf dem
Leben des seligen Erkenbert (ca. 1079 bis
1132), Gründer des Stifts Frankenthal. Die
etwa 600 Anwesenden konnten nicht nur ein
einzigartiges Konzert in der Kirche St. Ludwig
verfolgen, sie wurden auch Zeugen des Einsatzes dreier Glocken der ehemaligen Glockengießerei Hamm, die seit vielen Jahren zum
Bestand des Erkenbert-Museums gehören und
die Teil der Instrumentenvielfalt wurden.
Stadt und Land war es beiderseits wichtig,
Veranstaltungen auch für Kinder und Jugendliche anzubieten, um gerade einem jüngeren
Publikum Kultur näher zu bringen. Dies wurde
durch zahlreiche Veranstaltungen realisiert:
in der Zuckerfabrik mit Vorstellungen des aus
Melle stammenden Figurentheaters Töfte über
den „Engel mit nur einem Flügel“, der die Geschichte einer jüdischen Kindheit im nationalsozialistischen Deutschland erzählte, und
mit „Glittra der Engel“, einem Schutzengel,
vom TheaterGeist Berlin.
Sogar eine deutsche Erstaufführung bereicherte die Kultursommereröffnung mit
„Euer Diener Johann Sebastian Bach“. Das
Kinder- und Jugendtheater Speyer stellte für
Kinder ab 6 Jahren das Leben des großartigen Komponisten kindgerecht nach.
Besonders beeindruckend, beinah beklemmend, geriet die Darbietung „Engel der
Geschichte“ in Gestalt von Engelsfiguren des
Berliner Theaters Anu und des PerformanceKünstlers Bartel Meyer über den Dächern der
Innenstadt. An fünf Erinnerungspunkten
zeigten sich diese Himmelsboten und blickten, flankiert von Vorträgen und Darbietungen von Schülerinnen und Schülern des
Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation,
in die Vergangenheit der Stadt: Wem gehörte
dieses Haus? Wer wohnte hier? Was ist mit
diesen Menschen (jüdischen Glaubens) geschehen?
Beginnend vor den Toren der FriedrichSchiller-Realschule plus wurde der sog.
Planetenweg eröffnet. Dieser stellt maßstabsgerecht die in den Gehweg eingelassenen
Sterne unseres Sonnensystems dar, führt bis
nach Mörsch und entstand in Zusammenarbeit mit dem Protestantischen Pfarramt
Mörsch und der KSB AG Frankenthal.
In Kooperation mit dem Deutschen
Weinstraße-Mittelhaardt e. V. verwandelte sich
das altehrwürdige Areal der Erkenbertruine in
ein Pfälzer Weindorf und garantierte ein Genusserlebnis der besonderen Art. Bei gepflegten Weinen, ausgewählten Gerichten und angenehmer Musik konnten sich die Kultursommer-Gäste dort kulinarisch verwöhnen lassen.
Doch bei allen Planungen, bei aller Vorbereitung und erlebter Freude: der heilige
Petrus, gemeinhin als zuständig und verantwortlich für das Wettergeschehen angesehen,
hatte offenbar kein Gefallen an der Kultursommer-Eröffnung und ihrem durchaus religiösen Motto „Gott und die Welt“. Hielt er am
Freitag noch seine schützende Hand über das
Großspektakel, öffnete er phasenweise sowohl Samstag als auch Sonntag seine Schleusen und entließ Wasser, viel Wasser auf die
Feiernden. Wie drückte es jedoch Oberbürger49
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meister Wieder in der Abschlusspressekonferenz aus: „Dass der Wettergott ausgerechnet dieses Wochenende auserkoren hat, den
bis dahin herrschenden Wassermangel auszugleichen ist bitter, aber nun mal nicht zu
ändern!“. Immerhin haben es sich geschätzte
10.000 Zuschauer nicht nehmen lassen,
einen oder mehrere Darbietungen zu verfolgen.
So wird die Eröffnung des 21. rheinlandpfälzischen Kultursommers aus Sicht der Stadt
Frankenthal als ein facettenreiches Kulturspektakel auf hohem Niveau und vielen
Höhepunkten in die Geschichtsbücher eingehen – ein Kulturspektakel, das besonders
durch seine Indoor-Veranstaltungen glänzte
und unter freiem Himmel ein Wechselbad der
Gefühle erleben durfte oder musste.
Tobias Duschka
Ralf Hettmannsperger eingeleitet. Dabei wurde
nicht nur die Situation der Flüchtlinge in der
damaligen Zeit dargestellt, sondern auch der
Bogen zur heutigen Flüchtlingsproblematik,
die wie vor 450 Jahren immer noch in religiöser, politischer oder ethnischer Verfolgung
wurzelt, geschlagen.
Danach folgte am Roxheimer Altrhein eine
erste vom Theaterkreis Bobenheim-Roxheim
und anderen Laiendarstellern unter Leitung
von Rainer Brand eingeübte Theaterszene.
Gezeigt wurde die Geschichte um die Ankunft
der Glaubensflüchtlinge, beginnend mit Streitgesprächen zwischen den Getreuen des Kurfürsten, dem aufgebrachten Klerus und Glaubensbrüdern, die sich den Thesen Luthers angeschlossen hatten, bis hin zur Gewährung
von Asyl sowie der Zusicherung einiger Privilegien an die Flüchtlinge. Die zahlreich erschienenen Zuschauer aus Frankenthal, Bobenheim-Roxheim und Umgebung, unter denen
auch die Integrationsministerin Frau Prof. Dr.
Maria Böhmer war, ließen sich trotz des zwischenzeitlichen Regens nicht die gute Laune
verderben und konnten so auch Manfred Gräf,
den Bürgermeister von Bobenheim-Roxheim,
in seiner Rolle als Kurfürst Friedrich III. bestaunen. Mit dem abschließenden Satz „So
lasst uns denn nach Frankenthal ziehen“ wurde
die erste Theaterszene in Bobenheim-Roxheim
abgeschlossen und zur Wanderung gen Frankenthal in die Erkenbertruine eingeladen. Ein
jeder, der wollte, konnte den Kutschen mit den
Schauspielern zu Fuß oder per Fahrrad auf
einer festgelegten Wanderstrecke folgen.
450 Jahre „Ankunft der
Glaubensflüchtlinge“.
Erinnerung an einen
historischen Tag.
D
ie Landung der Glaubensflüchtlinge
am 3. Juni 1562 am Roxheimer Altrhein stellt ein wichtiges Ereignis
FRANKENTHAL
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Nachgestellte Landung der Glaubensflüchtlinge am Roxheimer
Altrhein.
in der Frankenthaler Geschichte dar, welches
sich in diesem Jahr zum 450. Mal jährt. Um
dieses Ereignis gebührend zu würdigen, wurde
ein Tagesprogramm mit Gottesdiensten, Theaterstücken und einer Wanderung auf die Beine
gestellt.
Ansprechend und themengerecht wurde
der 3. Juni 2012 mit einem Gottesdienst in der
protestantischen Kirche von Bobenheim-Roxheim durch Oberkirchenrat Gottfried Müller,
Dekanin Sieglinde Ganz-Walther und Pfarrer
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Zug nach Frankenthal.
In der Frankenthaler Erkenbertruine stand
dann die zweite Theaterszene als Fortsetzung
zur Landung der Glaubensflüchtlinge am Altrhein an. Es wurde nun das Leben der Glau-
Ulrike Köhler
25 Nationen reichen sich
in Frankenthal die
Hände: Der Stammtisch
für Frauen aus aller Welt
feiert 25. Geburtstag
„I
ch spürte, dass der Fremde plötzlich zu
einem Kind wird, das neu lernen muss
zu gehen, um die unbekannte Welt im
Tempo einer Schildkröte zu ertasten, zu riechen, zu schmecken und zu fühlen“ (Rafik
Schami).
Wenn ich unseren Stammtisch heute mit
seinem Anfang vergleiche, so gibt es gewaltige Unterschiede: 1987 waren wir ein neunköpfiges Häuflein, heute zählen ca. 50
Frauen dazu. Hörte ich vor 25 Jahren noch
von erheblichen Schwierigkeiten der Ausländerinnen in Deutschland mit Deutschen, bestehen inzwischen viele herzliche Freundschaften. Nach dem Krieg hatte ich in meiner
Heimatstadt als Jugendliche lange nicht verstanden, weshalb nicht einmal die Schullei-
bensflüchtlinge in Frankenthal in den Jahren
1562 bis 1577 gezeigt. So gab es neben einer
Marktszene Degengefechte sowie Tanzszenen
zu bestaunen. Auch Oberbürgermeister Theo
Wieder gab in seiner Rolle als Schultheiß seine
schauspielerischen Fähigkeiten zum Besten,
als er zunächst einer Gerichtsverhandlung vorstehen und die Prügelei zwischen einer Hausfrau und einem Bäcker verhandeln musste und
zum krönenden Abschluss verkünden durfte,
dass der Kurfürst den Bau des Frankenthaler
Kanals genehmigt habe.
Schließlich wurde dieser geschichtsträchtige Tag mit einer ökumenischen Abendandacht
in der Frankenthaler Zwölf-Apostel-Kirche mit
Pfarrer Markus Horbach, Pfarrer Christoph Knack
und dem Bläserquartett unter Leitung von
Bezirkskantor Eckhard Mayer abgeschlossen.
tungen den Kontakt zwischen Deutschen und
den ansässigen Franzosen herstellten. Wenn
mir meine liebe alte Pfälzer Marktfrau heute
erzählt, sie habe ihren wunderbaren Paprikasamen „von einem Italiener“ bekommen,
weiß ich, dass Ausländer inzwischen ganz
selbstverständlich zu uns gehören, wir gern
von ihnen lernen und in ihnen in vielerlei
Hinsicht eine Bereicherung sehen.
Dennoch gibt es eine heftige Integrationsdebatte. Unser Staat ist gefordert,
vieles zu regeln und den hier ankommenden
Fremden die Hilfestellung zu geben, die
lange vermisst wurden. Die Probleme müssen
gemeinsam, von beiden Seiten, gelöst werden. Die Migranten wissen meist auch, dass
sie hier nicht nur fordern dürfen, sondern
Bereitschaft zeigen müssen, Deutsch zu lernen, die hiesigen Gesetze zu achten und sich
weitgehend zu integrieren.
Was brachte mich auf die Idee zu einem
solchen Frauenstammtisch? Jahre zuvor war
mir angeboten worden, an der Volkshochschule Frankenthal Deutsch als Fremdsprache
zu unterrichten. Schnell stellte ich fest, dass
diese Tätigkeit meinen Hauptinteressen entsprach, nämlich Sprache in Verbindung mit
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Menschen unterschiedlicher Nationen. Der
Unterricht hatte in meinen Augen den großen Mangel, dass Sprechen zu kurz kam und
die Schüler außerdem mit Deutschen wenig
Berührung hatten, und wenn, sie nicht immer
von erfreulichen Erfahrungen berichteten.
Manches an Eindrücken und Erlebtem musste
ich zurechtrücken, die noch fremde Kultur
erklären, Ratschläge zum eigenen Verhalten
erteilen und oftmals auch für die Deutschen
um Verständnis bitten. Einige waren mit
geradezu paradiesischen Vorstellungen nach
Deutschland gereist.
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Die Kurse wurden sehr schnell zu harmonischen, dankbaren Gruppen, denen ich abseits vom Unterricht die Gelegenheit bieten
wollte, sich zu treffen. Darum lud ich sie von
Zeit zu Zeit zu mir nach Hause ein. Als deutscher Hausfrau war mir wegen geplanter kleiner Bewirtung und der nötigen Stühle wichtig zu wissen, wer nun kommt. Als Antwort
erhielt ich häufig „vielleicht“ und lernte,
dass bei vielen Völkern „ja“ und „nein“ anscheinend als unhöflich gelten. Wenn 15 eingeladen waren, kamen vielleicht sechs. Diese
Vorgehensweise hielt ich nicht lange durch.
Meine Idee war dann, regelmäßig zu
einer besonderen „Sprechstunde“ mit den
Schülern in den Räumen der VHS zusammen
zu kommen. Es waren ein paar Kursteilnehmerinnen, die den Besuch eines Lokals ins
Spiel brachten und meinten, sie würden gern
einmal ohne Männer ausgehen. Diesen Vor52
schlag griff ich gern auf. Unser erstes Domizil
war das „Weiße Rössel“ in der Elisabethstraße, wo wir einmal im Monat tagten. Die
Frauen machten sich für den Abend hübsch
und genossen sichtlich die Freistunden von
der Familie. Damals war ich mir gar nicht
sicher, ob die Sache Bestand haben würde;
denn enttäuschend und mühsam war lange
Zeit für mich, dass sich der „dritte Donnerstag im Monat“ nur schlecht in den Köpfen
(und selten im Kalender) einnistete, ich oft
die Damen erinnern musste oder zu hören
bekam, man habe den Termin vergessen.
Darum habe ich mir auch nie Notizen zum
genauen Datum des Beginns unseres
Stammtischs gemacht. Er hat wirklich schleichend begonnen.
Mit dem Namen Stammtisch wollte ich
etwas typisch Deutsches zum Ausdruck bringen, wenn ich ihn mir auch von Anfang an
international vorgestellt hatte. Ausländische
und deutsche Frauen sollten Gelegenheit
bekommen, sich kennen zu lernen und gemeinsam zu unterhalten, sich mit anderen
Kulturen zu beschäftigen und mögliche Vorurteile abzubauen. Da hatte ich mich aber
wieder einmal geirrt: Die Ausländerinnen
gaben mir zu verstehen, sie schämten sich für
ihr noch mangelhaftes Deutsch und wollten
überhaupt lieber unter sich bleiben. Das ließ
ich eine ganze Zeit lang zu, bis sich deutsche
Frauen aufgrund eines Artikels in der
„Rheinpfalz“ und der Ankündigung im Volkshochschulprogramm von selbst einfanden.
Manche wurden von verschiedenen Institutionen geschickt, manche suchten ein
Kindermädchen, manche benötigten neue
Kundinnen. Ich konnte mich nur wundern.
Vieles regelt sich im Leben jedoch glücklicherweise ganz von selbst. Es kamen immer
mehr Ausländerinnen und dazu sehr aufgeschlossene, interessierte deutsche Frauen.
Viele Freundschaften sind gewachsen, man
hilft sich gegenseitig, Mitleiden und Mitfreuen gehören selbstverständlich dazu,
unterschiedliche Herkunft spielt fast keine
Rolle mehr. Die gemeinsame Sprache ist
Deutsch. Hier treffen einfach Menschen zu-
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sammen, die sich respektieren, die neugierig
aufeinander sind, von einander lernen wollen
und die sich mögen. Sie möchten den Austausch nicht mehr missen und haben ursprünglich vielleicht vorhandene Ängste vor
allem Fremden verloren. In kleineren Gruppierungen treffen sich manche, und oft gehört
die ganze Familie dazu.
Die Frauen brachten mir bei, dass ihnen
außer den Gesprächen auch das Essen wichtig
sei und sie öfter eine neue Küche probieren
wollten. Ich suchte daraufhin immer andere
Lokale in Frankenthal, die unsere Gruppe aufnahmen. Da wir vorher nie die genaue Anzahl
der Teilnehmenden wissen, waren uns zunächst nur ausländische Wirte gewogen, die
deutschen bestanden auf präzisen Angaben.
Das hat sich mittlerweile erfreulich geändert;
ich darf für ca. 30 Personen, wo Platz ist,
reservieren, auch wenn dann vielleicht einmal
nur 20 erscheinen. Schwierigkeiten bereiten
uns jetzt allerdings unsere große Zahl und der
Wunsch eines Nebenzimmers. Daher kommen
nicht mehr viele Lokale für uns in Betracht.
Wir sind ein ganz offener Kreis. Jede
Frau ist willkommen. Oft werden Bekannte
mitgebracht, Mütter, die zu Besuch sind; und
immer öfter geschieht es, dass eine Ausländerin eine deutsche Frau mitbringt. Mundpropaganda ist unsere wichtigste Werbung.
Durch das Internet meldeten sich jedoch auch
schon Frauen aus anderen Städten. Sehr oft
bekomme ich zu hören: Hätte ich nur schon
früher vom Stammtisch gewusst, er hat mir
mein Leben hier sehr viel leichter, schöner
und interessanter gemacht! Ja, außer durch
ein paar Besuche von Mitarbeiterinnen der
„Rheinpfalz“ und deren Artikel ist bisher von
uns in der Öffentlichkeit wenig zu erfahren
gewesen. Ein Grund dafür ist auch, dass die
Frauen wegen fremdenfeindlicher Vorkommnisse in Deutschland vor einigen Jahren
so wenig wie möglich öffentliche Aufmerksamkeit für unseren Stammtisch wünschten.
Was geschieht nun bei einem solchen
Stammtischabend? Wie man sich vorstellen
kann, die Frauen plaudern, besprechen ihre
Probleme, holen sich Rat, freuen sich, wenn
sie sich auch mal in ihrer Landessprache
unterhalten können. Ein ganz wichtiges
Gesprächsthema ist vor allem für die jüngeren
Frauen die Kindererziehung. Wer aus einem
fernen Land kommt, hat oft ganz andere
Vorstellungen von dem, was er seinen Kindern
an Werten vermitteln möchte, als sie in
Deutschland gerade herrschen. Deutlicher
muss ich sagen, dass gute Erziehung bei vielen Ausländerinnen einen weitaus größeren
Stellenwert besitzt als bei vielen Deutschen
heute. Aus berechtigten Gründen erlauben sie
ihren Kindern nicht alles, was hierzulande
üblich ist, z.B. stundenlanges Fernsehen oder
endlose Computerspiele, auch die Wichtigkeit
bestimmter Kleidung. Da führen manche aus
meiner Sicht in ihren Familien einen bewundernswerten Kampf! Es bedarf großer Diplomatie und Überzeugungskraft, die sich oft
ohnehin ausgeschlossen fühlenden Kinder zu
belehren und verständnisvoll zwischen den
unterschiedlichen Auffassungen zu vermitteln. Integration kann ja nicht bedeuten, die
eigene Kultur gänzlich aufgeben zu müssen
und alles kritiklos anzunehmen. Als wir noch
weniger Frauen waren, gelang oft ein gemeinsames Thema in der Runde. Jetzt gibt es an
allen Ecken unterschiedlichen Gesprächsstoff,
an dem man nur teilhaben kann, wenn man
den Sitzplatz wechselt.
So sehr ich mich über den großen Zuspruch freue, bereitete er mir mit der Zeit
doch einiges Unbehagen, allein wegen des
hohen Geräuschpegels. Deshalb schlug ich vor
zwei Jahren vor, bei jedem Treffen solle eine
Frau über ihre Anfänge in Deutschland berichten, ihre Erfahrungen mit Deutschen schildern, und manchmal hören wir neben
Wünschen und Erwartungen an das Gastland
auch von Heimweh und großen Enttäuschungen. Diese Neuerung ist gut angenommen
worden, sie dient dem besseren Kennenlernen, zumal wir auch viel über die Heimat
und das Leben unserer ausländischen Freundinnen dort erfahren. Für eine Viertelstunde
herrscht also gespannte Ruhe. Wir sind noch
dabei, diese Berichte in schriftliche Form zu
bringen.
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Besonders schön ist unser Weihnachtsstammtisch, den wir in den Räumen der VHS
feiern dürfen. Die Frauen sind eifrig beim
Dekorieren des Raums und Schmücken der
Tische. Jede Frau bringt etwas Landestypisches zum Essen mit, es duftet verführerisch bei uns und schmeckt ganz köstlich. Ein
herrliches Buffet! Wir feiern aber auch richtig
deutsche Weihnacht mit Geschichten, Kerzen
und unseren alten Weihnachtsliedern, die alle
so gern zusammen singen. Es hat für mich
immer etwas Rührendes und Beglückendes,
wenn Moslems, Hindus, Buddhisten und
Christen gemeinsam „O du fröhliche“ anstimmen!
Zu unserem Jahresprogramm gehört seit
etlichen Jahren ein Ausflug für die ganze Familie. Denn wir sind ja keine Emanzen, sondern immer bemüht, den Stammtisch mit der
Familie abzustimmen. Schön, wenn Papa an
diesem Abend früher heimkommt und auf die
Kinder aufpasst! Immer mehr Ehemänner und
Kinder nehmen am Ausflug teil und schauen
gern einmal, mit wem sich Mama beim
Stammtisch trifft. Manche Bedenken eines
Partners konnten so schon zerstreut werden.
Auch unsere Männer genießen die Zusammenkünfte.
Glücklicherweise habe ich in meinem
Mann einen versierten Reiseleiter. Er tüftelt
die Ziele und die Fahrgelegenheiten aus. Gelernt haben wir: Lange Fußmärsche sind unerwünscht, Radfahren kommt nur für wenige
infrage, mit zuverlässiger Anmeldung klappt
es selten. Also bewähren sich VRN- oder das
Rheinland-Pfalz-Ticket für jeweils fünf
Personen am besten. Wir bilden am Bahnhof
Fünfergrüppchen. So sind wir schon nach
mehrmaligem Umsteigen zum Teufelstisch
nach Hinterweidenthal gelangt und haben 30
Erwachsene mit 10 Kindern wieder gut heimgebracht!
Ich bemühe mich auch, die Frauen auf
Veranstaltungen in unserer Stadt aufmerksam
zu machen und zur Teilnahme zu ermuntern,
z.B. den Bürgerempfang, das Museum, Kino
und Konzerte. Denn zur gelingenden Integration gehört das Kennenlernen des Lebens und
54
der Möglichkeiten in unserer Stadt, das erst
neue Heimatgefühle bewirken kann.
Ich freue mich darüber, wenn von den
Frauen selbst Ideen kommen, es soll schließlich ihr Stammtisch sein. Wir aktualisieren ab
und zu eine Liste mit allen Teilnehmerinnen,
50 Namen stehen zurzeit darauf. Von Telefon
und E-Mail-Adresse wird reichlich Gebrauch
gemacht.
Zum harten Kern unseres Stammtischs
gehören etwa 20 Frauen, die anderen kommen
nicht so regelmäßig. 14 gebürtige Deutsche
sind dabei. Freilich haben wir einige aus
unterschiedlichen Gründen verloren; manche
brauchen den Stammtisch wegen anderweitiger Kontakte nicht mehr, einige schnuppern
nur mal herein. Die vorherrschenden Nationen
wechseln von Zeit zu Zeit. Gab es eine Weile
Polinnen und auch Russinnen, so haben wir
jetzt viele Asiatinnen. Wir würden uns freuen,
wenn noch mehr Türkinnen zu uns stießen.
Jedes Alter zwischen 32 und 72 Jahren ist
vertreten. 15 Ausländerinnen sind mit Deutschen verheiratet, die übrigen kamen wegen
Berufstätigkeit des Mannes hierher.
Besonders von den deutschen Frauen
werden die große Herzlichkeit, die Offenheit
und das ehrliche Miteinander ohne jeden
Dünkel gelobt, die bei unserem Stammtisch
herrschen. Mir selbst scheint sich mein Traum
von einer Welt, in der sich alle Menschen um
gegenseitiges Verstehen bemühen, ein Stück
weit zu verwirklichen. Manchmal fragen mich
Ausländerinnen für ihre Freundinnen in anderen deutschen Städten, ob es dort auch einen
Stammtisch gibt. Noch selten habe ich davon
gehört.
Aber wir haben bereits eine „Filiale“ in
Chicago! Denn eine junge Inderin, die sieben
Jahre hier gelebt hat und ganz begeistert vom
Stammtisch war, nun aber mit der Familie in
Chicago wohnt, bemüht sich eifrig um eine
Gründung dort. Eine Südfranzösin strengt sich
nach ihrer Rückkehr in die alte Heimat ebenfalls an, einen Stammtisch ins Leben zu rufen.
Stammtisch weltweit – ein hübscher Gedanke!
Was einmal neu und reizvoll war, droht
mit der Zeit an Anziehungskraft zu verlieren,
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wird leicht ein bisschen beliebig oder sogar
langweilig. Natürlich haben wir eine ganze
Reihe sehr treuer Frauen, die allmonatlich
erscheinen und die sich entschuldigen, wenn
sie nicht kommen können. Andere nützen die
Freiwilligkeit je nach Laune aus. Etwas zusammen zu tun – außer Sprechen –, ist ein
oft wirksames Gegenmittel. Das konnten wir
beim gemeinsamen Weihnachtsbasteln einige
Jahre lang feststellen. Und jetzt planen wir
ein kleines Programm zur Feier unseres Jubiläums!
Zwar vermag ich nicht abzusehen, wie
und wohin sich unser Stammtisch entwickeln
wird. Auf jeden Fall kann er aber für ausländische Neubürgerinnen in unserer Stadt eine
Anlaufstelle sein. Die Frauen sind gern behilflich beim Eingewöhnen und Einleben. Sie
wissen, dass sich die anfänglichen Schwierigkeiten in Deutschland für alle sehr ähneln
und freuen sich mit mir über neue Gesichter
beim Stammtisch für Frauen aus aller Welt.
Volker Christmann
Die Ressortleiter der „Rheinpfalz“ und die Leiter der
Lokalredaktionen halten unter Leitung von Chefredakteur Michael Garthe ihre Jahrestagung in Frankenthal ab.
Hiltrud Funk, Direktorin des Pfalzinstituts für Hören und
Kommunikation, stellt dabei die Schulzweige des Pfalzinstituts vor, OB Theo Wieder als Vorsitzender des Bezirksverbandes Pfalz informiert über die Einrichtungen
des Bezirksverbandes Pfalz und deren Bedeutung.
Im TAW gastiert das Duo Spitz und Stumpf mit „Mischen
impossible“.
In der Zwölf-Apostel-Kirche bietet die Städt. Musikschule „Musik zum Feierabend“ mit Julia Frick, Gesang.
20. Oktober: „Die Liebe und das Leben“ ist das Thema
eines Abends im Kunsthaus mit Bildern von Uschi
Freymeyer und Lyrik und Gesang mit Klavierbegleitung,
dargeboten von Sonja-Viola Senghaus, Saskia Braun und
Ria Pelikan.
Viele junge Helfer aus der Grundschule Mörsch unterstützen OB Theo Wieder und Ortsvorsteher José König beim
ersten Spatenstich für die neue Sportanlage des Vororts
am Petersauer Weg.
21. Oktober: Die Sportshow der Frankenthaler Sportvereine in der Stadtsporthalle am Kanal steht unter dem
Motto „Feuer und Eis“. Veranstalter sind die Stadt und
der Sportring. Sportler aus 10 Frankenthaler Vereinen
bieten ein buntes, abwechslungsreiches Programm.
Die letzte „Musik zur Marktzeit“ für dieses Jahr in St.
Dreifaltigkeit wird gestaltet vom Männerchor Complesso
di Canto unter der Leitung von Oswald Frey.
Das Sinfonieorchester und der Chor der Staatlichen
Hochschule für Musik Mannheim unter der Leitung von
Klaus Arp geben im CFF ein Konzert. Solistin ist die
koreanische Pianistin Suh-Jaeh Huh.
Mitglieder der prot. Kirchengemeinde Pilgerpfad reisen
zum Besuch der reformierten Partnergemeinde BoisColombes nach Frankreich.
Die Musik- und Malschule präsentiert Arbeiten von
Kindern und Jugendlichen zum Thema „Altes Ägypten
und die Pharaonen“.
Im TAW gastiert die Oberrheinische Bluesgesellschaft zu
einem Benefizkonzert zugunsten des Theaters.
22. Oktober: Das TAW feiert mit vielen Freunden seinen
20. Geburtstag.
Im CFF gastiert der Kabarettist Gerd Dudenhöffer alias
Heinz Becker mit seinem neuen Programm „Sackgasse“.
Der Vorsitzende des Fördervereins für jüdisches
Gedenken Herbert Baum referiert über die Deportation
der Frankenthaler Juden nach Gurs am 22. Oktober 1940.
Frankenthaler
Chronik 2011/2012
Oktober 2011
2. Oktober: Das diesjährige „Herbstspektakel” wird von
Bilderbuchwetter begünstigt. Der verkaufsoffene Sonntag
zieht wieder zahlreiche Besucher in die Innenstadt, die
vor allem das Angebot der Freiluftgastronomie nutzen.
Auch das 20. „Internationale Fest“, organisiert vom Beirat
für Migration und Integration, lockt viele Besucher.
In der Halle des TuS Flomersheim gibt der Erste Frankenthaler Männerchor einen Liederabend.
5. Oktober: Im TAW gastiert der Kabarettist Frederic
Homuth, „Charaktersau sucht Trüffelschwein“.
9. Oktober: Im evangelischen Gemeindehaus Flomersheim wird eine Ausstellung zum „Jahr der Taufe“ eröffnet.
14. Oktober: Einsatzkräfte der Frankenthaler Feuerwehr
und der Rettungsorganisationen proben einen Unglücksfall am Erdgasspeicher.
15. Oktober: In Anwesenheit hochrangiger Firmenvertreter, zahlreicher Gäste, darunter Ministerpräsident Kurt
Beck und OB Theo Wieder, feiert das Zweigwerk Frankenthal des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer AG
(KBA), der frühere Druckmaschinenbauer Albert, sein
140-jähriges Bestehen.
Die zehnte Weinprobe der Bürgerhilfe Frankenthal steht
unter dem Motto „Wein und Schokolade“ mit den sachkundigen Sponsoren Markus Burkhardt und Stefan Filling.
Die Arbeitsgemeinschaft Flomersheim veranstaltet eine
humoristische Weinprobe. Der Erlös ist für die Renovierung des maroden Glockenturms auf dem Falterplatz vorgesehen.
Im Kunsthaus zeigt Uschi Freymeyer bei der Ausstellung
„Freymeyer and Friends“ Werke in Acrylfarben, gemeinsam mit Christian Schura (Malerei), Stefan Still (Skulpturen und Objekte) und Siegfried Kreißl (Skulpturen und
Collagen).
16. Oktober: In der Pfarrkirche Thomas Morus in Flomersheim geben 14 Chöre der Isenachgruppe aus Frankenthal und Umgebung einen Einblick in ihr Repertoire.
19. Oktober: In der Reihe „Zeitzeugen im Gespräch“ zum
Thema „Das All – die Erde – der Mensch“ ist Deutschlands
erster Kosmonaut Dr. Sigmund Jähn in der Stadtbücherei
zu Gast.
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23. Oktober: Der Beirat für Migration und Integration
organisiert im Dathenushaus das 13. internationale
Frauenfrühstück.
In der Städt. Musikschule gibt Prof. Rudolf Meister,
Mannheim, eine Klaviermatinee.
Über 100 jugendliche Radfahrer nehmen am ADACJugend-Fahrradturnier um die Pfalzmeisterschaft in der
Sporthalle am Kanal teil.
26. Oktober: Der SV Studernheim weiht seinen neuen
Luftdruckwaffen-Schießstand ein.
27. Oktober: Im CFF gastiert die Compagnia d’Opera
Italiana di Milano mit der Oper „Madame Butterfly“ von
Giacomo Puccini.
28. Oktober: OB Theo Wieder kann zum heutigen
Bürgerempfang über 500 Gäste im CFF begrüßen. Mit der
Ehrennadel der Stadt werden Helga Renner, Hans-Friedrich Engler und Hugo Strehler ausgezeichnet. Für ihre
Zivilcourage geehrt werden Sonja Piela und Kurt Lemmermann. Der Vereinsförderpreis geht an den Kinderschutzbund.
Im Rahmen der Visitationen seines Bistums kommt
Bischof Karl-Heinz Wiesemann heute nach Frankenthal
zu der Pfarreigemeinschaft St. Ludwig – Frankenthal und
Heilig Kreuz - Mörsch. Der Tag klingt aus mit einem Pontifikalamt in St. Ludwig und der Spendung des Firmsakraments.
Der Serviceclub Soroptimist bietet wieder einen Adventskalender für Erwachsene an. Das Bildmotiv stammt
von der Frankenthaler Künstlerin Karin Thoma. Der Erlös
kommt dem Kinderschutzbund zugute.
Die IG-Metall feiert in kleinem Rahmen in der Verwaltungsstelle ihr 110-jähriges Bestehen.
29. Oktober: Ralf Benschu und Jens Goldbach geben in
der Zwölf-Apostel-Kirche ein Konzert mit Saxophon und
Orgel.
Im Konzertsaal der Städt. Musikschule gibt die Big Band
der Musikschule ein Konzert, „Rhythm combination and
brass“. Das Konzert wurde dank einer Spende des LionsClub Frankenthal zur Finanzierung eines vorangegangenen Workshops mit Prof. Stefan Zimmermann von der
Musikhochschule Mannheim ermöglicht.
Das „Theater Freinsheim“ spielt im Ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad „Das kunstseidene Mädchen“.
Verleihung des Perron-Kunstpreises 2011.
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30. Oktober: Im Kunsthaus verleiht OB Theo Wieder den
in diesem Jahr wieder in der Sparte Porzellan ausgeschriebenen Perron-Kunstpreis der Stadt Frankenthal.
Der Preis geht an Christiane Haase, Zürich. Förderpreise
erhalten Julia Hass, Werder (Havel) und Lina Danklefsen,
Kiel. Laudator ist Dr. Edgar J. Hürkey. Zugleich wird die
Ausstellung der Arbeiten der 30 Künstlerinnen und
Künstlern eröffnet, die in die Endausscheidung kamen.
31. Oktober: Die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes zum Reformationstag in der Zwölf-Apostel-Kirche übernehmen der Posaunenchor Frankenthal
und ein Projektchor aus den Stadtchören und aus Beindersheim; geboten werden Bearbeitungen reformatorischen Liedgutes.
November 2011
1. November: Ab heute nehmen die beiden GmbHs als
Nachfolgebetriebe beim Werk Frankenthal des
Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer AG (KBA) den
Betrieb auf, für die das Unternehmen eine Standortgarantie für fünf Jahre abgibt. Nach langem Arbeitskampf im Mai hatten sich Betriebsrat, Gewerkschaft
und Betriebsleitung auf diese Lösung geeinigt. Mit 36
fiel die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen geringer aus als befürchtet. Die Entlassenen wechseln in eine
Transfergesellschaft, die vom Frankenthaler Zentrum für
Arbeit und Bildung geführt wird.
3. November: Die Kolpingfamilie Mörsch führt in der
Mörscher Au das Lustspiel „Der Mustergatte“ auf.
4. November: Im Mittelpunkt der „4. Langen Nacht der
Kirchen“ stehen Musik, Meditation und Kunst im Ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad.
In der Erkenbertruine nimmt wieder bis 8. Januar eine
Eislaufbahn ihren Betrieb auf.
5. November: Im CFF findet der diesjährige Galaball des
Sports statt.
Im TAW tritt die Blues- und Boogie-Band Uffgschdumbd
bei einem Benefizkonzert zugunsten des Theaters auf.
In der Zwölf-Apostel-Kirche findet aus Anlass des 25jährigen Bestehens des Ensembles Ernst & Co. ein
Jubiläumskonzert des Harmonikaspielrings Frankenthal
gemeinsam mit Gastmusikern statt.
Zur Förderung des musikalischen Nachwuchses veranstaltet die Städt. Musikschule wieder ihren Kiwanis-Wettbewerb.
Das Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation bietet in
der Augustin-Violet-Schule und dem Internat einen Tag
der offenen Tür.
Die Vogelfreunde 68 Flomersheim veranstalten eine Vogelschau.
6. November: In der Thomas-Morus-Kirche in Flomersheim hat das Singspiel „Franz von Assisi“ Premiere, mit
dem Text von Wilhelm Willms und der Musik von Peter
Jansens. Bezirkskantor Eckhart Mayer hat das Werk bearbeitet und leitet auch die Aufführung.
Die Frankenthaler Katholiken wählen in ihren Kirchengemeinden neue Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte.
8. November: Das Modehaus Herb veranstaltet eine
Dichterlesung mit Paul Tremmel, musikalisch begleitet
von Gaby Kiessling (Zither).
In der Stadtbücherei bietet Burkhardt Engel eine literarisch-musikalische Selbstbetrachtung unter dem Titel
„Männer“.
9. November: Bei einer Gedenkveranstaltung im Foyer
des Rathauses zur Erinnerung an die Reichspogromnacht
1938 erinnert der Verein für jüdisches Gedenken an die
Familien Carl Schweitzer und Julius Abraham. Anschließend führt ein gemeinsamer Gang durch die Innenstadt
zum Gedenkstein in der Glockengasse.
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Im Mittelpunkt der heutigen Stadtratssitzung stehen die
Einbringung des Haushalts für 2012, die Haushaltsrede
von OB Theo Wieder und die Erläuterungen von Finanzdezernent Andreas Schwarz zum Haushalt. Die Verbindlichkeiten der Stadt werden bis zum Ende des Jahres
auf rund 194 Millionen Euro anwachsen; dadurch steigt
die Pro-Kopf-Verschuldung von 3.770 auf 4.128 Euro.
10. November: Im TAW hat die Mundartkomödie „Lametta“ von Fitzgerald Kusz in der Inszenierung von Jürgen Hellmann Premiere.
Anlässlich einer landesweiten Dialogaktion diskutieren
die Landtagsabgeordneten Christian Baldauf (CDU) und
Martin Haller (SPD) mit Schülern der beiden Gymnasien.
11. November: Im CFF findet eines der vier Jubiläumskonzerte der Stiftung des Landes Rheinland-Pfalz zur
Förderung junger Musiker „Villa Musica“ aus Anlass ihres
25-jährigen Bestehens statt. Unter der Leitung von
Martin Ostertag spielen Dozenten und Stipendiaten der
Landesstiftung.
In der Innenstadt und den Vororten finden wieder
Martinsumzüge statt.
12. November: Mit einem festlichen Gottesdienst feiert
der Kirchenchor von St. Ludwig sein 65-jähriges Bestehen.
13. November: Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag
auf dem Hauptfriedhof sprechen Bürgermeister Martin
Hebich und Gemeindereferentin Angelika Büttner-Noby.
Schülerinnen des Karolinen-Gymnasiums tragen mahnende Texte und Fürbitten vor. Auch auf den Friedhöfen der
Vororte finden Gedenkveranstaltungen statt.
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann kommt zu einer Visitation zu den Pfarreien St. Paul und St. Cyriakus Flomersheim-Eppstein.
14. November: Der rheinland-pfälzische Justizminister
Jochen Hartloff stattet der JVA einen Besuch ab.
16. November: Der Buß- und Bettag wird in Frankenthal
erstmals mit einem ökumenischen Gottesdienst begangen, der unter dem Gedanken steht, „Gemeinsam
Gesellschaft gestalten - Solidarität neu entdecken“.
Der Gospelchor „Da Capo“ gestaltet in der Christuskirche
Mörsch einen musikalischen Abend.
18. November: Im TAW gastiert der Mundart-Kabarettist
Gerd Kannegießer mit dem Programm „Was gäbt’s dann
do zu lache?“
Im TSV-Vereinsheim spielt die Theatergruppe des Vereins
die Komödie „Das perfekte Brautkleid“.
19. November: Die Stadtbücherei feiert das 10-jährige
Bestehen ihres Lesecafés.
Bei einer Veranstaltung des Lions-Clubs in der ZwölfApostel-Kirche bringt das Collegium Vocale und
Instrumentale Mozarts Requiem in d-Moll zu Gehör.
Im TAW tritt die Sängerin Joana, begleitet von Axel
Dörsam bei einem Chansonabend auf: „Ich staune bloß“.
In CFF findet ein „Kongress für engagierte Bürger“ statt:
„Zeit zum Handeln – die Zukunft beginnt jetzt!“
20. November: Die Musikschulen Frankenthal und
Leininger Land führen als gemeinsames Orchesterprojekt
im Konzertsaal der Städt. Musikschule Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ in der Orchesterfassung auf.
21. November: OB Theo Wieder eröffnet den diesjährigen Weihnachtsmarkt.
23. November: Svenja Kriebe, Leiterin der Sammlung
angewandte Kunst der Pfalzgalerie Kaiserslautern, führt
im Kunsthaus durch die Ausstellung der zum PerronKunstpreis eingereichten Porzellankeramiken.
Kinderbuchautor Wolfgang Lambrecht kommt in die
Grundschule Flomersheim und liest aus den Abenteuern
seines Herrn Bombelmann vor.
Das Lesecafé bietet nicht nur geistige Nahrung...
24. November: Die RV-Bank Rhein-Haardt übergibt den
Frankenthaler Maltesern ein neues Auto im Wert von
10.000 Euro.
25. November: Die Theatergastspiele Kempf führen im
CFF Schillers Schauspiel „Die Räuber“ auf.
Die Wormser Kinderbuchautorin Florentine Hein, begleitet von Gitarrist Dormio, entführt die Schüler der
Lessing-Grundschule mit Texten aus ihrem Buch „Die
Zeit-Kamelle“ ins Köln des Mittelalters.
Am ersten Advents-Wochenende veranstaltet die AG
Studernheim einen Weihnachtsmarkt. Auch in
Flomersheim findet wieder ein Weihnachtsmarkt statt.
26. November: Mit einem Konzert feiert das
Panikorchester der Städt. Musikschule seinen 20. Geburtstag.
In der Schreinerfarm startet die neue Kunstreihe „Music
meets art“.
27. November: Die Städt. Musikschule veranstaltet wieder ihr Familienkonzert.
Der Liederkranz gestaltet in der Zwölf-Apostel-Kirche
ein Adventskonzert.
29. November: Das Blasorchester Mörsch gibt im ausverkauften CFF sein Jahreskonzert unter dem Motto „We
will rock you“.
In der Schreinerfarm treten das Duo Adorian und Klaus
Kummer auf, Tina Cornils zeigt Fotos.
30. November: Das TAW startet in seinem Foyer eine
Show-Reihe „Die Mittwochabend-Show. Mach mit! Deine
Bühnen Show“, bei der Bewerber vor Publikum ihre
künstlerischen Talente zeigen können.
Dezember 2011
1. Dezember: Im Foyer des Rathauses wird eine
Fotoausstellung mit Bildern aus dem Fotowettbewerb
der Stadt unter dem Motto „Natürlich Kultur –
Perspektiven einer Stadt“ eröffnet, zu dem 32 Bürger
234 Fotos eingereicht hatten, verbunden mit der
Preisverleihung durch OB Theo Wieder.
In Studernheim gibt es wieder einen örtlichen
Adventskalender mit 24 Fenstern im Vorort.
In der Galerie Riedel wird eine Ausstellung mit Bildern in
Tusche-Lasur-Technik auf Leinwand von Detlev Schweiger eröffnet.
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FRANKENTHAL
einst und jetzt 2012
Inhalt 2012 8.11.12
FRANKENTHAL
einst und jetzt 2012
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Im TAW bietet „Ladies NIGHT“ eine „prickelnd andere
Weihnachtsshow“.
2. Dezember: Im TAW bietet das Tanztheater „Semira“
¨ – die ultimative X-mas
eine Tanzshow, „Papa Noel
TanzShow“.
3. Dezember: Bei einem Benefizkonzert des Rotaryclubs
in der Zwölf-Apostel-Kirche wird das Oratorium „Die
Geburt Christi“ von Heinrich Herzogenberg mit der
Wormser Kantorei und der Heidelberger Kurpfalzphilharmonie aufgeführt.
Im TAW hat das Märchenspiel „Schneeweißchen und
Rosenrot“ nach den Gebrüdern Grimm in der Bearbeitung
von Thomas Metzler Premiere.
In der katholischen Pfarrkirche St. Georg Studernheim
singt der Südpfälzer Schlagersänger Frank Petersen
gemeinsam mit dem Gesangverein Frohsinn-Concordia
bei einem Weihnachtskonzert.
4. Dezember: Beim Weihnachtskonzert im CFF gastiert
das Saarländische Staatsorchester Saarbrücken unter der
der Leitung von Toshiyuki Kamioka. Solistin ist die
Sopranistin Elizabeth Wildes.
Das Ortskartell Eppstein gestaltet einen Adventsnachmittag, verbunden mit einem Weihnachtsmarkt.
In der Galerie von Karin Arns-Germann findet der 11.
Kunstsalon statt mit Arbeiten der Galeristin sowie von
Manon Hellenthal, Ines Segger und Erich Klotz.
6. Dezember: Beim Marktkonzert im Erkenbert-Museum
bieten Katharina Güdner (Gesang) und Hans-Jürgen
Thoma (Klavier) weihnachtliche Musik.
Beim Altertumsverein referiert Dr. Gerald Erb über die
vom Kaiser und Kurfürsten von der Pfalz privilegierte
Frankenthaler Druckerei Gegel im 18. Jahrhundert.
9. Dezember: Das vorweihnachtliche Porzellankonzert
des Trio Sanssouci vor dem Frankenthaler Porzellan im
Rathaus mit der Sopranistin Jutta Zech bietet „Festliche
Musik zum Advent“. Mit diesem Konzert feiert das Trio
zugleich seinen 18. Geburtstag.
In der Commerzbank wird eine Ausstellung mit Bildern
von Nicoletta Steffan „Zeitfenster“ eröffnet.
Der protestantische Posaunenchor veranstaltet wieder
zum Adventswochenende ein festliches Turmblasen vom
Turm der Zwölf-Apostel-Kirche.
10. Dezember: Beim Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation hat das von Schülern gestaltete Theaterstück
„Pippi Langstrumpf“ Premiere.
Das Theater „Leuchtende Augen“ aus Hamburg führt im
CFF das Kindermusical „Ritter Rost ist krank“ auf.
11. Dezember: Die Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde feiert das 50-jährige Bestehen des Dathenushauses.
12. Dezember: Im Porzellanfoyer des Rathauses übergibt OB Theo Wieder den Ehrenring der Stadt Frankenthal
an den früheren Pfarrer von St. Ludwig und St. Dreifaltigkeit, Karlheinz Bumb. In den 31 Jahren seiner
Tätigkeit in Frankenthal hat sich der 65-jährige katholische Seelsorger über seine Aufgaben als Gemeindepfarrer
hinaus trotz schwerster Erkrankung in herausragender
Weise für das Gemeinwohl auf sozialem Gebiet eingesetzt, etwa der Strafentlassenenhilfe, stieß eine dauerhafte Hilfsorganisation für Obdachlose an und setzte
sich für ein „Sozialhaus“ neben der St. Ludwigskirche
ein, ist einer der „Väter“ der Frankenthaler Tafel und war
immer wieder Fürsprecher für Asylbewerber.
Im Dathenushaus spielt die Pfälzer-Wald Puppenbühne
„Kasperle hilft dem Weihnachtsmann“.
13. Dezember: In St. Dreifaltigkeit geben die Zarewitsch-Don-Kosaken ein Weihnachtskonzert.
14. Dezember: In einer ganztätigen Stadtratssitzung
berät der Stadtrat den Haushaltsplan 2012. Er umfasst
58
Aufwendungen von 107,4 Millionen Euro. Der Plan wird
mit den Stimmen von CDU und SPD angenommen.
Die Städt. Musikschule bietet in der Dreifaltigkeitskirche
ein „Atemholen im Advent“.
Die Waldorfschule spielt wieder an mehreren Abenden
die Oberuferer Weihnachtspiele.
15. Dezember: In der Zwölf-Apostel-Kirche veranstaltet
das Karolinen-Gymnasium ein Adventskonzert.
Zum Weihnachtsmarkt bieten die Frankenthaler
Schausteller in der Willy-Brandt-Anlage ein Brillantfeuerwerk.
16. Dezember: In der Zwölf-Apostel-Kirche gestalten
das Sinfonische Blasorchester und das Blechbläserquartett der Städt. Musikschule unter der Leitung von Egbert
Lewark eine Abendmusik im Advent.
An zwei Abendenden tritt im TAW die Gruppe Gewidder
Dunner Keil „B. sinnlich!“ auf.
Im CFF gastieren die Geschwister Hofmann auf ihrer
Solotournee „Wir fliegen“.
17. Dezember: Das Russische Klassische Staatsballett
unter der Leitung von Konstantin Iwanow gastiert im CFF
mit Ballettaufführungen von „Schwanensee“ und „Der
Nussknacker“ von Peter Tschaikowsky.
Die Städt. Musikschule veranstaltet in der Zwölf-ApostelKirche ihr Weihnachtskonzert.
18. Dezember: Im Kunsthaus wird eine Ausstellung des
Kunstvereins „Die Treidler“ mit Arbeiten von Christine
Fischer, Maria Kopfitsch und Daniel Schieber eröffnet,
„Nichts so, wie es scheint“. Die Kunsthistorikerin Susanne
Kaeppele führt in die Ausstellung ein.
In der Heilig-Kreuz-Kirche in Mörsch bietet der Gesangverein 1881/82 Mörsch festliche Klänge zum Advent,
„Bald ist Weihnacht“.
Im CFF gastieren Christian Habekost & Gäste mit der
Pfälzer Mundart-Comedy „Schäni B’scherung – Proschd
Neijohr!“
19. Dezember: Unter- und Mittelstufe des Albert-Einstein-Gymnasiums geben ein Weihnachtskonzert.
In der Isenach-Sporthalle spielt das Ensemble „KiTZ –
Theaterkumpanei“ das Theaterstück „Albin und Lila“ für
die Kinder der Grundschule Eppstein-Flomersheim.
20. Dezember: Am Morgen liegt Frankenthal erstmals in
diesem Winter unter einer zentimeterdicken Schneedecke, die aber bald wieder abtaut.
Der MGV Bund Freundschaft, Flomersheim gibt in der
Thomas-Morus-Kirche ein Weihnachtskonzert.
Die Oberstufe des Albert-Einstein-Gymnasiums gestaltet
in der Aula ein Weihnachtskonzert.
Schulbands des Karolinen-Gymnasiums veranstalten ein
Benefizkonzert, „Caroline rocks Christmas“.
21. Dezember: In der Zwölf-Apostel-Kirche bietet die
Städt. Musikschule Musik zum Feierabend.
22. Dezember: Im CFF wird eine Musical-Fassung des
Romans „Der kleine Lord“ von F. H. Burnett aufgeführt.
23. Dezember: Die Frankenthaler Kultband Grabowsky
stellt im Frankenthaler Brauhaus Krone ihre neue CD vor.
24. Dezember: Die Gottesdienste zu Heilig Abend und
an beiden Weihnachtsfeiertagen sind gut besucht.
26. Dezember: In der Schreinerfarm spielt die Frankenthaler Band Ikarus bei einer Christmas-Party.
27. Dezember: Bis 29. wird in der Stadtsporthalle die
28. RHEINPFALZ-Hallenfußball-Meisterschaft ausgetragen. 20 Mannschaften aus Frankenthal und dem Umland
nehmen daran teil. Sieger wird TuS Dirmstein mit einem
7:2 Sieg im Endspiel über DJK Eppstein. Turnierdritter
wird VfR Frankenthal.
30. Dezember: Bei einem Konzert in der Zwölf-ApostelKirche wird das Bläserensemble „Rennquintett“ begleitet
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von Bezirkskantor Eckart Mayer an der Orgel und der
Pfälzischen Kurrende.
2012
Januar 2012
1. Januar: Zum Neujahrskonzert gastiert im CFF die
Tschechische Kammerphilharmonie Prag unter der
Leitung von Tomás Brauner, gemeinsam mit Solotänzern
des Johann-Strauß-Balletts Prag. Gesangssolisten sind
Olga Jelinková (Sopran) und Jiri Reinis (Bariton)
3. Januar: Auf der Orgel der Zwölf-Apostel-Kirche gibt
Felix Hell ein Neujahrskonzert.
5. Januar: Sternsinger besuchen auf ihrem Weg durch
die Stadt auch das Rathaus.
7. Januar: Die Frankenthaler Narren übernehmen nach
der Erstürmung des Rathauses die Macht in der Stadt.
Stadtschlüsselverein sind in diesem Jahr die Flomerschummer Zwiwwelböck.
Im CFF gastiert die Show „Musical-Stars“ mit Highlights
aus bekannten Musicals.
8. Januar: Beim Neujahrsempfang in Flomersheim durch
Ortsvorsteherin Heike Firsching-Haselmaier gestalten die
„Flomerschummer Zwiwwelböck“ und der MGV Bund
Freundschaft das Rahmenprogramm. Rosel Firmery wird
für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.
9. Januar: OB Theo Wieder und Beigeordneter Andreas
Schwarz als Jugenddezernent übergeben den neu gestalteten Skateplatz bei der Friedrich-Ebert-Schule seiner
Bestimmung.
12. Januar: Der Bürgerbeauftragte des Landes
Rheinland-Pfalz, Dieter Burgard, kommt zu einer
Sprechstunde nach Frankenthal ins Rathaus.
Im TAW erlebt die musikalische Liebescomedy „Ich will
än Pälzer als Mann“ von Jürgen Hellmann, der auch
Regie führt, ihre Uraufführung.
13. Januar: Ortsvorsteher Uwe Klodt lädt zum
Eppsteiner Neujahrsempfang ins Foyer der Grundschule.
Im Rathaus ist eine Ausstellung mit Bildern von
Angelika Keck, „Mein Frankenthal“, zu sehen.
Die Städt. Musikschule veranstaltet in ihrem Konzertsaal
ein Neujahrskonzert.
14. Januar: Beim Neujahrsempfang des Landesverbandes der Gehörlosen in dessen Kommunikationszentrum ist Ministerpräsident Kurt Beck zu Gast.
Im Kunstraum Ambiente wird die Ausstellung „Neuartig“
mit Arbeiten verschiedener Künstler eröffnet.
16. Januar: An den beiden Gymnasien beginnen die
Abiturprüfungen, am Albert-Einstein-Gymnasium unterziehen sich 141 Schüler der Prüfung, am KarolinenGymnasium sind es 115.
18. Januar: Zum 10. Mal gestalten bei Wettbewerben
ausgezeichnete Schüler der Städt. Musikschule in der
Zwölf-Apostel-Kirche Musik zum Feierabend.
Im TAW gastiert das Pfälzer Kabarett-Duo Spitz und
Stumpf.
20. Januar: Die „Gespräche im Café“ mit OB Theo Wieder
im Lesecafé der Stadtbücherei kreisen um Sparvorschläge der Bürger zum städtischen Haushalt.
21. Januar: Der Frankenthaler Carneval-Verein ernennt
Ministerpräsident Kurt Beck und die aus Frankenthal
stammende Fernsehmoderatorin Fatma Mittler-Solak zu
neuen Rittern von der Hobelbank.
Im Dathenushaus präsentiert die Sängerin Angela Wiedl
ihr Kirchenkonzertprogramm „Ich glaube an Gott“.
25. Januar: In der Turnhalle der Friedrich-Ebert-Grundschule führt die „Kinderoper Papageno“ aus Wien die
musikalische Suite „Karneval der Tiere“ von Camille
Saint-Saëns auf.
26. Januar: Im Karolinen-Gymnasium wird die Ausstellung „Der Landtag Rheinland-Pfalz“ gezeigt, die über
die Arbeit des Parlaments und der Abgeordneten informiert.
27. Januar: Im CFF kommt das Schauspiel „Der Seefahrer“ von Connor McPherson mit Jürgen Prochnow in
der Titelrolle zur Aufführung.
Im Rahmen des nationalen Gedenktags für die Opfer des
Nationalsozialismus spielt bei einem Konzert des
Fördervereins für jüdisches Gedenken in der ZwölfApostel-Kirche das Ensemble Romeo Franz. Mit einer
Erinnerungsfeier am Gedenkstein für die Opfer des
Nationalsozialismus im Hof ihrer Schule gedenken die
Schüler der Augustin-Violet-Schule der im Dritten Reich
ermordeten Insassen der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal.
Mit einer kleinen Feier wird die neue Leiterin der
Förderschule Neumayerschule, Kerstin Geiser, in ihr Amt
eingeführt.
29. Januar: Im CFF wird das das Märchenmusical „Wachgeküsst“ nach dem Märchen Dornröschen von Christian
Berg und Konstantin Wecker aufgeführt.
31. Januar: Bronzebildhauer Erich Sauer erhält in Mainz
aus der Hand von Staatssekretär Walter Schumacher die
Max-Slevogt-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz.
Februar 2012
1. Februar: Nach viermonatiger Bauzeit sind die
Modernisierungarbeiten am Bahnhof Flomersheim abgeschlossen. Zusammen mit Innen- und Infrastrukturminister Roger Lewenz übergibt OB Theo Wieder die neue
Anlage.
Im TAW gastiert der Mundartkabarettist Armin Töpel mit
seinem Programm „Mach de Babbe net struwwelisch“.
2. Februar: OB Theo Wieder eröffnet im Kunsthaus die
Ausstellung „Kostbarkeiten aus den Beständen der Stadt
Frankenthal“. Dr. Edgar J. Hürkey, der Leiter des
Erkenbert-Museums, führt in die Ausstellung ein.
Im TAW gastiert das Chawwerusch-Theater Herxheim mit
der Musikalischen Komödie „Berta und Marta“ von S.
Hinkelbein.
3. Februar: Im Alter von 74 Jahren verstirbt Klaus
Frankenbach, der Vorsitzende des Seniorenbeirats. 2004
bis 2009 gehörte er der CDU-Stadtratsfraktion an, und
rund zwei Jahrzehnte war er Mitglied des Planungs- und
Umweltausschusses.
Im CFF gastiert das Philharmonische Kammerorchester
München unter der Leitung von Lorenz NasturicaHerschcovici (Erste Violine) mit dem Pianisten Martin
Stadtfeld als Solist.
Im Hieronymus-Hofer-Haus macht die Wanderausstellung
„Demenz ist anders“ mit Fotografien des Hamburger
Künstlers Michael Hagedorn Station.
5. Februar: Bronzebildhauer Erich Sauer öffnet sein
Atelier für interessierte Besucher.
7. Februar: Gerhard Nestler und Volker Christmann zeigen beim Altertumsverein Frankenthal im Luftbild nach 1945.
Beim heutigen Marktkonzert spielt die Pianistin Susanne
Lang.
8. Februar: Die „Schülerfirma Draint in Art“ des AlbertEinstein-Gymnasiums eröffnet in der Aula eine Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen von Schülerinnen und Schülern der Schule.
9. Februar: In der Stadtbücherei liest die Autorin
Christine Liew aus ihrem Buch „Schattenläufer und
Perlenmädchen – Abenteuer Alltag in Japan“.
10. Februar: Die Schüler der achten Klasse der freien
Waldorfschule führen „Peter Pan“ auf.
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FRANKENTHAL
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Inhalt 2012 8.11.12
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FRANKENTHAL
einst und jetzt 2012
11. Februar: Im Ökumenischen Gemeindezentrum spielen der Jazztrompeter Thomas Siffling und der Gitarrist
Claus Boesser-Ferrari.
15. Februar: Beim Vorlesewettbewerb in der
Stadtbücherei lesen die Schulsieger der fünften Klassen
der Frankenthaler weiterführenden Schulen vor.
Stadtsiegerin und damit Vertreterin Frankenthals beim
Landeswettbewerb wird Jana-Maria Jurk vom AlbertEinstein-Gymnasium.
Für eine Woche gastiert im TAW die Travestierevue Viktor
Viktoria.
18. Februar: Ein farbenfroher Fastnachtsumzug bewegt
sich über zwei Stunden durch die Innenstadt.
Anschließend findet wieder bei drei Fastnachtswaagen
das Wohltätigkeitswiegen statt. Prominentester Besucher der Gockelswoog im Hotel Central ist am Sonntag
Ministerpräsident Kurt Beck.
21. Februar: Im Mörscher Bürgergarten wird
Straßenfastnacht gefeiert.
22. Februar: Schülerinnen und Schüler des Pfalzinstituts
für Hören und Kommunikation übergeben im Rathaus OB
Wieder gestaltete Hände des Projekttages „Red hand
day“.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Baldauf lädt zu
einem politischen Aschermittwoch unter dem Thema
„Was den Bürger an der Politik und an Politikern stört“.
23. Februar: Der Altertumsverein gibt mehrere
Sammlungsstücke in die Obhut des Erkenbert-Museums.
Das wertvollste Stück ist ein um 1600 in Frankenthal
entstandener Silberbecher. Zu den neuen Sammlungsstücken gehören weiterhin ein Kupferstich von
Nicolas de Bruyn und aus der Zeit nach 1900
Erinnerungsstücke an die Frankenthaler Zuckerfabrik.
24. Februar: Im CFF führt das „Junge Schauspielensemble“ das Schauspiel „Weiße Rose – Aus den
Archiven des Terrors“ auf.
25. Februar: Auf dem Bauernhof Stauffer ist die vierte
Flomersheimer Kunstausstellung Flomersheimer Freizeitkünstler unter dem Titel „Schrott, Bild und Stein“ zu
sehen.
In der Friedenskirche singt der Liedermacher Clemens
Bittlinger, evangelischer Pfarrer und Botschafter der
Christoffel Blindenmission.
26. Februar: Im CFF liest Harald Schneider aus seinem
Krimi „Blutbahn“.
27. Februar: Der Kunstverein Heddesheim zeigt Bilder
des 1983 verstorbenen Frankenthaler Malers Emil
Szymannsky.
28. Februar: Die dritte Mörscher Gesundheitswoche wird
mit einer gut besuchten Podiumsdiskussion über das
Gesundheitswesen eingeleitet.
29. Februar: Im TAW hat die Mundartkomödie
„Altweiberfrühling“ von Stefan Vögel nach dem Drehbuch „Die Herbstzeitlosen“ von Sabine Pochhammer und
Bettina Oberli in der Inszenierung von Wolfgang Bachtler Premiere.
Werner Schäfer und Herbert Baum stellen bei einem
Vortrag des Fördervereins für jüdisches Gedenken die
beiden Frankenthaler jüdischen Friedhöfe vor.
März 2012
1. März: Auf einem Privatgelände an der Carl-BenzStraße gastiert für einige Tage Circus Bellmondo.
2. März: Im Kunsthaus eröffnet OB Wieder eine Ausstellung mit Plastiken, Collagen und Malerei von Kyra
Spieker und Klaus Lomnitzer. Laudatorin ist die
Kunsthistorikerin Stefanie Kleinsorge, Heidelberg.
In der Zwölf-Apostel-Kirche geben mehrere Gruppen ein
Benefizkonzert für Erdbebenopfer in der Türkei.
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Auf dem Festplatz an der Benderstraße gastiert ein
Märchentheater für Kinder mit „Pippi Langtrumpf“.
3. März: Die VT ist Ausrichter des Schülerinnen-Cups in
der Rhythmischen Sportgymnastik mit rund 100 Gymnastinnen.
Die „Riders“ geben im Konzertsaal der Städt. Musikschule ein Country- und Westernkonzert.
Der TuS Flomersheim veranstaltet zusammen mit den
Beat Brothers eine Oldienacht mit Hits der 60er und 70er
Jahre.
5. März: Die Mörscher Gesundheitswoche geht mit einer
Gesundheitsmesse in der Sporthalle zu Ende.
Die Kirchengemeinden Flomersheim und Eppstein veranstalten eine ökumenische Bibelwoche.
6. März: Die „Woche der seelischen Gesundheit 2012“,
getragen von den Städten Frankenthal, Ludwigshafen
und Speyer und dem Rhein-Pfalz-Kreis, wird im TAW
eröffnet mit einer Inszenierung von Thomas Metzler,
„Isch bin doch ned verriggt,“ und einer Lesung der
Autorin Heike Willems aus ihrem Buch „Erwacht aus dem
Dornröschenschlaf“.
Beim 135. Marktkonzert spielt Wolfgang Portugall in St.
Dreifaltigkeit Werke aus der Zeit um 1562.
7. März: Im Erkenbert-Museum wird die Ausstellung
„Markante Namen – Firmengeschichte(n) aus Colombes“
eröffnet, mit der die Wirtschaftsentwicklung der Partnerstadt Colombes dargestellt wird. Zur Einführung spricht
Museumsleiter Dr. Edgar J. Hürkey.
Eine Diskussionsveranstaltung der Konrad-AdenauerStiftung im CFF befasst sich mit „Wegen zu einer gelungenen Integration“, u.a. mit der niedersächsischen
Integrationsministerin Aygül Özkan (CDU).
8. März: Im CFF gastiert das Symphonie-Orchester des
Nationaltheaters Prag unter Pertr Vronsk. Solistin ist die
junge israelische Klarinettistin Shirley Brill.
9. März: Das „Mannheimer Hofquartett“ spielt vor dem
Frankenthaler Porzellan im Rathaus Werke der vorklassischen Mannheimer Schule.
In der Zwölf-Apostel-Kirche führen Schüler, Lehrer und
Eltern der Waldorfschule unter der Leitung von Harald
Buchta Mozarts Requiem und Ave Verum auf.
Bei einem Konzert der Gleichstellungsstellen Frankenthal
und Worms ist zum Weltfrauentag in der „Zuckerfabrik“
die Frauen-Band Kick La Luna zu Gast.
10. März: Nach 36 Jahren findet im CFF letztmals das
Freundschaftskonzert des rheinland-pfälzischen Polizeiorchesters statt. Solisten sind Deborah Lynn Cole
(Sopran) und Frank Häser (Bass).
Im TAW tritt die Gruppe Gewidder Dunnerkeil auf:
„Poetisch-pälzisch-musikalisch-frei“.
11. März: Im CFF wird das Märchenmusical „Simsala
Grimm“ aufgeführt.
13. März: Beim Förderverein für jüdisches Gedenken
referiert der jüdische Historiker Tal Cohen über
„Jüdischen Humor in Hollywood“.
14. März: Im Rahmen der Reihe „Musik! Hören und verstehen!“ der VHS und Städt. Musikschule referiert Prof.
Wolfgang Müller-Steinbach im Kunsthaus zum Thema
„Liszt anders hören“.
15. März: In der Stadtklinik werden Bilder des
Heidelberger Fotografen Bernd Schlieder gezeigt, „Magic
moments & places“.
16. März: Mit einem Konzert würdigt die Städt.
Musikschule ihre 30 Teilnehmer am Regionalwettbewerb
Jugend musiziert, die alle auch Preise errangen; 12
Schüler qualifizierten sich für den Landeswettbewerb.
Der Frankenthaler Künstler Harald-Alexander Klimek
nimmt an der zehnten rheinland-pfälzischen Messe
„Kunst direkt“ in der Mainzer Rheingoldhalle teil.
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17. März: Im Nordend wird der Winter vertrieben und der
Frühling begrüßt, organisiert vom Arbeitskreis Nordend.
Auch in Mörsch gibt es einen Stabausumzug.
18. März: Zum 30-jährigen Jubiläum des Umzugs der
Stadtbücherei in ihre jetzigen Räume zeigt Constanze
Debus mit ihrem Programm „Putzfrau Ilona goes
Onleihe“, die Möglichkeiten der Stadtbibliothek mit modernen Techniken.
In Flomersheim gibt es einen Stabaus-Umzug mit
Winterverbrennung.
Das CFF veranstaltet aus Anlass seines Jubiläums 20
Jahre CongressForum ein „Fest für alle Sinne“.
21. März: Beim heutigen Museumsabend referiert im
Erkenbert-Museum Frank-Erik Pointner „Wie Comics
erzählen – die Sprache des grafischen Romans“.
Bei der Musik zum Feierabend der Städt. Musikschule
singt in der Zwölf-Apostel-Kirche der Frauenchor Frohsinn Concordia Studernheim unter der Leitung von
Rigobert Völpel.
Im TAW gastiert der Comedian Jens Gabler mit seinem
saarländischen Mundartkabarett „Falsch verbunden“.
Die 6. Klassen des Albert-Einstein-Gymnasiums gestalten
in der Aula der Schule ein Musikalisches Kaleidoskop.
22. März: Im Rahmen des Arbeitskampfes im öffentlichen Dienst kommt es auch in Frankenthal zu einem
Warnstreik der städtischen Bediensteten. Nach einem
Protestmarsch durch die Innenstadt findet auf dem
Rathausplatz eine Kundgebung statt; Redner sind Lilli
Lentz, Landesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, und Rolf Fuhr, Landesvorsitzender der Kommunalgewerkschaft Komba.
Im CFF führt das Pfalztheater Kaiserslautern Lessings
Schauspiel „Nathan der Weise“ auf.
23. März: Im CFF gibt der Pianist Bernd Glemeser
gemeinsam mit der französischen Geigerin Muriel
Cantoreggi und jungen Musikern der „Villa Musica“ ein
Kammerkonzert.
24. März: Im TAW gestaltet Gerhard Piske einen HeinzErhardt-Abend, „Heinz bleibt Heinz“.
Im Modehaus Herb liest Marianne Vollmer aus ihrem
Regionalkrimi „Doublizität“.
Die Kinder der musikalischen Früherziehung der Städt.
Musikschule führen im Dathenushaus das Kindermusical
„Drei Wünsche frei“ auf.
In der Galerie Ambiente wird eine Benefizausstellung
des Lions-Club eröffnet, deren Erlös einen Workshop für
Kinder und Jugendliche mit Erich Sauer ermöglichen
soll.
25. März: Ministerpräsident Kurt Beck besucht die im
Industriegebiet Nord ansässige Deutschlandzentrale des
Herstellers von Gasmotoren und Blockheizkraftwerken GE
Jenbacher.
26. März: Mit einem Konzert im CFF, „Rock meets
Mexico“, gibt die Bildungsstiftung Frankenthaler
Schulbands die Möglichkeit, ihr musikalisches Können
einem größeren Publikum zu präsentieren.
31. März: Auf dem Festplatz an der Benderstraße eröffnet OB Theo Wieder den Frühjahrsmarkt.
Im Dathenushaus findet ein zweitägiger Kreativmarkt
mit einer großen Zahl von Kunsthandwerkern statt.
Zum Monatsende geht der bisherige Leiter des städtischen Bauamts, Helmut Kerrut, in den Ruhestand. Er war
seit 1981 bei der Stadt beschäftigt, seit 1998 als Leiter
des Stadtbauamts. In seine Amtszeit fällt vor allem die
Sanierung und Neugestaltung des Stadtviertels südlich
der Bahnhofstraße.
April 2012
1. April: Der erste verkaufsoffene Sonntag dieses Jahres
bringt wieder viele Besucher in die Stadt.
3. April: Beim Altertumsverein referiert Bernd Leidig
über die bauliche Entwicklung Frankenthals im 16.
Jahrhundert.
4. April: Der Kunstverein „Die Treidler“ eröffnet im
Kunsthaus eine Ausstellung mit Objekten aus Papier und
Textil sowie Monotypien von Alexandra Deutsch. Die
Kunsthistorikerin Madeleine Christin Rettig führt in die
Ausstellung ein.
12. April: Mit einem bunten Programm begehen in
Hertlingshausen Stadtverwaltung und Förderverein das
Jubiläum „60 Jahre Schullandheim Hertlingshausen“.
Zum 25. Male findet die vom Servicebereich Bildung,
Kultur und Sport der Stadtverwaltung organisierte zweitägige Mini-Olympiade für Kinder von vier bis 14 Jahren
in der Sporthalle Am Kanal statt.
14. April: Joy Fleming gibt mit ihrer Band im CFF ein
Benefizkonzert zugunsten des Vereins Krankenhaus in
Ruanda.
15. April: Pfarrer Josef Wendel feiert sein goldenes
Priesterjubiläum. 1968 bis 1979 leitete er die Pfarrei St.
Ludwig, und seit seiner Pensionierung 2007 lebt er im
Caritas-Altenzentrum Heilig Geist.
16. April: Im Rathaus wird eine Ausstellung mit Bildern
von Hans Cretti, „Das Licht dirigieren“, eröffnet.
18. April: In Zusammenarbeit mit dem Beirat für
Migration und Integration und dem Internationalen
Bund veranstaltet die Stadtbücherei einen „Babylonischen Nachmittag: „Gott spricht in vielen Sprachen“.
Frankenthaler Kinder und Jugendliche verschiedener
Religionen sprechen Gebete und singen religiöse Lieder
in ihrer Muttersprache und erzählen von ihren religiösen
Festen und Bräuchen.
Bei der heutigen Musik zum Feierabend spielt die Pianistin und Schülerin der Städt. Musikschule Viktoria Linzer.
20. April: Im CFF führt das Theater Mülheim an der Ruhr
die „Dreigroschenoper“ von Bert Brecht auf.
Bei einer Feierstunde im Dathenushaus zeichnet OB Theo
Wieder zahlreiche Frankenthaler Sportler für ihre Erfolge
und Förderer des Sports für ihr langjähriges Wirken mit
der Stadtsportplakette aus.
24. April: In der Reihe der Stadtbücherei „Zeitzeugen im
Gespräch“ „interviewt“ Dieter Mauer Migranten aus 5
Jahrhunderten, denen Frankenthal zur Heimat wurde:
Petrus Dathenus, einen Handwerker des 17. Jahrhunderts, die Frau eines italienischen Seidenarbeiters des
18. Jahrhunderts und einen Bürstenbindergesellen aus
dem 19. Jahrhundert. Die Texte werden von Rainer
Brand, Marion Kramper-Erb und Wolfgang Bachtler
gesprochen; sie stammen von Dr. Edgar Hürkey, Gerhard
Nestler und Volker Christmann. Ina Theobald und
Sabatino Marchetti vertreten die Migranten des 20.
Jahrhunderts. Musikalisch wird der Abend von Sigrun
Meny-Petruck und Hans-Jürgen Thoma mit jeweils zeitgenössischer Musik umrahmt.
Beim Projekt „Rheinland-Pfalz gegen den Schlaganfall“
macht das Schlaganfall-Mobil auf dem Rathausplatz
Station. Experten der Stadtklinik stehen zu Anfragen
bereit.
25. April: Auf dem Festplatz an der Benderstraße gastiert der Neustadter Circus Probst.
26. April: Im TAW hat die historische Kriminalkomödie
„De Schiller in de Gloggegass“ von Thomas Metzler in der
Inszenierung von Arno Kallmayer Premiere.
28. April: Die Initiative Kunst, Kultur und Kirche
(KuKuK) der protestantischen Kirchengemeinde Pilger-
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FRANKENTHAL
einst und jetzt 2012
pfad bietet im Rahmen der Veranstaltungen zu ihrem 25jährigen Jubiläum eine Tucholsky-Soiree mit der
Speyerer Theatergruppe Prisma unter dem Titel
„Ssälawih!“
In der Galerie Ambiente wird eine Ausstellung mit
Objekten, Metallreliefs und Radierungen von Annette
Marquardt und Michael Kretschmann unter dem Titel
„Spuren im Raum“ eröffnet.
Im CFF zeigt die Frankenthaler Ballettschule Dance
Factory das Ballett „Im Märchenland“ von Corinne
Kraußer.
Auf dem Rathausplatz findet wieder ein gut besuchter
Pflanzen- und Blumenmarkt statt.
29. April: Bei einem Konzert des Fördervereins Kirchenmusik musizieren in der Versöhnungskirche Michael
Villmow (Saxofon und Orgel) und Gunther Tiedemann
(Cello) unter dem Titel „Kreuzüber Bach“.
30. April: Zum Auftakt der 15. Frankenthaler JugendMusik-Theater-Woche im CFF führt das Atze-Musiktheater
Berlin im CFF das Musical „Ronja Räubertochter“ nach
Astrid Lindgrens Jugendbuch auf.
Bei einem Benefizkonzert der Gockelswoog im Alten
Brauhaus spielt die Band Groovin‘ Connection.
Mai 2012
1. Mai: Bei der Mai-Kundgebung des DGB-Stadtverbandes auf dem Rathausplatz, verbunden mit einem
unterhaltsamen Kulturprogramm, ist Stefan Schaumburg
von der IG Metall Frankfurt Hauptredner.
2. Mai: Auch in Frankenthal finden bei den Metall verarbeitenden Betrieben Warnstreiks im Rahmen der derzeitigen Tarifauseinandersetzungen statt.
In der Vorhalle von St. Ludwig werden Wandobjekte und
Skulpturen von Karl-Heinz Höhn gezeigt, „Lebendiger
Edelstahl“.
3. Mai: Der Kunstverein „Die Treidler“ eröffnet im
Kunsthaus die Ausstellung „Aufgehoben: Glauben,
Herkunft, Selbstbestimmung“. Bei der Eröffnung sprechen der Beauftragte der Landesregierung RheinlandPfalz für Migration und Integration Miguel Vicente und
die Sozialmanagerin und Fachberaterin des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes Chris Ludwig.
4. Mai: Ministerpräsident Kurt Beck eröffnet zusammen
mit Staatsministerin Doris Ahnen und OB Theo Wieder
den rheinland-pfälzischen Kultursommer, der unter dem
Motto „Gott und die Welt“ steht. Siehe dazu den Beitrag
von Jürgen Esser in diesem Heft, Seite 45-50.
5. Mai: Das Wochenende steht im Zeichen zahlreicher
Veranstaltungen zur Eröffnung des rheinland-pfälzischen
Kultursommers.
8. Mai: Beim Altertumsverein referiert Volker Christmann
zum Thema „Wie kam es zum Katasterplan Frankenthals
von 1837“?
9. Mai: Die Kindergärten der Stadt bilden eine Kinderkette von Tor zu Tor, „Aus Fremden werden Freunde“.
10. Mai: Bei einer Vortragsveranstaltung der Sparkasse
Rhein-Haardt referiert im CFF Peter Bofinger, Mitglied im
Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen, über „Europa in der Krise – Wege aus der Krise“.
11. Mai: Die Musikschule gestaltet das 16. Nachtkonzert
mit fünf neuen Plastiken von Erich Sauer in der ZwölfApostel-Kirche. Über diese Plastiken sprechen Dekanin
Sieglinde Ganz-Walther, Schauspielerin Bärbel Maier, der
Journalist Dieter Mauer, der Theologe Joachim Rieger
und der in Ludwigshafen lebende und arbeitende König
von Hohoe-Ghana, Céphas Bansah.
12. Mai: Im CFF zeigen Schülerinnen der Ballettschule
The Pearl Mannheim das Ballett „Dornröschen“.
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13. Mai: In der Versöhnungskirche erklingt die „Missa in
tempore belli“ , die „Paukenmesse“, von Joseph Haydn,
aufgeführt vom Projektchor des Kirchenbezirks Frankenthal, der Kurpfalzphilharmonie und zahlreichen Solisten
unter der Gesamtleitung von Eckhart Mayer.
In der Freien Waldorfschule konzertieren die junge
Geigerin Caroline Adomeit und die Pianistin Nadiya
Cholodkova.
Die Orchester-AG des Albert-Einstein-Gymnasiums veranstaltet mit dem Orchester des Peter-Petersen-Gymnasiums Mannheim im Herzogenriedpark in Mannheim
ein Konzert unter dem Motto „Filmmusik“.
14. Mai: Im CFF gastiert die Musikbühne Mannheim mit
dem Familienmusical „Die kleine Meerjungfrau“ nach
Hans Christian Andersen.
15. Mai: Schüler der Friedrich-Ebert-Grundschule spielen
im Ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad das Stück
„Neue Punkte für das Sams“ nach den Kinderbüchern von
Paul Maar.
16. Mai: Mehrere Demonstrationszüge durch die Stadt
führen zu einer Kundgebung des DGB auf dem
Rathausplatz zur derzeitigen Tarifrunde der IG Metall.
Bei der Musik zum Feierabend der Städt. Musikschule in
der Zwölf-Apostel-Kirche spielen Preisträger der Schule
beim Wettbewerb Jugend musiziert.
17. Mai: Gemeinsam mit einer Gruppe von Schülern der
Musikschule Leininger Land reisen Frankenthaler Musikschüler zum Europäischen Jugendmusikfestival nach Italien.
18. Mai: Der Comedian Jens Gabler gastiert in der Turnhalle des TSV Eppstein mit seinem Programm „Falsch
verbunden”.
20. Mai: Der Lions Club veranstaltet in der Mensa des PIH
eine Benefizmatinee mit der Big Band der TU Darmstadt.
24. Mai: Beim Kunstverein referiert im Kunsthaus
Roland Paul vom Institut für pfälzische Geschichte und
Volkskunde unter dem Titel „Meine Untertanen bestehen
großenteils in Fremden“ über pfälzische Geschichte im
17. und 18. Jahrhundert.
Die 10. Klasse der Integrierten Gesamtschule Robert
Schuman spielt in der Turnhalle ihrer Schule das Musical
„Wachgeplärrt – Die wundersame Geschichte von
Dornrosi und Dornrobi“.
25. Mai: In sechs protestantischen Kirchen der Stadt
gestalten sieben Künstler und Künstlerinnen ein Kunstprojekt des Forums „Kunst und Kirche“ zum Thema
„Licht“ mit Installationen zum Thema „… damit, wer
hineingeht, das Licht sehe“.
Karl-Heinz Bömicke, seit 2004 Leiter der Friedrich-EbertGrundschule, wird im Rahmen einer Feierstunde nach 35
Jahren Schuldienst in den Ruhestand verabschiedet.
27. Mai: Bei der Städt. Musikschule findet wieder der
Wettbewerb um den Adolf-Metzner-Preis statt.
Der SV Studernheim feiert auf seinem Vereinsgelände ein
Fischerfest.
30. Mai: In der Zwölf-Apostel-Kirche findet ein großes
Bläserkonzert statt. Es spielen die Bläserklassen der
Friedrich-Schiller-Realschule plus und des Albert-Einstein-Gymnasiums, die Stadtkapelle und die Big Band
der Städt. Musikschule.
31. Mai: Die Chorklasse 6b und der Unterstufenchor des
Albert-Einstein-Gymnasiums führen das Musical „Geschöpfe der Nacht“, ein „Taschenlampen-Musical“ von
Andreas Schmittberger, auf. Da die Aula der Schule derzeit renoviert wird, findet die Aufführung im Dathenushaus statt.
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Juni 2012
1. Juni: In der Anwaltskanzlei Ohr und Partner wird eine
Ausstellung mit Landschaftsimpressionen und Blumenbildern der Frankenthalerin Hiltrud Deichfuß eröffnet.
Beim Marktkonzert spielt Organist Oswald Frey auf der
Orgel von St. Dreifaltigkeit.
In der Erkenbertschule stellen Kinder ihre Vorstellungen
zur Gestaltung des Spielplatzes im Neubaugebiet an der
ehemaligen Landwirtschaftsschule vor.
2. Juni: Die evangelische Jugendkantorei der Pfalz unter
der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald ist zu Gast in der Zwölf-Apostel-Kirche.
Das neue Facharztzentrum bei der Stadtklinik präsentiert
sich bei einem Tag der offenen Tür.
Dar Tanzsportclub Gelb-Schwarz-Casino Frankenthal
organisiert im CFF Deutsche Meisterschaften in drei Klassen und ein Turnier zum Deutschland-Pokal der Senioren
II S-Latein.
3. Juni: Zu den heutigen Veranstaltungen zur 450. Wiederkehr der Landung der niederländischen Glaubensflüchtlinge am Roxheimer Altrhein und ihren Einzug in
Frankenthal s. den Beitrag von Tobias Duschka, S. 50 in
diesem Heft. Im Dathenushaus findet im Anschluss an
den Zug nach Frankenthal eine Diskussionsveranstaltung
zum Thema „Flüchtlinge heute“ statt, bei der Andreas
Linder, Referent des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg
spricht. Der Tag schließt mit einer ökumenischen
Andacht und einem Konzert in der Zwölf-Apostel-Kirche.
Die Interessengemeinschaft Oldtimer-Freunde Frankenthal veranstaltet eine Präsentation alter Traktoren und
anderer Nutzfahrzeuge.
Der Harmonika-Spielring veranstaltet im Pfalzinstitut für
Hören und Kommunikation sein Frühjahrskonzert.
Am landesweiten „Tag der offenen Gartenpforte“ beteiligt sich wieder Familie Müller in der Friedhofstraße.
5. Juni: Beim heutigen Marktkonzert musizieren Evelyn
Spieß (Flöte, Klavier) und Gerhilde Zuck (Flöte).
Bei Altertumsverein und VHS referiert Volker Christmann
über das Thema „Warum verließen die 1562 nach Frankenthal kommenden Exulanten die Niederlande?“
Im Rathaus werden die malerischen Ergebnisse des Projekts „Freies Malen“ an der Augustin-Violet-Schule gezeigt.
6. Juni: OB Theo Wieder eröffnet im Kunsthaus die
Ausstellung „Goldene Zeiten und andere Idyllen“ mit
Werken des in Frankenthal geborenen Künstlers Dirk
Klose. Reinhard Spieler, Direktor des Hack-Museums Ludwigshafen, führt in die Ausstellung ein.
7. Juni: OB Theo Wieder eröffnet auf dem Rathausplatz
das 39. Stohhutfest. Neue Miss Strohhut wird Constanze
Fuhrmanski. Das viertägige größte Straßenfest der Pfalz
zieht wieder Tausende von Besuchern aus Stadt und
Umland an. Über die Festmeile sind fünf Bühnen verteilt, auf denen ein buntes Musik- und Unterhaltungsprogramm geboten wird. In der Schlossergasse wird wieder ein Kinderstrohhutfest organisiert.
8. Juni: Die heute beginnende Fußballeuropameisterschaft in Polen und der Ukraine wird auf dem Festplatz
an der Benderstraße zu einem Public-Viewing-Event mit
einer großen Tribüne. Zur Übertragung des Spiels der
deutschen Mannschaft gegen Portugal kommen am
Samstag 8.000 Besucher.
11. Juni: Die Städt. Musikschule veranstaltet in ihrem
Konzertsaal ein Schülerkonzert.
Bei Mörsch wird ein Apfelbaum-Lehrpfad mit historischen Sorten erstellt. Zwischen dem renaturierten
Mörschbach und dem Altrhein wurden 17 historische
Apfelbaumsorten gepflanzt. Initiator des Lehrpfades und
Spender der Bäume ist Ratsmitglied Carlo von Opel.
13. Juni: Im Dathenushaus findet ein Vortrag und
Diskussion mit Dekanin Sieglinde Ganz-Walther und AVVorsitzendem Volker Christmann über „Die Kapitulation
von 1562 und ihre Folgen“ statt.
Der Schriftsteller Lutz van Dijk liest vor Schülern des
Karolinen-Gymnasiums aus zweien seiner Bücher über
Episoden der jüdischen Geschichte während des Nationalsozialismus.
Auf Initiative des Lions-Club veranstaltet der Frankenthaler Künstler Erich Sauer mit Neuntklässlern der
Friedrich-Ebert-Schule einen Kunst-Workshop, bei dem
die Schüler an die Kunst des Betongusses herangeführt
werden.
14. Juni: In Frankenthal findet die Jahrestagung des
Vereins für pfälzische Kirchengeschichte statt. Ein
Projektchor unter der Leitung von Bezirkskantor Eckhart
Mayer gibt in der Zwölf-Apostel-Kirche ein Konzert mit
Psalmvertonungen unterschiedlicher Epochen. Anschließend referiert im Dathenushaus der Kirchenhistoriker der Uni Mainz Gustav Adolf Benrath über
„Petrus Dathenus und seine Bedeutung für die Pfalz“.
Bürgermeister Hebich empfängt im Rathaus eine Gruppe
von 26 Schülern und 2 Lehrkräften der Ashwaubenon
High School aus Green Bay (Wisconsin), USA, die derzeit
für 3 Wochen zum Austausch am Albert-Einstein-Gymnasium weilen.
15. Juni: Am Vormittag referiert im Dathenushaus
Professor van den Belt aus Utrecht über den einer
Frankenthaler Familie des 17. Jahrhunderts entstammenden Kaufmann Daniel Bernard, den Stifter des heute
noch für pfälzische Theologiestudenten bestehenden
Stipendiums Bernardinum an der Universität Utrecht.
Mit einer kleinen Feier wird Stephan Hirt in sein Amt als
Leiter der Friedrich-Ebert-Realschule plus eingeführt,
das er bisher kommissarisch leitete.
16. Juni: Mit einem Konzert im CFF feiert das
Blechbläserensemble „Das Rennquintett“, bestehend aus
Solobläsern des SWR-Rundfunkochesters und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, sein 25-jähriges Bestehen.
Auf dem Jakobsplatz findet wieder das Jatz-Fest (Jakobsplatzfest) mit buntem Bühnenprogramm statt.
17. Juni: OB Theo Wieder verleiht im TAW den Pfälzer
Mundarttheaterpreis 2012. Wolfgang Bachtler würdigt
die Preisträger, Edeltraut Müller mit dem Mundartstück
„So än Pienzer“ und Peter Sailer für „Saarland un Palz –
Gott erhalt’s“.
Die Bläserklasse 6b des Albert-Einstein-Gymnasiums
gewinnt beim vierten Wettbewerb „Aufwind“ für Bläserklassen und Schulorchester der Metropolregion RheinNeckar in Mannheim den ersten Platz ihrer Kategorie.
In der Lutherkirche findet der 9. „Interreligiöse Kindergottesdienst“ statt.
18. Juni: Bei den Jugend-Theater-Wochen gastiert im
CFF das Berliner Theater Strahl mit dem Stück „Klasse
Tour“ und begeistert die Schulklassen im ausverkauften
Haus.
19. Juni: Die Theater-AG der Friedrich-Ebert-Realschule
plus spielt in der Zuckerfabrik das selbst geschriebene
Theaterstück „Aufgeweckt“.
In der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums präsentieren 15 Schüler der sechsten Klassen das von ihnen in
einer Schreibwerkstatt mit der Kinderbuchautorin Andrea
Liebers entstandene Buch „Ganz weit weg“.
20. Juni: Beim Museumsabend im Erkenbert-Museum
referiert Richard Petrovsky vom Historischen Museum der
Pfalz in Speyer über „Der Barbarenschatz. Neues zu den
Germaneneinfällen in die römischen Provinzen“.
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FRANKENTHAL
einst und jetzt 2012
In der Zwölf-Apostel-Kirche gestaltet die Städt. Musikschule die Musik zum Feierabend.
22. Juni: OB Theo Wieder eröffnet das diesjährige Strandbadfest.
Anlässlich des 45. Geburtstages des Spielmanns- und
Fanfarenzuges Eppstein gibt es über zwei Tage ein großes Musikfest mit 30 Spielmanns- und Fanfarenzügen.
23. Juni: Im CFF findet ein Benefizkonzert „Musik und
Tanz in Russland“ unter dem Motto „Mit dem Herzen
hören“ statt; der Erlös dient der Unterstützung der
Gehörlosenschule Joshkar-Ola in Russland.
Im Ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad gestalten Günther Gall und Konstantin Vassiliev eine musikalische Lesung mit Liedern und Texten von Mascha Kaléko.
24. Juni: Bei einer Duo-Matinee der Städt. Musikschule
spielen Gabriele Weiß-Wehmeyer, Klavier, und Georg
Weiss, Oboe.
Im Rahmen des Gottesdienstes wird Pfarrer Christoph
Knack nach 4 Jahren Tätigkeit als Pfarrer der Pfarrstelle
2 an der Zwölf-Apostel-Kirche verabschiedet.
Der Förderverein Kirchenmusik veranstaltet in der ZwölfApostel-Kirche ein Konzert mit Gioacchino Rossinis
„Petite Messe solonelle“ mit dem Konzertchor Mannheim
unter Leitung von Lionel Fawcett.
26. Juni: Am Ruanda-Tag des Albert-Einstein-Gymnasiums veranstaltet die Jahrgangsstufe 12 eine Benefizgala in der Aula mit Tänzen und Musik. Rund 800
Schüler unterstützen mit ihrer Aktion Tagwerk ihre afrikanische Partnerschule Ste. Bernadette. Im Rahmen des
Projektes „Menschen mit Courage“ berichtet Christina
Haverkamp über ihre Erfahrungen mit den YanomamiIndianern.
30. Juni: Auf dem Rathausplatz findet wieder ein Töpfermarkt mit 33 Ausstellern statt.
Juli 2012
2. Juli: Im CFF gastieren das Queensland Youth
Symphony Orchestra und das Jugendsinfonieorchester
Mannheim unter der Leitung von Diethart Laxa. Solist ist
Jayson Gilhma, Klavier.
VHS und Altertumsverein unternehmen eine mehrtägige
Studienreise in die Heimat der Exulanten des 16. Jahrhunderts, Flandern und Brabant.
Das erste der beiden Strandbadlager der Stadt mit jeweils 160 Kindern im Strandbad wird eröffnet. Gleichzeitig findet auch das Strandbad Camp, ebenfalls in zwei
Abschnitten, für 12- bis 16-jährige statt.
5. Juli: Mit mehreren Sendungen im Verlauf der Woche
richtet das SWR3-Fernsehen im Rahmen seiner Reihe
„Stadt, Land, Kreis“ den Blick auf Frankenthal.
6. Juli: Beim Orgelkonzert zur Marktzeit in St. Dreifaltigkeit spielt Organist Oswald Frey.
9. Juli: Auf den beiden jüdischen Friedhöfen des
Hauptfriedhofs sind auf Initiative des Vereins für jüdisches Gedenken Jugendliche eines internationalen Baucamps des internationalen Bauordens tätig. Sie schneiden vor allem das wild wuchernde Efeu an den Grabsteinen und der Umfassungsmauer zurück.
13. Juli: Die Nachricht, dass das Finanzamt Frankenthal
zu einer Außenstelle des Finanzamtes Ludwigshafen
abgestuft werden soll, löst bei den 150 Bediensteten
und 15 Auszubildenden Unruhe aus.
14. Juli: Bei der „Rheinpfalz-Sommertour“ führt Volker
Christmann zu „Verschwundenen Kirchen und Klöstern in
Frankenthal“.
18. Juli: Das Musikensemble Morgenröte bietet in der
Lutherkirche russisch-ukrainische Lieder und Musikstücke.
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Die Teilnehmer des Baucamps bei der Arbeit auf dem alten jüdischen Friedhof.
27. Juli: Das 62. Fischerfest des Fischereivereins lockt
an vier Tagen über 8.000 Besucher auf das Vereinsgelände Am Kanal.
28. Juli: Aus Anlass seines 130-jährigen Bestehens gibt
der Gesangverein 1881/82 Mörsch ein Sommernachtskonzert.
August 2012
4. August: Bürgermeister Martin Hebich eröffnet die 63.
Ostpark-Siedlerkerwe.
5. August: Mit einem Abschlusskonzert im Konzertsaal
der Städt. Musikschule geht der Meisterkurs Violine mit
der Rostocker Professorin Christine Hutkap zu Ende.
Im Kunsthaus eröffnet der Kunstverein „Die Treidler“
eine Ausstellung mit Aquarellen und Malerei von Martin
Conrad, „Kristallines Echo vorgelagert“. Die Laudatio hält
Andrea Nister.
6. August: Das heute zu Ende gehende Open-Air-Kino in
der Erkenbertruine zog an 12 Abenden 6.000 Besucher an.
7. August: Beim Altertumsverein referiert Volker
Christmann über „Migranten in Frankenthal im 18. Jahrhundert“.
Der zweite Teil des Sommerfestivals in der Erkenbertruine beginnt mit dem Auftritt des Mannheimer
Kabarettisten Chako Habekost.
8. August: Im Altenheim Heilig-Geist feiert die in
Frankenthal geborene Marianne Fuchs ihren 100. Geburtstag.
In der Erkenbertruine spielt die Rock‘n-Roll-Formation
Kingmen.
9. August: In der Erkenbertruine treten die Beat Brothers auf.
10. August: Beim Orgelkonzert zur Marktzeit spielt Oswald Frey.
Den Abschluss des Sommerfestivals in der Erkenbertruine
gestaltet das Chawwerusch-Theater mit seiner Produktion „Nicht der wahre Jakob“.
11. August: Studernheim feiert wieder über zwei Tage
sein Brunnenfest, in Mörsch organisiert die örtliche
Arbeitsgemeinschaft das zweitägige Parkfest.
In Eppstein gibt in der Kirche St. Cyriakus Heinrich
Grimm ein Orgelkonzert auf der barocken Seufert-Orgel.
14. August: Mit einer Expertenrunde zum Thema
„Energiewende – konkret – was bedeutet das für mich?“
startet die „Frankenthaler Energiewoche“.
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15. August: In einer Bürgerversammlung in der Aula des
Albert-Einstein-Gymnasiums informiert OB Wieder über
die vorgesehenen Veränderungen im Bereich des
Feierabendhauses. Das Feierabendhaus soll im Innern
umgestaltet werden, auf der anschließenden Freifläche
entsteht ein Edeka-Lebensmittelmarkt, und südlich des
Nachtweideweges ist der Bau von Mehrfamilienhäusern
mit etwa 65 Eigentumswohnungen geplant.
17. August: Die 7. Frankenthaler Kunst- und Einkaufsnacht bietet eine Fülle von Veranstaltungen.
Verkehrswacht und Stadtverwaltung veranstalten wieder
auf dem Stephan-Cosacchi-Platz die Aktion „Sicher auf
dem Schulweg“ für Schulanfänger.
18. August: Auf dem Rathausplatz findet ein „Energieund Klimaschutzmarkt“ statt.
Mit Umzug, Fassbieranstich und Kereredd wird die Eppsteiner Kerwe eröffnet.
19. August: Mit einem feierlichen Gottesdienst wird
Pfarrer Uwe Laux als zweiter Pfarrer der Zwölf-ApostelKirchengemeinde eingeführt.
Die derzeitige Hitzwelle beschert dem Strandbad einen
Besucherrekord: Am Wochenende werden rund 25.000
Besucher geschätzt.
22. August: Ziel der beiden Seniorenfahrten des städt.
Seniorenbüros und des Seniorenbeirats ist Rüdesheim,
das zu Schiff angesteuert wird.
23. August: Im TAW hat die Komödie „Die Wahrheit” von
Florian Zeller in der Regie von Wolfgang Bachtler Premiere.
Auf dem Festplatz an der Benderstraße gastiert der Zirkus Crocofant.
24. August: Die Stadtwerke feiern im CFF ihr 150-jähriges Bestehen.
25. August: In Flomersheim wird wieder Kerwe gefeiert,
beginnend mit Kerweumzug und Fassbieranstich.
Die Pfarrgemeinden St. Ludwig und Heilig-Kreuz in
Mörsch veranstalten den 4. Solidaritätslauf im Ostparkstadion zur medizinischen Versorgung notleidender
Menschen in Kalkutta und Kamerun.
26. August: Die diesjährige Bürgerreise führt in
Frankenthals brandenburgische Partnerstadt Strausberg.
27. August: Für Frankenthals Schüler beginnt wieder der
Ernst des Schulalltags.
28. August: Beim Förderverein für jüdisches Gedenken
referiert Herbert Baum über die Geschichte der jüdischen
Gemeinde Frankenthal.
29. August: In der Zwölf-Apostel-Kirche spielt das
Blechbläserquintett „Splendid Brass” bei einem Abend
unter dem Motto „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ mit
Musik von Klassik bis Jazz.
31. August: Bei der ersten „Night of the Arts“ bieten
Schüler der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und
Kurse des Albert-Einstein-Gymnasiums einen Blick in
ihre kreativen Aktivitäten. Der Erlös der gut besuchten
Veranstaltung geht an die Partnerschule in Ruanda.
September 2012
1. September: OB Theo Wieder eröffnet auf dem Rathausplatz den diesjährigen Frankenthaler Bauernmarkt.
Mit dem heutigen Tag übernimmt Marika Denzer, Dipl.
Ing., die Leitung des Bauamts der Stadt Frankenthal.
Bei einem Konzert „Orgel trifft Orchester“ des Bezirksverbandes Pfalz spielt in der Zwölf-Apostel-Kirche Felix
Hell auf der Orgel mit dem Orchester des Pfalztheaters
Kaiserslautern unter der Leitung von GMD Uwe Sandner.
Die Donaudeutsche Landsmannschaft feiert ihr traditionelles „Kerweifest“.
Bei einem Tag der offenen Tür bietet KSB Einblick in
seine Ausbildungsangebote.
Mit einem Abschlusskonzert der Band Pirm-Jam endet
am Abend die diesjährige Strandbad-Saison.
2. September: Anlässlich des Tages der jüdischen Kultur
bietet der Förderverein für jüdisches Gedenken mehrere
Führungen und Vorträge zur Geschichte der untergegangenen jüdischen Gemeinde in Frankenthal.
Das Ensemble Entzücklika gastiert mit Abendgesängen in
St. Jakobus.
Mit einem großen Picknick unter dem Motto „Pasta et
Musica“ feiert das Kunsthaus sein 5-jähriges Bestehen.
Den musikalischen Part bestreiten Raissa Tscheptscherenko (Sopran) und David Serebrjanik (Klavier).
4. September: Beim Altertumsverein referieren Bernd
Leidig und Volker Christmann über „Legenden in der
Frankenthaler Geschichte“ und ihre histor. Hintergründe.
Das heutige Marktkonzert findet in der Dreifaltigkeitskirche statt. Es musizieren So Hee Oh, Sigrun MeyerPenik und Hans-Jürgen Thoma.
5. September: Das Albert-Einstein-Gymnasium feiert
„Vier Jahre Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Höhepunkt ist der Besuch des Paten der Schule, des
amerikanischen Sängers Ron Williams.
6. September: Die Stadtbücherei veranstaltet wieder
einen „Babylonischen Leseabend“. Zehn Frankenthaler
Mitbürger aus verschiedenen Nationen bieten Gedichte,
Geschichten und Lieder in ihrer Muttersprache.
Der Kunstverein „Die Treidler“ eröffnet im Kunsthaus die
Ausstellung „Wir – jenseits von Eden“ mit Arbeiten von
Frankenthaler und Wormser Künstlern. Die Kunsthistorikerin Anja Guntrum führt in die Ausstellung ein.
7. September: Erstmals startet eine „Bürgerradtour“
gemeinsam mit OB Theo Wieder durch das östliche Stadtgebiet, Studernheim und Flomersheim. Der Oberbürgermeister gibt bei der Fahrt Erläuterungen zur Stadtgeschichte und zu aktuellen Problemen.
Zu ihrem 20-jährigen Bestehen gibt die Gruppe „Gewidder Dunner Keil“ im TAW zwei Benefizkonzerte zugunsten des Theaters.
Die Schüler der 12. Klasse der Waldorfschule spielen als
Abschlussarbeit „Die Tochter des Ganovenkönigs“ des
niederländischen Autors Ac de Bont.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst zum „Tag der
Schöpfung“ auf dem Rathausplatz beginnt der zweite
Frankenthaler ökumenische Kirchentag mit einem umfangreichen Programm, an dem sich zahlreiche Gruppen
aus den Frankenthaler Kirchengemeinden beteiligen. Die
caritativen, diakonischen und sozialen Einrichtungen
beider Kirchen bieten Einblick in ihre Angebote. Am
Sonntag referiert der Jesuitenpater Friedhelm Hengsbach in der Zwölf-Apostel-Kirche über das gewandelte
Glaubensverständnis seit dem zweiten Vatikanischen
Konzil. Der Abschlussgottesdienst auf dem Rathausplatz
mit Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof KarlHeinz Wiesemann wird von 1.200 Gläubigen besucht.
8. September: Beim „Tag des Sports“ bieten 26 Vereine
und Gruppen in fünf Sport- und Aktionszentren vielen
Interessierten Einblick in zahlreiche in Frankenthal
betriebene Sportarten. OB Wieder übergibt das neue
Multifunktions- sowie das Beachvolleyballfeld in der
Sportanlage der Gymnasien an der Benderstraße. Außerhalb der Unterrichtszeiten können die Felder auch von
anderen Sportlern genutzt werden.
Volker Christmann, Vorsitzender des Altertumsvereins, führt
unter dem Stichwort „Was war wo?” durch das „Frankenthal des 16. Jahrhunderts“.
9. September: Das diesjährige Festival des Pferdes auf
dem Hofgut Petersau erweist sich mit über 1.000
Besuchern als Publikumsmagnet.
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einst und jetzt 2012
12. September: Im Rahmen der Reihe „Zeitzeugen im
Gespräch“ stellt sich Frank Elstner in der Stadtbücherei den
Fragen des Moderators Dieter Mauer und des Publikums.
13. September: Im Kunsthaus interpretiert die Gruppe
Inton unter dem Titel „A la mi presente“ Texte und Musik
der Renaissance.
In der Galerie Riedel wird eine Ausstellung mit Bildern
der beiden portugiesischen Künstler Susana Ribeiro und
João Monteiro, „Schatten – Konstruktion“, eröffnet.
In der Grundschule Mörsch ist der einzige Trommelgeschichtenerzähler des deutschsprachigen Raumes,
Markus Hoffmeister, mit 200 Trommeln zu Gast und
gestaltet mit den Kindern eine Trommelreise um die Welt.
14. September: Mit einem ökumenischen Gottesdienst
in der Kirche Heilig Kreuz und anschließendem Bieranstich im Festzelt wird die Mörscher Kerwe eröffnet.
Beim 20. Porzellankonzert der Städt. Musikschule vor
dem Frankenthaler Porzellan im Rathaus singt die A-cappella-Formation „Five Blue Flies“.
15. September: In St. Ludwig gibt die Bläsergruppe
Bavarian Brass ein Konzert.
Der Beirat für Migration und Integration und der Verein
„Quantum: Bildung“ bieten in CFF das Theaterstück
„Stefanie integriert die Öztürks“.
Der Behindertensportverein (BSV) Frankenthal ist
Ausrichter der Deutschen Meisterschaften im Hallenboccia für Mannschaften mit Handicap.
18. September: Bis zum Wochenende finden in
Frankenthal die 2. FAI Heißluftballon Europameisterschaften für Frauen statt, an denen 30 Pilotinnen teilnehmen. Organisatorin ist die Frankenthaler Ballonfahrerin Dolores Deimling. 26 Ballonfahrerinnen aus ganz
Europa nehmen an den sieben Wettfahrten teil. Die
Meisterschaften gehen am Sonntag mit der Siegerehrung
und einem Ballonglühen im Strandbad zu Ende.
19. September: In der Zwölf-Apostel-Kirche bietet die
Städt. Musikschule Musik zum Feierabend mit dem Gitarristen Martin Baumann.
Im Musiksaal der Städt. Musikschule gibt Susanne Lang
einen Klavierabend.
20. September: Der Reitklub Petersau empfängt die beiden dem Klub angehörenden Paralympic-Medaillengewinnerinnen im Dressurreiten, Hannelore Brenner
(zwei Goldmedaillen im Einzel und eine Silbermedaille
mit der Mannschaft) und Angelika Trabert (zwei
Silbermedaillen im Einzel und mit der Mannschaft sowie
eine Bronzemedaille).
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22. September: Mit einer Feierstunde im Dathenushaus
begeht der SPD-Ortsverein Frankenthal sein 140-jähriges
Bestehen. Gäste sind u.a. die Generalsekretärin der
Bundes-SPD Andrea Nahles und der SPD-Landesvorsitzende und Ministerpräsident Kurt Beck. Die Festansprache hält der Direktor de Landeszentrale für politische Bildung Dr. Dieter Schiffmann.
Mit Festakt und Tag der offenen Tür begeht die Freie
Waldorfschule ihr 25-jähriges Bestehen in Frankenthal.
Unter der Schirmherrschaft von MdL Christian Baldauf
findet zum 10. Mal im Strandbad ein Benefizlauf für den
Kinderschutzbund statt.
Das städtische Kinder- und Jugendbüro gestaltet auf
dem Stephan-Cosacchi-Platz wieder eine „Kinderstadt –
wie sie mir gefällt“ mit großem Mitmachprogramm für
Fünf- bis Zwölfjährige.
An der Aktion „Sauberhaftes Frankenthal“ nehmen neben zahlreichen Bürgern auch eine Reihe von Kindergärten und Schulen teil und sammeln im öffentlichen
Bereich und in Grünanlagen achtlos weggeworfenen
Müll.
23. September: Im Rahmen des Gottesdienstes in der
Flomersheimer Kirche St. Thomas Morus wird Pfarrer
Markus Horbach nach 10 Jahren Dienst in den Gemeinden St. Paul Frankenthal und St. Cyriakus EppsteinFlomersheim verabschiedet.
25. September: An zwei Abenden spielt die Theatergruppe Dramonie des Karolinen-Gymnasiums das Schauspiel „Der Spielverderber“ von Michael Ende.
26. September: Im Rahmen der Reihe „Musik! Hören &
verstehen“ der Musikschule und VHS stellt Prof. MüllerSteinbach den Frankenthaler Komponisten Stephan
Cosacchi vor.
Im Modehaus Herb bringt der Sänger Ulrich Schütte
einen Liederzyklus nach Gedichten von Erich Kästner in
der Vertonung von Edmund Nick zu Gehör.
Im TAW gastiert wieder für eine Woche die Travestierevue
„Viktor, Viktoria“.
Mitarbeiter Frankenthaler Pflegeeinrichtungen machen
in der Innenstadt auf ihre schwierigen Arbeitsbedingungen aufmerksam.
27. September: Im Kunsthaus liest Hasan Özdemir aus
seinem Werk „Die unberührte Stunde“.
Die Städt. Musikschule veranstaltet in der Zwölf-ApostelKirche ein Rockkonzert mit der Gruppe „15 Minutes“.
Nach 48-jähriger Tätigkeit für die Stadtverwaltung
Frankenthal wird Verwaltungsdirektor Roland Brandl in
den Ruhestand verabschiedet. Nach Stationen bei der
Stadtkasse, dem Rechnungsprüfungsamt und dem
Kulturamt war er von 1981 bis 1989 Leiter des Schulund Sportamtes und anschließend bis zu seiner Pensionierung Leiter des Haupt- und Personalamtes. In all
seinen Funktionen war er maßgeblich am Modernisierungsprozess der Stadtverwaltung und ihrer Umstrukturierung zu einem effektiven Dienstleistungsbetrieb beteiligt.
Dr. Günther Serfas, Vorsitzender der FDP-Stadtratsfraktion, feiert seinen 60. Geburtstag.
28. September: Mit einem ökumenischen Gottesdienst
im Festzelt wird die letzte Vorort-Kerwe in Studernheim
eröffnet.
29. September: 400 Schüler der Friedrich-EbertGrundschule wollen mit dem Erlös ihres Herbstlaufs im
Strandbad afrikanischen Kindern eine Freude machen.
30. September: Bei dem vom DGB und 20 anderen
Organisationen ausgerufenen Aktionstag „Umfairteilen –
Reichtum besteuern“ gibt es auch in Frankenthal einen
Rundgang durch die Innenstadt.
Die Johanniter stellen das breite Spektrum ihrer Arbeit
bei einem Tag der offenen Tür vor.
Inhalt 2012 8.11.12
13.11.2012
15:22 Uhr
Seite 67
Die Autoren dieses Heftes
Tobias Duschka, geboren 1991 in Frankenthal. Nach
der Mittleren Reife an der Schiller-Realschule in
Frankenthal Ausbildung bei der Stadtverwaltung
Frankenthal zum Verwaltungsfachangestellten. Seit
2011 Sachbearbeiter beim Servicebereich Bildung,
Kultur und Sport.
Jürgen Esser, geboren 1963 in Frankenthal. Nach
dem Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen. Abschluss als DiplomVerwaltungswirt (FH). Seit 1984 bei der Stadtverwaltung Frankenthal tätig; von 2000 bis 2008
Leiter des Kulturamtes, seit 2008 Leiter des
Servicebereichs Bildung, Kultur und Sport.
Mathias Hüther, M.A., geb. 1978 in Frankenthal.
Nach dem Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium
Studium der Geschichte und der Germanistik in
Heidelberg. Abschluss als Magister Artium. Seit
2009 selbständig im Bereich Historische Forschung
und Dokumentation. Mitarbeit an verschiedenen
Projekten zur Zeitgeschichte, zuletzt m Forschungsprojekt „Geschichte der Stadt Frankenthal“. Mitglied
im Vorstand des Frankenthaler Altertumsvereins:
Verwalter der Bibliothek.
Ulrike Köhler, geboren 1944, Abitur 1963 in
Rastatt, Grund- und Hauptschullehrerin in Baden.
Seit 1970 wohnhaft in Frankenthal, langjährig Dozentin an der hiesigen Volkshochschule für Deutsch
als Fremdsprache und Lesen und Schreiben für
erwachsene Analphabeten.
Dieter König, geboren 1948 in Frankenthal. Nach
dem Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium Studium
der Germanistik und Geographie an der Universität
Mannheim. Seit 1974 am Albert-Einstein-Gymnasium, zuletzt als Oberstudienrat; derzeit in der passiven Phase des vorzeitigen Ruhestandes. Sein Interesse gelten Sport, Philatelie, Theater und Heimatgeschichte. Freier Mitarbeiter der „Rheinpfalz“, vor
allem als Theaterkritiker. Gehört seit 1976 dem Redaktionskollegium von „Frankenthal einst und jetzt“
an. Zahlreiche Publikationen zur Frankenthaler Geschichte.
Bernd Leidig, geboren 1967 in Frankenthal. Studium des Bauingenieurwesens an der Fachhochschule Mainz, Angestellter in einem bundesweit
tätigen Architekturbüro, 2. Vorsitzender des Frankenthaler Altertumsvereins, seit 2009 Mitglied des
Stadtrates der Stadt Frankenthal.
Dr. Franz Maier, geb. 1960 in München, 1980-1986
Studium der Geschichte und Germanistik an der
Ludwig-Maximilians-Universität München; 1986
Magister Artium; 1989 Promotion; 1990 Praktikum
am Generallandesarchiv Karlsruhe, 1991-1993
Ausbildung für den höheren Archivdienst (Referendariat) am Hauptstaatsarchiv Stuttgart und an der
Archivschule Marburg; 1993-1994 Angestellter am
Landeshauptarchiv Koblenz (Projekt „Justiz im
Dritten Reich“), seit 1994 Archivar am Landesarchiv
Speyer; Forschungsschwerpunkte: Mittelalterliche
Regionalgeschichte, Dreißigjähriger Krieg, Nationalsozialismus.
Gerhard Nestler, geb. 1952 in Pillnach/Bayern,
Studium der Anglistik, Politischen Wissenschaft und
Zeitgeschichte an der Universität Mannheim. Nach
dem Examen wissenschaftlicher Assistent an der
sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität
Mannheim, seit 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter
und seit 1991 Leiter des Stadtarchivs Frankenthal.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Frankenthaler
Stadtgeschichte und zur pfälzischen Regionalgeschichte.
Roland Paul, geb. 1951 in Landstuhl, aufgewachsen
in Steinwenden, Studium der Geschichte, Germanistik und Deutschen Volkskunde in Landau und
Mainz. Seit 1978 wissenschaftlicher Mitarbeiter und
stellv. Leiter, z. Zt. kommissarischer Direktor des
Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde
in Kaiserslautern. Zahlreiche Veröffentlichungen zur
pfälzische Geschichte und Volkskunde mit Schwerpunkten zur Ein- und Auswanderung und zur Geschichte der Juden in der Pfalz.
Eda Sahin, geboren 1965 in Mersin/Türkei, Studium
der Literatur und Bibliothekswissenschaften an der
Hacettepe Universität in Ankara und der Turkologie
in Mainz. Lebt seit 1989 in Deutschland und ist seit
2005 Vorsitzende des Beirats für Migration und
Integration in Frankenthal.
Bernd Schönhardt, geboren 1963 in Ludwigshafen
am Rhein. Leiter der Abteilung Allgemeine Verwaltung beim Haupt- und Personalamt sowie Geschäftsführer des Beirates für Migration und Integration.
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FRANKENTHAL
einst und jetzt 2012
Volker Christmann, geboren 1935 in Bad Bergzabern. Nach dem Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal Studium der Geschichte, Germanistik, Volkskunde und Pädagogik in Mainz und
München. Ab 1962 am Albert-Einstein-Gymnasium
Frankenthal tätig, zuletzt als Studiendirektor. Seit
1997 im Ruhestand. Verfasser lokalgeschichtlicher
Arbeiten. Vorsitzender des Frankenthaler Altertumsvereins und des Museumsbeirates; Vorstandsmitglied der Museumsstiftung der Stadt Frankenthal. 1970 bis 2010 Schriftleiter von „Frankenthal
einst und jetzt“. Träger des Ehrenringes der Stadt
Frankenthal.
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