Mylène Farmer - Mylene Farmer
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Mylène Farmer - Mylene Farmer
Artikel über Mylène Farmer in TéléStar, 19.–25. Januar 2002 Mylène Farmer – Untersuchung eines sehr sehr besonderen Star Mit 40 Jahren bleibt Mylène Farmer die Diva der Stillen und der Abwesenheiten. Kurz vor den NRJ Music Awards 2002 – den sie bereits letztes Jahr gewonnen hatte – hat TéléStar eine Untersuchung der Geheimnisse der rothaarigen Libertine unternommen. m die Nominierung von Mylène Farmer für die NRJ Music Awards 2002 (in der Kategorie Beste französische Sängerin des Jahres) zu feiern, wollte TéléStar seinen Lesern ein Interview mit dem zurückhaltendsten französischen Star bieten. Nach zwei Monaten der Verhandlung und trotz der Unterstützung von NRJ und Pascal Nègre, einem der Verantwortlichen ihrer Plattenfirma, der sich bei ihrem Management für uns einsetzte – nichts! Dennoch: TéléStar hat nachgeforscht, um ein wenig mehr über diese Künstlerin zu erfahren, die nicht so ist wie die anderen. U Der Triumph ihres Best Of Am 27. November 2001 herausgekommen, hat sich ihre erste Compilation (die auch drei bislang unveröffentlichte Tracks enthält, von denen einer, «Les mots», im Duett mit Seal gesungen wird) hat sich bereits mehr als 700.00 mal verkauft. Ihre sechs vorherigen Alben haben allesamt locker die Grenze von 1 Mio. Exemplaren überschritten. Die Diva ist schwerreich. Ihr Exil in Kalifornien Hier unter der Sonne Kalifornien hat die Schöne Zuflucht gefunden, fernab ihrer Pariser Fans, die ihre Wohnung im XVI. Arrondissement belagern. Mylène ist Frankreich entflohen, um sich in den Bergen von Hollywood in einem Haus, das sie damals gemietet hat, niederzulassen. Ihr Leben in Amerika erlaubt es ihr, nicht mehr von ihren Fans bestürmt zu werden, die sich vor der Tür ihrer Wohnung im XVI. Bezirk von Paris tummeln. «Ich habe häufig das Bedürfnis nach Anonymität und ich mag das Gefühl der Übertreibung/Übergröße, das man hier empfindet. Und außerdem geben mir die Begegnungen mit verschiedenen Leuten Anstöße, um kreativ zu werden.», erklärt sie. Es scheint, daß sie eine große Höflichkeit/Freundlichkeit gegenüber ihren Fans bewahrt, die sie in Los Angeles wiedererkennen. Die Zerrüttung ihrer Fans Mylène hat weder eine offizielle Website noch einen offiziellen Fan-Club. «Ich mag den Kult um meine Person nicht», erklärte sie im letzten Dezember. Ihre Fans sind zwischen 15 und 35 Jahren alt. Was ihnen an ihrem Idol gefällt: ihre Musik, natürlich ihre Texte, aber vor allem ihr schwarzes Universum. «Ein großer Teil ihres Erfolgs gründet sich in den Strategien des Geheimnisses und der Neurose», sagt Jean-François Kowalski, Leiter der quartalsweise erscheinenden Zeitschrift «Instant Mag», das vor zwei Jahren gestartet wurde und mittlerweile 50.000 Exemplare verkauft. Wenn die Sängerin keine offizielle Website betreibt, dann um das Geheimnis um ihre Person aufrechtzuerhalten. «Aber sie kommuniziert genug durch ihre Ihre Vorbilder? Die Clips, ihre Tourneen, damit sich das Publikum mit ihr identifizieren kann.» Diese Regel der geheimnisvollen Vamps Stille befolgt die Umgebung der Sängerin aufs Wort. Auch Jean-François Kowalski konnte die Hollywoods, die SexAppeal und Talent vereinen. Künstlerin nie treffen. «Und wir haben das formelle Verbot, ihr Privatleben zu thematisieren.» 2 Ihre Ticks und ihre Besessenheiten Obwohl sie vor ihren Konzerten auf Diät ist, macht Mylène im Alltag jedoch keinen Bogen um Schokoriegel und Hamburger, von Cola begleitet. Was sie niemals sein läßt, und das aus gutem Grund, ist, daß sie nie einen Cent in der Tasche hat. Ihr Chauffeur bezahlt die Rechnungen. Am morgen steht sie spät auf, schminkt sich kaum, aber kleidet sich mit extremer Sorgfalt und kommt grundsätzlich zu spät zu Treffen/Rendez-vous. Wenn sie mal eine Minute Zeit hat, malt sie mit ihrem Kugelschreiber kleine Personen, die ihr manchmal ähneln. Begabt wie sie ist, scheint es, daß sie die Anzeigen (?? «les faire-part») ihrer Familie in die Tat umsetzt. Die provokante Nacktheit Ihre Moral könnte in einem Slogan münden: «Sich selbst nicht zensieren». Mylène empfindet «eine wahre Lust am Sich-Anbieten», auch wenn sie ihren Beruf nicht ausübt, «um zu provozieren». Und dennoch, 1989 (eigentlich 1986!; Anm. Peter Marwitz) erscheint sie nackt im Video zu «Libertine», läßt sich in «Pourvu qu’elles soient douces» dann reiben/streicheln, bevor sie sich in «Je t’aime mélancolie» in Strapsen schlägt. Sie, die ohne Komplexe Sex und Gewalt anspricht, gesteht, daß die Nacktheit nur einschüchternd/unangenehm ist vor dem Mann, den man liebt oder bei Dreharbeiten. «Ich gehe bis ans Ende meines Verlangens» – Mylène liebt es mit ihrem Image und den Extremen zu spielen. Ganz nach ihrem Gefallen erscheint sie im Geisha-Gewand oder entkleidet auf den berühmten Fotografien des Amerikaners Herb Ritts für das Album «Anamorphosée». Mylène und die Liebe «Das, was ich zum Thema Liebe zu sagen habe, sagen meine Lieder an meiner Stelle. Auf jeden Fall glaube ich, daß das NichtGesagte und der Anteil von Geheimnis die Garanten für den Erfolg sind.» Jüngst ergänzte sie: «Im Privatleben ist es privat. Ich dulde diese Form des Eindringens (ins Privatleben) nicht. Ich bin sowohl in meinem Leben wie in meinem Beruf ausgefüllt.» Weder ein Wort über Laurent Boutonnat, ihrem Pygmalion, Komponisten und Ihre Clips werden von ihren Fans heißersehnt. «OptimiRegisseur ihrer Clips, der ihr Leben geteilt hat, noch über eventu- stique-moi» erhielt bei den M6-Awards die Auszeichnung elle Herzensdinge. für das beste Video. Sie und ihr Image Der Star ist besonders empfindlich in bezug auf die Klischees/Abbilder, die in der Presse verbreitet werden. Mylène hat mehr als 80% der Fotos, die sie in der Vergangenheit hat machen lassen, vom Markt zurückgezogen. Und unveröffentlichte Bilder sind selten. Das «Instant Mag» hat das Existenzrecht unter der Bedingung, daß es nur Photos veröffentlicht, die sie genehmigt hat. Das Image/Bild: das ist der Eckstein des Farmerschen Unternehmens. Es genügt, einen Blick auf den ausgesprochenen Aufwand für ihre Clips zu werfen: von den 500 Fotos, die auf einer Sitzung gemacht werden, wählt die Sängerin (höchstens) um die zehn aus; diejenigen, wo sie so perfekt ist, daß es unmenschlich erscheint. Sie nimmt auch an den Retouchierarbeiten teil. Einer der seltenen Ausgänge, mit Lächeln? Sehr wenig. Weil das nicht so recht zu dem Image paßt, das sie von sich Laurent Boutonnat, ihrem Pygmalion, bei der Premiere von «Alien 4» im anbieten möchte. Dasjenige einer durchstürmten/aufgewühlten Frau. Jahre 1997. Bald der Rückzug? 3 Manche unterstellen ihr die Absicht, (bald) ein letztes Album zu schreiben, bevor sie sich zurückzieht. Die Frage ihres Abgangs von der Bühne: ??? («la faraude» oder «la taraude», kann ich im Original nicht richtig lesen; was immer das heißen mag; P.M.). Sie möchte nicht den Kampf vieler anderer führen. Sie schwört: «Ich gehe ab, bevor ich schlaff/lasch werde.» «Mein Respekt vor dem Publikum ist absolut.» Wenn sie ein Konzert gibt (hier in Bercy), setzt Mylène sich voll ein und bietet in Paris die gleiche aufwendige Show wie in anderen Landesteilen oder im Ausland.