Masuren - Reiseberichte Europa

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Masuren - Reiseberichte Europa
Mein (subjektiver) Reisebericht :
Mit dem Wohnmobil nach
Masuren
19.05. - 15.06.2012
(inkl. Rep.-Aufenthalt bei BTM in Ankershagen)
Samstag 19.05. 2012
Km – Stand 284 335
Abfahrt mit Kurzzeitkennzeichen bei strahlendem Sonnenschein und 20° um 10.00h,
Etappen-Ziel ist Ankershagen (BTM, wegen fehlender und fälliger HU) .
Auf der Autobahn über Frankfurt und Kassel nach Fuldatal. Dort wohnen Freunde,
die ich seit vielen Jahren aus gemeinsamen Urlauben in Griechenland kenne, auch
eingefleischte Sithonia – Fans.
Nach zwei Stunden Geklöne fuhr ich dann weiter nach Norden und wählte als ersten
Übernachtungsplatz die Northeimer Seenplatte aus. Sie kenne ich aus beruflichen
Reisen als idealen Rastplatz. Man kann dort auf den offiziellen Parkplätzen im
Bereich des Freizeitzentrums übernachten, eingesäumt von hohen Hecken. Dort
hatte sich aber schon ein halber Campingplatz versammelt, das ist nichts für mich.
Etwas abseits ganz allein direkt an einem kleineren See fand ich aber einen idealen
Platz. Auf dem See tummelten sich Enten, Gänse, Haubentaucher und etliche
Nachtigallen flöteten im Gebüsch.
Km 284 811
Sonntag 20.05.
-1-
Die weitere Route verlief über Braunschweig, Salzgitter mit Pause neben dem
Schacht Konrad,
vorbei an Wolfsburg,
zur ehemaligen
Hansestadt
Salzwedel mit
Stadtrundfahrt. Es
hat dort noch eine
fast komplettes
Ensemble aus
wunderschönen
alten
Fachwerkhäusern,
leider sind ca. 30%
davon total
verfallen. Dafür
hatte man am
Stadtrand in
Plattenbauten
investiert.
Das folgende Elbtal hat mich
sehr enttäuscht! Alles
Weidenflächen in einer
riesigen eingedeichten
Fläche in der weit weg vom
Deich ein kleines Rinnsal
fließt.
Der Altmarkkreis hat die
gleiche Fläche wie das
ganze Saarland, aber nur
98 000 Einwohner.
Hier gibt´s noch Platz!
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Kamerun
ohne Worte!
Malchow
Bei schönstem Sonnenschein durch gelbe Rapsfelder und etliche alte Alleen über
Parchim, Malchow, Waren nach Ankershagen zu den Bustechnik Maniacs.
Es wird gerade ein Pannenfahrzeug angeliefert, das Tor ist auf. Ich stelle mich auf
den Hof.
Km 285 242
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Montag 21.05.
Gleich am Morgen hat sich Franz um mein Auto gekümmert um festzulegen welche
Arbeiten notwendig werden um die HU und möglichst auch die H – Zulassung zu
bekommen.
Die Bremse hinten links war fast ohne Wirkung, Schubstange der Lenkung und
Achsschenkelbolzen hatten zu viel Spiel. Drei Federblätter insgesamt waren
gerissen.
Es
wurden
hinten
beide
Bremstrommeln ausgedreht, die RBZ
ersetzt und neue Beläge und
Simmeringe eingebaut.
In
Eigenleistung
bastelte
ich
nebenher an den Innereien der
Beifahrertür.
Vorne sind zwei Lagen der
Blattfedern gebrochen und werden
ausgetauscht. Der große Vorteil hier
ist, dass genügend Altteile da sind
und z.B einzelne Federblätter
getauscht werden können und nicht
komplette Pakete gekauft werden
müssen! Franz findet was und schweißt auch was nötig ist.
Auch hinten war ein Blatt gerissen.
Dienstag 22.05.
Die Bremsen hinten sind fertig, die Räder wieder drauf. Jetzt kommt die Vorderachse
raus und wird nach Waren zum Einfrieren und dann neue Bolzen einpressen
gebracht.
Mittwoch 23.05.
Die Vorderachse kommt wie neu gegen Mittag zurück. Bis abends ist alles wieder
eingebaut, dazu noch die Ventile eingestellt und der Volllastanschlag vom Gaspedal
etwas erweitert.
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Donnerstag 24.05.
Heute Radmuttern nachgezogen, Spur vorne eingestellt, Bremsen geprüft und meine
geflickte Dieselleitung fachgerecht repariert. Die AU wurde auch schon gemacht.
Nach Erhalt der Rechnung über 2.050 € stellte ich den noch geplanten Austausch
der hinteren Motorlager zurück!
Morgen gegen Mittag soll der TÜV-Prüfer kommen.
Damit auch ich gut dastehe habe ich heute mal mit viel Essigreiniger geduscht um
die letzten Reste von Diesel und Öl weg zu bekommen! Auch im Auto verwende ich
dieses Reinigungsmittel um den Ölfilm zu beseitigen. Sogar Cappa lernt es kennen
(und fürchten)!
Freitag 26.05.
Der TÜV–Prüfer findet -außer einem ausgefallenen Standlicht vorne- nichts zu
bemängeln. Das stinkt mir, weil gestern beim Vor-Check hat´s noch gebrannt!
Der Prüfer äußert sich lobend über die Vorderachse und die Bremsen sowie den
Gesamtzustand des Autos. Der Katalog der Prüfpunkte zur Erlangung der HZulassung wird auch voll erfüllt und das Gutachten für die Umschreibung erstellt. Der
Prüfer nahm es sogar freundlicherweise für mich mit zur Post. Ich musste es ja an
meine Heimat-Zulassungsstelle schicken um den Kfz-Brief umschreiben zu lassen
und um neue Kennzeichen zu erhalten. Jetzt heißt es warten bis die neuen
Kennzeichen auch per Post kommen.
Die Wartezeit, in der leider auch ein ganzes Wochenende liegt, verbringe ich mit
kleineren Basteleien, viel Lesen, Wäsche waschen, zum x-ten Mal die schöne
Umgebung erkunden, Essen gehen, Schliemann-Museum besichtigen, mit dem
Hund durch uralte Alleen zu den Seen wandern, mit den hier tätigen
Selberschraubern fachsimpeln, etc, .
Zum Glück ist schönstes Wetter. Leider kann ich nur alles fußläufig machen, das
Auto ist ja noch nicht zugelassen! Lediglich zum Einkaufen in den Nachbarort fahre
ich mit der Dax.
Mittwoch 30.05.
Der Schein ist da! Leider aber das Paket mit den Kennzeichen noch nicht.
Ich baue den Heizkasten aus, weil darin immer etwas gescheppert hat.
Wischergestänge repariert und alles wieder eingebaut. Dem heute prüfende DEKRA
zugeschaut und eine extrem große Rundwanderung gemacht.
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Ankershagen
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Donnerstag 31.05.
Noch vor Cappa macht der Chef des Hauses ab 6.30h per Stereoanlage im
„Hauptgebäude“ so einen Radau mit extrem fürchtbarer Musik, dass sicher außer mir
auch noch halb Ankershagen aus den Betten fliegt! So schafft man sich Freunde!
Da stehe ich halt auf und gehe mit Cappa eine Runde im Gelände.
Dann weiter warten auf die Kennzeichen, genutzt mit weiteren kleinen bisher
aufgeschobenen Arbeiten. Das hiesige W-lan nutze ich auch und informiere mich
über Polen, z.B. auch die dortigen Dieselpreise. Erst dort tanken ist empfehlenswert!
Um 12.00 kommt der Briefträger und hat endlich die ersehnten Kennzeichen dabei.
Angeschraubt und los geht´s! Tschüß BTM und danke Franz!
Zehn Tage Ankershagen reichen aber auch.
Über Neubrandenburg, eine Stadt mit erhaltener schöner Stadtmauer aus Findlingen
und Toren in Backsteingotik Richtung Stettin. Die Grenze erinnert mich etwas an
Mellila in Marokko, d.h. der Zustand der Baulichkeiten.
Die Stadt bietet optisch nichts besonderes, nervt durch Stopp and go. Dann geht´s
wieder in´s Freie auf einer uralten (deutschen?) Autobahn. Teilweise wird dran
gebaut, Teile sind sogar schon fertig. Danzig lockt!
Bei Karlino links raus zum Übernachten in einem mit Büschen bewachsenen
Brachland.
Km 285 505
Freitag 01.06.
Das Wetter ist schlechter geworden, abwechselnd Regen, und
Aufheiterungen, immer windig.
Über Krokowa und Karwia zur Ostsee Ich sehe unterwegs
erste Kraniche in freier Wildbahn und sehr viele Störche.
Bei Karwi ist ein Naturschutzgebiet das Küste, Dünen und Wald einschließt. Parken
kostet, Eintritt kostet extra, alles ist streng reglementiert. Wir gehen ca. 1,5 Stunden
durch den Wald um an die Küste zu kommen. Am Meer entlang nach Osten und
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dann wieder zurück über den Leuchtturm von Kluki. Der Ort Kluki wirkt sehr
verlassen. Es gibt dort ein großes Freilichtmuseum und etwas außerhalb noch einen
alten deutschen Friedhof, auf der Infotafel als Friedhof der Slowinzen bezeichnet.
Alles was an die deutsche Vergangenheit erinnern könnte wird unterdrückt,
vermieden oder dümmlich umschrieben.
Nach 5 Km auf einem sandigen Feldweg drehe ich wieder um, vermutlich falscher
Weg!
Dann auf dem richtigen Weg Richtung Halbinsel Hela gefahren. Die HI ist sehr
schmal, von Norden her Ostsee-Küste, Dünen, Eisenbahn, Straße, schmaler Strand
und dann schon wieder Meer (Danziger Bucht). Wo man stehen könnte sind
Campingplätze. Auf einem größeren, total leeren Parkplatz stelle ich mich ganz an
die äußerste Ecke mit dem Vorsatz, morgen ganz früh über Sopot nach Danzig zu
fahren.
Cappa war heute wieder ganz happy: Kühles Wetter, Wind und Sand am Meer, da
lebt er auf! Vielleicht hatte er auch nur Angst, dass wir vielleicht ganz in Ankershagen
bleiben könnten?
Km 285 788
Samstag 02.06.
Es saut so, dass man Anorak mit Futter, Mütze + Kapuze beim Gassi gehen braucht.
Die Heizung habe ich auch vorher schon eingeschaltet. Cappa scheint beleidigt zu
sein weil ich ihn angeschrien hatte, er wollte nicht raus!
Bei der Weiterfahrt nach Danzig ist auffallend, dass die eh schon auffallend vielen
Bildstöcke und Kruzifixe heute besonders geschmückt sind.
Überall finden Prozessionen statt. Auch auffallend, es sind erstaunlich viele junge
Leute darunter!
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Im Zentrum von Danzig finde gegen 10 Uhr ich einen äußerst günstig gelegenen
Parkplatz direkt an der Mottlau, nahe beim Krantor. Außerdem finde ich auch ein
„Wetterfenster“, ca. zwei Stunden Sonne, vorher und hinterher nur Regen!
Danzig ist (wieder in großen) Teilen eine so wunderbare Stadt, dass sich eine eigene
Reise deswegen lohnt! Unglaublich fantasiereiche Fassaden, prächtige Wohn- und
Kaufmannshäuser und Öffentliche Gebäude. Wie mir schon aufstieß, auch hier
keinerlei Hinweis auf die deutsche Geschichte und Vergangenheit der Stadt.
Erstaunlich und sehr hoch anzurechnen ist, dass die Polen aber detailgetreu wieder
aufgebaut haben trotz dieser (mein Empfinden) deutschfeindlichen Einstellung.
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Von Danzig über Nowy Dwar Gdansk zur zweitgrößten Attraktion:
Die Marienburg!
Km 285 913
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Sonntag 03.06.
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Übernachtet habe ich auf dem Womo-Stellplatz über dem Fluß Nogat, schräg
gegenüber der Burg.
Abends bei Sonnenuntergang kann man von hier aus das Ziegelmauerwerk rot
glühend bewundern und ist morgens schnell über die Fußgängerbrücke dort zur
Besichtigung.
Ich habe mir einen Audioguide gemietet und etliche Stunden damit in der Burg
verbracht.
Das ist eine prima Sache und ich finde es viel angenehmer im eigenen Tempo zu
besichtigen als mit einer geführten Herde durch die Anlage zu traben.
Unglaublich auch hier, was die Polen beim Wiederaufbau geleistet haben, besonders
wenn man die Fotodokumente von nach dem Krieg dazu vergleicht!
Die Ordensritter sind ja für die Polen die allerschlimmsten „Erbfeinde“ gewesen!
Klar, es ist noch unendlich viel zumachen. An der Kapelle, die noch nicht wieder
ausgebaut sondern nur notdürftig gesichert ist, kann man das gut nachvollziehen.
Sehr ärgerlich trotz deutsch sprechendem Audioguide: Die Beschriftungen hier sind
meist nur in polnisch und englisch! Engländer oder Amerikaner habe ich keine
gesehen, aber dafür sehr viele deutsche Touristen!
Trotzdem: Diese Anlage ist unglaublich beeindruckend und grandios und man kann
sich ihrer Faszination nicht entziehen.
Nach diesem architektonischen und historischen Highlight ist mein nächstes Ziel ein
technisches.
Es geht zum Oberlandkanal mit den Schiffshebeanlagen.
Über Elblag (früher Elbing) geht´s zum Kanal. In Pastek rechts ab durch eine
traumhafte Allee. Dann kommt schon die erste Kanalkreuzung auf einer Brücke von
1911. Direkt hier rechts runter an den Kanal zur Mittagspause. Der Kanal ist relativ
schmal, etwa so wie die Kanäle in Frankreich.
Im Garmin sehe ich, dass am Kanal aufwärts ca. 1 Km von hier eine Schiffsrampe
sein muss. Als Gasssigang sind wir dort hin gewandert. Es ist eine von fünf Rampen
die die Schiffe insgesamt 110 m hoch heben, reparaturfrei seit über 150 Jahren!
Alles noch mit der originalen, robusten und einfachen aber auch genialen und super
ökologischen Technik aus dem alten Preußen.
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Seinerzeit beim Bau hatte man
vorsichtshalber gleich Ersatzteil
Zahnräder eingelagert.
Sie liegen heute noch bisher
unbenutzt da!
Alles wird nur mit Wasserkraft
über große Wasserräder und
Drahtseile betrieben.
Die genormten Schiffe fahren auf
Fahrgestelle
auf,
die
auf
Schienen ins Wasser bzw.
daraus heraus führen.
Früher diente der Kanal zum
Warentransport, heute nur noch
für Touristenboote.
Einfach -- aber genial!
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Mein Weg führt mich weiter nach Süden.
Es wäre wieder mal Zeit für eine Rast.
Da kommt wie bestellt ein Hinweisschild
auf einen Waldparkplatz. Es ist aber ein
riesiger (ich schätze mindestens 4 bis 5
ha!) naturnah angelegter Womo-Stellplatz
mit allen erforderlichen
Versorgungseinrichtungen (Trinkwasser,
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Abwasserentsorgung, Strom) und alles
gratis!!
Ein Platzwärter kommt aus seinem
kleinen Wohnwagen und weist mich
gewissenhaft ein.
Dann macht er Feierabend und fährt
weg.
Ich könnt mich kringeln: Ich bin der
einzige Gast hier!
(N 53° 58.819´/ E 019° 37.331´)
Später beim Rundgang begreife ich
warum der Platz hier angelegt wurde: Am westlichen Ende dieses Platzes direkt am
Waldrand ist wieder eine (besonders) große Rampe für die Kanalschiffe mit
Infotafeln, Wärterhaus, Denkmal für den Baurat Steenke, etc. (poln. Name des Ortes:
Buczyniec). Man kann von hier aus auch Fahrten auf dem Kanal machen.
Km 285 979
Montag 04.06.
Eine anschließende „Rumpelstrecke“ führt durch alte Alleen, vorbei an weiteren
Schiffsrampen. Gegen ende des Kanals im Süden gibt´s aber nur noch schleusen
um die Höhenunterschiede zu überwinden.
Bei einer schönen alten Kirche schaue ich
mir den alten Friedhof an.
Es gibt nur noch polnische Gräber jünger
als von 1954, alles andere fehlt!
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Als nächstes Ziel hatte ich Sorkwitty mit einer kleinen deutsch-protestantischen
Kirche und einem Schloß im englischen Tudor-Stil anvisiert. Nach längerem Suchen
finde ich auch dort hin. Die Kirche gehört der deutschen Kirchen-Gemeinde von
Sorquitten, hat sogar noch einen deutschsprachigen Pastor und wird gerade
aufwändig restauriert.
Innen kann man noch die alte, früher hier übliche Einrichtung sehen.
Die Sammelbüchse bittet mit deutscher Aufschrift um Spenden.
Der Pfarrer war leider nicht da, ich hätte ihn gerne gesprochen ob noch alte deutsche
Kirchenbücher vorhanden sind. Werde mich schriftlich oder telefonisch mit ihm in
Verbindung setzen.
Meine Mutter stammte aus dem Nachbarort, ich hatte ein Konfirmationsbild von ihr
mit entsprechender Beschriftung in ihrem Nachlass gefunden.
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Südlich vom Ort liegt das Tudor-Schloß in einem riesigen Park malerisch an einem
See. Es war die Villa eines deutschen Unternehmers, später Erholungsheim für die
Beschäftigten eines polnischen Traktorenwerkes und liegt jetzt brach und verkommt,
ist nicht mehr zugänglich. Auch der Park ist eingezäunt und verschlossen.
Direkt südlich nach dem Schloß ist eine Nische zum See frei für eine Übernachtung.
Der Wunsch mal nach Masuren zu reisen liegt daran, dass meine Mutter von dort
stammte, aber, wie auch die übrige Verwandtschaft, fast nichts über die Zeit dort
„herauslies“. Dann starb sie und nahm alles mit ins Grab. Es sind ja aber durch sie
auch meine Wurzeln die dort sind. Deshalb wollte ich mal dort hin reisen und eigene
Eindrücke sammeln.
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Dienstag 05.06.
Das nächste „Dorf“ ist Baranowo, das frühere Hoverbeck. Hier wurde meine Mutter
laut Gruppenfoto konfirmiert, ich gehe deshalb davon aus, dass sie auch hier
aufgewachsen ist und bis zur Flucht dort gelebt hat.
Das „Dorf“ besteht immer noch nicht mehr als aus dem ehemaligen Gutshof (einst
617 ha) und einigen kleinen Häuschen ringsum mit einer eigenen Kirche. In so einem
kleinen Häuschen müssen auch meine Großeltern mit Familie gelebt haben. Mein
Opa war für die Pferde des Barons von Ketelhodt zuständig und ritt sie auf Turnieren.
Er kam deshalb etwas herum, seine Familie hockte bis zur Flucht in diesem Kaff.
Alles ist hier in einem trostlosen Zustand außer der Kirche! Die ist jetzt katholisch,
Vatikan-gelb angestrichen und schön renoviert. Das ehemalige Gut war später
Kolchose und eine Landwirtschaftsschule o. ä., nach der Wende schnell und
endgültig Ruine.
Für irgendeine ZDF-Serie wurde vor ein paar Jahren mal äußerlich etwas verputzt
und gestrichen, das war´s.
Am Friedhof etwas außerhalb vom Ort finde noch einige deutsche Gräber, auffallend
aber auch wieder mit Sterbedaten erst ab 1954. Die von davor sind „verschwunden“.
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Meine Mutter hatte das „Glück“, dass sie damals
wegen ihrer etwas labilen Gesundheit nicht in der
Landwirtschaft einsetzbar war und durfte deshalb
einen
Verwaltungsberuf
lernen
bei
der
Kreisverwaltung in Sensburg, heute Mragowa.
So viel weiß ich aus Erzählungen.
Das ehemalige Rathaus dort, viele Häuser im Ort
sind noch im Originalen Zustand oder restauriert,
vieles war zerstört. Die Stadt liegt etwas erhöht
mit schönem Ausblick auf einen großen See.
Eine breite schön bepflanzte Straße führt direkt
vom Rathaus hinunter an´s Ufer. Dort hat es
einen schönen Rundwanderweg.
Vom nächsten Ort Nikolaiken hat mir als Kind
meine Mutter auch erzählt. Von den
Fischersagen, vom Stint, der als Holzfisch unter einer Brücke angekettet wurde und
dem großen Fest das damit jährlich verbunden war..
Ich erlebe die Stadt als moderne boomende Marina für Segler. Ein Stint steht jetzt als
Denkmal auf einem Platz. Die Stadt ist herausgeputzt, voller Souvenirläden,
Geschäften für Segelzubehör, Kneipen, Hotels, Tourismus pur!
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Nach meinem Rundgang fahre ich östlich des Mauersees nach Norden. Man kommt
an sog. Biwakplätzen vorbei. Dort ist campen und Feuer machen erlaubt, die Plätze
sind ausdrücklich dafür da!
Der den ich angesteuert hatte war leider nicht so als Stellplatz geeignet, er war nur
schattig! Im Hochsommer im Zelt sicher erwünscht!.
Ich hatte hinter Nikolaiken eine Sandpiste erwischt: Alt-Masuren in Reinkultur!
Sogar ein Pferdefuhrwerk begegnete mir, viele Störche in Sümpfen, Ruinen
ehemaliger Güter.
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Schloß Steinort war
vom Zustand her sehr
deprimierend.
Ein Traum ist aber die
Allee die von Westen
auf das Schloß zuführt
aus
uralten,
z.T.
schon hohlen Eichen.
Ein Stück weiter liegt
ein
kommerziell
geführter Platz mit
Namen „Sonata“.
N 54° 08.676´/ E 021°
45.247´
Er liegt sehr schön
am See, eine riesige Wiese mit Baumgruppen und einem langen Steg in den flachen
See hinein. Absolute Ruhe!
Hier hätte ich aber gerne wieder wie früher ein Boot dabei!
Alle Versorgungseinrichtungen sind da, auch ein Restaurant.
Es kostet dafür allerdings deshalb auch etwas, ca. 20 /Nacht inkl. Stromanschluss
aber in €, nicht wie man vielleicht annehmen möchte in Zloty!
Außer mir steht nur noch ein Fahrzeug und drei unbewohnte Caravans am Platz.
Alles ist in deutsch beschriftet, man kann sich vorstellen, was hier im Sommer los
sein mag!
Km 286 285
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„Sonata“
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Donnerstag 07.06.
Für morgen habe ich einen kleinen Ausflug vor. Ich habe entdeckt, dass nur ein paar
Kilometer von hier bei Mamerki das ehemalige OKW (Oberkommando der deutschen
Wehrmacht) ist, d.h. die Reste davon. Hier ist meine „Wende“, jetzt beginnt gefühlt
die Rückreise.
Donnerstag 07.06.
Wieder über Steinort durch die schönste aller Alleen
Fast alle Bunker sind unversehrt zu besichtigen, allerdings ist von den ehemaligen
Einrichtungen nichts mehr da entgegen den Aussagen in Reiseführern. Es wird aber
alles auf der Beschilderung gut erklärt.
Am Eingang zum Gelände hat der „Betreiber“ eine kleine Ausstellung mit
Kriegsgerät, Uniformen, Munition, etc.
Die „Wolfsschanze“ habe ich mir erspart.
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Vor Barciany wieder eine wunderschöne Allee!
Im ehemaligen Rössel ist eine alte Ordensburg, angeblich noch im Originalzustand.
Inzwischen wurde sie aber in ein Hotel umgebaut. 5 Km weiter tiroler Barock in der
Wallfahrtskirche zur Heiligen Linde. Ich habe ganz übersehen, dass heute
Fronleichnam ist! Überall werden die Prozessionen vorbereitet und sind Unmengen
von Menschen in Festtagskleidern unterwegs.
Bis zum ehem. Weißenburg ein Knüppeldamm (aus Betonschwellen), dann weiter
nochmals durch Baranowen. Hier im Westen gibt´s nur noch wenige kleinere Seen
und die Landschaft ist wieder hügeliger.
Über Kadzidlowo einer Anlage mit translozierten Häusern und einem Tierpark für
Kinder und einem Betrieb wie in Disneyland, durch Ukto zum Altgläubigenkloster
Wojnowo. Das liegt zwar sehr idyllisch, aber wo ist das Kloster, wo ist die Kirche mit
Zwiebelturm?
Etliche Privatpersonen grillen am Seeufer, das war´s!
An Dönhoffstett muss ich leider
vorbeigerauscht zu sein, hab´s
gar nicht bemerkt!
Jetzt bin ich schon am Ostufer
des Niedersees auf einem
weitläufigen Biwakplatz.
(N 53° 32.777´/ E 021° 36.560´)
Km 286 461
Hier ist Masuren
zu Ende und es ist
die erste Nacht
der Reise ohne
Nachtigal!
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Samstag 09-06.
Eine lange Sandpiste bis Karwica, dann bis Faryny auf Asphalt. Dort habe ich zufällig
am Straßenrand weitab vom Ort im Wald einen alten deutschen Friedhof entdeckt.
Ab hier hatte ich nichts mehr als Besichtigung geplant, wollte nur noch nach Süden.
Anfangs hatte es viel alte Holhäuser aus gebeilten Stämmen. Später dann
überwiegend gesichtslose Landschaften und Orte. Kurz vor Warschau kreuzt die
Straße die Newa. Hier ist dann aber wieder eine sehr schöne Fluß- und
Seenlandschaft. Wasser macht mich doch immer sehr an!
In Warschau habe ich mal wieder verfranst und sehr über die rüpelhaften Autofahrer
geärgert und bestimmt eine Stunde verloren. Warschau war damit gestrichen. Ca. 50
Km vor Krakau wird´s wieder so richtig heimelig, ein bisschen wie im Allgäu!
Für die Stadt ist es jetzt schon zu spät, ich finde keinen akzeptablen Ü-Platz und
fahre raus nach Wieliczka. Dort ist ein großes Salzbergwerk das besichtigt werden
kann. In der Nähe auf einem großen Parkplatz stehe ich über Nacht.
Km 286 987
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Sonntag 10.06.
Gegen 7.00 h Gassi bevor das Bergwerk öffnet. Mitten in der Stadt begegnen uns ein
Fuchs und ein Fasan (getrennt!).
Im Kloster ist schon was los! Die Menschen stehen bis auf die Straße, so voll ist die
Kirche.
Um 8.00 h bin ich an der Kasse. Eintritt ist nur mit Führung möglich. Mit mir kommen
einige polnische Schulklassen. Denen möchte ich mich wirklich nicht anschließen,
dafür sind meine Nerven zu dünn. Die erste Führung auf deutsch ist erst nach 10 h.
Das ist mir zu spät, ich will ja heute noch Krakau besichtigen und bin anschließend
mit Marek, einem polnischen Allroundhandwerker der von hier herkommt und den ich
aus Deutschland kenne, in seinem Heimatort in der Tatra (Beskiden) verabredet.
Dann rein nach Krakau, es ist ja nur ein Katzensprung!
Heute am Sonntag ist wenig Verkehr und ich finde auch einen günstig gelegenen
Parkplatz. Krakau´s Innenstadt ist ein Städte-Traum! Wunderbare und gut erhaltene
oder restaurierte Gebäude und Plätze. Der Marktplatz gilt als schönster Europas. Die
daran angrenzenden Kirchen konnte ich nicht besichtigen, es war gerade
- 31 -
„Vorstellung“, und damit Besichtigungsverbot. Auch der als Park gestaltete
Randbereich und die schönen Anlagen entlang der Weichsel sind sehr ansprechend.
Die riesige Burganlage Wawel kann ich nur von außen ansehen, es gilt dort leider
Hundeverbot. Den weiten Weg zurück zum Bus und dann wieder hier laufen war mir
dann doch zu viel.
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Mit Marek habe ich 13.ooh als Termin
ausgemacht.
Unterwegs wurde es schell bergig. Es ist noch Zeit
und ich pausiere am Fluss.
Nach zwei Stunden Besuch bei
Marek und seiner großen Familie,
die der arme Kerl leider viel zu
selten sieht, mache ich mich wieder
auf den Weg tiefer in die Tatra.
Als ich am Freilichtmuseum in
Zubrzya Gorna
vorbeikomme
beschließe ich spontan dieses zu
besichtigen. Es macht schon von
außen einen sehr interessanten
Eindruck.
Man
hat
hier
Häuser
der
traditionellen Holzbauweise quasi als
Dorf wieder aufgebaut einschließlich der Inneneinrichtungen. Das geht von Hütten
ganz armer Leute bis zu herrschaftlichen Anwesen, Ställen, Scheunen,
Handwerksbetrieben, religiöse Objekte etc. Beim Eingang gibt es unter den Damen
in der Kasse etwas Konfusionen und Diskussionen wegen Cappa. Wie ich
heraushöre ist die Frage ob er ein großer Hund sei (darf nicht mit rein) oder ein
kleiner (darf sogar ohne Leine rein). Letztendlich einigen wir uns alle grinsend darauf,
dass Cappa doch ein kleiner Hund ist!
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Wunderschöne Architektur und Handwerkskunst! Die aktuellen Häuser draußen
haben jetzt fast alle Nemeczky Blechny Dachy (deutsches Wellblech), außer
touristisch geprägte, z. B. Restaurants und Hotels.
Die Landschaft ist alpin, eine Mischung aus Allgäu und Schwarzwald. Es gibt auch
viele Skilifte.
In einem Ort findet ein Goralen-Fest statt, alle Teilnehmer in Tracht, z. T. sogar auf
Pferden.
Goralen heißen die hiesigen Bewohner. Die Tracht erinnert mich etwas an die
Ausstaffierung der „Wildecker Herzbuben.“
Einen sehr schönen Ü-Platz finde ich am Ufer der (des?) Dunajec bei Nowy Targ.
Am Abend zieht ein Schäfer mit seiner Herde in der Flussniederung mehrmals auf
und ab und singt lauthals. Er weiß, dass die Goralen dafür bekannt sind und die
Touristen das erwarten.
Bei jedem
Vorbeimarsch gibt er
mit Gesten nur zu
deutlich zu verstehen,
dass er auf seinen
Obolus wartet!
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Ein unsympathischer Kerl! Er behandelt leider auch seine Tiere schlecht. Zwei
Schafe hinken äußerst mühsam hinterher und können nur sehr mühsam den
Anschluss halten. Sie sind ganz klar am Bein verletzt. Den Kerl stört das nicht. So
ein Depp bekommt nichts!
Montag 11.06.
Heute Rundfahrt durch die Tatra über Zakopane. Es besteht leider kaum Sicht
wegen tief hängenden Wolken und teilweise extrem starken Regen!
Ich wechsle rüber in die
Slowakei.
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Die Holzarchitektur bleibt dieselbe
wie in Polen, auch das Sch..wetter!
Allerdings wird die Landschaft kahl.
Offensichtlich hat man hier einen
höheren Holzbedarf?
Beiderseits der Grenze auch auffällig
viel Armuts-Alkoholismus, vielleicht
auch vom Klima bedingt?
Jablonka, Kubin, Ehrenrunde um den
Stausee, Zilina, Richtung Olmütz bis
Prostejov.
Dann
wegen
Umleitung,
Beschränkungen, etc., wieder mal voll
verfranst.
Und keine brauchbare Karte dabei! Ich fahre
mal wieder nur nach Himmelsrichtung.
Um 19 h blieb ich einfach stehen wo ich war,
an einem See. Nach der Pause sah ich beim
Weiterfahren am nächsten See vor Zilina zwei
Schwarzstörche! Es ging durch eine Schlucht,
die bei schönem Wetter sicher ein Genuss
gewesen
wäre.
Eine
wildromantische
Landschaft mit kühn gesetzten Burgen.
Km 287 593
Keine Ahnung wo! (Koordinaten lt. Garmin ´N
49° 24.675´/ E 017° 00.417´)
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Dienstag 12.06.
Morgens ausgedehntes Gassi gemacht, mit Fernglas auf die Höhe wo ein Funkmast
steht.
Mit dem Fernglas ringsum nach größeren Orten und Straßen mit Verkehr abgesucht
-- nichts zu sehen!
Außer meinem ersten Kuckuck in freier Natur der auf dem Mast sitzt und seinen
Namen ruft!
Ich will weiter Richtung SSW fahren. Aber erst Richtung Norden fand ich dann
schnell die Straße nach Boskovice.
Jetzt hält mich nichts mehr auf, es kann ja auch wegen dem dauerhaft miesen Wetter
nichts besichtigt oder auch nur gesehen werden!
Über
Tschechien
(dort
wollte ich eigentlich wieder
mal Krummau besuchen)
ging´s in den Bayrischen
Wald, dort nach
Mittwoch 13.06.
Waldkirchen.
Im Ortsteil Oberfrauenwald
hat mein Bekannter Max
jun. und Ex-Kollege aus
gemeinsamer Golfplatzbauerei auf der Höhe
seinen Berggasthof.
Davor stehe ich bei Nebel und Regen über Nacht.
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Am nächsten Tag erfolgt dann die Weiterfahrt.
Donnerstag 14.06.
Im Freilichtmuseum in Tittling esse ich stilgerecht zu Mittag und schaue mir lange die
aufgestellten Häuser an.
Dabei ist das Wetter ja nicht so störend.
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Die Donau hat erhebliches Hochwasser. Das Ufer ist nicht mehr anfahrbar.
Eine geplante Übernachtung scheidet hier aus. Erst in Hengersberg am Kanal finde
ich einen ruhigen Platz in der Natur und kann Abends sogar Biber beobachten!
Freitag 15.06.
Heimkehr
Km Stand 285 579
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