Pflege und arbeite!

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Pflege und arbeite!
Pflege und arbeite!
Familire Pflegeleistungen sind nur schwer mit dem Beruf vereinbar
Von Wolfgang Keck und Chiara Saraceno
Wolfgang Keck ist seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am
WZB. Er arbeitet zurzeit in der Forschungsprofessur „Demographische Entwicklung, sozialer Wandel
und Sozialkapital“. Seine Arbeitsschwerpunkte sind vergleichende
Wohlfahrtsstaatsforschung, Sozialpolitik und Generationengerechtigkeit. Anfang 2008 verffentlichte
er zusammen mit Jens Alber und
Agnes Blome das Buch „Generationenbeziehungen im Wohlfahrtsstaat“. [Foto: David Ausserhofer]
[email protected]
„Den Job aufgeben? Das ist Selbstmord. Ich wrde niemals mehr in meinen
Beruf zurckkehren knnen.“ So lautet die Reaktion einer 50-jhrigen Frau,
die zu Hause ihren demenzkranken Vater pflegt, auf die Frage, ob sie schon
einmal berlegt habe, den Beruf wegen ihrer Pflegettigkeit aufzugeben. Erwerbsttige, die ihre Eltern oder andere Angehrige pflegen, stehen vor spezifischen Belastungen und Sorgen. Wenn es jedoch in der ffentlichen Debatte
um die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, finden Erwerbsttige, die alte oder behinderte Menschen pflegen, wenig Beachtung.
Meist stehen Eltern mit kleinen Kindern im Mittelpunkt.
Die Studie „Workers under pressure and social care“ der Forschungsprofessur
„Demographische Entwicklung, sozialer Wandel und Sozialkapital“ befasst
sich mit der Frage, wie sich Beruf und Pflegeaufgaben vereinbaren lassen. Die
Untersuchung ist Teil eines international vergleichenden Projekts, das von der
franzsischen Agence Nationale de la Recherche (ANR) gefrdert wird und
an dem sechs europische Lnder beteiligt sind. In der Studie wird auf Grundlage von Umfragedaten die Vereinbarkeit von Pflege und Erwerbsttigkeit
analysiert. Um einen detaillierten Einblick in die Lebenslagen erwerbsttiger
pflegender Angehriger zu erhalten, wurden zustzlich zwischen Dezember
2007 und April 2008 in Berlin und Brandenburg 26 Erwerbsttige interviewt,
die die Hauptverantwortung der Pflege eines (Schwieger-)Elternteils tragen.
Die Zahl der Erwerbsttigen, die familire Pflegeleistungen erbringen, nimmt
zu. Zum einen gibt es aufgrund der steigenden Lebenserwartung mehr pflegebedrftige Personen. Gleichzeitig sind Frauen im Vergleich zu frher strker
erwerbsorientiert und scheiden durch die Erhhung des Renteneintrittsalters
spter aus dem Beruf aus. Vor allem sie sind es, die als (Schwieger-)Tchter im
Alter zwischen 40 und 65 Jahren ihre Eltern und Schwiegereltern pflegen. Im
Jahr 2005 halfen 6,1 Prozent der Erwerbsttigen ber 40 Jahre bei der Pflege
eines Angehrigen. Bei den Frauen liegt die Rate hher (8,3 Prozent). Aber
immerhin 4,3 Prozent der erwerbsttigen Mnner ber 40 Jahren bernehmen Pflegeaufgaben. Allerdings verbringen Frauen im Durchschnitt mehr
Zeit mit der Pflege, da sie fter die aufwendige persnliche Pflege und Haushaltsfhrung bernehmen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Teilzeitquote bei mnnlichen Pflegepersonen ber 40 Jahren mit rund 5 Prozent
dem Schnitt aller Mnner in dieser Altersgruppe entspricht. Pflegende Frauen
im Alter ber 40 Jahren arbeiten hingegen im Vergleich zu Mnnern wie auch
im Vergleich zu nicht pflegenden Frauen gleichen Alters deutlich hufiger in
Teilzeitstellen (58 Prozent).
Fr alle befragten Pflegepersonen ist es schwierig, eine Balance zwischen Erwerbsarbeit und Pflege zu finden. Die Doppelaufgabe ist mit Abstrichen in
verschiedenen Lebensbereichen verbunden. Wo diese Abstriche gemacht werden, hngt von individuellen Prferenzen und der familiren wie beruflichen
Situation ab.
Im Beruf sind vor allem Arbeitszeit und Karrierechancen betroffen. Die Reduzierung der Arbeitszeit oder die vollstndige Aufgabe der Erwerbsarbeit soll
dazu dienen, mit den zustzlichen Anforderungen durch die Pflege zurechtzukommen. Einige Befragte, die ihre Arbeitszeit nicht verndert haben,
wrden gerne weniger arbeiten, weil sie sich berlastet fhlen. Sie knnen
dies aber entweder aus finanziellen Grnden nicht oder weil sie Angst haben,
ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Bis auf eine Person im Management eines großen Unternehmens sehen alle
Befragten die Aufstiegschancen im Beruf durch ihre Pflegettigkeit stark ein-
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geschrnkt. Die Mglichkeiten zur Weiterbildung sind begrenzt, und zwar
nicht nur aus Mangel an Zeit. Eine selbststndige Handelsvertreterin, die ihre
Mutter pflegt, beschreibt dies so: „Also es (Weiterbildung) geht in der Theorie, aber ich wrde es mir krftemßig nicht zutrauen, weil die Tage einfach
eh schon zu lang sind.“ Die Teilnahme an lngeren Weiterbildungskursen ist
fr die meisten gar nicht oder nur mit erheblichem Organisationsaufwand
mglich. Zudem verringern Teilzeitarbeit und die fehlende Kapazitt, berstunden zu leisten, die beruflichen Karrierechancen. Von vielen Unternehmen
wird dies als mangelnder Einsatz gewertet. Eine andere Strategie erwerbsttiger Pflegepersonen ist der Wechsel in einen Beruf mit Arbeitszeiten, die
sich den Pflegeaufgaben anpassen knnen, selbst wenn ein solcher Wechsel
Einkommenseinbußen und verringerte Karrierechancen nach sich zieht. Andere nehmen aus Angst, den Job zu verlieren, eine sehr hohe Arbeitsbelastung
in Kauf. Im Alter zwischen 40 und 65 Jahren sehen vor allem Geringqualifizierte kaum Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und hngen deshalb an
ihrer Arbeitstelle.
Die vielfltigen Aufgaben in Beruf und Familie fhren auch zu Konzentrationsschwierigkeiten am Arbeitsplatz. Grnde sind entweder Mangel an
Schlaf und Erholung oder die Sorge um die pflegebedrftige Person, insbesondere wenn diese whrend der Arbeitszeit unbeaufsichtigt ist. Hoher Arbeitsdruck und Stress erhhen die Anflligkeit fr Krankheiten und somit die
Zahl der Fehltage am Arbeitsplatz. Viele Befragte nutzen einen Teil des Erholungsurlaubs, um Pflegeaufgaben zu bernehmen. Ein Extrembeispiel ist
eine pflegende Tochter, die ihren gesamten Jahresurlaub verwendet, um zusammen mit ihrer pflegebedrftigen Mutter regelmßige Behandlungstermine
whrend der gewhnlichen Arbeitszeit wahrzunehmen.
Chiara Saraceno lehrte an der Universitt Turin Soziologie und hat
seit 2006 die Forschungsprofessur
„Demographische Entwicklung, sozialer Wandel und Sozialkapital“
am WZB inne. Ihre Schwerpunktthemen sind Familienpolitik,
Armut, Geschlechterungleichheiten
und Gender Mainstreaming. Krzlich erschien das von ihr herausgegebene Buch „Families, Ageing and
Social Policy. Intergenerational Solidarity in European Welfare States“.
[Foto: David Ausserhofer]
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Die Entscheidung der Befragten, Beruf und Pflege zu verbinden, ist nicht nur
aus finanziellen Grnden notwendig. Bis auf eine befragte Person gaben alle
Erwerbsttigen an, dass die berufliche Ttigkeit ein Ausgleich fr die Pflege
ist. Andere Aufgaben und die Distanz zur teilweise problematischen Pflegesituation erleichtern oder bereichern den Alltag. Darber hinaus finden pflegende Angehrige im Beruf persnliche Anerkennung, die ihnen bei der Pflegearbeit in der Familie fehlt. Paradox ist, dass die Doppelaufgabe von Pflege
und Beruf zwar das soziale Leben einschrnkt und sich Kontakte zu Freunden
verringern. Gerade deshalb gewinnen die Gesprche mit den Kollegen oder
Kunden am Arbeitsplatz fr die soziale Einbindung an Bedeutung. Eine Sozialpdagogin, die zusammen mit ihrer pflegebedrftigen Mutter lebt, antwortet auf die Frage, warum der Beruf fr sie wichtig ist: „Auf der Arbeit bin
ich auf der Arbeit, das ist mein Bereich, und da mache ich mein Privatleben.“
Summary
Der Kompromiss zwischen Beruf und Familie hat auch Auswirkungen auf die
Qualitt der Pflege. Die elementaren Pflegebedrfnisse – wie Waschen, Anziehen, Nahrungsaufnahme – scheinen immer gewhrleistet. Die Mehrheit der
Befragten berichtet allerdings, dass der Haushalt nicht den eigenen Vorstellungen entsprechend gefhrt werden kann oder dass die pflegebedrftige
Person eigentlich mehr Kontakt und Zuwendung bentigt. Vor allem bei demenzkranken und sturzgefhrdeten Personen, die ber lngere Zeit allein in
der Wohnung sind, machen sich Angehrige Sorgen wegen der Unfallgefahr.
Erwerbsttige pflegende Angehrige stecken oft in dem moralischen Dilemma, dass sie mehr fr die pflegebedrftige Person tun mchten, dies aber
aufgrund ihrer beruflichen Belastung und mangelnder Alternativen nicht knnen.
Ein Großteil der Befragten hat darber hinaus eine eigene Familie. Partner
und ltere Kinder, die einen Teil der Pflegeaufgaben bernehmen oder die erwerbsttige Pflegeperson von der Familienarbeit entlasten, sind hufig eine
wichtige Sttze. Familienarbeit und Beziehungspflege sind aber auch ein zustzlicher Bereich, der den erwerbsttigen pflegenden Angehrigen Zeit und
Aufmerksamkeit abverlangt. Die verschiedenen Ansprche fhren immer
wieder zu Loyalittskonflikten. Wessen Bedrfnisse sollen in welchem Ausmaß erfllt werden?
WZB-Mitteilungen Heft 122 Dezember 2008
Work and care for parents
An in-depth study analyzes the
problems faced by middle-aged
workers who care for their frail elderly parents. Their multiple obligations create different risks and
tensions, not only for them, but
also for the person needing care.
These risks are lower when you can
count on a diversified range of support, in particular services, as well
as flexible working arrangements.
This possibility, however, is not
evenly distributed across social
groups and workers. The German
long-term insurance policy only
partly corrects social injustices with
access to conciliating resources
and even risks strengthening inequalities.
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Kurz gefasst
Erwerbsttige, die ihre Angehrigen pflegen, sind durch die
vielfachen Aufgaben in Beruf,
Pflege und Familie besonderen Belastungen ausgesetzt. Dies wirkt
sich auch auf die Situation der pflegebedrftigen Person aus. Entlastung schafft, wenn die Pflegeperson auf ein ausgebautes Untersttzungsnetzwerk zurckgreifen
kann, das professionelle Pflegedienste einschließt. Auch flexible
Arbeitzeiten helfen. Aber nicht alle
knnen sich die gewnschten professionellen Pflegedienste leisten.
Die gesetzliche Pflegeversicherung
verfestigt die sozialen Ungleichheiten beim Zugang zu Pflegediensten eher noch.
Alle pflegenden Angehrigen mit minderjhrigen Kindern berichten, dass sie
gerne mehr Zeit fr die Kinder htten und Familienaktivitten eingeschrnkt
sind. Gleichzeitig erfahren die Kinder und Jugendlichen bei ihren Großeltern
oft zum ersten Mal, was es heißt, pflegebedrftig zu sein. Dies ist vor allem
fr jngere Kinder eine besondere Herausforderung. Sie bentigen deshalb
umso mehr Aufmerksamkeit der Eltern. Die Kinder knnen aus Sicht ihrer Eltern die Pflegesituation auch positiv aufnehmen. Einige der interviewten Eltern gaben an, dass ihre Kinder durch die besondere Lebenssituation Selbstbewusstsein und Verantwortung lernen. Die pflegenden Angehrigen sehen sich
zudem als Rollenvorbild fr ihre Kinder. Sie mchten zeigen, wie gut es ist,
eine Familie zu haben, in der man sich gegenseitig hilft.
Auch die Partnerschaft ist von der hohen Zeit- und Arbeitsbelastung pflegender Angehriger betroffen. Alleinlebende geben an, dass sie gar keine Zeit
haben, eine Beziehung einzugehen, und dass mgliche Partner vor der Pflegesituation zurckschrecken. Bei Paaren ist die gemeinsame Zeit eingeschrnkt.
Außerdem knnen die unterschiedlichen Erwartungen von Partnern, Kindern
und der pflegebedrftigen Person zu Spannungen fhren, gerade wenn die zu
pflegende Person im gleichen Haushalt lebt und damit der private Raum fehlt.
„Es ist ja eine Ehe zu dritt“, bringt es eine der Befragten auf den Punkt. Mit
der Pflege verbundene Spannungen in der Familie sind in einigen Untersuchungsfllen ein Auslser fr die Trennung vom Partner.
Alle interviewten pflegenden Angehrigen stehen unter Stress und tragen
Loyalittskonflikte aus. Die positive individuelle Einstellung zur Pflege, die
gute persnliche Beziehung zur pflegebedrftigen Person und die gegenseitige
Untersttzung der Familienmitglieder sind wichtige Voraussetzungen fr den
erfolgreichen Umgang mit dieser Lebenssituation. Was hilft erwerbsttigen
pflegenden Angehrigen neben intakten Familienbeziehungen, die Aufgaben
in Pflege, Beruf und Familie zu vereinbaren?
Vor allem flexible Arbeitszeiten erleichtern es, mit den eher unflexiblen Pflegeaufgaben zurechtzukommen. Zwei Aspekte sind dabei wichtig. Zum einen
die Mglichkeit, eine regelmßige Arbeitszeit nach den Erfordernissen der
Pflege auszuhandeln, damit zum Beispiel die Abholzeiten in der Tagespflege
eingehalten werden knnen. Zum anderen ist es wichtig, in Notsituationen
kurzfristig von der Arbeit fernbleiben zu knnen. Abweichungen vom Pflegealltag sind hufig, und viele pflegende Angehrige berichten ber Organisationsprobleme, die in solchen Fllen auftreten.
Angestellte und Beschftigte in hheren Berufspositionen knnen in der Regel
formale Regelungen wie Gleitzeitarbeit oder Zeitkonten nutzen. In der Praxis
sind die Freiheiten einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung durch die Koordination der Arbeitsaufgaben mit Kollegen und Vorgesetzen aber hufig eingeschrnkt. Viel hngt von persnlichen Absprachen mit Vorgesetzten ab und
deren Sensibilitt fr das Thema Pflege. berstunden, insbesondere wenn sie
nicht vorhersehbar sind, stellen pflegende Angehrige vor besondere Probleme. Oft bleibt ihnen nur die Chance, die pflegebedrftige Person bei erhhtem Unfallrisiko unbeaufsichtigt zu lassen. Am schwierigsten ist die Situation fr Selbststndige, die in der Regel ihre Arbeitszeiten an die Kundenwnsche anpassen mssen und oft sehr lange Arbeitstage haben. Die im
Pflegeweiterentwicklungsgesetz eingefhrte Pflegezeit und die zehn arbeitsfreien Tage im Jahr fr die Pflege sind Anstze von Seiten der Sozialpolitik,
die zeitliche Flexibilitt pflegender Angehriger zu verbessern.
Pflegedienste sind eine wichtige Untersttzung fr Erwerbsttige. Allerdings
reicht die Grundversorgung durch die Pflegeversicherung nicht aus. Mit den
Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung kann der Besuch ambulanter
Pflegedienste finanziert werden. Dieser deckt jedoch weder die Arbeitszeit ab,
noch wird er nach der Beurteilung der Befragten den Bedrfnissen der zu pflegenden Person gerecht. Die zeitlich streng limitierten ambulanten Pflegeleistungen entsprechen nicht den individuellen Bedrfnissen der zu pflegenden
Personen, die sich teilweise von Tag zu Tag verndern. Die Pflegeversicherung
reicht nicht aus, um erwerbsttige Familienmitglieder – in der Mehrzahl
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Tchter und Schwiegertchter – so weit zu entlasten, dass sie einer gewnschten Erwerbsttigkeit nachgehen knnen. Damit festigen die gesetzlichen Pflegeleistungen die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und stehen
im Widerspruch zu dem generellen Ziel der Arbeitsmarktpolitik, die Beschftigungschancen von Frauen zu erhhen.
Viel positiver fllt die Bewertung von Tagespflegesttten aus. Sie geben den
erwerbsttigen pflegenden Angehrigen die Sicherheit, dass die zu pflegende
Person whrend der Arbeitszeit gut versorgt ist. Alle Befragten, die Tagespflegesttten als Komponente der Pflege nutzen, sehen positive Auswirkungen fr die pflegebedrftige Person. Sie berichten, dass deren Alltag
klarer strukturiert wird und die zu pflegende Personen Aufgaben und Frderung erhalten. Die Kosten der Tagespflege werden allerdings nur teilweise
durch die Pflegeversicherung gedeckt. Dies gilt ebenso fr die Beschftigung
einer Haushaltshilfe wie fr die Beschftigung einer privaten Pflegeperson.
Die unabhngig vom Einkommen gewhrten Pflegeleistungen verfestigen soziale Ungleichheiten. Familien mit niedrigen Einkommen, die sich zustzliche
Pflegedienste nicht leisten knnen, sind dazu gezwungen, die Pflege in der Familie zu organisieren. Typisch ist der Fall einer Familie, die erst durch die
Rente der pflegebedrftigen Person und die Pflegegeldleistungen ber die
Runden kommt. Eine Untersttzung durch professionelle Pflegedienste kann
sie sich nicht leisten. Gerade im Niedrigeinkommensbereich sind hufig die
Arbeitszeiten wenig flexibel und die ngste vor dem Verlust des Arbeitsplatzes hoch. Hier ergibt sich ein Teufelskreis aus hoher Pflege- und Arbeitsbelastung, der nicht durchbrochen werden kann, weil die finanziellen Mittel
fehlen. Verfgt die pflegebedrftige Person ber ein hohes Einkommen und ist
der Verdienst des pflegenden Angehrigen gut, dann werden vermehrt Pflegedienste in Anspruch genommen, um die Versorgung und Betreuung whrend
der Arbeitszeit abzudecken. Familienfreundliche Arbeitszeiten und ein bedarfsgerechter Zugang zu Pflegediensten unabhngig vom Einkommen sind
zentrale Aspekte, um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu erleichtern.
Literatur
Janet Finch, Jennifer Mason, Negotiating Family Responsibilities, London: Routledge 1993,
228 S.
Monika Reichert, „Vereinbarkeit von Erwerbsttigkeit und Pflege, Ein berblick zum neuesten
Forschungsstand“, in: Monika Reichert, Nicole Maly-Lukas, Christiane Schnknecht (Hg.), lter werdende und ltere Frauen heute, Opladen: Westdeutscher Verlag 2003, S. 123 –148
Andrew E. Scharlach, Kristen Gustavson, Teresa S. Dal Santo, „Assistance Received by Employed Caregivers and their Care Recipients: Who Helps Care Recipients when Caregivers
Work Full Time?“, in: The Gerontologist, Vol. 6, No. 47, 2005, S. 752 –762
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