Kleiner Bruder der großen Windräder

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PFORZHEIMER ZEITUNG
Kleiner Bruder
der großen
Windräder
• Der Enzkreis hat
ehrgeizige Klimaschutzziele
auch mit Hilfe von Wind.
• Dabei geht es nicht nur
um Großanlagen, sondern
auch um Haus systeme.
ALEXANDER HELEMANN
PFORZHEIM/ENZKREIS
in bisschen sieht der Auf
bau aus wie ein überdi
mensioniertes Windspiel.
In luftigen 25 Metern über der Gü
terstraße in Pforzheim, auf dem
Dach des Hochhauses direkt ne
ben dem Landratsamt des Enz
kreises, drehen sich leuchtend
weiße Blätter aus glasfaserver
stärktem Kunststoff langsam um
die eigene Achse. Dass die Pforz
heimer Bau und Grund Gesell
schaft mit dem rund neun Meter
hohen Ding auf dem Dach Energie
für das runderneuerte Gebäude er
zeugt, hat die PZ berichtet. Seit
dem fragen sich Beobachter we
gen der gemächlichen Rotation
der Anlage, was sie tatsächlich an
Strom liefert beispielsweise für
die Kfz-Zulassungsstelle des Krei
ses im Erdgeschoss.
Es fließt nicht wenig Strom
dank der Höhe und dank Wind
von bis zu 4,2 Metern pro Sekun
de. Das Windrad ist eines, das sich
wie ein Kreisel um eine senkrech
te Achse dreht. Bewusst in langsa
inem, aber stetigem Tempo, sagt
Lothar Hein, der Leiter der Tech
nischen Abteilung der Pforzhei
mer Bau und Grund. Dafür sorgt
ein Widerstand wie bei einem Dy
namo. „Ich bin bei den letzten
Stürmen vorbei gefahren, aber das
Windrad hat sich gedreht wie im
mer“, sagt Hein. So liefere die An
lage durchschnittlich eine Leis
tung zwischen 3,5 und vier Kilo
watt. Das zeigt, dass ein solches
Rad ganz andere Zwecke hat als
die in der Region so kontrovers
E
—
—
diskutierten großen Windkraftan
lagen. Die Leistung des Windrad
typs, der auf der Büchenbronner
Höhe geplant ist, liegt bei 3,3 Me
gawatt. Dazwischen liegen Welten.
Das Rad auf dem Bau-undGrund-Hochhaus ist Teil einer An
lage mit Sonnenkollektoren. Alles
zusammen liefert Energie, die für
den Betrieb der Heizung des gro
ßen Gebäudes ausreicht. Das
macht zum Beispiel auch das Pro
blem der Speicherung der Energie
weniger drängend als bei der gro
ßen Windkraft. Im Grunde wird
im Haus gleich verbraucht, was
auf vom Dach kommt.
Damit passt eine solche Anlage
aber gut zum Klimaschutzkonzept
des Enzkreises, für das die Gebäu
deenergie eine wichtige Rolle
spielt. Will der Kreis seine ehrgei
zigen Ziele erreichen, muss er bis
2050 fast die Hälfte des heutigen
Energieverbrauchs einsparen und
gleichzeitig 80 Prozent der Ener
gie aus erneuerbaren Quellen ho
len. Intelligente Lösungen für die
Raumwärme in Kreisgebäuden
sind da ein wichtiger Baustein.
Die Bau-und-Grund-Anlage über
zeugt den Kreis, der dort als Mie
ter profitiert. Auch an der eigenen
Straßenmeisterei an der A8 wird
geprüft, ob der Wind für solch ein
Rad stark genug weht. Seit Mitte
letzen Jahres wird gemessen, sagt
Miriam Mayer, die Leiterin des
Amts für technische Dienste.
Umweltdezernent Karl-Heinz
Zeller sieht in Solar- und Windenergie noch viel Potenzial. Er
kennt freilich auch die schwieri
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gen und langwierigen Genehmi
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gungsverfahren für Großanlagen. Daher weht der Wind: Lothar Hein von der Pforzheimer Bau und Grund erläutert Miriam Mayer, Leiterin des Amts für technische
Das Windrad mitten in der Stadt Dienste beim Enzkreis, und Umweltdezernent Karl-Heinz Zeller (v.I.) wie das W‘indrad auf dem Hochhaus funktioniert. FOTO: SEIBEL
hat da Vorteile. Für Vögel stellt es
keine riesige Gefahr da. Es kommt
mit vergleichsweise schwachem
Klimaschutz im Enzkreis
Wind aus jeder Richtung aus. Und
steht man auf dem Dach des
Der Kreis will den Ausstoß von
für Privathaushalte für 37 Prozent
und weit mehr Windkraft als bei
Hochhauses, hört man nur das
Treibhausgasenbis 2020 um ein
der Treibhausgase verantwortlich,
Büchenbronn und Straubenhardt
Knirschen der Kieselsteine unter
Viertel verringern und bis 2050
gefolgt vom Verkehr (29 Prozent).
geplant. Und nichts gehe ohne
den Schuhen. Das Windrad dreht
klimaneutral wirtschaften.
Für die Kreisziele braucht es noch
dezentrale Kraft-Wärme-Kopp
sich in einer kühlen Brise ohne je
Heute sind Strom und Wärme
viel mehr Solarenergie als heute
lung und Stromspeicher. hei
den Lärm.
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