"Analyse des Creature-Sounddesigns von Zombies"
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"Analyse des Creature-Sounddesigns von Zombies"
Bachelorarbeit ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Erstellt von: Manuel Krusy Matrikelnummer: 7085815 Betreuender Dozent: Prof. Jörg U. Lensing Studiengang: Film & Sound Schwerpunkt: Sounddesign Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE ABSTRACT Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Creature Sounddesigns im Zombiefilm vom ersten Auftreten der Untoten auf der Filmleinwand bis hin zu modernen Produktionen. Es wird der Fragestellung nachgegangen, ob es eine besondere Entwicklung im Creature Sounddesign von Zombies gibt und wie sich diese darstellt. Dabei wird zuerst ein Blick auf das Creature Sounddesign geworfen, um mit einem Einblick in die allgemeine Entwicklung des Zombiefilms fortzufahren. Anschließend wird diese mit gesellschaftlichen Hintergründen wie zum Beispiel der Versklavung, dem Vietnamkrieg, Pandemien oder den Terroranschlägen vom 11. September in Verbindung gebracht. Es folgt eine Analyse wichtiger Vertreter des Zombiefilms aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Im Ergebnis ist festzustellen, dass sich über die Filmgeschichte hinweg zwei hauptsächliche Entwicklungen im Creature Sounddesign von Zombies vollzogen haben. In der Anfangszeit des Zombiefilms agierten die Zombies als stumme, willenlose und fremdkontrollierte Sklaven. Mit NIGHT OF THE LIVING DEAD von George A. Romero entwickelte sich der Zombie zu einem eigenständig handelnden, wiederauferstandenen Leichnam. Durch diese Eigenständigkeit wurde dem Zombie auch ein Ton verliehen, der sich auf hauptsächlich menschliche Geräusche beschränkte und bis in die 1980er Jahre nur wenig verändert wurde. Nach einer Pause in den 90er Jahren, erlebte der Zombiefilm eine Wiederauferstehung nach der Jahrtausendwende, die sich klanglich in einem komplexen Sounddesign aus unterschiedlichen Tiergeräuschen manifestierte, wie sie auch bei anderen Filmmonstern wie King Kong oder Godzilla zu finden sind. Allerdings gibt es auch moderne Produktionen, in denen eine Rückbesinnung auf realistischere menschliche Klänge stattfindet. 1 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE ABSTRACT (ENGLISH) The purpose of this bachelor thesis is to investigate the development in creature sound design in movies starting from the first appearance of the walking dead up to modern productions. It examines the creature sound design through examples followed by a description of the development in zombie movies in general. Afterwards this development is connected to historical events like slavery, the Vietnam War, pandemic diseases or the terror attacks on September 11th. Finally the thesis analyzes the creature sound design of the most important zombie movies in history. The result shows that there are two major steps in development in creature sound design of zombies. In the beginning the zombies act as silent and weak-willed controlled slaves. In NIGHT OF THE LIVING DEAD by George A. Romero the zombies behave as indepentent living corpses. Together with this behavioural change, the zombies gain their own sound, mainly human sounds which weren't developed much until the 80s. After a break in the 90s, the zombie movie was revived after the millenium accompanied by a more complex sound design made of different animal voices as used before on other film monsters like King Kong or Godzilla. But there are also some modern productions which return to the more realistic human sounds of the early era of zombie movies. 2 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE INHALTSVERZEICHNIS Abstract..............................................................................................................................1 Abstract (English)..............................................................................................................2 Einleitung...........................................................................................................................5 Creature Sounddesign........................................................................................................7 Allgemeine Beschreibung.............................................................................................7 Beispiele........................................................................................................................9 Tarzan.......................................................................................................................9 King Kong..............................................................................................................11 Godzilla..................................................................................................................12 Die Vögel...............................................................................................................14 Alien.......................................................................................................................15 Fazit........................................................................................................................16 Zombiefilm......................................................................................................................17 Über Zombies..............................................................................................................17 Entwicklung................................................................................................................18 Voodoo-Zombies: Die Anfänge.............................................................................19 Hollywood-Zombies: Romero's Zombiefilm.........................................................20 Virus-Zombies: 2000er Zombiefilm......................................................................21 Gesellschaftliche Deutungsansätze........................................................................24 Sounddesign.....................................................................................................................28 Analysen.....................................................................................................................28 The White Zombie (1932)......................................................................................28 3 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Night Of The Living Dead (1968).........................................................................30 Dawn Of The Dead (1978).....................................................................................34 Day Of The Dead (1985)........................................................................................39 Resident Evil (2002)..............................................................................................44 28 Days Later (2002).............................................................................................46 Dawn Of The Dead (2004).....................................................................................49 Vergleich Dawn Of The Dead (1978 & 2004).......................................................53 World War Z (2013)...............................................................................................54 The Walking Dead (Serie - seit 2010)....................................................................56 Zombedies..............................................................................................................58 Fazit.............................................................................................................................60 Anhänge.............................................................................................................................I Literatur- & Quellenverzeichnis....................................................................................I Film- & Medienverzeichnis........................................................................................IV Erklärung..................................................................................................................VIII 4 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE EINLEITUNG Im Rahmen meines Bachelor-Studium Film & Sound mit Schwerpunkt Sounddesign an der Fachhochschule Dortmund bei Prof. Jörg U. Lensing bearbeite ich als meine praktische Bachelorarbeit das Sounddesign für die Zombiekomödie (oder auch Zombedy genannt) Z-OFFICE von Regisseur Douglas Stahl (Bachelorstudent Design, Medien & Kommunikation, ebenfalls Fachhochschule Dortmund). Diese begleitende Bachelorarbeit widmet sich der Entwicklung des Creature Sounddesigns von Zombies im Laufe der Filmgeschichte und soll dabei die Frage beantworten, ob und inwiefern sich der Zombie-Klang im Laufe der Filmgeschichte verändert hat und ob diese eventuelle Klangveränderung auch eine audio-visuelle Wechselwirkung mit dem Bild eingeht. Während sich vergleichbar analytische Werke über den Zombiefilm viel mehr der optischen Entwicklung oder gesellschaftlichen Einflüssen widmen, findet dort kein Blick auf die klangliche Ausgestaltung der Zombies statt. Diesen Punkt versuche ich nun mit dieser Arbeit zu ergänzen. Dabei möchte ich zuerst auf die Definition von Creature Sounddesign eingehen und dieses Anhand von einigen prominenten Beispielen von anderen (Nicht-Zombie) Filmmonstern näher erläutern und darlegen. Um genauer auf die Entwicklung des Creature Sounddesigns innerhalb des Zombiefilms an sich eingehen zu können, muss man zunächst einen Blick auf den Zombiefilm selbst werfen, da es in diesem sehr speziellen Subgenre des Horrorfilms auch einige inhaltliche Änderungen gegeben hat, die auch einen Einfluss auf den Klang 5 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE der Zombies haben. Zum Schluss meiner Arbeit möchte ich einige prominente Zombiefilme auf die Gestaltung der Zombieklänge analysieren, um daraus als Fazit eine Entwicklung ableiten zu können. 6 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE CREATURE SOUNDDESIGN Allgemeine Beschreibung Wenn auf der Leinwand im Kino ein fremdartiges Wesen zu sehen ist, dann erklingt meist dazu auch ein passender Klang. Sei es das Brüllen eines Drachen in einem Fantasy-Film oder die fremdartig anmutende Sprache von Außerirdischen in ScienceFiction Filmen: Je fremdartiger das Wesen, desto fremdartiger muss auch der dazugehörende Klang wirken. Die Erstellung dieser fremdartigen Klänge wird allgemein als Creature Sounddesign bezeichnet und schon durch die Wortwahl ist eindeutig der künstlerisch-gestalterische Aspekt dieser Arbeit erkennbar, da es beim Sounddesign weit über das simple Aufnehmen von Tier- oder Kreaturgeräuschen hinausgeht. Ziel des Creature Sounddesigns ist es dabei, den Wesen im Film neue und bisher ungehörte Klänge zu verleihen, diese aber so natürlich und „echt“ wie möglich zu gestalten, so dass sich der Zuschauer der perfekten (klanglichen) Illusion hingeben kann. Dabei kann der Creature Sounddesigner auf sämtliche Möglichkeiten der Klanggestaltung zurückgreifen. Sei es die Aufnahme und technische Verarbeitung von menschlichen, technischen, tierischen oder auch musikalischen Quellen – am Ende zählt der zum Wesen passende Klang. 7 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Durch den Effekt der Synchrèse1, welche die audio-visuelle Wechselwirkung eines optischen Ereignisses mit einem simultan auftretenden akustischen Signal beschreibt, akzeptiert der Zuschauer dabei selbst die fremdartigsten Klänge als passende akustische Untermalung. 1 „Erfundener Begriff, den ich [Michel Chion, französischer Klang- und Filmtheoretiker – Anmerkung des Verfassers] einem schnellen, spontanen, universellen und von unseren Nervenverbindungen abhängigen psycho-physiologischen Phänomen gegeben habe, das darin besteht, das Zusammentreffen […] eines punktuellen Tonereignisses und eines punktuellen visuellen Ereignisses als ein einziges und gleiches Phänomen wahrzunehmen, das sich von dem Moment an, in dem diese simultan auftreten, sowohl visuell als auch akustisch äußert, mit der Simultanität als ausreichende und einzig notwendige Bedingung. Das Kino nutzt andauernd diesen Effekt, der insbesondere die Nachsynchronisation und Geräuscheffekte erlaubt.“ (s. {AUDVIS}, S.176) [FÜR LITERATURVERWEISE S. ANHÄNGE] 8 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Beispiele Im folgenden Teil möchte ich auf einige bekannte Filmmonster / -wesen eingehen, deren Creature Sounddesigns unverkennbar in die Filmgeschichte eingegangen sind. Tarzan Obwohl man die menschliche Filmfigur Tarzan nicht als Filmmonster oder Wesen im klassischen Sinne zählen kann, handelt es sich bei dem berühmten Tarzan-Schrei um ein unverwechselbares akustisches Erkennungsmerkmal für diese Filmfigur, welches darauf ausgelegt ist, Tarzan einen animalischen Charakter zu verleihen (und ihn somit zumindest als eine Art „fremdes Wesen“ darzustellen). Über die Entstehungsgeschichte des Tarzan-Schreis gibt es unterschiedliche Versionen. So behauptete der Tarzan-Schauspieler Johnny Weissmüller vehement, dass der Schrei von ihm stamme und keine klangliche Bearbeitung erhalten habe. Jedoch gibt es auch Berichte darüber, dass für den Schrei ein ausführliches Creature Sounddesign stattgefunden hat. So beschreibt der amerikanische Journalist Alva Johnston am 29. Juli 1939 in The Saturday Evening Post, dass der Schrei eine Zusammensetzung aus fünf unterschiedlichen Klängen darstellt: „A combination of five different sound tracks is used today for the Tarzan yell. These are: 1. Sound track of Weissmuller yelling, amplified. 2. Track of hyena howl, run backward and volume diminished. 3. Soprano note sung by Lorraine Bridges, recorded on sound track at reduced speed; then re-recorded at varying speeds to give a “flutter” in sound. 9 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE 4. Growl of dog, recorded very faintly. 5. Raspy note of violin G-string, recorded very faintly.“ 2 „Eine Kombination von fünf verschiedenen Soundspuren wird heutzutage für den Tarzan-Schrei verwendet. Diese sind: 1. Soundspur von Weissmüllers Ruf, verstärkt. 2. Spur einer heulenden Hyäne, rückwärts abgespielt und in der Lautstärke vermindert. 3. Soprano Ton gesungen von Lorraine Bridges, auf eine Soundspur mit vermindertem Tempo aufgenommen; anschließend mit variierenden Geschwindigkeiten neu aufgenommen, um ein „Flattern“ im Klang zu erzeugen. 4. Knurren eines Hundes, sehr schwach aufgenommen. 5. Kratzender Ton auf einer Violinen G-Saite, sehr schwach aufgenommen.“3 Durch die Methode des Zusammenfügens von unterschiedlichen Klangspuren, die sowohl menschlichen (der Schauspieler Weissmüller) als auch tierischen (Hund und Hyäne) oder musikalischen (Violine) Ursprung haben können, kann man den TarzanSchrei als ein sehr gutes Beispiel für ein Creature Sounddesign ansehen, auch wenn es für eine eigentlich menschliche „Kreatur“ (auf den animalischen Aspekt Tarzans bezogen) verwendet wird. 2 (s. {HTBAGW}) 3 Freie Übersetzung vom Autor nach {HTBAGW} 10 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE King Kong Als erstes richtiges Filmmonster ohne literarische Vorlage kann die fiktive Kreatur King Kong gezählt werden – ein riesiger Affe. Nach dem Erfolg des ersten King Kong Films von 1933, der als ein Meilenstein der Tricktechnik gilt, gab es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Adaptionen und Neuverfilmungen mit diesem Affenwesen. So erschien zum Beispiel 1962 die japanische Produktion DIE RÜCKKEHR DES KING KONG, in der King Kong gegen das berühmte japanische Filmmonster Godzilla antritt.4 Für die klangliche Ausgestaltung des Affen im Film von 1933 nahm der Sounddesigner Murray Spivack Löwen und Tiger im Selig Zoo5 bei Los Angeles, Kalifornien auf und mischte diese Aufnahmen zusammen, um somit das Brüllen von King Kong zu kreieren.6 Dabei nahm er das Knurren von Tigern, spielte es rückwärts ab und legte es unter das Brüllen eines Tigers, wobei auch die zeitliche Komponente der Aufnahmen moduliert wurden, um die verschiedenen Ebenen 7 aufeinander abzustimmen.8 Um den Klang King Kongs noch massiver klingen zu lassen (vor allem im Vergleich zu den spitzen Schreien von Fay Wray), wurden die Geräusche um eine Oktave nach unten gepitcht9 und unter das Original gemischt. 4 Dieser Film stellte zugleich den ersten Farbfilm sowohl für Godzilla als auch für King Kong dar. 5 Hervorgegangen aus der Filmgesellschaft Selig Polyscope Company, die dort ihre Sammlung von wilden Tieren der Öffentlichkeit präsentierte. 6 Vrgl. {ELVOI} S. 207 7 Layer 8 Vrgl. {ELVOI}, ebenda & {KINGK} 9 Engl. „pitch“: Tonhöhe 11 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Godzilla Als das wahrscheinlich bekannteste Monster der Filmgeschichte zählt die japanische saurierartige Kreatur Godzilla10. Dieses Filmmonster bringt es auf insgesamt 28 Verfilmungen und zählt in den Fankreisen als der „König der Monster“. Nicht nur das Aussehen Godzillas, welches an einen überdimensionalen Dinosaurier erinnert, schafft den unvergleichlichen Wiedererkennungswert dieses Monsters. Auch der markante, klagende und markerschütternde Ruf lässt sich unzweifelhaft Godzilla zuordnen und funktioniert auch als Erkennungsmerkmal, ohne das Monster auf der Filmleinwand sehen zu müssen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Klang von Film zu Film immer wieder verändert11, aber es gibt durchaus immer wiederkehrende Elemente, die den unverwechselbaren Klang Godzillas ausmachen. Godzillas Ruf im ersten Film von 1954 entstand dadurch, dass der japanische Komponist Ifukube Akira mit einem Lederhandschuh, den er vorher mit Holzteer beschmiert hatte, über eine gelockerte Kontrabasssaite strich12. Vorher wurde bereits mit verschiedenen tierischen Lauten experimentiert, jedoch konnte damit nicht der gewünschte Effekt erzielt werden, so dass man sich letztendlich für diese ausgefallene Methode entschied. 10 Im japanischen Gojira, ein Kunstwort zusammengesetzt aus den japanischen Wörtern Gorira (Gorilla) und Kujira (Wal). 11 Siehe {GODZ01} 12 Siehe {GODZ02}: „That roar was created by composer Akira Ifukube, who struck upon the ingenious idea of creating the monster’s melancholy wail by rubbing a pine-tar slathered leather glove over the loosened strings of a double bass.“ 12 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Während Godzillas Ruf in den ersten Filmen noch in einer tieferen Lage angesiedelt war, wurde er schnell in die höhere Lage verändert, in der er sich auch noch heute befindet. Über die Zeit wurde er dann nur noch mit leichten Veränderungen, wie zum Beispiel einem Löwenknurren / -brüllen, versehen. Auch wenn in den moderneren Godzilla Filmen nicht mehr der Originalklang eines mit Holzteer überzogenen Lederhandschuhs, der über eine Basssaite gestrichen wird, zum Einsatz kommt, versuchen die Sounddesigner, mit neuesten Methoden, dem alten und bekannten Godzilla Sound so nah wie möglich zu kommen. So nahmen zum Beispiel die beiden Sounddesigner Erik Aadahl [u.a. ARGO, TRANSFORMERS & WORLD WAR Z] und Ethan Van der Rhyn [u.a. TITANIC, DER SOLDAT JAMES RYAN, DER HERR DER RINGE TRILOGIE & WORLD WAR Z] für die Godzilla Verfilmung von 2014 verschiedene Geräusche bis zu einer Frequenz von 100.000Hz auf, die im unhörbaren Bereich liegen13, transformierten diese in den für den Menschen hörbaren Bereich und kreierten aus diesen so gewonnenen neuen Geräuschen die Rufe für Godzilla und der anderen im Film vorkommenden Kreaturen.14 Sie nahmen zum Beispiel das Quietschen von Haut auf einer Luftballon-Oberfläche oder von Gummischuhsohlen auf Schlagzeugfellen, aber auch ein Kontrabass kam für die Neuverfilmung zum Einsatz. Darüber hinaus wurde auch viel mit Tiergeräuschen experimentiert.15 13 Das menschliche Gehör kann ein das Frequenzspektrum von 20Hz – 20.000Hz wahrnehmen. 14 s. {GODZ03} 15 s. {GODZ03} 13 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Die Vögel I n Alfred Hitchcocks Verfilmung (1963) zur gleichnamigen Kurzgeschichte DIE VÖGEL von Daphne du Maurier sehen sich die Protagonisten des Films einer invasiven und aggressiven Schar von Vögeln gegenüber, die zunehmend die Menschen attackieren16. Um die Vögel noch unwirklicher, fremdartiger und schockierender zu gestalten, wollte Hitchcock auf reale Vogelstimmen verzichten und stattdessen diese durch künstliche anders klingende Vogelrufe ersetzen. Um diesen Effekt zu erzielen, griff man auf das elektronische Instrument Trautonium17 zurück18, welches für den Film vom deutschen Musiker und Komponisten Oskar Sala eingespielt wurde. Dabei wurde die besondere Möglichkeit des Trautoniums genutzt, Glissandi 19 und mikrotonale Tonabstände zu spielen. 16 Vergleichbar mit dem invasionsartigen Auftreten der Zombies in George A. Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD (NACHT DER LEBENDEN TOTEN) von 1968 (s. {DMSW} S. 47; 151ff; 173) 17 Benannt nach seinem Erfinder Friedrich Trautwein (1888 – 1956), der zusammen mit Oskar Sala 1930 den ersten Prototypen für das Trautonium entwickelte. Beim Trautonium wird der Ton über einen Widerstandsdraht gesteuert, der über eine Metallschiene gespannt ist. Wird der Draht auf das Metall gedrückt, verändert sich der Widerstand, wodurch die Schwingfrequenz des Oszillators verändert wird. Da es keine festen Tasten zum Spielen gibt, sind beim Trautonium mikrotonale Tonschritte oder auch Glissandi möglich. 18 s. {BIRD01} 19 Ein Glissando ist in der Musik eine stufenlose und gleichmäßige Tonhöhen-Veränderung. 14 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Alien Ridley Scotts Science-Fiction-Horrorfilm von 1979 setzte für seine Zeit neue visuelle Maßstäbe und legte zugleich auch den Grundstein für die bis heute erfolgreiche AlienFilmreihe.20 In den Alien-Filmen bewegt sich das Alien nahezu lautlos, so dass die zwar vorwiegende ruhige Atmosphäre dennoch die Gefahr birgt, dass das Alien jederzeit über die Protagonisten herfallen kann. Wenn sich das Alien dann zu erkennen gibt, so ertönt ein kreischendes Fauchen und Zischen, bevor es seine Opfer attackiert. Wenn der Zuschauer dieses Geräusch zu hören bekommt, weiß er im Grunde genommen, dass es für den Helden auf der Leinwand nun aus ist – Bis auf den weiblichen 21 Hauptcharakter Ripley (gespielt von Sigourney Weaver) und der Katze Jones überlebt kein Mitglied der Nostromo-Besatzung den Kontakt mit der außerirdischen Kreatur. Im ersten Teil der Alien-Filmreihe (ALIEN - DAS FREMDEN UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER WELT) wurde für das Fauchen des Aliens auf den bekannten britischen Tierstimmenimitator Percy Edwards zurückgegriffen, der sämtliche Alien-Sounds „imitierte“.22 20 Das Alien-Franchise umfasst insgesamt 7 Kinofilme. Ridley Scott kündigte im September 2015 weitere Alien-Filme an (s. {ALIEN03}) 21 Die Wahl eines weiblichen Hauptcharakters stellte für diese Zeit ein Novum im Action-Film dar. 22 s. {ALIEN04}: Kapitel: „CHAPTER 2 – NO-ONE CAN HEAR YOU SCREAM...“, Abschnitte: „CAST AND CREW“ & „SOUND EFFECTS“ (da eine eBook Version vorliegt, kann aus technischen Gründe keine Angabe zur genauen Seitenzahl gemacht werden) 15 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Fü r James Camerons Fortsetzung ALIENS – DIE RÜCKKEHR wurde dann auch auf Tiergeräusche zurückgegriffen. Und zwar handelt es sich bei den Alien-Geräuschen um Schreie von Pavianen, die noch zusätzlich technisch bearbeitet wurden, um den passenden Klang zu erstellen. Im 2014 erschienenen Videospiel ALIEN: ISOLATION von The Creative Assembly versuchte der kanadische Sounddesigner Jeff van Dyck so nah wie möglich an die „originalen“ Alien-Geräusche heranzukommen und orientierte sich dabei am Originalmaterial, welches ihm von 20th Century Fox zur Verfügung gestellt wurde. Das Ergebnis bestand in diesem Spiel aus einer Mischung verschiedener aufgenommener Tiergeräusche, die mit Hilfe einer Talkbox23 noch zusätzlich verändert wurden.24 Fazit Anhand dieser Beispiele kann man sehen, dass für die Erstellung des Creature Sounddesigns viele unterschiedliche Ansätze benutzt wurden, um die Soundeffekte für die Filmwesen zu erschaffen. Seien es menschliche, musikalische oder tierische Ursprungsgeräusche (einzeln oder in Kombination) oder auch abstrakte Herangehensweisen wie der Lederhandschuh für den Godzilla-Sound – am Ende zählt das klangliche Ergebnis, welches die Handlung auf der Leinwand unterstützen oder aufwerten soll. 23 Bei einer Talkbox handelt es sich um ein musikalisches Effektgerät, bei dem der Instrumentenklang über einen Akustikschlauch in den Mundraum des Musikers geführt wird, durch den der Klang dann so verändert wird, als würde das Instrument „sprechen“. 24 s. {ALIEN05} 16 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE ZOMBIEFILM Über Zombies Als Zombie versteht man im allgemeinen einen von den (scheinbar) Toten auferstandenen Menschen. Es stellt unseren eigenen personifizierten Tod dar25. In vielen Kulturkreisen finden sich Berichte darüber, dass Menschen von den Toten wieder zum Leben erweckt wurden: So gibt es in der Chinesischen Mythologie die Jiang Shi26, die auch als „Hüpfender Vampir“ oder „Hüpfender Leichnam“ bezeichnet werden, da sie sich aufgrund der schon eingesetzten Leichenstarre nur springend fortbewegen können. In der Tibetischen Mythologie findet sich die folkloristische Erzählung der Ro-Langs27, bei denen es sich um Leichen handelt, die von einem bösen Geist oder Zauberer kontrolliert wieder zum Leben erweckt wurden. Auch hier wird davon berichtet, dass diese Untoten sich nur mühsam fortbewegen können, da sie ihre Gelenke nicht abknicken können. Auch in den Erzählungen über Gilgamesh28 oder selbst in der Bibel finden sich Geschichten über die Auferstehung von den Toten: So wird im Johannesevangelium davon berichtet, dass Jesus Lazarus von Bethanien vier Tage nach seinem Tod wieder zum Leben erweckt haben soll29. Der Begriff Zombie stammt ursprünglich vom angolanischen Ausdruck „nzúmbe“ (Kimbundu), was so wie viel „Geist einer toten Person“ bedeutet30. 25 s. {DMSW} S.28 PEGG, SIMON: „... it is our own death personified.“ 26 dt.: „Starrer Leichnam“, aber auch „Untoter“ oder „Zombie“ 27 dt.: „auferstandene Leiche“ 28 Ein Babylonischer König im 3. Jahrtausend v.Chr., aber auch als Totengott verehrt. 29 s. Bibel, Johannes 11 30 s. {DMSW} S. 68 17 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Durch den Sklavenhandel im 18 Jahrhundert gelangte der Begriff dann in die französische Kolonie Saint-Domingue, dem heutigen Haiti, wo er dann als „Zombie“ ein fester Bestandteil des Voodoo-Kultes wurde. Während der US-Amerikanischen Besatzung Haitis von 1915 bis 1934 wurden die Geschichten über Zombies dann in die USA gebracht, wo sie schnell einen Anklang in der amerikanischen Filmindustrie fanden. Entwicklung Da die Darstellung von Zombies im Laufe der Filmgeschichte nicht einheitlich ist, wird der Zombiefilm allgemein in mehrere Phasen eingeteilt: Zum einen wäre da die Anfangszeit des Zombiefilms, der sich mit den „klassischen“ Voodoo-Zombies beschäftigt. Diese Phase bezieht sich auf den Zombiefilm bis in die 60er Jahre. Der Wendepunkt im Zombiefilm ist mit George A. Romeros „NIGHT OF THE LIVING DEAD“ zu sehen, in denen die Zombiedarstellung vom haitianischen Voodoo-Kult losgelöst wurde und stattdessen durch eine Eigenschöpfung Hollywoods ersetzt wurde. Die Zombies in diesem Zeitraum ab 1968 werden unter anderem auch als HollywoodZombies bezeichnet. Nachdem der Zombiefilm in den 1990er Jahren nahezu zum Erliegen kam, gab es für den Zombiefilm nach 2000 eine regelrechte Wiederauferstehung von den Toten. Da in dieser Phase die „Zombifizierung“ zunehmend als Krankheit verläuft, spricht man auch 18 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE vom „Virus-Zombie“.31 Voodoo-Zombies: Die Anfänge Als ersten Zombiefilm kann man den Film „WHITE ZOMBIE“ von Victor Halparin aus dem Jahre 1932 ansehen. In diesem Film werden vom Zuckermühlenbesitzer Legrende (gespielt von Bela Lugosi) mehrere Eingeborene in willenlose Zombies verwandelt, um für ihn auf seiner Plantage als Sklaven zu arbeiten. Auch Madeleine Short, die Verlobte von Neil Parker, wird auf Wunsch des gemeinsamen Freundes Beaumont in einen dieser willenlosen Wesen verwandelt und erst der Tod Legrendes kann diesen Bann wieder lösen. Während White Zombie der erste Film ist, der das Wort Zombie im Film verwendet, ist das Konzept eines geist- und willenlosen Menschen, der dem Willen eines Anderen unterworfen wird nicht neu. So findet sich eine thematische Anlehnung schon 1920 im deutschen expressionistischen Stummfilm DAS CABINET DES DR. CALIGARI von Robert Wiene wieder. Da der Begriff Zombie außerhalb Haitis zu dieser Zeit noch nicht verbreitet war, konnte Wiene seinen „Schlafwandler“ Cesare auch nicht so bezeichnen. Aber auch wenn der Begriff nicht bekannt war und demnach auch nicht verwendet wurde, ist dennoch eine gewisse Gemeinsamkeit zu erkennen. Allgemein kann man über den Voodoo-Zombiefilm festhalten, dass es sich bei den Zombies um fremdkontrollierte menschliche Körper (ob tot oder lebendig) handelt, deren Handeln unter dem Einfluss eines Zauberers oder eines bösen Geistes / Dämonen stehen.32 31 Vrgl. KRAUTKRÄMER, FLORIAN „A Matter Of Life And Death – Leben und Tod im Zombiefilm“ in {UNTOT} S. 24ff 32 Auch der deutsche Propagandafilm DER GEFANGENE VON DAHOMEY von 1918 bedient sich des Elementes eines Wiederauferstandenen deutschen Kolonialisten (nachdem ihm ähnlich wie bei 19 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Der Zombie steht in diesen Filmen als Sinnbild für die Sklaverei und Unterdrückung durch fremde Mächte. Der Böse Zauberer oder Dämon wird dabei zum unterdrückenden Imperialisten, der anderen Menschen seinen Willen aufzwingt und eigenes Denken ausschalten lässt. Durch Beendigung der Fremdkontrolle wird der Bann gebrochen und der Zombie wieder zurück in einen normalen Menschen transformiert. Hollywood-Zombies: Romero's Zombiefilm Der Zombiefilm änderte sich schlagartig, als George A. Romero 1968 den Film NIGHT OF THE LIVING DEAD (DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN) herausbrachte. Mit diesem Film waren die Zombies plötzlich keine fremdkontrollierten Wesen mehr, sondern agierten als autonome Wesen. Hinter der Handlung der Zombies steckt nun keine erkennbare Intention mehr, wie zum Beispiel in THE WHITE ZOMBIE bei der Arbeit auf den Plantagen. Vielmehr werden dieses „neuen“ Zombies lediglich von der Gier nach menschlichem Fleisch angetrieben. Der Zombie ist nun im Gegensatz zum Voodoo-Zombie keine direkte Anlehnung mehr an den ursprünglichen Zombie im Voodoo-Kult, sondern eine reine Phantasiegestalt des Drehbuchautors. Auch neu ist bei dieser neuen Zombiedarstellung die Möglichkeit der Verwandlung, manchen Voodoo-Erzählungen ein Zaubertrank verabreicht wurde, der ihn in einen scheintoten Zustand versetzt hat), der sich als „Untoter“ an seinen Folterern im Kriegsgefangenenlager rächt. Aus diesem Grund wird dieser Film teilweise auch als einer der ersten Zombiefilme angesehen (s. KRAUTKRÄMER, FLORIAN „A Matter Of Life And Death – Leben und Tod im Zombiefilm“, {UNTOT} S.25 & FUHRMANN, WOLFGANG „Der Gefangene von Dahomey – Ein Kolonialer Zombie“, ebenda S.37). Allerdings fehlt hierbei das für das Zeit typische Zombie-Element der Fremdkontrolle. 20 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE nachdem ein Mensch von einem Zombie gebissen wurde. Hier vermischt sich die menschenfressende Ghul-Darstellung33 mit Eigenschaften eines Vampirs, dessen Biss einen Menschen in einen Vampir verwandeln soll. Als wesentliche Inspiration für NIGHT OF THE LIVING DEAD nennt Romero den Science-Fiction Roman I AM LEGEND (ICH BIN LEGENDE oder ICH, DER LETZTE MENSCH) v o n Richard Matheson. In diesem Buch sterben nahezu alle Menschen an einer Krankheit und stehen als Vampire wieder von den Toten auf. 34 Hierbei bediente sich Romero an der Verbreitungsmöglichkeit über Bisse und vor allem dem invasiven Auftreten seiner Zombies, da ja nahezu alle Menschen verwandelt wurden. Obwohl diese Darstellungsform der Zombies stark vom klassischen Voodoo-Zombie abwich, fand sie einen breiten Anklang und wurde für zukünftige Filme übernommen. Romeros Zombies haben sich bis zu heutigen Zombieproduktionen wie der amerikanischen Serie THE Walking DEAD von 2010 gehalten. Virus-Zombies: 2000er Zombiefilm Nachdem der Zombiefilm in den 1990er Jahren beinahe zum Erliegen kam, gab es in der 2000er Jahren eine Renaissance des Zombiefilms. Als Neuanfang der Zombiefilme nach der Jahrtausendwende kann man die von Bernd Eichinger (u.a. DER UNTERGANG & DAS PARFUM) produzierte Verfilmung der 33 Ein Ghul ist ein aus der persisch-arabischen Mythologie stammender leichenfressender Dämon. 34 In der Verfilmung von 2007 durch Francis Lawrence wurde das Element der Vampire verworfen und stattdessen durch eine Krankheit infizierte Menschen ersetzt. In ihrem tierähnlichen Verhalten erinnern diese Infizierten dabei eher an Zombies als an Vampire, obwohl dieser Begriff an keiner Stelle des Films verwendet wird. 21 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE gleichnamigen Videospielreihe RESIDENT Evil von 2002 zählen.35 36 37 In diesem wird eine Neuerung deutlich, die auch in den meisten modernen Zombiefilmen fortgeführt wird: Auslöser der „Zombifizierung“ ist ein neuartiges Virus, dass im Fall von RESIDENT Evil als biologischer Kampfstoff entwickelt wurde und nun im Entwicklungslabor als Anschlag freigesetzt wurde. Ebenso folgten die Filme 28 Days Later oder die Neuverfilmung von DAWN OF THE DEAD diesem neuen Motiv der sich massiv ausbreitenden Virusinfektionen. Visuell steigerten sich diese neuen Zombiefilme in ihrer Darstellung von Ekel und Gewalt und nutzten dabei die modernen Computergrafiken, die ganz neue Spezialeffekte ermöglichten. Die Darstellung der Zombies unterscheidet sich aber nicht stark von Romeros Zombies aus den 60er bist 80er Jahren: Es handelt sich immer noch um verwesende und teilweise stark entstellte (bis hin zu zerfetzten Körperteilen) Menschen, die lediglich dem tiefen und instinktivem Drang nach Fleisch folgen und durch Bisse andere Menschen in Zombies verwandeln können. Während viele Zombiefilme immer noch der „klassischen“ Verhaltensstruktur von Romeros Zombies folgen, in denen diese als geistlose und triebgesteuerte Wesen agieren, versucht Romero selber mit LAND OF THE DEAD eine schon fast marxistisch38 anmutende Veränderung von seinen gesetzten Regeln zu bewirken und lässt seine Zombies an Intelligenz gewinnen. Diese entwickeln nun die Fähigkeit zu 35 Vrgl. {ZOIHF} S. 10 36 „ ... immerhin befindet man sich im ersten Zombie-Film der Neuzeit... “, (s. {REVIL}) 37 Der Begriff „Zombie“ wird in der englischsprachigen Originalversion nicht erwähnt, wird jedoch in der deutschen Synchronisation genannt. 38 Vrgl. {TZM} 22 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE kommunizieren und stimmen ihre Aktionen und ihr Handeln miteinander ab, um gegen die in einer zur Festung transformierten Stadt wohnenden Menschen vorzugehen. Durch diese Veränderung wirken die Zombies nun nicht mehr als reine Naturgewalt sondern viel mehr als ebenbürtige und unkalkulierbare Antagonisten. Diese von Romero erdachte Neuerung wurde allerdings nicht so revolutionär in der Zombie-Filmwelt aufgenommen, wie die neuen Zombies auf NIGHT OF THE LIVING DEAD. Stattdessen wird vielmehr an bekannten Strukturen festgehalten. Während viele Zombiefilme einen unfreiwilligen Humor aufwiesen, setzte sich nach 2000 vermehrt das Sub-Genre der Zombie-Komödie (oder auch „Zombedy“ genannt) durch. In diesen wird mit dem Zombiethema meist parodistisch umgegangen, in dem sie die Zombie-Apokalypse in abstruse Situationen verlegen. So zeigt die Komödie SHAUN OF THE DEAD die Erlebnisse des Versagers Shaun, der aufgrund einiger Probleme seines Privatlebens die Zombie-Invasion zuerst nicht mitbekommt, bis es dann fast zu spät ist. Die Darstellung von Shaun als ahnungslosen einfachen Arbeiter innerhalb der apokalyptischen Zombiewelt impliziert, dass dieser selbst ein Zombie der modernen Gesellschaft ist39. Eine besondere Entwicklung hat der Zombiefilm auch im Format vollzogen: So gibt es nach der Jahrtausendwende die Neuerung der Zombie-Serie. Als bestes Beispiel ist hierfür die US-amerikanische Serie THE WALKING DEAD zu nennen, die mittlerweile mit 39 „Director Edgar Wright implies that a zombie infestation would probably go unnoticed by the average middle-class worker; as depicted by Pegg's Shaun, modern society has turned everyone into zombies already.“, {DMSW} S.53 - („Regisseur Edgar Wright impliziert, dass eine Zombie-Seuche wahrscheinlich unbemerkt durch den durchschnittlichen Mittelklasse-Arbeiter abläuft; so wie durch Pegg's [Simon Pegg ist der Schauspieler des Charakters Shaun] Shaun dargestellt, hat die moderne Gesellschaft bereits jeden in einen Zombie verwandelt“, freie Übersetzung des Verfassers) 23 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE der Serie FEAR THE WALKING DEAD einen Ableger bekommen hat, der zeitlich vor der Handlung von THE WALKING DEAD spielt40. Hierbei kann im Gegensatz zu den meisten Zombiefilmen viel mehr Zeit für die Betrachtung der zwischenmenschlichen Entwicklungen und Probleme im täglichen Überlebenskampf in dieser veränderten apokalyptischen Welt gelegt werden. So werden vielmehr Themen wie emotionale Abstumpfung, Selbstmord, Rassismus oder Abtreibung angesprochen. Die Zombie- und Gewaltdarstellungen werden dabei im Vergleich zu einem typischen Zombiefilm in einer sehr verminderten Form gezeigt. Gesellschaftliche Deutungsansätze Während manche Kritiker in Zombiefilmen eine reine Gewaltdarstellung ohne Hintergrund sehen, gibt es doch gegenteilige Deutungsansätze über die gesellschaftlichen Hintergründe, die den Zombiefilm über die Jahre geprägt, weiterentwickelt und bei den Fans so beliebt gemacht haben. Die in den 1930ern gezeigte Zombiedarstellung war eindeutig von Sklaverei geprägt: Die Zombies wurden der Kontrolle einer fremden Macht untergeordnet und müssen für diese gegen ihren eigenen Willen Arbeiten ausführen (in WHITE ZOMBIE zum Beispiel als Arbeiter in der Zuckermühle von Legendre). Im Film wird eine weiße Frau in einen Zombie verwandelt, während die restlichen Zombies der einheimischen schwarzen Bevölkerung zuzuordnen sind. Für die Bevölkerung der USA, in der die Rassentrennung zwischen der weißen und afroamerikanischen Bevölkerung noch bis in die 1960er Jahren gesetzlich geregelt war 41, 40 In beiden Serien wird der Begriff „Zombie“ nicht erwähnt. Vielmehr wird von einer Welt ausgegangen, in der die Menschen (scheinbar) noch nie von der Zombie-Thematik gehört haben. Stattdessen werden die Zombies je nach Auftreten als „Streuner“ oder „Beißer“ bezeichnet. 41 Der Civil Rights Act erklärte die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen erst 1964 für illegal. 24 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE war das eine schockierende Vorstellung, dass eine weiße Frau als Sklavin gehalten wurde. Der Zombie an sich stand somit als Symbol für die Angst vor der Versklavung der freien (weißen) Bevölkerung der USA42 43 und einer Umkehrung der Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnisse in den „schwarzen Ländern“44. Ab 1964/65 griffen die USA aktiv in den Vietnamkrieg ein. Zugleich erhöhte sich in den USA auch die mediale Aufarbeitung des Krieges. Journalisten begleiteten Einsätze im Vietnam, teilweise auch an der Front, und konnten darüber berichten. Mit der zunehmenden Verbreitung von Fernsehern war es nun auch der amerikanischen Bevölkerung möglich, die Geschehnisse am heimischen TV verfolgen zu können. Als der Nordvietnam 1968 den Süden mit der Tet-Offensive massiv attackierte, wurde im amerikanischen Fernsehen auch vermehrt brutalere und erschreckendere Bilder gezeigt.45 Diese gesteigerte Gewaltdarstellung spiegelte sich auch in Romeros „NIGHT OF THE LIVING DEAD“ wieder: Aus den versklavten Menschen wurde auf einmal eine aktive Bedrohung aus menschenfressenden, von den Toten wiederauferstandenen (menschlichen) Kreaturen. Mit dem anhaltenden Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion fürchtete sich die US-Bevölkerung auch verstärkt vor einer russischen Invasion (bzw. russischen Bis dahin waren Diskriminierungen der Afroamerikaner in den USA normal. 42 In der US-Nationalhymne wird die USA als „Land of the free and the home of the brave“ („Das Land der Freien und Heimat der Tapferen“) gesungen. 43 Vrgl. {DMSW} S. 135 44 Vrgl. {DMSW} S. 45f 45 Vrgl. {DMSW} S. 28 25 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Angriffen durch Nuklearraketen46). Hierdurch erklärt sich auch das invasionsartige Auftreten von Romeros Zombies, welches sich in den darauffolgenden Zombiefilmen fortführte. Mit Ende des Kalten Krieges und Zusammenbruch der Sowjetunion verschwand somit auch die Bedrohung einer russischen Invasion in der USA. Zeitgleich mit Verschwinden dieser Bedrohung ging auch der Zombiefilm an sich zurück47 48. Mit der Clinton-Ära49 konzentrierte sich die Politik der USA mehr auf innenpolitische Angelegenheiten und förderte die wirtschaftliche Entwicklung und den Frieden. Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001, bei denen drei Flugzeuge in die beiden Haupttürme des World Trade Centers in New York und in das Pentagon in Washington D.C. Gesteuert wurden (ein weiteres Flugzeug wurde nach einem Kampf von Passagieren mit den Entführern zum Absturz gebracht) veränderte sich auch das Sicherheitsverständnis der US-Amerikaner und ihrer westlichen Verbündeten. Nur eine Woche später begannen in den USA die Anthrax-Anschläge, bei denen Milzbrand-Sporen50 per Post an Nachrichtensender und Politiker innerhalb der USA verschickt wurden. 22 Menschen entwickelten daraufhin eine Milzbrand-Infektion, von denen 5 tödlich endeten. Diese beiden Anschlagswellen lösten in der westlichen Welt eine Angst vor weiteren Anschlägen aus und die USA und ihre Verbündeten beteiligten sich an zwei neuen Kriegseinsätzen in Afghanistan und im Irak. 46 s. Kubakrise 47 Zumindest in den USA. In Italien fristete der Zombiefilm noch ein Nischendasein, allerdings mehr in der Form von billigen B-Filmen. 48 Vrgl. {DMSW} S. 19 49 William Jefferson „Bill“ Clinton: US-amerikanischer Präsident von 1993 bis 2001 50 Bei Milzbrand handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium hervorgerufen wird. Da die Milzbrand-Sporen über Jahrzehnte haltbar sind, eignen sie sich in dieser Form besonders gut als Biowaffe. 26 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Obwohl die Produktion der ersten beiden Zombiefilme (RESIDENT EVIL und 28 DAYS LATER) nach der Jahrtausendwende schon vor den Anschlägen am 11. September 2001 begannen, lassen sich dennoch Einflüsse dieser historischen Zäsur in den Filmen erkennen. So wird die Zombie-Epidemie in W. S. Andersons RESIDENT EVIL durch einen Anschlag auf das (kapitalistisch agierende) Forschungsunternehmen Umbrella Corporation ausgelöst, bei dem ein Zombie-Virus bewusst in einer geheimen Forschungseinrichtung freigesetzt wird, um den Konzern dadurch zu zerschlagen. Diese Virus-Thematik findet sich auch in Danny Boyles 28 DAYS LATER wieder. Hier breitet sich das Zombie-Virus im Gegensatz zur begrenzten Situation von „RESIDENT EVIL“ rasant über die gesamte Menschheit aus und entwickelt sich zu einer Pandemie. Mit dem Aufkommen der Post-9/11-Zombiefilme51 verändert sich der Zombie von einem unnatürlich wiederauferstandenen Wesen zu einem infizierten Menschen. Dabei ist die Virus-Thematik durch die zunehmende Angst und Sensibilisierung vor neuen Krankheitspandemien, die besonders durch die SARS-Pandemie52 von 2002 und 2003 deutlich verstärkt wurde. Die neuen Post-9/11-Zombies sind nun deutlich schneller, brutaler und gewalttätiger als ihre „Vorfahren“ der 60er bis 80er Jahre.53 Auch die Verwandlung in einen Zombie nach einem Biss geht nun schneller von statten. In WORLD WAR Z dauert es teilweise nur wenige Sekunden, bis der Gebissene selber zum Zombie mutiert. 51 Nach {DMSW} 52 SARS ist eine Atemwegsinfektion, die durch einen Virus verursacht wird. Bei der SARS-Pandemie 2002/2003 starben insgesamt knapp tausend Menschen. 53 Vrgl. {DMSW} S. 43ff 27 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE SOUNDDESIGN Analysen Im folgenden Teil möchte ich analytisch auf das Sounddesign ausgewählter Zombiefilme eingehen. Bei der Auswahl der Filme habe ich mich an den Filmnennungen in diverser Fachliteratur orientiert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den wichtigsten Hollywood Produktionen. Zwar gibt es in der italienischen Filmbranche auch diverse Zombiefilme, jedoch werden diese in der Fachliteratur eher als B-Movies abgetan und für die allgemeine Weiterentwicklung des Zombiefilms an sich als nicht relevant angesehen. The White Zombie (1932) Als erster Zombiefilm beschäftigt sich THE WHITE ZOMBIE noch mit dem ursprünglichen Zombie-Mythos, bei dem Menschen durch ein bestimmtes VoodooRitual in willenlose Sklaven verwandelt werden. Die junge Madeleine Short reist gemeinsam mit ihrem Verlobten Neil Parker nach Haiti, um auf dem Anwesen ihres Freundes Beaumont zu heiraten. Bei ihrer kurzen Reise durch Haiti treffen sie auf die Einwohner, die ein Voodoo-Ritual mitten auf ihrem Weg abhalten. An Beaumonts Anwesen angekommen entdecken sie in einiger Entfernung die ersten Zombies – scheinbar ziellos umherirrende Menschen mit schwerfälligem Gang. Aus der Nähe betrachtet handelt es sich bei den Zombies um normale Menschen mit 28 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE leeren Blicken, die – sofern es ihnen nicht anders befohlen wurde – regungslos in der Gegend herumstehen. Auch klanglich manifestieren sich diese Zombies als seelenlose Wesen: Im gesamten Film geben die Zombies nicht ein einziges Geräusch von sich. Dieses Relikt der Stummfilmzeit innerhalb des noch sehr jungen Tonfilms 54 repräsentiert hierbei die Versklavung und damit die wortwörtliche Entmündigung. Mit der Versklavung durch einen fremden Geist (von Legrende, gespielt von Bela Lugosi) verlieren die Zombies die Möglichkeit, durch Sprache oder sonstige Lautäußerungen ihren freien Willen kundzutun. Da sich Beaumont in Madeleine verliebt hat, bittet er den Zuckermühlenbesitzer und „Magier“ Legrende, sie ebenfalls in einen Zombie zu verwandeln, so dass er über sie die Kontrolle übernehmen kann. Nachdem Legrende in einem finalen Kampf getötet wird, liegt Madeleine in den Armen ihres Verlobten und es vergeht ein spannungsvoller Moment, bis sie erlösend seinen Namen ausspricht. Die Sprache dient hierbei als Indikator für das Zurückgewinnen ihres eigenen freien Willens und dass der Voodoo-Zauber von ihr genommen wurde. 54 Der Tonfilm setzte sich seit 1927 durch. s. {SOUND01} S. 6 29 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Night Of The Living Dead (1968) Mit NIGHT OF THE LIVING DEAD setzte George A. Romero neue Maßstäbe im Zombiefilm. Hier werden die Zombies nicht mehr wie zuvor durch einen VoodooZauber erweckt und kontrolliert, sondern erscheinen erstmals als eigenständige Wesen, die von alleine aus den Gräbern steigen. Diese Eigenständigkeit der Zombies hat sich seit diesem Film im Horror-Genre durchgesetzt. Obwohl neue Maßstäbe gesetzt wurden, orientiert sich das Sounddesign von NIGHT OF THE LIVING DEAD die meiste Zeit über noch am klassischen Voodoo-Zombie: Die auferstandenen Toten agieren über den Großteil des Films, ohne einen Ton von sich zu geben. So begegnet die Protagonistin Barbara zusammen mit ihrem Bruder Johnny auf einem Friedhof dem ersten Zombie im Film. Dieser wandert still auf dem Friedhof ziellos umher und wird von Johnny zuerst noch humorvoll kommentiert. Auch bei der darauffolgenden Attacke gibt der Untote kein Geräusch von sich – man hört lediglich die Kampfgeräusche und Schreie von Barbara und Johnny. Selbst Bewegungsgeräusche durch die Kleidung des Zombies sind nicht zu hören. Michel Chion spricht dabei von einem „Hohlen Klang“55. Obwohl man die Bewegungen der Zombies sieht, existiert dazu kein passender Klang. Dieser Umstand wird angesichts der restlichen existierenden real wirkenden Klänge vom Zuschauer so hingenommen. 55 „Ein hohler Klang in einer audio-visuellen Sequenz ist ein Klang, den das Bild suggeriert, aber den man nicht hört, wohingegen andere Klänge, die mit der Szene assoziiert werden, hörbar sind, was dazu beiträgt, dass die vorhergehenden „stillschweigend einbezogen werden“ (obwohl sie nicht existieren).“ (s. {AUDVIS}, S.200) 30 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Auch als Barbara (Johnny wurde im Kampf mit dem Zombie niedergeschlagen) vor dem Zombie in ihr Auto flüchtet, gibt ihr Verfolger keine Klänge ab. Sie kann sich in ein nahegelegenes Haus flüchten, wo sie auf Ben trifft. Als dieser vor dem Haus gegen zwei Zombies kämpft, kann man vereinzeltes menschliches Stöhnen und Keuchen hören. Jedoch ist dabei unklar, ob es sich um die Geräusche der Zombies handelt oder ob diese von Ben stammen. Zurück im Haus wartet schon ein weiterer Zombie, den Ben mit einer Brechstange bekämpft. Dabei ist wieder ein hohles Stöhnen zu hören, das nun deutlicher vom Zombie zu stammen scheint. Als Ben daraufhin einen weiteren Zombie angreift, der durch die Tür ins Haus kommen will, ist nun eindeutig zu hören, dass der Zombie Geräusche von sich gibt. Dabei handelt es sich um ein dumpfes Stöhnen – die Zombies, die im Hintergrund zu erkennen sind, geben allerdings in dieser Situation keine Geräusche von sich. Erst als Ben die Zombieleiche vor dem Haus entsorgt und in Brand steckt, geben die restlichen Zombies leise Geräusche in Form von langgezogenem gierigen Stöhnen und stimmlichem Fauchen von sich. Dieses ist dabei eindeutig menschlichen Ursprungs. Während sich Ben und Barbara im Haus verschanzen und sich in Sicherheit wägen, hört man von Draußen lautes Grillenzirpen. Die Zombies sind allerdings wieder komplett verstummt, auch wenn gelegentliche Blicke nach Draußen die permanente Präsenz der Untoten darlegen. Auch ist nicht zu hören, ob die Zombies irgendwelche Aktionen ausführen oder gar versuchen, ins Haus zu kommen. Auch hier tritt wieder der oben beschriebene „Hohle Klang“ in Erscheinung. 31 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Als Ben die Zombieleiche verbrannte, ist deutlich geworden, dass die Zombies eine Abneigung gegen Feuer haben und davon deutlichen Abstand suchen. Also übergießt er einen Sessel mit Benzin, schiebt diesen vor die Tür und zündet ihn dort an. Die sich dort aufhaltenden Untoten weichen sofort zurück und geben dabei dumpfe Schreie der Angst oder Warnung von sich, als würden sie sich gegenseitig vor der drohenden Gefahr warnen wollen. Nach einiger Zeit im Haus bemerken die beiden eine Gruppe von fünf Leuten, die sich im Keller versteckt halten. Als sie mit zwei Männern (Tom und Harry) aus der Gruppe diskutieren, nähern sich die Zombies lautlos dem Haus und brechen mit ihren Armen durch die verbarrikadierten Fenster und versuchen, nach den Menschen zu greifen. Im Gegensatz zu den vorherigen Szenen agieren die Zombies nun wieder lautlos. Auch als einer der Untoten mehrfach angeschossen wird, gibt er keine Laut von sich. Als sich anschließend immer mehr Zombies dem Haus nähern, werden diese klanglich durch ein leises Keuchen, Stöhnen und leicht asthmatisch rasselndes Atmen untermalt. Ein wenig später versuchen Ben, Tom und dessen Frau, Bens Auto an einer nahegelegenen Zapfsäule zu betanken. Beim „Ausbruch“ aus dem Haus werden sie von wieder leise stöhnenden und asthmatisch atmenden Zombies erwartet, die von Harry aus dem oberen Stockwerk heraus mit Molotowcocktails56 beworfen werden. Mit Zünden der Brandsätze schreien die Zombies wieder ängstlich aber wortlos auf 56 Ein Molotowcocktail (auch Brandflasche genannt) ist ein Wurfbrandsatz, der oft aus einer Flasche besteht, die mit einer brennbaren Flüssigkeit befüllt ist. Um den Flaschenkopf ist ein brennendes Stück Stoff (o.ä.) befestigt. Geht die Flasche durch auftreffen auf das Ziel zu Bruch, entzündet sich die verteilende brennbare Flüssigkeit und hinterlässt einen Brandteppich. 32 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE und weichen sofort zurück. Im darauffolgenden Kampf werden die drei Flüchtenden von einer Gruppe fauchender und leise rasselnd atmender Zombies umringt, können aber ohne große Probleme fliehen. Während des Tankvorgangs gerät der Wagen von Ben in Flammen und explodiert schließlich, wobei Tom und seine Frau ums Leben kommen. Als die Zombies daraufhin Ben an der Tankstelle angreifen, klingen sie deutlich aggressiver fauchend als zuvor. Ben kann sich mit Mühe und Not ins Haus retten und nun ist auch das Fauchen der Zombies innerhalb des Hauses durch die verbarrikadierte Tür zu hören. Die Zombies bemerken, dass Ben nun außerhalb ihrer Reichweite ist und fallen deshalb gierig fauchend und lechzend über die Leichen von Tom und seiner Frau her. Den immer aggressiver klingenden Zombies gelingt es ins Haus einzudringen. Gemeinsam mit Harrys Tochter, die sich im Keller in einen Untoten verwandelt hat, gelingt es den Zombies, alle Menschen außer Ben, der sich im Keller verschanzen kann, zu töten. Allerdings wird er bei Tagesanbruch, als er sich wieder aus dem Keller herauswagen kann, von der Bürgerwehr fälschlicherweise für einen Zombie gehalten und von diesen erschossen. Insgesamt kann man bei NIGHT OF THE LIVING DEAD sagen, dass sich das Zombie Creature Sounddesign von der Tonlosigkeit über ein hohles Stöhnen bis hin zu einem aggressiven Fauchen allmählich steigert. Romero holt damit den Zuschauer beim gewohnten Zombieklang (oder besser gesagt Nicht-Klang) ab und führt anschließend seine neue Form des Zombie-Sounddesign ein, welches damit ebenfalls neue Maßstäbe setzte. 33 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Dawn Of The Dead (1978) George Romeros DAWN OF THE DEAD wurde als Nachfolger zu NIGHT OF THE LIVING DEAD produziert, jedoch kommen dort keine Figuren aus der Vorgeschichte vor. Der Film beginnt in einer Fernsehstation in der hektisch über die ausgebrochene Zombie-Pandemie diskutiert wird. Anschließend wird eine Gruppe von Polizisten gezeigt, die ein Haus stürmen, um es von Zombies zu befreien. Die dort auftretenden Zombies agieren entweder komplett lautlos oder mit einem leichten Stöhnen. Klanglich knüpft der Beginn von DAWN OF THE DEAD damit an das Creature Sounddesign von NIGHT OF THE LIVING DEAD an. Als die Polizisten einen Kellerraum betreten, treffen sie dort auf leise wimmernde und leicht knurrende Untote. Zwei der Polizisten (Peter Washington & Roger DeMarco) setzen sich zusammen mit einer Mitarbeiterin (Francine Parker) der Fernsehstation und dem Piloten (Stephen „Flyboy“ Andrews) des Verkehrshelikopters in diesem ab, um einen sicheren Ort vor den immer größer werden Zombiemassen zu finden. Sie überfliegen bei ihrer Suche einen Militärstützpunkt, der vereinzelt von ein paar Zombies bedrängt wird, die sich komplett lautlos dem Stützpunkt nähern. Aufgrund ihrer langsamen Fortbewegung und den weiten übersichtlichen Feldern rund um den Stützpunkt herum, stellen die Zombies keine Gefahr für die Soldaten dar, so dass dies auch klanglich durch die komplette Tonlosigkeit untermalt wird. Als die vier Flüchtenden an einem Flughafen zwischenlanden müssen, um ihren Helikopter aufzutanken, treffen sie dort auf einige Zombies, die im Gegensatz zu den vorherigen Zombies deutlich knurren und fauchen oder teilweise hohl stöhnen. Obwohl 34 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE diese Geräusche teilweise animalisch anmuten, sind sie dennoch erkennbar menschlichen Ursprungs. Da es in dieser Szene zu direkten Attacken durch die Zombies kommt, besteht hier auch eine direkte Gefahr für die Protagonisten – also werden die Untoten entsprechend furchteinflößender und aggressiver ausgestaltet. Sie können trotz der Zombie-Angriffe unversehrt mit dem aufgetankten Helikopter weiterfliegen und landen schließlich auf dem Dach eines Einkaufszentrums. Da sie dort durch die Dachfenster eine große Ansammlung von Notvorräten entdecken, beschließen sie, das Einkaufszentrum zu betreten und sich dort zu verstecken. Die im Kaufhaus ziellos umherwandernden Zombies geben nun wieder keine Geräusche von sich. Selbst als die Gruppe den Strom im Einkaufszentrum wieder anstellt und somit auch die Rolltreppen oder die Kaufhausmusik wieder in Gang setzt, geben die Untoten keine Laute der Überraschung von sich – selbst nicht die Zombies, die sich auf den gerade startenden Rolltreppen aufhalten. Als die beiden Polizisten durch die Einkaufspassage rennen, um zu einem der Geschäfte zu gelangen, laufen sie durch eine große Masse voller stumm agierender Zombies. Nachdem diese aber die beiden Menschen bemerkt haben, verändert sich ihr Auftreten und sie beginnen, die Beiden unter aggressivem Knurren und Fauchen vor dem Geschäft zu bedrängen und sie anzugreifen. Die Zombie-Geräusche klingen dabei größtenteils menschlich, allerdings mischen sich darunter auch ein paar tierisch anmutende Laute, die allerdings auch einen menschlichen Ursprung haben. Im sicheren Geschäft angekommen, geben die beiden Polizisten sich einem Konsumrausch hin57, während die Zombies vor der wieder verschlossenen Tür dumpf knurrend und hohl stöhnend versuchen, diese zu öffnen. 57 Hier kommt die Konsumkritik von DAWN OF THE DEAD sehr gut zur Geltung. 35 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Als die beiden Polizisten als Ablenkungsmanöver durch Lärm noch mehr Zombies an die Tür locken, wird der Klang der provozierten Untoten deutlich aggressiver, ist allerdings immer noch eindeutig als menschlich identifizierbar. Währenddessen untersucht Stephen, der Helikopterpilot, den Heizungskeller des Einkaufszentrums und trifft dort auf einen einzelnen Zombie, der wiederum komplett lautlos durch die Gänge schleicht. Man könnte annehmen, dass er demnach keine direkte Gefahr für Stephen darstellt. Als es jedoch zur direkten Attacke auf Stephen kommt, bleibt der Zombie immer noch komplett still. Als Stephen wieder aus dem Keller flüchten kann, wird er auf einem schmalen Gang von drei fauchend klingenden Zombies erwartet, wird aber von den beiden Polizisten gerettet. Bei der gemeinsamen Flucht durch die Einkaufspassage müssen die drei wieder an vielen lautlosen Untoten vorbei. Erst als diese die Drei bemerken, erwachen sie klanglich zum Leben und beginnen langsam, leise und hohl zu stöhnen. Am Geschäft angekommen klingt die Zombiemenge nun schon deutlich agressiver fauchend und knurrend – ähnlich wie in der ersten Situation am Geschäft. Innerhalb des Geschäftes werden die Drei von einem einzelnen Zombie überraschend angegriffen. Dieser gibt im Kampf ein angestrengtes und hungrig lechzendes Stöhnen von sich. Parallel dazu dringt ein weiterer einzelner Zombie in das Versteck von Francine vor. Im Gegensatz zum Zombie im Geschäft agiert dieser wiederum komplett lautlos – auch bei der Attacke auf Francine, welche durch die drei ankommenden Männer gestoppt werden kann, agiert der Untote ohne einen einzigen Ton von sich zu geben. 36 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Bei dem Versuch, die Kaufhaustüren mit Hilfe von vor dem Kaufhaus parkenden Lastkraftwagen zu verbarrikadieren, werden die beiden Polizisten von lautlos agierenden Zombies angegriffen. Bei diesem Angriff wird Roger von einem Zombie gebissen, kann sich aber zusammen mit Peter wieder im Einkaufszentrum in Sicherheit bringen. In den folgenden Tagen gelingt es der Gruppe nach einigen Kämpfen, in denen die Zombies immer aggressiver fauchend und knurrend klingen, das Einkaufszentrum von den Zombies zu befreien. Allerdings stirbt Roger an den Folgen des Zombiebisses und verwandelt sich kurze Zeit später selbst in einen Zombie, woraufhin er von Peter erschossen wird. Die Verwandlung von Rogers Leichnam in einen Zombie verläuft dabei komplett tonlos. Nachdem sich die restliche Gruppe einige Zeit dem Konsum hingegeben hat, taucht eine Gruppe von Motorradfahrern auf und stürmt das vermeintlich leere Einkaufszentrum. Vor der Tür kämpfen sie sich dabei durch die immer noch vorhandene Menge an Zombies. Diese gehen allerdings im Lärm der Motoren und im Geschrei der Rockerbande komplett unter. Die Zombies verkommen zu Nebenakteuren der Handlung und treten dabei auch klanglich in den Hintergrund. Die Situation eskaliert und die beiden (nicht infizierten) Gruppen beginnen, sich zu bekämpfen. Während des Kampfes greifen nun auch die Zombies in das Geschehen wieder ein und attackieren die etwas überraschten Rocker. Dabei klingen die wieder auf der Bildfläche erschienenen Zombies nun wieder deutlich aggressiv schreiend, wobei sie nun den Motorenlärm übertönen können. Während des Kampfes wird Stephen von einer Gruppe aggressiv fauchender Zombies angegriffen. Diese geben dabei beinahe tierische Laute von sich, die aber noch 37 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE eindeutig erkennbar einen menschlichen Ursprung besitzen. Er wird von den Untoten überwältigt und verwandelt sich in einen Zombie, woraufhin er mit diesen zusammen das Versteck seiner ehemaligen Freunde attackiert. Dabei klingen die in das Versteck eindringenden Zombies beinahe unmenschlich klagend jaulend. Vor allem der anführende „Stephen-Zombie“ klingt in dieser Szene besonders nach einer Mischung aus tierischen und menschlichen Geräuschen. Die in die Enge gedrängten Francine und Peter gelingt die Flucht zum Helikopter auf dem Dach des Einkaufszentrums und sie können mit diesem fliehen. 38 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Day Of The Dead (1985) Bei DAY OF THE DEAD handelt es sich um die zweite Fortsetzung zu NIGHT OF THE LIVING DEAD. Jedoch stellt auch diese Fortsetzung, genau so wie auch schon DAWN OF THE DEAD keine direkt anschließende Fortsetzung mit wieder vorkommenden Charakteren dar. Vielmehr wird die Hintergrundgeschichte aus den beiden Vorgängern aufgegriffen, um darauf eine neue Handlung aufzubauen. Der Film beginnt mit einer Gruppe von Wissenschaftlern, die mit einem Helikopter in einer verlassenen Stadt landen, um dort nach Überlebenden der Zombie Apokalypse zu suchen. Angelockt von deren Rufen verlassen die dort lebenden Zombies ihre Verstecke und kommen auf die Wissenschaftler zu. Dabei besticht schon der erste Zombie mit neuen visuellen Effekten (im Vergleich zu den Vorgängern), da ihm der komplette Unterkiefer fehlt, wodurch seine Zunge frei vor dem Hals herunterhängt. Durch diese visuelle Zersetzung des Sprachapparates manifestiert sich dieser Zombie nur durch kehlig klingende Laute, da er zu mehr nicht in der Lage ist.58 Auch die restlichen Zombies geben größtenteils nur kehlige asthmatische Geräusche oder angestrengtes Stöhnen von sich, obwohl bei ihnen der Mundraum (scheinbar) noch komplett intakt ist. Obwohl die einzelnen Zombies für sich genommen eigentlich nur leise Töne von sich geben, übertönt die immer größer werdende stöhnende Masse der Zombies dennoch den Motorenlärm des immer noch laufenden Helikopters, so dass selbst der Pilot direkt am Helikopter die näher kommende Menge hören kann. 58 Interessanterweise werden die Zombies hier in mehreren Einstellungen zusammen mit wilden Tieren (Krokodil und Vogelspinne) gezeigt, wodurch sie visuell mit einem tierischen und gefährlichen Charakter assoziiert werden sollen. 39 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Da die Wissenschaftler keine Überlebenden finden können, machen sie sich auf den Weg zurück in ihr unterirdisches Labor, welches in einem verlassenes Raketensilo gebaut wurde. Dort angekommen kündigt entferntes und verhalltes dumpfes Stöhnen die Präsenz von größeren Gruppe von Zombies innerhalb eines speziell abgetrennten Höhlenbereiches an. Zusätzlich zum hohlen Stöhnen tauchen auch ein paar vereinzelte, menschlich klingende Schreie auf, die sich von der Zombiemenge absetzen können. Um ein paar Zombies zu wissenschaftlichen Zwecken einzufangen, wird zusammen mit ein paar Soldaten, die sich zum Schutz der Wissenschaftler im Labor befinden, die Zombie-Gruppe zur Absperrung des Höhlenbereiches gelockt, wo dann aus der Menge zwei Zombies herausgeholt werden. Die so eingefangenen beiden Zombies geben aggressive aber auch ängstlich klingende Schmerzensschreie von sich, als sie versuchen, sich von den Halsketten, die ihnen angelegt wurden, zu befreien. Während die Wissenschaftler und Soldaten damit beschäftigt sind, die beiden gefangenen Zombies unter Kontrolle zu behalten, versuchen die restlichen Untoten, gierig schreiend durch die Absperrung nach den Wissenschaftlern zu greifen. Im Labor von Dr. Logan, der von allen nur „Frankenstein“ 59 genannt wird, gibt ein angeketteter Zombie ein dumpfes Stöhnen von sich, als sich die Wissenschaftlerin Sarah ihm nähert. Dr. Logan ist der Meinung, dass in den Zombies noch eine gewisse Erinnerung an ihr menschliches Leben vorhanden ist und dass man sie von ihren Instinkten nach Menschenfleisch befreien könnte. Im Kontakt mit den Wissenschaftlern kommt es allerdings immer wieder zu Situationen, in denen die Zombies toben und randalieren. Dabei schreien die Zombies wild und aggressiv, geben aber auch emotionale Laute (die zum Beispiel Wut oder Angst ausdrücken) von sich. Aber auch das für Zombies typische hohle Stöhnen ist bei 59 In Anlehnung an Mary Shelleys Viktor Frankenstein, der im Roman FRANKENSTEIN MODERNE ODER DER PROMETHEUS einen künstlichen Menschen erschaffen will. 40 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE diesen Zombies zu hören. Als „Frankensteins“ bestes Vorzeigeobjekt, wenn es um die „Resozialisierung“ der Untoten geht, dient der Zombie namens Bub. Dieser besitzt einen sehr prägnanten röchelnden und fast schon asthmatischen Klang. Bei ihm sind die Anzeichen von Intelligenz im Vergleich zu den anderen Zombies besonders erkennbar. So reagiert er zum Beispiel auf ein paar Alltagsgegenstände, die Dr. Logan ihm gibt und scheint sich an deren Funktion zu erinnern. Dabei gibt er immer wieder mal ein röchelndes Stöhnen von sich. Im großen und Ganzen ist das Verhalten von Bub sehr ruhig, was sich auch in einer ruhigen und zurückhaltenden Klanggestaltung wiederspiegelt. Selbst als ein paar Soldaten hektisch den Raum betreten, lässt Bub sich nicht aus der Ruhe bringen. Als weitere Demonstration der Intelligenz von Bub, bittet Dr. Logan ihn, „Hallo Tante Alicia!“ zu sagen. Es folgt eine schlecht artikulierte Antwort, bei der aber deutlich ein geröcheltes „'licia“ zu hören ist. Während in Zombiefilmen in der Regel das kausale Hören60 überwiegt, welches den Zuschauer nach der Quelle eines (Zombie-)Geräusches fragen lässt, kommt in dieser Situation das semantische Hören 61 hinzu. Da hier offensichtlich ist, dass Bub probiert, die Worte nachzusprechen, versucht der Zuschauer nun, im Gegensatz zu den sonstigen Lauten in anderen Zombiefilmen, aus Bubs Lautäußerungen einen Inhalt („'licia“) herauszuhören. Bei einem anschließenden Experiment, bei dem Dr. Logan Bub eine nicht geladene Waffe gibt, zeigt dieser emotionale Regungen. So gibt er ein aggressives Knurren von 60 „Kausales Hören interessiert sich für alle Hinweise, die den Hörer mit Hilfe des Tons über dessen Ursprung informieren: Welches ist das Objekt, das Phänomen, das Wesen, dass [sic] das Geräusch erzeugt, wo befindet es sich, wie verhält es sich, bewegt es sich usw.?“ (s. {AUDVIS}, S.201) 61 „Pierre Schaeffer nennt das Hören „semantisch“, das in bestimmten Kontexten mit einem kodierten Tonsignal zu tun hat (dessen bekanntestes Beispiel die gesprochene Sprache ist, aber auch ein Morsecode oder ein Code zwischen Gefangenen sein kann) und sich dafür interessiert, dieses Signal zu dekodieren, um die Nachricht zu verstehen.“ (s. {AUDVIS}, S. 201) 41 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE sich, als er mit der Waffe auf den Captain der Soldaten zielt und anschließend enttäuschte Laute, als die Waffe keinen Schuss abfeuert und er bemerkt, dass diese nicht geladen ist. Als der Captain daraufhin seine Waffe auf Bub richtet, gibt dieser ein ängstliches Wimmern von sich. Somit ist auch anhand der klanglichen Reaktion dieses Zombies gezeigt, dass in den Untoten immer noch ein menschlicher Kern zu stecken scheint, den Dr. Logan in seinen Experimenten hervorzubringen versucht. Als die Wissenschaftler weitere Zombies einfangen wollen (untermalt von Würgegeräuschen und kratzigen Schreien der Zombies), kommt es zu einem Unfall, bei dem sich einer der Zombies befreien kann und dabei den Wissenschaftler Miguel beißt. Um eine mögliche Infektion durch den Biss zu verhindern, wird ihm der Arm abgetrennt und die Wunde versorgt. Für ein weiteres Experiment spielt Dr. Logan Bub „Ode an die Freude“62 vor, worauf dieser beinahe genießend ein dumpfes kratzendes Stöhnen von sich gibt. Auch hier sind wieder enttäuschende Klänge zu hören, als Dr. Logan ihm die Musik wieder wegnimmt. Nach einiger Zeit erfahren die restlichen Wissenschaftler und die Soldaten, dass Logan seine Zombies mit Menschenfleisch füttert, um ihre übriggebliebenen Instinkte zu befriedigen, worauf die Lage zwischen den Wissenschaftlern und den Soldaten eskaliert. Captain Rhodes erschießt „Frankenstein“ und will mit seinen Männern die Anlage verlassen. Um den Helikopterpiloten zu zwingen, die Soldaten vom Labor wegzufliegen tötet Rhodes einen weiteren Wissenschaftler und liefert die übrigen Beiden den Zombies aus. Sowohl die beiden den Zombies ausgesetzten Wissenschaftler als auch der gebissene Miguel können sich an die Oberfläche retten. Miguel öffnet für die Zombies den 62 Vierter Satz aus der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven 42 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Eingang zum Raketensilo, worauf die Zombies in die Anlage eindringen und die Soldaten töten. Lediglich der Pilot Paul kann fliehen. Die eindringende Masse von Zombies gibt dabei eine große Bandbreite an Geräuschen sich: neben aggressivem Knurren und hohlen Stöhngeräuschen sind auch jaulende und heulende Laute auszumachen. Die beiden Wissenschaftler Sarah und Bill sowie der Pilot John können sich vor einer Gruppe jaulender und heulender Zombies zum Helikopter retten. Dort angekommen, greifen in einem Schockmoment, begleitet von einem stark aggressiven Fauchen, Zombie-Hände nach Sarah. Direkt danach wacht Sarah vor dem Helikopter auf einer sonnigen Insel auf. 43 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Resident Evil (2002) Nachdem durch einen biologischen Anschlag ein Killervirus freigesetzt wurde, dringt ein Sicherheitsteam der Umbrella Corporation in den sogenannten Hive, einen geheimen unterirdischen Forschungskomplex ein, um den scheinbar außer Kontrolle geratenen Sicherheitscomputer der Einrichtung auszuschalten. Dabei deaktivieren sie jedoch auch den Sicherheitsmechanismus, der die, durch den Virus mutierten Zombies unter Kontrolle halten soll, so dass diese freigelassen werden und Jagd auf das Sicherheitsteam machen. Bei diesem ersten Zombiefilm des neuen Jahrtausends handelt es sich im Grunde genommen um eine zombifizierte Version von ALICE IM WUNDERLAND. So lautet der Name der Protagonistin Alice63 und die Computeranlage der unterirdischen Forschunganlage (in der mit weißen Kaninchen experimentiert wird) hört auf den Namen Red Queen, eine Anspielung auf die Herzkönigin. Da der gesamte Film eine Anspielung auf diesen Fantasie-Roman darstellt, ist es nur nachvollziehbar, dass auch die Zombies ein ausgefallenes und realitätsfremdes Creature-Sounddesign erhalten. Nach Abschalten des Sicherheitscomputers begegnet das Sicherheitsteam der Umbrella Corporation sehr schnell dem ersten mutierten Zombie. Dieser manifestiert sich klanglich durch ein noch menschliches Fauchen, welches hörbar mit tierischen Klangelementen unterlegt ist. Auch die weiteren Zombies besitzen diesen fauchenden Klang, jedoch kommt mit zunehmender Masse an Zombies ein bassiges Grollen und Knurren (wie das eines 63 Der Name wird im Film nicht genannt, wird jedoch im Abspann offenbart. 44 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE großen Hundes) hinzu, um den Zombiehorden in audiovisueller Wechselwirkung noch mehr Masse und Bedrohlichkeit zu verleihen. Dabei fällt auf, dass sich die Zombiegeräusche aus mehreren klanglichen Ebenen zusammensetzen. Auf einen realistischen Klang wurde in diesem „Alice-ImWunderland-Szenario“ nicht geachtet. Stattdessen sollen die Zombiewesen einen möglichst fremdartigen und bedrohlichen Charakter erhalten, der mehr an tierische als an menschliche Lebewesen erinnern soll. Da es im Film auch mutierte Zombie-Wachhunde gibt (ein besonders erwähnenswerter Punkt, da die Zombiefizierung in der Filmgeschichte eigentlich den Menschen vorbehalten ist), muss sich der Klang dieser Tiere auch besonders von den „menschlichen“ Zombies mit ihren tierischen Geräusche abheben. So klingen diese Zombiehunde nach einem deutlich herunter gepitchten Hunde- oder Wolfsknurren, dass im Vergleich zu den menschenlichen Zombies deutlich tiefer und noch viel aggressiver klingt – es erinnert vielmehr an das grollende Knurren eines Löwen als an einen Hund. Der menschliche Zombieklang unterscheidet sich hauptsächlich durch den fauchenden Hauptklang, der bei den Hunden komplett fehlt. 45 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE 28 Days Later (2002) In diesem britischen Horrorfilm wird von einer Virus-Pandemie erzählt, welche die moderne Gesellschaft komplett zusammenbrechen lässt. Obwohl im Film selbst der Begriff Zombie nicht erwähnt wird, lässt er sich durch das typische zombiehafte Verhalten und auch das visuelle Auftreten der Infizierten dem Zombiefilm zuordnen. Als eine Gruppe Umweltaktivisten in ein Affenversuchslabor in Cambridge 64 einbricht, um die dort gehaltenen Schimpansen zu befreien, lösen sie unbeabsichtigt eine weltweite Katastrophe aus: die Schimpansen wurden mit einer (auch für den Menschen) hochgradig ansteckenden Krankheit infiziert, die zu unkontrollierter Wut führt. Als der erste Affe befreit ist, greift dieser direkt eine Aktivistin an, die nach einem Biss innerhalb weniger Sekunden selbst zu einem „Zombie“65 mutiert und daraufhin ihre eigene Gruppe attackiert. Obwohl es eine schnelle visuelle Veränderung der infizierten Aktivistin gibt, ist klanglich noch kein besonderes Creature Sounddesign zu erkennen, zu mal der kurze fauchende Schrei, den die frische Infizierte von sich gibt, im Geschrei der Schimpansen untergeht. Der Film wird die titelgebenden 28 Tage später fortgesetzt, als der Protagonist Jim in einem völlig leeren und absolut stillen Krankenhaus in London erwacht. Das Krankenhaus und auch die Stadt selbst erscheinen komplett ausgestorben und es sind weder tierische66 noch menschengemachte Geräusche zu hören. 64 ca. 80km nördöstlich von London 65 Im Film wird allgemein nur von „Infizierten“ gesprochen 66 Vögel sind neben Jim die einzigen sichtbaren Lebewesen 46 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Erst als Jim auf seiner Suche nach anderen Menschen eine Kirche betritt, wird er von einem infizierten Priester attackiert. Dieser ist klanglich durch menschliches und realistisch klingendes Röcheln untermalt. Auf eine besondere Ausgestaltung eines Zombie Sounddesigns wird hierbei verzichtet – wohl auch, um Jims subjektiven Blickwinkel auf den Infizierte wiederzugeben, da er nicht erkennt, dass es sich um einen Bedrohung für ihn handelt. Vielmehr sieht Jim im infizierten Priester einen Menschen, der seine Hilfe benötigen könnte. Auf der darauffolgenden Flucht vor weiteren Infizierten erhalten diese ein deutlich erweitertes Creature Sounddesign: Obwohl die Zombie-Klänge eindeutig menschlichen Ursprungs sind, werden diese jedoch deutlich elektronisch verfremdet und moduliert wiedergegeben. Dies kommt besonders zur Geltung, als Jim Unterstützung von zwei weiteren Überlebenden erhält, welche die Infizierten mit Molotowcocktails in Brand stecken. Die dabei auftretenden Schreie der Zombies klingen ebenfalls noch menschlich, aber man hört heraus, dass es sich hierbei um ein aus mehreren Klängen geschichtetes Sounddesign handelt. Jim schließt sich den beiden Überlebenden an und versucht mit ihnen, einen sicheren Ort zu finden. Dabei werden sie sie zwei Mal von Infizierten angegriffen, wobei einer der beiden ums Leben kommt. Dabei klingen auch hier die Geräusche der Infizierten nach einer Mischung aus natürlichen menschlichen Klängen sowie modulierten und veränderten menschlichen Schreien. Während des zweiten Angriffs treffen sie auf Frank mit dessen Tochter Hannah, die mit Ihnen gemeinsam Richtung Manchester aufbrechen wollen, da von dort eine militärische Nachricht gesendet wird, die von einer sicheren Zone berichtet. Auf der Reise Richtung Manchester hat ihr Wagen eine Reifenpanne. Bei der 47 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE anschließenden Reparatur werden sie von einer Horde Ratten überrascht, die vor einer kleinen Gruppe Infizierter weglaufen. Interessanterweise gibt es in dieser Szene keine klangliche Ankündigung der „Zombies“. Man sieht schon eine ganze Zeit lang die Schatten, der näher kommenden Bedrohung, bevor man auch nur das erste Geräusch von ihnen hört. Die hörbare Masse an Infizierten entspricht dabei nicht der visuellen Größe: Man hört nur vereinzelte Schreie (nach dem bekannten Schema), während viel mehr Infizierte zu sehen sind. Bei ihrer Ankunft an der Außengrenze von Manchester wird Frank durch einen Tropfen Blut, der in sein Auge tropft, infiziert. Bei der darauffolgenden Verwandlung wird Frank immer aggressiver (aber immer noch mit menschlichem Klang), bis sich ein spontaner Wechsel im Sounddesign vollzieht und Frank plötzlich einen stark verfremdeten und hörbar über die Szene gelegten Klang erhält. Sie werden durch Soldaten gerettet und in deren befestigte Basis gebracht, die sich später als eine perfide Falle für die drei Überlebenden herausstellt. Auch hier werden die Menschen von zwei Gruppen Infizierter angegriffen und auch hierbei ist wieder die gleiche klangliche Ausgestaltung der Reifenpannen-Szene zu erkennen: Man hört die Angreifer erst, als der Angriff begonnen hat und auch während der Kämpfe hört man nur vereinzelte Zombie-Klänge, die wie gewohnt zwischen menschlichen und unmenschlich verfremdeten Klängen hin und her schwanken. 48 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Dawn Of The Dead (2004) In Zack Snyders Remake von Romeros DAWN OF THE DEAD (1978) breitet sich die Zombie-Apokalypse quasi über Nacht in den USA aus. So erwacht die Protagonistin Ana am Morgen und wird direkt in ihrem eigenen Schlafzimmer zusammen mit ihrem Mann von der „zombifizierten“ Nachbarstochter angegriffen. Ana kann diesen Angriff abwehren, ihr Mann wird allerdings von dem Mädchen getötet und verwandelt sich innerhalb kurzer Zeit selbst in einen Zombie. Klanglich werden die Zombies hier sehr schnell als unmenschliche Wesen charakterisiert, in dem sie ein raubtierhaftes Kreischen von sich geben. Auf der Flucht mit dem Auto wird schnell klar, dass die Zombie-Apokalypse in vollen Gange ist und Ana den eigentlichen Ausbruch verschlafen hat. In der chaotischen Szenerie verliert sie die Kontrolle über ihren Wagen und baut einen Unfall, woraufhin die den Polizisten Kenneth trifft, der sie direkt mit einer Waffe bedroht und sie auffordert, etwas zu sagen („Los, sag was!“). Kenneth macht in dieser Szene deutlich, dass für ihn nicht der optische Eindruck zur Differenzierung zwischen Mensch und Zombie ausschlaggebend ist. Vielmehr dient für ihn die Sprache und somit die Fähigkeit zur Kommunikation als Beweis für die Menschlichkeit Anas. Ebenso wie durch die erlösenden Worte von Madeleine Short in THE WHITE ZOMBIE (1932) wird durch Anas Worte die Spannung dieser bedrohlichen Situation gelöst. Die Sprache dient hier als der wichtigste Indikator für den Menschen im Vergleich zu den animalischen Zombies. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe flüchten sich Ana und Kenneth in ein 49 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE nahegelegenes Einkaufszentrum67, wo sie sich zusammen mit einigen Wachmännern verschanzen können, nachdem sie noch vereinzelte Zombies innerhalb des Einkaufspassage ausschalten konnten. Klanglich liegen diese Zombies wie in der Anfangsszene im tierischen Bereich. Betrachtet man die Laute, die von den einzelnen Zombies wiedergegeben werden, so kann man daraus keine bestimmte Tierart heraushören. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine (auch teilweise vermischte) Verwendung von verschiedenen Tiergeräuschen. So erklingen die Zombies mal wie brüllende massive Raubkatzen, dann eher wie knurrende Hunde, zwischendurch dann aber auch wie quiekende Schweine. Als die Gruppe weitere Überlebende in das Einkaufszentrum hinein lässt, befindet sich unter den Neuankömmlingen auch eine infizierte Frau, bei der die Zombifizierung jedoch noch nicht begonnen hat. Sie verwandelt sich innerhalb eines Geschäftes in einen Zombie, wobei diese Verwandlung auch klanglich begleitet wird. Die sterbende Frau erklingt während ihres Sterbeprozesses zuerst als Mensch und gibt dabei noch ein als deutlich menschlich erkennbares Stöhnen und Keuchen von sich. Dieses wird allerdings immer mehr mit fremdartigen und unmenschlichen Lauten vermischt. 67 Romeros Version für DAWN OF THE DEAD von 1978 wird im Allgemeinen als Kritik an der modernen Konsumgesellschaft gedeutet. (s. {ZOIHF} S.14) Auch in Snyders Remake gibt es eine Szene, in der die Verbarrikadierten sich maßlos an den zur Verfügung stehenden Konsumgütern bedienen. Als die Zombies immer mehr zum Einkaufszentrum strömen, mutmaßt Kenneth, dass sie wohlmöglich alle aus Gewohnheit dorthin kommen. Diese Vermutung wurde auch schon im Original von `78 geäußert. (Klanglich interessante Randnotiz: Während die Gruppe um Ana und Kenneth in das Einkaufszentrum eindringt, läuft über die Lautsprecheranlage „Don't Worry, Be Happy“ von Bobby McFerrin in Form einer Kaufhausmusik (oder auch Muzak). Hierdurch wird die scheinbare Sorglosigkeit der Konsumwelt untermalt.) 50 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Nachdem die Frau ihren letzten asthmatischen Atemzug vollzogen hat, steht sie kurze Zeit später mit einem gelayerten68 tierischen Schrei als Zombie wieder auf. Vor den verschlossenen Eingangstüren des Einkaufszentrums versammeln sich allmählich immer mehr Zombies69, deren tierische Schreie in der Nacht im Kaufhaus als Zeichen der permanenten Bedrohung durch den Gebäudekomplex hallen. Tagsüber herrscht außerhalb des Zentrums eine permanente Zombie-Walla 70, welche die Anmutung einer wildgewordenen Affenhorde im Zoo besitzt. Der tierische Klang der Zombies setzt sich bis zum Ende des Films fort und es lassen sich dabei unterschiedliche Tiere ausmachen, die als Vorlage gedient haben. Neben dem Knurren von Hunden oder dem Quieken von Schweinen, kann man auch das Fauchen von größeren Vögeln (z.B. Schwan), das Jaulen einer Katze, ein Wolfsknurren oder den Aufschrei eines Ochsen heraushören. Besonders erwähnenswert ist eine Szene, in der mit den tierischen Lauten der Zombies bewusst gespielt wird: Als einige Mitglieder der Gruppe in die Tiefgarage des Einkaufszentrums vordringen, erwartet sie in den dunklen Ecken hinter den Parkhauspfeilern ein akusmatisches71, bedrohliches und fremdartiges Knurren, welches sich lauernd um sie herum bewegt. Dieses Geräusch unterscheidet sich dabei nicht von 68 Von Layer (engl.): Schicht, Ebene 69 s. 67 70 Bei „Walla“ handelt es sich um den Begriff für ein permanentes menschliches Stimmengewirr einer größeren Menschenansammlung. Früher wurde dieser Effekt dadurch erzeugt, dass mehrere Sprecher vor ein Mikrofon gestellt wurden, um dann vor sich hin zu sprechen (es wird allgemein behauptet, dass es üblich war, dass die Sprecher wiederholt „Walla“ sagten, um damit den typischen Klang der amerikanischen Sprache zu imitieren, wodurch sich dieser Begriff als Namen für diesen Effekt durchgesetzt hat.) 71 „Akusmatische Situation“ nach Michel Chion & Pierre Schaeffer: „Man hört den Ton, ohne den Ursprung seiner Herkunft zu sehen.“ (s. {AUDVIS} S. 197f) 51 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE den bereits vorher etablierten Zombiegeräuschen. Erst im Moment der Desakusmatisierung72, als sich die Quelle der fremdartigen Laute aus den Schatten heraus ins Licht begibt, verändert sich der bedrohliche Klang in ein ängstliches Winseln und normales Bellen und man sieht parallel dazu im Bild einen Hund auftauchen, der fortan zum Begleiter der Menschen wird. In dieser Szene wird der Zuschauer über das kausale Hören der Geräusche in die Irre geführt, so dass er mit einer Attacke von Zombies rechnet. Diese folgt erst nach der Entdeckung des Hundes. Jedoch bewegen sich hierbei die Zombies bis zum Moment der Attacke lautlos auf die Menschengruppe zu, um dann im finalen Moment laut loszuschlagen. Dabei wird von einem sogenannten „Zirkuseffekt“ gesprochen „Die Stille wirkt als Antizipation einer Gefahr, die plötzlich mit großer Lautstärke hereinbricht. Es sind kurze, stille Pausen zwischen lauten Blöcken, die eine Schrecksekunde markieren, in welcher die Figuren und wir vergessen zu atmen. Ich nenne diese Erscheinung ZIRKUSEFFEKT, weil sie mit dem abgebrochenen Trommelwirbel vor atemberaubenden Kunststücken im Zirkus vergleichbar ist.“73 Somit wird das vermeintliche Gefühl der Sicherheit, welches sich nach der Desakusmatisierung des Hundes wieder aufgebaut hat, in einem Schockmoment abrupt wieder zerrissen. 72 „Ein absichtlich negativ gewählter Begriff, der den Prozess beschreibt, durch den sich ein Akousmètre (88) visuell in ein An-Akousmètre (90) im Blickfeld materialisiert [...]“ (s. {AUDVIS} S. 199) 73 S. {SOUND02} S. 236 52 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Vergleich Dawn Of The Dead (1978 & 2004) Während die Zombies in der 1978er Version noch sehr oft lautlos agieren und nur in bestimmten Situationen (die dabei keinem nachvollziehbaren Muster folgen) hohles Stöhnen oder aggressives Knurren oder Fauchen von sich geben, ertönt in der 2004er Neuverfilmung ein durchaus künstlich gestaltetes Creature Sounddesign. Im Originalfilm haben die Zombie-Klänge noch allesamt menschlichen Ursprung, wobei es erste Andeutungen auf einen animalischen Klang gibt. Im Remake wurde dagegen eine Vielzahl von tierischen Geräuschen benutzt, um damit die Zombies klanglich zu gestalten. So sind unter anderem Schweinequieken, Wolfs- und Hundeknurren oder das Brüllen von Raubkatzen auszumachen, die übereinander gelegt oder einzeln abgespielt die Zombie-Klänge ergeben. Aber auch die lautlosen Zombies aus dem 1978er Film werden in der Neuverfilmung wieder aufgegriffen: Nachdem in der Tiefgaragen-Szene der Hund für eine akustische Irritation beim Zuschauer gesorgt hat, nähern sich die „echten“ Zombies lautlos der Gruppe, um dann mit voller klanglicher Intensität loszuschlagen („Zirkuseffekt“ s.o.). 53 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE World War Z (2013) I n WORLD WAR Z von Marc Forster geht es um den ehemaligen UN-Mitarbeiter Gerry Lane, der nach Ausbruch einer weltweiten Zombie-Pandemie durch viele verschiedene Länder reist, um dort nach einem Gegenmittel für die Epidemie zu suchen. Als Lane mit seiner Familie im Auto durch Philadelphia unterwegs ist, bricht plötzlich eine Zombie-Epidemie aus, bei der sich die gebissenen Opfer innerhalb von wenigen Sekunden selbst in mörderische Zombies verwandeln. Durch diese schnelle Verwandlung breitet sich die Zombifizierung wie eine Flutwelle innerhalb der Stadt aus. Zu Beginn des Films geben die Zombies dabei ein animalisches Schreien, Knurren und Grunzen von sich, welches aber noch einen erkennbaren menschlichen Charakter aufweist. Lane kann sich mit seiner Familie in ein Hochhaus flüchten, nachdem sie telefonisch Kontakt mit der UN aufgenommen haben, die sie vom Dach des Hochhauses retten soll. Beim Betreten des Gebäudes werden sie vom bellenden Klang der Zombies und spitzen schrillen Schreien begleitet. Innerhalb des Gebäudes können sie Zuflucht in der Wohnung einer dort lebenden Familie finden. Allerdings kündigen weitere spitze Schreie und vereinzeltes Bellen das Vordringen der Zombies innerhalb des Hochhauses an. Diese Zombiegeräusche haben nun jeglichen menschlichen Charakter verloren und klingen nun vielmehr nach tierischen Rufen. Gesteigert wird diese Entwicklung bei der 54 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE folgenden actionreichen Flucht auf das Hochhausdach, bei der Gerry Lane und seine Familie unmittelbar von einer Horde Zombies verfolgt werden. Hierbei umfassen die Zombiegeräusche eine Bandbreite, die von Schweinequieken bis hin zu den rasselnden Lauten der Raptoren aus Jurassic Park74 reicht. Mit dieser Szene hat sich die Verwandlung der zuerst noch menschlichen Klänge hin zu den tierischen Lauten der Zombies komplett vollzogen. Fortan wird die Vertonung der Zombies mit hellen und spitzen Klängen fortgeführt. Dabei werden diese Laute des öfteren dazu benutzt, um das Näherkommen der Zombies klanglich anzukündigen. Insgesamt kann man auch in diesem Zombiefilm verschiedene Tiere als Geräuschquellen ausmachen, wobei sich der Großteil der Zombies mehr auf ein schweineartiges Quieken und Kreischen beschränkt. Bei diesem Creature Sounddesign tritt besonders der Effekt der bereits oben genannten Synchrèse ein, durch den ein solches tierisches Sounddesign erst möglich wird. 74 Die Raptoren-Geräusche, auf die in dieser Szene Bezug genommen wird, stammen ursprünglich von zwei sich paarenden Schildkröten. (s. {JURA01}) 55 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE The Walking Dead (Serie - seit 2010) Obwohl es sich bei THE WALKING DEAD um eine Zombieserie und nicht um einen Film handelt, möchte ich dennoch einen kurzen Blick auf dessen Creature Sounddesign werfen, da die Serie momentan eine große Beliebtheit (auch bei nicht Zombiefans) genießt und somit durchaus richtungsweisend für zukünftige Zombiefilme sein könnte. THE WALKING DEAD handelt von einer Gruppe überlebender Menschen einer globalen Zombie-Pandemie, die versuchen, in dieser apokalyptischen Welt zu überleben. Als Serie kann THE WALKING DEAD viel mehr auf die zwischenmenschlichen Konflikte (es werden Themen wie Rassismus, Abtreibung oder der moralischen Werteverfall angesprochen) der teilweise sehr unterschiedlich ausgeprägten Gruppenmitglieder eingehen. Die Zombies an sich treten dabei mehr in den Hintergrund und bilden viel mehr nur die permanente Bedrohung innerhalb der Rahmenhandlung dieser veränderten Welt. Durch das Zurücktreten der Zombies in den Hintergrund der Handlung wird auch das Creature Sounddesign viel zurückhaltender verwendet. So wird auf eine (mittlerweile fast schon typische) opulente Verwendung von tierischen Geräuschen komplett verzichtet. Stattdessen erklingen die Zombies menschlich und nahezu übertrieben realistisch. Im Vergleich mit anderen Filmen des Genres mutet der Zombieklang von THE WALKING DEAD schon beinahe enttäuschend an, da er sich meistens auf ein seichtes Fauchen oder Röcheln beschränkt. Dabei richtet sich der Klang nach der visuellen Erscheinung der Zombies, welche sehr stark von Zerfall und Verwesung geprägt ist – man kann sich sehr gut vorstellen, dass auch das Klangerzeugungssystem (Lunge, Stimmbänder, Mundraum, etc.) ebenso verwest, so dass diese fauchenden, röchelnden und gurgelnden Geräusche entstehen. 56 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Ebenso werden die Zombiegeräusche in der Prequel 75-Serie FEAR THE WALKING DEAD behandelt, welche die Vorgeschichte von THE WALKING DEAD rund um den Beginn der Zombie-Pandemie erzählt. 75 Prequel ist ein Kofferwort aus dem Präfix pre („vor“) und Sequel (aus dem Lateinischen „Folge“ oder „Fortsetzung“). Es beschreibt eine Handlung, die chronologisch vor den eigentlichen Geschehnissen liegt. Als Beispiel kann man hierfür Ridley Scotts PROMETHEUS – DUNKLE ZEICHEN (2012) sehen, welches vor der Handlung von ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (1979) spielt. 57 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Zombedies „Zombedy“ ist ein Kofferwort aus Zombie und dem englischen Wort „Comedy“ (Komödie) und beschreibt das Sub-Genre der Zombiekomödie. Die Unterkategorie der Zombiekömodien begann mit dem neuen Aufkommen von Zombiefilmen nach 2002 (mit den Filmen RESIDENT EVIL und 28 DAYS LATER). Die britische Komödie SHAUN OF THE DEAD von 2004 gilt dabei als einer der ersten Filme dieser Art und parodiert mit vielen Anspielungen den Zombiefilm-Klassiker DAWN OF THE DEAD von 197876 aber auch die anderen Zombiefilme von George A. Romero77. Der namensgebende Protagonist Shaun sieht sich in diesem Film mit einer ZombieApokalypse konfrontiert, die er jedoch zuerst nicht bemerkt, da er viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen des Alltags (sei es in der Familie, mit seinen Mitbewohnern oder seiner Freundin) beschäftigt ist. Erst als es fast zu spät ist, kann er einen Plan schmieden, um mit diesem am Ende seine Freundin und sich zu retten. Klanglich orientiert sich SHAUN OF THE DEAD an der parodierten Vorlage DAWN OF THE DEAD: Die meiste Zeit über agieren die Zombies lautlos, wodurch der gedanklich abwesende und in sich versunkene Shaun diese zu Beginn des Films nicht bemerkt. In Kampfsituationen werden die Zombies auch akustisch aktiver und geben leichte Stöhngeräusche und asthmatisches Röcheln von sich, dass sich über den Film hinweg bis hin zu einem leisen aber aggresiven Fauchen steigert. 76 Besonders im visuellen Auftreten und mit ihren langsamen Bewegungen. 77 So wird zum Beispiel im Radio davon berichtet, dass wahrscheinlich ein abgestürzter Satellit über England die Zombie-Epidemie ausgelöst haben könnte. Dies ist eine Anspielung auf NIGHT OF THE LIVING DEAD, dem Vorläufer von DAWN OF THE DEAD, in dem eine abgestürzte Sonde von der Venus Auslöser für die Auferstehung der Toten ist. 58 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Die Zombie-Klänge besitzen den Film über immer einen menschlichen Ursprung und wirken realitätsnah. Außerdem wird auf eine Schichtung mit anderen Klängen verzichtet, da es im Film eine wichtige Szene gibt, in der sich die Gruppe um Shaun mit einer (auch akustischen) Zombie-Imitation an den „echten“ Zombies vorbeischleicht. Diese Szene stellt somit eine Schlüsselszene für das Sounddesign dar, da sie mit einer „ausgefalleneren“ Klanggestaltung aus einer Schichtung von menschlichen und tierischen Lauten nur schwer realisierbar gewesen wäre. Ein ebenso erfolgreicher Vertreter der Zombiekomödie ist der amerikanische Film ZOMBIELAND aus dem Jahr 2009. In diesem versucht der junge Protagonist Columbus, inmitten der Zombie-Apokalypse in seine alte Heimatstadt zu reisen, um dort seine Eltern zu finden. Dabei schließt er sich mit dem Draufgänger Tallahassee und den beiden Schwestern Wichita und Little Rock zusammen, was zwar den Kampf gegen die Zombies vereinfacht, allerdings auch zwischenmenschliche Probleme mit sich bringt. Im Gegensatz zu SHAUN OF THE DEAD orientiert sich ZOMBIELAND klanglich an neueren Zombiefilmen, wie zum Beispiel der Neuverfilmung von DAWN OF THE DEAD von 2004: Die Klänge der Zombies sind modifiziert und bestehen aus einer Überlagerung von menschlichen Klängen und tierischen Lauten (wie zum Beispiel Hundeknurren), wobei der Hauptklang einen überwiegend menschlichen Charakter besitzt. Insgesamt erklingen die Zombies mit einem aggressiven Knurren und Fauchen. Insgesamt bringen die Zombiekomödien keine Neuerungen in das Creature Sounddesign der Filmzombies ein. Stattdessen bedienen sie sich an bereits bekannten Klanggestaltungen anderer Zombiefilme. Dabei beziehen sich die Zombedies nicht nur auf aktuelle Filme des Genres, sondern referenzieren auch ältere Zombiefilme, wie das Beispiel SHAUN OF THE DEAD zeigt. 59 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Fazit Die Entwicklung des Zombiefilms begann 1932 mit Victor Halperins WHITE ZOMBIE. Zu diesem Zeitpunkt besetzten die USA (seit 1915) das innerlich zerrissene Haiti, um dort die öffentliche Ordnung wieder herzustellen. Zwar brachte die US-amerikanische Intervention der haitianischen Bevölkerung eine moderne Infrastruktur, jedoch war diese Zeit auch von rassistischer Unterdrückung gegen die überwiegend schwarze Bevölkerung Haitis geprägt. Obwohl die Sklaverei in den USA schon 1865 vollständig abgeschafft wurde, fühlten sich die weißen US-Bürger der schwarzen Bevölkerung überlegen, was besonders durch die durchgeführte Rassentrennung, die erst 1964 abgeschafft wurde, verdeutlicht wird. Der Film WHITE ZOMBIE spielt mit den Ängsten der weißen US-amerikanischen Bevölkerung vor der eigenen Versklavung. So wird die weiße Frau Madeleine Short durch einen Voodoo-Zauber in den Bann des Zuckermühlenbesitzers Legendre gestellt, der auch andere Zombie-Sklaven kontrolliert, um diese für ihn arbeiten zu lassen. Für die US-amerikanische Bevölkerung ist eine solche Versklavung einer weißen Frau für die damalige Zeit unvorstellbar. Die Zombies manifestieren sich dabei als seelenlose Wesen, die mit starrem Blick in der Gegend stehen und auf Geheiß ihres Meisters Arbeiten ausführen und sind somit ein Sinnbild für die Versklavung an sich. Auch klanglich wird der (im wörtlichen Sinne) unmündige Charakter dieser VoodooZombies untermalt: Während des gesamten Films geben die dargestellten Zombies keinerlei Töne von sich. Sie besitzen keine Möglichkeit, ihren eigenen Willen in akustischer Weise mitzuteilen. Erst nach Beendigung der Kontrolle durch den Meister verwandeln sich die Zombies zurück in normale Menschen und erlangen die Fähigkeit, 60 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE sich durch Sprache auszudrücken, wieder zurück. Nach Ende des zweiten Weltkrieges standen sich mit den USA und der Sowjetunion zwei Supermächte im Kalten Krieg gegenüber, der eine Konfrontation des kapitalistischen und kommunistischen Systems darstellte. Der Kalte Krieg war geprägt von wirtschaftlichem aber auch militärischem Wettrüsten und der permanenten Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation (bis hin zu einem Nuklearkrieg) zwischen den beiden Supermächten. Obwohl es nie zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung zwischen den USA und der Sowjetunion kam, wurden auf der ganzen Welt verschiedene Stellvertreterkriege geführt. So griffen die USA z.B. in die Konflikte in Korea (1950 – 1953) und Vietnam (1955 – 1975) ein, in denen auch die Sowjetunion als unterstützende Macht auf der Gegenseite der USA stand. Im Zuge der intensiven medialen Berichterstattung über den Vietnamkrieg nach Kriegseintritt der USA im Jahr 1965, durch welche die US-Bürger direkter als je zuvor mit den Schreckensbildern des Krieges konfrontiert wurden, veränderte sich auch das visuelle Erscheinungsbild und das Verhalten der Zombies im Film. In George Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD (1968) handeln die Zombies nicht mehr nach dem Willen eines Meisters, sondern folgen nun ihrem Instinkt nach Menschenfleisch. Inspiriert von den Fernsehbildern über den Vietnamkrieg veränderte sich das visuelle Auftreten dahingehend, dass die Zombie-Körper einem immer stärker werdenden Verfall unterlegen sind. 61 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Während die Medienpräsenz des Vietnamkrieges das mediale Auftreten der Zombies hauptsächlich visuell veränderte, prägte der Kalte Krieg, und die damit verbundene Angst eines offenen Konfliktes mit der Sowjetunion auf US-amerikanischem Boden, die Zombies einerseits im invasionsartigen Auftreten von Zombie-Massen, andererseits aber auch in klanglicher Form. Da die Zombies nun nicht mehr dem Willen eines Herrschers gehorchen mussten, sondern stattdessen als eigenständige Wesen auf der Filmleinwand agieren konnten, bekamen sie nun bei Romero auch einen eigenständigen Klang. In NIGHT OF LIVING DEAD wird zwar mit dem ersten stummen Zombie noch an die klangliche (oder besser gesagt nicht-klangliche) Ausgestaltung der Voodoo-Zombies angeknüpft, allerdings kommen im Verlaufe des Films auch geräuschvolle Zombies hinzu, die sich mit den stumm handelnden Zombies vermischen. Das Klangschema der „klingenden Zombies“ wird dabei von einem hohlen Stöhnen bis hin zu einem aggressiven Fauchen gesteigert. So wird zwar an den, für den Zuschauer gewohnten Zombie-Nicht-Klang angeknüpft, jedoch kommt eine neue Note in den Zombiefilm hinzu, die sich über den gesamten Film entwickelt. Auch in der Fortsetzung DAWN OF THE DEAD von 1978 knüpft Romero an diesem neuen Schema der Vermischung von stummen und klanglichen Zombies an. Bis die Untoten auf die Gruppe Menschen aufmerksam werden, laufen sie stumm durch die Gegend. Einige, aber nicht alle Zombies werden dann jedoch akustisch aktiver und geben ebenfalls Geräusche von einem hohlen Stöhnen bis hin zu beinahe tierisch anmutenden Klängen ab, wobei der Klangursprung immer noch deutlich als menschlich erkennbar ist. Im Vergleich zu NIGHT OF THE LIVING DEAD ist eine Steigerung in der Aggressivität und Intensität der Zombie-Klänge zu bemerken. Während die Geräusche in Romeros erstem Zombiefilm noch sehr zurückhaltend waren, rücken sie in DAWN OF THE DEAD mehr in den Vordergrund. 62 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Sowohl in NIGHT OF THE LIVING DEAD als auch in DAWN OF THE DEAD sind deutliche Inkonsistenzen in der klanglichen Ausgestaltung der Zombies zu hören, die hauptsächlich auf dramaturgische Entscheidungen zurückzuführen sind. So erklingen die Zombies in Situationen, in denen sie eine unmittelbare Bedrohung darstellen, mit aggressiven Lauten, während sie in anderen Situationen, in denen sich die Zombies den Protagonisten unbemerkt nähern sollen, komplett lautlos agieren. Man könnte annehmen, dass es sich dabei konzeptionell um die subjektive Wahrnehmung der nichts ahnenden Charaktere handelt, jedoch bleiben diese stillen Zombies auch nach Entdeckung durch die Protagonisten weiterhin lautlos. Demnach existieren in diesen Filmen sowohl nicht-klangliche und klangliche Zombies nebeneinander, wobei diese so auftauchen, dass sie dramaturgisch am besten in die Situation passen. Eine deutlich konsistentere Klanggestaltung und zusätzliche Steigerung des Creature Sounddesigns ist in der weiteren Fortsetzung DAY OF THE DEAD von 1985 zu erkennen. Die Zombies sind hier nahezu immer klanglich untermalt – die stillen Zombies kommen so gut wie gar nicht mehr vor. Selbst wenn die Zombies nicht im Bild zu sehen sind, kann man diese schon in der Entfernung des unterirdischen Raketensilos hören. Es wird eine Geräuschkulisse der permanenten Bedrohung geschaffen, zu mal die einzelnen Zombies aggressiver klingen als in den beiden Vorgängerfilmen, was in einer audiovisuellen Verknüpfung mit der optischen Erscheinung einhergeht, die eine weitere Steigerung in Sachen Verstümmelung und Verfall vollzogen hat. Neben dem typischen Stöhnen, asthmatischen Fauchen oder kratzigen Schreien kommt hier eine neue Komponente zum Zombie-Klang hinzu. Während die Untoten in den ersten beiden Zombiefilmen von George A. Romero als seelenlose und emotionslose Wesen erklingen, lassen sich in DAY OF THE DEAD emotionale Untertöne im Klang der Zombies erkennen. Dies wird damit begründet, dass die Zombies zwar auf ihre ursprünglichsten Instinkte zurückgefallen sind, tief in ihrem (größtenteils toten) Gehirn aber noch ein Funken Erinnerung an ihre frühere Menschlichkeit existiert, welche durch Konditionierung und besondere Methoden wieder an die Oberfläche hervorgerufen werden kann. 63 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Somit wird der Zombie nicht mehr auf eine reine Kreatur reduziert, sondern als eine neue Art menschlicher Existenzform anerkannt. Dies geschah in einer Zeit, in der sich die Sowjetunion mehr nach außen hin öffnete und sich die Spannungen des Kalten Krieges allmählich legten. Der Zombie stellt wie die Sowjetunion zwar immer noch eine gewissen Bedrohung (für die USA und die westliche Welt) dar, allerdings wird in DAY OF THE DEAD auch eine andere mögliche Betrachtungsweise auf „den Feind“ aufgezeigt. Mit Zusammenfall der Sowjetunion verschwand die Bedrohung eines direkten militärischen Konfliktes und somit auch der Zombiefilm in den USA. Stattdessen fristete er in den 1990er Jahren ein Nischendasein im italienischen Kino. Mit zunehmender Angst vor weltweiten Pandemien (Beispielsweise durch die SARSPandemie von 2002/2003) und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA, kam der Zombiefilm zurück und fand im Mainstream-Hollywood-Kino erneute Beachtung. Durch die einschneidende und plötzliche Brutalität dieser Terrorakte, veränderte sich auch das Verhalten und die Ausbreitung der Zombies ins Extreme: Die Zombies werden immer schneller und die Verwandlung in einen Zombie vollzieht sich mitunter in wenigen Sekunden, so dass den Angehörigen im Grunde kaum noch Zeit bleibt, sich zu verabschieden (als Parallele zu den Terroranschlägen). Mit dieser neuen forcierten Brutalität des Zombiefilms, und zwar nicht nur in einer gesteigerten Perversität der Blut- und Zerstückelungseffekte, erfuhr auch das Creature Sounddesign eine deutliche Überhöhung und stellt den modernen Zombie nunmehr als raubtierhafte Kreaturen dar, denen jegliche Menschlichkeit, die in Romeros DAY OF THE DEAD durch die emotionalen Lautäußerungen der Zombies kurzzeitig zum Vorschein kam, komplett entzogen wurde. 64 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Anstatt der bisher nur menschlichen Zombie-Klänge wird nun vermehrt auf tierische Geräusche zurückgegriffen, um damit die neuen Zombie-Laute zu gestalten. Ausgehend von der Alice-Im-Wunderland Alptraumwelt von RESIDENT EVIL (2002) mutiert der Klang der Zombies von menschlichen Wesen hin zu unnatürlichen und animalischen Fantasiewesen. Unterstützt wurde diese Überhöhung auch dadurch, dass es die mittlerweile sehr weit fortgeschrittene Computer-Technologie ermöglichte, im Vergleich zu den 1980er Jahren und der Zeit davor davor, nun immer komplexere Klangschichtungen mit vergleichbar einfachen Mitteln innerhalb kürzester Zeit herzustellen. Während man früher auf eine gewisse Anzahl von Tonbandspuren beschränkt war (man konnte zwar mehrere Tonbandspuren auf eine Tonbandspur reduzieren, was jedoch in Echtzeit des Films geschah und demnach mitunter zeitaufwändig war), standen mit den leistungsstarken modernen Computer nun nahezu beliebig viele Spuren zur Verfügung, was es ermöglichte, ein Creature Sounddesign zu gestalten, das sich aus vielen Klangebenen zusammensetzt. Während die Zombie-Geräusche der 1960er bis 1980er Jahre (Romeros Zombiefilme) ein recht einfach gehaltenes Sounddesign erfahren haben, das nur in Massenszenen über eine Klangebene hinausging, ist der 2000er Zombiefilm (vor allem technologisch bedingt) deutlich vielschichtiger ausgestaltet. Selbst bei einzelnen Zombies wird der Klang durch mehrere Ebenen verschiedener Tier- oder ab und zu auch Menschenklängen zusammengesetzt. Das Creature Sounddesign nähert sich nun viel mehr dem ausgestalteten Sounddesign vieler früherer Filmmonster wie zum Beispiel King Kong oder Godzilla an. Im Gegensatz zu den Zombies der Zeit vor 2000 kann nun hier viel mehr von einem wirklichen Creature Sounddesign gesprochen werden. Anhand der durchgeführten Analyse wichtiger Exemplare des Zombiefilms konnte 65 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE gezeigt werden, dass sich eine Entwicklung des Zombieklangs von der absoluten Tonlosigkeit bis hin zu einem vielschichtigen und komplexen Creature Sounddesign vollzogen hat. Diese hat dabei einen starken Bezug zu weltpolitischen Ereignissen wie der Sklaverei, dem Vietnamkrieg, dem Kalten Krieg oder auch Pandemien und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und verlief dabei parallel zur optischen Entwicklung und Verhaltensänderungen der Zombies. Aber auch die technische Entwicklung hatte einen entscheidenen Einfluss auf das Creature Sounddesign von Zombies, da mit moderner Computer-Technologie nun die Möglichkeit bestand, immer komplexere Soundgestaltungen vorzunehmen. Abschließend ist festzustellen, dass sich neben dem ausgefeilten Creature Sounddesign der modernen Zombiefilme auch ein Gegentrend erkennen lässt. Die momentan beliebte Zombieserie THE WALKING DEAD und deren Spin-Off FEAR THE WALKING DEAD besinnt sich auf dem Zombie-Klang der 1970er bzw. 1980er zurück. Anstatt eines geschichteten tierischen Sounddesigns wird hier viel mehr Wert auf eine realistische und naturalistische Klanggestaltung gelegt. Die Zombies erklingen nun wieder so, als wären sie von den Toten wiederauferstandene Wesen anstatt animalischen Fantasiewesen. Die Geräusche orientieren sich nun in einer audiovisuellen Verknüpfung in realistischer Art und Weise am optischen Verfall der Zombies. Da der Zombiefilm in der Vergangenheit und Gegenwart einen Spiegel der (USamerikanischen) Gesellschaft in Krisensituationen darstellt, ist davon auszugehen, dass dieser auch in Zukunft durch die anhaltenden und eventuell noch bevorstehenden Krisen fortbestehen wird. Aufgrund der hohen Popularität von THE WALKING DEAD ist es sehr gut denkbar, dass sich das dort vorkommende realistische Creature Sounddesign auch in anderen Produktionen durchsetzen wird. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass sich das Creature Sounddesign in eine noch ausgefallenere und weiter gesteigerte Richtung 66 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE weiterentwickeln wird. Dem Creature Sounddesigner sind dabei keine Grenzen gesetzt. Beispielsweise versuche ich mit meinem Zombie Creature Sounddesign in meiner praktischen Bachelorarbeit zum Film Z-OFFICE von Douglas Stahl den Konflikt zwischen digitaler und analoger Arbeitswelt (der analog arbeitende Protagonist Karl verliert in mitten der beginnenden Zombie-Epidemie seinen Arbeitsplatz und soll durch einen Computer ersetzt werden) klanglich umzusetzen und verleihe den Zombies einen stark digitalisierten Klang, der sie als Monster einer bedrohlichen und feindlichen Digitalwelt darstellt. Es wäre interessant, die Entwicklung des Zombie Creature Sounddesigns dahingehend zu beobachten, ob dieses auf dem aktuellen Entwicklungsstand stehen bleibt, sich weiter entwickelt oder ob sich die Rückbesinnung wie in THE WALKING DEAD auch in anderen Produktionen durchsetzen wird. 67 Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE ANHÄNGE Literatur- & Quellenverzeichnis ALIEN03: PFIZENMAIER, SVEN, "Ridley Scott verrät Details zu Alien: Paradise Lost", 2015, http://www.moviepilot.de/news/ridley-scott-verrat-details-zu-alien-paradise-lost158440, (Stand: 20.10.2015 - 15:26 Uhr) ALIEN04: MCINTEE, DAVID, "Beautiful Monsters: The Unofficial and Unauthorized Guide to the Alien and Predator Movies (eBook)", Prestatyn, UK, 2013 ALIEN05: MACGREGOR, JODY, "Seeing with your ears — the audio of Alien: Isolation", 2015, http://www.pcgamer.com/the-audio-of-alien-isolation/, (Stand: 20.10.2015 14:46 Uhr) AUDVIS: CHION, MICHEL, "Audio-Vision - Ton und Bild im Kino", Berlin, 2012 BIRD01: PREBBLE, TIM, "the birds & subharmonics", 2007, http://www.musicofsound.co.nz/blog/the-birds-subharmonics, (Stand: 19.10.2015 15:56 Uhr) DMSW: BISHOP, KYLE WILLIAM, "Dead Man STILL Walking - A critical investigation into the rise and fall... and rise of Zombie Cinema", Tuscon, AZ, USA, 2009 ELVOI: ZAKHARINE, DMITRI; MEISE, NILS, "Electrified Voices - Medial, SocioHistorical and Cultural Aspects of Voice Transfer", Göttingen, 2013 GODZ01: YOUTUBE (ORTBOYS), "Godzilla roars 1954-2014", 2013, https://www.youtube.com/watch?v=ORSvf8eVa0g, (Stand: 15.10.2015 - 16:28 Uhr) I Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE GODZ02: ABRAMS, BRYAN, "Godzilla Sound Designers Erik Aadahl & Ethan Van der Ryn on Creature Language", 2014, http://www.thecredits.org/2014/05/godzilla-sounddesigners-erik-aadahl-ethan-van-der-ryn-on-creature-language/, (Stand: 15.10.2015 16:07 Uhr) GODZ03: SOUNDWORKS COLLECTION, "The Sound of Godzilla", 2015, https://vimeo.com/114853672, (Stand: 15.10.2015 - 14:15 Uhr) HTBAGW: JOHNSTON, ALVA, "How to Become a Great Writer", 2015, http://www.saturdayeveningpost.com/2015/08/27/history/post-perspective/how-tobecome-a-great-writer.html, (Stand: 15.10.2015 - 13:36 Uhr) JURA01: BUCHANAN, KYLE, "How they did it: You’ll Never Guess How the Dinosaur Sounds in Jurassic Park Were Made", 2015, http://www.vulture.com/2013/04/how-thedino-sounds-in-jurassic-park-were-made.html#, (Stand: 24.11.2015 - 16:47 Uhr) KINGK: FRALEY, JASON, "King Kong (1933)", 2012, http://thefilmspectrum.com/? p=5407, (Stand: 09.12.2015 - 21:48 Uhr) REVIL: BORCHOLTE, ANDREAS, ""Resident Evil": Milla im Monsterland", 2002, http://www.spiegel.de/kultur/kino/resident-evil-milla-im-monsterland-a-188442.html, (Stand: 26.10.2015 - 13:03 Uhr) SOUND01: LENSING, JÖRG U., "Sound-Design, Sound-Montage, SoundtrackKomposition - Über die Gestaltung von Filmton", Berlin, 2009 SOUND02: FLÜCKIGER, BARBARA, "Sound Design - Die virtuelle Klangwelt des Films", Marburg, 2012 TZM: WEED, CAMERON M., "The Zombie Manifesto: The Marxist Revolutions in II Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE George A. 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Romero, S: Tony Buba Dawn Of The Dead Film, USA, 2004, R: Zack Snyder, S: Sctott Hecker Day Of The Dead (Zombie 2 – Das letzte Kapitel) Film, USA, 1985, R: George A. Romero, S: David Cohn & David Pettijohn IV Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Der Gefangene von Dahomey Film, Deutschland, 1918, R: Hubert Moest Diary Of The Dead Film, USA, 2007, R: George A. Romero, S: Nathan Robitaille The Birds (Die Vögel) Film, USA, 1963, R: Alfred Hitchcock, S: Remi Gassmann, Oskar Sala Fear The Walking Dead Serie, USA, 2015, R: Robert Kirkman, S: Jon Mete Godzilla Film, Japan, 1954, R: Ishirō Honda, S: Ichirô Minawa & Akira Ifukube Godzilla Film, USA, 2014, R: Gareth Edwards, S: Erik Aadahl & Ethan Van der Ryn I Am Legend Film, USA, 2007, R: Francis Lawrence, S: Jeremy Peirson I Walked With A Zombie (Ich folgte einem Zombie) Film, USA, 1943, R: Jaques Tourneur, S: John C. Grubb King Kong (King Kong und die weiße Frau) Film, USA, 1933, R: Merian C. Cooper & Ernest B. Schoedsack, S: Murray Spivack Kingu Kongu tai Gojira (Die Rückkehr des King Kong) Film, Japan, 1962, R: Ishirō Honda, S: Hisashi Shimonaga & Sadamasa Nishimoto Land Of The Dead Film, USA, 2005, R: George A. Romero, S: Craig Henighan & Jill Purdy V Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Mary Shelley's Frankenstein Film,USA, 1994, R: Kenneth Branagh, S: Campbell Askew Night Of The Living Dead (Die Nacht der lebenden Toten) Film, USA, 1968, R: George A. Romero, S: Marshall Booth & Gary Streiner Night Of The Living Dead 3D Film, USA, 2006, R: Jeff Broadstreet, S: Garrard Whatley Planet Terror Film, USA, 2007, R: Robert Rodriguez, S: Tim Rakoczy Prometheus (Prometheus – Dunkle Zeichen) Film, USA/UK, 2012, R: Ridley Scott, S: Mark P. Stoeckinger, Ann Scibelli Resident Evil Film, Deutschland/UK/Frankreich, 2002, R: Paul W.S. Anderson, S: Nigel Holland, Stefan Busch, Marco Raab Shaun Of The Dead Film, UK, 2004, R: Edgar Wright, S: Julian Slater Tarzan the Ape Man (Tarzan – Herr des Urwalds) Film, USA, 1932, R: W. S. Van Dyke, S: Douglas Shearer The Walking Dead Serie, USA, 2010, R: Frank Darabont, S: Jerry Ross & Walter Newman White Zombie (The White Zombie) Film, USA, 1932, R: Victor Halperin, S: L. E. Clark VI Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE World War Z Film, USA, 2013, R: Marc Forster, S: Erik Aadahl, Ethan Van der Ryn, Nigel Stone & James Boyle Z-Office Film, D, 2016, R: Douglas Stahl, S: Manuel Krusy Zombieland Film, USA, 2009, R: Ruben Fleischer, S: Kami Asgar, Sean McCormack VII Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE Erklärung Schriftliche Versicherung über die selbstständige Anfertigung der Bachelorarbeit gem. §20 (3) BPO Erklärung von Herrn Manuel Krusy Matrikelnummer 7085815 Studiengang Film/Sound Betreuer Herr Prof. Jörg Lensing Hiermit versichere ich, dass ich meine Arbeit selbstständig verfasst und nur die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Wörtliche oder dem Sinn nach aus anderen Werken entnommene Stellen sind mit Angabe der Quellen kenntlich gemacht. Ort, Datum Manuel Krusy Fristgerechte Abgabe der Bachelorarbeit Ort, Datum Prof. Lensing oder Sekretariat VIII