"Analyse des Creature-Sounddesigns von Zombies"

Transcrição

"Analyse des Creature-Sounddesigns von Zombies"
Bachelorarbeit
ANALYSE DES
CREATURE SOUNDDESIGNS VON
ZOMBIES
IN DER
FILMGESCHICHTE
Erstellt von:
Manuel Krusy
Matrikelnummer:
7085815
Betreuender Dozent:
Prof. Jörg U. Lensing
Studiengang:
Film & Sound
Schwerpunkt:
Sounddesign
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
ABSTRACT
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Creature Sounddesigns im
Zombiefilm vom ersten Auftreten der Untoten auf der Filmleinwand bis hin zu
modernen Produktionen. Es wird der Fragestellung nachgegangen, ob es eine besondere
Entwicklung im Creature Sounddesign von Zombies gibt und wie sich diese darstellt.
Dabei wird zuerst ein Blick auf das Creature Sounddesign geworfen, um mit einem
Einblick in die allgemeine Entwicklung des Zombiefilms fortzufahren. Anschließend
wird diese mit gesellschaftlichen Hintergründen wie zum Beispiel der Versklavung,
dem Vietnamkrieg, Pandemien oder den Terroranschlägen vom 11. September in
Verbindung gebracht. Es folgt eine Analyse wichtiger Vertreter des Zombiefilms aus
unterschiedlichen Jahrzehnten.
Im Ergebnis ist festzustellen, dass sich über die Filmgeschichte hinweg zwei
hauptsächliche Entwicklungen im Creature Sounddesign von Zombies vollzogen haben.
In der Anfangszeit des Zombiefilms agierten die Zombies als stumme, willenlose und
fremdkontrollierte Sklaven. Mit NIGHT OF THE LIVING DEAD von George A. Romero
entwickelte sich der Zombie zu einem eigenständig handelnden, wiederauferstandenen
Leichnam. Durch diese Eigenständigkeit wurde dem Zombie auch ein Ton verliehen,
der sich auf hauptsächlich menschliche Geräusche beschränkte und bis in die 1980er
Jahre nur wenig verändert wurde. Nach einer Pause in den 90er Jahren, erlebte der
Zombiefilm eine Wiederauferstehung nach der Jahrtausendwende, die sich klanglich in
einem komplexen Sounddesign aus unterschiedlichen Tiergeräuschen manifestierte, wie
sie auch bei anderen Filmmonstern wie King Kong oder Godzilla zu finden sind.
Allerdings gibt es auch moderne Produktionen, in denen eine Rückbesinnung auf
realistischere menschliche Klänge stattfindet.
1
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
ABSTRACT (ENGLISH)
The purpose of this bachelor thesis is to investigate the development in creature
sound design in movies starting from the first appearance of the walking dead up to
modern productions.
It examines the creature sound design through examples followed by a description of
the development in zombie movies in general. Afterwards this development is
connected to historical events like slavery, the Vietnam War, pandemic diseases or the
terror attacks on September 11th. Finally the thesis analyzes the creature sound design of
the most important zombie movies in history.
The result shows that there are two major steps in development in creature sound
design of zombies. In the beginning the zombies act as silent and weak-willed
controlled slaves. In NIGHT OF THE LIVING DEAD by George A. Romero the zombies
behave as indepentent living corpses. Together with this behavioural change, the
zombies gain their own sound, mainly human sounds which weren't developed much
until the 80s.
After a break in the 90s, the zombie movie was revived after the millenium
accompanied by a more complex sound design made of different animal voices as used
before on other film monsters like King Kong or Godzilla.
But there are also some modern productions which return to the more realistic human
sounds of the early era of zombie movies.
2
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
INHALTSVERZEICHNIS
Abstract..............................................................................................................................1
Abstract (English)..............................................................................................................2
Einleitung...........................................................................................................................5
Creature Sounddesign........................................................................................................7
Allgemeine Beschreibung.............................................................................................7
Beispiele........................................................................................................................9
Tarzan.......................................................................................................................9
King Kong..............................................................................................................11
Godzilla..................................................................................................................12
Die Vögel...............................................................................................................14
Alien.......................................................................................................................15
Fazit........................................................................................................................16
Zombiefilm......................................................................................................................17
Über Zombies..............................................................................................................17
Entwicklung................................................................................................................18
Voodoo-Zombies: Die Anfänge.............................................................................19
Hollywood-Zombies: Romero's Zombiefilm.........................................................20
Virus-Zombies: 2000er Zombiefilm......................................................................21
Gesellschaftliche Deutungsansätze........................................................................24
Sounddesign.....................................................................................................................28
Analysen.....................................................................................................................28
The White Zombie (1932)......................................................................................28
3
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Night Of The Living Dead (1968).........................................................................30
Dawn Of The Dead (1978).....................................................................................34
Day Of The Dead (1985)........................................................................................39
Resident Evil (2002)..............................................................................................44
28 Days Later (2002).............................................................................................46
Dawn Of The Dead (2004).....................................................................................49
Vergleich Dawn Of The Dead (1978 & 2004).......................................................53
World War Z (2013)...............................................................................................54
The Walking Dead (Serie - seit 2010)....................................................................56
Zombedies..............................................................................................................58
Fazit.............................................................................................................................60
Anhänge.............................................................................................................................I
Literatur- & Quellenverzeichnis....................................................................................I
Film- & Medienverzeichnis........................................................................................IV
Erklärung..................................................................................................................VIII
4
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
EINLEITUNG
Im Rahmen meines Bachelor-Studium Film & Sound mit Schwerpunkt Sounddesign
an der Fachhochschule Dortmund bei Prof. Jörg U. Lensing bearbeite ich als meine
praktische Bachelorarbeit das Sounddesign für die Zombiekomödie (oder auch
Zombedy genannt) Z-OFFICE von Regisseur Douglas Stahl (Bachelorstudent Design,
Medien & Kommunikation, ebenfalls Fachhochschule Dortmund).
Diese begleitende Bachelorarbeit widmet sich der Entwicklung des Creature
Sounddesigns von Zombies im Laufe der Filmgeschichte und soll dabei die Frage
beantworten, ob und inwiefern sich der Zombie-Klang im Laufe der Filmgeschichte
verändert hat und ob diese eventuelle Klangveränderung auch eine audio-visuelle
Wechselwirkung mit dem Bild eingeht.
Während sich vergleichbar analytische Werke über den Zombiefilm viel mehr der
optischen Entwicklung oder gesellschaftlichen Einflüssen widmen, findet dort kein
Blick auf die klangliche Ausgestaltung der Zombies statt. Diesen Punkt versuche ich
nun mit dieser Arbeit zu ergänzen.
Dabei möchte ich zuerst auf die Definition von Creature Sounddesign eingehen und
dieses Anhand von einigen prominenten Beispielen von anderen (Nicht-Zombie)
Filmmonstern näher erläutern und darlegen.
Um genauer auf die Entwicklung des Creature Sounddesigns innerhalb des
Zombiefilms an sich eingehen zu können, muss man zunächst einen Blick auf den
Zombiefilm selbst werfen, da es in diesem sehr speziellen Subgenre des Horrorfilms
auch einige inhaltliche Änderungen gegeben hat, die auch einen Einfluss auf den Klang
5
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
der Zombies haben.
Zum Schluss meiner Arbeit möchte ich einige prominente Zombiefilme auf die
Gestaltung der Zombieklänge analysieren, um daraus als Fazit eine Entwicklung
ableiten zu können.
6
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
CREATURE SOUNDDESIGN
Allgemeine Beschreibung
Wenn auf der Leinwand im Kino ein fremdartiges Wesen zu sehen ist, dann erklingt
meist dazu auch ein passender Klang. Sei es das Brüllen eines Drachen in einem
Fantasy-Film oder die fremdartig anmutende Sprache von Außerirdischen in ScienceFiction Filmen: Je fremdartiger das Wesen, desto fremdartiger muss auch der
dazugehörende Klang wirken.
Die Erstellung dieser fremdartigen Klänge wird allgemein als Creature Sounddesign
bezeichnet und schon durch die Wortwahl ist eindeutig der künstlerisch-gestalterische
Aspekt dieser Arbeit erkennbar, da es beim Sounddesign weit über das simple
Aufnehmen von Tier- oder Kreaturgeräuschen hinausgeht.
Ziel des Creature Sounddesigns ist es dabei, den Wesen im Film neue und bisher
ungehörte Klänge zu verleihen, diese aber so natürlich und „echt“ wie möglich zu
gestalten, so dass sich der Zuschauer der perfekten (klanglichen) Illusion hingeben
kann.
Dabei kann der Creature Sounddesigner auf sämtliche Möglichkeiten der
Klanggestaltung zurückgreifen. Sei es die Aufnahme und technische Verarbeitung von
menschlichen, technischen, tierischen oder auch musikalischen Quellen – am Ende zählt
der zum Wesen passende Klang.
7
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Durch den Effekt der Synchrèse1, welche die audio-visuelle Wechselwirkung eines
optischen Ereignisses mit einem simultan auftretenden akustischen Signal beschreibt,
akzeptiert der Zuschauer dabei selbst die fremdartigsten Klänge als passende akustische
Untermalung.
1 „Erfundener Begriff, den ich [Michel Chion, französischer Klang- und Filmtheoretiker – Anmerkung
des Verfassers] einem schnellen, spontanen, universellen und von unseren Nervenverbindungen
abhängigen psycho-physiologischen Phänomen gegeben habe, das darin besteht, das
Zusammentreffen […] eines punktuellen Tonereignisses und eines punktuellen visuellen Ereignisses
als ein einziges und gleiches Phänomen wahrzunehmen, das sich von dem Moment an, in dem diese
simultan auftreten, sowohl visuell als auch akustisch äußert, mit der Simultanität als ausreichende
und einzig notwendige Bedingung. Das Kino nutzt andauernd diesen Effekt, der insbesondere die
Nachsynchronisation und Geräuscheffekte erlaubt.“ (s. {AUDVIS}, S.176) [FÜR LITERATURVERWEISE S.
ANHÄNGE]
8
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Beispiele
Im folgenden Teil möchte ich auf einige bekannte Filmmonster / -wesen eingehen,
deren Creature Sounddesigns unverkennbar in die Filmgeschichte eingegangen sind.
Tarzan
Obwohl man die menschliche Filmfigur Tarzan nicht als Filmmonster oder Wesen
im klassischen Sinne zählen kann, handelt es sich bei dem berühmten Tarzan-Schrei um
ein unverwechselbares akustisches Erkennungsmerkmal für diese Filmfigur, welches
darauf ausgelegt ist, Tarzan einen animalischen Charakter zu verleihen (und ihn somit
zumindest als eine Art „fremdes Wesen“ darzustellen).
Über die Entstehungsgeschichte des Tarzan-Schreis gibt es unterschiedliche
Versionen. So behauptete der Tarzan-Schauspieler Johnny Weissmüller vehement, dass
der Schrei von ihm stamme und keine klangliche Bearbeitung erhalten habe. Jedoch gibt
es auch Berichte darüber, dass für den Schrei ein ausführliches Creature Sounddesign
stattgefunden hat. So beschreibt der amerikanische Journalist Alva Johnston am 29. Juli
1939 in The Saturday Evening Post, dass der Schrei eine Zusammensetzung aus fünf
unterschiedlichen Klängen darstellt:
„A combination of five different sound tracks is used today for the Tarzan yell.
These are:
1. Sound track of Weissmuller yelling, amplified.
2. Track of hyena howl, run backward and volume diminished.
3. Soprano note sung by Lorraine Bridges, recorded on sound track at
reduced speed; then re-recorded at varying speeds to give a “flutter” in
sound.
9
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
4. Growl of dog, recorded very faintly.
5. Raspy note of violin G-string, recorded very faintly.“ 2
„Eine Kombination von fünf verschiedenen Soundspuren wird heutzutage für
den Tarzan-Schrei verwendet. Diese sind:
1. Soundspur von Weissmüllers Ruf, verstärkt.
2. Spur einer heulenden Hyäne, rückwärts abgespielt und in der
Lautstärke vermindert.
3. Soprano Ton gesungen von Lorraine Bridges, auf eine Soundspur mit
vermindertem Tempo aufgenommen; anschließend mit variierenden
Geschwindigkeiten neu aufgenommen, um ein „Flattern“ im Klang
zu erzeugen.
4. Knurren eines Hundes, sehr schwach aufgenommen.
5. Kratzender Ton auf einer Violinen G-Saite, sehr schwach
aufgenommen.“3
Durch die Methode des Zusammenfügens von unterschiedlichen Klangspuren, die
sowohl menschlichen (der Schauspieler Weissmüller) als auch tierischen (Hund und
Hyäne) oder musikalischen (Violine) Ursprung haben können, kann man den TarzanSchrei als ein sehr gutes Beispiel für ein Creature Sounddesign ansehen, auch wenn es
für eine eigentlich menschliche „Kreatur“ (auf den animalischen Aspekt Tarzans
bezogen) verwendet wird.
2 (s. {HTBAGW})
3 Freie Übersetzung vom Autor nach {HTBAGW}
10
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
King Kong
Als erstes richtiges Filmmonster ohne literarische Vorlage kann die fiktive Kreatur
King Kong gezählt werden – ein riesiger Affe.
Nach dem Erfolg des ersten King Kong Films von 1933, der als ein Meilenstein der
Tricktechnik gilt, gab es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Adaptionen und
Neuverfilmungen mit diesem Affenwesen. So erschien zum Beispiel 1962 die
japanische Produktion DIE RÜCKKEHR
DES
KING KONG, in der King Kong gegen das
berühmte japanische Filmmonster Godzilla antritt.4
Für die klangliche Ausgestaltung des Affen im Film von 1933 nahm der
Sounddesigner Murray Spivack Löwen und Tiger im Selig Zoo5 bei Los Angeles,
Kalifornien auf und mischte diese Aufnahmen zusammen, um somit das Brüllen von
King Kong zu kreieren.6 Dabei nahm er das Knurren von Tigern, spielte es rückwärts ab
und legte es unter das Brüllen eines Tigers, wobei auch die zeitliche Komponente der
Aufnahmen moduliert wurden, um die verschiedenen Ebenen 7 aufeinander
abzustimmen.8
Um den Klang King Kongs noch massiver klingen zu lassen (vor allem im Vergleich
zu den spitzen Schreien von Fay Wray), wurden die Geräusche um eine Oktave nach
unten gepitcht9 und unter das Original gemischt.
4 Dieser Film stellte zugleich den ersten Farbfilm sowohl für Godzilla als auch für King Kong dar.
5 Hervorgegangen aus der Filmgesellschaft Selig Polyscope Company, die dort ihre Sammlung von
wilden Tieren der Öffentlichkeit präsentierte.
6 Vrgl. {ELVOI} S. 207
7 Layer
8 Vrgl. {ELVOI}, ebenda & {KINGK}
9 Engl. „pitch“: Tonhöhe
11
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Godzilla
Als das wahrscheinlich bekannteste Monster der Filmgeschichte zählt die japanische
saurierartige Kreatur Godzilla10. Dieses Filmmonster bringt es auf insgesamt 28
Verfilmungen und zählt in den Fankreisen als der „König der Monster“.
Nicht nur das Aussehen Godzillas, welches an einen überdimensionalen Dinosaurier
erinnert, schafft den unvergleichlichen Wiedererkennungswert dieses Monsters. Auch
der markante, klagende und markerschütternde Ruf lässt sich unzweifelhaft Godzilla
zuordnen und funktioniert auch als Erkennungsmerkmal, ohne das Monster auf der
Filmleinwand sehen zu müssen.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Klang von Film zu Film immer wieder
verändert11, aber es gibt durchaus immer wiederkehrende Elemente, die den
unverwechselbaren Klang Godzillas ausmachen.
Godzillas Ruf im ersten Film von 1954 entstand dadurch, dass der japanische
Komponist Ifukube Akira mit einem Lederhandschuh, den er vorher mit Holzteer
beschmiert hatte, über eine gelockerte Kontrabasssaite strich12. Vorher wurde bereits mit
verschiedenen tierischen Lauten experimentiert, jedoch konnte damit nicht der
gewünschte Effekt erzielt werden, so dass man sich letztendlich für diese ausgefallene
Methode entschied.
10 Im japanischen Gojira, ein Kunstwort zusammengesetzt aus den japanischen Wörtern Gorira (Gorilla)
und Kujira (Wal).
11 Siehe {GODZ01}
12 Siehe {GODZ02}: „That roar was created by composer Akira Ifukube, who struck upon the ingenious
idea of creating the monster’s melancholy wail by rubbing a pine-tar slathered leather glove over the
loosened strings of a double bass.“
12
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Während Godzillas Ruf in den ersten Filmen noch in einer tieferen Lage angesiedelt
war, wurde er schnell in die höhere Lage verändert, in der er sich auch noch heute
befindet. Über die Zeit wurde er dann nur noch mit leichten Veränderungen, wie zum
Beispiel einem Löwenknurren / -brüllen, versehen.
Auch wenn in den moderneren Godzilla Filmen nicht mehr der Originalklang eines
mit Holzteer überzogenen Lederhandschuhs, der über eine Basssaite gestrichen wird,
zum Einsatz kommt, versuchen die Sounddesigner, mit neuesten Methoden, dem alten
und bekannten Godzilla Sound so nah wie möglich zu kommen. So nahmen zum
Beispiel die beiden Sounddesigner Erik Aadahl [u.a. ARGO, TRANSFORMERS & WORLD
WAR Z] und Ethan Van der Rhyn [u.a. TITANIC, DER SOLDAT JAMES RYAN, DER HERR
DER
RINGE TRILOGIE & WORLD WAR Z] für die Godzilla Verfilmung von 2014 verschiedene
Geräusche
bis zu einer Frequenz von 100.000Hz auf, die im unhörbaren Bereich
liegen13, transformierten diese in den für den Menschen hörbaren Bereich und kreierten
aus diesen so gewonnenen neuen Geräuschen die Rufe für Godzilla und der anderen im
Film vorkommenden Kreaturen.14 Sie nahmen zum Beispiel das Quietschen von Haut
auf einer Luftballon-Oberfläche oder von Gummischuhsohlen auf Schlagzeugfellen,
aber auch ein Kontrabass kam für die Neuverfilmung zum Einsatz. Darüber hinaus
wurde auch viel mit Tiergeräuschen experimentiert.15
13 Das menschliche Gehör kann ein das Frequenzspektrum von 20Hz – 20.000Hz wahrnehmen.
14 s. {GODZ03}
15 s. {GODZ03}
13
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Die Vögel
I n Alfred Hitchcocks Verfilmung (1963) zur gleichnamigen Kurzgeschichte DIE
VÖGEL von Daphne du Maurier sehen sich die Protagonisten des Films einer invasiven
und aggressiven Schar von Vögeln gegenüber, die zunehmend die Menschen
attackieren16.
Um die Vögel noch unwirklicher, fremdartiger und schockierender zu gestalten,
wollte Hitchcock auf reale Vogelstimmen verzichten und stattdessen diese durch
künstliche anders klingende Vogelrufe ersetzen. Um diesen Effekt zu erzielen, griff man
auf das elektronische Instrument Trautonium17 zurück18, welches für den Film vom
deutschen Musiker und Komponisten Oskar Sala eingespielt wurde. Dabei wurde die
besondere Möglichkeit des Trautoniums genutzt, Glissandi 19 und mikrotonale
Tonabstände zu spielen.
16 Vergleichbar mit dem invasionsartigen Auftreten der Zombies in George A. Romeros NIGHT OF THE
LIVING DEAD (NACHT DER LEBENDEN TOTEN) von 1968 (s. {DMSW} S. 47; 151ff; 173)
17 Benannt nach seinem Erfinder Friedrich Trautwein (1888 – 1956), der zusammen mit Oskar Sala 1930
den ersten Prototypen für das Trautonium entwickelte. Beim Trautonium wird der Ton über einen
Widerstandsdraht gesteuert, der über eine Metallschiene gespannt ist. Wird der Draht auf das Metall
gedrückt, verändert sich der Widerstand, wodurch die Schwingfrequenz des Oszillators verändert
wird. Da es keine festen Tasten zum Spielen gibt, sind beim Trautonium mikrotonale Tonschritte oder
auch Glissandi möglich.
18 s. {BIRD01}
19 Ein Glissando ist in der Musik eine stufenlose und gleichmäßige Tonhöhen-Veränderung.
14
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Alien
Ridley Scotts Science-Fiction-Horrorfilm von 1979 setzte für seine Zeit neue visuelle
Maßstäbe und legte zugleich auch den Grundstein für die bis heute erfolgreiche AlienFilmreihe.20
In den Alien-Filmen bewegt sich das Alien nahezu lautlos, so dass die zwar
vorwiegende ruhige Atmosphäre dennoch die Gefahr birgt, dass das Alien jederzeit über
die Protagonisten herfallen kann.
Wenn sich das Alien dann zu erkennen gibt, so ertönt ein kreischendes Fauchen und
Zischen, bevor es seine Opfer attackiert. Wenn der Zuschauer dieses Geräusch zu hören
bekommt, weiß er im Grunde genommen, dass es für den Helden auf der Leinwand nun
aus ist – Bis auf den weiblichen 21 Hauptcharakter Ripley (gespielt von Sigourney
Weaver) und der Katze Jones überlebt kein Mitglied der Nostromo-Besatzung den
Kontakt mit der außerirdischen Kreatur.
Im ersten Teil der Alien-Filmreihe (ALIEN - DAS
FREMDEN
UNHEIMLICHE
WESEN
AUS EINER
WELT) wurde für das Fauchen des Aliens auf den bekannten britischen
Tierstimmenimitator Percy Edwards zurückgegriffen, der sämtliche Alien-Sounds
„imitierte“.22
20 Das Alien-Franchise umfasst insgesamt 7 Kinofilme. Ridley Scott kündigte im September 2015
weitere Alien-Filme an (s. {ALIEN03})
21 Die Wahl eines weiblichen Hauptcharakters stellte für diese Zeit ein Novum im Action-Film dar.
22 s. {ALIEN04}: Kapitel: „CHAPTER 2 – NO-ONE CAN HEAR YOU SCREAM...“, Abschnitte: „CAST AND CREW“
& „SOUND EFFECTS“ (da eine eBook Version vorliegt, kann aus technischen Gründe keine Angabe zur
genauen Seitenzahl gemacht werden)
15
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Fü r James Camerons Fortsetzung ALIENS – DIE RÜCKKEHR wurde dann auch auf
Tiergeräusche zurückgegriffen. Und zwar handelt es sich bei den Alien-Geräuschen um
Schreie von Pavianen, die noch zusätzlich technisch bearbeitet wurden, um den
passenden Klang zu erstellen.
Im 2014 erschienenen Videospiel ALIEN: ISOLATION von The Creative Assembly
versuchte der kanadische Sounddesigner Jeff van Dyck so nah wie möglich an die
„originalen“ Alien-Geräusche heranzukommen und orientierte sich dabei am
Originalmaterial, welches ihm von 20th Century Fox zur Verfügung gestellt wurde.
Das Ergebnis bestand in diesem Spiel aus einer Mischung verschiedener
aufgenommener Tiergeräusche, die mit Hilfe einer Talkbox23 noch zusätzlich verändert
wurden.24
Fazit
Anhand dieser Beispiele kann man sehen, dass für die Erstellung des Creature
Sounddesigns viele unterschiedliche Ansätze benutzt wurden, um die Soundeffekte für
die Filmwesen zu erschaffen. Seien es menschliche, musikalische oder tierische
Ursprungsgeräusche (einzeln oder in Kombination) oder auch abstrakte
Herangehensweisen wie der Lederhandschuh für den Godzilla-Sound – am Ende zählt
das klangliche Ergebnis, welches die Handlung auf der Leinwand unterstützen oder
aufwerten soll.
23 Bei einer Talkbox handelt es sich um ein musikalisches Effektgerät, bei dem der Instrumentenklang
über einen Akustikschlauch in den Mundraum des Musikers geführt wird, durch den der Klang dann
so verändert wird, als würde das Instrument „sprechen“.
24 s. {ALIEN05}
16
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
ZOMBIEFILM
Über Zombies
Als Zombie versteht man im allgemeinen einen von den (scheinbar) Toten
auferstandenen Menschen. Es stellt unseren eigenen personifizierten Tod dar25.
In vielen Kulturkreisen finden sich Berichte darüber, dass Menschen von den Toten
wieder zum Leben erweckt wurden: So gibt es in der Chinesischen Mythologie die
Jiang Shi26, die auch als „Hüpfender Vampir“ oder „Hüpfender Leichnam“ bezeichnet
werden, da sie sich aufgrund der schon eingesetzten Leichenstarre nur springend
fortbewegen können. In der Tibetischen Mythologie findet sich die folkloristische
Erzählung der Ro-Langs27, bei denen es sich um Leichen handelt, die von einem bösen
Geist oder Zauberer kontrolliert wieder zum Leben erweckt wurden. Auch hier wird
davon berichtet, dass diese Untoten sich nur mühsam fortbewegen können, da sie ihre
Gelenke nicht abknicken können.
Auch in den Erzählungen über Gilgamesh28 oder selbst in der Bibel finden sich
Geschichten über die Auferstehung von den Toten: So wird im Johannesevangelium
davon berichtet, dass Jesus Lazarus von Bethanien vier Tage nach seinem Tod wieder
zum Leben erweckt haben soll29.
Der Begriff Zombie stammt ursprünglich vom angolanischen Ausdruck „nzúmbe“
(Kimbundu), was so wie viel „Geist einer toten Person“ bedeutet30.
25 s. {DMSW} S.28 PEGG, SIMON: „... it is our own death personified.“
26 dt.: „Starrer Leichnam“, aber auch „Untoter“ oder „Zombie“
27 dt.: „auferstandene Leiche“
28 Ein Babylonischer König im 3. Jahrtausend v.Chr., aber auch als Totengott verehrt.
29 s. Bibel, Johannes 11
30 s. {DMSW} S. 68
17
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Durch den Sklavenhandel im 18 Jahrhundert gelangte der Begriff dann in die
französische Kolonie Saint-Domingue, dem heutigen Haiti, wo er dann als „Zombie“
ein fester Bestandteil des Voodoo-Kultes wurde.
Während der US-Amerikanischen Besatzung Haitis von 1915 bis 1934 wurden die
Geschichten über Zombies dann in die USA gebracht, wo sie schnell einen Anklang in
der amerikanischen Filmindustrie fanden.
Entwicklung
Da die Darstellung von Zombies im Laufe der Filmgeschichte nicht einheitlich ist,
wird der Zombiefilm allgemein in mehrere Phasen eingeteilt:
Zum einen wäre da die Anfangszeit des Zombiefilms, der sich mit den „klassischen“
Voodoo-Zombies beschäftigt. Diese Phase bezieht sich auf den Zombiefilm bis in die
60er Jahre.
Der Wendepunkt im Zombiefilm ist mit George A. Romeros „NIGHT OF THE LIVING
DEAD“ zu sehen, in denen die Zombiedarstellung vom haitianischen Voodoo-Kult
losgelöst wurde und stattdessen durch eine Eigenschöpfung Hollywoods ersetzt wurde.
Die Zombies in diesem Zeitraum ab 1968 werden unter anderem auch als HollywoodZombies bezeichnet.
Nachdem der Zombiefilm in den 1990er Jahren nahezu zum Erliegen kam, gab es für
den Zombiefilm nach 2000 eine regelrechte Wiederauferstehung von den Toten. Da in
dieser Phase die „Zombifizierung“ zunehmend als Krankheit verläuft, spricht man auch
18
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
vom „Virus-Zombie“.31
Voodoo-Zombies: Die Anfänge
Als ersten Zombiefilm kann man den Film „WHITE ZOMBIE“ von Victor Halparin aus
dem Jahre 1932 ansehen. In diesem Film werden vom Zuckermühlenbesitzer Legrende
(gespielt von Bela Lugosi) mehrere Eingeborene in willenlose Zombies verwandelt, um
für ihn auf seiner Plantage als Sklaven zu arbeiten. Auch Madeleine Short, die Verlobte
von Neil Parker, wird auf Wunsch des gemeinsamen Freundes Beaumont in einen dieser
willenlosen Wesen verwandelt und erst der Tod Legrendes kann diesen Bann wieder
lösen.
Während White Zombie der erste Film ist, der das Wort Zombie im Film verwendet,
ist das Konzept eines geist- und willenlosen Menschen, der dem Willen eines Anderen
unterworfen wird nicht neu. So findet sich eine thematische Anlehnung schon 1920 im
deutschen expressionistischen Stummfilm DAS CABINET
DES
DR. CALIGARI von Robert
Wiene wieder. Da der Begriff Zombie außerhalb Haitis zu dieser Zeit noch nicht
verbreitet war, konnte Wiene seinen „Schlafwandler“ Cesare auch nicht so bezeichnen.
Aber auch wenn der Begriff nicht bekannt war und demnach auch nicht verwendet
wurde, ist dennoch eine gewisse Gemeinsamkeit zu erkennen.
Allgemein kann man über den Voodoo-Zombiefilm festhalten, dass es sich bei den
Zombies um fremdkontrollierte menschliche Körper (ob tot oder lebendig) handelt,
deren Handeln unter dem Einfluss eines Zauberers oder eines bösen Geistes / Dämonen
stehen.32
31 Vrgl. KRAUTKRÄMER, FLORIAN „A Matter Of Life And Death – Leben und Tod im Zombiefilm“ in
{UNTOT} S. 24ff
32 Auch der deutsche Propagandafilm DER GEFANGENE
VON
DAHOMEY von 1918 bedient sich des
Elementes eines Wiederauferstandenen deutschen Kolonialisten (nachdem ihm ähnlich wie bei
19
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Der Zombie steht in diesen Filmen als Sinnbild für die Sklaverei und Unterdrückung
durch fremde Mächte. Der Böse Zauberer oder Dämon wird dabei zum unterdrückenden
Imperialisten, der anderen Menschen seinen Willen aufzwingt und eigenes Denken
ausschalten lässt. Durch Beendigung der Fremdkontrolle wird der Bann gebrochen und
der Zombie wieder zurück in einen normalen Menschen transformiert.
Hollywood-Zombies: Romero's Zombiefilm
Der Zombiefilm änderte sich schlagartig, als George A. Romero 1968 den Film
NIGHT OF THE LIVING DEAD (DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN) herausbrachte.
Mit diesem Film waren die Zombies plötzlich keine fremdkontrollierten Wesen
mehr, sondern agierten als autonome Wesen. Hinter der Handlung der Zombies steckt
nun keine erkennbare Intention mehr, wie zum Beispiel in THE WHITE ZOMBIE bei der
Arbeit auf den Plantagen. Vielmehr werden dieses „neuen“ Zombies lediglich von der
Gier nach menschlichem Fleisch angetrieben.
Der Zombie ist nun im Gegensatz zum Voodoo-Zombie keine direkte Anlehnung
mehr an den ursprünglichen Zombie im Voodoo-Kult, sondern eine reine
Phantasiegestalt des Drehbuchautors.
Auch neu ist bei dieser neuen Zombiedarstellung die Möglichkeit der Verwandlung,
manchen Voodoo-Erzählungen ein Zaubertrank verabreicht wurde, der ihn in einen scheintoten
Zustand versetzt hat), der sich als „Untoter“ an seinen Folterern im Kriegsgefangenenlager rächt. Aus
diesem Grund wird dieser Film teilweise auch als einer der ersten Zombiefilme angesehen (s.
KRAUTKRÄMER, FLORIAN „A Matter Of Life And Death – Leben und Tod im Zombiefilm“, {UNTOT}
S.25 & FUHRMANN, WOLFGANG „Der Gefangene von Dahomey – Ein Kolonialer Zombie“, ebenda
S.37). Allerdings fehlt hierbei das für das Zeit typische Zombie-Element der Fremdkontrolle.
20
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
nachdem ein Mensch von einem Zombie gebissen wurde. Hier vermischt sich die
menschenfressende Ghul-Darstellung33 mit Eigenschaften eines Vampirs, dessen Biss
einen Menschen in einen Vampir verwandeln soll.
Als wesentliche Inspiration für NIGHT OF THE LIVING DEAD nennt Romero den
Science-Fiction Roman I AM LEGEND (ICH
BIN
LEGENDE oder ICH,
DER LETZTE
MENSCH)
v o n Richard Matheson. In diesem Buch sterben nahezu alle Menschen an einer
Krankheit und stehen als Vampire wieder von den Toten auf. 34 Hierbei bediente sich
Romero an der Verbreitungsmöglichkeit über Bisse und vor allem dem invasiven
Auftreten seiner Zombies, da ja nahezu alle Menschen verwandelt wurden.
Obwohl diese Darstellungsform der Zombies stark vom klassischen Voodoo-Zombie
abwich, fand sie einen breiten Anklang und wurde für zukünftige Filme übernommen.
Romeros Zombies haben sich bis zu heutigen Zombieproduktionen wie der
amerikanischen Serie THE Walking DEAD von 2010 gehalten.
Virus-Zombies: 2000er Zombiefilm
Nachdem der Zombiefilm in den 1990er Jahren beinahe zum Erliegen kam, gab es in
der 2000er Jahren eine Renaissance des Zombiefilms.
Als Neuanfang der Zombiefilme nach der Jahrtausendwende kann man die von
Bernd Eichinger (u.a. DER UNTERGANG & DAS PARFUM) produzierte Verfilmung der
33 Ein Ghul ist ein aus der persisch-arabischen Mythologie stammender leichenfressender Dämon.
34 In der Verfilmung von 2007 durch Francis Lawrence wurde das Element der Vampire verworfen und
stattdessen durch eine Krankheit infizierte Menschen ersetzt. In ihrem tierähnlichen Verhalten
erinnern diese Infizierten dabei eher an Zombies als an Vampire, obwohl dieser Begriff an keiner
Stelle des Films verwendet wird.
21
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
gleichnamigen Videospielreihe RESIDENT Evil von 2002 zählen.35
36 37
In diesem wird
eine Neuerung deutlich, die auch in den meisten modernen Zombiefilmen fortgeführt
wird: Auslöser der „Zombifizierung“ ist ein neuartiges Virus, dass im Fall von RESIDENT
Evil als biologischer Kampfstoff entwickelt wurde und nun im Entwicklungslabor als
Anschlag freigesetzt wurde.
Ebenso folgten die Filme 28 Days Later oder die Neuverfilmung von DAWN OF THE
DEAD diesem neuen Motiv der sich massiv ausbreitenden Virusinfektionen.
Visuell steigerten sich diese neuen Zombiefilme in ihrer Darstellung von Ekel und
Gewalt und nutzten dabei die modernen Computergrafiken, die ganz neue
Spezialeffekte ermöglichten.
Die Darstellung der Zombies unterscheidet sich aber nicht stark von Romeros
Zombies aus den 60er bist 80er Jahren: Es handelt sich immer noch um verwesende und
teilweise stark entstellte (bis hin zu zerfetzten Körperteilen) Menschen, die lediglich
dem tiefen und instinktivem Drang nach Fleisch folgen und durch Bisse andere
Menschen in Zombies verwandeln können.
Während viele Zombiefilme immer noch der „klassischen“ Verhaltensstruktur von
Romeros Zombies folgen, in denen diese als geistlose und triebgesteuerte Wesen
agieren, versucht Romero selber mit LAND OF THE DEAD eine schon fast marxistisch38
anmutende Veränderung von seinen gesetzten Regeln zu bewirken und lässt seine
Zombies an Intelligenz gewinnen. Diese entwickeln nun die Fähigkeit zu
35 Vrgl. {ZOIHF} S. 10
36 „ ... immerhin befindet man sich im ersten Zombie-Film der Neuzeit... “, (s. {REVIL})
37 Der Begriff „Zombie“ wird in der englischsprachigen Originalversion nicht erwähnt, wird jedoch in
der deutschen Synchronisation genannt.
38 Vrgl. {TZM}
22
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
kommunizieren und stimmen ihre Aktionen und ihr Handeln miteinander ab, um gegen
die in einer zur Festung transformierten Stadt wohnenden Menschen vorzugehen.
Durch diese Veränderung wirken die Zombies nun nicht mehr als reine Naturgewalt
sondern viel mehr als ebenbürtige und unkalkulierbare Antagonisten.
Diese von Romero erdachte Neuerung wurde allerdings nicht so revolutionär in der
Zombie-Filmwelt aufgenommen, wie die neuen Zombies auf NIGHT OF THE LIVING
DEAD. Stattdessen wird vielmehr an bekannten Strukturen festgehalten.
Während viele Zombiefilme einen unfreiwilligen Humor aufwiesen, setzte sich nach
2000 vermehrt das Sub-Genre der Zombie-Komödie (oder auch „Zombedy“ genannt)
durch. In diesen wird mit dem Zombiethema meist parodistisch umgegangen, in dem sie
die Zombie-Apokalypse in abstruse Situationen verlegen. So zeigt die Komödie SHAUN
OF THE DEAD die Erlebnisse des Versagers Shaun, der aufgrund einiger Probleme seines
Privatlebens die Zombie-Invasion zuerst nicht mitbekommt, bis es dann fast zu spät ist.
Die Darstellung von Shaun als ahnungslosen einfachen Arbeiter innerhalb der
apokalyptischen Zombiewelt impliziert, dass dieser selbst ein Zombie der modernen
Gesellschaft ist39.
Eine besondere Entwicklung hat der Zombiefilm auch im Format vollzogen: So gibt
es nach der Jahrtausendwende die Neuerung der Zombie-Serie. Als bestes Beispiel ist
hierfür die US-amerikanische Serie THE WALKING DEAD zu nennen, die mittlerweile mit
39 „Director Edgar Wright implies that a zombie infestation would probably go unnoticed by the
average middle-class worker; as depicted by Pegg's Shaun, modern society has turned everyone into
zombies already.“, {DMSW} S.53 - („Regisseur Edgar Wright impliziert, dass eine Zombie-Seuche
wahrscheinlich unbemerkt durch den durchschnittlichen Mittelklasse-Arbeiter abläuft; so wie durch
Pegg's [Simon Pegg ist der Schauspieler des Charakters Shaun] Shaun dargestellt, hat die moderne
Gesellschaft bereits jeden in einen Zombie verwandelt“, freie Übersetzung des Verfassers)
23
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
der Serie FEAR THE WALKING DEAD einen Ableger bekommen hat, der zeitlich vor der
Handlung von THE WALKING DEAD spielt40. Hierbei kann im Gegensatz zu den meisten
Zombiefilmen viel mehr Zeit für die Betrachtung der zwischenmenschlichen
Entwicklungen und Probleme im täglichen Überlebenskampf in dieser veränderten
apokalyptischen Welt gelegt werden. So werden vielmehr Themen wie emotionale
Abstumpfung, Selbstmord, Rassismus oder Abtreibung angesprochen. Die Zombie- und
Gewaltdarstellungen werden dabei im Vergleich zu einem typischen Zombiefilm in
einer sehr verminderten Form gezeigt.
Gesellschaftliche Deutungsansätze
Während manche Kritiker in Zombiefilmen eine reine Gewaltdarstellung ohne
Hintergrund sehen, gibt es doch gegenteilige Deutungsansätze über die
gesellschaftlichen Hintergründe, die den Zombiefilm über die Jahre geprägt,
weiterentwickelt und bei den Fans so beliebt gemacht haben.
Die in den 1930ern gezeigte Zombiedarstellung war eindeutig von Sklaverei geprägt:
Die Zombies wurden der Kontrolle einer fremden Macht untergeordnet und müssen für
diese gegen ihren eigenen Willen Arbeiten ausführen (in WHITE ZOMBIE zum Beispiel
als Arbeiter in der Zuckermühle von Legendre).
Im Film wird eine weiße Frau in einen Zombie verwandelt, während die restlichen
Zombies der einheimischen schwarzen Bevölkerung zuzuordnen sind. Für die
Bevölkerung der USA, in der die Rassentrennung zwischen der weißen und afroamerikanischen Bevölkerung noch bis in die 1960er Jahren gesetzlich geregelt war 41,
40 In beiden Serien wird der Begriff „Zombie“ nicht erwähnt. Vielmehr wird von einer Welt
ausgegangen, in der die Menschen (scheinbar) noch nie von der Zombie-Thematik gehört haben.
Stattdessen werden die Zombies je nach Auftreten als „Streuner“ oder „Beißer“ bezeichnet.
41 Der Civil Rights Act erklärte die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen erst 1964 für illegal.
24
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
war das eine schockierende Vorstellung, dass eine weiße Frau als Sklavin gehalten
wurde. Der Zombie an sich stand somit als Symbol für die Angst vor der Versklavung
der freien (weißen) Bevölkerung der USA42
43
und einer Umkehrung der Herrschafts-
und Unterdrückungsverhältnisse in den „schwarzen Ländern“44.
Ab 1964/65 griffen die USA aktiv in den Vietnamkrieg ein. Zugleich erhöhte sich in
den USA auch die mediale Aufarbeitung des Krieges. Journalisten begleiteten Einsätze
im Vietnam, teilweise auch an der Front, und konnten darüber berichten. Mit der
zunehmenden Verbreitung von Fernsehern war es nun auch der amerikanischen
Bevölkerung möglich, die Geschehnisse am heimischen TV verfolgen zu können.
Als der Nordvietnam 1968 den Süden mit der Tet-Offensive massiv attackierte,
wurde im amerikanischen Fernsehen auch vermehrt brutalere und erschreckendere
Bilder gezeigt.45
Diese gesteigerte Gewaltdarstellung spiegelte sich auch in Romeros „NIGHT OF THE
LIVING DEAD“ wieder: Aus den versklavten Menschen wurde auf einmal eine aktive
Bedrohung aus menschenfressenden, von den Toten wiederauferstandenen
(menschlichen) Kreaturen.
Mit dem anhaltenden Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion fürchtete
sich die US-Bevölkerung auch verstärkt vor einer russischen Invasion (bzw. russischen
Bis dahin waren Diskriminierungen der Afroamerikaner in den USA normal.
42 In der US-Nationalhymne wird die USA als „Land of the free and the home of the brave“ („Das Land
der Freien und Heimat der Tapferen“) gesungen.
43 Vrgl. {DMSW} S. 135
44 Vrgl. {DMSW} S. 45f
45 Vrgl. {DMSW} S. 28
25
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Angriffen durch Nuklearraketen46). Hierdurch erklärt sich auch das invasionsartige
Auftreten von Romeros Zombies, welches sich in den darauffolgenden Zombiefilmen
fortführte.
Mit Ende des Kalten Krieges und Zusammenbruch der Sowjetunion verschwand
somit auch die Bedrohung einer russischen Invasion in der USA. Zeitgleich mit
Verschwinden dieser Bedrohung ging auch der Zombiefilm an sich zurück47 48. Mit der
Clinton-Ära49 konzentrierte sich die Politik der USA mehr auf innenpolitische
Angelegenheiten und förderte die wirtschaftliche Entwicklung und den Frieden.
Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001, bei denen drei Flugzeuge in die
beiden Haupttürme des World Trade Centers in New York und in das Pentagon in
Washington D.C. Gesteuert wurden (ein weiteres Flugzeug wurde nach einem Kampf
von Passagieren mit den Entführern zum Absturz gebracht) veränderte sich auch das
Sicherheitsverständnis der US-Amerikaner und ihrer westlichen Verbündeten.
Nur eine Woche später begannen in den USA die Anthrax-Anschläge, bei denen
Milzbrand-Sporen50 per Post an Nachrichtensender und Politiker innerhalb der USA
verschickt wurden. 22 Menschen entwickelten daraufhin eine Milzbrand-Infektion, von
denen 5 tödlich endeten. Diese beiden Anschlagswellen lösten in der westlichen Welt
eine Angst vor weiteren Anschlägen aus und die USA und ihre Verbündeten beteiligten
sich an zwei neuen Kriegseinsätzen in Afghanistan und im Irak.
46 s. Kubakrise
47 Zumindest in den USA. In Italien fristete der Zombiefilm noch ein Nischendasein, allerdings mehr in
der Form von billigen B-Filmen.
48 Vrgl. {DMSW} S. 19
49 William Jefferson „Bill“ Clinton: US-amerikanischer Präsident von 1993 bis 2001
50 Bei Milzbrand handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium hervorgerufen
wird. Da die Milzbrand-Sporen über Jahrzehnte haltbar sind, eignen sie sich in dieser Form besonders
gut als Biowaffe.
26
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Obwohl die Produktion der ersten beiden Zombiefilme (RESIDENT EVIL und 28 DAYS
LATER) nach der Jahrtausendwende schon vor den Anschlägen am 11. September 2001
begannen, lassen sich dennoch Einflüsse dieser historischen Zäsur in den Filmen
erkennen. So wird die Zombie-Epidemie in W. S. Andersons RESIDENT EVIL durch einen
Anschlag auf das (kapitalistisch agierende) Forschungsunternehmen Umbrella
Corporation ausgelöst, bei dem ein Zombie-Virus bewusst in einer geheimen
Forschungseinrichtung freigesetzt wird, um den Konzern dadurch zu zerschlagen.
Diese Virus-Thematik findet sich auch in Danny Boyles 28 DAYS LATER wieder. Hier
breitet sich das Zombie-Virus im Gegensatz zur begrenzten Situation von „RESIDENT
EVIL“ rasant über die gesamte Menschheit aus und entwickelt sich zu einer Pandemie.
Mit dem Aufkommen der Post-9/11-Zombiefilme51 verändert sich der Zombie von
einem unnatürlich wiederauferstandenen Wesen zu einem infizierten Menschen. Dabei
ist die Virus-Thematik durch die zunehmende Angst und Sensibilisierung vor neuen
Krankheitspandemien, die besonders durch die SARS-Pandemie52 von 2002 und 2003
deutlich verstärkt wurde.
Die neuen Post-9/11-Zombies sind nun deutlich schneller, brutaler und gewalttätiger
als ihre „Vorfahren“ der 60er bis 80er Jahre.53 Auch die Verwandlung in einen Zombie
nach einem Biss geht nun schneller von statten. In WORLD WAR Z dauert es teilweise
nur wenige Sekunden, bis der Gebissene selber zum Zombie mutiert.
51 Nach {DMSW}
52 SARS ist eine Atemwegsinfektion, die durch einen Virus verursacht wird. Bei der SARS-Pandemie
2002/2003 starben insgesamt knapp tausend Menschen.
53 Vrgl. {DMSW} S. 43ff
27
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
SOUNDDESIGN
Analysen
Im folgenden Teil möchte ich analytisch auf das Sounddesign ausgewählter
Zombiefilme eingehen. Bei der Auswahl der Filme habe ich mich an den
Filmnennungen in diverser Fachliteratur orientiert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den
wichtigsten Hollywood Produktionen.
Zwar gibt es in der italienischen Filmbranche auch diverse Zombiefilme, jedoch
werden diese in der Fachliteratur eher als B-Movies abgetan und für die allgemeine
Weiterentwicklung des Zombiefilms an sich als nicht relevant angesehen.
The White Zombie (1932)
Als erster Zombiefilm beschäftigt sich
THE WHITE ZOMBIE noch mit dem
ursprünglichen Zombie-Mythos, bei dem Menschen durch ein bestimmtes VoodooRitual in willenlose Sklaven verwandelt werden.
Die junge Madeleine Short reist gemeinsam mit ihrem Verlobten Neil Parker nach
Haiti, um auf dem Anwesen ihres Freundes Beaumont zu heiraten. Bei ihrer kurzen
Reise durch Haiti treffen sie auf die Einwohner, die ein Voodoo-Ritual mitten auf ihrem
Weg abhalten. An Beaumonts Anwesen angekommen entdecken sie in einiger
Entfernung die ersten Zombies – scheinbar ziellos umherirrende Menschen mit
schwerfälligem Gang.
Aus der Nähe betrachtet handelt es sich bei den Zombies um normale Menschen mit
28
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
leeren Blicken, die – sofern es ihnen nicht anders befohlen wurde – regungslos in der
Gegend herumstehen.
Auch klanglich manifestieren sich diese Zombies als seelenlose Wesen: Im gesamten
Film geben die Zombies nicht ein einziges Geräusch von sich.
Dieses Relikt der Stummfilmzeit innerhalb des noch sehr jungen Tonfilms 54
repräsentiert hierbei die Versklavung und damit die wortwörtliche Entmündigung. Mit
der Versklavung durch einen fremden Geist (von Legrende, gespielt von Bela Lugosi)
verlieren die Zombies die Möglichkeit, durch Sprache oder sonstige Lautäußerungen
ihren freien Willen kundzutun.
Da sich Beaumont in Madeleine verliebt hat, bittet er den Zuckermühlenbesitzer und
„Magier“ Legrende, sie ebenfalls in einen Zombie zu verwandeln, so dass er über sie die
Kontrolle übernehmen kann.
Nachdem Legrende in einem finalen Kampf getötet wird, liegt Madeleine in den
Armen ihres Verlobten und es vergeht ein spannungsvoller Moment, bis sie erlösend
seinen Namen ausspricht. Die Sprache dient hierbei als Indikator für das
Zurückgewinnen ihres eigenen freien Willens und dass der Voodoo-Zauber von ihr
genommen wurde.
54 Der Tonfilm setzte sich seit 1927 durch. s. {SOUND01} S. 6
29
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Night Of The Living Dead (1968)
Mit NIGHT OF THE LIVING DEAD setzte George A. Romero neue Maßstäbe im
Zombiefilm. Hier werden die Zombies nicht mehr wie zuvor durch einen VoodooZauber erweckt und kontrolliert, sondern erscheinen erstmals als eigenständige Wesen,
die von alleine aus den Gräbern steigen. Diese Eigenständigkeit der Zombies hat sich
seit diesem Film im Horror-Genre durchgesetzt.
Obwohl neue Maßstäbe gesetzt wurden, orientiert sich das Sounddesign von NIGHT
OF THE LIVING DEAD die meiste Zeit über noch am klassischen Voodoo-Zombie: Die
auferstandenen Toten agieren über den Großteil des Films, ohne einen Ton von sich zu
geben.
So begegnet die Protagonistin Barbara zusammen mit ihrem Bruder Johnny auf
einem Friedhof dem ersten Zombie im Film. Dieser wandert still auf dem Friedhof
ziellos umher und wird von Johnny zuerst noch humorvoll kommentiert. Auch bei der
darauffolgenden Attacke gibt der Untote kein Geräusch von sich – man hört lediglich
die Kampfgeräusche und Schreie von Barbara und Johnny.
Selbst Bewegungsgeräusche durch die Kleidung des Zombies sind nicht zu hören.
Michel Chion spricht dabei von einem „Hohlen Klang“55. Obwohl man die Bewegungen
der Zombies sieht, existiert dazu kein passender Klang. Dieser Umstand wird angesichts
der restlichen existierenden real wirkenden Klänge vom Zuschauer so hingenommen.
55 „Ein hohler Klang in einer audio-visuellen Sequenz ist ein Klang, den das Bild suggeriert, aber den
man nicht hört, wohingegen andere Klänge, die mit der Szene assoziiert werden, hörbar sind, was
dazu beiträgt, dass die vorhergehenden „stillschweigend einbezogen werden“ (obwohl sie nicht
existieren).“ (s. {AUDVIS}, S.200)
30
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Auch als Barbara (Johnny wurde im Kampf mit dem Zombie niedergeschlagen) vor
dem Zombie in ihr Auto flüchtet, gibt ihr Verfolger keine Klänge ab.
Sie kann sich in ein nahegelegenes Haus flüchten, wo sie auf Ben trifft. Als dieser
vor dem Haus gegen zwei Zombies kämpft, kann man vereinzeltes menschliches
Stöhnen und Keuchen hören. Jedoch ist dabei unklar, ob es sich um die Geräusche der
Zombies handelt oder ob diese von Ben stammen.
Zurück im Haus wartet schon ein weiterer Zombie, den Ben mit einer Brechstange
bekämpft. Dabei ist wieder ein hohles Stöhnen zu hören, das nun deutlicher vom
Zombie zu stammen scheint. Als Ben daraufhin einen weiteren Zombie angreift, der
durch die Tür ins Haus kommen will, ist nun eindeutig zu hören, dass der Zombie
Geräusche von sich gibt. Dabei handelt es sich um ein dumpfes Stöhnen – die Zombies,
die im Hintergrund zu erkennen sind, geben allerdings in dieser Situation keine
Geräusche von sich.
Erst als Ben die Zombieleiche vor dem Haus entsorgt und in Brand steckt, geben die
restlichen Zombies leise Geräusche in Form von langgezogenem gierigen Stöhnen und
stimmlichem Fauchen von sich. Dieses ist dabei eindeutig menschlichen Ursprungs.
Während sich Ben und Barbara im Haus verschanzen und sich in Sicherheit wägen,
hört man von Draußen lautes Grillenzirpen. Die Zombies sind allerdings wieder
komplett verstummt, auch wenn gelegentliche Blicke nach Draußen die permanente
Präsenz der Untoten darlegen. Auch ist nicht zu hören, ob die Zombies irgendwelche
Aktionen ausführen oder gar versuchen, ins Haus zu kommen. Auch hier tritt wieder der
oben beschriebene „Hohle Klang“ in Erscheinung.
31
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Als Ben die Zombieleiche verbrannte, ist deutlich geworden, dass die Zombies eine
Abneigung gegen Feuer haben und davon deutlichen Abstand suchen. Also übergießt er
einen Sessel mit Benzin, schiebt diesen vor die Tür und zündet ihn dort an. Die sich dort
aufhaltenden Untoten weichen sofort zurück und geben dabei dumpfe Schreie der Angst
oder Warnung von sich, als würden sie sich gegenseitig vor der drohenden Gefahr
warnen wollen.
Nach einiger Zeit im Haus bemerken die beiden eine Gruppe von fünf Leuten, die
sich im Keller versteckt halten. Als sie mit zwei Männern (Tom und Harry) aus der
Gruppe diskutieren, nähern sich die Zombies lautlos dem Haus und brechen mit ihren
Armen durch die verbarrikadierten Fenster und versuchen, nach den Menschen zu
greifen. Im Gegensatz zu den vorherigen Szenen agieren die Zombies nun wieder
lautlos. Auch als einer der Untoten mehrfach angeschossen wird, gibt er keine Laut von
sich.
Als sich anschließend immer mehr Zombies dem Haus nähern, werden diese
klanglich durch ein leises Keuchen, Stöhnen und leicht asthmatisch rasselndes Atmen
untermalt.
Ein wenig später versuchen Ben, Tom und dessen Frau, Bens Auto an einer
nahegelegenen Zapfsäule zu betanken. Beim „Ausbruch“ aus dem Haus werden sie von
wieder leise stöhnenden und asthmatisch atmenden Zombies erwartet, die von Harry aus
dem oberen Stockwerk heraus mit Molotowcocktails56 beworfen werden.
Mit Zünden der Brandsätze schreien die Zombies wieder ängstlich aber wortlos auf
56 Ein Molotowcocktail (auch Brandflasche genannt) ist ein Wurfbrandsatz, der oft aus einer Flasche
besteht, die mit einer brennbaren Flüssigkeit befüllt ist. Um den Flaschenkopf ist ein brennendes
Stück Stoff (o.ä.) befestigt. Geht die Flasche durch auftreffen auf das Ziel zu Bruch, entzündet sich die
verteilende brennbare Flüssigkeit und hinterlässt einen Brandteppich.
32
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
und weichen sofort zurück. Im darauffolgenden Kampf werden die drei Flüchtenden
von einer Gruppe fauchender und leise rasselnd atmender Zombies umringt, können
aber ohne große Probleme fliehen. Während des Tankvorgangs gerät der Wagen von
Ben in Flammen und explodiert schließlich, wobei Tom und seine Frau ums Leben
kommen.
Als die Zombies daraufhin Ben an der Tankstelle angreifen, klingen sie deutlich
aggressiver fauchend als zuvor. Ben kann sich mit Mühe und Not ins Haus retten und
nun ist auch das Fauchen der Zombies innerhalb des Hauses durch die verbarrikadierte
Tür zu hören. Die Zombies bemerken, dass Ben nun außerhalb ihrer Reichweite ist und
fallen deshalb gierig fauchend und lechzend über die Leichen von Tom und seiner Frau
her.
Den immer aggressiver klingenden Zombies gelingt es ins Haus einzudringen.
Gemeinsam mit Harrys Tochter, die sich im Keller in einen Untoten verwandelt hat,
gelingt es den Zombies, alle Menschen außer Ben, der sich im Keller verschanzen kann,
zu töten. Allerdings wird er bei Tagesanbruch, als er sich wieder aus dem Keller
herauswagen kann, von der Bürgerwehr fälschlicherweise für einen Zombie gehalten
und von diesen erschossen.
Insgesamt kann man bei NIGHT OF THE LIVING DEAD sagen, dass sich das Zombie
Creature Sounddesign von der Tonlosigkeit über ein hohles Stöhnen bis hin zu einem
aggressiven Fauchen allmählich steigert.
Romero holt damit den Zuschauer beim gewohnten Zombieklang (oder besser gesagt
Nicht-Klang) ab und führt anschließend seine neue Form des Zombie-Sounddesign ein,
welches damit ebenfalls neue Maßstäbe setzte.
33
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Dawn Of The Dead (1978)
George Romeros DAWN OF THE DEAD wurde als Nachfolger zu NIGHT OF THE LIVING
DEAD produziert, jedoch kommen dort keine Figuren aus der Vorgeschichte vor.
Der Film beginnt in einer Fernsehstation in der hektisch über die ausgebrochene
Zombie-Pandemie diskutiert wird. Anschließend wird eine Gruppe von Polizisten
gezeigt, die ein Haus stürmen, um es von Zombies zu befreien.
Die dort auftretenden Zombies agieren entweder komplett lautlos oder mit einem
leichten Stöhnen. Klanglich knüpft der Beginn von DAWN OF THE DEAD damit an das
Creature Sounddesign von NIGHT OF THE LIVING DEAD an. Als die Polizisten einen
Kellerraum betreten, treffen sie dort auf leise wimmernde und leicht knurrende Untote.
Zwei der Polizisten (Peter Washington & Roger DeMarco) setzen sich zusammen
mit einer Mitarbeiterin (Francine Parker) der Fernsehstation und dem Piloten (Stephen
„Flyboy“ Andrews) des Verkehrshelikopters in diesem ab, um einen sicheren Ort vor
den immer größer werden Zombiemassen zu finden. Sie überfliegen bei ihrer Suche
einen Militärstützpunkt, der vereinzelt von ein paar Zombies bedrängt wird, die sich
komplett lautlos dem Stützpunkt nähern. Aufgrund ihrer langsamen Fortbewegung und
den weiten übersichtlichen Feldern rund um den Stützpunkt herum, stellen die Zombies
keine Gefahr für die Soldaten dar, so dass dies auch klanglich durch die komplette
Tonlosigkeit untermalt wird.
Als die vier Flüchtenden an einem Flughafen zwischenlanden müssen, um ihren
Helikopter aufzutanken, treffen sie dort auf einige Zombies, die im Gegensatz zu den
vorherigen Zombies deutlich knurren und fauchen oder teilweise hohl stöhnen. Obwohl
34
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
diese Geräusche teilweise animalisch anmuten, sind sie dennoch erkennbar
menschlichen Ursprungs. Da es in dieser Szene zu direkten Attacken durch die Zombies
kommt, besteht hier auch eine direkte Gefahr für die Protagonisten – also werden die
Untoten entsprechend furchteinflößender und aggressiver ausgestaltet.
Sie können trotz der Zombie-Angriffe unversehrt mit dem aufgetankten Helikopter
weiterfliegen und landen schließlich auf dem Dach eines Einkaufszentrums. Da sie dort
durch die Dachfenster eine große Ansammlung von Notvorräten entdecken, beschließen
sie, das Einkaufszentrum zu betreten und sich dort zu verstecken.
Die im Kaufhaus ziellos umherwandernden Zombies geben nun wieder keine
Geräusche von sich. Selbst als die Gruppe den Strom im Einkaufszentrum wieder
anstellt und somit auch die Rolltreppen oder die Kaufhausmusik wieder in Gang setzt,
geben die Untoten keine Laute der Überraschung von sich – selbst nicht die Zombies,
die sich auf den gerade startenden Rolltreppen aufhalten.
Als die beiden Polizisten durch die Einkaufspassage rennen, um zu einem der
Geschäfte zu gelangen, laufen sie durch eine große Masse voller stumm agierender
Zombies. Nachdem diese aber die beiden Menschen bemerkt haben, verändert sich ihr
Auftreten und sie beginnen, die Beiden unter aggressivem Knurren und Fauchen vor
dem Geschäft zu bedrängen und sie anzugreifen. Die Zombie-Geräusche klingen dabei
größtenteils menschlich, allerdings mischen sich darunter auch ein paar tierisch
anmutende Laute, die allerdings auch einen menschlichen Ursprung haben.
Im sicheren Geschäft angekommen, geben die beiden Polizisten sich einem
Konsumrausch hin57, während die Zombies vor der wieder verschlossenen Tür dumpf
knurrend und hohl stöhnend versuchen, diese zu öffnen.
57 Hier kommt die Konsumkritik von DAWN OF THE DEAD sehr gut zur Geltung.
35
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Als die beiden Polizisten als Ablenkungsmanöver durch Lärm noch mehr Zombies
an die Tür locken, wird der Klang der provozierten Untoten deutlich aggressiver, ist
allerdings immer noch eindeutig als menschlich identifizierbar.
Währenddessen untersucht Stephen, der Helikopterpilot, den Heizungskeller des
Einkaufszentrums und trifft dort auf einen einzelnen Zombie, der wiederum komplett
lautlos durch die Gänge schleicht. Man könnte annehmen, dass er demnach keine
direkte Gefahr für Stephen darstellt. Als es jedoch zur direkten Attacke auf Stephen
kommt, bleibt der Zombie immer noch komplett still. Als Stephen wieder aus dem
Keller flüchten kann, wird er auf einem schmalen Gang von drei fauchend klingenden
Zombies erwartet, wird aber von den beiden Polizisten gerettet.
Bei der gemeinsamen Flucht durch die Einkaufspassage müssen die drei wieder an
vielen lautlosen Untoten vorbei. Erst als diese die Drei bemerken, erwachen sie
klanglich zum Leben und beginnen langsam, leise und hohl zu stöhnen. Am Geschäft
angekommen klingt die Zombiemenge nun schon deutlich agressiver fauchend und
knurrend – ähnlich wie in der ersten Situation am Geschäft.
Innerhalb des Geschäftes werden die Drei von einem einzelnen Zombie überraschend
angegriffen. Dieser gibt im Kampf ein angestrengtes und hungrig lechzendes Stöhnen
von sich.
Parallel dazu dringt ein weiterer einzelner Zombie in das Versteck von Francine vor.
Im Gegensatz zum Zombie im Geschäft agiert dieser wiederum komplett lautlos – auch
bei der Attacke auf Francine, welche durch die drei ankommenden Männer gestoppt
werden kann, agiert der Untote ohne einen einzigen Ton von sich zu geben.
36
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Bei dem Versuch, die Kaufhaustüren mit Hilfe von vor dem Kaufhaus parkenden
Lastkraftwagen zu verbarrikadieren, werden die beiden Polizisten von lautlos
agierenden Zombies angegriffen. Bei diesem Angriff wird Roger von einem Zombie
gebissen, kann sich aber zusammen mit Peter wieder im Einkaufszentrum in Sicherheit
bringen.
In den folgenden Tagen gelingt es der Gruppe nach einigen Kämpfen, in denen die
Zombies immer aggressiver fauchend und knurrend klingen, das Einkaufszentrum von
den Zombies zu befreien. Allerdings stirbt Roger an den Folgen des Zombiebisses und
verwandelt sich kurze Zeit später selbst in einen Zombie, woraufhin er von Peter
erschossen wird. Die Verwandlung von Rogers Leichnam in einen Zombie verläuft
dabei komplett tonlos.
Nachdem sich die restliche Gruppe einige Zeit dem Konsum hingegeben hat, taucht
eine Gruppe von Motorradfahrern auf und stürmt das vermeintlich leere
Einkaufszentrum. Vor der Tür kämpfen sie sich dabei durch die immer noch
vorhandene Menge an Zombies. Diese gehen allerdings im Lärm der Motoren und im
Geschrei der Rockerbande komplett unter. Die Zombies verkommen zu Nebenakteuren
der Handlung und treten dabei auch klanglich in den Hintergrund.
Die Situation eskaliert und die beiden (nicht infizierten) Gruppen beginnen, sich zu
bekämpfen. Während des Kampfes greifen nun auch die Zombies in das Geschehen
wieder ein und attackieren die etwas überraschten Rocker. Dabei klingen die wieder auf
der Bildfläche erschienenen Zombies nun wieder deutlich aggressiv schreiend, wobei
sie nun den Motorenlärm übertönen können.
Während des Kampfes wird Stephen von einer Gruppe aggressiv fauchender
Zombies angegriffen. Diese geben dabei beinahe tierische Laute von sich, die aber noch
37
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
eindeutig erkennbar einen menschlichen Ursprung besitzen. Er wird von den Untoten
überwältigt und verwandelt sich in einen Zombie, woraufhin er mit diesen zusammen
das Versteck seiner ehemaligen Freunde attackiert. Dabei klingen die in das Versteck
eindringenden Zombies beinahe unmenschlich klagend jaulend. Vor allem der
anführende „Stephen-Zombie“ klingt in dieser Szene besonders nach einer Mischung
aus tierischen und menschlichen Geräuschen.
Die in die Enge gedrängten Francine und Peter gelingt die Flucht zum Helikopter auf
dem Dach des Einkaufszentrums und sie können mit diesem fliehen.
38
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Day Of The Dead (1985)
Bei DAY OF THE DEAD handelt es sich um die zweite Fortsetzung zu NIGHT OF THE
LIVING DEAD. Jedoch stellt auch diese Fortsetzung, genau so wie auch schon DAWN OF
THE DEAD keine direkt anschließende Fortsetzung mit wieder vorkommenden
Charakteren dar. Vielmehr wird die Hintergrundgeschichte aus den beiden Vorgängern
aufgegriffen, um darauf eine neue Handlung aufzubauen.
Der Film beginnt mit einer Gruppe von Wissenschaftlern, die mit einem Helikopter
in einer verlassenen Stadt landen, um dort nach Überlebenden der Zombie Apokalypse
zu suchen. Angelockt von deren Rufen verlassen die dort lebenden Zombies ihre
Verstecke und kommen auf die Wissenschaftler zu. Dabei besticht schon der erste
Zombie mit neuen visuellen Effekten (im Vergleich zu den Vorgängern), da ihm der
komplette Unterkiefer fehlt, wodurch seine Zunge frei vor dem Hals herunterhängt.
Durch diese visuelle Zersetzung des Sprachapparates manifestiert sich dieser Zombie
nur durch kehlig klingende Laute, da er zu mehr nicht in der Lage ist.58
Auch die restlichen Zombies geben größtenteils nur kehlige asthmatische Geräusche
oder angestrengtes Stöhnen von sich, obwohl bei ihnen der Mundraum (scheinbar) noch
komplett intakt ist.
Obwohl die einzelnen Zombies für sich genommen eigentlich nur leise Töne von
sich geben, übertönt die immer größer werdende stöhnende Masse der Zombies
dennoch den Motorenlärm des immer noch laufenden Helikopters, so dass selbst der
Pilot direkt am Helikopter die näher kommende Menge hören kann.
58 Interessanterweise werden die Zombies hier in mehreren Einstellungen zusammen mit wilden Tieren
(Krokodil und Vogelspinne) gezeigt, wodurch sie visuell mit einem tierischen und gefährlichen
Charakter assoziiert werden sollen.
39
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Da die Wissenschaftler keine Überlebenden finden können, machen sie sich auf den
Weg zurück in ihr unterirdisches Labor, welches in einem verlassenes Raketensilo
gebaut wurde. Dort angekommen kündigt entferntes und verhalltes dumpfes Stöhnen
die Präsenz von größeren Gruppe von Zombies innerhalb eines speziell abgetrennten
Höhlenbereiches an. Zusätzlich zum hohlen Stöhnen tauchen auch ein paar vereinzelte,
menschlich klingende Schreie auf, die sich von der Zombiemenge absetzen können.
Um ein paar Zombies zu wissenschaftlichen Zwecken einzufangen, wird zusammen
mit ein paar Soldaten, die sich zum Schutz der Wissenschaftler im Labor befinden, die
Zombie-Gruppe zur Absperrung des Höhlenbereiches gelockt, wo dann aus der Menge
zwei Zombies herausgeholt werden. Die so eingefangenen beiden Zombies geben
aggressive aber auch ängstlich klingende Schmerzensschreie von sich, als sie versuchen,
sich von den Halsketten, die ihnen angelegt wurden, zu befreien. Während die
Wissenschaftler und Soldaten damit beschäftigt sind, die beiden gefangenen Zombies
unter Kontrolle zu behalten, versuchen die restlichen Untoten, gierig schreiend durch
die Absperrung nach den Wissenschaftlern zu greifen.
Im Labor von Dr. Logan, der von allen nur „Frankenstein“ 59 genannt wird, gibt ein
angeketteter Zombie ein dumpfes Stöhnen von sich, als sich die Wissenschaftlerin
Sarah ihm nähert. Dr. Logan ist der Meinung, dass in den Zombies noch eine gewisse
Erinnerung an ihr menschliches Leben vorhanden ist und dass man sie von ihren
Instinkten nach Menschenfleisch befreien könnte.
Im Kontakt mit den Wissenschaftlern kommt es allerdings immer wieder zu
Situationen, in denen die Zombies toben und randalieren. Dabei schreien die Zombies
wild und aggressiv, geben aber auch emotionale Laute (die zum Beispiel Wut oder
Angst ausdrücken) von sich. Aber auch das für Zombies typische hohle Stöhnen ist bei
59 In Anlehnung an Mary Shelleys Viktor Frankenstein, der im Roman FRANKENSTEIN
MODERNE
ODER
DER
PROMETHEUS einen künstlichen Menschen erschaffen will.
40
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
diesen Zombies zu hören.
Als „Frankensteins“ bestes Vorzeigeobjekt, wenn es um die „Resozialisierung“ der
Untoten geht, dient der Zombie namens Bub. Dieser besitzt einen sehr prägnanten
röchelnden und fast schon asthmatischen Klang. Bei ihm sind die Anzeichen von
Intelligenz im Vergleich zu den anderen Zombies besonders erkennbar. So reagiert er
zum Beispiel auf ein paar Alltagsgegenstände, die Dr. Logan ihm gibt und scheint sich
an deren Funktion zu erinnern. Dabei gibt er immer wieder mal ein röchelndes Stöhnen
von sich. Im großen und Ganzen ist das Verhalten von Bub sehr ruhig, was sich auch in
einer ruhigen und zurückhaltenden Klanggestaltung wiederspiegelt. Selbst als ein paar
Soldaten hektisch den Raum betreten, lässt Bub sich nicht aus der Ruhe bringen.
Als weitere Demonstration der Intelligenz von Bub, bittet Dr. Logan ihn, „Hallo
Tante Alicia!“ zu sagen. Es folgt eine schlecht artikulierte Antwort, bei der aber
deutlich ein geröcheltes „'licia“ zu hören ist. Während in Zombiefilmen in der Regel das
kausale Hören60 überwiegt, welches den Zuschauer nach der Quelle eines
(Zombie-)Geräusches fragen lässt, kommt in dieser Situation das semantische Hören 61
hinzu. Da hier offensichtlich ist, dass Bub probiert, die Worte nachzusprechen, versucht
der Zuschauer nun, im Gegensatz zu den sonstigen Lauten in anderen Zombiefilmen,
aus Bubs Lautäußerungen einen Inhalt („'licia“) herauszuhören.
Bei einem anschließenden Experiment, bei dem Dr. Logan Bub eine nicht geladene
Waffe gibt, zeigt dieser emotionale Regungen. So gibt er ein aggressives Knurren von
60 „Kausales Hören interessiert sich für alle Hinweise, die den Hörer mit Hilfe des Tons über dessen
Ursprung informieren: Welches ist das Objekt, das Phänomen, das Wesen, dass [sic] das Geräusch
erzeugt, wo befindet es sich, wie verhält es sich, bewegt es sich usw.?“ (s. {AUDVIS}, S.201)
61 „Pierre Schaeffer nennt das Hören „semantisch“, das in bestimmten Kontexten mit einem kodierten
Tonsignal zu tun hat (dessen bekanntestes Beispiel die gesprochene Sprache ist, aber auch ein
Morsecode oder ein Code zwischen Gefangenen sein kann) und sich dafür interessiert, dieses Signal
zu dekodieren, um die Nachricht zu verstehen.“ (s. {AUDVIS}, S. 201)
41
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
sich, als er mit der Waffe auf den Captain der Soldaten zielt und anschließend
enttäuschte Laute, als die Waffe keinen Schuss abfeuert und er bemerkt, dass diese nicht
geladen ist. Als der Captain daraufhin seine Waffe auf Bub richtet, gibt dieser ein
ängstliches Wimmern von sich. Somit ist auch anhand der klanglichen Reaktion dieses
Zombies gezeigt, dass in den Untoten immer noch ein menschlicher Kern zu stecken
scheint, den Dr. Logan in seinen Experimenten hervorzubringen versucht.
Als die Wissenschaftler weitere Zombies einfangen wollen (untermalt von
Würgegeräuschen und kratzigen Schreien der Zombies), kommt es zu einem Unfall, bei
dem sich einer der Zombies befreien kann und dabei den Wissenschaftler Miguel beißt.
Um eine mögliche Infektion durch den Biss zu verhindern, wird ihm der Arm
abgetrennt und die Wunde versorgt.
Für ein weiteres Experiment spielt Dr. Logan Bub „Ode an die Freude“62 vor, worauf
dieser beinahe genießend ein dumpfes kratzendes Stöhnen von sich gibt. Auch hier sind
wieder enttäuschende Klänge zu hören, als Dr. Logan ihm die Musik wieder wegnimmt.
Nach einiger Zeit erfahren die restlichen Wissenschaftler und die Soldaten, dass
Logan seine Zombies mit Menschenfleisch füttert, um ihre übriggebliebenen Instinkte
zu befriedigen, worauf die Lage zwischen den Wissenschaftlern und den Soldaten
eskaliert. Captain Rhodes erschießt „Frankenstein“ und will mit seinen Männern die
Anlage verlassen. Um den Helikopterpiloten zu zwingen, die Soldaten vom Labor
wegzufliegen tötet Rhodes einen weiteren Wissenschaftler und liefert die übrigen
Beiden den Zombies aus.
Sowohl die beiden den Zombies ausgesetzten Wissenschaftler als auch der gebissene
Miguel können sich an die Oberfläche retten. Miguel öffnet für die Zombies den
62 Vierter Satz aus der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven
42
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Eingang zum Raketensilo, worauf die Zombies in die Anlage eindringen und die
Soldaten töten. Lediglich der Pilot Paul kann fliehen. Die eindringende Masse von
Zombies gibt dabei eine große Bandbreite an Geräuschen sich: neben aggressivem
Knurren und hohlen Stöhngeräuschen sind auch jaulende und heulende Laute
auszumachen.
Die beiden Wissenschaftler Sarah und Bill sowie der Pilot John können sich vor
einer Gruppe jaulender und heulender Zombies zum Helikopter retten. Dort
angekommen, greifen in einem Schockmoment, begleitet von einem stark aggressiven
Fauchen, Zombie-Hände nach Sarah. Direkt danach wacht Sarah vor dem Helikopter
auf einer sonnigen Insel auf.
43
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Resident Evil (2002)
Nachdem durch einen biologischen Anschlag ein Killervirus freigesetzt wurde,
dringt ein Sicherheitsteam der Umbrella Corporation in den sogenannten Hive, einen
geheimen unterirdischen Forschungskomplex ein, um den scheinbar außer Kontrolle
geratenen Sicherheitscomputer der Einrichtung auszuschalten. Dabei deaktivieren sie
jedoch auch den Sicherheitsmechanismus, der die, durch den Virus mutierten Zombies
unter Kontrolle halten soll, so dass diese freigelassen werden und Jagd auf das
Sicherheitsteam machen.
Bei diesem ersten Zombiefilm des neuen Jahrtausends handelt es sich im Grunde
genommen um eine zombifizierte Version von ALICE IM WUNDERLAND. So lautet der
Name der Protagonistin Alice63 und die Computeranlage der unterirdischen
Forschunganlage (in der mit weißen Kaninchen experimentiert wird) hört auf den
Namen Red Queen, eine Anspielung auf die Herzkönigin.
Da der gesamte Film eine Anspielung auf diesen Fantasie-Roman darstellt, ist es nur
nachvollziehbar, dass auch die Zombies ein ausgefallenes und realitätsfremdes
Creature-Sounddesign erhalten.
Nach Abschalten des Sicherheitscomputers begegnet das Sicherheitsteam der
Umbrella Corporation sehr schnell dem ersten mutierten Zombie. Dieser manifestiert
sich klanglich durch ein noch menschliches Fauchen, welches hörbar mit tierischen
Klangelementen unterlegt ist.
Auch die weiteren Zombies besitzen diesen fauchenden Klang, jedoch kommt mit
zunehmender Masse an Zombies ein bassiges Grollen und Knurren (wie das eines
63 Der Name wird im Film nicht genannt, wird jedoch im Abspann offenbart.
44
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
großen Hundes) hinzu, um den Zombiehorden in audiovisueller Wechselwirkung noch
mehr Masse und Bedrohlichkeit zu verleihen.
Dabei fällt auf, dass sich die Zombiegeräusche aus mehreren klanglichen Ebenen
zusammensetzen. Auf einen realistischen Klang wurde in diesem „Alice-ImWunderland-Szenario“ nicht geachtet. Stattdessen sollen die Zombiewesen einen
möglichst fremdartigen und bedrohlichen Charakter erhalten, der mehr an tierische als
an menschliche Lebewesen erinnern soll.
Da es im Film auch mutierte Zombie-Wachhunde gibt (ein besonders
erwähnenswerter Punkt, da die Zombiefizierung in der Filmgeschichte eigentlich den
Menschen vorbehalten ist), muss sich der Klang dieser Tiere auch besonders von den
„menschlichen“ Zombies mit ihren tierischen Geräusche abheben.
So klingen diese Zombiehunde nach einem deutlich herunter gepitchten Hunde- oder
Wolfsknurren, dass im Vergleich zu den menschenlichen Zombies deutlich tiefer und
noch viel aggressiver klingt – es erinnert vielmehr an das grollende Knurren eines
Löwen als an einen Hund. Der menschliche Zombieklang unterscheidet sich
hauptsächlich durch den fauchenden Hauptklang, der bei den Hunden komplett fehlt.
45
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
28 Days Later (2002)
In diesem britischen Horrorfilm wird von einer Virus-Pandemie erzählt, welche die
moderne Gesellschaft komplett zusammenbrechen lässt. Obwohl im Film selbst der
Begriff Zombie nicht erwähnt wird, lässt er sich durch das typische zombiehafte
Verhalten und auch das visuelle Auftreten der Infizierten dem Zombiefilm zuordnen.
Als eine Gruppe Umweltaktivisten in ein Affenversuchslabor in Cambridge 64
einbricht, um die dort gehaltenen Schimpansen zu befreien, lösen sie unbeabsichtigt
eine weltweite Katastrophe aus: die Schimpansen wurden mit einer (auch für den
Menschen) hochgradig ansteckenden Krankheit infiziert, die zu unkontrollierter Wut
führt. Als der erste Affe befreit ist, greift dieser direkt eine Aktivistin an, die nach einem
Biss innerhalb weniger Sekunden selbst zu einem „Zombie“65 mutiert und daraufhin ihre
eigene Gruppe attackiert.
Obwohl es eine schnelle visuelle Veränderung der infizierten Aktivistin gibt, ist
klanglich noch kein besonderes Creature Sounddesign zu erkennen, zu mal der kurze
fauchende Schrei, den die frische Infizierte von sich gibt, im Geschrei der Schimpansen
untergeht.
Der Film wird die titelgebenden 28 Tage später fortgesetzt, als der Protagonist Jim in
einem völlig leeren und absolut stillen Krankenhaus in London erwacht.
Das Krankenhaus und auch die Stadt selbst erscheinen komplett ausgestorben und es
sind weder tierische66 noch menschengemachte Geräusche zu hören.
64 ca. 80km nördöstlich von London
65 Im Film wird allgemein nur von „Infizierten“ gesprochen
66 Vögel sind neben Jim die einzigen sichtbaren Lebewesen
46
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Erst als Jim auf seiner Suche nach anderen Menschen eine Kirche betritt, wird er von
einem infizierten Priester attackiert. Dieser ist klanglich durch menschliches und
realistisch klingendes Röcheln untermalt. Auf eine besondere Ausgestaltung eines
Zombie Sounddesigns wird hierbei verzichtet – wohl auch, um Jims subjektiven
Blickwinkel auf den Infizierte wiederzugeben, da er nicht erkennt, dass es sich um einen
Bedrohung für ihn handelt. Vielmehr sieht Jim im infizierten Priester einen Menschen,
der seine Hilfe benötigen könnte.
Auf der darauffolgenden Flucht vor weiteren Infizierten erhalten diese ein deutlich
erweitertes Creature Sounddesign: Obwohl die Zombie-Klänge eindeutig menschlichen
Ursprungs sind, werden diese jedoch deutlich elektronisch verfremdet und moduliert
wiedergegeben. Dies kommt besonders zur Geltung, als Jim Unterstützung von zwei
weiteren Überlebenden erhält, welche die Infizierten mit Molotowcocktails in Brand
stecken. Die dabei auftretenden Schreie der Zombies klingen ebenfalls noch
menschlich, aber man hört heraus, dass es sich hierbei um ein aus mehreren Klängen
geschichtetes Sounddesign handelt.
Jim schließt sich den beiden Überlebenden an und versucht mit ihnen, einen sicheren
Ort zu finden. Dabei werden sie sie zwei Mal von Infizierten angegriffen, wobei einer
der beiden ums Leben kommt. Dabei klingen auch hier die Geräusche der Infizierten
nach einer Mischung aus natürlichen menschlichen Klängen sowie modulierten und
veränderten menschlichen Schreien.
Während des zweiten Angriffs treffen sie auf Frank mit dessen Tochter Hannah, die
mit Ihnen gemeinsam Richtung Manchester aufbrechen wollen, da von dort eine
militärische Nachricht gesendet wird, die von einer sicheren Zone berichtet.
Auf der Reise Richtung Manchester hat ihr Wagen eine Reifenpanne. Bei der
47
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
anschließenden Reparatur werden sie von einer Horde Ratten überrascht, die vor einer
kleinen Gruppe Infizierter weglaufen. Interessanterweise gibt es in dieser Szene keine
klangliche Ankündigung der „Zombies“. Man sieht schon eine ganze Zeit lang die
Schatten, der näher kommenden Bedrohung, bevor man auch nur das erste Geräusch
von ihnen hört. Die hörbare Masse an Infizierten entspricht dabei nicht der visuellen
Größe: Man hört nur vereinzelte Schreie (nach dem bekannten Schema), während viel
mehr Infizierte zu sehen sind.
Bei ihrer Ankunft an der Außengrenze von Manchester wird Frank durch einen
Tropfen Blut, der in sein Auge tropft, infiziert. Bei der darauffolgenden Verwandlung
wird Frank immer aggressiver (aber immer noch mit menschlichem Klang), bis sich ein
spontaner Wechsel im Sounddesign vollzieht und Frank plötzlich einen stark
verfremdeten und hörbar über die Szene gelegten Klang erhält.
Sie werden durch Soldaten gerettet und in deren befestigte Basis gebracht, die sich
später als eine perfide Falle für die drei Überlebenden herausstellt. Auch hier werden
die Menschen von zwei Gruppen Infizierter angegriffen und auch hierbei ist wieder die
gleiche klangliche Ausgestaltung der Reifenpannen-Szene zu erkennen: Man hört die
Angreifer erst, als der Angriff begonnen hat und auch während der Kämpfe hört man
nur vereinzelte Zombie-Klänge, die wie gewohnt zwischen menschlichen und
unmenschlich verfremdeten Klängen hin und her schwanken.
48
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Dawn Of The Dead (2004)
In Zack Snyders Remake von Romeros DAWN OF THE DEAD (1978) breitet sich die
Zombie-Apokalypse quasi über Nacht in den USA aus. So erwacht die Protagonistin
Ana am Morgen und wird direkt in ihrem eigenen Schlafzimmer zusammen mit ihrem
Mann von der „zombifizierten“ Nachbarstochter angegriffen. Ana kann diesen Angriff
abwehren, ihr Mann wird allerdings von dem Mädchen getötet und verwandelt sich
innerhalb kurzer Zeit selbst in einen Zombie.
Klanglich werden die Zombies hier sehr schnell als unmenschliche Wesen
charakterisiert, in dem sie ein raubtierhaftes Kreischen von sich geben.
Auf der Flucht mit dem Auto wird schnell klar, dass die Zombie-Apokalypse in
vollen Gange ist und Ana den eigentlichen Ausbruch verschlafen hat. In der chaotischen
Szenerie verliert sie die Kontrolle über ihren Wagen und baut einen Unfall, woraufhin
die den Polizisten Kenneth trifft, der sie direkt mit einer Waffe bedroht und sie
auffordert, etwas zu sagen („Los, sag was!“). Kenneth macht in dieser Szene deutlich,
dass für ihn nicht der optische Eindruck zur Differenzierung zwischen Mensch und
Zombie ausschlaggebend ist. Vielmehr dient für ihn die Sprache und somit die
Fähigkeit zur Kommunikation als Beweis für die Menschlichkeit Anas.
Ebenso wie durch die erlösenden Worte von Madeleine Short in THE WHITE ZOMBIE
(1932) wird durch Anas Worte die Spannung dieser bedrohlichen Situation gelöst. Die
Sprache dient hier als der wichtigste Indikator für den Menschen im Vergleich zu den
animalischen Zombies.
Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe flüchten sich Ana und Kenneth in ein
49
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
nahegelegenes Einkaufszentrum67, wo sie sich zusammen mit einigen Wachmännern
verschanzen können, nachdem sie noch vereinzelte Zombies innerhalb des
Einkaufspassage ausschalten konnten.
Klanglich liegen diese Zombies wie in der Anfangsszene im tierischen Bereich.
Betrachtet man die Laute, die von den einzelnen Zombies wiedergegeben werden, so
kann man daraus keine bestimmte Tierart heraushören. Vielmehr handelt es sich hierbei
um eine (auch teilweise vermischte) Verwendung von verschiedenen Tiergeräuschen.
So erklingen die Zombies mal wie brüllende massive Raubkatzen, dann eher wie
knurrende Hunde, zwischendurch dann aber auch wie quiekende Schweine.
Als die Gruppe weitere Überlebende in das Einkaufszentrum hinein lässt, befindet
sich unter den Neuankömmlingen auch eine infizierte Frau, bei der die Zombifizierung
jedoch noch nicht begonnen hat. Sie verwandelt sich innerhalb eines Geschäftes in
einen Zombie, wobei diese Verwandlung auch klanglich begleitet wird.
Die sterbende Frau erklingt während ihres Sterbeprozesses zuerst als Mensch und
gibt dabei noch ein als deutlich menschlich erkennbares Stöhnen und Keuchen von sich.
Dieses wird allerdings immer mehr mit fremdartigen und unmenschlichen Lauten
vermischt.
67 Romeros Version für DAWN OF THE DEAD von 1978 wird im Allgemeinen als Kritik an der modernen
Konsumgesellschaft gedeutet. (s. {ZOIHF} S.14) Auch in Snyders Remake gibt es eine Szene, in der
die Verbarrikadierten sich maßlos an den zur Verfügung stehenden Konsumgütern bedienen. Als die
Zombies immer mehr zum Einkaufszentrum strömen, mutmaßt Kenneth, dass sie wohlmöglich alle
aus Gewohnheit dorthin kommen. Diese Vermutung wurde auch schon im Original von `78 geäußert.
(Klanglich interessante Randnotiz: Während die Gruppe um Ana und Kenneth in das Einkaufszentrum
eindringt, läuft über die Lautsprecheranlage „Don't Worry, Be Happy“ von Bobby McFerrin in Form
einer Kaufhausmusik (oder auch Muzak). Hierdurch wird die scheinbare Sorglosigkeit der
Konsumwelt untermalt.)
50
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Nachdem die Frau ihren letzten asthmatischen Atemzug vollzogen hat, steht sie
kurze Zeit später mit einem gelayerten68 tierischen Schrei als Zombie wieder auf.
Vor den verschlossenen Eingangstüren des Einkaufszentrums versammeln sich
allmählich immer mehr Zombies69, deren tierische Schreie in der Nacht im Kaufhaus als
Zeichen der permanenten Bedrohung durch den Gebäudekomplex hallen. Tagsüber
herrscht außerhalb des Zentrums eine permanente Zombie-Walla 70, welche die
Anmutung einer wildgewordenen Affenhorde im Zoo besitzt.
Der tierische Klang der Zombies setzt sich bis zum Ende des Films fort und es lassen
sich dabei unterschiedliche Tiere ausmachen, die als Vorlage gedient haben. Neben dem
Knurren von Hunden oder dem Quieken von Schweinen, kann man auch das Fauchen
von größeren Vögeln (z.B. Schwan), das Jaulen einer Katze, ein Wolfsknurren oder den
Aufschrei eines Ochsen heraushören.
Besonders erwähnenswert ist eine Szene, in der mit den tierischen Lauten der
Zombies bewusst gespielt wird: Als einige Mitglieder der Gruppe in die Tiefgarage des
Einkaufszentrums vordringen, erwartet sie in den dunklen Ecken hinter den
Parkhauspfeilern ein akusmatisches71, bedrohliches und fremdartiges Knurren, welches
sich lauernd um sie herum bewegt. Dieses Geräusch unterscheidet sich dabei nicht von
68 Von Layer (engl.): Schicht, Ebene
69 s. 67
70 Bei „Walla“ handelt es sich um den Begriff für ein permanentes menschliches Stimmengewirr einer
größeren Menschenansammlung. Früher wurde dieser Effekt dadurch erzeugt, dass mehrere Sprecher
vor ein Mikrofon gestellt wurden, um dann vor sich hin zu sprechen (es wird allgemein behauptet,
dass es üblich war, dass die Sprecher wiederholt „Walla“ sagten, um damit den typischen Klang der
amerikanischen Sprache zu imitieren, wodurch sich dieser Begriff als Namen für diesen Effekt
durchgesetzt hat.)
71 „Akusmatische Situation“ nach Michel Chion & Pierre Schaeffer:
„Man hört den Ton, ohne den Ursprung seiner Herkunft zu sehen.“ (s. {AUDVIS} S. 197f)
51
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
den bereits vorher etablierten Zombiegeräuschen. Erst im Moment der
Desakusmatisierung72, als sich die Quelle der fremdartigen Laute aus den Schatten
heraus ins Licht begibt, verändert sich der bedrohliche Klang in ein ängstliches Winseln
und normales Bellen und man sieht parallel dazu im Bild einen Hund auftauchen, der
fortan zum Begleiter der Menschen wird.
In dieser Szene wird der Zuschauer über das kausale Hören der Geräusche in die Irre
geführt, so dass er mit einer Attacke von Zombies rechnet. Diese folgt erst nach der
Entdeckung des Hundes. Jedoch bewegen sich hierbei die Zombies bis zum Moment der
Attacke lautlos auf die Menschengruppe zu, um dann im finalen Moment laut
loszuschlagen.
Dabei wird von einem sogenannten „Zirkuseffekt“ gesprochen
„Die Stille wirkt als Antizipation einer Gefahr, die plötzlich mit großer
Lautstärke hereinbricht. Es sind kurze, stille Pausen zwischen lauten Blöcken,
die eine Schrecksekunde markieren, in welcher die Figuren und wir vergessen
zu atmen. Ich nenne diese Erscheinung ZIRKUSEFFEKT, weil sie mit dem
abgebrochenen Trommelwirbel vor atemberaubenden Kunststücken im Zirkus
vergleichbar ist.“73
Somit wird das vermeintliche Gefühl der Sicherheit, welches sich nach der
Desakusmatisierung des Hundes wieder aufgebaut hat, in einem Schockmoment abrupt
wieder zerrissen.
72 „Ein absichtlich negativ gewählter Begriff, der den Prozess beschreibt, durch den sich ein
Akousmètre (88) visuell in ein An-Akousmètre (90) im Blickfeld materialisiert [...]“ (s. {AUDVIS} S.
199)
73 S. {SOUND02} S. 236
52
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Vergleich Dawn Of The Dead (1978 & 2004)
Während die Zombies in der 1978er Version noch sehr oft lautlos agieren und nur in
bestimmten Situationen (die dabei keinem nachvollziehbaren Muster folgen) hohles
Stöhnen oder aggressives Knurren oder Fauchen von sich geben, ertönt in der 2004er
Neuverfilmung ein durchaus künstlich gestaltetes Creature Sounddesign.
Im Originalfilm haben die Zombie-Klänge noch allesamt menschlichen Ursprung,
wobei es erste Andeutungen auf einen animalischen Klang gibt. Im Remake wurde
dagegen eine Vielzahl von tierischen Geräuschen benutzt, um damit die Zombies
klanglich zu gestalten.
So sind unter anderem Schweinequieken, Wolfs- und Hundeknurren oder das Brüllen
von Raubkatzen auszumachen, die übereinander gelegt oder einzeln abgespielt die
Zombie-Klänge ergeben.
Aber auch die lautlosen Zombies aus dem 1978er Film werden in der Neuverfilmung
wieder aufgegriffen: Nachdem in der Tiefgaragen-Szene der Hund für eine akustische
Irritation beim Zuschauer gesorgt hat, nähern sich die „echten“ Zombies lautlos der
Gruppe, um dann mit voller klanglicher Intensität loszuschlagen („Zirkuseffekt“ s.o.).
53
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
World War Z (2013)
I n WORLD WAR Z von Marc Forster geht es um den ehemaligen UN-Mitarbeiter
Gerry Lane, der nach Ausbruch einer weltweiten Zombie-Pandemie durch viele
verschiedene Länder reist, um dort nach einem Gegenmittel für die Epidemie zu suchen.
Als Lane mit seiner Familie im Auto durch Philadelphia unterwegs ist, bricht
plötzlich eine Zombie-Epidemie aus, bei der sich die gebissenen Opfer innerhalb von
wenigen Sekunden selbst in mörderische Zombies verwandeln. Durch diese schnelle
Verwandlung breitet sich die Zombifizierung wie eine Flutwelle innerhalb der Stadt
aus.
Zu Beginn des Films geben die Zombies dabei ein animalisches Schreien, Knurren
und Grunzen von sich, welches aber noch einen erkennbaren menschlichen Charakter
aufweist.
Lane kann sich mit seiner Familie in ein Hochhaus flüchten, nachdem sie telefonisch
Kontakt mit der UN aufgenommen haben, die sie vom Dach des Hochhauses retten soll.
Beim Betreten des Gebäudes werden sie vom bellenden Klang der Zombies und
spitzen schrillen Schreien begleitet. Innerhalb des Gebäudes können sie Zuflucht in der
Wohnung einer dort lebenden Familie finden. Allerdings kündigen weitere spitze
Schreie und vereinzeltes Bellen das Vordringen der Zombies innerhalb des Hochhauses
an.
Diese Zombiegeräusche haben nun jeglichen menschlichen Charakter verloren und
klingen nun vielmehr nach tierischen Rufen. Gesteigert wird diese Entwicklung bei der
54
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
folgenden actionreichen Flucht auf das Hochhausdach, bei der Gerry Lane und seine
Familie unmittelbar von einer Horde Zombies verfolgt werden. Hierbei umfassen die
Zombiegeräusche eine Bandbreite, die von Schweinequieken bis hin zu den rasselnden
Lauten der Raptoren aus Jurassic Park74 reicht.
Mit dieser Szene hat sich die Verwandlung der zuerst noch menschlichen Klänge hin
zu den tierischen Lauten der Zombies komplett vollzogen. Fortan wird die Vertonung
der Zombies mit hellen und spitzen Klängen fortgeführt. Dabei werden diese Laute des
öfteren dazu benutzt, um das Näherkommen der Zombies klanglich anzukündigen.
Insgesamt kann man auch in diesem Zombiefilm verschiedene Tiere als
Geräuschquellen ausmachen, wobei sich der Großteil der Zombies mehr auf ein
schweineartiges Quieken und Kreischen beschränkt. Bei diesem Creature Sounddesign
tritt besonders der Effekt der bereits oben genannten Synchrèse ein, durch den ein
solches tierisches Sounddesign erst möglich wird.
74 Die Raptoren-Geräusche, auf die in dieser Szene Bezug genommen wird, stammen ursprünglich von
zwei sich paarenden Schildkröten. (s. {JURA01})
55
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
The Walking Dead (Serie - seit 2010)
Obwohl es sich bei THE WALKING DEAD um eine Zombieserie und nicht um einen Film
handelt, möchte ich dennoch einen
kurzen Blick auf dessen Creature Sounddesign
werfen, da die Serie momentan eine große Beliebtheit (auch bei nicht Zombiefans)
genießt und somit durchaus richtungsweisend für zukünftige Zombiefilme sein könnte.
THE WALKING DEAD handelt von einer Gruppe überlebender Menschen einer
globalen Zombie-Pandemie, die versuchen, in dieser apokalyptischen Welt zu
überleben. Als Serie kann THE WALKING DEAD viel mehr auf die zwischenmenschlichen
Konflikte (es werden Themen wie Rassismus, Abtreibung oder der moralischen
Werteverfall angesprochen) der teilweise sehr unterschiedlich ausgeprägten
Gruppenmitglieder eingehen. Die Zombies an sich treten dabei mehr in den Hintergrund
und bilden viel mehr nur die permanente Bedrohung innerhalb der Rahmenhandlung
dieser veränderten Welt.
Durch das Zurücktreten der Zombies in den Hintergrund der Handlung wird auch das
Creature Sounddesign viel zurückhaltender verwendet. So wird auf eine (mittlerweile
fast schon typische) opulente Verwendung von tierischen Geräuschen komplett
verzichtet. Stattdessen erklingen die Zombies menschlich und nahezu übertrieben
realistisch. Im Vergleich mit anderen Filmen des Genres mutet der Zombieklang von
THE WALKING DEAD schon beinahe enttäuschend an, da er sich meistens auf ein seichtes
Fauchen oder Röcheln beschränkt.
Dabei richtet sich der Klang nach der visuellen Erscheinung der Zombies, welche
sehr stark von Zerfall und Verwesung geprägt ist – man kann sich sehr gut vorstellen,
dass auch das Klangerzeugungssystem (Lunge, Stimmbänder, Mundraum, etc.) ebenso
verwest, so dass diese fauchenden, röchelnden und gurgelnden Geräusche entstehen.
56
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Ebenso werden die Zombiegeräusche in der Prequel 75-Serie FEAR THE WALKING
DEAD behandelt, welche die Vorgeschichte von THE WALKING DEAD rund um den
Beginn der Zombie-Pandemie erzählt.
75 Prequel ist ein Kofferwort aus dem Präfix pre („vor“) und Sequel (aus dem Lateinischen „Folge“ oder
„Fortsetzung“). Es beschreibt eine Handlung, die chronologisch vor den eigentlichen Geschehnissen
liegt. Als Beispiel kann man hierfür Ridley Scotts PROMETHEUS – DUNKLE ZEICHEN (2012) sehen,
welches vor der Handlung von ALIEN – DAS
UNHEIMLICHE
WESEN
AUS EINER
FREMDEN WELT (1979)
spielt.
57
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Zombedies
„Zombedy“ ist ein Kofferwort aus Zombie und dem englischen Wort „Comedy“
(Komödie) und beschreibt das Sub-Genre der Zombiekomödie.
Die Unterkategorie der Zombiekömodien begann mit dem neuen Aufkommen von
Zombiefilmen nach 2002 (mit den Filmen RESIDENT EVIL und 28 DAYS LATER). Die
britische Komödie SHAUN OF THE DEAD von 2004 gilt dabei als einer der ersten Filme
dieser Art und parodiert mit vielen Anspielungen den Zombiefilm-Klassiker DAWN OF
THE DEAD von 197876 aber auch die anderen Zombiefilme von George A. Romero77.
Der namensgebende Protagonist Shaun sieht sich in diesem Film mit einer ZombieApokalypse konfrontiert, die er jedoch zuerst nicht bemerkt, da er viel zu sehr mit
seinen eigenen Problemen des Alltags (sei es in der Familie, mit seinen Mitbewohnern
oder seiner Freundin) beschäftigt ist. Erst als es fast zu spät ist, kann er einen Plan
schmieden, um mit diesem am Ende seine Freundin und sich zu retten.
Klanglich orientiert sich SHAUN OF THE DEAD an der parodierten Vorlage DAWN OF
THE DEAD: Die meiste Zeit über agieren die Zombies lautlos, wodurch der gedanklich
abwesende und in sich versunkene Shaun diese zu Beginn des Films nicht bemerkt. In
Kampfsituationen werden die Zombies auch akustisch aktiver und geben leichte
Stöhngeräusche und asthmatisches Röcheln von sich, dass sich über den Film hinweg
bis hin zu einem leisen aber aggresiven Fauchen steigert.
76 Besonders im visuellen Auftreten und mit ihren langsamen Bewegungen.
77 So wird zum Beispiel im Radio davon berichtet, dass wahrscheinlich ein abgestürzter Satellit über
England die Zombie-Epidemie ausgelöst haben könnte. Dies ist eine Anspielung auf NIGHT OF THE
LIVING DEAD, dem Vorläufer von DAWN OF THE DEAD, in dem eine abgestürzte Sonde von der Venus
Auslöser für die Auferstehung der Toten ist.
58
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Die Zombie-Klänge besitzen den Film über immer einen menschlichen Ursprung und
wirken realitätsnah. Außerdem wird auf eine Schichtung mit anderen Klängen
verzichtet, da es im Film eine wichtige Szene gibt, in der sich die Gruppe um Shaun mit
einer (auch akustischen) Zombie-Imitation an den „echten“ Zombies vorbeischleicht.
Diese Szene stellt somit eine Schlüsselszene für das Sounddesign dar, da sie mit einer
„ausgefalleneren“ Klanggestaltung aus einer Schichtung von menschlichen und
tierischen Lauten nur schwer realisierbar gewesen wäre.
Ein ebenso erfolgreicher Vertreter der Zombiekomödie ist der amerikanische Film
ZOMBIELAND aus dem Jahr 2009. In diesem versucht der junge Protagonist Columbus,
inmitten der Zombie-Apokalypse in seine alte Heimatstadt zu reisen, um dort seine
Eltern zu finden. Dabei schließt er sich mit dem Draufgänger Tallahassee und den
beiden Schwestern Wichita und Little Rock zusammen, was zwar den Kampf gegen die
Zombies vereinfacht, allerdings auch zwischenmenschliche Probleme mit sich bringt.
Im Gegensatz zu SHAUN OF THE DEAD orientiert sich ZOMBIELAND klanglich an
neueren Zombiefilmen, wie zum Beispiel der Neuverfilmung von DAWN OF THE DEAD
von 2004: Die Klänge der Zombies sind modifiziert und bestehen aus einer
Überlagerung von menschlichen Klängen und tierischen Lauten (wie zum Beispiel
Hundeknurren), wobei der Hauptklang einen überwiegend menschlichen Charakter
besitzt. Insgesamt erklingen die Zombies mit einem aggressiven Knurren und Fauchen.
Insgesamt bringen die Zombiekomödien keine Neuerungen in das Creature
Sounddesign der Filmzombies ein. Stattdessen bedienen sie sich an bereits bekannten
Klanggestaltungen anderer Zombiefilme. Dabei beziehen sich die Zombedies nicht nur
auf aktuelle Filme des Genres, sondern referenzieren auch ältere Zombiefilme, wie das
Beispiel SHAUN OF THE DEAD zeigt.
59
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Fazit
Die Entwicklung des Zombiefilms begann 1932 mit Victor Halperins WHITE ZOMBIE.
Zu diesem Zeitpunkt besetzten die USA (seit 1915) das innerlich zerrissene Haiti, um
dort die öffentliche Ordnung wieder herzustellen. Zwar brachte die US-amerikanische
Intervention der haitianischen Bevölkerung eine moderne Infrastruktur, jedoch war
diese Zeit auch von rassistischer Unterdrückung gegen die überwiegend schwarze
Bevölkerung Haitis geprägt. Obwohl die Sklaverei in den USA schon 1865 vollständig
abgeschafft wurde, fühlten sich die weißen US-Bürger der schwarzen Bevölkerung
überlegen, was besonders durch die durchgeführte Rassentrennung, die erst 1964
abgeschafft wurde, verdeutlicht wird.
Der Film WHITE ZOMBIE spielt mit den Ängsten der weißen US-amerikanischen
Bevölkerung vor der eigenen Versklavung. So wird die weiße Frau Madeleine Short
durch einen Voodoo-Zauber in den Bann des Zuckermühlenbesitzers Legendre gestellt,
der auch andere Zombie-Sklaven kontrolliert, um diese für ihn arbeiten zu lassen. Für
die US-amerikanische Bevölkerung ist eine solche Versklavung einer weißen Frau für
die damalige Zeit unvorstellbar.
Die Zombies manifestieren sich dabei als seelenlose Wesen, die mit starrem Blick in
der Gegend stehen und auf Geheiß ihres Meisters Arbeiten ausführen und sind somit ein
Sinnbild für die Versklavung an sich.
Auch klanglich wird der (im wörtlichen Sinne) unmündige Charakter dieser VoodooZombies untermalt: Während des gesamten Films geben die dargestellten Zombies
keinerlei Töne von sich. Sie besitzen keine Möglichkeit, ihren eigenen Willen in
akustischer Weise mitzuteilen. Erst nach Beendigung der Kontrolle durch den Meister
verwandeln sich die Zombies zurück in normale Menschen und erlangen die Fähigkeit,
60
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
sich durch Sprache auszudrücken, wieder zurück.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges standen sich mit den USA und der Sowjetunion
zwei Supermächte im Kalten Krieg gegenüber, der eine Konfrontation des
kapitalistischen und kommunistischen Systems darstellte. Der Kalte Krieg war geprägt
von wirtschaftlichem aber auch militärischem Wettrüsten und der permanenten Gefahr
einer direkten militärischen Konfrontation (bis hin zu einem Nuklearkrieg) zwischen
den beiden Supermächten.
Obwohl es nie zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung zwischen den
USA und der Sowjetunion kam, wurden auf der ganzen Welt verschiedene
Stellvertreterkriege geführt. So griffen die USA z.B. in die Konflikte in Korea (1950 –
1953) und Vietnam (1955 – 1975) ein, in denen auch die Sowjetunion als
unterstützende Macht auf der Gegenseite der USA stand.
Im Zuge der intensiven medialen Berichterstattung über den Vietnamkrieg nach
Kriegseintritt der USA im Jahr 1965, durch welche die US-Bürger direkter als je zuvor
mit den Schreckensbildern des Krieges konfrontiert wurden, veränderte sich auch das
visuelle Erscheinungsbild und das Verhalten der Zombies im Film.
In George Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD (1968) handeln die Zombies nicht
mehr nach dem Willen eines Meisters, sondern folgen nun ihrem Instinkt nach
Menschenfleisch. Inspiriert von den Fernsehbildern über den Vietnamkrieg veränderte
sich das visuelle Auftreten dahingehend, dass die Zombie-Körper einem immer stärker
werdenden Verfall unterlegen sind.
61
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Während die Medienpräsenz des Vietnamkrieges das mediale Auftreten der Zombies
hauptsächlich visuell veränderte, prägte der Kalte Krieg, und die damit verbundene
Angst eines offenen Konfliktes mit der Sowjetunion auf US-amerikanischem Boden, die
Zombies einerseits im invasionsartigen Auftreten von Zombie-Massen, andererseits
aber auch in klanglicher Form. Da die Zombies nun nicht mehr dem Willen eines
Herrschers gehorchen mussten, sondern stattdessen als eigenständige Wesen auf der
Filmleinwand agieren konnten, bekamen sie nun bei Romero auch einen eigenständigen
Klang.
In NIGHT OF LIVING DEAD wird zwar mit dem ersten stummen Zombie noch an die
klangliche (oder besser gesagt nicht-klangliche) Ausgestaltung der Voodoo-Zombies
angeknüpft, allerdings kommen im Verlaufe des Films auch geräuschvolle Zombies
hinzu, die sich mit den stumm handelnden Zombies vermischen. Das Klangschema der
„klingenden Zombies“ wird dabei von einem hohlen Stöhnen bis hin zu einem
aggressiven Fauchen gesteigert. So wird zwar an den, für den Zuschauer gewohnten
Zombie-Nicht-Klang angeknüpft, jedoch kommt eine neue Note in den Zombiefilm
hinzu, die sich über den gesamten Film entwickelt.
Auch in der Fortsetzung DAWN OF THE DEAD von 1978 knüpft Romero an diesem
neuen Schema der Vermischung von stummen und klanglichen Zombies an. Bis die
Untoten auf die Gruppe Menschen aufmerksam werden, laufen sie stumm durch die
Gegend. Einige, aber nicht alle Zombies werden dann jedoch akustisch aktiver und
geben ebenfalls Geräusche von einem hohlen Stöhnen bis hin zu beinahe tierisch
anmutenden Klängen ab, wobei der Klangursprung immer noch deutlich als menschlich
erkennbar ist. Im Vergleich zu NIGHT OF THE LIVING DEAD ist eine Steigerung in der
Aggressivität und Intensität der Zombie-Klänge zu bemerken. Während die Geräusche
in Romeros erstem Zombiefilm noch sehr zurückhaltend waren, rücken sie in DAWN OF
THE DEAD mehr in den Vordergrund.
62
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Sowohl in NIGHT OF THE LIVING DEAD als auch in DAWN OF THE DEAD sind
deutliche Inkonsistenzen in der klanglichen Ausgestaltung der Zombies zu hören, die
hauptsächlich auf dramaturgische Entscheidungen zurückzuführen sind. So erklingen
die Zombies in Situationen, in denen sie eine unmittelbare Bedrohung darstellen, mit
aggressiven Lauten, während sie in anderen Situationen, in denen sich die Zombies den
Protagonisten unbemerkt nähern sollen, komplett lautlos agieren. Man könnte
annehmen, dass es sich dabei konzeptionell um die subjektive Wahrnehmung der nichts
ahnenden Charaktere handelt, jedoch bleiben diese stillen Zombies auch nach
Entdeckung durch die Protagonisten weiterhin lautlos. Demnach existieren in diesen
Filmen sowohl nicht-klangliche und klangliche Zombies nebeneinander, wobei diese so
auftauchen, dass sie dramaturgisch am besten in die Situation passen.
Eine deutlich konsistentere Klanggestaltung und zusätzliche Steigerung des Creature
Sounddesigns ist in der weiteren Fortsetzung DAY OF THE DEAD von 1985 zu erkennen.
Die Zombies sind hier nahezu immer klanglich untermalt – die stillen Zombies kommen
so gut wie gar nicht mehr vor. Selbst wenn die Zombies nicht im Bild zu sehen sind,
kann man diese schon in der Entfernung des unterirdischen Raketensilos hören. Es wird
eine Geräuschkulisse der permanenten Bedrohung geschaffen, zu mal die einzelnen
Zombies aggressiver klingen als in den beiden Vorgängerfilmen, was in einer
audiovisuellen Verknüpfung mit der optischen Erscheinung einhergeht, die eine weitere
Steigerung in Sachen Verstümmelung und Verfall vollzogen hat. Neben dem typischen
Stöhnen, asthmatischen Fauchen oder kratzigen Schreien kommt hier eine neue
Komponente zum Zombie-Klang hinzu. Während die Untoten in den ersten beiden
Zombiefilmen von George A. Romero als seelenlose und emotionslose Wesen
erklingen, lassen sich in DAY OF THE DEAD emotionale Untertöne im Klang der
Zombies
erkennen. Dies wird damit begründet, dass die Zombies zwar auf ihre
ursprünglichsten Instinkte zurückgefallen sind, tief in ihrem (größtenteils toten) Gehirn
aber noch ein Funken Erinnerung an ihre frühere Menschlichkeit existiert, welche durch
Konditionierung und besondere Methoden wieder an die Oberfläche hervorgerufen
werden kann.
63
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Somit wird der Zombie nicht mehr auf eine reine Kreatur reduziert, sondern als eine
neue Art menschlicher Existenzform anerkannt. Dies geschah in einer Zeit, in der sich
die Sowjetunion mehr nach außen hin öffnete und sich die Spannungen des Kalten
Krieges allmählich legten. Der Zombie stellt wie die Sowjetunion zwar immer noch
eine gewissen Bedrohung (für die USA und die westliche Welt) dar, allerdings wird in
DAY OF THE DEAD auch eine andere mögliche Betrachtungsweise auf „den Feind“
aufgezeigt.
Mit Zusammenfall der Sowjetunion verschwand die Bedrohung eines direkten
militärischen Konfliktes und somit auch der Zombiefilm in den USA. Stattdessen
fristete er in den 1990er Jahren ein Nischendasein im italienischen Kino.
Mit zunehmender Angst vor weltweiten Pandemien (Beispielsweise durch die SARSPandemie von 2002/2003) und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den
USA, kam der Zombiefilm zurück und fand im Mainstream-Hollywood-Kino erneute
Beachtung. Durch die einschneidende und plötzliche Brutalität dieser Terrorakte,
veränderte sich auch das Verhalten und die Ausbreitung der Zombies ins Extreme: Die
Zombies werden immer schneller und die Verwandlung in einen Zombie vollzieht sich
mitunter in wenigen Sekunden, so dass den Angehörigen im Grunde kaum noch Zeit
bleibt, sich zu verabschieden (als Parallele zu den Terroranschlägen).
Mit dieser neuen forcierten Brutalität des Zombiefilms, und zwar nicht nur in einer
gesteigerten Perversität der Blut- und Zerstückelungseffekte, erfuhr auch das Creature
Sounddesign eine deutliche Überhöhung und stellt den modernen Zombie nunmehr als
raubtierhafte Kreaturen dar, denen jegliche Menschlichkeit, die in Romeros DAY OF THE
DEAD durch die emotionalen Lautäußerungen der Zombies kurzzeitig zum Vorschein
kam, komplett entzogen wurde.
64
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Anstatt der bisher nur menschlichen Zombie-Klänge wird nun vermehrt auf tierische
Geräusche zurückgegriffen, um damit die neuen Zombie-Laute zu gestalten. Ausgehend
von der Alice-Im-Wunderland Alptraumwelt von RESIDENT EVIL (2002) mutiert der
Klang der Zombies von menschlichen Wesen hin zu unnatürlichen und animalischen
Fantasiewesen.
Unterstützt wurde diese Überhöhung auch dadurch, dass es die mittlerweile sehr weit
fortgeschrittene Computer-Technologie ermöglichte, im Vergleich zu den 1980er Jahren
und der Zeit davor davor, nun immer komplexere Klangschichtungen mit vergleichbar
einfachen Mitteln innerhalb kürzester Zeit herzustellen. Während man früher auf eine
gewisse Anzahl von Tonbandspuren beschränkt war (man konnte zwar mehrere
Tonbandspuren auf eine Tonbandspur reduzieren, was jedoch in Echtzeit des Films
geschah und demnach mitunter zeitaufwändig war), standen mit den leistungsstarken
modernen Computer nun nahezu beliebig viele Spuren zur Verfügung, was es
ermöglichte, ein Creature Sounddesign zu gestalten, das sich aus vielen Klangebenen
zusammensetzt.
Während die Zombie-Geräusche der 1960er bis 1980er Jahre (Romeros
Zombiefilme) ein recht einfach gehaltenes Sounddesign erfahren haben, das nur in
Massenszenen über eine Klangebene hinausging, ist der 2000er Zombiefilm (vor allem
technologisch bedingt) deutlich vielschichtiger ausgestaltet. Selbst bei einzelnen
Zombies wird der Klang durch mehrere Ebenen verschiedener Tier- oder ab und zu
auch Menschenklängen zusammengesetzt. Das Creature Sounddesign nähert sich nun
viel mehr dem ausgestalteten Sounddesign vieler früherer Filmmonster wie zum
Beispiel King Kong oder Godzilla an. Im Gegensatz zu den Zombies der Zeit vor 2000
kann nun hier viel mehr von einem wirklichen Creature Sounddesign gesprochen
werden.
Anhand der durchgeführten Analyse wichtiger Exemplare des Zombiefilms konnte
65
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
gezeigt werden, dass sich eine Entwicklung des Zombieklangs von der absoluten
Tonlosigkeit bis hin zu einem vielschichtigen und komplexen Creature Sounddesign
vollzogen hat. Diese hat dabei einen starken Bezug zu weltpolitischen Ereignissen wie
der Sklaverei, dem Vietnamkrieg, dem Kalten Krieg oder auch Pandemien und den
Terroranschlägen vom 11. September 2001 und verlief dabei parallel zur optischen
Entwicklung und Verhaltensänderungen der Zombies. Aber auch die technische
Entwicklung hatte einen entscheidenen Einfluss auf das Creature Sounddesign von
Zombies, da mit moderner Computer-Technologie nun die Möglichkeit bestand, immer
komplexere Soundgestaltungen vorzunehmen.
Abschließend ist festzustellen, dass sich neben dem ausgefeilten Creature
Sounddesign der modernen Zombiefilme auch ein Gegentrend erkennen lässt. Die
momentan beliebte Zombieserie THE WALKING DEAD und deren Spin-Off FEAR THE
WALKING DEAD besinnt sich auf dem Zombie-Klang der 1970er bzw. 1980er zurück.
Anstatt eines geschichteten tierischen Sounddesigns wird hier viel mehr Wert auf eine
realistische und naturalistische Klanggestaltung gelegt. Die Zombies erklingen nun
wieder so, als wären sie von den Toten wiederauferstandene Wesen anstatt animalischen
Fantasiewesen. Die Geräusche orientieren sich nun in einer audiovisuellen Verknüpfung
in realistischer Art und Weise am optischen Verfall der Zombies.
Da der Zombiefilm in der Vergangenheit und Gegenwart einen Spiegel der (USamerikanischen) Gesellschaft in Krisensituationen darstellt, ist davon auszugehen, dass
dieser auch in Zukunft durch die anhaltenden und eventuell noch bevorstehenden Krisen
fortbestehen wird.
Aufgrund der hohen Popularität von THE WALKING DEAD ist es sehr gut denkbar,
dass sich das dort vorkommende realistische Creature Sounddesign auch in anderen
Produktionen durchsetzen wird. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass sich das
Creature Sounddesign in eine noch ausgefallenere und weiter gesteigerte Richtung
66
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
weiterentwickeln wird. Dem Creature Sounddesigner sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Beispielsweise versuche ich mit meinem Zombie Creature Sounddesign in meiner
praktischen Bachelorarbeit zum Film Z-OFFICE von
Douglas Stahl den Konflikt
zwischen digitaler und analoger Arbeitswelt (der analog arbeitende Protagonist Karl
verliert in mitten der beginnenden Zombie-Epidemie seinen Arbeitsplatz und soll durch
einen Computer ersetzt werden) klanglich umzusetzen und verleihe den Zombies einen
stark digitalisierten Klang, der sie als Monster einer bedrohlichen und feindlichen
Digitalwelt darstellt.
Es wäre interessant, die Entwicklung des Zombie Creature Sounddesigns
dahingehend zu beobachten, ob dieses auf dem aktuellen Entwicklungsstand stehen
bleibt, sich weiter entwickelt oder ob sich die Rückbesinnung wie in THE WALKING
DEAD auch in anderen Produktionen durchsetzen wird.
67
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
ANHÄNGE
Literatur- & Quellenverzeichnis
ALIEN03: PFIZENMAIER, SVEN, "Ridley Scott verrät Details zu Alien: Paradise Lost",
2015, http://www.moviepilot.de/news/ridley-scott-verrat-details-zu-alien-paradise-lost158440, (Stand: 20.10.2015 - 15:26 Uhr)
ALIEN04: MCINTEE, DAVID, "Beautiful Monsters: The Unofficial and Unauthorized
Guide to the Alien and Predator Movies (eBook)", Prestatyn, UK, 2013
ALIEN05: MACGREGOR, JODY, "Seeing with your ears — the audio of Alien: Isolation",
2015, http://www.pcgamer.com/the-audio-of-alien-isolation/, (Stand: 20.10.2015 14:46 Uhr)
AUDVIS: CHION, MICHEL, "Audio-Vision - Ton und Bild im Kino", Berlin, 2012
BIRD01: PREBBLE, TIM, "the birds & subharmonics", 2007,
http://www.musicofsound.co.nz/blog/the-birds-subharmonics, (Stand: 19.10.2015 15:56 Uhr)
DMSW: BISHOP, KYLE WILLIAM, "Dead Man STILL Walking - A critical investigation
into the rise and fall... and rise of Zombie Cinema", Tuscon, AZ, USA, 2009
ELVOI: ZAKHARINE, DMITRI; MEISE, NILS, "Electrified Voices - Medial, SocioHistorical and Cultural Aspects of Voice Transfer", Göttingen, 2013
GODZ01: YOUTUBE (ORTBOYS), "Godzilla roars 1954-2014", 2013,
https://www.youtube.com/watch?v=ORSvf8eVa0g, (Stand: 15.10.2015 - 16:28 Uhr)
I
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
GODZ02: ABRAMS, BRYAN, "Godzilla Sound Designers Erik Aadahl & Ethan Van der
Ryn on Creature Language", 2014, http://www.thecredits.org/2014/05/godzilla-sounddesigners-erik-aadahl-ethan-van-der-ryn-on-creature-language/, (Stand: 15.10.2015 16:07 Uhr)
GODZ03: SOUNDWORKS COLLECTION, "The Sound of Godzilla", 2015,
https://vimeo.com/114853672, (Stand: 15.10.2015 - 14:15 Uhr)
HTBAGW: JOHNSTON, ALVA, "How to Become a Great Writer", 2015,
http://www.saturdayeveningpost.com/2015/08/27/history/post-perspective/how-tobecome-a-great-writer.html, (Stand: 15.10.2015 - 13:36 Uhr)
JURA01: BUCHANAN, KYLE, "How they did it: You’ll Never Guess How the Dinosaur
Sounds in Jurassic Park Were Made", 2015, http://www.vulture.com/2013/04/how-thedino-sounds-in-jurassic-park-were-made.html#, (Stand: 24.11.2015 - 16:47 Uhr)
KINGK: FRALEY, JASON, "King Kong (1933)", 2012, http://thefilmspectrum.com/?
p=5407, (Stand: 09.12.2015 - 21:48 Uhr)
REVIL: BORCHOLTE, ANDREAS, ""Resident Evil": Milla im Monsterland", 2002,
http://www.spiegel.de/kultur/kino/resident-evil-milla-im-monsterland-a-188442.html,
(Stand: 26.10.2015 - 13:03 Uhr)
SOUND01: LENSING, JÖRG U., "Sound-Design, Sound-Montage, SoundtrackKomposition - Über die Gestaltung von Filmton", Berlin, 2009
SOUND02: FLÜCKIGER, BARBARA, "Sound Design - Die virtuelle Klangwelt des Films",
Marburg, 2012
TZM: WEED, CAMERON M., "The Zombie Manifesto: The Marxist Revolutions in
II
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
George A. Romero's Land Of The Dead", Waco, TX, USA, 2009
UNTOT: FÜRST, MICHAEL; KRAUTKRÄMER, FLORIAN; WIEMER, SERJOSCHA, "Untot Zombie Film Theorie", München, 2011
ZOIHF: WIESERT, MARTIN PHILIPP, "Zombies in Horrorfilmen - Ursprung,
Entwicklung und Intention des Horrorfilms", Norderstedt, 2009
III
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Film- & Medienverzeichnis
Eine Auswahl relevanter Monster- & Zombiefilme
Anmerkung: R: steht für den Regisseur und S: für den/die Sounddesigner.
28 Days Later (28 Tage Später)
Film, GB, 2002, R: Danny Boyle, S: Glenn Freemantle
Alien (Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt)
Film, USA, 1979, R: Ridley Scott, S: Jim Shields
Alien: Isolation
Videospiel, UK, 2014, The Creative Assembly, S: Jeff van Dyck
Aliens (Aliens – Die Rückkehr)
Film, USA, 1986, R: James Cameron, S: Don Sharpe
Das Cabinet des Dr. Caligari
Film, Deutschland, 1920, R: Robert Wiene
Dawn Of The Dead (Zombie) (141 minütige Extended-Cut Edition)
Film, USA, 1978, R: George A. Romero, S: Tony Buba
Dawn Of The Dead
Film, USA, 2004, R: Zack Snyder, S: Sctott Hecker
Day Of The Dead (Zombie 2 – Das letzte Kapitel)
Film, USA, 1985, R: George A. Romero, S: David Cohn & David Pettijohn
IV
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Der Gefangene von Dahomey
Film, Deutschland, 1918, R: Hubert Moest
Diary Of The Dead
Film, USA, 2007, R: George A. Romero, S: Nathan Robitaille
The Birds (Die Vögel)
Film, USA, 1963, R: Alfred Hitchcock, S: Remi Gassmann, Oskar Sala
Fear The Walking Dead
Serie, USA, 2015, R: Robert Kirkman, S: Jon Mete
Godzilla
Film, Japan, 1954, R: Ishirō Honda, S: Ichirô Minawa & Akira Ifukube
Godzilla
Film, USA, 2014, R: Gareth Edwards, S: Erik Aadahl & Ethan Van der Ryn
I Am Legend
Film, USA, 2007, R: Francis Lawrence, S: Jeremy Peirson
I Walked With A Zombie (Ich folgte einem Zombie)
Film, USA, 1943, R: Jaques Tourneur, S: John C. Grubb
King Kong (King Kong und die weiße Frau)
Film, USA, 1933, R: Merian C. Cooper & Ernest B. Schoedsack, S: Murray Spivack
Kingu Kongu tai Gojira (Die Rückkehr des King Kong)
Film, Japan, 1962, R: Ishirō Honda, S: Hisashi Shimonaga & Sadamasa Nishimoto
Land Of The Dead
Film, USA, 2005, R: George A. Romero, S: Craig Henighan & Jill Purdy
V
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Mary Shelley's Frankenstein
Film,USA, 1994, R: Kenneth Branagh, S: Campbell Askew
Night Of The Living Dead (Die Nacht der lebenden Toten)
Film, USA, 1968, R: George A. Romero, S: Marshall Booth & Gary Streiner
Night Of The Living Dead 3D
Film, USA, 2006, R: Jeff Broadstreet, S: Garrard Whatley
Planet Terror
Film, USA, 2007, R: Robert Rodriguez, S: Tim Rakoczy
Prometheus (Prometheus – Dunkle Zeichen)
Film, USA/UK, 2012, R: Ridley Scott, S: Mark P. Stoeckinger, Ann Scibelli
Resident Evil
Film, Deutschland/UK/Frankreich, 2002, R: Paul W.S. Anderson, S: Nigel Holland,
Stefan Busch, Marco Raab
Shaun Of The Dead
Film, UK, 2004, R: Edgar Wright, S: Julian Slater
Tarzan the Ape Man (Tarzan – Herr des Urwalds)
Film, USA, 1932, R: W. S. Van Dyke, S: Douglas Shearer
The Walking Dead
Serie, USA, 2010, R: Frank Darabont, S: Jerry Ross & Walter Newman
White Zombie (The White Zombie)
Film, USA, 1932, R: Victor Halperin, S: L. E. Clark
VI
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
World War Z
Film, USA, 2013, R: Marc Forster, S: Erik Aadahl, Ethan Van der Ryn, Nigel Stone &
James Boyle
Z-Office
Film, D, 2016, R: Douglas Stahl, S: Manuel Krusy
Zombieland
Film, USA, 2009, R: Ruben Fleischer, S: Kami Asgar, Sean McCormack
VII
Bachelorarbeit | Manuel Krusy | 7085815 | FH Dortmund | FB Design | BA Film & Sound | Sounddesign
ANALYSE DES CREATURE SOUNDDESIGNS VON ZOMBIES IN DER FILMGESCHICHTE
Erklärung
Schriftliche Versicherung über die selbstständige Anfertigung der Bachelorarbeit
gem. §20 (3) BPO
Erklärung von
Herrn Manuel Krusy
Matrikelnummer
7085815
Studiengang
Film/Sound
Betreuer
Herr Prof. Jörg Lensing
Hiermit versichere ich, dass ich meine Arbeit selbstständig verfasst und nur die
angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Wörtliche oder dem Sinn nach aus
anderen Werken entnommene Stellen sind mit Angabe der Quellen kenntlich gemacht.
Ort, Datum
Manuel Krusy
Fristgerechte Abgabe der Bachelorarbeit
Ort, Datum
Prof. Lensing oder Sekretariat
VIII

Documentos relacionados