Physikalische Medizin und Rehabilitation Vertigo
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Physikalische Medizin und Rehabilitation Vertigo
4R7775E 110. Jahrg . Heft 11, November 1969 Physikalische Medizin und Rehabilitation Aus dem Inhalt Vertigo-Vomex wenn Wendeltreppen zum Alptraum werden Die Rehabilitationsbehandlung des Parkinson-Syndroms G Voller Möglichkeiten und Grenzen der Selbstentspannung als therapeutische Methode H. Kleinsorge Inhaltsverzeichnis Ankündigungen II Bewahrte Therapeutika V G. Völler, Die Rehabilitationsbehandlung des ParkinsonSyndroms H. Kleinsorge, Möglichkeiten und Grenzen der Selbstentspannung als therapeutische Methode . . A. Enkelmann, Naturheilverfahren in der Chirurgie . H. Glatzel, Nahrwertmindernde Inhaltsstoffe natürlicher Nahrungsmittel! . Bärge, Traumatische Erkrankungen des Bewegungsapparates und ihre Therapie mit Vasotonin forte-Serol Buchbesprechung . . Fortschritte der Pharmakologie Aus dem Verbandsleben . Jubiläum . 273 280 283 285 288 290 291 294 295 bei Schwindel verschiedener Genese Schwindel bei Zerebralsklerosen, Arteriosklerose und Alfersscfiwindel; vestibulärer Schwindel, Morbus Meniere; Schwindel bei l/asonearosetr, Migräne und Zervikalmigräne Oosftrung 3 mal 1 Kipsel Hgtich tlt i abtaSt 2 Haptil/t itzung 0 DimilhylaminoitliylbeK tivdrylühir 1 3 Dimelhy! 8 cfilorxinthln 40 mg Pyridm ß eirbonalun 2S a» Endppharm ML Verlag GmbH. 311 Uelzen Postfach 120/140, Tel. 0581/2357 Uelzen 4R7775E Phys.Med.u.Reh. Therapie mit Intermediären Katalysatoren bei degenerativen Erkrankungen, enzymatischen Fehlsteuerungen und Fermentblockierungen (Zellatmung) Tianscrninieruag Alonln Aspanaginsäure „TJansaminierong H 2 C-C=0 I I -ZH Sammelpackung der Intermediären Katalysatoren des Zitronensäurezyklus Kohlen hydrofe GyKoly.se CHj-CÖ-COOH Brenz+raybensäurt y (enthält je eine Ampulle insgesamt 10 Ampullen) Acctyl-Coenzym A C0A-S-CO-CH5 von COOH COOH H2C—C—CHÜ. Oxalessigsäurfe COOH COOH COOH Zitronensäure — C—OH 5 I 1 COOH COOH HZC-C=CH I I I COOH COOH COOH a'S-Aconitsäure jrH H HC—COOH II nsch Harlson. HOOC-CH M Z C — C—C—OH Pumarsäure I i Acid. aconit-lnjeel Acid. citric-lnjeel Acid. fumar-lnjeel Acid. ketoglutar-lnjeel Acid. malic-lnjeel Acid. succinic-lnjeel Bar. oxalsuccin-lnjeel Natr. oxalacet-lnjeel Natr. pyruvic-lnjeel Magnes.-Mangan.phosph-Infeel I COOH COOH COOH Iso-Zitronensäure Therapeutisch wichtige Chinone: Jh H2C—CH, para-Benzochinon-Injeel Methylglyoxal-Injeel H a c—c—c=o COOH COOH «Weinsäure \ Glyoxal-Injeel Trichinoyl-Injeel Ubichinon-Injeel COOH COOH COOH Oxal bernstei bernsteinsäure Oxol COOH CO-SCoA H^£\* - ! Saccinyl-CoenzymA J C ^ ] Sonstige: | COOH Cerium oxalicum-lnjeel + forte Cerium sulfuricunt-lnjeel + forte Methylenblau-Injeel + forte Beta vulg-lnjeel + forte COOH Kctoglutarsäüre, |L TrunsaminiCrung Clutaminsäure -Heel Biologische Heilmittel Heel GmbH - Baden-Baden Vertretung für Österreich: St.-Anna-Apotheke, 1121 W i e n , Meidlinger Hauptstraße 86 Das Bergsanatorium Dr. Kempe Hahnenklee sucht biolog, int. Arzt zur Mitarbeit. Tel. 05325/2571 ] Ankündigungen Elisabeth-Dicke-Schule für Massage Die Elisabeth-Dicke-Schule für Massage veranstaltet im Jahr 1970 folgende Fortbildungskurse: Bindegewebsmassage nach Frau Dicke: Kurs I 12.1. - 23.1.1970 Kurs II 26.1. - 6.2.1970 Kurs l 20.7. - 31.7.1970 Kurs II 3.8. - 15.8.1970 Für die Kurse sind nur Masseure, Masseusen, Krankengymnastinnen, Ärzte oder Medizinstudenten zugelassen. Jeder Kurs wird mit 50 Std. theoretischen Unterricht auf das Praktikum angerechnet. Einführung und Fortbildung in Sportmassage: Leitung: Dr. med. Gierlich, Rheinhausen Kurs I für Sehende 20. 7. - 22. 7. 1970 für Blinde 23. 7. - 25. 7. 1970 Fortbildung in Elektrotherapie: für Blinde 20. 7. - 22. 7. 1970 für Sehende 23. 7. - 25. 7. 1970 Für alle Kurse empfiehlt sich rechtzeitige Anmeldung, da nur eine beschränkte Teilnehmerzahl angenommen werden kann. Anmeldung an die Leitung der Schule, 65 Mainz, Neubrunnenstraße 8. Mainz: Pros+a+a- hyper+rophie Cys+i+is Pyeli+is Vom 20. bis 22. Mai 1970 findet als Veranstaltung der „Deutschen Gesellschaft für ärztliche Hypnose und autogenes Training" als „Sektion of the International Society for Clinical and Experimental Hypnosis" der „V. Internationale Kongreß für Hypnose und psychosomatische Medizin" statt. Leitthemen sind: Theoretische Aspekte der Hypnose und verwandter Zustände; Über die experimentelle Hypnose; Die Entwicklung der Hypnotherapie kombiniert oder verglichen mit mehreren Methoden bei psychosomatischen Störungen und Krankheiten. Vortragsanmeldungen werden bis spätestens 1. Okt. 1969 erbeten. Ebenso die vorläufige Anmeldung, um rechtzeitig einen Überblick über die etwaige Teilnehmerzahl zu erhalten. Anfragen sind zu richten an: Sekretariat V. Internationaler Kongreß für Hypnose und Psychosomatische Medizin, 65 Mainz, Langenbeckstraße 1, Klinik und Poliklinik für Psychotherapie. Der 38. Kongreß des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, Gesellschaft für allgemeine und spezielle Medizin, findet vom 14. bis 21. März 1970 in Freudenstadt statt. Themen: Der ärztliche Blick - Das Cervikalsyndrom — Praktischer Arzt und Sportunfälle — Möglichkeiten der physikalischen Medizin. Der 39. Kongreß wird vom 12. bis 19. September in Freudenstadt durchgeführt. Grippe. Erkältungskrankheiten . Gripp-Heel Tabletten Ampullen II Ph He Bewährte Therapeutika Legalon© Hersteller: Fa. Dr. Madaus & Co., Köln. Zusammensetzung: 1 Drage enthält 35 mg Silymarin. Indikation: Zur Besserung und Erhaltung der Leberfunktion bei Leberschädigung verschiedenster Ursachen: Leberfunktionsstörungen nach akuten und bei chronischen Hepatitiden, Leberzirrhose, Fettleber, latente Hepatopathie, sekundäre Leberschäden bei Vergiftungen, Infektionen und bei chronischen Erkrankungen, als Leberzellschutz bei Zufuhr leberbelastender Stoffe. Dosierung: Im allgemeinen beginnen mit 3mal täglich 2 Dragees nach den Mahlzeiten für etwa 4 - 6 Wochen. Zur Weiterbehandlung sowie in leichten Fallen 3mal täglich 1 Dragee. Handelsformen und Preise: O. P. mit 80 Dragees 17,85 DM o. MwSt. Anstaltspackungen mit 400 Dragees. Nymix-amid Saft, Tabletten Hersteller: Dolorgiet Zusammensetzung: Nymix®-amid Saft: 100 ml enthalten: 1-(o-Methoxyphenoxy)-propan-2,3-diol (Guaiphenesin) 1,0 g; 2-Sulfanilamido-pyrimidin (Sulfadiazin) 7,0 g; 1 Meßlöffel = 5 ml enthält 350 mg Sulfadiazin, Reg.-Nr. N 703; Verschreibungspflichtig. Nymix®-amid Tabletten: 1 Tablette enthalt: 1-(o-Methoxyphenoxy)-propan-2,3-diol (Guaiphenesin) 50 mg; 2-Sulfanilamido-pyrimidin (Sulfadiazin) 350 mg, Reg.-Nr. N 699; Versen reibungspflichtig. Wirkungsweise: Durch das Zusammenwirken zweier sich sinnvoll ergänzender Wirkstoffe im Nymix®-amid wird ein chemotherapeutischer und expektorationsfördernder Effekt erzielt. Während das Spitzensu/fonamid Sulfadiazin den bakteriellen Bronchialinfekt in niedrigster und ausgezeichnet verträglicher Dosierung wirksam bekämpft, fördert Guaiphenesin jene Funktionen der Bronchialschleimhaut, die ihrem Schutz dienen und das Abhusten des rnukopurulenten und bakteriell durchsetzten Auswurfes erleichtern. Außerdem wird durch Guaiphenesin der meist zu Anfang einer akuten Bronchitis bestehende hartnäckige trockene Husten zentral (Herabsetzung der Reflexerregbarkeit) und peripher (dünnflüssiger Sekretüberzug der Bronchialschleimhaut-Oberfläche) gedämpft, ohne daß der produktive, d. h. der der Expektoration dienende Husten oder das Atemzentrum negativ beeinflußt werden. Indikation: Nymix®-amid ist besonders zur antibakteriellen Therapie der mit sulfonamidempfindlichen Erregern infizierten akuten und chronischen Bronchitiden geeignet und daher angezeigt zur Therapie und Prophylaxe bakterieller Infekte bei akuten Bronchitiden Selten hat Gesundheit so gut geschmeckt ...Inder Diabetes-, Leber-, Herz- und Altersdiät erraucht raucht*** raucht*« Sein „Erbteil" war ein nervöser Magen. Damit hinaus ins Leben, in den Beruf. Nervöse Alltagshetze. Im Restaurant schnell ein kühles Bier, hastiges Essen, eine Zigarette. So bekam er seine chronische Gastritis und schließlich sein Ulcusleiden. Seit langem hat er nur noch ffüssige Suppen genossen. Zu Nahrungsschmerz und Erbrechen gesellt sich die Obstipation. Dieser Patient ist verzweifelt. Er braucht Ihre Hilfe. Linusit ist eine Heil- und Diätleinsaat aus kontrolliertem Vertragsanbau. Aufgeschlossen nach einem Spezialverfahren. Linusit überzieht die Magen- und Darmschleimhaut mit einer schützenden Schleimschicht. Im Dickdarm führt es durch milden, physiologischen Volumenreiz zur Stuhlregulierung. Diese Medikation führt zum Erfolg. Entzündungen und Spasmen klingen ab, die Darmfunktion kann sich normalisieren. Der Wertstoffreichtum der Leinsaat trägt zur Restitution des Kräftezustandes bei. Packungen zu 250 g und 1000 g und Ihr Patient fühlt sich wie neugeboren •usdwn neufonn-Raformhaii« -fil JOHANN GEORG FINK 7032 Sf NDELFINGEN S chleimhautSpezifikum bei katarrhalischen Affektionen der NEBENHÖHLEN SINFRONTAL O.P. 150 Tabletten zur Langzeitbehandlung der chronischen Bronchitis nach antibiotisch durchgeführter Stoßtherapie zur Rezidivprophylaxe, vor allem während der bronchiale Infekte begünstigenden Frühjahrs- und Herbstmonate Kontraindikation: Sulfonamid-Allergie Dosierung: Alier Nymix®-amid-Saft Nymix®-amid-Tab)etten 1 - 2 Jahre 2 x tägl. Vs Meßloffel voll 2 x tägl. Vi Tablette 2 - 7 Jahre 3 x tägl. V2 Meßlöffel voll 3 x tägl. V2 Tablette 7-14 Jahre 4 x tägl. V2 Meßlöffel voll 4 x tägl. V2 Tablette Erwachsenes x tägl. 1 Meßlöffel voll 3 x tägl. 1 Tablette Kindern können die Tabletten in Wasser gelöst oder zerbröckelt mit dem Brei gegeben werden. Es empfiehlt sich, Nymix®-amid bei akuten bronchialen Infekten nach Abklingen der Krankheitssymptome noch weitere 2 Tage lang einnehmen zu lassen. Handelsformen und Preise: Nymix®-amid-Saft, Packung zu 90 ml 5,30 DM, Anstaltspackung zu 4500 ml. Nymix®-amid-Tabletten, Packung zu 20 St. 5,30 DM, Pakkung zu 40 St. 9,50 DM, Anstaltspackungen zu 200 und 1000 St. (Alle in der modernen Durchdrückpackung in Streifen zu je 10 Stück — fortschrittlich, handlich, tropenfest, taschengerecht) Heptylon®-Digoxin 1/8 mg Hepfylon®-Digoxin 1/4 mg Hersteller: DELALANDE Chodel Arzneimittel GmbH, Köln. Zusammensetzung: 1 Tablette 1/8 mg enthält: Heptaminolhydrochlorid 0,1878 g Digoxin 0,125 mg 1 Tablette 1/4 mg enthält: Heptaminolhydrochlorid 0,1878 g Digoxin 0,250 mg Indikationen: Alle Formen der Herzinsuffizienz, besonders auch bei Rechtsinsuffizienz, Cor pulmonale, Emphysem, gleichzeitig vorliegender Koronarinsuffizienz, Myodegeneratio cordis, herabgesetzte Glykosidtoleranz, bradykarde Herzinsuffizienzen, Altersherz. Dosierung: Mittelschnelle Sättigung: (in 3—5 Tagen) 3 x täglich 1 Tablette 1/4 mg. Erhaltungsdosis: 2 x täglich 1 Tablette 1/4 mg oder 3 x täglich 1 Tablette 1/8 mg Anmerkung: Bei herabgesetzter Glykosidtoleranz soll für die mittelschnelle Sättigung 4—5 x täglich 1 Tablette 1/8 mg gegeben werden. Handelsformen und Preise m. MwSt.: O. P. mit 20 Tabletten 1/8 mg 5,20 DM. O. P. mit 20 Tabletten 1/4 mg 5,50 DM. Packungen mit 50 Tabletten. DUSODRIL-Dragees und DUSODRIL-Ampullen Hersteller: ROLAND Arzneimittel GmbH., Essen, Annastr. 33. Zusammensetzung: 1 Ampulle enthält 40 mg 3-(1-Naphtyl)2-tetra-hydrofuryl-propionsäure-ß-diaethylaminoaethyl-esterhydrogenoxalat (Naftidrofuryl). 1 Dragee enthält 50 mg der gleichen Zusammensetzung. Indikation: Organisch bedingte Durchblutungsstörungen — arteriosklerotischer, diabetischer oder entzündlicher Genese, sowohl bei peripherer als auch bei cerebraler Lokalisation. Funktionelle Durchblutungsstörungen der Extremitäten einschließlich Akrocyanose und Raynaud-Syndrom. Akute Apoplexien bei thrombotischen Gefäßverschlüssen. Langzeitbehandlung der postapoplektischen Zustände. Müller/Göppingen — Chemisch-Pharmazeutische Fabrik Dosierung: 3 x 1—2 Dragees pro Tag, 1—2 Ampullen i. m. pro Tag. Handelsformen und Preise: Packung ä 20 Dragees DM 5,80, Packung ä 50 Dragees DM 11,95, Packung ä 5 Ampullen DM 7,30 und Klinikpackungen. Totocillin®/0,5 g pro inj. Hersteller: Bayer Leverkusen. Zusammensetzung: 1 Inj.-Fiasche: 318 mg D-a-Amino-benzylpenicillin-Natrium, entspr. 300 mg Binotal®, und 220 mg 5-Methyl-3-phenyl-4-isoxalzolyl-penicilSin-Natrium-Monohydrat, entspr. 200 mg Slapenor®. Indikationen: Schwere bakterielle Infektionen und Mischinfektionen, spezieff fn der Altersgruppe: Säuglinge ab 3 Monate und Kinder bis 6 Jahre. Kontraindikationen: Erwiesene Penicillinüberennpfindlichkeit. Anwendung: In ca. 10%iger Lösung zur intravenösen Injektion und Infusion sowie zur i. m. Injektion. Dosierung: Durchschnittliche Tagesdosis für Säuglinge ab 3 Monaten und Kinder bis 6 Jahre 3mal 1—3 Inj.- Flaschen zu 0,5 g. Handelsiormen und Preise (mit 11°/oUSt.): W Inj.-Flaschen 0,5 g + 10 Ampullen 5 ml Aqua redest. 88,45 DM. NYKTOGEN® - für die Macht Hersteller: Taeschner & Co., Berlin 15 und Kipfenberg/ Bayern. Zusammensetzung: 200 mg Methaqualon, 150 mg Meprobamat, 150 mg Bromisovalerianylcarbamid. Indikationen: Einschlafstörungen, Wiedereinschlafstörungen, prä- und postoperative Beruhigung, Schlaflosigkeit durch Schmerzzustände. Anwendung, Dosierung: 15—30 Minuten vor dem Schlafengehen eine Tablette unzerkauf mit Flüssigkeit einnehmen. Bei schweren Schlafstörungen kann die Dosis unbedenklich auf 1V2 bis 2 Tabletten erhöht werden. Handelsform und Preis: Röhrchen mit 20 Tabletten = 3,70 DM. 9 e 9 e n Alterserkrankungen Hersteller: Nordmark-Werke GmbH., Hamburg, Werk Uetersen/Holst. Zusammensetzung: Je Zäpfchen zu 2,2 g: 0,2 g Diphenylhydantoin. Indikationen: Zur Reduzierung von Krampfpotentialen der Hirnrinde; genuine, symptomatische und posttraumatische Epilepsie, zentral bedingte Sprachstörungen. Hyperkfnesen, Kontraindikationen: Ausgeprägt Leukopenien, schwere Leber- und Milzerkrankungen. Dosierung: Die Epilepsie-Behandlung ist zunächst mit ZENTROPIL-Tabletten durchzuführen. Es ist mit 1 Tablette täglich nach der Mahlzeit zu beginnen. Wöchentlich ist die Tagesdosis um 1 Tablette zu erhöhen bis auf 5 Tabletten. Danach ist die Menge zu reduzieren, bis noch eben Anfallsfreiheit oder eine erhebliche Minderung der Anfälle bestehen bleiben. Das wird meist bei 2 bis 3 Tabletten taglieh der Fall sein. Wahlweise kann an Stelle 1 Tablette jeweils 1 Zäpfchen verwendet werden. Kindern ist dem Alter entsprechend weniger zu geben. Brüskes Wechseln und Absetzen antiepileptischer Mittel sind unbedingt zu vermeiden. Weitere Einzelheiten siehe Packungsprospekt. Handelsformen und Preise: O. P. 12 Zäpfchen zu 2,2 g 4,10 DM m. M w S t , A. P. 5 x 12 Zäpfchen zu 2,2 g 15,90 DM m. MWSt. Im Handel seit 15. März 1968. (SlO2)x: MonOkriStall-Filter-QuarZ,80 Kornstufen 0 6ERIATRICUM-SCHWARZHAUPT Orale Procaln-Theraple durch sinnvolle KatalysatorHaematoporphyrin-Kombination . . . _. . , _ _ allgemeiner Erschöpfung, Ermattung, D e p r e s s i o n , Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Altersbe- b e i schwerden, Altersdemenz, Arteriosklerose, Arthritis | xtäglich t Kapsef K.H.3, mindestens 3-5 Monate. K H 3 i s t b e s t v e r t r ä g | i c h j o h n e Nebenerscheinungen. 30 Kapseln K. H. 3 « C Q txQ D S gir. K H 3 DM 10,40 D M 42 65 Nicht allgemein kasBenObltch Bestellschein: Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster von K.H.3 erbeten 50 mm 0, über 25 % offene Filterfläche für Feinfilter, Speisewasser, Bäder, Betriebswässer; dichte Mischungen für verschleißfeste Estriche, Ablaufe, Bunker; Strahlmittel für Anstriche; Buntsand für Dekorputz und FulIspachtel. - Schrift 5 U - Tx. 63857. - Tel. (09822) 342 Valentin BUSCH Quarzwerk, D-8454 Schnaittenbach, Postfach 28 (PersflnfToh« Untarschifft und Stempel doa Arzt««) Phys VITANOVA®Feldtherapie Ein bedeutender Fortschritt der Medizin Anwendung pulsierender elektrischer Felder gewährleisten: Wie jetzt jahrelange Empirie erweist beste Durchblutung und Lymphdrainage, erhöh- I ten Stoffwechsel und Zellmassage sowie die lebens- ' erhaltende notwendige Resorption, Tradition, Erfahrung und Sorgfalt sichern die gleichbleibende Güte unserer die jeder spezifischen Therapie den Durchbruch vermitteln. „Ein Faktum, das Sie nicht mehr länger zögern lassen sollte." VITANOVA-Feldtherapie am Krankenbett, in der Arztpraxis oder im Hause des Patienten (Miete, Mjetkauf oder Kauf der Geräte ist möglich.) Zahlreiche nicht für möglich zu I Für haltende Resultate, selbst bei • vegetative Störungen, jahrelangen therapieresistenten Wiederherstellung Einzelfällen sollten . der Eutonie, Normalisierung der bioelektrischen Verhältnisse. 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Eigenschaften: Amblosin zeichnet sich gegenüber Penicillin Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 300 mg DemethylG dadurch aus, daß es nicht nur grampositive Keime erfaßt, chlortetracyclin, 500 000 IE Nystatin. sondern auch gegen eine Reihe klinisch wichtiger gramnegaPharmazeutik: Breitband-Antibiotikum mit gleichzeitig antifiver Krankheitserreger bakterizid wirkt. Amblosin erwies mykotischem Effekt. sich als gut wirksam, insbesondere gegen Enterokokken. Indikation: Die der AB-Therapie — zur Vermeidung von Proteus mirabilis, Salmonellen und Haemophilus influenzae Soor, Candidiasis, Moniliasis infolge Hefepilz-Überwuchesowie einige Koli-Arten. rung. Dosierung: 1 Tablette 2 x täglich. Zur Beachtung: Bei Infektionen mit penicillinresistenten Handelsformen und Preise: Flasche mit 8 Tabletten DM 26,70 Staphylokokken ist Ampicillin unwirksam. In diesen Fällen lt. A. T. m. MwSt. kann Cryptocillin® (oral oder parenteral) gegeben werden. Bei Gonorrhoe und Lues sowie bei Infektionen, die durch penicillinempfindliche Staphylokokken, Pneumokokken und Streptokokken bedingt sind, sollte wie bisher Penicillin G verwendet werden. Beilagenhinweis Handelsformen und Preise (It. A. T. m. U.): 12 OblongTabletten zu 500 mg 38,45 DM, Anstaltspackungen zu 100, Wir bitten um freundliche Beachtung der inliegenden Beilagen der Firmen: Ackermann, Nattermann, Pharmacodex. 500 und 1000 Oblong-Tabletten. RECORSAN -LIQUID. c. Rutin Rein phytologisches für die k l e i n e Crataegus-Kombinationstherapfe des Altersherzens O.P. Tropfflasche zu 30 ml 10. Jahrgang Heft 11 November 1969 Schriftleitung: H. Haferkamp Physikalische Medizin und Rehabilitation Zeitschrift für allgemeine und spezielle Medizin Wissenschaftlicher Beirat: K. Albrecht (Undenheim) — H. Bialonski (Bad Godesberg) — N. Breidenbach (Stuttgart) — H. Fleischhacker (Wien) — K. Franke (Bad Lauterberg) — P. Frick (Mainz) — W. Groh (Bad Dürrheim) — H. G. Güttner (Dresden) — H. Harmsen (Hamburg) — R. G. Heyer (Nußdorf/Inn) — M. Hochrein (Ludwigshafen/Rh.) - A. Hoff (Bad Wörishofen) - W. Huneke (Stuttgart) - K. H. Kahlert (Bad Salzuflen) - K. Kötschau (Schloßberg) H. Kolb (Wetzlar) — H. Krauss (Berlin-Buch) — W. Küster (Magdeburg) — H, Lampen (Bad Homburg) — R. v. Leitner (Berlin) - H. Mommsen (Frankfurt/M.) — W. v. Nathusius (Hirzenhain'Oberhessen) — G. W. Parade (Neustadt/Weinstraße) — H. Paul (Linz) — A. Pischinger (Wien) — H. P. Rusch (Frankfurt) — H. Seyfarth (Rostock) — W. Schauwecker (Bensheim) — E. G. Schenck (Aachen) — F. X. Schober (Münchberg) H. Schoeler (Karlsruhe) — H. Storck (Endbach) — H. Tiegel (Halbergmoos) - R. Voll (Plochingen) — H. F. Voss (Heidenheim/Brenz) — H. L. Walb (Homburg) - R. F. Weiß (Marstetten-Aitrach) — Graf Wittgenstein (München) — Kh. Woeber (Aachen) — W. Zabel (Berchtesgaden). Aus der Königin-Elena-Klinik, Kassel, Neurologische Klinik und Rehabilitationszentrum für Parkinsonkranke (Ärztlicher Direktor: Dr. mecf. Gert Völler) Die Rehabilitationsbehandlung des Parkinson-Syndroms 273 i. Reh. 1,1969 Es wird heute noch ein relativ seltenes Ereignis sein, daß Sie in Ihrer Sprechstunde ein Parkinsonkranker aufsucht. Dennoch werden Sie erstaunt sein zu hören, daß in der Bundesrepublik nach Ermittlungen von Degwitz und Umbach, die sich mit eigenen Ergebnissen decken, etwa 200 000 Parkinsonkranke leben. Allein in unserem Kasseler Rehabilitationszentrum, dem größten in Europa, wurden von 1937 bis 1967 17 455 Parkinsonkranke statfonär behandelt. Nach Untersuchungen von Doshay in den Vereinigten Staaten — wir können in der Bundesrepublik in etwa von den gleichen Verhältnissen ausgehen — bekommt einer von 20 über 60jährigen einen Altersparkinson. Bei der statistisch gesicherten, zunehmenden Überalterung der Bevölkerung mit einer besonders starken Zunahme der Bevölkerungsgruppen über 60, ist mit einem weiteren zahlenmäßigen Anstieg der Parkinsonfälle in den nächsten Jahren zu rechnen. Schon heute ist das hypokinetische, hypertone ParkinsonSyndrom eines der häufigsten neurologischen Syndrome und die wichtigste zur Beobachtung kommende extrapyramidale Bewegungsstörung. Die Häufigkeit der Erkrankung und die drängenden, daraus resultierenden Probleme garantieren, daß das Bemühen um die Grundlagenforschung und die Rehabilitation Parkinsonkranker weiter im Blickpunkt des Interesses stehen wird. Das Parkinson-Syndrom ist keine nosologische Krankheitseinheit. Die Auslösung kann durch verschiedene, einzeln oder gemeinsam wirkende Noxen erfolgen. Hinsichtlich der Ätiologie werden verschiedene Formen des Parkinson-Syndroms unterschieden. I. Parkinson-Syndrom postencephalitischer Genese Folgeerkrankung nach epidemischer Encephalitis und anderer Encephalitiden, z. B. nach Fleckfieber, Typhus, Vakzination. II. Parkinson-Syndrom endogener Genese Vorzeitige Degeneration extrapyramidaler Kerngebiete infolge weitgehend unbekannter Ursachen (Streß?) aber auch im Rahmen hirnatrophischer Prozesse sowie Multipler Skferose. III. Parkinson-Syndrom vaskulärer Genese Bei cerebraler Hypoxämie, im Rahmen einer Gefäßsklerose, Gefäßlues, Thrombose, Embolie, Haemorrhagie, Hypertonie oder Hypotonie oder Apoplexie. IV. Parkinson-Syndrom tumoröser Genese Bei raumfordernden, intracraniellen Prozessen mit Irritation extrapyramidaier Kerngebiete. V. Parkinson-Syndrom toxischer Genese Nach Intoxikationen mit Kohlenmonoxyd, Schwefelkohlenstoff, Mangan-, Blei- und Cyanverbindungen. VI. Parkinson-Syndrom traumatischer Genese Folgeerkrankung nach schweren kontusionellen Hirnschädigungen. VII. Medikamentöses Parkinsonoid Nach Reserpin und Psychopharmakamedikation (meist reversibel). Hinweise darauf, daß sich ein Wandel in der Ätiologie der Erkrankung abzuzeichnen beginnt, ergaben sich bei einer vergleichenden Durchsicht von jeweils 2000 repräsentativen Krankengeschichten, deren Namensträger in den Jahren 1939 bis 1S49 und 1955 bis 1965 in der Königin-ElenaKlinik in Kassel wegen eines Parkinson-Syndroms stationär behandelt wurden. Es ergab sich folgende Verteilung: 1939-1949 !. Parkinson-Syndrom 62 postencephalitischer Genese II. Parkinson-Syndrom endogener Genese 27 III. Parkinson-Syndrom vaskulärer Genese IV. Parkinson-Syndrom tumoröser Genes© 0,25 7o V. Parkinson-Syndrom 0,75 7o toxischer Genese Vf. Parkinson-Syndrom traumatischer Genese VII. Medikamentöses Parkinsonoid 1955-1965 28 % 40 7o 22% 4% 2°/o 3% 1 7o Die Analyse dieser Veränderungen ergibt folgende in Frage kommende Faktoren. Die Folgeerscheinungen der großen Encephafitis-Pandemie aus den Jahren 1917 bis 1927 klingen ab. Es sind seitdem nur wenig postencephalitische Fälle hinzugekommen. Die verbesserten diagnostischen Möglichkeiten erlauben eine exaktere Diagnose. Die zunehmende Tendenz der Gefäßerkrankungen findet ihren Niederschlag auch im Auftreten von Folgeerscheinungen, wie dem Parkinson-Syndrom, wobei die ständig steigende Überalterung der Bevölkerung sicher eine Rolle spielt. Die Fälle von posttraumatischem Parkinson-Syndrom scheinen mit der Zunahme und Schwere der durch Verkehr und gewerbliche Schäden bedingten Schädelhirntraumen in Zusammenhang zu stehen. Während die Früherkennung gewisse diagnostische Schwierigkeiten bereitet, ist das Vollbild der Erkrankung relativ leicht zu diagnostizieren. Sie macht sich durch charakteristische Symptome wie Muskelversteifungen, Verlangsamung aller Bewegungen und Schüttel- bzw. Zittererscheinungen im Bereich der Extremitäten und gelegentlich auch des Kopfes bemerkbar. Im weiteren Verlaufe wird die rasche Ausführung willkürlicher Bewegungen immer schwieriger, weil die Muskelversteifungen die Bewegung zunehmend behindern. Es tritt eine allgemeine Bewegungsverarmung auf. Rumpf und Kopf sind in der Regel vorgebeugt und die Arme werden im Ellenbogengelenk abgewinkelt und oft abgespreizt gehalten, die Finger sind im Grundgelenk abgebeugt, der Daumen zur Handinnenfläche eingeschlagen. Die Beine sind in den Kniegelenken meist nicht voll durchgestreckt. Im Gesicht fällt eine maskenartige Starre mit Seltenheit des Lidschlages auf. Beim Gehen kommt es nach einer initialen Hemmung oft zu einem kleinschrittigen, nach vorn schnellenden Gang, der unwillkürlich ein immer schnelleres Tempo annimmt, so daß es für den Kranken oft schwer ist, die Bewegung anzuhalten. Aufrichten vom Stuhl oder Lagewechsel im Bett sind in schweren Fällen ohne Hilfe von außen meist nicht möglich. Die Zittererscheinungen betreffen meist zunächst die Hände, können jedoch auch auf den ganzen Körper übergehen. Das Zittern ist in der Ruhe besonders deutlich. Bei seelischer Erregung wird es verstärkt. Macht der Kranke eine unwillkürliche Bewegung, so kann es während derselben verschwinden. Im Schlaf hört das Zittern fast immer auf. Es gibt jedoch auch Fälle von Parkinson-Syndrom, bei denen keine Zittererscheinungen vorhanden sind. Die Sprache ist meist monoton und leise. Bei den postencephalitischen Formen treten zusätzlich sehr häufig vegetative Turbulenzphänomene in Form von Hitzewallungen, vermehrtem Speichelfluß und Schweißausbrüchen auf. Ferner gibt es oft stundenlang andauernde sogenannte Schauanfälle, bei denen die Patienten gezwungen sind, an die Zimmerdecke zu starren. Die Erfahrung zeigt, daß viele Encephalitiden abortiv verlaufen und daher im akuten Stadium nicht genau diagnostiziert werden können. In solchen Fällen wird man bei fehlender Erblichkeit, einem Erkrankungsalter von unter 40 Jahren, bei einer unsymmetrischen Ausprägung der Störung und dem Ausschluß anderer Gehirnkrankheiten oder Schäden, die ein Parkinson-Syndrom verursachen können, ein postencephalitisches Parkinson-Syndrom annehmen müssen. Die Erkrankung kann einseitig und doppelseitig auftreten. Die sogenannte idiopathische Form, z. B. die häufigste Form der Erkrankung, tritt zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr auf und macht sich zunächst meist durch einseitig lokalisierte Zittererscheinungen der Arme und Beine bemerkbar. Der sogenannte arteriosklerotische Typ des Parkinson-Syndroms beginnt in der Regel zwischen dem 55, und 65. Lebensjahr; hier wird zunächst eine allgemeine Verlangsamung der Bewegungen, eine abnorme Steifigkeit im Rumpf und in den Gliedern festgestellt. Im Gegensatz zum idiopathischen Typ ist er meist doppelseitig ausgeprägt. Sehr häufig gehen ihm Herz- und Kreislauferkrankungen voraus, die sich nicht selten fn Form von Ohrensausen, Hörstörungen, Schwindelerscheinungen, Kopfschmerzen und einem Nachlassen der Gedächtnisleistung bemerkbar machen. Die toxischen Formen des Parkinsonismus sind relativ selten, sie können ausgelöst werden durch Manganverbindungen, Kohlenmonoxyd, CS2, H2S, SO2, HCN, Barbiturate, gelegentlich auch durch Quecksilber und Blei. Diese Erkrankungen beschäftigen vor allem die Arbeits- und Gewerbemediziner. Das posttraumatische Parkinson-Syndrom war jahrelang schwerstens umstritten. Heute wissen wir zuverlässig, daß es tatsächlich existent ist. Bei der Anerkennung eines posttraumatischen Parkinson-Syndroms sollten unseres Erachtens jedoch sehr strenge Maßstäbe angelegt und bestimmte Voraussetzungen gefordert werden. Neuropathologische Untersuchungen von Spatz und Lindenberg haben nämlich ergeben, daß die Substantia nigra sowohl primär durch Kontusionsblutungen als auch sekundär durch von Gefäßkompressionen hervorgerufene Zirkulationsstörungen geschädigt werden kann. Es erscheint bedeutungsvoll, darauf hinzuweisen, daß Kontusionen der Substantia nigra so gut wie ausschließlich nur bei Fall oder Aufprall des Kopfes auf Stirn und Scheitelgegend oberhalb der Höhe des Corpus callosum vorkommen. Es ist wahrscheinlich, daß stumpfe Gewalteinwirkung durch Schlag auf den ruhenden, beweglichen Kopf, außer wenn sie zu einer tiefen Hirnwunde geführt hat, diesen primären Schaden hervorrufen kann. Sekundäre, zirkulationsbedingte Schäden der Substantia nigra können einseitig oder beidseitig auftreten und alle Grade der Intensität einer Nekrose haben. Bei einseitigen, raumbeengenden Prozessen oberhalb des Tentoriums ist es häufig die kontralateraie Substantia nigra, die durch Verschiebung des Mittelhims gegen den kontralateralen Rand des Tentoriums geschädigt wird. Bei beidseitiger Einklemmung des Mittelhirns auf Grund eines doppelseitigen Vorliegens von raumbeengenden Prozessen oder auch allein durch eine ödematöse Schwellung beider Großhirnhemisphären ist der Schaden häufig symmetrisch ausgeprägt. Seit Einführung der modernen Psychopharmaka ist bekannt, daß unter neuroleptischer Behandlung medikamentös bedingte extrapyramidale Bewegungsstörungen auftreten können. Auf das in den ersten Tagen der Behandlung zu beobachtende Zungen-Schlund-Syndrom kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Im Verlauf der neuroleptischen Behandlung stellen sich mehr oder weniger auch hypokinetische extrapyramidale Wirkungen ein; sie sind meist dosisabhängig und persistieren während der gesamten Behandlungszeit. Für Auftreten und Manifestation und Stärke der motorischen Phänomene werden Konstitution, Disposition des Patienten einerseits und die chemische Struktur der angewandten Substanz andererseits verantwortlich gemacht. Die Manifestation des medikamentös bedingten Parkinsonoids steht in Relation zum Alter des Patienten und ist geschlechtsabhängig. Interessanterweise treten bei Frauen unter psychopharmakologischer Behandlung doppelt soviel Parkinson-Syndrome auf wie bei männlichen Patienten. Nach Absetzen der neuroleptischen Behandlung klingt das Parkinsonoid meist rasch von selbst ab. Das sogenannte „terminale, extrapyramidale Insuffizienzsyndrom" (Haddenbrock), das sich vorwiegend in choreatischen Dauerhyperkinesen im oraien Bereich äußert, ist nach Medikation von Neuroleptika über Jahre hinaus gelegentlich zu beobachten, bleibt in einzelnen Fällen Monate bis Jahre über das Absetzen der Medikamente hinaus bestehen. Eine Beeinflussung durch Anti-Parkinson-Mittel erscheint nicht möglich. Nach den bisherigen Erfahrungen können bestimmte Neuroleptika für die Komplikation nicht verantwortlich gemacht werden. Bei Frauen dürfte ebenfalls eine größere Disposition bestehen als bei Männern. Organische Hirnschäden scheinen das Auftreten des „terminalen, extrapyramidafen /nsufffzierrzsyncfroms" zu begünstigen. Um das Auftreten zu vermeiden, sollen notwendige, höhere Dosierungen von Psychopharmaka möglichst rasch reduziert werden, bei Dauermedikationen sollte jedoch eine drastische Dosisreduktion oder ein Absetzen der Neuroleptika nur langsam erfolgen, um Hyperkinesen im Rahmen von Entziehungserscheinungen nicht zu provozieren. Bei Verwendung von Neuroleptika sollte auch in bezug auf zu erwartende extrapyramidale Komplikationen das Behandlungsziel und die therapeutischen Risiken gegeneinander abgewogen werden. Neben den bereits erwähnten Symptomen des Parkinson- Syndroms werden bei vielen, jedoch nicht bei allen Parkinsonkranken psychische Störungen beobachtet. Unter diesen spielen solche, die eine Verlangsamung der seelischen Abläufe und des Antriebes bewirken, die größte Rolle. Sie werden in der Fachliteratur als psychische Starre oder Bradyphrenie bezeichnet. Außer diesen psychomotorischen Störungen können bei Parkinsonkranken eine ganze Skala von möglichen Gemüts- und Willensstörungen allein oder in Kombination auftreten. Besonders auffällig ist für die Umwelt die Interessenverarmung und der Initiativeverlust. Die mangelnde Spontanität bewirkt, daß die Kranken von sich aus oft lange Zeit nichts unternehmen und viele Stunden regungslos im Stuhl verharren, dabei aber durchaus leistungsfähig sind, wenn Anregungen von außen an sie herangetragen werden. In späteren Stadien kann die Verarmung an Spontan- und Willkürbewegungen jedoch so ausgeprägt sein, daß auch Impulse von außen kaum noch realisiert werden können. Häufig besteht auch ein sehr starker Widerwille gegen jegliche Form der Anstrengung und eine Abneigung, sich in irgendeiner Form zu betätigen. Oft werden eine verminderte willensmäßige Aufmerksamkeit, ein Nachlassen des Gedächtnisvermögens, sowie eine gewisse Schwäche des Urteilsvermögens registriert. Aber auch die assoziativen Fähigkeiten, das Vorstellungsvermögen, die Fähigkeiten zur geistigen Analyse und Synthese werden gestört bzw. unterbrochen. Bei dem postencephalitischen Typ des Parkinson-Syndroms besteht daneben oft eine auffallende Gleichgültigkeit und egozentrische Einstellung. Die Kranken wirken apathisch, gelegentlich mißtrauisch und sind abnorm reizbar. Immer wieder werden Fälle beobachtet, bei denen es gelegentlich zum Durchbruch plötzlicher Zwangsimpulse kommt, die in Dranghandlungen ihre Entladung finden. In einer ausgezeichneten Selbstschilderung eines an der Erkrankung ieidenden IMeuropsychiaters werden diese Drangzustände und Antriebshemmungen von den Kranken als absolut ich-fremd empfunden. Gelegentlich kann es bei Parkinsonkranken auch zur Ausbildung depressiver Zustandsbilder und von Beziehungsideen kommen, in denen die Patienten unter Umständen Selbsttötungsversuche unternehmen können. Eine besonders auffällige Tatsache ist, daß die psychischen Veränderungen sich nur selten parallel mit den neurologischen Befunden entwickeln. Fälle von gleicher Krankheitsdauer und gleichschweren neurologischen Befunden können psychisch völlig differente Bilder bieten. Die sogenannte prämorbide Persönlichkeitsstruktur allein scheint es nicht zu sein, die dies bewirkt. Die anatomischen Gegebenheiten sprechen dafür, daß die betroffenen Teile des Hirnstammes beim Menschen eine größere Bedeutung haben als bei allen Tieren, da sie in viele efferente Hirntätigkeiten regelnd eingreifen, so machen die von hier ausgehenden koordinierenden Funktionen den aufrechten Gang des Menschen erst möglich. Offenkundig greifen diese Strukturen auch tiefgreifend in psychische Hirnfunktionen ein. Sie bilden somit die gemeinsamen Grundlagen der Harmonie der Bewegungen und des Charakters. Auffällig ist, daß alle Formen des Parkinson-Syndroms eine deutliche Abhängigkeit von der jeweiligen seelischen Stimmung und Affektlage erkennen lassen. Auch bei Kranken, die neben dem oben genannten Symptombild bereits Rigor und Tremor aufweisen, so daß die Diagnose gesichert sein könnte, sollte eine eingehende neurologische Untersuchung in jedem Falle erfolgen, da gelegentlich auch raumfordernde, intracranielle Prozesse, bzw. cerebelläre Formen der Encephalomyelitis disseminata oder eine Lues ein dem Parkinsonismus ähnliches Bild vortäuschen können. Liquorkontrolle und gegebenenfalls Pneumencep,halographie bzw. Ventriculographie oder Carotisangiographie müssen im Zweifelsfalle zur Klärung der Diagnose herangezogen werden. Als gutes Hilfsmittel für den Untersucher Parkinsonkranker hat sich der Wartenberg'sehe Kopffalltest bewährt, der folgendermaßen ausgeführt wird: Der Untersucher hebt den Kopf des liegenden Patienten mit einer Hand von der Unterlage hoch. Während der Kranke angehalten wird, sich völlig zu entspannen und durch ein Gespräch abgelenkt wird, läßt der Untersucher den Kopf pfötzlich los, der beim Gesunden auf das Kopfkissen zurückfällt, während er schon beim beginnenden Parkinson in der vorherigen Stellung verharrt oder langsam, oft ruckweise, zurücksinkt. Beim senilen Tremor fällt der Kopf in normaler Weise, beim arteriosklerotischen Parkinsonismus dagegen nicht. Ein weiteres diagnostisches Hilfsmittel ist der sogenannte Stoßtest nactr Wartenberg. Dabei wird der aufrecht stehende Patient plötzlich leicht nach hinten gestoßen. Beim Parkinsonisten bleiben die Füße flach am Boden kleben, die Zehen werden nicht angehoben, während beim Gesunden die Dorsalbeuger der Zehen und des Fußes innerviert werden, also eine Verlagerung des Körpergewichtes erfolgt, um den Stoß aufzufangen. Sehr bewährt hat sich bei der Untersuchung eine Probe des Schriftbildes beizuziehen, wobei möglichst auch zu einem Schriftvergleich aus gesunden Tagen zurückgegriffen werden sollte. Beim Parkinsonkranken lassen sich meist eine Verkleinerung und Verzitterung des Schriftbildes nachweisen. Die klinische Untersuchung des Parkinsonkranken sollte darüber hinaus einen sorgfältigen internen Befund umfassen. Oft wird man bei der Untersuchung Schäden an Herz und Kreislauf, einen schlecht einregulierten Altersdiabetes oder Resorptionsstörungen des Magens und Darmtraktes entdecken, die das Parkinson-Syndrom erheblich verschlimmern können. Von dem Ergebnis der psychiatrischen Untersuchung wird es abhängig zu machen sein, inwieweit eine aktive Mitarbeit des Patienten bei der Rehabilitation erwartet werden kann. Die routinemäßigen Laboruntersuchungen (RKS, gr. Blutbild, Urinbefund) sollten durch luesspezifische Untersuchungen des Serums und durch Leberfunktionsproben (Transaminasen) ergänzt werden. Wenn man sich durch die erwähnten Untersuchungsmethoden ein genaues Bild über die jeweils vorliegende Form des Parkinson-Syndroms und der Persönlichkeit des Kranken gemacht hat, wird man darangehen, einen auf die speziellen Bedürfnisse abgestimmten Behandlungsplan zu entwickeln. Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten erlauben zwar keine Restitution der untergegangenen Zeil- und Fasersysteme in den betroffenen Hirnpartien, doch führen sie bei konsequenter Anwendung zu früher ungekannten Erfolgen. Es muß von vornherein ganz klar festgestellt werden, daß weder die medikamentöse Behandlung, noch die stereotaktischen Operationsverfalhren allein imstande sind, die genannten Erfolge zu erzielen. Sie müssen für den jeweiügen Fali sinnvoll kombiniert zur Anwendung kommen. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, daß es durch geeignete psychagogische Führung gelingt, die aktive Mitarbeit des Patienten zu wecken. Es muß um Verständnis auch bei den Angehörigen und Freunden des Erkrankten geworben werden, die dem verlangsamten und nicht selten depressiv gestimmten Patienten hilfreich, doch ohne falsches Mitleid, beistehen sollen. Der Kranke muß lernen, mit der Krankheit zu leben und ein Optimum aus den ihm verbliebenen Möglichkeiten herauszuholen. Er muß Hilfen bekommen, die ihm eine zweckmäßige Lebensweise garantieren, die Symptome mindern und dem Fortschreiten der Krankheit Einhalt gebieten. Während die Plussymptome der Erkrankung (Tremor und Rigor) durch die konservativen und operativen Verfahren meist gut angegangen werden können, bereitet die Beseitigung der Minussymptome, wie Akinese und Bradyphrenie, meist größere Schwierigkeiten. Der Rehabilitationsplan ist auf größtmögliche Wiederherstellung der durch die Erkrankung verlorengegangenen Bewegungsfunktionen und auch darüber h'maus auf die soziale Wiedereingliederung auszurichten. Bei der sozialen Rehabilitation sollte man möglichst auf die Erhaltung des alten Lebenskreises und regelmäßige Betätigung bedacht sein. Für die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit ist es wesentlich zu wissen, daß die hypokinetischen Symptome und die ausgesprochene Psycholabiiität der Patienten positive Eigenschaften, wie einen gut erhaltenen Intellekt, geistige Aufnahmefähigkeit und Verarbeitung auch komplizierter Zusammenhänge, verschleiern können, und dadurch die rechtzeitige Erkennung und Ausschaltung emotionaler Störfaktoren, die eine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit bewirken, erschweren. Man ist immer wieder erstaunt durch den Umstand, daß Parkinsonkranke oft trotz schwerster Beeinträchtigung der Motorik noch lange hochwertige Arbeiten in geistigen Berufen leisten können. Bei manueller Tätigkeit sind sie am besten dort eingesetzt, wo sie sich einem gleichförmigen Arbeitsrhythmus anpassen können, jedoch ohne starre Einspannung in ein besonderes Arbeitstempo. Sie sind meist nicht in der Lage, sich rasch an plötzlich auftretende und auf Entscheidung drängende Situationen einzustellen. Der Rehabiiitationsplan umfaßt in der Regel folgende Behandlungsmaßnahmen: I. Internistische Basisbehandlung II. Medikamentöse Einstellung auf Antiparkinsonpräparate III. Passive und aktive krankengymnastische Übungsbehandlung IV. Massagen (Trocken- und Unterwassermassagen) V, Balneotherapeutische Maßnahmen V). Beschäftigungstherapeutische Behandlung VII. Arbeitstherapeutische Behandlung VIII. Sprachtherapeutische Behandlung IX. Psychagogische Führung (Gruppentherapie) X. Operative Behandlung (Stereotaxie) XI. Nachgehende Fürsorge (soziale Wiedereingliederung) Den Eckpfeiler jeder Parkinsonbehandlung bildet die medikamentöse Einstellung. Jahrzehntefang erfolgte die Behandlung des Parkinson-Syndroms ausschließlich durch Atropin, Belladonnaextrakten, Skopolamin oder mit Kombinationspräparaten, die sich im wesentlichen aus diesen Substanzen zusammensetzten. Mit Einführung der sogenannten Synthetika (1946) erfuhr die medikamentöse Behandlung eine wesentliche Bereicherung, da dieselben wirkungsvoller und mit weniger Nebenwirkungen behaftet sind als die erstgenannten Präparatgruppen. Inzwischen ist die Anzahl der synthetischen Antiparkinsonpräparate lawinenartig angeschwollen, so daß es selbst für den „Fachmann" oft schwer ist, alle Medikamente in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen zu überblicken. Die Fülle der handelsüblichen Präparate kann im einzelnen hier kerne Berücksichtigung finden, doch soll versucht werden, sie in eine gewisse Ordnung zu bringen, um einen Überblick darüber zu geben. Einteilung nach der chemischen Verwandtschaft: I. Solanaceen-Alkaloide 1. Tropeine: a) Atropin — sulf. b) Homburg 680, Ponalid — retard II. Synthetische Präparate 1. Aminoester: 2. Phenothiazinderivate: 3. Gtycerinäthergruppen: 4. Aminoäthergruppen; 5. Propanolderivate: 6. Glutarsäureimidgruppe: 7. Vitamingruppe: 8. Propanolol: Parpanit Tremarit, Miltaun Sovento), Akineton, Aturbal Benadon Dociton III. Biochemische Präparate: 1. L-Dopa (Dioxyphenylalamin) 2. Substantia nigra (Siccaciell) Pacatal CogentinoJ, Keithon Artane (Vitamin BÖ) Es ist unmöglich, im Rahmen dieser Arbeit die in der Literatur vertretenen vielfältigen Meinungen zur Wahl des Medikamentes bei den verschiedenen Formen der Parkinsonschen Erkrankung zu berücksichtigen. Es darf jedoch festgestellt werden, daß viele in der Behandlung Parkinsonkranker erfahrene Autoren, die über verschiedene Präparate oder Präparatkombinationen bei den unterschiedlichen Formen der Erkrankung berichteten, im wesentlichen vergleichbare Behandlungsergebnisse angeben. Dieser Umstand läßt erkennen, daß es unter der Fülle der Präparate keines gibt, das allen anderen überlegen ist. Jedes der im Handel befindlichen Medikamente hat seine Berechtigung und seinen Platz. Es soll und muß dem Behandler überlassen bleiben, über die Art des zu wählenden Medikamentes in dem jeweils vorliegenden Fafl zu entscheiden. Es ist daher nicht möglich, ein für alle Fälle gültiges Schema zu geben. Als Faustregel hat sich aus den Erfahrungen an einem großen Krankengut (in der Königin-Elena-Klinik wurden von 1937—1967 ca. 17 455 Parkinsonkranke stationär behandelt) folgendes Vorgehen bewährt. I.Beim postencephalitischen Parkinson-Syndrom wird empfohlen, zunächst Akineton mit Soventol kombiniert zu geben. Falls sich kein ausreichender Erfolg einstellen sollte, evtl. mit Benadon kombinieren und beim Vorliegen starker vegetativer Turbulenzphänomene zusätzlich Homburg 680 oder Keithon zu geben. 2 Beim idiopathischen Parkinson-Syndrom ist zu raten, mit Akineton, Artane oder Osnervan anzufangen und bei nicht ausreichendem Effekt evtl. mit kleinen Dosen Cogentinol zu kombinieren. 3. Beim arteriosklerotischen Parkinsonismus erscheint eine initiale intensive Herz-Kreislaufbehandlung mit Strophanthin oder Digitalisglykosiden und anderen gefäßaktiven Substanzen angezeigt, insbesondere dann, wenn manifeste cardiovaskuläre Dekompensationszeichen vorliegen. Sehr bewährt haben sich Purinderivate und Nikotinsäureester (Euphyllin, Cosaldon). Die eigentliche Antiparkinsonbehandlung sollte mit sehr kleinen Dosen von Aturbal, Osnervan und Artane eingeleitet werden, die dann langsam gesteigert werden. Nach unseren Erfahrungen tolerieren die älteren Patienten eine rasch vorgenommene Aufdosierung schlecht und reagieren leicht mit cerebralen Dekompensationszeichen, wie passagären Unruheund Verwirrtheitszuständen. Steht bei allen genannten Formen der Tremor im Vordergrund und reichen die bereits vorgeschlagenen Medikamente nicht aus, so greifen wir gern auf Tremarit oder auch Valium in kleinen Dosen zurück. In letzter Zeit haben wir auch einen Betarezeptorenblocker, nämlich das Propanolol Dociton mit gutem Erfolg gegen den Parkinsontremor eingesetzt, bei dessen Verordnung wegen der sehr komplexen Wirkung jedoch besondere Vorsichtsmaßnahmen zu beachten sind. Nach biochemischen und klinischen Studien der letzten Jahre sind Synthese- und Speicherungsstörungen biogener Amine in bestimmten Hirnregionen für die Ausbildung der Minussymptomatik verantwortlich zu machen. Diese theoretischen und klinischen Feststellungen brachten nicht nur neue Erkenntnisse der pathogenetischen Zusammenhänge, über die nachfolgend ausführlich berichtet werden soll, sondern stellten darüber hinaus einen entscheidenden Vorstoß in wissenschaftliches Neuland dar, dessen Auswirkungen zur Zeit noch nicht voll übersehen werden kann. 1S5S beobachteten verschiedene Autoren bei der Reserpintherapie von Psychosen ein medikamentös ausgelöstes Parkinsonoid mit ausgeprägter Akinese. Das Parkinsonoid sprach auf die handelsüblichen Antiparkinsonpräparate ebenso an wie die echten Parkinson-Syndrome. Experimentell fand sich, wie bereits klinisch vermutet wurde, ein Mangel an Serotonin und Noradrenalin in den Gehirnen der am Parkinson-Syndrom Erkrankten. Bernheimer, Birkmayer und Hornykiewicz bewiesen erstmals, daß bei einer charakteristischen neurologischen Erkrankung in bestimmten Hirnregionen eine bestimmte biochemische Substanz fehlte oder vermindert war Die weiteren Untersuchungen klarten die mit der Funktron extrapyramidaler Kerne zusammenhangenden Vorgange auf So wurde bei zytoarchitektonischen Untersuchungen an der Substantia nigra Gesunder ein hoher Dopammgehalt vor alfem in der dorsal an die Zona reticulata anschließenden Zona compacta, gefunden Bei Parkinsonpatienten hingegen war Dopamin in der Substantia nigra auf durchschnittlich 15 Prozent des Normalwertes vermindert, wahrend Noradrenalinbestimmungen gleichhohe Werte ergaben Es lag nahe, das Defizit an biogenen Ammen in den erwähnten Bezirken zu substituieren Es ergab sich jedoch, daß Dopamin nicht imstande ist, die Bluthirnschranke in nennenswertem Umfang zu passieren Bei Zufuhr von LDopa wurde hingegen im Tierversuch eine Anreicherung, bevorzugt im Nucleus caudatus und im Putamen, festgestellt L-Dopa wird in den Zellen des ZNS zum entsprechenden Amin mit physiologischer Wirksamkeit dekarboxyJiert Das Dopamindefizit kann seither mit intravenösen L-Dopainjektionen aufgefüllt werden Da die Parkinsonakinese durch Dopammgehalt bedingt ist, kann sie nach unseren Erfahrungen die sich im wesentlichen mit der anderer Autoren decken, vorübergehend gemildert, teilweise sogar aufgehoben werden Wir stellten bei einer Serie mit 180 vorwiegend akinetischen Parkinsonkranken — der Behandlungs- und Beobachtungszeitraum schwankte bei den einzelnen Probanden zwischen 4 und 12 Wochen und lag im Mittel bei 8 Wochen — einen deutlichen kinetischen Effekt nach intravenösen Injektionen von 25 mg L-Dopa (Präparat der Firma Deutsche HoffmannLa Röche AG, Grenzach/Baden, noch nicht im Handel) fest, der meist innerhalb von 4—6 Stunden seinen Höhepunkt erreichte und maximal für 3—4 Tage anhielt Bei 25 Prozent der Kranken kam es zu einer allgemeinen Aktivitatszunahme Die Patienten konnten wesentlich (eichter vom Bett oder Stuhl aufstehen, das Gehen wurde flussiger und behender Die Feinmotorik besserte sich erheblich So konnten die Patienten besser schreiben, Knopfe knöpfen und Schleifen binden, auch das Kämmen und Rasieren ging glatter vonstatten Bei einem weit größeren Prozentsatz, nämlich 45 Prozent der Kranken, kam es zur Verbesserung eines ganz speziellen Symptoms, so z B zu einer Abschwachung oder Aufhebung von Pulsionsstorungen, der Aphonie, der Amimie oder zu einer Verbesserung der typisch gebundenen Parkinsonhaltung Die Patienten waren in den Stand versetzt, Bewegungen auszufuhren, die ihnen vorher nicht möglich waren Häufig horten wir, daß das Umdrehen im Bett nach der Injektion jetzt allein möglich wurde Wir trafen die Feststeilung, daß der kinetische Dopa-Effekt (ur jeden Kranken individuell auftritt und durch die Steigerung der Dosis nicht zu verbessern ist Wir begnügten uns daher mit zweimaligen L-Dopa-(njektionen zu 25 mg in der Woche Die genannten empirischen Feststellungen sind von besonderer praktischer Bedeutung, da es durch die erhebliche Minderung der Akinese gleich zu Beginn der stationären Behandlung viel eher und leichter gelingt, die schwerbehinderten und motorisch erstarrten Patienten krankengymnastisch zu aktivieren Wenn die Erkrankung in unseren Tagen viel von ihrer Hoffnungslosigkeit verloren hat so ist dies mit ein entscheidender Verdienst der Krankengymnastik Ihr stehen verschiedene bewegungstherapeutische aktive und passive Behandlungsmethoden zur Verfugung, die auf Grund facharztlicher Beurteilung dem jeweiligen Krankheitsbild und der Persönlichkeit des Kranken angepaßt werden müssen Die Bewegungstherapie wird im Allgemeinen mit der medikamentösen Behandlung zugleich einsetzen Die neueren Erkenntnisse über die anatomische Regelung der Muskel- innervation aus der Peripherie und über die zentrale Bahnung und Hemmung der penpheren Regulation haben neue Möglichkeiten für die krankengymnastische Ubungsbehandlung erkennen lassen die bisher nur teilweise ausgenutzt wurden Das Prinzip der krankengymnastischen Behandlung beim Parkinson-Syndrom ist, durch systematische Übung der Willkurbewegungen der Bewegungsverarmung und dem Mangel an Reaktivbewegungen entgegenzuarbeiten, außerdem Kontrakturen und Deformitäten zu verhindern oder sie zu beheben versuchen Nahezu alle im Verlauf des Lebens erworbenen psychomotonschen Leistungen die spater zu Automatismen wurden und im Verlauf der Erkrankung des extrapyramidalen Systems verlorengegangen sind müssen bewußt wieder eingeübt werden Dies gilt besonders für die automatischen, harmonischen Mitbewegungen und Gemeinschaftsbewegungen. Das Ziel der Ubungsbehandlung ist, diese Bewegungen, nach der Neuerlernung wieder zu Automatismen werden zu lassen Auf Grund der Piastizitat des ZNS ist es durch systematisches Training der willkürlichen Rindeninnervation möglich, einen wesentlichen Teil der verlorengegangenen Harmonie der Gesamtmotihtat zurückzugewinnen Um das genannte Ziel zu erreichen, muß stufenweise vorgegangen werden Zunächst wird man sich auf die Lockerung der allgemeinen motorischen Starre, dann auf die Überwindung der Bewegungsarmut, die Beeinflussung der erschwerten Innervation und schließlich auf die Schulung der fehlenden, unwillkürlichen Reaktivbewegungen konzentrieren müssen Behandelnder Arzt und Krankengymnastin müssen für jeden Patienten einen Ubungsplan ausarbeiten, der individuell die vorliegende Bewegungsbehinderung erfaßt Die Durchfuhrung eines regelmäßigen, individuellen Ubungsprogrammes ist von grundlegender Bedeutung für die Erhaitung und das weitere Fortschreiten des erzielten Behandlungserfolges Sehr anspornend wirkt die Gruppenarbeit Die Patienten sind erfahrungsgemäß mit größerem Eifer dabei und feuern sich gegenseitig an, außerdem haben sie in der Gemeinschaft mehr Freude an den Übungen. Gute Fortschritte können Belohnung finden durch Teilnahme an einer „Fortgeschrittenen-Gruppe , in der auch Schnelligkeitsubungen, Spiele und Tanzunterricht durchgeführt werden Durch derartiges Vorgehen wird der Patient sehr viel schneller lernen, sich ohne Kommandos gewandt zu bewegen Wichtig ist, daß das krankengymnastische Ubungsprogramm mit den übrigen therapeutischen Maßnahmen koordiniert und unter standiger arztlicher Kontrolle erfolgt, auch um eine Überforderung des einzelnen Patienten zu vermeiden Von besonderer Bedeutung ist eine vorsichtige pädagogische Fuhrung die vor allem dann einsetzen muß, wenn eine krankheitsbedingte Antriebsschwache oder Unentschlossenheft vorliegen oder aber, wenn der Kranke nicht mehr in der Lage ist, die Tatsache seiner Erkrankung zu verarbeiten und zu resignieren beginnt Bemerkt man, daß der Kranke eigene Initiative vermissen laßt so sollte er immer wieder dazu angehalten werden sich gewissenhaft den ärztlicherseits für notwendig erachteten therapeutischen Maßnahmen zu unterziehen Die Ermunterung muß geschickt und vorsichtig erfolgen Jedes Antreiben ist dabei zu vermeiden Man muß dem Patienten das Gefühl geben, aus freien Stucken an seiner Gesundung arbeiten zu dürfen Eine Suggestivbehandlung scheint fehl am Platze weil sie möglicherweise einen ungerechtfertigten Optimismus erzeugt und über die zu erwartende Besserung hinwegtauscht Ein Ruckschlag wäre mit Sicherheit nach Entlassung aus klinischer Behandlung zu erwarten wenn nach Wegfall des stimulierenden Zuspruchs und unter dem Einfluß der auf den Kranken einstürmenden Umwelteinflusse und Schwierigkeiten erweckte Hoffnungen keine Erfüllung fanden Baineotherapeutische Maßnahmen, wie Unterwassermassa gen im Bewegungsbad, vermögen die krankengymnastische Ubungsbehandlung wirkungsvoll zu unterstützen Besonders der Rigor laßt sich durch Unterwassermassagen im Bewegungsbad recht gut angehen, wenn die Behandlung durch gleichzeitige Lockerungsübungen ergänzt wird Als sehr heilsam haben sich auch Fichtennadelluftperlbader und Pinimenthot-Schaumbader bewahrt Es muß jedoch in jedem Fall darauf geachtet werden daß die Bader nicht zu heiß sind und daß nicht zu lange gebadet wird, da es sonst bei den Patienten leicht zu Uberanstrengungserschemungen kommt Das gleiche gilt natürlich für die Massagebehandlung Als Grundsatz sollte gelten daß jedes Übermaß als schädlich anzusehen ist Da der Rigor der [ntercostal- und Bauchmuskeln die Atembewegung hemmt, kommt es beim Parkinsonkranken zu einer oberflächlichen Almung mit erheblich verminderter Belüftung der Lungen Die Atemdifferenzen sind dann sehr klein, der Thorax steht starr Die Vitalkapazitat ist niedrig und betragt meist kaum mehr als 800—1200 ccm Die voidegende Atemstorung begünstigt die Entwicklung eines Schluck- und hypostatischen Pneumonie, die bei Parkinsonisten besonders häufig anzutreffen ist Nach neueren Erkenntnissen darf auch angenommen werden daß zwischen Sauerstoffverbrauch und Muskelspannung eine Korrelation besteht Das Bemuhen muß also dahin gehen die Atmung zu vertiefen und durch Atem-Brustkorbubungen zu fordern Besonderen Wert ist auf Flanken- und Zwerchfellatmung zu legen In schweren Fallen hat sich die tagliche Beatmung mit der Elektrolunge für 10—15 Minuten bewahrt Unterstutzend wirkt regelmäßiges Singen Dabei holt der Patient automatisch tief Luft und weitet seinen Brustkorb Man laßt tief Luft holen und dann beginnen Besonders geeignet sind Lieder mit zunächst kurzem dann langem Melodiebogen Sie sollen außerdem lebhaft und zugleich aufmunternd sein (z B , Das Wandern ist des Mullers Lust ') Die typisch parkinsonistische Sprache ist dadurch charakterisiert, daß dem Patienten beim Sprechen rasch die Luft ausgeht und daß der Tonfall immer leiser und verwaschener wird Das liegt an der geringen Atemtiefe Hier setzt der Sprachunterricht ein Um die Sprache zu verdeutlichen muß der Patient angehalten werden vor dem Sprechen tief einzuatmen und bewußt jede Silbe genau mit den Lippen artikulierend zu sprechen und dabei langsam auszuatmen Im Sprachunterricht sollen zunächst Worte mit verschiedenen Mundstellungen geübt werden Die Lippenbewegungen soll der Patient vom Mund der Sprachtherapeufin ablesen und seine Fortschritte mit einem Tonbandgerat kontrollieren Hat er bereits Fortschritte gemacht so ist das Vorlesen längerer Passagen aus Zeitungen, Buchern und Gedichtsbanden zu empfehlen Hat die kombinierte medikamentöse und bewegungstherapeutische Behandlung einen sichtbaren Erfolg gezeitigt, so ist der Augenblick gekommen in dem die vom Arzt für jeden Fall verordnete und von einer Beschaftigungstherapeutin geleitete Beschäftigungstherapie einsetzen sollte Die Beschäftigungstherapie, oft unterbewertet, reiht sich neben der Krankengymnastik als Behandlungsmethode in das Wiedereingliederungsverfahren des Parkinsonkranken em Zur Beschäftigungstherapie gehören keineswegs nur handwerkliche Fähigkeiten Ernsthafte Beschäftigung mit der Malerei, Literatur und fachliche Weiterbildung in Fernkursen gehören ebenso in ihren Bereich, wie die Musikund Arbeitstherapie Für die Beschaftigungstherapeutin gilt in ganz besonderem Maße der Grundsatz, daß sie in erster Linie den kranken Menschen als Persönlichkeit und dann erst die Krankheit zu behandeln hat Die Beschaftigungsund die Bewegungstherapie haben enge Berührungspunkte sind jedoch nicht durcheinander zu ersetzen, sie so/fen sich vielmehr erganzen Wahrend die Krankengymnastik eine gezielte Ubungsbehandlung gestörter Bewegungsfunktionen darstellt, bei der die Aufmerksamkeit des Kranken auf den Bewegungsvorgang gerichtet ist, hat die Beschäftigungstherapie die unbewußte Ausfuhrung behinderter Bewegungsabläufe zum Ziel Das Interesse des Patienten ist dabei in vollem Umfange auf die Beschäftigung gerichtet Man kann daher die Beschäftigungstherapie als angewandte Form der Ubungsbehandlung bezeichnen Der von der Krankengymnaslik vorbereitete Boden soll durch die Beschäftigungstherapie aufbereitet werden Die Aufgabe der Beschäftigungstherapie besteht nicht nur dann, eine Ablenkung von der Krankheit und ihren Begleiterscheinungen zu eiretchen, sie wendet sich vielmehr unter Benutzung einer sinnvollen Beschäftigung an den ganzen Menschen und berücksichtigt dabei seine spezielle seelische und soziale Situation Es bedeutet eine erhebliche Stärkung des Selbst bewußtsems des Kranken wenn ihm durch seine Erfolge bei der Beschäftigungstherapie bewiesen wird, daß er trotz seiner Krankheit, oft nach Jahren imstande ist etwas zu leisten Durch eine sinnvoll angewandte und zielgerecht durchgeführte Beschäftigungstherapie gelingt es häufig, den Rigor weder zu Jockern und die Koordination des Bewegungsablaufes zu harmonisieren Auch die Bewegungsfahigkeit kontrakter Gelenke kann durch die Beschäftigungstherapie in besonderem Maße gefordert werden Daneben vermag die Beschäftigungstherapie geplante berufsfursorgensche Maßnahmen zu unterstutzen In der Regel gilt es, den Patienten darauf vorzubereiten daß er nach der Entlassung aus der Klinik möglichst wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehrt Ist eine Umschulung nicht zu vermeiden, so wird die Beschaftigungstherapeutm durch den engen Kontakt mit dem Patienten rechtzeitig erkennen, welche Tätigkeit auf Grund des körperlichen Befundes und der wiedererlangten Fähigkeiten tn Frage kommen Zugleich können durch entsprechenden Einsatz die Neigungen des Patienten getestet werden Für Parkinsonkranke kommen bevorzugt Papier-, Keramik-, Plastilin-, Peddigrohr-, Leder- Knüpf- Filier- und Kloppelarbeiten in Frage Auch verschiedene Maltechniken können Interessierten in der Beschäftigungstherapie beigebracht werden In letzter Zeit haben Emailherarbeiten großes Interesse gefunden Von Arbeiten an Maschinen Hobel- und Drehbanken sollte in der Beschäftigungstherapie wegen der damit verbundenen Gefahrdung abgesehen werden Als psychologisch wichtig haben sich erfahrungsgemäß kleine Ausstellungen in der Abteilung selbst erwiesen Sie wirken stimulierend auf neu hinzugekommene Patienten, weil die meisten ebenfalls gern lernen mochten derartige Dinge zu fertigen Wie bereits angedeutet sollte bei der Aufstellung des Rehabihtationsplanes bereits Stellung genommen werden zu der Frage ob die Durchfuhrung eines stereotaktischen Eingriffs angezeigt erscheint Die gunstigsten Voraussetzungen sind bei in der Lebensmitte stehenden Patienten gegeben, wenn nur ein Körperteil oder eine halbe Korperseite von der Erkrankung betroffen sind und der Prozeß nur langsam progredient ist Die Krankheitszeichen sind in solchen Fallen vielfach durch einen stereotaktischen Eingriff zu beseitigen, vor allem, wenn keine vegetative Begieitsymptomatik besteht Die weitaus größte Gruppe der Parkinsonkranken hat eine bilaterale Symptomatik aufzuweisen und steht in höherem Alter Diese Gruppe muß als bedingt operationsfahig bezeichnet werden Die eingehende interne, neurologische und psychiatrische Untersuchung wird nach entsprechender konservativer Vorbehaltung in jedem einzelnen Fall die Entscheidung darüber ermöglichen, ob ein stereotaktischer Eingriff als erfolgversprechend anzusehen ist Als Operationseffekt wird in der Regel immer nur eine Beeinflussung von Rigor, Tremor und Bradykinese auf der konservativer Vorbehandlung in jedem einzelnen Fall die bereits wiedererlangte Funktion auf nur einer Seite versetzt den Kranken jedoch häufig in die Lage, seine täglichen Obliegenheiten ohne fremde Hilfe zu erledigen was in vielen Fallen nicht nur für den Kranken, sondern auch dessen Familie eine erhebliche Entlastung bedeutet Nach Riechert und Mundinger ist dies bei 84 Prozent ihres Krankengutes der Fall Unter die dritte Gruppe fallen alle Parkinsonkranken deren progrediente Symptomatik durch Alterungsvorgange bedingt ist Diese Kranken kommen für eine operative Be handiurtg meist nicht mehr in Frage da die Gefahr gehäufter Komplikationen gegeben ist Oft verbietet sich ein stereotaktischer Eingriff schon allein auf Grund der vorliegenden pathologischen, internen Befunde Um einen optimalen operativen Behandlungseffekt zu erzielen, wird von erfahrenen Parkinsonbehandlern immer wieder auf die Wichtigkeit einer intensiven konservativen Vor- und noch mehr einer Nachbehandlung verwiesen Voraussetzung für den Erfolg stereotaktischer Eingriffe und für die weitgehende Vermeidung von Komplikationen ist neben der sorgfaltigen Auswahl des Patientenguts die ge naue neuroanatomische Lokalisation des Zielpunktes Bevorzugte Ausschaltungspunkte waren früher pallidofugaie Bahnen 1951 gingen Riechert und Hassfer erstmalig die ora'en Ventralkeme des Thalamus an Inzwischen haben sich die meisten Stereotaktiker diesem Vorgehen aus Zweckmaßigkeitsgrunden angeschlossen da es sich erwies daß der Tremor dadurch besser zu beeinflussen war Um eine exakte Ausschaltung zu ermöglichen wurden spezielle Lokalisationsmethoden und stereotaktische Zielgerate entwickelt (Spiegel, Wycis, Riechert, Mundinger, Roeder und Orthner u. a.) Als Ausschaltungsmethoden wurden erprobt mechanische mit Messer und Saiten (Leukotome) chemische durch Injektion chemischer Losungen, physikalische mit Ultraschall, Implantation von radioaktiven Isotopen und durch Beschüß mit Kemteilchen Elektrokoagulation und Kryolasion Ein Großteil dieser Methoden waren jedoch mit großen Komplikationen behaftet oder aus praktischen Gründen nicht geeignet Von klinisch praktischer Bedeutung sind heute a) die Elektrokoagulation mit der unipolaren Seitenelektrode und b) die Kryolasion mittels Kuhlsonde die flussigen Stickstoff beinhaltet Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile sie garantieren jedoch bei guter Technik beachtliche therapeutische Effekte Nach unseren Erfahrungen mit über 1500 nachbehandelten stereotaktisch operierten Parkinsonkranken ist die Elektrokoagulation mittels Seitenelektrode vorzuziehen Mit diesem Verfahren sind gezielt kleinste Lasionen zu setzen Werden die Parkinsonkranken der im vorangegangenen geschilderten optimalen Kombinationsbehandlung unterworfen so sind die erzielbaren Erfolge durchaus befriedigend Ein repräsentativer Querschnitt ermittelt durch vergleichende Durchsicht der Aufnahme- und Entlassungsuntersuchungen von 2455 Behandlungsfallen der Konigin-Elena-Klinik aus den Jahren 1965—1967, dokumentiert folgende Behandlungsergebnisse Funktionelle Heilung sehr gute Besserung gute Besserung befriedigende Besserung keine wesentliche Besserung Verschlechterung verstorben wahrend der Behandlung 7 % 30 % 28 % 25 % 7 % 25 % 0 5% Die vorstehenden Zahlenangaben lassen erkennen, daß selbst bei einem chronisch-progredienten Leiden wie dem Parkinson-Syndrom die Berufs- und Erwerbsfahigkeit erhalten werden kann unter der Voraussetzung daß eine sinnvolle Behandlung durchgeführt wird Daher erscheint die früher und zum Teil auch heute noch weit verbreitete therapeutische Resignation in Anbetracht der modernen Behandlungsverfahren nicht mehr berechtigt Werden diese sinnvoll kombiniert und konsequent durchgeführt so gewährleisten sie eine recht gute Beeinflussung der krankheitsbedingten Störungen Nach der Durchfuhrung des klinischen Rehabilitationsver fahrens müssen die Patienten standig in arztlicher oder facharztlicher Überwachung bleiben, ahnlich wie dies bereits bei Diabetikern und Tuberkulosekranken geschieht Darüber hinaus erscheint es erforderlich daß Parkinsonkranke in regelmäßigen Zeitabstanden von etwa 2 bis 3 Jahren zu einer kurzen klinischen Überprüfung einberufen werden, um die Gültigkeit ihrer Medikation festzustellen Nur wenige der chronischen Kranken werden in der Lage sein selbst für die aufwendige klinische Behandlung aufzukommen In den meisten Fallen werden die Sozialversicherungstrager die Trager der Soz>al-Hilfe und die Verwaltung der Kriegsopferversorgung eintreten, um den Kranken mit Hilfe beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen in Wirtschaft und Gesellschaft einzugliedern oder wiederemzugliedern Die Sozialversicherungstrager sorgen auch dafür, daß die Kranken in Einrichtungen für berufliche Reha bihtation aufgenommen werden, m denen sie ihren verbliebenen Fähigkeiten ihrer Eignung und Neigung entsprechend umgeschult oder im alten Beruf fortgebildet oder erstmalig ausgebildet werden Selbst wenn sich im Einzelfall herausstellen sollte, daß dem Parkinsonkranken wegen der Schwere seiner Behinderung eine Ruckkehr in das allgemeine Berufsleben verschlossen ist kann er in den verschiedenen, meist beruflichen Rehabilitationsemrichtungen angeschlossenen Werkstatten produktiv tatig sein Es erscheint uns sehr bedeutungsvoll darauf hinzuweisen daß Selbstvertrauen und positive Einstellung zur Zukunft, besonders beim Parkinsonkranken, dazu beitragen, seine Anerkennung in der Umwelt zu gewinnen Ein optimaler Rehabilitationseffekt ist aber nur zu erwarten, wenn die beruflichen Rehabihtationsmaßnahmen vorzeitig einsetzen Nur eine schon wahrend der klinischen Behandlung in dieser Richtung ansetzende Betreuung verhindert verhängnisvolle Fehlentwicklung und gewahr/eistet daß die dem Kranken verbliebenen Kräfte durch Maßnahmen beruflicher Rehabilitation voll aktiviert werden Immer wiedei muß festgestellt werden, daß viele rehabilitationsfahige Parkinsonisten überhaupt nicht oder doch viel zu spat auf die Möglichkeiten der beruflichen Rehabilitation verwiesen werden Hier ergibt sich eine dankbare ärztliche Aufgabe Die sachkundige Mithilfe der behandelnden Arzte kann entscheidend lur die Wirksamkeit der von den zustandigen Stellen angebotenen Rehabilitationsmaßnahmen und für die Vermeidung von Mißerfolgen sein Ärztlicherseits erzielbare Erfolge können in ihrer ganzen Tragweite jedoch erst wirksam werden wenn das arztliche Rehabihtationsbemuhen mit beruflicher Vor- und Nachsorge koordiniert und darüber hinaus gleichzeitig die wirtschaftliche Sicherung gewährleistet wird Dies ist nur möglich, wenn alle mit der Rehabilitation Parkinsonkranker Befaßten zusammenarbeiten um das angestrebte Ziel die vollständige gesellschaftliche Wiedereingliederung der Kranken, zu ermöglichen Es hegt daher in den Händen aller, die an der Rehabilitation mitarbeiten das schwere Los der Parkinsonkranken zu erleichtern und ihnen trotz der Behinderung ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen Anschrift des Verfassers hausen KliniKStraße 5/16 Dr med G VOLLER 35 Kassel Harles Möglichkeiten und Grenzen der Selbstentspannung als therapeutische Methode „Die Grundtöne des Lebens bewußt anzuschlagen, ist die historische Aufgabe, die sich der Menschheit heute stellt." Graf Hermann v. Keyserlingk in „Schöpferische Erkenntnis", 1922 Die Begriffe Spannung — Entspannung sind sehr unterschiedlich interpretiert worden. Ich will hier nicht von den Unterschieden in der Nomenklatur des Physikers, des Philosophen, Psychologen oder Mediziners sprechen. Beide Begriffe stellen eine dialektische Einheit dar und sind auch im psychosomatischen Bereich nicht antagonistisch. Ein Mehr der einen Seite bedingt ein Weniger der anderen. Totale Spannung führt ebenso wie totale Entspannung in pathologische Bereiche (Tetanus-Rigor auf der einen Seite und medikamentöse Relaxation auf der anderen Seite!}. Ein spannungsloses Leben ist die Sehnsucht des Menschen, der in der Wechselbeziehung mit einer mehr und mehr technisierten Umwelt /eben muß, und doch wissen wir, daß der Mensch auf die Dauer nichts schlechter verträgt als eine Alltagseintönigkeit, wie er sie im Moment vom spannungsgeladenen Leben her sich zu wünschen vermag. Vorzeitiger Pensionierungstod und andererseits die Flucht alter Menschen aus der ersehnten Ruhe, aus landschaftlicher Schönheit zurück in die Stadt, sprechen dafür. Stockvis warf die Frage auf, ob erst die hochspezialisierte und perfektionierte moderne Welt der Technik vermeintliche Spannungen im Menschen schuf bzw. sie zu Bewußtsein brachte oder ob umgekehrt bestimmte Spannungen im Menschen es waren, die ihn die Welt der Technik gestalten ließen. Sicher handelt es sich um ein zwei-einheitliches Geschehen. Der Mensch gestaltet diese Welt, wie sie ihrerseits den Menschen formt. Als ich die Aufgabe übernahm, über die Möglichkeiten der Entspannungstherapie zu sprechen, mußte ich wählen, ob ich ihnen in einer neuen Zusammenfassung die Ergebnisse meines Arbeitskreises und die anderer Autoren vermitteln soll oder ob es nicht zweckmäßiger wäre, einmal das Grundsätzliche bei der Relaxationsbehandlung anzusprechen. Gerade die Flut kasuistischer Erfolgsdarstellungen und andererseits die Ablehnung, die das autogene Training auch bei manchen Psychotherapeuten erfährt, bewegt mich dazu, besonders zu betonen, wie wichtig eine therapeutische bzw. prophylaktische Methodik ist, mit deren Hilfe man in unserer unabdingbar vom rasanten Fortschritt und Wirbel der Technik geprägten Zeit ein Stadium seelischkörperlicher Harmonie erschließen kann, von dem aus auch der Zugang zu den „Grundtönen unseres Daseins" möglich wird. Der Weg dazu muß allgemein verständlich und frei von ideologischem Beiwerk sein, wenn er im Sinne einer breiten Zielsetzung erfolgreich sein soll. Ausschließlich von rationalen Sachverhaften her (äßt sich die Anpassung des Menschen an die Anforderungen des technischen Zeitalters nicht lösen. Immer wieder sehen wir aus den Anamnesen unserer Patienten, daß — im Gegensatz zum Computer, dessen Arbeitsergebnisse voraussehbar sind und ausschließlich von Technik und Programmierung abhängen — der Mensch in seinen tiefen Strukturen, abhängig von Anlagen und Umwelt, seine Erlebnisse oft in überraschenden Ausdrucksformen, keineswegs immer vorausschaubar, verarbeitet. Unser Wissen über die grundfegenden Fragen der Tiefenpersönlichkeit ist noch weitgehend empirisch und hypothetisch. Viele Theorien der Psychoanalyse sind unbeweisbar, manche werden durch die moderne Verhaltensforschung überholt werden. Damit ist die Bedeutung der Entdeckung Freuds und der daraus von ihm entwickelten Gedankengänge als Initiator und Katalysator für die heutige tiefenpsychologische Forschung nicht vermindert. Mit Recht beitonte Misfin als Naturwissen- schaftler, daß neben der naturwissenschaftlichen Eroberung des Makro- und Mikrokosmos, neben der unaufhaltsamen Verwissenschaftlichung des Geistes und des Lebens eine neue Dimension im Menschen selber entdeckt und ahnbar wurde, jene Dimension, der unsere psychische Grundstruktur entspricht. Es mag manchmal erscheinen, daß der in Beruf und Privatleben gehetzte und überreizte Mensch unserer Tage ein allzu bereites Opfer jedweder von außen auf ihn gerichteten Manipulation geworden ist. Desto wehr muß das „Zu-sieh-selbst-kommen" auf der Basis einer körperlich-seelischen Entspannung an Bedeutung gewinnen. Das „echte Polarisieren" des Menschen, die Distanzierung von der Einseitigkeit und von jeder oberflächlichen, von außen herantretenden Reizeinwirkung, also ein echtes Abwägen, faßt gegenüber einer ideologischen, ökonomischen oder politisch-dogmatischen Manipulation zumindest eine überfegende Haltung eintreten. Über die besonderen Anforderungen an den Menschen im technischen Zeitalter ist sehr viel gesprochen und geschrieben worden. Die Technik hat sich nicht nur nach eigenen Gesetzen in unserem Zeitalter durchgesetzt, sie droht auch, das menschliche Leben und Erleben total umzuformen. Nicht Ausgeglichenheit, Verinnerlichung und Tiefe, sondern eine clevere, aggressive und reaktionsschnelle Haltung gelten als Haupttugenden des modernen Menschen. Als Ärzte interessiert uns die Frage, wie weit kann sich der Mensch dieser Entwicklung, die weder zurückgeschraubt noch aufgehalten werden kann, ohne eine Häufung von körperlichen und seelischen Störungen anpassen. Wie weit und wie kann er die Probleme dieser Zeit bewältigen, um in ihr zu bestehen? Erwarten Sie nicht von mir, daß ich in diesem Zusammenhang näher auf die Erwägungen einzelner Genetiker eingehe, die hypothetisch eine mögliche Anpassung des Menschen oder besser, eine graduelle Anpassung bestimmter Menschengruppen durch Eingriffe in unsere Erbsubstanz in Erwägung ziehen. Eine solche Form der Anpassung, die bei der enormen Entwicklung der Molekularbiologie vielleicht in einigen Jahrzehnten möglich wäre, bedeutete nicht mehr die Anpassung des Menschen an die von ihm geschaffene und ihm aus den Händen gleitende Umwelt, sondern bereits den totalen Sieg einer totalen Manipulation unter Mißachtung der individuellen Persönlichkeitsstruktur. Der Mensch hat sich bisher allen ihm von der Umwelt aufgezwungenen Bedingungen mehr oder minder angepaßt. Von seiner Natur her ist er ein adaptives Wesen. Gerade heute, im Zeitalter der Entdeckung der Psychopharmaka, scheint seine Adaptationsfähigkeit überfordert. Wir sind gezwungen, durch Psychopharmaka die Erlebnisfähigkeit des einzelnen künstlich einzuengen, um die unterschiedlichen Belastungsformen der Umwelt ertragbar zu machen. Dies gilt sowohl für Beschwerden, die sich aus der geballten psychischen Anspannung des Managers ergeben, wie durch die einseitig körperlich-seelische Belastung und damit einer passiven Erlebniswelt des Bandarbeiters. Andererseits vermitteln Rauschdrogen eine traumhafte Erlebniswelt als Surrogat für eine einseitig rationalisierte Umwelt. Die Droge wird dadurch in Form des Psychopharmakons zum Symbol unserer geistigen Krise. Sie manipuliert je nach Bedarf eine scheinbare Anpassung bzw. eine scheinbare Erlebnistiefe. Diese Feststellung soll keine Kritik sein, sondern den derzeitigen Stand einer Entwicklung aufzeigen, in der ca. 20 % der in der Praxis verordneten Pharmaka in diesen Bereich fallen. Wir können mit Sicherheit damit rechnen, daß in naher Zukunft immer spezifischer in die psychische Sphäre eingreifende Pharmaka entwickelt werden und zur Anwendung kommen. Bereits vor mehreren Jahrzehnten betonte Freud: „Die Zukunft mag uns lehren, mit besonderen chemischen Stoffen die Energiemengen und deren Verteilung im Seefischen Apparat direkt zu beeinflussen. Vielleicht ergeben sich noch ungeahnte andere Möglichkeiten der Therapie." Sehen wir von den psychotischen Erkrankungen ab, kann das Pharmakon für den neurotisch gehemmten oder in Konfliktsituationen verstrickten und überforderten Menschen immer nur passiv eine Überbrückungshilfe für die Psyche darstellen, die einer Anpassung der Verhaltensweise sogar hemmend entgegenwirken kann. Auch die Variationen der medikamentösen Wirkungsweise sind abhängig von der prämorbiden Persönlichkeitsstruktur, so daß durch Enthemmung scheinbar paradoxerweise sogar hemmungslose Angst erzeugt werden kann. Im allgemeinen aber gelingt es, durch ein Psychopharmakon das limbische System gegenüber äußeren Reizeinwirkungen abzuschirmen bzw. in seiner Reaktionsfähigkeit zu dämpfen. Angst kann durch organische, toxische und endogene Noxen hervorgerufen werden. Psychische Angst als Ausdruck einer echten oder vermeintlichen Bedrohung, im Zusammenhang mit der menschlichen Existenzgefährdung in unserer Zeit oder aber als Ausdruck eines Konfliktes zwischen Affekt oder Trieb einerseits und der höheren Persönlichkeit andererseits kann medikamentös oder psychotherapeutisch beeinflußt werden. Man versucht, den Circulus vitiosus der Angst und damit der zusammenhängenden vegetativen Störungen, wie z. B. Schlaflosigkeit und Unruhe, zu durchbrechen. Wenn wir von einer gezielten Psychotherapie absehen, die einen großen Aufwand an Zeit, Geduld und Ausbildung des Arztes stellt, bleibt uns neben dem Psychopharmakon noch die unspezifische Entspannungsbehandlung, um diesen Kreis zu durchbrechen. Das Psychopharmakon schafft eine Abhängigkeit des Patienten vom Medikament. Andererseits beruht ein großer Teil der Erfolge der analytischen Psychotherapie verschiedenster Schulen und Prägungen auf dem direkten Umgang bzw. auf dem direkten Einwirken auf das Verhalten des Patienten. Ein therapeutischer Erfolg ist immer geprägt — ob wir den Terminus „Übertragung" wählen oder nicht — von der Arztpersönlichkeit und der richtigen Verhaltensführung des Patienten. Auch wenn das Leitziel jeder Psychotherapie darin besteht, dem Patienten einen Einblick in seine eigene Verhaltensweise zu verschaffen und ihn sich dadurch selber „ umfunktionieren" zu lassen, so zeigen doch gerade die Erfolge der Verhaltenstherapie bei Zwangsneurotikern, daß weniger eine bis ins letzte gehende Anafyse afs eine intensive Beschäftigung, also eine gewisse Form der „Manipulation", diesen Patienten hilft. Bestehen solche Möglichkeiten nicht, stellt das Erlernen der Selbstentspannung eine Methode dar, die es dem Patienten ermöglicht, unabhängig von Arzt und Medikament, Anpassung und Gleichmaß zu finden. Die Einführung der Patienten in diese Therapie ist in der Praxis in Gruppen in zeitlich ökonomischer Form möglich. Wie jeder Lernvorgang, ist auch diese Methodik vom Lehren, vom Willen zum Üben und von der dazu benötigten Zeit abhängig, wenn man eine durchschnittliche geistige Auffassungsgabe voraussetzt. Von den aktiven psychotherapeutischen Methoden ist die durch Worte und Suggestivreize gebildete Fremdsuggestion, auf der die Hypnose beruht, am meisten bekannt. Sie ist im allgemeinen von der Einleitung durch den Hypnotiseur abhängig, wenn auch nach entsprechender Übung die Möglichkeit gegeben ist, die Hypnose durch einen Signalreiz allein, also ohne Hypnotiseur, in Form der von uns beschriebenen Ablationshypnose, auszulösen. Diese zwar interessante Möglichkeit ist jedoch durch die Kompliziertheit des Übungsverfahrens und den großen Zeitaufwand nur bei ganz wenigen Indikationen, wie bei unheilbaren Schmerzen, bedingt anwendbar. Die Relaxation oder Selbstentspannung im Sinne des autogenen Trainings dagegen, die in Deutschland von J. H. Schulz, ausgehend von in der Hypnose beobachteten Wahrnehmungen, aufgebaut wurde, ist die bestmöglichste Form einer breit anwendbaren Entspannungstherapie, weil sie für den Kundigen jederzeit selber anwendbar ist. Es tritt ein Erfernen bestimmter Gefühlsqualitäten in den Armen und anderen Organen über bestimmte Vorstellungen, bedingten Re- flexen vergleichbar, ein. Schließlich ist der Lernende in der Lage, bei gleichzeitig gebotenen Informationskombinationen, wie Ruhe, Wärme, Schwere, diese so zu verarbeiten, daß bei Darbietung eines Elementes der Kombination auch die anderen Elemente geliefert werden und dadurch schließlich das Stadium tiefer Entspannung erreicht wird, die vom körperlichen auf den psychischen Bereich übergreift. Es klingt zunächst paradox, wenn wir betonen, durch eine Konzentrationsleistung eine Entspannung erziefen zu wollen. Wenn J. H. Schulz von einer „konzentrativen Selbstentspannung" spricht, meint er damit eine Form passiver Konzenfriertheit, mit der der Übende sich auf eine allgemeine Ruhehaltung und auf das Spüren einer ruhenden Extremität, z. B. auf das Spüren des rechten Armes, einstellt. Bei einer Konzentration auf den rechten Arm und die dort vorhandenen Gefühlsqualitäten, die bei den einzelnen verschiedenartig empfunden werden, wird zunächst das Vorhandensein des ruhenden Armes gespürt, mit einem pulsierenden oder kribbelnden Gefühl in den Fingerspitzen. Diese Gefühlsqualitäten verbinden sich im weiteren Verlauf der Übungen mit Muskelentspannung, Schwere und Wärme. Gelingt es, bewußt zu jedem Zeitpunkt ein Wärmegefühl im Arm zu erzeugen, so ist damit reflektorisch eine Erweiterung der Blutgefäße, d. h. eine bessere Durchblutung, verbunden. Nach Art einer bedingten Reaktion, also durch das Einüben und Erwerben neuer assoziativer Bindungen, tritt über die Vorstellung Wärme schließlich auch eine lokale Gefäßerweiterung ein. Dieser Sachverhalt ist nicht unbekannt und z. B. bei den Stigmatisierten über die Vorstellung der Wundmale Christi in übersteigerter Form vielfach hervorgerufen worden. Damit ist ein entscheidender Abschnitt in der Übungsphase realisiert, nämlich neben der Abschirmung der Reizverarbeitung durch die Ruhehaltung die Möglichkeit, eine Körperfunktion zu dirigieren, die sonst vom scheinbar autonom arbeitenden vegetativen Nervensystem gesteuert wird. Im weiteren Verlauf des Entspannungstrainings, z. B. im Sinne des von uns entwickelten gezielten Organtrainings, können auch andere Organfunktionen wie Herz, Lunge, Bauchorgane funktionell beeinflußt werden. Entscheidend ist jedoch die gewonnene Ruhehaltung, die Zentrierung auf das Innere, die sich nicht nur z. B. in den elektrischen Hirnströmen meßbar bemerkbar macht, sondern auch dazu dienen kann, Klarheit und Ruhe in entscheidenden Situationen zu bewahren, die Konzentration zu steigern und Ansätze zur Tiefenpersönlichkeit zu eröffnen, die durch formelhafte Vorsatzbildungen und vorgestellte Bildinhalte psychagogisch oder auch analytisch wirksam sein können. Die Verbindung zum Erleben unserer „Grundtöne" ist damit hergestellt. Die Einfügung formalhafter Vorsatzbildungen, die nie eine direkte Forderung enthalten dürfen, sondern die innere Gelassenheit anzeigen (nicht: „ich will nicht rauchen", sondern: „Zigarette ganz gleichgültig), kann im Einzelfalle nützlich sein. Eine vollkommene Entspannung wird beim Anfänger längere Zeit dauern, beim Geübten jedoch in Sekunden erzielt werden können. Durch eine kurze Muskelanspannung, wie wir sie von isometrischen Übungen her kennen, läßt sich das Entspannungstraining jederzeit beenden. Auch Weltraumflieger werden in ihrer Trainingszeit mit den Methoden der Selbstentspannung bekannt gemacht, und ich habe persönlich über derartige Fragen diskutieren können. Die Bedienung eines derart komplizierten technischen Apparates setzt eine ständige Einsatzbereitschaft sowie eine schnelle und gleichbleibende Reaktionszeit voraus, die nicht durch beruhigende Medikamente gedämpft werden kann. Andererseits gewährleistet die souveräne Beherrschung der Selbstenrspannung einen erholsamen Schlaf auch unter den kompliziertesten Bedingungen. So haben mit Zunahme der technischen Anforderungen die Relaxationsübungen eine immer größer werdende Bedeutung gewonnen. Hinsichtlich der Methodik gibt es viele Möglichkeiten, die je nach den Anlagen der Person individuell variiert wer- den können. Wenn wir daher erwägen, auch den Schulkindern Selbstentspannung lernend beizubringen, so deswegen, weil beim Kinde die Lernfähigkeit am größten ist und die reaktiven Anforderungen, die später an die heutige Jugend gestellt werden müssen, die jetzigen um ein Vielfaches überschreiten werden. Keinesfalls soll jedoch zur Eriangung der Entspannung dogmatisch ein bestimmtes System empfohlen werden. Das System nach J. H. Schulz und seine Modifikationen haben den großen Vorteil, leicht verständlich, gut lernbar und damit auf breiter Basis einübbar zu sein. Keinesfalls ist es notwendig, nach dem Empfinden von Ruhe, Schwere und Wärme, also allgemeiner Gelassenheit („wer sich lassen kann, wird gelassen", Heyer), alle Organübungen durchzutrainieren. Eine Umfrage bei meinen Patienten hat ergeben, daß nur etwas mehr als 4 0 % das autogene Training in allen seinen Einzelübungen vollkommen weiterübte. Es hat sich uns daher als zweckmäßig erwiesen, nach der Realisierung der Grundübungen in umschriebener Form eine bestimmte, vornehmlich gestörte Organfunktion anzusprechen (gezieftes Organtraining). Bekanntlich ist das Prinzip der modernen Relaxationsverfahren von den jahrtausendealten Erfahrungen der YogaÜbungen übernommen worden, seelische Ausgeglichenheit auf dem Wege über eine körperliche Entspannung zu bewirken. Es sei jedoch ein kritisches Wort zu der Übernahme der original Yoga-Übungen in unser therapeutisches Vorgehen gesagt. In seiner Entwicklung und Verhaltensweise sind wir in Kulturkreise eingebettet, wobei gerade unser westlicher Lebenskreis auf dem Boden der griechischen Philosophie zu ex- pansiven Entwicklungen der Technik und damit zu unseren heutigen Problemen führte. Damit ergibt sich auch die Widersinnigkeit, dem westlichen Menschen rituelle Versenkungsübungen zu Heilzwecken zu empfehlen, die aus einem anderen Kulturkreis erwachsen sind. Sie mögen zunächst auf dem Wege der Suggestion, wie vieles Fremde, das an uns herantritt, wirksam werden. Ein Dauererfolg ist schwer verständlich, weil eine solche Form der Entspannung sich nicht harmonisch in unsere Welt integrieren läßt und die Übungen teilweise sinnlos werden, wenn sie ihres rituellen Hintergrundes entkleidet werden. Der unterschiedliche Anteil psychischer Bedingungen, der die Beurteilung des Erfolges psychischer Behandlungsmethoden so sehr erschwert, sei kurz am Beispiel des Herzinfarktes hervorgehoben: Wir sprechen hinsichtlich der Genese von Risikofaktoren mit im Einzelfalle unterschiedlicher Wertigkeit, zu denen neben übertriebenem Fettgenuß oder angeborenen Störungen des Fetfstoffwechse/s, Nikotinabusus und auch psychische Reizeinwirkungen zählen. Diese epidemiologischen Verflechtungen der psychischen Faktoren müssen in der Vorgeschichte nicht offensichtlich zutage treten. Es kann API SERUM DE B E L V E F E R Es stehen folgende Präparate zur Verfügung: APISERUM Trinkampullen BI-APISERUM Trinkampullen Haemo-GERAL, pro iinjectione Haemo-GERAL, lingual dragees Bitte schreiben Sie um Literatuir und Proben: sich um unbewußt pathogen wirkende Umwelteinflüsse und Konfliktsituationen oder aber um strukturell im Persönlichkeitsprofil liegende Fehlentwicklungen handeln. Es gibt keine für psychische Einflüsse spezifischen Schäden im Organismus. Auf nervalem Wege bewirkt der psychische Reiz je nach der Art der Organresonanz, die z. B. im Zusammenhang mit einer Vorschädigung oder im Zusammentreffen mehrerer Faktoren gesehen werden muß, zunächst nur Vorschädigungen der Funktion, die dann auf die Dauer zu irreversiblen organischen Erkrankungen führen können, z. B. seelische Anspannung — Durchblutungsstörungen des Herzens — Herzinfarkt; seelische Anspannung — muskuläre Verspannung — Wirbelsäulenschaden: Die Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens ergeben sich aus der Indikationsstellung und den besprochenen Grundlagen seiner Anwendung. Ein übendes Verfahren, das auf dem Wege über bedingte Reaktionen Einflüsse auf zentrale und vegetative Regulationen gewinnt, kann seinem Charakter nach nur eine unspezifische Wirkung ausüben. Nur ein unkritischer Autor kann daher von 100%igen Heilerfolgen bei umschriebenen Krankheitsbildern, wie z. B. dem Asthma bronchiale, sprechen, wie das leider geschieht. Die Relaxationsbehandlung stellt ihrem ganzen Wesen nach eine Basisbehandlung dar, die man auch mit gezielten medikamentösen bzw. physiotherapeutischen Maßnahmen kombinieren kann. In gewisser Weise ist ihr Effekt ebenso ünspezifisch wie der eines Psychopharmakons. Der Vorteil besteht jedoch nicht nur im Fehlen einer Toxizität oder Gewöhnung, sondern auch in der aktiven Umstimmung des übenden Menschen, von dem eine Leistung verlangt wird, die er spürbar verbessern kann. Mit bleibenden Erfolgen bei etwa Vs unserer Patienten und einer günstigen Daueranwendung bei ca. 60 % der Trainierenden haben wir befriedigende Resultate erreicht. Die Grenzen des Verfahrens sind auch durch die Persöniichkeitsstruktur des einzelnen bestimmt, durch mangelnde geistige Fähigkeiten, psychotische Erkrankungen oder aber schwere körperliche Leiden, die das Trainieren verhindern. Gerade die Einübungszeit verlangt ein gewisses Maß an Konzentrationsvermögen, was durch unstillbare Schmerzen oder andere schwere körperliche Behinderungen natürlich beeinträchtigt werden kann. Literatur: KLEINSORGE, H.: Selbstentspannung (Trainingsheft), 3. Aufl., FischerVerl., Jena (1968). KLEINSORGE, H. u. KLUMBIES, G.: Technik der Relaxation (mit Schallplatte), 3. Aufl., Fischer-Verl., Jena (1967). (Auslieferung der bei Fischer, Jena, erschienenen Bücher über Fischer-Verlag, Stuttgart) KLEINSORGE, H. u. KLUMBIES, G.: Psychotherapie in Klinik und Praxis. Urban &, Scftwarzenöerg, München (1959). SCHULZ, J. H.: Das autogene Training, Thieme-Verlag, Stuttgart (1966). Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. H. KLEINSORGE, 67 Ludwigshafen, Von-Weber-Straße 9. das naturreine BienensekretFermentsystem Gelee Royale ohne Zugabe fremder Stoffe, standardisiert und stabilisiert im natürlichen Artmilieu. Kliniker und Praktiker verwenden APISERUM, erfolgreich bei Stoffwechselstörungen — Leistungsabfall ihrer Patienten — zur Hebung des Allgemeinbefindens in der Rekonvaleszenz. APISERUM das Mittel der Wahl in der Geriatrie, die Hilfe des Arztes in der Rehabilitation. Für Kinder: APISERUM-spezial, Trinkampullen, bei Entwicklungsstörungen. Llndau-Bodenseej G. LEINBERGER & CO., 8266 LAUFEN-MAYERHOFEN/OBB. (früher Naturheilverfahren in der Chirurgie Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit den Beziehungen, welche sich aus dem Arbeitsbereich des praktisch tätigen Chirurgen heraus zu den Naturheilverfahren ergeben. Es handelt sich also nicht wie man aus der Formulierung unseres Themas vielleicht schließen könnte, um ein Einerseits und Andererseits, um zwei Gebiete, die sich in einer gewissen Gegensätzlichkeit gegenüberstehen oder gegenseitig sogar ausschließen. Von Beziehungen und Gegensätzlichkeiten muß daher zunächst gesprochen werden: Jeder weiß, daß es lebensbedrohliche Zustände gibt, bei welchen mit einer Selbsthilfe der Natur nicht gerechnet werden kann. Deshalb bedingen zahlreiche Falle der Unfall- und Kriegschirurgie und der Geburtshilfe vom Arzt kein abwartendes Verhalten, sie lassen keine Therapie auf lange Sicht zu, sondern sie erfordern das „blitzschnelle Handeln nach ernstem Bedacht", das den Chirurgen ausmacht. Für dieses Handeln pflegt man auch heute noch den etwas mißdeutigen Begriff der Kunsthilfe anzuwenden. Er ist mißdeutig deshalb, weil man in Fehldeutung seiner geschichtlichen Entwicklung sich oft genug nicht darüber im Waren ist, daß das aktive Eingreifen des arztlichen Helfers nur auf Grund eines Denkvorganges stattfinden kann, den man als durchaus naturgemäß empfindet: Etwa so: Wie würde, wie mußte „die Natur" handeln, wenn z. B. das asphyktisch geborene Kind am Leben bleiben soll? Die Schleimansammlung in den Luftwegen müßte beseitigt werden, also muß man s\e frei machen' Die Atembewegungen mußten einsetzen, deshalb muß man sie nachmachen' Die bedrohliche Blutumlaufstorung legt die Anwendung von schroffen Wechselbädern zwingend nahe, usw. Bei dem perforierten Magengeschwür z. B. ist selbstverständlich der baldige Verschluß der Perforationsstelle notwendig. Der chirurgische Helfer handelt demnach „mit seiner Kunst" durchaus nicht gegen die Natur, wenn auch sein Eingreifen gewaltsam und mechanisch aussieht, sondern im Verein mit ihr, in der Hoffnung, daß nach Überwindung der bedrohlichen Phase das SpieJ der Körperkräfte zum Gesunden oder wenigstens zum am-Leben-bleiben verhilft. So betrachtet bedeutet die Wahl der Mittel in der Heilkunde noch kein Kriterium für die Einordnung in ein bestimmtes arztliches Fachgebiet „Die Bevorzugung mechanischer Mittel oder die Auswahl bestimmter Medikamente laßt keine Einordnung in dem einen oder anderen Sinne zu. Aber viele dieser Methoden werden falsch, wenn man sie unter verkehrter Indikation, d. h. beim unrechten Menschen, verwendet. Der naturheilkundige Gedanke spielt in alle Fächer, in alle Arten und Unterarten der Therapie hinein. Er wirkt sich aus als eine notwendige und unerläßliche Korrektur gegenüber technizistischem Übermut" (Grote). Die Notwendigkeit solcher Korrekturen empfindet man mit Mißbehagen beim Lesen mancher Publikationen. Um Schärfen der jüngsten Zeit zu umgehen, zitiere ich ein klassisches Beispiel von Erwin Liek. Der Chirurg einer Kinderklinik veröffentlichte einmal merkwürdige Beobachtungen. Bei einer Anzahl von Kindern mit unbestimmten Bauchbeschwerden ergab die intensive Untersuchung und Beobachtung keinerlei objektive Befunde, sondern immer nur die subjektiven Klagen über Leibschmerzen. Bei diesen Kindern wurde der Wurmfortsatz entfernt mit dem Erfolg, daß von da an die Schmerzen ausblieben. In jedem dieser Fälle erwies sich der Wurmfortsatz bei makroskopischer und mikroskopischer Untersuchung als norma). Nun wissen wir alle, daß Narkose und Operation, Wundschmerz, Fasten, erzwungene Ruhe usw. wichtige Änderungen im Haushalt des ggnzen Korpers bedingen. Ganz anders dieser Chirurg' ihn befriedigen nicht diese Erklärungen, sondern er muß nach anderen, mechanischen Erklärungen suchen Und so wird an Hand von Rontgenbildern, entwicklungsgeschicht- lichen Präparaten usw. haarscharf bewiesen, daß die Fortnahme des gesunden Wurmfortsatzes die Funktion der Bauhinschen Klappe begünstige Diesem Beispiel soll ein zweites folgen, gewissermaßen als Gegenstück. Es soll zeigen, daß sich im ärztlichen Denken zuweilen eine Unterbewertung des Mechanischen einschleicht, die uns zu irrtumern verleitet Auf dem Gebiet der Magendiagnostik sind im Verlauf der letzten Jahrzehnte zweifellos große Fortschritte gemacht worden. Sie beziehen sich auf den Chemismus dieses Organs, seine psychische und vegetative Steuerung, seine Pathologie, seinen postoperativen Umbau und dergleichen. Und doch bleibt die Kenntnis von seiner Mechanik von grundlegender Bedeutung und zwar nicht im mechanischen (!) Sinne, sondern zur Prüfung seiner chemischen Funktionen. Das erscheint zunächst überraschend, läßt sich jedoch leicht erklären. Man stelle sich eine Entleerungsbehinderung am Magenausgang vor, wobei die Natur der Erkrankung in unserem Beispiel von untergeordneter Bedeutung sein soll. Die von den Magendrüsen ausgeschiedene Säure strömt in den reichlich vorhandenen Mageninhalt und wird anfangs stark verdünnt, vielleicht auch chemisch gebunden. Daher der abnorm langsame Anstieg der Saurekurve während der fraktionierten Ausheberung z. B. bei Stenosen. Andererseits: je rascher die Austreibung, um so schneller können die Saurewerte ansteigen bis zur verhängnisvollen Leersekretion hochaktiver Salzsäure bei der Sturzentleerung (Goefze). Aus diesen Beobachtungen ist abzuleiten, daß die chemische Tätigkeit des Magens nur im Verein mit den jeweiligen motorischen, d. h. mechanischen Leistungen richtig verstanden und interpretiert werden kann. Darüber hinaus ist aus den beiden Beispielen eine sehr wichtige Lehre zu ziehen, daß nämlich bei der Außerachtlassung einer Würdigung des ganzen Zustandsbildes und durch die Beschränkung auf einige oder wenige spezielle Untersuchungen eine Exaktheit vorgetäuscht wird, die sogar durch Zahlen und Kurven belegt sein kann, die uns aber in diagnostischer Beziehung irre leitet und in therapeutischer Hinsicht fehl gehen läßt. Das ist Analyse ohne Synthese, wovon Aug. Bier sagte, sie „fuhrt in schwatzhafte und unübersehbare Breite. Sie ist ein Grund der uferlosen Ausdehnung der Spezialgebiete". Bisher sind die Naturheilverfahren dem Schicksal entgangen, als Sonderfach abgestempelt zu werden. Als Innere Mediziner und Chirurgen sich darüber stritten, wem von ihnen die Gallensteine gehören, soll Kocher mit feinem Spott gesagt haben: Meine Herren! Sie irren . . . Die Gallensteine gehören dem Kranken. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen soll an speziellen Beispielen der praktischen Chirurgie gezeigt werden, wie Erfahrungen der Naturheilverfahren von Nutzen sein können. Wir beschäftigen uns zunächst mit diätetischen Fragen und greifen dazu die Knochenbruche heraus. Das mag einiges Befremden erregen, denn nach der Einrichtung und Fixierung von Frakturen zeigen sich für gewöhnlich so wenig Besonderheiten im Verlauf, daß der überwachende Beobachter nur wenig von dem feinen Zusammenspiel und der Mannigfaltigkeit der Aligemeinreaktionen zu sehen bekommt. Erst Laboratoriumsuntersuchungen haben den an sich selbstverständlichen Nachweis erbracht, daß auch die symptomlos abheilenden Fälle ihre Anforderungen an den ganzen Korper stellen. Eine Beobachtung allerdings kann man bei vielen Frakturkranken auch ohne komplizierte Untersuchung anstellenEs ist die in den ersten Tagen rasch einsetzende und manchmal längere Zeit bestehende Appetitlosigkeit Die Betroffenen (eiden unter starkem Durst, fadem, pappigem Geschmack, an Druckgefuhl im Oberbauch, und zeigen oft eine dick belegte Zunge Der Widerwille gegen Nahrungsaufnahme kann sich zuweilen bis zum Erbrechen steigern Verwohnte Frauen, die bis dahin quasi von Schokolade und Pralinen gelebt haben lehnen dies nun entrüstet ab und verlangen nach saurem Getränk, nach Zitronen usw Dies wußte man schon immer, und deshalb hat sich niemand darüber gewundert Wir haben schon vor rund 30 Jahren ejne Untersuchungssene angestellt (Enkelmann) und über Magensaftprufungen bei Kranken mit Knochenbruchen berichtet Dabei stellten sich in recht überzeugender Weise herabgesetzte Magensaftwerte heraus, teils erheblichen Ausmaßes, die auch bei symptomlosem Verlauf zu 8 0 % vorhanden waren Der Zusammenhang mit dem traumatischen Geschehen ist nicht zu bezweifeln Wir sahen das Absinken der Aciditatskurve auch unter unserer Behandlung eintreten bei Refraktunerungen, die vorher und nachher geprüft werden konnten Versucht man sich klar zu machen, was da pathologischanatomisch gesehen vor sich geht so kann man auf eine stattliche Reihe von Beobachtungen und Experimenten zurückgreifen, die ich nur skizzieren kann Im Tierversuch entnahm Heyde ein Muskelstuck und replantierte dies dem gleichen Tier an anderer Stelle Das Implantat ging zugrunde und die Tiere starben Bei der Sektion des Magendarmkanals fand sich regelmäßig das Bild der hamorrhagischen Gastritis und Duodenitis Hierher gehören auch die Studien über die Ursachen des Verbrennungstodes und über den aseptischen Gewebszerfall von Heyde und Vogt, ferner die von Lohr beschriebenen Allgemeinreaktionen nach operativen Eingriffen und auch die Gohrband-Habelmannschen Befunde über das Auftreten der Noxine Aus allen diesen Untersuchungen geht hervor, daß es Wechselwirkungen gibt zwischen örtlichem Wundgeschehen und dem Auftreten funktioneller, evtl auch anatomischer Störungen im Magendarmkanal Dies gilt ganz allgemein für alle Vorgange, bei welchen Gewebsteile aus dem Organverband ausgeschlossen werden und danach dem Untergang, bzw der Resorption verfallen Bei mancherlei Wundgeschehen, Unfällen, Hamatomen, Quetschungen Prellungen, bei jeder Operation gehen Zellen zugrunde und bedingen die geschilderten Folgen, wenn auch in wechselndem Ausmaß Für den betroffenen Kranken scheinen uns diese Störungen nicht belanglos zu sein Damit ist nicht gemeint die zeitweise kalorische Unterernahrung Viel wichtiger ist, daß man mit geeigneten Methoden auch eine Anzahl von Potentialschaden aufdecken kann, von welchen ich nur einen anfuhren mochte Wir wissen, daß innjge Beziehungen bestehen zwischen Magenschleim und Vitamin C Der saure Schleim soll die Fähigkeit besitzen, dem Vitamin C als eine Art Schutzkolloid zu dienen, wahrend es der alkalische Schleim nicht vermag, es vor vorzeitiger Zerstörung zu schützen Es ist ferner bekannt, daß beim Versagen der HCI-Produktion bald ein Aufsteigen der Col.keime in die oberen Darmabschnitte stattfindet Nehmen wir hierzu noch die Erfahrung, daß bestimmte Colistamme das Vitamin C zerstören, so erkennt man hieraus, daß alle diese Vorgange geeignet sind, einen Circulus vitiosus zu bilden Die therapeutischen Forderungen hieraus sind eindeutig Selbstverständlich darf ein solcher Kranker nicht mit Dingen gefuttert werden, die er nicht vertragt Der appetitlose Kranke mit seinem Durstgefuhl bedarf der Zufuhr von Flüssigkeit, oft parenteral Die reichliche Zufuhr von CVitamin ist wichtig Es verdient hervorgehoben zu werden daß die hier kurz umrissenen klinischen Erkenntnisse übereinstimmen mit dem, was die Vertreter der Naturheilverfahren seit langem in diätetischer Beziehung verrlangt haben Vitaminzufuhr, Saftfasten, Obsttage, Frischkost usw und dies zu einer Zeit, ehe man zuverlässige Daten und Laboratoriumsbefunde zur Verfugung hatte Die so wichtige Diatlehre hat in dieser Beziehung das gleiche Schicksal gehabt wie zahlreiche andere Naturheilverfahren Die Behandlung mit Warme z B dieses uralte Heilverfahren, das in einfacher Form so leicht anwendbar ist, hat in der offiziellen Kl'n'kmedizin lange Zeit ein Außensefterdasein geführt Sie bot wenig Anreiz für klinische und experimentelle Studien In Biers „Hyperamie als Heilmittel nimmt sie dann allerdings einen breiten Raum ein Aber aus den wie es schien, immer gleichen Anwendungen wurden differenzierte Verfahren (Lampert, K/bler, Schliephake) die sich sehr wohl einordnen in das moderne klinische Geschehen, obwohl sie zweifellos aus dem Lager der Naturheilverfahren kamen So ist es doch gewiß lehrreich zu verfolgen, wie aus den einfachen örtlichen oder allgemeinen Warmeanwendungen z B die ansteigenden Bader entstehen und wie aus dem Uberwarmungsbad eine Fiebertherapie entsteht mit all ihrer Problematik Und es ist interessant zu sehen, wie aus dem .Erwärmen' von Gelenken sich die Forderung nach dem Bewarmen ' entwickelt Das alles ist heute nicht mehr neu Bereits 1946 horte ich auf einem Landeschirurgenkongreß das Schlagwort , Warme auf den Grenzstrang des Sympathicus im Lumbaigebiet bedeutet temporare Sympathektomie " Es entstand damals offenbar unter dem Eindruck der Sympathicuschirurgie einerseits und dem Aufblühen der Kurzwellentherapie andererseits Wer die chirurgische Praxis kennt, der wird wissen, daß die einfachen Mittel der Krankenbehandlung ihren Platz behauptet haben Die auch heute noch gefurchtete postoperative Bronchopneumonie ist zwar eine Domäne der Antibiotica, aber nicht die allein herrschende Aber noch immer bewahren sich die Erfahrungen und Forderungen der alten Arzte Trotz aller subjektiver Schwierigkeiten muß der Patient zum Durchatmen und Abhusten gebracht werden Deshalb sollte man etwas von Atemtherapie verstehen um für eine genugende Durchlüftung der Atemwege zu sorgen, und man ist immer wieder darüber erstaunt, wie wenig der gebildete Laie von bewußter Atemfuhrung versteht Die Hautreize sind besonders wirkungsvoll Brust- und Ruckenbereich werden mit einem groben, naß-kalten Leinentuch bis zur Hautreizung frottiert und danach der Rucken mit dem erneut in kaltes Wasser getauchten Tuchzipfel abgeklatscht Selbstverständlich muß man sich davor hüten einem frierenden Patienten damit zu schaden Was das immer wieder geforderte Fruhaufstehen nach Operationen betrifft, so kann ich dazu nur ein sehr abwagendes Verhalten anraten Jeder wird anerkennen, daß mit diesen Bestrebungen wichtige Zusammenhange z w schen operativem Eingriff, Thrombosegeschehen und Embolien einer Klarung naher gebracht wurden Jedoch Bej vielen elenden und frierenden Menschen ist das Fruhaufstehen eben nicht möglich, und es wäre falsch, es erzwingen zu wollen Man kann in praxi sagen (Heller) ,Wenn das Fruhaufstehen geht, dann braucht man es nicht, und wenn man es braucht, dann geht es nicht" Es gibt Maßnahmen, welche weniger gewaltsam sind Dazu gehört das Umlagern der Glieder, das systematische passive oder aktive Anheben der Extremitäten, das Ausstreichen der Arme und Beine, die Anwendung von Wickeln, z B der Waden, das Hautbursten, Warmemaßnahmen gezielter Art Hautreize, alles Anwendungen der Naturheilverfahren Mit beachtenswerter Zähigkeit behauptet sich die Ultraviolettbestrahlung, ein Stiefkind der Ehe zwischen Naturheilverfahren und offizieller Klinik Von der einen Seite als unvollkommenes Ersatzmittel eben noch geduldet, wird diese Therapie von den anderen meist zu einer Routinemethode benutzt, deren Handhabung dem medizinischen Hilfspersonal zukommt. Es wird dabei vergessen, daß ein beachtliches Schrifttum markante Heilerfolge aufweist. Es ist erwiesen, daß man bei vielen Wundgeschehen sehr gute Heilungs- und Narbenergebnisse erzielen kann. Noch immer gibt es — vor allem ältere — Chirurgen, die bei bestimmten peritonealen Tuberkuloseformen kein besseres Mittel kennen, als die Laparatomie mit Durchlüftung des Situs und Höhensonnenbestrahlung. Die Bedeutung der UV-Bestrahlung bei der Rachitisbestrahlung ist unbestritten ebenso die Rolle bei der Überwindung vieler Störungen in der Rekonvaleszens. Wir meinen, daß die Uitraviolettstrahlen ein Instrument sind, auf dem zu spielen und seine Wirkungen auszunützen es sich verlohnt. In einem Referat, das Gemeinsamkeiten zwischen der chirurgischen Praxis und dem Bemühen der Ärzte für Naturheilverfahren aufdecken soll, darf es gerechterweise nicht ausbleiben, zu sagen, daß es auch geschichtliche Bindungen dieser beiden Arbeitsgebiete gibt, die auch heute noch wirksam sind. Die heutige Chirurgische Wissenschaft ist gewachsen aus dem Handwerk des Chirurgen der versunkenen Zeit, aus der Arbeit des Wundarztes und der chirurgischen Heilgehilfen, aber auch aus dem Milieu der Badstube des Mittelalters. Die Chirurgie hat lange Zeit, ähnlich wie die Vertreter der Naturheilverfahren, die Beschränkungen auf handwerkliche Verrichtungen als drückende Fessel empfinden müssen. Und doch lag in diesem Sich-BescheidenMüssen ein Gutes, wenn es sich auch erst nachträglich erwiesen hat: „Die Chirurgie, nachdem sie einmal einige Fortschritte gemacht hatte, war nie jenen Verirrungen und WechselfäMen ausgesetzt wie die Innere Heilkunde. Ich will nie behaupten, daß die Chirurgen nicht teilgenommen haben an dem Aberglauben und den Irrtümern ihrer Zeit. Auch sie such- ten einmal nach dem Stein der Weisen. Was ich meine, ist, daß die Wundärzte niemals von spärlichen, und nicht selten schlecht beobachteten Tatsachen aus sich zu der Erklärung der letzten Ursachen aufschwangen, um sich dann aus schwindelnder Höhe zu praktischen Folgerungen herab zu lassen. Ihr Handwerk schützte sie dagegen, und Irrtümer straften sie alsbald augenfällig." Thiersch, der hier zitiert wurde, sprach diese Sätze vor mehr als hundert Jahren, 1857, gelegentlich seiner Senatseinführung. Wer guten Willens ist, vermag aus seinen Worten beziehungsreiche Bindungen zu den Naturheilverfahren abzuleiten, Beziehungen, aber auch Forderungen, die jeder mit sich allein abzumachen hat, und die zugleich Lob, Mahnung und Ansporn bedeuten. Literatur BIER, August: Münchn. med. Wschr. 1930, Nr. 14, S. 569. - Homöopathie u. harmonische Ordnung d. Heilkunde. Hippokrates-Veriag, S. 68. - Verhdl. d. Geselisch. f. Chir. 1921. - Hyperämie als Heilmittel. 1903. - Med. Klin. 1905, Nr. 1 u. 2. ENKELMANN: Med. Welt 1938, Nr. 16. - Dt. Med. Wschr. 1950, Nr. 47. - Hippokrates, 1955, 9, 280-285. GOETZE: Verhandl. D. Geselisch. f. Chir. 1929, S. 601 ff. GROTE: Ober den Bereich der Naturheilkunde. Manuskript 1. Fortbildungskurs f. Naturheilkunde, Neuenahr, 1952. GOHRBANDT-HABELMANN: cit v. Ondarza. HAFERKAMP: Die Eigenblutbehandlung. Hippokrates-Veriag, 1951. HELLER: Handwerk des chirurgischen Stationsdienstes. Hirzel-Verlag, 1948, S. 128. HEYDE und VOGT: Ref. Zbl. Chir. 1, 1913, 1/2. KIBLER: Segmenttherapie, Hippokrates-Veriag, 1953. KÖNIG: Verb. D. Geselisch. f. Chir., 1921. KOCHER: ctt. Bier. Homöopathie u. harmon. Ordn. d. Heilk., S. 69. LAMPERT: Überwärmung als Heilmittel. Hippokrates-Veriag, 1948. LIEK, Erwin: Gedanken eines Arztes. Arnold-Verlag, Berlin, S. 77. LÖHR, W. u. H.: Z. exper. Med. 31, 1/2. LÖHR, W.: D. Ztschr. Chir., 183, 1923,1/2. MAHLO: Dt. med. Wschr., 1936, Nr. 3. ONDARZA von: Ref. Zbl. ges. Chir., 72, 1947, 264-274. SCHLIEPHAKE: Naturheilverfahren Bd. I. Hippokrates-Veriag, 1953, S. 110 ff. THIERSCH, Justus: Carl Thiersch, Sein Leben. Ambrosius Barth, Leipzig, S. 69. Anschrift des Verfassers: Dr. Dr. med. Alfred ENKELMANN, 5407 St. Goar/Rhein, Hexenburg. Nährwertmindernde Inhaltsstoffe natürlicher Nahrungsmittel Die Rationalisierung und Technisierung der äußeren Lebensformen hat vor der Ernährung nicht haltgemacht. Düngung und Schädlingsbekämpfung, Tierfütterung und Nahrungsmittelkonservierung bringen uns heute in enge Berührung mit immer neuen Stoffen. Mit der ersten Begeisterung über ihre Effektivität hat man die Möglichkeiten toxischer Wirkungen dieser Stoffe auf den Menschen fraglos unterschätzt. Aber selbst, wenn das Pendel heute manchmal nach der anderen Seite auszuschlagen scheint, die Frage „Gift in der Nahrung?" ist immer noch aktuell. Eine Gruppe von Stoffen, die in den nahrungsüblichen Mengen möglicherweise pathogen wirken, werden als Konservierungsmittel und Färbemittel absicht/rch zugesetzt Eine zweite Gruppe möglicherweise pathogener Stoffe sind unabsichtliche Zusätze, Verunreinigungen. Dazu gehören z. B. die Toxine des Aspergillus flavus, die durch das große Truthahnsterben in England aktuell geworden sind. Dazu gehören andere Pilze und Mikroorganismen, und dazu gehören die Reste von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Antibiotika. Eine dritte Gruppe nährwertmindernder und möglicherweise pathogener Stoffe sind Inhaltsstoffe natürlicher Nahrungsmittel, d. h. Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln, die in keiner Form zubereitet oder verändert wurden. Diese Stoffe waren Bestandteile der pflanzlichen und tierischen Organismen schon bevor sie als Nahrungsmittel Verwendung fanden. Es sind, lebensmittelrechtlich gesehen, keine fremden Stoffe. Nur von dieser dritten Gruppe von Stoffen möchte ich jetzt sprechen. Ich möchte auch nur von solchen Stoffen sprechen, die bei der großen Mehrzahl der Verbraucher pathogen wirken, sind nicht von pathogenen Effekten auf dem Boden von Allergien oder arrgeboreinen Enzymdefekten, die ja nur wenige treffen. Die Kraftlosigkeit der Beine von Erbsenessern war schon Hippokrates geläufig. Das Zustandsbild wird heute als Lathyrismus bezeichnet. Es veriäuft unter den klinischen Symptomen der spastischen Spinalparalyse. In neuerer Zeit vor allen Dingen aus Indien bekannt, ist es im zweiten Weltkrieg auch in Spanien und in südfranzösischen und nordafrikanischen Kriegsgefangenenlagern aufgetreten. Die pathogene Substanz ist eine Aminosäure (Cyano-Alanin), die in Platterbsen und einigen anderen Lathyrusarten vorkommt und bei schlechter, insbesondere bei proteinarmer Ernährung pathogen wirksam werden kann. Andere pathogene Aminosäuren hat man in neuerer Zeit in Pflanzen aufgefunden, die in Südamerika, Westindien, Indonesien und Afrika landesübliche Nahrungsmittel sind. Die klinischen Symptome dieser Nahrungsmittelvergiftungen sind Lähmungen, Koordinationsstörungen und Leberschäden, in anderen Fällen Haarausfall, Brechdurchfall oder Hämaturie und Anurie. Niemand kann heute schon sagen, wie viele Krankheitszustände, deren Ursache wir noch nicht kennen, auf solchen Inhaltsstoffen natürlicher Nahrungsmittel beruhen. In den afrikanischen Entwicklungsländern hat man in den letzten Jahren schlechte Erfahrung mit Trockenmilch gemacht, die als Entwicklungshilfe zur Verbesserung der Proteinversorgung dienen sollte. Die Afrikaner, die diese Milch bekamen, erkrankten mit Völlegefühl, Leibschmerzen und wässerigen Durchfällen und wurden begreiflicherweise mißtrauisch gegen diese Art von Entwicklungshilfe. Die Panne erklärt sich sehr einfach: Die Trockenmilchspender wußten nicht, daß bei sehr vielen Afrikanern ein erworbener Laktasemangel besteht. Der Milchzucker kann nicht aufgespalten und resorbiert werden und führt infolgedessen zu dyspeptischen Störungen. Auch bei 70 Prozent aller amerikanischen Neger fehlt die Laktase. Die Häufigkeit des Defekts nimmt mit dem Alter zu. Für den EWG-Europaer sehr viel aktueller ist ein anderes Nahrungsmittel Weithin leuchten im Frühjahr die gelben ffapsfelder Der Rapsanbau ist sehr lohnend, weil dem Bauern im Rahmen der staatlichen Subventionen die Abnahme semer gesamten Rapsernte zu Preisen über Weltmarktniveau garantiert ist Die Anbauflachen dehnen sich deshalb von Jahr zu Jahr aus Was aber soll man mit dem Rapsöl tun? In langst vergangenen Jahren füllten die Bergleute damit ihre Grubenlampen, und die Eisenbahner schmierten damit ihre Achsen Heute brauchen Eisenbahner und Bergleute kein Rapsöl mehr Man muß das Rapsöl also entweder zu Weltmarktpreisen, d h unter dem Einkaufspreis, exportieren oder man muß es im Lande aufessen Da die Verbraucher freiwillig kein Rapsöl kaufen, erließ der deutsche Bundestag im August 1966 ein .Gesetz über die Unterbringung von Rubol aus inländischem Raps und Rübsen ' Danach müssen der Margarine, den Speiseölen und Speisefetten 10 Prozent Rapsöl beigemischt werden Als Ernahrungsphysiologen und Arzte sehen wir es nicht gerne daß der Verbraucher, ob er will oder nicht, Rapsöl essen muß Dafür gibt es mehrere Grunde Infolge seines hohen Gehaltes an Erucasaure (C 22 1) ist Rapsoi schwer resorbierbar Bei Tieren hemmt es das Wachstum In vergleichenden Untersuchungen mit 19 verschiedenen Fetten rangierte Rapsoi an zweitletzter Stelle Alarmierend ist die Zunahme des Cholestenngehattes von Leber und Nebennieren bei Verfutterung von Erucasaure und nicht weniger alarmierend ist die tierexperimentell festgestellte geringere Jodauinahme der Schilddruse und die Entwicklung von Schrlddrusenadenomen unter Rapsolfutterung Die Frage humanpathogener Wirkungen des Rapsöls laßt sich heute noch nicht beantworten Bis zum Beweis des Gegenteils kann man aber ein Nahrungsfett das für Tiere pathogen ist nicht als unbedenklich für den Menschen deklarieren, der gezwungen ist, taglich beträchtliche Mengen dieses Fettes zu sich zu nehmen Es ist deshalb sehr erfreulich, daß der Beimischungszwang vom 1 Januar 1967 ab ausgesetzt wurde, obwohl das Gesetz weiter gilt Rapsoi bzw Erucasaure sind nicht die einzigen natürlichen Nahrungsmittel, die die Schilddrusenfunktion hemmen Kropferzeugende Nahrungsmittel, Goitrogens", sind auch Sojabohnen und verschiedene Kohlarten Der pathogene Wirkstoff der Sojabohne ist unbekannt Bekannt ist lediglich, daß er durch Erhitzen inaktiviert werden kann Bei Kaninchen und Ratten entstehen Strumen, wenn man die Tiere ausschließlich mit Weißkohl, Blumenkohl oder Rosenkohl futtert Gleichzeitige Jodgaben verhüten oder beseitigen die Kropfbildung Ähnliche Zustande sieht man bei Kindern, die im ganzen schlecht ernährt sind und längere Zeit von Kohl und Rüben leben (n Tasmanien sollen die kindhchen Kröpfe häufiger geworden sein, als die milchliefernden Kühe mit Kohl gefuttert wurden Für den Erwachsenen ist der Nachweis eines Kohl- oder Ruben-Kropfes schwer zu fuhren Wenn in Landstrichen mit hohem Kohl- und Rubenverzehr, aber auch mit einer im übrigen wenig hochwertigen Kost, die Kröpfe häufiger sind als anderswo dann ist damit der Beweis für die Existenz eines Kohl-Kropfes noch nicht geliefert Als strumigene Inhaltsstoffe der Brassicagewachse ließen sich ein Thio-Oxazolidon und ein schwefelhaltiges Glykosid isolieren Glykoside sind auch die thyreostatisch wirksamen Inhaltsstoffe der Erdnuß und des Leinsamens Nicht genau bekannte Giykoside der Cassava hat man für den endemischen Kropf in Nigeria verantwortlich gemacht, ein Sulfid der Zwiebel für den endemischen Kropf im Libanon Bei Muttern und Tanten steht der Spinat als „blutbildend immer noch in hohem Ansehen obgleich sich langst heiausgestellt hat daß er seinen hohen Eisengehalt lediglich einem Mißverständnis verdankt Man hat den Eisengehalt der Trockensubstanz für den Eisengehalt des Frischspinates gehalten Der Ruf der generellen Giftigkeit, in den vor einiger Zeit der Tiefkuhlspinat geraten ist, ist ebenso wenig berechtigt , Giftig' ist nicht der Tiefkuhlspinat als solcher, sondern lediglich der überreich nitratgedungte Tiefkuhlspinat Er wird , giftig", wenn er in aufgetautem Zustand aufbewahrt wird und dabei ein Teil der Nitrate in methamoglobinbildende Nitrite übergeht Das Ausmaß der Methamoglobinbildung und damit die Schwere der Vergiftungssymptome Zyanose, Tachycardie, Dyspnoe, Kollaps, entsprechen der resorbierten Nitritmenge Frisch geernteter Spinat enthalt selbst nach hoher Stickstoffdungung praktisch kein Nitrit' Die toxische Wirkung des Spinats kommt also nicht durch Reste von Nitrat-Dunger auf den Spinatbiattern zustande, sondern durch Nitrat, das wahrend des Wachstums in die Pflanze aufgenommen wurde und zum Inhaltsstoff der Pflanze geworden ist Das im Spinat enthaltene Nitrat wird so schnell resorbiert, daß eine nennenswerte Reduzierung zu Nitrit nicht stattfinden kann Schon nach eintägiger Lagerung laßt sich aber Nitrit nachweisen, und dieser Nitntgehalt steigt mit der Dauer der Lagerung und dem Nitritgehalt des Spinats steil an (Abbildung) W0j~ — urtd NÜ2~— Gehalte von normalgedungiem f^Jf) und von N-uberdöngtem Spnot (N4) unier dem Einfluß von Transport und Lagerung Sorte , rlo-tadon" Ce senhe m /Rhg f964 (aus Schuphan) i Scockensubstonz NITRIT JYf I TcmptrvIurm'C 7-9 Schon bei rund 218 mg Nitrit in 1000 g Spsnat (Feuchtgewicht — 270 g Trockengewicht) kam es in einem Fall zu massiver Methamogiobinbildung mit schweren klinischen Erscrietnungen In zwei arideren genau beobachteten Fallen war der Spinat wenige Stunden nach der Zubereitung „giftig Säuglinge mit ihrer geringen Salzsauresekretion und ihrer stark reduzierend wirkenden Darmflora sind besonders gefährdet Außerdem wird die fruhkindliche Hamoglobinvanante schneller in Methamoglobin umgewandelt als das Erwachsenenhamoglobm und die Kapazität der methamoglobinreduzierenden Fermentsysteme ist geringer Simon hat aus den bisherigen Erfahrungen vier Schlußfolgerungen gezogen 1 Zubereiteter Spinat darf nicht bei Raumtemperatur aufbewahrt werden 2 Spinat soll nicht uberdungt werden (Optimum 80 kg N je ha) 3 Zur Sauglingsemahrung verwendeter Spinat soll nicht mehi als 200 mg NOs/kg enthalten, weil toxische Nitritrrrerrgen nur bei hohem Nitratgehalt entstehen können 4 In den ersten drei Lebensmonaten darf kein Spinat verfuttert werden Für den Erwachsenen sind selbst höchste Nitratkonzentrationen ungefährlich Man kann um mit einem amenkani- sehen Experten zu sprechen, sich schwer eine Situation vorstellen in der Erwachsene betroffen werden können. Die ganze Fülle potentiell pathogener und damit nährwertmindernder Inhaltsstoffe natürlicher Nahrungsmittel ist kaum überschaubar. Fermenthemmer gehören zu ihnen wie die Trypsinhemmer der Sojabohne, die cyanogenen Glykoside von Mandeln, Hirse, Wicken und Mondbohnen, das Soianin der Kartoffeln und verschiedene Antivitamine. Es gibt neurotrop, gastroenterotrop und hepatotrop pathogene Inhaitsstoffe und Hailuzinogene. Auf eine letzte Gruppe möchte ich doch noch mit einigen Sätzen näher eingehen: Auf die carcinogenen Inhaltsstoffe der natürlichen Nahrungsmittel. Es geht hier also nicht — um es noch einmal zu wiederholen — um Substanzen, die bei der Herstellung, Aufbewahrung oder Zubereitung absichtlich oder unabsichtlich in die Nahrungsmittel hineingeraten oder in ihnen entstehen. Es geht vielmehr um Substanzen, die Bestandteile des Nahrung liefernden pflanzlichen und tierischen Organismus sind und durch den Mund aufgenommen werden. Die Häufigkeit von Carcinomen der Verdauungsorgane macht die Erforschung carcinogener Nahrungsstotfe besonders dringlich. Es scheint, daß die Carcinome des Verdauungskanals in Ländern mit hohem Cerealienverzehr häufiger sind als in anderen Ländern und daß sie in den sozial unteren Bevölkerungsschichten, die großenteils von Cerealien leben, besonders häufig auftreten. In den USA und vielen europäischen Ländern geht die Sterblichkeit an Magencarcinom deutlich zurück — eine Folge der cerealienärmeren Ernährung? Japaner, die in die USA eingewandert sind, erkranken um so seltener an Magen- und Darmcarcinomen, je länger der Zeitpunkt ihrer Einwanderung zurückliegt. Schon lange weiß man, daß bei Tieren energetische Unterernährung die Carcinomentstehung und Carcinomentwicklung hemmt. Fettleibige Menschen und fettleibige Tiere werden häufiger carcinomkrank — weil sie größere Mengen carcinogener Substanzen verzehren? Die gewichtigsten carcinogenen Substanzen sind die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Zu ihnen gehören die stärksten Carcinogene, die bisher bekannt geworden sind: Das 9,10-Dimethyl-1,2-Benzanthrazen, das 20Methylcholanthren und das 3,4-Benzpyren. Breit angelegte Anaiysenreihen verschiedener Untersucher führten nun zu dem bemerkenswerten Ergebnis: Cancerogene Kohlenwasserstoffe — mindestens 8 an der Zahl — lassen sich in praktisch allen untersuchten Nahrungsmitteln pflanzlichen Ursprungs nachweisen. Sie fehlen dagegen in den „natürlichen" Nahrungsmitteln tierischer Herkunft. Aus den Pflanzenölen wird durch die Raffination ein großer Teil der Cancerogenen entfernt. Der analytisch bestimmte Benzpyrengehalt gibt jedoch nur einen Anhaltspunkt für die potentiell carcinogene Wirkung eines Nahrungsmittels. Genaueres läßt sich erst sagen, wenn wir wissen, in welcher Form diese Stoffe in der Pflanzenzelle vorliegen und wieviel von ihnen im menschlichen Magen-Darmkanal resorbiert wird. Zu wenig wissen wir auch noch von der Bedeutung der Lösungsmittel. Aus dem relativ benzpyrenreichen Malzkaffee z. B. geht nur ein kleiner Teil (und absolut weniger) Benzpyren in das Lösungswasser über als aus dem benzpyrenärmeren Bohnenkaffee. Es lag nahe, zunächst anzunehmen, die cancerogenen Kohlenwasserstoffe in den Pflanzen stammten aus der verschmutzten Luft oder aus dem verunreinigten Boden. Übereinstimmend zeigten jedoch die Untersuchungen verschiedener Autoren, daß diese Annahme nicht stimmt. Mindestens die Hauptmenge der in den Pflanzen nachweisbaren Kohlenwasserstoffe wird nämlich ganz offensichtlich in den Pflanzen selbst synthetisiert. Vermutlich sind pflanzeneigene polyzyklische Kohlenwasserstoffe auch für die cancerogenen Wirkungen pflanzlicher Nahrungsfette bestimmend. Mammacarcinome und Hautcarcinome treten im Tierversuch bei fettreicher Fütterung häufiger auf. Dabei wirken offensichtlich nicht alle Fette gleich intensiv. Füttert man Ratten z. B. mit Maiskeimöl, dann bekommen sie häufiger Mammacarzinome als bei Fütterung mit Kokosöl. Neben den carcinogenen Kohlenwasserstoffen ist in den letzten Jahren noch eine andere Gruppe von carcinogenen Stoffen interessant geworden. Diese Stoffe hatten sich im Tierversuch als stark carcinogen erwiesen; sie besitzen eine noch wesentlich stärkere Affinität zu Magen und Darm als die Kohlenwasserstoffe. Es ist die Gruppe der Nitrosamine. Nitrosamine können im Magensaft aus sekundären Aminen gebildet werden. Mit der Nahrung gefangen viele sekundäre Amine in den Magen — als normale Nahrungsbestandteile, aber auch als Metaboliten von Bakterien und Pilzen. Enthalten die Nahrungsmittel gleichzeitig nennenswerte Mengen von Nitriten oder entstehen nennenswerte Mengen von Nitrit in ihnen, dann muß mit der Möglichkeit einer Nitrosaminbildung und einer dadurch erhöhten Carzinomgefährdung gerechnet werden. Wie weit diese Voraussetzungen bei landesüblicher Kost erfüllt sind, läßt sich heute noch nicht beurteilen. Altes in allem: Beim heutigen Stand des Wissens kann man nicht viel mehr sagen, als daß viele natürliche, landesübliche Nahrungsmittel Stoffe enthalten, die in großen Dosen bei Tieren carcinogene Wirkungen ausüben können. Die Frage, ob diese Stoffe auch für den Menschen carcinogen sind in den Mengen, in denen sie über Jahre und Jahrzehnte mit der Nahrung aufgenommen werden, läßt sich noch nicht beantworten. Wenn ein landesübliches, natürliches Nahrungsmittel Spuren von Benzpyren enthält, dann bedeutet das noch lange nicht, daß carcinomkrank wird, wer davon ißt. Dosis facit venenum! Grundlose Angst ist ebenso fehl am Platze wie gedankenloses Bagatellisieren. Wir müssen mit der Bombe leben. Wir müssen auch mit den Carcinogenen leben. Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. H. QLATZEL, 2401 Lübeck, Gr. Grönau, Müggenbuscher Weg 5. Lomazell -Salbe Arthritiden -Arthrosen - Myopathien - Neuralgien periphere Durchblutungsstörungen RUDOLF LOHMANN KG • HAMELN/WESER Aus Praxis und Forschung Aus dem betriebsärztlichen Dienst der Gutehoffnungshutte A G Traumatische Erkrankungen des Bewegungsapparates und ihre Therapie mit Vasotonin forte-SeroJ Die Domäne der betriebsärztlichen Tätigkeit in großen Werken ist das Trauma des Bewegungsapparates und dessen Versorgung und Behandlung Zumeist handelt es sich nicht um schwere Verletzungen, die nach einer Erstversorgung einen weiteren stationären Krankenhausaufenthalt benotigen, sondern es treten bei uns die leichten Verletzungen in Erscheinung, vor allem Prellungen, Distorsionen, auch vereinzelt einmal Luxationen, vor allem bei der Schulter und schließlich immer wieder Tendovaginitiden Sehr oft sind derartige Verletzungen dann in der Folge begleitet von neuralgischen Symptomen oder bei einer weiteren Behandlung kommt es zu einer Rezidivierung der früher durchgemachten rheumatischen Erkrankung bei Beteiligung der Gelenke und der Muskeln Gerade weil die Vielzahl unserer Unfallpatienten bei uns in weiterer Behandlung bleiben, sind wir bemuht, von vornherein eine Therapie anzuwenden, die sich über längere Zeit durchfuhren laßt erfahrungsgemäß erfolgversprechend ist und die Arbeitsfähigkeit der Patienten entweder schnell wieder herstellt und keine Nebenerscheinungen zeigt Für die Behandlung der traumatischen Erkrankungen des Bewegungsapparates steht nach wie vor neben der physikalischen Therapie die lokale Salbenanwertdung im Vordergrund Gerade die cutan anwendbaren Medikamente können durch Reizerschemungen oder auch durch Allergien nicht nur den Heilungsverlauf ganz entscheidend nachteilig beeinflussen sondern manchmal sind derartige nachträgliche Entzündungen die auch generalisiert auftreten können dann ein schwereres Krankheitsbild wie das ursprüngliche Trauma Wir sind deshalb mit der Anwendung von cutan applizierbaren Mitteln außerordentlich vorsichtig unterziehen sie bevor sie routinemäßig angewandt werden einer eingehenden Prüfung Voraussetzung ist natürlich, daß es sich überhaupt um Präparate handelt die bereits seit längerer Zeit im Handel sind und bei denen ausreichende Vorprüfungen sowohl bezüglich der Toxitat wie auch der Verträglichkeit gemacht sind Seit vielen Jahren sind uns die Vasotonin-Praparate der Firma Merz & Co Frankfurt (M), ein Begriff und wir verwenden sie sehr gern vor allem waren es die VasotoninAmpullen und -Kapseln, die wir seit Jahren zur Behandlung des varikösen Symptomenkomplexes verwenden dann fanden Vasotonin-forte-Dragees unsere besondere Beachtung eine Kombination mit Monophenylbutazon die vor allem im akuten Zustand bei Thrombophlebitiden und Erkrankungen des Bewegungsapparates ausgezeichnete Erfolge ber sehr guter Verträglichkeit zeigten So fand natürlich auch Vasotonin-forte-Serol, eine neue Kombination, unsere besondere Beachtung Die für dieses Präparat gemachten Voruntersuchungen bezüglich Toxitat und Verträglichkeit, hatten so ausgezeichnete Ergebnisse, daß keine Bedenken bestanden diese Kombination in großem Umfang einzusetzen Die Wirkstoffe Monophenylbutazon Extr Hippocast und Arnika in einer fettfreien, wasserlöslichen Serol"-Grundlage (DBP) ließen einen guten therapeutischen Effekt erwarten Darüber bereits vorliegende Erfahrungen hatten sehr gute Ergebnisse bei serösen Ergüssen und Weichteilverletzungen gezeigt Um uns ein klares Bild vom therapeutischen Effekt dieser Wirkstoffkombinanon machen zu können, setzten wit das Präparat an einem umfangreichen Patientengut ein Apphkationsweise Vasotonin-forte-Serol wurde durchweg kraftig aufgetragen und zwar meist mit einem SpateJ direkt auf die betreffenden Körperteile gebracht oder ein Mullappen, auch Zellstofflappen dick damit bestrichen und einen Verband gemacht Die Applikation von Vasotonin-forte-Serol erfolgte meist im Anschluß an eine physikalische Therapie Die Patienten erhielten die Anweisung, diesen Verband am Abend noch einmal zu erneuern Soweit offene Stellen vorhanden waren wie sie leicht nach Traumen vorkommen, gaben wir bedenkenlos den Wirkstoff auf diese offenen Stellen, nachdem von Schmidt festgestellt wurde, daß es keinerlei Reizerschei nungen gibt, wenn Vasotonin-forte-Serol auf offene Wun den kommt Indikationen Im Vordergrund standen Prellungen mit mehr oder minder starken Schwellungen oft auch Hamatomen vereinzelt waren seröse Ergüsse vorhanden Der Prellungsbereich war zumeist erheblich geschwollen, druckschmerzhaft, manchmal auch im Prellungsbereich Verletzungen und Hautabschürfungen Besonders bei Prellungen und Verletzungen am Kopf bestanden öfters Platzwunden, die dann soweit der Wundbereich sauber war, genaht wurden Eine weitere sehr häufig auftretende Verletzung waren Distorsionen meist einhergehend mit sehr starker Schwellung im Knöchel- und Handgelenkbereich und erheblich Druckschmerzhaftigkeit mit Bewegungseinschrankung Immer wieder beobachten wir bei uns auch habituelle Luxationen der Schulter Diese Luxationen deren Reposition meist sehr einfach ist zeigen dann für einige Tage eine erhebliche Druckschmerzhaftigkeit Zu starke Schonung dieser Gelenke fuhrt sehr leicht zu Schaden im Gelenkbereich Schließlich haben wir immer wieder Tendovaginitiden, vor allem bei Schreibkräften aber auch bei Arbeitern, bei denen die Unterarme oder die Unterschenkel übermäßig dauerbeansprucht werden Schließlich hatten wir nach Unfällen oft Rezidivierungen bereits durchgemachter Erkrankungen von Gelenken oder der Weichteile lokale Temperaturen und Bewegungseinschrankungen Auf 93 18 112 32 680 Unfallprellungen kamen Distorsionen Falle mit habituellen Schulterluxahonen Falle mit Tendovaginitis Falle mit arthntischen Erscheinungen in Verbindung mit Unfällen 65 Falle von sogenanntem Weichteilrheumatismus, ebenfalls in Verbindung mit Unfällen Behandlungsergebnisse Auffallend war bei allen von uns behandelten Fallen die schnelle Schmerzstiilung und vor allem der Ruckgang der Schwellung ebenfalls überraschte uns die ausgezeichnete Verträglichkeit Wir hatten bei diesen 1000 Fallen nur bei 8 Patienten eine leichte Rötung und nur bei einem Patienten eine allergische Erscheinung Das ist also eine derartig geringe Reizquote die überhaupt nicht ins Gewicht fallt Bai den Prellungen wurde neben der schnellen Schmerzstiilung die Kühlung durch die Serolgrundlage immer wieder genannt auch Hamatome zeigten eine schnei- 1 V Bircher-Benner-Diät hat höchsten Heilwert, • darum empfehlen fortschrittliche Ärzte unsere Bircher-Benner-Diätbücher ". ' Bd. 1 Leber- und Gallenkranke Bd. 2 Magen- und Darmkranke Bd. 3 Arterioskleroseund Bluthochdruckkranke Bd. 4 Essensfreude ohne Kochsalz Bd. 5 Schlank, schön und gesund Bd. 6 Frischsäfte, Rohkost und Früchtespeisen Bd. 7 Herzkranke Bd. 8 Rheuma- und Arthritiskranke Bd. 9 Nieren- und Blasenkranke Bd. 10 Hautkranke und Hautempfindliche Bd. 11 Multiple-Sklerose-Kranke Bd. 12 Venenkranke (Krampfadern, Hämorrhoiden, Thrombosen, Embolien) Bd. 13 Männer mit Altersbeschwerden (Prostataleiden usw.) Bd. 14 Diabetiker Band 1-13 je DM 5,80 Band 14 DM 6,80 BIRCHER-BENNER-VERLAG, 6380 BAD HOMBURG VDH lere Rückbildung und soweit Hautdefekte vorhanden waren, gewannen wir den Eindruck, daß sich Vasotonin-forte-Serof auch als Heilsalbe recht gut bewährt hat. Bei den Distorsionen fiel auf, daß die Gelenke direkt nach Auftragen der Salbe ihre Schmerzhaftigkeit weitgehend verloren, die Patienten, vor allem soweit es sich um Fußgelenke handette, den Fuß besser bewegen konnten und nach einigen Stunden bereits wieder auftraten. Die Schwellungen gingen, auch im Gegensatz zu der bisher anders durchgeführten Behandlung, schneller zurück. Bei habituellen Schulterluxationen, bei denen es vor allem darauf ankommt, den Schmerz im Anschluß an die Reposition zu mindern, bewährte sich Vasotonin-forte-Seroi ebenfalls ausgezeichnet. Bei den Tendovaginitiden, die überhaupt etwas langwierig in der Behandlung sind, hatten wir auch den Eindruck, daß Vasotonin-forte-Serol gut wirkte, vor allem trat natürlich zu anderen bisher durchgeführten Therapie in Erscheinung, daß Vasotonin-forte-Serol nicht die Haut verfärbt, nicht schmiert und ohne weiteres auch unter einem Ärmel zu tragen ist, da es sehr schnell fest wird und nicht durchnäßt. Schließlich verwendeten wir bei der Behandlung von Rheuma der Gelenke und der Weichteile Vasotonin-forteSerol unterstützend und auch hier gaben die Patienten an, daß die Schmerzen nachließen, die Schwellungen zurückgingen und die Wiederherstellung schneller erfolgte ais bisher. Generell gewannen wir den Eindruck, daß Vasotoninforte-Serol eine ausgezeichnete Kombination ist bei sehr guter Verträglichkeit, die eine sehr schnelle Schmerzstillung bewirkt, Schwelfungen in ausgesprochen kurzer Zeit rückbildet und auch bei Hämatomen einen zuverlässigen Resorptionseffekt zeigt. Zusammenfassung Berichtet wird über 1000 Falle einer Betriebsarztpraxis, von traumatischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, unterteilt in Prellungen, Distorsionen, habituelle Luxationen, Tendovaginitiden, Rheuma der Gelenke und der Weichteile, die mit Vasotonin-forte-Serol, einer Kombination aus Monophenylbutazon, Extr. Hippocast. und Extr. Arnicae in wasserlöslicher, fettfreier Serolgrundlage, behandelt wurden. Auffallend waren neben einer ausgezeichneten Verträglichkeit der sehr gute schmerzstillende und abschwellende Effekt. Anschrift des Verfassers Dr med. BÄRGE, Facharzt für Chirurgie, leitender Werksarzt der Gutehoffnungshütte, 42 Oberhausen-Sterkrade, Kleiner Markt 5a Hans Robbers NEU! Praktische Diabetologie Grundlagen - Therapeutische Praxis - Betreuung des Diabetikers 272 Seiten, 33 Abbildungen, 24 Tabellen, Literaturverzeichnis, Sachwortregister, Leinen DM 25,— I n h a l t : Geschichte des Diabetes — Pathogenese des Diabetes — Stoffwechsel im gesunden und diabetischen Organismus — Untersuchungsmethoden — Diagnose des Diabetes — Differentialdiagnose der Glukosurien ohne Blutzuckererhöhung — Prädiabetes und potentieller Diabetes — Klassifikation des Diabetes — Diätbehandlung — Tablettenbehandlung — Insulinbehandlung — Insulinaliergie und Insulinresistenz — Hypoglykämie — Coma diabeticum — Der labile Diabetes — Das diabetische Gefäßleiden — Diabetes und Auge — Diabetische Nephropathie — Diabetische Neuropathie — Hauterkrankungen bei Diabetes — Diabetes und Intestinalorgane — Diabetes und Schwangerschaft — Diabetes im Kindesalter — Prognose des Diabetes — Soziale Fragen beim Diabetes — Ambulante Betreuung der Diabetiker — Meldung fahruntüchtiger Diabetiker Werk-Verlag Dr. Edmund Banaschewski - 8032 München-Gräfelfing Centanit Dr. Gustav Klein 7615 Zell-Harmersbach/Schwarzw. Spezifisches Therapeutikum zur Behandlung neoplastischer Prozesse. Zusatztherapeutikum zu allen Behandlungsmethoden Steigerung der körpereigenen Abwehr Besserung der Serumeiweiße Vor- und Nachbehandlung Operierter und Bestrahlter • Schmerzlinderung Einsparung von Opiaten Behandlung inoperabler Fälle Beste Verträglichkeit Keine Therapieschäden Buchbesprechung A. Welsch (Isny/Allgäu): Krankenernahrung Ein Leitfaden lur Arzte und Diätassistentinnen Geleitwort v K Spang, Stuttgart 2 überarbeitete und erweiterte Auflage 1969 IX 485 Seiten 49 Tabellen Georg Thieme Verlag, Stuttgart Flexibles Taschenbuch 13,40 DM Die beeindruckenden Fortschritte auf dem Gebiet der Arzneitherapie können leicht Veranlassung geben, die klinische Diätetik weniger zu beachten Das vorliegende Buch über die Krankenernahrung, man mochte sagen über die moderne Krankenernahrung ist von einem Autor geschrieben, der selbst gerne und gut kocht als langjähriger Kliniker eine große Erfahrung über die Wirksamkeit und die Verordnungsweise der Diatformen besitzt und viele Jahre Diätassistentinnen unterrichtete Das Buch ist sehr geschickt und übersichtlich geschrieben und gibt klare Antworten auf alle Fragen der Diätetik Die diätetische Anleitung eines Kranken ist wesentlich zeitraubender als die Rezeptur eines Arzneipraparates aber sie ist oft wirksamer weil der Patient sich als einzelner beraten fühlt und besonders bei chronischen Leiden sofort merkt daß der Arzt das was er empfiehlt, auch in jeder Hinsicht kennt Mit der Überreichung von gedruckten Diät Vorschriften oder mit dem Schlagwort Magenschonkost oder .Nierenschonkost' ist heute bei der Fülle der medizinischen Beratungen in den Zeitschriften und Illustrierten Ozontherapie wird immer mehr zu einem wesentlichen Adjuvans prä- und postoperativer Krebsbehandlung. fn inoperablen Fällen bewährt sich Ozontherapie in Verbindung mit Strahlentherapie. der Patient nicht mehr zufrieden zu stellen Er will gründlich und individuell beraten werden Auch die fortlaufende Kontrolle der Diatwirkung verlangt Kenntnisse Viele Ernahrungsformen haben unter dem Einfluß neuer biochemischer pathophysiologischer und auch bioptischer Erkenntnisse einen großen Wandel erfahren Die Diätetik hat sich immer weiter von der reinen Erfahrungshellkunde zu einer fundierten Behandlungsweise entwickelt Dabei ist es notwendig auch die Lebens- und Ernährungsweisen des modernen Menschen, der besonders in den großen Städten taglich eine beschrankte Zeit konzentriert arbeitet, lange Anfahrtswege hat und durch die Mittagsmahlzeit in seiner Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt werden darf zu berücksichtigen Das Abendessen ist oft zur Hauptmahlzeit des Tages geworden Die Verbrauchergewohnheiten haben sich sehr geändert, Kartoffeln Brot und Gemüse treten zurück, Fleisch, Geflügel Eier und Fett werden in der Ernährung betont Die lebensmitteltechnische Vorbehandlung der Nahrung insbesondere schonende Konservierungsmaßnahmen und auch die zunehmende berufliche Tätigkeit der Hausfrau, bedingen bei der hauslichen Diätetik Berücksichtigung Die diätetische Lebensweise ist nicht nur auf die Khnik und auf den eventuell akuten Beginn der Krankheit einzustellen sondern muß die Arbeitsfähigkeit und die Freude am Essen trotz Beschrankung der Nahrungswahl immer im Auge behalten Zahlreiche Kostvorschlage erhohen den praktischen Wert dieses empfehlenswerten Buches Prof F KUHLMANN H Werkmeister, Die Behandlung des inoperablen Mamma-Carcjnoms durch Diat-OzonStrahlentherapie, Phys. Med u Rehabil. 10, 69, Heft 9 Weitere Literatur und ausführliche Unterlagen durch Dr. J. HÄNSLER KG • D-7551 Iffezheim Elektromedizin • Medizintechnik - Praxiseinrichtung 10. Jahrgang Heft 11 November 1969 Physikalische Medizin und Rehabilitation Zeitschrift für allgemeine und spezielle Medizin Fortschritte der Pharmakologie Antibiotika In Großbritannien ist eine Fortentwicklung des 1957 in Italien aus Streptomyces mediterranei gewonnenen Antibiotikum Rifamycin, nämlich Rifampicin (Rifampin) in den Handel gekommen. Es wird von Lepetit unter dem Namen Rifadin und von Ciba unter dem Namen Rimactane in Form von Kapseln ausgeboten. Sein Wirkungsspektrum ist vornehmlich gegen grampositive Keime und Mykobakterien gerichtet, gegen letztere schon in geringen Konzentrationen. Es scheint einen wirklichen Fortschritt zur Behandlung INH-resistenter Stämme darzustellen (Lancet, 196911, 7602: 976—977). In der Bundesrepublik ist Rifampicin noch nicht zum Vertrieb zugelassen. Ein aus Streptomyces coeruleorubidus hergestelltes Antibiotikum besitzt turmorhemmende Eigenschaften. Zur Behandlung der akuten lymphatischen und myeloischen Leukämie steht es unter dem Namen Ondena (Bayer, Leverkusen) in Injektionsflaschen zur Verfügung. Eine Reihe von Nebenwirkungen sind bei der Anwendung dieses Zytostatikum zu berücksichtigen. Schließlich soll noch auf das Präparat Fenbiotic 500 Arco (in deutscher Lizenz: Dr. Eberth Nachf., Schnaittenbach) hingewiesen werden. Es ist eine Kombination von Chloramphenicol (500 mg je Kapsel) mit Vitaminen der B-Gruppe und hat das für dieses Antibiotikum übliche Indikationsgebiet. 1 h. Anaigetika Eine Reihe weiterer Kombinationspräparate zur Bekämpfung von Schmerzen ist uns in den letzten Monaten beschert worden. Erwähnt sollen werden: Daturmed (Hochland-Chemie, Großhesselohe) je Tablette: Dextropropoxyphen 30 mg Methaqualon 30 mg Propyphenazon 150 mg Phenacetin 200 mg dolofugin (Sanol-Arzneimittel, Monheim) je Kapsef: Dihydroergotamirr-methartsuJfonat 0,5 mg Codeinphosphat 10 mg Vitamin Bi 5 mg Coffein 100 mg Salicylamid 250 rng Acetylsalicylsäure 250 mg Dieses Präparat wird auch als Migränemittel empfohlen. Kratopyran (Hormosan, Frankfurt/Main) je Tablette: Aluminiumacetylsalicylat 250 mg Paracetamol 250 mg Coffein 75 mg Miineuron (Ankermann & Co., Friesoythe) je Kapsel: Benfotiamin 30 mg Propyphenazon 150 mg Benfotiamin ist ein Thiamin-Derivat. Das Präparat soll besonders zur Bekämpfung solcher Schmerzen benutzt werden, die mutmaßlich Folge von Störungen des Kohlehydratoder Vitamin-Bi-Stoffwechsels sind wie Nervenschmerzen, toxische Polyneuropathien u. ä. Novogen (Temmler-Werke, Marburg/Lahn) je Dragee: Aminophenazon Pbenazon Amobarbital Coffeinum citricum N,N-Dimethy(-ß-phenylisopropylamin-hydrochlorid 150 mg 135 mg 50 mg 15 mg 5 mg Sedativa, Psychopharmaka Grundsätzlich Neues liegt nicht vor. Das Togal-Werk, München, bringt unter der Bezeichnung Tomed eine Kombination von Methaqualon (150 mg) und Guajakolglycerinaether (75 mg) als Tagessedatiwum Qh—V2 Tablette 3mal täglich) und als Schlafmittel (V2—2 Tabletten V2 Stunde vor dem Schlafengehen) heraus. Zur Behandlung vegetativer Labilität stellt die Hormosan, Frankfurt/Main, Regium zur Verfügung. Jedes Dragee enthält 200 mg Meprobamat, 6,3 mg Belladonnaextrakt und 0,3 mg Ergotamintartrat. 1—2 Dragees solfen 3mal am Tag eingenommen werden. Bef Angstund Spannungszuständen, nervöser Erschöpfung u. a. (bei Kindern z. B. auch Enuresis nocturna) empfiehlt VerlaPharm, Tutzing, seine Neuerscheinung Psicosoma. Jede Kapsel bzw. jeder Teelöffel enthält 300 mg Magnesiumglutaminathydrobromid. Die Dosierung ist individuell anzupassen. Schließlich bietet die UCB-Chemie, Sindorf, EsucosTropfen als Psychopharmakon aus. Jeder Tropfen enthält 1 mg Dixyrazin, ein Phenoth/azinderivat. Auch hier ist individuelle Dosierung erforderlich. Herz- und Kreislaufmittel Auf Digitalis-Basis beruhen folgende Neuerscheinungen: Digimed (Hormosan, Frankfurt/Main) mit 0,5 mg Dfgitoxin je Suppositorium und 0,1 mg je Tablette. Digi-Pulsnorma (Giulini, Ludwigshafen) in Zweischicht-Tabletten zu 'A und VB mg. Bestandteile sind Digoxin, Ajmalin, Spartein, Antazolin und Phenobarbital. Ais gefäßerweiternde Mittel dienen: Vascunicol (Boehringer, lngelheim) mit 12,5 mg Bamethan und 200 mg Inositolnicotinat; bei Koronarinsuffizienz Sedabaxacor (Hefopharm, Berlin) mit 25 mg Etafenon und 100 mg Meprobamat je Dragee (liegt auch in forte-Form mit 75 bzw. 200 mg vor). Sympathikomimetisch wirkt Aristocor (Hormosan, Frankfurt/Main) mit 50 mg Pentetrazol und 50 mg Hydroxyphenylmethylamino-aethanoltartrat. Neue Antihypertonika sind: Elfanex (Ciba, Wehr/Baden) mit 0,1 mg Reserpin, 10 mg Drhycfra/azin, 10 mg Hydrochlorothiazid und 300 mg Kaliumchlorid je Dragee, sowie Resaltex (Röhm u. Haas, Darmstadt) mit 50 mg Triamteren, 25 mg Hydrochiorothiazid und 0,125 mg Reserpin je Tablette. Triamteren dient dabei als Kaliumsparer. Schließlich sollen noch zwei Antivarikosa erwähnt werden, nämlich Venosan (Mack, Illertissen) mit 300 mg Trihydroxyaethylrutosid, 50 mg Nikotinsäure und 2,5 mg Pholedrin- sulfat je Kapsel, und Fabroven (Fabre Mannheim), das in Tropfen- und Kapselform vorhegt und sich aus RuscusExtrakt und Hespendin-MethyJchaikon zusammensetzt Tuberkulostatika Bayer, Leverkusen, hat sein neues Tuberkulostatikum Ektebm dem Handel übergeben Jede Tablette enthalt 250 mg Protionamid Diese Substanz ist eine Weiterentwicklung des Ethionamid {Indocin), die sich durch bessere Verträglichkeit auszeichnet Das Präparat eignet sich zur gezielten Kombination mit anderen Tuberkulostatika jedoch nicht mil Thiosemicarbazonen Auf Nebenwirkungen und Kontraindikationen (Schwangerschaft, Leberparenchymschaden, Potatorium Epilepsie, Psychosen) ist zu achten In DAT-INH-Bs (Dr Wander, Frankfurt/Main) sind zwei Tuberkulostatika kombiniert Jede Longuette enthalt 500 mg Tiocarlid (DAT) und 50 mg Isoniaztd (INH) neben 2,5 mg Vitamin S« Antidiabetika Im vorhergehenden Bericht wurde bereits auf die beiden Präparate Daonil (Hoechst Frankfurt/Main) und Euglucon 5 (Boehrmger Mannheim) hingewiesen die unter der Prufbezeichnung HB 419 bekannt geworden sind (siehe z B Mehnert, H und Karg, E Dtsch med Wschr 94, 1969 16 819—824) Der Wirkstoff Glibenclamid, von dem jede Tablette 5 mg enthalt, ist ein Sulfonylharnstoff-Denvat Als lndikattonsgebiet gilt der Erwachsenen- und Altersdiabetes Nebenwirkungen sind selten Eine Reihe von Kontraindikationen muß berücksichtigt werden Neue Phenformmausbietungen mit 50 mg Wirkstoff je Dragee sind die Präparate Dipar (Hoechst, Frankfurt/Main) und Glucopostm (Boehrmger Mannheim) Mit ihnen ist vornehmlich die Behandlung des Altersdiabetes indiziert Genatrika Für die Altersheilkunde stellt die Fa Woelm Eschwege das Mittel cfurant zur Verfügung Dieses Gerotherapeutikum enthalt pro Kapsel 50 mg Kavain, 200 mg Magnesium-orotat 100 mg Eisen-orotat und 2 mg Aesculin Die Tagesdosis betragt 1 Kapsel Kontraindikationen sind bisher nicht bekannt bei Diabetikern kann jedoch eine Senkung des Blutzuckerspiegels eintreten Die Verkehrssicherheit wird nicht beeinträchtigt Ovuiationshemmer Neu auf den Markt gebracht hat die Fa Giaxo, Dusseldorf, die beiden Präparate Co-Ervonum und Tn-Ervonum Sie enthalten 17 o-Aethinyloestradiol und als Gestagen Megestrol Dagegen wurde Neonovum (Cilag-Chemie, Aisbach) vorlaufig aus dem Handel gezogen, da beim Versuchstier nicht-bosartige Gewebswucherungen der Brustdrusen fest- Erwärmungsgerät gestellt wurden (Dtsch S 1701) Arztebl Heft 23 vom 7 6 1969 Lebertherapeutika Zur Behandlung von Leberfunktionsstorungen dient das von Madaus, Köln herausgebrachte Medikament Legafon Es enthalt je Dragee 35 mg Silymann ein Flavanolol aus dem Samen der Mariendistel Für 4—6 Wochen werden 3mai täglich nach den Mahlzeiten 2 Dragees gegeben dann wird die Dosis auf 3mal täglich 1 Dragee reduziert Als weitere Lebertherapeutika sind ausgeboten worden Horvilan (Schoning Berlin) Metabolan (Wulfing Dusseldorf) und Ormcetil (Nordmark-Werke, Hamburg) sowie als Gallentherapeutikum Beveno (Fischer Buhl/Baden) Diversa Als Grippemitlel liegt von der Lomapharm Hameln, das Präparat Poikicin vor Es ist eine Kombination von 1 mg Diphenylpyrahnhydrochlorid (Antihistaminikum), 3 mg Coffein, 4,5 mg Chinindihydrochlond 50 mg Vitamin C und 250 mg Salicylamid je Dragee Zur Asthmabehandlung dient Asthmaplex (Hormosan Frankfurt/Main) mit 20 mg Ephedrinhydrochlond, 0 3 mg Atropmsulfat und 50 mg Coffein je Tablette Wie üblich sind in nicht geringer Zahl Kombinationspraparate für alle möglichen indikationsgebiete wieder auf den Markt gekommen, deren vollständige Aufzahlung zu weit fuhren wurde Erwähnt sollen folgende Neuerscheinungen werden Ceolat und Ceolat comp (Kali-Chemte, Hannover) beide Medikamente enthalten 80 mg Dimethylpolysiloxan in jeder Kauiablette, das letztere zusätzlich 3 mg Paspertin Als Indikauonsgebiet dient vornehmlich der Meteorismus Als Antidiarrhoikum hat die UCB-Chemie, Sindorf, Fenilor herausgebracht mit 250 mg Broxyquinohn je Tablette Zur Beseitigung von Hakenwurmern haben die Farbwerke Hoechst, Frankfurt/Main Jonit ausgeboten mit dem neuen Anthelminükum 1,4-Phenylen-dnsothiocyanat als Wirkstoff (50 mg je Kapsel) Die Dosierung ist altersabhangig Zur Behandlung der Impotentia coeundi wird N P 17 (Deutsche Biorama, Stuttgart) empfohlen Es sind dies Suppositonen, die neben anderen Substanzen als wesentliche Wirkstoffe Extrakt aus endonasalem Gewebe (Sympathikus regulator) und Pankreasextrakte enthalten Taglich soil 1 Zäpfchen vor dem Schlafengehen genommen werden (Landry, M Therapiewoche 18, 1968, 49 2226 und Barbenm, E Med Welt 20, 1969, 19 1139 Dort auch weitere Literaturhinweise) Schließlich soll noch ein Hinweis auf das Prufpraparat Bayer 5097 (Bayer, Leverkusen) gegeben werden, das ein neues Antimykotikum darstellt und bereits im Fernsehen erwähnt wurde Es steht jedoch vorerst nur als Prufpraparat zur Behandlung lebensbedrohender Pilzinfektionen für Krankenhauser zur Verfugung (Abgeschlossen Juni 1969) Fango-Paraffin Cßwgtiud zur Aufbereitung, Desinfektion und standigen Bereithaltung von Packungsmassen, vornehmlich von FANGO-PARAFFIN ,Burgthal' Das Gerat ist stabil und wartungsfrei; wirtschaftUch in Anschaffung und Stromverbrauch, der funkstörungsfreie Thermostat reguliert zuverlässig die Temperatur Praxisgerechtes Fassungsvermögen zur lokalen Oberwarmungstherapie in Klinik und Praxis bewahrt. Oberaus plastisch und von optimaler Warmehaltung Nach jeweiliger Thermo-Desinfektion auch bei verschiedenen Patienten wiederholt verwendbar, daher sehr wirtschaftlich fangoparaffm Bernd Conzon • Pharmazeutische GmbH u Co KG 4 Düsseldorf-Reisholz Augentropfen stärken die Sehkraft Das Behandlungsprinzip besteht in der Anregung von Selbstheilungsvorgängen und in der Normalisierung von Zellfunktionen durch Zufuhr von hochmolekularen Zeli-Wirkstoffen aus den verschiedenen Augenanteilen (Netzhaut, Sehnerv, Hornhaut, Bindehäute, Linse, Glaskörper), Gehirnanteiien, Plazenta, fetalen Gefäßen, Schleimhäuten, Organen des lymphatischen Systems (Milz, Lymphknoten, Thymus) und Nebennieren in Verbindung mit resorptionssteigernden und tonisierenden Arzneistoffen. Die detaillierte Zusammensetzung ist auf der Verpackung angegeben. Es stehen zwei verschieden zusammengesetzte Präparate zur Verfügung: Arzneimittelfabrik GmbH Werk Ruit, 7 Stuttgart 1, Postfach 905 Aus dem Verbandsleben Ernennung zum Ehrenmitglied der Homöopathischen Akademie Rom, Leiter Professor Dr. A. Negro. Folgende Mitglieder der rnternatronafen Gesellschaft für Elektroakupunktur wurden anläßlich ihres 2. bzw. 3. Vortrages vor den internationalen Kongressen der Homöopathischen Akademie in Rom zum Ehrenmitglied ernannt: Frau Dr. med. I. M. Ehmann, Troisdorf; Herr Dr. med. E. P. Kollmer, Wolfsegg (Oberösterreich); Herr Dr. med. F. Morell, Ottfingen über Olpe; Konsul Dr. med. Ruffing, Luisenthal; Herr Dr. med. R. Voll, P!ochingen/N. Verleihung der Elektroakupunktur-Medaille in Silber an Dr. med. E. Höllischer, Baden-Baden Er kam 1960 als Vertreter der Elektroneuraltherapie zur Elektroakupunktur und führt seitdem in seiner Praxis beide Untersuchungsverfahren durch. Mit dem Problem der physikalischen Medizin vertraut, hat sich Dr. Höllischer als begeisterter Medikamenttester verpflichtet geführt, Beweise für die Richtigkeit der Medikamenttestung zu erarbeiten. So hat er als erster die Voraussetzungen für einen Blindtest der Medikamenttestung geschaffen und somit den Beweis erbracht, daß es bei Einhaltung gewisser Voraussetzungen möglich ist, die Blindtestung erfolgreich durchzuführen. Ferner hat er sich zur Aufgabe gestellt zu prüfen, ob mit anderen elektrophysikalischen Meßmethoden das Inhandnehmen von getesteten Medikamenten wie bei der Elektroakupunktur, die Meßergebnisse der Methode in Richtung zur Norm sich verändern. Diesen Nachweis hat er sowohl für die Elektroneuraltherapie nach Croon, als auch für die Infrarotdiagnostik nach Schwamm erbracht. Für diese Bemühungen um die Grundlagenforschung der Conjunctisan-A® Augentropfen: Zur Prophylaxe und Behandlung von Alterserscheinungen am Auge, Alterssichtigkeit, Durchblutungsstörungen, Linsen- und Glaskörpertrübungen, Netzhautveränderungen und möglicherweise im Wachstumsatter zur Prophylaxe der Kurzsichtigkeit. Conjunctisan-B® Augentropfen: Bei Entzündungen des Auges und der Binde- und Schleimhäute (Conjunctivitis, Chorioiditis, Retinitis), Hornhautgeschwüre. Durch Eintropfen in die Nase auch bei Nasen-Rachen-Katarrhen (Schnupfen) sowie zur Prophylaxe und Behandlung von beginnenden grippalen Erkrankungen. Medikamenttestung, für die Beweisführung der Richtigkeit der Medikamenttestung wurde ihm die ElektroakupunkturMedaille in Silber vom Autor der Elektroakupunktur, Dr. Voll, anläßlich der 25. Arbeitstagung der Internationalen Gesellschaft für Elektroakupunktur in Freudenstadt überreicht. Verleihung der Elektroakupunktur-Medaille in Silber an Dipl.-tng. Dr. Fritz Werner, Stuttgart •T.»88iiS Dr. Werner hat sich bereits seit Jahren darum bemüht, mit der Widerstandsmessung von Medikamenten den Nachweis zu führen, daß jede Polenz eines Medikamentes auch in der höheren Potenz andere Widerstandswerte aufzuweisen hat. Auch für die von Dr. Voll seit Jahren vorgetragene Hypothese, daß jedes Medikament eine Grundschwingung sowie Vorund Nachschwingungen aufzuweisen hat, hat er durch seine grundlegende Arbeit von Resonanzuntersuchungen von Medikamenten durch gleichzeitiges Kurvenschreiben den Beweis für die Richtigkeit erbracht. Für die Bemühungen um die Grundlagenforschung der Medikamenttestung sowie für die Klärung der biologischen Wirkung der Medikamente wurde ihm die Elektroakupunktur-Medaille in Silber anläßlich seines Vortrages in Freudenstadt von Dr. Voll überreicht. Dr. VOLL Unruhezustände • banale Infekte VIBURCOL Kinderzäpfchen ohne Therapieschäden Die darmschonende, zuverlässige Wirkung in hartnäckigen Fällen wird von Arzt und Patient besonders geschätzt BUCOPA. BUBENIK & CO • FABRIK PHARMAZ. PRÄPARATE • MÜNCHEN-PASING 294 Phys. Heftr Gerade bei schwerstem Rheuma zeigt dexamed - butazon seine Überlegenheit MEDICE CHEM.-PHARM. FABRIK GMBH • ISERLOHN Jubiläum Hans Malten Vor zehn Jahren — am 3. 9. 1959 — starb Dr. med. Hans Malten. Mit ihm verlor das Naturheilverfahren seinen damals bekanntesten Praktiker und Theoretiker. Er war efner der geschätztesten Dozenten der ärztlichen Fortbildungskurse des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren und als Arzt weit über die Grenzen Deutschlands bekannt und beliebt. Malten war ein überaus begabter Didaktiker, der es immer wieder verstand, mit systematischer und logischer Gedankenführung insbesondere aber auch mit überraschenden, treffenden Vergleichen für das Naturheilverfahren zu werben. Es war ein Genuß, seine knappen, klaren Vorträge zu hören oder mit ihm über wissenschaftliche Themen zu diskutieren. In seiner Frau, Dr. med. Micklinghoff-Malten, der wir auch eine Reihe wertvoller Veröffentlichungen zum Naturheilverfahren verdanken, hatte er eine verständnisvolle, anregende Mitarbeiterin gefunden, deren Tod er nur kurze Zeit überlebte. Malten hat immer wieder auf die vollständige, wissenschaftliche Grundlage des Naturheilverfahrens hingewiesen. Er wandte sich gegen den damals betonten Dualismus von Kausalität und Finalität und sah mit massenstatistischen Gesetzen die Lebensvorgänge doppelt determiniert in materieller Form und physiologischer Bedeutung. Erst die theoretische Erfassung beider Gesichtspunkte kann eine durch Teileinsichten eingeschränkte magelhafte Therapie vermeiden. Den Unterschied zwischen Medizin und Naturheilverfahren sah er nicht in Ampullen und Rohkost, sondern im zutreffenderen Naturbegriff des letzteren. Das Naturheilverfahren sei keineswegs ein Gegner der Wissenschaft, sondern als „Verfahren" eine Ergänzung zur vollkommeneren Heilkunde. Als schwerverständlichen Punkt hat er z. B. auf die allgemeine Indikation des Naturheilverfahrens hingewiesen, die die Erfüllung der Bedürfnisse der Heilkraft verlangt. Ein Schüttelfrost erfordert grundsätzlich Wärmezufuhr, auch wenn die Temperatur schon erhöht ist. Es gibt deshalb kein Einheitsrezept für die Behandlung einer Pneumonie oder anderer Krankheiten. Die Pneumonie muß vielmehr u. U. heiß und kurze Zeit später kalt behandelt werden. Diese Feststellung ist zunächst verwirrend, nur wer die „instinktive Steuerung der Therapie versteht, kennt den Grund und wird nie in Zweifel sein, was zu tun ist". Das ergab die Forderung, daß der Arzt für Naturheilverfahren zumindest in schwierigen Fällen die Behandlung selbst übernehmen muß. Die formale Kompensation, wie sie die „Schulmedizin" erstrebt (krankhafte Funktionsstörung und gegensätzliche Arzneiwirkung gleich Gesundheit), reicht für das Naturheilverfahren nicht aus, da alle seine Mittel ambivalent wirken können. Rohkost wirkt zwar gegen Verstopfung, aber nicht abführend wie Aloe. Auch die Grenzen des Naturheilverfahrens hat Malten deutlich erkannt und dargestellt. Sie reichen so weit, wie die an die biologische Substanz gebundene körpereigene Heilkraft reicht, „während die verstandesmäßige technische Kunsthilfe der Medizin oft noch das Individium zu erhalten vermag". Das Naturheilverfahren habe aus entwicklungsgeschichtlicher Einsicht einen Standard für die naturgemäße Lebensund Heilweise entwickelt. Die naturbestimmten Umwelteinflüsse sind für uns nicht Zufälligkeiten, sondern anpassungsmäßige Notwendigkeiten (Gesundheitsmotoren) für die optimale Gesundheit. Da sie dem domestizierten, nicht angepaßten Menschen fehlen, müssen sie therapeutisch eingesetzt werden. Sie allein sind im strengen Sinne Naturheilverfahren: Bewegung, Ruhe, Rohkost, Sonnenlicht und thermische Reize. Die Dr. Maltensche Kuranstalt in Baden-Baden wird heute — erheblich erweitert — nach den Grundsätzen des wissenschaftlichen Naturheilverfahrens von seiner Tochter Frau Dr. med. C. Branovic-Malten — die durch Studium und beide Eltern Schulmedizin und Naturheilverfahren von Grund auf beherrscht — und ihrem Mann weitergeführt. W.GROH Erinnerung an Prießnitz von H. Weyl (1899) Vinzenz Prießnifz (4. 10. 1799 bis 28. 11. 1851), Besitzer und Leiter einer Kuranstalt in Gräfenberg (CSSR damals österr. Schlesien) ist der Begründer der modernen Naturheilkunde. Zahlreiche Ärzte, die sie als beste Hippokratische Medizin erkannten, haben sie unter der 1849 eingeführten Bezeichnung Naturheilverfahren bzw. Physiotherapie ausgeübt und vertreten. Durch diese — also nicht durch Laien — hat das Naturherlverfahren wieder einen Platz in der Medizin bekommen. Aus der ersten Generation dler Ärzte für Naturheilverfahren, die noch mit Pferd und Wagen als Hospitanten bei Prießnitz in Gräfenberg waren, berichtet in der Schriftenreihe des Zentralverbandes der von Med.-Dir. Dr. W. Groh mit einem Vorwort von Dr. med. H. Haferkamp herausgegebene Band 6: „Pirießnitz, Grundlagen des klassischen Naturheilvertahrens", ML-Verfag, 311 Uelzen, Ringstraße 5, 9,80 DM. Die Schriftleitung Prießnitz ist und bleibt der Vater der Wasser- und Naturheilkunde, wenn auch schon vorher das Wasser zu Heil- Zur Diabetes-, Leber-, Herz- und Alters-Diät 95 Reh. 1969 Bitte fordern Sie Informationsmaterial an bei RADEMANN Dr. E. Priemer 638 Bad Homburg v.d.H. RAOEMANNl Hessenring 62 Dr. PRIEMER I RADEMANN-FRUCHTZUCKER Rain natürlich Z«ntralbüro 62 Wiesbaden-Postf. 3119 ITilgt vor allem überschüssige Säure im Gesamtorganismus. Es stumpft abnorme Säurebildung im Magen ab. I Behebt und verhütet u. a. Sodbrennen, beugt Magenkrämpfen sowie der Bildung von Magengeschwüren vor. • Vermehrt z. B. auch die Diurese und verhindert Grieß- und Steinbildung in den ableitenden Harnwegen. •M Bei Krankenkassen zugelassen. Ad us. proprium Vorzugspreise Auskunft und Wissenschaft!. Prospektmaterial unverbindlich. zwecken angewandt wurde Er hat jene genialen Kurformen erdacht, die in unserer Therapie für alle Zeilen maßgebend bleiben werden die Grundsatze der Ableitung und Erregung, Temperatur, Zeitdauer, Fieber-, Wundbehandlung usw Sein Biograph Philo vom Walde, weist uns nach, daß Pneßnitz nicht nur der Vertreter der einseitigen Kaltwasserkur, wie man es leider noch allzuoft lesen muß, war, sondern daß er auch den anderen physiologischen Heilfaktoren vollauf gerecht zu werden wußte Wenn heute die Heilkunde unter dem Zeichen steht, das als bedeutsam für die gesamten Bestrebungen auf diesem Gebiete anzusehen ist, und welches sich hauptsachlich in der Verhütung von Krankheiten ausdruckt, so gilt Pneßmtz 'Ärztegesellschaften im Zentralverband Internationale Gesellschaft für Elektroakupunktur e V Anschrift Dr med R Voll, Plochingen, Richard-Wagner-Straße 5 Deutsche Gesellschaft für Elektroneural-Diagnostik und -Therapie e V Anschrift Dr med Ludwig Walb, Homberg/Oberhessen Arbeitsgemeinschaff für Eiektrotherapie. Anschrift Dr med Gierlich, Rheinhausen Rhld , Berta-Krupp-Krankenhaus Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Physiotherapie Anschrift Med-Dir Dr med W Groh, Bad Durrheim Sanatorium Hirschhalde Arbeitsgemeinschaft für hamatogene Oxydations-Therapie Anschrift Dr med Joachim Brand, Bad Homburg v d H , Auf der Steinkaut 21-23 Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e V Anschrift Dr F Doerper, Baden-Baden, Bertholdstraße 7 Arbeitsgemeinschaft für Massage Anschrift Dr med Gierlich, Rheinhausen Rhfd, Berta-Krupp-Krankenhaus Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie Anschrift Dr med Kolb, Wetzlar, Montz-Hensoldt-Straße 24 Internationale Arztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V Anschrift Dr med H F VoB, Heidenheim a d Brenz, Friednchstr 10 Arbeitsgemeinschaft für Phytotherapie Anschrift Zur Zeit Dr med H Haferkamp, Mainz Adam-KarnllonStraße 13 Gesellschaft für pra- und postoperative Tumortherapie e V Vorsitzender Dr Kahlert, Bad Salzuflen Anschrift Dr. K Albrecht, 6509 Undenheim bei Mainz Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie-Seminare Anschrift Dr med Graf Wittgenstein, München 23 Koniginstraße 101 Gesellschaft für Thermodiagnostik e V Anschrift Dr med Ernst Schwamm, Gengenbach, Amselberg 21 Herausgeber: Zentralverband der Arzte für Naturheilverfabren e V Schriftleitung Dr med H Haferkamp, 65 Mainz, Adam-Kanllon-Straße 13, Tel 63963 Mitteilungen der Schnftleitung: Zuschriften mit Originahen (wissenschaftlichen Beitragen), Referate redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an Herrn Dr Haferkamp erbeten Originalien und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werden honoriert Die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt der Veröffentlichung vor Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen Mit Annahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlaut an anderer Stelle veröffentlicht werden Es wird gebeten, die Bebilderung der Beitrage im üblichen Rahmen mit Recht als einer der größten Wohltater der Menschheit Sind doch gerade seine ingeniösen Anwendungsformen als prophylaktische Maßnahmen von unersetzlichem Wert? Erst in den letzten Jahren ist auch von hervorragenden Klinikern zugegeben worden — ruckhaltlos Das Verhüten der Krankheiten ist die beste Art der Heilung Pneßmtz hat dies zuerst erkannt und durch Einwirkung auf die Krankheitsanlagen durch natürliche Heilfaktoren wse Wasser, Luft einfache Diät, großartige Erfolge erzielt Auszugsweise aus H Weyl , Naturheilkunde", Physikalisch-diatetische Therapie in der artzlichen Praxis 10 (1899) 285 W GROH zu halten, da sonst die Mehrkosten berechnet bzw bei der Hononerung in Abzug gebracht werden mußten Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen Rucksendung erfolgt nur wenn Ruckporto beigefugt ist Arbeiten unter der Rubrik Erfahrungen aus der Praxis" stellen nicht unbedingt die Meinung der Schnftleitung dar Die Nennung von Markenbezeichnungen laßt keinerlei Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt Sonderdrucke* Von Origmalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Sonderdrucke kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich vermerkt werden Wird eine höhere Stuckzahl gewünscht so erfolgt für diese eine Berechnung Nachdruck Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise ist nur mtt gnauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei Onginalarbeiten der schriftlichen Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische Vervielfältigungen gilt das Rahmenabkommen des Borsenvereins des Deutschen Buchhandels mit dem BDI vom 14 6 1958 (10-Pf-Wertmarke pro Seite) Verlag Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH 311 Uelzen, Ringstraße 4 Anzeigen- Fritz Tauber, 311 Uelzen, Ringstraße 4 Anzeigenpreishste. Zur Zeit gilt die Liste Nr 9 Erscheinungsweise Einmal im Monat Bezugsbedingungen. Der Bezugspreis betragt jährlich 36 — DM einschl 5,5 °/o USt ; im Ausland zuzuglich Versand, für Mitglieder des Zentralverbandes und anderer mit ihm zusammenarbeitenden Verbände 24 — DM Für Studenten und Arzte in nicht vollbezahlter Stellung jahrlich 18 — DM Einzelhefte werden zum Preis von je 3 80 DM abgegeben Abonnementsgebuhren sind nach Rechnungserhalt fallig und zahlbar netto Kasse Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Ersatz oder Ruckerstattung eingezahlter Bezugsgebuhren Die Zeitschrift wird so lange geliefert, bis Abbestellung erfolgt, die spätestens 30 Tage vor Halbjahresschluß im Besitz der Buchhandlung bzw Postanstalt des Verlages sein muß Auslandspreise: USA $ 9 - Großbritannien £ 35 0, Schweiz sfr 39,00 Frankreich nF 42 50, Schweden skr 44,50 Italien Lire 5670 - , Österreich öS 235 Zahlungen: Auf das Postscheckkonto Hamburg 239216 Vereinsbank Hamburg 14/04110, Dresdner Bank, Zweigstelle Epepndorf, Konto Nr 37101 Gerichtsstand Uelzen Druck: C Beckers Buchdruckerei, 311 Uelzen, Ringstraße 4, Telefon 0S8U2357, Telex 091326 Diese Ausgabe umfaßt 48 Seiten und Umschlag Zur Erhöhung körpereigener Abwehr bei allen Infektionen, unspezifisches Reiztherapeuticum r Dr. Logcs & Co. • Arzneimittel • Winten/Luhe 40 Tabletten (100 mg Vit. C/Tabl.) Tropfen 20 ccm, 50 ccm 296 Phys Hefti NERVENPUNKT-DETEKTOR Das Gerät für Elektro-Neuraldiagnostik und Therapie Kontrolle in der Chiropraxis Elektro-Punktur Fokaltestung Narbenuntersuchung Haargenaue Lokalisation der Akupunkturpunkte Differentialmessungen Fordern Sie Angebot Alleinhersteller und Vertrieb für Deutschland und das gesamte Ausland M. L. Kindiing • Hannover Matthiasstraße 10 - Ruf 0511/690074 Ursprung der Spurenelemente Präparate sind die fundamentalen Hilfsmittel der FUNKTIONELLEN THERAPIE Bestellschein LABCATAL, 9, rue Roger Salengro, Montrouge, Frankreich. ^TV^7 Schrifttum und Muster von Placenta-Suspensata und Placenta-Colloidale erbeten. Plastikflaschen zu 60 ml Lösung mit Dosierlöffel. Muster und Literatur auf Anforderung. Vertrieb für die Bundesrepublik: DR. HERBRAND KG. ,7614 GENGENBACH/BD. Phys Persönliche Unterschrift und Stempel des Arztes KOL.I\J HOMOTOXINLITERATUR Homotoxine und Homotoxikosen Grundlagen einer Synthese der Medizin, mit einem Vorwort von Prof. Dr. Kötschau, von Dr. med. Hans-Heinrich Reckeweg, Baden-Baden, 2. Aufl. 1957, 483 Seiten, mit einer Großtabelle der Homotoxikosen, geh. DM 34,— Die Homotoxinlehre als Fundament der allgemeinen Pathologie und Therapie von Dr. med. Hans-Heinrich Reckeweg, Baden-Baden 1961, 32 Seiten, broschiert DM 3,20. Auch als Schallplatte erhältlich, 30 cm, 2 x ca. 27 Minuten Laufzeit, DM 19,- Die Homotoxinlehre, ihre Beziehungen zur Klinik und Forschung von Dr. med. Hans-Heinrich Reckeweg, Baden-Baden, 1. Aufl. 1956, 48 Seiten, broschiert, DM 4,80 Tabelle der Homotoxikosen (Sechs-Phasen-Tabelle) Auszug aus dem Buch „Homotoxine und Homotoxikosen, Grundlagen einer Synthese der Medizin" von Dr. med. Hans-Heinrich Reckeweg, Baden-Baden. Größe 64 x 68 cm, in kartoniertem Umschlag, 1955, DM 2,65 über die Grundlagen der Homöopathie von Dr. med. Hans-Heinrich Reckeweg, Baden-Baden 1958, 8 Seiten, kartoniert, DM1,65 Vom Sinn der Entzündung mit Anhang: „Kurzfassung der Homotoxinlehre", von Dr. med. Hans-Heinrich Reckeweg, Baden-Baden, 1. Aufi. 1959,16 Seiten, geheftet, DM 1,65 Homotoxin-Journal Zeitschrift für Ganzheitsforschung und Synthese der Medizin. Offizielles Organ der Internationalen Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e. V. Schrift/eitung Dr. med. Manfred Vosgerau, Hamburg Laufende Informationen über homotoxikologische Forschungs- und Therapieergebnisse. Erscheint 6mal jährlich. Alle Bücher und Schriften sind über den Buchhandel zu beziehen. AURELIA-VERLAG GMBH 757 BADEN-BADEN Postfach 729