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AKKULAMPEN
WEGWE
Licht ist Pflicht – und ein lebenswichtiger Sicherheitsaspekt. Wir haben
getestet und sagen, ob Rennradler damit ausreichend Licht ins Dunkel
TEXT: MATTHIAS BORCHERS
FOTOS: DANIEL SIMON
D
a hat die Sau nochmal Schwein
gehabt – und Norbert Nachtwey auch! Um ein Haar wäre
der Münchener Radsportler auf seiner
abendlichen Trainingsrunde durch
den Forstenrieder Park mit einer
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TOUR 11/ 2005
freilaufenden Wildsau kollidiert,
die gemütlich schmatzend auf dem
Fahrweg nach Eicheln suchte. Nachtwey, lediglich ausgerüstet mit einer
schwachen Batteriefunzel, steuerte
zielsicher mit 30 Sachen auf das
lebende Hindernis im schwarzen
Tarnkleid zu und konnte erst im letzten Moment ausweichen.
Zugegeben, nicht jedem Rennradler laufen in der dunklen Jahreszeit
derart schwergewichtige Hindernisse
vors Rad – aber mit schlechter Sicht
plagen sich die meisten dämmerungsaktiven Radsportler – gezwungenermaßen. Der Gesetzgeber beschränkt
die Leistung von Lichtanlagen an
Fahr rädern rigoros. Erlaubt ist dem
Stichwort „Memory-Effekt“
Akkus können sehr nachtragend sein – vor allem Nickel-Cadmium-Akkus reagieren auf falsches Laden mit nachlassender Kapazität durch den so genannten „Memory-Effekt“. Grund
dafür ist die negative Cadmium-Elektrode, an der sich Cadmium-Kristalle anlagern, wenn
der Akku wieder geladen wird, bevor er ganz leer war. Die Ablagerungen markieren eine
zweite Entladestufe, die sich der Akku „merkt“, so dass er sich beim nächsten Mal nur noch
bis zu dieser Stufe entlädt. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis der Akku im Laufe
der Zeit nur noch Strom für wenige Minuten liefert. Nickel-Cadmium-Akkus sollte man deshalb immer vollständig entladen, bevor man sie wieder ans Netz hängt. Ansonsten hilft nur
ein so genanntes „Refreshing-Gerät“ mit dem sich der Memory-Effekt wieder umkehren
lässt. Nickel-Metallhydrid- und Lithium-Ionen-Akkus sind von dem Effekt nicht betroffen.
ISER
sieben preiswerte Leuchten-Sets
der Straße bringen
Radler gerade so viel Licht, dass andere
Verkehrsteilnehmer ihn im Dunkeln
gut erkennen können. Verboten wird
ihm aber, gleichzeitig selbst genügend
zu sehen – zumindest dem zügig rollenden Rennradler, der dringend ein
weiter reichendes Sichtfeld braucht.
Hersteller von Lichtanlagen müssen sich an die Gesetze halten, wenn
sie die begehrte Zulassung nach der
Straßenverkehrs-Zulassungsordnung
haben wollen. Firmen wie Lupine oder
Supernova (siehe TOUR-Test 12/04)
bieten weitaus stärkere Leuchten an,
dürfen diese jedoch nicht als Fahrradbeleuchtung verkaufen. Sie bewerben
ihre leistungsstarken Scheinwerfer
daher unter anderem als „Campingbeleuchtung“, geeignet für „besonders
dicke Zeltstangen“.
TOUR hat sich für den aktuellen
Test auf Modelle mit gesetzlicher
Zulassung beschränkt. Front- und
Rücklicht sollten zusammen nicht
mehr als 100 Euro kosten, die Frontscheinwerfer mit wiederaufladbaren
Akkus betrieben werden. Sieben Hersteller haben sich den Tests gestellt.
Herkömmliche Halogentechnik
kommt zum Einsatz bei Basta, Cateye,
Sigma und Smart, auf LED-Licht setzen Busch&Müller, Conrad Electronic
und Trelock. Die Rücklichter leuchten
allesamt mit LED und ziehen den
Strom aus nicht aufladbaren Batterien
unterschiedlicher Größe.
Deutlich wird, dass in dieser Preisklasse moderne LED-Leuchten den in
die Jahre gekommenen Halogenlampen
überlegen sind: Sie leuchten länger, ihr
Licht ist weißer und sie bieten mehr
Reserve, wenn die Akkuleistung nachlässt. Eine positive Ausnahme ist die
„Mirage“ von Sigma, die mit Leistung
und Ausdauer überzeugt, wegen des
großen Akkus jedoch mit Übergewicht
kämpft. Enorme Ausdauer beweist
auch der sehr preiswerte (acht Euro)
Scheinwerfer des Elektronikspezialisten Conrad, der mit einer Akkuladung
zwei Tage leuchtet, aber lediglich als
Positionslicht taugt.
Der Schutz vor Feuchtigkeit ist bei
fast allen Geräten verbesserungswürdig. Nur Sigma integriert am
Frontscheinwerfer Dichtungen – die
der Regendusche im Test aber auch
nicht standhielten. Volle Punktzahl erhielten nur zwei Rücklichter: In die
Modelle von Sigma und Smart drang
kein Tropfen Feuchtigkeit.
Fazit: Eine hell erleuchtete Fahrspur bleibt für Rennradler – zumindest
im gesetzlichen Rahmen – weiterhin
ein Wunschtraum. In unserem Test
preiswerter, gesetzeskonformer Anlagen lösen die Aufgabe am besten die
Scheinwerfer von Busch&Müller,
Sigma und Trelock. Auf trockener
Landstraße wird ein futtersuchendes
Wildschwein jedenfalls frühzeitig enttarnt. Das beste Positionslicht kommt
von Conrad Electronic, das beste
Rücklicht von Basta. Dann haben Sie
wenigstens einmal Schwein gehabt,
wenn die Sau rot sieht.
LICH T P FLICH T
Was der Gesetzgeber von
Rennradfahrern verlangt
Im Gegensatz zu allen anderen Fahrrädern, bei
denen eine fest installierte Lichtanlage mit
Dynamo (6 Volt/3 Watt) vorgeschrieben ist,
dürfen Rennräder, die weniger als elf Kilo wiegen, Batterieleuchten mit geringerer Spannung
tragen. Nach oben ist die Leistung allerdings
wie bei den Dynamolampen begrenzt. Batterielampen müssen stets mitgeführt werden, dürfen
bei Helligkeit aber in der Trikottasche bleiben.
Darüber hinaus sind für Rennradler folgende
Reflektoren vorgeschrieben:
nach vorne ein weißer Strahler, der mit dem
Vorderlicht kombiniert sein darf
nach hinten zwei rote Reflektoren, davon ein
Großflächenrückstrahler. Ein Strahler darf
mit dem Rücklicht kombiniert sein
zur Seite zwei gelbe Reflektoren pro Laufrad
oder reflektierende Ringe über den
gesamten Reifen- bzw. Felgenumfang
an den Pedalen je ein gelber Strahler nach
vorne und nach hinten
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AKKULAMPEN
HERSTELLER
Modell (Front-/Rücklicht)
Preis für Front- und Rücklicht
Bezug
Telefon
www.
Gewicht Front-/Rücklicht1)
Lieferumfang (zusätzlich zu
Frontscheinwerfer und Rücklicht)2)
Schaltstufen vorne/hinten
Leuchtmittel Front-/Rücklicht
Batterie-Indikator/Vorwarnzeit
Ladezeit (Herstellerangabe)
geeignet für Oversize-Lenker
BEWERTUNG SCHEINWERFER
Sichtfeld
Leuchtdauer
Halter
Dichtigkeit
Funktion nach Bewässerung
BEWERTUNG RÜCKLICHT
Signalwirkung
Halter
Dichtigkeit
Funktion nach Bewässerung
FAZIT
SO HABEN WIR GESTETET
Vor dem Test wurden die Akkus mehrmals
ent- und aufgeladen (laut Bedienungsanleitung), um ihre volle Kapazität zu erreichen.
Das Sichtfeld, das die Scheinwerfer aus
identischer Lenkerposition auf die Straße
warfen, wurde fotografiert und nach Leuchtweite und Ausleuchtung bewertet. Die Kegel
markieren die Anhaltepunkte aus 20, 25, 30
und 35 km/h (bei einer Verzögerung von 5
m/s2 und 0,9 Sek. Reaktionszeit). Leuchtdauer: gemessen bei Raumtemperatur und
bei 3°C; angegeben ist der Durchschnittswert. Dichtigkeit: Nach fünf Stunden Beregnung in der Sprühkammer (Leuchten
eingeschaltet) wurde bewertet, ob und wie
viel Feuchtigkeit in Reflektor und Batteriefach gelangt war. Halter: Bewertet haben
wir Qualität, Montagefreundlichkeit und die
Befestigungs-Möglichkeit an Lenkern und
Sattelstützen verschiedener Durchmesser.
BASTA
BUSCH & MÜLLER
CATEYE
Sun/Mars VI
58 Euro
Basta
0 23 04/9 76 26-0
basta-deutschland.de
242/93 Gramm
Ladegerät, 4 Akkus Ni-MH 2.400
mAh, 2 Batterien Typ AA
keine/keine
Halogen-Birne/LED
ja/ca. 15 Minuten
5 Stunden
ja
Ixon/Ix-Red
als Set 95 Euro
Busch & Müller
0 23 54/91 56
bumm.de
235/107 Gramm
Ladegerät, 4 Akkus Ni-MH 2.100
mAh, 2 Batterien Typ AA,
Auf- und Abblenden/keine
LED/LED
ja/knapp 2 Stunden
5 Stunden
ja
Multi-Funktions-Kit/TL-LD 250
45 Euro
Paul Lange
07 11/25 88-02
cateye.com
249/62 Gramm
Ladegerät, 5 Akkus Ni-Cd 1.000
mAh, 2 Batterien Typ N
keine/keine
Halogen-Birne/LED
ja/ca. 55 Minuten
8 bis 10 Stunden
ja
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ja
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ja
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ja
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Q 4,5 Std.
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nein
Scheinwerfer nur als besseres
Positionslicht geeignet, wenig
gedichtet; Rücklicht funktionierte
als einziges Gerät im Test nach
Bewässerung nicht mehr
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Q 6 Std.
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ja
Guter LED-Scheinwerfer mit
Ausdauer und Strom sparender
Abblendfunktion; Rücklicht mit
guter Funktion, aber klobiger Form
und umständlicher Montage
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TOUR 11/ 2005
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Q 2,5 Std.
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ja
Scheinwerfer mit ausreichendem
Sichtfeld bei langsamer Fahrt;
Rücklicht kompakt, jedoch mit
nur einer LED und geringer
Signalwirkung
1) inkl. Akkus/Batterien und Halter; 2) Akku-Typen: Ni-MH = Nickel-Metallhydrid, Ni-Cd = Nickel-Cadmium, Pb = Blei
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CONRAD ELECTRONIC
SIGMA
SMART
TRELOCK
Fahrrad-LED
48 Euro
Conrad Electronic
01 80/5 31 21 11
conrad.de
214/81 Gramm
Extra Schnell-Lader für Ni-MH/
Ni-Cd, 4 Akkus Ni-MH 2.400 mAh
Dauer- und Blinkmodus/keine
LED/LED
nein
3 Stunden
nein
Mirage EVO/Cuberider
53 Euro
Sigma Ssport
0 63 21/91 20-0
sigmasport.com
800/50 Gramm
Ladegerät, Pb-Akku 3.200 mAh,
2 Batterien Typ N
keine/keine
Halogen-Birne/LED
ja/ca. 1 Std.
7 Stunden
ja
Akku Batterielampe/Smart 7LEDs
39 Euro
Messingschlager
0 95 44/94 44 45
messingschlager.com
172/68 Gramm
Schnell-Lade-Akku Ni-MH 1.200
mAh, 2 Batterien Typ AAA
keine/Dauer- und Blinkmodus
Halogen-Birne/LED
nein
20 Stunden
ja
LS 600/ LS 610
70 Euro
Trelock
02 51/9 19 99-0
trelock.de
276/53 Gramm
Ladegerät, 5 Akkus Ni-MH 1.200
mAh, 2 Batterien Typ AAA
keine/keine
LED/LED
ja/ca. 15 Minuten
5,5 Stunden
nein
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ja
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ja
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ja
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ja
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Q 48 Std.
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Q 3 Std.
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ja
Bestes Halogen-Licht im Test,
gutes Sichtfeld, trotz Dichtung
drang Wasser ein, schwer;
bestes Rücklicht im Test, Halter
könnte flexibler sein
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Q 1,75 Std.
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ja
Leichte Halogenlampe mit praktischem Halter, wegen geringer
Leuchtkraft und -dauer nur eingeschränkt brauchbar; gut gedichtetes Rücklicht mit Blinkfunktion
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Q 6 Std.
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ja
Scheinwerfer mit langer Leuchtdauer und gutem Sichtfeld,
schwenkbarer Reflektor, ungeeignet für Oversize-Lenker; Rücklicht
mit bestem Halter im Test, Signalwirkung könnte jedoch besser sein
BORCHERS (7)
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ja
Leichtes LED-Positionslicht mit
extremer Leuchtdauer, günstig,
kein Oversize-Halter; klobiges,
jedoch ordentlich sichtbares
Rücklicht
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Q Q Q Q Q sehr gut
Q Q Q Q Q gut
Q Q Q Q Q befriedigend
Q Q Q Q Q ausreichend
Q Q Q Q Q nicht zeitgemäß
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