Achtsamkeit
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gute massagen. und mehr. ein massage&mehr wikibuch PDF erstellt mit Hilfe des OpenSource-Werkzeugs „mwlib“. Für weitere Informationen siehe http://code.pediapress.com/ PDF generated at: Mon, 21 Nov 2011 05:55:02 UTC Inhalt Artikel Achtsamkeit 1 ahoi 7 Aloha 21 Entschleunigung 23 Fußmassage 25 Massage 25 Meditation 31 Moin 39 Reflexzonenmassage 42 Ruhe 44 Thai-Massage 44 Wellness 47 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) 49 Zufriedenheit 59 Referenzen Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s) 62 Quelle(n), Lizenz(en) und Autor(en) des Bildes 64 Artikellizenzen Lizenz 65 Achtsamkeit Achtsamkeit Unter Achtsamkeit wird in der Alltagspsychologie meist Aufmerksamkeit verstanden. Im psychotherapeutischen Bereich ist seit dem Aufkommen körperorientierter Verfahren in den 1960er und 70er Jahren eine Bedeutungsverschiebung in Richtung eines Verständnisses von Achtsamkeit festzustellen, das aus der buddhistischen Tradition stammt. Im Englischen findet für diese Auffassung mittlerweile der Begriff mindfulness Verwendung. Allgemein Mit Achtsamkeit im Sinne von Mindfulness ist diejenige geistige Einstellung gemeint, in der man sich um ein breites und Achtgeben auf alle Phänomene bemüht. Die ungerichtete Achtsamkeit ist also von der gerichteten Aufmerksamkeit zu unterscheiden. Phänomene sind dabei alle Bewusstseinsinhalte, die „im Geist“ oder "Bewusstsein", also in der Wahrnehmung oder Vorstellung auftauchen: Gedanken aller Art wie Erinnerungen oder sonstige Vorstellungen,[1] sowie sämtliche Sinneswahrnehmungen aus der Umgebung und dem eigenen "Inneren" einschließlich aller emotionalen Vorgänge. Einübung und Entwicklung einer derart breiten Achtsamkeit ermöglicht ein offenes und umfassendes Gewahrwerden – und mit der Zeit schließlich auch beständiges Gewahrbleiben – aller geistigen Vorgänge einschließlich eines unablässigen Gewahrseins seiner Wahrnehmungen vom eigenen Handeln und Verhalten in der jeweiligen Umwelt. In dieser Auffassung kann Achtsamkeit klar von Konzentration unterschieden werden.[2] Diese besteht ähnlich der Trance in einer mehr oder weniger engen Fokussierung von Aufmerksamkeit und damit ihrer Begrenzung, Beschränkung oder Zuspitzung auf einen meist selbst "bestimmten" Bereich des Erlebens, sei dies eine Vorstellung, ein Erlebens- oder ein Vorstellungsdetail, das genau dadurch gegenüber allem übrigen (und dann eher wie "nebenbei" oder unaufmerksam) Wahrgenommenen herausgehoben und isoliert wird. Die Entwicklung von Achtsamkeit hat eine dazu gegenläufige Ausrichtung: die unter den Bedingungen des gewöhnlichen Lebens bedarfsmäßig entwickelte und üblicherweise oder gewöhnlich eingenommene Aufmerksamkeitsspanne[3] soll überwunden werden, indem der Aufmerksamkeitsfokus nach und nach auszudehnen und zu erweitern versucht wird. Mittels dieser "Aufmerksamkeitsweitung" soll eine "Bewusstseinserweiterung" im besten Sinn des Wortes erreicht werden und zu einer "weitwinkelartig"[4] offenen und wachen Präsenz voller Aufmerksamkeit oder eben Achtsamkeit führen. Chögyam Trungpa hat diese weit offene Geisteshaltung als Panorama-Bewusstheit charakterisiert und bezeichnet.[5] Achtsamkeit oder Gewahrsamkeit und Konzentration – Abgrenzung Zu differenzieren ist zwischen Achtsamkeit und Konzentration.[6] Es gibt zwar die unterschiedlichsten Formen von Aufmerksamkeit. Die deutschen Bezeichnungen dafür sind aber zumeist recht vage. Mit Achtsamkeit ist umgangssprachlich beispielsweise am ehesten eine erhöhte, vielleicht auch gezielt gelenkte, bewusst kontrollierte Aufmerksamkeit gemeint. Bereits eine Aufmerksamkeitseinstellung dieser Art geht mit erhöhter Wahrnehmungsbereitschaft und mit einem schnelleren, möglicherweise auch flexibleren und situativ oft angemesseneren Reagieren einher. Auch die Selbst- und Fremdwahrnehmung kann gesteigert sein, die persönliche Willensbildung umsichtiger gestaltet und die Selbststeuerung genauer, differenzierter und auf diese Weise besser auf die Realität abgestimmt werden. Jon Kabat-Zinn hat in seinem Buch "Im Alltag Ruhe finden" folgende Beschreibung von Achtsamkeit gegeben: „...so intensiv und befriedigend es auch sein mag, sich in der Konzentration zu üben, bleibt das Ergebnis doch unvollständig, wenn sie nicht durch die Übung der Achtsamkeit ergänzt und vertieft wird. Für sich allein ähnelt sie (die Konzentration) einem Sich-Zurückziehen aus der Welt. Ihre charakteristische Energie ist eher 1 Achtsamkeit verschlossen als offen, eher versunken als zugänglich, eher tranceartig als hellwach. Was diesem Zustand fehlt, ist die Energie der Neugier, des Wissensdrangs, der Offenheit, der Aufgeschlossenheit, des Engagements für das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrung. Dies ist die Domäne der Achtsamkeitspraxis...“[7] Die hier genannte "Aufgeschlossenheit" und zwar gleich "für das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrung" kann auf persönlicher Ebene auf eine Weise erreicht werden, die allgemein kaum bekannt ist. Sie stellt den Gegensatz zur gewöhnlichen Aufmerksamkeitseinstellung dar, die darin besteht, dass man sich auf einen beschränkten Bereich der Wahrnehmung fokussiert oder konzentriert. "In der Übung der Achtsamkeit" wendet man sich umgekehrt mit ungeteilter Aufmerksamkeit seinem gesamten zur Verfügung stehenden Wahrnehmungsspektrum zu, "erweitert" dabei den Bereich, auf den man sich aufmerksam richtet, immer mehr – bis zu jener "unbegrenzten" und deswegen weit-offenen Achtsamkeitshaltung, die mit "Achtsamkeit" gemeint ist und gelegentlich auch als "Gewahrsamkeit" bezeichnet wird.[8] Im Unterschied zum Englischen, in der die Bezeichnung "mindfulness" üblich ist, kann die Verwendung des alltagssprachlichen Wortes "Achtsamkeit" für diese Aufmerksamkeitseinstellung sehr leicht zu Verwechselungen mit dem gewöhnlichen Verständnis dieses Begriffs kommen, wenn überhaupt erfasst wird, was gemeint ist. Die eher ungewöhnliche und deswegen an sich besser geeignete Bezeichnung "Gewahrsamkeit" dafür hat sich nicht durchgesetzt. Achtsamkeit in der Psychotherapie In spirituell orientierten Achtsamkeitsübungen oder Achtsamkeitsmeditationen wird eine erweiterte Selbst- und Welterfahrung angestrebt, wobei Gesundheit und höhere Lebensqualität erwünschte Nebenwirkungen sind. Die therapeutischen Achtsamkeitsübungen dienen vorwiegend der Reduzierung von Krankheitssymptomen und dem Erhalt der Gesundheit.[9] Geschichte Die in den fernöstlichen Traditionen verwurzelte Achtsamkeit wurde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts von Elsa Gindler und dann von ihrer Schülerin Charlotte Selver unter der Bezeichnung Sensory Awareness in westliche psychotherapeutische Konzepte eingeführt. Das Prinzip der Achtsamkeit wurde in psychoanalytische, körperorientierte und humanistische Psychotherapierichtungen integriert. Spezifische Achtsamkeitsübungen wurden seit 1951 in der Gestalttherapie entwickelt. Seit Jon Kabat-Zinn in den 80er Jahren Achtsamkeitsübungen zur "Stressreduktion" (MBSR: mindfulness based stress reduction) in die Medizin eingeführt hat, wurden besonders in der Verhaltenstherapie neue achtsamkeitsorientierte Psychotherapieverfahren entwickelt, in vielen wissenschaftlichen Studien evaluiert und in der evidenzbasierten Medizin etabliert. Achtsamkeit in der Psychoanalyse Freud hatte in seiner Methode der freien Assoziation des Analysanten und der gleichschwebenden Aufmerksamkeit des Analytikers eine Art gleichmütig-akzeptierende Achtsamkeit, die er auch kritiklose Selbstbeobachtung nannte, eingenommen und genutzt: „Nachdem es sich der Patient auf der Couch bequem gemacht hat, nimmt der Arzt hinter ihm ungesehen Platz: ‚Bitte teilen Sie mir mit, was Sie von sich wissen, eröffnete er die erste Analysestunde, sagen Sie alles, was Ihnen durch den Sinn geht. Benehmen Sie sich so, wie zum Beispiel ein Reisender, der am Fensterplatz eines Eisenbahnwagens sitzt und dem im Inneren Untergebrachten beschreibt, wie sich vor seinen Blicken die Aussicht verändert.‘“[10] Die von Luise Reddemann auf psychoanalytischer Grundlage entwickelte Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie enthält als wesentliches Elemente eigenständige Achtsamkeitsübungen. 2 Achtsamkeit 3 Achtsamkeit in der Gestalttherapie In der Gestalttherapie bildet Bewusstheit bzw. Gewahrsein (der englische Ausdruck lautet awareness) von Beginn an (1940er-Jahre) ein grundlegendes Element therapeutischer Theorie und Praxis. Bewusstheit bzw. Gewahrsein kann sowohl eine absichtslose, aktive, innere Haltung der Achtsamkeit, als auch eine mehr gerichtete Form der Achtsamkeit bezeichnen, und sich auf alle Phänomene der Wahrnehmung und des Erlebens richten. Achtsamkeit in der Klientenzentrierten Psychotherapie und im Focusing Achtsamkeit und Akzeptanz gehören in der von Carl Rogers entwickelten Klientenzentrierte Psychotherapie und in der von Eugene T. Gendlin entwickelten Methode des Focusing zur Grundhaltung des Therapeuten. [11] Achtsamkeit in der Körperpsychotherapie Ron Kurtz hat in den 70er-Jahren „innere Achtsamkeit“ in die Hakomi-Methode integriert. Bei ihm ist Achtsamkeit ein wesentliches Prinzip im therapeutischen Setting. Er hat Gesprächstechniken entwickelt, welche die Achtsamkeit für die momentan wahrgenommenen Empfindungen, Gefühle und Denkprozesse erleichtern und vertiefen. Im Bewusstseinszustand innerer Achtsamkeit wird es möglich, über das gerade Wahrgenommene zu berichten, und gleichzeitig den achtsamen Zustand zu vertiefen. Der Therapeut kann dann das augenblickliche Erleben begleiten. Es werden therapeutische Interventionen möglich, wie sie im direkten Dialog mit Alltagsbewusstsein nicht möglich sind. Achtsamkeit in der Verhaltenstherapie In den bisher genannten psychotherapeutischen Ansätzen wird der Bewusstseinszustand der Achtsamkeit innerhalb der therapeutischen Interaktionen für den therapeutischen Prozess genutzt. In der Verhaltenstherapie wird der Nutzen der Achtsamkeitsübung oder Meditation als eigenständiges wirksames Verfahren hervorgehoben. Hier wurden störungsspezifische Übungsprogramme auf der Basis von Achtsamkeitsübungen entwickelt. Zu den neuen achtsamkeitsorientierten psychotherapies, MBT) gehören: verhaltenstherapeutischen Psychotherapien (mindfulness based 1. Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-based stress reduction, MBSR) von Jon Kabat-Zinn. Die Therapie wurde vorwiegend zur Stressreduktion bei Stresssymptomen, chronischen Schmerzen und psychosomatischen Beschwerden entwickelt. 2. Akzeptanz- und Commitmenttherapie (Acceptance and commitment therapy, ACT) von Steven C. Hayes.[12] [13] 3. Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) von Marsha M. Linehan. Diese Therapie wurde zur Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen entwickelt. 4. Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression (Mindfulness-Based Cognitive Therapy, MBCT) von Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams und John D. Teasdale. Diese Methode integriert Techniken von MBSR und der kognitiven Verhaltenstherapie, und wird zur Rückfallprophylaxe bei Depressionen angewendet.[14] 5. Achtsamkeitsübungen werden bei der Behandlung von ADS/ADHS angewandt. Achtsamkeit zur Lebensgestaltung Achtsamkeit ist eine besondere Art und Weise bewusst durchs Leben zu gehen. Dabei verbindet sich das Außenbewusstsein mit dem Innenbewusstsein, das Ich mit dem Selbst und der Verstand mit dem Gefühl. Wesentliche Lebensaufgaben sind die Selbstführung und die Beziehungsgestaltung. Jeder Mensch steht vor der Aufgabe, sein Leben zu führen und damit sich selbst. Die achtsame Selbstführung ist darauf gerichtet, sich selbst mehr zu achten, besser zu akzeptieren und heilsamer mit sich umzugehen. Jeder Mensch lebt in verschiedenartigen Beziehungen. Die achtsame Beziehungsgestaltung ist darauf gerichtet, dem Anderen mehr Beachtung zu schenken und einfühlsamer und maßvoller mit ihm umzugehen. Achtsames Verhalten will gelernt sein. Mit der Achtsamkeit Achtsamkeits-Meditation wird das Basisverhalten aufgebaut. Achtsames Verhalten im Alltagsleben wird durch Übung erworben. Dabei spielen Bewusstheit, Einfühlsamkeit und Behutsamkeit eine zentrale Rolle. Achtsamkeit im Buddhismus Im Buddhismus hat die Achtsamkeit (Pali: sati; Sanskrit: smṛti स्मृति ) einen zentralen Stellenwert: Achtsam sein bedeutet, ganz in der Gegenwart, im Hier und Jetzt zu sein und sich seiner Gefühle, Gedanken und Handlungen in jedem Augenblick voll bewusst zu sein (reine Wahrnehmung der Fülle, die sich im Augenblick bündelt, ohne sie zu beurteilen, einfach nur als Zeuge in sich ruhend). Buddhisten üben sich in Achtsamkeit vornehmlich durch Meditation. Buddhistische Meister betonen die Wichtigkeit, Achtsamkeit zu einer das ganze Leben prägenden und durchdringenden Geisteshaltung zu machen. Die Lehre von den vier Grundlagen der Achtsamkeit (Achtsamkeit auf den Körper, die Empfindungen, den Geist und die Geistobjekte) wird im Mahāsatipatthāna Sutta [15] (inhaltsgleich Satipatthāna Sutta [16] ), der Lehrrede von den Grundlagen der Achtsamkeit ausführlich dargelegt. Achtsamkeit ist das 7. Glied des achtfachen Pfades, der erste Punkt der Sieben Faktoren des Erwachens sowie die dritte der „Fünf Fähigkeiten“ (Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Sammlung, Weisheit) Literatur Psychologie/Psychotherapie • Christopher Germer, Ronald Siegel und Paul Fulton (Hrsg.): Achtsamkeit in der Psychotherapie. Arbor-Verlag, Freiamt im Schwarzwald, 2009, ISBN 978-3-936855-71-5 (Leseprobe) [17] • Thomas Heidenreich und Johannes Michalak (Hrsg.): Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie. Ein Handbuch. DGVT-Verlag, Tübingen 2004 (2006²) ISBN 978-3-87159-053-5 • Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams, John D. Teasdale: Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression. Ein neuer Ansatz zur Rückfallprävention. Tübingen: dgvt-Verlag, 2008, ISBN 978-3-87159-077-1. • Daniel Siegel: Das achtsame Gehirn. Arbor, Freiamt 2007 ISBN 3-936855-88-9 • John O. Stevens: Die Kunst der Wahrnehmung. Übungen der Gestalt-Therapie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 17.Aufl. 2006, ISBN 978-3-579-02278-9 (Orig.: Awareness: exploring, experimenting, experiencing. Bantam Books, 1972 ISBN 978-0-553-20557-2) • Halko Weiss und Michael E. Harrer: Achtsamkeit in der Psychotherapie. Verändern durch "Nicht-Verändern-Wollen" – ein Paradigmenwechsel? in: Psychotherapeutenjournal 9,1/2010,14 - 24 (online hier [18] ) mit Literaturverzeichnis (online hier [19]) und Diskussion mit abschließender Replik der Autoren, in: Psychotherapeutenjournal 9,3/2010,276 - 282 (online hier [20]) • Mark Williams, John Teasdale, Zindel V. Segal und Jon Kabat-Zinn: Der achtsame Weg durch die Depression. Freiamt: Arbor-Verlag, 2009, ISBN 3-936855-80-3. Buddhismus • Gunarantana, Henepola: Die Praxis der Achtsamkeit. Eine Einführung in die Vipassana-Meditation. Kristkeitz, Heidelberg 1996 ISBN 978-3-921508-77-0 • Thích Nhất Hạnh: Das Wunder der Achtsamkeit. Theseus, Stuttgart 2002 ISBN 3-89620-173-5 • ds.: Worte der Achtsamkeit. Herder, Freiburg ³2001 ISBN 3-451-27040-4 • Kornfeld, Jack: Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens. Kösel, München 1995 ISBN 978-3-466-34338-6 • ds. und Joseph Goldstein: Einsicht durch Meditation – Die Achtsamkeit des Herzens. Arbor, Freiamt 2006 ISBN 3-936855-38-2 • Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit. Beyerlein & Schulte 5. Auflage 2000 ISBN 978-3-931095-02-4 • Weber, Akincano Marc [21]: Achtsamkeit – ein Begriff zwischen den Welten. Teil 1 - Zur Psychologie buddhistischer Geistesgegenwart. in: Transpersonale Psychologie und Psychotherapie 15/2,2009,71 - 82 (online hier [22]) 4 Achtsamkeit • Weber, Akincano Marc [21]: Achtsamkeit – ein Begriff zwischen den Welten. Teil 2 - Buddhistische Geistesgegenwart in therapeutischer Praxis. in: Transpersonale Psychologie und Psychotherapie 1,2010,61 - 73 (online hier [23]) Sonstiges • Friedrich Hinze: Führungsprinzip Achtsamkeit – Der behutsame Weg zum Erfolg. Verlag Recht und Wirtschaft, Heidelberg 2001 • Friedrich Hinze: Acht Schritte zur Achtsamkeit. Ein Buch zum Tun und Lassen. Vandenhoeck & Ruprecht, 1. Auflage 2011, ISBN 978-3-525-40432-4 • Huppertz, Michael: Achtsamkeit - Befreiung zur Gegenwart. Achtsamkeit, Spiritualität und Vernunft in Psychotherapie und Lebenskunst. Junfermann, Paderborn 2009 ISBN 978-3-87387-727-6 • Huppertz, Michael: "Achtsamkeitsübungen - Experimente mit einem anderen Lebensgefühl". Junfermann, Paderborn 2011, ISBN 978-3-87387-785-6 • Kabat-Zinn, Jon: Im Alltag Ruhe finden. Das umfassende praktische Meditationsprogramm. Herder, Freiburg 1988 ISBN 3-451-05132-X • ds.: Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung. Das grundlegende Übungsprogramm zur Entspannung, Streßreduktion und Aktivierung des Immunsystems. Barth, Bern 1991, seit 2006 Fischer, Frankfurt (Fischer-TB 17124) ISBN 978-3-596-17124-8 • ds. und Myla Kabat-Zinn: Mit Kindern wachsen. - Die Praxis der Achtsamkeit in der Familie. Arbor, Freiamt 1998 ISBN 3-924195-40-4 • ds.: Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit. Arbor, Freiamt 1999 ISBN 3-924195-57-9 • ds.: Zur Besinnung kommen. – Die Weisheit der Sinne und der Sinn der Achtsamkeit in einer aus den Fugen geratenen Welt. Arbor, Freiamt 2006 ISBN 3-936855-17-X • Wilber, Ken: Einfach "Das". Tagebuch eines ereignisreichen Jahres. Fischer, Frankfurt 2001 ISBN 3-596-15072-8 • Weiss, Halko, Michael E. Harrer und Thomas Dietz: Das Achtsamkeits-Buch. Klett-Cotta, Stuttgart 2010 ISBN 978-3-608-94558-4 • Jessica Wilker: Das Einmaleins der Achtsamkeit – vom sorgsamen Umgang mit alltäglichen Gefühlen (ein 7-Tage-Selbstlernprogramm). Herder Verlag, 2011. ISBN 978-3451070853. CD • Brandt, Henrik und Steffen Grose: Weniger Stress durch Meditative Entspannung. Selbstverlag ISBN 978-3-9810367-0-1 • Hofmann, Claudio: Achtsamkeit. Anleitung für ein sinnvolles Leben. Klett, Stuttgart 2002 ISBN 978-3-608-94040-4 Weblinks • Achtsamkeit — ein Begriff zwischen den Welten von Weber, Akincano Marc [21] Teil 1, Zur Psychologie buddhistischer Geistesgegenwart. in: Transpersonale Psychologie und Psychotherapie 15/2,2009,71 – 82 (online hier [22]) und Teil 2, Buddhistische Geistesgegenwart in therapeutischer Praxis. in: Transpersonale Psychologie und Psychotherapie 1,2010,61 – 73 (online hier [23]) (jeweils PDF-Dateien) • Was ist sāti? Kurzinfos von Analayo [24], ausf.: Sati in den Pali Lehrreden ( [25] PDF-Datei; 202 kB) • Ingo-Wolf Kittel: Allgemeinverständliche Erläuterungen zum Wesen von Achtsamkeit [26] in Abgrenzung zu gewöhnlicher Aufmerksamkeit und Konzentration (s.a. hier [27]) • Antai-ji: Kritische Diskussion zum Thema "Achtsamkeit" Affengeist und Pferdewille [28] • Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit. Freie Version im Internet [29] • Forschung zum Thema Achtsamkeitsmeditation [30] mit weiterführender Literatur [31] • Deutscher Text der Mahásatipatthána Sutta [32] aus dem Pali-Kanon 5 Achtsamkeit • Anwendungsgebiete von Achtsamkeit und umfangreiche Linksammlung [33] Quellen [1] Auch Erinnerungen sind Vorstellungen! S. dazu Colin McGinn's fundamentale Klärungen in Das geistige Auge - Von der Macht der Vorstellungskraft. Darmstadt 2007 [2] s. Kap. 14 "Achtsamkeit und Konzentration" von Mahathera Henepola Gunaratana in: ds. Die Praxis der Achtsamkeit. Eine Einführung in die Vipassana-Meditation. (Kristkeitz, Heidelberg 1996) S. 161-169, vor allem Sati in den Pali Lehrreden ( (http:/ / www. dhamma-dana. de/ buecher/ Analayo_Sati_Pali_Lehrreden. pdf)) von Bhikkhu Analayo, dt. Übers. von: Mindfulness in the Pali Nikayas in: Buddhist Thought and Applied Psychological Research, K. Nauriyal, Routledge Curzon, London, pp. 229-249 - und neuerdings Akincano Marc Weber ( (http:/ / www. akincano. net/ ZurPerson. html)) Achtsamkeit - ein Begriff zwischen den Welten ( (http:/ / www. akincano. net/ PDF/ Geistesgegenwart-1. pdf)), Transpersonale Psychologie und Psychotherapie - Wissenschaft des Bewusstseins. 15/2, 2009 S. 17-82! - NB: die "Praxis der Konzentration" wird im Buddhismus als Shamatha (tib. Shine) bezeichnet [3] Charles Tart in "Hellwach und bewußt leben. Wege zur Entfaltung des menschlichen Potentials - die Anleitung zum bewußten Sein." (Scherz, Bern 1988, seit 1995 Arbor, Freiamt) Kap. 10 S. 127-154 [4] s. Chögyam Trungpa "Aktive Meditation. Tibetische Weisheit." (Walter, Olten [1972], 7.Aufl. 1988) S. 100 oder in Spirituellen Materialismus durchschneiden. (Theseus, Küsnacht 1989) S. 211 und S. 182, wo Chögyam Trungpa sogar von Mahavipassana spricht ( weiteres hier (http:/ / de. wikipedia. org/ wiki/ Diskussion:Achtsamkeit#Erg. C3. A4nzung_zur_Anm. _4_bei_den_Quellen)) [5] z.B. in "Jenseits von Hoffnung und Furcht. Gespräche über Abhidharma." (Octopus, Wien 1978) S. 96, wo von "panoramahafter Bewußtheit" die Rede ist, in "Der Mythos der Freiheit und der Weg der Meditation." (Theseus, Küsnacht 1989) S. 76 [6] s. oben und Anm.1 [7] Jon Kabat-Zinn Im Alltag Ruhe finden. Das umfassende praktische Meditationsprogramm, S. 75 [8] vgl.. http:/ / www. mbsr-deutschland. de/ achtsamkeit [9] Michael Huppertz, Achtsamkeit - Befreiung zur Gegenwart, Paderborn 2009, S. 73, S. 45ff [10] Matthias Michal Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychoanalyse. in: Heidenreich, Thomas und Johannes Michalak (Hrsg.): Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie. Ein Handbuch. Dgvt-Verlag, Tübingen 2004, S. 365 ISBN 978-3-87159-053-5 [11] Bundschuh-Müller: "Es ist was es ist sagt die Liebe..." Achtsamkeit und Akzeptanz in der Personenzentrierten und Experimentellen Psychotherapie. In: Heidenreich, Thomas und Michalak, Johannes (Hrsg.): Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie, Ein Handbuch, S. 365, Dgvt-Verlag 2004, ISBN 978-3-87159-053-5 [12] Akzeptanz und Commitment Therapie von Steven C. Hayes, Kirk D. Strosahl, und Kelly G. Wilson 2007 [13] Wengenroth, Matthias: Das Leben annehmen. So hilft die Akzeptanz- und Commitmenttherapie, Verlag Hans Huber 2008 ISBN 978-3-456-84512-8 [14] Neuere kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze zur Rückfallprävention bei rezidivierender Depression von Anne Katrin Risch und Ulrich Stangier (http:/ / content. karger. com/ ProdukteDB/ produkte. asp?Aktion=ShowPDF& ArtikelNr=96540& Ausgabe=232299& ProduktNr=0& filename=96540. pdf) [15] Gotama Buddha (überliefert): MahaSatipatthāna Sutta (http:/ / www. palikanon. com/ digha/ d22. htm) DN22 aus der Längeren Sammlung [16] Gotama Buddha (überliefert): Satipatthāna Sutta (http:/ / www. palikanon. com/ majjhima/ zumwinkel/ m010z. html) MN10 aus der Mittleren Sammlung [17] http:/ / www. arbor-verlag. de/ files/ 9783936855715. pdf [18] http:/ / www. psychotherapeutenjournal. de/ pdfs/ 2010_01/ ptj_2010_01_komplett. pdf [19] http:/ / www. psychotherapeutenjournal. de/ pdfs/ 2010_01/ ptj_2010_01_Weiss_Harrer_Literatur_zum%20Artikel. pdf [20] http:/ / www. psychotherapeutenjournal. de/ pdfs/ 2010_03/ Psychotherapeutenjournal_Gesamt2010_3. pdf [21] http:/ / www. akincano. net/ ZurPerson. html [22] http:/ / www. akincano. net/ PDF/ Geistesgegenwart-1. pdf [23] http:/ / www. akincano. net/ PDF/ Geistesgegenwart-2. pdf [24] http:/ / www. theravadanetz. de/ txt_sati. html [25] http:/ / bgm-projekte. de/ dd/ download/ Sati_in_den_Pali_Lehrreden. pdf [26] http:/ / www. connection. de/ magazintexte/ spirit/ aufmerksamkeit-und-achtsamkeit. html [27] http:/ / www. mbsr-deutschland. de/ achtsamkeit [28] http:/ / antaiji. dogen-zen. de/ deu/ affengeist. shtml [29] http:/ / www. palikanon. de/ diverses/ satipatthana/ satipattana. html [30] http:/ / www. mindfulness-research. net [31] http:/ / www. mindfulness-research. net/ v2/ index. php/ de/ literatur-2 [32] http:/ / www. palikanon. com/ majjhima/ zumwinkel/ m010z. html [33] http:/ / www. achtsamleben. at/ anwendung. html 6 ahoi 7 ahoi Ahoi (gesprochen [aˈhɔi̯]) ist ein Signalwort, um ein Schiff oder Boot anzurufen, und entstammt der deutschen Seemannssprache. Der Ruf galt als veraltet, ist aber mit zunehmender Beliebtheit des Segelsports wieder gebräuchlicher geworden. In Nebenbedeutungen dient ahoi als Gruß, Warnung oder Abschiedsformel. Im deutschen Brauchtum wird ahoi als regionaler Karnevals- beziehungsweise Fastnachtsgruß verwendet. Ursprungswort ist das englische ahoy. Die maritime Bezeichnung kommt in ähnlicher Aussprache und Schreibung in mehreren Sprachen vor. Als Gruß ist ahoj in Tschechien und der Slowakei alltäglich. Im Telefonverkehr in den USA setzte sich das von Erfinder Alexander Graham Bell vorgeschlagene ahoy nicht gegen Thomas Alva Edisons hello durch. Vorformen und Entstehung „a, hoy, hoay“ Der Ausdruck ist aus den beiden Bestandteilen a und hoy zusammengewachsen.[1] Die Partikel a wurde vorangestellt, um mehr Aufmerksamkeit hervorzurufen. Sie tritt „in ähnlichen Formen in verschiedenen indogermanischen Sprachen [auf], ohne dass unbedingt etymologische Verwandtschaft anzunehmen ist.“[2] Hoy geht auf einen gleichnamigen Ruf zurück, der in England gebräuchlich war, um Vieh anzutreiben.[3] Der früheste bekannte Beleg stammt von William Langland, der um 1393 in seinem mittelenglischen Versepos Piers Plowman („Piers der Pflüger“) schrieb: „And holpen to erie þis half acre with ’hoy! troly! lolly!“,[4] auf Deutsch sinngemäß: „Und half, diesen halben Acre mit Juchhe, Tirili und Tirila zu pflügen.“[5] Piers der Pflüger, Ochsen antreibend, Seeleute benutzten hoy in der Nebenform hoay. Der schottische Dichter William in einem Psalter des 14. Jahrhunderts Falconer, Autor eines nautischen Wörterbuchs, schrieb 1769: „If the master intends to give any order to the people in the main-top, he calls, Main-top, hoay! To which they answer, Holloa!“,[6] deutsch sinngemäß: „Wenn der Kapitän den Matrosen oben im Großmast Befehle zu geben beabsichtigt, ruft er: ‚Main-top, hoay!‘ Worauf sie antworten: ‚Holloa!‘“ Noch in zwei Fachwörterbüchern von 1805 wird wie bei Falconer als Ruf hoay, als Antwort holloa angeführt.[7] Ahoy ist darin nicht erhalten. Für die Ableitung des englischen Rufs ahoy vom an der Nordsee verbreiteten Schiffstyp Hoie, Heude (siehe unten) fehlen Nachweise.[8] Die einfachste Ansicht über ahoi hat der deutsche Sprachforscher Gustav Goedel formuliert: „Man muss sich hüten, tiefere Bedeutungen suchen zu wollen, wo keine sind. Das Wort ist eine einfache Interjektion, weiter nichts, gebildet und gewählt von dem Bedürfnis weithin gehört zu werden.“[9] Funktional mit hoy verwandt ist eine ähnlich lautende Gruppe von Ausrufen und Grüßen im germanischen Sprachraum: mittel- und neuenglisch hey, dessen Parallelform hi, deutsch und niederländisch hei, schwedisch hej,[10] ferner die niederländische Grußform hoi[11] und die gleichlautende alemannische Anrede. Die Vorformen des deutschen ahoi sind ah und hoi. Dabei verleiht ah einem Wunsch oder einer Aufforderung Nachdruck. hei und hoia haben aufmunternde Bedeutung.[12] ahoi 8 „ahiu, â hui“ Zwei Fundstellen in der mittelhochdeutschen Literatur zeigen ahoi-ähnliche Interjektionen. Ihre Formen weisen keine Verbindung zum mittelenglischen hoy auf, ihre Bedeutungen bieten wenig Anschluss an einen Ruf zur Kontaktaufnahme. Heinrich von Freiberg verwendete um 1290 in seiner Tristan-Bearbeitung zwei Mal ahiu zur Begrüßung: „ahiu, Parmenois Tristan!“, etwa „ahiu, Tristan von Parmenien!“, sowie „ahiu, wie schône sie het sich ûz gefêgetieret“, neuhochdeutsch „ahiu, wie schön sie sich herausgeputzt hat“. Ahiu ist bedeutungsgleich mit den ebenfalls hier auftretenden Interjektionen ahiv, ahiw und hiu.[13] Als Teil einer Wortgruppe mit ahî, ay und ahei, die Schmerz, Verlangen und Bewunderung ausdrückt, steht ahiu vor Ausrufe- und Wunschsätzen und in emphatischer Anrede.[14] Zwischen 1331 und 1341[15] formulierte Nikolaus von Jeroschin in seiner Kronike von Pruzinlant, der Chronik des Preussenlandes: „â hui! sô wêr ich hôchgemût / sô ich ir stirne sêhe blôz“,[16] neuhochdeutsch etwa „ach, was wär’ ich frohen Muts, säh’ ich ihre Stirne nackt“. Ahui gehört mit aheia, ahi und ahu zu einer Gruppe von Ausdrücken hochgemuter Freude, Hochachtung und ähnlicher positiver Haltungen.[17] Verbreitung und Verwendung Allgemeines Seeleute benutzten das Wort sicherlich länger, als es gedruckt nachweisbar ist. Mündliche Quellen sind nur als Liedertexte erhalten. Zu handschriftlichen Belegen etwa in Aufzeichnungen oder Briefen von Seefahrern fehlen Untersuchungen. Druckwerke haben deshalb hinsichtlich der zeitlichen und räumlichen Verbreitung der Ahoy-Wortfamilie nur begrenzte Aussagekraft. Das englische ahoy stellt die Ursprungsform dar und ist, in maritimer Verwendung zuerst für 1751 nachgewiesen, als Wort der Seemannssprache recht jung. Im Nord- und Ostseeraum ist die Gruppe um ahoy dicht belegt. Semantisch drückt sie eine Distanzänderung aus oder setzt sie voraus. Im ganzen Verbreitungsgebiet als Interjektion benutzt, kommen in einzelnen Sprachen außerdem Verwendungen als Verb (z. B. englisch „to ahoy“, deutsch „ahoi sagen“)[18] und als Substantiv (z. B. schwedisch „ohoj“, deutsch „das Ahoi“)[19] vor. Unklar ist, wie sich das Wort in Hafenstädten und auf Schiffen mit internationaler Besatzung ausgebreitet hat, insbesondere wie ähnlich lautende Interjektionen in einer Nachbarsprache die Übernahme dorthin behindert oder begünstigt haben. Im Deutschen wird der Adressat vor- oder nachgestellt, z. B. „‚Pfeil‘ ahoi!“ oder „Ahoi ‚Pfeil‘!“ Im schriftlichen Deutsch steht zwischen Anruf und Angerufenem kein Komma.[20] In anderen Sprachen ist dies uneinheitlich.[21] Deutsch Schifffahrt und maritime Prosa Der Begriff war deutschen Lesern in den 1840er Jahren noch weitgehend unbekannt. 1843 lautete die deutsche Übersetzung für das Wort å-hoj in einem schwedischen Roman noch „hiaho“ (siehe unten). 1847 wurden englisch ahoy mit „holla!“ ins Deutsche übersetzt und die Wendungen all hands ahoy!, all hands (a-)hoay! mit „Alles auf’s Verdeck! Überall! Überall!“[22] Frühe Nennungen von ahoi-Wörtern auf Deutsch (de), Schwedisch (sv) und Dänisch (da), 1837–1849. Die Harpunen bezeichnen Übersetzungen ins Deutsche Die frühesten Belege in deutscher Sprache stammen nicht aus seemännischen Sachtexten, sondern aus der maritimen Prosa. Zuerst ist das Wort 1837 im Roman Das Glückskind des Schriftstellers Carl Bernhard bezeugt, einer Übersetzung aus dem Dänischen durch den Autor selbst, die in Kopenhagen erschien: „‚Ahoi, ein Segler!‘ rief der ahoi 9 Matrose vom Mers.“[23] Als in Deutschland gedruckt ist das Wort erstmals 1846 in Heinrich Smidts Roman Michael de Ruiter. Bilder aus Holland’s Marine belegt: „… bestieg herr van W. mit dem sprachrohr die galerie und rief mit starker stimme: ‚schiff ahoi!‘ nicht lange darauf erschien auf der hütte jenes schiffes ein mann.“[24] 1847 wurde in der deutschen Übersetzung eines Romanes aus dem Schwedischen, in Emilie Flygare-Carléns Der Einsiedler auf der Johannis-Klippe, die Textvorlage „Båt, ohoj – hvarifrån, hvathän?“ mit „Boot, ohoi! Woher, wohin?“ wiedergegeben.[25] In Die Flußpiraten des Mississippi, 1848 erschienen, schrieb Friedrich Gerstäcker: „Boot ahoi! schrie da plötzlich der gebundene Steuermann.“[26] Der Däne Carl Bernhard sorgte 1837 für den mutmaßlichen Erstdruck des deutschen Wortes ahoi Heinrich Smidt war 1846 wohl der deutsche Erstautor des gedruckten deutschen Wortes ahoi Auf die Schwedin Emilie Flygare-Carlén geht der Erstdruck von deutsch ohoi 1847 zurück 1848 verbreitete Friedrich Gerstäcker ahoi in seinem Bestseller Die Flusspiraten des Mississippi Für den Weltreisenden Wilhelm Heine war der Ruf 1859 „üblich“.[27] Heine war allerdings mit amerikanischen Seeleuten unterwegs, die die bereits gebräuchliche englische Form benutzten. Für Deutsche in Livland an der Ostsee erklärte 1864 ein Wörterbuch noch den Gebrauch: „ahoi […], zweisylbig, und die zweite betont“.[28] In Deutschland im 19. Jahrhundert „insgesamt noch selten“,[29] um 1910 eine „moderne Nachahmung“[26] des englischen ahoy, ist der Begriff dann ungebräuchlich geworden.[30] Im nichtmaritimen Bereich wird ahoi auch zur Verabschiedung gebraucht.[29] In literarischer Verwendung, meist mit maritimer Thematik, erscheint ahoi etwa bei: • Paul Heyse (1900): „Er sah mit übermütig herausforderndem Blick zu den drohenden Wolken empor und ließ ein helles Ahoi! ertönen.“[31] • Carl Sternheim (1909) als Mitteilung an die Crew: „Eine Stimme vom Mast: Land ahoi!“[32] • Anna Seghers (1928): „Ein paar Burschen von vorn liefen auf eine Höhe, schrien Ahoi, winkten mit den Armen.“[33] • Hans Fallada (1934) als Warnruf: „Ahoi! Ahoi! Mann über Bord!“[34] • Friedrich Dürrenmatt (1951): „Ahoi! Die Segel gelichtet [sic!], weg, zu anderen Küsten, zu anderen Bräuten!“[35] • Günter Grass (1959): „Warum aber Matzerath winkte und solch einen Blödsinn wie ‚Schiff ahoi!‘ brüllte, blieb mir schleierhaft. Denn der verstand als gebürtiger Rheinländer überhaupt nichts von der Marine“.[36] • Hermann Kant (1972): „Da ging dieser Mensch aus dem Haus, sagte ahoi, Franziska, küßte einen auf die Nase, alles wie immer …“[37] • Ulrich Plenzdorf (1973): „Ahoi! Hast auch schon besser gehustet, no?“[38] In Liedern, die nach der Großseglerzeit komponiert wurden, stellte das Wort maritime Atmosphäre her, ohne noch dem traditionellen Gebrauch zu folgen. Wir lagen vor Madagaskar mit dem Refrainbeginn „Ahoi Kameraden“ entstand 1934 und kann als Fahrtenlied gelten. Der Schlager Schön ist die Liebe im Hafen mit den Ausgangszeilen im Refrain „Auch nicht mit Fürsten und Grafen / Tauschen wir Jungens, ahoi!“ beruht auf einem Walzerlied, ebenfalls von 1934.[39] Bei den Edelweisspiraten wurde ahoi wohl von tschechischen Jugendlichen übernommen[40] und auch nach ihrem Verbot 1933 als Gruß gebraucht.[41] ahoi 10 Paul Heyse ließ im Jahr 1900 mit ahoi die Naturgewalten anrufen Friedrich Dürrenmatt fand 1951 die Interjektion ahoi hörspieltauglich Günter Grass ironisierte 1959 den Gebrauch von ahoi durch Landratten Hermann Kant setzte ahoi 1972 als Wort der Verabschiedung ein Wassersport Hobbysegler haben ahoi von den Berufsschiffern übernommen. Von 1884 bis 1887 erschien das Blatt Ahoi!, zunächst als Zeitschrift für deutsche Segler, dann für den Wassersport.[42] Als „Ruf der Segler“ ist ahoi in den 1920er Jahren für den Bodensee belegt.[43] Mit zunehmender Beliebtheit des Wassersports kam er seit den 1960er Jahren wieder auf. Seither wird ahoi! auch als Formelgruß an einen Funktionsträger an Bord benutzt, z. B. „Käptn ahoi!“, oder ganz ohne Zusatz. Die Verwendung gilt unter Professionellen als unseemännisch, und „diesen Aufschrei [‚ahoi!‘] vermeiden Sie lieber ganz. Sein Gebrauch wird an Bord übel vermerkt und kann die ganze Sphäre des mühsam geschaffenen Vertrauens zerstören. Dieses schon gestorbene Wort haben die Schlagerdichter wieder aufpoliert.“[44] Eine Schlauchbootwerft verbreitete von 1964 bis 1992 ihre Kundenzeitschrift Wiking ahoi. Karneval/Fastnacht Ahoi ist wie helau und alaaf ein Narrenruf zu Karneval beziehungsweise Fastnacht. Nachdem Schiffer, Hafenarbeiter und Fischer des Binnenlandes den Ausdruck von der Küste übernommen hatten, popularisierten ihn die Karnevalsvereine.[45] In den Umzügen grüßt die Besatzung eines Narrenschiffs das Volk am Straßenrand mit Ahoi! und erhält denselben Gruß zurück. Traditionell ist er in der Albrecht Dürers Narrenschiff (1495). In Kurpfalz verbreitet,[46] etwa in Mannheim mit „Monnem ahoi“ oder Karnevalsumzügen grüßt die Besatzung eines Narrenschiffs das Publikum mit ahoi! „Mannem ahoi!“[47] und in Ludwigshafen,[48] aber auch in [49] angrenzenden Gebieten wie dem nordbadischen Altlußheim sowie im südthüringischen Wasungen, dort mit „Woesinge ahoi!“[50] Auf dem Backfischfest der Fischerzunft in Worms wird ebenfalls mit „ahoi“ gegrüßt.[51] Auch jüngere Karnevalsaktivitäten, etwa in einem norddeutschen Verein[52] oder in einer Kölner Neugründung,[53] verweisen auf den Ruf. Militär Das Wehrmachts-Krad Phänomen Ahoi aus Zittau wurde,[55] und in der Royal Navy.[56] In der deutschen und der österreichischen Marine wurden vor dem Ersten Weltkrieg Boote, die sich einem vor Anker liegenden Kriegsschiff näherten, mit „Boot ahoi!“ angerufen, um festzustellen, wer darin ist. Die Antworten von den Kriegsschiffbooten hingen von der höchstgestellten Person an Bord ab: „Standarte!“ beim Herannahen mit einer „Fürstlichkeit“ an Bord, „Flagge!“ mit einem Admiral, „Ja, ja!“ mit Offizier und „Nein, nein!“ ohne Offizier.[54] Ähnliches galt mit „boat ahoy“ in der U.S. Navy, wo das Verfahren 1893 erstmals geregelt ahoi 11 Von den deutschen Kriegsschiffen zwischen 1815 und 1945 hieß nur ein Motorboot der Kriegsmarine Ahoi. Es wurde 1940 übernommen, trug den Namen also vermutlich bereits vorher, und fuhr auf dem Kaiser-Wilhelm-Kanal. Im Juni 1945 erhielt es der Eigner J. Pieper & Co. zurück.[57] Das 1942 in Dienst gestellte deutsche Schleuderschiff Bussard wurde als Kriegsbeute der USA 1947 an die belgische Reederei Heygen in Gent verkauft und in Ahoy umbenannt. In Zittau stellten die Phänomen-Werke Gustav Hiller von 1940 bis 1943 unter der Bezeichnung Phänomen Ahoi 125-Kubikzentimeter-Motorräder für die deutsche Wehrmacht her.[58] „Nebel – ahoi!“ ist der Ruf der ABC-Abwehrtruppe der Bundeswehr und gehört offiziell zum militärischen Brauchtum des Heeres.[59] Der Ruf geht auf die Nebeltruppe zurück, eine Kampfgruppe der Wehrmacht ab 1935, die das Gefechtsfeld chemisch einzunebeln und schlagartig mit Massenfeuer Flächenziele zu vernichten hatte,[60] und „entstand aus Freude über einen gelungenen Nebeleinsatz, wenn also der Nebel ‚gut im Ziel lag‘.“[61] Brausepulver Ahoj heißt ein 1925 in Stuttgart entwickeltes Brausepulver. Nach dem Ruf ahoi benannt, wird es seit 1930 mit der Abbildung eines Matrosen und einer mit „Ahoj“ beschrifteten Flagge beworben. Zu dieser Zeit waren Matrosenanzüge als Kinderkleidung in Mode.[62] Auch in den USA ist die Markenbezeichnung im Süßwarensegment bekannt. Chips Ahoy! ist dort eine populäre Keksmarke des Lebensmittelkonzerns Nabisco, deren Name mit dem Anruf „ships ahoy!“ spielt.[63] Viehtrieb Einen Einzelfall stellt åhoi als Ruf an das Zugvieh zum Langsamgehen an. Er ist Matrosenlogo des vor dem Ersten Weltkrieg für das Erzgebirge bezeugt und wurde wie eha und Ahoj-Brausepulvers oha, ooha(a) verwendet.[64] Hier kann eine Kombination aus zwei Interjektionen wie im Mittelenglischen vorliegen, jedoch stammt die erste möglicherweise von erzgebirgisch eh „ein, inne“ wie ee halten „an-, ein-, innehalten“.[65] Ein Lemma åhoi, ahoi oder ohoi fehlt im neuen Standard-Wörterbuch für diese Sprachregion.[66] In einem Tal des Triglav-Gebirges in Slowenien unterhielten sich Hirten mit Ohoi!-Rufen über weitere Strecken, wie ein Bericht von 1838 erwähnt.[67] Englisch Frühe Belege Frühe Nennungen englischer ahoi-Wörter, 1751–1792 Als frühester englischer Beleg gilt ein Ausruf in Tobias Smolletts The Adventures of Peregrine Pickle (1751): „Ho! the house a hoy!“,[68] deutsch zeitgenössisch mit „Holla, he da, Wirtshaus!“ übersetzt.[69] Der Rufer war Seemann. Eine frühe fachsprachliche Erwähnung stammt aus William Falconers Marine-Wörterbuch von 1780: „The usual expression is, Hoa, the ship ahoay!“,[70] deutsch: „Der übliche Ausdruck ist: „Hoa, Schiff ahoi!“ Die Erstausgabe des Wörterbuchs hatte 1769 noch die Vorform hoay genannt.[71] In den 1780er Jahren wurde ahoy in London bereits auf der Bühne als Kolorit für maritime Themen eingesetzt und erreichte damit ein breiteres Publikum. In der Komödie The Walloons, deutsch: Die Wallonen, 1782 vom Dramatiker Richard Cumberland inszeniert, leitete der Ruf eine Anrede ein: „Ahoy! you Bumboat, bring yourself this way“,[72] deutsch etwa: „Ahoi! Du Bumboat, komm einmal her.“ Der Text wurde 1813 posthum veröffentlicht. In einer anderen, ebenfalls später belegten frühen Quelle drückte ahoy ein Heranrufen aus. Im Text eines Shantys, eines Arbeitsliedes der Matrosen, war ahoy wahrscheinlich 1789 öffentlich zu hören, als der englische Komponist ahoi 12 und Schriftsteller Charles Dibdin (1745–1814) sein Varieté-Programm The Oddities in London aufführte.[73] Es enthielt sein Lied Ben Backstay über einen Bootsmann mit der Beschreibung: „And none as he so merrily / Could pipe all hands ahoy“,[74] deutsch sinngemäß: „Und niemand sonst konnte so fröhlich alle Matrosen an die Arbeit pfeifen.“ Gedruckt erschien der Text erst 1826.[75] Tobias Smollett verwendete erstmals 1751 die Wortform a hoy, noch nicht maritim Richard Cumberland benutzte wohl 1782 die heutige Wortform ahoy Charles Dibdin ließ 1789 wahrscheinlich ahoy in einem Varieté-Lied singen Samuel Johnson etablierte 1824 ahoy im englischen Wortschatz Konsolidierung Im Wörterbuch von Samuel Johnson, Ausgabe von 1799, fehlt ahoy (gesprochen [əˈhɔi]) noch, wurde aber in der Ausgabe von 1824 als „fast so wichtig wie holla“ bezeichnet und mit dem Zitat von Cumberland 1813 belegt.[76] Der erste Eintrag in dieses weit verbreitete Nachschlagewerk kann als Aufnahme in den etablierten Wortschatz des Englischen gelten. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann das Wort in viele Nachbarsprachen abzustrahlen. Eine Spekulation von 1835 über die Herkunft aus französisch oyez, deutsch „hört!“ bedeutet eine frühe philologische Beschäftigung mit dem Wort.[77] Schon zuvor trat es in metaphorischem Zusammenhang auf. In der US-amerikanischen Handelsstadt Philadelphia begann 1819 ein Prediger, eine Seemannskirche aufzubauen. Seinen Memoiren zufolge grüßten ihn die Matrosen mit „Schiff ahoi“ und fragten, wohin die Fahrt gehe. Der Prediger antwortete: „Zum Hafen von Neu-Jerusalem. Wir segeln unter dem Admiral Jesus, einem guten Kommandanten. Wir brauchen Männer.“ Wie bei einem Heuergespräch sagten die Matrosen: „Nun, wir kommen herein und hören uns Eure Bedingungen an.“[78] Die Nebenform ohoy Als Synonym für ahoy ist die Nebenform ohoy früh bezeugt.[79] In einer Anekdote, abgedruckt 1791, lautete der ironische Gruß eines Kapitäns, der seinen neu eingekleideten und nun wie ein stämmiges Romney-Schaf[80] aussehenden Bootsmann im Theater traf: „Ohoa, the boatswain, the Romney, Ohoy!“ Der antwortete „Holloa“ und verschwand.[81] Der schottische Dichter Thomas Campbell veröffentlichte 1821 ein Spottgedicht, in dem ein Reiter rief: „Murderer, stop, ohoy, oh!“[82] 1836 schrieb der schottische Romancier Allan Cunningham: „Ohoy, Johnnie Martin! Ohoy, Tom Dempster! be busy my merry lads, and take me on board“,[83] deutsch etwa: „… eilt euch, gute Kerls, und nehmt mich an Bord.“ Die Form „ohoy“ wurde in mehrere nordische Sprachen entlehnt. Niederländisch, Friesisch Ein Romney-Schaf, dessen Erscheinungsbild 1791 den Erstabdruck von ohoy auslöste ahoi 13 Herkunftstheorien Wenn der Ursprung von ahoi im Niederländischen liegen sollte,[45] kommt hoy von hoie, dem Namen eines Seglers, der heute unter der Bezeichnung Hoie oder Heude bekannt ist.[84] Dieser verbreitete Schiffstyp beförderte Passagiere und Fracht längs der Nordseeküste und über den Ärmelkanal. „An Hoye of Dorderyght“, aus der holländischen Handelsstadt Dordrecht, wird 1495 in einem Brief erwähnt; zwei Jahre später taucht „an hoye of Andwarpe“, in den Akten des englischen Königs Heinrich VII. auf. In einer Reisebeschreibung von 1624 kommt der allerdings zu Übertreibungen neigende Kapitän John Smith für die Region zwischen Vlissingen und dem IJsselmeer auf eine gewaltige Zahl von Segeln: „Holland and Zeeland hath twenty thousand saile of Ships and Hoies.“[85] Direkte Belege für eine Herkunft von ahoi aus der Partikel a und dem Substantiv hoie fehlen jedoch. Der Ruf gilt in der niederländischen[86] und deutschen[1] Sprachforschung als Übernahme aus dem Englischen. Dafür sprechen die Dichte der Belege im Englischen und deren Fehlen im Niederländischen sowie Zweifel an der Vermutung, dass in der Frühneuzeit eine einzelne Schiffsbezeichnung wortbildend sein konnte, selbst wenn sie verbreitet war. Der Zusammenhang von ahoi und hoi, einer im Niederländischen verbreiteten Anredeform, ist unklar. Hoi, bereits 1552 als Jauchzer belegt, kann eine Kurzform von ahoi sein oder ahoi eine Erweiterung von hoi. Wahrscheinlich gehört hoi aber zu einer Gruppe von Rufen wie hó, hé und ist mit ahoi nicht enger verwandt.[11] Quellenlage Im Niederländischen kommen aho(o)i, ahoy und ehoi[87] eher selten vor und sind in zahlreiche Fachwörterbücher nicht aufgenommen.[88] Möglicherweise liegt dies an der Verbreitung des ähnlichen, schnelleren Anrufs hoi. Die Quellenlage zur frühen Verwendung des Wortes ist mangelhaft, weil ahoi im Woordenboek der Nederlandsche Taal (WNT) kein eigenes Lemma erhielt, obwohl dieses Großwörterbuch auch Interjektionen erfasst.[89] Auch in den Ergänzungslieferungen der letzten Jahrzehnte zum WNT fehlt dieser Eintrag.[90] Innerhalb der Einträge im WNT stammen die frühesten Belege, die Formen von ahoi enthalten, aus der Zeit um 1900. In einem 1897 erschienenen Mädchenbuch schrieb die Schriftstellerin Tine van Berken: „A-hoi! A-hoi! riep Beer onvermoeid, de hand trechters gewijze aan de mond“, deutsch „… rief Beer unermüdlich, die Hand trichterförmig am Mund.“[91] 1908 ließ der Schriftsteller George Frans Haspels Sturmgewalten „met donderend ahoei“, deutsch „mit donnerndem Ahoi“, auf die Küste prallen.[92] Hier ist die Bedeutung zu Lärm oder Begrüßung erweitert.[86] Die Schreibung ahoei, [a ˈhuːi] gesprochen, enthält zudem ein lautmalerisches Element, falls Haspels mit [huːi] auf das Geräusch des Windes anspielte. In den 1950er Jahren galt ahoi als „veraltet“.[93] Der Ausdruck ist aber noch allgemein bekannt.[86] Belege für einen Gebrauch von ahoy im Friesischen fehlen in Großwörterbüchern für diese Sprache.[94] Ahoy in Rotterdam Veranstaltungskomplex Ahoy Rotterdam, Haupteingang, 2007 Ahoy lautet die Kurzform für das Ahoy Rotterdam, ein großes Veranstaltungszentrum in den Niederlanden.[95] Es bestand zunächst aus einer Halle der 1950 veranstalteten Ausstellung Rotterdam Ahoy! zum Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt und hieß anfangs Ahoy'; der Akzent sollte an das Ausrufezeichen der Ausstellung erinnern.[96] 1968 siedelte es in den Stadtteil Charlois um, wo mit der Zeit ein ausgedehnter Baukomplex entstand.[97] Aus Charlois stammte das 1955 gegründete Tamboer- en Trompetterkorps Ahoy, deutsch Tambour- und Trompeterkorps Ahoy. Ob es so benannt wurde, weil das maritim inzwischen als veraltet geltende ahoy in Rotterdam seinerzeit Aufbaugeist ausdrückte, ist nicht ahoi 14 erforscht. Der Spielmannszug trat erstmals am Koninginnedag 1956 auf und wurde mit seinem innovativen Figurenlaufen, zuvor unüblichen Wechselgesängen und schneller Marschmusik bekannt. 1962 gewann er einen 1. Preis im Wereld Muziek Concours in Kerkrade und spielte später auf dem Sanremo-Festival. Aus Mangel an Nachwuchs löste sich das Korps 2003 auf.[98] In Hamburg entstand 1975 das Show-Musikkorps Ahoy-Hamburg.[99] Die innovative Premiere des Tamboer- en Trompetterkorps Ahoy, Rotterdam 1956 Nordische Sprachen Formen Skandinavische Sprachen haben Abkömmlinge der englischen Formen ahoy und ohoy in vielen Schreibungen aufgenommen. Im Dänischen sind es ahoj[100] und ohoj,[101] im Norwegischen ohoi,[102] im Schwedischen ohoj und å-hoj.[19] Im Isländischen kann ohoj mit vorgestelltem englisch ship kombiniert sein;[103] als Anrufung tritt die Form Sjipp og hoj auf.[104] Frühe Belege Erstmals benutzte der dänische Romancier Andreas Nikolai de Saint-Aubain, der unter dem Pseudonym Carl Bernhard veröffentlichte, 1837 die Wendung: „‚Ahoi, en Sejler!‘ raabte Matrosen fra Mærset“.[105] Saint-Aubins Übersetzung ins Deutsche aus demselben Jahr, „‚Ahoi, ein Segler!‘, rief der Matrose vom Mers“, ist zugleich die früheste belegte Nennung im Deutschen. Die schwedische Autorin Emilie Flygare-Carlén schrieb 1842: „Örnungen reddes till en ny färd på den klarnade böljan; manskabet skrek sitt muntra ‚å-hoj!‘“[106] Der deutsche Übersetzer von 1843 vermied å-hoj und formulierte: „Der junge Adler ward zu einer neuen Fahrt durch die klaren Wellen in Bereitschaft gesetzt; die Mannschaft ließ ihr munteres Hiaho erschallen.“[107] In der englischen Übersetzung von 1844 heißt es hingegen: „The crew of the young Eagle […] shouted their cheerful ahoys.“[108] 1846 schrieb Flygare-Carlén: „Båt, ohoj – hvarifrån, hvathän?“, deutsch „Boot, ohoi – woher, wohin?“[109] Noch in zwei englisch-dänischen Wörterbüchern von 1863 ist ahoy mit „Hey! Holla!“[110] und „holla! heida!“[111] übersetzt. ahoi 15 Finnisch Im nicht zur germanischen Sprachfamilie gehörenden Finnischen ist die Interjektion aus schwedisch ohoj zur Form ohoi entlehnt. In einem deutsch-finnischen Wörterbuch wurde deutsch ahoi mit finnisch hoi angegeben.[112] Eine Übersetzung von englisch ahoy ins verwandte Estnische nennt ahoi.[113] Tschechisch und Slowakisch Herkunftstheorien In den beiden Binnenländern Tschechien und Slowakei, 1918 zur Tschechoslowakei vereint und 1992 verselbständigt, ist ahoj (gesprochen [aɦɔj], ahoj) als Gruß alltäglich. Zu den vielen im Verbreitungsgebiet kursierenden Erklärungen dafür[114] gehört: • Tschechische Seeleute brachten den Ruf aus Hamburg mit. Die Spedition Tschechoslowakische Elbe-Schifffahrt[115] betrieb den dortigen Moldauhafen, 1929 an die Tschechoslowakei verpachtet, als Terminal für den Frachtverkehr, komplett mit Wohnschiff Praha. Tschechoslowakisches Frachtschiff im Hamburg-Verkehr auf der Elbe bei Magdeburg, 1965 • Wenn der Landgang tschechischer Matrosen in den Industriehäfen an Moldau und Oberelbe endete, warnten die Mädchen aus den Hafenbars ihre Freier zum Abschied vor ihrer Berufskrankheit Syphilis mit dem Wortspiel hoj/(ne)hojit: „A hoj! Kdo nehojil, tomu upad“, deutsch „Und holla! Wer ihn nicht geheilt hat, dem ist er abgefallen!“ • Seeleute der tschechoslowakischen Handelsmarine mit ihren zeitweilig 13 Hochseeschiffen brachten das Wort in den Sommerurlauben mit. • Über die ursprünglich aus Böhmen und Mähren stammenden evangelischen Herrnhuter Brüder, die im 18. Jahrhundert nach Amerika zogen, floss maritimes Wissen, auch um diese Anrufung, zurück in die alte Heimat. Ein Fake ist die Rückführung des internationalen Rufs auf einen böhmischen Seemann des 17. Jahrhunderts.[116] nazdar, ahoj, čau Tatsächlich geht die Verbreitung von ahoj auf die 1920er Jahre zurück, als tschechische Jugendliche und Studenten das Kanufahren auf den südmährischen und -böhmischen Flüssen popularisierten.[45] Die Kanuten bildeten eine Art Wandervogelbewegung; manche nannten sich trampové, Tramps, oder skauti, Scouts, Pfadfinder. Schon in den 1930er Jahren sahen tschechische Sprachforscher in diesen skauti Träger und Verbreiter des ahoj.[117] Die Gruppen bildeten eine romantische Opposition gegen das als nationalistisch empfundene tschechische Bürgertum. Dessen Sokol-Sportvereine mit ihrer Vorliebe für die traditionelle Gymnastik passten nicht zur Aufbruchstimmung der Jugendlichen, die deswegen einen als international und schick empfundenen Sport mit eigenem Gruß kultivierten. Sie stellten ihr aus der Seemannssprache stammendes ahoj, möglicherweise aus dem Niederdeutschen übernommen,[118] gegen den Sokol-Ruf nazdar, deutsch etwa Heil wie in Ski Heil. Nazdar war in der tschechischen und tschechoslowakischen Gesellschaft allgemein gebräuchlich, doch innerhalb weniger Jahrzehnte legte sich das modernere ahoj über den dadurch ältlich werdenden Ausdruck. ahoi 16 Zur Verbreitung des ahoj hat die ironisierende tschechische und slowakische Sprachlust beigetragen. In der Slowakei kursieren ahoj-Abkömmlinge wie das verniedlichende „ahojček“, deutsch etwa „Ahoichen“, das zum Trinkergruß taugende „ahojka“, „Prösterchen“, ferner die Plural-Anrede „ahojťe“, „ahoi, Ihr!“ sowie die grammatisch korrekte Wir-Form „ahojme sa“, „wir ahoien, wir sagen ahoi“.[119] Im Tschechischen wie im Slowakischen wird ahoj langsam vom wiederum als moderner empfundenen „čau“ verdrängt, das vom italienischen Gruß ciao stammt. Dies soll bemerkbar gewesen sein, seit die tschechoslowakische Regierung in den 1960er Jahren die Aufführung von italienischen Kinofilmen zuließ.[120] Jugendkulturelle Benennungen Graffito an einer Hauswand in Bratislava, 1997 Die zum Verlag Melantrich in Prag gehörende Tageszeitung České slovo (deutsch Tschechisches Wort) nannte eine von 1933 bis 1943 erschienene humoristische Beilage Ahoj na neděli (deutsch Ahoi am Sonntag). Sie wurde freitags verbreitet, „um die Tramps rechtzeitig mit ihrer Wochenendlektüre zu versehen.“[121] Von 1969 bis 1997 erschien im České slovo-Nachfolger Svobodné slovo (deutsch: Freies Wort) die Freizeitbeilage Ahoj na sobotu, deutsch Ahoj am Samstag.[122] Mit amtlichem Namen Ahoj heißt ein Distrikt im Stadtteil Nové Mesto der slowakischen Hauptstadt Bratislava.[123] Dort trafen sich vor dem Zweiten Weltkrieg, als die Gegend noch kaum bebaut war, Jugendliche.[124] Der Autohersteller Škoda benannte 2001 seine Konzeptstudie für einen Kleinwagen Škoda Ahoj![125] Spottwort in Theresienstadt Im Konzentrationslager Theresienstadt nannten tschechisch sprechende Juden einen an die tschechische Gesellschaft assimilierten, nicht mehr gläubigen Insassen spöttisch Ahojista, deutsch etwa „Ahojist“. Ein jüdisch-tschechischer Assimilant, der sich gegenüber den jüdischen Verwaltungsstellen im Lager aus Opportunismus als Zionist ausgab, hieß Šahojista, das aus den Grüßen Schalom und Ahoj zusammengesetzt war.[126] Akronyme Im von Deutschland besetzten Tschechien, dem Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, konnte ahoj als Akronym für die Parole „Adolfa Hitlera oběsíme jistě“, deutsch: „Klar, wir hängen Adolf Hitler“, verstanden werden.[127] Unter kommunistischer Regierung entwickelte sich ahoj auch im slowakischen Landesteil zum Initialwort. Seit dem Kirchenkampf von 1950 galt es als Abkürzung für die Trostformel Aj hriešnych ochraňuje ježiš, deutsch Jesus schützt auch die Sündigen, oder für das lateinische ad honorem jesu, deutsch Jesus zur Ehre.[128] Demonstrativ benutzten es katholische Jugendliche untereinander. Selbst Pfarrer sprachen die Gläubigen von der Kanzel herab damit an.[129] USA, Telefonverkehr In den USA konkurrierten die beiden Erfinder Alexander Graham Bell und Thomas Alva Edison nicht nur um die Technik der Telefonie, sondern auch um das Wort, mit dem ein Telefonat eröffnet werden sollte. Bell favorisierte ahoy, benutzte den Ruf bis an sein Lebensende[130] und gab an, niemals „hello“ gesagt zu haben.[131] Edison forderte hello und entschied diese Auseinandersetzung innerhalb weniger Jahre für sich. Angaben über die Dichotomie von ahoy und hello in der Frühphase der Telefongeschichte sind widersprüchlich. ahoi 17 Bells ahoy Die nach Bells Tod verbreitete Überlieferung, dass Ahoy! Ahoy! die ersten Worte gewesen seien, die durch ein Telefon gesprochen wurden,[132] trifft nicht zu. Eine Übertragung von Sprache gelang bereits früheren Erfindern von Telefonen. Zudem waren Bells erste Worte, am 10. März 1876 über Draht an seinen Mechaniker Thomas A. Watson im Nebenraum gerichtet: „Mr. Watson – Come here – I want to see you.“[133] Belegt ist Bells Wortgebrauch, seit das frühe Telefon Wechselsprache und nicht nur Einwegnachrichten übertragen konnte. Beim ersten öffentlich geführten Telefonat in beide Richtungen, mit einer Leitung zwischen Boston und dem zwei Meilen entfernten East Cambridge am 9. Oktober 1876, benutzte er die maritime Anrufung. Watson, den ein technisches Problem aufgehalten hatte, erinnerte sich: „Lauter und vernehmlicher, als ich sie je zwischen zwei Räumen vernommen hatte, vibrierte Bells Stimme [vom Relais] und rief: ‚Ahoy! Ahoy! Sind Sie da? Was ist los?‘ Ich konnte sogar hören, dass er heiser wurde, weil er die ganze Zeit gerufen hatte, während ich durch das Fabrikgebäude lief. Ich ahoite zurück und konnte seinen Stoßseufzer hören, als er mich fragte: ‚Wo waren Sie denn die ganze Zeit?‘“[134] Alexander Graham Bell, der sein ahoy in den 1870er Jahren nicht als Telefongruß durchsetzen konnte, für einen Werbefilm 1926 von einem Schauspieler dargestellt Ende Oktober 1876 eröffnete Bell regelmäßig seine Telefonate mit Watson innerhalb Cambridges mit der Frage: „Ahoy, Watson, are you Das Gebäude in Cambridge, in dem Bell am 9. there?“[135] Am 3. Dezember 1876 benutzte Bell den vertrauten[136] Oktober 1876 seinen Assistenten Watson mit Ausdruck wieder, als er mit Watson vor Publikum ein Ferngespräch ahoy anrief, der Beginn des ersten öffentlich über 143 Meilen Telegrafendraht der Eastern Railroad nach North geführten Telefonates Conway in New Hampshire mit den Worten eröffnete: „Ahoy! Ahoy! Watson, are you there?“[136] Am 12. Februar 1877, als sich Watson in Salem aufhielt und Bell in Boston, begann Watson das öffentliche Gespräch mit „Ahoy! Ahoy!“[130] Für eine von Bell verwendete Form ahoy-hoy[137] als Verschleifung seines üblich gewordenen doppelten ahoy ahoy[138] fehlen Belege. Ahoy-ahoy soll ferner der erste Testruf eines Telefonisten gewesen sein und datiert dann vermutlich aus dem Jahr 1878. Als Sprecher in Betracht kommen George Willard Coy, der am 28. Januar 1878 in New Haven, Connecticut eine kommerzielle Telefonvermittlung eröffnete und zum ersten hauptberuflich arbeitenden operator wurde, oder der junge Louis Herrick Frost, der erste regulär angestellte boy operator.[139] ahoi 18 Edisons hello Edison befürwortete die Verwendung des Rufs hello. Am 18. Juli 1877, als ihm die erste Tonaufzeichnung glückte, rief er noch das verbreitete[140] halloo in das Mundstück seines Phonographen.[141] Frühester Beleg für die Verwendung von hello am Telefon ist ein Brief Edisons vom 5. August 1877 an einen Geschäftsfreund: „I do not think we shall need a call bell as Hello! can be heard 10 to 20 feet away“, deutsch: „Ich glaube nicht, dass wir eine Rufglocke brauchen werden, weil Hello! 10 bis 20 Fuß weit gehört werden kann.“[141] Späteren Erinnerungen zufolge war der Gebrauch von hello 1878 in Edisons Laboratorium üblich,[142] wenngleich Edison entgegen ersten Thomas Alva Edison machte das zuvor wenig Nachforschungen[141] hello nicht entwickelt hatte. Die Anrede ist in bekannte hello zum Kommunikationsstandard. den USA bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Aufnahme nach 1877 nachweisbar[143] und geht mit Formen wie hullo, hallo und halloa auf das seit dem 16. Jahrhundert belegte hollo zurück.[144] Dessen im maritimen Bereich gebräuchliche Nebenform holloa wurde ab etwa 1800 teilweise von ahoy ersetzt.[145] Unterlegenes ahoy Wie sich Edison gegen Bell durchsetzte, ist bisher nicht untersucht. In der Literatur werden soziale und technische Gründe genannt. Der gesellschaftliche Bedarf nach einem Kurzwort war groß, denn zunächst wurden Anreden wie „What is wanted?“[146] oder „Are you ready to talk?“, deutsch: „Was wird gewünscht?, Sind Sie gesprächsbereit?“ benutzt. Eines Tages soll Edison einfach „hello“ gerufen haben, anstatt das Telefonat mit „unamerikanischen“ Umständlichkeiten zu beginnen.[147] Hello, noch nicht mit Konventionen belegt, erlaubte, schnell zur Sache zu kommen.[138] Zudem verlangte ahoy traditionell die Beifügung eines Namens, was zu Beginn eines anonym eingehenden Telefonats nicht möglich war. Als Seemannsausdruck galt es zudem als zu männlich, seit Frauen als Telefonvermittlerinnen eingestellt wurden. Ahoy war, wie der US-Kolumnist William Safire zusammenfasste, „für Land- und Telefonratten“ zu maritim und als Formel zu wenig auf Konversation ausgerichtet.[148] Technisch verfolgten Bell und Edison bei ihren Entwicklungsarbeiten verschiedene Konzepte. Während Bell den Kunden bei Gesprächsbedarf je neue Gesprächsverbindungen anzubieten plante, favorisierte Edison zunächst Standleitungen, die zwischen den Teilnehmern ständig offen blieben. Um einen Angerufenen ans Telefon zu bekommen, hielt Edison 1877 ein lautes Rufwort, das über längere Distanz gehört werden konnte, für nötig. In Betracht kam eine durch die Telefonleitung hörbare Glocke, deren englische Bezeichnung bell Edison aber an seinen Konkurrenten erinnerte. Als sich Bells Konzept der Einzelverbindungen durchsetzte, begann Edison zwar die dafür nötigen Vermittlungsschränke zu bauen, soll in der Gebrauchsanleitung für die Vermittlerinnen aber seine Meldung hello vorgeschrieben haben.[149] Hello setzte sich in New York schon 1880 durch.[150] Die Teilnehmer der ersten Konferenz der Telefongesellschaften im November 1880 in Niagara Falls trugen eine Plakette mit dem Aufdruck Hello zur Begrüßung.[141] Hello girl als Bezeichnung für die jungen Frauen in den Rufvermittlungen ist seit 1883 Mark Twain popularisierte 1889 die Bezeichnung hello girls für Telefon-Vermittlerinnen. Porträt von 1890 belegt[151] und vom US-amerikanischen Schriftsteller Mark Twain 1889 popularisiert.[152] ahoi 19 Rezeption William Safire formulierte, auf die Zerlegung des US-Telefonmonopolisten AT&T im Jahr 1984 anspielend: „… thus, Ahoy! became A.T.&T.’s first divestiture“, deutsch etwa: „So führte Ahoy! zur ersten Entflechtung bei AT&T“.[148] AT&T war aus Bells 1877 gegründeter Telefongesellschaft hervorgegangen. Das Spannungsfeld von ahoy und hello wurde in verschiedenen Medien genutzt und literaturtheoretisch betrachtet: • Der englischsprachige Schriftsteller Oswald Kendall setzte es 1916 in einem Roman ein: „,Amerikanisches Schiff ahoy!‘, kam die Stimme. […] ‚Hello!‘ schrie Captain Hawks zurück, und aus seinem Ton konnte ich Gelächter heraushören, das Gelächter des Vergnügens.“[153] • Montgomery Burns, Atomkraftwerksbesitzer in der Zeichentrick-Fernsehserie Die Simpsons, benutzt am Telefon den Gruß ahoy! hoy!,[154] der in einer Episode von seinem unfähigen Angestellten Homer Simpson mit hello beantwortet wird.[155] • Ein Literaturwissenschaftler sah eine semantische Übereinstimmung der wasserhaften Elektrizitätsterminologie (Welle, Fluss, Strom) im Fernsprechwesen mit dem nautischen ahoy als Anrede am Telefon sowie dem zu hello entwickelten hallo, das im Gleichklang mit französisch à l‘eau, deutsch „zum Wasser“ stehe.[156] Ahoi-Wörter als Abkürzung Ahoi, Ahoy und Ahoj werden als Akronyme verwendet. Dazu gehören • Acute haemorrhagic oedema of infancy (AHOI), eine Kinderkrankheit[157] • Committee on Atherosclerosis, Hypertension, and Obesity in the Young (AHOY), eine Arbeitsgruppe von Kardiologen[158] • Australian Humanist of the Year (AHOY), eine Auszeichnung[159] • Adolfa Hitlera oběsíme jistě; Aj hriešnych ochraňuje ježiš; Ad honorem jesu, siehe Ahoi#Akronyme Ahoi-Wörter in Titeln Ahoi, Ahoy und Ahoj sind populäre Bestandteile in Titeln von Filmen, Büchern, Bühnenstücken, Kunst- und musikalischen Werken. → Diese Auswahl enthält nur Beispiele, die in der deutschsprachigen Wikipedia belegt sind. Filme • • • • • • • • • • • • Schiff ahoi (schwed. Skepp ohoj!, mit Gunnar Björnstrand, 1932) Nordpol – ahoi! (mit Walter Riml, 1933) Jack Ahoy (mit Tamara Desni, 1934) Bridge Ahoy! (ein Popeye-Film, 1936) Ship Ahoy (mit Eleanor Powell, 1942) Mädels Ahoi (engl. Skirts Ahoy! von Joe Pasternak, mit Esther Williams, 1952) Doktor Ahoi! (engl. Doctor at Sea, von Ralph Thomas, 1955) Mörder ahoi! (engl. Murder ahoy, ein Miss Marple-Film, 1964) Seemann ahoi! (engl. Easy Come, Easy Go, mit Elvis Presley, 1967) Schiffsjunge ahoi! (engl. Cabin Boy, mit Chris Elliott, 1994) Tits ahoy 4 (mit Amy Ried, 2006) Scooby-Doo! Pirates Ahoy! (Cartoon Network Studios, 2006) ahoi 20 Bücher • • • • • • • • • Gode Wind ahoi! (Otto Bernhard Wendler, 1933) Hölle Ahoi (Georg Mühlen-Schulte, 1939) Galaxis ahoi! (Jesco von Puttkamer, 1958) Feuerland ahoi! (Eberhard Hilscher, 1961) Ortil’s Youth Ahoy (Hajo Ortil, 1967) Ahoi, dufte Wanne (Ludwig Turek, 1974) Daddeldu, ahoi! (über Joachim Ringelnatz, 1981) Hans Leip ahoi (über Hans Leip, 1988) Pit ahoy! (Marcus Pfister, 1993) Bühnenstücke • • • • Tobias ahoi! (Theater Junge Generation, Dresden 1949) Käptän Ahoi (Ruth Megary, München 1955) Chef Ahoi (Comoedia Mundi, Tournee 1985) Mädchen Matrosen Ahoi (Antje Otterson, Kiel 2006) Kunstwerke • Ahoi der Angst (Jonathan Meese, 1998) Lieder und Tonträger • • • • • • • • • • • • Mädel ahoi (Walter Kollo, 1936) Husum ahoi (Fiete Lemke, 1960; Iris Paech, 2008) Ahoi-Ohe (Blue Diamonds, 1961) Ahoy (The Beach Boys, 1962) Ship Ahoy (The O'Jays, 1973) Ahoi, ay ay Capt’n (Ricky King, 1982) Ahoi (Lüül, 1997) Schiff ahoi (Totenmond, 2000) Ahoj! (Goran Karan, 2003) Ahoi (Die Raketen, 2004) Chips Ahoy (The Hold Steady, 2006) Ships Ahoy! (Quadriga Consort, 2011) Rundfunk • Welt Ahoi! (österreichische Radiosendung, 2009/10) Literatur Außer Einträgen in Wörterbüchern und anderen Nachschlagewerken sind als Literatur drei Aufsätze zur Wortgruppe um ahoy nachweisbar: • A. Cecil Hampshire: Boat ahoy. Hailing in the Navy. In: Chambers' journal. 9. Serie Bd. 4, 1950, S. 551–553 • Dietmar Bartz: Wie das Ahoj nach Böhmen kam. In: mare, Die Zeitschrift der Meere. Heft 21, 2000, S. 33–37 • Ľubor Králik: O pôvode pozdravu ahoj a skratky SOS [deutsch: Über den Ursprung des Grußes ahoj und der Abkürzung SOS], In: Slovenská reč. Jahrgang 70, Nummer 3, 2005, S. 191, PDF 745 KB online [160] ahoi 21 Belege Um Belegstellen schneller zu finden, Wörterbücher mit verschiedenen Ausgaben heranziehen zu können oder den Kontext der Stelle zu verdeutlichen, ist bei einigen alphabetisch geordneten Werken an Stelle oder neben der Seitenzahl das Stichwort mit der Abkürzung s.v. angegeben. Abgekürzt zitiert sind hier: Volltitel Kürzel OED John A. Simpson: Oxford English Dictionary. 20 Bände, 2. Aufl. Oxford 1989. Deren Revisionen, de facto die dritte [161] Auflage des OED, sind auf einer gebührenpflichtigen Webseite abzufragen und in wissenschaftlichen Bibliotheken zugänglich. WNT Matthias de Vries: Woordenboek der Nederlandsche Taal. 40 Bände, s’Gravenhage (=Den Haag) 1882–1998. Wegen des langen Erscheinungszeitraums sind die Erscheinungsjahre angegeben. Die Ergänzungsbände sind im Volltitel zitiert. [162] Online-Präsenz. Aloha Aloha ist ein Wort der hawaiischen Sprache,[1] das auch weit über den Ursprungsraum bekannt geworden ist. Allgemein, Verwendung Es wird meist mit „Liebe“, „Zuneigung“, „Nächstenliebe“ oder auch „Mitgefühl“ übersetzt. Es wird in Hawaiʻi als Grußformel beim Kommen und Gehen verwendet. Das Wort hat mittlerweile in den gesamten USA und bisweilen auch in Europa als Gruß Verwendung gefunden. Insbesondere die Fernsehserien Hawaii Fünf-Null, Elvis in dem Film Blue Hawaii und später Magnum trugen zu dieser Popularisierung bei. Der Aloha Spirit, also die behauptete Gutmütigkeit und Gastfreundlichkeit der Hawaiier, stand Pate für den offiziellen Beinamen Hawaiʻis, The Aloha State. Der Aloha Tower ist das Wahrzeichen Honolulus, das Aloha Stadium der Stadt ist die größte Sportstätte Hawaiʻis. Am Aloha Friday ist es sonst formell gekleideten Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung und Geschäftsleuten gestattet, das Hawaiihemd (Aloha Shirt) zu tragen (siehe auch Casual Friday). Verwendet wird das Wort auch für kommerzielle Unternehmen, so z. B. die Fluggesellschaften Aloha Airlines und Aloha Island Airways, für einige Ortschaften in den USA und Publikationen wie dem Aloha Magazine in den USA oder den Aloha News in Deutschland. Scherzhaft wird das Wort „Aloha“ auch beim Kölner Karneval (u. a. in der Rosa Sitzung),[2] als Narrenruf benutzt. Aloha bedeutet nach einer volksetymologischen Erklärung der letzten Königin von Hawaiʻi, Liliʻuokalani: „Im Angesicht des Atems Gottes stehen“, sinngemäß vom Geist Gottes erfüllt sein oder seinen Lebensatem eingehaucht bekommen zu haben. Zitat der Königin Liliʻuokalani: „Kein Hawaiier hatte Erlaubnis dieses heilige Wort auszusprechen, ... es sei denn, er war mit seinem Gegenüber in Harmonie ...“ Das Wort Gott ist allerdings in aloha nicht enthalten, weshalb es auch nicht mit Grußformeln wie grüß Gott! vergleichbar ist. Aloha 22 Übersetzungen, Wendungen Den Bedeutungsebenen entsprechen verschiedene Übersetzungen und sprachliche Verwendungsmöglichkeiten: • Warmherzigkeit, Mitgefühl, Barmherzigkeit, Sympathie, Mitleid, Freundlichkeit, Güte, Anmut • Begrüßung, Grüße, Abschied Aloha Hallo!, Willkommen!, Tschüß!, Auf Wiedersehen!, Mach's gut! (im eigentlichen Wortsinn steht die Silbe alo jedoch für "in Anwesenheit von", und die Silbe ha für "Odem des Lebens". Es impliziert also, dass die Gesprächspartner sich der Anwesenheit Gottes bewusst sind. Somit ist es deutlich mehr als ein [3] einfacher Gruß beziehungsweise eine einfache Verabschiedung. ) Aloha ʻoe (an eine Person) grüße Dich!, gegrüßt seist Du! Aloha kāua (an eine Person) liebe Grüße!, möge Freundschaft/Liebe zwischen uns sein! Aloha kākou (zu mehr als einer Person) liebe Grüße!, möge Freundschaft/Liebe zwischen uns sein! Aloha ahiahi guten Abend Aloha ʻauinalā guten Tag Aloha kakahiaka guten Morgen Hauʻoli Lā o Lono-i-ke-aweawe-aloha! Alles Liebe zum Valentinstag Ke aloha nō Aloha! Hallo! Grüße! palapala hoʻālohaloha herzliches Beileid ʻO wau iho nō me ke aloha Ich verbleibe, mit freundlichen Grüßen Me ke Aloha pumehana Mit herzlichen Grüßen – als Briefabschluss • Liebling, Liebster, Geliebter Aloha (w)au iā ʻoe Ich liebe Dich Aloha ʻāina Die Liebe zum Land; Patriotismus Aloha akua Gottesliebe, göttliche Liebe Aloha hoahānau Brüderschaft Aloha ʻia geliebt Aloha ʻino! Oh wie schade (Ausdruck des Bedauerns) Aloha makua Fürsorge um Ältere, Eltern, Kinder Aloha nui loa Viel Liebe Aloha ʻole ohne Liebe/Zuneigung hana aloha Liebeszauber hoʻālohaloha lieben, Zuneigung/ Dankbarkeit/ Mitgefühl zeigen; danken Me ke aloha in Liebe Aloha Literatur • Albert J. Schütz: Hawaiianisch. Kenntnis und Verständnis. Abera-Verl.: Hamburg 1998. (Abera Language Kit, 1) ISBN 3-931567-17-6 Einzelnachweise [1] aloha in Hawaiian Dictionaries (http:/ / wehewehe. org/ gsdl2. 5/ cgi-bin/ hdict?d=D1020) [2] siehe Rosa Sitzung (http:/ / www. rosa-sitzung. de), Bedeutung beim Christopher Street Day - aus geschichte.nrw.de (http:/ / www. geschichte. nrw. de/ artikel. php?artikel[id]=395& lkz=de) [3] Quelle: Hawaii - National Geographic Traveler, ISBN 3-934385-73-7 Entschleunigung Mit Entschleunigung wird ein Verhalten beschrieben, aktiv der beruflichen und privaten „Beschleunigung“ des Lebens entgegenzusteuern, d. h. wieder langsamer zu werden oder sogar zur Langsamkeit zurückzukehren. Ziele Dem Streben nach Verlangsamung liegt die Auffassung zugrunde, dass die gesellschaftliche und vor allem wirtschaftliche Entwicklung in den entwickelten Industriegesellschaften eine Eigendynamik gewonnen habe, die Hektik und sinnlose Hast in alle Lebensbereiche hineintrage und dabei jedes natürliche und insbesondere menschliche Maß ignoriere. Dem Streben der Berufswelt nach Komplexität, Effektivität, Hast, Hektik, schneller, höher, weiter und mehr wird die Entschleunigung entgegengesetzt. Dabei geht es nicht um Langsamkeit als Selbstzweck, sondern um angemessene Geschwindigkeiten und Veränderungen in einem umfassenden Sinn: im Umgang mit sich selbst, mit den Mitmenschen und mit der umgebenden Natur. Der Entschleunigung, der Wiederentdeckung der Langsamkeit hat sich der Verein zur Verzögerung der Zeit verschrieben. Definitionen Die Entschleunigung zeigt Wesensmerkmale der Faulheit und Muße, ohne wie diese negativ besetzt zu sein. Tatsächlich hat der stromlinienförmige Begriff der „Entschleunigung“ eine solch inflationäre Verbreitung erfahren, weil es allenthalben an Mut fehlt, für die ehrlichere Forderung nach „Verlangsamung“ einzustehen. Bei einer kleinen Rücknahme der Beschleunigung braucht niemand eine Drosselung der gewohnten Geschwindigkeit zu fürchten. Verlangsamung hingegen würde das Fortschrittsdenken radikal in Frage stellen. Der Begriff Entschleunigung wird auch im Rahmen ökologisch orientierter Verkehrspolitik benutzt. Hier ist er in dem Sinne zu verstehen, dass die generelle Einführung von Tempolimits gefordert wird sowie der sinnvolle Ausbau von Bundesstraßen statt neuer Autobahnen. 23 Entschleunigung Entschleunigungsmaßnahmen Entschleunigungsmaßnahmen können z. B. sein: • die Enthaltsamkeit (Askese), • die Führung eines einfachen Lebens, • allgemeiner im biologischen Sinne auch alles, was den Energie- und Stoffumsatz verringern hilft. In sozialer und kultureller Perspektive entwickeln sich zunehmend Maßnahmen mit dem Ziel der Entschleunigung, welche sich unter dem Begriff der Slow-Bewegung zusammenfassen lassen. Als Mitglieder der Slow-Bewegung zählen z. B.: • Slowfood, Entschleunigung durch langsames und genussvolles Essen; • Cittaslow, Steigerung der Lebensqualität in Städten; • Slowretail, für Läden und Handel mit mehr Wert. Etymologie Der Begriff Entschleunigung (Ent-Schleunigung) wurde erstmals 1979 von Jürgen vom Scheidt in seinem Buch „Singles - Alleinsein als Chance“ eingeführt (auf S. 98), danach in drei weiteren seiner Bücher behandelt. Das Wort tauchte weiter Anfang der 1990er in Publikationen der Evangelischen Akademie Tutzing und des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie auf. Die Idee ist aber älter und mindestens bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgbar, als es in England Tendenzen gab, Eisenbahnen Geschwindigkeiten von mehr als zehn Kilometern pro Stunde zu verbieten. Literarisch kann das Werk von Adalbert Stifter ex post als Beispiel einer entschleunigten Welt herangezogen werden. In seinem Hauptwerk „Der Nachsommer“ ist ein bestimmendes Motiv, jede Bewegung zu verlangsamen und den Fluss der Zeit anzuhalten. Verweise Literatur • Oliver Bidlo: Rastlose Zeiten. Die Beschleunigung des Alltags. Oldib Verlag, Essen 2009. ISBN 978-3-939556-13-8. • Klaus Backhaus/Holger Bonus (Hrsg.): Die Beschleunigungs-Falle oder der Triumph der Schildkröte. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1994. ISBN 3-7910-0877-3. • Peter Kafka: Gegen den Untergang. Schöpfungsprinzip und globale Beschleunigungskrise, München Wien (Hanser) 1994, ISBN 3-446-17834-1 • Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit, Roman; Piper, München 1983. ISBN 3-492-10700-1. • Fritz Reheis: Nachhaltigkeit, Bildung und Zeit. Zur Bedeutung der Zeit im Kontext der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der Schule. Schneider, Baltmannsweiler 2005. ISBN 3-89676-964-2. • Fritz Reheis: Entschleunigung: Abschied vom Turbokapitalismus. München: Riemann 2003. ISBN 3-570-50049-7. • Fritz Reheis: Die Kreativität der Langsamkeit. Neuer Wohlstand durch Entschleunigung. 2., erw. Aufl. Primus, Darmstadt 1998. ISBN 3-89678-068-9. • Hartmut Rosa: Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-518-29360-5. • Dagmar Vinz: Entschleunigung, in: Brand, Ulrich/Lösch, Bettina/Thimmel, Stefan: ABC der Alternativen. Von „Ästhetik des Widerstands“ bis „Ziviler Ungehorsam“, VSA Verl.: Hamburg, 50-51. • Werner Tiki Küstenmacher: Simplify your Life. Campus Verlag: Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-59337441-2 24 Fußmassage 25 Fußmassage Die Fußmassage gehört zur Behandlungsform der Reflexzonenmassage. Sie wird oft zu den alternativmedizinischen Behandlungsverfahren gezählt. Die Fußmassage stammt ursprünglich aus China, findet aber auch oft in Thailand Verwendung. In den Industriestaaten wird sie häufig als Wohlfühlbehandlung im Wellnesssektor angewendet. Da die Sinnesnerven für die inneren Organe meistens in den Füßen enden sollen, wird jedem inneren Organ der entsprechende Teil des Fußes zugeordnet. Nach den asiatischen Heilmethoden gelten Füße als die Landkarte des Körpers. Durch das Drücken der Reflexpunkte soll die Aktivität der inneren Organe stimuliert oder beruhigt werden. Fußreflexzonenmassagen erfordern Übung, problematisch können ausgelöste Kitzelreize durch zu sanfte Berührungen sein. In der Physiotherapie werden oft Fußmassagen mit Igelbällen durchgeführt. Siehe auch: Abhyanga Massage Die Massage [maˈsaːʒə] (von frz. masser „massieren“, aus arab. „ ﻣﺲberühren; betasten“ oder aus griech. μάσσω „kauen, kneten“) dient zur mechanischen Beeinflussung von Haut, Bindegewebe und Muskulatur durch Dehnungs-, Zug- und Druckreiz. Die Wirkung der Massage erstreckt sich von der behandelten Stelle des Körpers über den gesamten Organismus und schließt auch die Psyche mit ein. Geschichte Ursprung Die Massage im weitesten Sinne ist eines der ältesten Heilmittel der Menschheit. Franz Kirchberg hat dies in seinem Buch treffend formuliert: „Wie jeder Mensch instinktiv eine geschwollene und deshalb schmerzende oder gestoßene Stelle seines Körpers reibt oder drückt und so versucht, den durch die Spannung verursachten Schmerz zu mindern, so wird dieses instinktive Mittel wohl auch als Heilmittel zu allen Zeiten angewandt worden sein.“ – Franz Kirchberg: Handbuch der Massage und Heilgymnastik (1926) Entwicklung Die gezielte Anwendung von Massagen zur Heilung hat ihren Ursprung sehr wahrscheinlich im Osten Afrikas und in Asien (Ägypten, China, Persien). Die ersten Erwähnungen finden sich beim Chinesen Huáng Dì, der bereits 2600 v. Chr. Massagehandgriffe und gymnastische Übungen beschreibt. In Verbindung mit ätherischen Ölen und Kräutern gibt es auch frühe Nachweise in der indischen Gesundheitslehre und Heilkunst, dem Ayurveda. Über den griechischen Arzt Hippokrates (460–375 v. Chr.) und seine medizinische Schule gelangt die Massage letztendlich nach Europa. Hier spielt sie später eine essentielle Rolle bei der Rehabilitation der Gladiatoren im Römischen Reich. Hippokrates erkundet und vertieft die Geheimnisse der Massage und schreibt seine Erkenntnisse und Empfehlungen zur Anwendung nieder. Der zweite bedeutende Arzt der Antike, der Grieche Galenos (129–199), nimmt sich ebenfalls der manuellen Therapie an und schreibt unzählige Abhandlungen über die von ihm entworfenen Massageformen und bei welchen Erkrankungen diese anzuwenden seien. Trotz seines Einflusses, der bis weit in das Mittelalter reicht, verliert die Gesellschaft Europas in späteren Zeiten das Interesse an Massagen und anderen Präventions- und Therapiemaßnahmen. Massage 26 Wiederentdeckung Erst gegen Ende des Mittelalters, im 16. Jahrhundert, wurde die Massage durch den Arzt und Alchimisten Paracelsus (1493–1541) wieder Thema der Medizin. Allerdings sträubte dieser sich gegen die Lehren des Galenus, insbesondere gegen die Viersäftelehre, und machte sich damit unter seinen Kollegen viele Feinde. Es brauchte einen weiteren Arzt, den Franzosen Ambroise Paré (1510–1590), um die Massage in der modernen Medizin zu etablieren. Er verwendet die Massage als Rehabilitationstherapie nach Operationen. Hahnemanns Empfehlung der Massage Samuel Hahnemann hatte Massagen als therapeutische Ergänzung seiner Arzneibehandlungen in die Homöopathie integriert. In dem mit „Massieren“ überschriebenen Paragraphen 290 des Organon der rationellen Heilkunde (1810) empfahl er „das sogenannte Massieren durch eine kräftige, gutmütige Person, welche den chronisch krank Gewesenen, der zwar geheilt, aber noch in langsamer Erholung begriffen ist und noch an Abmagerung, Verdauungsschwäche und Schlafmangel leidet, die Muskeln der Gliedmaßen, der Brust und des Rückens ergreift, sie mäßig drückt und gleichsam knetet. Dadurch wird das Lebensprinzip angeregt, in seiner Gegenwirkung den Tonus der Muskeln und ihrer Blut- und Lymphgefäße wieder herzustellen.“[1] Weiterentwicklung und Gegenwart Die so genannte „Schwedische Epoche“ auf dem Gebiet der manuellen Therapie begann mit Pehr Henrik Ling (1776–1839). Ling war zunächst als Gymnastik- und Fechtlehrer tätig und gründete später im Jahre 1813 das „Zentralinstitut für Heilgymnastik und Massage“ in Stockholm, wo er seine Auffassungen von Massage und Gymnastik lehrte. Die von ihm entwickelten Handgriffe wurden als „Reiben, Drücken, Walken, Hacken und Kneipen“ bezeichnet. Ebenfalls maßgeblich beteiligt an der Weiterentwicklung der klassischen Massage war der holländische Arzt Johann Georg Mezger (1838–1909). Durch seine Arbeit in Amsterdam wurde der Massage das Tor zur Wissenschaft und zur Medizin geöffnet. Ihre Wirkung konnte von da an nicht mehr geleugnet werden. Pehr Henrik Ling Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Technik der schwedischen Massage von den Amerikanern übernommen, und erst durch den Berliner Orthopäden Albert Hoffa (1859–1907) Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland eingeführt wurde. Hoffa war es auch, der der schwedischen Massage den letzten Feinschliff gab und sie in der heute bekannten Form verbreitete. Er setzte die Massage speziell für den Bewegungsapparat ein und kombinierte sie mit einer gelenkspezifischen Übungsbehandlung. Nach seiner Auffassung könnten nur Ärzte „pathologische Produkte der Muskulatur palpieren und massieren“. Jeder seiner Assistenzärzte musste daher die Massage erlernen und praktizieren. In der Folgezeit wurden immer spezifischere Massagegriffe gefunden und es vollzog sich eine Entwicklung, die von der direkten Einwirkung des Anwenders auf Haut und Muskeln des Patienten wegführte. Henry Head entdeckte die ersten Grundlagen der Somatotopik. Auf diesem Wissen aufbauend forschte Prof. Kohlrausch zur Beeinflussung innerer Organe durch gezielte Reize der Haut. Auf diese Form der Therapiemöglichkeit kam Kohlrausch durch die Selbstversuche der Physiotherapeutin Elisabeth Dicke (1884–1952), welche dann die Bindegewebsmassage erfand. Zeitgleich erfand der Arzt und Physiotherapeut Dr. Paul Vogler die Kolonbehandlung sowie die Periostmassage. Ein paar Jahre später entwickelte der Däne Dr. Emil Vodder zusammen mit seiner Frau Estrid die Lymphdrainage. Diese ist heutzutage neben der Klassischen Massage die am meisten angewendete Behandlung aus dem Bereich der Manuellen Therapie. Massage 27 Heutzutage obliegen die Massage und die Reflexzonentherapie nicht mehr den Ärzten, sondern werden von Masseuren bzw. Physiotherapeuten ausgeführt. In Europa gibt es inzwischen in fast jedem Staat eine entsprechende Ausbildung, die den Schutz des Gesetzes genießt. Allgemeine Wirkung Da sich die theoretischen Grundlagen der einzelnen Massagearten sehr stark unterscheiden, und diese auf völlig unterschiedlichen Behandlungstheorien basieren, ist die Anzahl der teils nachgewiesenen, teils nur angenommenen Wirkungsweisen auf den Körper groß. Folgend sind die wichtigsten dieser Wirkungsweisen genannt. • Lokale Steigerung der Durchblutung • Senkung von Blutdruck und Pulsfrequenz • Entspannung der Muskulatur • Lösen von Verklebungen und Narben • Verbesserte Wundheilung • • • • • • • Die Arbeit mit den Massagebällen dient ebenfalls der Durchblutung Schmerzlinderung Einwirken auf innere Organe über Reflexbögen Psychische Entspannung Reduktion von Stress Verbesserung des Zellstoffwechsels im Gewebe Entspannung von Haut und Bindegewebe Beeinflussung des vegetativen Nervensystems Formen der Massage Die verschiedenen Formen der Massage versuchen auf zwei unterschiedliche Arten eine Heilung oder Linderung beim Patienten zu erlangen. Die klassische Methode ist die Behandlung der Haut und der Muskulatur an der Stelle, die massiert wird. Diese Methode ist weitestgehend durch die evidenzbasierte Medizin anerkannt und findet sich in den Lehrbüchern und Therapieleitfäden wieder. Die zweite Art wird sehr kritisch beäugt und es haben nur wenige Therapien den Sprung auf die Leistungskataloge der Krankenkasse geschafft. Diese Massageformen machen sich die Reflexbögen zu nutze und sollen so auch Leiden der Organe behandeln. Es wird also nicht die „kranke Stelle“ behandelt, sondern das entsprechende Areal, welches das kranke Organ repräsentiert. Um beiden Methoden einen einprägsamen Namen zu geben, wird hier von einer „direkten Wirkung“ und einer „reflektorischen Wirkung“ gesprochen. Massage 28 Direkte Wirkung • klassische Massage (schwedische Massage) • Ganz-/Teilkörpermassage • Abreibung • Ayurveda-Massage (Abhyanga) • • • • • • Bürstenmassage Esalen-Massage Ganzheitliche Massage InTouch Massage Klangmassage Lomi Lomi Nui (Romi, Kahuna Bodywork, Ma Uri, Tempelmassage) • • • • • • • • • • • • • • Ölmassage (Thymian, Melisse, Minze) Lymphdrainage Rhythmische Massage (nach Dr. med. Ita Wegman) Shiatsu Sportmassage Thai-Massage Tuina TouchLife Massage Unterwasserdruckstrahlmassage; sanft: Massagedüsen in Schwimmbädern Warmsteinmassage (Hot Stone Massage) Watsu Indische Kopfmassage (Shampissage) Deep Tissue Massage Dynamische Neuromuskuläre Massagetherapie Reflektorische Wirkung • • • • • • • • • • • • • Akupressur Akupunkt-Massage nach Penzel Ausgleichende Punkt- und Meridian-Massage Bindegewebsmassage bzw. Segmentmassage Colonmassage Ito-Thermie Ohr Akupunkt Massage nach Heinrich Luck Periostmassage Pneumatische-Pulsationsmassage Reflexzonenmassage (z. B. Fuß-, Handreflexzonenmassage/-therapie) Schröpfkopfmassage Schlüsselzonenmassage (nach Marnitz) Thai-Massage • TouchLife Massage • Tuina Aikido-Massage Massage • Watsu Erotische Massagen Die sensorische Wirkung wird auch für erotische Zwecke genutzt. Auch im Kamasutra werden verschiedene Massagearten zur Förderung der sexuellen Aktivität empfohlen, die auf traditionellen medizinischen Überlieferungen basieren; eine nach westlichen Methoden empirisch nachweisbare wissenschaftliche Grundlage für tatsächliche Wirkung gibt es nicht. Formen erotischer Massagen sind: • Nuru-Massage • Tantra-Massage • Tao-Massage Klassische Massage Die klassische oder auch schwedische Massage wird heutzutage weltweit von Masseuren, Physiotherapeuten und Ärzten praktiziert und ist daher eine der bekanntesten Massageformen. Indikation Zu den Indikationen der klassischen Massage zählen Verspannungen, Verhärtungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates wie die Wirbelsäulen-Syndrome oder auch posttraumatische Veränderungen. Durch die Reflexbögen können sich Erkrankungen der inneren Organe an der Haut oder den Muskeln zeigen. Ein weiteres Einsatzgebiet der Massage ist die Fachrichtung der Neurologie. Hier lassen sich besonders Paresen, Spastiken, Neuralgien und Sensibilitätsstörungen behandeln. Hinzu kommen die auf Stress zurückzuführenden psychosomatischen Krankheitsbilder, die sich hauptsächlich auf das Herz und den Blutkreislauf beziehen. Kontraindikation Generell kann man sagen, dass alle akuten Entzündungen ein absolutes „Nein“ für Massagen bedeuten. Dazu zählen fieberhafte Erkrankungen und Erkrankungen der Gefäße, da der Körper bereits stark beansprucht ist, und durch die Massage zusätzlich belastet wird. Bei Hauterkrankungen kann der Kontakt zu Verschlechterung der Krankheit, Verschleppung der Keime oder Ansteckung des Therapeuten führen. Ebenso ist bei einer traumatischen Verletzung die Massage wegen des Druckes auf das entsprechende Gewebe (wie z. B. Muskulatur, Knochen) absolut kontraindiziert. Handgriffe Die klassische Massage verfügt über fünf Handgriffe, die aufgrund ihrer Wirkung in den unterschiedlichen Phasen einer Massage angewendet werden. • Effleurage (Streichung; von frz. effleurer [eflœˈʀe] „flüchtig berühren“) Die Streichung ist der angenehmste und entspannendste Handgriff der Massage. Sie wird vor allem am Anfang zum Verteilen des Öls (oder der Creme) eingesetzt und um die Haut des Patienten an die Hand des Therapeuten zu gewöhnen. Während der Behandlung dient sie als Erholungspause zwischen den stärkeren Griffen. Zum Abschluss der Massage wird die Streichung zur Entspannung der gestressten Muskulatur und Erholung für den Patienten angewendet. Der Rücken des Patienten kann nach der Massage mit Einreibealkohol unter schnellen Streichungen eingerieben werden. Das lockert die Muskulatur und verhindert die Entzündung der Haarwurzel. • Petrissage (Knetung, Walkung; von frz. pétrir [peˈtʀiːʀ] „(durch)kneten“) 29 Massage Haut und Muskulatur werden entweder zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger oder mit der ganzen Hand/beiden Händen gefasst und geknetet bzw. gewalkt. Bei der Knetung wird die Wirkung auf die Muskulatur von den Händen des Therapeuten erzeugt, bei der Walkung geschieht dies durch den Druck des Muskels auf die darunter liegenden Knochen. Beide Griffe werden vor allem verwendet, um Verspannungen zu lösen. Sie wirken auf die Muskulatur und das Unterhautbindegewebe, und verbessern die Durchblutung. • Friktion (Reibung; von frz. friction [fʀikˈsjɔ̃] „Reibung“) Die Fingerspitzen oder die Handballen führen kleine, kreisende Bewegungen auf dem Muskel aus. Dieser Griff ist sehr effektiv bei Verspannung und Verhärtungen der Muskulatur, muss aber sehr vorsichtig eingesetzt werden, da er sehr kraftvoll ist und starke Schmerzen und evtl. Verletzungen verursachen kann. • Tapotement (Klopfung; von frz. tapoter [tapɔˈte] „gegen etw. klopfen; tätscheln“) Mit der Handkante, der flachen Hand, oder den Fingern werden kurze, schlagende Bewegungen ausgeführt. Diese fördern die periphere Durchblutung, verändern den Tonus der Muskulatur. Wird die Klopfung mit der Hohlhand auf Höhe der Lunge ausgeführt, so verbessert dies die Schleimlösung in der Lunge. Letzteres ist auch als Klopfmassage bekannt. • Vibration (Erschütterung; von frz. vibration [vibʀaˈsjɔ̃] „Schwingung; Zittern“) Vibrationen werden vom Therapeuten durch so genanntes Muskelzittern erzeugt. Die Fingerspitzen oder die flache Hand werden aufgelegt und der Masseur erzeugt das Muskelzittern. Die Wirkung kann bis in tiefer gelegene Gewebe und Organe reichen. Dieser Handgriff ist lockernd und hat somit unter anderem eine krampflösende Wirkung. Ganz-/Teilkörpermassage Man unterscheidet die Massage in Ganz- und Teilkörperbehandlung. Von einer Ganzkörpermassage spricht man, wenn mehr oder weniger alle Körperregionen massiert werden. Dies schließt gewöhnlich Füße, Beine, Arme, Hände, Rücken, Schultern und Nacken ein. Die Massage kann auf die Brust, den Bauch und das Gesicht ausgeweitet werden. Die Ganzkörpermassage wird nur selten als medizinische Therapie verschrieben. Bei der Teilkörpermassage wird nur ein Körperteil massiert. Beide Beine bzw. beide Arme zählen hier als ein Körperteil. Daraus ergeben sich folgende Teilmassagebereiche: Beine, Rücken (im Liegen und mit freiem Oberkörper), Arme, Brust, Bauch, Gesicht. Jeder Masseur hat seine eigene Art der Massage und wird eine Teilkörpermassage auf die angrenzenden Gebiete ausweiten. Literatur • Albert Hoffa: Technik der Massage. Enke Verlag, Stuttgart 1893. • • • • • • Ulrich Storck: Technik der Massage. Kurzlehrbuch. 19. korrigierte Auflage. Thieme, Stuttgart 2004, ISBN 3-13-139599-0 (Das ist eine neue Ausgabe des „Klassikers“ von Albert Hoffa). Franz Kirchberg: Handbuch der Massage und Heilgymnastik. Georg Thieme Verlag, Leipzig 1926. Heinrich Averbeck: Die Medicinische Gymnastik. Enke Verlag, Stuttgart 1882. Willibald Pschyrembel: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 258. Auflage. De Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-017621-1. Bernard Kolster, Gisela Ebelt-Paprotny (Hrsg.): Leitfaden Physiotherapie. Vierte, neu bearbeitete Auflage. Urban und Fischer, München 2002, ISBN 3-437-45162-6. Kerstin Uvnäs-Moberg: The Oxytocin Factor: Trapping the Hormone of Calm, Love and Healing. Da Capo Press, Cambridge/Massachusetts 2003, ISBN 0-7382-0748-9 (Insbesondere das 13. Kapitel „Massage“). • Bernard C. Kolster: Massage. Klassische Massage, Querfriktionen, Funktionsmassage. Zweite Auflage. Springer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-540-34289-3. • Antje Hüter-Becker, Mechthild Dölken: Physikalische Therapie, Massage. Verlag Thieme, Stuttgart, ISBN 978-3-13-136871-3. 30 Massage 31 Einzelnachweise [1] Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. 4. Auflage. Haug-Verlag, Heidelberg 1983, ISBN 3-7760-0699-4. Weblinks • • • • Verband Physikalische Therapie (Deutschland) (http://www.vpt-online.de/aktuell.cfm) Schweizer Verband der Berufs-Masseure (http://www.svbm.ch/) Österreichischer Bundesverband der Medizinischen Masseure + Heilmasseure (http://www.heilmasseure.com/) Ausarbeitung zur Geschichte von Prof. Dr. med. Hans-Dieter Hentschel (Verband Physikalische Therapie) (http:/ /www.vpt-online.de/sa_detailseite.cfm?MeldungsID=311) • Fachartikel über die Zusammenhänge zwischen Massagetherapie und Oxytocin aus der Zeitschrift Physikalische Therapie, 27/05, 2006. (http://www.vpt-online.de/detailseite.cfm?MeldungsID=423) Meditation Meditation (von lateinisch meditatio, abgeleitet von dem Verb meditari „nachdenken, nachsinnen, überlegen“, verwandt mit lateinisch mederi „heilen“, medicina „Heilkunst“ sowie griechisch μέδομαι bzw. μήδομαι „denken, sinnen“ und dem Namen Medeia; entgegen landläufiger Meinung liegt kein etymologischer Bezug zum Stamm des lateinischen Adjektivs medius, -a, -um „der mittlere" vor) ist eine in vielen Religionen und Kulturen ausgeübte spirituelle Praxis. Durch Achtsamkeitsoder Konzentrationsübungen soll sich der Geist beruhigen und sammeln. In östlichen Kulturen gilt sie als eine grundlegende und zentrale bewusstseinserweiternde Übung. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden, je nach Tradition, unterschiedlich und oft mit Begriffen wie Stille, Leere, Panorama-Bewusstsein, Eins-Sein, im Hier und Jetzt sein oder frei von Gedanken sein beschrieben. Dadurch werde die Subjekt-Objekt-Spaltung (Begriff von Karl Jaspers) überwunden. Religiöse Wurzeln Meditierender Buddha: linke Hand zum Himmel, rechte Hand zur Erde geöffnet: Symbol für „die Mitte“. Im Buddhismus, Hinduismus und Jainismus ist das höchste Ziel die Erleuchtung oder das Erreichen des Nirwana. In christlichen, islamischen und jüdischen Traditionen ist das höchste Ziel der meditativen Praxis das unmittelbare Erfahren des Göttlichen. Meditation als spirituelle Praxis ist immer auch in unterschiedliche religiöse, psychologische und ethische Lehrgebäude eingebunden. In westlichen Ländern wird die Meditation auch unabhängig von religiösen Aspekten oder spirituellen Zielen zur Unterstützung des allgemeinen Wohlbefindens und im Rahmen der Psychotherapie praktiziert. Im älteren deutschen Sprachgebrauch bezeichnet „Meditation“ einfach ein Nachdenken über ein Thema oder die Resultate dieses Denkprozesses. Meditative Praktiken sind ein wesentlicher Bestandteil vieler Religionen. Meditation Fernöstliche Traditionen Besonders im Hinduismus, Buddhismus und Taoismus besitzt die Meditation eine ähnliche Bedeutung wie das Gebet im Christentum (vgl. Kontemplation). Als organisierte Überlieferung lässt sich die Meditation am weitesten zu den Upanishaden und in der buddhistischen Tradition in Indien zurückverfolgen. Als Jhana (im Sanskrit: Dhyana) werden verschiedene Zustände der Versenkung beschrieben, worauf sich heute unter anderem das chinesische Chan und das japanische Zen zurückführen lassen. Eine vielfältige und Meditierende indische Jainas traditionsreiche Form der Meditation entwickelte sich daneben im indischen Yoga (Vorstufe ist die Konzentration). Insbesondere die Sutras im Raja Yoga prägen bis heute viele Techniken wie den Umgang mit dem Atem im Pranayama und die systematische Einteilung der mit der Meditation in Zusammenhang gebrachten Bewusstseinszustände. Innerhalb dieser Traditionen werden mit der Meditation ausnahmslos spirituelle Ziele verfolgt. Christliche Traditionen Im mittelalterlichen Christentum wurden die „geistlichen Übungen“ meditatio (gegenstandfreie Anschauung), lectio (aufmerksame Lesung), oratio (Gebet) und contemplatio (gegenständliche Betrachtung, Kontemplation) zur Sammlung des Geistes überliefert (siehe dazu ausführlich: Lectio divina). Besonders in den mystischen Traditionen sollte damit der Verstand und das Denken zur Ruhe kommen, um den „einen Urgrund“ freizulegen. Im Mittelalter wurden auch Anweisungen veröffentlicht, wie Die Wolke des Nichtwissens oder die Schriften der Theresa von Avila. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden diese Schriften von der Inquisition verboten und Mystiker verfolgt und gefangengesetzt und die Mystik geriet im Christentum in Verruf der Häresie. Doch finden sich standardisierte Elemente einer meditativen Praxis bis heute in den Exerzitien von Ignatius von Loyola oder einigen benediktischen und franziskanischen Traditionen sowie in der Ostkirche im Hesychasmus. Techniken Die vielfältigen Meditationstechniken unterscheiden sich nach ihrer traditionellen religiösen Herkunft, nach unterschiedlichen Richtungen oder Schulen innerhalb der Religionen und oft auch noch nach einzelnen Lehrern innerhalb solcher Schulen. In vielen Schulen werden abhängig vom Fortschritt der Meditierenden unterschiedliche Techniken gelehrt. Neben den traditionellen Meditationstechniken werden vor allem seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts im Westen viele von fernöstlichen Lehren inspirierte und an westliche Bedürfnisse angepasste Meditationsformen angeboten. Meditationstechniken werden als Hilfsmittel verstanden, einen vom Alltagsbewusstsein unterschiedenen Bewusstseinszustand zu üben, in dem das gegenwärtige Erleben im Vordergrund steht, frei von gewohntem Denken, vor allem von Bewertungen und von der subjektiven Bedeutung der Vergangenheit (Erinnerungen) und der Zukunft (Pläne, Ängste usw.). Viele Meditationstechniken sollen helfen, einen Bewusstseinszustand zu erreichen, in dem äußerst klares hellwaches Gewahrsein und tiefste Entspannung gleichzeitig möglich sind. Man kann die Meditationstechniken grob in zwei Gruppen einteilen: • In die passive (kontemplative) Meditation, die im stillen Sitzen praktiziert wird und • Die aktive Meditation, bei der körperliche Bewegung, achtsames Handeln oder lautes Rezitieren zur Meditationspraxis gehören. Die Einteilung bezieht sich nur auf die äußere Form. Beide Meditationsformen können geistig sowohl aktive Aufmerksamkeitslenkung als auch passives Loslassen und Geschehenlassen beinhalten. 32 Meditation Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Meditation oft nur die passive Form verstanden, so wie sie in Abbildungen des meditierenden Buddha symbolisiert wird. Stille- oder Ruhemeditation In den christlichen Traditionen gibt es unterschiedliche Anleitungen und Schritte zur Meditation und Kontemplation. Der „Weg zu Gott“ beginnt meist mit dem Studium der Schriften (lectio divina) und dem Gebet in Worten, gesprochen oder gedacht (oratio). Es folgt die gegenständliche Betrachtung, wo man bei Wenigem verweilt und dies wiederholt betrachtet (meditatio) und führt über zum Gebet der Ruhe, wo auch die Gedanken ruhen (contemplatio), bei der der Adept in die Wolke des Nichtwissens steigt. Das Ziel ist schließlich den meditativen Bewusstseinszustand und das normale Tagesbewusstsein gleichzeitig zu erfahren; es gibt keine Trennung mehr zwischen der vita activa und der vita contemplativa. Achtsamkeits- oder Einsichtsmeditation Vipassana und Zazen sind die im Westen bekanntesten passiven Meditationsformen aus den fernöstlichen Traditionen. Der Meditierende sitzt in einer aufrechten Haltung, die ein harmonisches Verhältnis von Spannung und Entspannung wahrt. Bei den verschiedenen Varianten, auch innerhalb der Meditationsschulen, ist die Grundlage der Übung die vollkommene Achtsamkeit für die geistigen, emotionalen und körperlichen Phänomene im gegenwärtigen Augenblick. Beide Schulen lehren das nicht wertende und absichtslose Gewahrsein im Hier und Jetzt, ohne an Gedanken, Empfindungen oder Gefühlen zu haften. Ziel der Meditation ist die transzendente spirituelle Erfahrung wie sie zum Beispiel im Herz-Sutra als Auflösung jeder Dualität beschrieben wird, mit der eine Befreiung vom Selbst („mein Ego“ im herkömmlichen Sinne) Hand in Hand gehen soll. Konzentrationsmeditation Bei der Samatha-Meditation, die auch Geistesruhe-Meditation genannt wird, konzentriert sich der Übende auf ein einziges Objekt wie zum Beispiel den spürbaren Atem, ein imaginiertes Bild, einen einzigen Gedanken oder ein Mantra. Die konzentrierte Fokussierung auf einen Gegenstand bewirke eine Ausschaltung bzw. Ersetzung des alltäglichen Gedankenflusses und führe so zu einer tiefen Beruhigung des Geistes. Die Samatha-Meditation und die Vipassana-Meditation werden manchmal als unterschiedliche eigenständige Meditationsformen beschrieben. Häufig gilt jedoch die Samatha-Meditation als eine Einleitung oder Vorbereitung für die Vipassana-Meditation. Eine besondere Form der Konzentrationsmeditation findet sich im Namensgebet. Bei diesem Typus werden göttliche Namen als Mantra oder in mantraähnlicher Form verwendet. Transzendentale Meditation Transzendentale Meditation (TM) ist eine von dem indischen Lehrer Maharishi Mahesh Yogi (1918-2008) und seinen Organisationen vermittelte Meditationstechnik: aus ihrer Sicht die authentische Meditationstechnik der vedischen Tradition, wiederbelebt von Maharishis Lehrer Brahmananda Saraswati und vereinbar mit allen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen. Weltweit verbreitet wird sie seit Ende der 1950er Jahre. Hilfsmittel der Technik ist ein Wort, ein Mantra, das auf einfache, natürliche und anstrengungslose Weise zu benutzen sei, ohne Zuhilfenahme von Konzentration oder Kontemplation. Bei richtiger Anwendung erfahre der TM-Meditierende tiefe Stille bei gleichzeitig erhöhter Wachheit.[1] Dieser „vierte Hauptbewusstseinszustand“ (neben Wachen, Traum und Tiefschlaf) stabilisiere sich während der Tagesaktivität mit fortschreitender Praxis, eine Entwicklung, die schließlich einmünde in die sinnliche Erfahrung der Einheit von Selbst und Welt („Einheitsbewusstsein“).[2] TM wird zweimal täglich jeweils 15 bis 20 Minuten bequem und aufrecht sitzend mit geschlossenen Augen geübt. Ein halbes Dutzend Fortgeschrittenen-Techniken sowie das „TM-Sidhi-Programm“, das sich auf das alte Yogasutra Patanjalis beruft, ergänzen die Basis-Technik. Diese Meditationstechnik kann ausschließlich in kostenpflichtigen Kursen der 33 Meditation 34 TM-Organisation gelernt werden. Aktive Meditation Zen-Buddhismus Neben dem Kinhin (Gehmeditation), welches zwischen passiven Zazen-Zeiten praktiziert wird, wird im Zen auch in ganz unterschiedlichen Tätigkeiten eine achtsame meditative Haltung geübt, wie z. B. Sadō (oder Chadō) – der Weg der Teezeremonie (Teeweg), Shodo – der Weg der Schreibkunst, Kado – der Weg des Blumenarrangements (auch: Ikebana), Suizen – das kunstvolle Spiel der Shakuhachi-Bambusflöte, Zengarten – die Kunst der Gartengestaltung, Kyudo – die Kunst des Bogenschießens oder Budo – der Weg des Krieges. Während eines Sesshin, dem gemeinsamen Meditieren in einem Zen-Kloster oder Trainings-Zentrum über längere Perioden, werden auch die alltäglichen Verrichtungen Samu (Abwasch, Reinigung, Garten etc.) in großer Geistesgegenwart, bestimmter Form und Achtsamkeit verrichtet. Teezeremonie Tantra Tantra hat seine Wurzeln in hinduistischen und buddhistischen Traditionen, es ist die Lehre des Flusses der Shakti oder auch des Chi, wie es später der Daoismus bezeichnet. Tantra ist ein mystischer Einweihungspfad, in dessen Meditationen mit der Visualisierung verschiedener Gottheiten und der Rezitation von Mantren gearbeitet wird. Das hinduistische Tantra in Verbindung mit Kundalini und der Chakrenlehre wurde im Westen durch die Arbeiten von John Woodroffe bekannt, die buddhistische Variante durch den Vajrayana-Buddhismus, der auch tantrischer oder tibetischer Yogaübung Buddhismus genannt wird. In den höheren Tantras können Rituale unter Einbeziehung der Sexualkraft mit einem Partner praktiziert werden, wo Sexualität als Weg zur Urquelle der Lebenskraft (Shakti) angesehen wird. Spezielle innere Haltung sowie Atem- und Energietechniken könnten über ekstatische Erfahrungen während der sexuellen Vereinigung zu spirituellen Erfahrungen führen. Dieses vage Wissen über solche Praktiken führte zu dem heute vor allem bekannten Neo-Tantra, welches eher als sexualtherapeutische Arbeit bezeichnet werden kann. Yoga In der Tradition des Yoga unterstützen verschiedene Körperhaltungen und -übungen, Atemtechniken, sowie Fasten und andere Arten der Askese die Meditation. Im Raja Yoga gelten Pratyahara (Zurückziehen der Sinne) und Dharana (Konzentration) als Vorstufen der Meditation Meditation 35 (Dhyana). Hier bezeichnet Dhyana die notwendige Entwicklungsvorstufe zum Ishvara-Samadhi. Lange ruhig bewegungslos gehaltene Asanas sind bereits meditativ. Kampfkunst Auch Kampfkünste können Gegenstand und Vehikel der Meditation sein: Besonders in den daoistischen Traditionen der inneren Kampfkünste (z. B. Taijiquan) spielt der meditative Aspekt eine große Rolle. In manchen Stilen tritt dabei der kämpferische Ursprung fast völlig zurück. Auch in vielen der äußeren Kampfkünsten (z.B. Karate, Judo und auch Kinomichi) werden meditative Praktiken geübt. Innere Kampfkünste: Xingyiquan Neuere fernöstlich inspirierte Meditationsmethoden Zu den bekanntesten neueren aktiven Meditationsmethoden gehören die von Bhagwan Shree Rajneesh (Osho) in seinem Ashram in Pune (1970) für Menschen aus dem Westen entwickelten Meditationsmethoden. Vor der eigentlichen Meditationsphase sollen durch aktive Bewegung und verstärkte Atmung seelische und körperliche Spannungen abgebaut und das Gefühl für den eigenen Körper intensiviert werden. Bekannt sind die Dynamische Meditation, die Kundalini-Meditation, die Nadabrahma-Meditation und die Nataraj-Meditation. In der Folge wurden im Rahmen der New-Age-Bewegung zahlreiche aktive Meditationsmethoden entwickelt, die oft als Musik-CD mit Bewegungsanleitungen oder Begleitbuch angeboten werden. Geh-Meditation Häufig dient auch eine körperliche Tätigkeit als ein Fokus einer Meditation. Die einfachste Tätigkeit, die so benutzt wird, ist wohl das Gehen, das sowohl in der christlichen Kultur (bei verschiedenen Mönchsorden etc.) als auch in der fernöstlichen, z. B. im Zen (dort bekannt als Kinhin), Anwendung findet. Bekanntester Vertreter dieser Meditationsform im Westen ist der aus Vietnam stammende, seit 1971 in Frankreich lebende buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh. Tanz Tanzen kann wie bei einigen neueren fernöstlich inspirierten Meditationsformen Teil der Vorbereitung zur eigentlichen Meditation in Stille sein, Trancetanz wird z.B. teilweise auch als Meditation angesehen. In der orientalischen Tradition ist der Derwisch-Tanz im Sufismus, in der islamischen Mystik eine solche Vorbereitung zur meditativen Versenkung. Der Derwisch-Tanz führt zu einem Bewusstseinszustand mit Freiheit von Gedanken und körperlicher Zentriertheit, der günstige Voraussetzung für Meditation und hier für das Dhikr, das ununterbrochene Bewusstsein der Gegenwart Gottes, ist. Klassische (griechische) Kreis-Tänze, langsam Schritt für Schritt ausgeführt, werden zwischendurch bei manchen Meditationseminaren eingesetzt. Sie sollen den Meditierenden eine stärkere bewusste Verbindung mit dem eigenen Körper ermöglichen, die bei langen Meditationssitzungen mitunter abhanden kommen kann. Meditation 36 Musik und Rezitation Viele Schulen verwenden rhythmische Klänge und Musik, um die Meditation zu erleichtern. In der christlichen Tradition sind das insbesondere Choräle wie sie vor allem aus der Gregorianik bekannt sind. Das Rosenkranz- und Jesusgebet im Christentum hat meditative Aspekte. Im Hinduismus und Buddhismus werden Mantren rezitiert entweder lautlos, leise oder als Gesänge (Chanting). Abgrenzungen Ähnliche spirituell bedeutsame Bewusstseinszustände oder mystische Erfahrungen, wie sie in der Meditation angestrebt oder erfahren werden, werden auch durch Trance- und Ekstase-Techniken (Trancetanz), Holotropes Atmen oder Psychotrope Substanzen gesucht. Die Meditation unterscheidet sich von solchen Praktiken zur Bewusstseinserweiterung wesentlich durch eine fast immer vorausgesetzte und unterstützte klare und wache Bewusstheit. In manchen Traditionen wie zum Beispiel in der christlichen Mystik oder im Vajrayana-Buddhismus gibt es auch fließende Übergänge zwischen Meditation und Tranceinduktion. Auch bei Formen des Gebets, wie sie im Judentum und Christentum praktiziert werden, sind transzendentale Erfahrungen möglich. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Gebet und Meditation ist die kommunikative Komponente in der Ansprache eines Höheren Wesens im Gebet. In der christlichen Meditation ist jedoch das Hören auf Gott in jedem Fall entscheidender Bestandteil. Im Buddhismus, vor allem in seiner tantrischen Variante, und im Hinduismus gibt es spirituelle Praktiken der Anrufung, die dem Gebet sehr ähnlich sind, dort aber Meditation genannt werden. „Meditieren heißt, in eine Idee aufgehen und sich darin verlieren, während Denken heißt, von einer Idee zur anderen hupfen, sich in der Quantität tummeln, Nichtigkeiten anhäufen, Begriff auf Begriff, Ziel auf Ziel verfolgen. Meditieren und Denken, das sind zwei divergierende, unvereinbare Tätigkeiten.“ – Emile Cioran: Die verfehlte Schöpfung, 1949 [3] Wirkungen der Meditation und Meditationsforschung Regelmäßige Meditation kann beruhigend wirken und wird des Öfteren in bestimmten Formen auch in der westlichen Medizin als Entspannungstechnik empfohlen. Die Wirkung, der meditative Zustand, ist neurologisch als Veränderung der Hirnwellen messbar. Der Herzschlag wird verlangsamt, die Atmung vertieft, Muskelspannungen reduziert. Richard Davidson belegt bei tibetischen Mönchen eine größere Aktivität im linken Stirnhirnlappen und verstärkte Gamma-Wellen im EEG.[4] [5] [6] Die Psychologin Sara Lazar konstatierte bei erfahrenem Meditieren deutliche Verdickungen in Bereichen der Großhirnrinde, die „für kognitive und emotionale Prozesse und Wohlbefinden wichtig sind“.[7] [8] 2007 analysierten Ospina (University of Alberta, Kanada) und Bond (Capital Health Evidence based Practice Center, Edmonton, Kanada) 813 medizinische und psychologische wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Wirkung von Meditation auf Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und Drogen- und Arzneimittelmissbrauch befasst hatten. Es gebe heute ein „enormes Interesse“, Meditation als Therapie einzusetzen. Bislang sei ein Großteil solcher Hinweise aber eher „anekdotisch“ oder stamme aus unzulänglichen Untersuchungen. Belege, dass „gewisse Arten“ der Meditation Bluthochdruck und Stress bei Patienten reduzieren könnten, gebe es aber, und bei Gesunden habe sich gezeigt, dass Praktiken wie Yoga die verbale Ausdruckskraft erhöhen und Herzfrequenz, Blutdruck und Cholesterin-Spiegel senken könne. Die methodische Qualität der Untersuchungen sei jedoch eher mangelhaft. Eine übereinstimmende theoretische Sichtweise scheine zu fehlen. Künftige Untersuchungen müssten strengere Maßstäbe anlegen an Durchführung, Analyse und Niederschrift. Aus den Ergebnissen ihrer Arbeit dürfe allerdings nicht der Schluss gezogen werden, Meditation wirke nicht. Die Hinweise auf die therapeutischen Effekte seien, so Ospina, nur noch nicht hinreichend beweiskräftig; viel Unsicherheit gebe es zum Beispiel, was die Meditationspraxis selbst anbelange. Die Studie hatte Meditation in fünf Kategorien unterteilt: Mantra-Meditation, Achtsamkeits-Meditation, Meditation 37 Yoga, Taijiquan und Qi Gong. Am häufigsten sei Transzendentale Meditation und die Relaxation Response-Technik untersucht worden, gefolgt von Yoga und Achtsamkeits-Meditation. Durchgeführt wurde die Studie am University of Alberta Evidence-based Practice Center, im Auftrag des Gesundheitsministeriums der USA. Die Finanzierung erfolgte durch das National Center for Complementary and Alternative Medicine in Bethesda, USA.[9] Das Mind and Life Institute ist unter Mitwirkung anerkannter Wissenschaftler mit dem Versuch befasst, die Wirkung von Meditation auf das Gehirn zu untersuchen, und umgekehrt. In Deutschland beschäftigt sich vor allem der Psychologe Ulrich Ott mit der Meditationsforschung, im November 2010 fand in Berlin der erste interdisziplinäre Kongress zur Meditations- und Bewusstseinsforschung in Deutschland statt.[10] Siehe auch: Gottesmodul Meditationszentrum Es handelt sich um einen Begriff aus dem westlichen Kulturkreis. Ein Teil der in der zweiten Hälfte des 20. Jhdts. gegründeten New-Age-Zentren verfügt über ein Gemeinschaftsgebäude oder einen zentralen Versammlungsraum, der bei religiös und/oder spirituell ausgerichteten Gemeinschaften und Gruppen bzw. im Falle von Ashrams entweder auch oder ausschließlich als Meditationszentrum genutzt wird. Für eine wechselnde Nutzung mit eingeschobenen Meditationszeiten steht beispielhaft die Universal Hall in der schottischen Findhorn Foundation, für eine ausschließlich meditative Nutzung in absoluter Stille steht der Matrimandir im südindischen Auroville. Poggersdorf, Österreich Einzelnachweise [1] Maharishi Mahesh Yogi: Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens. Kamphausen, Bielefeld 1998. ISBN 3-933496-40-3. S. 378 ff. [2] Maharishi Mahesh Yogi: Die Bhagavad Gita, Kapitel 1-6, aus dem Sanskrit übertragen und neu kommentiert. Kamphausen, Bielefeld 1999, ISBN 3-933496-41-1. S. 364 ff. [3] Zitat unter www.cioran.eu (http:/ / planetcioran. blogspot. com/ 2006/ 10/ zitate. html) [4] Kernspin im Nirwana. (http:/ / www. zeit. de/ 2008/ 06/ P-Ulrich-Ott?page=all) Die Zeit, 31. Januar 2008 [5] Meditation Gives Brain a Charge, Study Finds. (http:/ / www. washingtonpost. com/ wp-dyn/ articles/ A43006-2005Jan2. html) Washington Post, 3. Januar 2005 [6] Buddha on the Brain, (http:/ / www. wired. com/ wired/ archive/ 14. 02/ dalai. html) Wired 14.02, Februar 2006 [7] Geist über Materie: Meditation und Hirnforschung (http:/ / www. br-online. de/ bayern2/ iq-wissenschaft-und-forschung/ iq-feature-meditation-ID1226580910230. xml), BR-online [8] Die Fahrschule des Bewusstseins (http:/ / www. heise. de/ tp/ r4/ artikel/ 27/ 27939/ 1. html), Telepolis, 18. Mai 2008 [9] Therapeutic Value Of Meditation Unproven, Says Study. (http:/ / www. sciencedaily. com/ releases/ 2007/ 06/ 070628160734. htm) Science Daily, 2. Juli 2007 [10] Erster interdisziplinärer Kongress zur Meditations- und Bewusstseinsforschung in Deutschland, Berlin, 26.-27. November 2010 (http:/ / www. meditation-wissenschaft. org/ veranstalter. html) Meditation Literatur • Thích Nhất Hạnh: Das Wunder der Achtsamkeit. Theseus, Stuttgart 2002, ISBN 3-89620-173-5 • Dalai Lama XIV: Die Essenz der Meditation. Praktische Erklärungen zum Herzstück buddhistischer Spiritualität. Heyne, München 2005, ISBN 3-453-70014-7 • Mircea Eliade: Yoga: Unsterblichkeit und Freiheit. Insel, Frankfurt 2004, ISBN 3-458-34701-1 • Ulrich Kraft: Meditation. Die neuronale Erleuchtung. Gehirn & Geist (2005) Nr. 10, S. 12–17 Online (http:// www.gehirn-und-geist.de/artikel/837043) • Claudio Naranjo und Robert E. Ornstein: Psychologie der Meditation. Fischer, Frankfurt 1976, ISBN 3-436-02388-4 • Sakyong Mipham: Wie der weite Raum. Die Kraft der Meditation. dtv, München 2005, ISBN 3-423-24445-3 • Harold Piron und Renaud van Quekelberghe (Hg.): Meditation und Yoga Klotz, Magdeburg 2010, ISBN 978-3-88074-025-9 • Jes Bertelsen: "Das Wesen des Bewusstseins - Meditation und Dzogchen." Opus Verlag, Leopoldshöhe 2010. Band 1: Meditation, ISBN 978-3-939699-02-6; Band 2: Dzogchen, ISBN 978-3-939699-03-3 • Longchen Rabjam/Longchenpa - Tulku Thondup: "Buddha-Natur - Dzogchen in der Praxis." Opus Verlag, Leopoldshöhe 2010, ISBN 978-3-9807536-6-1 • Jon Kabat-Zinn Gesund durch Meditation. Full Catastrophe Living. Das vollständige Grundlagenwerk. Erste vollständige Ausgabe. Otto Wilhelm Barth, München 2011, ISBN 978-3-426-29193-1. (amerikanische Originalausgabe, New York 1990) Weblinks • HP der deutschen Society of Meditation and Meditation Research (http://www.smmr.de/cms/index. php?menuid=1&PHPSESSID=rm4r5tf805tvqpjnjtccvishe2) • Nyanaponika: Satipatthāna, Geistestraining durch Achtsamkeit. (http://www.palikanon.com/diverses/ satipatthana/satipattana.html) Trad. Übersetzung; s. dazu die Erläuterungen von: Analyo: Sati in den Pali Lehrreden (http://bgm-projekte.de/dd/download/Sati_in_den_Pali_Lehrreden.pdf) • Mehr Licht im Labor! (http://www.zeit.de/2005/38/Dalai-Bewusstsein) – Artikel vom Dalai Lama, Die Zeit, 15. September 2005 • Buddhismus im Labortest. (http://zeus.zeit.de/text/2007/12/Meditation-Interview) – Interview mit dem Physiker und Buddhisten Alan Wallace, Die Zeit, 15. März 2007 • DIE ZEIT 6/2008 S. 36. (http://www.zeit.de/2008/06/P-Ulrich-Ott) • Kongress Meditation & Wissenschaft Berlin 2010 (http://www.meditation-wissenschaft.org/ dokumentation-kongress-2010.html) – Umfangreiche Webdokumentation aller Vortragsvideos einschließlich der dabei verwendeten Präsentationsvorlagen 38 Moin Moin Moin ist ein regional in Teilen Norddeutschlands und dem Süden Dänemarks (Südjütland) – dort Mojn geschrieben[1] – verbreiteter Gruß, der prinzipiell zu jeder Tages- und Nachtzeit verwendet werden kann.[2] Beiderseits der Grenze wird Moin (bzw. Mojn) heute in allen ansässigen Sprachen samt deren Varietäten und Dialekten verwendet[3] . Es gibt allerdings regional unterschiedliche Konventionen zur Verwendung, was etwa die Tageszeit, den formellen Aspekt oder die Verdopplung („Moin moin“) betrifft. Moin hat sich über das traditionelle Verbreitungsgebiet hinaus bei der jungen Generation über die gesamte Nordhälfte Deutschlands ausgebreitet, wird allerdings dort außerhalb des Morgens häufig fälschlicherweise mit einem klassischen Guten Morgen verwechselt und als Respektlosigkeit verstanden. Herkunft Die genaue Herkunft des Grußes „Moin“ ist nicht exakt belegbar, es gibt aber einige Hinweise darauf, wo die möglichen Wurzeln des Grußes zu finden sind. Linguisten nehmen an, dass Moin dem Angeredeten sprachökonomisch „einen Guten“ (= moien) wünscht, was erklären würde, dass Moin zu jeder Tageszeit gebraucht wird. Gegen die Herleitung von Moin aus dem ostfriesisch-niederdeutschen mōj spricht allerdings die Tatsache, dass Moin das einzige Wort dieser Sprache ist, das den kurzen oi-Diphthong aufweist, der aufgrund phonologischer Gesetzmäßigkeiten nicht aus -ōj- hergeleitet werden kann. Im Übrigen scheint Moin eine relativ junge Sprachschöpfung zu sein, und manches spricht für die Annahme, dass es sich hier um die Übernahme und später eigenwillige Umformung eines Morjen (Guten Morgen) preußischer Verwaltungsbeamter in Ostfriesland handelt. Für eine Herkunft aus dem Friesischen spricht hingegen die Tatsache, dass Moin Moin als Grußformel bis in die 1970er Jahre nur in Ostfriesland, dem Emsland, Hamburg, im Oldenburgischen und in den nordfriesischen Regionen Schleswig-Holsteins sowie in Flensburg verbreitet war. In den anderen Regionen Schleswig-Holsteins hingegen wurde die übliche informelle Grußformel „Tach!“ verwendet. Moin Moin ist möglicherweise direkt aus dem friesischen moi moren entstanden. Der letzte Teil morn (Morgen) bekommt in dieser Verwendung dann also die Bedeutung Tag, oder, wie der Norddeutsche gerne zu grüßen pflegt, Tach. Vielfach wird argumentiert, dass das Wort nicht von Morgen oder Guten Morgen abstamme. Es wird aber von Nicht-Friesen meist als Bildung aus Guten Morgen (→ Morgen → Morjen → Mojen → Mojn → Moin) empfunden. Die älteren Ostfriesen selbst sind jedoch davon überzeugt, dass „Moin“ die zusammengezogene Form des Grußes „Moi’n Dag!“ = „Schönen/guten Tag!“ sei, denn „Moi“ ist ein oft gebrauchtes Wort im ostfriesischen Platt für „schön“ oder „gut“. Auch ist „Dat is moi“ eine oft verwendete Redewendung im ostfriesischen Platt und wird mit derselben Bedeutung auch in den Niederlanden ("mooi") gebraucht, mit deren Sprache, zum Beispiel im Groninger Land das ostfriesische Platt sehr eng verbunden ist. 39 Moin Verwendung Im Gegensatz zum niederdeutschen goden Morgen wird Moin in manchen Regionen Norddeutschlands den ganzen Tag über verwendet, in anderen aber wiederum nur am (frühen) Morgen. Inzwischen wird umgangssprachlich, vor allem unter Jugendlichen, auch Moinsen verwendet. Die Herkunft ist unklar. Moinsen findet Verwendung, wenn: • mehrere Leute auf einmal angesprochen werden (Moinsen als Kurzform für „Moin zusammen“) • das Moin besonders betont werden soll („ich grüße Dich besonders herzlich“) • auf ein Moin geantwortet wird („Moin zurück“). Wahrscheinlich von gleicher Herkunft wie Moin ist das Luxemburgische Moien als Begrüßung, das ebenfalls nicht nur „guten Morgen“ heißt, sondern im ganzen Tagesverlauf verwendbar ist. Moin und Moin Moin sind international im gesamten friesischen Sprachraum verbreitet: Auch im Osten der Niederlande, ausgehend von Westfriesland, und im Süden Dänemarks, ausgehend von Nordfriesland (Mojn) werden sie benutzt. Mojn ist regional auf das deutsch-dänische Grenzgebiet (Nordschleswig) begrenzt. Hier wird Mojn auch zur Verabschiedung genutzt. In Norddeutschland wird in einigen Gegenden „Moin“ und „Moin Moin“ analog dazu ebenfalls auch zur Verabschiedung benutzt. Moin ist auch in der Deutschen Marine als halbformelle Grußformel anerkannt. So kann man häufig anstatt des oft als sperrig empfundenen Guten Morgen/Tag/Abend, Herr... ein Moin, Herr ... hören. Unter Marinesoldaten verbreitet ist die Meinung, dass gerade dies zu einer weniger gespannten Atmosphäre in der Marine führt und den Kameradschaftsgeist stärkt. In manchen Teilen Norddeutschlands wird den Begriffen Moin und Moin, Moin weiterhin eine unterschiedliche Bedeutung zugesprochen; Während Moin lediglich als Grußformel betrachtet wird, enthält Moin Moin zusätzlich eine gesprächsanbahnende Komponente, sozusagen eine Aufforderung zum Smalltalk oder Norddeutsch Klönschnack. Sprachgeschichtlich verwandt mit „Moin“ ist der norwegische Gruß morn, der nach Ansicht vieler Skandinavisten aus dem Mittelniederdeutsch der Hanse stammt. Im Gegensatz zu god morn oder god morgen (guten Morgen), das nur am Vormittag angebracht ist, ist morn informeller und kann den ganzen Tag bis in die Nacht (z. B.: statt god aften: guten Abend) verwendet werden. In Finnland sagt man moi bzw. moi, moi, das aber ein stark umgangssprachliches Begrüßungswort ist. Im Rheiderland gibt es häufig sowohl bei Älteren als auch unter Jugendlichen die Variante „Mui“, die sich unter Einfluss der niederdeutschen Variante aus den angrenzenden Niederlanden entwickelt hat. Diese Form gibt es vereinzelt auch als „moi“ (wie in den Niederlanden und Finnland), „mai“ oder „mäi“. Um das Wort „Moin“ im deutschen Sprachgebrauch zu erhalten, hat der private Bremer Radiosender Energy Bremen eine Wortpatenschaft beim „Verein deutsche Sprache“ für das Wort „Moin“ übernommen. Die Morgenshow des Senders wurde im August 2006 in „Moin!“ umbenannt. Weitere Abwandlungen: Moiner, Moiners Verbreitungsgeschichte in Norddeutschland Moin war zunächst nur bei den Friesen und dann in Südschleswig bis zur Ostseeküste in Angeln und Flensburg (dort hatten sich im 18. Jahrhundert viele Nordfriesen niedergelassen) üblich. Während Moin also im mehrsprachigen Flensburg schon sehr lange fest eingebürgert ist, findet es sich im übrigen niederdeutschen Sprachraum als neue Sprachform in der Umgangssprache jüngerer Leute. Beispielsweise gehört es nicht zum niederdeutschen Dialekt in Holstein und wird dort von den älteren Einheimischen zwar verstanden, aber eben als eine Art Morjen (berlinerisch) und nicht zu einer anderen Tageszeit als morgens erwartet, wie Tach. 40 Moin Inzwischen wird der Gruß von vielen Deutschen verstanden.[4] Auch bei Führungskräften aus Wirtschaft und Politik wird der Gruß benutzt.[5] Der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm bezeichnete Moin als „die genialste Wortschöpfung aller Zeiten“,[6] auch die ehemalige „Landesmutter“ Heide Simonis verwendet den Gruß auffallend oft, so Sprachforscher. Auch im Duden ist er inzwischen zu finden,[7] seit der 23. Auflage.[8] Die Rechtschreibkorrektur von Microsoft Office hat es ebenfalls in ihre Datenbank aufgenommen.[9] Mittlerweile ist Moin bis in den Süden Deutschlands verbreitet.[10] Jedoch wird es im äußersten Süden des deutschen Sprachgebiets (zumal größtenteils in der Schweiz und in ganz Österreich) allenfalls passiv verstanden. In Teilen der deutschsprachigen Südostschweiz (im Kanton Graubünden), verwendet man in der Umgangssprache das Wort Moi, um eine Einzelperson zu begrüßen oder sich von ihr zu verabschieden. Für mehrere Personen benutzt man die Zusammensetzung Moi-zäme, wobei der Wortteil zäme Dialekt ist und ins Hochdeutsche übertragen zusammen heißt. Moins ist eine Ableitung von Moi und bedeutet, dass man mehrere Personen anspricht, also eine weitere Variante der Mehrzahlform. Literarische Belege In der Literatur des 19. Jahrhunderts sucht man vergeblich nach dem Gruß „Moin“ oder „Moin Moin“. Dagegen lässt Arno Holz in seiner Komödie „Sozialaristokraten“ (Berlin, 1924) seine Figur Wilhelm Werner, genannt „Elefantenwilhelm“, den Gruß mehrfach verwenden. Werner spricht einen breiten hochdeutschen Berliner Dialekt. (Quelle: Projekt Gutenberg). Dementsprechend muss der Gruß in den 1920er Jahren in Berlin gebräuchlich gewesen sein. Moin Moin ist des Weiteren der Name eines im niederdeutschen Raum bekannten Liedes der Gruppe Godewind, das 1980 auf der gleichnamigen Platte erschien. Einzelnachweise und -anmerkungen [1] [2] [3] [4] http:/ / www. region. de/ wm316951 Moin zu jeder Tageszeit (http:/ / muemmel. net/ hamburg/ hamburg_2_a. php5), Abruf: 11. Juli 2009. Hochdeutsch, Niederdeutsch, Dänische Sprache (incl. Sønderjysk, Sydslesvigdansk), Nordfriesisch, Petuh Artikel aus dem „Hamburger Abendblatt“ – Moin wird längst nicht mehr nur in Norddeutschland verstanden (http:/ / muemmel. net/ hamburg/ hamburg_2. php5), Abruf: 11. Juli 2009. [5] Artikel aus dem „Hamburger Abendblatt“ – Moin wird wird auch von Führungskräften verwendet (http:/ / muemmel. net/ hamburg/ hamburg_2. php5), Abruf: 11. Juli 2009. [6] Artikel aus dem „Hamburger Abendblatt“ – Zitat von Björn Engholm (http:/ / muemmel. net/ hamburg/ hamburg_2. php5), Abruf: 11. Juli 2009. [7] Vgl. Duden Band 1 – Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage, S. 699 I. [8] Welt-Online – „Moin“ steht seit der 23. Auflage im Duden, (http:/ / www. welt. de/ print-welt/ article334252/ Pladduetsches_Moin_steit_nu_inn_Duden. html) Abruf: 11. Juli 2009. [9] Microsoft nimmt „Moin“ in den Office-Wortschatz auf (http:/ / winfuture. de/ news,38887. html), Abruf: 11. Juli 2009. [10] Welt-Online – „Moin“ ist bis in den Süden verbreitet (http:/ / www. welt. de/ print-welt/ article334252/ Pladduetsches_Moin_steit_nu_inn_Duden. html), Abruf 11. Juli 2009. Weblinks • http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/moin.htm – Eintrag bei der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte • http://plattmaster.de/moinmoin.htm – Was bedeutet „Moin, moin“? (in Plattdeutsch) • http://www.grenzroute.com/SEEEMS/3310.asp - „Moin“ oder „Mojn“? 41 Reflexzonenmassage Reflexzonenmassage Die Reflexzonenmassage ist eine Behandlungsform, die in ihrer therapeutischen Ausprägung zu den alternativmedizinischen Behandlungsverfahren gezählt wird und als Wohlfühlbehandlung zunehmend auch im Wellnesssektor Einzug gefunden hat. Befürworter dieser Methode gehen davon aus, dass die Reflexzonenmassage in der Schmerztherapie und bei Durchblutungsstörungen übliche medizinische Verfahren und physiotherapeutische Anwendungen ergänzen kann sowie eine Verbesserung des Wohlgefühls unterstützen kann. In bisherigen Studien war die Reflexzonenmassage jedoch weitgehend wirkungslos.[1] Reflexzonen Die bei der Reflexzonenmassage gemeinten Reflexzonen im Körper sollen alle Organe und Muskelgruppen auf der Hautoberfläche und im Haut-Unterhautbereich „spiegeln“. Sie sind nicht mit den bekannten Head-Zonen der Medizin identisch. Es soll sie am Rücken, am Fuß, an der Hand, am Ohr, an der Nase und am Schädel geben. Diese Zonen sollen entweder diagnostisch (Irisdiagnose) oder im Rahmen einer Befundaufnahme oder therapeutisch (Reflexzonenmassage, Akupunktur und Akupressur) eingesetzt werden können. Die Begriffe Reflexzone und Somatotopie werden oft synonym gebraucht. Als Reflexzone wird im Allgemeinen ein Körperbereich bezeichnet, der aufgrund eines hypothetischen nicht genau beschriebenen reflexartigen Wechselwirkungsgeschehens als diagnostisch wie therapeutisch nutzbar aufgefasst wird. Der Begriff Somatotopie hingegen ist ein phänomenologischer: Er bezeichnet die Reflexzonen an den Fußsohlen quasi kartographische Darstellung des Gesamtorganismus auf einem seiner Teilbereiche. Die Nutzbarkeit vieler Somatotopien als Reflexzone und die Deutung vieler Reflexzonen als Somatotopien bringt es mit sich, dass die beiden Begriffe allgemein als austauschbar verstanden werden. Entwicklung der Reflexzonenmassage Als Pionier der neueren Reflexzonenmassage gilt der amerikanische Arzt William Fitzgerald (1872–1942). Er hatte neben schulmedizinischen Kenntnissen auch solche über Methoden indianischer Volksmedizin, wozu Vorstellungen über reflektorische Zusammenhänge und eine Druckbehandlung gehören, die seit Jahrhunderten und noch heute in Reservaten angewendet werden. Fitzgerald entwickelte daraufhin ein System: Er teilte den Körper in zehn senkrechte Zonen ein. Dieses Konzept und die von ihm entwickelte „Zonentherapie“ waren 1917 der Grundstein für die heutige Reflexzonen-Therapie. Später wurden diese Längszonen noch in jeweils drei Querzonen eingeteilt. Diese Einteilung ist auch heute noch die Grundlage. Von Amerika aus kam die „Reflexology“, wie sie dort genannt wird, über England auch nach Deutschland. In der Ausbildungsstätte von Hanne Marquardt wird das System seit 1967 weitergegeben. Heute arbeiten hauptsächlich Heilpraktiker, Physiotherapeuten und Masseure damit. Diese Massagen sind Anwendungen, bei denen drucksensible Zonen zur Befunderhebung und durch mechanische oder andere Reizung (Low Level Laser Therapie, Farbstrahler, Farbauflagen, Edelsteine usw.) stimuliert werden. Eine wissenschaftlich therapeutische Wirkung wurde bisher nicht nachgewiesen. Erfolgreich werden diese Massagen im Wellnessbereich zur Steigerung des Wohlbefindens eingesetzt. 42 Reflexzonenmassage Wirksamkeit und Wirkungsweise der Reflexzonentherapie Früher gingen Anhänger von der Hypothese aus, dass für die Wirksamkeit der Reflexzonen die Energiebahnen der traditionellen chinesischen Medizin als Meridiane verantwortlich wären. Für die Meridiane gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Nachweise. Eine systematische Übersichtsarbeit fand nur in einer von fünf Studien einen therapeutischen Effekt und hält die Reflexzonentherapie daher für nicht empfehlenswert[1] Quellen [1] Mei-Yeh Wang, Pei-Shan Tsai, Pi-Hsia Lee, Wen-Yin Chang, Che-Ming Yang: The efficacy of reflexology: systematic review. In: Journal of Advanced Nursing. 62, Nr. 5, Juni 2008, S. 512–520, doi: 10.1111/j.1365-2648.2008.04606.x (http:/ / dx. doi. org/ 10. 1111/ j. 1365-2648. 2008. 04606. x). Literatur • Fußreflexzonen beim Mensch. Zonen für manuelle- und Lasertherapie, Tafel [84 x 60 cm]. Igelsburg, Habichtswald 2009, ISBN 978-3-941933-00-2. • Walter Froneberg, Gerda Fabian: Manuelle Neurotherapie. Nervenreflextherapie am Fuß. Haug, Heidelberg 1992, ISBN 3-7760-1216-1. • Jochen M. Gleditsch: Reflexzonen und Somatotopien. Vom Mikrosystem zu einer Gesamtschau des Menschen. 9. vollständig überarbeitete Auflage. Urban & Fischer, München 2005, ISBN 3-437-55381-X. • Ewald Kliegel: Reflexzonen easy. Fit mit einem Griff. Kleine Beschwerden rasch lösen. Haug, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-2198-2. • Ewald Kliegel, Thomas Gutsche: Kompendium der Reflexzonen auf CD-ROM. Kliegel & Gutsche, Stuttgart 2003, ISBN 3-00-010880-7. • Marion Kühn: Repertorium der ganzheitlichen Diagnostik. Foitzick, Augsburg 2010, ISBN 978-3-929338-53-9. • Hanne Marquardt: Praktisches Lehrbuch der Reflexzonentherapie am Fuß. 5. Auflage. Hippokrates, Stuttgart 2001, ISBN 3-7773-1784-5. • Franz Wagner: Reflexzonen-Massage. Gräfe und Unzer, München 1999, ISBN 3-7742-3777-8. • Denise Whichello Brown: Handreflexzonenmassage. Bellavista, Köln 2004, ISBN 3-89893-991-X. • Gunter Zenz: Reflexzonenmassage am Ohr. 2. Auflage. Haug, Heidelberg 2000, ISBN 3-8304-2034-X. • Ingrid Zimmermann: Fußreflexzonenmassage in der Pflege und Selbstpflege. Eine ganzheitliche Betrachtung. Zimmermann, Dorsten-Wulfen 1995, ISBN 3-928568-23-X. Weblinks • Reflexology Association of America (http://www.reflexology-usa.org/) (englisch) • Colin Goldner: Ein ganzer Körper auf der Fußsohle. (http://www.sueddeutsche.de/wissen/ teil-reflexzonentherapie-ein-ganzer-koerper-auf-der-fusssohle-1.867316) In: sueddeutsche.de. 10. Mai 2010 (abgerufen am 10. Februar 2011) 43 Ruhe 44 Ruhe Ruhe, als Tätigkeit auch Ruhen, steht für: • • • • • • • die Abwesenheit von Lärm, die Stille physikalisch den Spezialfall der Bewegung mit Geschwindigkeit null, siehe Bewegung (Physik) rechtlich sich in Grenzen haltende Lärmemission, siehe Ruhestörung den biologische Ruhezustand, den Schlaf stoische Ruhe, siehe Apathie die letzte Ruhe, der Tod die letzte Ruhestätte, siehe Grab Ruhen im juristischen Sinne: • Ruhen des Verfahrens, bei behördlichen oder gerichtlichen Verfahren Siehe auch: • Entspannung Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe. Thai-Massage Die traditionelle Thai-Massage (TTM ) ist eine Massage-Technik, die in Thailand unter der thailändischen Bezeichnung Nuad Phaen Boran (Thai: นวดแผนโบราณ) bekannt ist, was soviel bedeutet wie „uralte heilsame Berührung“. Im westeuropäischen Raum nennt sie sich auch Thai-Yoga-Massage.[1] Die Thai-Massage besteht aus passiven, dem Yoga entnommenen Streckpositionen und Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen und Druckpunktmassagen. Zehn ausgewählte Energielinien (Thai: สิบเส้น - sip sen), die nach aryurvedischer Lehre den Körper als energetisches Netz durchziehen, werden über sanfte Dehnung und mit dem rhythmischen Druck von Handballen, Daumen, Knien, Ellenbogen und Füßen bearbeitet. Die Thai-Massage findet bekleidet auf einer Bodenmatte statt. Traditionell dauert sie 2½ Stunden und zeichnet sich durch ihren dynamischen kraftvollen Aspekt aus. Geschichte und Herkunft der Thai-Massage Die Yogaelemente (Fisch, Pflug, Brücke, Zange etc.) der Thai-Massage und die Terminologien verweisen auf einen indischen Ursprung. In ihrer Bezeichnung und ihrem Verlauf ähneln die Energielinien der Thai-Massage (Thai: เส้น - sen) den in Indien gebräuchlichen Energielinien (prana-nadis): Sen Sumana (thai - เส้นสุมนา) - Sushumna nadi (sanskrit), Sen Ittha (thai - เส้นอิทา) - Ida nadi (sanskrit), Sen Pingkhla (thai - เส้นปิงคลา) - Pingala nadi (sanskrit). [2] Die Urheberschaft der Thai-Massage wird dem nordindischen Arzt Jīvaka-Komārabhacca (andere Schreibweise: Jivakar Kumar Bhaccha) zugerechnet. Noch heute wird er in Thailand als „Vater der Medizin“ verehrt und in einer Andacht (thai: Wai Khru - ไหว้ครู) zu Beginn der Thai- Massage erwähnt („Om Namo Jivago..“). [2] Jīvaka-Komārabhacca war Zeitgenosse Buddhas und hat im 5. Jahrhundert v. Chr. in Indien gelebt. Im Pali-Kanon, den alten Schriften des Buddhismus der südlichen Schule des Theravada, wird er als Leibarzt des indischen Magadha-Königs Bimbisara genannt. König Bimbisara war dem Buddha verbunden und suchte ihn wiederholt auf. Auch Jīvaka-Komārabhacca stand in Kontakt zu Buddha und hat ihn und seine Mönchsgemeinde ärztlich betreut. [3] Thai-Massage Die Thai-Massage muss in einem Zirkel von Mönchen, die von Indien nach Myanmar übersiedelten, in Südostasien überliefert worden sein – vermutlich über viele Jahrhunderte zunächst mündlich in buddhistischen Tempeln. Dies kann frühestens ab dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. geschehen sein, da sich erst dann die buddhistische Lehre im südostasiatischen Raum auszubreiten begann. Es kursiert auch die Annahme, die buddhistischen Mönche selbst hätten die Thaimassage entwickelt, um sich von den Folgen langer Meditationsstellungen zu kurieren. Die einzigen schriftlichen Überreste zur Thai-Massage sind auf Palmblättern in Pali-Sprache und Khmerschrift verfasst und wurden 1832 vom damaligen thailändischen König Nang Klao (Rama III.) im Tempel Wat Pho in Bangkok in 60 Steintafeln graviert. (Epigravuren sind dort noch heute zu besichtigen). Alle anderen Zeugnisse gingen bereits 1767 bei der Zerstörung der alten thailändischen Königstadt Ayutthaya durch burmesische Eroberer verloren. [2] Da das Wissen um diese Massagekunst vermutlich mit dem Buddhismus den indischen Kontinent verlassen hat, wird sie in Indien Ausschnitt der Lehr-Darstellung im heute nicht praktiziert. Die dort verbreiteten Techniken sind als „Medizin-Pavillon“ des Wat Pho, Bangkok indische Yogamassage oder aryurvedische Massage bekannt. Es ist denkbar, dass in Siam bereits Massageformen existierten, die sich mit der neuen Lehre mischten und es ist auch nicht auszuschließen, dass im Laufe der Jahrhunderte über Handelsbeziehungen zu China die Traditionelle chinesische Medizin Einfluss auf die Methode gewonnen hat. Die traditionelle Thai-Massage ist auch in ihrer heutigen Praxis dem Buddhismus verbunden. Sie wird mit Metta (im südlichen Buddhismus gebräuchlicher Begriff für liebende Güte) angewandt. Die Meister sind in der Regel tief religiöse Menschen, die die Massage im Zustand der Achtsamkeit, des Gleichmuts, des Mitgefühls und der anteilnehmenden Freude ausführen. Wirkungsweise nach traditionell asiatischer Lehre Fundament der Thai-Massage ist das ayurvedische System der 72000 Energielinien (nadis), von denen in der Thai-Massage zehn (sip sen - สิบเส้น) bearbeitet werden. Über diese Energielinien, auf denen die sogenannten Marmapunkte (Energiepunkte) liegen (im japanischen Shiatsu als Akupressurpunkte bekannt), wird der Mensch nach aryurvedischer Lehre mit Prana (Lebensenergie) versorgt. Prana kann dem Körper über die Atmung zugeführt werden. In den Dehnpositionen der Thai-Massage verbraucht die Muskulatur Sauerstoff und der Mensch wird angeregt, tiefer zu atmen. Intensive Druckmassagen bewirken ebenfalls eine verstärkte Atmung. Ein tiefer Atem fördert Entspannung und Regeneration (vermehrtes Prana).[2] In der Lehre der Thaimassage korrespondiert der Druck auf bestimmte Marmapunkte und Energielinien mit der Linderung folgender körperlicher Leiden: • • • • • • • • • Kopfschmerzen Übelkeit Verstopfung Durchfall Ohrensausen (Tinnitus) Schlafstörungen Schock Husten Knieschmerzen • Rückenschmerzen • Schwindel 45 Thai-Massage etc...[4] Wirkungsweise aus wissenschaftlicher Sicht • Druckpunktmassagen regen die Blutzirkulation an. • In der Dehnung kann die Muskulatur entspannen. • Yogapositionen beeinflussen das skelettomuskuläre System und wirken sich auf die Körperhaltung aus. • Twists, Beugungen und Streckungen der Wirbelsäule können durch Zug intensiviert werden und haben einen Effekt auf die körperliche Beweglichkeit. • Positionen, in denen die Beine angehoben werden, fördern die Durchblutung und den Lymphfluss. • Die Rotation der Gelenke trägt zur Produktion von Synovialflüssigkeit und damit zu körperlicher Geschmeidigkeit bei. • In der Tiefenentspannung wird der Parasympathicus aktiviert, sodass die inneren Organe vermehrt durchblutet und der Stoffwechsel angeregt wird. • Achtsame Berührung kann körperliches Wohlbefinden auslösen und Hebetechniken können zu einem Gefühl der Geborgenheit führen. [1] Verbreitung In Thailand ist die Thai-Massage selbstverständlicher Teil des Alltags:[5] • Sie wird im familiären Umfeld oder von örtlichen Meistern zur Gesundheitsvorsorge praktiziert. • Zur Regeneration findet sie in Krankenhäusern Anwendung. • In meist abgewandelter Form wird sie in der Tourismusbranche angeboten. Seit den 1990er Jahren wird die traditionelle Thai-Massage bzw. Thai-Yoga-Massage auch im Westen gelehrt und verbreitet. Asokananda (Harald Brust, 1955-2005) war einer der ersten Europäer, der die Thai-Massage über die Grenzen Thailands hinaus bekannt machte und international Lehrer ausbildete. In Deutschland wird die Thai-Massage in Yogazentren, Spas, Spa-Hotels und Privatpraxen ausgeübt. Einzelnachweise [1] [2] [3] [4] [5] Kam Thye Chow: Thai-Yoga-Massage. Baden und München, 2005 Asokananda: Die Kunst traditioneller Thai-Massage. Bangkok, 1993 http:/ / www. palikanon. com/ english/ pali_names/ j/ jiivaka. htm Asokananda: Traditionelle Thai-Massage für Fortgeschrittene. Bangkok, 1998 Möller, Hubert; Patanant, Montien: Lehrbuch der traditionellen Thai-Massagetherapie. München Jena, 2007 46 Wellness Wellness Der Begriff Wellness, erstmals 1654 in einer Monografie von Sir A. Johnson als „...wealnesse“ im Oxford English Dictionary mit „gute Gesundheit“ übersetzt, steht nach modernem Verständnis für ein ganzheitliches Gesundheitskonzept und ist seit den 50er Jahren in den USA Oberbegriff einer seinerzeit neuartigen Gesundheitsbewegung. Begriff Nach der der Definition des amerikanischen Arztes Kenneth H. Cooper Wellness-Bereich mit Ruheliegen („The Father of Aerobics“) oder des Sozialmediziners Halbert Dunn in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren, basiert der Begriff Wellness auf den Begriffen Well-being und Fitness und Well-being und Happiness. Der Begriff ist also ein Kofferwort. Das Lebensstilkonzept Wellness zielt auf Wohlbefinden, Spaß und eine gute körperliche Verfassung. Heute versteht man unter Wellness vor allem Methoden und Anwendungen, die das körperliche, geistige oder seelische Wohlbefinden steigern. Fremdenverkehrseinrichtungen, Hotels, Schwimmbäder und Kureinrichtungen bieten unter der Bezeichnung „Wellness“ Massagen und Bäder, sowohl als Tages- als auch Wochenprogramme an. Wellness ist jedoch ein beliebtes Werbewort. Der Begriff ist nicht rechtlich geschützt. Den unterschiedlichsten Artikeln, wie Mineralwasser, indischer Lassi, Socken, Tees, Müsli, Konfitüren und Nahrungsergänzungsmitteln wird eine wellnesssteigernde, mithin gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Gelegentlich werden auch Produkte mit nicht nachgewiesener Wirkung wie Erdstrahlen-Entstörgeräte, Magnetmatratzen oder esoterische Wasserbehandlungen unter der Bezeichnung Wellness angeboten. 1959 hatte der amerikanische Sozialmediziner Halbert L. Dunn das Wort Wellness neu aufgegriffen. In den 1970er Jahren – als die Kosten im US-amerikanischen Gesundheitswesen explodierten – entwickelten die Wellness-Pioniere Donald B. Ardell und John Travis im Auftrag der US-amerikanischen Regierung neue ganzheitliche Gesundheitsmodelle, die auf Krankheitsprävention und Eigenverantwortung des Einzelnen für seine Gesundheit aufbauten. Nach dem Verständnis Ardells beschreibt Wellness einen Zustand von Wohlbefinden und Zufriedenheit und besteht aus den Faktoren Selbstverantwortung, Ernährungsbewusstsein, körperliche Fitness, Stressmanagement und Umweltsensibilität. Zentral für den „Wohlfühltrend“ ist neben dem Aspekt des Genusses auch die Gesundheit. Diese begriffliche Präzisierung im Begriff Wellness zeigt an, dass für den Wellness-Diskurs die Maxime „gesund genussvoll leben“ gelten kann. Verwendung der Bezeichnung Man kann bei der Verwendung des Wortes Wellness zwischen der Alltagssprache und einer wissenschaftlichen Betrachtung unterscheiden. Es ist bei Analysen der Verwendung des Begriffes der Gesundheitsbezug nur in begrenztem Maße festzustellen.[1] Im alltäglichen Gebrauch wird Wellness allerdings eher mit einer passiven Form der Entspannung gleichgesetzt und ruft bei den Menschen Wellness als passives Wohlgefühl emotionale Bilder hervor. Wellness wird auch unmittelbar mit Urlaub verbunden. Aktive körperliche Betätigung wird von den Verbrauchern eher nicht als Wellness empfunden. Umgangssprachlich werden unter Wellness vor allem passive Wohlfühlangebote verstanden, die für Entspannung stehen. Die Bezeichnung Wellness wird unter anderem auf folgende Bereiche angewendet • bewusste Ernährung, ganzheitlicher Umgang mit Lebensmitteln 47 Wellness • bewusste Bewegung: regelmäßige, angepasste Bewegungsprogramme • mental: Entspannungs- und Stressmanagement-Methoden wie autogenes Training, Meditation, auch passiver Art wie Sauna und Massage • bewusster Umgang mit der Natur und Genussmitteln Diese Auffassung von Wellness wird mittlerweile auch als Medical Wellness bezeichnet, deren Grundlage vor allem eine gesundheitsbewusste Lebensweise im Alltag ist. Entsprechende Kurse für Menschen mit gesundheitlichen Problemen – vor allem den so genannten Zivilisationskrankheiten – werden von vielen Krankenkassen und in Kurorten angeboten. Wirtschaftliche Bedeutung Laut Zahlen des Wirtschaftsforschungsunternehmens Global Insight wird der jährliche Umsatz der Wellness-Branche in Deutschland auf rund 73 Milliarden Euro geschätzt. Hierbei handelt es sich um Schätzungen über sämtliche in Zusammenhang mit dem Begriff Wellness stehenden Umsätze. Diese reichen von Lifestyle-Nahrungsmitteln wie kalorienreduzierten Lebensmitteln, verdauensfördernden Joghurtprodukten usw. bis hin zu Fitnessstudios und Aufenthalten in Wellnesshotels. Literatur • Stefanie Duttweiler: Body-Consciousness – Fitness – Wellness – Körpertechnologien als Technologien des Selbst. In: Widersprüche: Selbsttechnologien – Technologien des Selbst. Heft 87, März 2003. (Kleine Verlag) • Claudia Freidl: Wellnessboom. Erholung oder zu viel des Guten? VDM Verlag, 2004, ISBN 3-936755-94-9. (Soziologische Studie) • Harald A. Friedl: Wer braucht Wellness – und warum gerade jetzt? Über die gesellschaftlichen Hintergründe des Wellness-Booms. In: Integra. Zeitschrift für integrativen Tourismus und Entwicklung. Heft 4/2006, S. 6–10. • A. Geiger, Th. Gindhart, G. Neuhaus, J. Rauch, S. Ritter, G. Schleinkofer (Hrsg.): Unternehmen Wellness – Handbuch für Betriebe der Wellness und Medizinischen Wellness. Pabst Science Publishers, 2005, ISBN 3-89967-239-9. • Lutz Hertel: Der große Wellness-Guide. Deutscher Wellness-Verband, 2003, ISBN 3-85680-677-6. (Ratgeber für Verbraucher) • Willigis Jäger: Auch hier sind Götter. Wellness, Fitness und Spiritualität. Herder-Spektrum TB, 2005. • Bettina Kenter: Auf Rosen gebettet? Geschichten von Wellness und Wellnepp. 1. Auflage. BOD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-9433-6. • Alma-Elisa Kittner, Jörg Scheller (Hrsg.): Weichspüler: Wellness in Kunst und Konsum. 3. Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift Querformat: Zeitgenössisches, Kunst, Populärkultur. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1579-1. • Ulrike Pilz-Kusch: Gesucht: Wellness. Was ist drin und dran? 2. Auflage. Verbraucher-Zentrale NRW, 2003, ISBN 3-933705-28-2. (Ratgeber für Verbraucher) • Knut A. Wiesner: Wellnessmanagement. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-503-10360-7. • Peter Aderhold: Die Reiseanalyse RA 2000. Kurzfassung, F.U.R. Oktober 2000. 48 Wellness Einzelnachweise [1] Die Reiseanalyse RA 2000, Kurzfassung, Peter Aderhold, F.U.R. Oktober 2000, S. 124. Weblinks • Interview: Wellness in der Werbung (http://www.geo.de/GEO/mensch/medizin/1836.html) bei GEO.de • Wellness - das richtige Angebot finden (http://faktis.net/Mode-Beauty/wellnessangebote) - Ratgeber bei faktis.net Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Das Wohlbefinden (well-being) ist heute der Schlüsselbegriff in den internationalen wie nationalen Diskussionen um Wohlstand und Entwicklung von Menschen und Gesellschaften in Wissenschaft, Politik und der breiten Öffentlichkeit. Als ganzheitlicher Wohlstandsindikator ist das Konzept des Wohlbefindens Ausdruck eines neuen Verständnisses von Wohlstand und gesellschaftlicher Teilhabe. Das klassische Modell wurde um Aspekte wie Lebensqualität und Nachhaltigkeit durch die Berücksichtigung der vielfältigen Dimensionen des Wohlbefindens in den theoretischen Konzepten und Messverfahren, die nicht zuletzt als Grundlagen und Bezugspunkte gesellschaftspolitischer Maßnahmen herangezogen werden, erweitert. Das Kernproblem ruht in der Frage, wie man Wohlbefinden und Entwicklung auf der Grundlage eines soliden und umsetzbaren theoretischen Konzepts adäquat messen kann. Entwicklung des neuen Wohlstandsverständnisses: Wohlbefinden Ausgangslage Den Wohlstand von Gesellschaften oder Individuen versuchte man bis vor Kurzem hauptsächlich durch monetäre bzw. materielle Indikatoren, vor allem durch das Bruttoinlandsprodukt (BIP), zu messen. Hauptbezugspunkt für die Ermittlung gesellschaftlichen Wohlstands war das ökonomische Wachstum der jeweiligen Volkswirtschaft. Insofern nahm man bei entsprechendem Anstieg des BIPs an, dass dies gleichfalls den Wohlstand der Gesellschaft und ihrer Mitglieder steigere. Doch widerspricht beides allzu oft der Realität, denn monetäre Vergleichsgrößen wie das BIP oder das alternativ herangezogene Bruttonationaleinkommen sagen beispielsweise nichts über die reale Verteilung dieses Zuwachses aus, der (im Idealfall) im Anstieg des Realeinkommens der Mehrheit der Bürger seinen Ausdruck finden würde. Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte wuchs die Kritik am BIP als Wohlstandsindikator, da sich anhand dieser Messgröße unter anderem neben der Lebensqualität auch keinerlei Aussagen über den Einfluss von Umweltbedingungen treffen lassen. Die vielfältigen nationalen wie internationalen Diskussionen über alternative Indikatoren, die es einerseits ermöglichen das eindimensionale Wohlstandsverständnis zu überwinden und so anderseits zu adäquaten und aussagekräftigen Messungen und Ergebnissen führen, durchzog viele wissenschaftliche Disziplinen. Eine weitere Herausforderung bestand nicht zuletzt darin, ein geeignetes theoretisches Fundament zu entwickeln, auf welches sich eine Messung letztlich stützt. 49 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Verwirklichungschancen, Wohlbefinden und gesellschaftliche Teilhabe Mit seinem theoretischen Konzept der Verwirklichungschancen [1] und der Verschiebung des Fokus auf das Wohlergehen der Menschen und seinen verschiedenen Dimensionen und Einflussfaktoren bereitete der im Jahr 1998 u.a. für seine Arbeiten zur Wohlfahrtsökonomie mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnete Ökonom Amartya Sen bereits Anfang der 80er Jahre der Entwicklung ganzheitlicher Wohlfahrtsmaßstäbe den Weg. Mit dem 1979[2] in seinen Grundzügen vorgestellten und in den vergangenen Jahren weiterentwickelten Capability Approach lieferte er das theoretische Gerüst, welches eine Alternative zu den gängigen, meist ökonomisch geprägten Denkmodellen über Armut, soziale Ungleichheit und menschliche Entwicklung darstellte und die Diskussionen in entscheidendem Maße prägte. Sen´s Kritik richtete sich gegen das traditionelle wohlfahrtsökonomische Verständnis, wonach das Wohlergehen („well-being“) entweder mit Wohlhabenheit bzw. Reichtum („opulence“; z.B. Einkommen) oder mit Nutzen („utility“; z.B. Freude o. Erfüllung von Wünschen) verschmolzen war und nahezu gleichgesetzt wurde.[3] Ein Kerngedanke in Sen´s Konzept, den er auch in seinem Werk „Ökonomie für den Menschen“ (Orig.: „Development as Freedom“, 1999) aus dem Jahr 2000 ausführlich diskutiert, ist, dass das Ziel von gesellschaftlicher Entwicklung und von Fortschritt die Vergrößerung der Verwirklichungschancen und Freiheiten der Menschen sein müsse.[4] Sen war und ist davon überzeugt, dass sich menschliches Wohlergehen (und somit auch Ungleichheiten, Deprivation und Armut) mit den klassischen Denkmodellen, Messmethoden und -Größen nicht angemessen erfassen und abbilden lassen, da dieses durch weit mehr beeinflusst wird als nur durch finanzielle oder materielle Ressourcen. In seinem Konzept fällt Sen daher die grundlegende Unterscheidung zwischen Verwirklichungschancen (Capabilities) und Funktionen (Functionings). Letztere beziehen sich auf die verschiedenen Dinge und Tätigkeiten, die eine Person wertschätzt und gern tut. Grundlegende Funktionen sind neben einer ausreichenden Ernährung und der Freiheit von vermeidbaren Krankheiten auch komplexere Dinge wie beispielsweise am öffentlichen Leben teilzunehmen. Demgegenüber entsprechen Verwirklichungschancen den faktischen Freiheiten einer Person, bestimmte Funktionen erreichen zu können.[5] [6] Die Menge an Verwirklichungschancen eines Menschen kann daher als individuelles „Potenzial an realisierbaren Lebensentwürfen, aus dem er seine Funktionen, seine tatsächliche Lebensgestaltung, im Einklang mit eigenen Lebensplänen und Präferenzen auswählt […]“, begriffen werden (bspw. eine Religion tatsächlich auszuüben oder eben nicht).[7] Sen verdeutlicht, dass allein die individuellen Ressourcen wie bspw. Einkommen und andere Güterausstattungen nicht ausreichen, um ein adäquates Bild der Verwirklichungschancen einer Person zu ermitteln. Denn auch wenn das Einkommen und die materiellen Ressourcen eines Menschen einen bedeutenden Einfluss auf die Verwirklichungschancen haben, existieren jedoch auch andere Dimensionen und Faktoren, die die Verwirklichungschancen und das Wohlbefinden eines Menschen indirekt oder direkt mitbestimmen. Die Verwirklichungschancen werden Sen zu Folge einerseits durch die individuellen Potenziale eines Menschen und andererseits durch instrumentelle Freiheiten bzw. gesellschaftlich bedingte Chancen beeinflusst. Erstere umfassen nicht nur die materiellen Aspekte wie Einkommen und Sachgüter, sondern auch die Fähigkeiten und Bedürfnisse einer Person, die nach Alter, Geschlecht, Bildungs- und Gesundheitszustand oder Behinderung stark variieren können. Die instrumentellen Freiheiten hingegen, die sich auf die realen Möglichkeiten des Einzelnen beziehen, schließen neben sozialen Chancen (bspw. Zugang zum Bildung- und Gesundheitssystem, Wohnraum, etc.) und ökonomischen Chancen (bspw. Zugang zum Arbeitsmarkt und Weiterbildung, Arbeitsbedingungen, etc.) ebenfalls sozialen Schutz (bspw. durch Sozialleistungen, Schutz vor Kriminalität, etc.) sowie politische Chancen (bspw. politische Rechte und Partizipation, etc.) mit ein. Darüber hinaus existieren umweltabhängige Faktoren wie ökologische Sicherheit oder klimatische sowie geographische Bedingungen, die in diesem Konzept ebenfalls berücksichtigt werden. Die konzeptionelle Unterscheidung zwischen individuellen Potenzialen und den instrumentellen Freiheiten in Sens Ansatz macht es möglich, jene Gesichtspunkte der Verwirklichungschancen hervorzuheben, auf welche gesellschaftliche Gruppen und der Staat Einfluss haben.[8] [9] Durch seine Mehrdimensionalität und der Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren eignet sich der Capability-Ansatz somit auch für eine adäquatere Abbildung von Ungleichheit und Armut. So spiegeln sich der 50 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Wandel des klassischen Wohlstandsverständnisses und die Verschiebung des Fokus auf das Wohlergehen und die Verwirklichungs- bzw. Teilhabechancen der Menschen ebenfalls in den eng mit diesem Thema verbundenen Diskursen über Entwicklungspolitik und soziale Gerechtigkeit wider. Beispielsweise galt vor allem in den Sozialwissenschaften lange Zeit die Vorstellung eines Schicht- bzw. Lagerungsmodells der Gesellschaft, die sich unter anderem auf das klassische Verständnis von Wohlstand gründete und somit auch für politische Maßnahmen als Grundlage diente. Man war der Auffassung die gesellschaftliche Teilhabe und Chancen der Menschen, die man vorwiegend über den eindimensionalen Indikator des Einkommens oder des BIPs ermittelte und von diesem ableitete, mittels materieller Ressourcen verbessern oder ausgleichen zu können. Im Laufe der Zeit musste diese Vorstellung überdacht werden, da in der Diskussion um den Sozial- und Wohlfahrtsstaat zunehmend die Notwendigkeit betont wurde, die (ganzheitliche) Lebenslage der Menschen vor allem bei Fragen sozialer Gerechtigkeit in den Blick zu nehmen. Man gelangte zu der Einsicht, dass sich Teilhabechancen nicht mehr nur über materielle Ressourcen gewährleisten lassen und durch viele – individuelle wie gesellschaftliche – Faktoren beeinflusst werden. Allmählich wandte man sich von dem Schichtmodell ab und folgte einer neuen Auslegung, die weniger schichtorientiert, sondern vielmehr lebenslagenorientiert ist. Außerdem wurde nunmehr neben Chancengleichheit und Zufriedenheit der Menschen im Bezug auf die Lebensqualität auch zunehmend darüber diskutiert, die subjektive Wahrnehmung der Menschen, also das subjektive Wohlbefinden hinsichtlich verschiedener Bereiche des Lebens, sowohl in die theoretischen Überlegungen und Konzepte als auch bei der praktischen Umsetzung in Form von Messungen stärker zu berücksichtigen und als entscheidenden Bezugspunkt in die Untersuchungen mit einzubeziehen. Subjektives Wohlbefinden Bekannt ist das Konzept des subjektiven Wohlbefindens vor allem aus der Glücksforschung. Trotz mancher Überschneidungen lässt sich das subjektive Wohlbefinden dennoch als eigenständiger Forschungsgegenstand abgrenzen. In den Sozialwissenschaften dient dieses mehrdimensionale Konzept als Informationsquelle für die Lebensqualität der Menschen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die subjektive Einschätzung und Bewertung über das eigene Leben im Allgemeinen sowie zu bestimmten Lebensbereichen. Der amerikanische Psychologe Ed Diener beispielsweise zählt neben positiven wie negativen Emotionen auch die globale Lebenszufriedenheit sowie die Zufriedenheit der Menschen unter anderem mit dem Einkommen, der Familie und der Gesundheit zu den Dimensionen des subjektiven Wohlbefindens. Insofern ist Glück als eine von vielen Dimensionen zur Erfassung des persönlichen Wohlbefindens anzusehen.[10] Dies wird außerdem durch die in der Forschung allgemeine Auffassung begründet, „dass Fragen nach der „Lebenszufriedenheit“ eine eher kognitiv reflektierte Antwort hervorbringen, während Fragen nach dem „Glück“ stärker den emotionalen Zustand des Befragten abbilden können“. Der am häufigsten herangezogene Indikator zur Messung des subjektiven Wohlbefindens ist die allgemeine Lebenszufriedenheit.[11] In Deutschland reicht die Forschung zu subjektivem Wohlbefinden und Lebensqualität bis in die 70er Jahre zurück. Der 1978 erstmals durchgeführte Wohlfahrtssurvey unter der Leitung von Prof. Wolfgang Zapf markiert in diesem Zusammenhang eine bedeutende Wende, da neben der Erfassung objektiver Lebensbedingungen, auf welche sich die amtliche Statistik oder frühe Untersuchungen der Lebensqualität hauptsächlich beschränkten, ebenfalls die subjektive Bewertung der Bürgerinnen und Bürger auf breiter Basis mit abgefragt wurde. In dem 1984 von Zapf und seinem Kollegen Prof. Wolfgang Glatzer herausgegebenen Sammelband „Lebensqualität in der Bundesrepublik. Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden“ wurden die Ergebnisse des Surveys mit einbezogen und breit diskutiert. Seit diesem Zeitpunkt wird das subjektive Wohlbefinden als bedeutender Bezugspunkt für die Lebensqualität in dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mittels verschiedener Indikatoren berücksichtigt und gemessen.[12] So werden die Menschen neben der Selbsteinschätzung über den Gesundheitszustand und ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit auch zu ihrer Arbeitsund Einkommenszufriedenheit befragt, ebenso wie zu Sorgen über die allgemeine sowie eigene wirtschaftliche Entwicklung.[13] 51 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Allerdings, so der kritische Hinweis mancher Autoren, dominiert in der deutschen Politik bislang immer noch die Orientierung am materiellen Lebensstandard der Bevölkerung, obwohl subjektive Daten seit den 80er Jahren kontinuierlich erhoben werden. Es scheint, als sei die Politik „[...] für die Erkenntnisse zum subjektiven Wohlbefinden der Bevölkerung noch nicht umfassend sensibilisiert, wodurch viele Potenziale ungenutzt bleiben. So könnten diese Forschungsergebnisse effektiv als Instrument in den politischen Prozess miteinbezogen werden.“[14] Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung müsse deshalb die Eignung und Aussagekraft von Messkonzepten des Wohlbefindens, die die subjektiven Bestandteile außen vor lassen, für die Politikberatung und -gestaltung gerade im Bezug auf die Verbesserung und Stärkung der gesellschaftliche Teilhabe der Menschen in Zweifel gezogen werden.[15] Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission und Enquete-Kommission des Dt. Bundestages Neuen gesellschaftspolitischen Aufschwung und öffentliche Aufmerksamkeit bekam die Entwicklung und Umsetzung des neuen Verständnisses von Wohlstand und Teilhabe im Jahr 2008 durch die von der Französischen Regierung unter Präsident Nicolas Sarkozy einberufene Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress (CMEPSP), deren Auftrag und Ziel darin bestand, die Grenzen des BIPs als bislang gängigen Wohlstandsindikator für ökonomischen Fortschritt und gesellschaftliche Entwicklung aufzuzeigen und Alternativen sowie neue Indikatoren für eine angemessene und sinnvolle Messung des Wohlstandes zu erörtern und die nach ihren Leitern Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission genannt wurde. In die Arbeit der Kommission gingen die Gedanken und Vorstellungen des Vorsitzenden Joseph E. Stiglitz und des wissenschaftlichen Leiters Amartya Sen wesentlich mit ein. So galt es neben ökonomischen Bezügen auch ökologische und soziale Gesichtspunkte sowie das Thema Nachhaltigkeit mit einzubeziehen. Nicht zuletzt zielen die Vorschläge und Gedanken der Kommission darauf ab, die statistischen Maßstäbe und Grundlagen für politische Maßnahmen zu überdenken und zu modifizieren. Nach Überzeugung der Autoren führen nur richtige, das heißt vor allem adäquate Messungen schließlich zu einer Politik, die den Wohlstand der Gesellschaft und das Wohlbefinden der Menschen nachhaltig verbessern kann. Daher ist es notwendig, den Schwerpunkt von den Messungen der ökonomischen Produktion auf Messungen des menschlichen Wohlbefindens zu verschieben. In ihrem 2009 veröffentlichten Abschlussbericht formuliert die Kommission demgemäß verschiedene Empfehlungen und betonen unter anderem, dass das menschliche Wohlbefinden mehrdimensional erfasst werden müsse, da das Einkommen bzw. das BIP allein nicht ausreicht, um das Wohlbefinden der Menschen in angemessener Weise zu ermitteln, wiederzugeben und die Grundlage für Entscheidungen für eine nachhaltige (Entwicklungs-)Politik zu bilden. Neben dem materiellen Lebensstandard (Einkommen, Vermögen und Konsum) nennt die Kommission außerdem die Dimensionen Gesundheit, Bildung, persönliche Tätigkeiten (einschließlich Arbeit), politische Stimme und Governance, soziale Verbindungen und Beziehungen, Umwelt (gegenwärtige und künftige Bedingungen) sowie Unsicherheit (sowohl ökonomisch als auch physisch). Ferner schreiben sie, dass die Lebensqualität entscheidend von den objektiven Bedingungen und den Verwirklichungschancen der Menschen bestimmt würde. Daher sei es für eine adäquate Erfassung des Wohlbefindens darüber hinaus unerlässlich, neben objektiven auch subjektive Messungen und Daten mit einzubeziehen. Denn gerade die Wahrnehmung der Menschen über ihre subjektiv empfundenen Freiheiten und Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten, sei eine sehr bedeutsame, dennoch all zu selten genutzte Informationsquelle.[16] Die Ergebnisse und Vorschläge der Stiglitz-Kommission fanden auf der internationalen wie nationalen Ebene große Aufmerksamkeit. So lässt sich beispielsweise auch in Deutschland die Entwicklung aktuell beobachten. Erst vor Kurzem (Dez. 2010 bzw. Jan. 2011) richtete der Deutsche Bundestag die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ ein, die sich in den nächsten Jahren intensiv mit den derzeitigen Problemen und den neuen Anforderungen bei Definition und Messung des Wohlbefindens beschäftigen und einen neuen, umfassenderen Wohlstandsindikator konzipieren soll. Es gilt „den Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft [zu] ermitteln, einen ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikator [zu] entwickeln und die Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung von Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischem Fortschritt aus[zu]loten.“[17] 52 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Zu diesem Zweck soll das rein ökonomisch und quantitativ ausgerichtete BIP als Indikator für gesellschaftliches Wohlergehen weiterentwickelt werden und ökologische, soziale und kulturelle Kriterien des Wohlergehens Berücksichtigung finden.[18] Demgemäß sollen insbesondere folgende Aspekte mit einbezogen werden: „der materielle Lebensstandard; Zugang zu und Qualität von Arbeit; die gesellschaftliche Verteilung von Wohlstand, die soziale Inklusion und Kohäsion; intakte Umwelt und Verfügbarkeit begrenzter natürlicher Ressourcen; Bildungschancen und Bildungsniveaus; Gesundheit und Lebenserwartung; Qualität öffentlicher Daseinsvorsorge, sozialer Sicherung und politischer Teilhabe; die subjektiv von den Menschen erfahrene Lebensqualität und die Zufriedenheit.“[19] Die Kommission wird voraussichtlich bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode tätig sein und im Anschluss ihren Abschlussbericht im Bundestag vorlegen. Es bleibt somit abzuwarten, ob und inwieweit es der Kommission gelingt, ihre Ziele umzusetzen und einen ganzheitlichen Wohlstandsmaßstab, der ebenfalls subjektive Indikatoren einschließt, als neuen Bezugspunkt für gesellschaftspolitische Maßnahmen zu entwickeln. Ausgewählte Beispiele für die konkrete Umsetzung Die Empfehlungen der Stiglitz-Kommission und die darin enthalten (theoretischen) Grundüberlegungen von Sen und Anderen sind im Laufe der letzten Jahre in vielen internationalen wie nationalen Institutionen und Organisationen aufgegriffen worden, wie bei der Weltbank[20] , der OECD[21] oder den Sozialberichterstattungen einzelner Länder wie Deutschland[22] . Human Development Index und Human Poverty Index I/II Der seit 1990 jährlich publizierte Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen ist ein mehrdimensionaler Wohlstandsindikator, mit dem der Entwicklungsstand eines Landes gemessen werden soll. Er kann als erster Versuch angesehen werden, die Ideen von Sen umzusetzen. Zentral in diesem Konzept ist daher die Auffassung, dass das Ziel von (gesellschaftlicher) Entwicklung nicht bloß ökonomisches Wachstum, sondern vor allem die Erweiterung der Möglichkeiten und Freiheiten der Menschen bedeute. Ein adäquater Wohlstandsindikator sollte auf das Wohlbefinden und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen gerichtet sein, denn – so der Leitsatz – „[p]eople are the real wealth of nations“.[23] Der HDI versucht den Entwicklungsstand anhand von drei Dimensionen zu messen. Neben dem Pro-Kopf-Einkommen als monetärer Indikator für den Lebensstandard, beinhaltet der HDI ebenfalls den Indikator Lebenserwartung bei der Geburt für die Dimension Gesundheit. Zur Messung der dritten Dimension Bildung wird einerseits die durchschnittliche Anzahl der Schuljahre eines 25 jährigen Erwachsenen und andererseits die erwartete Anzahl der Schuljahre von Kindern im schulfähigen Alter als Indikator herangezogen.[24] Den HDI ergänzend wird seit 1997 ebenfalls ein mehrdimensionaler Index für die menschliche Armut veröffentlicht, der Human Poverty Index I + II (HPI) für arme und reiche Länder, um den Stand der Entwicklung und des menschlichen Wohlbefindens besser ermitteln zu können. Entsprechend der Grundüberzeugung bedeutet Armut, „that opportunities and choices most basic to human development are denied. Thus a person is not free to lead a long, healthy, and creative life and is denied access to a decent standard of living, freedom, dignity, self-respect and the respect of others. From a human development perspective, poverty means more than the lack of what is necessary for material well-being. […] [P]overty must be addressed in all its dimensions, not income alone.”[25] Der Fokus des HPIs liegt – wie schon beim HDI – auf drei essentiellen Bestandteilen des menschlichen Lebens, nämlich auf Langlebigkeit, Wissen und einem angemessenen Lebensstandard, wobei der Index für Entwicklungsländer (HPI-I) und OECD-Länder (HPI-II) separat erstellt wird. Während die erste Dimension über die Überlebensfähigkeit (Wahrscheinlichkeit vor dem Erreichen des 40. bzw. beim HPI-II des 60. Lebensjahres zu sterben) gemessen wird, wird für die Dimension Wissen der prozentuale Anteil der Analphabeten an der erwachsenen Bevölkerung herangezogen. Der Lebensstandard wird beim HPI-I über den (ungewichteten) Durchschnitt des Prozentsatzes der Bevölkerung ohne Zugang zu sauberem Wasser sowie den Prozentsatz der für ihr 53 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Alter untergewichtigen Kinder ermittelt. Beim HPI-II hingegen wird die dritte Dimension anhand des prozentualen Anteils der Bevölkerung unterhalb der Armutsschwelle (50% des Medians des verfügbaren Einkommens der Haushalte) erfasst. Beim Index für die OECD-Länder wird außerdem soziale Exklusion als weitere Dimension über den Prozentsatz der Langzeitarbeitslosen ermittelt.[26] Die Ergebnisse beider Indizes lassen vor allem eines sehr deutlich werden: Armut ist das größte Hindernis für die menschliche Entwicklung. Aus diesem Grund können gesellschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut auf internationaler wie nationaler Ebene die Entwicklung und somit auch das Wohlbefinden der Menschen nachhaltig fördern. Allerdings fällt bei den Indizes auf, dass sie zwar mehrdimensional konzipiert sind, aber das subjektive Wohlbefinden nicht mitberücksichtigt wird. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es nur wenige bis keine international vergleichbaren Datensätze gibt. Abgesehen davon, so betont Sen in diesem Zusammenhang, müsse die Messung des Wohlbefindens und der Entwicklung flexibel gehandhabt werden, so dass die Auswahl und Bestimmung der Schlüsseldimensionen und Indikatoren von Land zu Land unterschiedlich ausfallen könne.[27] Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung Ein weiteres Beispiel ist der seit 2001 regelmäßig erscheinende Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung „Lebenslagen in Deutschland“. So heißt es in der Einleitung des 2. Berichts (2005): „Ausgehend von relevanten Lebenslagen stützt sich […] [die] Konzeption im Bericht auf Amartya Sens Konzept der Verwirklichungschancen. Armut ist dann gleichbedeutend mit einem Mangel an Verwirklichungschancen, Reichtum mit einem sehr hohen Maß an Verwirklichungschancen, deren Grenzen nur punktuell oder gar nicht erreicht werden.“[28] Zentrales Anliegen der Berichterstattung ist die Bereitstellung einer umfassenden und detaillierten Untersuchung der sozialen Lage der Menschen, welche die erforderliche Grundlage für eine „Politik zur Stärkung sozialer Gerechtigkeit und zur Verbesserung gesellschaftlicher Teilhabe“ darstellt. Gemäß dem mehrdimensionalen Anspruch beleuchtet der Bericht die empirisch beobachtbaren Unterschiede in den Lebenslagen, indem versucht wird diese Differenzen auf ungleiche Chancen zurückzuführen und die Faktoren, die die Wahrnehmung eröffneter Chancen beeinflussen, näher zu bestimmen.[29] [30] Die verwendete Datenbasis des aktuellen 3. Berichts (2008) setzt sich vornehmlich aus der amtlichen Statistik zu Einkommens- und Lebensverhältnissen (EU-SILC), der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), dem Mikrozensus, dem SOEP sowie geeigneten Einzelerhebungen und Studien zu relevanten Fragestellungen zusammen. Für die Messung der Sen´schen Dimensionen wurden neben 15 Armutsindikatoren und 6 Reichtumsindikatoren auch 7 Querschnitts-Indikatoren herangezogen, welche entweder beide Themenfelder abbilden oder für diese als Hintergrundinformationen dienen.[31] Auch im Armuts- und Reichtumsbericht wird die stete Weiterentwicklung der Messkonzepte von Wohlbefinden und Armut sowie deren Vereinheitlichung für internationale Vergleiche betont.[32] Allerdings blieb das subjektive Wohlbefinden als weitere bedeutende Dimension bislang weitestgehend unberücksichtigt. Während es die Autoren des 2. Armutsberichts – allerdings mit dem Hinweis auf dessen Nicht-Berücksichtigung – noch explizit erwähnten[33] , sucht man im 3. Bericht vergeblich danach[34] . Dabei wäre es möglich gewesen, relevante subjektive Daten aus dem SOEP zu entnehmen und diese als elementaren und aussagekräftigen Bestandteil bei der Analyse mit einzubeziehen. Dies könnte im 4. Armutsbericht der Bundesregierung, der voraussichtlich 2011/2012 erscheinen wird, umgesetzt werden. 54 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Messungen des Wohlbefindens von Kindern Das Wohlbefinden von Kindern stellt ein besonderes Forschungs- bzw. Themenfeld dar und ist in den vergangenen Jahren ebenfalls zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit gelangt. Nicht zuletzt kann die Entwicklung von mehrdimensionalen Messkonzepten speziell mit Blick auf das Kindeswohl als konkrete Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention betrachtet werden. Beispiele für die Messung kindlichen Wohlbefindens in den Industrieländern sind die 2009 erschienene Kinderstudie der OECD „Doing better for children“[35] , der bereits 2007 veröffentlichte UNICEF-Bericht „Child Poverty in perspective: An overview of child well-being in rich countries“[36] sowie die darauf aufbauende Studie „Zur Lage der Kinder in Deutschland 2010“[37] . Beide Konzepte beleuchten das Wohlbefinden der Kinder anhand mehrerer Dimensionen wie Bildung, Gesundheit und Sicherheit, Risikoverhalten und materiellem Wohlbefinden. Allerdings gibt es einen bedeutenden Unterschied. Denn neben der Berücksichtigung der Beziehung des Kindes zu Familie und Gleichaltrigen als weitere Dimension, ist UNICEF bislang die einzige Institution, die auch ausdrücklich die subjektive Perspektive der Kinder mit einbezieht.[38] Demgegenüber steht das Konzept der OECD derzeit noch im Widerspruch zu der UN-Konvention, „die explizit die Kinder selbst und ihre eigene Lebenseinschätzung des eigenen Wohlbefindens als Indikator der Verwirklichung der Kinderrechte betont“.[39] Es sei deshalb nicht nur wünschenswert, sondern auch erforderlich, dass die OECD ihr Konzept in Zukunft um die ausgeklammerten subjektiven Indikatoren erweitere und der Forderung Rechnung trage, die möglicherweise viel bedeutendere Einschätzung der Kinder zu ihrer eigenen Entwicklung in die Analysen mit aufzunehmen.[40] Eine wichtige Grundvoraussetzung für die Messung kindlichen Wohlbefindens auf internationaler wie nationaler Ebene sei daher außerdem, „dass sowohl in den internationalen Organisationen wie in den Medien und in der Politik akzeptiert wird, dass Kinder selbst in vielen Fällen besser als die Erwachsenen über ihre Teilhabechancen an dieser Gesellschaft urteilen können und sie deswegen auch zu hören sind.“[41] Einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternimmt aktuell beispielsweise der DIW beim „SOEP 2010“, in welchem neben den jugendspezifische Daten zur Biografie von 16-17 Jährigen (seit 2000) erstmalig auch die Kinder selbst befragt werden sollen.[42] Einzelnachweise [1] http:/ / de. wikipedia. org/ wiki/ Capability_Approach#Verwirklichungschancen_als_Freiheiten:_Amartya_Sen [2] Sen, Amartya: Equality of What? in: McMurrin, S. (ed.): Tanner Lecture on Human Values, Bd.1, Cambridge University Press 1980. (Lecture-Version delivered at Stanford University, May 22, 1979, online (http:/ / culturability. fondazioneunipolis. org/ wp-content/ blogs. dir/ 1/ files_mf/ 1270288635equalityofwhat. pdf), Stand: 25. Mai 2011.) [3] Vgl. Clark, David A.: The Capability Approach. Its Development, Critiques and Recent Advances, Global Poverty Research Group, 2005, S. 2f, online (http:/ / www. gprg. org/ pubs/ workingpapers/ pdfs/ gprg-wps-032. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [4] Vgl. Sen, Amartya: Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft, München/Wien: Hanser 2000, Einleitung sowie Kapitel 1 u. 2, S. 13-70. [5] Vgl. Sen, Amartya: Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft, München/Wien: Hanser 2000, S. 95. [6] Vgl. Sen, Amartya: Inequality Reexamined, Third printing, Harvard University Press 1995, insb. Kapitel 3, S. 39-55. [7] Vgl. Volkert, Jürgen: Einführung. Armut, Reichtum und Capabilities – Zentrale Inhalte, Begriffe und die Beiträge dieses Bandes, in: Ders. (Hrsg.): Armut und Reichtum an Verwirklichungschancen. Amartya Sens Capability-Konzept als Grundlage der Armuts- und Reichtumsberichterstattung, Wiesbaden: VS Verlag 2005, S. 12. [8] Vgl. Volkert, Jürgen: Das Capability-Konzept als Basis der deutschen Armuts- und Reichtumsberichterstattung, in: Ders. (Hrsg.): Armut und Reichtum an Verwirklichungschancen. Amartya Sens Capability-Konzept als Grundlage der Armuts- und Reichtumsberichterstattung, Wiesbaden: VS Verlag 2005, S. 121ff. [9] Vgl. Sen, Amartya: Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft, München/Wien: Hanser 2000, S. 52ff. [10] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Forschung zu „Wohlbefinden von Eltern und Kindern“, Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik, Ausgabe 19, Berlin 2009, S. 4, online (http:/ / www. bmfsfj. de/ RedaktionBMFSFJ/ Abteilung2/ Newsletter/ Monitor-Familienforschung/ 2009-04/ medien/ monitor-2009-04,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [11] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Forschung zu „Wohlbefinden von Eltern und Kindern“, Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik, Ausgabe 19, 55 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) Berlin 2009, S. 6f. [12] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Forschung zu „Wohlbefinden von Eltern und Kindern“, Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik, Ausgabe 19, Berlin 2009, S. 8. [13] Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.): SOEPMonitor 1984-2009. Zeitreihen zur Entwicklung ausgewählter Indikatoren zu zentralen Lebensbereichen, 2010, S. 66 u. 102-114, online (http:/ / www. diw. de/ sixcms/ detail. php?id=diw_02. c. 222858. de), Stand: 25. Mai 2011. [14] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Forschung zu „Wohlbefinden von Eltern und Kindern“, Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik, Ausgabe 19, Berlin 2009, S. 9f. [15] Vgl. Bertram, Hans; Kohl, Steffen: Zur Lage der Kinder in Deutschland 2010. Kinder stärken für eine ungewisse Zukunft, Deutsches Komitee für UNICEF, Köln 2010, S. 33, online (http:/ / www. unicef. de/ fileadmin/ content_media/ presse/ Betram2010/ Info_Bertram_09web. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [16] Vgl. Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress (ed.): Report by the Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress, 2009, S. 7-18, online (http:/ / www. stiglitz-sen-fitoussi. fr/ documents/ rapport_anglais. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [17] Deutscher Bundestag: Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität, 2011, online (http:/ / www. bundestag. de/ bundestag/ ausschuesse17/ gremien/ enquete/ index. jsp), Stand: 25. Mai 2011. [18] Vgl. Deutscher Bundestag: Neue Enquete-Kommission nimmt Arbeit auf, 2011, online (http:/ / www. bundestag. de/ dokumente/ textarchiv/ 2011/ 33084662_kw03_pa_wachstumsenquete_konstituierung/ index. html), 25. Mai 2011. [19] Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Einsetzung einer Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“, Drucksache 17/3853, Berlin 2010, S. 3, online (http:/ / dipbt. bundestag. de/ dip21/ btd/ 17/ 038/ 1703853. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [20] Vgl. Weltbank: Indicators, 2011, online (http:/ / data. worldbank. org/ indicator), Stand: 25. Mai 2011. [21] Vgl. OECD: Society at a Glance 2009 - OECD Social Indicators, 2009, online (http:/ / www. oecd. org/ document/ 24/ 0,3343,en_2649_34637_2671576_1_1_1_1,00. html), Stand: 25. Mai 2011. [22] Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Sozialbericht 2009, Berlin 2009, online (http:/ / www. bmas. de/ portal/ 33912/ a101-09__sozialbericht__2009. html), Stand: 25. Mai 2011. [23] Vgl. United Nations Development Programme (UNDP): The Human Development Concept, 2011, online (http:/ / hdr. undp. org/ en/ humandev/ ), Stand: 25. Mai 2011. [24] Vgl. UNDP: The Human Development Index (HDI), 2011, online (http:/ / hdr. undp. org/ en/ statistics/ hdi/ ), Stand: 25. Mai 2011. [25] UNDP: The Human Poverty Index (HPI), 2011, online (http:/ / hdr. undp. org/ en/ statistics/ indices/ hpi/ ), Stand: 25. Mai 2011. [26] Vgl. UNDP: The three indicators of the human poverty index (HPI), 2011, online (http:/ / hdr. undp. org/ en/ statistics/ indices/ hpi/ ), Stand: 25. Mai 2011. [27] Vgl. UNDP: Origins of the Human Development Approach, 2011, online (http:/ / hdr. undp. org/ en/ humandev/ ), Stand: 25. Mai 2011. [28] Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2005, S. XVI, online (http:/ / www. bmas. de/ portal/ 892/ property=pdf/ lebenslagen__in__deutschland__de__821. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [29] Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2005, S. XV. [30] Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Langfassung, Berlin 2008, S. 1, online (http:/ / www. bmas. de/ portal/ 26742/ property=pdf/ dritter__armuts__und__reichtumsbericht. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [31] Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Langfassung, Berlin 2008, S. 3 u. S. 22. [32] Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Langfassung, Berlin 2008, S. 3. [33] Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2005, S. XV. [34] Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.): Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Langfassung, Berlin 2008. [35] OECD: Doing better for children, 2009, online, aber keine open source (http:/ / www. oecd. org/ document/ 10/ 0,3343,en_2649_34819_43545036_1_1_1_37419,00. html), Stand: 25. Mai 2011. [36] UNICEF: Child Poverty in perspective. An overview of child well-being in rich countries, Innocenti Report Card 7, UNICEF Innocenti Research Centre, Florence 2007, online (http:/ / www. unicef-irc. org/ publications/ pdf/ rc7_eng. pdf), Stand: 25. Mai 2011. [37] Bertram, Hans; Kohl, Steffen: Zur Lage der Kinder in Deutschland 2010. Kinder stärken für eine ungewisse Zukunft, Deutsches Komitee für UNICEF, Köln 2010. 56 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) [38] Vgl. Bertram, Hans; Kohl, Steffen: Zur Lage der Kinder in Deutschland 2010. Kinder stärken für eine ungewisse Zukunft, Deutsches Komitee für UNICEF, Köln 2010, S. 8ff. [39] Bertram, Hans; Kohl, Steffen: Zur Lage der Kinder in Deutschland 2010. Kinder stärken für eine ungewisse Zukunft, Deutsches Komitee für UNICEF, Köln 2010, S. 32. [40] Vgl. Bertram, Hans; Kohl, Steffen: Zur Lage der Kinder in Deutschland 2010. Kinder stärken für eine ungewisse Zukunft, Deutsches Komitee für UNICEF, Köln 2010, S. 10. [41] Bertram, Hans; Kohl, Steffen: Zur Lage der Kinder in Deutschland 2010. Kinder stärken für eine ungewisse Zukunft, Deutsches Komitee für UNICEF, Köln 2010, S. 33. [42] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Forschung zu „Wohlbefinden von Eltern und Kindern“, Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik, Ausgabe 19, Berlin 2009, S. 8. 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Mai 2011. 57 Wohlbefinden (Wohlstandsindikator) • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Forschung zu „Wohlbefinden von Eltern und Kindern“, Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik, Ausgabe 19, Berlin 2009, online (http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/ Abteilung2/Newsletter/Monitor-Familienforschung/2009-04/medien/ monitor-2009-04,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf), Stand: 25. Mai 2011. • Clark, David A.: The Capability Approach. Its Development, Critiques and Recent Advances, Global Poverty Research Group, 2005, online (http://www.gprg.org/pubs/workingpapers/pdfs/gprg-wps-032.pdf), Stand: 25. Mai 2011. • Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress (ed.): Report by the Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress, 2009, online (http://www. stiglitz-sen-fitoussi.fr/documents/rapport_anglais.pdf), Stand: 25. Mai 2011. • Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Einsetzung einer Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“, Drucksache 17/3853, Berlin 2010, online (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/038/1703853.pdf), Stand: 25. Mai 2011. • Deutscher Bundestag: Neue Enquete-Kommission nimmt Arbeit auf, 2011, online (http://www.bundestag.de/ dokumente/textarchiv/2011/33084662_kw03_pa_wachstumsenquete_konstituierung/index.html), 25. Mai 2011. • Deutscher Bundestag: Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität, 2011, online (http://www.bundestag.de/ bundestag/ausschuesse17/gremien/enquete/index.jsp), Stand: 25. Mai 2011. • Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.): SOEPMonitor 1984-2009. Zeitreihen zur Entwicklung ausgewählter Indikatoren zu zentralen Lebensbereichen, 2010, online (http://www.diw.de/sixcms/detail. php?id=diw_02.c.222858.de), Stand: 25. Mai 2011. • OECD: Doing better for children, 2009, online, aber keine open source (http://www.oecd.org/document/10/ 0,3343,en_2649_34819_43545036_1_1_1_37419,00.html), Stand: 25. Mai 2011. • OECD: Society at a Glance 2009 - OECD Social Indicators, 2009, online (http://www.oecd.org/document/24/ 0,3343,en_2649_34637_2671576_1_1_1_1,00.html), Stand: 25. Mai 2011. • UNICEF: Child Poverty in perspective. An overview of child well-being in rich countries, Innocenti Report Card 7, UNICEF Innocenti Research Centre, Florence 2007, online (http://www.unicef-irc.org/publications/pdf/ rc7_eng.pdf), Stand: 25. Mai 2011. • UNDP: Origins of the Human Development Approach, 2011, online (http://hdr.undp.org/en/humandev/), Stand: 25. Mai 2011. • United Nations Development Programme (UNDP): The Human Development Concept, 2011, online (http://hdr. undp.org/en/humandev/), Stand: 25. Mai 2011. • UNDP: The Human Development Index (HDI), 2011, online (http://hdr.undp.org/en/statistics/hdi/), Stand: 25. Mai 2011. • UNDP: The Human Poverty Index (HPI), 2011, online (http://hdr.undp.org/en/statistics/indices/hpi/), Stand: 25. Mai 2011. • UNDP: The three indicators of the human poverty index (HPI), 2011, online (http://hdr.undp.org/en/statistics/ indices/hpi/), Stand: 25. Mai 2011. • Weltbank: Indicators, 2011, online (http://data.worldbank.org/indicator), Stand: 25. Mai 2011. 58 Zufriedenheit Zufriedenheit Zufriedenheit ist gemäß dem Bedeutungswörterbuch des Duden: a) innerlich ausgeglichen zu sein und nichts anderes zu verlangen, als man hat; b) mit den gegebenen Verhältnissen, Leistungen o. ä. einverstanden zu sein, nichts auszusetzen zu haben. Adjektivisch ist man zufrieden (etwa mit sich und der Welt). Die gesteigerte Zufriedenheit mit sich, wenn man einer (etwa sittlichen) Pflicht unter Opfern genüge getan hat, ist die Genugtuung. Sie muss sich nicht nach außen zu erkennen geben, anders als der Stolz. Erscheint der Stolz auf sich allzu billig, wird er als Selbstzufriedenheit kritisiert. Antonym zu Zufriedenheit ist Unzufriedenheit. Zufriedenheit als Tugend Zufriedenheit oder Genügsamkeit als Vorsatz und Weltanschauung ist oft religiös abgestützt, wie es etwa dem Volkslied Was frag' ich viel nach Geld und Gut, / Wenn ich zufrieden bin von Johann Martin Miller (1776, Vertonung von Christian Gottlob Neefe, ebenfalls 1776) zu entnehmen ist. Zufriedenheit, Krankheit und Psychotherapieerfolg Zufrieden zu sein ist ein wichtiger Teil des biologischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens, der im Allgemeinen die Gesundheit und Lebensqualität entscheidend mitbestimmt. Gerade auch in Beruf und Ausbildung prägt Zufriedenheit den individuellen Erfolg wesentlich mit. Zufriedene Menschen bilden im Allgemeinen keine oder kaum Symptome aus. So gesehen kann Zufriedenheit auch als Kriterium für erfolgreiche Psychotherapien herangezogen werden (Erfolgskontrolle, Evaluation, Qualitätssicherung; Sponsel, 1984). Um beruflich zufrieden zu sein, hilft (selbst)reflexives Verhalten. Erhebung der Zufriedenheit Seit Jahren wird auf EU-Ebene (Eurobarometer Survey) und mittlerweile verstärkt in Großbritannien die Zufriedenheit sowohl mit dem Leben allgemein als auch mit einzelnen Aspekten abgefragt. Ziele der Erhebungen dieser Zufriedenheitsindikatoren („Subjective Well-Being“) sind es, mehr über die Faktoren für Zufriedenheit zu lernen, und langfristig, die Zufriedenheit der Bürger zu steigern, direkt erreichen und messen zu können.[1] Eine abschließende Analyse der erhobenen Daten steht noch aus. In Bhutan ermittelt eine staatliche Kommission für das Bruttonationalglück regelmäßig die Zufriedenheit der Bevölkerung. Die vier Kriterienfelder des Bruttonationalglücks (Gross national happiness) sind eine sozial gerechte Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung, die Förderung kultureller Werte, der Umweltschutz sowie gute Verwaltungsstrukturen. Es wird darüber diskutiert, der Steigerung des Bruttonationalglücks Verfassungsrang zu geben. Probleme bei Erhebungen Das Hauptproblem bei Erhebungen und Umfragen zum Thema Zufriedenheit beruht in der Subjektivität der Definition respektive in der Subjektivität der Empfindung „Zufriedenheit“. Deshalb definieren viele Forscher(innen) im Bereich der Kunden- oder der Arbeitszufriedenheit diese der Einfachheit halber als „Abwesenheit von Unzufriedenheit“, wobei die Unzufriedenheit ihrerseits als „Nichterfüllung der gestellten Erwartungen“ definiert wird. Gefragt wird nach den Erwartungen des Individuums sowie dem Grad der Erfüllung dieser Erwartungen. Werden die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen, stellt sich ein Gefühl der Zufriedenheit ein. Selbstverständlich muss bei Erhebungen zum Thema Zufriedenheit auf die Einhaltung der grundsätzlichen Anforderungen von Wissenschaftlichkeit bei qualitativen oder quantitativen Forschungsmethoden geachtet werden, 59 Zufriedenheit damit die Ergebnisse aussagekräftig sind. Die meisten solcher Umfragen im Internet oder in Zeitschriften können diesen Anforderungen nicht gerecht werden. Im Marketing existiert u. a. die Methode CSI (Customer Satisfaction Index, oder DZG, Dienstleistungszufriedenheit), die versucht, die Zufriedenheit der Kunden zu ermitteln. Die Befragung fußt auf der gleichzeitigen Feststellung der Qualität (Bewertung der Leistung) und der Erhebung der Erwartungshaltung für eine Eigenschaft oder Leistung beim Befragten. Die algorithmische Verknüpfung der beiden Ergebnisse ergibt danach den Wert der Zufriedenheit. Sprichwörter • "Vergleiche dich mit Bessergestellten, und du bist unzufrieden. Vergleiche dich mit Schlechtergestellten, und du hast mehr als genug." (China) • "Der unzufriedene Mensch findet keinen bequemen Stuhl." (Benjamin Franklin) • "Sei mit dir nie zufrieden, außer etwa episodisch, so dass deine Zufriedenheit nur dazu dient, dich zu neuer Unzufriedenheit zu stärken." (Christian Morgenstern) • "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." (Søren Kierkegaard) • "Die meisten Menschen machen sich selbst bloß durch übertriebene Forderungen an das Schicksal unzufrieden." (Wilhelm von Humboldt) • "Die Menschen gerade so wie die Tiere sind selten mit dem zufrieden, was sie haben und halten die Brocken für die besten, die sie einem anderen wegschnappen." (Ludwig Thoma) Literatur (Auswahl) • Zeitschrift Journal of Happiness Studies, ISSN 1389-4978 [2] • Sponsel, Rudolf: Lebens- und Selbstzufriedenheit als Psychotherapieerfolgskontrolle. Praktische Systematik psychologischer Behandlungsforschung. IEC, Erlangen 1984 • Veenhoven, Ruut: Ist Glück relativ? Uberlegungen zu Glück, Stimmung und Zufriedenheit aus psychologischer Sicht. Report Psychologie, Jg. 16, Juli 1991, S. 14-20. - (Text hier [3] abrufbar) • Veenhoven, Ruut: Die Lebenszufriedenheit der Bürger. Ein Indicator für die 'Lebbarkeit' von Gesellschaften? in: Noll, H.-H. (Hg.): Sozialberichterstattung in Deutschland. Konzepte, Methoden und Ergebnisse für Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen. Juventa Verlag, München 1997, S. 267-293, ISBN 3-7799-0396-2. (Text hier [3] abrufbar) • Veenhoven, Ruut: Die Rückkehr der Ungleichheit in die moderne Gesellschaft? Die Verteilung der Lebenszufriedenheit in den EU-Ländern van 1973 bis 1996. In: Wolfgang Glatzer/Roland Habich/Karl-Ulrich Maier (Hgg.), Sozialer Wandel und Gesellschaftliche Dauerbeobachtung. Festschrift für Wolfgang Zapf, Leske + Budrich, Opladen 2002, S. 273-294, ISBN 3-8100-3368-5 60 Zufriedenheit Anmerkungen [1] UK Sustainable Development - Wellbeing http:/ / www. sustainable-development. gov. uk/ progress/ national/ 68. htm [2] http:/ / dispatch. opac. d-nb. de/ DB=1. 1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=8& TRM=1389-4978 [3] http:/ / www2. eur. nl/ fsw/ research/ veenhoven/ work-on-happiness. htm Weblinks • Engl. Datenbank über Zufriedenheit (http://www.eur.nl/fsw/research/happiness/) • Übersicht über Glücksforscher (http://www.gluecksarchiv.de/inhalt/gluecksforscher.htm) 61 Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s) Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s) Achtsamkeit Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=95722690 Bearbeiter: Aatma, Achtsamkeitseva, Aka, Anima, Aschmidt, AydinC, BambooBeast, Bhavana, Bindestrich, Brainswiffer, Buchwiss, C.Löser, Ca$e, Campan43, Charis, CharlyK, Chatter, Cholo Aleman, Cocrea, Conny, Cyrus Grisham, DL5MDA, Dave81, Drahreg01, Durga, ErikDunsing, Feba, Feigenhain, Fischkopp, Florian1477, Friediehi, Gakuro, Getüm, Grindinger, HRoestTypo, Hpkeck, Humpyard, Ingo-Wolf Kittel, JCS, Johnny Yen, Kai-Hendrik, Kiens Erbe, Kristina Walter, Kursch, Logograph, Luha, Manuel Krüger-Krusche, MarcoBorn, Markus Mueller, Martinroell, Matiasddorf, Mef.ellingen, Metrokles, Michael1001, Mikue, Mondfinger, Mottenkopf, Neun-x, Olag, Orotukan, PaulaK, Philipp Wetzlar, Phixweb, Port(u*o)s, Prandr, PsY.cHo, Psycho-Stempel, Quirin, Ravalo, Remi, Richardvanegdom, Sam8, SchallundRauch, Schomynv, Selbstwirksamkeit, Siebträger, Skra31, Sputnik, SusannKrumpen, THWZ, Tommy Kellas, Tsui, Ukko, Ulli Purwin, Uwe Gille, Victor Eremita, WOBE3333, Walt.baum, Wissling, ZwarAber, 129 anonyme Bearbeitungen ahoi Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=95760337 Bearbeiter: -jkb-, ADK, AHZ, Aalfons, Achim Raschka, Aka, Allesmüller, Arjeh, Arntantin, Axarches, Baumfreund-FFM, Bergsperling, Björn Bornhöft, BlueCücü, Boardmarker, BuSchu, Catfisheye, Claus Ableiter, CommonsDelinker, Cosal, D.W., Daniel 1992, Dcoetzee, DerHexer, Diba, Dieter Zoubek, Dietrich, Dubba-Dubba Burger, Dundak, El Burro, Eywa, FWHS, Friedrichheinz, Gamsbart, Golgol, Hafenbar, Ibn Battuta, Inkowik, Ioannes Pragensis, Janneman, Jergen, Jochen Hörcher, Jochim Schiller, Jodo, Jodoform, Johnny Controletti, Juhan, Juro, Jörg Roßdeutscher, Kandschwar, Kelovy, Kyselak, Lady Suppenhuhn, Langec, Lotta Continua, MBq, Marvin 101, Materialscientist, Matt1971, Menphrad, Mgehrmann, Minderbinder, Mps, Muck31, Neon02, Osika, Ot, Parakletes, PartnerSweeny, Peterwuttke, Pitichinaccio, Pittimann, Polluks, Presse03, Pxxl, Redlinux, Rr2000, STBR, Sallynase, Satyrios, SchirmerPower, Seewolf, Sinn, SozialerDenker, StevoBln, Svick, Svíčková, Taratonga, Tobias1983, Ulamm, Ulflulfl, Umweltschützen, Vetter Ed, Voland77, Vond, WAH, Warosam, Wiegels, Wiki Gh!, Wo st 01, XenoAmp, Yarin Kaul, Yoky, €pa, 86 anonyme Bearbeitungen Aloha Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=95110629 Bearbeiter: Abubiju, Abulafia23, Aka, Avoided, BeeKaaEll, CambridgeLibrarian, Dachbewohner, DorisAntony, Einfach.astrid., F.C.C.K, Feba, Felix Stember, Firefox13, Gardini, Gerdbru, Graphikus, H. Mack, Hoo man, Howwi, Janneman, Jed, LKD, Le-max, Maha, Marv481, Nbv8, Nobody perfect, Ot, Peter200, Poshi, Raymond, Rikscha134, Satyrios, Schlurcher, Schmackes, Sinn, Snoozzle, Spuk968, Stephan Hense, Suirenn, Thomas Tunsch, Tobi B., WikiNick, Wolfgang1018, 62 anonyme Bearbeitungen Entschleunigung Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=95154542 Bearbeiter: Aka, Alex1011, Antiachtundsechziger, Avariel, Axkey, B. 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Datei:Friedrich Gerstäcker.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Friedrich_Gerstäcker.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Alno, ArtMechanic Datei:Adolf Friedrich Erdmann von Menzel 042.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Adolf_Friedrich_Erdmann_von_Menzel_042.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: AndreasPraefcke, Emijrp, Kilom691, Mariluna, Mattes, PKM, 3 anonyme Bearbeitungen Datei:Friedrich duerrenmatt 19890427.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Friedrich_duerrenmatt_19890427.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported Bearbeiter: Elke Wetzig (elya) Datei:GGrass.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:GGrass.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany Bearbeiter: Senft, Gabriele Datei:Bundesarchiv Bild 183-1982-0104-304, Berlin, Hermann Kant.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_Bild_183-1982-0104-304,_Berlin,_Hermann_Kant.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany Bearbeiter: Junge, Peter Heinz Datei:Narrenschiff.JPG Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Narrenschiff.JPG Lizenz: Public Domain Bearbeiter: AndreasPraefcke, Aristeas, Maksim, Mattes, Wolfmann Datei:Phänomen ahoi retouched.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Phänomen_ahoi_retouched.jpg Lizenz: GNU Free Documentation License Bearbeiter: Uwe Simon Datei:Ahoj_logo.svg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ahoj_logo.svg Lizenz: Logo, Verwendung zu enzyklopädischen Zwecken erlaubt Bearbeiter: Benutzer:Marsupilami Datei:Ahoi-en.png Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ahoi-en.png Lizenz: Creative Commons Attribution-Sharealike 3.0,2.5,2.0,1.0 Bearbeiter: Dietmar Bartz mit Sabine Hecher Datei:Tobias Smollett c 1770.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Tobias_Smollett_c_1770.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Andreagrossmann, AndreasPraefcke, Beria, DrKiernan, Ecummenic, 1 anonyme Bearbeitungen Datei:Richard Cumberland playwright.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Richard_Cumberland_playwright.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Hopwood after George Romney Datei:Charles Dibdin by Thomas Phillips.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Charles_Dibdin_by_Thomas_Phillips.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Thomas Phillips (died 1845) Datei:IMA-johnson2.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:IMA-johnson2.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: LA2, Paddy, Sfan00 IMG Datei:Romney dreds.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Romney_dreds.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-Sharealike 2.0 Bearbeiter: Rudi Riet from Washington, DC, United States Datei:Ahoy Rotterdam retouched.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ahoy_Rotterdam_retouched.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported Bearbeiter: Emvee Datei:De eerste showmarsen van Ahoy.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:De_eerste_showmarsen_van_Ahoy.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Bearbeiter: S.J. de Waard Datei:Bundesarchiv Bild 183-D0727-0003-001, Magdeburg, Lastkähne.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_Bild_183-D0727-0003-001,_Magdeburg,_Lastkähne.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany Bearbeiter: Biscan Datei:Ahoj bratislava 1997.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ahoj_bratislava_1997.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Germany Bearbeiter: User:AlMare Datei:Actor_portraying_Alexander_Graham_Bell_in_an_AT&T_promotional_film_(1926).jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Actor_portraying_Alexander_Graham_Bell_in_an_AT&T_promotional_film_(1926).jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Brad101, Escape Orbit, Harryzilber, Infrogmation, Jacklee, Madmedea, Maksim, Man vyi, Martin H., Mediatus, Nagy, Romanm, Simonxag, Wst, Zachary, 3 anonyme Bearbeitungen Datei:710 Main Street, Cambridge, MA.JPG Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:710_Main_Street,_Cambridge,_MA.JPG Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Daderot Datei:Edison2.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Edison2.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Avin, Infrogmation, Makthorpe Datei:Beckwith Twain.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Beckwith_Twain.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Bukk, Grenavitar, Grendelkhan, Hailey C. Shannon, Infrogmation, Joolz, Mattes, Mu, Olivier2, Semnoz, Shakko, Sparkit Datei:Pehr Henrik Ling.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Pehr_Henrik_Ling.jpg Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Gardon (mehr ist auf dem Bild nicht zu erkennen) Datei:Massagebaelle1.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Massagebaelle1.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported Bearbeiter: Mattes, Peng, 1 anonyme Bearbeitungen Datei:Aikido massage.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Aikido_massage.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-Sharealike 2.0 Bearbeiter: Dokiai Aikido from Ljubljana, Slovenia Datei:Buddha P1020045.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Buddha_P1020045.jpg Lizenz: GNU Free Documentation License Bearbeiter: Benutzer:Getüm Datei:Jain meditation.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Jain_meditation.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Bearbeiter: Abhishekjoshi, Beta M, FlickreviewR, Grenavitar, Mattes, OsamaK, Para, Ranveig, Roland zh, Sango123 Datei:Tea ceremony performing 2.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Tea_ceremony_performing_2.jpg Lizenz: GNU Free Documentation License Bearbeiter: EDUCA33E, Gveret Tered, JackyR, Jordi coll costa, Ranveig, Shakko, Tsui, 丁, 1 anonyme Bearbeitungen Datei:Vrksasana.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Vrksasana.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Bearbeiter: Judith from london, UK Datei:Sun lutang.GIF Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Sun_lutang.GIF Lizenz: Public Domain Bearbeiter: sun lu tang Datei:Poggersdorf Sankt Michael ob der Gurk Meditationszentrum 15062007 62.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Poggersdorf_Sankt_Michael_ob_der_Gurk_Meditationszentrum_15062007_62.jpg Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported Bearbeiter: Johann Jaritz Datei:Foot chart1.png Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Foot_chart1.png Lizenz: GNU Free Documentation License Bearbeiter: This image is drawn and colorized by Jimmy Datei:Disambig-dark.svg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Disambig-dark.svg Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported Bearbeiter: Stephan Baum Datei:Watphomedpavillon0408d.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Watphomedpavillon0408d.jpg Lizenz: GNU Free Documentation License Bearbeiter: Fotograf / Photographer: Heinrich Damm (User:Hdamm, Hdamm at de.wikipedia.org) Datei:Wellnessbereich.JPG Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Wellnessbereich.JPG Lizenz: Public Domain Bearbeiter: Michael Fleischhacker Datei:Wellnessmassage.jpeg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Wellnessmassage.jpeg Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Bearbeiter: Krolfmeister, Quedel 64 Lizenz 65 Lizenz Wichtiger Hinweis zu den Lizenzen Die nachfolgenden Lizenzen bezieht sich auf den Artikeltext. 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GNU Free Documentation License Version 1.2, November 2002 Copyright (C) 2000,2001,2002 Free Software Foundation, Inc. 51 Franklin St, Fifth Floor, Boston, MA 02110-1301 USA Everyone is permitted to copy and distribute verbatim copies of this license document, but changing it is not allowed. 0. PREAMBLE The purpose of this License is to make a manual, textbook, or other functional and useful document "free" in the sense of freedom: to assure everyone the effective freedom to copy and redistribute it, with or without modifying it, either commercially or noncommercially. Secondarily, this License preserves for the author and publisher a way to get credit for their work, while not being considered responsible for modifications made by others. This License is a kind of "copyleft", which means that derivative works of the document must themselves be free in the same sense. It complements the GNU General Public License, which is a copyleft license designed for free software. 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For works in formats which do not have any title page as such, "Title Page" means the text near the most prominent appearance of the work's title, preceding the beginning of the body of the text. A section "Entitled XYZ" means a named subunit of the Document whose title either is precisely XYZ or contains XYZ in parentheses following text that translates XYZ in another language. (Here XYZ stands for a specific section name mentioned below, such as "Acknowledgements", "Dedications", "Endorsements", or "History".) To "Preserve the Title" of such a section when you modify the Document means that it remains a section "Entitled XYZ" according to this definition. The Document may include Warranty Disclaimers next to the notice which states that this License applies to the Document. These Warranty Disclaimers are considered to be included by reference in this License, but only as regards disclaiming warranties: any other implication that these Warranty Disclaimers may have is void and has no effect on the meaning of this License. 2. VERBATIM COPYING You may copy and distribute the Document in any medium, either commercially or noncommercially, provided that this License, the copyright notices, and the license notice saying this License applies to the Document are reproduced in all copies, and that you add no other conditions whatsoever to those of this License. You may not use technical measures to obstruct or control the reading or further copying of the copies you make or distribute. However, you may accept compensation in exchange for copies. If you distribute a large enough number of copies you must also follow the conditions in section 3. You may also lend copies, under the same conditions stated above, and you may publicly display copies. 3. COPYING IN QUANTITY If you publish printed copies (or copies in media that commonly have printed covers) of the Document, numbering more than 100, and the Document's license notice requires Cover Texts, you must enclose the copies in covers that carry, clearly and legibly, all these Cover Texts: Front-Cover Texts on the front cover, and Back-Cover Texts on the back cover. Both covers must also clearly and legibly identify you as the publisher of these copies. The front cover must present the full title with all words of the title equally prominent and visible. You may add other material on the covers in addition. Copying with changes limited to the covers, as long as they preserve the title of the Document and satisfy these conditions, can be treated as verbatim copying in other respects. If the required texts for either cover are too voluminous to fit legibly, you should put the first ones listed (as many as fit reasonably) on the actual cover, and continue the rest onto adjacent pages. If you publish or distribute Opaque copies of the Document numbering more than 100, you must either include a machine-readable Transparent copy along with each Opaque copy, or state in or with each Opaque copy a computer-network location from which the general network-using public has access to download using public-standard network protocols a complete Transparent copy of the Document, free of added material. If you use the latter option, you must take reasonably prudent steps, when you begin distribution of Opaque copies in quantity, to ensure that this Transparent copy will remain thus accessible at the stated location until at least one year after the last time you distribute an Opaque copy (directly or through your agents or retailers) of that edition to the public. It is requested, but not required, that you contact the authors of the Document well before redistributing any large number of copies, to give them a chance to provide you with an updated version of the Document. 4. MODIFICATIONS You may copy and distribute a Modified Version of the Document under the conditions of sections 2 and 3 above, provided that you release the Modified Version under precisely this License, with the Modified Version filling the role of the Document, thus licensing distribution and modification of the Modified Version to whoever possesses a copy of it. In addition, you must do these things in the Modified Version: • A. Use in the Title Page (and on the covers, if any) a title distinct from that of the Document, and from those of previous versions (which should, if there were any, be listed in the History section of the Document). You may use the same title as a previous version if the original publisher of that version gives permission. B. List on the Title Page, as authors, one or more persons or entities responsible for authorship of the modifications in the Modified Version, together with at least five of the principal authors of the Document (all of its principal authors, if it has fewer than five), unless they release you from this requirement. • C. State on the Title page the name of the publisher of the Modified Version, as the publisher. • D. Preserve all the copyright notices of the Document. • E. Add an appropriate copyright notice for your modifications adjacent to the other copyright notices. • F. Include, immediately after the copyright notices, a license notice giving the public permission to use the Modified Version under the terms of this License, in the form shown in the Addendum below. • G. Preserve in that license notice the full lists of Invariant Sections and required Cover Texts given in the Document's license notice. • H. Include an unaltered copy of this License. • I. Preserve the section Entitled "History", Preserve its Title, and add to it an item stating at least the title, year, new authors, and publisher of the Modified Version as given on the Title Page. If there is no section Entitled "History" in the Document, create one stating the title, year, authors, and publisher of the Document as given on its Title Page, then add an item describing the Modified Version as stated in the previous sentence. • J. Preserve the network location, if any, given in the Document for public access to a Transparent copy of the Document, and likewise the network locations given in the Document for previous versions it was based on. These may be placed in the "History" section. You may omit a network location for a work that was published at least four years before the Document itself, or if the original publisher of the version it refers to gives permission. • K. For any section Entitled "Acknowledgements" or "Dedications", Preserve the Title of the section, and preserve in the section all the substance and tone of each of the contributor acknowledgements and/or dedications given therein. • L. Preserve all the Invariant Sections of the Document, unaltered in their text and in their titles. Section numbers or the equivalent are not considered part of the section titles. • M. Delete any section Entitled "Endorsements". Such a section may not be included in the Modified Version. • N. Do not retitle any existing section to be Entitled "Endorsements" or to conflict in title with any Invariant Section. • O. Preserve any Warranty Disclaimers. If the Modified Version includes new front-matter sections or appendices that qualify as Secondary Sections and contain no material copied from the Document, you may at your option designate some or all of these sections as invariant. To do this, add their titles to the list of Invariant Sections in the Modified Version's license notice. These titles must be distinct from any other section titles. You may add a section Entitled "Endorsements", provided it contains nothing but endorsements of your Modified Version by various parties--for example, statements of peer review or that the text has been approved by an organization as the authoritative definition of a standard. You may add a passage of up to five words as a Front-Cover Text, and a passage of up to 25 words as a Back-Cover Text, to the end of the list of Cover Texts in the Modified Version. Only one passage of Front-Cover Text and one of Back-Cover Text may be added by (or through arrangements made by) any one entity. If the Document already includes a cover text for the same cover, previously added by you or by arrangement made by the same entity you are acting on behalf of, you may not add another; but you may replace the old one, on explicit permission from the previous publisher that added the old one. The author(s) and publisher(s) of the Document do not by this License give permission to use their names for publicity for or to assert or imply endorsement of any Modified Version. • 5. COMBINING DOCUMENTS You may combine the Document with other documents released under this License, under the terms defined in section 4 above for modified versions, provided that you include in the combination all of the Invariant Sections of all of the original documents, unmodified, and list them all as Invariant Sections of your combined work in its license notice, and that you preserve all their Warranty Disclaimers. The combined work need only contain one copy of this License, and multiple identical Invariant Sections may be replaced with a single copy. If there are multiple Invariant Sections with the same name but different contents, make the title of each such section unique by adding at the end of it, in parentheses, the name of the original author or publisher of that section if known, or else a unique number. Make the same adjustment to the section titles in the list of Invariant Sections in the license notice of the combined work. Lizenz 66 In the combination, you must combine any sections Entitled "History" in the various original documents, forming one section Entitled "History"; likewise combine any sections Entitled "Acknowledgements", and any sections Entitled "Dedications". You must delete all sections Entitled "Endorsements". 6. COLLECTIONS OF DOCUMENTS You may make a collection consisting of the Document and other documents released under this License, and replace the individual copies of this License in the various documents with a single copy that is included in the collection, provided that you follow the rules of this License for verbatim copying of each of the documents in all other respects. You may extract a single document from such a collection, and distribute it individually under this License, provided you insert a copy of this License into the extracted document, and follow this License in all other respects regarding verbatim copying of that document. 7. AGGREGATION WITH INDEPENDENT WORKS A compilation of the Document or its derivatives with other separate and independent documents or works, in or on a volume of a storage or distribution medium, is called an "aggregate" if the copyright resulting from the compilation is not used to limit the legal rights of the compilation's users beyond what the individual works permit. When the Document is included in an aggregate, this License does not apply to the other works in the aggregate which are not themselves derivative works of the Document. If the Cover Text requirement of section 3 is applicable to these copies of the Document, then if the Document is less than one half of the entire aggregate, the Document's Cover Texts may be placed on covers that bracket the Document within the aggregate, or the electronic equivalent of covers if the Document is in electronic form. Otherwise they must appear on printed covers that bracket the whole aggregate. 8. TRANSLATION Translation is considered a kind of modification, so you may distribute translations of the Document under the terms of section 4. Replacing Invariant Sections with translations requires special permission from their copyright holders, but you may include translations of some or all Invariant Sections in addition to the original versions of these Invariant Sections. You may include a translation of this License, and all the license notices in the Document, and any Warranty Disclaimers, provided that you also include the original English version of this License and the original versions of those notices and disclaimers. In case of a disagreement between the translation and the original version of this License or a notice or disclaimer, the original version will prevail. If a section in the Document is Entitled "Acknowledgements", "Dedications", or "History", the requirement (section 4) to Preserve its Title (section 1) will typically require changing the actual title. 9. TERMINATION You may not copy, modify, sublicense, or distribute the Document except as expressly provided for under this License. Any other attempt to copy, modify, sublicense or distribute the Document is void, and will automatically terminate your rights under this License. However, parties who have received copies, or rights, from you under this License will not have their licenses terminated so long as such parties remain in full compliance. 10. FUTURE REVISIONS OF THIS LICENSE The Free Software Foundation may publish new, revised versions of the GNU Free Documentation License from time to time. Such new versions will be similar in spirit to the present version, but may differ in detail to address new problems or concerns. See http:/ / www. gnu. org/ copyleft/ . Each version of the License is given a distinguishing version number. If the Document specifies that a particular numbered version of this License "or any later version" applies to it, you have the option of following the terms and conditions either of that specified version or of any later version that has been published (not as a draft) by the Free Software Foundation. If the Document does not specify a version number of this License, you may choose any version ever published (not as a draft) by the Free Software Foundation. ADDENDUM: How to use this License for your documents To use this License in a document you have written, include a copy of the License in the document and put the following copyright and license notices just after the title page: Copyright (c) YEAR YOUR NAME. Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.2 or any later version published by the Free Software Foundation; with no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no Back-Cover Texts. A copy of the license is included in the section entitled "GNU Free Documentation License". If you have Invariant Sections, Front-Cover Texts and Back-Cover Texts, replace the "with...Texts." line with this: with the Invariant Sections being LIST THEIR TITLES, with the Front-Cover Texts being LIST, and with the Back-Cover Texts being LIST. If you have Invariant Sections without Cover Texts, or some other combination of the three, merge those two alternatives to suit the situation. If your document contains nontrivial examples of program code, we recommend releasing these examples in parallel under your choice of free software license, such as the GNU General Public License, to permit their use in free software.