Einmal im Leben auf den Spuren der Inkas zum Machu Picchu

Transcrição

Einmal im Leben auf den Spuren der Inkas zum Machu Picchu
Reise
Trekking in
den Anden
Machu Picchu Die
Inkastadt wurde
1911 von dem
amerikanischen
Archäologen
Hiram Bingham
wiederentdeckt.
Auf den Gipfel
(Mitte) des Huayna
Picchu dürfen aus
Platzmangel nur
400 schwindelfreie
Personen pro Tag
darauf geht es mir besser, mein Körper gewöhnt sich so
langsam an die Höhe. Am Abend treffe ich auf eine internationale Gruppe von acht Abenteurern. Wir haben
alle dasselbe Ziel: einmal im Leben auf einer der schönsten Routen der Welt zu wandern! Aber was ist, wenn
ich höhenkrank werde, meine Beine nicht mehr wollen
oder es tagelang in Strömen regnet? Bei meiner Reisevorbereitung kam ich an dem Wort „Soroche“ (spanisch
für Höhenkrankheit) nicht vorbei. Symptome: Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. In einem fremden
Land, auf einem Treck fernab jeglicher Zivilisation,
möchte ich auf Nummer sicher gehen, mit den besten
Guides wandern und auch einen gewissen Komfort
nicht missen. Das Angebot der „Mountain Lodges of
Peru“ schien für mich Flachlandtiroler maßgeschneidert.
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D
as fängt ja gut an! Mühsam schleppe ich mich die
Treppen der Stadt Cusco, mitten in den Anden
gelegen und 1,5 Flugstunden von Perus Hauptstadt Lima entfernt, hinauf und muss alle paar
Stufen pausieren, um wenigstens ein bisschen zu
Atem zu kommen. Gott sei Dank habe ich für meine
Trekkingtour durch das peruanische Hochland drei Tage
Akklimatisierung eingeplant – hier auf 3.360 Meter
Höhe wird die Luft ganz schön dünn. Außerdem kann
ich mir so in Ruhe die beschauliche Stadt mit ihren kolonialen Palästen und der eindrucksvollen Kathedrale
anschauen. Am nächsten Tag mache ich einen Ausflug
zu einem Bauernmarkt im Valle Sagrado (32 €, www.
inkasdestination.com). Dort angekommen, sind meine
Beine schwer wie Blei und mein Kopf dröhnt. Erst tags
text monica gumm fotos Monica Gumm & Jaime Gallo
Einmal im Leben auf den
Spuren der Inkas zum
Machu Picchu! Diesen
Traum erfüllte sich
Reporterin Monica Gumm
und wanderte über
den Salkantay Trail
zu einem der neuen
sieben Weltwunder
Geschafft!
Monica Gumm
am Ziel ihrer
Peru-Reise
Einsteigen
Per Zug geht
es nach Aguas
Calientes
SHAPE 109
Reise
Lastenträger
Gepäck und
Verpflegung
transportieren
die Maultiere
Gipfelfoto Monica (Kreis) mit Gruppe
am Salkantay-Pass in 4.638 m Höhe
Ganz schön frisch!
Wir wagen uns in
den sieben Grad
kalten HumantayGletschersee
Improvisation
Fernab der
Zivilisation
gibt’s nicht
überall
Brücken
Der 7-Tage-Treck von Lodge zu Lodge über den 89 Kilometer langen Salkantay Trail führt durch neun Vegetationszonen. Es ist die einsamste, längste und abwechslungsreichste Route zur berühmten Inkastadt – fernab
des überlaufenen Inka Trails, auf dem täglich 500 Menschen Richtung Machu Picchu pilgern. Unsere Guides
Zacarias und Washington geben uns noch die letzten
Tipps für die Expedition. „Wie viele ,Soroche Pills‘
muss ich denn mitnehmen?“, frage ich. „Gar keine“, beschwichtigt mich Washington, „wir haben für den Notfall Sauerstoffflaschen dabei, aber wenn du drei Liter
Wasser am Tag trinkst, bekommst du keine Probleme!“
PAckesel Mit dem Bus starten wir um 7 Uhr morgens
von Cusco über eine schmale Gebirgsstraße zum völlig
einsam gelegenen Dörfchen Mar­cocasa, dem Ausgangspunkt unserer Tour. Hier werden unser Gepäck und die
Verpflegung auf sieben Lasttiere gebunden. In meinem
Rucksack transportiere ich nur meinen Tagesproviant,
Wasser, Sonnencreme, Windjacke, Mütze und Handschuhe. Die Sonne brennt während des Aufstiegs erbarmungslos auf unsere Köpfe. Gut, dass wir so viel Wasser mitgenommen haben! Auf dem Weg ins nächste Tal
sinken spätnachmittags die Temperaturen rapide, die
letzten Kilometer schleppe ich mich gegen einen eisigen
Wind vorwärts. Nach sechs Stunden und zwölf Kilometern erreiche ich völlig erschöpft die „Salkantay Lodge“.
Welch Glück, dass hier eine schöne heiße Dusche auf
110 SHAPE
Gemütlich Das Wohnzimmer der
„Lucma Lodge“ auf 2.150 m Höhe
Hängepartie
Auf dem Weg
zum Bahnhof
muss Monica
die Hängebrücke
über den Fluss
Aobamba
überqueren
mich wartet und unser Koch Manolo Gemüse-Quinotto
(eine Art Risotto aus Quinoa) vorbereitet hat!
Göttlicher Berg Am nächsten Morgen genieße
ich beim Blick aus dem Fenster die gigantische Berglandschaft um mich herum: hinter der Lodge der
schneebedeckte Berg Humantay (5.317 m), in der Ferne
der majestätische Salkantay (6.264 m). Die Inka glaubten, der Berg sei ein Gott der Fruchtbarkeit. „Heute
machen wir nur eine dreistündige AkklimatisierungsTour zum Humantay-Gletschersee. Mutige können eine
Badehose einpacken“, sagt Zacarias. Die türkisgrüne
Lagune hat eisige sieben Grad. Das Bad nehme ich lieber am Nachmittag im Outdoor-Whirlpool der Lodge
und tanke so Kraft für die morgige schwierigste Etappe.
DEM himmel so nah Diese beginnt mit einem zwölf
Prozent steilen Zickzackweg, den wir, nur auf unsere
Atmung konzentriert, erklimmen. „Geht doch ganz
gut“, denke ich – bevor uns unser Versorgungstrupp
mit spielerischer Leichtigkeit überholt. In alten Sandalen hüpfen die Männer an uns vorbei und sind schon
bald um die nächste Kurve verschwunden. Als wir den
höchsten Punkt unserer Trekkingtour, den SalkantayPass (4.638 m), erreichen, überkommt mich ein unbe-
Trittfest Die
Wanderschuhe
lassen wir
vor der Tür
der Lodge
schreibliches Glücksgefühl. Wow! Um
uns herum verschneite Fünftausender, über
uns kreisen geräuschlos ein paar Andenkondore.
Wir rasten nur kurz für ein Gruppenfoto vor dem Salkantay, dann steigen wir über endlose Geröllpisten ab.
Nach drei Stunden tauchen in der Ferne unsere Versorgungszelte auf, es duftet nach Essen. Während Manolo
im Küchenzelt eine Spinatsuppe und frische Pasta zu­
bereitet, machen wir es uns an dem Esstisch im Nach­
barzelt bequem. Es gibt „Chicha morada“, Limonade
aus rotem Mais, extrem süß, aber sehr lecker!
NEBELWALD Zwei Tage später und 1.700 Meter tiefer
geht es flussabwärts durch eine sich rapide verändernde
Landschaft: vom kargen Hochgebirge der Anden hinunter in den Nebelwald, auch „Ceja de selva“ (Wolkenstreif
des Dschungels) genannt. Hier ist es schwül, es blühen
wilde Orchideen, handtellergroße bunte Schmetterlinge
und schillernde Kolibris flattern um uns herum. In
der „Colpa Lodge“ auf 2.870 Meter Höhe werden wir
mit dem traditionellen „Pachamanca“ zum Mittagessen
empfangen. Dafür werden Süßkartoffeln und Rindfleisch auf heißen Steinen 30 Minuten unter der Erde gegart. Das gebackene „Cui“ (Meerschweinchen) ist allerdings nicht jedermanns Sache – ich verzichte freiwillig!
EntdeckerGlück Zwei Tage später verabschieden
wir uns von Manolo und den Trägern, die unser Gepäck
schon ins letzte Hotel bringen. Die Schlussetappe führt
Pachamanca Das Essen wird
in Alufolie unter der Erde auf
heißen Steinen gegart
Entspannend
Vom Whirlpool der
„Colpa Lodge“ auf
2.870 m Höhe in
die Sterne gucken
Reise
Im heiligen Tal
Sonntags
tauschen die
Bauern auf
dem Markt von
Chincheros
Waren und
Informationen
Wollig Monica wird von einer
hungrigen Herde Alpacas belagert
Kolonialpracht
Kathedrale auf
der Plaza de
Armas in Lima
über den Llactapata-Pass, von dem
wir einen grandiosen Ausblick
auf Machu Picchu genießen. Die
Inkastadt liegt auf einem Hochplateau, umgeben von einer
unvergleichlichen Bergwelt. Wir
wandern ins nächste Tal, dann
geht es mit dem Zug weiter. Nach
30 Minuten erreichen wir Aguas
Calientes, Machu Picchu Town. Wir
Anden-Chic Eine
checken im traumhaften „Inkaterra
Bäuerin in ihrer
Hotel“
(www.inkaterra.com) ein. Auf
Sonntagstracht
die gelungene Tour stoßen wir mit
● Flüge Von Frankfurt über Lima nach
„Pisco Sour“ (Nationalgetränk aus Traubenschnaps) an.
Cusco und zurück inkl. Steuern und GebühGeheimnisvolle stadt Am siebten Tag sitze ich
ren ab 1.250 E, www.lan.com; ab 1.050 E,
um 6 Uhr im Bus, der sich die Serpentinen zur Heiligen
www.iberia.com ● Reisezeit Von März bis DeStadt der Inkas hochschlängelt. Eine Stunde später liegt
zember ● Veranstalter Salkantay Trail, 7-Tagemir das sagenumwobene, etwa im 15. Jahrhundert
Treck von Lodge zu Lodge (Foto u. l.) inkl. Transport
erbaute Machu Picchu zu Füßen. Erst vor 100 Jahren
von/bis Cusco, Guides, Versicherung, Eintrittsgelder,
wurde es von dem amerikanischen Archäologen Hiram
geführte Tour in Machu Picchu und Luxushotel in
Bingham wiederentdeckt. Die Sonne schiebt sich
Aguas Calientes ab 1.800 ,, www.mountainlodges
langsam hinter den Bergen hervor und erleuchtet die
ofperu.com; 7-Tage-Tour inkl. 4-Tage-Treck mit ÜberRuinenstadt – ein atemberaubender Anblick! Treppauf,
nachtung im Zelt ab 490 E, www.salkantay.org
treppab geht es über rund 3.000 Stufen an
● HOTELS Lima „Casa Andina MiraMauern aus riesigen Steinen vorbei, die alle
flores“ im schönen Stadtteil Mirafloohne Mörtel passgenau aufeinanderliegen –
res, ab 81 E, www.casa-andina.com;
eine architektonische Meisterleistung! Bis
Cusco „Casa Cartagena“: Designheute ranken sich etliche Theorien darum,
Hotel mit Spa und Sauerstoffanlage
wie und warum Machu Picchu erbaut wurim Zimmer (u. r.), DZ/F ab 330 E;
de. Von Aguas Calientes geht es mit dem
„Encantada“: kleines Boutique-Hotel
Panoramazug zurück Richtung Cusco.
Gästezimmer der „Colpa
am Hang, DZ/F ab 75 E, www.encan
VOGELPERSPEKTIVE Vor meiner
Lodge“ in Collpapampa
tadaperu.com; Aguas Calientes
Rückreise mache ich noch einen Zwi„Mapi“: junges, modernes Hotel, DZ ab 150 E, www.
schenstopp in der Hauptstadt Lima. Ich streife durch
elmapihotel.com ● Inkastätten Am günstigsten
die koloniale Altstadt und kaufe im Designershop
ist die Sammeleintrittskarte zu den archäologischen
„Dedalo“ (www.grupodedalo.biz) ein paar Souvenirs
Stätten in Cusco und
für meine Lieben ein. Mit einem spektakulären Tandemim Valle Sagrado,
Gleitsegelflug über die Küste verabschiede ich mich von
ca. 37 E ● Infos www.
diesem faszinierenden Land (ca. 42 €/10 Min., www.
peru.travel/al, www.
paraglidingtours.pe). Für meine nächste Peru-Reise
aboutcusco.com
stehen schon der Amazonas, der Titikakasee und die
„Casa Cartagena“mysteriösen Linien von Nazca auf der Wunschliste.
Design-Hotel in Cusco
Denn eines ist sicher: Ich komme bald wieder!
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