wachsende weltbevölkerung

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wachsende weltbevölkerung
#169 / Dezember 2014
NAHRUNGSMITTELSICHERHEIT FÜR EINE
WACHSENDE
WELTBEVÖLKERUNG
INTERVIEW MIT PROF. PEDRO SANCHEZ
«Wir benötigen die Privatwirtschaft als
Entwicklungsmotor»
INNOVATION
Bahnbrechende Fortschritte in der Cerealien-Trocknung
SÜDAMERIKANISCHER FAMILIENBETRIEB
Kleines Unternehmen auf grosser Bühne
das Bühler Magazin
#169
Inhalt
3
Editorial
48 CTO-Kolumne: Revolution in 3D
49 Wissenschaftliche Publikationen
4
FOKUS: WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG
«WIR BENÖTIGEN DIE PRIVATWIRTSCHAFT ALS ENTWICKLUNGSMOTOR»
Interview mit Prof. Pedro Sanchez, Columbia University
Am Earth Institute der Columbia University engagiert sich das Agriculture and Food Security
Center stark für das Millennium Villages Project.
10 Farbige Zukunft
Fine Chemicals Nigeria ist der grösste
Hersteller von Farben und Farbstoffen
auf dem wirtschaftlich rasant wachsenden afrikanischen Kontinent.
11 Gegen den Hunger
Die humanitäre Organisation Partners
in Food Solutions unterstützt kleine
und wachsende Nahrungsmittelproduzenten in Afrika.
13 Innovations-Vorreiter
Schätzungsweise ein Drittel der weltweit für den menschlichen Verzehr
produzierten Lebensmittel verderben
oder landen auf dem Müll: etwa 1,3
Milliarden Tonnen pro Jahr.
14 Grüne Alternative
Die UNO hat 2016 zum Jahr der Hülsenfrüchte erklärt, da diese künftig für die
Nahrungsmittelsicherheit von entscheidender Bedeutung sind.
16 Weltweite Verluste in der
Produktionskette von Getreide
(Infografik)
18 Leicht und effizient
China hat als erstes Land der Welt
mehr als 20 Millionen Fahrzeuge
in nur einem Jahr verkauft.
Technologie & Lösungen
20 Bahnbrechender Fortschritt
Der neue Trockner für verzehrfertige
Cerealien setzt neue Massstäbe in
puncto Leistung.
25 Besser und schneller
26 Präventivwartung hilft
Stillstände zu vermeiden
28 Wenn Stillstand zu Fortschritt führt
30 Globales Innovationsnetzwerk
Bühler setzt auf die Kooperation mit
weltweit führenden Forschungszentren,
um seine Position als Innovationsführer weiter auszubauen.
In Kürze
32 Bühler weltweit
Kundenstories
36 Kleines Unternehmen auf
grosser Bühne
Das Erfolgsgeheimnis von Aceitera
General Deheza (AGD) in Argentinien:
Alle wichtigen betrieblichen Entscheidungen werden gemeinsam von der
Inhaberfamilie Urquía getroffen.
42 Hellbraun und grobkörnig
44 Mehr Lacke in kürzerer Zeit
#169 / Editorial
Liebe Leser
Allen Menschen rund um den Globus einen gesicherten Zugang zu den elementaren Lebensressourcen zu
verschaffen, gestaltet sich als extrem schwierig. Weltweit leiden etwa 800 Millionen Menschen noch immer
an Hunger. Angesichts des rasanten Wachstums der
Weltbevölkerung – Hauptthema der vorliegenden
diagramm-Ausgabe – wird es auch in Zukunft nicht
einfacher, sich dieser Herausforderung zu stellen.
UNO-Berichten zufolge soll die Weltbevölkerung von
derzeit etwa sieben Milliarden Menschen bis 2050 auf
neun Milliarden Menschen anwachsen.
Um der steigenden Nachfrage gerecht zu
werden, wird es nicht genügen, den Umfang der derzeit bereits umgesetzten Massnahmen und den Fortschritt linear voranzutreiben. Die wachsende Nachfrage nach Reis können wir beispielsweise nicht
decken, indem wir einfach die verfügbaren Anbauflächen vergrössern. Um Herausforderungen wie diese
meistern zu können, brauchen wir völlig neue Denkund Handlungsansätze, mit denen wir höhere Erträge
erzielen, Nahrungsmittelverluste verringern und eine
bessere Ausbildung sicherstellen können.
Was bei den uns tagtäglich erreichenden
Krisenmeldungen untergeht, ist die Tatsache, dass wir
im Kampf gegen den Hunger schon beträchtliche Fortschritte erzielt haben. In unserem Interview (Seite 4)
mit Professor Pedro Sanchez von der Columbia University argumentiert dieser, dass Afrika langfristig zu
einem Nahrungsmittelexporteur werden wird.
Wir setzen unsere Ressourcen dafür ein,
seine Aussage Wirklichkeit werden zu lassen. Im Rahmen unseres Engagements für ehrenamtliche Projekte wie die von Partners in Food Solutions unterstützt Bühler den Wissenstransfer nach Afrika.
Dadurch können wir die Menschen vor Ort dazu
befähigen, ihre eigene Lebensmittelindustrie weiter
auszubauen (Seite 11). Es gibt auch neue technologische Lösungen, durch die die Nahrungsmittelproduktion nicht nur umweltschonender wird, sondern
auch weniger Verluste erzeugt.
Diese Fortschritte zeigen sich bereits
heute: Seit 1990 konnte die Anzahl der an Unterernährung sterbenden Kinder unter fünf Jahren und die
Anzahl der untergewichtigen Kinder unter fünf Jahren weltweit um 40 Prozent gesenkt werden.
Calvin Grieder, CEO
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Interview
Professor Pedro Sanchez: «Die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt. Dies entspricht einer Milliarde junger Menschen.»
4
diagramm #169
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Interview
«Wir benötigen die Privatwirtschaft als Entwicklungsmotor»
FÜR EINE ANTWORT AUF DIE FRAGE, OB SICH DIE WELT SELBST ERNÄHREN
KANN, MÜSSEN WIR NACH AFRIKA SCHAUEN. ALLEN WIDRIGKEITEN
ZUM TROTZ GIBT ES DORT DANK DER MARKTCHANCEN FÜR DEN INTERNATIONALEN UND NATIONALEN PRIVATSEKTOR ANLASS ZUR HOFFNUNG.
INTERVIEW: MARTIN SUTER, FOTOS: KAI NEDDEN
diagramm: Professor Sanchez, 1976
erschien Ihr Buch «Properties and Management of Soils in the Tropics», ein bedeutendes Werk der bodenwissenschaftlichen
Fachliteratur. Welche Änderungen haben
sich seitdem für afrikanische Böden
ergeben?
Pedro Sanchez: Leider gab es in Afrika
seitdem vor allem negative Entwicklungen. Das grösste Problem besteht darin,
dass die intensive Landwirtschaft den
Boden auslaugt. Wir entziehen dem
Boden zu viele der Grundnährstoffe,
die er bietet: Stickstoff gibt uns Muskeln;
Phosphor ist ein wichtiger Knochenbaustein; und Kalium ist für den Elektrolythaushalt unseres Körpers lebenswichtig.
«Das grösste Problem besteht darin,
dass die intensive
Landwirtschaft den
Boden auslaugt.»
Derzeit leben etwa 7,1 Milliarden Menschen auf der Erde. Wie viele werden
es in Zukunft sein?
2050 werden es zwischen neun und zehn
Milliarden Menschen sein. Ich arbeite in
Afrika, weil es hier die grössten Probleme gibt. Wird die derzeitige Wachstumsrate beibehalten, stellt allein Afrika
2050 zwei Milliarden Menschen. Die
Frage, ob sich die Welt selbst ernähren
kann, hängt also davon ab, ob sich Afrika
selbst ernähren kann.
Was wird in Afrika unternommen?
Die derzeit ergriffenen Massnahmen
stehen unter dem Banner der «Grünen
Revolution in Afrika». Diese Allianz
wurde vor zehn Jahren von Kofi Annan,
dem damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, begründet. Einige Länder haben Düngemittelsubventionen in
Anspruch genommen, darunter auch
Malawi. Das Land bietet Kleinbauern
zudem Hybridsaatgut mit einem Rabatt
von 70 Prozent an. Das früher vom Hunger gebeutelte und von Nahrungsmittelimporten abhängige Malawi konnte sich
dank dieser Massnahmen zu einem Land
mit weitgehend gesicherter Nahrungsversorgung entwickeln.
Ihrer Meinung nach ist das Kapital also
derzeit nicht das Problem in Afrika?
Die bessere Regierungsführung trägt mit
dazu bei, dass die afrikanischen Banken
derzeit über eine enorme Liquidität verfügen. Es gibt immer mehr ausländische
Direktinvestitionen. Hauptsächlich kann
dies aber dem aktuell sehr hohen Wirtschaftswachstum in Afrika zugeschrieben
werden. Die Wachstumsrate liegt in vielen
Ländern bei sechs bis neun Prozent und ist
damit ebenso hoch wie in China – aber
dreimal höher als in den USA.
Fliesst das Kapital auch zu den Bauern?
Das Problem ist, dass die Banken kein
Geld an Menschen verleihen, die keine
Sicherheiten bieten können. Die grosse
Mehrheit der afrikanischen Kleinbauern – etwa 300 Millionen zuzüglich
Familienmitglieder – können Darlehen
diagramm #169
MILLENNIUM VILLAGES PROJECT
Am Earth Institute der Columbia University engagiert sich das Agriculture
and Food Security Center stark für
das Millennium Villages Project. Professor Sanchez hat dieses Programm
zur Unterstützung afrikanischer Dörfer lanciert, als er den Co-Vorsitz der
im Rahmen der UNO-MillenniumEntwicklungsziele eingerichteten
Task force zur Bekämpfung des Hungers innehatte.
Die Millennium-Dörfer zeigen, dass
das ländliche Afrika die im Jahr 2000
von den Vereinten Nationen proklamierten Millennium-Entwicklungsziele
erreichen kann, wenn die Armut auf
Dorfebene im Rahmen einer von der
lokalen Gemeinschaft geleiteten Entwicklungsstrategie bekämpft wird. Ziel
ist es, die Anzahl der an extremer
Armut und Hunger leidenden Menschen zu halbieren und in puncto Bildung, Gesundheit, Gleichstellung der
Geschlechter und ökologischer Nachhaltigkeit Verbesserungen zu erzielen.
Das Projektpersonal arbeitet mit
80 Dörfern mit je etwa 5’000 Einwohnern zusammen. Mit einfachen Mitteln,
wie der Bereitstellung von ertragreichem Saatgut, Düngemitteln, Medikamenten, Trinkwasser und Materialien zum Bau von Schulen und Kliniken,
wird Gemeinden geholfen, in ein neues,
von Gesundheit und Chancen geprägtes Zeitalter aufzubrechen.
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WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Interview
PEDRO SANCHEZ
Pedro Sanchez, wissenschaftlicher
Mitarbeiter und Professor an der
Columbia University, leitet das Agriculture and Food Security Program am
Earth Institute der Universität. Er
wurde im vorrevolutionären Kuba
geboren, wo seine Familie ein Unternehmen für Düngemittelmischungen
führte. Nach dem Studium der Bodenwissenschaft an der Cornell University
ging er als Absolvent für tropische
Böden auf die Philippinen. Hier wurde
er nach eigenen Angaben zu einem
«Fusssoldaten der Grünen Revolution»
und widmete sich dem Studium des
Reisanbaus. Pedro Sanchez, Co-Vorsitzender der von der UNO eingerichteten Taskforce zur Bekämpfung des
Hungers, setzt sich dafür ein, den Hunger in Afrika in den nächsten zehn bis
zwanzig Jahren «auszurotten».
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nicht absichern. Daher schlug der
Ökonom und amtierende nigerianische
Ag rarminister Akinwumi Adesina vor,
dass die Sicherheit von den Kreditgebern selbst übernommen wird. Das hat
gut funktioniert: Bis heute hat die nigerianische Zentralbank bereits Garantien
in Höhe von mehr als drei Milliarden
US-Dollar bereitgestellt.
geführte Nation in die Hände von Diktatoren fällt. Nehmen Sie Simbabwe.
Das Land gehörte zu den stabilsten
Staaten Afrikas. Jetzt geht es dem Land
aufgrund der schlechten Regierungsführung katastrophal. Die Regierung
lässt keine gute Landwirtschaft zu,
weil sie nur in die eigenen Taschen
wirtschaften will.
Ich spüre Optimismus, wenn ich Sie reden
höre. Und das, obwohl Sie doch über
die Auslaugung der Böden gesprochen
haben. Ist das richtig?
Auf jeden Fall. Seit 2005 sind die Getreideerträge im subsaharischen Afrika um
50 Prozent gestiegen. Das klingt schon
ganz gut, ist aber im Vergleich trotzdem
noch sehr schwach, da wir nur über
einen Anstieg von einer bis anderthalb
Tonnen pro Hektar sprechen. Europa
und die USA liegen bei zehn und China
bei fünf Tonnen pro Hektar.
Wie schätzen Sie die Aussichten hier ein?
Etwa 23 der 49 Länder im subsaharischen Afrika sind Demokratien. Noch in
den 1990er Jahren gab es nur drei. Die
Demokratie ist also durchaus auf dem
Vormarsch. Es scheint auch Annäherungen zwischen afrikanischen Regierungen, Wissenschaftlern, Nichtregierungsorganisationen und der Privatwirtschaft
zu geben. Der internationale und nationale Privatsektor hat angebissen. Er hat
eine Chance erkannt und hilft nun dabei,
den Markt zu optimieren. Wir benötigen
die Privatwirtschaft als Entwicklungsmotor, da die Entwicklung, die wir vorantreiben, nicht von den Regierungen
übernommen werden wird.
Woher sollen die zusätzlichen 8,5 Tonnen
in Afrika kommen?
Es ist eine Entwicklung, die gerade
Fahrt aufnimmt. Zwar sind genetisch
veränderte Organismen in den meisten
afrikanischen Ländern nicht zulässig,
aber es werden verstärkt Düngemittel
und Hybridsaatgut eingesetzt.
«Seit 2005 sind die
Getreideerträge
im subsaharischen
Afrika um 50 Prozent gestiegen.»
Was könnte in Afrika schiefgehen?
Der Klimawandel ist die grösste Gefahr.
Er hat uns schon erreicht, ist also nicht
länger eine Hypothese. Es wird in Südund Westafrika häufiger Dürren und in
Ostafrika mehr Überschwemmungen
geben. Zudem werden die Nachttemperaturen im Allgemeinen ansteigen, wodurch
die Erträge abnehmen. Die Lösung besteht
darin, Kulturvarietäten, Sonderarten oder
wilde Arten zu züchten oder zu finden,
die höheren Nachttemperaturen besser
widerstehen können. Der Klimawandel ist
unser grösstes Problem.
Welche Rolle fällt dabei den Herstellern
der Ausrüstung zu?
Sie spielen eine wichtige Rolle. Was wir in
Afrika brauchen, sind Maschinen, die
etwas robuster sind. Sie müssen mechanisch basiert sein und Ersatzteile umfassen. Ich habe schon viele kaputte Traktoren gesehen, die vor sich hin rosten. Wir
brauchen ein gutes System: nicht nur Traktoren, sondern auch Mahlausrüstung.
Und das zweitgrösste?
Politische Unruhen jedweder Art. Das
ist zum Beispiel der Fall, wenn eine gut
Bühler baut eine afrikanische Müllerschule in der kenianischen Hauptstadt
Nairobi. Das Unternehmen möchte das
diagramm #169
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Interview
Schweizer Ausbildungsmodell auf Afrika
übertragen?
Ich finde das wundervoll. Und ich
wünschte mir, der Rest der Welt würde
genau dasselbe tun. Wenn man niemanden
vor Ort findet, der den Job machen kann,
muss man die Müller eben selbst ausbilden. Dies ist eine Win-win-Situation. Derzeit ist die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung unter 25 Jahre alt. Dies entspricht
einer Milliarde junger Menschen. Es
braucht bessere Schulen, insbesondere für
die Mädchen. Sie müssen in die Schule
gehen, weil sie häufig bereits in jungem
Alter verheiratet werden und dann zwischen fünf und sieben Kinder gebären, von
denen die Hälfte stirbt.
Die steigende Nahrungsmittelproduktion in
Afrika muss sowohl ökologisch als auch
wirtschaftlich nachhaltig sein. Sollte Afrika
am Ende mehr Nahrungsmittel exportieren?
Ja, Afrika wird zu einem grossen Exporteur werden. Es gibt in Afrika viel Land,
das nicht in einem Wald oder anderen
ökologisch sensiblen Gebieten liegt. Der
beste Ansatz ist die nachhaltige Intensivierung der Produktion. Afrika ist kein
dunkler Kontinent. Im Gegenteil, hier ist
es sehr sonnig. Dies bedeutet auch, dass
für die Photosynthese viel Energie zur
Verfügung steht. Abschliessend möchte
ich gerne noch Folgendes sagen: Afrika ist
ein Kontinent, dessen Bewohner meist
fröhlich sind.
Das sagt jeder, der bereits einmal hier war.
Ja, und das ist und wird auch weiterhin
ein wichtiger Vorteil bleiben. Ob er nun
reich oder arm ist: Der Afrikaner an sich
ist im Grunde ein glücklicher Mensch.
Ich wünschte, das könnte ich auch von
den anderen Kontinenten sagen.
Martin Suter
berichtet seit mehr als 20 Jahren
aus New York City über neue
Entwicklungen in der Politik,
Technik und Geschäftswelt. Seine
Texte werden in grossen europäischen Publikationen
veröffentlicht.
Hülsenfrüchte sind das Fleisch der Zukunft
Dr. Beatrice Conde-Petit, Lebensmittel-Expertin bei Bühler.
Hülsenfrüchte gehören zu den Nahrungsmitteln, die sich besonders gut
für die künftige Versorgung der Weltbevölkerung eignen. Ob Gelberbsen,
Linsen, Kichererbsen, Trockenbohnen
oder andere Hülsensaaten: Hülsenfrüchte sind in vielen Formen, Grössen
und Farben erhältlich.
Was sie alle gemeinsam haben, ist
ihr relativ hoher Proteingehalt, der in
der Regel doppelt so hoch ist wie bei
Getreide. Es gibt aber noch andere Vorteile, wie etwa der geringe Fettanteil,
die für den Blutzuckerspiegel günstigen
Kohlenhydrate, ein hoher Ballaststoffgehalt sowie der Reichtum an Mineralstoffen und Vitaminen. Trotz dieser
interessanten Zusammensetzung werden Hülsenfrüchte – die überdies auch
über einen vorteilhaften ökologischen
Fussabdruck verfügen – noch immer
viel zu wenig als Alternative zu Lebensmitteln tierischen Ursprungs genutzt.
Das volle Potenzial von Hülsenfrüchten als erstklassige Quelle für
gesundes pflanzliches Protein lässt
sich indes nur ausschöpfen, wenn man
Geschmack, Kultur und Lebensstil der
jeweiligen Zielgruppe berücksichtigt.
Diejenigen, die gern Gerichte mit
gekochten (ganzen oder geteilten) Hülsenfrüchten zubereiten – traditionell
Hülsenfrüchte verzehrende Regionen
sind beispielsweise Indien oder der
Nahe Osten –, legen zunehmend Wert
auf eine einfache Zubereitung. Das
lässt sich etwa durch die Verbesserung
der Kocheigenschaften erreichen. In
Kulturen, wo Hülsenfrüchte tendenziell
eher selten auf dem Speiseplan stehen,
ist es wichtig, dass diese die Erwartungen etwa hinsichtlich Geschmack, Textur und Verdaulichkeit erfüllen. Eine
Möglichkeit ist beispielsweise die Verarbeitung von gemahlenen Hülsenfrüchten zu Produkten wie Teigwaren,
Backwaren oder Snacks. Dieser Ansatz
hat auch den Vorteil, dass Hülsenfrüchte mit Getreide kombiniert
werden können. In der Summe führt
dies zu einem noch besseren Nährwert,
da sich die beiden Proteinquellen etwa
hinsichtlich essentieller Aminosäuren
optimal ergänzen. Schliesslich lassen
sich aus Hülsenfrüchten und anderen
Pflanzenproteinen auch neuartige proteinreiche Nahrungsmittel entwickeln,
die in Sachen Zubereitung, Textur und
Geschmack für eine völlig neue Esserfahrung sorgen.
Hülsenfrüchte sind reich an Proteinen und benötigen weniger Dünger.
diagramm #169
7
Lösungen für eine wachsende
Weltbevölkerung
2050 WERDEN NEUN MILLIARDEN MENSCHEN AUF DER ERDE LEBEN: DAS
WACHSTUM DER WELTBEVÖLKERUNG STELLT UNS VOR GEWALTIGE
HERAUSFORDERUNGEN, BIETET GLEICHZEITIG ABER AUCH NEUE CHANCEN
FÜR DEN KAMPF GEGEN HUNGER UND ELEND. DIE FOLGENDEN ARTIKEL
ZEIGEN, WIE SICH LÄNDER WEITERENTWICKELN KÖNNTEN, WIE SICH
VERLUSTE NACH DER ERNTE SOWIE DIE VERSCHWENDUNG VON
NAHRUNGSMITTELN VERMEIDEN LASSEN UND DASS MOBILITÄT AUCH
MIT GERINGEREN EMISSIONEN MÖGLICH IST.
NIGERIA .......................................................................................... S. 10
Das Land ist zur führenden Wirtschaftsnation
auf dem afrikanischen Kontinent geworden.
Unser Kunde – Fine Chemicals Nigeria – ist
Teil dieser Erfolgsgeschichte.
BILDUNG ......................................................................................... S. 11
Wie die humanitäre Organisation Partners in
Food Solutions Nahrungsmittelproduzenten
in Afrika unterstützt.
ERNÄHRUNGS- UND
NAHRUNGSMITTELSICHERHEIT ........................ S. 13
Lösungen zur Minimierung von Nachernteverlusten und Nahrungsmittelverschwendung
in der Wertschöpfungskette der Ernährung.
HÜLSENFRÜCHTE ................................................................ S. 14
Umweltfreundliche Alternative für die Versorgung
einer wachsenden Weltbevölkerung.
INFOGRAFIK .............................................................................. S. 16
Weltweite Verluste in der Produktionskette
von Getreide
MOBILITÄT IN CHINA ...................................................... S. 18
Weniger CO2 -Ausstoss dank Gewichtseinsparung.
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
NIGERIA
Farbige Zukunft
Nigeria auf einen Blick
Nr. 1
NIGERIA IST AFRIKAS
GRÖSSTE VOLKSWIRTSCHAFT
1’167’740
NEUE ARBEITSPLÄTZE WURDEN
IM JAHR 2013 GESCHAFFEN
18,2
JAHRE BETRÄGT DAS
DURCHSCHNITTSALTER DER
BEVÖLKERUNG
Die Mittelklasse in Nigeria wächst – und mit ihr auch die Marktnachfrage.
Fine Chemicals Nigeria ist der grösste
Hersteller von Farben und Farbstoffen in
Nigeria. Das Land ist zur afrikanischen
Konjunkturlokomotive geworden und
lässt mit einem BIP von 509,9 Milliarden
US-Dollar sogar Südafrika, das bisherige
wirtschaftliche Schwergewicht des Kontinents, hinter sich. «Wir bieten ein
unglaublich breit gefächertes Produkt-
«Kunden wollten
mehr Qualität und
weniger Verluste.»
portfolio. Das Spektrum umfasst Druckfarben, Textilfarbstoffe, Druckzylinder,
Polypropylen-Giessfolie (CPP), metallisierende Beschichtungen und Kaschierklebstoffe», beschreibt Geschäftsführer
Rajeev Samant die Tätigkeitsbereiche des
Unternehmens, das rund 300 Arbeitskräfte beschäftigt.
Das Unternehmen ist seit
nahezu drei Jahrzehnten in Nigeria aktiv.
Federführend bei seiner Expansion war
und ist Rajeev Samant, der seit 22 Jahren
10
im Land lebt. Die Produktionsanlagen
befinden sich in Ota, unmittelbar nördlich der quirligen Hauptstadt Lagos, wo
auch der Hauptsitz angesiedelt ist. Kürzlich wurde entschieden, die Ausrüstung
und die Fertigungsanlagen zu modernisieren, um die steigende Nachfrage auch
künftig befriedigen zu können.
Fine Chemicals Nigeria stellt
monatlich etwa 300 Tonnen Druckfarbe
her und bietet Lösungen für weltweit
führende Marken an. Der Anteil der Mittelschicht am Kundenstamm nimmt zu,
weshalb zunehmend eine höhere Qualität und Effizienz gefragt sind. Die
Modernisierung der Produktionsanlagen geniesst deshalb höchste Priorität,
wie Rajeev Samant erklärt: «Unsere
Maschinen sind überholt. Mit der Modernisierung wollen wir dem Wunsch
unserer Kunden nach einer höheren
Qualität nachkommen und gleichzeitig
Materialverluste verringern. Deshalb
haben wir uns an das beste Unternehmen gewandt, das wir in diesem Sektor
kennen.» Fine Chemicals Nigeria hat
sich für eine komplette Lösung von
diagramm #169
177’155’754
MENSCHEN ZÄHLT DIE
GESAMTBEVÖLKERUNG
2050
IST DAS JAHR, IN DEM IN NIGERIA
MEHR MENSCHEN LEBEN WERDEN
ALS IN DEN USA
7%
BETRÄGT DAS BIP-WACHSTUM
2014 (IWF-SCHÄTZUNG)
$ 47,7 Mrd.
AUSLÄNDISCHE DEVISEN
BESITZT DAS LAND
Quellen: UNO, CIA, IWF, Weltbank, Nationales
Statistikamt Nigeria
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
Bühler entschieden. Diese umfasst sämtliche Bearbeitungsschritte – Pulverbereitstellung, Liquid-Handling, Vermischung, Vermahlung, Abfüllung – und
soll 2015 in Betrieb genommen werden.
Angesichts der steigenden
Kosten für Rohmaterial und Energie
sowie der strengen Anforderungen an
die Qualität kommt der Effizienzförderung eine wachsende Bedeutung zu.
Rajeev Samant erklärt: «Bühler hat
unsere Anlagen zweimal besucht und
uns schliesslich eine Lösung präsentiert,
womit wir die Produktionsprozesse
trotz der räumlichen Beschränkungen
durch diverse Integrationsmassnahmen
optimieren können.»
Worauf beruht die Expansion
des Unternehmens? Nigeria ist der
bevölkerungsreichste Staat Afrikas.
Insbesondere die Mittelschicht wächst
rasant: Es wird davon ausgegangen, dass
im Laufe der nächsten 16 Jahre 7,6 Millionen Haushalte hinzukommen. Die
nigerianische Mittelschicht ist zwischen 2000 und 2014 um beeindruckende 600 Prozent gewachsen. Das
Land verfügt derzeit über 4,1 Millionen
Mittelklasse-Haushalte.
Die Mittelklasse stellt 11 Prozent der Bevölkerung des Landes und
trägt so zu einem Wachstum der Verbraucherbasis bei. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass
das BIP allein in diesem Jahr um 7 Prozent zulegen wird. Durch die wachsende
Verbraucherbasis ist auch die Nachfrage
nach Verpackungen für Konsumgüter
gestiegen. Auch weitere Investitionen
werden die Nachfrage beleben.
Fine Chemicals Nigeria ist
hervorragend positioniert, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Das
Unternehmen möchte auch in Nachbarstaaten wie Ghana, Togo und Kamerun
expandieren. Rajeev Samant ist überzeugt, dass Fine Chemicals Nigeria mit
einer Verbesserung der Lagerkapazität
und einer Produktionssteigerung um
50 Prozent für die Zukunft bereit ist.
Diese leuchtet deshalb genauso intensiv
wie die in Nigeria hergestellten Farben.
AFRIKA: UNTERSTÜTZUNG FÜR NAHRUNGSMITTELPRODUZENTEN
Gegen den Hunger
Die humanitäre Organisation Partners in
Food Solutions (PFS), mit Hauptsitz in
Minneapolis, unterstützt kleine und wachsende Nahrungsmittelproduzenten und
Mühlen in Afrika. Mit ihrem Engagement
möchte sie dazu beitragen, dass die Lebensmittelsicherheit und Lagerfähigkeit von
Produkten verbessert und die vor Ort eingesetzten Produktionsprozesse effizienter
werden. Das für die PFS-Projekte benötigte
Know-how wird von freiwilligen Helfern
bereitgestellt, die
in verschiedenen
Unternehmen der
Nahrungsmittelindustrie – darunter Bühler – tätig
sind.
Nahezu jede vierte Person im subsaharischen Afrika leidet an einem Nahrungsmitteldefizit – ein
höherer Prozentsatz der Bevölkerung als
auf jedem anderen Kontinent. Jeff Dykstra,
CEO von Partners in Food Solutions, ist
überzeugt davon, dass dies unter anderem
dem fehlenden technischen Know-how und
der von Anfang bis Ende ineffizienten
Wertschöpfungskette zugeschrieben werden kann. So verdirbt beispielsweise Jahr
für Jahr ein grosser Anteil der Ernte, weil
diese nicht ordnungsgemäss verarbeitet
bzw. gelagert wird. Dies führt dazu, dass
einige afrikanische Länder mehr Nahrungsmittel importieren müssen als sie
produzieren.
Partners in Food Solutions
möchte dieses Missverhältnis beheben
und konzentriert sich auf lokale Produzenten und verarbeitende Betriebe. «Wenn
wir dafür sorgen, dass diese Betriebe effizienter arbeiten, können wir die Nachfrage nach Agrarrohstoffen wie Soja
oder Mais anheizen. Es muss ein
funktionierender
Markt vorhanden
sein, der Landwirten überhaupt
erst einen Anreiz
gibt, diese Pflanzen anzubauen»,
erklärt Jeff Dykstra. Das Ziel besteht darin, einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf für die
sichere Verarbeitung lokal angebauter Produkte zu schaffen.
Um dieses Ziel zu erreichen,
baut PFS auf den nachhaltigen Transfer
von Wissen an die lokalen Produzenten.
Das Know-how wird den regionalen
Betrieben von freiwilligen Helfern
aus führenden Unternehmen der Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie
Partners in Food Solutions
Partners in Food Solutions (PFS) ist
ein Konsortium aus führenden Nahrungsmittelunternehmen: General Mills,
Cargill, Royal DSM und Bühler. Die Organisation hat bisher gemeinsam mit der
ebenfalls auf Non-Profit-Basis arbeitenden TechnoServe und der United
States Agency for Development
(USAID) die Produktionskapazität von
525 Lebensmittelbetrieben in Kenia,
Sambia, Tansania, Malawi und Äthiopien
markant erhöht. Davon profitieren
550’000 lokale Kleinbauern, die schätzungsweise 3,3 Millionen Familienmit-
diagramm #169
glieder versorgen. Die unterstützten
Betriebe haben mehr als 15’000 Megatonnen an Nahrungsmitteln an Hilfsorganisationen verkauft, welche damit
benachteiligte Bevölkerungsgruppen
unterstützen. Die PFS-Partnerunternehmen bieten Zugang zu ihren Einrichtungen und stellen derzeit 650 qualifizierte
Fachkräfte bereit, um 280 Projekte zu
betreuen. Insgesamt wurden bereits
60’000 Stunden Freiwilligenarbeit
geleistet.
Mehr Informationen:
www.partnersinfoodsolutions.com
11
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
Bei Bühler haben sich etwa 60 Mitarbeitende mit unterschiedlichsten Qualifikationen als Freiwillige
gemeldet.
bereitgestellt. Derzeit zählen General
Mills, Cargill, Royal DSM und Bühler zu
den Partnern. Die freiwilligen Helfer
müssen nicht einmal ihre Schreibtische
verlassen, um sich einzubringen. Sie können über Skype, per E-Mail oder auch
telefonisch mit den Ansprechpartnern
vor Ort in Afrika kommunizieren.
Im Laufe der letzten sechs
Jahre hat PFS in nahezu 300 Projekten mit
mehreren hundert Kleinbetrieben, hauptsächlich in Kenia, Sambia, Tansania,
Malawi und Äthiopien, zusammengearbeitet. Mehr als 700 Mitarbeitende der vier
Partnerunternehmen wirkten daran mit.
Mit tollen Erfolgen: Das Welternährungsprogramm der UNO setzt für seine Programme zur Bekämpfung des Hungers auf
eine spezielle Mais-Soja-Mischung. Nun
kam es vor, dass lokale Produzenten die
Mischung nicht korrekt zubereiteten.
Etwa zehn PFS-Freiwillige halfen den
Produzenten in Malawi, das Rezept zu
korrigieren und ihre Produktionsprozesse
«WIR WOLLEN DIE
VERARBEITUNG ANREGEN»
Partners in Food Solutions hat zum Ziel, die
Effizienz der Nahrungsverarbeitungsindustrie in Afrika zu erhöhen.
diagramm: Wie kamen Sie auf die Idee,
die Geschäfte afrikanischer und westlicher
Unternehmen miteinander zu vernetzen?
Jeff Dykstra: Ich begann meine berufliche Laufbahn in der Nahrungsmittelbranche und war später in einer humanitären Organisation tätig. Im Zuge der
engen Zusammenarbeit mit General Mills
erkannten wir, dass sich in einigen afrikanischen Ländern deshalb keine funktionierende Lebensmittelindustrie entwickeln kann, weil den lokalen Produzenten
und verarbeitenden Betrieben grundlegende Kenntnisse fehlen. Daraus entstand die Idee, kleinen afrikanischen
Betrieben das umfassende Know-how zur
Verfügung zu stellen, das westliche
Unternehmen ja bereits besitzen.
12
JEFF DYKSTRA
wurde in Colorado geboren und lebt
derzeit in Minneapolis/Minnesota. Nach
seinem Abschluss am Westmont College in Kalifornien arbeitete er für
Cargill in verschiedenen Bereichen.
Danach war er sieben Jahre lang für die
humanitäre Organisation World Vision
tätig. Im Rahmen dieser Anstellung verbrachte er zwei Jahre in Sambia. Heute
ist er CEO der Non-Profit-Organisation
Partners in Food Solutions, die 2008
als Initiative von General Mills gegründet wurde.
diagramm #169
zu optimieren. Das Produkt wird weiterhin lokal gefertigt, bietet mehr als einer
Million Kindern täglich eine gesunde
Mahlzeit und sichert Tausenden Kleinbauern ein langfristiges Einkommen.
Bei Bühler wurde die Partnerschaft mit Partners in Food Solutions mit
grosser Begeisterung aufgenommen. In
den letzten 18 Monaten haben sich etwa
60 Mitarbeitende mit unterschiedlichsten
Qualifikationen als Freiwillige gemeldet.
Ein gutes Dutzend von ihnen konnte
bereits ein PFS-Hilfsprojekt mitbetreuen.
Unter ihnen ist auch Rolf Kamps, Senior
Project Manager bei Bühler. Er unterstützte senegalesische Reisproduzenten
bei der Umsetzung eines technisch einfachen, doch effizienten Prozesses zur ReisTrocknung. Damit liess sich die Haltbarkeit des Grundnahrungsmittels, das nur
zweimal jährlich geerntet wird, signifikant verbessern. Trevor Somerville, ein
gebürtiger Australier, koordiniert die
Partnerschaft mit PFS bei Bühler. Er ist
der Meinung, dass sich gleich zwei Vorteile
aus dem ehrenamtlichen Engagement
ergeben: Erstens können unsere Spezialisten ihr Know-how nutzen, um Änderungen herbeizuführen, mit denen die Situation in Afrika verbessert wird. Zweitens
vermittelt die freiwillige Arbeit wichtige
Einblicke in die Bedürfnisse der lokalen
Nahrungsmittelbranche.
Wie spielt sich dieser Wissenstransfer ab?
Wir verfügen über eine zentrale, cloudbasierte Plattform, mit der wir verfolgen
können, wer aus unseren Partnerunternehmen sich als Freiwilliger gemeldet hat.
So können wir gezielt Helfer mit dem von
uns benötigten Fachwissen identifizieren
und diese Experten kontaktieren, sobald
ihr spezifisches Know-how für ein Projekt
benötigt wird. Der Vorteil ist, dass die Helfer nicht reisen müssen, um an einem Projekt mitwirken zu können. Sie können die
Betriebe in Afrika stattdessen von ihrem
Schreibtisch aus einige Stunden pro Woche
beratend unterstützen.
Wie profitieren die Mitarbeitenden der
Partnerunternehmen?
Viele Menschen möchten in ihrem Leben
etwas bewirken. Dabei reicht es ihnen
meist nicht aus, nur Geld zu spenden. Wir
bieten diesen Menschen die Chance, sich
für spezifische Projekte einzusetzen.
Freiwilliges Engagement macht glücklich
und motiviert für die tägliche Arbeit.
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
Nachernteverluste lassen sich beträchtlich verringern, wenn das Erntegut richtig gereinigt, getrocknet und während der Lagerung belüftet und gekühlt wird.
ERNÄHRUNGS- UND LEBENSMITTELSICHERHEIT
Innovations-Vorreiter
Asien: Ein mit nassem Reis gefüllter
Jutesack wird an der Sonne gewendet.
Mit dieser unsachgemässen und
ungleichmässigen Trocknung wird das
wertvolle Erntegut vermutlich verderben. Westeuropa: Beschädigte Weizenkörner gelangen ins Lagergut. Als Einfallstor für Pilze können sie die Arbeit
einer ganzen Anbausaison mit einem
Schlag zunichte machen.
Seit vielen Jahren wird versucht, Nachernteverluste in Industrienationen sowie auch in Entwicklungsländern zu verringern. Allen Bemühungen
zum Trotz bleiben die Verluste aber hoch,
wenn auch ihre genaue Bezifferung je
nach Quelle schwankt. Obwohl die Ingenieure Reinigung, Trocknung und Lagerung inzwischen optimiert haben, sind
diese Verbesserungen von den Kleinunternehmen in den Entwicklungsländern
noch nicht alle umgesetzt worden. Das
liegt daran, dass Betriebsleiter oft noch an
den Vorteilen der neuen Technologie
zweifeln oder ihnen die Kosten angesichts der erwarteten Vorteile als zu hoch
erscheinen. Die UNO schätzt, dass selbst
in den Entwicklungsländern, wo die
Mehrheit der an Hunger leidenden Menschen lebt, 170 Kilogramm Nahrungsmittel pro Kopf und Jahr verschwendet werden. Den Löwenanteil machen dabei
Nachernteverluste und Verluste auf Verarbeitungsebene aus.
Bühler bietet Lagerungslösungen sowie Maschinen und Komponenten für die ganze Wertschöpfungskette von Lebensmitteln an – beginnend
bei der Abnahme der landwirtschaftlichen Erzeugnisse bis hin zu den letzten
Stadien der Verarbeitung. Im Zuge der
steten Verbesserung von Produkten und
Lösungen will Bühler sicherstellen, dass
die Nachernteverluste weiter gesenkt
werden und weniger Rohstoffe verderben, wie Tobias Daniel, Head of Grain
Storage, erklärt.
Die Minimierung von Nachernteverlusten kann man mit verschiedenen Ansätzen verfolgen. Nahrungsmittelverluste lassen sich etwa beträchtlich
verringern, wenn das Erntegut richtig
gereinigt, gehandhabt und während der
Lagerung belüftet und gekühlt wird.
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Tobias Daniel erläutert dies näher:
«Beginnen wir mit der Reinigung: Bereits
vor der Einlagerung können wir zum Beispiel durch die mechanische Abscheidung von Staub und beschädigten Körnern die Vermehrung von Pilzen und
Mykotoxinen wirkungsvoll verhindern.
Bühler hat eine Reinigungsstrasse zur
Reduktion von Aflatoxin in Mais entwickelt, die Abscheider, Aspirateur, Konzentrator sowie optische Sortiermaschinen umfasst. Sie lässt sich gezielt auf die
Anforderungen des jeweiligen Rohstoffs
sowie auf die im Endprodukt zulässigen
Aflatoxin-Mengen einstellen.»
Je nach Ware und Produktionsgebiet geht es vor allem darum, vor
der Einlagerung eine effiziente Trocknung zu gewährleisten. «Ob nun Reiskulturen in Asien oder Maisanbau in Europa:
Wird der nasse Rohreis (Paddy) oder der
mit einem Feuchteanteil von 35 Prozent
geerntete Mais nicht richtig getrocknet,
dauert es nur wenige Tage, bis das Erntegut verdirbt», wie Dr. Eliana Zamprogna
Rosenfeld, Head of Research & Development in der Bühler Division Grain Pro-
13
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
cessing, betont. Die Expertin ist überzeugt, dass die Verluste vor allem das
Resultat von primitiven Lagerungsmethoden sind – beispielsweise wenn die
Ernte ohne Belüftung unter freiem Himmel gelagert wird.
Auch andere Getreidesorten
sollten erst eingelagert werden, wenn
ihnen die überschüssige Feuchtigkeit entzogen wurde. Wird die Ernte gar nicht
oder nicht ordentlich getrocknet, führt
dies im schlimmsten Fall zu einem Totalverlust. Bühler bietet unter anderem eine
Trocknungslösung an, bei der Körner mit
dem höheren Feuchtigkeitsgehalt von der
Mitte nach aussen transportiert werden.
So kann die thermische Belastung für das
Produkt reduziert werden. Solche Massnahmen sind heutzutage unerlässlich.
Auch die unzureichende Belüftung des
gelagerten Getreides kann zu Problemen
führen: Wird bei der Lagerung feuchte
Luft in trockenes Getreide geblasen, kann
sich dort Feuchtigkeit ansammeln. Das ist
besonders kritisch, wenn die Lufttemperatur über der Temperatur des Korns liegt.
Will man die Lagerungszeit und damit die
Flexibilität verbessern, bedarf es eines
milden, kühlen Luftstroms.
Wie die oben beschriebenen
Beispiele zeigen, gibt es einen hohen
Bedarf an Lösungen für eine hygienische
Lagerung. Diese müssen jedoch vor allem
bezahlbar sein, wie Dr. Zamprogna
Rosenfeld erklärt: «In vielen produzierenden Ländern sind gut ausgebildete
Arbeitskräfte im Agrarsektor Mangelware. Deshalb werden oft Prozesse angewendet, die keine Fachkräfte benötigen.
Nur indem wir unsere Kompetenzen in
diese Märkte übertragen, können wir
sicherstellen, dass Nahrungsmittelverluste nachhaltig reduziert werden.»
Anlässlich seiner Rede vor
dem Ausschuss für Welternährungssicherheit hielt José Graziano da Silva,
Generaldirektor der FAO, zudem fest,
dass 90 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion aus etwa
500 Millionen Familienbetrieben stammen: «Diese Familienbetriebe müssen die
Protagonisten für künftige Innovationen
sein. Nur so können sie die Produktionsprozesse meistern und dazu beitragen,
dass die angebotenen Lösungen auch
ihren Bedürfnissen entsprechen.»
14
HÜLSENFRÜCHTE
Grüne Alternative
Wenn der Begriff UN-Resolution fällt,
denken die meisten Menschen an Friedenssicherungseinsätze und Diplomatie.
Im Dezember 2013 verabschiedete die
UNO jedoch die ungewöhnliche Resolution, dass sie ein Jahr einer häufig unterschätzten Nahrungsmittelgruppe widmen wolle. So erklärte sie 2016 zum
Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte,
da diese für die Nahrungsmittelsicherheit
von entscheidender Bedeutung seien.
Durch die einzigartige symbiotische Beziehung mit Stickstoff bindenden Bodenbakterien, die in ihren Wurzelsystemen leben, verringern Hülsenfrüchte
den Bedarf an kohlenwasserstoffbasierten
Stickstoffdüngern. Berücksichtigt man,
dass derzeit beachtliche 40 Prozent des
weltweiten Nahrungsproteinbedarfs von
Stickstoffdüngern abhängig sind, wird
klar, welche Auswirkungen der Anbau von
Hülsenfrüchten hat. Es gibt noch einen
weiteren Vorteil: Wird mit Stickstoff
gedüngt, verwandeln Bodenmikroorganismen beim Abbau des Düngers einen
Teil davon in Lachgas (N20) um. Dessen
Treibhauspotenzial ist 298 mal höher als
das von Kohlendioxid. Hülsenfrüchte verhindern diesen Umwandlungsprozess.
Viele Menschen in Entwicklungsländern bestreiten ihre tägliche
Energiezufuhr zu mindestens 10 Prozent
aus Hülsenfrüchten. Doch auch in den
Industrieländern nimmt die Nachfrage
weiterhin zu. Hülsenfrüchte besitzen
einen hohen Nährstoffgehalt und sind
reich an Proteinen, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen. Aus diesem
Grund werden sie als Teil einer gesunden
Ernährung sowie zur Vorbeugung und
Bekämpfung chronischer Krankheiten –
wie Diabetes, Herzkrankheiten oder
Krebs – empfohlen.
Die Besonderheit der Hülsenfrüchte bringt aber auch besondere Verarbeitungsprobleme mit sich: Im Gegensatz zu Getreidesorten wie Reis und
Weizen werden bei Hülsenfrüchten
sowohl die das Korn umgebende Samenschale als auch das darunterliegende
Nährgewebe (Endosperm) durch einen
natürlich vorkommenden Kleber gehalten. Die Stärke dieses Klebers variiert je
nach Art und Ursprung der Hülsenfrüchte. Um die Samenschale zu entfernen und das nahrhafte Produkt zu teilen,
werden Hülsenfrüchte gemahlen. Dieser
Prozess hat positive Auswirkungen auf
Eine globale Partnerschaft für Hülsenfrüchte
Pulse Canada vertritt Unternehmen, die Hülsenfrüchte von Hülsenfrüchten. Hauptziel des Projekts ist es,
in Kanada – dem weltweit grössten Hülsenfrüchte pro- das Verständnis für die Auswirkungen der Mahltechduzierenden Land – anbauen, verarbeiten oder verkau- nologien auf die Einsatzfähigkeit von Hülsenfruchtfen. Bühler hat sich mit dem kanadischen Branchen- mehl zu vertiefen und die Möglichkeiten für die
verband zusammengetan und ist neben mehreren Einbindung von Hülsenfruchtmehlzutaten in vermultinationalen Lebensmittelherstellern Mitglied der schiedene Nahrungsmittelkategorien zu erweitern.»
von ihm geleiteten weltweiten «Pulse Partnership Task Und weiter: «Die Taskforce lieferte uns zudem FeedForce». Die Taskforce bringt die
back zur brancheneigenen ErforMitglieder der weltweiten Wertschung der Hülsenfruchtproteinqualität sowie zu Initiativen in
schöpfungskette zusammen, um
die Chancen und die strategische
Bezug auf den NährstoffgehaltsRichtung des Marktes zu erörtern.
und Gesundheitsanspruch von
Dr. Julianne Curran, Director
Hülsenfrüchten. Sie hat zudem
of Nutrition, Scientific and Reguein Projekt zum Hülsenfruchtlatory Affairs beim Branchenvergeschmack identifiziert.»
band Pulse Canada, erklärt: «Die
Taskforce lieferte beispielsweise
Input zum Projekt zur Vermahlung Dr. Julianne Curran.
diagramm #169
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
ihre Verdaulichkeit, Textur, Kocheigenschaften und Schmackhaftigkeit.
Eine für diese komplexe Verarbeitung von Hülsenfrüchten vorgesehene Maschine muss die verschiedenen
Klebekräfte innerhalb des Korns überwinden, dabei jedoch die EndospermVerluste so gering wie möglich halten.
Das ultimative Kriterium für die Verarbeitung von Hülsenfrüchten ist natürlich
die Produktionsausbeute. Hohe Verunreinigungen und komplexe Verarbeitungsparameter können die Ausbeute senken,
wenn die Hülsenfrüchte nicht fachgerecht und sorgsam verarbeitet werden.
Moderne Technologien stellen sicher, dass das Getreide vorsichtig
verarbeitet und gleichzeitig ordentlich
aufbereitet wird. Die über die Jahre von
erfahrenen Zulieferern wie Bühler perfektionierten Technologien können zu
erheblichen Produktionsleistungssteigerungen führen. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung wird diese
Tat sache künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.
Dank automatisierter und
ausgeklügelter Produktionsanlagen können Schäden noch besser vermieden und
Verunreinigungen auf weitaus effizientere Art und Weise abgeschieden werden.
Zudem können wertvolle Nebenprodukte
– wie leichtere Körner, die früher im Ausschuss gelandet wären –, verwertet werden. So gelingt es, ein wahrlich seltenes
und erfreuliches Ergebnis zu erzielen:
Rentabilität und Nachhaltigkeit gehen
Hand in Hand.
MANDAT DER «PULSE PARTNERSHIP TASK FORCE»:
– Vorgabe einer strategischen Richtung für die Hülsenfruchtbranche zu
den Themen Marketing, Gesetzgebung, Forschung und Verarbeitungsinitiativen mit dem Ziel, die Verwendung von Hülsenfrüchten in
Nahrungsmitteln und Getränken
zu fördern
– Einrichtung eines offenen Forums
für den Informationsaustausch
zu hülsenfruchtbezogenen Initiativen in Bereichen, die für TaskforceBeteiligte von Interesse sind
– Verbesserung der Ernährungssituation der Menschheit durch Hervorhebung von Verbraucheraspekten
in Initiativen.
Hülsenfrüchte sind reich an Proteinen und benötigen nur wenig Düngemittel.
diagramm #169
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Weltweite Verluste in der
Produktionskette von Getreide
Verluste und Abfall in der Produktionskette von Getreide stellen
nach wie vor eine grosse Herausforderung dar. Nur zwei Drittel
des Getreides, das jedes Jahr wächst und reift, ernährt am Ende
tatsächlich Menschen. Der Rest, also fast ein Drittel, verdirbt
durch unsachgemässe Behandlung bei der Ernte, während des
Transports, bei der Verarbeitung, der Verteilung, dem Verbrauch
oder landet im Abfall.
Es verwundert nicht, dass in entwickelten Regionen der Welt der
Verlust beim Konsumieren am höchsten ist, weil sehr viele
Nahrungsmittel in Haushalten und Restaurants im Abfall landen.
In Regionen hingegen, wo viele Menschen hungern, tendiert
dieser Verlust gegen null. Umgekehrt sind aber die Verluste von
der Ernte bis zur Produktion in hoch entwickelten Regionen
niedrig, in hungernden Regionen aber fast schon zynisch hoch.
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EINFLUSS AUF
TRANSPORT & LAGERUNG
· Be- und Entladen von Schiffen
· Vorreinigung und Sortierung
· Lagerung und Trocknung
· Transport
EINFLUSS AUF
PROZESSE
· Schrotung, Vermehlung, Flockierung
· Teigwaren und extrudierte Produkte
· Trennen und Sieben
· Wiegen und Verpacken
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Es fehlt an moderner Technologie, guter Logistik und vor allem an
ausgebildetem Personal. Mit seinen industriellen Lösungen – von
der Beratung über Aus- und Weiterbildung bis hin zu Engineering,
Maschinen, Anlagen und Services – leistet Bühler einen Beitrag
zur Optimierung der Getreide-Produktionskette und damit zur
Linderung des Hungers auf der Welt.
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WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
Im Jahr 2030 werden voraussichtlich etwa 70 Prozent der Fahrzeugbestandteile in Leichtbauweise gefertigt, was zu einer signifikanten Verringerung
der CO 2 - Emissionen führen dürfte.
MOBILITÄT IN CHINA
Leicht und effizient
Noch vor 30 Jahren assoziierte man chinesische Grossstädte automatisch mit den
Myriaden von Fahrrädern, die deren Strassen bevölkerten. Heute dominieren Verkehrsstaus und Smog das Bild. Mit dem
Fahrrad zu fahren, ist da kaum mehr möglich. «Natürlich ist der Wunsch nach dem
eigenen Auto nachvollziehbar», sagt Siegfried Wu, einer von Chinas führenden
Stadtplanern. «Andererseits dürfen wir
nicht riskieren, dass Individualverkehr
unsere Städte unbewohnbar werden lässt.»
Autos zählen in China zu den
schlimmsten Luftverschmutzern. Aufgrund der wachsenden Nachfrage der
Mittelklasse konnte China 2013 als erstes
Land der Welt mehr als 20 Millionen Fahr-
18
zeuge in nur einem Jahr absetzen. Bereits
2009 hatte China die USA als weltweit
grössten Automobilmarkt überholt.
Trotzdem liegt die Pro-KopfMotorisierung in China nur im globalen
Mittelfeld. Wäre diese ebenso hoch wie in
den USA, gäbe es in China eine Milliarde
Autos. Ungeachtet dessen wächst der
Absatz weiter.
Natürlich sind sich die Menschen in China und ihre Regierung des
Problems bewusst. «Wir erklären der
Umweltverschmutzung den Krieg», proklamierte der amtierende Ministerpräsident Li Keqiang erst in diesem Jahr. Ein
Ansatz, den die Regierung verfolgt, ist die
Förderung der Elektromobilität. In diesem
diagramm #169
Sinne werden ehrgeizige Pläne geschmiedet. Im Jahr 2012 hat sich die chinesische
Regierung das Ziel gesetzt, bis 2020 mehr
als fünf Millionen batteriebetriebene
Fahrzeuge und Plug-in-Hybride auf die
Strassen zu bringen. Diesen Plan fördert
sie mithilfe verschiedener Subventionen
und Steuervergünstigungen.
Bloomberg zufolge erwägt
China derzeit, staatliche Mittel in der
Höhe von 16 Millionen US-Dollar bereitzustellen, um Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu bauen und so die Nachfrage
anzukurbeln. Zudem möchte das Land
die Verkaufssteuer für alternativ angetriebene Fahrzeuge aussetzen. Die
Regierung hat ferner die Ministerien
WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG / Fokus
ÜBER EINE MILLIARDE PKW
– 13 Prozent – Anteil des Verkehrssektors an den weltweiten
Treibhausgasemissionen, davon
Strassenverkehr: 75 Prozent.
– Weltweiter Pkw-Bestand im Jahr
2010: mehr als 1’000’000’000.
Voraussichtlicher weltweiter PkwBestand im Jahr 2035:
1’600’000’000.
– Pkw-Bestand in China im Jahr
2008: etwa 35’000’000. Voraussichtlicher Pkw-Bestand in China im
Jahr 2035: etwa 350’000’000.
angewiesen, die offiziellen Flotten mit
Elektrofahrzeugen zu bestücken. Sie hat
auch verlauten lassen, dass die Förderung
einer strategisch wichtigen, aufkommenden Branche wie die der Elektromobilität
sowohl der industriellen Entwicklung als
auch dem Umweltschutz zugute käme.
Ausserdem würde die Entwicklung alternativ angetriebener Fahrzeuge dabei helfen, Innovationen zu fördern, Energieeinsparungen und Emissionsvorteile zu
erzielen, die Binnennachfrage anzuheizen und neue Wachstumspfade zu erken-
nen. Die lancierten Initiativen werden
nicht nur den Autobauern Rückenwind
geben, sondern auch Zulieferern wie den
Batterieherstellern. Dies betrifft auch
Bühler, die innovative Lösungen für die
Verarbeitung von Elektrodenmaterialien
für Lithiumbatterien anbietet.
Leichtbau in Aluminium
Ein weiterer wichtiger Ansatz zur Förderung der Energieeffizienz und Verringerung des CO2-Ausstosses besteht darin,
das Gewicht der Fahrzeuge und ihrer Bauteile zu reduzieren – vor allem, indem Stahl
durch Leichtmetalle wie Aluminium und
Leichtmetalllegierungen ersetzt werden.
Dafür sind neue Druckgussverfahren
nötig, da die Bauteile dünnwandiger, komplexer und funktionaler sein müssen. Als
Technologieführer verfügt Bühler über
das dafür nötige Know-how.
Dies ist insofern von Bedeutung, weil die Umstellung auf leichte
Materialien ein Trend in der Automobilindustrie ist. Im Jahr 2010 bestanden
Fahrzeugbauteile noch zu 71 Prozent aus
Stahl und nur zu 29 Prozent aus leichten
Materialien. Es wird erwartet, dass sich
dieses Verhältnis bis 2030 umkehrt und
dann bereits 67 Prozent aus leichten
Materialien wie Aluminium hergestellt
werden. Da die weltweite Produktion von
Fahrzeugen im gleichen Jahr schätzungsweise die Marke von 120 Millionen erreichen soll, wird dies eine deutliche Verbesserung darstellen.
Doch die Herstellung leichterer und damit kraftstoffeffizienterer Fahrzeuge ist keine Patentlösung. Obwohl sie
einen echten Beitrag zur Verlangsamung
der CO2-Emissionszunahme leistet, sind
auch andere Massnahmen gefordert.
Hierzu gehört vor allem ein vielfältigerer
Mix von Verkehrsmitteln. Hochgeschwindigkeitszüge zwischen bzw. neue U-BahnNetze in grossen chinesischen Städten
spielen eine zunehmend wichtige Rolle.
Wenn es nach Siegfried Wu
geht, könnte sich sogar das gute alte Fahrrad wieder als nützlich erweisen. «Ich bin
sicher, dass das Fahrrad innerhalb der
nächsten zehn Jahre ein Comeback feiern
wird», prognostiziert der Stadtplaner.
Nichtsdestotrotz wird das Auto das wichtigste Verkehrsmittel in China bleiben.
Soll der Verkehr zukunftsfähig sein,
müssen die Fahrzeuge aber noch besser
werden – unter anderem eben auch leichter. Die Bühler-Technologie wird zur
Erreichung dieses Ziels beitragen.
BMWs Elektroauto i3 ist bereits jetzt eine Erfolgsgeschichte.
diagramm #169
19
Bahnbrechender Fortschritt
CERES, DER NEUE TROCKNER VON BÜHLER, WURDE SPEZIELL FÜR
GEZUCKERTE, VERZEHRFERTIGE CEREALIEN ENTWICKELT. DIE MASCHINE
ÜBERZEUGT DURCH IHR INNOVATIVES DESIGN, BESSERE HYGIENE,
EFFIZIENTERE REINIGUNG UND HÖHERE PRODUKTIONSLEISTUNG. WÄHREND
CEREALIEN-PRODUZENTEN MIT EINEM GEMISCHTEN PRODUKTPORTFOLIO
INSBESONDERE DIE KÜRZERE REINIGUNGSZEIT ZU SCHÄTZEN WISSEN,
PROFITIEREN ALLE VERARBEITENDEN BETRIEBE GLEICHERMASSEN VON
DER HÖHEREN PRODUKTIVITÄT UND DEN LÄNGEREN BETRIEBSZEITEN.
VON JEAN-COSME DELALOYE
DAS GEHEIMNIS IST GELÜFTET:
SO WERDEN IHRE LIEBLINGSFRÜHSTÜCKSFLOCKEN GETROCKNET.
Haben Sie sich schon einmal gefragt,
wie gezuckerte Cerealien getrocknet
werden? Gerne präsentieren wir Ihnen
die Antwort: mit dem neuen CeresTrockner von Bühler Aeroglide (Bild).
Die in das Gerät eingeleiteten Cerealien werden auf einem Förderband
durch einen kontinuierlichen, warmen
Luftstrom geleitet, bevor sie in einem
Transferbereich auf ein anderes Förderband umgeladen werden. Dabei
werden verklebte Klumpen voneinander gelöst. Danach werden die Cerealien in der Kühlzone mithilfe von
Umgebungsluft abgekühlt.
TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / Ceres-Trockner
Eltern wissen, dass Kinder im Supermarkt fast
magisch von den Regalen mit knusprigen Frühstücksflocken angezogen weren. Es ist ihnen aber
wahrscheinlich weniger bewusst, dass die Produktqualität dieser Cerealien stark von einem
Trockner abhängt. Diese für die Cerealien-Verarbeitung so bedeutsame Maschine hat das Potenzial,
die Produkteigenschaften entscheidend zu verbessern. Und ganz nebenbei spart sie auch noch Strom.
Hier kommt der neue Ceres ins Spiel. Der
passend nach der römischen Göttin des Ackerbaus,
des Getreides und der Fruchtbarkeit benannte
Trockner wurde von Bühler Aeroglide entwickelt
und erstmals im Juni 2014 anlässlich der Verpackungsmesse interpack in Düsseldorf vorgestellt.
Ein erster Prototyp der Maschine wurde im Oktober
in Südamerika installiert; eine zweite Installation ist
für das Frühjahr 2015 in Nordamerika geplant.
mehrere Produkte auf ein und derselben Strasse fertigen oder häufige Rezepturwechsel vornehmen.
Der Bereich der Hygiene ist für grosse
wie kleine Verarbeiter wichtig, egal ob sie ein
gemischtes Portfolio oder nur ein einziges Produkt
herstellen: Wenn gezuckerte Cerealien in den
Trockner gelangen, dann verteilt sich der Zucker im
Inneren der Maschine. Diese wird klebrig, was die
Produktqualität negativ beeinflussen kann. «Die
ordentliche Reinigung eines Trockners für gezuckerte Cerealien kann zwischen 8 und 14 Stunden
dauern, wenn man Verunreinigungen und damit
Bakterienwachstum effizient verhindern möchte»,
bringt Nick Manley die Problematik auf den Punkt.
Andy Sharpe, Vice President for Business Development bei Bühler Aeroglide, stimmt ihm
zu: «Das Hauptkriterium bei der Entwicklung des
Ceres-Trockners war die deutliche Verbesserung
Dank neuen Technologien und verbessertem Luftmanagement lässt sich die Energieeffizienz steigern.
Gemeinsame Bemühungen
18 Monate Arbeit investierte Bühler Aeroglide in die
Entwicklung des Ceres-Trockners. Ziel des Unternehmens mit Sitz in Cary / North Carolina (USA)
war es, den Herstellungprozess für gezuckerte
Frühstücksflocken entscheidend zu verbessern.
«Zu Beginn des Entwicklungsprozesses wurde
eine Diskussion mit Kunden organisiert – der sogenannte Safe Food Engineering Roundtable», erinnert sich Nick Manley, Marketing Communications
Manager bei Bühler Aeroglide.
«Unsere Arbeitsgruppe Lebensmittelsicherheit arbeitete mit Cerealien-Verarbeitern aus der
ganzen Welt zusammen. Sie sagten, dass ihnen vor
allem die bei einem Produktwechsel nötige Reinigung der Trockner zu lange dauert», erklärt er. Dies
ist insbesondere bei den Unternehmen der Fall, die
22
des Reinigungsprozesses. Um dies zu erreichen,
haben wir jeden Bearbeitungsschritt des Trockners
von Grund auf überdacht: Das Förderkonzept wurde
überarbeitet, der Zugang zum Trockner vereinfacht; es wurden sogar Schrauben und Muttern aus
den Bereichen über dem Lebensmittelstrom entfernt und der Zugang zum Trockner vereinfacht.»
Die Strategie ging auf: «Wir gehen davon
aus, dass die Reinigung von Ceres in der Regel zwei
Stunden dauert: Dies entspricht einer Zeitersparnis
von mindestens 75 Prozent», erklärt er. Ein weiterer Vorteil des neuen Designs ist, dass das Reinigungsintervall verlängert werden konnte. «Ein
konventioneller Trockner muss unter Umständen
schon alle acht Stunden gereinigt werden. Bei
Ceres kann das Intervall auf bis zu 20 Stunden ausgedehnt werden.»
diagramm #169
TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / Ceres-Trockner
WACHSTUMSMARKT CEREALIEN
Mit Frühstücksflocken werden jedes Jahr über 30 Milliarden Dollar
umgesetzt – Tendenz steigend. Bühler unterstützt die Hersteller
mit innovativen Lösungen für sämtliche Produktionsprozesse.
Frühstücksflocken in verschiedenen Zusammensetzungen und
Formen sind nahrhaft, fettarm und vor allem schnell zubereitet.
Für immer mehr Menschen gehören sie zum festen morgendlichen
Ritual. Etwa fünf Millionen Tonnen Frühstücksflocken werden
jährlich weltweit hergestellt. Jedes Jahr wächst die produzierte
Menge um rund 3 Prozent an.
Unbestrittener Marktführer ist die vom legendären CornflakesErfinder Will Keith Kellogg gegründete Kellogg Company. Sie kommt
auf einen Marktanteil von 36 Prozent. Dahinter folgen General Mills
und Cereal Partners Worldwide, ein Gemeinschaftsunternehmen
von General Mills und Nestlé. Zusammen vereinen diese drei Anbieter etwa 60 Prozent des Gesamtmarktes auf sich.
Auffällig ist die geografische Konzentration auf verhältnismässig wenige Länder: Fast 60 Prozent der Frühstücksflocken
werden in Nord- und Südamerika verzehrt, 30 Prozent in Europa
und 10 Prozent in Australien. Während der Markt in Nordamerika
nahezu gesättigt ist, verzeichnen europäische Länder nach wie vor
ein Wachstum. Und vor allem in aufstrebenden Märkten wie Indien
und China gibt es noch viel Potenzial. Inder und Chinesen nehmen
am Morgen zwar traditionellerweise eher heisse Speisen zu sich.
Immer mehr von ihnen entdecken jedoch die Frühstücksflocken als
praktische Alternative.
Hergestellt werden die Cerealien grundsätzlich in zwei Verfahren. Traditionellerweise werden Zutaten wie Mais, Reis oder
Getreide zerkleinert und gekocht, bevor sie zu Flocken ausgewalzt
und geröstet werden. Um 1980 hielt das Extrusionsverfahren Einzug in die Fertigung: Dabei wird eine gekochte Masse unter hohem
Druck durch eine formgebende Öffnung gepresst. Das ist nicht nur
effizienter, sondern gibt den Herstellern auch eine höhere Gestaltungsfreiheit etwa bezüglich der Form.
Bühler Aeroglide, ein Tochterunternehmen von Bühler, blickt auf
rund 75 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Produktionsanlagen für Frühstücksflocken zurück. Es hat eine führende Stellung
im Markt inne und beliefert alle grossen Hersteller mit innovativen
Lösungen – von der Rohmaterialaufbereitung über das Extrudieren,
Kochen, Flockieren und Toasten bis zur fertigen Flocke. Dabei profitieren die Kunden auch von der umfassenden Engineering-Kompetenz – sei es beim Aufbau von kompletten Produktionslinien oder
bei der Entwicklung von neuen Produkten wie beispielsweise
Multigrain-Flocken.
Dank Bühler werden Kinder am Morgen glücklich.
Bessere Hygiene – ganz ohne Preisschock
Diese markanten Verbesserungen in Bezug auf
Hygiene und Reinigung konnten erreicht werden,
ohne dass sich der Preis erhöht hat. «Die CerealienVerarbeiter waren nicht bereit, einen Zuschlag für
Lebensmittelsicherheit zu bezahlen», hält Nick
Manley fest. «Wir mussten also bei der Entwicklung
des Trockners darauf achten, dass der Preis mit dem
unserer bisherigen Trockner vergleichbar ist.»
«Ceres hat uns vier Patente und mehr als
30 weitere Neuerungen eingebracht. Damit ist der
Trockner die hygienischste Lösung für gezuckerte,
verzehrfertige Cerealien-Produkte auf dem Markt»,
berichtet Nick Manley. Beispielsweise wurden die
nichtmetallischen Seitenbande des Trockners umgestaltet. Sie lassen sich nun leichter reinigen und verhindern, dass sich Produktreste ansammeln. Sie lassen sich auch drehen und ermöglichen so den Zugriff
auf das Förderband. Weiter verbessert wird die Hygidiagramm #169
23
TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / Ceres-Trockner
ene durch den offenen Boden, das integrierte Cleanin-Place-System (CIP), die Bandwaschanlage und
das ganzheitliche Wassermanagementsystem.
Dafür musste Bühler Aeroglide neue
Wege beschreiten und die Bauweise und Montage
seiner Trockner grundlegend überdenken. Statt für
jeden Cerealien-Verarbeiter ein massgeschneidertes Produkt zu bauen, hat die Gruppe Ceres als Universalgerät für gezuckerte Cerealien ausgelegt, das
durch ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis besticht.
besonders gleichförmig und einheitlich sein müssen.
Dies steigert nicht nur die Ausbeute, sondern auch
die Produktqualität. «Zudem kann dank der neuen,
direkt angetriebenen Gebläse auf die traditionelle
Anordnung mit Antriebsriemen und Riemenscheibe
verzichtet werden. Dies erhöht den hygienischen
Standard und die Energieeffizienz», betont Nick
Manley. «Das neue Gebläse besitzt einen zum Patent
angemeldeten Lastadapter. Dieser hilft, schädliche
Hitze abzuleiten, und trägt so dazu bei, die Lebensdauer von Motor und Gebläse zu verlängern.»
Hohe Geschwindigkeit
Energieeffiziente
«Trockner werden in
Trocknung
der Regel wie ein Haus
Bühler hat sich zudem
aufgebaut», erklärt
einer anderen wichtiNick Manley. «Man
gen Herausforderung
baut zuerst die äussere
gewidmet: der EnerRahmenkonstruktion
gieeffizienz. «Dies ist
und widmet sich dann
eines der Hauptprobleme von lebensmittelder Innenausstattung.
Für Ceres haben wir
verarbeitenden Untereine stark modulare
nehmen», erklärt Professor Onkos. «Wenn
Bauweise gewählt.» Cerealien sind nahrhaft und schnell zubereitet.
die Energie nicht korDer Trockner ist aus
wartungsfreundlichen Bauteilen zusammenge- rekt gesteuert wird, kann die Trocknung ziemlich
setzt. Ein weiterer Vorteil der Maschine ist ihre ineffizient und ein bedeutender Kostenfaktor für
kompakte Baugrösse. «Ceres benötigt 20 Prozent Cerealien-Produzenten sein.» Um dieses Thema
weniger Standfläche als andere Trockner mit einer anzugehen, arbeitete Bühler an neuen Luftmavergleichbaren Leistung», ergänzt Andy Sharpe.
nagement-Technologien und einem effizienteren
Ceres ist ein Fallstromtrockner, in dem Luftstromfluss. Es wurde ein fortschrittliches
die Luft mit einer höheren Geschwindigkeit fliesst Steuerungssystem in Ceres integriert, das Nahals in traditionellen Cerealien-Trocknern. Er ist so rungsmittelverarbeitern ermöglicht, den Trockin der Lage, mehr als vier Tonnen Cerealien pro nungsprozess präzise zu kontrollieren sowie den
Stunde zu verarbeiten. Andy Sharpe erklärt: «Der Energieverbrauch und damit auch die BetriebsFallstrom im Ceres ist bis zu viermal schneller als kosten zu senken.
in konventionellen Trocknern. Im Ceres kann die
Wärme schneller in das Produkt eindringen,
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
«Der Ceres benötigt
20 Prozent weniger
Standfläche als
andere Trockner
mit vergleichbarer
Leistung.»
wodurch sich der Trocknungsprozess verkürzt.
Zudem wird die Luft zurückgeführt. Der Unterschied zwischen der Temperatur der einströmenden und ausströmenden Luft (ΔT) liegt zwischen
5 und 10 Grad Celsius. Bei einer geringeren Strömungsgeschwindigkeit kann sich die Differenz auf
bis zu 30 Grad Celsius belaufen. Dank der geringeren Temperaturschwankung kann Ceres auch
einen einheitlicheren Feuchtegehalt des Produkts
gewährleisten.
Laut Nick Manley lassen sich durch die
Steuerung des erhöhten Luftstroms gezuckerte Cerealien noch effizienter herstellen, vor allem weil diese
24
diagramm #169
Nick Manley
Bühler Aeroglide
+1 919 851 2000
[email protected]
TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / HYMIX Plus
Besser und schneller
MITHILFE DER KONDITIONIERUNG KÖNNEN FUTTERMÜHLEN DIE
PHYSIKALISCHEN EIGENSCHAFTEN VON TIERFUTTER VERBESSERN
UND DEN NÄHRSTOFFGEHALT ZUGUNSTEN DER TIERE ERHÖHEN.
VORAUSSETZUNG DAFÜR IST DIE RICHTIGE TEMPERATUR. DER
NEUE HYMIX PLUS STELLT DIES SICHER UND VERKÜRZT DIE AUFSTARTZEIT DER MASCHINE UM BIS ZU 50 PROZENT.
Immer mehr Hersteller von Futtermitteln suchen
nach Wegen, ihre Produktionsprozesse so zu verbessern, dass das Futter vollständig auf die Zieltemperatur erhitzt wird, bevor es in die Pelletpresse geleitet
wird. Eine neue Lösung erlaubt ihnen nun, die Aufstartzeit zu verkürzen und dadurch die Rückführung
oder Entsorgung unzureichend
zureichend konditionierter Pron. Dieser optimierte Prozess eigdukte zu eliminieren.
net sich zudem hervorragend
orragend als Verkaufsargument
für die Gewinnung neuer Kunden.
Bei einem
m herkömmlichen Konditionierer
ierer
em
dauert es nach einem
Kaltstart oder Rezeppturwechsel mehrere
re
Minuten, bis die Solllltemperatur erreicht
ht
esist. Das währenddesditiosen aus dem Konditionierer austretende Produkt
wird also nicht mit der richtigen Temperatur behandelt. Dies
ies ist ein Grund, warum die
Agravis Raiffeisen AG, ein deutscher Futtermittelproduzent mit Sitz in Münster, einen vorhandenen
Konditionierer kürzlich mit der von Bühler angebotenen Option HYMIX Plus nachgerüstet hat.
Agravis ist dadurch in der Lage, die
Temperaturvorgaben über alle Chargen hinweg
präzise einzuhalten. Damit kann das Unternehmen
nicht nur eine höhere Futtermittelqualität anbieten, sondern auch neue Kunden gewinnen.
HYMIX Plus ist als Option für neue
Maschinen oder als einfacher Nachrüstsatz für vorhandene Konditionierer des Typs DCHA-400 oder
DCHA-700 erhältlich. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören die veränderte Lage des Dampfanschlusses, die Temperatursensoren und die im Verteilerkasten eingebettete Prozessintelligenz.
Die Welle besitzt neue, speziell geformte
Paddel in der Einlaufstation. Zudem gibt es zwei
Oberflächentemperaturfühler – je einen auf Einlaufund einen auf Auslaufseite – und eine neue Software
zur Steuerung des Anfahrvorgangs. Mithilfe der speziellen keilförmigen Paddel lässt sich das Produkt je
nach eingestellter Rotationsrichtung nur vermischen oder nur zum Auslass befördern. Das Patent
für HYMIX Plus ist beantragt. «Wir können nun
sicherstellen, dass nur Produkte mit der richtigen
Temperatur zur Pelletpresse geleitet werden. Zudem
ermöglicht HYMIX Plus eine reibungslosere und
noch sorgfältigere Produktion», erklärt Produktionsleiter Philipp Rowoldt. Agravis ist nun in der
HYMIX Plus reduziert Aufstartzeiten.
Lage, ohne Verluste zu konditionieren, da das Futtermittel nur einmal durch die
Anlage geleitet wird und nicht zurückgeführt oder
entsorgt werden muss. Futtermittelhersteller profitieren aber auch von einem reduzierten Energieverbrauch, und dank der schnelleren Einsatzbereitschaft der Maschine erhöht sich ihre Produktivität.
Stefan Hoh, Product Manager Feed, zieht
Bilanz: «Dank HYMIX Plus ist es Agravis gelungen,
die Aufstartzeit der Pelletlinie nach einem Rezepturwechsel von acht auf vier Minuten zu verkürzen.
Je nachdem, wie der Futtermüller seine Produktion
plant und welche Prozesse er dabei einsetzt, kann
dies zu einem signifikanten Produktivitätsanstieg
und damit zu zusätzlichen Gewinnen führen.»
diagramm #169
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Stefan Hoh
Product Manager Feed
Feed & Biomass, Bühler Uzwil
+41 71 95 53 613
[email protected]
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TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / ProPlant
ProPlant liefert Zulieferunternehmen wie Willa Mehl eine bessere Übersicht über Wartungsprozesse – auch zum Nutzen der Kunden.
Präventivwartung hilft
Stillstände zu vermeiden
DAS VON BÜHLER ENTWICKELTE SERVICE-MANAGEMENT-SYSTEM
PROPLANT HILFT, WARTUNGSPROZESSE PROAKTIV ZU STEUERN. UNTERNEHMEN PROFITIEREN VON LÄNGEREN EINSATZZEITEN,
AUTOMATISCHER AKTUALISIERUNG DES WARTUNGSSTATUS UND
TRANSPARENTEM WARTUNGSMANAGEMENT.
Wenn die Willa Mehl Mühlenbetrieb R. Willmerdinger GmbH ihren Kunden eine Wartungsdokumentation aushändigen möchte, dann muss Qualitätsmanagerin Susanne Milcher lediglich ein paar
Mal auf den Bildschirm klicken, und schon wird
ein Bericht erstellt. Das Unternehmen mit Sitz
in Johanneskirchen bei München beliefert
McDonald’s und andere Firmen. Kürzlich hat es
das von Bühler entwickelte Service-ManagementSystem ProPlant eingeführt. Dieses bisher unter
dem Handelsnamen WinCos Care vertriebene Produkt hilft dabei, sich einen besseren Überblick über
den Wartungsstatus der Produktionsausrüstung zu
26
verschaffen. Willa Mehl produziert im 24-Stunden-Betrieb 240 Tonnen Mehl täglich. Dabei kommen mehr als 750 Maschinen zum Einsatz. Das
Unternehmen muss sicherstellen, dass alle Maschinen ordnungsgemäss laufen und Ersatzteile verfügbar sind, um kostspielige Stillstandszeiten zu
vermeiden. Kommt es zu einem Maschinenausfall,
auf den ein Betrieb nicht vorbereitet ist, können die
Wartungsarbeiten mehrere Stunden in Anspruch
nehmen. Im schlimmsten Fall muss der Anlagenbetreiber ein Ersatzteil bestellen, und die notwendige Reparatur könnte bedingen, dass eine
Maschine tagelang stillsteht.
diagramm #169
TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / ProPlant
Das Service-Management-System ProPlant ist ein Softwareprogramm, das die Dokumente und Informationen zusammenführt, die
Nutzer zur Verwaltung von Wartungs- und Reparaturarbeiten benötigen. Bevor Willa Mehl auf das
System umgestellt hatte, wurde die Wartung mit
Stift und Papier geplant und aufgezeichnet. Jetzt
kann das Unternehmen zum Beispiel einzelne «Job
Cards» für die Wartung elektronisch erstellen.
Darauf sind alle Arbeiten aufgelistet, die vorzunehmen sind. Wenn McDonald’s nun seine regelmässigen Qualitätskontrollen durchführt, ist es
für Willa Mehl viel einfacher, den Audit-Prozess
durchzugehen.
«Die Daten werden von allen Maschinen
in der Fabrik zusammengetragen. Ich kann herausfinden, über welche Gebläse ich verfüge, wo sich
diese befinden und wie ihr Wartungsstatus lautet»,
erklärt Susanne Milcher. «Dies ist auch ungemein
hilfreich, wenn man neue Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen einweisen möchte oder sicherstellen
muss, dass kein Wartungseingriff vergessen wurde.»
Willa Mehl entschied sich, die Software
für die alten und neuen Anlagen einzuführen, nachdem es diese auf einer von Bühler organisierten
Kundenveranstaltung gesehen und bei Meyerhans
Mühlen in der Schweiz in Aktion erlebt hat.
Das Service-Management-System ProPlant umfasst vier Module: Installationsdatenma-
nagement, anstehende Arbeiten, Bestandsverwaltung und Dokumentenmanagementsystem. Ein
weiterer Vorteil ist die automatische Aktualisierung
des Wartungsstatus. «Unsere Wartungsdatensätze
sind heute detaillierter als jemals zuvor», freut sich
Susanne Milcher. «Wir können einfach einen Wartungsdatensatz für eine bestimmte Maschine oder
einen bestimmten Zeitraum aufrufen.» Eine weitere
Funktion von ProPlant ist die Erinnerungsfunktion:
Wenn der Bestand eines bestimmten Ersatzteils zur
Neige geht, wird ein Alarm ausgelöst.
Blerim Lataj, Projektleiter im Kundendienst bei Bühler, unterstreicht, dass ProPlant
Werksleitern hilft, menschliche Fehler zu verringern. «ProPlant sagt Ihnen genau, was wann zu
tun ist und wo die Wartungsarbeiten durchzuführen sind.»
So können unerwartete Stillstände
vermieden werden, und die Betreiber der Anlagen können sich noch besser auf die Produktion
konzentrieren.
diagramm #169
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Blerim Lataj
Customer Care Project Manager
Grain Milling
Bühler Uzwil
+41 71 95 53 194
[email protected]
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TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / Event Analyzer
Wenn Stillstand zu
Fortschritt führt
STILLSTANDSZEITEN HABEN EFFIZIENZ-, ENERGIE- UND PRODUKTIVITÄTSVERLUSTE ZUR FOLGE. EINE NEUE SOFTWARE
ANALYSIERT DIE URSACHEN DER AUSFÄLLE, DAMIT DIE
PRODUKTIONSPROZESSE OPTIMIERT UND DIE EFFIZIENZ
VERBESSERT WERDEN KÖNNEN.
Strukturteil, gegossen auf einer Bühler Druckgiesszelle.
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diagramm #169
TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / Event Analyzer
Eine Maschine, die unerwartet ausfällt, muss umgehend wieder in Gang gesetzt werden. Häufen sich die
Ausfälle, muss die Bedienkraft untersuchen, was die
Betriebsstörung verursacht hat und wie sich der Produktionsprozess optimieren lässt, damit die
Maschine ihre Aufgabe bestmöglich erfüllen kann.
Dabei hilft der Event Analyzer. Diese Analysesoftware ist ab sofort für die von Bühler vertriebenen
Druckgiessmaschinen und Giesszellen erhältlich. Sie
wertet von Sensoren erfasste Daten aus und bestimmt
auf dieser Grundlage präzise die Ursache für die
Betriebsunterbrechung. So trägt sie dazu bei, Stillstandszeiten zu minimieren, was sich positiv auf
Sicherheit und Zuverlässigkeit im Betrieb auswirkt.
Weitere Vorteile sind eine höhere und langfristig stabilere Produktionsleistung zu geringeren Kosten und
eine gesteigerte Produktivität.
Mithilfe des Event Analyzer von Bühler
kann das Bedienpersonal den Grund für einen
Maschinenausfall ermitteln und bestimmen, ob dieser durch eine technische Störung, einen menschlichen Fehler oder ein defektes Peripheriegerät – etwa
Roboterarme, Sprühgeräte oder Extraktions-/Entnahmeeinheiten – verursacht wurde. Die Analyse
geht weit über die konventionelle Fehlersuche hinaus. Der Event Analyzer sammelt und errechnet
langfristig Daten zu Ausfällen und sonstigen Unterbrechungen des Produktionsprozesses. Mithilfe von
Zeitreihendaten wird visualisiert, wie sich die Stillstandszeiten verteilen und welche Massnahmen
langfristig Wirkung erzielen. Dabei können Kunden
für jede Druckgiessmaschine wählen, ob Bühler
ihnen lediglich wöchentliche Auswertungen bereitstellt, oder ob zusätzlich zu diesen Auswertungen ein
Expertenkommentar mit Vorschlägen für Massnahmen zur Produktivitätssteigerung angefügt werden
soll. Ergänzt wird dieser Service mit vierteljährlichen Langzeitauswertungen.
Effizienzsteigerung
«Wir bieten unseren Kunden diesen Service an, um
die Gesamtanlageneffizienz zu verbessern», erklärt
Carsten-Dirk Ludwig, Team Leader Product
Management CS and Retrofit bei Bühler Die Casting.
«Optimierte Prozesse benötigen weniger Energie,
was dem Kunden Kostenersparnisse einbringt. Weitere Vorteile der Software sind die massgeschneiderte Wartungsplanung und natürlich die Verringerung von Produktionsausfällen. Die präzise Analyse
und der Wegfall von Betriebsunterbrechungen können dazu beitragen, die Effizienz der gesamten
Anlage um mehr als 70 Prozent zu steigern.»
«Das Softwaretool für die Druckgiesszellen ist bereits erhältlich. Auch erste positive Kundenrückmeldungen aus der Automobilbranche sind eingegangen», freut sich Carsten-Dirk Ludwig.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Carsten-Dirk Ludwig
Team Leader Product Management
Customer Service
Die Casting
Bühler Uzwil
+41 71 955 15 68
[email protected]
Stop-Automatik-Betrieb
2,4 1,3 0,5
2,9
5,0
11,1
Auswertung Bühler Event Analyzer.
36,7
div. Peripherie 36,7 %
Bediener 27,2 %
Entnahme 12,7 %
12,7
Maschine 11,1 %
Formtemperierung 5,0 %
keine Zuordnung 2,9 %
27,2
Form 2,4 %
Dosierung 1,3 %
Schutzeinrichtung 0,5 %
Sprüher 0,3 %
Steuerung 0,0 %
diagramm #169
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TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / Wissenspartnerschaften
OPEN INNOVATION NETZWERK
BÜHLER ARBEITET MIT ZAHLREICHEN UNIVERSITÄTEN UND
FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN ZUSAMMEN.
CANADIAN INTERNATIONAL GRAIN INSTITUTE,
WINNIPEG (CDN)
Hülsenfruchtverarbeitung
KANSAS STATE UNIVERSITY,
MANHATTAN (USA)
Forschung zu Getreide- und
Futtermittelverarbeitung
UNIVERSITY OF ARKANSAS,
ARKANSAS (USA)
Forschung zu Getreideverarbeitung
STARKER FOKUS AUF FuE
Bühler erwirtschaftet etwa die Hälfte seines Umsatzes mit Produkten, die weniger als fünf Jahre alt sind. Das Unternehmen
reinvestiert im Schnitt 4 bis 5 Prozent des Jahresumsatzes in die
Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Entwicklung.
Mehr als 7’500 Patente bezeugen die Innovationskraft von Bühler.
Interdisziplinäre Forschungsteams, die weit mehr als 200 Mitglieder zählen, sind unermüdlich auf der Suche nach bahnbrechenden Lösungen. Zwar werden die meisten dieser Lösungen
von Bühler selbst entwickelt, viele sind jedoch auch aus der
Zusammenarbeit mit Kunden sowie zahlreichen Hochschulen und
Forschungsinstituten entstanden. Dank der Kooperationen im
Bereich der Forschung und Entwicklung kann Bühler seinen
Wissensvorsprung sichern und ausbauen. Bühler hat sich weltweit mit anderen Unternehmen, Hochschulen und renommierten
Instituten vernetzt, um neue Entwicklungen sowie Verbesserungen von bestehenden Produkten und Lösungen zu erarbeiten.
Diese Kooperationen bilden das Fundament für künftige, kontinuierliche Fortschritte des Unternehmens.
30
diagramm #169
TECHNOLOGIE & LÖSUNGEN / Wissenspartnerschaften
CAMPDEN BRI,
CAMPDEN (ENG)
Schulungen und
Forschung zu
Nahrungsmittelsicherheit
IMPERIAL COLLEGE,
LONDON (ENG)
Forschung zu Sensoren
UNIVERSIDAD DE ZARAGOZA,
SARAGOSSA (ESP)
Forschung zu Nahrungsmittelsicherheit
DIL,
QUAKENBRÜCK (GER)
Forschung zu Nahrungsmittelsicherheit
TU BRAUNSCHWEIG / IPAT,
BRAUNSCHWEIG (GER)
Zerkleinerungstechnologie
TUD / INSTITUT FÜR LEICHTBAU &
KUNSTSTOFFTECHNIK,
DRESDEN (GER)
Multimaterial Lightweighting
FRAUNHOFER INSTITUT FÜR
SILICATFORSCHUNG ISC,
WÜRZBURG (GER)
Architekturglas
TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN,
MÜNCHEN (GER)
Forschung zu Nahrungsmittelverarbeitung
WUXI TECH,
WUXI (CHN)
Forschung zu Nahrungsmittelverarbeitung
HSG ST. GALLEN,
ST. GALLEN (SUI)
Innovationsmanagement,
Executive MBA, Business Model
Innovation Think Tank
CENTRAL FOOD TECHNOLOGICAL
RESEARCH INSTITUTE (CFTRI),
MYSORE (IND)
Forschung zu Nahrungsmittelverarbeitung
EPFL LAUSANNE,
LAUSANNE (SUI)
Bühler Innovations
auf dem Campus
ETH ZÜRICH,
ZÜRICH (SUI)
World Food System Center, Initiative
Manufacturing Across Scales, EMPA,
Innovation and Entrepreneurship Lab
(ieLab), Master-Studiengang MTEC
und Stipendienprogramm Excellence
Scholarships
UNIVERSITÀ DI PADOVA,
PADUA (ITA)
Prozessmodellierung
diagramm #169
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IN KÜRZE / Bühler weltweit
Hoher Besuch in Uzwil: Jill Biden, Ehefrau des US-Vizepräsidenten, spricht mit der angehenden Polymechanikerin Sabrina Würsch.
STAATSBESUCH
Uzwil empfängt Dr. Jill Biden
DAS BERUFSBILDUNGSSYSTEM DER SCHWEIZ IST WELTBEKANNT. GLEICHES
GILT FÜR BÜHLER. DEM UNTERNEHMEN WURDE DIE EHRE ZUTEIL, SEIN
AUSBILDUNGSMODELL DER «US SECOND LADY» PRÄSENTIEREN ZU DÜRFEN.
Am 15. September 2014 durfte Bühler
einen speziellen Gast am Hauptsitz in
Uzwil begrüssen. Dr. Jill Biden, Gattin des
US-Vizepräsidenten Joe Biden, beehrte
das Unternehmen im Anschluss an ihren
Eröffnungsvortrag auf dem Internationalen Berufsbildungskongress in Winterthur.
Die Pädagogin unterstützt die ObamaRegierung seit einigen Jahren bei der Verbesserung der Berufsausbildung.
Anlässlich ihres Besuchs bei
Bühler hatte sie die Gelegenheit, das
Berufsausbildungsprogramm des Unternehmens in Augenschein zu nehmen und
mit einigen Lernenden zu sprechen.
Sabrina Würsch, angehende Polymechanikerin, beschrieb Dr. Biden ihre Berufs-
32
ausbildung. Daraufhin applizierten beide
gemeinsam den Markennamen auf einer
Maschine und Sabrina Würsch über-
reichte der «Second Lady» ein besonderes Geschenk: die weltweit kleinste
Mühle, gefertigt von Bühlers Nachwuchstalenten.
«Der Besuch von
Dr. Biden war ein
Ritterschlag für das
Schweizer Berufsbildungssystem.»
Die US Second Lady: Dr. Jill Biden.
diagramm #169
Andreas Bischof, Head of
Vocational Training bei Bühler, nannte
den Besuch von Jill Biden eine grosse
Ehre: «Es war ein Ritterschlag für das
Schweizer Berufsbildungssystem.»
IN KÜRZE / Bühler weltweit
2014 INNOVATION CHALLENGE
Süsser Erfolg
Am 5. September 2014 ging die diesjährige Innovation Challenge zu Ende. Vier
Finalistenteams fanden sich in Uzwil ein,
um der Wettbewerbsjury ihre Ideen zu
präsentieren. Neben Calvin Grieder, CEO,
Stefan Scheiber, CEO Grains & Food,
Samuel Schär, CEO Advanced Materials,
Bruno Mendler, Chief Strategy Officer,
und Ian Roberts, Chief Technology
Officer, sass auch Professor Roland Siegwart, VP of Research und Professor für
autonome Systeme an der ETH Zürich,
in der Fachjury. Insgesamt wurden
220 Ideen eingereicht. Dem Gremium fiel
die Aufgabe zu, den Gewinner unter den
vier Finalisten auszuwählen: Alle verkörperten ohne Ausnahme den innovativen
Geist dieses Wettbewerbs.
Die Ideen – von der Smartphone-App für die Ersatzteilidentifikation über intelligente Futtermühlen bis
hin zur Errichtung eines Geschäfts für
Lebensmittelsicherheitsdienste – besassen Potenzial. Sogar so viel, dass sie allesamt grünes Licht für die Umsetzung
bekamen. Leider konnte es aber nur
einen Gewinner geben: das Team ChocoBotic. Seine Lösung nutzt Robotertechnik, um etablierte Gusstechniken zu
revolutionieren. So lassen sich massgeschneiderte Schokoladenprodukte entwickeln. Ein Mitglied des Gewinnerteams betonte: «Der Wettbewerb hat
uns entscheidende Impulse gegeben.
Wir waren begeistert, wie viel Energie
die Gussabteilung investiert hat, um neue Produktionsverfahren zu
entwickeln. Wir bleiben
dran!»
Das siegreiche Team ChocoBotic mitsamt der Jury.
LEONARDO CORPORATE LEARNING AWARD
Auszeichnung für ClassUnlimited
Am 13. Oktober 2014 wurde dem CEO von
Bühler, Calvin Grieder, in Bonn der Leonardo Corporate Learning Award überreicht. Das Unternehmen erhält diese
Auszeichnung in Anerkennung seines
ClassUnlimited-Schulungskonzepts.
Der Leonardo Corporate Learning Award, der an europäische Unternehmen mit innovativen Ausbildungskonzepten verliehen wird, unterscheidet drei
Kategorien: Thought Leadership, Crossing Borders und Company Transformation. Die Auswahl für die Kategorie Company Transformation fiel auf Bühler. Die
Jury lobte die erfolgreichen Bemühungen
des Unternehmens, die Werte des dualen
Bildungssystems mit fortschrittlichen
Technologien zu verknüpfen. Peter Palme,
Leonardo-Botschafter für die Schweiz,
erläutert die Entscheidung der Jury: «Dass
wir den Award für das Konzept von Calvin
Grieder und Bühler verliehen haben,
beruht auf unserem Wunsch, auch andere
Unternehmen zu motivieren, im Bereich
Ausbildung neue Ansätze umzusetzen.»
ClassUnlimited ist eine Allianz zwischen Bühler und dem Berufsund Weiterbildungszentrum Wil-Uzwil.
Dank des virtuellen Klassenzimmers
ermöglicht das Projekt Lernenden, im
letzten Jahr der Ausbildung ein viermonatiges Praktikum in Übersee zu absolvieren, ohne wichtige Ausbildungsthemen zu versäumen.
diagramm #169
Leonardo-Preisträger: Calvin Grieder, CEO Bühler.
33
IN KÜRZE / Bühler weltweit
IFT-AWARD FÜR BÜHLER
CCP-Prozess ausgezeichnet
Anlässlich der Jahresversammlung und
Food Expo in New Orleans hat das Institute of Food Technologists (IFT) Bühler
Barth den diesjährigen Food Technology
Industrial Achievement Award verliehen.
Das Unternehmen erhält die Auszeichnung in Anerkennung seiner Verdienste
in der «Forschung zur Gewährleistung
der hygienischen und gesundheitlichen
Qualität von Lebensmitteln, mit der im
Interesse der Verbrauchersicherheit die
Einhaltung höchster Lebensmittelstandards garantiert werden soll» sowie für
die Entwicklung des sogenannten CCPProzesses. Das ursprünglich zum Erhalt
der natürlichen Qualität roher Mandeln
entwickelte Verfahren kommt heute bei
der Dampfentkeimung für alle Arten von
Nüssen, Ölsaaten, Gewürzen und anderen trockenen Lebensmitteln zum Einsatz. Das IFT bezeichnete die Methode
als «beeindruckendes Beispiel dafür, wie
sich dank Ingenieurskunst technologische Neuerungen erreichen lassen.»
GASTGEBER FÜR EUROPÄISCHE DOKTORANDEN
Forscher-Elite von
morgen in Uzwil
Wie können wir die Lebensmittelproduktion künftig sicherer gestalten? Wie lässt
sich die optimale Zufuhr von Mikronährstoffen umsetzen? Welche natürlichen
Wege bieten sich an, um Produkte haltbarer zu machen? Die Forschung spielt eine
wichtige Rolle, um Antworten auf diese
und ähnliche Fragen zu finden. Mit dem
Ziel, den Gedankenaustausch zwischen
Vertretern aus Wissenschaft und Industrie zu fördern, findet einmal jährlich ein
«Europäischer Doktorandenworkshop
für Nahrungsmittelentwicklung und -technologie» statt,
den Bühler mitorganisiert. Die
neunte Auflage dieses Wettbewerbs wird nun erstmals – vom 24.
bis 25. März 2015 – in der Schweiz
stattfinden. Ausgewählte Doktoranden aus 16 europäischen Ländern werden
ihre Forschungsprojekte in Uzwil vorstellen. Die beste Arbeit wird mit dem
von Nestlé gesponserten Julius Maggi
Research Award 2015 ausgezeichnet.
Für ein besseres Leben: Nahrungsmittel im Fokus.
GROSSES INTERESSE BEI FUSEBOX CHALLENGE
Wettbewerb «From Farm to Fork»
Unter dem Motto «From Farm to Fork»
hatte Bühler zu einem Online-Ideenwettbewerb für EPFL- und ETH-Studierende
sowie andere interessierte Personen aufgerufen. Das Thema: Wie lassen sich die Nahrungsmittelverluste von derzeit rund
30 Prozent zwischen Feld und Endkunde
minimieren? Mit 250 Fusebox-Registrierungen und mehr als 90 eingereichten
Ideen stiess die von Bühler organisierte
Online-Initiative auf grosses Interesse.
34
Die aus Mitgliedern der Konzernleitung
von Bühler zusammengesetzte Jury hatte
die schwierige Aufgabe, die Vorschläge zu
sichten und zu bewerten. Fünf Teams mit
insgesamt 16 Mitgliedern wurden eingeladen, ihre Ideen anlässlich eines zweitägigen Intensiv-Workshops in Uzwil zu
präsentieren und deren Machbarkeit zu
erörtern. Vorgeschlagen wurde beispielsweise, Nahrungsmittelabfälle zur Fütterung von Insekten einzusetzen. Zudem
diagramm #169
wurden Ideen für biotechnologische Verpackungen und für ein effizientes, vernetztes
Erntegut-Lagersystem vorgeschlagen, das
den Schutz der gelagerten Ware gewährleistet und den Endverbrauchern direkt
zugänglich ist. Bühler-CEO Calvin Grieder
prämierte die fünf besten Ideen mit Preisen
zwischen 1’000 und 2’500 Franken.
Weitere Informationen:
https://fuseboxepfl.crowdicity.
com/blog/post/51147
IN KÜRZE / Bühler weltweit
BÜHLER GRÜNDET AFRICAN MILLING SCHOOL
Ausbildung afrikanischer Müller
Durch das Bevölkerungswachstum und
die zunehmende Urbanisierung in Afrika
hat die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln stark zugenommen. Lebensmittelunternehmen – und insbesondere
Getreideverarbeiter – investieren hohe
Beträge in neue Kapazitäten. Häufig werden sie jedoch aufgrund des Mangels an
ausgebildeten Fachkräften ausgebremst.
Vor diesem Hintergrund hat Bühler die
African Milling School (AMS) gegründet.
An der neuen Berufsschule sollen Müller
aus ganz Afrika ausgebildet werden. Die
im kenianischen Nairobi angesiedelte
Schule wird im Frühjahr 2015 die ersten
Lernenden begrüssen.
Die AMS wird theoretische
Wissensvermittlung mit praktischer Aus-
bildung kombinieren. Das Konzept besteht darin, jungen Beschäftigten in
afrikanischen Mühlenbetrieben die für
die Leitung einer solchen Einrichtung
benötigten Kenntnisse an die Hand zu
geben. Die Müller-Grundausbildung dauert zwei Jahre und endet mit einer
Abschlussprüfung. Absolventen mit mindestens einjähriger Berufspraxis können
sich im Rahmen eines Aufbaulehrgangs
zum Obermüller ausbilden lassen. Die
Kandidaten müssen mindestens 20 Jahre
alt sein, um eine Ausbildung an der AMS
zu beginnen. Sie müssen zudem der englischen Sprache mächtig sein, mindestens
einen «befriedigenden» Hauptschulabschluss vorweisen können und bereits in
der Müllereibranche tätig sein.
Die neue von Bühler errichtete Schulmühle in
Nairobi eröffnet bald.
BÜHLER ALS SPONSOR
Podiumsplatz für Solar
Energy Racers Team
Das von Bühler gesponserte Rennteam belegte bei der am Wochenende vom 11. und
12. Oktober 2014 abgehaltenen Europameisterschaft der Solarfahrzeuge einen
guten dritten Platz. Das Rennen auf dem
belgischen Grand-Prix-Circuit Zolder
setzte sich aus insgesamt vier Teilen
zusammen: Langstrecke, Kurzstrecke,
Präsentation und KO-Schikane. Das Solar
Energy Racers Team hat sich besonders im
zehnstündigen Langstreckenrennen gut
geschlagen, liess fünf andere Teams hinter
sich und ergatterte hinter dem siegreichen
Team der Universität Bochum den zweiten
Platz. Das nächste Mal wird unser Solar
Energy Racers Team bei der Abu Dhabi
Solar Challenge im Januar 2015 zu sehen
sein. In der Zwischenzeit wird das solarbetriebene Rennauto zweimal öffentlich
präsentiert: als Ausstellungsstück auf den
Messen Fakuma und Swisstech.
Unsere Solar Energy Racers waren beim diesjährigen European Solar Challenge ganz vorne mit dabei.
diagramm #169
Weitere Informationen:
www.solarenergyracers.ch
35
SÜDAMERIKANISCHER FAMILIENBETRIEB
Kleines Unternehmen
auf grosser Bühne
DER FAMILIENBETRIEB ACEITERA GENERAL DEHEZA (AGD) IST STARK
IM NAHRUNGSMITTEL- UND AGRARSEKTOR VERWURZELT – UND IN DER
FEUCHTEN PAMPA ARGENTINIENS.
TEXT: ANDREAS FINK, FOTOS: ANDRÉS ALBERTO RUFFO
Bescheidenheit ist einer der wichtigsten Geschäftsgrundsätze bei AGD. Adrián Urquía, Chef des
Familienbetriebs in der argentinischen Provinz
Córdoba, lässt keine Gelegenheit aus, um auf
Understatement zu machen. «Wir sind ein kleines
Unternehmen», erklärt er – ohne jede Spur von
Ironie. Er belegt seine Aussage, indem er Vergleiche mit seinen Konkurrenten, weltweit tätigen
Giganten, anstellt. Schliesslich läge deren Umsatz
20- bis 30-mal über den 3,5 Milliarden US-Dollar,
die sein Betrieb erwirtschaftet.
Wer aber den 600 Kilometer langen Weg
von Buenos Aires nach Westen auf sich nimmt, um
dem «kleinen Unternehmen» einen Besuch abzustatten, wird aus dem Staunen nicht mehr herauskommen: Es warten gigantische Silos, beeindruckende Öltanks und ein hochverzweigter
Mühlen komplex mit direktem Anschluss an den
Schienenverkehr. Es besteht kein Zweifel daran,
dass sich hinter der schlichten Fassade von Aceitera
General Deheza ein wahres Schwergewicht des
Agrarsektors versteckt, das in der Lage ist, Millionen Menschen – auf der ganzen Welt – mit seinen
Produkten zu versorgen.
«Wir sind ein Familienbetrieb», betont
Adrián Urquía, als er uns Aceitera (spanisch für
«Ölmühle») General Deheza vorstellt. Die Leitung
des Betriebs teilt er sich mit zwei jüngeren Geschwistern und einem Cousin. Der Posten des CEO rotiert
turnusmässig und wird derzeit vom Ältesten bekleidet. Der leidenschaftliche Vollblut-Unternehmer ist
70 Jahre alt, wirkt aber viel jünger, wenn er voller
Begeisterung über sein Geschäft, sein Land und
natürlich sein Unternehmen, dessen Anfänge, die
30 Jahre stetigen Wachstums, neue Marktchancen
und Geschäftsbereiche spricht.
Diese beschränken sich aber in jedem
Fall auf den Agrarsektor. Die Familie hat alle Angebote, in andere Marktsektoren vorzustossen, stets
freundlich, aber bestimmt abgelehnt. «Wir sind im
KUNDENSTORIES / AGD
Extrem zufrieden mit den Projekten und deren Performance.
GESCHÄFTSFELDER VON AGD
– Produktion und Export von Sojabohnen-, Sonnenblumen- und
Erdnussöl sowie proteinreichen Mehlen
– Erdnüsse und Erdnussprodukte (fast ausschliesslich für den
Weltmarkt)
– Herstellung von Speiseölen und Mayonnaise, hauptsächlich
für den Binnenmarkt
– Anbau von Getreide und Ölsamen auf einer Fläche von etwa
200’000 Hektar, die teilweise im Eigentum des Unternehmens
stehen und teilweise gepachtet sind
– Raffinierung von Biokraftstoffen, Ethanol für den Binnenmarkt
und Biodiesel für den Export (jüngste Erweiterung der Gruppe)
38
Bereich Lebensmittel, Landwirtschaft und Biokraftstoffe zu Hause», bekräftigt Adrián Urquía.
Etwa 3’000 Menschen arbeiten in Mühlen, Silos und Büros für AGD. Das «kleine Unternehmen» besitzt einen eigenen Hafen am Rio Paraná
und die Lizenz für eine Bahnlinie, bei der weitere
1’200 Menschen beschäftigt sind. AGD verarbeitet
5,5 Millionen Tonnen Ölsamen pro Jahr. Die Silos
des Unternehmens fassen mehr als eine Million
Tonnen Getreide und ölhaltige Früchte; seine Tanks
besitzen eine Kapazität von 60’000 Tonnen Öl. Die
Grösse des Unternehmens ist kein Selbstzweck,
sondern eine Notwendigkeit in einem Geschäft, das
von knappen Margen, grossen Volumina und maximalem Kostenbewusstsein geprägt ist.
Eine effiziente Antwort auf ungünstige Bedingungen
«Wahrscheinlich ist die Landwirtschaft in keinem
anderen Land der Welt effizienter organisiert als
in Argentinien», hält Adrián Urquía fest. Dabei
bezieht er explizit auch die anderen Produzenten
der feuchten Pampa mit ein. Argentinische Landwirte sind aus verschiedenen Gründen gezwungen, effizienter zu arbeiten als ihre ausländischen
Konkurrenten. Die argentinischen Häfen, in
denen Sojabohnen, Sonnenblumenkerne, Weizen,
Mais und Erdnüsse verladen werden, sind weiter
von den europäischen und asiatischen Absatzdiagramm #169
KUNDENSTORIES / AGD
märkten entfernt als die ihrer Wettbewerber:
So müssen Frachtschiffe, die von Rosario aus
abfahren, bis Europa etwa 3’000 Kilometer mehr
zurücklegen, als wenn sie beispielsweise von Santos, dem wichtigsten Umschlaghafen Brasiliens,
aufbrechen würden.
Die Mühlen mahlen seit nunmehr 66
Jahren. Adrián Pascual Urquía, der Vater bzw.
Onkel der derzeitigen Betriebsleiter, hat seine erste
Leinsamenmühle 1948 in Betrieb genommen. Seit
Mitte der 1950er Jahre vermarktet Adrián Pascual
Urquía das Öl selbst. Er erweiterte das Produktportfolio des Betriebs um Sonnenblumenkerne
und Erdnüsse.
Adrián Pascual Urquía erkannte
schnell, welches Potenzial Sojabohnen besassen,
die in Südamerika nicht heimisch waren. AGD
errichtete Anfang der 1970er Jahre die erste Sojabohnenmühle Argentiniens. Seitdem kann das
Unternehmen die Dynamik, die diese Hülsenfrüchte in die Pampa gebracht haben, erfolgreich
ausschöpfen. Jahr für Jahr wachsen Anbaufläche,
Exporte und, in der Regel, auch die Einnahmen
des Betriebs. Etwa 29 Milliarden US-Dollar konnten im letzten Jahr durch Sojabohnenexporte aus
Argentinien erwirtschaftet werden. Die Hülsenfrucht ist seit langem der wichtigste Devisenbringer des Landes.
Langjährige Zusammenarbeit mit Bühler
AGDs Expansion wurde eng vom Technologiepartner Bühler begleitet. «Wir arbeiten bereits seit 1970
zusammen», erinnert sich Adrián Urquía. «Gemeinsam haben wir viele grosse Projekte auf einer soliden Vertrauensbasis durchgeführt. Meist reichte
eine mündliche Absprache, und beide Seiten erfüllten alle Zusagen. Unsere geschäftliche Beziehung
ist bis heute hervorragend. Wir sind extrem zufrieden mit den Projekten – und deren Performance»,
bestätigt Adrián Urquía.
AGD hat mit anderen Partnern eine
moderne Anlage zur Herstellung von Bioethanol
aus Mais in Auftrag gegeben und in den letzten Jahren eine Biodieselanlage und eine Sojabohnenmühle errichtet sowie die eigene Sojabohnenmühle
auf dem Betriebsgelände erweitert. Kürzlich nun
entschied das Unternehmen, Bühler Technologie
im florierenden Erdnussgeschäft zu installieren.
Das frühere Lagerhaus, das mindestens 200 Meter
lang ist, beherbergt nun auf einem brandneuen
Fussboden einen Trockenröster des Typs AeroRoast. Es ist die erste Maschine dieser Art, die in
Lateinamerika zum Einsatz kommt.
Erdnüsse aus Córdoba
Das gesamte Personal trägt Schutzkleidung. Die Erdnüsse werden über Tröge in den AeroRoast geführt:
diagramm #169
39
KUNDENSTORIES / AGD
Adrián Urquía: «Ein hohes Mass an Vertrauen.»
Mit dem neuen AeroRoast 40 Prozent mehr Produktionsleistung.
Dort haben sie noch die rote Innenhaut, die dann in
den Rösterzonen und von den Walzen entfernt wird.
Die leistungsstarke Maschine kann bis zu zwölf Tonnen Erdnüsse pro Stunde blanchieren. Diese werden
anschliessend im Doppelkammerverfahren getrocknet. Raue Walzen reiben die mit Warmluft getrocknete rote Innenhaut ab, bevor das vollautomatische
SORTEX-System die schlecht blanchierten Nüsse
aussortiert und zurück zur Schälstation leitet.
Am Ende des gesamten Prozesses werden die Nüsse, die auf einen Feuchtigkeitsgehalt von
etwa 6 Prozent getrocknet wurden und nun weiss
sind, von einer Fülldüse in einen grossen weissen
Kunststoffbeutel abgefüllt, der, wenn er voll ist,
etwa eine Tonne wiegt. Die XXXL-Pakete tragen
das AGD-Markenlogo «Natura» und die geschützte
Ursprungsbezeichnung «Córdoba Peanuts» und
sind bereit für den Transport per Schiff nach
Europa. Zwei Monate später werden die Erdnüsse
aus der Pampa von europäischen Firmen geröstet,
gesalzen, verpackt und verkauft.
AGD stellt etwa einen Viertel aller argentinischen Erdnüsse und mehr als die Hälfte aller
Erdnussölexporte her und ist damit unangefochtener Marktführer. «Dank AeroRoast können wir
40 Prozent mehr blanchierte Nüsse herstellen»,
freut sich Javier Martinetto, Leiter des Erdnuss-
40
geschäfts. Da die Maschine so effizient arbeitet,
konnte AGD ein zweites Röstwerk, das früher fürs
Blanchieren genutzt wurde, freimachen. Dadurch
kann AGD nun zweimal so viele Erdnüsse rösten
wie noch zuvor. «Die neue Technologie hat es uns
ermöglicht, die Kapazität zu erhöhen und die
Kosten zu senken», fasst Abteilungsleiter Javier
Martinetto die Vorteile zusammen.
«Wir verbrennen jährlich
140’000 Tonnen Erdnusshaut und nutzen die Hitze,
um Wasser in Dampf zu
verwandeln. Damit können
wir 70 Prozent unseres
Energiebedarfs decken.»
Erdnussexporte stehen symbolisch für
den Wandel des argentinischen Agrarsektors. Ende
der 1970er Jahre begannen Unternehmen damit, die
in der Provinz Córdoba gut gedeihenden Erdnüsse
zu exportieren – ungehäutet und unblanchiert.
Damals konnten die Marktneulinge aus dem Süden
den Hauptproduzenten in den USA und in China
nicht einmal annähernd das Wasser reichen.
diagramm #169
KUNDENSTORIES / AGD
Innovative Stromerzeugung
Heute exportiert die argentinische Pampa jährlich
500’000 Tonnen Erdnüsse in mehr als 100 Länder.
Mehr als 60 Prozent aller Nüsse werden bereits
blanchiert exportiert, was einen Mehrwert für das
Land schafft. «Wenn wir Prozesse effizienter
gestalten, gelingt es uns, uns gegen unsere Konkurrenten zu behaupten», erklärt uns Javier Martinetto, wobei er den Stolz trotz aller Bescheidenheit
nun doch nicht ganz verhehlen kann.
Mittels einer Anlage am Rand des
Industriekomplexes lässt sich gut veranschaulichen, welchen Wert Erdnüsse für Aceitera General
Deheza haben. In einem umglasten Kontrollturm
konzentrieren sich Techniker auf ihre Bildschirme.
Drei von ihnen zeigen die Energiespeisung der Fabrik an – einer übermittelt einige rote Flammen, die
den Bildschirm füllen. Dies steht für die Häute der
Erdnüsse und Sonnenblumenkerne, die in Flammen stehen.
«Würden wir diese wegwerfen, hätten
wir wahrlich ein grosses Abfallproblem», erklärt
Adrián Urquía lächelnd. «Wir verbrennen jährlich
140’000 Tonnen Erdnusshaut und nutzen die Hitze,
um Wasser in Dampf zu verwandeln. Damit betreiben wir dann einen Stromgenerator. So sind wir in
der Lage, 70 Prozent des Energiebedarfs von Aceitera General Deheza selbst bereitzustellen.» Dies
bietet dem Unternehmen Sicherheit vor Stromausfällen und schwankenden Kraftstoffpreisen. AGD
experimentiert auch mit abgeernteten Maiskolben,
die von den Erntemaschinen bearbeitet und auf
Familie Urquía –
eine echte Unternehmerdynastie
Alle wichtigen Entscheidungen bei Aceitera General Deheza werden
gemeinsam von der Familie getroffen, da das Unternehmen von drei
Geschwistern und einem Cousin geleitet wird. Dazu zählen der derzeitige CEO Adrián Urquía, mit 70 der Älteste, sein jüngerer Bruder
Roberto Urquía (66), der für die Finanzen verantwortlich ist, und
seine Schwester Adriana (53), die das Büro in der Hauptstadt
Buenos Aires leitet. Cousin Alberto Vicente (69) kümmert sich um
die Logistik. Diese umfasst den zweitgrössten Privathafen Argentiniens und den «Nuevo Central Argentino» – ein Bahnnetz, das das
produktive Hinterland mit den Häfen verbindet.
dem Feld zurückgelassen wurden. «Eine neuartige
Maschine lässt die hölzernen Spindeln der Kolben
intakt», berichtet der Firmenchef. «Wir könnten
dieses Rohmaterial vielleicht für die Herstellung
von Biokraftstoff einsetzen.»
An Möglichkeiten fehlt es in der Pampa
nicht, da diese Kornkammer dazu dienen wird,
immer mehr Menschen auf der Welt zu ernähren.
Erstmals lebten 2014 mehr Menschen weltweit in
Städten als auf dem Land. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Trend anhält. Adrián Urquía spricht
aus, was manch andere nur denken: «All diese Menschen müssen täglich essen.» Er ist sich sicher, dass
sein kleiner Betrieb für die Zukunft gerüstet ist.
Der «kleine» Familienbetrieb beschäftigt etwa 3’000 Personen.
diagramm #169
41
KUNDENSTORIES / Parakh Agro Industries
Atta-Mehl ist ein wichtiger Bestandteil der indischen Küche. Es wird zur Herstellung von Fladenbrot verwendet.
Ganz genau mit Atta-Mehl
DIE NEUE UND INNOVATIVE PESA™ ERFREUT SICH WACHSENDER
BELIEBTHEIT BEI INDISCHEN MÜLLERN. DAS VON IHNEN PRODUZIERTE
ATTA-MEHL ERINNERT GESCHMACKLICH UND VON DER KONSISTENZ
HER AN DAS MEHL DER TRADITIONELLEN CHAKKI-MÜHLEN.
SWATI PRASAD
Das Vollkornweizenmehl Atta ist seit jeher ein fester Bestandteil der indischen Küche. Es hat eine
hellbraune Farbe und ist im Vergleich zu anderen
Mehlsorten relativ grobkörnig. Aufgrund des hohen
Kleiegehalts im Weizenvollkorn ist es besonders
reich an Ballaststoffen. Vor der Mechanisierung
haben die Inder Atta zu Hause selber mit einer
manuellen runden Steinmühle – genannt Chakki –
hergestellt. Damit konnten sie ganze Weizenkörner
(Halbhart-, Durumweizen) zermahlen. Das so produzierte Atta-Mehl war allerdings ziemlich grob.
Auch heute noch mahlen viele indische Haushalte
ihr Mehl selber. Moderne Getreidemühlen besitzen
weiterhin Mahlkörper aus Stein und werden daher
auch als Chakki bezeichnet.
42
Die Inder nehmen es mit ihrem AttaMehl ganz genau. Traditionellen Industriemühlen
(Hammermühle, Walzenstuhl) gelingt es nicht, AttaMehl herzustellen, dessen Eigenschaften mit dem
von einer Chakki-Mühle produziertem Mehl vergleichbar sind. Die hohen Temperaturen, welche
durch die Reibung zwischen den Steinen in der
Chakki-Mühle erreicht werden, geben dem Atta seinen charakteristischen Röstgeruch und machen es
noch süsser. Deshalb bringen selbst die in Städten
wohnenden Inder ihren Weizen in die nächstgelegene Chakki-Mühle. Dort wird inzwischen sogar
abgepacktes Markenmehl angeboten.
Bühler ist es nun gelungen, einen innovativen Prozess zur Herstellung hochwertigen Atta-Mehls
diagramm #169
KUNDENSTORIES / Parakh Agro Industries
zu entwickeln. Dieses steht dem traditionellen Mehl in onen waren positiv», erinnert sich Prakash Parakh,
puncto Geschmack und Konsistenz in nichts nach. Inhaber von Parakh Agro Industries.
Darüber hinaus kann es industriell und hygienisch mit
Die PESA™-Mühle ist die erste ihrer Art
Walzen statt mit Steinplatten hergestellt werden. Die und besitzt verschiedene Vorteile. Der Mahlprozess
PESA™ («Mahlen» auf Sanskrit) getaufte Mühle kann ist flexibel. Die Müller können die Parameter je nach
sogar regionale Vorlieben berücksichtigen, indem den spezifischen Kundenvorgaben anpassen. So lasgenau die richtige Granulation, Wasseraufnahme und sen sich mit der PESA™ verschiedene Mehle produStärkebeschädigung erzielt wird. Aufgrund dieser zieren, die etwa in Bezug auf Wasseraufnahme, StärVorteile erfreut sich PESA™ bei Müllern in Indien und kebeschädigung und Granulation den Vorlieben der
anderen Ländern mit hohem indischem Bevölkerungs- verschiedenen Märkte entsprechen.
anteil einer wachsenden Beliebtheit.
Zudem ist die Mühle sehr wartungsarm.
Marktstudien zeigen, dass es in Indien Sie lässt sich leicht reinigen und verursacht weniger
sowie in benachbarten Ländern ein grosses Potenzial Wartungsaufwand als eine Chakki-Mühle, deren
für hochwertiges Atta-Weizenvollkornmehl gibt, Steine alle zwei bis drei Wochen gerichtet werden
weil vor allem die Nachfrage aus der Mittelklasse ste- müssen. Da der Mahlprozess nicht auf Steinen, sontig zunimmt. Die Menschen entscheiden sich auf- dern auf Walzen basiert, ist das Endprodukt homogrund des hohen Proteingehalts und der positiven gen und garantiert exakt die Produktqualität und
gesundheitlichen WirKonsistenz, die sich der
kung (bspw. RegulieEndkunde wünscht.
rung des BlutzuckerMit
der
haushalts) eher für Atta
PESA™-Mühle lässt sich
als für Reis. Die indische
nicht nur Energie, sonMittelklasse ist zudem
dern auch Raum einspaqualitätsbewusster und
ren. Der Betrieb erfolgt
bevorzugt Marken, die
automatisch, so dass der
hohen Standards im BeMüller weniger Persoreich der Lebensmittelnal benötigt. Auch die
sicherheit erfüllen. Die
Erträge sind viel höher
traditionellen Chakkials bei den ChakkiMühlen können solche
Mühlen. «Eine PESA™Normen vor allem bei
Mühle ersetzt 20 Chakder Mehlfertigung in
ki-Mühlen. Vom wirtgrossen Mengen nur
schaftlichen Standpunkt
schwer erfüllen.
her macht es also Sinn,
Die PESA™eine PESA™ statt eine
Chakki zu verwenden»,
Mühle füllt nun diese
ist sich Prakash Parakh
Lücke. Sie bietet eine
höhere Produktionsleissicher. Die gleichmästung bei weniger Warsige Produktion, der
tungsaufwand und höreduzierte Wartungsaufwand, der niedrigere
herer Energieeffizienz. Die Inder haben hohe Ansprüche an das Atta-Mehl.
Die Mühle wurde an die
Stromverbrauch, der
besonderen Eigenschaften von Atta angepasst. Ihr geringere Personalbedarf und der höhere Durchsatz
Hochdruck-Wahlzenstuhl vermahlt ganze Körner, sind ausschlaggebend dafür, dass die Produktionsbenötigt aber nur eine geringe Stellfläche.
kosten für Weizenmehl in der Summe mit der
Parakh Agro Industries, ein Stammkunde PESA™-Mühle niedriger sind.
von Bühler mit Sitz in Pune, gehört zu den ersten
Selbst im Nahen Osten wird bereits InteUnternehmen, die eine PESA™-Mühle angeschafft resse an der PESA™-Mühle bekundet. Auch Banghaben. Die Parakh-Gruppe ist der führende indische ladesch, Pakistan und Sri Lanka sind potenzielle
Atta-Hersteller: Mit drei Atta-Werken erzielt sie eine Absatzmärkte. Derzeit wird die Mühle noch aus der
Produktionskapazität von 900 Tonnen täglich. Wei- Schweiz importiert. Bühler plant jedoch, die
zenprodukte werden in insgesamt acht Werken in PESA™-Mühle in Indien zu fertigen. «Diese TechZentral- und Westindien hergestellt. Parakh Agro nologie wird definitiv aufholen. Ich glaube, dass es
erwarb die Mühle 2013 und nahm im Februar 2014 in 10 bis 15 Jahren schwierig sein wird, eine ChakkiMühle auf dem Markt zu finden», prognostiziert
die kommerzielle Produktion auf.
«Wir verkauften das mit der PESA™- Prakash Parakh.
Mühle gemahlene Mehl zunächst so, als wäre es
nicht mit einer neuen Technologie hergestellt worWeitere Informationen erhalten Sie bei:
den. Erst nachdem unsere Kundschaft das Atta-Mehl
BS Muralidhara, National Sales Manager,
akzeptiert hatte, informierten wir sie über die neue
Bühler India Pvt. Ltd., +91 098 459 590 16,
[email protected]
für die Produktion eingesetzte Technik. Die Reaktidiagramm #169
43
KUNDENSTORIES / SaarColor-LackTec
Steigerung der Produktivität dank der Cenomic ™.
44
diagramm #169
KUNDENSTORIES / SaarColor-LackTec
Mehr Lacke in kürzerer Zeit
FÜR SAARCOLOR-LACKTEC SIND QUALITÄT UND SCHNELLIGKEIT
AUSSCHLAGGEBEND. DAFÜR SETZT DAS MITTELSTÄNDISCHE
UNTERNEHMEN BEI DER PRODUKTION VON INDUSTRIELACKEN
AUF INNOVATIVE MASCHINENTECHNOLOGIE VON BÜHLER WIE DIE
VOLLRAUM-RÜHRWERKSMÜHLE CENOMIC™ 3.
Lacke schützen die Oberflächen etwa von Stahlkonstruktionen und Fassaden wirksam vor Korrosion
oder verleihen ihnen satte Farben. Seit bald 70 Jahren fertigt SaarColor-LackTec aus Kirkel-Limbach
bei Homburg hochwertige Industrielacke. Neben
Korrosionsschutzlacken und Decklacken in verschiedenen Qualitäten umfasst das Angebot aber
auch verschiedene Spezialprodukte – etwa hochhitzefeste Lacke, die Temperaturen von bis zu 1000
Grad Celsius aushalten.
Das zweite Standbein des mittelständischen Unternehmens ist das Dienstleistungsgeschäft: «Wir bieten unseren Kunden auch die komplette Oberflächenbehandlung in Form der
Vorbehandlung und der Lackierung von Kleinstteilen bis zu Grosskonstruktionen an», erklärt
Geschäftsführer Michael Müller. Dieser Bereich ist
in den letzten Jahren stark gewachsen und trägt
inzwischen rund die Hälfte zum Umsatz bei. Durch
die Verarbeitung der selbst produzierten Lacke
kann SaarColor-LackTec aber nicht nur seine
Wertschöpfung erhöhen. «Gleichzeitig lernen wir
die Anforderungen der Kunden besser kennen, was
uns wiederum bei der Entwicklung von neuen
Beschichtungsstoffen zugute kommt», präzisiert
Michael Müller.
mischt. Die Herausforderung besteht darin, die
Ausgangsstoffe möglichst gleichmässig zu dispergieren, also im jeweiligen Bindemittel zu benetzen,
zu verteilen und zu stabilisieren. Als besonders effizient haben sich für diesen Nassmahlprozess Rührwerksmühlen erwiesen. Dabei werden die Pigmente
durch die ständige Reibung zwischen vielen kleinen
Mahlkugeln immer stärker zerkleinert, bis die
geforderte Partikelgrösse erreicht ist.
Bei SaarColor-LackTec stand dafür bisher eine Hochleistungsmühle zur Verfügung. Solche Anlagen sind jedoch vor allem für den sogenannten Kreislauf betrieb optimiert und damit
besonders für die Herstellung von sehr hochwertigen Lacken wie Automobillacken geeignet. Als
eine grössere Wartung der Mühle anstand, gab
dies für Michael Müller den Anstoss, sich über
Das Ziel ist eine möglichst gleichmässige Vermischung
Bei der Herstellung von farbigen Lacken werden
flüssige Ausgangsstoffe wie etwa Bindemittel, Füllstoffe, Pigmente, Additive und Lösemittel ver-
diagramm #169
ÜBER SAARCOLOR-LACKTEC
SaarColor-LackTec aus Kirkel-Limbach bei Saarbrücken wurde
1947 gegründet. Das Unternehmen stellt jedes Jahr bis zu 400
Tonnen Industrielacke wie Decklacke und Korrosionsschutzlacke,
aber auch Speziallacke in verschiedenen Qualitäten her. Daneben
bietet SaarColor-LackTec als Dienstleister auch einen kompletten
Lackierungsservice an. Die Firma ist stark in der Region verankert,
liefert ihre Produkte aber teilweise auch ins Ausland. Zu den Kunden
zählen mehrheitlich Gewerbebetriebe etwa aus dem Maschinenbau
oder der Bauwirtschaft. Die Firma befindet sich in Familienbesitz
und beschäftigt derzeit rund 30 Mitarbeitende.
45
KUNDENSTORIES / SaarColor-LackTec
EINE WIRTSCHAFTLICHE LÖSUNG FÜR DEN MITTELSTAND
Mit der Vollraum-Rührwerksmühle Cenomic™ hat Bühler eine innovative und hoch wirtschaftliche Maschinentechnologie für das
Nassmahlen und Dispergieren etwa von Schutzlacken, Anstrichfarben oder Druckfarben entwickelt. Das wichtigste Merkmal der
Mühle ist ihre ausserordentlich hohe Produktivität bei einem sehr
geringen spezifischen Energiebedarf. Der grosse Durchmesser und
die spezielle Geometrie der Mahlscheiben sorgen für eine besonders gleichmässige Verteilung der Mahlkugeln in der ganzen Mahlkammer. So lässt sich bereits in einer Passage eine hohe Effizienz
erreichen. Einzigartig ist aber auch die effiziente Abtrennung der
Mahlperlen mit dem patentierten Trennsystem SCS (Superior Centrifugal Separation). Die überdurchschnittlich grosse Oberfläche
des Siebes und der in Folge dessen stark reduzierte Druckverlust
erlaubt einen höheren Durchfluss, was eine deutlich verbesserte
Produktionsleistung zur Folge hat. Die Cenomic™ ist in drei Ausführungen mit einem Netto-Mahlraumvolumen von 21, 50 oder 117
Litern erhältlich. Bühler adressiert damit insbesondere auch die
Anforderungen von mittelständischen Unternehmen aus der Farben- und Lackindustrie an eine hocheffiziente und wirtschaftliche
Mahltechnologie. Seit der Markteinführung im Jahr 2012 wurde die
Cenomic™ bereits über 200-mal verkauft.
Michael Müller verfolgt einen proaktiven Wartungsansatz.
eine für seine Bedürfnisse besser geeignete
Maschinentechnologie Gedanken zu machen. In
intensiven Diskussionen mit Peter Schick vom
Ingenieurbüro 3d, dem lokalen Vertriebspartner
von Bühler, fiel schliesslich der Entscheid für die
Anschaffung einer Vollraummühle vom Typ
Cenomic™ 3 mit einem Netto-Mahlraumvolumen
von 21 Litern.
Mit der Cenomic™ die Produktivität deutlich gesteigert
Seit Januar 2014 befindet sich die Cenomic™ 3 nun
bei SaarColor-LackTec im Einsatz. Damit konnte
das Unternehmen seine Produktivität deutlich
steigern. Die wichtigsten Gründe dafür sind der
optimierte Passagenbetrieb sowie die besonders
hohe Durchsatzleistung der Mühle. Speziell
geformte Mahlscheiben sorgen schon bei geringen
Rührwerksdrehzahlen für eine gleichmässige
Verteilung der Mahlkugeln in der ganzen Mahlkammer. «Während wir unsere Lacke mit dem
Vorgängermodell noch in mehreren Durchgängen
behandeln mussten, reicht heute meist schon eine
einzige Passage aus, um die geforderten Partikelgrössen zu erreichen», beobachtet Michael Müller. Hinzu kommt, dass der Passagenbetrieb eine
sehr konstante und reproduzierbare Produktqualität ermöglicht. Zur Produktivitätssteigerung
trägt aber auch die im Vergleich mit dem Vorgängermodell höhere Durchsatzleistung der Cenomic™ bei. Bei einem Produkt werden nun Durchsätze von bis zu 1’000 Litern pro Stunde erreicht.
46
«Während wir unsere
Lacke mit dem Vorgängermodell noch in mehreren
Durchgängen behandeln
mussten, reicht heute meist
schon eine einzige Passage
aus, um die geforderten
Partikelgrössen zu
erreichen.»
Möglich wird dies durch eine besonders effiziente
Abtrennung der Mahlperlen und die aussergewöhnlich grosse Oberfläche des Siebes.
Der optimierte Passagenbetrieb und
die höhere Durchsatzleistung bedeuten für SaarColor-LackTec einen massiven Zeitgewinn in der
Produktion. «Für unsere Kunden ist neben einer
hohen Qualität vor allem die Schnelligkeit entscheidend. Mit der neuen Mühle können wir die
bestellten Lacke jetzt noch rascher herstellen»,
fasst Michael Müller zusammen.
diagramm #169
KUNDENSTORIES / SaarColor-LackTec
Ins Gespräch vertieft: Michael Müller, Unternehmensleiter von SaarColor-LackTec (r.), und Peter Schick vom Ingenieurbüro 3d.
Eine proaktive Wartung verhindert Stillstandszeiten
Der Saarländer Unternehmer schätzt aber auch
die weiteren Vorteile der Bühler Technologie –
etwa die besonders komfortable und einfache Reinigung von Mahlraum und Sieb: «So können wir
mehrere Chargen verschiedenfarbiger Lacke in
schnellerer Abfolge hintereinander produzieren.»
Darüber hinaus sieht er auch die intuitive Bedienung als grossen Pluspunkt der Anlage. Und dank
des einfachen konstruktiven Aufbaus der Mühle
kann der gelernte Werkzeugmacher kleine Wartungsarbeiten selbständig ausführen. Zusätzlich
vertraut SaarColor-LackTec auf den Service von
Bühler und lässt die Maschine auf der Grundlage
eines Wartungsvertrages einmal jährlich von
einem Spezialisten auf Herz und Nieren prüfen.
«Dieser proaktive Wartungsansatz erlaubt es uns,
anstehende Servicearbeiten besser zu planen und
so die Stillstandszeiten zu minimieren», erklärt
Michael Müller.
Für ein mittelständisches Unternehmen
wie SaarColor-LackTec ist die Anschaffung einer
Vollraummühle eine bedeutende Investition.
Michael Müller schätzt deshalb besonders, dass
Bühler ihm den Technologiewechsel mit einer
partnerschaftlichen Finanzierung ermöglicht hat.
Der Geschäftsführer, der sich künftig wieder verstärkt um die Entwicklung von neuen Lacksystemen kümmern möchte, erwägt auch schon eine
weitere Modernisierung seines Maschinenparks:
«Die erfolgreiche Einführung der Cenomic™ lässt
uns darüber nachdenken, eine andere bestehende
Mühle durch die effiziente Bühler Technologie zu
ersetzen», verrät Michael Müller.
diagramm #169
47
CTO-KOLUMNE / Ian Roberts
Revolution in 3D
3D-DRUCK WIRD ZU TIEFGREIFENDEN VERÄNDERUNGEN BEIM PRODUKTDESIGN UND IN DER FERTIGUNG FÜHREN. WIR BEI BÜHLER
STELLEN UNS SCHON JETZT DARAUF EIN.
IAN ROBERTS, CTO
In seinen Anfängen wurde der 3D-Druck vor allem
zur Fertigung von einfachen Prototypen aus Kunststoff verwendet. Seither hat dieses additive Fertigungsverfahren jedoch eine beachtliche Entwicklung durchlaufen. Heute können 3D-Drucker nicht
nur verschiedene Materialien von Titan bis zu
menschlichem Knorpel effizient verarbeiten. Damit
lassen sich sogar Nahrungsmittel wie etwa Pasta
oder Schokolade herstellen.
Dank der Vorteile, die der 3D-Druck
gegenüber herkömmlichen Fertigungstechnologien
bietet, wird die Art und Weise, wie wir Produkte entwerfen, entwickeln, herstellen oder warten fundamental verändert. Die additive Fertigung erlaubt es,
unzählige Objekte direkt herzustellen. Dabei wird
mittels verschiedener Verfahren eine Schicht auf
eine andere aufgetragen. Und die jüngsten Fortschritte erwecken den Anschein, dass die Technologie kurz vor dem Durchbruch steht: Sie dürfte ihr
Nischendasein schon bald verlassen und sich für
immer mehr Anwendungen als echte Alternative zu
konventionellen Produktionsverfahren etablieren.
Wenn es dazu kommt, wird sich die Flexibilität in der Fertigung ganz grundlegend verändern. Unternehmen werden nicht nur von drastisch
verkürzten Entwicklungszyklen,
gszyklen, dem Wegfall
von Werkzeugkosten und
d massiv vereinfachten Produktionsabläufen
en profitieren: Sie
können dann Formen und Strukturen in
einer Komplexität erschaffen,
affen, wie heutige
Verfahren es nicht erlauben.
ben.
In jüngster Zeit drängen viele
Jungfirmen auf den Markt,
kt, die ihren Kunden
Dienstleistungen in den
n Bereichen
ck anbie3D-Design und 3D-Druck
ten. Möglich wird das, weil sich
digitale Modelle heute rasch
asch und
twerfen
n
einfach am Computer entwerfen
lassen. Vor allem für diee Fertidukten
gung von Standardprodukten
ist der 3D-Druck geradezu
u prädestiniert. Schon bald könnte
önnte
es etwa überflüssig werden,
en, in
einem traditionellen Laden
aden
Tausende von Artikeln an
Lager zu halten – man
enwürde etwas auf Kundenach
wunsch vielmehr einfach
rasch ausdrucken.
48
Doch wie wirkt sich das alles auf unsere
Branche aus? Auf der ganzen Welt experimentieren
auch Nahrungsmittelunternehmen mit der neuen
Technologie – und sie verwenden sie tatsächlich
schon dazu, echte Lebensmittel auszudrucken. Beim
3D-Druck werden Fused-Deposition-Modellingund Extrusionsprozesse eingesetzt. Sie sind im
Grunde genommen nichts anderes als eine Mikroversion der heute schon in der Lebensmittelindustrie
genutzten Extrusions- und Formgebungsverfahren.
TNO in Holland etwa hat mittels 3D-Druckverfahren schon Kuchen, Schokolade, Zucker oder Spaghetti hergestellt.
Führt uns diese Reise hin zu vollständig
personalisierten Lebensmitteln? Werden Nahrungsmittel vielleicht künftig am Ende der Produktionsstrasse mit einem bestimmten Namen oder einem
speziellen Design individualisiert? Oder werden wir
mit dem 3D-Drucker zu Hause komplette Mahlzeiten ausdrucken, die exakt auf die von Sensoren in
unserer Kleidung ermittelten, aktuellen Bedürfnisse
des Körpers abgestimmt sind?
Wir bei Bühler glauben, dass der
3D-Druck die Art und Weise, wie wir Geschäfte
künftigg betreiben und mit unseren Lieferanten und
Kunden zusammenarbeiten, massiv beeinflussen wird. Wir engagieren uns deshalb aktiv
im Bereich der Forschung und Entwicklung und möchten neue Marktchancen
erkunden. Es ist uns auch bewusst, dass
wirr nicht
n cht die einzigen sind, die daran
ni
arbeiten. Deshalb sind wir offen für Diskussionen, Kooperationen und Partnerschaften. Wir würden
uns freuen, wenn Sie sich
gemeinsam mit uns in d
dieie-ie
sem spannenden Thema
engagieren möchten.
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9
WISSENSCHAFT / Exkurs
Wissenschaftliche Publikationen
UNSERE FORSCHER ENGAGIEREN SICH VIELFACH AUCH AUSSERHALB IHRER ARBEIT BEI BÜHLER UND VERFASSEN
WISSENSCHAFTLICHE PUBLIKATIONEN. EINIGE DAVON MÖCHTEN WIR IHNEN HIER VORSTELLEN.
1
Für eine bessere Lebensmittelkonservierung
Nicolas Meneses hat ein Buchkapitel zur Konservierungstechnologie von Lebensmitteln mitverfasst, in
dem beschrieben wird, wie die Auswahl einer geeigneten Verarbeitung und Konservierung von verschiedenen Faktoren abhängt: Eigenschaften der
Lebensmittel, Verarbeitungsziele, schädliche Mikroorganismen und gewünschte Haltbarkeit. Die Arbeit
stellt eine Reihe neuer Technologien vor, die entwickelt wurden, um Lebensmittel bei minimaler Beeinflussung der Nährwerte besser zu konservieren. Das
Buch vermittelt einen Überblick über thermische
und nichtthermische Technologien, kinetische
Modelle, Haltbarkeit und Validierung.
2
Hilfe bei der Fortifizierung von Reiskörnern
Reis ist, neben Weizen und Mais, eines der drei wichtigsten Grundnahrungsmittel. 2012 hat die WHO
gemeinsam mit der Global Alliance for Improved
Nutrition (GAIN) eine Konferenz organisiert, um die
Reisfortifizierung aus verschiedenen Perspektiven
– Forschung, Industrie, Gesetzgeber, öffentliche
Gesundheit – zu beleuchten. Bühler hat gemeinsam
mit DSM einen Überblick über die derzeitigen Technologien erarbeitet, insbesondere die verschiedenen
Extrusionsverfahren, mit denen sich fortifizierte
Reiskörner herstellen lassen.
3
Preisgekrönte Studie
Auch Christoph Brunschwiler hat sich zum Thema
Reis engagiert. Wir gratulieren dem am Institut für
Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit der ETH Zürich studierenden Forscher zur Auszeichnung mit dem SGLWT-Preis. Diesen erhielt er als
bester Master-Student für seine Arbeit zur direkten
Bestimmung der Lipaseaktivität in Reiskleie. Dank
seiner Ergebnisse lässt sich die Bewertung der Reiskleiestabilisierung direkt nach der Behandlung vornehmen: ein erster Schritt, um eine Prognose über die
oxidative Stabilität von Reisprodukten zu machen.
Quelle:
Henry Jäger, Dietrich Knorr, Nicolas Meneses,
Kai Reineke & Oliver Schlüter
Nahrungsmittelsicherheit:
«Shelf Life Extension Technologies», in: Encyclopedia of Agriculture
and Food Systems, herausgegeben von Neal K. Van Alfen, Academic
Press, Oxford, 2014, S. 289–303, ISBN 9780080931395
Inernet-Quelle:
www.sciencedirect.com/science/article/pii/
B9780444525123000504
Quelle:
Sonderausgabe der Annalen der New York Academy of Sciences
(Ausgabe: Technical Considerations for Rice Fortification in Public
Health, 2014, S. 1–11)
Quelle:
Journal of Cereal Science, Vol. 58, Issue 2, 2013, S. 272–277
Imprint
#169
Publiziert von Bühler AG, Corporate Communications, CH-9240 Uzwil, Schweiz Konzept / Gestaltung / Redaktion / Produktion:
Primafila, Zürich / Mondays Modern Media, Steinhausen Druck: galledia AG, Flawil Ausgabe: 3/2014
PERFORM ANCE
neutral
Drucksache
No. 01-14-425235 – www.myclimate.org
© myclimate – The Climate Protection Partnership
diagramm #169
49
9. Europäischer Doktorandenworkshop für
Nahrungsmittelentwicklung und -technologie
Ausgewählte Präsentationen europäischer Doktoranden
24. – 25. März 2015 in den Einrichtungen der Bühler AG
in Uzwil, Schweiz
Der Julius Maggi Research Award 2015
wird an die beste Forschungsarbeit vergeben. Der Award wird von
Nestlé PTC Singen gesponsert.
Organisiert wird der Workshop von der Europäischen
Föderation für Chemie-Ingenieur-Wesen (EFCE), Abteilung
Nahrungsmittel, in Zusammenarbeit mit der European
Federation of Food Science and Technology (EFFoST) und
der Bühler AG.
Die Vorsitzenden: Dr.-Ing. Nicolas Meneses (Bühler AG) und
Prof. Dr. Dietrich Knorr (TU Berlin)
Wir sind auf der Suche nach herausragenden
Doktoranden. Bewerben Sie sich bis zum 15. Januar 2015.
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