aktuell Nr. 13 vom 07.04.2015 ( PDF , 4,7 MB)

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aktuell Nr. 13 vom 07.04.2015 ( PDF , 4,7 MB)
D 8512
51. Jahrgang
Na
nr. 13
Dienstag, 7. April 2015
Fünf Jahre nach Isa Khel
Foto (2): Hannemann/RedBW
Bei Gefechten am Karfreitag 2010 fallen drei deutsche Soldaten – ein Überlebender erinnert sich.
Ein Licht für die Toten: Eine helle Ziegelmauer (l.) im „Wald der Erinnerung“ in Potsdam ist Teil des Ehrenhains aus Kunduz mit den
Namen der Gefallenen vom Karfreitag 2010. Hauptfeldwebel Mario Kunert (r.) überlebte das Gefecht, drei seiner Kameraden starben.
von Ulrike Jenssen
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Potsdam. Wenn Hauptfeldwebel Mario Kunert im „Wald
der Erinnerung“ vor der langen
Mauer des Ehrenhains aus dem
ehemaligen Feldlager in Kunduz
steht, dann ist er gedanklich
wieder zurück in Afghanistan.
Zurück an dem Ort, an dem er
während der Karfreitagsgefechte
drei seiner Kameraden verlor.
Es ist der 2. April 2010. Zugführer Mario Kunert verlässt
zusammen mit seinen 33 Soldaten das Feldlager Kunduz. Wenig
später geraten der Hauptfeldwebel und sein Zug in der Ortschaft
Isa Khel in einen Hinterhalt. Drei
seiner Kameraden werden an
diesem Tag sterben.
Immer wieder denkt Kunert an
die gemeinsame Dienstzeit und
rend des Rückzugs auch noch
eine Sprengfalle explodiert und
sein stellvertretender Zugführer, Hauptfeldwebel Nils Bruns,
und der Haupftgefreite Martin
Augustyniak schwer verwundet
„Wir waren eine eingeschworene Truppe.“
Hauptfeldwebel Mario Kunert
weise so intensiv, dass ich dachte,
wir kommen da nicht mehr raus.“
Stabsgefreiter Robert Hartert
befindet sich in seiner unmittelbaren Nähe, als er getroffen
wird. „Bei Robert war mir
bereits während des Gefechts
klar, dass er es wahrscheinlich
nicht schaffen wird“, sagt Kunert. Er selbst bleibt bis zuletzt
körperlich unversehrt. Als wäh-
werden, spult Kunert routiniert
die gelernten Einsatzverfahren
ab. Erst im Feldlager erfährt er:
Die drei Kameraden sind tot.
Bereits vor dem Einsatz hatte
sein Stellvertreter ihm ein Versprechen abgenommen: „Nils hat
darauf bestanden: Wenn etwas
passiert, dann bringen entweder
Du oder ich unsere Jungs nach
Hause.“ Kunert löst sein Verspre-
chen ein und fliegt nach Deutschland. Mit in der TRANSALL:
Drei Särge.
Während Kunert im „Wald der
Erinnerung“ vor den messingfarbenen Plaketten innehält, die die
Namen seiner Kameraden tragen,
ringt er mit der Fassung. „Es ist
schön einen Ort zu haben, an dem
ich meinen Kameraden nahe sein
kann.“ Skeptisch sei er anfangs
gewesen gegenüber der Gedenkstätte im Einsatzführungskommando. „Sehr gelungen“, sagt
er heute.
Den 2. April 2015 hat Mario
Kunert mit den Familien seiner
drei gefallenen Kameraden verbracht.
Mehr Hintergründe und ein Video
zum „Wald der Erinnerung“ auf
www.bundeswehr.de.
Das geschah am Karfreitag 2010
Die blutigen Ereignisse des 2. April 2010
werfen ein hartes Licht auf die Realität des
Afghanistan-Einsatzes und gehen als „Karfreitagsgefecht“ in die Geschichte der Bundeswehr ein. Rund sechs Kilometer westlich
von Chahar Darah in Nordafghanistan haben
deutsche Soldaten an diesem Tag einen gefährlichen Auftrag: Sie sollen Sprengfallen aufklären und beseitigen. Gegen 13 Uhr greifen
30 bis 40 Aufständische aus einem Hinterhalt
­
Foto: imago
Die Bundeswehr im Internet
die endlos erscheinenden Stunden in Isa Khel: „Wir waren eine
eingeschworene Truppe. Und wir
waren sehr gut ausgebildet.“
Dennoch berichtet Kunert rückblickend: „Das Gefecht war teil-
Drei Gefallene: Trauerfeier im April 2010.
2
aktuell Intern
7. April 2015
Foto: Schrief/Bundeswehr
Bild der Woche
Soldat privat: Die Ausstellung „Kontraste“ des Luftwaffenausbildungsbataillons in Germersheim zeigt Soldaten in ihrer Uniform – und zum Vergleich auch ganz privat.
Ziel: Ein ­Dialog zwischen Uniformität und Individualität. Dieses Bild zeigt Oberfeldwebel Stephan Petkevicius. Fotografiert wurde er vom Hauptgefreiten Kevin Schrief.
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die zu diesem Zeitpunkt noch anhaltenden Gespräche mit dem Iran
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KALenDerBLAtt
Vor 40 Jahren: Am 13. April 1975 bricht im Libanon ein Bürgerkrieg
aus. Vorausgegangen waren blutige Auseinandersetzungen zwischen
Moslems und Christen. Erst 1990 wird der Krieg für beendet erklärt.
Die politische Lage ist bis heute instabil.
Vor 70 Jahren: Am 11. April 1945 wird das Konzentrationslager
Buchenwald befreit. SS-Wachmannschaften hatten den größten Teil
der Häftlinge wenige Tage zuvor auf Todesmärsche geschickt. Kurz
darauf überrennen die verbliebenen Häftlinge die noch anwesenden
120 SS-Männer und befreien sich selbst.
Vor 145 Jahren: Am 9. April 1870 wird die Deutsche Bank gegründet.
Erklärtes Ziel war insbesondere die „Förderung und Erleichterung
der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen europäischen Ländern und überseeischen Märkten“.
Vor 150 Jahren: Am 9. April 1865 endet der amerikanische Bürgerkrieg. Die Südstaaten kapitulieren, ihre Truppen verfügen noch
über 30 000 Soldaten – die Nordstaaten über mehr als 115 000 Mann.
In dem Krieg verloren rund 600 000 Menschen ihr Leben.
Vor 220 Jahren: Am 7. April 1795 setzt der französische Nationalkonvent die Länge des Meters als zehnmillionsten Teil des Erdmeridianquadranten fest. Ob wohl später bewiesen werden kann, dass die
Berechnung fehlerhaft war, wird aus praktischen Gründen am Pariser
Normalmeter festgehalten.
(eb)
­­
Ministerium / Hintergrund Foto: imago
7. April 2015 aktuell 3
Ins Visier geraten
Das G 36 schießt in erhitztem Zustand nicht so präzise, wie
es sollte – Generalinspekteur erlässt Weisung.
Gewehres hatte die Ministerin
im vergangenen Jahr eine Untersuchung zum G 36 initiiert. In
Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Ernst-Mach-Institut in
Freiburg (EMI), der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und
Munition (WTD 91) sowie dem
Wehrwissenschaftlichen Institut
für Werk- und Betriebsstoffe und
dem Bundesrechnungshof arbeitet die Bundeswehr seitdem an
einer abschließenden Analyse.
Zwar ist das Verfahren formell noch nicht beendet. Dennoch ist jetzt schon absehbar,
dass Erkenntnisse der „Arbeitsgemeinschaft G 36 in Nutzung“
bestimmte Einsatzszenarien des
Sturmgewehrs in der Truppe
möglicherweise in Frage stellen. Sobald der Abschlussberichts der Arbeitsgemeinschaft
vorliegt, soll laut von der Leyen
geklärt werden, „was das mittelfristig für die Truppe bedeutet.“ Der Hersteller der Waffe, die
Firma Heckler & Koch mit Sitz
in Oberndorf am Neckar, teilte
als Reaktion auf den neuen Sachstand am vergangenen Dienstag
mit, alle G 36-Gewehre der Bundeswehr erfüllten „die mit der
Bundeswehr vereinbarten Technischen Lieferbedingungen“.
Der Generalinspekteur, General Volker Wieker, hat eine Weisung zum weiteren Einsatz des
G 36 ausgegeben. Im Grundbetrieb der Bundeswehr soll das
G 36 demnach für eine Übergangszeit weiter genutzt werden. In einer weiteren Weisung
Ab 1993 entwickelt, wurde die Waffe ab 1997
in die Truppe eingeführt. Insgesamt beschaffte
die Bundeswehr 176 544 dieser Gewehre im
Wert von rund 182 Millionen Euro. Derzeit
sind 166 619 G 36 im Bestand der Bundeswehr.
Seit der Einführung wurde die Waffe mehrfach
überarbeitet. Neben der Basisversion G 36 A0
und der Kurzvariante G 36 K A0 gibt es auch
die Ausführung G 36 A3 IDZ. Sie verfügt unter
anderem über ein leistungsfähigeres Reflexvisier und eine kürzere Schulterstütze. Berichte
über mangelnde Treffgenauigkeit heißgeschossener G 36-Gewehre wiesen zunächst verwendete Munitionslose als mögliche Ursache aus.
Die Beschaffung des Sturmgewehrs ist seit vergangenem Sommer gestoppt.
(ble)
Generalinspekteur
bei Streitkräftebasis
Frankreich, Polen und Deutschland formulieren Erwartungen an EU-Sicherheitspolitik.
Bonn. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General
Volker Wieker, hat das Kommando Streitkräftebasis auf der
Bonner Hardthöhe besucht. Die
zentralen Themen: Die Personalstruktur der Streitkräftebasis und
die Umsetzung der EU-Arbeitszeitrichtlinie, aktuelle Rüstungsprojekte und die Kräftebindung
der Streitkräftebasis in den Einsätzen.
(eb)
von Alexander Linden
Foto: Tessensohn/Bundeswehr
Potsdam. Drei Länder, sechs
Minister, ein Brief – die Verteidigungs- und Außenminister des
„Weimarer Dreiecks“ haben die
Initiative ergriffen.
In Vorbereitung auf den Europäischen Rat im Juni formulieren
sie in einem Brief an die Hohe
Vertreterin der Europäischen
Union klare Erwartungen an eine
zukünftige Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Seit Ende vergangenen Jahres haben Frankreich, Polen
und Deutschland im Format
des „Weimarer Dreiecks“ an
einem Entwurf gearbeitet, der
die gemeinsamen Positionen
in den Bereichen der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik darstellen soll.
Vergangene Woche haben
die Minister den Brief in der
­
Henning-von-Tresckow-Kaserne
in Potsdam unterzeichnet. Anfang
April soll das Schreiben von den
Außenministern gegengezeichnet
werden. Damit wollen die drei
Drei Unterschriften: Die Minister bei der Unterzeichnung des Briefs an die Hohe Vertreterin.
Kernstaaten Europas ein klares
Zeichen setzen, welche Schwerpunkte sie für die Gemeinsame
Sicherheits- und Verteidigungspolitik sehen.
Europa sei heute mehr denn
je von Krisen und kriegerischen
Auseinandersetzungen umgeben,
habe gleichzeitig aber gezeigt,
dass es willens und in der Lage
ist, auf diese Herausforderungen
angemessen zu reagieren, hieß es
in einer gemeinsamen Abschlusserklärung nach dem Treffen in
Potsdam. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen betonte
Mehr über die aktuellen Fragen
zum G 36 auf www.bmvg.de.
Das G 36 – Standardwaffe der Bundeswehr
Ein Brief nach Europa
Schwerpunkte
benennen
für den zukünftigen Gebrauch
der Waffe in den Auslandseinsätzen betont der Generalinspekteur,
dass das G 36 auch in den heißen
Regionen Afghanistan, Mali und
am Horn von Afrika betriebssicher ist.
(stö/vmd)
die Bedeutung einer überarbeiteten europäischen Sicherheitsstrategie. Bei der Entwicklung
des neuen Weißbuchs werde sie
diesen Aspekt berücksichtigen.
Reaktionsfähigkeit
verbessern
Die EU müsse ihre Reaktionsfähigkeit im Vorfeld von Krisen
anpassen. „Wir müssen schneller
werden“, sagte von der Leyen.
Als zentrales Mittel sehen die
Partner des „Weimarer Dreiecks“
dafür die EU-Battlegroups. Die
allgemeine Weiterentwicklung
der militärischen Fähigkeiten
aller europäischen Partner dürfe
nicht als Konkurrenz zur NATO
gesehen werden. Vielmehr sei
eine starke EU in der NATO von
allseitigem Vorteil.
Das „Weimarer Dreieck“
besteht seit 1991. Das Format
soll auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene eine
enge Zusammenarbeit zwischen
Deutschland, Frankreich und
Polen bewirken – und zeigt, wie
guter Wille eine feindselige
Historie zu überwinden vermag.
Ministerin besucht
Logistiker
Wilhelmshaven. Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen hat das Logistikzentrum
der Bundeswehr in Wilhelmshaven besucht. Brigadegeneral
Michael Vetter, Kommandeur
des Zentrums: „Wir versorgen
die Truppe zu jeder Zeit, auch an
den entlegensten Orten.“ Bilanz
für 2014: Eine Million Materialauslieferungen.
(jh)
Foto: Bohlmann/Bundeswehr
Berlin. Untersuchungen weisen
auf ein „Präzisionsproblem“ bei
hohen Temperaturen hin – jetzt
steht die Zukunft des Sturmgewehrs G 36 in Frage.
„Das G 36 hat offenbar ein
Präzisionsproblem bei hohen
Temperaturen aber auch im
heißgeschossenen Zustand“,
erklärte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vergangene Woche. Nach Angaben der
Ministerin stellt sich die Frage,
„ob und inwieweit die Truppe auf
mittlere Sicht mit einem anderen
Sturmgewehr ausgerüstet werden
muss“. Von der Leyen will jetzt
unter anderem zurückliegende
Gefechtseinsätze untersuchen
lassen, bei denen das Gewehr
zum Einsatz kam.
Nach Berichten über Probleme mit der Treffgenauigkeit des
4
aktuell ministerium / Politik Eigene Drohne bis 2025
Assad im Interview
mit US-Sender
Washington. Syrien, Iran und
Russland verfolgen nach Einschätzung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im
syrischen Bürgerkrieg „dieselbe
Vision“. Im Interview mit dem
US-Sender PBS sagte der Staatschef, Teheran und Moskau wollten ein „Gleichgewicht in der
Welt“. Für Syrien wünschten
sich diese beiden Länder „Stabilität und eine politische Lösung“
des Konflikts. Die beiden Länder
sind Verbündete der syrischen
Führung. Russland verfügt im
syrischen Tartus über eine Militärbasis. Assad hat sich für eine
stärkere russische Militärpräsenz
im Land ausgesprochen. (eb)
Deutschland, Frankreich und Italien wollen eigenes System der MALE-Klasse entwickeln.
Berlin. Die Bundesregierung
plant gemeinsam mit Frankreich
und Italien die Entwicklung einer
waffenfähigen Aufklärungsdrohne der MALE-Klasse. Die
Abkürzung steht für „Medium
Altitude Long Endurance“ und
umschreibt Systeme, die auf mittlerer Höhe unterwegs sind und
eine lange Flugdauer haben.
Geleast: eine Heron-Aufklärungsdrohne
Die neue Drohne soll in ihren
Fähigkeiten über auf dem Markt
bereits verfügbare Systeme hinausgehen und voraussichtlich ab
dem Jahr 2025 zur Verfügung
stehen. Das haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatschef François
Foto: imago
Palästinenser treten
Strafgerichtshof bei
Den Haag. Die Palästinensergebiete sind dem Internationalen
Strafgerichtshof (Foto) beigetreten. Künftig können ihre Vertreter dem Gerichtshof in Den
Haag Fälle vorlegen, bei denen
auf ihrem Territorium das Völkerstrafrecht verletzt wurde.
Ihre Absicht ist es, Verfahren
gegen mögliche Verantwortliche in Israel in Gang zu setzen. Ermittlungen könnten sich
nun aber auch gegen extremistische Palästinenser richten, die
die israelische Zivilbevölkerung
mit Raketen beschießen. (eb)
Hollande bei einem Treffen in
der vergangenen Woche in Berlin angekündigt.
Bislang verfügt die Bundeswehr
nicht über eigene waffenfähige
Drohnen. Der Leasingvertrag für
Heron-Drohnen, die in Afghanistan ausschließlich für Aufklärungs-
ehr
undesw
Foto: B
zwecke im
Einsatz
sind, ist Ende
März für ein
weiteres Jahr mit Israel verlängert worden. Der Vertrag deckt
somit den aktuellen Mandatszeitraum von Resolute Support ab.
Eine weitere Verlängerung ist
möglich.
Laut Merkel gibt es in Deutschland „eine Akzeptanz dafür, dass
wir solche Beobachtungsdrohnen entwickeln, die dann gegebenenfalls nach parlamentarischem
Beschluss auch mit Bewaffnung
ausgestattet
werden
können“.
Die
Unternehmen
Airbus, Dassault Aviation aus Frankreich und Alenia Aermacchi aus Italien haben
bereits im vergangenen Jahr
detaillierte Vorschläge für die
Entwicklung unterbreitet. Ziel
ist die Zulassung zum Flugbetrieb im europäischen Luftraum
– bisher hat kein System diese
Zulassung erhalten. Zudem hätte
eine Eigenentwicklung den Vor-
teil, dass Frankreich, Italien und
Deutschland vollen statt nur
begrenzten Zugriff
auf die Aufklärungstechnik hätten.
„Wir haben uns für ein
europäisches Projekt entschieden, weil wir selbst die Kontrolle über die Technik und
unsere Daten behalten wollen.
Wir wollen in diesem Punkt
von niemandem abhängig sein.
Das ist auch eine Lehre aus der
NSA-Debatte“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen im Interview mit BILD. Die
geplante Drohne solle grundsätzlich unbewaffnet sein. Nur wenn
der Bundestag es so entscheide,
könne das System für Einsätze
bewaffnet werden.
(eb/vmd)
Truppe gegen den Terror
Die Arabische Liga plant eine gemeinsame Eingreiftruppe – die Umsetzung könnte schwer fallen.
Foto: dpa/pa, imago
S
Nigeria bekommt
neuen Staatschef
Vereint gegen Terroristen: Die Arabische Liga (re.) will eine Eingreiftruppe, für die zum Beispiel
­saudische Soldaten (li.) gemeinsam mit Soldaten der anderen Mitgliedstaaten in den Einsatz gehen.
Foto: imago
Abuja. Machtwechsel in Nigeria:
Der oppositionelle Herausforderer Muhammadu Buhari (Foto)
hat die Präsidentschaftswahl
gewonnen. Buhari ist ein ehemaliger Putschgeneral, der von
1983 bis 1985 schon einmal
an der Spitze Nigerias stand,
bevor er gestürzt wurde. Mittlerweile bezeichnet er sich als
„konvertierten Demokraten“. In
Afrikas bevölkerungsreichstem
Land herrscht weit verbreitete
Armut, zudem geht die islamistische Gruppe Boko Haram brutal
gegen Andersgläubige vor. (eb)
7. April 2015
Arabischen Liga zu gegenseitigem militärischen Beistand. Der
per Zusatzabkommen beschlossene Militärpakt ist aber bis
heute ohne Wirkung geblieben.
Ursache dafür waren verschiedene Interessenlagen der Mitgliedstaaten und Uneinigkeit über
Fragen der Finanzierung und zum
Sitz eines Hauptquartiers.
Bei einem Gipfeltreffen der
Liga im ägyptischen Scharm el
Scheich haben sich die Staatsund Regierungschefs Ende März
nun auf „Prinzipien“ zum Aufbau
der Eingreiftruppe geeinigt. „Die
Bildung einer gemeinsamen arabischen Streitmacht ist dringend
notwendig“, hatte der Chef der
Arabischen Liga, Nabil al-Arabi,
zuvor erklärt.
Die Truppe solle in der Lage
sein, „schnell einzugreifen, um
Terrorismus und die Aktivitäten
terroristischer Gruppen zu
bekämpfen.“ Viele arabische
Staaten bräuchten Hilfe beim
Erhalt von Sicherheit und Stabilität, sagt der Liga-Chef.
Aufstellung wird
Zeit kosten
Nach Angaben des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah
al-Sisi haben die Staatschefs
inzwischen ihre Generalstäbe
beauftragt, mit Planungen für
eine Eingreiftruppe von 40 000
Mann zu beginnen. Einzelheiten
sollen noch im April ausgearbeitet werden.
Wie schwierig es ist, übergreifende Strukturen für eine gemeinsame Einsatztruppe zu schaffen,
zeigt das Beispiel der African
Standby Force. 15 Jahre nach
ihrer Gründung gilt sie noch
immer nicht als voll einsatzbereit. Die arabischen Staaten sind
zwar wirtschaftlich und entwicklungspolitisch überwiegend in
einer besseren Lage. Dennoch
ist unwahrscheinlich, dass sie die
geplante Einsatztruppe kurzfristig aufstellen und in absehbarer
Zeit in den Kampf gegen den
Terrorismus schicken können.
Zum Hintergrund: Die Krise
im Jemen veranlasst die Arabische Liga zu handeln. In den
vergangenen Monaten haben
schiitische Huthi-Rebellen große
Teile des Landes eingenommen. Weitere Mitgliedstaaten
der Arabischen Liga, die durch
islamistische Rebellengruppen
bedroht werden, sind unter anderem Irak und Libyen. (eb/vmd)
7. April 2015 Einsatz / Bundeswehr ALADIN mit scharfem Auge
aktuell 5
1000 Flugstunden
über Westafrika
schwere Gerät wird durch den
Startsoldaten einfach in die Luft
geworfen (Foto). Den Rest übernimmt dann die Technik. Mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von
50 Kilometer in der Stunde düst die
Drohne davon. „Vorschriftenkonform
darf
ich die
Drohne
150 Meter hoch
fliegen lassen. Aus
Sicherheitsgründen
bleiben wir aber
darunter“, erläutert der junge
Oberfeldwebel. Hinzu
kommt, dass
jeder Flug bei
der Luftraumüberwachung angemeldet sein
muss, damit
das Operationsgebiet
freigehalten wird.
So klein
d a s
Gerät
mit seinen
1,5 Metern Länge und einer
Spannweite von ebenfalls rund
1,5 Metern auch ist, eine Kollision könnte sehr gefährlich werden.
Es ist also notwendig, trotz aller
Absprachen und Anmeldeverfahren den Luftraum genau
im Auge zu behalten,
um eine drohende Gefahr
sowohl von der Drohne, als
auch von anderen Luftfahrzeugen
abzuwenden.
Landung auf
kleinstem Raum
Auch die Landung ist etwas
Besonderes. In der Regel hat die
Drohne ihren Flug nach rund 30
Minuten absolviert und fliegt dann
zu ihrem programmierten Landepunkt. Dort wird der Motor abgestellt und das Höhen- und Querruder fährt in einen Winkel von
45 Grad. Dadurch reißt die Strömung an den Tragflächen ab und
die Drohne sinkt zu Boden – und
zwar sehr schnell. Vorteil des ungewöhnlichen Starts und der schnellen
Landung ist der geringe Platzbedarf.
Die Bedeutung des Aufklärungssystems ALADIN für die
taktische Auftragserfüllung der
Einsatzkompanie ist nicht zu unterschätzen. Das Überwachen von
Flanken bei möglichen Einsätzen,
die Unterstützung von bodengebundenen Operationen durch luftgestützte Vorauserkundung oder
das Erkunden von schwer zugänglichen Geländeabschnitten sind nur
einige mögliche Einsatzszenarien
für ALADIN.
(lk)
Folgeausbildung in Somalia gestartet
Mogadischu. Der Deutsche
Bundestag hat Ende März das
Mandat für den Einsatz deutscher Soldaten bei der EU-Ausbildungsmission in Somalia
bis 2016 verlängert. Seit rund
einem Jahr bilden deutsche
Soldaten zusammen mit internationalen Partnern somalische
Soldaten in Mogadischu aus,
nachdem die Ausbildung vorher in Uganda stattfand.
Die multinationale Ausrichtung der Mission spiegelt sich
in den verschiedenen Ausbilderteams wider.
Die Zusammenarbeit der
Ausbilder aus elf EU-Nationen verläuft reibungslos.
Auch wenn es teilweise unterschiedliche Verfahren und
Sichtweisen gibt, zieht doch
jeder am selben Strang, um die
Soldaten der Somali National
Army voranzubringen, so die
Foto: Bundeswehr
Mandat für EU-Ausbildungsmission durch den Bundestag verlängert.
Individuell: Der deutsche Trainer geht auf den unterschiedlichen
Ausbildungsstand der Lehrgangsteilnehmer des Kurses ein.
einhellige Meinung der deutschen Ausbilder.
Als die Mission Anfang 2014
von Uganda nach Mogadischu
zog, war sich jeder der daraus entstehenden Herausforderungen bewusst. Der Umzug
war notwendig geworden, um
der strategischen Beratung des
somalischen Verteidigungsministeriums und des Generalstabs gerecht zu werden. Er
war auch Ausdruck der zwar
verbesserten, dennoch bis
heute fragilen Sicherheitslage
in Somalia. Für die Ausbilder
bedeutet dies aber auch: Sie
haben nicht mehr so viel Zeit
zur Ausbildung der somalischen Soldaten zur Verfügung,
weil sie täglich mit geschützten
Fahrzeugen ins Trainingscamp
fahren müssen. Außerdem sind
Infrastruktur und Rahmenbedingungen in Somalia schwieriger. Die Trainer sind jedoch
zuversichtlich, an die Ausbildungserfolge des letzten Jahres
anknüpfen zu können.
Die Teilnehmer des aktuellen
Zugführer-Kurses wurden
bereits ein Jahr lang in Uganda
ausgebildet und nehmen nun
an der Folgeausbildung teil.
Durch die schon vorhandenen
Fähigkeiten wird das Vermitteln von neuen Kenntnissen
und Fertigkeiten, beispielsweise das Erlernen von taktischen Verfahrensweisen vereinfacht.
(eb)
Accra. Mitte März haben
die seit Oktober vergangenen Jahres in Accra stationierten Transportmaschinen vom
Typ Transall C-160 die 1000.
Flugstunde durchgeführt. Die
Maschinen transportierten
Hilfsgüter in die Hauptstadt
Sierra Leones, um im Kampf
gegen Ebola zu unterstützen.
Insgesamt transportierten die
Luftfahrzeuge des Lufttransportstützpunktes 781 Tonnen
Hilfsgüter, darunter Lebensmittel, medizinische Ausrüstung, Krankenwagen und vieles mehr. Die Transportflüge
erfolgten für die UNO- Mission
for Ebola Emergency Response,
das World Food Programme,
die World Health Organization, das International Childrens Emergency Fund sowie
für das Technische Hilfswerk.
Die tropischen Bedingungen
in Accra waren eine besondere
Herausforderung für Mensch
und Material.
(ahe)
Multinationale
Ausbildung im Irak
Foto: Bundeswehr
ehr
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nd
Bu
Das Drohnenteam besteht in
der Regel aus zwei Soldaten.
Neben dem Lenker gehört noch
ein Startsoldat zum Team, der die
Drohne auf den Flug vorbereitet
und zusammen mit dem Lenker
die „pre-flight-checks“ durchführt
– wie bei einem Verkehrsflugzeug.
umfasst
unter anderem Zielaufklärung, Trefferbild
und Lageaufklärung
bei Tag und bei Nacht,
wofür die Drohne mit
Infrarotkameras ausgestattet ist. Auf eine
extra Beleuchtung
wird hierbei verzichtet – dieser ALADIN
hat also keine Wunderlampe, dafür aber
sehr gute Augen.
Der Startvorgang
der Drohne ist
schon einen
genaueren
Blick wert.
Das insgesamt nicht
einmal vier
Kilogramm
to:
Liveauswertung
vom Boden
Der ALADIN betreibt Aufklärung
in Echtzeit. Mittels Funktechnik
kann der Bediener die Bilder der
vier Kameras an einem kleinen
Bildschirm in Echtzeit auswerten
und wichtige Informationen umgehend weitergeben. Auch Aufzeichnungen sind möglich, um die Auswertung später noch genauer
vornehmen zu können. Das Einsatzspektrum
Fo
Prizren. Im März hat die deutsche
Einsatzkompanie KFOR (DEU
EinsKp KFOR) nach mehreren
Jahren die erste Flugkampagne
im Kosovo mit der Aufklärungsdrohne ALADIN erfolgreich
durchgeführt. Die Drohne dient
der Echtzeit-Luftaufklärung im
Nah- und Nächstbereich.
Oberfeldwebel Stefan O. ist
einer der Bediener. „Vor der
Flugmission gebe ich
auf einer elektronischen Umgebungskarte
die Wegpunkte ein, die
die Drohne abfliegen
soll. Der vorgegebenen
Route wird dann automatisch gefolgt. Ich kann aber
zu jeder Zeit manuell in den Flug
eingreifen. ALADIN kann ein
Gebiet von rund fünf Kilometern im Radius um die Bodenstation abdecken“, erklärt Oberfeldwebel Stefan O. diesen Teil
der Vorbereitungen. Er ist der
Lenker der Dohne. Bestandteil
seiner Ausbildung war nicht nur
das Steuern der Drohne, sondern
vor allem Luftfahrtrecht, Wetter
und Aerodynamik.
Foto: Bundeswehr
Erste Flugkampagne der Aufklärungsdrohne ALADIN im Kosovo nach mehreren Jahren.
Erbil. Der neue Ausbildungsdurchgang der Peschmerga im
Nordirak hat begonnen. Koordiniert vom Kurdistan Training
Coordination Center (KTCC)
bilden Soldaten aus Deutschland, Großbritannien, Italien,
den Niederlanden, Norwegen
und den USA auf Anforderung des zuständigen Ministers der Peschmergaregierung
ein ganzes Bataillon inklusive
deren Führungsebenen aus.
Theoretisch und praktisch ausgebildet wird der Bataillonsstab und zwei Kompanien in der
Nähe von Erbil, die beiden
anderen Kompanien bei Atrush
im Norden des Landes. Ziel
der Ausbildung ist die Bildung eines Bataillons, das im
Gefecht die Initiative ergreifen
und eine Entscheidung herbeiführen kann.
(lb)
6
aktuell Bundeswehr
aktuell 7
Gebirgsjäger im Angriff
Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 trainieren im hochalpinen Gelände Österreichs – ein Erfahrungsbericht von der Übung „Edelweiß“.
Lizum. Geduckt rennt Oberstabsgefreiter Martin Eschrich
auf den Hubschrauber zu, der
eben rund 10 Meter vor ihm
auf dem Boden aufgesetzt hat.
„Langsam ist flüssig und flüssig
ist schnell“, hatte der Zugführer
die Soldaten des Hochgebirgsspähzugs aus Füssen angewiesen. Eschrich reißt die Tür des
Helikopters auf und die Kameraden reichen das Gepäck und die
Skier geordnet nach vorne durch.
Zügig wird alles verladen und
die Soldaten springen mit ihren
Waffen in die Maschine. Nach
wenigen Sekunden am Boden
hebt die Maschine wieder ab.
Das Szenario ist Teil der
Gefechtsübung „Edelweiß“
der Gebirgsjägerbrigade 23,
die kürzlich auf dem österreichischen Truppenübungsplatz
Lizum/Walchen stattgefunden
hat. Die Lage: In einer Höhe
von bis zu 2500 Metern haben
sich Feindkräfte festgesetzt, die
dort ein Ausbildungslager betreiben und ein Flugabwehrsystem
unter ihrer Kontrolle haben. Der
Gefechtsverband unter der Führung des Gebirgsjägerbataillons
233 aus Mittenwald hat den Auftrag, 1100 Höhenmeter aufzusteigen, den Feind anzugreifen,
das Gelände unter seine Kontrolle zu bringen und die Region
zu stabilisieren.
An der Übung waren insgesamt
rund 1000 Soldaten der Gebirgstruppe beteiligt, von
Gebirgsjägern aus Bad Reichenhall, Bischofswiesen und Mittenwald über Gebirgsaufklärer aus
Füssen und Gebirgspionieren aus
Ingolstadt bis hin zu Tragtieren
und Hubschraubern.
Den Angriffsplan
im Blick
Hauptmann Rudolf Hofmann
und ein weiterer Soldat sitzen
konzentriert am Computer und
scrollen über die digitale Landkarte. Der Heeresbergführer leitet die „Zelle Gebirge“, die den
Kommandeur des Gefechtsverbandes in der Bewertung
des Geländes, der Wetterverhältnisse, der Lawinenlage und
damit in der Planung der Marschrouten unterstützt. „Auf diesem
Hang können wir kein Steilfeuer
gebrauchen“, sagt er, „es könnte
eine Lawine auslösen und eigene
Kräfte gefährden“.
„Getrennt marschieren, vereint schlagen“ ist der Kern des
Angriffsplans, für den sich
Oberstleutnant Marc-André
Walther, Führer des Gefechtsverbands, entschlossen hat.
Die letzten Tage hat er Aufklärungsergebnisse bewertet, Kräfteverhältnisse abgewogen und
überlegt, wie er seine Kräfte,
Beobachtungsmittel und weitreichenden Waffen am gewinnbringendsten zur Wirkung bringen kann. „So machen wir das!“
weist er die Soldaten im Besprechungsraum an. Wenig später sitzen sie wieder an ihren
Arbeitsplätzen und
arbeiten den Befehl für den
Angriff aus.
Die Gebirgspioniere als Teil
des Gefechtsverbands sind
inzwischen mit dem Duell-Simulationssystem ausgestattet
und einsatzbereit. Mit der Boarding-Ausbildung an einem österreichischen Blackhawk-Hubschrauber, der wenige Meter
neben der Gruppe aufsetzt, beenden sie das Field Integration
Training. Ausrüstung und Fahrzeuge des Gefechtsverbands sind
einsatzbereit. „Jetzt wird´s Zeit,
dass es endlich losgeht“, meint
Oberfeldwebel Simon Kaul.
Mit dem Hubschrauber wurde
der Scharfschützentrupp auf den
Berg geflogen. Von einer in
den Schnee gegrabenen und gut
getarnten Stellung am Grat aus
beobachten die Scharfschützen
die gegnerischen Stellungen und
leben viele Tage unsichtbar in
ihrer Stellung. „Alles eine Sache
der Vorbereitung“, sagt einer der
drei Scharfschützen, während er
durch sein Spektiv schaut.
Der Alpha-Zug marschiert
geschlossen zur Ablauflinie, von
der aus die Übung startet und der
Angriff auf das Tagesziel, eine
Hüttensiedlung auf rund 1900
Höhenmetern, beginnen wird.
„Wir Pioniere bilden die Spitze
des Zuges. Weil der Gegner
jetzt eine Woche Zeit hatte und
uns erwartet, dürfen wir uns auf
jede Menge Minensperren und
Sprengfallen gefasst machen“,
erklärt der Pionier nachdenklich.
„Unsere Aufgabe ist es, sie zu
erkennen und unschädlich zu machen. Und
das geht nur von
vorne!“
„Weil wir nicht wissen, welche Folgeaufträge wir bekommen und wo wir uns die nächsten
Tage bewegen werden, müssen
wir unsere gesamte Ausrüstung
mitnehmen. Mit Seilen, Karabinern, Steigeisen, Pickel, Waffe,
Funkgerät, Skiern und persönlichem Gepäck tragen die Burschen im Moment weit mehr als
40 Kilo“. Langsam aber beständig arbeitet sich die Kolonne
währenddessen in engen Spitzkehren durch das unglaublich steile und verwachsene
Gelände nach oben. „Sauguad,
Burschen!“, spornt Hauptfeldwebel Martin Englmann als Hochzugführer seine Männer an.
Durchhalten bei
minus 10 Grad
„Ihre Kompanie geht weiter über die Forststraße in diese
Richtung vor“, weist der Führer
des Gefechtsverbands den Kompaniechef der dritten Kompanie einige hundert Meter hinter
den vordersten Kräften ein. „Der
Hochgebirgsjägerzug und die
Scharfschützen sichern Ihr Vorgehen vom ostwärts gelegenen
Hang aus ab. Die Straße ist etwa
300 Meter vor uns wegen einer
Sprengfalle nicht mehr passierbar“, erklärt er, „lassen Sie eine
Umgehung um das zerstörte Straßenstück vorbereiten, damit
die anderen Züge nachziehen können“.
Minus
10 Grad und rund 70 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit.
Bei lebensfeindlichen Bedingungen hat sich der „Hochzug“ auf
2500 Höhenmetern eingerichtet. „Wir bauen hier jetzt eine
Rundumsicherung auf und riegeln den Berg ab“, erklärt Zugführer Englmann. „Wir haben
unseren ersten Auftrag sauber
erledigt, Männer. Bald kommt
die dritte Kompanie rauf und löst
uns ab, damit wir uns regenerieren können. Bis dahin aber ist
höchste Aufmerksamkeit geboten. Der Überraschungsmoment
ist jetzt weg, ein Gegenangriff
des Feindes ist zu erwarten und
muss abgewiesen werden!“
„Das haben wir nicht anders
erwartet“, meint der Oberfeldwebel der Gebirgspioniere, als
einer seiner Männer meldet,
dass er eine Richtmine unter
einem Baum oberhalb der Forststraße entdeckt habe. „Fertigmachen zur Räumung“, weist
er den Soldaten an, der sich
daraufhin vorsichtig der
Mine nähert, dabei aufmerksam nach Stolperdrähten sucht und
schließlich Plastiksprengstoff
an der Mine
anbringt.
Für ein aktuelles
Lagebild
„Von hier aus sehe ich auf der
Lagekarte, wo sich unsere Fahrzeuge und Soldaten befinden.
Auch Minensperren oder andere
Hindernisse tragen unsere Männer am Berg in die Karte ein, so
dass wir im Gefechtsstand immer
ein aktuelles Lagebild haben“,
erklärt der Administrator des
Führungsinformationssystems,
Stabsunteroffizier Tobias Enßlin,
im Inneren eines Gefechtsstandsfahrzeugs. „Die Minensperre, die
an der Straße entdeckt wurde, ist
inzwischen geräumt, die Männer
marschieren wieder.“
„Wir haben den Mölsberg
von drei Seiten her angegriffen.
Eben hat uns die dritte Kompanie abgelöst, so dass wir uns
jetzt etwas erholen können.
Wir haben seit fast drei
Tagen kaum geschlafen und gegessen,
jetzt kochen wir uns
erstmal eine Suppe“, erklärt
der Hochgebirgszugführer dem Brigadekommandeur, Oberst Alexander
Sollfrank. „Es ist schon
sehr beeindruckend,
was die Soldaten unter diesen
extremen
Bedingungen leisten können“, erklärt der Oberst.
Die Ruhephase ist vorbei, der
Hochgebirgsjägerzug hat einen
neuen Auftrag erhalten. Er soll
sich in Richtung Süden bewegen und so von oben das Vorgehen der dritten Kompanie
direkt zum Angriffsziel decken.
Da die Hänge auf beiden
Seiten zu steil sind, sind
die Soldaten in ihrer
Bewegungsfreiheit
eingeschränkt
und an den
Grat gebunden. Die
Gefahr
durch feindliche Scharfschützen ist dabei allgegenwärtig.
„Auf geht‘s, Hochzügler. Greif
ma wieder o!“, ruft Zugführer
Englmann seinen Männern zu.
„Spaceship 6, hier Angel. Feuerkommando.
Kom men“,
f u n k t
Hauptmann
David Würtz
vom Joint Fire Support Team, um Feuerun- terstützung für die dritte Kompanie
anzufordern, in die das Team
eingebunden ist. Angestrengt
beobachten seine Kameraden
das Gefechtsfeld durch die
Laserentfernungsmesser,
melden ihre Beobachtungen und errechnen
Koordinaten. „Von
Zielpunkt 1313,
Sehstreifen 3105,
200 nach links,
650 zulegen.
Drei Gruppen
Annäherung,
drei Gruppen
Spreng. Feuerbereitschaft melden“. „Feuerbereit“, schnarrt es
aus dem Hörer. „Feuer!“, ruft
der Hauptmann. Die Joint Fire
Support Teams wurden während
der Übung durch Soldaten der
Gebirgsjägerbrigade und
einige Soldaten der Division Schnelle Kräfte
gestellt.
„Wir sind die
schnelle Steilfeuerunterstützung
für das Bataillon“, erklärt der
Mörserzugführer. „Wenn wir ein Feuerkommando erhalten, errechnet
unser Feuerleitfeldwebel die Einstellwerte für die Mörser und
funkt sie an die Trupps. Sie bereiten dann die geforderte Munition
vor und stellen die Werte ein.“
Seine Soldaten kurbeln derweil
an den 120 Millimeter-Mörsern,
schleppen Munition herbei, es
wird turbulent im Funkverkehr.
„Dann muss das Wirkungsfeuer
nur noch abgerufen werden“.
„Feuer“ schreit ein Hauptfeldwebel und es kracht ohrenbetäubend, als die 25 Schuss mit
Annäherungszünder nacheinander abgefeuert werden und auf
den gegenüberliegenden Hang
niedergehen.
Jetzt kommt‘s
drauf an
„So, Männer, jetzt kommt‘s
drauf an. Rund 400 Meter hangabwärts vor uns liegt unser
Angriffsziel. Die erkannten
Stellungen des Gegners wurden durch Hubschrauber und
gerade durch
d i e
M ö r s e r
bekämpft“, weist der
Zugführer der dritten Kompanie
seine Soldaten ein. „Wir müssen
aber bestimmt noch mit Widerstand rechnen. Achtet auf ausreichend große Abstände. Etwa
100 Meter vor den Gebäuden
gehen wir in Stellung“, ruft er
und fährt auf Skiern ab, seine
Soldaten folgen ihm.
„Feind in Zugstärke dreihundert vor eigener Stellung“ brüllt
einer der in das Gefechtsschießen eingebundenen Schiedsrichter, bei dem mit scharfer
Munition geschossen wird. Die
Gebirgsjäger werfen sich hinter
einen großen Fels in Deckung.
„Feuer!“ brüllt ein Gruppenführer. Das schwere Maschinengewehr spuckt ohrenbetäubende,
lange Feuerstöße. „Handeln, Mitreißen, Führen, das ist es was wir
von den Gruppen- und Zugführern sehen wollen“ erklärt Oberstleutnant Achim Hesse, Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons
231, der wenige Meter hinter den
Schützen steht. Auch die Sturmgewehre schießen kontinuierlich
auf die Scheiben im Vorfeld, dann
auch noch die Granatpistole. Da
ruft der Schiedsrichter: „Alle
Feinde bekämpft! Übungsende!“
Foto (8): Bundeswehr
von Sebastian Zäch
Fachlageristen
ausgebildet
delmenhorst. In einem bundesweit einzigartigen Pilotprojekt haben neun Zeitsoldaten
des Logistikbataillons 161 in
Delmenhorst einen anerkannten
Berufsabschluss als „Fachlagerist“ erworben. Der Modellversuch ist ein „gelungenes Beispiel
für Teamarbeit“, sagt Projektleiter Hauptmann Felix Ahlbrecht
vom Bildungszentrum der Bundeswehr (BiZBw). Neben dem
BiZBw waren auch die Streitkräftebasis mit der Logistikschule der
Bundeswehr (LogSBw) sowie
dem LogBtl 161, und die Industrie- und Handelskammer (IHK)
Stade beteiligt. Die Absolventen
sind Mannschaftssoldaten, denen
nach ihrem Dienstzeitende mit
diesem Abschluss der Übergang
ins zivile Berufsleben leichter
fallen wird.
(eb)
Neue Ausgabe des
Y- Magazins ist da
berlin.
„Alles
für Euch
- Chirurgen üben
für den
Ernstfall“
ist das
Titelthema
der AprilAusgabe des Y-Magazins, das
am vergangenen Freitag heraus
gekommen ist. Eine weitere
Reportage behandelt das nicht
unumstrittene Thema Tätowierungen. Vier Soldaten erzählen
die Geschichte hinter ihrem Körperschmuck.
(eb)
Bw Classix
Filmbeiträge aus sechs Jahren Bundeswehr – das sind
die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten
sie über die politischen und
gesellschaftlichen Verhältnisse vergangener Zeiten.
In diesem Beitrag geht es
um die Ausbildung zum
Fallschirmspringer Ende
der 1970-er Jahre. Sprungdienst und Freifallspringen mit dem Rundkappenschirm sowie das richtige
Flugverhalten in der Luft
sind Schwerpunkt des Beitrags aus der damaligen
„Info-Filmschau“.
Der
Beitrag
„Freier Fall“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
bundeswehr
7. April 2015
„Viel Feuerkraft nach vorn“
Objektschutzregiment „Friesland“ beim Gefechtsschießen auf dem Truppenübungsplatz Lehnin.
von Robert Annetzberger
Lehnin. „Panzer links neben
Scheune, Einzelfeuer!“ Mit dem
Fernglas vor den Augen dirigiert
Hauptgefreiter Robin Schwab
seinen Schützen an der Granatmaschinenwaffe. Sein Zug hat
beim Gefechtsschießen auf dem
Truppenübungsplatz Lehnin eine
wahrhaft schwere Aufgabe. 40
Kilogramm wiegt die Granatmaschinenwaffe, die sie beim
Vorrücken mitschleppen müssen. Noch einmal 37 Kilo der
Rucksack mit der Munition und
15 Kilo das Dreibein, auf dem
die Granatmaschinenwaffe montiert wird.
Schwab und sein Trupp gehören
zu einem Luftwaffen-Sicherungszug des I. Bataillons des
Objektschutzregiments „Friesland“. Es übt zwei Wochen lang
auf dem Truppenübungsplatz
Lehnin. Mit insgesamt 450 Soldaten hat das Bataillon vom niedersächsischen Schortens nach
Brandenburg verlegt. Insgesamt
acht Einsatzzüge üben hier auf
verschiedenen Stationen.
Nach der hohen Belastung,
welche die Objektschützer
durch den Afghanistan-Einsatz
hatten, öffne man jetzt wieder das
Übungsspektrum, so Oberstleutnant Marc Vogt, der Kommandeur des I. Bataillons des Objektschutzregiments: „Wenn die
Luftwaffe irgendwohin verlegt,
gehen wir als erste mit, um sie zu
sichern. Wir müssen uns auf alle
Foto: Twardy/RedBw
aktuell Enorme Feuerkraft: Der Granatmaschinenwaffen-Trupp mit der 40-Milimeter-Waffe.
möglichen Szenarien einstellen.“
Und dafür finden die Soldaten
auf dem Truppenübungsplatz
Lehnin ideale Trainingsmöglichkeiten: Das Szenario auf Schießbahn 3 an diesem Tag: Der Zug
muss eine feindliche Mörserstellung bekämpfen. Während eine
Gruppe im nahe gelegenen Wald
vorrückt, bewegt sich eine weitere zusammen mit dem Granatmaschinenwaffen-Trupp über
offenes Gelände und geht dort
in Stellung.
In wenigen Augenblicken ist
die schwere Waffe aufgebaut und
gefechtsbereit. „Unser Auftrag
ist, das Vorgelände zu überwachen“, sagt Truppführer Schwab.
„Da wir eine extrem schwere
Waffe haben, können wir sehr
viel Feuerkraft nach vorne bringen.“ Während die Schützen einzelne Gegner ins Visier nehmen,
eröffnet Schwab mit der Granatmaschinenwaffe das Feuer auf
den Gegner.
Zusätzlich zur Granatmaschinenwaffe haben die Soldaten
noch ihre normale Ausrüstung
wie G36, Schutzweste, Plattenträger und Magazine am Mann.
Für den Job sollte
man absolut fit sein
„Für diese Aufgabe sollte man
schon absolut fit sein“, erklärt der
Truppführer. Viermal pro Woche
machen sie zuhause am Standort
„Cross-Fit“, dazu noch Lauftraining, um der körperlichen Belastung gewachsen zu sein.
Unterdessen herrscht auf der
Ortskampfanlage im Übungsdorf Rauhberg Hochbetrieb:
Ein Feldnachrichtentrupp ist
bei der Gesprächsaufklärung in
einen Hinterhalt geraten. Es gibt
einen Verwundeten. Der Trupp
muss sich in ein nahe gelegenes
Gebäude zurückziehen und Verstärkung aus dem rückwärtigen
Raum anfordern.
Ein Zug rückt an, um dem
bedrängten Feldnachrichten-Trupp zur Hilfe zu kommen.
Haus für Haus, Straße für Straße
arbeiten sich die Soldaten voran.
Schließlich erreicht der Zug den
Feldnachrichten-Trupp. Nachdem der Verwundete geborgen
ist, rücken die Soldaten weiter
vor, bis der Gegner bekämpft ist.
Nach zwei Wochen Gefechtsdienst sind die Soldaten erschöpf,
aber der Einsatz hat sich gelohnt.
Vogt hat für Schwab noch eine
Überraschung: Gemeinsam
mit weiteren Soldaten wird der
Hauptgefreite für besondere
­Leistungen ausgezeichnet.
Den Einsatz ins Bild setzen
Belgische Soldaten lernen die Arbeitsweise deutscher Einsatzkameratrupps kennen.
Mayen. Belgische Soldaten
haben eine Woche lang die Verfahren und die Arbeitsweise der
deutschen Einsatzkameratrupps
(EKT) kennengelernt. Sie benötigen das Know How, weil die
belgische Armee derzeit für die
NATO Response Force 2016
(NRF 16) eigene Einsatzkameratrupps plant.
Für diese neue Fähigkeit soll
ein eigenes belgisches Konzept
erstellt werden, das die Strukturen, die Arbeitsweisen und die
Aufträge vorgibt.
Zu Beginn des Trainings bekamen die belgischen Soldaten die
Grundlagen der Arbeitsweise der
deutschen EKT vermittelt. Die
Einsatzkameratrupps der Bundeswehr tragen durch Informationen in Bild und Ton zum Lagebild der deutschen militärischen
Führung und politischen Leitung
bei und unterstützen die militärischen und politischen Ent-
Foto: Bundeswehr
8
Praxiserfahrung: Belgische Soldaten üben mit einem Einsatzkameratrupp der Bundeswehr.
scheidungen. Auf die Theorie
folgte die Praxis und es wurden gemeinsam diverse Szenarien geübt. So bestand der Auftrag unter anderem darin, eine
Marschwegdokumentation zu
erstellen und eine militärische
Operation – in diesem Fall eine
Patrouille zu Fuß – zu dokumentieren.
Bei der gemeinsamen Arbeit
wurde das filmische Handwerkszeug verglichen. Dabei erwies sich
dann, welche Methoden effektiv zum Ziel führen. Mit großem
Elan und hohen eigenen Ansprüchen wurde schnell die geforderte Marschwegdokumentation
erstellt. Dieses Beispielprodukt
soll nach der Rückkehr der mili-
tärischen Führung einen Eindruck
geben, wie Einsatzkameratrupps
in Belgien militärisch eingesetzt
werden können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt
des Auftragsspektrums der Einsatzkameratrupps der Bundeswehr liegt in der Dokumentation
von militärischen Operationen.
Dazu begleiten sie die Kräfte
in den Einsatzgebieten und
geben der militärischen Führung durch Film- und Fotobeiträge die Möglichkeit, die Perspektive der Truppe einzunehmen.
So erhält die Kommandoebene
ein direktes Lagebild von der
Situation am Ort des Geschehens.
Die filmische Aufbereitung einer
Lagesituation war deshalb ein
weiterer Bestandteil der Ausbildung für die belgischen Kameraden. Derart umfassend informiert, konnten sie nach einer
Woche in Mayen nach Belgien
zurückreisen.
(sf)
7. April 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9
„Unternehmen Weserübung“
Vor 75 Jahren überfallen deutschen Truppen ohne Vorwarnung Norwegen und Dänemark.
G
norwegischen Stützpunkte verloren wegen der Eroberung der
französischen Atlantikhäfen
an Bedeutung. Mehr noch: Die
Besetzung Islands durch Großbritannien erschwerte den Atlantikzugang und wegen der befürchteten Invasion Norwegens waren
dort ständig bis zu 800 000 deutsche Soldaten gebunden.
Foto: ullstein
Verletzung des
Völkerrechts
Besetzung: Wehrmachtssoldaten vor deutschen Zerstörern bei der Landung im Hafen von Oslo.
Nahezu alle verfügbaren Einheiten der Kriegsmarine transportierten in elf unterschiedlich
kampfkräftigen Gruppen Heerestruppen nach Norwegen und
Dänemark. Auf dem Anmarsch
bei sehr schwerer See wurde ein
englischer Zerstörer durch einen
deutschen Kreuzer versenkt, zwei
deutsche Schlachtkreuzer trafen
auf ein englisches Schlachtschiff, das minenlegende Zerstörer begleitete. Die beiderseitigen Treffer waren von geringer
Wirkung. Dramatisch gestaltete
sich die Passage des Schweren Kreuzers „Blücher“ durch
die nur 200 Meter breite Dröbak-Enge in den Oslo-Fjord. Das
neue, kaum einsatzbereite Schiff
wurde entdeckt, mit Torpedos
und Granaten einer Landbatterie beschossen – und kenterte.
Die eingeschifften Heeressoldaten eroberten Oslo von Land aus.
Außerdem wurde der Schwere
Kreuzer „Lützow“ stark beschädigt, der Leichte Kreuzer
„Königsberg“ wurde in Bergen
von britischen Bombern, der
Leichte Kreuzer „Karlsruhe“
auf dem Rückmarsch von einem
britischen U-Boot versenkt.
Außerdem gingen ein Torpedoboot sowie vier U-Boote verloren. In Narvik gelang zwar
die Anlandung der Truppen, die
dafür eingesetzten zehn deutschen Zerstörer fielen aber am
10. und 13. April 1940 britischen
Einheiten zum Opfer.
Hohe Verluste
einkalkuliert
Auf norwegischer Seite waren
1335 Tote zu beklagen, auf britischer fast 4500, bei Franzosen
und Polen 530. Deutscherseits
gab es 1317 Tote, 1604 Ver-
misste und 2375 Verwundete.
Das Kriegstagebuch der Seekriegsleitung vermerkt dazu:
„Die eingetretenen Verluste,
besonders der Verlust des neuesten Schweren Kreuzers „Blücher“ sind schmerzlich. Sie entsprechen jedoch durchaus der
Größe des gelaufenen und erwarteten Risikos und können nicht
als zu hoch bezeichnet werden.“
Wegen der deutschen Offensive am 10. Mai 1940 gegen die
westlichen Nachbarn räumten
britische und französische Soldaten Norwegen. Im Zuge des
britischen Rückzuges versenkten
die Schlachtkreuzer „Gneisenau“
und „Scharnhorst“ den britischen
Flugzeugträger „Glorious“. Norwegen kapitulierte am 10. Juni
1940. Während des ganzen Zweiten Weltkrieges waren zwar die
schwedischen Erzzufuhren nach
Deutschland gesichert, aber die
Raeders Einschätzung „In
felsenfestem Vertrauen auf den
Führer und in unbeirrbarem
Glauben an die Zukunft unseres
Volkes führt die Kriegsmarine
den Kampf mit unverminderter Anspannung aller Kräfte
fort bis zum endgültigen Siege“
hat sich glücklicherweise nicht
erfüllt. Nur auf taktisch-operativer Ebene war „Weserübung“ ein
Erfolg. Die unter krasser Verletzung des Völkerrechts vollzogene
Besetzung Norwegens und Dänemarks ist kein positiv besetztes
Erinnerungsdatum der deutschen
Geschichte. Vielmehr ist die Entwicklung positiver Beziehungen
der Bundesrepublik Deutschland
und insbesondere ihrer Marine
zu den skandinavischen Nachbarn gerade vor dem Hintergrund des Überfalls und der
anschließenden Besatzungszeit
ein denkwürdiges historisches
Langzeitereignis.
Autor: Fregattenkapitän a.D.
Dr. Dieter Hartwig ist Historiker.
Widerstand mit dem Leben bezahlt
Kurz vor Kriegsende wird der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer ermordet.
Foto: imago
G
Dunkle Vergangenheit: die beiden Wachtürme des KZ Flossenbürg.
er nicht, sondern engagierte sich
im Untergrund.
Über seinen Schwager Hans
von Dohnanyi kam er in den
Widerstandskreis um den Chef
der Abwehr, Admiral Wilhelm
Canaris. Dieser stellte ihn offiziell als Auslandsagenten gegen
die Sowjetunion ein. Inoffiziell
bestand sein Auftrag jedoch in
der Unterrichtung der Alliierten
über den deutschen Widerstand.
Diese Kontakte wurden ihm zum
Verhängnis.
Als im April 1943 gegen Bonhoeffers direkten Vorgesetzten
wegen ­Devisenvergehen ­ermittelt
wurde, nahm die Gestapo auch
den unliebsamen Theologen in
Untersuchungshaft. Bei seinem
Schwager gefundene Akten belasteten Bonhoeffer der Wehrkraftzersetzung. Doch erst im Zuge
der Ermittlungen zum gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20.
Juli 1944 fielen der Gestapo Ende
1944 Aufzeichnungen von Canaris in die Hände, die Bonhoeffer
zum Todeskandidaten machten.
Er hatte unter anderem 1942 den
britischen Bischof George Bell in
Schweden getroffen und ihm von
Attentatsplänen berichtet.
Damit war seine Zugehörigkeit zum Verschwörerkreis
nachgewiesen. Die Gestapo verlegte ihn über eine Zwischenstation im Februar 1945 in
das Konzentrationslager (KZ)
Buchenwald.
Die Alliierten näherten sich zu
diesem Zeitpunkt jedoch unaufhaltsam, und darum kamen er
und andere Verschwörer Anfang
April 1945 ins KZ Flossenbürg. Hitler persönlich hatte am
5. April die Hinrichtung aller
Verschwörer angeordnet. So
wurde Bonhoeffer zusammen
mit Canaris und Hans Oster
von einem SS-Standgericht zum
Tode durch den Strang verurteilt und am 9. April 1945 hingerichtet.
Das zweite eingangs angesprochene Ereignis war die Rehabilitierung Dietrich Bonhoeffers.
Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entschied noch 1956, dass das
Todesurteil gegen ihn nach damaliger Rechtslage und damit nach
wie vor gültig sei. Erst 1996 hob
das Berliner Landgericht das Urteil
auf und rehabilitierte ihn. (afl)
10 aktuell sport
7. April 2015
Höchstleistungen in Kalifornien
Deutsche Soldaten holen bei den United States Marine Corps Paralympic Style Trails acht Medaillen.
Mit wenig Training
gestartet
Vor der Reise in die USA
absolvierte das deutsche Team
an der Sportschule der Bundeswehr ein knapp zweiwöchiges
Trainingslager. Fit gemacht durch
die Gruppe Sporttherapie nach
Pleite bei Eiskunstlauf-WM in China
shanghai. Zwei vorletzte
Plätze, eine Aufgabe, einmal
ausgeschieden – die deutschen
Eiskunstläufer sind bei den
Weltmeisterschaften im chinesischen Shanghai 13 Monate
nach ihrem Olympia-Hoch von
Sotschi abgestürzt. Selbst der
EM-Sechste Stabsunteroffizier
(FA) Peter Liebers, einzige TopTen-Hoffnung der Deuschen Eislauf-Union, erreichte als 29. nicht
das Kürfinale.
Auch bei den Eistänzern und
Paarläufern sah es nicht gut aus.
Nach dem Rücktritt von Stabsunteroffizier (FA) Alexander Gazsi,
den im Oriental Sports Complex
überdies ein Magen-Darm-Virus flachlegte, sucht Nelli Zhiganshina jetzt einen neuen Tanzpartner. Mari Vartmann will ihr
Glück nun mit Ruben Blommaert
versuchen.
(sid)
Ob beim Laufen oder mit dem Luftgewehr: Die deutschen Soldaten waren bei fast allen Disziplinen vertreten und gaben alles.
Einsatzschädigung standen dazu
täglich bis zu vier Trainingseinheiten auf dem Dienstplan.
„Durch die ideale Infrastruktur
in Warendorf konnten wir so alle
Sportarten abdecken“, erklärte
Betreuer Hauptfeldwebel Kai
Cziesla. „Beim Sitzvolleyball,
Bogenschießen und Luftgewehrschießen konnten wir sogar auf
die Fachexpertise von Profis
zurückgreifen“.
Im Bogenschießen konnten
die vier angetretenen deutschen
Athleten sehr gute persönliche
Ergebnisse erzielen. Oberfeldwebel Michel Frenzke schaffte es in
der Klasse der „Recurve-Bögen“
sogar ins Finale. Aufgrund des
sehr hohen Leistungsniveaus
unter den Wettbewerbern reichte
es jedoch nicht zu Podest-Platzierungen. „Das Niveau ist schon sehr
beeindruckend“, erklärte Oberstabsgefreiter Martin Neugebauer.
Der 28-Jährige sitzt nach einem
Unfall im Rollstuhl und war das
erste Mal dabei. „Dafür, dass wir
erst vor vier Wochen das erste
Mal einen Bogen in der Hand hatten, sind wir aber sehr zufrieden“.
Am zweiten Wettkampftag, der
ganz im Zeichen des Radsports
stand, konnte sich das deutsche
Team als führende Radsportnation etablieren. Mit zwei Goldmedaillen durch Hauptfeldwebel
Tembusch über 20 Kilometer der
Frauen und Neugebauer über 10
Kilometer der Handbikes, konnten die Deutschen ein deutliches
Zeichen setzen. Zwei gute Platzierungen von Hauptgefreiter
Adrian Jambè (Platz 23) und
Major Becker (Platz 6) ergänzten die Spitzenplatzierungen.
Im Luftgewehr- und Luftpistolenschießen reichte es für die
deutschen Athleten trotz guter
Leistungen nicht für die finalen
Runden. „Dass die Wettkämpfe
im Schießen so anstrengend wer-
den, hätte ich nicht gedacht“,
sagte Neugebauer. „Die Konzentration und das Ruhighalten der
Waffe kostet Kraft und Energie.
Ebenso der Wettkampfdruck“.
Drei Medaillen im
Laufen
In den Leichtathletikdisziplinen konnten zwei deutsche Athleten erneut mit persönlichen
Bestleistungen überzeugen und
einiges für den Medaillenspiegel
tun. Judith Tembusch erreichte
sowohl im 100 Meter als auch
im 200 Meter Lauf den zweiten Platz. Beide Male musste
sie sich nur der starken Konkurrenz aus Frankreich geschlagen
geben. Im 1500 Meter Rennen
lief sie ohne weibliche Konkurrenz auf Goldkurs im Männerrennen mit und überquerte in
sensationellen 6:23:58 Minuten
als Gesamt-Dritte die Ziellinie.
„Mein Wunsch war es, die 6:30
Minuten-Marke zu erreichen. Ich
wusste aber nicht, ob es bei den
heißen und schwülen Bedingungen hier und den Vorläufen in den
Beinen klappen würde“, sagte sie.
Nachdem Deutschland bei
den Spielen im vergangenen
Jahr im Schwimmen leer ausging, ist der Knoten dieses Jahr
endlich geplatzt. Unter lautstarker Anfeuerung des kompletten
Teams gelang es Frenzke, zusammen mit seinen niederländischen
Mannschaftskameraden, in der
Staffel über 200 Meter Bronze
zu gewinnen.
Die Bilanz der Spiele in Camp
Pendleton kann sich sehen lassen. „Mit insgesamt acht Medaillen und sehr vielen persönlichen Bestleistungen konnten
wir unsere Erwartungen deutlich übertreffen“, fasste Betreuer
Cziesla zufrieden das Ergebnis
zusammen.
Erfolgreicher Saisonstart
Die Deutschen Slalom-Kanuten erfahren beim Auftakt in Leipzig neun Podestplätze.
Markkleeberg. Beim ICFWeltranglistenrennen der Slalom-Kanuten in Markkleeberg
haben die Starter des Deutschen
Kanu-Verbandes (DKV) zum
Saisonauftakt zwei Tagessiege
und insgesamt neun Podestplatzierungen eingefahren.
Gleich vier deutsche Boote
lagen in der letzten Entscheidung
des Tages im Canadier-Zweier in
Front: Franz Anton/Oberfeldwebel Jan Benzien feierten auf ihrer
Heimstrecke den Erfolg vor ihren
Teamkollegen David Schröder/
Nico Bettge und den Stabsunteroffizieren (FA) Kai und Kevin Müller.
„Wir waren gar nicht immer auf
der Linie, wir haben einfach Gas
gegeben und das Rennen über die
Kraft und den Willen entschieden“,
resümierte Benzien zufrieden.
Foto: Meyer/DKV
Camp pendleton. Sie alle sind
durch Einsätze, Krankheiten oder
Unfälle gesundheitlich eingeschränkt. Und doch brachten
die Soldaten beeindruckende
sportliche Leistungen. Bei den
fünften United States Marine
Corps Paralympic Style Trials im
kalifornischen Camp Pendleton
haben sechs Sportler der deutschen Delegation dreimal Gold,
zweimal Silber und drei Bronzemedaillen gewonnen.
Erklärtes Ziel der jährlich stattfindenden Wettkämpfe für verwundete und erkrankte Soldaten
ist es, den an der Gesundheit angegriffenen Soldaten die Gelegenheit zu geben, sich im Training
und im sportlichen Wettstreit
miteinander zu messen. Das Programm reichte dieses Jahr vom
Schwimmen und Leichtathletik
über Radfahren, Sitzvolleyball
und Rollstuhlbasketball bis hin
zum Bogen- und Luftgewehrschießen. Neben Deutschland
und den US-amerikanischen
Gastgebern waren auch Delegationen aus Australien, Kolumbien, Neuseeland, Georgien, den
Niederlanden, Frankreich und
Großbritannien mit mehr als 350
Frauen und Männern vertreten.
Fotos (2): Tatje/Bundeswehr
von Julian Tatje
Gold im Canadier: Oberfeldwebel Jan Benzien (l.) und Franz Anton.
Im Canadier-Einer der Männer
sicherte sich Sideris Tasiadis den
Sieg vor Anton, Dritter wurde
der Tscheche Martin Riha. Auch
im Kajak-Einer der Männer gab
es zwei Podiums-Plätze: Alexander Grimm und Hauptgefreiter
Fabian Schweikert auf den Rängen zwei und drei mussten sich
lediglich dem tschechischen
Europameister Jiri Prskavec
geschlagen geben. Stabsunteroffizier (FA) Hannes Aigner als
Vierter und Unteroffizier (FA)
Paul Böckelmann als siebter
paddelten ebenfalls ins Finale.
„Ich habe ein neues Boot getestet und komme damit ganz gut
klar“, erklärte Grimm.
Im Kajak-Einer der Frauen paddelte Europameisterin Hauptgefreiter Ricarda Funk auf den zweiten Platz hinter Ex-Weltmeisterin
Corinna Kuhnle aus Österreich.
Dritte wurde Vizeweltmeisterin
Fiona Pennie aus Großbritannien.
Unteroffizier (FA) Melanie Pfeifer fuhr auf Rang sechs.
Im Canadier-Einer feierten
Julia Schmid und Viktoria Wolffhardt aus Österreich einen Doppelerfolg.
(dkv)
7. April 2015 Vermischtes Form folgt Funktion
Foto: imago
Zeitlos: Die rekonstruierte Fassade des Bauhauses in Dessau.
onale und industriell hergestellte
Gegenstände zu erschwinglichen
Preisen sollen die Lebensqualität
ihrer Nutzer verbessern.
Damals als eher preisgünstige
und alltagstaugliche Gebrauchsgegenstände ­entwickelt, ­gelten
Klassiker wie der „Wassily
Chair“ von Marcel Breuer,
die Teekanne „MBTK 24 SI“
von Marianne Brandt oder die
Tischleuchte „WA24“ von
Wilhelm Wagenfeld heute bei
Designliebhabern als Ikonen
des Möbel- und Produktdesigns.
Originale werden unter Samm-
lern weiterhin zu Höchstpreisen
gehandelt.
Unter dem zunehmendem
Druck der Nationalsozialisten
zieht die Schule 1932 schließlich nach Berlin um. Der Neuanfang unter Leitung des Architekten Ludwig Mies van der Rohe
ist nur von kurzer Dauer. Durch
politische Repressalien zur Schließung des Bauhauses gezwungen, emigrieren zahlreiche der
Bauhaus-Lehrer in die USA,
Großbritannien, die Schweiz und
Frankreich – und tragen das Erbe
des Bauhauses in die ganze Welt.
Trotz seines nur 14-jährigen
Bestehens, wirkt der geistige
Nachlass des Bauhauses bis heute
nach. Die Hochschule mit dem
stilgebenden Namen gilt nach wie
vor als Keimzelle der modernen
Architektur und Kunst und als
Geburtsort richtungweisenden
Produktdesigns.
Die wegweisenden Ideen des
Bauhauses prägen auch heute
Malerei, Darstellende Kunst und
Musik und haben nichts von ihrer
ursprünglichen Strahlkraft verloren.
Foto: dpa/pa
Dessau. Zwar gilt als Wiege des
Bauhauses gemeinhin Weimar.
Nach seiner Gründung 1919 zog
die Bildungseinrichtung jedoch
um. In der Industriestadt Dessau
erlebte das Bauhaus zwischen
1925 und 1932 seine Blütezeit.
In den Nachkriegsjahren von
Walther Gropius gegründet, entwickelt sich das Bauhaus schnell
zu einem Hort der avantgardistischen Künste. Die bisher streng
voneinander getrennten Disziplinen der bildenden, darstellenden
und angewandten Kunst werden
in einem bis dahin einzigartigen
Konzept miteinander verbunden. Gropius schreibt in seinem
1919 veröffentlichten Manifest:
„Architekten, Bildhauer, Maler,
wir alle müssen zum Handwerk
zurück!“
Dem Ideal folgend Kunst,
Technik und Handwerk in einer
gemeinschaftlichen Baukunst
zusammenzuführen, revolutioniert das Bauhaus die interdisziplinäre Lehre von Farbe, Form
und Material. In seinen Werkstätten wurde auch der Weg für
die industrielle Fertigung qualitativ hochwertiger und ästhetisch
ansprechender Produkte geebnet.
Unter dem Leitsatz, dass die
Form der Funktion folge, werden Produkte mit klaren Linien
und schnörkelloser Ästhetik
konzipiert. Bauformen zeichnen sich durch einen zweckmäßigen Stil aus. Maßgebend
sind Effizienz und Nützlichkeit. Die Produkte orientieren
sich an der realen Lebenswelt
ihrer Nutzer. Rationale, funkti-
Bauhausmeister (1926) v.l.n.r: László Moholy-Nagy, Herbert Bayer, Joost Schmidt, Walter Gropius,
Marcel Breuer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger, Gunta Stölzl und Oskar Schlemmer.
Zurück zu NENA
Eine 55-Jährige bleibt cool – Nenas neues Album „Oldschool“ trifft den Puls der Zeit.
H
Die Zeit ist das zentrale Element
der neuen Platte von Gabriele
Susanne Kerner, wie Nena mit
bürgerlichem Namen
heißt. Die 55-jährige
Wahlhamburgerin
nimmt sich selbst in
den Fokus und Konventionen und Vorgaben der Gesellschaft
scharfzüngig auf die
Schippe.
Bei „Oldschool“ werden die
Tracks mit Electro-Beats abgemischt, die von Nena bisher
unbekannt waren. Das Stilmittel kommt nicht von ungefähr. Die Platte entstand aus
der Zusammenarbeit mit dem
Deutschrap-Wunderkind Sammy
Deluxe als Nenas neuem origi-
nellem Verbündeten und Produzenten. Musikalisch erinnert „Oldschool“ an Nenas
Erfolge der achtziger
Jahre – oldschool eben
– und wirkt dabei dennoch modern.
Seit 1982 im
Geschäft und mit
rund 25 Millionen verkauften
Tonträgern
ist Nena das Stehaufmännchen der
Neuen Deutschen
Welle und kann
mehr als stolz auf
sich sein. Die Mutter und Groß-
11
Mr. Turner –
Meister des Lichts
Vor 90 Jahren beginnt mit der Dessauer Periode der Siegeszug des Bauhauses.
von Jennifer Fiebig-Schulze und
Ulrike Jenssen
aktuell mutter beweist immer
wieder, dass sie sich
nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen will,
begeistert und polarisiert.
Übrigens:
Kraft tankt sie
durch eine Form
der dynamischen
Meditation.
Nena: OLDSCHOOL, CD,
Pop, The
Laugh &
P e a s
Company, 42
Minuten, 2015,
15,99 Euro (jfs)
London.
K e i n e r
konnte so
einmalig und
gelungen wie
der berühmte
Maler Joseph
Mallord William Turner (1775-1851) das Wunder des
Lichts einfangen und mit dem
Pinsel auf Leinwänden verewigen. Turners besonderes Augenmerk galt Momentaufnahmen von
Landschaften und Seeszenen, die
er mit Öl und Aquarell in Meisterwerke verwandelte.
Für seine detaillierten und emotionsgeladenen Werke schreckte
der arbeitswütige Künstler auch
nicht vor Selbstversuchen zurück:
So ließ er sich an einen Mast binden, um Schönheit und Gewalt
eines Sturmes auf offener See zu
erforschen. Später wird die künstlerische Umsetzung des Visonärs, gemessen an damaligen
Standards, immer unkonventioneller und eigenwilliger. Turners
frühe Form impressionistischer
Malerei spaltet die Meinung der
Gesellschaft, was ihn nachhaltig
beeinflusst.
William Turner war kein einfacher Mensch, aber Timothy Spall,
bekannt als „Wurmschwanz“ aus
Harry Potter,verkörpert in brillanter Weise dieses exzentrische
und zurückgezogene Genie, das
nur zu ausgewählten Personen
überhaupt eine Bindung hegt.
Ein empfehlenswerter Einblick
in die bedeutenden Eckpunkte
der letzten 20 Lebensjahre des
zukunftsweisenden Malers. Es
ist eine authentische und bildgewaltige Umsetzung der prägenden Details der Umbrüche
zur industriellen Revolution. Die
Regie des Gesellschaftsporträts
übernahm Mike Leigh, bekannt
für britische Sozialdramen.
„Mr. Turner – Meister des
Lichts“, ist ab 28. April auf
DVD/BluRay erhältlich, Prokino (Vertrieb EuroVideo
Medien GmbH), 2014, 144
Minuten, 15,99 Euro
aktuell verlost eine Blu Ray. Einfach eine E-Mail mit Adresse und
Betreff „Mr. Turner“ bis zum
13. April an aktuell@bundeswehr.
org schicken. (jfs)
Gewinnauslosung
aktuell 11/2015:
Über je ein Kelly C
­ larkson
Album „Piece by Piece“
­dürfen sich freuen: Dagmar
Laukner und Herbert Ertel.
Herzlichen Glückwunsch!
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
7. April, 23:45 Uhr, ArD:
„50 Jahre deutsch-israelische
Beziehungen“
Was einst aufgrund des
Holocausts undenkbar war,
wurde durch das Luxemburger
Abkommen im Jahre 1952 möglich gemacht: Wiederaufnahme
der Kontakte zwischen der Bundesrepublik Deutschland und
Israel. Zunächst kooperierten
Shimon Peres und der damalige
Verteidigungsminster Franz
Josef Strauß 1957 im Verborgenen. Später folgten geheime beiderseitige Waffenlieferungen.
Im Zuge der Hallstein-Doktrin
gelang 1965 die offizielle Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Richard C. Schneider
dokumentiert in diesem Beitrag
die Anfänge der deutsch-isralelischen Beziehungen, geht auf
Einzelschicksale ein und beurteilt die Ereignisse gemeinsam
mit Historikern.
(jfs)
vermischtes
Mit Sport zurück ins Leben
Oberstabsgefreiter Martin Neugebauer erkämpft sich in Kalifornien Gold mit dem Handbike.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Meine heutige Selbstständigkeit und Autonomie.
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Sport.
S
YouTube-Video der Woche:
150 deutsche Soldaten sind
derzeit im UNIFIL-Einsatz.
Wesentlicher Bestandteil ihres
Auftrags ist die Ausbildung der
libanesischen Marine.
Der Beitrag „UNIFILMission“ unter www.
youtube.com/bundeswehr.
015
13/2
7. April 2015
Foto: Tatje/Bundeswehr
12 vom Dienst nach Hause einen
schweren Motorradunfall. Die
Diagnose im Krankenhaus war
schockierend: Lähmung ab dem
11. Brustwirbel abwärts. Seitdem sitzt der gebürtige Sachse
im Rollstuhl. Doch unterkriegen
lassen hat sich Neugebauer trotz
diverser Operationen und dem
Rollstuhl nicht.
Im September 2014 stellte er
sich das erste Mal in Zentrum
für Sportmedizin am Standort
Warendorf vor und nahm im
Januar dieses Jahres am Lehrgang
„Spezielle Sporttherapie nach
Einsatzschädigung“ teil. „Da ich
schon immer gern Sport gemacht
habe, wollte ich auch gleich bei
den Spielen in den USA teilnehmen“, sagt Neugebauer.
Die Anschaffung des eigenen
Handbikes hat sich für ihn jedenfalls schon jetzt gelohnt. (mag)
Wo möchten Sie am liebsten Leben?
Bei meiner Familie und bei Freunden.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Mein Ehrgeiz, Dinge zu lernen bis ich sie im Alltag umsetzen kann.
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?
Es gibt niemanden, mit dem ich tauschen möchte.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Unbedingten Lebenswillen und Optimismus.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
In einem sozialen Beruf gemeinsam mit anderen Menschen etwas
zu bewegen.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Wenn hinter dem Rücken schlecht über andere gesprochen wird.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Einsamkeit.
Was treibt Sie an?
Dass ich trotz des Unfalls und meiner Querschnittslähmung einen
aktiven Lebensstil leben kann und Sport und Leistung weiterhin eine
große Rolle spielen können.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Genieße jeden Tag als wäre es dein Letzter und gib immer dein
Bestes.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 13/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 11/2015:
6492
Gewonnen hat:
Katja Rudnick
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.